Das Laufmagazin 19
42, kommaeinsneunfünf Das Laufmagazin für Ulm + Neu-Ulm 2019
42, kommaeinsneunfünf
Das Laufmagazin für Ulm + Neu-Ulm 2019
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Olga Bondarenko (rechts) und Weltrekordlerin<br />
Ingrid Kristiansen (links) <strong>19</strong>86 am<br />
Morgen des 10000-m-Laufs bei der EM in<br />
Stuttgart – Kristiansen gewann den Titel,<br />
Bondarenko wurde Zweite. Fotos: privat<br />
» Olga Krenzer geboren. Sie hatte<br />
aus dem Schwäbischen stammende<br />
deutsche Vorfahren. Als sie fünf<br />
Jahre alt war, zogen ihre Eltern nach<br />
Wolgograd (ehemals Stalingrad).<br />
Dort wurde sie im siebten Lebensjahr<br />
eingeschult. Schon als 10-Jährige<br />
fiel sie durch ihren ausgeprägten<br />
Bewegungsdrang und ihre gute Motorik<br />
auf. Dies führte dazu, dass sie<br />
mit einem drei Mal wöchentlichen<br />
allgemeinen Leichtathletik-Training<br />
begann. Laufen, Springen und Ballwurf,<br />
mit Wettkämpfen im Vierkampf,<br />
dabei schloss sie in der Regel<br />
als Klassenbeste ab. Auffallend bereits<br />
im Schüleralter ihre Ausdauerfähigkeit,<br />
so lief sie als 11-Jährige<br />
schon die Stadionrunde in 65 Sekunden.<br />
Mit dem älter werden änderten<br />
sich sowohl die Trainingsinhalte als<br />
auch die Trainingsbelastungen. „Ich<br />
habe es niemals als zu viel empfunden.<br />
Wir wurden behutsam an unsere<br />
Spezialstrecken herangeführt.<br />
Es machte in der Schulsportgruppe<br />
immer sehr viel Spaß“, bedingt natürlich<br />
dadurch, dass Olga sich in den<br />
letzten zwei Schuljahren vermehrt<br />
dem Mittelstreckenlauf zuwendete.<br />
„Ich lief allen Mädels und Jungs der<br />
älteren Altersklassen davon“, so ihre<br />
Erinnerung an eine schöne Zeit als<br />
Schulsportlerin. Mit 17 Jahren hatte<br />
sie dann, wie in der damaligen UdSSR<br />
üblich, ihre Schulzeit hinter sich gebracht.<br />
Sie begann ihr Studium als<br />
Sportlehrerin in Wolgograd<br />
und fand dort Aufnahme in<br />
eine besonders starke Leistungsgruppe.<br />
Ihr Vater wollte nicht,<br />
dass sie in Moskau ihr Studium beginnt.<br />
So blieb Wolgograd immer ihr<br />
Lebensmittelpunkt.<br />
1. Weltrekord über 10000 m<br />
in Kiew<br />
Mit dem Studienbeginn und der Aufnahme<br />
in den nationalen Kader stiegen<br />
die Trainingsumfänge erheblich.<br />
„Wir hatten alle erdenkliche Unterstützung.<br />
Wir brauchten eigentlich<br />
nur zu trainieren. Die Gruppe motivierte<br />
uns und somit kam es bei<br />
mir zu einer starken Leistungssteigerung.<br />
Als 20-Jährige lief ich die<br />
3000 m schon in 8:54 Minuten und<br />
konnte somit die Erwartungen der<br />
Trainer mehr als erfüllen“. Ende der<br />
Achtziger Jahre kam Bewegung in<br />
die Frauenleichtathletik. <strong>Das</strong> Streckenangebot<br />
wurde von der IAAF erweitert.<br />
Es war nur noch eine Frage<br />
der Zeit, bis auch Distanzen jenseits<br />
der 1500 m in den internationalen<br />
Wettkämpfen bei den Frauen durchgeführt<br />
wurden. Die Trainer sahen<br />
das große Potenzial bei der 1,55 cm<br />
großen und 44 kg leichten Olga über<br />
die längeren Distanzen. Sie entschieden,<br />
neben der 3000-m-Strecke die<br />
10000-m-Distanz als weitere Spezialstrecke<br />
aufzunehmen. Am 24. Juni<br />
<strong>19</strong>84 lief Olga dann den ersten offizielle<br />
Weltrekord über die 25 Stadionrunden<br />
in Kiew (UdSSR) in 31:13,78<br />
Min. Zum russischen Konzept gehörte<br />
es, die Athletinnen auf ein sehr hohes<br />
Niveau in den sogenannten Nebenstrecken<br />
zu führen. Olga wusste,<br />
dass man sich bei Europa- und Weltmeisterschaften<br />
sowie Olympischen<br />
Spielen über 10000 m nur behaupten<br />
konnte, wenn man auf den „Unterdistanzen“<br />
mit den Spezialistinnen<br />
mithielt. Dies konnte Olga mit ihren<br />
persönlichen Bestzeiten von 2:02<br />
Min. über 800 m, 4:05 Min. über<br />
1500 m und 8:33 Min. über 3000 m<br />
dokumentieren.<br />
1. Olympiasiegerin über 10000 m<br />
in Seoul<br />
Die Teilnahme an den Olympischen<br />
Spielen ist wohl das größte Ziel eines<br />
jeden Sportlers. Olga Bondarenko<br />
blieb die Teilnahme <strong>19</strong>84 in Atlanta<br />
wegen des russischen Boykottes verwehrt.<br />
So musste sie weitere vier Jahre<br />
bis Seoul warten, um sich diesen<br />
Traum erfüllen zu können. In Südkorea<br />
standen, wie bereits erwähnt, erstmals<br />
10000 m für die Frauen auf dem<br />
olympischen Programm. Obgleich sie<br />
ihren Weltrekord an die Norwegerin<br />
Ingrid Kristiansen verloren hatte, »<br />
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