AUSFÜHRLICHES LEXIKON DER GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN MYTHOLOGIE , W.H.ROSCHER 1894

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_1 lanus (Curiatius; Tigill. soror.) lanus (auf d. lanicalam) 22
lies Forums gelegene (sonst lanus medius ge- schlechter, was insofern nicht nnwahrscheinnannt«)
Bogen gemeint sei, welche beide zu- lieh ist, als die ihm parallele luno Sororia
sauimen die Tot;üität des Marktes (von einem zweifellos eine luno (d. h. weiblichen Genius
Ende bis zum andern) bezeichnen sollen. der Frauen) bedeutet (vgl. den Artikel luno).
Anders Becker, Top. 326 f. u. üichter b. Bau- Das Sühnopfer fiel nach den Fasti Arvalium
meist^^r a.a.O. 1469 (der unt. I. medius mitR«cht auf den 1. Oktober, also auf einen zugleich der
den über den VicusTuscus gespannten Bogen ver- luno und dem lanus geheiligten Tag (Kalendae).
steht). ÜberdieVeista ad lanum vgl. C/.i. c) Auf einen sehr alten lanuskult deutet
1 p. 395 a; Jordan a. a. 0. 216 Anm. (der ferner der allgemein {Solin. 2, 4) auf lanus
diesen lanus für den geminus hält) und Preii wer, 10 zurückgeführte Name des laniculum, auf
Hestia-Vesta 243 (der ihn für den „summus" welchem schon Aneus Martins zum Schutze
erklärt). Mommsen C. I. L. 1 p. 395 a meint, es der Flu&schiflFahrt und des gegenüberliegensei
der „medius" gewesen, und diese Ansicht den römischen Hafens {Jordan, Topogr. 1, 1,
scheint mir in der That das meiste für sich 431 fif. Richter b. Baumeister, D. S. 1437 f.
zu haben. — Wie dem auch sein möge, wir er- 1499) eine Befestigung angelegt hatte {Dion.
kennen aus der Existenz mindestens dreier Hol. 3, 45. Liv. 1, 33, 6). An diese Stätte
lani auf dem Forum, dessen äufserste Enden knüpfte sich erstens die Legende, dafs in der
(Ein- und Ausgänge?) imzweifelhaft durch ältesten Zeit lanus als König daselbst geherrscht
lanusbögen bezeichnet wurden , wie eng der und den vor luppiter ans Kreta geflohenen
Begriff des lanus mit dem des Forums ver- 20 Saturnus gastlich aufgenommen habe (vgL
bunden war, so dais Jordan a. a. O. S. 348 Verg. 8, 319 ff. u. 357: hanc lanus paler, hanc
den Gott mit Becht den Patron des Marktes Saturnus condidit arcem, lanicuium huic, iUi
nennen kann. fuerat Saturnia nomen. Ovid f. 1, 245: arx
b) In einer alt^n Strafse der vierten Region mea collis eraX, quem cultrix nomine nostro
der Stadt, „nicht weit vom Colossus Neronis Nuncupat liaec aetas laniculumque vocat.
bei dem Amphitheater" {Becker, Top. 527) Protarch. u. Hygin. b. Macroh. 1, 7, 19 ff.
fand das sogen. Tigillum sororium, d. h. Plut. Q. Gr. 41. Amoh. ade. g. 3, 29; vgl.
^hl ein primitiver aus einfachen Holzbalken 1, 36. Cass. Dio b. Cedren. 1 p. 295, 10 Bekk.
1= Soxava?) gebildeter lanus (vgl. üichter b. Heiodian 1, 16. Mytiwgr. Vat. 3, 1, 2. Lact.
Haunieister, Dtnkm. 1528 >, neben welchem zwei 30 inst. 1, 13. Toi. Nat. 2, 12 = Apol. 10. Serv.
Mtäre, der eine der luno Sororia, der andere V. A. 8, 319: Saturnus rex fuit Crttae, quem
m lanus Curiatius geheiligt, errichtet waren luppiter filius hello pepulit. Hie fugiens ab
;jrl. Fest. s. V. Sororium tigilJum . . . duo tigiüa lano [rege, qui nihan htibuit, ubi nunc laniitio
superiecto, quae pater cius constituerat, aüum est,] est susceptus, quiregnabat initalia;
lut suh iugum mtssus suhit, consecratisque ibi quem cum docuisset usum vinearum et faicis
ris lunonis Sororiae et lano Curiatio libe- fei humaniorem cictum,] in partem est admissus
omni noxia sceleris est auguriis appro- imperii et sibi oppidum fecit )- Hiermit
mtihns etc. Dion. Hai. 3, 22: xdiifi^vot ßoa- verband man die Idee von einem goldenen
,ovg tdgvaäufvoidvo, zov (iiv^Hgag, r, lälo'/xiv Zeitalter ia Italien als dessen Vertreter eben
iniGHQitiiv äöilcpäs, zöv d' trtgov . . . 'lavov 40 lanus und Saturnus galten: Varro{7) h. August.
.... iiKorvuov 3s Kogazioav zäv dvaigf&svzoiP cir. d. 7, 4: de lano . . non . . . facüe guicquam
X. T. l. Kai 9vGiag zivug in avzoig noi^eavzig occurrit, quod ad opprobrium pertineat Et
TotV « dlloig *a9aQfiorg ixQrieavto y.ai zi- fortasse talis fuerit, innocentius vixerit et a
livxävztg vnr,yayov zov Ogdziov vno ^vyov. facinorihus {lagitiisiue remotius. Satumum
Tovro ufv Sil z6 loagtov zrig aviitpogäs roü fugientetn benignus excepit; cum hospite partiav^^s
{ivriusiov iv zfj nolfi izi (fvXäzzd, tus est regnum, ut etiam civitates singulas con-
9v6taig yigaigöuivov vnb 'Potfiaiav xaS"' fxa- derent; iste laniculum, ille Saturniam (vgl.
ezov iviavzöv; mehr b. Marquurdt, Staatsv. 3 auch den Art. Saturnus u. Preuner, Hestia
S. 560). Wie alt dieses bis ins 5. Jahrhundert S. 380 f. 389). Und zwar gab es von dem auf
(Becker a. a. 0.) nachweisbare Heiligtum war, 50 dem laniculum wohnenden lanus zwei verersieht
man aus der Legende, wonach die Er- schiedene Traditionen: nach der einen sollte
richtung des Tigillum und der beiden Altäre er ein Ureinwohner {indigena M(Krdb. 1, 7,
auf die Sühne des von dem letzten Horatier 19. Laheo b. lo. Lyd. 4, 1 'lavov Jlazgi-
^egangenen Schwestermords bezogen wurde. xiov taasi avzox^oya) vou Latium, das auch
um Verständnis der Legende erinnere ich Camesene hiefs, sein und mit dem sonst ver-
„n die von Grimm, D.M.^ IIIS erörterte Sitte, schoUenen Eponjmos dieses Landes, Cameses,
einen verderblichen Zauber (Fluch) dadurch zu zusammen eine Zeit lang auf dem laniculum
lösen, dafs man durch gespaltene Bäume, geherrscht haben {Frotarch. Trall. u. Hygin
durch Erd- und Felsenhöhlen hindurchging b. Macr. 1, 7, 19: lanus . . . cum Camese*)
oder -kroch, lo. Lydus de mens. 4, 1 erklärt 60 aeque indigena terram hanc ita participata po-
(nach Labeo) den Beinamen Curiatius als tentia possidehant, ut regio Camesene, oppidum
i'cpogog svysvmv (vgl. den ebenda erwähnten laniculum vocarttur). Die andere vorwiegend
lanus Patricius und die 30 curiae der patri- griechische Version der Sage läfst dagegen
zischen Altbürger). Kovgiäzioi yäg xai 'Ogd- den lanus, ebenso wie den Evander, Aenea»,
'101 ovoiiazci evnazgidäv tioi. Klausen, Aeneas Saturnus u. a. (vgl. Solin 2, 5 ff. p. 34 f. ed.
Pen. S. 714 erklärt den lanus Curiatius
als den Gott der Kurien, Preller, i?. 3f.^ 1, 171 •) oder soUte Camese »ach hier als Gemahlin des
als den Genius oder Urheber patrizischer Ge- lanos zu fassen sein?
23 lanus (auf d, laniculum) lanus (auf d. laniculum) 24
Mommsen), zasammen mit seiner Schwester aller dieser Legenden zu erfassen, so kann es
und (Jattin Kaßiar] {KafiaarivT], Camesene) aus kamn zweifelhaft sein, dafs ihnen eine Er-
Hellas (mich Vlut. Q. li. 22 aus l'errhaibion*) inncrung an den am Fufsc des laniculum gein
Thessalien) einwandern und ihn mit dieser legonen und von der schon in uralter Zeit
Gattin zwei Kinder, einen Sohn j4i&7]^ (Epo- daselbst gebauten Feste {arx Verg. u. Ovid.
nymos der Ai'9f)isg in Thessalien?) und eine a. a. 0.) beschützten, für die älteste Zeit so
Tochter 'Oliarr'ivr}, zeugen {Drakon v. Kcrkyra wichtigen Handelshafen Korns zu Grunde
b. Athen. 092 DE == Eustath. z. OcZ. 1533, 3, liegt (vgl. IHon. Hai. 3,45; liichter b. Baudie
Worte „anb tovxov xal zov 'lavov meister, Denlcni. 1437 f.). Bfdenkt man aufseryiavov'i
'fdviov'i] notafiov hui tb OQog 'lavbv lo dem. dafs über das laniculum die älteste
\'lävov»Xov'i'lavov'i^6vo{iä.^(a&aiY,axoi%ii6ccvTog Handels- und Verkehrsstrafse zwischen Rom
avxov inl toü bgovg kaum auf etwas anderes und Etrurienging(Paw?. i'Vs^p. lOlil/ü//. lanials
auf den auch Sohn des lanus genannten culum dictum, quod per eum liomanus populus
Tiber (s, u.) und das laniculum zu beziehen primitus transierit in agrum Elruscum), so besind;
vgl. Dcmoph. b. Lyd. de mens. 4, 2). greift man, dafs dem Eponymos des laniculum
Nach Sci'D. V. A.S, 330 war nämlich Tiberinus, — und das ist eben lanus — alle die aus dem
der Eponymos des Tiberflusses, ein Sohn dieses Auslande stammenden Segnungen und Kultur-
Paares (vgl. d. Art. Camesc). Sehr beachtens- fortschritte zugeschrieben wurden, welche das
wert erscheint, dafs mit dieser Legende von älteste Rom dem am Fufse des laniculum beden
beiden zur See über das Meer nach dem 20 triebenen und von demselben beschützten
laniculum gekommenen Göttern lanus und Handel und Verkehr mit ausländischen und
Saturnus auch die Sago von der Erfindung etruskischen Kaufleuten zu verdanken hatte,
des Schiffsbaus verknüpft und behauptet wurde. Auch die antike Deutung der ältesten römischen
das Schiffsbild, welches den Revers der alt- Münzbilder mit dem lanuskopf auf der einen
römischen, auf der andern Seite den bärtigen und dem Schiff auf der andern Seite ist
lanuskopf tragenden asses schmückt, bedeute keineswegs so einfältig, wie es auf den ersten
das Schiff entweder des lanus oder des Satur- Blick aussehen mag, wenigstens scheint es, als
uus, mit welchem diese nach dem laniculum ob wirklich lanus und Schiff" eine Beziehung
gekommen seien (vgl. 6'e»v. F. J.. 8, 357: lanus zu einander hätten (vgl. Flut. Q. li. 41, der
in laniculo habitavit, qui quod una navi exid 30 zur Erklärung des altrömischen Münzbildes
venit, in pecunia eius ex una parte lani Caput bemerkt: snal xoivvv svnoafilav (lev 'lavbg
ex altera navis siynata est. Drakon a. a. Ü. Kuxeaxrjaev avxoig, e^rjfiegäcag xbv ßiov, atp&o-
Ttgäxov öl .... svQBiv yial cx^Stctg yioci nXoia vCav öl naQixfi- tcov avayxaiojv 6 nozanbg
val vöfiiGfioc x^Ikovv tiqcöxov j;apa|ß:t k. x. X. izXai)ios (öv xal ra (ilv t'x ^aXäaarjg xa öe anb
Ilygin b. Macroh. a. a. 0. cum primus quoque x^g ^topag iiaxaiiofii^cov, avfißoXov ^a^s xb voacra
signartt, servavit et in hoc Saturni re- iiiofia xov fisv vofio&txov xb SifioQtpov . . Sia
vercntiam, ut, quoniam illc navi fuerat advectus, xijv fisxaßoXrjv, xov öi noxa^ov xb TtOQ&fisiov).
ex una quidcm parte sui capitis effigiem ex Wii- glauben kaum zu irren, wenn wir diese
altera vero navis exprimcretur, quo Saturni me- Beziehung in dem Verhältnisse erblicken, welche
moriam in posteros propagaret. (Jv. f. 1, 239 f. 40 lanus von jeher zu dem römischen Handels-
PhU. Q. li. 4:1: inl Ttfti} xov Kqovov nXoico öia- hafen am Fufse des laniculums gehabt hat,
nsQciaavxog slg 'ixaXCav). Auch fabelte man, wozu noch kommt, dafs der Börsen- und Marktdafs
lanus von seinem laniculum aus, entweder verkehr auf dem Forum Rom., wie wir sahen,
selbständig {Drakon a. a. 0. Flut. Q. B. 22 ebenfalls unter dem Patronat des Gottes, stand
u. 41) oder vom Saturnus dazu angeleitet, (s. oben Sp. 20; anders Mumimcn, Münzw.
allerlei nützliche Erfindungen (z. B. Obst- und S. 184). Hiermit dürfte nunmehr auch der
Getreidebau, Schiffsbau, Häuserbau, Münz- richtige Standpunkt für die Beurteilung der
prägung, Staatsverfassung u. s. w.) und über- Hypothese Frellers (li. M.'-' 1, 177 f.), dafs
haupt eine höhere Kultur in Latium eiuge- lanus mit Portunus identisch sei, gewonnen
führt und verbreitet habe {Macrob. S. 1, 7, 50 sein. Frcller beruft sich hierfür auf folgende
19 ff". Athen, u. Eustath. a. a. 0. Demoph. b. Thatsachen. Erstens wissen wir (aus Fest.
Lyd. dr mens. 4, 2. Strv. V. A. 8, 319 oben Faul. p. 56, 5), dafs Portunus, der, wie lanus,
Sp. 22 Z.31. Flnt.Q.l{.VJ,22u.il. iV'wm 19,8. pater hiels {Verg. A. 5, 241), für einen deus
Auct.inc.de orig. gent. liom. p. 15 cd. Schröter). portarum galt und mit einem Schlüssel in
— Suchen wir den eigentlichen Sinn und Kern der Haud abgebildet wurde, was entschieden an
lunus erinnert (vgl. auch Varro b. Jutp. Vcron.
*) Vielloiclit liegt dieser uiorkwürdjgon irerloitung >;4g„, 5^ 241: FortutlUS . . . c/citv porlfuum
aus Perriiaiiäcn iu Thcsaaiien die Gioichseuuug von luuua
juntajrumqtie pracses etc). Sodann berichtet
und laiuskos (s d.) zu Grunde, dor als hohu de» Asklo- ir i i „ i r. • j ti , •
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^^U einer acdc.s ForttltU
üruder
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du« Macl.aon und l'odaloirio. ebenfalls
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