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ECHO Top50 Standort Telfs 2019

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top 50 | interview<br />

Mit Muße –<br />

ohne Burnout!<br />

Arbeit. Manfred Steinlechner, u. a. tätig als Lehr- und Psychotherapeut,<br />

Organisationsberater und Konsulent, über eine Krankheit, die es nicht gibt,<br />

Burnout als Diskurs und Wege aus der Erschöpfung.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie erkennt ein Chef das<br />

Burnout seines Angestellten?<br />

Manfred Steinlechner: Unternehmer<br />

können Burnouts schlecht<br />

erkennen, denn erstens haben sie<br />

keine Diagnosekompetenz und zweitens<br />

existiert das Burnout nicht. Nach<br />

den Manualen zur Diagnose psychischer<br />

Erkrankungen gibt es nur die<br />

sogenannte Erschöpfungsdepression.<br />

Diese und alle anderen Formen der<br />

Depression lösen in den nächsten fünf<br />

Jahren die koronaren Erkrankungen an<br />

der Spitze aller Erkrankungen ab.<br />

„Solange Arbeitsphänomene<br />

auf psychologische<br />

Phänomene der<br />

beschädigten Subjektivität<br />

überspiegelt werden<br />

können, muss sich die<br />

Gesellschaft nicht verändern.“<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie korrelieren gewisse<br />

Arbeitsstrukturen und ein steigendes<br />

Arbeitspensum mit dem Burnout?<br />

Steinlechner: Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer, wie überhaupt alle<br />

Menschen, leben einerseits in einer<br />

zyklischen, natürlichen, körpernahen<br />

Zeit der Lebens- und Biorhythmen,<br />

der Jahreszeiten, der Schlaf- und<br />

Wachrhythmen. Andererseits in einer<br />

neoliberalistischen Weltzeit, die bedingt,<br />

dass wir Tag und Nacht online<br />

und erreichbar sind und nur wenige<br />

Stunden schlafen. Diese beiden Zeitsysteme<br />

geraten natürlich in einen<br />

Konflikt, der nur durch Synchronisierungsstrategien<br />

lösbar ist, wie z. B.<br />

Yoga, Meditation, Sport, Achtsamkeitstrainings.<br />

Arbeitgeber sollten diese<br />

Desynchronisierung mitbedenken.<br />

Doch führt nicht die Arbeitsstruktur<br />

allein zu einer Depression, sondern<br />

die Kombination innerer und äußerer<br />

Stressoren, in Verbindung mit genetischen<br />

und frühkindlichen Mechanismen.<br />

All diese Faktoren bilden ein<br />

Stressprofil, aus dem unter Umständen<br />

eine Depression erwachsen kann.<br />

Äußere Stressoren sind Arbeitsverhältnisse,<br />

die tief ins Privatleben eindringen<br />

und Abgrenzung erschweren.<br />

Damit verbunden sind Gefühle wie<br />

„ich muss die Beste sein“, „ich bin unersetzlich“<br />

oder „ich erreiche niemals<br />

das, was ich eigentlich erreichen sollte“.<br />

Diese inneren Stressoren verursachen<br />

eine Diskrepanz zwischen Realität und<br />

Ideal-Ich, die mindestens so gefährlich<br />

ist wie die Desynchronisierung zwischen<br />

Welt- und Leibzeit.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie kann eine Führungskraft<br />

angemessen mit Betroffenen<br />

umgehen?<br />

Steinlechner: Meist besteht die<br />

Behandlungsstrategie in einem dreimal<br />

sechswöchigen Aufenthalt in<br />

einer psychosomatischen Klinik, in<br />

Kombination mit einer mehrjährigen<br />

psychotherapeutischen Stabilisierung.<br />

Je später die Behandlung<br />

Foto:Steinlechner, Fotolia<br />

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<strong>ECHO</strong> TOP 50 UNTERNEHMEN IM WIRTSCHAFTSRAUM TELFS <strong>2019</strong>

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