ECHO Top50 Standort Telfs 2019
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oft vermittelt, dass die weiterführende<br />
Schule höherwertiger sei als der Lehrberuf.<br />
Dabei gibt es heute die Lehre<br />
mit Matura. Der KFZ-Beruf gilt als<br />
kompliziert und dreckig, viele möchten<br />
nicht mehr handwerklich arbeiten.<br />
Dabei besitzt ein Facharbeiter heute<br />
gute Aufstiegs- und Verdienstchancen.<br />
Ein Lehrling verdient vom ersten<br />
Tag an und ist dem Maturanten sein<br />
Leben lang um einige Verdienstjahre<br />
voraus. Der Fachkräftemangel führt zu<br />
einem Taktieren um den besten Lohn.<br />
Da die Komplexität steigt, erhöhen<br />
sich auch die finanziellen und zeitlichen<br />
Investitionen in Schulungen,<br />
die selbst stetig umfangreicher und<br />
anspruchsvoller werden. Mitarbeiter<br />
möchten am Abend keine Schulungen<br />
besuchen. Schulungen während<br />
der Arbeitszeit sind schlecht für den<br />
Betrieb, da die Arbeitskraft in dieser<br />
Zeit fehlt“, stellt Brückl klar. Zu lange<br />
habe man auf Kosten des Handwerks<br />
universitäre Ausbildungen gelobt, so<br />
Kornexl: „Das Hauptproblem liegt<br />
im negativen Image des Lehrberufs,<br />
das so extrem ist, dass heute kaum<br />
mehr jemand eine Lehre absolvieren<br />
will, weil er mit dieser kein Ansehen in<br />
der Gesellschaft findet. Früher war die<br />
Lehre ein solider und positiv besetzter<br />
Wert. Handwerk hat Gold im Mund,<br />
so hieß es. Seit zwei oder drei Jahren<br />
vollzieht sich eine Trendumkehr und<br />
zeigt sich ein gesteigertes Bemühen,<br />
die Lehre aufzuwerten und zu attraktivieren.<br />
Dieser Prozess ist jedoch ein<br />
längerfristiger.“ Auch Ploner kritisiert:<br />
„Es ist fast unmöglich, vernünftige und<br />
arbeitswillige Fachkräfte zu finden.<br />
Die Suche nach einem relativ guten<br />
Mechaniker kann Monate bis Jahre<br />
beanspruchen. Das Handwerk muss<br />
den ihm zustehenden Stellenwert zurückerlangen.<br />
Handwerkliche Berufe<br />
sind heute so komplex, dass keineswegs<br />
davon gesprochen werden kann,<br />
dass diese eine weniger intelligente<br />
Leistung erfordern würden. Der KFZ-<br />
Mechaniker ist heute KFZ-Techniker<br />
und in zunehmendem Maße auch<br />
-Elektriker. Nicht mehr die Mechanik,<br />
die Elektronik steht im Vordergrund.<br />
Die Fähigkeit, einen Schaltplan zu lesen,<br />
ist bereits jetzt unerlässlich für die<br />
Autoreparatur.“<br />
HÄNDLERKONKURRENZ?<br />
Die wachsende Konkurrenz unter<br />
den einzelnen Betrieben und die<br />
stetig steigenden Forderungen der<br />
Händler, die für Kleinbetriebe mehr<br />
und mehr unbezahlbar sind, bilden<br />
ein weiteres Problemfeld. „Das<br />
Händlersterben lässt sich seit zehn<br />
Jahren beobachten“, so Kornexl.<br />
Peer verdeutlicht: „Die Konkurrenz<br />
zwischen einzelnen Autohäusern ist<br />
heute so enorm, dass kaum mehr<br />
von einem Mitbewerb gesprochen<br />
werden kann. Ich denke, eine gemeinschaftliche<br />
Zusammenarbeit<br />
wäre unglaublich wichtig für den<br />
Gesamterfolg der Branche. Leider<br />
finden meine Worte bislang wenig<br />
Gehör.“ Auch Brückl legt dar: „Für<br />
Kleinst- und Großbetriebe ist es<br />
einfacher als für jene zwischendrin,<br />
da bei Ersteren nur relativ geringe<br />
Kosten entstehen und bei Zweiteren<br />
diese Kosten keinen Problemfaktor<br />
darstellen. Wir möchten wachsen<br />
und unseren Kunden alles aus einer<br />
Hand bieten. Darum müssen wir<br />
laufend investieren, um die stetig<br />
steigenden Anforderungen zu erfüllen.<br />
Gerade aufgrund unseres breiten<br />
Spektrums ist es aber unmöglich, alle<br />
Investitionen zeitgleich zu tätigen,<br />
zumal es ständig neue Technologien<br />
gibt, in die man investieren müsste.<br />
Der Kunde ist mit seinem Neuwagen<br />
anfänglich an den Hersteller gebunden.<br />
Daher treffen uns die Neuerungen<br />
stets verzögert. Helfen würde<br />
uns eine gewisse Zusammenarbeit<br />
mit und Gleichberechtigung gegenüber<br />
Vertragswerkstätten sowie mehr<br />
Transparenz bezogen auf Programme<br />
und Softwares, die kleine Werkstätten<br />
oft nicht erwerben können. Dafür ist<br />
die Kundenbetreuung in kleinen<br />
Werkstätten viel persönlicher.“ Auch<br />
Ploner erkennt die Kundennähe als<br />
Chance: „Kleine Händler können<br />
sich heute über Kundennähe profilieren,<br />
denn die persönliche Betreuung<br />
ist für Qualität und Verkauf immens<br />
wichtig. Großen Häusern ist relativ<br />
gleichgültig, welche Bedürfnisse ihre<br />
Kunden mitbringen. Auch wenn<br />
viele Kunden die etwas höheren Kosten<br />
für die persönliche Betreuung<br />
gerne in Kauf nehmen, ist es kaum<br />
möglich, die Preisschlacht der ganz<br />
Großen, mitzufechten. Die heutigen<br />
Fahrzeuge sind enorm komplex. Wir<br />
versuchen, dem Kunden das Fahrzeug<br />
zu verkaufen, das er wirklich<br />
benötigt und den größten Nutzen<br />
für ihn hat.“ Amata Steinlechner<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 50 UNTERNEHMEN IM WIRTSCHAFTSRAUM TELFS <strong>2019</strong><br />
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