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Berliner Stimme Nr. 2 2019

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die Koalition für ein sozialeres Berlin. In der Berliner Stimme ziehen wir für die SPD-Arbeit Bilanz. Im Interview spricht Michael Müller u.a. über das veränderte Regieren in einem Dreierbündnis. Die Berliner Juso-Vorsitzende Annika Klose sieht Rot-Rot-Grün bei vielen Projekten auf dem richtigen Weg – wenngleich sie sich von ihrer Partei an einigen Stellen noch mehr Mut wünscht. Um herauszufinden, was sich in der Bildungspolitik getan hat, haben wir exemplarisch drei Berliner Schulen besucht. Außerdem im Heft: Ein Meinungsbeitrag von Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhof zu geeigneten Instrumenten, um gegen Spekulation und Verdrängung auf dem Wohnungsmarkt vorzugehen.

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die Koalition für ein sozialeres Berlin. In der Berliner Stimme ziehen wir für die SPD-Arbeit Bilanz. Im Interview spricht Michael Müller u.a. über das veränderte Regieren in einem Dreierbündnis. Die Berliner Juso-Vorsitzende Annika Klose sieht Rot-Rot-Grün bei vielen Projekten auf dem richtigen Weg – wenngleich sie sich von ihrer Partei an einigen Stellen noch mehr Mut wünscht. Um herauszufinden, was sich in der Bildungspolitik getan hat, haben wir exemplarisch drei Berliner Schulen besucht. Außerdem im Heft: Ein Meinungsbeitrag von Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhof zu geeigneten Instrumenten, um gegen Spekulation und Verdrängung auf dem Wohnungsmarkt vorzugehen.

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Privatisierung im Rahmen des<br />

Altschuldenhilferechts in den 90er-Jahren<br />

Die Privatisierung von Wohnungsbeständen in den 90er-Jahren geschah nicht<br />

nur wegen der Haushaltskonsolidierung Berlins, sondern auch im Rahmen des Altschuldenhilferechts<br />

der Kohl-Regierung. Mit diesem (auf dem Einigungsvertrag<br />

beruhenden) Gesetz unterstützte der Bund die Entschuldung kommunaler Wohnungsunternehmen<br />

in Ostdeutschland. Die Wohnungsbaugesellschaften mussten<br />

15 Prozent ihrer Bestände verkaufen und erhielten im Gegenzug Schuldenerleichterungen.<br />

Eigentlich sahen die damaligen Vorschriften den Verkauf an die Mieter<br />

(sogenannte Mieterprivatisierung) oder an Genossenschaften vor. Dies klappte<br />

in vielen Fällen, allerdings wurden manche Bestände auch an sogenannte Zwischenerwerber<br />

veräußert. Diese sollten die Häuser sanieren und die Mieterprivatisierung<br />

umsetzen. Dies war auch das Modell, das für die Karl-Marx-Allee gewählt<br />

wurde. Wie sich heute zeigt, sind nicht alle Zwischenerwerber ihrer Pflicht nachgekommen,<br />

die Mieterprivatisierung umzusetzen.<br />

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Für das IBB-Modell entschieden sich etwa<br />

20 Wohnparteien – viele wollten und<br />

konnten ihre Wohnung nicht kaufen und<br />

viele trauten sich nicht in eine Hausgemeinschaft<br />

mit der Deutschen Wohnen.<br />

Das Modell des „gestreckten Erwerbs“<br />

Um die Mieterprivatisierung zu verhindern,<br />

wurde der „gestreckte Erwerb“<br />

aus der Taufe gehoben. Die Mieter sollten<br />

ihr individuelles Vorkaufsrecht zunächst<br />

ausüben, ihre Wohnung für eine juristische<br />

Sekunde kaufen und sie danach<br />

an eine städtische Wohnungsbaugesellschaft<br />

weiterverkaufen. Aus Sicht der<br />

Befürworter des Modells bot sich so für<br />

das Land die Möglichkeit, auch außerhalb<br />

eines Milieuschutzgebietes Vorkaufsrechte<br />

(allerdings nur) einzelner<br />

Eigentumswohnungen indirekt auszuüben.<br />

Das Modell hat Nachteile:<br />

Zunächst muss das Land Berlin doppelte<br />

Grunderwerbsteuer und Notarkosten<br />

zahlen, immerhin rund 20.000 Euro pro<br />

Wohnung, da es sich um zwei Erwerbsvorgänge<br />

handelt. Dann beinhaltet es<br />

rechtlich schwer kalkulierbare Risiken<br />

für die Mieter: Ob die Deutsche Wohnen<br />

rechtlich gegen einzelne Käufer vorgeht,<br />

bleibt ungewiss. Auch für die städtische<br />

Wohnungsbaugesellschaft, die die Wohnungen<br />

im „gestreckten Erwerb“ erwirbt,<br />

ergeben sich diverse rechtliche Risiken.<br />

Schließlich erhält die kaufende Wohnungsgesellschaft<br />

keinen ganzen Wohnblock,<br />

sondern Schweizer Käse: Einzelne<br />

Wohnungen in einem Gebäude sind in<br />

der Verwaltung aufwändig und teuer.<br />

Diese Probleme wurden mit zwei Mitteln<br />

gelöst: mit Geld und mit Sicherheitsgarantien.<br />

Das Land Berlin stellte doppelte<br />

Transaktionskosten bereit und der Wohnungsbaugesellschaft<br />

einen erheblichen<br />

Zuschuss in Aussicht.<br />

24 BERLINER STIMME

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