11.03.2019 Aufrufe

Berliner Stimme Nr. 2 2019

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die Koalition für ein sozialeres Berlin. In der Berliner Stimme ziehen wir für die SPD-Arbeit Bilanz. Im Interview spricht Michael Müller u.a. über das veränderte Regieren in einem Dreierbündnis. Die Berliner Juso-Vorsitzende Annika Klose sieht Rot-Rot-Grün bei vielen Projekten auf dem richtigen Weg – wenngleich sie sich von ihrer Partei an einigen Stellen noch mehr Mut wünscht. Um herauszufinden, was sich in der Bildungspolitik getan hat, haben wir exemplarisch drei Berliner Schulen besucht. Außerdem im Heft: Ein Meinungsbeitrag von Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhof zu geeigneten Instrumenten, um gegen Spekulation und Verdrängung auf dem Wohnungsmarkt vorzugehen.

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die Koalition für ein sozialeres Berlin. In der Berliner Stimme ziehen wir für die SPD-Arbeit Bilanz. Im Interview spricht Michael Müller u.a. über das veränderte Regieren in einem Dreierbündnis. Die Berliner Juso-Vorsitzende Annika Klose sieht Rot-Rot-Grün bei vielen Projekten auf dem richtigen Weg – wenngleich sie sich von ihrer Partei an einigen Stellen noch mehr Mut wünscht. Um herauszufinden, was sich in der Bildungspolitik getan hat, haben wir exemplarisch drei Berliner Schulen besucht. Außerdem im Heft: Ein Meinungsbeitrag von Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhof zu geeigneten Instrumenten, um gegen Spekulation und Verdrängung auf dem Wohnungsmarkt vorzugehen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

LINKS<br />

Was lässt sich aus dem<br />

ganzen Vorgang lernen?<br />

Margaretha Sudhof<br />

Auf der einen Seite steht die Möglichkeit,<br />

durch das Modell „gestreckter Erwerb“<br />

auch außerhalb von Milieuschutzgebieten<br />

Vorkäufe – indirekt – ausüben zu<br />

können. Verständlich, dass Mietende,<br />

deren Wohnungen gekauft werden, sich<br />

ein solches Modell aus Angst vor Renditejägern<br />

und Modernisierungen wünschen.<br />

Auf der anderen Seite steht eine ganze<br />

Reihe von Nachteilen:<br />

► Finanziell ist eine systematische Ausweitung<br />

des Modells auf viele weitere<br />

Wohnungen im <strong>Berliner</strong> Haushalt<br />

schlicht nicht darstellbar. Jährlich<br />

werden in Berlin ca. 15.000 Wohnungen<br />

umgewandelt, also perspektivisch<br />

auch verkauft. Allein die „Rettung“<br />

von 300 Wohnungen in der Karl- Marx-<br />

Allee würde die Steuerzahler einen<br />

mittleren zweistelligen Millionenbetrag<br />

kosten.<br />

► Wirtschaftlich wird das Modell für die<br />

städtische Wohnungsbaugesellschaft<br />

trotzdem nicht: Die Verwaltung einzelner<br />

Eigentumswohnungen in einer<br />

WEG ist sehr viel aufwändiger und<br />

voraussetzungsvoller als die Bewirtschaftung<br />

von Geschosswohnungsbau<br />

(„Schweizer Käse“).<br />

► Juristisch ist das Modell nicht wasserdicht:<br />

Es ist nicht auszuschließen, dass<br />

die Deutsche Wohnen z.B. einzelne<br />

Akteure verklagt, etwa mit Blick auf<br />

eine Umgehung des Übertragungsverbots<br />

von Vorkaufsrechten.<br />

► Praktisch lässt sich das Modell nur<br />

mit erheblicher Risikobereitschaft der<br />

Mieterschaft umsetzen. Allein der notwendige<br />

Beratungsaufwand ist enorm<br />

(und fehleranfällig). Die Politik kann<br />

ein solches Engagement, wie es Mieterschaft<br />

und Mieterbeirat in der Karl-<br />

Marx-Allee leisteten, nicht bereitstellen.<br />

► Wohnungspolitisch ist das Modell<br />

zweifelhaft, denn viel Geld, das<br />

eigentlich für den Neubau dringend<br />

gebraucht wird, fließt in den Bestand.<br />

Aus diesen Gründen kann der gestreckte<br />

Erwerb nicht zum Musterbeispiel werden.<br />

Das bedeutet aber nicht, dass die Politik<br />

der Spekulation und Verdrängung im<br />

Bereich der Wohnungsversorgung breiter<br />

Schichten der Bevölkerung tatenlos zusieht.<br />

Vielmehr stehen Prinzipien im Vordergrund,<br />

auf die es sich zu konzentrieren<br />

gilt:<br />

Kernelement des Ankaufs sollte die Ausübung<br />

von Vorkaufsrechten in Milieuschutzgebieten<br />

sein. Diese sind günstiger,<br />

juristisch sicherer, man erhält ganze<br />

Wohngebäude und das Modell erfordert<br />

weder die Teilnahme der Mieterschaft,<br />

noch wird ein juristischer Streit auf<br />

ihrem Rücken ausgetragen. Vor allem<br />

dient der Vorkauf im Milieuschutzgebiet<br />

nicht nur dem Wohnungsankauf, sondern<br />

auch der Abschreckung: Seit 2015<br />

wurde für 1.200 Wohnungen ein Vorkaufsrecht<br />

tatsächlich ausgeübt und für<br />

weitere 2.600 Wohnungen wurde eine<br />

Abwendungsvereinbarung zum Mieterschutz<br />

erreicht.<br />

Zweites Element des Ankaufs sind<br />

Paketankäufe: So kaufte die städtische<br />

Stadt und Land nach langen Verhandlungen<br />

im Februar <strong>2019</strong> 1.800 Wohnungen<br />

im Kosmosviertel. In Verhandlungen<br />

sind Preise und sonstige Konditionen<br />

verhandelbar. Zum Vergleich: Eine Wohnung<br />

an der Karl-Marx-Allee würde für<br />

B<br />

E<br />

R<br />

L<br />

I<br />

N<br />

E<br />

R<br />

S<br />

T<br />

I<br />

M<br />

M<br />

E<br />

N<br />

BERLINER STIMME<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!