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LA KW 13

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„Betteln ist ein<br />

Menschenrecht“<br />

Vortrag in Zams räumte mit Vorurteilen auf<br />

(upi) Kürzlich lud das Katholische Bildungswerk Zams zu einem<br />

aufschlussreichen Vortrag mit dem Thema „Betteln“. Als Referent<br />

war Bernd Pirker gekommen, der neben seinen Erfahrungen als<br />

Sozialarbeiter auch Aspekte zu einer anschließenden Diskussion<br />

lieferte. Thematisiert wurde auch die Situation in Landeck.<br />

„Wenn man auf die Lebensgeschichte<br />

der Bettler eingeht, kommt<br />

man drauf, dass dahinter ein viel<br />

größeres Thema steckt, als zuerst angenommen“,<br />

sagt Bernd Pirker, der<br />

seit rund 20 Jahren beim Bahnhofssozialdienst<br />

in Innsbruck tätig ist.<br />

„Betteln ist so alt wie die Geschichte<br />

der Menschheit und ein Menschenrecht“,<br />

so der Sozialarbeiter, der aber<br />

anfügt: „Aggressives Betteln – wie<br />

zum Beispiel an die Haustür klopfen<br />

oder Kinder vorschieben – ist verboten.“<br />

Schwierig sei es für viele hierzulande<br />

indessen, eine vernünftige<br />

Position zu Bettlern einzunehmen.<br />

Vor allem mediale Berichte – zum<br />

Beispiel hinsichtlich propagierter<br />

mafiöser Strukturen – würden es<br />

einem manchmal schwer machen,<br />

über seinen eigenen Schatten zu<br />

springen und eine Spende zu geben.<br />

Dennoch: „Betteln ist ein sichtbares<br />

Zeichen, dass in der Gesellschaft<br />

etwas nicht funktioniert. Es ist eigentlich<br />

ein entwürdigendes Gefühl,<br />

denn keiner bettelt freiwillig.“ Pirker<br />

umriss in seinem Vortrag spannend<br />

die Geschichte des Bettelns von den<br />

vorchristlichen Zeiten bis heute.<br />

Eine Essenz dabei: Zumeist waren<br />

es sogenannte Systemverlierer oder<br />

Leidtragende von Kriegen. „Dass<br />

jemand unser Sozialsystem mit Betteln<br />

ausnutzt, ist Blödsinn, diese<br />

Leute bekommen einfach keine Arbeit.<br />

Es wird auch nicht passieren,<br />

dass Österreich von Bettlern überschwemmt<br />

wird.“<br />

RECHT. Bettler haben derweil<br />

auch nicht selten mit dem Vorwurf<br />

der organisieren Bettlerei zu kämpfen.<br />

„Es gibt den Vorwurf, dass sie<br />

organisiert sind. Natürlich sind sie<br />

organisiert“, erklärt der Sozialarbeiter,<br />

„es ist ja meistens eine ganze<br />

Familiengruppe – zum Beispiel<br />

Roma – die loszieht, um zu betteln<br />

und so ihre Existenz zu sichern.<br />

Und dann meint man, die werden<br />

gezwungen zum Betteln, weil einer<br />

mit dem Auto kommt und Geld<br />

einsammelt.“ Nachsatz: „In Österreich<br />

konnte bis heute nachweislich<br />

keine mafiöse Struktur aufgedeckt<br />

werden.“ Das Menschenrecht auf<br />

Betteln sollte auch in Österreich<br />

ausgeübt werden dürfen, obwohl<br />

derzeit „eher eine restriktive Politik“<br />

ausgeführt werde. Wenn man<br />

sich schwer tut, jemandem etwas<br />

zu geben – welche Lösungsansätze<br />

gibt es? „Mit den Leuten reden oder<br />

nach ihrem Namen fragen. Wenn<br />

ich ihre Geschichte etwas kenne,<br />

tue ich mir leichter. Es muss ja auch<br />

nicht immer Geld sein, auch Brot<br />

oder Essbares kann manchmal gespendet<br />

werden. Aber grundsätzlich<br />

ist es so: Das was hier bei uns beim<br />

Betteln verdient wird, ernährt ein<br />

ganzes Dorf zum Beispiel in Rumänien<br />

ein halbes Jahr lang.“ Bei der<br />

abschließenden Diskussion wurde<br />

auch die Situation (beim Frischemarkt)<br />

in Landeck thematisiert.<br />

Eine Teilnehmerin schilderte, dass<br />

man Bettler vom Frischemarkt bzw.<br />

Christine Wittenbauer, Leiterin vom Katholischen<br />

Bildungswerk Zams, …<br />

aus der Malser Straße per Verordnung<br />

ausschließen wollte. Das ging<br />

dann letztendlich nicht durch.<br />

Bernd Pirker: „Betteln ist ein Menschenrecht!“<br />

RS-Fotos: Unterpirker<br />

… lud zum aufschlussreichen Vortrag „Betteln“ im Widumkeller in Zams.<br />

HASS. „Eigentlich hatten die<br />

Wenigsten ein Problem damit“, so<br />

die Dame. Dann meldete sich eine<br />

Standbetreiberin vom Frischemarkt<br />

zu Wort. „Im Winter ist es für die<br />

Bettler besonders hart. Ich kann gar<br />

nicht hinschauen, wie sie stundenlang<br />

auf dem kalten Boden sitzen.<br />

Ich gebe ihnen immer was! Sie sind<br />

sehr freundlich und nicht aufdringlich.<br />

Und als Christen sind wir aufgefordert,<br />

etwas zu spenden!“ Es gibt<br />

aber auch Wut und Hass: „Manche<br />

Passanten schimpfen – ich habe den<br />

Eindruck, dass solche Leute die Armut<br />

nicht sehen wollen.“ Mit einem<br />

(möglichen) Vorurteil wollte man<br />

in der Runde ebenfalls aufräumen.<br />

Der Zeitungsverkäufer (20er) beim<br />

MPreis in Zams sei nicht einfach<br />

unfreundlich oder würde absichtlich<br />

wegschauen und auf seinem Handy<br />

herumtippen, sondern: „Er ist sehr<br />

jung. Ich glaube, er ist einfach extrem<br />

schüchtern“, mutmaßt ein Diskussionsteilnehmer.<br />

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RUNDSCHAU Seite 24 27./28. März 2019

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