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PATRICK REBER<br />
OLTEN<br />
7 Jahre Ruhm und der Aufstiegstraum<br />
Der EHC Olten ist ein Sportunternehmen<br />
mit starker Ausstrahlung<br />
in den Oberaargau, nicht zuletzt<br />
durch die Rivalität mit dem SC Langenthal<br />
in der «Swiss League». Der<br />
traditionsreiche Club (gegründet<br />
1934) stieg 1970 in die NLB auf<br />
und 1985 erstmals in die NLA. Von<br />
1985 bis 1987, von 1988 bis 1992<br />
und 1993/94 spielten die Oltner<br />
während insgesamt sieben Saisons<br />
in der NLA. Diese Jahre des Ruhmes<br />
prägen die Clubkultur bis heute.<br />
So wie Ambri den ewigen, unerfüllten<br />
Traum vom Titel, so lebt<br />
Olten seit 1994 den ewigen Traum<br />
von der Rückkehr in die höchste<br />
Liga.<br />
Finanziell harte Zeiten<br />
Die letzte Relegation im Frühjahr<br />
1994 war eine besonders dramatische.<br />
Die Entscheidung fiel in einer<br />
Playout-Serie gegen Biel im Penaltyschiessen.<br />
Kultstürmer Victor<br />
Müller (der Vater von Ambris Marco<br />
Müller) scheiterte an Biels Kulttorhüter<br />
Olivier Anken. Beide beendeten<br />
nach diesem Drama ihre<br />
Karriere. Seither strebt Olten vergeblich<br />
nach dem Wiederaufstieg.<br />
Dieser Traum von der Rückkehr hat<br />
die Oltner seither durch alle sportlichen<br />
und wirtschaftlichen Krisen<br />
beseelt. Zeitweise stand der Klub<br />
vor dem Konkurs. Doch alle<br />
Schwierigkeiten wurden überwunden,<br />
Olten stieg nie in die 1. Liga ab<br />
und heute hat der EHC Olten eine<br />
so gute, solide wirtschaftliche,<br />
infrastrukturelle und sportliche<br />
Basis, dass die Rückkehr in die<br />
höchste Spielklasse, die Erfüllung<br />
des ewigen Traumes, ein realistisches<br />
Ziel geworden ist.<br />
Langjährige Karrieren<br />
Torhüter Dino Stecher mit Kultstatus<br />
bei Gottéron, heute Eisbahnchef<br />
des nationalen Sportzentrums;<br />
der Nationalstürmer und mehrfache<br />
Meister (mit Zug, Lugano und<br />
dem SCB) André Rötheli, letzte Saison<br />
Trainer in Kloten; Verteidiger-<br />
Titan Ruedi Nideröst sowie Kultstürmer<br />
Victor Müller und Ralph<br />
Donghi sind die berühmtesten<br />
Spieler, die aus den Reihen der Oltner<br />
hervorgegangen sind. Ralph<br />
Donghi? Der Stürmer hat zwar zwischen<br />
1991 und 1994 weniger als<br />
100 Spiele für Olten bestritten. Berühmt<br />
wurde er erst nach Ende seiner<br />
Hockey-Karriere – als bester<br />
und bissigster Boulevard-Chronist<br />
beim «Blick». Zwischen Solothurn<br />
und dem Bareggtunnel kann heute<br />
kein Hund überfahren werden, ohne<br />
dass es Ralph Donghi vernimmt.<br />
Zum NLA-Aufstiegsteam von 1993<br />
gehörte auch ein gewisser Kevin<br />
Schläpfer, heute Sportchef bei Langenthal<br />
– und eigentlich geschaffen,<br />
um einmal in einer grossen,<br />
positiven Helden-Geschichte von<br />
Ralph Donghi verewigt zu werden.<br />
Ausgebildet als Lehrer<br />
und Betriebswirtschaftler<br />
managt Patrick Reber<br />
heute den EHC Olten.<br />
Haben Sie eigentlich selber auch Eishockey<br />
gespielt?<br />
Nein. Ich habe in den letzten 20 Jahren so<br />
viele Hockeyspiele in den verschiedenen<br />
Funktionen gesehen, aber leider war ich<br />
nie so talentiert, dass es gereicht hätte,<br />
mal mitzuspielen. Ich hatte so viel Mühe<br />
mit Laufen, dass ich nicht auch noch den<br />
Stock hätte filigran führen können Aber<br />
die Leidenschaft fürs Hockey hatte ich<br />
schon als Jugendlicher.<br />
Wie haben Sie den Sprung vom Fan ins<br />
Hockey geschafft?<br />
Über den Lokalsender Telebärn. Albi Saner<br />
und ich waren die ersten Sportmoderatoren<br />
und so kam ich in Kontakt mit<br />
dem SCB und dort schliesslich als Pressechef<br />
zu meinem ersten Job im Eishockey.<br />
1999 kam ich zum Verband und absolvierte<br />
parallel die Sportmanagementausbildung.<br />
Ich begann als Kommunikationschef,<br />
später übernahm ich die Funktion<br />
des Head of Operations der Liga. Mit Ralph<br />
Krueger, Köbi Kölliker, Bengt-Ake Gustafsson<br />
(damals Coaches der A-Nationalmannschaft)<br />
hatte ich unheimlich gute<br />
Lehrmeister in Sachen Eishockey und<br />
durfte sehr viel von ihnen profitieren.<br />
Und mit Peter Zahner, der damals als<br />
Sportdirektor beim Verband war, habe ich<br />
bei den Olympischen Spielen in Salt Lake<br />
City das Zimmer geteilt.<br />
Aha, dann können wir jetzt ein für allemal<br />
eine Frage klären, die uns immer<br />
noch umtreibt: Sind Reto von Arx und<br />
Marcel Jenni damals zu Recht nach<br />
Hause geschickt worden? Es wurde<br />
den beiden unerlaubtes Verlassen des<br />
Olympischen Dorfes zwecks «Sauftour»<br />
vorgeworfen.<br />
Keine Ahnung. Ich war jedenfalls nicht<br />
mit den beiden unterwegs.<br />
Sie sind ausgebildeter Lehrer und haben<br />
später einen Masterabschluss in<br />
Betriebswirtschaft gemacht. Wie viel<br />
Lehrer steckt noch in Ihnen?<br />
Wollen Sie eine Prozentzahl?<br />
Wenn es geht, bitte.<br />
Sagen wir es so: Heute steckt nicht mehr<br />
viel Lehrer in mir. Vielleicht bin ich aufgrund<br />
meiner Ausbildung manchmal zu<br />
exakt.<br />
Dann sind Sie so etwas wie der «Ueli<br />
Schwarz von Olten».<br />
Ich will niemanden kopieren. Ueli<br />
Schwarz war übrigens nicht «nur» Lehrer,<br />
er war im Gegensatz zu mir auch Spieler,<br />
Trainer, Sportchef und Sportdirektor<br />
beim Verband.<br />
Aber «Ueli Schwarz von Olten» tönt<br />
gut.<br />
Wenn Sie es sagen.<br />
10 s’Positive 3 / 2019