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RUDOLF RICKENBACHER<br />
ständig steile und hochgezogene Kurven fliegen. Ich<br />
nahm sofort Kurs auf den Kampfraum. Als ich wieder<br />
nach meinem Patrouillenkameraden Ausschau hielt,<br />
sah ich ihn nicht mehr. Das letzte Mal war er noch 300<br />
m rechts unter mir gewesen.» Rudolf Suter beobachtet<br />
etwas später, wie sich die deutschen ME-110 auf<br />
französisches Gebiet zurückziehen. Sie zeigen sich<br />
nicht mehr – und so fliegt er wieder nach Olten zurück,<br />
wo er um 16.08 Uhr landet.<br />
Ein Grabstein auf<br />
dem Friedhof<br />
Lotzwil erinnert<br />
noch heute an die<br />
Brüder.<br />
nur gerade drei Maschinen der 15. Fliegerkompanie<br />
über Funkgeräte verfügen.<br />
Rudolf Rickenbacher fliegt etwas früher als Rudolf<br />
Suter los. Im Bericht über diesen Einsatz schreibt Rudolf<br />
Suter: «Im Steigflug Richtung Saignelégier überholte<br />
ich ihn (Rudolf Rickenbacher)<br />
rund fünf Minuten<br />
nach dem Start, worauf wir<br />
mit etwa 100 Meter Zwischenraum<br />
in Patrouille weiterflogen.<br />
Den Kurs hatte ich<br />
nicht direkt nach La Chauxde-Fonds<br />
gewählt, sondern<br />
eher der Grenze nach, um den<br />
Deutschen den Rückweg abzuschneiden,<br />
falls der Luftkampf vor unserem Eintreffen<br />
fertig sein sollte. Als wir uns 3500 Meter über<br />
Saignelégier befanden, konnte ich bereits drei Deutsche<br />
über La Chaux-de-Fonds erkennen, die sich anscheinend<br />
im Kampf befanden. Jedenfalls sah ich sie<br />
Die Armee vermeldet den<br />
Tod Rickenbackers aus diplomatischen<br />
Gründen nur<br />
mit dürren Worten.<br />
KEINE RESTLOSE KLÄRUNG<br />
Wo aber ist Rudolf Rickenbacher geblieben? Die genauen<br />
Umstände seines Schicksals können nie restlos<br />
geklärt werden. Seine Maschine stürzt unweit von<br />
Glovelier brennend ab und bohrt sich beim Friedhof<br />
des Dorfes Boécourt in die Erde. Rudolf Rickenbacher<br />
wird 400 Meter neben der Unfallstelle tot aufgefunden.<br />
Er hat sich mit dem Fallschirm nicht mehr retten<br />
können. Noch 50 Jahre später werden Trümmerteile<br />
seiner Maschine von Aviatik-Experten gefunden.<br />
Der militärische Untersuchungsrichter befragt<br />
alle beteiligten Piloten über den Hergang, doch keiner<br />
hat Rudolf Rickenbachers Kampf oder seinen<br />
Absturz beobachtet. Rudolf Suter sah zwar ein Flugzeug<br />
im Sturzflug in den Wolken verschwinden. Aber<br />
er weiss nicht, ob es wirklich die Maschine von Rudolf<br />
Rickenbacher war.<br />
Die Untersuchungen an der zerschellten ME-109<br />
und Auswertungen von Zeugenaussagen ergeben<br />
trotzdem einige Hinweise, die den Hergang des Absturzes<br />
erklären können. Dass Rudolf Rickenbacher<br />
in einen Luftkampf verwickelt war, geht aus dem<br />
Munitionsverbrauch seines Flugzeugs eindeutig hervor.<br />
Aber auch er ist beschossen und getroffen worden.<br />
Der ausgebrannte Öltank lässt auf einen Treffer<br />
im Luftkampf schliessen. Der Absturz wird so rekonstruiert:<br />
Durch die Treffer im Öltank läuft das Öl<br />
brennend aus. Weitere Teile des Flugzeuges geraten<br />
in Brand und die Maschine wird fluguntüchtig. Der<br />
Pilot ist nicht mehr dazu in der Lage, sie zu beherrschen.<br />
Entweder ist die Querruderbespannung verbrannt<br />
oder der Pilot hat durch die Flammen schon<br />
Brandverletzungen erlitten. Die Maschine gerät<br />
ausser Kontrolle. Rudolf Rickenbacher kann sich entweder<br />
noch aus der Kabine befreien oder wird durch<br />
die Fliehkräfte herausgeschleudert und verliert den<br />
Fallschirm. Er stürzt aus etwa 1800 Meter ab.<br />
Am nächsten Tag berichten<br />
die Zeitungen über die<br />
Luftkämpfe. Aber nur in Form<br />
eines dürren Communiqués<br />
der Armeeführung. Zensur.<br />
Obwohl Rudolf Rickenbacher<br />
das erste militärische Opfer<br />
von Kampfhandlungen unserer<br />
Armee ist, erwähnt die<br />
offizielle Verlautbarung den<br />
Absturz und Tod nur mit zwei Sätzen: «Im Luftkampf<br />
stürzte ein schweizerisches Flugzeug bei Boécourt in der<br />
Nähe von Glovelier ab. Der Pilot, Leutnant Rudolf Rickenbacher,<br />
geboren 1915, ist dabei im Dienst des Vaterlandes<br />
ums Leben gekommen.»<br />
32 s’Positive 3 / 2019