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EISHOCKEY<br />
Wer so richtig Salz in die Wunden der<br />
Langenthaler reiben will, stellt nur eine<br />
einzige Frage. Aber sie hat so viel Gewicht<br />
wie alle Fragen an die Oltner zusammen.<br />
6<br />
Wo wären die Langenthaler, wenn<br />
sie ein richtiges Stadion hätten?<br />
Das Halbfinal-<br />
Drama 2019<br />
10. März: Olten – Langenthal 2:1<br />
13. März: Langenthal – Olten 4:3 n.V<br />
15. März: Olten – Langenthal 5:3<br />
17. März: Langenthal – Olten 4:1<br />
20. März: Olten – Langenthal 1:4<br />
22. März: Langenthal – Olten 3:2 n.V<br />
Die Saison ist für Olten zu Ende.<br />
Zum 25. Mal in Serie wird Olten<br />
nicht Meister der zweithöchsten<br />
Liga. Langenthal bestreitet das Finale<br />
gegen La Chaux-de-Fonds. Es<br />
ist der dritte Final nach 2012 (gegen<br />
Lausanne) und 2017 (gegen die<br />
Rapperswil-Jona Lakers). 2012 und<br />
2017 ist der SC Langenthal Meister<br />
der zweithöchsten Liga geworden.<br />
Die Langenthaler Stadionfrage ist eine<br />
lokalpolitische Posse sondergleichen. In<br />
Langnau, einem Dorf mit nicht einmal<br />
halb so viel Finanzkraft wie die Stadt Langenthal,<br />
haben die Stimmbürger dem<br />
Umbau des Hockey-Tempels zugestimmt<br />
und dafür 15 Millionen Franken Steuergelder<br />
bewilligt. Und es ist dem SP-Gemeindepräsidenten<br />
Bernhard Antener im<br />
SVP-Herzland Langnau gelungen,<br />
einen Investor zu finden, der weitere<br />
15 Millionen in den Stadionumbau investiert<br />
hat (Peter Jakob). Nachdem zuvor<br />
das Gemeindeparlament schon mit insgesamt<br />
900 000 Franken aus der Steuerkasse<br />
dafür gesorgt hatte, dass die SCL Tigers<br />
nicht dem Konkurs verfallen. Die Erklärungen,<br />
in Langenthal blockiere die Parteienlandschaft<br />
das Stadionprojekt, sind<br />
nichts als faule Ausreden.<br />
Keine Frage: ein neues Stadion für eine<br />
Hockeyfirma wie den SC Langenthal zu<br />
bauen, müsste für die Stadt Langenthal eigentlich<br />
Pflicht sein. Zumal es ja einen perfekten<br />
Standort (Hard) gäbe. Eigentlich.<br />
Aber in Langenthal sind grosse Würfe<br />
(das wäre ein neues Stadion) wie in Langnau<br />
nicht möglich. Im Vergleich zur Realsatire,<br />
die in Langenthal seit Jahren um<br />
die Sanierung oder Nichtsanierung des<br />
Schoren und um einen Neubau an einem<br />
anderen Ort aufgeführt wird, war der<br />
Turmbau zu Babel ein straff geführtes Bauprojekt.<br />
Wären die Hockeymacher in Langenthal<br />
in der Lokalpolitik so erfolgreich wie<br />
im Sport, dann würde in Langenthal ein<br />
NHL-Stadion stehen. In diesem Zusammenhang<br />
darf noch eine polemische Zusatzfrage<br />
gestellt werden: Wo wäre der<br />
SC Langenthal, wenn Hauptaktionär Stephan<br />
Anliker seine Energie und sein Geld<br />
in seine Hockeyfirma im Dorf investieren<br />
und nicht bei Fussball-GC verschwenden<br />
würde? Wahrscheinlich in der höchsten<br />
Langenthals Philipp Rytz im<br />
Kampf mit Christoph Bagnoud.<br />
Liga. Dieses GC-Abenteuer ist für den SC<br />
Langenthal, jetzt, da es in die entscheidende<br />
Phase um das neue Stadionprojekt<br />
geht, lokalpolitisch toxisch. Die Gegner<br />
können zu Recht argumentieren, es gehe<br />
nicht an, Steuerfranken in ein Stadionprojekt<br />
zu Gunsten eines Klubs zu investieren,<br />
dessen Mitbesitzer und bis zu Beginn<br />
dieser Woche langjähriger Präsident<br />
und Hauptaktionär, sein Geld lieber in<br />
Zürich in einem sinnlosen Abenteuer verpulvert.<br />
Die Stadt Olten stellt dem EHC Olten<br />
eine formidable Infrastruktur zur Verfügung.<br />
Zwei Eisfelder und ein zweckmässiges<br />
Stadion, das allen Ansprüchen genügt<br />
und mit ein paar Handgriffen für die<br />
höchste Liga tauglich gemacht werden<br />
kann. Wären die Hockeymacher in Olten<br />
im Sport so erfolgreich wie in der Lokalpolitik,<br />
hätten sie schon die Schweizer<br />
Meisterschaft gewonnen.<br />
So haben wir zwei Rivalen, die eigentlich<br />
in die höchste Liga gehören und<br />
uns soeben in der zweithöchsten Liga mit<br />
einer dramatischen Halbfinalserie begeistert<br />
haben. Der SC Langenthal spielt jetzt<br />
gegen La Chaux-de-Fonds um die Meisterschaft.<br />
Holen die Langenthaler den<br />
Titel, dann dürfen sie den Verlierer der<br />
Playout-Serie zwischen dem HC Davos<br />
und den Rapperswil-Jona Lakers um einen<br />
Platz in der National League herausfordern.<br />
Aber wenn sie den Aufstieg<br />
sportlich schaffen sollten, müssten sie so<br />
hohe Auflagen der Liga rund um das Stadion<br />
erfüllen, dass sie auf die Promotion<br />
verzichten müssten.<br />
Die Langenthaler haben hockeytechnisch<br />
alles, um sportlich erstklassig zu<br />
werden, aber nicht die Infrastruktur. Die<br />
Oltner haben die Infrastruktur, um sportlich<br />
erstklassig zu werden, haben es aber<br />
sportlich zum 25. Mal hintereinander<br />
nicht geschafft. Zusammen wären der SC<br />
Langenthal und der EHC Olten, als «SC<br />
Oltenthal» oder «EHC Langolten» ein<br />
Meisterkandidat in der National League.<br />
Der SC Langenthal und der EHC Olten<br />
sind die zwei Königskinder unseres Hockeys,<br />
die nicht zusammenkommen können.<br />
Seien wir ehrlich: Es ist ganz gut so.<br />
Ach, es würde in unserem Eishockey ohne<br />
die Rivalität zwischen Olten und Langenthal<br />
etwas fehlen. Und die «Miserablen»,<br />
die in der höchsten Liga spielen, sind<br />
auch froh. Sie müssten sonst dem «SC Oltenthal»<br />
oder einen «HC Langolten» Platz<br />
machen. Und zum Schluss noch das: Es<br />
wäre halt schon schampar schön, wenn es<br />
in Langenthal ein schönes neues Stadion<br />
geben würde.<br />
42 s’Positive 3 / 2019