der-Bergische-Unternehmer_0419
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IM FOKUS UNTER UNS<br />
„Es gibt beim Klimaschutz<br />
keine Königstechnologie“<br />
Denn in allen Bereichen sind gezielte Maßnahmen erfor<strong>der</strong>lich, um die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
‚Klimawandel‘ effizient und nachhaltig zu gestalten. Bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />
übernimmt die Industrie eine wichtige Vorreiterfunktion. Davon ist Professor<br />
Dr. Manfred Fischedick, Vizepräsident des renommierten Wuppertal<br />
Instituts, aufgrund seiner langjährigen Erfahrung überzeugt.<br />
Das Wuppertal Institut wurde 1991 auf Bestreben<br />
<strong>der</strong> Landesregierung NRW als unabhängiger wissenschaftlicher<br />
Think Tank gegründet mit <strong>der</strong> Vorgabe,<br />
unter an<strong>der</strong>em die Themen Klimaschutz sowie<br />
Energie- und Ressourcen-Effizienz auf die<br />
politische und gesellschaftliche Agenda zu bringen.<br />
Heute arbeiten rund 240 Mitarbeiter sowie 60 Doktoranden<br />
aus verschiedenen Universitäten an <strong>der</strong><br />
Entwicklung und Realisierung von Strategien, die<br />
zur Lösung <strong>der</strong> komplexen Problematik beitragen.<br />
Schwerpunkte in <strong>der</strong> Tätigkeit des Wuppertal Instituts<br />
liegen beispielsweise im Bereich <strong>der</strong> Impactorientierten<br />
Transformationsforschung über die Verän<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten<br />
des Energiesystems, des<br />
Verkehrssektors, <strong>der</strong> energieintensiven Industrie<br />
und von Städten und Konsumgewohnheiten.<br />
Die aktuellen Daten und Fakten zum Klimawandel<br />
verheißen nichts Gutes. Trotzdem reagiert<br />
die Politik nach wie vor zögerlich. Ziele,<br />
die beispielsweise im Pariser Klimaschutzabkommen<br />
vereinbart wurden, werden von den<br />
meisten Staaten <strong>der</strong> EU nicht erreicht. Kann<br />
die Industrie in dieser Situation die innovative<br />
Vorreiterrolle übernehmen?<br />
Der Industrie kommt bei <strong>der</strong> Verwirklichung <strong>der</strong><br />
Klimaschutzziele eine entscheidende Bedeutung<br />
zu. Der Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen Industrie<br />
BDI hat klar gestellt, dass eine Verringerung <strong>der</strong><br />
Treibhausgas-Emissionen um 80 Prozent gegenüber<br />
1990 nicht nur technisch ohne weiteres möglich<br />
ist, son<strong>der</strong>n auch in volkswirtschaftlicher<br />
Hinsicht Sinn macht. Dies eröffnet große Chancen<br />
für wirksame Klimaschutzprodukte „made in<br />
Germany“ auf den international wachsenden<br />
Märkten.<br />
Welche Maßnahmen müssen zuerst realisiert<br />
werden, um die Folgen des Klimawandels abzumil<strong>der</strong>n?<br />
Einen Königsweg zum Klimaschutz gibt es nicht.<br />
Stattdessen ist es notwendig, die eingeleiteten<br />
Aktionen auf vielen Fel<strong>der</strong>n konsequent fortzuführen.<br />
Dazu zählt zum einen eine Fortsetzung<br />
<strong>der</strong> Stromwende durch einen weiteren dynamischen<br />
Ausbau erneuerbarer Energien und durch<br />
einen sukzessiven Ausstieg aus <strong>der</strong> Kohleverstromung,<br />
wie unlängst auch von <strong>der</strong> Kommission<br />
„Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“<br />
beschlossen wurde. Zum zweiten muss die Umsetzung<br />
<strong>der</strong> Wärmewende beschleunigt werden.<br />
Voraussetzung dafür ist, dass verstärkt alte Heizungen<br />
ausgetauscht werden und die energetische<br />
Sanierungsrate von Gebäuden gesteigert wird.<br />
Und schließlich hat vor allem das Vorantreiben<br />
<strong>der</strong> Mobilitätswende oberste Priorität. Die Stichworte<br />
sind hier Verkehrsvermeidung, das Umlagern<br />
von Verkehr durch den Umstieg auf einen attraktiveren<br />
ÖPNV, <strong>der</strong> Ausbau von Wegen für<br />
Fußgänger und Radfahrer und natürlich durch die<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektromobilität. Auf diese Weise<br />
gelingt es, die umweltrelevante Qualität <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />
entscheidend zu verbessern.<br />
Deutschland ist, was die Energiewende betrifft,<br />
im internationalen Vergleich deutlich zurückgefallen<br />
– trotz Investitionen in mehrfacher<br />
Milliardenhöhe.<br />
Lei<strong>der</strong> hat Deutschland im In- und Ausland massiv<br />
an Glaubwürdigkeit verloren und wird die für<br />
das Jahr 2020 selbst gesetzten Min<strong>der</strong>ungsziele<br />
spürbar verfehlen. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für den<br />
Bereich <strong>der</strong> Energieeffizienz. Im Vergleich haben<br />
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