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38 TIPPS<br />
<strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong><br />
Neue Krimis<br />
DARIO CORRENTI<br />
»Kälter als der Tod«<br />
Für uns Nordeuropäer ist Italien ja<br />
eher so das Land der unbeschwerten<br />
Sinnenfreuden. Und die haben<br />
mit Krimis nichts zu tun. Aber Italien<br />
ist nicht gleich Italien, und<br />
wenn ein Krimi im öden lombardischen<br />
Hinterland spielt, wo es im<br />
Winter dunkel und kalt ist, dann<br />
kommt wohl auch bei unseren<br />
südlichen Nachbarn so etwas wie<br />
skandinavische Düsternis auf.<br />
Und nicht nur die Italiener selbst<br />
scheinen das zu schätzen wissen,<br />
wie zum Beispiel der Erfolg von<br />
Rocco Schiavone zeigt, der nicht<br />
nur in der ARD in »Der Kommissar<br />
und die Alpen« im Aosta-Tal<br />
ermittelt.<br />
Auch der Thriller des italienischen<br />
Autorengespanns, das unter dem<br />
Namen Dario Correnti schreibt,<br />
spielt in den Bergen. Am Rand der<br />
Alpen nahe Bergamo wird eine junge<br />
Frau grausam ermordet aufgefunden.<br />
Der ziemlich abgehalfterte<br />
Gerichtsreporter Marco Besana ist<br />
einer der ersten am Tatort und von<br />
der Brutalität des Täters fasziniert.<br />
Als das nächste Opfer auftaucht,<br />
wird Besana klar: <strong>Das</strong> ist der Fall,<br />
auf den er sein Leben lang gewartet<br />
hat. Der Fall, der seine Karriere<br />
krönen könnte. Zusammen mit<br />
seiner Praktikantin, die ebenfalls<br />
eigentlich auf der Abschussliste<br />
des Chefredakteurs steht, folgt er<br />
der blutigen Spur, die der Serienkiller<br />
in dem kleinen verschneiten<br />
Dorf hinterlässt. Aber der Killer ist<br />
nicht nur schlau, sondern auch eiskalt.<br />
Und erst mit Hilfe einer alten<br />
Fallakte beginnt das ungleiche Ermittlerduo<br />
zu ahnen, wo das Böse<br />
eigentlich lauert. Der Thriller ist der<br />
Debütroman des Duos und wurde<br />
bereits in 15 Länder verkauft.<br />
Erschienen als Penguin-Taschenbuch,<br />
510 Seiten, 10 Euro.<br />
NINA LAURIN<br />
»Böser als<br />
du denkst«<br />
Kaum ein Land auf der Welt hat<br />
weniger mit Kriminalität zu tun<br />
als Kanada. Unendliche Weiten,<br />
jede Menge Natur mit wenigen<br />
Einwohnern, die dann aber sehr<br />
gastfreundlich sind und nicht<br />
einmal ihre Häuser abschließen,<br />
wenn sie zum Einkaufen fahren –<br />
das ist eher ein Bild, das einem bei<br />
Kanada in den Sinn kommt. Doch<br />
wir erinnern uns, dass auch andere<br />
friedliche Länder wie Schweden,<br />
Norwegen oder Island, wo maximal<br />
ein Mord pro Jahr verübt wird, offenbar<br />
vom Bösen fasziniert sind<br />
und schrecklich schöne Krimis hervorbringen.<br />
Nicht anders ist es bei Nina Laurin,<br />
einer zweisprachigen Kanadierin,<br />
die in Montreal, der vielleicht<br />
schönsten und tolerantesten Stadt<br />
Nordamerikas, lebt und schreibt.<br />
Schon ihr Debüt »Escape« war ein<br />
großer Erfolg, zu Recht, wie all<br />
diejenigen wissen, die unserer Leseempfehlung<br />
gefolgt sind. Auch<br />
ihr neuer Roman ist ein echter<br />
psychologischer Thriller mit allem,<br />
was dazu gehört. Angemessener<br />
Weise beginnt er mit einem Knall.<br />
Andrea donnert mit ihrem Wagen<br />
gegen einen Baum. Schwer angeschlagen,<br />
aber mächtig beduselt<br />
gelingt es ihr, sich aus dem Wrack<br />
zu retten. Im Krankenhaus gelingt<br />
es ihr nur bruchstückhaft, sich zu<br />
erinnern. Und mit dem Erinnern<br />
ist das so eine Sache bei der jungen<br />
Frau, denn ihre Vergangenheit<br />
weist dunkle Schatten auf. Ihre Eltern<br />
kamen bei einem Feuer ums<br />
Leben, für das ihr Zwillingsbruder<br />
Eli verantwortlich war. Den hat sie<br />
seit 15 Jahren nicht mehr gesehen,<br />
denn während seiner Gefängnisstrafe<br />
hat sie ihn nicht besucht.<br />
Vielmehr hat sie versucht, ihre ge-