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SENAT DER WIRTSCHAFT<br />
DIGITALISIERUNG:<br />
RETTET, ODER SCHADET<br />
SIE UNS?<br />
„Wenn alle Menschen so leben würden,<br />
wie wir in Europa, dann bräuchten<br />
wir schon heute drei Erden.“<br />
Digitalisierungsexperte Karl-Heinz Land<br />
WAS DER DIGITALE WANDEL FÜR DEN PLANETEN SOWIE FÜR<br />
WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT BEDEUTET.<br />
text by<br />
JOCHEN RESSEL<br />
Executive Director – Operations & Chefredakteur<br />
Wirtschaftsmagazin SENATE<br />
„WENN ALLE MENSCHEN SO LEBEN WÜRDEN, WIE<br />
WIR IN EUROPA, DANN BRÄUCHTEN WIR SCHON HEU-<br />
TE DREI ERDEN“, postulierte der international anerkannte Digitalisierungsexperte<br />
Karl-Heinz Land kürzlich in Wien. Dieser unvorstellbare<br />
Ressourcenverbrauch ist die Auswirkung von 7,6 Mrd.<br />
Menschen auf unserem Planeten, von denen 4 Mrd. das Internet nutzen<br />
und von denen fast 3,5 Mrd.auf Social Media-Plattformen aktiv<br />
sind. Mittlerweile gibt es auf unserer Erde gleich viele Mobiltelefone,<br />
wie Menschen. Wohin wird uns die Digitalisierung führen? Zum<br />
Zusammenbruch der Ökosysteme und unserer sozialen Strukturen?<br />
Oder ist sie die Rettung für unseren Planeten und die einzige Chance<br />
für das künftige Funktionieren unsere Gesamtgesellschaft?<br />
DIE SOZIALE FRAGE<br />
Betrachtet man die Wochenarbeitszeit seit dem Beginn der Industriellen<br />
Revolution stellt man fest, dass von 1875 bis um die Jahrhundertwende<br />
die 7-Tage-Woche die Regel war. Erst danach, bis in die 1950er-Jahre,<br />
gab es pro Woche einen freien Tag. Für uns ist heute die 5-Tage-Woche<br />
Standard. Ist mit der Reduktion der Arbeitszeit um 30 % auch die Armut<br />
gestiegen? Keinesfalls. Noch nie zuvor war selbstbestimmt verfügbares<br />
Einkommen für einen so großen Teil der Weltbevölkerung möglich.<br />
Alle Statistiken beweisen, dass die Armut noch nie so dramatisch reduziert<br />
wurde, wie in den letzten 100 Jahren und sie ist nach wie vor im<br />
Sinken begriffen. Das Institut für Soziale Dreigliederung prognostizierte<br />
bereits 1994, dass aufgrund des Digitalen Wandels mit einer 2-Tage-<br />
FOTOS: ©SENAT DER WIRTSCHAFT<br />
Woche um das Jahr 2030 gerechnet werden muss. Heute, 25 Jahre nach<br />
dieser Schätzung, spricht vieles dafür, dass dem tatsächlich so sein wird.<br />
Wenn allerdings die Reduktion der Wochenarbeitszeit bisher nicht in<br />
den gesellschaftlichen Ruin geführt hat, gibt auch es keinen Grund, Panik<br />
vor der weiteren Entwicklung zu haben. Denn auch die Erfindungen<br />
der Dampfmaschine, der Elektrizität, der Elektronik und IT, bis hin zum<br />
Internet und dem aktuellen Rollout von Cyber-Physischen-Systemen<br />
und dem Internet of Things, waren und sind immer von Ängsten vor<br />
der Veränderung der Arbeitswelt begleitet. Die damit einhergehenden<br />
Horrorszenarien blieben in der Vergangenheit allerdings aus.<br />
Digitalisierung wird zweifelsohne große und herausfordernde Veränderungen<br />
bringen. Wenn z.B. durch sinkenden Arbeitszeiten bei gleichzeitig<br />
steigender Automatisierung von repetitiven Prozessen die Steuern auf<br />
Arbeitskraft (die heute unglaublich hoch sind), einen immer geringeren<br />
Anteil am Einkommen des Staates haben, liegt auf der Hand, dass neue<br />
Steuersystematiken entwickelt und implementiert werden müssen.<br />
DIGITALISIERUNG UND SOCIAL ENTREPRENEURSHIP<br />
Das ist auch einer der Gründe, warum der Staat keinesfalls eine immer<br />
noch größere Anzahl von sozialen Aufgaben übernehmen kann – ein<br />
Trend, der sich schon heute in der steigenden Zahl von neugegründeten<br />
„Sozial-Unternehmen“ zeigt. Zur Klarstellung: Dabei handelt es<br />
sich nicht um „soziale Unternehmen“, sondern um ein Unternehmenskonzept,<br />
das die ertrag- und gewinnbringende Lösung sozialer Heraus-<br />
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