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Inkontakt Mai Juni E

„Weg der Hoffnung“ titelt diese Inkontakt-Ausgabe. Die Bibel schildert uns die Weggemeinschaft von zwei Männern. Nur einer von Beiden ist uns mit Namen bekannt: Kleopas. Sie befinden sich auf dem Weg nach Emmaus, ihrem Heimatort, ungefähr 11 Kilometer von Jerusalem entfernt.

„Weg der Hoffnung“ titelt diese Inkontakt-Ausgabe. Die Bibel schildert uns die Weggemeinschaft von zwei Männern. Nur einer von Beiden ist uns mit Namen bekannt: Kleopas. Sie befinden sich auf dem Weg nach Emmaus, ihrem Heimatort, ungefähr 11 Kilometer von Jerusalem entfernt.

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Leben nicht weiter. Es ist schon tot, auch wenn<br />

es physisch noch am Leben ist.<br />

Hoffnung ist der Antrieb für das Leben, sie ist das<br />

Leben selbst. Die Hoffnung ist Leben, weil sie<br />

auf das Leben setzt. Weil sie es nicht verloren<br />

gibt, auch wenn alles um das Leben herum<br />

seufzt.<br />

Die Hoffnung blickt über das Jetzt hinaus. Auf ein<br />

anderes Leben in einer neuen Welt.<br />

Jede Hoffnung braucht einen Grund. Sonst ist<br />

sie keine Hoffnung, sondern nur ein leeres<br />

Versprechen.<br />

Der Grund der Hoffnung, von dem Paulus<br />

schreibt, ist Jesus Christus. Er hat am Kreuz<br />

gelitten und geseufzt. Mit ihm seufzen seine<br />

Jünger und die Frauen am Grab.<br />

Er war tot, war am Endpunkt. Doch an diesem<br />

Endpunkt wächst neues Leben. Aus dem<br />

Endpunkt wird ein Ausgangspunkt. Neues Leben<br />

bricht auf, wo keines mehr vorstellbar war. Es ist<br />

so ganz anders. Gegen jede Erwartung. Gegen<br />

jede Regel. Gegen allen Verstand.<br />

Wenn wir aber hoffen auf das, was man nicht<br />

sieht, so warten wir darauf mit Geduld.<br />

Die Flüchtlinge im ICE sind ins Ungewisse<br />

aufgebrochen, ohne genau zu wissen, wie es<br />

enden wird. Die Hoffnung auf ein Leben in<br />

Sicherheit treibt sie an. Sie warten geduldig im<br />

Zug, 3 ½ Stunden, ohne zu wissen wie es für die<br />

weitergeht. Sie kennen das schon. Die dänische<br />

Polizei kontrolliert die Papiere, alle Flüchtlinge<br />

müssen aussteigen. Da helfen kein Betteln und<br />

keine Tränen. Auch die Familie mit dem Baby<br />

muss gehen. In ihren Gesichtern sehe ich Leere.<br />

Resignation. Sie wissen nicht, was sie erwartet.<br />

Ob sie zurückgeschickt werden, nach<br />

Deutschland oder in ihre Heimat. Oder ob sie<br />

doch noch Schweden erreichen werden.<br />

Aus den Nachrichten erfahre ich am nächsten<br />

Tag, dass die Flüchtlinge in Turnhallen gebracht<br />

wurden, zur Registrierung. Doch ihr Ziel war<br />

Schweden. Und so machen sich mehrere<br />

hundert Menschen auf den Weg zu Fuß nach<br />

Schweden, entlang der Autobahn. Dabei<br />

bekommen sie Begleitschutz von dänischen<br />

Autofahrern. Eine Autobahn wird zur<br />

Wandertrasse. Hunderte Menschen machen<br />

sich auf den Weg.<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und doch bleibt ein<br />

Stachel.<br />

Aber Hoffnung, die man sieht, ist keine<br />

Hoffnung, denn was kann man hoffen, was man<br />

sieht?<br />

Hoffen ins Ungewisse, ohne Sicherheit.<br />

Ausgang offen? Die Hoffnung muss lebendig<br />

bleiben, sie braucht Nahrung. Da ist es gut, wenn<br />

wir uns immer wieder an ihren Grund erinnern.<br />

Und jetzt schon ein Stück erfahren von der<br />

Erfüllung.<br />

Vor seinem Tod hat Jesus Abendmahl gefeiert.<br />

Ein Festmahl im Angesicht des Todes. Ein<br />

Abend voller Leben. Wenn wir heute Abendmahl<br />

feiern, erinnern wir uns daran. An das Leben und<br />

an das Sterben Jesu. Wir hören seine Worte.<br />

An seinem Tisch saßen seine Freunde und der<br />

Verräter. Hoffnungsvoll und hoffnungsleer. Jeder<br />

hatte einen Platz, keiner musste hungern.<br />

Wenn wir heute Abendmahl feiern, erinnern wir<br />

uns auch daran. Wir sind alle eingeladen an den<br />

Tisch Jesu Christi. Mit ihm beginnt neues Leben<br />

dort, wo alles hoffnungslos war. In seinem<br />

Namen sind wir zusammen, in seinem Sinne. Er<br />

ist uns nahe in seinem Geist. Wir essen nur ein<br />

Stück Brot und trinken nur einen Schluck Wein.<br />

Es ist kein Festmahl. Wir werden nicht satt. Doch<br />

es ist ein Vorgeschmack auf das Kommende. Es<br />

ist eine Kostprobe. Darin können wir das neue<br />

Leben schmecken, das in Jesus Christus<br />

begonnen hat. Sie lässt uns nur erahnen, was<br />

wir erwarten, was wir erhoffen. Es ist ein Stück<br />

Wegzehrung auf einem langen Weg. Vielleicht<br />

reicht das nicht immer, um die Hoffnung wieder<br />

zu stärken. Aber es kann sie am Leben halten,<br />

wenn alles seufzt. So lange wir leben, haben wir<br />

Hoffnung. Die Hoffnung stirbt zuletzt.<br />

Seine Frau hat gekämpft, doch sie hat es nicht<br />

geschafft. Jetzt ist er allein. Wenn er<br />

zurückschaut auf die Zeit, fällt ihm auf: Nie waren<br />

sie ohne Hoffnung. Immer hat er gehofft, die<br />

nächste Untersuchung bringt die Wende.<br />

Bis zuletzt. Auch als es allen anderen klar war,<br />

dass seine Frau sterben wird, hat er gehofft,<br />

dass es einfach so wird wie früher. Völlig<br />

irrational. Aber das hat ihm Kraft gegeben, weiter<br />

zu machen, bis zum Schluss. Ein Leben ohne sie<br />

konnte er sich nicht vorstellen. Jetzt steht er<br />

mitten drin. Vieles hat er schon ohne sie erlebt.<br />

Es ist schwer. Sie fehlt ihm. Doch es gibt auch<br />

Momente, da ist sie ihm ganz nah. Sie ist nicht<br />

einfach weg. Etwas von ihr bleibt. Diese<br />

Momente geben ihm Kraft, weiter zu leben.<br />

Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt. Die Hoffnung<br />

lässt Leben wachsen – auch im Seufzen.<br />

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