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Inkontakt Mai Juni E

„Weg der Hoffnung“ titelt diese Inkontakt-Ausgabe. Die Bibel schildert uns die Weggemeinschaft von zwei Männern. Nur einer von Beiden ist uns mit Namen bekannt: Kleopas. Sie befinden sich auf dem Weg nach Emmaus, ihrem Heimatort, ungefähr 11 Kilometer von Jerusalem entfernt.

„Weg der Hoffnung“ titelt diese Inkontakt-Ausgabe. Die Bibel schildert uns die Weggemeinschaft von zwei Männern. Nur einer von Beiden ist uns mit Namen bekannt: Kleopas. Sie befinden sich auf dem Weg nach Emmaus, ihrem Heimatort, ungefähr 11 Kilometer von Jerusalem entfernt.

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Wohl sortierte Auswahl an<br />

Vergehen<br />

Zweite Verharmlosung:<br />

Warum dieser einseitige Blick auf die dunkle<br />

Seite der Medaille? Sind Christen nicht eine<br />

neue Kreatur? Sind sie nicht zur Heiligung<br />

berufen? Ist das Reich Gottes nicht<br />

angebrochen? Doch, natürlich! Trotzdem sind<br />

wir noch nicht verherrlicht, leben noch nicht im<br />

Himmel und sündlos sind wir auch nicht.<br />

Man nennt Sünde sehrwohl beim Namen,<br />

verpackt sie aber in praktische, leicht<br />

verständliche Schubladen und klebt<br />

wohlklingende Namen drauf: Todsünden,<br />

himmelschreiende Sünden, lässliche Sünden<br />

und dergleichen. Natürlich klingt Todsünde<br />

dramatisch, natürlich ist ein Mord gravierender<br />

als ein Diebstahl. Doch ein paar Etiketten<br />

werden dem alles umfassenden, unsagbar<br />

tödlichen und von Gott trennenden Charakter<br />

der Sünde nicht gerecht. Wer sündigt, macht<br />

nicht bloß eine Schublade auf. Sünde bringt<br />

immer die Beziehung zu dem durch und durch<br />

heiligen Gott durcheinander. Auch bei einer<br />

lässlichen Sünde.<br />

Dritte Verharmlosung:<br />

Man nennt Sünde beim Namen, meint faktisch<br />

aber nur eine wohl sortierte Auswahl an<br />

Vergehen: das Abschreiben in der Schule,<br />

Selbstbefriedigung, Ehebruch und das<br />

Schummeln bei der Steuererklärung. Wer das<br />

noch nie gemacht hat oder einigermaßen im Griff<br />

hat, lehnt sich entspannt zurück und denkt: So<br />

schlecht bin ich doch gar nicht. Auch wer so<br />

vereinfachend von Sünde denkt, hat ihre<br />

Tragweite noch längst nicht begriffen. Nicht wir<br />

haben die Sünde im Griff. Es ist umgekehrt.<br />

VÖLLIG VERSTRICKT<br />

Sünde ist das Übel, das diese Welt im Griff hat.<br />

Die Welt liegt im Argen, ist geknechtet unter der<br />

Herrschaft des Bösen (1 Joh 5, 19; Joh 12, 31).<br />

Wir sind in Sünde verstrickt und handeln selbst<br />

als Christen gegen Gottes Willen (Rö 7, 19), wir<br />

werden krank und sterben. Und selbst für den,<br />

der es gut meint, ist die Lage manchmal so<br />

verzwickt, dass er nur schuldig werden kann –<br />

egal wie er handelt (s.a. Rö 7, 21).<br />

ERSCHRECKEN VOR DER<br />

ERNSTHAFTIGKEIT<br />

Erst der Blick auf die dunkle Seite der Medaille<br />

lässt die helle Seite so recht erstrahlen. Und nur<br />

beide Seiten liefern das ganze Bild. Wer nicht<br />

verstanden hat, wie verloren er ist, wird die<br />

Gnade nicht recht wertschätzen können. Wer die<br />

weitrechenden Auswirkungen von Sünde nicht<br />

im Blick hat, wird weiter rational damit umgehen.<br />

Wer nicht begriffen hat, wie umfassend und<br />

tödlich Sünde ist, wird immer noch meinen, gar<br />

nicht so schlecht dazustehen.<br />

Von Zeit zu Zeit scheint es notwendig, die<br />

strahlend schöne Medaille der Gnade und<br />

Errettung umzudrehen und vor der<br />

Ernsthaftigkeit der Lage zu erschrecken. Nicht,<br />

um sich selbst zu zerknirschen oder als<br />

Pessimist der Nation in die Geschichte<br />

einzugehen. Wohl aber, um neu nachvollziehen<br />

zu können, was Jesus für uns Menschen bewirkt<br />

hat. Nur dann kann sich wirkliche Dankbarkeit<br />

breitmachen. Nur dann wissen wir, wie nötig wir<br />

auch heute Gottes Gnade haben. Nur dann<br />

können wir wirklich gnädig mit unseren<br />

Mitmenschen umgehen.<br />

Zu dieser Erkenntnis kann ich zum Beispiel in<br />

der Beichte kommen, also beim<br />

Schuldbekenntnis vor einem Mitchristen.<br />

Schade, dass diese Praxis für viele eine negativ<br />

belegte Geschichte hat. Denn gerade hier wird<br />

mir die Schwere von Schuld besonders deutlich.<br />

Hier kommt die Sünde ans Licht, ich kann nicht<br />

mehr um den heißen Brei herumreden. Der<br />

gemeinsame Blick auf meine dunkle Seite ist<br />

unangenehm und zerschlägt allen Stolz,<br />

Selbstbetrug und alles Maskentragen. Er ist<br />

schmerzhaft, letztlich aber wohltuend. Mag der<br />

Blick auf meine Schuld und der Schritt zur<br />

Beichte also auch schmerzlich sein: Heilsam<br />

sind beide allemal.<br />

Quelle: ERF<br />

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