Berliner Zeitung 14.05.2019
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Ganz neues Deutschland –das alte <strong>Zeitung</strong>shaus in Friedrichshain Seite 3<br />
Götz Aly<br />
über die<br />
Treuhand<br />
Seite 8<br />
4°/13°<br />
Viel Sonne<br />
Wetter Seite 26<br />
Franziska Giffey über die<br />
Plagiatsvorwürfe gegen sie<br />
Politik Seite 4<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Warum Twitter die Konten<br />
von <strong>Berliner</strong>n sperrt<br />
Netzwerk Seite 24<br />
Dienstag,14. Mai 2019 Nr.110 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Waswird sein?<br />
Zum Todvon Doris Day<br />
Feuilleton Seite 19<br />
Der Kardinal<br />
als<br />
Stromdieb<br />
VonRegina Kerner<br />
Roms Obdachlose kennen ihn gut,<br />
den Monsignore Konrad Krajewski,<br />
55. Als Papst Franziskus den polnischen<br />
Geistlichen vor sechs Jahren<br />
zu seinem Almosenbeauftragten ernannte,<br />
ermahnte er ihn, nicht am<br />
Schreibtisch zu sitzen. Genau das tut<br />
der Kurienkardinal aus Lodz. Er verteilt<br />
nicht nur Spenden an Wohnungslose<br />
und macht Ausflüge mit<br />
ihnen. Er überließ<br />
seine Dienstwohnung<br />
einer<br />
syrischen Flüchtlingsfamilie<br />
und<br />
logiert seither im<br />
Büro.<br />
In der Nacht<br />
zu Sonntag ließ<br />
Konrad Krajewski<br />
kämpft für dieArmen im<br />
Auftrag des Papstes.<br />
Rom<br />
sich Krajewski<br />
im Dienste der<br />
Armen nun sogar<br />
zu einer aufsehenerregenden<br />
illegalen Aktion<br />
hinreißen. Der Monsignore stieg in<br />
den Kellerschacht eines seit 2013 besetzten<br />
Hauses nahe des römischen<br />
Bahnhofs Termini. Dort öffnete er<br />
den versiegelten Stromkasten und<br />
schaltete den seit einer Woche abgestellten<br />
Stromwieder ein.<br />
450 Menschen hausen in dem siebenstöckigen<br />
Gebäude, indem früher<br />
die Rentenbehörde des öffentlichen<br />
Dienstes untergebracht war.Italiener<br />
sind darunter, die seit Jahren<br />
auf eine Sozialwohnung warten, vor<br />
allem aber Migranten und Flüchtlinge<br />
aus 18 Ländern, die sonst auf<br />
der Straße sitzen würden. Außerdem<br />
residieren mehr als 20 alternative<br />
Theater-und Kulturvereine dort. Wegen<br />
300 000 Euro Schulden war ihnen<br />
das Licht abgedreht worden.<br />
DasKardinal schritt zur Tat, nachdem<br />
er ergebnislos mit dem Stromversorger<br />
gesprochen hatte.AmZähler<br />
hinterließ er seine Visitenkarte.<br />
Unklar ist, ob der Vatikan die Rechnungen<br />
übernimmt oder die Vereine<br />
und Bewohner selbst. Sieseien ja bereit<br />
zu zahlen, sagten sie. Aber bislang<br />
hätten sie keinen Vertrag.<br />
Krajewski droht ein Verfahren. Die<br />
Manipulation verplombter Stromzähler<br />
kann in Italien mit Haft bis zu<br />
drei Jahren geahndet werden. DerVatikan<br />
sprach von einer „Geste der<br />
Menschlichkeit“. Aber es gibt auch<br />
Kritik. „Ich erwarte,dass er nun auch<br />
die Stromschulden aller italienischen<br />
Familien zahlt, die in Schwierigkeiten<br />
sind, aber keine Häuser besetzen“,<br />
sagte der rechtsnationale Innenminister<br />
und Lega-Chef Matteo Salvini.<br />
Derwill die fast einhundertbesetzten<br />
Häuser in Romräumen lassen.<br />
Mietenanstieg ist gebremst<br />
Der <strong>Berliner</strong> Mietspiegel 2019 ist da. Er weist ein<br />
abgeschwächtes Preiswachstum aus.<br />
Streit gibt es darüber,wie mandiese Tendenz verstärkt<br />
VonUlrich Paul<br />
Der rasante Anstieg der<br />
Mieten in Berlin setzt<br />
sich nicht weiter fort. In<br />
den vergangenen zwei<br />
Jahren sind die durchschnittlichen<br />
Mieten in der deutschen Hauptstadt<br />
nur noch um 2,5 Prozent jährlich gestiegen.<br />
Das geht aus dem Mietspiegel<br />
2019 hervor, den Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher<br />
(Linke) am Montag präsentierthat.<br />
Verglichen mit dem Mietspiegel<br />
2017, der noch ein Preiswachstum<br />
von4,6 Prozent jährlich auswies,hat<br />
sich der Anstieg der Mieten damit<br />
deutlich verlangsamt. Lompscher<br />
führte als Gründe an, dass „die mietenstabilisierenden<br />
Maßnahmen<br />
des Landes Berlin Wirkung zeigen“.<br />
So werde der Mietenanstieg bei den<br />
landeseigenen Wohnungsunternehmen<br />
nach dem Abschluss einer Kooperationsvereinbarung<br />
mit dem<br />
Senat auf zwei Prozent pro Jahr beschränkt.<br />
Zudem führe die wachsende<br />
Zahl der Milieuschutzgebiete<br />
dazu, dass mehr und mehr Mieter<br />
besser vor Luxusmodernisierungen<br />
und den damit verbundenen Mietsteigerungen<br />
geschützt seien.<br />
Ein weiterer Grund dürfte sein,<br />
dass der Anteil der eher höheren<br />
Mieten aus neu abgeschlossenen<br />
Verträgen im neuen Mietspiegel nur<br />
noch 35 Prozent statt vorher 44 Prozent<br />
beträgt. Der <strong>Berliner</strong><br />
Mieterverein geht davon aus, dass<br />
noch ein anderer Umstand für den<br />
gebremsten Mietanstieg verantwortlich<br />
ist: Die Änderung des Verfahrens<br />
zur Einordnung der Wohnungen<br />
in die drei Wohnlagen „einfach“,<br />
„mittel und „gut“.<br />
Bislang wurden nötige Korrekturennur<br />
punktuell vorgenommen. Im<br />
Mietspiegel 2019 wurde nun ein<br />
neues statistisches Verfahren eingeführtund<br />
flächendeckend für die gesamte<br />
Stadt angewandt. Im Ergebnis<br />
ist laut Mieterverein fast jede vierte<br />
Adresse in eine andere Wohnlage<br />
einsortiert worden. Die „neue Mischung“<br />
schränke vor allem in den<br />
guten Wohnlagen die Spanne für<br />
künftige Mieterhöhungen ein. „Die<br />
daraus resultierenden mietdämpfenden<br />
Effekte in diesem Mietspiegel<br />
dürften jedoch bereits im nächsten<br />
Mietspiegel wieder verpuffen“,<br />
warnt die stellvertretende Geschäftsführerin<br />
des Mietervereins, Wibke<br />
Werner. Der Mieterverein fordert<br />
deswegen schärfereGesetze, um den<br />
Durchschnittliche Entwicklung der ortsüblichen Vergleichsmieten<br />
Monatliche Nettokaltmiete in Euro pro Quadratmeter<br />
München Hamburg Berlin<br />
8,42 8,72 9,30 9,90 9,79 10,13 10,73 11,23 11,69<br />
5,83 6,13 6,26 6,53 6,76 7,15<br />
4,00 4,24 4,49 4,75 4,83<br />
7,56<br />
5,21 5,54 5,84<br />
8,02 8,44<br />
6,39 6,72<br />
1999 2002 '04 '06 '08 '10 '12 '14 '16 '18<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: SENSW<br />
Mietenanstieg dauerhaft wirksam zu<br />
stoppen. Unter anderem sollten<br />
Mieterhöhungen in laufenden Verträgen<br />
auf zwei Prozent jährlich begrenzt<br />
werden. Zudem müssten bei<br />
der Erarbeitung von Mietspiegeln<br />
künftig alle Mieten einbezogen werden,<br />
nicht nur die geänderten oder<br />
neu vereinbarten Mieten der vergangenen<br />
vier Jahre. DieWohnungswirtschaft<br />
warnt dagegen vor stärkeren<br />
GETTY/WESTEND61/RAINER BERG<br />
Eingriffen in den Markt–und voreinem<br />
Mietendeckel. „Mit dem <strong>Berliner</strong><br />
Mietspiegel 2019 hat die Hauptstadt<br />
einen funktionierenden Mietendeckel“,<br />
sagte Susanne Klabe,die<br />
Geschäftsführerin des Immobilienverbandes<br />
BFW Berlin/Brandenburg.<br />
Erstmals seit 2013 wurde der<br />
Mietspiegel vonallen an der Erarbeitung<br />
beteiligten Verbänden der Vermieter-<br />
und Mieterseite anerkannt.<br />
Stadtentwicklungssenatorin Lompscher<br />
sagte, sie wünsche sich, dass<br />
auch die Deutsche Wohnen den<br />
Mietspiegel 2019 mitträgt.<br />
Der Mietspiegel gibt Auskunft<br />
über die ortsübliche Miete einer<br />
Wohnung. Vermieter können damit<br />
Mieterhöhungen begründen. Mieter<br />
können prüfen, ob die Forderungen<br />
der Vermieter berechtigt sind.<br />
Wenn es nach Bundesjustizministerin<br />
Katarina Barley (SPD) geht,<br />
sollen die Mieterrechte gestärkt werden.<br />
Barley will bei der Erarbeitung<br />
von Mietspiegeln die Mieten der<br />
letzten sechs Jahre einbeziehen und<br />
damit die Erhöhungsspielräume begrenzen.<br />
Und sie will die Mietpreisbremse<br />
so verschärfen, dass Vermieter<br />
zu viel kassierte Beträge bereits<br />
ab Vertragsschluss zurückzahlen<br />
müssen –nicht erst, wenn der Mieter<br />
einen Verstoß rügt. Dagegen gibt es<br />
Widerstand aus der CDU. Tagesthema<br />
Seite2,Kommentar Seite8<br />
Neue Wege<br />
gegen die<br />
Clans gefordert<br />
Neuköllns Jugendstadtrat<br />
Liecke im Gespräch<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Sie fahren mit dicken Autos vor<br />
dem Jobcenter vorund kassieren<br />
Sozialleistungen, und niemand fragt<br />
nach der Herkunft der Fahrzeuge –<br />
kriminelle Großfamilien sehen die<br />
Gesellschaft als Beutestaat an. Das<br />
sagt Neuköllns Jugendstadtrat Falko<br />
Liecke (CDU) im Gespräch mit der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Liecke fordert, dass<br />
der Rechtsstaat alle Instrumente anwendet,<br />
die er juristisch zur Verfügung<br />
hat, um das Phänomen der<br />
Clans zu bekämpfen. „Und wenn<br />
diese nicht genügen, muss er<br />
schauen, ob er neue Instrumente<br />
schafft“, sagt der 46-Jährige.<br />
Liecke will ein solches neues Instrument<br />
schaffen: Er möchte Kinder<br />
aus den Clanstrukturen herausnehmen.<br />
„Kriminelle Großfamilien<br />
erreicht man nur über zwei Druckmittel:<br />
Kohle und Kinder“, sagt der<br />
CDU-Stadtrat. Er wolle erreichen,<br />
dass Kinder aus diesen arabischen<br />
Clans und im Idealfall auch deren Eltern<br />
aufhören, straffällig zu werden.<br />
„Das schaffe ich aber nicht, wenn ich<br />
mit Wattebauschen werfe.“ Deswegen<br />
lässt Liecke derzeit ein juristisches<br />
Gutachten erarbeiten, dass die<br />
Frage beantworten soll: Hat Kriminalität<br />
innerhalb der Familie Auswirkungen<br />
auf das Kindeswohl? Liecke<br />
sagt ja.<br />
Kinder seien für diese Familien<br />
wichtig. Aber Geld, Luxusautos, Immobilien,<br />
teure Uhren seien für<br />
diese Leute noch wichtiger,soder Jugendstadtrat.<br />
Denen sei es extrem<br />
wichtig, sich nach außen darzustellen<br />
und damit Einfluss, Wohlstand<br />
und Erfolg zu suggerieren. Der<br />
Rechtsstaat habe es jahrzehntelang<br />
versäumt, gegen die kriminellen<br />
Clans vorzugehen.<br />
Berlin Seiten 9und 10<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
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(Mo-Fr10-16 Uhr), Fax-499;<br />
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BERLIN<br />
MESSEN
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Wohnen in Berlin<br />
SPANDAU<br />
REINICKENDORF<br />
PANKOW<br />
Vor allem in den Gründerzeitbauten wird es<br />
teurer. InHäusern aus der Nachkriegszeit sind<br />
dagegen moderate Steigerungen und teils sogar<br />
sinkende Kosten zu verzeichnen.<br />
LICHTENBERG<br />
MARZAHN-HELLERSDORF<br />
Die Mieten<br />
der Stadt<br />
MITTE<br />
FRIEDRICHSHAIN-<br />
KREUZBERG<br />
VonUlrich Paul<br />
TEMPELHOF-<br />
SCHÖNEBERG<br />
CHARLOTTENBURG-<br />
WILMERSDORF<br />
STEGLITZ-<br />
ZEHLENDORF<br />
NEUKÖLLN<br />
TREPTOW-KÖPENICK<br />
Wohnlagenkarte<br />
überwiegend einfache Wohnlage<br />
überwiegend mittlere Wohnlage<br />
überwiegend gute Wohnlage<br />
Gebiete ohne betroffenen Wohnraum<br />
BLZ/HECHER;<br />
QUELLE: SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENTWICKLUNG UND WOHNEN<br />
Altbauten aus der Gründerzeit<br />
sind in Berlin besonders<br />
beliebt – und teuer.<br />
Das macht sich auch im<br />
neuen Mietspiegel bemerkbar. So<br />
sind die Mieten für Wohnungen, die<br />
bis 1918 errichtet wurden, in den vergangenen<br />
zwei Jahren im Schnitt um<br />
rund 3,8 Prozent jährlich gestiegen.<br />
So starkwie in keiner anderen Baualtersklasse.<br />
Überdurchschnittlich zogen<br />
darüber hinaus die Mieten in großen<br />
Wohnungen ab 90 Quadratmetern<br />
an – sie verteuerten sich im<br />
Schnitt um 3,1 Prozent jährlich, wie<br />
Stadtentwicklungssenatorin Katrin<br />
Lompscher (Linke) am Montag bei<br />
der Vorstellung des Mietspiegels 2019<br />
sagte. Wohnungen in einfacher Lage<br />
verteuerten sich ebenfalls überdurchschnittlich<br />
–umdrei Prozent<br />
jährlich.<br />
Zum Vergleich: Im Schnitt legten<br />
die Mieten in Berlin laut Mietspiegel<br />
2019 um 2,5 Prozent jährlich zu. Unterdurchschnittlich<br />
sind die Mieten<br />
bei Wohnungen der Baualtersstufe<br />
1950 bis 1964 gestiegen, also bei den<br />
Nachkriegsbauten. Hier kletterten die<br />
Preise um weniger als ein Prozent<br />
jährlich. Wohnungen in guter Lage<br />
verteuerten sich im Schnitt um nur<br />
1,3 Prozent proJahr.<br />
Eingeschränkte Umlage<br />
Auffällig sind laut <strong>Berliner</strong> Mieterverein<br />
teils sinkende Mieten in denWohnungen<br />
der Baualtersklasse 1973 bis<br />
1990 im Ostteil sowie in Wohnungen,<br />
die von 1965 bis 1972 errichtet wurden.<br />
Hier zeigten sich die positiven<br />
Auswirkungen der Kooperationsvereinbarung<br />
der städtischen Wohnungsunternehmen<br />
mit dem <strong>Berliner</strong><br />
Senat. Danach sind bei den städtischen<br />
Wohnungsbaugesellschaften<br />
die Mieterhöhungen auf vier Prozent<br />
in zwei Jahren begrenzt.<br />
Zudem dürfen die städtischen<br />
Wohnungsunternehmen nach einer<br />
Modernisierung die Miete nur um<br />
sechs Prozent der modernisierungsbedingten<br />
Investitionskosten erhöhen.<br />
Außerdem hielten sich die städtischen<br />
Wohnungsbaugesellschaften<br />
an die Mietpreisbremse, wonach bei<br />
einer Wiedervermietung die ortsüblicheVergleichsmiete<br />
um höchstens 10<br />
Prozent überschritten werden darf, so<br />
der Mieterverein.<br />
<strong>Berliner</strong> Mietspiegeltabelle 2019<br />
Ortsübliche Vergleichsmieten (Stichtag 01.09.2018) Netto-Kaltmiete in Euro je Quadratmeter monatlich<br />
a) Die Zuordnung West-Staakens basiertauf dem Gebietsstand 02.10.1990. Die Zuordnung der Bezirkebasiert auf dem Gebietsstand 31.12.2000 vorder Gebietsreform.<br />
Bei Leerfeldern lag für eine verlässliche Aussagekeine genügende Zahl von Mietwerten vor(unter 10 Mietwerte).<br />
Die mit *und ** versehenen Daten haben wegen geringerZahl erhobener Mietwerte nur bedingte Aussagekraft (* =15-29Mietwerte, ** =10-14Mietwerte).<br />
Wohnfläche<br />
bis unter<br />
40 m 2<br />
40 m 2<br />
bis unter<br />
60 m 2<br />
60 m 2<br />
bis unter<br />
90 m 2<br />
90 m 2<br />
und mehr<br />
Wohnlage<br />
einfach<br />
mittel<br />
gut<br />
einfach<br />
mittel<br />
gut<br />
einfach<br />
mittel<br />
gut<br />
einfach<br />
mittel<br />
gut<br />
Bezugsfertig<br />
Ausstattung<br />
Spalte<br />
Zeile<br />
Die Mietspiegeltabelle: Sie gibt Auskunft über<br />
die ortsüblichen Mieten vonrund 1,4 Millionen<br />
nicht preisgebundenen Wohnungen in Berlin;<br />
Sozialwohnungen und Einfamilienhäuser fallen<br />
nicht darunter.Der fettgedruckte Wert ist der<br />
Mittelwert. Darunter sind die Preisspannen je<br />
nach Ausstattung der Wohnung angegeben.<br />
Die Miete für eine gut ausgestattete Wohnung<br />
liegt oberhalb des Mittelwertes, die Miete für<br />
eine unterdurchschnittliche darunter.<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
G<br />
H<br />
I<br />
J<br />
K<br />
L<br />
ALTBAU<br />
mit SH, Bad<br />
und IWC<br />
mit SH,<br />
Bad und IWC<br />
NEUBAU<br />
mit SH,<br />
Bad und IWC<br />
7,90 7,80* 6,43 6,80 7,57* 7,14<br />
5,50 -12,97 6,00 -8,68 5,54 -9,03 5,99 -8,83 7,43 -8,85 6,85 -7,97<br />
8,43 7,66* 6,85 6,57 7,73** 6,93<br />
6,72 -12,24 6,44 -8,55 5,65 -9,05 5,89 -8,24 5,33 -8,16 6,45 -7,23<br />
11,44* 7,50** 7,47 8,90 8,31** 7,13<br />
6,54 -14,23 6,44 -9,48 6,36 -9,31 8,15 -9,75 7,47 -10,09 6,70 -8,73<br />
6,75 6,40 6,00 5,88 7,46 6,01 8,36 11,61*<br />
5,26 -9,94 5,42 -8,19 5,38 -8,00 5,05 -7,01 6,20 -8,65 5,72 -6,55 7,71 -10,20 9,70 -15,11<br />
7,43 6,74 6,11 5,98 7,73 5,95 8,18 9,85<br />
5,41 -10,25 5,63 -7,76 5,39 -7,64 5,43 -6,94 6,36 -8,77 5,40 -6,70 7,43 -9,17 7,28 -12,50<br />
8,04 6,90 6,52 7,13 8,42* 6,01 9,75 9,88<br />
5,99 -10,97 6,01 -9,14 5,65 -7,85 5,29 -10,00 7,38 -9,22 5,83 -6,96 8,14 -11,12 7,75 -11,98<br />
6,33 5,87 5,58 5,45 7,27 5,27 7,72 12,89<br />
4,83 -10,00 5,06 -7,27 4,83 -6,81 4,89 -6,08 6,08 -9,00 4,99 -5,73 6,23 -8,59 8,49 -14,83<br />
6,77 6,24 6,00 5,71 8,00 5,27 7,90 10,09<br />
4,84 -10,00 5,09 -7,32 5,28 -7,08 5,08 -6,40 5,70 -9,11 4,60 -5,76 6,73 -9,03 8,91 -12,20<br />
7,49 7,10 6,54 6,65 8,32 5,57 9,09 10,22<br />
5,62 -10,92 5,91 -9,15 5,50 -8,37 5,20 -8,31 6,61 -9,84 5,11 -6,29 7,45 -11,02 8,84 -12,75<br />
6,23 6,13* 5,47 7,19 5,23 7,96 11,95<br />
4,79 -9,14 5,14 -7,16 4,89 -6,05 5,83 -8,28 4,78 -5,48 6,64 -9,32 8,52 -13,77<br />
6,77 6,01 6,77** 5,40 7,64 5,25 8,19 10,08<br />
4,88 -9,80 5,10 -8,51 5,62 -11,41 5,06 -6,14 5,97 -8,66 4,61 -5,56 7,21 -9,54 8,80 -12,73<br />
7,33 6,69 8,23 8,30 9,00 5,32 9,80 11,50<br />
5,48 -10,48 5,69 -8,93 6,69 -9,30 7,54 -8,89 7,06 -11,94 5,08 -5,93 8,17 -11,70 9,34 -13,69<br />
Die Mietwerte: Der Mietspiegel für die Nettokaltmiete<br />
(also ohne alle Betriebskosten) wird<br />
vonder Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
herausgegeben. Er basiertauf 10 948 Miet-<br />
Daten. Die Daten stammen vonMieternund<br />
vonVermietern. Die Mietwerte wurden nach<br />
wissenschaftlichen Methoden in Zusammenarbeit<br />
mit dem Institut F+B Forschung und Beratung<br />
für Wohnen, Immobilien und Umwelt<br />
GmbH ermittelt.<br />
mit SH,<br />
Bad und IWC<br />
ERKLÄRUNG ZUR TABELLE<br />
mit SH,<br />
Bad und IWC<br />
Die Extremwert-Bereinigung: Besonders<br />
teureoder billigeMieten sind beider Ermittlung<br />
der Mietwerte unberücksichtigtgeblieben<br />
–umVerzerrungen zu vermeiden. Es gibt<br />
also Mieten, die erhoben wurden,jedoch<br />
nichtimMietspiegel ausgewiesen werden.<br />
Dies kann sowohl überdurchschnittlich gut als<br />
auch schlecht ausgestattete Wohnungenbetreffen<br />
–oder auchbesonders große Wohnungen.<br />
mit SH,<br />
Bad und IWC<br />
mit SH,<br />
Bad und IWC<br />
SH: Sammelheizung<br />
IWC: WC in der Wohnung<br />
bis 1918 1919 -1949 1950 -1964 1965 -1972 1973 -1990 1973 -1990<br />
West a Ost a 1991 -2002 2003 -2015<br />
mit<br />
Wendewohnungen<br />
ohne<br />
Wendewohnungen<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
mit SH,<br />
Bad und IWC<br />
Die Preisberechnung:Umauszurechnen, wie<br />
hoch die ortsübliche Miete für die eigene Wohnung<br />
ist, muss man zuerst die Wohnlagefeststellen.<br />
Die Wohnlagenkarte bietet hierfür eine<br />
erste Orientierung.Die Senatsverwaltung für<br />
Stadtentwicklung bietet im Internet zugleich einen<br />
Mietspiegel-Abfrageservice an unter:<br />
www.berlin.de/mietspiegel. Außerdem gibt es<br />
für Fragen der Bürger ein Servicetelefon Miete<br />
unter der Nummer 901 39 47 77.<br />
Der Mieterverein sieht trotz des<br />
moderaten Mietenanstiegs keinen<br />
Grund zur Entwarnung.„Ineinzelnen<br />
Segmenten sind wieder deutliche<br />
Mieterhöhungspotenziale gegeben,<br />
und Mieter insbesondere in Wohnungen<br />
der Baualtersklassen bis 1918<br />
müssen mit Mieterhöhungen rechnen“,<br />
warnt die stellvertretende VereinsgeschäftsführerinWibkeWerner.<br />
Die Mietspiegel-Oberwerte bei<br />
den Altbauten, die bis 1918 errichtet<br />
wurden, lägen mittlerweile überwiegend<br />
über 10 Euro je Quadratmeter<br />
kalt. Sieseien„das Abbild teurer Mietvertragsabschlüsse“,<br />
sagt Werner. Sie<br />
rät Mietern, jede Mieterhöhung zu<br />
überprüfen. Denn Vermieter würden<br />
sich bei Mieterhöhungen oftmals an<br />
den Oberwerten orientieren. Zwar sei<br />
dies formal ausreichend, um eine<br />
Mieterhöhung zu begründen. Die so<br />
ermittelte Miete entspreche aber oft<br />
nicht der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />
für die konkreteWohnung.<br />
In drei Jahren 15 Prozent mehr<br />
Der Mietspiegel gibt Auskunft über<br />
die ortsübliche Miete einer Wohnung<br />
je nach Größe, Lage, Baualter und<br />
Ausstattung. Neben dem Mittelwert<br />
weist der Mietspiegel proWohnungskategorie<br />
einen unteren und einen<br />
oberen Wert aus.Der obereWertentspricht<br />
einer gut ausgestattetenWohnung,<br />
der untere einer weniger gut<br />
ausgestatteten.<br />
Vermieter dürfen in laufenden<br />
Verträgen die Miete nur dann erhöhen,<br />
wenn die ortsübliche Miete noch<br />
nicht erreicht ist. In Berlin darf die<br />
Miete dabei in drei Jahren um maximal<br />
15 Prozent steigen.<br />
Während Grüne und Linke vom<br />
Bund schärfere Gesetze zum Schutz<br />
der Mieter fordern, übt die Opposition<br />
Kritik an der rot-rot-grünen <strong>Berliner</strong><br />
Landesregierung. „Das Ergebnis<br />
des Mietspiegels ist alarmierend und<br />
kein Ruhmesblatt für Berlins Nicht-<br />
Bausenatorin Lompscher“, so die<br />
CDU. Die FDP erklärte, ohne Neubau-Offensive<br />
würden die Mieten<br />
weiter steigen. Die Mietergemeinschaft<br />
fordert unterdessen eine Neuausrichtung<br />
der landeseigenen Wohnungsunternehmen.<br />
Sie sollten in<br />
den kommenden zwei Jahren ihre<br />
Mieten senken und auf die Modernisierungsumlage<br />
verzichten.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 3 *<br />
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Seite 3<br />
Ganz neues Deutschland<br />
Das ND-Haus am Franz-Mehring-Platz<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Einen, vielleicht auch zwei Momente<br />
lang fühlt es sich an wie auf einer<br />
Zeitreise. Den Ostbahnhof hinter<br />
sich, biegt man auf die Straße der<br />
Pariser Kommune ein und sieht eine DDR-<br />
Fahne im frischen Wind flattern. Siewirbt für<br />
das Restaurant Volkskammer,das mit ostalgischer<br />
Speisekarte und einem Originalplakat<br />
„Meine Heimat DDR“ eine ganz eigene Erinnerungskultur<br />
pflegt, hier gibt es Goldbroiler,<br />
Schweinesteak Letscho und Wurstgulasch.<br />
Ein paar Schritte weiter taucht dann das Ziel<br />
auf, das auf den ersten Blick viel mit solchen<br />
Erinnerungen zu tun haben mag. Es ist ein<br />
lang gestreckter Betonriegel mit vielen Fenstern,<br />
vondessen Dach seit 1972 ein schlichter<br />
Schriftzug unverändert eine Botschaft verkündet:<br />
Neues Deutschland.<br />
18 Jahrelang erschien hier das„Zentralorgan“<br />
der Sozialistischen Einheitspartei<br />
Deutschlands, die maßgebende <strong>Zeitung</strong> der<br />
DDR mit einer Millionenauflage, persönlich<br />
kontrolliertvon Erich Honecker und manchmal<br />
sogar von ihm redigiert. Es ist natürlich<br />
kein Zufall, dass dieser Schriftzug noch immer<br />
das Gebäude ziert. Es gehört den Erben<br />
jener Partei, die es als politischen Ort erhalten<br />
wollen. Diezwar mit dem real existierenden<br />
Sozialismus der DDR, wie es damals<br />
hieß, nur noch wenig am Huthaben, mit der<br />
Idee eines anderen, eines „neuen Deutschland“<br />
aber durchaus.<br />
Dort, wo einst 500 Redakteure, Drucker<br />
und Verlagsmitarbeiter jeden Tag das ND<br />
produzierten, arbeiten heute an die 100 Firmen,<br />
Stiftungen, Initiativen und Parteien,<br />
die meisten mit einem gesellschaftspolitischen<br />
Anspruch. Auf den acht Etagen mit<br />
langen Fluren und vielen Büros ist in den<br />
letzten zehn, fünfzehn Jahren ein buntes linkes<br />
Biotop entstanden. Werdie Treppenstufen<br />
zum Haupteingang und die Glastüren<br />
mit dem ND-Emblem passiert hat, stößt auf<br />
ein mehr als mannshohes Verzeichnis der<br />
Mieter –von der Filmproduktion almost famous<br />
bis zur Konzertagentur Zeitzubleiben.<br />
Extrem gute Lage<br />
Dazwischen gibt es einige alte Bekannte aus<br />
der DDR wie den Dietz-Verlag, die Defa-Stiftung<br />
oder die „Initiativgemeinschaft zum<br />
Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger<br />
bewaffneter Organe und der Zollverwaltung<br />
der DDR“. Zum Umfeld der heutigen<br />
Linkspartei gehören die Rosa-Luxemburg-Stiftung<br />
und natürlich das Neue<br />
Deutschland, das hier (wieder) produziert<br />
wird, wenn auch nur noch auf einer Etage.Es<br />
gibt Büros konkurrierender Parteien wie der<br />
DKP oder der Mini-KPD, daneben aber vor<br />
allem viele kreativ Schaffende,Webdesigner,<br />
Fotografen, PR-Agenturen, Journalisten, Architekten<br />
und einige Rechtsanwälte.<br />
Bastian Koch ist einer von den Kreativen.<br />
Der 40-Jährige sitzt im Hoodie auf einem<br />
himmelblauen Sofa, auf dem Schoß sein<br />
Laptop, auf dem Kopf ein Basecap. Er ist<br />
Gründer der Netzagentur Keksbox. Sie gestaltet<br />
Webseiten, Logos, organisiert Social-<br />
Media-Workshops. Daneben arbeitet Koch<br />
als Dozent für digitale Marketingstrategien<br />
Auferstanden aus Ruinen: Nach dem Mauerfall stand es<br />
lange schlecht um das einstige Verlagshaus des Neuen Deutschland<br />
in Friedrichshain, das Gebäude kam immer mehr herunter,nur wenige<br />
Büros waren noch vermietet. Inzwischen gedeiht dort ein buntes linkes<br />
Biotop. Doch wem gehört die wertvolle Immobilie eigentlich?<br />
VonHolger Schmale<br />
Seit gut einem Jahr Mieter im Haus: Bastian Koch,<br />
Gründer der Netzagentur Keksbox. BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />
und berät mittelständische Unternehmen.<br />
DieKeksboxist seit gut einem Jahr in diesem<br />
Haus, weil der alte Vermieter in der Simon-<br />
Dach-Straße mehr Geld verlangte.„Wir hatten<br />
die Alternativezuzahlen oder zu gehen“,<br />
sagt Koch. Da traf es sich gut, dass er einmal<br />
die Homepage FMP1 gestaltet hatte. Das<br />
steht für Franz-Mehring-Platz Nr. 1, die<br />
Adresse des ND-Hauses. FMP1 heißt die<br />
Homepage der Grundstücksgesellschaft, sie<br />
soll das Zusammenleben der so verschiedenen<br />
Mieter des Hauses fördern. Der Kontakt<br />
war also da, und ein neues Bürofür die Keksboxfand<br />
sich hier dann auch.<br />
„Das ist eine extrem gute Lage, mitten in<br />
Friedrichshain, direkt am Ostbahnhof, nahe<br />
zur Mediaspree“, sagt Bastian Koch. Andererseits<br />
ist da aber der Schriftzug auf dem Dach,<br />
der manchen Kunden abschrecken könnte,<br />
das gleiche sich aus. „Die Miete ist günstig,<br />
nicht nur aus Gesinnungsgründen, sondern<br />
auch, weil der Standardsoist, wie er ist.“ Der<br />
Standard, das ist eherWG-Atmosphäremit einem<br />
wacker rumpelnden Paternoster. Koch<br />
und seine Leute fühlen sich wohl in diesem<br />
Umfeld. Inzwischen sind sie die Hauptansprechpartner<br />
für digitale Kommunikation<br />
im Haus, auch das hilft. „Wir sehen, was sich<br />
hier entwickelt, wie junge Fotografen und<br />
Filmfirmen sich hier niederlassen, welche<br />
Veranstaltungen, Konferenzen, Konzerte, Podiumsdiskussionen<br />
hier stattfinden. Unddazwischen<br />
die altenVeranstaltungen, Kurse zur<br />
Marx-Lektüre zum Beispiel. Das ist ein sehr<br />
buntes Feld und super spannend für uns.“<br />
Eine kleine Paternosterfahrt führt inden<br />
sechsten Stock zu TomStrohschneider. Er<br />
war auch einmal Chefredakteur des ND.Jetzt<br />
residiertermit seiner Verlagsgenossenschaft<br />
common in einem kleinen, hellen Büro mit<br />
weitem Blick über Friedrichshain. Vorn liegen<br />
die Dächer der einstigen Druckereihallen<br />
des Neuen Deutschland, in denen nun<br />
die Werkstätten der landeseigenen Opernstiftung<br />
arbeiten. Dahinter erhebt sich der<br />
düstere Block des Berghain, das es gerade<br />
wieder auf Platz 10 der Liste der hundertangesagtesten<br />
Clubs weltweit gebracht hat. Der<br />
ein wenig schlaksige Strohschneider erinnertsich<br />
an seine Begegnungen mit einer anderen<br />
Kultur, wenn er früh zum Sonntagsdienst<br />
im ND radelte und der Karawane<br />
nicht nur vom Tanz erschöpfter Clubbesucher<br />
auf ihrem schweren Weginden Tagbegegnete.<br />
Strohschneider produzierthier heute mit<br />
seiner Kollegin Kathrin Gerlof unter anderem<br />
das linke Wirtschaftsmagazin Oxi, dessen<br />
Name sich aus dem Nein („oxi“) der Griechen<br />
beim Referendum über die vonder EU<br />
2015 verordneten Einschnitte ableitet. Da<br />
passt es, dass vom dritten Schreibtisch in<br />
dem Büro eine Mitarbeiterin von Solidaritrade<br />
den Verkauf vonOlivenöl einer griechischen<br />
Bauerngenossenschaft organisiert.<br />
Wer mit Tom Strohschneider durch das<br />
Haus geht, bekommt einen guten Eindruck<br />
vom Miteinander von altem und neuem linkem<br />
Engagement. In der fünften Etage kann<br />
man zum Beispiel den Karl Dietz Verlag finden,<br />
einst der zentraleVerlag der SED mit dem<br />
Monopol auf die Herausgabe der marxistischen<br />
Klassiker.Bis heute erscheinen hier die<br />
„blauen Bände“, die Marx-Engels-Werke, die<br />
Generationen von SED-Mitgliedern, aber<br />
auch zahllose Anhänger der westdeutschen<br />
Studentenbewegung und ihrer Nachfolger<br />
studierthaben. DieGeschäftsführerin Sabine<br />
Nuss weist auf die gut gefüllten Regale mit<br />
blauen Buchrücken:„Die werden unsnie ausgehen.<br />
DieNachfrage auch nicht.“<br />
Zum Treffpunkt im belebten Foyer erscheint<br />
Matthias Schindler, Geschäftsführer<br />
der Grundstücksgesellschaft, der Chef im<br />
Haus.Erist Anfang 60, nicht besonders groß,<br />
er trägt einen eleganten grauen Dreiteiler<br />
zum offenen grauen Hemd und führt inein<br />
modern möbliertes Besprechungszimmer<br />
im Erdgeschoss. Er zieht das Sakko aus,<br />
hängt es über eine Stuhllehne, bietet Kaffee<br />
und Tee aus bereitstehenden Kannen an.<br />
Schindler setzt sich und schaut sein Gegenüber<br />
durch seine Brille aufmerksam an.<br />
Für viele,die sich mit diesem Gebäude beschäftigen,<br />
ist die interessanteste Frage: Wem<br />
gehört eseigentlich? Schließlich handelt es<br />
sich hier um eine mit der rasanten Marktentwicklung<br />
der vergangenen Jahreimmer wertvoller<br />
gewordenen Immobilie, Tausende lukrative<br />
Quadratmeter, die Begehrlichkeiten<br />
wecken. Die Redaktion des Neuen Deutschland<br />
sehnt sich nach finanzieller Sicherheit,<br />
die Partei Die Linke will die <strong>Zeitung</strong> zwar erhalten,<br />
aber nicht finanzieren und braucht<br />
auch immer Geld, Neider gibtesohnehin. Da<br />
laufen hinter den Kulissen manche Kämpfe,<br />
die von außen ebenso schwer zu durchschauen<br />
sind wie die absichtsvoll verschlungenen<br />
Besitzverhältnisse.„In letzterInstanz“,<br />
sagt Schindler, hätten aufgrund ihrer Anteile<br />
nur zwei das Sagen: die Partei und die Beteiligungsgesellschaft<br />
Communio, die mehrheitlich<br />
Schindler gehört.<br />
Manche fragen sich, wie es dazu eigentlich<br />
gekommen ist. Aber nun ist er zugleich<br />
Geschäftsführer der Communio,der Grundstücksgesellschaft<br />
FMP1 sowie der Verlagsgesellschaft<br />
des Neuen Deutschland. Ohne<br />
ihn, so viel ist klar,läuft hier nichts.„Dasgemeinsame<br />
Ziel ist, sowohl die <strong>Zeitung</strong> als<br />
auch den Standort weiter zu entwickeln“, so<br />
lautet seine Sprachregelung<br />
Der promovierte Ökonom, einst Hauptmanninder<br />
Auslandsspionage der DDR und<br />
seit der Wende mit Immobilienprojekten im<br />
Umfeld der Linken beschäftigt, ist dem Haus<br />
schon lange verbunden. 2005 gelang es ihm<br />
im Auftrag der PDS nach mehr als zehnjährigen<br />
Auseinandersetzungen, einen Vergleich<br />
mit der Deutschen Bahn auszuhandeln, die<br />
alte Besitzrechte an dem Pachtgrundstück<br />
geltend machte. Einst stand hier der Küstriner<br />
Bahnhof. Später nutzte das Varieté Plaza<br />
die prächtige Bahnhofshalle, die im Krieg<br />
zerstört und 1952 abgerissen wurde. Anfang<br />
der 70er-Jahre entschied sich die SED, dort<br />
denneuen Sitz ihres <strong>Zeitung</strong> zu bauen.<br />
Das war damals auch eine Kampfansage<br />
an den Verlag von Axel Springer, der sein<br />
neues Hochhaus 1966 direkt an der Mauer in<br />
Kreuzbergerrichten ließ, ein antikommunistisches<br />
Mahnmal, dessen erleuchtete Fenster<br />
bei Dunkelheit weit nach Ost-Berlin ausstrahlten.<br />
Dem wollte die SED-Führung etwas<br />
entgegensetzen: mit dem Hochhaus des<br />
<strong>Berliner</strong> Verlags am Alexanderplatz und dem<br />
neuen Druck- und Verlagshaus des Neuen<br />
Deutschland in Friedrichshain. Es war bei<br />
der Eröffnung 1972 von seiner Konzeption<br />
und technischen Ausstattungdas modernste<br />
in Europa. Hier wurden auch die auflagenstarke<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und die BZ am Abend<br />
gedruckt, deren Manuskripte vom Alex per<br />
Druckluft durch eine kilometerlange Rohrpostanlage<br />
geschickt wurden.<br />
Nach der Klärung der Besitzverhältnisse<br />
begann eine ArtWiedergeburtdes lange vernachlässigten<br />
Hauses. Nur noch 30 Prozent<br />
der Büroflächen waren 2005 vermietet, und<br />
es hatte sich ein mächtiger Investitions-und<br />
Sanierungsstau entwickelt. Ein umdie Zeit<br />
entstandener Film vermittelt Eindrücke von<br />
dem heruntergekommenen Gebäude. Ein<br />
damaliger Mieter spricht von der „Ruine einer<br />
verstorbenen Gesellschaft“. Doch die<br />
neuen alten Eigentümer gingen das Projekt<br />
unter der Leitung Schindlers entschlossen<br />
an. Auch die Redaktion des NDkehrte zurück,<br />
die sich für zehn Jahre lieber ein anderesDomizil<br />
gesucht hatte.<br />
Im Stil derDDR-Moderne<br />
Heute präsentiert sich das Bürohaus in einem<br />
respektablen, innen und außen durchsanierten<br />
Zustand. Es ist seit 2010 zu hundert<br />
Prozent vermietet, zu auskömmlichen Preisen.<br />
„Hier wird niemand über die Miete vergrault“,<br />
sagt Schindler. „Wir werden nie Teil<br />
der Gentrifizierung sein, das widerspricht<br />
der DNA des Hauses.“ Dazu gehört auch,<br />
dass bei der Sanierung darauf geachtet<br />
wurde, den Stil der DDR-Moderne zu erhalten,<br />
darunter die feinen Holz- und Aluminiumverkleidungen<br />
im Inneren, der Paternoster<br />
–und derSchriftzug auf dem Dach.<br />
DerVeranstaltungssaal in der ersten Etage<br />
ist nach Willi Münzenberg benannt. Der<br />
kommunistische Verleger war in der WeimarerRepublik<br />
ein erfolgreicher publizistischer<br />
Gegenspieler des rechten Hugenberg-Konzerns.„Erhat<br />
es verstanden, Publizistik, politische<br />
Bildung und Wirtschaftlichkeit unter<br />
einen Hutzubringen“, sagt Schindler.Das ist<br />
genau das, was er selbst in kleinerem Maßstab<br />
am Franz-Mehring-Platz versucht.<br />
Dass nuninDeutschlandwieder über Alternativen<br />
zum Kapitalismus diskutiertwird,<br />
über Enteignung, Vergesellschaftung und<br />
eine andereVerteilung des gesellschaftlichen<br />
Reichtums, letztlich also über ein neues<br />
Deutschland,das verfolgensie hier genau. Es<br />
passt zur Geschichte dieses Hauses.<br />
Holger Schmale<br />
fühlte sich im ND-Haus wie auf einer<br />
Zeitreise –vor allem im Paternoster.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
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Politik<br />
„Ich mache meine Arbeit –<br />
unabhängig von den<br />
Vorwürfen“<br />
Familienministerin Franziska Giffey<br />
über ihren Umgang mit Plagiatsvorwürfen,<br />
über Ganztagsbetreuung für Schulkinder<br />
und die Ausbildungsförderung für Erzieher<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
Seit einem Jahr ist Franziska<br />
Giffey (SPD) Bundesfamilienministerin.<br />
Sie setzte bereits<br />
ein 5,5 Milliarden Euro<br />
umfassendes Kita-Gesetz durch,<br />
sieht sich aber seit Februar Plagiatsvorwürfen<br />
wegen ihrer vor zehn Jahren<br />
verfassten Doktorarbeit ausgesetzt.<br />
Im Interview spricht Giffey über<br />
ihre Sicht, die Grundrente und ihre<br />
Vorstellungen von Ganztagsbetreuung<br />
in der Grundschule.<br />
Frau Giffey, sind Sie angesichts der<br />
jüngsten Steuerschätzung froh, Ihr<br />
5,5 Milliarden Euro schweres Kita-<br />
Gesetz schon durch den Bundestag<br />
gebracht zu haben?<br />
Natürlich freue ich mich, dass wir<br />
auch zusammen mit dem Starke-Familien-Gesetz<br />
zwei der prioritären<br />
Vorhaben im Koalitionsvertrag bereits<br />
in der Gesetzgebung umgesetzt<br />
haben. Daswirddemnächst konkret<br />
spürbar im Leben der Menschen ankommen<br />
und Wirkung zeigen. Beim<br />
Gute-Kita-Gesetz wünsche ich mir,<br />
dass die Mittel auch über das Jahr<br />
2022 hinaus verlängert werden,<br />
denn die frühkindliche Bildung ist<br />
eine nationale Zukunftsaufgabe.Dafür<br />
setzeich mich gerade auch in der<br />
Kommission für gleichwertige Lebensverhältnisse<br />
ein.<br />
DieKoalition streitet über die vonArbeitsminister<br />
Heil vorgeschlagene<br />
Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung.<br />
Welche Bedeutung hat das Projekt<br />
für die SPD?<br />
Die Grundrente hat eine Schlüsselposition<br />
im Sozialstaatskonzept<br />
der SPD. Dabei geht es um Menschen<br />
mit kleinen Einkommen. Das<br />
Thema Altersarmut, die Bilder von<br />
älteren Menschen, die zur Tafel gehen<br />
oder Flaschen sammeln, treiben<br />
viele in Deutschland um. Die SPD<br />
will, dass Frauen und Männer, die<br />
gearbeitet, Kinder großgezogen oder<br />
Angehörige gepflegt haben, eine<br />
auskömmliche Rente im Alter erhalten.<br />
Wir sind für eine Grundrente<br />
ohne Bedürftigkeitsprüfung, denn es<br />
geht dabei um die Anerkennung von<br />
Lebensleistung. Werein Leben lang<br />
gearbeitet hat und trotzdem immer<br />
mit wenig Geld auskommen musste,<br />
der soll am Ende nicht noch bis in<br />
den letzten Winkel seines Lebens<br />
ausgeleuchtet werden.<br />
Sie kommen gerade aus einer Runde<br />
mit jungen Leuten.Washaben Siedenen<br />
mitgegeben?<br />
Mein Ministerium veranstaltet die<br />
„JugendPolitikTage“ in Berlin. Ich<br />
finde es sehr gut, wenn junge Menschen<br />
sich für mehr interessieren als<br />
für sich selbst und sich für Klimaschutz<br />
oder soziale Gerechtigkeit einsetzen.<br />
Wir haben auch darüber gesprochen,<br />
dass eine gute wirtschaftliche<br />
Entwicklung in Deutschland dafür<br />
sorgt, dass soziale Leistungen<br />
finanziert und umweltfreundlichere<br />
Technologien entwickelt werden<br />
können. DerDreiklang aus Sozialem,<br />
Ökologie und Ökonomie ist dabei<br />
wichtig. Undwir müssen an die denken,<br />
die nicht in gleicherWeise an Politik<br />
beteiligt sind oder die nicht wählen<br />
gehen –entweder weil sie viele andere<br />
Sorgen haben oder einfach keinen<br />
Bock. Auch die müssen erreicht<br />
und mitgenommen werden.<br />
Sie fördern in einer Erzieher-Fachkräfteoffensive<br />
5 000 Ausbildungsplätze<br />
imKita- und Hortbereich. Wie<br />
ist das Interesse?<br />
DasInteresse aus allen Ländernist<br />
immens.Wir können gar nicht so viel<br />
finanzieren, wie es Bedarf gibt. Für<br />
die 2500 Plätzeeiner vergüteten praxisintegrierten<br />
Ausbildung im ersten<br />
Jahrgang haben wir bis jetzt 6600 Bewerbungen<br />
bekommen. Daszeigt, es<br />
gibt sehr wohl Menschen, die Erzieherin<br />
oder Erzieher werden wollen,<br />
aber die Rahmenbedingungen müssen<br />
eben stimmen. Dazu gehört, dass<br />
eine Ausbildungsvergütung gezahlt<br />
wird, dass qualifizierte Anleitung in<br />
der Praxis und Aufstiegsmöglichkeiten<br />
gefördertwerden.<br />
ZUR PERSON<br />
Sie planen die Förderung von zwei<br />
Ausbildungsjahrgängen. Reicht das?<br />
Wir als Bund können mit der<br />
Fachkräfteoffensive zwar nur Impulsgeber<br />
sein, aber diesen finanziellen<br />
Anschub braucht es, damit die<br />
Länder stärker in die praxisintegrierte<br />
vergütete Ausbildung investieren.<br />
In der Union und im Kanzleramt<br />
wirddas vomUmfang her nicht ganz<br />
so gesehen, mit der Begründung,<br />
dass es ja eigentlich Länderaufgabe<br />
ist. Ich finde aber: Angesichts des<br />
akuten Fachkräftemangels müssen<br />
alle anpacken –Bund, Länder und<br />
Franziska Giffey (41)wurde als Tochter einesKfz-Meisters und einer Buchhalterin in Frankfurt<br />
(Oder) geboren. Giffeystudierte VerwaltungsrechtinBerlin. Im Jahr2002holte sie der damalige<br />
Neuköllner Bürgermeister HeinzBuschkowsky (SPD) als Europabeauftragte ins Bezirksamt.<br />
In die SPD trat Giffey2007 ein, 2010 wurde sie in Neukölln Stadträtin für Bildung,Kultur,<br />
Schule und Sport. Von2015 bis 2018 war sie Bezirksbürgermeisterin in Neukölln. Seit März<br />
2018 ist Franziska GiffeyBundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />
Kommunen. Alles andere würden<br />
weder Eltern noch Erzieherinnen<br />
und Erzieher verstehen.<br />
Aus dem Kita-Gesetz sollen die Länder<br />
bis 2022 rund 5,5 Milliarden Euro<br />
erhalten, um für bessere Qualität<br />
oder Gebührenfreiheit in Kitas zu sorgen.<br />
Damit das Geld fließt, muss jedes<br />
Land einen Vertrag mit dem Bund<br />
schließen. Wird dieses Jahr der erste<br />
Euro in die Länder gehen?<br />
Wir schließen gerade nach und<br />
nach mit allen Ländern die Verträge<br />
und werden voraussichtlich im<br />
Herbst damit durch sein. Kein Euro<br />
wird verloren gehen, denn das Geld<br />
kann rückwirkend für Maßnahmen<br />
ab dem 1. Januar 2019 eingesetzt<br />
oder von den Ländern auch im<br />
nächsten Jahr ausgegeben werden.<br />
Siereden mit Ihren Länderkollegen in<br />
dieser Woche über das von der Koalition<br />
versprochene Recht auf Ganztagsbetreuung<br />
in der Grundschule bis<br />
2025. Wieist denn der Stand?<br />
Das Vorhaben ist prioritär im<br />
Bundeshaushalt mit zwei Milliarden<br />
Euro hinterlegt. Wirbesprechen derzeit<br />
mit den Ländern, wie das Geld<br />
eingesetzt und der Rechtsanspruch<br />
auf einen Ganztagsplatz in der<br />
Grundschule bis 2025 umgesetzt<br />
werden kann. Die Verantwortlichen<br />
in den ostdeutschen Ländern sind<br />
eher gelassen, weil die ohnehin in<br />
weiten Teilen über 90 Prozent der<br />
Grundschulkinder im Hort haben.<br />
Im Westen gibt es dagegen extreme<br />
Unterschiede. Wir müssen darüber<br />
reden, wie wir es überall schaffen.<br />
Wasverstehen Sie unter Ganztagsbetreuung?<br />
Unter verlässlicher Ganztagsbetreuung<br />
verstehe ich die Absicherung<br />
der Betreuung an fünf Tagen in der<br />
Woche von 8bis mindestens 16 Uhr.<br />
Außerdem sollten eine gute Hausaufgabenbetreuung<br />
und ein Mittagessen<br />
in der Schule möglich sein. Unter diesen<br />
Voraussetzungen würden Eltern,<br />
die sich allein um das Kind kümmern,<br />
zumindest einen 6-Stunden-Arbeitstag<br />
schaffen. Beider Ganztagsbetreuung<br />
vonKinderninder Grundschule<br />
geht es immer um zwei Dinge:Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf und<br />
Bildungsgerechtigkeit.<br />
Wann werden hier Nägel mit Köpfen<br />
gemacht?<br />
Für den Bund sind Bildungsministerin<br />
Anja Karliczek und ich gemeinsam<br />
federführend. DenDiskussionsprozess<br />
mit den Ländern müssen<br />
wir im Herbst dieses Jahres abschließen.<br />
Ich möchte spätestens<br />
Anfang 2020 einen Gesetzentwurf<br />
vorlegen.<br />
Fühlen Siesich durch die gegen Sieerhobenen<br />
Plagiatsvorwürfe unter<br />
Druck gesetzt?<br />
Ich mache meine Arbeit als Ministerin<br />
–unabhängig von den anonym<br />
erhobenen Vorwürfen. Ich<br />
habe dieses Amt mit dem Versprechen<br />
angetreten, mich für die Menschen<br />
einzusetzen, die sonst keine<br />
Stimme haben. Dastue ich.<br />
Wissen Sie, was Sietun werden, wenn<br />
Ihnen die FU Berlin den Doktortitel<br />
entziehen sollte?<br />
Ichhabe die Universität nach den<br />
Vorwürfen im Februar gebeten,<br />
meine Dissertation zu prüfen. Das<br />
tut sie nach wissenschaftlichen Kriterien.<br />
Dann wird sie entscheiden.<br />
Ichwarte diese Entscheidung ab.<br />
Haben Siesauber gearbeitet?<br />
Ich habe diese Arbeit nach bestem<br />
Wissen und Gewissen geschrieben.<br />
Es ist an der Freien Universität<br />
zu entscheiden, ob diese Arbeit zehn<br />
Jahrespäter anders bewertet wird.<br />
DasGespräch führte Thoralf Cleven.<br />
Genossin ohne Glück<br />
Andrea Nahles sollte die SPD wieder zum Erfolg führen. Kurz vor der Europawahl streitet die Partei über Kevin Kühnert und die Grundrente und ringt mit miserablen Umfragewerten<br />
VonAndreas Niesmann<br />
und Gordon Repinski<br />
AmMontag steht Andrea Nahles<br />
im Fraktionssaal der SPD und<br />
rechnet ab. Satz für Satz schleudert<br />
sie den Abgeordneten entgegen. „Es<br />
wird nicht an einem Strang gezogen.“<br />
„Ich will nicht mehr hören, was<br />
alles nicht geht.“ Und: „Wir haben<br />
keine Zeit mehr zu verlieren.“<br />
Man könnte meinen, die Parteiund<br />
Fraktionsvorsitzende der SPD<br />
würde gerade über ihreeigene Partei<br />
klagen. Aber an diesem Mittag geht<br />
es um die deutsche Klimaschutzpolitik;<br />
vorihr sitzen Energielobbyisten<br />
und Umweltschützer bei einem<br />
Fachgespräch. Aber Nahles’ Einlassungen<br />
passen eben auch auf die Genossen.<br />
Etwa dieser hier:„Wenn alle<br />
Schuld haben, ist keiner schuld.“<br />
Zwei Wochen vor der Europawahl<br />
ist die Nervosität in der SPD mit Händen<br />
greifbar. Eine vollkommen aus<br />
dem Ruder gelaufene Debatte um die<br />
Nähe der SPD zum Sozialismus, angestoßen<br />
von Juso-Chef Kevin Kühnert,<br />
machte den Anfang. Es folgte ein<br />
erbitterter interner Streit über die<br />
Grundrente, an dessen Ende nicht<br />
mehr klar ist, ob das Prestigeprojekt<br />
in dieser Legislaturperiode überhaupt<br />
noch kommen wird.<br />
In der Krise der Partei geht es immer<br />
auch um die Chefin selbst. Nach<br />
der vergeigten Bundestagswahl 2017<br />
und dem Rückzug vonMartin Schulz<br />
bekam Nahles den Auftrag, einen<br />
Wegaus dem Tief aufzuzeigen. Die<br />
Frau aus der Vulkaneifel wurde so etwas<br />
wie die Trümmerfrau der SPD.<br />
Sie hatte dafür einen Plan. Gute<br />
und verlässliche Sacharbeit standen<br />
darin, so wie sie es als Arbeitsministerin<br />
gehandhabt hatte. Transparenz<br />
und eine offene Diskussionskultur in<br />
der Parteiführung, die sie von ihrem<br />
Vorvorgänger Sigmar Gabriel stets<br />
vergeblich eingefordert hatte.Vor allem<br />
aber:Die programmatische Neuaufstellung<br />
der SPD. Die Partei sollte<br />
eine klare Haltung verkörpern. Die<br />
Wähler sollten wieder wissen, wofür<br />
die SPD steht und warum es sich lohnen<br />
könnte,dieser Partei die Stimme<br />
zu geben.<br />
Teile davon sind Nahles geglückt,<br />
etwa das Konzept vom Sozialstaat<br />
2025. In der Partei kam das gut an, vor<br />
Andrea Nahles, 48, ist seit April 2018 Vorsitzende der Bundes-SPD.<br />
allem die Abkehr von Hartz IV. Noch<br />
im Märzschien es so,als könnte sich<br />
Nahles dadurch stabilisieren.<br />
Aber nun, kurzvor den Wahltagen<br />
in Europa und vorder Bürgerschaftswahl<br />
in Bremen, zeigen die Umfragen<br />
wieder nach unten. Undweil Nahles<br />
nun seit über einem Jahr Partei und<br />
Fraktion führt, geht es am 26. Mai<br />
nicht nur um die Zahl der SPD-Abgeordneten<br />
im Europaparlament. Es<br />
DPA/FABIAN SOMMER<br />
geht auch um die Zukunft der Parteichefin.<br />
Undumdie Frage,obdas Modell<br />
Nahles für die SPD funktioniert.<br />
Inzwischen gilt die Devise: Bloß<br />
keine offenen Debatten, auch nicht<br />
um die Grundrente. Bloß keine Konflikte<br />
mehr vor der Wahl, irgendwie<br />
muss der 26. Mai erreicht werden.<br />
Doch gerade bei dem großen sozialpolitischen<br />
Projekt vonHubertus Heil<br />
findet die SPD keine Einigung. Soll<br />
die Grundrente aus Steuern finanziertwerden,<br />
obwohl die Zeiten sprudelnder<br />
Einnahmen vorbei sind?<br />
Oder über Beiträge –obwohl das die<br />
Arbeitnehmer belastet? Scholz, Heil<br />
und Nahles treffen sich am Freitag vor<br />
einer Woche am Flughafen in Berlin<br />
Tegel, um Details zu besprechen, aber<br />
sie einigen sich nicht.<br />
Unruhe herrscht in der Partei ohnehin,<br />
besonders seit dem 1. Mai. Da<br />
verschickte die Wochenzeitung Die<br />
Zeit eine Vorabmeldung zu einem<br />
Interview mit dem Juso-Vorsitzenden<br />
Kevin Kühnert. „Ohne Kollektivierung<br />
ist eine Überwindung des<br />
Kapitalismus nicht denkbar“, sagte<br />
Kühnert inBezug auf Großkonzerne<br />
wie den Automobilbauer BMW. Außerdem<br />
kritisierte er das Geschäftsmodell,<br />
mit dem Wohnraum anderer<br />
Menschen Geld zu verdienen. „Konsequent<br />
zu Ende gedacht, sollte jeder<br />
maximal den Wohnraum besitzen,<br />
in dem er selbst wohnt.“<br />
Die beiden Sätze lösten eine Debatte<br />
aus,wie sie das Land lange nicht<br />
erlebt hat. Im Jahr 2019 schien es<br />
plötzlich so,als stehe der Sozialismus<br />
unmittelbar vorseiner Auferstehung.<br />
Dass Kühnert eine derartige Debatte<br />
lostreten konnte –mit Sätzen,<br />
die viele Juso-Chefs so oder so ähnlich<br />
gesagt haben –zeigt, wie ernst der<br />
29-Jährige inzwischen genommen<br />
wird. Es zeigt aber auch, dass in der<br />
Nahles-SPD etwas fehlt. „Nicht die<br />
Äußerungen von Kevin Kühnert sind<br />
das Problem, sondern das Vakuum,<br />
das er füllt“, sagt der Bundestagsabgeordnete<br />
Florian Post. „Das kann<br />
Kühnert nur, weil die Nahles-Scholz-<br />
SPD weder geistig noch kulturell irgendetwas<br />
zu bieten hat. EinVakuum<br />
bleibt eben nie unbesetzt. Dasist ein<br />
Naturgesetz.“ Post ist seit langem einer<br />
der schärfsten Kritiker der Parteiführung.<br />
Unddennoch trifft er einen<br />
Punkt, den viele in der SPD teilen. Offen<br />
darüber geredet wirdselten.<br />
Sollte die SPD bei der Europawahl<br />
zweistelligeVerluste einfahren oder in<br />
Bremen zum ersten Mal seit dem<br />
Weltkrieg das Rathaus verlieren, wird<br />
Nahles um ihreÄmter kämpfen müssen.<br />
DieParteiführung wirdauf Kühnert<br />
zeigen, der aus ihrer Sicht mit<br />
seinem Sozialismus-Vorwurf vieles<br />
kaputt gemacht habe.Doch die Frage<br />
ist, ob das als Entschuldigung reicht.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 5 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Hilfe für<br />
Opfer von<br />
DDR-Unrecht<br />
Justizministerin Barley will<br />
Rehabilitierung erleichtern<br />
Die Bundesregierung will in ihrer<br />
Kabinettssitzung am Mittwoch<br />
sämtliche Antragsfristen in den Rehabilitierungsgesetzen<br />
für Opfer politischer<br />
Verfolgung in der DDR streichen.<br />
Zudem sollen die Rehabilitierung<br />
ehemaliger DDR-Heimkinder<br />
erleichtert und neue Unterstützungsleistungen<br />
eingeführtwerden.<br />
„Die juristische Aufarbeitung des<br />
SED-Unrechts und die Rehabilitierung<br />
der Opfer politischer Verfolgung<br />
sind noch immer nicht abgeschlossen“,<br />
sagte Bundesjustizministerin<br />
Katarina Barley (SPD) der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland). „Es ist unseregemeinsame<br />
Verantwortung, den Opfernzur<br />
Seite zu stehen.“ Hintergrund sind<br />
auslaufende Fristen in den Rehabilitierungsgesetzen<br />
im Strafrecht und<br />
im Verwaltungsrecht sowie bei beruflichen<br />
Rehabilitierungen. Besondere<br />
Probleme gibt es jedoch häufig für<br />
ehemalige DDR-Heimkinder, die als<br />
Säuglinge oder Kleinkinder in den<br />
Einrichtungen landeten und bis<br />
heute nicht genau wissen, warum.<br />
Das Ministerium rechnet bis einschließlich<br />
2023 mit Gesamtkosten<br />
durch Entschädigungsleistungen in<br />
Höhe von2,35 Millionen Euro für den<br />
Bund. Die Länder müssten mit Kosten<br />
von460 000 Euro rechnen. (cle.)<br />
Spannungen am Persischen Golf<br />
Nach angeblichen Angriffen auf Schiffe wächst die Kriegsgefahr.Die EU warnt die USA vor militärischem Eingriff<br />
Der Iran hat eine Untersuchung<br />
der angeblichen<br />
Sabotageversuche im Persischen<br />
Golf gefordert.<br />
Der Zwischenfall sei sowohl bedauerlich<br />
als auch besorgniserregend, sagte<br />
Außenamtssprecher Abbas Mussawi<br />
am Montag. „Wir fordern daher eine<br />
lückenlose Untersuchung.“ Solche<br />
Vorfälle haben laut Mussawi eine negative<br />
Auswirkung auf die Sicherheit<br />
im Persischen Golf. Gleichzeitig<br />
warnte er vor „Verschwörung und<br />
Abenteurertum ausländischer Elemente“,<br />
um unter solchenVorwänden<br />
einen Militärkonflikt im Persischen<br />
Golf zu provozieren. „Die Länder in<br />
der Region sollte aufpassen, dass dies<br />
nicht passiert“, erklärte der Sprecher<br />
lautWebportal des Ministeriums.<br />
Wichtiger Hafen Fudschaira<br />
Doha<br />
KATAR<br />
50 km<br />
Persischer<br />
Golf<br />
VEREINIGTE<br />
ARABISCHE<br />
EMIRATE<br />
SAUDI-ARABIEN<br />
Abu Dhabi<br />
Dubai<br />
Straße von Hormus<br />
OMAN<br />
Fudschaira<br />
OMAN<br />
IRAN<br />
Golf von<br />
Oman<br />
Maskat<br />
BLZ/ISABELLA GALANTY<br />
Vorder Ostküste derVereinigten Arabischen<br />
Emirate soll es nach Angaben<br />
des Außenministeriums Sabotageversuche<br />
gegen vier kommerzielle<br />
Handelsschiffe aus verschiedenen<br />
Ländern gegeben haben. Es habe<br />
sich um „staatsfeindliche Operationen“<br />
in der Nähe des Hoheitsgebietes<br />
des Landes gehandelt, teilte das<br />
Ministerium am Sonntag mit. Details<br />
zu den Zwischenfällen in der<br />
Nähe des Emirats Fudschaira wurden<br />
nicht genannt. Das kleine EmiratFudschairaliegt<br />
im Osten derVAE<br />
am Golf von Oman, der die Arabische<br />
Halbinsel und den Iran trennt.<br />
Hier befindet sich eine der wichtigsten<br />
Wasserstraßen der Welt für Ölexporte.<br />
Der Hafen von Fudschaira ist<br />
ein wichtiger Lager- und Umschlagortvor<br />
allem für Öl.<br />
Saudia-Arabiens Energieminister<br />
Chalid al-Falih erklärte am Montag<br />
nach Angaben der Agentur SPA, dass<br />
dabei zwei saudische Tanker erheblich<br />
beschädigt worden seien. Die<br />
Tanker sollten im Auftrag des Staatskonzerns<br />
Saudi Aramco Rohöl in die<br />
USA liefern, sagte Al-Falih weiter.<br />
Unterdessen will die Europäische<br />
Union sich im Streit über das Atomabkommen<br />
mit dem Iran nicht dem<br />
Druck der USA beugen. „Wir sind uns<br />
in Europa einig, dass dieses Abkommen<br />
für unsereSicherheit notwendig<br />
ist“, sagte Bundesaußenminister<br />
Heiko Maas (SPD) am Montag am<br />
Rande eines EU-Treffens in Brüssel.<br />
Zu dem Ministertreffen reiste<br />
überraschend auch US-Außenminister<br />
Mike Pompeo an. Maas hat bei<br />
einem Treffen mit seinem US-Kollegen<br />
Pompeo vor einer militärischen<br />
Auseinandersetzung mit dem Iran<br />
gewarnt. Er habe deutlich gemacht,<br />
„dass wir besorgt sind hinsichtlich<br />
der Entwicklung und der Spannungen<br />
in der Region“, sagte Maas in<br />
Brüssel nach einem Treffen mit Pompeo.<br />
Er habe auch klargemacht,<br />
„dass wir nicht wollen, dass es zu einer<br />
militärischen Eskalation<br />
kommt“. Beide Seiten verfolgten mit<br />
Blick auf Teheran dieselben Ziele,<br />
sagte Maas,„nämlich keine Nuklearwaffen<br />
für den Iran“ und „eine andere<br />
Rolle des Iran in der Region“.<br />
Deutschland sei aber weiter der Auffassung,<br />
dass das Atomabkommen<br />
mit Teheran „Grundlage dafür ist,<br />
dass der Iran keine Nuklearwaffen<br />
hat“. Die USA waren vor einem Jahr<br />
einseitig aus dem Atomabkommen<br />
mit dem Iran ausgestiegen. Teheran<br />
hatte vergangene Woche angekündigt,<br />
bestimmte Auflagen aus der<br />
Vereinbarung nicht mehr einzuhalten,<br />
und binnen 60 Tagen mit weiterenSchritten<br />
gedroht.<br />
Angst voriranischer Atombombe<br />
Der britische Außenminister Hunt<br />
sagte am Rande des Außenministertreffens:<br />
„Wir sind äußerst besorgt,<br />
dass es ausVersehen zu einem Konflikt<br />
kommen könnte –mit einer Eskalation,<br />
die vonkeiner Seite gewollt ist.“<br />
Beiden Bemühungen zur Rettung<br />
der Atomvereinbarung geht es vorallem<br />
darum, trotz amerikanischer<br />
Sanktionsdrohungen Handelsbeziehungen<br />
zum Iran aufrechtzuerhalten.<br />
Sollte dies nicht gelingen, könnte<br />
der Iran sein im Zuge des Abkommens<br />
eingestelltes Programm zum<br />
Bau einer Atombombe wieder aufnehmen.<br />
Für die Einstellung des Programms<br />
hatten die Vertragsstaaten<br />
eine Aufhebung der wirtschaftlichen<br />
Isolierung versprochen. (dpa, AFP)<br />
NACHRICHTEN<br />
Fall Lügde: Kinder mussten<br />
Kinder missbrauchen<br />
Im Fall des massenhaften Missbrauchs<br />
in Lügde sollen minderjährige<br />
Opfer gezwungen worden sein,<br />
an anderen Kindernsexuelle Handlungen<br />
vorzunehmen. Dasberichtete<br />
dasWestfalen-Blatt unter Berufung<br />
auf einen Abschlussbericht. DiePolizeiinBielefeld<br />
und die Detmolder<br />
Staatsanwaltschaft äußerten sich<br />
nicht zu den Informationen der <strong>Zeitung</strong>.<br />
Gegen den Hauptbeschuldigten,<br />
einen 56-jährigen Dauercamper,<br />
und einen 49-Jährigen aus Niedersachsen<br />
wurde inzwischen Anklage<br />
erhoben. Dashabe das Gericht bestätigt,<br />
berichteten NDR,WDR und Süddeutsche<br />
<strong>Zeitung</strong>. DemHauptbeschuldigten<br />
wirdvorgeworfen, über<br />
Jahrehinweg auf einem Campingplatz<br />
in Lügde (Nordrhein-Westfalen)<br />
mehr als 40 Kinder missbraucht und<br />
dabei gefilmt zu haben. (dpa)<br />
AfD ändertimWahl-O-Mat<br />
Aussage zu EU-Austritt<br />
DieAfD hat ihrePosition zu einem<br />
EU-Austritt Deutschlands im Wahl-<br />
O-Mat der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung geändert. ZurAussage<br />
„Deutschland soll aus der Europäischen<br />
Union austreten“ stand bei<br />
der AfD nach dem Startam3.Mai zunächst„stimme<br />
zu“, wie die Saarbrücker<br />
<strong>Zeitung</strong> unter Berufung auf die<br />
Bundeszentrale berichtete.Dies sei<br />
auf„neutral“ geändertworden. (dpa)<br />
Neue Themen, neue Gäste<br />
beim Verfassungsschutz<br />
Haldenwang warnt vor Dynamik von Extremisten<br />
VonMarkus Decker<br />
Wie um zu unterstreichen, dass<br />
sich die Zeiten geändert haben,<br />
war auch einer erschienen, mit<br />
dem man nicht gerechnet hatte:<br />
Hans-Georg Maaßen. Der frühere<br />
Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz<br />
hielt sich am Montag<br />
im Foyer und im hinteren Teil des<br />
Saales auf, während sein Nachfolger<br />
Thomas Haldenwang auf dem Symposium<br />
des Inlandsnachrichtendienstes<br />
sprach.<br />
Denn während Maaßen die Symposien<br />
in den vergangenen Jahren<br />
meist auf das Thema Islamismus beschränkt<br />
und die Referenten entsprechend<br />
ausgesucht hatte, ging<br />
das erste von zwei Podien diesmal<br />
dem Thema „Verschiebung der<br />
Grenzen zwischen Demokraten und<br />
„Eine Häufung von<br />
Einzelfällen ist<br />
auch ein Problem.“<br />
Matthias Quent, Direktor des Instituts<br />
für Demokratie und Zivilgesellschaft<br />
in Jena, über Rechtsextremisten<br />
in den Sicherheitsbehörden<br />
Extremisten“ nach, das zweite dem<br />
Thema „Ziele und Wirkungsweisen<br />
beim Einsatz sozialer Medien“. Auch<br />
war mindestens einer geladen, der<br />
unter Maaßen wohl nicht geladen<br />
worden wäre: Matthias Quent, Direktor<br />
des Instituts für Demokratie<br />
und Zivilgesellschaft in Jena. DieVeranstaltung<br />
war eine Zäsur.<br />
So kam zunächst Haldenwang<br />
persönlich auf die „Veränderung gegenüber<br />
den Vorjahren“ zu sprechen.<br />
Zwar sei die Gefahr des Islamismus<br />
ungebrochen. Dass es zuletzt<br />
keine Anschläge gegeben habe,<br />
sei auch der Tatsache zu verdanken,<br />
dass die Sicherheitsbehörden sie<br />
verhindert hätten, sagte er. Freilich<br />
müsse man eine „neue Dynamik in<br />
verschiedenen Bereichen des Extremismus“<br />
konstatieren. So würden<br />
Polizisten attackiert. Und manche<br />
„Menschen mit Migrationsgeschichte“<br />
fühlten sich bei uns „nicht<br />
mehr sicher“.<br />
Es gebe eine „Entgrenzung zwischen<br />
bürgerlichen Protesten und Extremismus“,<br />
betonte Haldenwang. In<br />
Chemnitz etwa hätten„Protestbürger<br />
am Straßenrand applaudiert“, als andere„Heil<br />
Hitler“ gerufen hätten. Der<br />
Verweis auf Chemnitz war kein Zufall.<br />
Es war Maaßen, der die rechtsextremen<br />
Ausschreitungen dort relativiert<br />
und damit seine Ablösung eingeleitet<br />
hatte.<br />
Haldenwang war nicht der Einzige,<br />
der überraschende Akzente<br />
setzte. Sosagte Judy Korn vom Violence<br />
Prevention Network, dass immer<br />
mehr ihrer militanten Klienten<br />
aus dem rechten Spektrum fragten:<br />
„Was willst du denn? Wir sind doch<br />
in der Mehrheit!“ Torsten Voßwiederum,<br />
Chef des Landesamtes für<br />
Verfassungsschutz in Hamburg, verwies<br />
auf die militanten Linksextremisten<br />
in der Hansestadt und stellte<br />
mit Blick auf Rechtsextremisten in<br />
den Sicherheitsbehörden fest: „Vor<br />
einigen schwarzen Schafen ist man<br />
nie gefeit.“ Quent hielt dagegen.<br />
„Eine Häufung von Einzelfällen ist<br />
auch ein Problem“, sagte er.<br />
Schließlich forderten Haldenwang<br />
und Innenstaatssekretär Günter<br />
Krings (CDU) eine Korrektur des<br />
Bundesverfassungsschutzgesetzes,<br />
um Quellen-TKÜ –also Telekommunikationsüberwachung<br />
an deren Ursprung<br />
–und Online-Durchsuchung<br />
nicht nur dem Bundeskriminalamt,<br />
sondern auch dem Verfassungsschutz<br />
zu gestatten. Ohne dies<br />
könne man Extremisten, egal welcher<br />
Sorte, heute nicht mehr effektiv<br />
bekämpfen, sagten sie.<br />
Anders als Maaßen, der nicht angekündigt<br />
war, war einer nicht da,<br />
der angekündigt war: Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer (CSU).<br />
Gründe wurden nicht genannt.<br />
Ladelösungenfür Elektroautos.<br />
Die Schaffung eines nachhaltigen Verkehrssystems<br />
hilft, den Klimawandel zu<br />
stoppen. Um den Übergang zurElektromobilität<br />
zu beschleunigen, entwickeln<br />
wir InCharge und bauen mit Partnern<br />
und Unternehmen in Europa ein Netz von<br />
Ladestationen. Dort, wo sie gebraucht<br />
werden: zuHause, amArbeitsplatz oder<br />
im öffentlichen Raum. InCharge ist ein<br />
weiterer Schritt, um innerhalb einer<br />
Generation ohne fossile Brennstoffe<br />
auszukommen.<br />
Begleiten Sie uns auf dem Wegdorthin:<br />
vattenfall.de/fossilfrei
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
4.2.19<br />
4.2.19<br />
▼ 11876,65 (–1,52 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
4.2.19<br />
Stand der Daten:13.05.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
▼ 69,88 (–1,38 %)<br />
▲ 1,1245 (+0,13 %)<br />
Quelle<br />
13.5.191<br />
13.5.191<br />
13.5.191<br />
Azubi-Mindestlohn soll mit<br />
515 Euro im Monat starten<br />
Bildungsministerin Anja Karliczek<br />
(CDU)hat die vonihr geplanteMindestvergütung<br />
für Auszubildende als<br />
wichtigen Beitrag zur Stärkung der<br />
Aus- und Weiterbildung hervorgehoben.<br />
„Wir wollen die Leistung, die die<br />
jungen Menschen in den Betrieben<br />
erbringen, wertschätzen und anerkennen“,<br />
sagte Karliczek am Montag.<br />
Auszubildende sollenab2020 im<br />
ersten Ausbildungsjahr eineMindestvergütung<br />
von515 Euro proMonat<br />
erhalten. 2021 soll der Mindestbetrag<br />
auf 550 Euro,2022 auf 585 Euro und<br />
ab 2023 auf 620 Euro steigen.Inden<br />
weiteren Lehrjahren seien ebenfalls<br />
Erhöhungen geplant. Voraussichtlich<br />
wirdder GesetzentwurfamMittwoch<br />
beschlossen. (dpa)<br />
Ex-Audi-Chef scheitert mit<br />
Verfassungsbeschwerde<br />
Gewinner<br />
aus DAXund MDAX vom13.05.zum Vortag<br />
LEG Immobilien 110,40 +1,85 WWW<br />
Vonovia NA 48,82 +1,71 WWW<br />
Dt. Wohnen Inh. 42,18 +0,96 WW<br />
TAGImmobilien 20,38 +0,89 WW<br />
Beiersdorf 99,14 +0,75 WW<br />
Dt. Pfandbriefbank 12,16<br />
Verlierer<br />
+0,50 WW<br />
aus DAXund MDAX vom13.05.zum Vortag<br />
thyssenkrupp 13,15 WWWWWWWWWWW –8,68<br />
Siltronic NA 71,06 WWWWWWWWWWW –8,29<br />
Dürr 33,93 WWWWWWWWW –6,68<br />
MorphoSys 86,75 WWWWWWW –5,19<br />
United InternetNA 32,75 WWWWWW –4,77<br />
Infineon NA 17,56 WWWWWW –4,66<br />
Leitbörsen imÜberblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 13.05. ±% z. 10.05.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) –1,20<br />
3596/2909 3320,78<br />
CAC 40(FR) – 1,22<br />
5657/4556 5262,57<br />
S&P UK(UK) – 0,51<br />
1590/1323 1450,64<br />
RTS (RU) – 0,51<br />
1285/1033 1207,57<br />
IBEX (ES) –0,78<br />
10265/8286 9046,80<br />
Dow Jones (US) –2,45<br />
26952/21713 25306,23<br />
Bovespa (BR) –1,96<br />
100439/69069 92406,56<br />
Nikkei (JP) – 0,72<br />
24448/18949 21191,28<br />
Hang Seng (HK) +0,87<br />
31593/24541 28596,60*<br />
Stx Singap. 20 (SG) –1,60<br />
1635/1350 1552,05<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Advanzia */**<br />
advanzia.com - 1,00 1,00<br />
NIBC Direct */**<br />
nibcdirect.de 0,75 0,75 0,75<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />
PSA Direktbank<br />
psa-direktbank.de 0,25 0,70 0,70<br />
RaboDirect */**<br />
rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />
ING *<br />
ing.de 1,00 1,00 1,00<br />
Santander<br />
santander.de 0,03 0,03 0,03<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />
berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda Berlin (Online)<br />
sparda-b.de - 0,001 0,001<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,18 0,18 0,18<br />
*Neukunden /Neuanlagen<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Nicht dasangestammteGeschäft, sondern die Tochter Monsanto machtdem Management vonBayer immer mehrÄrger.<br />
Mit dem Roller in die roten Zahlen<br />
Stockholms E-Scooter-Markt ist umkämpft.Doch die vermeintlich umweltfreundlichen Vehikelgehenschnell kaputt<br />
Von André Anwar<br />
Die Stockholmer sind den „Elscootrarna“<br />
gegenüber eher<br />
aufgeschlossenals ablehnend eingestellt.<br />
Schon seit September 2018 rollen<br />
die Tretroller mit Elektromotor<br />
durchSchwedens Hauptstadt. Rund<br />
2000 sind es derzeit. Mit steigenden<br />
Temperaturen werde sich ihre Anzahl<br />
im Sommer verdoppeln, schätzenBranchenkenner.<br />
Schwedens Hauptstadt ist seit<br />
dem Aufstieg des MusikstreamingdienstesSpotify<br />
zu einemwichtigen<br />
europäischen Testmarkt für an<br />
Smartphones gekoppelte Geschäftsideen<br />
aller Art geworden. Derzeit<br />
wetteifernvierVermietervon E-Rollern<br />
um die Gunst der Kunden. Drei<br />
bis vierweitereFirmen stehen in den<br />
Listen über Freund und Feind<br />
Bayer findet die nächste Monsanto-Altlast: Der US-Konzern ließ auch in Deutschland Kritiker registrieren<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Der Druck auf Bayer<br />
wächst, die Tochter Monsanto<br />
macht immer mehr<br />
Ärger. Der US-Konzern<br />
hat vorder Übernahme durch Bayer<br />
wohl nicht nur in Frankreich, sondernauch<br />
in Deutschland umstrittene<br />
Listen mit Kritikern und Unterstützernerstellen<br />
lassen. Davongeht<br />
der Leiter der Abteilung Public Affairs<br />
und Nachhaltigkeit bei Bayer, Matthias<br />
Berninger,aus.Essei sehr wahrscheinlich,<br />
dass derartige Listen EUweit<br />
gegeben habe, sagte der frühere<br />
Grünen-Politiker.Der Vertragmit der<br />
beteiligten Kommunikationsagentur<br />
habe sich auf Europa erstreckt.<br />
In Frankreich laufen gegen den<br />
amerikanischen Saatgut- und Pestizidhersteller<br />
Vorermittlungen wegen<br />
illegaler Erfassung privater Daten.<br />
Monsanto steht unter Verdacht, geheime<br />
Listen mit Namen von Kritikern<br />
des Unternehmens und seiner<br />
Produkte in Frankreich geführt zu<br />
haben. Rund 200 Namen von Wissenschaftlern,<br />
Journalisten und Politikernsollen<br />
darauf stehen, darunter<br />
beispielsweise der von Ségolène Royal,<br />
Ex-Umweltministerin und Gegnerin<br />
des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels<br />
Glyphosat.<br />
Bayerhatte sich am Wochenende<br />
für die Praxis vonMonsanto in Frankreich<br />
entschuldigt und angekündigt,<br />
eineexterneKanzleimiteinerAufklärung<br />
der Vorfälle beauftragen zu wollen.<br />
Berninger betonte, nach allem,<br />
was er bisher gehört habe, halte er<br />
das Vorgehen von Monsanto für<br />
komplett unangemessen. Es gebe<br />
eine ganze Reihe von Beispielen,<br />
„wo, uminder Fußballsprache zu<br />
sprechen,mannichtdenBallgespielt<br />
hat, sondern eher auf den Mann gegangen<br />
ist oder auf die Frau“.<br />
In Frankreich haben sich viele<br />
prominente Politiker gegen Monsanto<br />
positioniert. Im öffentlich-rechtlichen<br />
Fernsehen sind mehrere ausführliche<br />
Dokumentationen über die<br />
Gefahren des Unkrautvernichters<br />
Glyphosatgelaufen. DasAnlegen von<br />
Freund-Feind-Listen ist in Frankreich<br />
unter bestimmten Umständen<br />
verboten. Monsanto ging es bei seiner<br />
PR- und Lobbyarbeit vor allem<br />
darum, den Vorwurf zuentkräften,<br />
Startlöchern. Laut Verkehrsamt haben<br />
die bereits etablierten Anbieter<br />
zudem angemeldet, dieAnzahl ihrer<br />
E-Roller weiter aufzustocken. Und<br />
dies, obwohl die renommierte Wirtschaftszeitung<br />
„Dagens Industri“<br />
kürzlich enthüllte, dass die vermeintlich<br />
umweltfreundlichen E-<br />
Scooternichtsolange haltenwie gedacht.<br />
Schon nach fünf Wochen gehen<br />
siedemnach kaputt, statt wie erwartet<br />
zwei bis drei Monate zuhalten.<br />
Weil Anbieter mindestens zehn<br />
Wochen Vermietungsbetrieb brauchen,<br />
um den Kaufpreis des Rollers<br />
wieder hineinzubekommen, sei das<br />
für jeden einzelnen Scooter ein Verlustgeschäft.<br />
schreibt die <strong>Zeitung</strong><br />
unter Berufung auf umfassende<br />
brancheninterne Quellen. Aber das<br />
dass Glyphosat bei Menschen, die<br />
mit dem „Totalherbizid“ hantieren,<br />
Krebs auslösen kann. In den USA<br />
sind mehr als 13000 Klagen anhängig.<br />
In den ersten beiden Verfahren<br />
bekamen die Kläger in der ersten Instanz<br />
Recht. Derzeit wird als dritter<br />
Fall die Klage eines Ehepaars verhandelt,<br />
das nicht nur Schadensersatz in<br />
Höhe von rund 55 Millionen Dollar<br />
verlangt, sondern auch eine Bestrafung<br />
wegen arglistiger Täuschung in<br />
Höhe voneiner Milliarde Dollar.<br />
Analysten rechnen damit, dass<br />
die Glyphosat-Fälle Bayer mindestens<br />
5Milliarden Euro kosten werden.<br />
Die Bayer-Aktie gab auch am<br />
Montag wieder nach. In den vergangenen<br />
zwölf Monaten hat sie fast 44<br />
Prozent verloren, Buchwerte von<br />
ist vielleicht nur eine Kinderkrankheitbei<br />
der Produktion. Auch immer<br />
mehr Stockholmer mit privat eingekauftenE-Rollernsiehtman<br />
aufden<br />
StockholmerStraßen.<br />
Keine Helme<br />
Im Gegensatzzuden meistenStockholmer<br />
Fahrradfahrern nutzen<br />
E-Roller-Fahrer keine Helme, auch<br />
wennsiegernmalmittenaufbreiten,<br />
hochfrequentierten Autostraßen<br />
fahren und dort auchnoch links abbiegen,weildasschneller<br />
gehtalsauf<br />
den seitlichen Fahrradwegen. Von<br />
schlimmen Unfällen ist seit der Einführung<br />
im Herbst aber nichts berichtet<br />
worden. Schwedenverhalten<br />
sich traditionell sehr rücksichtsvoll<br />
im Verkehr. Kritik gibt es eigentlich<br />
nuramParken.Vor mancher Schule<br />
FOTO: OLIVER BERG/DPA<br />
mehr als 42 Milliarden Euro wurden<br />
vernichtet. Branchenkenner vermuten,<br />
dass es Jahre dauern wird, bis<br />
sich das Unternehmen von dem<br />
Monsanto-Desaster erholen wird.<br />
Dabei sollte die Übernahme den Weg<br />
für eine Runderneuerung ebnen –<br />
mit einem Konzern, der sich auf die<br />
Sparten Pharma und Agro-Chemie<br />
konzentriert und alles andere verkauft,<br />
auch um Belastungen durch<br />
Monsanto zu schultern.<br />
Zur Disposition steht das Betreiben<br />
von Chemieparks, wo frühere<br />
Bayer-Sparten noch immer aktiv<br />
sind. Mehr als eine Milliarde Euro soll<br />
die Veräußerung einer 60-Prozent-<br />
Beteiligung an der Firma Currenta<br />
bringen, die Standorte in Leverkusen,<br />
Dormagen und Krefeld verwaltet.<br />
MehrereFinanzinvestoren sollen<br />
sich bereits gemeldet haben. Dasgilt<br />
auch für das hochprofitable Geschäft<br />
mit Pharmaka für Tiere. DerWertdieser<br />
Aktivitäten wird von Analysten<br />
bei einem Jahresumsatz von1,5 Milliarden<br />
Euro auf rund 7Milliarden<br />
Euro taxiert. Ein Deal bei Currenta<br />
könnte Medienberichten zufolge<br />
schon in den nächsten Wochen über<br />
die Bühne gehen. Bei der Tiermedizin<br />
dürfte sich die Veräußerung hinziehen.<br />
DenneskönntefürFinanzinvestoren<br />
schwer werden, das Unternehmen<br />
in fünf bis sieben Jahren<br />
weiterzuverkaufen. Wettbewerbshüter<br />
könnten sich gegen einen Deal<br />
mit einem der Konkurrenten stemmen,<br />
da deren Zahl sehr überschaubar<br />
ist.<br />
finden sich Haufen aus kreuz und<br />
quer übereinandergeschmissenen<br />
E-Tretrollern. Wer einen E-Scooter<br />
nutzt, kann ihn überall abstellen.<br />
Daher sollen in Stockholm nun zumindest<br />
an Knotenpunkten im<br />
Stadtzentrum markierte E-Roller-<br />
Parkplätzeeingerichtetwerden.<br />
Den freien Fluss und das wahlfreie<br />
Parken der E-Scooteraußerhalb<br />
der Verkehrsknotenpunkte wolle<br />
man nichteinschränken, betontder<br />
grüne Verkehrsstadtrat Daniel Helldén.<br />
Schwachstellen würden in enger<br />
Zusammenarbeit mit den Firmen<br />
beseitigt.<br />
Bisher laufe die Zusammenarbeit<br />
vorbildlich, beteuert Helldén. Probleme<br />
werden unbürokratisch gelöst,<br />
wenn sie entstehen, so das Motto.<br />
Bislang funktioniert es.<br />
DerfrühereAudi-Chef RupertStadler<br />
ist mit einer Verfassungsbeschwerde<br />
gegen seinen Haftbefehl<br />
gescheitert. DasBundesverfassungsgericht<br />
teilte mit, es habe die<br />
Beschwerde nicht zur Entscheidung<br />
angenommen. DasOberlandesgericht<br />
München hatte den Haftbefehl<br />
im Oktober außer Vollzug gesetzt,<br />
aber ein Kontaktverbot verhängt.<br />
Ohne Zustimmung der Staatsanwaltschaft<br />
darfStadler keinen Kontakt<br />
zu Mitbeschuldigten und möglichen<br />
Zeugen aufnehmen. DieJustiz<br />
verdächtigt den ehemaligen Audi-<br />
Chef des Betrugs.Stadler habe Dieselautos<br />
mit überhöhten Abgaswerten<br />
verkaufen lassen, obwohl er von<br />
den Manipulationen wusste. (dpa)<br />
Mehr Beschwerden gegen<br />
Airlines nach Chaossommer<br />
Reisende stehendicht gedrängt im<br />
Frankfurter Flughafen. FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA<br />
Derzurückliegende Chaossommer<br />
im europäischen Luftverkehr hat zu<br />
deutlich mehr Verbraucherbeschwerden<br />
über die Fluggesellschaften<br />
geführt. Laut Luftfahrtbundesamt<br />
wuchs die Zahl der Beschwerden<br />
wegen Verspätungen und Annullierungen<br />
im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 61 Prozent auf 4092. Insgesamt<br />
gingen 4258 Beschwerden bei<br />
der Behörde ein, wie aus der Antwortder<br />
Bundesregierung auf eine<br />
Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion<br />
hervorgeht. DieZahlder<br />
Bußgeldverfahren stieg 2018 danach<br />
um das Sechsfache auf 982. (dpa)<br />
EU deckelt Tarife für<br />
Telefonate ins Ausland<br />
Vondiesem Mittwoch (15. Mai) an<br />
werden die Gebühren für Telefonate<br />
und SMS aus dem Heimatland ins<br />
EU-Ausland gedeckelt. Maximal<br />
werden 19 Cent proMinutefällig, ob<br />
die Gespräche am Festnetztelefon<br />
geführtwerden oder mit dem Handy,spielt<br />
dabei keine Rolle.Eine<br />
SMS kostet dann maximal 6Cent.<br />
Laut Europäischem Verbraucherverband<br />
fielen in Deutschland zuletzt<br />
bis zu 1,99 Euro proMinute für Auslandsgespräche<br />
per Handy an. Die<br />
Zusatzgebühren für Anrufe aus<br />
fremden EU-Netzen ins Heimatland,<br />
also beispielsweise für Telefonate<br />
aus dem Urlaub nach Hause,<br />
waren bereits im Sommer 2017 abgeschafft<br />
worden. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 7· ·<br />
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Wirtschaft<br />
„Wir haben jedes Jahr 20 bis 30 Streiktage“<br />
Amazon-Betriebsratschef Thomas Rigol über den Dauerstreit mit seinemArbeitgeber,tägliche Repressalien und viele kleine Erfolge<br />
An diesem Dienstag sind<br />
diese Amazon-Mitarbeiter<br />
seit genau sechs Jahren im<br />
Streik: Immer wieder, insgesamt<br />
rund 30 Tage jedes Jahr,legen<br />
siedieArbeitnieder,umendlichnach<br />
dem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels<br />
bezahlt zu werden.<br />
Amazon lehnt Tarifverträge jedoch<br />
grundsätzlich ab und entgegnet,<br />
man orientiere sich an den Gehältern<br />
der Logistikbranche.Anfang Maibegann<br />
die neue Runde dieses schier<br />
endlosen Arbeitskampfs, der längst<br />
zumArbeitsalltaggehört.ThomasRigol<br />
ist seit einem Jahr Vorsitzender<br />
des Betriebsrats in Leipzig.<br />
Herr Rigol, Siearbeiten seit elf Jahren<br />
bei Amazon. Wie sehr bestimmt der<br />
nun schon sechsjährige Arbeitskampf<br />
ihren Alltag?<br />
Wir haben jedes Jahr etwa 20 bis<br />
30 Streiktage –jenachdem, wie viele<br />
wichtige Geschäftstage es gibt, an<br />
denen man mit Streiks wirklich etwas<br />
bewirken kann, zum Beispiel um Ostern<br />
und Weihnachten. Unsere<br />
Streikleitung am Standort koordiniert<br />
die Termine so, dass sie<br />
deutschlandweit abgestimmt sind.<br />
Streiks an einzelnen Standorten machen<br />
ja wenig Sinn, denn sie lassen<br />
sich durch andere Standorte in<br />
Deutschland leicht auffangen.<br />
Erinnern Sie sich noch, wie sich Ihr<br />
erster Streik vor sechs Jahren angefühlt<br />
hat?<br />
Anfangs hat es Überwindung gekostet.<br />
Bis dahin hatte es nicht viele<br />
Gewerkschaftsaktivitäten am Standortgegeben,<br />
da war es schon ein mulmiges<br />
Gefühl, zum Beispiel Flugblätter<br />
zu verteilen und plötzlich vordem<br />
Arbeitgeber zu stehen. Als Verdidann<br />
zu den ersten Streiks aufrief, war ich<br />
im Urlaub und konnte nicht teilnehmen.<br />
Dashat mich echt geärgert, ich<br />
wollte unbedingt etwas für bessere<br />
Arbeitsbedingungen unternehmen.<br />
Lässt es Ihre Geschäftsleitung die Beschäftigten<br />
spüren, dass sie vomendlosen<br />
Arbeitskampf genervt ist?<br />
Streikende, die in der Gewerkschaft<br />
sind, werden anders behandelt.<br />
Zum Beispiel sind manche der<br />
Aufgaben, die täglich neu vergeben<br />
werden, weniger anstrengend als andere.<br />
In meinem Bereich muss ich oft<br />
15 Kilometer am Taglaufen und nach<br />
Paketen suchen. Weniger anstrengend<br />
und auch abwechslungsreicher<br />
ist es zum Beispiel, Stapler zu fahren.<br />
Für viele ist das eine mentale Entlastung.<br />
Verdi-Leute kriegen solche<br />
Stellen kaum zugeteilt. Streikende<br />
werden auch öfter zu Gesprächen<br />
über krankheitsbedingte Ausfälle<br />
eingeladen, nicht selten gefolgt von<br />
Kündigungen. Im persönlichen Umgang<br />
mit der Geschäftsleitung spüre<br />
ich nie Feindseligkeiten. Aber ein beruflicher<br />
Aufstieg in der Firmagestaltet<br />
sich für aktiveGewerkschafter äußerst<br />
schwierig, wie ich am eigenen<br />
Leib erfahren durfte.<br />
Streikposten: Kein ungewohntes Bildbei AmazoninLeipzig.<br />
ZUR PERSON<br />
FOTO: PETER ENDIG/DPA<br />
Thomas Rigol, 38, arbeitet seit elf Jahren am Amazon-StandortinLeipzig.Erlebt mit Frau und<br />
drei KinderninGroßdeuben nahe der Messestadt. Nach seinem abgebrochenen Studium hatte<br />
er als Zeitarbeiter im Lager eines Möbelhändlers gearbeitet, bevorerim2006 eröffneten,<br />
75000 Quadratmeter großen Amazon-Logistikzentrum anfing.Dortwird in Schichten vonmontags<br />
0.15 Uhr bis samstags 23.30 Uhr gearbeitet. Rigol ist Vorsitzender des Betriebsrats.<br />
IhreForderungen lehnt Amazon noch<br />
immer ab.Wie motivieren Siedie Kollegen,<br />
trotzdem noch zu streiken?<br />
Es ist nicht immer leicht, jeden bei<br />
Laune zu halten. Aber vomAufgeben<br />
spricht keiner. Verdi hat zugesagt,<br />
dass sie uns weiter unterstützen. Tariflöhne<br />
haben wir ja immer noch<br />
nicht. Aber anfangs standen wir bei<br />
7,76 Euro, mittlerweile sind es über<br />
12,50 Euro,davon kann man zumindest<br />
leben. Auch Weihnachtsgeld bekommen<br />
wir mittlerweile, wenn<br />
auch deutlich weniger,als es nach Tarifvertrag<br />
wäre. Früher war esnormal,<br />
sechs Tage die Woche zu arbeiten<br />
mit täglich ein bis zwei Überstunden.<br />
Heute laufen Überstunden auf<br />
freiwilliger Basis.Neuere Mitarbeiter<br />
kennen die harten Zeiten von vor<br />
zehn Jahren gar nicht mehr, deshalb<br />
verstehen sie Kritik am Arbeitgeber<br />
mitunter nicht, und es sind eher die<br />
Älteren, die streiken. Manmuss auch<br />
sagen, dass es tatsächlich utopisch<br />
ist, dass der Samstag ein freier Tag<br />
wird–weil die meisten Bestellungen<br />
am Wochenende eingehen.<br />
Was sind dann heute noch Ihre<br />
Hauptforderungen?<br />
Wirfordernnach wie voreinen Tarifvertrag,<br />
für in vielerlei Hinsicht<br />
bessere und rechtlich verbriefte<br />
Arbeitsbedingungen. Wir wenden<br />
unsaberinzwischenauchandiePolitik:<br />
Es braucht endlich wieder allgemeinverbindliche<br />
Tarifverträge im<br />
Einzelhandel – damit wäre auch<br />
Amazon gezwungen, besser zu zahlen.<br />
Vor Ort versuchen wir, Amazon<br />
zumindest davon abzubringen, auch<br />
noch den Sonntag zum Arbeitstag zu<br />
machen. Und esgeht konkret auch<br />
um einen Gesundheitstarifvertrag.<br />
Die meisten von uns arbeiten gern<br />
bei Amazon, aber auf viele Probleme<br />
der Arbeiter nimmt die Firma kaum<br />
Rücksicht –wenndie Leute zum Beispiel<br />
mit Rückenschmerzen nach<br />
Hause gehen, weil die Tische nicht an<br />
die Tätigkeiten angepasst werden.<br />
Der Besitzer von Amazon ist der<br />
reichste Mann der Welt, da können<br />
wir doch erwarten, verstellbare Tische<br />
für die Arbeit zu bekommen.<br />
Amazon unterläuft Ihre Streiks mit<br />
Saisonarbeitern und Aushilfen.<br />
Kommt es da nicht zu Streit vorOrt?<br />
Es kommt höchstens mal zu kleinen<br />
Wortgefechten zwischen einzelnen<br />
Leuten, wenn es um die Frage<br />
von Streik oder Streikbruch geht –<br />
aber es gibt keine Spaltung oder vergiftete<br />
Atmosphäre unter der Belegschaft.<br />
Es werden auch weniger Befristete<br />
eingesetzt als früher. Einige<br />
kennt man gut, weil sie jedes Jahr<br />
wiederkehren. Man unterhält sich<br />
normal mit ihnen, kaum über die<br />
Streiks.Viele vonihnen brauchen das<br />
schnelle Geld und meiden die Streiks<br />
aus Angst vor Kündigungen –einige<br />
streiken aber auch mit.<br />
DasGespräch führte<br />
Flemming Goldbecher.<br />
US-Zollstreit mit China<br />
geht in die nächste Runde<br />
Führung in Peking kündigt Gegenmaßnahmenan<br />
Von Benedikt von Imhoff<br />
Im Handelsstreit mit Washington<br />
reagiertChina auf höhereUS-Zölle<br />
und hebt seinerseits die Einfuhrgebühren<br />
auf US-Produkte im Wert von<br />
60 Milliarden Dollar (53,34 Milliarden<br />
Euro) an. Vom1.Juni an sollen<br />
knapp 2500 US-Produkte mit 25 Prozent<br />
Importzoll belegt werden. Auf<br />
weitereWaren sollen ebenfalls Strafzölle<br />
erhoben werden, allerdings mit<br />
niedrigeren Zollsätzen.<br />
Die „Anpassung“ sei eine „Antwort<br />
auf den US-Unilateralismus<br />
und Handelsprotektionismus“, teilten<br />
die Behörden in Peking mit. China<br />
hoffe, dass die USA im Sinne<br />
gegenseitigen Respekts zur bilateralen<br />
wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />
zurückkehrten. US-Präsident<br />
Donald Trump hatte die Regierung in<br />
Peking vor Gegenmaßnahmen gewarnt.<br />
In der Nacht zum Freitag hatten<br />
die USA die Anhebung der Sonderabgaben<br />
auf Importe aus China<br />
im Wert von200 Milliarden Dollar in<br />
Kraft gesetzt. Die Zölle stiegen von<br />
bisher 10 auf 25 Prozent. Für weitere<br />
Importe im Volumen von 50Milliarden<br />
Dollar lag der Satz bereits zuvor<br />
bei 25 Prozent. Daraufhin hatte China<br />
Gegenmaßnahmen angekündigt.<br />
Trump gab China die Schuld an<br />
der Eskalation im Handelskonflikt<br />
und warnte Peking vor Konsequenzen.<br />
Mansei kurzdavor gewesen, ein<br />
„großartiges“ Abkommen abzuschließen,<br />
dann sei China aber abgesprungen,<br />
schrieb Trump auf Twitter.<br />
Der US-Handelsbeauftragte Robert<br />
Lighthizer hatte am Wochenende berichtet,<br />
Trump habe auch angeordnet,<br />
25-prozentige Abgaben auf weitereWaren<br />
im Wert vonrund 300 Milliarden<br />
Dollar zu erheben –und damit<br />
auf alle chinesischen Importe.<br />
Ohne einen Deal würden sich Firmen<br />
gezwungen sehen, das Land zu<br />
verlassen, schrieb Trump am Montag<br />
bei Twitter weiter.„Ichsage Präsident<br />
Xi und all meinen Freunden in China<br />
offen, dass China sehr schwer getroffen<br />
wird, wenn sie kein Abkommen<br />
abschließen, weil Unternehmen gezwungen<br />
werden, China zu verlassen<br />
und in andereLänder zu gehen.“<br />
Die letzte Gesprächsrunde zwischen<br />
den beiden größten Volkswirtschaften<br />
der Welt war in der vergangenen<br />
Woche ohne Durchbruch beendet<br />
worden. Der vorsichtige Optimismus,<br />
der am Freitag nach der<br />
jüngsten Gesprächsrunde zunächst<br />
die Wall Street trug, ist am Montag<br />
schon wieder verflogen. Auch an der<br />
Frankfurter Börse kam die Nachricht<br />
vom eskalierenden Zollstreit nicht<br />
gut an. Der Dax notierte am Nachmittag<br />
1,6 Prozent leichter. (dpa)<br />
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ibb.de/wachsen<br />
Waren aus China werden in den USA teurer –und US-Produkte in China.<br />
FOTO: CHINATOPIX/DPA
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
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Meinung<br />
Mietspiegel<br />
ZITAT<br />
Sozialer<br />
Sprengstoff<br />
Ulrich Paul<br />
erwartet einen besseren Schutz der<br />
Mieter durch den Bund.<br />
Ist das jetzt ein Grund um aufzuatmen?<br />
Nein. Die Wohnkosten sind nach dem<br />
neuen Mietspiegel in Berlin im Vergleich<br />
zum letzten Mietspiegel vor zwei Jahren<br />
zwar nicht ganz so stark gestiegen. Doch<br />
unterm Strich bleibt eine Erhöhung um<br />
2,5 Prozent jährlich. Das ist in einer Stadt<br />
wie Berlin, die einen hohen Anteil an<br />
Haushalten mit geringen Einkommen<br />
hat, immer noch viel. Für manchen Mieter<br />
sogar zu viel. Denn die steigende ortsübliche<br />
Miete von heute ist für viele Mieter<br />
die Mieterhöhung vonmorgen.<br />
Hinter dem moderat aussehenden<br />
Mietwachstum von 2,5 Prozent jährlich<br />
verbirgt sich bei genauerem Hinsehen sogar<br />
sozialer Sprengstoff. Denn die Mieten<br />
steigen nicht überall gleichmäßig. Überdurchschnittlich<br />
verteuernsich vorallem<br />
Wohnungen in den Häusern, die bis 1918<br />
errichtet wurden. Nurdie Nachkriegsbauten<br />
verteuern sich nicht ganz so stark.<br />
Übersetzt heißt dies: In den Altbauten<br />
droht die Verdrängung von Mietern, die<br />
die steigenden Kosten nicht tragen können.<br />
Sie werden eine bezahlbare Bleibe<br />
eher in den Großsiedlungen am Stadtrand<br />
finden. Es droht die Entmischung der<br />
Stadt und die Ballung von sozialen Konflikten<br />
in den betroffenen Gebieten.<br />
Es ist gut, dass der Senat versucht, der<br />
Verdrängung mit der Ausweisung von<br />
mehr Milieuschutzgebieten etwas entgegenzusetzen.<br />
Ebenso richtig ist, dass der<br />
Senat die landeseigenen Unternehmen<br />
dazu verpflichtet hat, Mieterhöhungen in<br />
ihren rund 300 000 Wohnungen auf zwei<br />
Prozent jährlich zu begrenzen. Dadurch<br />
hat er verhindert, dass die Mieten noch<br />
stärker steigen. Um die Mieter noch besser<br />
zu schützen, muss jedoch die Bundesregierung<br />
handeln –und Mieterhöhungsmöglichkeiten<br />
noch stärker begrenzen.<br />
Rumänien<br />
Europa musste<br />
einschreiten<br />
Damir Fras<br />
hält nichts vondemAmnestiegesetz<br />
in Rumänien.<br />
Eshat natürlich mit demWahlkampf zu<br />
tun, dass Frans Timmermans den<br />
Brandbrief nach Bukarest geschickt hat.<br />
In weniger als zwei Wochen sind Europa-<br />
Wahlen, und der EU-Kommissar Timmermans<br />
möchte gerne nächster Präsident<br />
der EU-Kommission werden. Da liegt es<br />
nahe, kurz vor der Wahl noch einmal öffentlichkeitswirksam<br />
aktiv zu werden.<br />
Auch wenn der Zeitpunkt für die letzte<br />
Warnung Brüssels vielleicht bewusst gewählt<br />
ist: Der Brief ist bitter nötig. Denn<br />
die Regierung in Rumänien, eine Koalition<br />
aus Sozialdemokraten und Liberalen,<br />
unterhöhlt das demokratische Fundament<br />
des Landes. Die EU-Kommission<br />
muss überwachen, ob die Mitgliedsstaaten<br />
die Rechtsstaatlichkeit wahren. Die<br />
Behörde in Brüssel hätte sich also einer<br />
groben Pflichtverletzung schuldig gemacht,<br />
hätte sie nicht reagiert.<br />
Konkret geht es der EU-Kommission<br />
um ein neues Gesetz in Rumänien, das<br />
auf bemerkenswerte Weise belegt, wie es<br />
die Bukarester Regierung mit der Rechtsstaatlichkeit<br />
hält –oder besser:nicht hält.<br />
Kern des Gesetzes sind großzügige Amnestieregeln<br />
für Mandatsträger, die des<br />
Amtsmissbrauchs schuldig oder korrupt<br />
sind. Gut, dass die EU-Kommission der<br />
Regierung in Rumänien jetzt klar mitgeteilt<br />
hat, den Irrwitz bleiben zu lassen.<br />
Zwar ist das angedrohte Rechtsstaatsverfahren<br />
gegen Bukarest nur ein stumpfes<br />
Schwert, das in der Vergangenheit<br />
schon die Regierungen Polens und Ungarns<br />
nicht sonderlich beeindruckt hat.<br />
Aber es ist dennoch wichtig und richtig,<br />
dass Brüssel sich auf die Seite der Rechtsstaatsfreunde<br />
in Rumänien schlägt, die<br />
über das Treiben der Regierung ebenfalls<br />
entsetzt sind.<br />
Eine genießt das Jobsharing.<br />
Unter Hans-Georg Maaßen wäre<br />
das nicht passiert. Viel zu lange<br />
sträubte sich der frühere Chef<br />
des Bundesamtes für Verfassungsschutz,<br />
rechte Tendenzen und Netzwerke<br />
inden Blick zu nehmen, ja ihre bloße<br />
Existenz überhaupt in Betracht zu ziehen.<br />
Stattdessen warnte er vor„linksradikalen<br />
Kräften in der SPD“ und rechtfertigte damit<br />
im Herbst vergangenen Jahres endgültig<br />
seine Demission als Inlandsgeheimdienstchef.<br />
Extremismus existierte für Maaßen vor<br />
allem im islamistischen und linken Spektrum.<br />
Aufdem rechten Auge war er so gut wie<br />
blind. Sehr zum Leidwesen vieler seiner Kollegen<br />
in den Ländern, die liebend gernInformationen<br />
über die Verbindungen zwischen<br />
der AfD und rechtsextremistischen Gruppen<br />
gesammelt hätten –aber nicht durften.<br />
Nun also Thomas Haldenwang. Als erste<br />
Amtshandlung ließ Maaßens Nachfolger Anfang<br />
des Jahres den rechtsnationalen Flügel<br />
der AfD sowie deren Jugendorganisation<br />
Junge Alternative zuVerdachtsfällen erklären.<br />
Sicher war es ungeschickt, die gesamte<br />
AfD öffentlich als Prüffall zu bezeichnen und<br />
dafür prompt einen Rüffel vom Bundesverfassungsgericht<br />
zu kassieren. Aber das Signal<br />
war klar:Der Neue ist anders als seinVorgänger<br />
–und er traut sich was.<br />
An diesem Montag legte Haldenwang<br />
nach. Auf einem Symposium in Berlin kündigte<br />
er an, die Grenze zwischen legitimen<br />
bürgerlichen Protesten und Extremismus<br />
schärfer als bislang ziehen zu wollen. Es sei<br />
wichtig, „dass die natürliche Grenze zwischen<br />
Extremismus und bürgerlichen Protestformen<br />
nicht weiter aufgeweicht wird“,<br />
sagte der Chef des Inlandsgeheimdienstes<br />
und blickte deutlich in Richtung rechts.Dem<br />
Rechtsextremismus in Deutschland attes-<br />
Demnächst beantragt die Fraktion der<br />
Linken im Bundestag einen parlamentarischen<br />
Untersuchungsausschuss zur<br />
Treuhandanstalt. Es geht um die Durchleuchtung<br />
jener Institution, die für Verkauf<br />
oder Abwicklung ehemaliger DDR-Betriebe<br />
zuständig war. Mittlerweile hat sich die AfD<br />
dem Antrag angeschlossen, während Thilo<br />
Sarrazin, 1990/91 leitend in der Treuhand tätig,<br />
den Antrag für „albern“ hält.<br />
Ich finde das nicht. Denn es besteht der<br />
Wunsch von Millionen einstiger DDR-Bürger,<br />
dieses Thema öffentlich zu verhandeln,<br />
und das aus einem einfachen Grund: Der<br />
Freude über Freiheit, neue Möglichkeiten<br />
und Wiedervereinigung folgten nach 1990<br />
vielfach harte Brüche im privaten und beruflichen<br />
Leben, brachiale westliche Bevormundung,<br />
Werteverlust, Desorientierung,<br />
Verödung ganzer Landstiche, Heimatlosigkeit<br />
und nicht selten das Gefühl kollektiver<br />
Demütigung. Gewiss lag das nicht allein an<br />
der Treuhand, aber sie bildet im Gedächtnis<br />
der Betroffenen einen wichtigen, negativ<br />
umnebelten Punkt.<br />
Ein Untersuchungsausschuss kann die<br />
Faktenlage erhellen, dazu beitragen, Mythen<br />
und Fehlurteile zu korrigieren und auch den<br />
Verantwortlichen der Treuhand Gerechtigkeit<br />
widerfahren zu lassen. Sie standen unvorbereitet<br />
vor einer schwierigen Aufgabe.<br />
Das sollte ihnen im Fall mancher Entscheidungen,<br />
die sie heute womöglich selbst als<br />
Fehlentscheidung betrachten, zugutegehalten<br />
werden.<br />
Verfassungsschutz<br />
Neue<br />
Ansagen<br />
Jörg Köpke<br />
findet, dass es höchste Zeit ist, rechtsextreme Gruppen<br />
stärker ins Visier zu nehmen.<br />
KOLUMNE<br />
Die Untersuchung<br />
der Treuhand<br />
ist fällig!<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
Nun behaupten Abgeordnete der CDU,<br />
CSU und der FDP,eine solche Aufgabe sei am<br />
besten von Historikern zubewältigen. Dem<br />
widerspreche ich energisch, und zwar als Historiker.Wer<br />
den deutschen Zeitgeschichtsbetrieb<br />
kennt, weiß, was dann geschähe. Zunächst<br />
würden Drittmittel beantragt, dann<br />
würden einzelne Lehrstuhlinhaber das Großthema<br />
in Dutzende Unterthemenfür Doktorarbeiten<br />
aufspalten. Nach aller Erfahrung<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
tierte Haldenwang eine neue Dynamik. Viele<br />
dieser Entwicklungen habe man 2018 in<br />
Chemnitz beobachten können.<br />
Als Stichworte nannte er eine sehr intensiveVernetzung<br />
der Szene, Fake News sowie<br />
massive Gewalt auf der Straße als Keimzelle<br />
rechter Terrorgruppen: „All das hat das Beispiel<br />
Chemnitz gezeigt.“ Aussagen, die Amtsvorgänger<br />
Maaßen so nie über die Lippen<br />
gekommen wären. Dieser leugnet bis heute<br />
jede Form rechtsextremistischer Übergriffe<br />
nach der Tötung eines 35-Jährigen in der<br />
sächsischen Stadt. Hetzjagden habe es dort<br />
nie gegeben, so sein Mantra, an das er offenbar<br />
immer noch glaubt. Inzwischen pflegt er<br />
das Image vomaufrechten Märtyrer,den die<br />
Linken zum „leibhaften Satan“ erklärt hätten.<br />
Wasfür ein haarsträubender verschwörungstheoretischer<br />
Unfug.<br />
Lange vor Chemnitz gab es Hinweise auf<br />
eine sich vernetzende und immer gewaltbereitererechte<br />
Szene: die Mordedes Nationalsozialistischen<br />
Untergrunds (NSU), gedeckt<br />
und vorbereitet von vielen willfährigen Helfern;Verbindungen<br />
des NSU bis tief hinein in<br />
Landesverfassungsschutzämter; Polizisten,<br />
Geheimdienstler und (Ex-)Soldaten, die sich<br />
in Online-Chats auf den Umsturz vorbereiten,<br />
Waffen horten und Demokraten mit Tod<br />
und Vernichtung drohen wie beim sogenannten<br />
NSU 2.0; völkische Siedler; Reichsbürger;<br />
Identitäre; AfD-Funktionäre. In vielen<br />
Fällen handelt es sich um dieselben Personen.<br />
Im rechten Bereich tummeln sich aktuell<br />
viele sogenannte „Grenzgänger“, sagt<br />
Haldenwang. Sie sprechen bewusst nicht<br />
von „Rasse“, sondern von „Kultur, Ethnien<br />
und Identität“. Sietragen keine Springerstiefel,<br />
sondern hippe Turnschuhe und Kapuzenpullis.<br />
Dieses subtilere Vorgehen bietet<br />
ihnen die Möglichkeit, „sich jederzeit auch<br />
wieder distanzieren zu können“.<br />
Der richtigen Analyse müssen jetzt Taten<br />
folgen. DieProbe aufs Exempel darfnicht vor<br />
den Türen der Sicherheitsbehörden Halt machen.<br />
Immer wieder gab es Hinweise darauf,<br />
dass sogar Verfassungsschützer mit Rechtsextremisten<br />
gemeinsame Sache machen. In<br />
Hessen hat der Inlandsgeheimdienst die Akten<br />
zum NSU-MordinKassel für 120 Jahreunter<br />
Verschluss nehmen lassen. Ein V-Mann<br />
hielt sich nur wenige Meter vom Tatort entfernt<br />
auf. In Mecklenburg-Vorpommern erstellte<br />
ein Polizist sogenannte Todeslisten auf<br />
seinem Dienstcomputer. Will Haldenwang<br />
den Verfassungsschutz glaubwürdig für einen<br />
Kulturwechsel öffnen, muss er auch diese<br />
Fälle aufklären und transparent machen.<br />
wirdvon diesen Arbeiten ein Drittel scheitern,<br />
die zumeist überspezialisierten Studien, die<br />
in etwa sechs bis zehn Jahren vorliegen würden,<br />
kämen zu spät und wären zumeist unlesbar<br />
geschrieben. Werliest denn die Arbeiten,<br />
die auf solcheWeise über das Reichsfinanzministerium,<br />
das Reichsernährungsministerium<br />
oder die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
im Dritten Reich verfasst wurden?Fast<br />
niemand. So kann maneinen unguten gesellschaftlichen<br />
Konflikt nicht versachlichen, geschichtlichen<br />
Konsens nicht stärken.<br />
Anders als Historiker kann der Untersuchungsausschuss<br />
Akten beiziehen, die noch<br />
in den Registraturen der Ministerien<br />
schlummern. Er kann die seinerzeit Verantwortlichen<br />
streng befragen, Protokolle fertigen<br />
lassen usw., während Historiker, wenn<br />
sie denn vorgelassen werden, auf das Fabulieren<br />
sogenannter Zeitzeugen angewiesen<br />
sind. Es geht um Objektivierung, nicht<br />
darum, Theo Waigel, Horst Köhler und andere<br />
vorzuführen. Selbstverständlich sollen<br />
auch Angehörige der DDR-Elite befragt werden:<br />
zum Beispiel Wirtschaftsministerin<br />
Christa Luft, Finanzminister Walter Siegert,<br />
Dieter Knoch(einst Vizeminister für Chemische<br />
Industrie, dann Manager des Übergangs)<br />
und andere durchaus achtbare Vertreter<br />
desuntergegangenen Staates.<br />
Aus all diesen Gründen sollten Abgeordnete<br />
von SPD und Grünen den Antrag „Untersuchungsausschuss<br />
Treuhand“ unterstützen,<br />
um die notwendige Anzahl von 120 Befürworternzuerreichen.<br />
„Wo immer ich in diesen<br />
Tagen hingehe,begegne ich<br />
Menschen, die zu mir<br />
sagen: Wir schaffen das,<br />
mein Bürgermeister.“<br />
Ekrem Imamoglu, alter und neuer Spitzenkandidat der<br />
türkischen Oppositionspartei CHP für die Oberbürgermeisterwahl<br />
in Istanbul, im Spiegel-Interview über<br />
seine Kampagne. Er hatte die Wahl bereits gewonnen,<br />
die auf Betreiben der Regierung annulliert wurde.<br />
AUSLESE<br />
Der Zorn der<br />
Katholikinnen<br />
Katholische Frauen haben sich organisiert<br />
und sind für eine Woche lang in<br />
Kirchenstreik getreten, um so gegen die<br />
männliche Dominanz zu protestieren. In<br />
den Medien finden sie viel Zuspruch. „Ihr<br />
Zorn ist angebracht und angemessen“,<br />
meint die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>,„denn die<br />
Kleriker an der Spitze der katholischen<br />
Kirche haben sich hoffnungslos verrannt:<br />
DieArgumente dafür,warum Frauen kultunfähig<br />
seien und darum kein Weiheamt<br />
innehaben könnten, sind theologisch fadenscheinig<br />
und fern von Jesus, der die<br />
Frauen achtete, dass Theologen seiner<br />
Zeit die Spucke wegblieb.“<br />
„In der katholischen Kirche haben<br />
Frauen nicht nur nichts zu melden, weniger<br />
noch: Ihre Bedürfnisse und Sorgen,<br />
ihre Lebensentwürfe, ihre Forderungen<br />
nach Akzeptanz und Anerkennung werden<br />
von jeher komplett übergangen“,<br />
schreibt die tageszeitung. Den Frauen<br />
gehe es nicht nur um die Missbrauchsfälle<br />
und den Umgang damit, sondern um<br />
Grundsätzliches. „Will die katholische<br />
Kirche nicht weitereMitglieder und damit<br />
an gesellschaftlicher Bedeutung verlieren,<br />
sollten die Männer der Kirche die<br />
Frauen endlich und ab sofort ernst nehmen.“Auch<br />
die Westfälischen Nachrichten<br />
aus der Katholikenhochburg Münster<br />
nehmen den Protest ernst: „Der katholischen<br />
Kirche stehen unruhige Zeiten bevor“,<br />
heißt es dort.„Unruhe ist nicht automatisch<br />
bedrohlich, sie kann heilsam<br />
sein.“ Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Öko-Landwirtschaft tut<br />
allen gut. Das belegt<br />
eine neue Studie<br />
Seite 16<br />
Große Schnitzeljagd: Geocaching zieht Tausende an die Nalepastraße Seite 11<br />
Kleines Kino: Für das „Intimes“ gibt es Hoffnung Seite 13<br />
Stadtbild<br />
Heidelbeeren<br />
des Schreckens<br />
Ruth Herzberg<br />
fühlt sich vonObst<br />
aller Artüberfordert.<br />
Obst mag ja gesund sein, aber<br />
Obst macht Stress und Stress ist<br />
ungesund.<br />
Äpfel zum Beispiel. Manchmal<br />
sind sie mehlig oder matschig oder<br />
zu süß oder zu sauer, und dann hat<br />
man da erstmal keine Lust mehr<br />
drauf. Es dauert eine Weile, bis sich<br />
wieder genügend Vertrauen aufgebaut<br />
hat. Außerdem gibt es da immer<br />
das Problem mit dem Kerngehäuse.<br />
Kinder von heute mögen Äpfel sowieso<br />
nur klein geschnitten und<br />
ohne Schale.Wer beißt denn heutzutage<br />
noch einfach so in einen Apfel?<br />
Mitdem anderen Obst ist es noch<br />
schlimmer. Grapefruits schafft man<br />
nur einmal im Jahr. Das ist ja fast<br />
schon eine meditative Beschäftigung:<br />
Grapefruit teilen und mit dem<br />
Messer die Stückchen lockern. Istder<br />
Zucker darauf nicht auch schon wieder<br />
ungesund? Nach dem Auslöffeln<br />
klebt alles, und man kann endlich<br />
mal wieder die Küche wischen.<br />
Mit Bananen gibt es auch nur Ärger.Die<br />
ersten zwei werden noch mit<br />
Begeisterung verspeist, die anderen<br />
sind schon am nächsten Tagbraun.<br />
Man lässt sie aus Anstand noch ein,<br />
zwei Tage liegen, dann sind die<br />
Fruchtfliegen da. BeiErdbeeren ist es<br />
ähnlich. Begeistertisst man eine aus<br />
dem Schälchen, dann stellt man sie<br />
in den Kühlschrank, dort verlieren<br />
sie ihr Aroma und nach drei, vier Tagen<br />
sind sie reif für den Biomüll.<br />
Ananas wirdgar nicht mehr gekauft.<br />
Erst ist das Aufschneiden so schwierig,<br />
dann ist sie sauer und holzig.<br />
Heidelbeeren gehen immer. Die<br />
muss man einfach nur waschen. Die<br />
kann man mit Joghurtessen, mit Kefir<br />
oder einfach so. Heidelbeeren ersetzen<br />
mittlerweile alles andere<br />
Obst. Manbekommt keine klebrigen<br />
Finger,dableiben keine Kerneübrig<br />
und keine Schale. Nur aufpassen<br />
muss man, dass die Packung nicht<br />
aufgeht. Heidelbeeren werden gern<br />
in einer Doppelschale verpackt: unten<br />
instabiles Plastik, oben auch. Der<br />
Deckel fällt vombloßen Ansehen ab.<br />
Da hat man eine Schale Heidelbeeren<br />
in der Hand und bückt sich<br />
im Supermarkt nach der Butter, dabei<br />
fällt der Deckel runter, und die<br />
Heidelbeeren rollen zu Boden. Nette<br />
Leute helfen mit, die Beeren einzusammeln<br />
und man fühlt sich wie<br />
Aschenputtel mit den Täubchen.<br />
Keine Beere bleibt zurück, alle<br />
kommen wieder ins Schälchen. Die<br />
kann man ja waschen, bekommt<br />
man noch gesagt und ist erfreut über<br />
so viel Achtsamkeit. Das hätten die<br />
guten Heidelbeeren auch nicht verdient,<br />
auf dem Supermarktboden<br />
festgetreten zu werden. Nach dem<br />
Bezahlen stellt man das Schälchen<br />
sorgfältig obenauf in den Rucksack.<br />
Allein der Deckel will nicht mehr<br />
so recht passen. Manhofft das Beste,<br />
aber Hoffen reicht nicht. Beim Ausräumen<br />
zu Hause stellt sich heraus,<br />
dass sich die Heidelbeeren im Rucksack<br />
verteilt haben. Drei Tage später,<br />
beim nächsten Einkauf, stellt sich<br />
heraus, dass da immer noch Heidelbeeren<br />
im Rucksackgrund siedeln.<br />
Es klebt und matscht an Fingernund<br />
am Reisepass. Jetzt ist erstmal<br />
Schluss mit Heidelbeeren. Na gut.<br />
Heute könnte man vielleicht den<br />
Äpfeln eine neue Chance geben. Bis<br />
zur nächsten Enttäuschung.<br />
Die Falkenhagener Straße 64 in Spandau<br />
Clan-Terror oder persönliches Motiv?<br />
Ein 36-Jähriger terrorisiert in Spandau seine Nachbarn. Experten suchen nach Ursachen<br />
VonAnnika Leister<br />
Das Haus: Seit 2014 wohnt<br />
der VerdächtigeO.inder<br />
Falkenhagener Straße 64 in<br />
Spandau. Gekauft hat er die<br />
Wohnung nicht selbst. In<br />
dem Haus gibt es 16 Wohnungen,<br />
zum Teil wohnen<br />
Mieter darin, zum Teil Eigentümer.<br />
HINTERGRUND<br />
Der Verdächtige: Abdulkadir<br />
O. –genannt „Tyson-Ali“ –<br />
zählt zum Umfeld des R.-<br />
Clans. Er war bereits in mehr<br />
als 300 Kriminalfällen tatverdächtig<br />
und hat 28 EinträgeimZentralregister<br />
–<br />
zum Beispiel wegenKörperverletzung<br />
und Beleidigung.<br />
Der Fall: O. und seine Lebensgefährtin<br />
sollen ihre<br />
Nachbarnterrorisieren und<br />
für 265 Vorfälle verantwortlich<br />
sein. VomLandgericht<br />
verurteilt wurde O. wegen<br />
gefährlicher Körperverletzung<br />
–erhatte zwei Nachbarnmit<br />
Reizgas attackiert.<br />
In Spandau terrorisiert ein<br />
Mann aus dem Umfeld eines<br />
<strong>Berliner</strong> Clans seine Nachbarn.<br />
Hundekot unter Fußmatten,<br />
Eierwürfe vom Balkon, zerstochene<br />
Reifen und Attacken mit Pfefferspray<br />
sollen auf das Konto vonAbdulkadir<br />
O. gehen. Diezentrale Frage,die sich<br />
viele nun stellen: Wasist O.sMotiv?<br />
Handelt der 36-Jährige im Dienst<br />
seines Clans –oder ist der Fall lediglich<br />
ein Beispiel für extremes Nachbar-Mobbing?<br />
Die Einschätzungen<br />
der Experten gehen bei dieser Frage<br />
auseinander.<br />
Der renommierte Clan-Experte<br />
Ralph Ghadban hält eine konzertierte<br />
Aktion eines Clans für wahrscheinlich.<br />
„Das ist eine übliche Methode<br />
der Clans“, sagte er der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. Sie wollten die Nachbarn<br />
einschüchtern und sie so zum<br />
Auszug bewegen. „Das Ziel ist, die so<br />
freiwerdenden Immobilien aufzukaufen<br />
und zur Geldwäsche zu nutzen.“<br />
Dass in dieser Form Druck auf<br />
Nachbarnausgeübt werde, werdeoft<br />
nicht prominent berichtet, weil andere,<br />
schwerere Verbrechen der<br />
Clans im Fokus stünden. „Das Phänomen<br />
existiert als Kollateralschaden.<br />
Aber es gehört dazu“, so Ghadban.<br />
Scharf kritisiert der Islamwissenschaftler<br />
und Migrationsexperte<br />
die Polizei in diesem Fall: „Die wichtigste<br />
Frage ist: Wo ist der Staat?<br />
Warum schützt er die Bürger nicht,<br />
obwohl die Dutzende von Anzeigen<br />
erstattet haben?“ Würde der Staat<br />
den Clans sofort konsequent Grenzenaufzeigen,<br />
hätte der Nachbarterror<br />
rasch ein Ende, soGhadban. „So<br />
aber machen sie weiter.“<br />
Ghadban wurde nach seiner<br />
jüngsten Buchpublikation mit dem<br />
Titel „Arabische Clans –Die unterschätzte<br />
Gefahr“ in den vergangenen<br />
Wochen selbst massiv vonClan-<br />
Mitgliedern bedroht. Inzwischen<br />
steht er unter Polizeischutz.<br />
DerPolizei-Psychologe und Profiler<br />
Adolf Gallwitz warnt hingegen vor<br />
einer einseitigen Betrachtung. „Psychische<br />
Auffälligkeiten gibt es in jedem<br />
Umfeld, auch in Clans“, sagte er<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, „ebenso wie<br />
Leute, die sich aus schwer nachvollziehbaren<br />
Gründen in eine Sache hineinsteigern.“<br />
O.s Motiv könne nur<br />
durch eine genaue Aufarbeitung des<br />
Falls aufgedeckt werden: gegen wen<br />
Hitzefrei für Pferde<br />
BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />
richteten sich die Attacken, wie reagierten<br />
die Zielpersonen, welche<br />
Mittel nutzten die Streitparteien?<br />
In Ermittlerkreisen schätzt man<br />
den Fall nach Informationen der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> bisher nicht als gezielte<br />
Mobbing-Aktion der Organisierten<br />
Kriminalität ein. Die angezeigten<br />
Delikte wie Eierwerfen und<br />
Kot unter der Hausmatte deuteten<br />
eher darauf hin, dass der Bewohner<br />
O. aus persönlichen Motiven handele.Man<br />
vermute,dass er die Hausbewohner<br />
und sein Umfeld im Stil<br />
eines Alphatieres dominieren wolle,<br />
heißt es.<br />
Nach der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegenden<br />
Informationen zeigen übrigens<br />
nicht nur die Nachbarn O.an–<br />
sondern O.und die Nachbarn belegen<br />
sich gegenseitig mit Strafanzeigen<br />
und Gegenanzeigen. Ein Punkt,<br />
der eher nicht für die Organisierte<br />
Kriminalität spreche, hieß es. In<br />
solch kriminellen Strukturen werde<br />
es strikt abgelehnt, sich an die Polizei<br />
zu wenden.<br />
Annika Leister<br />
hat Glück und lebt in einem<br />
Haus mit netten Nachbarn.<br />
Ab 30 Grad Celsius dürfen keine Kutschen mehr fahren –sosieht es die neue Senatsrichtlinie zum Tierschutz vor<br />
VonElmar Schütze<br />
Esist Frühling, Touristen drängen<br />
sich in der Innenstadt – und<br />
prompt rollen wieder vermehrt Kutschen<br />
durch Berlin. Doch ist das den<br />
Pferden überhaupt zuzumuten?<br />
Schon steht eine neue Debatte über<br />
Tierschutz und Tradition, Romantik<br />
und Raffgier vorder Tür.<br />
Jetzt hat die auch für Tierschutz<br />
zuständige Senatsjustizverwaltung<br />
passend zum Thema neue Leitlinien<br />
für Pferdefuhrwerksbetriebe erlassen.<br />
Diebisherige war zehn Jahrealt.<br />
Und in diesen zehn Jahren hat<br />
sich einiges verändert. So gibt es in<br />
Umsatzsteigernd, aber umstritten: Kutschen<br />
vor dem Brandenburger Tor. IMAGO<br />
Berlin mehr Autosund Menschen. Es<br />
gibt auch neue veterinärmedizinische<br />
Erkenntnisse und eine größere<br />
Sensibilität fürs Tierwohl. Jedenfalls<br />
müssen jetzt Kutschfahrten „mit<br />
Rücksicht auf das Wohlbefinden der<br />
Tiere unverzüglich“ eingestellt werden,<br />
„wenn die Lufttemperatur im<br />
Laufe eines Tages einen Wert von<br />
30 Grad im Schatten erreicht oder<br />
überschreitet“. Vorzehn Jahren war<br />
dies erst ab 35 Grad der Fall. Ebenfallsgeregelt<br />
ist, dass „außerhalb der<br />
Einsatzzeiten jedem Pferd zwei<br />
Stunden täglich freie, selbstbestimmte<br />
Bewegung auf unbefestigtem<br />
Boden (…)“ zu gewähren sei.<br />
Schwere Verstöße gegen die Kutschenleitlinien<br />
oder die mehrfache<br />
Nichtbeachtung der Vorschriften<br />
können für Pferdekutschenbetriebe<br />
zum Entzug der tierschutzrechtlichen<br />
Erlaubnis führen, heißt es.<br />
Bleibt die Frage, ob der Bezirk<br />
Mitte erneut versuchen wird, die Kutschen<br />
von Berlins „guter Stube“ –<br />
dem Pariser Platz –zuvertreiben. Das<br />
hatte das Bezirksamt 2017 versucht<br />
und mit Müllvermeidung und Tierschutz<br />
begründet. Kutschunternehmer<br />
klagten und bekamen Recht.<br />
Eine behauptete „erheblich gesteigerte<br />
Gefahrenlage“ konnte das Verwaltungsgericht<br />
nicht erkennen.<br />
NACHRICHTEN<br />
Dealer-Markierungen im<br />
Görlitzer Park verschwunden<br />
Dievom Parkmanager des Görlitzer<br />
Parksdortauf den Boden gemalten<br />
rosafarbenen Markierungen für Drogendealer<br />
sind fast vollständig verschwunden.<br />
Offensichtlich war es der<br />
Regen der vergangenen Tage,der die<br />
umstrittenen bezeichneten Markierungen<br />
verschwinden ließen. Man<br />
habe dabei nicht nachgeholfen, hieß<br />
es am Montag aus dem Bezirksamt<br />
Friedrichshain-Kreuzberg. DerParkmanager<br />
hatte gehofft, mit Zonen für<br />
Dealer sicherzustellen, dass keine Besucher<br />
mehr belästigt werden. (pde.)<br />
Urteil: ARD muss Wahlspot<br />
der NPD nicht ausstrahlen<br />
Im Gegensatz zu einigen ihrer Hörfunkprogramme<br />
muss die ARD in ihremersten<br />
Fernsehprogramm eine<br />
Wahlwerbung der rechtsextremen<br />
NPD zur Europawahl nicht ausstrahlen.<br />
Dasentschied das Oberverwaltungsgericht<br />
Berlin-Brandenburgim<br />
Streit zwischen der NPD und dem<br />
Rundfunk Berlin-Brandenburg<br />
(RBB), der nach Angaben des Senders<br />
für die ARD die Wahl-TV-Spots<br />
prüft. DasGericht bestätigte damit<br />
die Entscheidung der Vorinstanz,<br />
wie am Montag mitgeteilt wurde<br />
(Aktenzeichen OVG3S33.19 sowie<br />
VG 2L167.19). DerSpot propagiere<br />
eine pauschale Zweiteilung der Gesellschaft<br />
in Deutsche und (kriminelle)<br />
Ausländer, hieß es in der Begründung<br />
des Urteils. (dpa)<br />
Rocket Internet stößt alle<br />
HelloFresh-Anteile ab<br />
Der<strong>Berliner</strong> Start-up-Investor Rocket<br />
Internet wirft seinen restlichen<br />
Anteil am Kochboxen-Versender<br />
HelloFresh auf den Markt. Dieverbleibenden<br />
Aktien würden im Rahmen<br />
einer beschleunigten Platzierung<br />
institutionellen Investoren angeboten,<br />
teilte Rocket Internet am<br />
Montag nach Börsenschluss mit.<br />
DasPaket war zu Börsenschluss am<br />
Montag 373 Millionen Euro wert.Rocket<br />
hatte das Unternehmen Ende<br />
2017 an die Börse gebracht. (dpa)<br />
Fünf Männer wegen<br />
Drogenhandels angeklagt<br />
Weil sie an einem Schmuggel von<br />
insgesamt rund 80 Kilogramm Kokain<br />
nach Berlin beteiligt gewesen<br />
sein sollen, stehen fünf Männer seit<br />
Montag vordem Landgericht Berlin.<br />
Die29- bis 37-Jährigen sollen ab<br />
Spätsommer 2018 als Bande agiert<br />
haben. DieStaatsanwaltschaft geht<br />
vonmillionenschweren Drogengeschäften<br />
aus.Obsich die Angeklagten<br />
zu den Vorwürfen äußernwerden,<br />
blieb zu Prozessbeginn am<br />
Montag zunächst offen. (dpa)<br />
Schon 3300 Unterschriften<br />
für Monbijou-Theater<br />
Im Streit um das Theater im Monbijouparkwirdjetzt<br />
der Druck auf die<br />
Behörden erhöht. Innerhalb von<br />
zwei Tagen sammelten sie mehr als<br />
3300 Unterschriften für die Petition<br />
„Rettet das Original <strong>Berliner</strong> Monbiou-Theater<br />
und die Märchenhütten“,<br />
die dem Regierenden Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD) übergeben<br />
werden soll. Wieberichtet,<br />
sollen die Betreiber keinen neuen<br />
Mietvertrag bekommen. (BLZ)
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Neuköllns Jugendstadtrat<br />
Falko Liecke (CDU) will<br />
im Kampf gegen kriminelle<br />
Großfamilien neue<br />
Wege gehen. EinGespräch über jahrzehntelange<br />
Versäumnisse des<br />
Rechtsstaats, Mieterterror, und<br />
warum Clans die Gesellschaft als<br />
„Beutestaat“ sehen.<br />
Herr Liecke, Sie wollen Kinder aus<br />
kriminellen Clans nehmen. Warum?<br />
Kriminelle Großfamilien erreicht<br />
man nur über zwei Druckmittel:<br />
Kohle und Kinder. Als Politiker will<br />
ich auch durch Druck erreichen,<br />
dass Kinder aus arabischen Clans<br />
aufhören, straffällig zu werden. Ich<br />
will, dass im Idealfall auch die Eltern<br />
aufhören. Das schaffe ich nicht,<br />
wenn ich mit Wattebäuschen werfe.<br />
Sondern?<br />
Es geht nicht um Strafaktionen<br />
für Familien, ich möchte das Phänomen<br />
der kriminellen Clans bekämpfen.<br />
Dazu muss der Staat alle Instrumente<br />
anwenden, die er juristisch<br />
zur Verfügung hat. Und wenn diese<br />
nicht genügen, muss er schauen, ob<br />
er neue Instrumente schaffen kann.<br />
Das Instrument heißt in Ihrem Fall<br />
Kinder aus kriminellen Familien zu<br />
nehmen. Geht das so einfach?<br />
Nein, deswegen habe ich eine Juristin<br />
damit beauftragt, ein Gutachten<br />
zu erstellen und die Frage zu beantworten:<br />
Hat Kriminalität innerhalb<br />
der Familie Auswirkungen auf<br />
das Kindeswohl? Ich sage: Ja. Wenn<br />
in einer Familie die ersten drei Kinder<br />
straffällig sind, ist absehbar,dass<br />
es auch die nächsten Kinder werden.<br />
Dazu gibt es keine Rechtsprechung,<br />
keinerlei Rechtsgutachten. Ich will<br />
nicht unvorbereitet vor das Familiengericht<br />
treten. Ich muss fundiert<br />
begründen, warum ich ein Kind aus<br />
einer Familie nehmen will. Ichhoffe,<br />
dass das Gutachten vorder Sommerpause<br />
fertig ist.<br />
Wiegroßist das Problem im Bezirk?<br />
Ich habe mein Jugendamt beauftragt,<br />
auf die zehn bekanntesten arabischen<br />
Familien zu schauen. Ich<br />
wollte wissen, bei wie vielen Kindern<br />
ein Strafverfahren läuft, das von der<br />
Jugendgerichtshilfe begleitet wird.<br />
Waskam dabei heraus?<br />
DieFamilie R. ist der Clan, der am<br />
meisten Stress macht. Gegen deren<br />
Kinder und Jugendliche laufen die<br />
meisten Verfahren. Alle anderen arabischen<br />
Großfamilien fallen gar<br />
nicht so sehr ins Gewicht. Wohlgemerkt,<br />
nur bei Kindern, Jugendlichen<br />
und Heranwachsenden bis 21<br />
Jahren, bei denen noch das Jugendstrafrecht<br />
angewandt werden kann.<br />
Wiesieht es aus bei Familie R.?<br />
Derzeit läuft eine Vielzahl von<br />
Strafverfahren gegen junge Familienangehörige,<br />
die 15 bis 27 Jahre alt<br />
sind. Es sind 18 Täter, die insgesamt<br />
218 Straftaten begangen haben. Drei<br />
vonihnen sind noch minderjährig.<br />
Mit27ist man aber kein Heranwachsender<br />
mehr.<br />
Dasliegt an der Dauer der Verfahren.<br />
DieVerfahren haben begonnen,<br />
bevor die Täter älter als 21 Jahrewurden,<br />
und die werden dann nach Jugendstrafrecht<br />
behandelt.<br />
Worum geht es in den Strafverfahren?<br />
Die ganze Palette: Mord, Beleidigung,<br />
Diebstahl, Körperverletzung,<br />
Raub, Sachbeschädigung, Nötigung,<br />
Bedrohung, Hausfriedensbruch, Widerstand<br />
gegen Vollstreckungsbeamte,<br />
Betrug, Urkundenfälschung,<br />
Beförderungserschleichung, Tankbetrug<br />
–auch der Diebstahl der Riesen-Goldmünzevom<br />
Bode-Museum<br />
ist dabei.<br />
Die mutmaßlichen Diebe der Goldmünzewirken<br />
vorGericht gesittet.<br />
Sie wurden von ihren Anwälten<br />
eingenordet. Auffällig ist, dass die<br />
Angehörigen der Clans immer durch<br />
dieselben Anwälte vertreten werden.<br />
Da frage ich mich, wie sie die Juristen<br />
mit den höchst auskömmlichen<br />
Stundensätzen bezahlen können.<br />
Haben Sienur die kriminellen Kinder<br />
und Jugendlichen im Blick?<br />
Es gibt auch Kinder, die in der<br />
FalkoLieckewill den Clans zeigen, dass die Demokratie wehrhaft ist.<br />
Liste nicht auftauchen. Noch nicht.<br />
Ich denke an einen Zehnjährigen<br />
und einen 15-Jährigen, die an ihren<br />
Schulen auffällig geworden sind.<br />
Wodurch?<br />
Sie beleidigten Lehrer, verprügelten<br />
Mitschüler. Der Jüngere hat den<br />
Kopf eines anderen Kindes in eine<br />
dreckige Toilette gedrückt. Da fällt einem<br />
nichts mehr ein. Immerhin hat<br />
sich durch die Forderung, die Kinder<br />
aus kriminellen Clans zu nehmen, die<br />
Haltung der Familie zum Jugendamt<br />
geändert. Sie ist nun bereit, mit uns<br />
zusammenzuarbeiten.<br />
Wiegroßist die Familie R. eigentlich?<br />
An die 1000 Mitglieder bundesweit.<br />
Diese Größenordnung wird jedenfalls<br />
immer genannt.<br />
Gibt es keine genaue Aufstellung?<br />
Nein. Das ist einer meiner Kritikpunkte.<br />
Wir brauchen zu diesen Familien<br />
ein Lagebild. Wir müssen in<br />
die Familienstrukturen eintauchen,<br />
um zu sehen, wer mit wem zusammenhängt.<br />
Eine Art Stammbaum ist<br />
nötig. Es muss zudem berücksichtigt<br />
werden, dass nicht jedes Mitglied<br />
dieser Familien kriminell ist.<br />
Siesprachen auch vonMord.<br />
Der Fall wird gerade vor Gericht<br />
verhandelt. Ismail R. soll bei der Ermordung<br />
eines Mitglieds einer anderen<br />
Großfamilie dabei gewesen<br />
sein. Der Mann starb durch Schläge<br />
mit einem Baseballschläger. Esging<br />
um Geld und einen Schuldschein.<br />
Wasfür Geld?<br />
Geld, das das Opfer der Familie R.<br />
offenbar geliehen hatte, und mit<br />
dem ein 19-Jähriger des Clans ein<br />
Grundstück in Alt-Buckowerworben<br />
haben soll, auf dem eine Villa steht.<br />
Wasist so schlimm daran?<br />
Der 19-Jährige legte der Wohnungsbaugesellschaft<br />
200000 Euro<br />
auf den Tisch und eine Bankbürgschaft,<br />
die jemand ausgestellt hat. Er<br />
wurde im Juli 2013 als Eigentümer ins<br />
Grundbuch eingetragen. Erstaunlich<br />
ist, dass er Hartz IVbezog. Das hat<br />
niemanden gestört, weil niemand<br />
nachgeschaut hat. Ich fand bemerkenswert,<br />
dass quasi der Staat solchen<br />
Familien Immobilien verkauft.<br />
Wasgeschah mit dem Grundstück?<br />
Es gehört zuden 77 Immobilien<br />
der Familie R., die die Staatsanwaltschaft<br />
im Juli 2018 beschlagnahmt<br />
hat. Siegeht davon aus,dass die Immobilien<br />
durch Geld aus kriminellen<br />
Geschäften finanziertwurden.<br />
Bestätigt das Ihre Sicht, dass Sie den<br />
Clans nur über „Kohle und Kinder“<br />
auf den Leib rücken können?<br />
So ist es. Kinder sind wichtig in<br />
diesen Familien. Und das Thema<br />
Kohle ist noch bedeutender. Esgeht<br />
um Luxusautos, Immobilien, teure<br />
Uhrenund Klamotten. Denen ist extrem<br />
wichtig, nach außen zu protzen<br />
und Einfluss, Wohlstand und Erfolg<br />
zu suggerieren. Denn diesen Erfolg<br />
wollen sie auf dem klassischen Weg<br />
durch Arbeit wohl nicht erzielen.<br />
Undsie nehmen noch HartzIVmit.<br />
Es gibt nicht wenige unter ihnen,<br />
die Hartz IVbeziehen, andererseits<br />
aber dicke Autos fahren. Ich frage<br />
mich, warum man diese Autos nicht<br />
einfach einzieht. Es kann doch nicht<br />
sein, dass einer mit einem 100 000-<br />
Euro-Wagen beim Jobcenter vorfährtund<br />
Sozialleistungen kassiert.<br />
„Es gibt nur zwei<br />
ZUR PERSON<br />
FalkoLiecke wurde in Berlin geboren. Er ist 46 Jahre alt und seit Oktober 2011 Stadtrat für<br />
Jugend und Gesundheit sowie stellvertretender Bürgermeister des Bezirks Neukölln. Mitglied<br />
der CDU Neukölln ist Lieckeseit dem Jahr 1995. Der Familienvater hat Verwaltungswissenschaften<br />
studiert.<br />
Im vergangenen Jahr wurden im Bezirk Neukölln 1428 Kinderschutzmeldungen registriert. In<br />
864 Fällen wurde eine Kindeswohlgefährdung festgestellt oder nicht ausgeschlossen. Eine<br />
Inobhutnahme durch das Jugendamt erfolgte in 58 Fällen (2017 waren es 66 Fälle).<br />
Druckmittel:<br />
Wassollte geschehen?<br />
Die Jobcenter spielen aus meiner<br />
Sicht bei der Bekämpfung der Clans<br />
eine zentrale Rolle. Die Leute kommen,<br />
holen sich Geld und erklären<br />
ganz offen, das dicke Auto gehöreeinem<br />
Bekannten oder dem Onkel.<br />
Das bringt mich auf die Palme. Offensichtlich<br />
interessiert esniemanden,<br />
wo der Wagen tatsächlich herkommt.<br />
Natürlich ist er nicht auf den<br />
Hartz-IV-Empfänger zugelassen.<br />
Aber er nutzt ihn. Das Jobcenter<br />
müsste dem nachgehen, sich mit Finanzamt<br />
und Polizei abstimmen.<br />
Hatdas Jobcenter dafür die Leute?<br />
Dasweiß ich nicht, aber es hat gar<br />
nicht die Zielvorgabe, solche Sozialleistungsmissbräuche<br />
aufzudecken.<br />
Wasdarfich denn als Hartz-IV-Empfänger<br />
für ein Auto fahren?<br />
Biszum Wert von7500 Euro.Aber<br />
es sind keine 7500-Euro-Autos, mit<br />
denen die Clan-Mitglieder vorfahren.<br />
Da können Sie locker noch eine<br />
Null dranhängen. Minimum.<br />
Kohle<br />
und Kinder“<br />
Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU)<br />
über kriminelle arabische Großfamilien,<br />
Hartz-IV-Empfänger in teuren Autos,<br />
straffällige Kinder sowie über<br />
Macht und Ohnmacht des Staates<br />
VOLKMAR OTTO<br />
Machen sich kriminelle Clans nicht<br />
lustig über den Staat?<br />
Sicher. Der deutsche Staat ist in<br />
deren Augen ein Beutestaat, er wird<br />
ausgenommen. Den Leuten ist es<br />
egal, ob sie Arbeitslosengeld bekommen.<br />
Es ist für sie eine Geldeinnahmequelle,<br />
neben allen anderen<br />
Quellen. Sie fühlen sich nicht unwohl<br />
mit Hartz IV, weil sie davon<br />
nicht leben müssen. Ein nicht unerheblicher<br />
Teil dieser Bevölkerungsgruppe<br />
verarscht uns von Hacke bis<br />
Nacke. Sie interessieren keine Gesetze,<br />
sie versuchen, aus der Gesellschaft<br />
nur ihren Gewinn zu ziehen.<br />
Nun wurden die 77 Immobilien beschlagnahmt<br />
und die Mieteinnahmen<br />
eingezogen. Seit einiger Zeit gibt<br />
es oft Razzien gegen die kriminellen<br />
Clans. Es tut sich doch etwas.<br />
Dasläuft unter der Politik der Nadelstiche.<br />
Das ist auch gut. Einfach<br />
Präsenz zeigen nach dem Motto,wir<br />
kommen immer wieder und<br />
schauen, ob ihr euch an die Gesetze<br />
haltet. Es wird bei diesen Schwerpunkteinsätzen<br />
immer irgendetwas<br />
entdeckt. Schwarzarbeit ist sehr beliebt,<br />
deswegen ist der Zoll dabei. Die<br />
Finanzämter sind involviert.<br />
Es hat den Anschein, als gebe es kriminelle<br />
Clans nur in Neukölln.<br />
So ist es nicht. Aber wir kümmern<br />
uns um das Problem, nachdem<br />
es der Staat jahrzehntelang<br />
verschlafen hat. Wirschauen richtig<br />
hin und versuchen, die Strukturen<br />
aufzudecken. Klar wohnen Mitglieder<br />
dieser Großfamilien auch in anderen<br />
Bezirken: Charlottenburg-<br />
Wilmersdorf, Spandau, Reinickendorf,<br />
Tempelhof-Schöneberg. Nur<br />
unternehmen diese Bezirke nichts<br />
gegen die Clans.<br />
In Spandau werden Mieter voneinem<br />
Clan-Mitglied terrorisiert...<br />
Das ist doch das, was ich sage.<br />
Dasist der Klassiker.Deswegen frage<br />
ich mich, warum andere Bezirke<br />
nicht gegen kriminelle Großfamilien<br />
vorgehen. Bei solchen Sachen ist<br />
wahrlich die Polizei gefordert.<br />
In Neukölln gibt es solch einen Terror<br />
gegen Mieter nicht?<br />
Dasist mir derzeit nicht bekannt.<br />
Warten die anderen vielleicht nur ab,<br />
was in Neukölln passiert?<br />
Ichkenne die Motivation nicht.<br />
Sprechen Sie denn nicht mit Ihren<br />
Amtskollegen darüber?<br />
In offiziellen Runden nicht. Nicht<br />
überall gilt das Thema als dringlich.<br />
Wasfordern Siedenn?<br />
Vernünftige Strukturen zur Bekämpfung<br />
der Clans. Nicht umsonst<br />
hat die CDU auf dem Bundesparteitag<br />
eine Clan-Konzeption gefordert.<br />
Daswar für mich ein echter Erfolg.<br />
Undwas beinhaltet das Konzept?<br />
Wir brauchen auf Landesebene<br />
erst einmal eine Clan-Strategie. Das<br />
einzige, was bisher veranstaltet<br />
wurde, war ein Clan-Gipfel mit dem<br />
Innensenator, dem Justizsenator<br />
und dem Bürgermeister von Neukölln.<br />
Daraus resultieren drei Arbeitsgruppen.<br />
Was die machen, ist<br />
mir völlig unklar.<br />
Siewaren beim Gipfel nicht dabei?<br />
Nein, ich wurde ausgeladen.<br />
Warum?<br />
Ichhabe das falsche Parteibuch.<br />
Reichen unsereGesetzeaus?<br />
Im Kern ja. Doch die Strafrahmen<br />
müssen ausgeschöpft werden. Wenn<br />
ein Angeklagter das dritte oder vierte<br />
Mal Sozialarbeitsmaßnahmen verordnet<br />
bekommt, dann nimmt er<br />
den Rechtsstaat nicht mehr ernst.<br />
Die Mutter eines jungen Täters soll<br />
gesagt haben: Knast macht Männer.<br />
Dasist der gängige Spruch. Wenn<br />
die Jungs dann wieder rauskommen,<br />
gibt es eine große Partyund die erste<br />
Rolex. Das hat viel mit Klischee zu<br />
tun, aber bei manchen ist das so.<br />
Ich habe den Eindruck, Neukölln ist<br />
beim Kampf gegen die Clan-Kriminalität<br />
ganz gut aufgestellt.<br />
Wir haben drei Staatsanwältinnen,<br />
die sich um die erwachsenen<br />
kriminellen Mitglieder kümmern.<br />
Auch dort ist Familie R. ein Schwerpunkt.<br />
Unddann gibt es noch einige<br />
Jugendstaatsanwälte für Neukölln.<br />
Warum ist es so schwer,den kriminellen<br />
Familien beizukommen?<br />
DieStrukturen haben sich verfestigt,<br />
die Ermittlungen sind aufwendig.<br />
Zeugen werden eingeschüchtert.<br />
Da wird massiv gedroht, den<br />
Kindern oder der Ehefrau etwas anzutun.<br />
So gibt es kaum Zeugen, die<br />
sich freiwillig melden. Niemand hat<br />
Bock darauf, im Zeugenschutz und<br />
in ständiger Angst zu leben. Undum<br />
Dinge untereinander zu regeln, geht<br />
niemand zur Polizei. Dazu gibt es die<br />
vermeintlichen Friedensrichter.<br />
Im Herbst wurde der Intensivtäter Nidal<br />
R. in Neukölln erschossen. Sicherheitsexperten<br />
glaubten, die Gewalt<br />
unter den Clans werde eskalieren.<br />
Sie ist schon viel früher eskaliert.<br />
Es war ja nicht das erste Attentat auf<br />
Nidal R., es gab zuvor schon einige.<br />
Sie sind selbst Familienvater, haben<br />
Sienicht Angst vorRache?<br />
Klar habe ich Sorge. Ichstehe mit<br />
dem Landeskriminalamt in Verbindung.<br />
Auch mit Blick auf die Sicherung<br />
dieser Räume.<br />
Ist der Kampf gegen Clans nicht ein<br />
Kampf gegen Windmühlen?<br />
Wenn ich es so sehen würde,<br />
könnten wir aufhören. Dann hätte<br />
Politik überhaupt keine Veranlassung<br />
mehr,etwas zu tun. Wirwerden<br />
das Problem nicht komplett beseitigen<br />
können. Aber wir müssen den<br />
Clans zeigen, dass die Demokratie<br />
wehrhaft ist, dass diese Leute nicht<br />
alles machen können. Irgendwann<br />
wirdder Rechtsstaat gewinnen.<br />
Sehen Siedenn schon Erfolge?<br />
Es kommt Bewegung in die Sache.<br />
Unsere Kenntnisse müssen<br />
nach oben gespült werden, in den<br />
Bundestag, die Bundesministerien.<br />
Die Leute dort sitzen im Elfenbeinturm.<br />
Bundesinnenminister Horst<br />
Seehofer hat aber zugesagt, sich in<br />
Neukölln über das Problem zu informieren.<br />
Ich sehe das als ein gutes<br />
Zeichen und Anerkennung meiner<br />
Bemühungen auf Bundesebene.<br />
Einen Termin dafür gibt es<br />
noch nicht.<br />
DasGespräch führte Katrin Bischoff.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 11<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Schnitzeljagd in der Nalepastraße<br />
Geocaching ist ihre Leidenschaft. Mehr als 4000 Menschen aus der ganzen Welt spielen am Wochenende in Berlin Versteck<br />
VonFlorian Thalmann<br />
Wer am kommenden<br />
Wochenende durch<br />
Berlin läuft, kann ein<br />
besonderes Phänomen<br />
beobachten. Menschen stehen<br />
auffällig unauffällig herum und benehmen<br />
sich so, als ob sie etwas suchen<br />
würden. Manche tasten Zäune<br />
ab, andere verrenken sich, um unter<br />
Parkbänke schauen zu können.<br />
Keine Sorge: Vondiesen Menschen<br />
geht keine Gefahr aus.<br />
Sie gehen lediglich ihrer großen<br />
Leidenschaft nach. Sie betreiben<br />
„Geocaching“, eine moderne Form<br />
der Schnitzeljagd. Es ist ein Hobby,<br />
das immer mehr zum Massenphänomen<br />
geworden ist. DieRegeln sind<br />
simpel. Jemand versteckt irgendwo<br />
einen kleinen Behälter, zum Beispiel<br />
eine Film- oder eine Tupperdose.<br />
Darin steckt ein „Logbuch“, vergleichbar<br />
mit dem Gipfelbuch der<br />
Bergsteiger. Die Position des Behälters<br />
wird imInternet veröffentlicht.<br />
Dann kann jeder danach suchen –im<br />
besten Fall so, dass Außenstehende<br />
nichts vomVersteck mitbekommen.<br />
Am Wochenende dürften die Verstecke<br />
allerdings kaum geheim bleiben.<br />
Mehr als 4000 Geocacher aus<br />
der ganzen Welt kommen zum sogenannten<br />
„Giga-Event“ nach Berlin,<br />
zur größten Geocaching-Veranstaltung,<br />
die es in der Hauptstadt je gab.<br />
Die Hauptorganisatoren sind Janine<br />
Hoffmann (33), Torsten Lehmann<br />
(51) und Markus Vogt (56), allesamt<br />
Geocacher. „Die Vielfalt in<br />
diesem Bereich ist in Berlin riesig“,<br />
sagt Hoffmann. Es gebe viele engagierte<br />
Geocacher und viele spannende<br />
Orte,andenen kleine Schätze<br />
versteckt sind. „Touristen nutzen die<br />
Schatzsuche,umdie Stadt zu erkunden,<br />
die lokale Szene ist groß. Doch<br />
solche Großveranstaltungen gab es<br />
bisher selten. Die letzten fanden<br />
2013 und 2014 statt. Dieses Mal erwarten<br />
wir allerdings wesentlich<br />
mehr Besucher.“<br />
Treffen der Agenten<br />
Die Idee für die Veranstaltung geht<br />
auf die drei Geocacher zurück. Der<br />
Titel: „Hauptstadt der Spione“. Das<br />
Ziel: Die„Geheimagenten“ der Geocaching-Szene<br />
sollen sich auf dem<br />
Rundfunkgelände an der Nalepastraße<br />
treffen, sich austauschen und<br />
weiterbilden. Neben Führungen zu<br />
historischen Plätzen werden deshalb<br />
beispielsweiseWorkshops in Kryptografie<br />
angeboten, denn oft werden<br />
Verschlüsselungsmethoden gebraucht,<br />
wenn man herausfinden<br />
will, wo ein Geocache versteckt ist.<br />
Dabei ist das Hobby, das im Geheimen<br />
stattfinden soll, seit Beginn der<br />
Smartphone-Ära nicht mehr so geheim.<br />
Zogen die Schatzsucher früher<br />
mit GPS-Geräten in Wald und Heide,<br />
genügt heute eine App. So steigen die<br />
Nutzerzahlen. Mehr als drei Millionen<br />
Geocaches gibt es weltweit, und<br />
Millionen Menschen suchen danach.<br />
Janine Hoffmann und Markus Vogt haben einen Geocache gefunden.<br />
SABINE GUDATH<br />
DiedreiOrganisatoren kamen auf<br />
verschiedenen Wegen zum Hobby.<br />
„Eigentlich hat mein Mann damit<br />
angefangen, er schleifte mich mit. Irgendwann<br />
hörte er auf, aber ich<br />
blieb dabei“, sagt Hoffmann. Vogt<br />
wurde von seiner Familie genötigt,<br />
einen Cache zusuchen. „Ich sagte:<br />
Seid ihr bekloppt? Ich wühle nicht<br />
wie ein Erdmännchen im Dreck!“<br />
Heute kennt jeder in der <strong>Berliner</strong><br />
Szene das „Erdmännchen“ –solautet<br />
Vogts Geocaching-Name.<br />
Bei Lehmann kam der Ansporn<br />
von einem Kollegen. „Wir waren auf<br />
Montage unterwegs und suchten<br />
immer mal einen Cache“, sagt er.<br />
„Ich fand das gut, um später mal zu<br />
wissen, wo ich überall war.“<br />
Nichts für Anfänger<br />
Heute betreibt Hoffmann einen<br />
Shop für Geocaching-Zubehör, Lehmann<br />
einen Blog. Vogt ist dafür bekannt,<br />
dass er Veranstaltungen für<br />
Geocacher ausrichtet. AusErfahrung<br />
raten sie Neulingen aber vom Besuch<br />
des „Giga-Events“ ab.„Theoretisch<br />
kann jeder kommen, es gibt<br />
eine Tageskasse. Allerdings ist es ein<br />
Szene-Treff“, sagt Lehmann. „Wer<br />
mit dem Hobby anfangen möchte,<br />
sollte sich im Internet informieren –<br />
oder Leute begleiten, die Geocacher<br />
sind, um die Grundlagen zu lernen.“<br />
Der Einstieg in das Hobby ist<br />
heuterecht einfach. Mitder Appgeocaching.com<br />
kann sich jeder auf<br />
Schatzsuche begeben. So leicht war<br />
es früher nicht. Die Anfänge der<br />
Schatzsuche gehen auf das „Letterboxing“<br />
zurück. Das ist eine Form<br />
der Schnitzeljagd, bei der Wanderer<br />
mit Kompass und Wegbeschreibungen<br />
suchen. Erst vom Jahr 2000 an<br />
konnten auch Navigationsgeräte dafür<br />
genutzt werden. Dererste Geocache,<br />
ein Eimer mit Tauschgegenständen,<br />
wurde im Mai 2000 im US-<br />
Bundesstaat Oregon versteckt.<br />
Heute liegt an der Stelle eine Gedenkplatte<br />
–bei den Vorbereitungen<br />
für die Einzementierung fand man<br />
vor Ort eine alte Konservendose, die<br />
im ersten Geocache gelegen hatte.<br />
Sie wird heute als „heiliger Gral“ der<br />
Schnitzeljagd auf Events ausgestellt.<br />
Ob Geocaching ein Massenphänomen<br />
bleibt, wird sich zeigen. Berlins<br />
Geocacher hoffen darauf, dass<br />
auch der Tourismus das Potenzial<br />
des Hobbys erkennt.Dassesfunktioniert,<br />
zeigt sich in Mitte. Hier befindet<br />
sich eine Besonderheit: der offiziell<br />
beliebteste Geocache der Welt.<br />
Seit 2007 gibt es das Versteck, mehr<br />
als 30 000 Geocacher waren hier,<br />
viele reisten nur dafür nach Berlin.<br />
Das Schätzchen liegt am Potsdamer<br />
Platz. Wo genau? Das wird nicht verraten.<br />
Manche Dinge sollten schließlich<br />
besser im Verborgenen bleiben.<br />
Florian Thalmann ist selbst<br />
Geocacher –und in Berlins<br />
Szene bekannt als „flo.tha“<br />
Schulgewalt: Es wird<br />
neu gezählt<br />
Bildungsverwaltung prüft Hamburger Praxis<br />
VonMartin Klesmann<br />
Jahrelang veröffentlichte die Bildungsverwaltung<br />
jährlich, wie<br />
viele Gewaltvorfälle jede einzelne<br />
Schule meldete. Doch seit bald zwei<br />
Jahren gibt es keine neue Statistik<br />
mehr darüber, wie viele schwere<br />
Körperverletzungen, Beleidigungen<br />
oder Übergriffe es unter Schülern<br />
und auf Lehrer gab.<br />
Offizieller Hauptgrund: Dienackten<br />
Zahlen sind wenig aussagekräftig,<br />
weil die Schulen unterschiedlich<br />
und uneinheitlich melden. „Wir<br />
überarbeiten derzeit das Meldeverfahren“,<br />
sagte Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres (SPD). Auch der<br />
acht Jahrealte Notfallordner,der den<br />
Schulen vorgibt, was genau sie zu<br />
melden haben, soll neu gefasst werden.<br />
Die Senatorin lässt von einer<br />
„Es gibt körperliche<br />
und psychische<br />
Gewalt in allen<br />
Schulformen.“<br />
Sandra Scheeres,<br />
Bildungssenatorin (SPD)<br />
Expertengruppe prüfen, ob künftig<br />
wie in Hamburgnur noch strafrechtlich<br />
relevante Fälle in der Gewaltvorfall-Statistik<br />
ausgewiesen werden.<br />
Derzeit kann dortauch eine Achtjährige<br />
auftauchen, die eine Lehrerin als<br />
’dumme Kuh’ bezeichnet hat. Je<br />
nachdem, wie rigide eine Schule<br />
meldet.<br />
Scheeres beruft sich auf gleich<br />
zwei vonihr in Auftrag gegebene Studien,<br />
die erhebliche Defizite im bisherigen<br />
Verfahren feststellten. Denn<br />
eigentlich melden die Schule Vorfälle,<br />
umschnelle Unterstützung zu<br />
bekommen. Oft sei aber nicht klar,<br />
wer genau die schnelle Hilfe bewil-<br />
lige, stellte Markus Kötzle von der<br />
Organisationsentwicklung Systemblick<br />
in seiner Evaluation fest. Als<br />
recht zuverlässig gelte die Schulpsychologie,<br />
unregelmäßiger seien die<br />
Hilfsangebote von Schulaufsicht<br />
und vor allem vom bezirklichen Jugendamt.<br />
Ausgerechnet die Zusammenarbeit<br />
mit der Polizei, die im<br />
Meldeverfahren gar nicht vorgesehen<br />
ist, bewerten Schulleiter am positivsten,<br />
merkte Kötzle an.<br />
Tatsächlich sind die Gewaltvorfall-Meldungen<br />
in den vergangenen<br />
Jahren deutlich gestiegen, die Meldungen<br />
der Grundschulen haben<br />
sich innerhalb vonfünf Jahren sogar<br />
verdoppelt. Scheeres und auch Albrecht<br />
Lüter, der Verfasser der zweiten<br />
Studie, glauben, dass Schulleiter<br />
einfach sensibler mit dem Thema<br />
Mobbing umgehen. Lüter,Leiter der<br />
Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention,<br />
kritisierte Meldekategorien wie<br />
„Beleidigung/Drohung/Tätlichkeit“<br />
als zu ungenau. Zudem werde Cybermobbing<br />
nicht genau genug erfasst.<br />
Lüter kommt zu dem Ergebnis,<br />
dass die Unterstützungsanforderung<br />
gegenüber der Gewaltmeldung gestärkt<br />
werden sollte. Letztere wird<br />
übrigens von den Schulen immer<br />
noch per Faxübersandt.<br />
Hamburgals Vorbild<br />
Wieder gilt Hamburg als Vorbild: In<br />
der Hansestadt gebe es eine zentrale<br />
Beratungsstelle Gewaltprävention<br />
mit klaren Kompetenzen, also weniger<br />
Zuständigkeitswirrwarr. Dort<br />
werde parallel zur Gewaltmeldung<br />
zudem das Dunkelfeld untersucht,<br />
was ein realistischeres Bild ergebe.<br />
So schlimm wie medial dargestellt<br />
sei die Lage ohnehin nicht: Die Forschung<br />
zeigt laut Lüter, dass es zumindest<br />
bis 2015 keine Hinweise auf<br />
zunehmende Gewalt an Schulen<br />
gebe,sogar eine sinkende Gewaltbereitschaft<br />
unter Schülern sei zu erkennen.<br />
Schulische Gewalt verlagere<br />
sich in Richtung Mobbing und Ausgrenzung,<br />
auch in sozialen Netzwerken.<br />
Seit ein paar Jahren steigen die<br />
Rohheitsdelikte aber wieder an.<br />
Auf der<br />
Gästeliste:<br />
alle.<br />
Die Gewobag feiert ihr<br />
100-jähriges Jubiläum.<br />
Feiern Sie mit uns!<br />
Unser Motto: Zukunft hat Raum.<br />
Die Gewobag schafft seit 100 Jahren Raum<br />
und Möglichkeiten für Berlin. Erleben Sie tolle<br />
Überraschungen, Aktionen und Veranstaltungen,<br />
wie den größten „Tag der kleinen Baumeister“<br />
am 3. Juli 2019.<br />
www.gewobag.de<br />
@gewobag
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Die Tauben<br />
bekommen ein<br />
Management<br />
Tierschutzbeauftragte will<br />
gegen Überzahl vorgehen<br />
Sie verdrecken Brücken und Bahnhöfe,besetzen<br />
Bänke und Plätze:<br />
Stadttauben. Die Tierschutzbeauftragte<br />
des Senats, Diana Plange, will<br />
das Problem nun berlinweit in den<br />
Griff kriegen –und zwar mit einem<br />
zentralen Taubenmanagement. „Wir<br />
haben eine Ausschreibung für die<br />
Planung eines Managements gestartet<br />
und sichten nun die Unterlagen<br />
der Bewerber“, sagt sie. Laut Plange<br />
soll es künftig in allen Bezirken betreute<br />
Taubenschläge geben. So sollen<br />
die Hinterlassenschaften der<br />
Tiere anstark frequentierten Orten<br />
reduziert und die Vermehrung der<br />
Tauben tierschutzgerecht eingedämmt<br />
werden. Die Fachtierärztin<br />
schätzt die Zahl der Tauben in Berlin<br />
auf rund 8500. Wann die zentrale<br />
Betreuung in Berlin starten könne,<br />
stehe noch nicht fest. Es seien noch<br />
zahlreiche Gespräche mit den Bezirken<br />
und allen Beteiligten nötig.<br />
Luxus-Taubenschlag am Südkreuz<br />
In Berlin gibt es derzeit nur in einigen<br />
Bezirken betreute Taubenschläge,<br />
die unterschiedlich organisiert<br />
sind: Um sechs Taubenschläge<br />
in Reinickendorf, Wedding und<br />
Schöneberg kümmern sich Langzeitarbeitslose,betreut<br />
durch die gemeinnützige<br />
Gesellschaft C.U.B.A.<br />
Daseinst für 100 000 Euro auf dem<br />
Potsdamer Platz errichtete Luxus-<br />
Taubenhaus steht jetzt am Bahnhof<br />
Südkreuz, der Verein „Graue Flügel<br />
Tierschutzprojekt“ betreut es. Das<br />
Taubenhaus stand seit 2012 etwa vier<br />
Jahre auf einem Dach am Potsdamer<br />
Platz. Es half dort, den Taubenbestand<br />
zu reduzieren, musste aber einer<br />
Dachterrasse weichen.<br />
In den Schlägen werden die Tauben<br />
nicht nur gefüttert, sondernhier<br />
werden auch ihre Eier entnommen<br />
und gegen Attrappen ausgetauscht.<br />
So wird die Vermehrung eingedämmt.<br />
Allein in den sechs Taubenschlägen<br />
von C.U.B.A. haben die<br />
Eine Taube brütet ausgetauschte Gipseier<br />
in einem Nest aus.<br />
DPA/CARSTEN KOALL<br />
Mitarbeiter 2016 rund 1040 Eier entnommen,<br />
im Folgejahr rund 900 Eier<br />
und 2018 rund 720 Eier.<br />
„Die Statistik zeigt, dass die Zahl<br />
der entnommenen Eier jährlich<br />
sinkt. Somit ist das Ziel, die Population<br />
zu regulieren –zumindest bis<br />
zum Ende des Jahres 2018 –aufgegangen“,<br />
sagt der zuständige Betriebsleiter<br />
Frank Herzog. Allerdings<br />
sei es nicht leicht, Personal zu finden.<br />
Problematisch sei auch, dass<br />
die Maßnahmen nur höchstens ein<br />
Jahr dauerten. „Viel besser wäre es,<br />
geeignete Leute dauerhaft zu beschäftigen“,<br />
sagt er mit Blick auf die<br />
Ein-Euro-Jobber. Ständig müssten<br />
neue Leute angelernt werden.<br />
Almut Malone wünscht sich, dass<br />
diese „Billiglösung“ für Berlin durch<br />
eine zentrale, dauerhafte Lösung ersetzt<br />
wird. Sie hat das Augsburger<br />
Modell im Blick. Die Stadt in Bayern<br />
löst ihr Taubenproblem mit zehn betreuten<br />
Taubenschlägen und zwei<br />
Taubentürmen. Bis1995 wurden die<br />
Tiere dort noch abgeschossen, was<br />
das Problem aber nicht dauerhaft<br />
gelöst hat. AusSicht Almut Malones,<br />
die für die Senatsverwaltung ein entsprechendes<br />
Gutachten geschrieben<br />
hat, bräuchte Berlin etwa 50 betreute<br />
Taubenschläge. (dpa)<br />
9028<br />
(11,1%)<br />
8713<br />
(9,9%)<br />
Tatort erste Etage<br />
Einbrecher nutzen verstärkt Regenfallrohre oder Balkonbrüstungen, um in Wohnungen einzusteigen<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Es gibt einen neuen Trend<br />
bei Einbrechern. Vorwenigen<br />
Jahren waren es noch<br />
kleine Gasbrenner, die die<br />
Täter nutzten, um in den Kunststoffrahmen<br />
vonTerrassentüren ein Loch<br />
zu brennen, einen Draht hindurch<br />
zu schieben und damit die Schließmechanik<br />
der Tür zu öffnen. Jetzt<br />
entdecken immer mehr Einbrecher<br />
ihre „Sportlichkeit“. „Wir beobachten,<br />
dass Einbrecher vermehrt klettern“,<br />
sagt Georg von Strünck, der<br />
Leiter der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle<br />
Einbruchschutz am<br />
Platz der Luftbrücke.<br />
Die Täter suchen sich für ihren<br />
Beutezug nicht mehr nur das Erdgeschoss<br />
oder aber Dachgeschosswohnungen<br />
aus. Sie brechen jetzt häufiger<br />
in Wohnungen ein, die in der ersten<br />
oder zweiten Etage liegen. „Sie<br />
schleppen dafür keine Leitern mit,<br />
sie nutzen die Einstiegshilfen, die sie<br />
vor Ort vorfinden“, erklärt der Erste<br />
Kriminalhauptkommissar. Dazu gehörten<br />
am Fenster angebrachte Metallstäbe,<br />
Regenfallrohre, Balkonbrüstungen.<br />
Mord nach dem Einbruch<br />
11 006<br />
(8,1%)<br />
Zahl der Einbrüche in Berlin<br />
in Wohnungen und Einfamilienhäuser, in Klammern Aufklärungsquote<br />
12 291<br />
(6,5%)<br />
Einbrecher kommen in der Regel am<br />
Tage. „Weil nachts die Bewohner<br />
meist zu Hause sind“, sagt Georgvon<br />
Strünck. Einbrecher seien heimliche<br />
Täter, die unerkannt kommen und<br />
auch wieder verschwinden wollen.<br />
Die aber durchaus auch rabiat werden<br />
können, wenn sie bei der Taterwischt<br />
werden. Dies zeigt der Fall eines<br />
54-jährigen Mannes,der im September<br />
vorigen Jahres in seinerWohnung<br />
in der Alexandrinenstraße in<br />
Kreuzberg einen Einbrecher ertappt<br />
und sich ihm in den Weg gestellt<br />
hatte. Der mutmaßliche Täter stach<br />
daraufhin mit einem Messer auf den<br />
Mieter ein. Eintiefer Stich in den linken<br />
Unterarm traf die Arterie, der<br />
Mann verblutete. Der Angeklagte<br />
steht derzeit vor Gericht, auch wegen<br />
Mordes.Daher,sorät der Kriminalist,<br />
sollte man es vermeiden, sich<br />
einem Täter in den Wegzustellen.<br />
Einbrecher sind nach Angaben<br />
des Experten Spezialisten. Sie leben<br />
von ihren Taten. „Es sind Gelegenheitstäter,<br />
die jede Gelegenheit nutzen“,<br />
sagt von Strünck. Ein angeklapptes<br />
Fenster, ein überfüllter<br />
Briefkasten, der von der Abwesenheit<br />
der Bewohner zeuge, ein lange<br />
Zeit dunkles Haus seien gerade in<br />
derWinterzeit Belege dafür,dass niemand<br />
zu Hause sei.<br />
„Ein nicht gesichertes Fenster<br />
oder eine nicht gesicherte Terrassentür<br />
zu öffnen, dafür braucht ein Einbrecher<br />
weniger als eine Minute“,<br />
sagt von Strünck. Deswegen komme<br />
es darauf an, Eingangstüren, Terrassentüren<br />
und Fenster besonders zu<br />
schützen, es den Tätern also so<br />
schwer wie möglich zu machen.<br />
„Denn der Einbrecher hat nicht ewig<br />
Zeit. Scheitert er nach kurzer Zeit<br />
beim Eindringen in die Wohnung<br />
oder in das Haus, gibt er den Einbruch<br />
auf.“<br />
Georgvon Strünck zeigt in der Beratungsstelle,<br />
in der insgesamt 15<br />
Frauen und Männer arbeiten, gesicherte<br />
Eingangstüren, Fenster, Terrassentüren,<br />
Querriegel, Stangenschlösser<br />
und Türschlösser, die eine<br />
gewisse Sicherheit geben. Georgvon<br />
Strünck erklärtBegriffe wie Pilzkopfzapfen<br />
und die standardmäßig eingebauten<br />
Rollzapfen bei Fenstern<br />
und Terrassentüren. „Standard ist in<br />
Ordnung, wenn ich im dritten oder<br />
vierten Stock wohne“, sagt der 57-<br />
Jährige.Ansonsten empfiehlt er Pilzkopfzapfen<br />
für die Verriegelungen,<br />
abschließbare Fenstergriffe, eine<br />
einbruchshemmende Terrassentür,<br />
einen Hochschiebeschutz bei Rollläden.<br />
Die blickdichte Hecke nennt der<br />
Erste Kriminalhauptkommissar dagegen<br />
eher kontraproduktiv. „Wenn<br />
ich nicht vonden Nachbarngesehen<br />
werde, können die Nachbarn auch<br />
nicht einen möglichen Einbrecher<br />
hinter der Hecke erkennen“, sagt er.<br />
VonStrünck empfiehlt für die Hecke<br />
DIE SERIE<br />
Kriminalität und Prävention: Die Zahl der Gewalttaten ist weiter gestiegen, ebenso die Angst<br />
der Menschen, Opfer eines Verbrechens zu werden. Wasbedeutet das für das Zusammenleben<br />
in unserer Stadt? Wiekönnen Politik, Sicherheitsbehörden und Bürger dieser Entwicklung<br />
entgegensteuern? Diese Fragen werden am 20. und 21. Mai beim 24. Deutschen Präventionstag<br />
(DPT) im Estrel Congress Center in Neukölln erörtert.<br />
Teilnehmer: 600 Vortragende und Fachinstitutionen und mehr als 3000 Teilnehmende aus<br />
den Bereichen Präventionspraxis, -politik und -wissenschaft sind beim DPT vertreten.<br />
Serie: AusAnlass des Deutschen Präventionstages beschäftigt sich die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in dieser<br />
Woche mit Fragen rund um Kriminalität und Prävention. Der erste Teil „Mit der Gewalt steigt<br />
auch die Angst“ ist in der Montagsausgabe erschienen. Nachfolgend ein Überblick über die<br />
weiteren Folgen.<br />
Mittwoch: Drogen und die Pläne zur Cannabislegalisierung<br />
Donnerstag: Gewalt auf dem Schulhof<br />
Freitag: Das Thema Extremismus<br />
Sonnabend:Ein Bericht über Zivilcourage<br />
12 159<br />
11 566<br />
(6,6%)<br />
(7,3%)<br />
11 815<br />
(8,5%)<br />
11 507<br />
(7,8%)<br />
8580<br />
(9,4%)<br />
7574<br />
(8,9%)<br />
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
Sichtachsen und Bewegungsmelder<br />
mit einem Lichtstrahler am Haus,<br />
der vomEinbrecher nicht so einfach<br />
weggedreht werden könne. Bei<br />
Alarmanlagen hält sich der Experte<br />
dagegen zurück. Zu oft würden sie<br />
einen Fehlalarm auslösen. Und das<br />
könne,wenn die Polizei umsonst anrücke,teuer<br />
werden.<br />
7574 erfasste Fälle von Wohnungseinbrüchen<br />
registrierte die Polizei<br />
in Berlin im vergangenen Jahr.<br />
Das ist der tiefste Stand seit vielen<br />
Jahren. 673 dieser Fälle wurden aufgeklärt,<br />
damit liegt die Quote bei<br />
8,9 Prozent. Doch mehr als 43 Prozent<br />
dieser Taten scheiterten amVersuch.<br />
Niemand müsse Opfer eines<br />
Einbruchs werden, ist von Strünck<br />
überzeugt. Er spricht auch davon,<br />
dass die <strong>Berliner</strong> beim Einbruchsschutz<br />
noch immer zu blauäugig<br />
seien. „Viele denken, das kann mir<br />
nicht passieren“, sagt er. Der Gedanke<br />
könne schnell zum Trugschluss<br />
werden.<br />
Dagegen gingen die Täter mit offenen<br />
Augen durch Straßen und<br />
Siedlungen. Auf elektronische Geräte<br />
hätten sie es in den meisten Fällen<br />
bei ihrem Beutezug nicht abgesehen.„Bevorzugt<br />
werden noch immer<br />
Geld und Schmuck. Beides kann<br />
schnell abtransportiert und verwendet<br />
werden“, sagt der Sicherheitsexperte.<br />
Er empfiehlt, Schmuck und<br />
Geld nicht imWäscheschrank zu verstecken.<br />
Dort würden die Täter zuerst<br />
wühlen. „Am besten ist in so einem<br />
Fall ein Tresor, der vor Wegnahme<br />
geschützt –also mit einer tragenden<br />
Wand oder mit dem<br />
Fußboden verschraubt –ist.“<br />
DerBerater kommt auch ins Haus<br />
In der Polizeilichen Beratungsstelle<br />
oder auch online erhalten Interessierte<br />
einen „Adressennachweis“<br />
vonFachfirmen, die Schlösser,Türen<br />
oder Fenster einbruchssicher einoder<br />
umbauen können. Die Unternehmen<br />
haben sich laut Internetseite<br />
„dem Aufnahmeverfahren des<br />
Landeskriminalamtes Berlin erfolgreich<br />
unterzogen“. Rund 80 Betriebe<br />
werden genannt, vom Schlosser<br />
über den Schlüsseldienst bis hin<br />
zum Tischler.<br />
Wer sich allerdings unsicher ist,<br />
was er für seine häusliche Sicherheit<br />
benötigt, der kann sich einen Berater<br />
der Polizeilichen Beratungsstelle<br />
nach Hause bestellen. Das Angebot<br />
ist kostenlos, so man im Erdgeschoss,inder<br />
ersten Etage,imDachgeschoss<br />
oder in einem Einfamilienhaus<br />
wohnt. DieWartezeit für einen<br />
Termin beträgt derzeit zwei bis drei<br />
Wochen.<br />
In derPolizeilichen Beratungsstelle am Platz<br />
der Luftbrückekann man sich ohne Termin und<br />
kostenlos beraten lassen. Geöffnetist Montag<br />
von10bis 18 Uhrund dienstags bis donnerstags<br />
von8bis 15 Uhr. Bauherrenvon Einfamilienhäusernkönnen<br />
sichvor Baubeginn beratenlassen.<br />
Dannallerdings sollte man in derBeratungsstelle<br />
einen Termin vereinbaren.Terminvergabe und Beratung<br />
unter030-4664979999 oderper E-Mail<br />
untereinbruchschutz@polizei.berlin.de<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: BKA<br />
Das blaugraue<br />
Netz wächst<br />
nur langsam<br />
Nextbike-Stationen erst zu<br />
knapp 40 Prozent genehmigt<br />
VonPeter Neumann<br />
Es sollte rasch größer werden.<br />
Doch das Mietradsystem Nextbike<br />
hinkt zwei Jahrenach dem Start<br />
in Berlin seiner angepeilten Entwicklung<br />
hinterher.Von den geplanten<br />
mehr als 720 Mietstationen waren<br />
Anfang April gerade mal 280 genehmigt.<br />
Das teilte Verkehrs-Staatssekretär<br />
Ingmar Streese (Grüne) auf<br />
eine Anfrage des SPD-Abgeordneten<br />
Tino Schopf hin mit. Wereines der<br />
blaugrauen Fahrräder mieten will,<br />
muss oft länger laufen als geplant.<br />
Nextbike ist weltweit in mehr als<br />
200 Städten vertreten. Doch in der<br />
deutschen Hauptstadt, wo der Musikstreaming-Dienst<br />
Deezer als<br />
Sponsor gewonnen wurde, kommt<br />
die Expansion nur langsam voran.<br />
Zwar ist die Zahl der Fahrräder von<br />
rund 1500 auf zirka 2600 gestiegen.<br />
Vomangestrebten Ziel 5500 ist man<br />
aber noch ziemlich weit entfernt.<br />
„Mal schneller,mal langsamer“<br />
Startklar:Nextbike-Räder warten auf die<br />
nächsten Nutzer.<br />
DPA/ PAUL ZINKEN<br />
Anders als bei den Mitbewerbern,<br />
die ihre Räder auf Straßen und Plätzen<br />
verteilen, warten die Velos bei<br />
Nextbike an fest installierten Mietstationen<br />
auf Nutzer. Soist es mit<br />
dem Senat vereinbart, der das System<br />
über fünf Jahre mit insgesamt<br />
7,5 Millionen Euro bezuschusst. Für<br />
jede Station ist beim Bezirk eine Genehmigung<br />
für die Sondernutzung<br />
öffentlichen Straßenlands zu beantragen.<br />
DieVerfahren gehen oft nicht<br />
so aus wie erhofft –und sie dauern.<br />
„Wir haben alle Anträge eingereicht“,<br />
sagte Firmensprecherin Mareike<br />
Rauchhaus.91Anträge wurden<br />
abgelehnt, die meisten in Mitte,<br />
Tempelhof-Schöneberg und Pankow.<br />
Begründet wurde dies unter anderem<br />
damit, dass die Stationen<br />
Baudenkmalen und Gehwegen zu<br />
nahe kämen oder die Areale für Radabstellanlagen<br />
benötigt würden.<br />
353 Anträge liegen derzeit zur Bearbeitung<br />
vor, so der Senat weiter.<br />
Mit 122 unbearbeiteten Anträgen<br />
führt Mitte die Liste an, gefolgt von<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf (103),<br />
Friedrichshain-Kreuzberg (55) und<br />
Tempelhof-Schöneberg (33). Nur<br />
Neukölln habe alles abgearbeitet.<br />
Gute und schlechte Noten will<br />
Nextbike aber nicht verteilen. Überall<br />
gehe es „mal schneller, mal langsamer<br />
vorwärts“, so Rauchhaus. Zur<br />
Zahl der Kunden teilte sie nichts mit,<br />
aus Wettbewerbsgründen. Nur so<br />
viel: „Trotz der Konkurrenz verzeichnen<br />
wir jedes Jahr Zuwächse.“ Die<br />
Stationen auf dem Europaplatz am<br />
Hauptbahnhof, dem Alexanderplatz<br />
und am Brandenburger Torwürden<br />
am stärksten genutzt. Besonders<br />
viele Ausleihen gebe es unter der<br />
Woche gegen 9und 20 Uhr, am Wochenende<br />
zwischen 13 und 20 Uhr.<br />
Das Leipziger Unternehmen<br />
kann sich darauf einstellen, dass der<br />
Senat den Fünfjahresvertrag über<br />
2021 hinaus um drei Jahre verlängert.<br />
Die Akzeptanz bei den Kunden<br />
sei gut, bei StiftungWarentest bekam<br />
Nextbike dieselbe Note,lobte Staatssekretär<br />
Streese.Aus „fachlicher Perspektive“<br />
wäre eine Fortführung zu<br />
empfehlen, teilte der Politiker mit.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 13 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Verwaltung<br />
wird doch<br />
reformiert<br />
Rot-Rot-Grün verständigt<br />
sich auf Kompromiss<br />
Der Koalitionskrach um den vom<br />
Senat und den Bezirken geplanten<br />
„Zukunftspakt Verwaltung“ ist<br />
beigelegt: DasDokument soll wie ursprünglich<br />
geplant an diesem Dienstag<br />
unterzeichnet werden. Das teilte<br />
die Senatskanzlei am Montag mit.<br />
Der Termin stand zuletzt in Frage,<br />
weil die Grünen in der Vorwoche Bedenken<br />
geltend machten: Sie lehnten<br />
den Plan ab, die Bezirksämter<br />
nach einer einheitlichen Abteilungsstruktur<br />
zu organisieren. Nungibt es<br />
nach Angaben von Grünen-Fraktionsvize<br />
Stefan Ziller einen Kompromiss.<br />
Ziel der Verwaltungsreform ist,<br />
Bürgernund Unternehmen besseren<br />
Service in Behörden zu bieten. Künftig<br />
soll es eine klarereAufgabenverteilung<br />
zwischen Landes- und Bezirksebene,<br />
mehr Zusammenarbeit und<br />
mehr Digitalisierung geben. Die Bezirksbürgermeister<br />
sollen mehr Kompetenzen<br />
bekommen, zudem soll es<br />
in den Bezirksämtern künftig sechs<br />
statt fünf Stadträte geben.<br />
Ziller zufolge halten die Grünen<br />
im Hinblick auf die Reformaber zwei<br />
andere Punkte für wichtig. Zum einen<br />
müsse die Personalgewinnung<br />
für den öffentlichen Dienst verbessert<br />
werden. Zum anderen müssten<br />
die Bezirke in den Beratungen für<br />
den Landeshaushalt 2020/21 auch<br />
genügend Geld für die Umsetzung<br />
der Reformbekommen. (dpa)<br />
„Intimes“ soll noch intimer werden<br />
Hoffnung für Friedrichshainer Traditionskino: Ein neuer Betreiber soll her –und ein zweiter Saal<br />
VonElmar Schütze<br />
Anfangs waren es die „Lichtspiele<br />
des Ostens“, so hieß<br />
das Friedrichshainer Kino<br />
zumindest in den ersten<br />
Jahren nach seiner Eröffnung 1909.<br />
Aber schon bald trug es aufgrund der<br />
kleinen Räume den Spitznamen „Intimes<br />
Theater“. Nun heißt das Kino<br />
an der Boxhagener, Ecke Niederbarnimstraße<br />
scheinbar schon ewig<br />
nur „Intimes“. Es ist eines der <strong>Berliner</strong><br />
Kinos mit der längsten Geschichte,hat<br />
es doch seinen Spielbetrieb<br />
nahezu durchgehend aufrecht<br />
erhalten können. Bis Mitte April der<br />
letzte Vorhang fiel – der Betreiber<br />
mochte nicht mehr.<br />
Nun gibt es neue Hoffnung: Der<br />
Hauseigentümer, die Mietergenossenschaft<br />
Selbstbau, will den Kinostandort<br />
erhalten. „Das ,Intimes’ gehört<br />
einfach dahin und dazu“, sagt<br />
Genossenschaftsvorstand Peter Weber,„wir<br />
suchen nach einer Lösung.“<br />
Vernünftig, aber langweilig<br />
Das Kino Intimes befindet sich mitten im Friedrichshainer Ausgeh-Kiez.<br />
DPA/JENS KALAENE<br />
Drei Varianten sind laut Weber im<br />
Gespräch. Eine klassische Lösung<br />
wärees, einen Investor zu finden, der<br />
das Kino selbst betreibt. „Das wäre<br />
die wohl vernünftigste, aber auch<br />
langweiligste Lösung“, sagt Weber,<br />
weil man dabei keinerlei inhaltlichen<br />
Einfluss auf das Geschehen im<br />
Kino mehr hätte. Dennoch wäre die<br />
Genossenschaft dabei zu einigen Zugeständnissen<br />
bereit. So sei es denkbar,<br />
„mit einer günstigen Miete den<br />
Aufbau zu unterstützen und erst danach<br />
zu erhöhen“, sagt Weber. Die<br />
zweite Variante wäredie Suche nach<br />
mehreren Geldgebern auch in der<br />
Genossenschaft, die sich dann auf<br />
einen Betreiber einigen müssten.<br />
Derdritte Wegwäredie Ausgabe von<br />
Anteilsscheinen, unter anderem unter<br />
den rund 600 Mitgliedernder Genossenschaft.<br />
Beides hätte den<br />
Charme, dass die Genossenschaft –<br />
oder Teile von ihr –auch inhaltlich<br />
Einfluss nehmen könnten.<br />
Entscheidung im Herbst<br />
In jedem Fall müssten nach Webers<br />
Rechnung 500 000 bis 750 000 Euro<br />
als Anfangsinvestition getätigt werden.<br />
Denn das „Intimes“ ist marode<br />
und sanierungsbedürftig. Eines der<br />
größten Probleme ist der fehlende<br />
Schallschutz. Lange wurde er so gelöst,<br />
dass in der Wohnung über dem<br />
Kino die Betreiberin wohnte. Doch<br />
jetzt muss dringend gedämmt werden.<br />
Die Sanitäranlagen müssen erneuert<br />
und eine Lüftung eingebaut<br />
werden, sagt Weber. Immerhin gibt<br />
es inzwischen eine Heizung.<br />
Damit sich ein Neustart lohnen<br />
kann, gibt es Pläne für einen zweiten<br />
Kinosaal. Ursprünglich verfügten die<br />
„Lichtspiele des Ostens“ über<br />
151 Plätze, zuletzt waren es noch 83.<br />
Doch selbst diese stehen eng beieinander<br />
und bieten nur wenig Komfort.<br />
Weber möchte Nachbarräume<br />
zu einem zweiten Saal mit 47 Sesseln<br />
einrichten –der alte, größere böte<br />
Platz für 60 Besucher. Bis Ende September<br />
will der Genossenschaftsvorstand<br />
eine Entscheidung treffen.<br />
Bibliothek<br />
lässt ihre Leser<br />
strampeln<br />
FU kauft Ergometer zur<br />
Entspannung der Studenten<br />
Leser in der Philologischen Bibliothek<br />
der Freien Universität Berlin<br />
können sich auch in Zukunft auf einem<br />
Fahrradergometer abstrampeln.<br />
Während der Testphase sei das<br />
Gerät sehr gut angenommen worden,<br />
teilte die Hochschule am Montag<br />
mit. Es soll nun dauerhaft für das<br />
Radeln zwischen Bücherregalen zur<br />
Verfügung stehen. Das Gerät steht<br />
seit dem 10. Januar im Lounge-Bereich<br />
in der dritten Etage. Nun hat<br />
die Bibliothek das Rad, das Stromfür<br />
Laptops und Mobiltelefone erzeugt,<br />
für rund 3500 Euro gekauft.<br />
Zum Abnehmen ist das Ergometer<br />
weniger geeignet, sagte Janet<br />
Wagner, die Initiatorin des Bewegungsangebots.<br />
Doch nach anstrengender<br />
Lektüre könne es die Konzentrationsfähigkeit<br />
wieder steigern.<br />
Weltweit haben auch andereUniversitäten<br />
vergleichbareRäder angeschafft,<br />
berichtete Wagner. Sokönnen<br />
Studenten in Boston (USA), Lille<br />
in Frankreich oder in der bulgarischen<br />
Hauptstadt Sofia in die Pedale<br />
treten.<br />
Die Idee, radelnd zu lernen,<br />
macht sich auch eine sportbetonte<br />
Oberschule in der Hansestadt Bremen<br />
zunutze. Dort stehen Fahrradergometer<br />
in Klassen. Schüler mit<br />
großem Bewegungsbedarf können<br />
sich während des Unterrichts abstrampeln.<br />
(dpa)<br />
WERDE<br />
SCHWIMMPATE!<br />
FÜR 105 EURO EINEN<br />
KURSPLATZ SPENDEN.<br />
berlinerbaeder.de|
14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
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Berlin<br />
Justiz verstärkt<br />
Kampf gegen<br />
Raserei<br />
Senator stellt neues<br />
Konzept für Berlin vor<br />
Die Justiz macht ernst im Kampf<br />
gegen Raserei und illegale Autorennen.<br />
Justizsenator Dirk Behrendt<br />
(Grüne) will am Mittwoch das weitereVorgehen<br />
erläutern, teilte die Senatsjustizverwaltung<br />
Montag mit.<br />
Nachdem zwei Raser in Berlin<br />
Ende Märzwegen Mordes zu lebenslangen<br />
Gefängnisstrafen verurteilt<br />
worden sind, hatte Innensenator<br />
Andreas Geisel ein hartes Durchgreifen<br />
angekündigt.„Wenn das Auto zur<br />
Waffe wird, muss der Staat einschreiten<br />
und die Bedrohung von der<br />
Straße holen“, sagte der SPD-Politiker.Bei<br />
dem Rennen, das im Februar<br />
2016 auf dem Kurfürstendamm und<br />
der Tauentzienstraße stattfand, starb<br />
ein unbeteiligter Autofahrer.<br />
MitTempo 188 durch die Stadt<br />
Nach dem neuen Paragrafen 315d<br />
des Strafgesetzbuches müssen Kraftfahrer,<br />
die sich „mit nicht angepasster<br />
Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig<br />
und rücksichtslos“ fortbewegen,<br />
mit bis zu zwei Jahren Haft<br />
oder einer Geldstrafe rechnen. Auf<br />
Grundlage dieser Bestimmung leitete<br />
die <strong>Berliner</strong> Polizei im vergangenen<br />
Jahr 279 Ermittlungsverfahren<br />
ein. 164 Autos und 130 Fahrerlaubnisse<br />
wurden eingezogen. In diesem<br />
Jahr wurden bis Mitte März 104 Verfahren<br />
gegen mutmaßliche Raser begonnen,<br />
so die Justizverwaltung.<br />
In der Nacht zu Montag rasten<br />
zwei 14- und 19-Jährige durch Berlin.<br />
Als die Polizei das Auto stoppen<br />
wollte, beschleunigte der Fahrer auf<br />
bis zu 188 Kilometer proStunde,um<br />
zu entkommen. Er verließ die Autobahn<br />
in Neukölln und fuhr mit 130<br />
durch eine Tempo-30-Zone. Auf einem<br />
Supermarktparkplatz fasste die<br />
Polizei die beiden Raser. Sie hatten<br />
betrunken den Autoschlüssel aus<br />
dem Schlafzimmer der Mutter des<br />
14-Jährigen gestohlen und sich barfuß<br />
aus dem Haus geschlichen.<br />
Gemeinsam mit Justizsenator<br />
Behrendt wird am Mittwoch ein<br />
Oberamtsanwalt vordie Medien treten.<br />
Die Amtsanwaltschaft ist neben<br />
der Staatsanwaltschaft eine eigenständige<br />
Strafverfolgungsbehörde,<br />
die es so außer in Berlin nur noch in<br />
FrankfurtamMain gibt. In Berlin bearbeitet<br />
sie Vergehen im Straßenverkehr<br />
sowie Kleinkriminalität. Amtsanwälte<br />
sind meist Rechtspfleger,<br />
also keine Volljuristen. (dpa)<br />
Für die Ewigkeit in Blau und Weiß<br />
DieHülle ist runter.Bundespräsident a. D. Joachim Gaucks malerisches<br />
Konterfei geht ein in die Bilderreihe der <strong>Berliner</strong> Ehrenbürgerporträts<br />
im Abgeordnetenhaus. Etliche Atelier-Sitzungen gingen dem voraus.<br />
Deraus Halle (Saale) stammende Maler Christoph Bouet, links im Bild<br />
Immer noch fehlen vielerorts Ärzte<br />
Der erhoffte große Umzug von Praxen aus reichen in ärmere Bezirke hat nicht stattgefunden<br />
VonGerhard Lehrke<br />
Das altbekannte Problem<br />
der ungleichmäßigen<br />
Verteilung von Kassenärzten<br />
über die Bezirke<br />
hat sich in den vergangenen sechs<br />
Jahren gemildert. Es aber nicht verschwunden.<br />
Das zeigte eine Anhörung<br />
am Montag im Gesundheitsausschuss.<br />
Zwar wurden von Mitte<br />
2013 bis Mitte 2018 exakt 351 Vollzeit-Arztstellen<br />
aus gut bestückten<br />
in schlechter versorgte Bezirke verlegt.<br />
Aber noch immer sind Bezirke<br />
wie Neukölln, Lichtenbergoder Marzahn-Hellersdorf<br />
in einigen Fachgruppen<br />
zu gering ausgestattet.<br />
2013 hatte der damalige Gesundheitssenator<br />
Mario Czaja (CDU) mit<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
(KV)und Krankenkassen vereinbart,<br />
die Ungleichverteilung zu bekämpfen.<br />
2003 war Berlin zu einem gemeinsamen<br />
Planungsraum erklärt<br />
worden. Die Folge war, dass Praxen<br />
sich dortballten, wo viele Privatpatienten<br />
zu erwarten sind, zum Beispiel<br />
in Charlottenburg-Wilmersdorf.<br />
Nachdem die Absichtserklärung<br />
unterzeichnet worden war, gab es<br />
Bewegung. So wuchs in Neukölln die<br />
Zahl der Urologen von 7,5 auf zehn<br />
Vollzeitstellen, der Versorgungsgrad<br />
stieg von 75,1 Prozent –knapp über<br />
der statistischen Unterversorgung –<br />
auf 93 Prozent. Gleichzeitig aber<br />
sank in Neukölln die Zahl der Kinderärzte<br />
von 23auf 22, der Versorgungsgrad<br />
auf 90,1 Prozent.<br />
Insgesamt, so argumentiertBurkhard<br />
Ruppert aus dem Vorstand der<br />
KV, sei Berlin über alle Arztgruppen<br />
hinweg zu mehr als 100 Prozent ausgestattet.<br />
Problematisch sei jedoch,<br />
dass man jetzt zwar 42,5 Hausarzt-<br />
Stellen besetzen könne,das Gesamtbudget<br />
aber nicht wächst, so dass<br />
proArztweniger Geld vorhanden ist.<br />
Der Nachwuchsmangel werde in<br />
den kommenden Jahren zusätzliche<br />
Schwierigkeiten bereiten.<br />
Außerdem sind die Statistiken<br />
unpräzise.Ineinigen Stadtteilen verschwinden<br />
Praxen, so dass sie unterversorgt<br />
sind, obwohl der Schnitt im<br />
Bezirk zufriedenstellend ist. Die Abgeordnete<br />
Ines Schmidt (Linke)<br />
nannte das Beispiel Lichtenberg, das<br />
zu 104,9 Prozent mit Kinderärzten<br />
DPA/BRITTA PEDERSEN<br />
neben seinem Modell Gauck, wählte einen expressiven, sehr pastosen<br />
Farbauftrag in Blau und Weiß für den leidenschaftlichen Bürgerrechtler,<br />
Pfarrer, wachen Politiker und Verteidiger der Freiheit. Wie man<br />
sieht, betont der Maler Gaucks Sprache zwischen Händen und Augen.<br />
ausgestattet ist. Im Ortsteil Hohenschönhausen<br />
jedoch sitzt ein Kinderarzt,<br />
der jetzt schon überaus viele<br />
Kinder betreuen muss. Gleichzeitig<br />
entstehen neue Wohnungen, und<br />
drei Kolleginnen in der Nähe gehen<br />
demnächst in Rente.Gesundheitssenatorin<br />
Dilek Kalayci (SPD) stellte in<br />
Aussicht, sich um solche Probleme<br />
zu kümmern, will die Finanzierung<br />
aber KV und Kassen überlassen.<br />
Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer,<br />
kritisierte die Kriterien<br />
für die Festlegung des Versorgungsgrads.<br />
Sie stammen von 1993 und<br />
bildeten den realen Bedarf nicht<br />
mehr ab. Der Gemeinsame Bundesausschuss<br />
mit Vertreternder Kassen,<br />
Ärzte und Krankenhäuser tue sich<br />
aber mit einer Änderung schwer.<br />
POLIZEIREPORT<br />
Bei Wohnungsbrand verletzt.<br />
Miteiner schweren Rauchgasvergiftung<br />
ist am Sonntagabend ein<br />
Bewohner eines Mehrfamilienhauses<br />
in Prenzlauer Berg in ein Krankenhaus<br />
eingeliefertworden.<br />
Eine Nachbarin in der Marienburger<br />
Straße hatte gegen 20 UhrBrandgeruch<br />
wahrgenommen und die Feuerwehr<br />
alarmiert. DieRettungskräfte<br />
löschten das Feuer in der dritten<br />
Etage.Dortentdeckten sie den<br />
bewusstlosen 59-jährigen Mieter<br />
der Wohnung. WeitereMenschen<br />
kamen nicht zu Schaden. Die<br />
Brandursache ist noch unklar.<br />
Wohnmobil entwendet.<br />
Polizisten haben in der Nacht zum<br />
Montag in Friedrichsfelde einen<br />
19-Jährigen festgenommen. Er soll<br />
zusammen mit Komplizen in der Balatonstraße<br />
ein Wohnmobil gestohlen<br />
haben. Dabei waren die Täter<br />
voneiner Frau beobachtet worden.<br />
DieZeugin informierte die Polizei.<br />
Der Täter ist 1,80<br />
Meter groß.<br />
POLIZEI<br />
Der Schläger ist<br />
etwa35Jahre alt.<br />
Fahndung nach Gewalttätern.<br />
MitBildernaus einer Überwachungskamerafahndet<br />
die Polizei<br />
nach zwei Männern. Siesollen<br />
zusammen mit vier Komplizen am<br />
10. Märzvor dem Club Maxxim in<br />
der Joachimstaler Straße in CharlottenburgzweiMänner<br />
zusammengeschlagen<br />
haben. Außerdem sollen<br />
sie eines der Opfer niedergestochen<br />
haben. Eine Mordkommission<br />
ermittelt. Hinweise zur Identität der<br />
abgebildeten Männer nimmt<br />
jede Polizeidienststelle entgegen.<br />
Quadfahrer verunglückt.<br />
EinQuadfahrer ist am Sonntag bei<br />
einem Unfall in Marzahn lebensgefährlich<br />
verletzt worden. Ein44Jahre<br />
alter Skoda-Fahrer war gegen 14.15<br />
Uhrvon der Straße Alt-Friedrichsfelde<br />
rechts auf das Gelände einer<br />
Tankstelle abgebogen. DerQuadfahrer<br />
fuhr auf das haltende Auto auf<br />
und verletzte sich dabei sehr schwer.<br />
Zeugen kümmerten sich zunächst<br />
um den lebensbedrohlich verletzten<br />
Mann. Der33-Jährige kam mit mehrerenBrüchen<br />
und Verletzungen an<br />
der Lunge in ein Krankenhaus.Dort<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 15 *<br />
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Brandenburg<br />
Frankfurt sorgt<br />
sich um sein<br />
Trinkwasser<br />
Klage gegen Flutung von<br />
früherem Tagebau verfasst<br />
Die Stadt Frankfurt (Oder) und<br />
die dortigen Wasserbetriebe<br />
sorgen sich um die Trinkwasserqualität<br />
wegen der Flutung eines ehemaligen<br />
Tagebaus bei Cottbus mit<br />
Spreewasser. Am Montag reichten<br />
die Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft<br />
(FWA) und die Stadt<br />
laut Mitteilung deshalb beim Verwaltungsgericht<br />
Cottbus Klage gegen<br />
die Genehmigung zur Flutung<br />
der Grube zum Ostsee ein. Mitte<br />
April hatte die Zuleitung von Spreewasser<br />
begonnen, wegen Trockenheit<br />
wurde sie zwischenzeitlich allerdings<br />
unterbrochen.<br />
Hintergrund der Klage ist die Befürchtung,<br />
dass die Sulfat-Belastung<br />
in der Spree noch weiter steigt. Derzeit<br />
wird das Trinkwasser in und um<br />
Frankfurt (Oder) zu 75 Prozent aus<br />
versickertem Spreewasser gewonnen.<br />
Sulfate sind Salze. Beim Abbau<br />
von Braunkohle werden sie in einer<br />
Grube freigelegt. Wenn der Tagebau<br />
nach seiner Stilllegung geflutet wird,<br />
gelangen die Salze indas Flusswasser.Das<br />
Fluten dauertmehrereJahre.<br />
DerTagebau im Lausitzer Revier war<br />
planmäßig Ende 2015 stillgelegt worden.<br />
Sulfat-Belastung steigt<br />
Die Befürchtung, dass die Konzentration<br />
des Sulfates steigen könnte,<br />
gibt es schon lange. Der Tagebaubetreiber<br />
Leag hatte immer wieder betont,<br />
die Sorgen seien unbegründet.<br />
Eine FWA-Sprecherin betonte:<br />
„Zunächst wird die Sulfat-Belastung<br />
im See höher, dann wird der See irgendwann<br />
überlaufen und das Wasser<br />
in die Spreezurückgelangen.“ Der<br />
spätere See werde mit einer genehmigten<br />
Sulfatkonzentration von bis<br />
zu 620 Milligramm proLiter über der<br />
Konzentration in der Spree liegen,<br />
hieß es in der Mitteilung weiter. Der<br />
Grenzwert für Trinkwasser liegt bei<br />
250 Milligramm pro Liter. Deshalb<br />
möchten Stadt und FWAein weiteres<br />
Wasserwerk in Müllrose sanieren, das<br />
dann sulfatunbelastetes Wasser zur<br />
Verdünnung beisteuernkann.<br />
Stadt und Wasserbetriebe betonten,<br />
dass die Klage nicht das Vorhaben<br />
Ostsee generell stoppen soll. Es<br />
gehe darum, die notwendigen Investitionen<br />
in die Trinkwasserversorgung<br />
zu sichern. Laut FWA-Sprecherin<br />
handelt es sich um etwa zehn<br />
Millionen Euro. „Alle Maßnahmen<br />
zur Flutung des Cottbuser Ostsees<br />
sind de facto unumkehrbar“, heißt<br />
es in der Mitteilung. (dpa)<br />
Blick vom deutschen Ufer in Aurith über den Grenzfluss Oder auf das polnische Urad<br />
Lieber Fähre als Brücke<br />
Das Amt Brieskow-Finkenheerd hintertreibt mit Oder-Querung die Verkehrsplanung von Land und Bund<br />
VonJeanette Bederke<br />
Wenn das deutsche Aurith<br />
(Oder-Spree) und<br />
das polnische Urad<br />
alljährlich im August<br />
ihr gemeinsames Sommerfest feiern,<br />
sind Überfahrten über den Grenzfluss<br />
bei Gästen heiß begehrt. Das<br />
Technische Hilfswerk, die Deutsche<br />
Lebensrettungsgesellschaft und das<br />
polnische Wasser-Schifffahrtsamt<br />
sorgten in derVergangenheit stets einen<br />
Taglang für den Bootstransfer.<br />
Geht es nach dem Amt Brieskow-<br />
Finkenheerd, zu dem der 60-Seelen-<br />
Ort Aurith gehört, so soll spätestens<br />
2021 dauerhaft eine Fähre Fußgänger<br />
und Radfahrer von einem Flussufer<br />
zum anderen bringen. Eine solche<br />
Verbindung hatte es bis 1945 gegeben,<br />
als der Hauptort Aurith noch<br />
auf der östlichen Oderseite lag.<br />
Schnell Fakten schaffen<br />
„Von der Wiederbelebung wird die<br />
gesamte Region zu beiden Seiten der<br />
Oder profitieren, weil wir für Touristen<br />
attraktiver werden“, ist sich<br />
Amtsdirektor Danny Busse sicher.So<br />
könne auch der zuletzt nicht mehr<br />
ganz so beliebte Oder-Neiße-Radweg<br />
wieder interessanter werden –<br />
wenn für Touristen ein Abstecher<br />
nach Polen möglich sei.<br />
Die Idee einer Oderfähre gibt es<br />
seit mehr zehn Jahren. Damals war<br />
bekannt geworden, dass Brandenburgs<br />
Landesplaner im Sackgassen-<br />
Dörfchen Aurith eine neue Grenzbrücke<br />
bauen lassen wollten. Und<br />
zwar für den Schwerlasttransport<br />
nahe des Stahlstandortes Eisenhüttenstadt<br />
(Oder-Spree). Mitder Oderauen-Idylle<br />
wäre esallerdings vorbei,<br />
wenn 40-Tonner quer durch die<br />
malerische Ziltendorfer Niederung<br />
brausen. Bewohner und Amt wollten<br />
mit einer alternativen Fähredeshalb<br />
schnell Tatsachen schaffen und so<br />
die Brücke verhindern. Doch die Beantragung<br />
vonFördermitteln<br />
dauerte.<br />
Die Grenzbrücke<br />
steht noch immer<br />
im Bundesverkehrswegeplan,<br />
inklusive<br />
Linienbestimmung<br />
und<br />
Umweltverträglichkeitsprüfung,<br />
bestätigt<br />
Steffen Streu,<br />
Sprecher des Infrastrukturministeriums.<br />
Weitere Entscheidungen<br />
seien<br />
aber bisher nicht<br />
Güstebieser Loose -<br />
Mieszkowice<br />
Küstrin<br />
BRANDENBURG<br />
10 km<br />
Frankfurt (Oder)<br />
getroffen worden. Darauf will sich das<br />
Amt Brieskow-Finkenheerd aber<br />
nicht verlassen und treibt das Fährprojekt<br />
voran. Mitder Landesinvestitionsbank<br />
soll schnellstmöglich ein<br />
Fördervertrag geschlossen werden.<br />
DieEUübernimmt laut Amtsdirektor<br />
aus dem Interreg-Programm 85 Prozent<br />
der auf rund 300 000 Euro veranschlagten<br />
Kosten. Als nächstes sollen<br />
der Bau des Fähranlegers, dann das<br />
Fährboot selbst und zum Schluss der<br />
Betrieb der Fähre ausgeschrieben<br />
werden.<br />
„Ich halte das Ganze für rausgeschmissenes<br />
Geld. Die Fähre<br />
braucht niemand, ist unsinnig“, sagt<br />
hingegen Reinhard Petzold, Geschäftsführer<br />
der Deutsch-Polnischen<br />
Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft,<br />
der selbst in Brieskow-<br />
Finkenheerd wohnt. Das Projekt<br />
würde sich nicht rechnen, weil es an<br />
dieser Stelle erstens gar nicht so viele<br />
Touristen auf dem<br />
Oder-Neiße-Rad-<br />
Oder<br />
POLEN<br />
weggebe und diese<br />
zweitens nicht<br />
nach Polen übersetzen<br />
wollten.<br />
„Auf der anderen<br />
Flussseite ist doch<br />
nichts.“ Urad bestehe<br />
nur aus ein<br />
geplant: Aurith -Urad<br />
ZB/PATRICK PLEUL<br />
paar Einzelgehöften.<br />
„Da gibt es ja<br />
nicht einmal eine<br />
vernünftige Straßenanbindung“,<br />
BLZ/HECHER sagt er.<br />
Ähnlich sieht<br />
das Silke Stien, Wirtin des Aurither<br />
„Bauernstübchens“ gleich hinter<br />
dem Oderdeich. Sie hätte die Fähre<br />
direkt vor der Nase.„Das wird nicht<br />
funktionieren. Die Fahrradtouristen<br />
bleiben auf dem Oder-Neiße-Radweg,<br />
wollen nicht nach Polen“, beschreibt<br />
sie ihre langjährigen Erfahrungen.<br />
Ohnehin wundere sie sich,<br />
woher die in einer vor Jahren beauftragten<br />
Machbarkeitsstudie erwähnten<br />
200 Gäste täglich kommen sollten.<br />
„Die haben wir vielleicht an Wochenenden<br />
mit schönem Wetter,ansonsten<br />
aber nicht“, sagt die<br />
Gastronomin. Sie ärgert, dass die<br />
Meinung der Aurither im Amt niemanden<br />
interessiere.<br />
Um die Fährezuunterhalten und<br />
zu warten, brauche es stabile Einnahmen<br />
und die sehe er nicht, sagt<br />
Petzold. Der Politologe und Wirtschaftsberater<br />
hatte seine Gesellschaft<br />
kurznach derWende in Frankfurt<br />
(Oder) gegründet und vor allem<br />
in den 1990er-Jahren zahlreiche binationale<br />
Projekte wie den Aufbau<br />
des deutsch-polnischen Katastrophenschutzes<br />
begleitet.<br />
Probleme durch Niedrigwasser<br />
Diebisher einzige Fähreentlang des<br />
deutsch-polnischen Oderabschnittes,<br />
bei Güstebieser Loose im Oderbruch,<br />
rechnet sich laut Petzold nur,<br />
weil sie von der öffentlichen Hand –<br />
der polnischen Stadt Mieszkowice –<br />
getragen werde. „Aufgrund des sich<br />
häufenden Niedrigwassers kann die<br />
vielfach gar nicht fahren“, gibt er außerdem<br />
zu bedenken.<br />
Amtsdirektor Busse lässt sich<br />
dennoch nicht beirren. Er habe bereits<br />
Interessenten, die die Fähreauf<br />
eigene Kosten betreiben und dafür<br />
in den kommenden zwei Jahren die<br />
vorgeschriebene Befähigung erwerben<br />
wollten, sagt er. Zudem sei das<br />
polnische Urad mit immerhin<br />
400 Einwohnern weitaus größer als<br />
Aurith. „Nicht alles dort ist auf dem<br />
neuesten Stand, aber zu sagen, dort<br />
sei nichts, stimmt nicht.“ Und Radfahrer<br />
bräuchten ohnehin nur „ein<br />
Stückchen Straße,das reicht“. (dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Zwei Männer tot<br />
in Wohnung entdeckt<br />
In der südbrandenburgischen Kleinstadt<br />
Forst (Spree-Neiße) hat die Polizei<br />
am Montagmorgen zwei Männer<br />
tot in einer Wohnung aufgefunden.<br />
Siewurden höchstwahrscheinlich<br />
Opfer eines Gewaltverbrechens,<br />
sagte ein Polizeisprecher.Das lege<br />
die Situation nahe,inder die Leichen<br />
gefunden wurden. WeitereDetails<br />
nannte die Polizei nicht. (dpa)<br />
Briefwahl-Quote deutlich<br />
höher als 2014<br />
Brandenburgs Landeswahlleiter<br />
Bruno Küpper rechnet bei der Kommunal-<br />
und Europawahl mit einer<br />
großen Zahl vonBriefwählern. „In<br />
vielen Landkreisen und kreisfreien<br />
Städten ist die Zahl der Briefwahlanträge<br />
teils erheblich gestiegen“, sagte<br />
Küpper am Montag in Potsdam. So<br />
seien in der Landeshauptstadt Potsdam<br />
bis zum 8. Mairund 16 000 Anträge<br />
eingegangen. Vorfünf Jahren<br />
seien es zum gleichen Zeitpunkt<br />
rund 9000 Anträge gewesen. (dpa)<br />
Koalition gegen Meldepflicht<br />
für Ambrosiaallergien<br />
Ärzte in Brandenburgsollen nach<br />
dem Willen der Landesregierung<br />
Fälle vonAmbrosiaallergie auch<br />
künftig nicht melden müssen. Für<br />
eine Weitergabe anonymisierter Patientendaten<br />
gebe es keine gesetzliche<br />
Verpflichtung, teilte das Agrarministerium<br />
mit. Einen solchen<br />
Schritt hatten die Bürgermeister von<br />
zehn Lausitzer Kommunen gefordert,<br />
um die gesundheitsschädigende<br />
Pflanzebesser bekämpfen zu<br />
können. (dpa)<br />
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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
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Wissenschaft<br />
Die bessere<br />
Landwirtschaft<br />
Ökologische Betriebe leisten für Klimaschutz,<br />
Artenvielfalt und sauberes Wasser deutlich mehr<br />
als konventionelle. Das belegt ein Bericht<br />
des Thünen-Instituts, für den mehr als<br />
500 Studien analysiert wurden<br />
VonRalf Stork<br />
Kornblumen im Weizenfeld sind nicht nur hübsch, sondernauch nützlich. Denn sie locken Insekten an und damit auch Vögel. Blühstreifen und Hecken am Feldrand fördernebenfalls die Artenvielfalt.<br />
IMAGO IMAGES/CHRISTIAN OHDE<br />
Wer im Sommer vor einem<br />
konventionellen<br />
Weizenfeld steht, sieht<br />
ein Meer aus Halmen.<br />
Dicht an dicht. Die Halme stehen so<br />
eng, dass wenig Raum für andere<br />
Pflanzen bleibt. Zumindest wachsen<br />
kaum welche.Und damit ist das Feld<br />
auch kein guter Ort für Bienen und<br />
andereInsekten, die die Ackerkräuter<br />
als Nahrung nutzen. Folglich fehlen<br />
die Vögel, die die Insekten als Nahrung<br />
nutzen.<br />
In einem ökologisch bewirtschafteten<br />
Feld hingegen stehen die<br />
Halme locker, dazwischen sprießen<br />
Acker-Ritterspornund Kornblumen.<br />
Schmetterlinge fliegen zwischen den<br />
Blüten umher und in einer Hecke am<br />
Feldrand singen die Vögel. Offensichtlich<br />
ist die Artenvielfalt auf dem<br />
Öko-Acker deutlich größer.<br />
3000 Vergleichspaare<br />
Eine Menge Fakten zu derartigen<br />
subjektiven Eindrücken liefert der<br />
kürzlich veröffentlichte Report<br />
„Leistung des ökologischen Landbaus<br />
für Umwelt und Gesellschaft“,<br />
der unter Federführung desThünen-<br />
Instituts in Braunschweig und der<br />
Universität Kassel entstand. DasVorhaben<br />
ist anspruchsvoll. Sein erklärtes<br />
Ziel ist es, die tatsächlichen Leistungen<br />
der ökologischen Landwirtschaft<br />
in einer umfassenden Analyse<br />
zu bewerten. Dabei geht es auch um<br />
die Frage,obdie Leistungen der Biobauern<br />
angemessen honoriert werden.<br />
Für den Bericht haben mehrere<br />
Forschungseinrichtungen Hunderte<br />
Studien der vergangenen 30 Jahre<br />
gesichtet. Wenn darin die vorher<br />
festgelegten strengen Kriterien der<br />
Vergleichbarkeit zwischen konventioneller<br />
und ökologischer Landwirtschaft<br />
erfüllt waren, wurde die Studie<br />
ausgewählt.<br />
Am Ende flossen 528 Untersuchungen<br />
mit knapp 3000 Vergleichspaaren<br />
in die Bewertung ein.<br />
Eine ähnlich umfangreiche und aktuelle<br />
Vergleichsstudie gibt es bislang<br />
nicht. Dass sie gerade jetzt veröffentlicht<br />
wird, passt gut: In Brüssel<br />
wird indiesen Monaten um die Agrarsubventionen<br />
für die kommende<br />
Förderperiode gerungen. Der Thünen-Report<br />
kann dabei eine wichtige<br />
Argumentationshilfe sein.<br />
Das Ergebnis der Analyse ist eindeutig:<br />
58 Prozent der Vergleichspaarezeigen<br />
signifikante Vorteile der<br />
ökologischen Bewirtschaftung. Bei<br />
14 Prozent schnitt die konventionelle<br />
Landwirtschaft besser ab, bei<br />
28 Prozent der Vergleichspaare gab<br />
es kein klares Ergebnis.Vor allem in<br />
den Bereichen Artenvielfalt, Wasserschutz,<br />
Bodenfruchtbarkeit, Klimaanpassung<br />
und bei der effizienten<br />
Nutzung der Ressourcen schnitt die<br />
ökologische Landwirtschaft klar besser<br />
ab.<br />
Besonders eindrucksvoll ist das<br />
Beispiel Artenvielfalt. Die Zahl der<br />
Ackerflora-Arten war auf ökologischen<br />
Flächen im Durchschnitt um<br />
95 Prozent höher als im konventionellen<br />
Anbau. Beiden Feldvögeln lag<br />
die Artenzahl um 35 Prozent über<br />
der von konventionell bewirtschafteten<br />
Flächen. Auch die Anzahl der<br />
Vögel war um ein Viertel größer.Nur<br />
in 2von 75 ausgewerteten Studien<br />
traten negativeEffekte auf.<br />
Wasserschutz: Der Report<br />
„Leistung des ökologischen<br />
Landbaus für Umwelt und<br />
Gesellschaft“ unter Federführung<br />
des Thünen-Instituts<br />
in Braunschweig und der<br />
Universität Kassel zeigt: Es<br />
wird durchschnittlich 28 Prozent<br />
weniger Stickstoff an die<br />
Umgebung abgegeben.<br />
MEHR REGENWÜRMER, INSEKTEN UND VÖGEL<br />
Als Grund für die Überlegenheit<br />
des Ökolandbaus wird unter anderem<br />
der Verzicht auf chemisch-synthetische<br />
Pflanzenschutzmittel und<br />
mineralische Stickstoffdünger angeführt.<br />
Zudem empfehlen die ökologischen<br />
Anbauverbände eine vielfältige<br />
Fruchtfolge, die Anlage von Hecken<br />
und Randstreifen sowie tierschonende<br />
Mahdverfahren. Von<br />
solchen Maßnahmen profitieren<br />
auch Insekten. Die Tiere fühlen sich<br />
auf den ökologisch bewirtschafteten<br />
Flächen jedenfalls nachweislich<br />
wohler: Die Artenzahl liegt im<br />
Schnitt um 23 Prozent über der von<br />
konventionellen Flächen.<br />
Die intensive konventionelle<br />
Landwirtschaft hingegen ist eine<br />
starke Belastung für Natur und Umwelt.<br />
Auch das stellt der Reportdeutlich<br />
heraus.Von 1980 bis 2000 haben<br />
sich die Gesamtbestände der Vögel<br />
in der Agrarlandschaft europaweit<br />
halbiert. Das ist ein Minus von 300<br />
Biodiversität:Die mittlere<br />
Artenzahl der Ackerflora liegt<br />
um 95 Prozent höher.Bei<br />
den Feldvögeln sind es 35<br />
Prozent, bei den Insekten 23<br />
Prozent. Insgesamt zeigten<br />
sich bei 86 Prozent (Flora)<br />
beziehungsweise 49 Prozent<br />
(Fauna) der Vergleichspaare<br />
deutliche Vorteile.<br />
Bodenfruchtbarkeit: Die<br />
Biomasse an Regenwürmern<br />
ist um 94 Prozent höher.<br />
Klimaschutz: Die Böden<br />
enthalten mehr Kohlenstoff<br />
und speichernpro Jahr und<br />
Hektar 256 Kilogramm mehr<br />
Kohlenstoff als konventionelle<br />
Äcker.<br />
Millionen Brutpaaren. 22 von 37typischen<br />
Agrarvogelarten befinden<br />
sich auf dem Rückzug.<br />
Beiden Insekten ist die Lage noch<br />
schlimmer.Vor 30 Jahren gab es mindestens<br />
noch viermal so viele wie<br />
heute. Als wesentliche Ursachen dafür<br />
nennen die Wissenschaftler<br />
Überdüngung, den hohen Einsatz<br />
von Pestiziden, den Rückgang von<br />
Brachen und die Beseitigung von<br />
Landschaftselementen wie Hecken.<br />
Beim Thema Gewässerschutz<br />
sind die negativen Auswirkungen<br />
der Landwirtschaft ebenfalls gut belegt:<br />
Im Zeitraum 2012 bis 2014<br />
stammten im Durchschnitt etwa 50<br />
Prozent der Phosphoreinträge in<br />
Seen und Flüssen aus der Landwirtschaft.<br />
Im deutschen Ostsee-Einzugsgebiet<br />
betrug der Anteil der<br />
durch die Landwirtschaft verursachten<br />
Einträge 64 Prozent, in der Nordsee<br />
48 Prozent. Zudem führen Stickstoffüberschüsse,die<br />
auf intensiv genutzten<br />
landwirtschaftlichen Flächen<br />
entstehen, zu hohen<br />
Nitratkonzentrationen im Grundwasser.<br />
Trotz einiger Verbesserungen<br />
wurde das von der Bundesregierung<br />
gesetzte Ziel verfehlt, die landwirtschaftlichen<br />
Stickstoffüberschüsse<br />
bis 2010 auf 80 Kilogramm Stickstoff<br />
je Hektar und Jahr zu reduzieren.<br />
2010 betrug der Überschuss 96 Kilogramm,<br />
im Jahr 2014 waren es noch<br />
84 Kilogramm. In einigen Regionen<br />
ist ein bedeutender Teil des Grundwassers<br />
nicht ohne weiteres zur<br />
Trinkwassergewinnung nutzbar. Die<br />
ökologische Landwirtschaft hingegen<br />
trägt pro Hektar 30 bis 40 Prozent<br />
weniger Stickstoff in die Böden<br />
ein als konventionell bewirtschaftete<br />
Flächen.<br />
DerThünen-Reportbelegt mit einer<br />
Vielzahl an Ergebnissen: Die<br />
konventionelle Landwirtschaft verursacht<br />
Umweltschäden und Folgekosten,<br />
die sich im Preis für die produzierten<br />
Lebensmittel nicht wiederfinden.<br />
Die ökologische Landwirtschaft<br />
ist in der Produktion in<br />
den meisten Bereichen deutlich umweltschonender.<br />
Diese gesellschaftliche<br />
Leistung spiegelt sich im Preis<br />
für die produzierten Lebensmittel<br />
allerdings auch genügend wider.<br />
Immerhin ist es möglich, auch die<br />
Flächen der konventionellen Landwirtschaft<br />
für die Natur aufzuwerten.<br />
Viele der analysierten Studien<br />
belegen, dass Hecken, Blühstreifen<br />
und andere Strukturelemente zu<br />
deutlich mehr Artenvielfalt auf den<br />
Flächen führen. „Wenn wir aber die<br />
negativen Auswirkungen für die Umwelt<br />
deutlich reduzieren wollen,<br />
brauchen wir eine grundlegende<br />
Ökologisierung der Landwirtschaft“,<br />
sagt Karin Stein-Bachinger vom<br />
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung<br />
(Zalf) im<br />
brandenburgischen Müncheberg,<br />
das das Kapitel Biodiversität bearbeitete.<br />
„Wichtig ist, dass es zu einer<br />
grundsätzlichen Umverteilung bei<br />
den landwirtschaftlichen Subventionen<br />
kommt –weg von der Flächenprämie<br />
hin zu einer Leistungsprämie,bei<br />
der Landwirte Geld für konkrete<br />
umweltrelevante Leistungen<br />
bekommen, die sie auf ihren Flächen<br />
erbringen“, sagt KarinStein-Bachinger.<br />
Landwirte, die Gewässerrandstreifen,<br />
Säume oder Hecken<br />
anlegen, müssten also belohnt werden.<br />
Ebenso Bauern, die eine abwechslungsreiche<br />
Fruchtfolge wählen<br />
oder das Grundwasser schützen.<br />
Sauberes Trinkwasser<br />
Schon jetzt ist es auf einzelnen Flächen<br />
gesamtwirtschaftlich günstiger,<br />
auf Düngung zu verzichten und<br />
dafür niedrigere Erträge in Kauf zu<br />
nehmen. Auch dafür enthält der<br />
Thünen-Report ein Beispiel: Die<br />
Wasserwerke Leipzig und die Stadtwerke<br />
München betreiben seit Jahren<br />
ökologischen Landbau auf den<br />
Flächen ihrer Wasserschutzgebiete<br />
beziehungsweise fördern die ökologische<br />
Bewirtschaftung der Flächen.<br />
So konnten sie die Nitratbelastung<br />
des geförderten Wassers reduzieren<br />
und Kosten sparen. Denn die<br />
präventive Förderung der Öko-Bauern<br />
ist günstiger ist als die aufwendige<br />
nachträgliche Reinigung des<br />
Trinkwassers.<br />
Kleine Beben auf dem Mond<br />
Aufnahmen und Messungen aus der Zeit der Apollo-Missionen weisen auf tektonische Aktivitäten in der Kruste des Erdtrabanten hin<br />
VonTill Mundzeck<br />
Der Mond ist möglicherweise<br />
auch heute noch tektonisch aktiv.<br />
Darauf deutet eine Auswertung<br />
von Mondbeben aus der Ära der<br />
Apollo-Missionen. Acht von 28aufgezeichneten<br />
Beben haben sich<br />
demnach in der Nähe geologisch<br />
junger Bruchzonen ereignet, berichtet<br />
ein Team vonder Smithsonian Institution<br />
in Washington im Fachblatt<br />
NatureGeoscience.<br />
Als der Mond nach seiner Entstehung<br />
abkühlte, habe er sich zusammengezogen<br />
wie eine Rosine, die<br />
sich aus einer vertrocknenden Weinbeere<br />
formt, schreiben die Wissenschaftler<br />
um Thomas Watters. Die<br />
Mondoberfläche, die nicht so elastisch<br />
ist wie die Haut einer Weinbeere,<br />
ist dabei mehrfach aufgebrochen<br />
und hat tausende Klippen gebildet.<br />
Die Mondsonde „Lunar Reconnaissance<br />
Orbiter“ (LRO) der US-<br />
Raumfahrtbehörde Nasa hatte vor<br />
etwa zehn Jahren allerdings geologisch<br />
relativ junge solche Brüche<br />
entdeckt. Unklar blieb bislang, wie<br />
jung genau diese tektonische<br />
Aktivität ist. Mondlandungen 28 Mondbeben. Diese<br />
Apollo-<br />
mente insgesamt<br />
Die Astronauten der<br />
Beben, die auf der Erde<br />
bemannten Apollo-<br />
eine Stärke zwischen<br />
Mondmissionen 12, Apollo 15<br />
Apollo 17<br />
2und 5gehabt hätten,<br />
könnten aller-<br />
14, 15 und 16 hatten<br />
vier Seismometer<br />
auf dem<br />
ideneinschläge als<br />
Apollo 12<br />
Apollo 11<br />
dings auch Astero-<br />
Erdtrabanten hinterlassen,<br />
die seis-<br />
Apollo 14<br />
Auslöser haben.<br />
Apollo 16<br />
Die erneute Auswertung<br />
der Seismische<br />
Aktivitäten<br />
auf dem Mond aufgezeichnet<br />
haben. In den<br />
nun jedoch eine andere<br />
mometerdaten legt<br />
Jahren 1969 bis 1977 registrierten<br />
die Instru-<br />
haben festgestellt,<br />
Erklärung nahe. „Wir<br />
dass<br />
BLZ/GA L A N T Y<br />
eine Reihe der Beben aus den<br />
Apollo-Aufzeichnungen sich sehr<br />
nah an den Bruchzonen aus den<br />
LRO-Aufnahmen ereignet haben“,<br />
erläutertKo-Autor Nicholas Schmerr<br />
von der University of Maryland in<br />
College Park. Die Epizentren von<br />
acht Mondbeben lagen demnach<br />
nicht weiter als 30 Kilometer vonsolchen<br />
jungen Bruchzonen entfernt.<br />
DieForscher halten es daher für sehr<br />
wahrscheinlich, dass diese acht Beben<br />
von Brüchen verursacht wurden,<br />
die abgerutscht sind, nachdem<br />
sich Spannung in der Mondkruste<br />
durch die globale Kontraktion und<br />
Gezeitenkräfte aufgebaut hatte.<br />
Zwar sind die Apollo-Seismometer<br />
seit 1977 abgeschaltet. Geologisch<br />
ist das jedoch keine nennenswerte<br />
Zeit. Es sei recht wahrscheinlich,<br />
dass die Bruchzonen auch<br />
heute noch aktiv seien, betont Nicholas<br />
Schmerr. „Man bekommt<br />
nicht oft irgendwo außerhalb der<br />
Erde aktiveTektonik zu sehen, daher<br />
ist es sehr spannend, darüber nachzudenken,<br />
dass diese Brüche vielleicht<br />
immer noch Mondbeben produzieren.“<br />
(dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 17 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Die große<br />
Mauer aus<br />
Colorado<br />
Torwart Grubauer soll<br />
DEB-Team stabilisieren<br />
Philipp Grubauer wollte nicht länger<br />
warten. Sechs Minuten vor<br />
Trainingsbeginn lief der NHL-Torwart<br />
aufs Eis. Die gesamte Fläche<br />
hatte er fast für sich alleine, das<br />
Warmschießen für die WM übernahm<br />
Bundestrainer Toni Söderholm<br />
höchstpersönlich mit seinen<br />
Assistenten. „Die haben das Torja<br />
gar nicht getroffen“, scherzte Grubauer,<br />
der nach seinem Play-off-Aus<br />
mit der Colorado Avalanche sofortin<br />
die Slowakei geflogen war und im<br />
dritten Vorrundenspiel am Dienstag<br />
(20.15 Uhr/Sport1) gegen Frankreich<br />
zwischen den Pfosten stehen soll:<br />
„Ich hatte drei Tage Pause, der Tank<br />
ist wieder aufgefüllt.“<br />
Nach den zwei Pflichtsiegen zum<br />
WM-Start soll der 27-Jährige gegen<br />
die stärkeren Gegner helfen, die<br />
deutsche Nationalmannschaft ins<br />
Viertelfinale zu führen. „Die Jungs<br />
schauen gut aus und geben Gas, da<br />
freut man sich aufs nächste Spiel“,<br />
sagte Grubauer, der bei einer ersten<br />
Übungseinheit in Kosice noch auf<br />
seine Teamkollegen verzichten<br />
musste. Söderholm hatte dem Team<br />
einen Tagfreigegeben.<br />
Seine Mitspieler hatten ihn am<br />
Sonntag nach 14 Stunden Flug freudig<br />
empfangen. „Jede Mannschaft<br />
hier im Turnier hätte gerne Grubauer<br />
dazu bekommen“, meinte Kapitän<br />
Moritz Müller: „Er ist einer der besten<br />
Torhüter der NHL, für uns eine<br />
ganz klareVerstärkung.“ Stürmer Yasin<br />
Ehliz urteilte nach Grubauers<br />
überragenden Leistungen in den<br />
Play-offs gar:„Waserinder NHL gefangen<br />
hat, war abartig.“ Ohne Murrenräumt<br />
Mathias Niederberger seinen<br />
Platz zwischen den Pfosten. „Jeder<br />
freut sich unglaublich, dass er<br />
nach so einer langen Saison<br />
kommt“, sagte der Düsseldorfer, der<br />
in den ersten beidenVorrundenspielen<br />
überzeugt und nur zwei Gegentorekassierthatte.<br />
Philipp Grubauer bereitet sich auf seinen<br />
ersten WM-Einsatz vor. DPA/SKOLIMOWSKA<br />
Grubauer, der zuletzt bei der<br />
Heim-WM vor zwei Jahren im deutschen<br />
Torgestanden hatte, kommt<br />
erstmals als Stammtorhüter in der<br />
NHL zur Nationalmannschaft −und<br />
als Stanley-Cup-Sieger. Vor einem<br />
Jahr triumphierte er mit den Washington<br />
Capitals, damals allerdings<br />
noch als Nummer zwei hinter dem<br />
Kanadier Braden Holtby.<br />
Nach seinem Wechsel nach Colorado<br />
schnappte sich der Rosenheimer<br />
nach einer schwierigen Anfangsphase<br />
den Jobals Nummer eins<br />
und begeisterte die Fans. „Gruuu“-<br />
Rufe schallten durch die Arena,<br />
wenn er wieder einmal eine Torchance<br />
vereitelt hatte. Mit „Saint<br />
Patty“, dem „heiligen“ Patrick Roy,<br />
der die Avalanche 1996 und 2001<br />
zum NHL-Titel geführt hatte, wurde<br />
er schon verglichen. DieDenver Post<br />
rühmte ihn als„GreatWall of Gruby“.<br />
Das„Gruuu“ aus Tausenden Kehlen<br />
sei „der süßeste Klang, seit Patrick<br />
Roy zwischen den Pfosten stand“.<br />
Ohne seinen Aufstieg zur wahren<br />
Nummer eins hätten die Avs nach<br />
der Hauptrunde Golf gespielt. Miteinem<br />
Gegentorschnitt von 2,30 und<br />
einer Fangquote von 92,5 Prozent<br />
gehörte Grubauer bis zum Aus zu<br />
den besten NHL-Torhütern. (sid)<br />
Et Spiritus Sancti. Prost<br />
Bei der Meisterfeier der BR Volleys wird Sergej Grankin getauft. Dass er in Berlin bleibt, ist wahrscheinlich<br />
VonKarin Bühler<br />
Modalitäten, das ist ein<br />
sperriges, abstraktes<br />
Wort. Espasste nicht<br />
in diese Nacht, nicht<br />
zu diesem Sonntagabend, nicht zu<br />
diesen losgelösten Momenten. Modalitäten<br />
waren da völlig egal –Sergej<br />
Jurjewitsch Grankin und allen anderen<br />
auch. Der russische Zuspieler<br />
der BR Volleys flog nach dem Matchball<br />
beinahe durch die Halle, rannte<br />
mit ausgebreiteten Armen auf seine<br />
Mitspieler zu. Er herzte sie alle.<br />
Dann stürmte der Olympiasieger<br />
von2012, der in Russland ein Idol ist,<br />
in die Ecke, wodie Fans der BR Volleys<br />
in ihren orangefarbigen Trikots<br />
standen. Kühl, ruhig, gerissen wie im<br />
Spiel, nein, so war er da nicht. Grankin<br />
brüllte seine Freude über den Gewinn<br />
der Deutschen Volleyball-<br />
Meisterschaft mit dem Dank an diejenigen<br />
heraus, die mit nach Friedrichshafen<br />
gereist waren und den<br />
Titelverteidiger im dramatischen Finale<br />
zum 3:2-Sieg geklatscht, getrommelt,<br />
gebrüllt hatten.<br />
Es war der zehnte Titel für Berlin.<br />
Für Grankin, 34, war es nach zwei<br />
russischen Meistertiteln mit Dynamo<br />
Moskau in seinem ersten Auslandsjahr<br />
der erste Auslandstitel.<br />
Und in diesem Augenblick fing<br />
der Abend, an dem niemand an Modalitäten<br />
dachte, gerade erst an. Er<br />
verlagerte sich für die BR Volleys in<br />
die italienische Gaststätte am Friedrichshafener<br />
Flughafen, in der sie<br />
schon vor sechs Jahren Titel Nummer<br />
fünf gefeiert hatten. Dort stand<br />
Trainer Cedric Enard mit einem riesigen<br />
Pilsglas vor der Tür, umseine<br />
Spieler zu taufen:„Innomine Patris.“<br />
Und: „Et Spiritus Sancti.“ Grankin<br />
trank nach einem „Amen“ mit Bierschaum<br />
auf dem Haar tiefe Schlucke.<br />
Beide Seiten wollen<br />
Zum ersten Mal Deutscher Meister:Sergej Grankin<br />
Vorgabe: „Bühne frei für die<br />
Volleyball Bundesliga“ warb<br />
der TV-Sender Sport1vorigenHerbst.<br />
Mindestens 45<br />
Livespiele in der Saison<br />
sollte es für die Frauen- und<br />
MännerbundesligaimFernsehen<br />
geben.<br />
VOLLEYBALL LIVE UND IN FARBE<br />
Vorrang: Das fünfte und entscheidende<br />
Finalspiel der<br />
Männer zwischen Friedrichshafen<br />
und Berlin zeigte Sport<br />
1zwar inTV-Qualität mitWiederholungen,<br />
Zeitlupen und<br />
Kommentator –aber nur im<br />
Internet-Livestream.<br />
Ein Fall für zwei<br />
IMAGO IMAGES<br />
Vorteil: Beim zweiten Playoff-Finale<br />
beendete Sport1<br />
die TV-Übertragung des Fünf-<br />
Satz-Matches in Berlin nach<br />
Satz vier und zeigte stattdessen<br />
Darts. Werwollte, konnte<br />
zum Stream umschalten. Die<br />
Kooperation ist ausbaufähig.<br />
Modalitäten? Ja,hatte Berlins Manager<br />
Kaweh Niroomand gesagt, die<br />
gebe es mit Grankin noch zu regeln.<br />
Der Verein wolle ihn behalten. Der<br />
Zuspieler wolle bleiben. „Es geht<br />
noch um die Vertragslaufzeit, das<br />
Geld, die Konditionen.“ Nur mit<br />
Geld könne man den Kapitän der<br />
russischen Nationalmannschaft<br />
nicht überzeugen, in Berlin zu bleiben,<br />
hatte Niroomand immer wieder<br />
betont. „Aber vielleicht mit weichen<br />
Faktoren.“ Grankin wiederum hatte<br />
erklärt, es gebe zwei Gründe,warum<br />
ein russischer Sportler ins Ausland<br />
wechselt:„Erwill mal raus und etwas<br />
sehen von der Welt. Und erwill Volleyball<br />
genießen, statt sich dumm<br />
und dämlich zu verdienen.“ Klingt<br />
so,als könnten sich Niroomand und<br />
Grankin, den manche noch immer<br />
als zu gut für die Bundesliga halten,<br />
doch ziemlich schnell einigen.<br />
Die Chance, eine Volleyball-Legende<br />
in der Blüte ihrer Jahre auf<br />
dem Feld zu haben, wirdsich Berlins<br />
Manager nicht entgehen lassen. Viel<br />
eher spielt Grankin in seinen Zukunftsplänen<br />
eine Hauptrolle. Die<br />
hatte Grankin jedenfalls in dieser<br />
Saison vom Tag seiner Nachverpflichtung<br />
an übernommen. „Die<br />
Idee war ja, dass Leadership eine Art<br />
Kuchen ist, der in zwölf Stücke aufgeteilt<br />
ist, vondenen sich jeder Spieler<br />
eins nimmt. Aber diese Idee hat<br />
einige Spieler in Verlegenheit gebracht.<br />
Und dann kam Sergej und<br />
hat fast den ganzen Kuchen genommen“,<br />
verdeutlichte Trainer Enard.<br />
Champions League als Reiz<br />
Das Projekt, das Manager Niroomand<br />
den meisten Teil seines Lebens<br />
verfolgt, hat das Ziel, Volleyball<br />
populärer zu machen. Dafür hatte er<br />
nach dem Weggang von Paul Carroll<br />
und dem Karriereende von Robert<br />
Kromm investiert, damit es im Umbruchsjahr<br />
keinen Bruch im Team<br />
geben würde. Als der drohte, zauberte<br />
der Manager Libero Rossard<br />
und Grankin herbei. Niroomand ist<br />
keiner, der stehenbleibt. Auch nicht<br />
nach Titel Nummer zehn. Er weiß,<br />
dass Erfolg das beste Marketing ist<br />
und Grankin taugt als Erfolgsgarant.<br />
Seine Expertise könnte dem Verein,<br />
der auch künftig auf junge Spieler<br />
wie Zugang Julian Zenger baut,<br />
den nächsten Schritt erleichtern:<br />
„Uns im neuen Modus der Champions<br />
League unter den TopAcht in<br />
Europa zu etablieren, ist sportlich<br />
ein Riesenziel. Die Champions<br />
League ist als Argument für Spieler<br />
wie Grankin, Benjamin Patch oder<br />
Moritz Reichert ganz, ganz wichtig“,<br />
sagt Niroomand.<br />
29-Punkte-Puncher Patch hielt er<br />
nach Mitternacht in Friedrichshafen<br />
bei mehreren Tanzrunden in der<br />
Ecke vor der Kaffeemaschine im<br />
Arm. Die neuen Meister waren inzwischen<br />
in die Lobby des Hotels<br />
umgezogen. Grankin zückte sein<br />
Handy, als Trainer Enard vom haarlosen<br />
Physiotherapeuten erst ein<br />
Irokesenschnitt und später eine<br />
Glatze geschoren wurde. Danach<br />
stand der russische Star ohne Starallüren<br />
hinter der Bar und schenkte<br />
strahlend Tequila aus. Modalitäten?<br />
Et Spiritus Sancti. Amen. Prost.<br />
Wieesdie Portland Trailblazers geschafft haben, nach 19 Jahren wieder in ein Play-off-Halbfinale der NBA einzuziehen<br />
VonMatti Lieske<br />
Man kann ohne Übertreibung<br />
sagen, dass Enes Kanter ein<br />
wenig dehydriert war nach dem<br />
100:96-Sieg bei den Denver Nuggets,<br />
mit dem seine Portland Trail<br />
Blazers ins Halbfinale der Basketball-Liga<br />
NBA einzogen. Kanter befolgt<br />
als gläubiger Moslem die Regeln<br />
des Ramadan, keine Nahrung<br />
und kein Wasser von Sonnenaufgang<br />
bis Sonnenuntergang, und<br />
das siebte Spiel der Serie gegen die<br />
Nuggets fand mittags statt. Dem<br />
Center war die innere Trockenheit<br />
jedoch nicht anzumerken. Seine 12<br />
Punkte, 13Rebounds sowie starke<br />
Defense gegen Denvers übermächtigen<br />
Koloss Nikola Jokic waren ein<br />
wichtiger Faktor dafür, dass die<br />
Blazers erstmals seit 19 Jahren die<br />
zweite Play-off-Runde überstanden<br />
und ab heute gegen Titelverteidiger<br />
Golden State Warriors versuchen<br />
dürfen, ins Finale einzuziehen.<br />
Den anderen Teilnehmer ermitteln<br />
ab Mittwoch die<br />
Milwaukee Bucks und die Toronto<br />
Raptors.<br />
Während Kanter und andere Rollenspieler<br />
im Blazers-Team auftrumpften,<br />
war wenig zu sehen von<br />
der berühmten<br />
„Dame-Time“, jenen<br />
Schlussminuten,<br />
in denen Portlands<br />
Anführer Damian<br />
Lillard gern<br />
enge Partien entscheidet,<br />
so wie er<br />
das in der Erstrundenserie<br />
gegen<br />
Dennis Schröders<br />
Oklahoma City<br />
Thunder getan<br />
hatte. AmSonntag<br />
war Lillard von der<br />
gewohnten Treffsicherheit<br />
verlassen,<br />
nur drei seiner 17<br />
Versuche fanden<br />
das Ziel, 13 Punkte waren seine<br />
schlechteste Ausbeute in diesen Playoffs.<br />
Macht nichts, sagte Lillard, und<br />
verwies auf die Kultur, der sich das<br />
Team seit einigen Jahren verschrieben<br />
habe: „Hart arbeiten, jeder für<br />
den anderen da sein, es geht nicht<br />
um ein oder zwei Leute.“<br />
Kein Vorbeikommen: Enes Kanter<br />
hält Nikola Jokic vom Korb fern.<br />
AP/JOHN LEYBA<br />
Das war einerseits korrekt, andererseits<br />
auch wieder nicht, denn um<br />
zwei Leute geht es schon. Wenn Lillard<br />
schwächelt,<br />
nimmt gemeinhin<br />
CJ McCollum die<br />
Dinge in die<br />
Hand, so auch in<br />
Denver. Mit 37<br />
Punkten war der<br />
27-Jährige der<br />
entscheidende<br />
Mann, während<br />
Lillardihm bereitwillig<br />
die Bühne<br />
überließ und alles<br />
tat, um ihm zu<br />
helfen. Rebounds,<br />
Assists, Blocks,<br />
Ablenkungsmanöver<br />
und aufopfernde<br />
Abwehrarbeit.<br />
„Es ist ein Luxus, zwei Typen<br />
zu haben, die Wege finden können,<br />
auf verschiedene Weise zu punkten“,<br />
sagte Portlands Coach Terry<br />
Stotts, „als Dame Wurfprobleme<br />
hatte,kam CJ groß raus.“<br />
Mitden Warriors,die drei der vier<br />
letzten Titel gewonnen haben, war-<br />
tet nun ein besonders dicker Brocken<br />
auf die Trail Blazers,auch wenn<br />
Kevin Durant, der beste Spieler der<br />
Play-offs, dem Champion wegen einer<br />
Wadenverletzung weiter fehlen<br />
wird. Dass sie auch ohne ihn gewinnen<br />
können, bewiesen die Warriors<br />
im siebten Spiel ihrer Seriegegen die<br />
Houston Rockets, als der ebenfalls<br />
durch eine Fingerverletzung gehandicapte<br />
Stephen Curry im letzten<br />
Viertel seine ureigene „Steph-Time“<br />
einläutete.<br />
Bei den Portland Trail Blazers<br />
freut sich nun Seth Curryauf das Duell<br />
mit dem berühmten Bruder, und<br />
natürlich freut sich auch Enes Kanter.<br />
Der hatte den größten Teil der<br />
Saison als verschmähter Reservist<br />
bei den New York Knicks verbracht,<br />
wo er Schlagzeilen nur wegen seiner<br />
Opposition zum türkischen Präsidenten<br />
Erdogan machte, die ihn die<br />
türkische Staatsbürgerschaft kostete.<br />
Als die Knicks den 26-Jährigen<br />
entließen, griff Portland zu. „Das<br />
Beste, was mir je passiert ist“, sagt<br />
Kanter,dem eine echte Durststrecke<br />
bevorsteht. Der Ramadan dauert<br />
noch bis zum 4. Juni.<br />
NACHRICHTEN<br />
Beierlorzer wird neuer<br />
Trainer des 1. FC Köln<br />
FUSSBALL. Zweitligameister 1. FC<br />
Köln geht sein Comeback in der<br />
Bundesliga mit Achim Beierlorzer<br />
auf dem Trainerstuhl an. Der51-Jährige,der<br />
am Sonntag mit Jahn Regensburgbei<br />
seinem künftigen Arbeitgeber<br />
einen 5:3-Erfolg feierte,erhält<br />
am Geißbockheim einen Vertrag<br />
bis 2021. DerFCzahlt Regensburg<br />
nach übereinstimmenden Medieninformation<br />
eine Ablöse in Höhe von<br />
700 000 Euro.<br />
Südafrika geht im Fall<br />
Semenya in Berufung<br />
LEICHTATHLETIK. DerFall Caster<br />
Semenya geht in die nächste Runde.<br />
Diesüdafrikanische Regierung<br />
werde„so schnell wie möglich“ vor<br />
dem Schweizerischen Bundesgericht<br />
Berufung gegen das Urteil des<br />
Internationalen Sportgerichtshofs<br />
CAS einlegen, wonach Läuferinnen<br />
wie 800-Meter-Olympiasiegerin Semenya<br />
ihren Testosteronspiegel mit<br />
Medikamenten regulieren müssen,<br />
um an internationalen Rennen teilnehmen<br />
zu dürfen.„Wir sind der<br />
Meinung, dass die vorgelegten wissenschaftlichen<br />
Informationen völlig<br />
ignoriertwurden“, sagte Vuyo<br />
Mhaga, Sprecher des Sportministeriums.<br />
Ludwig/Kozuch erhalten<br />
Wildcard für Heim-WM<br />
BEACHVOLLEYBALL. Olympiasiegerin<br />
LauraLudwig, 33, und ihre<br />
neue Partnerin Margareta Kozuch,<br />
32, können für die Heim-Weltmeisterschaft<br />
in Hamburg(28. Juni bis<br />
7. Juli) planen. Dasneu formierte<br />
Nationalteam, welches die direkte<br />
Qualifikation für das Turnier knapp<br />
verpasst hatte,erhielt vomVolleyball-Weltverband<br />
(FIVB) eine der<br />
insgesamt sechs Wildcards.<br />
ZAHLEN<br />
Eishockey<br />
WM in der Slowakei, Vorrunde<br />
Gruppe A:<br />
Großbritannien -Kanada 0:8 (0:2,0:3,0:3)<br />
USA -Finnland 3:2 n.V.(2:1,0:1,0:0,1:0)<br />
Slowakei -Kanada 5:6 (2:2,2:3,1:1)<br />
Großbritannien -Dänemark heute, 16.15<br />
Deutschland -Frankreich heute, 20.15<br />
1. Finnland 3 9: 5 7<br />
2. Deutschland 2 5: 2 6<br />
3. Kanada 315: 8 6<br />
4. USA 311: 7 5<br />
5. Slowakei 311:11 3<br />
6. Dänemark 2 6: 6 2<br />
7. Frankreich 2 5:12 1<br />
8. Großbritannien 2 1:11 0<br />
Gruppe B<br />
Lettland -Schweiz 1:3 (0:0,1:1,0:2)<br />
Russland -Tschechien 3:0 (1:0,1:0,1:0)<br />
Norwegen -Schweden 1:9 (0:3,0:5,1:1)<br />
Italien -Lettland heute, 16.15<br />
Schweiz -Österreich heute, 20.15<br />
1. Russland 3 13: 2 9<br />
2. Schweiz 2 12: 1 6<br />
3. Tschechien 3 12: 7 6<br />
4. Schweden 3 19: 6 6<br />
5. Lettland 2 6: 5 3<br />
6. Norwegen 3 5:21 0<br />
7. Österreich 2 2:10 0<br />
8. Italien 2 0:17 0<br />
Tennis<br />
WTA-Turnier in Rom<br />
1. Runde: Anett Kontaveit (Estland/14) -Mona<br />
Barthel (Neumünster) 4:6, 6:4, 6:4; Serena Williams<br />
(USA/10) -Rebecca Peterson (Schweden)<br />
6:4, 6:2; Katerina Siniakova(Tschechien) -Wang<br />
Qiang (China/15) 1:6, 7:5, 6:4; Dominika Cibulkova<br />
(Slowakei) -Alexandra Sasnowitsch (Weißrussland)<br />
6:2, 6:3; Julia Putinzewa (Kasachstan) -<br />
Lessia Zurenko(Ukraine) 6:4, 6:2; Johanna Konta<br />
(Großbritannien) -Alison Riske(USA) 6:4, 6:1<br />
ATP-Turnier in Rom<br />
1. Runde: Karen Chatschanow(Russland/11) -<br />
Lorenzo Sonego(Italien) 6:3, 6:7 (1:7), 6:3;<br />
Borna Coric (Kroatien/13) -Felix Auger-Aliassime<br />
(Kanada) 6:7 (4:7), 6:3, 6:4
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 – S eite 18 *<br />
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Sport<br />
Hamburger SV<br />
Alle Mann<br />
von Bord!<br />
Markus Lotter<br />
sieht einen Klub,der seine<br />
Zukunft verspielt hat.<br />
Was für ein schönes Vereinsemblem<br />
das doch ist, dieser<br />
blau-weiß-schwarze Rhombus, entworfen<br />
vom ehemaligen Stürmer<br />
undWerbegrafiker Otto Sommer,der<br />
die Vereinsfarben der zum Hamburger<br />
SV fusionierten Vereine SC Germania,<br />
Hamburger FC und FC Falke<br />
1906 auf geniale Weise mit dem Flaggensignal<br />
Blauer Peter zusammenbrachte.<br />
Alle Mann an Bord bedeutete<br />
dies in der Schifffahrt, nur noch<br />
24 Stunden zur Abfahrt. Nahezu unverändert<br />
blieb dieses Emblem seit<br />
der Einführung im Jahr 1919, weil es<br />
dafür nun wirklich keinen Grund<br />
gab. Es war einfach zu großartig,<br />
schon allein, weil es so eindeutig war<br />
wie kein anderes, noch nicht einmal<br />
einen Namenszug, eines Jahreszahl<br />
brauchte,umallen zu verdeutlichen:<br />
Dasist der HSV,der Großklub aus der<br />
Hansestadt Hamburg.<br />
Inzwischen steht diese Raute allerdings<br />
für einen Klub,der sich wohl<br />
endgültig in eine Sackgasse manövriert<br />
hat. Gepampert von einem<br />
Milliardär namens Klaus-Michael<br />
Kühne, der mit seinen Zugaben die<br />
grundsätzlichen Probleme dieses<br />
Klubs einerseits nur kaschiert hat,<br />
andererseits mit seinen Einmischungen<br />
ins Personaltableau diese<br />
grundsätzlichen Probleme noch<br />
weiter verstärkt hat. Abgestiegen, in<br />
der Hoffnung, dass man das eine<br />
Jahr in der Zweiten Liga zum Relaunch<br />
nutzen kann, wie das ja<br />
schon dem einen oder anderen Konkurrenten<br />
gelungen war. Dabei gescheitert,<br />
und das so kläglich, dass<br />
die Strafe, sich mindestens noch ein<br />
weiteres Jahr mit Klubs wie Sandhausen<br />
oder Heidenheim messen zu<br />
müssen wohl verdient ist.<br />
Überbezahlte Unfähige<br />
Mindestens, denn für den Moment<br />
gibt es nur wenig Anzeichen, dass<br />
dieser HSV schon bald eine Renaissance<br />
erfährt. Die Mannschaft? Ein<br />
Kollektiv vonüberbezahlten Unfähigen,<br />
die das Erbe eines Uwe Seeler<br />
oder eines Horst Hrubesch konterkarieren.<br />
Wobei man ihnen es noch<br />
nicht mal zum Vorwurf machen<br />
kann, dass ihnen fußballerische<br />
Grenzen gesetzt sind. Der Trainer<br />
Hannes Wolf? Einer dieser jungen<br />
Theoretiker,die in der täglichen Praxis<br />
dann doch gern mal überfordert<br />
sind. Es wäre fatal, mit ihm in die<br />
kommende Saison zu gehen. Der<br />
Sportvorstand Ralf Becker? Ein<br />
grundsätzlich sympathischer Typ,<br />
der allerdings sowohl den Kader zusammengestellt<br />
als auch Wolf verpflichtet<br />
hat, was zweifellos seine Befähigung<br />
in Zweifel zieht. Und die<br />
Klubspitze mit dem Präsidenten<br />
Marcell Jansen und dem Vorstandsvorsitzenden<br />
Bernd Hoffmann?<br />
Nun, diese Besetzung ist eigentlich<br />
nur konsequent für einen Klub, der<br />
seine Zukunft verspielt hat.<br />
Legende UweSeeler wirkt entsetzt über<br />
den Zustand des HSV.<br />
DPA/CHARISIUS<br />
Tief durchatmen für den Aufstieg: Unions Stürmerstar Sebastian Polter<br />
Im rot-weißen Meer<br />
Nach schweren Wochen hat Sebastian Polter seine Führungsrolle beim 1. FC Union wieder erkämpft<br />
VonMax Ohlert<br />
Sebastian Polter hat wahrlich<br />
ein Händchen für ikonische<br />
Momente in dieser ohnehin<br />
schon historischen Saison<br />
des 1. FC Union. Als er im vergangenen<br />
September beim ersten Einsatz<br />
nach seiner sechsmonatigen Verletzungspause<br />
gegen Holstein Kiel ausgerechnet<br />
per Fallrückzieher zur<br />
Entscheidung traf und danach mit<br />
Tränen in den Augen von den Köpenicker<br />
Fans gefeiert wurde, dachten<br />
die meisten: Größer geht es nun<br />
auch nicht mehr.<br />
Doch beim 3:0-Sieg gegen den 1.<br />
FC Magdeburg setzte der Wilhelmshavener<br />
noch einen drauf. Nach seinem<br />
zweiten Treffer in der Schlussphase<br />
schlug sich der 1,92-Meter-<br />
Mann wie ein indianischer Stammeskrieger<br />
auf die Brust und sprang<br />
mit vollem Schwung auf den Zaun<br />
an der Waldseite, umein Bad imtobenden<br />
rot-weißen Meer zu nehmen,<br />
das den Helden schier verschlucken<br />
wollte. Die Szene war jedoch<br />
nur die Kulmination zahlreicher<br />
Momente, die Polter in den<br />
vergangenen Wochen beschäftigt<br />
hatten.<br />
Denn seit der vollständigen Heilung<br />
seines Mittelfußbruchs aus<br />
dem Köln-Spiel Ende Januar hatte<br />
ihn Trainer UrsFischer nur ein einziges<br />
Mal insechs Spielen von Beginn<br />
an aufgeboten, ihn bei seinen Kurzeinsätzen<br />
zudem nie länger als 18<br />
Minuten auflaufen lassen.<br />
Ausgerechnet den ehrgeizigen<br />
Publikumshelden, der die hohen<br />
Ziele des 1. FC Union wie kein Zweiter<br />
mitträgt, dachten viele und warteten<br />
auf eine Eruption des Stürmers.Spätestens<br />
dann, als es im Aufstiegskampf<br />
zwischendurch nicht so<br />
richtig laufen wollte. Doch der 28-<br />
Jährige schluckte seine spürbare<br />
Enttäuschung über die Reservistenrolle<br />
hinunter, stellte sich uneigennützig<br />
in den Dienst der Mannschaft<br />
und trainierte fleißig.<br />
Das imponierte auch Trainer Fischer:<br />
„Ich wusste immer, dass Sebastian<br />
jederzeit bereit ist, von Anfang<br />
an zu spielen.“ Nurdie Gelegenheit<br />
wollte nicht kommen, weil Fischer<br />
gernauf Konkurrent Sebastian<br />
Andersson setzt und ein Doppelsturm<br />
aus beiden Sebastians nur<br />
einmal von Beginn an ausprobiert<br />
worden war −beim 0:3 in Aue, der<br />
ersten Saisonniederlage der Köpenicker<br />
im Dezember.<br />
„Das Resultat war damals nicht<br />
gut, aber in dem Spiel hatten wir<br />
reichlich Torchancen, die wir einfach<br />
„Ich wusste immer, dass Sebastian jederzeit<br />
bereit ist, von Beginn anzuspielen.“<br />
Urs Fischer, Trainer des 1. FC Union, über Stürmer Sebastian Polter,<br />
der unter ihm zuletzt nur selten zum Einsatz kam.<br />
nicht genutzt haben. Das war heute<br />
anders“, entzauberte Polter nach<br />
dem Sieg gegen Magdeburgden vermeintlichen<br />
Fluch der „Doppel-Seb“<br />
und räumte auch gleich noch mit<br />
dem Vorurteil auf, die beiden Stürmer<br />
seien bittere Konkurrenten mit<br />
ähnlichem Spielstil: „Ich bin richtig<br />
froh, dass ich heute mal mit Sebastian<br />
Andersson von Anfang an stürmen<br />
durfte, denn ich denke, wir ergänzen<br />
uns ziemlich gut.“<br />
Wasvor allem beim 2:0 in der 31.<br />
Minute bestens zu beobachten war,<br />
als der Schwede den Ball nach starkem<br />
Kampf mustergültig auf Polter<br />
flankte,der,optimal positioniert, nur<br />
Die Frische fehlt<br />
BERND KÖNIG<br />
noch einschieben musste. Mit dem<br />
später noch folgenden Treffer zum<br />
3:0-Endstand schnürte er damit seinen<br />
sechsten Doppelpack im Trikot<br />
der Eisernen.<br />
Nicht wenige sprachen nach der<br />
Galavorstellung davon, Polter habe<br />
sich den Frustvon der Seele geschossen.<br />
Besonders,weil eine große Boulevardzeitung<br />
ausgerechnet am Tag<br />
des so wichtigen Spiels gegen Magdeburgäußerst<br />
private und sehr vertrauliche<br />
Details über die Familie des<br />
Kickers veröffentlicht hatte. Doch<br />
war das überragende Spiel des Stürmers<br />
keinesfalls die Reaktion auf die<br />
schmutzige Berichterstattung oder<br />
den Frust über die ausbleibenden<br />
Startelfeinsätze.<br />
Sebastian Polter hat mit seiner<br />
Leistung vordem ausverkauften Stadion<br />
an der Alten Försterei viel mehr<br />
nachgewiesen, dass er als echter Torjäger<br />
süchtig nach dem Torerfolg ist<br />
und als wahrer Unioner genau das<br />
tut, was Trainer Urs Fischer in der<br />
Rückrunde immer wieder von seinen<br />
Spielerngeforderthat: Voranzugehen<br />
und die jüngeren Spieler mitzureißen.<br />
Im Aufstiegsfall dann auch<br />
hinein ins rot-weiße Meer.<br />
Max Ohlert<br />
freut sich auf ein spannendes<br />
Saisonfinale.<br />
Nach dem Aus im Europa-League-Halbfinale droht Frankfurt plötzlich eine kommende Saison ohne internationale Bühne<br />
Adi Hütter lauschte den Worten<br />
von Sandro Schwarz aufmerksam.<br />
Undwas sein Trainerkollege zu<br />
berichten hatte, dürfte den Coach<br />
vonEintracht Frankfurtmit Blick auf<br />
das Saisonfinale beruhigt haben.<br />
„Niemand muss Sorge haben, dass<br />
wir freimachen“, sagte Schwarz, „wir<br />
wollen und werden definitiv nichts<br />
austrudeln lassen, sonderneine normale<br />
Wettkampfwoche bestreiten“.<br />
Der Wahl-Frankfurter hatte am<br />
33. Spieltag mit dem FSV Mainz 05<br />
durch das 2:0 (0:0) bei der Eintracht<br />
den erneuten Einzug der Hessen in<br />
den Europapokal verhindert −vorerst.<br />
Denn am Sonnabend könnte<br />
gengelassen“ − und zwar die, den<br />
Europacup-Einzug klarzumachen<br />
und die Chancen auf die Premierein<br />
der Champions League zu erhöhen.<br />
Beides ist noch möglich −aber auch<br />
noch der Absturz auf Rang acht. „In<br />
München wird es nun ein Showdown“,<br />
sagte Hütter, der sich nicht<br />
auf die Schützenhilfe anderer Klubs<br />
verlassen will: „Jetzt geht es darum,<br />
die Jungs körperlich und im Kopf<br />
wieder frischzubekommen.“<br />
Vordem 49. Pflichtspiel kommen<br />
seine Schützlinge auch wegen der<br />
kraftraubenden Europa-League-<br />
Schlacht beim FC Chelsea auf dem<br />
Zahnfleisch daher. Drei Tage nach<br />
Schwarz das wieder umkehren und<br />
mit seinem Team dafür sorgen, dass<br />
der Pokalsieger auch im kommenden<br />
Jahr international spielen darf.<br />
Sollte Mainz gegen die TSG Hoffenheim<br />
punkten, können sich Hütter<br />
und seine Europacup-Helden<br />
beim Rekordmeister Bayern München<br />
eine Niederlage erlauben.<br />
Wenn aber Hoffenheim und der VfL<br />
Wolfsburg (gegen den FC Augsburg)<br />
gewinnen sollten, muss auch die<br />
Eintracht punkten.<br />
Als „sehr,sehr ärgerlich“ bezeichnete<br />
Hütter das fünfte Ligaspiel ohne<br />
Erfolgserlebnis in Serie. Denn „wir<br />
haben leider eine große Chance liedem<br />
Halbfinal-Aus waren den Hessen<br />
die Strapazen anzumerken, nach<br />
der guten halben Stunde zu Beginn<br />
ging fast nichts mehr. Vor allem im<br />
Rückwärtsgang fehlte die Bereitschaft,<br />
die letzten Schritte zu gehen.<br />
Das nutzte Anthony Ujah zum Doppelpack.<br />
„Uns unterliefen Fehler,die<br />
es sonst nicht gab“, sagte Abwehrspieler<br />
Simon Falette.<br />
Leihspieler Martin Hinteregger,<br />
der einen Verbleib in Frankfurt über<br />
das Saisonende hinaus andeutete,<br />
sagte beinahe trotzig: „Wir haben<br />
alle gesehen, wie geil es ist, in Europa<br />
umherzufliegen. Wirwollen das wieder.“<br />
(sid)<br />
Ein<br />
neuer<br />
Klassiker<br />
ManCity und Liverpool<br />
wollen noch besser werden<br />
VonHendrik Buchheister<br />
Das letzte Kapitel dieses epischen<br />
Titelrennens in der Premier<br />
League hatte keine Wende mehr gebracht,<br />
kein Wunder wie Liverpools<br />
4:0 unter der Woche gegen den FC<br />
Barcelona. Zwar gewann Jürgen<br />
Klopps Klub 2:0 gegen die Wolverhampton<br />
Wanderers, doch der Sieg<br />
hatte keine Bedeutung, weil auch<br />
Manchester City die abschließende<br />
Prüfung bei Brighton &Hove Albion<br />
bestand –4:1 nach 0:1 –und als erster<br />
Verein seit zehn Jahren mit Erfolg den<br />
englischen Meistertitel verteidigte.<br />
Bei einem solchen Kontrahenten,<br />
ausgestattet mit den Öl-Millionen aus<br />
AbuDhabi und getrimmt vonTrainer<br />
PepGuardiola, müsse man„sehr,sehr<br />
nahe an der Perfektion“ sein, um eine<br />
Chance auf die Meisterschaft zu haben,<br />
sagte Klopp.SeinTeam warsehr,<br />
sehr nahe dran.<br />
Liverpool schloss die Saison mit 97<br />
Punkten ab. Das hätte in der Geschichte<br />
der Premier League nur zweimal<br />
nicht zum Titelgereicht, nämlich<br />
im vergangenen Jahr und in diesem.<br />
Als schicksalhaft sollten sich die einzige<br />
Niederlage der Saison bei Manchester<br />
City und ein Durchhänger mit<br />
vier Unentschieden in sechs Spielen<br />
erweisen, als Liverpool einen Sieben-<br />
Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitzehergab.<br />
Schwächen bei Standardsituationen<br />
Es wäre aber falsch, den Ausgang des<br />
Meisterrennens als unfair zu werten.<br />
Guardiolas Mannschaft schaffte es,ihrermakellosenVorsaison<br />
eine beinahe<br />
ebenso herausragende Spielzeit folgen<br />
zu lassen. Anders als in der abgelaufenen<br />
Spielzeit musste sie sich eines<br />
hartnäckigen Konkurrenten erwehren<br />
und tat das mit Erfolg. Seit Anfang Februar<br />
gab City keinen Punkt mehr ab<br />
und streute zuletzt ein paar Siege ein,<br />
die nicht Guardiola-typisch erspielt<br />
wurden, sondernerkämpft.<br />
Vermutlich wirdesinder kommenden<br />
Spielzeit ähnlich eng zugehen.<br />
Guardiola ist fest entschlossen, seine<br />
Mannschaft noch besser zu machen.<br />
Die Innenverteidigung ist eine<br />
Schwachstelle, ebenso die linke Abwehrseite.<br />
Es muss eine Nachfolge-<br />
Lösung für den alternden Fernandinho<br />
im defensiven Mittelfeld her,<br />
außerdem hätte Guardiola gerne ein<br />
paar Spieler,welche die Schwäche bei<br />
gegnerischen Standardsituation hemmen.<br />
Bei jedem Freistoß und jeder<br />
Ecke würde er wegen seiner eher<br />
kleinwüchsigen Truppe „in die Kirche<br />
gehen und beten“, gestand Guardiola.<br />
Und beim FC Liverpool ist man<br />
überzeugt, dass dieVizemeisterschaft<br />
nicht des Ende der Titelambitionen<br />
bedeutet, sondern der Anfang einer<br />
großen Geschichte sein soll. UndvielleichtwirdKlopps<br />
Team ja doch noch<br />
belohnt mit einer Trophäe in dieser<br />
Saison –nämlich mit dem Gewinn der<br />
Champions League im Finale vonMadrid<br />
gegenTottenham Hotspur.<br />
Wiederholungstäter:City-Coach<br />
PepGuardiola<br />
GETTY IMAGES/REGAN
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 – S eite 19 *<br />
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Feuilleton<br />
Markus Schneider über<br />
die Popereignisse der<br />
kommenden Woche<br />
Seiten 22 und 23<br />
„Cannes schwelgt in Kino-Nostalgie.“<br />
Daniel Kothenschulte gibt einen Ausblick auf das französische Filmfestival Seite 20<br />
Verlage<br />
Verdienstvolles<br />
Berufsleben<br />
Cornelia Geißler<br />
sieht einem Mann bei seinem<br />
zweiten Abschied zu.<br />
Inrevolutionären Zeiten geht alles<br />
ein bisschen schneller.Deshalb ist<br />
es eine ganz normale Nachricht,<br />
dass der Verleger Gunnar Cynybulk<br />
den Ullstein-Verlag verlässt. DieMedienrevolution<br />
verändert ja nicht<br />
nur die <strong>Zeitung</strong>en, sondern auch<br />
Buchmarkt und Verlagswesen.<br />
Manchmal hofft ja unsereins<br />
noch, es wäre vielleicht möglich, einigermaßen<br />
unzerzaust unter dem<br />
digitalen Sturm der Veränderungen<br />
durchzuspazieren. Dass es wohl<br />
nicht geht, zeigt eben auch diese Personalie.<br />
Als im September 2017 die<br />
Lektorin Angela Drescher nach 43<br />
Jahren im Aufbau-Verlag in den Ruhestand<br />
ging, hielt Gunnar Cynybulk<br />
ihre Abschiedsrede. Erwar einst ihr<br />
Praktikant, später ihr Kollege im Lektorat,<br />
schließlich ihr Chef –und verließ<br />
dann Aufbau praktisch zur selben<br />
Zeit, immerhin nach 18 Jahren.<br />
Cynybulk begann als verlegerischer<br />
Geschäftsführer bei Ullstein<br />
etwa mit den Romandebüts von Lukas<br />
Rietzschel und Christian Berkel.<br />
Doch noch in seinen Start kam die<br />
Meldung, ab März 2019 würde Barbara<br />
Laugwitz Verlagsdirektorin bei<br />
Ullstein. Sie war zuvor von Rowohlt<br />
sehr auffälig verabschiedet worden;<br />
eine Medien-Debatte folgte. Dass es<br />
für sie weitergehe, wurde vielfach<br />
begrüßt. Auch, zumindest öffentlich,<br />
von Gunnar Cynybulk. Er fände die<br />
Nachricht „sensationell“, freute sich<br />
„sehr auf die Zusammenarbeit mit<br />
ihr“. Die dauerte dann recht kurz.<br />
Wirhaben jetzt Mai.<br />
Cynybulk schreibt in der Pressemitteilung<br />
zu seinem Ausscheiden<br />
bei Ullstein: „Ich danke den Autorinnen<br />
und Autoren sowie den Kolleginnen<br />
und Kollegen für eine intensive<br />
und erfolgreiche Zusammenarbeit.“<br />
Im selben Text dankt ihm der Geschäftsführer<br />
von Bonnier Media<br />
Deutschland, zu der Ullstein gehört.<br />
Es klingt wie die Verabschiedung aus<br />
einem verdienstvollen Berufsleben.<br />
Als er bei Aufbau ging, sagte Cynybulk,<br />
er sei mit Mitte 40 in dem Alter,<br />
noch einmal etwas Neues anzufangen.<br />
Ende 40 ist auch ein gutes Alter.<br />
Wassein<br />
wird, wird<br />
sein<br />
Über die im Alter<br />
von 97 Jahren gestorbene<br />
Hollywood-Ikone<br />
Doris Day<br />
VonArnoWidmann<br />
Mit dem Schrei, den Sie<br />
oben sehen, brachte<br />
Doris Day den Attentäter<br />
und sein Opfer<br />
aus dem Konzept. Der Schuss verfehlte<br />
sein Ziel. Alfred Hitchcocks<br />
„Der Mann, der zu viel wusste“ ist<br />
nur einer von 39Filmen, in denen<br />
Doris Day zwischen 1948 und 1968<br />
spielte. Sie sah aus wie die Hausfrauen<br />
in den Anzeigen für Kühlschränke<br />
und Mixer.<br />
Ich liebte „Der Mann, der zu viel<br />
wusste“, weil Hitchcock sich dasVergnügen<br />
gemacht hatte, die wohl<br />
längste Musiksequenz in einem<br />
Spielfilm unterzubringen. Einendloses<br />
Orchestergewoge,das mit einem<br />
Paukenschlag endete, inden hinein<br />
der Scharfschütze feuern und sein<br />
Opfer zu Tode bringen sollte. Ich<br />
liebte den Film auch, weil die herausragende<br />
Leistung der überaus<br />
beliebten Sängerin und Schauspielerin<br />
der alles übertönende Schrei<br />
war, eine gelungene Verhohnepipelung<br />
der Gesangskunst.<br />
In Wahrheit aber stahl nicht<br />
Hitchcock Doris Day die Show, sondernsie<br />
ihm. Im Gedächtnis der Zuschauer<br />
blieb nicht sein niederträchtiger<br />
Plot, seine Verachtung sopranistischer<br />
Höhen, sondern das „Che<br />
sarà, che sarà“, das Doris Day im<br />
Film ihrem Sohn vorsang. Der deutsche<br />
Text geht so: „Was wird sein?<br />
Wasauch immer sein wird, wirdsein<br />
In die Zukunft zu schauen, ist nicht<br />
unsere Sache. Was wird sein? Was<br />
sein wird,wirdsein.“<br />
Kein schlechter Text hier am Grab<br />
vom Doris Day. Er ist sentimental<br />
und ehrlich zugleich. Wie gern<br />
würde ich sagen, genau das sei Doris<br />
Day gewesen. Aber im Grunde weiß<br />
man sehr wenig über Doris Day. Ich<br />
habe vielleicht zwei Dutzend ihrer<br />
Filme gesehen, aber ich weiß kaum<br />
etwas über ihreprivate Geschichte.<br />
Nach 1968 hat sie keinen Film<br />
mehr gedreht. Es gab nur noch Fernsehauftritte.<br />
Sie war einer der größten<br />
Stars,die Hollywood je hatte,ein<br />
Kassenmagnet. Ihr letzter Film „Ein<br />
Mann in Mamis Bett“ war wohl noch<br />
erfolgreich, aber 1968 war auch in<br />
den USA ein Wendejahr, und es erscheint<br />
heute symptomatisch, dass<br />
sie damals aufhörte.<br />
Sie war, so hätte man das in<br />
Deutschland gesagt, „Papas Kino“.<br />
Ihre Filme sorgten dafür, dass die<br />
hübschen Siedlungen mit den kleinenVorgärten<br />
und den Männern, die<br />
Die Paukeübertönen: Doris DayinHitchcocks „Der Mann, der zu viel wusste“<br />
IMAGO<br />
zur Arbeit fuhren, während die<br />
Frauen dafür sorgten, dass das Heim<br />
schöner wurde, weltweit zu einem<br />
Ideal wurden. Der American Wayof<br />
Life war geradezu inkarniertinDoris<br />
Day. Nichts konnte 1968 unerotischer<br />
sein.<br />
Es war verlogen. Es hatte nichts<br />
mit der Realität der USA zu tun. Es<br />
waren Produkte der Traumfabrik, die<br />
in der Realität –Betty Friedans „Der<br />
Weiblichkeitswahn“ war bereits 1963<br />
erschienen –zum Albtraum wurden<br />
und aus der Psychotherapie einen<br />
blühenden Erwerbszweig machten.<br />
Natürlich kursierten schon damals<br />
die wildesten Gerüchte darüber,<br />
dass Doris Day privat ganz anders<br />
sei. In den amerikanischen<br />
Klatschzeitschriften war sie bis zuletzt<br />
eine sichere Größe. Doris Day<br />
sei pleite, hieß es, oder ein Mann<br />
schrieb „Meine wilde, verbotene Affäremit<br />
Doris Day“.Das war2017!<br />
DasPublikum blieb ihr treu. Man<br />
wird das Gefühl nicht los, dass Donald<br />
Trumps großes Amerika das<br />
Amerika der Abziehbildchenwelt ist,<br />
für die Doris Day stand. Sie kann es<br />
unmöglich gelebt haben. Einer ihrer<br />
großen Filmpartner war Rock Hudson.<br />
Unvorstellbar, dass in wochenlangen<br />
Dreharbeiten niemals die<br />
Idee aufkam, dass er schwul war.<br />
Man produzierte Traumwelten, in<br />
denen ein schwuler Hauptdarsteller<br />
mit einer von jeder Art von Körperflüssigkeit<br />
unbefleckten Hauptdarstellerin<br />
dem Otto Normalverbraucher<br />
das ideale Liebes- und Ehepaar<br />
vorspielte.<br />
Viele fanden das verlogen. Sie<br />
spürten, dass nichts davon stimmte,<br />
dass die Heilsbotschaft krank<br />
machte. Ohne die Hintergründe zu<br />
kennen, ohne das zu wissen, was<br />
man heute weiß.<br />
Siewurde am 3. April1922 in Cincinatti<br />
im Bundesstaat Ohio geboren<br />
als Doris Mary Ann Kappelhoff. Doris-Day-Fans<br />
werden das wissen,<br />
aber für jüngere Cineasten ist Hermann<br />
Kappelhoff ein Begriff. Er unterrichtet<br />
Filmwissenschaft an der<br />
Freien Universität Berlin. SeineWebsite<br />
heißt Cinepoetics. Seine Film-<br />
Bücher tragen Titel wie „Matrix der<br />
Gefühle“ oder „Kognition und Reflexion“.<br />
Ich wünsche mir einen derart<br />
bewaffneten Blick auf eine der wichtigsten<br />
Darstellerinnen der Filmgeschichte<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />
Er wäre gerechter als ein für<br />
den Taggeschriebener Nachruf.<br />
NACHRICHTEN<br />
Europäische Filmakademie<br />
ehrtWerner Herzog<br />
Regisseur Werner Herzog (76) wird<br />
vonder Europäischen Filmakademie<br />
(EFA) für sein Lebenswerkgeehrt.<br />
DerFilmemacher soll am 7. Dezember<br />
in Berlin ausgezeichnet werden,<br />
wie die Akademie am Montag<br />
ankündigte.Der 1942 in München<br />
geborene Filmregisseur und Produzent,<br />
Opernregisseur und Autor gilt<br />
als einer der Vertreter des Neuen<br />
Deutschen Films ,als dessen wichtigste<br />
Filme „Stroszek“ (1976), „Nosferatu<br />
–Phantom der Nacht“ (1979)<br />
und Fitzcarraldo (1982) gelten. (dpa)<br />
Der Bildhauer<br />
Anatol Herzfeld ist tot<br />
DerBildhauer Anatol Herzfeld ist im<br />
Alter von88Jahren gestorben. Darüber<br />
informierte die Stiftung Museumsinsel<br />
Hombroich in Nordrhein-<br />
Westfalen. MitHerzfeld starb am<br />
vergangenen Freitag der letzte aus<br />
der Gründungsriege der Museumsinsel,<br />
die vonAnatols Skulpturen aus<br />
Holz, Stein und Eisen geprägt ist. Der<br />
Beuys-Schüler schuf sie auf dem Gelände<br />
in seinem dortigen Atelier vor<br />
den Augen der Besucher des Freilicht-Kunstmuseums.Vier<br />
mal nahm<br />
Anatol an der Documenta teil. (dpa)<br />
Leiter der Gedenkstätte<br />
Theresienstadt gestorben<br />
Derlangjährige Leiter der Gedenkstätte<br />
Theresienstadt, JanMunk, ist<br />
tot. Er starb am Sonntag nach<br />
schwerer Krankheit im Alter von72<br />
Jahren. Dasteilte die Jüdische Gemeinde<br />
in Prag mit, deren Vorsitzender<br />
er seit 2012 war.Munk leitete<br />
die Gedenkstätte des früheren nationalsozialistischen<br />
Ghettos Theresienstadt<br />
27 Jahrelang, von1990<br />
bis 2017. Er machte sie zu einem Erinnerungsort,<br />
der heute jährlich<br />
vonknapp 300 000 Menschen besucht<br />
wird, davon vier Fünftel aus<br />
dem Ausland. JanMunk, der nach<br />
dem Krieg geboren wurde,studierte<br />
Soziologie und war zunächst an einem<br />
Forschungsinstitut tätig. In<br />
Theresienstadt kamen circa 33 500<br />
überwiegend jüdische Häftlinge<br />
ums Leben; mehr als 85 000 wurden<br />
in nationalsozialistische Vernichtungslager<br />
deportiert. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Genau genommen<br />
Fachkräftemangel<br />
und Volkseigentum<br />
VonMartin Z. Schröder<br />
Als wir im Kleinbus saßen, erklärten mir<br />
die Freunde seine Erkrankung: Ihm<br />
wuchsen anfänglich Zweiglein, nun<br />
dünne Äste aus der rechten Schulter. Hatten<br />
die Haut durchstoßen wie Haare, entwickelten<br />
sich. Keine widerspenstigen<br />
Äste, nur sperrig, aber unbenadelt und<br />
dornenlos.Ich fragte nicht, ob es sich statt<br />
um Äste um dörres Geweih handelte.<br />
Nicht jeder kann mit der eigenen Natur<br />
Frieden schließen.<br />
Er konnte im Kleinbus nur links sitzen,<br />
also am Steuer oder dahinter, woaber gewöhnlich<br />
eines der zahlreichen Kinder seinen<br />
Platz einzunehmen pflegte –die aus ihm<br />
heraus raumfordernde Verästelung trübte<br />
die Familienharmonie. Auch mussten alle<br />
sieben morgens früher aufstehen, um den<br />
Vater mit Schultergeäst anzukleiden. Die<br />
Katzen versuchten obendrein immer wieder,<br />
zur Besitzmarkierung ihre Krallen an dem<br />
meines Erachtens doch Geweih zu wetzen.<br />
Wir haben eine neue Papierabfalltonne<br />
aus galvanisch verzinktem Stahlblech mit<br />
tiefgezogenem Deckel im Hausflur unter den<br />
Briefkästen, in deren spiegelnder Riffelung<br />
die schwarzweiße Hauskatze atemberaubende<br />
Reflexionen zu erschaffen versteht.<br />
Der Autor fügt diese Anmerkung aus medienpädagogischen<br />
Gründen ein, um Ihre an<br />
Ihren Electronic Devices entwickelte Aufmerksamkeitssprunghaftigkeit<br />
auch im Papiermedium<br />
zu bedienen, ohne dass Sietatschen<br />
oder wischen müssen. Hier gleich ein<br />
unpassender Kommentar dazu: Eine gute<br />
Marmelade zu finden ist schwer; in den<br />
meisten steckt zu vielWasser,umsie für haltbarePlätzchen<br />
zu verarbeiten.<br />
MARTIN Z. SCHRÖDER<br />
Ichwagte nicht vorzuschlagen, das Schultergeweih<br />
meines Freundes vomGärtner zurückschneiden<br />
zu lassen. In Zeiten des Fachkräftemangels<br />
und des daraus resultierenden<br />
allgegenwärtigen Pfuschs steht man<br />
schnell als Zyniker da.<br />
Ich meine, der Sozialismus sollte eine<br />
Chance bekommen, denn er war immer wissenschaftlich<br />
begründet. Mutter hat damals<br />
zehn Jahrelang Eingaben für die Erneuerung<br />
volkseigener verrottender Küchenfenster geschrieben,<br />
die meine Kindheit durch volkseigene<br />
Eisblumen bereicherten. Sie verstand<br />
eben die Wissenschaft nicht. Wenn das Mausen<br />
wieder als Mittel der Politik angesehen<br />
würde,sollte man dann nicht zuerst grausige<br />
Autos beschlagnahmen? In schwer zugänglichen<br />
Fachmedien wissenschaftlich begründet<br />
durch übermäßige Breite, angriffslustige<br />
Verschnauzung, heulendes Tosen. Aufmeiner<br />
persönlichen Schröpfungsliste stünde<br />
die österreichische Schokoladenfabrik<br />
Zotter, deren Mitarbeiter allerdings am<br />
Weglaufen gehindert werden müssten,<br />
wenn sie mich gratis beliefern. Diewissenschaftliche<br />
Begründung steht in den Akten.<br />
Der Zugriff auf Österreich ist Traditionspflege.<br />
Plündern imAusland bewahrt sozialen<br />
Frieden im Inland.<br />
Der Begriff „Männerschnupfen“ war diskriminierend<br />
gemeint, um eine vermeintlicheWehleidigkeit<br />
bei Erkältungskrankheiten<br />
zu reklamieren. Inzwischen ist wissenschaftlich<br />
erwiesen, dass Männer stärker unter Infekten<br />
leiden. Aber wenn ich das Wort höre,<br />
assoziiere ich Gonorrhoe. Ich nenne nicht<br />
den volkstümlichen Namen, falls diese FSK-<br />
16-Kolumne irrtümlich nicht nur zwischen<br />
22 und 6Uhr zugänglich sein sollte.<br />
Nun hoffen sie, dass die Äste verdorren:<br />
der Mann trinkt nur noch Eierlikör. Obdavonaber<br />
ein Geweih abfällt?
20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
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Feuilleton<br />
Es war einmal an der Croisette<br />
DieBranche steckt in der Krise, aber in Cannes lässt man sich davon nichts anmerken. Heute eröffnet das 72. Festival –und protzt mit Stars und großen Namen<br />
VonDaniel Kothenschulte<br />
Fassadenkletterer bei der Arbeit. Vordem Glamour muss am Festivalpalais in Cannes noch viel gezurrt,gezogen und gerichtet werden.<br />
Auch wer nur ein paar Brocken<br />
Französisch kann, hat<br />
in Cannes ein Wort sofort<br />
zur Hand: Déja vu. Im<br />
Reich der roten Treppe hat die Vergangenheit<br />
die Gegenwart fest im<br />
Griff, und das ist erst einmal ganz beruhigend.<br />
Was bei Fellini „La Dolce<br />
Vita“ hieß – im Gewinnerfilm von<br />
1960 –, diese Einheit aus Kultur, Luxus<br />
und Exzentrik, ist hier noch immer<br />
allgegenwärtig.<br />
Wenn ein Film in diesem Jahr dieses<br />
Lebensgefühl auf besondere<br />
Weise repräsentiert, dann ist es das<br />
Biopic eines Stars, der unweit in<br />
Nizza eine Villa hat: Elton John. Den<br />
außer Konkurrenz gezeigten Musikfilm<br />
„Rocketman“ hat er vorsichtshalber<br />
persönlich mitproduziert, TaronEgerton<br />
spielt den Sänger im ersten<br />
Jahrzehnt seiner Karriere. Man<br />
kann darauf wetten, dass das neu geschriebene<br />
Duett zwischen beiden<br />
bei der Premiereliveerklingen wird–<br />
und dann wohl auch bei den nächsten<br />
„Oscars“.<br />
Inzwischen weiß man in Cannes<br />
mit dem Glamour der Vergangenheit<br />
sogar noch besser aufzutrumpfen als<br />
die Amerikaner. Im Wettbewerb<br />
macht Spaniens Meisterregisseur<br />
PedroAlmodóvar die Nostalgie sogar<br />
selbst zum Thema – und lädt für<br />
„Pain and Glory“ seine Stars Penelope<br />
Cruz und Antonio Banderas<br />
zum Comeback. Im Mittelpunkt: ein<br />
alternder Autor, der sich in Erinnerungen<br />
seines Lebens verliert.<br />
Seinen Ehrenpreis verleiht<br />
Cannes in diesem Jahr dem unverwüstlichen<br />
Alain Delon, und der 81-<br />
jährige Regie-Veteran Claude Lelouch<br />
beweist sogar,dass selbst eine<br />
Geschichte mit tödlichem Ausgang<br />
eine Fortsetzung verdient. Mit den<br />
Stars Anouk Aimé und Jean-Louis<br />
Trintignant hat er seinen Palmengewinner<br />
von1966 fortgesetzt, das Melodram<br />
„Ein Mann und eine Frau“.<br />
Wenn es einen Ort gibt, an dem die<br />
Filmwelt ihren Glanz behalten hat,<br />
dann ist es Cannes.Und zu dieser Art<br />
von Trotz passt auch der neuerliche<br />
Boykott der Produktionen des Streaming-Riesen<br />
Netflix in einer Zeit, in<br />
der der Kulturort Kino weltweit in<br />
der Krise steckt.<br />
Auch in Frankreich gehen die Besucherzahlen<br />
zurück, selbst wenn es<br />
2018 nur vier Prozent weniger im<br />
Vergleich zum Vorjahr waren und<br />
nicht 13,9 Prozent wie in Deutschland,<br />
wo nur noch 105,4 Millionen<br />
Karten verkauft wurden. In Frankreich<br />
liegt diese Zahl noch immer bei<br />
stolzen 201 Millionen, rechnerisch<br />
genau drei Kinobesuche pro Einwohner<br />
–inDeutschland sind das<br />
nur knapp 1,3.<br />
Stolz ist auch noch immer der<br />
Ausstoß von 300 französischen<br />
Spielfilmen im Jahr, doch wer etwas<br />
genauer in die Produktionslandschaft<br />
blickt, bekommt ein anderes<br />
Bild –die Investitionen in die Filmwirtschaft<br />
gingen um 15,2 Prozent<br />
zurück. Millionenerfolge aus dem eigenem<br />
Land sind deutlich seltener<br />
geworden. Auch wenn gerade die<br />
Komödie „Monsieur Claude 2“ die<br />
Kinocharts anführt – alle anderen<br />
Filme in den TopTen stammen aus<br />
den USA.<br />
Andererseits: Wenn die Budgets<br />
kleiner werden und sich kommerzielle<br />
Filme nur noch selten rechnen,<br />
könnte ja auch die Stunde der Künstler<br />
schlagen. UndCannes ist der Ort,<br />
an dem sie glänzen.<br />
Wenigstens hier an der Croisette<br />
sind Regie-Stars noch Könige. Ken<br />
Loach (82) hatte sich schon mit seinem<br />
letzten Sozialdrama „I, Daniel<br />
Festival:Das Festival de<br />
Cannes gilt als weltweit wichtigstes<br />
Treffen der internationalen<br />
Filmszene. Es fand<br />
erstmals im Jahr 1946 statt.<br />
Hauptveranstaltungsortin<br />
Cannes ist das „Palais des<br />
Festivals et des Congrès“.<br />
DIE 72. FILMFESTSPIELE VON CANNES<br />
Blake“ aus dem Ruhestand zurückgemeldet.<br />
Nun taucht er mit „Sorry<br />
We Missed You“ abermals in den<br />
Überlebenskampf der britischen<br />
Unterschicht ein. Wenn es einen Filmemacher<br />
gibt, dem man zutraut,<br />
ein Bild des gespaltenen politischen<br />
Klimas auf der Insel zu zeichnen, ist<br />
es KenLoach.<br />
Eröffnung:Eröffnet wird der<br />
Festivalsreigen an diesem<br />
Dienstag mit Jim Jarmuschs<br />
Film „The Dead Don’t Die“,<br />
eine Zombiekomödie, in der<br />
Bill Murrayund Adam Driver<br />
sich gegenden Untoten Iggy<br />
Popzur Wehr setzen.<br />
Gästeliste:Die Gästeliste ist<br />
wie gewohnt sehr lang.Zu<br />
den Stars des Festivals gehören<br />
u.a. Penelope Cruz,<br />
Antonio Banderas, Alain Delon,<br />
Isabelle Huppert, Jean-<br />
Louis Trintignant und der<br />
Popstar Elton John.<br />
Deutsche Filmemacher fehlen<br />
weitgehend, dafür hat der Amerikaner<br />
Terrence Malick in seinem<br />
Drama aus der NS-Zeit, „Ein verborgenes<br />
Leben“, die erste Riege<br />
deutschsprachiger Filmstars versammelt.<br />
In der Hauptrolle verkörpert<br />
August Diehl den hingerichteten<br />
Kriegsdienstverweigerer Franz<br />
Jägerstätter, der 2007 von Papst Benedikt<br />
als Märtyrer seliggesprochen<br />
wurde. Weitere Rollen spielen der<br />
verstorbene Bruno Ganz, Jürgen<br />
Prochnow, Tobias Moretti, Ulrich<br />
Matthes oder Sophie Rois.<br />
Adäquat zu Malicks Deutschlandreise<br />
drehte der Deutsche Werner<br />
Herzog ohne Kenntnis der Landessprache<br />
in Japan. Sein außer<br />
Konkurrenz gezeigter Film „Family<br />
Romance, LLC“ entstand ausschließlich<br />
mit japanischen Laiendarstellern.<br />
WemCannes angesichts der vielen<br />
Künstler im Rentenalter schon<br />
ein wenig jenseitig vorkommt, der<br />
mag es mit Jim Jarmusch halten.<br />
Böse Zungen verstehen den Titel seiner<br />
Zombie-Komödie als das ideale<br />
Motto eines Veteranen-Festivals:<br />
„The Dead Don’t Die“.<br />
Nur langsam reagiert Programmchef<br />
Thierry Frémaux auf den Ruf<br />
nach mehr Frauen im Programm.<br />
Nurvier der 18 Wettbewerbsbeiträge<br />
AFP<br />
stammen von Regisseurinnen. Besondere<br />
Erwartungen weckt dabei<br />
das Flüchtlingsdrama der afro-französischen<br />
Regisseurin Mati Diop,<br />
„Atlantique“.<br />
Weitere Regisseurinnen im Wettbewerb<br />
sind die Französinnen<br />
Céline Sciamma und JustineTriet sowie<br />
die Österreicherin Jessica Hausner.<br />
Mit ihrem ersten englischsprachigen<br />
Film „Little Joe“ hat es Hausner<br />
nach vier Teilnahmen in<br />
Cannes zum ersten Mal in den<br />
Wettbewerb geschafft, noch dazu<br />
in einem Genre, das als besondere<br />
Männerdomäne gilt, dem Science-<br />
Fiction. Es geht um eine gentechnisch<br />
manipulierte Pflanze, deren<br />
Samen Mensch und Tier verändert,<br />
was vor allem denjenigen auffällt,<br />
die diesen nahestehen.<br />
Im vergangenen Jahr hatten 82<br />
Frauen auf dem roten Teppich gegen<br />
den traditionell geringen Frauenanteil<br />
in Cannes protestiert. Vonrund<br />
1600 Wettbewerbsfilmen in der Geschichte<br />
des Festivals waren nur 82<br />
Filme vonFraueninszeniertworden.<br />
Und was also wird sich diesmal ändern?<br />
Unvergessen ist die Anklagerede,<br />
mit der die Schauspielerin<br />
und Me-too-Aktivistin Asia Argento<br />
vor einem Jahr der Abschlussfeier<br />
eine tiefschwarze Note<br />
gab: „Dies hier waren Harvey Weinsteins<br />
Jagdgründe“, erinnerte sie<br />
die Anwesenden an den Produzenten,<br />
dem sie vorwirft, sie vergewaltigt<br />
zu haben. Adressiert waren damit<br />
all jene,die weggesehen und geschwiegen<br />
hatten.<br />
Harvey Weinstein mag man boykottieren,<br />
doch es ist unmöglich, in<br />
Cannes nicht an ihn zu denken. Vor<br />
25 Jahren gewann hier seine Produktion<br />
„Pulp Fiction“ die Goldene<br />
Palme, diesmal ist Quentin Tarantino<br />
mit seinem ersten Weinsteinfreien<br />
Film vertreten. Kein Wettbewerbsbeitrag<br />
weckt größere Erwartungen<br />
als sein „Once Upon aTime<br />
in Hollywood“, eine Dramatisierung<br />
der Verbrechen des Hippie-<br />
Mörders Charles Manson. Im Vordergrund<br />
der Geschichte steht indes<br />
eine Reise ins Hollywood der<br />
späten 60er-Jahre, als dieTraumfabrik<br />
durch ein junges Kino ein<br />
neues Gesicht bekam. Leonardo<br />
DiCaprio und Brad Pitt spielen in<br />
den Hauptrollen einen alternden<br />
Star von Fernseh-Western und sein<br />
Stunt-Double. Und schon wieder<br />
schwelgt CannesinKino-Nostalgie.<br />
Daniel Kothenschulte<br />
ist Stammgast beim Filmfestival<br />
in Cannes.<br />
Hamburg unddie Elbphilharmonie<br />
Top-Konzert inder „Elphi“ und viele weitere Attraktionen<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 21 *<br />
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Feuilleton<br />
Auf dem<br />
Schrottsims<br />
des Lebens<br />
Eine Einsamkeitsstudie<br />
in der Neuköllner Oper<br />
VonSusanne Lenz<br />
Bis vor kurzem war im Tipi am<br />
Kanzleramt Paul Linckes 1899<br />
uraufgeführte Operette „Frau Luna“<br />
zu sehen, inszeniert als große, glänzende<br />
Gaudi –ein Riesenerfolg. Dass<br />
sich Linckes flott gemeinte Musik für<br />
ein Stück eignen kann, das im Untertitel<br />
das Wort „Einsamkeitsstudie“<br />
trägt, demonstrieren auf zu Herzen<br />
gehende Weise Ulrike Schwab (Regie)<br />
und Juliane Stadelmann (Text)<br />
in der Neuköllner Oper mit „Ist die<br />
Welt auch noch so schön“. In Berlin<br />
lebt in der Hälfte der Haushalte nur<br />
ein Mensch.<br />
Hochgradig einleuchtend erscheint<br />
einem, noch bevor der<br />
Abend begonnen hat, das Bühnenbild<br />
im kleinen Studio der Neuköllner<br />
Oper von Jule Saworski. Fünf<br />
rechteckige Wohnwaben sind das,<br />
hochkantige Singlewohnungen in<br />
Extremform. DerArzt(Martin Gerke,<br />
Bariton) liegt senkrecht im Bett, von<br />
der Decke in der Ladenwohnung der<br />
Kioskbetreiberin (Maja Lange, Sopran)<br />
hängt der Bürostuhl von der<br />
Decke, der musikalische Leiter Jörg<br />
Daniel Heinzmann teilt sich seinen<br />
Quadratmeter mit dem Klavier, die<br />
Englisch sprechende Neu-<strong>Berliner</strong>in<br />
(Vera Pulido, Sound Design) mit<br />
Laptop und Plattenspieler, bei der<br />
großartigen Großstadt-Psychotikerin<br />
(Angela Braun, Sopran) ist nur<br />
Platz für sie und ihre Waschmaschine,<br />
ihrem „perpetuum mobile<br />
der Unterdrückung“. Und das ist<br />
nicht der einzige Satz mit Poesiealbum-Qualität.<br />
Der Psychotikerin ist<br />
zum Beispiel auch aufgefallen, dass<br />
in haushalten aushalten drin ist.<br />
Herr K. aber, ein weiterer Hausbewohner,<br />
lebt nicht mehr, und das ist<br />
trotz des merkwürdigen Geruchs im<br />
Treppenhaus erst ziemlich spät bemerkt<br />
worden. „Drei Monate hamse<br />
gesagt.“ Jetzt kommen einem die<br />
hölzernen vier Wände wie Särge vor.<br />
Wohnwaben wie Särge, Repräsentation<br />
der Einsamkeit<br />
MATTHIAS HEYDE<br />
In Herrn K.s einsamen Todspiegelt<br />
sich die Einsamkeit der Nachbarn,<br />
eine –noch –typische Neuköllner<br />
Mischung. Und imSchrottsims<br />
im Treppenhaus, auf dem jeder ablegt,<br />
was er nicht mehr braucht –<br />
zum Mitnehmen. Es ist im Grunde<br />
der einzige Ort, an dem die Nachbarn<br />
etwas voneinander erfahren.<br />
Zuletzt hat Herr K. dortseine Schallplatten<br />
hingestellt. Die Melodien,<br />
die zu Lebzeiten aus seiner Wohnung<br />
drangen, geistern nun durchs<br />
Haus.Jetzt kommt Linckes Musik ins<br />
Spiel, aber ganz anders, als man es<br />
gewohnt ist, manchmal nur fetzenartig<br />
oder arrangiert(vonMisha Cvijovic)<br />
auf eine Weise, dass sie statt<br />
harmlos-heiter plötzlich bedrohlich<br />
wirkt. Die „<strong>Berliner</strong> Luft, Luft, Luft“<br />
wird so gepresst hervorgestoßen,<br />
dass man merkt, dass sie einem auch<br />
den Atem nehmen kann. Daseigentlich<br />
so keck flirtende „Schenk mir<br />
doch ein kleines bisschen Liebe“<br />
wirkt wie ein Ruf der Verzweiflung,<br />
„Schlösser, die im Monde liegen“<br />
klingt so sehnsüchtig, dass es einem<br />
schier das Herz zerreißt. Manist vielleicht<br />
einst in die Großstadt gezogen,<br />
damit man nicht mit jedem reden<br />
muss. Aber nicht, um allein in seinem<br />
Sessel zu verwesen.<br />
Weitere Termine: 14.,15., 26.,30., 31. Mai<br />
Stummer Schrei aus dem Salamandermaul<br />
Verrätselt und magisch: Der Dresdner Wahlberliner Eberhard Havekost und seine tierischen Allegorien in der Galerie CFA<br />
VonIrmgard Berner<br />
Ein blaues, aufgeschlagenes Buch<br />
macht den vielsagenden Anfang<br />
einer Reihe von Leinwänden, die<br />
sich wie eine Horizontlinie über die<br />
Wände der Galerieräume von ContemporaryFine<br />
Artzieht.<br />
Das Buch, formatfüllend ins Bild<br />
gezoomt, ist leicht perspektivisch<br />
dargestellt. Gefolgt wirdesvon Farbflächen<br />
im selben Format, die jedoch<br />
durch Unschärfe und Andeutung ihren<br />
Inhalt in einen Mantel der Verrätselung<br />
hüllen und sie dadurch<br />
vordergründig abstrakt erscheinen<br />
lassen. Etwa in „Krieg“ von2018, auf<br />
dem schwarze Balken wild durchbrochen<br />
sind vongiftgrünem Leuchten,<br />
das wie Benzin-Ölschlieren auf<br />
einer schlammigen Pfütze weiterschimmert.<br />
Tatsächlich bezieht sich der in<br />
Berlin lebende Maler Eberhard Havekost<br />
in diesem Bild auf die Bom-<br />
„Wenn mir’s nur gruselte!“<br />
Gewalt, Sex und Macht: Jonathan Littell hat seinen Roman „Eine alte Geschichte“ fortgeschrieben<br />
VonArnoWidmann<br />
Es gibt einen idealen Rezensenten<br />
für Jonathan Littells<br />
soeben erschienenen Roman<br />
„Eine alte Geschichte<br />
–Neue Version“. Nein, es wäre nicht<br />
der, der nicht nur die erste Version<br />
der „Alten Geschichte“, sondern<br />
auch sonst alles vonihm gelesen hat.<br />
Also nicht nur den Holocaustroman<br />
„DieWohlgesinnten“ kennt, sondern<br />
auch die Reportagen aus dem Kaukasus<br />
und aus Syrien sowie seine Essays<br />
inklusive des sehr schönen Buches<br />
über den Maler Francis Bacon.<br />
Und natürlich auch Littells Dokumentarfilm<br />
über Kindersoldaten in<br />
Uganda. Ein solcher Rezensent<br />
brächte viele Voraussetzungen für<br />
eine gute Rezension mit. Aber er<br />
wärenicht der ideale Rezensent.<br />
Da gibt es nur einen: den Helden<br />
des „Märchens von einem der auszog<br />
das Fürchten zu lernen“. Der<br />
würde jedes der sieben Kapitel der<br />
Littell’schen Erzählung hinter sich<br />
bringen und jedes Malsagen: „Wenn<br />
mir’s nur gruselte!“<br />
Kein Licht am Ende des Tunnels<br />
Littell hat die Seiten gewechselt:„Die<br />
Wohlgesinnten“ war ein Blick auf die<br />
Täter. Nun erzählt er aus der Perspektive<br />
der Opfer. André Müller<br />
fragte ihn 2008: „Wenn man den Zynismus<br />
auf die Spitze treibt, könnte<br />
man meinen, dass wir die sechzig<br />
Jahre Frieden in Mitteleuropa Hitler<br />
verdanken.“ Littells Antwort: „Absolut,<br />
in gewisser Weise.“ Entweder<br />
oder! möchte man dem Autor zurufen.<br />
Entweder absolut oder doch nur<br />
in gewisser Weise.<br />
„Eine alte Geschichte –Neue Version“<br />
glaubt nicht an das Licht am<br />
Ende des Tunnels.Das Licht führteinen<br />
mit Sicherheit zum nächsten<br />
Tunnel. Vonder Folter zur Vergewaltigung,<br />
von der in eine Lust, die so<br />
groß ist, dass die Erzählerin, in die<br />
sich der Erzähler verwandelt hat,<br />
sich vor ihr zu fürchten beginnt. Sie<br />
hat einen Umschnalldildo auf ihrem<br />
Venushügel platziert und penetriert<br />
ihren vor Glück aufstöhnenden Gatten,<br />
nachdem sie nicht nur ihren<br />
künstlichen – schwarzen – Penis,<br />
sondernauchdie Rosettedes Gatten<br />
mit Gleitgel verschmierthatte.<br />
Die Beschreibung dieses Vorgangs<br />
nimmt drei Seiten ein. Littell<br />
nimmt sich Zeit für das Selbstverständliche,<br />
über das in anderen Geschichten<br />
gerne hinweg geglitten<br />
wird: Sex, scheißen und morden. Ich<br />
würde ihn gern ausführlich zitieren<br />
und ein paar Worte über die Schönheit<br />
seiner Beschreibungen verlieren.<br />
Sie besteht zu einem Gutteil in<br />
der Genauigkeit. Die Rückseite des<br />
den Gatten penetrierenden Dildos<br />
Nach getaner Arbeit schmunzelt Jonathan Littell.<br />
reibt die Klitoris der Gattin. Zu den<br />
Stößen, die sie ihm in den Hintern<br />
rammt, gehören die Rückstöße, die<br />
sie erfreuen. Sexkann ein Gewaltverhältnis<br />
sein, bei dem beide nicht nur<br />
einander,sondernden Sexselbst genießen.<br />
bardierung Dresdens<br />
1945. Im Weiteren<br />
wechseln sich wabernde<br />
Nebel mit stillen,<br />
gleichförmigen<br />
Oberflächen ab, um<br />
dann in dynamisch<br />
gestische Pinselstrich-<br />
Kaskaden auszubrechen.<br />
Bis hin zum<br />
Bildnis eines aufgerissenen<br />
Riesensalamandermauls,<br />
das einem<br />
aus schwarzer<br />
Tiefe stumm entgegenbrüllt.<br />
„U SayLove“ ist der<br />
Titel des Amphibienbilds<br />
– eine Referenz<br />
auf das Genre der Tiergeschichten<br />
sowie auf das Buch „Weltall Erde<br />
Mensch“, ein in der DDR erschienenes,<br />
antikreationistisches Sammelwerk,<br />
das bevorzugt zur Jugendweihe<br />
verliehen wurde.„USay Love“<br />
Gemalte Tiergeschichte:<br />
„EHM“ 2018 CFA/E. HAVEKOST<br />
F. MANTOVANI/OPALE/LEEMAGE/LAIF<br />
Der Grimm’sche Märchenheld<br />
hätte das Gruseln wohl auch nicht gelernt.<br />
Obwohl er es, nachdem alles<br />
Grauen mit Geistern, Gehenkten und<br />
Untoten ihn nicht erreichte,dann im<br />
Ehebett kennenlernte. Obwohl ... Lesen<br />
wir doch noch einmal Grimms<br />
gibt der Ausstellung<br />
den Titel: Drei Worte,<br />
die der Künstler als<br />
hermetischen Block<br />
im Sinne einer SMS<br />
oder eines Popsongs<br />
versteht.<br />
Die knapp drei<br />
Dutzend Gemälde<br />
sind in den letzten drei<br />
Jahren entstanden. In<br />
rauem, trockenem<br />
Farbauftrag ist die Ölfarbe<br />
wie mit dem Pinsel<br />
in die Leinwand<br />
einmassiert, oft abgeschabt.<br />
Fast spröde,<br />
ohne effektheischenden<br />
Oberflächenglanz<br />
ist die Arbeit am Material physisch<br />
nachvollziehbar.Ein „Reisen ins Unbekannte“<br />
nennt Havekost, 1967 in<br />
Dresden geboren, dortander Kunsthochschule<br />
ausgebildet, heute Professor<br />
in Düsseldorf, das Malen.<br />
Märchen: „Nachts, als der junge König<br />
schlief, musste seine Gemahlin<br />
ihm die Decke wegziehen und den Eimer<br />
voll kalt Wasser mit den Gründlingen<br />
über ihn herschütten, dass die<br />
kleinen Fische um ihn herum zappelten.<br />
Da wachte er auf und rief: „Ach,<br />
was gruselt mir,was gruselt mir,liebe<br />
Frau! Ja, nun weiß ich, was Gruseln<br />
ist.“ Diekleinen Fische!<br />
„Eine alte Geschichte –NeueVersion“<br />
ist ein Märchen. Darum wiederholen<br />
sich bestimmte Szenen immer<br />
wieder. Das Eintauchen in den<br />
Swimmingpool, der graue Gang, der<br />
plötzlich auftauchende Türgriff, der<br />
Garten mit den „miteinander verflochtenen<br />
Blättern der Bougainvilleen<br />
und des Efeus“. Das sind die<br />
Zwischenwelten, die der Held bei jedem<br />
Identitätswechsel passiert. Der<br />
Swimmingpool ist ein wenig Styx,<br />
der Totenfluss, nach dessen Durchquerung<br />
wir weiterleben in einer anderen<br />
Existenzform.<br />
Erzählte Schrecklichkeiten<br />
Gleichzeitig gehört er zur Realität<br />
des Erzählers wie auch Ehefrau und<br />
Kind. Realität des Erzählers? Es ist<br />
eine erfundene Wirklichkeit, ein<br />
Märchen im Märchen. Dem ein<br />
Motto vorangestellt ist aus Maurice<br />
Blanchots „Der Wahnsinn des Tages“:<br />
„All das war wirklich, merkt<br />
Euch das!“ Es war einmal, heißt es in<br />
Märchen. Es ist nicht mehr, müssen<br />
sie nicht dazu sagen. Alles, was erzähltwird,<br />
war einmal. Dashat etwas<br />
Beruhigendes. Die Angst, die Märchen<br />
in uns schüren, wird von diesem<br />
„es war einmal“ erträglich gemacht.<br />
Es sagt aber auch, dass die erzählten<br />
Schrecklichkeiten keiner<br />
gernekrank genannten Fantasie entspringen,<br />
sondern wirklich waren.<br />
Also auch wieder sein könnten.<br />
Jonathan Littells Albtraum-Märchen<br />
endet mit einem sich über 27<br />
Zeilen erstreckenden Satzgefüge,<br />
dessen letzter Satz –ein Cliffhanger –<br />
deutlich macht, dass die alte Geschichte<br />
niemals enden wird: „Ich<br />
schwankte, wäre fast gefallen, fing<br />
mich, richtete mich auf, und dank<br />
diesem unverhofft wiedergewonnenen<br />
Gleichgewicht fand mein Körper<br />
seine Mitteund tauchte,die Muskeln<br />
angespannt, die Beinefestgeschlossen,<br />
pfeilgerade und mit seinem<br />
ganzen Gewicht in das klare, kühle<br />
Wasser ein.“<br />
Jonathan Littell: Eine alte Geschichte –Neue<br />
Version.Aus dem Französischenvon Hainer Kober,Hanser<br />
Berlin 2019, 334 S.,26Euro.<br />
Arno Widmann<br />
istnicht der ideale Littell-<br />
Leser –aber fast.<br />
Seine Assoziationen speisen sich aus<br />
unseren Bilderfluten, dem Internet,<br />
der Geschichte. Ein Bild müsse lebendig<br />
bleiben, fertig sei es,wenn es<br />
„einrastet“. So könne es im Betrachter<br />
weiterarbeiten.<br />
Die Unterteilung der Malerei in<br />
abstrakt und figürlich ist für ihn obsolet,<br />
er spricht stattdessen von„reproduktiv<br />
und realistisch“ wie in der<br />
Werbewirtschaft. Deshalb nutzt er<br />
gleichförmige Leinwände von45mal<br />
80 Zentimetern, eine ArtBildschirmformat,<br />
das er „pseudowissenschaftlich“<br />
nennt. „Benutzeroberflächen“,<br />
die schön ins Museum passen, aber<br />
auch übers Sofa oder dorthin, wo sie<br />
vom Alltag ablenken. Räumlich sind<br />
die Bilder nur im Kopf denkbar. Die<br />
Hängung an den Galeriewänden ist<br />
zudem ein Rhythmus-Angebot.<br />
Eberhard Havekost: „U SayLove“<br />
bis 29.Mai, Di–Sa 11–18 Uhr, Galerie ContemporaryFine<br />
Arts,Grolmanstr.32/33<br />
Kunst<br />
und<br />
Bau<br />
Komische Oper: Sanierung<br />
ab 2022 ist dringend<br />
VonPetraKohse<br />
Beengt & verdrängt/Raum verschenkt/<br />
Politik gepennt.“ Kurz<br />
vor14Uhr sammelten sich am Montag<br />
vor dem Gropius-Bau Personen,<br />
die Umzugskisten mit Sprüchen gegen<br />
die Kunstraumpolitik Berlins<br />
trugen, und linsten nach gegenüber<br />
zum Abgeordnetenhaus, wo gleich<br />
der Kulturausschuss tagen würde.<br />
Eine Spontandemo kündigte sich an<br />
–wurde aber von einem Polizisten<br />
mit Hinweis auf verbotenen Aufenthalt<br />
in der Bannmeile verhindert.<br />
Nureine einzelne Kisteschaffte es in<br />
der Hand des Grünen-Abgeordneten<br />
Notker Schweikhardt in den Saal, wo<br />
sie aber nicht weiter beachtet wurde.<br />
Um Raumfragen ging es dennoch.<br />
Susanne Moser, die geschäftsführende<br />
Direktorin der Komischen<br />
Oper, war eingeladen worden, über<br />
die Sanierungspläne ihres Hauses zu<br />
berichten. Denn im denkmalgeschützten<br />
Gebäude an der Behrenstraße<br />
fällt der Putz von der Decke.<br />
Und Schlimmeres. Ein Gutachten<br />
hält einen Spielbetrieb bis 2022 zwar<br />
für möglich, dann aber sind eine Instandsetzung<br />
sowie ein Neubau an<br />
der Glinkastraße fällig, wobei „sämtliche<br />
Funktionsbereiche zeitgemäß<br />
neu gegliedert werden“ sollen, so<br />
Kultursenator Klaus Lederer.<br />
Unter anderem auf weitere Probebühnen<br />
und eine Montagehalle<br />
freut sich Moser, die gemeinsam mit<br />
Philip Bröking 2022 auch die Intendanz<br />
der Komischen Oper übernehmen<br />
wird. Der bisherige Intendant<br />
Barrie Kosky wird inder geplanten<br />
Umbauzeit, bis 2027, mit zwei Inszenierungen<br />
pro Jahr weiter zur Verfügung<br />
stehen.SeinPlanist es auch, als<br />
„Komische Oper im Exil“ mit der gesamten<br />
Mannschaft Quartier im<br />
Schillertheater zu beziehen und dort<br />
zwei Produktionen pro Jahr herauszubringen,<br />
sich aber auch drei bis<br />
vier weitere Orte inder Stadt zu suchen,<br />
um dezentral präsent zu sein.<br />
Ob das im raumarmen Berlin ein<br />
zwar sympathischer,aber eben doch<br />
ein Luxusgedankeist,wirdfinanziell<br />
zu prüfen sein. Akut sind zunächst<br />
folgende Fragen: Hält das Gebäude<br />
in der Behrenstraße tatsächlich bis<br />
2022 durch? Wird nach Auszug der<br />
Kudammbühnen aus dem Schillertheater<br />
ein Einzug der Komischen<br />
Oper reibungslos möglich sein? Wird<br />
es gelingen, den Wettbewerb für den<br />
Neubau 2019 auszuschreiben, um<br />
ihn 2020 durchzuführen? Kommt<br />
das Grundstück, auf dem gebaut<br />
werden soll, rechtzeitiginden Besitz<br />
des Landes Berlin? Auf welche Höhe<br />
wird die momentan enorme Preissteigerungsrate<br />
die derzeit bei 238<br />
Millionen Euro liegenden Baukosten<br />
dann getrieben haben?Wobei die exakte<br />
Planung noch aussteht und<br />
auch etatisiertwerden muss.<br />
Am Wohlwollen gegenüber der<br />
mit jährlich 37,3 Millionen Euro subventionierten<br />
enorm erfolgreichen<br />
kleinsten Oper Berlins fehlt es fraktionsübergreifend<br />
nicht. Aber der<br />
Baubeginn 2022 ist, wie Klaus Lederersagte,„ein<br />
ehrgeiziger Plan“.<br />
TOP 10<br />
Sonntag,12. Mai<br />
1 Tatort ARD 9,28 27 %<br />
2 Tagesschau ARD 6,09 20 %<br />
3 heute-journal ZDF 4,40 15 %<br />
4 Marie fängt Feuer ZDF 4,28 12 %<br />
5 Terra X ZDF 3,79 13 %<br />
6 Formel 1, Rennen RTL 3,68 25 %<br />
7 Formel 1, Berichte RTL 3,66 26 %<br />
8 heute ZDF 3,59 15 %<br />
9 Mordi.Mittsommer ZDF 3,54 17 %<br />
10 Anne Will ARD 3,48 13 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Macbeth<br />
20.00: Die Antigone des Sophokles<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
19.30: Zeitendes Aufruhrs<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Die Umsiedlerin<br />
HAU1(✆25 90 04 27)<br />
20.00: Theatertreffen: Oratorium–KollektiveAndacht<br />
zu einem wohlgehüteten Geheimnis (She She Pop)<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />
19.30: Theatertreffen: Tartuffe oder das Schwein der<br />
Weisen (Theater Basel)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88)20.00: Unterleuten<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
20.30 Studio: Elizaveta Bam (Exil Ensemble)<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00 Studio: ist die welt auch noch so schön<br />
RambaZamba Theater (✆ 44 04 90 44)<br />
19.30: Antigone<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Vier SternStunden<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00 Saal C: DankeDeutschland<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Charlys Tante<br />
Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />
20.00: Spreeperlen<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
19.30: Theatertreffen: Erniedrigte und Beleidigte<br />
(Gastspiel des Staatsschauspiel Dresden)<br />
21.00 Grüner Salon: Kafka for Kids, with Hani<br />
Furstenberg (Roee Rosen)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: vivelavie (Katharine Mehrling &Band)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
20.00: Wohin mit Mutti?<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: The 90-Minute English ComedyHour (Drew<br />
Portnoy&Guests)<br />
Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />
20.00: Unvermeidliche Lieder<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Stachelschweinerei<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: The Band –Das Musical<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: <strong>Berliner</strong> Geschichten: Otto Reutter –Und so<br />
komm’n wir aus der Freude garnicht raus<br />
Toast Hawaii (Danziger Str.1)<br />
20.00: Stand up in Berlin –English Comedy<br />
Showcase<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Volksbegehren –Die Kulturgeschichte der<br />
Fortpflanzung (Jürgen Becker)<br />
KLASSIK<br />
<strong>Berliner</strong> Dom (✆ 20 26 91 36)<br />
19.30: EvaHornyáková(Sopran), TeoGertler<br />
(Violine), gemischter Chor LúcnicaStátny, komorny<br />
orchester Zilina, Ltg.Leos Svárovsky,Festkonzert<br />
anlässlich des 100. Todestages vonMilan Rastislav<br />
Stefánik, Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzertfür<br />
Violine und Orchester e-Moll op. 64; Peter Martincek<br />
vanGrob: Sinfonie Nr.4.InMemoriam M. R. Stefánik<br />
für Frauenstimme, gemischten Chor und Orchester<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.30: Die Unerhörte Musik, Neue und zeitgenössische<br />
Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />
Jahrhunderts<br />
Französische Friedrichstadtkirche<br />
(✆ 20 64 99 22)15.00: KMD Nauhaus, 30 Minuten<br />
Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />
Hochschule für MusikHannsEisler im Neuen<br />
Marstall (✆ 203 09 21 01) 19.00 Krönungskutschen-Saal:<br />
Vortragsabend Violinklasse Prof.<br />
Stephan Picard<br />
Kulturhaus Spandau (✆ 33 34 02 1/ 22)<br />
15.00 Theatersaal: Alenka Genzel(Sopran) &Frank<br />
Matthias (Bariton), Operette zum Kaffee, Vonder<br />
Tonfilmoperette zum Musical<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />
20.00: Staatskapelle Berlin, Anita Rachvelishvili<br />
(Mezzosopran), Chor der Staatsoper Unter den Linden<br />
Berlin, Ltg.Daniel Barenboim, Skalkottas: Kleine<br />
Suite für Streichorchester;Mozart: Konzertfür Klavier<br />
und Orchester B-Dur;Prokofjew: „AlexanderNewski“,<br />
Kantate für Mezzosopran, gemischten Chor und<br />
Orchester op. 78<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />
20.00: MahlerChamber Orchestra, Leif OveAndsnes<br />
(Klavier), Solisten, Ltg.MatthewTruscott (Violine),<br />
In memoriam Claudio Abbado, Wolfgang Amadeus<br />
Mozart: Maurerische Trauermusik c-Moll, Klavierquartett<br />
g-Moll, Konzertfür Klavier und Orchester d-Moll;<br />
Haydn: Symphonie Nr.83g-Moll „La Poule“<br />
Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />
20.00: Hinrich Alpers (Klavier), Beethoven-Sinfonien<br />
in der Lisztschen Klavierfassung<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
19.30: ... und glücklicher? –Eva Resch (Sopran), Eric<br />
Schneider (Klavier), A. Schönberg: Das Buch derhängenden<br />
Gärten (Stefan George); A. Webern: 5Lieder<br />
op. 4nach Texten vonStefan George; V. Ullmann:<br />
5Liebeslieder vonRicarda Huch; F. Schreker:Zwei<br />
lyrische Gesänge(Walt Whitman)<br />
UdK Konzertsaal Bundesallee (✆ 318 50)<br />
19.30: Joachim Streichsextett Berlin, crescendo –<br />
Musikfestival, Brahms:Streichsextett G-Dur Nr.2<br />
G-Dur op. 36; Korngold: Streichsextett D-Dur op.10,<br />
Eintritt mit kostenlosenEinlasskarten<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama (ab 4bis<br />
8J.)<br />
10.30: Die Hühneroper (ab 6bis 10 J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten,Videogames<br />
Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />
10.00: Die Bremer Stadtmusikanten, Musiktheater<br />
(ab 4J.)<br />
Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: Du hast angefangen! Nein Du!, puppen.etc,<br />
Figurentheater(ab 3J.)<br />
Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />
10.30: Schnuddelgeschichten, Figurentheater (ab 3<br />
bis 6J.). Anm. erf.<br />
Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Alle außer das Einhorn(ab 11 J.)<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Das Nacktschnecken-Game (ab 12 J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />
14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern –Wunderkisten<br />
14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />
und anderswo<br />
4Autoren<br />
Das erfundene<br />
und das<br />
behauptete Ich<br />
Daniela Dröscher hatte in<br />
Romanen zunächst das<br />
Leben realer Personen nachgestaltet.<br />
Mitdem Buch „Zeige<br />
deine Klasse“ wandte sie sich<br />
der eigenen Biografie zu –vor<br />
allem ihrer sozialen Herkunft.<br />
Anders als die meisten schreibenden<br />
Kollegen stammt sie<br />
aus eher bildungsfernem Milieu.<br />
Wenn Dilek Güngör in ihrem<br />
Roman „Ich bin Özlem“<br />
das Personalpronomen ich benutzt,<br />
liegt die Differenz zu ihr<br />
selbst schon im Autorennamen.<br />
Schreibt Matthias Nawrat<br />
„ich“ in „Der traurige Gast“, erfährt<br />
man nur wenig über den<br />
Erzähler,aber viel über die Personen,<br />
denen er im Berlin des<br />
Winters 2016/17 begegnet.<br />
„The Making of Selbst –das literarische<br />
Ich zwischen Erfindung<br />
und Behauptung“ ist<br />
diesmal Thema der Lesereihe<br />
KooKread. Der Schriftsteller<br />
Jan Böttcher ist in seiner Rolle<br />
als Singer-Songwriter eingeladen.<br />
Cornelia Geißler<br />
Lesung&Musik 20 Uhr,Acud,<br />
Veteranenstr.21, 7/5 Euro<br />
Ganz offensichtlich: Auch im 38. Jahr ihres Bestehens bleiben Shonen Knife auf reizende Weise jugendlich aufgekratzt.<br />
Was haben Bananen-<br />
Chips, süße kleine<br />
Tiere, Manga und die<br />
Ramones gemeinsam?<br />
Nun, sie gehören zum engeren Kreis<br />
der Obsessionen des japanischen<br />
Trios Shonen Knife. Im Gegensatz<br />
zur Liebe, ein Kernthema im westlichen<br />
Pop. Naoko Yamano, die Leadsängerin<br />
und Gitarristin des Trios<br />
seit 1981, überkommt, sagt sie immer<br />
noch in Interviews, peinlich die<br />
Scham, wenn sie über Liebe singt.<br />
Auch andere schwere Themen tauchen<br />
eigentlich nicht auf, ganz genau<br />
kann ich es nicht sagen, weil die<br />
Band über die Jahre ein stattliches<br />
Repertoire aus mindestens 22 Alben<br />
gesammelt hat –darunter auch ein<br />
herrliches Tribute als Osaka Ramones,<br />
auf dem sie die New Yorker<br />
Punks bis in die Covergestaltung<br />
nachspielen.<br />
Ausderen wesentlichen musikalischen<br />
Zutaten haben sie auch ihre<br />
eigene Musik geschaffen, aus den<br />
Ramones und Ramones-Vorbildern<br />
wie Beach Boys und Sixties-Girl-<br />
Groups,aber auch mit Britpunks wie<br />
den Buzzcocks im Ohr. In den letzten<br />
Jahren haben sie den Horizont um<br />
Markus Schneider<br />
erliegt dem ewigen Hello-Kitty-Punk<br />
vonShonen Knife, gibt die kariösen<br />
Glamrocker The Sweet zu bedenken und<br />
empfiehlt die Transgressionsbeats<br />
vonPlanningtorock.<br />
ein paar hard-rockende Siebziger-<br />
Ideen erweitert. Der Twist, den sie<br />
dieser Ästhetik mitgeben, besteht im<br />
Niedlichkeitskult des sogenannten<br />
Kawaii, einer Art generationenübergreifenden<br />
Liebe zu einem bunten<br />
Hello-Kitty-Universum. Dies gekoppelt<br />
mit krähender Punkrock-Haltung<br />
und DIY-Ethos (billiges Equipment,<br />
freihändiges Englisch und<br />
Dreiakkordtum) erhebt die Mischung<br />
zu einer über die Maßen<br />
menschenfreundlichen Kunst.<br />
Man kann sie sich vielleicht vorstellen<br />
wie das Pendant zu den frühen<br />
Romanen Banana Yoshimotos<br />
oder den psychedelischen Süßheiten<br />
aus den Bildfabriken Takashi<br />
Murakamis oder der bedrohlichen<br />
Teletubbie-Kids vonNaraYoshimoto<br />
(der Videos und Cover für sie wie<br />
auch Banana Yoshimoto besorgt<br />
hat). So scheinen sie zunächst als<br />
Nachbau westlicher Vorbilder, aber<br />
gehören tatsächlich ins Feld einer<br />
sehr japanischen Pop-Art-Szene.<br />
Das erklärt wohl auch die frühe Faszination<br />
von kunstaffinen Rockern<br />
wie Sonic Youth und Kurt Cobain.<br />
Bandchefin NaokoYamano ist dabei<br />
das einzige verbliebene Grün-<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Der Fall Collini<br />
15.00,17.45,20.30<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Van Gogh: An der<br />
Schwelle zur Ewigkeit 15.45, 20.30; Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire 18.15<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Nur eine Frau<br />
13.30,15.50,18.10, 20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40)Atlas 13.30,15.50,<br />
18.10,20.30;Das Endeder Wahrheit13.30,15.50,<br />
18.15, 20.40; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU)<br />
15.45, 17.50; Avengers: Endgame (OF) 20.00;<br />
Liebesfilm 15.00,17.00,19.00, 21.00;Kleine Germanen<br />
13.40,17.00; Border 14.30, 19.00, 21.30;<br />
Der Flohmarkt von Madame Claire 15.30, 20.15;<br />
Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 17.45; Das<br />
schönste Paar 14.45, 17.00, 19.15; Mid90s (OmU)<br />
21.30<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 1753) Stan &Ollie 17.30;<br />
Gestorben wird morgen (m. Gast) 19.30; Kleine<br />
Germanen 18.00; Stan &Ollie 20.00<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Stan &Ollie (m. Kurzfilm)<br />
14.50, 17.40, 20.30; Das Ende der Wahrheit<br />
15.30, 17.50, 20.15; Tea with the Dames: Ein<br />
unvergesslicher Nachmittag 14.50, 16.50, 18.50;<br />
The Favourite –Intrigen und Irrsinn 20.50; Monsieur<br />
Claude II16.00,18.15,20.30; Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 15.30; Gundermann 17.20; Ein<br />
Gauner &Gentleman 20.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Avengers:<br />
Endgame 12.30, 16.30, 20.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 13.40; 3D: Avengers: Endgame<br />
19.45; Glam Girls: Hinreißend verdorben 13.00,<br />
15.10; Der Fall Collini 17.30; Avengers: Endgame<br />
20.20; Dumbo 12.15; Der Fall Collini 14.40; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.30, 20.00;<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 22.40;Avengers:<br />
Endgame 14.10; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
18.00, 20.20; 3D: Avengers: Endgame 22.40;<br />
Ein letzter Job 14.15; Avengers: Endgame 16.50;<br />
Avengers: Endgame (OF) 20.40; Van Gogh: An der<br />
Schwelle zur Ewigkeit 14.15<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Birds OfPassage:<br />
Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros deverano<br />
(OmenglU) 11.00; Birds Of Passage: Das grüne<br />
Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU) 13.00;<br />
Willkommen im Wunder Park 15.00; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 16.30; Berlin Bouncer (OmenglU)<br />
18.45; Border –Gräns (OmU) 20.15; Der Goldene<br />
Handschuh (DFmenglU) 22.10;<br />
Gegen den Strom –Kona fer istrio (OmU) 11.00;<br />
Another Day ofLife –Jeszcze dzien zycia (OmU)<br />
12.45; Ein letzter Job – King of Thieves (OmU)<br />
14.15; Beautiful Boy (OmU) 16.15; Kleine Germanen<br />
(OmenglU) 18.15; Streik –Enguerre (OmU)<br />
19.45; Atlas (OmenglU) 21.40; Die Wiese –Ein<br />
Paradies nebenan 11.00; Vice –Der zweite Mann<br />
(OmU) 12.30; Der Junge muss an die frische Luft<br />
14.50; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
(OmU) 16.30; Free Solo (OmU) 18.45; Van Gogh:<br />
An der Schwelle zur Ewigkeit 20.30; The Hole in the<br />
Ground (OmU) 22.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Free Solo<br />
(OmU) 16.00; Ein Gauner &Gentleman –The Old<br />
Man &the Gun (OmU) 18.00; Van Gogh: Ander<br />
Schwelle zur Ewigkeit –At Eternity‘s Gate (OmU)<br />
20.00; Wir – Us (OmU) 22.10; Der Funktionär<br />
16.15; Christo –Walking on Water (OmU) 17.45;<br />
KleineGermanen 19.45; Bildbuch –Lelivre d‘image<br />
(OmU) 21.30<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz IMAX 3D: Wildes<br />
Madagaskar: Die Insel der Lemuren 13.45; Die<br />
Goldfische 13.45; Willkommen im Wunder Park<br />
14.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.15;<br />
Dumbo 14.15, 17.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu14.30; Asterix und das Geheimnis desZaubertranks<br />
14.30; Monsieur Claude II 14.45,17.15,<br />
19.30;IMAX3D: Avengers: Endgame15.00, 19.00;<br />
Avengers: Endgame 15.15, 16.30, 20.00, 20.15;<br />
Wenn du König wärst 15.30; Shazam! 15.30; 3D:<br />
Avengers: Endgame 15.30, 16.15, 19.45, 20.30;<br />
Der Fall Collini 15.45, 18.30, 21.20; 3D:Avengers:<br />
Endgame (OF) 16.00, 20.45; 3D: Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen17.00; 3D: PokemonMeisterdetektiv<br />
Pikachu 17.00, 19.45; Nur eine Frau 17.30,<br />
20.15;After Passion 18.20; Captain Marvel 18.40;<br />
Friedhof der Kuscheltiere 20.00; Ein letzter Job<br />
20.45; ImNetz der Versuchung 21.00; Das Ende<br />
der Wahrheit 21.30<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Berlin Bouncer<br />
(OmU) 18.00; Free Solo (OmU) 19.45; DerGoldene<br />
Handschuh 21.45; AMan of Integrity: Ein integerer<br />
Mann –Lerd (OmU) 18.00; Jibril 20.15; Liebesfilm<br />
(OmenglU) 21.55<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/7030200) 3D:Avengers:Endgame<br />
13.00, 15.50, 20.10; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 13.30; Avengers: Endgame 13.30,<br />
16.20, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
13.40; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />
13.45;Willkommen im Wunder Park 14.00, 17.20;<br />
After Passion 16.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 16.50, 20.20; Die Goldfische 17.00; 3D:<br />
Captain Marvel 19.30; Der Fall Collini 19.45; Monsieur<br />
Claude II20.00<br />
Kino Kiste (✆ 998 7481) Wie ich lernte, bei mir<br />
selbst Kind zu sein 13.50; Manou –flieg‘ flink!<br />
16.25; Der Funktionär 18.00; Van Gogh: Ander<br />
Schwelle zur Ewigkeit 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) 3D: Avengers:<br />
Endgame14.00, 16.20, 20.00; Alfons Zitterbacke–<br />
Das Chaos ist zurück 14.10; Wenn du König wärst<br />
14.20; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.20;<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.30; Die sagenhaften<br />
Vier 14.50; Avengers: Endgame 15.00,<br />
16.30, 19.45; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
15.10, 17.30, 20.20; Dumbo 17.00; Die Goldfische<br />
17.10; After Passion 17.10; 3D: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 17.40,20.10; Fighting with<br />
My Family 19.30; Der Fall Collini 19.40; Monsieur<br />
Claude II19.50; Captain Marvel 19.50<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Nur eine Frau 17.15,<br />
19.30, 21.45; B Van Gogh: An der Schwelle zur<br />
Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OmU) 16.40, 19.00,<br />
21.20<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Zujeder Zeit:<br />
Lernwegeinder Pflege(OmU) 17.45; AMan of Integrity:<br />
Einintegerer Mann (OmU) 19.00;Jibril 20.00;<br />
Ray &Liz (OmU) 21.15; Streik (OmU) 21.45<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Monsieur Claude II –<br />
Qu‘est-ce qu‘on aencore fait au Bon Dieu? (OmU)<br />
10.30, 19.30; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />
12.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten 15.00; Border –Gräns (OmU) 17.00;<br />
The Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU) 21.45;<br />
Monsieur Claude II–Qu‘est-ce qu‘on aencore fait<br />
au Bon Dieu? (OmU) 14.30; Unheimlich perfekte<br />
Freunde 16.45; Yuli (OmU) 19.00; Birds Of Passage:<br />
Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano<br />
(OmU) 21.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 11.15, 15.45; Die sagenhaften Vier –Marnies<br />
Welt 13.30; #Female Pleasure (OmU) 18.00;<br />
Border –Gräns (OmU) 20.15; Climax (OmU) 22.45<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Scheich Jackson 18.30;<br />
Border –Gräns (OmU) 20.15; Ray &Liz (OmU)<br />
22.05; Die kleinen Hexenjäger 16.00; Von Bienen<br />
und Blumen 17.30; Jibril 19.15; Birds Of Passage:<br />
Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano<br />
(OmU) 20.45; One Cut of the Dead –Kamera otomeru<br />
na! (OmU) 23.00; Kinobar imSputnik Berlin<br />
Bouncer 19.00; Filmclub (OmU) 20.45<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Nur eine Frau 15.45,<br />
18.00, 20.15; New Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.20; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />
16.10; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
18.20,20.45<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 14.00; Avengers: Endgame<br />
14.00, 19.45; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 14.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
15.00; 3D: Avengers: Endgame 15.30, 16.45,<br />
19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben 16.00,<br />
18.00, 20.15; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.15, 20.30; Monsieur Claude II17.45; Der<br />
Fall Collini 20.00<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Das Ende<br />
der Wahrheit 13.00, 20.00; Ein letzter Job 13.15;<br />
Der Flohmarkt von Madame Claire 13.30, 17.30;<br />
Teawith the Dames: EinunvergesslicherNachmittag<br />
15.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 15.30,<br />
17.45, 20.00; 3D: Avengers: Endgame 15.45,<br />
19.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />
Willkommen imWunder Park 14.00; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.00, 16.15, 18.30, 19.45; Shazam!<br />
14.10; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 14.15; Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.30, 17.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
14.45, 17.15, 20.15; Avengers: Endgame 15.15,<br />
19.30; Die Goldfische 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.00, 20.15; After Passion<br />
17.15; Der Fall Collini 20.00; Monsieur Claude II<br />
20.15; Sneak Preview 20.30<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98)Die sagenhaften Vier –Marnies<br />
Welt 17.00; Wie ich lernte, bei mir selbst Kind<br />
zu sein (OmenglU) 18.45; Liebesfilm (OmenglU)<br />
21.15; Vom Bauen der Zukunft –100 Jahre Bauhaus<br />
(OmU) 18.00; Another Day ofLife –Jeszcze<br />
dzien zycia (OmU) 20.00; Of Fathers andSons–Die<br />
Kinder des Kalifats (OmU) 21.45<br />
Babylon (✆ 242 59 69) Der Funktionär (OmenglU)<br />
17.00; IndoGerman Film: Student of the Year II<br />
(OmU)17.00; Lola Long List: Kirschblüten &Dämonen<br />
17.15;Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 18.30;<br />
Lola Long List:Gundermann19.30;Beale Street–If<br />
Beale Street Could Talk (OmU) 20.00;<br />
Das Haus amMeer –La villa (OmU) 20.15; Lola<br />
Long List: Der Goldene Handschuh (OmenglU)<br />
22.00; Lola Long List: 25 km/h 22.15; Lola Long<br />
List: Der Junge muss an die frische Luft 22.30<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Border<br />
–Gräns (OmU) 13.15, 15.30, 18.00, 20.30;<br />
Monsieur Claude II –Qu‘est-ce qu‘on aencore fait<br />
au Bon Dieu? (OmU) 10.30, 14.30, 18.45, 21.00;<br />
Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 12.30,<br />
16.30<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) 3D: Avengers:Endgame11.00,<br />
12.00,15.00, 16.00, 19.15,<br />
20.00, 22.20; 3D: Willkommen im Wunder Park<br />
11.10; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 11.15,<br />
14.20; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.20,<br />
13.30, 15.40; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 11.40; 3D: Dumbo 11.50; Avengers: Endgame<br />
13.30, 17.00, 21.00; Monsieur Claude II<br />
14.10, 18.00, 19.45; Willkommen im Wunder<br />
Park 14.15; After Passion 14.50, 17.40; Shazam!<br />
16.30; Der Fall Collini 16.40, 19.40; 3D: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 16.45, 19.30, 22.20; Im<br />
Netz der Versuchung 20.20; The Hole in the Ground<br />
20.30, 22.50; Fighting with MyFamily 22.40; Lloronas<br />
Fluch 23.00; Friedhof der Kuscheltiere 23.10<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Ayka (OmU)<br />
14.45; Das schönste Paar 17.00, 19.00; Atlas<br />
21.00; Berlin Babylon (Omdt+englU) 14.30; Van<br />
Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit –AtEternity‘s<br />
Gate (OmU) 16.30, 19.00; Berlin Bouncer (OmU)<br />
21.15; Nur eine Frau (OmU) 15.30, 17.45, 20.00;<br />
Green Book –Eine besondere Freundschaft (OmU)<br />
22.15; Der Funktionär 14.45; Wie ich lernte, bei<br />
mir selbst Kind zusein 16.30; Der Flohmarkt von<br />
Madame Claire –Laderniere folie de Claire Darling<br />
(OmU) 19.30; Free Solo (OmspanU) 21.30; Streik<br />
–Enguerre (OmU) 15.00; Kleine Germanen 17.30;<br />
Das Ende derWahrheit 19.30,21.45<br />
International (✆ 24 75 60 11) Nur eine Frau<br />
15.00, 17.15, 19.30; Avengers: Endgame (OmU)<br />
21.40<br />
Z-inema (✆ 28 38 91 21) One Cut of the Dead –<br />
Kamera otomeru na! (OmU) 20.00<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Wilhelm Dieterle:<br />
Kismet (OF) 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 0644)<br />
Wenn du König wärst 14.00; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 14.00, 16.05; Rafadan Tayfa: Dehliz<br />
Macerasi(OmU) 14.00, 18.05; Dumbo 14.10; Willkommen<br />
im Wunder Park 14.30, 17.00;<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.30, 17.00,<br />
19.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.35,<br />
16.00, 17.10, 19.45; Avengers: Endgame 15.00,<br />
18.30, 20.00; 3D: Avengers: Endgame 16.00,<br />
19.00; After Passion 16.50; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF)<br />
17.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
19.30; Kapi (OmU) 19.30; Der Fall Collini 19.45;<br />
Avengers: Endgame (OF) 20.20<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) AMan of Integrity: Ein<br />
integerer Mann –Lerd (OmU) 10.00; Supa Modo<br />
(OmU) 12.15; Birds Of Passage:Das grüne Goldder<br />
Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 13.45, 22.00;<br />
Streik –Enguerre (OmenglU) 16.00; Van Gogh: An<br />
der Schwelle zurEwigkeit –AtEternity‘sGate (OmU)<br />
18.00; Berlin Sci-Fi Filmfest 20.00<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Stan &Ollie (OmU)<br />
17.00,19.20, 21.40<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Das Ende der Wahrheit<br />
15.40,18.00, 20.30; Sneak Preview22.30;Stan &<br />
Ollie (m.Kurzfilm) 15.00, 17.45, 20.30; Liebesfilm<br />
14.45, 19.00; Atlas 16.45, 21.00; Das schönste<br />
Paar 15.20,20.00; Border 17.30<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45)Avengers: Endgame(OF)<br />
17.45, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
–Pokemon Detective Pikachu (OF) 17.10, 19.30,<br />
21.50; Avengers: Endgame (OF) 17.45; Vice –Der<br />
zweite Mann (OmU) 21.30; Free Solo (OF) 17.50;<br />
Border –Gräns (OmU) 20.10, 22.30; Tea with the<br />
Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag –Nothing<br />
Like aDame (OmU) 17.00; ImNetz der Versuchung<br />
–Serenity (OmU) 19.00; Fighting with MyFamily<br />
(OmU) 21.20<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Willkommen im Wunder Park 14.00; Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 14.15, 16.50, 19.45; 3D:<br />
Avengers: Endgame 14.30, 16.15, 19.00, 20.30;<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.40; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.40; Avengers:<br />
Endgame 15.15, 19.30; Der Fall Collini 17.00; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.30, 20.10;<br />
After Passion 20.00<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Baby Wolfgang präsentiert:<br />
Von Bienen und Blumen (OmenglU) 11.00; Liebesfilm<br />
(OmenglU) 12.20, 19.00; Ray &Liz (OmU)<br />
14.10, 18.50; Von Bienen und Blumen (OmenglU)<br />
14.30,21.00;Birds Of Passage:Das grüne Goldder<br />
Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 16.20; Tito, der<br />
Professor und die Aliens 16.30; AMan ofIntegrity:<br />
Ein integerer Mann –Lerd (OmU) 21.10
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
SONIC PR<br />
dungsmitglied, ihre Schwester Atsuko,<br />
die neben Drums und später<br />
Bass auch als Modedesignerin für<br />
die flashigen Bühnenkostüme zuständig<br />
war, taucht immerhin gelegentlich<br />
noch auf. Auch im 38. Jahr<br />
ihres Bestehens (und obwohl Naoko<br />
1960 geboren wurde) bleiben Shonen<br />
Knife indes auf reizende Weise<br />
jugendlich aufgekratzt, in Süßes vernarrt<br />
(das neue Album wird „Sweet<br />
Candy Power“ heißen), sowie ungebrochen<br />
bester bunter Laune. Frei<br />
nach den Buzzcocks: Teenage-Kitsch<br />
all through the night.<br />
Zu ihren Siebziger-Einflüssen<br />
könnte durchaus auch The Sweet<br />
zählen, die angeblich erfolgreichste<br />
Glamrock-Band der Siebziger. Ich<br />
werde mich hüten hinzugehen, sie<br />
sehen, äh, nicht so gut erhalten aus,<br />
obwohl Andy Scott das letzte verbliebene<br />
Originalmitglied ist. Aber ihre<br />
fürs Kinderpublikum aufgebretzelten<br />
Nummern wie „Blockbuster“<br />
oder „Ballroom Blitz“ von 1973 sind<br />
nicht von der Hand zu weisen und<br />
haben mir einst viel Freude bereitet.<br />
Im Glamrock flirteten bekanntlich<br />
die Männer in der Musik mit<br />
Androgynität und spielerisch quee-<br />
Süßes<br />
Genießen<br />
ohne Reue<br />
POP<br />
Planningtorock<br />
15. 5., 19 Uhr und 23 Uhr,Berghain,<br />
Am Wriezener Bahnhof<br />
Shonen Knife<br />
16. 5., 20 Uhr,BiNuu, U-Bahnhof<br />
Schlesisches Tor<br />
The Sweet<br />
21. 5., 20 Uhr,Columbiahalle,<br />
Columbiadamm 13–21<br />
Stargäste der Wochesinddrei<br />
Niedlichkeitsverehrerinnen aus Japan,<br />
Glamrocker aus unserer Kindheit und ein<br />
queeres Elektrokollektiv aus Berlin<br />
ren, eben glamourösen Styles. Indie<br />
tieferen Subjektstrukturen drang,<br />
wissen wir heute, die Öffnung nicht<br />
wirklich durch. Auch darum gibt es<br />
heute noch gute Gründe„die Sounds<br />
zu queeren, nicht heteronormative<br />
Musik zu schaffen“, wie Planningtorock<br />
alias Jam Rostron ihre Musik<br />
nennen. Dem identitätsverweigernden<br />
Plural entsprechend hören wir<br />
Planningtorocks Stimme auf dem<br />
letzten Album durchweg elektronisch<br />
bearbeitet.<br />
Den Titel „Powerhouse“ dürfen<br />
wir uns dabei in alle möglichen Richtungen<br />
schillernd vorstellen. Zunächst<br />
ist er Rostrons Biografien gewidmet,<br />
aber die diversen House-<br />
Spielarten der Tracks greifen auch<br />
eine kraftvolle Reiheaktueller Discosounds<br />
auf, die sich wiederum auch<br />
dank der mal wehen, mal eher euphorisierten<br />
Elektro-Alien-Stimme<br />
nicht auf die jeweiligen Sub-Stile<br />
festnageln lassen –esgeht also auch<br />
um die Power von und ein Heim für<br />
Transgression und Transition. Kein<br />
kleiner Anspruch. Darum wird die<br />
ausladende multimediale Performance<br />
gleich zweimal am selben<br />
Abend zu erleben sein.<br />
Tanz<br />
Es wird<br />
wieder<br />
geschlemmert<br />
Ist es zu glauben: DiePotsdamer<br />
Tanztage wird esübernächstes<br />
Jahr auch schon 30<br />
Jahre geben ... 2019 geht es<br />
aber zunächst um die Zukunft<br />
des Tanzes aus dem Blickwinkel<br />
des, natürlich!, Bauhaus-<br />
Jubiläums (Bauhaus 100). Eröffnet<br />
wird heute mit Oskar<br />
Schlemmers „Triadischem<br />
Ballett“, beziehungsweise der<br />
2014 neuproduzierten Fassung<br />
von Gerhard Bohners<br />
Lesart derselben aus dem Jahr<br />
1977. Wo immer diese Koproduktion<br />
von Akademie der<br />
Künste und dem Bayerischen<br />
Staatsballett seither aufgeführt<br />
wird, geschieht das vor<br />
ausverkauften Häusern, aber<br />
vielleicht haben Sie jaander<br />
Abendkasse oder auf dem<br />
Schwarzmarkt Glück. Ansonsten<br />
lohnen sicher ab morgen<br />
die Schlemmer-Studien der<br />
brasilianischen Choreografin<br />
Lia Rodrigues: „formas breves“.<br />
PetraKohse<br />
Potsdamer Tanztage bis 26. 5., fabrik<br />
Potsdam, Schiffbauergasse 10,<br />
14467 Potsdam, Tel.: 0331-280 03 14<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />
10.00: Der weite Horizont. Indianische Kulturen &die<br />
Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung (ab<br />
3bis 12 J.)<br />
Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />
10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />
Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />
Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />
10.00: Paul will nicht in die Schule! (ab5J.)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Die Schildkröte hat Geburtstag,Kindertheater<br />
Toll und Kirschen (ab 2J.)<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem<br />
Walde (ab 8bis 12 J.)<br />
theater strahl (✆ 69 59 92 22)<br />
11.00: Genauwie immer:Alles anders(ab 12 J.)<br />
Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />
10.00: Vorsicht, Wilma! (ab 4J.)<br />
ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />
11.00: The Clown Who LostHis Circus, Platypus<br />
Theater,English Children’sTheatre zum Mitmachen.<br />
(ab 3bis 9J.). Anm. erf.<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />
9.30: Raumschiff Erde<br />
11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />
20.00 Studio: KOOKread: The Making of Selbst –das<br />
literarische Ich zwischen Erfindung und Behauptung,<br />
mit Daniela Dröscher,Dilek Güngör,Matthias Nawrat<br />
und Jan Böttcher,Lesung und Konzert<br />
Advent-Zachäus-Kirchengemeinde<br />
(Danziger Str.203) 19.30 Gemeindesaal: Manona.<br />
Roman einer Homophobie, Götz Wienold, Buchvorstellung<br />
Dreifaltigkeitsfriedhof (Bergmannstr.39/41)<br />
17.00: Friedhofs-Salon:FannyHensel –Ihre<br />
Tagebücher,mit Christina Tilmann, Lesung mit Musik<br />
Institute forCultural InquiryBerlin<br />
(✆ 47 37 29 11) 20.00 3. OG Ballroom: Critique of<br />
Fantasy: Between aCrypt and aDateMark, Laurence<br />
Rickels<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
20.30: Peace, Love &Poetry–Die Satire des modernen<br />
Dichterwettstreits!, Sarah Bosetti, Daniel Hoth<br />
Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />
19.30: Hausgäste, Lesung und Gespräch mit Galal<br />
Alahmadi, Gabriela Cabezón Cámaraund Jan Nmec<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />
19.00: „Bei Sinnen sein:Eigensinnig!“ Zu Volker<br />
Brauns 80. Geburtstag,Lesung und Feierlicheit. In<br />
Anwesenheit vonVolker Braun lesen und gratulieren<br />
Kathrin Schmidt, Lothar Trolle, Richard Pietraß, Bert<br />
Papenfuß und Kerstin Hensel<br />
Literaturhaus Berlin (✆ 88 72 86 -0)<br />
12.30: Brown Bag Lunch: Leonardo da Vinci und die<br />
Frauen –EineKünstlerbiographie, Kia Vahland<br />
19.30: Weiter Schreiben –Ali Al-Kurdi und Martin<br />
Kordic im Gespräch mitAnnika Reich, Musik: Mediterranean<br />
Girls Group<br />
Schmalfuss Berlin |contemporaryfine arts<br />
(Knesebeckstr. 96) 19.00: Letzte AusfahrtStockholm.<br />
Friedhovens zweiter Fall, IngoLangner,Buchpremiere<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />
Staatsbibliothek Unterden Linden (✆ 266 -0)<br />
18.00 Wilhelm-von-Humboldt-Saal: Albrecht von<br />
Brandenburg-Ansbach –letzter Hochmeister des<br />
Deutschen Ordens und erster Herzog vonPreußen,<br />
mit Jacek Wijaczka, Buchvorstellung.Anm. erf.<br />
Tschechisches Zentrum (✆ 206 09 89 11)<br />
19.00: Der Mann am Grund. Der erste Fall vonKommissar<br />
Holina, IvaProcházková, Lesung und Gespräch<br />
Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />
20.00: Rakete 2000 rockt Pankow<br />
KONZERT<br />
Auster Club (✆ 611 33 02)<br />
20.00: Call Me Cleo,support: Miles Perkin<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Keys &Screws Double Bass<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Amr Hammour „PMT“ Trio<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00: Vögel Die Erde Essen<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: Whiskey Myers, Wartoad<br />
Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />
20.30: Hang Massive<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
20.00: One OK Rock<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: L’aupaire +Alberta Cross<br />
Maze (✆ 55 51 84 54)<br />
19.00: Sparkling<br />
Mercedes-Benz Arena (✆ 20 60 70 88 99)<br />
19.30: Hugh Jackmanmit Orchester<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
19.30: Bernhard Eder, Special Guest: Peter Piek<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: The Word Alive, special guests: MakeThem<br />
Suffer,OfVirtue,Aviana<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
19.15: Einführung (Staatskapelle Berlin)<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: Tété, Fautentique<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.30: Chameleons Vox<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00: Tujah<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
20.30: The Zig Zag Jazzed Up Jam Session, host: Uri<br />
Gincel<br />
CLUB<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Bellmeria, Nikklaas, OELV<br />
Humboldthain Club (✆ 46 90 53 65)<br />
20.00: Open Decks for VinylDJs &Tischtennis<br />
Maxxim Berlin (✆ 41 76 62 40)<br />
19.00: FarOut After Work Party, Tiefton, Guess<br />
Maze (✆ 55 51 84 54)<br />
20.00: Definizium Records presents WomTacker u. a.<br />
Monster Ronson’sIchibanKaraoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.55: Encore.une.fois –Smash Invaders, Smashi TV,<br />
Joyce Muniz, Dirk Sid Eno<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />
Leandro<br />
KINO<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 13.40; Nur eine Frau<br />
15.30, 20.00; Monsieur Claude II17.45; Alfons<br />
Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 13.30; Der Fall<br />
Collini 15.30, 20.30; VanGogh: An der Schwellezur<br />
Ewigkeit 18.10<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gundermann17.15;<br />
Avengers: Endgame (OmU) 20.00; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 14.50; Das Ende<br />
der Wahrheit 16.40, 20.30; Der Flohmarkt von Madame<br />
Claire 16.15; Dasschönste Paar 18.30; Atlas<br />
20.45; Stan &Ollie (m. Kurzfilm) 15.00, 17.45;<br />
Liebesfilm 19.00; Stan &Ollie (OmU) 21.00; Van<br />
Gogh: Ander Schwelle zur Ewigkeit 15.30, 17.50,<br />
20.15<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.45, 15.50;<br />
Dumbo 14.00; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />
14.00; Ein Gauner &Gentleman 14.15; Wenn du<br />
König wärst 14.20; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />
ist zurück 14.30; Der Fall Collini 14.45, 19.30;<br />
Avengers: Endgame (OmU) 15.30, 17.00, 19.45,<br />
21.00; Monsieur Claude II16.30; Van Gogh: An der<br />
Schwelle zur Ewigkeit 16.40, 19.30; Das schönste<br />
Paar 17.00; Das Ende der Wahrheit 17.20, 20.00;<br />
Nur eine Frau 17.45, 20.15; Tea with the Dames:<br />
Ein unvergesslicher Nachmittag –Nothing Like a<br />
Dame (OmU) 18.00; Stan &Ollie 19.00; Border<br />
20.15; Shazam! (OmU) 21.30; Captain Marvel<br />
(OmU) 22.15; Ein letzter Job – King ofThieves<br />
(OmU) 22.30; ImNetz der Versuchung –Serenity<br />
(OmU) 22.40; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
–AtEternity‘s Gate (OmU) 22.45; Der Goldene<br />
Handschuh 22.50<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Von Bienen und Blumen<br />
17.45; Daszweite Lebendes Friedrich Wilhelm<br />
Georg Platow (m. Vorfilm) 19.30; Svideteli Putina<br />
–Putin‘s Witnesses: Putins Zeugen (OmU) 21.30<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Luft zum Atmen<br />
–40Jahre Opposition bei Opel in Bochum 17.00;<br />
Streik –Enguerre (OmU) 18.15; Deckname Jenny<br />
20.00; Ray &Liz (OmU) 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 14.10; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 14.15; Monsieur<br />
Claude II14.20, 19.45; Alfons Zitterbacke –Das<br />
Chaos ist zurück 14.20; Willkommen im Wunder<br />
Park 14.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
14.30; Dumbo 14.30;<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.45, 17.20,<br />
20.00, 22.30; 3D: Avengers: Endgame 14.45,<br />
16.20, 20.15, 22.25; Avengers: Endgame 15.30,<br />
19.45; Der Fall Collini 16.30, 19.30; Wenn du König<br />
wärst 16.40; ImNetz der Versuchung 16.50,<br />
19.45, 22.30; 3D: Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 17.00; Captain Marvel 17.10; 3D: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 17.15, 20.20, 23.00; Die<br />
Goldfische 19.40; After Passion 19.50; Fighting<br />
with My Family 20.00; The Hole in the Ground<br />
22.30; Lloronas Fluch 22.30; 3D: Captain Marvel<br />
22.30; Friedhof der Kuscheltiere 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Avengers:<br />
Endgame 13.30, 16.40, 20.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 13.45; Royal Corgi: Der Liebling<br />
derQueen13.50; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
14.10, 17.30, 20.40; After Passion 14.30, 17.20;<br />
Die Goldfische 14.40; 3D: Avengers: Endgame<br />
15.15, 16.10, 18.30, 19.30; Dumbo 15.40; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.30, 20.00;<br />
Der Fall Collini 16.50, 20.20; Fighting with My<br />
Family 17.30; Monsieur Claude II19.20; Captain<br />
Marvel 19.50; The Hole inthe Ground 20.10<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 3004)<br />
Der Fall Collini 14.35,17.30,20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Monsieur Claude II<br />
18.00; Roma 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Stan&Ollie(OmU) 15.45,<br />
20.30;Van Gogh:Ander Schwelle zur Ewigkeit –At<br />
Eternity‘s Gate (OmU) 18.00<br />
Urania-Filmbühne (✆ 218 90 91) Ein Gauner &<br />
Gentleman 16.30,19.00<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Border –Gräns (OmU)<br />
18.00; Free Solo (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 0211) Willkommen<br />
im Wunder Park 10.00, 12.00, 14.00;<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 10.00, 12.30,<br />
14.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00,<br />
12.20, 14.50, 17.25, 20.00; Avengers: Endgame<br />
10.00, 15.00, 16.20, 19.00; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 12.10; Glam<br />
Girls: Hinreißend verdorben 14.40, 17.15, 19.50;<br />
3D: Avengers: Endgame 16.10, 20.15; Monsieur<br />
Claude II 20.15<br />
KinoimKulturhausSpandau (✆ 3336081) Monsieur<br />
Claude II14.15,18.15; Ein Gauner &Gentleman<br />
16.15; Ein letzter Job 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 0711) Monsieur Claude II<br />
15.00,17.40,20.15<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
Willkommen im Wunder Park 10.00, 12.00; Royal<br />
Corgi: Der Lieblingder Queen 10.00, 12.30, 14.10;<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.30,<br />
13.50, 14.45, 17.30, 19.45, 22.40; Misfit 10.00;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 10.00, 12.00; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 10.00; Avengers: Endgame<br />
10.00,15.00,16.30, 18.00, 20.15, 22.00; Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 11.50; Rocca<br />
verändert die Welt 12.20; Wenn du König wärst<br />
14.20; Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.45,<br />
17.15, 20.15, 23.00; Dumbo 15.00; 3D: Avengers:<br />
Endgame 16.20, 22.20; After Passion 17.10;<br />
Green Book –Eine besondere Freundschaft 19.45;<br />
NationalTheatre: AllMySonsbyArthur Miller (OmU)<br />
20.00; Avengers: Endgame (OF) 20.30; Lloronas<br />
Fluch 22.40<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 15.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu15.45,18.00; Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 15.45, 18.00, 20.30; 3D: Avengers:Endgame<br />
16.30, 20.30; Hard Powder 18.00, 20.30;<br />
3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Commedia all‘italiana:<br />
Verführung auf italienisch –Sedotta aabbandonata<br />
(OmenglU) 20.00; Mirror –Archiv der Cimatheque<br />
Kairo: Filmausschnitte (m. Einführung, Gast u.Diskussion)<br />
19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.30, 15.30,<br />
16.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben 12.30,<br />
14.00, 17.10, 19.30, 23.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
12.30, 14.00, 16.00, 18.00, 19.00, 20.30,<br />
22.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 12.40,<br />
14.00; Captain Marvel 12.45, 15.50, 16.20,<br />
20.45; Ostwind 4 – Aris Ankunft 13.00, 13.30;<br />
Avengers: Endgame 13.00, 15.00, 17.00, 19.40,<br />
20.00, 21.00, 22.20; Willkommen im Wunder Park<br />
13.10,15.45;Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
13.20; Der Fall Collini 13.20, 16.30, 19.50,<br />
22.50; Wenn duKönig wärst 13.30; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 13.30;<br />
After Passion 13.30,16.50, 19.30; Asterix und das<br />
Geheimnis des Zaubertranks 14.10;<br />
Monsieur Claude II 14.30, 16.40, 20.10; Stan &<br />
Ollie 16.20, 19.00; Dumbo 16.20; AStar IsBorn<br />
16.30; Shazam! 16.50; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.00, 19.50, 22.45; Nur eine Frau<br />
17.10, 19.45, 22.30; Der Flohmarkt von Madame<br />
Claire 18.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />
18.20; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
19.15; Friedhof der Kuscheltiere 19.40, 23.10; Bohemian<br />
Rhapsody 19.40; Das Ende der Wahrheit<br />
20.10;ImNetz der Versuchung 21.00;Iron Sky:The<br />
Coming Race 22.00; EscapeRoom 22.20; Lloronas<br />
Fluch 22.30; Fighting with MyFamily 22.30; Wir<br />
23.00;The Hole in the Ground 23.00<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 4344) One Cut of the<br />
Dead –Kamera otomeru na! (OmU) 18.00; Berlin<br />
Bouncer (OmU) 20.00; Wir –Us (OmU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
14.00, 16.30; Avengers: Endgame 14.00, 16.00,<br />
19.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />
14.00; 3D: Avengers: Endgame 15.00, 18.00,<br />
20.15, 21.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
16.00, 18.00, 20.15, 22.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 19.00, 22.00; Der Fall Collini<br />
22.30<br />
Casablanca (✆ 677 5752) Der Funktionär 16.45;<br />
EinGauner&Gentleman 18.30; Weil Du nur einmal<br />
lebst –Die Toten Hosen auf Tour 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.55, 16.40;<br />
3D: Avengers: Endgame 14.00, 15.30, 18.00,<br />
19.30;After Passion 14.00,17.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.15; Willkommen im Wunder<br />
Park 14.20; Captain Marvel 14.20; Dumbo 14.30;<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 15.00, 17.30,<br />
20.15;Avengers: Endgame 16.00,20.00; Wenn du<br />
König wärst 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.00, 19.40; Monsieur Claude II17.10,<br />
19.30; Der Fall Collini 19.45; Fighting with MyFamily<br />
19.50; Friedhof der Kuscheltiere 20.15<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/5050311) Willkommen<br />
imWunder Park 14.00, 18.25; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.00, 15.00, 16.45, 17.40,<br />
19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.20,<br />
16.50, 19.30; Avengers: Endgame 15.00, 19.30;<br />
3D:Avengers: Endgame 16.00, 20.15; Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 16.10; Dumbo 16.40; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 19.45; Avengers:<br />
Endgame (OF) 20.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF) 20.40<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Roma<br />
(OmU; mit Vorfilm) 18.45; Free Solo 21.15<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 4714001) Berlin-Film-Katalog:<br />
Zwei in einer großen Stadt 18.00; Ray &Liz (OmU)<br />
19.45; Border –Gräns (OmU) 21.45<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Der Fall Collini<br />
13.00, 20.00; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />
15.30; Monsieur Claude II17.45; Monsieur Claude<br />
II 11.45, 20.30; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 14.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />
ist zurück 16.00; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />
18.15<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Christo –<br />
Walking on Water (OmU) 15.30; Van Gogh: An der<br />
Schwellezur Ewigkeit 18.00; DasEndeder Wahrheit<br />
20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 13.15; Monsieur Claude<br />
II 15.30; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
17.45; Der Fall Collini 20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Die Stadt als Beute 18.00<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Nur eine Frau 13.30,<br />
20.30; Der Flohmarkt von Madame Claire 15.45;<br />
Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 18.00<br />
FREILUFTKINOS<br />
Freiluftkino Insel imCassiopeia (✆ 35 12 24 49)<br />
Weil Du nur einmal lebst –Die Toten Hosen auf Tour<br />
21.30<br />
Freiluftkino Kreuzberg Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro<br />
felice (OmU) 21.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Rafiki<br />
(OmU) 17.00; Filmclub (m. Einführung u. Diskussion)<br />
19.30<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/7437020) DerFall Collini<br />
13.30,21.15; Atlas 14.30;Tea with the Dames:<br />
Ein unvergesslicher Nachmittag 14.45; Monsieur<br />
Claude II14.45, 16.45; Das Ende der Wahrheit<br />
16.00, 20.45; Das schönste Paar 16.45, 20.45;<br />
Asterix unddas Geheimnis des Zaubertranks 16.45;<br />
Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 18.15; Edie<br />
–Für Träume ist esnie zu spät (m. Gast) 18.45; Der<br />
Flohmarkt von Madame Claire 18.45; Von Bienen<br />
und Blumen 19.00; Kleine Germanen 21.00<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 13.40;<br />
Willkommen imWunder Park 13.45; 3D: Avengers:<br />
Endgame 13.45, 15.45, 18.30, 20.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.00; Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 14.15; Avengers: Endgame<br />
14.15, 15.15, 16.00, 19.30, 20.15; Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 14.30, 17.15, 20.15; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.45, 19.40;<br />
Monsieur Claude II17.00; Der Fall Collini 19.30;<br />
After Passion 19.45<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.30, 17.00, 19.30<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />
Der Fall Collini 17.15; Van Gogh: Ander Schwelle<br />
zur Ewigkeit 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 0200) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 14.00, 16.50; Avengers:<br />
Endgame 14.00, 17.00, 20.00; Fighting with My<br />
Family 14.15; Willkommen im Wunder Park 14.20;<br />
Wenn du König wärst 14.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.30; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3: Die geheime Welt 14.30; Asterix und<br />
das Geheimnis des Zaubertranks 14.40; 3D: Avengers:<br />
Endgame 15.30, 16.15, 19.30; After Passion<br />
17.10, 20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.15, 19.50; Monsieur Claude II 17.15,<br />
19.30; Der Fall Collini 17.30, 20.30; 3D: Dumbo<br />
17.45; 3D: Captain Marvel 19.45; Im Netz derVersuchung<br />
20.10; Die Goldfische 20.45<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 10.00; Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 15.30, 18.00, 20.30; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 15.30; 3D: Avengers:<br />
Endgame 16.00, 20.15; Hard Powder 17.45; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 18.00, 20.30;<br />
Destroyer 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.00; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.00, 16.15, 20.00; Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 15.00; Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 15.15, 17.45, 19.45; Avengers:<br />
Endgame 17.00, 19.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.15, 20.30<br />
Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />
Avengers: Endgame 17.00, 20.15<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Dumbo<br />
15.45; 3D: Avengers: Endgame 16.15, 20.00; Der<br />
Fall Collini 18.15; Monsieur Claude II20.45
24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
CHAT<br />
„Antworten auf<br />
dem Wegzur<br />
Dusche“<br />
Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />
Im Chat kommen Menschen<br />
zu Wort,die sich in der digitalen<br />
Welt bewegen. Christian Lindener<br />
ist Deutschland-CEO vonWayra,<br />
dem weltweiten Start-up-Accelerator-Programm<br />
des Telefónica-Konzerns.<br />
Am 16. Maispricht er beim „AI<br />
Kitchen Talk“ im Telefónica-Basecamp<br />
mit Wolfgang Hildesheim, der<br />
bei IBM in Deutschland für das KI-<br />
Thema zuständig ist, und KI-Startups<br />
von Wayra über das Thema<br />
„Künstliche Intelligenz als Zauberformel?<br />
Innovation und Digitalisierung<br />
beginnen im Alltag“.<br />
Womit beginnt morgens Ihr Einstieg<br />
in die digitale Welt?<br />
Ichstehe früher auf als meine Frau<br />
und meine Kinder:um6Uhr.Ich checke<br />
E-Mails,Termine,LinkedInsowie<br />
unsere Business-Channels und Metriken<br />
auf Social Media. Die wichtigsten<br />
Sachen beantworte ich auf dem<br />
Wegzur Dusche.<br />
Eingroßes Thema zurzeit ist Künstliche<br />
Intelligenz. Wie werden Menschen<br />
und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />
KI wirddas Arbeitsleben grundlegend<br />
verändern. Sie wird dem Menschen<br />
Routineaufgaben abnehmen,<br />
damit er sich auf viel komplexere<br />
oder emotionalere Aufgaben fokussieren<br />
kann –und somit Zeit und Effektivität<br />
gewinnt. Der Mensch wird<br />
diese gewonnene Zeit für Interpretationen<br />
und Handlungen nutzen.<br />
Werden nur wir eines Tages über unsereDaten<br />
verfügen können?<br />
Sicher nicht. Es wirdimmer Wege<br />
geben, an die Daten der Menschen<br />
zu kommen. Schon aus Bequemlichkeit<br />
sind viele bereit, ihreDaten freizugeben.<br />
Dennoch bin ich davon<br />
überzeugt, dass jeder seine eigene<br />
Datenbank haben sollte und selbst<br />
entscheiden soll, mit wem erseine<br />
Daten teilen will.<br />
Was geht gar nicht in der digitalen<br />
Welt, was verurteilen Sie?<br />
Ichverurteile Cyber-Bullying und<br />
den Missbrauch von Daten. Gerade<br />
bei Jugendlichen kann das oft weitreichende<br />
und verletzende Folgen<br />
haben. Dafür habe ich nichts übrig!<br />
Es gibt Menschen, die behaupten,<br />
Computer sind nur erfunden worden,<br />
damit gespielt werden kann.<br />
Spielen Sieauch?<br />
Jeden Tag! Im Grunde basiertjede<br />
App auf der Gamification der Inhalte,und<br />
deshalb spielen wir alle jeden<br />
Tag. Die großen Innovationen<br />
entstehen durch drei Antriebe: Sex,<br />
Kriege und Spiele.<br />
Vielen Menschen macht die Zukunft<br />
Angst. Welcher Podcast macht Ihnen<br />
Mut?<br />
DerPodcast vonLucas Hoffmann<br />
über Social-Media-Marketing. Das<br />
hat soviel Potenzial, dass wir es noch<br />
gar nicht richtig fassen können.<br />
Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />
Nicht wenn ich bei meiner Frau<br />
und meinen beiden Töchtern zu<br />
Hause bin. Dann gehört die Zeit nur<br />
ihnen.<br />
Christian Lindener<br />
ist Deutschland-Geschäftsführer<br />
vonWayra.<br />
VonAnnika Leister,Jan Sternberg<br />
und Jörg Hunke<br />
Mehrere <strong>Berliner</strong> Twitter-Nutzer<br />
hat es erwischt.<br />
Im Laufe des<br />
gestrigen Tages wurden<br />
immer mehr Fälle bekannt, in<br />
denen der Kurznachrichtendienst<br />
Accounts mit politischen Äußerungen<br />
gesperrt hatte. Zum Unverständnis<br />
der Account-Betreiber.<br />
Es ging am Morgen mit der<br />
Nachricht los, dass Sven Kohlmeier,<br />
rechtspolitischer und netzpolitischer<br />
Sprecher der SPD-Fraktion<br />
im Abgeordnetenhaus, nicht<br />
mehr auf seinen Account zugreifen<br />
konnte.Kohlmeier hatte auf Twitter<br />
kritisiert, dass die <strong>Berliner</strong> AfD-Abgeordnete<br />
Jessica Bießmann nicht<br />
aus der Partei ausgeschlossen wird,<br />
obwohl sie auf alten Fotos vor einem<br />
Weinregal mit Hitler-Konterfei<br />
posiert hatte. „So ein paar Hitlerwein-Fotos<br />
schaden nicht der Parteimitgliedschaft“,<br />
schrieb Kohlmeier.<br />
„Wie rechtsradikal muss<br />
man eigentlich sein, um bei der<br />
AfD rauszufliegen?“<br />
Kohlmeier erwägt neue Gesetze<br />
Twitter teilte dem Abgeordneten<br />
mit, die Nachricht verstoße „gegen<br />
unsere Regeln zum Veröffentlichen<br />
von irreführenden Informationen<br />
vor Wahlen“. Kohlmeier legte Einspruch<br />
gegen die Sperre ein. „Es<br />
handelt sich eindeutig um eine erlaubte<br />
Meinungsäußerung“, sagte<br />
er der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland). „Es ist<br />
klar rechtswidrig, was Twitter hier<br />
macht“, fügte er erbost hinzu.<br />
Kohlmeier ging davon aus, dass<br />
AfD-nahe Nutzer systematisch ihn<br />
und andere kritische Twitterer melden<br />
und blockieren lassen. „Die haben<br />
mich auf dem Kieker,weil ich regelmäßig<br />
AfD-kritische Aussagen<br />
Die Forderung nach einer Zerschlagung<br />
von Facebook wird<br />
verstärkt zu einem Thema für den<br />
Vorlauf zur US-Präsidentenwahl<br />
2020. Mitder Senatorin Kamala Harris<br />
sprach sich eine weitere Politikerin<br />
aus dem Lager der Demokraten<br />
dafür aus, dass die amerikanische<br />
Regierung eine Aufspaltung des Online-Netzwerks<br />
prüfen sollen.<br />
Die Forderung, Facebook zu zerschlagen,<br />
bekam in den vergangenen<br />
Tagen neuen Auftrieb.Chris Hughes,<br />
einer der Mitgründer des Online-Netzwerks,<br />
hatte sich vergangene<br />
Woche in einem Beitrag in der<br />
New York Times dafür ausgespro-<br />
Fehler im System<br />
Twitter sperrt stundenlang <strong>Berliner</strong> Nutzer wegen politischer Äußerungen<br />
Tweets der Jüdischen Allgemeinen und von Sven Kohlmeier mit Hinweisen von Twitter<br />
twittere“, sagte er. Gegen die Sperre<br />
rechtlich vorzugehen, hält der Jurist<br />
für schwierig. Nun will er prüfen, ob<br />
es neuer Gesetzebedarf.„Die großen<br />
sozialen Netzwerke müssen die freie<br />
Meinungsäußerung und den Rechtsweg<br />
garantieren“, betonte er. Auch<br />
Kohlmeiers Parteifreundin, die <strong>Berliner</strong><br />
Staatssekretärin Sawsan Chebli<br />
(SPD), war zuletzt kurzzeitig von<br />
Twitter gesperrtworden.<br />
Im Laufe des Tages wurde dann<br />
bekannt, dass auch der Account<br />
der Jüdischen Allgemeinen zeitweise<br />
gesperrt worden war. Hintergrund<br />
war ein harmloser Hinweis,<br />
Facebook wird zum Wahlkampfthema<br />
In den USA streiten führende Politiker darüber,obder Tech-Gigant zerschlagen werden soll<br />
chen, dass Facebook die zugekauften<br />
Apps Instagram und WhatsApp<br />
abgeben müsseund in Zukunft strikter<br />
reguliert werde. Erbekam dafür<br />
Applaus unter anderem von einer<br />
weiteren Präsidentschaftsanwärterin<br />
der Demokraten, der Senatorin<br />
ElizabethWarren, die schon seit einiger<br />
Zeit eine Zerschlagung der großen<br />
Online-Plattformen Facebook,<br />
Google und Amazon fordert.<br />
DieSenatorin Kamala Harris ging<br />
nicht ganz so weit, sagte in einem<br />
CNN-Interview am Wochenende<br />
aber, „wir müssen das ernsthaft in<br />
Erwägung ziehen“. Facebook spiele<br />
aus wirtschaftlicher Sicht eine ähnli-<br />
dass Israels Botschafter Jeremy Issacharoff<br />
nicht mit der AfD sprechen<br />
wolle.„Es ist ein Skandal, dass<br />
Twitter antisemitische Hass-Postings<br />
duldet, während Nachrichten<br />
der einzigen jüdischen Wochenzeitung<br />
Deutschlands gesperrt werden“,<br />
teilte die Redaktion mit.<br />
Auch die <strong>Berliner</strong> Volksinitiative<br />
„Deutsche Wohnen und Co.enteignen“<br />
wurde von Twitter gesperrt.<br />
Anlass sei eine „Satire auf die SPD“<br />
gewesen, sagte Rouzbeh Taherivon<br />
der Initiative der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Auf Facebook ist das Foto noch zu<br />
sehen: Ein Wahlplakat der SPD an<br />
che Rolle wie ein Versorgungsunternehmen,<br />
werde aber nicht entsprechend<br />
reguliert. „Aus meiner Sicht<br />
muss das ein Ende haben.“<br />
Facebook setzt sich unterdessen<br />
gegen die Forderungen zur Wehr.Der<br />
neue Politik-Chef Nick Clegg konterte<br />
am Wochenende –ebenfalls in einem<br />
Meinungsbeitrag in der New York<br />
Times –eine Zerschlagung wäre die<br />
falscheLösung. Clegg, ein ehemaliger<br />
britischer Vize-Premier,bestrittunter<br />
anderem, dass Facebook eine Monopol-Position<br />
habe. Sohabe das Online-Netzwerk<br />
allein im Markt der<br />
Chatdienste viele Konkurrenten wie<br />
Apples iMessage, Microsofts Skype,<br />
BLZ<br />
Twitter steht<br />
eigentlich für<br />
Zwitschern:<br />
Nutzer bekamen<br />
allerdings die<br />
Macht des<br />
Unternehmens<br />
zu spüren.<br />
Grundlos wurden<br />
ihre Accounts<br />
gesperrt.<br />
IMAGO IMAGES<br />
einem Baum, auf dem als Wahlslogan<br />
steht: „Berlin bleibt bezahlbar.<br />
Hahahahahahaha. War nur Spaß!<br />
Anzug und Immobilienwirtschaft<br />
stehen uns besser.“<br />
Neue Funktion zur Europawahl<br />
Taheri kritisierte die Account-<br />
Sperrescharfals willkürlich. Offensichtlich<br />
sei ein Algorithmus am<br />
Werk, der Satire nicht erkennen<br />
könne.„Das ist extrem gefährlich.“<br />
Zudem hätte Twitter lange keinen<br />
Grundfür die Sperregenannt, auch<br />
keinen Ansprechpartner angeboten.<br />
Mehrere Tage lang sei der Account<br />
blockiert gewesen. Taheri<br />
forderte eine Reaktion der Politik:<br />
„Möchte der Gesetzgeber wirklich,<br />
dass reihenweise politisch aktive<br />
Accounts gesperrtwerden?“<br />
In einer Stellungnahme sagte<br />
ein Twitter-Sprecher, dass die Priorität<br />
des Unternehmens auf der<br />
Verbesserung der Gesprächskultur<br />
liege. „Auf dem Weg, dies zu erreichen,<br />
machen wir manchmal Fehler<br />
bei der Durchsetzung unserer<br />
Regeln.<br />
Twitter hatte Ende April eine<br />
neue Funktion zur Europawahl bereitgestellt:<br />
Nutzer können wahlbezogene<br />
falsche und irreführende<br />
Informationen melden. Auch Facebook<br />
macht das. Dascheinen die<br />
Mitarbeiter oder die Algorithmen<br />
besser zu funktionieren: Das Satire-Plakat<br />
der „Deutsche Wohnen<br />
und Co. enteignen“ wurde dort<br />
nicht gesperrt. Die beiden Plattformenstanden<br />
wiederholt in der Kritik,<br />
nicht genug gegen digitale Desinformation<br />
zu unternehmen. Der<br />
Anwalt Thomas Stadler, der vor<br />
drei Jahren nach einem als satirischen<br />
Rat anAfD-Wähler geschrieben<br />
Tweet auch gesperrt worden<br />
war, befürchtete schon, „dass dieses<br />
Instrument gerade vonAfD-Anhängern“<br />
genutzt werde.<br />
Line aus Japan und WeChat aus<br />
China. Seine Größe ermögliche Facebook<br />
zugleich hohe Investitionen in<br />
die Sicherheit der Dienste unter anderem<br />
durch dasVorgehen gegenTerrorpropaganda<br />
und Hassrede. „Das<br />
wäre soziemlich unmöglich für ein<br />
kleineres Unternehmen.“ Hughes<br />
hatte unter anderem argumentiert,<br />
dass Facebooks Gründer und Chef<br />
Mark Zuckerberg zuviel Macht habe<br />
und das Online-Netzwerk durch<br />
seine Größe die Entstehung neuer<br />
Wettbewerber unmöglich mache.Für<br />
Nutzer gebe es keine Alternative zu<br />
Facebook-Apps, weil alle ihre Kontakte<br />
dortseien. (dpa)<br />
Schweden<br />
nimmt Assange<br />
ins Visier<br />
Staatsanwaltschaft prüft<br />
Vergewaltigungsvorwurf<br />
Die schwedische Staatsanwaltschaft<br />
nimmt ihre Voruntersuchungen<br />
zu Vergewaltigungsvorwürfen<br />
gegen Wikileaks-Gründer Julian<br />
Assange wieder auf. Dies gab die<br />
Vize-Chefin der Behörde, Eva-Marie<br />
Persson, am Montag bekannt. Sie<br />
will in Kürze einen europäischen<br />
Haftbefehl ausstellen mit dem Ziel,<br />
dass der 47-Jährige nach Verbüßung<br />
seiner Haftstrafe in Großbritannien<br />
an Schweden ausgeliefertwird.<br />
Assange wird vorgeworfen, 2010<br />
eine Frau in Schweden vergewaltigt<br />
zu haben. Er hat die Vorwürfe stets<br />
bestritten. AndereVorwürfe sind inzwischen<br />
verjährt. Die Schweden<br />
hatten die Ermittlungen vor zwei<br />
Jahren eingestellt, weil es ihnen<br />
nicht gelungen war, Assange ausführlich<br />
zu verhören. Die Schuldfrage<br />
blieb aber ungeklärt.<br />
Der Australier hatte sich 2012 in<br />
die ecuadorianische Botschaft in<br />
London geflüchtet, um einer Auslieferung<br />
an Schweden zu entgehen. Er<br />
fürchtete, später an die USA ausgeliefertzuwerden,<br />
wo ihm Verschwörung<br />
mit der Whistleblowerin Chelsea<br />
Manning vorgeworfen wird. Einen<br />
Auslieferungsantrag aus Amerika<br />
gab es damals aber noch nicht.<br />
Manning hatte Wikileaks 2010 –damals<br />
noch als Bradley Manning –<br />
Hunderttausende geheime Militärdokumente<br />
zukommen lassen. Es<br />
geht dabei um die US-MilitäreinsätzeimIrakund<br />
in Afghanistan.<br />
Im April wurde Assange nun in<br />
der Botschaft in London festgenommen<br />
und zu 50 Wochen Haft verurteilt,<br />
weil er gegen Kautionsauflagen<br />
verstoßen und sich jahrelang dem<br />
Zugriff der Polizei entzogen hatte.<br />
Die USA wollen, dass der Australier<br />
an sie ausgeliefertwird.<br />
Für den Fall, dass Assange nach<br />
Schweden ausgeliefert wird, sagte<br />
Wikileaks-Chef Kristinn Hrafnsson:<br />
„Es gäbe Assange die Gelegenheit,<br />
seine Unschuld zu beweisen.“<br />
(dpa)<br />
Touristen<br />
bei Airbnb<br />
getäuscht<br />
Schiffscontainer als<br />
Unterkunft angeboten<br />
Betrüger haben in Amsterdam<br />
zwei Schiffscontainer verbotenerweise<br />
auf den Bürgersteig gestellt<br />
und über den Unterkunftsvermittler<br />
Airbnb als Touristen-Quartier angepriesen.<br />
In dem Container befanden<br />
sich drei Betten, ein Tisch und eine<br />
Toilette, wie am Montag das „Algemeen<br />
Dagblad“ berichtete. In der<br />
Online-Auskunft des Vermittlers<br />
seien die Container als solche nicht<br />
erkennbar gewesen. Einer der Container<br />
wurde inzwischen von der<br />
Stadtverwaltung weggeschleppt.<br />
Der örtliche Fernsehsender AT5<br />
sprach mit einem Engländer,der die<br />
Unterkunft für 134 Euro gebucht<br />
hatte.„Wirwaren bereits dreimal mit<br />
dem Taxi daran vorbeigefahren und<br />
dachten, dies kann es nicht sein“,<br />
sagte der Tourist. „Als wir ausgestiegen<br />
waren, zeigte sich, dass dies<br />
doch der Fall ist.“ Der Engländer<br />
ging dann demnach lieber in ein<br />
klassisches Hotel. Sein Geld erhielt<br />
er vonAirbnb zurück, so die <strong>Zeitung</strong>.<br />
Anwohner reagierten unterschiedlich<br />
auf die Containerunterkunft<br />
für Amsterdam-Besucher.„Eigentlich<br />
eine lustige Idee, eine<br />
schöne Lösung als Schlafplatz für<br />
Touristen“, sagte ein Mann, der in<br />
der Nähe arbeitet. Als „lächerlich“<br />
bezeichnete ein anderer den Container.<br />
(dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 25<br />
·························································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG)ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister desAlltags 11.15 (für HG)Wer weiß<br />
denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />
12.15 (für HG)ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />
ZDF-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />
14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00 (für<br />
HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm der Liebe<br />
16.00 (für HG)Tagesschau 16.10 (für HG)<br />
Verrückt nach Meer 17.00 (für HG) Tagesschau<br />
17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für HG) Quizduell<br />
18.50 (für HG) WaPo Bodensee. Alte Liebe<br />
19.45 (für HG) Quizzen vor acht 19.55 (für<br />
HG) Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) UmHimmels Willen<br />
Späte Versöhnung.Unterhaltungsserie.<br />
21.00 (für HG) Inaller Freundschaft<br />
Ehrlich währt amlängsten? Arztserie<br />
21.45 (für HG) Report München<br />
Magazin<br />
22.15 (für HG)Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Mord mit Aussicht<br />
Der letzte Vorhang.Krimiserie<br />
23.30 (für HG) Mord mit Aussicht<br />
Klingelingeling.Krimiserie<br />
0.15 (für HG) Umschau<br />
MDR-Magazin<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />
Wolfram Kons 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter uns.<br />
Daily Soap 9.30 (für HG)Alles was zählt. Soap<br />
10.00 Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12.<br />
Moderation: Katja Burkard 14.00 Die Superhändler<br />
–4Räume, 1Deal 16.00 Vorher<br />
Nachher –Dein großer Moment. Mit Janine<br />
Kunze 17.00 Freundinnen –Jetzt erst recht.<br />
Unterhaltungsserie 17.30 Unter uns. Daily<br />
Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin. Moderation:<br />
Elena Bruhn 18.30 Exclusiv –Das Star-<br />
Magazin. Moderation: Frauke Ludowig 18.45<br />
aktuell 19.05 (für HG) Alles was zählt. Soap<br />
19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 (für HG) Nachtschwestern<br />
Gerechtigkeit. Arztserie<br />
Mit Ines Quermann, Mimi Fiedler,Oliver<br />
Franck u.a.<br />
21.15 (für HG) Sankt Maik<br />
Erleuchtung garantiert. Dramaserie<br />
22.15 Doc meets Dorf<br />
Landarzt sein wollen ist nicht schwer<br />
23.10 Schmidt –Chaos auf Rezept<br />
One-Night-Stand.Comedyserie<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.35 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
Phönix in der Asche. Krimiserie<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR zur Hauptstadt. neuen Kollegen. Gemeinsam versuchen Arte<br />
15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas? 16.00<br />
(für HG) umvier 17.45 (für HG)Aktuell 18.10<br />
(für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />
19.00 (für HG) MDR Regional 19.30 (für HG)<br />
Aktuell 19.50 (für HG) Einfach genial 20.15 (für<br />
HG) Umschau 21.00 (für HG) Der Osten –Entdecke<br />
wo du lebst 21.45 (für HG) Aktuell 22.05<br />
Das Politbüro privat (1/2) 22.50 (für HG) Polizeiruf<br />
110. Das letzte Wochenende.TV-Kriminalfilm,<br />
DDR 1975 23.55 (für HG) Morden im Norden<br />
0.45 (für HG) Umschau 1.30 (für HG) Der<br />
Osten –Entdecke wodulebst<br />
Bayern<br />
14.40 (für HG) Wer weiß denn sowas? 15.30<br />
(für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />
in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 (für<br />
HG) Gesundheit! Die Show 21.45 (für HG)<br />
Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Capriccio<br />
22.30 Neue Alpine Architektur in Österreich<br />
23.15 nacht:sicht 0.00 KlickKlack 0.30 Kissinger<br />
Sommer 1.50 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
Vox<br />
15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und<br />
Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 Sing meinen Song –Das Tauschkonzert<br />
22.10 Die Johannes-Oerding-Story 23.05 100<br />
Songs, die die Welt bewegten. Die schönsten<br />
Gänsehaut-Hits 0.00 nachrichten 0.20 (für<br />
HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Spiel mit dem Feuer 1.20<br />
(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. TodamStraßenrand<br />
Super RTL<br />
14.35 Bugs Bunny &LooneyTunes 15.00 Dragons<br />
–Auf zu neuen Ufern 15.25 Tomund Jerry<br />
15.50 Der gestiefelte Kater –Abenteuer in San<br />
Lorenzo 16.15 Zig &Sharko –Meerjungfrauen<br />
frisst man nicht! 16.45 Die Nektons –Abenteurer<br />
derTiefe 17.15 Barbie –Traumvilla-Abenteuer<br />
17.40 Spirit: wild und frei 18.10 Bugs Bunny<br />
&LooneyTunes 18.40 Woozle Goozle und die<br />
Weltentdecker 19.10 Tomund Jerry 19.45 Angelo!<br />
20.15 (für HG) Hocus Pocus. Komödie,<br />
USA 1993 22.15 Cold Justice –Verdeckte Spuren<br />
23.15 Cold Justice –Verdeckte Spuren<br />
Sport1<br />
14.00 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />
15.00 StorageWars –Geschäfte in Texas. Keine<br />
Gewinner 16.00 Eishockey: Weltmeisterschaft.<br />
Gruppe A: Großbritannien –Dänemark<br />
18.30 Fußball: U19-Bundesliga. Halbfinale,<br />
Hinspiel 20.10 Eishockey:Weltmeisterschaft.<br />
Gruppe A: Deutschland –Frankreich 22.30 Eishockey<br />
–N.ICE –Goldis Eishockey-Welt 23.00<br />
Bundesliga aktuell. Die tägliche News-Sendung<br />
für Fußballfans 23.15 Goooal! –Das internationale<br />
Fußball-Magazin 23.45 Scooore!<br />
5.30 (für HG)ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Servicetäglich 10.30<br />
(für HG)Notruf Hafenkante. Das 1x1 desguten<br />
Tons 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Die Tote auf<br />
dem Eis 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00<br />
(für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute–in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops. Todinden Ferien<br />
17.00 (für HG)heute 17.10 (für HG) hallo<br />
deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />
(für HG) SOKO Köln. Eingeschlossen 19.00 (für<br />
HG) heute 19.21 Parteien zur Europawahl 19.25<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops. Der letzte Akt<br />
20.15 (für HG) Laut, forsch, national –Wie<br />
Salvini, Orbán &Co. Europa spalten<br />
21.00 (für HG) Frontal 21<br />
Das Geschäft mit der Schönheit –<br />
Unter die Haut gespritzt<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Vickys Traum vom Sehen<br />
22.45 Mann, Sieber!<br />
Mit Tobias Mann, Christoph Sieber<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
0.45 Neu im Kino<br />
„Greta” von Neil Jordan<br />
5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />
Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,Isabella<br />
Schulien 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas,Alexander Stephens,Isabella<br />
Schulien 12.00 Anwälte im<br />
Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />
Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />
Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />
Südring 17.00 Klinik am Südring 17.30 Klinik<br />
am Südring –Die Familienhelfer 18.00 Endlich<br />
Feierabend! Moderation: Simone Panteleit,<br />
Daniel Boschmann 19.00 Genial daneben –<br />
Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Whiskey Cavalier<br />
Agent mit Liebeskummer. Actionserie<br />
Mit Scott Foley, Lauren Cohan, Ana<br />
Ortiz u.a.<br />
21.15 LethalWeapon<br />
Im selben Boot.Actionserie<br />
22.15 Hawaii Five-0<br />
23.10 SpiegelTV–Reportage<br />
Feuerwache Neukölln –Alarm inder<br />
Sonnenallee. Reportagereihe<br />
Moderation: Maria Gresz<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
Gast: Stefan Mross<br />
14.05 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
14.55 (für HG) In aller Freundschaft<br />
–Die jungen Ärzte 15.45 (für HG) Aktuell<br />
16.05 Hier und heute 18.00 (für HG) aktuell<br />
/Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
18.45 (für HG)Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />
20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Abenteuer Erde 21.00 (für HG) Quarks 21.45<br />
(für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Schimanski.<br />
TV-Kriminalfilm, D1997 23.40 (für HG) 600<br />
Kilo pures Gold! Abenteuerfilm, F2010 1.10<br />
(für HG) Quarks 2.00 Lokalzeit aus Köln<br />
NDR<br />
15.15 (für HG)Wer weiß denn sowas? 16.00<br />
(für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />
17.10 (für HG) Seehund, Puma &Co.<br />
18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Natur-<br />
Nah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 (für<br />
HG) Visite 21.15 (für HG) Panorama 3 21.45<br />
(für HG) aktuell 22.00 (für HG) Tatort. Abschaum.<br />
TV-Kriminalfilm, D2004 23.30 (für<br />
HG) Weltbilder 0.00 (für HG) Was Sie schon<br />
immer über Frauen wissen wollten... Dokumentarfilm,<br />
D2018 1.25 (für HG) NDR Talk Show<br />
Kabel eins<br />
7.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />
8.35 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />
9.30 Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.20<br />
Without aTrace 12.15 Numb3rs 13.10 Castle<br />
14.05 The Mentalist 15.00 Navy CIS: L.A.<br />
15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />
Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir<br />
kümmern uns drum 20.15 Doppelmord. Thriller,USA/D/CDN<br />
1999 22.25 Denn zum Küssen<br />
sind sie da. Thriller,USA 1997 0.40 Doppelmord.<br />
Thriller,USA/D/CDN 1999<br />
RTL 2<br />
7.00 Die Kochprofis –Einsatz amHerd 8.00<br />
Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00 Die<br />
Geissens –Eine schrecklich glamouröse Familie!<br />
13.00 Die Geissens –Eine schrecklich<br />
glamouröse Familie! 14.00 Die Wollnys –Eine<br />
schrecklich große Familie! 15.00 Hilf mir!<br />
Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />
Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />
Hartz und herzlich 22.15 Armes Deutschland –<br />
Deine Kinder 0.15 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
1.05 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
Eurosport 1<br />
17.00 Radsport: Giro extra 17.30 Radsport:<br />
Vier Tage von Dünkirchen 18.30 WATTS.Eurosport-Clipshow<br />
18.55 Eurosport News 19.00<br />
Motorsport: Porsche Supercup 19.30 Formel E:<br />
FIA-Meisterschaft 20.30 Tourenwagen: Weltcup<br />
21.00 EWC All Access 21.25 Rallye: Italian<br />
Rally Championship 21.30 Motorsport: Blancpain<br />
GT Series Endurance Cup 22.30 Motorsport:<br />
Blancpain GT World ChallengeAsia 22.55<br />
Eurosport News 23.00 Radsport: Tour of California.<br />
3. Etappe 1.00 Tourenwagen: Weltcup<br />
SAT.1, 20.15 UHR ACTIONSERIE<br />
Whiskey Cavalier<br />
Der FBI-AgentWillChase (ScottFoley)alias WhiskeyCavalier hatschwer<br />
mit der Trennungvon seiner Ex zu kämpfen, als mitten im schlimmsten<br />
Liebeskummer eine neue Mission Ablenkungverspricht: DerAgent soll<br />
ein gestohlenesRöhrchenvoller Ebola-Viren wiederbeschaffen. Nachdem der<br />
Auftrag erfolgreich beendet ist, wird dem charmanten Top-Agenten die CIA-<br />
Ermittlerin Frankie Trowbridge an die Seite gestellt.Die beiden könnten unterschiedlicher<br />
kaum sein, doch obwohl sie sichgegenseitigden letzten Nerv<br />
rauben, istdie Zusammenarbeit der unterschiedlichen Charakterköpfe von<br />
erstaunlichem Erfolggekrönt. Startder neuen Agenten-Dramedy-Serievon<br />
Serien-Macher Bill Lawrence,der bereits mit „Chaos City“ und „Scrubs –Die<br />
Anfänger“ ein Händchen für kurzweilige Unterhaltungbewies.<br />
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Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />
In aller Freundschaft 10.30 Rote Rosen 11.20<br />
Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin Dr.Mertens<br />
13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer 14.00<br />
Lichters Schnitzeljagd 14.45 Traumhäuser<br />
15.15 Urlaubsland Bayern 16.00 rbb24 16.15<br />
Wer weiß denn sowas? 17.00 rbb24 17.05<br />
Giraffe, Erdmännchen &Co. 17.55 Sandmann<br />
18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin 18.30<br />
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Brandenburg aktuell /Abendschau 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau<br />
20.15 Geheimnisvolle Orte<br />
Die Sacrower Heilandskirche –Kirche<br />
im Niemandsland<br />
21.00 Potsdam und Europa –Eine<br />
Entdeckungstour<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Nuhr im Ersten<br />
Gäste: Lisa Eckhart, IngoAppelt, Timo<br />
Wopp. Moderation: Dieter Nuhr<br />
22.45 Von der Lippe feiert Carolin Kebekus<br />
Mit Jürgen von der Lippe<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Abendshow Live aus Berlin<br />
ProSieben<br />
9.35 Fresh off the Boat 10.30 Mike &Molly<br />
10.55 How IMet Your Mother 11.50 2Broke<br />
Girls. Die Hochzeitstorte/Der Mietvertrag.Comedyserie<br />
12.40 Mom. Eine Fürsprecherin für<br />
Regina.Comedyserie 13.05 Twoand aHalf<br />
Men. Bereit für die Großaufnahme/Ich kümmere<br />
mich um Prudence/Im Bett mit Angina.<br />
Comedyserie 14.25 The Middle. Das zweite<br />
Halloween-Fest/Die große Chance. Comedyserie<br />
15.15 The Big BangTheory. Keine hübschen<br />
Frauen!/Für immer zu dritt/Ein Abend<br />
mit Darth Vader/Eisenbahnromantik. Comedyserie<br />
17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die<br />
Simpsons. Jailhouse Blues/Chief der Herzen.<br />
Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 Big Countdown<br />
Die 50größten Comebacks<br />
Moderation: Annemarie Carpendale<br />
Zu den spektakulärstenRückkehrerngehören<br />
die 90er-Boyband Take That und das<br />
Serien-Comeback vonSherlock Holmes.<br />
22.30 Die Simpsons<br />
22 Kurzfilme über Springfield<br />
23.00 Die Simpsons Simpson und sein Enkel<br />
in „Die Schatzsuche” /Volksabstimmung<br />
in Springfield /Das verlockende<br />
Angebot. Zeichentrickserie<br />
0.25 Big Countdown Wissensshow<br />
16.25 Die Bienenflüsterer 16.50 X:enius<br />
17.20 Spanien von oben –Geschichte(n) eines<br />
Landes 17.50 (für HG) Ach, Europa!<br />
18.35 (für HG) Das geheime Leben der Pflanzen<br />
19.20 Arte Journal 19.40 (für HG) Re:<br />
20.15 Demokratie unter Druck. Dokumentarfilm,D2019<br />
21.45 Erasmus: Europa für alle?<br />
Dokumentarfilm,F/GR/IRL 2018 23.00 Das<br />
Tal–Straftat Nächstenliebe 0.00 Arte Journal<br />
0.20 Klöster Europas –Zeugen des Unsichtbaren<br />
1.15 Klöster Europas –Zeugen des Unsichtbaren<br />
3Sat<br />
11.40 Natur imGarten 12.10 (für HG)Am<br />
Schauplatz Gericht 13.00 (für HG) ZIB 13.20<br />
(für HG) Baja California –Das andere Kalifornien<br />
14.05 (für HG) Universum 14.50 (für HG)<br />
Universum 16.15 (für HG) Universum 17.45<br />
Universum 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Schnell ermittelt 21.45 kinokino<br />
22.00 (für HG) ZIB 2 22.25 Rocker. TV-<br />
Drama,D1972 23.50 Reporter 0.15 10vor10<br />
0.40 (für HG) Schnell ermittelt 2.10 (für HG)<br />
Baja California –Das andere Kalifornien<br />
Phoenix<br />
15.15 phoenix plus. Angst vor China? Die Neue<br />
Seidenstraße 16.00 Europas Jugend –Europas<br />
Zukunft? 16.45 Feindbild Brüssel –Was wollen<br />
Europas Rechtspopulisten? 17.30 phoenix der<br />
tag 18.00 Plattgemacht –Wenn ein Stadtteil<br />
verschwindet 18.30 Die Eiserne Zeit –Lieben<br />
und Töten im Dreißigjährigen Krieg 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Die Eiserne<br />
Zeit –Lieben und Töten im Dreißigjährigen Krieg<br />
21.45 (für HG) heute-journal 22.15 phoenix<br />
runde 23.00 phoenix der tag 0.00 phoenix runde<br />
0.45 Die Eiserne Zeit<br />
Kika<br />
15.00 (für HG) Dance Academy –Tanz deinen<br />
Traum! 15.50 Sherlock Yack –Der Zoodetektiv<br />
16.15 (für HG) Zoom –Der weiße Delfin 16.40<br />
Ein Fall für TKKG 17.25 Kein Keks für Kobolde<br />
17.50 (für HG) Mascha und der Bär 18.00 (für<br />
HG) Wir Kinder aus dem Möwenweg 18.10 (für<br />
HG) Der kleine Drache Kokosnuss 18.35 Zacki<br />
und die Zoobande 18.50 Sandmann 19.00<br />
(für HG) Lassie 19.25 (für HG) Die beste Klasse<br />
Deutschlands 19.50 (für HG) logo! 20.00<br />
(für HG) KiKA Live 20.10 Das erste Mal ... Asien!<br />
20.35 Die Mädchen-WG<br />
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12.15 Hardcore Pawn:Das härteste Pfandhaus<br />
Detroits 12.45 Hardcore Pawn: Das härteste<br />
Pfandhaus Detroits 13.15 YukonMen –Überleben<br />
in Alaska 14.15 Ed Stafford –Das nackte<br />
Überleben 15.15 Coast Guard Alaska –Rettung<br />
aus der Luft 16.15 Highway Patrol 17.15 Fast 'N'<br />
Loud 19.15 SteelBuddies–Stahlharte Geschäfte<br />
21.15 112: Feuerwehr im Einsatz 22.15 Die<br />
Abschlepper 23.15 Jack Maxwell: Hochprozentig<br />
um die Welt 0.15 Car CrashTV–Chaoten am<br />
Steuer 1.10 Fast N' Loud präsentiert: Crash-Clips<br />
5.02 hessenschau 5.30 Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.15 Der große Umbruch<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15<br />
EuropasJugend –Europas Zukunft? 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Hartaber fair 21.32 Echtes Leben<br />
22.00 Marktcheck 22.45 Schätzeder Welt 23.00<br />
Tagesthemen 23.30 ReportMünchen 0.00 Umschau<br />
0.45 Extra 1.00 Umschau 1.20 7Tage ...<br />
1.50 Schätzeder Welt 2.05 Die Tagesschau vor<br />
20 Jahren 2.23 Sachsen-Anhalt Heute 2.53 Extra<br />
3.02 Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburg<br />
aktuell 4.30 buten un binnen<br />
ONE<br />
10.55 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
11.45 Sturmder Liebe 12.30 Sturmder Liebe<br />
13.20 Um Himmels Willen 14.10 Schicksalstage<br />
in Bangkok. TV-Drama, D2009 15.40 In aller<br />
Freundschaft –Die jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde<br />
Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20<br />
Lindenstraße 17.50 Der Dicke 18.40 Sturmder<br />
Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15 Doctor Who<br />
21.00 Eurovision Song Contest. Live 23.10 Spektakulärund<br />
schräg 23.55 Doctor Who 0.40 Inside<br />
Ring –Ein enger Kreis. Drama, I/F 2009 2.10<br />
Come flywithme2.35 Come flywithme3.05<br />
Erlebnisreisen 3.20 Der Dicke 4.10 Lindenstraße<br />
4.30 Erlebnisreisen 4.40 Um Himmels Willen<br />
ZDF NEO<br />
5.35 TerraX6.20 TerraX7.00 TerraX7.45 Topfgeldjäger<br />
8.40 Lafer! Lichter! Lecker! 9.25 Bares<br />
für Rares 10.15 Bares für Rares 11.10 Duell der<br />
Gartenprofis 11.55 Die Rettungsflieger 12.40 Die<br />
Rettungsflieger 13.25 Monk 14.05 Monk 14.50<br />
Heldt 15.35 Die Rettungsflieger 16.20 Die Rettungsflieger<br />
17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Bares<br />
fürRares 19.20 Bares für Rares 20.15 (für<br />
HG) Helen Dorn. Nach demSturm.TV-Kriminalfilm,<br />
D2019 21.45 Ein Fall fürzwei 22.45 heute-show<br />
23.15 ShapiraShapira 23.45 Blockbustaz 0.20<br />
Blockbustaz 0.50 Arne Dahl: Dunkelziffer. TV-Kriminalfilm,<br />
S2016 2.40 Der Hypnotiseur. Thriller,S<br />
2012 4.35 Frag denLesch 4.50 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
6.15 Chruschtschows Baby. Die Zar-Bombe 7.00<br />
WarGames –Der Kalte Krieg.Wettrüsten 9.15 Öl,<br />
Machtund Religion–Saudi-Arabien undder Iran<br />
11.50 Teheran extrem –Subkultur im Gottesstaat<br />
12.35 Jemen –der Krieg,die Kinder und der Hunger<br />
13.00 ZDF-History 18.45 (für HG) DieKönigin<br />
von Wien –Anna Sacherund ihr Hotel 19.30 ZDF-<br />
History 20.15 (für HG)Kaisersturz. TV-Dokudrama,<br />
D2018.Mit Sylvester Groth, Sunnyi Melles, Hubertus<br />
Hartmann, Christian Redl, Gerti Drassl, Franz<br />
Hartwig,Holger Handtke,Bernd Birkhahn 21.45<br />
„Verrat!” –Das Ende der Habsburger im Ersten<br />
Weltkrieg 22.30 Geheimnisse des Kaiserreichs<br />
0.40 (für HG) heute-journal<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Hörprobe Konzertreihe mit deutschen Musikhochschulen<br />
und werken von G.Klein, Messiaen,<br />
Schubert, Debussy,Kondo, Françaix, ca.<br />
117 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt Mit Werken von Onslow,<br />
ca. 56 Minuten<br />
22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Alte Musik Concerto Criminale. „Spion des<br />
Teufels”. Der Komponist und Lautenist Alfonso<br />
Ferrabosco. Unglaubliche Gerüchte ranken um<br />
die Vita des beliebten italienischen Komponisten<br />
und Lautenspielers Alfonso Ferrabosco<br />
(1543- 1588). ,ca. 30 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (15/18).<br />
Es liest Manuel Soubeyrand, ca. 30 Minuten<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Der Baucan” Mit Thomas Thieme, Peter<br />
Kurth, Jacqueline Macaulay.,ca. 50 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (15/18),<br />
ca. 31 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Feature Kurzstrecke 85: Feature, Hörspiel,<br />
Klangkunst. Freeze. Von Helgard Haug /Stiller,<br />
schweiger.Von Johannes Sistermanns /Der<br />
Mensch ist eine Brücke. Von Miri Pelzmann /<br />
Neues aus der Wurfsendung mit Julia Tieke.<br />
Von Barbara Gerland, Ingo Kottkamp, Marcus<br />
Gammel, ca. 55 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Der hindu-industrielle Komplex.<br />
Indien auf dem Weg zur Autokratie?, ca. 45 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Klezmer –Old School,<br />
New School. Mit Peter Rixen, ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz live Benjamin Schaefer Big Band Hive<br />
Mind (1/2). Mit Benjamin Schaefer (Piano,<br />
Leitung), Jan Schneider (Trompete), Matthias<br />
Schriefl (Trompete), Bastian Stein (Trompete),<br />
Matthias Bergmann (Trompete), Klaus Heidenreich<br />
(Posaune), Moritz Wesp (Posaune), Robert<br />
Hedemann (Posaune), Jan Schreiner<br />
(Posaune), Marko Lackner (Saxofon), James<br />
Wylie (Saxofon), Holger Werner (Saxofon), Denis<br />
Gäbel (Saxofon), Uli Kempendorff (Saxofon),<br />
Frank Wingold (Gitarre), Igor Spallati<br />
(Kontrabass), Jonas Burgwinkel (Schlagzeug),<br />
ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 – S eite 26 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Prinzessin Märtha Louise (47) ist die<br />
Schwester des norwegischen Kronprinzen<br />
Haakon, was wir nur einmal<br />
erwähnt haben wollten, ansonsten<br />
aber gleich zur eigentlichen Nachricht<br />
weiterleiten: DieKönigstochter<br />
hat einen neuen Freund! Na und?<br />
Werden Siejetzt fragen, wir aber wissen:<br />
DerMann kommt aus Los Angeles,ist<br />
Schamane,also einVermittler<br />
zur Geisterwelt, und verdient sein<br />
Geld mit Seminaren und Tutorials zur<br />
spirituellen Rundumerneuerung,<br />
Wunderheilung inklusive. Durek, so<br />
heißt er,ließ uns jetzt per Instagram<br />
wissen, durch die„unbedingte Liebe“<br />
der Prinzessin fühle er sich mit seinem„multidimensionalen<br />
Selbst“<br />
vollkommen angenommen. Dieso<br />
angesprochene„Göttin“ (Durek) retournierte,ebenfalls<br />
auf dem GeisternetzwerkInstagram:„Ich<br />
habe meine<br />
Zwillingsflamme gefunden …Ich<br />
liebe dich vondieser Ewigkeit bis zur<br />
nächsten.“ Märtha Louise und Durek,<br />
der unter anderem auch Hollywoodstar<br />
Gwyneth Paltrow (46) spirituell<br />
berät, werden künftig gemeinsam als<br />
Schamanen arbeiten.<br />
Prince Michael Jackson (22) ist nicht<br />
voneuropäischem Adel und hält sich<br />
ganz ans Diesseitige.Per Instagram<br />
teilt uns der Sohn des 2009 gestorbenen<br />
„King of Pop“, Michael Jackson,<br />
mit, seinen Bachelor-Abschluss in<br />
Betriebswirtschaftslehregeschafft<br />
zu haben: „Ich weiß, ehrlich gesagt,<br />
noch nicht, ob es das alles wert war,<br />
aber ich bin stolz auf meinen Abschluss.Erist<br />
Beleg für meine Hingabe<br />
und Disziplin.“ Fürwahr,solche<br />
Sekundärtugenden vertreiben alle<br />
Flausen. (schl./mit dpa)<br />
TIERE<br />
Sieht süß aus, ist jedoch im Herzen<br />
eine Killermaschine. DPA/F. VON ERICHSEN<br />
Der Waschbär ist ein Knuddelchen.<br />
Doch der Schein trügt, der Kleinbär<br />
(Procyonidae) bedroht die Artenvielfalt<br />
Deutschlands.Die Tierestellten<br />
„eine erhebliche Gefährdung für die<br />
vomAussterben bedrohte Europäische<br />
Sumpfschildkröte und lokal<br />
auch für starkgefährdete Amphibienarten,<br />
wie zum Beispiel die Gelbbauchunke,dar“,<br />
geht aus einer Antwortder<br />
Bundesregierung auf eine<br />
Anfrage eines FDP-Abgeordneten<br />
hervor. Wieman sich doch täuschen<br />
kann. (mpw.)<br />
Die Sistersauf dem Carmel-Markt in TelAviv.<br />
„Wir stehen total auf Salat“<br />
Das Duo Sisters aus Hannover wird Deutschland beim ESC vertreten. Vorher wird aber TelAviv erkundet<br />
VonAnja Reich, TelAviv<br />
Bevor Carlotta Truman und<br />
Laurita Spinelli zu ihrer Exkursion<br />
auf den Carmel-<br />
Marktaufbrechen, werden<br />
sie vonTom Franz begrüßt. Truman,<br />
19, und Spinelli, 26, sind die Sisters,<br />
das deutsche Duofür den Eurovision<br />
Song Contest 2019. TomFranz ist ein<br />
deutscher Rechtsanwalt, der vor<br />
15 Jahren nach Israel zog, zum Judentum<br />
konvertierte, eine Fernsehkochshow<br />
gewann und seitdem als<br />
„Gesicht des neuen Deutschland in<br />
Israel“ gilt, als „Brückenbauer“ und<br />
„kulinarischer Botschafter“.<br />
Es ist elf Uhr, ein heißer TelAviver<br />
Frühlingsmorgen, noch fünf Tage bis<br />
zum Finale des ESC. Die Frauen tragen<br />
bunte Sommerkleider und praktische<br />
Bauchtaschen. TomFranz hat<br />
eine gehäkelte Kippa auf dem Kopf,<br />
aus seinem Hemd hängen Gebetsfäden.<br />
Sie begrüßen sich wie alte Bekannte,<br />
Küsschen links, Küsschen<br />
rechts. Dann sagt Franz: „Ich freue<br />
mich, euch auf den Marktmitzunehmen.“<br />
Er sage ganz bewusst „euch“.<br />
„Hier in Israel wirdnicht geduzt und<br />
gesiezt.“<br />
Es ist ein Hinweis nicht nur für die<br />
beiden ESC-Kandidatinnen, sondern<br />
auch für die Journalisten und<br />
Kamerateams, die den Fans zu<br />
Hause in Deutschland von der kleinen<br />
Marktexkursion erzählen sollen.<br />
110 deutsche Journalisten sind akkreditiert.<br />
Einige von ihnen sind<br />
schon da. Darunter das achtköpfige<br />
Team vomNDR, der denWettbewerb<br />
überträgt.<br />
Echtes ESC-Leben aus dem echtenTelAviv<br />
zu zeigen, das war die Idee<br />
des Senders. Eine Seite des Landes<br />
präsentieren, von der der normale<br />
Deutsche nicht so viel in den Nachrichten<br />
sehe, nennt es Tom Franz.<br />
Aber so einfach ist das gar nicht. Es ist<br />
nicht nur heiß in TelAviv, sondern<br />
auch eng und laut, und am engsten<br />
und lautesten ist es auf dem Carmel-<br />
Markt mit all seinen Ständen und<br />
Marktschreiern.<br />
Die Sisters sind schon erschöpft,<br />
bevor sie überhaupt richtig angekommen<br />
sind und ziehen sich erstmal<br />
mit einem Cappuccino in eine<br />
Singen für Germany: Carlotta Truman (l.) und Laurita Spinelli.<br />
Seitengasse zurück. Vielleicht sind sie<br />
auch ein bisschen überfordertvon all<br />
den Proben, Pressekonferenzen, Interviews.<br />
Carlotta stand zwar schon<br />
mit neun Jahren bei Fernsehwettbewerben<br />
vor Kameras, und Laurita<br />
singt im Chor der ehemaligen ESC-<br />
Siegerin Lena Meyer-Landrut. Aber<br />
keine vonihnen hat vorein paar Monaten<br />
damit gerechnet, für den ESC<br />
anzutreten. Sie kannten sich nicht<br />
mal, bis sie im Januar dieses Jahres gefragt<br />
wurden, ob sie Lust hätten, zusammen<br />
zu singen.<br />
DenSong„Sister“ gab es da schon<br />
längst, der NDR suchte nur noch geeignete<br />
Kandidatinnen –und fand<br />
sie in der blonden Carlotta und der<br />
dunklen Laurita. Schneeweißchen<br />
und Rosenrot aus Hannover und<br />
Wiesbaden. Eine Geschichte wie aus<br />
einem Dating-Portal.<br />
Vor ein paar Wochen waren sie<br />
schon einmal hier, besuchten die<br />
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem,<br />
drehten ein Video am See Genezareth,<br />
sonnten sich am TelAviver<br />
Strand und aßen mit TomFranz bei<br />
„Schlomo und Doron“ Hummus,<br />
ESC<br />
den besten in der Stadt. Jetzt –sie haben<br />
sich wieder erholt –lässt er sie an<br />
Marktständen kandierte Pekan-<br />
Nüsse kosten, Minze und Petersilie<br />
riechen, erklärt die Zutaten eines<br />
Taboulé-Salates und dass die<br />
Cherry-Tomaten in Israel erfunden<br />
worden, irgendwann in den 70ern.<br />
Die Sisters rufen: „Ah, so intensiv“,<br />
„Ist ja der Wahnsinn“ oder:„Wir stehen<br />
total auf Salat“, posieren dazu<br />
vorOliven-, Dattel- und Rosinenbergen.<br />
Dazwischen gibt es kurze Interviewrunden.<br />
Die sind die wahren<br />
Herausforderungen dieser Markt-<br />
DPA/ILIA YEFIMOVICH<br />
Tour: zwischen „Erdbeeren-fürzehn-Schekel-die-Schale-Rufen“<br />
und drängelnden Marktbesuchern<br />
über den Besuch der Holocaust-Gedenkstätte<br />
Yad Vashem, die Botschaft<br />
des Songs „Sister“, die Proteste<br />
der Eurovisions-Gegner,die Besetzung<br />
der palästinensischen Gebiete<br />
und die Eindrücke vom Land<br />
zu berichten. Die beiden Frauen<br />
meisterndiese Herausforderung wie<br />
Politikerinnen, die nicht sagen, was<br />
sie denken, weil sie dann vielleicht<br />
eine Staatskrise auslösen.<br />
Carlotta: „Yad Vashem war sehr<br />
augenöffnend. Man geht raus und<br />
sieht alles mit anderen Augen.“<br />
Laurita: „Jede Frau auf der Welt ist<br />
eine Schwester. Das ist unsere Botschaft.<br />
Auch wir kannten uns bis vor<br />
kurzemnoch nicht und jetzt sind wir<br />
wie Schwesterngeworden.“<br />
Carlotta:„Was ich cool finde an Tel<br />
Aviv ist, dass alle hier so tough sind.“<br />
Laurita: „Die Leute hier nehmen<br />
alles einfach easier. Esist einfach<br />
wichtig, dass wir eine tolle Zeit haben.“<br />
Carlotta: „Wir sind froh, einfach<br />
Musik zu zelebrieren.“<br />
Dazu strahlen sie in die Kameras,<br />
der Eurovision Song Contest ist die<br />
Inszenierung einer schönen heilen<br />
Welt.<br />
TomFranz, der konvertierte Koch,<br />
passt gut in diese Welt. Er betet dreimal<br />
am Tagund spricht so entspannt<br />
über frische Petersilie, Cherry-Tomaten<br />
und Granatäpfel, als habe er tatsächlich<br />
keine anderen Sorgen. Die<br />
Botschafterin Deutschlands in Israel<br />
hat ihn gefragt, ob er am Donnerstagabend<br />
für die beiden Kandidatinnen<br />
und ihre Gäste israelisch kochen<br />
möchte.Tom Franz hat ja gesagt.<br />
Opfer in Lügde mussten<br />
andere Kinder missbrauchen<br />
Im Zuge der Missbrauchsserie auf einem<br />
Campingplatz im ostwestfälischen<br />
Lügde sind einem Bericht zufolge<br />
offenbar mehrereOpfer gezwungen<br />
worden, ihrerseits andere<br />
Kinder sexuell zu missbrauchen. Dies<br />
trat nach Informationen desWestfalen-Blatts<br />
vomMontag bei den Ermittlungen<br />
zutage.Inden kommenden<br />
Tagen dürften nach Informationen<br />
der <strong>Zeitung</strong> in dem Missbrauchsfall<br />
erste Anklagen erhoben werden.<br />
DerHauptbeschuldigte soll den Ermittlernzufolge<br />
28 Opfer missbraucht<br />
haben, sein Komplize18.Wie<br />
die <strong>Zeitung</strong> weiter berichtete,waren<br />
einigeVergewaltigungsopfer noch<br />
kleine Kinder. (AFP)<br />
Polizeitaucher suchen nach<br />
vermisster Schülerin<br />
Das Foto zeigt die damals zwölfjährige<br />
Schülerin Monika Frischholz.<br />
DPA<br />
Seit fast 43 Jahren wirdMonika<br />
Frischholz vermisst –jetzt haben Polizeitaucher<br />
in der Oberpfalz nach<br />
der Schülerin gesucht. Sieben Spezialisten<br />
waren am Montag in einem<br />
Weiher nahe FlossenbürgimEinsatz.<br />
Nach Angaben der Beamten könnte<br />
die Leiche der Schülerin dortabgelegt<br />
worden sein. DieErmittler betonten<br />
allerdings,dass es ihnen bei<br />
der Aktion auch darum gehe,mögliche<br />
Ablageorte auszuschließen. Die<br />
damals zwölfjährige Monika Frischholz<br />
aus Flossenbürgist seit dem 25.<br />
Mai1976 verschwunden. (dpa)<br />
Zwei weitere Leichen im<br />
Armbrust-Fall gefunden<br />
Im Zusammenhang mit dem Passauer<br />
Armbrust-Fall haben Ermittler<br />
zwei Leichen in Niedersachsen gefunden.<br />
Dietoten Frauen seien in<br />
derWohnung eines der Passauer Opfer<br />
in Wittingen (Landkreis Gifhorn)<br />
entdeckt worden, sagte ein Sprecher<br />
der Staatsanwaltschaft Passau am<br />
Montag. DerFall hatte am Wochenende<br />
Aufsehen erregt. In einem Pensionszimmer<br />
in Passau hatten Mitarbeiter<br />
am Samstag drei tote Gäste gefunden.<br />
In ihren Körpernsteckten<br />
Pfeile. (dpa)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute gibt es oft viel Sonnenschein, aber mancherortsauch dichte Wolken,<br />
und es werden 13 bis 15 Grad erreicht. Der Wind weht schwach bis<br />
mäßig aus Nordost. In der Nacht kommen vielerorts die Sterne zum Zug.<br />
Nur hier und da zeigen sich Wolken. Es werden Tiefstwerte von 2bis<br />
minus 1Grad erreicht.<br />
Biowetter: Die Luftmasse hat Rheumaschmerzen<br />
in den Gelenken,<br />
Gliedern und Muskeln zur Folge. Ein<br />
Wärmeschutz auf den betroffenen<br />
Wittenberge<br />
Stellen kann Linderung bringen. Der 1°/15°<br />
Blutdruck ist erhöht.<br />
Pollenflug: Ulmen-, Kiefern-, Eichenund<br />
Buchenpollen belasten mäßig.<br />
Ferner ist mit schwachem bis mäßigem<br />
Flug von Birken-, Hainbuchenund<br />
Gräserpollen zu rechnen.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 13Grad.<br />
Wind: schwach aus Nordost.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
1°/15° 4°/13°<br />
Luckenwalde<br />
1°/13°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
wolkig Regen bedeckt<br />
3°/14° 7°/11° 10°/19°<br />
Prenzlau<br />
2°/13°<br />
Cottbus<br />
1°/13°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
1°/14°<br />
Das kräftige Hoch Neyvi reicht von Irland bis zur Ostsee. Zwischen dem Südwesten<br />
des Kontinents, dem nördlichen Mitteleuropa und dem Baltikum herrscht dadurch<br />
weiterhin freundliches und trockenes Wetter. Tief Zacharias über dem<br />
südlichen Italien und dem südlichen Balkan sorgt im gesamten Südosteuropa<br />
für kompakte Wolken mit Regengüssen und örtlichen Gewittern.<br />
Sylt<br />
4°/15°<br />
Hannover<br />
1°/16°<br />
Köln<br />
4°/16°<br />
Saarbrücken<br />
4°/14°<br />
Konstanz<br />
3°/14°<br />
Hamburg<br />
1°/14°<br />
Erfurt<br />
2°/11°<br />
Frankfurt/Main<br />
3°/15°<br />
Stuttgart<br />
3°/14°<br />
Rostock<br />
5°/12°<br />
Magdeburg<br />
4°/14°<br />
Nürnberg<br />
2°/14°<br />
München<br />
5°/13°<br />
Rügen<br />
3°/11°<br />
Dresden<br />
2°/10°<br />
Deutschland: Heute herrscht gelegentlich<br />
Sonnenschein. Meist ist es<br />
jedoch eher bewölkt und regnerisch.<br />
Dabei werden im Tagesverlauf 10 bis<br />
16 Grad erreicht, nachts kühlt es<br />
dann auf 5bis minus 1Grad ab. Der<br />
Wind weht schwach bis mäßig aus<br />
Nordost. Morgen umfasst die Temperaturspanne<br />
10 bis 17 Grad. Dazu<br />
ist es vielerorts heiter bis wolkig.<br />
Der Wind weht schwach bis mäßig<br />
aus nordöstlichen Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 9°-11°<br />
Nordsee: 9°-11°<br />
Mittelmeer: 14°-24°<br />
Ost-Atlantik: 11°-18°<br />
Mondphasen: 18.05. 26.05. 03.06. 10.06.<br />
Sonnenaufgang: 05:12 Uhr Sonnenuntergang: 20:54 Uhr Mondaufgang: 15:04 Uhr Monduntergang: 03:52 Uhr<br />
Lissabon<br />
29°<br />
Las Palmas<br />
26°<br />
Madrid<br />
28°<br />
Reykjavik<br />
13°<br />
Dublin<br />
16°<br />
London<br />
18°<br />
Paris<br />
17°<br />
Bordeaux<br />
22°<br />
Palma<br />
23°<br />
Algier<br />
22°<br />
Nizza<br />
18°<br />
Trondheim<br />
12°<br />
Oslo<br />
17°<br />
Stockholm<br />
17°<br />
Kopenhagen<br />
15°<br />
Berlin<br />
13°<br />
Mailand<br />
20°<br />
Tunis<br />
20°<br />
Rom<br />
17°<br />
Warschau<br />
10°<br />
Wien<br />
11° Budapest<br />
11°<br />
Palermo<br />
23°<br />
Kiruna<br />
7°<br />
Oulu<br />
10°<br />
Dubrovnik<br />
20°<br />
Athen<br />
23°<br />
St. Petersburg<br />
15°<br />
Wilna<br />
15°<br />
Kiew<br />
24°<br />
Odessa<br />
20°<br />
Varna<br />
18°<br />
Istanbul<br />
25°<br />
Iraklio<br />
24°<br />
Archangelsk<br />
22°<br />
Moskau<br />
19°<br />
Ankara<br />
27°<br />
Antalya<br />
30°<br />
Acapulco 33° wolkig<br />
Bali 33° heiter<br />
Bangkok 36° wolkig<br />
Barbados 29° heiter<br />
Buenos Aires 18° sonnig<br />
Casablanca 35° sonnig<br />
Chicago 20° heiter<br />
Dakar 28° sonnig<br />
Dubai 35° sonnig<br />
Hongkong 33° heiter<br />
Jerusalem 34° sonnig<br />
Johannesburg 24° sonnig<br />
Kairo 37° sonnig<br />
Kapstadt 25° bewölkt<br />
Los Angeles 24° sonnig<br />
Manila 38° wolkig<br />
Miami 34° wolkig<br />
Nairobi 25° bewölkt<br />
Neu Delhi 41° wolkig<br />
New York 15° bedeckt<br />
Peking 29° heiter<br />
Perth 27° sonnig<br />
Phuket 34° heiter<br />
Rio de Janeiro 31° wolkig<br />
San Francisco 17° bewölkt<br />
Santo Domingo 34° heiter<br />
Seychellen 29° heiter<br />
Singapur 36° wolkig<br />
Sydney 24° sonnig<br />
Tokio 22° Schauer<br />
Toronto 13° Regen