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Berliner Zeitung 14.05.2019

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Ganz neues Deutschland –das alte <strong>Zeitung</strong>shaus in Friedrichshain Seite 3<br />

Götz Aly<br />

über die<br />

Treuhand<br />

Seite 8<br />

4°/13°<br />

Viel Sonne<br />

Wetter Seite 26<br />

Franziska Giffey über die<br />

Plagiatsvorwürfe gegen sie<br />

Politik Seite 4<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Warum Twitter die Konten<br />

von <strong>Berliner</strong>n sperrt<br />

Netzwerk Seite 24<br />

Dienstag,14. Mai 2019 Nr.110 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Waswird sein?<br />

Zum Todvon Doris Day<br />

Feuilleton Seite 19<br />

Der Kardinal<br />

als<br />

Stromdieb<br />

VonRegina Kerner<br />

Roms Obdachlose kennen ihn gut,<br />

den Monsignore Konrad Krajewski,<br />

55. Als Papst Franziskus den polnischen<br />

Geistlichen vor sechs Jahren<br />

zu seinem Almosenbeauftragten ernannte,<br />

ermahnte er ihn, nicht am<br />

Schreibtisch zu sitzen. Genau das tut<br />

der Kurienkardinal aus Lodz. Er verteilt<br />

nicht nur Spenden an Wohnungslose<br />

und macht Ausflüge mit<br />

ihnen. Er überließ<br />

seine Dienstwohnung<br />

einer<br />

syrischen Flüchtlingsfamilie<br />

und<br />

logiert seither im<br />

Büro.<br />

In der Nacht<br />

zu Sonntag ließ<br />

Konrad Krajewski<br />

kämpft für dieArmen im<br />

Auftrag des Papstes.<br />

Rom<br />

sich Krajewski<br />

im Dienste der<br />

Armen nun sogar<br />

zu einer aufsehenerregenden<br />

illegalen Aktion<br />

hinreißen. Der Monsignore stieg in<br />

den Kellerschacht eines seit 2013 besetzten<br />

Hauses nahe des römischen<br />

Bahnhofs Termini. Dort öffnete er<br />

den versiegelten Stromkasten und<br />

schaltete den seit einer Woche abgestellten<br />

Stromwieder ein.<br />

450 Menschen hausen in dem siebenstöckigen<br />

Gebäude, indem früher<br />

die Rentenbehörde des öffentlichen<br />

Dienstes untergebracht war.Italiener<br />

sind darunter, die seit Jahren<br />

auf eine Sozialwohnung warten, vor<br />

allem aber Migranten und Flüchtlinge<br />

aus 18 Ländern, die sonst auf<br />

der Straße sitzen würden. Außerdem<br />

residieren mehr als 20 alternative<br />

Theater-und Kulturvereine dort. Wegen<br />

300 000 Euro Schulden war ihnen<br />

das Licht abgedreht worden.<br />

DasKardinal schritt zur Tat, nachdem<br />

er ergebnislos mit dem Stromversorger<br />

gesprochen hatte.AmZähler<br />

hinterließ er seine Visitenkarte.<br />

Unklar ist, ob der Vatikan die Rechnungen<br />

übernimmt oder die Vereine<br />

und Bewohner selbst. Sieseien ja bereit<br />

zu zahlen, sagten sie. Aber bislang<br />

hätten sie keinen Vertrag.<br />

Krajewski droht ein Verfahren. Die<br />

Manipulation verplombter Stromzähler<br />

kann in Italien mit Haft bis zu<br />

drei Jahren geahndet werden. DerVatikan<br />

sprach von einer „Geste der<br />

Menschlichkeit“. Aber es gibt auch<br />

Kritik. „Ich erwarte,dass er nun auch<br />

die Stromschulden aller italienischen<br />

Familien zahlt, die in Schwierigkeiten<br />

sind, aber keine Häuser besetzen“,<br />

sagte der rechtsnationale Innenminister<br />

und Lega-Chef Matteo Salvini.<br />

Derwill die fast einhundertbesetzten<br />

Häuser in Romräumen lassen.<br />

Mietenanstieg ist gebremst<br />

Der <strong>Berliner</strong> Mietspiegel 2019 ist da. Er weist ein<br />

abgeschwächtes Preiswachstum aus.<br />

Streit gibt es darüber,wie mandiese Tendenz verstärkt<br />

VonUlrich Paul<br />

Der rasante Anstieg der<br />

Mieten in Berlin setzt<br />

sich nicht weiter fort. In<br />

den vergangenen zwei<br />

Jahren sind die durchschnittlichen<br />

Mieten in der deutschen Hauptstadt<br />

nur noch um 2,5 Prozent jährlich gestiegen.<br />

Das geht aus dem Mietspiegel<br />

2019 hervor, den Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher<br />

(Linke) am Montag präsentierthat.<br />

Verglichen mit dem Mietspiegel<br />

2017, der noch ein Preiswachstum<br />

von4,6 Prozent jährlich auswies,hat<br />

sich der Anstieg der Mieten damit<br />

deutlich verlangsamt. Lompscher<br />

führte als Gründe an, dass „die mietenstabilisierenden<br />

Maßnahmen<br />

des Landes Berlin Wirkung zeigen“.<br />

So werde der Mietenanstieg bei den<br />

landeseigenen Wohnungsunternehmen<br />

nach dem Abschluss einer Kooperationsvereinbarung<br />

mit dem<br />

Senat auf zwei Prozent pro Jahr beschränkt.<br />

Zudem führe die wachsende<br />

Zahl der Milieuschutzgebiete<br />

dazu, dass mehr und mehr Mieter<br />

besser vor Luxusmodernisierungen<br />

und den damit verbundenen Mietsteigerungen<br />

geschützt seien.<br />

Ein weiterer Grund dürfte sein,<br />

dass der Anteil der eher höheren<br />

Mieten aus neu abgeschlossenen<br />

Verträgen im neuen Mietspiegel nur<br />

noch 35 Prozent statt vorher 44 Prozent<br />

beträgt. Der <strong>Berliner</strong><br />

Mieterverein geht davon aus, dass<br />

noch ein anderer Umstand für den<br />

gebremsten Mietanstieg verantwortlich<br />

ist: Die Änderung des Verfahrens<br />

zur Einordnung der Wohnungen<br />

in die drei Wohnlagen „einfach“,<br />

„mittel und „gut“.<br />

Bislang wurden nötige Korrekturennur<br />

punktuell vorgenommen. Im<br />

Mietspiegel 2019 wurde nun ein<br />

neues statistisches Verfahren eingeführtund<br />

flächendeckend für die gesamte<br />

Stadt angewandt. Im Ergebnis<br />

ist laut Mieterverein fast jede vierte<br />

Adresse in eine andere Wohnlage<br />

einsortiert worden. Die „neue Mischung“<br />

schränke vor allem in den<br />

guten Wohnlagen die Spanne für<br />

künftige Mieterhöhungen ein. „Die<br />

daraus resultierenden mietdämpfenden<br />

Effekte in diesem Mietspiegel<br />

dürften jedoch bereits im nächsten<br />

Mietspiegel wieder verpuffen“,<br />

warnt die stellvertretende Geschäftsführerin<br />

des Mietervereins, Wibke<br />

Werner. Der Mieterverein fordert<br />

deswegen schärfereGesetze, um den<br />

Durchschnittliche Entwicklung der ortsüblichen Vergleichsmieten<br />

Monatliche Nettokaltmiete in Euro pro Quadratmeter<br />

München Hamburg Berlin<br />

8,42 8,72 9,30 9,90 9,79 10,13 10,73 11,23 11,69<br />

5,83 6,13 6,26 6,53 6,76 7,15<br />

4,00 4,24 4,49 4,75 4,83<br />

7,56<br />

5,21 5,54 5,84<br />

8,02 8,44<br />

6,39 6,72<br />

1999 2002 '04 '06 '08 '10 '12 '14 '16 '18<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: SENSW<br />

Mietenanstieg dauerhaft wirksam zu<br />

stoppen. Unter anderem sollten<br />

Mieterhöhungen in laufenden Verträgen<br />

auf zwei Prozent jährlich begrenzt<br />

werden. Zudem müssten bei<br />

der Erarbeitung von Mietspiegeln<br />

künftig alle Mieten einbezogen werden,<br />

nicht nur die geänderten oder<br />

neu vereinbarten Mieten der vergangenen<br />

vier Jahre. DieWohnungswirtschaft<br />

warnt dagegen vor stärkeren<br />

GETTY/WESTEND61/RAINER BERG<br />

Eingriffen in den Markt–und voreinem<br />

Mietendeckel. „Mit dem <strong>Berliner</strong><br />

Mietspiegel 2019 hat die Hauptstadt<br />

einen funktionierenden Mietendeckel“,<br />

sagte Susanne Klabe,die<br />

Geschäftsführerin des Immobilienverbandes<br />

BFW Berlin/Brandenburg.<br />

Erstmals seit 2013 wurde der<br />

Mietspiegel vonallen an der Erarbeitung<br />

beteiligten Verbänden der Vermieter-<br />

und Mieterseite anerkannt.<br />

Stadtentwicklungssenatorin Lompscher<br />

sagte, sie wünsche sich, dass<br />

auch die Deutsche Wohnen den<br />

Mietspiegel 2019 mitträgt.<br />

Der Mietspiegel gibt Auskunft<br />

über die ortsübliche Miete einer<br />

Wohnung. Vermieter können damit<br />

Mieterhöhungen begründen. Mieter<br />

können prüfen, ob die Forderungen<br />

der Vermieter berechtigt sind.<br />

Wenn es nach Bundesjustizministerin<br />

Katarina Barley (SPD) geht,<br />

sollen die Mieterrechte gestärkt werden.<br />

Barley will bei der Erarbeitung<br />

von Mietspiegeln die Mieten der<br />

letzten sechs Jahre einbeziehen und<br />

damit die Erhöhungsspielräume begrenzen.<br />

Und sie will die Mietpreisbremse<br />

so verschärfen, dass Vermieter<br />

zu viel kassierte Beträge bereits<br />

ab Vertragsschluss zurückzahlen<br />

müssen –nicht erst, wenn der Mieter<br />

einen Verstoß rügt. Dagegen gibt es<br />

Widerstand aus der CDU. Tagesthema<br />

Seite2,Kommentar Seite8<br />

Neue Wege<br />

gegen die<br />

Clans gefordert<br />

Neuköllns Jugendstadtrat<br />

Liecke im Gespräch<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Sie fahren mit dicken Autos vor<br />

dem Jobcenter vorund kassieren<br />

Sozialleistungen, und niemand fragt<br />

nach der Herkunft der Fahrzeuge –<br />

kriminelle Großfamilien sehen die<br />

Gesellschaft als Beutestaat an. Das<br />

sagt Neuköllns Jugendstadtrat Falko<br />

Liecke (CDU) im Gespräch mit der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Liecke fordert, dass<br />

der Rechtsstaat alle Instrumente anwendet,<br />

die er juristisch zur Verfügung<br />

hat, um das Phänomen der<br />

Clans zu bekämpfen. „Und wenn<br />

diese nicht genügen, muss er<br />

schauen, ob er neue Instrumente<br />

schafft“, sagt der 46-Jährige.<br />

Liecke will ein solches neues Instrument<br />

schaffen: Er möchte Kinder<br />

aus den Clanstrukturen herausnehmen.<br />

„Kriminelle Großfamilien<br />

erreicht man nur über zwei Druckmittel:<br />

Kohle und Kinder“, sagt der<br />

CDU-Stadtrat. Er wolle erreichen,<br />

dass Kinder aus diesen arabischen<br />

Clans und im Idealfall auch deren Eltern<br />

aufhören, straffällig zu werden.<br />

„Das schaffe ich aber nicht, wenn ich<br />

mit Wattebauschen werfe.“ Deswegen<br />

lässt Liecke derzeit ein juristisches<br />

Gutachten erarbeiten, dass die<br />

Frage beantworten soll: Hat Kriminalität<br />

innerhalb der Familie Auswirkungen<br />

auf das Kindeswohl? Liecke<br />

sagt ja.<br />

Kinder seien für diese Familien<br />

wichtig. Aber Geld, Luxusautos, Immobilien,<br />

teure Uhren seien für<br />

diese Leute noch wichtiger,soder Jugendstadtrat.<br />

Denen sei es extrem<br />

wichtig, sich nach außen darzustellen<br />

und damit Einfluss, Wohlstand<br />

und Erfolg zu suggerieren. Der<br />

Rechtsstaat habe es jahrzehntelang<br />

versäumt, gegen die kriminellen<br />

Clans vorzugehen.<br />

Berlin Seiten 9und 10<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

(Mo-Fr10-16 Uhr), Fax-499;<br />

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BERLIN<br />

MESSEN


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Wohnen in Berlin<br />

SPANDAU<br />

REINICKENDORF<br />

PANKOW<br />

Vor allem in den Gründerzeitbauten wird es<br />

teurer. InHäusern aus der Nachkriegszeit sind<br />

dagegen moderate Steigerungen und teils sogar<br />

sinkende Kosten zu verzeichnen.<br />

LICHTENBERG<br />

MARZAHN-HELLERSDORF<br />

Die Mieten<br />

der Stadt<br />

MITTE<br />

FRIEDRICHSHAIN-<br />

KREUZBERG<br />

VonUlrich Paul<br />

TEMPELHOF-<br />

SCHÖNEBERG<br />

CHARLOTTENBURG-<br />

WILMERSDORF<br />

STEGLITZ-<br />

ZEHLENDORF<br />

NEUKÖLLN<br />

TREPTOW-KÖPENICK<br />

Wohnlagenkarte<br />

überwiegend einfache Wohnlage<br />

überwiegend mittlere Wohnlage<br />

überwiegend gute Wohnlage<br />

Gebiete ohne betroffenen Wohnraum<br />

BLZ/HECHER;<br />

QUELLE: SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENTWICKLUNG UND WOHNEN<br />

Altbauten aus der Gründerzeit<br />

sind in Berlin besonders<br />

beliebt – und teuer.<br />

Das macht sich auch im<br />

neuen Mietspiegel bemerkbar. So<br />

sind die Mieten für Wohnungen, die<br />

bis 1918 errichtet wurden, in den vergangenen<br />

zwei Jahren im Schnitt um<br />

rund 3,8 Prozent jährlich gestiegen.<br />

So starkwie in keiner anderen Baualtersklasse.<br />

Überdurchschnittlich zogen<br />

darüber hinaus die Mieten in großen<br />

Wohnungen ab 90 Quadratmetern<br />

an – sie verteuerten sich im<br />

Schnitt um 3,1 Prozent jährlich, wie<br />

Stadtentwicklungssenatorin Katrin<br />

Lompscher (Linke) am Montag bei<br />

der Vorstellung des Mietspiegels 2019<br />

sagte. Wohnungen in einfacher Lage<br />

verteuerten sich ebenfalls überdurchschnittlich<br />

–umdrei Prozent<br />

jährlich.<br />

Zum Vergleich: Im Schnitt legten<br />

die Mieten in Berlin laut Mietspiegel<br />

2019 um 2,5 Prozent jährlich zu. Unterdurchschnittlich<br />

sind die Mieten<br />

bei Wohnungen der Baualtersstufe<br />

1950 bis 1964 gestiegen, also bei den<br />

Nachkriegsbauten. Hier kletterten die<br />

Preise um weniger als ein Prozent<br />

jährlich. Wohnungen in guter Lage<br />

verteuerten sich im Schnitt um nur<br />

1,3 Prozent proJahr.<br />

Eingeschränkte Umlage<br />

Auffällig sind laut <strong>Berliner</strong> Mieterverein<br />

teils sinkende Mieten in denWohnungen<br />

der Baualtersklasse 1973 bis<br />

1990 im Ostteil sowie in Wohnungen,<br />

die von 1965 bis 1972 errichtet wurden.<br />

Hier zeigten sich die positiven<br />

Auswirkungen der Kooperationsvereinbarung<br />

der städtischen Wohnungsunternehmen<br />

mit dem <strong>Berliner</strong><br />

Senat. Danach sind bei den städtischen<br />

Wohnungsbaugesellschaften<br />

die Mieterhöhungen auf vier Prozent<br />

in zwei Jahren begrenzt.<br />

Zudem dürfen die städtischen<br />

Wohnungsunternehmen nach einer<br />

Modernisierung die Miete nur um<br />

sechs Prozent der modernisierungsbedingten<br />

Investitionskosten erhöhen.<br />

Außerdem hielten sich die städtischen<br />

Wohnungsbaugesellschaften<br />

an die Mietpreisbremse, wonach bei<br />

einer Wiedervermietung die ortsüblicheVergleichsmiete<br />

um höchstens 10<br />

Prozent überschritten werden darf, so<br />

der Mieterverein.<br />

<strong>Berliner</strong> Mietspiegeltabelle 2019<br />

Ortsübliche Vergleichsmieten (Stichtag 01.09.2018) Netto-Kaltmiete in Euro je Quadratmeter monatlich<br />

a) Die Zuordnung West-Staakens basiertauf dem Gebietsstand 02.10.1990. Die Zuordnung der Bezirkebasiert auf dem Gebietsstand 31.12.2000 vorder Gebietsreform.<br />

Bei Leerfeldern lag für eine verlässliche Aussagekeine genügende Zahl von Mietwerten vor(unter 10 Mietwerte).<br />

Die mit *und ** versehenen Daten haben wegen geringerZahl erhobener Mietwerte nur bedingte Aussagekraft (* =15-29Mietwerte, ** =10-14Mietwerte).<br />

Wohnfläche<br />

bis unter<br />

40 m 2<br />

40 m 2<br />

bis unter<br />

60 m 2<br />

60 m 2<br />

bis unter<br />

90 m 2<br />

90 m 2<br />

und mehr<br />

Wohnlage<br />

einfach<br />

mittel<br />

gut<br />

einfach<br />

mittel<br />

gut<br />

einfach<br />

mittel<br />

gut<br />

einfach<br />

mittel<br />

gut<br />

Bezugsfertig<br />

Ausstattung<br />

Spalte<br />

Zeile<br />

Die Mietspiegeltabelle: Sie gibt Auskunft über<br />

die ortsüblichen Mieten vonrund 1,4 Millionen<br />

nicht preisgebundenen Wohnungen in Berlin;<br />

Sozialwohnungen und Einfamilienhäuser fallen<br />

nicht darunter.Der fettgedruckte Wert ist der<br />

Mittelwert. Darunter sind die Preisspannen je<br />

nach Ausstattung der Wohnung angegeben.<br />

Die Miete für eine gut ausgestattete Wohnung<br />

liegt oberhalb des Mittelwertes, die Miete für<br />

eine unterdurchschnittliche darunter.<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

I<br />

J<br />

K<br />

L<br />

ALTBAU<br />

mit SH, Bad<br />

und IWC<br />

mit SH,<br />

Bad und IWC<br />

NEUBAU<br />

mit SH,<br />

Bad und IWC<br />

7,90 7,80* 6,43 6,80 7,57* 7,14<br />

5,50 -12,97 6,00 -8,68 5,54 -9,03 5,99 -8,83 7,43 -8,85 6,85 -7,97<br />

8,43 7,66* 6,85 6,57 7,73** 6,93<br />

6,72 -12,24 6,44 -8,55 5,65 -9,05 5,89 -8,24 5,33 -8,16 6,45 -7,23<br />

11,44* 7,50** 7,47 8,90 8,31** 7,13<br />

6,54 -14,23 6,44 -9,48 6,36 -9,31 8,15 -9,75 7,47 -10,09 6,70 -8,73<br />

6,75 6,40 6,00 5,88 7,46 6,01 8,36 11,61*<br />

5,26 -9,94 5,42 -8,19 5,38 -8,00 5,05 -7,01 6,20 -8,65 5,72 -6,55 7,71 -10,20 9,70 -15,11<br />

7,43 6,74 6,11 5,98 7,73 5,95 8,18 9,85<br />

5,41 -10,25 5,63 -7,76 5,39 -7,64 5,43 -6,94 6,36 -8,77 5,40 -6,70 7,43 -9,17 7,28 -12,50<br />

8,04 6,90 6,52 7,13 8,42* 6,01 9,75 9,88<br />

5,99 -10,97 6,01 -9,14 5,65 -7,85 5,29 -10,00 7,38 -9,22 5,83 -6,96 8,14 -11,12 7,75 -11,98<br />

6,33 5,87 5,58 5,45 7,27 5,27 7,72 12,89<br />

4,83 -10,00 5,06 -7,27 4,83 -6,81 4,89 -6,08 6,08 -9,00 4,99 -5,73 6,23 -8,59 8,49 -14,83<br />

6,77 6,24 6,00 5,71 8,00 5,27 7,90 10,09<br />

4,84 -10,00 5,09 -7,32 5,28 -7,08 5,08 -6,40 5,70 -9,11 4,60 -5,76 6,73 -9,03 8,91 -12,20<br />

7,49 7,10 6,54 6,65 8,32 5,57 9,09 10,22<br />

5,62 -10,92 5,91 -9,15 5,50 -8,37 5,20 -8,31 6,61 -9,84 5,11 -6,29 7,45 -11,02 8,84 -12,75<br />

6,23 6,13* 5,47 7,19 5,23 7,96 11,95<br />

4,79 -9,14 5,14 -7,16 4,89 -6,05 5,83 -8,28 4,78 -5,48 6,64 -9,32 8,52 -13,77<br />

6,77 6,01 6,77** 5,40 7,64 5,25 8,19 10,08<br />

4,88 -9,80 5,10 -8,51 5,62 -11,41 5,06 -6,14 5,97 -8,66 4,61 -5,56 7,21 -9,54 8,80 -12,73<br />

7,33 6,69 8,23 8,30 9,00 5,32 9,80 11,50<br />

5,48 -10,48 5,69 -8,93 6,69 -9,30 7,54 -8,89 7,06 -11,94 5,08 -5,93 8,17 -11,70 9,34 -13,69<br />

Die Mietwerte: Der Mietspiegel für die Nettokaltmiete<br />

(also ohne alle Betriebskosten) wird<br />

vonder Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

herausgegeben. Er basiertauf 10 948 Miet-<br />

Daten. Die Daten stammen vonMieternund<br />

vonVermietern. Die Mietwerte wurden nach<br />

wissenschaftlichen Methoden in Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut F+B Forschung und Beratung<br />

für Wohnen, Immobilien und Umwelt<br />

GmbH ermittelt.<br />

mit SH,<br />

Bad und IWC<br />

ERKLÄRUNG ZUR TABELLE<br />

mit SH,<br />

Bad und IWC<br />

Die Extremwert-Bereinigung: Besonders<br />

teureoder billigeMieten sind beider Ermittlung<br />

der Mietwerte unberücksichtigtgeblieben<br />

–umVerzerrungen zu vermeiden. Es gibt<br />

also Mieten, die erhoben wurden,jedoch<br />

nichtimMietspiegel ausgewiesen werden.<br />

Dies kann sowohl überdurchschnittlich gut als<br />

auch schlecht ausgestattete Wohnungenbetreffen<br />

–oder auchbesonders große Wohnungen.<br />

mit SH,<br />

Bad und IWC<br />

mit SH,<br />

Bad und IWC<br />

SH: Sammelheizung<br />

IWC: WC in der Wohnung<br />

bis 1918 1919 -1949 1950 -1964 1965 -1972 1973 -1990 1973 -1990<br />

West a Ost a 1991 -2002 2003 -2015<br />

mit<br />

Wendewohnungen<br />

ohne<br />

Wendewohnungen<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

mit SH,<br />

Bad und IWC<br />

Die Preisberechnung:Umauszurechnen, wie<br />

hoch die ortsübliche Miete für die eigene Wohnung<br />

ist, muss man zuerst die Wohnlagefeststellen.<br />

Die Wohnlagenkarte bietet hierfür eine<br />

erste Orientierung.Die Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung bietet im Internet zugleich einen<br />

Mietspiegel-Abfrageservice an unter:<br />

www.berlin.de/mietspiegel. Außerdem gibt es<br />

für Fragen der Bürger ein Servicetelefon Miete<br />

unter der Nummer 901 39 47 77.<br />

Der Mieterverein sieht trotz des<br />

moderaten Mietenanstiegs keinen<br />

Grund zur Entwarnung.„Ineinzelnen<br />

Segmenten sind wieder deutliche<br />

Mieterhöhungspotenziale gegeben,<br />

und Mieter insbesondere in Wohnungen<br />

der Baualtersklassen bis 1918<br />

müssen mit Mieterhöhungen rechnen“,<br />

warnt die stellvertretende VereinsgeschäftsführerinWibkeWerner.<br />

Die Mietspiegel-Oberwerte bei<br />

den Altbauten, die bis 1918 errichtet<br />

wurden, lägen mittlerweile überwiegend<br />

über 10 Euro je Quadratmeter<br />

kalt. Sieseien„das Abbild teurer Mietvertragsabschlüsse“,<br />

sagt Werner. Sie<br />

rät Mietern, jede Mieterhöhung zu<br />

überprüfen. Denn Vermieter würden<br />

sich bei Mieterhöhungen oftmals an<br />

den Oberwerten orientieren. Zwar sei<br />

dies formal ausreichend, um eine<br />

Mieterhöhung zu begründen. Die so<br />

ermittelte Miete entspreche aber oft<br />

nicht der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />

für die konkreteWohnung.<br />

In drei Jahren 15 Prozent mehr<br />

Der Mietspiegel gibt Auskunft über<br />

die ortsübliche Miete einer Wohnung<br />

je nach Größe, Lage, Baualter und<br />

Ausstattung. Neben dem Mittelwert<br />

weist der Mietspiegel proWohnungskategorie<br />

einen unteren und einen<br />

oberen Wert aus.Der obereWertentspricht<br />

einer gut ausgestattetenWohnung,<br />

der untere einer weniger gut<br />

ausgestatteten.<br />

Vermieter dürfen in laufenden<br />

Verträgen die Miete nur dann erhöhen,<br />

wenn die ortsübliche Miete noch<br />

nicht erreicht ist. In Berlin darf die<br />

Miete dabei in drei Jahren um maximal<br />

15 Prozent steigen.<br />

Während Grüne und Linke vom<br />

Bund schärfere Gesetze zum Schutz<br />

der Mieter fordern, übt die Opposition<br />

Kritik an der rot-rot-grünen <strong>Berliner</strong><br />

Landesregierung. „Das Ergebnis<br />

des Mietspiegels ist alarmierend und<br />

kein Ruhmesblatt für Berlins Nicht-<br />

Bausenatorin Lompscher“, so die<br />

CDU. Die FDP erklärte, ohne Neubau-Offensive<br />

würden die Mieten<br />

weiter steigen. Die Mietergemeinschaft<br />

fordert unterdessen eine Neuausrichtung<br />

der landeseigenen Wohnungsunternehmen.<br />

Sie sollten in<br />

den kommenden zwei Jahren ihre<br />

Mieten senken und auf die Modernisierungsumlage<br />

verzichten.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

Ganz neues Deutschland<br />

Das ND-Haus am Franz-Mehring-Platz<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Einen, vielleicht auch zwei Momente<br />

lang fühlt es sich an wie auf einer<br />

Zeitreise. Den Ostbahnhof hinter<br />

sich, biegt man auf die Straße der<br />

Pariser Kommune ein und sieht eine DDR-<br />

Fahne im frischen Wind flattern. Siewirbt für<br />

das Restaurant Volkskammer,das mit ostalgischer<br />

Speisekarte und einem Originalplakat<br />

„Meine Heimat DDR“ eine ganz eigene Erinnerungskultur<br />

pflegt, hier gibt es Goldbroiler,<br />

Schweinesteak Letscho und Wurstgulasch.<br />

Ein paar Schritte weiter taucht dann das Ziel<br />

auf, das auf den ersten Blick viel mit solchen<br />

Erinnerungen zu tun haben mag. Es ist ein<br />

lang gestreckter Betonriegel mit vielen Fenstern,<br />

vondessen Dach seit 1972 ein schlichter<br />

Schriftzug unverändert eine Botschaft verkündet:<br />

Neues Deutschland.<br />

18 Jahrelang erschien hier das„Zentralorgan“<br />

der Sozialistischen Einheitspartei<br />

Deutschlands, die maßgebende <strong>Zeitung</strong> der<br />

DDR mit einer Millionenauflage, persönlich<br />

kontrolliertvon Erich Honecker und manchmal<br />

sogar von ihm redigiert. Es ist natürlich<br />

kein Zufall, dass dieser Schriftzug noch immer<br />

das Gebäude ziert. Es gehört den Erben<br />

jener Partei, die es als politischen Ort erhalten<br />

wollen. Diezwar mit dem real existierenden<br />

Sozialismus der DDR, wie es damals<br />

hieß, nur noch wenig am Huthaben, mit der<br />

Idee eines anderen, eines „neuen Deutschland“<br />

aber durchaus.<br />

Dort, wo einst 500 Redakteure, Drucker<br />

und Verlagsmitarbeiter jeden Tag das ND<br />

produzierten, arbeiten heute an die 100 Firmen,<br />

Stiftungen, Initiativen und Parteien,<br />

die meisten mit einem gesellschaftspolitischen<br />

Anspruch. Auf den acht Etagen mit<br />

langen Fluren und vielen Büros ist in den<br />

letzten zehn, fünfzehn Jahren ein buntes linkes<br />

Biotop entstanden. Werdie Treppenstufen<br />

zum Haupteingang und die Glastüren<br />

mit dem ND-Emblem passiert hat, stößt auf<br />

ein mehr als mannshohes Verzeichnis der<br />

Mieter –von der Filmproduktion almost famous<br />

bis zur Konzertagentur Zeitzubleiben.<br />

Extrem gute Lage<br />

Dazwischen gibt es einige alte Bekannte aus<br />

der DDR wie den Dietz-Verlag, die Defa-Stiftung<br />

oder die „Initiativgemeinschaft zum<br />

Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger<br />

bewaffneter Organe und der Zollverwaltung<br />

der DDR“. Zum Umfeld der heutigen<br />

Linkspartei gehören die Rosa-Luxemburg-Stiftung<br />

und natürlich das Neue<br />

Deutschland, das hier (wieder) produziert<br />

wird, wenn auch nur noch auf einer Etage.Es<br />

gibt Büros konkurrierender Parteien wie der<br />

DKP oder der Mini-KPD, daneben aber vor<br />

allem viele kreativ Schaffende,Webdesigner,<br />

Fotografen, PR-Agenturen, Journalisten, Architekten<br />

und einige Rechtsanwälte.<br />

Bastian Koch ist einer von den Kreativen.<br />

Der 40-Jährige sitzt im Hoodie auf einem<br />

himmelblauen Sofa, auf dem Schoß sein<br />

Laptop, auf dem Kopf ein Basecap. Er ist<br />

Gründer der Netzagentur Keksbox. Sie gestaltet<br />

Webseiten, Logos, organisiert Social-<br />

Media-Workshops. Daneben arbeitet Koch<br />

als Dozent für digitale Marketingstrategien<br />

Auferstanden aus Ruinen: Nach dem Mauerfall stand es<br />

lange schlecht um das einstige Verlagshaus des Neuen Deutschland<br />

in Friedrichshain, das Gebäude kam immer mehr herunter,nur wenige<br />

Büros waren noch vermietet. Inzwischen gedeiht dort ein buntes linkes<br />

Biotop. Doch wem gehört die wertvolle Immobilie eigentlich?<br />

VonHolger Schmale<br />

Seit gut einem Jahr Mieter im Haus: Bastian Koch,<br />

Gründer der Netzagentur Keksbox. BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />

und berät mittelständische Unternehmen.<br />

DieKeksboxist seit gut einem Jahr in diesem<br />

Haus, weil der alte Vermieter in der Simon-<br />

Dach-Straße mehr Geld verlangte.„Wir hatten<br />

die Alternativezuzahlen oder zu gehen“,<br />

sagt Koch. Da traf es sich gut, dass er einmal<br />

die Homepage FMP1 gestaltet hatte. Das<br />

steht für Franz-Mehring-Platz Nr. 1, die<br />

Adresse des ND-Hauses. FMP1 heißt die<br />

Homepage der Grundstücksgesellschaft, sie<br />

soll das Zusammenleben der so verschiedenen<br />

Mieter des Hauses fördern. Der Kontakt<br />

war also da, und ein neues Bürofür die Keksboxfand<br />

sich hier dann auch.<br />

„Das ist eine extrem gute Lage, mitten in<br />

Friedrichshain, direkt am Ostbahnhof, nahe<br />

zur Mediaspree“, sagt Bastian Koch. Andererseits<br />

ist da aber der Schriftzug auf dem Dach,<br />

der manchen Kunden abschrecken könnte,<br />

das gleiche sich aus. „Die Miete ist günstig,<br />

nicht nur aus Gesinnungsgründen, sondern<br />

auch, weil der Standardsoist, wie er ist.“ Der<br />

Standard, das ist eherWG-Atmosphäremit einem<br />

wacker rumpelnden Paternoster. Koch<br />

und seine Leute fühlen sich wohl in diesem<br />

Umfeld. Inzwischen sind sie die Hauptansprechpartner<br />

für digitale Kommunikation<br />

im Haus, auch das hilft. „Wir sehen, was sich<br />

hier entwickelt, wie junge Fotografen und<br />

Filmfirmen sich hier niederlassen, welche<br />

Veranstaltungen, Konferenzen, Konzerte, Podiumsdiskussionen<br />

hier stattfinden. Unddazwischen<br />

die altenVeranstaltungen, Kurse zur<br />

Marx-Lektüre zum Beispiel. Das ist ein sehr<br />

buntes Feld und super spannend für uns.“<br />

Eine kleine Paternosterfahrt führt inden<br />

sechsten Stock zu TomStrohschneider. Er<br />

war auch einmal Chefredakteur des ND.Jetzt<br />

residiertermit seiner Verlagsgenossenschaft<br />

common in einem kleinen, hellen Büro mit<br />

weitem Blick über Friedrichshain. Vorn liegen<br />

die Dächer der einstigen Druckereihallen<br />

des Neuen Deutschland, in denen nun<br />

die Werkstätten der landeseigenen Opernstiftung<br />

arbeiten. Dahinter erhebt sich der<br />

düstere Block des Berghain, das es gerade<br />

wieder auf Platz 10 der Liste der hundertangesagtesten<br />

Clubs weltweit gebracht hat. Der<br />

ein wenig schlaksige Strohschneider erinnertsich<br />

an seine Begegnungen mit einer anderen<br />

Kultur, wenn er früh zum Sonntagsdienst<br />

im ND radelte und der Karawane<br />

nicht nur vom Tanz erschöpfter Clubbesucher<br />

auf ihrem schweren Weginden Tagbegegnete.<br />

Strohschneider produzierthier heute mit<br />

seiner Kollegin Kathrin Gerlof unter anderem<br />

das linke Wirtschaftsmagazin Oxi, dessen<br />

Name sich aus dem Nein („oxi“) der Griechen<br />

beim Referendum über die vonder EU<br />

2015 verordneten Einschnitte ableitet. Da<br />

passt es, dass vom dritten Schreibtisch in<br />

dem Büro eine Mitarbeiterin von Solidaritrade<br />

den Verkauf vonOlivenöl einer griechischen<br />

Bauerngenossenschaft organisiert.<br />

Wer mit Tom Strohschneider durch das<br />

Haus geht, bekommt einen guten Eindruck<br />

vom Miteinander von altem und neuem linkem<br />

Engagement. In der fünften Etage kann<br />

man zum Beispiel den Karl Dietz Verlag finden,<br />

einst der zentraleVerlag der SED mit dem<br />

Monopol auf die Herausgabe der marxistischen<br />

Klassiker.Bis heute erscheinen hier die<br />

„blauen Bände“, die Marx-Engels-Werke, die<br />

Generationen von SED-Mitgliedern, aber<br />

auch zahllose Anhänger der westdeutschen<br />

Studentenbewegung und ihrer Nachfolger<br />

studierthaben. DieGeschäftsführerin Sabine<br />

Nuss weist auf die gut gefüllten Regale mit<br />

blauen Buchrücken:„Die werden unsnie ausgehen.<br />

DieNachfrage auch nicht.“<br />

Zum Treffpunkt im belebten Foyer erscheint<br />

Matthias Schindler, Geschäftsführer<br />

der Grundstücksgesellschaft, der Chef im<br />

Haus.Erist Anfang 60, nicht besonders groß,<br />

er trägt einen eleganten grauen Dreiteiler<br />

zum offenen grauen Hemd und führt inein<br />

modern möbliertes Besprechungszimmer<br />

im Erdgeschoss. Er zieht das Sakko aus,<br />

hängt es über eine Stuhllehne, bietet Kaffee<br />

und Tee aus bereitstehenden Kannen an.<br />

Schindler setzt sich und schaut sein Gegenüber<br />

durch seine Brille aufmerksam an.<br />

Für viele,die sich mit diesem Gebäude beschäftigen,<br />

ist die interessanteste Frage: Wem<br />

gehört eseigentlich? Schließlich handelt es<br />

sich hier um eine mit der rasanten Marktentwicklung<br />

der vergangenen Jahreimmer wertvoller<br />

gewordenen Immobilie, Tausende lukrative<br />

Quadratmeter, die Begehrlichkeiten<br />

wecken. Die Redaktion des Neuen Deutschland<br />

sehnt sich nach finanzieller Sicherheit,<br />

die Partei Die Linke will die <strong>Zeitung</strong> zwar erhalten,<br />

aber nicht finanzieren und braucht<br />

auch immer Geld, Neider gibtesohnehin. Da<br />

laufen hinter den Kulissen manche Kämpfe,<br />

die von außen ebenso schwer zu durchschauen<br />

sind wie die absichtsvoll verschlungenen<br />

Besitzverhältnisse.„In letzterInstanz“,<br />

sagt Schindler, hätten aufgrund ihrer Anteile<br />

nur zwei das Sagen: die Partei und die Beteiligungsgesellschaft<br />

Communio, die mehrheitlich<br />

Schindler gehört.<br />

Manche fragen sich, wie es dazu eigentlich<br />

gekommen ist. Aber nun ist er zugleich<br />

Geschäftsführer der Communio,der Grundstücksgesellschaft<br />

FMP1 sowie der Verlagsgesellschaft<br />

des Neuen Deutschland. Ohne<br />

ihn, so viel ist klar,läuft hier nichts.„Dasgemeinsame<br />

Ziel ist, sowohl die <strong>Zeitung</strong> als<br />

auch den Standort weiter zu entwickeln“, so<br />

lautet seine Sprachregelung<br />

Der promovierte Ökonom, einst Hauptmanninder<br />

Auslandsspionage der DDR und<br />

seit der Wende mit Immobilienprojekten im<br />

Umfeld der Linken beschäftigt, ist dem Haus<br />

schon lange verbunden. 2005 gelang es ihm<br />

im Auftrag der PDS nach mehr als zehnjährigen<br />

Auseinandersetzungen, einen Vergleich<br />

mit der Deutschen Bahn auszuhandeln, die<br />

alte Besitzrechte an dem Pachtgrundstück<br />

geltend machte. Einst stand hier der Küstriner<br />

Bahnhof. Später nutzte das Varieté Plaza<br />

die prächtige Bahnhofshalle, die im Krieg<br />

zerstört und 1952 abgerissen wurde. Anfang<br />

der 70er-Jahre entschied sich die SED, dort<br />

denneuen Sitz ihres <strong>Zeitung</strong> zu bauen.<br />

Das war damals auch eine Kampfansage<br />

an den Verlag von Axel Springer, der sein<br />

neues Hochhaus 1966 direkt an der Mauer in<br />

Kreuzbergerrichten ließ, ein antikommunistisches<br />

Mahnmal, dessen erleuchtete Fenster<br />

bei Dunkelheit weit nach Ost-Berlin ausstrahlten.<br />

Dem wollte die SED-Führung etwas<br />

entgegensetzen: mit dem Hochhaus des<br />

<strong>Berliner</strong> Verlags am Alexanderplatz und dem<br />

neuen Druck- und Verlagshaus des Neuen<br />

Deutschland in Friedrichshain. Es war bei<br />

der Eröffnung 1972 von seiner Konzeption<br />

und technischen Ausstattungdas modernste<br />

in Europa. Hier wurden auch die auflagenstarke<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und die BZ am Abend<br />

gedruckt, deren Manuskripte vom Alex per<br />

Druckluft durch eine kilometerlange Rohrpostanlage<br />

geschickt wurden.<br />

Nach der Klärung der Besitzverhältnisse<br />

begann eine ArtWiedergeburtdes lange vernachlässigten<br />

Hauses. Nur noch 30 Prozent<br />

der Büroflächen waren 2005 vermietet, und<br />

es hatte sich ein mächtiger Investitions-und<br />

Sanierungsstau entwickelt. Ein umdie Zeit<br />

entstandener Film vermittelt Eindrücke von<br />

dem heruntergekommenen Gebäude. Ein<br />

damaliger Mieter spricht von der „Ruine einer<br />

verstorbenen Gesellschaft“. Doch die<br />

neuen alten Eigentümer gingen das Projekt<br />

unter der Leitung Schindlers entschlossen<br />

an. Auch die Redaktion des NDkehrte zurück,<br />

die sich für zehn Jahre lieber ein anderesDomizil<br />

gesucht hatte.<br />

Im Stil derDDR-Moderne<br />

Heute präsentiert sich das Bürohaus in einem<br />

respektablen, innen und außen durchsanierten<br />

Zustand. Es ist seit 2010 zu hundert<br />

Prozent vermietet, zu auskömmlichen Preisen.<br />

„Hier wird niemand über die Miete vergrault“,<br />

sagt Schindler. „Wir werden nie Teil<br />

der Gentrifizierung sein, das widerspricht<br />

der DNA des Hauses.“ Dazu gehört auch,<br />

dass bei der Sanierung darauf geachtet<br />

wurde, den Stil der DDR-Moderne zu erhalten,<br />

darunter die feinen Holz- und Aluminiumverkleidungen<br />

im Inneren, der Paternoster<br />

–und derSchriftzug auf dem Dach.<br />

DerVeranstaltungssaal in der ersten Etage<br />

ist nach Willi Münzenberg benannt. Der<br />

kommunistische Verleger war in der WeimarerRepublik<br />

ein erfolgreicher publizistischer<br />

Gegenspieler des rechten Hugenberg-Konzerns.„Erhat<br />

es verstanden, Publizistik, politische<br />

Bildung und Wirtschaftlichkeit unter<br />

einen Hutzubringen“, sagt Schindler.Das ist<br />

genau das, was er selbst in kleinerem Maßstab<br />

am Franz-Mehring-Platz versucht.<br />

Dass nuninDeutschlandwieder über Alternativen<br />

zum Kapitalismus diskutiertwird,<br />

über Enteignung, Vergesellschaftung und<br />

eine andereVerteilung des gesellschaftlichen<br />

Reichtums, letztlich also über ein neues<br />

Deutschland,das verfolgensie hier genau. Es<br />

passt zur Geschichte dieses Hauses.<br />

Holger Schmale<br />

fühlte sich im ND-Haus wie auf einer<br />

Zeitreise –vor allem im Paternoster.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

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Politik<br />

„Ich mache meine Arbeit –<br />

unabhängig von den<br />

Vorwürfen“<br />

Familienministerin Franziska Giffey<br />

über ihren Umgang mit Plagiatsvorwürfen,<br />

über Ganztagsbetreuung für Schulkinder<br />

und die Ausbildungsförderung für Erzieher<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

Seit einem Jahr ist Franziska<br />

Giffey (SPD) Bundesfamilienministerin.<br />

Sie setzte bereits<br />

ein 5,5 Milliarden Euro<br />

umfassendes Kita-Gesetz durch,<br />

sieht sich aber seit Februar Plagiatsvorwürfen<br />

wegen ihrer vor zehn Jahren<br />

verfassten Doktorarbeit ausgesetzt.<br />

Im Interview spricht Giffey über<br />

ihre Sicht, die Grundrente und ihre<br />

Vorstellungen von Ganztagsbetreuung<br />

in der Grundschule.<br />

Frau Giffey, sind Sie angesichts der<br />

jüngsten Steuerschätzung froh, Ihr<br />

5,5 Milliarden Euro schweres Kita-<br />

Gesetz schon durch den Bundestag<br />

gebracht zu haben?<br />

Natürlich freue ich mich, dass wir<br />

auch zusammen mit dem Starke-Familien-Gesetz<br />

zwei der prioritären<br />

Vorhaben im Koalitionsvertrag bereits<br />

in der Gesetzgebung umgesetzt<br />

haben. Daswirddemnächst konkret<br />

spürbar im Leben der Menschen ankommen<br />

und Wirkung zeigen. Beim<br />

Gute-Kita-Gesetz wünsche ich mir,<br />

dass die Mittel auch über das Jahr<br />

2022 hinaus verlängert werden,<br />

denn die frühkindliche Bildung ist<br />

eine nationale Zukunftsaufgabe.Dafür<br />

setzeich mich gerade auch in der<br />

Kommission für gleichwertige Lebensverhältnisse<br />

ein.<br />

DieKoalition streitet über die vonArbeitsminister<br />

Heil vorgeschlagene<br />

Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung.<br />

Welche Bedeutung hat das Projekt<br />

für die SPD?<br />

Die Grundrente hat eine Schlüsselposition<br />

im Sozialstaatskonzept<br />

der SPD. Dabei geht es um Menschen<br />

mit kleinen Einkommen. Das<br />

Thema Altersarmut, die Bilder von<br />

älteren Menschen, die zur Tafel gehen<br />

oder Flaschen sammeln, treiben<br />

viele in Deutschland um. Die SPD<br />

will, dass Frauen und Männer, die<br />

gearbeitet, Kinder großgezogen oder<br />

Angehörige gepflegt haben, eine<br />

auskömmliche Rente im Alter erhalten.<br />

Wir sind für eine Grundrente<br />

ohne Bedürftigkeitsprüfung, denn es<br />

geht dabei um die Anerkennung von<br />

Lebensleistung. Werein Leben lang<br />

gearbeitet hat und trotzdem immer<br />

mit wenig Geld auskommen musste,<br />

der soll am Ende nicht noch bis in<br />

den letzten Winkel seines Lebens<br />

ausgeleuchtet werden.<br />

Sie kommen gerade aus einer Runde<br />

mit jungen Leuten.Washaben Siedenen<br />

mitgegeben?<br />

Mein Ministerium veranstaltet die<br />

„JugendPolitikTage“ in Berlin. Ich<br />

finde es sehr gut, wenn junge Menschen<br />

sich für mehr interessieren als<br />

für sich selbst und sich für Klimaschutz<br />

oder soziale Gerechtigkeit einsetzen.<br />

Wir haben auch darüber gesprochen,<br />

dass eine gute wirtschaftliche<br />

Entwicklung in Deutschland dafür<br />

sorgt, dass soziale Leistungen<br />

finanziert und umweltfreundlichere<br />

Technologien entwickelt werden<br />

können. DerDreiklang aus Sozialem,<br />

Ökologie und Ökonomie ist dabei<br />

wichtig. Undwir müssen an die denken,<br />

die nicht in gleicherWeise an Politik<br />

beteiligt sind oder die nicht wählen<br />

gehen –entweder weil sie viele andere<br />

Sorgen haben oder einfach keinen<br />

Bock. Auch die müssen erreicht<br />

und mitgenommen werden.<br />

Sie fördern in einer Erzieher-Fachkräfteoffensive<br />

5 000 Ausbildungsplätze<br />

imKita- und Hortbereich. Wie<br />

ist das Interesse?<br />

DasInteresse aus allen Ländernist<br />

immens.Wir können gar nicht so viel<br />

finanzieren, wie es Bedarf gibt. Für<br />

die 2500 Plätzeeiner vergüteten praxisintegrierten<br />

Ausbildung im ersten<br />

Jahrgang haben wir bis jetzt 6600 Bewerbungen<br />

bekommen. Daszeigt, es<br />

gibt sehr wohl Menschen, die Erzieherin<br />

oder Erzieher werden wollen,<br />

aber die Rahmenbedingungen müssen<br />

eben stimmen. Dazu gehört, dass<br />

eine Ausbildungsvergütung gezahlt<br />

wird, dass qualifizierte Anleitung in<br />

der Praxis und Aufstiegsmöglichkeiten<br />

gefördertwerden.<br />

ZUR PERSON<br />

Sie planen die Förderung von zwei<br />

Ausbildungsjahrgängen. Reicht das?<br />

Wir als Bund können mit der<br />

Fachkräfteoffensive zwar nur Impulsgeber<br />

sein, aber diesen finanziellen<br />

Anschub braucht es, damit die<br />

Länder stärker in die praxisintegrierte<br />

vergütete Ausbildung investieren.<br />

In der Union und im Kanzleramt<br />

wirddas vomUmfang her nicht ganz<br />

so gesehen, mit der Begründung,<br />

dass es ja eigentlich Länderaufgabe<br />

ist. Ich finde aber: Angesichts des<br />

akuten Fachkräftemangels müssen<br />

alle anpacken –Bund, Länder und<br />

Franziska Giffey (41)wurde als Tochter einesKfz-Meisters und einer Buchhalterin in Frankfurt<br />

(Oder) geboren. Giffeystudierte VerwaltungsrechtinBerlin. Im Jahr2002holte sie der damalige<br />

Neuköllner Bürgermeister HeinzBuschkowsky (SPD) als Europabeauftragte ins Bezirksamt.<br />

In die SPD trat Giffey2007 ein, 2010 wurde sie in Neukölln Stadträtin für Bildung,Kultur,<br />

Schule und Sport. Von2015 bis 2018 war sie Bezirksbürgermeisterin in Neukölln. Seit März<br />

2018 ist Franziska GiffeyBundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Kommunen. Alles andere würden<br />

weder Eltern noch Erzieherinnen<br />

und Erzieher verstehen.<br />

Aus dem Kita-Gesetz sollen die Länder<br />

bis 2022 rund 5,5 Milliarden Euro<br />

erhalten, um für bessere Qualität<br />

oder Gebührenfreiheit in Kitas zu sorgen.<br />

Damit das Geld fließt, muss jedes<br />

Land einen Vertrag mit dem Bund<br />

schließen. Wird dieses Jahr der erste<br />

Euro in die Länder gehen?<br />

Wir schließen gerade nach und<br />

nach mit allen Ländern die Verträge<br />

und werden voraussichtlich im<br />

Herbst damit durch sein. Kein Euro<br />

wird verloren gehen, denn das Geld<br />

kann rückwirkend für Maßnahmen<br />

ab dem 1. Januar 2019 eingesetzt<br />

oder von den Ländern auch im<br />

nächsten Jahr ausgegeben werden.<br />

Siereden mit Ihren Länderkollegen in<br />

dieser Woche über das von der Koalition<br />

versprochene Recht auf Ganztagsbetreuung<br />

in der Grundschule bis<br />

2025. Wieist denn der Stand?<br />

Das Vorhaben ist prioritär im<br />

Bundeshaushalt mit zwei Milliarden<br />

Euro hinterlegt. Wirbesprechen derzeit<br />

mit den Ländern, wie das Geld<br />

eingesetzt und der Rechtsanspruch<br />

auf einen Ganztagsplatz in der<br />

Grundschule bis 2025 umgesetzt<br />

werden kann. Die Verantwortlichen<br />

in den ostdeutschen Ländern sind<br />

eher gelassen, weil die ohnehin in<br />

weiten Teilen über 90 Prozent der<br />

Grundschulkinder im Hort haben.<br />

Im Westen gibt es dagegen extreme<br />

Unterschiede. Wir müssen darüber<br />

reden, wie wir es überall schaffen.<br />

Wasverstehen Sie unter Ganztagsbetreuung?<br />

Unter verlässlicher Ganztagsbetreuung<br />

verstehe ich die Absicherung<br />

der Betreuung an fünf Tagen in der<br />

Woche von 8bis mindestens 16 Uhr.<br />

Außerdem sollten eine gute Hausaufgabenbetreuung<br />

und ein Mittagessen<br />

in der Schule möglich sein. Unter diesen<br />

Voraussetzungen würden Eltern,<br />

die sich allein um das Kind kümmern,<br />

zumindest einen 6-Stunden-Arbeitstag<br />

schaffen. Beider Ganztagsbetreuung<br />

vonKinderninder Grundschule<br />

geht es immer um zwei Dinge:Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf und<br />

Bildungsgerechtigkeit.<br />

Wann werden hier Nägel mit Köpfen<br />

gemacht?<br />

Für den Bund sind Bildungsministerin<br />

Anja Karliczek und ich gemeinsam<br />

federführend. DenDiskussionsprozess<br />

mit den Ländern müssen<br />

wir im Herbst dieses Jahres abschließen.<br />

Ich möchte spätestens<br />

Anfang 2020 einen Gesetzentwurf<br />

vorlegen.<br />

Fühlen Siesich durch die gegen Sieerhobenen<br />

Plagiatsvorwürfe unter<br />

Druck gesetzt?<br />

Ich mache meine Arbeit als Ministerin<br />

–unabhängig von den anonym<br />

erhobenen Vorwürfen. Ich<br />

habe dieses Amt mit dem Versprechen<br />

angetreten, mich für die Menschen<br />

einzusetzen, die sonst keine<br />

Stimme haben. Dastue ich.<br />

Wissen Sie, was Sietun werden, wenn<br />

Ihnen die FU Berlin den Doktortitel<br />

entziehen sollte?<br />

Ichhabe die Universität nach den<br />

Vorwürfen im Februar gebeten,<br />

meine Dissertation zu prüfen. Das<br />

tut sie nach wissenschaftlichen Kriterien.<br />

Dann wird sie entscheiden.<br />

Ichwarte diese Entscheidung ab.<br />

Haben Siesauber gearbeitet?<br />

Ich habe diese Arbeit nach bestem<br />

Wissen und Gewissen geschrieben.<br />

Es ist an der Freien Universität<br />

zu entscheiden, ob diese Arbeit zehn<br />

Jahrespäter anders bewertet wird.<br />

DasGespräch führte Thoralf Cleven.<br />

Genossin ohne Glück<br />

Andrea Nahles sollte die SPD wieder zum Erfolg führen. Kurz vor der Europawahl streitet die Partei über Kevin Kühnert und die Grundrente und ringt mit miserablen Umfragewerten<br />

VonAndreas Niesmann<br />

und Gordon Repinski<br />

AmMontag steht Andrea Nahles<br />

im Fraktionssaal der SPD und<br />

rechnet ab. Satz für Satz schleudert<br />

sie den Abgeordneten entgegen. „Es<br />

wird nicht an einem Strang gezogen.“<br />

„Ich will nicht mehr hören, was<br />

alles nicht geht.“ Und: „Wir haben<br />

keine Zeit mehr zu verlieren.“<br />

Man könnte meinen, die Parteiund<br />

Fraktionsvorsitzende der SPD<br />

würde gerade über ihreeigene Partei<br />

klagen. Aber an diesem Mittag geht<br />

es um die deutsche Klimaschutzpolitik;<br />

vorihr sitzen Energielobbyisten<br />

und Umweltschützer bei einem<br />

Fachgespräch. Aber Nahles’ Einlassungen<br />

passen eben auch auf die Genossen.<br />

Etwa dieser hier:„Wenn alle<br />

Schuld haben, ist keiner schuld.“<br />

Zwei Wochen vor der Europawahl<br />

ist die Nervosität in der SPD mit Händen<br />

greifbar. Eine vollkommen aus<br />

dem Ruder gelaufene Debatte um die<br />

Nähe der SPD zum Sozialismus, angestoßen<br />

von Juso-Chef Kevin Kühnert,<br />

machte den Anfang. Es folgte ein<br />

erbitterter interner Streit über die<br />

Grundrente, an dessen Ende nicht<br />

mehr klar ist, ob das Prestigeprojekt<br />

in dieser Legislaturperiode überhaupt<br />

noch kommen wird.<br />

In der Krise der Partei geht es immer<br />

auch um die Chefin selbst. Nach<br />

der vergeigten Bundestagswahl 2017<br />

und dem Rückzug vonMartin Schulz<br />

bekam Nahles den Auftrag, einen<br />

Wegaus dem Tief aufzuzeigen. Die<br />

Frau aus der Vulkaneifel wurde so etwas<br />

wie die Trümmerfrau der SPD.<br />

Sie hatte dafür einen Plan. Gute<br />

und verlässliche Sacharbeit standen<br />

darin, so wie sie es als Arbeitsministerin<br />

gehandhabt hatte. Transparenz<br />

und eine offene Diskussionskultur in<br />

der Parteiführung, die sie von ihrem<br />

Vorvorgänger Sigmar Gabriel stets<br />

vergeblich eingefordert hatte.Vor allem<br />

aber:Die programmatische Neuaufstellung<br />

der SPD. Die Partei sollte<br />

eine klare Haltung verkörpern. Die<br />

Wähler sollten wieder wissen, wofür<br />

die SPD steht und warum es sich lohnen<br />

könnte,dieser Partei die Stimme<br />

zu geben.<br />

Teile davon sind Nahles geglückt,<br />

etwa das Konzept vom Sozialstaat<br />

2025. In der Partei kam das gut an, vor<br />

Andrea Nahles, 48, ist seit April 2018 Vorsitzende der Bundes-SPD.<br />

allem die Abkehr von Hartz IV. Noch<br />

im Märzschien es so,als könnte sich<br />

Nahles dadurch stabilisieren.<br />

Aber nun, kurzvor den Wahltagen<br />

in Europa und vorder Bürgerschaftswahl<br />

in Bremen, zeigen die Umfragen<br />

wieder nach unten. Undweil Nahles<br />

nun seit über einem Jahr Partei und<br />

Fraktion führt, geht es am 26. Mai<br />

nicht nur um die Zahl der SPD-Abgeordneten<br />

im Europaparlament. Es<br />

DPA/FABIAN SOMMER<br />

geht auch um die Zukunft der Parteichefin.<br />

Undumdie Frage,obdas Modell<br />

Nahles für die SPD funktioniert.<br />

Inzwischen gilt die Devise: Bloß<br />

keine offenen Debatten, auch nicht<br />

um die Grundrente. Bloß keine Konflikte<br />

mehr vor der Wahl, irgendwie<br />

muss der 26. Mai erreicht werden.<br />

Doch gerade bei dem großen sozialpolitischen<br />

Projekt vonHubertus Heil<br />

findet die SPD keine Einigung. Soll<br />

die Grundrente aus Steuern finanziertwerden,<br />

obwohl die Zeiten sprudelnder<br />

Einnahmen vorbei sind?<br />

Oder über Beiträge –obwohl das die<br />

Arbeitnehmer belastet? Scholz, Heil<br />

und Nahles treffen sich am Freitag vor<br />

einer Woche am Flughafen in Berlin<br />

Tegel, um Details zu besprechen, aber<br />

sie einigen sich nicht.<br />

Unruhe herrscht in der Partei ohnehin,<br />

besonders seit dem 1. Mai. Da<br />

verschickte die Wochenzeitung Die<br />

Zeit eine Vorabmeldung zu einem<br />

Interview mit dem Juso-Vorsitzenden<br />

Kevin Kühnert. „Ohne Kollektivierung<br />

ist eine Überwindung des<br />

Kapitalismus nicht denkbar“, sagte<br />

Kühnert inBezug auf Großkonzerne<br />

wie den Automobilbauer BMW. Außerdem<br />

kritisierte er das Geschäftsmodell,<br />

mit dem Wohnraum anderer<br />

Menschen Geld zu verdienen. „Konsequent<br />

zu Ende gedacht, sollte jeder<br />

maximal den Wohnraum besitzen,<br />

in dem er selbst wohnt.“<br />

Die beiden Sätze lösten eine Debatte<br />

aus,wie sie das Land lange nicht<br />

erlebt hat. Im Jahr 2019 schien es<br />

plötzlich so,als stehe der Sozialismus<br />

unmittelbar vorseiner Auferstehung.<br />

Dass Kühnert eine derartige Debatte<br />

lostreten konnte –mit Sätzen,<br />

die viele Juso-Chefs so oder so ähnlich<br />

gesagt haben –zeigt, wie ernst der<br />

29-Jährige inzwischen genommen<br />

wird. Es zeigt aber auch, dass in der<br />

Nahles-SPD etwas fehlt. „Nicht die<br />

Äußerungen von Kevin Kühnert sind<br />

das Problem, sondern das Vakuum,<br />

das er füllt“, sagt der Bundestagsabgeordnete<br />

Florian Post. „Das kann<br />

Kühnert nur, weil die Nahles-Scholz-<br />

SPD weder geistig noch kulturell irgendetwas<br />

zu bieten hat. EinVakuum<br />

bleibt eben nie unbesetzt. Dasist ein<br />

Naturgesetz.“ Post ist seit langem einer<br />

der schärfsten Kritiker der Parteiführung.<br />

Unddennoch trifft er einen<br />

Punkt, den viele in der SPD teilen. Offen<br />

darüber geredet wirdselten.<br />

Sollte die SPD bei der Europawahl<br />

zweistelligeVerluste einfahren oder in<br />

Bremen zum ersten Mal seit dem<br />

Weltkrieg das Rathaus verlieren, wird<br />

Nahles um ihreÄmter kämpfen müssen.<br />

DieParteiführung wirdauf Kühnert<br />

zeigen, der aus ihrer Sicht mit<br />

seinem Sozialismus-Vorwurf vieles<br />

kaputt gemacht habe.Doch die Frage<br />

ist, ob das als Entschuldigung reicht.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 5 **<br />

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Politik<br />

Hilfe für<br />

Opfer von<br />

DDR-Unrecht<br />

Justizministerin Barley will<br />

Rehabilitierung erleichtern<br />

Die Bundesregierung will in ihrer<br />

Kabinettssitzung am Mittwoch<br />

sämtliche Antragsfristen in den Rehabilitierungsgesetzen<br />

für Opfer politischer<br />

Verfolgung in der DDR streichen.<br />

Zudem sollen die Rehabilitierung<br />

ehemaliger DDR-Heimkinder<br />

erleichtert und neue Unterstützungsleistungen<br />

eingeführtwerden.<br />

„Die juristische Aufarbeitung des<br />

SED-Unrechts und die Rehabilitierung<br />

der Opfer politischer Verfolgung<br />

sind noch immer nicht abgeschlossen“,<br />

sagte Bundesjustizministerin<br />

Katarina Barley (SPD) der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). „Es ist unseregemeinsame<br />

Verantwortung, den Opfernzur<br />

Seite zu stehen.“ Hintergrund sind<br />

auslaufende Fristen in den Rehabilitierungsgesetzen<br />

im Strafrecht und<br />

im Verwaltungsrecht sowie bei beruflichen<br />

Rehabilitierungen. Besondere<br />

Probleme gibt es jedoch häufig für<br />

ehemalige DDR-Heimkinder, die als<br />

Säuglinge oder Kleinkinder in den<br />

Einrichtungen landeten und bis<br />

heute nicht genau wissen, warum.<br />

Das Ministerium rechnet bis einschließlich<br />

2023 mit Gesamtkosten<br />

durch Entschädigungsleistungen in<br />

Höhe von2,35 Millionen Euro für den<br />

Bund. Die Länder müssten mit Kosten<br />

von460 000 Euro rechnen. (cle.)<br />

Spannungen am Persischen Golf<br />

Nach angeblichen Angriffen auf Schiffe wächst die Kriegsgefahr.Die EU warnt die USA vor militärischem Eingriff<br />

Der Iran hat eine Untersuchung<br />

der angeblichen<br />

Sabotageversuche im Persischen<br />

Golf gefordert.<br />

Der Zwischenfall sei sowohl bedauerlich<br />

als auch besorgniserregend, sagte<br />

Außenamtssprecher Abbas Mussawi<br />

am Montag. „Wir fordern daher eine<br />

lückenlose Untersuchung.“ Solche<br />

Vorfälle haben laut Mussawi eine negative<br />

Auswirkung auf die Sicherheit<br />

im Persischen Golf. Gleichzeitig<br />

warnte er vor „Verschwörung und<br />

Abenteurertum ausländischer Elemente“,<br />

um unter solchenVorwänden<br />

einen Militärkonflikt im Persischen<br />

Golf zu provozieren. „Die Länder in<br />

der Region sollte aufpassen, dass dies<br />

nicht passiert“, erklärte der Sprecher<br />

lautWebportal des Ministeriums.<br />

Wichtiger Hafen Fudschaira<br />

Doha<br />

KATAR<br />

50 km<br />

Persischer<br />

Golf<br />

VEREINIGTE<br />

ARABISCHE<br />

EMIRATE<br />

SAUDI-ARABIEN<br />

Abu Dhabi<br />

Dubai<br />

Straße von Hormus<br />

OMAN<br />

Fudschaira<br />

OMAN<br />

IRAN<br />

Golf von<br />

Oman<br />

Maskat<br />

BLZ/ISABELLA GALANTY<br />

Vorder Ostküste derVereinigten Arabischen<br />

Emirate soll es nach Angaben<br />

des Außenministeriums Sabotageversuche<br />

gegen vier kommerzielle<br />

Handelsschiffe aus verschiedenen<br />

Ländern gegeben haben. Es habe<br />

sich um „staatsfeindliche Operationen“<br />

in der Nähe des Hoheitsgebietes<br />

des Landes gehandelt, teilte das<br />

Ministerium am Sonntag mit. Details<br />

zu den Zwischenfällen in der<br />

Nähe des Emirats Fudschaira wurden<br />

nicht genannt. Das kleine EmiratFudschairaliegt<br />

im Osten derVAE<br />

am Golf von Oman, der die Arabische<br />

Halbinsel und den Iran trennt.<br />

Hier befindet sich eine der wichtigsten<br />

Wasserstraßen der Welt für Ölexporte.<br />

Der Hafen von Fudschaira ist<br />

ein wichtiger Lager- und Umschlagortvor<br />

allem für Öl.<br />

Saudia-Arabiens Energieminister<br />

Chalid al-Falih erklärte am Montag<br />

nach Angaben der Agentur SPA, dass<br />

dabei zwei saudische Tanker erheblich<br />

beschädigt worden seien. Die<br />

Tanker sollten im Auftrag des Staatskonzerns<br />

Saudi Aramco Rohöl in die<br />

USA liefern, sagte Al-Falih weiter.<br />

Unterdessen will die Europäische<br />

Union sich im Streit über das Atomabkommen<br />

mit dem Iran nicht dem<br />

Druck der USA beugen. „Wir sind uns<br />

in Europa einig, dass dieses Abkommen<br />

für unsereSicherheit notwendig<br />

ist“, sagte Bundesaußenminister<br />

Heiko Maas (SPD) am Montag am<br />

Rande eines EU-Treffens in Brüssel.<br />

Zu dem Ministertreffen reiste<br />

überraschend auch US-Außenminister<br />

Mike Pompeo an. Maas hat bei<br />

einem Treffen mit seinem US-Kollegen<br />

Pompeo vor einer militärischen<br />

Auseinandersetzung mit dem Iran<br />

gewarnt. Er habe deutlich gemacht,<br />

„dass wir besorgt sind hinsichtlich<br />

der Entwicklung und der Spannungen<br />

in der Region“, sagte Maas in<br />

Brüssel nach einem Treffen mit Pompeo.<br />

Er habe auch klargemacht,<br />

„dass wir nicht wollen, dass es zu einer<br />

militärischen Eskalation<br />

kommt“. Beide Seiten verfolgten mit<br />

Blick auf Teheran dieselben Ziele,<br />

sagte Maas,„nämlich keine Nuklearwaffen<br />

für den Iran“ und „eine andere<br />

Rolle des Iran in der Region“.<br />

Deutschland sei aber weiter der Auffassung,<br />

dass das Atomabkommen<br />

mit Teheran „Grundlage dafür ist,<br />

dass der Iran keine Nuklearwaffen<br />

hat“. Die USA waren vor einem Jahr<br />

einseitig aus dem Atomabkommen<br />

mit dem Iran ausgestiegen. Teheran<br />

hatte vergangene Woche angekündigt,<br />

bestimmte Auflagen aus der<br />

Vereinbarung nicht mehr einzuhalten,<br />

und binnen 60 Tagen mit weiterenSchritten<br />

gedroht.<br />

Angst voriranischer Atombombe<br />

Der britische Außenminister Hunt<br />

sagte am Rande des Außenministertreffens:<br />

„Wir sind äußerst besorgt,<br />

dass es ausVersehen zu einem Konflikt<br />

kommen könnte –mit einer Eskalation,<br />

die vonkeiner Seite gewollt ist.“<br />

Beiden Bemühungen zur Rettung<br />

der Atomvereinbarung geht es vorallem<br />

darum, trotz amerikanischer<br />

Sanktionsdrohungen Handelsbeziehungen<br />

zum Iran aufrechtzuerhalten.<br />

Sollte dies nicht gelingen, könnte<br />

der Iran sein im Zuge des Abkommens<br />

eingestelltes Programm zum<br />

Bau einer Atombombe wieder aufnehmen.<br />

Für die Einstellung des Programms<br />

hatten die Vertragsstaaten<br />

eine Aufhebung der wirtschaftlichen<br />

Isolierung versprochen. (dpa, AFP)<br />

NACHRICHTEN<br />

Fall Lügde: Kinder mussten<br />

Kinder missbrauchen<br />

Im Fall des massenhaften Missbrauchs<br />

in Lügde sollen minderjährige<br />

Opfer gezwungen worden sein,<br />

an anderen Kindernsexuelle Handlungen<br />

vorzunehmen. Dasberichtete<br />

dasWestfalen-Blatt unter Berufung<br />

auf einen Abschlussbericht. DiePolizeiinBielefeld<br />

und die Detmolder<br />

Staatsanwaltschaft äußerten sich<br />

nicht zu den Informationen der <strong>Zeitung</strong>.<br />

Gegen den Hauptbeschuldigten,<br />

einen 56-jährigen Dauercamper,<br />

und einen 49-Jährigen aus Niedersachsen<br />

wurde inzwischen Anklage<br />

erhoben. Dashabe das Gericht bestätigt,<br />

berichteten NDR,WDR und Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong>. DemHauptbeschuldigten<br />

wirdvorgeworfen, über<br />

Jahrehinweg auf einem Campingplatz<br />

in Lügde (Nordrhein-Westfalen)<br />

mehr als 40 Kinder missbraucht und<br />

dabei gefilmt zu haben. (dpa)<br />

AfD ändertimWahl-O-Mat<br />

Aussage zu EU-Austritt<br />

DieAfD hat ihrePosition zu einem<br />

EU-Austritt Deutschlands im Wahl-<br />

O-Mat der Bundeszentrale für politische<br />

Bildung geändert. ZurAussage<br />

„Deutschland soll aus der Europäischen<br />

Union austreten“ stand bei<br />

der AfD nach dem Startam3.Mai zunächst„stimme<br />

zu“, wie die Saarbrücker<br />

<strong>Zeitung</strong> unter Berufung auf die<br />

Bundeszentrale berichtete.Dies sei<br />

auf„neutral“ geändertworden. (dpa)<br />

Neue Themen, neue Gäste<br />

beim Verfassungsschutz<br />

Haldenwang warnt vor Dynamik von Extremisten<br />

VonMarkus Decker<br />

Wie um zu unterstreichen, dass<br />

sich die Zeiten geändert haben,<br />

war auch einer erschienen, mit<br />

dem man nicht gerechnet hatte:<br />

Hans-Georg Maaßen. Der frühere<br />

Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz<br />

hielt sich am Montag<br />

im Foyer und im hinteren Teil des<br />

Saales auf, während sein Nachfolger<br />

Thomas Haldenwang auf dem Symposium<br />

des Inlandsnachrichtendienstes<br />

sprach.<br />

Denn während Maaßen die Symposien<br />

in den vergangenen Jahren<br />

meist auf das Thema Islamismus beschränkt<br />

und die Referenten entsprechend<br />

ausgesucht hatte, ging<br />

das erste von zwei Podien diesmal<br />

dem Thema „Verschiebung der<br />

Grenzen zwischen Demokraten und<br />

„Eine Häufung von<br />

Einzelfällen ist<br />

auch ein Problem.“<br />

Matthias Quent, Direktor des Instituts<br />

für Demokratie und Zivilgesellschaft<br />

in Jena, über Rechtsextremisten<br />

in den Sicherheitsbehörden<br />

Extremisten“ nach, das zweite dem<br />

Thema „Ziele und Wirkungsweisen<br />

beim Einsatz sozialer Medien“. Auch<br />

war mindestens einer geladen, der<br />

unter Maaßen wohl nicht geladen<br />

worden wäre: Matthias Quent, Direktor<br />

des Instituts für Demokratie<br />

und Zivilgesellschaft in Jena. DieVeranstaltung<br />

war eine Zäsur.<br />

So kam zunächst Haldenwang<br />

persönlich auf die „Veränderung gegenüber<br />

den Vorjahren“ zu sprechen.<br />

Zwar sei die Gefahr des Islamismus<br />

ungebrochen. Dass es zuletzt<br />

keine Anschläge gegeben habe,<br />

sei auch der Tatsache zu verdanken,<br />

dass die Sicherheitsbehörden sie<br />

verhindert hätten, sagte er. Freilich<br />

müsse man eine „neue Dynamik in<br />

verschiedenen Bereichen des Extremismus“<br />

konstatieren. So würden<br />

Polizisten attackiert. Und manche<br />

„Menschen mit Migrationsgeschichte“<br />

fühlten sich bei uns „nicht<br />

mehr sicher“.<br />

Es gebe eine „Entgrenzung zwischen<br />

bürgerlichen Protesten und Extremismus“,<br />

betonte Haldenwang. In<br />

Chemnitz etwa hätten„Protestbürger<br />

am Straßenrand applaudiert“, als andere„Heil<br />

Hitler“ gerufen hätten. Der<br />

Verweis auf Chemnitz war kein Zufall.<br />

Es war Maaßen, der die rechtsextremen<br />

Ausschreitungen dort relativiert<br />

und damit seine Ablösung eingeleitet<br />

hatte.<br />

Haldenwang war nicht der Einzige,<br />

der überraschende Akzente<br />

setzte. Sosagte Judy Korn vom Violence<br />

Prevention Network, dass immer<br />

mehr ihrer militanten Klienten<br />

aus dem rechten Spektrum fragten:<br />

„Was willst du denn? Wir sind doch<br />

in der Mehrheit!“ Torsten Voßwiederum,<br />

Chef des Landesamtes für<br />

Verfassungsschutz in Hamburg, verwies<br />

auf die militanten Linksextremisten<br />

in der Hansestadt und stellte<br />

mit Blick auf Rechtsextremisten in<br />

den Sicherheitsbehörden fest: „Vor<br />

einigen schwarzen Schafen ist man<br />

nie gefeit.“ Quent hielt dagegen.<br />

„Eine Häufung von Einzelfällen ist<br />

auch ein Problem“, sagte er.<br />

Schließlich forderten Haldenwang<br />

und Innenstaatssekretär Günter<br />

Krings (CDU) eine Korrektur des<br />

Bundesverfassungsschutzgesetzes,<br />

um Quellen-TKÜ –also Telekommunikationsüberwachung<br />

an deren Ursprung<br />

–und Online-Durchsuchung<br />

nicht nur dem Bundeskriminalamt,<br />

sondern auch dem Verfassungsschutz<br />

zu gestatten. Ohne dies<br />

könne man Extremisten, egal welcher<br />

Sorte, heute nicht mehr effektiv<br />

bekämpfen, sagten sie.<br />

Anders als Maaßen, der nicht angekündigt<br />

war, war einer nicht da,<br />

der angekündigt war: Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer (CSU).<br />

Gründe wurden nicht genannt.<br />

Ladelösungenfür Elektroautos.<br />

Die Schaffung eines nachhaltigen Verkehrssystems<br />

hilft, den Klimawandel zu<br />

stoppen. Um den Übergang zurElektromobilität<br />

zu beschleunigen, entwickeln<br />

wir InCharge und bauen mit Partnern<br />

und Unternehmen in Europa ein Netz von<br />

Ladestationen. Dort, wo sie gebraucht<br />

werden: zuHause, amArbeitsplatz oder<br />

im öffentlichen Raum. InCharge ist ein<br />

weiterer Schritt, um innerhalb einer<br />

Generation ohne fossile Brennstoffe<br />

auszukommen.<br />

Begleiten Sie uns auf dem Wegdorthin:<br />

vattenfall.de/fossilfrei


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

MÄRKTE<br />

NACHRICHTEN<br />

DAX-30 in Punkten<br />

4.2.19<br />

4.2.19<br />

▼ 11876,65 (–1,52 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

4.2.19<br />

Stand der Daten:13.05.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

▼ 69,88 (–1,38 %)<br />

▲ 1,1245 (+0,13 %)<br />

Quelle<br />

13.5.191<br />

13.5.191<br />

13.5.191<br />

Azubi-Mindestlohn soll mit<br />

515 Euro im Monat starten<br />

Bildungsministerin Anja Karliczek<br />

(CDU)hat die vonihr geplanteMindestvergütung<br />

für Auszubildende als<br />

wichtigen Beitrag zur Stärkung der<br />

Aus- und Weiterbildung hervorgehoben.<br />

„Wir wollen die Leistung, die die<br />

jungen Menschen in den Betrieben<br />

erbringen, wertschätzen und anerkennen“,<br />

sagte Karliczek am Montag.<br />

Auszubildende sollenab2020 im<br />

ersten Ausbildungsjahr eineMindestvergütung<br />

von515 Euro proMonat<br />

erhalten. 2021 soll der Mindestbetrag<br />

auf 550 Euro,2022 auf 585 Euro und<br />

ab 2023 auf 620 Euro steigen.Inden<br />

weiteren Lehrjahren seien ebenfalls<br />

Erhöhungen geplant. Voraussichtlich<br />

wirdder GesetzentwurfamMittwoch<br />

beschlossen. (dpa)<br />

Ex-Audi-Chef scheitert mit<br />

Verfassungsbeschwerde<br />

Gewinner<br />

aus DAXund MDAX vom13.05.zum Vortag<br />

LEG Immobilien 110,40 +1,85 WWW<br />

Vonovia NA 48,82 +1,71 WWW<br />

Dt. Wohnen Inh. 42,18 +0,96 WW<br />

TAGImmobilien 20,38 +0,89 WW<br />

Beiersdorf 99,14 +0,75 WW<br />

Dt. Pfandbriefbank 12,16<br />

Verlierer<br />

+0,50 WW<br />

aus DAXund MDAX vom13.05.zum Vortag<br />

thyssenkrupp 13,15 WWWWWWWWWWW –8,68<br />

Siltronic NA 71,06 WWWWWWWWWWW –8,29<br />

Dürr 33,93 WWWWWWWWW –6,68<br />

MorphoSys 86,75 WWWWWWW –5,19<br />

United InternetNA 32,75 WWWWWW –4,77<br />

Infineon NA 17,56 WWWWWW –4,66<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 13.05. ±% z. 10.05.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –1,20<br />

3596/2909 3320,78<br />

CAC 40(FR) – 1,22<br />

5657/4556 5262,57<br />

S&P UK(UK) – 0,51<br />

1590/1323 1450,64<br />

RTS (RU) – 0,51<br />

1285/1033 1207,57<br />

IBEX (ES) –0,78<br />

10265/8286 9046,80<br />

Dow Jones (US) –2,45<br />

26952/21713 25306,23<br />

Bovespa (BR) –1,96<br />

100439/69069 92406,56<br />

Nikkei (JP) – 0,72<br />

24448/18949 21191,28<br />

Hang Seng (HK) +0,87<br />

31593/24541 28596,60*<br />

Stx Singap. 20 (SG) –1,60<br />

1635/1350 1552,05<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */**<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

NIBC Direct */**<br />

nibcdirect.de 0,75 0,75 0,75<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />

PSA Direktbank<br />

psa-direktbank.de 0,25 0,70 0,70<br />

RaboDirect */**<br />

rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />

ING *<br />

ing.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,03 0,03 0,03<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,18 0,18 0,18<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Nicht dasangestammteGeschäft, sondern die Tochter Monsanto machtdem Management vonBayer immer mehrÄrger.<br />

Mit dem Roller in die roten Zahlen<br />

Stockholms E-Scooter-Markt ist umkämpft.Doch die vermeintlich umweltfreundlichen Vehikelgehenschnell kaputt<br />

Von André Anwar<br />

Die Stockholmer sind den „Elscootrarna“<br />

gegenüber eher<br />

aufgeschlossenals ablehnend eingestellt.<br />

Schon seit September 2018 rollen<br />

die Tretroller mit Elektromotor<br />

durchSchwedens Hauptstadt. Rund<br />

2000 sind es derzeit. Mit steigenden<br />

Temperaturen werde sich ihre Anzahl<br />

im Sommer verdoppeln, schätzenBranchenkenner.<br />

Schwedens Hauptstadt ist seit<br />

dem Aufstieg des MusikstreamingdienstesSpotify<br />

zu einemwichtigen<br />

europäischen Testmarkt für an<br />

Smartphones gekoppelte Geschäftsideen<br />

aller Art geworden. Derzeit<br />

wetteifernvierVermietervon E-Rollern<br />

um die Gunst der Kunden. Drei<br />

bis vierweitereFirmen stehen in den<br />

Listen über Freund und Feind<br />

Bayer findet die nächste Monsanto-Altlast: Der US-Konzern ließ auch in Deutschland Kritiker registrieren<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Der Druck auf Bayer<br />

wächst, die Tochter Monsanto<br />

macht immer mehr<br />

Ärger. Der US-Konzern<br />

hat vorder Übernahme durch Bayer<br />

wohl nicht nur in Frankreich, sondernauch<br />

in Deutschland umstrittene<br />

Listen mit Kritikern und Unterstützernerstellen<br />

lassen. Davongeht<br />

der Leiter der Abteilung Public Affairs<br />

und Nachhaltigkeit bei Bayer, Matthias<br />

Berninger,aus.Essei sehr wahrscheinlich,<br />

dass derartige Listen EUweit<br />

gegeben habe, sagte der frühere<br />

Grünen-Politiker.Der Vertragmit der<br />

beteiligten Kommunikationsagentur<br />

habe sich auf Europa erstreckt.<br />

In Frankreich laufen gegen den<br />

amerikanischen Saatgut- und Pestizidhersteller<br />

Vorermittlungen wegen<br />

illegaler Erfassung privater Daten.<br />

Monsanto steht unter Verdacht, geheime<br />

Listen mit Namen von Kritikern<br />

des Unternehmens und seiner<br />

Produkte in Frankreich geführt zu<br />

haben. Rund 200 Namen von Wissenschaftlern,<br />

Journalisten und Politikernsollen<br />

darauf stehen, darunter<br />

beispielsweise der von Ségolène Royal,<br />

Ex-Umweltministerin und Gegnerin<br />

des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels<br />

Glyphosat.<br />

Bayerhatte sich am Wochenende<br />

für die Praxis vonMonsanto in Frankreich<br />

entschuldigt und angekündigt,<br />

eineexterneKanzleimiteinerAufklärung<br />

der Vorfälle beauftragen zu wollen.<br />

Berninger betonte, nach allem,<br />

was er bisher gehört habe, halte er<br />

das Vorgehen von Monsanto für<br />

komplett unangemessen. Es gebe<br />

eine ganze Reihe von Beispielen,<br />

„wo, uminder Fußballsprache zu<br />

sprechen,mannichtdenBallgespielt<br />

hat, sondern eher auf den Mann gegangen<br />

ist oder auf die Frau“.<br />

In Frankreich haben sich viele<br />

prominente Politiker gegen Monsanto<br />

positioniert. Im öffentlich-rechtlichen<br />

Fernsehen sind mehrere ausführliche<br />

Dokumentationen über die<br />

Gefahren des Unkrautvernichters<br />

Glyphosatgelaufen. DasAnlegen von<br />

Freund-Feind-Listen ist in Frankreich<br />

unter bestimmten Umständen<br />

verboten. Monsanto ging es bei seiner<br />

PR- und Lobbyarbeit vor allem<br />

darum, den Vorwurf zuentkräften,<br />

Startlöchern. Laut Verkehrsamt haben<br />

die bereits etablierten Anbieter<br />

zudem angemeldet, dieAnzahl ihrer<br />

E-Roller weiter aufzustocken. Und<br />

dies, obwohl die renommierte Wirtschaftszeitung<br />

„Dagens Industri“<br />

kürzlich enthüllte, dass die vermeintlich<br />

umweltfreundlichen E-<br />

Scooternichtsolange haltenwie gedacht.<br />

Schon nach fünf Wochen gehen<br />

siedemnach kaputt, statt wie erwartet<br />

zwei bis drei Monate zuhalten.<br />

Weil Anbieter mindestens zehn<br />

Wochen Vermietungsbetrieb brauchen,<br />

um den Kaufpreis des Rollers<br />

wieder hineinzubekommen, sei das<br />

für jeden einzelnen Scooter ein Verlustgeschäft.<br />

schreibt die <strong>Zeitung</strong><br />

unter Berufung auf umfassende<br />

brancheninterne Quellen. Aber das<br />

dass Glyphosat bei Menschen, die<br />

mit dem „Totalherbizid“ hantieren,<br />

Krebs auslösen kann. In den USA<br />

sind mehr als 13000 Klagen anhängig.<br />

In den ersten beiden Verfahren<br />

bekamen die Kläger in der ersten Instanz<br />

Recht. Derzeit wird als dritter<br />

Fall die Klage eines Ehepaars verhandelt,<br />

das nicht nur Schadensersatz in<br />

Höhe von rund 55 Millionen Dollar<br />

verlangt, sondern auch eine Bestrafung<br />

wegen arglistiger Täuschung in<br />

Höhe voneiner Milliarde Dollar.<br />

Analysten rechnen damit, dass<br />

die Glyphosat-Fälle Bayer mindestens<br />

5Milliarden Euro kosten werden.<br />

Die Bayer-Aktie gab auch am<br />

Montag wieder nach. In den vergangenen<br />

zwölf Monaten hat sie fast 44<br />

Prozent verloren, Buchwerte von<br />

ist vielleicht nur eine Kinderkrankheitbei<br />

der Produktion. Auch immer<br />

mehr Stockholmer mit privat eingekauftenE-Rollernsiehtman<br />

aufden<br />

StockholmerStraßen.<br />

Keine Helme<br />

Im Gegensatzzuden meistenStockholmer<br />

Fahrradfahrern nutzen<br />

E-Roller-Fahrer keine Helme, auch<br />

wennsiegernmalmittenaufbreiten,<br />

hochfrequentierten Autostraßen<br />

fahren und dort auchnoch links abbiegen,weildasschneller<br />

gehtalsauf<br />

den seitlichen Fahrradwegen. Von<br />

schlimmen Unfällen ist seit der Einführung<br />

im Herbst aber nichts berichtet<br />

worden. Schwedenverhalten<br />

sich traditionell sehr rücksichtsvoll<br />

im Verkehr. Kritik gibt es eigentlich<br />

nuramParken.Vor mancher Schule<br />

FOTO: OLIVER BERG/DPA<br />

mehr als 42 Milliarden Euro wurden<br />

vernichtet. Branchenkenner vermuten,<br />

dass es Jahre dauern wird, bis<br />

sich das Unternehmen von dem<br />

Monsanto-Desaster erholen wird.<br />

Dabei sollte die Übernahme den Weg<br />

für eine Runderneuerung ebnen –<br />

mit einem Konzern, der sich auf die<br />

Sparten Pharma und Agro-Chemie<br />

konzentriert und alles andere verkauft,<br />

auch um Belastungen durch<br />

Monsanto zu schultern.<br />

Zur Disposition steht das Betreiben<br />

von Chemieparks, wo frühere<br />

Bayer-Sparten noch immer aktiv<br />

sind. Mehr als eine Milliarde Euro soll<br />

die Veräußerung einer 60-Prozent-<br />

Beteiligung an der Firma Currenta<br />

bringen, die Standorte in Leverkusen,<br />

Dormagen und Krefeld verwaltet.<br />

MehrereFinanzinvestoren sollen<br />

sich bereits gemeldet haben. Dasgilt<br />

auch für das hochprofitable Geschäft<br />

mit Pharmaka für Tiere. DerWertdieser<br />

Aktivitäten wird von Analysten<br />

bei einem Jahresumsatz von1,5 Milliarden<br />

Euro auf rund 7Milliarden<br />

Euro taxiert. Ein Deal bei Currenta<br />

könnte Medienberichten zufolge<br />

schon in den nächsten Wochen über<br />

die Bühne gehen. Bei der Tiermedizin<br />

dürfte sich die Veräußerung hinziehen.<br />

DenneskönntefürFinanzinvestoren<br />

schwer werden, das Unternehmen<br />

in fünf bis sieben Jahren<br />

weiterzuverkaufen. Wettbewerbshüter<br />

könnten sich gegen einen Deal<br />

mit einem der Konkurrenten stemmen,<br />

da deren Zahl sehr überschaubar<br />

ist.<br />

finden sich Haufen aus kreuz und<br />

quer übereinandergeschmissenen<br />

E-Tretrollern. Wer einen E-Scooter<br />

nutzt, kann ihn überall abstellen.<br />

Daher sollen in Stockholm nun zumindest<br />

an Knotenpunkten im<br />

Stadtzentrum markierte E-Roller-<br />

Parkplätzeeingerichtetwerden.<br />

Den freien Fluss und das wahlfreie<br />

Parken der E-Scooteraußerhalb<br />

der Verkehrsknotenpunkte wolle<br />

man nichteinschränken, betontder<br />

grüne Verkehrsstadtrat Daniel Helldén.<br />

Schwachstellen würden in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Firmen<br />

beseitigt.<br />

Bisher laufe die Zusammenarbeit<br />

vorbildlich, beteuert Helldén. Probleme<br />

werden unbürokratisch gelöst,<br />

wenn sie entstehen, so das Motto.<br />

Bislang funktioniert es.<br />

DerfrühereAudi-Chef RupertStadler<br />

ist mit einer Verfassungsbeschwerde<br />

gegen seinen Haftbefehl<br />

gescheitert. DasBundesverfassungsgericht<br />

teilte mit, es habe die<br />

Beschwerde nicht zur Entscheidung<br />

angenommen. DasOberlandesgericht<br />

München hatte den Haftbefehl<br />

im Oktober außer Vollzug gesetzt,<br />

aber ein Kontaktverbot verhängt.<br />

Ohne Zustimmung der Staatsanwaltschaft<br />

darfStadler keinen Kontakt<br />

zu Mitbeschuldigten und möglichen<br />

Zeugen aufnehmen. DieJustiz<br />

verdächtigt den ehemaligen Audi-<br />

Chef des Betrugs.Stadler habe Dieselautos<br />

mit überhöhten Abgaswerten<br />

verkaufen lassen, obwohl er von<br />

den Manipulationen wusste. (dpa)<br />

Mehr Beschwerden gegen<br />

Airlines nach Chaossommer<br />

Reisende stehendicht gedrängt im<br />

Frankfurter Flughafen. FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA<br />

Derzurückliegende Chaossommer<br />

im europäischen Luftverkehr hat zu<br />

deutlich mehr Verbraucherbeschwerden<br />

über die Fluggesellschaften<br />

geführt. Laut Luftfahrtbundesamt<br />

wuchs die Zahl der Beschwerden<br />

wegen Verspätungen und Annullierungen<br />

im Vergleich zum Vorjahr<br />

um 61 Prozent auf 4092. Insgesamt<br />

gingen 4258 Beschwerden bei<br />

der Behörde ein, wie aus der Antwortder<br />

Bundesregierung auf eine<br />

Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion<br />

hervorgeht. DieZahlder<br />

Bußgeldverfahren stieg 2018 danach<br />

um das Sechsfache auf 982. (dpa)<br />

EU deckelt Tarife für<br />

Telefonate ins Ausland<br />

Vondiesem Mittwoch (15. Mai) an<br />

werden die Gebühren für Telefonate<br />

und SMS aus dem Heimatland ins<br />

EU-Ausland gedeckelt. Maximal<br />

werden 19 Cent proMinutefällig, ob<br />

die Gespräche am Festnetztelefon<br />

geführtwerden oder mit dem Handy,spielt<br />

dabei keine Rolle.Eine<br />

SMS kostet dann maximal 6Cent.<br />

Laut Europäischem Verbraucherverband<br />

fielen in Deutschland zuletzt<br />

bis zu 1,99 Euro proMinute für Auslandsgespräche<br />

per Handy an. Die<br />

Zusatzgebühren für Anrufe aus<br />

fremden EU-Netzen ins Heimatland,<br />

also beispielsweise für Telefonate<br />

aus dem Urlaub nach Hause,<br />

waren bereits im Sommer 2017 abgeschafft<br />

worden. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 7· ·<br />

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Wirtschaft<br />

„Wir haben jedes Jahr 20 bis 30 Streiktage“<br />

Amazon-Betriebsratschef Thomas Rigol über den Dauerstreit mit seinemArbeitgeber,tägliche Repressalien und viele kleine Erfolge<br />

An diesem Dienstag sind<br />

diese Amazon-Mitarbeiter<br />

seit genau sechs Jahren im<br />

Streik: Immer wieder, insgesamt<br />

rund 30 Tage jedes Jahr,legen<br />

siedieArbeitnieder,umendlichnach<br />

dem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels<br />

bezahlt zu werden.<br />

Amazon lehnt Tarifverträge jedoch<br />

grundsätzlich ab und entgegnet,<br />

man orientiere sich an den Gehältern<br />

der Logistikbranche.Anfang Maibegann<br />

die neue Runde dieses schier<br />

endlosen Arbeitskampfs, der längst<br />

zumArbeitsalltaggehört.ThomasRigol<br />

ist seit einem Jahr Vorsitzender<br />

des Betriebsrats in Leipzig.<br />

Herr Rigol, Siearbeiten seit elf Jahren<br />

bei Amazon. Wie sehr bestimmt der<br />

nun schon sechsjährige Arbeitskampf<br />

ihren Alltag?<br />

Wir haben jedes Jahr etwa 20 bis<br />

30 Streiktage –jenachdem, wie viele<br />

wichtige Geschäftstage es gibt, an<br />

denen man mit Streiks wirklich etwas<br />

bewirken kann, zum Beispiel um Ostern<br />

und Weihnachten. Unsere<br />

Streikleitung am Standort koordiniert<br />

die Termine so, dass sie<br />

deutschlandweit abgestimmt sind.<br />

Streiks an einzelnen Standorten machen<br />

ja wenig Sinn, denn sie lassen<br />

sich durch andere Standorte in<br />

Deutschland leicht auffangen.<br />

Erinnern Sie sich noch, wie sich Ihr<br />

erster Streik vor sechs Jahren angefühlt<br />

hat?<br />

Anfangs hat es Überwindung gekostet.<br />

Bis dahin hatte es nicht viele<br />

Gewerkschaftsaktivitäten am Standortgegeben,<br />

da war es schon ein mulmiges<br />

Gefühl, zum Beispiel Flugblätter<br />

zu verteilen und plötzlich vordem<br />

Arbeitgeber zu stehen. Als Verdidann<br />

zu den ersten Streiks aufrief, war ich<br />

im Urlaub und konnte nicht teilnehmen.<br />

Dashat mich echt geärgert, ich<br />

wollte unbedingt etwas für bessere<br />

Arbeitsbedingungen unternehmen.<br />

Lässt es Ihre Geschäftsleitung die Beschäftigten<br />

spüren, dass sie vomendlosen<br />

Arbeitskampf genervt ist?<br />

Streikende, die in der Gewerkschaft<br />

sind, werden anders behandelt.<br />

Zum Beispiel sind manche der<br />

Aufgaben, die täglich neu vergeben<br />

werden, weniger anstrengend als andere.<br />

In meinem Bereich muss ich oft<br />

15 Kilometer am Taglaufen und nach<br />

Paketen suchen. Weniger anstrengend<br />

und auch abwechslungsreicher<br />

ist es zum Beispiel, Stapler zu fahren.<br />

Für viele ist das eine mentale Entlastung.<br />

Verdi-Leute kriegen solche<br />

Stellen kaum zugeteilt. Streikende<br />

werden auch öfter zu Gesprächen<br />

über krankheitsbedingte Ausfälle<br />

eingeladen, nicht selten gefolgt von<br />

Kündigungen. Im persönlichen Umgang<br />

mit der Geschäftsleitung spüre<br />

ich nie Feindseligkeiten. Aber ein beruflicher<br />

Aufstieg in der Firmagestaltet<br />

sich für aktiveGewerkschafter äußerst<br />

schwierig, wie ich am eigenen<br />

Leib erfahren durfte.<br />

Streikposten: Kein ungewohntes Bildbei AmazoninLeipzig.<br />

ZUR PERSON<br />

FOTO: PETER ENDIG/DPA<br />

Thomas Rigol, 38, arbeitet seit elf Jahren am Amazon-StandortinLeipzig.Erlebt mit Frau und<br />

drei KinderninGroßdeuben nahe der Messestadt. Nach seinem abgebrochenen Studium hatte<br />

er als Zeitarbeiter im Lager eines Möbelhändlers gearbeitet, bevorerim2006 eröffneten,<br />

75000 Quadratmeter großen Amazon-Logistikzentrum anfing.Dortwird in Schichten vonmontags<br />

0.15 Uhr bis samstags 23.30 Uhr gearbeitet. Rigol ist Vorsitzender des Betriebsrats.<br />

IhreForderungen lehnt Amazon noch<br />

immer ab.Wie motivieren Siedie Kollegen,<br />

trotzdem noch zu streiken?<br />

Es ist nicht immer leicht, jeden bei<br />

Laune zu halten. Aber vomAufgeben<br />

spricht keiner. Verdi hat zugesagt,<br />

dass sie uns weiter unterstützen. Tariflöhne<br />

haben wir ja immer noch<br />

nicht. Aber anfangs standen wir bei<br />

7,76 Euro, mittlerweile sind es über<br />

12,50 Euro,davon kann man zumindest<br />

leben. Auch Weihnachtsgeld bekommen<br />

wir mittlerweile, wenn<br />

auch deutlich weniger,als es nach Tarifvertrag<br />

wäre. Früher war esnormal,<br />

sechs Tage die Woche zu arbeiten<br />

mit täglich ein bis zwei Überstunden.<br />

Heute laufen Überstunden auf<br />

freiwilliger Basis.Neuere Mitarbeiter<br />

kennen die harten Zeiten von vor<br />

zehn Jahren gar nicht mehr, deshalb<br />

verstehen sie Kritik am Arbeitgeber<br />

mitunter nicht, und es sind eher die<br />

Älteren, die streiken. Manmuss auch<br />

sagen, dass es tatsächlich utopisch<br />

ist, dass der Samstag ein freier Tag<br />

wird–weil die meisten Bestellungen<br />

am Wochenende eingehen.<br />

Was sind dann heute noch Ihre<br />

Hauptforderungen?<br />

Wirfordernnach wie voreinen Tarifvertrag,<br />

für in vielerlei Hinsicht<br />

bessere und rechtlich verbriefte<br />

Arbeitsbedingungen. Wir wenden<br />

unsaberinzwischenauchandiePolitik:<br />

Es braucht endlich wieder allgemeinverbindliche<br />

Tarifverträge im<br />

Einzelhandel – damit wäre auch<br />

Amazon gezwungen, besser zu zahlen.<br />

Vor Ort versuchen wir, Amazon<br />

zumindest davon abzubringen, auch<br />

noch den Sonntag zum Arbeitstag zu<br />

machen. Und esgeht konkret auch<br />

um einen Gesundheitstarifvertrag.<br />

Die meisten von uns arbeiten gern<br />

bei Amazon, aber auf viele Probleme<br />

der Arbeiter nimmt die Firma kaum<br />

Rücksicht –wenndie Leute zum Beispiel<br />

mit Rückenschmerzen nach<br />

Hause gehen, weil die Tische nicht an<br />

die Tätigkeiten angepasst werden.<br />

Der Besitzer von Amazon ist der<br />

reichste Mann der Welt, da können<br />

wir doch erwarten, verstellbare Tische<br />

für die Arbeit zu bekommen.<br />

Amazon unterläuft Ihre Streiks mit<br />

Saisonarbeitern und Aushilfen.<br />

Kommt es da nicht zu Streit vorOrt?<br />

Es kommt höchstens mal zu kleinen<br />

Wortgefechten zwischen einzelnen<br />

Leuten, wenn es um die Frage<br />

von Streik oder Streikbruch geht –<br />

aber es gibt keine Spaltung oder vergiftete<br />

Atmosphäre unter der Belegschaft.<br />

Es werden auch weniger Befristete<br />

eingesetzt als früher. Einige<br />

kennt man gut, weil sie jedes Jahr<br />

wiederkehren. Man unterhält sich<br />

normal mit ihnen, kaum über die<br />

Streiks.Viele vonihnen brauchen das<br />

schnelle Geld und meiden die Streiks<br />

aus Angst vor Kündigungen –einige<br />

streiken aber auch mit.<br />

DasGespräch führte<br />

Flemming Goldbecher.<br />

US-Zollstreit mit China<br />

geht in die nächste Runde<br />

Führung in Peking kündigt Gegenmaßnahmenan<br />

Von Benedikt von Imhoff<br />

Im Handelsstreit mit Washington<br />

reagiertChina auf höhereUS-Zölle<br />

und hebt seinerseits die Einfuhrgebühren<br />

auf US-Produkte im Wert von<br />

60 Milliarden Dollar (53,34 Milliarden<br />

Euro) an. Vom1.Juni an sollen<br />

knapp 2500 US-Produkte mit 25 Prozent<br />

Importzoll belegt werden. Auf<br />

weitereWaren sollen ebenfalls Strafzölle<br />

erhoben werden, allerdings mit<br />

niedrigeren Zollsätzen.<br />

Die „Anpassung“ sei eine „Antwort<br />

auf den US-Unilateralismus<br />

und Handelsprotektionismus“, teilten<br />

die Behörden in Peking mit. China<br />

hoffe, dass die USA im Sinne<br />

gegenseitigen Respekts zur bilateralen<br />

wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

zurückkehrten. US-Präsident<br />

Donald Trump hatte die Regierung in<br />

Peking vor Gegenmaßnahmen gewarnt.<br />

In der Nacht zum Freitag hatten<br />

die USA die Anhebung der Sonderabgaben<br />

auf Importe aus China<br />

im Wert von200 Milliarden Dollar in<br />

Kraft gesetzt. Die Zölle stiegen von<br />

bisher 10 auf 25 Prozent. Für weitere<br />

Importe im Volumen von 50Milliarden<br />

Dollar lag der Satz bereits zuvor<br />

bei 25 Prozent. Daraufhin hatte China<br />

Gegenmaßnahmen angekündigt.<br />

Trump gab China die Schuld an<br />

der Eskalation im Handelskonflikt<br />

und warnte Peking vor Konsequenzen.<br />

Mansei kurzdavor gewesen, ein<br />

„großartiges“ Abkommen abzuschließen,<br />

dann sei China aber abgesprungen,<br />

schrieb Trump auf Twitter.<br />

Der US-Handelsbeauftragte Robert<br />

Lighthizer hatte am Wochenende berichtet,<br />

Trump habe auch angeordnet,<br />

25-prozentige Abgaben auf weitereWaren<br />

im Wert vonrund 300 Milliarden<br />

Dollar zu erheben –und damit<br />

auf alle chinesischen Importe.<br />

Ohne einen Deal würden sich Firmen<br />

gezwungen sehen, das Land zu<br />

verlassen, schrieb Trump am Montag<br />

bei Twitter weiter.„Ichsage Präsident<br />

Xi und all meinen Freunden in China<br />

offen, dass China sehr schwer getroffen<br />

wird, wenn sie kein Abkommen<br />

abschließen, weil Unternehmen gezwungen<br />

werden, China zu verlassen<br />

und in andereLänder zu gehen.“<br />

Die letzte Gesprächsrunde zwischen<br />

den beiden größten Volkswirtschaften<br />

der Welt war in der vergangenen<br />

Woche ohne Durchbruch beendet<br />

worden. Der vorsichtige Optimismus,<br />

der am Freitag nach der<br />

jüngsten Gesprächsrunde zunächst<br />

die Wall Street trug, ist am Montag<br />

schon wieder verflogen. Auch an der<br />

Frankfurter Börse kam die Nachricht<br />

vom eskalierenden Zollstreit nicht<br />

gut an. Der Dax notierte am Nachmittag<br />

1,6 Prozent leichter. (dpa)<br />

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ibb.de/wachsen<br />

Waren aus China werden in den USA teurer –und US-Produkte in China.<br />

FOTO: CHINATOPIX/DPA


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

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Meinung<br />

Mietspiegel<br />

ZITAT<br />

Sozialer<br />

Sprengstoff<br />

Ulrich Paul<br />

erwartet einen besseren Schutz der<br />

Mieter durch den Bund.<br />

Ist das jetzt ein Grund um aufzuatmen?<br />

Nein. Die Wohnkosten sind nach dem<br />

neuen Mietspiegel in Berlin im Vergleich<br />

zum letzten Mietspiegel vor zwei Jahren<br />

zwar nicht ganz so stark gestiegen. Doch<br />

unterm Strich bleibt eine Erhöhung um<br />

2,5 Prozent jährlich. Das ist in einer Stadt<br />

wie Berlin, die einen hohen Anteil an<br />

Haushalten mit geringen Einkommen<br />

hat, immer noch viel. Für manchen Mieter<br />

sogar zu viel. Denn die steigende ortsübliche<br />

Miete von heute ist für viele Mieter<br />

die Mieterhöhung vonmorgen.<br />

Hinter dem moderat aussehenden<br />

Mietwachstum von 2,5 Prozent jährlich<br />

verbirgt sich bei genauerem Hinsehen sogar<br />

sozialer Sprengstoff. Denn die Mieten<br />

steigen nicht überall gleichmäßig. Überdurchschnittlich<br />

verteuernsich vorallem<br />

Wohnungen in den Häusern, die bis 1918<br />

errichtet wurden. Nurdie Nachkriegsbauten<br />

verteuern sich nicht ganz so stark.<br />

Übersetzt heißt dies: In den Altbauten<br />

droht die Verdrängung von Mietern, die<br />

die steigenden Kosten nicht tragen können.<br />

Sie werden eine bezahlbare Bleibe<br />

eher in den Großsiedlungen am Stadtrand<br />

finden. Es droht die Entmischung der<br />

Stadt und die Ballung von sozialen Konflikten<br />

in den betroffenen Gebieten.<br />

Es ist gut, dass der Senat versucht, der<br />

Verdrängung mit der Ausweisung von<br />

mehr Milieuschutzgebieten etwas entgegenzusetzen.<br />

Ebenso richtig ist, dass der<br />

Senat die landeseigenen Unternehmen<br />

dazu verpflichtet hat, Mieterhöhungen in<br />

ihren rund 300 000 Wohnungen auf zwei<br />

Prozent jährlich zu begrenzen. Dadurch<br />

hat er verhindert, dass die Mieten noch<br />

stärker steigen. Um die Mieter noch besser<br />

zu schützen, muss jedoch die Bundesregierung<br />

handeln –und Mieterhöhungsmöglichkeiten<br />

noch stärker begrenzen.<br />

Rumänien<br />

Europa musste<br />

einschreiten<br />

Damir Fras<br />

hält nichts vondemAmnestiegesetz<br />

in Rumänien.<br />

Eshat natürlich mit demWahlkampf zu<br />

tun, dass Frans Timmermans den<br />

Brandbrief nach Bukarest geschickt hat.<br />

In weniger als zwei Wochen sind Europa-<br />

Wahlen, und der EU-Kommissar Timmermans<br />

möchte gerne nächster Präsident<br />

der EU-Kommission werden. Da liegt es<br />

nahe, kurz vor der Wahl noch einmal öffentlichkeitswirksam<br />

aktiv zu werden.<br />

Auch wenn der Zeitpunkt für die letzte<br />

Warnung Brüssels vielleicht bewusst gewählt<br />

ist: Der Brief ist bitter nötig. Denn<br />

die Regierung in Rumänien, eine Koalition<br />

aus Sozialdemokraten und Liberalen,<br />

unterhöhlt das demokratische Fundament<br />

des Landes. Die EU-Kommission<br />

muss überwachen, ob die Mitgliedsstaaten<br />

die Rechtsstaatlichkeit wahren. Die<br />

Behörde in Brüssel hätte sich also einer<br />

groben Pflichtverletzung schuldig gemacht,<br />

hätte sie nicht reagiert.<br />

Konkret geht es der EU-Kommission<br />

um ein neues Gesetz in Rumänien, das<br />

auf bemerkenswerte Weise belegt, wie es<br />

die Bukarester Regierung mit der Rechtsstaatlichkeit<br />

hält –oder besser:nicht hält.<br />

Kern des Gesetzes sind großzügige Amnestieregeln<br />

für Mandatsträger, die des<br />

Amtsmissbrauchs schuldig oder korrupt<br />

sind. Gut, dass die EU-Kommission der<br />

Regierung in Rumänien jetzt klar mitgeteilt<br />

hat, den Irrwitz bleiben zu lassen.<br />

Zwar ist das angedrohte Rechtsstaatsverfahren<br />

gegen Bukarest nur ein stumpfes<br />

Schwert, das in der Vergangenheit<br />

schon die Regierungen Polens und Ungarns<br />

nicht sonderlich beeindruckt hat.<br />

Aber es ist dennoch wichtig und richtig,<br />

dass Brüssel sich auf die Seite der Rechtsstaatsfreunde<br />

in Rumänien schlägt, die<br />

über das Treiben der Regierung ebenfalls<br />

entsetzt sind.<br />

Eine genießt das Jobsharing.<br />

Unter Hans-Georg Maaßen wäre<br />

das nicht passiert. Viel zu lange<br />

sträubte sich der frühere Chef<br />

des Bundesamtes für Verfassungsschutz,<br />

rechte Tendenzen und Netzwerke<br />

inden Blick zu nehmen, ja ihre bloße<br />

Existenz überhaupt in Betracht zu ziehen.<br />

Stattdessen warnte er vor„linksradikalen<br />

Kräften in der SPD“ und rechtfertigte damit<br />

im Herbst vergangenen Jahres endgültig<br />

seine Demission als Inlandsgeheimdienstchef.<br />

Extremismus existierte für Maaßen vor<br />

allem im islamistischen und linken Spektrum.<br />

Aufdem rechten Auge war er so gut wie<br />

blind. Sehr zum Leidwesen vieler seiner Kollegen<br />

in den Ländern, die liebend gernInformationen<br />

über die Verbindungen zwischen<br />

der AfD und rechtsextremistischen Gruppen<br />

gesammelt hätten –aber nicht durften.<br />

Nun also Thomas Haldenwang. Als erste<br />

Amtshandlung ließ Maaßens Nachfolger Anfang<br />

des Jahres den rechtsnationalen Flügel<br />

der AfD sowie deren Jugendorganisation<br />

Junge Alternative zuVerdachtsfällen erklären.<br />

Sicher war es ungeschickt, die gesamte<br />

AfD öffentlich als Prüffall zu bezeichnen und<br />

dafür prompt einen Rüffel vom Bundesverfassungsgericht<br />

zu kassieren. Aber das Signal<br />

war klar:Der Neue ist anders als seinVorgänger<br />

–und er traut sich was.<br />

An diesem Montag legte Haldenwang<br />

nach. Auf einem Symposium in Berlin kündigte<br />

er an, die Grenze zwischen legitimen<br />

bürgerlichen Protesten und Extremismus<br />

schärfer als bislang ziehen zu wollen. Es sei<br />

wichtig, „dass die natürliche Grenze zwischen<br />

Extremismus und bürgerlichen Protestformen<br />

nicht weiter aufgeweicht wird“,<br />

sagte der Chef des Inlandsgeheimdienstes<br />

und blickte deutlich in Richtung rechts.Dem<br />

Rechtsextremismus in Deutschland attes-<br />

Demnächst beantragt die Fraktion der<br />

Linken im Bundestag einen parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschuss zur<br />

Treuhandanstalt. Es geht um die Durchleuchtung<br />

jener Institution, die für Verkauf<br />

oder Abwicklung ehemaliger DDR-Betriebe<br />

zuständig war. Mittlerweile hat sich die AfD<br />

dem Antrag angeschlossen, während Thilo<br />

Sarrazin, 1990/91 leitend in der Treuhand tätig,<br />

den Antrag für „albern“ hält.<br />

Ich finde das nicht. Denn es besteht der<br />

Wunsch von Millionen einstiger DDR-Bürger,<br />

dieses Thema öffentlich zu verhandeln,<br />

und das aus einem einfachen Grund: Der<br />

Freude über Freiheit, neue Möglichkeiten<br />

und Wiedervereinigung folgten nach 1990<br />

vielfach harte Brüche im privaten und beruflichen<br />

Leben, brachiale westliche Bevormundung,<br />

Werteverlust, Desorientierung,<br />

Verödung ganzer Landstiche, Heimatlosigkeit<br />

und nicht selten das Gefühl kollektiver<br />

Demütigung. Gewiss lag das nicht allein an<br />

der Treuhand, aber sie bildet im Gedächtnis<br />

der Betroffenen einen wichtigen, negativ<br />

umnebelten Punkt.<br />

Ein Untersuchungsausschuss kann die<br />

Faktenlage erhellen, dazu beitragen, Mythen<br />

und Fehlurteile zu korrigieren und auch den<br />

Verantwortlichen der Treuhand Gerechtigkeit<br />

widerfahren zu lassen. Sie standen unvorbereitet<br />

vor einer schwierigen Aufgabe.<br />

Das sollte ihnen im Fall mancher Entscheidungen,<br />

die sie heute womöglich selbst als<br />

Fehlentscheidung betrachten, zugutegehalten<br />

werden.<br />

Verfassungsschutz<br />

Neue<br />

Ansagen<br />

Jörg Köpke<br />

findet, dass es höchste Zeit ist, rechtsextreme Gruppen<br />

stärker ins Visier zu nehmen.<br />

KOLUMNE<br />

Die Untersuchung<br />

der Treuhand<br />

ist fällig!<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

Nun behaupten Abgeordnete der CDU,<br />

CSU und der FDP,eine solche Aufgabe sei am<br />

besten von Historikern zubewältigen. Dem<br />

widerspreche ich energisch, und zwar als Historiker.Wer<br />

den deutschen Zeitgeschichtsbetrieb<br />

kennt, weiß, was dann geschähe. Zunächst<br />

würden Drittmittel beantragt, dann<br />

würden einzelne Lehrstuhlinhaber das Großthema<br />

in Dutzende Unterthemenfür Doktorarbeiten<br />

aufspalten. Nach aller Erfahrung<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

tierte Haldenwang eine neue Dynamik. Viele<br />

dieser Entwicklungen habe man 2018 in<br />

Chemnitz beobachten können.<br />

Als Stichworte nannte er eine sehr intensiveVernetzung<br />

der Szene, Fake News sowie<br />

massive Gewalt auf der Straße als Keimzelle<br />

rechter Terrorgruppen: „All das hat das Beispiel<br />

Chemnitz gezeigt.“ Aussagen, die Amtsvorgänger<br />

Maaßen so nie über die Lippen<br />

gekommen wären. Dieser leugnet bis heute<br />

jede Form rechtsextremistischer Übergriffe<br />

nach der Tötung eines 35-Jährigen in der<br />

sächsischen Stadt. Hetzjagden habe es dort<br />

nie gegeben, so sein Mantra, an das er offenbar<br />

immer noch glaubt. Inzwischen pflegt er<br />

das Image vomaufrechten Märtyrer,den die<br />

Linken zum „leibhaften Satan“ erklärt hätten.<br />

Wasfür ein haarsträubender verschwörungstheoretischer<br />

Unfug.<br />

Lange vor Chemnitz gab es Hinweise auf<br />

eine sich vernetzende und immer gewaltbereitererechte<br />

Szene: die Mordedes Nationalsozialistischen<br />

Untergrunds (NSU), gedeckt<br />

und vorbereitet von vielen willfährigen Helfern;Verbindungen<br />

des NSU bis tief hinein in<br />

Landesverfassungsschutzämter; Polizisten,<br />

Geheimdienstler und (Ex-)Soldaten, die sich<br />

in Online-Chats auf den Umsturz vorbereiten,<br />

Waffen horten und Demokraten mit Tod<br />

und Vernichtung drohen wie beim sogenannten<br />

NSU 2.0; völkische Siedler; Reichsbürger;<br />

Identitäre; AfD-Funktionäre. In vielen<br />

Fällen handelt es sich um dieselben Personen.<br />

Im rechten Bereich tummeln sich aktuell<br />

viele sogenannte „Grenzgänger“, sagt<br />

Haldenwang. Sie sprechen bewusst nicht<br />

von „Rasse“, sondern von „Kultur, Ethnien<br />

und Identität“. Sietragen keine Springerstiefel,<br />

sondern hippe Turnschuhe und Kapuzenpullis.<br />

Dieses subtilere Vorgehen bietet<br />

ihnen die Möglichkeit, „sich jederzeit auch<br />

wieder distanzieren zu können“.<br />

Der richtigen Analyse müssen jetzt Taten<br />

folgen. DieProbe aufs Exempel darfnicht vor<br />

den Türen der Sicherheitsbehörden Halt machen.<br />

Immer wieder gab es Hinweise darauf,<br />

dass sogar Verfassungsschützer mit Rechtsextremisten<br />

gemeinsame Sache machen. In<br />

Hessen hat der Inlandsgeheimdienst die Akten<br />

zum NSU-MordinKassel für 120 Jahreunter<br />

Verschluss nehmen lassen. Ein V-Mann<br />

hielt sich nur wenige Meter vom Tatort entfernt<br />

auf. In Mecklenburg-Vorpommern erstellte<br />

ein Polizist sogenannte Todeslisten auf<br />

seinem Dienstcomputer. Will Haldenwang<br />

den Verfassungsschutz glaubwürdig für einen<br />

Kulturwechsel öffnen, muss er auch diese<br />

Fälle aufklären und transparent machen.<br />

wirdvon diesen Arbeiten ein Drittel scheitern,<br />

die zumeist überspezialisierten Studien, die<br />

in etwa sechs bis zehn Jahren vorliegen würden,<br />

kämen zu spät und wären zumeist unlesbar<br />

geschrieben. Werliest denn die Arbeiten,<br />

die auf solcheWeise über das Reichsfinanzministerium,<br />

das Reichsernährungsministerium<br />

oder die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

im Dritten Reich verfasst wurden?Fast<br />

niemand. So kann maneinen unguten gesellschaftlichen<br />

Konflikt nicht versachlichen, geschichtlichen<br />

Konsens nicht stärken.<br />

Anders als Historiker kann der Untersuchungsausschuss<br />

Akten beiziehen, die noch<br />

in den Registraturen der Ministerien<br />

schlummern. Er kann die seinerzeit Verantwortlichen<br />

streng befragen, Protokolle fertigen<br />

lassen usw., während Historiker, wenn<br />

sie denn vorgelassen werden, auf das Fabulieren<br />

sogenannter Zeitzeugen angewiesen<br />

sind. Es geht um Objektivierung, nicht<br />

darum, Theo Waigel, Horst Köhler und andere<br />

vorzuführen. Selbstverständlich sollen<br />

auch Angehörige der DDR-Elite befragt werden:<br />

zum Beispiel Wirtschaftsministerin<br />

Christa Luft, Finanzminister Walter Siegert,<br />

Dieter Knoch(einst Vizeminister für Chemische<br />

Industrie, dann Manager des Übergangs)<br />

und andere durchaus achtbare Vertreter<br />

desuntergegangenen Staates.<br />

Aus all diesen Gründen sollten Abgeordnete<br />

von SPD und Grünen den Antrag „Untersuchungsausschuss<br />

Treuhand“ unterstützen,<br />

um die notwendige Anzahl von 120 Befürworternzuerreichen.<br />

„Wo immer ich in diesen<br />

Tagen hingehe,begegne ich<br />

Menschen, die zu mir<br />

sagen: Wir schaffen das,<br />

mein Bürgermeister.“<br />

Ekrem Imamoglu, alter und neuer Spitzenkandidat der<br />

türkischen Oppositionspartei CHP für die Oberbürgermeisterwahl<br />

in Istanbul, im Spiegel-Interview über<br />

seine Kampagne. Er hatte die Wahl bereits gewonnen,<br />

die auf Betreiben der Regierung annulliert wurde.<br />

AUSLESE<br />

Der Zorn der<br />

Katholikinnen<br />

Katholische Frauen haben sich organisiert<br />

und sind für eine Woche lang in<br />

Kirchenstreik getreten, um so gegen die<br />

männliche Dominanz zu protestieren. In<br />

den Medien finden sie viel Zuspruch. „Ihr<br />

Zorn ist angebracht und angemessen“,<br />

meint die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>,„denn die<br />

Kleriker an der Spitze der katholischen<br />

Kirche haben sich hoffnungslos verrannt:<br />

DieArgumente dafür,warum Frauen kultunfähig<br />

seien und darum kein Weiheamt<br />

innehaben könnten, sind theologisch fadenscheinig<br />

und fern von Jesus, der die<br />

Frauen achtete, dass Theologen seiner<br />

Zeit die Spucke wegblieb.“<br />

„In der katholischen Kirche haben<br />

Frauen nicht nur nichts zu melden, weniger<br />

noch: Ihre Bedürfnisse und Sorgen,<br />

ihre Lebensentwürfe, ihre Forderungen<br />

nach Akzeptanz und Anerkennung werden<br />

von jeher komplett übergangen“,<br />

schreibt die tageszeitung. Den Frauen<br />

gehe es nicht nur um die Missbrauchsfälle<br />

und den Umgang damit, sondern um<br />

Grundsätzliches. „Will die katholische<br />

Kirche nicht weitereMitglieder und damit<br />

an gesellschaftlicher Bedeutung verlieren,<br />

sollten die Männer der Kirche die<br />

Frauen endlich und ab sofort ernst nehmen.“Auch<br />

die Westfälischen Nachrichten<br />

aus der Katholikenhochburg Münster<br />

nehmen den Protest ernst: „Der katholischen<br />

Kirche stehen unruhige Zeiten bevor“,<br />

heißt es dort.„Unruhe ist nicht automatisch<br />

bedrohlich, sie kann heilsam<br />

sein.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

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Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

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Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />

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zur Feststellung der Verbreitung vonWerbeträgerngeprüft.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />

und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Öko-Landwirtschaft tut<br />

allen gut. Das belegt<br />

eine neue Studie<br />

Seite 16<br />

Große Schnitzeljagd: Geocaching zieht Tausende an die Nalepastraße Seite 11<br />

Kleines Kino: Für das „Intimes“ gibt es Hoffnung Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Heidelbeeren<br />

des Schreckens<br />

Ruth Herzberg<br />

fühlt sich vonObst<br />

aller Artüberfordert.<br />

Obst mag ja gesund sein, aber<br />

Obst macht Stress und Stress ist<br />

ungesund.<br />

Äpfel zum Beispiel. Manchmal<br />

sind sie mehlig oder matschig oder<br />

zu süß oder zu sauer, und dann hat<br />

man da erstmal keine Lust mehr<br />

drauf. Es dauert eine Weile, bis sich<br />

wieder genügend Vertrauen aufgebaut<br />

hat. Außerdem gibt es da immer<br />

das Problem mit dem Kerngehäuse.<br />

Kinder von heute mögen Äpfel sowieso<br />

nur klein geschnitten und<br />

ohne Schale.Wer beißt denn heutzutage<br />

noch einfach so in einen Apfel?<br />

Mitdem anderen Obst ist es noch<br />

schlimmer. Grapefruits schafft man<br />

nur einmal im Jahr. Das ist ja fast<br />

schon eine meditative Beschäftigung:<br />

Grapefruit teilen und mit dem<br />

Messer die Stückchen lockern. Istder<br />

Zucker darauf nicht auch schon wieder<br />

ungesund? Nach dem Auslöffeln<br />

klebt alles, und man kann endlich<br />

mal wieder die Küche wischen.<br />

Mit Bananen gibt es auch nur Ärger.Die<br />

ersten zwei werden noch mit<br />

Begeisterung verspeist, die anderen<br />

sind schon am nächsten Tagbraun.<br />

Man lässt sie aus Anstand noch ein,<br />

zwei Tage liegen, dann sind die<br />

Fruchtfliegen da. BeiErdbeeren ist es<br />

ähnlich. Begeistertisst man eine aus<br />

dem Schälchen, dann stellt man sie<br />

in den Kühlschrank, dort verlieren<br />

sie ihr Aroma und nach drei, vier Tagen<br />

sind sie reif für den Biomüll.<br />

Ananas wirdgar nicht mehr gekauft.<br />

Erst ist das Aufschneiden so schwierig,<br />

dann ist sie sauer und holzig.<br />

Heidelbeeren gehen immer. Die<br />

muss man einfach nur waschen. Die<br />

kann man mit Joghurtessen, mit Kefir<br />

oder einfach so. Heidelbeeren ersetzen<br />

mittlerweile alles andere<br />

Obst. Manbekommt keine klebrigen<br />

Finger,dableiben keine Kerneübrig<br />

und keine Schale. Nur aufpassen<br />

muss man, dass die Packung nicht<br />

aufgeht. Heidelbeeren werden gern<br />

in einer Doppelschale verpackt: unten<br />

instabiles Plastik, oben auch. Der<br />

Deckel fällt vombloßen Ansehen ab.<br />

Da hat man eine Schale Heidelbeeren<br />

in der Hand und bückt sich<br />

im Supermarkt nach der Butter, dabei<br />

fällt der Deckel runter, und die<br />

Heidelbeeren rollen zu Boden. Nette<br />

Leute helfen mit, die Beeren einzusammeln<br />

und man fühlt sich wie<br />

Aschenputtel mit den Täubchen.<br />

Keine Beere bleibt zurück, alle<br />

kommen wieder ins Schälchen. Die<br />

kann man ja waschen, bekommt<br />

man noch gesagt und ist erfreut über<br />

so viel Achtsamkeit. Das hätten die<br />

guten Heidelbeeren auch nicht verdient,<br />

auf dem Supermarktboden<br />

festgetreten zu werden. Nach dem<br />

Bezahlen stellt man das Schälchen<br />

sorgfältig obenauf in den Rucksack.<br />

Allein der Deckel will nicht mehr<br />

so recht passen. Manhofft das Beste,<br />

aber Hoffen reicht nicht. Beim Ausräumen<br />

zu Hause stellt sich heraus,<br />

dass sich die Heidelbeeren im Rucksack<br />

verteilt haben. Drei Tage später,<br />

beim nächsten Einkauf, stellt sich<br />

heraus, dass da immer noch Heidelbeeren<br />

im Rucksackgrund siedeln.<br />

Es klebt und matscht an Fingernund<br />

am Reisepass. Jetzt ist erstmal<br />

Schluss mit Heidelbeeren. Na gut.<br />

Heute könnte man vielleicht den<br />

Äpfeln eine neue Chance geben. Bis<br />

zur nächsten Enttäuschung.<br />

Die Falkenhagener Straße 64 in Spandau<br />

Clan-Terror oder persönliches Motiv?<br />

Ein 36-Jähriger terrorisiert in Spandau seine Nachbarn. Experten suchen nach Ursachen<br />

VonAnnika Leister<br />

Das Haus: Seit 2014 wohnt<br />

der VerdächtigeO.inder<br />

Falkenhagener Straße 64 in<br />

Spandau. Gekauft hat er die<br />

Wohnung nicht selbst. In<br />

dem Haus gibt es 16 Wohnungen,<br />

zum Teil wohnen<br />

Mieter darin, zum Teil Eigentümer.<br />

HINTERGRUND<br />

Der Verdächtige: Abdulkadir<br />

O. –genannt „Tyson-Ali“ –<br />

zählt zum Umfeld des R.-<br />

Clans. Er war bereits in mehr<br />

als 300 Kriminalfällen tatverdächtig<br />

und hat 28 EinträgeimZentralregister<br />

–<br />

zum Beispiel wegenKörperverletzung<br />

und Beleidigung.<br />

Der Fall: O. und seine Lebensgefährtin<br />

sollen ihre<br />

Nachbarnterrorisieren und<br />

für 265 Vorfälle verantwortlich<br />

sein. VomLandgericht<br />

verurteilt wurde O. wegen<br />

gefährlicher Körperverletzung<br />

–erhatte zwei Nachbarnmit<br />

Reizgas attackiert.<br />

In Spandau terrorisiert ein<br />

Mann aus dem Umfeld eines<br />

<strong>Berliner</strong> Clans seine Nachbarn.<br />

Hundekot unter Fußmatten,<br />

Eierwürfe vom Balkon, zerstochene<br />

Reifen und Attacken mit Pfefferspray<br />

sollen auf das Konto vonAbdulkadir<br />

O. gehen. Diezentrale Frage,die sich<br />

viele nun stellen: Wasist O.sMotiv?<br />

Handelt der 36-Jährige im Dienst<br />

seines Clans –oder ist der Fall lediglich<br />

ein Beispiel für extremes Nachbar-Mobbing?<br />

Die Einschätzungen<br />

der Experten gehen bei dieser Frage<br />

auseinander.<br />

Der renommierte Clan-Experte<br />

Ralph Ghadban hält eine konzertierte<br />

Aktion eines Clans für wahrscheinlich.<br />

„Das ist eine übliche Methode<br />

der Clans“, sagte er der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. Sie wollten die Nachbarn<br />

einschüchtern und sie so zum<br />

Auszug bewegen. „Das Ziel ist, die so<br />

freiwerdenden Immobilien aufzukaufen<br />

und zur Geldwäsche zu nutzen.“<br />

Dass in dieser Form Druck auf<br />

Nachbarnausgeübt werde, werdeoft<br />

nicht prominent berichtet, weil andere,<br />

schwerere Verbrechen der<br />

Clans im Fokus stünden. „Das Phänomen<br />

existiert als Kollateralschaden.<br />

Aber es gehört dazu“, so Ghadban.<br />

Scharf kritisiert der Islamwissenschaftler<br />

und Migrationsexperte<br />

die Polizei in diesem Fall: „Die wichtigste<br />

Frage ist: Wo ist der Staat?<br />

Warum schützt er die Bürger nicht,<br />

obwohl die Dutzende von Anzeigen<br />

erstattet haben?“ Würde der Staat<br />

den Clans sofort konsequent Grenzenaufzeigen,<br />

hätte der Nachbarterror<br />

rasch ein Ende, soGhadban. „So<br />

aber machen sie weiter.“<br />

Ghadban wurde nach seiner<br />

jüngsten Buchpublikation mit dem<br />

Titel „Arabische Clans –Die unterschätzte<br />

Gefahr“ in den vergangenen<br />

Wochen selbst massiv vonClan-<br />

Mitgliedern bedroht. Inzwischen<br />

steht er unter Polizeischutz.<br />

DerPolizei-Psychologe und Profiler<br />

Adolf Gallwitz warnt hingegen vor<br />

einer einseitigen Betrachtung. „Psychische<br />

Auffälligkeiten gibt es in jedem<br />

Umfeld, auch in Clans“, sagte er<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, „ebenso wie<br />

Leute, die sich aus schwer nachvollziehbaren<br />

Gründen in eine Sache hineinsteigern.“<br />

O.s Motiv könne nur<br />

durch eine genaue Aufarbeitung des<br />

Falls aufgedeckt werden: gegen wen<br />

Hitzefrei für Pferde<br />

BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />

richteten sich die Attacken, wie reagierten<br />

die Zielpersonen, welche<br />

Mittel nutzten die Streitparteien?<br />

In Ermittlerkreisen schätzt man<br />

den Fall nach Informationen der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> bisher nicht als gezielte<br />

Mobbing-Aktion der Organisierten<br />

Kriminalität ein. Die angezeigten<br />

Delikte wie Eierwerfen und<br />

Kot unter der Hausmatte deuteten<br />

eher darauf hin, dass der Bewohner<br />

O. aus persönlichen Motiven handele.Man<br />

vermute,dass er die Hausbewohner<br />

und sein Umfeld im Stil<br />

eines Alphatieres dominieren wolle,<br />

heißt es.<br />

Nach der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegenden<br />

Informationen zeigen übrigens<br />

nicht nur die Nachbarn O.an–<br />

sondern O.und die Nachbarn belegen<br />

sich gegenseitig mit Strafanzeigen<br />

und Gegenanzeigen. Ein Punkt,<br />

der eher nicht für die Organisierte<br />

Kriminalität spreche, hieß es. In<br />

solch kriminellen Strukturen werde<br />

es strikt abgelehnt, sich an die Polizei<br />

zu wenden.<br />

Annika Leister<br />

hat Glück und lebt in einem<br />

Haus mit netten Nachbarn.<br />

Ab 30 Grad Celsius dürfen keine Kutschen mehr fahren –sosieht es die neue Senatsrichtlinie zum Tierschutz vor<br />

VonElmar Schütze<br />

Esist Frühling, Touristen drängen<br />

sich in der Innenstadt – und<br />

prompt rollen wieder vermehrt Kutschen<br />

durch Berlin. Doch ist das den<br />

Pferden überhaupt zuzumuten?<br />

Schon steht eine neue Debatte über<br />

Tierschutz und Tradition, Romantik<br />

und Raffgier vorder Tür.<br />

Jetzt hat die auch für Tierschutz<br />

zuständige Senatsjustizverwaltung<br />

passend zum Thema neue Leitlinien<br />

für Pferdefuhrwerksbetriebe erlassen.<br />

Diebisherige war zehn Jahrealt.<br />

Und in diesen zehn Jahren hat<br />

sich einiges verändert. So gibt es in<br />

Umsatzsteigernd, aber umstritten: Kutschen<br />

vor dem Brandenburger Tor. IMAGO<br />

Berlin mehr Autosund Menschen. Es<br />

gibt auch neue veterinärmedizinische<br />

Erkenntnisse und eine größere<br />

Sensibilität fürs Tierwohl. Jedenfalls<br />

müssen jetzt Kutschfahrten „mit<br />

Rücksicht auf das Wohlbefinden der<br />

Tiere unverzüglich“ eingestellt werden,<br />

„wenn die Lufttemperatur im<br />

Laufe eines Tages einen Wert von<br />

30 Grad im Schatten erreicht oder<br />

überschreitet“. Vorzehn Jahren war<br />

dies erst ab 35 Grad der Fall. Ebenfallsgeregelt<br />

ist, dass „außerhalb der<br />

Einsatzzeiten jedem Pferd zwei<br />

Stunden täglich freie, selbstbestimmte<br />

Bewegung auf unbefestigtem<br />

Boden (…)“ zu gewähren sei.<br />

Schwere Verstöße gegen die Kutschenleitlinien<br />

oder die mehrfache<br />

Nichtbeachtung der Vorschriften<br />

können für Pferdekutschenbetriebe<br />

zum Entzug der tierschutzrechtlichen<br />

Erlaubnis führen, heißt es.<br />

Bleibt die Frage, ob der Bezirk<br />

Mitte erneut versuchen wird, die Kutschen<br />

von Berlins „guter Stube“ –<br />

dem Pariser Platz –zuvertreiben. Das<br />

hatte das Bezirksamt 2017 versucht<br />

und mit Müllvermeidung und Tierschutz<br />

begründet. Kutschunternehmer<br />

klagten und bekamen Recht.<br />

Eine behauptete „erheblich gesteigerte<br />

Gefahrenlage“ konnte das Verwaltungsgericht<br />

nicht erkennen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Dealer-Markierungen im<br />

Görlitzer Park verschwunden<br />

Dievom Parkmanager des Görlitzer<br />

Parksdortauf den Boden gemalten<br />

rosafarbenen Markierungen für Drogendealer<br />

sind fast vollständig verschwunden.<br />

Offensichtlich war es der<br />

Regen der vergangenen Tage,der die<br />

umstrittenen bezeichneten Markierungen<br />

verschwinden ließen. Man<br />

habe dabei nicht nachgeholfen, hieß<br />

es am Montag aus dem Bezirksamt<br />

Friedrichshain-Kreuzberg. DerParkmanager<br />

hatte gehofft, mit Zonen für<br />

Dealer sicherzustellen, dass keine Besucher<br />

mehr belästigt werden. (pde.)<br />

Urteil: ARD muss Wahlspot<br />

der NPD nicht ausstrahlen<br />

Im Gegensatz zu einigen ihrer Hörfunkprogramme<br />

muss die ARD in ihremersten<br />

Fernsehprogramm eine<br />

Wahlwerbung der rechtsextremen<br />

NPD zur Europawahl nicht ausstrahlen.<br />

Dasentschied das Oberverwaltungsgericht<br />

Berlin-Brandenburgim<br />

Streit zwischen der NPD und dem<br />

Rundfunk Berlin-Brandenburg<br />

(RBB), der nach Angaben des Senders<br />

für die ARD die Wahl-TV-Spots<br />

prüft. DasGericht bestätigte damit<br />

die Entscheidung der Vorinstanz,<br />

wie am Montag mitgeteilt wurde<br />

(Aktenzeichen OVG3S33.19 sowie<br />

VG 2L167.19). DerSpot propagiere<br />

eine pauschale Zweiteilung der Gesellschaft<br />

in Deutsche und (kriminelle)<br />

Ausländer, hieß es in der Begründung<br />

des Urteils. (dpa)<br />

Rocket Internet stößt alle<br />

HelloFresh-Anteile ab<br />

Der<strong>Berliner</strong> Start-up-Investor Rocket<br />

Internet wirft seinen restlichen<br />

Anteil am Kochboxen-Versender<br />

HelloFresh auf den Markt. Dieverbleibenden<br />

Aktien würden im Rahmen<br />

einer beschleunigten Platzierung<br />

institutionellen Investoren angeboten,<br />

teilte Rocket Internet am<br />

Montag nach Börsenschluss mit.<br />

DasPaket war zu Börsenschluss am<br />

Montag 373 Millionen Euro wert.Rocket<br />

hatte das Unternehmen Ende<br />

2017 an die Börse gebracht. (dpa)<br />

Fünf Männer wegen<br />

Drogenhandels angeklagt<br />

Weil sie an einem Schmuggel von<br />

insgesamt rund 80 Kilogramm Kokain<br />

nach Berlin beteiligt gewesen<br />

sein sollen, stehen fünf Männer seit<br />

Montag vordem Landgericht Berlin.<br />

Die29- bis 37-Jährigen sollen ab<br />

Spätsommer 2018 als Bande agiert<br />

haben. DieStaatsanwaltschaft geht<br />

vonmillionenschweren Drogengeschäften<br />

aus.Obsich die Angeklagten<br />

zu den Vorwürfen äußernwerden,<br />

blieb zu Prozessbeginn am<br />

Montag zunächst offen. (dpa)<br />

Schon 3300 Unterschriften<br />

für Monbijou-Theater<br />

Im Streit um das Theater im Monbijouparkwirdjetzt<br />

der Druck auf die<br />

Behörden erhöht. Innerhalb von<br />

zwei Tagen sammelten sie mehr als<br />

3300 Unterschriften für die Petition<br />

„Rettet das Original <strong>Berliner</strong> Monbiou-Theater<br />

und die Märchenhütten“,<br />

die dem Regierenden Bürgermeister<br />

Michael Müller (SPD) übergeben<br />

werden soll. Wieberichtet,<br />

sollen die Betreiber keinen neuen<br />

Mietvertrag bekommen. (BLZ)


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

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Berlin<br />

Neuköllns Jugendstadtrat<br />

Falko Liecke (CDU) will<br />

im Kampf gegen kriminelle<br />

Großfamilien neue<br />

Wege gehen. EinGespräch über jahrzehntelange<br />

Versäumnisse des<br />

Rechtsstaats, Mieterterror, und<br />

warum Clans die Gesellschaft als<br />

„Beutestaat“ sehen.<br />

Herr Liecke, Sie wollen Kinder aus<br />

kriminellen Clans nehmen. Warum?<br />

Kriminelle Großfamilien erreicht<br />

man nur über zwei Druckmittel:<br />

Kohle und Kinder. Als Politiker will<br />

ich auch durch Druck erreichen,<br />

dass Kinder aus arabischen Clans<br />

aufhören, straffällig zu werden. Ich<br />

will, dass im Idealfall auch die Eltern<br />

aufhören. Das schaffe ich nicht,<br />

wenn ich mit Wattebäuschen werfe.<br />

Sondern?<br />

Es geht nicht um Strafaktionen<br />

für Familien, ich möchte das Phänomen<br />

der kriminellen Clans bekämpfen.<br />

Dazu muss der Staat alle Instrumente<br />

anwenden, die er juristisch<br />

zur Verfügung hat. Und wenn diese<br />

nicht genügen, muss er schauen, ob<br />

er neue Instrumente schaffen kann.<br />

Das Instrument heißt in Ihrem Fall<br />

Kinder aus kriminellen Familien zu<br />

nehmen. Geht das so einfach?<br />

Nein, deswegen habe ich eine Juristin<br />

damit beauftragt, ein Gutachten<br />

zu erstellen und die Frage zu beantworten:<br />

Hat Kriminalität innerhalb<br />

der Familie Auswirkungen auf<br />

das Kindeswohl? Ich sage: Ja. Wenn<br />

in einer Familie die ersten drei Kinder<br />

straffällig sind, ist absehbar,dass<br />

es auch die nächsten Kinder werden.<br />

Dazu gibt es keine Rechtsprechung,<br />

keinerlei Rechtsgutachten. Ich will<br />

nicht unvorbereitet vor das Familiengericht<br />

treten. Ich muss fundiert<br />

begründen, warum ich ein Kind aus<br />

einer Familie nehmen will. Ichhoffe,<br />

dass das Gutachten vorder Sommerpause<br />

fertig ist.<br />

Wiegroßist das Problem im Bezirk?<br />

Ich habe mein Jugendamt beauftragt,<br />

auf die zehn bekanntesten arabischen<br />

Familien zu schauen. Ich<br />

wollte wissen, bei wie vielen Kindern<br />

ein Strafverfahren läuft, das von der<br />

Jugendgerichtshilfe begleitet wird.<br />

Waskam dabei heraus?<br />

DieFamilie R. ist der Clan, der am<br />

meisten Stress macht. Gegen deren<br />

Kinder und Jugendliche laufen die<br />

meisten Verfahren. Alle anderen arabischen<br />

Großfamilien fallen gar<br />

nicht so sehr ins Gewicht. Wohlgemerkt,<br />

nur bei Kindern, Jugendlichen<br />

und Heranwachsenden bis 21<br />

Jahren, bei denen noch das Jugendstrafrecht<br />

angewandt werden kann.<br />

Wiesieht es aus bei Familie R.?<br />

Derzeit läuft eine Vielzahl von<br />

Strafverfahren gegen junge Familienangehörige,<br />

die 15 bis 27 Jahre alt<br />

sind. Es sind 18 Täter, die insgesamt<br />

218 Straftaten begangen haben. Drei<br />

vonihnen sind noch minderjährig.<br />

Mit27ist man aber kein Heranwachsender<br />

mehr.<br />

Dasliegt an der Dauer der Verfahren.<br />

DieVerfahren haben begonnen,<br />

bevor die Täter älter als 21 Jahrewurden,<br />

und die werden dann nach Jugendstrafrecht<br />

behandelt.<br />

Worum geht es in den Strafverfahren?<br />

Die ganze Palette: Mord, Beleidigung,<br />

Diebstahl, Körperverletzung,<br />

Raub, Sachbeschädigung, Nötigung,<br />

Bedrohung, Hausfriedensbruch, Widerstand<br />

gegen Vollstreckungsbeamte,<br />

Betrug, Urkundenfälschung,<br />

Beförderungserschleichung, Tankbetrug<br />

–auch der Diebstahl der Riesen-Goldmünzevom<br />

Bode-Museum<br />

ist dabei.<br />

Die mutmaßlichen Diebe der Goldmünzewirken<br />

vorGericht gesittet.<br />

Sie wurden von ihren Anwälten<br />

eingenordet. Auffällig ist, dass die<br />

Angehörigen der Clans immer durch<br />

dieselben Anwälte vertreten werden.<br />

Da frage ich mich, wie sie die Juristen<br />

mit den höchst auskömmlichen<br />

Stundensätzen bezahlen können.<br />

Haben Sienur die kriminellen Kinder<br />

und Jugendlichen im Blick?<br />

Es gibt auch Kinder, die in der<br />

FalkoLieckewill den Clans zeigen, dass die Demokratie wehrhaft ist.<br />

Liste nicht auftauchen. Noch nicht.<br />

Ich denke an einen Zehnjährigen<br />

und einen 15-Jährigen, die an ihren<br />

Schulen auffällig geworden sind.<br />

Wodurch?<br />

Sie beleidigten Lehrer, verprügelten<br />

Mitschüler. Der Jüngere hat den<br />

Kopf eines anderen Kindes in eine<br />

dreckige Toilette gedrückt. Da fällt einem<br />

nichts mehr ein. Immerhin hat<br />

sich durch die Forderung, die Kinder<br />

aus kriminellen Clans zu nehmen, die<br />

Haltung der Familie zum Jugendamt<br />

geändert. Sie ist nun bereit, mit uns<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

Wiegroßist die Familie R. eigentlich?<br />

An die 1000 Mitglieder bundesweit.<br />

Diese Größenordnung wird jedenfalls<br />

immer genannt.<br />

Gibt es keine genaue Aufstellung?<br />

Nein. Das ist einer meiner Kritikpunkte.<br />

Wir brauchen zu diesen Familien<br />

ein Lagebild. Wir müssen in<br />

die Familienstrukturen eintauchen,<br />

um zu sehen, wer mit wem zusammenhängt.<br />

Eine Art Stammbaum ist<br />

nötig. Es muss zudem berücksichtigt<br />

werden, dass nicht jedes Mitglied<br />

dieser Familien kriminell ist.<br />

Siesprachen auch vonMord.<br />

Der Fall wird gerade vor Gericht<br />

verhandelt. Ismail R. soll bei der Ermordung<br />

eines Mitglieds einer anderen<br />

Großfamilie dabei gewesen<br />

sein. Der Mann starb durch Schläge<br />

mit einem Baseballschläger. Esging<br />

um Geld und einen Schuldschein.<br />

Wasfür Geld?<br />

Geld, das das Opfer der Familie R.<br />

offenbar geliehen hatte, und mit<br />

dem ein 19-Jähriger des Clans ein<br />

Grundstück in Alt-Buckowerworben<br />

haben soll, auf dem eine Villa steht.<br />

Wasist so schlimm daran?<br />

Der 19-Jährige legte der Wohnungsbaugesellschaft<br />

200000 Euro<br />

auf den Tisch und eine Bankbürgschaft,<br />

die jemand ausgestellt hat. Er<br />

wurde im Juli 2013 als Eigentümer ins<br />

Grundbuch eingetragen. Erstaunlich<br />

ist, dass er Hartz IVbezog. Das hat<br />

niemanden gestört, weil niemand<br />

nachgeschaut hat. Ich fand bemerkenswert,<br />

dass quasi der Staat solchen<br />

Familien Immobilien verkauft.<br />

Wasgeschah mit dem Grundstück?<br />

Es gehört zuden 77 Immobilien<br />

der Familie R., die die Staatsanwaltschaft<br />

im Juli 2018 beschlagnahmt<br />

hat. Siegeht davon aus,dass die Immobilien<br />

durch Geld aus kriminellen<br />

Geschäften finanziertwurden.<br />

Bestätigt das Ihre Sicht, dass Sie den<br />

Clans nur über „Kohle und Kinder“<br />

auf den Leib rücken können?<br />

So ist es. Kinder sind wichtig in<br />

diesen Familien. Und das Thema<br />

Kohle ist noch bedeutender. Esgeht<br />

um Luxusautos, Immobilien, teure<br />

Uhrenund Klamotten. Denen ist extrem<br />

wichtig, nach außen zu protzen<br />

und Einfluss, Wohlstand und Erfolg<br />

zu suggerieren. Denn diesen Erfolg<br />

wollen sie auf dem klassischen Weg<br />

durch Arbeit wohl nicht erzielen.<br />

Undsie nehmen noch HartzIVmit.<br />

Es gibt nicht wenige unter ihnen,<br />

die Hartz IVbeziehen, andererseits<br />

aber dicke Autos fahren. Ich frage<br />

mich, warum man diese Autos nicht<br />

einfach einzieht. Es kann doch nicht<br />

sein, dass einer mit einem 100 000-<br />

Euro-Wagen beim Jobcenter vorfährtund<br />

Sozialleistungen kassiert.<br />

„Es gibt nur zwei<br />

ZUR PERSON<br />

FalkoLiecke wurde in Berlin geboren. Er ist 46 Jahre alt und seit Oktober 2011 Stadtrat für<br />

Jugend und Gesundheit sowie stellvertretender Bürgermeister des Bezirks Neukölln. Mitglied<br />

der CDU Neukölln ist Lieckeseit dem Jahr 1995. Der Familienvater hat Verwaltungswissenschaften<br />

studiert.<br />

Im vergangenen Jahr wurden im Bezirk Neukölln 1428 Kinderschutzmeldungen registriert. In<br />

864 Fällen wurde eine Kindeswohlgefährdung festgestellt oder nicht ausgeschlossen. Eine<br />

Inobhutnahme durch das Jugendamt erfolgte in 58 Fällen (2017 waren es 66 Fälle).<br />

Druckmittel:<br />

Wassollte geschehen?<br />

Die Jobcenter spielen aus meiner<br />

Sicht bei der Bekämpfung der Clans<br />

eine zentrale Rolle. Die Leute kommen,<br />

holen sich Geld und erklären<br />

ganz offen, das dicke Auto gehöreeinem<br />

Bekannten oder dem Onkel.<br />

Das bringt mich auf die Palme. Offensichtlich<br />

interessiert esniemanden,<br />

wo der Wagen tatsächlich herkommt.<br />

Natürlich ist er nicht auf den<br />

Hartz-IV-Empfänger zugelassen.<br />

Aber er nutzt ihn. Das Jobcenter<br />

müsste dem nachgehen, sich mit Finanzamt<br />

und Polizei abstimmen.<br />

Hatdas Jobcenter dafür die Leute?<br />

Dasweiß ich nicht, aber es hat gar<br />

nicht die Zielvorgabe, solche Sozialleistungsmissbräuche<br />

aufzudecken.<br />

Wasdarfich denn als Hartz-IV-Empfänger<br />

für ein Auto fahren?<br />

Biszum Wert von7500 Euro.Aber<br />

es sind keine 7500-Euro-Autos, mit<br />

denen die Clan-Mitglieder vorfahren.<br />

Da können Sie locker noch eine<br />

Null dranhängen. Minimum.<br />

Kohle<br />

und Kinder“<br />

Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU)<br />

über kriminelle arabische Großfamilien,<br />

Hartz-IV-Empfänger in teuren Autos,<br />

straffällige Kinder sowie über<br />

Macht und Ohnmacht des Staates<br />

VOLKMAR OTTO<br />

Machen sich kriminelle Clans nicht<br />

lustig über den Staat?<br />

Sicher. Der deutsche Staat ist in<br />

deren Augen ein Beutestaat, er wird<br />

ausgenommen. Den Leuten ist es<br />

egal, ob sie Arbeitslosengeld bekommen.<br />

Es ist für sie eine Geldeinnahmequelle,<br />

neben allen anderen<br />

Quellen. Sie fühlen sich nicht unwohl<br />

mit Hartz IV, weil sie davon<br />

nicht leben müssen. Ein nicht unerheblicher<br />

Teil dieser Bevölkerungsgruppe<br />

verarscht uns von Hacke bis<br />

Nacke. Sie interessieren keine Gesetze,<br />

sie versuchen, aus der Gesellschaft<br />

nur ihren Gewinn zu ziehen.<br />

Nun wurden die 77 Immobilien beschlagnahmt<br />

und die Mieteinnahmen<br />

eingezogen. Seit einiger Zeit gibt<br />

es oft Razzien gegen die kriminellen<br />

Clans. Es tut sich doch etwas.<br />

Dasläuft unter der Politik der Nadelstiche.<br />

Das ist auch gut. Einfach<br />

Präsenz zeigen nach dem Motto,wir<br />

kommen immer wieder und<br />

schauen, ob ihr euch an die Gesetze<br />

haltet. Es wird bei diesen Schwerpunkteinsätzen<br />

immer irgendetwas<br />

entdeckt. Schwarzarbeit ist sehr beliebt,<br />

deswegen ist der Zoll dabei. Die<br />

Finanzämter sind involviert.<br />

Es hat den Anschein, als gebe es kriminelle<br />

Clans nur in Neukölln.<br />

So ist es nicht. Aber wir kümmern<br />

uns um das Problem, nachdem<br />

es der Staat jahrzehntelang<br />

verschlafen hat. Wirschauen richtig<br />

hin und versuchen, die Strukturen<br />

aufzudecken. Klar wohnen Mitglieder<br />

dieser Großfamilien auch in anderen<br />

Bezirken: Charlottenburg-<br />

Wilmersdorf, Spandau, Reinickendorf,<br />

Tempelhof-Schöneberg. Nur<br />

unternehmen diese Bezirke nichts<br />

gegen die Clans.<br />

In Spandau werden Mieter voneinem<br />

Clan-Mitglied terrorisiert...<br />

Das ist doch das, was ich sage.<br />

Dasist der Klassiker.Deswegen frage<br />

ich mich, warum andere Bezirke<br />

nicht gegen kriminelle Großfamilien<br />

vorgehen. Bei solchen Sachen ist<br />

wahrlich die Polizei gefordert.<br />

In Neukölln gibt es solch einen Terror<br />

gegen Mieter nicht?<br />

Dasist mir derzeit nicht bekannt.<br />

Warten die anderen vielleicht nur ab,<br />

was in Neukölln passiert?<br />

Ichkenne die Motivation nicht.<br />

Sprechen Sie denn nicht mit Ihren<br />

Amtskollegen darüber?<br />

In offiziellen Runden nicht. Nicht<br />

überall gilt das Thema als dringlich.<br />

Wasfordern Siedenn?<br />

Vernünftige Strukturen zur Bekämpfung<br />

der Clans. Nicht umsonst<br />

hat die CDU auf dem Bundesparteitag<br />

eine Clan-Konzeption gefordert.<br />

Daswar für mich ein echter Erfolg.<br />

Undwas beinhaltet das Konzept?<br />

Wir brauchen auf Landesebene<br />

erst einmal eine Clan-Strategie. Das<br />

einzige, was bisher veranstaltet<br />

wurde, war ein Clan-Gipfel mit dem<br />

Innensenator, dem Justizsenator<br />

und dem Bürgermeister von Neukölln.<br />

Daraus resultieren drei Arbeitsgruppen.<br />

Was die machen, ist<br />

mir völlig unklar.<br />

Siewaren beim Gipfel nicht dabei?<br />

Nein, ich wurde ausgeladen.<br />

Warum?<br />

Ichhabe das falsche Parteibuch.<br />

Reichen unsereGesetzeaus?<br />

Im Kern ja. Doch die Strafrahmen<br />

müssen ausgeschöpft werden. Wenn<br />

ein Angeklagter das dritte oder vierte<br />

Mal Sozialarbeitsmaßnahmen verordnet<br />

bekommt, dann nimmt er<br />

den Rechtsstaat nicht mehr ernst.<br />

Die Mutter eines jungen Täters soll<br />

gesagt haben: Knast macht Männer.<br />

Dasist der gängige Spruch. Wenn<br />

die Jungs dann wieder rauskommen,<br />

gibt es eine große Partyund die erste<br />

Rolex. Das hat viel mit Klischee zu<br />

tun, aber bei manchen ist das so.<br />

Ich habe den Eindruck, Neukölln ist<br />

beim Kampf gegen die Clan-Kriminalität<br />

ganz gut aufgestellt.<br />

Wir haben drei Staatsanwältinnen,<br />

die sich um die erwachsenen<br />

kriminellen Mitglieder kümmern.<br />

Auch dort ist Familie R. ein Schwerpunkt.<br />

Unddann gibt es noch einige<br />

Jugendstaatsanwälte für Neukölln.<br />

Warum ist es so schwer,den kriminellen<br />

Familien beizukommen?<br />

DieStrukturen haben sich verfestigt,<br />

die Ermittlungen sind aufwendig.<br />

Zeugen werden eingeschüchtert.<br />

Da wird massiv gedroht, den<br />

Kindern oder der Ehefrau etwas anzutun.<br />

So gibt es kaum Zeugen, die<br />

sich freiwillig melden. Niemand hat<br />

Bock darauf, im Zeugenschutz und<br />

in ständiger Angst zu leben. Undum<br />

Dinge untereinander zu regeln, geht<br />

niemand zur Polizei. Dazu gibt es die<br />

vermeintlichen Friedensrichter.<br />

Im Herbst wurde der Intensivtäter Nidal<br />

R. in Neukölln erschossen. Sicherheitsexperten<br />

glaubten, die Gewalt<br />

unter den Clans werde eskalieren.<br />

Sie ist schon viel früher eskaliert.<br />

Es war ja nicht das erste Attentat auf<br />

Nidal R., es gab zuvor schon einige.<br />

Sie sind selbst Familienvater, haben<br />

Sienicht Angst vorRache?<br />

Klar habe ich Sorge. Ichstehe mit<br />

dem Landeskriminalamt in Verbindung.<br />

Auch mit Blick auf die Sicherung<br />

dieser Räume.<br />

Ist der Kampf gegen Clans nicht ein<br />

Kampf gegen Windmühlen?<br />

Wenn ich es so sehen würde,<br />

könnten wir aufhören. Dann hätte<br />

Politik überhaupt keine Veranlassung<br />

mehr,etwas zu tun. Wirwerden<br />

das Problem nicht komplett beseitigen<br />

können. Aber wir müssen den<br />

Clans zeigen, dass die Demokratie<br />

wehrhaft ist, dass diese Leute nicht<br />

alles machen können. Irgendwann<br />

wirdder Rechtsstaat gewinnen.<br />

Sehen Siedenn schon Erfolge?<br />

Es kommt Bewegung in die Sache.<br />

Unsere Kenntnisse müssen<br />

nach oben gespült werden, in den<br />

Bundestag, die Bundesministerien.<br />

Die Leute dort sitzen im Elfenbeinturm.<br />

Bundesinnenminister Horst<br />

Seehofer hat aber zugesagt, sich in<br />

Neukölln über das Problem zu informieren.<br />

Ich sehe das als ein gutes<br />

Zeichen und Anerkennung meiner<br />

Bemühungen auf Bundesebene.<br />

Einen Termin dafür gibt es<br />

noch nicht.<br />

DasGespräch führte Katrin Bischoff.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 11<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Schnitzeljagd in der Nalepastraße<br />

Geocaching ist ihre Leidenschaft. Mehr als 4000 Menschen aus der ganzen Welt spielen am Wochenende in Berlin Versteck<br />

VonFlorian Thalmann<br />

Wer am kommenden<br />

Wochenende durch<br />

Berlin läuft, kann ein<br />

besonderes Phänomen<br />

beobachten. Menschen stehen<br />

auffällig unauffällig herum und benehmen<br />

sich so, als ob sie etwas suchen<br />

würden. Manche tasten Zäune<br />

ab, andere verrenken sich, um unter<br />

Parkbänke schauen zu können.<br />

Keine Sorge: Vondiesen Menschen<br />

geht keine Gefahr aus.<br />

Sie gehen lediglich ihrer großen<br />

Leidenschaft nach. Sie betreiben<br />

„Geocaching“, eine moderne Form<br />

der Schnitzeljagd. Es ist ein Hobby,<br />

das immer mehr zum Massenphänomen<br />

geworden ist. DieRegeln sind<br />

simpel. Jemand versteckt irgendwo<br />

einen kleinen Behälter, zum Beispiel<br />

eine Film- oder eine Tupperdose.<br />

Darin steckt ein „Logbuch“, vergleichbar<br />

mit dem Gipfelbuch der<br />

Bergsteiger. Die Position des Behälters<br />

wird imInternet veröffentlicht.<br />

Dann kann jeder danach suchen –im<br />

besten Fall so, dass Außenstehende<br />

nichts vomVersteck mitbekommen.<br />

Am Wochenende dürften die Verstecke<br />

allerdings kaum geheim bleiben.<br />

Mehr als 4000 Geocacher aus<br />

der ganzen Welt kommen zum sogenannten<br />

„Giga-Event“ nach Berlin,<br />

zur größten Geocaching-Veranstaltung,<br />

die es in der Hauptstadt je gab.<br />

Die Hauptorganisatoren sind Janine<br />

Hoffmann (33), Torsten Lehmann<br />

(51) und Markus Vogt (56), allesamt<br />

Geocacher. „Die Vielfalt in<br />

diesem Bereich ist in Berlin riesig“,<br />

sagt Hoffmann. Es gebe viele engagierte<br />

Geocacher und viele spannende<br />

Orte,andenen kleine Schätze<br />

versteckt sind. „Touristen nutzen die<br />

Schatzsuche,umdie Stadt zu erkunden,<br />

die lokale Szene ist groß. Doch<br />

solche Großveranstaltungen gab es<br />

bisher selten. Die letzten fanden<br />

2013 und 2014 statt. Dieses Mal erwarten<br />

wir allerdings wesentlich<br />

mehr Besucher.“<br />

Treffen der Agenten<br />

Die Idee für die Veranstaltung geht<br />

auf die drei Geocacher zurück. Der<br />

Titel: „Hauptstadt der Spione“. Das<br />

Ziel: Die„Geheimagenten“ der Geocaching-Szene<br />

sollen sich auf dem<br />

Rundfunkgelände an der Nalepastraße<br />

treffen, sich austauschen und<br />

weiterbilden. Neben Führungen zu<br />

historischen Plätzen werden deshalb<br />

beispielsweiseWorkshops in Kryptografie<br />

angeboten, denn oft werden<br />

Verschlüsselungsmethoden gebraucht,<br />

wenn man herausfinden<br />

will, wo ein Geocache versteckt ist.<br />

Dabei ist das Hobby, das im Geheimen<br />

stattfinden soll, seit Beginn der<br />

Smartphone-Ära nicht mehr so geheim.<br />

Zogen die Schatzsucher früher<br />

mit GPS-Geräten in Wald und Heide,<br />

genügt heute eine App. So steigen die<br />

Nutzerzahlen. Mehr als drei Millionen<br />

Geocaches gibt es weltweit, und<br />

Millionen Menschen suchen danach.<br />

Janine Hoffmann und Markus Vogt haben einen Geocache gefunden.<br />

SABINE GUDATH<br />

DiedreiOrganisatoren kamen auf<br />

verschiedenen Wegen zum Hobby.<br />

„Eigentlich hat mein Mann damit<br />

angefangen, er schleifte mich mit. Irgendwann<br />

hörte er auf, aber ich<br />

blieb dabei“, sagt Hoffmann. Vogt<br />

wurde von seiner Familie genötigt,<br />

einen Cache zusuchen. „Ich sagte:<br />

Seid ihr bekloppt? Ich wühle nicht<br />

wie ein Erdmännchen im Dreck!“<br />

Heute kennt jeder in der <strong>Berliner</strong><br />

Szene das „Erdmännchen“ –solautet<br />

Vogts Geocaching-Name.<br />

Bei Lehmann kam der Ansporn<br />

von einem Kollegen. „Wir waren auf<br />

Montage unterwegs und suchten<br />

immer mal einen Cache“, sagt er.<br />

„Ich fand das gut, um später mal zu<br />

wissen, wo ich überall war.“<br />

Nichts für Anfänger<br />

Heute betreibt Hoffmann einen<br />

Shop für Geocaching-Zubehör, Lehmann<br />

einen Blog. Vogt ist dafür bekannt,<br />

dass er Veranstaltungen für<br />

Geocacher ausrichtet. AusErfahrung<br />

raten sie Neulingen aber vom Besuch<br />

des „Giga-Events“ ab.„Theoretisch<br />

kann jeder kommen, es gibt<br />

eine Tageskasse. Allerdings ist es ein<br />

Szene-Treff“, sagt Lehmann. „Wer<br />

mit dem Hobby anfangen möchte,<br />

sollte sich im Internet informieren –<br />

oder Leute begleiten, die Geocacher<br />

sind, um die Grundlagen zu lernen.“<br />

Der Einstieg in das Hobby ist<br />

heuterecht einfach. Mitder Appgeocaching.com<br />

kann sich jeder auf<br />

Schatzsuche begeben. So leicht war<br />

es früher nicht. Die Anfänge der<br />

Schatzsuche gehen auf das „Letterboxing“<br />

zurück. Das ist eine Form<br />

der Schnitzeljagd, bei der Wanderer<br />

mit Kompass und Wegbeschreibungen<br />

suchen. Erst vom Jahr 2000 an<br />

konnten auch Navigationsgeräte dafür<br />

genutzt werden. Dererste Geocache,<br />

ein Eimer mit Tauschgegenständen,<br />

wurde im Mai 2000 im US-<br />

Bundesstaat Oregon versteckt.<br />

Heute liegt an der Stelle eine Gedenkplatte<br />

–bei den Vorbereitungen<br />

für die Einzementierung fand man<br />

vor Ort eine alte Konservendose, die<br />

im ersten Geocache gelegen hatte.<br />

Sie wird heute als „heiliger Gral“ der<br />

Schnitzeljagd auf Events ausgestellt.<br />

Ob Geocaching ein Massenphänomen<br />

bleibt, wird sich zeigen. Berlins<br />

Geocacher hoffen darauf, dass<br />

auch der Tourismus das Potenzial<br />

des Hobbys erkennt.Dassesfunktioniert,<br />

zeigt sich in Mitte. Hier befindet<br />

sich eine Besonderheit: der offiziell<br />

beliebteste Geocache der Welt.<br />

Seit 2007 gibt es das Versteck, mehr<br />

als 30 000 Geocacher waren hier,<br />

viele reisten nur dafür nach Berlin.<br />

Das Schätzchen liegt am Potsdamer<br />

Platz. Wo genau? Das wird nicht verraten.<br />

Manche Dinge sollten schließlich<br />

besser im Verborgenen bleiben.<br />

Florian Thalmann ist selbst<br />

Geocacher –und in Berlins<br />

Szene bekannt als „flo.tha“<br />

Schulgewalt: Es wird<br />

neu gezählt<br />

Bildungsverwaltung prüft Hamburger Praxis<br />

VonMartin Klesmann<br />

Jahrelang veröffentlichte die Bildungsverwaltung<br />

jährlich, wie<br />

viele Gewaltvorfälle jede einzelne<br />

Schule meldete. Doch seit bald zwei<br />

Jahren gibt es keine neue Statistik<br />

mehr darüber, wie viele schwere<br />

Körperverletzungen, Beleidigungen<br />

oder Übergriffe es unter Schülern<br />

und auf Lehrer gab.<br />

Offizieller Hauptgrund: Dienackten<br />

Zahlen sind wenig aussagekräftig,<br />

weil die Schulen unterschiedlich<br />

und uneinheitlich melden. „Wir<br />

überarbeiten derzeit das Meldeverfahren“,<br />

sagte Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres (SPD). Auch der<br />

acht Jahrealte Notfallordner,der den<br />

Schulen vorgibt, was genau sie zu<br />

melden haben, soll neu gefasst werden.<br />

Die Senatorin lässt von einer<br />

„Es gibt körperliche<br />

und psychische<br />

Gewalt in allen<br />

Schulformen.“<br />

Sandra Scheeres,<br />

Bildungssenatorin (SPD)<br />

Expertengruppe prüfen, ob künftig<br />

wie in Hamburgnur noch strafrechtlich<br />

relevante Fälle in der Gewaltvorfall-Statistik<br />

ausgewiesen werden.<br />

Derzeit kann dortauch eine Achtjährige<br />

auftauchen, die eine Lehrerin als<br />

’dumme Kuh’ bezeichnet hat. Je<br />

nachdem, wie rigide eine Schule<br />

meldet.<br />

Scheeres beruft sich auf gleich<br />

zwei vonihr in Auftrag gegebene Studien,<br />

die erhebliche Defizite im bisherigen<br />

Verfahren feststellten. Denn<br />

eigentlich melden die Schule Vorfälle,<br />

umschnelle Unterstützung zu<br />

bekommen. Oft sei aber nicht klar,<br />

wer genau die schnelle Hilfe bewil-<br />

lige, stellte Markus Kötzle von der<br />

Organisationsentwicklung Systemblick<br />

in seiner Evaluation fest. Als<br />

recht zuverlässig gelte die Schulpsychologie,<br />

unregelmäßiger seien die<br />

Hilfsangebote von Schulaufsicht<br />

und vor allem vom bezirklichen Jugendamt.<br />

Ausgerechnet die Zusammenarbeit<br />

mit der Polizei, die im<br />

Meldeverfahren gar nicht vorgesehen<br />

ist, bewerten Schulleiter am positivsten,<br />

merkte Kötzle an.<br />

Tatsächlich sind die Gewaltvorfall-Meldungen<br />

in den vergangenen<br />

Jahren deutlich gestiegen, die Meldungen<br />

der Grundschulen haben<br />

sich innerhalb vonfünf Jahren sogar<br />

verdoppelt. Scheeres und auch Albrecht<br />

Lüter, der Verfasser der zweiten<br />

Studie, glauben, dass Schulleiter<br />

einfach sensibler mit dem Thema<br />

Mobbing umgehen. Lüter,Leiter der<br />

Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention,<br />

kritisierte Meldekategorien wie<br />

„Beleidigung/Drohung/Tätlichkeit“<br />

als zu ungenau. Zudem werde Cybermobbing<br />

nicht genau genug erfasst.<br />

Lüter kommt zu dem Ergebnis,<br />

dass die Unterstützungsanforderung<br />

gegenüber der Gewaltmeldung gestärkt<br />

werden sollte. Letztere wird<br />

übrigens von den Schulen immer<br />

noch per Faxübersandt.<br />

Hamburgals Vorbild<br />

Wieder gilt Hamburg als Vorbild: In<br />

der Hansestadt gebe es eine zentrale<br />

Beratungsstelle Gewaltprävention<br />

mit klaren Kompetenzen, also weniger<br />

Zuständigkeitswirrwarr. Dort<br />

werde parallel zur Gewaltmeldung<br />

zudem das Dunkelfeld untersucht,<br />

was ein realistischeres Bild ergebe.<br />

So schlimm wie medial dargestellt<br />

sei die Lage ohnehin nicht: Die Forschung<br />

zeigt laut Lüter, dass es zumindest<br />

bis 2015 keine Hinweise auf<br />

zunehmende Gewalt an Schulen<br />

gebe,sogar eine sinkende Gewaltbereitschaft<br />

unter Schülern sei zu erkennen.<br />

Schulische Gewalt verlagere<br />

sich in Richtung Mobbing und Ausgrenzung,<br />

auch in sozialen Netzwerken.<br />

Seit ein paar Jahren steigen die<br />

Rohheitsdelikte aber wieder an.<br />

Auf der<br />

Gästeliste:<br />

alle.<br />

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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

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Berlin<br />

Die Tauben<br />

bekommen ein<br />

Management<br />

Tierschutzbeauftragte will<br />

gegen Überzahl vorgehen<br />

Sie verdrecken Brücken und Bahnhöfe,besetzen<br />

Bänke und Plätze:<br />

Stadttauben. Die Tierschutzbeauftragte<br />

des Senats, Diana Plange, will<br />

das Problem nun berlinweit in den<br />

Griff kriegen –und zwar mit einem<br />

zentralen Taubenmanagement. „Wir<br />

haben eine Ausschreibung für die<br />

Planung eines Managements gestartet<br />

und sichten nun die Unterlagen<br />

der Bewerber“, sagt sie. Laut Plange<br />

soll es künftig in allen Bezirken betreute<br />

Taubenschläge geben. So sollen<br />

die Hinterlassenschaften der<br />

Tiere anstark frequentierten Orten<br />

reduziert und die Vermehrung der<br />

Tauben tierschutzgerecht eingedämmt<br />

werden. Die Fachtierärztin<br />

schätzt die Zahl der Tauben in Berlin<br />

auf rund 8500. Wann die zentrale<br />

Betreuung in Berlin starten könne,<br />

stehe noch nicht fest. Es seien noch<br />

zahlreiche Gespräche mit den Bezirken<br />

und allen Beteiligten nötig.<br />

Luxus-Taubenschlag am Südkreuz<br />

In Berlin gibt es derzeit nur in einigen<br />

Bezirken betreute Taubenschläge,<br />

die unterschiedlich organisiert<br />

sind: Um sechs Taubenschläge<br />

in Reinickendorf, Wedding und<br />

Schöneberg kümmern sich Langzeitarbeitslose,betreut<br />

durch die gemeinnützige<br />

Gesellschaft C.U.B.A.<br />

Daseinst für 100 000 Euro auf dem<br />

Potsdamer Platz errichtete Luxus-<br />

Taubenhaus steht jetzt am Bahnhof<br />

Südkreuz, der Verein „Graue Flügel<br />

Tierschutzprojekt“ betreut es. Das<br />

Taubenhaus stand seit 2012 etwa vier<br />

Jahre auf einem Dach am Potsdamer<br />

Platz. Es half dort, den Taubenbestand<br />

zu reduzieren, musste aber einer<br />

Dachterrasse weichen.<br />

In den Schlägen werden die Tauben<br />

nicht nur gefüttert, sondernhier<br />

werden auch ihre Eier entnommen<br />

und gegen Attrappen ausgetauscht.<br />

So wird die Vermehrung eingedämmt.<br />

Allein in den sechs Taubenschlägen<br />

von C.U.B.A. haben die<br />

Eine Taube brütet ausgetauschte Gipseier<br />

in einem Nest aus.<br />

DPA/CARSTEN KOALL<br />

Mitarbeiter 2016 rund 1040 Eier entnommen,<br />

im Folgejahr rund 900 Eier<br />

und 2018 rund 720 Eier.<br />

„Die Statistik zeigt, dass die Zahl<br />

der entnommenen Eier jährlich<br />

sinkt. Somit ist das Ziel, die Population<br />

zu regulieren –zumindest bis<br />

zum Ende des Jahres 2018 –aufgegangen“,<br />

sagt der zuständige Betriebsleiter<br />

Frank Herzog. Allerdings<br />

sei es nicht leicht, Personal zu finden.<br />

Problematisch sei auch, dass<br />

die Maßnahmen nur höchstens ein<br />

Jahr dauerten. „Viel besser wäre es,<br />

geeignete Leute dauerhaft zu beschäftigen“,<br />

sagt er mit Blick auf die<br />

Ein-Euro-Jobber. Ständig müssten<br />

neue Leute angelernt werden.<br />

Almut Malone wünscht sich, dass<br />

diese „Billiglösung“ für Berlin durch<br />

eine zentrale, dauerhafte Lösung ersetzt<br />

wird. Sie hat das Augsburger<br />

Modell im Blick. Die Stadt in Bayern<br />

löst ihr Taubenproblem mit zehn betreuten<br />

Taubenschlägen und zwei<br />

Taubentürmen. Bis1995 wurden die<br />

Tiere dort noch abgeschossen, was<br />

das Problem aber nicht dauerhaft<br />

gelöst hat. AusSicht Almut Malones,<br />

die für die Senatsverwaltung ein entsprechendes<br />

Gutachten geschrieben<br />

hat, bräuchte Berlin etwa 50 betreute<br />

Taubenschläge. (dpa)<br />

9028<br />

(11,1%)<br />

8713<br />

(9,9%)<br />

Tatort erste Etage<br />

Einbrecher nutzen verstärkt Regenfallrohre oder Balkonbrüstungen, um in Wohnungen einzusteigen<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Es gibt einen neuen Trend<br />

bei Einbrechern. Vorwenigen<br />

Jahren waren es noch<br />

kleine Gasbrenner, die die<br />

Täter nutzten, um in den Kunststoffrahmen<br />

vonTerrassentüren ein Loch<br />

zu brennen, einen Draht hindurch<br />

zu schieben und damit die Schließmechanik<br />

der Tür zu öffnen. Jetzt<br />

entdecken immer mehr Einbrecher<br />

ihre „Sportlichkeit“. „Wir beobachten,<br />

dass Einbrecher vermehrt klettern“,<br />

sagt Georg von Strünck, der<br />

Leiter der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle<br />

Einbruchschutz am<br />

Platz der Luftbrücke.<br />

Die Täter suchen sich für ihren<br />

Beutezug nicht mehr nur das Erdgeschoss<br />

oder aber Dachgeschosswohnungen<br />

aus. Sie brechen jetzt häufiger<br />

in Wohnungen ein, die in der ersten<br />

oder zweiten Etage liegen. „Sie<br />

schleppen dafür keine Leitern mit,<br />

sie nutzen die Einstiegshilfen, die sie<br />

vor Ort vorfinden“, erklärt der Erste<br />

Kriminalhauptkommissar. Dazu gehörten<br />

am Fenster angebrachte Metallstäbe,<br />

Regenfallrohre, Balkonbrüstungen.<br />

Mord nach dem Einbruch<br />

11 006<br />

(8,1%)<br />

Zahl der Einbrüche in Berlin<br />

in Wohnungen und Einfamilienhäuser, in Klammern Aufklärungsquote<br />

12 291<br />

(6,5%)<br />

Einbrecher kommen in der Regel am<br />

Tage. „Weil nachts die Bewohner<br />

meist zu Hause sind“, sagt Georgvon<br />

Strünck. Einbrecher seien heimliche<br />

Täter, die unerkannt kommen und<br />

auch wieder verschwinden wollen.<br />

Die aber durchaus auch rabiat werden<br />

können, wenn sie bei der Taterwischt<br />

werden. Dies zeigt der Fall eines<br />

54-jährigen Mannes,der im September<br />

vorigen Jahres in seinerWohnung<br />

in der Alexandrinenstraße in<br />

Kreuzberg einen Einbrecher ertappt<br />

und sich ihm in den Weg gestellt<br />

hatte. Der mutmaßliche Täter stach<br />

daraufhin mit einem Messer auf den<br />

Mieter ein. Eintiefer Stich in den linken<br />

Unterarm traf die Arterie, der<br />

Mann verblutete. Der Angeklagte<br />

steht derzeit vor Gericht, auch wegen<br />

Mordes.Daher,sorät der Kriminalist,<br />

sollte man es vermeiden, sich<br />

einem Täter in den Wegzustellen.<br />

Einbrecher sind nach Angaben<br />

des Experten Spezialisten. Sie leben<br />

von ihren Taten. „Es sind Gelegenheitstäter,<br />

die jede Gelegenheit nutzen“,<br />

sagt von Strünck. Ein angeklapptes<br />

Fenster, ein überfüllter<br />

Briefkasten, der von der Abwesenheit<br />

der Bewohner zeuge, ein lange<br />

Zeit dunkles Haus seien gerade in<br />

derWinterzeit Belege dafür,dass niemand<br />

zu Hause sei.<br />

„Ein nicht gesichertes Fenster<br />

oder eine nicht gesicherte Terrassentür<br />

zu öffnen, dafür braucht ein Einbrecher<br />

weniger als eine Minute“,<br />

sagt von Strünck. Deswegen komme<br />

es darauf an, Eingangstüren, Terrassentüren<br />

und Fenster besonders zu<br />

schützen, es den Tätern also so<br />

schwer wie möglich zu machen.<br />

„Denn der Einbrecher hat nicht ewig<br />

Zeit. Scheitert er nach kurzer Zeit<br />

beim Eindringen in die Wohnung<br />

oder in das Haus, gibt er den Einbruch<br />

auf.“<br />

Georgvon Strünck zeigt in der Beratungsstelle,<br />

in der insgesamt 15<br />

Frauen und Männer arbeiten, gesicherte<br />

Eingangstüren, Fenster, Terrassentüren,<br />

Querriegel, Stangenschlösser<br />

und Türschlösser, die eine<br />

gewisse Sicherheit geben. Georgvon<br />

Strünck erklärtBegriffe wie Pilzkopfzapfen<br />

und die standardmäßig eingebauten<br />

Rollzapfen bei Fenstern<br />

und Terrassentüren. „Standard ist in<br />

Ordnung, wenn ich im dritten oder<br />

vierten Stock wohne“, sagt der 57-<br />

Jährige.Ansonsten empfiehlt er Pilzkopfzapfen<br />

für die Verriegelungen,<br />

abschließbare Fenstergriffe, eine<br />

einbruchshemmende Terrassentür,<br />

einen Hochschiebeschutz bei Rollläden.<br />

Die blickdichte Hecke nennt der<br />

Erste Kriminalhauptkommissar dagegen<br />

eher kontraproduktiv. „Wenn<br />

ich nicht vonden Nachbarngesehen<br />

werde, können die Nachbarn auch<br />

nicht einen möglichen Einbrecher<br />

hinter der Hecke erkennen“, sagt er.<br />

VonStrünck empfiehlt für die Hecke<br />

DIE SERIE<br />

Kriminalität und Prävention: Die Zahl der Gewalttaten ist weiter gestiegen, ebenso die Angst<br />

der Menschen, Opfer eines Verbrechens zu werden. Wasbedeutet das für das Zusammenleben<br />

in unserer Stadt? Wiekönnen Politik, Sicherheitsbehörden und Bürger dieser Entwicklung<br />

entgegensteuern? Diese Fragen werden am 20. und 21. Mai beim 24. Deutschen Präventionstag<br />

(DPT) im Estrel Congress Center in Neukölln erörtert.<br />

Teilnehmer: 600 Vortragende und Fachinstitutionen und mehr als 3000 Teilnehmende aus<br />

den Bereichen Präventionspraxis, -politik und -wissenschaft sind beim DPT vertreten.<br />

Serie: AusAnlass des Deutschen Präventionstages beschäftigt sich die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in dieser<br />

Woche mit Fragen rund um Kriminalität und Prävention. Der erste Teil „Mit der Gewalt steigt<br />

auch die Angst“ ist in der Montagsausgabe erschienen. Nachfolgend ein Überblick über die<br />

weiteren Folgen.<br />

Mittwoch: Drogen und die Pläne zur Cannabislegalisierung<br />

Donnerstag: Gewalt auf dem Schulhof<br />

Freitag: Das Thema Extremismus<br />

Sonnabend:Ein Bericht über Zivilcourage<br />

12 159<br />

11 566<br />

(6,6%)<br />

(7,3%)<br />

11 815<br />

(8,5%)<br />

11 507<br />

(7,8%)<br />

8580<br />

(9,4%)<br />

7574<br />

(8,9%)<br />

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Sichtachsen und Bewegungsmelder<br />

mit einem Lichtstrahler am Haus,<br />

der vomEinbrecher nicht so einfach<br />

weggedreht werden könne. Bei<br />

Alarmanlagen hält sich der Experte<br />

dagegen zurück. Zu oft würden sie<br />

einen Fehlalarm auslösen. Und das<br />

könne,wenn die Polizei umsonst anrücke,teuer<br />

werden.<br />

7574 erfasste Fälle von Wohnungseinbrüchen<br />

registrierte die Polizei<br />

in Berlin im vergangenen Jahr.<br />

Das ist der tiefste Stand seit vielen<br />

Jahren. 673 dieser Fälle wurden aufgeklärt,<br />

damit liegt die Quote bei<br />

8,9 Prozent. Doch mehr als 43 Prozent<br />

dieser Taten scheiterten amVersuch.<br />

Niemand müsse Opfer eines<br />

Einbruchs werden, ist von Strünck<br />

überzeugt. Er spricht auch davon,<br />

dass die <strong>Berliner</strong> beim Einbruchsschutz<br />

noch immer zu blauäugig<br />

seien. „Viele denken, das kann mir<br />

nicht passieren“, sagt er. Der Gedanke<br />

könne schnell zum Trugschluss<br />

werden.<br />

Dagegen gingen die Täter mit offenen<br />

Augen durch Straßen und<br />

Siedlungen. Auf elektronische Geräte<br />

hätten sie es in den meisten Fällen<br />

bei ihrem Beutezug nicht abgesehen.„Bevorzugt<br />

werden noch immer<br />

Geld und Schmuck. Beides kann<br />

schnell abtransportiert und verwendet<br />

werden“, sagt der Sicherheitsexperte.<br />

Er empfiehlt, Schmuck und<br />

Geld nicht imWäscheschrank zu verstecken.<br />

Dort würden die Täter zuerst<br />

wühlen. „Am besten ist in so einem<br />

Fall ein Tresor, der vor Wegnahme<br />

geschützt –also mit einer tragenden<br />

Wand oder mit dem<br />

Fußboden verschraubt –ist.“<br />

DerBerater kommt auch ins Haus<br />

In der Polizeilichen Beratungsstelle<br />

oder auch online erhalten Interessierte<br />

einen „Adressennachweis“<br />

vonFachfirmen, die Schlösser,Türen<br />

oder Fenster einbruchssicher einoder<br />

umbauen können. Die Unternehmen<br />

haben sich laut Internetseite<br />

„dem Aufnahmeverfahren des<br />

Landeskriminalamtes Berlin erfolgreich<br />

unterzogen“. Rund 80 Betriebe<br />

werden genannt, vom Schlosser<br />

über den Schlüsseldienst bis hin<br />

zum Tischler.<br />

Wer sich allerdings unsicher ist,<br />

was er für seine häusliche Sicherheit<br />

benötigt, der kann sich einen Berater<br />

der Polizeilichen Beratungsstelle<br />

nach Hause bestellen. Das Angebot<br />

ist kostenlos, so man im Erdgeschoss,inder<br />

ersten Etage,imDachgeschoss<br />

oder in einem Einfamilienhaus<br />

wohnt. DieWartezeit für einen<br />

Termin beträgt derzeit zwei bis drei<br />

Wochen.<br />

In derPolizeilichen Beratungsstelle am Platz<br />

der Luftbrückekann man sich ohne Termin und<br />

kostenlos beraten lassen. Geöffnetist Montag<br />

von10bis 18 Uhrund dienstags bis donnerstags<br />

von8bis 15 Uhr. Bauherrenvon Einfamilienhäusernkönnen<br />

sichvor Baubeginn beratenlassen.<br />

Dannallerdings sollte man in derBeratungsstelle<br />

einen Termin vereinbaren.Terminvergabe und Beratung<br />

unter030-4664979999 oderper E-Mail<br />

untereinbruchschutz@polizei.berlin.de<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: BKA<br />

Das blaugraue<br />

Netz wächst<br />

nur langsam<br />

Nextbike-Stationen erst zu<br />

knapp 40 Prozent genehmigt<br />

VonPeter Neumann<br />

Es sollte rasch größer werden.<br />

Doch das Mietradsystem Nextbike<br />

hinkt zwei Jahrenach dem Start<br />

in Berlin seiner angepeilten Entwicklung<br />

hinterher.Von den geplanten<br />

mehr als 720 Mietstationen waren<br />

Anfang April gerade mal 280 genehmigt.<br />

Das teilte Verkehrs-Staatssekretär<br />

Ingmar Streese (Grüne) auf<br />

eine Anfrage des SPD-Abgeordneten<br />

Tino Schopf hin mit. Wereines der<br />

blaugrauen Fahrräder mieten will,<br />

muss oft länger laufen als geplant.<br />

Nextbike ist weltweit in mehr als<br />

200 Städten vertreten. Doch in der<br />

deutschen Hauptstadt, wo der Musikstreaming-Dienst<br />

Deezer als<br />

Sponsor gewonnen wurde, kommt<br />

die Expansion nur langsam voran.<br />

Zwar ist die Zahl der Fahrräder von<br />

rund 1500 auf zirka 2600 gestiegen.<br />

Vomangestrebten Ziel 5500 ist man<br />

aber noch ziemlich weit entfernt.<br />

„Mal schneller,mal langsamer“<br />

Startklar:Nextbike-Räder warten auf die<br />

nächsten Nutzer.<br />

DPA/ PAUL ZINKEN<br />

Anders als bei den Mitbewerbern,<br />

die ihre Räder auf Straßen und Plätzen<br />

verteilen, warten die Velos bei<br />

Nextbike an fest installierten Mietstationen<br />

auf Nutzer. Soist es mit<br />

dem Senat vereinbart, der das System<br />

über fünf Jahre mit insgesamt<br />

7,5 Millionen Euro bezuschusst. Für<br />

jede Station ist beim Bezirk eine Genehmigung<br />

für die Sondernutzung<br />

öffentlichen Straßenlands zu beantragen.<br />

DieVerfahren gehen oft nicht<br />

so aus wie erhofft –und sie dauern.<br />

„Wir haben alle Anträge eingereicht“,<br />

sagte Firmensprecherin Mareike<br />

Rauchhaus.91Anträge wurden<br />

abgelehnt, die meisten in Mitte,<br />

Tempelhof-Schöneberg und Pankow.<br />

Begründet wurde dies unter anderem<br />

damit, dass die Stationen<br />

Baudenkmalen und Gehwegen zu<br />

nahe kämen oder die Areale für Radabstellanlagen<br />

benötigt würden.<br />

353 Anträge liegen derzeit zur Bearbeitung<br />

vor, so der Senat weiter.<br />

Mit 122 unbearbeiteten Anträgen<br />

führt Mitte die Liste an, gefolgt von<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf (103),<br />

Friedrichshain-Kreuzberg (55) und<br />

Tempelhof-Schöneberg (33). Nur<br />

Neukölln habe alles abgearbeitet.<br />

Gute und schlechte Noten will<br />

Nextbike aber nicht verteilen. Überall<br />

gehe es „mal schneller, mal langsamer<br />

vorwärts“, so Rauchhaus. Zur<br />

Zahl der Kunden teilte sie nichts mit,<br />

aus Wettbewerbsgründen. Nur so<br />

viel: „Trotz der Konkurrenz verzeichnen<br />

wir jedes Jahr Zuwächse.“ Die<br />

Stationen auf dem Europaplatz am<br />

Hauptbahnhof, dem Alexanderplatz<br />

und am Brandenburger Torwürden<br />

am stärksten genutzt. Besonders<br />

viele Ausleihen gebe es unter der<br />

Woche gegen 9und 20 Uhr, am Wochenende<br />

zwischen 13 und 20 Uhr.<br />

Das Leipziger Unternehmen<br />

kann sich darauf einstellen, dass der<br />

Senat den Fünfjahresvertrag über<br />

2021 hinaus um drei Jahre verlängert.<br />

Die Akzeptanz bei den Kunden<br />

sei gut, bei StiftungWarentest bekam<br />

Nextbike dieselbe Note,lobte Staatssekretär<br />

Streese.Aus „fachlicher Perspektive“<br />

wäre eine Fortführung zu<br />

empfehlen, teilte der Politiker mit.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Verwaltung<br />

wird doch<br />

reformiert<br />

Rot-Rot-Grün verständigt<br />

sich auf Kompromiss<br />

Der Koalitionskrach um den vom<br />

Senat und den Bezirken geplanten<br />

„Zukunftspakt Verwaltung“ ist<br />

beigelegt: DasDokument soll wie ursprünglich<br />

geplant an diesem Dienstag<br />

unterzeichnet werden. Das teilte<br />

die Senatskanzlei am Montag mit.<br />

Der Termin stand zuletzt in Frage,<br />

weil die Grünen in der Vorwoche Bedenken<br />

geltend machten: Sie lehnten<br />

den Plan ab, die Bezirksämter<br />

nach einer einheitlichen Abteilungsstruktur<br />

zu organisieren. Nungibt es<br />

nach Angaben von Grünen-Fraktionsvize<br />

Stefan Ziller einen Kompromiss.<br />

Ziel der Verwaltungsreform ist,<br />

Bürgernund Unternehmen besseren<br />

Service in Behörden zu bieten. Künftig<br />

soll es eine klarereAufgabenverteilung<br />

zwischen Landes- und Bezirksebene,<br />

mehr Zusammenarbeit und<br />

mehr Digitalisierung geben. Die Bezirksbürgermeister<br />

sollen mehr Kompetenzen<br />

bekommen, zudem soll es<br />

in den Bezirksämtern künftig sechs<br />

statt fünf Stadträte geben.<br />

Ziller zufolge halten die Grünen<br />

im Hinblick auf die Reformaber zwei<br />

andere Punkte für wichtig. Zum einen<br />

müsse die Personalgewinnung<br />

für den öffentlichen Dienst verbessert<br />

werden. Zum anderen müssten<br />

die Bezirke in den Beratungen für<br />

den Landeshaushalt 2020/21 auch<br />

genügend Geld für die Umsetzung<br />

der Reformbekommen. (dpa)<br />

„Intimes“ soll noch intimer werden<br />

Hoffnung für Friedrichshainer Traditionskino: Ein neuer Betreiber soll her –und ein zweiter Saal<br />

VonElmar Schütze<br />

Anfangs waren es die „Lichtspiele<br />

des Ostens“, so hieß<br />

das Friedrichshainer Kino<br />

zumindest in den ersten<br />

Jahren nach seiner Eröffnung 1909.<br />

Aber schon bald trug es aufgrund der<br />

kleinen Räume den Spitznamen „Intimes<br />

Theater“. Nun heißt das Kino<br />

an der Boxhagener, Ecke Niederbarnimstraße<br />

scheinbar schon ewig<br />

nur „Intimes“. Es ist eines der <strong>Berliner</strong><br />

Kinos mit der längsten Geschichte,hat<br />

es doch seinen Spielbetrieb<br />

nahezu durchgehend aufrecht<br />

erhalten können. Bis Mitte April der<br />

letzte Vorhang fiel – der Betreiber<br />

mochte nicht mehr.<br />

Nun gibt es neue Hoffnung: Der<br />

Hauseigentümer, die Mietergenossenschaft<br />

Selbstbau, will den Kinostandort<br />

erhalten. „Das ,Intimes’ gehört<br />

einfach dahin und dazu“, sagt<br />

Genossenschaftsvorstand Peter Weber,„wir<br />

suchen nach einer Lösung.“<br />

Vernünftig, aber langweilig<br />

Das Kino Intimes befindet sich mitten im Friedrichshainer Ausgeh-Kiez.<br />

DPA/JENS KALAENE<br />

Drei Varianten sind laut Weber im<br />

Gespräch. Eine klassische Lösung<br />

wärees, einen Investor zu finden, der<br />

das Kino selbst betreibt. „Das wäre<br />

die wohl vernünftigste, aber auch<br />

langweiligste Lösung“, sagt Weber,<br />

weil man dabei keinerlei inhaltlichen<br />

Einfluss auf das Geschehen im<br />

Kino mehr hätte. Dennoch wäre die<br />

Genossenschaft dabei zu einigen Zugeständnissen<br />

bereit. So sei es denkbar,<br />

„mit einer günstigen Miete den<br />

Aufbau zu unterstützen und erst danach<br />

zu erhöhen“, sagt Weber. Die<br />

zweite Variante wäredie Suche nach<br />

mehreren Geldgebern auch in der<br />

Genossenschaft, die sich dann auf<br />

einen Betreiber einigen müssten.<br />

Derdritte Wegwäredie Ausgabe von<br />

Anteilsscheinen, unter anderem unter<br />

den rund 600 Mitgliedernder Genossenschaft.<br />

Beides hätte den<br />

Charme, dass die Genossenschaft –<br />

oder Teile von ihr –auch inhaltlich<br />

Einfluss nehmen könnten.<br />

Entscheidung im Herbst<br />

In jedem Fall müssten nach Webers<br />

Rechnung 500 000 bis 750 000 Euro<br />

als Anfangsinvestition getätigt werden.<br />

Denn das „Intimes“ ist marode<br />

und sanierungsbedürftig. Eines der<br />

größten Probleme ist der fehlende<br />

Schallschutz. Lange wurde er so gelöst,<br />

dass in der Wohnung über dem<br />

Kino die Betreiberin wohnte. Doch<br />

jetzt muss dringend gedämmt werden.<br />

Die Sanitäranlagen müssen erneuert<br />

und eine Lüftung eingebaut<br />

werden, sagt Weber. Immerhin gibt<br />

es inzwischen eine Heizung.<br />

Damit sich ein Neustart lohnen<br />

kann, gibt es Pläne für einen zweiten<br />

Kinosaal. Ursprünglich verfügten die<br />

„Lichtspiele des Ostens“ über<br />

151 Plätze, zuletzt waren es noch 83.<br />

Doch selbst diese stehen eng beieinander<br />

und bieten nur wenig Komfort.<br />

Weber möchte Nachbarräume<br />

zu einem zweiten Saal mit 47 Sesseln<br />

einrichten –der alte, größere böte<br />

Platz für 60 Besucher. Bis Ende September<br />

will der Genossenschaftsvorstand<br />

eine Entscheidung treffen.<br />

Bibliothek<br />

lässt ihre Leser<br />

strampeln<br />

FU kauft Ergometer zur<br />

Entspannung der Studenten<br />

Leser in der Philologischen Bibliothek<br />

der Freien Universität Berlin<br />

können sich auch in Zukunft auf einem<br />

Fahrradergometer abstrampeln.<br />

Während der Testphase sei das<br />

Gerät sehr gut angenommen worden,<br />

teilte die Hochschule am Montag<br />

mit. Es soll nun dauerhaft für das<br />

Radeln zwischen Bücherregalen zur<br />

Verfügung stehen. Das Gerät steht<br />

seit dem 10. Januar im Lounge-Bereich<br />

in der dritten Etage. Nun hat<br />

die Bibliothek das Rad, das Stromfür<br />

Laptops und Mobiltelefone erzeugt,<br />

für rund 3500 Euro gekauft.<br />

Zum Abnehmen ist das Ergometer<br />

weniger geeignet, sagte Janet<br />

Wagner, die Initiatorin des Bewegungsangebots.<br />

Doch nach anstrengender<br />

Lektüre könne es die Konzentrationsfähigkeit<br />

wieder steigern.<br />

Weltweit haben auch andereUniversitäten<br />

vergleichbareRäder angeschafft,<br />

berichtete Wagner. Sokönnen<br />

Studenten in Boston (USA), Lille<br />

in Frankreich oder in der bulgarischen<br />

Hauptstadt Sofia in die Pedale<br />

treten.<br />

Die Idee, radelnd zu lernen,<br />

macht sich auch eine sportbetonte<br />

Oberschule in der Hansestadt Bremen<br />

zunutze. Dort stehen Fahrradergometer<br />

in Klassen. Schüler mit<br />

großem Bewegungsbedarf können<br />

sich während des Unterrichts abstrampeln.<br />

(dpa)<br />

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berlinerbaeder.de|


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

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Berlin<br />

Justiz verstärkt<br />

Kampf gegen<br />

Raserei<br />

Senator stellt neues<br />

Konzept für Berlin vor<br />

Die Justiz macht ernst im Kampf<br />

gegen Raserei und illegale Autorennen.<br />

Justizsenator Dirk Behrendt<br />

(Grüne) will am Mittwoch das weitereVorgehen<br />

erläutern, teilte die Senatsjustizverwaltung<br />

Montag mit.<br />

Nachdem zwei Raser in Berlin<br />

Ende Märzwegen Mordes zu lebenslangen<br />

Gefängnisstrafen verurteilt<br />

worden sind, hatte Innensenator<br />

Andreas Geisel ein hartes Durchgreifen<br />

angekündigt.„Wenn das Auto zur<br />

Waffe wird, muss der Staat einschreiten<br />

und die Bedrohung von der<br />

Straße holen“, sagte der SPD-Politiker.Bei<br />

dem Rennen, das im Februar<br />

2016 auf dem Kurfürstendamm und<br />

der Tauentzienstraße stattfand, starb<br />

ein unbeteiligter Autofahrer.<br />

MitTempo 188 durch die Stadt<br />

Nach dem neuen Paragrafen 315d<br />

des Strafgesetzbuches müssen Kraftfahrer,<br />

die sich „mit nicht angepasster<br />

Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig<br />

und rücksichtslos“ fortbewegen,<br />

mit bis zu zwei Jahren Haft<br />

oder einer Geldstrafe rechnen. Auf<br />

Grundlage dieser Bestimmung leitete<br />

die <strong>Berliner</strong> Polizei im vergangenen<br />

Jahr 279 Ermittlungsverfahren<br />

ein. 164 Autos und 130 Fahrerlaubnisse<br />

wurden eingezogen. In diesem<br />

Jahr wurden bis Mitte März 104 Verfahren<br />

gegen mutmaßliche Raser begonnen,<br />

so die Justizverwaltung.<br />

In der Nacht zu Montag rasten<br />

zwei 14- und 19-Jährige durch Berlin.<br />

Als die Polizei das Auto stoppen<br />

wollte, beschleunigte der Fahrer auf<br />

bis zu 188 Kilometer proStunde,um<br />

zu entkommen. Er verließ die Autobahn<br />

in Neukölln und fuhr mit 130<br />

durch eine Tempo-30-Zone. Auf einem<br />

Supermarktparkplatz fasste die<br />

Polizei die beiden Raser. Sie hatten<br />

betrunken den Autoschlüssel aus<br />

dem Schlafzimmer der Mutter des<br />

14-Jährigen gestohlen und sich barfuß<br />

aus dem Haus geschlichen.<br />

Gemeinsam mit Justizsenator<br />

Behrendt wird am Mittwoch ein<br />

Oberamtsanwalt vordie Medien treten.<br />

Die Amtsanwaltschaft ist neben<br />

der Staatsanwaltschaft eine eigenständige<br />

Strafverfolgungsbehörde,<br />

die es so außer in Berlin nur noch in<br />

FrankfurtamMain gibt. In Berlin bearbeitet<br />

sie Vergehen im Straßenverkehr<br />

sowie Kleinkriminalität. Amtsanwälte<br />

sind meist Rechtspfleger,<br />

also keine Volljuristen. (dpa)<br />

Für die Ewigkeit in Blau und Weiß<br />

DieHülle ist runter.Bundespräsident a. D. Joachim Gaucks malerisches<br />

Konterfei geht ein in die Bilderreihe der <strong>Berliner</strong> Ehrenbürgerporträts<br />

im Abgeordnetenhaus. Etliche Atelier-Sitzungen gingen dem voraus.<br />

Deraus Halle (Saale) stammende Maler Christoph Bouet, links im Bild<br />

Immer noch fehlen vielerorts Ärzte<br />

Der erhoffte große Umzug von Praxen aus reichen in ärmere Bezirke hat nicht stattgefunden<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Das altbekannte Problem<br />

der ungleichmäßigen<br />

Verteilung von Kassenärzten<br />

über die Bezirke<br />

hat sich in den vergangenen sechs<br />

Jahren gemildert. Es aber nicht verschwunden.<br />

Das zeigte eine Anhörung<br />

am Montag im Gesundheitsausschuss.<br />

Zwar wurden von Mitte<br />

2013 bis Mitte 2018 exakt 351 Vollzeit-Arztstellen<br />

aus gut bestückten<br />

in schlechter versorgte Bezirke verlegt.<br />

Aber noch immer sind Bezirke<br />

wie Neukölln, Lichtenbergoder Marzahn-Hellersdorf<br />

in einigen Fachgruppen<br />

zu gering ausgestattet.<br />

2013 hatte der damalige Gesundheitssenator<br />

Mario Czaja (CDU) mit<br />

der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

(KV)und Krankenkassen vereinbart,<br />

die Ungleichverteilung zu bekämpfen.<br />

2003 war Berlin zu einem gemeinsamen<br />

Planungsraum erklärt<br />

worden. Die Folge war, dass Praxen<br />

sich dortballten, wo viele Privatpatienten<br />

zu erwarten sind, zum Beispiel<br />

in Charlottenburg-Wilmersdorf.<br />

Nachdem die Absichtserklärung<br />

unterzeichnet worden war, gab es<br />

Bewegung. So wuchs in Neukölln die<br />

Zahl der Urologen von 7,5 auf zehn<br />

Vollzeitstellen, der Versorgungsgrad<br />

stieg von 75,1 Prozent –knapp über<br />

der statistischen Unterversorgung –<br />

auf 93 Prozent. Gleichzeitig aber<br />

sank in Neukölln die Zahl der Kinderärzte<br />

von 23auf 22, der Versorgungsgrad<br />

auf 90,1 Prozent.<br />

Insgesamt, so argumentiertBurkhard<br />

Ruppert aus dem Vorstand der<br />

KV, sei Berlin über alle Arztgruppen<br />

hinweg zu mehr als 100 Prozent ausgestattet.<br />

Problematisch sei jedoch,<br />

dass man jetzt zwar 42,5 Hausarzt-<br />

Stellen besetzen könne,das Gesamtbudget<br />

aber nicht wächst, so dass<br />

proArztweniger Geld vorhanden ist.<br />

Der Nachwuchsmangel werde in<br />

den kommenden Jahren zusätzliche<br />

Schwierigkeiten bereiten.<br />

Außerdem sind die Statistiken<br />

unpräzise.Ineinigen Stadtteilen verschwinden<br />

Praxen, so dass sie unterversorgt<br />

sind, obwohl der Schnitt im<br />

Bezirk zufriedenstellend ist. Die Abgeordnete<br />

Ines Schmidt (Linke)<br />

nannte das Beispiel Lichtenberg, das<br />

zu 104,9 Prozent mit Kinderärzten<br />

DPA/BRITTA PEDERSEN<br />

neben seinem Modell Gauck, wählte einen expressiven, sehr pastosen<br />

Farbauftrag in Blau und Weiß für den leidenschaftlichen Bürgerrechtler,<br />

Pfarrer, wachen Politiker und Verteidiger der Freiheit. Wie man<br />

sieht, betont der Maler Gaucks Sprache zwischen Händen und Augen.<br />

ausgestattet ist. Im Ortsteil Hohenschönhausen<br />

jedoch sitzt ein Kinderarzt,<br />

der jetzt schon überaus viele<br />

Kinder betreuen muss. Gleichzeitig<br />

entstehen neue Wohnungen, und<br />

drei Kolleginnen in der Nähe gehen<br />

demnächst in Rente.Gesundheitssenatorin<br />

Dilek Kalayci (SPD) stellte in<br />

Aussicht, sich um solche Probleme<br />

zu kümmern, will die Finanzierung<br />

aber KV und Kassen überlassen.<br />

Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer,<br />

kritisierte die Kriterien<br />

für die Festlegung des Versorgungsgrads.<br />

Sie stammen von 1993 und<br />

bildeten den realen Bedarf nicht<br />

mehr ab. Der Gemeinsame Bundesausschuss<br />

mit Vertreternder Kassen,<br />

Ärzte und Krankenhäuser tue sich<br />

aber mit einer Änderung schwer.<br />

POLIZEIREPORT<br />

Bei Wohnungsbrand verletzt.<br />

Miteiner schweren Rauchgasvergiftung<br />

ist am Sonntagabend ein<br />

Bewohner eines Mehrfamilienhauses<br />

in Prenzlauer Berg in ein Krankenhaus<br />

eingeliefertworden.<br />

Eine Nachbarin in der Marienburger<br />

Straße hatte gegen 20 UhrBrandgeruch<br />

wahrgenommen und die Feuerwehr<br />

alarmiert. DieRettungskräfte<br />

löschten das Feuer in der dritten<br />

Etage.Dortentdeckten sie den<br />

bewusstlosen 59-jährigen Mieter<br />

der Wohnung. WeitereMenschen<br />

kamen nicht zu Schaden. Die<br />

Brandursache ist noch unklar.<br />

Wohnmobil entwendet.<br />

Polizisten haben in der Nacht zum<br />

Montag in Friedrichsfelde einen<br />

19-Jährigen festgenommen. Er soll<br />

zusammen mit Komplizen in der Balatonstraße<br />

ein Wohnmobil gestohlen<br />

haben. Dabei waren die Täter<br />

voneiner Frau beobachtet worden.<br />

DieZeugin informierte die Polizei.<br />

Der Täter ist 1,80<br />

Meter groß.<br />

POLIZEI<br />

Der Schläger ist<br />

etwa35Jahre alt.<br />

Fahndung nach Gewalttätern.<br />

MitBildernaus einer Überwachungskamerafahndet<br />

die Polizei<br />

nach zwei Männern. Siesollen<br />

zusammen mit vier Komplizen am<br />

10. Märzvor dem Club Maxxim in<br />

der Joachimstaler Straße in CharlottenburgzweiMänner<br />

zusammengeschlagen<br />

haben. Außerdem sollen<br />

sie eines der Opfer niedergestochen<br />

haben. Eine Mordkommission<br />

ermittelt. Hinweise zur Identität der<br />

abgebildeten Männer nimmt<br />

jede Polizeidienststelle entgegen.<br />

Quadfahrer verunglückt.<br />

EinQuadfahrer ist am Sonntag bei<br />

einem Unfall in Marzahn lebensgefährlich<br />

verletzt worden. Ein44Jahre<br />

alter Skoda-Fahrer war gegen 14.15<br />

Uhrvon der Straße Alt-Friedrichsfelde<br />

rechts auf das Gelände einer<br />

Tankstelle abgebogen. DerQuadfahrer<br />

fuhr auf das haltende Auto auf<br />

und verletzte sich dabei sehr schwer.<br />

Zeugen kümmerten sich zunächst<br />

um den lebensbedrohlich verletzten<br />

Mann. Der33-Jährige kam mit mehrerenBrüchen<br />

und Verletzungen an<br />

der Lunge in ein Krankenhaus.Dort<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 15 *<br />

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Brandenburg<br />

Frankfurt sorgt<br />

sich um sein<br />

Trinkwasser<br />

Klage gegen Flutung von<br />

früherem Tagebau verfasst<br />

Die Stadt Frankfurt (Oder) und<br />

die dortigen Wasserbetriebe<br />

sorgen sich um die Trinkwasserqualität<br />

wegen der Flutung eines ehemaligen<br />

Tagebaus bei Cottbus mit<br />

Spreewasser. Am Montag reichten<br />

die Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft<br />

(FWA) und die Stadt<br />

laut Mitteilung deshalb beim Verwaltungsgericht<br />

Cottbus Klage gegen<br />

die Genehmigung zur Flutung<br />

der Grube zum Ostsee ein. Mitte<br />

April hatte die Zuleitung von Spreewasser<br />

begonnen, wegen Trockenheit<br />

wurde sie zwischenzeitlich allerdings<br />

unterbrochen.<br />

Hintergrund der Klage ist die Befürchtung,<br />

dass die Sulfat-Belastung<br />

in der Spree noch weiter steigt. Derzeit<br />

wird das Trinkwasser in und um<br />

Frankfurt (Oder) zu 75 Prozent aus<br />

versickertem Spreewasser gewonnen.<br />

Sulfate sind Salze. Beim Abbau<br />

von Braunkohle werden sie in einer<br />

Grube freigelegt. Wenn der Tagebau<br />

nach seiner Stilllegung geflutet wird,<br />

gelangen die Salze indas Flusswasser.Das<br />

Fluten dauertmehrereJahre.<br />

DerTagebau im Lausitzer Revier war<br />

planmäßig Ende 2015 stillgelegt worden.<br />

Sulfat-Belastung steigt<br />

Die Befürchtung, dass die Konzentration<br />

des Sulfates steigen könnte,<br />

gibt es schon lange. Der Tagebaubetreiber<br />

Leag hatte immer wieder betont,<br />

die Sorgen seien unbegründet.<br />

Eine FWA-Sprecherin betonte:<br />

„Zunächst wird die Sulfat-Belastung<br />

im See höher, dann wird der See irgendwann<br />

überlaufen und das Wasser<br />

in die Spreezurückgelangen.“ Der<br />

spätere See werde mit einer genehmigten<br />

Sulfatkonzentration von bis<br />

zu 620 Milligramm proLiter über der<br />

Konzentration in der Spree liegen,<br />

hieß es in der Mitteilung weiter. Der<br />

Grenzwert für Trinkwasser liegt bei<br />

250 Milligramm pro Liter. Deshalb<br />

möchten Stadt und FWAein weiteres<br />

Wasserwerk in Müllrose sanieren, das<br />

dann sulfatunbelastetes Wasser zur<br />

Verdünnung beisteuernkann.<br />

Stadt und Wasserbetriebe betonten,<br />

dass die Klage nicht das Vorhaben<br />

Ostsee generell stoppen soll. Es<br />

gehe darum, die notwendigen Investitionen<br />

in die Trinkwasserversorgung<br />

zu sichern. Laut FWA-Sprecherin<br />

handelt es sich um etwa zehn<br />

Millionen Euro. „Alle Maßnahmen<br />

zur Flutung des Cottbuser Ostsees<br />

sind de facto unumkehrbar“, heißt<br />

es in der Mitteilung. (dpa)<br />

Blick vom deutschen Ufer in Aurith über den Grenzfluss Oder auf das polnische Urad<br />

Lieber Fähre als Brücke<br />

Das Amt Brieskow-Finkenheerd hintertreibt mit Oder-Querung die Verkehrsplanung von Land und Bund<br />

VonJeanette Bederke<br />

Wenn das deutsche Aurith<br />

(Oder-Spree) und<br />

das polnische Urad<br />

alljährlich im August<br />

ihr gemeinsames Sommerfest feiern,<br />

sind Überfahrten über den Grenzfluss<br />

bei Gästen heiß begehrt. Das<br />

Technische Hilfswerk, die Deutsche<br />

Lebensrettungsgesellschaft und das<br />

polnische Wasser-Schifffahrtsamt<br />

sorgten in derVergangenheit stets einen<br />

Taglang für den Bootstransfer.<br />

Geht es nach dem Amt Brieskow-<br />

Finkenheerd, zu dem der 60-Seelen-<br />

Ort Aurith gehört, so soll spätestens<br />

2021 dauerhaft eine Fähre Fußgänger<br />

und Radfahrer von einem Flussufer<br />

zum anderen bringen. Eine solche<br />

Verbindung hatte es bis 1945 gegeben,<br />

als der Hauptort Aurith noch<br />

auf der östlichen Oderseite lag.<br />

Schnell Fakten schaffen<br />

„Von der Wiederbelebung wird die<br />

gesamte Region zu beiden Seiten der<br />

Oder profitieren, weil wir für Touristen<br />

attraktiver werden“, ist sich<br />

Amtsdirektor Danny Busse sicher.So<br />

könne auch der zuletzt nicht mehr<br />

ganz so beliebte Oder-Neiße-Radweg<br />

wieder interessanter werden –<br />

wenn für Touristen ein Abstecher<br />

nach Polen möglich sei.<br />

Die Idee einer Oderfähre gibt es<br />

seit mehr zehn Jahren. Damals war<br />

bekannt geworden, dass Brandenburgs<br />

Landesplaner im Sackgassen-<br />

Dörfchen Aurith eine neue Grenzbrücke<br />

bauen lassen wollten. Und<br />

zwar für den Schwerlasttransport<br />

nahe des Stahlstandortes Eisenhüttenstadt<br />

(Oder-Spree). Mitder Oderauen-Idylle<br />

wäre esallerdings vorbei,<br />

wenn 40-Tonner quer durch die<br />

malerische Ziltendorfer Niederung<br />

brausen. Bewohner und Amt wollten<br />

mit einer alternativen Fähredeshalb<br />

schnell Tatsachen schaffen und so<br />

die Brücke verhindern. Doch die Beantragung<br />

vonFördermitteln<br />

dauerte.<br />

Die Grenzbrücke<br />

steht noch immer<br />

im Bundesverkehrswegeplan,<br />

inklusive<br />

Linienbestimmung<br />

und<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung,<br />

bestätigt<br />

Steffen Streu,<br />

Sprecher des Infrastrukturministeriums.<br />

Weitere Entscheidungen<br />

seien<br />

aber bisher nicht<br />

Güstebieser Loose -<br />

Mieszkowice<br />

Küstrin<br />

BRANDENBURG<br />

10 km<br />

Frankfurt (Oder)<br />

getroffen worden. Darauf will sich das<br />

Amt Brieskow-Finkenheerd aber<br />

nicht verlassen und treibt das Fährprojekt<br />

voran. Mitder Landesinvestitionsbank<br />

soll schnellstmöglich ein<br />

Fördervertrag geschlossen werden.<br />

DieEUübernimmt laut Amtsdirektor<br />

aus dem Interreg-Programm 85 Prozent<br />

der auf rund 300 000 Euro veranschlagten<br />

Kosten. Als nächstes sollen<br />

der Bau des Fähranlegers, dann das<br />

Fährboot selbst und zum Schluss der<br />

Betrieb der Fähre ausgeschrieben<br />

werden.<br />

„Ich halte das Ganze für rausgeschmissenes<br />

Geld. Die Fähre<br />

braucht niemand, ist unsinnig“, sagt<br />

hingegen Reinhard Petzold, Geschäftsführer<br />

der Deutsch-Polnischen<br />

Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft,<br />

der selbst in Brieskow-<br />

Finkenheerd wohnt. Das Projekt<br />

würde sich nicht rechnen, weil es an<br />

dieser Stelle erstens gar nicht so viele<br />

Touristen auf dem<br />

Oder-Neiße-Rad-<br />

Oder<br />

POLEN<br />

weggebe und diese<br />

zweitens nicht<br />

nach Polen übersetzen<br />

wollten.<br />

„Auf der anderen<br />

Flussseite ist doch<br />

nichts.“ Urad bestehe<br />

nur aus ein<br />

geplant: Aurith -Urad<br />

ZB/PATRICK PLEUL<br />

paar Einzelgehöften.<br />

„Da gibt es ja<br />

nicht einmal eine<br />

vernünftige Straßenanbindung“,<br />

BLZ/HECHER sagt er.<br />

Ähnlich sieht<br />

das Silke Stien, Wirtin des Aurither<br />

„Bauernstübchens“ gleich hinter<br />

dem Oderdeich. Sie hätte die Fähre<br />

direkt vor der Nase.„Das wird nicht<br />

funktionieren. Die Fahrradtouristen<br />

bleiben auf dem Oder-Neiße-Radweg,<br />

wollen nicht nach Polen“, beschreibt<br />

sie ihre langjährigen Erfahrungen.<br />

Ohnehin wundere sie sich,<br />

woher die in einer vor Jahren beauftragten<br />

Machbarkeitsstudie erwähnten<br />

200 Gäste täglich kommen sollten.<br />

„Die haben wir vielleicht an Wochenenden<br />

mit schönem Wetter,ansonsten<br />

aber nicht“, sagt die<br />

Gastronomin. Sie ärgert, dass die<br />

Meinung der Aurither im Amt niemanden<br />

interessiere.<br />

Um die Fährezuunterhalten und<br />

zu warten, brauche es stabile Einnahmen<br />

und die sehe er nicht, sagt<br />

Petzold. Der Politologe und Wirtschaftsberater<br />

hatte seine Gesellschaft<br />

kurznach derWende in Frankfurt<br />

(Oder) gegründet und vor allem<br />

in den 1990er-Jahren zahlreiche binationale<br />

Projekte wie den Aufbau<br />

des deutsch-polnischen Katastrophenschutzes<br />

begleitet.<br />

Probleme durch Niedrigwasser<br />

Diebisher einzige Fähreentlang des<br />

deutsch-polnischen Oderabschnittes,<br />

bei Güstebieser Loose im Oderbruch,<br />

rechnet sich laut Petzold nur,<br />

weil sie von der öffentlichen Hand –<br />

der polnischen Stadt Mieszkowice –<br />

getragen werde. „Aufgrund des sich<br />

häufenden Niedrigwassers kann die<br />

vielfach gar nicht fahren“, gibt er außerdem<br />

zu bedenken.<br />

Amtsdirektor Busse lässt sich<br />

dennoch nicht beirren. Er habe bereits<br />

Interessenten, die die Fähreauf<br />

eigene Kosten betreiben und dafür<br />

in den kommenden zwei Jahren die<br />

vorgeschriebene Befähigung erwerben<br />

wollten, sagt er. Zudem sei das<br />

polnische Urad mit immerhin<br />

400 Einwohnern weitaus größer als<br />

Aurith. „Nicht alles dort ist auf dem<br />

neuesten Stand, aber zu sagen, dort<br />

sei nichts, stimmt nicht.“ Und Radfahrer<br />

bräuchten ohnehin nur „ein<br />

Stückchen Straße,das reicht“. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Zwei Männer tot<br />

in Wohnung entdeckt<br />

In der südbrandenburgischen Kleinstadt<br />

Forst (Spree-Neiße) hat die Polizei<br />

am Montagmorgen zwei Männer<br />

tot in einer Wohnung aufgefunden.<br />

Siewurden höchstwahrscheinlich<br />

Opfer eines Gewaltverbrechens,<br />

sagte ein Polizeisprecher.Das lege<br />

die Situation nahe,inder die Leichen<br />

gefunden wurden. WeitereDetails<br />

nannte die Polizei nicht. (dpa)<br />

Briefwahl-Quote deutlich<br />

höher als 2014<br />

Brandenburgs Landeswahlleiter<br />

Bruno Küpper rechnet bei der Kommunal-<br />

und Europawahl mit einer<br />

großen Zahl vonBriefwählern. „In<br />

vielen Landkreisen und kreisfreien<br />

Städten ist die Zahl der Briefwahlanträge<br />

teils erheblich gestiegen“, sagte<br />

Küpper am Montag in Potsdam. So<br />

seien in der Landeshauptstadt Potsdam<br />

bis zum 8. Mairund 16 000 Anträge<br />

eingegangen. Vorfünf Jahren<br />

seien es zum gleichen Zeitpunkt<br />

rund 9000 Anträge gewesen. (dpa)<br />

Koalition gegen Meldepflicht<br />

für Ambrosiaallergien<br />

Ärzte in Brandenburgsollen nach<br />

dem Willen der Landesregierung<br />

Fälle vonAmbrosiaallergie auch<br />

künftig nicht melden müssen. Für<br />

eine Weitergabe anonymisierter Patientendaten<br />

gebe es keine gesetzliche<br />

Verpflichtung, teilte das Agrarministerium<br />

mit. Einen solchen<br />

Schritt hatten die Bürgermeister von<br />

zehn Lausitzer Kommunen gefordert,<br />

um die gesundheitsschädigende<br />

Pflanzebesser bekämpfen zu<br />

können. (dpa)<br />

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Klasse 5: 3042 x274,50 Euro<br />

Klasse 6: 35 813 x46,60 Euro<br />

Klasse 7: 57 707 x28,90 Euro<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

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Wissenschaft<br />

Die bessere<br />

Landwirtschaft<br />

Ökologische Betriebe leisten für Klimaschutz,<br />

Artenvielfalt und sauberes Wasser deutlich mehr<br />

als konventionelle. Das belegt ein Bericht<br />

des Thünen-Instituts, für den mehr als<br />

500 Studien analysiert wurden<br />

VonRalf Stork<br />

Kornblumen im Weizenfeld sind nicht nur hübsch, sondernauch nützlich. Denn sie locken Insekten an und damit auch Vögel. Blühstreifen und Hecken am Feldrand fördernebenfalls die Artenvielfalt.<br />

IMAGO IMAGES/CHRISTIAN OHDE<br />

Wer im Sommer vor einem<br />

konventionellen<br />

Weizenfeld steht, sieht<br />

ein Meer aus Halmen.<br />

Dicht an dicht. Die Halme stehen so<br />

eng, dass wenig Raum für andere<br />

Pflanzen bleibt. Zumindest wachsen<br />

kaum welche.Und damit ist das Feld<br />

auch kein guter Ort für Bienen und<br />

andereInsekten, die die Ackerkräuter<br />

als Nahrung nutzen. Folglich fehlen<br />

die Vögel, die die Insekten als Nahrung<br />

nutzen.<br />

In einem ökologisch bewirtschafteten<br />

Feld hingegen stehen die<br />

Halme locker, dazwischen sprießen<br />

Acker-Ritterspornund Kornblumen.<br />

Schmetterlinge fliegen zwischen den<br />

Blüten umher und in einer Hecke am<br />

Feldrand singen die Vögel. Offensichtlich<br />

ist die Artenvielfalt auf dem<br />

Öko-Acker deutlich größer.<br />

3000 Vergleichspaare<br />

Eine Menge Fakten zu derartigen<br />

subjektiven Eindrücken liefert der<br />

kürzlich veröffentlichte Report<br />

„Leistung des ökologischen Landbaus<br />

für Umwelt und Gesellschaft“,<br />

der unter Federführung desThünen-<br />

Instituts in Braunschweig und der<br />

Universität Kassel entstand. DasVorhaben<br />

ist anspruchsvoll. Sein erklärtes<br />

Ziel ist es, die tatsächlichen Leistungen<br />

der ökologischen Landwirtschaft<br />

in einer umfassenden Analyse<br />

zu bewerten. Dabei geht es auch um<br />

die Frage,obdie Leistungen der Biobauern<br />

angemessen honoriert werden.<br />

Für den Bericht haben mehrere<br />

Forschungseinrichtungen Hunderte<br />

Studien der vergangenen 30 Jahre<br />

gesichtet. Wenn darin die vorher<br />

festgelegten strengen Kriterien der<br />

Vergleichbarkeit zwischen konventioneller<br />

und ökologischer Landwirtschaft<br />

erfüllt waren, wurde die Studie<br />

ausgewählt.<br />

Am Ende flossen 528 Untersuchungen<br />

mit knapp 3000 Vergleichspaaren<br />

in die Bewertung ein.<br />

Eine ähnlich umfangreiche und aktuelle<br />

Vergleichsstudie gibt es bislang<br />

nicht. Dass sie gerade jetzt veröffentlicht<br />

wird, passt gut: In Brüssel<br />

wird indiesen Monaten um die Agrarsubventionen<br />

für die kommende<br />

Förderperiode gerungen. Der Thünen-Report<br />

kann dabei eine wichtige<br />

Argumentationshilfe sein.<br />

Das Ergebnis der Analyse ist eindeutig:<br />

58 Prozent der Vergleichspaarezeigen<br />

signifikante Vorteile der<br />

ökologischen Bewirtschaftung. Bei<br />

14 Prozent schnitt die konventionelle<br />

Landwirtschaft besser ab, bei<br />

28 Prozent der Vergleichspaare gab<br />

es kein klares Ergebnis.Vor allem in<br />

den Bereichen Artenvielfalt, Wasserschutz,<br />

Bodenfruchtbarkeit, Klimaanpassung<br />

und bei der effizienten<br />

Nutzung der Ressourcen schnitt die<br />

ökologische Landwirtschaft klar besser<br />

ab.<br />

Besonders eindrucksvoll ist das<br />

Beispiel Artenvielfalt. Die Zahl der<br />

Ackerflora-Arten war auf ökologischen<br />

Flächen im Durchschnitt um<br />

95 Prozent höher als im konventionellen<br />

Anbau. Beiden Feldvögeln lag<br />

die Artenzahl um 35 Prozent über<br />

der von konventionell bewirtschafteten<br />

Flächen. Auch die Anzahl der<br />

Vögel war um ein Viertel größer.Nur<br />

in 2von 75 ausgewerteten Studien<br />

traten negativeEffekte auf.<br />

Wasserschutz: Der Report<br />

„Leistung des ökologischen<br />

Landbaus für Umwelt und<br />

Gesellschaft“ unter Federführung<br />

des Thünen-Instituts<br />

in Braunschweig und der<br />

Universität Kassel zeigt: Es<br />

wird durchschnittlich 28 Prozent<br />

weniger Stickstoff an die<br />

Umgebung abgegeben.<br />

MEHR REGENWÜRMER, INSEKTEN UND VÖGEL<br />

Als Grund für die Überlegenheit<br />

des Ökolandbaus wird unter anderem<br />

der Verzicht auf chemisch-synthetische<br />

Pflanzenschutzmittel und<br />

mineralische Stickstoffdünger angeführt.<br />

Zudem empfehlen die ökologischen<br />

Anbauverbände eine vielfältige<br />

Fruchtfolge, die Anlage von Hecken<br />

und Randstreifen sowie tierschonende<br />

Mahdverfahren. Von<br />

solchen Maßnahmen profitieren<br />

auch Insekten. Die Tiere fühlen sich<br />

auf den ökologisch bewirtschafteten<br />

Flächen jedenfalls nachweislich<br />

wohler: Die Artenzahl liegt im<br />

Schnitt um 23 Prozent über der von<br />

konventionellen Flächen.<br />

Die intensive konventionelle<br />

Landwirtschaft hingegen ist eine<br />

starke Belastung für Natur und Umwelt.<br />

Auch das stellt der Reportdeutlich<br />

heraus.Von 1980 bis 2000 haben<br />

sich die Gesamtbestände der Vögel<br />

in der Agrarlandschaft europaweit<br />

halbiert. Das ist ein Minus von 300<br />

Biodiversität:Die mittlere<br />

Artenzahl der Ackerflora liegt<br />

um 95 Prozent höher.Bei<br />

den Feldvögeln sind es 35<br />

Prozent, bei den Insekten 23<br />

Prozent. Insgesamt zeigten<br />

sich bei 86 Prozent (Flora)<br />

beziehungsweise 49 Prozent<br />

(Fauna) der Vergleichspaare<br />

deutliche Vorteile.<br />

Bodenfruchtbarkeit: Die<br />

Biomasse an Regenwürmern<br />

ist um 94 Prozent höher.<br />

Klimaschutz: Die Böden<br />

enthalten mehr Kohlenstoff<br />

und speichernpro Jahr und<br />

Hektar 256 Kilogramm mehr<br />

Kohlenstoff als konventionelle<br />

Äcker.<br />

Millionen Brutpaaren. 22 von 37typischen<br />

Agrarvogelarten befinden<br />

sich auf dem Rückzug.<br />

Beiden Insekten ist die Lage noch<br />

schlimmer.Vor 30 Jahren gab es mindestens<br />

noch viermal so viele wie<br />

heute. Als wesentliche Ursachen dafür<br />

nennen die Wissenschaftler<br />

Überdüngung, den hohen Einsatz<br />

von Pestiziden, den Rückgang von<br />

Brachen und die Beseitigung von<br />

Landschaftselementen wie Hecken.<br />

Beim Thema Gewässerschutz<br />

sind die negativen Auswirkungen<br />

der Landwirtschaft ebenfalls gut belegt:<br />

Im Zeitraum 2012 bis 2014<br />

stammten im Durchschnitt etwa 50<br />

Prozent der Phosphoreinträge in<br />

Seen und Flüssen aus der Landwirtschaft.<br />

Im deutschen Ostsee-Einzugsgebiet<br />

betrug der Anteil der<br />

durch die Landwirtschaft verursachten<br />

Einträge 64 Prozent, in der Nordsee<br />

48 Prozent. Zudem führen Stickstoffüberschüsse,die<br />

auf intensiv genutzten<br />

landwirtschaftlichen Flächen<br />

entstehen, zu hohen<br />

Nitratkonzentrationen im Grundwasser.<br />

Trotz einiger Verbesserungen<br />

wurde das von der Bundesregierung<br />

gesetzte Ziel verfehlt, die landwirtschaftlichen<br />

Stickstoffüberschüsse<br />

bis 2010 auf 80 Kilogramm Stickstoff<br />

je Hektar und Jahr zu reduzieren.<br />

2010 betrug der Überschuss 96 Kilogramm,<br />

im Jahr 2014 waren es noch<br />

84 Kilogramm. In einigen Regionen<br />

ist ein bedeutender Teil des Grundwassers<br />

nicht ohne weiteres zur<br />

Trinkwassergewinnung nutzbar. Die<br />

ökologische Landwirtschaft hingegen<br />

trägt pro Hektar 30 bis 40 Prozent<br />

weniger Stickstoff in die Böden<br />

ein als konventionell bewirtschaftete<br />

Flächen.<br />

DerThünen-Reportbelegt mit einer<br />

Vielzahl an Ergebnissen: Die<br />

konventionelle Landwirtschaft verursacht<br />

Umweltschäden und Folgekosten,<br />

die sich im Preis für die produzierten<br />

Lebensmittel nicht wiederfinden.<br />

Die ökologische Landwirtschaft<br />

ist in der Produktion in<br />

den meisten Bereichen deutlich umweltschonender.<br />

Diese gesellschaftliche<br />

Leistung spiegelt sich im Preis<br />

für die produzierten Lebensmittel<br />

allerdings auch genügend wider.<br />

Immerhin ist es möglich, auch die<br />

Flächen der konventionellen Landwirtschaft<br />

für die Natur aufzuwerten.<br />

Viele der analysierten Studien<br />

belegen, dass Hecken, Blühstreifen<br />

und andere Strukturelemente zu<br />

deutlich mehr Artenvielfalt auf den<br />

Flächen führen. „Wenn wir aber die<br />

negativen Auswirkungen für die Umwelt<br />

deutlich reduzieren wollen,<br />

brauchen wir eine grundlegende<br />

Ökologisierung der Landwirtschaft“,<br />

sagt Karin Stein-Bachinger vom<br />

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung<br />

(Zalf) im<br />

brandenburgischen Müncheberg,<br />

das das Kapitel Biodiversität bearbeitete.<br />

„Wichtig ist, dass es zu einer<br />

grundsätzlichen Umverteilung bei<br />

den landwirtschaftlichen Subventionen<br />

kommt –weg von der Flächenprämie<br />

hin zu einer Leistungsprämie,bei<br />

der Landwirte Geld für konkrete<br />

umweltrelevante Leistungen<br />

bekommen, die sie auf ihren Flächen<br />

erbringen“, sagt KarinStein-Bachinger.<br />

Landwirte, die Gewässerrandstreifen,<br />

Säume oder Hecken<br />

anlegen, müssten also belohnt werden.<br />

Ebenso Bauern, die eine abwechslungsreiche<br />

Fruchtfolge wählen<br />

oder das Grundwasser schützen.<br />

Sauberes Trinkwasser<br />

Schon jetzt ist es auf einzelnen Flächen<br />

gesamtwirtschaftlich günstiger,<br />

auf Düngung zu verzichten und<br />

dafür niedrigere Erträge in Kauf zu<br />

nehmen. Auch dafür enthält der<br />

Thünen-Report ein Beispiel: Die<br />

Wasserwerke Leipzig und die Stadtwerke<br />

München betreiben seit Jahren<br />

ökologischen Landbau auf den<br />

Flächen ihrer Wasserschutzgebiete<br />

beziehungsweise fördern die ökologische<br />

Bewirtschaftung der Flächen.<br />

So konnten sie die Nitratbelastung<br />

des geförderten Wassers reduzieren<br />

und Kosten sparen. Denn die<br />

präventive Förderung der Öko-Bauern<br />

ist günstiger ist als die aufwendige<br />

nachträgliche Reinigung des<br />

Trinkwassers.<br />

Kleine Beben auf dem Mond<br />

Aufnahmen und Messungen aus der Zeit der Apollo-Missionen weisen auf tektonische Aktivitäten in der Kruste des Erdtrabanten hin<br />

VonTill Mundzeck<br />

Der Mond ist möglicherweise<br />

auch heute noch tektonisch aktiv.<br />

Darauf deutet eine Auswertung<br />

von Mondbeben aus der Ära der<br />

Apollo-Missionen. Acht von 28aufgezeichneten<br />

Beben haben sich<br />

demnach in der Nähe geologisch<br />

junger Bruchzonen ereignet, berichtet<br />

ein Team vonder Smithsonian Institution<br />

in Washington im Fachblatt<br />

NatureGeoscience.<br />

Als der Mond nach seiner Entstehung<br />

abkühlte, habe er sich zusammengezogen<br />

wie eine Rosine, die<br />

sich aus einer vertrocknenden Weinbeere<br />

formt, schreiben die Wissenschaftler<br />

um Thomas Watters. Die<br />

Mondoberfläche, die nicht so elastisch<br />

ist wie die Haut einer Weinbeere,<br />

ist dabei mehrfach aufgebrochen<br />

und hat tausende Klippen gebildet.<br />

Die Mondsonde „Lunar Reconnaissance<br />

Orbiter“ (LRO) der US-<br />

Raumfahrtbehörde Nasa hatte vor<br />

etwa zehn Jahren allerdings geologisch<br />

relativ junge solche Brüche<br />

entdeckt. Unklar blieb bislang, wie<br />

jung genau diese tektonische<br />

Aktivität ist. Mondlandungen 28 Mondbeben. Diese<br />

Apollo-<br />

mente insgesamt<br />

Die Astronauten der<br />

Beben, die auf der Erde<br />

bemannten Apollo-<br />

eine Stärke zwischen<br />

Mondmissionen 12, Apollo 15<br />

Apollo 17<br />

2und 5gehabt hätten,<br />

könnten aller-<br />

14, 15 und 16 hatten<br />

vier Seismometer<br />

auf dem<br />

ideneinschläge als<br />

Apollo 12<br />

Apollo 11<br />

dings auch Astero-<br />

Erdtrabanten hinterlassen,<br />

die seis-<br />

Apollo 14<br />

Auslöser haben.<br />

Apollo 16<br />

Die erneute Auswertung<br />

der Seismische<br />

Aktivitäten<br />

auf dem Mond aufgezeichnet<br />

haben. In den<br />

nun jedoch eine andere<br />

mometerdaten legt<br />

Jahren 1969 bis 1977 registrierten<br />

die Instru-<br />

haben festgestellt,<br />

Erklärung nahe. „Wir<br />

dass<br />

BLZ/GA L A N T Y<br />

eine Reihe der Beben aus den<br />

Apollo-Aufzeichnungen sich sehr<br />

nah an den Bruchzonen aus den<br />

LRO-Aufnahmen ereignet haben“,<br />

erläutertKo-Autor Nicholas Schmerr<br />

von der University of Maryland in<br />

College Park. Die Epizentren von<br />

acht Mondbeben lagen demnach<br />

nicht weiter als 30 Kilometer vonsolchen<br />

jungen Bruchzonen entfernt.<br />

DieForscher halten es daher für sehr<br />

wahrscheinlich, dass diese acht Beben<br />

von Brüchen verursacht wurden,<br />

die abgerutscht sind, nachdem<br />

sich Spannung in der Mondkruste<br />

durch die globale Kontraktion und<br />

Gezeitenkräfte aufgebaut hatte.<br />

Zwar sind die Apollo-Seismometer<br />

seit 1977 abgeschaltet. Geologisch<br />

ist das jedoch keine nennenswerte<br />

Zeit. Es sei recht wahrscheinlich,<br />

dass die Bruchzonen auch<br />

heute noch aktiv seien, betont Nicholas<br />

Schmerr. „Man bekommt<br />

nicht oft irgendwo außerhalb der<br />

Erde aktiveTektonik zu sehen, daher<br />

ist es sehr spannend, darüber nachzudenken,<br />

dass diese Brüche vielleicht<br />

immer noch Mondbeben produzieren.“<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 17 *<br />

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Sport<br />

Die große<br />

Mauer aus<br />

Colorado<br />

Torwart Grubauer soll<br />

DEB-Team stabilisieren<br />

Philipp Grubauer wollte nicht länger<br />

warten. Sechs Minuten vor<br />

Trainingsbeginn lief der NHL-Torwart<br />

aufs Eis. Die gesamte Fläche<br />

hatte er fast für sich alleine, das<br />

Warmschießen für die WM übernahm<br />

Bundestrainer Toni Söderholm<br />

höchstpersönlich mit seinen<br />

Assistenten. „Die haben das Torja<br />

gar nicht getroffen“, scherzte Grubauer,<br />

der nach seinem Play-off-Aus<br />

mit der Colorado Avalanche sofortin<br />

die Slowakei geflogen war und im<br />

dritten Vorrundenspiel am Dienstag<br />

(20.15 Uhr/Sport1) gegen Frankreich<br />

zwischen den Pfosten stehen soll:<br />

„Ich hatte drei Tage Pause, der Tank<br />

ist wieder aufgefüllt.“<br />

Nach den zwei Pflichtsiegen zum<br />

WM-Start soll der 27-Jährige gegen<br />

die stärkeren Gegner helfen, die<br />

deutsche Nationalmannschaft ins<br />

Viertelfinale zu führen. „Die Jungs<br />

schauen gut aus und geben Gas, da<br />

freut man sich aufs nächste Spiel“,<br />

sagte Grubauer, der bei einer ersten<br />

Übungseinheit in Kosice noch auf<br />

seine Teamkollegen verzichten<br />

musste. Söderholm hatte dem Team<br />

einen Tagfreigegeben.<br />

Seine Mitspieler hatten ihn am<br />

Sonntag nach 14 Stunden Flug freudig<br />

empfangen. „Jede Mannschaft<br />

hier im Turnier hätte gerne Grubauer<br />

dazu bekommen“, meinte Kapitän<br />

Moritz Müller: „Er ist einer der besten<br />

Torhüter der NHL, für uns eine<br />

ganz klareVerstärkung.“ Stürmer Yasin<br />

Ehliz urteilte nach Grubauers<br />

überragenden Leistungen in den<br />

Play-offs gar:„Waserinder NHL gefangen<br />

hat, war abartig.“ Ohne Murrenräumt<br />

Mathias Niederberger seinen<br />

Platz zwischen den Pfosten. „Jeder<br />

freut sich unglaublich, dass er<br />

nach so einer langen Saison<br />

kommt“, sagte der Düsseldorfer, der<br />

in den ersten beidenVorrundenspielen<br />

überzeugt und nur zwei Gegentorekassierthatte.<br />

Philipp Grubauer bereitet sich auf seinen<br />

ersten WM-Einsatz vor. DPA/SKOLIMOWSKA<br />

Grubauer, der zuletzt bei der<br />

Heim-WM vor zwei Jahren im deutschen<br />

Torgestanden hatte, kommt<br />

erstmals als Stammtorhüter in der<br />

NHL zur Nationalmannschaft −und<br />

als Stanley-Cup-Sieger. Vor einem<br />

Jahr triumphierte er mit den Washington<br />

Capitals, damals allerdings<br />

noch als Nummer zwei hinter dem<br />

Kanadier Braden Holtby.<br />

Nach seinem Wechsel nach Colorado<br />

schnappte sich der Rosenheimer<br />

nach einer schwierigen Anfangsphase<br />

den Jobals Nummer eins<br />

und begeisterte die Fans. „Gruuu“-<br />

Rufe schallten durch die Arena,<br />

wenn er wieder einmal eine Torchance<br />

vereitelt hatte. Mit „Saint<br />

Patty“, dem „heiligen“ Patrick Roy,<br />

der die Avalanche 1996 und 2001<br />

zum NHL-Titel geführt hatte, wurde<br />

er schon verglichen. DieDenver Post<br />

rühmte ihn als„GreatWall of Gruby“.<br />

Das„Gruuu“ aus Tausenden Kehlen<br />

sei „der süßeste Klang, seit Patrick<br />

Roy zwischen den Pfosten stand“.<br />

Ohne seinen Aufstieg zur wahren<br />

Nummer eins hätten die Avs nach<br />

der Hauptrunde Golf gespielt. Miteinem<br />

Gegentorschnitt von 2,30 und<br />

einer Fangquote von 92,5 Prozent<br />

gehörte Grubauer bis zum Aus zu<br />

den besten NHL-Torhütern. (sid)<br />

Et Spiritus Sancti. Prost<br />

Bei der Meisterfeier der BR Volleys wird Sergej Grankin getauft. Dass er in Berlin bleibt, ist wahrscheinlich<br />

VonKarin Bühler<br />

Modalitäten, das ist ein<br />

sperriges, abstraktes<br />

Wort. Espasste nicht<br />

in diese Nacht, nicht<br />

zu diesem Sonntagabend, nicht zu<br />

diesen losgelösten Momenten. Modalitäten<br />

waren da völlig egal –Sergej<br />

Jurjewitsch Grankin und allen anderen<br />

auch. Der russische Zuspieler<br />

der BR Volleys flog nach dem Matchball<br />

beinahe durch die Halle, rannte<br />

mit ausgebreiteten Armen auf seine<br />

Mitspieler zu. Er herzte sie alle.<br />

Dann stürmte der Olympiasieger<br />

von2012, der in Russland ein Idol ist,<br />

in die Ecke, wodie Fans der BR Volleys<br />

in ihren orangefarbigen Trikots<br />

standen. Kühl, ruhig, gerissen wie im<br />

Spiel, nein, so war er da nicht. Grankin<br />

brüllte seine Freude über den Gewinn<br />

der Deutschen Volleyball-<br />

Meisterschaft mit dem Dank an diejenigen<br />

heraus, die mit nach Friedrichshafen<br />

gereist waren und den<br />

Titelverteidiger im dramatischen Finale<br />

zum 3:2-Sieg geklatscht, getrommelt,<br />

gebrüllt hatten.<br />

Es war der zehnte Titel für Berlin.<br />

Für Grankin, 34, war es nach zwei<br />

russischen Meistertiteln mit Dynamo<br />

Moskau in seinem ersten Auslandsjahr<br />

der erste Auslandstitel.<br />

Und in diesem Augenblick fing<br />

der Abend, an dem niemand an Modalitäten<br />

dachte, gerade erst an. Er<br />

verlagerte sich für die BR Volleys in<br />

die italienische Gaststätte am Friedrichshafener<br />

Flughafen, in der sie<br />

schon vor sechs Jahren Titel Nummer<br />

fünf gefeiert hatten. Dort stand<br />

Trainer Cedric Enard mit einem riesigen<br />

Pilsglas vor der Tür, umseine<br />

Spieler zu taufen:„Innomine Patris.“<br />

Und: „Et Spiritus Sancti.“ Grankin<br />

trank nach einem „Amen“ mit Bierschaum<br />

auf dem Haar tiefe Schlucke.<br />

Beide Seiten wollen<br />

Zum ersten Mal Deutscher Meister:Sergej Grankin<br />

Vorgabe: „Bühne frei für die<br />

Volleyball Bundesliga“ warb<br />

der TV-Sender Sport1vorigenHerbst.<br />

Mindestens 45<br />

Livespiele in der Saison<br />

sollte es für die Frauen- und<br />

MännerbundesligaimFernsehen<br />

geben.<br />

VOLLEYBALL LIVE UND IN FARBE<br />

Vorrang: Das fünfte und entscheidende<br />

Finalspiel der<br />

Männer zwischen Friedrichshafen<br />

und Berlin zeigte Sport<br />

1zwar inTV-Qualität mitWiederholungen,<br />

Zeitlupen und<br />

Kommentator –aber nur im<br />

Internet-Livestream.<br />

Ein Fall für zwei<br />

IMAGO IMAGES<br />

Vorteil: Beim zweiten Playoff-Finale<br />

beendete Sport1<br />

die TV-Übertragung des Fünf-<br />

Satz-Matches in Berlin nach<br />

Satz vier und zeigte stattdessen<br />

Darts. Werwollte, konnte<br />

zum Stream umschalten. Die<br />

Kooperation ist ausbaufähig.<br />

Modalitäten? Ja,hatte Berlins Manager<br />

Kaweh Niroomand gesagt, die<br />

gebe es mit Grankin noch zu regeln.<br />

Der Verein wolle ihn behalten. Der<br />

Zuspieler wolle bleiben. „Es geht<br />

noch um die Vertragslaufzeit, das<br />

Geld, die Konditionen.“ Nur mit<br />

Geld könne man den Kapitän der<br />

russischen Nationalmannschaft<br />

nicht überzeugen, in Berlin zu bleiben,<br />

hatte Niroomand immer wieder<br />

betont. „Aber vielleicht mit weichen<br />

Faktoren.“ Grankin wiederum hatte<br />

erklärt, es gebe zwei Gründe,warum<br />

ein russischer Sportler ins Ausland<br />

wechselt:„Erwill mal raus und etwas<br />

sehen von der Welt. Und erwill Volleyball<br />

genießen, statt sich dumm<br />

und dämlich zu verdienen.“ Klingt<br />

so,als könnten sich Niroomand und<br />

Grankin, den manche noch immer<br />

als zu gut für die Bundesliga halten,<br />

doch ziemlich schnell einigen.<br />

Die Chance, eine Volleyball-Legende<br />

in der Blüte ihrer Jahre auf<br />

dem Feld zu haben, wirdsich Berlins<br />

Manager nicht entgehen lassen. Viel<br />

eher spielt Grankin in seinen Zukunftsplänen<br />

eine Hauptrolle. Die<br />

hatte Grankin jedenfalls in dieser<br />

Saison vom Tag seiner Nachverpflichtung<br />

an übernommen. „Die<br />

Idee war ja, dass Leadership eine Art<br />

Kuchen ist, der in zwölf Stücke aufgeteilt<br />

ist, vondenen sich jeder Spieler<br />

eins nimmt. Aber diese Idee hat<br />

einige Spieler in Verlegenheit gebracht.<br />

Und dann kam Sergej und<br />

hat fast den ganzen Kuchen genommen“,<br />

verdeutlichte Trainer Enard.<br />

Champions League als Reiz<br />

Das Projekt, das Manager Niroomand<br />

den meisten Teil seines Lebens<br />

verfolgt, hat das Ziel, Volleyball<br />

populärer zu machen. Dafür hatte er<br />

nach dem Weggang von Paul Carroll<br />

und dem Karriereende von Robert<br />

Kromm investiert, damit es im Umbruchsjahr<br />

keinen Bruch im Team<br />

geben würde. Als der drohte, zauberte<br />

der Manager Libero Rossard<br />

und Grankin herbei. Niroomand ist<br />

keiner, der stehenbleibt. Auch nicht<br />

nach Titel Nummer zehn. Er weiß,<br />

dass Erfolg das beste Marketing ist<br />

und Grankin taugt als Erfolgsgarant.<br />

Seine Expertise könnte dem Verein,<br />

der auch künftig auf junge Spieler<br />

wie Zugang Julian Zenger baut,<br />

den nächsten Schritt erleichtern:<br />

„Uns im neuen Modus der Champions<br />

League unter den TopAcht in<br />

Europa zu etablieren, ist sportlich<br />

ein Riesenziel. Die Champions<br />

League ist als Argument für Spieler<br />

wie Grankin, Benjamin Patch oder<br />

Moritz Reichert ganz, ganz wichtig“,<br />

sagt Niroomand.<br />

29-Punkte-Puncher Patch hielt er<br />

nach Mitternacht in Friedrichshafen<br />

bei mehreren Tanzrunden in der<br />

Ecke vor der Kaffeemaschine im<br />

Arm. Die neuen Meister waren inzwischen<br />

in die Lobby des Hotels<br />

umgezogen. Grankin zückte sein<br />

Handy, als Trainer Enard vom haarlosen<br />

Physiotherapeuten erst ein<br />

Irokesenschnitt und später eine<br />

Glatze geschoren wurde. Danach<br />

stand der russische Star ohne Starallüren<br />

hinter der Bar und schenkte<br />

strahlend Tequila aus. Modalitäten?<br />

Et Spiritus Sancti. Amen. Prost.<br />

Wieesdie Portland Trailblazers geschafft haben, nach 19 Jahren wieder in ein Play-off-Halbfinale der NBA einzuziehen<br />

VonMatti Lieske<br />

Man kann ohne Übertreibung<br />

sagen, dass Enes Kanter ein<br />

wenig dehydriert war nach dem<br />

100:96-Sieg bei den Denver Nuggets,<br />

mit dem seine Portland Trail<br />

Blazers ins Halbfinale der Basketball-Liga<br />

NBA einzogen. Kanter befolgt<br />

als gläubiger Moslem die Regeln<br />

des Ramadan, keine Nahrung<br />

und kein Wasser von Sonnenaufgang<br />

bis Sonnenuntergang, und<br />

das siebte Spiel der Serie gegen die<br />

Nuggets fand mittags statt. Dem<br />

Center war die innere Trockenheit<br />

jedoch nicht anzumerken. Seine 12<br />

Punkte, 13Rebounds sowie starke<br />

Defense gegen Denvers übermächtigen<br />

Koloss Nikola Jokic waren ein<br />

wichtiger Faktor dafür, dass die<br />

Blazers erstmals seit 19 Jahren die<br />

zweite Play-off-Runde überstanden<br />

und ab heute gegen Titelverteidiger<br />

Golden State Warriors versuchen<br />

dürfen, ins Finale einzuziehen.<br />

Den anderen Teilnehmer ermitteln<br />

ab Mittwoch die<br />

Milwaukee Bucks und die Toronto<br />

Raptors.<br />

Während Kanter und andere Rollenspieler<br />

im Blazers-Team auftrumpften,<br />

war wenig zu sehen von<br />

der berühmten<br />

„Dame-Time“, jenen<br />

Schlussminuten,<br />

in denen Portlands<br />

Anführer Damian<br />

Lillard gern<br />

enge Partien entscheidet,<br />

so wie er<br />

das in der Erstrundenserie<br />

gegen<br />

Dennis Schröders<br />

Oklahoma City<br />

Thunder getan<br />

hatte. AmSonntag<br />

war Lillard von der<br />

gewohnten Treffsicherheit<br />

verlassen,<br />

nur drei seiner 17<br />

Versuche fanden<br />

das Ziel, 13 Punkte waren seine<br />

schlechteste Ausbeute in diesen Playoffs.<br />

Macht nichts, sagte Lillard, und<br />

verwies auf die Kultur, der sich das<br />

Team seit einigen Jahren verschrieben<br />

habe: „Hart arbeiten, jeder für<br />

den anderen da sein, es geht nicht<br />

um ein oder zwei Leute.“<br />

Kein Vorbeikommen: Enes Kanter<br />

hält Nikola Jokic vom Korb fern.<br />

AP/JOHN LEYBA<br />

Das war einerseits korrekt, andererseits<br />

auch wieder nicht, denn um<br />

zwei Leute geht es schon. Wenn Lillard<br />

schwächelt,<br />

nimmt gemeinhin<br />

CJ McCollum die<br />

Dinge in die<br />

Hand, so auch in<br />

Denver. Mit 37<br />

Punkten war der<br />

27-Jährige der<br />

entscheidende<br />

Mann, während<br />

Lillardihm bereitwillig<br />

die Bühne<br />

überließ und alles<br />

tat, um ihm zu<br />

helfen. Rebounds,<br />

Assists, Blocks,<br />

Ablenkungsmanöver<br />

und aufopfernde<br />

Abwehrarbeit.<br />

„Es ist ein Luxus, zwei Typen<br />

zu haben, die Wege finden können,<br />

auf verschiedene Weise zu punkten“,<br />

sagte Portlands Coach Terry<br />

Stotts, „als Dame Wurfprobleme<br />

hatte,kam CJ groß raus.“<br />

Mitden Warriors,die drei der vier<br />

letzten Titel gewonnen haben, war-<br />

tet nun ein besonders dicker Brocken<br />

auf die Trail Blazers,auch wenn<br />

Kevin Durant, der beste Spieler der<br />

Play-offs, dem Champion wegen einer<br />

Wadenverletzung weiter fehlen<br />

wird. Dass sie auch ohne ihn gewinnen<br />

können, bewiesen die Warriors<br />

im siebten Spiel ihrer Seriegegen die<br />

Houston Rockets, als der ebenfalls<br />

durch eine Fingerverletzung gehandicapte<br />

Stephen Curry im letzten<br />

Viertel seine ureigene „Steph-Time“<br />

einläutete.<br />

Bei den Portland Trail Blazers<br />

freut sich nun Seth Curryauf das Duell<br />

mit dem berühmten Bruder, und<br />

natürlich freut sich auch Enes Kanter.<br />

Der hatte den größten Teil der<br />

Saison als verschmähter Reservist<br />

bei den New York Knicks verbracht,<br />

wo er Schlagzeilen nur wegen seiner<br />

Opposition zum türkischen Präsidenten<br />

Erdogan machte, die ihn die<br />

türkische Staatsbürgerschaft kostete.<br />

Als die Knicks den 26-Jährigen<br />

entließen, griff Portland zu. „Das<br />

Beste, was mir je passiert ist“, sagt<br />

Kanter,dem eine echte Durststrecke<br />

bevorsteht. Der Ramadan dauert<br />

noch bis zum 4. Juni.<br />

NACHRICHTEN<br />

Beierlorzer wird neuer<br />

Trainer des 1. FC Köln<br />

FUSSBALL. Zweitligameister 1. FC<br />

Köln geht sein Comeback in der<br />

Bundesliga mit Achim Beierlorzer<br />

auf dem Trainerstuhl an. Der51-Jährige,der<br />

am Sonntag mit Jahn Regensburgbei<br />

seinem künftigen Arbeitgeber<br />

einen 5:3-Erfolg feierte,erhält<br />

am Geißbockheim einen Vertrag<br />

bis 2021. DerFCzahlt Regensburg<br />

nach übereinstimmenden Medieninformation<br />

eine Ablöse in Höhe von<br />

700 000 Euro.<br />

Südafrika geht im Fall<br />

Semenya in Berufung<br />

LEICHTATHLETIK. DerFall Caster<br />

Semenya geht in die nächste Runde.<br />

Diesüdafrikanische Regierung<br />

werde„so schnell wie möglich“ vor<br />

dem Schweizerischen Bundesgericht<br />

Berufung gegen das Urteil des<br />

Internationalen Sportgerichtshofs<br />

CAS einlegen, wonach Läuferinnen<br />

wie 800-Meter-Olympiasiegerin Semenya<br />

ihren Testosteronspiegel mit<br />

Medikamenten regulieren müssen,<br />

um an internationalen Rennen teilnehmen<br />

zu dürfen.„Wir sind der<br />

Meinung, dass die vorgelegten wissenschaftlichen<br />

Informationen völlig<br />

ignoriertwurden“, sagte Vuyo<br />

Mhaga, Sprecher des Sportministeriums.<br />

Ludwig/Kozuch erhalten<br />

Wildcard für Heim-WM<br />

BEACHVOLLEYBALL. Olympiasiegerin<br />

LauraLudwig, 33, und ihre<br />

neue Partnerin Margareta Kozuch,<br />

32, können für die Heim-Weltmeisterschaft<br />

in Hamburg(28. Juni bis<br />

7. Juli) planen. Dasneu formierte<br />

Nationalteam, welches die direkte<br />

Qualifikation für das Turnier knapp<br />

verpasst hatte,erhielt vomVolleyball-Weltverband<br />

(FIVB) eine der<br />

insgesamt sechs Wildcards.<br />

ZAHLEN<br />

Eishockey<br />

WM in der Slowakei, Vorrunde<br />

Gruppe A:<br />

Großbritannien -Kanada 0:8 (0:2,0:3,0:3)<br />

USA -Finnland 3:2 n.V.(2:1,0:1,0:0,1:0)<br />

Slowakei -Kanada 5:6 (2:2,2:3,1:1)<br />

Großbritannien -Dänemark heute, 16.15<br />

Deutschland -Frankreich heute, 20.15<br />

1. Finnland 3 9: 5 7<br />

2. Deutschland 2 5: 2 6<br />

3. Kanada 315: 8 6<br />

4. USA 311: 7 5<br />

5. Slowakei 311:11 3<br />

6. Dänemark 2 6: 6 2<br />

7. Frankreich 2 5:12 1<br />

8. Großbritannien 2 1:11 0<br />

Gruppe B<br />

Lettland -Schweiz 1:3 (0:0,1:1,0:2)<br />

Russland -Tschechien 3:0 (1:0,1:0,1:0)<br />

Norwegen -Schweden 1:9 (0:3,0:5,1:1)<br />

Italien -Lettland heute, 16.15<br />

Schweiz -Österreich heute, 20.15<br />

1. Russland 3 13: 2 9<br />

2. Schweiz 2 12: 1 6<br />

3. Tschechien 3 12: 7 6<br />

4. Schweden 3 19: 6 6<br />

5. Lettland 2 6: 5 3<br />

6. Norwegen 3 5:21 0<br />

7. Österreich 2 2:10 0<br />

8. Italien 2 0:17 0<br />

Tennis<br />

WTA-Turnier in Rom<br />

1. Runde: Anett Kontaveit (Estland/14) -Mona<br />

Barthel (Neumünster) 4:6, 6:4, 6:4; Serena Williams<br />

(USA/10) -Rebecca Peterson (Schweden)<br />

6:4, 6:2; Katerina Siniakova(Tschechien) -Wang<br />

Qiang (China/15) 1:6, 7:5, 6:4; Dominika Cibulkova<br />

(Slowakei) -Alexandra Sasnowitsch (Weißrussland)<br />

6:2, 6:3; Julia Putinzewa (Kasachstan) -<br />

Lessia Zurenko(Ukraine) 6:4, 6:2; Johanna Konta<br />

(Großbritannien) -Alison Riske(USA) 6:4, 6:1<br />

ATP-Turnier in Rom<br />

1. Runde: Karen Chatschanow(Russland/11) -<br />

Lorenzo Sonego(Italien) 6:3, 6:7 (1:7), 6:3;<br />

Borna Coric (Kroatien/13) -Felix Auger-Aliassime<br />

(Kanada) 6:7 (4:7), 6:3, 6:4


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

Hamburger SV<br />

Alle Mann<br />

von Bord!<br />

Markus Lotter<br />

sieht einen Klub,der seine<br />

Zukunft verspielt hat.<br />

Was für ein schönes Vereinsemblem<br />

das doch ist, dieser<br />

blau-weiß-schwarze Rhombus, entworfen<br />

vom ehemaligen Stürmer<br />

undWerbegrafiker Otto Sommer,der<br />

die Vereinsfarben der zum Hamburger<br />

SV fusionierten Vereine SC Germania,<br />

Hamburger FC und FC Falke<br />

1906 auf geniale Weise mit dem Flaggensignal<br />

Blauer Peter zusammenbrachte.<br />

Alle Mann an Bord bedeutete<br />

dies in der Schifffahrt, nur noch<br />

24 Stunden zur Abfahrt. Nahezu unverändert<br />

blieb dieses Emblem seit<br />

der Einführung im Jahr 1919, weil es<br />

dafür nun wirklich keinen Grund<br />

gab. Es war einfach zu großartig,<br />

schon allein, weil es so eindeutig war<br />

wie kein anderes, noch nicht einmal<br />

einen Namenszug, eines Jahreszahl<br />

brauchte,umallen zu verdeutlichen:<br />

Dasist der HSV,der Großklub aus der<br />

Hansestadt Hamburg.<br />

Inzwischen steht diese Raute allerdings<br />

für einen Klub,der sich wohl<br />

endgültig in eine Sackgasse manövriert<br />

hat. Gepampert von einem<br />

Milliardär namens Klaus-Michael<br />

Kühne, der mit seinen Zugaben die<br />

grundsätzlichen Probleme dieses<br />

Klubs einerseits nur kaschiert hat,<br />

andererseits mit seinen Einmischungen<br />

ins Personaltableau diese<br />

grundsätzlichen Probleme noch<br />

weiter verstärkt hat. Abgestiegen, in<br />

der Hoffnung, dass man das eine<br />

Jahr in der Zweiten Liga zum Relaunch<br />

nutzen kann, wie das ja<br />

schon dem einen oder anderen Konkurrenten<br />

gelungen war. Dabei gescheitert,<br />

und das so kläglich, dass<br />

die Strafe, sich mindestens noch ein<br />

weiteres Jahr mit Klubs wie Sandhausen<br />

oder Heidenheim messen zu<br />

müssen wohl verdient ist.<br />

Überbezahlte Unfähige<br />

Mindestens, denn für den Moment<br />

gibt es nur wenig Anzeichen, dass<br />

dieser HSV schon bald eine Renaissance<br />

erfährt. Die Mannschaft? Ein<br />

Kollektiv vonüberbezahlten Unfähigen,<br />

die das Erbe eines Uwe Seeler<br />

oder eines Horst Hrubesch konterkarieren.<br />

Wobei man ihnen es noch<br />

nicht mal zum Vorwurf machen<br />

kann, dass ihnen fußballerische<br />

Grenzen gesetzt sind. Der Trainer<br />

Hannes Wolf? Einer dieser jungen<br />

Theoretiker,die in der täglichen Praxis<br />

dann doch gern mal überfordert<br />

sind. Es wäre fatal, mit ihm in die<br />

kommende Saison zu gehen. Der<br />

Sportvorstand Ralf Becker? Ein<br />

grundsätzlich sympathischer Typ,<br />

der allerdings sowohl den Kader zusammengestellt<br />

als auch Wolf verpflichtet<br />

hat, was zweifellos seine Befähigung<br />

in Zweifel zieht. Und die<br />

Klubspitze mit dem Präsidenten<br />

Marcell Jansen und dem Vorstandsvorsitzenden<br />

Bernd Hoffmann?<br />

Nun, diese Besetzung ist eigentlich<br />

nur konsequent für einen Klub, der<br />

seine Zukunft verspielt hat.<br />

Legende UweSeeler wirkt entsetzt über<br />

den Zustand des HSV.<br />

DPA/CHARISIUS<br />

Tief durchatmen für den Aufstieg: Unions Stürmerstar Sebastian Polter<br />

Im rot-weißen Meer<br />

Nach schweren Wochen hat Sebastian Polter seine Führungsrolle beim 1. FC Union wieder erkämpft<br />

VonMax Ohlert<br />

Sebastian Polter hat wahrlich<br />

ein Händchen für ikonische<br />

Momente in dieser ohnehin<br />

schon historischen Saison<br />

des 1. FC Union. Als er im vergangenen<br />

September beim ersten Einsatz<br />

nach seiner sechsmonatigen Verletzungspause<br />

gegen Holstein Kiel ausgerechnet<br />

per Fallrückzieher zur<br />

Entscheidung traf und danach mit<br />

Tränen in den Augen von den Köpenicker<br />

Fans gefeiert wurde, dachten<br />

die meisten: Größer geht es nun<br />

auch nicht mehr.<br />

Doch beim 3:0-Sieg gegen den 1.<br />

FC Magdeburg setzte der Wilhelmshavener<br />

noch einen drauf. Nach seinem<br />

zweiten Treffer in der Schlussphase<br />

schlug sich der 1,92-Meter-<br />

Mann wie ein indianischer Stammeskrieger<br />

auf die Brust und sprang<br />

mit vollem Schwung auf den Zaun<br />

an der Waldseite, umein Bad imtobenden<br />

rot-weißen Meer zu nehmen,<br />

das den Helden schier verschlucken<br />

wollte. Die Szene war jedoch<br />

nur die Kulmination zahlreicher<br />

Momente, die Polter in den<br />

vergangenen Wochen beschäftigt<br />

hatten.<br />

Denn seit der vollständigen Heilung<br />

seines Mittelfußbruchs aus<br />

dem Köln-Spiel Ende Januar hatte<br />

ihn Trainer UrsFischer nur ein einziges<br />

Mal insechs Spielen von Beginn<br />

an aufgeboten, ihn bei seinen Kurzeinsätzen<br />

zudem nie länger als 18<br />

Minuten auflaufen lassen.<br />

Ausgerechnet den ehrgeizigen<br />

Publikumshelden, der die hohen<br />

Ziele des 1. FC Union wie kein Zweiter<br />

mitträgt, dachten viele und warteten<br />

auf eine Eruption des Stürmers.Spätestens<br />

dann, als es im Aufstiegskampf<br />

zwischendurch nicht so<br />

richtig laufen wollte. Doch der 28-<br />

Jährige schluckte seine spürbare<br />

Enttäuschung über die Reservistenrolle<br />

hinunter, stellte sich uneigennützig<br />

in den Dienst der Mannschaft<br />

und trainierte fleißig.<br />

Das imponierte auch Trainer Fischer:<br />

„Ich wusste immer, dass Sebastian<br />

jederzeit bereit ist, von Anfang<br />

an zu spielen.“ Nurdie Gelegenheit<br />

wollte nicht kommen, weil Fischer<br />

gernauf Konkurrent Sebastian<br />

Andersson setzt und ein Doppelsturm<br />

aus beiden Sebastians nur<br />

einmal von Beginn an ausprobiert<br />

worden war −beim 0:3 in Aue, der<br />

ersten Saisonniederlage der Köpenicker<br />

im Dezember.<br />

„Das Resultat war damals nicht<br />

gut, aber in dem Spiel hatten wir<br />

reichlich Torchancen, die wir einfach<br />

„Ich wusste immer, dass Sebastian jederzeit<br />

bereit ist, von Beginn anzuspielen.“<br />

Urs Fischer, Trainer des 1. FC Union, über Stürmer Sebastian Polter,<br />

der unter ihm zuletzt nur selten zum Einsatz kam.<br />

nicht genutzt haben. Das war heute<br />

anders“, entzauberte Polter nach<br />

dem Sieg gegen Magdeburgden vermeintlichen<br />

Fluch der „Doppel-Seb“<br />

und räumte auch gleich noch mit<br />

dem Vorurteil auf, die beiden Stürmer<br />

seien bittere Konkurrenten mit<br />

ähnlichem Spielstil: „Ich bin richtig<br />

froh, dass ich heute mal mit Sebastian<br />

Andersson von Anfang an stürmen<br />

durfte, denn ich denke, wir ergänzen<br />

uns ziemlich gut.“<br />

Wasvor allem beim 2:0 in der 31.<br />

Minute bestens zu beobachten war,<br />

als der Schwede den Ball nach starkem<br />

Kampf mustergültig auf Polter<br />

flankte,der,optimal positioniert, nur<br />

Die Frische fehlt<br />

BERND KÖNIG<br />

noch einschieben musste. Mit dem<br />

später noch folgenden Treffer zum<br />

3:0-Endstand schnürte er damit seinen<br />

sechsten Doppelpack im Trikot<br />

der Eisernen.<br />

Nicht wenige sprachen nach der<br />

Galavorstellung davon, Polter habe<br />

sich den Frustvon der Seele geschossen.<br />

Besonders,weil eine große Boulevardzeitung<br />

ausgerechnet am Tag<br />

des so wichtigen Spiels gegen Magdeburgäußerst<br />

private und sehr vertrauliche<br />

Details über die Familie des<br />

Kickers veröffentlicht hatte. Doch<br />

war das überragende Spiel des Stürmers<br />

keinesfalls die Reaktion auf die<br />

schmutzige Berichterstattung oder<br />

den Frust über die ausbleibenden<br />

Startelfeinsätze.<br />

Sebastian Polter hat mit seiner<br />

Leistung vordem ausverkauften Stadion<br />

an der Alten Försterei viel mehr<br />

nachgewiesen, dass er als echter Torjäger<br />

süchtig nach dem Torerfolg ist<br />

und als wahrer Unioner genau das<br />

tut, was Trainer Urs Fischer in der<br />

Rückrunde immer wieder von seinen<br />

Spielerngeforderthat: Voranzugehen<br />

und die jüngeren Spieler mitzureißen.<br />

Im Aufstiegsfall dann auch<br />

hinein ins rot-weiße Meer.<br />

Max Ohlert<br />

freut sich auf ein spannendes<br />

Saisonfinale.<br />

Nach dem Aus im Europa-League-Halbfinale droht Frankfurt plötzlich eine kommende Saison ohne internationale Bühne<br />

Adi Hütter lauschte den Worten<br />

von Sandro Schwarz aufmerksam.<br />

Undwas sein Trainerkollege zu<br />

berichten hatte, dürfte den Coach<br />

vonEintracht Frankfurtmit Blick auf<br />

das Saisonfinale beruhigt haben.<br />

„Niemand muss Sorge haben, dass<br />

wir freimachen“, sagte Schwarz, „wir<br />

wollen und werden definitiv nichts<br />

austrudeln lassen, sonderneine normale<br />

Wettkampfwoche bestreiten“.<br />

Der Wahl-Frankfurter hatte am<br />

33. Spieltag mit dem FSV Mainz 05<br />

durch das 2:0 (0:0) bei der Eintracht<br />

den erneuten Einzug der Hessen in<br />

den Europapokal verhindert −vorerst.<br />

Denn am Sonnabend könnte<br />

gengelassen“ − und zwar die, den<br />

Europacup-Einzug klarzumachen<br />

und die Chancen auf die Premierein<br />

der Champions League zu erhöhen.<br />

Beides ist noch möglich −aber auch<br />

noch der Absturz auf Rang acht. „In<br />

München wird es nun ein Showdown“,<br />

sagte Hütter, der sich nicht<br />

auf die Schützenhilfe anderer Klubs<br />

verlassen will: „Jetzt geht es darum,<br />

die Jungs körperlich und im Kopf<br />

wieder frischzubekommen.“<br />

Vordem 49. Pflichtspiel kommen<br />

seine Schützlinge auch wegen der<br />

kraftraubenden Europa-League-<br />

Schlacht beim FC Chelsea auf dem<br />

Zahnfleisch daher. Drei Tage nach<br />

Schwarz das wieder umkehren und<br />

mit seinem Team dafür sorgen, dass<br />

der Pokalsieger auch im kommenden<br />

Jahr international spielen darf.<br />

Sollte Mainz gegen die TSG Hoffenheim<br />

punkten, können sich Hütter<br />

und seine Europacup-Helden<br />

beim Rekordmeister Bayern München<br />

eine Niederlage erlauben.<br />

Wenn aber Hoffenheim und der VfL<br />

Wolfsburg (gegen den FC Augsburg)<br />

gewinnen sollten, muss auch die<br />

Eintracht punkten.<br />

Als „sehr,sehr ärgerlich“ bezeichnete<br />

Hütter das fünfte Ligaspiel ohne<br />

Erfolgserlebnis in Serie. Denn „wir<br />

haben leider eine große Chance liedem<br />

Halbfinal-Aus waren den Hessen<br />

die Strapazen anzumerken, nach<br />

der guten halben Stunde zu Beginn<br />

ging fast nichts mehr. Vor allem im<br />

Rückwärtsgang fehlte die Bereitschaft,<br />

die letzten Schritte zu gehen.<br />

Das nutzte Anthony Ujah zum Doppelpack.<br />

„Uns unterliefen Fehler,die<br />

es sonst nicht gab“, sagte Abwehrspieler<br />

Simon Falette.<br />

Leihspieler Martin Hinteregger,<br />

der einen Verbleib in Frankfurt über<br />

das Saisonende hinaus andeutete,<br />

sagte beinahe trotzig: „Wir haben<br />

alle gesehen, wie geil es ist, in Europa<br />

umherzufliegen. Wirwollen das wieder.“<br />

(sid)<br />

Ein<br />

neuer<br />

Klassiker<br />

ManCity und Liverpool<br />

wollen noch besser werden<br />

VonHendrik Buchheister<br />

Das letzte Kapitel dieses epischen<br />

Titelrennens in der Premier<br />

League hatte keine Wende mehr gebracht,<br />

kein Wunder wie Liverpools<br />

4:0 unter der Woche gegen den FC<br />

Barcelona. Zwar gewann Jürgen<br />

Klopps Klub 2:0 gegen die Wolverhampton<br />

Wanderers, doch der Sieg<br />

hatte keine Bedeutung, weil auch<br />

Manchester City die abschließende<br />

Prüfung bei Brighton &Hove Albion<br />

bestand –4:1 nach 0:1 –und als erster<br />

Verein seit zehn Jahren mit Erfolg den<br />

englischen Meistertitel verteidigte.<br />

Bei einem solchen Kontrahenten,<br />

ausgestattet mit den Öl-Millionen aus<br />

AbuDhabi und getrimmt vonTrainer<br />

PepGuardiola, müsse man„sehr,sehr<br />

nahe an der Perfektion“ sein, um eine<br />

Chance auf die Meisterschaft zu haben,<br />

sagte Klopp.SeinTeam warsehr,<br />

sehr nahe dran.<br />

Liverpool schloss die Saison mit 97<br />

Punkten ab. Das hätte in der Geschichte<br />

der Premier League nur zweimal<br />

nicht zum Titelgereicht, nämlich<br />

im vergangenen Jahr und in diesem.<br />

Als schicksalhaft sollten sich die einzige<br />

Niederlage der Saison bei Manchester<br />

City und ein Durchhänger mit<br />

vier Unentschieden in sechs Spielen<br />

erweisen, als Liverpool einen Sieben-<br />

Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitzehergab.<br />

Schwächen bei Standardsituationen<br />

Es wäre aber falsch, den Ausgang des<br />

Meisterrennens als unfair zu werten.<br />

Guardiolas Mannschaft schaffte es,ihrermakellosenVorsaison<br />

eine beinahe<br />

ebenso herausragende Spielzeit folgen<br />

zu lassen. Anders als in der abgelaufenen<br />

Spielzeit musste sie sich eines<br />

hartnäckigen Konkurrenten erwehren<br />

und tat das mit Erfolg. Seit Anfang Februar<br />

gab City keinen Punkt mehr ab<br />

und streute zuletzt ein paar Siege ein,<br />

die nicht Guardiola-typisch erspielt<br />

wurden, sondernerkämpft.<br />

Vermutlich wirdesinder kommenden<br />

Spielzeit ähnlich eng zugehen.<br />

Guardiola ist fest entschlossen, seine<br />

Mannschaft noch besser zu machen.<br />

Die Innenverteidigung ist eine<br />

Schwachstelle, ebenso die linke Abwehrseite.<br />

Es muss eine Nachfolge-<br />

Lösung für den alternden Fernandinho<br />

im defensiven Mittelfeld her,<br />

außerdem hätte Guardiola gerne ein<br />

paar Spieler,welche die Schwäche bei<br />

gegnerischen Standardsituation hemmen.<br />

Bei jedem Freistoß und jeder<br />

Ecke würde er wegen seiner eher<br />

kleinwüchsigen Truppe „in die Kirche<br />

gehen und beten“, gestand Guardiola.<br />

Und beim FC Liverpool ist man<br />

überzeugt, dass dieVizemeisterschaft<br />

nicht des Ende der Titelambitionen<br />

bedeutet, sondern der Anfang einer<br />

großen Geschichte sein soll. UndvielleichtwirdKlopps<br />

Team ja doch noch<br />

belohnt mit einer Trophäe in dieser<br />

Saison –nämlich mit dem Gewinn der<br />

Champions League im Finale vonMadrid<br />

gegenTottenham Hotspur.<br />

Wiederholungstäter:City-Coach<br />

PepGuardiola<br />

GETTY IMAGES/REGAN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 – S eite 19 *<br />

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Feuilleton<br />

Markus Schneider über<br />

die Popereignisse der<br />

kommenden Woche<br />

Seiten 22 und 23<br />

„Cannes schwelgt in Kino-Nostalgie.“<br />

Daniel Kothenschulte gibt einen Ausblick auf das französische Filmfestival Seite 20<br />

Verlage<br />

Verdienstvolles<br />

Berufsleben<br />

Cornelia Geißler<br />

sieht einem Mann bei seinem<br />

zweiten Abschied zu.<br />

Inrevolutionären Zeiten geht alles<br />

ein bisschen schneller.Deshalb ist<br />

es eine ganz normale Nachricht,<br />

dass der Verleger Gunnar Cynybulk<br />

den Ullstein-Verlag verlässt. DieMedienrevolution<br />

verändert ja nicht<br />

nur die <strong>Zeitung</strong>en, sondern auch<br />

Buchmarkt und Verlagswesen.<br />

Manchmal hofft ja unsereins<br />

noch, es wäre vielleicht möglich, einigermaßen<br />

unzerzaust unter dem<br />

digitalen Sturm der Veränderungen<br />

durchzuspazieren. Dass es wohl<br />

nicht geht, zeigt eben auch diese Personalie.<br />

Als im September 2017 die<br />

Lektorin Angela Drescher nach 43<br />

Jahren im Aufbau-Verlag in den Ruhestand<br />

ging, hielt Gunnar Cynybulk<br />

ihre Abschiedsrede. Erwar einst ihr<br />

Praktikant, später ihr Kollege im Lektorat,<br />

schließlich ihr Chef –und verließ<br />

dann Aufbau praktisch zur selben<br />

Zeit, immerhin nach 18 Jahren.<br />

Cynybulk begann als verlegerischer<br />

Geschäftsführer bei Ullstein<br />

etwa mit den Romandebüts von Lukas<br />

Rietzschel und Christian Berkel.<br />

Doch noch in seinen Start kam die<br />

Meldung, ab März 2019 würde Barbara<br />

Laugwitz Verlagsdirektorin bei<br />

Ullstein. Sie war zuvor von Rowohlt<br />

sehr auffälig verabschiedet worden;<br />

eine Medien-Debatte folgte. Dass es<br />

für sie weitergehe, wurde vielfach<br />

begrüßt. Auch, zumindest öffentlich,<br />

von Gunnar Cynybulk. Er fände die<br />

Nachricht „sensationell“, freute sich<br />

„sehr auf die Zusammenarbeit mit<br />

ihr“. Die dauerte dann recht kurz.<br />

Wirhaben jetzt Mai.<br />

Cynybulk schreibt in der Pressemitteilung<br />

zu seinem Ausscheiden<br />

bei Ullstein: „Ich danke den Autorinnen<br />

und Autoren sowie den Kolleginnen<br />

und Kollegen für eine intensive<br />

und erfolgreiche Zusammenarbeit.“<br />

Im selben Text dankt ihm der Geschäftsführer<br />

von Bonnier Media<br />

Deutschland, zu der Ullstein gehört.<br />

Es klingt wie die Verabschiedung aus<br />

einem verdienstvollen Berufsleben.<br />

Als er bei Aufbau ging, sagte Cynybulk,<br />

er sei mit Mitte 40 in dem Alter,<br />

noch einmal etwas Neues anzufangen.<br />

Ende 40 ist auch ein gutes Alter.<br />

Wassein<br />

wird, wird<br />

sein<br />

Über die im Alter<br />

von 97 Jahren gestorbene<br />

Hollywood-Ikone<br />

Doris Day<br />

VonArnoWidmann<br />

Mit dem Schrei, den Sie<br />

oben sehen, brachte<br />

Doris Day den Attentäter<br />

und sein Opfer<br />

aus dem Konzept. Der Schuss verfehlte<br />

sein Ziel. Alfred Hitchcocks<br />

„Der Mann, der zu viel wusste“ ist<br />

nur einer von 39Filmen, in denen<br />

Doris Day zwischen 1948 und 1968<br />

spielte. Sie sah aus wie die Hausfrauen<br />

in den Anzeigen für Kühlschränke<br />

und Mixer.<br />

Ich liebte „Der Mann, der zu viel<br />

wusste“, weil Hitchcock sich dasVergnügen<br />

gemacht hatte, die wohl<br />

längste Musiksequenz in einem<br />

Spielfilm unterzubringen. Einendloses<br />

Orchestergewoge,das mit einem<br />

Paukenschlag endete, inden hinein<br />

der Scharfschütze feuern und sein<br />

Opfer zu Tode bringen sollte. Ich<br />

liebte den Film auch, weil die herausragende<br />

Leistung der überaus<br />

beliebten Sängerin und Schauspielerin<br />

der alles übertönende Schrei<br />

war, eine gelungene Verhohnepipelung<br />

der Gesangskunst.<br />

In Wahrheit aber stahl nicht<br />

Hitchcock Doris Day die Show, sondernsie<br />

ihm. Im Gedächtnis der Zuschauer<br />

blieb nicht sein niederträchtiger<br />

Plot, seine Verachtung sopranistischer<br />

Höhen, sondern das „Che<br />

sarà, che sarà“, das Doris Day im<br />

Film ihrem Sohn vorsang. Der deutsche<br />

Text geht so: „Was wird sein?<br />

Wasauch immer sein wird, wirdsein<br />

In die Zukunft zu schauen, ist nicht<br />

unsere Sache. Was wird sein? Was<br />

sein wird,wirdsein.“<br />

Kein schlechter Text hier am Grab<br />

vom Doris Day. Er ist sentimental<br />

und ehrlich zugleich. Wie gern<br />

würde ich sagen, genau das sei Doris<br />

Day gewesen. Aber im Grunde weiß<br />

man sehr wenig über Doris Day. Ich<br />

habe vielleicht zwei Dutzend ihrer<br />

Filme gesehen, aber ich weiß kaum<br />

etwas über ihreprivate Geschichte.<br />

Nach 1968 hat sie keinen Film<br />

mehr gedreht. Es gab nur noch Fernsehauftritte.<br />

Sie war einer der größten<br />

Stars,die Hollywood je hatte,ein<br />

Kassenmagnet. Ihr letzter Film „Ein<br />

Mann in Mamis Bett“ war wohl noch<br />

erfolgreich, aber 1968 war auch in<br />

den USA ein Wendejahr, und es erscheint<br />

heute symptomatisch, dass<br />

sie damals aufhörte.<br />

Sie war, so hätte man das in<br />

Deutschland gesagt, „Papas Kino“.<br />

Ihre Filme sorgten dafür, dass die<br />

hübschen Siedlungen mit den kleinenVorgärten<br />

und den Männern, die<br />

Die Paukeübertönen: Doris DayinHitchcocks „Der Mann, der zu viel wusste“<br />

IMAGO<br />

zur Arbeit fuhren, während die<br />

Frauen dafür sorgten, dass das Heim<br />

schöner wurde, weltweit zu einem<br />

Ideal wurden. Der American Wayof<br />

Life war geradezu inkarniertinDoris<br />

Day. Nichts konnte 1968 unerotischer<br />

sein.<br />

Es war verlogen. Es hatte nichts<br />

mit der Realität der USA zu tun. Es<br />

waren Produkte der Traumfabrik, die<br />

in der Realität –Betty Friedans „Der<br />

Weiblichkeitswahn“ war bereits 1963<br />

erschienen –zum Albtraum wurden<br />

und aus der Psychotherapie einen<br />

blühenden Erwerbszweig machten.<br />

Natürlich kursierten schon damals<br />

die wildesten Gerüchte darüber,<br />

dass Doris Day privat ganz anders<br />

sei. In den amerikanischen<br />

Klatschzeitschriften war sie bis zuletzt<br />

eine sichere Größe. Doris Day<br />

sei pleite, hieß es, oder ein Mann<br />

schrieb „Meine wilde, verbotene Affäremit<br />

Doris Day“.Das war2017!<br />

DasPublikum blieb ihr treu. Man<br />

wird das Gefühl nicht los, dass Donald<br />

Trumps großes Amerika das<br />

Amerika der Abziehbildchenwelt ist,<br />

für die Doris Day stand. Sie kann es<br />

unmöglich gelebt haben. Einer ihrer<br />

großen Filmpartner war Rock Hudson.<br />

Unvorstellbar, dass in wochenlangen<br />

Dreharbeiten niemals die<br />

Idee aufkam, dass er schwul war.<br />

Man produzierte Traumwelten, in<br />

denen ein schwuler Hauptdarsteller<br />

mit einer von jeder Art von Körperflüssigkeit<br />

unbefleckten Hauptdarstellerin<br />

dem Otto Normalverbraucher<br />

das ideale Liebes- und Ehepaar<br />

vorspielte.<br />

Viele fanden das verlogen. Sie<br />

spürten, dass nichts davon stimmte,<br />

dass die Heilsbotschaft krank<br />

machte. Ohne die Hintergründe zu<br />

kennen, ohne das zu wissen, was<br />

man heute weiß.<br />

Siewurde am 3. April1922 in Cincinatti<br />

im Bundesstaat Ohio geboren<br />

als Doris Mary Ann Kappelhoff. Doris-Day-Fans<br />

werden das wissen,<br />

aber für jüngere Cineasten ist Hermann<br />

Kappelhoff ein Begriff. Er unterrichtet<br />

Filmwissenschaft an der<br />

Freien Universität Berlin. SeineWebsite<br />

heißt Cinepoetics. Seine Film-<br />

Bücher tragen Titel wie „Matrix der<br />

Gefühle“ oder „Kognition und Reflexion“.<br />

Ich wünsche mir einen derart<br />

bewaffneten Blick auf eine der wichtigsten<br />

Darstellerinnen der Filmgeschichte<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Er wäre gerechter als ein für<br />

den Taggeschriebener Nachruf.<br />

NACHRICHTEN<br />

Europäische Filmakademie<br />

ehrtWerner Herzog<br />

Regisseur Werner Herzog (76) wird<br />

vonder Europäischen Filmakademie<br />

(EFA) für sein Lebenswerkgeehrt.<br />

DerFilmemacher soll am 7. Dezember<br />

in Berlin ausgezeichnet werden,<br />

wie die Akademie am Montag<br />

ankündigte.Der 1942 in München<br />

geborene Filmregisseur und Produzent,<br />

Opernregisseur und Autor gilt<br />

als einer der Vertreter des Neuen<br />

Deutschen Films ,als dessen wichtigste<br />

Filme „Stroszek“ (1976), „Nosferatu<br />

–Phantom der Nacht“ (1979)<br />

und Fitzcarraldo (1982) gelten. (dpa)<br />

Der Bildhauer<br />

Anatol Herzfeld ist tot<br />

DerBildhauer Anatol Herzfeld ist im<br />

Alter von88Jahren gestorben. Darüber<br />

informierte die Stiftung Museumsinsel<br />

Hombroich in Nordrhein-<br />

Westfalen. MitHerzfeld starb am<br />

vergangenen Freitag der letzte aus<br />

der Gründungsriege der Museumsinsel,<br />

die vonAnatols Skulpturen aus<br />

Holz, Stein und Eisen geprägt ist. Der<br />

Beuys-Schüler schuf sie auf dem Gelände<br />

in seinem dortigen Atelier vor<br />

den Augen der Besucher des Freilicht-Kunstmuseums.Vier<br />

mal nahm<br />

Anatol an der Documenta teil. (dpa)<br />

Leiter der Gedenkstätte<br />

Theresienstadt gestorben<br />

Derlangjährige Leiter der Gedenkstätte<br />

Theresienstadt, JanMunk, ist<br />

tot. Er starb am Sonntag nach<br />

schwerer Krankheit im Alter von72<br />

Jahren. Dasteilte die Jüdische Gemeinde<br />

in Prag mit, deren Vorsitzender<br />

er seit 2012 war.Munk leitete<br />

die Gedenkstätte des früheren nationalsozialistischen<br />

Ghettos Theresienstadt<br />

27 Jahrelang, von1990<br />

bis 2017. Er machte sie zu einem Erinnerungsort,<br />

der heute jährlich<br />

vonknapp 300 000 Menschen besucht<br />

wird, davon vier Fünftel aus<br />

dem Ausland. JanMunk, der nach<br />

dem Krieg geboren wurde,studierte<br />

Soziologie und war zunächst an einem<br />

Forschungsinstitut tätig. In<br />

Theresienstadt kamen circa 33 500<br />

überwiegend jüdische Häftlinge<br />

ums Leben; mehr als 85 000 wurden<br />

in nationalsozialistische Vernichtungslager<br />

deportiert. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Genau genommen<br />

Fachkräftemangel<br />

und Volkseigentum<br />

VonMartin Z. Schröder<br />

Als wir im Kleinbus saßen, erklärten mir<br />

die Freunde seine Erkrankung: Ihm<br />

wuchsen anfänglich Zweiglein, nun<br />

dünne Äste aus der rechten Schulter. Hatten<br />

die Haut durchstoßen wie Haare, entwickelten<br />

sich. Keine widerspenstigen<br />

Äste, nur sperrig, aber unbenadelt und<br />

dornenlos.Ich fragte nicht, ob es sich statt<br />

um Äste um dörres Geweih handelte.<br />

Nicht jeder kann mit der eigenen Natur<br />

Frieden schließen.<br />

Er konnte im Kleinbus nur links sitzen,<br />

also am Steuer oder dahinter, woaber gewöhnlich<br />

eines der zahlreichen Kinder seinen<br />

Platz einzunehmen pflegte –die aus ihm<br />

heraus raumfordernde Verästelung trübte<br />

die Familienharmonie. Auch mussten alle<br />

sieben morgens früher aufstehen, um den<br />

Vater mit Schultergeäst anzukleiden. Die<br />

Katzen versuchten obendrein immer wieder,<br />

zur Besitzmarkierung ihre Krallen an dem<br />

meines Erachtens doch Geweih zu wetzen.<br />

Wir haben eine neue Papierabfalltonne<br />

aus galvanisch verzinktem Stahlblech mit<br />

tiefgezogenem Deckel im Hausflur unter den<br />

Briefkästen, in deren spiegelnder Riffelung<br />

die schwarzweiße Hauskatze atemberaubende<br />

Reflexionen zu erschaffen versteht.<br />

Der Autor fügt diese Anmerkung aus medienpädagogischen<br />

Gründen ein, um Ihre an<br />

Ihren Electronic Devices entwickelte Aufmerksamkeitssprunghaftigkeit<br />

auch im Papiermedium<br />

zu bedienen, ohne dass Sietatschen<br />

oder wischen müssen. Hier gleich ein<br />

unpassender Kommentar dazu: Eine gute<br />

Marmelade zu finden ist schwer; in den<br />

meisten steckt zu vielWasser,umsie für haltbarePlätzchen<br />

zu verarbeiten.<br />

MARTIN Z. SCHRÖDER<br />

Ichwagte nicht vorzuschlagen, das Schultergeweih<br />

meines Freundes vomGärtner zurückschneiden<br />

zu lassen. In Zeiten des Fachkräftemangels<br />

und des daraus resultierenden<br />

allgegenwärtigen Pfuschs steht man<br />

schnell als Zyniker da.<br />

Ich meine, der Sozialismus sollte eine<br />

Chance bekommen, denn er war immer wissenschaftlich<br />

begründet. Mutter hat damals<br />

zehn Jahrelang Eingaben für die Erneuerung<br />

volkseigener verrottender Küchenfenster geschrieben,<br />

die meine Kindheit durch volkseigene<br />

Eisblumen bereicherten. Sie verstand<br />

eben die Wissenschaft nicht. Wenn das Mausen<br />

wieder als Mittel der Politik angesehen<br />

würde,sollte man dann nicht zuerst grausige<br />

Autos beschlagnahmen? In schwer zugänglichen<br />

Fachmedien wissenschaftlich begründet<br />

durch übermäßige Breite, angriffslustige<br />

Verschnauzung, heulendes Tosen. Aufmeiner<br />

persönlichen Schröpfungsliste stünde<br />

die österreichische Schokoladenfabrik<br />

Zotter, deren Mitarbeiter allerdings am<br />

Weglaufen gehindert werden müssten,<br />

wenn sie mich gratis beliefern. Diewissenschaftliche<br />

Begründung steht in den Akten.<br />

Der Zugriff auf Österreich ist Traditionspflege.<br />

Plündern imAusland bewahrt sozialen<br />

Frieden im Inland.<br />

Der Begriff „Männerschnupfen“ war diskriminierend<br />

gemeint, um eine vermeintlicheWehleidigkeit<br />

bei Erkältungskrankheiten<br />

zu reklamieren. Inzwischen ist wissenschaftlich<br />

erwiesen, dass Männer stärker unter Infekten<br />

leiden. Aber wenn ich das Wort höre,<br />

assoziiere ich Gonorrhoe. Ich nenne nicht<br />

den volkstümlichen Namen, falls diese FSK-<br />

16-Kolumne irrtümlich nicht nur zwischen<br />

22 und 6Uhr zugänglich sein sollte.<br />

Nun hoffen sie, dass die Äste verdorren:<br />

der Mann trinkt nur noch Eierlikör. Obdavonaber<br />

ein Geweih abfällt?


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

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Feuilleton<br />

Es war einmal an der Croisette<br />

DieBranche steckt in der Krise, aber in Cannes lässt man sich davon nichts anmerken. Heute eröffnet das 72. Festival –und protzt mit Stars und großen Namen<br />

VonDaniel Kothenschulte<br />

Fassadenkletterer bei der Arbeit. Vordem Glamour muss am Festivalpalais in Cannes noch viel gezurrt,gezogen und gerichtet werden.<br />

Auch wer nur ein paar Brocken<br />

Französisch kann, hat<br />

in Cannes ein Wort sofort<br />

zur Hand: Déja vu. Im<br />

Reich der roten Treppe hat die Vergangenheit<br />

die Gegenwart fest im<br />

Griff, und das ist erst einmal ganz beruhigend.<br />

Was bei Fellini „La Dolce<br />

Vita“ hieß – im Gewinnerfilm von<br />

1960 –, diese Einheit aus Kultur, Luxus<br />

und Exzentrik, ist hier noch immer<br />

allgegenwärtig.<br />

Wenn ein Film in diesem Jahr dieses<br />

Lebensgefühl auf besondere<br />

Weise repräsentiert, dann ist es das<br />

Biopic eines Stars, der unweit in<br />

Nizza eine Villa hat: Elton John. Den<br />

außer Konkurrenz gezeigten Musikfilm<br />

„Rocketman“ hat er vorsichtshalber<br />

persönlich mitproduziert, TaronEgerton<br />

spielt den Sänger im ersten<br />

Jahrzehnt seiner Karriere. Man<br />

kann darauf wetten, dass das neu geschriebene<br />

Duett zwischen beiden<br />

bei der Premiereliveerklingen wird–<br />

und dann wohl auch bei den nächsten<br />

„Oscars“.<br />

Inzwischen weiß man in Cannes<br />

mit dem Glamour der Vergangenheit<br />

sogar noch besser aufzutrumpfen als<br />

die Amerikaner. Im Wettbewerb<br />

macht Spaniens Meisterregisseur<br />

PedroAlmodóvar die Nostalgie sogar<br />

selbst zum Thema – und lädt für<br />

„Pain and Glory“ seine Stars Penelope<br />

Cruz und Antonio Banderas<br />

zum Comeback. Im Mittelpunkt: ein<br />

alternder Autor, der sich in Erinnerungen<br />

seines Lebens verliert.<br />

Seinen Ehrenpreis verleiht<br />

Cannes in diesem Jahr dem unverwüstlichen<br />

Alain Delon, und der 81-<br />

jährige Regie-Veteran Claude Lelouch<br />

beweist sogar,dass selbst eine<br />

Geschichte mit tödlichem Ausgang<br />

eine Fortsetzung verdient. Mit den<br />

Stars Anouk Aimé und Jean-Louis<br />

Trintignant hat er seinen Palmengewinner<br />

von1966 fortgesetzt, das Melodram<br />

„Ein Mann und eine Frau“.<br />

Wenn es einen Ort gibt, an dem die<br />

Filmwelt ihren Glanz behalten hat,<br />

dann ist es Cannes.Und zu dieser Art<br />

von Trotz passt auch der neuerliche<br />

Boykott der Produktionen des Streaming-Riesen<br />

Netflix in einer Zeit, in<br />

der der Kulturort Kino weltweit in<br />

der Krise steckt.<br />

Auch in Frankreich gehen die Besucherzahlen<br />

zurück, selbst wenn es<br />

2018 nur vier Prozent weniger im<br />

Vergleich zum Vorjahr waren und<br />

nicht 13,9 Prozent wie in Deutschland,<br />

wo nur noch 105,4 Millionen<br />

Karten verkauft wurden. In Frankreich<br />

liegt diese Zahl noch immer bei<br />

stolzen 201 Millionen, rechnerisch<br />

genau drei Kinobesuche pro Einwohner<br />

–inDeutschland sind das<br />

nur knapp 1,3.<br />

Stolz ist auch noch immer der<br />

Ausstoß von 300 französischen<br />

Spielfilmen im Jahr, doch wer etwas<br />

genauer in die Produktionslandschaft<br />

blickt, bekommt ein anderes<br />

Bild –die Investitionen in die Filmwirtschaft<br />

gingen um 15,2 Prozent<br />

zurück. Millionenerfolge aus dem eigenem<br />

Land sind deutlich seltener<br />

geworden. Auch wenn gerade die<br />

Komödie „Monsieur Claude 2“ die<br />

Kinocharts anführt – alle anderen<br />

Filme in den TopTen stammen aus<br />

den USA.<br />

Andererseits: Wenn die Budgets<br />

kleiner werden und sich kommerzielle<br />

Filme nur noch selten rechnen,<br />

könnte ja auch die Stunde der Künstler<br />

schlagen. UndCannes ist der Ort,<br />

an dem sie glänzen.<br />

Wenigstens hier an der Croisette<br />

sind Regie-Stars noch Könige. Ken<br />

Loach (82) hatte sich schon mit seinem<br />

letzten Sozialdrama „I, Daniel<br />

Festival:Das Festival de<br />

Cannes gilt als weltweit wichtigstes<br />

Treffen der internationalen<br />

Filmszene. Es fand<br />

erstmals im Jahr 1946 statt.<br />

Hauptveranstaltungsortin<br />

Cannes ist das „Palais des<br />

Festivals et des Congrès“.<br />

DIE 72. FILMFESTSPIELE VON CANNES<br />

Blake“ aus dem Ruhestand zurückgemeldet.<br />

Nun taucht er mit „Sorry<br />

We Missed You“ abermals in den<br />

Überlebenskampf der britischen<br />

Unterschicht ein. Wenn es einen Filmemacher<br />

gibt, dem man zutraut,<br />

ein Bild des gespaltenen politischen<br />

Klimas auf der Insel zu zeichnen, ist<br />

es KenLoach.<br />

Eröffnung:Eröffnet wird der<br />

Festivalsreigen an diesem<br />

Dienstag mit Jim Jarmuschs<br />

Film „The Dead Don’t Die“,<br />

eine Zombiekomödie, in der<br />

Bill Murrayund Adam Driver<br />

sich gegenden Untoten Iggy<br />

Popzur Wehr setzen.<br />

Gästeliste:Die Gästeliste ist<br />

wie gewohnt sehr lang.Zu<br />

den Stars des Festivals gehören<br />

u.a. Penelope Cruz,<br />

Antonio Banderas, Alain Delon,<br />

Isabelle Huppert, Jean-<br />

Louis Trintignant und der<br />

Popstar Elton John.<br />

Deutsche Filmemacher fehlen<br />

weitgehend, dafür hat der Amerikaner<br />

Terrence Malick in seinem<br />

Drama aus der NS-Zeit, „Ein verborgenes<br />

Leben“, die erste Riege<br />

deutschsprachiger Filmstars versammelt.<br />

In der Hauptrolle verkörpert<br />

August Diehl den hingerichteten<br />

Kriegsdienstverweigerer Franz<br />

Jägerstätter, der 2007 von Papst Benedikt<br />

als Märtyrer seliggesprochen<br />

wurde. Weitere Rollen spielen der<br />

verstorbene Bruno Ganz, Jürgen<br />

Prochnow, Tobias Moretti, Ulrich<br />

Matthes oder Sophie Rois.<br />

Adäquat zu Malicks Deutschlandreise<br />

drehte der Deutsche Werner<br />

Herzog ohne Kenntnis der Landessprache<br />

in Japan. Sein außer<br />

Konkurrenz gezeigter Film „Family<br />

Romance, LLC“ entstand ausschließlich<br />

mit japanischen Laiendarstellern.<br />

WemCannes angesichts der vielen<br />

Künstler im Rentenalter schon<br />

ein wenig jenseitig vorkommt, der<br />

mag es mit Jim Jarmusch halten.<br />

Böse Zungen verstehen den Titel seiner<br />

Zombie-Komödie als das ideale<br />

Motto eines Veteranen-Festivals:<br />

„The Dead Don’t Die“.<br />

Nur langsam reagiert Programmchef<br />

Thierry Frémaux auf den Ruf<br />

nach mehr Frauen im Programm.<br />

Nurvier der 18 Wettbewerbsbeiträge<br />

AFP<br />

stammen von Regisseurinnen. Besondere<br />

Erwartungen weckt dabei<br />

das Flüchtlingsdrama der afro-französischen<br />

Regisseurin Mati Diop,<br />

„Atlantique“.<br />

Weitere Regisseurinnen im Wettbewerb<br />

sind die Französinnen<br />

Céline Sciamma und JustineTriet sowie<br />

die Österreicherin Jessica Hausner.<br />

Mit ihrem ersten englischsprachigen<br />

Film „Little Joe“ hat es Hausner<br />

nach vier Teilnahmen in<br />

Cannes zum ersten Mal in den<br />

Wettbewerb geschafft, noch dazu<br />

in einem Genre, das als besondere<br />

Männerdomäne gilt, dem Science-<br />

Fiction. Es geht um eine gentechnisch<br />

manipulierte Pflanze, deren<br />

Samen Mensch und Tier verändert,<br />

was vor allem denjenigen auffällt,<br />

die diesen nahestehen.<br />

Im vergangenen Jahr hatten 82<br />

Frauen auf dem roten Teppich gegen<br />

den traditionell geringen Frauenanteil<br />

in Cannes protestiert. Vonrund<br />

1600 Wettbewerbsfilmen in der Geschichte<br />

des Festivals waren nur 82<br />

Filme vonFraueninszeniertworden.<br />

Und was also wird sich diesmal ändern?<br />

Unvergessen ist die Anklagerede,<br />

mit der die Schauspielerin<br />

und Me-too-Aktivistin Asia Argento<br />

vor einem Jahr der Abschlussfeier<br />

eine tiefschwarze Note<br />

gab: „Dies hier waren Harvey Weinsteins<br />

Jagdgründe“, erinnerte sie<br />

die Anwesenden an den Produzenten,<br />

dem sie vorwirft, sie vergewaltigt<br />

zu haben. Adressiert waren damit<br />

all jene,die weggesehen und geschwiegen<br />

hatten.<br />

Harvey Weinstein mag man boykottieren,<br />

doch es ist unmöglich, in<br />

Cannes nicht an ihn zu denken. Vor<br />

25 Jahren gewann hier seine Produktion<br />

„Pulp Fiction“ die Goldene<br />

Palme, diesmal ist Quentin Tarantino<br />

mit seinem ersten Weinsteinfreien<br />

Film vertreten. Kein Wettbewerbsbeitrag<br />

weckt größere Erwartungen<br />

als sein „Once Upon aTime<br />

in Hollywood“, eine Dramatisierung<br />

der Verbrechen des Hippie-<br />

Mörders Charles Manson. Im Vordergrund<br />

der Geschichte steht indes<br />

eine Reise ins Hollywood der<br />

späten 60er-Jahre, als dieTraumfabrik<br />

durch ein junges Kino ein<br />

neues Gesicht bekam. Leonardo<br />

DiCaprio und Brad Pitt spielen in<br />

den Hauptrollen einen alternden<br />

Star von Fernseh-Western und sein<br />

Stunt-Double. Und schon wieder<br />

schwelgt CannesinKino-Nostalgie.<br />

Daniel Kothenschulte<br />

ist Stammgast beim Filmfestival<br />

in Cannes.<br />

Hamburg unddie Elbphilharmonie<br />

Top-Konzert inder „Elphi“ und viele weitere Attraktionen<br />

Sichern Sie sich gleich<br />

die begehrten Plätze!<br />

LESERREISEN<br />

INFORMATION UND BUCHUNG<br />

06187 –480 48 40<br />

Kennwort: <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

09.09. –11.09.2019<br />

ab € 719,–<br />

Preis p. P. im DZ<br />

Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

•Bahnreise Berlin–Hamburg–Berlin, 2. Kl. inkl. Sitzplatzreservierung<br />

•2xÜbernachtung/Frühstück im First-Class-Hotel Reichshof<br />

•1x3-Gang-Menü in der Schifferbörse Hamburg (ohne Getränke)<br />

•Eintritt für das Konzert inder Elbphilharmonie, Preiskategorie 3<br />

•Stadtrundfahrt Hamburg mit Blankenese und Eppendorf<br />

•90-minütige Hafenrundfahrt<br />

•Globalis-Reiseleitung während Ihres Aufenthalts in Hamburg<br />

Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

•EZ-Zuschlag: € 200,–<br />

•Aufpreis für das Konzert Preiskat. 2: € 20,–<br />

•Kultur- und Tourismustaxe der Stadt Hamburg<br />

(€ 3,- –4,- p.P./Nacht),<br />

diese muss persönlich im Hotel bezahlt werden<br />

Die „Elphi“, wie die Hamburger Philharmonie im Volksmund<br />

heißt, ist das neue Wahrzeichen der Hansestadt. Seit ihrer Eröffnung<br />

ist sie der Publikumsmagnet, und die Konzerte begeistern<br />

die Zuhörer aus aller Welt. Grund genug Hamburg und<br />

seiner neuen Perle einen Besuch abzustatten. Während Ihres<br />

dreitägigen Aufenthalts zeigen wir Ihnen darüber hinaus zahlreiche<br />

Sehenswürdigkeiten der Hansestadt und besuchen den<br />

Hamburger Hafen bei einer Schiffsrundfahrt. Am ersten Abend<br />

erwartet Sie ein exklusiver kulinarischer Höhepunkt: Sie besuchen<br />

eine der Restaurant-Ikonen.<br />

KONZERT-PROGRAMM ELBPHILHARMONIE HAMBURG<br />

GROSSER SAAL, Dienstag, 10.09.2019, 20 Uhr:<br />

•Tschaikowsky: Konzert für Violine und Orchester D-Dur<br />

–Pause –<br />

•Dvořák: Sinfonie Nr. 9e-Moll »Aus der Neuen Welt«<br />

BESETZUNG: Symphoniker Hamburg,<br />

Fumiaki Miura Violine, Dirigent Patrick Hahn<br />

Quelle Bilder: GLOBALIS Erlebnisreisen, Adobe Stock<br />

Mehr Informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen |leserreisen@berliner-zeitung.de<br />

Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vom Reiseveranstalter.<br />

Reiseveranstalter (i. S. d. G.): Globalis Erlebnisreisen GmbH, Uferstraße 24, 61137 Schöneck


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Auf dem<br />

Schrottsims<br />

des Lebens<br />

Eine Einsamkeitsstudie<br />

in der Neuköllner Oper<br />

VonSusanne Lenz<br />

Bis vor kurzem war im Tipi am<br />

Kanzleramt Paul Linckes 1899<br />

uraufgeführte Operette „Frau Luna“<br />

zu sehen, inszeniert als große, glänzende<br />

Gaudi –ein Riesenerfolg. Dass<br />

sich Linckes flott gemeinte Musik für<br />

ein Stück eignen kann, das im Untertitel<br />

das Wort „Einsamkeitsstudie“<br />

trägt, demonstrieren auf zu Herzen<br />

gehende Weise Ulrike Schwab (Regie)<br />

und Juliane Stadelmann (Text)<br />

in der Neuköllner Oper mit „Ist die<br />

Welt auch noch so schön“. In Berlin<br />

lebt in der Hälfte der Haushalte nur<br />

ein Mensch.<br />

Hochgradig einleuchtend erscheint<br />

einem, noch bevor der<br />

Abend begonnen hat, das Bühnenbild<br />

im kleinen Studio der Neuköllner<br />

Oper von Jule Saworski. Fünf<br />

rechteckige Wohnwaben sind das,<br />

hochkantige Singlewohnungen in<br />

Extremform. DerArzt(Martin Gerke,<br />

Bariton) liegt senkrecht im Bett, von<br />

der Decke in der Ladenwohnung der<br />

Kioskbetreiberin (Maja Lange, Sopran)<br />

hängt der Bürostuhl von der<br />

Decke, der musikalische Leiter Jörg<br />

Daniel Heinzmann teilt sich seinen<br />

Quadratmeter mit dem Klavier, die<br />

Englisch sprechende Neu-<strong>Berliner</strong>in<br />

(Vera Pulido, Sound Design) mit<br />

Laptop und Plattenspieler, bei der<br />

großartigen Großstadt-Psychotikerin<br />

(Angela Braun, Sopran) ist nur<br />

Platz für sie und ihre Waschmaschine,<br />

ihrem „perpetuum mobile<br />

der Unterdrückung“. Und das ist<br />

nicht der einzige Satz mit Poesiealbum-Qualität.<br />

Der Psychotikerin ist<br />

zum Beispiel auch aufgefallen, dass<br />

in haushalten aushalten drin ist.<br />

Herr K. aber, ein weiterer Hausbewohner,<br />

lebt nicht mehr, und das ist<br />

trotz des merkwürdigen Geruchs im<br />

Treppenhaus erst ziemlich spät bemerkt<br />

worden. „Drei Monate hamse<br />

gesagt.“ Jetzt kommen einem die<br />

hölzernen vier Wände wie Särge vor.<br />

Wohnwaben wie Särge, Repräsentation<br />

der Einsamkeit<br />

MATTHIAS HEYDE<br />

In Herrn K.s einsamen Todspiegelt<br />

sich die Einsamkeit der Nachbarn,<br />

eine –noch –typische Neuköllner<br />

Mischung. Und imSchrottsims<br />

im Treppenhaus, auf dem jeder ablegt,<br />

was er nicht mehr braucht –<br />

zum Mitnehmen. Es ist im Grunde<br />

der einzige Ort, an dem die Nachbarn<br />

etwas voneinander erfahren.<br />

Zuletzt hat Herr K. dortseine Schallplatten<br />

hingestellt. Die Melodien,<br />

die zu Lebzeiten aus seiner Wohnung<br />

drangen, geistern nun durchs<br />

Haus.Jetzt kommt Linckes Musik ins<br />

Spiel, aber ganz anders, als man es<br />

gewohnt ist, manchmal nur fetzenartig<br />

oder arrangiert(vonMisha Cvijovic)<br />

auf eine Weise, dass sie statt<br />

harmlos-heiter plötzlich bedrohlich<br />

wirkt. Die „<strong>Berliner</strong> Luft, Luft, Luft“<br />

wird so gepresst hervorgestoßen,<br />

dass man merkt, dass sie einem auch<br />

den Atem nehmen kann. Daseigentlich<br />

so keck flirtende „Schenk mir<br />

doch ein kleines bisschen Liebe“<br />

wirkt wie ein Ruf der Verzweiflung,<br />

„Schlösser, die im Monde liegen“<br />

klingt so sehnsüchtig, dass es einem<br />

schier das Herz zerreißt. Manist vielleicht<br />

einst in die Großstadt gezogen,<br />

damit man nicht mit jedem reden<br />

muss. Aber nicht, um allein in seinem<br />

Sessel zu verwesen.<br />

Weitere Termine: 14.,15., 26.,30., 31. Mai<br />

Stummer Schrei aus dem Salamandermaul<br />

Verrätselt und magisch: Der Dresdner Wahlberliner Eberhard Havekost und seine tierischen Allegorien in der Galerie CFA<br />

VonIrmgard Berner<br />

Ein blaues, aufgeschlagenes Buch<br />

macht den vielsagenden Anfang<br />

einer Reihe von Leinwänden, die<br />

sich wie eine Horizontlinie über die<br />

Wände der Galerieräume von ContemporaryFine<br />

Artzieht.<br />

Das Buch, formatfüllend ins Bild<br />

gezoomt, ist leicht perspektivisch<br />

dargestellt. Gefolgt wirdesvon Farbflächen<br />

im selben Format, die jedoch<br />

durch Unschärfe und Andeutung ihren<br />

Inhalt in einen Mantel der Verrätselung<br />

hüllen und sie dadurch<br />

vordergründig abstrakt erscheinen<br />

lassen. Etwa in „Krieg“ von2018, auf<br />

dem schwarze Balken wild durchbrochen<br />

sind vongiftgrünem Leuchten,<br />

das wie Benzin-Ölschlieren auf<br />

einer schlammigen Pfütze weiterschimmert.<br />

Tatsächlich bezieht sich der in<br />

Berlin lebende Maler Eberhard Havekost<br />

in diesem Bild auf die Bom-<br />

„Wenn mir’s nur gruselte!“<br />

Gewalt, Sex und Macht: Jonathan Littell hat seinen Roman „Eine alte Geschichte“ fortgeschrieben<br />

VonArnoWidmann<br />

Es gibt einen idealen Rezensenten<br />

für Jonathan Littells<br />

soeben erschienenen Roman<br />

„Eine alte Geschichte<br />

–Neue Version“. Nein, es wäre nicht<br />

der, der nicht nur die erste Version<br />

der „Alten Geschichte“, sondern<br />

auch sonst alles vonihm gelesen hat.<br />

Also nicht nur den Holocaustroman<br />

„DieWohlgesinnten“ kennt, sondern<br />

auch die Reportagen aus dem Kaukasus<br />

und aus Syrien sowie seine Essays<br />

inklusive des sehr schönen Buches<br />

über den Maler Francis Bacon.<br />

Und natürlich auch Littells Dokumentarfilm<br />

über Kindersoldaten in<br />

Uganda. Ein solcher Rezensent<br />

brächte viele Voraussetzungen für<br />

eine gute Rezension mit. Aber er<br />

wärenicht der ideale Rezensent.<br />

Da gibt es nur einen: den Helden<br />

des „Märchens von einem der auszog<br />

das Fürchten zu lernen“. Der<br />

würde jedes der sieben Kapitel der<br />

Littell’schen Erzählung hinter sich<br />

bringen und jedes Malsagen: „Wenn<br />

mir’s nur gruselte!“<br />

Kein Licht am Ende des Tunnels<br />

Littell hat die Seiten gewechselt:„Die<br />

Wohlgesinnten“ war ein Blick auf die<br />

Täter. Nun erzählt er aus der Perspektive<br />

der Opfer. André Müller<br />

fragte ihn 2008: „Wenn man den Zynismus<br />

auf die Spitze treibt, könnte<br />

man meinen, dass wir die sechzig<br />

Jahre Frieden in Mitteleuropa Hitler<br />

verdanken.“ Littells Antwort: „Absolut,<br />

in gewisser Weise.“ Entweder<br />

oder! möchte man dem Autor zurufen.<br />

Entweder absolut oder doch nur<br />

in gewisser Weise.<br />

„Eine alte Geschichte –Neue Version“<br />

glaubt nicht an das Licht am<br />

Ende des Tunnels.Das Licht führteinen<br />

mit Sicherheit zum nächsten<br />

Tunnel. Vonder Folter zur Vergewaltigung,<br />

von der in eine Lust, die so<br />

groß ist, dass die Erzählerin, in die<br />

sich der Erzähler verwandelt hat,<br />

sich vor ihr zu fürchten beginnt. Sie<br />

hat einen Umschnalldildo auf ihrem<br />

Venushügel platziert und penetriert<br />

ihren vor Glück aufstöhnenden Gatten,<br />

nachdem sie nicht nur ihren<br />

künstlichen – schwarzen – Penis,<br />

sondernauchdie Rosettedes Gatten<br />

mit Gleitgel verschmierthatte.<br />

Die Beschreibung dieses Vorgangs<br />

nimmt drei Seiten ein. Littell<br />

nimmt sich Zeit für das Selbstverständliche,<br />

über das in anderen Geschichten<br />

gerne hinweg geglitten<br />

wird: Sex, scheißen und morden. Ich<br />

würde ihn gern ausführlich zitieren<br />

und ein paar Worte über die Schönheit<br />

seiner Beschreibungen verlieren.<br />

Sie besteht zu einem Gutteil in<br />

der Genauigkeit. Die Rückseite des<br />

den Gatten penetrierenden Dildos<br />

Nach getaner Arbeit schmunzelt Jonathan Littell.<br />

reibt die Klitoris der Gattin. Zu den<br />

Stößen, die sie ihm in den Hintern<br />

rammt, gehören die Rückstöße, die<br />

sie erfreuen. Sexkann ein Gewaltverhältnis<br />

sein, bei dem beide nicht nur<br />

einander,sondernden Sexselbst genießen.<br />

bardierung Dresdens<br />

1945. Im Weiteren<br />

wechseln sich wabernde<br />

Nebel mit stillen,<br />

gleichförmigen<br />

Oberflächen ab, um<br />

dann in dynamisch<br />

gestische Pinselstrich-<br />

Kaskaden auszubrechen.<br />

Bis hin zum<br />

Bildnis eines aufgerissenen<br />

Riesensalamandermauls,<br />

das einem<br />

aus schwarzer<br />

Tiefe stumm entgegenbrüllt.<br />

„U SayLove“ ist der<br />

Titel des Amphibienbilds<br />

– eine Referenz<br />

auf das Genre der Tiergeschichten<br />

sowie auf das Buch „Weltall Erde<br />

Mensch“, ein in der DDR erschienenes,<br />

antikreationistisches Sammelwerk,<br />

das bevorzugt zur Jugendweihe<br />

verliehen wurde.„USay Love“<br />

Gemalte Tiergeschichte:<br />

„EHM“ 2018 CFA/E. HAVEKOST<br />

F. MANTOVANI/OPALE/LEEMAGE/LAIF<br />

Der Grimm’sche Märchenheld<br />

hätte das Gruseln wohl auch nicht gelernt.<br />

Obwohl er es, nachdem alles<br />

Grauen mit Geistern, Gehenkten und<br />

Untoten ihn nicht erreichte,dann im<br />

Ehebett kennenlernte. Obwohl ... Lesen<br />

wir doch noch einmal Grimms<br />

gibt der Ausstellung<br />

den Titel: Drei Worte,<br />

die der Künstler als<br />

hermetischen Block<br />

im Sinne einer SMS<br />

oder eines Popsongs<br />

versteht.<br />

Die knapp drei<br />

Dutzend Gemälde<br />

sind in den letzten drei<br />

Jahren entstanden. In<br />

rauem, trockenem<br />

Farbauftrag ist die Ölfarbe<br />

wie mit dem Pinsel<br />

in die Leinwand<br />

einmassiert, oft abgeschabt.<br />

Fast spröde,<br />

ohne effektheischenden<br />

Oberflächenglanz<br />

ist die Arbeit am Material physisch<br />

nachvollziehbar.Ein „Reisen ins Unbekannte“<br />

nennt Havekost, 1967 in<br />

Dresden geboren, dortander Kunsthochschule<br />

ausgebildet, heute Professor<br />

in Düsseldorf, das Malen.<br />

Märchen: „Nachts, als der junge König<br />

schlief, musste seine Gemahlin<br />

ihm die Decke wegziehen und den Eimer<br />

voll kalt Wasser mit den Gründlingen<br />

über ihn herschütten, dass die<br />

kleinen Fische um ihn herum zappelten.<br />

Da wachte er auf und rief: „Ach,<br />

was gruselt mir,was gruselt mir,liebe<br />

Frau! Ja, nun weiß ich, was Gruseln<br />

ist.“ Diekleinen Fische!<br />

„Eine alte Geschichte –NeueVersion“<br />

ist ein Märchen. Darum wiederholen<br />

sich bestimmte Szenen immer<br />

wieder. Das Eintauchen in den<br />

Swimmingpool, der graue Gang, der<br />

plötzlich auftauchende Türgriff, der<br />

Garten mit den „miteinander verflochtenen<br />

Blättern der Bougainvilleen<br />

und des Efeus“. Das sind die<br />

Zwischenwelten, die der Held bei jedem<br />

Identitätswechsel passiert. Der<br />

Swimmingpool ist ein wenig Styx,<br />

der Totenfluss, nach dessen Durchquerung<br />

wir weiterleben in einer anderen<br />

Existenzform.<br />

Erzählte Schrecklichkeiten<br />

Gleichzeitig gehört er zur Realität<br />

des Erzählers wie auch Ehefrau und<br />

Kind. Realität des Erzählers? Es ist<br />

eine erfundene Wirklichkeit, ein<br />

Märchen im Märchen. Dem ein<br />

Motto vorangestellt ist aus Maurice<br />

Blanchots „Der Wahnsinn des Tages“:<br />

„All das war wirklich, merkt<br />

Euch das!“ Es war einmal, heißt es in<br />

Märchen. Es ist nicht mehr, müssen<br />

sie nicht dazu sagen. Alles, was erzähltwird,<br />

war einmal. Dashat etwas<br />

Beruhigendes. Die Angst, die Märchen<br />

in uns schüren, wird von diesem<br />

„es war einmal“ erträglich gemacht.<br />

Es sagt aber auch, dass die erzählten<br />

Schrecklichkeiten keiner<br />

gernekrank genannten Fantasie entspringen,<br />

sondern wirklich waren.<br />

Also auch wieder sein könnten.<br />

Jonathan Littells Albtraum-Märchen<br />

endet mit einem sich über 27<br />

Zeilen erstreckenden Satzgefüge,<br />

dessen letzter Satz –ein Cliffhanger –<br />

deutlich macht, dass die alte Geschichte<br />

niemals enden wird: „Ich<br />

schwankte, wäre fast gefallen, fing<br />

mich, richtete mich auf, und dank<br />

diesem unverhofft wiedergewonnenen<br />

Gleichgewicht fand mein Körper<br />

seine Mitteund tauchte,die Muskeln<br />

angespannt, die Beinefestgeschlossen,<br />

pfeilgerade und mit seinem<br />

ganzen Gewicht in das klare, kühle<br />

Wasser ein.“<br />

Jonathan Littell: Eine alte Geschichte –Neue<br />

Version.Aus dem Französischenvon Hainer Kober,Hanser<br />

Berlin 2019, 334 S.,26Euro.<br />

Arno Widmann<br />

istnicht der ideale Littell-<br />

Leser –aber fast.<br />

Seine Assoziationen speisen sich aus<br />

unseren Bilderfluten, dem Internet,<br />

der Geschichte. Ein Bild müsse lebendig<br />

bleiben, fertig sei es,wenn es<br />

„einrastet“. So könne es im Betrachter<br />

weiterarbeiten.<br />

Die Unterteilung der Malerei in<br />

abstrakt und figürlich ist für ihn obsolet,<br />

er spricht stattdessen von„reproduktiv<br />

und realistisch“ wie in der<br />

Werbewirtschaft. Deshalb nutzt er<br />

gleichförmige Leinwände von45mal<br />

80 Zentimetern, eine ArtBildschirmformat,<br />

das er „pseudowissenschaftlich“<br />

nennt. „Benutzeroberflächen“,<br />

die schön ins Museum passen, aber<br />

auch übers Sofa oder dorthin, wo sie<br />

vom Alltag ablenken. Räumlich sind<br />

die Bilder nur im Kopf denkbar. Die<br />

Hängung an den Galeriewänden ist<br />

zudem ein Rhythmus-Angebot.<br />

Eberhard Havekost: „U SayLove“<br />

bis 29.Mai, Di–Sa 11–18 Uhr, Galerie ContemporaryFine<br />

Arts,Grolmanstr.32/33<br />

Kunst<br />

und<br />

Bau<br />

Komische Oper: Sanierung<br />

ab 2022 ist dringend<br />

VonPetraKohse<br />

Beengt & verdrängt/Raum verschenkt/<br />

Politik gepennt.“ Kurz<br />

vor14Uhr sammelten sich am Montag<br />

vor dem Gropius-Bau Personen,<br />

die Umzugskisten mit Sprüchen gegen<br />

die Kunstraumpolitik Berlins<br />

trugen, und linsten nach gegenüber<br />

zum Abgeordnetenhaus, wo gleich<br />

der Kulturausschuss tagen würde.<br />

Eine Spontandemo kündigte sich an<br />

–wurde aber von einem Polizisten<br />

mit Hinweis auf verbotenen Aufenthalt<br />

in der Bannmeile verhindert.<br />

Nureine einzelne Kisteschaffte es in<br />

der Hand des Grünen-Abgeordneten<br />

Notker Schweikhardt in den Saal, wo<br />

sie aber nicht weiter beachtet wurde.<br />

Um Raumfragen ging es dennoch.<br />

Susanne Moser, die geschäftsführende<br />

Direktorin der Komischen<br />

Oper, war eingeladen worden, über<br />

die Sanierungspläne ihres Hauses zu<br />

berichten. Denn im denkmalgeschützten<br />

Gebäude an der Behrenstraße<br />

fällt der Putz von der Decke.<br />

Und Schlimmeres. Ein Gutachten<br />

hält einen Spielbetrieb bis 2022 zwar<br />

für möglich, dann aber sind eine Instandsetzung<br />

sowie ein Neubau an<br />

der Glinkastraße fällig, wobei „sämtliche<br />

Funktionsbereiche zeitgemäß<br />

neu gegliedert werden“ sollen, so<br />

Kultursenator Klaus Lederer.<br />

Unter anderem auf weitere Probebühnen<br />

und eine Montagehalle<br />

freut sich Moser, die gemeinsam mit<br />

Philip Bröking 2022 auch die Intendanz<br />

der Komischen Oper übernehmen<br />

wird. Der bisherige Intendant<br />

Barrie Kosky wird inder geplanten<br />

Umbauzeit, bis 2027, mit zwei Inszenierungen<br />

pro Jahr weiter zur Verfügung<br />

stehen.SeinPlanist es auch, als<br />

„Komische Oper im Exil“ mit der gesamten<br />

Mannschaft Quartier im<br />

Schillertheater zu beziehen und dort<br />

zwei Produktionen pro Jahr herauszubringen,<br />

sich aber auch drei bis<br />

vier weitere Orte inder Stadt zu suchen,<br />

um dezentral präsent zu sein.<br />

Ob das im raumarmen Berlin ein<br />

zwar sympathischer,aber eben doch<br />

ein Luxusgedankeist,wirdfinanziell<br />

zu prüfen sein. Akut sind zunächst<br />

folgende Fragen: Hält das Gebäude<br />

in der Behrenstraße tatsächlich bis<br />

2022 durch? Wird nach Auszug der<br />

Kudammbühnen aus dem Schillertheater<br />

ein Einzug der Komischen<br />

Oper reibungslos möglich sein? Wird<br />

es gelingen, den Wettbewerb für den<br />

Neubau 2019 auszuschreiben, um<br />

ihn 2020 durchzuführen? Kommt<br />

das Grundstück, auf dem gebaut<br />

werden soll, rechtzeitiginden Besitz<br />

des Landes Berlin? Auf welche Höhe<br />

wird die momentan enorme Preissteigerungsrate<br />

die derzeit bei 238<br />

Millionen Euro liegenden Baukosten<br />

dann getrieben haben?Wobei die exakte<br />

Planung noch aussteht und<br />

auch etatisiertwerden muss.<br />

Am Wohlwollen gegenüber der<br />

mit jährlich 37,3 Millionen Euro subventionierten<br />

enorm erfolgreichen<br />

kleinsten Oper Berlins fehlt es fraktionsübergreifend<br />

nicht. Aber der<br />

Baubeginn 2022 ist, wie Klaus Lederersagte,„ein<br />

ehrgeiziger Plan“.<br />

TOP 10<br />

Sonntag,12. Mai<br />

1 Tatort ARD 9,28 27 %<br />

2 Tagesschau ARD 6,09 20 %<br />

3 heute-journal ZDF 4,40 15 %<br />

4 Marie fängt Feuer ZDF 4,28 12 %<br />

5 Terra X ZDF 3,79 13 %<br />

6 Formel 1, Rennen RTL 3,68 25 %<br />

7 Formel 1, Berichte RTL 3,66 26 %<br />

8 heute ZDF 3,59 15 %<br />

9 Mordi.Mittsommer ZDF 3,54 17 %<br />

10 Anne Will ARD 3,48 13 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

19.30: Macbeth<br />

20.00: Die Antigone des Sophokles<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

19.30: Zeitendes Aufruhrs<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Die Umsiedlerin<br />

HAU1(✆25 90 04 27)<br />

20.00: Theatertreffen: Oratorium–KollektiveAndacht<br />

zu einem wohlgehüteten Geheimnis (She She Pop)<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />

19.30: Theatertreffen: Tartuffe oder das Schwein der<br />

Weisen (Theater Basel)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88)20.00: Unterleuten<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

20.30 Studio: Elizaveta Bam (Exil Ensemble)<br />

Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />

20.00 Studio: ist die welt auch noch so schön<br />

RambaZamba Theater (✆ 44 04 90 44)<br />

19.30: Antigone<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Vier SternStunden<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00 Saal C: DankeDeutschland<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Charlys Tante<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

20.00: Spreeperlen<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

19.30: Theatertreffen: Erniedrigte und Beleidigte<br />

(Gastspiel des Staatsschauspiel Dresden)<br />

21.00 Grüner Salon: Kafka for Kids, with Hani<br />

Furstenberg (Roee Rosen)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: vivelavie (Katharine Mehrling &Band)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Wohin mit Mutti?<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: The 90-Minute English ComedyHour (Drew<br />

Portnoy&Guests)<br />

Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />

20.00: Unvermeidliche Lieder<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Stachelschweinerei<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: The Band –Das Musical<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: <strong>Berliner</strong> Geschichten: Otto Reutter –Und so<br />

komm’n wir aus der Freude garnicht raus<br />

Toast Hawaii (Danziger Str.1)<br />

20.00: Stand up in Berlin –English Comedy<br />

Showcase<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Volksbegehren –Die Kulturgeschichte der<br />

Fortpflanzung (Jürgen Becker)<br />

KLASSIK<br />

<strong>Berliner</strong> Dom (✆ 20 26 91 36)<br />

19.30: EvaHornyáková(Sopran), TeoGertler<br />

(Violine), gemischter Chor LúcnicaStátny, komorny<br />

orchester Zilina, Ltg.Leos Svárovsky,Festkonzert<br />

anlässlich des 100. Todestages vonMilan Rastislav<br />

Stefánik, Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzertfür<br />

Violine und Orchester e-Moll op. 64; Peter Martincek<br />

vanGrob: Sinfonie Nr.4.InMemoriam M. R. Stefánik<br />

für Frauenstimme, gemischten Chor und Orchester<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.30: Die Unerhörte Musik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(✆ 20 64 99 22)15.00: KMD Nauhaus, 30 Minuten<br />

Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />

Hochschule für MusikHannsEisler im Neuen<br />

Marstall (✆ 203 09 21 01) 19.00 Krönungskutschen-Saal:<br />

Vortragsabend Violinklasse Prof.<br />

Stephan Picard<br />

Kulturhaus Spandau (✆ 33 34 02 1/ 22)<br />

15.00 Theatersaal: Alenka Genzel(Sopran) &Frank<br />

Matthias (Bariton), Operette zum Kaffee, Vonder<br />

Tonfilmoperette zum Musical<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

20.00: Staatskapelle Berlin, Anita Rachvelishvili<br />

(Mezzosopran), Chor der Staatsoper Unter den Linden<br />

Berlin, Ltg.Daniel Barenboim, Skalkottas: Kleine<br />

Suite für Streichorchester;Mozart: Konzertfür Klavier<br />

und Orchester B-Dur;Prokofjew: „AlexanderNewski“,<br />

Kantate für Mezzosopran, gemischten Chor und<br />

Orchester op. 78<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />

20.00: MahlerChamber Orchestra, Leif OveAndsnes<br />

(Klavier), Solisten, Ltg.MatthewTruscott (Violine),<br />

In memoriam Claudio Abbado, Wolfgang Amadeus<br />

Mozart: Maurerische Trauermusik c-Moll, Klavierquartett<br />

g-Moll, Konzertfür Klavier und Orchester d-Moll;<br />

Haydn: Symphonie Nr.83g-Moll „La Poule“<br />

Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />

20.00: Hinrich Alpers (Klavier), Beethoven-Sinfonien<br />

in der Lisztschen Klavierfassung<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

19.30: ... und glücklicher? –Eva Resch (Sopran), Eric<br />

Schneider (Klavier), A. Schönberg: Das Buch derhängenden<br />

Gärten (Stefan George); A. Webern: 5Lieder<br />

op. 4nach Texten vonStefan George; V. Ullmann:<br />

5Liebeslieder vonRicarda Huch; F. Schreker:Zwei<br />

lyrische Gesänge(Walt Whitman)<br />

UdK Konzertsaal Bundesallee (✆ 318 50)<br />

19.30: Joachim Streichsextett Berlin, crescendo –<br />

Musikfestival, Brahms:Streichsextett G-Dur Nr.2<br />

G-Dur op. 36; Korngold: Streichsextett D-Dur op.10,<br />

Eintritt mit kostenlosenEinlasskarten<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama (ab 4bis<br />

8J.)<br />

10.30: Die Hühneroper (ab 6bis 10 J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten,Videogames<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Die Bremer Stadtmusikanten, Musiktheater<br />

(ab 4J.)<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Du hast angefangen! Nein Du!, puppen.etc,<br />

Figurentheater(ab 3J.)<br />

Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />

10.30: Schnuddelgeschichten, Figurentheater (ab 3<br />

bis 6J.). Anm. erf.<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Alle außer das Einhorn(ab 11 J.)<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Das Nacktschnecken-Game (ab 12 J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />

14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern –Wunderkisten<br />

14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />

und anderswo<br />

4Autoren<br />

Das erfundene<br />

und das<br />

behauptete Ich<br />

Daniela Dröscher hatte in<br />

Romanen zunächst das<br />

Leben realer Personen nachgestaltet.<br />

Mitdem Buch „Zeige<br />

deine Klasse“ wandte sie sich<br />

der eigenen Biografie zu –vor<br />

allem ihrer sozialen Herkunft.<br />

Anders als die meisten schreibenden<br />

Kollegen stammt sie<br />

aus eher bildungsfernem Milieu.<br />

Wenn Dilek Güngör in ihrem<br />

Roman „Ich bin Özlem“<br />

das Personalpronomen ich benutzt,<br />

liegt die Differenz zu ihr<br />

selbst schon im Autorennamen.<br />

Schreibt Matthias Nawrat<br />

„ich“ in „Der traurige Gast“, erfährt<br />

man nur wenig über den<br />

Erzähler,aber viel über die Personen,<br />

denen er im Berlin des<br />

Winters 2016/17 begegnet.<br />

„The Making of Selbst –das literarische<br />

Ich zwischen Erfindung<br />

und Behauptung“ ist<br />

diesmal Thema der Lesereihe<br />

KooKread. Der Schriftsteller<br />

Jan Böttcher ist in seiner Rolle<br />

als Singer-Songwriter eingeladen.<br />

Cornelia Geißler<br />

Lesung&Musik 20 Uhr,Acud,<br />

Veteranenstr.21, 7/5 Euro<br />

Ganz offensichtlich: Auch im 38. Jahr ihres Bestehens bleiben Shonen Knife auf reizende Weise jugendlich aufgekratzt.<br />

Was haben Bananen-<br />

Chips, süße kleine<br />

Tiere, Manga und die<br />

Ramones gemeinsam?<br />

Nun, sie gehören zum engeren Kreis<br />

der Obsessionen des japanischen<br />

Trios Shonen Knife. Im Gegensatz<br />

zur Liebe, ein Kernthema im westlichen<br />

Pop. Naoko Yamano, die Leadsängerin<br />

und Gitarristin des Trios<br />

seit 1981, überkommt, sagt sie immer<br />

noch in Interviews, peinlich die<br />

Scham, wenn sie über Liebe singt.<br />

Auch andere schwere Themen tauchen<br />

eigentlich nicht auf, ganz genau<br />

kann ich es nicht sagen, weil die<br />

Band über die Jahre ein stattliches<br />

Repertoire aus mindestens 22 Alben<br />

gesammelt hat –darunter auch ein<br />

herrliches Tribute als Osaka Ramones,<br />

auf dem sie die New Yorker<br />

Punks bis in die Covergestaltung<br />

nachspielen.<br />

Ausderen wesentlichen musikalischen<br />

Zutaten haben sie auch ihre<br />

eigene Musik geschaffen, aus den<br />

Ramones und Ramones-Vorbildern<br />

wie Beach Boys und Sixties-Girl-<br />

Groups,aber auch mit Britpunks wie<br />

den Buzzcocks im Ohr. In den letzten<br />

Jahren haben sie den Horizont um<br />

Markus Schneider<br />

erliegt dem ewigen Hello-Kitty-Punk<br />

vonShonen Knife, gibt die kariösen<br />

Glamrocker The Sweet zu bedenken und<br />

empfiehlt die Transgressionsbeats<br />

vonPlanningtorock.<br />

ein paar hard-rockende Siebziger-<br />

Ideen erweitert. Der Twist, den sie<br />

dieser Ästhetik mitgeben, besteht im<br />

Niedlichkeitskult des sogenannten<br />

Kawaii, einer Art generationenübergreifenden<br />

Liebe zu einem bunten<br />

Hello-Kitty-Universum. Dies gekoppelt<br />

mit krähender Punkrock-Haltung<br />

und DIY-Ethos (billiges Equipment,<br />

freihändiges Englisch und<br />

Dreiakkordtum) erhebt die Mischung<br />

zu einer über die Maßen<br />

menschenfreundlichen Kunst.<br />

Man kann sie sich vielleicht vorstellen<br />

wie das Pendant zu den frühen<br />

Romanen Banana Yoshimotos<br />

oder den psychedelischen Süßheiten<br />

aus den Bildfabriken Takashi<br />

Murakamis oder der bedrohlichen<br />

Teletubbie-Kids vonNaraYoshimoto<br />

(der Videos und Cover für sie wie<br />

auch Banana Yoshimoto besorgt<br />

hat). So scheinen sie zunächst als<br />

Nachbau westlicher Vorbilder, aber<br />

gehören tatsächlich ins Feld einer<br />

sehr japanischen Pop-Art-Szene.<br />

Das erklärt wohl auch die frühe Faszination<br />

von kunstaffinen Rockern<br />

wie Sonic Youth und Kurt Cobain.<br />

Bandchefin NaokoYamano ist dabei<br />

das einzige verbliebene Grün-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Der Fall Collini<br />

15.00,17.45,20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Van Gogh: An der<br />

Schwelle zur Ewigkeit 15.45, 20.30; Der Flohmarkt<br />

von Madame Claire 18.15<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Nur eine Frau<br />

13.30,15.50,18.10, 20.30<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40)Atlas 13.30,15.50,<br />

18.10,20.30;Das Endeder Wahrheit13.30,15.50,<br />

18.15, 20.40; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />

Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU)<br />

15.45, 17.50; Avengers: Endgame (OF) 20.00;<br />

Liebesfilm 15.00,17.00,19.00, 21.00;Kleine Germanen<br />

13.40,17.00; Border 14.30, 19.00, 21.30;<br />

Der Flohmarkt von Madame Claire 15.30, 20.15;<br />

Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 17.45; Das<br />

schönste Paar 14.45, 17.00, 19.15; Mid90s (OmU)<br />

21.30<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 1753) Stan &Ollie 17.30;<br />

Gestorben wird morgen (m. Gast) 19.30; Kleine<br />

Germanen 18.00; Stan &Ollie 20.00<br />

Kant Kino (✆ 319 98 66) Stan &Ollie (m. Kurzfilm)<br />

14.50, 17.40, 20.30; Das Ende der Wahrheit<br />

15.30, 17.50, 20.15; Tea with the Dames: Ein<br />

unvergesslicher Nachmittag 14.50, 16.50, 18.50;<br />

The Favourite –Intrigen und Irrsinn 20.50; Monsieur<br />

Claude II16.00,18.15,20.30; Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 15.30; Gundermann 17.20; Ein<br />

Gauner &Gentleman 20.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Avengers:<br />

Endgame 12.30, 16.30, 20.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 13.40; 3D: Avengers: Endgame<br />

19.45; Glam Girls: Hinreißend verdorben 13.00,<br />

15.10; Der Fall Collini 17.30; Avengers: Endgame<br />

20.20; Dumbo 12.15; Der Fall Collini 14.40; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.30, 20.00;<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 22.40;Avengers:<br />

Endgame 14.10; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

18.00, 20.20; 3D: Avengers: Endgame 22.40;<br />

Ein letzter Job 14.15; Avengers: Endgame 16.50;<br />

Avengers: Endgame (OF) 20.40; Van Gogh: An der<br />

Schwelle zur Ewigkeit 14.15<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Birds OfPassage:<br />

Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros deverano<br />

(OmenglU) 11.00; Birds Of Passage: Das grüne<br />

Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU) 13.00;<br />

Willkommen im Wunder Park 15.00; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 16.30; Berlin Bouncer (OmenglU)<br />

18.45; Border –Gräns (OmU) 20.15; Der Goldene<br />

Handschuh (DFmenglU) 22.10;<br />

Gegen den Strom –Kona fer istrio (OmU) 11.00;<br />

Another Day ofLife –Jeszcze dzien zycia (OmU)<br />

12.45; Ein letzter Job – King of Thieves (OmU)<br />

14.15; Beautiful Boy (OmU) 16.15; Kleine Germanen<br />

(OmenglU) 18.15; Streik –Enguerre (OmU)<br />

19.45; Atlas (OmenglU) 21.40; Die Wiese –Ein<br />

Paradies nebenan 11.00; Vice –Der zweite Mann<br />

(OmU) 12.30; Der Junge muss an die frische Luft<br />

14.50; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

(OmU) 16.30; Free Solo (OmU) 18.45; Van Gogh:<br />

An der Schwelle zur Ewigkeit 20.30; The Hole in the<br />

Ground (OmU) 22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Free Solo<br />

(OmU) 16.00; Ein Gauner &Gentleman –The Old<br />

Man &the Gun (OmU) 18.00; Van Gogh: Ander<br />

Schwelle zur Ewigkeit –At Eternity‘s Gate (OmU)<br />

20.00; Wir – Us (OmU) 22.10; Der Funktionär<br />

16.15; Christo –Walking on Water (OmU) 17.45;<br />

KleineGermanen 19.45; Bildbuch –Lelivre d‘image<br />

(OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz IMAX 3D: Wildes<br />

Madagaskar: Die Insel der Lemuren 13.45; Die<br />

Goldfische 13.45; Willkommen im Wunder Park<br />

14.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.15;<br />

Dumbo 14.15, 17.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu14.30; Asterix und das Geheimnis desZaubertranks<br />

14.30; Monsieur Claude II 14.45,17.15,<br />

19.30;IMAX3D: Avengers: Endgame15.00, 19.00;<br />

Avengers: Endgame 15.15, 16.30, 20.00, 20.15;<br />

Wenn du König wärst 15.30; Shazam! 15.30; 3D:<br />

Avengers: Endgame 15.30, 16.15, 19.45, 20.30;<br />

Der Fall Collini 15.45, 18.30, 21.20; 3D:Avengers:<br />

Endgame (OF) 16.00, 20.45; 3D: Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen17.00; 3D: PokemonMeisterdetektiv<br />

Pikachu 17.00, 19.45; Nur eine Frau 17.30,<br />

20.15;After Passion 18.20; Captain Marvel 18.40;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 20.00; Ein letzter Job<br />

20.45; ImNetz der Versuchung 21.00; Das Ende<br />

der Wahrheit 21.30<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Berlin Bouncer<br />

(OmU) 18.00; Free Solo (OmU) 19.45; DerGoldene<br />

Handschuh 21.45; AMan of Integrity: Ein integerer<br />

Mann –Lerd (OmU) 18.00; Jibril 20.15; Liebesfilm<br />

(OmenglU) 21.55<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/7030200) 3D:Avengers:Endgame<br />

13.00, 15.50, 20.10; Royal Corgi: Der Liebling<br />

der Queen 13.30; Avengers: Endgame 13.30,<br />

16.20, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

13.40; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />

13.45;Willkommen im Wunder Park 14.00, 17.20;<br />

After Passion 16.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 16.50, 20.20; Die Goldfische 17.00; 3D:<br />

Captain Marvel 19.30; Der Fall Collini 19.45; Monsieur<br />

Claude II20.00<br />

Kino Kiste (✆ 998 7481) Wie ich lernte, bei mir<br />

selbst Kind zu sein 13.50; Manou –flieg‘ flink!<br />

16.25; Der Funktionär 18.00; Van Gogh: Ander<br />

Schwelle zur Ewigkeit 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) 3D: Avengers:<br />

Endgame14.00, 16.20, 20.00; Alfons Zitterbacke–<br />

Das Chaos ist zurück 14.10; Wenn du König wärst<br />

14.20; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.20;<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.30; Die sagenhaften<br />

Vier 14.50; Avengers: Endgame 15.00,<br />

16.30, 19.45; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

15.10, 17.30, 20.20; Dumbo 17.00; Die Goldfische<br />

17.10; After Passion 17.10; 3D: Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 17.40,20.10; Fighting with<br />

My Family 19.30; Der Fall Collini 19.40; Monsieur<br />

Claude II19.50; Captain Marvel 19.50<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Nur eine Frau 17.15,<br />

19.30, 21.45; B Van Gogh: An der Schwelle zur<br />

Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OmU) 16.40, 19.00,<br />

21.20<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Zujeder Zeit:<br />

Lernwegeinder Pflege(OmU) 17.45; AMan of Integrity:<br />

Einintegerer Mann (OmU) 19.00;Jibril 20.00;<br />

Ray &Liz (OmU) 21.15; Streik (OmU) 21.45<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Monsieur Claude II –<br />

Qu‘est-ce qu‘on aencore fait au Bon Dieu? (OmU)<br />

10.30, 19.30; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />

12.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />

Planeten 15.00; Border –Gräns (OmU) 17.00;<br />

The Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU) 21.45;<br />

Monsieur Claude II–Qu‘est-ce qu‘on aencore fait<br />

au Bon Dieu? (OmU) 14.30; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 16.45; Yuli (OmU) 19.00; Birds Of Passage:<br />

Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano<br />

(OmU) 21.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 11.15, 15.45; Die sagenhaften Vier –Marnies<br />

Welt 13.30; #Female Pleasure (OmU) 18.00;<br />

Border –Gräns (OmU) 20.15; Climax (OmU) 22.45<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Scheich Jackson 18.30;<br />

Border –Gräns (OmU) 20.15; Ray &Liz (OmU)<br />

22.05; Die kleinen Hexenjäger 16.00; Von Bienen<br />

und Blumen 17.30; Jibril 19.15; Birds Of Passage:<br />

Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano<br />

(OmU) 20.45; One Cut of the Dead –Kamera otomeru<br />

na! (OmU) 23.00; Kinobar imSputnik Berlin<br />

Bouncer 19.00; Filmclub (OmU) 20.45<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Nur eine Frau 15.45,<br />

18.00, 20.15; New Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 14.20; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />

16.10; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

18.20,20.45<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 14.00; Avengers: Endgame<br />

14.00, 19.45; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 14.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

15.00; 3D: Avengers: Endgame 15.30, 16.45,<br />

19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben 16.00,<br />

18.00, 20.15; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

17.15, 20.30; Monsieur Claude II17.45; Der<br />

Fall Collini 20.00<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Das Ende<br />

der Wahrheit 13.00, 20.00; Ein letzter Job 13.15;<br />

Der Flohmarkt von Madame Claire 13.30, 17.30;<br />

Teawith the Dames: EinunvergesslicherNachmittag<br />

15.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 15.30,<br />

17.45, 20.00; 3D: Avengers: Endgame 15.45,<br />

19.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />

Willkommen imWunder Park 14.00; 3D: Avengers:<br />

Endgame 14.00, 16.15, 18.30, 19.45; Shazam!<br />

14.10; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 14.15; Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 14.30, 17.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

14.45, 17.15, 20.15; Avengers: Endgame 15.15,<br />

19.30; Die Goldfische 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.00, 20.15; After Passion<br />

17.15; Der Fall Collini 20.00; Monsieur Claude II<br />

20.15; Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98)Die sagenhaften Vier –Marnies<br />

Welt 17.00; Wie ich lernte, bei mir selbst Kind<br />

zu sein (OmenglU) 18.45; Liebesfilm (OmenglU)<br />

21.15; Vom Bauen der Zukunft –100 Jahre Bauhaus<br />

(OmU) 18.00; Another Day ofLife –Jeszcze<br />

dzien zycia (OmU) 20.00; Of Fathers andSons–Die<br />

Kinder des Kalifats (OmU) 21.45<br />

Babylon (✆ 242 59 69) Der Funktionär (OmenglU)<br />

17.00; IndoGerman Film: Student of the Year II<br />

(OmU)17.00; Lola Long List: Kirschblüten &Dämonen<br />

17.15;Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />

Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 18.30;<br />

Lola Long List:Gundermann19.30;Beale Street–If<br />

Beale Street Could Talk (OmU) 20.00;<br />

Das Haus amMeer –La villa (OmU) 20.15; Lola<br />

Long List: Der Goldene Handschuh (OmenglU)<br />

22.00; Lola Long List: 25 km/h 22.15; Lola Long<br />

List: Der Junge muss an die frische Luft 22.30<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Border<br />

–Gräns (OmU) 13.15, 15.30, 18.00, 20.30;<br />

Monsieur Claude II –Qu‘est-ce qu‘on aencore fait<br />

au Bon Dieu? (OmU) 10.30, 14.30, 18.45, 21.00;<br />

Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 12.30,<br />

16.30<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) 3D: Avengers:Endgame11.00,<br />

12.00,15.00, 16.00, 19.15,<br />

20.00, 22.20; 3D: Willkommen im Wunder Park<br />

11.10; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 11.15,<br />

14.20; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.20,<br />

13.30, 15.40; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 11.40; 3D: Dumbo 11.50; Avengers: Endgame<br />

13.30, 17.00, 21.00; Monsieur Claude II<br />

14.10, 18.00, 19.45; Willkommen im Wunder<br />

Park 14.15; After Passion 14.50, 17.40; Shazam!<br />

16.30; Der Fall Collini 16.40, 19.40; 3D: Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 16.45, 19.30, 22.20; Im<br />

Netz der Versuchung 20.20; The Hole in the Ground<br />

20.30, 22.50; Fighting with MyFamily 22.40; Lloronas<br />

Fluch 23.00; Friedhof der Kuscheltiere 23.10<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Ayka (OmU)<br />

14.45; Das schönste Paar 17.00, 19.00; Atlas<br />

21.00; Berlin Babylon (Omdt+englU) 14.30; Van<br />

Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit –AtEternity‘s<br />

Gate (OmU) 16.30, 19.00; Berlin Bouncer (OmU)<br />

21.15; Nur eine Frau (OmU) 15.30, 17.45, 20.00;<br />

Green Book –Eine besondere Freundschaft (OmU)<br />

22.15; Der Funktionär 14.45; Wie ich lernte, bei<br />

mir selbst Kind zusein 16.30; Der Flohmarkt von<br />

Madame Claire –Laderniere folie de Claire Darling<br />

(OmU) 19.30; Free Solo (OmspanU) 21.30; Streik<br />

–Enguerre (OmU) 15.00; Kleine Germanen 17.30;<br />

Das Ende derWahrheit 19.30,21.45<br />

International (✆ 24 75 60 11) Nur eine Frau<br />

15.00, 17.15, 19.30; Avengers: Endgame (OmU)<br />

21.40<br />

Z-inema (✆ 28 38 91 21) One Cut of the Dead –<br />

Kamera otomeru na! (OmU) 20.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Wilhelm Dieterle:<br />

Kismet (OF) 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 0644)<br />

Wenn du König wärst 14.00; Royal Corgi: Der Liebling<br />

der Queen 14.00, 16.05; Rafadan Tayfa: Dehliz<br />

Macerasi(OmU) 14.00, 18.05; Dumbo 14.10; Willkommen<br />

im Wunder Park 14.30, 17.00;<br />

Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.30, 17.00,<br />

19.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.35,<br />

16.00, 17.10, 19.45; Avengers: Endgame 15.00,<br />

18.30, 20.00; 3D: Avengers: Endgame 16.00,<br />

19.00; After Passion 16.50; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF)<br />

17.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

19.30; Kapi (OmU) 19.30; Der Fall Collini 19.45;<br />

Avengers: Endgame (OF) 20.20<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) AMan of Integrity: Ein<br />

integerer Mann –Lerd (OmU) 10.00; Supa Modo<br />

(OmU) 12.15; Birds Of Passage:Das grüne Goldder<br />

Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 13.45, 22.00;<br />

Streik –Enguerre (OmenglU) 16.00; Van Gogh: An<br />

der Schwelle zurEwigkeit –AtEternity‘sGate (OmU)<br />

18.00; Berlin Sci-Fi Filmfest 20.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Stan &Ollie (OmU)<br />

17.00,19.20, 21.40<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Das Ende der Wahrheit<br />

15.40,18.00, 20.30; Sneak Preview22.30;Stan &<br />

Ollie (m.Kurzfilm) 15.00, 17.45, 20.30; Liebesfilm<br />

14.45, 19.00; Atlas 16.45, 21.00; Das schönste<br />

Paar 15.20,20.00; Border 17.30<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45)Avengers: Endgame(OF)<br />

17.45, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

–Pokemon Detective Pikachu (OF) 17.10, 19.30,<br />

21.50; Avengers: Endgame (OF) 17.45; Vice –Der<br />

zweite Mann (OmU) 21.30; Free Solo (OF) 17.50;<br />

Border –Gräns (OmU) 20.10, 22.30; Tea with the<br />

Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag –Nothing<br />

Like aDame (OmU) 17.00; ImNetz der Versuchung<br />

–Serenity (OmU) 19.00; Fighting with MyFamily<br />

(OmU) 21.20<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Willkommen im Wunder Park 14.00; Glam Girls:<br />

Hinreißend verdorben 14.15, 16.50, 19.45; 3D:<br />

Avengers: Endgame 14.30, 16.15, 19.00, 20.30;<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.40; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.40; Avengers:<br />

Endgame 15.15, 19.30; Der Fall Collini 17.00; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.30, 20.10;<br />

After Passion 20.00<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) Baby Wolfgang präsentiert:<br />

Von Bienen und Blumen (OmenglU) 11.00; Liebesfilm<br />

(OmenglU) 12.20, 19.00; Ray &Liz (OmU)<br />

14.10, 18.50; Von Bienen und Blumen (OmenglU)<br />

14.30,21.00;Birds Of Passage:Das grüne Goldder<br />

Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 16.20; Tito, der<br />

Professor und die Aliens 16.30; AMan ofIntegrity:<br />

Ein integerer Mann –Lerd (OmU) 21.10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

SONIC PR<br />

dungsmitglied, ihre Schwester Atsuko,<br />

die neben Drums und später<br />

Bass auch als Modedesignerin für<br />

die flashigen Bühnenkostüme zuständig<br />

war, taucht immerhin gelegentlich<br />

noch auf. Auch im 38. Jahr<br />

ihres Bestehens (und obwohl Naoko<br />

1960 geboren wurde) bleiben Shonen<br />

Knife indes auf reizende Weise<br />

jugendlich aufgekratzt, in Süßes vernarrt<br />

(das neue Album wird „Sweet<br />

Candy Power“ heißen), sowie ungebrochen<br />

bester bunter Laune. Frei<br />

nach den Buzzcocks: Teenage-Kitsch<br />

all through the night.<br />

Zu ihren Siebziger-Einflüssen<br />

könnte durchaus auch The Sweet<br />

zählen, die angeblich erfolgreichste<br />

Glamrock-Band der Siebziger. Ich<br />

werde mich hüten hinzugehen, sie<br />

sehen, äh, nicht so gut erhalten aus,<br />

obwohl Andy Scott das letzte verbliebene<br />

Originalmitglied ist. Aber ihre<br />

fürs Kinderpublikum aufgebretzelten<br />

Nummern wie „Blockbuster“<br />

oder „Ballroom Blitz“ von 1973 sind<br />

nicht von der Hand zu weisen und<br />

haben mir einst viel Freude bereitet.<br />

Im Glamrock flirteten bekanntlich<br />

die Männer in der Musik mit<br />

Androgynität und spielerisch quee-<br />

Süßes<br />

Genießen<br />

ohne Reue<br />

POP<br />

Planningtorock<br />

15. 5., 19 Uhr und 23 Uhr,Berghain,<br />

Am Wriezener Bahnhof<br />

Shonen Knife<br />

16. 5., 20 Uhr,BiNuu, U-Bahnhof<br />

Schlesisches Tor<br />

The Sweet<br />

21. 5., 20 Uhr,Columbiahalle,<br />

Columbiadamm 13–21<br />

Stargäste der Wochesinddrei<br />

Niedlichkeitsverehrerinnen aus Japan,<br />

Glamrocker aus unserer Kindheit und ein<br />

queeres Elektrokollektiv aus Berlin<br />

ren, eben glamourösen Styles. Indie<br />

tieferen Subjektstrukturen drang,<br />

wissen wir heute, die Öffnung nicht<br />

wirklich durch. Auch darum gibt es<br />

heute noch gute Gründe„die Sounds<br />

zu queeren, nicht heteronormative<br />

Musik zu schaffen“, wie Planningtorock<br />

alias Jam Rostron ihre Musik<br />

nennen. Dem identitätsverweigernden<br />

Plural entsprechend hören wir<br />

Planningtorocks Stimme auf dem<br />

letzten Album durchweg elektronisch<br />

bearbeitet.<br />

Den Titel „Powerhouse“ dürfen<br />

wir uns dabei in alle möglichen Richtungen<br />

schillernd vorstellen. Zunächst<br />

ist er Rostrons Biografien gewidmet,<br />

aber die diversen House-<br />

Spielarten der Tracks greifen auch<br />

eine kraftvolle Reiheaktueller Discosounds<br />

auf, die sich wiederum auch<br />

dank der mal wehen, mal eher euphorisierten<br />

Elektro-Alien-Stimme<br />

nicht auf die jeweiligen Sub-Stile<br />

festnageln lassen –esgeht also auch<br />

um die Power von und ein Heim für<br />

Transgression und Transition. Kein<br />

kleiner Anspruch. Darum wird die<br />

ausladende multimediale Performance<br />

gleich zweimal am selben<br />

Abend zu erleben sein.<br />

Tanz<br />

Es wird<br />

wieder<br />

geschlemmert<br />

Ist es zu glauben: DiePotsdamer<br />

Tanztage wird esübernächstes<br />

Jahr auch schon 30<br />

Jahre geben ... 2019 geht es<br />

aber zunächst um die Zukunft<br />

des Tanzes aus dem Blickwinkel<br />

des, natürlich!, Bauhaus-<br />

Jubiläums (Bauhaus 100). Eröffnet<br />

wird heute mit Oskar<br />

Schlemmers „Triadischem<br />

Ballett“, beziehungsweise der<br />

2014 neuproduzierten Fassung<br />

von Gerhard Bohners<br />

Lesart derselben aus dem Jahr<br />

1977. Wo immer diese Koproduktion<br />

von Akademie der<br />

Künste und dem Bayerischen<br />

Staatsballett seither aufgeführt<br />

wird, geschieht das vor<br />

ausverkauften Häusern, aber<br />

vielleicht haben Sie jaander<br />

Abendkasse oder auf dem<br />

Schwarzmarkt Glück. Ansonsten<br />

lohnen sicher ab morgen<br />

die Schlemmer-Studien der<br />

brasilianischen Choreografin<br />

Lia Rodrigues: „formas breves“.<br />

PetraKohse<br />

Potsdamer Tanztage bis 26. 5., fabrik<br />

Potsdam, Schiffbauergasse 10,<br />

14467 Potsdam, Tel.: 0331-280 03 14<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Der weite Horizont. Indianische Kulturen &die<br />

Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung (ab<br />

3bis 12 J.)<br />

Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />

10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />

Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: Paul will nicht in die Schule! (ab5J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Die Schildkröte hat Geburtstag,Kindertheater<br />

Toll und Kirschen (ab 2J.)<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem<br />

Walde (ab 8bis 12 J.)<br />

theater strahl (✆ 69 59 92 22)<br />

11.00: Genauwie immer:Alles anders(ab 12 J.)<br />

Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />

10.00: Vorsicht, Wilma! (ab 4J.)<br />

ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />

11.00: The Clown Who LostHis Circus, Platypus<br />

Theater,English Children’sTheatre zum Mitmachen.<br />

(ab 3bis 9J.). Anm. erf.<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />

9.30: Raumschiff Erde<br />

11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />

20.00 Studio: KOOKread: The Making of Selbst –das<br />

literarische Ich zwischen Erfindung und Behauptung,<br />

mit Daniela Dröscher,Dilek Güngör,Matthias Nawrat<br />

und Jan Böttcher,Lesung und Konzert<br />

Advent-Zachäus-Kirchengemeinde<br />

(Danziger Str.203) 19.30 Gemeindesaal: Manona.<br />

Roman einer Homophobie, Götz Wienold, Buchvorstellung<br />

Dreifaltigkeitsfriedhof (Bergmannstr.39/41)<br />

17.00: Friedhofs-Salon:FannyHensel –Ihre<br />

Tagebücher,mit Christina Tilmann, Lesung mit Musik<br />

Institute forCultural InquiryBerlin<br />

(✆ 47 37 29 11) 20.00 3. OG Ballroom: Critique of<br />

Fantasy: Between aCrypt and aDateMark, Laurence<br />

Rickels<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

20.30: Peace, Love &Poetry–Die Satire des modernen<br />

Dichterwettstreits!, Sarah Bosetti, Daniel Hoth<br />

Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />

19.30: Hausgäste, Lesung und Gespräch mit Galal<br />

Alahmadi, Gabriela Cabezón Cámaraund Jan Nmec<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

19.00: „Bei Sinnen sein:Eigensinnig!“ Zu Volker<br />

Brauns 80. Geburtstag,Lesung und Feierlicheit. In<br />

Anwesenheit vonVolker Braun lesen und gratulieren<br />

Kathrin Schmidt, Lothar Trolle, Richard Pietraß, Bert<br />

Papenfuß und Kerstin Hensel<br />

Literaturhaus Berlin (✆ 88 72 86 -0)<br />

12.30: Brown Bag Lunch: Leonardo da Vinci und die<br />

Frauen –EineKünstlerbiographie, Kia Vahland<br />

19.30: Weiter Schreiben –Ali Al-Kurdi und Martin<br />

Kordic im Gespräch mitAnnika Reich, Musik: Mediterranean<br />

Girls Group<br />

Schmalfuss Berlin |contemporaryfine arts<br />

(Knesebeckstr. 96) 19.00: Letzte AusfahrtStockholm.<br />

Friedhovens zweiter Fall, IngoLangner,Buchpremiere<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Staatsbibliothek Unterden Linden (✆ 266 -0)<br />

18.00 Wilhelm-von-Humboldt-Saal: Albrecht von<br />

Brandenburg-Ansbach –letzter Hochmeister des<br />

Deutschen Ordens und erster Herzog vonPreußen,<br />

mit Jacek Wijaczka, Buchvorstellung.Anm. erf.<br />

Tschechisches Zentrum (✆ 206 09 89 11)<br />

19.00: Der Mann am Grund. Der erste Fall vonKommissar<br />

Holina, IvaProcházková, Lesung und Gespräch<br />

Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />

20.00: Rakete 2000 rockt Pankow<br />

KONZERT<br />

Auster Club (✆ 611 33 02)<br />

20.00: Call Me Cleo,support: Miles Perkin<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Keys &Screws Double Bass<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Amr Hammour „PMT“ Trio<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.00: Vögel Die Erde Essen<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: Whiskey Myers, Wartoad<br />

Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />

20.30: Hang Massive<br />

Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />

20.00: One OK Rock<br />

Lido (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: L’aupaire +Alberta Cross<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

19.00: Sparkling<br />

Mercedes-Benz Arena (✆ 20 60 70 88 99)<br />

19.30: Hugh Jackmanmit Orchester<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

19.30: Bernhard Eder, Special Guest: Peter Piek<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: The Word Alive, special guests: MakeThem<br />

Suffer,OfVirtue,Aviana<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

19.15: Einführung (Staatskapelle Berlin)<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: Tété, Fautentique<br />

Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />

22.30: Chameleons Vox<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00: Tujah<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

20.30: The Zig Zag Jazzed Up Jam Session, host: Uri<br />

Gincel<br />

CLUB<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Bellmeria, Nikklaas, OELV<br />

Humboldthain Club (✆ 46 90 53 65)<br />

20.00: Open Decks for VinylDJs &Tischtennis<br />

Maxxim Berlin (✆ 41 76 62 40)<br />

19.00: FarOut After Work Party, Tiefton, Guess<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

20.00: Definizium Records presents WomTacker u. a.<br />

Monster Ronson’sIchibanKaraoke<br />

(✆ 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.55: Encore.une.fois –Smash Invaders, Smashi TV,<br />

Joyce Muniz, Dirk Sid Eno<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />

Leandro<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 13.40; Nur eine Frau<br />

15.30, 20.00; Monsieur Claude II17.45; Alfons<br />

Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 13.30; Der Fall<br />

Collini 15.30, 20.30; VanGogh: An der Schwellezur<br />

Ewigkeit 18.10<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gundermann17.15;<br />

Avengers: Endgame (OmU) 20.00; Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 14.50; Das Ende<br />

der Wahrheit 16.40, 20.30; Der Flohmarkt von Madame<br />

Claire 16.15; Dasschönste Paar 18.30; Atlas<br />

20.45; Stan &Ollie (m. Kurzfilm) 15.00, 17.45;<br />

Liebesfilm 19.00; Stan &Ollie (OmU) 21.00; Van<br />

Gogh: Ander Schwelle zur Ewigkeit 15.30, 17.50,<br />

20.15<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.45, 15.50;<br />

Dumbo 14.00; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />

14.00; Ein Gauner &Gentleman 14.15; Wenn du<br />

König wärst 14.20; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />

ist zurück 14.30; Der Fall Collini 14.45, 19.30;<br />

Avengers: Endgame (OmU) 15.30, 17.00, 19.45,<br />

21.00; Monsieur Claude II16.30; Van Gogh: An der<br />

Schwelle zur Ewigkeit 16.40, 19.30; Das schönste<br />

Paar 17.00; Das Ende der Wahrheit 17.20, 20.00;<br />

Nur eine Frau 17.45, 20.15; Tea with the Dames:<br />

Ein unvergesslicher Nachmittag –Nothing Like a<br />

Dame (OmU) 18.00; Stan &Ollie 19.00; Border<br />

20.15; Shazam! (OmU) 21.30; Captain Marvel<br />

(OmU) 22.15; Ein letzter Job – King ofThieves<br />

(OmU) 22.30; ImNetz der Versuchung –Serenity<br />

(OmU) 22.40; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

–AtEternity‘s Gate (OmU) 22.45; Der Goldene<br />

Handschuh 22.50<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Von Bienen und Blumen<br />

17.45; Daszweite Lebendes Friedrich Wilhelm<br />

Georg Platow (m. Vorfilm) 19.30; Svideteli Putina<br />

–Putin‘s Witnesses: Putins Zeugen (OmU) 21.30<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Luft zum Atmen<br />

–40Jahre Opposition bei Opel in Bochum 17.00;<br />

Streik –Enguerre (OmU) 18.15; Deckname Jenny<br />

20.00; Ray &Liz (OmU) 22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 14.10; Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 14.15; Monsieur<br />

Claude II14.20, 19.45; Alfons Zitterbacke –Das<br />

Chaos ist zurück 14.20; Willkommen im Wunder<br />

Park 14.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

14.30; Dumbo 14.30;<br />

Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.45, 17.20,<br />

20.00, 22.30; 3D: Avengers: Endgame 14.45,<br />

16.20, 20.15, 22.25; Avengers: Endgame 15.30,<br />

19.45; Der Fall Collini 16.30, 19.30; Wenn du König<br />

wärst 16.40; ImNetz der Versuchung 16.50,<br />

19.45, 22.30; 3D: Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 17.00; Captain Marvel 17.10; 3D: Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 17.15, 20.20, 23.00; Die<br />

Goldfische 19.40; After Passion 19.50; Fighting<br />

with My Family 20.00; The Hole in the Ground<br />

22.30; Lloronas Fluch 22.30; 3D: Captain Marvel<br />

22.30; Friedhof der Kuscheltiere 22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Avengers:<br />

Endgame 13.30, 16.40, 20.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 13.45; Royal Corgi: Der Liebling<br />

derQueen13.50; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

14.10, 17.30, 20.40; After Passion 14.30, 17.20;<br />

Die Goldfische 14.40; 3D: Avengers: Endgame<br />

15.15, 16.10, 18.30, 19.30; Dumbo 15.40; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.30, 20.00;<br />

Der Fall Collini 16.50, 20.20; Fighting with My<br />

Family 17.30; Monsieur Claude II19.20; Captain<br />

Marvel 19.50; The Hole inthe Ground 20.10<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 3004)<br />

Der Fall Collini 14.35,17.30,20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Monsieur Claude II<br />

18.00; Roma 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Stan&Ollie(OmU) 15.45,<br />

20.30;Van Gogh:Ander Schwelle zur Ewigkeit –At<br />

Eternity‘s Gate (OmU) 18.00<br />

Urania-Filmbühne (✆ 218 90 91) Ein Gauner &<br />

Gentleman 16.30,19.00<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Border –Gräns (OmU)<br />

18.00; Free Solo (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 0211) Willkommen<br />

im Wunder Park 10.00, 12.00, 14.00;<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 10.00, 12.30,<br />

14.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00,<br />

12.20, 14.50, 17.25, 20.00; Avengers: Endgame<br />

10.00, 15.00, 16.20, 19.00; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 12.10; Glam<br />

Girls: Hinreißend verdorben 14.40, 17.15, 19.50;<br />

3D: Avengers: Endgame 16.10, 20.15; Monsieur<br />

Claude II 20.15<br />

KinoimKulturhausSpandau (✆ 3336081) Monsieur<br />

Claude II14.15,18.15; Ein Gauner &Gentleman<br />

16.15; Ein letzter Job 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 0711) Monsieur Claude II<br />

15.00,17.40,20.15<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

Willkommen im Wunder Park 10.00, 12.00; Royal<br />

Corgi: Der Lieblingder Queen 10.00, 12.30, 14.10;<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.30,<br />

13.50, 14.45, 17.30, 19.45, 22.40; Misfit 10.00;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 10.00, 12.00; Checker Tobi und das Geheimnis<br />

unseres Planeten 10.00; Avengers: Endgame<br />

10.00,15.00,16.30, 18.00, 20.15, 22.00; Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 11.50; Rocca<br />

verändert die Welt 12.20; Wenn du König wärst<br />

14.20; Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.45,<br />

17.15, 20.15, 23.00; Dumbo 15.00; 3D: Avengers:<br />

Endgame 16.20, 22.20; After Passion 17.10;<br />

Green Book –Eine besondere Freundschaft 19.45;<br />

NationalTheatre: AllMySonsbyArthur Miller (OmU)<br />

20.00; Avengers: Endgame (OF) 20.30; Lloronas<br />

Fluch 22.40<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 15.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu15.45,18.00; Glam Girls: Hinreißend<br />

verdorben 15.45, 18.00, 20.30; 3D: Avengers:Endgame<br />

16.30, 20.30; Hard Powder 18.00, 20.30;<br />

3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Commedia all‘italiana:<br />

Verführung auf italienisch –Sedotta aabbandonata<br />

(OmenglU) 20.00; Mirror –Archiv der Cimatheque<br />

Kairo: Filmausschnitte (m. Einführung, Gast u.Diskussion)<br />

19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.30, 15.30,<br />

16.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben 12.30,<br />

14.00, 17.10, 19.30, 23.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

12.30, 14.00, 16.00, 18.00, 19.00, 20.30,<br />

22.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 12.40,<br />

14.00; Captain Marvel 12.45, 15.50, 16.20,<br />

20.45; Ostwind 4 – Aris Ankunft 13.00, 13.30;<br />

Avengers: Endgame 13.00, 15.00, 17.00, 19.40,<br />

20.00, 21.00, 22.20; Willkommen im Wunder Park<br />

13.10,15.45;Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

13.20; Der Fall Collini 13.20, 16.30, 19.50,<br />

22.50; Wenn duKönig wärst 13.30; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 13.30;<br />

After Passion 13.30,16.50, 19.30; Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 14.10;<br />

Monsieur Claude II 14.30, 16.40, 20.10; Stan &<br />

Ollie 16.20, 19.00; Dumbo 16.20; AStar IsBorn<br />

16.30; Shazam! 16.50; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.00, 19.50, 22.45; Nur eine Frau<br />

17.10, 19.45, 22.30; Der Flohmarkt von Madame<br />

Claire 18.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />

18.20; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

19.15; Friedhof der Kuscheltiere 19.40, 23.10; Bohemian<br />

Rhapsody 19.40; Das Ende der Wahrheit<br />

20.10;ImNetz der Versuchung 21.00;Iron Sky:The<br />

Coming Race 22.00; EscapeRoom 22.20; Lloronas<br />

Fluch 22.30; Fighting with MyFamily 22.30; Wir<br />

23.00;The Hole in the Ground 23.00<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 4344) One Cut of the<br />

Dead –Kamera otomeru na! (OmU) 18.00; Berlin<br />

Bouncer (OmU) 20.00; Wir –Us (OmU) 22.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 14.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

14.00, 16.30; Avengers: Endgame 14.00, 16.00,<br />

19.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />

14.00; 3D: Avengers: Endgame 15.00, 18.00,<br />

20.15, 21.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

16.00, 18.00, 20.15, 22.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 19.00, 22.00; Der Fall Collini<br />

22.30<br />

Casablanca (✆ 677 5752) Der Funktionär 16.45;<br />

EinGauner&Gentleman 18.30; Weil Du nur einmal<br />

lebst –Die Toten Hosen auf Tour 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.55, 16.40;<br />

3D: Avengers: Endgame 14.00, 15.30, 18.00,<br />

19.30;After Passion 14.00,17.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.15; Willkommen im Wunder<br />

Park 14.20; Captain Marvel 14.20; Dumbo 14.30;<br />

Glam Girls: Hinreißend verdorben 15.00, 17.30,<br />

20.15;Avengers: Endgame 16.00,20.00; Wenn du<br />

König wärst 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.00, 19.40; Monsieur Claude II17.10,<br />

19.30; Der Fall Collini 19.45; Fighting with MyFamily<br />

19.50; Friedhof der Kuscheltiere 20.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/5050311) Willkommen<br />

imWunder Park 14.00, 18.25; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.00, 15.00, 16.45, 17.40,<br />

19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.20,<br />

16.50, 19.30; Avengers: Endgame 15.00, 19.30;<br />

3D:Avengers: Endgame 16.00, 20.15; Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 16.10; Dumbo 16.40; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 19.45; Avengers:<br />

Endgame (OF) 20.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF) 20.40<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Roma<br />

(OmU; mit Vorfilm) 18.45; Free Solo 21.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 4714001) Berlin-Film-Katalog:<br />

Zwei in einer großen Stadt 18.00; Ray &Liz (OmU)<br />

19.45; Border –Gräns (OmU) 21.45<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Der Fall Collini<br />

13.00, 20.00; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />

15.30; Monsieur Claude II17.45; Monsieur Claude<br />

II 11.45, 20.30; Asterix und das Geheimnis des<br />

Zaubertranks 14.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />

ist zurück 16.00; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />

18.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Christo –<br />

Walking on Water (OmU) 15.30; Van Gogh: An der<br />

Schwellezur Ewigkeit 18.00; DasEndeder Wahrheit<br />

20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 13.15; Monsieur Claude<br />

II 15.30; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

17.45; Der Fall Collini 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Die Stadt als Beute 18.00<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Nur eine Frau 13.30,<br />

20.30; Der Flohmarkt von Madame Claire 15.45;<br />

Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 18.00<br />

FREILUFTKINOS<br />

Freiluftkino Insel imCassiopeia (✆ 35 12 24 49)<br />

Weil Du nur einmal lebst –Die Toten Hosen auf Tour<br />

21.30<br />

Freiluftkino Kreuzberg Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro<br />

felice (OmU) 21.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Rafiki<br />

(OmU) 17.00; Filmclub (m. Einführung u. Diskussion)<br />

19.30<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/7437020) DerFall Collini<br />

13.30,21.15; Atlas 14.30;Tea with the Dames:<br />

Ein unvergesslicher Nachmittag 14.45; Monsieur<br />

Claude II14.45, 16.45; Das Ende der Wahrheit<br />

16.00, 20.45; Das schönste Paar 16.45, 20.45;<br />

Asterix unddas Geheimnis des Zaubertranks 16.45;<br />

Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 18.15; Edie<br />

–Für Träume ist esnie zu spät (m. Gast) 18.45; Der<br />

Flohmarkt von Madame Claire 18.45; Von Bienen<br />

und Blumen 19.00; Kleine Germanen 21.00<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />

Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 13.40;<br />

Willkommen imWunder Park 13.45; 3D: Avengers:<br />

Endgame 13.45, 15.45, 18.30, 20.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.00; Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 14.15; Avengers: Endgame<br />

14.15, 15.15, 16.00, 19.30, 20.15; Glam Girls:<br />

Hinreißend verdorben 14.30, 17.15, 20.15; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.45, 19.40;<br />

Monsieur Claude II17.00; Der Fall Collini 19.30;<br />

After Passion 19.45<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.30, 17.00, 19.30<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Der Fall Collini 17.15; Van Gogh: Ander Schwelle<br />

zur Ewigkeit 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 0200) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 14.00, 16.50; Avengers:<br />

Endgame 14.00, 17.00, 20.00; Fighting with My<br />

Family 14.15; Willkommen im Wunder Park 14.20;<br />

Wenn du König wärst 14.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.30; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 14.30; Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 14.40; 3D: Avengers:<br />

Endgame 15.30, 16.15, 19.30; After Passion<br />

17.10, 20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.15, 19.50; Monsieur Claude II 17.15,<br />

19.30; Der Fall Collini 17.30, 20.30; 3D: Dumbo<br />

17.45; 3D: Captain Marvel 19.45; Im Netz derVersuchung<br />

20.10; Die Goldfische 20.45<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 10.00; Glam Girls:<br />

Hinreißend verdorben 15.30, 18.00, 20.30; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 15.30; 3D: Avengers:<br />

Endgame 16.00, 20.15; Hard Powder 17.45; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 18.00, 20.30;<br />

Destroyer 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.00; 3D: Avengers:<br />

Endgame 14.00, 16.15, 20.00; Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 15.00; Glam Girls: Hinreißend<br />

verdorben 15.15, 17.45, 19.45; Avengers:<br />

Endgame 17.00, 19.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.15, 20.30<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Avengers: Endgame 17.00, 20.15<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Dumbo<br />

15.45; 3D: Avengers: Endgame 16.15, 20.00; Der<br />

Fall Collini 18.15; Monsieur Claude II20.45


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

CHAT<br />

„Antworten auf<br />

dem Wegzur<br />

Dusche“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Menschen<br />

zu Wort,die sich in der digitalen<br />

Welt bewegen. Christian Lindener<br />

ist Deutschland-CEO vonWayra,<br />

dem weltweiten Start-up-Accelerator-Programm<br />

des Telefónica-Konzerns.<br />

Am 16. Maispricht er beim „AI<br />

Kitchen Talk“ im Telefónica-Basecamp<br />

mit Wolfgang Hildesheim, der<br />

bei IBM in Deutschland für das KI-<br />

Thema zuständig ist, und KI-Startups<br />

von Wayra über das Thema<br />

„Künstliche Intelligenz als Zauberformel?<br />

Innovation und Digitalisierung<br />

beginnen im Alltag“.<br />

Womit beginnt morgens Ihr Einstieg<br />

in die digitale Welt?<br />

Ichstehe früher auf als meine Frau<br />

und meine Kinder:um6Uhr.Ich checke<br />

E-Mails,Termine,LinkedInsowie<br />

unsere Business-Channels und Metriken<br />

auf Social Media. Die wichtigsten<br />

Sachen beantworte ich auf dem<br />

Wegzur Dusche.<br />

Eingroßes Thema zurzeit ist Künstliche<br />

Intelligenz. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

KI wirddas Arbeitsleben grundlegend<br />

verändern. Sie wird dem Menschen<br />

Routineaufgaben abnehmen,<br />

damit er sich auf viel komplexere<br />

oder emotionalere Aufgaben fokussieren<br />

kann –und somit Zeit und Effektivität<br />

gewinnt. Der Mensch wird<br />

diese gewonnene Zeit für Interpretationen<br />

und Handlungen nutzen.<br />

Werden nur wir eines Tages über unsereDaten<br />

verfügen können?<br />

Sicher nicht. Es wirdimmer Wege<br />

geben, an die Daten der Menschen<br />

zu kommen. Schon aus Bequemlichkeit<br />

sind viele bereit, ihreDaten freizugeben.<br />

Dennoch bin ich davon<br />

überzeugt, dass jeder seine eigene<br />

Datenbank haben sollte und selbst<br />

entscheiden soll, mit wem erseine<br />

Daten teilen will.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt, was verurteilen Sie?<br />

Ichverurteile Cyber-Bullying und<br />

den Missbrauch von Daten. Gerade<br />

bei Jugendlichen kann das oft weitreichende<br />

und verletzende Folgen<br />

haben. Dafür habe ich nichts übrig!<br />

Es gibt Menschen, die behaupten,<br />

Computer sind nur erfunden worden,<br />

damit gespielt werden kann.<br />

Spielen Sieauch?<br />

Jeden Tag! Im Grunde basiertjede<br />

App auf der Gamification der Inhalte,und<br />

deshalb spielen wir alle jeden<br />

Tag. Die großen Innovationen<br />

entstehen durch drei Antriebe: Sex,<br />

Kriege und Spiele.<br />

Vielen Menschen macht die Zukunft<br />

Angst. Welcher Podcast macht Ihnen<br />

Mut?<br />

DerPodcast vonLucas Hoffmann<br />

über Social-Media-Marketing. Das<br />

hat soviel Potenzial, dass wir es noch<br />

gar nicht richtig fassen können.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Nicht wenn ich bei meiner Frau<br />

und meinen beiden Töchtern zu<br />

Hause bin. Dann gehört die Zeit nur<br />

ihnen.<br />

Christian Lindener<br />

ist Deutschland-Geschäftsführer<br />

vonWayra.<br />

VonAnnika Leister,Jan Sternberg<br />

und Jörg Hunke<br />

Mehrere <strong>Berliner</strong> Twitter-Nutzer<br />

hat es erwischt.<br />

Im Laufe des<br />

gestrigen Tages wurden<br />

immer mehr Fälle bekannt, in<br />

denen der Kurznachrichtendienst<br />

Accounts mit politischen Äußerungen<br />

gesperrt hatte. Zum Unverständnis<br />

der Account-Betreiber.<br />

Es ging am Morgen mit der<br />

Nachricht los, dass Sven Kohlmeier,<br />

rechtspolitischer und netzpolitischer<br />

Sprecher der SPD-Fraktion<br />

im Abgeordnetenhaus, nicht<br />

mehr auf seinen Account zugreifen<br />

konnte.Kohlmeier hatte auf Twitter<br />

kritisiert, dass die <strong>Berliner</strong> AfD-Abgeordnete<br />

Jessica Bießmann nicht<br />

aus der Partei ausgeschlossen wird,<br />

obwohl sie auf alten Fotos vor einem<br />

Weinregal mit Hitler-Konterfei<br />

posiert hatte. „So ein paar Hitlerwein-Fotos<br />

schaden nicht der Parteimitgliedschaft“,<br />

schrieb Kohlmeier.<br />

„Wie rechtsradikal muss<br />

man eigentlich sein, um bei der<br />

AfD rauszufliegen?“<br />

Kohlmeier erwägt neue Gesetze<br />

Twitter teilte dem Abgeordneten<br />

mit, die Nachricht verstoße „gegen<br />

unsere Regeln zum Veröffentlichen<br />

von irreführenden Informationen<br />

vor Wahlen“. Kohlmeier legte Einspruch<br />

gegen die Sperre ein. „Es<br />

handelt sich eindeutig um eine erlaubte<br />

Meinungsäußerung“, sagte<br />

er der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland). „Es ist<br />

klar rechtswidrig, was Twitter hier<br />

macht“, fügte er erbost hinzu.<br />

Kohlmeier ging davon aus, dass<br />

AfD-nahe Nutzer systematisch ihn<br />

und andere kritische Twitterer melden<br />

und blockieren lassen. „Die haben<br />

mich auf dem Kieker,weil ich regelmäßig<br />

AfD-kritische Aussagen<br />

Die Forderung nach einer Zerschlagung<br />

von Facebook wird<br />

verstärkt zu einem Thema für den<br />

Vorlauf zur US-Präsidentenwahl<br />

2020. Mitder Senatorin Kamala Harris<br />

sprach sich eine weitere Politikerin<br />

aus dem Lager der Demokraten<br />

dafür aus, dass die amerikanische<br />

Regierung eine Aufspaltung des Online-Netzwerks<br />

prüfen sollen.<br />

Die Forderung, Facebook zu zerschlagen,<br />

bekam in den vergangenen<br />

Tagen neuen Auftrieb.Chris Hughes,<br />

einer der Mitgründer des Online-Netzwerks,<br />

hatte sich vergangene<br />

Woche in einem Beitrag in der<br />

New York Times dafür ausgespro-<br />

Fehler im System<br />

Twitter sperrt stundenlang <strong>Berliner</strong> Nutzer wegen politischer Äußerungen<br />

Tweets der Jüdischen Allgemeinen und von Sven Kohlmeier mit Hinweisen von Twitter<br />

twittere“, sagte er. Gegen die Sperre<br />

rechtlich vorzugehen, hält der Jurist<br />

für schwierig. Nun will er prüfen, ob<br />

es neuer Gesetzebedarf.„Die großen<br />

sozialen Netzwerke müssen die freie<br />

Meinungsäußerung und den Rechtsweg<br />

garantieren“, betonte er. Auch<br />

Kohlmeiers Parteifreundin, die <strong>Berliner</strong><br />

Staatssekretärin Sawsan Chebli<br />

(SPD), war zuletzt kurzzeitig von<br />

Twitter gesperrtworden.<br />

Im Laufe des Tages wurde dann<br />

bekannt, dass auch der Account<br />

der Jüdischen Allgemeinen zeitweise<br />

gesperrt worden war. Hintergrund<br />

war ein harmloser Hinweis,<br />

Facebook wird zum Wahlkampfthema<br />

In den USA streiten führende Politiker darüber,obder Tech-Gigant zerschlagen werden soll<br />

chen, dass Facebook die zugekauften<br />

Apps Instagram und WhatsApp<br />

abgeben müsseund in Zukunft strikter<br />

reguliert werde. Erbekam dafür<br />

Applaus unter anderem von einer<br />

weiteren Präsidentschaftsanwärterin<br />

der Demokraten, der Senatorin<br />

ElizabethWarren, die schon seit einiger<br />

Zeit eine Zerschlagung der großen<br />

Online-Plattformen Facebook,<br />

Google und Amazon fordert.<br />

DieSenatorin Kamala Harris ging<br />

nicht ganz so weit, sagte in einem<br />

CNN-Interview am Wochenende<br />

aber, „wir müssen das ernsthaft in<br />

Erwägung ziehen“. Facebook spiele<br />

aus wirtschaftlicher Sicht eine ähnli-<br />

dass Israels Botschafter Jeremy Issacharoff<br />

nicht mit der AfD sprechen<br />

wolle.„Es ist ein Skandal, dass<br />

Twitter antisemitische Hass-Postings<br />

duldet, während Nachrichten<br />

der einzigen jüdischen Wochenzeitung<br />

Deutschlands gesperrt werden“,<br />

teilte die Redaktion mit.<br />

Auch die <strong>Berliner</strong> Volksinitiative<br />

„Deutsche Wohnen und Co.enteignen“<br />

wurde von Twitter gesperrt.<br />

Anlass sei eine „Satire auf die SPD“<br />

gewesen, sagte Rouzbeh Taherivon<br />

der Initiative der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Auf Facebook ist das Foto noch zu<br />

sehen: Ein Wahlplakat der SPD an<br />

che Rolle wie ein Versorgungsunternehmen,<br />

werde aber nicht entsprechend<br />

reguliert. „Aus meiner Sicht<br />

muss das ein Ende haben.“<br />

Facebook setzt sich unterdessen<br />

gegen die Forderungen zur Wehr.Der<br />

neue Politik-Chef Nick Clegg konterte<br />

am Wochenende –ebenfalls in einem<br />

Meinungsbeitrag in der New York<br />

Times –eine Zerschlagung wäre die<br />

falscheLösung. Clegg, ein ehemaliger<br />

britischer Vize-Premier,bestrittunter<br />

anderem, dass Facebook eine Monopol-Position<br />

habe. Sohabe das Online-Netzwerk<br />

allein im Markt der<br />

Chatdienste viele Konkurrenten wie<br />

Apples iMessage, Microsofts Skype,<br />

BLZ<br />

Twitter steht<br />

eigentlich für<br />

Zwitschern:<br />

Nutzer bekamen<br />

allerdings die<br />

Macht des<br />

Unternehmens<br />

zu spüren.<br />

Grundlos wurden<br />

ihre Accounts<br />

gesperrt.<br />

IMAGO IMAGES<br />

einem Baum, auf dem als Wahlslogan<br />

steht: „Berlin bleibt bezahlbar.<br />

Hahahahahahaha. War nur Spaß!<br />

Anzug und Immobilienwirtschaft<br />

stehen uns besser.“<br />

Neue Funktion zur Europawahl<br />

Taheri kritisierte die Account-<br />

Sperrescharfals willkürlich. Offensichtlich<br />

sei ein Algorithmus am<br />

Werk, der Satire nicht erkennen<br />

könne.„Das ist extrem gefährlich.“<br />

Zudem hätte Twitter lange keinen<br />

Grundfür die Sperregenannt, auch<br />

keinen Ansprechpartner angeboten.<br />

Mehrere Tage lang sei der Account<br />

blockiert gewesen. Taheri<br />

forderte eine Reaktion der Politik:<br />

„Möchte der Gesetzgeber wirklich,<br />

dass reihenweise politisch aktive<br />

Accounts gesperrtwerden?“<br />

In einer Stellungnahme sagte<br />

ein Twitter-Sprecher, dass die Priorität<br />

des Unternehmens auf der<br />

Verbesserung der Gesprächskultur<br />

liege. „Auf dem Weg, dies zu erreichen,<br />

machen wir manchmal Fehler<br />

bei der Durchsetzung unserer<br />

Regeln.<br />

Twitter hatte Ende April eine<br />

neue Funktion zur Europawahl bereitgestellt:<br />

Nutzer können wahlbezogene<br />

falsche und irreführende<br />

Informationen melden. Auch Facebook<br />

macht das. Dascheinen die<br />

Mitarbeiter oder die Algorithmen<br />

besser zu funktionieren: Das Satire-Plakat<br />

der „Deutsche Wohnen<br />

und Co. enteignen“ wurde dort<br />

nicht gesperrt. Die beiden Plattformenstanden<br />

wiederholt in der Kritik,<br />

nicht genug gegen digitale Desinformation<br />

zu unternehmen. Der<br />

Anwalt Thomas Stadler, der vor<br />

drei Jahren nach einem als satirischen<br />

Rat anAfD-Wähler geschrieben<br />

Tweet auch gesperrt worden<br />

war, befürchtete schon, „dass dieses<br />

Instrument gerade vonAfD-Anhängern“<br />

genutzt werde.<br />

Line aus Japan und WeChat aus<br />

China. Seine Größe ermögliche Facebook<br />

zugleich hohe Investitionen in<br />

die Sicherheit der Dienste unter anderem<br />

durch dasVorgehen gegenTerrorpropaganda<br />

und Hassrede. „Das<br />

wäre soziemlich unmöglich für ein<br />

kleineres Unternehmen.“ Hughes<br />

hatte unter anderem argumentiert,<br />

dass Facebooks Gründer und Chef<br />

Mark Zuckerberg zuviel Macht habe<br />

und das Online-Netzwerk durch<br />

seine Größe die Entstehung neuer<br />

Wettbewerber unmöglich mache.Für<br />

Nutzer gebe es keine Alternative zu<br />

Facebook-Apps, weil alle ihre Kontakte<br />

dortseien. (dpa)<br />

Schweden<br />

nimmt Assange<br />

ins Visier<br />

Staatsanwaltschaft prüft<br />

Vergewaltigungsvorwurf<br />

Die schwedische Staatsanwaltschaft<br />

nimmt ihre Voruntersuchungen<br />

zu Vergewaltigungsvorwürfen<br />

gegen Wikileaks-Gründer Julian<br />

Assange wieder auf. Dies gab die<br />

Vize-Chefin der Behörde, Eva-Marie<br />

Persson, am Montag bekannt. Sie<br />

will in Kürze einen europäischen<br />

Haftbefehl ausstellen mit dem Ziel,<br />

dass der 47-Jährige nach Verbüßung<br />

seiner Haftstrafe in Großbritannien<br />

an Schweden ausgeliefertwird.<br />

Assange wird vorgeworfen, 2010<br />

eine Frau in Schweden vergewaltigt<br />

zu haben. Er hat die Vorwürfe stets<br />

bestritten. AndereVorwürfe sind inzwischen<br />

verjährt. Die Schweden<br />

hatten die Ermittlungen vor zwei<br />

Jahren eingestellt, weil es ihnen<br />

nicht gelungen war, Assange ausführlich<br />

zu verhören. Die Schuldfrage<br />

blieb aber ungeklärt.<br />

Der Australier hatte sich 2012 in<br />

die ecuadorianische Botschaft in<br />

London geflüchtet, um einer Auslieferung<br />

an Schweden zu entgehen. Er<br />

fürchtete, später an die USA ausgeliefertzuwerden,<br />

wo ihm Verschwörung<br />

mit der Whistleblowerin Chelsea<br />

Manning vorgeworfen wird. Einen<br />

Auslieferungsantrag aus Amerika<br />

gab es damals aber noch nicht.<br />

Manning hatte Wikileaks 2010 –damals<br />

noch als Bradley Manning –<br />

Hunderttausende geheime Militärdokumente<br />

zukommen lassen. Es<br />

geht dabei um die US-MilitäreinsätzeimIrakund<br />

in Afghanistan.<br />

Im April wurde Assange nun in<br />

der Botschaft in London festgenommen<br />

und zu 50 Wochen Haft verurteilt,<br />

weil er gegen Kautionsauflagen<br />

verstoßen und sich jahrelang dem<br />

Zugriff der Polizei entzogen hatte.<br />

Die USA wollen, dass der Australier<br />

an sie ausgeliefertwird.<br />

Für den Fall, dass Assange nach<br />

Schweden ausgeliefert wird, sagte<br />

Wikileaks-Chef Kristinn Hrafnsson:<br />

„Es gäbe Assange die Gelegenheit,<br />

seine Unschuld zu beweisen.“<br />

(dpa)<br />

Touristen<br />

bei Airbnb<br />

getäuscht<br />

Schiffscontainer als<br />

Unterkunft angeboten<br />

Betrüger haben in Amsterdam<br />

zwei Schiffscontainer verbotenerweise<br />

auf den Bürgersteig gestellt<br />

und über den Unterkunftsvermittler<br />

Airbnb als Touristen-Quartier angepriesen.<br />

In dem Container befanden<br />

sich drei Betten, ein Tisch und eine<br />

Toilette, wie am Montag das „Algemeen<br />

Dagblad“ berichtete. In der<br />

Online-Auskunft des Vermittlers<br />

seien die Container als solche nicht<br />

erkennbar gewesen. Einer der Container<br />

wurde inzwischen von der<br />

Stadtverwaltung weggeschleppt.<br />

Der örtliche Fernsehsender AT5<br />

sprach mit einem Engländer,der die<br />

Unterkunft für 134 Euro gebucht<br />

hatte.„Wirwaren bereits dreimal mit<br />

dem Taxi daran vorbeigefahren und<br />

dachten, dies kann es nicht sein“,<br />

sagte der Tourist. „Als wir ausgestiegen<br />

waren, zeigte sich, dass dies<br />

doch der Fall ist.“ Der Engländer<br />

ging dann demnach lieber in ein<br />

klassisches Hotel. Sein Geld erhielt<br />

er vonAirbnb zurück, so die <strong>Zeitung</strong>.<br />

Anwohner reagierten unterschiedlich<br />

auf die Containerunterkunft<br />

für Amsterdam-Besucher.„Eigentlich<br />

eine lustige Idee, eine<br />

schöne Lösung als Schlafplatz für<br />

Touristen“, sagte ein Mann, der in<br />

der Nähe arbeitet. Als „lächerlich“<br />

bezeichnete ein anderer den Container.<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 25<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG)ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister desAlltags 11.15 (für HG)Wer weiß<br />

denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />

12.15 (für HG)ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />

ZDF-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />

14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00 (für<br />

HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm der Liebe<br />

16.00 (für HG)Tagesschau 16.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer 17.00 (für HG) Tagesschau<br />

17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für HG) Quizduell<br />

18.50 (für HG) WaPo Bodensee. Alte Liebe<br />

19.45 (für HG) Quizzen vor acht 19.55 (für<br />

HG) Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) UmHimmels Willen<br />

Späte Versöhnung.Unterhaltungsserie.<br />

21.00 (für HG) Inaller Freundschaft<br />

Ehrlich währt amlängsten? Arztserie<br />

21.45 (für HG) Report München<br />

Magazin<br />

22.15 (für HG)Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Mord mit Aussicht<br />

Der letzte Vorhang.Krimiserie<br />

23.30 (für HG) Mord mit Aussicht<br />

Klingelingeling.Krimiserie<br />

0.15 (für HG) Umschau<br />

MDR-Magazin<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />

Wolfram Kons 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter uns.<br />

Daily Soap 9.30 (für HG)Alles was zählt. Soap<br />

10.00 Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12.<br />

Moderation: Katja Burkard 14.00 Die Superhändler<br />

–4Räume, 1Deal 16.00 Vorher<br />

Nachher –Dein großer Moment. Mit Janine<br />

Kunze 17.00 Freundinnen –Jetzt erst recht.<br />

Unterhaltungsserie 17.30 Unter uns. Daily<br />

Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin. Moderation:<br />

Elena Bruhn 18.30 Exclusiv –Das Star-<br />

Magazin. Moderation: Frauke Ludowig 18.45<br />

aktuell 19.05 (für HG) Alles was zählt. Soap<br />

19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 (für HG) Nachtschwestern<br />

Gerechtigkeit. Arztserie<br />

Mit Ines Quermann, Mimi Fiedler,Oliver<br />

Franck u.a.<br />

21.15 (für HG) Sankt Maik<br />

Erleuchtung garantiert. Dramaserie<br />

22.15 Doc meets Dorf<br />

Landarzt sein wollen ist nicht schwer<br />

23.10 Schmidt –Chaos auf Rezept<br />

One-Night-Stand.Comedyserie<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.35 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Phönix in der Asche. Krimiserie<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR zur Hauptstadt. neuen Kollegen. Gemeinsam versuchen Arte<br />

15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas? 16.00<br />

(für HG) umvier 17.45 (für HG)Aktuell 18.10<br />

(für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />

19.00 (für HG) MDR Regional 19.30 (für HG)<br />

Aktuell 19.50 (für HG) Einfach genial 20.15 (für<br />

HG) Umschau 21.00 (für HG) Der Osten –Entdecke<br />

wo du lebst 21.45 (für HG) Aktuell 22.05<br />

Das Politbüro privat (1/2) 22.50 (für HG) Polizeiruf<br />

110. Das letzte Wochenende.TV-Kriminalfilm,<br />

DDR 1975 23.55 (für HG) Morden im Norden<br />

0.45 (für HG) Umschau 1.30 (für HG) Der<br />

Osten –Entdecke wodulebst<br />

Bayern<br />

14.40 (für HG) Wer weiß denn sowas? 15.30<br />

(für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />

in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Gesundheit! Die Show 21.45 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Capriccio<br />

22.30 Neue Alpine Architektur in Österreich<br />

23.15 nacht:sicht 0.00 KlickKlack 0.30 Kissinger<br />

Sommer 1.50 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />

Vox<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und<br />

Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 Sing meinen Song –Das Tauschkonzert<br />

22.10 Die Johannes-Oerding-Story 23.05 100<br />

Songs, die die Welt bewegten. Die schönsten<br />

Gänsehaut-Hits 0.00 nachrichten 0.20 (für<br />

HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. Spiel mit dem Feuer 1.20<br />

(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. TodamStraßenrand<br />

Super RTL<br />

14.35 Bugs Bunny &LooneyTunes 15.00 Dragons<br />

–Auf zu neuen Ufern 15.25 Tomund Jerry<br />

15.50 Der gestiefelte Kater –Abenteuer in San<br />

Lorenzo 16.15 Zig &Sharko –Meerjungfrauen<br />

frisst man nicht! 16.45 Die Nektons –Abenteurer<br />

derTiefe 17.15 Barbie –Traumvilla-Abenteuer<br />

17.40 Spirit: wild und frei 18.10 Bugs Bunny<br />

&LooneyTunes 18.40 Woozle Goozle und die<br />

Weltentdecker 19.10 Tomund Jerry 19.45 Angelo!<br />

20.15 (für HG) Hocus Pocus. Komödie,<br />

USA 1993 22.15 Cold Justice –Verdeckte Spuren<br />

23.15 Cold Justice –Verdeckte Spuren<br />

Sport1<br />

14.00 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />

15.00 StorageWars –Geschäfte in Texas. Keine<br />

Gewinner 16.00 Eishockey: Weltmeisterschaft.<br />

Gruppe A: Großbritannien –Dänemark<br />

18.30 Fußball: U19-Bundesliga. Halbfinale,<br />

Hinspiel 20.10 Eishockey:Weltmeisterschaft.<br />

Gruppe A: Deutschland –Frankreich 22.30 Eishockey<br />

–N.ICE –Goldis Eishockey-Welt 23.00<br />

Bundesliga aktuell. Die tägliche News-Sendung<br />

für Fußballfans 23.15 Goooal! –Das internationale<br />

Fußball-Magazin 23.45 Scooore!<br />

5.30 (für HG)ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Servicetäglich 10.30<br />

(für HG)Notruf Hafenkante. Das 1x1 desguten<br />

Tons 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Die Tote auf<br />

dem Eis 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00<br />

(für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute–in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. Todinden Ferien<br />

17.00 (für HG)heute 17.10 (für HG) hallo<br />

deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />

(für HG) SOKO Köln. Eingeschlossen 19.00 (für<br />

HG) heute 19.21 Parteien zur Europawahl 19.25<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. Der letzte Akt<br />

20.15 (für HG) Laut, forsch, national –Wie<br />

Salvini, Orbán &Co. Europa spalten<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

Das Geschäft mit der Schönheit –<br />

Unter die Haut gespritzt<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) Vickys Traum vom Sehen<br />

22.45 Mann, Sieber!<br />

Mit Tobias Mann, Christoph Sieber<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

0.30 heute+<br />

0.45 Neu im Kino<br />

„Greta” von Neil Jordan<br />

5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,Isabella<br />

Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas,Alexander Stephens,Isabella<br />

Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />

Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring 17.00 Klinik am Südring 17.30 Klinik<br />

am Südring –Die Familienhelfer 18.00 Endlich<br />

Feierabend! Moderation: Simone Panteleit,<br />

Daniel Boschmann 19.00 Genial daneben –<br />

Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Whiskey Cavalier<br />

Agent mit Liebeskummer. Actionserie<br />

Mit Scott Foley, Lauren Cohan, Ana<br />

Ortiz u.a.<br />

21.15 LethalWeapon<br />

Im selben Boot.Actionserie<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

23.10 SpiegelTV–Reportage<br />

Feuerwache Neukölln –Alarm inder<br />

Sonnenallee. Reportagereihe<br />

Moderation: Maria Gresz<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

Gast: Stefan Mross<br />

14.05 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />

14.55 (für HG) In aller Freundschaft<br />

–Die jungen Ärzte 15.45 (für HG) Aktuell<br />

16.05 Hier und heute 18.00 (für HG) aktuell<br />

/Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG)Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />

20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Abenteuer Erde 21.00 (für HG) Quarks 21.45<br />

(für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Schimanski.<br />

TV-Kriminalfilm, D1997 23.40 (für HG) 600<br />

Kilo pures Gold! Abenteuerfilm, F2010 1.10<br />

(für HG) Quarks 2.00 Lokalzeit aus Köln<br />

NDR<br />

15.15 (für HG)Wer weiß denn sowas? 16.00<br />

(für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />

17.10 (für HG) Seehund, Puma &Co.<br />

18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Natur-<br />

Nah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Visite 21.15 (für HG) Panorama 3 21.45<br />

(für HG) aktuell 22.00 (für HG) Tatort. Abschaum.<br />

TV-Kriminalfilm, D2004 23.30 (für<br />

HG) Weltbilder 0.00 (für HG) Was Sie schon<br />

immer über Frauen wissen wollten... Dokumentarfilm,<br />

D2018 1.25 (für HG) NDR Talk Show<br />

Kabel eins<br />

7.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />

8.35 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />

9.30 Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.20<br />

Without aTrace 12.15 Numb3rs 13.10 Castle<br />

14.05 The Mentalist 15.00 Navy CIS: L.A.<br />

15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />

Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir<br />

kümmern uns drum 20.15 Doppelmord. Thriller,USA/D/CDN<br />

1999 22.25 Denn zum Küssen<br />

sind sie da. Thriller,USA 1997 0.40 Doppelmord.<br />

Thriller,USA/D/CDN 1999<br />

RTL 2<br />

7.00 Die Kochprofis –Einsatz amHerd 8.00<br />

Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00 Die<br />

Geissens –Eine schrecklich glamouröse Familie!<br />

13.00 Die Geissens –Eine schrecklich<br />

glamouröse Familie! 14.00 Die Wollnys –Eine<br />

schrecklich große Familie! 15.00 Hilf mir!<br />

Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />

Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln<br />

50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />

Hartz und herzlich 22.15 Armes Deutschland –<br />

Deine Kinder 0.15 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

1.05 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

Eurosport 1<br />

17.00 Radsport: Giro extra 17.30 Radsport:<br />

Vier Tage von Dünkirchen 18.30 WATTS.Eurosport-Clipshow<br />

18.55 Eurosport News 19.00<br />

Motorsport: Porsche Supercup 19.30 Formel E:<br />

FIA-Meisterschaft 20.30 Tourenwagen: Weltcup<br />

21.00 EWC All Access 21.25 Rallye: Italian<br />

Rally Championship 21.30 Motorsport: Blancpain<br />

GT Series Endurance Cup 22.30 Motorsport:<br />

Blancpain GT World ChallengeAsia 22.55<br />

Eurosport News 23.00 Radsport: Tour of California.<br />

3. Etappe 1.00 Tourenwagen: Weltcup<br />

SAT.1, 20.15 UHR ACTIONSERIE<br />

Whiskey Cavalier<br />

Der FBI-AgentWillChase (ScottFoley)alias WhiskeyCavalier hatschwer<br />

mit der Trennungvon seiner Ex zu kämpfen, als mitten im schlimmsten<br />

Liebeskummer eine neue Mission Ablenkungverspricht: DerAgent soll<br />

ein gestohlenesRöhrchenvoller Ebola-Viren wiederbeschaffen. Nachdem der<br />

Auftrag erfolgreich beendet ist, wird dem charmanten Top-Agenten die CIA-<br />

Ermittlerin Frankie Trowbridge an die Seite gestellt.Die beiden könnten unterschiedlicher<br />

kaum sein, doch obwohl sie sichgegenseitigden letzten Nerv<br />

rauben, istdie Zusammenarbeit der unterschiedlichen Charakterköpfe von<br />

erstaunlichem Erfolggekrönt. Startder neuen Agenten-Dramedy-Serievon<br />

Serien-Macher Bill Lawrence,der bereits mit „Chaos City“ und „Scrubs –Die<br />

Anfänger“ ein Händchen für kurzweilige Unterhaltungbewies.<br />

(USA/2019)<br />

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SAT.1, 21.15 UHR ACTIONSERIE<br />

Lethal<br />

Glaube,<br />

Weapon<br />

Liebe,<br />

Hoffnung, Berlin<br />

Foto:Sat.1<br />

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Ein halbes Jahr nachdem sein Partner<br />

Martin Riggserschossen wurde,sucht<br />

Hauptstadtschmuckmit RogerMurtaugh(Damon Herz Wayans,r.) noch<br />

Diestilvolle Verbildlichung immerdes„Hoheliedder nach dem Mörder Liebe“findet seines ihreFreundes.<br />

schönste Form in dieser<br />

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hochwertigen<br />

Kriegsheimkehrer<br />

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und ehemaligenElitesoldaten<br />

Schmuckstück WesleyCole (Seann Wil-<br />

verstellbarer Bio-Ziegenlederkordelinschwarz.<br />

Der<strong>Berliner</strong>Bär verleihtdem<br />

eineeinzigartigeVerbindung liam Scott, l.) bekommtder Ermittler einen<br />

Maße:3×1,5 cm sieeinen (H/Dicke) Anschlag zu verhindern und bekommen<br />

es dabeieiner kriminellen Grup-<br />

Lederkordel(biszu1mLänge)<br />

Made in Germany pe Tschetschenen zu tun. Startder dritten<br />

Art.-Nr. 1311030<br />

Staffel. Nachdem Clayne CrawfordamEnde<br />

der zweiten Staffel den Serientodstarb,<br />

übernimmtnun Seann William Scotteine<br />

der beidenHauptrollen.<br />

(USA/2016)<br />

Foto:Sat.1<br />

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stehtein gesetzliches Widerrufsrechtzu. Alle Informationenüberdieses<br />

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mittel MITTEL<br />

3 2 7 5 9 8 6 1 4<br />

1 6 8 2 4 3 9 5 7<br />

4 5 9 1 7 6 2 3 8<br />

5 7 1 6 8 4 3 9 2<br />

6 3 2 9 1 7 4 8 5<br />

9 8 4 3 5 2 1 7 6<br />

2 4 5 7 3 1 8 6 9<br />

8 9 3 4 6 5 7 2 1<br />

7 1 6 8 2 9 5 4 3<br />

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VOM 13. 5. 2019<br />

vom 13.5.2019<br />

schwer<br />

SCHWER<br />

9 7 1 8 2 5 3 4 6<br />

6 4 8 1 9 3 5 7 2<br />

2 3 5 7 6 4 9 8 1<br />

3 5 2 6 7 8 1 9 4<br />

7 1 6 4 3 9 8 2 5<br />

4 8 9 5 1 2 6 3 7<br />

5 9 4 2 8 1 7 6 3<br />

8 2 7 3 5 6 4 1 9<br />

1 6 3 9 4 7 2 5 8<br />

6.20 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />

7.20 Brisant 8.00 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />

In aller Freundschaft 10.30 Rote Rosen 11.20<br />

Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin Dr.Mertens<br />

13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer 14.00<br />

Lichters Schnitzeljagd 14.45 Traumhäuser<br />

15.15 Urlaubsland Bayern 16.00 rbb24 16.15<br />

Wer weiß denn sowas? 17.00 rbb24 17.05<br />

Giraffe, Erdmännchen &Co. 17.55 Sandmann<br />

18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin 18.30<br />

zibb. zuhause in berlin &brandenburg 19.30<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau<br />

20.15 Geheimnisvolle Orte<br />

Die Sacrower Heilandskirche –Kirche<br />

im Niemandsland<br />

21.00 Potsdam und Europa –Eine<br />

Entdeckungstour<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Nuhr im Ersten<br />

Gäste: Lisa Eckhart, IngoAppelt, Timo<br />

Wopp. Moderation: Dieter Nuhr<br />

22.45 Von der Lippe feiert Carolin Kebekus<br />

Mit Jürgen von der Lippe<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Abendshow Live aus Berlin<br />

ProSieben<br />

9.35 Fresh off the Boat 10.30 Mike &Molly<br />

10.55 How IMet Your Mother 11.50 2Broke<br />

Girls. Die Hochzeitstorte/Der Mietvertrag.Comedyserie<br />

12.40 Mom. Eine Fürsprecherin für<br />

Regina.Comedyserie 13.05 Twoand aHalf<br />

Men. Bereit für die Großaufnahme/Ich kümmere<br />

mich um Prudence/Im Bett mit Angina.<br />

Comedyserie 14.25 The Middle. Das zweite<br />

Halloween-Fest/Die große Chance. Comedyserie<br />

15.15 The Big BangTheory. Keine hübschen<br />

Frauen!/Für immer zu dritt/Ein Abend<br />

mit Darth Vader/Eisenbahnromantik. Comedyserie<br />

17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die<br />

Simpsons. Jailhouse Blues/Chief der Herzen.<br />

Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 Big Countdown<br />

Die 50größten Comebacks<br />

Moderation: Annemarie Carpendale<br />

Zu den spektakulärstenRückkehrerngehören<br />

die 90er-Boyband Take That und das<br />

Serien-Comeback vonSherlock Holmes.<br />

22.30 Die Simpsons<br />

22 Kurzfilme über Springfield<br />

23.00 Die Simpsons Simpson und sein Enkel<br />

in „Die Schatzsuche” /Volksabstimmung<br />

in Springfield /Das verlockende<br />

Angebot. Zeichentrickserie<br />

0.25 Big Countdown Wissensshow<br />

16.25 Die Bienenflüsterer 16.50 X:enius<br />

17.20 Spanien von oben –Geschichte(n) eines<br />

Landes 17.50 (für HG) Ach, Europa!<br />

18.35 (für HG) Das geheime Leben der Pflanzen<br />

19.20 Arte Journal 19.40 (für HG) Re:<br />

20.15 Demokratie unter Druck. Dokumentarfilm,D2019<br />

21.45 Erasmus: Europa für alle?<br />

Dokumentarfilm,F/GR/IRL 2018 23.00 Das<br />

Tal–Straftat Nächstenliebe 0.00 Arte Journal<br />

0.20 Klöster Europas –Zeugen des Unsichtbaren<br />

1.15 Klöster Europas –Zeugen des Unsichtbaren<br />

3Sat<br />

11.40 Natur imGarten 12.10 (für HG)Am<br />

Schauplatz Gericht 13.00 (für HG) ZIB 13.20<br />

(für HG) Baja California –Das andere Kalifornien<br />

14.05 (für HG) Universum 14.50 (für HG)<br />

Universum 16.15 (für HG) Universum 17.45<br />

Universum 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Schnell ermittelt 21.45 kinokino<br />

22.00 (für HG) ZIB 2 22.25 Rocker. TV-<br />

Drama,D1972 23.50 Reporter 0.15 10vor10<br />

0.40 (für HG) Schnell ermittelt 2.10 (für HG)<br />

Baja California –Das andere Kalifornien<br />

Phoenix<br />

15.15 phoenix plus. Angst vor China? Die Neue<br />

Seidenstraße 16.00 Europas Jugend –Europas<br />

Zukunft? 16.45 Feindbild Brüssel –Was wollen<br />

Europas Rechtspopulisten? 17.30 phoenix der<br />

tag 18.00 Plattgemacht –Wenn ein Stadtteil<br />

verschwindet 18.30 Die Eiserne Zeit –Lieben<br />

und Töten im Dreißigjährigen Krieg 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Die Eiserne<br />

Zeit –Lieben und Töten im Dreißigjährigen Krieg<br />

21.45 (für HG) heute-journal 22.15 phoenix<br />

runde 23.00 phoenix der tag 0.00 phoenix runde<br />

0.45 Die Eiserne Zeit<br />

Kika<br />

15.00 (für HG) Dance Academy –Tanz deinen<br />

Traum! 15.50 Sherlock Yack –Der Zoodetektiv<br />

16.15 (für HG) Zoom –Der weiße Delfin 16.40<br />

Ein Fall für TKKG 17.25 Kein Keks für Kobolde<br />

17.50 (für HG) Mascha und der Bär 18.00 (für<br />

HG) Wir Kinder aus dem Möwenweg 18.10 (für<br />

HG) Der kleine Drache Kokosnuss 18.35 Zacki<br />

und die Zoobande 18.50 Sandmann 19.00<br />

(für HG) Lassie 19.25 (für HG) Die beste Klasse<br />

Deutschlands 19.50 (für HG) logo! 20.00<br />

(für HG) KiKA Live 20.10 Das erste Mal ... Asien!<br />

20.35 Die Mädchen-WG<br />

Dmax<br />

12.15 Hardcore Pawn:Das härteste Pfandhaus<br />

Detroits 12.45 Hardcore Pawn: Das härteste<br />

Pfandhaus Detroits 13.15 YukonMen –Überleben<br />

in Alaska 14.15 Ed Stafford –Das nackte<br />

Überleben 15.15 Coast Guard Alaska –Rettung<br />

aus der Luft 16.15 Highway Patrol 17.15 Fast 'N'<br />

Loud 19.15 SteelBuddies–Stahlharte Geschäfte<br />

21.15 112: Feuerwehr im Einsatz 22.15 Die<br />

Abschlepper 23.15 Jack Maxwell: Hochprozentig<br />

um die Welt 0.15 Car CrashTV–Chaoten am<br />

Steuer 1.10 Fast N' Loud präsentiert: Crash-Clips<br />

5.02 hessenschau 5.30 Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.15 Der große Umbruch<br />

10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15<br />

EuropasJugend –Europas Zukunft? 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Hartaber fair 21.32 Echtes Leben<br />

22.00 Marktcheck 22.45 Schätzeder Welt 23.00<br />

Tagesthemen 23.30 ReportMünchen 0.00 Umschau<br />

0.45 Extra 1.00 Umschau 1.20 7Tage ...<br />

1.50 Schätzeder Welt 2.05 Die Tagesschau vor<br />

20 Jahren 2.23 Sachsen-Anhalt Heute 2.53 Extra<br />

3.02 Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburg<br />

aktuell 4.30 buten un binnen<br />

ONE<br />

10.55 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />

11.45 Sturmder Liebe 12.30 Sturmder Liebe<br />

13.20 Um Himmels Willen 14.10 Schicksalstage<br />

in Bangkok. TV-Drama, D2009 15.40 In aller<br />

Freundschaft –Die jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde<br />

Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20<br />

Lindenstraße 17.50 Der Dicke 18.40 Sturmder<br />

Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15 Doctor Who<br />

21.00 Eurovision Song Contest. Live 23.10 Spektakulärund<br />

schräg 23.55 Doctor Who 0.40 Inside<br />

Ring –Ein enger Kreis. Drama, I/F 2009 2.10<br />

Come flywithme2.35 Come flywithme3.05<br />

Erlebnisreisen 3.20 Der Dicke 4.10 Lindenstraße<br />

4.30 Erlebnisreisen 4.40 Um Himmels Willen<br />

ZDF NEO<br />

5.35 TerraX6.20 TerraX7.00 TerraX7.45 Topfgeldjäger<br />

8.40 Lafer! Lichter! Lecker! 9.25 Bares<br />

für Rares 10.15 Bares für Rares 11.10 Duell der<br />

Gartenprofis 11.55 Die Rettungsflieger 12.40 Die<br />

Rettungsflieger 13.25 Monk 14.05 Monk 14.50<br />

Heldt 15.35 Die Rettungsflieger 16.20 Die Rettungsflieger<br />

17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Bares<br />

fürRares 19.20 Bares für Rares 20.15 (für<br />

HG) Helen Dorn. Nach demSturm.TV-Kriminalfilm,<br />

D2019 21.45 Ein Fall fürzwei 22.45 heute-show<br />

23.15 ShapiraShapira 23.45 Blockbustaz 0.20<br />

Blockbustaz 0.50 Arne Dahl: Dunkelziffer. TV-Kriminalfilm,<br />

S2016 2.40 Der Hypnotiseur. Thriller,S<br />

2012 4.35 Frag denLesch 4.50 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

6.15 Chruschtschows Baby. Die Zar-Bombe 7.00<br />

WarGames –Der Kalte Krieg.Wettrüsten 9.15 Öl,<br />

Machtund Religion–Saudi-Arabien undder Iran<br />

11.50 Teheran extrem –Subkultur im Gottesstaat<br />

12.35 Jemen –der Krieg,die Kinder und der Hunger<br />

13.00 ZDF-History 18.45 (für HG) DieKönigin<br />

von Wien –Anna Sacherund ihr Hotel 19.30 ZDF-<br />

History 20.15 (für HG)Kaisersturz. TV-Dokudrama,<br />

D2018.Mit Sylvester Groth, Sunnyi Melles, Hubertus<br />

Hartmann, Christian Redl, Gerti Drassl, Franz<br />

Hartwig,Holger Handtke,Bernd Birkhahn 21.45<br />

„Verrat!” –Das Ende der Habsburger im Ersten<br />

Weltkrieg 22.30 Geheimnisse des Kaiserreichs<br />

0.40 (für HG) heute-journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Hörprobe Konzertreihe mit deutschen Musikhochschulen<br />

und werken von G.Klein, Messiaen,<br />

Schubert, Debussy,Kondo, Françaix, ca.<br />

117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Mit Werken von Onslow,<br />

ca. 56 Minuten<br />

22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Alte Musik Concerto Criminale. „Spion des<br />

Teufels”. Der Komponist und Lautenist Alfonso<br />

Ferrabosco. Unglaubliche Gerüchte ranken um<br />

die Vita des beliebten italienischen Komponisten<br />

und Lautenspielers Alfonso Ferrabosco<br />

(1543- 1588). ,ca. 30 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (15/18).<br />

Es liest Manuel Soubeyrand, ca. 30 Minuten<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Der Baucan” Mit Thomas Thieme, Peter<br />

Kurth, Jacqueline Macaulay.,ca. 50 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (15/18),<br />

ca. 31 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Kurzstrecke 85: Feature, Hörspiel,<br />

Klangkunst. Freeze. Von Helgard Haug /Stiller,<br />

schweiger.Von Johannes Sistermanns /Der<br />

Mensch ist eine Brücke. Von Miri Pelzmann /<br />

Neues aus der Wurfsendung mit Julia Tieke.<br />

Von Barbara Gerland, Ingo Kottkamp, Marcus<br />

Gammel, ca. 55 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Der hindu-industrielle Komplex.<br />

Indien auf dem Weg zur Autokratie?, ca. 45 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Klezmer –Old School,<br />

New School. Mit Peter Rixen, ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Benjamin Schaefer Big Band Hive<br />

Mind (1/2). Mit Benjamin Schaefer (Piano,<br />

Leitung), Jan Schneider (Trompete), Matthias<br />

Schriefl (Trompete), Bastian Stein (Trompete),<br />

Matthias Bergmann (Trompete), Klaus Heidenreich<br />

(Posaune), Moritz Wesp (Posaune), Robert<br />

Hedemann (Posaune), Jan Schreiner<br />

(Posaune), Marko Lackner (Saxofon), James<br />

Wylie (Saxofon), Holger Werner (Saxofon), Denis<br />

Gäbel (Saxofon), Uli Kempendorff (Saxofon),<br />

Frank Wingold (Gitarre), Igor Spallati<br />

(Kontrabass), Jonas Burgwinkel (Schlagzeug),<br />

ca. 55 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 110 · D ienstag, 14. Mai 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Prinzessin Märtha Louise (47) ist die<br />

Schwester des norwegischen Kronprinzen<br />

Haakon, was wir nur einmal<br />

erwähnt haben wollten, ansonsten<br />

aber gleich zur eigentlichen Nachricht<br />

weiterleiten: DieKönigstochter<br />

hat einen neuen Freund! Na und?<br />

Werden Siejetzt fragen, wir aber wissen:<br />

DerMann kommt aus Los Angeles,ist<br />

Schamane,also einVermittler<br />

zur Geisterwelt, und verdient sein<br />

Geld mit Seminaren und Tutorials zur<br />

spirituellen Rundumerneuerung,<br />

Wunderheilung inklusive. Durek, so<br />

heißt er,ließ uns jetzt per Instagram<br />

wissen, durch die„unbedingte Liebe“<br />

der Prinzessin fühle er sich mit seinem„multidimensionalen<br />

Selbst“<br />

vollkommen angenommen. Dieso<br />

angesprochene„Göttin“ (Durek) retournierte,ebenfalls<br />

auf dem GeisternetzwerkInstagram:„Ich<br />

habe meine<br />

Zwillingsflamme gefunden …Ich<br />

liebe dich vondieser Ewigkeit bis zur<br />

nächsten.“ Märtha Louise und Durek,<br />

der unter anderem auch Hollywoodstar<br />

Gwyneth Paltrow (46) spirituell<br />

berät, werden künftig gemeinsam als<br />

Schamanen arbeiten.<br />

Prince Michael Jackson (22) ist nicht<br />

voneuropäischem Adel und hält sich<br />

ganz ans Diesseitige.Per Instagram<br />

teilt uns der Sohn des 2009 gestorbenen<br />

„King of Pop“, Michael Jackson,<br />

mit, seinen Bachelor-Abschluss in<br />

Betriebswirtschaftslehregeschafft<br />

zu haben: „Ich weiß, ehrlich gesagt,<br />

noch nicht, ob es das alles wert war,<br />

aber ich bin stolz auf meinen Abschluss.Erist<br />

Beleg für meine Hingabe<br />

und Disziplin.“ Fürwahr,solche<br />

Sekundärtugenden vertreiben alle<br />

Flausen. (schl./mit dpa)<br />

TIERE<br />

Sieht süß aus, ist jedoch im Herzen<br />

eine Killermaschine. DPA/F. VON ERICHSEN<br />

Der Waschbär ist ein Knuddelchen.<br />

Doch der Schein trügt, der Kleinbär<br />

(Procyonidae) bedroht die Artenvielfalt<br />

Deutschlands.Die Tierestellten<br />

„eine erhebliche Gefährdung für die<br />

vomAussterben bedrohte Europäische<br />

Sumpfschildkröte und lokal<br />

auch für starkgefährdete Amphibienarten,<br />

wie zum Beispiel die Gelbbauchunke,dar“,<br />

geht aus einer Antwortder<br />

Bundesregierung auf eine<br />

Anfrage eines FDP-Abgeordneten<br />

hervor. Wieman sich doch täuschen<br />

kann. (mpw.)<br />

Die Sistersauf dem Carmel-Markt in TelAviv.<br />

„Wir stehen total auf Salat“<br />

Das Duo Sisters aus Hannover wird Deutschland beim ESC vertreten. Vorher wird aber TelAviv erkundet<br />

VonAnja Reich, TelAviv<br />

Bevor Carlotta Truman und<br />

Laurita Spinelli zu ihrer Exkursion<br />

auf den Carmel-<br />

Marktaufbrechen, werden<br />

sie vonTom Franz begrüßt. Truman,<br />

19, und Spinelli, 26, sind die Sisters,<br />

das deutsche Duofür den Eurovision<br />

Song Contest 2019. TomFranz ist ein<br />

deutscher Rechtsanwalt, der vor<br />

15 Jahren nach Israel zog, zum Judentum<br />

konvertierte, eine Fernsehkochshow<br />

gewann und seitdem als<br />

„Gesicht des neuen Deutschland in<br />

Israel“ gilt, als „Brückenbauer“ und<br />

„kulinarischer Botschafter“.<br />

Es ist elf Uhr, ein heißer TelAviver<br />

Frühlingsmorgen, noch fünf Tage bis<br />

zum Finale des ESC. Die Frauen tragen<br />

bunte Sommerkleider und praktische<br />

Bauchtaschen. TomFranz hat<br />

eine gehäkelte Kippa auf dem Kopf,<br />

aus seinem Hemd hängen Gebetsfäden.<br />

Sie begrüßen sich wie alte Bekannte,<br />

Küsschen links, Küsschen<br />

rechts. Dann sagt Franz: „Ich freue<br />

mich, euch auf den Marktmitzunehmen.“<br />

Er sage ganz bewusst „euch“.<br />

„Hier in Israel wirdnicht geduzt und<br />

gesiezt.“<br />

Es ist ein Hinweis nicht nur für die<br />

beiden ESC-Kandidatinnen, sondern<br />

auch für die Journalisten und<br />

Kamerateams, die den Fans zu<br />

Hause in Deutschland von der kleinen<br />

Marktexkursion erzählen sollen.<br />

110 deutsche Journalisten sind akkreditiert.<br />

Einige von ihnen sind<br />

schon da. Darunter das achtköpfige<br />

Team vomNDR, der denWettbewerb<br />

überträgt.<br />

Echtes ESC-Leben aus dem echtenTelAviv<br />

zu zeigen, das war die Idee<br />

des Senders. Eine Seite des Landes<br />

präsentieren, von der der normale<br />

Deutsche nicht so viel in den Nachrichten<br />

sehe, nennt es Tom Franz.<br />

Aber so einfach ist das gar nicht. Es ist<br />

nicht nur heiß in TelAviv, sondern<br />

auch eng und laut, und am engsten<br />

und lautesten ist es auf dem Carmel-<br />

Markt mit all seinen Ständen und<br />

Marktschreiern.<br />

Die Sisters sind schon erschöpft,<br />

bevor sie überhaupt richtig angekommen<br />

sind und ziehen sich erstmal<br />

mit einem Cappuccino in eine<br />

Singen für Germany: Carlotta Truman (l.) und Laurita Spinelli.<br />

Seitengasse zurück. Vielleicht sind sie<br />

auch ein bisschen überfordertvon all<br />

den Proben, Pressekonferenzen, Interviews.<br />

Carlotta stand zwar schon<br />

mit neun Jahren bei Fernsehwettbewerben<br />

vor Kameras, und Laurita<br />

singt im Chor der ehemaligen ESC-<br />

Siegerin Lena Meyer-Landrut. Aber<br />

keine vonihnen hat vorein paar Monaten<br />

damit gerechnet, für den ESC<br />

anzutreten. Sie kannten sich nicht<br />

mal, bis sie im Januar dieses Jahres gefragt<br />

wurden, ob sie Lust hätten, zusammen<br />

zu singen.<br />

DenSong„Sister“ gab es da schon<br />

längst, der NDR suchte nur noch geeignete<br />

Kandidatinnen –und fand<br />

sie in der blonden Carlotta und der<br />

dunklen Laurita. Schneeweißchen<br />

und Rosenrot aus Hannover und<br />

Wiesbaden. Eine Geschichte wie aus<br />

einem Dating-Portal.<br />

Vor ein paar Wochen waren sie<br />

schon einmal hier, besuchten die<br />

Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem,<br />

drehten ein Video am See Genezareth,<br />

sonnten sich am TelAviver<br />

Strand und aßen mit TomFranz bei<br />

„Schlomo und Doron“ Hummus,<br />

ESC<br />

den besten in der Stadt. Jetzt –sie haben<br />

sich wieder erholt –lässt er sie an<br />

Marktständen kandierte Pekan-<br />

Nüsse kosten, Minze und Petersilie<br />

riechen, erklärt die Zutaten eines<br />

Taboulé-Salates und dass die<br />

Cherry-Tomaten in Israel erfunden<br />

worden, irgendwann in den 70ern.<br />

Die Sisters rufen: „Ah, so intensiv“,<br />

„Ist ja der Wahnsinn“ oder:„Wir stehen<br />

total auf Salat“, posieren dazu<br />

vorOliven-, Dattel- und Rosinenbergen.<br />

Dazwischen gibt es kurze Interviewrunden.<br />

Die sind die wahren<br />

Herausforderungen dieser Markt-<br />

DPA/ILIA YEFIMOVICH<br />

Tour: zwischen „Erdbeeren-fürzehn-Schekel-die-Schale-Rufen“<br />

und drängelnden Marktbesuchern<br />

über den Besuch der Holocaust-Gedenkstätte<br />

Yad Vashem, die Botschaft<br />

des Songs „Sister“, die Proteste<br />

der Eurovisions-Gegner,die Besetzung<br />

der palästinensischen Gebiete<br />

und die Eindrücke vom Land<br />

zu berichten. Die beiden Frauen<br />

meisterndiese Herausforderung wie<br />

Politikerinnen, die nicht sagen, was<br />

sie denken, weil sie dann vielleicht<br />

eine Staatskrise auslösen.<br />

Carlotta: „Yad Vashem war sehr<br />

augenöffnend. Man geht raus und<br />

sieht alles mit anderen Augen.“<br />

Laurita: „Jede Frau auf der Welt ist<br />

eine Schwester. Das ist unsere Botschaft.<br />

Auch wir kannten uns bis vor<br />

kurzemnoch nicht und jetzt sind wir<br />

wie Schwesterngeworden.“<br />

Carlotta:„Was ich cool finde an Tel<br />

Aviv ist, dass alle hier so tough sind.“<br />

Laurita: „Die Leute hier nehmen<br />

alles einfach easier. Esist einfach<br />

wichtig, dass wir eine tolle Zeit haben.“<br />

Carlotta: „Wir sind froh, einfach<br />

Musik zu zelebrieren.“<br />

Dazu strahlen sie in die Kameras,<br />

der Eurovision Song Contest ist die<br />

Inszenierung einer schönen heilen<br />

Welt.<br />

TomFranz, der konvertierte Koch,<br />

passt gut in diese Welt. Er betet dreimal<br />

am Tagund spricht so entspannt<br />

über frische Petersilie, Cherry-Tomaten<br />

und Granatäpfel, als habe er tatsächlich<br />

keine anderen Sorgen. Die<br />

Botschafterin Deutschlands in Israel<br />

hat ihn gefragt, ob er am Donnerstagabend<br />

für die beiden Kandidatinnen<br />

und ihre Gäste israelisch kochen<br />

möchte.Tom Franz hat ja gesagt.<br />

Opfer in Lügde mussten<br />

andere Kinder missbrauchen<br />

Im Zuge der Missbrauchsserie auf einem<br />

Campingplatz im ostwestfälischen<br />

Lügde sind einem Bericht zufolge<br />

offenbar mehrereOpfer gezwungen<br />

worden, ihrerseits andere<br />

Kinder sexuell zu missbrauchen. Dies<br />

trat nach Informationen desWestfalen-Blatts<br />

vomMontag bei den Ermittlungen<br />

zutage.Inden kommenden<br />

Tagen dürften nach Informationen<br />

der <strong>Zeitung</strong> in dem Missbrauchsfall<br />

erste Anklagen erhoben werden.<br />

DerHauptbeschuldigte soll den Ermittlernzufolge<br />

28 Opfer missbraucht<br />

haben, sein Komplize18.Wie<br />

die <strong>Zeitung</strong> weiter berichtete,waren<br />

einigeVergewaltigungsopfer noch<br />

kleine Kinder. (AFP)<br />

Polizeitaucher suchen nach<br />

vermisster Schülerin<br />

Das Foto zeigt die damals zwölfjährige<br />

Schülerin Monika Frischholz.<br />

DPA<br />

Seit fast 43 Jahren wirdMonika<br />

Frischholz vermisst –jetzt haben Polizeitaucher<br />

in der Oberpfalz nach<br />

der Schülerin gesucht. Sieben Spezialisten<br />

waren am Montag in einem<br />

Weiher nahe FlossenbürgimEinsatz.<br />

Nach Angaben der Beamten könnte<br />

die Leiche der Schülerin dortabgelegt<br />

worden sein. DieErmittler betonten<br />

allerdings,dass es ihnen bei<br />

der Aktion auch darum gehe,mögliche<br />

Ablageorte auszuschließen. Die<br />

damals zwölfjährige Monika Frischholz<br />

aus Flossenbürgist seit dem 25.<br />

Mai1976 verschwunden. (dpa)<br />

Zwei weitere Leichen im<br />

Armbrust-Fall gefunden<br />

Im Zusammenhang mit dem Passauer<br />

Armbrust-Fall haben Ermittler<br />

zwei Leichen in Niedersachsen gefunden.<br />

Dietoten Frauen seien in<br />

derWohnung eines der Passauer Opfer<br />

in Wittingen (Landkreis Gifhorn)<br />

entdeckt worden, sagte ein Sprecher<br />

der Staatsanwaltschaft Passau am<br />

Montag. DerFall hatte am Wochenende<br />

Aufsehen erregt. In einem Pensionszimmer<br />

in Passau hatten Mitarbeiter<br />

am Samstag drei tote Gäste gefunden.<br />

In ihren Körpernsteckten<br />

Pfeile. (dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute gibt es oft viel Sonnenschein, aber mancherortsauch dichte Wolken,<br />

und es werden 13 bis 15 Grad erreicht. Der Wind weht schwach bis<br />

mäßig aus Nordost. In der Nacht kommen vielerorts die Sterne zum Zug.<br />

Nur hier und da zeigen sich Wolken. Es werden Tiefstwerte von 2bis<br />

minus 1Grad erreicht.<br />

Biowetter: Die Luftmasse hat Rheumaschmerzen<br />

in den Gelenken,<br />

Gliedern und Muskeln zur Folge. Ein<br />

Wärmeschutz auf den betroffenen<br />

Wittenberge<br />

Stellen kann Linderung bringen. Der 1°/15°<br />

Blutdruck ist erhöht.<br />

Pollenflug: Ulmen-, Kiefern-, Eichenund<br />

Buchenpollen belasten mäßig.<br />

Ferner ist mit schwachem bis mäßigem<br />

Flug von Birken-, Hainbuchenund<br />

Gräserpollen zu rechnen.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 13Grad.<br />

Wind: schwach aus Nordost.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

1°/15° 4°/13°<br />

Luckenwalde<br />

1°/13°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

wolkig Regen bedeckt<br />

3°/14° 7°/11° 10°/19°<br />

Prenzlau<br />

2°/13°<br />

Cottbus<br />

1°/13°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

1°/14°<br />

Das kräftige Hoch Neyvi reicht von Irland bis zur Ostsee. Zwischen dem Südwesten<br />

des Kontinents, dem nördlichen Mitteleuropa und dem Baltikum herrscht dadurch<br />

weiterhin freundliches und trockenes Wetter. Tief Zacharias über dem<br />

südlichen Italien und dem südlichen Balkan sorgt im gesamten Südosteuropa<br />

für kompakte Wolken mit Regengüssen und örtlichen Gewittern.<br />

Sylt<br />

4°/15°<br />

Hannover<br />

1°/16°<br />

Köln<br />

4°/16°<br />

Saarbrücken<br />

4°/14°<br />

Konstanz<br />

3°/14°<br />

Hamburg<br />

1°/14°<br />

Erfurt<br />

2°/11°<br />

Frankfurt/Main<br />

3°/15°<br />

Stuttgart<br />

3°/14°<br />

Rostock<br />

5°/12°<br />

Magdeburg<br />

4°/14°<br />

Nürnberg<br />

2°/14°<br />

München<br />

5°/13°<br />

Rügen<br />

3°/11°<br />

Dresden<br />

2°/10°<br />

Deutschland: Heute herrscht gelegentlich<br />

Sonnenschein. Meist ist es<br />

jedoch eher bewölkt und regnerisch.<br />

Dabei werden im Tagesverlauf 10 bis<br />

16 Grad erreicht, nachts kühlt es<br />

dann auf 5bis minus 1Grad ab. Der<br />

Wind weht schwach bis mäßig aus<br />

Nordost. Morgen umfasst die Temperaturspanne<br />

10 bis 17 Grad. Dazu<br />

ist es vielerorts heiter bis wolkig.<br />

Der Wind weht schwach bis mäßig<br />

aus nordöstlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 9°-11°<br />

Nordsee: 9°-11°<br />

Mittelmeer: 14°-24°<br />

Ost-Atlantik: 11°-18°<br />

Mondphasen: 18.05. 26.05. 03.06. 10.06.<br />

Sonnenaufgang: 05:12 Uhr Sonnenuntergang: 20:54 Uhr Mondaufgang: 15:04 Uhr Monduntergang: 03:52 Uhr<br />

Lissabon<br />

29°<br />

Las Palmas<br />

26°<br />

Madrid<br />

28°<br />

Reykjavik<br />

13°<br />

Dublin<br />

16°<br />

London<br />

18°<br />

Paris<br />

17°<br />

Bordeaux<br />

22°<br />

Palma<br />

23°<br />

Algier<br />

22°<br />

Nizza<br />

18°<br />

Trondheim<br />

12°<br />

Oslo<br />

17°<br />

Stockholm<br />

17°<br />

Kopenhagen<br />

15°<br />

Berlin<br />

13°<br />

Mailand<br />

20°<br />

Tunis<br />

20°<br />

Rom<br />

17°<br />

Warschau<br />

10°<br />

Wien<br />

11° Budapest<br />

11°<br />

Palermo<br />

23°<br />

Kiruna<br />

7°<br />

Oulu<br />

10°<br />

Dubrovnik<br />

20°<br />

Athen<br />

23°<br />

St. Petersburg<br />

15°<br />

Wilna<br />

15°<br />

Kiew<br />

24°<br />

Odessa<br />

20°<br />

Varna<br />

18°<br />

Istanbul<br />

25°<br />

Iraklio<br />

24°<br />

Archangelsk<br />

22°<br />

Moskau<br />

19°<br />

Ankara<br />

27°<br />

Antalya<br />

30°<br />

Acapulco 33° wolkig<br />

Bali 33° heiter<br />

Bangkok 36° wolkig<br />

Barbados 29° heiter<br />

Buenos Aires 18° sonnig<br />

Casablanca 35° sonnig<br />

Chicago 20° heiter<br />

Dakar 28° sonnig<br />

Dubai 35° sonnig<br />

Hongkong 33° heiter<br />

Jerusalem 34° sonnig<br />

Johannesburg 24° sonnig<br />

Kairo 37° sonnig<br />

Kapstadt 25° bewölkt<br />

Los Angeles 24° sonnig<br />

Manila 38° wolkig<br />

Miami 34° wolkig<br />

Nairobi 25° bewölkt<br />

Neu Delhi 41° wolkig<br />

New York 15° bedeckt<br />

Peking 29° heiter<br />

Perth 27° sonnig<br />

Phuket 34° heiter<br />

Rio de Janeiro 31° wolkig<br />

San Francisco 17° bewölkt<br />

Santo Domingo 34° heiter<br />

Seychellen 29° heiter<br />

Singapur 36° wolkig<br />

Sydney 24° sonnig<br />

Tokio 22° Schauer<br />

Toronto 13° Regen

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