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Berliner Zeitung 15.05.2019

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Berlin auf den Punkt gebracht: Die neue App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Seite 2<br />

4°/15°<br />

Viele Wolken<br />

Wetter Seite 2<br />

Sex im Alter –was eine<br />

neue <strong>Berliner</strong> Studie verrät<br />

Wissenschaft Seite 17<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Stasi-Überprüfungen<br />

sollen verlängert werden<br />

Politik Seite 4<br />

Mittwoch, 15. Mai 2019 Nr.111 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Berlin, die Hauptstadt<br />

der Drogen<br />

Berlin Seite 10<br />

Bahlsen<br />

Segeljachten<br />

und<br />

Zwangsarbeit<br />

VonJan Sternberg und Simon Benne<br />

Verena Bahlsen,<br />

Erbin und überzeugte<br />

Kapitalistin<br />

EswärefürVerena Bahlsen einfach,<br />

zu den Guten zu gehören. Die25-<br />

jährige Erbin des Keks-Giganten hat<br />

einen Teil ihres Geldes in ihr Unternehmen<br />

„Hermann’s“ gesteckt, benannt<br />

nach ihrem Urgroßvater, Firmengründer<br />

Hermann Bahlsen. Mit<br />

„Hermann’s“will sie dazu beitragen,<br />

die weltweiten Ernährungsprobleme<br />

zu lösen –nachhaltig.<br />

Wenn da<br />

nicht die Vergangenheit<br />

wäre.<br />

Bahlsen hat im<br />

Zweiten Weltkrieg<br />

Zwangsarbeiter<br />

beschäftigt,<br />

das Unternehmen<br />

stellte<br />

Frontverpflegung<br />

her. „Das<br />

war vor meiner<br />

Zeit und wir haben<br />

die Zwangsarbeiter genauso bezahlt<br />

wie die Deutschen und sie gut<br />

behandelt“, sagte Verena Bahlsen der<br />

Bild-<strong>Zeitung</strong>.„Bahlsen hat sich nichts<br />

zuschulden kommen lassen.“ Nunja.<br />

„Ich halte diese Aussage für leichtfertig“,<br />

sagt Karljosef Kreter, Leiter des<br />

städtischen Teams für Erinnerungskultur<br />

in Hannover. Er veranschlagt<br />

die Zahl der bei Bahlsen beschäftigten<br />

Zwangsarbeiter „im vierstelligen<br />

Bereich“, es waren vor allem Frauen<br />

aus Osteuropa. „Zwangsarbeiterinnen<br />

lebten in der Regel in gefängnisähnlichen<br />

Zuständen.“ Sie wurden<br />

schlechter entlohnt und beiVergehen<br />

höher bestraft. Bahlsen zahlte dann –<br />

wie viele andere deutsche Firmen –<br />

766 000 Euro an die Stiftung der deutschen<br />

Wirtschaft für die Entschädigung<br />

ehemaliger Zwangsarbeiter.<br />

Bahlsens Satz über die Zwangsarbeiterinnen<br />

war ihr zweiter schwerer<br />

Fehler in den vergangenen Tagen.<br />

Der erste Shitstorm traf sie nach ihrer<br />

Rede auf der Konferenz „Online<br />

Marketing Rockstars“ in Hamburg<br />

vergangene Woche. Als Reaktion auf<br />

Kevin Kühnerts Sozialismus-Thesen<br />

sagte sie: „Ich bin Kapitalistin. Mir<br />

gehört ein Viertel von Bahlsen und<br />

da freue ich mich auch drüber. (…)<br />

Ich will Geld verdienen und mir Segeljachten<br />

kaufen von meiner Dividende<br />

und so was.“ Bahlsen hat in<br />

London und NewYork studiert, dort<br />

sind solche Sätze über Reichtum<br />

vielleicht gang und gäbe. InHamburg<br />

und Hannover eher nicht. Da<br />

half es wenig, dass sie in ihrer Rede<br />

ebenso sagte: „Ich scheiß auf Wirtschaft,<br />

wenn Wirtschaft nicht ein Vehikel<br />

ist, um uns als Gesellschaft<br />

nach vorn zu bringen.“<br />

VomPalast ins Schloss<br />

Welche Spuren der DDR-Geschichte finden sich im Humboldt Forum? In den<br />

Neubau ziehen Bilder und Erinnerungen aus dem Palast der Republik ein. Seite11<br />

Wolfgang Mattheuer malte das Bild 1975 und nannte es „Guten Tag“. Es zeigt eine in die Natur ausgreifende Industriestadt –ein über die DDR hinausweisendes Problem.<br />

Deutsche Wohnen steigert Gewinn<br />

Größter privater Vermieter Berlins erhöht Mieten überdurchschnittlich und attackiert den Mietspiegel<br />

VonUlrich Paul<br />

Der Immobilienkonzern<br />

Deutsche Wohnen profitiert<br />

erneut von steigenden<br />

Mieten und kritisiert<br />

den neuen <strong>Berliner</strong> Mietspiegel als zu<br />

niedrig. „Das bildet eindeutig nicht<br />

die realen Marktentwicklungen ab“,<br />

sagte Finanzchef Philip Grosse am<br />

Dienstag bei der Vorlage der jüngsten<br />

Quartalszahlen.<br />

Am Vortag hatte Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher<br />

(Linke) den neuen Mietspiegel für die<br />

Hauptstadt vorgestellt. Demnach<br />

stieg die durchschnittliche Nettokaltmiete<br />

in Berlin in den vergangenen<br />

beiden Jahren überraschend langsamer<br />

als in den Vorjahren: um 2,5 Prozent<br />

pro Jahr. Laut Grosse wäre ein<br />

Mietanstieg um rund zehn Prozent<br />

eine deutlich realistischereGröße.<br />

Die Reaktion folgte prompt. Der<br />

Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong> Mietervereins<br />

(BMV), Reiner Wild, bezeichnete<br />

die Äußerungen des Finanzchefs<br />

der Deutsche Wohnen als „massiven<br />

Angriff auf den Mietspiegel“. DerVerband<br />

Berlin-Brandenburgischer<br />

Wohnungsunternehmen (BBU), der<br />

den Mietspiegel unterzeichnet hat,<br />

müsse sich fragen lassen, wie es sein<br />

könne, dass sich sein größtes Mitgliedsunternehmen<br />

so abwertend<br />

über den Mietspiegel äußere. Erstmals<br />

seit 2013 hatten alle an der Erarbeitung<br />

beteiligten Vermieterorganisationen<br />

den Mietspiegel 2019 wieder<br />

unterzeichnet.<br />

Bei aller Kritik am Mietspiegel<br />

kann sich die Deutsche Wohnen über<br />

geringe Mieteinnahmen nicht beklagen.<br />

Im Vergleich mit dem ersten<br />

Quartal des Vorjahres stieg der Konzerngewinn<br />

um 7,4 Prozent auf 111<br />

Millionen Euro.Das Ergebnis aus der<br />

Wohnungsbewirtschaftung verbesserte<br />

sich den Angaben zufolge von<br />

163,7 Millionen Euro im ersten Quartal<br />

2018 auf 183,7 Millionen Euro in<br />

den ersten drei Monaten dieses Jahres.<br />

Besonderen Anteil daran haben<br />

die Immobilien in Berlin, wo die<br />

Deutsche Wohnen mit 111 610 Wohnungen<br />

den Löwenanteil ihrer insgesamt<br />

164 400 Wohnungen besitzt. In<br />

„Die Quartalszahlen der Deutsche Wohnen<br />

machen deutlich, dass sie an ihrer<br />

Mieterhöhungsstrategie festhält.“<br />

Reiner Wild, Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong> Mietervereins<br />

den Wohnungen in der Hauptstadt<br />

erhöhte die Deutsche Wohnen die<br />

Kaltmieten im Schnitt von 6,53 Euro<br />

auf 6,76 Euro je Quadratmeter –ein<br />

Anstieg von3,5 Prozent. Damit liegen<br />

die Mietsteigerungen der Deutsche<br />

Wohnen deutlich über der im Mietspiegel<br />

ausgewiesenen Entwicklung.<br />

Beim Abschluss neuer Verträge in<br />

Berlin und im Umland verlangt die<br />

Deutsche Wohnen mit durchschnittlich<br />

8,99 Euro je Quadratmeter gar<br />

rund ein Drittel mehr als in ihren bestehenden<br />

Mietverhältnissen.<br />

„Die überdurchschnittlichen<br />

Mietsteigerungen der DeutscheWohnen<br />

gehen weiter. Und es wird nicht<br />

aufhören“, kritisiert Rouzbeh Taheri,<br />

Sprecher der Initiative Deutsche<br />

Wohnen und Co enteignen. Die Initiative<br />

hat Anfang April die Unterschriftensammlung<br />

für ein Volksbegehren<br />

gestartet, das die Vergesellschaftungvon<br />

Immobilienkonzernen<br />

mit mehr als 3000 Wohnungen zum<br />

Ziel hat.„Während das Unternehmen<br />

dieMietenimmer weiter in die Höhe<br />

treibt, wird die Instandhaltung vernachlässigt“,<br />

sagt Taheri. Die Ausgaben<br />

für die Instandhaltung sänken<br />

weiter, die von den Mietern zuzahlende<br />

Modernisierung werde aber<br />

vorangetrieben.<br />

Die Deutsche Wohnen verweist<br />

dagegen darauf, dass sie imersten<br />

Quartal rund 73 Millionen Euro investiert<br />

habe,20Prozent mehr als im<br />

Vergleichszeitraum des Vorjahres. Einen<br />

Großteil der Kosten tragedas Unternehmen<br />

dabei selbst. (mit dpa)<br />

Berlin Seite10<br />

STIFTUNG DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM; VG BILD-KUNST, BONN2018<br />

EU-Urteil:<br />

Arbeitszeit ist<br />

zu erfassen<br />

Auch Heimarbeit muss<br />

registriert werden<br />

Der Europäische Gerichtshof hat<br />

am Dienstag eine Entscheidung<br />

getroffen, die die Arbeitswelt in<br />

Deutschland verändern wird: Arbeitgeber<br />

sollen verpflichtet werden, die<br />

gesamte Arbeitszeit ihrer Beschäftigten<br />

systematisch zu erfassen. Alle EU-<br />

Staaten müssten dies durchsetzen,<br />

entschieden die obersten EU-Richter<br />

in Luxemburg. Nursolasse sich überprüfen,<br />

ob zulässige Arbeitszeiten<br />

überschritten würden. Und nur das<br />

garantiere die im EU-Recht zugesicherten<br />

Arbeitnehmerrechte.<br />

(Rechtssache C-55/18). Nach dem<br />

Urteil müssen Arbeitgeber Systeme<br />

zur Arbeitszeiterfassung einrichten.<br />

Heil prüft Gesetzesänderung<br />

Gewerkschaften reagierten erfreut.<br />

Für die deutschen Arbeitgeber wirkt<br />

die Entscheidung aber wie aus der<br />

Zeit gefallen. „Wir Arbeitgeber sind<br />

gegen die generelle Wiedereinführung<br />

der Stechuhr im 21. Jahrhundert“,<br />

teilte die Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

mit. Die Entscheidung dürfe keine<br />

Nachteile für Arbeitnehmer mit sich<br />

bringen, die flexibel arbeiteten. Auch<br />

künftig kann der Arbeitgeber aus<br />

Sicht des Verbands seine Beschäftigten<br />

verpflichten, ihre Arbeitszeit<br />

selbst aufzuzeichnen.<br />

Bundesarbeitsminister Hubertus<br />

Heil (SPD) hat eine gründliche Prüfung<br />

des europäischen Urteils zur<br />

Arbeitszeit angekündigt. „Die Aufzeichnung<br />

von Arbeitszeit ist notwendig“,<br />

sagte Heil am Dienstag in<br />

Berlin. Ob nun Gesetzesänderungen<br />

in Deutschland notwendig seien,<br />

werdegeprüft.<br />

Auch Heimarbeit oder Außendienst<br />

müsste nach dem Urteil künftig<br />

registriert werden, etwa über<br />

Apps oder am Laptop. (dpa)<br />

Wirtschaft Seite 6, Kommentar Seite 8<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

(Mo-Fr10-16 Uhr), Fax-499;<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Die neue App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Welches Restaurant ist hier in der Nähe? Was darf ich hier nicht verpassen? Die neue<br />

App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> bringt Ihnen nicht nur die News aufs Smartphone –sondern<br />

ist zugleich ein neuer Stadtplan für Sie, den Sie Tagfür Tagselbst ergänzen können.<br />

Berlin auf den<br />

Punkt gebracht<br />

Ganz Berlin in einer Hand: Unsere App bietet<br />

Ihnen alles aus der Hauptstadt. Der Startbildschirmzeigt<br />

Ihnen oben die Karte (dazu gleich<br />

mehr) und darunter unseren Nachrichtenkanal.<br />

Er bietet die tagesaktuelle Grundversorgung mit<br />

Nachrichten aus aller Welt, vorallem aber aus<br />

Berlin und Brandenburg.<br />

Die Karte von Berlin: Die meisten unserer Themen<br />

spielen an einem OrtinBerlin –und den<br />

zeigen wir.Von Nachrichten bis Ausgehtipps zeigenwir<br />

Ihnen das ganze Bild der Hauptstadt.<br />

Wirliefernlokale und hyperlokale News …Aber<br />

wir bieten noch mehr:Haben Sie schon die roten<br />

Punkte auf der Karte entdeckt?<br />

Machen Sie mit: Folgen Sie uns zu den roten<br />

Brennpunkten der Stadt. Hier haben Sie die<br />

Möglichkeit, mit unserer App ein Foto zu schießen<br />

oder auch ein kurzes Video zu drehen. Das<br />

geht ganz einfach: Holen Sie sich die App der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,registrieren Sie sich –und legenSie<br />

los! Zeigen Sie uns Ihr Bild der Stadt.<br />

Wirbehalten den Überblick: Alle unsere<br />

Events, also alle Möglichkeiten mitzumachen,<br />

finden Sie in derApp noch einmal gebündelt auf<br />

dem Ereignis-Kanal –unserem Eventkalender.<br />

So wissen Sie immer,was los ist. Und noch besser:Hier<br />

finden Sie dann auch die Bilder,die<br />

Sie uns geschickt haben. Gutes Gelingen!<br />

Welche neuen Baupläne gibt es in Ihrem<br />

Stadtteil? Wo verlangen Vermieter viel,<br />

wo eher wenig? Wassind die schönsten<br />

Radtouren in Brandenburg? Welche<br />

Bar sollte man besucht haben? Mit der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> bleiben Sieimmer auf dem neuesten Stand:<br />

Neben der E-Paper-Ausgabe der <strong>Berliner</strong> können Sie<br />

die <strong>Zeitung</strong> jetzt auch auf unserer neuen App lesen.<br />

Ihr Handy wird zur Nachrichtenzentrale. Sie halten<br />

ganz Berlin in der Hand.<br />

Denn wir haben uns für die neue Appetwas ganz<br />

Besonderes einfallen lassen. Selbstverständlich bieten<br />

wir ihnen die tagesaktuellen Nachrichten aus aller<br />

Welt, vorallem aber aus Berlin und Brandenburg.<br />

Wirhaben alles auf dem Schirm, das können Siejetzt<br />

auch: Politik, Freizeit, Panorama, Wirtschaft, Sport,<br />

Kultur,Familie,Verkehr sowie Polizei und Justiz.<br />

Dieneue Appder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> richtet sich an<br />

alle <strong>Berliner</strong> –analle,die hier immer schon leben, an<br />

jene,die gerade erst in der Hauptstadt angekommen<br />

sind, und natürlich an alle, die uns nur kurz besuchen<br />

kommen. Wir zeigen Ihnen alle Seiten Berlins,<br />

die schönen und die herausfordernden, die vertrauten<br />

und auch die unbekannten. Lassen Siesich überraschen.<br />

Wirkennen Berlin.<br />

Damit Sie sich besser zurechtfinden, haben wir<br />

unserer App eine Karte spendiert. Dort finden Sie<br />

alle unsereThemen, nur dass sie jetzt auch verortbar<br />

werden: Wir sagen Ihnen, was in der Stadt passiert<br />

und wo es passiert. Übrigens: Als Fremdenführer<br />

können Sie unsere App auch benutzen. Einfach losziehen<br />

und auf die Karte schauen: Wo spielt das<br />

nächste Konzert? Wo sind die neuesten und besten<br />

Restaurants? Wir navigieren die wichtigsten Nachrichten<br />

dorthin, wo Siesich befinden.<br />

Aber wir kommen noch dichter heran,<br />

gewissermaßen auf Siezu: Werden Sie<br />

ein Teil der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Das<br />

geht ganz einfach. Wenn wir zum<br />

Beispiel über die Drogendealer<br />

im Görlitzer Park berichten,<br />

dann können Sieals Anwohner<br />

oder Besucher des Parks uns<br />

von Ihren Erfahrungen berichten.<br />

Dazu verfügt unsere App<br />

über eine spezielle Funktion,<br />

neudeutsch Right Here genannt –<br />

genau hier.Konkret läuft das so:Wir<br />

schalten das Gebiet des Görlitzer<br />

Parksfür die Appfreiund erstellen dafür<br />

einen sogenannten Geofence; innerhalb<br />

dieses „digitalen Zauns“ können Sie mit der App<br />

ein Foto schießen oder auch ein kurzesVideo drehen<br />

–und direkt an uns schicken.<br />

Dass die Kamera inIhrem Handy für die App nur<br />

innerhalb des Geofences freigeschaltet wird, garantiertIhnen<br />

und uns,dass die Bilder auch wirklich vor<br />

Ortgemacht werden. Dasist uns wichtig, weil wir Ihre<br />

Bilder, auch Ihre Meinungsbilder veröffentlichen<br />

möchten –inder Appund auf unserer Website –und<br />

dabei selbstverständlich keine Fake-News verbreiten.<br />

Waswir vor allem wollen: Sie daran beteiligen, die<br />

<strong>Berliner</strong> Lebenswirklichkeit besser abzubilden und<br />

zu verstehen. Deswegen können Sie mit<br />

der Appauch Vorschläge an uns schicken:<br />

Stören Sie die Müllecken in<br />

IhrerStraße? Wirkümmernuns!<br />

Machen Sie mit<br />

Haben Sie einen Lieblingsort<br />

in der Stadt? Zeigen Sie ihn<br />

uns!<br />

In der App erkennen Sie<br />

die Möglichkeit zum Mitmachen<br />

an den roten Punkten<br />

auf der Karte. Mit Ihrer<br />

Hilfe werden es bald viele<br />

solcher Punkte werden: Lassen<br />

Sie uns gemeinsam die<br />

Stadt vermessen. In der Papierausgabe<br />

erkennen Sie ein Right-<br />

Here-Thema ebenfalls an dem roten<br />

Punkt –wie jenem auf dieser Seite hier.Künftig<br />

werden wir im Blatt wie auch digital alle unsereThemen,<br />

die wir in der Appmit Ihnen weiterführen wollen,<br />

mit einem roten Punkt versehen. Wir machen<br />

heute den Anfang mit zwei Geschichten aus dem Berlin-Teil:<br />

Es geht um den Palast der Republik und um<br />

Berlin, die Hauptstadt der Drogen. Seiten 10 und 11<br />

Werden Sie Teil der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> und holen Sie sich unsere neue App.<br />

Wirzeigen Ihnen alles, wasinBerlin passiert<br />

und wo es in Berlin passiert,<br />

und Sie schicken uns mit der<br />

App Ihre Bilder –lassen Sie uns<br />

gemeinsam Berlin vermessen!<br />

Unsere App bekommen Sie kostenlos<br />

im Apple Store oder Google Play<br />

Store. Runterladen.<br />

Loslegen!<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Stadt in Bewegung<br />

Wenn Berlin eines ist, dann eine Stadt in Bewegung.<br />

Eine Stadt, in der es auch für <strong>Berliner</strong> jeden<br />

Tagneue Orte zu entdecken gibt. Oder haben Sie<br />

jemals den Eindruck gehabt, hier schon alles gesehen,<br />

gehörtoder gewusst zu haben?<br />

Das wird auch niemals so sein –aber wenn Sie<br />

wollen, können Sie Ihre Neugier auf das, was hinter<br />

den Fassaden steckt, jetzt noch viel einfacher befriedigen.<br />

Mit der App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, die Ihnen<br />

auf dem Smartphone nicht nur die passenden Artikel<br />

zu dem Kiez präsentiert, durch den Sie gerade<br />

laufen. Sie können auch passgenau Restaurant-<br />

Tipps oder Hinweise auf besondere Läden in der<br />

Stadt abrufen. Mitder Appwerden Siedie Stadt neu<br />

entdecken –und können Ihre Entdeckungen mit uns<br />

teilen. Gemeinsam können wir, die Redaktion der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, und Sie, die Siedie Appnutzen, einen<br />

neuen Stadtplan schreiben. UndsounsereStadt<br />

noch besser verstehen. Wir freuen uns, dass Sie mit<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> unterwegs sind.<br />

Herzlich, Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur,<br />

und die Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute scheint mitunter die Sonne. Nur vereinzelt fällt Regen aus dichten<br />

Wolken. Die Höchstwerte betragen 12 bis 16Grad, und der Wind weht<br />

mäßig, in Böen frisch aus Nordost. In der Nacht pendeln sich die Tiefstwerte<br />

bei 7bis 4Grad ein. Dazu ist es stark bewölkt bis bedeckt, gebietsweise<br />

regnet es.<br />

Biowetter: Die aktuelle Witterung<br />

bringt Schlaf- und Konzentrationsstörungen<br />

sowie Blutdruckschwankungen.<br />

Kopfschmerzen und<br />

Migräneattacken gibt es häufiger<br />

als sonst üblich.<br />

Pollenflug: Die Konzentration von<br />

Ulmen-, Kiefern-, Eichen- und Buchenpollen<br />

ist schwach. Dazu fliegen<br />

örtlich Pollen von Birken,<br />

Hainbuchen und Gräsern.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 15Grad.<br />

Wind: mäßig aus Nordost.<br />

Wittenberge<br />

0°/15°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

1°/15° 4°/15°<br />

Luckenwalde<br />

1°/16°<br />

Cottbus<br />

2°/13°<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Sonnabend<br />

Regen Regenschauer heiter<br />

8°/13° 13°/18° 11°/26°<br />

Prenzlau<br />

3°/12°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

2°/14°<br />

Hoch Neyvi dehnt sich nach Norden aus. Damit profitieren große Gebiete des<br />

Kontinents von sonnig-trockenem Wetter. Eingerahmt wird das Hoch im Nordosten<br />

und Süden von Tiefs. Besonders in Südosteuropa und im südöstlichen Mitteleuropa<br />

ist damit sehr wechselhaftes Wetter verbunden. Gebietsweise drohen<br />

Unwetter durch Starkregen.<br />

Sylt<br />

3°/15°<br />

Hannover<br />

1°/17°<br />

Köln<br />

5°/17°<br />

Saarbrücken<br />

4°/15°<br />

Konstanz<br />

3°/12°<br />

Hamburg<br />

2°/15°<br />

Erfurt<br />

-1°/12°<br />

Frankfurt/Main<br />

3°/16°<br />

Stuttgart<br />

3°/14°<br />

Rostock<br />

5°/12°<br />

Magdeburg<br />

1°/16°<br />

Nürnberg<br />

2°/12°<br />

München<br />

5°/7°<br />

Rügen<br />

4°/11°<br />

Dresden<br />

3°/10°<br />

Deutschland: Heute ist eswechselnd<br />

bewölkt. Regenwetter ist eher<br />

die Ausnahme. Dabei werden im Tagesverlauf<br />

7bis 17 Grad erreicht,<br />

nachts kühlt es dann auf 9bis<br />

3Grad ab. Der Wind weht schwach<br />

bis mäßig aus Nordost. Morgen gibt<br />

es viele Wolken und zeitweilige Regenfälle,<br />

und es werden Höchstwerte<br />

von 9bis 16 Grad erreicht.<br />

Der Wind weht im Nordosten und in<br />

Küstennähe in Böen stark bis stürmisch<br />

aus Nordost.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 9°-12°<br />

Nordsee: 9°-11°<br />

Mittelmeer: 15°-24°<br />

Ost-Atlantik: 12°-18°<br />

Mondphasen: 18.05. 26.05. 03.06. 10.06.<br />

Sonnenaufgang: 05:11 Uhr Sonnenuntergang: 20:55 Uhr Mondaufgang: 16:25 Uhr Monduntergang: 04:13 Uhr<br />

Lissabon<br />

28°<br />

Las Palmas<br />

27°<br />

Madrid<br />

31°<br />

Reykjavik<br />

11°<br />

Dublin<br />

16°<br />

London<br />

19°<br />

Paris<br />

17°<br />

Bordeaux<br />

22°<br />

Palma<br />

24°<br />

Algier<br />

27°<br />

Nizza<br />

17°<br />

Trondheim<br />

16°<br />

Oslo<br />

19°<br />

Stockholm<br />

20°<br />

Kopenhagen<br />

15°<br />

Berlin<br />

15°<br />

Mailand<br />

17°<br />

Tunis<br />

24°<br />

Rom<br />

15°<br />

Warschau<br />

17°<br />

Wien<br />

11° Budapest<br />

13°<br />

Palermo<br />

22°<br />

Kiruna<br />

9°<br />

Oulu<br />

14°<br />

Dubrovnik<br />

18°<br />

Athen<br />

24°<br />

St. Petersburg<br />

17°<br />

Wilna<br />

21°<br />

Kiew<br />

24°<br />

Odessa<br />

21°<br />

Varna<br />

22°<br />

Istanbul<br />

25°<br />

Iraklio<br />

21°<br />

Archangelsk<br />

11°<br />

Moskau<br />

18°<br />

Ankara<br />

30°<br />

Antalya<br />

31°<br />

Acapulco 35° heiter<br />

Bali 33° wolkig<br />

Bangkok 37° wolkig<br />

Barbados 29° heiter<br />

Buenos Aires 20° sonnig<br />

Casablanca 28° sonnig<br />

Chicago 22° bewölkt<br />

Dakar 27° heiter<br />

Dubai 36° sonnig<br />

Hongkong 32° Gewitter<br />

Jerusalem 35° sonnig<br />

Johannesburg 23° sonnig<br />

Kairo 37° sonnig<br />

Kapstadt 19° heiter<br />

Los Angeles 22° wolkig<br />

Manila 38° wolkig<br />

Miami 32° Schauer<br />

Nairobi 27° wolkig<br />

Neu Delhi 40° wolkig<br />

New York 21° wolkig<br />

Peking 33° heiter<br />

Perth 27° heiter<br />

Phuket 34° wolkig<br />

Rio de Janeiro 25° Gewitter<br />

San Francisco 15° Schauer<br />

Santo Domingo 34° sonnig<br />

Seychellen 29° Gewitter<br />

Singapur 34° wolkig<br />

Sydney 23° sonnig<br />

Tokio 24° wolkig<br />

Toronto 17° Schauer


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 3· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Seite 3<br />

Er arbeite ja schon lange an der Rezeption,<br />

aber zu Fuß sei noch nie<br />

einer gekommen, sagte der Mann<br />

im Hotel in Albano Laziale zu dem<br />

Wanderer. „Sie Armer, wer hat Ihnen das<br />

bloß angetan?“ Der Mann an der Rezeption<br />

konnte sich nicht vorstellen, dass jemand<br />

freiwillig 600 Kilometer durch den Süden Italiens<br />

läuft, vonRom bis nach Apulien.<br />

Paolo Rumiz hat genau das getan: Er ist zu<br />

Fuß unterwegs gewesen, um die Via Appia,<br />

die berühmteste aller Straßen der Antike,<br />

wiederzuentdecken.<br />

„Zu Fuß gehen, das ist in Italien eine Abweichung<br />

vonder Norm“, sagt Paolo Rumiz.<br />

Das gelte ebenso für die Beschäftigung mit<br />

der eigenen Geschichte. Direkt hinter dem<br />

Hotel in Albano Laziale zum Beispiel kann<br />

man eigentlich noch sehen, wo sie einst verlief,<br />

die Via Appia. Der Rezeptionist hat das<br />

nicht gewusst.<br />

Rumiz, 71 Jahrealt, hat früher für die <strong>Zeitung</strong><br />

La Repubblica über die Kriege in Jugoslawien<br />

und Afghanistan berichtet. Voreinigen<br />

Jahren hat er begonnen, literarisch angehauchte<br />

Reisereportagen zu schreiben, die<br />

ihn in Italien einem großen Publikum bekannt<br />

machten. Malradelte er dafür bis nach<br />

Istanbul, mal war er mit dem Ballon unterwegs,<br />

mal mit dem Kanu oder einem Topolino,<br />

dem alten Fiat 500. Zu Fuß, das fehlte<br />

noch. Außerdem hatte Rumiz den antiken<br />

Dichter Horazgelesen und dessen Beschreibung<br />

einer Reise auf der ViaAppia. So wurde<br />

die Idee geboren, die „Regina Viarum“ wandernd<br />

zu erkunden, die „Königin der Straßen“,<br />

wie die Römer sie einst nannten.<br />

Am Ende ist für Rumiz eine Mission daraus<br />

geworden. DieMission, die ViaAppia zu<br />

neuem Leben zu erwecken, seinen Landsleuten<br />

den Respekt für das historische Erbe<br />

in Erinnerung zu rufen und auch Touristen<br />

dafür zu begeistern.<br />

Die komplette Vermessung<br />

All dies erläutertRumiz, ein hagerer und eher<br />

wortkarger Norditaliener, aneinem sonnigen<br />

Frühlingstag auf einem Rastplatz des<br />

Nationalparks der Monti Aurunci auf halber<br />

Strecke zwischen Romund Neapel. Deutschsprachige<br />

Journalisten sind auf Initiativedes<br />

Folio-Verlags angereist, um in Begleitung<br />

vonRumiz ein kleines Stück der Appia zu begehen.<br />

Jüngst ist dessen Buch über die 29-tägige<br />

Wanderung auf Deutsch herausgekommen,<br />

unter dem Titel „Via Appia. Suche nach<br />

einer verlorenen Straße“. In Italien ist es<br />

schon im Jahr 2015 erschienen.„Dieses Buch<br />

liefertzum ersten Maldie kompletteVermessung<br />

der Appia“, sagt Rumiz. Wenn es um<br />

seine Mission geht, wirderfast redselig.<br />

Die Appia war die erste Straße Europas,<br />

312 vor Christus begann der Bau, vor 2300<br />

Jahren. Namensgeber war Konsul Appius<br />

Claudius Caecus.Von Rom führte die Appia<br />

Richtung Südosten bis zum Hafen vonBrindisi,<br />

dem Tor zum östlichen Mittelmeerraum,<br />

zum Orient. Längs der Strecke reihten<br />

sich Mausoleen, Villen, Theater, Aquädukte,<br />

Verteidigungsanlagen. Legionäreund Händler<br />

zogen auf der Appia Richtung Meer, umgekehrt<br />

kamen Waren, Sklaven und das<br />

Christentum aus dem Nahen Osten nach Europa.<br />

Es war die erste Straße in einem sternförmigen<br />

Straßennetz, das später von Rom<br />

aus in alle Richtungen kreuz und quer durch<br />

das Römische Reich und den Kontinent<br />

führte.Alle Wege nahmen damals in RomihrenAnfang,<br />

und alle führten dorthin.<br />

Heute sei von der Appia nicht viel geblieben,<br />

erzählt Rumiz.„Sie ist unter Asphalt und<br />

Beton verschwunden, unter Schnell- und<br />

Umgehungsstraßen, unter Parkplätzen, Supermärkten,<br />

Steinbrüchen und Weizenfeldern.“<br />

Zubetoniert, überwuchert und vergessen<br />

ist sie.„Und das Absurde ist, dass es<br />

nicht die Barbaren waren, die sie zerstörthaben,<br />

sondern wir, die Italiener selbst, in den<br />

schrecklichen Sechziger- und Siebzigerjahrenmit<br />

ihrem Bauboom.“<br />

Im Vorfeld hätten ihm alle von der Wanderung<br />

abgeraten, erzählt Rumiz. „Die Appia,<br />

das sind Camorra, Asphalt, Schmutz und<br />

streunende Hunde, warnten sie.“ Aber er<br />

habe beschlossen, dass es seine Bürgerpflicht<br />

ist, die berühmte Straße aus dem Vergessen<br />

zu holen –„als Geschenk an die Italiener“,<br />

wie er sagt. Undnicht nur an die.<br />

Um den Verlauf der Römer-Straße aufzuspüren,<br />

hat Rumiz das GPS mit allen auffindbaren<br />

Daten aus antiken Karten und italienischen<br />

Militärkarten gefüttert, mit Informationen<br />

von Archäologen und Satellitenbilderndes<br />

Umweltministeriums.Esstellte sich<br />

heraus, dass die mit Kies und mächtigen<br />

Steinquadern gebaute Appia eine schnurgerade<br />

Linie gewesen ist.<br />

DieStrecke vonRom nach Brindisi führte<br />

den Wanderer Rumiz, der von mehreren<br />

Freunden begleitet wurde, durch vier Regionen<br />

– Latium, Kampanien, Basilikata und<br />

Apulien. Gegenden, die den Norditalienern<br />

als rückständig gelten, die von Mafia, Arbeitslosigkeit<br />

und Armut geplagt sind. „In<br />

Einst mit mächtigen Steinquaderngebaut –die ViaAppia<br />

Zu Fuß<br />

gen Süden<br />

Italiens ViaAppia war die erste Straße Europas.<br />

Heute ist sie zubetoniert, überwuchert, vergessen.<br />

Der Reiseschriftseller Paolo Rumiz will das ändern und ist sie<br />

entlanggewandert –von Rombis ganz hinunter in den Stiefel<br />

Via Appia<br />

Rom<br />

Terracina<br />

Neapel<br />

Tyrrhenisches Meer<br />

100 km<br />

ITALIEN<br />

Sizilien<br />

VonRegina Kerner,Terracina<br />

Adria<br />

Brindisi<br />

BLZ/GALANTY<br />

Manchmal verbirgt sich die ViaAppia unter einem<br />

Kornfeld: Paolo Rumiz unterwegs. ALESSANDRO SCILLITANI<br />

GETTY IMAGES/MARCO CRISTOFORI<br />

der Antike war das das Zentrum des Mittelmeerraums,<br />

jetzt ist es eine vergessene Peripherie<br />

Europas“, sagt Rumiz. Seine Beschreibung<br />

der Reise im Buch schwankt zwischen<br />

Begeisterung, Faszination, Ärger und Empörung.<br />

Sie ist gleichermaßen ein Schimpfen<br />

über „italienische Zustände“ und die Ignoranz<br />

seiner Landsleute wie auch eine Liebeserklärung<br />

an Italien.<br />

Mitder Journalistengruppe schlendertder<br />

Autor über einen der idyllischsten Abschnitte<br />

der Strecke.Inder Sant’Andrea-Schlucht zwischen<br />

Fondi und Itri ist die jahrtausendealte<br />

Appia noch perfekt erhalten, sie verläuft parallel<br />

zur modernen Strada Statale 7. Diegroßen<br />

Steinquader sind von antiken Mauerresten<br />

gesäumt, von Ginsterbüschen, Olivenbäumen<br />

und wildem Thymian. Hummeln<br />

surren, der Verkehrslärm bleibt im Hintergrund.<br />

„Unglaublich, dass dieses Stück Appia<br />

sich nur retten konnte,weilesjahrzehntelang<br />

eine Müllkippe war“, sagt Rumiz.<br />

Der größte Teil seiner Reise war weniger<br />

idyllisch. „Sie ist bis auf wenige Ausnahmen<br />

ein Kampf gewesen“, gesteht Rumiz. Kilometerweit<br />

waren er und seine Weggefährten<br />

am Rande vonSchnellstraßen unterwegs,wo<br />

der Luftsog vorbeidonnernder Lkw an ihnen<br />

zerrte. Auf den Spuren der Römer mussten<br />

sie über Leitplanken und Zäune klettern,<br />

durchWassergräben waten und sich denWeg<br />

durch dorniges Gestrüpp bahnen. Oft war<br />

der Weg durch Tore und Zäune versperrt,<br />

hinter denen scharfe Mastinos bellten. Streckenweise<br />

blieb nur der Busals Rettung.<br />

Heute wilder als einst<br />

Als Fußgänger hat man sie misstrauisch beäugt,<br />

als arme Schlucker oder Spinner betrachtet.<br />

„Während anderswo in Europa Autosaus<br />

der Mode kommen, sind sie in Italien<br />

immer noch Prestigeobjekt“, sagt Rumiz.<br />

Auch die schöne Wanderstrecke in der<br />

Sant’Andrea-Schlucht ist nach wenigen Kilometern<br />

beendet. Den restlichenWeg geht es<br />

im Gänsemarsch auf der Staatsstraße weiter.<br />

Seine Wanderung hat Rumiz ständig mit<br />

dem „Italien der Schlitzohren“, wie er es<br />

nennt, konfrontiert. Das sei eines, das Staat,<br />

Gesetze und Archäologen mehr fürchte als<br />

die Pest, sagt er. Schon gleich am südlichen<br />

Rand der Hauptstadt Rom ist der Frevel<br />

wahrzunehmen. „Luxusvillen, Locations für<br />

vulgäre Partys und illegale Autoverschrotter<br />

sind auf antike Ruinen und Grabmäler gebaut.“<br />

Die vielen Kulturdenkmäler längs der<br />

Via Appia könnten eigentlich ein riesiges<br />

Freiluftmuseum sein, sagt Rumiz. Aber vier<br />

von fünf der Monumente sind in privater<br />

Hand, sind geplündert, verwahrlost, sind<br />

Vergessenund Spekulation zum Opfer gefallen.<br />

In Terracina etwa hat man den antiken<br />

Trajans-Hafen in den Siebzigerjahren zugeschüttet,<br />

um darauf Sozialbauten zu errichten.<br />

Heute wächst dortGestrüpp.<br />

Klargeworden sei ihm auch, dass der Süden<br />

Italiens heute wilder ist als noch vor<br />

Jahrhunderten, erzählt Rumiz. Ein Drittel<br />

der 90 Gemeinden, durch die er kam, steht<br />

wegen Mafiaverstrickungen unter kommissarischer<br />

Aufsicht oder wegen Bankrotts.<br />

„Was heute noch von der Schönheit Italiens<br />

übrig ist, ist das Resultat des Kampfeseiniger<br />

weniger gegen Staat, Bürokratie, Vergessen“,<br />

sagt der Autorbitter.Nur Utopisten<br />

und Visionäre könnten das historische Erbe<br />

vorGleichgültigkeit und Zynismus retten.<br />

Rumiz hat mit seiner Reise einiges bewirkt.<br />

Es hat <strong>Zeitung</strong>sreportagen gegeben,<br />

das Buch, mehrere Fernsehfilme sowie eine<br />

Wanderausstellung über die „Wiedergefundene<br />

Appia“. Und soerwachte inden Dörfern<br />

und Städtchen entlang der Römer-<br />

Straße das Geschichtsinteresse. Tausende<br />

kamen zu Veranstaltungen und Lesungen<br />

mit dem Autor. Jetzt beschäftigen sich vielerorts<br />

in Süditalien Vereineund Initiativen mit<br />

der Appia und arbeiten an Konzepten zu ihrer<br />

Erschließung. 2016 hat dann die damalige<br />

sozialdemokratische Regierung 20 Millionen<br />

Euro für die Instandsetzung wichtiger<br />

Abschnitte angekündigt. Geld haben die<br />

Kommunen und Regionen längs der Strecke<br />

aber bisher nicht bekommen. Unddie neue<br />

Regierung von Lega und Fünf Sternen hat<br />

andere Prioritäten.<br />

Rumiz fürchtet deshalb, die Appia könnte<br />

erneut vergessenwerden. Dabei glaubt er fest<br />

an daran, dass ein Wanderwegvon Romnach<br />

Brindisi so etwas wie ein Jakobsweg durch<br />

Süditalien werden könnte.„Manbraucht nur<br />

einen guten Rasenmäher,ein paar Stege,eine<br />

durchgehende Beschilderung undeine Koordination<br />

durchdie RegierunginRom“, sagt er.<br />

Werheute dieAppia,diese einzigartige Straße,<br />

entlangwandere, derdurchqueredie authentischsten<br />

undamwenigsten touristischen GegendenItaliens.<br />

Regina Kerner hat vonder ViaAppia<br />

erstmals gehört, als sie elf war:im<br />

Lateinunterricht in der fünften Klasse.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Koalition einigt sich auf<br />

Verbesserung für Paketboten<br />

DieSpitzen vonUnion und SPD haben<br />

sich aufVerbesserungen bei den<br />

Arbeitsbedingungen vonPaketboten<br />

geeinigt. Dabei sollen große Paketdienste<br />

verpflichtet werden, Sozialabgaben<br />

für ihresäumigen Subunternehmer<br />

nachzuzahlen. Dafür sollen<br />

kleine und mittelständische Unternehmen<br />

an anderer Stelle entlastet<br />

werden, wie Union und SPD am<br />

Dienstagabend nach etwa vierstündigen<br />

Beratungen im Koalitionsausschuss<br />

in Berlin mitteilten. (dpa)<br />

AfD streicht Professorentitel<br />

ihres Kandidaten Beck<br />

DieAfD gerät im Europawahlkampf<br />

wegen des Führens eines Professorentitels<br />

durch ihren Kandidaten<br />

Gunnar Beck in die Kritik. Obwohl der<br />

53-Jährige aus Nordrhein-Westfalen<br />

am Dienstag seinVerhalten als„juristisch<br />

einwandfrei und inhaltlich richtig“<br />

rechtfertigte,zog die Partei kurz<br />

darauf Konsequenzen: Siestrich auf<br />

ihrer Internetseite mit den Kandidaten<br />

zur Europawahl den Professorenund<br />

auch gleich den Doktortitel von<br />

Beck. Er war dortals„Prof. Dr.Gunnar<br />

Beck“ vorgestellt worden. Darunter<br />

stand:„Prof. Dr.Gunnar Beck ist 53<br />

Jahrealt.“ Am Abend wurde er als<br />

„DPhil Barrister-at-Law Gunnar<br />

Beck“ präsentiert. Darunter steht:<br />

„Gunnar Beck ist 53 Jahrealt.“ (dpa)<br />

Fremdenfeindliche Straftaten<br />

deutlich gestiegen<br />

Fremdenfeindlich motivierte Delikte<br />

sind 2018 um fast 20 Prozent auf 7700<br />

gestiegen, wie das Bundesinnenministerium<br />

mitteilte.Bei antisemitischen<br />

Straftaten wurde laut Bundeskriminalamt<br />

ein ähnlich starker Anstieg<br />

auf 1800 registriert. 89 Prozent<br />

waren rechten Täternzuzuordnen.<br />

Rechtsextrem motivierte Straftaten<br />

machten mit 20 431 weiterhin gut die<br />

Hälfte aller registrierten politisch motivierten<br />

Delikte aus. (AFP)<br />

„Lifeline“-Kapitän auf Malta<br />

zu Geldstrafe verurteilt<br />

Die Besatzung der „Lifeline“ rettete im Juni<br />

2018 mehr als 230 Migranten. AP<br />

Derdeutsche Kapitän der Hilfsorganisation<br />

Mission Lifeline ist nach der<br />

Rettung vonMigranten auf dem Mittelmeer<br />

in Malta zu einer Geldstrafe<br />

verurteilt worden. Claus-Peter<br />

Reisch müsse 10 000 Euro an lokale<br />

Hilfsorganisationen zahlen, weil er<br />

das Schiff„Lifeline“ im Sommer 2018<br />

ohne ordnungsgemäße Registrierung<br />

gesteuerthabe,erklärte die<br />

Dresdner Organisation. (dpa)<br />

Russland und USA gegen<br />

militärische Lösungen<br />

DieAußenminister Russlands und<br />

der USA haben sich für eine nicht-militärische<br />

Lösung im Machtkampf in<br />

Venezuela und im Iran ausgesprochen.<br />

US-Außenminister Mike Pompeo,der<br />

auch vonPräsident Putin<br />

empfangen wurde,sagte in Sotschi<br />

am Dienstag, dass sein Land grundsätzlich<br />

keinen Krieg mit dem Iran<br />

anstrebe.Irans oberster Führer,Ajatollah<br />

Ali Chamenei, erklärte im Fernsehen:„Weder<br />

wir wollen einen Krieg,<br />

noch wollen das die (USA), deshalb<br />

wirdesden auch nicht geben.“ (dpa)<br />

„Migrationspolitik soll Chefsache sein“<br />

EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber über die Sorgen der Europäer,Schnitzel-Verordnungen und gute Jobs<br />

Manfred Weber kommt<br />

zum Interview in ein<br />

Hotel hinter dem<br />

Landtag in München.<br />

Man kennt ihn dort, er plaudert ein<br />

wenig mit einer Angestellten, bestellt<br />

einen warmen Schokoladenkuchen.<br />

DerNiederbayer ist Spitzenkandidat<br />

der Europäischen Volkspartei bei der<br />

Europawahl. Als solcher rechnet sich<br />

der CSU-Vize gute Chancen bei der<br />

Wahl des EU-Kommissionspräsidenten<br />

aus.<br />

Herr Weber, ist die Wahl eines neuen<br />

Europaparlaments eine europäische<br />

Wahl oder finden Ende MaiinWahrheit<br />

28 nationale Wahlen statt?<br />

Beides. Natürlich unterscheiden<br />

sich die Blickwinkel von Nation zu<br />

Nation. Aber zugleich sind die großen<br />

Themen gleich und die Menschen<br />

teilen dieselben Sorgen.<br />

Welche sind das?<br />

Zuallererst die Migrationsfrage.<br />

Das ist die offene Wunde des Kontinents.<br />

ObinGriechenland, Litauen<br />

oder in Hessen, die Menschen fragen:<br />

Könnt ihr Politiker sicherstellen,<br />

dass der Staat entscheidet, wer<br />

kommt, und nicht die Schlepperbanden?<br />

Habt ihr die Außengrenzen<br />

unter Kontrolle?<br />

Wasantworten Sie?<br />

Nein, haben die EU-Staaten noch<br />

nicht. Wir haben noch keine volle<br />

Kontrolle. Daher will ich als Kommissionspräsident<br />

die Migrationspolitik<br />

zur Chefsache machen.<br />

Ihr Konkurrent, der sozialdemokratische<br />

Spitzenkandidat Frans Timmermans,<br />

sagt von Angela Merkel, sie<br />

habe in der Flüchtlingskrise mit ihrer<br />

Menschlichkeit Europa gerettet.Würden<br />

Siedas auch so sagen?<br />

Angela Merkel und die Deutschen<br />

insgesamt haben gezeigt, dass selbst<br />

in einer schwierigen Lage Humanität<br />

oberstes Gebot ist. Wir Deutsche<br />

können stolz sein auf die humanitäreLeistung.<br />

Angela Merkel und ich<br />

sind uns einig, dass wir jetzt einen<br />

Schwerpunkt auf den Außengrenzenschutz<br />

und die Hilfe für Afrika legen.<br />

Die Kanzlerin tritt im Wahlkampf<br />

nur zweimal mit Ihnen auf. Warum<br />

fällt Merkels Unterstützung für Sieso<br />

lau aus?<br />

Unsinn. Angela Merkel hat in Absprache<br />

mit CDU-Chefin Kramp-<br />

Karrenbauer und mir entschieden,<br />

wie sie sich imWahlkampf engagiert.<br />

Ich spüre und freue mich über eine<br />

breite Unterstützung von Angela<br />

Merkel, der gesamten CDU und<br />

CSU. Bei den Hauptterminen ist sie<br />

an meiner Seite.<br />

Deutlich öfter zeigt sich Österreichs<br />

Kanzler Kurz mit Ihnen. Kurz klagt<br />

über angebliche EU-Vorgaben „für<br />

die Zubereitung von Schnitzel und<br />

Pommes“. Sind Fake News über die<br />

EU jetzt auch in Ihrer Parteienfamilie,<br />

der EVP,salonfähig?<br />

Sebastian Kurz, die gesamte EVP<br />

und ich sind uns im Ziel einig: Die<br />

ZUR PERSON<br />

IMAGO IMAGES<br />

ManfredWeber (46) wurde im bayerischen Niederhatzkofen geboren.An der Fachhochschule<br />

München absolvierte er ein Studium zum Ingenieur der PhysikalischenTechnik. Nach dem Studium<br />

gründete Weber zwei Firmen im Umweltmanagement und in der Arbeitssicherheit.Beide<br />

Firmen hat er inzwischen wieder verkauft.<br />

Für die CSU zog er 2002 in den Landtag ein. Nach der Europawahl 2004 wechselte er ins<br />

Europäische Parlament. 2014 wurde er zum Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei<br />

(EVP) gewählt, zu der auch CDU und CSU gehören. Bei der Europawahl tritt er als Spitzenkandidat<br />

für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten an.<br />

EU muss schlanker werden, wo es<br />

möglich ist. Ihre Vorgaben müssen<br />

sich aufs Wesentliche reduzieren.<br />

Aber es gibt keine EU-Schnitzel-Verordnung.<br />

Treibhausgase auf null<br />

Es gibt eine Vielzahl hinderlicher<br />

Regelungen. Ich möchte 1000 überflüssige<br />

EU-Vorschriften streichen,<br />

Türen und Fenster öffnen, frische<br />

Luft reinlassen.<br />

Ist das Zerrbild vom Brüsseler Bürokratie-Monster<br />

nicht Wasser auf die<br />

Mühlen der Populisten?<br />

Nein, gute Politik beginnt beim<br />

Zuhören. In Zypern flehte mich ein<br />

Bauer an wie Bürger bei praktisch allen<br />

anderen Gesprächen: Herr Weber,tun<br />

Siewas gegen die Bürokratie,<br />

gegen die vielen Formulare, die ich<br />

ausfüllen soll. DenMann nehme ich<br />

ernst. Das beste Mittel gegen Populismus<br />

ist, die Menschen wissen zu<br />

lassen, dass wir ihreSorgen angehen.<br />

Ob die nun Donald Trump oder Bürokratie<br />

heißen.<br />

Viele Europäer stecken noch immer<br />

in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.<br />

Wiewollen Sieihnen helfen?<br />

Sozial ist, was Arbeit schafft.<br />

Junge Leute in Griechenland, Malta<br />

oder Rumänien wenden sich nicht<br />

mit der Bitte um einen EU-weiten<br />

Mindestlohn oder eine europäische<br />

Arbeitslosenversicherung an mich.<br />

Die Forderungen der Sozialdemokraten<br />

helfen nicht weiter.Die Leute<br />

wollen einen Arbeitsplatz und ein<br />

gutes Einkommen.<br />

Wo kommen die guten Jobs her?<br />

Meine Losung lautet: mehr Handelsabkommen,<br />

mehr Binnenmarkt,<br />

mehr Infrastruktur und mehr Forschung.<br />

Denn auch bei der Entwicklung<br />

neuer Technologien muss Europa<br />

souverän sein –imZweifel auch<br />

mit staatlicher Unterstützung. Ohne<br />

staatliches Geld wäreaus Airbus kein<br />

weltweit wettbewerbsfähiger Konzern<br />

geworden.<br />

Siehaben sich gegen die deutsch-russische<br />

Gas-Pipeline Nordstream 2<br />

ausgesprochen. Deutschland steigt<br />

aus der Atomkraft und der Kohle aus.<br />

Wenn nun auch der Gasfluss aus<br />

Russland gekappt wird, gerät dann<br />

nicht die Energieversorgung in Gefahr?<br />

Europa muss viel stärker als bisher<br />

auf erneuerbareEnergien setzen<br />

und damit unabhängiger vonImporten<br />

werden. Weil Deutschland sich<br />

das sehr ambitionierte Ziel gesetzt<br />

hat, sowohl aus der Atomkraft als<br />

auch der Kohle auszusteigen,<br />

braucht es in der Übergangszeit Gas.<br />

Das verstehe ich. Dennoch sollten<br />

wir über Nordstream 2noch einmal<br />

mit den Nachbarn sprechen. Dänemarkhat<br />

die Pipeline noch nicht genehmigt.<br />

Und wir müssen auch die<br />

Bedenken der Balten, Skandinavier<br />

und Polen ernst nehmen. Die EU<br />

darfnicht vomWohlwollen der russischen<br />

Führung abhängig sein.<br />

DasGespräch führten Damir Fras<br />

und Marina Kormbaki.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel will nun doch den Macron-Plan für ein klimaneutrales Europa unterstützen<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

(CDU) hat sich in ihrer Rede vor<br />

dem Petersberger Klimadialog zum<br />

Ziel der Treibhausgasneutralität bis<br />

2050 bekannt. Über den Wegdahin<br />

müsse noch diskutiert werden, aber<br />

nicht, „ob wir es erreichen können,<br />

sondern wie können wir es erreichen“,<br />

sagte die Kanzlerin am Dienstag<br />

in Berlin.<br />

Umweltverbände, Linke und<br />

Grüne kritisierten die Äußerungen<br />

als zu vage. Hintergrund ist die Initiative<br />

des französischen Präsidenten<br />

Emmanuel Macron und bislang<br />

acht weiterer EU-Staaten für ein klimaneutrales<br />

Europa bis 2050, die<br />

Deutschland bislang nicht unterstützt.<br />

Merkel stellte dies nun in Aussicht,<br />

falls im Klimakabinett der Regierung<br />

Klarheit über den Wegdorthin<br />

erreicht werde. Siebrachte dabei<br />

auch die Möglichkeit der Speicherung<br />

vonKohlendioxid (CCS) ins Gespräch,<br />

was aber umstritten<br />

ist. Merkel bekräftigte<br />

das deutsche Klimaziel für<br />

2030, die Emissionen um<br />

55 Prozent im Vergleich zu<br />

1990 zu verringern. Aufeuropäischer<br />

Ebene werdees<br />

für die Reduktionen „jährliche<br />

Scheiben“ geben und<br />

„das muss auch verlässlich<br />

umgesetzt werden“. Die<br />

Kanzlerin bekannte sich<br />

auch erneut zum Ausstieg aus der<br />

Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel<br />

rung „vor Ende dieses Jahres die<br />

Maßnahmen beschließen, wie wir<br />

vorgehen wollen“.<br />

Merkel bekräftigte die<br />

deutsche Zusage, Beiträge<br />

zur Anpassung an Klimafolgen<br />

und zum internationalen<br />

Green Climate<br />

Fund (GCF) zu verdoppeln.<br />

Sie sagte auch zu, an<br />

dem UN-Klimagipfel am<br />

DPA<br />

23. September in NewYork<br />

teilzunehmen und lobte<br />

den Handlungsdruck, den<br />

die Schüler-Klimabewegung<br />

Fridays for Futureerzeuge.<br />

Bundesumweltministerin Svenja<br />

Schulze(SPD) begrüßte das Bekenntnis<br />

Merkels zur Treibhausgasneutralität<br />

als „wichtige Klarstellung“. Allerdings<br />

stehe sie selbst bereits jetzt hin-<br />

Kohleverstromung „bis spätestens<br />

2038“. Bereits kommende Woche<br />

werde imKabinett über Strukturhilfen<br />

für betroffene Regionen beraten,<br />

zum Klimaschutz werde die Regieter<br />

der Initiative Macrons. Weiter<br />

drängte Schulzedarauf, beim Ausbau<br />

von Ökostrom in Deutschland „endlich<br />

wieder die Handbremse loszulassen“.<br />

Beim Petersberger Klimadialog<br />

berieten rund 35 Minister aus aller<br />

Welt über mehr Klimaschutz und die<br />

im Dezember anstehende UN-Klimakonferenz<br />

in Chile. Die Staaten<br />

müssten „die Ebene der Verhandlungen<br />

verlassen und nun handeln und<br />

dabei das Ambitionsniveau im Kampf<br />

gegen den Klimawandel steigern“,<br />

sagte die chilenische UmweltministerinCarolina<br />

Schmidt.<br />

Schulze sagte, umdie Ziele des<br />

Pariser Klimaschutzabkommens zu<br />

erreichen, müssten „alle Vertragsparteien<br />

bis 2020 noch einmal nacharbeiten<br />

und aktualisierte Ziele vorlegen“.<br />

(AFP)<br />

Ein Frage<br />

des<br />

Vertrauens<br />

Stasi-Überprüfungen im<br />

öffentlichen Dienst bis 2030<br />

VonMarkus Decker<br />

Die Möglichkeit zur Stasi-Überprüfung<br />

im öffentlichen Dienst<br />

soll bis 2030 verlängert werden. Das<br />

geht aus dem Entwurf des neuen<br />

Stasi-Unterlagengesetzes hervor, der<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) vorliegt. Er<br />

wird amMittwoch im Kabinett behandelt<br />

und muss anschließend<br />

vomBundestag gebilligt werden.<br />

Wörtlich heißt es in dem Entwurf:<br />

„Die zum 31. Dezember 2019 auslaufende<br />

Regelung zur Überprüfung<br />

von bestimmten Personengruppen,<br />

die in politisch oder gesellschaftlich<br />

herausgehobener Position tätig sind,<br />

auf eine hauptamtliche oder inoffizielle<br />

Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst<br />

wirdbis zum 31. Dezember<br />

2030 verlängert.“ Dies gelte „für<br />

bestimmte Personengruppen unter<br />

anderem des öffentlichen Dienstes<br />

und von Mandatsträgern“, sprich:<br />

Abgeordneten.<br />

DerDDR-Diskurs geht weiter<br />

Zur Begründung heißt es, die Überprüfungsmöglichkeit<br />

habe „große<br />

Bedeutung für die Herstellung des<br />

Vertrauens in die Integrität von Personen“.<br />

Hinzu komme,„dass aktuell<br />

das gesellschaftliche Bedürfnis an<br />

der Überprüfung bestimmter Personengruppen<br />

ungebrochen fortbesteht“.<br />

Überdies würden „Überprüfungsanträge<br />

weiter in wesentlichem<br />

Umfang gestellt“ und führten<br />

nach wie vor zuHinweisen auf eine<br />

frühere Stasi-Tätigkeit. Undschließlich<br />

gehe der Diskurs über die DDR<br />

angesichts der bevorstehenden Jubiläen<br />

von 30Jahren Mauerfall und 30<br />

Jahren Deutscher Einheit unverändert<br />

weiter, sodass auch „Transparenz<br />

für die Aufarbeitung des SED-<br />

Unrechts weiter erforderlich“ sei.<br />

Archiv der Stasi-Unterlagenbehörde in<br />

Berlin-Lichtenberg<br />

IMAGO IMAGES<br />

Die Vorsitzende des Bundestags-<br />

Kulturausschusses, Katrin Budde<br />

(SPD), hält dieVerlängerung für richtig.<br />

Ostdeutsche,die wie sie selbst 54<br />

Jahre alt seien, könnten durchaus<br />

noch für die Stasi gearbeitet haben<br />

und sich jetzt erstmals für den öffentlichen<br />

Dienst bewerben. Deshalb<br />

müsse man sie weiterhin überprüfen<br />

können.„ImJahr 2030 wirdes<br />

derartige Fälle kaum noch geben“,<br />

fügte Budde hinzu. „Dann müsste<br />

das Thema durch sein.“<br />

Die stellvertretende Vorsitzende<br />

der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />

Gitta Connemann erklärte: „Wir können<br />

das DDR-Unrecht nicht ungeschehen<br />

machen. Aber unser vereintes<br />

Deutschland verhilft so auch noch<br />

nach Jahren der Gerechtigkeit zum<br />

Durchbruch. Denn die Opfer haben<br />

darauf ein Recht.“ So seien Elternteilweise<br />

ihre Kinder weggenommen,<br />

diese seien dann in Heime gesteckt<br />

oder zwangsadoptiert worden. Jugendliche<br />

hätten die Schule nicht beenden<br />

und nicht studieren dürfen,<br />

Kollegen seien bespitzelt worden.<br />

„Die offiziellen und inoffiziellen Mitarbeiter<br />

der Stasi sind die Gesichter<br />

und Handlanger des SED-Unrechts.“<br />

Im Jahr 2018 gab es 167 Anträge<br />

auf Stasi-Überprüfung im öffentlichen<br />

Dienst und 446 Anträge auf<br />

Überprüfung vonMandatsträgern.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 5 *<br />

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Europa und wir<br />

Die EU wird häufig als seelenlose und unübersichtliche<br />

Bürokratiemaschine gesehen. Doch in Berlin fördert die<br />

Staatenunion viele kleine und regionale Projekte<br />

VonChristine Dankbar<br />

Die<br />

EU hat<br />

24 Amtssprachen.<br />

Zum Stammpersonal<br />

der EU-Institutionen zählen rund 4300 Übersetzer/-innen und 800 Dolmetscher/-innen.<br />

Die geschätzten Kosten für alle Sprachendienste (Übersetzung<br />

und Verdolmetschung) sämtlicher EU-Institutionen<br />

machen weniger als<br />

1%des jährlichen Gesamthaushalts der<br />

EU aus, der 2018 ca. 145 Milliarden<br />

Euro betrug.Auf die EU-Bevölkerung<br />

umgerechnet ergibt dies Kosten vonca.<br />

2Euro pro Person und Jahr.<br />

Wenn man den Kulturstaatssekretär GerryWoop (Linke) fragt, wie Berlin am meisten von<br />

Europa profitiert, dann antwortet er nicht mit einer Zahl, sondernmit einer grundsätzlichen<br />

Erwägung.„Europa bedeutet für Berlin, in politisch stabilenVerhältnissen zu leben,<br />

sicher und in Frieden“, sagt der 51-Jährige.Für ihn gehörtdazu auch Verbraucherschutz<br />

und soziale Standards. Die Kultur-Verwaltung hat die Bezirke und Senatsverwaltung anlässlich der Europa-Wahl<br />

gebeten, aufzulisten, welche Projekte in ihrem Einzugsbereich vonder EU gefördertwerden.<br />

Herausgekommen ist ein Kompendium von 57Seiten, das man auf der Webseite der Senatsverwaltung<br />

für Kultur und Europa einsehen kann. Das Spektrum reicht vom Freiwilligen Ökologischen Jahr für Jugendliche<br />

und junge Erwachsene über das Projekt Stadtteilmütter in Neukölln bis zum Stadtplan für die<br />

Köpenicker Altstadt für Menschen mit Behinderungen. All das wird mit EU-Geld gefördert. Wobei man<br />

dann doch wieder bei Zahlen landet. Einige haben wir auf dieser Seite zusammengestellt.<br />

Hauptstadt<br />

Der<br />

Europäische<br />

Fonds für regionale<br />

Entwicklung<br />

(Efre):<br />

635 Mio. Euro<br />

Beispiele: Die Stadtteilmütter in Neukölln. Es gibt das Projekt seit 2004, seitdem wurde<br />

es mit 1,8 Mio Euro aus Efre-Mitteln gefördert. Über diesen Fonds unterstützt<br />

die EU die wirtschaftliche Entwicklung in allen Mitgliedstaaten der EU.<br />

In Berlin wurden für diese Periode Förderprojekte ausgewählt,<br />

die die angewandte Forschung,Entwicklung<br />

und Innovation sowie dieWettbewerbsfähigkeit<br />

vonUnternehmen stärken,<br />

CO 2 -Emissionen senken und benachteiligte<br />

städtische Gebiete unterstützen.<br />

SO VIEL GELD<br />

BEKOMMT BERLIN<br />

VON DER EU<br />

(FÖRDERPERIODE 2014–2020)<br />

Der<br />

Europäische<br />

Sozialfonds<br />

(ESF):<br />

215 Mio. Euro<br />

Dieser Fonds soll der Verbesserung der Beschäftigungsund<br />

Bildungschancen sowie der Armutsbekämpfung<br />

dienen. Diese Mittel werden u.a. zur<br />

Förderung der Beschäftigung und<br />

Mobilität, für besseren Bildungszugang<br />

und bessere Qualität der<br />

Bildung eingesetzt.<br />

EU-Forschungsförderung<br />

und Erasmus-<br />

Stipendien:<br />

Berlin erhielt von<br />

2007–2013 fast<br />

585 Millionen Euro<br />

für 1500<br />

Projektbeteiligungen.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Hochschulen warben etwa 216 Millionen ein, die Forschungseinrichtungen<br />

etwa 240 Millionen.<br />

Insgesamt konnten 2015/2016<br />

2498 Personen aus Berlin dank Erasmus<br />

ins EU-Ausland<br />

gehen.<br />

2712 Personen konnten mithilfe<br />

der Erasmus-Förderung für einen<br />

Studienaufenthalt nach Berlin kommen.<br />

Michael Cramer<br />

(B90/Die Grünen)<br />

EU-<br />

Förderung<br />

für die<br />

Landwirtschaft<br />

und den ländlichen Raum<br />

(EGFL und ELER):<br />

Berlin und Brandenburg:<br />

1,05 Mrd.<br />

Euro<br />

Deutschland<br />

hat die<br />

meisten<br />

Abgeordneten im<br />

EU-Parlament:<br />

96<br />

Aus Berlin kommen davon:<br />

7<br />

Sylvia-Yvonne<br />

Kaufmann (SPD)<br />

Im<br />

Generalsekretariat<br />

des Rates der Europäischen Union<br />

sind etwa<br />

Die<br />

3500 Personen<br />

Europäische<br />

beschäftigt.<br />

Kommission<br />

ist in mehrere<br />

Abteilungen unterteilt,<br />

die sogenann-<br />

WER ARBEITET FÜR DIE EU?<br />

ten Generaldirektionen<br />

(GD), die mit Ministerien verglichen werden können. Jede Generaldirektion beschäftigt<br />

sich mit einem bestimmten Politikbereich oder Dienst, z. B. Handel oder Umwelt,<br />

und wird voneinem Generaldirektor oder einer Generaldirektorin<br />

geleitet, der/die einem Kommissionsmitglied gegenüber<br />

verantwortlich ist. Die Europäische Kommission<br />

Im Europäischen Parlament sind rund<br />

beschäftigt rund<br />

7000<br />

32000<br />

Personen<br />

im Generalsekretariat und in den<br />

Fraktionen tätig.Hinzu kommen<br />

die Mitglieder des Europäischen<br />

Personen<br />

Parlaments und deren Mitarbeiter.<br />

Olaf Henkel (LKR)<br />

Martina Michels<br />

(Die Linke)<br />

Udo Voigt (NPD)<br />

Martin Sonneborn<br />

(Die Partei)<br />

Joachim Zeller<br />

(CDU)<br />

Zum Vergleich: In Berlin arbeiten ca. 118 400 Menschen im öffentlichen Dienst.<br />

PLATZ DER REPUBLIK<br />

Wahlkampf<br />

in DIN A1<br />

Holger Schmale<br />

über die politische Macht des Visuellen<br />

Die Dame im Rathaus von<br />

Grayan schaut kurz auf den<br />

Ausweis, dann in ihren Computer.<br />

Sie lächelt freundlich und sagt: „Ja,<br />

Monsieur, Sie stehen in unserer<br />

Liste und können hier wählen.“ Der<br />

Monsieur kommt aus Berlin, hat in<br />

dem Ortander französischen Atlantikküste<br />

ein kleines Haus und ist<br />

hier als „Résident“ gemeldet. Als<br />

deutscher EU-Bürger kann er seine<br />

Stimme sowohl für die französischen<br />

Kommunalwahlen als auch<br />

für die Europawahl in zehn Tagen in<br />

Grayan abgeben. Für ihn –und eine<br />

ganze Menge anderer, deren Zahl<br />

niemand zu sagen vermag –ist dies<br />

also eine wirklich europäische<br />

Wahl. Undauch das ist ein Stück gemeinsames<br />

Europa.<br />

Wer in diesen Wochen durch<br />

Deutschland fährt, kann sich der<br />

Konfrontation mit der Europawahl<br />

kaum entziehen. Hunderttausende<br />

Wahlplakate in allen möglichen Formaten<br />

säumen die Straßen, ganz besonders<br />

viele,soscheint es,sind es in<br />

Berlin. Mankann das Gefühl bekommen,<br />

dass dieser Aufwand, von vielen<br />

auch als optische Belästigung<br />

empfunden, im umgekehrten Verhältnis<br />

zur Bedeutung steht, die viele<br />

Bürger dieser Wahl geben.<br />

In Frankreich verhält es sich wiederum<br />

umgekehrt. In dem hochpolitisierten<br />

Land wird die Wahl als Test<br />

für den so sehr umstrittenen Präsidenten<br />

Emmanuel Macron verstanden,<br />

es geht um viel. Im Netz, im<br />

Fernsehen, in den <strong>Zeitung</strong>en wird<br />

heftig über Europa gestritten. Im<br />

Straßenbild ist davon –nichts zu sehen.<br />

DieinDeutschland übliche Plakatflut<br />

ist in Frankreich unbekannt.<br />

Jetzt erst werden in den Gemeinden<br />

die Tafeln aufgestellt, auf die die Parteien<br />

in den nächsten Tagen ihrePlakate<br />

kleben dürfen. In der Nähe des<br />

Rathauses,eine Tafel proPartei, also<br />

34 an der Zahl, alle von gleicher<br />

Größe, etwa unserem A1-Format<br />

entsprechend. Mehr gibt es nicht.<br />

Das ist ein Gebot der Chancengleichheit.<br />

Egal, ob eine Partei viel<br />

oder wenig Geld für den Wahlkampf<br />

ausgeben kann, an der Menge und<br />

der Größe der Plakate soll sich hier<br />

nichts entscheiden.<br />

Seit Jahren wird inDeutschland<br />

angekündigt, nun würden die Wahlkämpfe<br />

aber hauptsächlich im Netz<br />

geführt. Doch tatsächlich stecken<br />

die Parteien das meiste Geld immer<br />

noch in das älteste aller Werbemittel,<br />

das Straßenplakat. Es hat die höchste<br />

Reichweite,allerdings mit einer fraglichen<br />

Wirkung. Die Fälle, indenen<br />

ein Unentschlossener durch ein Plakat<br />

zur Stimmabgabe für eine bestimmte<br />

Partei bewegt wurde, dürften<br />

sehr überschaubar sein. Den<br />

Strategen in den <strong>Berliner</strong> Parteizentralen<br />

geht es vor allem darum, den<br />

schon gewonnenen Anhängern einer<br />

bestimmten Partei ein positives<br />

Grundgefühl zu vermitteln, wenn sie<br />

Plakate ihrer Partei sehen. Dasstärkt<br />

die Motivation, zu wählen, sich zu<br />

engagieren, andere anzusprechen.<br />

Das erklärt auch die Inhaltsleere der<br />

meisten Plakate.Esgeht um Gefühle,<br />

nicht um Informationen.<br />

Eines muss man freilich auch<br />

festhalten: In Frankreich ist die Beteiligung<br />

an Europawahlen traditionell<br />

geringer als in Deutschland. Ob<br />

das vielleicht doch an den Plakaten<br />

liegt? Der Monsieur aus Berlin wird<br />

auf jeden Fall helfen, das in diesem<br />

Jahr zumindest in Grayan zu ändern.


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

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Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

15.2.19<br />

15.2.19<br />

MÄRKTE<br />

▲ 11991,62 (+0,97 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

15.2.19<br />

Stand der Daten: 14.05.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

14.5.19<br />

▲ 71,12 (+1,67 %)<br />

14.5.19<br />

▼ 1,1226 (–0,17 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom14.05.zum Vortag<br />

14.5.19<br />

Evotec 22,75 +5,23 WWWWWWWWWWW<br />

SartoriusVz. 167,00 +4,83 WWWWWWWWWW<br />

Commerzbank 7,72 +4,34 WWWWWWWWW<br />

Rocket Internet 23,60 +4,24 WWWWWWWWW<br />

DeliveryHero 41,95 +4,22 WWWWWWWWW<br />

Siltronic NA 74,00 +4,14 WWWWWWWWW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 14.05. zumVortag<br />

Scout24 NA 43,50 WWWWWWWWWW –4,90<br />

Merck 92,14 WWWWWWWW –3,70<br />

thyssenkrupp 12,74 WWWWWWW –3,12<br />

LEG Immobilien 107,70 WWWWWW –2,45<br />

BayerNA 55,33 WWWWW –2,02<br />

Hochtief 114,00 WWWWW –1,89<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 14.05. ±% z. 13.05.<br />

Euro Stoxx 50(EU) +1,31<br />

3596/2909 3364,38<br />

CAC 40(FR) +1,50<br />

5657/4556 5341,35<br />

S&P UK(UK) +1,04<br />

1590/1323 1465,76<br />

RTS (RU) +2,81<br />

1285/1033 1241,51<br />

IBEX (ES) +0,89<br />

10221/8286 9127,60<br />

Dow Jones (US) +0,91<br />

26952/21713 25555,72<br />

Bovespa (BR) +0,03<br />

100439/69069 91752,81<br />

Nikkei (JP) – 0,59<br />

24448/18949 21067,23<br />

Hang Seng (HK) –1,55<br />

31521/24541 28154,78<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,15<br />

1635/1350 1549,70<br />

Ratenkredite 10.000 Euro<br />

Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />

Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />

PSD Bank Nürnberg<br />

psd-nuernberg.de 2,93 2,93 2,93<br />

Deutsche Skatbank<br />

skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />

EthikBank<br />

ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />

DKB Deutsche Kreditbank<br />

dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />

SWK Bank<br />

couchkredit.de 3,49 3,49 3,49<br />

Targobank<br />

targobank.de 3,10 3,10 3,10<br />

Commerzbank<br />

069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />

Postbank<br />

postbank.de 3,78 3,78 3,78<br />

Deutsche Bank<br />

deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />

ING<br />

ing.de 3,99 3,99 3,99<br />

PSD Berlin-Brandenburg<br />

psd-bb.de 2,99 2,99 3,19<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />

ABK Allgemeine Beamten Bank<br />

030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />

BBBank<br />

030 202480 5,82 5,61 5,40<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />

Mittelwert von 70 Banken 4,24 4,32 4,41<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle:FMH-Finanzberatung<br />

Stechuhr in einem bayerischenBetrieb. Bisher istdie vollständigeErfassung derArbeitszeitnur in wenigen Branchen gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Mindestlohn bringt nicht allen Azubis mehr Geld<br />

Von Tobias Peter<br />

Die Bundesregierung will einen<br />

Mindestlohn für Auszubildende<br />

einführen. Im Gesetzentwurf, der an<br />

diesem Mittwoch vom Kabinett beschlossen<br />

werden soll, ist er ab 2020<br />

für das erste Lehrjahr auf 515 Euro<br />

festgelegt. Ab demJahr 2021 sollen es<br />

550, ab 2022 585 und ab 2023<br />

620 Euro im ersten Lehrjahr sein –<br />

entscheidend ist dabei jeweils, in<br />

welchem Jahr die Ausbildung begonnen<br />

wurde. Imzweiten und im dritten<br />

Lehrjahr soll es gestaffelte Erhöhungen<br />

geben. Ab 2024 soll der Azubi-Mindestlohn<br />

jährlich an die<br />

durchschnittliche Entwicklung aller<br />

Ausbildungsvergütungen angepasst<br />

werden.<br />

Bekommen jetzt alle Auszubildenden<br />

diesen Mindestlohn?<br />

Stechuhr für alle?<br />

Firmen müssen Arbeitszeit der Beschäftigten vollständig erfassen, urteilt der Europäische Gerichtshof<br />

Von Christian Rath<br />

Erfassung: Inzwischen hat<br />

Spanien eine allgemeine<br />

Pflicht zur Arbeitszeiterfassung<br />

eingeführt. Die Gesetzesverordnung<br />

der sozialistischen<br />

Minderheitsregierung<br />

vonPedro Sáncheztrat am<br />

Sonntag in Kraft. Sie lief<br />

nicht reibungslos an. Zahlreiche<br />

Firmen hätten die nötigen<br />

Vorkehrungen nicht getroffen,<br />

so der Gewerkschaftsdachverband<br />

CCOO.<br />

In allen EU-Staaten müssen die<br />

Arbeitgeber die Arbeitszeit ihrer<br />

Beschäftigten „objektiv und<br />

verlässlich“ erfassen. Nur so<br />

könne die Einhaltung von Höchstarbeitszeiten<br />

effektiv kontrolliert<br />

werden.<br />

Dies entschied jetzt der Europäische<br />

Gerichtshof (EuGH) in einem<br />

Fall aus Spanien. DasUrteilhat auch<br />

auf Deutschland Auswirkungen.<br />

Im konkretenFall stritt der größte<br />

spanische Gewerkschaftsdachverband<br />

CCOO mit der spanischen Niederlassung<br />

der Deutschen Bank über<br />

die Einführung einer generellen<br />

Arbeitszeiterfassung. Im spanischen<br />

Recht ist sie bisher nicht vorgesehen.<br />

Der Nationale Gerichtshof Spaniens<br />

legte aber den Fall dem EuGH vor<br />

und fragte, obsich aus EU-Recht etwas<br />

anderes ergebe.<br />

Der EuGH prüfte dabei die EU-<br />

Arbeitszeitrichtlinie von 2003. Diese<br />

sieht eine wöchentliche Höchstarbeitszeit<br />

von48Stunden (inklusive<br />

Überstunden)vorsowieeinetägliche<br />

Mindestruhezeit vonelf Stunden am<br />

Stück und eine wöchentliche Mindestruhezeit<br />

von 24 Stunden am<br />

Stück.In derRichtliniestehtzwarkeine<br />

ausdrückliche Pflicht zur Aufzeichnung<br />

der Arbeitszeit. Laut<br />

EuGH ist die Richtlinie aberso auszulegen,<br />

dass eine derartige Pflicht besteht.<br />

DerEuGH nahm dabei auf die<br />

EU-Grundrechtecharta Bezug. Danach<br />

haben alle Arbeitnehmer das<br />

„Recht auf gesunde,sichereund würdige<br />

Arbeitsbedingungen“. Dieses<br />

Recht wäre gefährdet, wenn die<br />

Arbeitnehmer selbst beweisen müssten,<br />

wie lange sie gearbeitet haben.<br />

Da Arbeitnehmer im Arbeitsverhältnis<br />

die „schwächere“ Vertragspartei<br />

sind, bestehe die Gefahr,dass sie ihre<br />

Rechte nicht einfordernkönnen oder<br />

sich dies nicht trauen.<br />

Nicht ausreichend sei, so der<br />

EuGH, wenn nur die Überstunden<br />

Vor allem in Ostdeutschland ist die Vergütung bisher sehrgering<br />

Nein.Erstens gilt: Diemeisten bekommen<br />

mehr. Der Mindestlohn ist<br />

eine Untergrenze –der größere Teil<br />

der Auszubildendenhat ohnehinhöhere<br />

Löhne. Zweitens gilt aber auch:<br />

Wenn es gültigeTarifverträge gibt,die<br />

unter der Mindestvergütung liegen,<br />

dann wird der Tariflohn gezahlt. Es<br />

liegt aber nahe, dass die Gewerkschaften<br />

solche Tarifverträge spätestens<br />

nach einer Übergangsphase<br />

nichtmehrneu abschließen werden.<br />

Vorteilehaben diejenigen, die bislang<br />

außerhalb vonTarifverträgenoder in<br />

kleinen Betrieben eine sehr geringe<br />

Vergütungbekommen. Dasist vorallem<br />

in Ostdeutschland der Fall. Dort<br />

verdienen etwa angehende Friseure<br />

oft deutlich weniger, als beider neuen<br />

Mindestvergütungvorgesehen ist.<br />

Die Mindestausbildungsvergütung ist<br />

fest im Koalitionsvertrag vereinbart,<br />

CHAOSINSPANIEN<br />

Gültigkeit: Das neue Gesetz<br />

gilt in Spanien für alle<br />

Unternehmen. Den Arbeitgebernbleibt<br />

überlassen, ob<br />

sie digitale Stechuhren,<br />

Apps oder die Papierform<br />

wählen. Die Daten müssen<br />

vier Jahre lang aufbewahrt<br />

werden. Bisher klappt die<br />

Umsetzung nicht: „Chaos<br />

am ersten Montag der<br />

Arbeitszeiterfassung“, titelte<br />

die <strong>Zeitung</strong> „El Periódico“.<br />

Grundrecht: Die Richter am<br />

EuGH unterstrichen die Bedeutung<br />

des Grundrechts jedes<br />

Arbeitnehmers auf Begrenzung<br />

der Höchstarbeitszeit<br />

sowie auf tägliche und<br />

wöchentliche Ruhezeiten.<br />

Ohne ein System zur Messung<br />

der täglichen Arbeitszeit<br />

könnten weder die geleisteten<br />

Stunden noch die<br />

Zahl der Überstunden objektiv<br />

ermittelt werden.<br />

erfasst werden. Vielmehr müsse die<br />

gesamte Arbeitszeit aufgezeichnet<br />

werden. Nursosei effektiv nachweisbar,<br />

welche Zeiten als Überstunden<br />

zu bezahlen sind.<br />

Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs<br />

gilt auch für Deutschland,<br />

weil auch das deutsche Arbeitszeitgesetz<br />

auf der EU-Richtlinie beruht.<br />

Bisher ist die vollständige Erfassung<br />

der Arbeitszeit nur in wenigen Branchen<br />

gesetzlich vorgeschrieben, etwa<br />

für Lkw-Fahrer, Bauarbeiter, in<br />

Gaststätten und in der Fleischwirtschaft.<br />

dennoch wurde lange über das Gesetz<br />

gerungen. Warum?<br />

Die Mindestausbildungsvergütung<br />

ist auf Drängen der SPD im Koalitionsvertrag<br />

verankert worden –<br />

allerdings ohne, dass dort schon die<br />

Höhe festgelegt worden wäre. DieSozialdemokraten<br />

bevorzugten ein<br />

Modell des DGB,das 630 Euro Azubi-<br />

Mindestlohn und regelmäßige Erhöhungen<br />

vorsah. Dies war auch den in<br />

der SPD mittlerweile mächtigen Jusos<br />

wichtig. Bildungsministerin Anja<br />

Karliczek und Wirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier (beide CDU) fürchteten<br />

dagegen zu große Belastungen<br />

für die Wirtschaft –und den Wegfall<br />

von Ausbildungsplätzen. Karliczek<br />

hatte ursprünglich einen Vorschlag<br />

vorgelegt, mit dem die Mindestvergütung<br />

für Auszubildende an das<br />

Schüler-Bafög gekoppelt worden wäre.<br />

Dasfand die SPD inakzeptabel.<br />

Für die anderen Branchen muss<br />

entweder der Bundestag das Arbeitszeitgesetz<br />

ändern oder das Bundesarbeitsgericht<br />

ein entsprechendes<br />

Grundsatzurteilfällen.DieArtderErfassung<br />

(Stechuhr, Papierlisten oder<br />

digital) können die EU-Staaten bestimmen.<br />

Sie können dabei auch<br />

nach Branche und Größe der Unternehmen<br />

differenzieren.<br />

Viele Fragen offen<br />

FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA<br />

Auch Heimarbeit oder Außendienst<br />

müssten demnach künftig registriert<br />

werden, etwa über Apps oder elektronische<br />

Erfassung am Laptop. Wird<br />

abends vonzuHause noch dienstlich<br />

telefoniert oder werden E-Mails geschrieben,<br />

könnte auch dies unter<br />

die Pflicht zur Erfassung fallen.<br />

DGB-Vize Annelie Buntenbach<br />

begrüßte das Urteil. „Das Gericht<br />

schiebt der Flatrate-Arbeit einen Riegel<br />

vor. Richtig so.“<br />

In der Praxis sind noch viele Fragen<br />

offen: Wasgilt für Außendienstmitarbeiter?<br />

Ist „Vertrauensarbeitszeit“<br />

noch möglich?<br />

Im deutschenArbeitszeitgesetzist<br />

nach Gewerkschaftsangaben bisher<br />

nur vorgeschrieben, dass Überstunden<br />

nach den üblichen acht Stunden<br />

Regelarbeitszeit registriert werden.<br />

Gewerkschaftermonierenschonlange,<br />

dass dies eigentlich nur möglich<br />

sei, wenn auch die reguläre Arbeitszeit<br />

aufgezeichnet wird. (mit dpa)<br />

Wie kam es zur Einigung?<br />

Als Union und SPD nicht auf einen<br />

Nenner kamen, nahmen sich die Sozialpartner<br />

des Themas an. Arbeitgeberpräsident<br />

Ingo Kramer und DGB-<br />

ChefReinerHoffmannunterbreiteten<br />

der Regierung einen Vorschlag zur<br />

Höhe des Azubi-Mindestlohns –und<br />

leisteten damit entscheidende Vorarbeit.<br />

Auch wenn danach nur noch<br />

um Details gerungen wurde, ließ das<br />

Bildungsministerium sich weiter Zeit,<br />

bis es nun den Entwurfvorlegte.<br />

Sind jetzt alle zufrieden?<br />

Nein. Der Zentralverband des<br />

Deutschen Handwerks kritisiert das<br />

Vorhaben als einen „schweren Eingriff<br />

in die gelebte Betriebs- und Tarifautonomie“.<br />

Undder Wirtschaftsflügel<br />

der Union warnt, die Mindestvergütung<br />

könne dazu führen, dass<br />

Unternehmen weniger ausbilden.<br />

Kritik an<br />

Spahns Gesetz<br />

für Hebammen<br />

CSU will Wiedereinstieg in<br />

denBeruf erleichtern<br />

Von Timot Szent-Ivanyi<br />

Inder CSU wird Kritik amHebammengesetzvonGesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU) laut. „Die Akademisierung<br />

löst nicht das akute<br />

Problem, dass immer mehr Geburtsstationen<br />

aus Personalmangel<br />

schließen müssen“, sagte die Gesundheitspolitikerin<br />

Emmi Zeulner<br />

(CSU) dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland (RND). Es müsse darumgehen,<br />

Hebammen, die aus verschiedenen<br />

Gründen aus der aktiven<br />

Geburtshilfe ausgestiegen seien, zur<br />

Rückkehr zu motivieren. Dazu sei es<br />

unter anderem nötig, dass die für den<br />

Wiedereinstieg erforderliche Weiterbildung<br />

künftig vonden gesetzlichen<br />

Krankenkassen bezahlt werde. Bisher<br />

müssten die Hebammen die Kosten<br />

vonrund2000 Euro selbst tragen,<br />

beklagte Zeulner. „Entscheidend ist,<br />

dass wir diejenigen fördern und finanziell<br />

unterstützen, die den<br />

Wunsch haben, neben der Vor- und<br />

Nachsorge auch wieder in die aktive<br />

Geburtshilfe einzusteigen“, sagte sie.<br />

Der Gesetzentwurf von Spahn soll<br />

am Mittwoch vom Bundeskabinett<br />

beschlossen werden.<br />

Nach den Worten Zeulners gibt es<br />

viele Hebammen, die eine Auszeit<br />

eingelegt haben, weil sie beispielsweise<br />

selbst Kinder bekommen haben.<br />

Danach scheuten sie sich aber,<br />

ohne eine Weiterbildung neben der<br />

Vor- undNachsorge auch wieder die<br />

aktive Geburtshilfe zu übernehmen,<br />

berichtete sie. „Um den Frauen den<br />

Wiedereinstieg zu erleichtern, brauchen<br />

wir eine intensive kostenlose<br />

Weiterbildungsförderung in diesem<br />

Bereich.“ Spahns Gesetzentwurf<br />

sieht vor, dass Hebammen künftig<br />

ein duales Studium durchlaufen<br />

müssen. Zeulner begrüßte dies.„Der<br />

Beruf der Hebamme wird gerade<br />

auch in der Hierarchie zu den Ärztinnen<br />

und Ärzten im Kreißsaal aufgewertet,<br />

was für die Hebammen ein<br />

ganz wichtiger Punkt war.“<br />

Forscher<br />

kritisieren<br />

Regierung<br />

IW gegenBeschränkung<br />

befristeter Arbeitsverträge<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Die Pläne der großen Koalition für<br />

gesetzliche Beschränkungen<br />

bei befristeten Arbeitsverträgen werden<br />

nach einer Untersuchung des<br />

arbeitgebernahen Instituts der deutschen<br />

Wirtschaft (IW) die Einstellungsbereitschaft<br />

der Unternehmen<br />

verringern. In Unternehmen, die<br />

zwischen 2015 und 2017 Beschäftigung<br />

aufgebaut hätten, sei die Befristungsquote<br />

relativ hoch, heißt es in<br />

einer IW-Studie, die dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland (RND)<br />

vorliegt. Bei Firmen, deren Belegschaft<br />

sich in diesem Zeitraum vergrößerthat,<br />

lag die Befristungsquote<br />

bei 10,7 Prozent. Bei Unternehmen<br />

mit geschrumpfter Mitarbeiterschaft<br />

waren es 4,9 Prozent. Nach Angaben<br />

der IW-Forscher seien befristete<br />

Arbeitsverhältnisse für die Unternehmen<br />

wie eine Versicherung. „Es<br />

ist daher zu befürchten, dass eine gesetzliche<br />

Beschränkung bei den Befristungsmöglichkeiten<br />

die Einstellungsbereitschaft<br />

vieler Unternehmen<br />

reduzieren wird“, heißt es in der<br />

Untersuchung. Laut Koalitionsvertrag<br />

sollen Arbeitgeber mit mehr als<br />

75 Beschäftigten nur noch maximal<br />

2,5 Prozent der Belegschaft sachgrundlos<br />

befristen dürfen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Trump will<br />

persönlich mit<br />

Xi reden<br />

DeutscheIndustrie besorgt<br />

wegen Zollkonflikts<br />

Von Maren Hennemuth<br />

Nach der Eskalation im Handelskrieg<br />

mit China rudertUS-Präsident<br />

Donald Trump wieder etwas zurück.<br />

So habe er noch nicht über eine<br />

weitere Verschärfung der Gangart<br />

entschieden, sagte Trump. AmRand<br />

des Gipfels der großen Industrieländer<br />

(G 20) am 28. und 29. Juni in Osaka<br />

in Japan will er mit Chinas Staatsund<br />

Parteichef Xi Jinping über den<br />

Konflikt reden. Die Unsicherheiten<br />

im Zollstreit zwischen den beiden<br />

größten Volkswirtschaften ließen<br />

nach den Verlusten an der Wall Street<br />

auch die asiatischen Börsen fallen.<br />

Die deutsche Industrie fürchtet<br />

eine Eskalation. „Der anhaltende<br />

Konfrontationskurs zwischen den<br />

USA und China gefährdet die Weltwirtschaft<br />

massiv“, sagte der Hauptgeschäftsführer<br />

des Bundesverbands<br />

der Deutschen Industrie (BDI), Joachim<br />

Lang. DerHandelskonflikt wirke<br />

sich umso stärker auf die Weltkonjunktur<br />

aus, je länger er dauere.<br />

„Unternehmen investieren nicht,<br />

wenn unklar ist, ob ihre Geschäfte<br />

bald durch Zölle unterbrochen werden.“<br />

DerKonflikttreffe europäische<br />

Unternehmen, die Produktionsstätten<br />

in den USA und China haben.<br />

Der seit Monaten andauernde<br />

Handelskrieg hatte sich in den vergangenenTagendrastischverschärft.<br />

In einem ersten Schritt hatten die<br />

USA ihreUS-Sonderzölle auf Importe<br />

aus China im Wert von200 Milliarden<br />

Dollar von 10auf 25 Prozent erhöht.<br />

Auch wurde ein zweiter Schritt<br />

angekündigt, die Zölle auf alle China-<br />

Warenauszuweiten.<br />

„Werden biszum Ende kämpfen“<br />

Im Gegenzug kündigte Peking Vergeltung<br />

an. „China hat seine Antwort<br />

gegeben: Wenn ihr reden wollt, ist<br />

unsere Tür weit offen. Wenn ihr<br />

kämpfen wollt, werden wir bis zum<br />

Ende kämpfen“, verlas der Sprecher<br />

im Staatsfernsehen eine Erklärung.<br />

So steigen vom1.Juni an chinesische<br />

Sonderzölle auf US-Waren im Wert<br />

von 60Milliarden Dollar auf 10 bis<br />

25 Prozent. „Maximalen Druck auf<br />

China auszuüben, wird nicht funktionieren“,<br />

kommentierte am Dienstag<br />

die staatliche Nachrichtenagentur<br />

Xinhua. Die USA „schießen sich<br />

nur selbst in den Fuß“. DerKommentator<br />

schob Washington die Schuld<br />

am Scheitern der jüngsten Handelsgespräche<br />

zu und sprach von „typischer<br />

Handelsschikane“.<br />

In den Turbulenzen signalisierte<br />

die US-Regierung, dass es noch Zeit<br />

für Verhandlungen gebe.Die nächste<br />

Runde soll in Peking stattfinden.<br />

Doch gibt es noch keinen Termin.<br />

Der US-Handelsbeauftragte Robert<br />

Lighthizer veröffentlichte ein Papier<br />

für die Ausweitung der US-Zölle auf<br />

alle China-Waren. Auch versuchte<br />

der US-Präsident, Zuversicht zu verbreiten.<br />

Als er Finanzminister Steven<br />

Mnuchin bei einem Dinner vorstellte,<br />

sagte Trump: „Er ist gerade aus<br />

China zurück. Wirsagen euch in drei<br />

oder vier Wochen, ob es erfolgreich<br />

war.“ Und erfügte hinzu: „Aber ich<br />

habe ein Gefühl, dass es sehr erfolgreich<br />

sein wird.“ (dpa)<br />

Mit Xi Jinping will Trump beim G-20-Gipfel<br />

zusammenkommen. FOTO: NICOLAS ASFOURI/AP<br />

Eine neue Dimension<br />

US-Jury verhängt Milliardenstrafegegen Bayer-Tochter Monsanto. Schadensersatz für Krebserkrankung<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Einer der Juroren sagte nach<br />

Verkündung des Urteils,<br />

man wolle bei den Verantwortlichen<br />

von Monsanto<br />

den Effekt eines Schlages in die Magengrube<br />

bewirken. Das dürfte gelungen<br />

sein. EinGericht im kalifornischen<br />

Oakland hat das Agrochemie-<br />

Unternehmen zu Zahlungen in Höhe<br />

von2055 Millionen Dollar verurteilt.<br />

Alva und Alberta Pilliod hatten auf<br />

Schadensersatz für ihreKrebserkrankungen<br />

geklagt, die durch das Hantieren<br />

mit dem Unkrautvernichter<br />

Roundup ausgelöst worden sein sollen.<br />

DieMonsanto-Mutter Bayerwill<br />

gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen<br />

und verweist dabei auf aktuelle<br />

Aussagen von Experten der US-Umweltbehörde<br />

EPA, die Roundup mit<br />

seinemHauptwirkstoffGlyphosatfür<br />

ungefährlich halten.<br />

DerKurs der Bayer-Aktieging am<br />

Dienstag dennoch in die Knie. Der<br />

Konzern ist jetzt nur noch rund<br />

53 Milliarden Euro wert, obwohl die<br />

Leverkusener Monsanto im vorigen<br />

Jahr nach aktuellem Wechselkurs für<br />

etwa 56 Milliarden Euro gekaufthatten.<br />

Analysten gehen davon aus, dass<br />

im aktuellen Kurs bereits Schadensersatzzahlungen<br />

von bis zu 20 Milliarden<br />

Euro eingepreist sind. Allerdings<br />

könnte die Summe auch deutlich<br />

höher ausfallen. Denn derzeit<br />

sind in den USA bereits rund 13400<br />

Klagen gegen Monsanto anhängig.<br />

Branchenkenner erwarten, dass deren<br />

Zahl auf mindestens 15000 steigen<br />

könnte.Außerdemstellt sich die<br />

Frage,wie hoch mögliche Schadensersatzzahlungen<br />

tatsächlich ausfallen<br />

werden.<br />

„Arglistige Täuschung“<br />

In den beiden ersten Urteilen zu Glyphosat-Klagen,<br />

die ebenfalls noch<br />

nicht rechtskräftig sind, kamen Strafen<br />

voninsgesamt159 Millionen Dollar<br />

zusammen. Doch mit dem Fall<br />

Pilliod wurde eine ganz andere Dimension<br />

erreicht. Zum regulären<br />

Schadensersatz von 55 Millionen<br />

Dollar kommen 2Milliarden Dollar<br />

als Strafzahlung wegen arglistiger<br />

Täuschung. Die Kläger hatten nur<br />

eine Milliarde verlangt. Aber die Jury<br />

inOaklandwarderAnsicht,dassman<br />

Monsanto eine Lehre erteilen muss.<br />

Man wolle von dem Unternehmen<br />

ernst genommen werden, sagte Juror<br />

Doug Olsen.<br />

Das Ehepaar Pilliod hat auf seinem<br />

Grundstück jahrelang Roundup<br />

eingesetzt, um Unkraut zu bekämpfen.<br />

Beide leiden heute an einer Form<br />

von Lymphdrüsenkrebs (NHL). Ihre<br />

Klage beruft sich vor allem auf eine<br />

Studie der Krebsforscher der Weltge-<br />

Von Stefan Winter<br />

Volkswagen macht den nächsten<br />

Schritt beim Elektroantrieb.<br />

Nach langen internen Diskussionen<br />

will der Konzern nun auch selbst die<br />

Batteriezellen für E-Autos herstellen.<br />

MitPartnernsollenmehrereFabriken<br />

hochgezogen werden –auch in<br />

Deutschland. Dafür müssten aberdie<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

stimmen, sagte Vorstandschef<br />

Herbert Diess am Dienstag bei der<br />

Hauptversammlung in Berlin. Er<br />

machte kein Geheimnis daraus, dass<br />

er dafür auch staatliche Unterstützungerwartet.<br />

Daserste Projekthat der Aufsichtsrat<br />

vor der Hauptversammlung beschlossen<br />

–allerdings mit einigen Unbekannten.<br />

Eine Milliarde Euro steht<br />

jetztfür eineBatteriefertigungim VW-<br />

Werk Salzgitter bereit. Sie soll mit<br />

einer Jahreskapazität von zehn Gigawattstunden<br />

relativ klein ausfallen<br />

Bayer hältRoundup fürgesundheitlich unbedenklich .<br />

BEIERSDORF KAUFT SONNENSCHUTZ<br />

Umbau: Der Bayer-Konzernhat am Dienstag<br />

in Leverkusen einen weiteren Schritt bei seinen<br />

Umbaubemühungen bekannt gegeben.<br />

Für 550 Millionen Euro wurde die Sonnenschutzsparte<br />

mit der US-MarkeCopperstone<br />

an den Kosmetikhersteller Beiersdorf verkauft.<br />

FOTO: JEAN-FRANCOIS MONIER/AFP<br />

US-Markt: Bayerhatte Copperstone Ende<br />

2014 im Zugeder Übernahme des Geschäfts<br />

mit rezeptfreier Arznei vomUS-PharmakonzernMerck<br />

erworben. Coppertone war die<br />

erste Sonnenschutzmarke,die 1944 auf den<br />

US-Markt kam. Sie wird heute in den USA,<br />

Kanada und China vertrieben.<br />

VW fordert mehr Staatshilfe für E-Autos<br />

Autokonzern will mehrereBatteriefabriken inEuropabauen<br />

sundheitsorganisation (WHO), die<br />

2015 diagnostizierten, dass Glyphosat<br />

„wahrscheinlich krebserregend“<br />

sei. Bayer teilte am Dienstag hingegen<br />

mit: Die Kläger hätten eine<br />

„lange Historie von Vorerkrankungen,<br />

die bekanntermaßen erhebliche<br />

Risikofaktoren“ für eine NHL-Erkrankung<br />

darstellten.<br />

Zudemseien bei den meisten Fällen<br />

die Ursachen für NHL nicht bekannt.<br />

Letztlich wird es in diesem<br />

und wohl auch in vielen anderen Verfahren<br />

darum gehen, Kausalitäten zu<br />

klären. So hätte laut Bayer nachgewiesen<br />

werden müssen, dass „die<br />

Krebserkrankungen der Kläger ohne<br />

den Einsatz von glyphosatbasierten<br />

Herbiziden nicht eingetreten wären“.<br />

Dafür gebe es aber keine verlässlichen<br />

wissenschaftlichen Nachweise.<br />

Der Leverkusener Konzern zitiert<br />

die EPA, der zufolge es „keine Risiken<br />

für die öffentliche Gesundheit durch<br />

die derzeit zugelassene Verwendung<br />

von Glyphosat“ gibt. Diese Schlussfolgerung<br />

beruhe auf der Auswertung<br />

von mehr als 800 Studien zu<br />

dem Unkrautvernichter, teilt Bayer<br />

mit. Roundup werde seit mehr als<br />

40 Jahren weltweit sicher und erfolgreich<br />

verwendet.<br />

Der Bayer-Konzern will sich bislang<br />

auf keine außergerichtlichen Einigungen<br />

einlassen, die in den USA<br />

in solchen Fällen üblich sind. Dies<br />

käme einem Schuldeingeständnis<br />

gleich. Deshalb wirdauch kein Schadensersatz<br />

ausgezahlt. Die Juristen<br />

und Manager des Konzerns setzen<br />

vielmehr auf die höheren Instanzen,<br />

wo nicht mehr Laien, sondernProfirichter<br />

entscheiden werden. DieVerfahren<br />

werden mutmaßlich mehrere<br />

Jahre dauern, was auch fortwährende<br />

Negativschlagzeilen nach sich ziehen<br />

dürfte. In diesem Jahr wird<br />

jedenfalls kein endgültiges Urteil<br />

mehr fallen.<br />

AußergerichtlicheEinigung?<br />

Die nächsten Hauptverhandlungen<br />

werden im Sommer in St.Louis stattfinden,<br />

dort woMonsanto zu Hause<br />

ist. Sollten auch dort die Kläger erfolgreich<br />

sein, rechnen Analysten damit,<br />

dass Bayer doch noch außergerichtliche<br />

Einigungen anstreben<br />

könnte.<br />

Der Leverkusener Konzernchef<br />

Werner Baumann hat die Akquisition<br />

des US-Unternehmens immer wieder<br />

verteidigt. Sie ist ein zentraler<br />

Baustein seiner Strategie,die sich auf<br />

die zwei Sparten Pharma- und Agrochemie<br />

kapriziert. Geschäftszahlen<br />

gaben ihm zuletzt recht, Montsanto<br />

war ein maßgeblicher Faktor für eine<br />

Steigerung des Gewinns. Landwirte<br />

weltweit sind auf Roundup angewiesen.<br />

und im ersten Schritt ab 2022 oder<br />

2023 rund 700 Arbeitsplätze bringen.<br />

Sie werden dort dringend gebraucht:<br />

Dem Motorenwerk wird bei<br />

einem Erfolg der Elektroautos sonst<br />

die Arbeit knapp. Das nötige Knowhow<br />

inder Elektrochemie, das dem<br />

Autobauer fehlt, soll das schwedische<br />

Start-up Northvolt beisteuern. Die<br />

Gründung früherer Tesla-Manager<br />

plant bereits mehrere Batteriefabriken<br />

in Europa.<br />

Auch weitereBatteriefabriken sollen<br />

in Europa und namentlich in<br />

Deutschland entstehen. Die Rahmenbedingungen<br />

stimmen aber offenbar<br />

noch nicht. „Wir fordern ein<br />

klares Bekenntnis zur Elektromobilität<br />

und ein entschlossenes Handeln<br />

aller Beteiligten“,sagte Diess.<br />

In der Branche –und bisher auch<br />

bei VW –gilt Deutschland vor allem<br />

wegen der hohen Strompreise als<br />

schlechter Standort für die Batterieproduktion.<br />

Das Land Niedersachsen,<br />

das bei VW Großaktionär ist, werde<br />

keine Subventionen geben, sagte<br />

Ministerpräsident Stephan Weil<br />

(SPD) am Rand der Hauptversammlung.<br />

Investoren müssten aber verlässliche<br />

Rahmenbedingungen in der<br />

Energiepolitik bekommen. Eine Be-<br />

freiungsolcherFabrikenvonderEEG-<br />

Umlage zum Beispiel müsse dauerhaft<br />

sein.<br />

Weil fordert, die Stromsteuern im<br />

Sinne der Energiewende grundsätzlich<br />

neu zu regeln. Außerdem müsstenderVerkaufvonE-Autosweitergefördertund<br />

der Ausbaudes Ladenetzesvorangetrieben<br />

werden.<br />

Offenbar haben Standorte in Osteuropa<br />

mit hohen Subventionen um<br />

die Ansiedlung der Batteriefabrik geworben.DieEUmüssehierfürgleiche<br />

Bedingungen sorgen, forderte Weil:<br />

„Wir haben es eindeutig mit einer<br />

Schieflage zu tun.“ Sowohl die Bundesregierung<br />

als auch die EU-Kommissionhaben<br />

eine Förderung angekündigt,<br />

doch „es geht leider furchtbar<br />

durcheinander“. VW werde sich<br />

an den Ausschreibungen beteiligen.<br />

Vorerst muss der Konzern allerdings<br />

selbst für Geld sorgen. Deshalb<br />

stehtnun offizielldas Maschinenbaugeschäft<br />

der Lkw-Tochter MAN mit<br />

der Tochter Renk zum Verkauf. Es gebe<br />

„zukunftsweisende, industriell<br />

sinnvolle Lösungen“, sagte Diess –<br />

vonPartnerschaftenbis zum völligen<br />

Verkauf, den der Betriebsrat bisher<br />

strikt abgelehnt hatte.<br />

Vorallem aber wird der vor zwei<br />

Monaten abgesagte Börsengang der<br />

Lkw-Tochter Traton nun wieder vorangetrieben.So<br />

einSinneswandelsei<br />

bei geänderten Marktbedingungen<br />

nicht ungewöhnlich, sagte Traton-<br />

Chef Andreas Renschler. Allerdings<br />

habensich die Bedingungen nicht erkennbar<br />

geändert. Renschler wolle<br />

dieMilliarden für die Traton-Expansion<br />

hereinholen und nicht länger warten,<br />

hieß es in Konzernkreisen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Herber Dämpfer<br />

für Prämiensparer<br />

Langjährige Prämiensparer müssen<br />

die Kündigung ihrer attraktiven Altverträge<br />

durch die Sparkassen hinnehmen,<br />

wenn sie die einmal vereinbarte<br />

Bonusstaffel ausgeschöpft<br />

haben. Dieses Vorgehen der Geldhäuser<br />

sei in der anhaltenden Niedrigzinsphase<br />

gerechtfertigt, urteilten<br />

die obersten Zivilrichter des Karlsruher<br />

Bundesgerichtshofs am Dienstag<br />

(Az. XI ZR 345/18). Geklagt hatten<br />

Kunden der Kreissparkasse Stendal<br />

in Sachsen-Anhalt, die ihreSparverträge<br />

von1996 und 2004 behalten<br />

möchten. Beim „S-Prämiensparen<br />

flexibel“ bekamen die Sparer neben<br />

einem schwankenden Grundzins ab<br />

dem dritten Jahr eine steigende Prämie.<br />

(dpa)<br />

Übernahme von Scout24<br />

durch Investoren scheitert<br />

DieÜbernahme des Onlinemarktplatzbetreibers<br />

Scout24 durch Finanzinvestoren<br />

ist geplatzt. Die<br />

Mindestannahmeschwelle von<br />

50 Prozent sei nicht erreicht worden,<br />

teilte Scout24 am Dienstag mit. Das<br />

Unternehmen ist größtenteils im<br />

Streubesitz und an der Börse fast<br />

5Milliarden Euro wert.Der Finanzinvestor<br />

Hellman und Friedman<br />

hatte das Münchner Unternehmen<br />

erst vordreiJahren an die Börse gebracht.<br />

Nunlegte er zusammen mit<br />

dem Finanzinvestor Blackstone ein<br />

Übernahmeangebot vor, das vom<br />

Scout24-Vorstand unterstützt wurde.Vorstandschef<br />

Tobias Hartmann<br />

sagte,errespektierejedoch die Entscheidung<br />

der Aktionäre. (dpa)<br />

Fußballstar Neymar gewinnt<br />

Markenstreit am EU-Gericht<br />

Der BrasilianerNeymarbehält dieRechte<br />

an seinem Namen. FOTO: FRANK AUGSTEIN/AP<br />

Derbrasilianische Fußballstar Neymar<br />

hat einen Rechtsstreit um die<br />

Markenrechte an seinem Namen vor<br />

dem EU-Gericht gewonnen. Dievon<br />

einem Dritten angemeldete Marke<br />

„NEYMAR“ sei nichtig, urteilten die<br />

Luxemburger Richter.Hintergrund<br />

des Falls war eine längereAuseinandersetzung<br />

zwischen dem brasilianischen<br />

Nationalspieler und einem<br />

Portugiesen. Dieser hatte sich 2013<br />

die Markenrechte für Kleidung,<br />

Schuhe und Kopfbedeckungen gesichert.<br />

DasGericht befand aber,dass<br />

der Portugiese die Bekanntheit des<br />

Fußballers ausnutzen wollte. (dpa)<br />

Deutsche geben pro Kopf<br />

19 Euro für Fairtrade aus<br />

Jeder Deutsche hat im vergangenen<br />

Jahr durchschnittlich 19 Euro für<br />

Produkte mit Fairtrade-Siegel ausgegeben.<br />

Diestarkgestiegene Nachfrage<br />

nach fair gehandelten Waren<br />

–vor allemBananen, Kaffee und Kakao<br />

–ließ den Fairtrade-Umsatz<br />

2018 um 22 Prozent auf mehr als<br />

1,6 Milliarden Euro steigen, wie<br />

Transfair am Dienstag mitteilte.Der<br />

Verein vergibt das Recht, das Fairtrade-Logo<br />

zu nutzen, gegen Lizenzgebühr<br />

etwa an Händler und Produzenten.<br />

Besonders groß war der Anstieg<br />

bei Kakao,der nach fairen<br />

Standards gehandelt wurde: Sein<br />

Absatz stieg nach Transfair-Angaben<br />

im Vergleich zum Vorjahr um<br />

48 Prozent auf 55000 Tonnen. (dpa)


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

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Meinung<br />

Tafel-Student<br />

ZITAT<br />

Eine gerechte<br />

Entscheidung<br />

Philippe Debionne<br />

wundertsich über die Bedürftigkeit<br />

eines gesunden 32-Jährigen.<br />

Die Aufregung ist mal wieder groß! Einem<br />

nahezu mittellosen Studenten,<br />

der sich Lebensmittel bei der <strong>Berliner</strong> Tafel<br />

holt, um satt zu werden, kürzt eine<br />

Lichtenberger Sachbearbeiterin das<br />

Wohngeld. Reflexartig reagieren Teile der<br />

Öffentlichkeit und die Politik und zeigen<br />

sich empört. Ihr Urteil: Die Sachbearbeiterin<br />

hat völlig überzogen reagiert, der<br />

Student ist ein Opfer von Behördenwillkür.<br />

Obdie Entscheidung juristisch korrekt<br />

ist, darüber wirdjetzt gestritten. Aber<br />

was ist eigentlich mit der Frage, was ein<br />

Student überhaupt bei der Tafel zu suchen<br />

hat?<br />

Eine Tafel ist nach meinem Empfinden<br />

für Menschen gedacht, die sich wenig bis<br />

keine Lebensmittel leisten können. Ich<br />

denke an Senioren. Hier sind es dank des<br />

in weiten Teilen unsozialen Rentensystems<br />

vor allem Frauen. Ich denke an alleinerziehende<br />

Mütter ohne familiäreUnterstützung,<br />

ich denke an Flüchtlinge, an<br />

die vielen Menschen in Berlin, die aus<br />

welchen Gründen auch immer in der Obdachlosigkeit<br />

gelandet sind.<br />

Ichdenke dabei nicht an einen 32-jährigen<br />

Studenten, der nebenher einen 450-<br />

Euro-Job hat. Unddamit nicht mehr über<br />

die Runden kommt, weil seine Mutter ihn<br />

finanziell nicht länger unterstützt. Nicht<br />

jeder Student muss drei Abende die Woche<br />

kellnern oder in den Semesterferien<br />

auf dem Bau ackern, wenn er das nicht<br />

möchte. Aber von einem 32-jährigen, gesunden<br />

und arbeitsfähigen Studenten erwarte<br />

ich, dass er auch selbstständig für<br />

seinen Lebensunterhalt aufkommen<br />

kann. Wenn er das nicht kann, dann muss<br />

der Mann seinen Lebensentwurf überdenken.<br />

Und darf nicht die Gesellschaft<br />

dafür zur Kasse bitten. Dafür ist der Sozialstaat<br />

nicht gedacht.<br />

Arbeitszeiterfassung<br />

Die Stechuhr wird<br />

nicht Pflicht<br />

Matthias Koch<br />

glaubt, dass alle EU-Staaten das<br />

EuGH-Urteil gut umsetzen können.<br />

Esist, als habe sich kurz vor der Europawahl<br />

noch schnell ein Schalk etwas<br />

ausgedacht, womit man die EU ins Gerede<br />

bringen kann: Nach dem Urteil des<br />

Europäischen Gerichtshofs zur Zeiterfassung<br />

sieht es nun so aus, als wolle die EU<br />

sämtlichen Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />

den Gebrauch der Stechuhr vorschreiben.<br />

Werdie Entscheidung genauer<br />

liest, stellt fest: Ganz so schlimm muss es<br />

nicht kommen.<br />

Das Urteil aus Luxemburg ist sehr genereller<br />

Natur,eshat schon aufgrund seiner<br />

juristischen Flughöhe eine weite Entfernung<br />

zur konkreten Praxis in den Betrieben.<br />

Die Richter sahen sich mit Blick<br />

auf Spanien mit der Frage konfrontiert, ob<br />

auch die völlige Abwesenheit vonArbeitszeiterfassung<br />

mit dem Europarecht vereinbar<br />

sei –dies haben sie verneint. Eine<br />

Null-Lösung geht also nicht.<br />

Die Nationalstaaten bleiben aber frei<br />

darin, die Arbeitszeiterfassung so zu regeln,<br />

wie sie es für richtig halten. Dazu<br />

kann es gehören, auf bestimmte Branchen<br />

ebenso Rücksicht zu nehmen wie auf die<br />

unterschiedliche Größe von Betrieben.<br />

Wer wirtschaftliche Dynamik will und<br />

Kreativität, muss sich eingestehen: Kontrolle<br />

ist gut,Vertrauen ist besser.Niemand<br />

darfetwa einem Kleinbetrieb die Anschaffung<br />

eines teuren Zeiterfassungssystems<br />

vorschreiben, das ihn in den Ruin treibt.<br />

Niemand darf auch ein Start-up-Unternehmen<br />

stoppen, das in seiner Anfangszeit<br />

ohne Überstunden aller Beteiligten<br />

nicht fliegt. Wenn aber EU-Staat AArbeitszeiten<br />

erfassen lässt und EU-Staat Bnicht,<br />

stimmt auch etwas nicht im gemeinsamen<br />

Binnenmarkt. Warum sollte Europa nicht<br />

auch in diesem Punkt zusammenrücken,<br />

mit ein paar fairen, klaren Regeln?<br />

Stechuhr für alle? Wieder Ärger über Brüssel<br />

Angela Merkel hat in Erinnerung gerufen,<br />

weshalb sie einst als „Klimakanzlerin“<br />

galt. Beim 10. Petersberger<br />

Klimadialog fand Merkel<br />

klareWorte für die Unbestreitbarkeit und die<br />

Folgen des menschengemachten Klimawandels.<br />

Scharfsinnig erläuterte sie den Zusammenhang<br />

zwischen Erderwärmung und politischer<br />

Instabilität. Eindringlich erinnerte<br />

sie an die historische Verantwortung reicher<br />

Industrienationen. „So jemand sollte in die<br />

Politik gehen“, ist man geneigt ausrufen.<br />

Aber dann fällt einem ein, dass Merkel seit 14<br />

Jahren den größten CO 2 -Verursacher in Europa<br />

regiert.<br />

VomWissen bis zur Umsetzung ist es ein<br />

weiter Weg. Der Klimaschutz entzieht sich<br />

der herrschenden Jetzt-und-hier-Logik. Politiker<br />

und Unternehmer sind auf schnell vorzeigbareErfolge<br />

aus.Die Belohnung für weitsichtige,<br />

gegen Widerstände durchgesetzte<br />

Entscheidungen bleibt ihnen oft verwehrt.<br />

Auch als Verbraucher erliegt man angesichts<br />

der Verlockungen unseres konsumbetonten<br />

Lebensstils oft der Beschwichtigungsformel:<br />

Waskann ich allein schon ausrichten? Und<br />

schon ist der nächste Billigflug gebucht.<br />

„Nach uns die Sintflut!“, soll Madame de<br />

Pompadour ausgerufen haben, als ein Fest<br />

am Hofe Ludwig XIV. durch die Nachricht einer<br />

militärischen Niederlage gestört zuwerden<br />

drohte.„Nach uns die Sintflut!“ scheinen<br />

auch heute viele zu rufen, wenn Klimaexperten<br />

ihreErkenntnisse vorbringen. Dertreffendere<br />

Ausspruch wäre wohl: „Neben uns die<br />

Sintflut!“ Denn die verheerenden Folgen des<br />

Klimawandels spüren die Menschen im Pazifik,<br />

in der afrikanischen Tschadsee-Region<br />

oder in Bangladesch ja längst.<br />

Nötig ist entschlossenes Handeln im<br />

Weltmaßstab. Doch ausgerechnet zu einer<br />

Seit gestern liegt ein großer grauer Umschlag<br />

auf meinem Küchentisch. „Wichtige<br />

Wahlunterlagen!“ steht darauf. Mit Ausrufezeichen.<br />

Ich erwähne das extra, weil das<br />

Ausrufezeichen für mich eine wichtige Funktion<br />

hat. Es ist Ausdruck eines Gefühls, das<br />

ich in mir trage, seit mich meine Eltern das<br />

erste MalineinWahllokal mitgenommen haben.<br />

Ichwar ungefähr fünf, die Wahlkabinen<br />

standen im katholischen Kindergarten meines<br />

Heimatdorfes, und nicht nur deshalb<br />

hatte die Veranstaltung für mich als in religiösen<br />

Fragen unbedarftes Kind etwas sehr<br />

ernsthaftes. Einen heiligen Ernst gewissermaßen.<br />

Dass eine demokratische Wahl wenn<br />

schon nichts Heiliges, zumindest etwas Besonderes<br />

ist, ein wertvolles Recht und ein<br />

Privileg, kann man schnell als Selbstverständlichkeit<br />

abtun. Tatsächlich sehen das<br />

sehr viele wahlberechtigte Menschen offenbar<br />

anders. Bei der letzten Europawahl 2014<br />

lag die Wahlbeteiligung in Deutschland bei<br />

48 Prozent. MitanderenWorten: Diemeisten<br />

Menschen, die hätten wählen können, haben<br />

es nicht getan.<br />

Ich habe in diesem Jahr Briefwahl beantragt,<br />

weil ich am 26. Mai nicht in Deutschland<br />

sein werde, sondern inFrankreich. Für<br />

ein verlängertes Wochenende mit Freunden.<br />

Die inzwischen selbstverständliche Möglichkeit,<br />

herumreisen zu können, wie immer es<br />

gefällt, wird gerne als eine der großen Errungenschaften<br />

eines vereinigten Europas bezeichnet.<br />

Als wäre Europa eine Art All-you-<br />

Klimaschutz<br />

Tutendlich<br />

was<br />

Marina Kormbaki<br />

über die Lethargie vonPolitik und Wirtschaft gegenüber einem<br />

der drängendsten Probleme unserer Zeit<br />

Zeit, da der menschengemachte Klimawandel<br />

eine globale Strategie erfordert, steckt<br />

das System internationaler Ordnung in seiner<br />

tiefsten Krise. Eskann keine globale Klimawende<br />

ohne die größten Treibhausgas-<br />

Verursacher geben –allen voran China und<br />

die USA. Diechinesische Führung inszeniert<br />

sich gern als umweltbewusster Treiber einer<br />

globalen Energiewende. Tatsächlich aber<br />

schreckt sie im In-und Ausland vorder rücksichtslosen<br />

Verwertung natürlicher Ressourcen<br />

nicht zurück. US-Präsident Donald<br />

Trump müht sich erst gar nicht um ökologische<br />

Korrektheit. Seine Verachtung gegenüber<br />

der Wissenschaft bestärkt die Klimawandel-Ignoranten<br />

in Brasilien, Russland<br />

und Saudi-Arabien, auf fossile Energieträger<br />

KOLUMNE<br />

Wählen<br />

sollte uns eine<br />

Pflicht sein<br />

Tanja Brandes<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

zu setzen, als gäbe es kein Morgen. Diese<br />

triste Ausgangslage lässt etwas entstehen,<br />

das gefährlicher ist als der Klimawandel<br />

selbst: Ein Klima-Defätismus breitet sich<br />

aus. Dieses Ohnmachtsargument hat sich<br />

bis weit hinein in die deutsche Politik geschlichen.<br />

Es steckt imWort vom„Klimanationalismus“,<br />

mit dem die FDP vor einzelstaatlichen<br />

Maßnahmen wie dem Kohleausstieg<br />

warnt. Von ihm zeugt auch die bequeme<br />

Klima-Lethargie in der Union, deren<br />

Vertreter sich weigern, selbst über kleine<br />

Stellschrauben wie eine sozial und ökologisch<br />

gerechte CO 2 -Abgabe nachzudenken.<br />

Diese Lethargie treibt Tausende Schüler<br />

wöchentlich auf die Straße. SPD, Grüne,<br />

Linke mögen diesem Protest laut Beifall<br />

spenden. Das aber ersetzt keine energische<br />

Klimapolitik in der Bundes- und den Landesregierungen,<br />

an denen sie beteiligt sind.<br />

Immerhin besteht Anlass zur Hoffnung,<br />

dass Klimaschutz bald nicht mehr als softes<br />

Politikfeld angesehen wird. Klimaschutz<br />

kostet Geld: Deutschland wird ab2020 Millionenstrafen<br />

zahlen müssen, weil es seine<br />

EU-Klimaziele verfehlt. Dieser Druck<br />

könnte Innovationskräfte freisetzen, die<br />

ökologischen Nutzen in ökonomischen<br />

Profit umwandeln. Mit diesem Argument<br />

ließe sich vielleicht auch ein Trump zum<br />

Umweltschutz bewegen.<br />

Deutschland ist ein Hochtechnologieland.<br />

Als solches kann es Treiber einer Öko-<br />

Wende sein. Noch in diesem Jahr soll es ein<br />

Klimaschutzgesetz geben, das alle Ressorts<br />

zum Umweltschutz verpflichtet –auch Verkehr,<br />

Bau und Landwirtschaft. Das Gesetz<br />

birgt Sprengstoff für die Koalition. Für Merkel<br />

birgt es aber auch die Chance, ihrem<br />

einstigen Ruf als Klimakanzlerin gerecht zu<br />

werden.<br />

can-eat-Buffet –und ein Spontantrip zu den<br />

French Open der Ausflug ans Dessertbuffet.<br />

Es wird Zeit, ein bisschen mehr Pathos zu<br />

verwenden, um den Wert einer Wahl, bei der<br />

es um die Zukunft Europas geht, deutlich zu<br />

machen. Da man sich mit flammenden Worten<br />

in Deutschland bisweilen schwertut,<br />

lohnt es sich, zur Inspiration drei Jahreindie<br />

Vergangenheit und außerdem auf ein Land zu<br />

gucken, dem in Sachen Pathos so schnell keiner<br />

was vormacht. 2016 hielt der damalige<br />

US-Präsident Barack Obama in Hannover<br />

eine leidenschaftliche Rede, inder er Europa<br />

als eine der größten politischen Errungenschaften<br />

moderner Zeiten“ bezeichnete.Und<br />

vielleicht müsse erst ein Nicht-Europäer wie<br />

er „die Europäer daran erinnern, wie großartig<br />

das ist, was sie geschaffen haben“.<br />

Ichdurfte 2002 das erste Malselbstbei einer<br />

Bundestagswahl meine Stimme abgeben.<br />

Seitdem habe ich viele Male gewählt,<br />

auch bei Europawahlen. Undich habe es jedes<br />

Mal wieder, dieses feierliche Gefühl,<br />

wenn ich den Wahlzettel in die Urne werfe.<br />

Ganz besonders bei der letzten Bundestagswahl.<br />

Kurz vorher hatte ich mit Issam gesprochen,<br />

der vordreiJahrenaus Syrien nach<br />

Deutschland geflohen ist. Ich fragte ihn, ob<br />

er wählen würde, wenn esihm in Deutschland<br />

erlaubt wäre. Er sah mich an, als habe er<br />

die Frage nicht verstanden. Seit acht Jahren<br />

legt ein Krieg seine Heimat in Schutt und<br />

Asche, eine handlungsfähige Opposition ist<br />

nicht vorhanden, demokratische Wahlen<br />

sind undenkbar.Hätte Issam in Deutschland<br />

wählen dürfen, er hätte schon in der Nacht<br />

vor dem Termin vor dem Wahllokal ausgeharrt,<br />

um am Wahltag der Erste zu sein. Frei<br />

und ohne Angst über die Zukunft desLandes<br />

(oder gar des Kontinents), in dem er lebt,<br />

mitentscheiden zu können –für Issam wäre<br />

das nichts weniger gewesen als ein Wunder.<br />

Ist eszuviel verlangt, wenn die, die die<br />

Wahl haben, sie wenigstens als eine Pflicht<br />

begreifen?<br />

„Ich hatte nie das Gefühl:<br />

Ich bin eine Frau, ich kann<br />

das nicht. Ich stehe für die<br />

Frauen, die nicht dieselbe<br />

Freiheit und dieselben<br />

Rechte haben.“<br />

Veena George, Politikerin im indischen Bundesstaat<br />

Kerala, über ihre Motivation und Ziele bei<br />

der aktuellen Parlamentswahl in Indien<br />

AUSLESE<br />

Gefährliche Lage<br />

am Persischen Golf<br />

Die Krise zwischen den USA und dem<br />

Iran verschärft sich. „Die Spannung<br />

zwischen den USA und dem Iran ist in den<br />

vergangenen Monaten immer größer geworden.<br />

Die Lage ist inzwischen gefährlich“,<br />

schreibt die spanische <strong>Zeitung</strong> La<br />

Vanguardia dazu. „Es ist schwer, vorauszusagen,<br />

was in den nächsten Tagen und<br />

Wochen passieren wird. Alle behaupten,<br />

dass sie keinen Krieg wollen. Aber die<br />

Schritte, die die einen und die anderen<br />

derzeit tun, machen die Situation am Golf<br />

jeden Taggefährlicher.“<br />

Die Rheinische Post kritisiert die USA:<br />

„Die amerikanischen Vorbedingungen<br />

für Nachverhandlungen zum Atomabkommen<br />

lesen sich eher wie eine Aufforderung<br />

zur Totalkapitulation an das Regime<br />

in Teheran“, heißt es dort. „Man<br />

mag zwar kaum glauben, dass US-Präsident<br />

Donald Trump, der seinen Wählern<br />

einen Rückzug der USA aus den Konfliktzonen<br />

versprochen hat, tatsächlich einen<br />

Krieg provozieren will. Trotzdem<br />

könnte es am Ende darauf hinauslaufen<br />

–und wir Europäer werden das nicht verhindernkönnen.“<br />

„Für die iranische Regierung war es<br />

fast schon überlebensnotwendig, Härte<br />

zu zeigen“, meint auch die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong>.„Es<br />

gibt Hardliner im Iran, die schon<br />

immer gegen das Atomabkommen angekämpft<br />

hatten, sie gewinnen nun an Zuspruch.<br />

Trotzdem ist es fraglich, ob sich<br />

der Iran mit dem Ultimatum einen Gefallen<br />

getan hat.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 – S eite 9 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Agrarwende selbst<br />

gemacht: Zu Besuch<br />

bei Bio-Kapitalisten<br />

Seite 16<br />

Prestigeprojekt abgespeckt: Müllers Grundeinkommen kommt Idee abhanden Seite 12<br />

Schule aufgeschreckt: Namenspatron entpuppt sich als SS-Mann Seite 11<br />

Stadtbild<br />

Auf den Spuren<br />

des Rollkoffers<br />

Torsten Landsberg<br />

ist es gewohnt, den<br />

Gehweg zu scannen.<br />

Der Rollkoffer hat sich in den vergangenen<br />

Jahren zu einem Synonym<br />

für Gentrifizierung und heuschreckenartige<br />

Touristenströme<br />

entwickelt. Das Gepäckstück selbst<br />

hat an diesem Prozess einen geringen<br />

Anteil, höchstens das Scheppern<br />

über die unterschiedlich und<br />

manchmal für dieses Utensil nachteilig<br />

gepflasterten Gehwege hat<br />

wohl einen Beitrag zur Verdammung<br />

geleistet.<br />

Den Besitz des Rollkoffers allein<br />

Menschen vonaußerhalb zuzuordnen,<br />

schließt natürlich die Möglichkeit<br />

aus, dass auch <strong>Berliner</strong> für<br />

Reisen darauf zurückgreifen –obwohl<br />

dies nach allen Regeln der<br />

Wahrscheinlichkeit nicht ausgeschlossen<br />

werden kann. Jedenfalls<br />

schleppen Menschen an den Bahnhöfen,<br />

in den Bussen und am Flughafen<br />

heutzutage sehr selten<br />

schwere, alte Kastenkoffer aus Leder<br />

oder Holz durch die Gegend.<br />

Undauch Rucksäcke als Transportmittel<br />

für größere Gütermengen<br />

sind deutlich weniger zu sehen.<br />

Eine Frau, deren Alter sich<br />

schwierig beziffern lässt, zieht einen<br />

Rollkoffer neben sich her. Es<br />

lässt sich zunächst auch kaum beurteilen,<br />

ob sie <strong>Berliner</strong>in ist oder<br />

ob sie hier nur zu Besuch ist, was<br />

den Start einer eigenen Rollkoffer-<br />

Statistik erschwert. Dann offenbart<br />

sie doch einen Hinweis, als sie ihrenKoffer,mittlereGröße,schon<br />

zu<br />

groß fürs Handgepäck, mit einer<br />

der vier Rollen durch einen Hundehaufen<br />

lenkt. Wer hier lebt, ist gewohnt,<br />

den Bürgersteig in einem<br />

permanenten Drei-Meter-Radius<br />

zu scannen, um solchen Fällen vorzubeugen.<br />

Die Touristin also, sie bemerkt<br />

den Fauxpas nicht. Während sie mit<br />

ihrem Gepäck eine Spur hinter sich<br />

her zieht, hält sie sich das Handy ans<br />

Ohr. Allerdings nicht, wie Mobiltelefone<br />

gewöhnlich gehalten werden,<br />

ans Ohrund den Mund, sondernmit<br />

der Unterseite ans Ohr, das Gerät<br />

zeigt vom Kopf weg. Kurz darauf<br />

führt sie das Telefon an den Mund<br />

und spricht, danach hält sie es auf<br />

Hüfthöhe in der Hand, bis sie es<br />

plötzlich doch wieder hochnimmt<br />

und erneut eigenwillig ans Ohrhält.<br />

Was aussieht wie der Gebrauch<br />

eines Walkie-Talkie, ist ein unter<br />

Nutzern von Messenger-Diensten<br />

beliebtes Hybrid aus Nachricht und<br />

Gespräch. Statt eines direkten Dialogs<br />

sprechen sie ihre Nachrichten<br />

ein, hören die unmittelbare Antwort<br />

des anderen ab, und so weiter. Der<br />

Nachteil zum schlichten Telefonat:<br />

Der ständige Blick aufs Handy lässt<br />

keinen Raum für den Drei-Meter-Sicherheitsradius.<br />

Nicht zu jedem Rollkoffer gehörtein Tourist,<br />

er ist aber leicht zu erkennen. IMAGO IMAGES<br />

Das macht dann 241 Euro pro Monat –zumindest auf dem Papier,zumindest nach Meinung des Bezirksamts Lichtenberg.<br />

Teure Almosen für einen Studenten<br />

Lebensmittel von der Tafelsindein Einkommen, befand der Bezirk Lichtenberg –und kürzte das Wohngeld<br />

VonFrederik Bombosch<br />

und Christian Gehrke<br />

Fünfundvierzig Ausgabestellen<br />

hat die <strong>Berliner</strong> Tafel.<br />

Woche für Woche verteilen<br />

sie das, was in den Supermärkten<br />

der Stadt übrig geblieben<br />

ist, an diejenigen, die in unserer<br />

Überflussgesellschaft zu wenig zum<br />

Leben haben. Manche betrachten<br />

die Verteilung als sinnvolle Rettung<br />

von Lebensmitteln. Andere sehen<br />

darin Almosen, die Armut zementieren.<br />

DasBezirksamt Lichtenberghat<br />

jetzt eine dritte Interpretation hinzugefügt:<br />

Eine Sachbearbeiterin des<br />

Wohnungsamtes kürzte dem 32-jährigen<br />

Informatikstudenten Frank<br />

Tiemann das Wohngeld. Begründung:<br />

Die Lebensmittel, die er bei<br />

der Tafel beziehe, seien als Einkommen<br />

zu bewerten. Zuerst hatten der<br />

RBB und die Boulevardzeitung B.Z.<br />

über den Fall berichtet.<br />

Bescheid vonder Stadträtin<br />

Wie Tiemann der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

erzählte,finanzierte er sich sein Studium<br />

bislang mit einem 450-Euro-<br />

Job. Dasist zu wenig Geld, um neben<br />

dem Lebensunterhalt auch die 280<br />

Euro Miete für seine Einraumwohnung<br />

in Hohenschönhausen aufzubringen.<br />

Im vorigen Juli beantragte<br />

er darum Wohngeld. „Ich habe mit<br />

150 Euro bis 200 Euro gerechnet“,<br />

sagte er. Das hätte für ihn gereicht,<br />

um über die Runden zu kommen.<br />

Doch er bekam nur einen Bruchteil:<br />

83 Euro wollte ihm die Wohngeldstelle<br />

zugestehen. Tiemann<br />

wurde offenbar seine Ehrlichkeit<br />

zum Verhängnis –und die juristische<br />

Kreativität seiner Sachbearbeiterin.<br />

Sie fragte nach, ob er tatsächlich<br />

keine weiteren<br />

Einkünfte habe. Tiemanns<br />

Antwort: Einmal pro Woche<br />

bekomme er Lebensmittel<br />

von der Tafel, wo er<br />

sich ehrenamtlich betätigt.<br />

Welchen Wert haben<br />

ein paar Handvoll angebräunte<br />

Obststücke und<br />

Konserven, die ihr Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

überschritten haben? Die Mitarbeiterin<br />

des Bezirksamts wusste die<br />

Antwort: 241 Euro im Monat. Mit<br />

diesem beachtlichen Betrag setzte<br />

sie den Wert der Sachbezüge an, die<br />

Tiemann monatlich erhalte.<br />

DieBegründung ist so erstaunlich<br />

wie die Summe: Zunächst setzte die<br />

Bearbeiterin voraus, dass Tiemann<br />

all seine Lebensmittel von der Tafel<br />

beziehe. Daessich um eine Zuwendung<br />

des Vereins an einen Ehrenamtlichen<br />

handle, müsse diese wie<br />

Student<br />

Frank Tiemann<br />

ein Einkommen behandelt werden,<br />

so will es das Einkommensteuergesetz.<br />

Die Sozialversicherungsentgeltverordnung<br />

(SvEV) regelt, welche<br />

Summen dafür anzusetzen sind:<br />

51 Euro proMonat für das Frühstück<br />

und je 95 Euro für das Mittagessen<br />

und das Abendbrot.<br />

Mehrerefalsche Annahmen lägen<br />

dem Bescheid zugrunde,erklärtTiemanns<br />

Anwalt Dietmar<br />

Sedlaczek, der auch<br />

Schatzmeister der <strong>Berliner</strong><br />

Tafel ist. „Der Handel bewertet<br />

die Lebensmittelspende<br />

der Tafel mit 0<br />

Euro. Sie kann also nicht<br />

VOLKMAR OTTO<br />

angerechnet werden“, sagt<br />

er. Zudem bezieht Tiemann<br />

keineswegs seinen<br />

gesamten Lebensmittelbedarf<br />

von der Tafel – dort<br />

obliegt es dem Zufall, was es gerade<br />

zu verteilen gibt. Underbekommt ja<br />

auch keine Mahlzeiten, auf die sich<br />

die SvEV bezieht– sondern unverarbeitete<br />

Lebensmittel, für die er sogar<br />

1,50 Euro proWoche zahlt.<br />

DerWiderspruch, den er einlegte,<br />

war trotzdem erfolglos. „Durch die<br />

Wohngeldstelle wurde das bestehende<br />

Rechtkorrekt zur Anwendung<br />

gebracht“, heißt es im Bescheid, den<br />

Sozialstadträtin Katrin Framke (parteilos,für<br />

Linke) unterzeichnete.<br />

Pflegebetrug bei Schwerkranken<br />

DPA/STEFAN SCHAUBITZER<br />

Inzwischen ist sie sich nicht mehr<br />

so sicher. „Juristisch handelt essich<br />

hier möglicherweise um eine Grauzone“,<br />

teilte sie in einer Erklärung<br />

mit. Sie habe darum den Senat und<br />

das Rechtsamtdes Bezirkes um Stellungnahmen<br />

gebeten.<br />

Bis Donnerstag solle die Prüfung<br />

abgeschlossen sein, sagte Lichtenbergs<br />

Bürgermeister MichaelGrunst<br />

(Linke) der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Eine<br />

Meinung hat er schon: „Es ist traurig<br />

genug, dass Menschen auf die Tafel<br />

angewiesen sind. Ihnen diese Lebensmittel<br />

auch noch als Einkommen<br />

anzurechnen, wäreabsurd.“<br />

MehrereSozialverbände bestätigten<br />

auf Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />

dass ihnen keine vergleichbaren<br />

Fälle bekannt seien –auchnicht aus<br />

dem Bereich des Arbeitslosengelds<br />

II, das penibelste Selbstauskünfte<br />

verlangt. „Es gibt immer einzelne<br />

Mitarbeiter, die ihre Sache besonders<br />

gut machen wollen. Aber das ist<br />

wirklich eine sehr spitzfindige Berechnung“,<br />

sagte Juliane Peters, Beraterin<br />

der Caritas in Lichtenberg.<br />

DieVorsitzende der <strong>Berliner</strong> Tafel,<br />

Sabine Werth, kritisierte den Bezirk.<br />

„Der Staat hat eine Fürsorgepflicht<br />

gegenüber seinen Bürgern“, sagte<br />

sie. Diese dürfe nicht mit dem freiwilligen<br />

Engagement der <strong>Berliner</strong><br />

Tafel verrechnet werden.<br />

Gefälschte Papiere machten Hilfskräfte zu angeblichen Intensivpflegern. Drei Frauen wurden verhaftet<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Die Polizei hat während einer<br />

Razzia drei Frauen verhaftet,<br />

die sich eines groß angelegten Abrechnungsbetrugs<br />

in Pflegediensten<br />

schuldig gemacht haben sollen. Der<br />

finanzielle Schaden für die Pflegekassen<br />

beträgt nach Mitteilung der<br />

<strong>Berliner</strong> Staatsanwaltschaft mindestens<br />

1,5 Millionen Euro. Die Summe<br />

könnte sich noch deutlich erhöhen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass<br />

auch schwer kranke Patienten Schaden<br />

genommen haben, weil sie von<br />

nicht qualifizierten Pflegern betreut<br />

wurden.<br />

Hauptbeschuldigte ist Andrea K.,<br />

die in ihrer <strong>Berliner</strong> Wohnung verhaftet<br />

wurde.Die 63-Jährige mit spanischem<br />

Hauptwohnsitz soll seit<br />

2013 Arbeitskräfte vorwiegend aus<br />

Osteuropa nach Deutschland gebracht<br />

und mit gefälschten Qualifikationsnachweisen<br />

ausgestattet haben.<br />

Damit sollen sie als vorgebliche<br />

Intensivpflegekräfte an mindestens<br />

neun Pflegedienste vermittelt oder<br />

direkt dort eingesetzt worden sein.<br />

Die mutmaßlichen Betrüger sollen<br />

sich einen besonders lukrativen Bereich<br />

der Pflege ausgewählt haben.<br />

Ohne Qualifikation betreut wurden<br />

vorwiegend Patienten in Pflegeheimen,<br />

die beatmet und rund um die<br />

Uhr versorgt werden müssen. Dafür<br />

werden durchschnittlich 20 000<br />

Euro im Monat abgerechnet.<br />

Die Hauptbeschuldigte soll vor<br />

der Betrugsserie mehrere Pflegedienste,die<br />

zahlungsunfähig wurden,<br />

über Strohleute betrieben haben.<br />

Deshalb soll sie sich auf das neue kriminelle<br />

Betätigungsfeld konzentriert<br />

haben. Seit Monaten wurde deshalb<br />

gegen zwölf Personen ermittelt. Am<br />

Dienstag durchsuchten dann 130 Polizisten<br />

in Berlin, Brandenburg und<br />

Schleswig-Holstein 19 Orte,darunter<br />

sechs Pflegedienste.<br />

Drei vonfünf Haftbefehlen konnten<br />

vollstreckt werden. Neben Andrea<br />

K. wurden in Berlin und Hamburgjeweils<br />

eine mutmaßliche Komplizin<br />

festgesetzt. Die Frauen, 44 beziehungsweise<br />

61 Jahre alt, sollen<br />

seit Jahren für die Hauptbeschuldigte<br />

tätig gewesen sein. Beide waren<br />

selber als Pflegekräfte tätig und<br />

nicht dafür qualifiziert.<br />

NACHRICHTEN<br />

SPD und Grüne wollen<br />

Rückbau der A103<br />

Um Platz fürWohnungen und Gewerbe<br />

zu schaffen, fordernSPD und<br />

Grüne in Tempelhof-Schönebergden<br />

Rückbau der A103 in Steglitz, berichtete<br />

der RBB am Dienstag .Dafür<br />

wollten die Fraktionen laut SPD-<br />

Kreisvorstand an diesem Mittwoch<br />

einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung<br />

einbringen. Die<br />

sechsspurige A103 zwischen SteglitzerKreisel<br />

und Sachsendamm soll<br />

demnach zu einer vierspurigen<br />

Straße umgebaut, ein Teil der A100<br />

zudem überdeckelt werden. (BLZ)<br />

Warnstreik beeinträchtigt<br />

Bankgeschäfte am Freitag<br />

<strong>Berliner</strong> und Brandenburger müssen<br />

an diesem Freitag mit eingeschränktem<br />

Service bei mehreren Banken<br />

rechnen.Vorder nächsten Runde der<br />

Tarifverhandlungen hat die GewerkschaftVerdidie<br />

Beschäftigten zu weiteren<br />

Warnstreiks aufgerufen. Betroffen<br />

sind unter anderem die <strong>Berliner</strong><br />

Sparkasse,Deutsche Bank, Commerzbank,<br />

Investitionsbank Berlin,<br />

Targobank, UniCredit Bank/Hypovereinsbank<br />

und die DKB. (dpa)<br />

Mordverdächtiger nach fast<br />

32 Jahren vor Gericht<br />

Fast 32 Jahrenach dem gewaltsamen<br />

Todeiner <strong>Berliner</strong>in hat der Mordprozess<br />

gegen einen 60-Jährigen begonnen.<br />

Einer der Verteidiger erklärte,sein<br />

Mandant weise die Vorwürfe<br />

zurück. DieBeweislage sei<br />

„äußerst dürftig“. DerAngeklagte<br />

soll die 30-Jährige im September<br />

1987 in ihrer Wohnung in Neukölln<br />

überfallen und versucht haben, sie<br />

zu vergewaltigen. DieAnklage geht<br />

davon aus,dass er die Frau aus Angst<br />

vorEntdeckung getötet habe. (dpa)<br />

Absage bei Polizei wegen<br />

Totenkopf-Tattoo rechtens<br />

DiePolizei darfBewerber mit Tätowierungen<br />

vonTotenköpfen und einer<br />

Revolverpatrone ablehnen, entschied<br />

das Landesarbeitsgericht. Ein<br />

Bewerber beim Objektschutz war<br />

abgewiesen worden und dann vor<br />

Gericht gezogen. DasLand habe zu<br />

Recht zweifeln dürfen, ob der Mann<br />

nach Recht und Gesetz handeln<br />

werde, so das Gericht. (dpa)<br />

Spielplatz in Mitte nach<br />

Farbanschlag gesperrt<br />

Unbekannte haben Farbpatronen<br />

auf dem Spielplatz in der Pohlstraße<br />

entleert, wie das Bezirksamt Mitte<br />

mitteilte.Der Sand sei verschmutzt<br />

und müsse ausgetauscht werden.<br />

DieDauer der Sperrung sei nicht abzusehen.<br />

DieReinigung koste mehrere<br />

Tausend Euro. (dpa)<br />

Magenta, gelb, blau: Die Säuberung kostet<br />

mehrere Tausend Euro. BEZIRKSAMT MITTE


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

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Berlin<br />

AfD will hohe<br />

Bußgelder<br />

für Kiffer<br />

Schon Kleinstmengen sollen<br />

500 Euro Strafe kosten<br />

VonAnnika Leister<br />

Die <strong>Berliner</strong> AfD will Kiffer auf<br />

den Straßen der Hauptstadt in<br />

Zukunft mit saftigen Bußgeldernbedenken.<br />

Er könne sich ein Bußgeld<br />

von 500 Euro schon für jene vorstellen,<br />

die Kleinstmengen von Marihuana<br />

mit sich tragen oder in der Öffentlichkeit<br />

einen Joint rauchen,<br />

sagte der AfD-Innenexperte Karsten<br />

Woldeit am Dienstag. Rot-Rot-Grün<br />

handhabe das Thema viel zu leger.<br />

Ob am Görli oder am Kottbusser Tor<br />

–die Zustände in Berlin seien für einen<br />

„normalen Geist“ unfassbar, so<br />

Woldeit. „Der Konsum und der Handel<br />

von Drogen ist eine Straftat, da<br />

gibt es nichts zu rütteln.“<br />

Zurzeit darf man sich in Berlin<br />

mit einer sogenannten Eigenbedarfsmenge<br />

von 15 Gramm erwischen<br />

lassen, die Verfahren werden<br />

dann in der Regel eingestellt. Hintergrund<br />

dieser Regelung ist auch, dass<br />

Polizei und Justiz ohnehin überlastet<br />

sind und die Verfolgung kleiner Drogendelikte<br />

aufgrund ihrer Häufigkeit<br />

große Ressourcen fressen.<br />

DieAfD will den Besitz vonMarihuana<br />

von einer Straftat zu einer<br />

Ordnungswidrigkeit herabstufen,<br />

dann aber mit massiven Bußgeldern<br />

belegen. Dafür wären eine Novellierung<br />

des Ordnungswidrigkeitsgesetzesund<br />

das Erstellen eines Bußgeldkatalogs<br />

nötig. Nicht nur Polizisten<br />

könnten dann Bußgelder an Kiffer<br />

verteilen, sondern auch die Mitarbeiter<br />

der Ordnungsämter, so der<br />

Plan der AfD. Das entlaste Polizei<br />

und Justiz. Allerdings sind die Mitarbeiter<br />

der Ordnungsämter dafür<br />

nicht geschult und in der Regel<br />

ebenfalls mehr als ausgelastet. Bezirksbürgermeister<br />

beschweren sich<br />

immer wieder über zu wenig Personal.<br />

Kiffer bei einer Protestaktion zur Legalisierung<br />

von Cannabis<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

Auch den Konsum von Marihuana<br />

will die AfD am liebsten wieder<br />

illegalisieren. Zurzeit ist die deutsche<br />

Gesetzgebung da schizophren:<br />

Der reine Konsum ist nicht strafbar,<br />

der Besitz von Marihuana aber sehr<br />

wohl. Während Grüne und Linke<br />

auch den Besitz freigeben wollen,<br />

will die <strong>Berliner</strong> AfD den anderen<br />

Weggehen: auch den Konsum strafbar<br />

machen. Dazu will sie entweder<br />

eine Bundesratsinitiative anstoßen<br />

oder das Thema über die Parteikollegen<br />

im Bund direkt in den Bundestag<br />

einbringen.<br />

Gras sei eine Einstiegsdroge,<br />

sagte AfD-Fraktionschef Georg Pazderski.<br />

Angesichts der gestiegenen<br />

Zahl von Drogentoten in Berlin<br />

müsse man rigoros vorgehen, man<br />

müsse „die Kinder“ schützen. Scharf<br />

kritisierte er eine falsche Prioritätensetzung<br />

vonseiten des Senats. „Wir<br />

machen einen Riesenbohei um 45<br />

Verkehrstote in der Stadt“, sagte er,<br />

„aber bei 191 Drogentoten rührtsich<br />

nichts.“<br />

Mit den höheren Bußgeldern erhofft<br />

sich Innenexperte KarstenWoldeit<br />

eine abschreckende Wirkung,<br />

dadurch weniger Konsumenten und<br />

einen„Domino-Effekt“, der in letzter<br />

Instanz die Geschäftsmodelle von<br />

Dealern, Clans und dem Organisierten<br />

Verbrechen treffen soll.<br />

11 238<br />

(89,8%)<br />

2010<br />

11 546<br />

(90,7%)<br />

2009<br />

11 708<br />

(90,5%)<br />

12 238<br />

2011<br />

2012<br />

(88,7%)<br />

2013 2014<br />

13 348 Drogendelikte in Berlin 13 465<br />

(88,7%) Zahl der Fälle, in Klammern Aufklärungsquote<br />

(87,8%)<br />

Anruf beim Kokstaxi<br />

2015<br />

15 753<br />

(87,3%)<br />

2016<br />

14 880<br />

(88,0%)<br />

In der Hauptstadt floriert das Geschäft mit den Drogen. Sie werden bis an die Haustür geliefert<br />

VonAlexander Schmalz<br />

Ein kurzer Stopp auf dem<br />

RAW-Gelände in Friedrichshain,<br />

ein Spaziergang<br />

durch einen größeren Park<br />

oder ein Anruf bei einem Kokstaxi:<br />

Nirgendwo in Deutschland ist es<br />

leichter als in Berlin, an Cannabis,<br />

Kokain und Amphetamine zu gelangen.<br />

191 Menschen starben 2018 in<br />

Berlin an den Folgen von Rauschmittelkonsum<br />

–60Prozent mehr als<br />

im Jahr 2012.<br />

DieZahl der registrierten Drogendelikte<br />

ist in den vergangenen zehn<br />

Jahren immer weiter gestiegen. 62,4<br />

Prozent aller Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />

standen 2018<br />

im Zusammenhang mit Cannabis.<br />

Weil Polizei und Staatsanwaltschaft<br />

des ausufernden „Gras“-Konsums<br />

nicht mehr Herr werden, will der rotrot-grüne<br />

Senat Cannabis im kommenden<br />

Jahr legalisieren und wenigstens<br />

dafür sorgen, dass die Drogen<br />

nicht mit giftigen Substanzen<br />

gestreckt werden.<br />

In der Partymetropole Berlin wird<br />

der Stoff bis vordie Haustür geliefert.<br />

„Alex Obst –Obst &Gemüse Lieferservice“,<br />

steht auf Hunderten Visitenkarten,<br />

die in der Stadt verteilt<br />

werden. „Obst“ steht dabei für<br />

„Koks“. Eine SMS mit der Lieferadresse<br />

an die angegebene Handynummer<br />

genügt. Das Geschäft mit<br />

den Kokstaxis floriert. Handel und<br />

Besitz von Kokain sind im Vergleich<br />

zu 2017 um 17 Prozent gestiegen.<br />

„Die Übergabe der Ware ist für uns<br />

ganz schwierig zu kontrollieren. Wir<br />

müssen die Dealer auf frischerTatertappen“,<br />

sagt ein Ermittler. Mit Observationen<br />

versuchen Zivilpolizisten,<br />

an die Hintermänner und Quellen<br />

zu gelangen.<br />

Mobile Prüfstellen<br />

Um die Käufer über ihre erlangte<br />

Ware aufzuklären und sie vor einer<br />

Überdosierung zu schützen, will der<br />

Senat Konsumenten die Möglichkeit<br />

für seriöse Qualitätskontrollen geben.<br />

In Clubs und auf Konzerten soll<br />

das sogenannte Drug-Checking eingesetzt<br />

werden. Es ist Teil eines von<br />

Rot-Rot-Grün im Koalitionsvertrag<br />

angekündigten Maßnahmenpakets<br />

zur „Verminderung der Begleitrisiken<br />

von Drogenkonsum“. Mobile<br />

Prüfstellen sollen Pillen, Amphetamine<br />

oder Kokain vom Schwarzmarkt<br />

chemisch analysieren, um Informationen<br />

über die Inhaltsstoffe<br />

zu geben. Wersie betreiben soll, ist<br />

noch unklar. Ein Modellprojekt<br />

könnte schon in diesem Sommer<br />

starten, heißt es bei den Grünen und<br />

der SPD. Esfehle nur noch die Genehmigung<br />

der Justizverwaltung,<br />

sagte Thomas Isenberg, gesundheitspolitischer<br />

Sprecher der SPD,<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Strafverfolgung, Überwachung<br />

und Kontrolle von Drogenmissbrauch<br />

seien aufgrund der vielen<br />

Konsumenten und des weit gespannten<br />

Dealernetzes nur noch bedingt<br />

möglich, heißt es bei der Polizei.<br />

Vorallem die Verkäufer vonCannabis<br />

–insbesondere junge Männer<br />

aus Afrika –beherrschen die großen<br />

Parks der Stadt: den Görlitzer Park,<br />

die Hasenheide, mittlerweile auch<br />

den Mauerpark und viele andere<br />

Grünflächen, die zentral liegen. Den<br />

Dealern den Verkauf nachzuweisen,<br />

ist schwierig. Ihre Drogentüten –<br />

mittlerweile auch mit Pillen, Kokain,<br />

Heroin und LSD –verstecken sie in<br />

Büschen. Außerdem agieren die<br />

Banden mit Spähernanden Parkeingängen.<br />

Was inder Hasenheide in<br />

der 90er-Jahren noch als kontrollierte<br />

Verkaufsstelle toleriert wurde,<br />

um die Beschaffungskriminalität<br />

einzudämmen, ist zum ausufernden<br />

Problem geworden.<br />

Die vom ehemaligen Innensenator<br />

Frank Henkel (CDU) eingeführte<br />

Null-Toleranz-Strategie im Görlitzer<br />

Park sollte Dealer und Konsumenten<br />

abschrecken. Schon Kleinstmengen<br />

vonCannabis zogen ein Strafverfahren<br />

nach sich. Das brachte Polizei<br />

und Staatsanwaltschaft an ihre<br />

Grenzen. Gebracht hat es nichts,beklagen<br />

Anwohner. Viele Dealer zogen<br />

wenige Straßen weiter. Mittlerweile<br />

hat sich eine fast lückenlose<br />

Drogenverkaufsstrecke zwischen<br />

Kottbusser Tor, Görlitzer Park,Schlesischem<br />

Torund RAW-Gelände gebildet.<br />

„Selbstverständlich kontrolliert<br />

die Polizei weiterhin. Wenn sie<br />

jemanden mit Drogen erwischt, wird<br />

DIE SERIE<br />

dies zur Anzeige gebracht. Dabei<br />

spielt die Menge keine Rolle“, sagt<br />

ein Sprecher der Innenverwaltung.<br />

Allerdings wurde die Null-Toleranz-<br />

Strategie, wie im Koalitionsvertrag<br />

vereinbart, abgeschafft. Das bedeutet,<br />

dass beim Besitz von bis zu 15<br />

Gramm Cannabis das Verfahren eingestellt<br />

wird.<br />

Nach Angaben der Landesdrogenbeauftragten<br />

Christine Köhler-<br />

Azara haben 41,5 Prozent der <strong>Berliner</strong><br />

Bevölkerung zwischen 15 und 64<br />

Jahren schon mindestens einmal<br />

Kriminalität und Prävention: Die Zahl der Gewalttaten ist weiter gestiegen, ebenso die Angst<br />

der Menschen, Opfer eines Verbrechens zu werden. Wasbedeutet das für das Zusammenleben<br />

in unserer Stadt? Wiekönnen Politik, Sicherheitsbehörden und Bürger dieser Entwicklung<br />

entgegensteuern? Diese Fragen werden am 20. und 21. Mai beim 24. Deutschen Präventionstag<br />

(DPT) im Estrel Congress Center in Neukölln erörtert.<br />

Teilnehmer: 600 Vortragende und Fachinstitutionen und mehr als 3000 Teilnehmende aus<br />

den Bereichen Präventionspraxis, -politik und -wissenschaft sind beim DPT vertreten.<br />

Serie: AusAnlass des Deutschen Präventionstages beschäftigt sich die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in dieser<br />

Woche mit Fragen rund um Kriminalität und Prävention. Der erste Teil „Mit der Gewalt steigt<br />

auch die Angst“ ist in der Montagsausgabe erschienen. Dienstag folgte der Teil<br />

Wohnungseinbrüche und der Schutz vorEinbrechern.<br />

Nachfolgend ein Überblick über die weiteren Folgen.<br />

Donnerstag: Gewalt auf dem Schulhof<br />

Freitag: Das Thema Extremismus<br />

Sonnabend:Ein Bericht über Zivilcourage<br />

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Sie uns, wie Sie den Görlitzer<br />

Park und das Kottbusser Tor<br />

erleben. Die App bekommen<br />

Sie kostenlos im Apple<br />

Store oder Google PlayStore.<br />

Cannabis<br />

konsumiert.<br />

Runterladen! Loslegen!<br />

Mehr als<br />

24 000 <strong>Berliner</strong> tun<br />

es laut einer Erhebung täglich. Rot-<br />

Rot-Grün und FDP wollen deshalb<br />

eine Legalisierung von Cannabis.<br />

Aus medizinischen wie aus gesellschaftlichen<br />

Gründen, sagen sie.<br />

Wenn es nach ihnen geht, dann kaufen<br />

sich Konsumenten ihr „Gras“ ab<br />

dem kommenden Jahr in legalen<br />

Verkaufsstellen. „Ich möchte, dass<br />

überall dort, wo Raucher ihre Zigaretten<br />

genießen können, auch jeder<br />

Volljährige sein Cannabis konsumierenkann“,<br />

sagte Isenberg.<br />

Friedrichshain-Kreuzberg hatte<br />

in den vergangenen Jahren vergeblich<br />

versucht, den kontrollierten Verkauf<br />

von Cannabis durchzusetzen.<br />

Doch das Bundesinstitut für Arzneimittel<br />

und Medizinprodukte erteilte<br />

eine Absage.Der Verkauf zu Genusszwecken<br />

sei unvereinbar mit dem<br />

Betäubungsmittelgesetz.„Wir haben<br />

das Konzept überarbeitet und wollen<br />

es auf die ganzeStadt übertragen.<br />

2017<br />

16 077<br />

(87,8%)<br />

2018<br />

17 266<br />

(88,5%)<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: BKA<br />

Niemand soll mehr in kriminellen<br />

Milieus gestrecktes Cannabis kaufen“,<br />

sagt die Grünen-Abgeordnete<br />

Catherina Pieroth. Der Verkauf soll<br />

aus seriösen Quellen, etwa aus Apotheken,<br />

erfolgen, sagt sie.<br />

Die Legalisierung würde Drogenbanden<br />

und kriminellen Clans eine<br />

wichtige Einnahmequelle nehmen,<br />

glaubt der innenpolitische Sprecher<br />

der FDP, Marcel Luthe. „Die Abgabe<br />

erfolgt dann natürlich ausschließlich<br />

für Käufer, die mindestens 18 Jahre<br />

alt sind. Wichtig ist, dass klar definiertist,<br />

welche Inhaltsstoffe enthalten<br />

sind, wie hoch der THC-Gehalt<br />

ist und wie es besteuertwird.“<br />

Kontrollierter Verkauf<br />

„Wir wollen erreichen, dass es einen<br />

kontrollierten Verkauf von Cannabis<br />

mit einer guten Standardqualität<br />

gibt, ohne Blei oder andere Giftstoffe“,<br />

erklärt Isenberg. Das eingenommene<br />

Geld soll vor allem auch<br />

in Beratungsgespräche und Präventionsprojekte<br />

investiert werden, die<br />

in sogenannten Drogenkonsumräumen<br />

angeboten werden. Genau dieses<br />

Angebot müsse schnellstmöglich<br />

ausgebaut werden, fordert die Landesdrogenbeauftragte.<br />

„Leider verfügt<br />

Berlin nicht über ausreichende<br />

Angebote im Bereich der niedrigschwelligen<br />

Hilfen. Deshalb<br />

sehen wir die Notwendigkeit,<br />

das Suchthilfesystem<br />

an dieser Stelle weiter<br />

auszubauen und<br />

haben für weitere<br />

Drogenkonsumräume,<br />

Kontaktstellen<br />

und Straßensozialarbeit<br />

Gelder für den<br />

neuen Doppelhaushalt<br />

angemeldet“, so Köhler-<br />

Azara. Damit das Vorhaben<br />

Legalisierung diesmal<br />

genehmigt wird, erarbeitet ein<br />

wissenschaftliches Institut aus Hamburg<br />

bis zum Herbst ein Konzept.<br />

„Und wenn das nicht bewilligt wird,<br />

dann klagen wir dagegen bis in die<br />

letzte Instanz“, sind sich Pieroth und<br />

Isenberg einig. Die Gelder für die<br />

Umsetzung sollen im Haushalt<br />

20/21 bereitgestellt werden.<br />

Bei der Opposition sorgt das Vorhaben<br />

für Kopfschütteln. DerFraktionschef<br />

der CDU, Burkard Dregger,<br />

hält eine Legalisierung vonCannabis<br />

für das falsche Signal. Es komme einer<br />

Kapitulation vor der eigenen<br />

Handlungsunfähigkeit der Regierung<br />

gleich.<br />

Die Drogenprobleme im öffentlichen<br />

Raum seien laut der Landesdrogenbeauftragten<br />

jedoch allein<br />

durch Strafverfolgung nicht mehr in<br />

den Griff zu bekommen. Erste alternativeKonzepte<br />

wurden auf denWeg<br />

gebracht. 150 000 Euro erhält jeder<br />

Bezirk für kiezorientierte Gewaltund<br />

Kriminalitätsprävention.<br />

„Zweite Miete“<br />

steigt<br />

moderat<br />

Betriebskosten legen um<br />

vier Cent je Quadratmeter zu<br />

VonUlrich Paul<br />

Schornsteinfeger,<br />

Müllabfuhr,<br />

Wasserversorgung und Grünpflege<br />

–die Betriebskosten, die Mieter<br />

neben der Nettokaltmiete bezahlen<br />

müssen, gelten als „zweite<br />

Miete“. Viele Haushalte ächzen darunter,weil<br />

ihr Budget damit zusätzlich<br />

belastet wird. Doch während<br />

die Nettokaltmieten in Berlin laut<br />

neuem Mietspiegel in den vergangenen<br />

zwei Jahren um 2,5 Prozent<br />

jährlich gestiegen sind, zogen die<br />

Nebenkosten nur moderat an –von<br />

durchschnittlich 2,52 Euro auf 2,56<br />

Euro je Quadratmeter Wohnfläche.<br />

Das geht aus der Betriebskostenübersicht<br />

2019 hervor, die mit dem<br />

neuen Mietspiegel veröffentlicht<br />

wurde. Die kalten Betriebskosten<br />

belaufen sich danach im Schnitt auf<br />

1,66 Euro je QuadratmeterWohnfläche.<br />

Hinzu kommen für Heizung<br />

undWarmwasser Ausgaben in Höhe<br />

von 90Cent je Quadratmeter.„Mieter<br />

können anhand der Betriebskostenübersicht<br />

eine erste Prüfung vornehmen,<br />

ob die Nebenkosten in<br />

Ordnung sind“, sagt Reiner Wild,<br />

Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong> Mietervereins.<br />

Wenn sie starke Abweichungen<br />

bei einzelnen Positionen<br />

feststellen, sollten sie Expertenrat<br />

einholen.<br />

DieBetriebskostenübersicht 2019<br />

basiert auf den Angaben für rund<br />

3000 Wohngebäude und Wirtschaftseinheiten.<br />

Die Daten wurden<br />

bei den Erhebungen zum neuen<br />

Mietspiegel bei MieternundVermieternerfragt.<br />

Ausgewertet wurden die<br />

Abrechnungen für 2017. Eine Tabelle<br />

gibt Auskunft darüber, welche Beträge<br />

für die jeweiligen Kostenpositionen<br />

wie Straßenreinigung, Aufzug<br />

und Schneebeseitigung anzusetzen<br />

sind. Für die Wasserversorgung fallen<br />

danach beispielsweise im Mittel<br />

Kosten von25Cent je Quadratmeter<br />

an, für die Müllbeseitigung sind 16<br />

Cent je Quadratmeter zu berappen<br />

und für die Gartenpflege 10 Cent.<br />

Die Übersicht ist aber nicht rechtsverbindlich.<br />

Siesoll den Mieternnur<br />

als Orientierung dienen.<br />

Aktion zur Grundsteuer<br />

Für die Grundsteuer sind in Berlin<br />

im Mittel 27 Cent je Quadratmeter zu<br />

zahlen. Bisher dürfen die Vermieter<br />

diese Steuerausgaben als Betriebskosten<br />

auf die Mieter abwälzen,<br />

doch das soll sich ändern, wenn es<br />

nach dem Deutschen Mieterbund<br />

(DMB) geht. „Grundsteuer raus aus<br />

den Betriebskosten“, lautet das<br />

Motto einer am Dienstag gestarteten<br />

Unterschriftenaktion des DMB und<br />

seiner örtlichen Mietervereine. Ziel<br />

der Kampagne ist, die Grundsteuer<br />

aus dem Katalog umlegbarer Betriebskosten<br />

in der Betriebskostenverordnung<br />

zu streichen.<br />

„Die Grundsteuer ist eine Eigentümersteuer<br />

auf den Wert eines<br />

Grundstücks oder einer Immobilie“,<br />

sagt der Direktor des Deutschen<br />

Mieterbundes, Lukas Siebenkotten.<br />

„Sie wird selbstverständlich von<br />

selbstnutzenden Eigentümern gezahlt.“<br />

Es sei aber völlig unverständlich,<br />

dass im Mietwohnungsbereich<br />

Mieter diese Eigentümersteuer zahlen.<br />

„Die Besteuerung auf das Vermietervermögen<br />

darf nicht zulasten<br />

der Mieter gehen“, so Siebenkotten.<br />

„Unser Ziel ist es,noch vorder anstehenden<br />

Grundsteuerreform mit vielen<br />

Tausend Mieterunterschriften<br />

Druck auf die Politik zu machen,<br />

dass die Betriebskostenverordnung<br />

geändert wird, die Grundsteuer<br />

nicht länger von Mietern gezahlt<br />

werden muss“, sagt Siebenkotten.<br />

Bund und Länder sind derzeit dabei,<br />

die Grundsteuer neu zu regeln. Ziel<br />

ist eine Vereinheitlichung. Das Steueraufkommen<br />

soll sich insgesamt<br />

nicht erhöhen. Für einzelne Haushalte<br />

ist jedoch mit stärkeren Belastungen<br />

zu rechnen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Jungen bei Unfall schwer verletzt.<br />

Zwei sechs und elf Jahrealte Jungen<br />

sind am Montagabend in der Reinickendorfer<br />

Waldstraße zwischen geparkten<br />

Autos auf die Fahrbahn gelaufen.<br />

Eine 38-jährige Autofahrerin,<br />

die in Richtung Eichborndamm unterwegs<br />

war,konnte nicht mehr<br />

rechtzeitig reagieren und erfasste die<br />

beiden Brüder mit ihrem Auto.Die<br />

Jungen kamen mit schweren Verletzungen<br />

an Kopf und Beinen zur stationären<br />

Behandlung in ein Krankenhaus.Die<br />

Autofahrerin erlitt einen<br />

Schock und wurde ebenfalls ins<br />

Krankenhaus gebracht.<br />

Fahndung nach Betrügern.<br />

Weil sie Geld vonfremden Konten<br />

abgehoben haben sollen, fahndet<br />

das Landeskriminalamt öffentlich<br />

nach zwei Verdächtigen. Diebeiden<br />

Männer sollen mit gefälschten Ausweisen<br />

in verschiedenen Banken<br />

und Sparkassen in Berlin sowie auch<br />

anderen Orten Deutschlands Geld<br />

abgehoben haben. Zwischen dem<br />

19. September 2018 und dem<br />

22. März2019 erbeutete das Duo<br />

demnach in knapp 30 Fällen mehr<br />

als 100 000 Euro.Mit Aufnahmen einer<br />

Überwachungskamerahofft die<br />

Polizei nun auf Hinweise zu den<br />

mutmaßlichen Tätern.<br />

LKA (2)<br />

Diese Fotos von Überwachungskameras<br />

gab das Landeskriminalamt heraus.<br />

Festnahme nach S-Bahn-Attacke.<br />

Weil er eine abgestellte S-Bahn mit<br />

Steinen bewarf, ist am Dienstagmorgen<br />

ein 46-Jähriger in Tempelhof-<br />

Schönebergfestgenommen worden.<br />

DieFrontscheibe der S-Bahn sei<br />

komplett gesprungen, sodass die S-<br />

Bahn zunächst nicht mehr einsatzfähig<br />

war,teilte die Polizei mit. Mitarbeiter<br />

der Bahn hatten gegen<br />

2.30 Uhrdie Polizei gerufen, weil sie<br />

mehrereMenschen im Gleisbereich<br />

zwischen den Bahnhöfen Südkreuz<br />

und Tempelhof beobachtet hatten.<br />

Der46-Jährige habe bei seiner Festnahme<br />

versucht, den Polizisten zu<br />

entkommen. DieBundespolizei ermittelt<br />

nun wegen Sachbeschädigung<br />

und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte.<br />

Autos angezündet.<br />

In der Nacht zu Dienstag sind erneut<br />

mehrereAutos in Flammen aufgegangen.<br />

In Wedding fingen zwei<br />

Fahrzeuge einer Sicherheitsfirma<br />

Feuer.Die Polizei geht vonBrandstiftung<br />

aus.Demnach bemerkte ein<br />

Anwohner gegen 3Uhr in der Armenischen<br />

Straße Brandgeruch und<br />

Flammen. Einsatzkräfte konnten das<br />

Feuer löschen. Es wurde niemand<br />

verletzt. Derpolizeiliche Staatsschutz<br />

des Landeskriminalamts hat<br />

die Ermittlungen aufgenommen. In<br />

der Reinickendorfer Provinzstraße<br />

ging gegen 0.45 Uhrein Auto in<br />

Flammen auf. DasFeuer griff dabei<br />

auf ein weiteres Auto über.Zudem<br />

wurden ein Verteilerkasten und eine<br />

Straßenlaterne beschädigt. Verletzt<br />

wurde auch in diesem Fall niemand.<br />

Der Palast der Republik: Prestigebau und „Haus des Volkes“, das mit vielfältigen, qualitätsvollen Veranstaltungs- und Gastronomieangeboten Millionen Besucher anlockte.<br />

VonMaritta Tkalec<br />

Die Eröffnung des Humboldt<br />

Forums im <strong>Berliner</strong><br />

Schloss rückt näher,<br />

und die Ausstellungsmacher<br />

werden konkreter.Jetzt stellen<br />

sie vor, wie sie an den Palast der<br />

Republik erinnern wollen. 30 Jahre<br />

lang hatte dieser in der DDR populäre<br />

Bau an diesem durch 800 Jahre<br />

Geschichte gekennzeichneten Ort<br />

gestanden. Wie die Stiftung Humboldt<br />

Forum jetzt mitteilt, sollen<br />

zwölf „Spuren“ an „überraschenden“<br />

Stellen in der Ausstellung zur<br />

„Geschichte des Ortes“ an den Vorgängerbau<br />

des neu errichteten barocken<br />

Schlosses erinnern, das bis<br />

zu seiner Sprengung dortstand.<br />

Man hat sich mit Ausnahme der<br />

wunderschönen Wand aus Meißner<br />

Porzellan, die eines der Palast-Restaurants<br />

schmückte,und des großartigen<br />

Gemäldes „Guten Tag“ von<br />

Wolfgang Mattheuer,das einst zu den<br />

Höhepunkten der Bildersammlung<br />

im Palast-Foyer gehörte, für eher<br />

Zwölf Spuren zum Palast<br />

Das Humboldt Forum stellt die Objekte vor,die an den Vorgängerbau erinnern<br />

nüchterne Objekte entschieden: einen<br />

Überwachungsmonitor, einen<br />

Goldrandteller,Metalleisbecher …<br />

Eine der gläsernen Wahlurnen,<br />

die der ersten frei gewählten Volkskammer<br />

für Abstimmungen dienten,<br />

symbolisiert die große Transparenz<br />

politischer Entscheidungen, die<br />

man in jenen Monaten hochhielt.<br />

Der schlichte Glaskasten hatte seinen<br />

großen Tagam23. August 1990,<br />

als der„Beitritt zum Geltungsbereich<br />

des Grundgesetzes der Bundesrepublik<br />

Deutschland gemäß Artikel 23<br />

des Grundgesetzes mit Wirkung vom<br />

3. Oktober 1990“ beschlossen<br />

wurde.<br />

Dass ein Segment<br />

aus Jo Jastrams<br />

einst wandgroßem<br />

Bronzerelief<br />

„Lob des<br />

Kommunismus“<br />

zu Ehren<br />

kommt,<br />

zeigt, dass die<br />

Auswahl nicht<br />

von Furcht vor<br />

Schachtisch und Stühle Marke Hellerau aus dem Palast<br />

Machen Sie mit<br />

SHF/DAVID VON BECKER<br />

ideologischer „Vergiftung“ beengt<br />

war. Palastarchitekt Heinz Graffunder<br />

bescheinigte dem Werk einst<br />

„fesselnde künstlerische Bildhaftigkeit<br />

und parteiliche Aussagekraft“.<br />

Andere fanden die groben Nackten<br />

immer schon hässlich.<br />

Die Gläserne Blume fehlt<br />

Fotos zeigen andere „Spuren“: so<br />

den freien Platz nach der Schlosssprengung<br />

– bestens geeignet für<br />

Großaufmärsche zum Ruhme des<br />

Sozialismus oder Wende-Demonstranten<br />

mit Demokratie fordernden<br />

Plakaten.<br />

Das wichtigste, emotional<br />

positiv besetzte<br />

Objekt fehlt<br />

in der „Spuren“-<br />

Werden Sie Teil der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> und holen Sie sich unsere neueApp.<br />

Machen Sie mit unserer App Bilder und zeigen<br />

Sie uns, wie Sie an den Palast<br />

der Republik erinnernwollen:<br />

Wasfehlt im Humboldt Forum?<br />

Oder ist alles dabei?<br />

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Loslegen!<br />

Liste: die Gläserne<br />

Blume,<br />

die dem Palast-Foyer<br />

einen<br />

Fixpunkt<br />

gab und ästhetisch<br />

beeindruckte.<br />

DPA<br />

DieWiederherstellung des Originals<br />

hält die Stiftung Humboldt Forum<br />

für unmöglich. Derzeit lautet die Begründung,<br />

einer der Schöpfer, Reginald<br />

Richter, lehne eine Aufstellung<br />

im Schloss ab. Der andere, Richard<br />

Wilhelm, hingegen sagte der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>, er halte es für möglich, „bei<br />

festem Willen und Engagement das<br />

Kunstwerk Gläserne Blume in originaler<br />

Größe und Herrlichkeit neu<br />

entstehen zu lassen“. An seinem guten<br />

Willen fehle es nicht, betont er.<br />

Die Blumen-Miniatur, von Reginald<br />

Richter ohneWissen seines Partners<br />

im Auftrag des Humboldt Forums<br />

in veränderter Anmutung angefertigt,<br />

ist für das Forums-Foyer vorgesehen.<br />

Dagegen läuft eine Klage.<br />

Freuen kann sich das Humboldt<br />

Forumüber etliche Neuzugänge von<br />

Objekten aus dem Palast, die man<br />

vom Bund als bisherigem Eigentümer<br />

übernimmt, darunter Kugelleuchten<br />

aus „Erichs Lampenladen“,<br />

Stühle und das Beifall-Steuerungssystem<br />

aus dem Großen Saal. Diese<br />

Objekte werden später ausgestellt.<br />

Teil des Wegeleitsystem für das mulitifunktionale Kultur- und Kongresszentrum SHF/BLANK<br />

Namenspatron<br />

von Schule<br />

war SS-Mann<br />

Zugleich war Rudolf Dörrier<br />

mit einer Jüdin verheiratet<br />

VonMartin Klesmann<br />

Eine PankowerGrundschule prüft<br />

weiter,obsie den Namen Rudolf<br />

Dörrier ablegt. Denn der später mit<br />

dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete<br />

Dörrier,der sich nach dem<br />

Krieg als Antifaschist gab, war neun<br />

Monate lang als Mitglied derWaffen-<br />

SS Wachposten im Konzentrationslager<br />

Sachsenhausen. Dasbestätigte<br />

nun auch Horst Seferens, Sprecher<br />

der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.<br />

„Aus der SS-Stammkarte,<br />

die wir hier in Kopie haben,<br />

geht hervor, dass Dörrier von der<br />

Wehrmacht zum SS-Totenkopf-<br />

Wachbataillon versetzt wurde“,<br />

sagte Seferens der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Vom21. Mai1944 bis zum 19. Januar<br />

1945 sei er als Wachposten im KZ<br />

Sachsenhausen tätig gewesen. Dann<br />

wurde Dörrier aus der SS entlassen.<br />

Hierzu gibt es nun neue Erkenntnisse:<br />

„Als Entlassungsgrund ist auf<br />

der Stammkarte handschriftlich vermerkt:<br />

‚Mit einer Jüdin verheiratet‘“,<br />

teilte Seferens mit.<br />

Dörrier (1899–2002) hatte 1930 in<br />

die jüdische Familie Wassmund eingeheiratet.<br />

Während seine Schwiegereltern1942<br />

ins KZ Theresienstadt<br />

deportiertwurden und dortstarben,<br />

soll Dörrier deren Firma, ein pharmazeutisches<br />

Versandgeschäft, zunächst<br />

weiter betrieben haben. Das<br />

machte zumindest der Historiker<br />

HarryWaibel öffentlich, der die originale<br />

SS-Stammkarte vonDörrier bereits<br />

2017 im Moskauer Militärarchiv<br />

gefunden hatte. Später wurde Dörrier<br />

zur Wehrmacht eingezogen. Der<br />

Historiker und Archivar Heinz Boberach<br />

hat in einer Publikation darauf<br />

hingewiesen, dass Hitler 1944 befohlen<br />

hatte,bis zu 10 000 nicht felddienstfähige<br />

Soldaten zur Waffen-SS<br />

zu versetzen, um jüngere SS-Angehörige<br />

für den Fronteinsatz freizumachen.<br />

„Was genau Rudolf Dörrier hier in<br />

Sachsenhausen gemacht hat, wissen<br />

wir nicht“, sagte Seferens. Ganz allgemein<br />

lasse sich sagen, dass die<br />

Wachposten mit der Bewachung des<br />

gesamten KZ-Komplexes befasst waren.<br />

Angehörige der Wachtruppe<br />

stellten auch das Erschießungskommando<br />

bei Hinrichtungen.<br />

Dörrier war zwei Jahrenach Ende<br />

des Zweiten Weltkriegs in die SED<br />

eingetreten, leitete die Bibliotheken<br />

in Pankow, dann die bezirkliche<br />

Ortschronik. 2004 erhielt die Schule<br />

seinen Namen. DerFachbereich Geschichte<br />

des Bezirksamtes prüfe derzeit<br />

die Quellenlage, teilte Schulstadtrat<br />

Torsten Kühne (CDU) mit.<br />

Das Ergebnis werde der Schule zur<br />

Verfügung gestellt. Auf dieser Basis<br />

werden die Schulgremien wohl erst<br />

im kommenden Schuljahr über eine<br />

Umbenennung entscheiden.<br />

STRITTIG<br />

Überfall auf Backshop.<br />

Eine Angestellte eines Backshops in<br />

Neukölln ist vonzweiUnbekannten<br />

überfallen und ausgeraubt worden.<br />

Die42-Jährige wollte in der Nacht zu<br />

Dienstag das Geschäft in der Karl-<br />

Marx-Straße aufschließen, als sie gegen<br />

den Kopf geschlagen wurde und<br />

zu Boden fiel. Wiedie Polizei mitteilte,soll<br />

das Räuber-Duo auf die<br />

Frau eingetreten und Geld gefordert<br />

haben. Nachdem das Opfer das<br />

Wechselgeld aushändigte,ergriffen<br />

die Täter die Flucht. EinPassant fand<br />

die Frau gegen 2Uhr in der Bäckerei<br />

auf dem Boden liegend. DieMitarbeiterin<br />

kam zur Behandlung in ein<br />

Krankenhaus. (dpa)<br />

Hilfsmittel zur Applauslenkung bei der Aufzeichnung vom „Kessel Buntes“ SHF/D. VON BECKER<br />

Porzellanwand aus dem Palastrestaurant, wird derzeit in Meißen restauriert<br />

HGM-SAMMLUNG<br />

Heirat: Rudolf Dörrier (1899–2002) heiratete<br />

1930 die aus einer jüdischen Familie<br />

stammenden Lily Wassmund. Dörriers<br />

Schwiegerelternstarben im KZ. An<br />

diese SchwiegerelternerinnernzweiStolpersteine<br />

in der Binzstraße 2inPankow.<br />

Ehrung: Rudolf Dörrier stellte sich nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg als Antifaschist<br />

dar,seine Frau Lily starb 1993. Dörrier<br />

selbst, zu DDR-Zeiten Bibliothekenleiter<br />

und Pankower Ortschronist, erhielt 2000<br />

auch das Bundesverdienstkreuz.


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

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Berlin<br />

Verwaltung soll<br />

ausgemistet<br />

werden<br />

Senat und Bezirke<br />

unterzeichnen einen Pakt<br />

VonElmar Schütze<br />

Eswar einer der Momente,bei denen<br />

Michael Müller zeigte, dass<br />

auch Attacke zur Aufgabe eines Regierenden<br />

Bürgermeisters zählt. „Ich<br />

ärgere mich immer wieder über oft<br />

dümmliches Berlin-Bashing“, sagte<br />

der Regierungschef (SPD). Es gebe<br />

keine andere Stadt, die durch die<br />

Vereinigung vor einer Herausforderung<br />

stand wie Berlin. Wo nach der<br />

Wende 100 000 Industriearbeitsplätzeverloren<br />

gingen und noch einmal<br />

100 000 Verwaltungsstellen gestrichen<br />

wurden. Wo man die Verwaltung<br />

gerade erst wieder fit mache<br />

für die Bedürfnisse einer lebenswerten,<br />

wachsenden Stadt. So Müller.<br />

Offenbar hallten die Worte des<br />

Regierenden noch nach, denn plötzlich<br />

brach auch Monika Herrmann,<br />

Grünen-Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg,<br />

eine Lanze für<br />

die Stadt. Siesei bekanntlich <strong>Berliner</strong>in<br />

invierter Generation und ärgere<br />

sich, dass die Stadt so oft schlechtgeredet<br />

werde. „Auch ich bin stolz darauf,<br />

<strong>Berliner</strong>in zu sein –auch wenn<br />

das für eine Grüne ungewöhnlich<br />

klingen mag.“ Dastut es allerdings.<br />

Was war passiert? Müller, Herrmann<br />

und der offenbar nicht zu Pathos<br />

neigende PankowerBezirkschef<br />

Sören Benn (Linke) –weder verteidigte<br />

er Berlin, noch bekannte er<br />

Stolz –stellten am Dienstag den „Zukunftspakt<br />

Verwaltung“ vor. Darin<br />

werden 27Projekte aufgezählt, die<br />

die Verwaltung besser, effizienter<br />

und leistungsfähiger machen sollen.<br />

Unter anderem soll das oft lähmende<br />

Pingpong zwischen Bezirksund<br />

Landesebene minimiert werden.<br />

Dafür sollen die Bezirksämter<br />

vergleichbare Strukturen bekommen,<br />

damit die Senatsverwaltungen<br />

klareAnsprechpartner haben.<br />

Einige Projekte sollen rasch greifen:<br />

eine beschleunigte Auszahlung<br />

des Elterngeldes innerhalb von vier<br />

Wochen etwa oder das Angebot, sein<br />

Auto online anzumelden, was ab<br />

Herbst möglich sein soll. Anderes<br />

wirderst nach 2021 greifen.<br />

Zuletzt hatte es bei Rot-Rot-Grün<br />

Knatsch gegeben. Die starken grünen<br />

Bezirke hatten vom Senat ein<br />

Bekenntnis zur Finanzierung neuer<br />

Stellen verlangt. Alles kein Problem,<br />

so Müller.„Wir wollen, dass die Bürger<br />

weiter ihren Kiez mitgestalten.“<br />

Auch dafür brauche es Verwaltung.<br />

Michael Müller wollte mit seinem solidarischen Grundeinkommen die Arbeitsmarkt-Politik bereichernund Menschen vor Hartz IV bewahren.<br />

Kollabierendes Prestigeprojekt<br />

Am 1. Juli sollte Müllers Grundeinkommen-Modell starten. Doch inzwischen gibt es Kritik von vielen Seiten<br />

VonAnnika Leister<br />

Das solidarische Grundeinkommen<br />

war nach<br />

katastrophalen Wahlergebnissen<br />

Michael Müllers<br />

(SPD) großer Vorschlag für die<br />

Modernisierung seiner Partei: Weg<br />

vonHartz IV und seinen Sanktionen,<br />

wieder hin zu einer sozialeren Arbeitsmarktpolitik.<br />

Diskutiert wurde<br />

Müllers Vorschlag auch auf Bundesebene,daaber<br />

hatte Arbeitsminister<br />

Hubertus Heil (SPD) mit seinemTeilhabechancengesetz<br />

schon eigene<br />

Pläne für die Vermittlung von Arbeitslosen<br />

in der Schublade –die im<br />

Juli 2018 auch vom Bundeskabinett<br />

beschlossen wurden.<br />

Unerwartet hohe Kosten<br />

Müller wollte das solidarische<br />

Grundeinkommen dennoch als Modell<br />

testen, in den letzten Monaten<br />

arbeitete die Senatskanzlei daran.<br />

An diesem Mittwoch soll der Hauptausschuss<br />

über die Finanzierung für<br />

die erste Testrunde entscheiden, der<br />

Start ist für den 1. Juli geplant. Doch<br />

von der ursprünglich von vielen Seiten<br />

gelobten Idee ist im jetzigen Papier<br />

wenig geblieben, die Kosten für<br />

das Programm sind explodiert und<br />

die Kritik der Koalitionspartner, vor<br />

allem der Grünen, ist enorm.<br />

Ein großer Kritikpunkt sind die<br />

Kosten: Weil der Bund mit Heils Gesetz<br />

sein eigenes Programm auf den<br />

Müllers solidarisches Grundeinkommen:<br />

Sein Ziel ist es, das Abrutschen in Hartz IV zu<br />

verhindern. Jetzt sollen Menschen, die ein bis<br />

drei Jahre arbeitslos waren, bei kommunalen<br />

und gemeinnützigen TrägernJobs übernehmen,<br />

die nicht in Konkurrenz zum ersten<br />

Arbeitsmarkt stehen, und dafür den Mindestlohn<br />

von10,50 Euro erhalten.<br />

ZWEI ENTWÜRFE – EINE IDEE<br />

Heils Teilhabechancengesetz: Werinsechs<br />

der vergangenen sieben Jahre Hartz IV bezogenhat,<br />

erhält bei Aufnahme eines neuen<br />

Jobs für bis zu fünf Jahre einen Lohnkostenzuschuss<br />

vonbis zu 100 Prozent. Gearbeitet<br />

werden kann in normalen wie kommunalen<br />

Unternehmen. Auch Kosten für Praktika und<br />

Qualifizierungen werden übernommen.<br />

Weggebracht hat, will er sich an der<br />

Finanzierung für das <strong>Berliner</strong> Modell<br />

nicht beteiligen. Wird das Modellprojekt<br />

wie zurzeit geplant für zuerst<br />

250, dann 1000 Teilnehmer ausgerichtet,<br />

kosten bei einer Zahlung des<br />

Mindestlohns alleine die Entgelte,<br />

die das Land zahlt, 31 Millionen Euro<br />

pro Jahr – Kosten für die Verwaltungsarbeit<br />

und die Koordinierung<br />

zwischen Land, Jobcenter und Bund<br />

sind da noch nicht mit eingerechnet.<br />

Um die Kosten für das Land zu<br />

senken und doch noch Mittel vom<br />

Bund abzugreifen, will die Senatskanzlei<br />

das Projekt mit Lohnkostenzuschüssen<br />

nach Paragraf 16e des<br />

Sozialgesetzbuches kofinanzieren.<br />

Die Koalitionspartner aber haben<br />

damit ein Problem. Denn dann<br />

müsste sich Berlin auch an die Regularien<br />

nach 16e halten: Das würde<br />

bedeuten, dass die Teilnehmer des<br />

Projekts mindestens zwei und maximal<br />

drei Jahre arbeitslos gewesen<br />

sein dürfen und für die Zeit ihrer<br />

Teilnahme am auf fünf Jahre ausgerichteten<br />

Modellprojekt nicht in die<br />

Arbeitslosenversicherung einzahlen.<br />

„Wenn man Lohnzuschüsse nach<br />

16e mit reinnimmt“, sagt Katina<br />

Schubert, Landesvorsitzende der<br />

Linken, „dann hat das mit der<br />

Grundidee nicht mehr viel zu tun.“<br />

Und auch Sabine Bangert, arbeitsmarktpolitische<br />

Sprecherin der Grünen<br />

fragt: „Was ist von dem Anspruch<br />

geblieben, voll sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigungsverhältnisse<br />

zu schaffen?“<br />

Für Bangert ist das aber nur ein<br />

Problem an Müllers Herzensprojekt:<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

Es läge kein schlüssiges Konzept vor,<br />

die Umsetzung sei unklar, die Zielgruppe<br />

sei extrem verengt worden<br />

und die geplanten Einsatzfelder für<br />

die Teilnehmer –maximal helfende<br />

Arbeiten wie Babysitten, Touristenbetreuen,<br />

Müllsammeln – seien<br />

nicht geeignet, Arbeitslose für den<br />

ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren.<br />

Nicht vonExperten entworfen<br />

Schubert und Bangert sind sich einig:<br />

Es sei ein „gravierender Fehler“<br />

gewesen, das Programm von der Senatskanzlei<br />

aufsetzen zu lassen, die<br />

über keinerlei arbeitsmarktpolitische<br />

Kompetenzen verfüge. Angebotene<br />

Hilfe sei abgelehnt worden. Und<br />

sogar Lars Düsterhöft, Sprecher für<br />

Arbeit in Müllers SPD, sagt: „Viele<br />

Detailfragen sind ungeklärt. Es fehlt<br />

auch mir an einem Gesamtkonzept.“<br />

Die CDU stellte schon im Januar<br />

den Antrag, auf Müllers solidarisches<br />

Grundeinkommen zu verzichten<br />

und sich stattdessen ganz auf<br />

Heils Teilhabechancengesetz zu<br />

konzentrieren. Für Sabine Bangert<br />

ist das jetzt eine ernst zu nehmende<br />

Möglichkeit: „Das wäre eine Option“,<br />

sagt sie. „Das Teilhabechancengesetz<br />

ist ein gutes Programm.“<br />

Annika Leister<br />

zweifelt am vorliegenden<br />

Entwurf für Müllers Idee.<br />

Clan-Chef: Mit<br />

Mieter-Terror<br />

nichts zu tun<br />

Politiker bescheinigt<br />

Spandauer Mietern Courage<br />

Ein Wohnhaus in der Falkenhagener<br />

Straße beherrscht seit Tagen<br />

die Nachrichten: Dort terrorisiert ein<br />

Mitglied eines arabischen Clans, Abdulkadir<br />

O.,seit Jahren die Nachbarn:<br />

mit Drohungen verbal oder per SMS,<br />

mit Eierwürfen und Sachbeschädigungen.<br />

Die Mieter vermuten, dass<br />

sie aus dem Haus gegrault werden<br />

sollen, damit der Clan ihreWohnungen<br />

übernehmen kann. Denn O. ist<br />

mit der berüchtigten Großfamilie R.<br />

verwandt.„Du hast diese Hand noch<br />

nicht zu spüren bekommen. Und<br />

wart nur ab, bis ich meine Brüder<br />

hole“, beschrieb eine Bewohnerin gegenüber<br />

Spiegel TV das Verhalten ihresNachbarn.„Ermöchte<br />

wie ein König<br />

behandelt werden, dass ihm das<br />

ganze Haus gehört und dass wir uns<br />

unterordnen müssen“, sagt eine andereFrau.<br />

Clan-Chef Issa R., streitet ab, von<br />

solchen Methoden etwas zuwissen.<br />

„Das ist ein Idiot. Wir holen uns das<br />

Eigentum von Menschen nicht mit<br />

Gewalt“, sagte Issa R. der<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Das Oberhaupt der rund<br />

500 Mitglieder starken Familie R.<br />

sagt, er habe „mit dieser Sippe“ in<br />

Spandau nichts zu tun.„Immer,wenn<br />

jemand aus meiner Familie Scheiße<br />

baut, schmücken die sich mit meinem<br />

Namen.“ Er wolle endlich Ruhe,<br />

sagt Issa R. EinVorgehen wie in Spandau<br />

sei nicht vonihm genehmigt worden.<br />

„Man bedroht seine Nachbarn<br />

nicht. Mitsoeinem Verhalten verliert<br />

man den Respekt“, so der Neuköllner.<br />

Dass Issa R. nichts mit dem Störer<br />

zu tun haben will, glauben die Hausbewohner<br />

indes nicht. Eine Frau ist<br />

sich sicher,ihn vorwenigen Tagen zusammen<br />

mit Abdulkadir O. gesehen<br />

zu haben:„Sie saßen einträchtig auf einer<br />

Parkbank.Wahrscheinlich besprachen<br />

sie gerade das weitereVorgehen.“<br />

Hotline für anonyme Hinweise<br />

DieBewohner des Hauses an der Falkenhagener<br />

Straße haben die Nase<br />

voll vondem Dauerterror.„An die Öffentlichkeit<br />

zu gehen, war jetzt unser<br />

letzter Schritt“, sagen sie. Der CDU-<br />

Fraktionsvorsitzende Burkard Dregger<br />

lobte am Dienstag die Zivilcourage<br />

der Bewohner. Er erneuerte<br />

seine Forderung nach Einrichtung eines<br />

anonymen Hinweistelefons gegen<br />

Clan-Kriminalität. Denn viele andere<br />

Zeugen ließen sich oft einschüchternund<br />

würden unter Druck<br />

gesetzt, so Dregger. (kop., lex.)<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Die silbergraue Invasion<br />

Still und leise hat Volkswagen damit begonnen, in Berlin ein großes Carsharing-System aufzubauen. Es setzt ausschließlich auf Elektroautos –fast400 sind schon da<br />

VonPeter Neumann<br />

Es gab keinen Pressetermin,<br />

keine öffentliche Mitteilung,<br />

schon gar keine Party.<br />

Ohne viel Aufhebens, fast<br />

schon heimlich, wurden sie in Berlin<br />

aufgestellt. Einige Hundert sind bereits<br />

hier – und es werden immer<br />

mehr. Sie sind so unauffällig, wie es<br />

silbergraue VW e-Golfs nur sein können.<br />

Nur die Kennzeichen verraten,<br />

dass es sich um eine besondere Autoflotte<br />

handelt. Alle beginnen mit<br />

WE, dann kommt ein S, bevor eine<br />

vierstellige Ziffer sowie ein E für<br />

Elektro folgen. WE S: Das lässt sich<br />

auch „WeShare“ („Wir teilen, nutzen<br />

gemeinsam“) lesen. So heißt das<br />

große Elektroauto-Mietsystem, das<br />

Volkswagen in Berlin nun aufbaut.<br />

650 000 Euro Parkgebühren proJahr<br />

„Was hier entsteht, ist ein hochprofessionelles<br />

Carsharing-Angebot. Es<br />

ist das beste,das ich jemals kennengelernt<br />

habe, und ich kenne schon<br />

einige“, sagt Andreas Knie.Die Autos<br />

ließen sich einfach mithilfe einer<br />

Appaufschließen, auch sonst sei die<br />

Benutzeroberfläche gut. Wenn er die<br />

e-Golfs nutzte,waren die Akkus stets<br />

geladen, die Reichweite liege bei 350<br />

Kilometern. Das einzige, was Knie<br />

kritisiert, ist: „Die Golfs sind zu groß.<br />

KleinereAutos wären sinnvoller.“<br />

Der Mobilitätsforscher vom Wissenschaftszentrum<br />

Berlin ist einer<br />

der wenigen Menschen, die schon<br />

jetzt mit den e-Golfs fahren dürfen.<br />

Vorerst stehen die silbergrauen Elektrofahrzeuge<br />

nur ausgewählten Testern<br />

zur Verfügung –Knie gehört zu<br />

dem geschlossenen Nutzerkreis.<br />

„InBerlin befinden wir uns in der<br />

finalen Testphase“, erklärte Manuela<br />

Höhne vonVolkswagen. So lange haben<br />

die Autos kein „Branding“ –kein<br />

Schriftzug weist darauf hin, dass sie<br />

zur We-Share-Flotte gehören. Das<br />

einzige Indiz sind die Kennzeichen.<br />

Nach eigenen Angaben hat Volkswagen<br />

zwischen 300 und 400 e-Golfs<br />

in Berlin verteilt. „Noch im zweiten<br />

Quartal 2019 soll der offizielle Startschuss<br />

fallen“, teilte Höhne mit.<br />

Dann startet We Share mit 1500 e-<br />

Golfs, später folgen 500 e-UPS. Vom<br />

kommenden Jahr an, wenn der neue<br />

vollelektrische IDS ausgeliefert wird,<br />

werdedie Flotte schrittweise ergänzt.<br />

Volkswagen stationiert eine vierstellige<br />

Zahl elektrischer Carsharing-<br />

Autos in Berlin –das lässt sich unterschiedlich<br />

deuten. Etwa als Beleg dafür,<br />

dass auch die Wolfsburger verstanden<br />

haben, dass es nicht mehr<br />

nur darum geht, Neufahrzeuge zu<br />

verkaufen. In Großstädten sind viele<br />

Menschen nicht mehr daran interessiert,<br />

Autos zu besitzen. Ihnen genügt<br />

es,wenn sie Zugriff auf gemeinschaftlich<br />

genutzte Fahrzeuge haben.<br />

Mit Webware will VW, bislang<br />

bei neuen Mobilitätsangeboten unterrepräsentiert,<br />

nachziehen und<br />

neue Kundengruppen erschließen.<br />

Der Start von We Share lässt sich<br />

aber auch als Kampfansage verstehen.<br />

Derzeit ist ShareNow, das neue<br />

Verbundunternehmen von BMW<br />

(DriveNow) und Daimler (Car2Go),<br />

Autos zur gemeinschaftlichen Nutzung -Carsharing in Berlin<br />

Anbieter mit Zahl der Fahrzeuge, gerundet<br />

* derzeit noch in der Testphase.<br />

Start imzweiten Quartal 2019<br />

** Angebot Oktober 2017 eingestellt<br />

Multicity**<br />

330<br />

Share now<br />

2600<br />

(DriveNow,Car2Go)<br />

Flinkster<br />

200<br />

Oply<br />

200<br />

Turo<br />

110<br />

We Share*<br />

2000<br />

Stadtmobilo<br />

100<br />

Ubeeqo<br />

100<br />

Sixt Share<br />

1000<br />

Cambio<br />

80<br />

BLZ/TIEDGE; QUELLE: EIGENE RECHERCHEN<br />

mit rund 2600 Autos der größte Carsharing-Anbieter<br />

in Berlin. Heute<br />

kostet ein Kilometer zum Beispiel<br />

bei DriveNow ab 33 Cent. Beobachter<br />

erwarten, dass die We-Share-Tarife<br />

deutlich niedriger sein werden.<br />

„Mittelfristig sollen allerdings Gewinne<br />

gemacht werden“, sagte ein<br />

Insider. Was bei einer elektrischen<br />

Flotte aber noch schwieriger sein<br />

dürfte als bei Carsharing-Flotten mit<br />

Benzin- oder Dieselantrieb. Dem<br />

Vernehmen nach versucht VW die<br />

Aufwendungen, die durch Leerfahrten<br />

zur jeweils nächsten Ladesäule<br />

entstehen, zu verringern. Mitmöglichen<br />

Partnern wie Supermärkten<br />

und öffentlichen Einrichtungen wie<br />

der Charité wirdüber den Aufbau einer<br />

Ladeinfrastruktur gesprochen.<br />

Einen gewichtigen Kostenfaktor<br />

wird WeShare jedoch nicht beeinflussen<br />

können. Wo Parkgebühren<br />

fällig werden, haben nicht die Kunden,<br />

sondern die Carsharing-Anbieter<br />

zu zahlen. So musste Multicity<br />

der Verwaltung für zeitweise 350 Autos<br />

pro Jahr zirka 650 000 Euro Parkgebühren<br />

überweisen –eine Belastung,<br />

die dazu beitrug, dass sich das<br />

Citroën-Unternehmen 2017 aus Berlin<br />

zurückzog. Multicity war der erste<br />

Carsharing-Anbieter in der Stadt, der<br />

ausschließlich E-Autos einsetzte.<br />

Auch zu dem Gebiet, in dem die<br />

Autos bereitstehen werden und wieder<br />

abzustellen sind, gibt We Share<br />

keine Auskunft. Vieles spricht aber<br />

dafür, dass sich auch das Volkswagen-Carsharing<br />

auf die Innenstadt<br />

konzentriert –obwohlVerkehrspolitiker<br />

wie Tino Schopf (SPD) immer<br />

wieder fordern, dass auch Außenbezirke<br />

profitieren. DasTestgebiet umfasst<br />

das Areal innerhalb des S-<br />

Bahn-Rings und Bereiche, die südlich<br />

und westlich anschließen.<br />

Nicht über AppJelbi zu buchen<br />

Eine Gemeinsamkeit mit ShareNow<br />

wird sein, dass auch We-Share-Autos<br />

nicht über die geplante neue App<br />

Jelbi gebucht werden können. Zwar<br />

bemühen sich die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />

(BVG) darum, die großen<br />

Anbieter für die Buchungsplattform<br />

zu gewinnen. Doch viele Fragen ließen<br />

sich wohl nicht klären, hieß es.<br />

Noch mehr Autos in Berlin –ist<br />

das nicht eine fatale Entwicklung?<br />

Wird die Konkurrenz um die Parkplätze<br />

jetzt noch heftiger? Privatautos<br />

stehen mehr als 90 Prozent der<br />

Zeit ungenutzt herum, bei Carsharing-Fahrzeugen<br />

ist die Quote viel<br />

niedriger,sagen Mobilitätsforscher.<br />

„In der Tat brauchen wir nicht<br />

mehr Autos auf den Straßen“, sagte<br />

Andreas Knie. Gegen elektrische<br />

Carsharing-Flotten hat er aber<br />

nichts,imGegenteil. Mitihnen ließe<br />

sich Straßenraum effizienter nutzen.<br />

Solche Angebote gäben Anreize, Privatautos<br />

abschaffen. „Wir brauchen<br />

mehr vondieser Artder Mobilität.“<br />

Peter Neumann<br />

findet Autofahren in Berlin<br />

meist unerquicklich.<br />

Berlin im Herzen.<br />

Und auf dem Handy<br />

SO SCHREIBT MAN BERLIN.<br />

app-berliner-zeitung.de


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Klaus Mertes<br />

wird<br />

Ehrendoktor<br />

Jesuitenpater machte den<br />

Missbrauchsskandal publik<br />

Der Jesuitenpater Klaus Mertes,<br />

der den Missbrauchskandal in<br />

der katholischen Kirche aufgedeckt<br />

hat, erhält wissenschaftliche Weihen.<br />

Die Theologische Fakultät der<br />

Universität Freiburgverleiht dem Direktor<br />

des Kollegs Sankt Blasien im<br />

Südschwarzwald<br />

an diesem Mittwoch<br />

die Ehrendoktorwürde.<br />

Mertes hatte<br />

Anfang 2010 als<br />

damaliger Rektor<br />

des <strong>Berliner</strong><br />

Klaus Mertes, Canisius-Kollegs<br />

Jesuitenpater zahlreiche Fälle<br />

sexuellen Missbrauchs<br />

Jugendlicher durch Geistliche<br />

öffentlich gemacht. Sein Orden<br />

hatte die Taten vertuscht und verschwiegen.<br />

Wieineinem Dominoeffekt<br />

offenbarten sich anschließend<br />

viele Betroffene. Der 64-Jährige<br />

werde für seine Aufklärungsarbeit<br />

geehrt, aber auch für seine „Sensibilität<br />

für systemische Zusammenhänge“,<br />

teilte die Fakultät mit. (dpa)<br />

DPA<br />

Singen mit dem Hologramm<br />

MIKE SINGER<br />

erinnert sich noch genau an seinen<br />

Berlin-Besuch mit der Klasse, bei<br />

dem er sich bei Madame Tussauds<br />

Unter den Linden gemeinsam mit<br />

der Wachsfigur von Barack Obama<br />

fotografiert hat. „Der kam mir damals<br />

so groß vor.“Seitdem sind drei<br />

Jahrevergangen, Mike ist gewachsen<br />

und sein Leben ein völlig anderes.<br />

Seine Musikkarrierehat Fahrtaufgenommen.<br />

Anderthalb Millionen<br />

Abonnenten bei Instagram,<br />

350 000 Facebook-Fans und fast<br />

750 000 Abonnenten bei Youtube<br />

verfolgen mit Interesse, was er so<br />

treibt. Seine Popularität verwundert<br />

den Sänger immer wieder: „Wenn<br />

ich in Berlin aus dem Flugzeug<br />

steige,warten immer schon Fans am<br />

Gate, obwohl ich vorher nichts gepostet<br />

habe.“ Er hat den Verdacht,<br />

dass ihn Fans schon beim Einchecken<br />

in Stuttgartsehen und das dann<br />

weitermelden. Bei Madame Tussauds<br />

begrüßt seit Dienstag ein Hologramm<br />

von Mike Singer die Gäste.<br />

Er freut sich: „Das ist so krass, hier<br />

müssen alle vorbei.“ Was bei den<br />

Fans länger dauern dürfte, denn er<br />

spricht sie an. Und fragt, ob sie mit<br />

ihm singen möchten.<br />

Biszuseinem nächsten Konzertin<br />

Berlin am 13. Oktober im Huxley’s<br />

müssen sich die Anhänger noch gevon<br />

Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Ultimative Ehrung für<br />

Charts-Stürmer Mike Singer bei<br />

Madame Tussauds<br />

MikeSinger ist stolz auf sein Hologramm<br />

bei Madame Tussauds. CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />

Andrea Brix und Klaus-Peter Grap bei den<br />

Stachelschweinen im Europa Center<br />

dulden. Vielleicht kommt er zwischendurch<br />

nach Berlin, um Familie<br />

und Freunden seinen holografischen<br />

Doppelgänger vorzuführen. Im richtigen<br />

Leben wünscht er sich auch einen:<br />

„Beim Sport! Ichmache viermal<br />

pro Woche Kickboxen, da wäre eine<br />

Vertretung manchmal nett.“<br />

ANDREA BRIX<br />

war gekommen, um erst die Daumen<br />

zu drücken und dann ausgiebig<br />

zu applaudieren. Als Ensemble-Veteranin<br />

des Kabarett-Theaters Stachelschweine<br />

–sie gehörte 1971 bis<br />

1991 zur Stammbesetzung –weiß sie<br />

genau, wie man sich am Tagder Premiere<br />

fühlt. Die 81-jährige „Unter<br />

uns“-Schauspielerin leistete Melanie<br />

Koschorz, Henning Mayer und<br />

Sebastian Fischer, dem jungen Ensemble<br />

von heute, zur Premiere des<br />

neuen Programms „Stachelschweinerei“<br />

Beistand. Und war zufrieden:<br />

„Besonders der Komplex, der sich<br />

dem Thema Alter widmet, hat mir<br />

gefallen. Es ist ja ein Phänomen, dass<br />

die Leute immer denken, die Alten,<br />

das sind die Anderen, sie selbst betrifft<br />

das nicht.“ Ihr Lob galt besonders<br />

dem Schauspieler, Kabarettisten<br />

und Regisseur Klaus-Peter Grap,<br />

der mit „Stachelschweinerei“ als Autor<br />

und Regisseur an das Kabaretttheater<br />

zurückkehrt<br />

Peter Zadek<br />

bekommt<br />

Gedenktafel<br />

Kulturverwaltung erinnert<br />

an Theaterregisseur<br />

Der Theaterregisseur Peter Zadek<br />

(1926–2009) soll eine Gedenktafel<br />

in Berlin bekommen. Seine „unkonventionellen,<br />

provokanten Inszenierungen<br />

vonShakespeare“ hätten<br />

Theatergeschichte geschrieben,<br />

teilte die Senatskulturverwaltung<br />

am Dienstag mit.<br />

Die Gedenktafel soll Montag in<br />

der Offenbacher<br />

Straße in Wilmersdorf<br />

enthüllt<br />

werden.<br />

Dort sei Zadek<br />

geboren worden,<br />

sagte ein Sprecher<br />

der Senatsverwaltung.<br />

Mitseinen El-<br />

BILDARCHIV MORGENPOST VERLAG<br />

Peter Zadek,<br />

Theaterregisseur<br />

tern emigrierte<br />

Zadek nach der Machtergreifung der<br />

Nazis 1933 nach England, 1958<br />

kehrte er nach Deutschland zurück.<br />

Er war Intendant am Schauspielhaus<br />

Bochum, am Deutschen Schauspielhaus<br />

in Hamburg und von 1992 bis<br />

1995 Mitglied des Direktoriums des<br />

<strong>Berliner</strong> Ensembles. (dpa)<br />

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Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />

ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />

beantworten oder abzudrucken.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht<br />

sinnwahrender Kürzungen vor.<br />

Hohes Maß an Vergesslichkeit<br />

und Verantwortungslosigkeit<br />

Berlin: „30 Jahre ohne Mauer –der<br />

Wegzum Mauerfall“ von Tobias Miller<br />

(7. Mai)<br />

Das Interview mit Herrn Modrow zu<br />

den Kommunalwahlen vom 7.Mai<br />

1989 in der ehemaligen DDR nehme<br />

ich mit Verwunderung zur Kenntnis.<br />

Es ist Herrn Modrow ein hohes Maß<br />

an Vergesslichkeit und auch Verantwortungslosigkeit<br />

gegenüber denen<br />

zu bescheinigen, die unter seiner<br />

Führung standen. Aber dies scheint<br />

auch für Herrn Krenz und so manchen<br />

ehemaligen 1. Kreissekretär der<br />

damaligen SED zu gelten.<br />

Günter Polauke, Stadtbezirksbürgermeister<br />

von 1985 bis 5. Dezember<br />

1989 in Berlin-Treptow,Leiter der damaligen<br />

Wahlkommission<br />

Folge von Nationalismus und<br />

faschistischen Verbrechen<br />

Sollten nach 30 Jahren Mauerfall die<br />

westdeutsch erzählten Mauergeschichten<br />

nicht wenigstens so weit<br />

historisch eingeordnet werden, dass<br />

es ohne Faschismus und Krieg die<br />

Teilung Deutschlands und die<br />

Mauer nicht gegeben hätte? Sie warendie<br />

Folge vonNationalismus und<br />

faschistischen Verbrechen gegen die<br />

Völker ringsum! Deshalb brauchen<br />

wir ein vereintes,friedliches Europa.<br />

R. Pohl, Berlin-Pankow<br />

Mit Zynismus lassen sich<br />

die Nachbarnnicht beleidigen!<br />

„Das Problem ist diese Hysterie“ von<br />

Stefan Strauß und Marcus Weingärtner<br />

(9. Mai)<br />

Was Baustadtrat Florian Schmidt<br />

sagt, ist übler Zynismus oder ist es<br />

schon politischer Populismus? So<br />

lassen sich die Nachbarninder Bergmannstraße<br />

nicht beleidigen!<br />

Michael Becker,Berlin-Kreuzberg<br />

Taschen, die nicht mitdürfen<br />

Man sollte mal die Kirche im Dorf lassen<br />

Berlin: „Stadtbild: Kunst und Tüten“ von Barbara Weitzel<br />

(6. Mai)<br />

DerArtikel spricht mir aus dem Herzen. Da macht man sich Gedanken,<br />

welches Outfit für einen schönen Abend man raussucht, abgerundet<br />

mit der passenden Handtasche zu den Schuhen und dann<br />

steht man vor dem Einlass und die Tasche ist einen Zentimeter zu<br />

breit. Was, bitteschön, macht denn meine Handtasche zu einem solchen<br />

Sicherheitsrisiko? Mansollte mal die Kirche im Dorflassen. Inhaltskontrolle<br />

–keine Frage. Auch dass keine riesigen Rucksäcke<br />

Schuld ist das Mathe-Lernsystem<br />

Berlin: „Mathe-Abitur auch für Lehrer<br />

zu schwer“ von Martin Klesmann<br />

(8. Mai)<br />

Leider sind die Mathekenntnisseder<br />

Schulabgänger zu schwach. Viele<br />

Schulabgänger beherrschen nicht<br />

einmal die Grundrechenarten.<br />

Schuld daran sind nicht die Schüler,<br />

sondern unser Mathe-Lernsystem,<br />

das vom Kultusministerium festgelegt<br />

wird. Die Lehrer sollten sich<br />

mehr Zeit nehmen, bis mindestens<br />

80 Prozent der Schüler die Grundrechenarten<br />

kapieren und beherrschen.<br />

Wenn es klappt, würden viele<br />

Schüler gerne Mathe lernen und<br />

manche sogar studieren.<br />

Vinod Talgeri, Bietigheim/Stuttgart<br />

Die Debatte um die Abitur-Mathe-<br />

Klausur erfüllt mich noch heute mit<br />

Grauen in Erinnerung an die Mathematik-Stunden<br />

in der Schule.Ich bin<br />

ohnehin der Überzeugung, dass<br />

dem Fach Mathematik in den Schulen<br />

eine zu große Bedeutung beigemessen<br />

wird. Welche Bedeutung hat<br />

z. B. die Lösung einer quadratischen<br />

Gleichung für eine Hochschulreife,<br />

wenn nicht gerade ein Mathe-Studium<br />

angetreten wird?<br />

In meinem gesamten Berufsleben<br />

als Chirurg bin ich niemals mit<br />

den qualvoll in der Schule erworbenen<br />

Kenntnissen über Mathematik<br />

in Berührung gekommen. Generationen<br />

vonSchülernsind mit diesem<br />

Fach regelrecht gefoltert worden.<br />

Wann endlich begreifen Bildungspolitiker,dass<br />

mathematisches Denken<br />

einer besonderen Veranlagung des<br />

Menschen bedarf?<br />

Deshalb sollten dementsprechend<br />

interessierte und begabte<br />

Schüler in speziellen Kursen zusammengefasst<br />

werden. So wäre die<br />

Lehre der mathematischen Wissenschaft<br />

weiterhin garantiert.<br />

Harald Marquard,<br />

Berlin-Pankow<br />

Eine Politik des Naturbodenerhalts<br />

Titel: „Abschied vom Freiraum –die<br />

SPD will das Tempelhofer Feld bebauen“<br />

von Annika Leister<br />

(13. Mai)<br />

Werdas Neubauen gegen den Klimaschutz<br />

auszuspielen möchte,hat die<br />

Dürreimletzten Jahr offenbar schon<br />

vergessen. Die <strong>Berliner</strong> SPD ist mit<br />

ihrem Vorschlag insoferntüchtig aus<br />

der Welt gefallen und ignorant gegenüber<br />

den Sorgen der Jugend. Um<br />

den Klimawandel zu dämpfen, müssen<br />

vor allem in den Städten Grünflächen,<br />

Gärten, Wald und Parks<br />

grundsätzlich erhalten bleiben. Angesichts<br />

des Dürrejahrs 2018 mit seinen<br />

vielen Waldbränden und unerträglicher<br />

Hitze inden Städten, dem<br />

ein ähnliches Dürrejahr 2019 folgen<br />

könnte, ist das nur konsequent. Nur<br />

eine Politik des Naturbodenerhalts<br />

kann den Klimawandel noch so verlangsamen,<br />

dass auch die nächsten<br />

Generationen auf diesem Planeten<br />

werden leben können. Es darf kein<br />

IMAGO IMAGES/THOMAS IMO<br />

mitgenommen werden sollten, leuchtet wohl jedem ein. Aber man<br />

kann es auch übertreiben. Susanne Gramatté, per E-Mail<br />

Es gibt leider Gründe für solche Maßnahmen. Wollen wir doch alle froh<br />

sein, dass unter anderem auch dank solcher Sicherheitsvorschriften<br />

und -kontrollen, die inzwischen auch in vielen Museen Standardsind,<br />

nicht noch mehr passiert. Im Übrigen kann man sich ja mal nach einer<br />

etwas kleineren Handtasche umsehen. So etwas gibt es.<br />

Brigitte Schulz, Berlin-Marzahn-Hellersdorf<br />

Boden mehr versiegelt werden. Vielmehr<br />

müssen nicht mehr benötigte<br />

Flächen von Investoren, Grundstückinhabernund<br />

Fabriken selbst wieder<br />

entsiegelt werden, um bewaldet,<br />

beackert oder beweidet werden zu<br />

können. Beispielsweise wäre dadas<br />

leer stehende Gebäude des Flughafens<br />

auf dem Tempelhofer Feld.<br />

Teile davon sind durchaus geeignet,<br />

in Wohnungen umgewandelt<br />

werden zu können. Die südseitige<br />

Fläche, wo die Flugzeuge früher<br />

parkten, wäre gut geeignet, dort<br />

Container für Flüchtlinge aufzustellen,<br />

statt auf der Rasenfläche. Auf<br />

diesem Fliegerparkplatz wie vielen<br />

andern versiegelten Flächen wie<br />

Parkplätzen, könnte man gut neu<br />

bauen.<br />

Wenn Neubauten, dann auf versiegelten<br />

und asphaltierten Flächen,<br />

nicht auf noch offenem Boden!<br />

Elisabeth Meyer-Renschhausen,<br />

Berlin-Schöneberg<br />

Macht sie das zu einer<br />

schlechteren Ministerin?<br />

Politik: „Familienmisterin Franziska<br />

Giffey: Ich mache meine Arbeit –unabhängig<br />

von den Vorwürfen“ von Thoralf<br />

Cleven<br />

(14. Mai)<br />

Ich finde es unmöglich, dass selbst<br />

ernannte Plagiatsjäger aus Hass auf<br />

Politiker Karrieren oder ganze Lebensläufe<br />

zerstören können. Für<br />

mich ist das Erpressung. Wenn Dissertationen<br />

seinerzeit, als die Maßstäbe<br />

vielleicht noch nicht so streng<br />

waren, von den dafür Verantwortlichen<br />

geprüft und für gut befunden<br />

wurden, warum soll das nicht auch<br />

heute noch gelten? Und wenn Frau<br />

Giffey tatsächlich der Doktortitel<br />

aberkannt wird–macht sie das zu einer<br />

schlechteren Ministerin?<br />

Inge Leißner,per E-Mail<br />

Auch die Prüfer nachträglich<br />

zur Rechenschaft ziehen<br />

Wieso werden die Doktorarbeiten<br />

der promovierten Politiker erst jetzt<br />

auf Plagiate geprüft? Jeder Kandidat<br />

hat doch einen Doktorvater, der die<br />

eingereichte Arbeit kennt und prüft.<br />

Sicher gibt es auch eine Prüfungskommission.<br />

Gehört esnicht zu deren<br />

Aufgaben, die Doktorarbeit auf<br />

ordnungsgemäße Ausführung zu<br />

prüfen? Wenn nicht, müssten auch<br />

die Prüfer nachträglich zur Rechenschaft<br />

gezogen werden. Entweder<br />

hätte die Promotion abgelehnt werden<br />

müssen oder bei sonst inhaltlicher<br />

Qualität hätte man die Arbeit<br />

zur Korrektur zurückgeben sollen.<br />

Wilhelm Lange, Berlin-Karow<br />

Kinder,die ihren Vater nicht<br />

kennenlernen konnten<br />

Berlin: „Harmsens Berlin: lauter Väter,<br />

die versagen“ von Torsten Harmsen<br />

(11. Mai)<br />

Ich überlege ernsthaft, ob ich bei einer<br />

solchen Firma noch einkaufe.<br />

Leider ist dieses Bild der versagenden<br />

Väter verbreiteter, als wir denken.<br />

Vielleicht sollten Sie sich mal<br />

mit Kindern unterhalten, die ihren<br />

Vater nicht kennenlernen konnten,<br />

oder bei denen die Mutter den Kontakt<br />

zum Vater unterbunden hat.<br />

HerbertOverberg,per E-Mail<br />

Statt Porto-Erhöhung den<br />

Dieben das Handwerk legen<br />

„Die Stimme der Leser:Probleme mit<br />

der Post“ von Susanne Dübber<br />

(11. Mai)<br />

Auch ich muss mich zu denen zählen,<br />

die durch die Post geschädigt<br />

wurden. Im Dezember 2016 sowie im<br />

Januar und Februar 2019 sind drei<br />

Briefsendungen auf dem Weg zwischen<br />

Berlin und Würzburg verschwunden,<br />

ebenso ein Päckchen.<br />

Es kann nicht sein, dass man dieses<br />

Problem offenbar ignoriert. Statt das<br />

Porto zu erhöhen, sollte man den<br />

Dieben das Handwerklegen.<br />

Roswitha Reißmann, Berlin-Köpenick<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

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Brandenburg<br />

NACHRICHTEN<br />

Grüne wollen<br />

Flächenverbrauch reduzieren<br />

In Brandenburgwerden nach Angaben<br />

der Grünen-Fraktion im Landtag<br />

jeden Tagvier Hektar Land durch<br />

den Bauvon Straßen, Siedlungen<br />

und Gewerbegebieten versiegelt.<br />

Dies gehe aus den Antworten der<br />

Landesregierung auf eine Anfrage<br />

der Fraktion hervor, erklärte der Grünen-Abgeordnete<br />

Michael Jungclaus.Die<br />

zunehmendeVersiegelung<br />

vonFlächen sei für den Verlust der<br />

Artenvielfalt mit verantwortlich,<br />

warnte Jungclaus.Ineinem Antrag<br />

für die Landtagssitzung am Mittwoch<br />

forderndie Grünen die Landesregierung<br />

auf, den Flächenverbrauch<br />

bis 2030 auf unter 1,3 Hektar<br />

am Tagzureduzieren. Dies sei durch<br />

Förderung vonmehrgeschossigen<br />

Wohnungsbauten statt Einfamilienhäusernoder<br />

durch Zurückhaltung<br />

beim Bauvon Gewerbegebieten<br />

möglich, so Jungclaus. (dpa)<br />

CDU fordertWahrheit über<br />

BER vor der Landtagswahl<br />

DieCDU im Brandenburger Landtag<br />

fordertvon Regierungschef Dietmar<br />

Woidke (SPD) eine klareAussage vor<br />

der Landtagswahl am 1. September<br />

zum geplanten Eröffnungstermin<br />

für den Hauptstadtflughafen BER im<br />

Herbst 2020.„Wir verlangen, dass die<br />

Brandenburger die Wahrheit gesagt<br />

bekommen in der Frage,wann der<br />

Flughafen eröffnet wird“, sagte<br />

CDU-Fraktionschef Ingo Senftleben<br />

am Dienstag. Hintergrund seien die<br />

Berichte über 11 500 Mängel allein<br />

im Bereich der Sicherheitsbeleuchtung<br />

und der Sicherheitsstromversorgung,<br />

die den Eröffnungstermin<br />

gefährdeten. Daher solle die Landesregierung<br />

dem Landtag bis Ende Juli<br />

einen vollständigen Bericht über<br />

Mängel und die Mehrkosten vorlegen<br />

und „für definitiveKlarheit über<br />

den Eröffnungstermin des BER“ sorgen.<br />

(dpa)<br />

Amazon eröffnet in<br />

Schönefeld Sortierzentrum<br />

DerOnlineversandhändler Amazon<br />

will in Schönefeld im Herbst ein<br />

neues Sortierzentrum eröffnen. 100<br />

Arbeitsplätzesollten dortbis Ende<br />

des Jahres entstehen, wie Amazon<br />

am Dienstag mitteilte.Der Bürgermeister<br />

vonSchönefeld, UdoHaase,<br />

sieht die Ansiedlung vonLogistik als<br />

entscheidenden Faktor für einen Erfolg<br />

des Hauptstadtflughafens BER<br />

an. So könne sich im Umfeld die notwendige<br />

Infrastruktur bilden, sagte<br />

er am Dienstag beim Richtfest für<br />

das Gebäude.Imneuen, etwa<br />

34 000 Quadratmeter großen Sortierzentrum<br />

sollen Pakete aus dem<br />

europäischem Logistiknetzwerkvon<br />

Amazon ankommen. Siewerden<br />

dann sortiertund verteilt. (dpa)<br />

Die Bio-Aktionäre<br />

Ein Unternehmen will es ermöglichen, dass Bürger die Agrarwende selbst in die Hand nehmen<br />

VonJens Blankennagel<br />

Die Gründer dieses speziellen<br />

Unternehmens haben<br />

sich ganz bewusst<br />

diesen Ort ausgesucht,<br />

um für ihreIdee zu werben: Es ist die<br />

Markthalle 9inBerlin-Kreuzberg, die<br />

seit Wochen in den Schlagzeilen ist –<br />

inzwischen sogar bundesweit.<br />

Denn die altehrwürdige Halle<br />

wirddominiertvon hippen Ständen,<br />

an denen vor allem junge Leute ihre<br />

nicht ganz billigen Bio-Lebensmittel<br />

verkaufen: vomregionalen Chicorée<br />

aus dem brandenburgischen Pretschen<br />

über große handgemachte<br />

Brotlaibe oder veganes Streetfood<br />

bis zu fair gehandeltem Kaffee.<br />

Aber hinten in der Ecke befindet<br />

sich auch ein Aldi. Das ist nicht irgendein<br />

Discounter,sondernder Inbegriff<br />

dafür, wie eine nationale<br />

Handelsgroßmacht den Bauern seit<br />

Jahren diktiert, wie sie zu wirtschaften<br />

haben. Denn Aldi zahlt eben nur<br />

billigste Einkaufspreise. Solche Ketten<br />

gelten als großer Feind für die<br />

Idee des nachhaltigenWirtschaftens.<br />

Die Halle ist also genau der richtige<br />

Ort, um über die Zukunft der<br />

Landwirtschaft und die Zukunft des<br />

Essens zu reden. Einige Aktivisten<br />

der immer größer werdenden Bio-<br />

Bewegung werben hier also für ihre<br />

Aktiengesellschaft: die „Regionalwert<br />

AG Berlin-Brandenburg“.<br />

Der Name verrät ziemlich viel<br />

vom eigenen Anspruch. „Wir wollen<br />

gemeinsam mit den Bürgerndie Agrarwende<br />

in die Hand nehmen“, sagt<br />

Katharina Reuter, die Vorsitzende<br />

des Aufsichtsrates der AG. Es geht<br />

darum, dass <strong>Berliner</strong> und Brandenburg<br />

die kleinteilige regionale Landwirtschaft<br />

fördern. „Wir wollen nun<br />

über Bürger-Aktien Geld einsammeln,<br />

um es in eine ökologische und<br />

sozial-nachhaltige Landwirtschaft<br />

zu investieren.“<br />

Keine Großprojekte<br />

Bis Ende September sollen 1,5 Millionen<br />

Euro gesammelt werden. Damit<br />

sollen aber keine Großprojekte<br />

unterstützt werden. Gefördert werden<br />

sollen junge, engagierte Leute,<br />

die kaum Geld, aber den Muthaben,<br />

mit neuen Ideen wieder in die Landwirtschaft<br />

einzusteigen. Katharina<br />

Reuter zählt drei Gründe auf, warum<br />

gehandelt werden müsse: Massentierhaltung,<br />

riesige Monokulturen<br />

und Insektensterben. „Da zeigt sich<br />

das Totalversagen der Politik, obwohl<br />

die Bevölkerung doch etwas<br />

anderes will.“<br />

Joachim Fritz hat im Nebenerwerb<br />

einen Bio-Bauernhof in Werder<br />

und hat jahrelang die großen <strong>Berliner</strong><br />

„Wir haben es satt“-Demos gegen<br />

die industrielle Landwirtschaft<br />

organisiert. Nunist er Vorstand einer<br />

AG –quasi ein guter Bio-Kapitalist.<br />

Er betont den sozialen Aspekt der<br />

Bio-Landwirtschaft. Denn da käme<br />

Möglichst ursprünglich: eine Bäuerin mit Pferd und Pflug in Brandenburg.<br />

Idee: RegionalwertAktiengesellschaften<br />

verstehen sich<br />

als ein Teil des „sozialen Unternehmertums“.<br />

Es geht<br />

nicht um Maximalprofit, sonderndarum,<br />

unternehmerisches<br />

und nachhaltiges Handeln<br />

zu verbinden und möglichst<br />

positivesoziale Effekte<br />

zu erzielen. Besonders beliebt<br />

sind Bio- und Öko-Innovationen.<br />

DIE AKTIENGESELLSCHAFT<br />

Gründung: Die erste Regionalwert-AGwurde<br />

2006 im<br />

baden-württembergischen<br />

Eichstetten am Kaiserstuhl<br />

bei Freiburg gegründet.<br />

Grundsätzlich wird immer<br />

die ökologische Landwirtschaft<br />

gefördert. Inzwischen<br />

gibt es solche Aktiengesellschaften<br />

in München, Hamburg,imRheinland<br />

sowie<br />

nun in Berlin-Brandenburg.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Berlin-Brandenburg: Die<br />

hiesigeAGhat ihren Sitz in<br />

Potsdam und verfügt über<br />

ein Grundkapital von<br />

324 500 Euro und 225 Aktionäre.<br />

Nun sollen bis zum<br />

20. September weitere<br />

1,5 Millionen Euro eingesammelt<br />

werden.<br />

Infos im Internet unter:<br />

www.regionalwert-berlin.de<br />

es nicht auf große Traktoren an, sondern<br />

auf möglichst viel Handarbeit.<br />

„Wir wollen möglichst viel Leute motivieren,<br />

in der Landwirtschaft zu arbeiten“,<br />

sagt er und verweist auf eine<br />

Studie,die besagt, dass wohl bis 2030<br />

allein im Land Brandenburg 20000<br />

Arbeitskräfte in der Branche fehlen<br />

werden.<br />

Aber warum so kapitalistisch?<br />

Wervon einem solchen Projekt hört,<br />

das den grünen Zeitgeist einfängt,<br />

würde doch eher an eine Genossenschaft<br />

denken, nicht an eine Aktiengesellschaft.<br />

Doch die Macher haben<br />

sich ganz bewusst so entschieden.<br />

„Bei einer Genossenschaft<br />

könnte jemand sagen, ich kündige<br />

und will mein Geld zurück“, sagt Jörg<br />

Hennig Frank vonder Bank Umweltfinanz,<br />

die das Geld einsammelt.<br />

Wenn Leute dort ausstiegen, müssten<br />

im Negativfall sogar Höfe verkauft<br />

und Strukturen wieder zerstört<br />

werden. „Die AG aber ist ein ganz<br />

professionelles Finanzinstrument.<br />

Jeder kann seine Aktien verkaufen.“<br />

„Eine Agrarwende ist möglich“<br />

Das Ganze ist nicht gewinnorientiert.Vielleicht<br />

wirdineinigen Jahren<br />

sogar mal eine Rendite ausgezahlt.<br />

Wichtig ist, dass sich die Leute einen<br />

Anteile an Betrieben kaufen, deren<br />

Produkte sie gut finden. „Mit meiner<br />

Aktie sorge ich dafür, dass es die Betriebe<br />

überhaupt erst gibt und ich<br />

ihre Produkte kaufen kann“, sagt<br />

Frank. Das Ganze sei auch kein Kredit,<br />

sondern die AG ist Teilhaber der<br />

Betriebe und kann mitbestimmen,<br />

was dortpassiert.<br />

Das preiswerteste Aktienpaket<br />

kostet 525 Euro, das teuerste 9750<br />

Euro. „Wir suchen keinen Großinvestor,<br />

der mal schnell eine Million<br />

investiert, weil er die Idee hübsch<br />

findet“, sagt er.Inden nächsten zehn<br />

Jahren sollen bis zu zehn Millionen<br />

Euro eingesammelt werden.<br />

DieSumme klingt bei der milliardenschweren<br />

Konkurrenz nicht gerade<br />

viel. Aber die Macher betonen,<br />

wie wichtig auch kleinere Summen<br />

sind. Beispielsweise laufen gerade<br />

Gespräche mit einem Paar,das einen<br />

270-Hektar-Bio-Bauernhof östlich<br />

von Berlin kaufen will. Es gibt sogar<br />

eine Bank, die mitmachen will –aber<br />

nur,wenn der Eigenanteil des Paares<br />

groß genug ist. Die beiden haben<br />

aber nicht genug Geld. Nun könnte<br />

die AG mit Kapital einsteigen. So<br />

könnten 100 000 Euro der Aktionäre<br />

bewirken, dass 1,5 Millionen Euro in<br />

der Biobranche investiertwerden.<br />

„Ich glaube an die Idee“, sagt Umweltbanker<br />

Frank. „So, wie wir die<br />

Energiewende schaffen werden, ist<br />

auch eine Agrarwende möglich.“<br />

Jens Blankennagel<br />

denkt, dass vorallem<br />

<strong>Berliner</strong> die Aktien kaufen.<br />

Organisierte<br />

Kriminalität als<br />

Hintergrund?<br />

Männerleichen in Forst:<br />

Polizei weiter vor Ort<br />

Nach dem Fund von zwei Männerleichen<br />

in der Südbrandenburger<br />

Kleinstadt Forst ist die Polizeipräsenz<br />

dort weiter hoch. Die<br />

Männer wurden Opfer eines Gewaltverbrechens.<br />

Am Dienstag waren<br />

wieder Kriminaltechniker vor Ort,<br />

Polizisten suchten das Gelände rund<br />

um das Gebäude ab, in dem am<br />

Montag die Leichen gefunden wurden.<br />

Die Männer wurden nach Angaben<br />

der Polizeidirektion Süd Opfer<br />

eines Gewaltverbrechens. Die Hintergründe<br />

der Tatsind bislang allerdings<br />

unklar.<br />

Ein dritter Mann soll nach Informationen<br />

der Lausitzer Rundschau<br />

am Montag mit einem Hubschrauber<br />

schwer verletzt in ein Krankenhaus<br />

geflogen worden sein. Die<br />

Staatsanwaltschaft wollte das nicht<br />

kommentieren. DieMärkische Allgemeine<br />

<strong>Zeitung</strong> berichtete vonmöglichen<br />

Verbindungen zur Organisierten<br />

Kriminalität. In einem Waldstück<br />

bei Forst seien auch Schusswaffen<br />

mit Schalldämpfern gefunden worden.<br />

Dazu und zur Identität der beiden<br />

toten Männer und ob es sich<br />

möglicherweise um Bandenkriminalität<br />

handelte,wollte sich ein Sprecher<br />

der Staatsanwaltschaft Cottbus<br />

auf Nachfrage nicht äußern.<br />

Die beiden Leichen wurden am<br />

Montagmorgen in einer Wohnung in<br />

Forst entdeckt. Aufgrund der Situation,<br />

in der die beiden gefunden<br />

wurden, geht die Polizei von einem<br />

Verbrechen aus.WeitereDetails dazu<br />

nannte sie aus ermittlungstaktischen<br />

Gründen zunächst nicht.<br />

Beiden Ermittlungen wurden am<br />

Montag auch zwei verdächtige Autos<br />

in der Nähe des betroffenen Wohnhauses<br />

untersucht. Sprengstoff<br />

wurde aber nicht gefunden.<br />

DerFall erinnerte zunächst an die<br />

mysteriösen Leichenfunde in Bayernund<br />

Niedersachsen vomvergangenen<br />

Wochenende. Die Staatsanwaltschaft<br />

Cottbus geht aber nicht<br />

davon aus, dass es eine Verbindung<br />

zwischen den Taten gibt. (dpa)<br />

Akribische Suche am Fundortder<br />

beiden Leichen in Forst. DPA/PATRICK PLEUL<br />

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Wissenschaft<br />

Antibiotika zur<br />

Vorbeugung<br />

bei Geburten<br />

Sie können in bestimmten<br />

Fällen Infektionen verhindern<br />

VonAnja Garms<br />

Nach einer Geburtmit Saugglocke<br />

oder Zange kann eine vorbeugende<br />

Antibiotika-Gabe helfen, Infektionen<br />

bei der Mutter zu verhindern.<br />

Zu diesem Schluss kommen<br />

britischeWissenschaftler in einer Studie,<br />

veröffentlicht im Fachblatt Lancet.<br />

Sie fordern, die Richtlinien der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

und nationaler Organisationen anzupassen.<br />

Infektionen bis hin zur Blutvergiftung<br />

sind nach Angaben derWHO bei<br />

Frauen die dritthäufigste Todesursache<br />

im Zusammenhang mit Schwangerschaft<br />

und Geburt. Das Problem<br />

beschränke sich nicht auf schwach<br />

entwickelte Länder, berichten die<br />

Forscher um Marian Knight von der<br />

britischen University of Oxford. Auch<br />

in den reichen Länden gingen im<br />

Schnitt fünf Prozent aller Todesfälle<br />

von Müttern auf eine Infektion zurück.<br />

In den USA seien es Schätzungen<br />

zufolge bis zu 13 Prozent.<br />

Die Gefahr ist unter anderem bei<br />

einem Kaiserschnitt erhöht. Hier ist<br />

eine vorsorgliche Antibiotika-Gabe<br />

mittlerweile Standard. Aber auch bei<br />

vaginalen Geburten, bei denen eine<br />

Zange oder eine Saugglocke zum Einsatz<br />

kommt, sei das Infektionsrisiko<br />

im Vergleich zu einer vollkommen<br />

natürlichen Geburthöher,sodieWissenschaftler.Bisher<br />

gebe es allerdings<br />

so gut wie keine Untersuchungen, ob<br />

auch hier eine prophylaktische Antibiotika-Gabe<br />

sinnvoll sei. Die Forscher<br />

untersuchten dies in einer Studie<br />

mit 3400 britischen Frauen, die<br />

mithilfe einer Zange oder Saugglocke<br />

entbunden hatten. Die Hälfte erhielt<br />

innerhalb von sechs Stunden nach<br />

der Geburt eine Dosis Antibiotikum<br />

per Infusion, die andere Hälfte ein<br />

Scheinmedikament.<br />

Das wichtigste Ergebnis: In der<br />

Placebo-Gruppe bekamen 19 Prozent<br />

nach der Geburteine Infektion, in der<br />

Antibiotika-Gruppe elf Prozent. Wie<br />

die Forscher errechneten, verringerte<br />

die Antibiotika-Gabe das Infektionsrisiko<br />

um 42 Prozent. In der Antibiotika-Gruppe<br />

berichteten die Frauen<br />

auch seltener von Schmerzen und<br />

anderen Problemen im Intimbereich<br />

oder suchten seltener einen Arzt wegen<br />

solcher Beschwerden auf.<br />

Manche Babys kommen nur mit etwas<br />

Nachhilfe auf die Welt. GETTY/HANS NELEMAN<br />

„Für Deutschland kann das Ergebnis<br />

nicht übernommen werden, da<br />

sich die geburtshilfliche Praxis von<br />

der beschriebenen unterscheidet“,<br />

sagt Maria Delius von der Frauenklinik<br />

der Universität München, die<br />

nicht an der Studie beteiligt war. So<br />

erfolgten hier viel weniger Zangengeburten,<br />

bei denen es oft zu mütterlichenVerletzungen<br />

komme.Bei den in<br />

Deutschland häufigeren Saugglockengeburten<br />

gebe es auch viel seltener<br />

einen Dammschnitt. Matthias<br />

Beckmann, Direktor der Frauenklinik<br />

am Uniklinikum Erlangen, hält eine<br />

routinemäßige Antibiotika-Gabe bei<br />

allen vaginal-operativen Entbindungen<br />

ebenfalls für nicht gerechtfertigt.<br />

Aber: „Die Daten können nicht negiert<br />

werden.“ Eine mögliche Konsequenz<br />

wäre eine großzügigere Prophylaxe<br />

in bestimmten Situationen,<br />

etwa bei manchen ausgeprägten<br />

Dammverletzungen. (dpa/fwt)<br />

Die Erfolgsgeschichte der Dahlie als Zierpflanze in Europa begann mit Humboldts Expedition. Bereits die Azteken schätzten die Blumen als Symbole der Sonne.<br />

Mitbringsel aus der Neuen Welt<br />

Eine Ausstellung in Berlin präsentiert Alexander von Humboldt als Importeur populärer Zierpflanzen<br />

VonKerstin Viering<br />

Es war eine elende Plackerei.<br />

Und doch so faszinierend.<br />

Am 19. September 1803 gab<br />

Alexander von Humboldt<br />

wieder einmal seiner Leidenschaft für<br />

Vulkane nach. Mühsam erklomm er<br />

den Jorullo in Mexiko und kletterte in<br />

dessen Krater. Dabei war der qualmende<br />

Riese erst gut 40 Jahre zuvor<br />

entstanden. Noch immer spuckte er<br />

heiße vulkanische Gase aus.<br />

DieGesichter seiner Begleiter und<br />

auch sein eigenes seien geradezu verbrannt<br />

gewesen, schrieb Humboldt.<br />

Doch auf den fruchtbaren Vulkanhängen<br />

stieß der Forschungsreisende<br />

auch auf eine interessanteVegetation.<br />

Von ein paar orangerot blühenden<br />

Pflanzen nahm er eine Portion Samen<br />

mit –nicht ahnend, dass er damit der<br />

Dahlienzucht in Europa einen entscheidenden<br />

Schub versetzen würde.<br />

6000 Pflanzen im Gepäck<br />

Solche Geschichten erzählt derzeit<br />

die Ausstellung „Pflanzensammler“<br />

in der Humboldt-Universität (HU)<br />

Berlin, die im Rahmen des Humboldt-Festjahres<br />

2019 stattfindet. Mit<br />

Unterstützung des Botanischen Gartens<br />

und Botanischen Museums Berlin<br />

präsentieren das Albrecht-Daniel-<br />

Thaer-Institut für Agrar-und Gartenbauwissenschaften<br />

und die Initiative<br />

#WirsindHumboldt den Naturforscher<br />

in einer kaum bekannten Rolle:<br />

als Entdecker und Importeur von<br />

wichtigen Zierpflanzen. „Wir wollen<br />

zeigen, was er von seiner Südamerika-Reise<br />

alles mitgebracht hat und<br />

was Züchter inzwischen daraus gemacht<br />

haben“, sagt Laura Benjamin<br />

von#WirsindHumboldt.<br />

Dabei müssen sich die Ausstellungsmacher<br />

zwangsläufig auf einige<br />

Beispiele konzentrieren. Denn während<br />

Alexander von Humboldt und<br />

der französische Botaniker Aimé<br />

Bonpland von 1799 bis 1804 durch<br />

Süd- und Mittelamerika reisten, steigerten<br />

sie sich in eine regelrechte<br />

Sammelwut hinein. Siesahen sich zunächst<br />

in Venezuela um und fuhren<br />

dann 2250 Kilometer weit in einem<br />

Einbaum den Orinoco,den Rio Negro<br />

und andere Flüsse entlang. Spätere<br />

Abschnitte der Reise führten sie nach<br />

Kuba und durch die heutigen Staaten<br />

Kolumbien, Ecuador und Peru.<br />

Mühsam schlug sich das Entdeckerteam<br />

durch dichte Wälder und<br />

ausgedehnte Sümpfe, durchquerte<br />

unwegsame Gebirgslandschaften<br />

und bestieg Vulkane. Überall fanden<br />

sich interessante Tiere und Pflanzen,<br />

die es sich mitzunehmen lohnte. Auf<br />

ihrem Wegdurchs Hochland der Anden<br />

brauchten die Forscher mitunter<br />

zwanzig Maultiere, um die Ausbeute<br />

Dahlien: Sie verdanken ihren<br />

Namen dem Direktor des Botanischen<br />

Gartens in Madrid.<br />

1791 präsentierte Antonio<br />

José Cavanilles die Importe<br />

aus der Neuen Welt unter<br />

dem Namen Dahlia pinnata<br />

–zuEhren des schwedischen<br />

Botanikers Andreas Dahl.<br />

Die heutigen Garten-Dahlien<br />

sind Hybriden aus verschiedenen<br />

Arten, die äußerlich<br />

nicht mehr viel mit den Wild-<br />

Dahlien aus Südamerika gemeinsam<br />

haben.<br />

überhaupt transportieren zu können.<br />

Über Mexiko und die USA kehrten sie<br />

schließlich 1804 nach Europa zurück.<br />

„Ein Teil des Materials,das sie unterwegs<br />

gesammelt hatten, ist zwar<br />

durch das feuchte Tropenklima,<br />

durch Schiffbrüche und Piratenüberfälle<br />

verloren gegangen“, sagt Laura<br />

Benjamin. „Trotzdem haben Humboldt<br />

und Bonpland vondieser Expedition<br />

etwa 6000 verschiedene Pflanzen<br />

mitgebracht.“ Dabei handelte es<br />

sich vor allem um gepresste Exemplare<br />

und Zeichnungen, es war aber<br />

auch keimfähiges<br />

Saatgut dabei. Und<br />

das hat etlichen<br />

amerikanischen Arten<br />

auch in Europa<br />

eine Karriere als<br />

Garten- oder Zimmerpflanzen<br />

ermöglicht.<br />

Die Dahlien<br />

konnten damit an<br />

eine alte Erfolgsgeschichte<br />

anknüpfen.<br />

Jahrhunderte<br />

vor den Europäern<br />

hatten bereits die<br />

Azteken die bunten<br />

Sommerblumen als<br />

Symbole der Sonne<br />

geschätzt und in ihre Gärten gepflanzt.<br />

Dabei begnügten sie sich<br />

nicht mit den etwa 35 wild wachsenden<br />

Arten, sondern zücheten auch<br />

schon neue, halb gefüllte Varianten,<br />

die um die Blütenmitte herum mehrere<br />

Kränzeaus Zungenblüten bilden.<br />

Doch bis die Dahlien auch in Europa<br />

populär wurden, sollte es lange<br />

dauern. Zwar schickte Vincente Cervantes,<br />

der Direktor des Botanischen<br />

Gartens in Mexiko,schon 1789 Dahliensamen<br />

an seinen Kollegen in Madrid.<br />

Ein Jahr später blühten dort die<br />

HUMBOLDTS IMPORTE<br />

Weihnachtsstern: Dieser<br />

Vertreterder Wolfsmilchgewächse<br />

gehörtweltweit zu<br />

denamhäufigsten angebautenblühenden<br />

Zimmerpflanzen.<br />

Weihnachtssterne blühennur,wennsie<br />

täglich<br />

nichtmehr als zwölf Stunden<br />

Licht abbekommen –was in<br />

der Nähe des Äquators das<br />

ganze Jahr über, in Europa<br />

aber nur im Winter der Fall ist.<br />

Beiden leuchtend roten<br />

Pflanzenteilen handelt es sich<br />

um die obersten Laubblätter.<br />

Angelonien: Die „Engelsblumen“<br />

gehören wie Löwenmäulchen<br />

oder Fingerhüte zur<br />

Familie derWegerichgewächse.<br />

Ihre dekorativen<br />

Blüten bestehen aus fünf Blütenblättern,<br />

die an der Basis<br />

zusammengewachsen sind.In<br />

speziellen Haaren produzieren<br />

sie ein nahrhaftes Öl, mit dem<br />

sie bestimmte Bienenarten zur<br />

Bestäubung anlocken. Die<br />

Kulturformen derAngelonien<br />

sind Hybriden, die es in verschiedenen<br />

Farben gibt.<br />

ersten halb gefüllten Dahlien Europas.<br />

Allerdings handelte es sich nur<br />

um wenige Pflanzen mit kleinen, gelben<br />

Blüten, die es nicht mit ihren<br />

spektakulären Verwandten aus heutiger<br />

Zucht aufnehmen könnten.<br />

„Gärtnerisch interessant wurden<br />

die Dahlien erst, als Humboldt die Samen<br />

aus Mexiko an den Botanischen<br />

Garten Berlin schickte“, erklärt Heiner<br />

Grüneberg vom Thaer-Institut.<br />

Denn dieses Saatgut stammte von<br />

Wildpflanzen mit orangeroten Blüten.<br />

Mit dieser neuen Schattierung<br />

aber hatte man nun<br />

die Möglichkeit,<br />

eine ganze Palette<br />

vonneuen Sorten in<br />

verschiedenen Farben<br />

zu züchten.<br />

Mittlerweile gibt es<br />

weltweit mehr als<br />

20 000 Dahlien-Sorten<br />

in vielen Farben<br />

und Formen.<br />

Auch andere<br />

Pflanzen, die Humboldt<br />

vonseiner Ex-<br />

Humboldt als unermüdlicher<br />

Sammler und Zeichner.<br />

AVHUMBOLDT.DE<br />

pedition mitgebracht<br />

hat, haben<br />

sich im Zuge ihrer<br />

Zierpflanzen-Karriere<br />

deutlich verändert.<br />

Das gilt zum Beispiel für die<br />

äußerst populären Weihnachtssterne,<br />

die jedes Jahr in der Adventszeit<br />

zu Millionen über den Ladentisch<br />

gehen. In ihrer Heimat in den tropischen<br />

und subtropischen Wäldern<br />

Südmexikos und Mittelamerikas<br />

können diese immergrünen Sträucher<br />

bis zu vier Meter hoch werden –<br />

was sie als Zimmerpflanzen denkbar<br />

ungeeignet macht. Also war auch in<br />

diesem Fall die Kreativität von Züchterngefragt.<br />

In den 1920er-Jahren war<br />

das dekorativeGewächs mit den grünen<br />

und roten Blättern zunächst als<br />

Schnittblume beliebt, ab 1950 wurde<br />

es dann gezielt als Topfpflanze gezüchtet.<br />

Wichtig war dabei vorallem,<br />

dass der pflanzliche Adventsbegleiter<br />

nun auch mit den schwierigen<br />

Wachstumsbedingungen in geheizten<br />

Räumen zurechtkam.<br />

Der moderne Weihnachtsstern<br />

soll vor allem einen kompakten<br />

Wuchs haben, lange halten und sich<br />

in riesigen, hochtechnisierten Gewächshäusern<br />

rasch heranziehen<br />

lassen. Diegewünschten Eigenschaften<br />

erzielen Gärtnereien dabei nicht<br />

nur, indem sie ausgesuchte Pflanzen<br />

miteinander kreuzen. Sie infizieren<br />

die Adventssymbole auch mit parasitischen<br />

Bakterien, den sogenannten<br />

Phytoplasmen, um sie zu einem verzweigtenWuchs<br />

anzuregen.<br />

Andere südamerikanische Entdeckungen<br />

Humboldts stoßen erst in<br />

letzter Zeit auf größeres Interesse.Als<br />

vielversprechende „Neue Zierpflanze“<br />

gilt zum Beispiel die Angelonie,<br />

die Humboldt und Bonpland<br />

zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben<br />

haben. Zwischen 25 und 40<br />

Arten dieser auch als Sommer-Löwenmaul<br />

oder Engelsblume bekannten<br />

Pflanzen sollen im tropischen Lateinamerika<br />

wachsen. Als Hochburg<br />

der Angelonien gelten die Trockenwälder<br />

im Nordosten Brasiliens, wo<br />

erst 1997 eine neue Art entdeckt und<br />

auf den Namen Angelonia alternifolia<br />

getauft wurde.<br />

Üppige Angelonien<br />

IMAGO IMAGES<br />

Zwar werden Angelonien in Europa<br />

schon seit Anfang des 19. Jahrhundert<br />

kultiviert. Erst in den 1990er-Jahren<br />

sind sie aber stärker ins Blickfeld von<br />

Züchterngerückt. So wurden damals<br />

die ersten Hybriden geschaffen, die<br />

man statt aus Samen aus Stecklingen<br />

heranziehen kann. 2001 kam dann<br />

auch eine solche Sorteauf den Markt,<br />

die statt eines doppelten einen vierfachen<br />

Chromosomensatz besitzt.<br />

Diese sogenannten tetraploidenVarianten<br />

haben größere, üppigere Blüten<br />

und werden vor allem als Topfpflanzen<br />

verkauft.<br />

Und das ist noch nicht das Ende<br />

der Entwicklung. Seit 2009 arbeiten<br />

Züchter aus Dresden und Israel auch<br />

an Angelonien, die sich besonders gut<br />

als Schnittblumen eignen. Humboldts<br />

südamerikanische Bekanntschaften<br />

werden sich also wohl auch<br />

in Zukunft immer wieder im neuen<br />

Kleid präsentieren.<br />

Ausstellung: „Pflanzensammler –Die Entdeckung<br />

vonZierpflanzen durchAlexander vonHumboldt“,<br />

geöffnet vom15. Mai, 18 Uhr,bis 23. Mai, 18 Uhr.<br />

Mo–Fr 9–20 Uhr,Sa9–17 Uhr.Lichthof des Hauptgebäudes<br />

der Humboldt-Universität, Unter den Linden<br />

6, 10117 Berlin. Eintritt frei.<br />

<strong>Berliner</strong><br />

Studie zu Sex<br />

im Alter<br />

Fast ein Drittel der Älteren ist<br />

überdurchschnittlich aktiv<br />

Sex im Alter wird häufig als Tabuthema<br />

angesehen. Vielleicht ist<br />

das ein Grund, warum es bisher<br />

kaum Forschung dazu gibt. Im Rahmen<br />

der <strong>Berliner</strong> Altersstudie II haben<br />

Forscher nun Daten von 60- bis<br />

80-Jährigen mit Blick auf ihre sexuelle<br />

Aktivität, sexuelle Gedanken und<br />

Intimität analysiert, wie die Humboldt-Universität<br />

(HU) mitteilt. Die<br />

Angaben verglichen sie mit anderen<br />

Daten, etwa der körperlichen Fitness<br />

und der soziale Einbettung.<br />

Im Durchschnitt seien ältere<br />

Menschen zwar sexuell weniger aktiv<br />

und hätten weniger sexuelle Gedanken<br />

als jüngere, so die Ergebnisse<br />

der Studie.Aber im Erleben von<br />

Gefühlen –etwa von Intimität und<br />

Geborgenheit – gebe es zwischen<br />

Jung und Alt nur geringe Unterschiede.<br />

Besonders interessant sei<br />

dabei, dass psychosoziale Faktoren<br />

für die Sexualität der älteren Studienteilnehmer<br />

insgesamt eine größere<br />

Rolle spielten als körperliche,<br />

heißt es in der HU-Mitteilung über<br />

die Studie, die in der Fachzeitschrift<br />

Psychology and Aging veröffentlicht<br />

wurde.<br />

„Die Bedeutung vonpsychischen<br />

und zwischenmenschlichen Faktoren<br />

für ein erfülltes Sexualleben im<br />

hohen Alter wurde lange unterschätzt.<br />

Dabei können diese entscheidend<br />

sein, solange körperliche<br />

Einschränkungen nicht im Wege stehen“,<br />

sagt Erstautorin Karolina Kolodziejczak,<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Institut für Psychologie<br />

der HU.<br />

Geborgenheit und Intimität sind besonderswichtig,auch<br />

im Alter. GETTY/E. MARCH<br />

Immerhin habe fast ein Drittel<br />

der 60- bis 80-Jährigen angegeben,<br />

häufiger sexuell aktiv zu sein und<br />

häufiger sexuelle Gedanken zu haben<br />

als der Durchschnitt der 20- bis<br />

30-Jährigen, so die Autoren der Studie.„Es<br />

zeigt sich somit einmal mehr,<br />

dass es riesige Unterschiede im Leben<br />

älterer Menschen gibt“, sagt Denis<br />

Gerstorf, Sprecher der <strong>Berliner</strong><br />

Altersstudie II und Ko-Autor der<br />

Analyse zur Sexualität. „Diese Unterschiede<br />

weiter zu beleuchten und<br />

die Rolle der Sexualität für das Wohlbefinden<br />

und gute Gesundheit im<br />

Alter zu untersuchen, wäre eine der<br />

nächsten Aufgaben.“<br />

Für die Veröffentlichung nutzten<br />

die Autoren Daten von 1 514 Erwachsenen<br />

im Alter von 60bis 82<br />

Jahren und einer Kontrollstichprobe<br />

von 475 jüngeren Erwachsenen im<br />

Alter von22bis 36 Jahren. Diese wurden<br />

im Rahmen der groß angelegten<br />

<strong>Berliner</strong> Altersstudie II (Base-II) erhoben,<br />

an der Psychologen, Mediziner<br />

und Sozialwissenschaftler sowie<br />

Genetiker der HU, der Charité –Universitätsmedizin<br />

Berlin, des Max-<br />

Planck-Instituts für Bildungsforschung,<br />

des Sozio-oekonomischen<br />

Panels am Deutschen Institut für<br />

Wirtschaftsforschung sowie der Universitäten<br />

Tübingen und Lübeck beteiligt<br />

sind.<br />

Gemeinsam wollen die Wissenschaftler<br />

herausfinden, welche Faktoren<br />

dazu beitragen, dass Menschen<br />

möglichst gesund älter werden.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Altersstudie II<br />

wird durch das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung gefördert.<br />

(BLZ)


18 ** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Schulz’ Wechsel zum BVB<br />

offenbar perfekt<br />

FUSSBALL. DerWechsel vonNationalspieler<br />

Nico Schulz zu Borussia<br />

Dortmund ist nach Informationen<br />

der Bildzeitung perfekt. Demnach<br />

soll der 26 Jahrealte Linksverteidiger<br />

der TSG1899 Hoffenheim beim BVB<br />

einen Vierjahresvertrag bekommen.<br />

Möglich mache das eine Ausstiegsklausel<br />

in seinem Vertrag.<br />

Schommersverlässt den<br />

1. FC Nürnberg<br />

FUSSBALL. Der1.FCNürnbergsetzt<br />

in der neuen Saison in der Zweiten<br />

Liga auf einen neuen Trainer.Nach<br />

drei Monaten endet am Sonnabend<br />

nach dem Auswärtsspiel gegen den<br />

SC Freiburgdie Amtszeit vonBoris<br />

Schommers,der das Team im Februar<br />

nach der Trennung vonMichael<br />

Köllner übernommen hatte.<br />

Ex-Sprinter Petacchi unter<br />

Blutdoping-Verdacht<br />

RADSPORT. Derfrühereitalienische<br />

Rad-Sprinter AlessandroPetacchi<br />

steht im Zusammenhang mit dem<br />

Skandal um den Mediziner Mark S.<br />

unter Blutdoping-Verdacht. Wiedie<br />

Tageszeitungen Corrieredella Sera<br />

und Le Monde unter Berufungen auf<br />

Ermittlerkreise berichten, findet sich<br />

der Name des einstigen Milram-Profis<br />

in einer Kundendatei.<br />

Zverevverliert<br />

Auftaktmatch in Rom<br />

TENNIS. Deutschlands bester Tennis-Profi<br />

Alexander Zverev steckt<br />

weiter in der Formkrise.Der 22-Jährige<br />

patzte beim ATP-Sandplatzturnier<br />

in Romgleich zum Auftakt und<br />

verlor am Dienstag sein Zweitrunden-Duell<br />

gegen Matteo Berrettini<br />

nach 1:49 Stunde mit 5:7, 5:7.<br />

ZAHLEN<br />

Eishockey<br />

WM in der Slowakei, Vorrunde<br />

Gruppe A:<br />

Großbritannien -Dänemark 0:9 (0:3,0:5,0:1)<br />

Deutschland -Frankreich 4:1 (1:0, 2:1,1:0)<br />

USA -Finnland 3:2 n.V.(2:1,0:1,0:0,1:0)<br />

Slowakei -Kanada 5:6 (2:2,2:3,1:1)<br />

1. Deutschland 3 9: 3 9<br />

2. Finnland 3 9: 5 7<br />

3. Kanada 315: 8 6<br />

4. Dänemark 315: 6 5<br />

5. USA 311: 7 5<br />

6. Slowakei 311:11 3<br />

7. Frankreich 3 6:16 1<br />

8. Großbritannien 3 1:20 0<br />

Gruppe B<br />

Italien -Lettland 0:3 (0:0, 0:2, 0:1)<br />

Schweiz -Österreich 4:0 (1:0,0:0,3:0)<br />

Russland -Tschechien 3:0 (1:0,1:0,1:0)<br />

Norwegen -Schweden 1:9 (0:3,0:5,1:1)<br />

1. Schweiz 3 16: 1 9<br />

2. Russland 3 13: 2 9<br />

3. Schweden 3 19: 6 6<br />

4. Tschechien 3 12: 7 6<br />

5. Lettland 3 9: 5 6<br />

6. Österreich 3 2:14 0<br />

7. Norwegen 3 5:21 0<br />

8. Italien 3 0:20 0<br />

Tennis<br />

WTA-Turnier in Rom<br />

1. Runde: Julia Görges (Bad Oldesloe/Nr.16) -<br />

Hsieh Su-Wei (Taiwan) 6:3, 6:4, Alize Cornet<br />

(Frankreich) -Aryna Sabalenka (Weißrussland/Nr.<br />

9) 6:1, 6:4, Danielle Collins (USA) -Caroline Wozniacki<br />

(Dänemark/Nr.11) 7:6 (7:5) Aufgabe Wozniacki,<br />

Belinda Bencic (Schweiz) -Anastasija Sevastova<br />

(Lettland/Nr.12) 2:6, 6:3, 6:2<br />

ATP-Turnier in Rom<br />

2. Runde: Matteo Berrettini (Italien) -Alexander<br />

Zverev(Hamburg/Nr.4)7:5, 7:5, Karen Chatschanow(Russland/Nr.11)<br />

-Roberto Bautista Agut<br />

(Spanien) 5:7, 6:4, 6:2, Nikolos Bassilaschwili<br />

(Georgien/Nr.14) -Laslo Djere (Serbien) 7:5, 6:4<br />

Kollektive Atemnot<br />

Kawhi Leonard ist der Grund, warum die TorontoRaptors erstmalig in einem NBA-Halbfinale stehen<br />

VonMatti Lieske<br />

Der Basketball, den Kawhi<br />

Leonardüber den ausgestreckten<br />

Arm des 2,13<br />

Meter großen Joel Embiid<br />

geworfen hatte,war lange genug<br />

unterwegs, umdie Zuschauer in der<br />

Arena der Toronto Raptors vorlauter<br />

Luftanhalten in Atemnot geraten zu<br />

lassen. Viermal tupfte er auf den<br />

Korbrand, bevor er schließlich doch<br />

zum 92:90-Sieg gegen die Philadelphia<br />

76ers durch die Reuse fiel. Erstmals<br />

in ihrer relativ kurzen Geschichte<br />

stehen die 1995 gegründeten<br />

Raptors im Conference-Finale<br />

und spielen ab heute gegen die Milwaukee<br />

Bucks um den Einzug in die<br />

Endspielserie der NBA.<br />

So unglaublich es klingt, war es<br />

der erste siegbringende Wurf der<br />

NBA-Geschichte mit der Schlusssirene<br />

in einem Spiel sieben der Playoffs,<br />

von einem magischen Moment<br />

war später die Rede,einem epischen<br />

Ereignis, einem Spiel für die Geschichtsbücher.<br />

Verständlich bei einem<br />

Team, dessen bisher größter<br />

magischer Moment ein negativer<br />

war,jener Wurf vonVince Carter aus<br />

exakt der gleichen Position wie der<br />

von Leonard, der 2001 nicht in den<br />

Korb fiel und das Aus des bis dato<br />

besten Raptors-Teams in der zweiten<br />

Runde gegen die Philadelphia<br />

76ers besiegelte.<br />

Unpopuläres Manöver<br />

Kawhi Leonard genoss große Zuneigung nach seinem Siegwurf.<br />

Vertrag: Frank Vogelist<br />

neuer Trainer der Los Angeles<br />

Lakers. Wieder Traditionsklub<br />

am Montag mitteilte, erhielt<br />

der 45 Jahre alte Amerikaner<br />

einen Vertrag für mehrere<br />

Jahre. Einzelheiten teilten<br />

die Lakers nicht mit.<br />

LAKERS SETZEN AUF VOGEL<br />

Vorgänger: Unter seinem<br />

Vorgänger LukeWalton hatten<br />

die Lakers, bei denen<br />

auch die deutschen Profis<br />

Moritz Wagner und Isaac<br />

Bongaspielen, bereits zum<br />

sechsten Mal nacheinander<br />

die Play-offs verpasst.<br />

AP/GUNN<br />

Vorgeschichte: Als Cheftrainer<br />

betreute Vogelvon 2010<br />

bis 2016 die Indiana Pacers<br />

und erreichte mit ihnen<br />

2013 und 2014 jeweils das<br />

NBA-Halbfinale. Von2016<br />

bis 2018 war er als Coach<br />

der Orlando Magic tätig.<br />

Wo die Hysterie zu Hause ist<br />

Euphorisch feierten die Fans der<br />

Raptors die Bewältigung des Traumas<br />

und verschwendeten noch keinen<br />

Gedanken daran, dass zumindest<br />

außerhalb Torontos niemand<br />

mehr vondiesem Match reden wird,<br />

wenn nicht der nächste Schritt gegen<br />

Milwaukee und dann im Finale<br />

der entscheidende gegen die Golden<br />

State Warriors oder Portland Trail<br />

Blazers folgt. Bei aller Freude über<br />

den schönen Erfolg, es war nur ein<br />

Viertelfinale.<br />

Besonders angespannt dürfte ein<br />

Mann der Atem angehalten haben<br />

bei Leonards Zauberwurf. Für Masai<br />

Ujiri, seit 2013 Generalmanager der<br />

Raptors, stand eine Menge auf dem<br />

Spiel. Er hatte vordieser Saison alles<br />

auf eine Karte gesetzt mit einem zunächst<br />

sehr unpopulären Manöver.<br />

Nachdem die Raptors dreimal in der<br />

zweiten Runde gegen LeBron James<br />

und dessen Cleveland Cavaliers ausgeschieden<br />

waren, hatte Ujirivor allem<br />

das Vertrauen zuDeMar DeRozan<br />

verloren. Der war das Gesicht<br />

des Teams, neun Jahre dabei, Publikumsliebling,<br />

spielte oft groß auf<br />

während der Saison, doch in den<br />

Play-offs wirkte er gegen LeBron<br />

James so hilflos wie alle anderen.<br />

Die Raptors schickten ihn weg,<br />

DeRozan, der in Compton, Los Angeles<br />

aufgewachsen war, anfangs<br />

fremdelte im kühlen Kanada, sich<br />

aber dann einlebte und den Rest seiner<br />

Karriere inToronto verbringen<br />

wollte, fiel aus allen Wolken und beschwerte<br />

sich bitter. Die Fans waren<br />

indigniert, was sie nicht hinderte,<br />

den neuen Hoffnungsträger herzlich<br />

willkommen zu heißen. Kawhi Leonard<br />

kam im Tausch mit DeRozan<br />

von den San Antonio Spurs, mit denen<br />

er eine Meisterschaft gewonnen<br />

hatte, sich zuletzt aber überwarf.<br />

Schließlich fand sich auch DeRozan<br />

mit der Situation ab, spielte eine<br />

starke Saison bei den Spurs, und als<br />

diese nach Toronto kamen, wurden<br />

er und Leonard gleichermaßen vom<br />

Publikum gefeiert.<br />

Wahrscheinlicher Abschied<br />

Dennoch war es ein Vabanquespiel<br />

der Raptors,zunächstwegen des üppigen<br />

20-Millionen-Dollar-Gehalts<br />

vonLeonard, das den Abschied einiger<br />

anderer starker Spieler nötig<br />

machte und eine dünne Personaldecke<br />

zur Folge hatte.Zudem hatteLeonardeinen<br />

großen Teil der vorherigen<br />

Saison wegen einer Schulterverletzung<br />

verpasst, und im Sommer<br />

kann er den Klub schon wieder verlassen,<br />

was als wahrscheinlich gilt.<br />

Eine riskante Spekulation auf<br />

diese eine Saison also,ein Alles-oder<br />

Nichts-Manöver, und ein erneutes<br />

Aus inder zweiten Runde wäre eine<br />

Katastrophe gewesen. Kawhi Leonard<br />

war sich der in ihn gesetzten Erwartungen<br />

bewusst, und bisher hat<br />

er sie alle erfüllt. Die reguläreSaison<br />

bezeichnete der 27-Jährige als „82<br />

Trainingseinheiten“, und als er gebraucht<br />

wurde in Spiel sieben, tat er,<br />

wofür er geholt wurde.41Punktebei<br />

39 Würfen, mehr als Kobe Bryant<br />

oder James je in solch einem Spiel<br />

versuchten. Er lieferte 13 der letzten<br />

15 Punkte seines Teams, und dann<br />

kam der Wurf, der allen den Atem<br />

stocken ließ. „Das ist etwas, auf das<br />

ich immer zurückblicken kann in<br />

meiner Karriere“, sagte er. Aber es<br />

soll natürlich nicht alles gewesen<br />

sein.<br />

Matti Lieske<br />

fieberte mit, als KawhiLeonard<br />

in letzter Sekunde traf.<br />

Weil MaxVerstappen einen regelrechten Hype ausgelöst hat, kehrt die Formel 12019indie Niederlande zurück<br />

Der Hype um Max Verstappen<br />

macht es möglich: Der Große<br />

Preis der Niederlande kehrt 2020<br />

nach 35 Jahren in den Formel-1-Kalender<br />

zurück. Das gaben die Führung<br />

der Motorsport-Königsklasse<br />

und der Betreiber der Rennstrecke in<br />

Zandvoortgesternbekannt. DerVertrag<br />

mit dem Kurs vor den Toren<br />

Amsterdams läuft zunächst bis 2022.<br />

„Zandvoortist eine ikonische,historische<br />

Strecke“, sagte Verstappen:<br />

„Ich bin dortschon mit der Formel 3<br />

gefahren und habe ein paar Showläufe<br />

absolviert. DieStrecke erinnert<br />

mich ein bisschen an Suzuka.“<br />

Zur Terminierung wurde zunächst<br />

keine Angabe gemacht. Viel<br />

deutet darauf hin, dass das Rennen<br />

Mitte Mai stattfinden und den Platz<br />

des Großen Preises vonSpanien einnehmen<br />

wird. DerVertrag des Circuit<br />

de Barcelona-Catalunya mit der Formel<br />

1ist mit dem Rennen am vergangenen<br />

Sonntag ausgelaufen.<br />

Auch der Große Preis von Deutschland<br />

könnte am 28. Juli zum vorläufig<br />

letzten Malstattfinden.<br />

Formel-1-Boss Chase Carey erklärte<br />

am vergangenen Wochenende<br />

Max Verstappen freut sich auf das Rennen in seiner Heimat.<br />

nam in Hanoi im April 2020 beschlossen.<br />

In die Jahregekommen<br />

AP/GRITS<br />

Die Niederlande waren bis 1985 32-<br />

mal im Formel-1-Kalender vertreten,<br />

gefahren wurde stets in Zandvoort.<br />

Rekordgewinner ist der<br />

Schotte Jim Clark mit vier Erfolgen.<br />

Bei der bislang letzten Auflage gewann<br />

Niki Lauda, es war der 25. und<br />

vielsagend: „Wir erwarten, dass die<br />

Zahl der Rennen 2020 wie in diesem<br />

Jahr weiterhin bei 21 liegt. Das heißt<br />

dann natürlich, dass wir nicht alle<br />

aktuellen Rennen behalten können.“<br />

Zandvoort ist das zweite Rennen,<br />

das von Liberty Media (seit Anfang<br />

2017 Rechteinhaber der Königsklasse)<br />

in den Formel-1-Kalender gehoben<br />

wird. Zuvor wurde die Premiere<br />

des Großen Preises von Vietletzte<br />

Grand-Prix-Erfolg des dreimaligen<br />

Weltmeisters aus Österreich.<br />

Derkurvenreiche Kurs,malerisch<br />

in einer Dünenlandschaft gelegen,<br />

ist allerdings in die Jahregekommen.<br />

„Um den Wünschen der Formel 1<br />

und den geforderten Standards des<br />

Weltverbandes Fia gerecht zu werden,<br />

werden die Rennstrecke und die<br />

Infrastruktur in einigen Bereichen<br />

bis zum Rennen im kommenden<br />

Jahr modernisiert“, sagte der ehemalige<br />

Formel-1-Pilot und Zandvoort-<br />

Renndirektor Jan Lammers. Die Gemeinde<br />

Zandvoort hat bereits in die<br />

Infrastruktur investiert, immerhin<br />

werden rund 300 000 Fans zum ersten<br />

Rennwochenende erwartet.<br />

Für die vollen Ränge wird Verstappen<br />

sorgen. Der 21 Jahre alte<br />

Red-Bull-Pilot (fünf Grand-Prix-<br />

Siege) hat in den Niederlanden eine<br />

Motorsport-Hysterie ausgelöst.<br />

„Max ist jung, schnell und populär.<br />

Und erist so jung, dass er noch 20<br />

Jahre fahren kann. Bei jedem Rennen<br />

erleben wir ein Meer von<br />

Oranje-Fans.Die verdienen ein Rennen<br />

zu Hause“,sagte Formel-1-Marketingchef<br />

Sean Bratches. (sid)<br />

Den<br />

Legionären<br />

sei Dank<br />

DEB-Team sichert sich bei<br />

WM die Olympia-Teilnahme<br />

Mit geballter NHL-Power hat die<br />

deutsche Eishockey-Nationalmannschaft<br />

ihre Siegesserie bei der<br />

Weltmeisterschaft fortgesetzt und<br />

kann bereits für Olympia 2022 planen.<br />

Mit Torwart Philipp Grubauer<br />

sowie den Stürmern Leon Draisaitl<br />

und Dominik Kahun erstmals in einer<br />

Reihe bezwang das Team von<br />

Bundestrainer Toni Söderholm<br />

Frankreich mit 4:1 (1:0, 2:1, 1:0) und<br />

übernahm die Tabellenführung in<br />

der Gruppe A. Allerdings musste<br />

Grubauer nach einer halben Stunde<br />

mit muskulären Problemen ausgewechselt<br />

werden. Die Auswahl des<br />

Deutschen Eishockey-Bundes (DEB)<br />

ist nicht nur auf dem besten Wegins<br />

WM-Viertelfinale, sondern hat das<br />

Ticket für die Winterspiele in Peking<br />

praktisch schon in der Tasche.<br />

Der künftige NHL-Verteidiger<br />

Moritz Seider mit seinem zweiten<br />

WM-Tor (18.), sein Mannheimer<br />

Klubkollege Matthias Plachta (34.),<br />

Draisaitl nach Kahun-Pass (38.) sowie<br />

NHL-Abwehrspieler Korbinian<br />

Holzer (60.) ins leere Tor sicherten<br />

dem deutschen Team in Kosice den<br />

dritten Sieg im dritten Spiel –erstmals<br />

seit acht Jahren. Nur Damien<br />

Fleury(25.) überwand den am Sonntag<br />

eingeflogenen Grubauer, dessen<br />

Auswechslung laut DEB-Sportdirektor<br />

„eine Vorsichtsmaßnahme“ war.<br />

Ein weiterer Erfolg am Mittwoch<br />

(20.15 Uhr/Sport1) gegen den Gastgeber<br />

Slowakei würde aller Voraussicht<br />

nach reichen, die K.-o.-Runde<br />

zu erreichen. Die direkte Olympia-<br />

Qualifikation wäreder DEB-Auswahl<br />

nur noch zu nehmen, wenn die Außenseiter<br />

Norwegen oder Lettland<br />

ins WM-Finale kämen oder die Slowakei<br />

sensationell Weltmeister<br />

würde.<br />

Draisaitl spielte erstmals mit seiner<br />

„Kumpel-Reihe“: MitKahun und<br />

seinem Kindergartenfreund Frederik<br />

Tiffels ging der NHL-Star zur<br />

Schule und mischte mit ihnen in<br />

Mannheim die Nachwuchsliga auf.<br />

Wie erhofft der Anführer des DEB-Teams:<br />

Leon Draisaitl.<br />

AP/JOSEK<br />

DasTriosorgte immer wieder für Gefahr<br />

vor dem französischen Tor.<br />

Draisaitl hatte zunächst Pech mit einem<br />

Pfostenschuss (10.), beim 3:1<br />

verwertete er eine mustergültige<br />

Vorlage vonKahun.<br />

Grubauer,der nach dem Play-off-<br />

Aus mit der Colorado Avalanche sofort<br />

seine WM-Zusage gegeben und<br />

nach 14 Stunden Flug über München<br />

und Wien in Kosice eingetroffen<br />

war,war gleich ein sicherer Rückhalt.<br />

ZurHälfte der Spielzeit ging der<br />

27-Jährige aber vom Eis, für ihn<br />

stellte sich der Nürnberger Niklas<br />

Treutle zwischen die Pfosten. Ob<br />

Grubauer gegen die Slowakei spielen<br />

kann, war zunächst offen. Für den<br />

NHL-Goalie hatte Mathias Niederberger<br />

seinen Platz räumen müssen.<br />

Der Düsseldorfer hatte beim 3:1 gegen<br />

Großbritannien und vor allem<br />

beim 2:1 gegen Dänemark überzeugt.<br />

Söderholm nahm noch zwei<br />

weitere Wechsel vor: Für den Straubinger<br />

Benedikt Schopper rückte Jonas<br />

Müller von den Eisbären Berlin<br />

in die Abwehr, imSturm musste der<br />

Iserlohner Lean Bergmann dem US-<br />

Collegespieler Marc Michaelis weichen.<br />

(sid)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 19 *<br />

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Sport<br />

Das Herzstück bleibt<br />

Wergeht? Werbleibt? Werkommt? Bei der Meisterfeier der BR Volleys gibt Manager Kaweh Niroomand den Verbleib von Zuspieler Sergej Grankin bekannt<br />

VonKarin Bühler<br />

Als die letzte Finalszene,das<br />

Ass von Moritz Reichert,<br />

bei der Abschlussfeier der<br />

BR Volleys im VIP-Raum<br />

der Max-Schmeling-Halle noch mal<br />

über die Wandbildschirme flimmerte,<br />

wurden Applaus und Jubelrufe<br />

noch lauter. Die Fans, von denen<br />

diese Saison im Schnitt 5200 zu<br />

den Spielen der BR Volleys gekommen<br />

waren, standen Spalier für die<br />

Spieler, die am Sonntag beim VfB<br />

Friedrichshafen den zehnten Meistertitel<br />

für den Verein perfekt gemacht<br />

hatten.<br />

Die Hallen-DJs spielten jedem<br />

einzelnen Volleyballer, der quer<br />

durch den Raum zur Bühne lief, einen<br />

Song. Als Sergej Grankin, der<br />

russische Zuspieler, der aus Moskau<br />

gekommen war und den BR Volleys<br />

die Saison gerettet hatte, durch die<br />

Jubelgasse schritt, tönte aus den Boxen:<br />

„You are my personal Jesus.“<br />

Das war ein Hinweis auf die Bedeutung<br />

dieses Mannes, der sich ganz<br />

bescheiden nicht auf die Bühne<br />

stellte,sonderndaneben.<br />

Ober er nun bleiben würde? Manager<br />

Kaweh Niroomand machte es<br />

spannend. Traditionell verabschiedet<br />

er bei dieser Abschlussfeier die<br />

Spieler,die wechseln. Undergibt bekannt,<br />

wer bleibt. „Zuerst die guten<br />

Nachrichten“: Benjamin Patch, der<br />

Diagonalangreifer mit der gigantischen<br />

Abschlaghöhe, bleibt eine<br />

weitere Saison. Riesenjubel. Ebenso<br />

bleiben die Mittelblocker Georg<br />

Ja, er spielt auch nächste Saison in Berlin: der russische Olympiasieger und Deutsche Meister Sergej Grankin<br />

Klein, Jeff Jendryk und Nicolas Le<br />

Goff sowie die Außenangreifer Reichert<br />

und Samuel Tuia. Die Stammsechs,das<br />

hatte Niroomand ja angekündigt,<br />

wolle er halten –bis auf den<br />

Libero. UndGrankin? Waren sie sich<br />

schon einig geworden?<br />

Nun erst mal die Abgänge. Beide<br />

Liberos wechseln: Dustin Watten in<br />

die polnische Liga, Nicolas Rossard<br />

in die französische. Egor Bogachev<br />

verlässt den Meister zum Bundesligakonkurrenten<br />

Düren, um Spielpraxis<br />

zu sammeln. Seine Rückkehr<br />

nach einem Jahr ist fest vereinbart.<br />

Tja, und in Linus Weber verabschiedet<br />

sich wieder ein Talent nach Mailand,<br />

wo bis vorein paar Tagen Bundestrainer<br />

Andrea Giani Chefcoach<br />

war. „Ich will von zu Hause weg,<br />

mich in neue Gefilde wagen, mich<br />

entwickeln und später mit einem anderen<br />

Part gern nach Berlin zurückkommen“,<br />

sagte der 19 Jahrealte Diagonalangreifer,<br />

bevor er früh die<br />

Partyverließ. Er schreibt diesen Mittwoch<br />

sein AbiinMathematik.<br />

MICHAEL HUNDT<br />

Nach zwei Jahren in Berlin verlässt<br />

auch der Australier Adam White<br />

den Klub, „Mister Zuverlässig und<br />

Ausgeschlafen“, nannte Manager Niroomand<br />

ihn. Der nächste Abschied<br />

drückte auf die Stimmung. Denn in<br />

Kyle Russell verabschiedete sich am<br />

Dienstagabend ein Publikumsliebling.„Ich<br />

wäregerngeblieben“, sagte<br />

Russell. Er sah wirklich traurig aus.<br />

Aber da er auf seiner Position seinen<br />

US-Kollegen Patch vor sich habe,<br />

wäre esschwierig, wenn nicht sogar<br />

unmöglich geworden, sich als Nummer<br />

eins in Berlin zu etablieren. Russell<br />

wechselt nach Frankreich, gerüchteweise<br />

zum AS Cannes, woer<br />

die Herausforderung als Nummer<br />

eins im Zuspiel annehmen will.<br />

Auch die Verabschiedung vonKapitän<br />

Sebastian Kühner, der seine<br />

Karriere beendet, schlug vielen aufs<br />

Gemüt. Der Zuspieler hatte sechs<br />

Meistertitel, den deutschen Pokal<br />

und den CEV-Cupmit den <strong>Berliner</strong>n<br />

gewonnen. Niroomand würdigte ihn<br />

mit einem Zitat des früherenVolleys-<br />

Trainers Mark Lebedew, der über<br />

den <strong>Berliner</strong> gesagt hatte: „Er ist der<br />

intelligenteste Spieler, den ich je<br />

kennengelernt habe.“<br />

Er wird nicht mehr dabei sein,<br />

wenn die Neuen versuchen, Rekordmeister<br />

Friedrichshafen den Rekord<br />

abzujagen und sich mit dem Klub<br />

unter den TopAcht der Champions<br />

League zu etablieren. Zwei Zugänge<br />

gab Niroomand bekannt: Nationallibero<br />

Julian Zenger aus Frankfurt sowie<br />

US-Außenangreifer Cody Kessel<br />

aus Lüneburg.<br />

Und Grankin? Bleibt er nun? Niroomand<br />

zog eine Karte aus der Tasche.<br />

Erlegte eine zweite Karte darauf.<br />

„Das eine waren unsereVorstellungen.<br />

Das andere seine. Wir sind<br />

uns heute Nachmittag einig geworden.“<br />

Begeisterung im Raum. DerDJ<br />

spielte „Moskau, Moskau, hey, hey,<br />

hey.“ Sogar Niroomand sang mit.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Financial Fairplay<br />

Ein starkes<br />

Signal<br />

Christian Schwager<br />

würde eine Sperre vonManchester<br />

City begrüßen.<br />

Die Champions League ohne<br />

Manchester City ist wie die<br />

deutsche Fußball-Meisterschaft<br />

ohne den FC Bayern: undenkbar.<br />

Der Reichtum beider Vereine mag<br />

unter manchen Fans verpönt sein,<br />

doch sportlich führtnun einmal kein<br />

Weg an ihnen vorbei. Dennoch<br />

könnte die Champions League erstmals<br />

ohne den Champion der Premier<br />

League stattfinden. Denn seinen<br />

Reichtum hat der sich offenbar<br />

auf unredliche Weise erworben. Zu<br />

diesem Schluss jedenfalls kommen<br />

die Finanzkontrolleure des europäischen<br />

Verbandes Uefa. Nach Informationen<br />

der <strong>Zeitung</strong> New York<br />

Times haben sie gravierende Verstöße<br />

gegen die Regeln des Financial<br />

Fair Play ausgemacht. Es wirderwartet,<br />

dass das Gremium empfiehlt,<br />

Manchester City für mindestens eine<br />

Spielzeit auszuschließen.<br />

Das müsste im Sinne der Uefa<br />

sein. Diehat sich ja Ende des vergangenen<br />

Jahres selbst belobigt, was die<br />

Finanzen der europäischen Topklubs<br />

angeht. Eine deutliche Gesundung<br />

hat sie festgestellt. 1,7 Milliarden<br />

Euro betrugen die Schulden insgesamt<br />

im Jahr 2011, 2017 kam ein<br />

Gewinn von600 Millionen Euro heraus.<br />

Das klang gut: Alle wirtschaften<br />

auf gleiche Weise vernünftig. Alle?<br />

Es könnte sein, dass im Fußball<br />

nicht nur das Prinzip gilt: Wo schon<br />

viel Geld ist, fließt noch mehr Geld<br />

hin. Sondern auch: Wo viel Geld ist,<br />

darf mehr ausgegeben werden, als<br />

eingenommen wird. Im Fall von<br />

Manchester City wurde im Zuge von<br />

Football Leaks Ende 2018 bekannt,<br />

dass der Klub 2014 gegen die Regeln<br />

des finanziellen Fairplays verstoßen<br />

hat. Eigentümer Scheich Mansour<br />

soll jahrelang verschleierte Zahlungen<br />

an denVerein geleistet haben. Abgewickelt<br />

worden sei demnach der<br />

Betrug über Sponsoren, die viel weniger<br />

bezahlt haben sollen, als im Vertrag<br />

festgeschrieben war. Die Differenz<br />

soll Mansour aus seinem Privatvermögen<br />

beigesteuerthaben.<br />

Infantinos Rolle<br />

Ähnlich soll ParisSt. Germain vorgegangen<br />

sein. Beide Klubs wurden<br />

bisher nicht bestraft, wie sie hätten<br />

bestraft werden müssen, weil die zuständigen<br />

Kontrolleure zunächst<br />

nicht eingebunden wurden. Daswar<br />

offensichtlich dem Engagement eines<br />

gewissen Gianni Infantino zu<br />

verdanken, damals Generalsekretär<br />

der Uefa, seit 2016 Präsident des<br />

Weltverbandes Fifa.<br />

Grundsätzlich ist Hilfsbereitschaft<br />

ein edler Charakterzug. DieFrage,wie<br />

weit sie gehen darf, haben die Finanzkontrolleurenun<br />

für sich aber geklärt.<br />

Die Champions League ohne Man-<br />

City mag sportlich ein Desaster sein.<br />

Kommt es nun zur erwarteten Empfehlung,<br />

und Manchester City nimmt<br />

trotzdem teil, wäreesdas auch.<br />

Champion ja, aber Champions League:<br />

ManCitys Trainer PepGuardiola AFP/KIRK<br />

Immer am Arbeiten: Oliver Ruhnertwollte sich eigentlich nur das Union-Training ansehen, doch schon wieder kam ein Anruf dazwischen.<br />

Es war eine Situation, die<br />

symbolisch für die historische<br />

Saison der Köpenicker<br />

steht: Nach dem 3:0 des 1.<br />

FC Union am vergangenen Sonntag<br />

im Stadion an der Alten Försterei,<br />

das Magdeburg zurück in die Dritte<br />

Liga beförderte und den Köpenickern<br />

mindestens Relegationsplatz<br />

drei sicherte,standen die Trainer wie<br />

gewohnt den Journalisten Rede und<br />

Antwort. Aufder einen Seite schaute<br />

Magdeburgs Michael Oenning verständlicherweise<br />

geknickt aus der<br />

Wäsche, Unions Trainer Urs Fischer<br />

wirkte hingegen gelöst, nachdem die<br />

schon jetzt beste Union-Saison Gewissheit<br />

war. Auch Sportchef Oliver<br />

Ruhnert war bei dieser Pressekonferenz<br />

anwesend, er lauschte denWorten<br />

der beiden regungslos in einer<br />

hinteren Ecke des Presseraumes,<br />

nickte gelegentlich und nahm still<br />

die Stimmung auf, die nach dem<br />

Heimsieg so einige Knoten gelöst<br />

hatte. Worte verlor er allerdings<br />

keine in diesem vomDruck befreiten<br />

Moment.<br />

Experimentelle Machtverhältnisse<br />

Genau das spiegelt die Rolle Ruhnerts<br />

im Verein wider. Während der<br />

Schweizer Trainer stets an vorderster<br />

Front dem Lob und der Kritik von<br />

Fans und Journalisten stellte, war es<br />

doch Unions Sportchef Ruhnert, der<br />

als stiller Macher im Hintergrund genauso<br />

viel Anteil am Erfolg der Eisernen<br />

trägt wie Spieler und Trainerteam.<br />

Und das, obwohl so manche Experten<br />

zu Saisonbeginn noch kritisch<br />

angemerkt hatten, dass der von<br />

Ruhnert zusammengestellte Kader<br />

vonzwischenzeitlich 28 Spielernviel<br />

zu groß sei und es zwangsläufig zu<br />

Rangeleien um die so wertvolle<br />

Spielzeit kommen werde.<br />

Doch Ruhnert behielt mit seiner<br />

Einschätzung, dass ein so großer Kader<br />

gerade richtig sei, Recht. Besonders<br />

die starke Bank wurde in vielen<br />

Spielen zum Trumpf für die Eisernen.<br />

Zudem waren fast alle elf Neuzugänge<br />

des Sportchefs Volltreffer.<br />

Nur Winterzugang Carlos Mané<br />

Rot ist die Farbe, in die sich<br />

die rund 5000 Unioner,die<br />

am Sonntag im Sonderzug<br />

oder privat nach Bochum reisen,<br />

kleiden sollen. Darum<br />

baten Union und die Szene<br />

Köpenick in ihrem Aufruf<br />

„Alle in Rot nach Bochum“.<br />

floppte,mit TorwartRafal Gikiewicz,<br />

Abwehrchef Florian Hübner, Mittelfeld-Terrier<br />

Manuel Schmiedebach<br />

oder Torjäger Sebastian Andersson<br />

verpflichtete Ruhnert hingegen<br />

echte Leistungsträger und strich dabei<br />

für Union noch ein Transferplus<br />

vonfast 4,5 Millionen Euro ein.<br />

Dabei ist es schon kurios, das<br />

Ruhnert seine Erfolgsgeschichte als<br />

Sportchef ausgerechnet bei den Köpenickernschreibt,<br />

die bis zu seinem<br />

Amtsantritt im Mai 2018 selbst gar<br />

nicht so richtig zu wissen schienen,<br />

wie denn nun die Machtverhältnisse<br />

bei Kaderplanung und Management<br />

am besten verteilt werden sollten.<br />

Als Union vorzehn Jahren aus der<br />

Dritten Liga aufstieg, hieß der Sportdirektor<br />

noch Christian Beeck, der<br />

zum einen die Spielerwünsche des<br />

gleichberechtigten Trainers Uwe<br />

„ALLE IN ROT NACH BOCHUM“<br />

Und darum hat der Verein<br />

exklusiv für das Spiel einen<br />

roten Fischerhut ins Sortiment<br />

genommen. Aufschrift:<br />

„Gib niemals auf und glaub<br />

an dich“. Erhältlich für zehn<br />

Euro online im Union-Zeughaus.<br />

„Ich fluche halt gernbei Spielen“, sagt Oliver Ruhnertüber sich selbst<br />

Der<br />

Macher<br />

Im Hintergrund hat Sportchef<br />

Oliver Ruhnert den 1. FC Union zum<br />

Aufstiegskandidaten geformt<br />

Weiß man schon, ob die<br />

dann noch pünktlich vordem<br />

Spiel ankommen? Ja! Laut<br />

Union treffen Bestellungen,<br />

die bis Donnerstag eingehen,<br />

noch am Sonnabend<br />

ein. Im Sonderzug gibt es die<br />

Hüte auch.<br />

VonMax Ohlert<br />

IMAGO IMAGES/KOCH<br />

Neuhaus erfüllen sollte, zum anderen<br />

die Schuld über sportlichen<br />

Misserfolg dann ebenso bei Neuhaus<br />

suchte. Als der Streit zwischen<br />

den beiden 2011 eskalierte, verpflichtete<br />

Union den gut vernetzten<br />

Nico Schäfer als Beeck-Ersatz und<br />

Bessermacher,der allerdings als Leiter<br />

der Lizenzspielerabteilung Verhandlungen<br />

mit Spielern und Beraternführen,<br />

Transfers aber nicht entscheiden<br />

durfte.Das blieb Sportchef<br />

Lutz Munack vorbehalten und änderte<br />

sich auch unter Helmut<br />

Schulte,der ab 2016 neuer Leiter der<br />

Lizenzspielerabteilung war, nur<br />

marginal.<br />

Munack, enger Verbündeter von<br />

Präsident Dirk Zingler,fällte die Entscheidungen<br />

bis zum vergangenen<br />

Sommer, ehe Union nach einer<br />

höchst enttäuschenden Saison im<br />

Abstiegskampf Munack in den Jugendbereich<br />

degradierte und<br />

Schulte verabschiedete.<br />

Nun schlug die Stunde Ruhnerts,<br />

der erst ein Jahr zuvor als Chefscout<br />

vom FCSchalke 04 verpflichtet worden<br />

war. Beeindruckt von der Charakterstärke<br />

des 46-Jährigen ging<br />

Zingler das lange gescheute Risiko<br />

nun doch ein und machte Ruhnert<br />

zumAlleinverantwortlichen auf dem<br />

Sportdirektorposten. Eine Entscheidung,<br />

die sich noch als Schlüsselmoment<br />

in der rot-weißen Historie herausstellen<br />

könnte.<br />

Riesiger Kaderumbruch<br />

IMAGO IMAGES/KOCH<br />

Denn Ruhnertverpflichtete in seiner<br />

ersten Amtshandlungen mit Urs Fischer<br />

einen Trainer, von dessen Philosophie<br />

er ebenso überzeugt war<br />

wie wiederum Fischer vom Umfeld<br />

und dem Spirit an der Alten Försterei.<br />

Beide, Ruhnert mit seinen Scouting-Kenntnissen<br />

und Fischer mit<br />

seinem Taktikverständnis, vollzogen<br />

den wohl größten Köpenicker Kaderumbruch<br />

des letzten Jahrzehnts<br />

und arbeiteten akribisch am ganz<br />

großen Traum.<br />

Dabei umgibt den Sportchef,<br />

trotz großer Verantwortung immer<br />

die Aura des ehrlichen Malochers.<br />

Als man ihn in Sandhausen versteckt<br />

auf der Tribüne kauern sah, erklärte<br />

er:„Ich setze mich bei Spielen gerne<br />

da hin, wo ich fluchen kann. Ich fluche<br />

halt gerne beim Fußball.“ Damit<br />

kann sich jeder Unioner identifizieren.<br />

Ebenso mit der Bodenständigkeit,<br />

die Ruhnert ausmacht. „Man<br />

sollte auch wissen, dass man auf<br />

dem Weg nach oben vielen Leuten<br />

begegnet, die einem auf dem Weg<br />

nach unten wieder entgegenkommen<br />

können“, sagte er mal in der<br />

Hinrunde. Und tröstete am Sonntag<br />

nach der Pressekonferenz dann ganz<br />

selbstverständlich Magdeburgs Abstiegstrainer<br />

Oenning.<br />

Max Ohlert<br />

imponiertdie Arbeit von<br />

Ruhnertund Trainer Fischer.<br />

Die Sache<br />

mit dem<br />

Pferdeschwanz<br />

Die WM-Elf der Frauen<br />

überrascht mit Sprüchen<br />

VonFrank Hellmann,Frankfurt<br />

ImFrauenfußball ist es selbst für<br />

Nationalspielerinnen immer noch<br />

nicht so einfach, den Fokus allein auf<br />

die schönste Nebensache derWelt zu<br />

richten. „Lena Oberdorf geht noch<br />

zur Schule,KlaraBühl hat gerade ihr<br />

Abitur gemacht und Johanna Elsig<br />

ihre Masterarbeit geschrieben“,<br />

sagte Martina Voss-Tecklenburg, als<br />

die Bundestrainerin aus dem höchsten<br />

Bankentower Frankfurts ihren<br />

Kader für die Frauen-WM in Frankreich<br />

(7. Juni bis 7. Juli) präsentierte.<br />

Die17-jährige Oberdorfvon der SGS<br />

Essen soll wie die Freiburgerinnen<br />

Bühl, 18, und Giulia Gwinn, 19, Unbekümmertheit<br />

ins deutsche Team<br />

tragen. „Wir wollen ja in den nächsten<br />

Jahren noch einige Turnierespielen“,<br />

sagte Voss-Tecklenburg, die<br />

sonst auf Experimente verzichtet.<br />

Wenn es bei der WM mit den<br />

Gruppenspielen gegen China (8.<br />

Juni), Spanien (12. Juni) und Südafrika<br />

(17. Juni) ernst wird, müssen<br />

die Stützen funktionieren: Spielmacherin<br />

Dzsenifer Marozsan, die wie<br />

Carolin Simon am Sonnabend in Budapest<br />

mit Olympique Lyon das<br />

Champions-League-Finale gegen<br />

den FC Barcelona bestreitet; Sara<br />

Däbritz und Melanie Leupolz vom<br />

FC Bayern oder AlexandraPoppund<br />

Svenja Huth, die nächste Saison gemeinsam<br />

für WolfsburgamBall sind.<br />

Debatten im Internet<br />

Am meisten Überraschung steckte<br />

in einem Fernsehspot, der am Tag<br />

der Kaderbekanntgabe bereits kurz<br />

vor der ARD-Tagesschau gesendet<br />

wurde.Vorurteilenimmt die Kampagne<br />

mit Selbstironie auf: unter anderem,<br />

dass zum EM-Gewinn vor<br />

30 Jahren überreichte Kaffeeservice<br />

und die Tatsache,dass viele der aktuellen<br />

Spielerinnen einer größeren<br />

Öffentlichkeit unbekannt sind. „Wir<br />

spielen für eine Nation, die unsere<br />

Namen nicht kennt“, hieß es da.<br />

Noch provokanter der Spruch,<br />

der inden sozialen Netzwerken Debatten<br />

anstieß: „Wir brauchen keine<br />

Eier –wir haben Pferdeschwänze.“<br />

Mit soviel weiblichem Wagemut hat<br />

sich die DFB-Elf noch nie auf die<br />

Schippe genommen. Zur Heim-WM<br />

2011 hatten ARD und ZDF noch die<br />

Botschaft „Dritte Plätzesind nur was<br />

für Männer“ plakatiert, was den<br />

deutschen Fußballerinnen nach<br />

dem vorzeitigen Aus imViertelfinale<br />

prompt auf die Füße fiel.<br />

Die Bundestrainerin verzichtet<br />

auf klare Zielvorgaben für ihre Tour<br />

de France,die das Team in der Gruppenphase<br />

nach Rennes, Valenciennes<br />

und Montpellier führt: „Wir<br />

möchten uns für die Olympischen<br />

Spiele 2020 qualifizieren, wofür wir<br />

unter die besten drei europäischen<br />

Teams gehören müssen.“ Aus Sicht<br />

der 51-Jährigen müssen „wir dafür<br />

Minimumins Viertelfinale,vielleicht<br />

sogar ins Halbfinale kommen.“<br />

Verzichtet bei der WM auf Experimente:<br />

Martina Voss-Tecklenburg IMAGO IMAGES


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 – S eite 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Das <strong>Berliner</strong><br />

Klavierfestival mit<br />

herausragenden<br />

Interpreten<br />

Seite 24<br />

„Man wähnt sich gleich mitten im dicksten Albtraum.“<br />

Doris Meierhenrich über den Beginn von „Erniedrigte und Beleidigte“ aus Dresden beim Theatertreffen Seite 23<br />

Grenzverschiebung<br />

Wo im Freistaat<br />

wohl vorn ist?<br />

PetraKohse über Herrn<br />

Kretschmers Gleichsetzung<br />

vonKunst und Ideologie.<br />

Michael Kretschmer von der<br />

CDU, Ministerpräsident des<br />

Freistaats Sachsen, hat zur Kritik an<br />

Sachsens zögerlichem Vorgehen gegen<br />

rechte Aktionen und Personen<br />

dem <strong>Berliner</strong> Tagesspiegel gesagt:<br />

„Wenn das Zentrum für politische<br />

Schönheit bestimmte Aktionen<br />

macht, ist das Ausdruck der Kunstfreiheit,<br />

wenn die Identitären Kreuze<br />

auf dem Görlitzer Untermarkt aufstellen,<br />

dann ist der Aufschrei groß.<br />

Ich finde beides geschmacklos. Hier<br />

werden Grenzen verschoben. Es radikalisiertsich<br />

zunehmend.“<br />

Ja,das scheint so.Allerdings nicht<br />

aufseiten der Kunst. Denn ganz und<br />

gar unabhängig vonGeschmacksfragen<br />

ist symbolisches Handeln von<br />

Menschen im Rahmen eines ästhetischen<br />

Konzeptes etwas anderes als<br />

symbolisches Handeln von Menschen<br />

mit politischen Zielen. Zumal,<br />

wenn diese Ziele, wie im Fall der<br />

Identitären Bewegung, Anhaltspunkte<br />

für eine Beobachtung durch<br />

den Verfassungsschutz geben.<br />

Aber Trennschärfe scheint ohnehin<br />

keine Lieblingsdisziplin des<br />

sächsischen Politikers zu sein, dessen<br />

Partei in Umfragen zur Landtagswahl<br />

am 1. September kaum<br />

noch fünf Prozent vor der AfD liegt.<br />

Zurgleichen Zeit, da seine populistische<br />

Gleichsetzung von Kunst und<br />

Ideologie noch auf Twitter verarbeitet<br />

wurde, war er am Montag bereits<br />

an anderer Front in Sachen waghalsiger<br />

Konsense und unfreiwilliger<br />

Offenbarungen unterwegs und twitterte<br />

über seinen Besuch des Bombardier-Werkes<br />

in Bautzen: „Die Diskrimierung,<br />

die Radfahrer erlebt haben<br />

in den letzten Jahren, die war<br />

nicht in Ordnung.Wirdürfen sie jetzt<br />

aber nicht übertragen auf Autofahrer,<br />

auf Fußgänger, auf den öffentlichen<br />

Personennahverkehr. Es gibt<br />

eine Gleichberechtigung, dafür treten<br />

wir im Freistaat Sachsen ein.“<br />

Und:„Industrie 4.0 ist die Lebensversicherung<br />

in einer Zeit und in einer<br />

Welt, wo immer mehr unserenWohlstand<br />

haben wollen, und wir müssen<br />

weiter vorn bleiben.“<br />

Wer wissen will, welche<br />

Macht Bilder auf unser<br />

Sehen haben können,<br />

sollte derzeit nach<br />

Dresden fahren. Oder die <strong>Zeitung</strong>sfotos<br />

jenes „neuen“ Vermeers betrachten,<br />

den die dortige Gemäldegalerie<br />

in der vergangenen Woche<br />

zur „Wieder“-Entdeckung dem Publikum<br />

vorstellte. Kein unbekanntes<br />

Bild aus den Depots, sondern das<br />

1743 erworbene „Brieflesende Mädchen<br />

am offenen Fenster“, welches<br />

Jan Vermeer van Delft um 1657/59<br />

schuf. Es ist eines der berühmtesten<br />

Gemälde der Kunstgeschichte.Doch<br />

schon jetzt sehen wir es anders als<br />

noch vor neun Jahren bei der herrlichen<br />

Vermeer-Ausstellung in Dresden,<br />

Den Haag und Edinburgh. Inzwischen<br />

haben nämlich die Restauratoren<br />

Hand angelegt.<br />

Bereits 2010 hatte man fünf Entwürfe<br />

Vermeers, dieses Malers für<br />

Maler, unter den Farbschichten<br />

identifiziert. Dennoch war das Sichtbare<br />

zur einst gewünschten Abschlussfassung<br />

erklärt worden: Eine<br />

junge Frau ist darauf zu sehen, zart<br />

errötend mit einem Brief in der<br />

Hand. Sie steht in einem kleinen<br />

Zimmer, auf der fast nackten Wand<br />

hinter ihr schillerten die Farben des<br />

vollen Lichts. Eine breite, dunklere<br />

Fläche auf der Wand schien von einem<br />

abgehängten Gemälde zu<br />

stammen. Vermeer malte in sein Bild<br />

den Schatten eines anderen Bildes.<br />

Welche Raffinesse,dachte man.<br />

Doch vor etwa eineinhalb Jahren<br />

hat eine radikale Restaurierung begonnen.<br />

Ursprünglich sollten nur<br />

die vergilbten Schutzfirnisse des<br />

19. Jahrhunderts entfernt werden.<br />

Schon das lässt das Vermeer-Gemälde<br />

kühler, frischer erscheinen.<br />

Außerdem stellten die Dresdner Restauratoren<br />

fest, dass die Farbe der<br />

nackten Rückwand über jenem Firnis<br />

aufgetragen sei, den Vermeer um<br />

1659 genutzt habe. Möglicherweise<br />

geschah das um 1700, so die Restauratoren<br />

mit guten Gründen. Sie haben<br />

jetzt bereits etwa ein Drittel dieser<br />

Übermalung entfernt. Das Bild<br />

des rechtbarock-drallen Liebesgotts<br />

Cupido ist nun dort erkennbar, bewaffnet<br />

mit Bogen und Pfeil.<br />

Es bleiben zwar die hinreißende<br />

Licht- und Feinmalerei Vermeers –<br />

man beachte nur das Gesichtund das<br />

Rot des Fenstervorhangs, die sich in<br />

den Butzenscheiben spiegeln. Grandios.<br />

Aber das Rätsel des Gemäldes<br />

scheint gelöst. Das Bild wirkt nun<br />

nach den akademischen Gesetzen<br />

des holländischen Goldenen Zeitalters<br />

harmonisch gefüllt, auch die Bedeutungszusammenhänge<br />

sind nun<br />

Schatten eines<br />

Liebesgotts<br />

Die begonnene Vermeer-Restaurierung<br />

in Dresden ist auch ein Verlust<br />

vonGeschichte<br />

VonNikolaus Bernau<br />

„Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster“ von Jan Vermeer van Delft, um<br />

1657/59 –Zwischenzustand der Restaurierung. GEMÄLDEGALERIE ALTE MEISTER<br />

ziemlich klar:Der Liebesgott hat seinen<br />

Pfeil abgeschossen, die errötende<br />

Frau, durch unbedecktes Haar<br />

als unverheiratet ausgewiesen, ist<br />

getroffen. Mandarfnoch fragen, was<br />

der wild zusammengeschobene<br />

Tischteppich bedeutet, was die aus<br />

der chinesischen Schale rollenden<br />

Äpfel und Pfirsiche –ebenfalls oft als<br />

erotische Symbole benutzt.<br />

Wir können annehmen, dass die<br />

Freilegung das von Vermeer angedachte<br />

Werk aufdeckt. Doch um es<br />

wiederzugewinnen, zerstören die<br />

Restauratoren die Geschichte des<br />

Kunstwerks. Sie zerstören eine grandios<br />

das Licht schillernde „Wand“-<br />

Fläche, die so effektreich-ruhig gemalt<br />

ist, dass sie über mehr als<br />

300 Jahre als zentraler Wirkungsteil<br />

des Meisterwerksgelten konnte.<br />

Schon die späte Vorstellung dieser<br />

Restaurierung zeigt, dass sich die<br />

Dresdener der methodischen Probleme<br />

bewusst sind. Sie haben sich<br />

damit eine öffentliche Debatte erspart,<br />

wie sie etwa anhand der Michelangelo-Gemälde<br />

in der Sixtinischen<br />

Kapelle international geführt<br />

wurde: Sind Kunstwerke nicht auch<br />

historische Dokumente? Hat die<br />

Sehgewohnheit von 300 Jahren kein<br />

Recht zu bestehen? Werden, wenn<br />

die lang verdeckten Flächen nun mit<br />

jenen zusammentreffen, die Licht<br />

und Klima ausgesetzt waren, diese<br />

nicht ebenfalls angeglichen, weil das<br />

Publikum einen auseinanderrestaurierten<br />

Vermeer nicht akzeptiert?<br />

Durchgesetzt hat sich statt der<br />

Debatte solcher Fragen wieder einmal<br />

der antihistorische Kult um das<br />

Genie des allein schaffenden Künstlers<br />

und seine Werke. Das ist keineswegs<br />

selbstverständlich: In Berlin<br />

etwa hat man sich bei so manchem<br />

Gemälde entschlossen, nicht bis<br />

zum ersten historischen Firnis herunterzurestaurieren,<br />

dürfen antike<br />

Skulpturen ihre Überarbeitungen<br />

aus Barock und Klassizismus behalten.<br />

In Dresden dagegen sind Kunstwerkeoffenkundig<br />

erst akzeptierbar,<br />

wenn sie aus einer scheinbaren Intaktheit<br />

heraus wirken: In der Frauenkirche<br />

etwa wurden die Trümmer<br />

des Hochaltars bis zur Unsichtbarmachung<br />

seiner Zerstörung 1945<br />

restauriert, im Schloss entstanden<br />

ganzeMalereizyklen wieder.<br />

Unser Bild Vermeers ist nun auf<br />

Dauerverändert. Wirsollten nicht so<br />

tun, als wäre das nur ein Gewinn.Es<br />

ist auch ein Verlust zu beklagen –<br />

derjenige der Geschichte des rätselhaften<br />

Mädchens, das errötend einen<br />

Brief liest und damit Generationen<br />

von Künstlern der Modernen in<br />

seinen Bann zog.<br />

NACHRICHTEN<br />

Berlinische Galerie bleibt<br />

weiter geschlossen<br />

DasMuseum Berlinische Galerie<br />

muss vorerst weiter geschlossen<br />

bleiben. Es könne in dieser Woche<br />

noch nicht wieder für Besucher öffnen,<br />

hieß es am Dienstag bei der zuständigen<br />

<strong>Berliner</strong> Immobilienmanagement<br />

GmbH (BIM). DieAnalyse<br />

und Bewertung der komplexen<br />

Dachkonstruktion dauerten an. Wegen<br />

eventueller Statikprobleme am<br />

Dach war die Berlinische Galerie<br />

Ende Aprilfür Publikum vorläufig<br />

geschlossen worden. Ursprünglich<br />

sollten vondiesem Mittwoch an die<br />

Ausstellungen wieder zugänglich<br />

sein. (dpa)<br />

Thomas Ostermeier mit<br />

Theaterpreis Molière geehrt<br />

DerKünstlerische Leiter der Schaubühne<br />

und Regisseur Thomas Ostermeier<br />

erhielt am Montagabend in<br />

Parisden nationalen französischen<br />

Theaterpreis Molièrefür seine Inszenierung<br />

vonShakespeares „La Nuit<br />

des Rois“ (Was ihr wollt) an der<br />

Comédie Française.Mit dem Preis<br />

wurde seine Arbeit als„beste Aufführung<br />

an einem öffentlichen Theater“<br />

geehrt. DiePremierewar im September<br />

2018. DerMolièrewirdvon Mitgliedernder<br />

Association professionnelle<br />

et artistique du théâtrevergeben.<br />

Preisobjekt ist eine goldene Molière-Büste.ZuBeginn<br />

der<br />

Verleihung im Varietétheater Folies<br />

Bergèrewaren Anhänger der Gelbwesten-Bewegung<br />

über das Dach<br />

auf die Bühne vorgedrungen und<br />

hatten wegen starker Kürzungen im<br />

Kulturbudget durch Kulturminister<br />

Franck Riester einen „Molièreder<br />

Schande“ an die Regierung Macron<br />

ausgerufen. (BLZ/dpa)<br />

Anna-Seghers-Preis für<br />

junge Autoren vergeben<br />

DerAnna-Seghers-Preis für Nachwuchsautoren<br />

geht in diesem Jahr<br />

an die mexikanische Erzählerin<br />

Fernanda Melchor und den deutschen<br />

Schriftsteller Joshua Groß.<br />

Diemit jeweils 10 000 Euro dotierte<br />

Auszeichnung wirdam6.Dezember<br />

in der Mainzer Akademie der Wissenschaften<br />

und der Literatur verliehen.<br />

(dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Fontane der Woche<br />

Das zu<br />

weite Feld<br />

VonCornelia Geißler<br />

Wir vom Archiv nannten ihn Fonty …So<br />

sollte eigentlich kein Text über den<br />

ehrwürdigen Fontane beginnen. Nicht im Jubiläumsjahr,<br />

woder Wanderer als Goldfigur<br />

verkauft wird, als wäre erein Schokohase.<br />

Günter Grass hat sich diese Namens-Flapsigkeit<br />

im Jahr 1995 herausgenommen. Er bezeichnete<br />

damit einen gewissen Theo<br />

Wuttke, Held seines Romans „Ein weites<br />

Feld“. Und Wuttke, also Fonty, kannte sich<br />

besser mit Fontane aus als die studierten<br />

Biografen. Eine literarische Figur darfjaalles<br />

können und wissen.<br />

DerNobelpreisträger in spe (Grass bekam<br />

den Preis vier Jahre später) hatte selbst eine<br />

Leidenschaft für Theodor Fontane, wollte<br />

sich jedoch nicht anmaßen, eine Biografie zu<br />

schreiben, wie er damals im Gespräch mit<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erklärte. (Wir saßen in<br />

der Kulturbrauerei, die im Roman vorkommt,<br />

wo er anschließend aus dem Roman<br />

las.) Sozusagen über-biografisch ließ er die<br />

fiktive Figur des Aktenboten Fonty zeitweise<br />

mit der historischen Persönlichkeit verschwimmen.<br />

Schon rein äußerlich, was bei<br />

den <strong>Berliner</strong>n, die offenbar alle Fontane-Leser<br />

sind, Eindruck machte:„Ob in der S-Bahn<br />

oder Unter den Linden, auf dem Gendarmenmarkt<br />

oder im Getriebe der Friedrichstraße,<br />

man blickte sich nach ihm um. Passanten<br />

stutzten, zögerten. Man hätte den<br />

Hutziehen mögen, so vorgestrig wirkte er.“<br />

Doch nicht nur beim Personal, auch in<br />

den Zeiten schob Grass Schichten ineinander.Dazeigte<br />

er sich romantechnisch auf der<br />

Höhe des eigenen Jahrhunderts.Erwanderte<br />

über das weite Feld vom Vormärz über die<br />

48er-Revolution, dann durch die Zeit der<br />

BARBARA WREDE<br />

Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende,<br />

besuchte dazwischen die DDR mit ihren<br />

kunstfeindlichen Debatten, um dann in der<br />

Gegenwartdie Phase kurznach dem Mauerfall<br />

mit Worten wie Abwicklung, Währungsumtausch<br />

und Treuhand zu markieren.<br />

Sein Fonty arbeitete als Aktenbote zwischen<br />

den gerade umgezogenen Ministerien<br />

im vereinigten Deutschland, die Stelle hatte<br />

ihm ein alter Bekannter verschafft, der ewige<br />

Spitzel Hoftaller. Umden zu erfinden, hatte<br />

Grass sich wiederum in der Literatur bedient,<br />

bei einem herausragenden Roman seines<br />

Jahrhunderts – dem „Tallhover“ von<br />

Hans Joachim Schädlich, was nicht die beste<br />

Grass’sche Idee war. Denn diese literarische<br />

Figur gehörte ja einem anderen und hätte<br />

nicht einfach so verdreht werden können.<br />

Ohne Kränkung ging das nicht ab.<br />

Warum weiß man das heute alles nicht<br />

mehr? Ach, das ist, um mit dem Alten zu<br />

sprechen, „ein zu weites Feld“. Denn der Roman<br />

kam zur falschen Zeit, wiewohl man damals<br />

nach Büchernschrie, die denMauerfall<br />

und seine Folgen behandelten. So vereinigungskritisch<br />

sollte es dann auch wieder<br />

nicht sein, der Grass-Wälzer behagte einigen<br />

meinungsstarken Menschen nicht. Lieferbar<br />

ist das Buch noch. Es lässt sich gut heute lesen,<br />

wie die Männer durch Brandenburgund<br />

Mecklenburg reisen. Sogar, wie sie über<br />

Frauen reden. Fonty weiß, dass Mete,die das<br />

Andenken an Fontane reinhalten wollte,vergaß,<br />

ihreBemerkung über„zu große Lendenkraft“<br />

aus einem Brief zu tilgen.<br />

Hoftaller hieß Fonty im 29. Kapitel, das<br />

Fontane-Denkmal in Neuruppin zu erklettern,<br />

das sei „nun mal der Preis der Unsterblichkeit“.<br />

Günter Grass bestieg das Denkmal<br />

schreibend, manchmal so wackelig wie der<br />

Aktenträger, doch imGroßen und Ganzen<br />

souverän –und kenntnisreich.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

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Feuilleton<br />

Noch ein Requiem auf die Volksbühne<br />

Andreas Wilckes Kinodokumentarfilm hält kostbare Augenblicke der letzten Castorf-Saison fest −ein melancholisches Fest für Fans<br />

VonUlrich Seidler<br />

Der Dokumentarfilm mit<br />

dem geradezu autoaggressiven<br />

plumpen und<br />

viel zu langen Titel:<br />

„Macht das alles einen Sinn? Und<br />

wenn ja − warum dauert es so<br />

lange?“ erzählt von der Volksbühne,<br />

die es nicht mehr gibt. MitzweiStunden<br />

ist das Werk gar nicht mal so<br />

lang, und der Sinn erschließt sich auf<br />

den ersten Blick. Es ist ein Requiem<br />

in Bildern auf die Volksbühne von<br />

Frank Castorf und Bert Neumann.<br />

Ein Abspann auf den letzten großen<br />

Castorf-Flow mit Ausschnitten, Seiten-<br />

und Kulissenblicken, Take-outs,<br />

Probenbeobachtungen, aber ohne<br />

Voice-over-Kommentar und ohne<br />

Interviews. Eserzählt und feiert sich<br />

ja auch wirklich alles von selbst,<br />

wenn sich eine Legende erst einmal<br />

aus der Diesseitigkeit gelöst hat und<br />

in die Hall of Fame der Verklärung<br />

aufsteigt. Jedes der Bilder,jede lange<br />

Einstellung, jeder kurze Schnitt auf<br />

ein Detail fühlt sich an wie ein Beleg<br />

der Erinnerungen, über die sich jedoch<br />

schon beim Miterleben jener<br />

Abschiedskaskade der samtene<br />

Edelschimmel der Nostalgie legte.<br />

Andreas Wilcke, der mit „Die<br />

Stadt als Beute“ (2016) einen Blick<br />

auf die sozialen Verwerfungen des<br />

entzündeten Immobilienmarktes<br />

Berlins geworfen hat, war mit der Kamera<br />

dabei, als die letzte Saison der<br />

Volksbühne unter Frank Castorf lief.<br />

Eine künstlerisch überwältigende,<br />

Stagnation im Volksbühnen-Bahnhof Stalingrad –inFrank Castorfs Abschiedsinszenierung „Faust“.<br />

vom Abschiedsschmerz angeheizte<br />

Spielzeit, in der der Meister nach einem<br />

25-Jahre-Marathon noch einmal<br />

das ganzeHaus zu einer gigantischen<br />

Selbstinszenierung hochriss.<br />

Das ging von seinen großen Volksbühnen-Würfen:<br />

„Die Kabale der<br />

Scheinheiligen. DasLeben des Herrn<br />

de Molière“, „Die Brüder Karamasow“<br />

und „Faust“, die jeweils mit tränenreichen<br />

Applausorgien verabschiedet<br />

wurden, bis hin zu seinem<br />

verstörenden Auftritt beim Abschiedsfest<br />

im Sommer 2017, wo er<br />

eine Militäruniformjacke trug, von<br />

Feinden und Freunden, von gewonnenen<br />

Schlachten und verlorenen<br />

Kriegen schwadronierte und Regen<br />

herbeizauberte.<br />

Aber natürlich war das alles auch<br />

mehr als die Feier eines Genie-Egos,<br />

das sich in jeder seiner Inszenierungen<br />

−auch heute noch −selbst porträtiert<br />

und gerade durch diese<br />

scham- und schonungslose Ich-PerspektiveGeschichte<br />

und Gegenwart,<br />

Kunst und Wirklichkeit zerpflückt.<br />

Hinter ihm versammelten sich die<br />

Schauspieler, die Techniker, die Gewerke,<br />

die sich aus eigenem Antrieb<br />

in die Erschöpfung trieben −die einander<br />

anstachelten und beim Sprint<br />

über die Ziellinie die letzten, in den<br />

Tiefen der seelischen Substanz verborgenen<br />

Reservenverpulverten, als<br />

gäbe es kein Morgen mehr (das in-<br />

WILCKEFILMS, WELTFILMS<br />

zwischen längst schon wieder ein<br />

Gesternist).<br />

Das alles hält der Film, der in der<br />

Konkurrenz gegen die vom RBB koproduzierte<br />

und entsprechend fernsehmundgerechtere<br />

Volksbühnendokumentation<br />

„Partisan“ von Lutz<br />

Pehnert aus der Kurve getrieben<br />

wurde,mehr für die Zeitgenossen als<br />

für die Nachwelt fest. Unddas macht<br />

ihn kostbar. Man kann den seliggetrunkenen<br />

Castorf mit Weißwein-<br />

Plastebecher im Kreis der abgerockten<br />

Schauspieler hinter den Kulissen<br />

auf das späte Ende eines „Karamasow“-Gastspiels<br />

warten sehen. Schon<br />

bei der ersten Einstellung, in der Alexander<br />

Scheer sich für eine Probe mit<br />

„It’s all over now, baby blue“ einsingt<br />

und Martin Wuttke dazukommt, wird<br />

einem anders. Man sieht den Vorschlaghammer<br />

auf den Bert-Neumann-Asphalt<br />

knallen, wie der Chefrequisiteur<br />

eine Glasharfe stimmt<br />

oder ein Schauspiel aufstellt, wie<br />

Marc Hosemann, Martin Wuttke und<br />

Alexander Scheer vor der Premiere<br />

hintermVorhang hibbeln, wie Castorf<br />

bei der Probe meckert oder bei einer<br />

Konzeptionsprobe seine ausufernden<br />

Exkurse entrollt. Aber auch die<br />

Wutsteigt wieder hoch, wenn der inzwischen<br />

längst gescheiterte Castorf-<br />

Nachfolger Chris Dercon vorder versammelten<br />

Belegschaft oder auf irgendeinem<br />

kulturpolitischen Podium<br />

von Interdisziplinarität und<br />

Offenheit schwafelt und die Volksbühne<br />

samt ihrem im Sommer 2015<br />

gestorbenen Chefdesigner Bert Neumann<br />

als Markevereinnahmt.<br />

Man nehme sich was zu trinken<br />

und Freunde mit, die dabei waren,<br />

und zelebriere den Kinobesuch als<br />

feuchte Totenmesse.Und dann gehe<br />

man bald mal wieder ins Theater.<br />

Denn das lebt ja weiter.<br />

Machtdas alles einenSinn? Regie: Andreas<br />

Wilcke, heute(15.5.),20 Uhr PremiereimKino<br />

Babylon, ab Donnerstag in acht <strong>Berliner</strong>Kinos:<br />

Krokodil, Tilsiter Lichtspiele, Sputnik u.a.<br />

Wiemit verbrannter Stimme<br />

René Jacobs interpretiert Beethovens „Missa solemnis“ –esist der Abend des Freiburger Barockorchesters und des Rias-Kammerchors<br />

VonPeter Uehling<br />

Wenn René Jacobs die „Missa solemnis“<br />

mit dem Rias-Kammerchor<br />

und dem Freiburger Barockorchester<br />

aufführt, erwartet<br />

man nichts Geringeres als die anregendste<br />

Auseinandersetzung mit<br />

Beethovens vielleicht sperrigstem<br />

Werk –was soll noch für das Beethoven-Jubiläum<br />

2020 übrig bleiben?<br />

Nach der Aufführung am Montag<br />

in der Philharmonie,der letzten nach<br />

einer Europa-Tournee,stellt man fest:<br />

Es bleibt noch einiges übrig. Dass Jacobs<br />

tief über das Werk nachgedacht<br />

hat, kann man nichtbezweifeln. Dass<br />

er sich mit dieser Partitur in einen<br />

Stilbereich vorwagt, der zur Vermittlung<br />

seiner Gedanken einiges mehr<br />

reich, von dem aus er ausgewogen<br />

zu hören ist. Die<br />

Solisten haben zuweilen<br />

Mühe, über dem Orchesterklang<br />

präsent zu werden;<br />

im vonBeethovensolistisch<br />

gedachten „Pleni<br />

sunt coeli et terra“ muss<br />

der Chor sie verstärken.<br />

Jacobs bringt rhetorische<br />

Tricks in Anschlag wie<br />

die Verlangsamung des „et in terra<br />

pax“ oder des„adoramus te“ im stürmischen<br />

Gloria. Aber gerade in den<br />

Fugen fehlt dem Klang Intensität.<br />

Dieabschließende Friedensbitte,die<br />

Beethoven mit Paukenwirbeln und<br />

Trompetenschmettern unterbricht,<br />

nimmt Jacobs so rasch, dass der<br />

Klang figurativ verwirbelt scheint –<br />

Der Dirigent<br />

René Jacobs<br />

IMAGAO/ LIEVEN VAN ASSCHE<br />

an kapellmeisterlichem Handwerk<br />

erfordertals ihm zu Gebote steht, ist<br />

allerdings auch nicht zweifelhaft.<br />

Nur der Umstand, dass ihm die besten<br />

Kräfte zur Verfügung stehen, kaschiert,<br />

dass er die Musik eher in<br />

Gang bringt als führt. Wenn etwas<br />

auseinanderläuft –und die erstaunlich<br />

geringe Transparenz des Gesamtklangs<br />

hat viel mit Unschärfen<br />

im Zusammenspiel zu tun –, kann Jacobs<br />

nur hoffen, dass das Ensemble<br />

sich vonselbst wieder findet.<br />

Soprane und Bässe stehen links<br />

vom Dirigenten, Alte und Tenöre<br />

rechts vonihm, das Orchester drängt<br />

sich stehend in der Mitte, die Solisten<br />

stehen dahinter.Einleuchtend ist<br />

das nicht. Wenn der Chor sich selbst<br />

ansingt, schrumpft im Saal der Beob<br />

die Auffassung dieser<br />

Passagen als Tanz stimmig<br />

ist? Wiederholt sich in der<br />

Gegenüberstellung von<br />

Schlachtenmusik und 6/8-<br />

Allegretto nicht der Schluss<br />

der „Pastorale“, in der auf<br />

„Gewitter,Sturm“ der „Hirtengesang“<br />

mit „frohen,<br />

dankbaren Gefühlen nach<br />

dem Sturm“ folgt? Natürlich<br />

trägt dieser„Hirtengesang“ Züge<br />

eines Reigens,aber er ist kein rascher<br />

Walzer, und ebenso ist das „Dona<br />

nobis pacem“ gewiss kein Paar-,<br />

sondernein Gruppentanz.<br />

Am besten ist Jacobs, wenn die<br />

„Missa“ in theatralische Bereiche<br />

vordringt: Grandios die Umsetzung<br />

des von Beethoven hinzugefügten<br />

„ah“ und„o“ im„misererenobis“ des<br />

Gloria als abgesetztes Seufzen des<br />

verzweifelten Individuums. Zauberhaft<br />

die Idee, dass Beethoven die<br />

theologischen Erwägungen über die<br />

Natur des Gottessohnes –„gezeugt,<br />

nicht geschaffen, eines Wesens mit<br />

dem Vater“ – als rechthaberischen<br />

Streit von Schriftgelehrten mit einem<br />

starrköpfigen Fugato vertont<br />

hat. Und beeindruckend ist die Atmosphäre,<br />

die Jacobs mit dem mystischen<br />

Kontrapunkt am Beginn des<br />

Sanctus erzeugt und den Solisten<br />

Gelegenheit zum reinen Klang gibt:<br />

Sophie Harmsen als Alt mit instrumentaler<br />

Klarheit, SteveDavislim als<br />

Tenor mit leichter Anstrengung, Polina<br />

Pastirchak als Sopran mit strahlender<br />

Hingabe an die Tücken ihrer<br />

hohen Lage. Die Stunde Johannes<br />

Weissers als Bass schlägt im Agnus<br />

dei, das er wie mit verbrannter<br />

Stimme singt, bis er von Sophie<br />

Harmsen mit größerem Ausdruck<br />

abgelöst wird.<br />

Es ist eine Aufführung, die von<br />

der Seite des Dirigenten eher zerfällt,<br />

vonden Ensembles jedoch sicher getragen<br />

wird –die Soprane des Rias-<br />

Kammerchores bewältigen die Zumutungen<br />

ihrer Partie erstaunlich<br />

klangschön, die Musiker des FBO<br />

zeigen ihre Qualitäten, wenn sie<br />

nicht vom Tutti eingeklemmt werden,<br />

stellvertretend seien Anna Katharina<br />

Schreibers so inniges wie<br />

weit schwingendes Violinsolo genannt<br />

und Daniela Liebs Flötensoli<br />

etwa im „Etincarnatus est“.<br />

Kombinationsreisen<br />

Kanada-Rundreisen mit anschließender Kreuzfahrt<br />

LESERREISEN<br />

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06131 –2706621<br />

Kennwort: <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Ostkanada und Neuengland<br />

Indian Summer und Höhepunkte der Ostküste<br />

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Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vor Buchung vom Reiseveranstalter.<br />

Reiseveranstalter (i. S. d. G.): Poppe Reisen GmbH &Co. KG, Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 23 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Schreien<br />

für den<br />

Frieden<br />

Theatertreffen: „Erniedrigte<br />

und Beleidigte“ aus Dresden<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Umdiesen Abend zu loben, muss<br />

man erst einmal seinem eigenen,<br />

wortreich eingeschobenen Verwirr-Prinzip<br />

zuwiderhandeln und<br />

schulmäßig vonvorne beginnen. Da<br />

füllt sich in Sekundenschnelle die<br />

Bühne mit dichtem Nebel, der in<br />

Windeseile auch den halben Zuschauerraum<br />

in die Undurchschaubarkeit<br />

hineinzieht, ein pathetisch<br />

melodramatischer Soundtrack heult<br />

auf und plötzlich schießen aus dem<br />

schaurigen Weiß schwarze Gestalten<br />

hervor, als sprängen sie direkt auf die<br />

Köpfe der Zuschauer. Sorasant wie<br />

sie auftauchen, ziehen sie sich wieder<br />

zurück. IhrErscheinen aber ist so<br />

unvermittelt, beängstigend energiegeladen,<br />

dass man sich gleich mitten<br />

im dicksten Albtraum wähnt.<br />

Der Nebel lichtet sich und das<br />

schwarzbefrackte Gespensterpersonal<br />

schiebt nun ganz bedächtig eine<br />

Riesenleinwand nach vorne, angeführt<br />

von einer jungen Frau, Luise<br />

Aschenbrenner, die später das misshandelte,sterbenskranke<br />

Kind Nelly<br />

spielt, in diesem Moment aber so etwas<br />

wie das stolze Lebensbild dessen<br />

verkörpert, was von nun an malerisch,<br />

theatralisch, künstlerisch auf<br />

Bild und Bühne hinter ihr entstehen<br />

soll –und der dialektische Tondes<br />

Abends ist gesetzt.<br />

Ein starker, suggestiver Beginn,<br />

mit dem Sebastian Hartmann seine<br />

Dresdner Vertheaterung des Dostojewski-Romans<br />

„Erniedrigte und Beleidigte“<br />

sofortaus der Literatur heraus<br />

in den düster vibrierenden<br />

Sound seines Traumtheaters zieht.<br />

Eines dunklen, harten, von Hysterie<br />

und opernhafter Übersteuerung getriebenen<br />

Hin-und-Hers,das Dostojewksis<br />

Fieberliteratur oberflächlich<br />

sehr nahe kommt. Andererseits eine<br />

Methode,die Hartmann mittlerweile<br />

in Seriefertigt, wie die später am DT<br />

herausgekommene Bearbeitung des<br />

Hamsun-Romans „Hunger“ zeigt.<br />

Dass nicht dieser Hamsun, sondern<br />

der Dostojewski zum Theatertreffen<br />

geladen wurde, versteht man, wenn<br />

man in derVolksbühne sieht, wie viel<br />

Textbemühen dort noch übrig geblieben<br />

ist von der Textverweigerung,<br />

die den „Hamsun“ prägt.<br />

Szene mit Eva Hüster,Luise Aschenbrenner<br />

und Nadja Stübiger.<br />

SEBASTIAN HOPPE<br />

DieGeschichte des unglücklichen<br />

Schriftstellers Wanja und seiner Jugendfreundin<br />

Natascha einfach wiederzugeben,<br />

eine Geschichte über<br />

verirrte Gefühle dreier Liebender,die<br />

wiederum über Stolz und Habgier<br />

zweier Familien ein Geflecht aus zynischer<br />

Vernunft und gläubiger Aufopferung<br />

entwirft, versucht Hartmann<br />

nicht. Wasersucht, sind MomenteemotionalerWahrheit,<br />

die sich<br />

in den Schmerz-, Hass- und Schuld-<br />

Energien der Figuren entladen, nicht<br />

im Text. Er konterkariertsie aber,indem<br />

er stückweise die Poetikvorlesung<br />

des Dramatikers Wolfram Lotz<br />

von 2017 einrufen lässt. Aber so<br />

schön Lotz’ Plädoyer für das Hinterder-Sprache-Lauernde<br />

und Nichtgeordnete<br />

ist, so sehr fällt das Bühnengerenne<br />

der Gestalten hier dahinter<br />

zurück. Alles bleibt im Monosound<br />

des Geschreis: schmale Behauptung<br />

statt weiter Szenen-Cluster.<br />

So ist das in einer Famiie: Man ist inniglich einander zugetan und stößt zwischendurch manch böses Wort aus.<br />

Kreuz und quer durch Paris<br />

„Das Familienfoto“ von Cécilia Rouaud, ein Film mit französischem Esprit und tollen Schauspielern<br />

VonAlexandraSeitz<br />

Bei Großvaters Beerdigung<br />

kommen sie alle nach längerer<br />

Zeit einmal wieder<br />

zusammen: Vater Pierre,<br />

typischerweise ständig im Büro beschäftigt,<br />

mit seiner mittlerweile<br />

zwar nicht mehr so neuen, dafür<br />

aber immer noch jüngeren Freundin,<br />

die zu allem Überfluss sein Kind<br />

erwartet. Mutter Claudine, die Psychotherapeutin,<br />

die es sich in ihrem<br />

Leben als Exfrau Pierres gutgelauntzynisch<br />

eingerichtet hat –die Scheidung<br />

liegt ja auch schon etwas länger<br />

zurück, da waren die drei gemeinsamen<br />

Kinder noch klein. Inzwischen<br />

sind sie groß und mehr<br />

oder weniger selbstständig: Sohn<br />

Mao, ein erfolgreicher Computerspieleentwickler,<br />

der es nie ins Erwachsenenalter<br />

geschafft hat, zum<br />

Ausgleich dafür aber schon mal mit<br />

dem Todliebäugelt. Tochter Elsa, die<br />

von der biologischen Uhr getrieben<br />

schwanger werden will, aber nicht<br />

wird, was ihren Lebensgefährten allmählich<br />

unter Druck setzt. Tochter<br />

Gabrielle, die berufsmäßig als lebende<br />

Statue und Fotomotiv an touristischen<br />

Hotspots steht. Ihren<br />

Sohn zieht sie alleine groß, der aber<br />

schämt sich seiner Mutter und will<br />

zum Vater übersiedeln.<br />

Das sind schon mal eine ganze<br />

Menge Beschädigungen, Neurosen,<br />

Versagensängste, Fehlentwicklungen<br />

und Überforderungen, die die<br />

VonPetraKohse<br />

ZuMäxchens sechstem Geburtstag<br />

hat seine Oma eine Schokoladentorte<br />

mit drei Schichten gebacken.<br />

Sie schmeckt wunderbar, aber<br />

Mäxchen selbst greift zur Verwunderung<br />

der Gäste nicht zu. „Achten Sie<br />

nicht auf ihn, liebe Nina und Ninas<br />

Tochter“, erklärt die Großmutter.<br />

„Ich habe dem armen Tropf hier einen<br />

Apfel gerieben, er kann leider<br />

nichts anderes verdauen. Mir bleibt<br />

auch nichts erspart!“<br />

Mäxchen ebenfalls nicht. Er heißt<br />

eigentlich Maxim und ist mit seinen<br />

Großeltern aus Russland nach<br />

Deutschland gekommen. Im Wohnheim<br />

leben sie unter russischen Juden,<br />

obwohl sie selbst nicht jüdisch<br />

sind bzw. nicht wirklich bzw. nicht<br />

alle. Aus Alina Bronskys neuem Roman<br />

„Der Zopf meiner Großmutter“<br />

darfman nicht zu viel verraten, denn<br />

das Was ist in diesem Buch die<br />

Filmemacherin Cécilia Rouaud mit<br />

dem Personal ihres nach eigenem<br />

Drehbuch entstandenen Film „Das<br />

Familienfoto“ versammelt hat. Sattsam<br />

bekannt will einem dergleichen<br />

Konstellation erscheinen und allzu<br />

vorhersehbar Dramaturgie und Verlauf<br />

der Handlung. Es ist, als habe<br />

man den Film bereits gesehen, bevor<br />

er noch begonnen hat. Dann aber –<br />

wird man überrascht. Weniger von<br />

ungewöhnlichen Irrungen und Wirrungen<br />

als vielmehr von der Tiefe<br />

des Gefühls wie von der Aufrichtigkeit<br />

des Ausdrucks.<br />

In die verwandtschaftliche Ansammlung,<br />

die –erwartungsgemäß<br />

stets bereit, spitzzüngig übereinander<br />

herzufallen –dem Begriff „dysfunktionale<br />

Familie“ alle Ehre<br />

macht, gerät Bewegung, weil die hinterbliebene<br />

Oma unübersehbar<br />

geistig nicht mehr auf der Höhe ist.<br />

Sie erkennt ihren Sohn Pierre nicht<br />

mehr und murmelt ständig davon,<br />

sie wolle zum Sterben zurück nach<br />

Saint Julien, den glücklichen Sommerferienort<br />

der einst glücklichen<br />

Familie. Den es in dieser idyllischen<br />

Form schon lange nicht mehr gibt, so<br />

wie es ja auch das Familienidyll nicht<br />

mehr gibt. Da eine Abschiebung der<br />

alten Dame ins Heim jedoch außer<br />

Frage steht, wechselt man sich mit<br />

ihrer Betreuung ab.<br />

An der Seite der verwirrten Lady,<br />

die nun also immer wieder ihren<br />

letzten Weg anzutreten trachtet,<br />

Weniger als die Handlung überrascht in<br />

diesem Film die Tiefe des Gefühls.<br />

lernt das Publikum die Familienangehörigen<br />

und ihre Lebensumstände<br />

näher kennen. Zwanglos vermittelt<br />

Rouaud auf diese Weise Einblicke<br />

in den ganz normalen Wahnsinn,<br />

der den Alltag der Kinder und<br />

Kindeskinder bestimmt. Und sichtbar<br />

wird sonicht nur der Groll, den<br />

sie alle auf unterschiedliche Weise<br />

gegeneinander hegen, sondernauch<br />

die jeweiligen Gründe dafür, sowie<br />

die Hoffnungen und die Sorgen, die<br />

sie sich machen, und die Zärtlichkeit<br />

und die Zuneigung, die sie allenWidrigkeiten<br />

zum Trotz füreinander<br />

empfinden. Schlußendlich werden<br />

sie eben doch von Familienbanden<br />

zusammengehalten.<br />

Hier erweist sich die eigentliche<br />

Qualität von „Das Familienfoto“ als<br />

Achten Sie auf den armen Tropf!<br />

So berührend wie überraschend: Alina Bronskys Roman „Der Zopf meiner Großmutter“<br />

Hauptsache,und es ist so berührend<br />

wie überraschend.<br />

Die Großmutter also, Margarita<br />

Iwanowna, genannt Margo. Dazu<br />

Maxim, der tartarische Großvater,<br />

der Tschingis heißt, und Nina, die<br />

Nachbarin im Wohnheim, eine Klavierlehrerin,<br />

in die sich Tschingis zu<br />

Beginn des Buches schon verliebt<br />

hat. Margo, die erst um die fünfzig<br />

sein dürfte, ist ein weiteres Großmuttermonster<br />

aus der<br />

Bronsky’schen Feder, das man nicht<br />

so schnell vergessen wird. Schon in<br />

„Die schärfsten Gerichte der tartarischen<br />

Küche“ (2010) beeindruckte<br />

das Miteinander von boshafter Ungerührtheit<br />

und zärtlichster Leidenschaft<br />

der Tartarin Rosalinda.<br />

Margo nun ist ein Ausbund an<br />

Ungerechtigkeit und Anmaßung. Sie<br />

ist vollerVorurteile,hoch neurotisch,<br />

hochnotpeinlich –und zugleich herzensgut<br />

und voneiner Tapferkeit, die<br />

einem die Tränen ins Auge treibt.<br />

ALAMODE FILMS<br />

die eines herausragenden Schauspielerfilms.<br />

Der sich freilich einer<br />

wunderbaren Besetzung –darunter<br />

die auch als Sängerin erfolgreiche<br />

Vanessa Paradis –und einem nicht<br />

weniger geglückten Drehbuch verdankt.<br />

Die vom sprichwörtlichen<br />

französischen Esprit geprägten Dialoge<br />

flitzen zwischen den bei aller<br />

Spleenigkeit doch glaubwürdig charakterisierten<br />

Figuren hin und her<br />

und das Vergnügen der Akteure, die<br />

diese mit Herz und Biss gleichermaßen<br />

verkörpern, teilt sich mit.<br />

Und während alle und alles zeitweise<br />

im Chaos zu versinken droht,<br />

behält Cécilia Rouaud dank ihres sicheren<br />

Inszenierungsstils nicht nur<br />

die Fäden in der Hand, sondern<br />

spinnt daraus auch einen veritablen<br />

Handlungsraum. Denn mit den Figuren<br />

lernt man zugleich höchst verschiedenene<br />

Behausungen in<br />

höchst verschiedenenen Arrondissements<br />

mit höchst verschiedenen<br />

Atmosphären kennen, von der Etagenresidenz<br />

im Innenstadtpalais bis<br />

zum Hamsterkäfig im Banlieue-<br />

Hochhausturm. Eine etwas andere<br />

Sightseeing-Tour durch Paris, die zur<br />

Authentizität dieses von sanftem<br />

Humor wie leiser Melancholie getragenen<br />

Familiendramas beiträgt.<br />

DasFamilienfoto Frankreich 2018. Regie, Drehbuch:<br />

CéciliaRouaud, Kamera:Alexis Kavyrchine,<br />

Musik: Alexandre Lier,Sylvain Ohrel,Nicolas Weil,<br />

Darsteller:Jean-Pierre Bacri, Vanessa Paradis,<br />

Camille Cottinu.a., 98 Minuten, Farbe.<br />

schossen wird, kein reines Jugendbuch<br />

vor. Neun weitere Veröffentlichungen<br />

folgten, darunter ein Bilderbuch<br />

sowie das Sachbuch „Die<br />

Abschaffung der Mutter“ (mit Denise<br />

Wilk, 2016), in der Bronsky für<br />

einen gesellschaftlich entspannten<br />

Umgang mit Mutterschaft eintritt.<br />

„Der Zopf meiner Großmutter“<br />

ist im allerbesten Sinne ein Unterhaltungsroman.<br />

Heiter-absurder<br />

Umgang mit gesellschaftlichen<br />

Problemlagen. Es kommt zu einer<br />

Geburt, einer Beerdigung, eine Tanzschule<br />

wird eröffnet, und an dem<br />

Tag, als Maxim endlich den gefürchteten<br />

„Roten Juden“ kennenlernt,<br />

kann er ihn leider nur verschwommen<br />

sehen – der Tee aus Margos<br />

Thermoskanne hatte etwas scharf<br />

geschmeckt, aber ziemlich gut.<br />

AlinaBronsky: Der Zopfmeiner Großmutter.<br />

Roman.Kiepenheuer&Witsch,Köln 2019,<br />

224 S.,20Euro<br />

NACHRICHTEN<br />

Bedenken wegen EU-Geld<br />

an TV-Sender Euronews<br />

Wereine Kindheit in solcher Obhut<br />

übersteht, hat im Leben nichts zu<br />

fürchten.Tatsächlich wird aus dem<br />

angeblich ständig vomTode bedrohten<br />

Mäxchen im Laufe der Erzählzeit<br />

ein kluger Teenager, der weiß, dass<br />

sich nur der ein Herz fassen kann,<br />

der auch eines hat.<br />

Alina Bronsky kam selbst als Kontingentflüchtling<br />

vom Ural nach<br />

Deutschland. Erst mit 13 Jahren<br />

lernte sie Deutsch, und seit 2008 veröffentlicht<br />

sie Bücher. Sicherheitshalber<br />

unter Pseudonym, denn „etwas<br />

so Persönliches wie ein Buch“<br />

soll dann wohl nicht auch noch namentlich<br />

auf ihre Herkunftsfamilie<br />

verweisen. Dass es in der Literatur<br />

mittlerweile ein breites Allgenerationensegment<br />

gibt, kommt Bronsky<br />

entgegen, denn die 1978 geborene<br />

vierfache Mutter legte schon mit ihrem<br />

Erstling „Scherbenpark“ (2008)<br />

über ein 17-jähriges Mädchen, das<br />

miterleben muss,wie ihreMutter er-<br />

DiemillionenschwereEU-Finanzspritzefür<br />

den TV-Sender Euronews<br />

weckt Bedenken beim Europäischen<br />

Rechnungshof. Diemeisten EU-Bürger<br />

hätten keinen Zugang zu dem<br />

zwischen 2014 und 2018 mit knapp<br />

25 Millionen Euro jährlich geförderten<br />

Sender,erklärte der Rechnungshof<br />

am Dienstag. Zudem gebe es<br />

Schwachstellen bei der Überprüfung,<br />

wie das Geld eingesetzt wird.<br />

Euronews wurde 1993 vonzehn öffentlich-rechtlichen<br />

Senderngegründet.<br />

Inzwischen gehörtder Sender<br />

aber zu 60 Prozent der Gesellschaft<br />

Media Globe Networks und zu<br />

25 Prozentdem Sender NBC News.<br />

„Die EU stellt einem größtenteils in<br />

Privatbesitz befindlichen Fernsehsender<br />

eine Haupteinnahmequelle<br />

bereit“, erklärte der Rechnungsprüfer<br />

Mihails Kozlovs. (dpa)<br />

BR musste Radio-Werbung<br />

der NPD zur EU-Wahl senden<br />

DerBayerische Rundfunk (BR) hat<br />

eine Radio-Werbung der rechtsextremen<br />

NPD für die Europawahl gesendet.<br />

DerSpot lief am Dienstagmorgen<br />

im Radiosender Bayern 3.<br />

Zuvorentschied das Verwaltungsgericht<br />

München, dieWahlwerbung erfülle<br />

nicht „evident“ (offenkundig)<br />

den Tatbestand derVolksverhetzung.<br />

Daswäreaber nötig gewesen, um<br />

der zur Wahl zugelassenen NPD den<br />

Anspruch auf Ausstrahlung bei den<br />

öffentlichen Rundfunkanstalten zu<br />

verwehren. Zuvorwaren der Hessische<br />

Rundfunk und der Norddeutsche<br />

Rundfunk mit dem Versuch gescheitert,<br />

die Radio-Werbung nicht<br />

senden zu müssen. Im Gegensatz zu<br />

den Hörfunkprogrammen muss die<br />

ARD im ersten Fernsehprogramm<br />

nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts<br />

Berlin-Brandenburgeine<br />

NPD-Wahlwerbung<br />

nicht ausstrahlen. (dpa)<br />

Sloterdijk gibt sein Archiv<br />

nach Marbach<br />

DerPhilosoph und Schriftsteller Peter<br />

Sloterdijk (71) überlässt sein Archiv<br />

dem Deutschen Literaturarchiv<br />

Marbach. Dazu zählen nach Angaben<br />

des Literaturarchivs vomDienstag<br />

zahlreiche Manuskripte,Entwürfe<br />

und Notizen sowie auch Fotos<br />

und digitale Dokumente.Als Besonderheit<br />

des Bestands nannte das Archiv<br />

140 Notizhefte mit philosophischen<br />

Aphorismen, Reiseberichten<br />

und Kommentaren zum politischen<br />

Tagesgeschehen. (dpa)<br />

Gijs Leenarsbleibt Chef<br />

des Rundfunkchores Berlin<br />

DerChefdirigent des Rundfunkchors<br />

Berlin, Gijs Leenars,bleibt weitere<br />

fünf JahreimAmt. DerNiederländer<br />

leitet den Chor seit 2015. In der kommenden<br />

Saison tritt der Chor zu 52<br />

Konzerten mit 15 Dirigenten im Inund<br />

Ausland auf. Geplant ist unter<br />

anderem ein Festkonzertzum Jahrestag<br />

des Mauerfalls an der <strong>Berliner</strong> Gedächtniskirche<br />

mit Anton Bruckners<br />

e-Moll-Messe. (dpa)<br />

TOP 10<br />

Montag,13. Mai<br />

1 Endlich Witwer ZDF 7,40 25 %<br />

2 Tagesschau ARD 4,22 16 %<br />

3 Wer wird Millionär? RTL 4,03 14 %<br />

4 heute-journal ZDF 3,67 13 %<br />

5 heute ZDF 3,54 17 %<br />

6 SOKO5113 ZDF 3,10 18 %<br />

7 GZSZ RTL 2,75 11 %<br />

8 Extra RTL 2,73 14 %<br />

9 RTL aktuell RTL 2,68 14 %<br />

10 WISO ZDF 2,44 10 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

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Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

19.30: Penthesilea<br />

20.00: Die Antigone des Sophokles<br />

Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />

19.30: Oceane<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Der Menschenfeind<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

19.30: Der Tempelherr<br />

English Theatre Berlin (✆ 691 12 11)<br />

20.00: Stuck in Orbit (post theater &English Theatre)<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Olly &Dolly<br />

Halle Tanzbühne Berlin (✆ 44 04 42 92)<br />

20.30großer Saal: momentum (cie. toula limnaios)<br />

Hamburger Bahnhof /Museum fürGegenwartBerlin<br />

(✆ 39 78 34 11) 19.00: Flying Pictures (Flying<br />

Steps &Osgemeos)<br />

HAU2(✆25 90 04 27)<br />

20.00: Borborygmus (Lina Majdalanie, Mazen Kerbaj<br />

&Rabih Mroué)<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />

19.30: Theatertreffen: Tartuffe oder das Schwein der<br />

Weisen (Theater Basel)<br />

Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />

20.00: Pique Dame<br />

Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />

19.30: La Bohème<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Unterleuten<br />

Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />

20.00 Studio: istdie welt auch noch so schön<br />

NGBK (✆ 616 51 30)<br />

18.00 Ausstellungsraum: Post Truth Spa Center –<br />

seance02 (Safak Çatalbas)<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

19.30: Orpheus in der Unterwelt<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Vier SternStunden<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00 Saal C: DankeDeutschland<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: CharlysTante<br />

Spiegelpalast am Bahnhof Zoo<br />

(✆ 018 06 57 00 70) 19.00: Hoodoo<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: Der35. Mai (Gabriele Streichhahn und Carl<br />

Martin Spengler)<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

21.00 Grüner Salon: Phantom Kino Ballett (Lena<br />

Willikens &Sarah Szczesny)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />

20.15: Cosmic ComedyBerlin Open-Mic –English<br />

Comedy(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Der Mörder ist immer der Gärtner<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />

(✆ 017 95 34 66 96) 20.00: Een mal Berlin und um<br />

de Ecke (Velia Verena Krause)<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: Bodo Wartke ... in guter Begleitung (Bodo<br />

Wartke,seine SchönenGutenA-Band &Melanie<br />

Haupt)<br />

BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />

20.00: Ü18-Impro-Show(Die IONen)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die Ding Show(ImproBerlin)<br />

20.00: Wohin mit Mutti?<br />

Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />

20.30: Stars in Concert<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Lohrbär(Ulli Lohr und Gäste)<br />

Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />

20.00: Unvermeidliche Lieder (Dota Kehr &Uta<br />

Köbernick)<br />

Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Tour 2019 (Emmi &Willnowsky)<br />

Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />

20.30: Ick &Berlin (Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Anne Kraft (Mod.)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Stachelschweinerei<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

17.00, 20.30: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

18.30: The Band –Das Musical<br />

TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />

20.00: Dee Frost Welt –Lieder (Georgette Dee, Cora<br />

Frost &Die Dreamboys)<br />

ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />

20.00 Varieté Salon: Garantiertnicht strafbar –die<br />

Show(Stephan Lucas)<br />

Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />

20.00: Let’s Twist Again! –Rockabilly Hits &Acrobatics<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Alles Mega–Gut ist nicht gut genug (Rüdiger<br />

Hoffmann)<br />

KLASSIK<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

14.00: Espresso-Konzert<br />

Musikinstrumenten-Museum (✆ 25 48 11 78)<br />

15.30: Jour fixe –Musik am Nachmittag<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

20.00: Konzerthausorchester Berlin, Philharmonischer<br />

Chor Berlin, Karin Dahlberg (Sopran), Roderick Williams<br />

(Bass), Ltg.Jörg-Peter Weigle, Vaughan Williams:<br />

Sinfonie Nr.1„A Sea Symphony“; Delius: „Songs of<br />

Farewell“ (Walt Whitman) für Chor und Orchester<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />

20.00: Artemis Quartett, EckartRunge(Violoncello),<br />

Anthea Kreston (Viola), Brahms: StreichsextettNr. 1<br />

B-Dur op. 18; Berg: Klaviersonate op. 1; Smetana:<br />

Streichquartett Nr.1e-Moll „Aus meinem Leben“<br />

Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />

20.00: Trio Zadig,Ravel:Trio in aminor;Attahir:Asfar;<br />

Bernstein: Westside StoryFantasy<br />

Schloss Charlottenburg –GroßeOrangerie<br />

(✆ 25 81 03 50) 20.00: <strong>Berliner</strong> Residenz Orchester,<br />

Meisterwerkedes Barocks, Werkevon Vivaldi, Händel<br />

&Quantz, mit Menü<br />

St. Bartholomäus-Kirche (✆ 241 14 05)<br />

18.00: Bettina Bruns (Mezzosopran), Prof. Daniel<br />

Göritz (Gitarre), Johannes Reuther (Moderation), 5.<br />

Kammermusik, Werkevon Strozzi, Schubert, Händel<br />

Staatsoper Unter den Linden (✆ 20 35 45 55)<br />

20.00 Apollosaal: Liedrecital Roman Trekel (Bariton),<br />

mit Oliver Pohl (Klavier), Musik vonHugoWolf<br />

Steinway-Haus Berlin (Lützowufer 28)<br />

19.30: MinjaeKim (Klavier), Steinway-Förderpreiskonzert<br />

Tschechisches Zentrum (✆ 206 09 89 11)<br />

19.00: EnsembleTerrible, Werkevon Marek Kopelent,<br />

Luboš Mrkvicka, Ondrej Štochl, Jan Rösner,Gilbert<br />

Agostinho und Petr Hora –Abschlusskonzertder Reihe<br />

„So klingt die Gegenwart!“. Anm. erf.<br />

UdK Konzertsaal Bundesallee (✆ 318 50)<br />

19.30: Yu Ma (Flöte), Kaori Kobayashi, Han Sol<br />

Lee (Violine), Sabina Jordanova (Fagott), Ensemble<br />

baroque, Ltg.Christoph Huntgeburth, crescendo –<br />

Musikfestival: Benda und Freunde –Die Wegbereiter<br />

der deutschen Violinschule, Franz Benda:<br />

Flötenkonzerte-Moll, Violinkonzertd-Moll; Jirí Czart:<br />

Violinsonate; J.G. Graun: Konzertfür Fagott, Streicher<br />

und B.C. B-Dur;<br />

C.P.E. Bach: Symphonie F-DurWq. 183 Nr.3,Eintritt<br />

mit kostenlosen Einlasskarten<br />

Kino<br />

Bibbern<br />

mit<br />

Lazzaro<br />

Auch wenn man es nicht<br />

glauben kann angesichts<br />

der Temperaturen in diesem<br />

Mai: Das erste Freiluftkino ist<br />

bereits in die Saison gestartet.<br />

Es ist das in Kreuzberg, weil<br />

man hier vielleicht auf die der<br />

Kälte (nachts geht es auf fünf<br />

Grad hinunter) trotzenden Bezirksbewohner<br />

setzt, die auch<br />

täglich im Prinzenbad zu beobachten,<br />

ja zu bewundern<br />

sind. Gezeigt wird „Glücklich<br />

wie Lazzaro“, ein Film, der einem<br />

wenigstens das Herz<br />

wärmt. Der gutmütige Held<br />

lebt als Knecht auf einem Bauernhof<br />

in einem italienischen<br />

Dorf, das von einer hartherzigen<br />

Marquesa ausgebeutet<br />

wird. Dann aber entsteht eine<br />

Freundschaft zwischen Lazzaro<br />

und deren Sohn, die alles<br />

verändert. Im Laufe von einer<br />

Woche wagen sich auch die<br />

Freiluftkinos Hasenheide und<br />

Weißensee sowie das Freiluftkino<br />

Rehberge in Wedding in<br />

die Saison. Susanne Lenz<br />

Glücklich wie Lazzaro 21.30 Uhr,FreiluftkinoKreuzberg,Mariannenplatz<br />

2<br />

An zwei Abenden spielt Shai Wosner Schuberts letzte sechs Sonaten.<br />

Im vergangenen Jahr legte das<br />

privat finanzierte <strong>Berliner</strong> Klavierfestival<br />

eine Pause ein, weil<br />

es seinem Anspruch nicht gerecht<br />

werden konnte. Barnaby Weiler,<br />

der das Festival 2012 gegründet<br />

hat und künstlerisch leitet, möchte<br />

Pianisten einladen, die nicht ohnehin<br />

ständig in Berlin zu Gast sind<br />

und dennoch Wichtiges zu sagen haben<br />

–die waren fürs Frühjahr 2018<br />

nicht zu bekommen. In diesem Jahr<br />

gibt es mit Zlata Chocievaam5.Juni<br />

einen Ausreißer aus den zehn Tagen,<br />

innerhalb derer die Kollegen Shai<br />

Wosner, Marc-André Hamelin und<br />

Nikolai Lugansky auftreten –die Terminierung<br />

scheint schwierig zu sein.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Arroganz fragt jetzt<br />

natürlich, was das denn für Pianisten<br />

sein sollen, bedeutend und hier<br />

nicht ständig zu Gast? Der Kanadier<br />

Hamelin, der vielleicht bekannteste,<br />

gilt als Transzendentalvirtuose, der<br />

zu seiner eigenen Herausforderung<br />

selber komponieren muss –sowas<br />

steht ja schnell im Ruf mangelnder<br />

Seriosität, dazu kommt dann ein wenig<br />

showträchtiges Äußeres, und<br />

schon wird man nicht nur in einer<br />

oberflächlichen Stadt wie Berlin<br />

Peter Uehling<br />

will Musik hören und keine Interpreten.<br />

Im <strong>Berliner</strong> Musikleben sucht er nach<br />

Veranstaltungen, die musikalische<br />

Erfahrungen bieten könnten –neuartige,<br />

begeisternde, interessante oder<br />

herzerwärmende. Ob sie sich<br />

tatsächlich einstellen, ist allerdings eine<br />

Fragedes Glücks.<br />

MARCO BORGGREVE<br />

kaum wahrgenommen. In Berlin<br />

spielt er unter anderem Prokofjews<br />

„Sarkasmen“ und das zweite Buch<br />

der Debussy-Préludes. Ebenso<br />

könnte man Nikolai Lugansky für einen<br />

Mathematik-Lehrer halten. Und<br />

tatsächlich wirkt sein Spiel geheimnislos,<br />

erist kein Musik-Zelebrant,<br />

sondern ein kompromissloser Verfechter<br />

von Klarheit auch in<br />

Schmuse-Nummern von Chopin<br />

oder Rachmaninow.<br />

Stützen sich diese beiden auf ein<br />

breites,bevorzugt spätromantisches<br />

Virtuosen-Repertoire, so entwickelte<br />

Shai Wosner sein künstlerisches Profil<br />

vor allem über Franz Schubert –<br />

der 1976 geborene israelische Pianist<br />

trägt sogar ein ähnliches Brillenmodell<br />

wie sein Lieblingskomponist. Er<br />

versteht Schubert als Realist, als einen,<br />

der nicht, wie Beethoven sagt,<br />

wie dieWelt sein soll, sondernwie sie<br />

wirklich ist. An zwei Abenden spielt<br />

Wosner Schuberts letzte sechs Sonaten<br />

und wird zudem vorab imGespräch<br />

mit Weiler darlegen, was er<br />

über Schubertdenkt.<br />

Gäbe es doch nicht so viele interessante<br />

Stücke zur selben Zeit! Samuel<br />

Barbers First Symphony, die<br />

is<br />

die<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 8551) Der Fall Collini<br />

14.45,17.15; BruceSpringsteen &Friends –AMusiCaresTribute<br />

20.00<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Van Gogh: An der<br />

Schwelle zur Ewigkeit 15.45, 20.30; Der Flohmarkt<br />

von Madame Claire 18.15<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Nur eine Frau<br />

15.50,18.10,20.30<br />

Delphi LUX (✆ 322 931040) Atlas 13.30,15.50,<br />

18.10, 20.30; Die Kinder der Utopie 19.30; Das<br />

Ende der Wahrheit 13.30, 15.50, 18.15, 21.00;<br />

Queerfilmnacht: Jonas –Vergiss mich nicht (OmU)<br />

21.00; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />

Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 15.45,<br />

17.50; Avengers: Endgame (OF) 20.00; Liebesfilm<br />

15.00, 17.00, 19.00; Kleine Germanen 13.40,<br />

17.00; Border 14.30; Der Flohmarkt von Madame<br />

Claire 14.45; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

17.00;Das schönste Paar 14.45,17.00, 19.15<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Laurel &Hardy: Das<br />

verrückte Klavier /Stan &Ollie 17.30; Stan &Ollie<br />

(OmU) 20.00; Kleine Germanen 18.00; Ein letzter<br />

Job 20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Stan &Ollie (m. Kurzfilm)<br />

14.50, 17.40, 20.30; Das Ende der Wahrheit<br />

15.30, 17.50, 20.15; Tea with the Dames: Ein<br />

unvergesslicher Nachmittag 14.50, 16.50, 18.50;<br />

The Favourite –Intrigen und Irrsinn 20.50; Monsieur<br />

Claude II 16.00,18.15, 20.30; Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 15.30; Gundermann 17.20; Ein<br />

Gauner &Gentleman 20.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Avengers:<br />

Endgame 12.30, 16.30, 20.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 13.40; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 16.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

18.30, 22.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

13.00, 15.10; Der Fall Collini 17.30, 22.50; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 20.20; Der Fall<br />

Collini 14.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

16.45; Preview: Edie –Für Träume ist es nie<br />

zu spät 19.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

22.40; Avengers: Endgame 14.10; Glam Girls: Hinreißend<br />

verdorben 18.00, 20.20, 22.45; Ein letzter<br />

Job 14.15; Avengers: Endgame 16.50, 20.40; Van<br />

Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 12.15, 17.10;<br />

After Passion 14.40; Der Fall Collini 19.45; Avengers:<br />

Endgame (OF) 22.30<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Free Solo<br />

(OmU) 11.00; One Cut of the Dead –Kamera otomeru<br />

na! (OmU) 12.45; Iron Sky: The Coming Race<br />

14.15; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 15.45;<br />

Das schönste Paar 17.15; Berlin Bouncer (OmenglU)<br />

18.45; Border –Gräns (OmU) 20.15; Der Goldene<br />

Handschuh (DFmenglU) 22.10;DreiGesichter<br />

–Serokh (OmU) 11.00; Another Day of Life –Jeszcze<br />

dzien zycia (OmU) 12.45; Christo –Walking on<br />

Water (OmU) 14.15; Birds Of Passage: Das grüne<br />

Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmenglU)<br />

16.15; Kleine Germanen (OmenglU) 18.15; Atlas<br />

(OmenglU) 19.45; One Cut ofthe Dead –Kamera o<br />

tomeru na! (OmU) 21.40; Die Wiese –Ein Paradies<br />

nebenan 11.00; BlacKkKlansman (OmU) 12.30;<br />

Der Junge muss andie frische Luft 14.50; Green<br />

Book –Eine besondere Freundschaft (OmU) 16.30;<br />

Free Solo (OmU) 18.45;Van Gogh: An der Schwelle<br />

zur Ewigkeit –AtEternity‘sGate(OmU) 20.30;Streik<br />

–Enguerre (OmU) 22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Free Solo<br />

(OmU) 16.00; Ein Gauner &Gentleman –The Old<br />

Man &the Gun (OmU) 18.00; Van Gogh: An der<br />

Schwelle zur Ewigkeit –At Eternity‘s Gate (OmU)<br />

20.00; Wir – Us (OmU) 22.10; Der Funktionär<br />

16.15; Christo (OmU) 17.45; Kleine Germanen<br />

19.45; Lacasa lobo –Das Wolfshaus (OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz IMAX 3D: Wildes<br />

Madagaskar: Die Insel der Lemuren 13.45; Die<br />

Goldfische 13.45; Willkommen im Wunder Park<br />

14.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.15;<br />

Dumbo 14.15, 17.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu14.30; Asterixund dasGeheimnis des Zaubertranks<br />

14.30; Monsieur Claude II14.45,17.15,<br />

19.30;IMAX3D: Avengers:Endgame15.00,19.00;<br />

Avengers: Endgame 15.15, 16.30, 20.00, 20.15;<br />

Wenn du König wärst 15.30; Shazam! 15.30; 3D:<br />

Avengers: Endgame 15.30, 16.15, 19.45, 20.30;<br />

Der Fall Collini 15.45, 18.30, 21.20; 3D: Avengers:<br />

Endgame (OF) 16.00, 20.45; 3D: Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 17.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.00, 19.45; Nur eine Frau 17.30,<br />

20.15;After Passion 18.20; Captain Marvel 18.40;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 20.00; Ein letzter Job<br />

20.45; ImNetz der Versuchung 21.00; Das Ende<br />

der Wahrheit 21.30<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Berlin Bouncer<br />

(OmU) 18.00; Free Solo (OmU) 19.45; Birds Of<br />

Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de<br />

verano (OmU) 21.45; Jibril 18.00;AMan ofIntegrity:Ein<br />

integererMann–Lerd (OmU) 19.40;One Cut<br />

of the Dead –Kamera otomeru na! (OmU) 21.55<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Avengers:<br />

Endgame 13.00, 15.50, 20.10; Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 13.30; Avengers: Endgame<br />

13.30, 16.20, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 13.40; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 13.45; Willkommen im Wunder Park 14.00,<br />

17.20; After Passion 16.30, 19.30; 3D: Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 16.50, 20.20; Die Goldfische<br />

17.00; Der Fall Collini 19.45; Monsieur Claude<br />

II 20.00<br />

Kino Kiste (✆ 998 74 81) Gestorben wird morgen<br />

14.00; Manou –flieg‘ flink! 15.45; Van Gogh: An<br />

der Schwelle zur Ewigkeit 17.25; Wie ich lernte, bei<br />

mir selbst Kind zu sein 19.30<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) 3D: Avengers:<br />

Endgame 13.45, 16.10, 20.00; Alfons Zitterbacke<br />

–Das Chaos ist zurück 14.00; Die sagenhaftenVier<br />

–MarniesWelt 14.20; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

14.30, 17.00, 19.40; Royal Corgi: Der Liebling<br />

der Queen 15.00; Avengers: Endgame 15.00,<br />

16.30, 19.45; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

15.10, 17.30, 20.20; After Passion 17.10; Und<br />

morgen Mittag bin ich tot 17.30; Fighting with My<br />

Family 19.30; Captain Marvel 20.15<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Nur eine Frau 17.15,<br />

19.30, 21.45; B Van Gogh: An der Schwelle zur<br />

Ewigkeit –At Eternity‘s Gate (OmU) 16.40, 19.00,<br />

21.20<br />

fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Zujeder Zeit:<br />

Lernwege in der Pflege –Dechaque instant (OmU)<br />

17.45; AMan of Integrity: Ein integerer Mann –Lerd<br />

(OmU) 19.00; Jibril 20.00; Ray &Liz (OmU) 21.15;<br />

Streik –Enguerre (OmU) 21.45<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Monsieur Claude II –<br />

Qu‘est-ce qu‘on aencore fait auBon Dieu? (OmU)<br />

10.30, 19.30; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />

12.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />

Planeten 15.00; Border –Gräns (OmU) 17.00;<br />

The Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU) 21.45;<br />

Monsieur Claude II –Qu‘est-ce qu‘on aencore fait<br />

au Bon Dieu? (OmU) 14.30; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 16.45; Yuli (OmU) 19.00; Birds Of Passage:<br />

Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano<br />

(OmU) 21.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 11.45, 16.15; Die sagenhaften Vier –Marnies<br />

Welt 14.00; DasGegenteil vonGrau (OmenglU)<br />

18.30; Border –Gräns (OmU) 21.00<br />

Sputnik (✆ 694 1147) Der illegale Film (OmU)<br />

16.00; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit<br />

(OmU) 17.30; Ray & Liz (OmU) 19.30; Border<br />

(OmU) 21.30; B-Movie: Lust &Sound in West-Berlin<br />

(OmenglU) 23.15; Von Bienen und Blumen 16.00;<br />

Jibril 17.30; Ein Gauner & Gentleman (OmU)<br />

19.00; Birds Of Passage: Das grüne Goldder Wayuu<br />

(OmU) 20.45; One Cut of the Dead (OmU) 23.00;<br />

Kinobar im Sputnik Open Screening 20.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Nur eine Frau 15.45,<br />

18.00, 20.15; New Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 14.20; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />

16.10; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

18.20,20.45<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 14.00; Avengers: Endgame<br />

14.00, 19.45; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 14.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

15.00; 3D: Avengers: Endgame 15.30, 16.45,<br />

19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben 16.00,<br />

18.00, 20.15; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

17.15, 20.30; Monsieur Claude II 17.45; Der<br />

Fall Collini 20.00<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41)Der Flohmarkt<br />

von Madame Claire 10.00; Der Duft des Westpaketes10.15;Green<br />

Book10.30; EinletzterJob 13.15,<br />

17.45; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />

Nachmittag 13.30, 15.45; Das Ende der Wahrheit<br />

13.30, 20.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

15.30, 17.45, 20.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

15.45, 19.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />

Willkommen im Wunder Park 14.00; 3D: Avengers:<br />

Endgame 14.00, 16.15, 18.30, 19.45; Shazam!<br />

14.10; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 14.15; Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 14.30, 17.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

14.45, 17.15, 20.15; Avengers: Endgame 15.15,<br />

19.30; Die Goldfische 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.00, 20.15; After Passion<br />

17.15; Friedhof der Kuscheltiere 20.00; Der Fall<br />

Collini 20.00; Monsieur Claude II 20.15<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Die sagenhaftenVier –Marnies<br />

Welt 17.00; Liebesfilm (m. Gästen) 19.00;<br />

Shorts Attack –Sex und Wahnsinn (OmU) 21.00;<br />

Der illegale Film (OmU) 18.00; Kleine Germanen<br />

(OmenglU) 20.00;Another Day of Life (OmU) 21.45<br />

Babylon (✆ 242 59 69) KinderwagenKino: Beale<br />

Street 11.00; KinderwagenKino: Beale Street –If<br />

Beale StreetCould Talk (OmU) 11.05; Das Haus am<br />

Meer –Lavilla (OmU) 17.15; Tea with the Dames:<br />

Ein unvergesslicher Nachmittag –Nothing Like a<br />

Dame (OmU)17.45; Lola Long List:Der Jungemuss<br />

an diefrischeLuft 18.00; DerFunktionär (OmenglU)<br />

19.30; Lola Long List: Gundermann 19.30; Macht<br />

das alles einen Sinn? –Und wenn ja –warum dauert<br />

essolange? (m. Gast) 20.00; Lola Long List:<br />

Der Goldene Handschuh (OmenglU) 21.15; Lola<br />

Long List: 25 km/h 22.00<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Border<br />

–Gräns (OmU) 13.00, 15.15, 17.30; Preview:<br />

Greta (OmU) 20.00; Das Tagebuch der Anne Frank<br />

9.45; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />

12.15,16.15; Monsieur Claude II –Qu‘est-cequ‘on<br />

aencore fait auBon Dieu? (OmU) 14.15, 18.30;<br />

Border –Gräns (OmU) 20.45<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Mascha<br />

und der Bär –Die neuen Abenteuer 11.00; 3D:<br />

Avengers: Endgame 11.00, 12.00, 15.00, 16.00,<br />

19.15, 20.00, 22.20; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

11.15, 14.00; Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 11.20, 13.30, 15.40; 3D: Willkommen im<br />

Wunder Park 11.30;Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />

ist zurück 11.40; 3D: Dumbo 11.50; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 12.10;<br />

Avengers: Endgame 13.00, 17.00, 21.00; Monsieur<br />

Claude II 14.10, 18.00, 19.45; Willkommen im<br />

Wunder Park 14.15; After Passion 14.50, 17.40;<br />

Shazam! 16.30; Der Fall Collini 16.40, 19.40; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.45, 19.30,<br />

22.20; ImNetz der Versuchung 20.20; The Hole in<br />

the Ground 20.30, 22.50; Fighting with MyFamily<br />

22.40; Lloronas Fluch 23.00; Friedhof der Kuscheltiere<br />

23.10<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Ayka (OmU)<br />

14.45; Das schönste Paar 17.00; Preview: Roads<br />

(m.Gespräch) 19.00; Berlin Babylon (Omdt+englU)<br />

14.30;Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit –At<br />

Eternity‘s Gate (OmU) 16.30; Nur eine Frau (OmU)<br />

15.30,17.45,20.00; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft (OmU) 22.15; Der Funktionär 14.45;<br />

Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zusein 16.30;<br />

Der Flohmarkt von Madame Claire –La derniere folie<br />

de Claire Darling (OmU) 19.30; Free Solo (OmspanU)<br />

21.30; Streik –Enguerre (OmU) 15.00;<br />

Kleine Germanen 17.30; Das Ende der Wahrheit<br />

19.30,21.45<br />

International (✆ 24 75 60 11) Nur eine Frau<br />

15.00, 17.15, 19.30; Avengers: Endgame (OmU)<br />

21.40<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Berlin.Dokument<br />

20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Wenn du König wärst 14.00; Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 14.00, 16.05; Rafadan Tayfa:<br />

Dehliz Macerasi (OmU) 14.00, 18.05; Glam Girls:<br />

Hinreißend verdorben 14.30, 17.45, 20.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.35, 16.00, 17.10,<br />

19.45; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

15.00; Avengers: Endgame 15.00, 18.30, 20.00;<br />

3D: Avengers: Endgame 16.00, 19.00; After Passion<br />

16.50; Willkommen im Wunder Park 17.00;<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu –Pokemon Detective<br />

Pikachu (OF) 17.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 19.30; Kapi (OmU) 19.30; Der Fall<br />

Collini 19.45; Avengers: Endgame (OF) 20.20<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19)Van Gogh:Ander Schwelle<br />

zur Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OmU) 10.00;<br />

Streik –Enguerre (OmU) 12.00; Free Solo (OmU)<br />

14.00;AManofIntegrity: Ein integerer Mann –Lerd<br />

(OmU) 15.50; Birds Of Passage: Das grüne Gold<br />

der Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 18.00; La<br />

terra dell‘abbastanza –Boys Cry (OmenglU) 20.10;<br />

Streik –En guerre (OmenglU) 22.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Stan &Ollie (OmU)<br />

17.00,19.20, 21.40<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Das Ende der Wahrheit<br />

15.40, 18.00, 20.30; Stan &Ollie (m. Kurzfilm)<br />

15.00,17.45, 20.30; Liebesfilm 14.45, 19.00; Atlas16.45,21.00;<br />

DasschönstePaar 15.20, 20.00;<br />

Border 17.30<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45)Avengers: Endgame(OF)<br />

16.00,19.45; Ottawa Vegan Film Festival: Filmprogramm<br />

19.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

–Pokemon Detective Pikachu (OF) 17.10, 19.30,<br />

21.50;Free Solo(OF)17.50; Border –Gräns (OmU)<br />

20.10; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />

Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 17.00;<br />

Im Netz der Versuchung –Serenity (OmU) 19.00;<br />

Fighting with My Family (OmU) 21.20<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Willkommen im Wunder Park 14.00; Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 14.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.40; 3D: Avengers: Endgame<br />

14.45, 16.15, 19.15, 20.30; Avengers: Endgame<br />

15.15, 19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

16.50, 19.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

17.30, 20.10; After Passion 20.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Schubert,<br />

der Realist<br />

Das <strong>Berliner</strong> Klavierfestival<br />

t wieder da –leider konkurrieren<br />

interessanten, selten zu hörenden<br />

Pianisten mit interessanter,<br />

selten zu hörender Musik,<br />

zuweilen im selben Haus<br />

das Deutsche Symphonie-Orchester<br />

unter Leitung von Osmo Vänskä<br />

spielt, wird esdemnächst vielleicht<br />

häufiger zu hören geben, weil man<br />

immer aufmerksamer wird für das,<br />

was sich auch in einem erzkonservativen<br />

Stil wie dem Barbers als zeitgemäß<br />

erweisen könnte –und sei es<br />

nur das Bewusstsein der Verluste an<br />

Ausdruckskraft und Verbindlichkeit<br />

in der Moderne.<br />

Ein Komponist, der ebenfalls zur<br />

Neubewertung anstehen müsste, ist<br />

Alfred Schnittke, mit dessen Concerto<br />

grosso Nr.1die Academy of St.<br />

Martin in the Fields zu Gast ist, Julia<br />

Fischer leitet das Konzert und spielt<br />

eine der Geigenpartien. Schnittke,<br />

1998 in Hamburg gestorben, hat ein<br />

Werk geschaffen, dessen Polystilistik<br />

eine Weileals Alternativezuden Stil-<br />

Restriktionen der Avantgarde wahrgenommen<br />

wurde, als eine Musik,<br />

die historisches Bewusstsein vorführte,<br />

aber die Tradition selbst als<br />

gekappt begriff: Nur deswegen kann<br />

hier etwa ein Tango auf Neobarock<br />

folgen. Ob Schnittke mit seinen Collagen<br />

mehr auszudrücken wusste als<br />

moderne Verlorenheit, oder ob er<br />

mit seiner leichten, vielseitigen<br />

Franz Schubert(1797–1828), WosnersLieblingskomponist. IMAGO IMAGES<br />

KLASSIK<br />

Shai Wosner 17. &26.5., 20 Uhr,Vorgespräch<br />

am 16. 5., 20 Uhr<br />

Marc-André Hamelin 19.5., 20 Uhr<br />

Griseys Espaces 19.5., 20 Uhr<br />

Schnittkes Concerto 20.5., 20 Uhr<br />

Nikolai Lugansky: 23.5., 20 Uhr,Alle:<br />

Konzerthaus am Gendarmenmarkt<br />

Barbers Erste: 19.5., 20 Uhr,Philharmonie,<br />

Herbert-von-Karajan-Str.1<br />

Hand nicht als Filmkomponist seinen<br />

Platz gefunden hatte –das könnennur<br />

häufigereAufführungen klären.<br />

In Berlin nie wirklich viel gespielt<br />

wurde die Musik vonGérardGrisey –<br />

neben PierreBoulezwurde hier kein<br />

anderer französischer Komponist<br />

namhaft, zudem starb Grisey 1998<br />

mit nur 52 Jahren. Zusammen mit<br />

Tristan Murail, Philippe Hurel und<br />

anderen entwickelte er in den Siebzigerjahren<br />

eine Stilrichtung, die den<br />

Namen Spektralismus bekam, weil<br />

ihr die Analysen von Obertonspektren<br />

von Instrumenten oder Geräuschen<br />

zugrundelagen. Es entstand<br />

eine Musik, die stark vom Klang bestimmt<br />

war –imGegensatzzur klassischen<br />

Avantgarde, in der strukturelles<br />

Denken im Mittelpunkt stand.<br />

Griseys monumentaler Instrumentalzyklus<br />

„Les espaces acoustiques“<br />

entstand von1976 bis 1984 und baut<br />

sich über 90 Minuten vom Bratschensolo<br />

über wachsende Kammerbesetzungen<br />

zum großen Orchesterstück<br />

auf. Großartig, dass<br />

sich das Rundfunk-Sinfonieorchester<br />

mitVladimir Jurowski an diese gewaltige<br />

Partitur heranwagt.<br />

Pop<br />

Wieder<br />

Sand in den<br />

Schuhen<br />

Als Schwester des Musikproduzenten<br />

Rollo Armstrong<br />

war Dido früh von Musikern<br />

umgeben, die sie gern<br />

in ihrer Nähe hatten. BeiFaithless,<br />

der Band ihres Bruders,<br />

war sie Backgroundsängerin,<br />

und mit Carlos Santana nahm<br />

sie einen Song auf dessen Album<br />

„Shaman“ auf. Legendär<br />

sind ihre Duette mit dem senegalesischen<br />

Superstar<br />

Youssou N’ Dour bei den Live-<br />

8-Festivals im Jahr 2005. Ihren<br />

Durchbruch hatte die 1971 in<br />

London geborene Sängerin<br />

2003 mit dem Album „Life for<br />

Rent“, von dem fast jeder<br />

Track zu einem Welthit wurde,<br />

neben dem Titelstück insbesondere<br />

„White Flag“ und<br />

„Sand In My Shoes“. Ihr sympathisches,<br />

intonationssicheres<br />

Soundgefühl schien damals<br />

alle auf die eine oder andere<br />

Weise zu erreichen. Nun<br />

kehrtsie nach langer Pause mit<br />

neuen Aufnahmen zurück auf<br />

die Tour. HarryNutt<br />

Dido 20 Uhr,Tempodrom, Möckernstr.10,<br />

65–88 Euro,Tel.: 01806-55 41 11<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama (ab 4bis<br />

8J.)<br />

10.30: DieHühneroper (ab 6bis 10 J.)<br />

Charlottchen (✆ 324 47 17)<br />

10.30, 16.00: DasKaffeetassen-Puppentheatermit<br />

all seinen verrückten Freunden, Burkhard Bering,<br />

(ab 3J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Die Bremer Stadtmusikanten,Musiktheater<br />

(ab 4J.)<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Du hast angefangen! Nein Du!, puppen.etc,<br />

Figurentheater (ab3J.)<br />

Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />

10.30: Schnuddelgeschichten, Figurentheater(ab 3<br />

bis 6J.). Anm. erf.<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Alle außerdas Einhorn(ab 11 J.)<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Das Nacktschnecken-Game (ab 12 J.)<br />

Haus der Jugend Charlottenburg (✆ 902912775)<br />

10.30: Da wächst doch was!, mimicus, die Kinderliedermacher,<br />

Kindertheater,Kinderliedermacher(ab<br />

3bis 8J.)<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel–DieAusstellung mit dem<br />

Vielfalter, Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />

12.00: Art&Kids, OffenesKinderprogramm<br />

MärkischesMuseum (✆ 308 66 -0)<br />

10.00: Vielfalt-Forscherdes Labyrinth Kindermuseums<br />

Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: ABC und 123 –ich kann alles... (ab 4J.)<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

10.00: Kasper und das Krokodil vomNil<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: GutenMorgenRundherum, Lingulino –Kindertheaterunterwegs<br />

(ab 3J.)<br />

theater strahl (✆ 69 59 92 22)<br />

11.00: Genau wie immer: Alles anders (ab 12 J.)<br />

Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />

10.00: Vorsicht, Wilma! (ab 4J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />

9.30: DerRegenbogenfisch und seine Freunde<br />

14.00: MitRaketenzuPlaneten<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Jüdisches Museum (✆ 25 99 33 00)<br />

19.00: Derletzte Zug nach Moskau, René Nyberg,<br />

Lesung undGespräch mitdem Autor und Gideon<br />

Bolotowski<br />

Kulturhaus Karlshorst (✆ 475 94 06 10)<br />

19.30: Literatur am Fenster: Mutter to go.Zwischen<br />

Babyund Beruf, Sabine Rennefanz, Lesung und<br />

Gespräch, Mod.: Martin Jankowski<br />

Lido (✆ 69 56 68 40)<br />

20.30: Science Slam<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00 Baumhaus Bar:Zentralkomitee Deluxe –Lesebühne<br />

und Poetry-Slam-Show, Tilman Birr,Michael<br />

Bittner,Noah Klaus, Christian Ritter, Piet Weber und<br />

Gäste<br />

schleichersbuch /Museen Dahlem<br />

(✆ 84 19 02 -0) 19.30: Herkunft, Sasa Stanisic,<br />

Lesung und Gespräch<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

20.00: Zur Wildnis. 45 Kurze aus Berlin, Helmut<br />

Krausser,Buchpremiere<br />

Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />

20.30: Bruce Stirling John Knox: ShortStories<br />

KONZERT<br />

Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />

20.00: Conversations with Nick Cave<br />

AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: The Hellacopters, Lucifer<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Robin’sNest Jam Session<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

20.00: Kim Churchill<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: MikeRussell’sFunky Soul Kitchen, Blue<br />

WednesdayShow<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

19.00, 22.00: Planningtorock, Powerhouse<br />

Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />

19.30: Nina Fiedler Band, Swing Dance Music<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: Built to Spill<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

21.00: Blank Banshee<br />

Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />

20.00: Farid<br />

Junction Bar (✆ 694 66 02)<br />

21.00: Stationär,Jaguar No Mo<br />

Kulturhaus Spandau (✆ 33 34 02 1/ 22)<br />

19.00 Galerie: Schalala -das Mitsingding mit Stefanie<br />

Bonse &Marie-Elsa Drelon<br />

Lido (✆ 69 56 68 40)<br />

21.00: Christian Elias Korber –„Toleranz“<br />

Mercedes-Benz Arena (✆ 20 60 70 88 99)<br />

20.00: An Evening with Mark Knopfler &Band<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

20.00: Sorgenkind, Voll Geil Hier<br />

Panda (✆ 44 31 95 57)<br />

20.00: Absolutely Sweet Marie<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />

19.30: JoeLovano (sax) –Trio Tapestryfeat. Marilyn<br />

Crispell (p) &Carmen Castaldi (dr)<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: CobyGrant<br />

Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />

22.30: Ann Vriend<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Jovi’sMainstream Session –Rock &Pop<br />

Sally Bowles (✆ 92 27 77 35)<br />

19.00: LiaAndes, Hier und Jetzt<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: Kitty Solaris +Fjaka, Lofi Lounge<br />

Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />

20.00: Dido<br />

Urban Spree (Revaler Str.99)<br />

20.00: Diamond Thug<br />

Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />

21.00: Axid Rain, Wild Wednesday<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

21.00: Super Funky Soul Wednesdays feat. Ingrid<br />

Arthur<br />

CLUB<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Concrete Bln, Rocket, Bass Station Berlin<br />

Junction Bar (✆ 694 66 02)<br />

23.30: DJane B.B.<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />

22.00: Mittwochs<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

20.00: Experiminimal, Arne, Peter,Sven, Dave,Chris<br />

Solar Berlin (✆ 016 37 65 27 00)<br />

18.00: Groovy Selection, DanielBest<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Clärchen swingt, Evan &Friends<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

19.00: El Ocaso -TangoArgentino, Frank &James<br />

KINO<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) Birds OfPassage: Das<br />

grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmU)<br />

12.00; Liebesfilm (OmenglU) 12.20, 19.00; Ray &<br />

Liz (OmU) 14.10, 21.10; Von Bienen und Blumen<br />

(OmenglU) 14.30, 21.00; SupaModo 16.30; Zu jeder<br />

Zeit: Lernwege in der Pflege–De chaque instant<br />

(OmU) 16.50; Border –Gräns (OmU) 19.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 13.40; Nur eine Frau<br />

15.30, 20.00; Monsieur Claude II 17.45; Alfons<br />

Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 13.30; Der Fall<br />

Collini 15.30, 20.30; VanGogh: An der Schwelle zur<br />

Ewigkeit 18.10<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gundermann<br />

15.45; Die Kinder der Utopie (m. Gästen)<br />

18.30; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.50;<br />

Das Ende der Wahrheit 16.40, 20.30; Der Flohmarkt<br />

von Madame Claire 16.15; Atlas 20.45;<br />

Das schönste Paar 21.15; Stan &Ollie (m. Kurzfilm)<br />

15.00, 17.45; Liebesfilm 19.00; Stan &Ollie<br />

(OmU) 21.00;Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

15.30,17.50,20.15<br />

Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.45, 15.50;<br />

Gundermann 14.00; Dumbo 14.00; Die Goldfische<br />

14.00; Der Flohmarkt von Madame Claire 14.00;<br />

Wenn du König wärst 14.20; Der Fall Collini 14.45,<br />

19.30; Avengers: Endgame (OmU) 15.30, 17.00,<br />

19.45, 21.00; Monsieur Claude II 16.30; Van<br />

Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 16.40, 19.30;<br />

Das schönste Paar 17.00; Das Ende der Wahrheit<br />

17.20, 20.00; Nur eine Frau 17.45, 20.15; Tea<br />

with the Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag<br />

–Nothing Like aDame (OmU) 18.00; Stan &Ollie<br />

19.00; Border 20.15; Werk ohne Autor 21.30;<br />

Berlin Bouncer 22.15; Ein Gauner &Gentleman –<br />

The Old Man &the Gun (OmU) 22.30; ImNetz der<br />

Versuchung –Serenity (OmU) 22.40; Van Gogh: An<br />

der Schwelle zur Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OmU)<br />

22.45;Wir –Us(OmU) 22.50<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Von Bienen und Blumen<br />

18.00; Turksib –Die Stahlstraße (m. Live-Musikbegleitung)<br />

20.00<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Der Schnee am<br />

Kilimandscharo 17.00; Luft zum Atmen –40Jahre<br />

Opposition bei Opel inBochum 18.45; Reise nach<br />

Jerusalem (OmenglU) 20.00; Streik – En guerre<br />

(OmU) 22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 14.10; Royal<br />

Corgi 14.15; Monsieur Claude II14.20, 19.45; Alfons<br />

Zitterbacke 14.20;Willkommen im Wunder Park<br />

14.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.30;<br />

Dumbo 14.30; Glam Girls 14.45, 17.20, 20.00,<br />

22.30; 3D: Avengers: Endgame 14.45, 16.20,<br />

20.15, 22.25; Avengers: Endgame 15.30, 19.45;<br />

Der Fall Collini 16.30, 19.30; Wenn du König wärst<br />

16.40;ImNetz derVersuchung 16.50,19.45, 22.30;<br />

3D: Royal Corgi 17.00; Captain Marvel 17.10; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.15, 20.20,<br />

23.00; Die Goldfische 19.40; After Passion 19.50;<br />

Fighting with My Family 20.00; The Hole in the<br />

Ground 22.30; Lloronas Fluch 22.30; 3D: Captain<br />

Marvel 22.30; Friedhof der Kuscheltiere 22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Avengers:<br />

Endgame 13.30, 16.40, 20.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 13.45; Royal Corgi: Der Liebling<br />

derQueen 13.50;Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

14.10, 17.30, 20.40; After Passion 14.30, 17.20;<br />

Die Goldfische 14.40; 3D: Avengers: Endgame<br />

15.15, 16.10, 18.30, 19.30; Dumbo 15.40; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.30, 20.00;<br />

Der Fall Collini 16.50, 20.20; Fighting with My<br />

Family 17.30; Monsieur Claude II 19.20; Captain<br />

Marvel 19.50;The Hole in the Ground 20.10<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Der Fall Collini 14.35, 17.30, 20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Monsieur Claude II<br />

18.00; Roma 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Stan&Ollie (OmU) 17.00;<br />

Preview:All My Loving (m. Gästen) 20.30<br />

Urania-Filmbühne (✆ 218 90 91) Ein Gauner &<br />

Gentleman 16.30,19.00<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Border –Gräns (OmU)<br />

18.00; Free Solo (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 0211) Willkommen<br />

imWunder Park 10.00, 12.00, 14.00;<br />

Unheimlich perfekte Freunde 10.00; Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 10.00, 12.30, 14.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 10.00,12.20,14.40,<br />

17.25, 20.00; Avengers: Endgame 10.00, 15.00,<br />

16.20, 19.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 12.10; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft 15.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

16.10, 20.15; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

17.15, 19.50; Monsieur Claude II20.15<br />

Kino imKulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)Monsieur<br />

Claude II 14.15, 18.15; Ein Gauner &Gentleman<br />

16.15; Ein letzter Job 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Monsieur Claude II<br />

15.00, 17.40; Die Kinder der Utopie 20.15<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

Willkommen im Wunder Park 10.00, 12.00; Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen10.00, 12.30, 14.10;<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.30,<br />

13.50, 14.45, 17.30, 19.45, 22.40; Misfit 10.00;<br />

Drachenzähmenleicht gemacht 3: DiegeheimeWelt<br />

10.00,12.00; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />

Planeten 10.00; Avengers: Endgame 10.00,<br />

16.30, 18.00, 20.15, 22.00; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 11.50; Rocca verändert<br />

die Welt 12.20; Wenn du König wärst 14.20; Glam<br />

Girls: Hinreißend verdorben 14.45, 17.15, 20.15,<br />

23.00; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

15.00, 19.45; Dumbo 15.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

16.20, 19.00, 22.20; After Passion 17.10;<br />

Avengers: Endgame (OF) 20.30; Lloronas Fluch<br />

22.40<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 15.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 15.45; Glam Girls: Hinreißend<br />

verdorben 15.45, 18.00, 20.30; 3D: Avengers: Endgame<br />

16.30, 20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 18.00, 20.30; Monsieur Claude II18.00;<br />

Der Fall Collini 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Commedia all‘italiana:<br />

Wir hatten uns so geliebt –C‘eravamo tanto amati<br />

(OmenglU; m. Vortag) 20.00; Magical History Tour:<br />

African Queen (OmU) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Glam Girls: Hinreißend verdorben 12.30, 14.00,<br />

17.10, 19.40, 23.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 12.40, 13.50; Royal Corgi: Der Liebling<br />

der Queen 12.50, 15.30, 16.10; Ostwind 4–Aris<br />

Ankunft 13.00, 13.30; Avengers: Endgame 13.00,<br />

15.10, 17.00, 20.00, 21.00, 22.20; Willkommen<br />

im Wunder Park 13.10, 14.20; Van Gogh: An der<br />

Schwelle zur Ewigkeit 13.20; Dumbo 13.30; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />

13.30; DerFall Collini 13.45, 16.30, 19.50, 22.50;<br />

After Passion 13.50, 16.50, 19.20; 3D: Avengers:<br />

Endgame 14.00, 16.00, 18.00, 19.00, 20.30,<br />

22.00; Ein Gauner &Gentleman 14.10; Monsieur<br />

Claude II 14.30, 16.40, 19.30; Captain Marvel<br />

15.50, 16.20, 20.45; Stan &Ollie 16.20, 19.00;<br />

Der Junge muss an die frische Luft 16.30;<br />

Shazam! 16.50; Ein letzter Job 16.50; 3D: Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 17.00, 19.50, 22.45;<br />

Nur eine Frau 17.10, 19.45, 22.30; Der Flohmarkt<br />

von Madame Claire 18.00; Green Book 19.15;<br />

Im Netz der Versuchung 19.30, 22.30; Free Solo<br />

19.50; Bohemian Rhapsody 19.50; Das Ende der<br />

Wahrheit 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 20.20,<br />

23.10; Iron Sky II22.00; Escape Room 22.20; Lloronas<br />

Fluch 22.30; Fighting with My Family 22.50;<br />

Wir 23.00; The Hole inthe Ground 23.05<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 4344) One Cut of the<br />

Dead (OmU) 18.00; Matrix (OF) 20.00; Wir –Us<br />

(OmU) 22.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 1650) Royal Corgi 10.00, 12.00,<br />

14.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00,<br />

12.30, 14.00, 16.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben10.00,12.00,<br />

16.00, 18.00, 20.15, 22.30;<br />

Die sagenhaften Vier –Marnies Welt 10.00; Avengers:<br />

Endgame10.00, 14.00, 16.00, 19.00; Monsieur<br />

ClaudeII12.00;Alfons Zitterbacke–DasChaos<br />

ist zurück 14.00; 3D: Avengers: Endgame 15.00,<br />

18.00, 20.15, 21.30; 3D: PokemonMeisterdetektiv<br />

Pikachu 19.00, 22.00; Der Fall Collini 22.30<br />

Casablanca (✆ 677 5752) Die Goldfische 16.00;<br />

Trautmann 18.15; Niemandsland –The Aftermath<br />

20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.55, 16.40;<br />

3D: Avengers: Endgame 14.00, 15.30, 18.00,<br />

19.30; After Passion 14.00, 17.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.15; Willkommen imWunder<br />

Park 14.20; Captain Marvel 14.20; Dumbo 14.30;<br />

Glam Girls: Hinreißend verdorben 15.00, 17.30,<br />

20.15; Avengers: Endgame 16.00,20.00; Wenn du<br />

König wärst 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.00, 19.40; Monsieur Claude II 17.10,<br />

19.30; Der Fall Collini 19.45; Fighting with My Family<br />

19.50; Friedhof der Kuscheltiere 20.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Willkommen<br />

im Wunder Park 14.00, 18.25; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.00, 15.00, 16.45,<br />

17.40, 19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

14.20, 17.40, 19.30; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft 15.00; Avengers: Endgame 15.00,<br />

19.40; 3D: Avengers: Endgame 16.00, 20.15;<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 16.10; Dumbo<br />

16.40; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

19.45; Avengers: Endgame (OF) 20.15; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu –Pokemon Detective Pikachu<br />

(OF) 20.40<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Die Kinder<br />

der Utopie 19.00;Zujeder Zeit: Lernwegeinder<br />

Pflege –Dechaque instant (OmU) 20.45<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01)Berlin-Film-Katalog:<br />

Zwei in einer großen Stadt 18.00; Ray &Liz (OmU)<br />

19.45; Border –Gräns (OmU) 21.45<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Der Fall Collini<br />

13.15; Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück<br />

15.45; Iuventa: Seenotrettung –Ein Akt der<br />

Menschlichkeit (OmenglU) 18.00; Monsieur Claude<br />

II 10.45, 17.15; Asterix und das Geheimnis des<br />

Zaubertranks 13.00; Der Flohmarkt von Madame<br />

Claire 15.00; Der Fall Collini 19.30<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Die Wiese<br />

15.30; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

18.00; Das Ende derWahrheit 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 13.15; Der alte deutsche<br />

Film: Fritz und Friederike 15.45; Preview: Edie –Für<br />

Träume ist es nie zu spät (m. Gast) 18.00; Der Fall<br />

Collini 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 4678) Die Gentrifizierung bin ich.<br />

Beichte eines Finsterlings 18.00; Beale Street<br />

20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Nur eine Frau 13.30,<br />

20.30; Der Flohmarkt von Madame Claire 15.45;<br />

Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 18.00<br />

FREILUFTKINOS<br />

Freiluftkino Kreuzberg 25 km/h (DFmenglU)<br />

21.30<br />

Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />

Der Goldene Handschuh (OmenglU) 21.15<br />

Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Monty Python:<br />

Das Leben des Brian 21.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Cinema<br />

Ritrovato: Assunta Spina (OmenglU; m. Vorfilmen<br />

u. Einführung) 20.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Van Gogh:<br />

An der Schwelle zur Ewigkeit 14.00; Monsieur Claude<br />

II 14.15, 16.45, 18.45; Atlas 14.30; Der Flohmarkt<br />

von Madame Claire 14.45; Der Fall Collini<br />

16.15, 20.45; Das Ende der Wahrheit 16.30; Die<br />

Kinder der Utopie 16.45; Preview: Klasse Deutsch<br />

18.45; VonBienenund Blumen 19.00; Das schönste<br />

Paar 20.45; Kleine Germanen 21.00<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />

Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 13.40;<br />

Willkommen im Wunder Park 13.45; 3D: Avengers:<br />

Endgame 13.45, 15.45, 18.30, 20.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.00; Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 14.15; Avengers: Endgame<br />

14.15, 15.15, 16.00, 19.30, 20.15; Glam Girls:<br />

Hinreißend verdorben 14.30, 17.15, 20.15; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.45, 19.40;<br />

Monsieur Claude II17.00; Der Fall Collini 19.30;<br />

After Passion 19.45<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Green<br />

Book –Eine besondere Freundschaft 15.00; Die<br />

Kinder der Utopie 19.00<br />

Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um15.00;Van<br />

Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 17.15; Der Fall<br />

Collini 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 14.00,16.50; Avengers:<br />

Endgame 14.00, 17.00, 20.00; Fighting with My<br />

Family 14.15; Willkommen im Wunder Park 14.20;<br />

Wenn du König wärst 14.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.30; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 14.30; Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 14.40; 3D: Avengers:<br />

Endgame 15.30, 16.15, 19.30; After Passion<br />

17.10, 20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.15, 19.50; Monsieur Claude II 17.15,<br />

19.30; Der Fall Collini 17.30, 20.30; 3D: Dumbo<br />

17.45; 3D: Captain Marvel 19.45; Im Netz der Versuchung<br />

20.10; Die Goldfische 20.45<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 10.00, 15.45; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 15.30; 3D: Avengers:<br />

Endgame 16.00, 20.15; 3D: Pokemon MeisterdetektivPikachu<br />

18.00, 20.30; GlamGirls:Hinreißend<br />

verdorben 18.00, 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.00; 3D: Avengers:<br />

Endgame 14.00, 16.15, 20.00; Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 15.00; Glam Girls: Hinreißend<br />

verdorben 15.15, 17.45, 19.45; Avengers:<br />

Endgame 17.00, 19.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.15, 20.30<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Avengers: Endgame 16.00, 19.30<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Dumbo<br />

15.45; 3D: Avengers:Endgame16.15, 20.00; Monsieur<br />

Claude II 18.15; Der Fall Collini 20.30


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

WERKSTATT<br />

Neustart für<br />

den lahmen<br />

Computer<br />

VonDaniel Dangelmaier<br />

Hier eine nicht komplett deinstallierte<br />

Software, da ein<br />

paar ressourcenhungrige Hintergrundprogramme<br />

und dort ein ganzer<br />

Haufen veralteter Dateien. Und<br />

ehe man sich versieht, lahmt der<br />

Computer. So mancher User greift<br />

dann zum äußersten Mittel und installiertdas<br />

Betriebssystem neu. Das<br />

ist in der Regel sehr effektiv, aber<br />

auch aufwendig. Denn nach dem<br />

Reset des Rechners müssen zum Beispiel<br />

private Ordner wieder auf die<br />

Festplatte kopiert, Einstellungen<br />

wieder konfiguriert und Treiber<br />

überprüft werden.<br />

All das können sich Windows-<br />

Nutzer sparen: Die aktuelle Version<br />

der Microsoft-Software verfügt über<br />

die sogenannte „Sauberer Start“-<br />

Funktion. Dieses Bordmittel setzt<br />

Windows 10 neu auf, ohne persönliche<br />

Dateien zu überschreiben.<br />

Gleichzeitig sorgt es dafür, dass das<br />

Betriebssystem nur mit den nötigsten<br />

Treibern und Autostartprogrammen<br />

bootet.<br />

Um die praktische, jedoch eher<br />

unbekannte und versteckte Routine<br />

zu starten, müssen User über den<br />

„Start“-Button in die „Einstellungen“<br />

gehen, um zum Menüpunkt<br />

„Update und Sicherheit“ zu gelangen.<br />

Vondortaus lässt sich die Kategorie<br />

„Wiederherstellung“ anwählen,<br />

wo schließlich „Erfahren Sie, wie<br />

Sie mit einer Neuinstallation von<br />

Windows durchstarten“ zu lesen ist.<br />

Hinter diesem Satz verbirgt sich ein<br />

Link zu einem Tool, das die Homeund<br />

Pro-Editionen von Windows 10<br />

aktualisiert und mögliche Systembremsen<br />

entfernt.<br />

Nach dem Öffnen der Applikation<br />

muss der Nutzer lediglich den Lizenzvereinbarungen<br />

zustimmen<br />

und angeben, ob er eigene Dateien<br />

behalten will oder nicht. Anschließend<br />

lädt das Tool eine aktuelle, abgespeckte<br />

Windows-10-Version von<br />

den Microsoft-Servern herunter und<br />

installiert sie selbstständig auf die<br />

Hauptpartition. Während dieses<br />

Prozesses werden alle Anwendungen,<br />

die nicht in Windows integriert<br />

sind, vom Rechner entfernt. Programme<br />

von Drittanbietern oder<br />

auch die Office-Suite müssen folglich<br />

neu eingerichtet werden. Benutzerdefinierte<br />

Konfigurationen sowie<br />

ausgesuchte Dateien des Users bleiben<br />

auf Wunsch jedoch erhalten.<br />

Als etwas radikalere Alternative<br />

zum „Sauberen Start“ ist unter „Wiederherstellung“<br />

übrigens die Option<br />

„Diesen PC zurücksetzen“ zu finden.<br />

Dieser Vorgang löscht ebenfalls alle<br />

systemfremden Programme und<br />

bietet den Erhalt persönlicher Daten<br />

an. Allerdings werden bei der Aktion<br />

sämtliche Systemeinstellungen auf<br />

den Standardwert gebracht, sodass<br />

individuelle Konfigurationen verloren<br />

gehen. Außerdem installiert der<br />

Rechner genau die Windows-Variante<br />

auf die Festplatte,die dem User<br />

vorliegt, und nicht die ressourcenschonende<br />

Modifikation, die der<br />

„Saubere Start“ bereitstellt. Deswegen<br />

ist die „Diesen PC zurücksetzen“-Funktion<br />

eher Anwendern zu<br />

empfehlen, die den Werkszustand<br />

ihres Computers wiederherstellen<br />

wollen.<br />

Daniel Dangelmaier<br />

schreibt seit 17 Jahren<br />

über Digitales.<br />

Gute Laune, Mode und moderne Kunst: Refinery29ist immer auf der Suche nach dem Lebensgefühl junger Frauen. CORPORATE.R29.COM (4)<br />

Das Leben ist schön –meistens<br />

Refinery 29 gehört mit seiner Mischung aus Infos und Werbung zu den beliebtesten Plattformen für junge Frauen<br />

VonSebastian Moll<br />

Phillippe von Borries trägt<br />

am liebsten Turnschuhe<br />

und ein schlichtes graues<br />

Sweatshirt. Äußerlich gibt<br />

er sich noch immer ganz so wie vor<br />

15 Jahren, als er mit seiner heutigen<br />

Frau Piera Gelardi sowie einem<br />

High-School-Freund und dessen<br />

Partnerin in Cafés des New Yorker<br />

Szeneviertels EastVillage auf Servietten<br />

große Pläne geschmiedet hat.<br />

Herausgekommen ist das inzwischen<br />

weltweit agierende Medienunternehmen<br />

Refinery29.<br />

Auch Events gehören dazu<br />

Längst verhandelt er über zweitstellige<br />

Millionenbeträge. „Ja, wir sind<br />

schon ganz schön groß geworden“,<br />

sagt vonBorries,während er aus seinem<br />

Fenster im Finanzviertel von<br />

Manhattan über den neubebauten<br />

Ground Zero und hinüber zur Wall<br />

Street blickt. VonKöln aus hat sich<br />

von Borries aufgemacht in die USA,<br />

um eine der wichtigsten Plattformen<br />

vorwiegend für Frauen im Millennial-Alter<br />

zu entwerfen: Refinery 29.<br />

Am Anfang stand der Wunsch der<br />

vier Freunde, jene kleinen, hippen<br />

Designer-Marken aus Brooklyn, die<br />

sie selbst gerne kauften und deren<br />

Macher zu ihrem Freundeskreis gehörten,<br />

einem breiteren Publikum<br />

zugänglich zu machen.<br />

DerVersuch zu erklären, wie sein<br />

Unternehmen Geld verdient, fällt<br />

Phillippe von Borries sichtbar<br />

schwer. Vom ursprünglichen Konzept<br />

des E-Commerce Marktplatzes<br />

für Untergrund-Marken ist Refinery<br />

jedenfalls schnell abgekommen. Die<br />

Plattformentwickelte sich sehr rasch<br />

hin zu einer Content-Börse. Dabei<br />

Das Luxusprodukt<br />

Die erste Computermaus ist in Deutschland entwickelt worden, ohne dass das großes Interesse hervorrief<br />

Weltweit gibt es nur noch vier<br />

Exemplare: Der deutsche Erfinder<br />

der allerersten Computermaus,Rainer<br />

Mallebrein, hat nun eines<br />

der seltenen Geräte an ein Museum<br />

verschenkt. „Das ist die Ur-<br />

Maus. Wir waren unserer Zeit weit<br />

voraus.Wir haben sie zwischen 1965<br />

und 1968 entwickelt, als es noch<br />

keine Personal Computer gab, nicht<br />

einmal das Wort PC“, sagte der 85-<br />

Jährige am Dienstag in Paderborn.<br />

Dort überreichte der Ingenieur<br />

aus dem Raum Konstanz das Exponat<br />

–früher Rollkugelsteuerung genannt<br />

– als Dauerleihgabe an das<br />

Heinz-Nixdorf-Museumsforum<br />

Der Gründer: Philippe von<br />

Borries ist der deutsche Mitgründer<br />

der PlattformRefinery29.<br />

Er ist in Köln aufgewachsen<br />

und lebt inzwischen<br />

in NewYork. 2005<br />

ging es los, zuvor arbeitete<br />

er beim Magazin The Globalist.<br />

Auch seine Frau Piera<br />

Gelardi ist an dem Projekt<br />

beteiligt. Sie ist Kreativdirektorin.<br />

DER MITGRÜNDER AUS DEUTSCHLAND<br />

(HNF), nach eigenen Angaben das<br />

weltweit größte Computermuseum.<br />

Mallebrein hatte die Maus für Telefunken<br />

entwickelt, das Unternehmen<br />

verkaufte sie ab 1968 zusammen<br />

mit seinem damaligen Spitzencomputer<br />

TR 440. DieKunden waren<br />

GETTY IMAGES/CINDY ORD<br />

Das Produkt: Ursprünglich<br />

war Refinery29als Onlineshop<br />

für Modeprodukte aus<br />

NewYork geplant, doch inzwischen<br />

ist daraus ein digitales<br />

Frauenmagazin geworden,<br />

das auf eine Mischung<br />

aus Information und Werbung<br />

setzt. Mit dem Konzept<br />

werden mehr als 25 Millionen<br />

Leser im Monat erreicht.<br />

war die Trennung zwischen journalististischem<br />

Inhalt und Markenpräsentation<br />

von Anfang an unscharf.<br />

Die klassische Strategie seriöser Medien,<br />

klar zwischen eigenen Inhalten<br />

und fremdfinanzierten Informationen<br />

zu unterscheiden, war für von<br />

Borries und die Mitgründer nicht bedeutend.<br />

So gehörtinder Firmaalles<br />

zusammen. Sie ist zugleich Redaktion,<br />

Produktionsgesellschaft und<br />

Marktforschungsinstitut.<br />

Wenn jedenfalls ein Sportgetränke-Hersteller<br />

wie Gatorade wissen<br />

will, warum junge Frauen früher<br />

den Wettkampfsport aufgeben als<br />

junge Männer, dann wendet er sich<br />

an Refinery, um deren Community<br />

zu befragen. Der Refinery„Research<br />

Panel“ liefert dann rasche und präzise<br />

Antworten. Wenn Firmen mit<br />

Branded Content eine Präsenz auf<br />

der Refinery-Website wünschen,<br />

bietet von Borries’ Team nicht nur<br />

den Platz, sondern auch die Beratung<br />

und, wenn gewünscht, die Produktion<br />

der Inhalte an. Und selbstverständlich<br />

stehen dem Kunden auf<br />

Wunsch die Inhalte auch für andere<br />

Plattformen zur Verfügung.<br />

Denn aufwändig produzierte eigene<br />

Inhalte bietet Refinery auch an<br />

–von einer Video-Dokumentationsserie,<br />

die über Lebensweisen junger<br />

Frauen weltweit berichtet, bis hin zu<br />

einem Forum über Geld und Anlagen<br />

–„eines der letzten großen Tabu-<br />

Themen“, wie von Borries sagt. Es<br />

gab eine Zeit, da wurde auf kurze<br />

Clips für Facebook gesetzt. Im<br />

schwierigen Jahr 2018 musste deshalb,<br />

nach Angaben des Branchenblatts<br />

Adweek, Leute entlassen werden.<br />

Klassische Nachrichten gibt es<br />

auch, wobei die Themenauswahl<br />

eher subjektiv ist. „Wir haben keinen<br />

üblichen Newsroom. Wir entscheiden<br />

eher intuitiv, was unsere Leserinnen<br />

interessieren könnte.“ Das<br />

Rollkugel<br />

wurde sie damals<br />

genannt –die<br />

erste deutsche<br />

Computermaus.<br />

NIXDORF MUSEUMSFORUM<br />

vorallem Universitäten, für den persönlichen<br />

Hausgebrauch waren die<br />

Geräte zu teuer. Sie kosteten bis zu<br />

20 Millionen Mark,sagte Mallebrein.<br />

DieFolge: Nur46Geräte wurden verkauft.<br />

Die Maus, für 1500 Mark zu<br />

haben, geriet in Vergessenheit. Ein<br />

reicht von einer detaillierten Berichterstattung<br />

über den Kampf um<br />

das Abtreibungsrecht in den USA bis<br />

hin zu Reportagen über ambitionierte<br />

Politikerinnen und ihr Kampf<br />

um einflussreiche Ämter.<br />

Ändernmit der Zielgruppe<br />

Wasaber fast noch wichtiger ist: Online<br />

und offline zu kombinieren. Refinery<br />

29lege bis heute großen Wert<br />

darauf, „Erfahrungen zu schaffen“,<br />

wie von Borries es ausdrückt. So wie<br />

die Aktion „29 Rooms“, für die Refinery<br />

jungen Künstlerinnen Gestaltungsraum<br />

gab und ein Happening<br />

für die New Yorker Kunstwelt schuf.<br />

Online und offline zu kombinieren,<br />

das überzeugt jedenfalls: Alleine bei<br />

Instagram konnten so 2,3 Millionen<br />

Followergefunden werden. Drei Millionen<br />

Frauen haben den Newsletter<br />

abonniert, mehr als 100 000 sind im<br />

vergangenen Jahr zu den Events gekommen.<br />

So strahlt von Borries heute den<br />

branchentypischen Optimismus<br />

aus, der sowohl auf der Fähigkeit<br />

fußt, die Zielgruppe eng an die<br />

Marke zubinden, als auch der Bereitschaft,<br />

sich ständig neu zu erfinden.<br />

„Wir müssen jedes Jahr unser<br />

Geschäftsmodell überdenken“,<br />

gab er jüngst in einem Podcast zu.<br />

Anders lässt es sich als modernes<br />

Medienunternehmen nicht überleben.<br />

Für Refinery 29heißt das, sich<br />

ständig mit der Zielgruppe zu verändern.<br />

Immerhin bedient die<br />

Plattform janun schon die zweite<br />

Generation junger Frauen. Deshalb<br />

sieht man in den Gängen am<br />

Broadway auch nur ganz selten jemanden,<br />

der älter als 40 ist. Der<br />

Männeranteil der Belegschaft liegt<br />

um die 15 Prozent.<br />

Patent gab es auch nicht. „Wegen zu<br />

geringer Erfindungshöhe“, stand damals<br />

im Schreiben des Patentamts,<br />

erinnert sich der Senior. „Über Anwendungsmöglichkeiten<br />

war damals<br />

gar nicht gesprochen worden,<br />

nämlich dass die Maus Mensch-Maschine-Interaktion<br />

fahren kann.“ Telefunken<br />

kümmerte sich nicht groß<br />

darum. Schwamm drüber. Mallebrein<br />

widmete sich dann anderen<br />

Erfindungen. Der weltweite Siegeszug<br />

der Computermaus begann erst<br />

in den 80er-Jahren –auf Basis des<br />

Mallebrein-Rollkugelsystems, wie<br />

der 85-Jährige und das HNF betonten.<br />

Immerhin. (dpa)<br />

Smartphones<br />

über WhatsApp<br />

infiziert<br />

Unternehmen hat<br />

Sicherheitslücke entdeckt<br />

Der Chatdienst WhatsApp hat<br />

eine Sicherheitslücke geschlossen,<br />

durch die Überwachungs-Software<br />

auf Smartphones installiert<br />

werden konnte. Die Geräte konnten<br />

mit einem präparierten WhatsApp-<br />

Anruf infiziert werden, da die<br />

Schwachstelle in der Umsetzung der<br />

Internet-Telefonie lag. Hinter der<br />

Angriffs-Technologie werde die israelische<br />

Firma NSO vermutet, die<br />

Spionage-Werkzeuge an Regierungen<br />

verkauft, berichteten unter anderem<br />

die Financial Times und<br />

TechCrunch.<br />

WhatsApp geht davon aus, dass<br />

Ziel der Angriffe lediglich einige ausgewählte<br />

Nutzer geworden sein<br />

dürften. So war wohl ein Menschenrechts-Anwalt<br />

in Großbritannien am<br />

Wochenende Ziel einer versuchten<br />

Cyber-Attacke über die Schwachstelle<br />

geworden, wie die Financial<br />

Times unter Berufung auf Forscher<br />

des Citizen Lab an der Universität<br />

von Toronto berichtete. Der Angriff<br />

sei durch die von WhatsApp unternommenen<br />

Gegenmaßnahmen<br />

aber gescheitert, hieß es.<br />

Der zum Facebook-Konzern gehörende<br />

Chatdienst erfuhr Anfang<br />

Mai von dem Problem und schloss<br />

die Lücke. Betroffen waren sowohl<br />

Smartphones mit Googles Android-<br />

System als auch Apples iPhones,Telefone<br />

mit Microsofts Windows<br />

Phone und Samsungs Tizen. Whats-<br />

App schaltete auch US-Regierungsbehörden<br />

für Ermittlungen ein. Das<br />

bekannteste Produkt der FirmaNSO<br />

ist eine Softwaremit dem Namen Pegasus,<br />

das wohl Mikrofon und Kamera<br />

eines Telefons aktivieren,<br />

Standort-Daten sammeln sowie E-<br />

Mails und Kurzmitteilungen durchsuchen<br />

kann. NSO betonte, das Unternehmen<br />

setze seine Werkzeuge<br />

nicht selbst ein, das machten nur<br />

Geheimdienste und Sicherheitsbehörden.<br />

(dpa)<br />

Auch Tablets erhalten bald vielleicht einen<br />

aufklappbaren Bildschirm. LENOVO<br />

Lenovo zeigt<br />

Tablet zum<br />

Ausklappen<br />

Der Marktstart ist für das<br />

Jahr 2020 geplant<br />

Als erste Geräte mit faltbarem Display<br />

wurden bisher Smartphones<br />

vorgestellt, die sich zu einem<br />

Tablet aufklappen lassen –der PC-<br />

Spezialist Lenovo denkt jetzt mit einem<br />

Notebook eine Nummer größer.<br />

Das in der Nacht zum Dienstag<br />

präsentierte Modell aus der Reihe<br />

ThinkPad X1 hat aufgefaltet einen<br />

Bildschirm mit einer Diagonale von<br />

13,3 Zoll (rund 33,8 Zentimeter). Das<br />

Gerät hat keine Hardware-Tastatur,<br />

dafür füllt das Display die gesamte<br />

Oberfläche aus. Lenovo stellt einen<br />

Marktstart für das Jahr 2020 in Aussicht.<br />

Bisher haben Samsung und<br />

Huawei Auffalt-Smartphones präsentiert.<br />

Das rund 2000 Euro teure<br />

Galaxy Fold von Samsung sollte sogar<br />

schon Ende April inden Handel<br />

kommen, der Marktstart wurde jedoch<br />

auf unbestimmte Zeit verschoben,<br />

nachdem mehrere Testgeräte<br />

kaputtgegangen waren. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 27<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG)Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />

ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />

Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG)Verrückt nach Meer. Die Meerfrauen<br />

vonCheju 17.00 (für HG)Tagesschau<br />

17.15 (für HG)Brisant 18.00 (für HG)Quizduell<br />

18.50 (für HG) Watzmann ermittelt. Almsünde<br />

19.45 (für HG)Quizzen voracht 19.55 (für HG)<br />

Börse voracht 20.00 (für HG)Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Eden<br />

TV-Drama, D2019<br />

Mit Sylvie Testud,Diamand Abou<br />

Abboud, Maxim Khalil, Juliane Köhler,<br />

Wolfram Koch,Theo Alexander u.a.<br />

Regie: Dominik Moll<br />

22.30 (für HG) Tagesthemen<br />

23.00 (für HG) Plusminus<br />

Versorgungsausgleich –Wie man seine<br />

Rentenansprüche zurückholen kann<br />

23.30 (für HG) Maischberger<br />

Die Schicksalswahl –ist Europa<br />

wirklich in Gefahr?<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />

Wolfram Kons 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter uns.<br />

Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was zählt. Soap<br />

10.00 Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12.<br />

Moderation: Katja Burkard 14.00 Die Superhändler<br />

–4Räume, 1Deal 16.00 Vorher<br />

Nachher –Dein großer Moment. Mit Janine<br />

Kunze 17.00 Freundinnen –Jetzt erst recht.<br />

Unterhaltungsserie 17.30 Unter uns. Daily<br />

Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin. Moderation:<br />

Elena Bruhn 18.30 Exclusiv –Das Star-<br />

Magazin. Moderation: Frauke Ludowig 18.45<br />

aktuell 19.05 (für HG) Alles was zählt. Soap<br />

19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 Die 25...<br />

Vom Brummifahrer zum Nagel-<br />

Designer /Emmy Abrahamson verliebt<br />

sich in Obdachlosen /Beatrice Egli –<br />

vom Normalo zum Superstar<br />

Moderation: Sonja Zietlow<br />

22.15 stern TV Angebliche „Wundermittel“ für<br />

tausende Euro:Wie Heilpraktiker Krebs<br />

zum Geschäft machen /Warum eskalieren<br />

so viele Hochzeitskorsos?<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />

Zweifelhaftes Geständnis. Krimiserie<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR Maße:6,5 mit ×11cm(B/H) der es möglich ist, in die Vergangenheit Arte<br />

12.35 (für HG) Königswalzer. Liebesfilm, D<br />

1955 14.00 (für HG) um zwei 15.15 (für HG)<br />

Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) MDR<br />

um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG)<br />

Brisant 18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für<br />

HG) Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />

(für HG) Tierisch, tierisch 20.15 (für HG) Exakt<br />

20.45 (für HG) Exakt –Die Story 21.15 (für<br />

HG) Echt 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für<br />

HG) Tatort. Absturz. TV-Kriminalfilm, D2009<br />

23.35 extra 3 0.20 Zärtlichkeiten im Bus 1.20<br />

(für HG) Lindenstraße 1.50 (für HG) Exakt<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG)Schnittgut.Allesaus dem Garten<br />

16.00 (für HG)Rundschau 16.15 (für HG) Wirin<br />

Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG)Rundschau 19.00 (für HG)<br />

Stationen 19.30 (für HG) DahoamisDahoam<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Wahlarena.<br />

Live 21.30 (für HG)Kontrovers 22.00 (für<br />

HG) Rundschau Magazin 22.15 (für HG)Die Macho-Republik?Wie<br />

Frauenummehr Macht in der<br />

Politik kämpfen 23.00 (für HG) Kulenkampffs<br />

Schuhe. Dokumentarfilm,D2018 0.30 kinokino<br />

0.45 Another Year. Drama, GB 2010<br />

Vox<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 ZwischenTüll und<br />

Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 (für HG) Magnum P.I. 21.15 (für HG)<br />

Magnum P.I. 22.05 (für HG) Law &Order: Special<br />

Victims Unit 23.00 (für HG) Law &Order:<br />

Special Victims Unit 23.50 nachrichten 0.10<br />

(für HG) Medical Detectives – Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. Tödliches Verlangen 1.00 (für<br />

HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. Tödliche Substanzen<br />

Super RTL<br />

15.00 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.25 Tom<br />

und Jerry 15.50 Der gestiefelte Kater –Abenteuer<br />

in San Lorenzo 16.15 Zig &Sharko–Meerjungfrauen<br />

frisst man nicht! 16.45 Die Nektons<br />

–Abenteurer der Tiefe 17.15 Barbie –<br />

Traumvilla-Abenteuer 17.40 Spirit: wild und frei<br />

18.10 Bugs Bunny &LooneyTunes 18.40 Woozle<br />

Goozle 19.10 Tomund Jerry 19.45 Angelo!<br />

20.15 (für HG)Dr. House 21.10 (für HG) Dr.<br />

House 22.00 (für HG)Dr. House 22.55 Die Kinderklinik<br />

–Kleineund große Helden 0.05 Comedy<br />

total 0.25 Infomercials<br />

Sport1<br />

9.00 Teleshopping 14.30 Normal. Magazin der<br />

Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien<br />

15.00 StorageWars –Geschäfte in Texas. Bubba<br />

007 15.30 Storage Wars –Geschäfte in<br />

Texas. Glückliches Händchen 16.00 Eishockey:<br />

Weltmeisterschaft. Gruppe B: Schweiz –Norwegen<br />

18.30 Fußball: U19-Bundesliga. Halbfinale,<br />

Hinspiel 20.10 Eishockey:Weltmeisterschaft.<br />

Gruppe A: Deutschland –Slowakei<br />

22.30 Hans Sarpei –Das Tsteht für Coach<br />

23.30 Bundesliga aktuell 0.00 Normal<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />

(für HG) Notruf Hafenkante. Die Zeugin 11.15<br />

(für HG) SOKO Stuttgart 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress 15.05<br />

(für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG) heute –<br />

in Europa 16.10 (für HG) DieRosenheim-Cops.<br />

Der letzte Atemzug 17.00 (für HG) heute 17.10<br />

(für HG) hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute<br />

heute 18.00 (für HG) SOKO Wismar. Verblitzt<br />

19.00 (für HG)heute 19.21 Parteien zur Europawahl<br />

19.25 (für HG) DieSpezialisten –ImNamen<br />

der Opfer. Dem Himmel so nah<br />

20.15 (für HG) Aktenzeichen XY ...ungelöst<br />

Mord an Anhalterin /Brutaler Überfall<br />

/Todesfall mit Folgen /Obdachloser<br />

totgeschlagen /Der XY-Preis<br />

2019 /Promi-Wirt vermisst<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 auslandsjournal<br />

22.45 (für HG) ZDFzoom<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

0.30 heute+<br />

0.45 Schafft Europa sich ab? EU-Gegner<br />

auf dem Vormarsch<br />

2.10 (für HG) Aktenzeichen XY ... ungelöst<br />

5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namender<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />

–Wir kämpfenfür Sie! MitAlexanderHold,<br />

Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />

Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />

im Einsatz 14.00 AufStreife.Reportagereihe<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik<br />

am Südring –Die Familienhelfer 17.30 Klinik am<br />

Südring –Die Familienhelfer 18.00 Endlich Feierabend!<br />

Moderation: Simone Panteleit,Daniel<br />

Boschmann 19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />

19.55 Nachrichten<br />

20.15 TopChef Germany<br />

Show<br />

Gast: Meister Afong.Jury: Eckart<br />

Witzigmann, Peter Maria Schnurr,<br />

Alexandra Kilian<br />

Moderation: Daniel Boschmann<br />

23.10 akte 20.19 Spezial<br />

Beautywahn:Wenn die Lippen immer<br />

größer werden<br />

Moderation: Claus Strunz<br />

0.10 SAT.1 Reportage<br />

Alles inklusive? Grüße aus der Bettenburg!<br />

Reportagereihe<br />

14.55 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />

15.45 (für HG) Aktuell 16.05 Hier<br />

und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />

18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />

Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Markt 21.00 (für<br />

HG) Der Haushalts-Check mit YvonneWillicks<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Die Story<br />

22.55 (für HG) sport inside 23.25 (für HG)<br />

Goodbye Großbritannien? 0.10 (für HG) GoodbyeTommies<br />

–Abschied von den Briten 0.55<br />

(für HG) Maischberger 2.10 Erlebnisreisen<br />

NDR<br />

16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Seehund, Puma &<br />

Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />

Wie geht das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />

Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Wildes Baltikum 21.00 (für<br />

HG) Wildes Baltikum 21.45 (für HG) aktuell<br />

22.00 (für HG) Großstadtrevier. Arbeit jeder<br />

Art 22.50 (für HG) extra 3Spezial 23.20 (für<br />

HG) extra 3Spezial 23.50 (für HG) 7Tage ...<br />

0.20 Hafenpolizei. Sprung von der Brücke<br />

0.45 (für HG) Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />

Kabel eins<br />

7.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 8.35<br />

Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.30 Navy<br />

CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15 Without aTrace<br />

12.10 Numb3rs 13.05 Castle 14.00 The Mentalist<br />

15.00 Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00<br />

Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />

Mein Lokal,Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />

Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns drum<br />

20.15 DéjàVu–Wettlauf gegen die Zeit. Thriller,<br />

USA/GB 2006 22.50 Gegen die Zeit. Thriller,<br />

USA 1995 0.30 Déjà Vu –Wettlauf gegen die<br />

Zeit. Thriller,USA/GB 2006<br />

RTL 2<br />

12.00 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />

Familie! 14.00 Die Wollnys –Eine<br />

schrecklich große Familie! 15.00 Hilf mir!<br />

Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />

Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln<br />

50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Kleine<br />

Helden ganz groß! –Wenn Kinder kämpfen<br />

müssen 21.15 Voller Leben –Meine letzte Liste<br />

22.15 Die Babystation –Jeden Tagein kleines<br />

Wunder 23.15 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

0.10 Die Forensiker –Profis am Tatort<br />

1.10 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

Eurosport 1<br />

12.00 Radsport: Giro d'Italia 13.45 Radsport:<br />

Giro d'Italia. 5. Etappe: Frascati –Terracina<br />

17.00 Radsport: Giro extra. Analysen und Interviews<br />

zur heutigen Etappe 17.30 Radsport:<br />

Vier Tage von Dünkirchen 18.30 Formel E: FIA-<br />

Meisterschaft 19.30 Tourenwagen: Weltcup<br />

19.55 Eurosport News 20.05 Radsport: Giro<br />

Today. Die Highlights der aktuellen Etappe<br />

22.00 Radsport:Tour of California 22.55 Eurosport<br />

News 23.00 Radsport: Tour of California.<br />

4. Etappe 1.00 EWC All Access<br />

ARTE, 20.15 UHR DRAMA<br />

Julieta<br />

Julieta möchte gemeinsammit ihremLebenspartner Lorenzo Madrid verlassen<br />

undinPortugalein neues Lebenbeginnen. DiesePläne werden jedoch verworfen,<br />

alsJulieta eines Tagesauf Beatriztrifft,einer alten Schulfreundin ihrerTochter<br />

Antía.Schon lange hat Julietakeinen Kontaktmehr zu Antía undhat keine<br />

Ahnungwodiesesteckt. Durchdie Begegnungmit Beatriz keimtbei Julieta neue<br />

Hoffnung auf, Antíawiederzusehen. Julieta ziehtsich zurückindie Wohnung, in<br />

der sieAntía damals großzogund beginnt damit, ihrer Tochtereinen fiktiven Brief<br />

zu schreiben,inder sievon der ersten Begegnungmit deren Vater,dem Fischer<br />

Xoan undden Tagenihrer Jugend erzählt. Demspanischen Regisseur und Drehbuchautor<br />

PedroAlmodóvargelangein feinfühliges Familiendrama, das loseauf<br />

drei Kurzgeschichten derkanadischen Schriftstellerin Alice Munrobasiert.<br />

(Span./2016)<br />

Foto: Arte<br />

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Rechtund die Widerrufsbelehrung finden Sieunterwww.berlinerzeitung.de/shop.<br />

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sterbeninNew Orleanshunderte<br />

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Passagiere. DerATF-Agent und Forensik-<br />

DasGeschenk fürweltoffene Berlin-Fans<br />

experte Doug Carlin(Denzel Washington)<br />

Ein Modellder Weltzeituhraus Zinn, perfektfür denTisch<br />

wird mit der Aufklärungdes Terroranschlags<br />

oder die Fensterbank. EinBlickfang und<br />

Statement beauftragt. fürdie Hauptstadt Während und seiner Ermittlungen<br />

ihre multikulturelle erfährtervom Gesellschaft. FBIvon einer neuen Technik,<br />

Gewicht:180 zu schauen. g Es dauertnichtlange und Carlin<br />

findet heraus, dass er durch dieseTechnik<br />

nichtnur Einblicke in die Vergangenheit<br />

Art.-Nr. 1040001<br />

erhält,sondern dieseauchverändern kann.<br />

Packender Zeitreise-Thriller vonActionfilm-<br />

Regisseur Tony Scottmit Oscarpreisträger<br />

Denzel Washington in der Hauptrolle.<br />

(USA/GB/2006)<br />

Foto:Kabel eins<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE -mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

9 3 7<br />

7 4 6<br />

2 8<br />

1 2<br />

5<br />

5 6 7 3<br />

4 7 3<br />

8 9 4 1<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

6 5<br />

2 7<br />

4 1<br />

2<br />

8 9<br />

3<br />

9<br />

5 3<br />

4 3 6<br />

LesersHOP<br />

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AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 14.5.2019 XX. MITTEL mittel<br />

5 4 1 8 9 6 3 2 7<br />

6 2 7 3 1 4 8 5 9<br />

3 9 8 5 7 2 6 4 1<br />

8 7 5 4 2 9 1 3 6<br />

4 1 9 6 3 7 5 8 2<br />

2 6 3 1 8 5 7 9 4<br />

1 3 6 2 4 8 9 7 5<br />

7 5 2 9 6 3 4 1 8<br />

9 8 4 7 5 1 2 6 3<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM<br />

14.5.2019<br />

XX. 5. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

7 8 1 4 6 5 2 3 9<br />

3 4 9 1 8 2 6 5 7<br />

6 5 2 3 9 7 1 8 4<br />

8 9 7 6 1 4 3 2 5<br />

4 2 6 5 3 9 7 1 8<br />

1 3 5 7 2 8 9 4 6<br />

9 1 8 2 4 6 5 7 3<br />

5 6 3 8 7 1 4 9 2<br />

2 7 4 9 5 3 8 6 1<br />

6.20 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />

7.20 Brisant 8.00 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />

In aller Freundschaft 10.30 Rote Rosen 11.20<br />

Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin Dr.Mertens<br />

13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer 14.00<br />

Lichters Schnitzeljagd 14.45 made inSüdwest<br />

15.00 Heute im Parlament. Live 16.00 rbb24<br />

16.15 Wer weiß denn sowas? 17.00 rbb24<br />

17.05 Giraffe, Erdmännchen &Co. 17.55<br />

Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />

19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

20.00 (für HG)Tagesschau<br />

20.15 rbb Praxis Bluthochdruck: Richtig<br />

messen, natürlich senken<br />

21.15 Kontraste –Die Reporter<br />

Bio, braun und barfuß –Rechte Siedler<br />

in Brandenburg<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Tiermythen<br />

Die Kinder des rosa Delfins<br />

22.45 Planet Deutschland: 300 Millionen<br />

Jahre Der erste Deutsche<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Die Eifelpraxis –Aufbruch<br />

TV-Drama,D2018<br />

ProSieben<br />

8.50 The Middle 9.45 Fresh off the Boat<br />

10.35 Mike &Molly 11.00 How IMet Your Mother<br />

11.55 2Broke Girls. Verzockt/Ein befriedigender<br />

Abschluss. Comedyserie 12.45 Mom.<br />

Baby Blues.Comedyserie 13.05 Twoand a<br />

Half Men. Ich kann mir keine Hyänen leisten/<br />

Wer kriegt die Verrückte?/Wer kriegt die Verrückte?<br />

Comedyserie 14.25 The Middle. Die<br />

Aufführung/Das Kuscheltier.Comedyserie<br />

15.15 The Big Bang Theory. Die Spaßbremse/<br />

Wenn Männer Händchen halten .../Mein Gespräch<br />

mit Mutter/Reife Leistung, Playboy!<br />

Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />

18.10 Die Simpsons. Walverwandtschaft/Nedtropolis.Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo<br />

20.15 Grey's Anatomy –Die jungen Ärzte<br />

Ein Sturm zieht auf<br />

Krankenhausserie<br />

21.15 Seattle Firefighters –Die jungen<br />

Helden<br />

Stürmische Zeiten. Actionserie<br />

22.15 Lucifer<br />

Bis dass der Toduns scheidet<br />

Krimiserie<br />

23.15 Lucifer<br />

Meines Bruders Hüter.Krimiserie<br />

0.10 Two and aHalf Men<br />

West Side Story. Comedyserie<br />

13.00 Stadt Land Kunst 14.10 (für HG) Von<br />

Mäusen und Menschen. Drama,USA 1992<br />

15.55 Oman,Saudi-Arabien, Katar 16.50 (für<br />

HG) X:enius 17.20 Spanien von oben –<br />

Geschichte(n) eines Landes (3/5) 17.50 (für<br />

HG) Ach, Europa! 18.35 (für HG) Das geheime<br />

Leben der Pflanzen 19.20 Arte Journal 19.40<br />

Re: 20.10 Anderswo in Europa 20.15 (für HG)<br />

Julieta. Drama, E2016 21.50 Filmikonen –<br />

Magnum Photos und das Kino 22.45 Clash.<br />

Drama, EG/F 2016 0.15 Arte Journal 0.40<br />

Sanfter Mann sucht Frau. TV-Drama, F2015<br />

3Sat<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.20 (für HG) Auf Kreuzfahrt<br />

imMittelmeer 14.50 (für HG) Sehnsuchtsland<br />

Italien 15.35 Küstenparadies Kroatien<br />

17.45 (für HG) Das Land, wo die Orangen<br />

blühen 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Späte Liebe 21.05 Glücklich alt werden<br />

22.00 (für HG) WELTjournal 22.30 Angst essen<br />

Seele auf. Melodram, D1974 0.00 (für<br />

HG) Ehe für alle –Alles erreicht? 0.30<br />

10vor10 1.00 ECO 1.25 (für HG) Panorama<br />

1.50 (für HG) Auf Kreuzfahrt imMittelmeer<br />

Phoenix<br />

12.00 phoenix vor ort 12.30 phoenix plus. RepublikimUmbruch–Mobilität<br />

13.00 Bundestag<br />

live 14.00 China –Radikal Digital –Blickinunsere<br />

Zukunft? 14.45 Hongkong:Tor zu China 15.30<br />

Bundestag live. Live 18.00 plan b 18.30 Die<br />

Eiserne Zeit –Lieben undTöten im Dreißigjährigen<br />

Krieg 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

WirDeutschen und Europa 21.00 Wahl 2019<br />

22.30 phoenix runde. Die Analyse zur Spitzenkandidaten-Debatte<br />

23.15 phoenix der tag 0.00<br />

phoenix runde. Die Analyse zur Spitzenkandidaten-<br />

Debatte 0.45 WDR Geschichte(n)<br />

Kika<br />

15.00 (für HG) Dance Academy –Tanz deinen<br />

Traum! 15.50 Sherlock Yack –Der Zoodetektiv<br />

16.15 (für HG) Zoom –Der weiße Delfin 16.40<br />

Ein Fall für TKKG 17.25 Kein Keks für Kobolde<br />

17.50 (für HG) Mascha und der Bär 18.00 (für<br />

HG) Wir Kinder aus dem Möwenweg 18.10 (für<br />

HG) Der kleine Drache Kokosnuss 18.35 Zacki<br />

und die Zoobande 18.50 Sandmann 19.00<br />

(für HG) Lassie 19.25 (für HG) Die beste Klasse<br />

Deutschlands 19.50 (für HG) logo! 20.00<br />

(für HG) KiKA Live 20.10 Das erste Mal ...Asien!<br />

20.35 Die Mädchen-WG<br />

Dmax<br />

12.15 Hardcore Pawn: Das härteste Pfandhaus<br />

Detroits 13.15 Yukon Men –Überleben in<br />

Alaska 14.15 Das Survival-Duo: Zwei Männer,<br />

ein Ziel 15.15 Coast GuardAlaska –Rettung<br />

aus der Luft 16.15 Highway Patrol 17.15 Fast<br />

'N' Loud 19.15 Steel Buddies –Stahlharte<br />

Geschäfte 20.15 Auction Hunters –ZweiAsse<br />

machen Kasse 21.15 Hardcore Pawn: Das<br />

härteste Pfandhaus Detroits 22.15 Shark<br />

Tank –Die Business-Profis 0.15 Die Baumhaus-Profis<br />

1.10 Die Baumhaus-Profis<br />

5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 Menschen hautnah 10.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 10.15 Kontroversextra 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 Markt<br />

20.00 Tagesschau 20.15 ReportMünchen 20.47<br />

Extra 21.00 Debatteder Spitzenkandidaten zur<br />

Europawahl 2019 22.30 Panorama323.00 Tagesthemen<br />

23.30 Kontrovers 0.00 defacto 0.45<br />

Die Tagesschau vor20Jahren 1.00 Nachtmagazin<br />

1.20 extra 3Spezial 1.50 Extra 2.00 Nachtmagazin<br />

2.20 Sachsen-Anhalt Heute 2.50 Schätze der<br />

Welt 3.05 AktuelleStunde 3.50 Extra 4.02 Brandenburgaktuell<br />

4.30 buten un binnen<br />

ONE<br />

11.45 Sturmder Liebe 12.30 Sturmder Liebe<br />

13.20 Um Himmels Willen 14.10 KrügersOdyssee.<br />

TV-Komödie, D2017 15.40 In allerFreundschaft–Die<br />

jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde<br />

Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Der Dicke 18.40 Sturmder Liebe<br />

19.25 Sturmder Liebe 20.15 Agatha Christies<br />

Poirot. Die Katze im Taubenschlag.TV-Kriminalfilm,<br />

GB 2008 21.45 EurovisionSong Contest 2019 –<br />

41 Videos fürIsrael 23.55 Agatha Christies Poirot.<br />

Die Katze im Taubenschlag.TV-Kriminalfilm, GB<br />

2008 1.30 Eurovision Song Contest2019–41<br />

Videos für Israel 3.40 Erlebnisreisen 3.50 Der<br />

Dicke 4.40 Um Himmels Willen<br />

ZDF NEO<br />

5.35 TerraX6.20 TerraX7.05 TerraX7.45 Topfgeldjäger<br />

8.40 Lafer! Lichter! Lecker! 9.25 Bares<br />

für Rares 10.20 Bares für Rares 11.10 Duell der<br />

Gartenprofis 11.55 Die Rettungsflieger 12.40 Die<br />

Rettungsflieger 13.25 Monk 14.05 Monk 14.50<br />

Heldt 15.35 DieRettungsflieger 16.20 Die Rettungsflieger<br />

17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Baresfür<br />

Rares 19.20 Baresfür Rares 20.15 (für<br />

HG)Wilsberg. Nackt im Netz.TV-Kriminalfilm, D<br />

2014. Mit LeonardLansink, Oliver Korittke, Rita<br />

Russek 21.45 Undercover 22.30 Undercover<br />

23.25 Aktenzeichen XY ... ungelöst 0.55 (für HG)<br />

Wilsberg. Nackt im Netz. TV-Kriminalfilm, D2014<br />

2.25 TerraX3.10 TerraX3.55 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

13.30 (für HG) Diesieben größtenGefahren für die<br />

EU 14.15 Schafft Europa sich ab?EU-Gegner auf<br />

dem Vormarsch 15.00 (für HG) Die Welt der<br />

Reichsbürger 15.45 DrahtzieherBurschenschaften<br />

16.30 Achtung Polizei! –Willkür, Pannen, Personalnot<br />

17.15 Macht und Machenschaften 18.00 GeheimakteFinanzkrise<br />

18.45 Klimakiller Holzkohle<br />

19.30 (fürHG) planet e. 20.15 Diesterbenden<br />

Inseln 21.00 Die Plastik-Invasion –Coca-Cola und<br />

der vermüllte Planet. Dokumentarfilm, F2018<br />

21.45 Vergiftete Flüsse. Dokumentarfilm, USA<br />

2017 22.30 Risiko Felsstürze –Wenn Berge bröckeln<br />

23.15 Mysteriendes Weltalls 0.00 Leschs<br />

Kosmos 1.00 heute-journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Opernführer Jules Massenet: „Manon”. Mit<br />

Matthias Käther,ca. 56 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Heidelberger Frühling –Neuland.Lied.<br />

„Dort ist das Glück”. Schubert-Liederabend für<br />

Musicbanda und einen verschwundenen Sänger.,ca.<br />

87 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik spezial Kunstvolle weltliche Lieder<br />

–Die burgundische Chanson des 15. Jahrhunderts.,<br />

ca. 56 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Gegenwart Der Komponist Frédéric<br />

Rzewski. Seine Klaviervariationen ''The people<br />

united will never bedefeated'' über das chilenische<br />

Widerstandslied haben Frédéric Rzewski<br />

auch über die Neue Musik-Szene hinaus<br />

bekannt gemacht., ca. 56 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Spielweisen Heimspiel –Die Deutschlandradio-Orchester.Entdeckungen<br />

bei Martinù –<br />

Part II.Mit Klaus Gehrke, ca. 45 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Neue Musik 25 Jahre Collegium Novum Zürich<br />

mit Werken von Maderna, Webern, Scelsi, Mégroz,<br />

Arter,Boulez, Racine,ca. 55 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (16/18). Es<br />

liest Manuel Soubeyrand, ca. 30 Minuten<br />

20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lesezeit Anke Stelling liest aus ihrem neuen<br />

Roman „Schäfchen im Trockenen”, ca. 30 Min.<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

„Eugénie Grandet” Hörspiel nach dem gleichnamigen<br />

Roman von Honoré de Balzac,<br />

ca. 60 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (16/18),<br />

ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Feature Torte statt Worte. Anleitung zur politischen<br />

Wurfkunst., ca. 56 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice „Friend 'n' Fellow”. Mit Ortrun<br />

Schütz, ca. 30 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.Schwarze<br />

Schafe,heute ganz in weiß.<br />

Neue Lieder und Geschichten vonAndrea Ada<br />

Badey. Von Sabine Fringes, ca. 55 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

JimmyCarter wollte eigentlich ein<br />

paar Truthähne erlegen, doch daraus<br />

wurde nichts.Der 94-jährige frühere<br />

US-Präsident stürzte auf dem Weg<br />

zur Jagd und brach sich die Hüfte.<br />

DerUnfall machte den Friedensnobelpreisträger<br />

durchaus nachdenklich:<br />

Nach der erfolgreich verlaufenen<br />

OP erklärte Carter,seine Hauptsorge<br />

sei, dass die Truthahn-Jagdsaison<br />

in dieser Woche ende und er die<br />

erlaubte Zahl an Tieren noch gar<br />

nicht erlegt habe.Jetzt hoffe er,dass<br />

der Bundesstaat Georgia ihm genehmige,dafür<br />

im kommenden Jahr<br />

entsprechend mehr Truthähne zu<br />

schießen. Da bleibt uns doch glatt<br />

das Halali im Halse stecken.<br />

Maha Vajiralongkorn (66) weiß, wie<br />

man seine Untertanen bei Laune<br />

hält. Derfrisch gekrönte thailändische<br />

König erklärte jetzt den 3. Juni<br />

zum neuen nationalen Feiertag. Es<br />

ist der Geburtstag seiner vierten und<br />

aktuellen Ehefrau, Königin Suthida<br />

(40). Eincleverer Schachzug, lässt<br />

doch die Beliebtheit beim Volk bislang<br />

zu wünschen übrig –auch wegen<br />

des bislang etwas unsteten Privatlebens<br />

des Monarchen. In diesem<br />

Jahr fällt der 3. Juni übrigens auf einen<br />

Montag. Lang lebe der König!<br />

George Clooney war der Vorgesetzte<br />

vonRoseanne bei Wellman Plastics,<br />

er spielte den besten Freund eines<br />

Pizzalieferanten in „Die Rückkehr<br />

der Killertomaten“ und auch für eine<br />

Gastrolle bei den „Golden Girls“<br />

stand er zur Verfügung. Doch nichts<br />

davon scheint der Schauspieler derartzubereuen<br />

wie seinen Ausflug<br />

nach Gotham City im Jahr 1997. Er<br />

habe für seine Rolle als Fledermausmann<br />

in „Batman &<br />

Robin“ deutlich weniger<br />

Gage bekommen als Arnold<br />

Schwarzenegger,derr den<br />

Bösewicht spielte –aber im<br />

Nachhinein den Kopf hin-<br />

schlechten Kritiken.<br />

halten müssen für die<br />

Unumwunden gibt<br />

Clooney aber auch<br />

zu: „Ich habe halt<br />

Batman gespielt und<br />

das nicht besonders<br />

gut. Es war auch kein<br />

guter Film.“ Wayne<br />

interessiert’s?<br />

(avo./mit dpa, AFP)<br />

Einmal und nie wieder:<br />

George Clooneyals<br />

Batman. IMAGO IMAGES<br />

TIERE<br />

Wasmacht das Kind denn da wieder.Rollt<br />

sich einfach weg! DPA<br />

Das Südliche Dreibindengürteltier<br />

hat sich mal flugs zusammengerollt,<br />

die Mutter blickt etwas konsterniert<br />

auf den eingekugelten Nachwuchs<br />

im Tropenhaus des Budapester Zoos.<br />

Dassüdamerikanische insektenfressende<br />

Säugetier und seine nahen<br />

Verwandten, die brasilianischen<br />

Dreibandgürteltiere (Tolypeutes tricinctus),sind<br />

die einzigen Arten von<br />

Gürteltieren, die in der Lage sind,<br />

sich zu einem vollständigen Ball als<br />

Verteidigungsmechanismus zu rollen.<br />

Offenbar gab’s Ärger mit Frau<br />

Mama. Vielleicht drohte ja Hausarrest.<br />

(mpw.)<br />

In dieser Pension in Passau wurden die ersten drei Leichen entdeckt.<br />

Fünf Tote, Pfeile und viele Fragen<br />

DasObduktionsergebnisimmysteriösen Armbrust-Fall von Passau hat die Ermittlungen etwas vorangebracht<br />

Esist ein gruseliges Szenario:<br />

In einer einsam gelegenen<br />

Pension in Passau finden<br />

Mitarbeiter drei Leichen in<br />

einem Gästezimmer, dann entdecken<br />

Ermittler in der Wohnung einer<br />

der Toten in Niedersachsen zwei weitere<br />

leblose Frauen. Die drei Pensionsgäste<br />

in Passau starben offenbar<br />

durch Pfeile. Die Polizei stellt drei<br />

Armbrüste sicher. Informationen zu<br />

den Todesumständen der beiden<br />

Frauen im niedersächsischen Wittingen<br />

gibt es zunächst nicht. Dort finden<br />

die Beamten den Angaben nach<br />

aber keine Armbrüste und Pfeile.<br />

Viele Fragen sind in diesem mysteriösen<br />

Fall noch offen.<br />

Testamente gefunden<br />

Inzwischen liegen jedoch erste Er-<br />

der Obduktion vor. Im Fall<br />

gebnisse<br />

der dreiToten in Passau deutet alles<br />

auf einen erweiterten Suizid hin.<br />

Es hätten sich keine Anhalts-<br />

dafür ergeben, dass zwi-<br />

punkte<br />

schen den Beteiligten eine Aus-<br />

stattgefunden<br />

einandersetzung<br />

habe, teilte das Polizeipräsidium<br />

Niederbayern amDienstag mit.<br />

Die Untersuchungen ergaben<br />

demnach, dass bei allen drei Be-<br />

abgefeuerte Pfeile in<br />

teiligten<br />

den<br />

Körper oder Kopf- und<br />

Halsbereich tödlich waren. Beiden<br />

Leichen seien außerdem Testamente<br />

gefunden worden. Nach Angaben<br />

der Staatsanwaltschaft starben<br />

ein 53 Jahrealter Mann und eine<br />

33-jährige Frau, die tot auf dem Bett<br />

Im niedersächsischen Wittingen fanden Ermittler zwei tote Frauen.<br />

liegend gefunden wurden, durch<br />

Schüsse ins Herz. In den Körpern<br />

hätten weitere Pfeile gesteckt, die<br />

aber nach den tödlichen Schüssen<br />

abgeschossen worden seien.<br />

Eine tot auf dem Boden liegende<br />

30-Jährige sei durch einen Schuss in<br />

den Hals gestorben. Den Ermittlern<br />

zufolge erschoss sie wohl zunächst<br />

als Tötung auf Verlangen das auf dem<br />

Bett liegende Paar, bevor sie sich<br />

selbst tötete. Die Ermittler leiteten<br />

weitergehende Untersuchungen ein,<br />

ob der Mann und die beiden Frauen<br />

unter Einfluss von Medikamenten,<br />

Alkohol oder Drogen standen. Das<br />

vorläufige Obduktionsergebnis ergab<br />

darauf keinen Hinweis. Die weiteren<br />

Untersuchungen werden laut Polizei<br />

mehrere Tage in Anspruch nehmen.<br />

DiePolizei beschlagnahmte das Auto<br />

der 33Jahre alten Frau. Der Wagen<br />

solle nun untersucht, die Testamente<br />

ausgewertet werden.<br />

DPA<br />

Müll am Tiefpunkt<br />

Bei den beiden in Niedersachsen<br />

gefundenen Frauenleichen seien äußerlich<br />

keine Feststellungen zur Todesursache<br />

zu treffen gewesen. Nach<br />

der Obduktion gaben Polizei und<br />

Staatsanwaltschaft am Dienstag lediglich<br />

bekannt, dass der Todeszeitpunkt<br />

nach ersten Erkenntnissen<br />

„einige Tage“ zurück liege. Bis zu<br />

neuen Erkenntnissen über die Todesursache<br />

würden voraussichtlich<br />

noch mehrere Tage vergehen, sagte<br />

eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft<br />

Hildesheim. Es gebe keine Anzeichen<br />

für eine äußere Gewalteinwirkung.<br />

In jedem Fall scheint es aber eine<br />

Verbindung zwischen beiden Fällen<br />

zu geben. Denn eine der tot aufgefundenen<br />

Frauen war die 35 Jahre<br />

alte Lebensgefährtin der toten 30-<br />

Jährigen aus Passau. Die beiden<br />

wohnten erst seit Kurzem zusammeninder<br />

Wohnung im niedersächsischenWittingen.<br />

Beider zweiten tot<br />

aufgefundenen Frau handelt es sich<br />

um eine 19-Jährige, die ebenfalls aus<br />

Wittingen stammt. In welchem Verhältnis<br />

diese zu der 35-Jährigen<br />

stand, sei noch unklar,sagte ein Polizeisprecher<br />

in Gifhorn. Polizisten<br />

hatten die Leichen entdeckt, als sie<br />

die Lebensgefährtin über den Todder<br />

30-Jährigen informieren wollten.<br />

In der Kleinstadt im Landkreis<br />

Gifhorn herrschte nach dem Fund<br />

der Leichen Betroffenheit. Anwohner<br />

rätselten, was passiert sein<br />

könnte. Laut Polizei handelt es sich<br />

bei der 35-Jährigen um eine Grundschullehrerin<br />

aus Wittingen.<br />

Frei verkäuflich<br />

Der rätselhafte Tod der fünf Menschen<br />

rückt auch allgemein die Armbrust<br />

in den Fokus. Mordfälle mit<br />

dem Sportgerät gibt es immer wieder.<br />

Dem Deutschen Schützenbund<br />

(DSB) nach sind in mehr als 14 200<br />

Schützenvereinen etwa 1,35 Millionen<br />

Mitglieder organisiert. Rund<br />

3000 von ihnen betreiben Armbrustschießen.<br />

Ab dem 18. Lebensjahr<br />

können Armbrüste frei erworben<br />

werden,wie ein Sprecher sagt.<br />

Einfache Freizeit-Armbrüste gebe<br />

es ab 100 Euro. Der professionelle<br />

Armbrustsportdagegen ist nicht billig:<br />

Einsolches Gerät koste zwischen<br />

6000 und 8000 Euro.Zur Jagd ist die<br />

Armbrust in Deutschland nicht erlaubt.<br />

Dasgelte hierzulande nicht als<br />

waidgerecht, wie der DSB-Sprecher<br />

betont. (BLZ/mit AFP,dpa)<br />

Ein Amerikaner taucht bis auf den Grund des Marianengrabens –und findet dort menschliche Hinterlassenschaften<br />

Ein amerikanischer Abenteurer ist<br />

eigenen Angaben zufolge zu einem<br />

der tiefsten Punkte der Erde getaucht<br />

und hat dort Müll gefunden.<br />

Victor Vescovo berichtete am Montag<br />

(Ortszeit) in NewYork davon, dass er<br />

mehrmals in den Marianengraben im<br />

Pazifik getaucht sei, unter anderem<br />

10 928 und 10 927 Meter tief.<br />

Damit würde es sich nach Angaben<br />

der Expedition um die tiefsten<br />

Tauchgänge eines Menschen in der<br />

Geschichte handeln. Der vorherige<br />

Rekordlag bei 10 912 Meternund war<br />

bereits 1960 von den Ozeanografen<br />

Don Walsh und Jacques Piccard in<br />

dem Tiefsee-U-Boot „Trieste“ aufgestellt<br />

worden. Diebeiden Ozeanografen<br />

tauchten auf den Grund des sogenannten<br />

Challengertiefs,einem Meerestief<br />

im Marianengraben.<br />

Vescovo berichtete unterdessen,<br />

während einer seiner Touren habe er<br />

Der amerikanische Taucher Victor Vescovo<br />

„zwei Stücke menschlichen Mülls“<br />

gefunden. „Es ist nicht ganz klar,was<br />

es war, aber es war sicher von Menschenhand<br />

gemacht“, sagte der 53-<br />

Jährige im Explorers Club in New<br />

York.Erbeschrieb es so, dass er mit<br />

seinem Spezial-U-Boot auf dem<br />

THE FIVE DEEPS EXPEDITION<br />

Grund des Marianengrabens unterwegs<br />

gewesen sei und inmitten<br />

der Szenerie einen Gegenstand gesehen<br />

habe, der nicht natürlich<br />

aussah, sondern „scharfe Kanten“<br />

hatte.Zudem sagte Vescovo,dass es<br />

bei seinen Missionen, die für eine<br />

AP PHOTO/MATTHIAS SCHRADER<br />

Fernseh-Dokumentation aufgezeichnet<br />

wurden, schwer gewesen<br />

sei, dem Müll unter Wasser zu entgehen:<br />

„Hoffentlich bringt es mehr<br />

Bewusstsein dafür, was wir in den<br />

Ozeanen tun. Das ist kein großer<br />

Mülleimer und wir sollten sie mit<br />

ein bisschen mehr Respekt behandeln“,<br />

so Vescovo.<br />

In solchen Tiefen auf Müll wie<br />

Plastikteile zu stoßen, sei auf jeden<br />

Fall realistisch, sagte Melanie Bergmann<br />

vom Alfred-Wegener-Institut<br />

in Bremerhaven. „Es ist bekannt,<br />

dass in der Region, nicht nur im Marianengraben<br />

selbst, sondernindiesem<br />

Teil des Pazifiks, auch durchaus<br />

Müll in der Tiefsee zu finden ist“,<br />

sagte die Biologin.<br />

Mikroplastik sei dort auch schon<br />

nachgewiesen worden. Technologisch<br />

seien solche Analysen extrem<br />

aufwendig. (dpa)<br />

Erdbeben der Stärke 7,7 vor<br />

Papua-Neuguinea<br />

Im Südpazifik zwischen Papua-Neuguinea<br />

und der Inselgruppe der Salomonen<br />

hat es am späten Dienstagabend<br />

(Ortszeit) ein starkes Erdbeben<br />

gegeben. DieUS-Erdbebenwarte<br />

registrierte ein Beben der<br />

Stärke 7,7 knapp 30 Kilometer nordöstlich<br />

des Ortes Kokopo auf der zu<br />

Papua-Neuguinea gehörenden Insel<br />

Neubritannien. DasZentrum befand<br />

sich demnach in rund zehn KilometernTiefe.Die<br />

Wetterbehörde NOAA<br />

warnte voreinem Tsunami in der Region.<br />

(dpa)<br />

Felicity Huffman bekennt<br />

sich schuldig<br />

DieUS-Schauspielerin Felicity Huffman<br />

hat sich im Bestechungsskandal<br />

um Zulassungen an Eliteuniversitäten<br />

schuldig bekannt. Unter Tränen<br />

räumte sie am Montag (Ortszeit)<br />

bei einer Anhörung den Versuch ein,<br />

die Chancen ihrer Tochter auf einen<br />

guten Studienplatz durch Zahlung<br />

vonSchmiergeld zu steigern. Mit<br />

dem Eingeständnis entgeht Huffman<br />

voraussichtlich einem Aufsehen<br />

erregenden Prozess und einer<br />

langen Haftstrafe.Die frühere„Desperate<br />

Housewives“-Darstellerin<br />

gestand bei dem Gerichtstermin in<br />

Boston ein, 15 000 Dollar gezahlt zu<br />

haben, damit ihreTochter beim Uni-<br />

Eintrittstest SATbesser abschneidet.<br />

AufBestechung stehen in den USA<br />

hohe Geldstrafen und bis zu 20 Jahre<br />

Haft. (AFP)<br />

Unter Umständen kommt sie mit Bewährung<br />

davon.<br />

ZZ/GPRO/STAR MAX/IPX<br />

Mann verschwindet bei<br />

Probefahrtmit Ferrari<br />

Beider Probefahrtmit einem mehr<br />

als zwei Millionen Euro teuren Ferrari<br />

von1985 hat ein dreister Autodieb<br />

Gasgegeben und ist mit dem<br />

Boliden verschwunden. DerUnbekannte<br />

habe sich als Kaufinteressent<br />

ausgegeben. Als Verkäufer und vermeintlicher<br />

Kunde bei der Probefahrtdie<br />

Plätzewechselten, passierte<br />

es: DerUnbekannte gab an einer<br />

Bundesstraße in Neuss mit dem roten<br />

400-PS-GefährtGas.Den Verkäufer<br />

ließ er auf der Straße stehen.<br />

Derseltene Ferrari288 GTOwar für<br />

mehr als zwei Millionen Euro angeboten<br />

worden. Erstbesitzer soll Ex-<br />

Formel-1-Pilot Eddie Irvine gewesen<br />

sein. DemAutodieb könnte allerdings<br />

ein Missgeschick noch zum<br />

Verhängnis werden. Bevorerverschwand,<br />

habe er sich fotografieren<br />

lassen, so der Polizeisprecher. (dpa)<br />

Apothekerehepaar soll<br />

Rezepte gefälscht haben<br />

DieStaatsanwaltschaft Mühlhausen<br />

ermittelt gegen zwei Frauen und einen<br />

Mann aus Thüringen wegen des<br />

Verdachts des Betrugs mit Rezepten<br />

für Arzneimittel. Ein60und 58 Jahre<br />

altes Apothekerehepaar und eine 31-<br />

Jährige stehen im Verdacht, seit<br />

mehreren Jahren Verschreibungen<br />

gefälscht zu haben. Damit sollen sie<br />

im gesamten Bundesgebiet Arzneimittel<br />

bei Apotheken besorgt und<br />

weiterverkauft haben. (dpa)

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