Berliner Zeitung 15.05.2019
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Berlin auf den Punkt gebracht: Die neue App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Seite 2<br />
4°/15°<br />
Viele Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
Sex im Alter –was eine<br />
neue <strong>Berliner</strong> Studie verrät<br />
Wissenschaft Seite 17<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Stasi-Überprüfungen<br />
sollen verlängert werden<br />
Politik Seite 4<br />
Mittwoch, 15. Mai 2019 Nr.111 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Berlin, die Hauptstadt<br />
der Drogen<br />
Berlin Seite 10<br />
Bahlsen<br />
Segeljachten<br />
und<br />
Zwangsarbeit<br />
VonJan Sternberg und Simon Benne<br />
Verena Bahlsen,<br />
Erbin und überzeugte<br />
Kapitalistin<br />
EswärefürVerena Bahlsen einfach,<br />
zu den Guten zu gehören. Die25-<br />
jährige Erbin des Keks-Giganten hat<br />
einen Teil ihres Geldes in ihr Unternehmen<br />
„Hermann’s“ gesteckt, benannt<br />
nach ihrem Urgroßvater, Firmengründer<br />
Hermann Bahlsen. Mit<br />
„Hermann’s“will sie dazu beitragen,<br />
die weltweiten Ernährungsprobleme<br />
zu lösen –nachhaltig.<br />
Wenn da<br />
nicht die Vergangenheit<br />
wäre.<br />
Bahlsen hat im<br />
Zweiten Weltkrieg<br />
Zwangsarbeiter<br />
beschäftigt,<br />
das Unternehmen<br />
stellte<br />
Frontverpflegung<br />
her. „Das<br />
war vor meiner<br />
Zeit und wir haben<br />
die Zwangsarbeiter genauso bezahlt<br />
wie die Deutschen und sie gut<br />
behandelt“, sagte Verena Bahlsen der<br />
Bild-<strong>Zeitung</strong>.„Bahlsen hat sich nichts<br />
zuschulden kommen lassen.“ Nunja.<br />
„Ich halte diese Aussage für leichtfertig“,<br />
sagt Karljosef Kreter, Leiter des<br />
städtischen Teams für Erinnerungskultur<br />
in Hannover. Er veranschlagt<br />
die Zahl der bei Bahlsen beschäftigten<br />
Zwangsarbeiter „im vierstelligen<br />
Bereich“, es waren vor allem Frauen<br />
aus Osteuropa. „Zwangsarbeiterinnen<br />
lebten in der Regel in gefängnisähnlichen<br />
Zuständen.“ Sie wurden<br />
schlechter entlohnt und beiVergehen<br />
höher bestraft. Bahlsen zahlte dann –<br />
wie viele andere deutsche Firmen –<br />
766 000 Euro an die Stiftung der deutschen<br />
Wirtschaft für die Entschädigung<br />
ehemaliger Zwangsarbeiter.<br />
Bahlsens Satz über die Zwangsarbeiterinnen<br />
war ihr zweiter schwerer<br />
Fehler in den vergangenen Tagen.<br />
Der erste Shitstorm traf sie nach ihrer<br />
Rede auf der Konferenz „Online<br />
Marketing Rockstars“ in Hamburg<br />
vergangene Woche. Als Reaktion auf<br />
Kevin Kühnerts Sozialismus-Thesen<br />
sagte sie: „Ich bin Kapitalistin. Mir<br />
gehört ein Viertel von Bahlsen und<br />
da freue ich mich auch drüber. (…)<br />
Ich will Geld verdienen und mir Segeljachten<br />
kaufen von meiner Dividende<br />
und so was.“ Bahlsen hat in<br />
London und NewYork studiert, dort<br />
sind solche Sätze über Reichtum<br />
vielleicht gang und gäbe. InHamburg<br />
und Hannover eher nicht. Da<br />
half es wenig, dass sie in ihrer Rede<br />
ebenso sagte: „Ich scheiß auf Wirtschaft,<br />
wenn Wirtschaft nicht ein Vehikel<br />
ist, um uns als Gesellschaft<br />
nach vorn zu bringen.“<br />
VomPalast ins Schloss<br />
Welche Spuren der DDR-Geschichte finden sich im Humboldt Forum? In den<br />
Neubau ziehen Bilder und Erinnerungen aus dem Palast der Republik ein. Seite11<br />
Wolfgang Mattheuer malte das Bild 1975 und nannte es „Guten Tag“. Es zeigt eine in die Natur ausgreifende Industriestadt –ein über die DDR hinausweisendes Problem.<br />
Deutsche Wohnen steigert Gewinn<br />
Größter privater Vermieter Berlins erhöht Mieten überdurchschnittlich und attackiert den Mietspiegel<br />
VonUlrich Paul<br />
Der Immobilienkonzern<br />
Deutsche Wohnen profitiert<br />
erneut von steigenden<br />
Mieten und kritisiert<br />
den neuen <strong>Berliner</strong> Mietspiegel als zu<br />
niedrig. „Das bildet eindeutig nicht<br />
die realen Marktentwicklungen ab“,<br />
sagte Finanzchef Philip Grosse am<br />
Dienstag bei der Vorlage der jüngsten<br />
Quartalszahlen.<br />
Am Vortag hatte Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher<br />
(Linke) den neuen Mietspiegel für die<br />
Hauptstadt vorgestellt. Demnach<br />
stieg die durchschnittliche Nettokaltmiete<br />
in Berlin in den vergangenen<br />
beiden Jahren überraschend langsamer<br />
als in den Vorjahren: um 2,5 Prozent<br />
pro Jahr. Laut Grosse wäre ein<br />
Mietanstieg um rund zehn Prozent<br />
eine deutlich realistischereGröße.<br />
Die Reaktion folgte prompt. Der<br />
Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong> Mietervereins<br />
(BMV), Reiner Wild, bezeichnete<br />
die Äußerungen des Finanzchefs<br />
der Deutsche Wohnen als „massiven<br />
Angriff auf den Mietspiegel“. DerVerband<br />
Berlin-Brandenburgischer<br />
Wohnungsunternehmen (BBU), der<br />
den Mietspiegel unterzeichnet hat,<br />
müsse sich fragen lassen, wie es sein<br />
könne, dass sich sein größtes Mitgliedsunternehmen<br />
so abwertend<br />
über den Mietspiegel äußere. Erstmals<br />
seit 2013 hatten alle an der Erarbeitung<br />
beteiligten Vermieterorganisationen<br />
den Mietspiegel 2019 wieder<br />
unterzeichnet.<br />
Bei aller Kritik am Mietspiegel<br />
kann sich die Deutsche Wohnen über<br />
geringe Mieteinnahmen nicht beklagen.<br />
Im Vergleich mit dem ersten<br />
Quartal des Vorjahres stieg der Konzerngewinn<br />
um 7,4 Prozent auf 111<br />
Millionen Euro.Das Ergebnis aus der<br />
Wohnungsbewirtschaftung verbesserte<br />
sich den Angaben zufolge von<br />
163,7 Millionen Euro im ersten Quartal<br />
2018 auf 183,7 Millionen Euro in<br />
den ersten drei Monaten dieses Jahres.<br />
Besonderen Anteil daran haben<br />
die Immobilien in Berlin, wo die<br />
Deutsche Wohnen mit 111 610 Wohnungen<br />
den Löwenanteil ihrer insgesamt<br />
164 400 Wohnungen besitzt. In<br />
„Die Quartalszahlen der Deutsche Wohnen<br />
machen deutlich, dass sie an ihrer<br />
Mieterhöhungsstrategie festhält.“<br />
Reiner Wild, Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong> Mietervereins<br />
den Wohnungen in der Hauptstadt<br />
erhöhte die Deutsche Wohnen die<br />
Kaltmieten im Schnitt von 6,53 Euro<br />
auf 6,76 Euro je Quadratmeter –ein<br />
Anstieg von3,5 Prozent. Damit liegen<br />
die Mietsteigerungen der Deutsche<br />
Wohnen deutlich über der im Mietspiegel<br />
ausgewiesenen Entwicklung.<br />
Beim Abschluss neuer Verträge in<br />
Berlin und im Umland verlangt die<br />
Deutsche Wohnen mit durchschnittlich<br />
8,99 Euro je Quadratmeter gar<br />
rund ein Drittel mehr als in ihren bestehenden<br />
Mietverhältnissen.<br />
„Die überdurchschnittlichen<br />
Mietsteigerungen der DeutscheWohnen<br />
gehen weiter. Und es wird nicht<br />
aufhören“, kritisiert Rouzbeh Taheri,<br />
Sprecher der Initiative Deutsche<br />
Wohnen und Co enteignen. Die Initiative<br />
hat Anfang April die Unterschriftensammlung<br />
für ein Volksbegehren<br />
gestartet, das die Vergesellschaftungvon<br />
Immobilienkonzernen<br />
mit mehr als 3000 Wohnungen zum<br />
Ziel hat.„Während das Unternehmen<br />
dieMietenimmer weiter in die Höhe<br />
treibt, wird die Instandhaltung vernachlässigt“,<br />
sagt Taheri. Die Ausgaben<br />
für die Instandhaltung sänken<br />
weiter, die von den Mietern zuzahlende<br />
Modernisierung werde aber<br />
vorangetrieben.<br />
Die Deutsche Wohnen verweist<br />
dagegen darauf, dass sie imersten<br />
Quartal rund 73 Millionen Euro investiert<br />
habe,20Prozent mehr als im<br />
Vergleichszeitraum des Vorjahres. Einen<br />
Großteil der Kosten tragedas Unternehmen<br />
dabei selbst. (mit dpa)<br />
Berlin Seite10<br />
STIFTUNG DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM; VG BILD-KUNST, BONN2018<br />
EU-Urteil:<br />
Arbeitszeit ist<br />
zu erfassen<br />
Auch Heimarbeit muss<br />
registriert werden<br />
Der Europäische Gerichtshof hat<br />
am Dienstag eine Entscheidung<br />
getroffen, die die Arbeitswelt in<br />
Deutschland verändern wird: Arbeitgeber<br />
sollen verpflichtet werden, die<br />
gesamte Arbeitszeit ihrer Beschäftigten<br />
systematisch zu erfassen. Alle EU-<br />
Staaten müssten dies durchsetzen,<br />
entschieden die obersten EU-Richter<br />
in Luxemburg. Nursolasse sich überprüfen,<br />
ob zulässige Arbeitszeiten<br />
überschritten würden. Und nur das<br />
garantiere die im EU-Recht zugesicherten<br />
Arbeitnehmerrechte.<br />
(Rechtssache C-55/18). Nach dem<br />
Urteil müssen Arbeitgeber Systeme<br />
zur Arbeitszeiterfassung einrichten.<br />
Heil prüft Gesetzesänderung<br />
Gewerkschaften reagierten erfreut.<br />
Für die deutschen Arbeitgeber wirkt<br />
die Entscheidung aber wie aus der<br />
Zeit gefallen. „Wir Arbeitgeber sind<br />
gegen die generelle Wiedereinführung<br />
der Stechuhr im 21. Jahrhundert“,<br />
teilte die Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />
mit. Die Entscheidung dürfe keine<br />
Nachteile für Arbeitnehmer mit sich<br />
bringen, die flexibel arbeiteten. Auch<br />
künftig kann der Arbeitgeber aus<br />
Sicht des Verbands seine Beschäftigten<br />
verpflichten, ihre Arbeitszeit<br />
selbst aufzuzeichnen.<br />
Bundesarbeitsminister Hubertus<br />
Heil (SPD) hat eine gründliche Prüfung<br />
des europäischen Urteils zur<br />
Arbeitszeit angekündigt. „Die Aufzeichnung<br />
von Arbeitszeit ist notwendig“,<br />
sagte Heil am Dienstag in<br />
Berlin. Ob nun Gesetzesänderungen<br />
in Deutschland notwendig seien,<br />
werdegeprüft.<br />
Auch Heimarbeit oder Außendienst<br />
müsste nach dem Urteil künftig<br />
registriert werden, etwa über<br />
Apps oder am Laptop. (dpa)<br />
Wirtschaft Seite 6, Kommentar Seite 8<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />
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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Die neue App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Welches Restaurant ist hier in der Nähe? Was darf ich hier nicht verpassen? Die neue<br />
App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> bringt Ihnen nicht nur die News aufs Smartphone –sondern<br />
ist zugleich ein neuer Stadtplan für Sie, den Sie Tagfür Tagselbst ergänzen können.<br />
Berlin auf den<br />
Punkt gebracht<br />
Ganz Berlin in einer Hand: Unsere App bietet<br />
Ihnen alles aus der Hauptstadt. Der Startbildschirmzeigt<br />
Ihnen oben die Karte (dazu gleich<br />
mehr) und darunter unseren Nachrichtenkanal.<br />
Er bietet die tagesaktuelle Grundversorgung mit<br />
Nachrichten aus aller Welt, vorallem aber aus<br />
Berlin und Brandenburg.<br />
Die Karte von Berlin: Die meisten unserer Themen<br />
spielen an einem OrtinBerlin –und den<br />
zeigen wir.Von Nachrichten bis Ausgehtipps zeigenwir<br />
Ihnen das ganze Bild der Hauptstadt.<br />
Wirliefernlokale und hyperlokale News …Aber<br />
wir bieten noch mehr:Haben Sie schon die roten<br />
Punkte auf der Karte entdeckt?<br />
Machen Sie mit: Folgen Sie uns zu den roten<br />
Brennpunkten der Stadt. Hier haben Sie die<br />
Möglichkeit, mit unserer App ein Foto zu schießen<br />
oder auch ein kurzes Video zu drehen. Das<br />
geht ganz einfach: Holen Sie sich die App der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,registrieren Sie sich –und legenSie<br />
los! Zeigen Sie uns Ihr Bild der Stadt.<br />
Wirbehalten den Überblick: Alle unsere<br />
Events, also alle Möglichkeiten mitzumachen,<br />
finden Sie in derApp noch einmal gebündelt auf<br />
dem Ereignis-Kanal –unserem Eventkalender.<br />
So wissen Sie immer,was los ist. Und noch besser:Hier<br />
finden Sie dann auch die Bilder,die<br />
Sie uns geschickt haben. Gutes Gelingen!<br />
Welche neuen Baupläne gibt es in Ihrem<br />
Stadtteil? Wo verlangen Vermieter viel,<br />
wo eher wenig? Wassind die schönsten<br />
Radtouren in Brandenburg? Welche<br />
Bar sollte man besucht haben? Mit der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> bleiben Sieimmer auf dem neuesten Stand:<br />
Neben der E-Paper-Ausgabe der <strong>Berliner</strong> können Sie<br />
die <strong>Zeitung</strong> jetzt auch auf unserer neuen App lesen.<br />
Ihr Handy wird zur Nachrichtenzentrale. Sie halten<br />
ganz Berlin in der Hand.<br />
Denn wir haben uns für die neue Appetwas ganz<br />
Besonderes einfallen lassen. Selbstverständlich bieten<br />
wir ihnen die tagesaktuellen Nachrichten aus aller<br />
Welt, vorallem aber aus Berlin und Brandenburg.<br />
Wirhaben alles auf dem Schirm, das können Siejetzt<br />
auch: Politik, Freizeit, Panorama, Wirtschaft, Sport,<br />
Kultur,Familie,Verkehr sowie Polizei und Justiz.<br />
Dieneue Appder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> richtet sich an<br />
alle <strong>Berliner</strong> –analle,die hier immer schon leben, an<br />
jene,die gerade erst in der Hauptstadt angekommen<br />
sind, und natürlich an alle, die uns nur kurz besuchen<br />
kommen. Wir zeigen Ihnen alle Seiten Berlins,<br />
die schönen und die herausfordernden, die vertrauten<br />
und auch die unbekannten. Lassen Siesich überraschen.<br />
Wirkennen Berlin.<br />
Damit Sie sich besser zurechtfinden, haben wir<br />
unserer App eine Karte spendiert. Dort finden Sie<br />
alle unsereThemen, nur dass sie jetzt auch verortbar<br />
werden: Wir sagen Ihnen, was in der Stadt passiert<br />
und wo es passiert. Übrigens: Als Fremdenführer<br />
können Sie unsere App auch benutzen. Einfach losziehen<br />
und auf die Karte schauen: Wo spielt das<br />
nächste Konzert? Wo sind die neuesten und besten<br />
Restaurants? Wir navigieren die wichtigsten Nachrichten<br />
dorthin, wo Siesich befinden.<br />
Aber wir kommen noch dichter heran,<br />
gewissermaßen auf Siezu: Werden Sie<br />
ein Teil der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Das<br />
geht ganz einfach. Wenn wir zum<br />
Beispiel über die Drogendealer<br />
im Görlitzer Park berichten,<br />
dann können Sieals Anwohner<br />
oder Besucher des Parks uns<br />
von Ihren Erfahrungen berichten.<br />
Dazu verfügt unsere App<br />
über eine spezielle Funktion,<br />
neudeutsch Right Here genannt –<br />
genau hier.Konkret läuft das so:Wir<br />
schalten das Gebiet des Görlitzer<br />
Parksfür die Appfreiund erstellen dafür<br />
einen sogenannten Geofence; innerhalb<br />
dieses „digitalen Zauns“ können Sie mit der App<br />
ein Foto schießen oder auch ein kurzesVideo drehen<br />
–und direkt an uns schicken.<br />
Dass die Kamera inIhrem Handy für die App nur<br />
innerhalb des Geofences freigeschaltet wird, garantiertIhnen<br />
und uns,dass die Bilder auch wirklich vor<br />
Ortgemacht werden. Dasist uns wichtig, weil wir Ihre<br />
Bilder, auch Ihre Meinungsbilder veröffentlichen<br />
möchten –inder Appund auf unserer Website –und<br />
dabei selbstverständlich keine Fake-News verbreiten.<br />
Waswir vor allem wollen: Sie daran beteiligen, die<br />
<strong>Berliner</strong> Lebenswirklichkeit besser abzubilden und<br />
zu verstehen. Deswegen können Sie mit<br />
der Appauch Vorschläge an uns schicken:<br />
Stören Sie die Müllecken in<br />
IhrerStraße? Wirkümmernuns!<br />
Machen Sie mit<br />
Haben Sie einen Lieblingsort<br />
in der Stadt? Zeigen Sie ihn<br />
uns!<br />
In der App erkennen Sie<br />
die Möglichkeit zum Mitmachen<br />
an den roten Punkten<br />
auf der Karte. Mit Ihrer<br />
Hilfe werden es bald viele<br />
solcher Punkte werden: Lassen<br />
Sie uns gemeinsam die<br />
Stadt vermessen. In der Papierausgabe<br />
erkennen Sie ein Right-<br />
Here-Thema ebenfalls an dem roten<br />
Punkt –wie jenem auf dieser Seite hier.Künftig<br />
werden wir im Blatt wie auch digital alle unsereThemen,<br />
die wir in der Appmit Ihnen weiterführen wollen,<br />
mit einem roten Punkt versehen. Wir machen<br />
heute den Anfang mit zwei Geschichten aus dem Berlin-Teil:<br />
Es geht um den Palast der Republik und um<br />
Berlin, die Hauptstadt der Drogen. Seiten 10 und 11<br />
Werden Sie Teil der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> und holen Sie sich unsere neue App.<br />
Wirzeigen Ihnen alles, wasinBerlin passiert<br />
und wo es in Berlin passiert,<br />
und Sie schicken uns mit der<br />
App Ihre Bilder –lassen Sie uns<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Stadt in Bewegung<br />
Wenn Berlin eines ist, dann eine Stadt in Bewegung.<br />
Eine Stadt, in der es auch für <strong>Berliner</strong> jeden<br />
Tagneue Orte zu entdecken gibt. Oder haben Sie<br />
jemals den Eindruck gehabt, hier schon alles gesehen,<br />
gehörtoder gewusst zu haben?<br />
Das wird auch niemals so sein –aber wenn Sie<br />
wollen, können Sie Ihre Neugier auf das, was hinter<br />
den Fassaden steckt, jetzt noch viel einfacher befriedigen.<br />
Mit der App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, die Ihnen<br />
auf dem Smartphone nicht nur die passenden Artikel<br />
zu dem Kiez präsentiert, durch den Sie gerade<br />
laufen. Sie können auch passgenau Restaurant-<br />
Tipps oder Hinweise auf besondere Läden in der<br />
Stadt abrufen. Mitder Appwerden Siedie Stadt neu<br />
entdecken –und können Ihre Entdeckungen mit uns<br />
teilen. Gemeinsam können wir, die Redaktion der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, und Sie, die Siedie Appnutzen, einen<br />
neuen Stadtplan schreiben. UndsounsereStadt<br />
noch besser verstehen. Wir freuen uns, dass Sie mit<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> unterwegs sind.<br />
Herzlich, Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur,<br />
und die Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute scheint mitunter die Sonne. Nur vereinzelt fällt Regen aus dichten<br />
Wolken. Die Höchstwerte betragen 12 bis 16Grad, und der Wind weht<br />
mäßig, in Böen frisch aus Nordost. In der Nacht pendeln sich die Tiefstwerte<br />
bei 7bis 4Grad ein. Dazu ist es stark bewölkt bis bedeckt, gebietsweise<br />
regnet es.<br />
Biowetter: Die aktuelle Witterung<br />
bringt Schlaf- und Konzentrationsstörungen<br />
sowie Blutdruckschwankungen.<br />
Kopfschmerzen und<br />
Migräneattacken gibt es häufiger<br />
als sonst üblich.<br />
Pollenflug: Die Konzentration von<br />
Ulmen-, Kiefern-, Eichen- und Buchenpollen<br />
ist schwach. Dazu fliegen<br />
örtlich Pollen von Birken,<br />
Hainbuchen und Gräsern.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 15Grad.<br />
Wind: mäßig aus Nordost.<br />
Wittenberge<br />
0°/15°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
1°/15° 4°/15°<br />
Luckenwalde<br />
1°/16°<br />
Cottbus<br />
2°/13°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
Regen Regenschauer heiter<br />
8°/13° 13°/18° 11°/26°<br />
Prenzlau<br />
3°/12°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
2°/14°<br />
Hoch Neyvi dehnt sich nach Norden aus. Damit profitieren große Gebiete des<br />
Kontinents von sonnig-trockenem Wetter. Eingerahmt wird das Hoch im Nordosten<br />
und Süden von Tiefs. Besonders in Südosteuropa und im südöstlichen Mitteleuropa<br />
ist damit sehr wechselhaftes Wetter verbunden. Gebietsweise drohen<br />
Unwetter durch Starkregen.<br />
Sylt<br />
3°/15°<br />
Hannover<br />
1°/17°<br />
Köln<br />
5°/17°<br />
Saarbrücken<br />
4°/15°<br />
Konstanz<br />
3°/12°<br />
Hamburg<br />
2°/15°<br />
Erfurt<br />
-1°/12°<br />
Frankfurt/Main<br />
3°/16°<br />
Stuttgart<br />
3°/14°<br />
Rostock<br />
5°/12°<br />
Magdeburg<br />
1°/16°<br />
Nürnberg<br />
2°/12°<br />
München<br />
5°/7°<br />
Rügen<br />
4°/11°<br />
Dresden<br />
3°/10°<br />
Deutschland: Heute ist eswechselnd<br />
bewölkt. Regenwetter ist eher<br />
die Ausnahme. Dabei werden im Tagesverlauf<br />
7bis 17 Grad erreicht,<br />
nachts kühlt es dann auf 9bis<br />
3Grad ab. Der Wind weht schwach<br />
bis mäßig aus Nordost. Morgen gibt<br />
es viele Wolken und zeitweilige Regenfälle,<br />
und es werden Höchstwerte<br />
von 9bis 16 Grad erreicht.<br />
Der Wind weht im Nordosten und in<br />
Küstennähe in Böen stark bis stürmisch<br />
aus Nordost.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 9°-12°<br />
Nordsee: 9°-11°<br />
Mittelmeer: 15°-24°<br />
Ost-Atlantik: 12°-18°<br />
Mondphasen: 18.05. 26.05. 03.06. 10.06.<br />
Sonnenaufgang: 05:11 Uhr Sonnenuntergang: 20:55 Uhr Mondaufgang: 16:25 Uhr Monduntergang: 04:13 Uhr<br />
Lissabon<br />
28°<br />
Las Palmas<br />
27°<br />
Madrid<br />
31°<br />
Reykjavik<br />
11°<br />
Dublin<br />
16°<br />
London<br />
19°<br />
Paris<br />
17°<br />
Bordeaux<br />
22°<br />
Palma<br />
24°<br />
Algier<br />
27°<br />
Nizza<br />
17°<br />
Trondheim<br />
16°<br />
Oslo<br />
19°<br />
Stockholm<br />
20°<br />
Kopenhagen<br />
15°<br />
Berlin<br />
15°<br />
Mailand<br />
17°<br />
Tunis<br />
24°<br />
Rom<br />
15°<br />
Warschau<br />
17°<br />
Wien<br />
11° Budapest<br />
13°<br />
Palermo<br />
22°<br />
Kiruna<br />
9°<br />
Oulu<br />
14°<br />
Dubrovnik<br />
18°<br />
Athen<br />
24°<br />
St. Petersburg<br />
17°<br />
Wilna<br />
21°<br />
Kiew<br />
24°<br />
Odessa<br />
21°<br />
Varna<br />
22°<br />
Istanbul<br />
25°<br />
Iraklio<br />
21°<br />
Archangelsk<br />
11°<br />
Moskau<br />
18°<br />
Ankara<br />
30°<br />
Antalya<br />
31°<br />
Acapulco 35° heiter<br />
Bali 33° wolkig<br />
Bangkok 37° wolkig<br />
Barbados 29° heiter<br />
Buenos Aires 20° sonnig<br />
Casablanca 28° sonnig<br />
Chicago 22° bewölkt<br />
Dakar 27° heiter<br />
Dubai 36° sonnig<br />
Hongkong 32° Gewitter<br />
Jerusalem 35° sonnig<br />
Johannesburg 23° sonnig<br />
Kairo 37° sonnig<br />
Kapstadt 19° heiter<br />
Los Angeles 22° wolkig<br />
Manila 38° wolkig<br />
Miami 32° Schauer<br />
Nairobi 27° wolkig<br />
Neu Delhi 40° wolkig<br />
New York 21° wolkig<br />
Peking 33° heiter<br />
Perth 27° heiter<br />
Phuket 34° wolkig<br />
Rio de Janeiro 25° Gewitter<br />
San Francisco 15° Schauer<br />
Santo Domingo 34° sonnig<br />
Seychellen 29° Gewitter<br />
Singapur 34° wolkig<br />
Sydney 23° sonnig<br />
Tokio 24° wolkig<br />
Toronto 17° Schauer
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 3· ·<br />
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Seite 3<br />
Er arbeite ja schon lange an der Rezeption,<br />
aber zu Fuß sei noch nie<br />
einer gekommen, sagte der Mann<br />
im Hotel in Albano Laziale zu dem<br />
Wanderer. „Sie Armer, wer hat Ihnen das<br />
bloß angetan?“ Der Mann an der Rezeption<br />
konnte sich nicht vorstellen, dass jemand<br />
freiwillig 600 Kilometer durch den Süden Italiens<br />
läuft, vonRom bis nach Apulien.<br />
Paolo Rumiz hat genau das getan: Er ist zu<br />
Fuß unterwegs gewesen, um die Via Appia,<br />
die berühmteste aller Straßen der Antike,<br />
wiederzuentdecken.<br />
„Zu Fuß gehen, das ist in Italien eine Abweichung<br />
vonder Norm“, sagt Paolo Rumiz.<br />
Das gelte ebenso für die Beschäftigung mit<br />
der eigenen Geschichte. Direkt hinter dem<br />
Hotel in Albano Laziale zum Beispiel kann<br />
man eigentlich noch sehen, wo sie einst verlief,<br />
die Via Appia. Der Rezeptionist hat das<br />
nicht gewusst.<br />
Rumiz, 71 Jahrealt, hat früher für die <strong>Zeitung</strong><br />
La Repubblica über die Kriege in Jugoslawien<br />
und Afghanistan berichtet. Voreinigen<br />
Jahren hat er begonnen, literarisch angehauchte<br />
Reisereportagen zu schreiben, die<br />
ihn in Italien einem großen Publikum bekannt<br />
machten. Malradelte er dafür bis nach<br />
Istanbul, mal war er mit dem Ballon unterwegs,<br />
mal mit dem Kanu oder einem Topolino,<br />
dem alten Fiat 500. Zu Fuß, das fehlte<br />
noch. Außerdem hatte Rumiz den antiken<br />
Dichter Horazgelesen und dessen Beschreibung<br />
einer Reise auf der ViaAppia. So wurde<br />
die Idee geboren, die „Regina Viarum“ wandernd<br />
zu erkunden, die „Königin der Straßen“,<br />
wie die Römer sie einst nannten.<br />
Am Ende ist für Rumiz eine Mission daraus<br />
geworden. DieMission, die ViaAppia zu<br />
neuem Leben zu erwecken, seinen Landsleuten<br />
den Respekt für das historische Erbe<br />
in Erinnerung zu rufen und auch Touristen<br />
dafür zu begeistern.<br />
Die komplette Vermessung<br />
All dies erläutertRumiz, ein hagerer und eher<br />
wortkarger Norditaliener, aneinem sonnigen<br />
Frühlingstag auf einem Rastplatz des<br />
Nationalparks der Monti Aurunci auf halber<br />
Strecke zwischen Romund Neapel. Deutschsprachige<br />
Journalisten sind auf Initiativedes<br />
Folio-Verlags angereist, um in Begleitung<br />
vonRumiz ein kleines Stück der Appia zu begehen.<br />
Jüngst ist dessen Buch über die 29-tägige<br />
Wanderung auf Deutsch herausgekommen,<br />
unter dem Titel „Via Appia. Suche nach<br />
einer verlorenen Straße“. In Italien ist es<br />
schon im Jahr 2015 erschienen.„Dieses Buch<br />
liefertzum ersten Maldie kompletteVermessung<br />
der Appia“, sagt Rumiz. Wenn es um<br />
seine Mission geht, wirderfast redselig.<br />
Die Appia war die erste Straße Europas,<br />
312 vor Christus begann der Bau, vor 2300<br />
Jahren. Namensgeber war Konsul Appius<br />
Claudius Caecus.Von Rom führte die Appia<br />
Richtung Südosten bis zum Hafen vonBrindisi,<br />
dem Tor zum östlichen Mittelmeerraum,<br />
zum Orient. Längs der Strecke reihten<br />
sich Mausoleen, Villen, Theater, Aquädukte,<br />
Verteidigungsanlagen. Legionäreund Händler<br />
zogen auf der Appia Richtung Meer, umgekehrt<br />
kamen Waren, Sklaven und das<br />
Christentum aus dem Nahen Osten nach Europa.<br />
Es war die erste Straße in einem sternförmigen<br />
Straßennetz, das später von Rom<br />
aus in alle Richtungen kreuz und quer durch<br />
das Römische Reich und den Kontinent<br />
führte.Alle Wege nahmen damals in RomihrenAnfang,<br />
und alle führten dorthin.<br />
Heute sei von der Appia nicht viel geblieben,<br />
erzählt Rumiz.„Sie ist unter Asphalt und<br />
Beton verschwunden, unter Schnell- und<br />
Umgehungsstraßen, unter Parkplätzen, Supermärkten,<br />
Steinbrüchen und Weizenfeldern.“<br />
Zubetoniert, überwuchert und vergessen<br />
ist sie.„Und das Absurde ist, dass es<br />
nicht die Barbaren waren, die sie zerstörthaben,<br />
sondern wir, die Italiener selbst, in den<br />
schrecklichen Sechziger- und Siebzigerjahrenmit<br />
ihrem Bauboom.“<br />
Im Vorfeld hätten ihm alle von der Wanderung<br />
abgeraten, erzählt Rumiz. „Die Appia,<br />
das sind Camorra, Asphalt, Schmutz und<br />
streunende Hunde, warnten sie.“ Aber er<br />
habe beschlossen, dass es seine Bürgerpflicht<br />
ist, die berühmte Straße aus dem Vergessen<br />
zu holen –„als Geschenk an die Italiener“,<br />
wie er sagt. Undnicht nur an die.<br />
Um den Verlauf der Römer-Straße aufzuspüren,<br />
hat Rumiz das GPS mit allen auffindbaren<br />
Daten aus antiken Karten und italienischen<br />
Militärkarten gefüttert, mit Informationen<br />
von Archäologen und Satellitenbilderndes<br />
Umweltministeriums.Esstellte sich<br />
heraus, dass die mit Kies und mächtigen<br />
Steinquadern gebaute Appia eine schnurgerade<br />
Linie gewesen ist.<br />
DieStrecke vonRom nach Brindisi führte<br />
den Wanderer Rumiz, der von mehreren<br />
Freunden begleitet wurde, durch vier Regionen<br />
– Latium, Kampanien, Basilikata und<br />
Apulien. Gegenden, die den Norditalienern<br />
als rückständig gelten, die von Mafia, Arbeitslosigkeit<br />
und Armut geplagt sind. „In<br />
Einst mit mächtigen Steinquaderngebaut –die ViaAppia<br />
Zu Fuß<br />
gen Süden<br />
Italiens ViaAppia war die erste Straße Europas.<br />
Heute ist sie zubetoniert, überwuchert, vergessen.<br />
Der Reiseschriftseller Paolo Rumiz will das ändern und ist sie<br />
entlanggewandert –von Rombis ganz hinunter in den Stiefel<br />
Via Appia<br />
Rom<br />
Terracina<br />
Neapel<br />
Tyrrhenisches Meer<br />
100 km<br />
ITALIEN<br />
Sizilien<br />
VonRegina Kerner,Terracina<br />
Adria<br />
Brindisi<br />
BLZ/GALANTY<br />
Manchmal verbirgt sich die ViaAppia unter einem<br />
Kornfeld: Paolo Rumiz unterwegs. ALESSANDRO SCILLITANI<br />
GETTY IMAGES/MARCO CRISTOFORI<br />
der Antike war das das Zentrum des Mittelmeerraums,<br />
jetzt ist es eine vergessene Peripherie<br />
Europas“, sagt Rumiz. Seine Beschreibung<br />
der Reise im Buch schwankt zwischen<br />
Begeisterung, Faszination, Ärger und Empörung.<br />
Sie ist gleichermaßen ein Schimpfen<br />
über „italienische Zustände“ und die Ignoranz<br />
seiner Landsleute wie auch eine Liebeserklärung<br />
an Italien.<br />
Mitder Journalistengruppe schlendertder<br />
Autor über einen der idyllischsten Abschnitte<br />
der Strecke.Inder Sant’Andrea-Schlucht zwischen<br />
Fondi und Itri ist die jahrtausendealte<br />
Appia noch perfekt erhalten, sie verläuft parallel<br />
zur modernen Strada Statale 7. Diegroßen<br />
Steinquader sind von antiken Mauerresten<br />
gesäumt, von Ginsterbüschen, Olivenbäumen<br />
und wildem Thymian. Hummeln<br />
surren, der Verkehrslärm bleibt im Hintergrund.<br />
„Unglaublich, dass dieses Stück Appia<br />
sich nur retten konnte,weilesjahrzehntelang<br />
eine Müllkippe war“, sagt Rumiz.<br />
Der größte Teil seiner Reise war weniger<br />
idyllisch. „Sie ist bis auf wenige Ausnahmen<br />
ein Kampf gewesen“, gesteht Rumiz. Kilometerweit<br />
waren er und seine Weggefährten<br />
am Rande vonSchnellstraßen unterwegs,wo<br />
der Luftsog vorbeidonnernder Lkw an ihnen<br />
zerrte. Auf den Spuren der Römer mussten<br />
sie über Leitplanken und Zäune klettern,<br />
durchWassergräben waten und sich denWeg<br />
durch dorniges Gestrüpp bahnen. Oft war<br />
der Weg durch Tore und Zäune versperrt,<br />
hinter denen scharfe Mastinos bellten. Streckenweise<br />
blieb nur der Busals Rettung.<br />
Heute wilder als einst<br />
Als Fußgänger hat man sie misstrauisch beäugt,<br />
als arme Schlucker oder Spinner betrachtet.<br />
„Während anderswo in Europa Autosaus<br />
der Mode kommen, sind sie in Italien<br />
immer noch Prestigeobjekt“, sagt Rumiz.<br />
Auch die schöne Wanderstrecke in der<br />
Sant’Andrea-Schlucht ist nach wenigen Kilometern<br />
beendet. Den restlichenWeg geht es<br />
im Gänsemarsch auf der Staatsstraße weiter.<br />
Seine Wanderung hat Rumiz ständig mit<br />
dem „Italien der Schlitzohren“, wie er es<br />
nennt, konfrontiert. Das sei eines, das Staat,<br />
Gesetze und Archäologen mehr fürchte als<br />
die Pest, sagt er. Schon gleich am südlichen<br />
Rand der Hauptstadt Rom ist der Frevel<br />
wahrzunehmen. „Luxusvillen, Locations für<br />
vulgäre Partys und illegale Autoverschrotter<br />
sind auf antike Ruinen und Grabmäler gebaut.“<br />
Die vielen Kulturdenkmäler längs der<br />
Via Appia könnten eigentlich ein riesiges<br />
Freiluftmuseum sein, sagt Rumiz. Aber vier<br />
von fünf der Monumente sind in privater<br />
Hand, sind geplündert, verwahrlost, sind<br />
Vergessenund Spekulation zum Opfer gefallen.<br />
In Terracina etwa hat man den antiken<br />
Trajans-Hafen in den Siebzigerjahren zugeschüttet,<br />
um darauf Sozialbauten zu errichten.<br />
Heute wächst dortGestrüpp.<br />
Klargeworden sei ihm auch, dass der Süden<br />
Italiens heute wilder ist als noch vor<br />
Jahrhunderten, erzählt Rumiz. Ein Drittel<br />
der 90 Gemeinden, durch die er kam, steht<br />
wegen Mafiaverstrickungen unter kommissarischer<br />
Aufsicht oder wegen Bankrotts.<br />
„Was heute noch von der Schönheit Italiens<br />
übrig ist, ist das Resultat des Kampfeseiniger<br />
weniger gegen Staat, Bürokratie, Vergessen“,<br />
sagt der Autorbitter.Nur Utopisten<br />
und Visionäre könnten das historische Erbe<br />
vorGleichgültigkeit und Zynismus retten.<br />
Rumiz hat mit seiner Reise einiges bewirkt.<br />
Es hat <strong>Zeitung</strong>sreportagen gegeben,<br />
das Buch, mehrere Fernsehfilme sowie eine<br />
Wanderausstellung über die „Wiedergefundene<br />
Appia“. Und soerwachte inden Dörfern<br />
und Städtchen entlang der Römer-<br />
Straße das Geschichtsinteresse. Tausende<br />
kamen zu Veranstaltungen und Lesungen<br />
mit dem Autor. Jetzt beschäftigen sich vielerorts<br />
in Süditalien Vereineund Initiativen mit<br />
der Appia und arbeiten an Konzepten zu ihrer<br />
Erschließung. 2016 hat dann die damalige<br />
sozialdemokratische Regierung 20 Millionen<br />
Euro für die Instandsetzung wichtiger<br />
Abschnitte angekündigt. Geld haben die<br />
Kommunen und Regionen längs der Strecke<br />
aber bisher nicht bekommen. Unddie neue<br />
Regierung von Lega und Fünf Sternen hat<br />
andere Prioritäten.<br />
Rumiz fürchtet deshalb, die Appia könnte<br />
erneut vergessenwerden. Dabei glaubt er fest<br />
an daran, dass ein Wanderwegvon Romnach<br />
Brindisi so etwas wie ein Jakobsweg durch<br />
Süditalien werden könnte.„Manbraucht nur<br />
einen guten Rasenmäher,ein paar Stege,eine<br />
durchgehende Beschilderung undeine Koordination<br />
durchdie RegierunginRom“, sagt er.<br />
Werheute dieAppia,diese einzigartige Straße,<br />
entlangwandere, derdurchqueredie authentischsten<br />
undamwenigsten touristischen GegendenItaliens.<br />
Regina Kerner hat vonder ViaAppia<br />
erstmals gehört, als sie elf war:im<br />
Lateinunterricht in der fünften Klasse.
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Koalition einigt sich auf<br />
Verbesserung für Paketboten<br />
DieSpitzen vonUnion und SPD haben<br />
sich aufVerbesserungen bei den<br />
Arbeitsbedingungen vonPaketboten<br />
geeinigt. Dabei sollen große Paketdienste<br />
verpflichtet werden, Sozialabgaben<br />
für ihresäumigen Subunternehmer<br />
nachzuzahlen. Dafür sollen<br />
kleine und mittelständische Unternehmen<br />
an anderer Stelle entlastet<br />
werden, wie Union und SPD am<br />
Dienstagabend nach etwa vierstündigen<br />
Beratungen im Koalitionsausschuss<br />
in Berlin mitteilten. (dpa)<br />
AfD streicht Professorentitel<br />
ihres Kandidaten Beck<br />
DieAfD gerät im Europawahlkampf<br />
wegen des Führens eines Professorentitels<br />
durch ihren Kandidaten<br />
Gunnar Beck in die Kritik. Obwohl der<br />
53-Jährige aus Nordrhein-Westfalen<br />
am Dienstag seinVerhalten als„juristisch<br />
einwandfrei und inhaltlich richtig“<br />
rechtfertigte,zog die Partei kurz<br />
darauf Konsequenzen: Siestrich auf<br />
ihrer Internetseite mit den Kandidaten<br />
zur Europawahl den Professorenund<br />
auch gleich den Doktortitel von<br />
Beck. Er war dortals„Prof. Dr.Gunnar<br />
Beck“ vorgestellt worden. Darunter<br />
stand:„Prof. Dr.Gunnar Beck ist 53<br />
Jahrealt.“ Am Abend wurde er als<br />
„DPhil Barrister-at-Law Gunnar<br />
Beck“ präsentiert. Darunter steht:<br />
„Gunnar Beck ist 53 Jahrealt.“ (dpa)<br />
Fremdenfeindliche Straftaten<br />
deutlich gestiegen<br />
Fremdenfeindlich motivierte Delikte<br />
sind 2018 um fast 20 Prozent auf 7700<br />
gestiegen, wie das Bundesinnenministerium<br />
mitteilte.Bei antisemitischen<br />
Straftaten wurde laut Bundeskriminalamt<br />
ein ähnlich starker Anstieg<br />
auf 1800 registriert. 89 Prozent<br />
waren rechten Täternzuzuordnen.<br />
Rechtsextrem motivierte Straftaten<br />
machten mit 20 431 weiterhin gut die<br />
Hälfte aller registrierten politisch motivierten<br />
Delikte aus. (AFP)<br />
„Lifeline“-Kapitän auf Malta<br />
zu Geldstrafe verurteilt<br />
Die Besatzung der „Lifeline“ rettete im Juni<br />
2018 mehr als 230 Migranten. AP<br />
Derdeutsche Kapitän der Hilfsorganisation<br />
Mission Lifeline ist nach der<br />
Rettung vonMigranten auf dem Mittelmeer<br />
in Malta zu einer Geldstrafe<br />
verurteilt worden. Claus-Peter<br />
Reisch müsse 10 000 Euro an lokale<br />
Hilfsorganisationen zahlen, weil er<br />
das Schiff„Lifeline“ im Sommer 2018<br />
ohne ordnungsgemäße Registrierung<br />
gesteuerthabe,erklärte die<br />
Dresdner Organisation. (dpa)<br />
Russland und USA gegen<br />
militärische Lösungen<br />
DieAußenminister Russlands und<br />
der USA haben sich für eine nicht-militärische<br />
Lösung im Machtkampf in<br />
Venezuela und im Iran ausgesprochen.<br />
US-Außenminister Mike Pompeo,der<br />
auch vonPräsident Putin<br />
empfangen wurde,sagte in Sotschi<br />
am Dienstag, dass sein Land grundsätzlich<br />
keinen Krieg mit dem Iran<br />
anstrebe.Irans oberster Führer,Ajatollah<br />
Ali Chamenei, erklärte im Fernsehen:„Weder<br />
wir wollen einen Krieg,<br />
noch wollen das die (USA), deshalb<br />
wirdesden auch nicht geben.“ (dpa)<br />
„Migrationspolitik soll Chefsache sein“<br />
EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber über die Sorgen der Europäer,Schnitzel-Verordnungen und gute Jobs<br />
Manfred Weber kommt<br />
zum Interview in ein<br />
Hotel hinter dem<br />
Landtag in München.<br />
Man kennt ihn dort, er plaudert ein<br />
wenig mit einer Angestellten, bestellt<br />
einen warmen Schokoladenkuchen.<br />
DerNiederbayer ist Spitzenkandidat<br />
der Europäischen Volkspartei bei der<br />
Europawahl. Als solcher rechnet sich<br />
der CSU-Vize gute Chancen bei der<br />
Wahl des EU-Kommissionspräsidenten<br />
aus.<br />
Herr Weber, ist die Wahl eines neuen<br />
Europaparlaments eine europäische<br />
Wahl oder finden Ende MaiinWahrheit<br />
28 nationale Wahlen statt?<br />
Beides. Natürlich unterscheiden<br />
sich die Blickwinkel von Nation zu<br />
Nation. Aber zugleich sind die großen<br />
Themen gleich und die Menschen<br />
teilen dieselben Sorgen.<br />
Welche sind das?<br />
Zuallererst die Migrationsfrage.<br />
Das ist die offene Wunde des Kontinents.<br />
ObinGriechenland, Litauen<br />
oder in Hessen, die Menschen fragen:<br />
Könnt ihr Politiker sicherstellen,<br />
dass der Staat entscheidet, wer<br />
kommt, und nicht die Schlepperbanden?<br />
Habt ihr die Außengrenzen<br />
unter Kontrolle?<br />
Wasantworten Sie?<br />
Nein, haben die EU-Staaten noch<br />
nicht. Wir haben noch keine volle<br />
Kontrolle. Daher will ich als Kommissionspräsident<br />
die Migrationspolitik<br />
zur Chefsache machen.<br />
Ihr Konkurrent, der sozialdemokratische<br />
Spitzenkandidat Frans Timmermans,<br />
sagt von Angela Merkel, sie<br />
habe in der Flüchtlingskrise mit ihrer<br />
Menschlichkeit Europa gerettet.Würden<br />
Siedas auch so sagen?<br />
Angela Merkel und die Deutschen<br />
insgesamt haben gezeigt, dass selbst<br />
in einer schwierigen Lage Humanität<br />
oberstes Gebot ist. Wir Deutsche<br />
können stolz sein auf die humanitäreLeistung.<br />
Angela Merkel und ich<br />
sind uns einig, dass wir jetzt einen<br />
Schwerpunkt auf den Außengrenzenschutz<br />
und die Hilfe für Afrika legen.<br />
Die Kanzlerin tritt im Wahlkampf<br />
nur zweimal mit Ihnen auf. Warum<br />
fällt Merkels Unterstützung für Sieso<br />
lau aus?<br />
Unsinn. Angela Merkel hat in Absprache<br />
mit CDU-Chefin Kramp-<br />
Karrenbauer und mir entschieden,<br />
wie sie sich imWahlkampf engagiert.<br />
Ich spüre und freue mich über eine<br />
breite Unterstützung von Angela<br />
Merkel, der gesamten CDU und<br />
CSU. Bei den Hauptterminen ist sie<br />
an meiner Seite.<br />
Deutlich öfter zeigt sich Österreichs<br />
Kanzler Kurz mit Ihnen. Kurz klagt<br />
über angebliche EU-Vorgaben „für<br />
die Zubereitung von Schnitzel und<br />
Pommes“. Sind Fake News über die<br />
EU jetzt auch in Ihrer Parteienfamilie,<br />
der EVP,salonfähig?<br />
Sebastian Kurz, die gesamte EVP<br />
und ich sind uns im Ziel einig: Die<br />
ZUR PERSON<br />
IMAGO IMAGES<br />
ManfredWeber (46) wurde im bayerischen Niederhatzkofen geboren.An der Fachhochschule<br />
München absolvierte er ein Studium zum Ingenieur der PhysikalischenTechnik. Nach dem Studium<br />
gründete Weber zwei Firmen im Umweltmanagement und in der Arbeitssicherheit.Beide<br />
Firmen hat er inzwischen wieder verkauft.<br />
Für die CSU zog er 2002 in den Landtag ein. Nach der Europawahl 2004 wechselte er ins<br />
Europäische Parlament. 2014 wurde er zum Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei<br />
(EVP) gewählt, zu der auch CDU und CSU gehören. Bei der Europawahl tritt er als Spitzenkandidat<br />
für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten an.<br />
EU muss schlanker werden, wo es<br />
möglich ist. Ihre Vorgaben müssen<br />
sich aufs Wesentliche reduzieren.<br />
Aber es gibt keine EU-Schnitzel-Verordnung.<br />
Treibhausgase auf null<br />
Es gibt eine Vielzahl hinderlicher<br />
Regelungen. Ich möchte 1000 überflüssige<br />
EU-Vorschriften streichen,<br />
Türen und Fenster öffnen, frische<br />
Luft reinlassen.<br />
Ist das Zerrbild vom Brüsseler Bürokratie-Monster<br />
nicht Wasser auf die<br />
Mühlen der Populisten?<br />
Nein, gute Politik beginnt beim<br />
Zuhören. In Zypern flehte mich ein<br />
Bauer an wie Bürger bei praktisch allen<br />
anderen Gesprächen: Herr Weber,tun<br />
Siewas gegen die Bürokratie,<br />
gegen die vielen Formulare, die ich<br />
ausfüllen soll. DenMann nehme ich<br />
ernst. Das beste Mittel gegen Populismus<br />
ist, die Menschen wissen zu<br />
lassen, dass wir ihreSorgen angehen.<br />
Ob die nun Donald Trump oder Bürokratie<br />
heißen.<br />
Viele Europäer stecken noch immer<br />
in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.<br />
Wiewollen Sieihnen helfen?<br />
Sozial ist, was Arbeit schafft.<br />
Junge Leute in Griechenland, Malta<br />
oder Rumänien wenden sich nicht<br />
mit der Bitte um einen EU-weiten<br />
Mindestlohn oder eine europäische<br />
Arbeitslosenversicherung an mich.<br />
Die Forderungen der Sozialdemokraten<br />
helfen nicht weiter.Die Leute<br />
wollen einen Arbeitsplatz und ein<br />
gutes Einkommen.<br />
Wo kommen die guten Jobs her?<br />
Meine Losung lautet: mehr Handelsabkommen,<br />
mehr Binnenmarkt,<br />
mehr Infrastruktur und mehr Forschung.<br />
Denn auch bei der Entwicklung<br />
neuer Technologien muss Europa<br />
souverän sein –imZweifel auch<br />
mit staatlicher Unterstützung. Ohne<br />
staatliches Geld wäreaus Airbus kein<br />
weltweit wettbewerbsfähiger Konzern<br />
geworden.<br />
Siehaben sich gegen die deutsch-russische<br />
Gas-Pipeline Nordstream 2<br />
ausgesprochen. Deutschland steigt<br />
aus der Atomkraft und der Kohle aus.<br />
Wenn nun auch der Gasfluss aus<br />
Russland gekappt wird, gerät dann<br />
nicht die Energieversorgung in Gefahr?<br />
Europa muss viel stärker als bisher<br />
auf erneuerbareEnergien setzen<br />
und damit unabhängiger vonImporten<br />
werden. Weil Deutschland sich<br />
das sehr ambitionierte Ziel gesetzt<br />
hat, sowohl aus der Atomkraft als<br />
auch der Kohle auszusteigen,<br />
braucht es in der Übergangszeit Gas.<br />
Das verstehe ich. Dennoch sollten<br />
wir über Nordstream 2noch einmal<br />
mit den Nachbarn sprechen. Dänemarkhat<br />
die Pipeline noch nicht genehmigt.<br />
Und wir müssen auch die<br />
Bedenken der Balten, Skandinavier<br />
und Polen ernst nehmen. Die EU<br />
darfnicht vomWohlwollen der russischen<br />
Führung abhängig sein.<br />
DasGespräch führten Damir Fras<br />
und Marina Kormbaki.<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel will nun doch den Macron-Plan für ein klimaneutrales Europa unterstützen<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
(CDU) hat sich in ihrer Rede vor<br />
dem Petersberger Klimadialog zum<br />
Ziel der Treibhausgasneutralität bis<br />
2050 bekannt. Über den Wegdahin<br />
müsse noch diskutiert werden, aber<br />
nicht, „ob wir es erreichen können,<br />
sondern wie können wir es erreichen“,<br />
sagte die Kanzlerin am Dienstag<br />
in Berlin.<br />
Umweltverbände, Linke und<br />
Grüne kritisierten die Äußerungen<br />
als zu vage. Hintergrund ist die Initiative<br />
des französischen Präsidenten<br />
Emmanuel Macron und bislang<br />
acht weiterer EU-Staaten für ein klimaneutrales<br />
Europa bis 2050, die<br />
Deutschland bislang nicht unterstützt.<br />
Merkel stellte dies nun in Aussicht,<br />
falls im Klimakabinett der Regierung<br />
Klarheit über den Wegdorthin<br />
erreicht werde. Siebrachte dabei<br />
auch die Möglichkeit der Speicherung<br />
vonKohlendioxid (CCS) ins Gespräch,<br />
was aber umstritten<br />
ist. Merkel bekräftigte<br />
das deutsche Klimaziel für<br />
2030, die Emissionen um<br />
55 Prozent im Vergleich zu<br />
1990 zu verringern. Aufeuropäischer<br />
Ebene werdees<br />
für die Reduktionen „jährliche<br />
Scheiben“ geben und<br />
„das muss auch verlässlich<br />
umgesetzt werden“. Die<br />
Kanzlerin bekannte sich<br />
auch erneut zum Ausstieg aus der<br />
Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel<br />
rung „vor Ende dieses Jahres die<br />
Maßnahmen beschließen, wie wir<br />
vorgehen wollen“.<br />
Merkel bekräftigte die<br />
deutsche Zusage, Beiträge<br />
zur Anpassung an Klimafolgen<br />
und zum internationalen<br />
Green Climate<br />
Fund (GCF) zu verdoppeln.<br />
Sie sagte auch zu, an<br />
dem UN-Klimagipfel am<br />
DPA<br />
23. September in NewYork<br />
teilzunehmen und lobte<br />
den Handlungsdruck, den<br />
die Schüler-Klimabewegung<br />
Fridays for Futureerzeuge.<br />
Bundesumweltministerin Svenja<br />
Schulze(SPD) begrüßte das Bekenntnis<br />
Merkels zur Treibhausgasneutralität<br />
als „wichtige Klarstellung“. Allerdings<br />
stehe sie selbst bereits jetzt hin-<br />
Kohleverstromung „bis spätestens<br />
2038“. Bereits kommende Woche<br />
werde imKabinett über Strukturhilfen<br />
für betroffene Regionen beraten,<br />
zum Klimaschutz werde die Regieter<br />
der Initiative Macrons. Weiter<br />
drängte Schulzedarauf, beim Ausbau<br />
von Ökostrom in Deutschland „endlich<br />
wieder die Handbremse loszulassen“.<br />
Beim Petersberger Klimadialog<br />
berieten rund 35 Minister aus aller<br />
Welt über mehr Klimaschutz und die<br />
im Dezember anstehende UN-Klimakonferenz<br />
in Chile. Die Staaten<br />
müssten „die Ebene der Verhandlungen<br />
verlassen und nun handeln und<br />
dabei das Ambitionsniveau im Kampf<br />
gegen den Klimawandel steigern“,<br />
sagte die chilenische UmweltministerinCarolina<br />
Schmidt.<br />
Schulze sagte, umdie Ziele des<br />
Pariser Klimaschutzabkommens zu<br />
erreichen, müssten „alle Vertragsparteien<br />
bis 2020 noch einmal nacharbeiten<br />
und aktualisierte Ziele vorlegen“.<br />
(AFP)<br />
Ein Frage<br />
des<br />
Vertrauens<br />
Stasi-Überprüfungen im<br />
öffentlichen Dienst bis 2030<br />
VonMarkus Decker<br />
Die Möglichkeit zur Stasi-Überprüfung<br />
im öffentlichen Dienst<br />
soll bis 2030 verlängert werden. Das<br />
geht aus dem Entwurf des neuen<br />
Stasi-Unterlagengesetzes hervor, der<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland) vorliegt. Er<br />
wird amMittwoch im Kabinett behandelt<br />
und muss anschließend<br />
vomBundestag gebilligt werden.<br />
Wörtlich heißt es in dem Entwurf:<br />
„Die zum 31. Dezember 2019 auslaufende<br />
Regelung zur Überprüfung<br />
von bestimmten Personengruppen,<br />
die in politisch oder gesellschaftlich<br />
herausgehobener Position tätig sind,<br />
auf eine hauptamtliche oder inoffizielle<br />
Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst<br />
wirdbis zum 31. Dezember<br />
2030 verlängert.“ Dies gelte „für<br />
bestimmte Personengruppen unter<br />
anderem des öffentlichen Dienstes<br />
und von Mandatsträgern“, sprich:<br />
Abgeordneten.<br />
DerDDR-Diskurs geht weiter<br />
Zur Begründung heißt es, die Überprüfungsmöglichkeit<br />
habe „große<br />
Bedeutung für die Herstellung des<br />
Vertrauens in die Integrität von Personen“.<br />
Hinzu komme,„dass aktuell<br />
das gesellschaftliche Bedürfnis an<br />
der Überprüfung bestimmter Personengruppen<br />
ungebrochen fortbesteht“.<br />
Überdies würden „Überprüfungsanträge<br />
weiter in wesentlichem<br />
Umfang gestellt“ und führten<br />
nach wie vor zuHinweisen auf eine<br />
frühere Stasi-Tätigkeit. Undschließlich<br />
gehe der Diskurs über die DDR<br />
angesichts der bevorstehenden Jubiläen<br />
von 30Jahren Mauerfall und 30<br />
Jahren Deutscher Einheit unverändert<br />
weiter, sodass auch „Transparenz<br />
für die Aufarbeitung des SED-<br />
Unrechts weiter erforderlich“ sei.<br />
Archiv der Stasi-Unterlagenbehörde in<br />
Berlin-Lichtenberg<br />
IMAGO IMAGES<br />
Die Vorsitzende des Bundestags-<br />
Kulturausschusses, Katrin Budde<br />
(SPD), hält dieVerlängerung für richtig.<br />
Ostdeutsche,die wie sie selbst 54<br />
Jahre alt seien, könnten durchaus<br />
noch für die Stasi gearbeitet haben<br />
und sich jetzt erstmals für den öffentlichen<br />
Dienst bewerben. Deshalb<br />
müsse man sie weiterhin überprüfen<br />
können.„ImJahr 2030 wirdes<br />
derartige Fälle kaum noch geben“,<br />
fügte Budde hinzu. „Dann müsste<br />
das Thema durch sein.“<br />
Die stellvertretende Vorsitzende<br />
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />
Gitta Connemann erklärte: „Wir können<br />
das DDR-Unrecht nicht ungeschehen<br />
machen. Aber unser vereintes<br />
Deutschland verhilft so auch noch<br />
nach Jahren der Gerechtigkeit zum<br />
Durchbruch. Denn die Opfer haben<br />
darauf ein Recht.“ So seien Elternteilweise<br />
ihre Kinder weggenommen,<br />
diese seien dann in Heime gesteckt<br />
oder zwangsadoptiert worden. Jugendliche<br />
hätten die Schule nicht beenden<br />
und nicht studieren dürfen,<br />
Kollegen seien bespitzelt worden.<br />
„Die offiziellen und inoffiziellen Mitarbeiter<br />
der Stasi sind die Gesichter<br />
und Handlanger des SED-Unrechts.“<br />
Im Jahr 2018 gab es 167 Anträge<br />
auf Stasi-Überprüfung im öffentlichen<br />
Dienst und 446 Anträge auf<br />
Überprüfung vonMandatsträgern.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Europa und wir<br />
Die EU wird häufig als seelenlose und unübersichtliche<br />
Bürokratiemaschine gesehen. Doch in Berlin fördert die<br />
Staatenunion viele kleine und regionale Projekte<br />
VonChristine Dankbar<br />
Die<br />
EU hat<br />
24 Amtssprachen.<br />
Zum Stammpersonal<br />
der EU-Institutionen zählen rund 4300 Übersetzer/-innen und 800 Dolmetscher/-innen.<br />
Die geschätzten Kosten für alle Sprachendienste (Übersetzung<br />
und Verdolmetschung) sämtlicher EU-Institutionen<br />
machen weniger als<br />
1%des jährlichen Gesamthaushalts der<br />
EU aus, der 2018 ca. 145 Milliarden<br />
Euro betrug.Auf die EU-Bevölkerung<br />
umgerechnet ergibt dies Kosten vonca.<br />
2Euro pro Person und Jahr.<br />
Wenn man den Kulturstaatssekretär GerryWoop (Linke) fragt, wie Berlin am meisten von<br />
Europa profitiert, dann antwortet er nicht mit einer Zahl, sondernmit einer grundsätzlichen<br />
Erwägung.„Europa bedeutet für Berlin, in politisch stabilenVerhältnissen zu leben,<br />
sicher und in Frieden“, sagt der 51-Jährige.Für ihn gehörtdazu auch Verbraucherschutz<br />
und soziale Standards. Die Kultur-Verwaltung hat die Bezirke und Senatsverwaltung anlässlich der Europa-Wahl<br />
gebeten, aufzulisten, welche Projekte in ihrem Einzugsbereich vonder EU gefördertwerden.<br />
Herausgekommen ist ein Kompendium von 57Seiten, das man auf der Webseite der Senatsverwaltung<br />
für Kultur und Europa einsehen kann. Das Spektrum reicht vom Freiwilligen Ökologischen Jahr für Jugendliche<br />
und junge Erwachsene über das Projekt Stadtteilmütter in Neukölln bis zum Stadtplan für die<br />
Köpenicker Altstadt für Menschen mit Behinderungen. All das wird mit EU-Geld gefördert. Wobei man<br />
dann doch wieder bei Zahlen landet. Einige haben wir auf dieser Seite zusammengestellt.<br />
Hauptstadt<br />
Der<br />
Europäische<br />
Fonds für regionale<br />
Entwicklung<br />
(Efre):<br />
635 Mio. Euro<br />
Beispiele: Die Stadtteilmütter in Neukölln. Es gibt das Projekt seit 2004, seitdem wurde<br />
es mit 1,8 Mio Euro aus Efre-Mitteln gefördert. Über diesen Fonds unterstützt<br />
die EU die wirtschaftliche Entwicklung in allen Mitgliedstaaten der EU.<br />
In Berlin wurden für diese Periode Förderprojekte ausgewählt,<br />
die die angewandte Forschung,Entwicklung<br />
und Innovation sowie dieWettbewerbsfähigkeit<br />
vonUnternehmen stärken,<br />
CO 2 -Emissionen senken und benachteiligte<br />
städtische Gebiete unterstützen.<br />
SO VIEL GELD<br />
BEKOMMT BERLIN<br />
VON DER EU<br />
(FÖRDERPERIODE 2014–2020)<br />
Der<br />
Europäische<br />
Sozialfonds<br />
(ESF):<br />
215 Mio. Euro<br />
Dieser Fonds soll der Verbesserung der Beschäftigungsund<br />
Bildungschancen sowie der Armutsbekämpfung<br />
dienen. Diese Mittel werden u.a. zur<br />
Förderung der Beschäftigung und<br />
Mobilität, für besseren Bildungszugang<br />
und bessere Qualität der<br />
Bildung eingesetzt.<br />
EU-Forschungsförderung<br />
und Erasmus-<br />
Stipendien:<br />
Berlin erhielt von<br />
2007–2013 fast<br />
585 Millionen Euro<br />
für 1500<br />
Projektbeteiligungen.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Hochschulen warben etwa 216 Millionen ein, die Forschungseinrichtungen<br />
etwa 240 Millionen.<br />
Insgesamt konnten 2015/2016<br />
2498 Personen aus Berlin dank Erasmus<br />
ins EU-Ausland<br />
gehen.<br />
2712 Personen konnten mithilfe<br />
der Erasmus-Förderung für einen<br />
Studienaufenthalt nach Berlin kommen.<br />
Michael Cramer<br />
(B90/Die Grünen)<br />
EU-<br />
Förderung<br />
für die<br />
Landwirtschaft<br />
und den ländlichen Raum<br />
(EGFL und ELER):<br />
Berlin und Brandenburg:<br />
1,05 Mrd.<br />
Euro<br />
Deutschland<br />
hat die<br />
meisten<br />
Abgeordneten im<br />
EU-Parlament:<br />
96<br />
Aus Berlin kommen davon:<br />
7<br />
Sylvia-Yvonne<br />
Kaufmann (SPD)<br />
Im<br />
Generalsekretariat<br />
des Rates der Europäischen Union<br />
sind etwa<br />
Die<br />
3500 Personen<br />
Europäische<br />
beschäftigt.<br />
Kommission<br />
ist in mehrere<br />
Abteilungen unterteilt,<br />
die sogenann-<br />
WER ARBEITET FÜR DIE EU?<br />
ten Generaldirektionen<br />
(GD), die mit Ministerien verglichen werden können. Jede Generaldirektion beschäftigt<br />
sich mit einem bestimmten Politikbereich oder Dienst, z. B. Handel oder Umwelt,<br />
und wird voneinem Generaldirektor oder einer Generaldirektorin<br />
geleitet, der/die einem Kommissionsmitglied gegenüber<br />
verantwortlich ist. Die Europäische Kommission<br />
Im Europäischen Parlament sind rund<br />
beschäftigt rund<br />
7000<br />
32000<br />
Personen<br />
im Generalsekretariat und in den<br />
Fraktionen tätig.Hinzu kommen<br />
die Mitglieder des Europäischen<br />
Personen<br />
Parlaments und deren Mitarbeiter.<br />
Olaf Henkel (LKR)<br />
Martina Michels<br />
(Die Linke)<br />
Udo Voigt (NPD)<br />
Martin Sonneborn<br />
(Die Partei)<br />
Joachim Zeller<br />
(CDU)<br />
Zum Vergleich: In Berlin arbeiten ca. 118 400 Menschen im öffentlichen Dienst.<br />
PLATZ DER REPUBLIK<br />
Wahlkampf<br />
in DIN A1<br />
Holger Schmale<br />
über die politische Macht des Visuellen<br />
Die Dame im Rathaus von<br />
Grayan schaut kurz auf den<br />
Ausweis, dann in ihren Computer.<br />
Sie lächelt freundlich und sagt: „Ja,<br />
Monsieur, Sie stehen in unserer<br />
Liste und können hier wählen.“ Der<br />
Monsieur kommt aus Berlin, hat in<br />
dem Ortander französischen Atlantikküste<br />
ein kleines Haus und ist<br />
hier als „Résident“ gemeldet. Als<br />
deutscher EU-Bürger kann er seine<br />
Stimme sowohl für die französischen<br />
Kommunalwahlen als auch<br />
für die Europawahl in zehn Tagen in<br />
Grayan abgeben. Für ihn –und eine<br />
ganze Menge anderer, deren Zahl<br />
niemand zu sagen vermag –ist dies<br />
also eine wirklich europäische<br />
Wahl. Undauch das ist ein Stück gemeinsames<br />
Europa.<br />
Wer in diesen Wochen durch<br />
Deutschland fährt, kann sich der<br />
Konfrontation mit der Europawahl<br />
kaum entziehen. Hunderttausende<br />
Wahlplakate in allen möglichen Formaten<br />
säumen die Straßen, ganz besonders<br />
viele,soscheint es,sind es in<br />
Berlin. Mankann das Gefühl bekommen,<br />
dass dieser Aufwand, von vielen<br />
auch als optische Belästigung<br />
empfunden, im umgekehrten Verhältnis<br />
zur Bedeutung steht, die viele<br />
Bürger dieser Wahl geben.<br />
In Frankreich verhält es sich wiederum<br />
umgekehrt. In dem hochpolitisierten<br />
Land wird die Wahl als Test<br />
für den so sehr umstrittenen Präsidenten<br />
Emmanuel Macron verstanden,<br />
es geht um viel. Im Netz, im<br />
Fernsehen, in den <strong>Zeitung</strong>en wird<br />
heftig über Europa gestritten. Im<br />
Straßenbild ist davon –nichts zu sehen.<br />
DieinDeutschland übliche Plakatflut<br />
ist in Frankreich unbekannt.<br />
Jetzt erst werden in den Gemeinden<br />
die Tafeln aufgestellt, auf die die Parteien<br />
in den nächsten Tagen ihrePlakate<br />
kleben dürfen. In der Nähe des<br />
Rathauses,eine Tafel proPartei, also<br />
34 an der Zahl, alle von gleicher<br />
Größe, etwa unserem A1-Format<br />
entsprechend. Mehr gibt es nicht.<br />
Das ist ein Gebot der Chancengleichheit.<br />
Egal, ob eine Partei viel<br />
oder wenig Geld für den Wahlkampf<br />
ausgeben kann, an der Menge und<br />
der Größe der Plakate soll sich hier<br />
nichts entscheiden.<br />
Seit Jahren wird inDeutschland<br />
angekündigt, nun würden die Wahlkämpfe<br />
aber hauptsächlich im Netz<br />
geführt. Doch tatsächlich stecken<br />
die Parteien das meiste Geld immer<br />
noch in das älteste aller Werbemittel,<br />
das Straßenplakat. Es hat die höchste<br />
Reichweite,allerdings mit einer fraglichen<br />
Wirkung. Die Fälle, indenen<br />
ein Unentschlossener durch ein Plakat<br />
zur Stimmabgabe für eine bestimmte<br />
Partei bewegt wurde, dürften<br />
sehr überschaubar sein. Den<br />
Strategen in den <strong>Berliner</strong> Parteizentralen<br />
geht es vor allem darum, den<br />
schon gewonnenen Anhängern einer<br />
bestimmten Partei ein positives<br />
Grundgefühl zu vermitteln, wenn sie<br />
Plakate ihrer Partei sehen. Dasstärkt<br />
die Motivation, zu wählen, sich zu<br />
engagieren, andere anzusprechen.<br />
Das erklärt auch die Inhaltsleere der<br />
meisten Plakate.Esgeht um Gefühle,<br />
nicht um Informationen.<br />
Eines muss man freilich auch<br />
festhalten: In Frankreich ist die Beteiligung<br />
an Europawahlen traditionell<br />
geringer als in Deutschland. Ob<br />
das vielleicht doch an den Plakaten<br />
liegt? Der Monsieur aus Berlin wird<br />
auf jeden Fall helfen, das in diesem<br />
Jahr zumindest in Grayan zu ändern.
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
15.2.19<br />
15.2.19<br />
MÄRKTE<br />
▲ 11991,62 (+0,97 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
15.2.19<br />
Stand der Daten: 14.05.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
14.5.19<br />
▲ 71,12 (+1,67 %)<br />
14.5.19<br />
▼ 1,1226 (–0,17 %)<br />
Quelle<br />
aus DAXund MDAX vom14.05.zum Vortag<br />
14.5.19<br />
Evotec 22,75 +5,23 WWWWWWWWWWW<br />
SartoriusVz. 167,00 +4,83 WWWWWWWWWW<br />
Commerzbank 7,72 +4,34 WWWWWWWWW<br />
Rocket Internet 23,60 +4,24 WWWWWWWWW<br />
DeliveryHero 41,95 +4,22 WWWWWWWWW<br />
Siltronic NA 74,00 +4,14 WWWWWWWWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 14.05. zumVortag<br />
Scout24 NA 43,50 WWWWWWWWWW –4,90<br />
Merck 92,14 WWWWWWWW –3,70<br />
thyssenkrupp 12,74 WWWWWWW –3,12<br />
LEG Immobilien 107,70 WWWWWW –2,45<br />
BayerNA 55,33 WWWWW –2,02<br />
Hochtief 114,00 WWWWW –1,89<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 14.05. ±% z. 13.05.<br />
Euro Stoxx 50(EU) +1,31<br />
3596/2909 3364,38<br />
CAC 40(FR) +1,50<br />
5657/4556 5341,35<br />
S&P UK(UK) +1,04<br />
1590/1323 1465,76<br />
RTS (RU) +2,81<br />
1285/1033 1241,51<br />
IBEX (ES) +0,89<br />
10221/8286 9127,60<br />
Dow Jones (US) +0,91<br />
26952/21713 25555,72<br />
Bovespa (BR) +0,03<br />
100439/69069 91752,81<br />
Nikkei (JP) – 0,59<br />
24448/18949 21067,23<br />
Hang Seng (HK) –1,55<br />
31521/24541 28154,78<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,15<br />
1635/1350 1549,70<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />
PSD Bank Nürnberg<br />
psd-nuernberg.de 2,93 2,93 2,93<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
SWK Bank<br />
couchkredit.de 3,49 3,49 3,49<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,10 3,10 3,10<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,78 3,78 3,78<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />
ING<br />
ing.de 3,99 3,99 3,99<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 2,99 2,99 3,19<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank<br />
030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />
BBBank<br />
030 202480 5,82 5,61 5,40<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 4,24 4,32 4,41<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle:FMH-Finanzberatung<br />
Stechuhr in einem bayerischenBetrieb. Bisher istdie vollständigeErfassung derArbeitszeitnur in wenigen Branchen gesetzlich vorgeschrieben.<br />
Mindestlohn bringt nicht allen Azubis mehr Geld<br />
Von Tobias Peter<br />
Die Bundesregierung will einen<br />
Mindestlohn für Auszubildende<br />
einführen. Im Gesetzentwurf, der an<br />
diesem Mittwoch vom Kabinett beschlossen<br />
werden soll, ist er ab 2020<br />
für das erste Lehrjahr auf 515 Euro<br />
festgelegt. Ab demJahr 2021 sollen es<br />
550, ab 2022 585 und ab 2023<br />
620 Euro im ersten Lehrjahr sein –<br />
entscheidend ist dabei jeweils, in<br />
welchem Jahr die Ausbildung begonnen<br />
wurde. Imzweiten und im dritten<br />
Lehrjahr soll es gestaffelte Erhöhungen<br />
geben. Ab 2024 soll der Azubi-Mindestlohn<br />
jährlich an die<br />
durchschnittliche Entwicklung aller<br />
Ausbildungsvergütungen angepasst<br />
werden.<br />
Bekommen jetzt alle Auszubildenden<br />
diesen Mindestlohn?<br />
Stechuhr für alle?<br />
Firmen müssen Arbeitszeit der Beschäftigten vollständig erfassen, urteilt der Europäische Gerichtshof<br />
Von Christian Rath<br />
Erfassung: Inzwischen hat<br />
Spanien eine allgemeine<br />
Pflicht zur Arbeitszeiterfassung<br />
eingeführt. Die Gesetzesverordnung<br />
der sozialistischen<br />
Minderheitsregierung<br />
vonPedro Sáncheztrat am<br />
Sonntag in Kraft. Sie lief<br />
nicht reibungslos an. Zahlreiche<br />
Firmen hätten die nötigen<br />
Vorkehrungen nicht getroffen,<br />
so der Gewerkschaftsdachverband<br />
CCOO.<br />
In allen EU-Staaten müssen die<br />
Arbeitgeber die Arbeitszeit ihrer<br />
Beschäftigten „objektiv und<br />
verlässlich“ erfassen. Nur so<br />
könne die Einhaltung von Höchstarbeitszeiten<br />
effektiv kontrolliert<br />
werden.<br />
Dies entschied jetzt der Europäische<br />
Gerichtshof (EuGH) in einem<br />
Fall aus Spanien. DasUrteilhat auch<br />
auf Deutschland Auswirkungen.<br />
Im konkretenFall stritt der größte<br />
spanische Gewerkschaftsdachverband<br />
CCOO mit der spanischen Niederlassung<br />
der Deutschen Bank über<br />
die Einführung einer generellen<br />
Arbeitszeiterfassung. Im spanischen<br />
Recht ist sie bisher nicht vorgesehen.<br />
Der Nationale Gerichtshof Spaniens<br />
legte aber den Fall dem EuGH vor<br />
und fragte, obsich aus EU-Recht etwas<br />
anderes ergebe.<br />
Der EuGH prüfte dabei die EU-<br />
Arbeitszeitrichtlinie von 2003. Diese<br />
sieht eine wöchentliche Höchstarbeitszeit<br />
von48Stunden (inklusive<br />
Überstunden)vorsowieeinetägliche<br />
Mindestruhezeit vonelf Stunden am<br />
Stück und eine wöchentliche Mindestruhezeit<br />
von 24 Stunden am<br />
Stück.In derRichtliniestehtzwarkeine<br />
ausdrückliche Pflicht zur Aufzeichnung<br />
der Arbeitszeit. Laut<br />
EuGH ist die Richtlinie aberso auszulegen,<br />
dass eine derartige Pflicht besteht.<br />
DerEuGH nahm dabei auf die<br />
EU-Grundrechtecharta Bezug. Danach<br />
haben alle Arbeitnehmer das<br />
„Recht auf gesunde,sichereund würdige<br />
Arbeitsbedingungen“. Dieses<br />
Recht wäre gefährdet, wenn die<br />
Arbeitnehmer selbst beweisen müssten,<br />
wie lange sie gearbeitet haben.<br />
Da Arbeitnehmer im Arbeitsverhältnis<br />
die „schwächere“ Vertragspartei<br />
sind, bestehe die Gefahr,dass sie ihre<br />
Rechte nicht einfordernkönnen oder<br />
sich dies nicht trauen.<br />
Nicht ausreichend sei, so der<br />
EuGH, wenn nur die Überstunden<br />
Vor allem in Ostdeutschland ist die Vergütung bisher sehrgering<br />
Nein.Erstens gilt: Diemeisten bekommen<br />
mehr. Der Mindestlohn ist<br />
eine Untergrenze –der größere Teil<br />
der Auszubildendenhat ohnehinhöhere<br />
Löhne. Zweitens gilt aber auch:<br />
Wenn es gültigeTarifverträge gibt,die<br />
unter der Mindestvergütung liegen,<br />
dann wird der Tariflohn gezahlt. Es<br />
liegt aber nahe, dass die Gewerkschaften<br />
solche Tarifverträge spätestens<br />
nach einer Übergangsphase<br />
nichtmehrneu abschließen werden.<br />
Vorteilehaben diejenigen, die bislang<br />
außerhalb vonTarifverträgenoder in<br />
kleinen Betrieben eine sehr geringe<br />
Vergütungbekommen. Dasist vorallem<br />
in Ostdeutschland der Fall. Dort<br />
verdienen etwa angehende Friseure<br />
oft deutlich weniger, als beider neuen<br />
Mindestvergütungvorgesehen ist.<br />
Die Mindestausbildungsvergütung ist<br />
fest im Koalitionsvertrag vereinbart,<br />
CHAOSINSPANIEN<br />
Gültigkeit: Das neue Gesetz<br />
gilt in Spanien für alle<br />
Unternehmen. Den Arbeitgebernbleibt<br />
überlassen, ob<br />
sie digitale Stechuhren,<br />
Apps oder die Papierform<br />
wählen. Die Daten müssen<br />
vier Jahre lang aufbewahrt<br />
werden. Bisher klappt die<br />
Umsetzung nicht: „Chaos<br />
am ersten Montag der<br />
Arbeitszeiterfassung“, titelte<br />
die <strong>Zeitung</strong> „El Periódico“.<br />
Grundrecht: Die Richter am<br />
EuGH unterstrichen die Bedeutung<br />
des Grundrechts jedes<br />
Arbeitnehmers auf Begrenzung<br />
der Höchstarbeitszeit<br />
sowie auf tägliche und<br />
wöchentliche Ruhezeiten.<br />
Ohne ein System zur Messung<br />
der täglichen Arbeitszeit<br />
könnten weder die geleisteten<br />
Stunden noch die<br />
Zahl der Überstunden objektiv<br />
ermittelt werden.<br />
erfasst werden. Vielmehr müsse die<br />
gesamte Arbeitszeit aufgezeichnet<br />
werden. Nursosei effektiv nachweisbar,<br />
welche Zeiten als Überstunden<br />
zu bezahlen sind.<br />
Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs<br />
gilt auch für Deutschland,<br />
weil auch das deutsche Arbeitszeitgesetz<br />
auf der EU-Richtlinie beruht.<br />
Bisher ist die vollständige Erfassung<br />
der Arbeitszeit nur in wenigen Branchen<br />
gesetzlich vorgeschrieben, etwa<br />
für Lkw-Fahrer, Bauarbeiter, in<br />
Gaststätten und in der Fleischwirtschaft.<br />
dennoch wurde lange über das Gesetz<br />
gerungen. Warum?<br />
Die Mindestausbildungsvergütung<br />
ist auf Drängen der SPD im Koalitionsvertrag<br />
verankert worden –<br />
allerdings ohne, dass dort schon die<br />
Höhe festgelegt worden wäre. DieSozialdemokraten<br />
bevorzugten ein<br />
Modell des DGB,das 630 Euro Azubi-<br />
Mindestlohn und regelmäßige Erhöhungen<br />
vorsah. Dies war auch den in<br />
der SPD mittlerweile mächtigen Jusos<br />
wichtig. Bildungsministerin Anja<br />
Karliczek und Wirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier (beide CDU) fürchteten<br />
dagegen zu große Belastungen<br />
für die Wirtschaft –und den Wegfall<br />
von Ausbildungsplätzen. Karliczek<br />
hatte ursprünglich einen Vorschlag<br />
vorgelegt, mit dem die Mindestvergütung<br />
für Auszubildende an das<br />
Schüler-Bafög gekoppelt worden wäre.<br />
Dasfand die SPD inakzeptabel.<br />
Für die anderen Branchen muss<br />
entweder der Bundestag das Arbeitszeitgesetz<br />
ändern oder das Bundesarbeitsgericht<br />
ein entsprechendes<br />
Grundsatzurteilfällen.DieArtderErfassung<br />
(Stechuhr, Papierlisten oder<br />
digital) können die EU-Staaten bestimmen.<br />
Sie können dabei auch<br />
nach Branche und Größe der Unternehmen<br />
differenzieren.<br />
Viele Fragen offen<br />
FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA<br />
Auch Heimarbeit oder Außendienst<br />
müssten demnach künftig registriert<br />
werden, etwa über Apps oder elektronische<br />
Erfassung am Laptop. Wird<br />
abends vonzuHause noch dienstlich<br />
telefoniert oder werden E-Mails geschrieben,<br />
könnte auch dies unter<br />
die Pflicht zur Erfassung fallen.<br />
DGB-Vize Annelie Buntenbach<br />
begrüßte das Urteil. „Das Gericht<br />
schiebt der Flatrate-Arbeit einen Riegel<br />
vor. Richtig so.“<br />
In der Praxis sind noch viele Fragen<br />
offen: Wasgilt für Außendienstmitarbeiter?<br />
Ist „Vertrauensarbeitszeit“<br />
noch möglich?<br />
Im deutschenArbeitszeitgesetzist<br />
nach Gewerkschaftsangaben bisher<br />
nur vorgeschrieben, dass Überstunden<br />
nach den üblichen acht Stunden<br />
Regelarbeitszeit registriert werden.<br />
Gewerkschaftermonierenschonlange,<br />
dass dies eigentlich nur möglich<br />
sei, wenn auch die reguläre Arbeitszeit<br />
aufgezeichnet wird. (mit dpa)<br />
Wie kam es zur Einigung?<br />
Als Union und SPD nicht auf einen<br />
Nenner kamen, nahmen sich die Sozialpartner<br />
des Themas an. Arbeitgeberpräsident<br />
Ingo Kramer und DGB-<br />
ChefReinerHoffmannunterbreiteten<br />
der Regierung einen Vorschlag zur<br />
Höhe des Azubi-Mindestlohns –und<br />
leisteten damit entscheidende Vorarbeit.<br />
Auch wenn danach nur noch<br />
um Details gerungen wurde, ließ das<br />
Bildungsministerium sich weiter Zeit,<br />
bis es nun den Entwurfvorlegte.<br />
Sind jetzt alle zufrieden?<br />
Nein. Der Zentralverband des<br />
Deutschen Handwerks kritisiert das<br />
Vorhaben als einen „schweren Eingriff<br />
in die gelebte Betriebs- und Tarifautonomie“.<br />
Undder Wirtschaftsflügel<br />
der Union warnt, die Mindestvergütung<br />
könne dazu führen, dass<br />
Unternehmen weniger ausbilden.<br />
Kritik an<br />
Spahns Gesetz<br />
für Hebammen<br />
CSU will Wiedereinstieg in<br />
denBeruf erleichtern<br />
Von Timot Szent-Ivanyi<br />
Inder CSU wird Kritik amHebammengesetzvonGesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU) laut. „Die Akademisierung<br />
löst nicht das akute<br />
Problem, dass immer mehr Geburtsstationen<br />
aus Personalmangel<br />
schließen müssen“, sagte die Gesundheitspolitikerin<br />
Emmi Zeulner<br />
(CSU) dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland (RND). Es müsse darumgehen,<br />
Hebammen, die aus verschiedenen<br />
Gründen aus der aktiven<br />
Geburtshilfe ausgestiegen seien, zur<br />
Rückkehr zu motivieren. Dazu sei es<br />
unter anderem nötig, dass die für den<br />
Wiedereinstieg erforderliche Weiterbildung<br />
künftig vonden gesetzlichen<br />
Krankenkassen bezahlt werde. Bisher<br />
müssten die Hebammen die Kosten<br />
vonrund2000 Euro selbst tragen,<br />
beklagte Zeulner. „Entscheidend ist,<br />
dass wir diejenigen fördern und finanziell<br />
unterstützen, die den<br />
Wunsch haben, neben der Vor- und<br />
Nachsorge auch wieder in die aktive<br />
Geburtshilfe einzusteigen“, sagte sie.<br />
Der Gesetzentwurf von Spahn soll<br />
am Mittwoch vom Bundeskabinett<br />
beschlossen werden.<br />
Nach den Worten Zeulners gibt es<br />
viele Hebammen, die eine Auszeit<br />
eingelegt haben, weil sie beispielsweise<br />
selbst Kinder bekommen haben.<br />
Danach scheuten sie sich aber,<br />
ohne eine Weiterbildung neben der<br />
Vor- undNachsorge auch wieder die<br />
aktive Geburtshilfe zu übernehmen,<br />
berichtete sie. „Um den Frauen den<br />
Wiedereinstieg zu erleichtern, brauchen<br />
wir eine intensive kostenlose<br />
Weiterbildungsförderung in diesem<br />
Bereich.“ Spahns Gesetzentwurf<br />
sieht vor, dass Hebammen künftig<br />
ein duales Studium durchlaufen<br />
müssen. Zeulner begrüßte dies.„Der<br />
Beruf der Hebamme wird gerade<br />
auch in der Hierarchie zu den Ärztinnen<br />
und Ärzten im Kreißsaal aufgewertet,<br />
was für die Hebammen ein<br />
ganz wichtiger Punkt war.“<br />
Forscher<br />
kritisieren<br />
Regierung<br />
IW gegenBeschränkung<br />
befristeter Arbeitsverträge<br />
Von Rasmus Buchsteiner<br />
Die Pläne der großen Koalition für<br />
gesetzliche Beschränkungen<br />
bei befristeten Arbeitsverträgen werden<br />
nach einer Untersuchung des<br />
arbeitgebernahen Instituts der deutschen<br />
Wirtschaft (IW) die Einstellungsbereitschaft<br />
der Unternehmen<br />
verringern. In Unternehmen, die<br />
zwischen 2015 und 2017 Beschäftigung<br />
aufgebaut hätten, sei die Befristungsquote<br />
relativ hoch, heißt es in<br />
einer IW-Studie, die dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland (RND)<br />
vorliegt. Bei Firmen, deren Belegschaft<br />
sich in diesem Zeitraum vergrößerthat,<br />
lag die Befristungsquote<br />
bei 10,7 Prozent. Bei Unternehmen<br />
mit geschrumpfter Mitarbeiterschaft<br />
waren es 4,9 Prozent. Nach Angaben<br />
der IW-Forscher seien befristete<br />
Arbeitsverhältnisse für die Unternehmen<br />
wie eine Versicherung. „Es<br />
ist daher zu befürchten, dass eine gesetzliche<br />
Beschränkung bei den Befristungsmöglichkeiten<br />
die Einstellungsbereitschaft<br />
vieler Unternehmen<br />
reduzieren wird“, heißt es in der<br />
Untersuchung. Laut Koalitionsvertrag<br />
sollen Arbeitgeber mit mehr als<br />
75 Beschäftigten nur noch maximal<br />
2,5 Prozent der Belegschaft sachgrundlos<br />
befristen dürfen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 7 *<br />
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Wirtschaft<br />
Trump will<br />
persönlich mit<br />
Xi reden<br />
DeutscheIndustrie besorgt<br />
wegen Zollkonflikts<br />
Von Maren Hennemuth<br />
Nach der Eskalation im Handelskrieg<br />
mit China rudertUS-Präsident<br />
Donald Trump wieder etwas zurück.<br />
So habe er noch nicht über eine<br />
weitere Verschärfung der Gangart<br />
entschieden, sagte Trump. AmRand<br />
des Gipfels der großen Industrieländer<br />
(G 20) am 28. und 29. Juni in Osaka<br />
in Japan will er mit Chinas Staatsund<br />
Parteichef Xi Jinping über den<br />
Konflikt reden. Die Unsicherheiten<br />
im Zollstreit zwischen den beiden<br />
größten Volkswirtschaften ließen<br />
nach den Verlusten an der Wall Street<br />
auch die asiatischen Börsen fallen.<br />
Die deutsche Industrie fürchtet<br />
eine Eskalation. „Der anhaltende<br />
Konfrontationskurs zwischen den<br />
USA und China gefährdet die Weltwirtschaft<br />
massiv“, sagte der Hauptgeschäftsführer<br />
des Bundesverbands<br />
der Deutschen Industrie (BDI), Joachim<br />
Lang. DerHandelskonflikt wirke<br />
sich umso stärker auf die Weltkonjunktur<br />
aus, je länger er dauere.<br />
„Unternehmen investieren nicht,<br />
wenn unklar ist, ob ihre Geschäfte<br />
bald durch Zölle unterbrochen werden.“<br />
DerKonflikttreffe europäische<br />
Unternehmen, die Produktionsstätten<br />
in den USA und China haben.<br />
Der seit Monaten andauernde<br />
Handelskrieg hatte sich in den vergangenenTagendrastischverschärft.<br />
In einem ersten Schritt hatten die<br />
USA ihreUS-Sonderzölle auf Importe<br />
aus China im Wert von200 Milliarden<br />
Dollar von 10auf 25 Prozent erhöht.<br />
Auch wurde ein zweiter Schritt<br />
angekündigt, die Zölle auf alle China-<br />
Warenauszuweiten.<br />
„Werden biszum Ende kämpfen“<br />
Im Gegenzug kündigte Peking Vergeltung<br />
an. „China hat seine Antwort<br />
gegeben: Wenn ihr reden wollt, ist<br />
unsere Tür weit offen. Wenn ihr<br />
kämpfen wollt, werden wir bis zum<br />
Ende kämpfen“, verlas der Sprecher<br />
im Staatsfernsehen eine Erklärung.<br />
So steigen vom1.Juni an chinesische<br />
Sonderzölle auf US-Waren im Wert<br />
von 60Milliarden Dollar auf 10 bis<br />
25 Prozent. „Maximalen Druck auf<br />
China auszuüben, wird nicht funktionieren“,<br />
kommentierte am Dienstag<br />
die staatliche Nachrichtenagentur<br />
Xinhua. Die USA „schießen sich<br />
nur selbst in den Fuß“. DerKommentator<br />
schob Washington die Schuld<br />
am Scheitern der jüngsten Handelsgespräche<br />
zu und sprach von „typischer<br />
Handelsschikane“.<br />
In den Turbulenzen signalisierte<br />
die US-Regierung, dass es noch Zeit<br />
für Verhandlungen gebe.Die nächste<br />
Runde soll in Peking stattfinden.<br />
Doch gibt es noch keinen Termin.<br />
Der US-Handelsbeauftragte Robert<br />
Lighthizer veröffentlichte ein Papier<br />
für die Ausweitung der US-Zölle auf<br />
alle China-Waren. Auch versuchte<br />
der US-Präsident, Zuversicht zu verbreiten.<br />
Als er Finanzminister Steven<br />
Mnuchin bei einem Dinner vorstellte,<br />
sagte Trump: „Er ist gerade aus<br />
China zurück. Wirsagen euch in drei<br />
oder vier Wochen, ob es erfolgreich<br />
war.“ Und erfügte hinzu: „Aber ich<br />
habe ein Gefühl, dass es sehr erfolgreich<br />
sein wird.“ (dpa)<br />
Mit Xi Jinping will Trump beim G-20-Gipfel<br />
zusammenkommen. FOTO: NICOLAS ASFOURI/AP<br />
Eine neue Dimension<br />
US-Jury verhängt Milliardenstrafegegen Bayer-Tochter Monsanto. Schadensersatz für Krebserkrankung<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Einer der Juroren sagte nach<br />
Verkündung des Urteils,<br />
man wolle bei den Verantwortlichen<br />
von Monsanto<br />
den Effekt eines Schlages in die Magengrube<br />
bewirken. Das dürfte gelungen<br />
sein. EinGericht im kalifornischen<br />
Oakland hat das Agrochemie-<br />
Unternehmen zu Zahlungen in Höhe<br />
von2055 Millionen Dollar verurteilt.<br />
Alva und Alberta Pilliod hatten auf<br />
Schadensersatz für ihreKrebserkrankungen<br />
geklagt, die durch das Hantieren<br />
mit dem Unkrautvernichter<br />
Roundup ausgelöst worden sein sollen.<br />
DieMonsanto-Mutter Bayerwill<br />
gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen<br />
und verweist dabei auf aktuelle<br />
Aussagen von Experten der US-Umweltbehörde<br />
EPA, die Roundup mit<br />
seinemHauptwirkstoffGlyphosatfür<br />
ungefährlich halten.<br />
DerKurs der Bayer-Aktieging am<br />
Dienstag dennoch in die Knie. Der<br />
Konzern ist jetzt nur noch rund<br />
53 Milliarden Euro wert, obwohl die<br />
Leverkusener Monsanto im vorigen<br />
Jahr nach aktuellem Wechselkurs für<br />
etwa 56 Milliarden Euro gekaufthatten.<br />
Analysten gehen davon aus, dass<br />
im aktuellen Kurs bereits Schadensersatzzahlungen<br />
von bis zu 20 Milliarden<br />
Euro eingepreist sind. Allerdings<br />
könnte die Summe auch deutlich<br />
höher ausfallen. Denn derzeit<br />
sind in den USA bereits rund 13400<br />
Klagen gegen Monsanto anhängig.<br />
Branchenkenner erwarten, dass deren<br />
Zahl auf mindestens 15000 steigen<br />
könnte.Außerdemstellt sich die<br />
Frage,wie hoch mögliche Schadensersatzzahlungen<br />
tatsächlich ausfallen<br />
werden.<br />
„Arglistige Täuschung“<br />
In den beiden ersten Urteilen zu Glyphosat-Klagen,<br />
die ebenfalls noch<br />
nicht rechtskräftig sind, kamen Strafen<br />
voninsgesamt159 Millionen Dollar<br />
zusammen. Doch mit dem Fall<br />
Pilliod wurde eine ganz andere Dimension<br />
erreicht. Zum regulären<br />
Schadensersatz von 55 Millionen<br />
Dollar kommen 2Milliarden Dollar<br />
als Strafzahlung wegen arglistiger<br />
Täuschung. Die Kläger hatten nur<br />
eine Milliarde verlangt. Aber die Jury<br />
inOaklandwarderAnsicht,dassman<br />
Monsanto eine Lehre erteilen muss.<br />
Man wolle von dem Unternehmen<br />
ernst genommen werden, sagte Juror<br />
Doug Olsen.<br />
Das Ehepaar Pilliod hat auf seinem<br />
Grundstück jahrelang Roundup<br />
eingesetzt, um Unkraut zu bekämpfen.<br />
Beide leiden heute an einer Form<br />
von Lymphdrüsenkrebs (NHL). Ihre<br />
Klage beruft sich vor allem auf eine<br />
Studie der Krebsforscher der Weltge-<br />
Von Stefan Winter<br />
Volkswagen macht den nächsten<br />
Schritt beim Elektroantrieb.<br />
Nach langen internen Diskussionen<br />
will der Konzern nun auch selbst die<br />
Batteriezellen für E-Autos herstellen.<br />
MitPartnernsollenmehrereFabriken<br />
hochgezogen werden –auch in<br />
Deutschland. Dafür müssten aberdie<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
stimmen, sagte Vorstandschef<br />
Herbert Diess am Dienstag bei der<br />
Hauptversammlung in Berlin. Er<br />
machte kein Geheimnis daraus, dass<br />
er dafür auch staatliche Unterstützungerwartet.<br />
Daserste Projekthat der Aufsichtsrat<br />
vor der Hauptversammlung beschlossen<br />
–allerdings mit einigen Unbekannten.<br />
Eine Milliarde Euro steht<br />
jetztfür eineBatteriefertigungim VW-<br />
Werk Salzgitter bereit. Sie soll mit<br />
einer Jahreskapazität von zehn Gigawattstunden<br />
relativ klein ausfallen<br />
Bayer hältRoundup fürgesundheitlich unbedenklich .<br />
BEIERSDORF KAUFT SONNENSCHUTZ<br />
Umbau: Der Bayer-Konzernhat am Dienstag<br />
in Leverkusen einen weiteren Schritt bei seinen<br />
Umbaubemühungen bekannt gegeben.<br />
Für 550 Millionen Euro wurde die Sonnenschutzsparte<br />
mit der US-MarkeCopperstone<br />
an den Kosmetikhersteller Beiersdorf verkauft.<br />
FOTO: JEAN-FRANCOIS MONIER/AFP<br />
US-Markt: Bayerhatte Copperstone Ende<br />
2014 im Zugeder Übernahme des Geschäfts<br />
mit rezeptfreier Arznei vomUS-PharmakonzernMerck<br />
erworben. Coppertone war die<br />
erste Sonnenschutzmarke,die 1944 auf den<br />
US-Markt kam. Sie wird heute in den USA,<br />
Kanada und China vertrieben.<br />
VW fordert mehr Staatshilfe für E-Autos<br />
Autokonzern will mehrereBatteriefabriken inEuropabauen<br />
sundheitsorganisation (WHO), die<br />
2015 diagnostizierten, dass Glyphosat<br />
„wahrscheinlich krebserregend“<br />
sei. Bayer teilte am Dienstag hingegen<br />
mit: Die Kläger hätten eine<br />
„lange Historie von Vorerkrankungen,<br />
die bekanntermaßen erhebliche<br />
Risikofaktoren“ für eine NHL-Erkrankung<br />
darstellten.<br />
Zudemseien bei den meisten Fällen<br />
die Ursachen für NHL nicht bekannt.<br />
Letztlich wird es in diesem<br />
und wohl auch in vielen anderen Verfahren<br />
darum gehen, Kausalitäten zu<br />
klären. So hätte laut Bayer nachgewiesen<br />
werden müssen, dass „die<br />
Krebserkrankungen der Kläger ohne<br />
den Einsatz von glyphosatbasierten<br />
Herbiziden nicht eingetreten wären“.<br />
Dafür gebe es aber keine verlässlichen<br />
wissenschaftlichen Nachweise.<br />
Der Leverkusener Konzern zitiert<br />
die EPA, der zufolge es „keine Risiken<br />
für die öffentliche Gesundheit durch<br />
die derzeit zugelassene Verwendung<br />
von Glyphosat“ gibt. Diese Schlussfolgerung<br />
beruhe auf der Auswertung<br />
von mehr als 800 Studien zu<br />
dem Unkrautvernichter, teilt Bayer<br />
mit. Roundup werde seit mehr als<br />
40 Jahren weltweit sicher und erfolgreich<br />
verwendet.<br />
Der Bayer-Konzern will sich bislang<br />
auf keine außergerichtlichen Einigungen<br />
einlassen, die in den USA<br />
in solchen Fällen üblich sind. Dies<br />
käme einem Schuldeingeständnis<br />
gleich. Deshalb wirdauch kein Schadensersatz<br />
ausgezahlt. Die Juristen<br />
und Manager des Konzerns setzen<br />
vielmehr auf die höheren Instanzen,<br />
wo nicht mehr Laien, sondernProfirichter<br />
entscheiden werden. DieVerfahren<br />
werden mutmaßlich mehrere<br />
Jahre dauern, was auch fortwährende<br />
Negativschlagzeilen nach sich ziehen<br />
dürfte. In diesem Jahr wird<br />
jedenfalls kein endgültiges Urteil<br />
mehr fallen.<br />
AußergerichtlicheEinigung?<br />
Die nächsten Hauptverhandlungen<br />
werden im Sommer in St.Louis stattfinden,<br />
dort woMonsanto zu Hause<br />
ist. Sollten auch dort die Kläger erfolgreich<br />
sein, rechnen Analysten damit,<br />
dass Bayer doch noch außergerichtliche<br />
Einigungen anstreben<br />
könnte.<br />
Der Leverkusener Konzernchef<br />
Werner Baumann hat die Akquisition<br />
des US-Unternehmens immer wieder<br />
verteidigt. Sie ist ein zentraler<br />
Baustein seiner Strategie,die sich auf<br />
die zwei Sparten Pharma- und Agrochemie<br />
kapriziert. Geschäftszahlen<br />
gaben ihm zuletzt recht, Montsanto<br />
war ein maßgeblicher Faktor für eine<br />
Steigerung des Gewinns. Landwirte<br />
weltweit sind auf Roundup angewiesen.<br />
und im ersten Schritt ab 2022 oder<br />
2023 rund 700 Arbeitsplätze bringen.<br />
Sie werden dort dringend gebraucht:<br />
Dem Motorenwerk wird bei<br />
einem Erfolg der Elektroautos sonst<br />
die Arbeit knapp. Das nötige Knowhow<br />
inder Elektrochemie, das dem<br />
Autobauer fehlt, soll das schwedische<br />
Start-up Northvolt beisteuern. Die<br />
Gründung früherer Tesla-Manager<br />
plant bereits mehrere Batteriefabriken<br />
in Europa.<br />
Auch weitereBatteriefabriken sollen<br />
in Europa und namentlich in<br />
Deutschland entstehen. Die Rahmenbedingungen<br />
stimmen aber offenbar<br />
noch nicht. „Wir fordern ein<br />
klares Bekenntnis zur Elektromobilität<br />
und ein entschlossenes Handeln<br />
aller Beteiligten“,sagte Diess.<br />
In der Branche –und bisher auch<br />
bei VW –gilt Deutschland vor allem<br />
wegen der hohen Strompreise als<br />
schlechter Standort für die Batterieproduktion.<br />
Das Land Niedersachsen,<br />
das bei VW Großaktionär ist, werde<br />
keine Subventionen geben, sagte<br />
Ministerpräsident Stephan Weil<br />
(SPD) am Rand der Hauptversammlung.<br />
Investoren müssten aber verlässliche<br />
Rahmenbedingungen in der<br />
Energiepolitik bekommen. Eine Be-<br />
freiungsolcherFabrikenvonderEEG-<br />
Umlage zum Beispiel müsse dauerhaft<br />
sein.<br />
Weil fordert, die Stromsteuern im<br />
Sinne der Energiewende grundsätzlich<br />
neu zu regeln. Außerdem müsstenderVerkaufvonE-Autosweitergefördertund<br />
der Ausbaudes Ladenetzesvorangetrieben<br />
werden.<br />
Offenbar haben Standorte in Osteuropa<br />
mit hohen Subventionen um<br />
die Ansiedlung der Batteriefabrik geworben.DieEUmüssehierfürgleiche<br />
Bedingungen sorgen, forderte Weil:<br />
„Wir haben es eindeutig mit einer<br />
Schieflage zu tun.“ Sowohl die Bundesregierung<br />
als auch die EU-Kommissionhaben<br />
eine Förderung angekündigt,<br />
doch „es geht leider furchtbar<br />
durcheinander“. VW werde sich<br />
an den Ausschreibungen beteiligen.<br />
Vorerst muss der Konzern allerdings<br />
selbst für Geld sorgen. Deshalb<br />
stehtnun offizielldas Maschinenbaugeschäft<br />
der Lkw-Tochter MAN mit<br />
der Tochter Renk zum Verkauf. Es gebe<br />
„zukunftsweisende, industriell<br />
sinnvolle Lösungen“, sagte Diess –<br />
vonPartnerschaftenbis zum völligen<br />
Verkauf, den der Betriebsrat bisher<br />
strikt abgelehnt hatte.<br />
Vorallem aber wird der vor zwei<br />
Monaten abgesagte Börsengang der<br />
Lkw-Tochter Traton nun wieder vorangetrieben.So<br />
einSinneswandelsei<br />
bei geänderten Marktbedingungen<br />
nicht ungewöhnlich, sagte Traton-<br />
Chef Andreas Renschler. Allerdings<br />
habensich die Bedingungen nicht erkennbar<br />
geändert. Renschler wolle<br />
dieMilliarden für die Traton-Expansion<br />
hereinholen und nicht länger warten,<br />
hieß es in Konzernkreisen.<br />
NACHRICHTEN<br />
Herber Dämpfer<br />
für Prämiensparer<br />
Langjährige Prämiensparer müssen<br />
die Kündigung ihrer attraktiven Altverträge<br />
durch die Sparkassen hinnehmen,<br />
wenn sie die einmal vereinbarte<br />
Bonusstaffel ausgeschöpft<br />
haben. Dieses Vorgehen der Geldhäuser<br />
sei in der anhaltenden Niedrigzinsphase<br />
gerechtfertigt, urteilten<br />
die obersten Zivilrichter des Karlsruher<br />
Bundesgerichtshofs am Dienstag<br />
(Az. XI ZR 345/18). Geklagt hatten<br />
Kunden der Kreissparkasse Stendal<br />
in Sachsen-Anhalt, die ihreSparverträge<br />
von1996 und 2004 behalten<br />
möchten. Beim „S-Prämiensparen<br />
flexibel“ bekamen die Sparer neben<br />
einem schwankenden Grundzins ab<br />
dem dritten Jahr eine steigende Prämie.<br />
(dpa)<br />
Übernahme von Scout24<br />
durch Investoren scheitert<br />
DieÜbernahme des Onlinemarktplatzbetreibers<br />
Scout24 durch Finanzinvestoren<br />
ist geplatzt. Die<br />
Mindestannahmeschwelle von<br />
50 Prozent sei nicht erreicht worden,<br />
teilte Scout24 am Dienstag mit. Das<br />
Unternehmen ist größtenteils im<br />
Streubesitz und an der Börse fast<br />
5Milliarden Euro wert.Der Finanzinvestor<br />
Hellman und Friedman<br />
hatte das Münchner Unternehmen<br />
erst vordreiJahren an die Börse gebracht.<br />
Nunlegte er zusammen mit<br />
dem Finanzinvestor Blackstone ein<br />
Übernahmeangebot vor, das vom<br />
Scout24-Vorstand unterstützt wurde.Vorstandschef<br />
Tobias Hartmann<br />
sagte,errespektierejedoch die Entscheidung<br />
der Aktionäre. (dpa)<br />
Fußballstar Neymar gewinnt<br />
Markenstreit am EU-Gericht<br />
Der BrasilianerNeymarbehält dieRechte<br />
an seinem Namen. FOTO: FRANK AUGSTEIN/AP<br />
Derbrasilianische Fußballstar Neymar<br />
hat einen Rechtsstreit um die<br />
Markenrechte an seinem Namen vor<br />
dem EU-Gericht gewonnen. Dievon<br />
einem Dritten angemeldete Marke<br />
„NEYMAR“ sei nichtig, urteilten die<br />
Luxemburger Richter.Hintergrund<br />
des Falls war eine längereAuseinandersetzung<br />
zwischen dem brasilianischen<br />
Nationalspieler und einem<br />
Portugiesen. Dieser hatte sich 2013<br />
die Markenrechte für Kleidung,<br />
Schuhe und Kopfbedeckungen gesichert.<br />
DasGericht befand aber,dass<br />
der Portugiese die Bekanntheit des<br />
Fußballers ausnutzen wollte. (dpa)<br />
Deutsche geben pro Kopf<br />
19 Euro für Fairtrade aus<br />
Jeder Deutsche hat im vergangenen<br />
Jahr durchschnittlich 19 Euro für<br />
Produkte mit Fairtrade-Siegel ausgegeben.<br />
Diestarkgestiegene Nachfrage<br />
nach fair gehandelten Waren<br />
–vor allemBananen, Kaffee und Kakao<br />
–ließ den Fairtrade-Umsatz<br />
2018 um 22 Prozent auf mehr als<br />
1,6 Milliarden Euro steigen, wie<br />
Transfair am Dienstag mitteilte.Der<br />
Verein vergibt das Recht, das Fairtrade-Logo<br />
zu nutzen, gegen Lizenzgebühr<br />
etwa an Händler und Produzenten.<br />
Besonders groß war der Anstieg<br />
bei Kakao,der nach fairen<br />
Standards gehandelt wurde: Sein<br />
Absatz stieg nach Transfair-Angaben<br />
im Vergleich zum Vorjahr um<br />
48 Prozent auf 55000 Tonnen. (dpa)
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
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Meinung<br />
Tafel-Student<br />
ZITAT<br />
Eine gerechte<br />
Entscheidung<br />
Philippe Debionne<br />
wundertsich über die Bedürftigkeit<br />
eines gesunden 32-Jährigen.<br />
Die Aufregung ist mal wieder groß! Einem<br />
nahezu mittellosen Studenten,<br />
der sich Lebensmittel bei der <strong>Berliner</strong> Tafel<br />
holt, um satt zu werden, kürzt eine<br />
Lichtenberger Sachbearbeiterin das<br />
Wohngeld. Reflexartig reagieren Teile der<br />
Öffentlichkeit und die Politik und zeigen<br />
sich empört. Ihr Urteil: Die Sachbearbeiterin<br />
hat völlig überzogen reagiert, der<br />
Student ist ein Opfer von Behördenwillkür.<br />
Obdie Entscheidung juristisch korrekt<br />
ist, darüber wirdjetzt gestritten. Aber<br />
was ist eigentlich mit der Frage, was ein<br />
Student überhaupt bei der Tafel zu suchen<br />
hat?<br />
Eine Tafel ist nach meinem Empfinden<br />
für Menschen gedacht, die sich wenig bis<br />
keine Lebensmittel leisten können. Ich<br />
denke an Senioren. Hier sind es dank des<br />
in weiten Teilen unsozialen Rentensystems<br />
vor allem Frauen. Ich denke an alleinerziehende<br />
Mütter ohne familiäreUnterstützung,<br />
ich denke an Flüchtlinge, an<br />
die vielen Menschen in Berlin, die aus<br />
welchen Gründen auch immer in der Obdachlosigkeit<br />
gelandet sind.<br />
Ichdenke dabei nicht an einen 32-jährigen<br />
Studenten, der nebenher einen 450-<br />
Euro-Job hat. Unddamit nicht mehr über<br />
die Runden kommt, weil seine Mutter ihn<br />
finanziell nicht länger unterstützt. Nicht<br />
jeder Student muss drei Abende die Woche<br />
kellnern oder in den Semesterferien<br />
auf dem Bau ackern, wenn er das nicht<br />
möchte. Aber von einem 32-jährigen, gesunden<br />
und arbeitsfähigen Studenten erwarte<br />
ich, dass er auch selbstständig für<br />
seinen Lebensunterhalt aufkommen<br />
kann. Wenn er das nicht kann, dann muss<br />
der Mann seinen Lebensentwurf überdenken.<br />
Und darf nicht die Gesellschaft<br />
dafür zur Kasse bitten. Dafür ist der Sozialstaat<br />
nicht gedacht.<br />
Arbeitszeiterfassung<br />
Die Stechuhr wird<br />
nicht Pflicht<br />
Matthias Koch<br />
glaubt, dass alle EU-Staaten das<br />
EuGH-Urteil gut umsetzen können.<br />
Esist, als habe sich kurz vor der Europawahl<br />
noch schnell ein Schalk etwas<br />
ausgedacht, womit man die EU ins Gerede<br />
bringen kann: Nach dem Urteil des<br />
Europäischen Gerichtshofs zur Zeiterfassung<br />
sieht es nun so aus, als wolle die EU<br />
sämtlichen Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
den Gebrauch der Stechuhr vorschreiben.<br />
Werdie Entscheidung genauer<br />
liest, stellt fest: Ganz so schlimm muss es<br />
nicht kommen.<br />
Das Urteil aus Luxemburg ist sehr genereller<br />
Natur,eshat schon aufgrund seiner<br />
juristischen Flughöhe eine weite Entfernung<br />
zur konkreten Praxis in den Betrieben.<br />
Die Richter sahen sich mit Blick<br />
auf Spanien mit der Frage konfrontiert, ob<br />
auch die völlige Abwesenheit vonArbeitszeiterfassung<br />
mit dem Europarecht vereinbar<br />
sei –dies haben sie verneint. Eine<br />
Null-Lösung geht also nicht.<br />
Die Nationalstaaten bleiben aber frei<br />
darin, die Arbeitszeiterfassung so zu regeln,<br />
wie sie es für richtig halten. Dazu<br />
kann es gehören, auf bestimmte Branchen<br />
ebenso Rücksicht zu nehmen wie auf die<br />
unterschiedliche Größe von Betrieben.<br />
Wer wirtschaftliche Dynamik will und<br />
Kreativität, muss sich eingestehen: Kontrolle<br />
ist gut,Vertrauen ist besser.Niemand<br />
darfetwa einem Kleinbetrieb die Anschaffung<br />
eines teuren Zeiterfassungssystems<br />
vorschreiben, das ihn in den Ruin treibt.<br />
Niemand darf auch ein Start-up-Unternehmen<br />
stoppen, das in seiner Anfangszeit<br />
ohne Überstunden aller Beteiligten<br />
nicht fliegt. Wenn aber EU-Staat AArbeitszeiten<br />
erfassen lässt und EU-Staat Bnicht,<br />
stimmt auch etwas nicht im gemeinsamen<br />
Binnenmarkt. Warum sollte Europa nicht<br />
auch in diesem Punkt zusammenrücken,<br />
mit ein paar fairen, klaren Regeln?<br />
Stechuhr für alle? Wieder Ärger über Brüssel<br />
Angela Merkel hat in Erinnerung gerufen,<br />
weshalb sie einst als „Klimakanzlerin“<br />
galt. Beim 10. Petersberger<br />
Klimadialog fand Merkel<br />
klareWorte für die Unbestreitbarkeit und die<br />
Folgen des menschengemachten Klimawandels.<br />
Scharfsinnig erläuterte sie den Zusammenhang<br />
zwischen Erderwärmung und politischer<br />
Instabilität. Eindringlich erinnerte<br />
sie an die historische Verantwortung reicher<br />
Industrienationen. „So jemand sollte in die<br />
Politik gehen“, ist man geneigt ausrufen.<br />
Aber dann fällt einem ein, dass Merkel seit 14<br />
Jahren den größten CO 2 -Verursacher in Europa<br />
regiert.<br />
VomWissen bis zur Umsetzung ist es ein<br />
weiter Weg. Der Klimaschutz entzieht sich<br />
der herrschenden Jetzt-und-hier-Logik. Politiker<br />
und Unternehmer sind auf schnell vorzeigbareErfolge<br />
aus.Die Belohnung für weitsichtige,<br />
gegen Widerstände durchgesetzte<br />
Entscheidungen bleibt ihnen oft verwehrt.<br />
Auch als Verbraucher erliegt man angesichts<br />
der Verlockungen unseres konsumbetonten<br />
Lebensstils oft der Beschwichtigungsformel:<br />
Waskann ich allein schon ausrichten? Und<br />
schon ist der nächste Billigflug gebucht.<br />
„Nach uns die Sintflut!“, soll Madame de<br />
Pompadour ausgerufen haben, als ein Fest<br />
am Hofe Ludwig XIV. durch die Nachricht einer<br />
militärischen Niederlage gestört zuwerden<br />
drohte.„Nach uns die Sintflut!“ scheinen<br />
auch heute viele zu rufen, wenn Klimaexperten<br />
ihreErkenntnisse vorbringen. Dertreffendere<br />
Ausspruch wäre wohl: „Neben uns die<br />
Sintflut!“ Denn die verheerenden Folgen des<br />
Klimawandels spüren die Menschen im Pazifik,<br />
in der afrikanischen Tschadsee-Region<br />
oder in Bangladesch ja längst.<br />
Nötig ist entschlossenes Handeln im<br />
Weltmaßstab. Doch ausgerechnet zu einer<br />
Seit gestern liegt ein großer grauer Umschlag<br />
auf meinem Küchentisch. „Wichtige<br />
Wahlunterlagen!“ steht darauf. Mit Ausrufezeichen.<br />
Ich erwähne das extra, weil das<br />
Ausrufezeichen für mich eine wichtige Funktion<br />
hat. Es ist Ausdruck eines Gefühls, das<br />
ich in mir trage, seit mich meine Eltern das<br />
erste MalineinWahllokal mitgenommen haben.<br />
Ichwar ungefähr fünf, die Wahlkabinen<br />
standen im katholischen Kindergarten meines<br />
Heimatdorfes, und nicht nur deshalb<br />
hatte die Veranstaltung für mich als in religiösen<br />
Fragen unbedarftes Kind etwas sehr<br />
ernsthaftes. Einen heiligen Ernst gewissermaßen.<br />
Dass eine demokratische Wahl wenn<br />
schon nichts Heiliges, zumindest etwas Besonderes<br />
ist, ein wertvolles Recht und ein<br />
Privileg, kann man schnell als Selbstverständlichkeit<br />
abtun. Tatsächlich sehen das<br />
sehr viele wahlberechtigte Menschen offenbar<br />
anders. Bei der letzten Europawahl 2014<br />
lag die Wahlbeteiligung in Deutschland bei<br />
48 Prozent. MitanderenWorten: Diemeisten<br />
Menschen, die hätten wählen können, haben<br />
es nicht getan.<br />
Ich habe in diesem Jahr Briefwahl beantragt,<br />
weil ich am 26. Mai nicht in Deutschland<br />
sein werde, sondern inFrankreich. Für<br />
ein verlängertes Wochenende mit Freunden.<br />
Die inzwischen selbstverständliche Möglichkeit,<br />
herumreisen zu können, wie immer es<br />
gefällt, wird gerne als eine der großen Errungenschaften<br />
eines vereinigten Europas bezeichnet.<br />
Als wäre Europa eine Art All-you-<br />
Klimaschutz<br />
Tutendlich<br />
was<br />
Marina Kormbaki<br />
über die Lethargie vonPolitik und Wirtschaft gegenüber einem<br />
der drängendsten Probleme unserer Zeit<br />
Zeit, da der menschengemachte Klimawandel<br />
eine globale Strategie erfordert, steckt<br />
das System internationaler Ordnung in seiner<br />
tiefsten Krise. Eskann keine globale Klimawende<br />
ohne die größten Treibhausgas-<br />
Verursacher geben –allen voran China und<br />
die USA. Diechinesische Führung inszeniert<br />
sich gern als umweltbewusster Treiber einer<br />
globalen Energiewende. Tatsächlich aber<br />
schreckt sie im In-und Ausland vorder rücksichtslosen<br />
Verwertung natürlicher Ressourcen<br />
nicht zurück. US-Präsident Donald<br />
Trump müht sich erst gar nicht um ökologische<br />
Korrektheit. Seine Verachtung gegenüber<br />
der Wissenschaft bestärkt die Klimawandel-Ignoranten<br />
in Brasilien, Russland<br />
und Saudi-Arabien, auf fossile Energieträger<br />
KOLUMNE<br />
Wählen<br />
sollte uns eine<br />
Pflicht sein<br />
Tanja Brandes<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
zu setzen, als gäbe es kein Morgen. Diese<br />
triste Ausgangslage lässt etwas entstehen,<br />
das gefährlicher ist als der Klimawandel<br />
selbst: Ein Klima-Defätismus breitet sich<br />
aus. Dieses Ohnmachtsargument hat sich<br />
bis weit hinein in die deutsche Politik geschlichen.<br />
Es steckt imWort vom„Klimanationalismus“,<br />
mit dem die FDP vor einzelstaatlichen<br />
Maßnahmen wie dem Kohleausstieg<br />
warnt. Von ihm zeugt auch die bequeme<br />
Klima-Lethargie in der Union, deren<br />
Vertreter sich weigern, selbst über kleine<br />
Stellschrauben wie eine sozial und ökologisch<br />
gerechte CO 2 -Abgabe nachzudenken.<br />
Diese Lethargie treibt Tausende Schüler<br />
wöchentlich auf die Straße. SPD, Grüne,<br />
Linke mögen diesem Protest laut Beifall<br />
spenden. Das aber ersetzt keine energische<br />
Klimapolitik in der Bundes- und den Landesregierungen,<br />
an denen sie beteiligt sind.<br />
Immerhin besteht Anlass zur Hoffnung,<br />
dass Klimaschutz bald nicht mehr als softes<br />
Politikfeld angesehen wird. Klimaschutz<br />
kostet Geld: Deutschland wird ab2020 Millionenstrafen<br />
zahlen müssen, weil es seine<br />
EU-Klimaziele verfehlt. Dieser Druck<br />
könnte Innovationskräfte freisetzen, die<br />
ökologischen Nutzen in ökonomischen<br />
Profit umwandeln. Mit diesem Argument<br />
ließe sich vielleicht auch ein Trump zum<br />
Umweltschutz bewegen.<br />
Deutschland ist ein Hochtechnologieland.<br />
Als solches kann es Treiber einer Öko-<br />
Wende sein. Noch in diesem Jahr soll es ein<br />
Klimaschutzgesetz geben, das alle Ressorts<br />
zum Umweltschutz verpflichtet –auch Verkehr,<br />
Bau und Landwirtschaft. Das Gesetz<br />
birgt Sprengstoff für die Koalition. Für Merkel<br />
birgt es aber auch die Chance, ihrem<br />
einstigen Ruf als Klimakanzlerin gerecht zu<br />
werden.<br />
can-eat-Buffet –und ein Spontantrip zu den<br />
French Open der Ausflug ans Dessertbuffet.<br />
Es wird Zeit, ein bisschen mehr Pathos zu<br />
verwenden, um den Wert einer Wahl, bei der<br />
es um die Zukunft Europas geht, deutlich zu<br />
machen. Da man sich mit flammenden Worten<br />
in Deutschland bisweilen schwertut,<br />
lohnt es sich, zur Inspiration drei Jahreindie<br />
Vergangenheit und außerdem auf ein Land zu<br />
gucken, dem in Sachen Pathos so schnell keiner<br />
was vormacht. 2016 hielt der damalige<br />
US-Präsident Barack Obama in Hannover<br />
eine leidenschaftliche Rede, inder er Europa<br />
als eine der größten politischen Errungenschaften<br />
moderner Zeiten“ bezeichnete.Und<br />
vielleicht müsse erst ein Nicht-Europäer wie<br />
er „die Europäer daran erinnern, wie großartig<br />
das ist, was sie geschaffen haben“.<br />
Ichdurfte 2002 das erste Malselbstbei einer<br />
Bundestagswahl meine Stimme abgeben.<br />
Seitdem habe ich viele Male gewählt,<br />
auch bei Europawahlen. Undich habe es jedes<br />
Mal wieder, dieses feierliche Gefühl,<br />
wenn ich den Wahlzettel in die Urne werfe.<br />
Ganz besonders bei der letzten Bundestagswahl.<br />
Kurz vorher hatte ich mit Issam gesprochen,<br />
der vordreiJahrenaus Syrien nach<br />
Deutschland geflohen ist. Ich fragte ihn, ob<br />
er wählen würde, wenn esihm in Deutschland<br />
erlaubt wäre. Er sah mich an, als habe er<br />
die Frage nicht verstanden. Seit acht Jahren<br />
legt ein Krieg seine Heimat in Schutt und<br />
Asche, eine handlungsfähige Opposition ist<br />
nicht vorhanden, demokratische Wahlen<br />
sind undenkbar.Hätte Issam in Deutschland<br />
wählen dürfen, er hätte schon in der Nacht<br />
vor dem Termin vor dem Wahllokal ausgeharrt,<br />
um am Wahltag der Erste zu sein. Frei<br />
und ohne Angst über die Zukunft desLandes<br />
(oder gar des Kontinents), in dem er lebt,<br />
mitentscheiden zu können –für Issam wäre<br />
das nichts weniger gewesen als ein Wunder.<br />
Ist eszuviel verlangt, wenn die, die die<br />
Wahl haben, sie wenigstens als eine Pflicht<br />
begreifen?<br />
„Ich hatte nie das Gefühl:<br />
Ich bin eine Frau, ich kann<br />
das nicht. Ich stehe für die<br />
Frauen, die nicht dieselbe<br />
Freiheit und dieselben<br />
Rechte haben.“<br />
Veena George, Politikerin im indischen Bundesstaat<br />
Kerala, über ihre Motivation und Ziele bei<br />
der aktuellen Parlamentswahl in Indien<br />
AUSLESE<br />
Gefährliche Lage<br />
am Persischen Golf<br />
Die Krise zwischen den USA und dem<br />
Iran verschärft sich. „Die Spannung<br />
zwischen den USA und dem Iran ist in den<br />
vergangenen Monaten immer größer geworden.<br />
Die Lage ist inzwischen gefährlich“,<br />
schreibt die spanische <strong>Zeitung</strong> La<br />
Vanguardia dazu. „Es ist schwer, vorauszusagen,<br />
was in den nächsten Tagen und<br />
Wochen passieren wird. Alle behaupten,<br />
dass sie keinen Krieg wollen. Aber die<br />
Schritte, die die einen und die anderen<br />
derzeit tun, machen die Situation am Golf<br />
jeden Taggefährlicher.“<br />
Die Rheinische Post kritisiert die USA:<br />
„Die amerikanischen Vorbedingungen<br />
für Nachverhandlungen zum Atomabkommen<br />
lesen sich eher wie eine Aufforderung<br />
zur Totalkapitulation an das Regime<br />
in Teheran“, heißt es dort. „Man<br />
mag zwar kaum glauben, dass US-Präsident<br />
Donald Trump, der seinen Wählern<br />
einen Rückzug der USA aus den Konfliktzonen<br />
versprochen hat, tatsächlich einen<br />
Krieg provozieren will. Trotzdem<br />
könnte es am Ende darauf hinauslaufen<br />
–und wir Europäer werden das nicht verhindernkönnen.“<br />
„Für die iranische Regierung war es<br />
fast schon überlebensnotwendig, Härte<br />
zu zeigen“, meint auch die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong>.„Es<br />
gibt Hardliner im Iran, die schon<br />
immer gegen das Atomabkommen angekämpft<br />
hatten, sie gewinnen nun an Zuspruch.<br />
Trotzdem ist es fraglich, ob sich<br />
der Iran mit dem Ultimatum einen Gefallen<br />
getan hat.“ Christine Dankbar<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Agrarwende selbst<br />
gemacht: Zu Besuch<br />
bei Bio-Kapitalisten<br />
Seite 16<br />
Prestigeprojekt abgespeckt: Müllers Grundeinkommen kommt Idee abhanden Seite 12<br />
Schule aufgeschreckt: Namenspatron entpuppt sich als SS-Mann Seite 11<br />
Stadtbild<br />
Auf den Spuren<br />
des Rollkoffers<br />
Torsten Landsberg<br />
ist es gewohnt, den<br />
Gehweg zu scannen.<br />
Der Rollkoffer hat sich in den vergangenen<br />
Jahren zu einem Synonym<br />
für Gentrifizierung und heuschreckenartige<br />
Touristenströme<br />
entwickelt. Das Gepäckstück selbst<br />
hat an diesem Prozess einen geringen<br />
Anteil, höchstens das Scheppern<br />
über die unterschiedlich und<br />
manchmal für dieses Utensil nachteilig<br />
gepflasterten Gehwege hat<br />
wohl einen Beitrag zur Verdammung<br />
geleistet.<br />
Den Besitz des Rollkoffers allein<br />
Menschen vonaußerhalb zuzuordnen,<br />
schließt natürlich die Möglichkeit<br />
aus, dass auch <strong>Berliner</strong> für<br />
Reisen darauf zurückgreifen –obwohl<br />
dies nach allen Regeln der<br />
Wahrscheinlichkeit nicht ausgeschlossen<br />
werden kann. Jedenfalls<br />
schleppen Menschen an den Bahnhöfen,<br />
in den Bussen und am Flughafen<br />
heutzutage sehr selten<br />
schwere, alte Kastenkoffer aus Leder<br />
oder Holz durch die Gegend.<br />
Undauch Rucksäcke als Transportmittel<br />
für größere Gütermengen<br />
sind deutlich weniger zu sehen.<br />
Eine Frau, deren Alter sich<br />
schwierig beziffern lässt, zieht einen<br />
Rollkoffer neben sich her. Es<br />
lässt sich zunächst auch kaum beurteilen,<br />
ob sie <strong>Berliner</strong>in ist oder<br />
ob sie hier nur zu Besuch ist, was<br />
den Start einer eigenen Rollkoffer-<br />
Statistik erschwert. Dann offenbart<br />
sie doch einen Hinweis, als sie ihrenKoffer,mittlereGröße,schon<br />
zu<br />
groß fürs Handgepäck, mit einer<br />
der vier Rollen durch einen Hundehaufen<br />
lenkt. Wer hier lebt, ist gewohnt,<br />
den Bürgersteig in einem<br />
permanenten Drei-Meter-Radius<br />
zu scannen, um solchen Fällen vorzubeugen.<br />
Die Touristin also, sie bemerkt<br />
den Fauxpas nicht. Während sie mit<br />
ihrem Gepäck eine Spur hinter sich<br />
her zieht, hält sie sich das Handy ans<br />
Ohr. Allerdings nicht, wie Mobiltelefone<br />
gewöhnlich gehalten werden,<br />
ans Ohrund den Mund, sondernmit<br />
der Unterseite ans Ohr, das Gerät<br />
zeigt vom Kopf weg. Kurz darauf<br />
führt sie das Telefon an den Mund<br />
und spricht, danach hält sie es auf<br />
Hüfthöhe in der Hand, bis sie es<br />
plötzlich doch wieder hochnimmt<br />
und erneut eigenwillig ans Ohrhält.<br />
Was aussieht wie der Gebrauch<br />
eines Walkie-Talkie, ist ein unter<br />
Nutzern von Messenger-Diensten<br />
beliebtes Hybrid aus Nachricht und<br />
Gespräch. Statt eines direkten Dialogs<br />
sprechen sie ihre Nachrichten<br />
ein, hören die unmittelbare Antwort<br />
des anderen ab, und so weiter. Der<br />
Nachteil zum schlichten Telefonat:<br />
Der ständige Blick aufs Handy lässt<br />
keinen Raum für den Drei-Meter-Sicherheitsradius.<br />
Nicht zu jedem Rollkoffer gehörtein Tourist,<br />
er ist aber leicht zu erkennen. IMAGO IMAGES<br />
Das macht dann 241 Euro pro Monat –zumindest auf dem Papier,zumindest nach Meinung des Bezirksamts Lichtenberg.<br />
Teure Almosen für einen Studenten<br />
Lebensmittel von der Tafelsindein Einkommen, befand der Bezirk Lichtenberg –und kürzte das Wohngeld<br />
VonFrederik Bombosch<br />
und Christian Gehrke<br />
Fünfundvierzig Ausgabestellen<br />
hat die <strong>Berliner</strong> Tafel.<br />
Woche für Woche verteilen<br />
sie das, was in den Supermärkten<br />
der Stadt übrig geblieben<br />
ist, an diejenigen, die in unserer<br />
Überflussgesellschaft zu wenig zum<br />
Leben haben. Manche betrachten<br />
die Verteilung als sinnvolle Rettung<br />
von Lebensmitteln. Andere sehen<br />
darin Almosen, die Armut zementieren.<br />
DasBezirksamt Lichtenberghat<br />
jetzt eine dritte Interpretation hinzugefügt:<br />
Eine Sachbearbeiterin des<br />
Wohnungsamtes kürzte dem 32-jährigen<br />
Informatikstudenten Frank<br />
Tiemann das Wohngeld. Begründung:<br />
Die Lebensmittel, die er bei<br />
der Tafel beziehe, seien als Einkommen<br />
zu bewerten. Zuerst hatten der<br />
RBB und die Boulevardzeitung B.Z.<br />
über den Fall berichtet.<br />
Bescheid vonder Stadträtin<br />
Wie Tiemann der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
erzählte,finanzierte er sich sein Studium<br />
bislang mit einem 450-Euro-<br />
Job. Dasist zu wenig Geld, um neben<br />
dem Lebensunterhalt auch die 280<br />
Euro Miete für seine Einraumwohnung<br />
in Hohenschönhausen aufzubringen.<br />
Im vorigen Juli beantragte<br />
er darum Wohngeld. „Ich habe mit<br />
150 Euro bis 200 Euro gerechnet“,<br />
sagte er. Das hätte für ihn gereicht,<br />
um über die Runden zu kommen.<br />
Doch er bekam nur einen Bruchteil:<br />
83 Euro wollte ihm die Wohngeldstelle<br />
zugestehen. Tiemann<br />
wurde offenbar seine Ehrlichkeit<br />
zum Verhängnis –und die juristische<br />
Kreativität seiner Sachbearbeiterin.<br />
Sie fragte nach, ob er tatsächlich<br />
keine weiteren<br />
Einkünfte habe. Tiemanns<br />
Antwort: Einmal pro Woche<br />
bekomme er Lebensmittel<br />
von der Tafel, wo er<br />
sich ehrenamtlich betätigt.<br />
Welchen Wert haben<br />
ein paar Handvoll angebräunte<br />
Obststücke und<br />
Konserven, die ihr Mindesthaltbarkeitsdatum<br />
überschritten haben? Die Mitarbeiterin<br />
des Bezirksamts wusste die<br />
Antwort: 241 Euro im Monat. Mit<br />
diesem beachtlichen Betrag setzte<br />
sie den Wert der Sachbezüge an, die<br />
Tiemann monatlich erhalte.<br />
DieBegründung ist so erstaunlich<br />
wie die Summe: Zunächst setzte die<br />
Bearbeiterin voraus, dass Tiemann<br />
all seine Lebensmittel von der Tafel<br />
beziehe. Daessich um eine Zuwendung<br />
des Vereins an einen Ehrenamtlichen<br />
handle, müsse diese wie<br />
Student<br />
Frank Tiemann<br />
ein Einkommen behandelt werden,<br />
so will es das Einkommensteuergesetz.<br />
Die Sozialversicherungsentgeltverordnung<br />
(SvEV) regelt, welche<br />
Summen dafür anzusetzen sind:<br />
51 Euro proMonat für das Frühstück<br />
und je 95 Euro für das Mittagessen<br />
und das Abendbrot.<br />
Mehrerefalsche Annahmen lägen<br />
dem Bescheid zugrunde,erklärtTiemanns<br />
Anwalt Dietmar<br />
Sedlaczek, der auch<br />
Schatzmeister der <strong>Berliner</strong><br />
Tafel ist. „Der Handel bewertet<br />
die Lebensmittelspende<br />
der Tafel mit 0<br />
Euro. Sie kann also nicht<br />
VOLKMAR OTTO<br />
angerechnet werden“, sagt<br />
er. Zudem bezieht Tiemann<br />
keineswegs seinen<br />
gesamten Lebensmittelbedarf<br />
von der Tafel – dort<br />
obliegt es dem Zufall, was es gerade<br />
zu verteilen gibt. Underbekommt ja<br />
auch keine Mahlzeiten, auf die sich<br />
die SvEV bezieht– sondern unverarbeitete<br />
Lebensmittel, für die er sogar<br />
1,50 Euro proWoche zahlt.<br />
DerWiderspruch, den er einlegte,<br />
war trotzdem erfolglos. „Durch die<br />
Wohngeldstelle wurde das bestehende<br />
Rechtkorrekt zur Anwendung<br />
gebracht“, heißt es im Bescheid, den<br />
Sozialstadträtin Katrin Framke (parteilos,für<br />
Linke) unterzeichnete.<br />
Pflegebetrug bei Schwerkranken<br />
DPA/STEFAN SCHAUBITZER<br />
Inzwischen ist sie sich nicht mehr<br />
so sicher. „Juristisch handelt essich<br />
hier möglicherweise um eine Grauzone“,<br />
teilte sie in einer Erklärung<br />
mit. Sie habe darum den Senat und<br />
das Rechtsamtdes Bezirkes um Stellungnahmen<br />
gebeten.<br />
Bis Donnerstag solle die Prüfung<br />
abgeschlossen sein, sagte Lichtenbergs<br />
Bürgermeister MichaelGrunst<br />
(Linke) der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Eine<br />
Meinung hat er schon: „Es ist traurig<br />
genug, dass Menschen auf die Tafel<br />
angewiesen sind. Ihnen diese Lebensmittel<br />
auch noch als Einkommen<br />
anzurechnen, wäreabsurd.“<br />
MehrereSozialverbände bestätigten<br />
auf Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />
dass ihnen keine vergleichbaren<br />
Fälle bekannt seien –auchnicht aus<br />
dem Bereich des Arbeitslosengelds<br />
II, das penibelste Selbstauskünfte<br />
verlangt. „Es gibt immer einzelne<br />
Mitarbeiter, die ihre Sache besonders<br />
gut machen wollen. Aber das ist<br />
wirklich eine sehr spitzfindige Berechnung“,<br />
sagte Juliane Peters, Beraterin<br />
der Caritas in Lichtenberg.<br />
DieVorsitzende der <strong>Berliner</strong> Tafel,<br />
Sabine Werth, kritisierte den Bezirk.<br />
„Der Staat hat eine Fürsorgepflicht<br />
gegenüber seinen Bürgern“, sagte<br />
sie. Diese dürfe nicht mit dem freiwilligen<br />
Engagement der <strong>Berliner</strong><br />
Tafel verrechnet werden.<br />
Gefälschte Papiere machten Hilfskräfte zu angeblichen Intensivpflegern. Drei Frauen wurden verhaftet<br />
VonGerhard Lehrke<br />
Die Polizei hat während einer<br />
Razzia drei Frauen verhaftet,<br />
die sich eines groß angelegten Abrechnungsbetrugs<br />
in Pflegediensten<br />
schuldig gemacht haben sollen. Der<br />
finanzielle Schaden für die Pflegekassen<br />
beträgt nach Mitteilung der<br />
<strong>Berliner</strong> Staatsanwaltschaft mindestens<br />
1,5 Millionen Euro. Die Summe<br />
könnte sich noch deutlich erhöhen.<br />
Es ist davon auszugehen, dass<br />
auch schwer kranke Patienten Schaden<br />
genommen haben, weil sie von<br />
nicht qualifizierten Pflegern betreut<br />
wurden.<br />
Hauptbeschuldigte ist Andrea K.,<br />
die in ihrer <strong>Berliner</strong> Wohnung verhaftet<br />
wurde.Die 63-Jährige mit spanischem<br />
Hauptwohnsitz soll seit<br />
2013 Arbeitskräfte vorwiegend aus<br />
Osteuropa nach Deutschland gebracht<br />
und mit gefälschten Qualifikationsnachweisen<br />
ausgestattet haben.<br />
Damit sollen sie als vorgebliche<br />
Intensivpflegekräfte an mindestens<br />
neun Pflegedienste vermittelt oder<br />
direkt dort eingesetzt worden sein.<br />
Die mutmaßlichen Betrüger sollen<br />
sich einen besonders lukrativen Bereich<br />
der Pflege ausgewählt haben.<br />
Ohne Qualifikation betreut wurden<br />
vorwiegend Patienten in Pflegeheimen,<br />
die beatmet und rund um die<br />
Uhr versorgt werden müssen. Dafür<br />
werden durchschnittlich 20 000<br />
Euro im Monat abgerechnet.<br />
Die Hauptbeschuldigte soll vor<br />
der Betrugsserie mehrere Pflegedienste,die<br />
zahlungsunfähig wurden,<br />
über Strohleute betrieben haben.<br />
Deshalb soll sie sich auf das neue kriminelle<br />
Betätigungsfeld konzentriert<br />
haben. Seit Monaten wurde deshalb<br />
gegen zwölf Personen ermittelt. Am<br />
Dienstag durchsuchten dann 130 Polizisten<br />
in Berlin, Brandenburg und<br />
Schleswig-Holstein 19 Orte,darunter<br />
sechs Pflegedienste.<br />
Drei vonfünf Haftbefehlen konnten<br />
vollstreckt werden. Neben Andrea<br />
K. wurden in Berlin und Hamburgjeweils<br />
eine mutmaßliche Komplizin<br />
festgesetzt. Die Frauen, 44 beziehungsweise<br />
61 Jahre alt, sollen<br />
seit Jahren für die Hauptbeschuldigte<br />
tätig gewesen sein. Beide waren<br />
selber als Pflegekräfte tätig und<br />
nicht dafür qualifiziert.<br />
NACHRICHTEN<br />
SPD und Grüne wollen<br />
Rückbau der A103<br />
Um Platz fürWohnungen und Gewerbe<br />
zu schaffen, fordernSPD und<br />
Grüne in Tempelhof-Schönebergden<br />
Rückbau der A103 in Steglitz, berichtete<br />
der RBB am Dienstag .Dafür<br />
wollten die Fraktionen laut SPD-<br />
Kreisvorstand an diesem Mittwoch<br />
einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung<br />
einbringen. Die<br />
sechsspurige A103 zwischen SteglitzerKreisel<br />
und Sachsendamm soll<br />
demnach zu einer vierspurigen<br />
Straße umgebaut, ein Teil der A100<br />
zudem überdeckelt werden. (BLZ)<br />
Warnstreik beeinträchtigt<br />
Bankgeschäfte am Freitag<br />
<strong>Berliner</strong> und Brandenburger müssen<br />
an diesem Freitag mit eingeschränktem<br />
Service bei mehreren Banken<br />
rechnen.Vorder nächsten Runde der<br />
Tarifverhandlungen hat die GewerkschaftVerdidie<br />
Beschäftigten zu weiteren<br />
Warnstreiks aufgerufen. Betroffen<br />
sind unter anderem die <strong>Berliner</strong><br />
Sparkasse,Deutsche Bank, Commerzbank,<br />
Investitionsbank Berlin,<br />
Targobank, UniCredit Bank/Hypovereinsbank<br />
und die DKB. (dpa)<br />
Mordverdächtiger nach fast<br />
32 Jahren vor Gericht<br />
Fast 32 Jahrenach dem gewaltsamen<br />
Todeiner <strong>Berliner</strong>in hat der Mordprozess<br />
gegen einen 60-Jährigen begonnen.<br />
Einer der Verteidiger erklärte,sein<br />
Mandant weise die Vorwürfe<br />
zurück. DieBeweislage sei<br />
„äußerst dürftig“. DerAngeklagte<br />
soll die 30-Jährige im September<br />
1987 in ihrer Wohnung in Neukölln<br />
überfallen und versucht haben, sie<br />
zu vergewaltigen. DieAnklage geht<br />
davon aus,dass er die Frau aus Angst<br />
vorEntdeckung getötet habe. (dpa)<br />
Absage bei Polizei wegen<br />
Totenkopf-Tattoo rechtens<br />
DiePolizei darfBewerber mit Tätowierungen<br />
vonTotenköpfen und einer<br />
Revolverpatrone ablehnen, entschied<br />
das Landesarbeitsgericht. Ein<br />
Bewerber beim Objektschutz war<br />
abgewiesen worden und dann vor<br />
Gericht gezogen. DasLand habe zu<br />
Recht zweifeln dürfen, ob der Mann<br />
nach Recht und Gesetz handeln<br />
werde, so das Gericht. (dpa)<br />
Spielplatz in Mitte nach<br />
Farbanschlag gesperrt<br />
Unbekannte haben Farbpatronen<br />
auf dem Spielplatz in der Pohlstraße<br />
entleert, wie das Bezirksamt Mitte<br />
mitteilte.Der Sand sei verschmutzt<br />
und müsse ausgetauscht werden.<br />
DieDauer der Sperrung sei nicht abzusehen.<br />
DieReinigung koste mehrere<br />
Tausend Euro. (dpa)<br />
Magenta, gelb, blau: Die Säuberung kostet<br />
mehrere Tausend Euro. BEZIRKSAMT MITTE
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
AfD will hohe<br />
Bußgelder<br />
für Kiffer<br />
Schon Kleinstmengen sollen<br />
500 Euro Strafe kosten<br />
VonAnnika Leister<br />
Die <strong>Berliner</strong> AfD will Kiffer auf<br />
den Straßen der Hauptstadt in<br />
Zukunft mit saftigen Bußgeldernbedenken.<br />
Er könne sich ein Bußgeld<br />
von 500 Euro schon für jene vorstellen,<br />
die Kleinstmengen von Marihuana<br />
mit sich tragen oder in der Öffentlichkeit<br />
einen Joint rauchen,<br />
sagte der AfD-Innenexperte Karsten<br />
Woldeit am Dienstag. Rot-Rot-Grün<br />
handhabe das Thema viel zu leger.<br />
Ob am Görli oder am Kottbusser Tor<br />
–die Zustände in Berlin seien für einen<br />
„normalen Geist“ unfassbar, so<br />
Woldeit. „Der Konsum und der Handel<br />
von Drogen ist eine Straftat, da<br />
gibt es nichts zu rütteln.“<br />
Zurzeit darf man sich in Berlin<br />
mit einer sogenannten Eigenbedarfsmenge<br />
von 15 Gramm erwischen<br />
lassen, die Verfahren werden<br />
dann in der Regel eingestellt. Hintergrund<br />
dieser Regelung ist auch, dass<br />
Polizei und Justiz ohnehin überlastet<br />
sind und die Verfolgung kleiner Drogendelikte<br />
aufgrund ihrer Häufigkeit<br />
große Ressourcen fressen.<br />
DieAfD will den Besitz vonMarihuana<br />
von einer Straftat zu einer<br />
Ordnungswidrigkeit herabstufen,<br />
dann aber mit massiven Bußgeldern<br />
belegen. Dafür wären eine Novellierung<br />
des Ordnungswidrigkeitsgesetzesund<br />
das Erstellen eines Bußgeldkatalogs<br />
nötig. Nicht nur Polizisten<br />
könnten dann Bußgelder an Kiffer<br />
verteilen, sondern auch die Mitarbeiter<br />
der Ordnungsämter, so der<br />
Plan der AfD. Das entlaste Polizei<br />
und Justiz. Allerdings sind die Mitarbeiter<br />
der Ordnungsämter dafür<br />
nicht geschult und in der Regel<br />
ebenfalls mehr als ausgelastet. Bezirksbürgermeister<br />
beschweren sich<br />
immer wieder über zu wenig Personal.<br />
Kiffer bei einer Protestaktion zur Legalisierung<br />
von Cannabis<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
Auch den Konsum von Marihuana<br />
will die AfD am liebsten wieder<br />
illegalisieren. Zurzeit ist die deutsche<br />
Gesetzgebung da schizophren:<br />
Der reine Konsum ist nicht strafbar,<br />
der Besitz von Marihuana aber sehr<br />
wohl. Während Grüne und Linke<br />
auch den Besitz freigeben wollen,<br />
will die <strong>Berliner</strong> AfD den anderen<br />
Weggehen: auch den Konsum strafbar<br />
machen. Dazu will sie entweder<br />
eine Bundesratsinitiative anstoßen<br />
oder das Thema über die Parteikollegen<br />
im Bund direkt in den Bundestag<br />
einbringen.<br />
Gras sei eine Einstiegsdroge,<br />
sagte AfD-Fraktionschef Georg Pazderski.<br />
Angesichts der gestiegenen<br />
Zahl von Drogentoten in Berlin<br />
müsse man rigoros vorgehen, man<br />
müsse „die Kinder“ schützen. Scharf<br />
kritisierte er eine falsche Prioritätensetzung<br />
vonseiten des Senats. „Wir<br />
machen einen Riesenbohei um 45<br />
Verkehrstote in der Stadt“, sagte er,<br />
„aber bei 191 Drogentoten rührtsich<br />
nichts.“<br />
Mit den höheren Bußgeldern erhofft<br />
sich Innenexperte KarstenWoldeit<br />
eine abschreckende Wirkung,<br />
dadurch weniger Konsumenten und<br />
einen„Domino-Effekt“, der in letzter<br />
Instanz die Geschäftsmodelle von<br />
Dealern, Clans und dem Organisierten<br />
Verbrechen treffen soll.<br />
11 238<br />
(89,8%)<br />
2010<br />
11 546<br />
(90,7%)<br />
2009<br />
11 708<br />
(90,5%)<br />
12 238<br />
2011<br />
2012<br />
(88,7%)<br />
2013 2014<br />
13 348 Drogendelikte in Berlin 13 465<br />
(88,7%) Zahl der Fälle, in Klammern Aufklärungsquote<br />
(87,8%)<br />
Anruf beim Kokstaxi<br />
2015<br />
15 753<br />
(87,3%)<br />
2016<br />
14 880<br />
(88,0%)<br />
In der Hauptstadt floriert das Geschäft mit den Drogen. Sie werden bis an die Haustür geliefert<br />
VonAlexander Schmalz<br />
Ein kurzer Stopp auf dem<br />
RAW-Gelände in Friedrichshain,<br />
ein Spaziergang<br />
durch einen größeren Park<br />
oder ein Anruf bei einem Kokstaxi:<br />
Nirgendwo in Deutschland ist es<br />
leichter als in Berlin, an Cannabis,<br />
Kokain und Amphetamine zu gelangen.<br />
191 Menschen starben 2018 in<br />
Berlin an den Folgen von Rauschmittelkonsum<br />
–60Prozent mehr als<br />
im Jahr 2012.<br />
DieZahl der registrierten Drogendelikte<br />
ist in den vergangenen zehn<br />
Jahren immer weiter gestiegen. 62,4<br />
Prozent aller Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />
standen 2018<br />
im Zusammenhang mit Cannabis.<br />
Weil Polizei und Staatsanwaltschaft<br />
des ausufernden „Gras“-Konsums<br />
nicht mehr Herr werden, will der rotrot-grüne<br />
Senat Cannabis im kommenden<br />
Jahr legalisieren und wenigstens<br />
dafür sorgen, dass die Drogen<br />
nicht mit giftigen Substanzen<br />
gestreckt werden.<br />
In der Partymetropole Berlin wird<br />
der Stoff bis vordie Haustür geliefert.<br />
„Alex Obst –Obst &Gemüse Lieferservice“,<br />
steht auf Hunderten Visitenkarten,<br />
die in der Stadt verteilt<br />
werden. „Obst“ steht dabei für<br />
„Koks“. Eine SMS mit der Lieferadresse<br />
an die angegebene Handynummer<br />
genügt. Das Geschäft mit<br />
den Kokstaxis floriert. Handel und<br />
Besitz von Kokain sind im Vergleich<br />
zu 2017 um 17 Prozent gestiegen.<br />
„Die Übergabe der Ware ist für uns<br />
ganz schwierig zu kontrollieren. Wir<br />
müssen die Dealer auf frischerTatertappen“,<br />
sagt ein Ermittler. Mit Observationen<br />
versuchen Zivilpolizisten,<br />
an die Hintermänner und Quellen<br />
zu gelangen.<br />
Mobile Prüfstellen<br />
Um die Käufer über ihre erlangte<br />
Ware aufzuklären und sie vor einer<br />
Überdosierung zu schützen, will der<br />
Senat Konsumenten die Möglichkeit<br />
für seriöse Qualitätskontrollen geben.<br />
In Clubs und auf Konzerten soll<br />
das sogenannte Drug-Checking eingesetzt<br />
werden. Es ist Teil eines von<br />
Rot-Rot-Grün im Koalitionsvertrag<br />
angekündigten Maßnahmenpakets<br />
zur „Verminderung der Begleitrisiken<br />
von Drogenkonsum“. Mobile<br />
Prüfstellen sollen Pillen, Amphetamine<br />
oder Kokain vom Schwarzmarkt<br />
chemisch analysieren, um Informationen<br />
über die Inhaltsstoffe<br />
zu geben. Wersie betreiben soll, ist<br />
noch unklar. Ein Modellprojekt<br />
könnte schon in diesem Sommer<br />
starten, heißt es bei den Grünen und<br />
der SPD. Esfehle nur noch die Genehmigung<br />
der Justizverwaltung,<br />
sagte Thomas Isenberg, gesundheitspolitischer<br />
Sprecher der SPD,<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Strafverfolgung, Überwachung<br />
und Kontrolle von Drogenmissbrauch<br />
seien aufgrund der vielen<br />
Konsumenten und des weit gespannten<br />
Dealernetzes nur noch bedingt<br />
möglich, heißt es bei der Polizei.<br />
Vorallem die Verkäufer vonCannabis<br />
–insbesondere junge Männer<br />
aus Afrika –beherrschen die großen<br />
Parks der Stadt: den Görlitzer Park,<br />
die Hasenheide, mittlerweile auch<br />
den Mauerpark und viele andere<br />
Grünflächen, die zentral liegen. Den<br />
Dealern den Verkauf nachzuweisen,<br />
ist schwierig. Ihre Drogentüten –<br />
mittlerweile auch mit Pillen, Kokain,<br />
Heroin und LSD –verstecken sie in<br />
Büschen. Außerdem agieren die<br />
Banden mit Spähernanden Parkeingängen.<br />
Was inder Hasenheide in<br />
der 90er-Jahren noch als kontrollierte<br />
Verkaufsstelle toleriert wurde,<br />
um die Beschaffungskriminalität<br />
einzudämmen, ist zum ausufernden<br />
Problem geworden.<br />
Die vom ehemaligen Innensenator<br />
Frank Henkel (CDU) eingeführte<br />
Null-Toleranz-Strategie im Görlitzer<br />
Park sollte Dealer und Konsumenten<br />
abschrecken. Schon Kleinstmengen<br />
vonCannabis zogen ein Strafverfahren<br />
nach sich. Das brachte Polizei<br />
und Staatsanwaltschaft an ihre<br />
Grenzen. Gebracht hat es nichts,beklagen<br />
Anwohner. Viele Dealer zogen<br />
wenige Straßen weiter. Mittlerweile<br />
hat sich eine fast lückenlose<br />
Drogenverkaufsstrecke zwischen<br />
Kottbusser Tor, Görlitzer Park,Schlesischem<br />
Torund RAW-Gelände gebildet.<br />
„Selbstverständlich kontrolliert<br />
die Polizei weiterhin. Wenn sie<br />
jemanden mit Drogen erwischt, wird<br />
DIE SERIE<br />
dies zur Anzeige gebracht. Dabei<br />
spielt die Menge keine Rolle“, sagt<br />
ein Sprecher der Innenverwaltung.<br />
Allerdings wurde die Null-Toleranz-<br />
Strategie, wie im Koalitionsvertrag<br />
vereinbart, abgeschafft. Das bedeutet,<br />
dass beim Besitz von bis zu 15<br />
Gramm Cannabis das Verfahren eingestellt<br />
wird.<br />
Nach Angaben der Landesdrogenbeauftragten<br />
Christine Köhler-<br />
Azara haben 41,5 Prozent der <strong>Berliner</strong><br />
Bevölkerung zwischen 15 und 64<br />
Jahren schon mindestens einmal<br />
Kriminalität und Prävention: Die Zahl der Gewalttaten ist weiter gestiegen, ebenso die Angst<br />
der Menschen, Opfer eines Verbrechens zu werden. Wasbedeutet das für das Zusammenleben<br />
in unserer Stadt? Wiekönnen Politik, Sicherheitsbehörden und Bürger dieser Entwicklung<br />
entgegensteuern? Diese Fragen werden am 20. und 21. Mai beim 24. Deutschen Präventionstag<br />
(DPT) im Estrel Congress Center in Neukölln erörtert.<br />
Teilnehmer: 600 Vortragende und Fachinstitutionen und mehr als 3000 Teilnehmende aus<br />
den Bereichen Präventionspraxis, -politik und -wissenschaft sind beim DPT vertreten.<br />
Serie: AusAnlass des Deutschen Präventionstages beschäftigt sich die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in dieser<br />
Woche mit Fragen rund um Kriminalität und Prävention. Der erste Teil „Mit der Gewalt steigt<br />
auch die Angst“ ist in der Montagsausgabe erschienen. Dienstag folgte der Teil<br />
Wohnungseinbrüche und der Schutz vorEinbrechern.<br />
Nachfolgend ein Überblick über die weiteren Folgen.<br />
Donnerstag: Gewalt auf dem Schulhof<br />
Freitag: Das Thema Extremismus<br />
Sonnabend:Ein Bericht über Zivilcourage<br />
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Sie uns, wie Sie den Görlitzer<br />
Park und das Kottbusser Tor<br />
erleben. Die App bekommen<br />
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Cannabis<br />
konsumiert.<br />
Runterladen! Loslegen!<br />
Mehr als<br />
24 000 <strong>Berliner</strong> tun<br />
es laut einer Erhebung täglich. Rot-<br />
Rot-Grün und FDP wollen deshalb<br />
eine Legalisierung von Cannabis.<br />
Aus medizinischen wie aus gesellschaftlichen<br />
Gründen, sagen sie.<br />
Wenn es nach ihnen geht, dann kaufen<br />
sich Konsumenten ihr „Gras“ ab<br />
dem kommenden Jahr in legalen<br />
Verkaufsstellen. „Ich möchte, dass<br />
überall dort, wo Raucher ihre Zigaretten<br />
genießen können, auch jeder<br />
Volljährige sein Cannabis konsumierenkann“,<br />
sagte Isenberg.<br />
Friedrichshain-Kreuzberg hatte<br />
in den vergangenen Jahren vergeblich<br />
versucht, den kontrollierten Verkauf<br />
von Cannabis durchzusetzen.<br />
Doch das Bundesinstitut für Arzneimittel<br />
und Medizinprodukte erteilte<br />
eine Absage.Der Verkauf zu Genusszwecken<br />
sei unvereinbar mit dem<br />
Betäubungsmittelgesetz.„Wir haben<br />
das Konzept überarbeitet und wollen<br />
es auf die ganzeStadt übertragen.<br />
2017<br />
16 077<br />
(87,8%)<br />
2018<br />
17 266<br />
(88,5%)<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: BKA<br />
Niemand soll mehr in kriminellen<br />
Milieus gestrecktes Cannabis kaufen“,<br />
sagt die Grünen-Abgeordnete<br />
Catherina Pieroth. Der Verkauf soll<br />
aus seriösen Quellen, etwa aus Apotheken,<br />
erfolgen, sagt sie.<br />
Die Legalisierung würde Drogenbanden<br />
und kriminellen Clans eine<br />
wichtige Einnahmequelle nehmen,<br />
glaubt der innenpolitische Sprecher<br />
der FDP, Marcel Luthe. „Die Abgabe<br />
erfolgt dann natürlich ausschließlich<br />
für Käufer, die mindestens 18 Jahre<br />
alt sind. Wichtig ist, dass klar definiertist,<br />
welche Inhaltsstoffe enthalten<br />
sind, wie hoch der THC-Gehalt<br />
ist und wie es besteuertwird.“<br />
Kontrollierter Verkauf<br />
„Wir wollen erreichen, dass es einen<br />
kontrollierten Verkauf von Cannabis<br />
mit einer guten Standardqualität<br />
gibt, ohne Blei oder andere Giftstoffe“,<br />
erklärt Isenberg. Das eingenommene<br />
Geld soll vor allem auch<br />
in Beratungsgespräche und Präventionsprojekte<br />
investiert werden, die<br />
in sogenannten Drogenkonsumräumen<br />
angeboten werden. Genau dieses<br />
Angebot müsse schnellstmöglich<br />
ausgebaut werden, fordert die Landesdrogenbeauftragte.<br />
„Leider verfügt<br />
Berlin nicht über ausreichende<br />
Angebote im Bereich der niedrigschwelligen<br />
Hilfen. Deshalb<br />
sehen wir die Notwendigkeit,<br />
das Suchthilfesystem<br />
an dieser Stelle weiter<br />
auszubauen und<br />
haben für weitere<br />
Drogenkonsumräume,<br />
Kontaktstellen<br />
und Straßensozialarbeit<br />
Gelder für den<br />
neuen Doppelhaushalt<br />
angemeldet“, so Köhler-<br />
Azara. Damit das Vorhaben<br />
Legalisierung diesmal<br />
genehmigt wird, erarbeitet ein<br />
wissenschaftliches Institut aus Hamburg<br />
bis zum Herbst ein Konzept.<br />
„Und wenn das nicht bewilligt wird,<br />
dann klagen wir dagegen bis in die<br />
letzte Instanz“, sind sich Pieroth und<br />
Isenberg einig. Die Gelder für die<br />
Umsetzung sollen im Haushalt<br />
20/21 bereitgestellt werden.<br />
Bei der Opposition sorgt das Vorhaben<br />
für Kopfschütteln. DerFraktionschef<br />
der CDU, Burkard Dregger,<br />
hält eine Legalisierung vonCannabis<br />
für das falsche Signal. Es komme einer<br />
Kapitulation vor der eigenen<br />
Handlungsunfähigkeit der Regierung<br />
gleich.<br />
Die Drogenprobleme im öffentlichen<br />
Raum seien laut der Landesdrogenbeauftragten<br />
jedoch allein<br />
durch Strafverfolgung nicht mehr in<br />
den Griff zu bekommen. Erste alternativeKonzepte<br />
wurden auf denWeg<br />
gebracht. 150 000 Euro erhält jeder<br />
Bezirk für kiezorientierte Gewaltund<br />
Kriminalitätsprävention.<br />
„Zweite Miete“<br />
steigt<br />
moderat<br />
Betriebskosten legen um<br />
vier Cent je Quadratmeter zu<br />
VonUlrich Paul<br />
Schornsteinfeger,<br />
Müllabfuhr,<br />
Wasserversorgung und Grünpflege<br />
–die Betriebskosten, die Mieter<br />
neben der Nettokaltmiete bezahlen<br />
müssen, gelten als „zweite<br />
Miete“. Viele Haushalte ächzen darunter,weil<br />
ihr Budget damit zusätzlich<br />
belastet wird. Doch während<br />
die Nettokaltmieten in Berlin laut<br />
neuem Mietspiegel in den vergangenen<br />
zwei Jahren um 2,5 Prozent<br />
jährlich gestiegen sind, zogen die<br />
Nebenkosten nur moderat an –von<br />
durchschnittlich 2,52 Euro auf 2,56<br />
Euro je Quadratmeter Wohnfläche.<br />
Das geht aus der Betriebskostenübersicht<br />
2019 hervor, die mit dem<br />
neuen Mietspiegel veröffentlicht<br />
wurde. Die kalten Betriebskosten<br />
belaufen sich danach im Schnitt auf<br />
1,66 Euro je QuadratmeterWohnfläche.<br />
Hinzu kommen für Heizung<br />
undWarmwasser Ausgaben in Höhe<br />
von 90Cent je Quadratmeter.„Mieter<br />
können anhand der Betriebskostenübersicht<br />
eine erste Prüfung vornehmen,<br />
ob die Nebenkosten in<br />
Ordnung sind“, sagt Reiner Wild,<br />
Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong> Mietervereins.<br />
Wenn sie starke Abweichungen<br />
bei einzelnen Positionen<br />
feststellen, sollten sie Expertenrat<br />
einholen.<br />
DieBetriebskostenübersicht 2019<br />
basiert auf den Angaben für rund<br />
3000 Wohngebäude und Wirtschaftseinheiten.<br />
Die Daten wurden<br />
bei den Erhebungen zum neuen<br />
Mietspiegel bei MieternundVermieternerfragt.<br />
Ausgewertet wurden die<br />
Abrechnungen für 2017. Eine Tabelle<br />
gibt Auskunft darüber, welche Beträge<br />
für die jeweiligen Kostenpositionen<br />
wie Straßenreinigung, Aufzug<br />
und Schneebeseitigung anzusetzen<br />
sind. Für die Wasserversorgung fallen<br />
danach beispielsweise im Mittel<br />
Kosten von25Cent je Quadratmeter<br />
an, für die Müllbeseitigung sind 16<br />
Cent je Quadratmeter zu berappen<br />
und für die Gartenpflege 10 Cent.<br />
Die Übersicht ist aber nicht rechtsverbindlich.<br />
Siesoll den Mieternnur<br />
als Orientierung dienen.<br />
Aktion zur Grundsteuer<br />
Für die Grundsteuer sind in Berlin<br />
im Mittel 27 Cent je Quadratmeter zu<br />
zahlen. Bisher dürfen die Vermieter<br />
diese Steuerausgaben als Betriebskosten<br />
auf die Mieter abwälzen,<br />
doch das soll sich ändern, wenn es<br />
nach dem Deutschen Mieterbund<br />
(DMB) geht. „Grundsteuer raus aus<br />
den Betriebskosten“, lautet das<br />
Motto einer am Dienstag gestarteten<br />
Unterschriftenaktion des DMB und<br />
seiner örtlichen Mietervereine. Ziel<br />
der Kampagne ist, die Grundsteuer<br />
aus dem Katalog umlegbarer Betriebskosten<br />
in der Betriebskostenverordnung<br />
zu streichen.<br />
„Die Grundsteuer ist eine Eigentümersteuer<br />
auf den Wert eines<br />
Grundstücks oder einer Immobilie“,<br />
sagt der Direktor des Deutschen<br />
Mieterbundes, Lukas Siebenkotten.<br />
„Sie wird selbstverständlich von<br />
selbstnutzenden Eigentümern gezahlt.“<br />
Es sei aber völlig unverständlich,<br />
dass im Mietwohnungsbereich<br />
Mieter diese Eigentümersteuer zahlen.<br />
„Die Besteuerung auf das Vermietervermögen<br />
darf nicht zulasten<br />
der Mieter gehen“, so Siebenkotten.<br />
„Unser Ziel ist es,noch vorder anstehenden<br />
Grundsteuerreform mit vielen<br />
Tausend Mieterunterschriften<br />
Druck auf die Politik zu machen,<br />
dass die Betriebskostenverordnung<br />
geändert wird, die Grundsteuer<br />
nicht länger von Mietern gezahlt<br />
werden muss“, sagt Siebenkotten.<br />
Bund und Länder sind derzeit dabei,<br />
die Grundsteuer neu zu regeln. Ziel<br />
ist eine Vereinheitlichung. Das Steueraufkommen<br />
soll sich insgesamt<br />
nicht erhöhen. Für einzelne Haushalte<br />
ist jedoch mit stärkeren Belastungen<br />
zu rechnen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Jungen bei Unfall schwer verletzt.<br />
Zwei sechs und elf Jahrealte Jungen<br />
sind am Montagabend in der Reinickendorfer<br />
Waldstraße zwischen geparkten<br />
Autos auf die Fahrbahn gelaufen.<br />
Eine 38-jährige Autofahrerin,<br />
die in Richtung Eichborndamm unterwegs<br />
war,konnte nicht mehr<br />
rechtzeitig reagieren und erfasste die<br />
beiden Brüder mit ihrem Auto.Die<br />
Jungen kamen mit schweren Verletzungen<br />
an Kopf und Beinen zur stationären<br />
Behandlung in ein Krankenhaus.Die<br />
Autofahrerin erlitt einen<br />
Schock und wurde ebenfalls ins<br />
Krankenhaus gebracht.<br />
Fahndung nach Betrügern.<br />
Weil sie Geld vonfremden Konten<br />
abgehoben haben sollen, fahndet<br />
das Landeskriminalamt öffentlich<br />
nach zwei Verdächtigen. Diebeiden<br />
Männer sollen mit gefälschten Ausweisen<br />
in verschiedenen Banken<br />
und Sparkassen in Berlin sowie auch<br />
anderen Orten Deutschlands Geld<br />
abgehoben haben. Zwischen dem<br />
19. September 2018 und dem<br />
22. März2019 erbeutete das Duo<br />
demnach in knapp 30 Fällen mehr<br />
als 100 000 Euro.Mit Aufnahmen einer<br />
Überwachungskamerahofft die<br />
Polizei nun auf Hinweise zu den<br />
mutmaßlichen Tätern.<br />
LKA (2)<br />
Diese Fotos von Überwachungskameras<br />
gab das Landeskriminalamt heraus.<br />
Festnahme nach S-Bahn-Attacke.<br />
Weil er eine abgestellte S-Bahn mit<br />
Steinen bewarf, ist am Dienstagmorgen<br />
ein 46-Jähriger in Tempelhof-<br />
Schönebergfestgenommen worden.<br />
DieFrontscheibe der S-Bahn sei<br />
komplett gesprungen, sodass die S-<br />
Bahn zunächst nicht mehr einsatzfähig<br />
war,teilte die Polizei mit. Mitarbeiter<br />
der Bahn hatten gegen<br />
2.30 Uhrdie Polizei gerufen, weil sie<br />
mehrereMenschen im Gleisbereich<br />
zwischen den Bahnhöfen Südkreuz<br />
und Tempelhof beobachtet hatten.<br />
Der46-Jährige habe bei seiner Festnahme<br />
versucht, den Polizisten zu<br />
entkommen. DieBundespolizei ermittelt<br />
nun wegen Sachbeschädigung<br />
und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte.<br />
Autos angezündet.<br />
In der Nacht zu Dienstag sind erneut<br />
mehrereAutos in Flammen aufgegangen.<br />
In Wedding fingen zwei<br />
Fahrzeuge einer Sicherheitsfirma<br />
Feuer.Die Polizei geht vonBrandstiftung<br />
aus.Demnach bemerkte ein<br />
Anwohner gegen 3Uhr in der Armenischen<br />
Straße Brandgeruch und<br />
Flammen. Einsatzkräfte konnten das<br />
Feuer löschen. Es wurde niemand<br />
verletzt. Derpolizeiliche Staatsschutz<br />
des Landeskriminalamts hat<br />
die Ermittlungen aufgenommen. In<br />
der Reinickendorfer Provinzstraße<br />
ging gegen 0.45 Uhrein Auto in<br />
Flammen auf. DasFeuer griff dabei<br />
auf ein weiteres Auto über.Zudem<br />
wurden ein Verteilerkasten und eine<br />
Straßenlaterne beschädigt. Verletzt<br />
wurde auch in diesem Fall niemand.<br />
Der Palast der Republik: Prestigebau und „Haus des Volkes“, das mit vielfältigen, qualitätsvollen Veranstaltungs- und Gastronomieangeboten Millionen Besucher anlockte.<br />
VonMaritta Tkalec<br />
Die Eröffnung des Humboldt<br />
Forums im <strong>Berliner</strong><br />
Schloss rückt näher,<br />
und die Ausstellungsmacher<br />
werden konkreter.Jetzt stellen<br />
sie vor, wie sie an den Palast der<br />
Republik erinnern wollen. 30 Jahre<br />
lang hatte dieser in der DDR populäre<br />
Bau an diesem durch 800 Jahre<br />
Geschichte gekennzeichneten Ort<br />
gestanden. Wie die Stiftung Humboldt<br />
Forum jetzt mitteilt, sollen<br />
zwölf „Spuren“ an „überraschenden“<br />
Stellen in der Ausstellung zur<br />
„Geschichte des Ortes“ an den Vorgängerbau<br />
des neu errichteten barocken<br />
Schlosses erinnern, das bis<br />
zu seiner Sprengung dortstand.<br />
Man hat sich mit Ausnahme der<br />
wunderschönen Wand aus Meißner<br />
Porzellan, die eines der Palast-Restaurants<br />
schmückte,und des großartigen<br />
Gemäldes „Guten Tag“ von<br />
Wolfgang Mattheuer,das einst zu den<br />
Höhepunkten der Bildersammlung<br />
im Palast-Foyer gehörte, für eher<br />
Zwölf Spuren zum Palast<br />
Das Humboldt Forum stellt die Objekte vor,die an den Vorgängerbau erinnern<br />
nüchterne Objekte entschieden: einen<br />
Überwachungsmonitor, einen<br />
Goldrandteller,Metalleisbecher …<br />
Eine der gläsernen Wahlurnen,<br />
die der ersten frei gewählten Volkskammer<br />
für Abstimmungen dienten,<br />
symbolisiert die große Transparenz<br />
politischer Entscheidungen, die<br />
man in jenen Monaten hochhielt.<br />
Der schlichte Glaskasten hatte seinen<br />
großen Tagam23. August 1990,<br />
als der„Beitritt zum Geltungsbereich<br />
des Grundgesetzes der Bundesrepublik<br />
Deutschland gemäß Artikel 23<br />
des Grundgesetzes mit Wirkung vom<br />
3. Oktober 1990“ beschlossen<br />
wurde.<br />
Dass ein Segment<br />
aus Jo Jastrams<br />
einst wandgroßem<br />
Bronzerelief<br />
„Lob des<br />
Kommunismus“<br />
zu Ehren<br />
kommt,<br />
zeigt, dass die<br />
Auswahl nicht<br />
von Furcht vor<br />
Schachtisch und Stühle Marke Hellerau aus dem Palast<br />
Machen Sie mit<br />
SHF/DAVID VON BECKER<br />
ideologischer „Vergiftung“ beengt<br />
war. Palastarchitekt Heinz Graffunder<br />
bescheinigte dem Werk einst<br />
„fesselnde künstlerische Bildhaftigkeit<br />
und parteiliche Aussagekraft“.<br />
Andere fanden die groben Nackten<br />
immer schon hässlich.<br />
Die Gläserne Blume fehlt<br />
Fotos zeigen andere „Spuren“: so<br />
den freien Platz nach der Schlosssprengung<br />
– bestens geeignet für<br />
Großaufmärsche zum Ruhme des<br />
Sozialismus oder Wende-Demonstranten<br />
mit Demokratie fordernden<br />
Plakaten.<br />
Das wichtigste, emotional<br />
positiv besetzte<br />
Objekt fehlt<br />
in der „Spuren“-<br />
Werden Sie Teil der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> und holen Sie sich unsere neueApp.<br />
Machen Sie mit unserer App Bilder und zeigen<br />
Sie uns, wie Sie an den Palast<br />
der Republik erinnernwollen:<br />
Wasfehlt im Humboldt Forum?<br />
Oder ist alles dabei?<br />
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Loslegen!<br />
Liste: die Gläserne<br />
Blume,<br />
die dem Palast-Foyer<br />
einen<br />
Fixpunkt<br />
gab und ästhetisch<br />
beeindruckte.<br />
DPA<br />
DieWiederherstellung des Originals<br />
hält die Stiftung Humboldt Forum<br />
für unmöglich. Derzeit lautet die Begründung,<br />
einer der Schöpfer, Reginald<br />
Richter, lehne eine Aufstellung<br />
im Schloss ab. Der andere, Richard<br />
Wilhelm, hingegen sagte der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, er halte es für möglich, „bei<br />
festem Willen und Engagement das<br />
Kunstwerk Gläserne Blume in originaler<br />
Größe und Herrlichkeit neu<br />
entstehen zu lassen“. An seinem guten<br />
Willen fehle es nicht, betont er.<br />
Die Blumen-Miniatur, von Reginald<br />
Richter ohneWissen seines Partners<br />
im Auftrag des Humboldt Forums<br />
in veränderter Anmutung angefertigt,<br />
ist für das Forums-Foyer vorgesehen.<br />
Dagegen läuft eine Klage.<br />
Freuen kann sich das Humboldt<br />
Forumüber etliche Neuzugänge von<br />
Objekten aus dem Palast, die man<br />
vom Bund als bisherigem Eigentümer<br />
übernimmt, darunter Kugelleuchten<br />
aus „Erichs Lampenladen“,<br />
Stühle und das Beifall-Steuerungssystem<br />
aus dem Großen Saal. Diese<br />
Objekte werden später ausgestellt.<br />
Teil des Wegeleitsystem für das mulitifunktionale Kultur- und Kongresszentrum SHF/BLANK<br />
Namenspatron<br />
von Schule<br />
war SS-Mann<br />
Zugleich war Rudolf Dörrier<br />
mit einer Jüdin verheiratet<br />
VonMartin Klesmann<br />
Eine PankowerGrundschule prüft<br />
weiter,obsie den Namen Rudolf<br />
Dörrier ablegt. Denn der später mit<br />
dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete<br />
Dörrier,der sich nach dem<br />
Krieg als Antifaschist gab, war neun<br />
Monate lang als Mitglied derWaffen-<br />
SS Wachposten im Konzentrationslager<br />
Sachsenhausen. Dasbestätigte<br />
nun auch Horst Seferens, Sprecher<br />
der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.<br />
„Aus der SS-Stammkarte,<br />
die wir hier in Kopie haben,<br />
geht hervor, dass Dörrier von der<br />
Wehrmacht zum SS-Totenkopf-<br />
Wachbataillon versetzt wurde“,<br />
sagte Seferens der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Vom21. Mai1944 bis zum 19. Januar<br />
1945 sei er als Wachposten im KZ<br />
Sachsenhausen tätig gewesen. Dann<br />
wurde Dörrier aus der SS entlassen.<br />
Hierzu gibt es nun neue Erkenntnisse:<br />
„Als Entlassungsgrund ist auf<br />
der Stammkarte handschriftlich vermerkt:<br />
‚Mit einer Jüdin verheiratet‘“,<br />
teilte Seferens mit.<br />
Dörrier (1899–2002) hatte 1930 in<br />
die jüdische Familie Wassmund eingeheiratet.<br />
Während seine Schwiegereltern1942<br />
ins KZ Theresienstadt<br />
deportiertwurden und dortstarben,<br />
soll Dörrier deren Firma, ein pharmazeutisches<br />
Versandgeschäft, zunächst<br />
weiter betrieben haben. Das<br />
machte zumindest der Historiker<br />
HarryWaibel öffentlich, der die originale<br />
SS-Stammkarte vonDörrier bereits<br />
2017 im Moskauer Militärarchiv<br />
gefunden hatte. Später wurde Dörrier<br />
zur Wehrmacht eingezogen. Der<br />
Historiker und Archivar Heinz Boberach<br />
hat in einer Publikation darauf<br />
hingewiesen, dass Hitler 1944 befohlen<br />
hatte,bis zu 10 000 nicht felddienstfähige<br />
Soldaten zur Waffen-SS<br />
zu versetzen, um jüngere SS-Angehörige<br />
für den Fronteinsatz freizumachen.<br />
„Was genau Rudolf Dörrier hier in<br />
Sachsenhausen gemacht hat, wissen<br />
wir nicht“, sagte Seferens. Ganz allgemein<br />
lasse sich sagen, dass die<br />
Wachposten mit der Bewachung des<br />
gesamten KZ-Komplexes befasst waren.<br />
Angehörige der Wachtruppe<br />
stellten auch das Erschießungskommando<br />
bei Hinrichtungen.<br />
Dörrier war zwei Jahrenach Ende<br />
des Zweiten Weltkriegs in die SED<br />
eingetreten, leitete die Bibliotheken<br />
in Pankow, dann die bezirkliche<br />
Ortschronik. 2004 erhielt die Schule<br />
seinen Namen. DerFachbereich Geschichte<br />
des Bezirksamtes prüfe derzeit<br />
die Quellenlage, teilte Schulstadtrat<br />
Torsten Kühne (CDU) mit.<br />
Das Ergebnis werde der Schule zur<br />
Verfügung gestellt. Auf dieser Basis<br />
werden die Schulgremien wohl erst<br />
im kommenden Schuljahr über eine<br />
Umbenennung entscheiden.<br />
STRITTIG<br />
Überfall auf Backshop.<br />
Eine Angestellte eines Backshops in<br />
Neukölln ist vonzweiUnbekannten<br />
überfallen und ausgeraubt worden.<br />
Die42-Jährige wollte in der Nacht zu<br />
Dienstag das Geschäft in der Karl-<br />
Marx-Straße aufschließen, als sie gegen<br />
den Kopf geschlagen wurde und<br />
zu Boden fiel. Wiedie Polizei mitteilte,soll<br />
das Räuber-Duo auf die<br />
Frau eingetreten und Geld gefordert<br />
haben. Nachdem das Opfer das<br />
Wechselgeld aushändigte,ergriffen<br />
die Täter die Flucht. EinPassant fand<br />
die Frau gegen 2Uhr in der Bäckerei<br />
auf dem Boden liegend. DieMitarbeiterin<br />
kam zur Behandlung in ein<br />
Krankenhaus. (dpa)<br />
Hilfsmittel zur Applauslenkung bei der Aufzeichnung vom „Kessel Buntes“ SHF/D. VON BECKER<br />
Porzellanwand aus dem Palastrestaurant, wird derzeit in Meißen restauriert<br />
HGM-SAMMLUNG<br />
Heirat: Rudolf Dörrier (1899–2002) heiratete<br />
1930 die aus einer jüdischen Familie<br />
stammenden Lily Wassmund. Dörriers<br />
Schwiegerelternstarben im KZ. An<br />
diese SchwiegerelternerinnernzweiStolpersteine<br />
in der Binzstraße 2inPankow.<br />
Ehrung: Rudolf Dörrier stellte sich nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg als Antifaschist<br />
dar,seine Frau Lily starb 1993. Dörrier<br />
selbst, zu DDR-Zeiten Bibliothekenleiter<br />
und Pankower Ortschronist, erhielt 2000<br />
auch das Bundesverdienstkreuz.
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Verwaltung soll<br />
ausgemistet<br />
werden<br />
Senat und Bezirke<br />
unterzeichnen einen Pakt<br />
VonElmar Schütze<br />
Eswar einer der Momente,bei denen<br />
Michael Müller zeigte, dass<br />
auch Attacke zur Aufgabe eines Regierenden<br />
Bürgermeisters zählt. „Ich<br />
ärgere mich immer wieder über oft<br />
dümmliches Berlin-Bashing“, sagte<br />
der Regierungschef (SPD). Es gebe<br />
keine andere Stadt, die durch die<br />
Vereinigung vor einer Herausforderung<br />
stand wie Berlin. Wo nach der<br />
Wende 100 000 Industriearbeitsplätzeverloren<br />
gingen und noch einmal<br />
100 000 Verwaltungsstellen gestrichen<br />
wurden. Wo man die Verwaltung<br />
gerade erst wieder fit mache<br />
für die Bedürfnisse einer lebenswerten,<br />
wachsenden Stadt. So Müller.<br />
Offenbar hallten die Worte des<br />
Regierenden noch nach, denn plötzlich<br />
brach auch Monika Herrmann,<br />
Grünen-Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg,<br />
eine Lanze für<br />
die Stadt. Siesei bekanntlich <strong>Berliner</strong>in<br />
invierter Generation und ärgere<br />
sich, dass die Stadt so oft schlechtgeredet<br />
werde. „Auch ich bin stolz darauf,<br />
<strong>Berliner</strong>in zu sein –auch wenn<br />
das für eine Grüne ungewöhnlich<br />
klingen mag.“ Dastut es allerdings.<br />
Was war passiert? Müller, Herrmann<br />
und der offenbar nicht zu Pathos<br />
neigende PankowerBezirkschef<br />
Sören Benn (Linke) –weder verteidigte<br />
er Berlin, noch bekannte er<br />
Stolz –stellten am Dienstag den „Zukunftspakt<br />
Verwaltung“ vor. Darin<br />
werden 27Projekte aufgezählt, die<br />
die Verwaltung besser, effizienter<br />
und leistungsfähiger machen sollen.<br />
Unter anderem soll das oft lähmende<br />
Pingpong zwischen Bezirksund<br />
Landesebene minimiert werden.<br />
Dafür sollen die Bezirksämter<br />
vergleichbare Strukturen bekommen,<br />
damit die Senatsverwaltungen<br />
klareAnsprechpartner haben.<br />
Einige Projekte sollen rasch greifen:<br />
eine beschleunigte Auszahlung<br />
des Elterngeldes innerhalb von vier<br />
Wochen etwa oder das Angebot, sein<br />
Auto online anzumelden, was ab<br />
Herbst möglich sein soll. Anderes<br />
wirderst nach 2021 greifen.<br />
Zuletzt hatte es bei Rot-Rot-Grün<br />
Knatsch gegeben. Die starken grünen<br />
Bezirke hatten vom Senat ein<br />
Bekenntnis zur Finanzierung neuer<br />
Stellen verlangt. Alles kein Problem,<br />
so Müller.„Wir wollen, dass die Bürger<br />
weiter ihren Kiez mitgestalten.“<br />
Auch dafür brauche es Verwaltung.<br />
Michael Müller wollte mit seinem solidarischen Grundeinkommen die Arbeitsmarkt-Politik bereichernund Menschen vor Hartz IV bewahren.<br />
Kollabierendes Prestigeprojekt<br />
Am 1. Juli sollte Müllers Grundeinkommen-Modell starten. Doch inzwischen gibt es Kritik von vielen Seiten<br />
VonAnnika Leister<br />
Das solidarische Grundeinkommen<br />
war nach<br />
katastrophalen Wahlergebnissen<br />
Michael Müllers<br />
(SPD) großer Vorschlag für die<br />
Modernisierung seiner Partei: Weg<br />
vonHartz IV und seinen Sanktionen,<br />
wieder hin zu einer sozialeren Arbeitsmarktpolitik.<br />
Diskutiert wurde<br />
Müllers Vorschlag auch auf Bundesebene,daaber<br />
hatte Arbeitsminister<br />
Hubertus Heil (SPD) mit seinemTeilhabechancengesetz<br />
schon eigene<br />
Pläne für die Vermittlung von Arbeitslosen<br />
in der Schublade –die im<br />
Juli 2018 auch vom Bundeskabinett<br />
beschlossen wurden.<br />
Unerwartet hohe Kosten<br />
Müller wollte das solidarische<br />
Grundeinkommen dennoch als Modell<br />
testen, in den letzten Monaten<br />
arbeitete die Senatskanzlei daran.<br />
An diesem Mittwoch soll der Hauptausschuss<br />
über die Finanzierung für<br />
die erste Testrunde entscheiden, der<br />
Start ist für den 1. Juli geplant. Doch<br />
von der ursprünglich von vielen Seiten<br />
gelobten Idee ist im jetzigen Papier<br />
wenig geblieben, die Kosten für<br />
das Programm sind explodiert und<br />
die Kritik der Koalitionspartner, vor<br />
allem der Grünen, ist enorm.<br />
Ein großer Kritikpunkt sind die<br />
Kosten: Weil der Bund mit Heils Gesetz<br />
sein eigenes Programm auf den<br />
Müllers solidarisches Grundeinkommen:<br />
Sein Ziel ist es, das Abrutschen in Hartz IV zu<br />
verhindern. Jetzt sollen Menschen, die ein bis<br />
drei Jahre arbeitslos waren, bei kommunalen<br />
und gemeinnützigen TrägernJobs übernehmen,<br />
die nicht in Konkurrenz zum ersten<br />
Arbeitsmarkt stehen, und dafür den Mindestlohn<br />
von10,50 Euro erhalten.<br />
ZWEI ENTWÜRFE – EINE IDEE<br />
Heils Teilhabechancengesetz: Werinsechs<br />
der vergangenen sieben Jahre Hartz IV bezogenhat,<br />
erhält bei Aufnahme eines neuen<br />
Jobs für bis zu fünf Jahre einen Lohnkostenzuschuss<br />
vonbis zu 100 Prozent. Gearbeitet<br />
werden kann in normalen wie kommunalen<br />
Unternehmen. Auch Kosten für Praktika und<br />
Qualifizierungen werden übernommen.<br />
Weggebracht hat, will er sich an der<br />
Finanzierung für das <strong>Berliner</strong> Modell<br />
nicht beteiligen. Wird das Modellprojekt<br />
wie zurzeit geplant für zuerst<br />
250, dann 1000 Teilnehmer ausgerichtet,<br />
kosten bei einer Zahlung des<br />
Mindestlohns alleine die Entgelte,<br />
die das Land zahlt, 31 Millionen Euro<br />
pro Jahr – Kosten für die Verwaltungsarbeit<br />
und die Koordinierung<br />
zwischen Land, Jobcenter und Bund<br />
sind da noch nicht mit eingerechnet.<br />
Um die Kosten für das Land zu<br />
senken und doch noch Mittel vom<br />
Bund abzugreifen, will die Senatskanzlei<br />
das Projekt mit Lohnkostenzuschüssen<br />
nach Paragraf 16e des<br />
Sozialgesetzbuches kofinanzieren.<br />
Die Koalitionspartner aber haben<br />
damit ein Problem. Denn dann<br />
müsste sich Berlin auch an die Regularien<br />
nach 16e halten: Das würde<br />
bedeuten, dass die Teilnehmer des<br />
Projekts mindestens zwei und maximal<br />
drei Jahre arbeitslos gewesen<br />
sein dürfen und für die Zeit ihrer<br />
Teilnahme am auf fünf Jahre ausgerichteten<br />
Modellprojekt nicht in die<br />
Arbeitslosenversicherung einzahlen.<br />
„Wenn man Lohnzuschüsse nach<br />
16e mit reinnimmt“, sagt Katina<br />
Schubert, Landesvorsitzende der<br />
Linken, „dann hat das mit der<br />
Grundidee nicht mehr viel zu tun.“<br />
Und auch Sabine Bangert, arbeitsmarktpolitische<br />
Sprecherin der Grünen<br />
fragt: „Was ist von dem Anspruch<br />
geblieben, voll sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigungsverhältnisse<br />
zu schaffen?“<br />
Für Bangert ist das aber nur ein<br />
Problem an Müllers Herzensprojekt:<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
Es läge kein schlüssiges Konzept vor,<br />
die Umsetzung sei unklar, die Zielgruppe<br />
sei extrem verengt worden<br />
und die geplanten Einsatzfelder für<br />
die Teilnehmer –maximal helfende<br />
Arbeiten wie Babysitten, Touristenbetreuen,<br />
Müllsammeln – seien<br />
nicht geeignet, Arbeitslose für den<br />
ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren.<br />
Nicht vonExperten entworfen<br />
Schubert und Bangert sind sich einig:<br />
Es sei ein „gravierender Fehler“<br />
gewesen, das Programm von der Senatskanzlei<br />
aufsetzen zu lassen, die<br />
über keinerlei arbeitsmarktpolitische<br />
Kompetenzen verfüge. Angebotene<br />
Hilfe sei abgelehnt worden. Und<br />
sogar Lars Düsterhöft, Sprecher für<br />
Arbeit in Müllers SPD, sagt: „Viele<br />
Detailfragen sind ungeklärt. Es fehlt<br />
auch mir an einem Gesamtkonzept.“<br />
Die CDU stellte schon im Januar<br />
den Antrag, auf Müllers solidarisches<br />
Grundeinkommen zu verzichten<br />
und sich stattdessen ganz auf<br />
Heils Teilhabechancengesetz zu<br />
konzentrieren. Für Sabine Bangert<br />
ist das jetzt eine ernst zu nehmende<br />
Möglichkeit: „Das wäre eine Option“,<br />
sagt sie. „Das Teilhabechancengesetz<br />
ist ein gutes Programm.“<br />
Annika Leister<br />
zweifelt am vorliegenden<br />
Entwurf für Müllers Idee.<br />
Clan-Chef: Mit<br />
Mieter-Terror<br />
nichts zu tun<br />
Politiker bescheinigt<br />
Spandauer Mietern Courage<br />
Ein Wohnhaus in der Falkenhagener<br />
Straße beherrscht seit Tagen<br />
die Nachrichten: Dort terrorisiert ein<br />
Mitglied eines arabischen Clans, Abdulkadir<br />
O.,seit Jahren die Nachbarn:<br />
mit Drohungen verbal oder per SMS,<br />
mit Eierwürfen und Sachbeschädigungen.<br />
Die Mieter vermuten, dass<br />
sie aus dem Haus gegrault werden<br />
sollen, damit der Clan ihreWohnungen<br />
übernehmen kann. Denn O. ist<br />
mit der berüchtigten Großfamilie R.<br />
verwandt.„Du hast diese Hand noch<br />
nicht zu spüren bekommen. Und<br />
wart nur ab, bis ich meine Brüder<br />
hole“, beschrieb eine Bewohnerin gegenüber<br />
Spiegel TV das Verhalten ihresNachbarn.„Ermöchte<br />
wie ein König<br />
behandelt werden, dass ihm das<br />
ganze Haus gehört und dass wir uns<br />
unterordnen müssen“, sagt eine andereFrau.<br />
Clan-Chef Issa R., streitet ab, von<br />
solchen Methoden etwas zuwissen.<br />
„Das ist ein Idiot. Wir holen uns das<br />
Eigentum von Menschen nicht mit<br />
Gewalt“, sagte Issa R. der<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Das Oberhaupt der rund<br />
500 Mitglieder starken Familie R.<br />
sagt, er habe „mit dieser Sippe“ in<br />
Spandau nichts zu tun.„Immer,wenn<br />
jemand aus meiner Familie Scheiße<br />
baut, schmücken die sich mit meinem<br />
Namen.“ Er wolle endlich Ruhe,<br />
sagt Issa R. EinVorgehen wie in Spandau<br />
sei nicht vonihm genehmigt worden.<br />
„Man bedroht seine Nachbarn<br />
nicht. Mitsoeinem Verhalten verliert<br />
man den Respekt“, so der Neuköllner.<br />
Dass Issa R. nichts mit dem Störer<br />
zu tun haben will, glauben die Hausbewohner<br />
indes nicht. Eine Frau ist<br />
sich sicher,ihn vorwenigen Tagen zusammen<br />
mit Abdulkadir O. gesehen<br />
zu haben:„Sie saßen einträchtig auf einer<br />
Parkbank.Wahrscheinlich besprachen<br />
sie gerade das weitereVorgehen.“<br />
Hotline für anonyme Hinweise<br />
DieBewohner des Hauses an der Falkenhagener<br />
Straße haben die Nase<br />
voll vondem Dauerterror.„An die Öffentlichkeit<br />
zu gehen, war jetzt unser<br />
letzter Schritt“, sagen sie. Der CDU-<br />
Fraktionsvorsitzende Burkard Dregger<br />
lobte am Dienstag die Zivilcourage<br />
der Bewohner. Er erneuerte<br />
seine Forderung nach Einrichtung eines<br />
anonymen Hinweistelefons gegen<br />
Clan-Kriminalität. Denn viele andere<br />
Zeugen ließen sich oft einschüchternund<br />
würden unter Druck<br />
gesetzt, so Dregger. (kop., lex.)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
Die silbergraue Invasion<br />
Still und leise hat Volkswagen damit begonnen, in Berlin ein großes Carsharing-System aufzubauen. Es setzt ausschließlich auf Elektroautos –fast400 sind schon da<br />
VonPeter Neumann<br />
Es gab keinen Pressetermin,<br />
keine öffentliche Mitteilung,<br />
schon gar keine Party.<br />
Ohne viel Aufhebens, fast<br />
schon heimlich, wurden sie in Berlin<br />
aufgestellt. Einige Hundert sind bereits<br />
hier – und es werden immer<br />
mehr. Sie sind so unauffällig, wie es<br />
silbergraue VW e-Golfs nur sein können.<br />
Nur die Kennzeichen verraten,<br />
dass es sich um eine besondere Autoflotte<br />
handelt. Alle beginnen mit<br />
WE, dann kommt ein S, bevor eine<br />
vierstellige Ziffer sowie ein E für<br />
Elektro folgen. WE S: Das lässt sich<br />
auch „WeShare“ („Wir teilen, nutzen<br />
gemeinsam“) lesen. So heißt das<br />
große Elektroauto-Mietsystem, das<br />
Volkswagen in Berlin nun aufbaut.<br />
650 000 Euro Parkgebühren proJahr<br />
„Was hier entsteht, ist ein hochprofessionelles<br />
Carsharing-Angebot. Es<br />
ist das beste,das ich jemals kennengelernt<br />
habe, und ich kenne schon<br />
einige“, sagt Andreas Knie.Die Autos<br />
ließen sich einfach mithilfe einer<br />
Appaufschließen, auch sonst sei die<br />
Benutzeroberfläche gut. Wenn er die<br />
e-Golfs nutzte,waren die Akkus stets<br />
geladen, die Reichweite liege bei 350<br />
Kilometern. Das einzige, was Knie<br />
kritisiert, ist: „Die Golfs sind zu groß.<br />
KleinereAutos wären sinnvoller.“<br />
Der Mobilitätsforscher vom Wissenschaftszentrum<br />
Berlin ist einer<br />
der wenigen Menschen, die schon<br />
jetzt mit den e-Golfs fahren dürfen.<br />
Vorerst stehen die silbergrauen Elektrofahrzeuge<br />
nur ausgewählten Testern<br />
zur Verfügung –Knie gehört zu<br />
dem geschlossenen Nutzerkreis.<br />
„InBerlin befinden wir uns in der<br />
finalen Testphase“, erklärte Manuela<br />
Höhne vonVolkswagen. So lange haben<br />
die Autos kein „Branding“ –kein<br />
Schriftzug weist darauf hin, dass sie<br />
zur We-Share-Flotte gehören. Das<br />
einzige Indiz sind die Kennzeichen.<br />
Nach eigenen Angaben hat Volkswagen<br />
zwischen 300 und 400 e-Golfs<br />
in Berlin verteilt. „Noch im zweiten<br />
Quartal 2019 soll der offizielle Startschuss<br />
fallen“, teilte Höhne mit.<br />
Dann startet We Share mit 1500 e-<br />
Golfs, später folgen 500 e-UPS. Vom<br />
kommenden Jahr an, wenn der neue<br />
vollelektrische IDS ausgeliefert wird,<br />
werdedie Flotte schrittweise ergänzt.<br />
Volkswagen stationiert eine vierstellige<br />
Zahl elektrischer Carsharing-<br />
Autos in Berlin –das lässt sich unterschiedlich<br />
deuten. Etwa als Beleg dafür,<br />
dass auch die Wolfsburger verstanden<br />
haben, dass es nicht mehr<br />
nur darum geht, Neufahrzeuge zu<br />
verkaufen. In Großstädten sind viele<br />
Menschen nicht mehr daran interessiert,<br />
Autos zu besitzen. Ihnen genügt<br />
es,wenn sie Zugriff auf gemeinschaftlich<br />
genutzte Fahrzeuge haben.<br />
Mit Webware will VW, bislang<br />
bei neuen Mobilitätsangeboten unterrepräsentiert,<br />
nachziehen und<br />
neue Kundengruppen erschließen.<br />
Der Start von We Share lässt sich<br />
aber auch als Kampfansage verstehen.<br />
Derzeit ist ShareNow, das neue<br />
Verbundunternehmen von BMW<br />
(DriveNow) und Daimler (Car2Go),<br />
Autos zur gemeinschaftlichen Nutzung -Carsharing in Berlin<br />
Anbieter mit Zahl der Fahrzeuge, gerundet<br />
* derzeit noch in der Testphase.<br />
Start imzweiten Quartal 2019<br />
** Angebot Oktober 2017 eingestellt<br />
Multicity**<br />
330<br />
Share now<br />
2600<br />
(DriveNow,Car2Go)<br />
Flinkster<br />
200<br />
Oply<br />
200<br />
Turo<br />
110<br />
We Share*<br />
2000<br />
Stadtmobilo<br />
100<br />
Ubeeqo<br />
100<br />
Sixt Share<br />
1000<br />
Cambio<br />
80<br />
BLZ/TIEDGE; QUELLE: EIGENE RECHERCHEN<br />
mit rund 2600 Autos der größte Carsharing-Anbieter<br />
in Berlin. Heute<br />
kostet ein Kilometer zum Beispiel<br />
bei DriveNow ab 33 Cent. Beobachter<br />
erwarten, dass die We-Share-Tarife<br />
deutlich niedriger sein werden.<br />
„Mittelfristig sollen allerdings Gewinne<br />
gemacht werden“, sagte ein<br />
Insider. Was bei einer elektrischen<br />
Flotte aber noch schwieriger sein<br />
dürfte als bei Carsharing-Flotten mit<br />
Benzin- oder Dieselantrieb. Dem<br />
Vernehmen nach versucht VW die<br />
Aufwendungen, die durch Leerfahrten<br />
zur jeweils nächsten Ladesäule<br />
entstehen, zu verringern. Mitmöglichen<br />
Partnern wie Supermärkten<br />
und öffentlichen Einrichtungen wie<br />
der Charité wirdüber den Aufbau einer<br />
Ladeinfrastruktur gesprochen.<br />
Einen gewichtigen Kostenfaktor<br />
wird WeShare jedoch nicht beeinflussen<br />
können. Wo Parkgebühren<br />
fällig werden, haben nicht die Kunden,<br />
sondern die Carsharing-Anbieter<br />
zu zahlen. So musste Multicity<br />
der Verwaltung für zeitweise 350 Autos<br />
pro Jahr zirka 650 000 Euro Parkgebühren<br />
überweisen –eine Belastung,<br />
die dazu beitrug, dass sich das<br />
Citroën-Unternehmen 2017 aus Berlin<br />
zurückzog. Multicity war der erste<br />
Carsharing-Anbieter in der Stadt, der<br />
ausschließlich E-Autos einsetzte.<br />
Auch zu dem Gebiet, in dem die<br />
Autos bereitstehen werden und wieder<br />
abzustellen sind, gibt We Share<br />
keine Auskunft. Vieles spricht aber<br />
dafür, dass sich auch das Volkswagen-Carsharing<br />
auf die Innenstadt<br />
konzentriert –obwohlVerkehrspolitiker<br />
wie Tino Schopf (SPD) immer<br />
wieder fordern, dass auch Außenbezirke<br />
profitieren. DasTestgebiet umfasst<br />
das Areal innerhalb des S-<br />
Bahn-Rings und Bereiche, die südlich<br />
und westlich anschließen.<br />
Nicht über AppJelbi zu buchen<br />
Eine Gemeinsamkeit mit ShareNow<br />
wird sein, dass auch We-Share-Autos<br />
nicht über die geplante neue App<br />
Jelbi gebucht werden können. Zwar<br />
bemühen sich die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />
(BVG) darum, die großen<br />
Anbieter für die Buchungsplattform<br />
zu gewinnen. Doch viele Fragen ließen<br />
sich wohl nicht klären, hieß es.<br />
Noch mehr Autos in Berlin –ist<br />
das nicht eine fatale Entwicklung?<br />
Wird die Konkurrenz um die Parkplätze<br />
jetzt noch heftiger? Privatautos<br />
stehen mehr als 90 Prozent der<br />
Zeit ungenutzt herum, bei Carsharing-Fahrzeugen<br />
ist die Quote viel<br />
niedriger,sagen Mobilitätsforscher.<br />
„In der Tat brauchen wir nicht<br />
mehr Autos auf den Straßen“, sagte<br />
Andreas Knie. Gegen elektrische<br />
Carsharing-Flotten hat er aber<br />
nichts,imGegenteil. Mitihnen ließe<br />
sich Straßenraum effizienter nutzen.<br />
Solche Angebote gäben Anreize, Privatautos<br />
abschaffen. „Wir brauchen<br />
mehr vondieser Artder Mobilität.“<br />
Peter Neumann<br />
findet Autofahren in Berlin<br />
meist unerquicklich.<br />
Berlin im Herzen.<br />
Und auf dem Handy<br />
SO SCHREIBT MAN BERLIN.<br />
app-berliner-zeitung.de
14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Klaus Mertes<br />
wird<br />
Ehrendoktor<br />
Jesuitenpater machte den<br />
Missbrauchsskandal publik<br />
Der Jesuitenpater Klaus Mertes,<br />
der den Missbrauchskandal in<br />
der katholischen Kirche aufgedeckt<br />
hat, erhält wissenschaftliche Weihen.<br />
Die Theologische Fakultät der<br />
Universität Freiburgverleiht dem Direktor<br />
des Kollegs Sankt Blasien im<br />
Südschwarzwald<br />
an diesem Mittwoch<br />
die Ehrendoktorwürde.<br />
Mertes hatte<br />
Anfang 2010 als<br />
damaliger Rektor<br />
des <strong>Berliner</strong><br />
Klaus Mertes, Canisius-Kollegs<br />
Jesuitenpater zahlreiche Fälle<br />
sexuellen Missbrauchs<br />
Jugendlicher durch Geistliche<br />
öffentlich gemacht. Sein Orden<br />
hatte die Taten vertuscht und verschwiegen.<br />
Wieineinem Dominoeffekt<br />
offenbarten sich anschließend<br />
viele Betroffene. Der 64-Jährige<br />
werde für seine Aufklärungsarbeit<br />
geehrt, aber auch für seine „Sensibilität<br />
für systemische Zusammenhänge“,<br />
teilte die Fakultät mit. (dpa)<br />
DPA<br />
Singen mit dem Hologramm<br />
MIKE SINGER<br />
erinnert sich noch genau an seinen<br />
Berlin-Besuch mit der Klasse, bei<br />
dem er sich bei Madame Tussauds<br />
Unter den Linden gemeinsam mit<br />
der Wachsfigur von Barack Obama<br />
fotografiert hat. „Der kam mir damals<br />
so groß vor.“Seitdem sind drei<br />
Jahrevergangen, Mike ist gewachsen<br />
und sein Leben ein völlig anderes.<br />
Seine Musikkarrierehat Fahrtaufgenommen.<br />
Anderthalb Millionen<br />
Abonnenten bei Instagram,<br />
350 000 Facebook-Fans und fast<br />
750 000 Abonnenten bei Youtube<br />
verfolgen mit Interesse, was er so<br />
treibt. Seine Popularität verwundert<br />
den Sänger immer wieder: „Wenn<br />
ich in Berlin aus dem Flugzeug<br />
steige,warten immer schon Fans am<br />
Gate, obwohl ich vorher nichts gepostet<br />
habe.“ Er hat den Verdacht,<br />
dass ihn Fans schon beim Einchecken<br />
in Stuttgartsehen und das dann<br />
weitermelden. Bei Madame Tussauds<br />
begrüßt seit Dienstag ein Hologramm<br />
von Mike Singer die Gäste.<br />
Er freut sich: „Das ist so krass, hier<br />
müssen alle vorbei.“ Was bei den<br />
Fans länger dauern dürfte, denn er<br />
spricht sie an. Und fragt, ob sie mit<br />
ihm singen möchten.<br />
Biszuseinem nächsten Konzertin<br />
Berlin am 13. Oktober im Huxley’s<br />
müssen sich die Anhänger noch gevon<br />
Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Ultimative Ehrung für<br />
Charts-Stürmer Mike Singer bei<br />
Madame Tussauds<br />
MikeSinger ist stolz auf sein Hologramm<br />
bei Madame Tussauds. CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />
Andrea Brix und Klaus-Peter Grap bei den<br />
Stachelschweinen im Europa Center<br />
dulden. Vielleicht kommt er zwischendurch<br />
nach Berlin, um Familie<br />
und Freunden seinen holografischen<br />
Doppelgänger vorzuführen. Im richtigen<br />
Leben wünscht er sich auch einen:<br />
„Beim Sport! Ichmache viermal<br />
pro Woche Kickboxen, da wäre eine<br />
Vertretung manchmal nett.“<br />
ANDREA BRIX<br />
war gekommen, um erst die Daumen<br />
zu drücken und dann ausgiebig<br />
zu applaudieren. Als Ensemble-Veteranin<br />
des Kabarett-Theaters Stachelschweine<br />
–sie gehörte 1971 bis<br />
1991 zur Stammbesetzung –weiß sie<br />
genau, wie man sich am Tagder Premiere<br />
fühlt. Die 81-jährige „Unter<br />
uns“-Schauspielerin leistete Melanie<br />
Koschorz, Henning Mayer und<br />
Sebastian Fischer, dem jungen Ensemble<br />
von heute, zur Premiere des<br />
neuen Programms „Stachelschweinerei“<br />
Beistand. Und war zufrieden:<br />
„Besonders der Komplex, der sich<br />
dem Thema Alter widmet, hat mir<br />
gefallen. Es ist ja ein Phänomen, dass<br />
die Leute immer denken, die Alten,<br />
das sind die Anderen, sie selbst betrifft<br />
das nicht.“ Ihr Lob galt besonders<br />
dem Schauspieler, Kabarettisten<br />
und Regisseur Klaus-Peter Grap,<br />
der mit „Stachelschweinerei“ als Autor<br />
und Regisseur an das Kabaretttheater<br />
zurückkehrt<br />
Peter Zadek<br />
bekommt<br />
Gedenktafel<br />
Kulturverwaltung erinnert<br />
an Theaterregisseur<br />
Der Theaterregisseur Peter Zadek<br />
(1926–2009) soll eine Gedenktafel<br />
in Berlin bekommen. Seine „unkonventionellen,<br />
provokanten Inszenierungen<br />
vonShakespeare“ hätten<br />
Theatergeschichte geschrieben,<br />
teilte die Senatskulturverwaltung<br />
am Dienstag mit.<br />
Die Gedenktafel soll Montag in<br />
der Offenbacher<br />
Straße in Wilmersdorf<br />
enthüllt<br />
werden.<br />
Dort sei Zadek<br />
geboren worden,<br />
sagte ein Sprecher<br />
der Senatsverwaltung.<br />
Mitseinen El-<br />
BILDARCHIV MORGENPOST VERLAG<br />
Peter Zadek,<br />
Theaterregisseur<br />
tern emigrierte<br />
Zadek nach der Machtergreifung der<br />
Nazis 1933 nach England, 1958<br />
kehrte er nach Deutschland zurück.<br />
Er war Intendant am Schauspielhaus<br />
Bochum, am Deutschen Schauspielhaus<br />
in Hamburg und von 1992 bis<br />
1995 Mitglied des Direktoriums des<br />
<strong>Berliner</strong> Ensembles. (dpa)<br />
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Leserbriefe<br />
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Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Hohes Maß an Vergesslichkeit<br />
und Verantwortungslosigkeit<br />
Berlin: „30 Jahre ohne Mauer –der<br />
Wegzum Mauerfall“ von Tobias Miller<br />
(7. Mai)<br />
Das Interview mit Herrn Modrow zu<br />
den Kommunalwahlen vom 7.Mai<br />
1989 in der ehemaligen DDR nehme<br />
ich mit Verwunderung zur Kenntnis.<br />
Es ist Herrn Modrow ein hohes Maß<br />
an Vergesslichkeit und auch Verantwortungslosigkeit<br />
gegenüber denen<br />
zu bescheinigen, die unter seiner<br />
Führung standen. Aber dies scheint<br />
auch für Herrn Krenz und so manchen<br />
ehemaligen 1. Kreissekretär der<br />
damaligen SED zu gelten.<br />
Günter Polauke, Stadtbezirksbürgermeister<br />
von 1985 bis 5. Dezember<br />
1989 in Berlin-Treptow,Leiter der damaligen<br />
Wahlkommission<br />
Folge von Nationalismus und<br />
faschistischen Verbrechen<br />
Sollten nach 30 Jahren Mauerfall die<br />
westdeutsch erzählten Mauergeschichten<br />
nicht wenigstens so weit<br />
historisch eingeordnet werden, dass<br />
es ohne Faschismus und Krieg die<br />
Teilung Deutschlands und die<br />
Mauer nicht gegeben hätte? Sie warendie<br />
Folge vonNationalismus und<br />
faschistischen Verbrechen gegen die<br />
Völker ringsum! Deshalb brauchen<br />
wir ein vereintes,friedliches Europa.<br />
R. Pohl, Berlin-Pankow<br />
Mit Zynismus lassen sich<br />
die Nachbarnnicht beleidigen!<br />
„Das Problem ist diese Hysterie“ von<br />
Stefan Strauß und Marcus Weingärtner<br />
(9. Mai)<br />
Was Baustadtrat Florian Schmidt<br />
sagt, ist übler Zynismus oder ist es<br />
schon politischer Populismus? So<br />
lassen sich die Nachbarninder Bergmannstraße<br />
nicht beleidigen!<br />
Michael Becker,Berlin-Kreuzberg<br />
Taschen, die nicht mitdürfen<br />
Man sollte mal die Kirche im Dorf lassen<br />
Berlin: „Stadtbild: Kunst und Tüten“ von Barbara Weitzel<br />
(6. Mai)<br />
DerArtikel spricht mir aus dem Herzen. Da macht man sich Gedanken,<br />
welches Outfit für einen schönen Abend man raussucht, abgerundet<br />
mit der passenden Handtasche zu den Schuhen und dann<br />
steht man vor dem Einlass und die Tasche ist einen Zentimeter zu<br />
breit. Was, bitteschön, macht denn meine Handtasche zu einem solchen<br />
Sicherheitsrisiko? Mansollte mal die Kirche im Dorflassen. Inhaltskontrolle<br />
–keine Frage. Auch dass keine riesigen Rucksäcke<br />
Schuld ist das Mathe-Lernsystem<br />
Berlin: „Mathe-Abitur auch für Lehrer<br />
zu schwer“ von Martin Klesmann<br />
(8. Mai)<br />
Leider sind die Mathekenntnisseder<br />
Schulabgänger zu schwach. Viele<br />
Schulabgänger beherrschen nicht<br />
einmal die Grundrechenarten.<br />
Schuld daran sind nicht die Schüler,<br />
sondern unser Mathe-Lernsystem,<br />
das vom Kultusministerium festgelegt<br />
wird. Die Lehrer sollten sich<br />
mehr Zeit nehmen, bis mindestens<br />
80 Prozent der Schüler die Grundrechenarten<br />
kapieren und beherrschen.<br />
Wenn es klappt, würden viele<br />
Schüler gerne Mathe lernen und<br />
manche sogar studieren.<br />
Vinod Talgeri, Bietigheim/Stuttgart<br />
Die Debatte um die Abitur-Mathe-<br />
Klausur erfüllt mich noch heute mit<br />
Grauen in Erinnerung an die Mathematik-Stunden<br />
in der Schule.Ich bin<br />
ohnehin der Überzeugung, dass<br />
dem Fach Mathematik in den Schulen<br />
eine zu große Bedeutung beigemessen<br />
wird. Welche Bedeutung hat<br />
z. B. die Lösung einer quadratischen<br />
Gleichung für eine Hochschulreife,<br />
wenn nicht gerade ein Mathe-Studium<br />
angetreten wird?<br />
In meinem gesamten Berufsleben<br />
als Chirurg bin ich niemals mit<br />
den qualvoll in der Schule erworbenen<br />
Kenntnissen über Mathematik<br />
in Berührung gekommen. Generationen<br />
vonSchülernsind mit diesem<br />
Fach regelrecht gefoltert worden.<br />
Wann endlich begreifen Bildungspolitiker,dass<br />
mathematisches Denken<br />
einer besonderen Veranlagung des<br />
Menschen bedarf?<br />
Deshalb sollten dementsprechend<br />
interessierte und begabte<br />
Schüler in speziellen Kursen zusammengefasst<br />
werden. So wäre die<br />
Lehre der mathematischen Wissenschaft<br />
weiterhin garantiert.<br />
Harald Marquard,<br />
Berlin-Pankow<br />
Eine Politik des Naturbodenerhalts<br />
Titel: „Abschied vom Freiraum –die<br />
SPD will das Tempelhofer Feld bebauen“<br />
von Annika Leister<br />
(13. Mai)<br />
Werdas Neubauen gegen den Klimaschutz<br />
auszuspielen möchte,hat die<br />
Dürreimletzten Jahr offenbar schon<br />
vergessen. Die <strong>Berliner</strong> SPD ist mit<br />
ihrem Vorschlag insoferntüchtig aus<br />
der Welt gefallen und ignorant gegenüber<br />
den Sorgen der Jugend. Um<br />
den Klimawandel zu dämpfen, müssen<br />
vor allem in den Städten Grünflächen,<br />
Gärten, Wald und Parks<br />
grundsätzlich erhalten bleiben. Angesichts<br />
des Dürrejahrs 2018 mit seinen<br />
vielen Waldbränden und unerträglicher<br />
Hitze inden Städten, dem<br />
ein ähnliches Dürrejahr 2019 folgen<br />
könnte, ist das nur konsequent. Nur<br />
eine Politik des Naturbodenerhalts<br />
kann den Klimawandel noch so verlangsamen,<br />
dass auch die nächsten<br />
Generationen auf diesem Planeten<br />
werden leben können. Es darf kein<br />
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mitgenommen werden sollten, leuchtet wohl jedem ein. Aber man<br />
kann es auch übertreiben. Susanne Gramatté, per E-Mail<br />
Es gibt leider Gründe für solche Maßnahmen. Wollen wir doch alle froh<br />
sein, dass unter anderem auch dank solcher Sicherheitsvorschriften<br />
und -kontrollen, die inzwischen auch in vielen Museen Standardsind,<br />
nicht noch mehr passiert. Im Übrigen kann man sich ja mal nach einer<br />
etwas kleineren Handtasche umsehen. So etwas gibt es.<br />
Brigitte Schulz, Berlin-Marzahn-Hellersdorf<br />
Boden mehr versiegelt werden. Vielmehr<br />
müssen nicht mehr benötigte<br />
Flächen von Investoren, Grundstückinhabernund<br />
Fabriken selbst wieder<br />
entsiegelt werden, um bewaldet,<br />
beackert oder beweidet werden zu<br />
können. Beispielsweise wäre dadas<br />
leer stehende Gebäude des Flughafens<br />
auf dem Tempelhofer Feld.<br />
Teile davon sind durchaus geeignet,<br />
in Wohnungen umgewandelt<br />
werden zu können. Die südseitige<br />
Fläche, wo die Flugzeuge früher<br />
parkten, wäre gut geeignet, dort<br />
Container für Flüchtlinge aufzustellen,<br />
statt auf der Rasenfläche. Auf<br />
diesem Fliegerparkplatz wie vielen<br />
andern versiegelten Flächen wie<br />
Parkplätzen, könnte man gut neu<br />
bauen.<br />
Wenn Neubauten, dann auf versiegelten<br />
und asphaltierten Flächen,<br />
nicht auf noch offenem Boden!<br />
Elisabeth Meyer-Renschhausen,<br />
Berlin-Schöneberg<br />
Macht sie das zu einer<br />
schlechteren Ministerin?<br />
Politik: „Familienmisterin Franziska<br />
Giffey: Ich mache meine Arbeit –unabhängig<br />
von den Vorwürfen“ von Thoralf<br />
Cleven<br />
(14. Mai)<br />
Ich finde es unmöglich, dass selbst<br />
ernannte Plagiatsjäger aus Hass auf<br />
Politiker Karrieren oder ganze Lebensläufe<br />
zerstören können. Für<br />
mich ist das Erpressung. Wenn Dissertationen<br />
seinerzeit, als die Maßstäbe<br />
vielleicht noch nicht so streng<br />
waren, von den dafür Verantwortlichen<br />
geprüft und für gut befunden<br />
wurden, warum soll das nicht auch<br />
heute noch gelten? Und wenn Frau<br />
Giffey tatsächlich der Doktortitel<br />
aberkannt wird–macht sie das zu einer<br />
schlechteren Ministerin?<br />
Inge Leißner,per E-Mail<br />
Auch die Prüfer nachträglich<br />
zur Rechenschaft ziehen<br />
Wieso werden die Doktorarbeiten<br />
der promovierten Politiker erst jetzt<br />
auf Plagiate geprüft? Jeder Kandidat<br />
hat doch einen Doktorvater, der die<br />
eingereichte Arbeit kennt und prüft.<br />
Sicher gibt es auch eine Prüfungskommission.<br />
Gehört esnicht zu deren<br />
Aufgaben, die Doktorarbeit auf<br />
ordnungsgemäße Ausführung zu<br />
prüfen? Wenn nicht, müssten auch<br />
die Prüfer nachträglich zur Rechenschaft<br />
gezogen werden. Entweder<br />
hätte die Promotion abgelehnt werden<br />
müssen oder bei sonst inhaltlicher<br />
Qualität hätte man die Arbeit<br />
zur Korrektur zurückgeben sollen.<br />
Wilhelm Lange, Berlin-Karow<br />
Kinder,die ihren Vater nicht<br />
kennenlernen konnten<br />
Berlin: „Harmsens Berlin: lauter Väter,<br />
die versagen“ von Torsten Harmsen<br />
(11. Mai)<br />
Ich überlege ernsthaft, ob ich bei einer<br />
solchen Firma noch einkaufe.<br />
Leider ist dieses Bild der versagenden<br />
Väter verbreiteter, als wir denken.<br />
Vielleicht sollten Sie sich mal<br />
mit Kindern unterhalten, die ihren<br />
Vater nicht kennenlernen konnten,<br />
oder bei denen die Mutter den Kontakt<br />
zum Vater unterbunden hat.<br />
HerbertOverberg,per E-Mail<br />
Statt Porto-Erhöhung den<br />
Dieben das Handwerk legen<br />
„Die Stimme der Leser:Probleme mit<br />
der Post“ von Susanne Dübber<br />
(11. Mai)<br />
Auch ich muss mich zu denen zählen,<br />
die durch die Post geschädigt<br />
wurden. Im Dezember 2016 sowie im<br />
Januar und Februar 2019 sind drei<br />
Briefsendungen auf dem Weg zwischen<br />
Berlin und Würzburg verschwunden,<br />
ebenso ein Päckchen.<br />
Es kann nicht sein, dass man dieses<br />
Problem offenbar ignoriert. Statt das<br />
Porto zu erhöhen, sollte man den<br />
Dieben das Handwerklegen.<br />
Roswitha Reißmann, Berlin-Köpenick<br />
berliner adressen<br />
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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
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Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Grüne wollen<br />
Flächenverbrauch reduzieren<br />
In Brandenburgwerden nach Angaben<br />
der Grünen-Fraktion im Landtag<br />
jeden Tagvier Hektar Land durch<br />
den Bauvon Straßen, Siedlungen<br />
und Gewerbegebieten versiegelt.<br />
Dies gehe aus den Antworten der<br />
Landesregierung auf eine Anfrage<br />
der Fraktion hervor, erklärte der Grünen-Abgeordnete<br />
Michael Jungclaus.Die<br />
zunehmendeVersiegelung<br />
vonFlächen sei für den Verlust der<br />
Artenvielfalt mit verantwortlich,<br />
warnte Jungclaus.Ineinem Antrag<br />
für die Landtagssitzung am Mittwoch<br />
forderndie Grünen die Landesregierung<br />
auf, den Flächenverbrauch<br />
bis 2030 auf unter 1,3 Hektar<br />
am Tagzureduzieren. Dies sei durch<br />
Förderung vonmehrgeschossigen<br />
Wohnungsbauten statt Einfamilienhäusernoder<br />
durch Zurückhaltung<br />
beim Bauvon Gewerbegebieten<br />
möglich, so Jungclaus. (dpa)<br />
CDU fordertWahrheit über<br />
BER vor der Landtagswahl<br />
DieCDU im Brandenburger Landtag<br />
fordertvon Regierungschef Dietmar<br />
Woidke (SPD) eine klareAussage vor<br />
der Landtagswahl am 1. September<br />
zum geplanten Eröffnungstermin<br />
für den Hauptstadtflughafen BER im<br />
Herbst 2020.„Wir verlangen, dass die<br />
Brandenburger die Wahrheit gesagt<br />
bekommen in der Frage,wann der<br />
Flughafen eröffnet wird“, sagte<br />
CDU-Fraktionschef Ingo Senftleben<br />
am Dienstag. Hintergrund seien die<br />
Berichte über 11 500 Mängel allein<br />
im Bereich der Sicherheitsbeleuchtung<br />
und der Sicherheitsstromversorgung,<br />
die den Eröffnungstermin<br />
gefährdeten. Daher solle die Landesregierung<br />
dem Landtag bis Ende Juli<br />
einen vollständigen Bericht über<br />
Mängel und die Mehrkosten vorlegen<br />
und „für definitiveKlarheit über<br />
den Eröffnungstermin des BER“ sorgen.<br />
(dpa)<br />
Amazon eröffnet in<br />
Schönefeld Sortierzentrum<br />
DerOnlineversandhändler Amazon<br />
will in Schönefeld im Herbst ein<br />
neues Sortierzentrum eröffnen. 100<br />
Arbeitsplätzesollten dortbis Ende<br />
des Jahres entstehen, wie Amazon<br />
am Dienstag mitteilte.Der Bürgermeister<br />
vonSchönefeld, UdoHaase,<br />
sieht die Ansiedlung vonLogistik als<br />
entscheidenden Faktor für einen Erfolg<br />
des Hauptstadtflughafens BER<br />
an. So könne sich im Umfeld die notwendige<br />
Infrastruktur bilden, sagte<br />
er am Dienstag beim Richtfest für<br />
das Gebäude.Imneuen, etwa<br />
34 000 Quadratmeter großen Sortierzentrum<br />
sollen Pakete aus dem<br />
europäischem Logistiknetzwerkvon<br />
Amazon ankommen. Siewerden<br />
dann sortiertund verteilt. (dpa)<br />
Die Bio-Aktionäre<br />
Ein Unternehmen will es ermöglichen, dass Bürger die Agrarwende selbst in die Hand nehmen<br />
VonJens Blankennagel<br />
Die Gründer dieses speziellen<br />
Unternehmens haben<br />
sich ganz bewusst<br />
diesen Ort ausgesucht,<br />
um für ihreIdee zu werben: Es ist die<br />
Markthalle 9inBerlin-Kreuzberg, die<br />
seit Wochen in den Schlagzeilen ist –<br />
inzwischen sogar bundesweit.<br />
Denn die altehrwürdige Halle<br />
wirddominiertvon hippen Ständen,<br />
an denen vor allem junge Leute ihre<br />
nicht ganz billigen Bio-Lebensmittel<br />
verkaufen: vomregionalen Chicorée<br />
aus dem brandenburgischen Pretschen<br />
über große handgemachte<br />
Brotlaibe oder veganes Streetfood<br />
bis zu fair gehandeltem Kaffee.<br />
Aber hinten in der Ecke befindet<br />
sich auch ein Aldi. Das ist nicht irgendein<br />
Discounter,sondernder Inbegriff<br />
dafür, wie eine nationale<br />
Handelsgroßmacht den Bauern seit<br />
Jahren diktiert, wie sie zu wirtschaften<br />
haben. Denn Aldi zahlt eben nur<br />
billigste Einkaufspreise. Solche Ketten<br />
gelten als großer Feind für die<br />
Idee des nachhaltigenWirtschaftens.<br />
Die Halle ist also genau der richtige<br />
Ort, um über die Zukunft der<br />
Landwirtschaft und die Zukunft des<br />
Essens zu reden. Einige Aktivisten<br />
der immer größer werdenden Bio-<br />
Bewegung werben hier also für ihre<br />
Aktiengesellschaft: die „Regionalwert<br />
AG Berlin-Brandenburg“.<br />
Der Name verrät ziemlich viel<br />
vom eigenen Anspruch. „Wir wollen<br />
gemeinsam mit den Bürgerndie Agrarwende<br />
in die Hand nehmen“, sagt<br />
Katharina Reuter, die Vorsitzende<br />
des Aufsichtsrates der AG. Es geht<br />
darum, dass <strong>Berliner</strong> und Brandenburg<br />
die kleinteilige regionale Landwirtschaft<br />
fördern. „Wir wollen nun<br />
über Bürger-Aktien Geld einsammeln,<br />
um es in eine ökologische und<br />
sozial-nachhaltige Landwirtschaft<br />
zu investieren.“<br />
Keine Großprojekte<br />
Bis Ende September sollen 1,5 Millionen<br />
Euro gesammelt werden. Damit<br />
sollen aber keine Großprojekte<br />
unterstützt werden. Gefördert werden<br />
sollen junge, engagierte Leute,<br />
die kaum Geld, aber den Muthaben,<br />
mit neuen Ideen wieder in die Landwirtschaft<br />
einzusteigen. Katharina<br />
Reuter zählt drei Gründe auf, warum<br />
gehandelt werden müsse: Massentierhaltung,<br />
riesige Monokulturen<br />
und Insektensterben. „Da zeigt sich<br />
das Totalversagen der Politik, obwohl<br />
die Bevölkerung doch etwas<br />
anderes will.“<br />
Joachim Fritz hat im Nebenerwerb<br />
einen Bio-Bauernhof in Werder<br />
und hat jahrelang die großen <strong>Berliner</strong><br />
„Wir haben es satt“-Demos gegen<br />
die industrielle Landwirtschaft<br />
organisiert. Nunist er Vorstand einer<br />
AG –quasi ein guter Bio-Kapitalist.<br />
Er betont den sozialen Aspekt der<br />
Bio-Landwirtschaft. Denn da käme<br />
Möglichst ursprünglich: eine Bäuerin mit Pferd und Pflug in Brandenburg.<br />
Idee: RegionalwertAktiengesellschaften<br />
verstehen sich<br />
als ein Teil des „sozialen Unternehmertums“.<br />
Es geht<br />
nicht um Maximalprofit, sonderndarum,<br />
unternehmerisches<br />
und nachhaltiges Handeln<br />
zu verbinden und möglichst<br />
positivesoziale Effekte<br />
zu erzielen. Besonders beliebt<br />
sind Bio- und Öko-Innovationen.<br />
DIE AKTIENGESELLSCHAFT<br />
Gründung: Die erste Regionalwert-AGwurde<br />
2006 im<br />
baden-württembergischen<br />
Eichstetten am Kaiserstuhl<br />
bei Freiburg gegründet.<br />
Grundsätzlich wird immer<br />
die ökologische Landwirtschaft<br />
gefördert. Inzwischen<br />
gibt es solche Aktiengesellschaften<br />
in München, Hamburg,imRheinland<br />
sowie<br />
nun in Berlin-Brandenburg.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Berlin-Brandenburg: Die<br />
hiesigeAGhat ihren Sitz in<br />
Potsdam und verfügt über<br />
ein Grundkapital von<br />
324 500 Euro und 225 Aktionäre.<br />
Nun sollen bis zum<br />
20. September weitere<br />
1,5 Millionen Euro eingesammelt<br />
werden.<br />
Infos im Internet unter:<br />
www.regionalwert-berlin.de<br />
es nicht auf große Traktoren an, sondern<br />
auf möglichst viel Handarbeit.<br />
„Wir wollen möglichst viel Leute motivieren,<br />
in der Landwirtschaft zu arbeiten“,<br />
sagt er und verweist auf eine<br />
Studie,die besagt, dass wohl bis 2030<br />
allein im Land Brandenburg 20000<br />
Arbeitskräfte in der Branche fehlen<br />
werden.<br />
Aber warum so kapitalistisch?<br />
Wervon einem solchen Projekt hört,<br />
das den grünen Zeitgeist einfängt,<br />
würde doch eher an eine Genossenschaft<br />
denken, nicht an eine Aktiengesellschaft.<br />
Doch die Macher haben<br />
sich ganz bewusst so entschieden.<br />
„Bei einer Genossenschaft<br />
könnte jemand sagen, ich kündige<br />
und will mein Geld zurück“, sagt Jörg<br />
Hennig Frank vonder Bank Umweltfinanz,<br />
die das Geld einsammelt.<br />
Wenn Leute dort ausstiegen, müssten<br />
im Negativfall sogar Höfe verkauft<br />
und Strukturen wieder zerstört<br />
werden. „Die AG aber ist ein ganz<br />
professionelles Finanzinstrument.<br />
Jeder kann seine Aktien verkaufen.“<br />
„Eine Agrarwende ist möglich“<br />
Das Ganze ist nicht gewinnorientiert.Vielleicht<br />
wirdineinigen Jahren<br />
sogar mal eine Rendite ausgezahlt.<br />
Wichtig ist, dass sich die Leute einen<br />
Anteile an Betrieben kaufen, deren<br />
Produkte sie gut finden. „Mit meiner<br />
Aktie sorge ich dafür, dass es die Betriebe<br />
überhaupt erst gibt und ich<br />
ihre Produkte kaufen kann“, sagt<br />
Frank. Das Ganze sei auch kein Kredit,<br />
sondern die AG ist Teilhaber der<br />
Betriebe und kann mitbestimmen,<br />
was dortpassiert.<br />
Das preiswerteste Aktienpaket<br />
kostet 525 Euro, das teuerste 9750<br />
Euro. „Wir suchen keinen Großinvestor,<br />
der mal schnell eine Million<br />
investiert, weil er die Idee hübsch<br />
findet“, sagt er.Inden nächsten zehn<br />
Jahren sollen bis zu zehn Millionen<br />
Euro eingesammelt werden.<br />
DieSumme klingt bei der milliardenschweren<br />
Konkurrenz nicht gerade<br />
viel. Aber die Macher betonen,<br />
wie wichtig auch kleinere Summen<br />
sind. Beispielsweise laufen gerade<br />
Gespräche mit einem Paar,das einen<br />
270-Hektar-Bio-Bauernhof östlich<br />
von Berlin kaufen will. Es gibt sogar<br />
eine Bank, die mitmachen will –aber<br />
nur,wenn der Eigenanteil des Paares<br />
groß genug ist. Die beiden haben<br />
aber nicht genug Geld. Nun könnte<br />
die AG mit Kapital einsteigen. So<br />
könnten 100 000 Euro der Aktionäre<br />
bewirken, dass 1,5 Millionen Euro in<br />
der Biobranche investiertwerden.<br />
„Ich glaube an die Idee“, sagt Umweltbanker<br />
Frank. „So, wie wir die<br />
Energiewende schaffen werden, ist<br />
auch eine Agrarwende möglich.“<br />
Jens Blankennagel<br />
denkt, dass vorallem<br />
<strong>Berliner</strong> die Aktien kaufen.<br />
Organisierte<br />
Kriminalität als<br />
Hintergrund?<br />
Männerleichen in Forst:<br />
Polizei weiter vor Ort<br />
Nach dem Fund von zwei Männerleichen<br />
in der Südbrandenburger<br />
Kleinstadt Forst ist die Polizeipräsenz<br />
dort weiter hoch. Die<br />
Männer wurden Opfer eines Gewaltverbrechens.<br />
Am Dienstag waren<br />
wieder Kriminaltechniker vor Ort,<br />
Polizisten suchten das Gelände rund<br />
um das Gebäude ab, in dem am<br />
Montag die Leichen gefunden wurden.<br />
Die Männer wurden nach Angaben<br />
der Polizeidirektion Süd Opfer<br />
eines Gewaltverbrechens. Die Hintergründe<br />
der Tatsind bislang allerdings<br />
unklar.<br />
Ein dritter Mann soll nach Informationen<br />
der Lausitzer Rundschau<br />
am Montag mit einem Hubschrauber<br />
schwer verletzt in ein Krankenhaus<br />
geflogen worden sein. Die<br />
Staatsanwaltschaft wollte das nicht<br />
kommentieren. DieMärkische Allgemeine<br />
<strong>Zeitung</strong> berichtete vonmöglichen<br />
Verbindungen zur Organisierten<br />
Kriminalität. In einem Waldstück<br />
bei Forst seien auch Schusswaffen<br />
mit Schalldämpfern gefunden worden.<br />
Dazu und zur Identität der beiden<br />
toten Männer und ob es sich<br />
möglicherweise um Bandenkriminalität<br />
handelte,wollte sich ein Sprecher<br />
der Staatsanwaltschaft Cottbus<br />
auf Nachfrage nicht äußern.<br />
Die beiden Leichen wurden am<br />
Montagmorgen in einer Wohnung in<br />
Forst entdeckt. Aufgrund der Situation,<br />
in der die beiden gefunden<br />
wurden, geht die Polizei von einem<br />
Verbrechen aus.WeitereDetails dazu<br />
nannte sie aus ermittlungstaktischen<br />
Gründen zunächst nicht.<br />
Beiden Ermittlungen wurden am<br />
Montag auch zwei verdächtige Autos<br />
in der Nähe des betroffenen Wohnhauses<br />
untersucht. Sprengstoff<br />
wurde aber nicht gefunden.<br />
DerFall erinnerte zunächst an die<br />
mysteriösen Leichenfunde in Bayernund<br />
Niedersachsen vomvergangenen<br />
Wochenende. Die Staatsanwaltschaft<br />
Cottbus geht aber nicht<br />
davon aus, dass es eine Verbindung<br />
zwischen den Taten gibt. (dpa)<br />
Akribische Suche am Fundortder<br />
beiden Leichen in Forst. DPA/PATRICK PLEUL<br />
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Wissenschaft<br />
Antibiotika zur<br />
Vorbeugung<br />
bei Geburten<br />
Sie können in bestimmten<br />
Fällen Infektionen verhindern<br />
VonAnja Garms<br />
Nach einer Geburtmit Saugglocke<br />
oder Zange kann eine vorbeugende<br />
Antibiotika-Gabe helfen, Infektionen<br />
bei der Mutter zu verhindern.<br />
Zu diesem Schluss kommen<br />
britischeWissenschaftler in einer Studie,<br />
veröffentlicht im Fachblatt Lancet.<br />
Sie fordern, die Richtlinien der<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
und nationaler Organisationen anzupassen.<br />
Infektionen bis hin zur Blutvergiftung<br />
sind nach Angaben derWHO bei<br />
Frauen die dritthäufigste Todesursache<br />
im Zusammenhang mit Schwangerschaft<br />
und Geburt. Das Problem<br />
beschränke sich nicht auf schwach<br />
entwickelte Länder, berichten die<br />
Forscher um Marian Knight von der<br />
britischen University of Oxford. Auch<br />
in den reichen Länden gingen im<br />
Schnitt fünf Prozent aller Todesfälle<br />
von Müttern auf eine Infektion zurück.<br />
In den USA seien es Schätzungen<br />
zufolge bis zu 13 Prozent.<br />
Die Gefahr ist unter anderem bei<br />
einem Kaiserschnitt erhöht. Hier ist<br />
eine vorsorgliche Antibiotika-Gabe<br />
mittlerweile Standard. Aber auch bei<br />
vaginalen Geburten, bei denen eine<br />
Zange oder eine Saugglocke zum Einsatz<br />
kommt, sei das Infektionsrisiko<br />
im Vergleich zu einer vollkommen<br />
natürlichen Geburthöher,sodieWissenschaftler.Bisher<br />
gebe es allerdings<br />
so gut wie keine Untersuchungen, ob<br />
auch hier eine prophylaktische Antibiotika-Gabe<br />
sinnvoll sei. Die Forscher<br />
untersuchten dies in einer Studie<br />
mit 3400 britischen Frauen, die<br />
mithilfe einer Zange oder Saugglocke<br />
entbunden hatten. Die Hälfte erhielt<br />
innerhalb von sechs Stunden nach<br />
der Geburt eine Dosis Antibiotikum<br />
per Infusion, die andere Hälfte ein<br />
Scheinmedikament.<br />
Das wichtigste Ergebnis: In der<br />
Placebo-Gruppe bekamen 19 Prozent<br />
nach der Geburteine Infektion, in der<br />
Antibiotika-Gruppe elf Prozent. Wie<br />
die Forscher errechneten, verringerte<br />
die Antibiotika-Gabe das Infektionsrisiko<br />
um 42 Prozent. In der Antibiotika-Gruppe<br />
berichteten die Frauen<br />
auch seltener von Schmerzen und<br />
anderen Problemen im Intimbereich<br />
oder suchten seltener einen Arzt wegen<br />
solcher Beschwerden auf.<br />
Manche Babys kommen nur mit etwas<br />
Nachhilfe auf die Welt. GETTY/HANS NELEMAN<br />
„Für Deutschland kann das Ergebnis<br />
nicht übernommen werden, da<br />
sich die geburtshilfliche Praxis von<br />
der beschriebenen unterscheidet“,<br />
sagt Maria Delius von der Frauenklinik<br />
der Universität München, die<br />
nicht an der Studie beteiligt war. So<br />
erfolgten hier viel weniger Zangengeburten,<br />
bei denen es oft zu mütterlichenVerletzungen<br />
komme.Bei den in<br />
Deutschland häufigeren Saugglockengeburten<br />
gebe es auch viel seltener<br />
einen Dammschnitt. Matthias<br />
Beckmann, Direktor der Frauenklinik<br />
am Uniklinikum Erlangen, hält eine<br />
routinemäßige Antibiotika-Gabe bei<br />
allen vaginal-operativen Entbindungen<br />
ebenfalls für nicht gerechtfertigt.<br />
Aber: „Die Daten können nicht negiert<br />
werden.“ Eine mögliche Konsequenz<br />
wäre eine großzügigere Prophylaxe<br />
in bestimmten Situationen,<br />
etwa bei manchen ausgeprägten<br />
Dammverletzungen. (dpa/fwt)<br />
Die Erfolgsgeschichte der Dahlie als Zierpflanze in Europa begann mit Humboldts Expedition. Bereits die Azteken schätzten die Blumen als Symbole der Sonne.<br />
Mitbringsel aus der Neuen Welt<br />
Eine Ausstellung in Berlin präsentiert Alexander von Humboldt als Importeur populärer Zierpflanzen<br />
VonKerstin Viering<br />
Es war eine elende Plackerei.<br />
Und doch so faszinierend.<br />
Am 19. September 1803 gab<br />
Alexander von Humboldt<br />
wieder einmal seiner Leidenschaft für<br />
Vulkane nach. Mühsam erklomm er<br />
den Jorullo in Mexiko und kletterte in<br />
dessen Krater. Dabei war der qualmende<br />
Riese erst gut 40 Jahre zuvor<br />
entstanden. Noch immer spuckte er<br />
heiße vulkanische Gase aus.<br />
DieGesichter seiner Begleiter und<br />
auch sein eigenes seien geradezu verbrannt<br />
gewesen, schrieb Humboldt.<br />
Doch auf den fruchtbaren Vulkanhängen<br />
stieß der Forschungsreisende<br />
auch auf eine interessanteVegetation.<br />
Von ein paar orangerot blühenden<br />
Pflanzen nahm er eine Portion Samen<br />
mit –nicht ahnend, dass er damit der<br />
Dahlienzucht in Europa einen entscheidenden<br />
Schub versetzen würde.<br />
6000 Pflanzen im Gepäck<br />
Solche Geschichten erzählt derzeit<br />
die Ausstellung „Pflanzensammler“<br />
in der Humboldt-Universität (HU)<br />
Berlin, die im Rahmen des Humboldt-Festjahres<br />
2019 stattfindet. Mit<br />
Unterstützung des Botanischen Gartens<br />
und Botanischen Museums Berlin<br />
präsentieren das Albrecht-Daniel-<br />
Thaer-Institut für Agrar-und Gartenbauwissenschaften<br />
und die Initiative<br />
#WirsindHumboldt den Naturforscher<br />
in einer kaum bekannten Rolle:<br />
als Entdecker und Importeur von<br />
wichtigen Zierpflanzen. „Wir wollen<br />
zeigen, was er von seiner Südamerika-Reise<br />
alles mitgebracht hat und<br />
was Züchter inzwischen daraus gemacht<br />
haben“, sagt Laura Benjamin<br />
von#WirsindHumboldt.<br />
Dabei müssen sich die Ausstellungsmacher<br />
zwangsläufig auf einige<br />
Beispiele konzentrieren. Denn während<br />
Alexander von Humboldt und<br />
der französische Botaniker Aimé<br />
Bonpland von 1799 bis 1804 durch<br />
Süd- und Mittelamerika reisten, steigerten<br />
sie sich in eine regelrechte<br />
Sammelwut hinein. Siesahen sich zunächst<br />
in Venezuela um und fuhren<br />
dann 2250 Kilometer weit in einem<br />
Einbaum den Orinoco,den Rio Negro<br />
und andere Flüsse entlang. Spätere<br />
Abschnitte der Reise führten sie nach<br />
Kuba und durch die heutigen Staaten<br />
Kolumbien, Ecuador und Peru.<br />
Mühsam schlug sich das Entdeckerteam<br />
durch dichte Wälder und<br />
ausgedehnte Sümpfe, durchquerte<br />
unwegsame Gebirgslandschaften<br />
und bestieg Vulkane. Überall fanden<br />
sich interessante Tiere und Pflanzen,<br />
die es sich mitzunehmen lohnte. Auf<br />
ihrem Wegdurchs Hochland der Anden<br />
brauchten die Forscher mitunter<br />
zwanzig Maultiere, um die Ausbeute<br />
Dahlien: Sie verdanken ihren<br />
Namen dem Direktor des Botanischen<br />
Gartens in Madrid.<br />
1791 präsentierte Antonio<br />
José Cavanilles die Importe<br />
aus der Neuen Welt unter<br />
dem Namen Dahlia pinnata<br />
–zuEhren des schwedischen<br />
Botanikers Andreas Dahl.<br />
Die heutigen Garten-Dahlien<br />
sind Hybriden aus verschiedenen<br />
Arten, die äußerlich<br />
nicht mehr viel mit den Wild-<br />
Dahlien aus Südamerika gemeinsam<br />
haben.<br />
überhaupt transportieren zu können.<br />
Über Mexiko und die USA kehrten sie<br />
schließlich 1804 nach Europa zurück.<br />
„Ein Teil des Materials,das sie unterwegs<br />
gesammelt hatten, ist zwar<br />
durch das feuchte Tropenklima,<br />
durch Schiffbrüche und Piratenüberfälle<br />
verloren gegangen“, sagt Laura<br />
Benjamin. „Trotzdem haben Humboldt<br />
und Bonpland vondieser Expedition<br />
etwa 6000 verschiedene Pflanzen<br />
mitgebracht.“ Dabei handelte es<br />
sich vor allem um gepresste Exemplare<br />
und Zeichnungen, es war aber<br />
auch keimfähiges<br />
Saatgut dabei. Und<br />
das hat etlichen<br />
amerikanischen Arten<br />
auch in Europa<br />
eine Karriere als<br />
Garten- oder Zimmerpflanzen<br />
ermöglicht.<br />
Die Dahlien<br />
konnten damit an<br />
eine alte Erfolgsgeschichte<br />
anknüpfen.<br />
Jahrhunderte<br />
vor den Europäern<br />
hatten bereits die<br />
Azteken die bunten<br />
Sommerblumen als<br />
Symbole der Sonne<br />
geschätzt und in ihre Gärten gepflanzt.<br />
Dabei begnügten sie sich<br />
nicht mit den etwa 35 wild wachsenden<br />
Arten, sondern zücheten auch<br />
schon neue, halb gefüllte Varianten,<br />
die um die Blütenmitte herum mehrere<br />
Kränzeaus Zungenblüten bilden.<br />
Doch bis die Dahlien auch in Europa<br />
populär wurden, sollte es lange<br />
dauern. Zwar schickte Vincente Cervantes,<br />
der Direktor des Botanischen<br />
Gartens in Mexiko,schon 1789 Dahliensamen<br />
an seinen Kollegen in Madrid.<br />
Ein Jahr später blühten dort die<br />
HUMBOLDTS IMPORTE<br />
Weihnachtsstern: Dieser<br />
Vertreterder Wolfsmilchgewächse<br />
gehörtweltweit zu<br />
denamhäufigsten angebautenblühenden<br />
Zimmerpflanzen.<br />
Weihnachtssterne blühennur,wennsie<br />
täglich<br />
nichtmehr als zwölf Stunden<br />
Licht abbekommen –was in<br />
der Nähe des Äquators das<br />
ganze Jahr über, in Europa<br />
aber nur im Winter der Fall ist.<br />
Beiden leuchtend roten<br />
Pflanzenteilen handelt es sich<br />
um die obersten Laubblätter.<br />
Angelonien: Die „Engelsblumen“<br />
gehören wie Löwenmäulchen<br />
oder Fingerhüte zur<br />
Familie derWegerichgewächse.<br />
Ihre dekorativen<br />
Blüten bestehen aus fünf Blütenblättern,<br />
die an der Basis<br />
zusammengewachsen sind.In<br />
speziellen Haaren produzieren<br />
sie ein nahrhaftes Öl, mit dem<br />
sie bestimmte Bienenarten zur<br />
Bestäubung anlocken. Die<br />
Kulturformen derAngelonien<br />
sind Hybriden, die es in verschiedenen<br />
Farben gibt.<br />
ersten halb gefüllten Dahlien Europas.<br />
Allerdings handelte es sich nur<br />
um wenige Pflanzen mit kleinen, gelben<br />
Blüten, die es nicht mit ihren<br />
spektakulären Verwandten aus heutiger<br />
Zucht aufnehmen könnten.<br />
„Gärtnerisch interessant wurden<br />
die Dahlien erst, als Humboldt die Samen<br />
aus Mexiko an den Botanischen<br />
Garten Berlin schickte“, erklärt Heiner<br />
Grüneberg vom Thaer-Institut.<br />
Denn dieses Saatgut stammte von<br />
Wildpflanzen mit orangeroten Blüten.<br />
Mit dieser neuen Schattierung<br />
aber hatte man nun<br />
die Möglichkeit,<br />
eine ganze Palette<br />
vonneuen Sorten in<br />
verschiedenen Farben<br />
zu züchten.<br />
Mittlerweile gibt es<br />
weltweit mehr als<br />
20 000 Dahlien-Sorten<br />
in vielen Farben<br />
und Formen.<br />
Auch andere<br />
Pflanzen, die Humboldt<br />
vonseiner Ex-<br />
Humboldt als unermüdlicher<br />
Sammler und Zeichner.<br />
AVHUMBOLDT.DE<br />
pedition mitgebracht<br />
hat, haben<br />
sich im Zuge ihrer<br />
Zierpflanzen-Karriere<br />
deutlich verändert.<br />
Das gilt zum Beispiel für die<br />
äußerst populären Weihnachtssterne,<br />
die jedes Jahr in der Adventszeit<br />
zu Millionen über den Ladentisch<br />
gehen. In ihrer Heimat in den tropischen<br />
und subtropischen Wäldern<br />
Südmexikos und Mittelamerikas<br />
können diese immergrünen Sträucher<br />
bis zu vier Meter hoch werden –<br />
was sie als Zimmerpflanzen denkbar<br />
ungeeignet macht. Also war auch in<br />
diesem Fall die Kreativität von Züchterngefragt.<br />
In den 1920er-Jahren war<br />
das dekorativeGewächs mit den grünen<br />
und roten Blättern zunächst als<br />
Schnittblume beliebt, ab 1950 wurde<br />
es dann gezielt als Topfpflanze gezüchtet.<br />
Wichtig war dabei vorallem,<br />
dass der pflanzliche Adventsbegleiter<br />
nun auch mit den schwierigen<br />
Wachstumsbedingungen in geheizten<br />
Räumen zurechtkam.<br />
Der moderne Weihnachtsstern<br />
soll vor allem einen kompakten<br />
Wuchs haben, lange halten und sich<br />
in riesigen, hochtechnisierten Gewächshäusern<br />
rasch heranziehen<br />
lassen. Diegewünschten Eigenschaften<br />
erzielen Gärtnereien dabei nicht<br />
nur, indem sie ausgesuchte Pflanzen<br />
miteinander kreuzen. Sie infizieren<br />
die Adventssymbole auch mit parasitischen<br />
Bakterien, den sogenannten<br />
Phytoplasmen, um sie zu einem verzweigtenWuchs<br />
anzuregen.<br />
Andere südamerikanische Entdeckungen<br />
Humboldts stoßen erst in<br />
letzter Zeit auf größeres Interesse.Als<br />
vielversprechende „Neue Zierpflanze“<br />
gilt zum Beispiel die Angelonie,<br />
die Humboldt und Bonpland<br />
zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben<br />
haben. Zwischen 25 und 40<br />
Arten dieser auch als Sommer-Löwenmaul<br />
oder Engelsblume bekannten<br />
Pflanzen sollen im tropischen Lateinamerika<br />
wachsen. Als Hochburg<br />
der Angelonien gelten die Trockenwälder<br />
im Nordosten Brasiliens, wo<br />
erst 1997 eine neue Art entdeckt und<br />
auf den Namen Angelonia alternifolia<br />
getauft wurde.<br />
Üppige Angelonien<br />
IMAGO IMAGES<br />
Zwar werden Angelonien in Europa<br />
schon seit Anfang des 19. Jahrhundert<br />
kultiviert. Erst in den 1990er-Jahren<br />
sind sie aber stärker ins Blickfeld von<br />
Züchterngerückt. So wurden damals<br />
die ersten Hybriden geschaffen, die<br />
man statt aus Samen aus Stecklingen<br />
heranziehen kann. 2001 kam dann<br />
auch eine solche Sorteauf den Markt,<br />
die statt eines doppelten einen vierfachen<br />
Chromosomensatz besitzt.<br />
Diese sogenannten tetraploidenVarianten<br />
haben größere, üppigere Blüten<br />
und werden vor allem als Topfpflanzen<br />
verkauft.<br />
Und das ist noch nicht das Ende<br />
der Entwicklung. Seit 2009 arbeiten<br />
Züchter aus Dresden und Israel auch<br />
an Angelonien, die sich besonders gut<br />
als Schnittblumen eignen. Humboldts<br />
südamerikanische Bekanntschaften<br />
werden sich also wohl auch<br />
in Zukunft immer wieder im neuen<br />
Kleid präsentieren.<br />
Ausstellung: „Pflanzensammler –Die Entdeckung<br />
vonZierpflanzen durchAlexander vonHumboldt“,<br />
geöffnet vom15. Mai, 18 Uhr,bis 23. Mai, 18 Uhr.<br />
Mo–Fr 9–20 Uhr,Sa9–17 Uhr.Lichthof des Hauptgebäudes<br />
der Humboldt-Universität, Unter den Linden<br />
6, 10117 Berlin. Eintritt frei.<br />
<strong>Berliner</strong><br />
Studie zu Sex<br />
im Alter<br />
Fast ein Drittel der Älteren ist<br />
überdurchschnittlich aktiv<br />
Sex im Alter wird häufig als Tabuthema<br />
angesehen. Vielleicht ist<br />
das ein Grund, warum es bisher<br />
kaum Forschung dazu gibt. Im Rahmen<br />
der <strong>Berliner</strong> Altersstudie II haben<br />
Forscher nun Daten von 60- bis<br />
80-Jährigen mit Blick auf ihre sexuelle<br />
Aktivität, sexuelle Gedanken und<br />
Intimität analysiert, wie die Humboldt-Universität<br />
(HU) mitteilt. Die<br />
Angaben verglichen sie mit anderen<br />
Daten, etwa der körperlichen Fitness<br />
und der soziale Einbettung.<br />
Im Durchschnitt seien ältere<br />
Menschen zwar sexuell weniger aktiv<br />
und hätten weniger sexuelle Gedanken<br />
als jüngere, so die Ergebnisse<br />
der Studie.Aber im Erleben von<br />
Gefühlen –etwa von Intimität und<br />
Geborgenheit – gebe es zwischen<br />
Jung und Alt nur geringe Unterschiede.<br />
Besonders interessant sei<br />
dabei, dass psychosoziale Faktoren<br />
für die Sexualität der älteren Studienteilnehmer<br />
insgesamt eine größere<br />
Rolle spielten als körperliche,<br />
heißt es in der HU-Mitteilung über<br />
die Studie, die in der Fachzeitschrift<br />
Psychology and Aging veröffentlicht<br />
wurde.<br />
„Die Bedeutung vonpsychischen<br />
und zwischenmenschlichen Faktoren<br />
für ein erfülltes Sexualleben im<br />
hohen Alter wurde lange unterschätzt.<br />
Dabei können diese entscheidend<br />
sein, solange körperliche<br />
Einschränkungen nicht im Wege stehen“,<br />
sagt Erstautorin Karolina Kolodziejczak,<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Institut für Psychologie<br />
der HU.<br />
Geborgenheit und Intimität sind besonderswichtig,auch<br />
im Alter. GETTY/E. MARCH<br />
Immerhin habe fast ein Drittel<br />
der 60- bis 80-Jährigen angegeben,<br />
häufiger sexuell aktiv zu sein und<br />
häufiger sexuelle Gedanken zu haben<br />
als der Durchschnitt der 20- bis<br />
30-Jährigen, so die Autoren der Studie.„Es<br />
zeigt sich somit einmal mehr,<br />
dass es riesige Unterschiede im Leben<br />
älterer Menschen gibt“, sagt Denis<br />
Gerstorf, Sprecher der <strong>Berliner</strong><br />
Altersstudie II und Ko-Autor der<br />
Analyse zur Sexualität. „Diese Unterschiede<br />
weiter zu beleuchten und<br />
die Rolle der Sexualität für das Wohlbefinden<br />
und gute Gesundheit im<br />
Alter zu untersuchen, wäre eine der<br />
nächsten Aufgaben.“<br />
Für die Veröffentlichung nutzten<br />
die Autoren Daten von 1 514 Erwachsenen<br />
im Alter von 60bis 82<br />
Jahren und einer Kontrollstichprobe<br />
von 475 jüngeren Erwachsenen im<br />
Alter von22bis 36 Jahren. Diese wurden<br />
im Rahmen der groß angelegten<br />
<strong>Berliner</strong> Altersstudie II (Base-II) erhoben,<br />
an der Psychologen, Mediziner<br />
und Sozialwissenschaftler sowie<br />
Genetiker der HU, der Charité –Universitätsmedizin<br />
Berlin, des Max-<br />
Planck-Instituts für Bildungsforschung,<br />
des Sozio-oekonomischen<br />
Panels am Deutschen Institut für<br />
Wirtschaftsforschung sowie der Universitäten<br />
Tübingen und Lübeck beteiligt<br />
sind.<br />
Gemeinsam wollen die Wissenschaftler<br />
herausfinden, welche Faktoren<br />
dazu beitragen, dass Menschen<br />
möglichst gesund älter werden.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Altersstudie II<br />
wird durch das Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung gefördert.<br />
(BLZ)
18 ** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Schulz’ Wechsel zum BVB<br />
offenbar perfekt<br />
FUSSBALL. DerWechsel vonNationalspieler<br />
Nico Schulz zu Borussia<br />
Dortmund ist nach Informationen<br />
der Bildzeitung perfekt. Demnach<br />
soll der 26 Jahrealte Linksverteidiger<br />
der TSG1899 Hoffenheim beim BVB<br />
einen Vierjahresvertrag bekommen.<br />
Möglich mache das eine Ausstiegsklausel<br />
in seinem Vertrag.<br />
Schommersverlässt den<br />
1. FC Nürnberg<br />
FUSSBALL. Der1.FCNürnbergsetzt<br />
in der neuen Saison in der Zweiten<br />
Liga auf einen neuen Trainer.Nach<br />
drei Monaten endet am Sonnabend<br />
nach dem Auswärtsspiel gegen den<br />
SC Freiburgdie Amtszeit vonBoris<br />
Schommers,der das Team im Februar<br />
nach der Trennung vonMichael<br />
Köllner übernommen hatte.<br />
Ex-Sprinter Petacchi unter<br />
Blutdoping-Verdacht<br />
RADSPORT. Derfrühereitalienische<br />
Rad-Sprinter AlessandroPetacchi<br />
steht im Zusammenhang mit dem<br />
Skandal um den Mediziner Mark S.<br />
unter Blutdoping-Verdacht. Wiedie<br />
Tageszeitungen Corrieredella Sera<br />
und Le Monde unter Berufungen auf<br />
Ermittlerkreise berichten, findet sich<br />
der Name des einstigen Milram-Profis<br />
in einer Kundendatei.<br />
Zverevverliert<br />
Auftaktmatch in Rom<br />
TENNIS. Deutschlands bester Tennis-Profi<br />
Alexander Zverev steckt<br />
weiter in der Formkrise.Der 22-Jährige<br />
patzte beim ATP-Sandplatzturnier<br />
in Romgleich zum Auftakt und<br />
verlor am Dienstag sein Zweitrunden-Duell<br />
gegen Matteo Berrettini<br />
nach 1:49 Stunde mit 5:7, 5:7.<br />
ZAHLEN<br />
Eishockey<br />
WM in der Slowakei, Vorrunde<br />
Gruppe A:<br />
Großbritannien -Dänemark 0:9 (0:3,0:5,0:1)<br />
Deutschland -Frankreich 4:1 (1:0, 2:1,1:0)<br />
USA -Finnland 3:2 n.V.(2:1,0:1,0:0,1:0)<br />
Slowakei -Kanada 5:6 (2:2,2:3,1:1)<br />
1. Deutschland 3 9: 3 9<br />
2. Finnland 3 9: 5 7<br />
3. Kanada 315: 8 6<br />
4. Dänemark 315: 6 5<br />
5. USA 311: 7 5<br />
6. Slowakei 311:11 3<br />
7. Frankreich 3 6:16 1<br />
8. Großbritannien 3 1:20 0<br />
Gruppe B<br />
Italien -Lettland 0:3 (0:0, 0:2, 0:1)<br />
Schweiz -Österreich 4:0 (1:0,0:0,3:0)<br />
Russland -Tschechien 3:0 (1:0,1:0,1:0)<br />
Norwegen -Schweden 1:9 (0:3,0:5,1:1)<br />
1. Schweiz 3 16: 1 9<br />
2. Russland 3 13: 2 9<br />
3. Schweden 3 19: 6 6<br />
4. Tschechien 3 12: 7 6<br />
5. Lettland 3 9: 5 6<br />
6. Österreich 3 2:14 0<br />
7. Norwegen 3 5:21 0<br />
8. Italien 3 0:20 0<br />
Tennis<br />
WTA-Turnier in Rom<br />
1. Runde: Julia Görges (Bad Oldesloe/Nr.16) -<br />
Hsieh Su-Wei (Taiwan) 6:3, 6:4, Alize Cornet<br />
(Frankreich) -Aryna Sabalenka (Weißrussland/Nr.<br />
9) 6:1, 6:4, Danielle Collins (USA) -Caroline Wozniacki<br />
(Dänemark/Nr.11) 7:6 (7:5) Aufgabe Wozniacki,<br />
Belinda Bencic (Schweiz) -Anastasija Sevastova<br />
(Lettland/Nr.12) 2:6, 6:3, 6:2<br />
ATP-Turnier in Rom<br />
2. Runde: Matteo Berrettini (Italien) -Alexander<br />
Zverev(Hamburg/Nr.4)7:5, 7:5, Karen Chatschanow(Russland/Nr.11)<br />
-Roberto Bautista Agut<br />
(Spanien) 5:7, 6:4, 6:2, Nikolos Bassilaschwili<br />
(Georgien/Nr.14) -Laslo Djere (Serbien) 7:5, 6:4<br />
Kollektive Atemnot<br />
Kawhi Leonard ist der Grund, warum die TorontoRaptors erstmalig in einem NBA-Halbfinale stehen<br />
VonMatti Lieske<br />
Der Basketball, den Kawhi<br />
Leonardüber den ausgestreckten<br />
Arm des 2,13<br />
Meter großen Joel Embiid<br />
geworfen hatte,war lange genug<br />
unterwegs, umdie Zuschauer in der<br />
Arena der Toronto Raptors vorlauter<br />
Luftanhalten in Atemnot geraten zu<br />
lassen. Viermal tupfte er auf den<br />
Korbrand, bevor er schließlich doch<br />
zum 92:90-Sieg gegen die Philadelphia<br />
76ers durch die Reuse fiel. Erstmals<br />
in ihrer relativ kurzen Geschichte<br />
stehen die 1995 gegründeten<br />
Raptors im Conference-Finale<br />
und spielen ab heute gegen die Milwaukee<br />
Bucks um den Einzug in die<br />
Endspielserie der NBA.<br />
So unglaublich es klingt, war es<br />
der erste siegbringende Wurf der<br />
NBA-Geschichte mit der Schlusssirene<br />
in einem Spiel sieben der Playoffs,<br />
von einem magischen Moment<br />
war später die Rede,einem epischen<br />
Ereignis, einem Spiel für die Geschichtsbücher.<br />
Verständlich bei einem<br />
Team, dessen bisher größter<br />
magischer Moment ein negativer<br />
war,jener Wurf vonVince Carter aus<br />
exakt der gleichen Position wie der<br />
von Leonard, der 2001 nicht in den<br />
Korb fiel und das Aus des bis dato<br />
besten Raptors-Teams in der zweiten<br />
Runde gegen die Philadelphia<br />
76ers besiegelte.<br />
Unpopuläres Manöver<br />
Kawhi Leonard genoss große Zuneigung nach seinem Siegwurf.<br />
Vertrag: Frank Vogelist<br />
neuer Trainer der Los Angeles<br />
Lakers. Wieder Traditionsklub<br />
am Montag mitteilte, erhielt<br />
der 45 Jahre alte Amerikaner<br />
einen Vertrag für mehrere<br />
Jahre. Einzelheiten teilten<br />
die Lakers nicht mit.<br />
LAKERS SETZEN AUF VOGEL<br />
Vorgänger: Unter seinem<br />
Vorgänger LukeWalton hatten<br />
die Lakers, bei denen<br />
auch die deutschen Profis<br />
Moritz Wagner und Isaac<br />
Bongaspielen, bereits zum<br />
sechsten Mal nacheinander<br />
die Play-offs verpasst.<br />
AP/GUNN<br />
Vorgeschichte: Als Cheftrainer<br />
betreute Vogelvon 2010<br />
bis 2016 die Indiana Pacers<br />
und erreichte mit ihnen<br />
2013 und 2014 jeweils das<br />
NBA-Halbfinale. Von2016<br />
bis 2018 war er als Coach<br />
der Orlando Magic tätig.<br />
Wo die Hysterie zu Hause ist<br />
Euphorisch feierten die Fans der<br />
Raptors die Bewältigung des Traumas<br />
und verschwendeten noch keinen<br />
Gedanken daran, dass zumindest<br />
außerhalb Torontos niemand<br />
mehr vondiesem Match reden wird,<br />
wenn nicht der nächste Schritt gegen<br />
Milwaukee und dann im Finale<br />
der entscheidende gegen die Golden<br />
State Warriors oder Portland Trail<br />
Blazers folgt. Bei aller Freude über<br />
den schönen Erfolg, es war nur ein<br />
Viertelfinale.<br />
Besonders angespannt dürfte ein<br />
Mann der Atem angehalten haben<br />
bei Leonards Zauberwurf. Für Masai<br />
Ujiri, seit 2013 Generalmanager der<br />
Raptors, stand eine Menge auf dem<br />
Spiel. Er hatte vordieser Saison alles<br />
auf eine Karte gesetzt mit einem zunächst<br />
sehr unpopulären Manöver.<br />
Nachdem die Raptors dreimal in der<br />
zweiten Runde gegen LeBron James<br />
und dessen Cleveland Cavaliers ausgeschieden<br />
waren, hatte Ujirivor allem<br />
das Vertrauen zuDeMar DeRozan<br />
verloren. Der war das Gesicht<br />
des Teams, neun Jahre dabei, Publikumsliebling,<br />
spielte oft groß auf<br />
während der Saison, doch in den<br />
Play-offs wirkte er gegen LeBron<br />
James so hilflos wie alle anderen.<br />
Die Raptors schickten ihn weg,<br />
DeRozan, der in Compton, Los Angeles<br />
aufgewachsen war, anfangs<br />
fremdelte im kühlen Kanada, sich<br />
aber dann einlebte und den Rest seiner<br />
Karriere inToronto verbringen<br />
wollte, fiel aus allen Wolken und beschwerte<br />
sich bitter. Die Fans waren<br />
indigniert, was sie nicht hinderte,<br />
den neuen Hoffnungsträger herzlich<br />
willkommen zu heißen. Kawhi Leonard<br />
kam im Tausch mit DeRozan<br />
von den San Antonio Spurs, mit denen<br />
er eine Meisterschaft gewonnen<br />
hatte, sich zuletzt aber überwarf.<br />
Schließlich fand sich auch DeRozan<br />
mit der Situation ab, spielte eine<br />
starke Saison bei den Spurs, und als<br />
diese nach Toronto kamen, wurden<br />
er und Leonard gleichermaßen vom<br />
Publikum gefeiert.<br />
Wahrscheinlicher Abschied<br />
Dennoch war es ein Vabanquespiel<br />
der Raptors,zunächstwegen des üppigen<br />
20-Millionen-Dollar-Gehalts<br />
vonLeonard, das den Abschied einiger<br />
anderer starker Spieler nötig<br />
machte und eine dünne Personaldecke<br />
zur Folge hatte.Zudem hatteLeonardeinen<br />
großen Teil der vorherigen<br />
Saison wegen einer Schulterverletzung<br />
verpasst, und im Sommer<br />
kann er den Klub schon wieder verlassen,<br />
was als wahrscheinlich gilt.<br />
Eine riskante Spekulation auf<br />
diese eine Saison also,ein Alles-oder<br />
Nichts-Manöver, und ein erneutes<br />
Aus inder zweiten Runde wäre eine<br />
Katastrophe gewesen. Kawhi Leonard<br />
war sich der in ihn gesetzten Erwartungen<br />
bewusst, und bisher hat<br />
er sie alle erfüllt. Die reguläreSaison<br />
bezeichnete der 27-Jährige als „82<br />
Trainingseinheiten“, und als er gebraucht<br />
wurde in Spiel sieben, tat er,<br />
wofür er geholt wurde.41Punktebei<br />
39 Würfen, mehr als Kobe Bryant<br />
oder James je in solch einem Spiel<br />
versuchten. Er lieferte 13 der letzten<br />
15 Punkte seines Teams, und dann<br />
kam der Wurf, der allen den Atem<br />
stocken ließ. „Das ist etwas, auf das<br />
ich immer zurückblicken kann in<br />
meiner Karriere“, sagte er. Aber es<br />
soll natürlich nicht alles gewesen<br />
sein.<br />
Matti Lieske<br />
fieberte mit, als KawhiLeonard<br />
in letzter Sekunde traf.<br />
Weil MaxVerstappen einen regelrechten Hype ausgelöst hat, kehrt die Formel 12019indie Niederlande zurück<br />
Der Hype um Max Verstappen<br />
macht es möglich: Der Große<br />
Preis der Niederlande kehrt 2020<br />
nach 35 Jahren in den Formel-1-Kalender<br />
zurück. Das gaben die Führung<br />
der Motorsport-Königsklasse<br />
und der Betreiber der Rennstrecke in<br />
Zandvoortgesternbekannt. DerVertrag<br />
mit dem Kurs vor den Toren<br />
Amsterdams läuft zunächst bis 2022.<br />
„Zandvoortist eine ikonische,historische<br />
Strecke“, sagte Verstappen:<br />
„Ich bin dortschon mit der Formel 3<br />
gefahren und habe ein paar Showläufe<br />
absolviert. DieStrecke erinnert<br />
mich ein bisschen an Suzuka.“<br />
Zur Terminierung wurde zunächst<br />
keine Angabe gemacht. Viel<br />
deutet darauf hin, dass das Rennen<br />
Mitte Mai stattfinden und den Platz<br />
des Großen Preises vonSpanien einnehmen<br />
wird. DerVertrag des Circuit<br />
de Barcelona-Catalunya mit der Formel<br />
1ist mit dem Rennen am vergangenen<br />
Sonntag ausgelaufen.<br />
Auch der Große Preis von Deutschland<br />
könnte am 28. Juli zum vorläufig<br />
letzten Malstattfinden.<br />
Formel-1-Boss Chase Carey erklärte<br />
am vergangenen Wochenende<br />
Max Verstappen freut sich auf das Rennen in seiner Heimat.<br />
nam in Hanoi im April 2020 beschlossen.<br />
In die Jahregekommen<br />
AP/GRITS<br />
Die Niederlande waren bis 1985 32-<br />
mal im Formel-1-Kalender vertreten,<br />
gefahren wurde stets in Zandvoort.<br />
Rekordgewinner ist der<br />
Schotte Jim Clark mit vier Erfolgen.<br />
Bei der bislang letzten Auflage gewann<br />
Niki Lauda, es war der 25. und<br />
vielsagend: „Wir erwarten, dass die<br />
Zahl der Rennen 2020 wie in diesem<br />
Jahr weiterhin bei 21 liegt. Das heißt<br />
dann natürlich, dass wir nicht alle<br />
aktuellen Rennen behalten können.“<br />
Zandvoort ist das zweite Rennen,<br />
das von Liberty Media (seit Anfang<br />
2017 Rechteinhaber der Königsklasse)<br />
in den Formel-1-Kalender gehoben<br />
wird. Zuvor wurde die Premiere<br />
des Großen Preises von Vietletzte<br />
Grand-Prix-Erfolg des dreimaligen<br />
Weltmeisters aus Österreich.<br />
Derkurvenreiche Kurs,malerisch<br />
in einer Dünenlandschaft gelegen,<br />
ist allerdings in die Jahregekommen.<br />
„Um den Wünschen der Formel 1<br />
und den geforderten Standards des<br />
Weltverbandes Fia gerecht zu werden,<br />
werden die Rennstrecke und die<br />
Infrastruktur in einigen Bereichen<br />
bis zum Rennen im kommenden<br />
Jahr modernisiert“, sagte der ehemalige<br />
Formel-1-Pilot und Zandvoort-<br />
Renndirektor Jan Lammers. Die Gemeinde<br />
Zandvoort hat bereits in die<br />
Infrastruktur investiert, immerhin<br />
werden rund 300 000 Fans zum ersten<br />
Rennwochenende erwartet.<br />
Für die vollen Ränge wird Verstappen<br />
sorgen. Der 21 Jahre alte<br />
Red-Bull-Pilot (fünf Grand-Prix-<br />
Siege) hat in den Niederlanden eine<br />
Motorsport-Hysterie ausgelöst.<br />
„Max ist jung, schnell und populär.<br />
Und erist so jung, dass er noch 20<br />
Jahre fahren kann. Bei jedem Rennen<br />
erleben wir ein Meer von<br />
Oranje-Fans.Die verdienen ein Rennen<br />
zu Hause“,sagte Formel-1-Marketingchef<br />
Sean Bratches. (sid)<br />
Den<br />
Legionären<br />
sei Dank<br />
DEB-Team sichert sich bei<br />
WM die Olympia-Teilnahme<br />
Mit geballter NHL-Power hat die<br />
deutsche Eishockey-Nationalmannschaft<br />
ihre Siegesserie bei der<br />
Weltmeisterschaft fortgesetzt und<br />
kann bereits für Olympia 2022 planen.<br />
Mit Torwart Philipp Grubauer<br />
sowie den Stürmern Leon Draisaitl<br />
und Dominik Kahun erstmals in einer<br />
Reihe bezwang das Team von<br />
Bundestrainer Toni Söderholm<br />
Frankreich mit 4:1 (1:0, 2:1, 1:0) und<br />
übernahm die Tabellenführung in<br />
der Gruppe A. Allerdings musste<br />
Grubauer nach einer halben Stunde<br />
mit muskulären Problemen ausgewechselt<br />
werden. Die Auswahl des<br />
Deutschen Eishockey-Bundes (DEB)<br />
ist nicht nur auf dem besten Wegins<br />
WM-Viertelfinale, sondern hat das<br />
Ticket für die Winterspiele in Peking<br />
praktisch schon in der Tasche.<br />
Der künftige NHL-Verteidiger<br />
Moritz Seider mit seinem zweiten<br />
WM-Tor (18.), sein Mannheimer<br />
Klubkollege Matthias Plachta (34.),<br />
Draisaitl nach Kahun-Pass (38.) sowie<br />
NHL-Abwehrspieler Korbinian<br />
Holzer (60.) ins leere Tor sicherten<br />
dem deutschen Team in Kosice den<br />
dritten Sieg im dritten Spiel –erstmals<br />
seit acht Jahren. Nur Damien<br />
Fleury(25.) überwand den am Sonntag<br />
eingeflogenen Grubauer, dessen<br />
Auswechslung laut DEB-Sportdirektor<br />
„eine Vorsichtsmaßnahme“ war.<br />
Ein weiterer Erfolg am Mittwoch<br />
(20.15 Uhr/Sport1) gegen den Gastgeber<br />
Slowakei würde aller Voraussicht<br />
nach reichen, die K.-o.-Runde<br />
zu erreichen. Die direkte Olympia-<br />
Qualifikation wäreder DEB-Auswahl<br />
nur noch zu nehmen, wenn die Außenseiter<br />
Norwegen oder Lettland<br />
ins WM-Finale kämen oder die Slowakei<br />
sensationell Weltmeister<br />
würde.<br />
Draisaitl spielte erstmals mit seiner<br />
„Kumpel-Reihe“: MitKahun und<br />
seinem Kindergartenfreund Frederik<br />
Tiffels ging der NHL-Star zur<br />
Schule und mischte mit ihnen in<br />
Mannheim die Nachwuchsliga auf.<br />
Wie erhofft der Anführer des DEB-Teams:<br />
Leon Draisaitl.<br />
AP/JOSEK<br />
DasTriosorgte immer wieder für Gefahr<br />
vor dem französischen Tor.<br />
Draisaitl hatte zunächst Pech mit einem<br />
Pfostenschuss (10.), beim 3:1<br />
verwertete er eine mustergültige<br />
Vorlage vonKahun.<br />
Grubauer,der nach dem Play-off-<br />
Aus mit der Colorado Avalanche sofort<br />
seine WM-Zusage gegeben und<br />
nach 14 Stunden Flug über München<br />
und Wien in Kosice eingetroffen<br />
war,war gleich ein sicherer Rückhalt.<br />
ZurHälfte der Spielzeit ging der<br />
27-Jährige aber vom Eis, für ihn<br />
stellte sich der Nürnberger Niklas<br />
Treutle zwischen die Pfosten. Ob<br />
Grubauer gegen die Slowakei spielen<br />
kann, war zunächst offen. Für den<br />
NHL-Goalie hatte Mathias Niederberger<br />
seinen Platz räumen müssen.<br />
Der Düsseldorfer hatte beim 3:1 gegen<br />
Großbritannien und vor allem<br />
beim 2:1 gegen Dänemark überzeugt.<br />
Söderholm nahm noch zwei<br />
weitere Wechsel vor: Für den Straubinger<br />
Benedikt Schopper rückte Jonas<br />
Müller von den Eisbären Berlin<br />
in die Abwehr, imSturm musste der<br />
Iserlohner Lean Bergmann dem US-<br />
Collegespieler Marc Michaelis weichen.<br />
(sid)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 19 *<br />
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Sport<br />
Das Herzstück bleibt<br />
Wergeht? Werbleibt? Werkommt? Bei der Meisterfeier der BR Volleys gibt Manager Kaweh Niroomand den Verbleib von Zuspieler Sergej Grankin bekannt<br />
VonKarin Bühler<br />
Als die letzte Finalszene,das<br />
Ass von Moritz Reichert,<br />
bei der Abschlussfeier der<br />
BR Volleys im VIP-Raum<br />
der Max-Schmeling-Halle noch mal<br />
über die Wandbildschirme flimmerte,<br />
wurden Applaus und Jubelrufe<br />
noch lauter. Die Fans, von denen<br />
diese Saison im Schnitt 5200 zu<br />
den Spielen der BR Volleys gekommen<br />
waren, standen Spalier für die<br />
Spieler, die am Sonntag beim VfB<br />
Friedrichshafen den zehnten Meistertitel<br />
für den Verein perfekt gemacht<br />
hatten.<br />
Die Hallen-DJs spielten jedem<br />
einzelnen Volleyballer, der quer<br />
durch den Raum zur Bühne lief, einen<br />
Song. Als Sergej Grankin, der<br />
russische Zuspieler, der aus Moskau<br />
gekommen war und den BR Volleys<br />
die Saison gerettet hatte, durch die<br />
Jubelgasse schritt, tönte aus den Boxen:<br />
„You are my personal Jesus.“<br />
Das war ein Hinweis auf die Bedeutung<br />
dieses Mannes, der sich ganz<br />
bescheiden nicht auf die Bühne<br />
stellte,sonderndaneben.<br />
Ober er nun bleiben würde? Manager<br />
Kaweh Niroomand machte es<br />
spannend. Traditionell verabschiedet<br />
er bei dieser Abschlussfeier die<br />
Spieler,die wechseln. Undergibt bekannt,<br />
wer bleibt. „Zuerst die guten<br />
Nachrichten“: Benjamin Patch, der<br />
Diagonalangreifer mit der gigantischen<br />
Abschlaghöhe, bleibt eine<br />
weitere Saison. Riesenjubel. Ebenso<br />
bleiben die Mittelblocker Georg<br />
Ja, er spielt auch nächste Saison in Berlin: der russische Olympiasieger und Deutsche Meister Sergej Grankin<br />
Klein, Jeff Jendryk und Nicolas Le<br />
Goff sowie die Außenangreifer Reichert<br />
und Samuel Tuia. Die Stammsechs,das<br />
hatte Niroomand ja angekündigt,<br />
wolle er halten –bis auf den<br />
Libero. UndGrankin? Waren sie sich<br />
schon einig geworden?<br />
Nun erst mal die Abgänge. Beide<br />
Liberos wechseln: Dustin Watten in<br />
die polnische Liga, Nicolas Rossard<br />
in die französische. Egor Bogachev<br />
verlässt den Meister zum Bundesligakonkurrenten<br />
Düren, um Spielpraxis<br />
zu sammeln. Seine Rückkehr<br />
nach einem Jahr ist fest vereinbart.<br />
Tja, und in Linus Weber verabschiedet<br />
sich wieder ein Talent nach Mailand,<br />
wo bis vorein paar Tagen Bundestrainer<br />
Andrea Giani Chefcoach<br />
war. „Ich will von zu Hause weg,<br />
mich in neue Gefilde wagen, mich<br />
entwickeln und später mit einem anderen<br />
Part gern nach Berlin zurückkommen“,<br />
sagte der 19 Jahrealte Diagonalangreifer,<br />
bevor er früh die<br />
Partyverließ. Er schreibt diesen Mittwoch<br />
sein AbiinMathematik.<br />
MICHAEL HUNDT<br />
Nach zwei Jahren in Berlin verlässt<br />
auch der Australier Adam White<br />
den Klub, „Mister Zuverlässig und<br />
Ausgeschlafen“, nannte Manager Niroomand<br />
ihn. Der nächste Abschied<br />
drückte auf die Stimmung. Denn in<br />
Kyle Russell verabschiedete sich am<br />
Dienstagabend ein Publikumsliebling.„Ich<br />
wäregerngeblieben“, sagte<br />
Russell. Er sah wirklich traurig aus.<br />
Aber da er auf seiner Position seinen<br />
US-Kollegen Patch vor sich habe,<br />
wäre esschwierig, wenn nicht sogar<br />
unmöglich geworden, sich als Nummer<br />
eins in Berlin zu etablieren. Russell<br />
wechselt nach Frankreich, gerüchteweise<br />
zum AS Cannes, woer<br />
die Herausforderung als Nummer<br />
eins im Zuspiel annehmen will.<br />
Auch die Verabschiedung vonKapitän<br />
Sebastian Kühner, der seine<br />
Karriere beendet, schlug vielen aufs<br />
Gemüt. Der Zuspieler hatte sechs<br />
Meistertitel, den deutschen Pokal<br />
und den CEV-Cupmit den <strong>Berliner</strong>n<br />
gewonnen. Niroomand würdigte ihn<br />
mit einem Zitat des früherenVolleys-<br />
Trainers Mark Lebedew, der über<br />
den <strong>Berliner</strong> gesagt hatte: „Er ist der<br />
intelligenteste Spieler, den ich je<br />
kennengelernt habe.“<br />
Er wird nicht mehr dabei sein,<br />
wenn die Neuen versuchen, Rekordmeister<br />
Friedrichshafen den Rekord<br />
abzujagen und sich mit dem Klub<br />
unter den TopAcht der Champions<br />
League zu etablieren. Zwei Zugänge<br />
gab Niroomand bekannt: Nationallibero<br />
Julian Zenger aus Frankfurt sowie<br />
US-Außenangreifer Cody Kessel<br />
aus Lüneburg.<br />
Und Grankin? Bleibt er nun? Niroomand<br />
zog eine Karte aus der Tasche.<br />
Erlegte eine zweite Karte darauf.<br />
„Das eine waren unsereVorstellungen.<br />
Das andere seine. Wir sind<br />
uns heute Nachmittag einig geworden.“<br />
Begeisterung im Raum. DerDJ<br />
spielte „Moskau, Moskau, hey, hey,<br />
hey.“ Sogar Niroomand sang mit.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Financial Fairplay<br />
Ein starkes<br />
Signal<br />
Christian Schwager<br />
würde eine Sperre vonManchester<br />
City begrüßen.<br />
Die Champions League ohne<br />
Manchester City ist wie die<br />
deutsche Fußball-Meisterschaft<br />
ohne den FC Bayern: undenkbar.<br />
Der Reichtum beider Vereine mag<br />
unter manchen Fans verpönt sein,<br />
doch sportlich führtnun einmal kein<br />
Weg an ihnen vorbei. Dennoch<br />
könnte die Champions League erstmals<br />
ohne den Champion der Premier<br />
League stattfinden. Denn seinen<br />
Reichtum hat der sich offenbar<br />
auf unredliche Weise erworben. Zu<br />
diesem Schluss jedenfalls kommen<br />
die Finanzkontrolleure des europäischen<br />
Verbandes Uefa. Nach Informationen<br />
der <strong>Zeitung</strong> New York<br />
Times haben sie gravierende Verstöße<br />
gegen die Regeln des Financial<br />
Fair Play ausgemacht. Es wirderwartet,<br />
dass das Gremium empfiehlt,<br />
Manchester City für mindestens eine<br />
Spielzeit auszuschließen.<br />
Das müsste im Sinne der Uefa<br />
sein. Diehat sich ja Ende des vergangenen<br />
Jahres selbst belobigt, was die<br />
Finanzen der europäischen Topklubs<br />
angeht. Eine deutliche Gesundung<br />
hat sie festgestellt. 1,7 Milliarden<br />
Euro betrugen die Schulden insgesamt<br />
im Jahr 2011, 2017 kam ein<br />
Gewinn von600 Millionen Euro heraus.<br />
Das klang gut: Alle wirtschaften<br />
auf gleiche Weise vernünftig. Alle?<br />
Es könnte sein, dass im Fußball<br />
nicht nur das Prinzip gilt: Wo schon<br />
viel Geld ist, fließt noch mehr Geld<br />
hin. Sondern auch: Wo viel Geld ist,<br />
darf mehr ausgegeben werden, als<br />
eingenommen wird. Im Fall von<br />
Manchester City wurde im Zuge von<br />
Football Leaks Ende 2018 bekannt,<br />
dass der Klub 2014 gegen die Regeln<br />
des finanziellen Fairplays verstoßen<br />
hat. Eigentümer Scheich Mansour<br />
soll jahrelang verschleierte Zahlungen<br />
an denVerein geleistet haben. Abgewickelt<br />
worden sei demnach der<br />
Betrug über Sponsoren, die viel weniger<br />
bezahlt haben sollen, als im Vertrag<br />
festgeschrieben war. Die Differenz<br />
soll Mansour aus seinem Privatvermögen<br />
beigesteuerthaben.<br />
Infantinos Rolle<br />
Ähnlich soll ParisSt. Germain vorgegangen<br />
sein. Beide Klubs wurden<br />
bisher nicht bestraft, wie sie hätten<br />
bestraft werden müssen, weil die zuständigen<br />
Kontrolleure zunächst<br />
nicht eingebunden wurden. Daswar<br />
offensichtlich dem Engagement eines<br />
gewissen Gianni Infantino zu<br />
verdanken, damals Generalsekretär<br />
der Uefa, seit 2016 Präsident des<br />
Weltverbandes Fifa.<br />
Grundsätzlich ist Hilfsbereitschaft<br />
ein edler Charakterzug. DieFrage,wie<br />
weit sie gehen darf, haben die Finanzkontrolleurenun<br />
für sich aber geklärt.<br />
Die Champions League ohne Man-<br />
City mag sportlich ein Desaster sein.<br />
Kommt es nun zur erwarteten Empfehlung,<br />
und Manchester City nimmt<br />
trotzdem teil, wäreesdas auch.<br />
Champion ja, aber Champions League:<br />
ManCitys Trainer PepGuardiola AFP/KIRK<br />
Immer am Arbeiten: Oliver Ruhnertwollte sich eigentlich nur das Union-Training ansehen, doch schon wieder kam ein Anruf dazwischen.<br />
Es war eine Situation, die<br />
symbolisch für die historische<br />
Saison der Köpenicker<br />
steht: Nach dem 3:0 des 1.<br />
FC Union am vergangenen Sonntag<br />
im Stadion an der Alten Försterei,<br />
das Magdeburg zurück in die Dritte<br />
Liga beförderte und den Köpenickern<br />
mindestens Relegationsplatz<br />
drei sicherte,standen die Trainer wie<br />
gewohnt den Journalisten Rede und<br />
Antwort. Aufder einen Seite schaute<br />
Magdeburgs Michael Oenning verständlicherweise<br />
geknickt aus der<br />
Wäsche, Unions Trainer Urs Fischer<br />
wirkte hingegen gelöst, nachdem die<br />
schon jetzt beste Union-Saison Gewissheit<br />
war. Auch Sportchef Oliver<br />
Ruhnert war bei dieser Pressekonferenz<br />
anwesend, er lauschte denWorten<br />
der beiden regungslos in einer<br />
hinteren Ecke des Presseraumes,<br />
nickte gelegentlich und nahm still<br />
die Stimmung auf, die nach dem<br />
Heimsieg so einige Knoten gelöst<br />
hatte. Worte verlor er allerdings<br />
keine in diesem vomDruck befreiten<br />
Moment.<br />
Experimentelle Machtverhältnisse<br />
Genau das spiegelt die Rolle Ruhnerts<br />
im Verein wider. Während der<br />
Schweizer Trainer stets an vorderster<br />
Front dem Lob und der Kritik von<br />
Fans und Journalisten stellte, war es<br />
doch Unions Sportchef Ruhnert, der<br />
als stiller Macher im Hintergrund genauso<br />
viel Anteil am Erfolg der Eisernen<br />
trägt wie Spieler und Trainerteam.<br />
Und das, obwohl so manche Experten<br />
zu Saisonbeginn noch kritisch<br />
angemerkt hatten, dass der von<br />
Ruhnert zusammengestellte Kader<br />
vonzwischenzeitlich 28 Spielernviel<br />
zu groß sei und es zwangsläufig zu<br />
Rangeleien um die so wertvolle<br />
Spielzeit kommen werde.<br />
Doch Ruhnert behielt mit seiner<br />
Einschätzung, dass ein so großer Kader<br />
gerade richtig sei, Recht. Besonders<br />
die starke Bank wurde in vielen<br />
Spielen zum Trumpf für die Eisernen.<br />
Zudem waren fast alle elf Neuzugänge<br />
des Sportchefs Volltreffer.<br />
Nur Winterzugang Carlos Mané<br />
Rot ist die Farbe, in die sich<br />
die rund 5000 Unioner,die<br />
am Sonntag im Sonderzug<br />
oder privat nach Bochum reisen,<br />
kleiden sollen. Darum<br />
baten Union und die Szene<br />
Köpenick in ihrem Aufruf<br />
„Alle in Rot nach Bochum“.<br />
floppte,mit TorwartRafal Gikiewicz,<br />
Abwehrchef Florian Hübner, Mittelfeld-Terrier<br />
Manuel Schmiedebach<br />
oder Torjäger Sebastian Andersson<br />
verpflichtete Ruhnert hingegen<br />
echte Leistungsträger und strich dabei<br />
für Union noch ein Transferplus<br />
vonfast 4,5 Millionen Euro ein.<br />
Dabei ist es schon kurios, das<br />
Ruhnert seine Erfolgsgeschichte als<br />
Sportchef ausgerechnet bei den Köpenickernschreibt,<br />
die bis zu seinem<br />
Amtsantritt im Mai 2018 selbst gar<br />
nicht so richtig zu wissen schienen,<br />
wie denn nun die Machtverhältnisse<br />
bei Kaderplanung und Management<br />
am besten verteilt werden sollten.<br />
Als Union vorzehn Jahren aus der<br />
Dritten Liga aufstieg, hieß der Sportdirektor<br />
noch Christian Beeck, der<br />
zum einen die Spielerwünsche des<br />
gleichberechtigten Trainers Uwe<br />
„ALLE IN ROT NACH BOCHUM“<br />
Und darum hat der Verein<br />
exklusiv für das Spiel einen<br />
roten Fischerhut ins Sortiment<br />
genommen. Aufschrift:<br />
„Gib niemals auf und glaub<br />
an dich“. Erhältlich für zehn<br />
Euro online im Union-Zeughaus.<br />
„Ich fluche halt gernbei Spielen“, sagt Oliver Ruhnertüber sich selbst<br />
Der<br />
Macher<br />
Im Hintergrund hat Sportchef<br />
Oliver Ruhnert den 1. FC Union zum<br />
Aufstiegskandidaten geformt<br />
Weiß man schon, ob die<br />
dann noch pünktlich vordem<br />
Spiel ankommen? Ja! Laut<br />
Union treffen Bestellungen,<br />
die bis Donnerstag eingehen,<br />
noch am Sonnabend<br />
ein. Im Sonderzug gibt es die<br />
Hüte auch.<br />
VonMax Ohlert<br />
IMAGO IMAGES/KOCH<br />
Neuhaus erfüllen sollte, zum anderen<br />
die Schuld über sportlichen<br />
Misserfolg dann ebenso bei Neuhaus<br />
suchte. Als der Streit zwischen<br />
den beiden 2011 eskalierte, verpflichtete<br />
Union den gut vernetzten<br />
Nico Schäfer als Beeck-Ersatz und<br />
Bessermacher,der allerdings als Leiter<br />
der Lizenzspielerabteilung Verhandlungen<br />
mit Spielern und Beraternführen,<br />
Transfers aber nicht entscheiden<br />
durfte.Das blieb Sportchef<br />
Lutz Munack vorbehalten und änderte<br />
sich auch unter Helmut<br />
Schulte,der ab 2016 neuer Leiter der<br />
Lizenzspielerabteilung war, nur<br />
marginal.<br />
Munack, enger Verbündeter von<br />
Präsident Dirk Zingler,fällte die Entscheidungen<br />
bis zum vergangenen<br />
Sommer, ehe Union nach einer<br />
höchst enttäuschenden Saison im<br />
Abstiegskampf Munack in den Jugendbereich<br />
degradierte und<br />
Schulte verabschiedete.<br />
Nun schlug die Stunde Ruhnerts,<br />
der erst ein Jahr zuvor als Chefscout<br />
vom FCSchalke 04 verpflichtet worden<br />
war. Beeindruckt von der Charakterstärke<br />
des 46-Jährigen ging<br />
Zingler das lange gescheute Risiko<br />
nun doch ein und machte Ruhnert<br />
zumAlleinverantwortlichen auf dem<br />
Sportdirektorposten. Eine Entscheidung,<br />
die sich noch als Schlüsselmoment<br />
in der rot-weißen Historie herausstellen<br />
könnte.<br />
Riesiger Kaderumbruch<br />
IMAGO IMAGES/KOCH<br />
Denn Ruhnertverpflichtete in seiner<br />
ersten Amtshandlungen mit Urs Fischer<br />
einen Trainer, von dessen Philosophie<br />
er ebenso überzeugt war<br />
wie wiederum Fischer vom Umfeld<br />
und dem Spirit an der Alten Försterei.<br />
Beide, Ruhnert mit seinen Scouting-Kenntnissen<br />
und Fischer mit<br />
seinem Taktikverständnis, vollzogen<br />
den wohl größten Köpenicker Kaderumbruch<br />
des letzten Jahrzehnts<br />
und arbeiteten akribisch am ganz<br />
großen Traum.<br />
Dabei umgibt den Sportchef,<br />
trotz großer Verantwortung immer<br />
die Aura des ehrlichen Malochers.<br />
Als man ihn in Sandhausen versteckt<br />
auf der Tribüne kauern sah, erklärte<br />
er:„Ich setze mich bei Spielen gerne<br />
da hin, wo ich fluchen kann. Ich fluche<br />
halt gerne beim Fußball.“ Damit<br />
kann sich jeder Unioner identifizieren.<br />
Ebenso mit der Bodenständigkeit,<br />
die Ruhnert ausmacht. „Man<br />
sollte auch wissen, dass man auf<br />
dem Weg nach oben vielen Leuten<br />
begegnet, die einem auf dem Weg<br />
nach unten wieder entgegenkommen<br />
können“, sagte er mal in der<br />
Hinrunde. Und tröstete am Sonntag<br />
nach der Pressekonferenz dann ganz<br />
selbstverständlich Magdeburgs Abstiegstrainer<br />
Oenning.<br />
Max Ohlert<br />
imponiertdie Arbeit von<br />
Ruhnertund Trainer Fischer.<br />
Die Sache<br />
mit dem<br />
Pferdeschwanz<br />
Die WM-Elf der Frauen<br />
überrascht mit Sprüchen<br />
VonFrank Hellmann,Frankfurt<br />
ImFrauenfußball ist es selbst für<br />
Nationalspielerinnen immer noch<br />
nicht so einfach, den Fokus allein auf<br />
die schönste Nebensache derWelt zu<br />
richten. „Lena Oberdorf geht noch<br />
zur Schule,KlaraBühl hat gerade ihr<br />
Abitur gemacht und Johanna Elsig<br />
ihre Masterarbeit geschrieben“,<br />
sagte Martina Voss-Tecklenburg, als<br />
die Bundestrainerin aus dem höchsten<br />
Bankentower Frankfurts ihren<br />
Kader für die Frauen-WM in Frankreich<br />
(7. Juni bis 7. Juli) präsentierte.<br />
Die17-jährige Oberdorfvon der SGS<br />
Essen soll wie die Freiburgerinnen<br />
Bühl, 18, und Giulia Gwinn, 19, Unbekümmertheit<br />
ins deutsche Team<br />
tragen. „Wir wollen ja in den nächsten<br />
Jahren noch einige Turnierespielen“,<br />
sagte Voss-Tecklenburg, die<br />
sonst auf Experimente verzichtet.<br />
Wenn es bei der WM mit den<br />
Gruppenspielen gegen China (8.<br />
Juni), Spanien (12. Juni) und Südafrika<br />
(17. Juni) ernst wird, müssen<br />
die Stützen funktionieren: Spielmacherin<br />
Dzsenifer Marozsan, die wie<br />
Carolin Simon am Sonnabend in Budapest<br />
mit Olympique Lyon das<br />
Champions-League-Finale gegen<br />
den FC Barcelona bestreitet; Sara<br />
Däbritz und Melanie Leupolz vom<br />
FC Bayern oder AlexandraPoppund<br />
Svenja Huth, die nächste Saison gemeinsam<br />
für WolfsburgamBall sind.<br />
Debatten im Internet<br />
Am meisten Überraschung steckte<br />
in einem Fernsehspot, der am Tag<br />
der Kaderbekanntgabe bereits kurz<br />
vor der ARD-Tagesschau gesendet<br />
wurde.Vorurteilenimmt die Kampagne<br />
mit Selbstironie auf: unter anderem,<br />
dass zum EM-Gewinn vor<br />
30 Jahren überreichte Kaffeeservice<br />
und die Tatsache,dass viele der aktuellen<br />
Spielerinnen einer größeren<br />
Öffentlichkeit unbekannt sind. „Wir<br />
spielen für eine Nation, die unsere<br />
Namen nicht kennt“, hieß es da.<br />
Noch provokanter der Spruch,<br />
der inden sozialen Netzwerken Debatten<br />
anstieß: „Wir brauchen keine<br />
Eier –wir haben Pferdeschwänze.“<br />
Mit soviel weiblichem Wagemut hat<br />
sich die DFB-Elf noch nie auf die<br />
Schippe genommen. Zur Heim-WM<br />
2011 hatten ARD und ZDF noch die<br />
Botschaft „Dritte Plätzesind nur was<br />
für Männer“ plakatiert, was den<br />
deutschen Fußballerinnen nach<br />
dem vorzeitigen Aus imViertelfinale<br />
prompt auf die Füße fiel.<br />
Die Bundestrainerin verzichtet<br />
auf klare Zielvorgaben für ihre Tour<br />
de France,die das Team in der Gruppenphase<br />
nach Rennes, Valenciennes<br />
und Montpellier führt: „Wir<br />
möchten uns für die Olympischen<br />
Spiele 2020 qualifizieren, wofür wir<br />
unter die besten drei europäischen<br />
Teams gehören müssen.“ Aus Sicht<br />
der 51-Jährigen müssen „wir dafür<br />
Minimumins Viertelfinale,vielleicht<br />
sogar ins Halbfinale kommen.“<br />
Verzichtet bei der WM auf Experimente:<br />
Martina Voss-Tecklenburg IMAGO IMAGES
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 – S eite 21 *<br />
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Feuilleton<br />
Das <strong>Berliner</strong><br />
Klavierfestival mit<br />
herausragenden<br />
Interpreten<br />
Seite 24<br />
„Man wähnt sich gleich mitten im dicksten Albtraum.“<br />
Doris Meierhenrich über den Beginn von „Erniedrigte und Beleidigte“ aus Dresden beim Theatertreffen Seite 23<br />
Grenzverschiebung<br />
Wo im Freistaat<br />
wohl vorn ist?<br />
PetraKohse über Herrn<br />
Kretschmers Gleichsetzung<br />
vonKunst und Ideologie.<br />
Michael Kretschmer von der<br />
CDU, Ministerpräsident des<br />
Freistaats Sachsen, hat zur Kritik an<br />
Sachsens zögerlichem Vorgehen gegen<br />
rechte Aktionen und Personen<br />
dem <strong>Berliner</strong> Tagesspiegel gesagt:<br />
„Wenn das Zentrum für politische<br />
Schönheit bestimmte Aktionen<br />
macht, ist das Ausdruck der Kunstfreiheit,<br />
wenn die Identitären Kreuze<br />
auf dem Görlitzer Untermarkt aufstellen,<br />
dann ist der Aufschrei groß.<br />
Ich finde beides geschmacklos. Hier<br />
werden Grenzen verschoben. Es radikalisiertsich<br />
zunehmend.“<br />
Ja,das scheint so.Allerdings nicht<br />
aufseiten der Kunst. Denn ganz und<br />
gar unabhängig vonGeschmacksfragen<br />
ist symbolisches Handeln von<br />
Menschen im Rahmen eines ästhetischen<br />
Konzeptes etwas anderes als<br />
symbolisches Handeln von Menschen<br />
mit politischen Zielen. Zumal,<br />
wenn diese Ziele, wie im Fall der<br />
Identitären Bewegung, Anhaltspunkte<br />
für eine Beobachtung durch<br />
den Verfassungsschutz geben.<br />
Aber Trennschärfe scheint ohnehin<br />
keine Lieblingsdisziplin des<br />
sächsischen Politikers zu sein, dessen<br />
Partei in Umfragen zur Landtagswahl<br />
am 1. September kaum<br />
noch fünf Prozent vor der AfD liegt.<br />
Zurgleichen Zeit, da seine populistische<br />
Gleichsetzung von Kunst und<br />
Ideologie noch auf Twitter verarbeitet<br />
wurde, war er am Montag bereits<br />
an anderer Front in Sachen waghalsiger<br />
Konsense und unfreiwilliger<br />
Offenbarungen unterwegs und twitterte<br />
über seinen Besuch des Bombardier-Werkes<br />
in Bautzen: „Die Diskrimierung,<br />
die Radfahrer erlebt haben<br />
in den letzten Jahren, die war<br />
nicht in Ordnung.Wirdürfen sie jetzt<br />
aber nicht übertragen auf Autofahrer,<br />
auf Fußgänger, auf den öffentlichen<br />
Personennahverkehr. Es gibt<br />
eine Gleichberechtigung, dafür treten<br />
wir im Freistaat Sachsen ein.“<br />
Und:„Industrie 4.0 ist die Lebensversicherung<br />
in einer Zeit und in einer<br />
Welt, wo immer mehr unserenWohlstand<br />
haben wollen, und wir müssen<br />
weiter vorn bleiben.“<br />
Wer wissen will, welche<br />
Macht Bilder auf unser<br />
Sehen haben können,<br />
sollte derzeit nach<br />
Dresden fahren. Oder die <strong>Zeitung</strong>sfotos<br />
jenes „neuen“ Vermeers betrachten,<br />
den die dortige Gemäldegalerie<br />
in der vergangenen Woche<br />
zur „Wieder“-Entdeckung dem Publikum<br />
vorstellte. Kein unbekanntes<br />
Bild aus den Depots, sondern das<br />
1743 erworbene „Brieflesende Mädchen<br />
am offenen Fenster“, welches<br />
Jan Vermeer van Delft um 1657/59<br />
schuf. Es ist eines der berühmtesten<br />
Gemälde der Kunstgeschichte.Doch<br />
schon jetzt sehen wir es anders als<br />
noch vor neun Jahren bei der herrlichen<br />
Vermeer-Ausstellung in Dresden,<br />
Den Haag und Edinburgh. Inzwischen<br />
haben nämlich die Restauratoren<br />
Hand angelegt.<br />
Bereits 2010 hatte man fünf Entwürfe<br />
Vermeers, dieses Malers für<br />
Maler, unter den Farbschichten<br />
identifiziert. Dennoch war das Sichtbare<br />
zur einst gewünschten Abschlussfassung<br />
erklärt worden: Eine<br />
junge Frau ist darauf zu sehen, zart<br />
errötend mit einem Brief in der<br />
Hand. Sie steht in einem kleinen<br />
Zimmer, auf der fast nackten Wand<br />
hinter ihr schillerten die Farben des<br />
vollen Lichts. Eine breite, dunklere<br />
Fläche auf der Wand schien von einem<br />
abgehängten Gemälde zu<br />
stammen. Vermeer malte in sein Bild<br />
den Schatten eines anderen Bildes.<br />
Welche Raffinesse,dachte man.<br />
Doch vor etwa eineinhalb Jahren<br />
hat eine radikale Restaurierung begonnen.<br />
Ursprünglich sollten nur<br />
die vergilbten Schutzfirnisse des<br />
19. Jahrhunderts entfernt werden.<br />
Schon das lässt das Vermeer-Gemälde<br />
kühler, frischer erscheinen.<br />
Außerdem stellten die Dresdner Restauratoren<br />
fest, dass die Farbe der<br />
nackten Rückwand über jenem Firnis<br />
aufgetragen sei, den Vermeer um<br />
1659 genutzt habe. Möglicherweise<br />
geschah das um 1700, so die Restauratoren<br />
mit guten Gründen. Sie haben<br />
jetzt bereits etwa ein Drittel dieser<br />
Übermalung entfernt. Das Bild<br />
des rechtbarock-drallen Liebesgotts<br />
Cupido ist nun dort erkennbar, bewaffnet<br />
mit Bogen und Pfeil.<br />
Es bleiben zwar die hinreißende<br />
Licht- und Feinmalerei Vermeers –<br />
man beachte nur das Gesichtund das<br />
Rot des Fenstervorhangs, die sich in<br />
den Butzenscheiben spiegeln. Grandios.<br />
Aber das Rätsel des Gemäldes<br />
scheint gelöst. Das Bild wirkt nun<br />
nach den akademischen Gesetzen<br />
des holländischen Goldenen Zeitalters<br />
harmonisch gefüllt, auch die Bedeutungszusammenhänge<br />
sind nun<br />
Schatten eines<br />
Liebesgotts<br />
Die begonnene Vermeer-Restaurierung<br />
in Dresden ist auch ein Verlust<br />
vonGeschichte<br />
VonNikolaus Bernau<br />
„Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster“ von Jan Vermeer van Delft, um<br />
1657/59 –Zwischenzustand der Restaurierung. GEMÄLDEGALERIE ALTE MEISTER<br />
ziemlich klar:Der Liebesgott hat seinen<br />
Pfeil abgeschossen, die errötende<br />
Frau, durch unbedecktes Haar<br />
als unverheiratet ausgewiesen, ist<br />
getroffen. Mandarfnoch fragen, was<br />
der wild zusammengeschobene<br />
Tischteppich bedeutet, was die aus<br />
der chinesischen Schale rollenden<br />
Äpfel und Pfirsiche –ebenfalls oft als<br />
erotische Symbole benutzt.<br />
Wir können annehmen, dass die<br />
Freilegung das von Vermeer angedachte<br />
Werk aufdeckt. Doch um es<br />
wiederzugewinnen, zerstören die<br />
Restauratoren die Geschichte des<br />
Kunstwerks. Sie zerstören eine grandios<br />
das Licht schillernde „Wand“-<br />
Fläche, die so effektreich-ruhig gemalt<br />
ist, dass sie über mehr als<br />
300 Jahre als zentraler Wirkungsteil<br />
des Meisterwerksgelten konnte.<br />
Schon die späte Vorstellung dieser<br />
Restaurierung zeigt, dass sich die<br />
Dresdener der methodischen Probleme<br />
bewusst sind. Sie haben sich<br />
damit eine öffentliche Debatte erspart,<br />
wie sie etwa anhand der Michelangelo-Gemälde<br />
in der Sixtinischen<br />
Kapelle international geführt<br />
wurde: Sind Kunstwerke nicht auch<br />
historische Dokumente? Hat die<br />
Sehgewohnheit von 300 Jahren kein<br />
Recht zu bestehen? Werden, wenn<br />
die lang verdeckten Flächen nun mit<br />
jenen zusammentreffen, die Licht<br />
und Klima ausgesetzt waren, diese<br />
nicht ebenfalls angeglichen, weil das<br />
Publikum einen auseinanderrestaurierten<br />
Vermeer nicht akzeptiert?<br />
Durchgesetzt hat sich statt der<br />
Debatte solcher Fragen wieder einmal<br />
der antihistorische Kult um das<br />
Genie des allein schaffenden Künstlers<br />
und seine Werke. Das ist keineswegs<br />
selbstverständlich: In Berlin<br />
etwa hat man sich bei so manchem<br />
Gemälde entschlossen, nicht bis<br />
zum ersten historischen Firnis herunterzurestaurieren,<br />
dürfen antike<br />
Skulpturen ihre Überarbeitungen<br />
aus Barock und Klassizismus behalten.<br />
In Dresden dagegen sind Kunstwerkeoffenkundig<br />
erst akzeptierbar,<br />
wenn sie aus einer scheinbaren Intaktheit<br />
heraus wirken: In der Frauenkirche<br />
etwa wurden die Trümmer<br />
des Hochaltars bis zur Unsichtbarmachung<br />
seiner Zerstörung 1945<br />
restauriert, im Schloss entstanden<br />
ganzeMalereizyklen wieder.<br />
Unser Bild Vermeers ist nun auf<br />
Dauerverändert. Wirsollten nicht so<br />
tun, als wäre das nur ein Gewinn.Es<br />
ist auch ein Verlust zu beklagen –<br />
derjenige der Geschichte des rätselhaften<br />
Mädchens, das errötend einen<br />
Brief liest und damit Generationen<br />
von Künstlern der Modernen in<br />
seinen Bann zog.<br />
NACHRICHTEN<br />
Berlinische Galerie bleibt<br />
weiter geschlossen<br />
DasMuseum Berlinische Galerie<br />
muss vorerst weiter geschlossen<br />
bleiben. Es könne in dieser Woche<br />
noch nicht wieder für Besucher öffnen,<br />
hieß es am Dienstag bei der zuständigen<br />
<strong>Berliner</strong> Immobilienmanagement<br />
GmbH (BIM). DieAnalyse<br />
und Bewertung der komplexen<br />
Dachkonstruktion dauerten an. Wegen<br />
eventueller Statikprobleme am<br />
Dach war die Berlinische Galerie<br />
Ende Aprilfür Publikum vorläufig<br />
geschlossen worden. Ursprünglich<br />
sollten vondiesem Mittwoch an die<br />
Ausstellungen wieder zugänglich<br />
sein. (dpa)<br />
Thomas Ostermeier mit<br />
Theaterpreis Molière geehrt<br />
DerKünstlerische Leiter der Schaubühne<br />
und Regisseur Thomas Ostermeier<br />
erhielt am Montagabend in<br />
Parisden nationalen französischen<br />
Theaterpreis Molièrefür seine Inszenierung<br />
vonShakespeares „La Nuit<br />
des Rois“ (Was ihr wollt) an der<br />
Comédie Française.Mit dem Preis<br />
wurde seine Arbeit als„beste Aufführung<br />
an einem öffentlichen Theater“<br />
geehrt. DiePremierewar im September<br />
2018. DerMolièrewirdvon Mitgliedernder<br />
Association professionnelle<br />
et artistique du théâtrevergeben.<br />
Preisobjekt ist eine goldene Molière-Büste.ZuBeginn<br />
der<br />
Verleihung im Varietétheater Folies<br />
Bergèrewaren Anhänger der Gelbwesten-Bewegung<br />
über das Dach<br />
auf die Bühne vorgedrungen und<br />
hatten wegen starker Kürzungen im<br />
Kulturbudget durch Kulturminister<br />
Franck Riester einen „Molièreder<br />
Schande“ an die Regierung Macron<br />
ausgerufen. (BLZ/dpa)<br />
Anna-Seghers-Preis für<br />
junge Autoren vergeben<br />
DerAnna-Seghers-Preis für Nachwuchsautoren<br />
geht in diesem Jahr<br />
an die mexikanische Erzählerin<br />
Fernanda Melchor und den deutschen<br />
Schriftsteller Joshua Groß.<br />
Diemit jeweils 10 000 Euro dotierte<br />
Auszeichnung wirdam6.Dezember<br />
in der Mainzer Akademie der Wissenschaften<br />
und der Literatur verliehen.<br />
(dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Fontane der Woche<br />
Das zu<br />
weite Feld<br />
VonCornelia Geißler<br />
Wir vom Archiv nannten ihn Fonty …So<br />
sollte eigentlich kein Text über den<br />
ehrwürdigen Fontane beginnen. Nicht im Jubiläumsjahr,<br />
woder Wanderer als Goldfigur<br />
verkauft wird, als wäre erein Schokohase.<br />
Günter Grass hat sich diese Namens-Flapsigkeit<br />
im Jahr 1995 herausgenommen. Er bezeichnete<br />
damit einen gewissen Theo<br />
Wuttke, Held seines Romans „Ein weites<br />
Feld“. Und Wuttke, also Fonty, kannte sich<br />
besser mit Fontane aus als die studierten<br />
Biografen. Eine literarische Figur darfjaalles<br />
können und wissen.<br />
DerNobelpreisträger in spe (Grass bekam<br />
den Preis vier Jahre später) hatte selbst eine<br />
Leidenschaft für Theodor Fontane, wollte<br />
sich jedoch nicht anmaßen, eine Biografie zu<br />
schreiben, wie er damals im Gespräch mit<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erklärte. (Wir saßen in<br />
der Kulturbrauerei, die im Roman vorkommt,<br />
wo er anschließend aus dem Roman<br />
las.) Sozusagen über-biografisch ließ er die<br />
fiktive Figur des Aktenboten Fonty zeitweise<br />
mit der historischen Persönlichkeit verschwimmen.<br />
Schon rein äußerlich, was bei<br />
den <strong>Berliner</strong>n, die offenbar alle Fontane-Leser<br />
sind, Eindruck machte:„Ob in der S-Bahn<br />
oder Unter den Linden, auf dem Gendarmenmarkt<br />
oder im Getriebe der Friedrichstraße,<br />
man blickte sich nach ihm um. Passanten<br />
stutzten, zögerten. Man hätte den<br />
Hutziehen mögen, so vorgestrig wirkte er.“<br />
Doch nicht nur beim Personal, auch in<br />
den Zeiten schob Grass Schichten ineinander.Dazeigte<br />
er sich romantechnisch auf der<br />
Höhe des eigenen Jahrhunderts.Erwanderte<br />
über das weite Feld vom Vormärz über die<br />
48er-Revolution, dann durch die Zeit der<br />
BARBARA WREDE<br />
Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende,<br />
besuchte dazwischen die DDR mit ihren<br />
kunstfeindlichen Debatten, um dann in der<br />
Gegenwartdie Phase kurznach dem Mauerfall<br />
mit Worten wie Abwicklung, Währungsumtausch<br />
und Treuhand zu markieren.<br />
Sein Fonty arbeitete als Aktenbote zwischen<br />
den gerade umgezogenen Ministerien<br />
im vereinigten Deutschland, die Stelle hatte<br />
ihm ein alter Bekannter verschafft, der ewige<br />
Spitzel Hoftaller. Umden zu erfinden, hatte<br />
Grass sich wiederum in der Literatur bedient,<br />
bei einem herausragenden Roman seines<br />
Jahrhunderts – dem „Tallhover“ von<br />
Hans Joachim Schädlich, was nicht die beste<br />
Grass’sche Idee war. Denn diese literarische<br />
Figur gehörte ja einem anderen und hätte<br />
nicht einfach so verdreht werden können.<br />
Ohne Kränkung ging das nicht ab.<br />
Warum weiß man das heute alles nicht<br />
mehr? Ach, das ist, um mit dem Alten zu<br />
sprechen, „ein zu weites Feld“. Denn der Roman<br />
kam zur falschen Zeit, wiewohl man damals<br />
nach Büchernschrie, die denMauerfall<br />
und seine Folgen behandelten. So vereinigungskritisch<br />
sollte es dann auch wieder<br />
nicht sein, der Grass-Wälzer behagte einigen<br />
meinungsstarken Menschen nicht. Lieferbar<br />
ist das Buch noch. Es lässt sich gut heute lesen,<br />
wie die Männer durch Brandenburgund<br />
Mecklenburg reisen. Sogar, wie sie über<br />
Frauen reden. Fonty weiß, dass Mete,die das<br />
Andenken an Fontane reinhalten wollte,vergaß,<br />
ihreBemerkung über„zu große Lendenkraft“<br />
aus einem Brief zu tilgen.<br />
Hoftaller hieß Fonty im 29. Kapitel, das<br />
Fontane-Denkmal in Neuruppin zu erklettern,<br />
das sei „nun mal der Preis der Unsterblichkeit“.<br />
Günter Grass bestieg das Denkmal<br />
schreibend, manchmal so wackelig wie der<br />
Aktenträger, doch imGroßen und Ganzen<br />
souverän –und kenntnisreich.
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
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Feuilleton<br />
Noch ein Requiem auf die Volksbühne<br />
Andreas Wilckes Kinodokumentarfilm hält kostbare Augenblicke der letzten Castorf-Saison fest −ein melancholisches Fest für Fans<br />
VonUlrich Seidler<br />
Der Dokumentarfilm mit<br />
dem geradezu autoaggressiven<br />
plumpen und<br />
viel zu langen Titel:<br />
„Macht das alles einen Sinn? Und<br />
wenn ja − warum dauert es so<br />
lange?“ erzählt von der Volksbühne,<br />
die es nicht mehr gibt. MitzweiStunden<br />
ist das Werk gar nicht mal so<br />
lang, und der Sinn erschließt sich auf<br />
den ersten Blick. Es ist ein Requiem<br />
in Bildern auf die Volksbühne von<br />
Frank Castorf und Bert Neumann.<br />
Ein Abspann auf den letzten großen<br />
Castorf-Flow mit Ausschnitten, Seiten-<br />
und Kulissenblicken, Take-outs,<br />
Probenbeobachtungen, aber ohne<br />
Voice-over-Kommentar und ohne<br />
Interviews. Eserzählt und feiert sich<br />
ja auch wirklich alles von selbst,<br />
wenn sich eine Legende erst einmal<br />
aus der Diesseitigkeit gelöst hat und<br />
in die Hall of Fame der Verklärung<br />
aufsteigt. Jedes der Bilder,jede lange<br />
Einstellung, jeder kurze Schnitt auf<br />
ein Detail fühlt sich an wie ein Beleg<br />
der Erinnerungen, über die sich jedoch<br />
schon beim Miterleben jener<br />
Abschiedskaskade der samtene<br />
Edelschimmel der Nostalgie legte.<br />
Andreas Wilcke, der mit „Die<br />
Stadt als Beute“ (2016) einen Blick<br />
auf die sozialen Verwerfungen des<br />
entzündeten Immobilienmarktes<br />
Berlins geworfen hat, war mit der Kamera<br />
dabei, als die letzte Saison der<br />
Volksbühne unter Frank Castorf lief.<br />
Eine künstlerisch überwältigende,<br />
Stagnation im Volksbühnen-Bahnhof Stalingrad –inFrank Castorfs Abschiedsinszenierung „Faust“.<br />
vom Abschiedsschmerz angeheizte<br />
Spielzeit, in der der Meister nach einem<br />
25-Jahre-Marathon noch einmal<br />
das ganzeHaus zu einer gigantischen<br />
Selbstinszenierung hochriss.<br />
Das ging von seinen großen Volksbühnen-Würfen:<br />
„Die Kabale der<br />
Scheinheiligen. DasLeben des Herrn<br />
de Molière“, „Die Brüder Karamasow“<br />
und „Faust“, die jeweils mit tränenreichen<br />
Applausorgien verabschiedet<br />
wurden, bis hin zu seinem<br />
verstörenden Auftritt beim Abschiedsfest<br />
im Sommer 2017, wo er<br />
eine Militäruniformjacke trug, von<br />
Feinden und Freunden, von gewonnenen<br />
Schlachten und verlorenen<br />
Kriegen schwadronierte und Regen<br />
herbeizauberte.<br />
Aber natürlich war das alles auch<br />
mehr als die Feier eines Genie-Egos,<br />
das sich in jeder seiner Inszenierungen<br />
−auch heute noch −selbst porträtiert<br />
und gerade durch diese<br />
scham- und schonungslose Ich-PerspektiveGeschichte<br />
und Gegenwart,<br />
Kunst und Wirklichkeit zerpflückt.<br />
Hinter ihm versammelten sich die<br />
Schauspieler, die Techniker, die Gewerke,<br />
die sich aus eigenem Antrieb<br />
in die Erschöpfung trieben −die einander<br />
anstachelten und beim Sprint<br />
über die Ziellinie die letzten, in den<br />
Tiefen der seelischen Substanz verborgenen<br />
Reservenverpulverten, als<br />
gäbe es kein Morgen mehr (das in-<br />
WILCKEFILMS, WELTFILMS<br />
zwischen längst schon wieder ein<br />
Gesternist).<br />
Das alles hält der Film, der in der<br />
Konkurrenz gegen die vom RBB koproduzierte<br />
und entsprechend fernsehmundgerechtere<br />
Volksbühnendokumentation<br />
„Partisan“ von Lutz<br />
Pehnert aus der Kurve getrieben<br />
wurde,mehr für die Zeitgenossen als<br />
für die Nachwelt fest. Unddas macht<br />
ihn kostbar. Man kann den seliggetrunkenen<br />
Castorf mit Weißwein-<br />
Plastebecher im Kreis der abgerockten<br />
Schauspieler hinter den Kulissen<br />
auf das späte Ende eines „Karamasow“-Gastspiels<br />
warten sehen. Schon<br />
bei der ersten Einstellung, in der Alexander<br />
Scheer sich für eine Probe mit<br />
„It’s all over now, baby blue“ einsingt<br />
und Martin Wuttke dazukommt, wird<br />
einem anders. Man sieht den Vorschlaghammer<br />
auf den Bert-Neumann-Asphalt<br />
knallen, wie der Chefrequisiteur<br />
eine Glasharfe stimmt<br />
oder ein Schauspiel aufstellt, wie<br />
Marc Hosemann, Martin Wuttke und<br />
Alexander Scheer vor der Premiere<br />
hintermVorhang hibbeln, wie Castorf<br />
bei der Probe meckert oder bei einer<br />
Konzeptionsprobe seine ausufernden<br />
Exkurse entrollt. Aber auch die<br />
Wutsteigt wieder hoch, wenn der inzwischen<br />
längst gescheiterte Castorf-<br />
Nachfolger Chris Dercon vorder versammelten<br />
Belegschaft oder auf irgendeinem<br />
kulturpolitischen Podium<br />
von Interdisziplinarität und<br />
Offenheit schwafelt und die Volksbühne<br />
samt ihrem im Sommer 2015<br />
gestorbenen Chefdesigner Bert Neumann<br />
als Markevereinnahmt.<br />
Man nehme sich was zu trinken<br />
und Freunde mit, die dabei waren,<br />
und zelebriere den Kinobesuch als<br />
feuchte Totenmesse.Und dann gehe<br />
man bald mal wieder ins Theater.<br />
Denn das lebt ja weiter.<br />
Machtdas alles einenSinn? Regie: Andreas<br />
Wilcke, heute(15.5.),20 Uhr PremiereimKino<br />
Babylon, ab Donnerstag in acht <strong>Berliner</strong>Kinos:<br />
Krokodil, Tilsiter Lichtspiele, Sputnik u.a.<br />
Wiemit verbrannter Stimme<br />
René Jacobs interpretiert Beethovens „Missa solemnis“ –esist der Abend des Freiburger Barockorchesters und des Rias-Kammerchors<br />
VonPeter Uehling<br />
Wenn René Jacobs die „Missa solemnis“<br />
mit dem Rias-Kammerchor<br />
und dem Freiburger Barockorchester<br />
aufführt, erwartet<br />
man nichts Geringeres als die anregendste<br />
Auseinandersetzung mit<br />
Beethovens vielleicht sperrigstem<br />
Werk –was soll noch für das Beethoven-Jubiläum<br />
2020 übrig bleiben?<br />
Nach der Aufführung am Montag<br />
in der Philharmonie,der letzten nach<br />
einer Europa-Tournee,stellt man fest:<br />
Es bleibt noch einiges übrig. Dass Jacobs<br />
tief über das Werk nachgedacht<br />
hat, kann man nichtbezweifeln. Dass<br />
er sich mit dieser Partitur in einen<br />
Stilbereich vorwagt, der zur Vermittlung<br />
seiner Gedanken einiges mehr<br />
reich, von dem aus er ausgewogen<br />
zu hören ist. Die<br />
Solisten haben zuweilen<br />
Mühe, über dem Orchesterklang<br />
präsent zu werden;<br />
im vonBeethovensolistisch<br />
gedachten „Pleni<br />
sunt coeli et terra“ muss<br />
der Chor sie verstärken.<br />
Jacobs bringt rhetorische<br />
Tricks in Anschlag wie<br />
die Verlangsamung des „et in terra<br />
pax“ oder des„adoramus te“ im stürmischen<br />
Gloria. Aber gerade in den<br />
Fugen fehlt dem Klang Intensität.<br />
Dieabschließende Friedensbitte,die<br />
Beethoven mit Paukenwirbeln und<br />
Trompetenschmettern unterbricht,<br />
nimmt Jacobs so rasch, dass der<br />
Klang figurativ verwirbelt scheint –<br />
Der Dirigent<br />
René Jacobs<br />
IMAGAO/ LIEVEN VAN ASSCHE<br />
an kapellmeisterlichem Handwerk<br />
erfordertals ihm zu Gebote steht, ist<br />
allerdings auch nicht zweifelhaft.<br />
Nur der Umstand, dass ihm die besten<br />
Kräfte zur Verfügung stehen, kaschiert,<br />
dass er die Musik eher in<br />
Gang bringt als führt. Wenn etwas<br />
auseinanderläuft –und die erstaunlich<br />
geringe Transparenz des Gesamtklangs<br />
hat viel mit Unschärfen<br />
im Zusammenspiel zu tun –, kann Jacobs<br />
nur hoffen, dass das Ensemble<br />
sich vonselbst wieder findet.<br />
Soprane und Bässe stehen links<br />
vom Dirigenten, Alte und Tenöre<br />
rechts vonihm, das Orchester drängt<br />
sich stehend in der Mitte, die Solisten<br />
stehen dahinter.Einleuchtend ist<br />
das nicht. Wenn der Chor sich selbst<br />
ansingt, schrumpft im Saal der Beob<br />
die Auffassung dieser<br />
Passagen als Tanz stimmig<br />
ist? Wiederholt sich in der<br />
Gegenüberstellung von<br />
Schlachtenmusik und 6/8-<br />
Allegretto nicht der Schluss<br />
der „Pastorale“, in der auf<br />
„Gewitter,Sturm“ der „Hirtengesang“<br />
mit „frohen,<br />
dankbaren Gefühlen nach<br />
dem Sturm“ folgt? Natürlich<br />
trägt dieser„Hirtengesang“ Züge<br />
eines Reigens,aber er ist kein rascher<br />
Walzer, und ebenso ist das „Dona<br />
nobis pacem“ gewiss kein Paar-,<br />
sondernein Gruppentanz.<br />
Am besten ist Jacobs, wenn die<br />
„Missa“ in theatralische Bereiche<br />
vordringt: Grandios die Umsetzung<br />
des von Beethoven hinzugefügten<br />
„ah“ und„o“ im„misererenobis“ des<br />
Gloria als abgesetztes Seufzen des<br />
verzweifelten Individuums. Zauberhaft<br />
die Idee, dass Beethoven die<br />
theologischen Erwägungen über die<br />
Natur des Gottessohnes –„gezeugt,<br />
nicht geschaffen, eines Wesens mit<br />
dem Vater“ – als rechthaberischen<br />
Streit von Schriftgelehrten mit einem<br />
starrköpfigen Fugato vertont<br />
hat. Und beeindruckend ist die Atmosphäre,<br />
die Jacobs mit dem mystischen<br />
Kontrapunkt am Beginn des<br />
Sanctus erzeugt und den Solisten<br />
Gelegenheit zum reinen Klang gibt:<br />
Sophie Harmsen als Alt mit instrumentaler<br />
Klarheit, SteveDavislim als<br />
Tenor mit leichter Anstrengung, Polina<br />
Pastirchak als Sopran mit strahlender<br />
Hingabe an die Tücken ihrer<br />
hohen Lage. Die Stunde Johannes<br />
Weissers als Bass schlägt im Agnus<br />
dei, das er wie mit verbrannter<br />
Stimme singt, bis er von Sophie<br />
Harmsen mit größerem Ausdruck<br />
abgelöst wird.<br />
Es ist eine Aufführung, die von<br />
der Seite des Dirigenten eher zerfällt,<br />
vonden Ensembles jedoch sicher getragen<br />
wird –die Soprane des Rias-<br />
Kammerchores bewältigen die Zumutungen<br />
ihrer Partie erstaunlich<br />
klangschön, die Musiker des FBO<br />
zeigen ihre Qualitäten, wenn sie<br />
nicht vom Tutti eingeklemmt werden,<br />
stellvertretend seien Anna Katharina<br />
Schreibers so inniges wie<br />
weit schwingendes Violinsolo genannt<br />
und Daniela Liebs Flötensoli<br />
etwa im „Etincarnatus est“.<br />
Kombinationsreisen<br />
Kanada-Rundreisen mit anschließender Kreuzfahrt<br />
LESERREISEN<br />
INFORMATIONEN UND BUCHUNG<br />
06131 –2706621<br />
Kennwort: <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Ostkanada und Neuengland<br />
Indian Summer und Höhepunkte der Ostküste<br />
15-tägige Reise<br />
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Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vor Buchung vom Reiseveranstalter.<br />
Reiseveranstalter (i. S. d. G.): Poppe Reisen GmbH &Co. KG, Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 23 *<br />
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Feuilleton<br />
Schreien<br />
für den<br />
Frieden<br />
Theatertreffen: „Erniedrigte<br />
und Beleidigte“ aus Dresden<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Umdiesen Abend zu loben, muss<br />
man erst einmal seinem eigenen,<br />
wortreich eingeschobenen Verwirr-Prinzip<br />
zuwiderhandeln und<br />
schulmäßig vonvorne beginnen. Da<br />
füllt sich in Sekundenschnelle die<br />
Bühne mit dichtem Nebel, der in<br />
Windeseile auch den halben Zuschauerraum<br />
in die Undurchschaubarkeit<br />
hineinzieht, ein pathetisch<br />
melodramatischer Soundtrack heult<br />
auf und plötzlich schießen aus dem<br />
schaurigen Weiß schwarze Gestalten<br />
hervor, als sprängen sie direkt auf die<br />
Köpfe der Zuschauer. Sorasant wie<br />
sie auftauchen, ziehen sie sich wieder<br />
zurück. IhrErscheinen aber ist so<br />
unvermittelt, beängstigend energiegeladen,<br />
dass man sich gleich mitten<br />
im dicksten Albtraum wähnt.<br />
Der Nebel lichtet sich und das<br />
schwarzbefrackte Gespensterpersonal<br />
schiebt nun ganz bedächtig eine<br />
Riesenleinwand nach vorne, angeführt<br />
von einer jungen Frau, Luise<br />
Aschenbrenner, die später das misshandelte,sterbenskranke<br />
Kind Nelly<br />
spielt, in diesem Moment aber so etwas<br />
wie das stolze Lebensbild dessen<br />
verkörpert, was von nun an malerisch,<br />
theatralisch, künstlerisch auf<br />
Bild und Bühne hinter ihr entstehen<br />
soll –und der dialektische Tondes<br />
Abends ist gesetzt.<br />
Ein starker, suggestiver Beginn,<br />
mit dem Sebastian Hartmann seine<br />
Dresdner Vertheaterung des Dostojewski-Romans<br />
„Erniedrigte und Beleidigte“<br />
sofortaus der Literatur heraus<br />
in den düster vibrierenden<br />
Sound seines Traumtheaters zieht.<br />
Eines dunklen, harten, von Hysterie<br />
und opernhafter Übersteuerung getriebenen<br />
Hin-und-Hers,das Dostojewksis<br />
Fieberliteratur oberflächlich<br />
sehr nahe kommt. Andererseits eine<br />
Methode,die Hartmann mittlerweile<br />
in Seriefertigt, wie die später am DT<br />
herausgekommene Bearbeitung des<br />
Hamsun-Romans „Hunger“ zeigt.<br />
Dass nicht dieser Hamsun, sondern<br />
der Dostojewski zum Theatertreffen<br />
geladen wurde, versteht man, wenn<br />
man in derVolksbühne sieht, wie viel<br />
Textbemühen dort noch übrig geblieben<br />
ist von der Textverweigerung,<br />
die den „Hamsun“ prägt.<br />
Szene mit Eva Hüster,Luise Aschenbrenner<br />
und Nadja Stübiger.<br />
SEBASTIAN HOPPE<br />
DieGeschichte des unglücklichen<br />
Schriftstellers Wanja und seiner Jugendfreundin<br />
Natascha einfach wiederzugeben,<br />
eine Geschichte über<br />
verirrte Gefühle dreier Liebender,die<br />
wiederum über Stolz und Habgier<br />
zweier Familien ein Geflecht aus zynischer<br />
Vernunft und gläubiger Aufopferung<br />
entwirft, versucht Hartmann<br />
nicht. Wasersucht, sind MomenteemotionalerWahrheit,<br />
die sich<br />
in den Schmerz-, Hass- und Schuld-<br />
Energien der Figuren entladen, nicht<br />
im Text. Er konterkariertsie aber,indem<br />
er stückweise die Poetikvorlesung<br />
des Dramatikers Wolfram Lotz<br />
von 2017 einrufen lässt. Aber so<br />
schön Lotz’ Plädoyer für das Hinterder-Sprache-Lauernde<br />
und Nichtgeordnete<br />
ist, so sehr fällt das Bühnengerenne<br />
der Gestalten hier dahinter<br />
zurück. Alles bleibt im Monosound<br />
des Geschreis: schmale Behauptung<br />
statt weiter Szenen-Cluster.<br />
So ist das in einer Famiie: Man ist inniglich einander zugetan und stößt zwischendurch manch böses Wort aus.<br />
Kreuz und quer durch Paris<br />
„Das Familienfoto“ von Cécilia Rouaud, ein Film mit französischem Esprit und tollen Schauspielern<br />
VonAlexandraSeitz<br />
Bei Großvaters Beerdigung<br />
kommen sie alle nach längerer<br />
Zeit einmal wieder<br />
zusammen: Vater Pierre,<br />
typischerweise ständig im Büro beschäftigt,<br />
mit seiner mittlerweile<br />
zwar nicht mehr so neuen, dafür<br />
aber immer noch jüngeren Freundin,<br />
die zu allem Überfluss sein Kind<br />
erwartet. Mutter Claudine, die Psychotherapeutin,<br />
die es sich in ihrem<br />
Leben als Exfrau Pierres gutgelauntzynisch<br />
eingerichtet hat –die Scheidung<br />
liegt ja auch schon etwas länger<br />
zurück, da waren die drei gemeinsamen<br />
Kinder noch klein. Inzwischen<br />
sind sie groß und mehr<br />
oder weniger selbstständig: Sohn<br />
Mao, ein erfolgreicher Computerspieleentwickler,<br />
der es nie ins Erwachsenenalter<br />
geschafft hat, zum<br />
Ausgleich dafür aber schon mal mit<br />
dem Todliebäugelt. Tochter Elsa, die<br />
von der biologischen Uhr getrieben<br />
schwanger werden will, aber nicht<br />
wird, was ihren Lebensgefährten allmählich<br />
unter Druck setzt. Tochter<br />
Gabrielle, die berufsmäßig als lebende<br />
Statue und Fotomotiv an touristischen<br />
Hotspots steht. Ihren<br />
Sohn zieht sie alleine groß, der aber<br />
schämt sich seiner Mutter und will<br />
zum Vater übersiedeln.<br />
Das sind schon mal eine ganze<br />
Menge Beschädigungen, Neurosen,<br />
Versagensängste, Fehlentwicklungen<br />
und Überforderungen, die die<br />
VonPetraKohse<br />
ZuMäxchens sechstem Geburtstag<br />
hat seine Oma eine Schokoladentorte<br />
mit drei Schichten gebacken.<br />
Sie schmeckt wunderbar, aber<br />
Mäxchen selbst greift zur Verwunderung<br />
der Gäste nicht zu. „Achten Sie<br />
nicht auf ihn, liebe Nina und Ninas<br />
Tochter“, erklärt die Großmutter.<br />
„Ich habe dem armen Tropf hier einen<br />
Apfel gerieben, er kann leider<br />
nichts anderes verdauen. Mir bleibt<br />
auch nichts erspart!“<br />
Mäxchen ebenfalls nicht. Er heißt<br />
eigentlich Maxim und ist mit seinen<br />
Großeltern aus Russland nach<br />
Deutschland gekommen. Im Wohnheim<br />
leben sie unter russischen Juden,<br />
obwohl sie selbst nicht jüdisch<br />
sind bzw. nicht wirklich bzw. nicht<br />
alle. Aus Alina Bronskys neuem Roman<br />
„Der Zopf meiner Großmutter“<br />
darfman nicht zu viel verraten, denn<br />
das Was ist in diesem Buch die<br />
Filmemacherin Cécilia Rouaud mit<br />
dem Personal ihres nach eigenem<br />
Drehbuch entstandenen Film „Das<br />
Familienfoto“ versammelt hat. Sattsam<br />
bekannt will einem dergleichen<br />
Konstellation erscheinen und allzu<br />
vorhersehbar Dramaturgie und Verlauf<br />
der Handlung. Es ist, als habe<br />
man den Film bereits gesehen, bevor<br />
er noch begonnen hat. Dann aber –<br />
wird man überrascht. Weniger von<br />
ungewöhnlichen Irrungen und Wirrungen<br />
als vielmehr von der Tiefe<br />
des Gefühls wie von der Aufrichtigkeit<br />
des Ausdrucks.<br />
In die verwandtschaftliche Ansammlung,<br />
die –erwartungsgemäß<br />
stets bereit, spitzzüngig übereinander<br />
herzufallen –dem Begriff „dysfunktionale<br />
Familie“ alle Ehre<br />
macht, gerät Bewegung, weil die hinterbliebene<br />
Oma unübersehbar<br />
geistig nicht mehr auf der Höhe ist.<br />
Sie erkennt ihren Sohn Pierre nicht<br />
mehr und murmelt ständig davon,<br />
sie wolle zum Sterben zurück nach<br />
Saint Julien, den glücklichen Sommerferienort<br />
der einst glücklichen<br />
Familie. Den es in dieser idyllischen<br />
Form schon lange nicht mehr gibt, so<br />
wie es ja auch das Familienidyll nicht<br />
mehr gibt. Da eine Abschiebung der<br />
alten Dame ins Heim jedoch außer<br />
Frage steht, wechselt man sich mit<br />
ihrer Betreuung ab.<br />
An der Seite der verwirrten Lady,<br />
die nun also immer wieder ihren<br />
letzten Weg anzutreten trachtet,<br />
Weniger als die Handlung überrascht in<br />
diesem Film die Tiefe des Gefühls.<br />
lernt das Publikum die Familienangehörigen<br />
und ihre Lebensumstände<br />
näher kennen. Zwanglos vermittelt<br />
Rouaud auf diese Weise Einblicke<br />
in den ganz normalen Wahnsinn,<br />
der den Alltag der Kinder und<br />
Kindeskinder bestimmt. Und sichtbar<br />
wird sonicht nur der Groll, den<br />
sie alle auf unterschiedliche Weise<br />
gegeneinander hegen, sondernauch<br />
die jeweiligen Gründe dafür, sowie<br />
die Hoffnungen und die Sorgen, die<br />
sie sich machen, und die Zärtlichkeit<br />
und die Zuneigung, die sie allenWidrigkeiten<br />
zum Trotz füreinander<br />
empfinden. Schlußendlich werden<br />
sie eben doch von Familienbanden<br />
zusammengehalten.<br />
Hier erweist sich die eigentliche<br />
Qualität von „Das Familienfoto“ als<br />
Achten Sie auf den armen Tropf!<br />
So berührend wie überraschend: Alina Bronskys Roman „Der Zopf meiner Großmutter“<br />
Hauptsache,und es ist so berührend<br />
wie überraschend.<br />
Die Großmutter also, Margarita<br />
Iwanowna, genannt Margo. Dazu<br />
Maxim, der tartarische Großvater,<br />
der Tschingis heißt, und Nina, die<br />
Nachbarin im Wohnheim, eine Klavierlehrerin,<br />
in die sich Tschingis zu<br />
Beginn des Buches schon verliebt<br />
hat. Margo, die erst um die fünfzig<br />
sein dürfte, ist ein weiteres Großmuttermonster<br />
aus der<br />
Bronsky’schen Feder, das man nicht<br />
so schnell vergessen wird. Schon in<br />
„Die schärfsten Gerichte der tartarischen<br />
Küche“ (2010) beeindruckte<br />
das Miteinander von boshafter Ungerührtheit<br />
und zärtlichster Leidenschaft<br />
der Tartarin Rosalinda.<br />
Margo nun ist ein Ausbund an<br />
Ungerechtigkeit und Anmaßung. Sie<br />
ist vollerVorurteile,hoch neurotisch,<br />
hochnotpeinlich –und zugleich herzensgut<br />
und voneiner Tapferkeit, die<br />
einem die Tränen ins Auge treibt.<br />
ALAMODE FILMS<br />
die eines herausragenden Schauspielerfilms.<br />
Der sich freilich einer<br />
wunderbaren Besetzung –darunter<br />
die auch als Sängerin erfolgreiche<br />
Vanessa Paradis –und einem nicht<br />
weniger geglückten Drehbuch verdankt.<br />
Die vom sprichwörtlichen<br />
französischen Esprit geprägten Dialoge<br />
flitzen zwischen den bei aller<br />
Spleenigkeit doch glaubwürdig charakterisierten<br />
Figuren hin und her<br />
und das Vergnügen der Akteure, die<br />
diese mit Herz und Biss gleichermaßen<br />
verkörpern, teilt sich mit.<br />
Und während alle und alles zeitweise<br />
im Chaos zu versinken droht,<br />
behält Cécilia Rouaud dank ihres sicheren<br />
Inszenierungsstils nicht nur<br />
die Fäden in der Hand, sondern<br />
spinnt daraus auch einen veritablen<br />
Handlungsraum. Denn mit den Figuren<br />
lernt man zugleich höchst verschiedenene<br />
Behausungen in<br />
höchst verschiedenenen Arrondissements<br />
mit höchst verschiedenen<br />
Atmosphären kennen, von der Etagenresidenz<br />
im Innenstadtpalais bis<br />
zum Hamsterkäfig im Banlieue-<br />
Hochhausturm. Eine etwas andere<br />
Sightseeing-Tour durch Paris, die zur<br />
Authentizität dieses von sanftem<br />
Humor wie leiser Melancholie getragenen<br />
Familiendramas beiträgt.<br />
DasFamilienfoto Frankreich 2018. Regie, Drehbuch:<br />
CéciliaRouaud, Kamera:Alexis Kavyrchine,<br />
Musik: Alexandre Lier,Sylvain Ohrel,Nicolas Weil,<br />
Darsteller:Jean-Pierre Bacri, Vanessa Paradis,<br />
Camille Cottinu.a., 98 Minuten, Farbe.<br />
schossen wird, kein reines Jugendbuch<br />
vor. Neun weitere Veröffentlichungen<br />
folgten, darunter ein Bilderbuch<br />
sowie das Sachbuch „Die<br />
Abschaffung der Mutter“ (mit Denise<br />
Wilk, 2016), in der Bronsky für<br />
einen gesellschaftlich entspannten<br />
Umgang mit Mutterschaft eintritt.<br />
„Der Zopf meiner Großmutter“<br />
ist im allerbesten Sinne ein Unterhaltungsroman.<br />
Heiter-absurder<br />
Umgang mit gesellschaftlichen<br />
Problemlagen. Es kommt zu einer<br />
Geburt, einer Beerdigung, eine Tanzschule<br />
wird eröffnet, und an dem<br />
Tag, als Maxim endlich den gefürchteten<br />
„Roten Juden“ kennenlernt,<br />
kann er ihn leider nur verschwommen<br />
sehen – der Tee aus Margos<br />
Thermoskanne hatte etwas scharf<br />
geschmeckt, aber ziemlich gut.<br />
AlinaBronsky: Der Zopfmeiner Großmutter.<br />
Roman.Kiepenheuer&Witsch,Köln 2019,<br />
224 S.,20Euro<br />
NACHRICHTEN<br />
Bedenken wegen EU-Geld<br />
an TV-Sender Euronews<br />
Wereine Kindheit in solcher Obhut<br />
übersteht, hat im Leben nichts zu<br />
fürchten.Tatsächlich wird aus dem<br />
angeblich ständig vomTode bedrohten<br />
Mäxchen im Laufe der Erzählzeit<br />
ein kluger Teenager, der weiß, dass<br />
sich nur der ein Herz fassen kann,<br />
der auch eines hat.<br />
Alina Bronsky kam selbst als Kontingentflüchtling<br />
vom Ural nach<br />
Deutschland. Erst mit 13 Jahren<br />
lernte sie Deutsch, und seit 2008 veröffentlicht<br />
sie Bücher. Sicherheitshalber<br />
unter Pseudonym, denn „etwas<br />
so Persönliches wie ein Buch“<br />
soll dann wohl nicht auch noch namentlich<br />
auf ihre Herkunftsfamilie<br />
verweisen. Dass es in der Literatur<br />
mittlerweile ein breites Allgenerationensegment<br />
gibt, kommt Bronsky<br />
entgegen, denn die 1978 geborene<br />
vierfache Mutter legte schon mit ihrem<br />
Erstling „Scherbenpark“ (2008)<br />
über ein 17-jähriges Mädchen, das<br />
miterleben muss,wie ihreMutter er-<br />
DiemillionenschwereEU-Finanzspritzefür<br />
den TV-Sender Euronews<br />
weckt Bedenken beim Europäischen<br />
Rechnungshof. Diemeisten EU-Bürger<br />
hätten keinen Zugang zu dem<br />
zwischen 2014 und 2018 mit knapp<br />
25 Millionen Euro jährlich geförderten<br />
Sender,erklärte der Rechnungshof<br />
am Dienstag. Zudem gebe es<br />
Schwachstellen bei der Überprüfung,<br />
wie das Geld eingesetzt wird.<br />
Euronews wurde 1993 vonzehn öffentlich-rechtlichen<br />
Senderngegründet.<br />
Inzwischen gehörtder Sender<br />
aber zu 60 Prozent der Gesellschaft<br />
Media Globe Networks und zu<br />
25 Prozentdem Sender NBC News.<br />
„Die EU stellt einem größtenteils in<br />
Privatbesitz befindlichen Fernsehsender<br />
eine Haupteinnahmequelle<br />
bereit“, erklärte der Rechnungsprüfer<br />
Mihails Kozlovs. (dpa)<br />
BR musste Radio-Werbung<br />
der NPD zur EU-Wahl senden<br />
DerBayerische Rundfunk (BR) hat<br />
eine Radio-Werbung der rechtsextremen<br />
NPD für die Europawahl gesendet.<br />
DerSpot lief am Dienstagmorgen<br />
im Radiosender Bayern 3.<br />
Zuvorentschied das Verwaltungsgericht<br />
München, dieWahlwerbung erfülle<br />
nicht „evident“ (offenkundig)<br />
den Tatbestand derVolksverhetzung.<br />
Daswäreaber nötig gewesen, um<br />
der zur Wahl zugelassenen NPD den<br />
Anspruch auf Ausstrahlung bei den<br />
öffentlichen Rundfunkanstalten zu<br />
verwehren. Zuvorwaren der Hessische<br />
Rundfunk und der Norddeutsche<br />
Rundfunk mit dem Versuch gescheitert,<br />
die Radio-Werbung nicht<br />
senden zu müssen. Im Gegensatz zu<br />
den Hörfunkprogrammen muss die<br />
ARD im ersten Fernsehprogramm<br />
nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts<br />
Berlin-Brandenburgeine<br />
NPD-Wahlwerbung<br />
nicht ausstrahlen. (dpa)<br />
Sloterdijk gibt sein Archiv<br />
nach Marbach<br />
DerPhilosoph und Schriftsteller Peter<br />
Sloterdijk (71) überlässt sein Archiv<br />
dem Deutschen Literaturarchiv<br />
Marbach. Dazu zählen nach Angaben<br />
des Literaturarchivs vomDienstag<br />
zahlreiche Manuskripte,Entwürfe<br />
und Notizen sowie auch Fotos<br />
und digitale Dokumente.Als Besonderheit<br />
des Bestands nannte das Archiv<br />
140 Notizhefte mit philosophischen<br />
Aphorismen, Reiseberichten<br />
und Kommentaren zum politischen<br />
Tagesgeschehen. (dpa)<br />
Gijs Leenarsbleibt Chef<br />
des Rundfunkchores Berlin<br />
DerChefdirigent des Rundfunkchors<br />
Berlin, Gijs Leenars,bleibt weitere<br />
fünf JahreimAmt. DerNiederländer<br />
leitet den Chor seit 2015. In der kommenden<br />
Saison tritt der Chor zu 52<br />
Konzerten mit 15 Dirigenten im Inund<br />
Ausland auf. Geplant ist unter<br />
anderem ein Festkonzertzum Jahrestag<br />
des Mauerfalls an der <strong>Berliner</strong> Gedächtniskirche<br />
mit Anton Bruckners<br />
e-Moll-Messe. (dpa)<br />
TOP 10<br />
Montag,13. Mai<br />
1 Endlich Witwer ZDF 7,40 25 %<br />
2 Tagesschau ARD 4,22 16 %<br />
3 Wer wird Millionär? RTL 4,03 14 %<br />
4 heute-journal ZDF 3,67 13 %<br />
5 heute ZDF 3,54 17 %<br />
6 SOKO5113 ZDF 3,10 18 %<br />
7 GZSZ RTL 2,75 11 %<br />
8 Extra RTL 2,73 14 %<br />
9 RTL aktuell RTL 2,68 14 %<br />
10 WISO ZDF 2,44 10 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
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Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Penthesilea<br />
20.00: Die Antigone des Sophokles<br />
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
19.30: Oceane<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Der Menschenfeind<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
19.30: Der Tempelherr<br />
English Theatre Berlin (✆ 691 12 11)<br />
20.00: Stuck in Orbit (post theater &English Theatre)<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Olly &Dolly<br />
Halle Tanzbühne Berlin (✆ 44 04 42 92)<br />
20.30großer Saal: momentum (cie. toula limnaios)<br />
Hamburger Bahnhof /Museum fürGegenwartBerlin<br />
(✆ 39 78 34 11) 19.00: Flying Pictures (Flying<br />
Steps &Osgemeos)<br />
HAU2(✆25 90 04 27)<br />
20.00: Borborygmus (Lina Majdalanie, Mazen Kerbaj<br />
&Rabih Mroué)<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />
19.30: Theatertreffen: Tartuffe oder das Schwein der<br />
Weisen (Theater Basel)<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Pique Dame<br />
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
19.30: La Bohème<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Unterleuten<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00 Studio: istdie welt auch noch so schön<br />
NGBK (✆ 616 51 30)<br />
18.00 Ausstellungsraum: Post Truth Spa Center –<br />
seance02 (Safak Çatalbas)<br />
Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />
19.30: Orpheus in der Unterwelt<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Vier SternStunden<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00 Saal C: DankeDeutschland<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: CharlysTante<br />
Spiegelpalast am Bahnhof Zoo<br />
(✆ 018 06 57 00 70) 19.00: Hoodoo<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: Der35. Mai (Gabriele Streichhahn und Carl<br />
Martin Spengler)<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
21.00 Grüner Salon: Phantom Kino Ballett (Lena<br />
Willikens &Sarah Szczesny)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.15: Cosmic ComedyBerlin Open-Mic –English<br />
Comedy(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Der Mörder ist immer der Gärtner<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />
(✆ 017 95 34 66 96) 20.00: Een mal Berlin und um<br />
de Ecke (Velia Verena Krause)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Bodo Wartke ... in guter Begleitung (Bodo<br />
Wartke,seine SchönenGutenA-Band &Melanie<br />
Haupt)<br />
BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />
20.00: Ü18-Impro-Show(Die IONen)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die Ding Show(ImproBerlin)<br />
20.00: Wohin mit Mutti?<br />
Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />
20.30: Stars in Concert<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Lohrbär(Ulli Lohr und Gäste)<br />
Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />
20.00: Unvermeidliche Lieder (Dota Kehr &Uta<br />
Köbernick)<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: Tour 2019 (Emmi &Willnowsky)<br />
Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />
20.30: Ick &Berlin (Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Anne Kraft (Mod.)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Stachelschweinerei<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
17.00, 20.30: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
18.30: The Band –Das Musical<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
20.00: Dee Frost Welt –Lieder (Georgette Dee, Cora<br />
Frost &Die Dreamboys)<br />
ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />
20.00 Varieté Salon: Garantiertnicht strafbar –die<br />
Show(Stephan Lucas)<br />
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />
20.00: Let’s Twist Again! –Rockabilly Hits &Acrobatics<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Alles Mega–Gut ist nicht gut genug (Rüdiger<br />
Hoffmann)<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
14.00: Espresso-Konzert<br />
Musikinstrumenten-Museum (✆ 25 48 11 78)<br />
15.30: Jour fixe –Musik am Nachmittag<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
20.00: Konzerthausorchester Berlin, Philharmonischer<br />
Chor Berlin, Karin Dahlberg (Sopran), Roderick Williams<br />
(Bass), Ltg.Jörg-Peter Weigle, Vaughan Williams:<br />
Sinfonie Nr.1„A Sea Symphony“; Delius: „Songs of<br />
Farewell“ (Walt Whitman) für Chor und Orchester<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />
20.00: Artemis Quartett, EckartRunge(Violoncello),<br />
Anthea Kreston (Viola), Brahms: StreichsextettNr. 1<br />
B-Dur op. 18; Berg: Klaviersonate op. 1; Smetana:<br />
Streichquartett Nr.1e-Moll „Aus meinem Leben“<br />
Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />
20.00: Trio Zadig,Ravel:Trio in aminor;Attahir:Asfar;<br />
Bernstein: Westside StoryFantasy<br />
Schloss Charlottenburg –GroßeOrangerie<br />
(✆ 25 81 03 50) 20.00: <strong>Berliner</strong> Residenz Orchester,<br />
Meisterwerkedes Barocks, Werkevon Vivaldi, Händel<br />
&Quantz, mit Menü<br />
St. Bartholomäus-Kirche (✆ 241 14 05)<br />
18.00: Bettina Bruns (Mezzosopran), Prof. Daniel<br />
Göritz (Gitarre), Johannes Reuther (Moderation), 5.<br />
Kammermusik, Werkevon Strozzi, Schubert, Händel<br />
Staatsoper Unter den Linden (✆ 20 35 45 55)<br />
20.00 Apollosaal: Liedrecital Roman Trekel (Bariton),<br />
mit Oliver Pohl (Klavier), Musik vonHugoWolf<br />
Steinway-Haus Berlin (Lützowufer 28)<br />
19.30: MinjaeKim (Klavier), Steinway-Förderpreiskonzert<br />
Tschechisches Zentrum (✆ 206 09 89 11)<br />
19.00: EnsembleTerrible, Werkevon Marek Kopelent,<br />
Luboš Mrkvicka, Ondrej Štochl, Jan Rösner,Gilbert<br />
Agostinho und Petr Hora –Abschlusskonzertder Reihe<br />
„So klingt die Gegenwart!“. Anm. erf.<br />
UdK Konzertsaal Bundesallee (✆ 318 50)<br />
19.30: Yu Ma (Flöte), Kaori Kobayashi, Han Sol<br />
Lee (Violine), Sabina Jordanova (Fagott), Ensemble<br />
baroque, Ltg.Christoph Huntgeburth, crescendo –<br />
Musikfestival: Benda und Freunde –Die Wegbereiter<br />
der deutschen Violinschule, Franz Benda:<br />
Flötenkonzerte-Moll, Violinkonzertd-Moll; Jirí Czart:<br />
Violinsonate; J.G. Graun: Konzertfür Fagott, Streicher<br />
und B.C. B-Dur;<br />
C.P.E. Bach: Symphonie F-DurWq. 183 Nr.3,Eintritt<br />
mit kostenlosen Einlasskarten<br />
Kino<br />
Bibbern<br />
mit<br />
Lazzaro<br />
Auch wenn man es nicht<br />
glauben kann angesichts<br />
der Temperaturen in diesem<br />
Mai: Das erste Freiluftkino ist<br />
bereits in die Saison gestartet.<br />
Es ist das in Kreuzberg, weil<br />
man hier vielleicht auf die der<br />
Kälte (nachts geht es auf fünf<br />
Grad hinunter) trotzenden Bezirksbewohner<br />
setzt, die auch<br />
täglich im Prinzenbad zu beobachten,<br />
ja zu bewundern<br />
sind. Gezeigt wird „Glücklich<br />
wie Lazzaro“, ein Film, der einem<br />
wenigstens das Herz<br />
wärmt. Der gutmütige Held<br />
lebt als Knecht auf einem Bauernhof<br />
in einem italienischen<br />
Dorf, das von einer hartherzigen<br />
Marquesa ausgebeutet<br />
wird. Dann aber entsteht eine<br />
Freundschaft zwischen Lazzaro<br />
und deren Sohn, die alles<br />
verändert. Im Laufe von einer<br />
Woche wagen sich auch die<br />
Freiluftkinos Hasenheide und<br />
Weißensee sowie das Freiluftkino<br />
Rehberge in Wedding in<br />
die Saison. Susanne Lenz<br />
Glücklich wie Lazzaro 21.30 Uhr,FreiluftkinoKreuzberg,Mariannenplatz<br />
2<br />
An zwei Abenden spielt Shai Wosner Schuberts letzte sechs Sonaten.<br />
Im vergangenen Jahr legte das<br />
privat finanzierte <strong>Berliner</strong> Klavierfestival<br />
eine Pause ein, weil<br />
es seinem Anspruch nicht gerecht<br />
werden konnte. Barnaby Weiler,<br />
der das Festival 2012 gegründet<br />
hat und künstlerisch leitet, möchte<br />
Pianisten einladen, die nicht ohnehin<br />
ständig in Berlin zu Gast sind<br />
und dennoch Wichtiges zu sagen haben<br />
–die waren fürs Frühjahr 2018<br />
nicht zu bekommen. In diesem Jahr<br />
gibt es mit Zlata Chocievaam5.Juni<br />
einen Ausreißer aus den zehn Tagen,<br />
innerhalb derer die Kollegen Shai<br />
Wosner, Marc-André Hamelin und<br />
Nikolai Lugansky auftreten –die Terminierung<br />
scheint schwierig zu sein.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Arroganz fragt jetzt<br />
natürlich, was das denn für Pianisten<br />
sein sollen, bedeutend und hier<br />
nicht ständig zu Gast? Der Kanadier<br />
Hamelin, der vielleicht bekannteste,<br />
gilt als Transzendentalvirtuose, der<br />
zu seiner eigenen Herausforderung<br />
selber komponieren muss –sowas<br />
steht ja schnell im Ruf mangelnder<br />
Seriosität, dazu kommt dann ein wenig<br />
showträchtiges Äußeres, und<br />
schon wird man nicht nur in einer<br />
oberflächlichen Stadt wie Berlin<br />
Peter Uehling<br />
will Musik hören und keine Interpreten.<br />
Im <strong>Berliner</strong> Musikleben sucht er nach<br />
Veranstaltungen, die musikalische<br />
Erfahrungen bieten könnten –neuartige,<br />
begeisternde, interessante oder<br />
herzerwärmende. Ob sie sich<br />
tatsächlich einstellen, ist allerdings eine<br />
Fragedes Glücks.<br />
MARCO BORGGREVE<br />
kaum wahrgenommen. In Berlin<br />
spielt er unter anderem Prokofjews<br />
„Sarkasmen“ und das zweite Buch<br />
der Debussy-Préludes. Ebenso<br />
könnte man Nikolai Lugansky für einen<br />
Mathematik-Lehrer halten. Und<br />
tatsächlich wirkt sein Spiel geheimnislos,<br />
erist kein Musik-Zelebrant,<br />
sondern ein kompromissloser Verfechter<br />
von Klarheit auch in<br />
Schmuse-Nummern von Chopin<br />
oder Rachmaninow.<br />
Stützen sich diese beiden auf ein<br />
breites,bevorzugt spätromantisches<br />
Virtuosen-Repertoire, so entwickelte<br />
Shai Wosner sein künstlerisches Profil<br />
vor allem über Franz Schubert –<br />
der 1976 geborene israelische Pianist<br />
trägt sogar ein ähnliches Brillenmodell<br />
wie sein Lieblingskomponist. Er<br />
versteht Schubert als Realist, als einen,<br />
der nicht, wie Beethoven sagt,<br />
wie dieWelt sein soll, sondernwie sie<br />
wirklich ist. An zwei Abenden spielt<br />
Wosner Schuberts letzte sechs Sonaten<br />
und wird zudem vorab imGespräch<br />
mit Weiler darlegen, was er<br />
über Schubertdenkt.<br />
Gäbe es doch nicht so viele interessante<br />
Stücke zur selben Zeit! Samuel<br />
Barbers First Symphony, die<br />
is<br />
die<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 8551) Der Fall Collini<br />
14.45,17.15; BruceSpringsteen &Friends –AMusiCaresTribute<br />
20.00<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Van Gogh: An der<br />
Schwelle zur Ewigkeit 15.45, 20.30; Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire 18.15<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Nur eine Frau<br />
15.50,18.10,20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 931040) Atlas 13.30,15.50,<br />
18.10, 20.30; Die Kinder der Utopie 19.30; Das<br />
Ende der Wahrheit 13.30, 15.50, 18.15, 21.00;<br />
Queerfilmnacht: Jonas –Vergiss mich nicht (OmU)<br />
21.00; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 15.45,<br />
17.50; Avengers: Endgame (OF) 20.00; Liebesfilm<br />
15.00, 17.00, 19.00; Kleine Germanen 13.40,<br />
17.00; Border 14.30; Der Flohmarkt von Madame<br />
Claire 14.45; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
17.00;Das schönste Paar 14.45,17.00, 19.15<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Laurel &Hardy: Das<br />
verrückte Klavier /Stan &Ollie 17.30; Stan &Ollie<br />
(OmU) 20.00; Kleine Germanen 18.00; Ein letzter<br />
Job 20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 9866) Stan &Ollie (m. Kurzfilm)<br />
14.50, 17.40, 20.30; Das Ende der Wahrheit<br />
15.30, 17.50, 20.15; Tea with the Dames: Ein<br />
unvergesslicher Nachmittag 14.50, 16.50, 18.50;<br />
The Favourite –Intrigen und Irrsinn 20.50; Monsieur<br />
Claude II 16.00,18.15, 20.30; Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 15.30; Gundermann 17.20; Ein<br />
Gauner &Gentleman 20.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Avengers:<br />
Endgame 12.30, 16.30, 20.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 13.40; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 16.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
18.30, 22.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
13.00, 15.10; Der Fall Collini 17.30, 22.50; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 20.20; Der Fall<br />
Collini 14.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
16.45; Preview: Edie –Für Träume ist es nie<br />
zu spät 19.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
22.40; Avengers: Endgame 14.10; Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 18.00, 20.20, 22.45; Ein letzter<br />
Job 14.15; Avengers: Endgame 16.50, 20.40; Van<br />
Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 12.15, 17.10;<br />
After Passion 14.40; Der Fall Collini 19.45; Avengers:<br />
Endgame (OF) 22.30<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Free Solo<br />
(OmU) 11.00; One Cut of the Dead –Kamera otomeru<br />
na! (OmU) 12.45; Iron Sky: The Coming Race<br />
14.15; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 15.45;<br />
Das schönste Paar 17.15; Berlin Bouncer (OmenglU)<br />
18.45; Border –Gräns (OmU) 20.15; Der Goldene<br />
Handschuh (DFmenglU) 22.10;DreiGesichter<br />
–Serokh (OmU) 11.00; Another Day of Life –Jeszcze<br />
dzien zycia (OmU) 12.45; Christo –Walking on<br />
Water (OmU) 14.15; Birds Of Passage: Das grüne<br />
Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmenglU)<br />
16.15; Kleine Germanen (OmenglU) 18.15; Atlas<br />
(OmenglU) 19.45; One Cut ofthe Dead –Kamera o<br />
tomeru na! (OmU) 21.40; Die Wiese –Ein Paradies<br />
nebenan 11.00; BlacKkKlansman (OmU) 12.30;<br />
Der Junge muss andie frische Luft 14.50; Green<br />
Book –Eine besondere Freundschaft (OmU) 16.30;<br />
Free Solo (OmU) 18.45;Van Gogh: An der Schwelle<br />
zur Ewigkeit –AtEternity‘sGate(OmU) 20.30;Streik<br />
–Enguerre (OmU) 22.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Free Solo<br />
(OmU) 16.00; Ein Gauner &Gentleman –The Old<br />
Man &the Gun (OmU) 18.00; Van Gogh: An der<br />
Schwelle zur Ewigkeit –At Eternity‘s Gate (OmU)<br />
20.00; Wir – Us (OmU) 22.10; Der Funktionär<br />
16.15; Christo (OmU) 17.45; Kleine Germanen<br />
19.45; Lacasa lobo –Das Wolfshaus (OmU) 21.30<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz IMAX 3D: Wildes<br />
Madagaskar: Die Insel der Lemuren 13.45; Die<br />
Goldfische 13.45; Willkommen im Wunder Park<br />
14.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.15;<br />
Dumbo 14.15, 17.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu14.30; Asterixund dasGeheimnis des Zaubertranks<br />
14.30; Monsieur Claude II14.45,17.15,<br />
19.30;IMAX3D: Avengers:Endgame15.00,19.00;<br />
Avengers: Endgame 15.15, 16.30, 20.00, 20.15;<br />
Wenn du König wärst 15.30; Shazam! 15.30; 3D:<br />
Avengers: Endgame 15.30, 16.15, 19.45, 20.30;<br />
Der Fall Collini 15.45, 18.30, 21.20; 3D: Avengers:<br />
Endgame (OF) 16.00, 20.45; 3D: Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 17.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.00, 19.45; Nur eine Frau 17.30,<br />
20.15;After Passion 18.20; Captain Marvel 18.40;<br />
Friedhof der Kuscheltiere 20.00; Ein letzter Job<br />
20.45; ImNetz der Versuchung 21.00; Das Ende<br />
der Wahrheit 21.30<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Berlin Bouncer<br />
(OmU) 18.00; Free Solo (OmU) 19.45; Birds Of<br />
Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de<br />
verano (OmU) 21.45; Jibril 18.00;AMan ofIntegrity:Ein<br />
integererMann–Lerd (OmU) 19.40;One Cut<br />
of the Dead –Kamera otomeru na! (OmU) 21.55<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Avengers:<br />
Endgame 13.00, 15.50, 20.10; Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 13.30; Avengers: Endgame<br />
13.30, 16.20, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 13.40; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 13.45; Willkommen im Wunder Park 14.00,<br />
17.20; After Passion 16.30, 19.30; 3D: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 16.50, 20.20; Die Goldfische<br />
17.00; Der Fall Collini 19.45; Monsieur Claude<br />
II 20.00<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Gestorben wird morgen<br />
14.00; Manou –flieg‘ flink! 15.45; Van Gogh: An<br />
der Schwelle zur Ewigkeit 17.25; Wie ich lernte, bei<br />
mir selbst Kind zu sein 19.30<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) 3D: Avengers:<br />
Endgame 13.45, 16.10, 20.00; Alfons Zitterbacke<br />
–Das Chaos ist zurück 14.00; Die sagenhaftenVier<br />
–MarniesWelt 14.20; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
14.30, 17.00, 19.40; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 15.00; Avengers: Endgame 15.00,<br />
16.30, 19.45; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
15.10, 17.30, 20.20; After Passion 17.10; Und<br />
morgen Mittag bin ich tot 17.30; Fighting with My<br />
Family 19.30; Captain Marvel 20.15<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Nur eine Frau 17.15,<br />
19.30, 21.45; B Van Gogh: An der Schwelle zur<br />
Ewigkeit –At Eternity‘s Gate (OmU) 16.40, 19.00,<br />
21.20<br />
fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Zujeder Zeit:<br />
Lernwege in der Pflege –Dechaque instant (OmU)<br />
17.45; AMan of Integrity: Ein integerer Mann –Lerd<br />
(OmU) 19.00; Jibril 20.00; Ray &Liz (OmU) 21.15;<br />
Streik –Enguerre (OmU) 21.45<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Monsieur Claude II –<br />
Qu‘est-ce qu‘on aencore fait auBon Dieu? (OmU)<br />
10.30, 19.30; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />
12.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten 15.00; Border –Gräns (OmU) 17.00;<br />
The Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU) 21.45;<br />
Monsieur Claude II –Qu‘est-ce qu‘on aencore fait<br />
au Bon Dieu? (OmU) 14.30; Unheimlich perfekte<br />
Freunde 16.45; Yuli (OmU) 19.00; Birds Of Passage:<br />
Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano<br />
(OmU) 21.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 11.45, 16.15; Die sagenhaften Vier –Marnies<br />
Welt 14.00; DasGegenteil vonGrau (OmenglU)<br />
18.30; Border –Gräns (OmU) 21.00<br />
Sputnik (✆ 694 1147) Der illegale Film (OmU)<br />
16.00; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit<br />
(OmU) 17.30; Ray & Liz (OmU) 19.30; Border<br />
(OmU) 21.30; B-Movie: Lust &Sound in West-Berlin<br />
(OmenglU) 23.15; Von Bienen und Blumen 16.00;<br />
Jibril 17.30; Ein Gauner & Gentleman (OmU)<br />
19.00; Birds Of Passage: Das grüne Goldder Wayuu<br />
(OmU) 20.45; One Cut of the Dead (OmU) 23.00;<br />
Kinobar im Sputnik Open Screening 20.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Nur eine Frau 15.45,<br />
18.00, 20.15; New Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.20; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />
16.10; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
18.20,20.45<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 14.00; Avengers: Endgame<br />
14.00, 19.45; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 14.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
15.00; 3D: Avengers: Endgame 15.30, 16.45,<br />
19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben 16.00,<br />
18.00, 20.15; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.15, 20.30; Monsieur Claude II 17.45; Der<br />
Fall Collini 20.00<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41)Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire 10.00; Der Duft des Westpaketes10.15;Green<br />
Book10.30; EinletzterJob 13.15,<br />
17.45; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag 13.30, 15.45; Das Ende der Wahrheit<br />
13.30, 20.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
15.30, 17.45, 20.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
15.45, 19.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />
Willkommen im Wunder Park 14.00; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.00, 16.15, 18.30, 19.45; Shazam!<br />
14.10; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 14.15; Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.30, 17.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
14.45, 17.15, 20.15; Avengers: Endgame 15.15,<br />
19.30; Die Goldfische 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.00, 20.15; After Passion<br />
17.15; Friedhof der Kuscheltiere 20.00; Der Fall<br />
Collini 20.00; Monsieur Claude II 20.15<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Die sagenhaftenVier –Marnies<br />
Welt 17.00; Liebesfilm (m. Gästen) 19.00;<br />
Shorts Attack –Sex und Wahnsinn (OmU) 21.00;<br />
Der illegale Film (OmU) 18.00; Kleine Germanen<br />
(OmenglU) 20.00;Another Day of Life (OmU) 21.45<br />
Babylon (✆ 242 59 69) KinderwagenKino: Beale<br />
Street 11.00; KinderwagenKino: Beale Street –If<br />
Beale StreetCould Talk (OmU) 11.05; Das Haus am<br />
Meer –Lavilla (OmU) 17.15; Tea with the Dames:<br />
Ein unvergesslicher Nachmittag –Nothing Like a<br />
Dame (OmU)17.45; Lola Long List:Der Jungemuss<br />
an diefrischeLuft 18.00; DerFunktionär (OmenglU)<br />
19.30; Lola Long List: Gundermann 19.30; Macht<br />
das alles einen Sinn? –Und wenn ja –warum dauert<br />
essolange? (m. Gast) 20.00; Lola Long List:<br />
Der Goldene Handschuh (OmenglU) 21.15; Lola<br />
Long List: 25 km/h 22.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Border<br />
–Gräns (OmU) 13.00, 15.15, 17.30; Preview:<br />
Greta (OmU) 20.00; Das Tagebuch der Anne Frank<br />
9.45; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />
12.15,16.15; Monsieur Claude II –Qu‘est-cequ‘on<br />
aencore fait auBon Dieu? (OmU) 14.15, 18.30;<br />
Border –Gräns (OmU) 20.45<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Mascha<br />
und der Bär –Die neuen Abenteuer 11.00; 3D:<br />
Avengers: Endgame 11.00, 12.00, 15.00, 16.00,<br />
19.15, 20.00, 22.20; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
11.15, 14.00; Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 11.20, 13.30, 15.40; 3D: Willkommen im<br />
Wunder Park 11.30;Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />
ist zurück 11.40; 3D: Dumbo 11.50; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 12.10;<br />
Avengers: Endgame 13.00, 17.00, 21.00; Monsieur<br />
Claude II 14.10, 18.00, 19.45; Willkommen im<br />
Wunder Park 14.15; After Passion 14.50, 17.40;<br />
Shazam! 16.30; Der Fall Collini 16.40, 19.40; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.45, 19.30,<br />
22.20; ImNetz der Versuchung 20.20; The Hole in<br />
the Ground 20.30, 22.50; Fighting with MyFamily<br />
22.40; Lloronas Fluch 23.00; Friedhof der Kuscheltiere<br />
23.10<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Ayka (OmU)<br />
14.45; Das schönste Paar 17.00; Preview: Roads<br />
(m.Gespräch) 19.00; Berlin Babylon (Omdt+englU)<br />
14.30;Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit –At<br />
Eternity‘s Gate (OmU) 16.30; Nur eine Frau (OmU)<br />
15.30,17.45,20.00; Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft (OmU) 22.15; Der Funktionär 14.45;<br />
Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zusein 16.30;<br />
Der Flohmarkt von Madame Claire –La derniere folie<br />
de Claire Darling (OmU) 19.30; Free Solo (OmspanU)<br />
21.30; Streik –Enguerre (OmU) 15.00;<br />
Kleine Germanen 17.30; Das Ende der Wahrheit<br />
19.30,21.45<br />
International (✆ 24 75 60 11) Nur eine Frau<br />
15.00, 17.15, 19.30; Avengers: Endgame (OmU)<br />
21.40<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Berlin.Dokument<br />
20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Wenn du König wärst 14.00; Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 14.00, 16.05; Rafadan Tayfa:<br />
Dehliz Macerasi (OmU) 14.00, 18.05; Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 14.30, 17.45, 20.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.35, 16.00, 17.10,<br />
19.45; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
15.00; Avengers: Endgame 15.00, 18.30, 20.00;<br />
3D: Avengers: Endgame 16.00, 19.00; After Passion<br />
16.50; Willkommen im Wunder Park 17.00;<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu –Pokemon Detective<br />
Pikachu (OF) 17.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 19.30; Kapi (OmU) 19.30; Der Fall<br />
Collini 19.45; Avengers: Endgame (OF) 20.20<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19)Van Gogh:Ander Schwelle<br />
zur Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OmU) 10.00;<br />
Streik –Enguerre (OmU) 12.00; Free Solo (OmU)<br />
14.00;AManofIntegrity: Ein integerer Mann –Lerd<br />
(OmU) 15.50; Birds Of Passage: Das grüne Gold<br />
der Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 18.00; La<br />
terra dell‘abbastanza –Boys Cry (OmenglU) 20.10;<br />
Streik –En guerre (OmenglU) 22.00<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Stan &Ollie (OmU)<br />
17.00,19.20, 21.40<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Das Ende der Wahrheit<br />
15.40, 18.00, 20.30; Stan &Ollie (m. Kurzfilm)<br />
15.00,17.45, 20.30; Liebesfilm 14.45, 19.00; Atlas16.45,21.00;<br />
DasschönstePaar 15.20, 20.00;<br />
Border 17.30<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45)Avengers: Endgame(OF)<br />
16.00,19.45; Ottawa Vegan Film Festival: Filmprogramm<br />
19.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
–Pokemon Detective Pikachu (OF) 17.10, 19.30,<br />
21.50;Free Solo(OF)17.50; Border –Gräns (OmU)<br />
20.10; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 17.00;<br />
Im Netz der Versuchung –Serenity (OmU) 19.00;<br />
Fighting with My Family (OmU) 21.20<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Willkommen im Wunder Park 14.00; Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 14.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.40; 3D: Avengers: Endgame<br />
14.45, 16.15, 19.15, 20.30; Avengers: Endgame<br />
15.15, 19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
16.50, 19.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.30, 20.10; After Passion 20.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Schubert,<br />
der Realist<br />
Das <strong>Berliner</strong> Klavierfestival<br />
t wieder da –leider konkurrieren<br />
interessanten, selten zu hörenden<br />
Pianisten mit interessanter,<br />
selten zu hörender Musik,<br />
zuweilen im selben Haus<br />
das Deutsche Symphonie-Orchester<br />
unter Leitung von Osmo Vänskä<br />
spielt, wird esdemnächst vielleicht<br />
häufiger zu hören geben, weil man<br />
immer aufmerksamer wird für das,<br />
was sich auch in einem erzkonservativen<br />
Stil wie dem Barbers als zeitgemäß<br />
erweisen könnte –und sei es<br />
nur das Bewusstsein der Verluste an<br />
Ausdruckskraft und Verbindlichkeit<br />
in der Moderne.<br />
Ein Komponist, der ebenfalls zur<br />
Neubewertung anstehen müsste, ist<br />
Alfred Schnittke, mit dessen Concerto<br />
grosso Nr.1die Academy of St.<br />
Martin in the Fields zu Gast ist, Julia<br />
Fischer leitet das Konzert und spielt<br />
eine der Geigenpartien. Schnittke,<br />
1998 in Hamburg gestorben, hat ein<br />
Werk geschaffen, dessen Polystilistik<br />
eine Weileals Alternativezuden Stil-<br />
Restriktionen der Avantgarde wahrgenommen<br />
wurde, als eine Musik,<br />
die historisches Bewusstsein vorführte,<br />
aber die Tradition selbst als<br />
gekappt begriff: Nur deswegen kann<br />
hier etwa ein Tango auf Neobarock<br />
folgen. Ob Schnittke mit seinen Collagen<br />
mehr auszudrücken wusste als<br />
moderne Verlorenheit, oder ob er<br />
mit seiner leichten, vielseitigen<br />
Franz Schubert(1797–1828), WosnersLieblingskomponist. IMAGO IMAGES<br />
KLASSIK<br />
Shai Wosner 17. &26.5., 20 Uhr,Vorgespräch<br />
am 16. 5., 20 Uhr<br />
Marc-André Hamelin 19.5., 20 Uhr<br />
Griseys Espaces 19.5., 20 Uhr<br />
Schnittkes Concerto 20.5., 20 Uhr<br />
Nikolai Lugansky: 23.5., 20 Uhr,Alle:<br />
Konzerthaus am Gendarmenmarkt<br />
Barbers Erste: 19.5., 20 Uhr,Philharmonie,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
Hand nicht als Filmkomponist seinen<br />
Platz gefunden hatte –das könnennur<br />
häufigereAufführungen klären.<br />
In Berlin nie wirklich viel gespielt<br />
wurde die Musik vonGérardGrisey –<br />
neben PierreBoulezwurde hier kein<br />
anderer französischer Komponist<br />
namhaft, zudem starb Grisey 1998<br />
mit nur 52 Jahren. Zusammen mit<br />
Tristan Murail, Philippe Hurel und<br />
anderen entwickelte er in den Siebzigerjahren<br />
eine Stilrichtung, die den<br />
Namen Spektralismus bekam, weil<br />
ihr die Analysen von Obertonspektren<br />
von Instrumenten oder Geräuschen<br />
zugrundelagen. Es entstand<br />
eine Musik, die stark vom Klang bestimmt<br />
war –imGegensatzzur klassischen<br />
Avantgarde, in der strukturelles<br />
Denken im Mittelpunkt stand.<br />
Griseys monumentaler Instrumentalzyklus<br />
„Les espaces acoustiques“<br />
entstand von1976 bis 1984 und baut<br />
sich über 90 Minuten vom Bratschensolo<br />
über wachsende Kammerbesetzungen<br />
zum großen Orchesterstück<br />
auf. Großartig, dass<br />
sich das Rundfunk-Sinfonieorchester<br />
mitVladimir Jurowski an diese gewaltige<br />
Partitur heranwagt.<br />
Pop<br />
Wieder<br />
Sand in den<br />
Schuhen<br />
Als Schwester des Musikproduzenten<br />
Rollo Armstrong<br />
war Dido früh von Musikern<br />
umgeben, die sie gern<br />
in ihrer Nähe hatten. BeiFaithless,<br />
der Band ihres Bruders,<br />
war sie Backgroundsängerin,<br />
und mit Carlos Santana nahm<br />
sie einen Song auf dessen Album<br />
„Shaman“ auf. Legendär<br />
sind ihre Duette mit dem senegalesischen<br />
Superstar<br />
Youssou N’ Dour bei den Live-<br />
8-Festivals im Jahr 2005. Ihren<br />
Durchbruch hatte die 1971 in<br />
London geborene Sängerin<br />
2003 mit dem Album „Life for<br />
Rent“, von dem fast jeder<br />
Track zu einem Welthit wurde,<br />
neben dem Titelstück insbesondere<br />
„White Flag“ und<br />
„Sand In My Shoes“. Ihr sympathisches,<br />
intonationssicheres<br />
Soundgefühl schien damals<br />
alle auf die eine oder andere<br />
Weise zu erreichen. Nun<br />
kehrtsie nach langer Pause mit<br />
neuen Aufnahmen zurück auf<br />
die Tour. HarryNutt<br />
Dido 20 Uhr,Tempodrom, Möckernstr.10,<br />
65–88 Euro,Tel.: 01806-55 41 11<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama (ab 4bis<br />
8J.)<br />
10.30: DieHühneroper (ab 6bis 10 J.)<br />
Charlottchen (✆ 324 47 17)<br />
10.30, 16.00: DasKaffeetassen-Puppentheatermit<br />
all seinen verrückten Freunden, Burkhard Bering,<br />
(ab 3J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />
10.00: Die Bremer Stadtmusikanten,Musiktheater<br />
(ab 4J.)<br />
Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: Du hast angefangen! Nein Du!, puppen.etc,<br />
Figurentheater (ab3J.)<br />
Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />
10.30: Schnuddelgeschichten, Figurentheater(ab 3<br />
bis 6J.). Anm. erf.<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Alle außerdas Einhorn(ab 11 J.)<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Das Nacktschnecken-Game (ab 12 J.)<br />
Haus der Jugend Charlottenburg (✆ 902912775)<br />
10.30: Da wächst doch was!, mimicus, die Kinderliedermacher,<br />
Kindertheater,Kinderliedermacher(ab<br />
3bis 8J.)<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel–DieAusstellung mit dem<br />
Vielfalter, Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />
12.00: Art&Kids, OffenesKinderprogramm<br />
MärkischesMuseum (✆ 308 66 -0)<br />
10.00: Vielfalt-Forscherdes Labyrinth Kindermuseums<br />
Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />
Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />
10.00: ABC und 123 –ich kann alles... (ab 4J.)<br />
Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />
10.00: Kasper und das Krokodil vomNil<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: GutenMorgenRundherum, Lingulino –Kindertheaterunterwegs<br />
(ab 3J.)<br />
theater strahl (✆ 69 59 92 22)<br />
11.00: Genau wie immer: Alles anders (ab 12 J.)<br />
Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />
10.00: Vorsicht, Wilma! (ab 4J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />
9.30: DerRegenbogenfisch und seine Freunde<br />
14.00: MitRaketenzuPlaneten<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Jüdisches Museum (✆ 25 99 33 00)<br />
19.00: Derletzte Zug nach Moskau, René Nyberg,<br />
Lesung undGespräch mitdem Autor und Gideon<br />
Bolotowski<br />
Kulturhaus Karlshorst (✆ 475 94 06 10)<br />
19.30: Literatur am Fenster: Mutter to go.Zwischen<br />
Babyund Beruf, Sabine Rennefanz, Lesung und<br />
Gespräch, Mod.: Martin Jankowski<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
20.30: Science Slam<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00 Baumhaus Bar:Zentralkomitee Deluxe –Lesebühne<br />
und Poetry-Slam-Show, Tilman Birr,Michael<br />
Bittner,Noah Klaus, Christian Ritter, Piet Weber und<br />
Gäste<br />
schleichersbuch /Museen Dahlem<br />
(✆ 84 19 02 -0) 19.30: Herkunft, Sasa Stanisic,<br />
Lesung und Gespräch<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
20.00: Zur Wildnis. 45 Kurze aus Berlin, Helmut<br />
Krausser,Buchpremiere<br />
Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />
20.30: Bruce Stirling John Knox: ShortStories<br />
KONZERT<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: Conversations with Nick Cave<br />
AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: The Hellacopters, Lucifer<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Robin’sNest Jam Session<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
20.00: Kim Churchill<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: MikeRussell’sFunky Soul Kitchen, Blue<br />
WednesdayShow<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
19.00, 22.00: Planningtorock, Powerhouse<br />
Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />
19.30: Nina Fiedler Band, Swing Dance Music<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: Built to Spill<br />
Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />
21.00: Blank Banshee<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
20.00: Farid<br />
Junction Bar (✆ 694 66 02)<br />
21.00: Stationär,Jaguar No Mo<br />
Kulturhaus Spandau (✆ 33 34 02 1/ 22)<br />
19.00 Galerie: Schalala -das Mitsingding mit Stefanie<br />
Bonse &Marie-Elsa Drelon<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
21.00: Christian Elias Korber –„Toleranz“<br />
Mercedes-Benz Arena (✆ 20 60 70 88 99)<br />
20.00: An Evening with Mark Knopfler &Band<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Sorgenkind, Voll Geil Hier<br />
Panda (✆ 44 31 95 57)<br />
20.00: Absolutely Sweet Marie<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
19.30: JoeLovano (sax) –Trio Tapestryfeat. Marilyn<br />
Crispell (p) &Carmen Castaldi (dr)<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: CobyGrant<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.30: Ann Vriend<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Jovi’sMainstream Session –Rock &Pop<br />
Sally Bowles (✆ 92 27 77 35)<br />
19.00: LiaAndes, Hier und Jetzt<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: Kitty Solaris +Fjaka, Lofi Lounge<br />
Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />
20.00: Dido<br />
Urban Spree (Revaler Str.99)<br />
20.00: Diamond Thug<br />
Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />
21.00: Axid Rain, Wild Wednesday<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.00: Super Funky Soul Wednesdays feat. Ingrid<br />
Arthur<br />
CLUB<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
23.00: Concrete Bln, Rocket, Bass Station Berlin<br />
Junction Bar (✆ 694 66 02)<br />
23.30: DJane B.B.<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
22.00: Mittwochs<br />
Maze (✆ 55 51 84 54)<br />
20.00: Experiminimal, Arne, Peter,Sven, Dave,Chris<br />
Solar Berlin (✆ 016 37 65 27 00)<br />
18.00: Groovy Selection, DanielBest<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Clärchen swingt, Evan &Friends<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso -TangoArgentino, Frank &James<br />
KINO<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Birds OfPassage: Das<br />
grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmU)<br />
12.00; Liebesfilm (OmenglU) 12.20, 19.00; Ray &<br />
Liz (OmU) 14.10, 21.10; Von Bienen und Blumen<br />
(OmenglU) 14.30, 21.00; SupaModo 16.30; Zu jeder<br />
Zeit: Lernwege in der Pflege–De chaque instant<br />
(OmU) 16.50; Border –Gräns (OmU) 19.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 13.40; Nur eine Frau<br />
15.30, 20.00; Monsieur Claude II 17.45; Alfons<br />
Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 13.30; Der Fall<br />
Collini 15.30, 20.30; VanGogh: An der Schwelle zur<br />
Ewigkeit 18.10<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gundermann<br />
15.45; Die Kinder der Utopie (m. Gästen)<br />
18.30; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.50;<br />
Das Ende der Wahrheit 16.40, 20.30; Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire 16.15; Atlas 20.45;<br />
Das schönste Paar 21.15; Stan &Ollie (m. Kurzfilm)<br />
15.00, 17.45; Liebesfilm 19.00; Stan &Ollie<br />
(OmU) 21.00;Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
15.30,17.50,20.15<br />
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.45, 15.50;<br />
Gundermann 14.00; Dumbo 14.00; Die Goldfische<br />
14.00; Der Flohmarkt von Madame Claire 14.00;<br />
Wenn du König wärst 14.20; Der Fall Collini 14.45,<br />
19.30; Avengers: Endgame (OmU) 15.30, 17.00,<br />
19.45, 21.00; Monsieur Claude II 16.30; Van<br />
Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 16.40, 19.30;<br />
Das schönste Paar 17.00; Das Ende der Wahrheit<br />
17.20, 20.00; Nur eine Frau 17.45, 20.15; Tea<br />
with the Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag<br />
–Nothing Like aDame (OmU) 18.00; Stan &Ollie<br />
19.00; Border 20.15; Werk ohne Autor 21.30;<br />
Berlin Bouncer 22.15; Ein Gauner &Gentleman –<br />
The Old Man &the Gun (OmU) 22.30; ImNetz der<br />
Versuchung –Serenity (OmU) 22.40; Van Gogh: An<br />
der Schwelle zur Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OmU)<br />
22.45;Wir –Us(OmU) 22.50<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Von Bienen und Blumen<br />
18.00; Turksib –Die Stahlstraße (m. Live-Musikbegleitung)<br />
20.00<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Der Schnee am<br />
Kilimandscharo 17.00; Luft zum Atmen –40Jahre<br />
Opposition bei Opel inBochum 18.45; Reise nach<br />
Jerusalem (OmenglU) 20.00; Streik – En guerre<br />
(OmU) 22.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 14.10; Royal<br />
Corgi 14.15; Monsieur Claude II14.20, 19.45; Alfons<br />
Zitterbacke 14.20;Willkommen im Wunder Park<br />
14.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.30;<br />
Dumbo 14.30; Glam Girls 14.45, 17.20, 20.00,<br />
22.30; 3D: Avengers: Endgame 14.45, 16.20,<br />
20.15, 22.25; Avengers: Endgame 15.30, 19.45;<br />
Der Fall Collini 16.30, 19.30; Wenn du König wärst<br />
16.40;ImNetz derVersuchung 16.50,19.45, 22.30;<br />
3D: Royal Corgi 17.00; Captain Marvel 17.10; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.15, 20.20,<br />
23.00; Die Goldfische 19.40; After Passion 19.50;<br />
Fighting with My Family 20.00; The Hole in the<br />
Ground 22.30; Lloronas Fluch 22.30; 3D: Captain<br />
Marvel 22.30; Friedhof der Kuscheltiere 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Avengers:<br />
Endgame 13.30, 16.40, 20.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 13.45; Royal Corgi: Der Liebling<br />
derQueen 13.50;Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
14.10, 17.30, 20.40; After Passion 14.30, 17.20;<br />
Die Goldfische 14.40; 3D: Avengers: Endgame<br />
15.15, 16.10, 18.30, 19.30; Dumbo 15.40; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.30, 20.00;<br />
Der Fall Collini 16.50, 20.20; Fighting with My<br />
Family 17.30; Monsieur Claude II 19.20; Captain<br />
Marvel 19.50;The Hole in the Ground 20.10<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Der Fall Collini 14.35, 17.30, 20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Monsieur Claude II<br />
18.00; Roma 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Stan&Ollie (OmU) 17.00;<br />
Preview:All My Loving (m. Gästen) 20.30<br />
Urania-Filmbühne (✆ 218 90 91) Ein Gauner &<br />
Gentleman 16.30,19.00<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Border –Gräns (OmU)<br />
18.00; Free Solo (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 0211) Willkommen<br />
imWunder Park 10.00, 12.00, 14.00;<br />
Unheimlich perfekte Freunde 10.00; Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 10.00, 12.30, 14.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 10.00,12.20,14.40,<br />
17.25, 20.00; Avengers: Endgame 10.00, 15.00,<br />
16.20, 19.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />
Die geheime Welt 12.10; Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft 15.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
16.10, 20.15; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
17.15, 19.50; Monsieur Claude II20.15<br />
Kino imKulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)Monsieur<br />
Claude II 14.15, 18.15; Ein Gauner &Gentleman<br />
16.15; Ein letzter Job 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Monsieur Claude II<br />
15.00, 17.40; Die Kinder der Utopie 20.15<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
Willkommen im Wunder Park 10.00, 12.00; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen10.00, 12.30, 14.10;<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.30,<br />
13.50, 14.45, 17.30, 19.45, 22.40; Misfit 10.00;<br />
Drachenzähmenleicht gemacht 3: DiegeheimeWelt<br />
10.00,12.00; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten 10.00; Avengers: Endgame 10.00,<br />
16.30, 18.00, 20.15, 22.00; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 11.50; Rocca verändert<br />
die Welt 12.20; Wenn du König wärst 14.20; Glam<br />
Girls: Hinreißend verdorben 14.45, 17.15, 20.15,<br />
23.00; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
15.00, 19.45; Dumbo 15.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
16.20, 19.00, 22.20; After Passion 17.10;<br />
Avengers: Endgame (OF) 20.30; Lloronas Fluch<br />
22.40<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 15.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 15.45; Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 15.45, 18.00, 20.30; 3D: Avengers: Endgame<br />
16.30, 20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 18.00, 20.30; Monsieur Claude II18.00;<br />
Der Fall Collini 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Commedia all‘italiana:<br />
Wir hatten uns so geliebt –C‘eravamo tanto amati<br />
(OmenglU; m. Vortag) 20.00; Magical History Tour:<br />
African Queen (OmU) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 12.30, 14.00,<br />
17.10, 19.40, 23.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 12.40, 13.50; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 12.50, 15.30, 16.10; Ostwind 4–Aris<br />
Ankunft 13.00, 13.30; Avengers: Endgame 13.00,<br />
15.10, 17.00, 20.00, 21.00, 22.20; Willkommen<br />
im Wunder Park 13.10, 14.20; Van Gogh: An der<br />
Schwelle zur Ewigkeit 13.20; Dumbo 13.30; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />
13.30; DerFall Collini 13.45, 16.30, 19.50, 22.50;<br />
After Passion 13.50, 16.50, 19.20; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.00, 16.00, 18.00, 19.00, 20.30,<br />
22.00; Ein Gauner &Gentleman 14.10; Monsieur<br />
Claude II 14.30, 16.40, 19.30; Captain Marvel<br />
15.50, 16.20, 20.45; Stan &Ollie 16.20, 19.00;<br />
Der Junge muss an die frische Luft 16.30;<br />
Shazam! 16.50; Ein letzter Job 16.50; 3D: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 17.00, 19.50, 22.45;<br />
Nur eine Frau 17.10, 19.45, 22.30; Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire 18.00; Green Book 19.15;<br />
Im Netz der Versuchung 19.30, 22.30; Free Solo<br />
19.50; Bohemian Rhapsody 19.50; Das Ende der<br />
Wahrheit 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 20.20,<br />
23.10; Iron Sky II22.00; Escape Room 22.20; Lloronas<br />
Fluch 22.30; Fighting with My Family 22.50;<br />
Wir 23.00; The Hole inthe Ground 23.05<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 4344) One Cut of the<br />
Dead (OmU) 18.00; Matrix (OF) 20.00; Wir –Us<br />
(OmU) 22.30<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 1650) Royal Corgi 10.00, 12.00,<br />
14.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00,<br />
12.30, 14.00, 16.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben10.00,12.00,<br />
16.00, 18.00, 20.15, 22.30;<br />
Die sagenhaften Vier –Marnies Welt 10.00; Avengers:<br />
Endgame10.00, 14.00, 16.00, 19.00; Monsieur<br />
ClaudeII12.00;Alfons Zitterbacke–DasChaos<br />
ist zurück 14.00; 3D: Avengers: Endgame 15.00,<br />
18.00, 20.15, 21.30; 3D: PokemonMeisterdetektiv<br />
Pikachu 19.00, 22.00; Der Fall Collini 22.30<br />
Casablanca (✆ 677 5752) Die Goldfische 16.00;<br />
Trautmann 18.15; Niemandsland –The Aftermath<br />
20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.55, 16.40;<br />
3D: Avengers: Endgame 14.00, 15.30, 18.00,<br />
19.30; After Passion 14.00, 17.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.15; Willkommen imWunder<br />
Park 14.20; Captain Marvel 14.20; Dumbo 14.30;<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 15.00, 17.30,<br />
20.15; Avengers: Endgame 16.00,20.00; Wenn du<br />
König wärst 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.00, 19.40; Monsieur Claude II 17.10,<br />
19.30; Der Fall Collini 19.45; Fighting with My Family<br />
19.50; Friedhof der Kuscheltiere 20.15<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Willkommen<br />
im Wunder Park 14.00, 18.25; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.00, 15.00, 16.45,<br />
17.40, 19.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
14.20, 17.40, 19.30; Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft 15.00; Avengers: Endgame 15.00,<br />
19.40; 3D: Avengers: Endgame 16.00, 20.15;<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 16.10; Dumbo<br />
16.40; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
19.45; Avengers: Endgame (OF) 20.15; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu –Pokemon Detective Pikachu<br />
(OF) 20.40<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Die Kinder<br />
der Utopie 19.00;Zujeder Zeit: Lernwegeinder<br />
Pflege –Dechaque instant (OmU) 20.45<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01)Berlin-Film-Katalog:<br />
Zwei in einer großen Stadt 18.00; Ray &Liz (OmU)<br />
19.45; Border –Gräns (OmU) 21.45<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Der Fall Collini<br />
13.15; Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück<br />
15.45; Iuventa: Seenotrettung –Ein Akt der<br />
Menschlichkeit (OmenglU) 18.00; Monsieur Claude<br />
II 10.45, 17.15; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 13.00; Der Flohmarkt von Madame<br />
Claire 15.00; Der Fall Collini 19.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Die Wiese<br />
15.30; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
18.00; Das Ende derWahrheit 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 13.15; Der alte deutsche<br />
Film: Fritz und Friederike 15.45; Preview: Edie –Für<br />
Träume ist es nie zu spät (m. Gast) 18.00; Der Fall<br />
Collini 20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 4678) Die Gentrifizierung bin ich.<br />
Beichte eines Finsterlings 18.00; Beale Street<br />
20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Nur eine Frau 13.30,<br />
20.30; Der Flohmarkt von Madame Claire 15.45;<br />
Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 18.00<br />
FREILUFTKINOS<br />
Freiluftkino Kreuzberg 25 km/h (DFmenglU)<br />
21.30<br />
Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />
Der Goldene Handschuh (OmenglU) 21.15<br />
Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Monty Python:<br />
Das Leben des Brian 21.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Cinema<br />
Ritrovato: Assunta Spina (OmenglU; m. Vorfilmen<br />
u. Einführung) 20.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Van Gogh:<br />
An der Schwelle zur Ewigkeit 14.00; Monsieur Claude<br />
II 14.15, 16.45, 18.45; Atlas 14.30; Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire 14.45; Der Fall Collini<br />
16.15, 20.45; Das Ende der Wahrheit 16.30; Die<br />
Kinder der Utopie 16.45; Preview: Klasse Deutsch<br />
18.45; VonBienenund Blumen 19.00; Das schönste<br />
Paar 20.45; Kleine Germanen 21.00<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 13.40;<br />
Willkommen im Wunder Park 13.45; 3D: Avengers:<br />
Endgame 13.45, 15.45, 18.30, 20.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.00; Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 14.15; Avengers: Endgame<br />
14.15, 15.15, 16.00, 19.30, 20.15; Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 14.30, 17.15, 20.15; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 16.45, 19.40;<br />
Monsieur Claude II17.00; Der Fall Collini 19.30;<br />
After Passion 19.45<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Green<br />
Book –Eine besondere Freundschaft 15.00; Die<br />
Kinder der Utopie 19.00<br />
Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um15.00;Van<br />
Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 17.15; Der Fall<br />
Collini 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 14.00,16.50; Avengers:<br />
Endgame 14.00, 17.00, 20.00; Fighting with My<br />
Family 14.15; Willkommen im Wunder Park 14.20;<br />
Wenn du König wärst 14.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.30; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3: Die geheime Welt 14.30; Asterix und<br />
das Geheimnis des Zaubertranks 14.40; 3D: Avengers:<br />
Endgame 15.30, 16.15, 19.30; After Passion<br />
17.10, 20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.15, 19.50; Monsieur Claude II 17.15,<br />
19.30; Der Fall Collini 17.30, 20.30; 3D: Dumbo<br />
17.45; 3D: Captain Marvel 19.45; Im Netz der Versuchung<br />
20.10; Die Goldfische 20.45<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 10.00, 15.45; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 15.30; 3D: Avengers:<br />
Endgame 16.00, 20.15; 3D: Pokemon MeisterdetektivPikachu<br />
18.00, 20.30; GlamGirls:Hinreißend<br />
verdorben 18.00, 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.00; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.00, 16.15, 20.00; Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 15.00; Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 15.15, 17.45, 19.45; Avengers:<br />
Endgame 17.00, 19.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.15, 20.30<br />
Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />
Avengers: Endgame 16.00, 19.30<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Dumbo<br />
15.45; 3D: Avengers:Endgame16.15, 20.00; Monsieur<br />
Claude II 18.15; Der Fall Collini 20.30
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
WERKSTATT<br />
Neustart für<br />
den lahmen<br />
Computer<br />
VonDaniel Dangelmaier<br />
Hier eine nicht komplett deinstallierte<br />
Software, da ein<br />
paar ressourcenhungrige Hintergrundprogramme<br />
und dort ein ganzer<br />
Haufen veralteter Dateien. Und<br />
ehe man sich versieht, lahmt der<br />
Computer. So mancher User greift<br />
dann zum äußersten Mittel und installiertdas<br />
Betriebssystem neu. Das<br />
ist in der Regel sehr effektiv, aber<br />
auch aufwendig. Denn nach dem<br />
Reset des Rechners müssen zum Beispiel<br />
private Ordner wieder auf die<br />
Festplatte kopiert, Einstellungen<br />
wieder konfiguriert und Treiber<br />
überprüft werden.<br />
All das können sich Windows-<br />
Nutzer sparen: Die aktuelle Version<br />
der Microsoft-Software verfügt über<br />
die sogenannte „Sauberer Start“-<br />
Funktion. Dieses Bordmittel setzt<br />
Windows 10 neu auf, ohne persönliche<br />
Dateien zu überschreiben.<br />
Gleichzeitig sorgt es dafür, dass das<br />
Betriebssystem nur mit den nötigsten<br />
Treibern und Autostartprogrammen<br />
bootet.<br />
Um die praktische, jedoch eher<br />
unbekannte und versteckte Routine<br />
zu starten, müssen User über den<br />
„Start“-Button in die „Einstellungen“<br />
gehen, um zum Menüpunkt<br />
„Update und Sicherheit“ zu gelangen.<br />
Vondortaus lässt sich die Kategorie<br />
„Wiederherstellung“ anwählen,<br />
wo schließlich „Erfahren Sie, wie<br />
Sie mit einer Neuinstallation von<br />
Windows durchstarten“ zu lesen ist.<br />
Hinter diesem Satz verbirgt sich ein<br />
Link zu einem Tool, das die Homeund<br />
Pro-Editionen von Windows 10<br />
aktualisiert und mögliche Systembremsen<br />
entfernt.<br />
Nach dem Öffnen der Applikation<br />
muss der Nutzer lediglich den Lizenzvereinbarungen<br />
zustimmen<br />
und angeben, ob er eigene Dateien<br />
behalten will oder nicht. Anschließend<br />
lädt das Tool eine aktuelle, abgespeckte<br />
Windows-10-Version von<br />
den Microsoft-Servern herunter und<br />
installiert sie selbstständig auf die<br />
Hauptpartition. Während dieses<br />
Prozesses werden alle Anwendungen,<br />
die nicht in Windows integriert<br />
sind, vom Rechner entfernt. Programme<br />
von Drittanbietern oder<br />
auch die Office-Suite müssen folglich<br />
neu eingerichtet werden. Benutzerdefinierte<br />
Konfigurationen sowie<br />
ausgesuchte Dateien des Users bleiben<br />
auf Wunsch jedoch erhalten.<br />
Als etwas radikalere Alternative<br />
zum „Sauberen Start“ ist unter „Wiederherstellung“<br />
übrigens die Option<br />
„Diesen PC zurücksetzen“ zu finden.<br />
Dieser Vorgang löscht ebenfalls alle<br />
systemfremden Programme und<br />
bietet den Erhalt persönlicher Daten<br />
an. Allerdings werden bei der Aktion<br />
sämtliche Systemeinstellungen auf<br />
den Standardwert gebracht, sodass<br />
individuelle Konfigurationen verloren<br />
gehen. Außerdem installiert der<br />
Rechner genau die Windows-Variante<br />
auf die Festplatte,die dem User<br />
vorliegt, und nicht die ressourcenschonende<br />
Modifikation, die der<br />
„Saubere Start“ bereitstellt. Deswegen<br />
ist die „Diesen PC zurücksetzen“-Funktion<br />
eher Anwendern zu<br />
empfehlen, die den Werkszustand<br />
ihres Computers wiederherstellen<br />
wollen.<br />
Daniel Dangelmaier<br />
schreibt seit 17 Jahren<br />
über Digitales.<br />
Gute Laune, Mode und moderne Kunst: Refinery29ist immer auf der Suche nach dem Lebensgefühl junger Frauen. CORPORATE.R29.COM (4)<br />
Das Leben ist schön –meistens<br />
Refinery 29 gehört mit seiner Mischung aus Infos und Werbung zu den beliebtesten Plattformen für junge Frauen<br />
VonSebastian Moll<br />
Phillippe von Borries trägt<br />
am liebsten Turnschuhe<br />
und ein schlichtes graues<br />
Sweatshirt. Äußerlich gibt<br />
er sich noch immer ganz so wie vor<br />
15 Jahren, als er mit seiner heutigen<br />
Frau Piera Gelardi sowie einem<br />
High-School-Freund und dessen<br />
Partnerin in Cafés des New Yorker<br />
Szeneviertels EastVillage auf Servietten<br />
große Pläne geschmiedet hat.<br />
Herausgekommen ist das inzwischen<br />
weltweit agierende Medienunternehmen<br />
Refinery29.<br />
Auch Events gehören dazu<br />
Längst verhandelt er über zweitstellige<br />
Millionenbeträge. „Ja, wir sind<br />
schon ganz schön groß geworden“,<br />
sagt vonBorries,während er aus seinem<br />
Fenster im Finanzviertel von<br />
Manhattan über den neubebauten<br />
Ground Zero und hinüber zur Wall<br />
Street blickt. VonKöln aus hat sich<br />
von Borries aufgemacht in die USA,<br />
um eine der wichtigsten Plattformen<br />
vorwiegend für Frauen im Millennial-Alter<br />
zu entwerfen: Refinery 29.<br />
Am Anfang stand der Wunsch der<br />
vier Freunde, jene kleinen, hippen<br />
Designer-Marken aus Brooklyn, die<br />
sie selbst gerne kauften und deren<br />
Macher zu ihrem Freundeskreis gehörten,<br />
einem breiteren Publikum<br />
zugänglich zu machen.<br />
DerVersuch zu erklären, wie sein<br />
Unternehmen Geld verdient, fällt<br />
Phillippe von Borries sichtbar<br />
schwer. Vom ursprünglichen Konzept<br />
des E-Commerce Marktplatzes<br />
für Untergrund-Marken ist Refinery<br />
jedenfalls schnell abgekommen. Die<br />
Plattformentwickelte sich sehr rasch<br />
hin zu einer Content-Börse. Dabei<br />
Das Luxusprodukt<br />
Die erste Computermaus ist in Deutschland entwickelt worden, ohne dass das großes Interesse hervorrief<br />
Weltweit gibt es nur noch vier<br />
Exemplare: Der deutsche Erfinder<br />
der allerersten Computermaus,Rainer<br />
Mallebrein, hat nun eines<br />
der seltenen Geräte an ein Museum<br />
verschenkt. „Das ist die Ur-<br />
Maus. Wir waren unserer Zeit weit<br />
voraus.Wir haben sie zwischen 1965<br />
und 1968 entwickelt, als es noch<br />
keine Personal Computer gab, nicht<br />
einmal das Wort PC“, sagte der 85-<br />
Jährige am Dienstag in Paderborn.<br />
Dort überreichte der Ingenieur<br />
aus dem Raum Konstanz das Exponat<br />
–früher Rollkugelsteuerung genannt<br />
– als Dauerleihgabe an das<br />
Heinz-Nixdorf-Museumsforum<br />
Der Gründer: Philippe von<br />
Borries ist der deutsche Mitgründer<br />
der PlattformRefinery29.<br />
Er ist in Köln aufgewachsen<br />
und lebt inzwischen<br />
in NewYork. 2005<br />
ging es los, zuvor arbeitete<br />
er beim Magazin The Globalist.<br />
Auch seine Frau Piera<br />
Gelardi ist an dem Projekt<br />
beteiligt. Sie ist Kreativdirektorin.<br />
DER MITGRÜNDER AUS DEUTSCHLAND<br />
(HNF), nach eigenen Angaben das<br />
weltweit größte Computermuseum.<br />
Mallebrein hatte die Maus für Telefunken<br />
entwickelt, das Unternehmen<br />
verkaufte sie ab 1968 zusammen<br />
mit seinem damaligen Spitzencomputer<br />
TR 440. DieKunden waren<br />
GETTY IMAGES/CINDY ORD<br />
Das Produkt: Ursprünglich<br />
war Refinery29als Onlineshop<br />
für Modeprodukte aus<br />
NewYork geplant, doch inzwischen<br />
ist daraus ein digitales<br />
Frauenmagazin geworden,<br />
das auf eine Mischung<br />
aus Information und Werbung<br />
setzt. Mit dem Konzept<br />
werden mehr als 25 Millionen<br />
Leser im Monat erreicht.<br />
war die Trennung zwischen journalististischem<br />
Inhalt und Markenpräsentation<br />
von Anfang an unscharf.<br />
Die klassische Strategie seriöser Medien,<br />
klar zwischen eigenen Inhalten<br />
und fremdfinanzierten Informationen<br />
zu unterscheiden, war für von<br />
Borries und die Mitgründer nicht bedeutend.<br />
So gehörtinder Firmaalles<br />
zusammen. Sie ist zugleich Redaktion,<br />
Produktionsgesellschaft und<br />
Marktforschungsinstitut.<br />
Wenn jedenfalls ein Sportgetränke-Hersteller<br />
wie Gatorade wissen<br />
will, warum junge Frauen früher<br />
den Wettkampfsport aufgeben als<br />
junge Männer, dann wendet er sich<br />
an Refinery, um deren Community<br />
zu befragen. Der Refinery„Research<br />
Panel“ liefert dann rasche und präzise<br />
Antworten. Wenn Firmen mit<br />
Branded Content eine Präsenz auf<br />
der Refinery-Website wünschen,<br />
bietet von Borries’ Team nicht nur<br />
den Platz, sondern auch die Beratung<br />
und, wenn gewünscht, die Produktion<br />
der Inhalte an. Und selbstverständlich<br />
stehen dem Kunden auf<br />
Wunsch die Inhalte auch für andere<br />
Plattformen zur Verfügung.<br />
Denn aufwändig produzierte eigene<br />
Inhalte bietet Refinery auch an<br />
–von einer Video-Dokumentationsserie,<br />
die über Lebensweisen junger<br />
Frauen weltweit berichtet, bis hin zu<br />
einem Forum über Geld und Anlagen<br />
–„eines der letzten großen Tabu-<br />
Themen“, wie von Borries sagt. Es<br />
gab eine Zeit, da wurde auf kurze<br />
Clips für Facebook gesetzt. Im<br />
schwierigen Jahr 2018 musste deshalb,<br />
nach Angaben des Branchenblatts<br />
Adweek, Leute entlassen werden.<br />
Klassische Nachrichten gibt es<br />
auch, wobei die Themenauswahl<br />
eher subjektiv ist. „Wir haben keinen<br />
üblichen Newsroom. Wir entscheiden<br />
eher intuitiv, was unsere Leserinnen<br />
interessieren könnte.“ Das<br />
Rollkugel<br />
wurde sie damals<br />
genannt –die<br />
erste deutsche<br />
Computermaus.<br />
NIXDORF MUSEUMSFORUM<br />
vorallem Universitäten, für den persönlichen<br />
Hausgebrauch waren die<br />
Geräte zu teuer. Sie kosteten bis zu<br />
20 Millionen Mark,sagte Mallebrein.<br />
DieFolge: Nur46Geräte wurden verkauft.<br />
Die Maus, für 1500 Mark zu<br />
haben, geriet in Vergessenheit. Ein<br />
reicht von einer detaillierten Berichterstattung<br />
über den Kampf um<br />
das Abtreibungsrecht in den USA bis<br />
hin zu Reportagen über ambitionierte<br />
Politikerinnen und ihr Kampf<br />
um einflussreiche Ämter.<br />
Ändernmit der Zielgruppe<br />
Wasaber fast noch wichtiger ist: Online<br />
und offline zu kombinieren. Refinery<br />
29lege bis heute großen Wert<br />
darauf, „Erfahrungen zu schaffen“,<br />
wie von Borries es ausdrückt. So wie<br />
die Aktion „29 Rooms“, für die Refinery<br />
jungen Künstlerinnen Gestaltungsraum<br />
gab und ein Happening<br />
für die New Yorker Kunstwelt schuf.<br />
Online und offline zu kombinieren,<br />
das überzeugt jedenfalls: Alleine bei<br />
Instagram konnten so 2,3 Millionen<br />
Followergefunden werden. Drei Millionen<br />
Frauen haben den Newsletter<br />
abonniert, mehr als 100 000 sind im<br />
vergangenen Jahr zu den Events gekommen.<br />
So strahlt von Borries heute den<br />
branchentypischen Optimismus<br />
aus, der sowohl auf der Fähigkeit<br />
fußt, die Zielgruppe eng an die<br />
Marke zubinden, als auch der Bereitschaft,<br />
sich ständig neu zu erfinden.<br />
„Wir müssen jedes Jahr unser<br />
Geschäftsmodell überdenken“,<br />
gab er jüngst in einem Podcast zu.<br />
Anders lässt es sich als modernes<br />
Medienunternehmen nicht überleben.<br />
Für Refinery 29heißt das, sich<br />
ständig mit der Zielgruppe zu verändern.<br />
Immerhin bedient die<br />
Plattform janun schon die zweite<br />
Generation junger Frauen. Deshalb<br />
sieht man in den Gängen am<br />
Broadway auch nur ganz selten jemanden,<br />
der älter als 40 ist. Der<br />
Männeranteil der Belegschaft liegt<br />
um die 15 Prozent.<br />
Patent gab es auch nicht. „Wegen zu<br />
geringer Erfindungshöhe“, stand damals<br />
im Schreiben des Patentamts,<br />
erinnert sich der Senior. „Über Anwendungsmöglichkeiten<br />
war damals<br />
gar nicht gesprochen worden,<br />
nämlich dass die Maus Mensch-Maschine-Interaktion<br />
fahren kann.“ Telefunken<br />
kümmerte sich nicht groß<br />
darum. Schwamm drüber. Mallebrein<br />
widmete sich dann anderen<br />
Erfindungen. Der weltweite Siegeszug<br />
der Computermaus begann erst<br />
in den 80er-Jahren –auf Basis des<br />
Mallebrein-Rollkugelsystems, wie<br />
der 85-Jährige und das HNF betonten.<br />
Immerhin. (dpa)<br />
Smartphones<br />
über WhatsApp<br />
infiziert<br />
Unternehmen hat<br />
Sicherheitslücke entdeckt<br />
Der Chatdienst WhatsApp hat<br />
eine Sicherheitslücke geschlossen,<br />
durch die Überwachungs-Software<br />
auf Smartphones installiert<br />
werden konnte. Die Geräte konnten<br />
mit einem präparierten WhatsApp-<br />
Anruf infiziert werden, da die<br />
Schwachstelle in der Umsetzung der<br />
Internet-Telefonie lag. Hinter der<br />
Angriffs-Technologie werde die israelische<br />
Firma NSO vermutet, die<br />
Spionage-Werkzeuge an Regierungen<br />
verkauft, berichteten unter anderem<br />
die Financial Times und<br />
TechCrunch.<br />
WhatsApp geht davon aus, dass<br />
Ziel der Angriffe lediglich einige ausgewählte<br />
Nutzer geworden sein<br />
dürften. So war wohl ein Menschenrechts-Anwalt<br />
in Großbritannien am<br />
Wochenende Ziel einer versuchten<br />
Cyber-Attacke über die Schwachstelle<br />
geworden, wie die Financial<br />
Times unter Berufung auf Forscher<br />
des Citizen Lab an der Universität<br />
von Toronto berichtete. Der Angriff<br />
sei durch die von WhatsApp unternommenen<br />
Gegenmaßnahmen<br />
aber gescheitert, hieß es.<br />
Der zum Facebook-Konzern gehörende<br />
Chatdienst erfuhr Anfang<br />
Mai von dem Problem und schloss<br />
die Lücke. Betroffen waren sowohl<br />
Smartphones mit Googles Android-<br />
System als auch Apples iPhones,Telefone<br />
mit Microsofts Windows<br />
Phone und Samsungs Tizen. Whats-<br />
App schaltete auch US-Regierungsbehörden<br />
für Ermittlungen ein. Das<br />
bekannteste Produkt der FirmaNSO<br />
ist eine Softwaremit dem Namen Pegasus,<br />
das wohl Mikrofon und Kamera<br />
eines Telefons aktivieren,<br />
Standort-Daten sammeln sowie E-<br />
Mails und Kurzmitteilungen durchsuchen<br />
kann. NSO betonte, das Unternehmen<br />
setze seine Werkzeuge<br />
nicht selbst ein, das machten nur<br />
Geheimdienste und Sicherheitsbehörden.<br />
(dpa)<br />
Auch Tablets erhalten bald vielleicht einen<br />
aufklappbaren Bildschirm. LENOVO<br />
Lenovo zeigt<br />
Tablet zum<br />
Ausklappen<br />
Der Marktstart ist für das<br />
Jahr 2020 geplant<br />
Als erste Geräte mit faltbarem Display<br />
wurden bisher Smartphones<br />
vorgestellt, die sich zu einem<br />
Tablet aufklappen lassen –der PC-<br />
Spezialist Lenovo denkt jetzt mit einem<br />
Notebook eine Nummer größer.<br />
Das in der Nacht zum Dienstag<br />
präsentierte Modell aus der Reihe<br />
ThinkPad X1 hat aufgefaltet einen<br />
Bildschirm mit einer Diagonale von<br />
13,3 Zoll (rund 33,8 Zentimeter). Das<br />
Gerät hat keine Hardware-Tastatur,<br />
dafür füllt das Display die gesamte<br />
Oberfläche aus. Lenovo stellt einen<br />
Marktstart für das Jahr 2020 in Aussicht.<br />
Bisher haben Samsung und<br />
Huawei Auffalt-Smartphones präsentiert.<br />
Das rund 2000 Euro teure<br />
Galaxy Fold von Samsung sollte sogar<br />
schon Ende April inden Handel<br />
kommen, der Marktstart wurde jedoch<br />
auf unbestimmte Zeit verschoben,<br />
nachdem mehrere Testgeräte<br />
kaputtgegangen waren. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 27<br />
·························································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />
(für HG)Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />
Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Verrückt nach Meer. Die Meerfrauen<br />
vonCheju 17.00 (für HG)Tagesschau<br />
17.15 (für HG)Brisant 18.00 (für HG)Quizduell<br />
18.50 (für HG) Watzmann ermittelt. Almsünde<br />
19.45 (für HG)Quizzen voracht 19.55 (für HG)<br />
Börse voracht 20.00 (für HG)Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Eden<br />
TV-Drama, D2019<br />
Mit Sylvie Testud,Diamand Abou<br />
Abboud, Maxim Khalil, Juliane Köhler,<br />
Wolfram Koch,Theo Alexander u.a.<br />
Regie: Dominik Moll<br />
22.30 (für HG) Tagesthemen<br />
23.00 (für HG) Plusminus<br />
Versorgungsausgleich –Wie man seine<br />
Rentenansprüche zurückholen kann<br />
23.30 (für HG) Maischberger<br />
Die Schicksalswahl –ist Europa<br />
wirklich in Gefahr?<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />
Wolfram Kons 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter uns.<br />
Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was zählt. Soap<br />
10.00 Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12.<br />
Moderation: Katja Burkard 14.00 Die Superhändler<br />
–4Räume, 1Deal 16.00 Vorher<br />
Nachher –Dein großer Moment. Mit Janine<br />
Kunze 17.00 Freundinnen –Jetzt erst recht.<br />
Unterhaltungsserie 17.30 Unter uns. Daily<br />
Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin. Moderation:<br />
Elena Bruhn 18.30 Exclusiv –Das Star-<br />
Magazin. Moderation: Frauke Ludowig 18.45<br />
aktuell 19.05 (für HG) Alles was zählt. Soap<br />
19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 Die 25...<br />
Vom Brummifahrer zum Nagel-<br />
Designer /Emmy Abrahamson verliebt<br />
sich in Obdachlosen /Beatrice Egli –<br />
vom Normalo zum Superstar<br />
Moderation: Sonja Zietlow<br />
22.15 stern TV Angebliche „Wundermittel“ für<br />
tausende Euro:Wie Heilpraktiker Krebs<br />
zum Geschäft machen /Warum eskalieren<br />
so viele Hochzeitskorsos?<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />
Zweifelhaftes Geständnis. Krimiserie<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR Maße:6,5 mit ×11cm(B/H) der es möglich ist, in die Vergangenheit Arte<br />
12.35 (für HG) Königswalzer. Liebesfilm, D<br />
1955 14.00 (für HG) um zwei 15.15 (für HG)<br />
Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) MDR<br />
um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG)<br />
Brisant 18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für<br />
HG) Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG) Tierisch, tierisch 20.15 (für HG) Exakt<br />
20.45 (für HG) Exakt –Die Story 21.15 (für<br />
HG) Echt 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für<br />
HG) Tatort. Absturz. TV-Kriminalfilm, D2009<br />
23.35 extra 3 0.20 Zärtlichkeiten im Bus 1.20<br />
(für HG) Lindenstraße 1.50 (für HG) Exakt<br />
Bayern<br />
15.30 (für HG)Schnittgut.Allesaus dem Garten<br />
16.00 (für HG)Rundschau 16.15 (für HG) Wirin<br />
Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG)Rundschau 19.00 (für HG)<br />
Stationen 19.30 (für HG) DahoamisDahoam<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Wahlarena.<br />
Live 21.30 (für HG)Kontrovers 22.00 (für<br />
HG) Rundschau Magazin 22.15 (für HG)Die Macho-Republik?Wie<br />
Frauenummehr Macht in der<br />
Politik kämpfen 23.00 (für HG) Kulenkampffs<br />
Schuhe. Dokumentarfilm,D2018 0.30 kinokino<br />
0.45 Another Year. Drama, GB 2010<br />
Vox<br />
15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 ZwischenTüll und<br />
Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 (für HG) Magnum P.I. 21.15 (für HG)<br />
Magnum P.I. 22.05 (für HG) Law &Order: Special<br />
Victims Unit 23.00 (für HG) Law &Order:<br />
Special Victims Unit 23.50 nachrichten 0.10<br />
(für HG) Medical Detectives – Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Tödliches Verlangen 1.00 (für<br />
HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Tödliche Substanzen<br />
Super RTL<br />
15.00 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.25 Tom<br />
und Jerry 15.50 Der gestiefelte Kater –Abenteuer<br />
in San Lorenzo 16.15 Zig &Sharko–Meerjungfrauen<br />
frisst man nicht! 16.45 Die Nektons<br />
–Abenteurer der Tiefe 17.15 Barbie –<br />
Traumvilla-Abenteuer 17.40 Spirit: wild und frei<br />
18.10 Bugs Bunny &LooneyTunes 18.40 Woozle<br />
Goozle 19.10 Tomund Jerry 19.45 Angelo!<br />
20.15 (für HG)Dr. House 21.10 (für HG) Dr.<br />
House 22.00 (für HG)Dr. House 22.55 Die Kinderklinik<br />
–Kleineund große Helden 0.05 Comedy<br />
total 0.25 Infomercials<br />
Sport1<br />
9.00 Teleshopping 14.30 Normal. Magazin der<br />
Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien<br />
15.00 StorageWars –Geschäfte in Texas. Bubba<br />
007 15.30 Storage Wars –Geschäfte in<br />
Texas. Glückliches Händchen 16.00 Eishockey:<br />
Weltmeisterschaft. Gruppe B: Schweiz –Norwegen<br />
18.30 Fußball: U19-Bundesliga. Halbfinale,<br />
Hinspiel 20.10 Eishockey:Weltmeisterschaft.<br />
Gruppe A: Deutschland –Slowakei<br />
22.30 Hans Sarpei –Das Tsteht für Coach<br />
23.30 Bundesliga aktuell 0.00 Normal<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />
(für HG) Notruf Hafenkante. Die Zeugin 11.15<br />
(für HG) SOKO Stuttgart 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />
15.00 (für HG) heute Xpress 15.05<br />
(für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG) heute –<br />
in Europa 16.10 (für HG) DieRosenheim-Cops.<br />
Der letzte Atemzug 17.00 (für HG) heute 17.10<br />
(für HG) hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute<br />
heute 18.00 (für HG) SOKO Wismar. Verblitzt<br />
19.00 (für HG)heute 19.21 Parteien zur Europawahl<br />
19.25 (für HG) DieSpezialisten –ImNamen<br />
der Opfer. Dem Himmel so nah<br />
20.15 (für HG) Aktenzeichen XY ...ungelöst<br />
Mord an Anhalterin /Brutaler Überfall<br />
/Todesfall mit Folgen /Obdachloser<br />
totgeschlagen /Der XY-Preis<br />
2019 /Promi-Wirt vermisst<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) ZDFzoom<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
0.45 Schafft Europa sich ab? EU-Gegner<br />
auf dem Vormarsch<br />
2.10 (für HG) Aktenzeichen XY ... ungelöst<br />
5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namender<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfenfür Sie! MitAlexanderHold,<br />
Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />
im Einsatz 14.00 AufStreife.Reportagereihe<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik<br />
am Südring –Die Familienhelfer 17.30 Klinik am<br />
Südring –Die Familienhelfer 18.00 Endlich Feierabend!<br />
Moderation: Simone Panteleit,Daniel<br />
Boschmann 19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />
19.55 Nachrichten<br />
20.15 TopChef Germany<br />
Show<br />
Gast: Meister Afong.Jury: Eckart<br />
Witzigmann, Peter Maria Schnurr,<br />
Alexandra Kilian<br />
Moderation: Daniel Boschmann<br />
23.10 akte 20.19 Spezial<br />
Beautywahn:Wenn die Lippen immer<br />
größer werden<br />
Moderation: Claus Strunz<br />
0.10 SAT.1 Reportage<br />
Alles inklusive? Grüße aus der Bettenburg!<br />
Reportagereihe<br />
14.55 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
15.45 (für HG) Aktuell 16.05 Hier<br />
und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />
18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Markt 21.00 (für<br />
HG) Der Haushalts-Check mit YvonneWillicks<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Die Story<br />
22.55 (für HG) sport inside 23.25 (für HG)<br />
Goodbye Großbritannien? 0.10 (für HG) GoodbyeTommies<br />
–Abschied von den Briten 0.55<br />
(für HG) Maischberger 2.10 Erlebnisreisen<br />
NDR<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Seehund, Puma &<br />
Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />
Wie geht das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Wildes Baltikum 21.00 (für<br />
HG) Wildes Baltikum 21.45 (für HG) aktuell<br />
22.00 (für HG) Großstadtrevier. Arbeit jeder<br />
Art 22.50 (für HG) extra 3Spezial 23.20 (für<br />
HG) extra 3Spezial 23.50 (für HG) 7Tage ...<br />
0.20 Hafenpolizei. Sprung von der Brücke<br />
0.45 (für HG) Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />
Kabel eins<br />
7.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 8.35<br />
Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.30 Navy<br />
CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15 Without aTrace<br />
12.10 Numb3rs 13.05 Castle 14.00 The Mentalist<br />
15.00 Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00<br />
Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />
Mein Lokal,Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />
Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns drum<br />
20.15 DéjàVu–Wettlauf gegen die Zeit. Thriller,<br />
USA/GB 2006 22.50 Gegen die Zeit. Thriller,<br />
USA 1995 0.30 Déjà Vu –Wettlauf gegen die<br />
Zeit. Thriller,USA/GB 2006<br />
RTL 2<br />
12.00 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 14.00 Die Wollnys –Eine<br />
schrecklich große Familie! 15.00 Hilf mir!<br />
Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />
Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Kleine<br />
Helden ganz groß! –Wenn Kinder kämpfen<br />
müssen 21.15 Voller Leben –Meine letzte Liste<br />
22.15 Die Babystation –Jeden Tagein kleines<br />
Wunder 23.15 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
0.10 Die Forensiker –Profis am Tatort<br />
1.10 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
Eurosport 1<br />
12.00 Radsport: Giro d'Italia 13.45 Radsport:<br />
Giro d'Italia. 5. Etappe: Frascati –Terracina<br />
17.00 Radsport: Giro extra. Analysen und Interviews<br />
zur heutigen Etappe 17.30 Radsport:<br />
Vier Tage von Dünkirchen 18.30 Formel E: FIA-<br />
Meisterschaft 19.30 Tourenwagen: Weltcup<br />
19.55 Eurosport News 20.05 Radsport: Giro<br />
Today. Die Highlights der aktuellen Etappe<br />
22.00 Radsport:Tour of California 22.55 Eurosport<br />
News 23.00 Radsport: Tour of California.<br />
4. Etappe 1.00 EWC All Access<br />
ARTE, 20.15 UHR DRAMA<br />
Julieta<br />
Julieta möchte gemeinsammit ihremLebenspartner Lorenzo Madrid verlassen<br />
undinPortugalein neues Lebenbeginnen. DiesePläne werden jedoch verworfen,<br />
alsJulieta eines Tagesauf Beatriztrifft,einer alten Schulfreundin ihrerTochter<br />
Antía.Schon lange hat Julietakeinen Kontaktmehr zu Antía undhat keine<br />
Ahnungwodiesesteckt. Durchdie Begegnungmit Beatriz keimtbei Julieta neue<br />
Hoffnung auf, Antíawiederzusehen. Julieta ziehtsich zurückindie Wohnung, in<br />
der sieAntía damals großzogund beginnt damit, ihrer Tochtereinen fiktiven Brief<br />
zu schreiben,inder sievon der ersten Begegnungmit deren Vater,dem Fischer<br />
Xoan undden Tagenihrer Jugend erzählt. Demspanischen Regisseur und Drehbuchautor<br />
PedroAlmodóvargelangein feinfühliges Familiendrama, das loseauf<br />
drei Kurzgeschichten derkanadischen Schriftstellerin Alice Munrobasiert.<br />
(Span./2016)<br />
Foto: Arte<br />
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wird mit der Aufklärungdes Terroranschlags<br />
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Statement beauftragt. fürdie Hauptstadt Während und seiner Ermittlungen<br />
ihre multikulturelle erfährtervom Gesellschaft. FBIvon einer neuen Technik,<br />
Gewicht:180 zu schauen. g Es dauertnichtlange und Carlin<br />
findet heraus, dass er durch dieseTechnik<br />
nichtnur Einblicke in die Vergangenheit<br />
Art.-Nr. 1040001<br />
erhält,sondern dieseauchverändern kann.<br />
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Regisseur Tony Scottmit Oscarpreisträger<br />
Denzel Washington in der Hauptrolle.<br />
(USA/GB/2006)<br />
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9 3 7<br />
7 4 6<br />
2 8<br />
1 2<br />
5<br />
5 6 7 3<br />
4 7 3<br />
8 9 4 1<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />
6 5<br />
2 7<br />
4 1<br />
2<br />
8 9<br />
3<br />
9<br />
5 3<br />
4 3 6<br />
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vom VOM 14.5.2019 XX. MITTEL mittel<br />
5 4 1 8 9 6 3 2 7<br />
6 2 7 3 1 4 8 5 9<br />
3 9 8 5 7 2 6 4 1<br />
8 7 5 4 2 9 1 3 6<br />
4 1 9 6 3 7 5 8 2<br />
2 6 3 1 8 5 7 9 4<br />
1 3 6 2 4 8 9 7 5<br />
7 5 2 9 6 3 4 1 8<br />
9 8 4 7 5 1 2 6 3<br />
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Auflösung<br />
vom<br />
VOM<br />
14.5.2019<br />
XX. 5. 2019<br />
SCHWER schwer<br />
7 8 1 4 6 5 2 3 9<br />
3 4 9 1 8 2 6 5 7<br />
6 5 2 3 9 7 1 8 4<br />
8 9 7 6 1 4 3 2 5<br />
4 2 6 5 3 9 7 1 8<br />
1 3 5 7 2 8 9 4 6<br />
9 1 8 2 4 6 5 7 3<br />
5 6 3 8 7 1 4 9 2<br />
2 7 4 9 5 3 8 6 1<br />
6.20 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />
7.20 Brisant 8.00 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />
In aller Freundschaft 10.30 Rote Rosen 11.20<br />
Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin Dr.Mertens<br />
13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer 14.00<br />
Lichters Schnitzeljagd 14.45 made inSüdwest<br />
15.00 Heute im Parlament. Live 16.00 rbb24<br />
16.15 Wer weiß denn sowas? 17.00 rbb24<br />
17.05 Giraffe, Erdmännchen &Co. 17.55<br />
Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />
19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
20.00 (für HG)Tagesschau<br />
20.15 rbb Praxis Bluthochdruck: Richtig<br />
messen, natürlich senken<br />
21.15 Kontraste –Die Reporter<br />
Bio, braun und barfuß –Rechte Siedler<br />
in Brandenburg<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Tiermythen<br />
Die Kinder des rosa Delfins<br />
22.45 Planet Deutschland: 300 Millionen<br />
Jahre Der erste Deutsche<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Die Eifelpraxis –Aufbruch<br />
TV-Drama,D2018<br />
ProSieben<br />
8.50 The Middle 9.45 Fresh off the Boat<br />
10.35 Mike &Molly 11.00 How IMet Your Mother<br />
11.55 2Broke Girls. Verzockt/Ein befriedigender<br />
Abschluss. Comedyserie 12.45 Mom.<br />
Baby Blues.Comedyserie 13.05 Twoand a<br />
Half Men. Ich kann mir keine Hyänen leisten/<br />
Wer kriegt die Verrückte?/Wer kriegt die Verrückte?<br />
Comedyserie 14.25 The Middle. Die<br />
Aufführung/Das Kuscheltier.Comedyserie<br />
15.15 The Big Bang Theory. Die Spaßbremse/<br />
Wenn Männer Händchen halten .../Mein Gespräch<br />
mit Mutter/Reife Leistung, Playboy!<br />
Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons. Walverwandtschaft/Nedtropolis.Zeichentrickserie<br />
19.05 Galileo<br />
20.15 Grey's Anatomy –Die jungen Ärzte<br />
Ein Sturm zieht auf<br />
Krankenhausserie<br />
21.15 Seattle Firefighters –Die jungen<br />
Helden<br />
Stürmische Zeiten. Actionserie<br />
22.15 Lucifer<br />
Bis dass der Toduns scheidet<br />
Krimiserie<br />
23.15 Lucifer<br />
Meines Bruders Hüter.Krimiserie<br />
0.10 Two and aHalf Men<br />
West Side Story. Comedyserie<br />
13.00 Stadt Land Kunst 14.10 (für HG) Von<br />
Mäusen und Menschen. Drama,USA 1992<br />
15.55 Oman,Saudi-Arabien, Katar 16.50 (für<br />
HG) X:enius 17.20 Spanien von oben –<br />
Geschichte(n) eines Landes (3/5) 17.50 (für<br />
HG) Ach, Europa! 18.35 (für HG) Das geheime<br />
Leben der Pflanzen 19.20 Arte Journal 19.40<br />
Re: 20.10 Anderswo in Europa 20.15 (für HG)<br />
Julieta. Drama, E2016 21.50 Filmikonen –<br />
Magnum Photos und das Kino 22.45 Clash.<br />
Drama, EG/F 2016 0.15 Arte Journal 0.40<br />
Sanfter Mann sucht Frau. TV-Drama, F2015<br />
3Sat<br />
13.00 (für HG) ZIB 13.20 (für HG) Auf Kreuzfahrt<br />
imMittelmeer 14.50 (für HG) Sehnsuchtsland<br />
Italien 15.35 Küstenparadies Kroatien<br />
17.45 (für HG) Das Land, wo die Orangen<br />
blühen 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Späte Liebe 21.05 Glücklich alt werden<br />
22.00 (für HG) WELTjournal 22.30 Angst essen<br />
Seele auf. Melodram, D1974 0.00 (für<br />
HG) Ehe für alle –Alles erreicht? 0.30<br />
10vor10 1.00 ECO 1.25 (für HG) Panorama<br />
1.50 (für HG) Auf Kreuzfahrt imMittelmeer<br />
Phoenix<br />
12.00 phoenix vor ort 12.30 phoenix plus. RepublikimUmbruch–Mobilität<br />
13.00 Bundestag<br />
live 14.00 China –Radikal Digital –Blickinunsere<br />
Zukunft? 14.45 Hongkong:Tor zu China 15.30<br />
Bundestag live. Live 18.00 plan b 18.30 Die<br />
Eiserne Zeit –Lieben undTöten im Dreißigjährigen<br />
Krieg 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
WirDeutschen und Europa 21.00 Wahl 2019<br />
22.30 phoenix runde. Die Analyse zur Spitzenkandidaten-Debatte<br />
23.15 phoenix der tag 0.00<br />
phoenix runde. Die Analyse zur Spitzenkandidaten-<br />
Debatte 0.45 WDR Geschichte(n)<br />
Kika<br />
15.00 (für HG) Dance Academy –Tanz deinen<br />
Traum! 15.50 Sherlock Yack –Der Zoodetektiv<br />
16.15 (für HG) Zoom –Der weiße Delfin 16.40<br />
Ein Fall für TKKG 17.25 Kein Keks für Kobolde<br />
17.50 (für HG) Mascha und der Bär 18.00 (für<br />
HG) Wir Kinder aus dem Möwenweg 18.10 (für<br />
HG) Der kleine Drache Kokosnuss 18.35 Zacki<br />
und die Zoobande 18.50 Sandmann 19.00<br />
(für HG) Lassie 19.25 (für HG) Die beste Klasse<br />
Deutschlands 19.50 (für HG) logo! 20.00<br />
(für HG) KiKA Live 20.10 Das erste Mal ...Asien!<br />
20.35 Die Mädchen-WG<br />
Dmax<br />
12.15 Hardcore Pawn: Das härteste Pfandhaus<br />
Detroits 13.15 Yukon Men –Überleben in<br />
Alaska 14.15 Das Survival-Duo: Zwei Männer,<br />
ein Ziel 15.15 Coast GuardAlaska –Rettung<br />
aus der Luft 16.15 Highway Patrol 17.15 Fast<br />
'N' Loud 19.15 Steel Buddies –Stahlharte<br />
Geschäfte 20.15 Auction Hunters –ZweiAsse<br />
machen Kasse 21.15 Hardcore Pawn: Das<br />
härteste Pfandhaus Detroits 22.15 Shark<br />
Tank –Die Business-Profis 0.15 Die Baumhaus-Profis<br />
1.10 Die Baumhaus-Profis<br />
5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.15 Menschen hautnah 10.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 10.15 Kontroversextra 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 Markt<br />
20.00 Tagesschau 20.15 ReportMünchen 20.47<br />
Extra 21.00 Debatteder Spitzenkandidaten zur<br />
Europawahl 2019 22.30 Panorama323.00 Tagesthemen<br />
23.30 Kontrovers 0.00 defacto 0.45<br />
Die Tagesschau vor20Jahren 1.00 Nachtmagazin<br />
1.20 extra 3Spezial 1.50 Extra 2.00 Nachtmagazin<br />
2.20 Sachsen-Anhalt Heute 2.50 Schätze der<br />
Welt 3.05 AktuelleStunde 3.50 Extra 4.02 Brandenburgaktuell<br />
4.30 buten un binnen<br />
ONE<br />
11.45 Sturmder Liebe 12.30 Sturmder Liebe<br />
13.20 Um Himmels Willen 14.10 KrügersOdyssee.<br />
TV-Komödie, D2017 15.40 In allerFreundschaft–Die<br />
jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde<br />
Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Der Dicke 18.40 Sturmder Liebe<br />
19.25 Sturmder Liebe 20.15 Agatha Christies<br />
Poirot. Die Katze im Taubenschlag.TV-Kriminalfilm,<br />
GB 2008 21.45 EurovisionSong Contest 2019 –<br />
41 Videos fürIsrael 23.55 Agatha Christies Poirot.<br />
Die Katze im Taubenschlag.TV-Kriminalfilm, GB<br />
2008 1.30 Eurovision Song Contest2019–41<br />
Videos für Israel 3.40 Erlebnisreisen 3.50 Der<br />
Dicke 4.40 Um Himmels Willen<br />
ZDF NEO<br />
5.35 TerraX6.20 TerraX7.05 TerraX7.45 Topfgeldjäger<br />
8.40 Lafer! Lichter! Lecker! 9.25 Bares<br />
für Rares 10.20 Bares für Rares 11.10 Duell der<br />
Gartenprofis 11.55 Die Rettungsflieger 12.40 Die<br />
Rettungsflieger 13.25 Monk 14.05 Monk 14.50<br />
Heldt 15.35 DieRettungsflieger 16.20 Die Rettungsflieger<br />
17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Baresfür<br />
Rares 19.20 Baresfür Rares 20.15 (für<br />
HG)Wilsberg. Nackt im Netz.TV-Kriminalfilm, D<br />
2014. Mit LeonardLansink, Oliver Korittke, Rita<br />
Russek 21.45 Undercover 22.30 Undercover<br />
23.25 Aktenzeichen XY ... ungelöst 0.55 (für HG)<br />
Wilsberg. Nackt im Netz. TV-Kriminalfilm, D2014<br />
2.25 TerraX3.10 TerraX3.55 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
13.30 (für HG) Diesieben größtenGefahren für die<br />
EU 14.15 Schafft Europa sich ab?EU-Gegner auf<br />
dem Vormarsch 15.00 (für HG) Die Welt der<br />
Reichsbürger 15.45 DrahtzieherBurschenschaften<br />
16.30 Achtung Polizei! –Willkür, Pannen, Personalnot<br />
17.15 Macht und Machenschaften 18.00 GeheimakteFinanzkrise<br />
18.45 Klimakiller Holzkohle<br />
19.30 (fürHG) planet e. 20.15 Diesterbenden<br />
Inseln 21.00 Die Plastik-Invasion –Coca-Cola und<br />
der vermüllte Planet. Dokumentarfilm, F2018<br />
21.45 Vergiftete Flüsse. Dokumentarfilm, USA<br />
2017 22.30 Risiko Felsstürze –Wenn Berge bröckeln<br />
23.15 Mysteriendes Weltalls 0.00 Leschs<br />
Kosmos 1.00 heute-journal<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Opernführer Jules Massenet: „Manon”. Mit<br />
Matthias Käther,ca. 56 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Heidelberger Frühling –Neuland.Lied.<br />
„Dort ist das Glück”. Schubert-Liederabend für<br />
Musicbanda und einen verschwundenen Sänger.,ca.<br />
87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik spezial Kunstvolle weltliche Lieder<br />
–Die burgundische Chanson des 15. Jahrhunderts.,<br />
ca. 56 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Der Komponist Frédéric<br />
Rzewski. Seine Klaviervariationen ''The people<br />
united will never bedefeated'' über das chilenische<br />
Widerstandslied haben Frédéric Rzewski<br />
auch über die Neue Musik-Szene hinaus<br />
bekannt gemacht., ca. 56 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielweisen Heimspiel –Die Deutschlandradio-Orchester.Entdeckungen<br />
bei Martinù –<br />
Part II.Mit Klaus Gehrke, ca. 45 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik 25 Jahre Collegium Novum Zürich<br />
mit Werken von Maderna, Webern, Scelsi, Mégroz,<br />
Arter,Boulez, Racine,ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (16/18). Es<br />
liest Manuel Soubeyrand, ca. 30 Minuten<br />
20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit Anke Stelling liest aus ihrem neuen<br />
Roman „Schäfchen im Trockenen”, ca. 30 Min.<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Eugénie Grandet” Hörspiel nach dem gleichnamigen<br />
Roman von Honoré de Balzac,<br />
ca. 60 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (16/18),<br />
ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Feature Torte statt Worte. Anleitung zur politischen<br />
Wurfkunst., ca. 56 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice „Friend 'n' Fellow”. Mit Ortrun<br />
Schütz, ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.Schwarze<br />
Schafe,heute ganz in weiß.<br />
Neue Lieder und Geschichten vonAndrea Ada<br />
Badey. Von Sabine Fringes, ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 111 · M ittwoch, 15. Mai 2019 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
JimmyCarter wollte eigentlich ein<br />
paar Truthähne erlegen, doch daraus<br />
wurde nichts.Der 94-jährige frühere<br />
US-Präsident stürzte auf dem Weg<br />
zur Jagd und brach sich die Hüfte.<br />
DerUnfall machte den Friedensnobelpreisträger<br />
durchaus nachdenklich:<br />
Nach der erfolgreich verlaufenen<br />
OP erklärte Carter,seine Hauptsorge<br />
sei, dass die Truthahn-Jagdsaison<br />
in dieser Woche ende und er die<br />
erlaubte Zahl an Tieren noch gar<br />
nicht erlegt habe.Jetzt hoffe er,dass<br />
der Bundesstaat Georgia ihm genehmige,dafür<br />
im kommenden Jahr<br />
entsprechend mehr Truthähne zu<br />
schießen. Da bleibt uns doch glatt<br />
das Halali im Halse stecken.<br />
Maha Vajiralongkorn (66) weiß, wie<br />
man seine Untertanen bei Laune<br />
hält. Derfrisch gekrönte thailändische<br />
König erklärte jetzt den 3. Juni<br />
zum neuen nationalen Feiertag. Es<br />
ist der Geburtstag seiner vierten und<br />
aktuellen Ehefrau, Königin Suthida<br />
(40). Eincleverer Schachzug, lässt<br />
doch die Beliebtheit beim Volk bislang<br />
zu wünschen übrig –auch wegen<br />
des bislang etwas unsteten Privatlebens<br />
des Monarchen. In diesem<br />
Jahr fällt der 3. Juni übrigens auf einen<br />
Montag. Lang lebe der König!<br />
George Clooney war der Vorgesetzte<br />
vonRoseanne bei Wellman Plastics,<br />
er spielte den besten Freund eines<br />
Pizzalieferanten in „Die Rückkehr<br />
der Killertomaten“ und auch für eine<br />
Gastrolle bei den „Golden Girls“<br />
stand er zur Verfügung. Doch nichts<br />
davon scheint der Schauspieler derartzubereuen<br />
wie seinen Ausflug<br />
nach Gotham City im Jahr 1997. Er<br />
habe für seine Rolle als Fledermausmann<br />
in „Batman &<br />
Robin“ deutlich weniger<br />
Gage bekommen als Arnold<br />
Schwarzenegger,derr den<br />
Bösewicht spielte –aber im<br />
Nachhinein den Kopf hin-<br />
schlechten Kritiken.<br />
halten müssen für die<br />
Unumwunden gibt<br />
Clooney aber auch<br />
zu: „Ich habe halt<br />
Batman gespielt und<br />
das nicht besonders<br />
gut. Es war auch kein<br />
guter Film.“ Wayne<br />
interessiert’s?<br />
(avo./mit dpa, AFP)<br />
Einmal und nie wieder:<br />
George Clooneyals<br />
Batman. IMAGO IMAGES<br />
TIERE<br />
Wasmacht das Kind denn da wieder.Rollt<br />
sich einfach weg! DPA<br />
Das Südliche Dreibindengürteltier<br />
hat sich mal flugs zusammengerollt,<br />
die Mutter blickt etwas konsterniert<br />
auf den eingekugelten Nachwuchs<br />
im Tropenhaus des Budapester Zoos.<br />
Dassüdamerikanische insektenfressende<br />
Säugetier und seine nahen<br />
Verwandten, die brasilianischen<br />
Dreibandgürteltiere (Tolypeutes tricinctus),sind<br />
die einzigen Arten von<br />
Gürteltieren, die in der Lage sind,<br />
sich zu einem vollständigen Ball als<br />
Verteidigungsmechanismus zu rollen.<br />
Offenbar gab’s Ärger mit Frau<br />
Mama. Vielleicht drohte ja Hausarrest.<br />
(mpw.)<br />
In dieser Pension in Passau wurden die ersten drei Leichen entdeckt.<br />
Fünf Tote, Pfeile und viele Fragen<br />
DasObduktionsergebnisimmysteriösen Armbrust-Fall von Passau hat die Ermittlungen etwas vorangebracht<br />
Esist ein gruseliges Szenario:<br />
In einer einsam gelegenen<br />
Pension in Passau finden<br />
Mitarbeiter drei Leichen in<br />
einem Gästezimmer, dann entdecken<br />
Ermittler in der Wohnung einer<br />
der Toten in Niedersachsen zwei weitere<br />
leblose Frauen. Die drei Pensionsgäste<br />
in Passau starben offenbar<br />
durch Pfeile. Die Polizei stellt drei<br />
Armbrüste sicher. Informationen zu<br />
den Todesumständen der beiden<br />
Frauen im niedersächsischen Wittingen<br />
gibt es zunächst nicht. Dort finden<br />
die Beamten den Angaben nach<br />
aber keine Armbrüste und Pfeile.<br />
Viele Fragen sind in diesem mysteriösen<br />
Fall noch offen.<br />
Testamente gefunden<br />
Inzwischen liegen jedoch erste Er-<br />
der Obduktion vor. Im Fall<br />
gebnisse<br />
der dreiToten in Passau deutet alles<br />
auf einen erweiterten Suizid hin.<br />
Es hätten sich keine Anhalts-<br />
dafür ergeben, dass zwi-<br />
punkte<br />
schen den Beteiligten eine Aus-<br />
stattgefunden<br />
einandersetzung<br />
habe, teilte das Polizeipräsidium<br />
Niederbayern amDienstag mit.<br />
Die Untersuchungen ergaben<br />
demnach, dass bei allen drei Be-<br />
abgefeuerte Pfeile in<br />
teiligten<br />
den<br />
Körper oder Kopf- und<br />
Halsbereich tödlich waren. Beiden<br />
Leichen seien außerdem Testamente<br />
gefunden worden. Nach Angaben<br />
der Staatsanwaltschaft starben<br />
ein 53 Jahrealter Mann und eine<br />
33-jährige Frau, die tot auf dem Bett<br />
Im niedersächsischen Wittingen fanden Ermittler zwei tote Frauen.<br />
liegend gefunden wurden, durch<br />
Schüsse ins Herz. In den Körpern<br />
hätten weitere Pfeile gesteckt, die<br />
aber nach den tödlichen Schüssen<br />
abgeschossen worden seien.<br />
Eine tot auf dem Boden liegende<br />
30-Jährige sei durch einen Schuss in<br />
den Hals gestorben. Den Ermittlern<br />
zufolge erschoss sie wohl zunächst<br />
als Tötung auf Verlangen das auf dem<br />
Bett liegende Paar, bevor sie sich<br />
selbst tötete. Die Ermittler leiteten<br />
weitergehende Untersuchungen ein,<br />
ob der Mann und die beiden Frauen<br />
unter Einfluss von Medikamenten,<br />
Alkohol oder Drogen standen. Das<br />
vorläufige Obduktionsergebnis ergab<br />
darauf keinen Hinweis. Die weiteren<br />
Untersuchungen werden laut Polizei<br />
mehrere Tage in Anspruch nehmen.<br />
DiePolizei beschlagnahmte das Auto<br />
der 33Jahre alten Frau. Der Wagen<br />
solle nun untersucht, die Testamente<br />
ausgewertet werden.<br />
DPA<br />
Müll am Tiefpunkt<br />
Bei den beiden in Niedersachsen<br />
gefundenen Frauenleichen seien äußerlich<br />
keine Feststellungen zur Todesursache<br />
zu treffen gewesen. Nach<br />
der Obduktion gaben Polizei und<br />
Staatsanwaltschaft am Dienstag lediglich<br />
bekannt, dass der Todeszeitpunkt<br />
nach ersten Erkenntnissen<br />
„einige Tage“ zurück liege. Bis zu<br />
neuen Erkenntnissen über die Todesursache<br />
würden voraussichtlich<br />
noch mehrere Tage vergehen, sagte<br />
eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft<br />
Hildesheim. Es gebe keine Anzeichen<br />
für eine äußere Gewalteinwirkung.<br />
In jedem Fall scheint es aber eine<br />
Verbindung zwischen beiden Fällen<br />
zu geben. Denn eine der tot aufgefundenen<br />
Frauen war die 35 Jahre<br />
alte Lebensgefährtin der toten 30-<br />
Jährigen aus Passau. Die beiden<br />
wohnten erst seit Kurzem zusammeninder<br />
Wohnung im niedersächsischenWittingen.<br />
Beider zweiten tot<br />
aufgefundenen Frau handelt es sich<br />
um eine 19-Jährige, die ebenfalls aus<br />
Wittingen stammt. In welchem Verhältnis<br />
diese zu der 35-Jährigen<br />
stand, sei noch unklar,sagte ein Polizeisprecher<br />
in Gifhorn. Polizisten<br />
hatten die Leichen entdeckt, als sie<br />
die Lebensgefährtin über den Todder<br />
30-Jährigen informieren wollten.<br />
In der Kleinstadt im Landkreis<br />
Gifhorn herrschte nach dem Fund<br />
der Leichen Betroffenheit. Anwohner<br />
rätselten, was passiert sein<br />
könnte. Laut Polizei handelt es sich<br />
bei der 35-Jährigen um eine Grundschullehrerin<br />
aus Wittingen.<br />
Frei verkäuflich<br />
Der rätselhafte Tod der fünf Menschen<br />
rückt auch allgemein die Armbrust<br />
in den Fokus. Mordfälle mit<br />
dem Sportgerät gibt es immer wieder.<br />
Dem Deutschen Schützenbund<br />
(DSB) nach sind in mehr als 14 200<br />
Schützenvereinen etwa 1,35 Millionen<br />
Mitglieder organisiert. Rund<br />
3000 von ihnen betreiben Armbrustschießen.<br />
Ab dem 18. Lebensjahr<br />
können Armbrüste frei erworben<br />
werden,wie ein Sprecher sagt.<br />
Einfache Freizeit-Armbrüste gebe<br />
es ab 100 Euro. Der professionelle<br />
Armbrustsportdagegen ist nicht billig:<br />
Einsolches Gerät koste zwischen<br />
6000 und 8000 Euro.Zur Jagd ist die<br />
Armbrust in Deutschland nicht erlaubt.<br />
Dasgelte hierzulande nicht als<br />
waidgerecht, wie der DSB-Sprecher<br />
betont. (BLZ/mit AFP,dpa)<br />
Ein Amerikaner taucht bis auf den Grund des Marianengrabens –und findet dort menschliche Hinterlassenschaften<br />
Ein amerikanischer Abenteurer ist<br />
eigenen Angaben zufolge zu einem<br />
der tiefsten Punkte der Erde getaucht<br />
und hat dort Müll gefunden.<br />
Victor Vescovo berichtete am Montag<br />
(Ortszeit) in NewYork davon, dass er<br />
mehrmals in den Marianengraben im<br />
Pazifik getaucht sei, unter anderem<br />
10 928 und 10 927 Meter tief.<br />
Damit würde es sich nach Angaben<br />
der Expedition um die tiefsten<br />
Tauchgänge eines Menschen in der<br />
Geschichte handeln. Der vorherige<br />
Rekordlag bei 10 912 Meternund war<br />
bereits 1960 von den Ozeanografen<br />
Don Walsh und Jacques Piccard in<br />
dem Tiefsee-U-Boot „Trieste“ aufgestellt<br />
worden. Diebeiden Ozeanografen<br />
tauchten auf den Grund des sogenannten<br />
Challengertiefs,einem Meerestief<br />
im Marianengraben.<br />
Vescovo berichtete unterdessen,<br />
während einer seiner Touren habe er<br />
Der amerikanische Taucher Victor Vescovo<br />
„zwei Stücke menschlichen Mülls“<br />
gefunden. „Es ist nicht ganz klar,was<br />
es war, aber es war sicher von Menschenhand<br />
gemacht“, sagte der 53-<br />
Jährige im Explorers Club in New<br />
York.Erbeschrieb es so, dass er mit<br />
seinem Spezial-U-Boot auf dem<br />
THE FIVE DEEPS EXPEDITION<br />
Grund des Marianengrabens unterwegs<br />
gewesen sei und inmitten<br />
der Szenerie einen Gegenstand gesehen<br />
habe, der nicht natürlich<br />
aussah, sondern „scharfe Kanten“<br />
hatte.Zudem sagte Vescovo,dass es<br />
bei seinen Missionen, die für eine<br />
AP PHOTO/MATTHIAS SCHRADER<br />
Fernseh-Dokumentation aufgezeichnet<br />
wurden, schwer gewesen<br />
sei, dem Müll unter Wasser zu entgehen:<br />
„Hoffentlich bringt es mehr<br />
Bewusstsein dafür, was wir in den<br />
Ozeanen tun. Das ist kein großer<br />
Mülleimer und wir sollten sie mit<br />
ein bisschen mehr Respekt behandeln“,<br />
so Vescovo.<br />
In solchen Tiefen auf Müll wie<br />
Plastikteile zu stoßen, sei auf jeden<br />
Fall realistisch, sagte Melanie Bergmann<br />
vom Alfred-Wegener-Institut<br />
in Bremerhaven. „Es ist bekannt,<br />
dass in der Region, nicht nur im Marianengraben<br />
selbst, sondernindiesem<br />
Teil des Pazifiks, auch durchaus<br />
Müll in der Tiefsee zu finden ist“,<br />
sagte die Biologin.<br />
Mikroplastik sei dort auch schon<br />
nachgewiesen worden. Technologisch<br />
seien solche Analysen extrem<br />
aufwendig. (dpa)<br />
Erdbeben der Stärke 7,7 vor<br />
Papua-Neuguinea<br />
Im Südpazifik zwischen Papua-Neuguinea<br />
und der Inselgruppe der Salomonen<br />
hat es am späten Dienstagabend<br />
(Ortszeit) ein starkes Erdbeben<br />
gegeben. DieUS-Erdbebenwarte<br />
registrierte ein Beben der<br />
Stärke 7,7 knapp 30 Kilometer nordöstlich<br />
des Ortes Kokopo auf der zu<br />
Papua-Neuguinea gehörenden Insel<br />
Neubritannien. DasZentrum befand<br />
sich demnach in rund zehn KilometernTiefe.Die<br />
Wetterbehörde NOAA<br />
warnte voreinem Tsunami in der Region.<br />
(dpa)<br />
Felicity Huffman bekennt<br />
sich schuldig<br />
DieUS-Schauspielerin Felicity Huffman<br />
hat sich im Bestechungsskandal<br />
um Zulassungen an Eliteuniversitäten<br />
schuldig bekannt. Unter Tränen<br />
räumte sie am Montag (Ortszeit)<br />
bei einer Anhörung den Versuch ein,<br />
die Chancen ihrer Tochter auf einen<br />
guten Studienplatz durch Zahlung<br />
vonSchmiergeld zu steigern. Mit<br />
dem Eingeständnis entgeht Huffman<br />
voraussichtlich einem Aufsehen<br />
erregenden Prozess und einer<br />
langen Haftstrafe.Die frühere„Desperate<br />
Housewives“-Darstellerin<br />
gestand bei dem Gerichtstermin in<br />
Boston ein, 15 000 Dollar gezahlt zu<br />
haben, damit ihreTochter beim Uni-<br />
Eintrittstest SATbesser abschneidet.<br />
AufBestechung stehen in den USA<br />
hohe Geldstrafen und bis zu 20 Jahre<br />
Haft. (AFP)<br />
Unter Umständen kommt sie mit Bewährung<br />
davon.<br />
ZZ/GPRO/STAR MAX/IPX<br />
Mann verschwindet bei<br />
Probefahrtmit Ferrari<br />
Beider Probefahrtmit einem mehr<br />
als zwei Millionen Euro teuren Ferrari<br />
von1985 hat ein dreister Autodieb<br />
Gasgegeben und ist mit dem<br />
Boliden verschwunden. DerUnbekannte<br />
habe sich als Kaufinteressent<br />
ausgegeben. Als Verkäufer und vermeintlicher<br />
Kunde bei der Probefahrtdie<br />
Plätzewechselten, passierte<br />
es: DerUnbekannte gab an einer<br />
Bundesstraße in Neuss mit dem roten<br />
400-PS-GefährtGas.Den Verkäufer<br />
ließ er auf der Straße stehen.<br />
Derseltene Ferrari288 GTOwar für<br />
mehr als zwei Millionen Euro angeboten<br />
worden. Erstbesitzer soll Ex-<br />
Formel-1-Pilot Eddie Irvine gewesen<br />
sein. DemAutodieb könnte allerdings<br />
ein Missgeschick noch zum<br />
Verhängnis werden. Bevorerverschwand,<br />
habe er sich fotografieren<br />
lassen, so der Polizeisprecher. (dpa)<br />
Apothekerehepaar soll<br />
Rezepte gefälscht haben<br />
DieStaatsanwaltschaft Mühlhausen<br />
ermittelt gegen zwei Frauen und einen<br />
Mann aus Thüringen wegen des<br />
Verdachts des Betrugs mit Rezepten<br />
für Arzneimittel. Ein60und 58 Jahre<br />
altes Apothekerehepaar und eine 31-<br />
Jährige stehen im Verdacht, seit<br />
mehreren Jahren Verschreibungen<br />
gefälscht zu haben. Damit sollen sie<br />
im gesamten Bundesgebiet Arzneimittel<br />
bei Apotheken besorgt und<br />
weiterverkauft haben. (dpa)