STAHL + TECHNIK 04/2019
- STAHLINDUSTRIE: Salzgitter optimiert die Steuerung der Kontibeize mit Lasermesssystem - STAHLVERARBEITUNG: Lösungen für Industrie 4.0 – die smarte Zukunft der Metallverarbeitung - STAHLHANDEL: Klöckner & Co steigert den Anteil des digitalen Umsatzes auf 25 Prozent - METEC-VORSCHAU: Etablierte Unternehmen und Startups zeigen Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation
- STAHLINDUSTRIE: Salzgitter optimiert die Steuerung der Kontibeize mit Lasermesssystem
- STAHLVERARBEITUNG: Lösungen für Industrie 4.0 – die smarte Zukunft der Metallverarbeitung
- STAHLHANDEL: Klöckner & Co steigert den Anteil des digitalen Umsatzes auf 25 Prozent
- METEC-VORSCHAU: Etablierte Unternehmen und Startups zeigen Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation
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Ausgabe April <strong>2019</strong><br />
<strong>04</strong><br />
19<br />
<strong>STAHL</strong>INDUSTRIE<br />
<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
<strong>STAHL</strong>HANDEL<br />
METEC-VORSCHAU<br />
Salzgitter optimiert die Steuerung<br />
der Kontibeize mit Lasermesssystem<br />
Lösungen für Industrie 4.0 –<br />
die smarte Zukunft der Metallverarbeitung<br />
Klöckner & Co steigert den<br />
Anteil des digitalen Umsatzes<br />
auf 25 Prozent<br />
Etablierte Unternehmen und<br />
Startups zeigen Beispiele erfolgreicher<br />
digitaler Transformation
DIGITALIZATION<br />
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EDITORIAL | 3<br />
Mit Innovationen auf dem Weg zu „Stahl 4.0“<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> stellt in der aktuellen Ausgabe eine der führenden europäischen<br />
Forschungseinrichtungen im Stahlbereich vor: Salzgitter Mannesmann Forschung ist das<br />
zentrale Forschungsunternehmen des Salzgitter-Konzern. Rund 280 Mitarbeiter forschen<br />
an zwei Standorten, Duisburg und Salzgitter, sowohl an klassischen Werkstoffentwicklungen<br />
als auch an neuen Stahlprodukten und Herstellungsprozessen, Oberflächen- und<br />
Anwendungstechniken sowie an Prüfverfahren. Die beiden Forschungsstandorte habe<br />
dabei ganz unterschiedliche Arbeitsfelder. Duisburg widmet sich beispielsweise den<br />
Bereichen Rohr, Profil und Grobblech, während der Standort Salzgitter seinen Forschungsschwerpunkt<br />
bei Warm- und Kaltband hat.<br />
Ein innovatives Lasermesssystem, das wir ebenfalls in dieser Ausgabe präsentieren,<br />
wurde nicht zufällig ebenfalls gemeinsam mit Salzgitter Flachstahl entwickelt, erprobt und<br />
in den Produktionsbetrieb eingeführt. Das neue Messsystem ermittelt den sogenannten<br />
Querbogen von Stahlband – einen kritischen Qualitätsparameter, der nicht zuletzt bei der<br />
Steuerung der Bandverarbeitungsanlagen berücksichtigt werden muss. Der Querbogenwert<br />
ist ein Parameter für die Ebenheit des Bandes und kann durch Streckbiegerichten<br />
verbessert werden. Mit dem neuen Lasermesssystem kann der Querbogen automatisch<br />
ermittelt und der Messwert unmittelbar zur Steuerung der Richtmaschinen genutzt werden.<br />
Die Messung kann sowohl am Einlauf wie auch am Auslauf der Bandanlage erfolgen,<br />
im konkreten Fall an einer Kontibeize bei Salzgitter Flachstahl. Mit den Messwerten<br />
stehen jetzt kontinuierlich Qualitätsparameter zur Verfügung, die dokumentiert und für<br />
die nachfolgenden Verarbeitungsprozesse genutzt werden können. Damit schließt sich<br />
eine weitere Datenlücke bei der Digitalisierung der Produktion.<br />
Arnt Hannewald, Dipl.-Ing.<br />
verantwortlicher Redakteur<br />
Die Vernetzung der Prozessketten ist rasant auf dem Vormarsch, auch in der Lagertechnik<br />
und Logistik. Manuelle und voneinander isolierte Prozesse weichen immer mehr<br />
einem durchgängig gesteuerten, intelligenten Material- und Datenfluss. Der Säge- und<br />
Lagertechnikspezialist Kasto stellt in dieser Ausgabe einige Lösungen vor, mit denen<br />
die Metallverarbeitung in Zeiten von Industrie 4.0 leistungsfähiger, flexibler und kosteneffizienter<br />
gestaltet werden kann. Das Unternehmen realisiert für seine Kunden kombinierte<br />
Lager-Säge-Roboter-Systeme, in denen vom Einlagern des Materials bis zur<br />
Kommissionierung der Abschnitte sämtliche Lager-, Handling-, Säge-, Markier-, Palettierund<br />
Bündelungsprozesse vollautomatisch ablaufen. Besonders wichtig ist dabei eine<br />
reibungslose Kommunikation und die Möglichkeit, auch mobile Geräte einzusetzen.<br />
Darüber hinaus bietet die aktuelle Ausgabe von <strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> wieder ein vielfältiges<br />
Angebot an aktuellen Nachrichten und Beiträgen zu den Trends in Stahlindustrie,<br />
Stahlhandel und Stahlverarbeitung.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
4 | INHALT<br />
METEC <strong>2019</strong> – Vorschau<br />
24 Unternehmen und Startups<br />
zeigen Beispiele erfolgreicher<br />
digitaler Transformation<br />
28 8. Fachforum Thermische<br />
Energiespeicher<br />
29 Aussteller und Exponate<br />
Neues aus der Industrie<br />
31 Salzgitter und Sunfire starten<br />
Projekt für eine CO 2<br />
-arme<br />
Stahlproduktion<br />
32 Mechanische Verfestigung als<br />
alternatives Verfahren zum<br />
Härten<br />
33 Schoeller Werk erweitert<br />
Induktivglühkapazitäten<br />
34 Deutsche Stahlerzeugung <strong>2019</strong><br />
weiter rückläufig<br />
Technik<br />
36 Salzgitter optimiert Beize mit<br />
Lasermessung<br />
39 Saarstahl: Fertigstellung der<br />
neuen Stranggießanlage S1<br />
im Zeitplan<br />
41 Salzgitter Flachstahl:<br />
Mannesmann-Großrohr-Projekt<br />
„Zeelink“<br />
42 Baosteel nimmt zweigerüstiges<br />
Kaltwalzwerk in Betrieb<br />
43 Neue Stranggießanlage bei<br />
China Steel, Taiwan<br />
44 Severstal: Endabnahme für<br />
Pfannenofen in Tscherepowez<br />
45 Aceros Arequipa bestellt<br />
Stahlwerk und Knüppelstranggießanlage<br />
39<br />
46 Salzgitter Mannesmann<br />
Forschung – Forschen für die<br />
Zukunft des Werkstoffs Stahl<br />
48 Kaltumformen statt Zerspanen<br />
49 Prozesstechnische<br />
Lösungen für die Wärmebehandlung<br />
von Elektroband<br />
52 ABB und Dassault Systèmes<br />
vereinbaren Softwarepartnerschaft<br />
für digitale Industrien<br />
54 hpl-Neugnadenfelder optimiert<br />
die Bearbeitung der Kanten von<br />
Schmalband<br />
56 Hybride Karosseriebauteile<br />
aus Stahl und faserverstärkten<br />
Kunststoffen<br />
58 Gestenbasierte Mensch-<br />
Maschine-Interaktion<br />
in Echtzeit<br />
Stahlverarbeitung<br />
60 Kasto – Die smarte Zukunft der<br />
Metallverarbeitung<br />
63 Deutsche Edelstahlwerke<br />
stellen in Nashville/USA neuen<br />
Spezialstahl vor<br />
64 transfluid Maschinenbau stellt<br />
Lösungen für Verrohrung und<br />
Verbindungssysteme vor<br />
65 Datenanalyse bis ins kleinste<br />
Detail für gezielte Prozessoptimierung<br />
66 GERRI-Netzwerk fordert<br />
Stärkung der Metallurgiekapazitäten<br />
in Europa<br />
67 Fraunhofer-Institut bündelt<br />
Technologien für die Additive<br />
Fertigung unter einem Dach<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
INHALT | 5<br />
45<br />
79<br />
Wirtschaft<br />
68 Handelsblatt Jahrestagung<br />
„Zukunft Stahl“<br />
80 thyssenkrupp bringt Schülern<br />
Technikberufe näher<br />
80 Nachwuchstüftler stellen in<br />
Duisburg ihre Ideen vor<br />
Stahlhandel<br />
72 Klöckner & Co steigert Anteil<br />
des digitalen Umsatzes auf<br />
25 Prozent<br />
74 Digitalisierung im Stahl- und<br />
Metallhandel – Stand, Bedarfe<br />
und Anwendungen<br />
Karriere<br />
76 Mit Projektcoaching die<br />
Projektmanagement-<br />
Kompetenz erhöhen<br />
79 Kasto geht neue Wege in<br />
Ausbildung und Studium<br />
Panorama<br />
84 Die Schweizer Stahlindustrie<br />
im Ersten Weltkrieg<br />
90 Countdown zu den „voestalpine<br />
European Races“<br />
Rubriken<br />
3 Editorial<br />
6 Personalien<br />
9 Kurznachrichten<br />
15 Internationale News<br />
89 Terminkalender<br />
91 Inserentenverzeichnis<br />
91 Vorschau, Impressum<br />
Titelbild: © Primetals Technologies<br />
Der AOD-Konverter bei Outokumpu<br />
Stainless Oy in Tornio, Finnland, wurde von<br />
Primetals Technologies modernisiert<br />
• Primetals Technologies Germany GmbH<br />
Internet: www.primetals.com<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
6 | PERSONALIEN<br />
Michael H. Müller (Foto: SHS − Stahl-Holding-Saar)<br />
Michael H. Müller verstorben<br />
Dr. Michael H. Müller, Vorsitzender des<br />
Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar<br />
und Vorsitzender des Aufsichtsrates der<br />
Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke<br />
und der Saarstahl AG, ist am<br />
22. Februar <strong>2019</strong> plötzlich verstorben.<br />
Dr. M. H. Müller hat sich seit Jahrzehnten<br />
unermüdlich für die Neustrukturierung der<br />
saarländischen Stahlindustrie eingesetzt<br />
und hat mit Weitblick und Beharrlichkeit<br />
die Stärkung und die Zukunftsfähigkeit des<br />
Stahlstandortes Saar vorangetrieben. Es<br />
war sein Lebenswerk.<br />
Bereits seit Ende der 1980er-Jahre war<br />
Dr. Michael H. Müller als Justiziar und in<br />
den Folgejahren als beratender Rechtsanwalt<br />
für Saarstahl tätig. Seit 1. Juli 1998<br />
war er Mitglied des Aufsichtsrates der<br />
AG der Dillinger Hüttenwerke und seit<br />
23. September 20<strong>04</strong> dessen Vorsitzender.<br />
Seit 10. Juli 2008 hatte er den Vorsitz<br />
des Aufsichtsrates der Saarstahl AG inne.<br />
2001 wurde er Mitglied der Geschäftsführung<br />
der SHS – Stahl-Holding-Saar, deren<br />
Vorsitzender er in den Folgejahren bis zu<br />
seinem Austritt aus der Geschäftsführung<br />
am 1. September 2018 war. Als Vorsitzender<br />
des Vorstandes des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar<br />
war Dr. M. H. Müller seit<br />
7. September 2007 tätig.<br />
„Die gesamte saarländische Stahlindustrie,<br />
ihre Mitarbeiter, Vorstände, Betriebsräte<br />
und Aufsichtsräte, trauern um<br />
eine herausragende Persönlichkeit, die die<br />
Geschichte der saarländischen Stahlindustrie<br />
in den letzten Jahrzehnten maßgeblich<br />
geprägt und den Weg für die Zukunftsfähigkeit<br />
unserer Unternehmen bereitet hat“,<br />
erklärt Reinhard Störmer, stellvertretender<br />
Vorsitzender des Vorstandes des Kuratoriums<br />
der Montan-Stiftung-Saar. „Wir werden<br />
sein Werk in Kontinuität und Besonnenheit<br />
zur Stärkung des Stahlstandortes<br />
fortführen.“<br />
• SHS – Stahl-Holding-Saar<br />
Neue Spitze der Montan-Stiftung-Saar und neuer Technischer Vorstand der saarländischen<br />
Stahlindustrie<br />
Reinhard Störmer wurde im März zum<br />
Vorsitzenden des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar<br />
als Nachfolger des<br />
plötzlich verstorbenen Dr. Michael H.<br />
Müller gewählt. Reinhard Störmer ist<br />
seit 14. November 2010 Mitglied des Kuratoriums<br />
und seit August 2016 stellvertretender<br />
Vorsitzender des Kuratoriums.<br />
Der Aufsichtsrat von Dillinger hat in seiner<br />
Sitzung am 19. März Martin Baues<br />
(59) mit sofortiger Wirkung für die Dauer<br />
von fünf Jahren zum Mitglied des Vorstandes<br />
in der Funktion des technischen<br />
Vorstandes von Dillinger ernannt. Der Aufsichtsrat<br />
der SHS – Stahl-Holding-Saar hat<br />
Martin Baues mit sofortiger Wirkung für<br />
die Dauer von fünf Jahren zum Mitglied<br />
ihrer Geschäftsführung ernannt. Baues ist<br />
seit 2012 zudem Mitglied des Vorstands<br />
von Saarstahl.<br />
Von April 2016 an war er Sprecher<br />
der Geschäftsführung der Saarschmiede<br />
GmbH Freiformschmiede, aus der<br />
er Ende Februar ausgetreten ist. Baues<br />
verantwortet zukünftig in Personalunion<br />
den Bereich Technik von Dillinger und von<br />
Saarstahl.<br />
Dr. Bernd Münnich (56) scheidet aus<br />
dem Vorstand von Dillinger sowie als Geschäftsführer<br />
der SHS – Stahl-Holding-Saar<br />
(SHS) mit sofortiger Wirkung aus.<br />
Reinhard Störmer (Foto: Dillinger)<br />
Martin Baues (Foto: Dillinger)<br />
• SHS – Stahl-Holding-Saar / Dillinger /<br />
Saarstahl<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
PERSONALIEN | 7<br />
Veränderungen im Verwaltungsrat bei Schmolz + Bickenbach<br />
Die Schmolz + Bickenbach AG, Hersteller<br />
von Speziallangstahl, hat Mitte März die<br />
Nominierungen für die Wahl in den Verwaltungsrat<br />
bekannt gegeben.<br />
Der ordentlichen Generalversammlung<br />
am 30. April <strong>2019</strong> werden Jens Alder,<br />
Alexey Moskov und Adrian Widmer als<br />
neue Mitglieder des Verwaltungsrats vorgeschlagen.<br />
Jens Alder wird zudem als<br />
neuer Präsident nominiert. Edwin Eichler,<br />
der derzeitige Verwaltungsratspräsident,<br />
und Marco Musetti stellen sich nicht zur<br />
Wiederwahl.<br />
Die Nominierung von Jens Alder als<br />
Verwaltungsratspräsident erfolgt, da Edwin<br />
Eichler mit der Generalversammlung<br />
<strong>2019</strong> aus dem Verwaltungsrat ausscheiden<br />
wird. Alexey Moskov wird als neues<br />
Mitglied des Verwaltungsrats vorgeschlagen<br />
und wird den Großaktionär Liwet<br />
Holding AG vertreten. Mit der Wahl von<br />
Adrian Widmer als unabhängiges Mitglied<br />
soll der Verwaltungsrat um ein Mitglied erweitert<br />
werden. Die bisherigen Mitglieder<br />
Michael Büchter, Martin Haefner, Isabel<br />
Corinna Knauf und Dr. Oliver Thum stellen<br />
sich zur Wiederwahl.<br />
Jens Alder ist seit <strong>2019</strong> Delegierter des<br />
Verwaltungsrats und seit 2015 Verwaltungsratspräsident<br />
der Alpiq Holding AG in Lausanne,<br />
Schweiz. Alexey Moskov ist seit 2018<br />
Inhaber und exekutiver Präsident der Witel<br />
AG in Zürich, Schweiz. Daneben amtet er als<br />
Vizepräsident des Verwaltungsrats von PJSC<br />
T+ und als Verwaltungsrat der OC Oerlikon. Adrian<br />
Widmer ist seit 2014 Group CFO der Sika<br />
AG, einem weltweit tätigen Spezialitätenchemie-Unternehmen<br />
mit Sitz in Baar (Schweiz).<br />
• Schmolz + Bickenbach<br />
Änderungen in der Geschäftsführung der SMS group GmbH<br />
Die SMS group GmbH, weltweiter Anbieter<br />
im metallurgischen Anlagenbau,<br />
hat ihre Führungsmannschaft erweitert:<br />
Prof. Dr. Hans Ferkel wird Chief Technology<br />
Officer, Michael Rzepczyk wird Chief<br />
Operating Officer, Dr. Guido Kleinschmidt<br />
scheidet aus der Geschäftsführung aus.<br />
Mit dieser Erweiterung wird eine funktionale<br />
Ausrichtung der Geschäftsführung mit<br />
Fokus auf innovative Produkte, effiziente<br />
Projektabwicklung sowie digitale Prozesse<br />
umgesetzt.<br />
Prof. Dr. Hans Ferkel ist derzeit Bereichsleiter<br />
Technologie und Innovation bei<br />
thyssenkrupp Steel Europe AG. Zuvor war<br />
er in leitenden Positionen im Bereich Forschung<br />
und Entwicklung bei Volkswagen<br />
tätig. Prof. Ferkel tritt der Geschäftsführung<br />
als Chief Technology Officer zum nächstmöglichen<br />
Termin bei.<br />
Seit 1. März <strong>2019</strong> übt Michael Rzepczyk<br />
die Rolle des Chief Operating Officer in der<br />
Geschäftsführung der SMS group GmbH<br />
aus. M. Rzepczyk war bei SMS bislang als<br />
Geschäftsbereichsleiter Metallurgie insbesondere<br />
für die Abwicklung von Großprojekten<br />
zuständig.<br />
Neben Prof. Dr. Hans Ferkel und Michael<br />
Rzepczyk gehören Torsten Heising (Finanzen)<br />
und Prof. Dr. Katja Windt (Digitalisierung)<br />
zum fünfköpfigen Führungsteam,<br />
dem der langjährige Vorsitzende Burkhard<br />
Dahmen vorsteht.<br />
Burkhard Dahmen, Vorsitzender der Geschäftsführung:<br />
„Ich freue mich, Prof. Dr.<br />
Ferkel und Michael Rzepczyk in unserem<br />
Führungsteam zu begrüßen. Sie sind erfahrene<br />
Branchenexperten und werden SMS<br />
dabei unterstützen, die Marktführerschaft<br />
im metallurgischen Anlagenbau weiter auszubauen.<br />
Als Geschäftsführung sind wir nun<br />
optimal aufgestellt, um unsere Wachstumsstrategie<br />
zu realisieren und Wunschpartner<br />
der anspruchsvollsten Kunden zu bleiben.“<br />
Dr. Guido Kleinschmidt wird zum<br />
28. Februar auf eigenen Wunsch aus der<br />
Geschäftsführung ausscheiden, um sich<br />
einer neuen Herausforderung außerhalb<br />
der SMS group GmbH zuzuwenden.<br />
Prof. Dr. Hans Ferkel (Foto: thyssenkrupp Steel)<br />
Michael Rzepczyk (Foto: SMS group)<br />
• SMS group<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
8 | PERSONALIEN, KURZNACHRICHTEN<br />
Finanzvorstand Marcus A. Ketter verlässt Klöckner & Co<br />
Der derzeitige Finanzvorstand der Klöckner<br />
& Co SE, Marcus A. Ketter, scheidet auf<br />
eigenen Wunsch mit Ablauf der Hauptversammlung<br />
am 15. Mai <strong>2019</strong> im besten<br />
gegenseitigen Einvernehmen aus der Gesellschaft<br />
aus, um eine andere berufliche<br />
Herausforderung anzunehmen. Marcus A.<br />
Ketter war am 1. Januar 2013 als Mitglied<br />
des Vorstands in die Gesellschaft eingetreten<br />
und verantwortete seitdem das Finanzressort.<br />
Das Ressort von Marcus A.<br />
Ketter übernimmt Gisbert Rühl zusätzlich<br />
zu seiner Funktion als Vorsitzender des<br />
Vorstands.<br />
• Klöckner & Co<br />
Rolf Heddrich weiterer Geschäftsführer bei bauforumstahl<br />
Dr. Rolf Heddrich ist neuer Sprecher der<br />
Geschäftsführung von bauforumstahl<br />
(Foto: bauforumstahl)<br />
Dr. Rolf Heddrich ist zum 1. Januar <strong>2019</strong><br />
als neuer Geschäftsführer bei bauforumstahl<br />
angetreten. Gemeinsam mit Gregor<br />
Machura bildet er die Führungsspitze des<br />
Verbandes für das Bauen mit Stahl und<br />
übernimmt die Funktion des Sprechers.<br />
Das große Potenzial des Verbandes möchten<br />
die beiden Geschäftsführer in Zukunft<br />
noch besser nutzen, innovative Verbandsaktivitäten<br />
entwickeln und im Sinne ihrer Mitgliedsunternehmen<br />
bei Politik und Behörden<br />
mit einer Stimme sprechen. Und: Der<br />
Verband soll weiter wachsen. Aktuell steht<br />
bauforumstahl mit 350 Mitgliedern für 2/3<br />
der Stahlbaubranche. „Bis 2020 möchten<br />
wir die 400-Mitglieder-Marke erreichen“,<br />
erklären die beiden Geschäftsführer.<br />
Seine Karriere begann der diplomierte<br />
Bauingenieur 1992 als Geschäftsführer<br />
bei der Claus Queck GmbH in Düren.<br />
Seit 1995 verantwortete Heddrich als<br />
Geschäftsführer Verkauf und später Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung bei Stahlbau<br />
Plauen GmbH das operative Geschäft. Im<br />
Oktober 2001 folgte der Wechsel zur Geschäftsführung<br />
der Goldbeck Gruppe, wo<br />
er bis zu seinem Ausscheiden im Dezember<br />
2018 verschiedene Geschäftsbereiche<br />
vorantrieb.<br />
Rolf Heddrich prägte und entwickelte<br />
die Stahlbaubranche als Schatzmeister<br />
des Deutschen Stahlbauverbandes (DStV),<br />
Vorsitzender des Fachausschusses Technik<br />
im DStV und Mitglied des Deutschen Ausschusses<br />
für Stahlbau entscheidend mit.<br />
Darüber hinaus ist R. Heddrich als Mitglied<br />
der IHK Bielefeld sowie des Industrie und<br />
Handelsclubs engagiert.<br />
• bauforumstahl<br />
Georgsmarienhütte nimmt Vollprofilmessgerät in Betrieb<br />
Das Kocks 4D EAGLE Profilmessgerät im<br />
Einsatz bei der Georgsmarienhütte (Foto:<br />
Friedrich Kocks)<br />
Georgsmarienhütte (GMH), Spezialstahlhersteller<br />
aus Deutschland, hat das<br />
neue Vollprofilmessgerät 4D EAGLE ®<br />
von der Friedrich Kocks GmbH & Co<br />
KG aus Hilden erfolgreich in Betrieb<br />
genommen. Das neue Messgerät ersetzt<br />
ein bestehendes Profilmessgerät,<br />
das auch auf dem Lichtschnittverfahren<br />
basiert.<br />
Alle Fertigabmessungen des bestehenden<br />
Kocks RSB ® 370/6 im Durchmesserbereich<br />
19,5 bis 82,3 mm w,erden mit<br />
diesem Profilmessgerät gemessen. Der<br />
4D EAGLE ist auf alle Temperatur- und<br />
Verschmutzungsgrade in einem Walzwerk<br />
vorbereitet und liefert somit während des<br />
gesamten Walzbetriebs vom ersten bis<br />
zum letzten Stab genauste Profilmessungen.<br />
Weiterhin liefert das Qualitätsmessgerät<br />
detaillierte Angaben für die<br />
vollautomatische Walzspaltanstellung<br />
und die autonome Fertigabmessungsoptimierung.<br />
Ein weiteres Highlight des Messgeräts<br />
ist die integrierte Walzfehlererkennung.<br />
Hier werden nicht nur vollautomatisch<br />
Profilabweichungen analysiert, sondern<br />
auch mögliche Walzfehler, zum Beispiel<br />
durch Walzenbrüche oder Führungsrollen,<br />
identifiziert.<br />
Mit dem neuen Profilmessgerät 4D<br />
EAGLE wird GMH die Prozesstransparenz<br />
verbessern und die Qualität ihrer Produkte<br />
weiter optimieren.<br />
• Friedrich Kocks<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
KURZNACHRICHTEN | 9<br />
SHW High Precision Casting Technology GmbH steht vor der Stilllegung<br />
Die SHW High Precision Casting Technology<br />
GmbH in Königsbronn wird<br />
voraussichtlich ihren Betrieb einstellen<br />
müssen. Das hat der vorläufige Insolvenzverwalter<br />
Martin Mucha von der<br />
Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger den<br />
162 Mitarbeitern im Februar in einer<br />
Mitarbeiterinformation mitgeteilt. Das<br />
Unternehmen befindet sich im dritten<br />
Insolvenzverfahren innerhalb von fünf<br />
Jahren.<br />
SHW High Precision Casting Technology<br />
hat sich als Gießerei auf die Produktion<br />
von Walzen u.a. für die Papierindustrie,<br />
die Lebensmittel- und Beschichtungsindustrie<br />
sowie auf Verschleißgussteile für<br />
die Zermahlungsindustrie spezialisiert. Die<br />
gefertigten Gussteile wiegen zwischen<br />
100 kg und 120 t. Zum Leistungsportfolio<br />
gehören auch technische Dienstleistungen<br />
wie Walzenberechnung, -auslegung<br />
und -konstruktion, Werkstoffauswahl und<br />
Simulation.<br />
Bereits im April 2013 und im Juli 2017<br />
war das Unternehmen in eine wirtschaftliche<br />
Schieflage geraten und musste Insolvenz<br />
anmelden. Im Juni 2018 übernahm die Rheinische<br />
Mittelstandsbeteiligungs GmbH das<br />
Werk in Königsbronn. Im Verlauf des Sommers<br />
zeichnete sich bereits ab, dass der<br />
neue Gesellschafter nicht über ausreichend<br />
Finanzmittel verfügte, um den Geschäftsbetrieb<br />
erfolgreich zu betreiben. Im Oktober<br />
2018 wurde deshalb der Gießereibetrieb in<br />
Königsbronn wegen fehlender finanzieller Mittel<br />
eingestellt. Die Geschäftsführung startete<br />
daraufhin gemeinsam mit dem Voreigentümer<br />
eine Rettungsaktion unter Einbeziehung<br />
der Hauptkunden, die jedoch Anfang Dezember<br />
2018 scheiterte. Die Geschäftsführung<br />
stellte daraufhin Insolvenzantrag.<br />
Der vorläufige Insolvenzverwalter informierte<br />
daraufhin im Februar die Belegschaft,<br />
dass man nicht mehr von einer langfristigen<br />
Unterstützung der Hauptkunden ausgehen<br />
könne und der Betrieb aller Voraussicht nach<br />
eingestellt werden müsse.<br />
• SHW High Precision Casting Technology<br />
Schmolz + Bickenbach öffnet neuen Standort in Buenos Aires<br />
Das Netzwerk der Schmolz + Bickenbach<br />
International Sales & Services<br />
baut seine Präsenz auf dem südamerikanischen<br />
Markt aus: Kürzlich wurde<br />
eine neue Niederlassung in Argentinien<br />
eröffnet. Von Buenos Aires aus<br />
wird Schmolz + Bickenbach Argentina<br />
künftig Speziallangstahlprodukte landesweit<br />
vertreiben.<br />
Mit diesem strategischen Schritt weitet<br />
die Gruppe ihr Vertriebsnetz bereits auf<br />
das vierte Land in Südamerika aus. Neben<br />
Argentinien bestehen Büros, Lager<br />
und Service-Center in Brasilien, Chile und<br />
Kolumbien.<br />
Das komplette Sortiment an Werkzeug-,<br />
Edelstahlprodukten und Edelbaustählen der<br />
Schmolz + Bickenbach-Tochterunternehmen<br />
Ascometal, Deutsche Edelstahlwerke,<br />
Finkl Steel, Steeltec, Swiss Steel und<br />
Ugitech ist nun auch für den argentinischen<br />
Markt verfügbar. Mit ihrem Portfolio spricht<br />
die Gruppe vor allem Unternehmen aus der<br />
Automobil-, Kunststoff-, Lebensmittel- und<br />
Getränke- sowie Öl- und Gasbranche an. Auf<br />
die unterschiedlichen Anforderungen ihrer<br />
Zielgruppe zugeschnitten, bietet Schmolz<br />
+ Bickenbach eine Fülle aus verschiedensten<br />
Speziallangstahlprodukten, zum<br />
Beispiel hochlegierte oder nichtrostende<br />
Langstähle.<br />
Ein erfahrenes Team hat die Arbeit mit<br />
dem neuen Sales-and-Services-Center<br />
in Buenos Aires bereits aufgenommen.<br />
Dort stehen Schneidemaschinen für die<br />
kundenindividuelle Abwicklung von Aufträgen<br />
und ein erster Lagerbestand an<br />
Werkzeugstahlprodukten zur Verfügung.<br />
In Südamerika ist Schmolz + Bickenbach<br />
International bereits in Brasilien, Chile<br />
und Kolumbien vertreten. Mit der neuen<br />
Niederlassung in Argentinien erweitert<br />
sie in einem strategischen Schritt ihr<br />
Auch in Argentinien ist die Schmolz<br />
+ Bickenbach Gruppe jetzt mit einem<br />
vielfältigen Angebot von Speziallangstahlprodukten<br />
vertreten (Foto: Schmolz + Bickenbach<br />
Gruppe)<br />
Vertriebsnetz auf dem Kontinent um ein<br />
viertes Land.<br />
• Schmolz + Bickenbach<br />
Ugitech präsentiert neuen Werkstoff mit besserer Zerspanbarkeit<br />
Hohe Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsvorteile<br />
dank besserer Zerspanbarkeit:<br />
Diese Grundidee steckt hinter<br />
den Stahlentwicklungen der Ugitech<br />
S.A. aus Ugine Cedex in Frankreich.<br />
Das Unternehmen der Schmolz +<br />
Bickenbach Gruppe möchte mit seinen<br />
Spezialstahlprodukten stets einen konkreten<br />
Marktvorteil für seine Kunden<br />
ermöglichen.<br />
Dazu forscht Ugitech und entwickelt seine<br />
Produkte stetig weiter, woraus in diesem<br />
Jahr die Einführung des neuen UGIMA ® -X<br />
resultiert. Den neuen Werkstoff hat das<br />
Unternehmen erstmals zur Markteinführung<br />
auf den europäischen Branchentreffs<br />
Midest Anfang März in Lyon und Mecspe<br />
Ende März in Parma präsentiert. UGIMA-X<br />
weist beste Eigenschaften für hohe Zerspanungsleistungen<br />
auf.<br />
Bei Maschinenteilen aus Stabstahl sind<br />
die mechanischen Eigenschaften, Korrosionsbeständigkeit<br />
und die Zerspanbarkeit<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
10 | KURZNACHRICHTEN<br />
entscheidende Faktoren für die Lebenszykluskosten.<br />
Je besser sich ein Werkstoff<br />
bearbeiten und bohren lässt, desto<br />
wirtschaftlicher ist er für fertigende Betriebe.<br />
Mit der Entwicklung von UGIMA-X<br />
möchte Ugitech die exzellente Zerspanbarkeit<br />
des Vorgängerwerkstoffs nochmals<br />
übertreffen. Durch die Einführung<br />
sehr feiner Oxideinschlüsse in einer<br />
kontrollierten Zusammensetzung in das<br />
flüssige Metall behält der nichtrostende<br />
Stabstahl seine Korrosionsbeständigkeit<br />
und wird deutlich besser zerspanbar. So<br />
erfüllt die dritte UGIMA-Generation die<br />
Anforderungen modernster CNC-Maschinen<br />
mit Drehzahlen bis zu 10.000<br />
min -1 . Bei hohen Schnittgeschwindigkeiten<br />
entfalten die im Stahl vorhandenen<br />
Einschlüsse somit ihr volles Potenzial<br />
bei geringem Werkzeugverschleiß.<br />
Ugitech-Kunden profitieren so von verlängerten<br />
Werkzeugstandzeiten, besserer<br />
Spanfragmentierung und erhöhter Sicherheit<br />
in der Produktionsplanung.<br />
• Ugitech<br />
Tarifabschluss für die westdeutsche Stahlindustrie<br />
Mitte März fand in Düsseldorf die fünfte<br />
Verhandlung der diesjährigen Tarifrunde<br />
für die ca. 72.000 Beschäftigten der<br />
Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen,<br />
Bremen und Niedersachsen statt. Nach<br />
ca. 16-stündigen schwierigen Verhandlungen<br />
einigten sich die Tarifvertragsparteien<br />
auf ein Verhandlungsergebnis.<br />
Der Tarifabschluss umfasst die Eckpunkte:<br />
• Für die Monate Januar und Februar <strong>2019</strong><br />
eine Pauschalzahlung in Höhe von insgesamt<br />
100,00 €.<br />
• Mit Wirkung ab 1. März <strong>2019</strong> Anhebung<br />
der Löhne und Gehälter um 3,7 %.<br />
• Ab 1. Januar <strong>2019</strong> überproportionale Anhebung<br />
der Ausbildungsvergütungen in<br />
zwei Stufen.<br />
• Mindestlaufzeit der Entgeltabkommen<br />
bis zum 28. Februar 2021 (26<br />
Monate).<br />
• Mit Wirkung ab 1. März 2020 für die<br />
Arbeiter und Angestellten Zahlung<br />
einer zusätzlichen tariflichen Vergütung<br />
in Höhe von 1.000 € pro Kalenderjahr,<br />
gestaffelt umwandelbar in<br />
freie Tage.<br />
• Verlängerung der Tarifverträge über Altersteilzeit,<br />
zur Beschäftigungssicherung<br />
und zur Einführung von Arbeitszeitkonten<br />
sowie über den Einsatz von Werkverträgen.<br />
Andreas J. Goss, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes<br />
Stahl, erklärte dazu:<br />
„Diese Tarifrunde war außergewöhnlich<br />
komplex und wurde dementsprechend<br />
intensiv geführt. Insbesondere die Forderung<br />
nach einem in Freizeit umwandelbaren<br />
Zusatzentgelt hat uns vor eine<br />
Zerreißprobe gestellt. Die Umsetzung<br />
dieser zusätzlichen Freizeitansprüche<br />
der Beschäftigten wird den Unternehmen<br />
nicht leicht fallen. Dank der dazu<br />
gefundenen Tarifregelungen sollte dies<br />
aber gelingen. Bei der prozentualen<br />
Anhebung der Tabellenentgelte hat das<br />
Bemühen um eine Beendigung des Tarifkonflikts<br />
eine nicht unerhebliche Rolle<br />
gespielt. Hilfreich für den Abschluss<br />
war auch die relativ lange Laufzeit der<br />
Abkommen.“<br />
• Arbeitgeberverband Stahl<br />
Ratgeber „Kosten im Stahlbau“ als Neuauflage erschienen<br />
Die 6. Auflage der Publikation „Kosten im<br />
Stahlbau“ ist erschienen (Foto: bauforumstahl)<br />
Mit der 6. Auflage der Broschüre „Kosten<br />
im Stahlbau <strong>2019</strong>“ bietet bauforumstahl<br />
Bauherren, Architekten und Ingenieuren<br />
einen kompakten Ratgeber zur Kostenkalkulation.<br />
Der Kalkulationshelfer bündelt alle relevanten<br />
Daten für Planung, Fertigung, Korrosionsschutz,<br />
Brandschutz, Lieferung und<br />
Montage. Die Neuauflage enthält erstmals<br />
auch eine Darstellung der Gesamtkostenverteilung.<br />
Der seit 2009 alle zwei Jahren<br />
erscheinende Leitfaden „Kosten im<br />
Stahlbau“ beinhaltet Preisindikationen<br />
zum Tragwerk inklusive Deckensystemen<br />
oder Treppen sowie zur Oberflächenbehandlung<br />
und Brandschutzmaßnahmen.<br />
Zusätzlich informiert die Broschüre über<br />
die grundlegenden, technischen Zusammenhänge,<br />
die zur korrekten Einordnung<br />
und Abschätzung der eigenen Kalkulation<br />
benötigt werden.<br />
„Ein Gebäude bereits in der frühen Planungsphase<br />
kostentransparent darstellen<br />
zu können, bietet für die Planer einen<br />
großen Mehrwert, wenn es um die Realisierung<br />
alternativer Lösungsvorschläge<br />
geht“, so Dr. Rolf Heddrich, Sprecher von<br />
bau forumstahl. Der Verband für das Bauen<br />
mit Stahl erhofft sich auf diesem Weg, mehr<br />
Architekten, Ingenieure und Bauherren für<br />
die kosteneffiziente und planungssichere<br />
Bauweise mit Stahl zu gewinnen.<br />
Der kompakte Ratgeber ist ein Gemeinschaftsprojekt<br />
des Instituts für Bauökonomie<br />
der Universität Stuttgart, unterstützt<br />
durch die Council of Construction Economists<br />
(CEEC), herausgegeben von bauforumstahl<br />
e.V. Die 6. Auflage steht unter<br />
https://bauforumstahl.de/wirtschaft-undpolitik/baukosten/<br />
zum Download bereit.<br />
• bauforumstahl<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
metec.de<br />
tbwom.de<br />
Neue Umwelt-<br />
Produktdeklaration (EPD)<br />
für Baustähle veröffentlicht<br />
Die Stahlhersteller ArcelorMittal,<br />
Dillinger, Peiner Träger sowie Stahlwerk<br />
Thüringen veröffentlichen unter Federführung<br />
von bauforumstahl ihre neue<br />
EPD „Baustähle: Offene Walzprofile<br />
und Grobbleche“. Mit der dritten Auflage<br />
der Verbands-EPD signalisieren die<br />
Mitglieds unternehmen ihren hohen Qualitätsanspruch<br />
in Sachen Nachhaltigkeit.<br />
10. INTERNATIONALE METALLURGIE-<br />
FACHMESSE MIT KONGRESSEN<br />
Umwelt-Produktdeklarationen wie die EPD<br />
für Baustähle haben sich etabliert. „Und das<br />
aus gutem Grund“, weiß Dr. Rolf Heddrich,<br />
Geschäftsführer und Sprecher von bauforumstahl<br />
e.V., Düsseldorf. „Architekten,<br />
Auditoren, Stahlhändler, Bauunternehmen<br />
und Immobiliengesellschaften, die Wert<br />
auf eine Gebäudezertifizierung legen, benötigen<br />
die Umwelt-Produktdeklarationen<br />
bereits während der Planungsphase als<br />
Nachweise. Gebäude, die mit Produkten<br />
unserer Verbands-EPD errichtet werden,<br />
lassen sich problemlos auf ihre Nachhaltigkeit<br />
hin bewerten, da alle für die Gebäudezertifizierung<br />
notwendigen Daten enthalten<br />
sind“, so Heddrich.<br />
Die bauforumstahl-EPD (Umwelt-Produktdeklaration)<br />
wurde im Oktober 2018<br />
durch das unabhängige Institut Bauen<br />
und Umwelt (IBU) geprüft und ist in deutscher<br />
und englischer Sprache erschienen.<br />
Neben den Ökobilanzergebnissen für<br />
Herstellung und Recyclingpotenzial enthalten<br />
sie auch Produktdefinitionen und<br />
bauphysikalische Angaben, Angaben zu<br />
Grundstoffen, Stoffherkunft, Beschreibungen<br />
zur Produktherstellung, Hinweise<br />
zur Produktverarbeitung und Normung,<br />
Angaben zum Nutzungszustand, zu außergewöhnlichen<br />
Einwirkungen und der<br />
Nachnutzungsphase.<br />
Einbezogen sind Stahlbauprofile, Stabstähle<br />
und Grobbleche der Güte S235 bis<br />
S960. Die Ökobilanz ist nach DIN ISO 14025<br />
und nach den Anforderungen der EN 158<strong>04</strong><br />
abgebildet und somit auch zu 100 % konform<br />
mit der EN 15978, der Norm zur Bewertung<br />
der Nachhaltigkeit von Bauwerken.<br />
Die EPD mit der Deklarationsnummer<br />
EPD-BFS-20180116-IBG2 steht unter https://<br />
bauforumstahl.de/wissen/nachhaltigkeit/<br />
kostenfrei zum Download zur Verfügung.<br />
Metals<br />
EFFICIENT PROCESS SOLUTIONS<br />
Schlüsseltechnologie Metallurgie<br />
Die METEC mit dem Bereich Schmiede technik<br />
ist das global führende Event für die Herstellung und<br />
Verarbeitung von Roheisen-, Stahl- und NE-Metallen.<br />
Theorie trifft Praxis<br />
Rahmenveranstaltungen wie die 4th European Steel<br />
Technology and Application Days (ESTAD) sind<br />
Diskussionsforen für neue Stahltechnologien und<br />
-anwendungen auf weltweit höchstem Niveau.<br />
Willkommen in Düsseldorf!<br />
• bauforumstahl<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4<br />
Messe Düsseldorf GmbH<br />
Postfach 10 10 06 _ 40001 Düsseldorf _ Germany<br />
Tel. +49 211 4560-01 _ Fax +49 211 4560-668<br />
www.messe-duesseldorf.de
12 | KURZNACHRICHTEN<br />
Kasto-Fernwartungssystem mit Intec-Preis <strong>2019</strong> ausgezeichnet<br />
Der Säge- und Lagertechnik-Spezialist<br />
Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
mit Sitz im badischen Achern hat für sein<br />
innovatives Fernwartungssystem „Visual-<br />
Assistance“ den Intec-Preis <strong>2019</strong> erhalten.<br />
Anwender und Techniker können sich mit<br />
„VisualAssistance“ per Video- und Audio-Stream<br />
verbinden und teilen in Echtzeit<br />
den gleichen Blickwinkel (Foto: Kasto<br />
Maschinenbau)<br />
Bei der Auszeichnung, die am 5. Februar<br />
auf der Leipziger Messe verliehen wurde,<br />
belegte das Unternehmen in der Kategorie<br />
„Unternehmen über 100 Mitarbeiter“ den<br />
dritten Platz. Besonders positiv bewertete<br />
die Jury das Zukunftspotenzial und den<br />
hohen praktischen Nutzen des Systems,<br />
das Anwendern per Augmented Reality<br />
Hilfestellung bei Wartung und Instandhaltung<br />
bietet.<br />
Herzstück des Systems ist eine interaktive<br />
App für Tablets, Smartphones oder<br />
Smart Glasses. Kunden können sich damit<br />
per Video- und Audio-Stream mit den<br />
Servicemitarbeitern verbinden. Anwender<br />
und Techniker teilen in Echtzeit das gleiche<br />
Blickfeld. Das erleichtert das gegenseitige<br />
Verständnis und hilft, einzelne Anlagenkomponenten<br />
und eventuelle Störungen<br />
schnell zu identifizieren. Die Kasto-Experten<br />
haben über die App auch die Möglichkeit,<br />
visuelle Hilfestellung zu leisten und zum<br />
Beispiel Markierungen im Live-Video einzublenden.<br />
Während der Kunde vor Ort<br />
die Wartung oder Reparatur an der Säge<br />
oder dem Lager durchführt, bekommt er<br />
alle nötigen Informationen per Augmented<br />
Reality direkt in seinem Display angezeigt.<br />
Nutzt er die Smart Glasses, hat er dazu<br />
noch die Hände frei – das erleichtert die<br />
Arbeit zusätzlich. Die Servicetechniker von<br />
Kasto sind virtuell mit vor Ort und leiten die<br />
Mitarbeiter entsprechend an. Aufwendige<br />
Schulungen oder teure Anfahrten sind damit<br />
überflüssig. Gleichzeitig profitieren Anwender<br />
von minimalen Stillstandzeiten sowie<br />
einer hohen Verfügbarkeit und Produktivität<br />
ihrer Maschinen und Anlagen.<br />
Der Intec-Preis wird alle zwei Jahre im<br />
Rahmen der gleichnamigen Fachmesse<br />
für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und<br />
Automatisierungstechnik in Leipzig verliehen.<br />
Bewertet werden dabei u.a. der Innovationssprung,<br />
technologische Effekte und<br />
Zukunftspotenziale, der Beitrag zur Energieund<br />
Ressourceneffizienz, Marktpotenzial<br />
und Entwicklungsaufwand.<br />
• Kasto Maschinenbau<br />
Günther + Schramm optimiert Materiallogistik mit neuem Regalbediengerät<br />
Am Standort Königsbronn investiert die<br />
Günther + Schramm GmbH aus Oberkochen<br />
zurzeit in die Modernisierung ihrer<br />
Materiallogistik. Der Systemlieferant<br />
für Stahl, Edelstahl und Aluminium hat<br />
daher ein neues Regalbediengerät (RBG)<br />
mit Doppelspiel angeschafft.<br />
Mehr als 25.000 Positionen hat das neue<br />
Regalbediengerät seit seiner erfolgreichen<br />
Inbetriebnahme im August letzten<br />
Jahres bereits abgewickelt: Das Ergebnis<br />
ist eine Beschleunigung der logistischen<br />
Abläufe. Im Hochregallager stehen<br />
rd. 1.800 Lagerplätze für Blankstahl und<br />
Edelstahlstäbe zur Verfügung. Einen<br />
vollständigen Überblick über die Bestände<br />
erhalten die Kunden von Günther +<br />
Schramm außerdem über ein Onlineportal<br />
in Echtzeit.<br />
Durch die Investition in den Standort<br />
Königsbronn erhöht Günther + Schramm<br />
die Prozesseffizienz. Auf 20.000 m² lagert<br />
der Systemdienstleister in Königsbronn<br />
unterschiedlichste Materialien. Mit dem<br />
neuen Regalbediengerät konnte das<br />
Unternehmen die Geschwindigkeit der<br />
Lagerprozesse bereits verdoppeln. Das<br />
Regalbediengerät kommissioniert im<br />
Hochregallager vollautomatisch vor allem<br />
Blankstahl und Edelstahlstäbe. Bis<br />
zu 300 Positionen fährt das Gerät dabei<br />
täglich an. Das Ergebnis sind kurze Reaktionszeiten<br />
und effiziente Fertigungs- und<br />
Versandprozesse. Eine schnelle Prozessabwicklung<br />
ist in Zeiten von zunehmenden<br />
Bestellungen in Losgröße 1 und<br />
Das Regalbediengerät kommissioniert im<br />
Hochregallager mit rd. 1.800 Lagerplätzen<br />
vollautomatisch vor allem Blankstahl und<br />
Edelstahlstäbe (Foto: Günther + Schramm)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
KURZNACHRICHTEN | 13<br />
Just-in-time-Lieferungen gefragter denn<br />
je. Via Onlinebestellsystem gewährleistet<br />
Günther + Schramm Kunden höchste<br />
Bestandstransparenz und Liefersicherheit.<br />
Eine Ampelfunktion signalisiert, ob<br />
das Produkt in der gewünschten Menge<br />
verfügbar ist. Um permanent aktuelle<br />
Bestände sicherzustellen, ist das Portal<br />
direkt an das SAP-System von Günther<br />
+ Schramm angebunden. So erhalten<br />
die Nutzer zudem die Informationen zum<br />
Lagerbestand in Echtzeit.<br />
• Günther + Schramm<br />
Besichtigung der neuen Produktionsstätte bei 247TailorSteel<br />
Der Metallbearbeitungsspezialist<br />
247TailorSteel öffnete Mitte Februar<br />
die Tore seiner modern und großzügig<br />
gestalteten Produktionshalle in Oyten<br />
für die Ratsmitglieder der Gemeinde.<br />
Am 11. Februar wurden die Besucher<br />
durch die nagelneue Produktionshalle im<br />
Gewerbepark Oyten geführt, die erst im<br />
September 2018 offiziell eingeweiht wurde.<br />
Eine „klassische“ Fabrikhalle erwartete die<br />
Besucher bei dem Metallbearbeitungsbetrieb<br />
aus den Niederlanden allerdings nicht:<br />
Das erklärte Ziel des Geschäftsführers Carel<br />
van Sorgen war bei der Planung der neuen<br />
Deutschland-Niederlassung nämlich,<br />
neben einem Hightechproduktionsablauf<br />
auch einen „Wohlfühlarbeitsplatz“ für seine<br />
Mitarbeiter zu schaffen.<br />
Die rd. 6.000 m 2 große Produktionshalle<br />
ist deshalb nicht nur mit modernsten Laserschneideanlagen<br />
ausgestattet, sondern lässt<br />
den Mitarbeitern durch die weitläufige Maschinenanordnung,<br />
große Fenster und – für<br />
Fabrikhallen doch eher ungewöhnlich – grüne<br />
Bepflanzung inmitten der technischen Anlagen<br />
„Raum zum Atmen“ und sorgt für eine<br />
angenehme Arbeitsatmosphäre. Die moderne<br />
Gestaltung der Halle begründet sich vor<br />
allem im Führungsverständnis des niederländischen<br />
Geschäftsführers, der das Unternehmen<br />
2007 gründete: „Mir ist wichtig, dass<br />
Die Oytener Regionalpolitiker begutachteten den Maschinenpark des Blechbearbeitungsspezialisten<br />
247TailorSteel bei einer Führung durch die Produktionshalle (Foto:<br />
247TailorSteel GmbH)<br />
die Mitarbeiter ihren Freiraum haben. Sie<br />
können bei uns viel bewegen und die Firma<br />
aktiv mitgestalten. Wir wollen 247TailorSteel<br />
gemeinsam nach vorne bringen.“<br />
Das niederländische Unternehmen ist<br />
spezialisiert auf lasergeschnittene Bleche,<br />
Kantteile und Rohre nach Maß. Mit dem<br />
Umzug der deutschen Niederlassung<br />
von Bremen in die neue Produktionshalle<br />
nach Oyten erhöhte 247TailorSteel seine<br />
Produktionskapazität um das Dreifache.<br />
Der Ausbau der Produktionskapazitäten<br />
schließt neben der Neuinstallation von<br />
Laserschneid anlagen auch die Suche nach<br />
qualifiziertem Personal ein.<br />
Der Bürgermeister und seine Ratsmitglieder<br />
erhielten bei 247TailorSteel einen<br />
Einblick in die Welt der Metallbearbeitung<br />
– vom komplett digitalen Bestellvorgang bis<br />
hin zur Fertigung individueller Blech- und<br />
Kantteile.<br />
• 247TailorSteel<br />
Über 247TailorSteel<br />
247TailorSteel wurde 2007 von Carel van Sorgen gegründet und fertigt an drei Standorten in den Niederlanden und<br />
Deutschland lasergeschnittene Bleche und Rohre nach Maß. Das Unternehmen, das zurzeit insgesamt über 370<br />
Mitarbeiter beschäftigt, hat den kompletten Angebots- und Bestellprozess digitalisiert und bietet seinen Kunden so<br />
eine schnelle, unkomplizierte Abwicklung. Damit ist 247TailorSteel in der Blech verarbeitenden Industrie ein Vorreiter<br />
im Bereich Digitalisierung beziehungsweise Industrie 4.0. Mittelfristig plant 247TailorSteel, europaweit zu expandieren.<br />
Weitere Standorte in Deutschland sind dabei bereits in Planung.<br />
• www. 247tailorsteel.com/de<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
14 | KURZNACHRICHTEN<br />
Altair Enlighten Award <strong>2019</strong> für Leichtbau ausgeschrieben<br />
Der einzige Preis der Automobilindustrie<br />
für Innovationen im Leichtbau, der Altair<br />
Enlighten Award <strong>2019</strong>, wird Anfang<br />
August <strong>2019</strong> in den USA verliehen.<br />
Altair, ein globaler Technologieanbieter<br />
von Lösungen für die Produktentwicklung,<br />
High-Performance Computing und Datenintelligenz,<br />
und das Center for Automotive<br />
Research (CAR) rufen dazu auf, Beiträge für<br />
den Enlighten Award <strong>2019</strong> einzureichen. Die<br />
Gewinner werden während des CAR-Management-Briefing-Seminars<br />
(MBS) in Traverse<br />
City, Michigan, USA, ausgezeichnet.<br />
Der Altair Enlighten Award <strong>2019</strong> wird in<br />
vier verschiedenen Kategorien verliehen:<br />
Full Vehicle, Module, Enabling Technology<br />
und Future of Lightweighting. Der Award<br />
in der Kategorie Full Vehicle wird für herausragende<br />
Leichtbau-Errungenschaften<br />
im Gesamtfahrzeug vergeben. Unter den<br />
bisherigen Gewinnern dieser Kategorie<br />
sind FCA, General Motors, Ford Company<br />
und Jaguar Land Rover. Die Kategorie<br />
Module zeichnet Innovationen im Leichtbau<br />
von automobilen Komponenten und<br />
Subsystemen aus, zu den Gewinnern der<br />
letzten Jahre gehören hier BMW, Toyota,<br />
Faurecia, BASF und ContiTech. Der Award<br />
für Enabling Technology ist Entwicklungen<br />
vorbehalten, die Leichtbau-Innovationen<br />
für Automobile ermöglichen, wie z.B.<br />
Material-, Prozess- und Verbindungstechnologien.<br />
In der Kategorie Future of<br />
Lightweighting werden innovative Materialien,<br />
Prozesse und Technologien ausgezeichnet,<br />
die ein großes Potenzial für den<br />
Leichtbau aufweisen, jedoch bisher nicht<br />
in der Fahrzeugproduktion zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Interessierte Hersteller und Zulieferer<br />
können auf www.altairenlighten.com/award<br />
einen Beitrag einreichen, mehr über die<br />
Award-Kriterien erfahren sowie weiterführende<br />
Informationen zum Prozess erhalten.<br />
• Altair Engineering<br />
Messeduo maintenance und PUMPS & VALVES schließt mit Rekord<br />
Bei Toresschluss in den Westfalenhallen<br />
Dortmund verzeichneten die Fachmessen<br />
maintenance und PUMPS & VALVES<br />
am 21. Februar <strong>2019</strong> Aussteller- und Besucherrekorde.<br />
Mit rd. 300 Ausstellern und 5.336 Besuchern<br />
– 32 % mehr als im Vorjahr – konnten die<br />
beiden Fachmessen mit ihrem gemeinsamen<br />
Auftritt überzeugen. Die maintenance<br />
Dortmund untermauert zu ihrem zehnten<br />
Jubiläum einmal mehr ihre Position als<br />
Deutschlands Leitmesse für Instandhaltung.<br />
Auch die PUMPS & VALVES unterstreicht<br />
mit 14 % mehr Besuchern ihre wachsende<br />
Bedeutung als wichtiger Treffpunkt der<br />
Pumpen- und Armaturentechnik. Besucher<br />
und Aussteller zeigen sich gleichermaßen<br />
beeindruckt von der Vielfalt und Qualität des<br />
Wissensangebotes. Die beiden Fachmessen<br />
fanden in diesem Jahr zum zweiten Mal parallel<br />
in den Westfalenhallen Dortmund statt.<br />
Die übereinstimmend positive Resonanz<br />
von Ausstellern und Fachbesuchern bestätigt<br />
den Erfolg des Messekonzeptes. Neben<br />
den Ausstellern lobten die zahlreichen Fachbesucher<br />
auch das umfangreiche Rahmenprogramm.<br />
Die vielfältigen Optionen, sich<br />
über topaktuelle Themen, wie die digitale<br />
Transformation der Instandhaltung, Predictive<br />
Maintenance, Digitaler Zwilling, Condition<br />
Monitoring oder Ersatzteilmanagement<br />
zu informieren, überzeugten die Besucher.<br />
Die Vorbereitungen für die Folgeveranstaltung<br />
im kommenden Jahr laufen beim<br />
Veranstalter Easyfairs Deutschland GmbH<br />
bereits jetzt an. Das Messeduo zeigt sich<br />
vom 12. bis 13. Februar 2020 wieder in den<br />
Westfalenhallen Dortmund.<br />
• Easyfairs Deutschland<br />
Seminar zur Digitalisierung im Presswerk<br />
Mit einem Tageskurs an der Forming<br />
Academy der Schuler AG in Göppingen<br />
lassen sich die nötigen Weichen für Industrie<br />
4.0 und die intelligente Fabrik<br />
der Zukunft stellen.<br />
Wie verändert der Megatrend Digitalisierung<br />
die Prozesse, aber auch die Menschen<br />
im Presswerk? Welche Facetten<br />
bringen Anwender wirklich weiter, was<br />
wird sich verändern und was ist heute<br />
schon digital möglich? Antworten auf<br />
diese Fragen gibt das Seminar „Digitalisierung<br />
im Presswerk“ der Forming<br />
Academy am 11. April oder am 17. Oktober<br />
im Schuler Innovation Tower am<br />
Hauptsitz in Göppingen.<br />
Innerhalb eines Tages erhalten Verantwortliche<br />
aus dem Presswerk, Geschäftsführer,<br />
Controller, Technische Einkäufer<br />
und Planer einen Überblick über wichtige<br />
Themen wie Industrie 4.0 in der Umform-<br />
Ein Seminar zur Digitalisierung im Presswerk<br />
bietet die Forming Academy am<br />
11. April und 17. Oktober im Schuler<br />
Innovation Tower (Foto: Schuler)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
KURZNACHRICHTEN, INTERNATIONALE NEWS | 15<br />
technik, Vernetzung im Presswerk und<br />
Machine Monitoring. „Auf diese Weise<br />
können die Seminarbesucher rechtzeitig<br />
die Weichen für die digitale Transformation<br />
rund um ihr Presswerk stellen“,<br />
sagt Schuler-Geschäftsführer Dr. Martin<br />
Habert.<br />
Darüber hinaus bietet die Forming Academy<br />
viele weitere Seminare zur Qualifizierung<br />
von Beschäftigten im Presswerk.<br />
Grundlagen- und Technologieseminare<br />
vermitteln das nötige Fachwissen für den<br />
Einstieg, maßgeschneiderte Bedienerund<br />
Instandhalterschulungen qualifizieren<br />
die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch<br />
vor Ort an der Umformanlage.<br />
www.schulergroup.com/Forming_Academy<br />
• Schuler<br />
38. Stahlbauseminar findet im Mai <strong>2019</strong> statt<br />
Das Stahlbauseminar wird seit 1981 in Zusammenarbeit<br />
mit den Kooperationspartnern<br />
– bauforumstahl e.V. (ehem. DSTV),<br />
Deutscher Verband für Schweißen und<br />
Verwandte Verfahren (DVS), Bundesvereinigung<br />
der Prüfingenieure für Bautechnik<br />
(vpi) – jährlich im Mai durchgeführt. Es ist<br />
eine der traditionsreichsten Veranstaltungen<br />
der Fachhochschule Münster.<br />
Auf der ganztägigen Veranstaltung werden<br />
verschiedene Themen aus dem<br />
Spektrum des konstruktiven Ingenieurbaus<br />
mit dem Schwerpunkt Stahlbau behandelt.<br />
Die praxisnahen Vorträge richten<br />
sich an Ingenieure aus Stahlbaufirmen,<br />
Glasbaufirmen, Ingenieurbüros sowie<br />
Prüfämtern für Baustatik und anderen<br />
Behörden. Zudem können Studierende<br />
erste Eindrücke von der beruflichen<br />
Weiterbildung gewinnen. Begleitend zum<br />
Seminar stellen Firmen, EDV-Hersteller<br />
und Verlage ihre Produkte aus.<br />
• FH Münster<br />
China<br />
Angang Iron & Steel erteilt Endabnahme für modernisierte Brammenstranggießanlage<br />
Die Angang Iron & Steel Group Co. in<br />
Anshan erteilte im Dezember 2018 die<br />
Endabnahmebescheinigung (FAC) für die<br />
modernisierte zweisträngige Stranggießanlage<br />
CCM1 im Stahlwerk Nr. 3 an Primetals<br />
Technologies. Die Gießanlage wurde Ende<br />
Oktober 2018 angefahren und verarbeitete<br />
in weniger als zwei Monaten in über<br />
1.700 Abstichen etwa 348.000 t Stahl. Die<br />
Zielsetzungen des Projekts bestanden darin,<br />
die Produktqualität und Produktivität<br />
ebenso wie die Flexibilität bei der Verarbeitung<br />
unterschiedlicher Stahlsorten und<br />
Gießformate zu verbessern. Die Gießanlage<br />
ist mit modernen Ausrüstungen und<br />
Technologiepaketen ausgestattet, zu denen<br />
auch DynaGap Soft Reduction zählt, ein<br />
System zur Verbesserung der Innenqualität<br />
der Brammen. Um die Stillstandszeiten<br />
zu minimieren, wurde bei der Projektplanung<br />
besonderer Wert auf eine schnelle<br />
Durchführung gelegt: Die Erneuerung der<br />
Gießanlage dauerte nur 30 Tage.<br />
Angang Iron & Steel Group Co. hat ihren<br />
Sitz in Anshan in der Provinz Liaoning.<br />
Mit einer Jahresproduktion von etwa 35,8<br />
Mio. t (2017) zählt das Unternehmen zu<br />
den führenden Stahlproduzenten in China.<br />
Im Stahlwerk Nr. 3 in Anshan wird beim<br />
Umwandlungsprozess auf einen Sauerstoffblaskonverter,<br />
einen Pfannenofen<br />
und eine Ruhrstahl-Heraeus-(RH-)Anlage<br />
gesetzt. Das Werk hat eine Jahreskapazität<br />
von 5 Mio. t und speist zwei Gießanlagen.<br />
Die Stranggießanlage CCM2 wurde früher<br />
bereits von Primetals Technologies modernisiert<br />
und ist seit Juli 2015 wieder in Betrieb.<br />
Die zweisträngige Stranggießanlage<br />
CCM1 im Stahlwerk Nr. 3 hat eine Produktionskapazität<br />
von jährlich 2,5 Mio. t. Der<br />
Maschinenradius beträgt 9 m, die metallurgische<br />
Länge 36 m. Die Anlage erzeugt<br />
Brammen mit einer Dicke von 230 mm und<br />
einer Breite zwischen 990 und 1.550 mm.<br />
Die maximale Gießgeschwindigkeit beläuft<br />
sich auf 2,1 m/min. Die Anlage gießt Stähle,<br />
deren Kohlenstoffgehalt zwischen ultraniedrig<br />
bis hoch liegt, peritektische, tiefgezogene<br />
und HSLA-Stähle ebenso wie mikrolegierte,<br />
niedriglegierte und Siliziumstähle.<br />
Im Modernisierungsprojekt wurde die<br />
Stranggießanlage CCM1 mit einem neuen<br />
Verteilerwagen und einem neuen Verteiler<br />
mit LevCon-Gießspiegelregelung ausgerüstet.<br />
Die gerade Smart-Mold-Kassettenkokille<br />
ist mit Mold-Expert-Durchbruchfrüherkennung,<br />
DynaWidth zur automatischen Breiteneinstellung<br />
und DynaFlex-Kokillenoszillator<br />
ausgestattet. Im Strangführungssystem<br />
kommen eine Biegemaschine und Smart<br />
Segments sowie I-Star-Rollen zum Einsatz.<br />
Das Dynacs-Sekundärkühlsystem berechnet<br />
das Temperaturprofil und regelt es über die<br />
gesamte Stranglänge dynamisch.<br />
Olaf Schwarze, Baustellenleiter von<br />
Primetals Technologies, Zhang Yong, Leiter<br />
des Stahlwerks Nr. 3, und Novica Mitic,<br />
Inbetriebnahmeleiter von Primetals<br />
Technologies (von l. nach r.) im Stahlwerk<br />
Nr. 3 der Angang Iron & Steel Group Co. in<br />
Anshan (Foto: Primetals Technologies)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
16 | INTERNATIONALE NEWS<br />
Daye Special Steel setzt Bodenelektrode im Elektrolichtbogenofen ein<br />
Daye Special Steel Co. Ltd. modernisiert<br />
einen 75-t-Gleichstrom-Elektrolichtbogenofen<br />
DC EAF (Direct Current Electric Arc<br />
Furnace) am Standort Xinyegang. Die Inbetriebnahme<br />
ist für <strong>2019</strong> geplant.<br />
Den Auftrag hat die SMS group aus Düsseldorf<br />
erhalten.<br />
Im Rahmen der Modernisierung wird<br />
der bestehende Ofen dreidimensional<br />
gescannt und das Gefäßunterteil des<br />
Elektrolichtbogenofens modifiziert. SMS<br />
group liefert zwei neue Pin-Type-<br />
Bodenelektroden<br />
sowie<br />
ein Hochstromsystem<br />
mit einer<br />
optimierten<br />
Anordnung<br />
zur Reduzie-<br />
DC-Elektrolichtbogenofen der SMS<br />
group mit effizienter Pin-Type-<br />
Bodenelektrode (Foto: SMS group)<br />
rung der Lichtbogenablenkung. Das Unternehmen<br />
wird darüber hinaus die Montage<br />
und Inbetriebnahme überwachen.<br />
Ziele der Modernisierung sind die Reduzierung<br />
von Betriebskosten und eine<br />
Steigerung der Produktivität. Die Pin-Type-<br />
Bodenelektrode ist wartungsfrei, der Zustand<br />
der Elektrode wird kontinuierlich<br />
über Thermoelemente überwacht. Die<br />
nadelförmige Ausführung der Elektrode<br />
hat eine hohe Lebensdauer, ebenso sorgt<br />
die optimierte Anordnung des Stromschienensystems<br />
für eine längere Lebensdauer<br />
der Feuerfestausmauerung. Durch den Anschluss<br />
des Stromschienensystems sind<br />
die Wechselzeiten für das Ofengefäß kurz.<br />
Für die Ausmauerung kann kostengünstige<br />
Stampfmasse anstelle von teuren, leitfähigen<br />
Steinen genutzt werden. Da die<br />
Bodenelektrode mit Luft anstatt Wasser<br />
gekühlt wird, ist ein sicheres Arbeiten für<br />
die Bedienmannschaft gewährleistet.<br />
Dongfeng Forging bestellt 5.000-Tonnen-Exzenterschmiedepresse<br />
Die zum Nutzfahrzeughersteller Dongfeng<br />
Motor Group gehörende Dongfeng Forging<br />
Auf der neuen MP 5000 der SMS group will<br />
Dongfeng Forging zukünftig Kurbelwellen<br />
schmieden. (Foto: SMS group)<br />
Co., Ltd. hat SMS group mit der Lieferung<br />
einer Exzenterschmiedepresse vom Typ MP<br />
5000 mit einer Presskraft von 5.000 t für<br />
das Werk in Shiyan in der Provinz Hubei<br />
beauftragt. Die 1969 in Shiyan gegründete<br />
Dongfeng Forging Co., Ltd. betreibt insgesamt<br />
26 Schmiedelinien an diesem Standort,<br />
darunter eine 12.000-t-Keilpresse der<br />
SMS group.<br />
Mit der neuen Schmiedepresse wird<br />
Dongfeng Forging Kurbelwellen für Leicht-<br />
Lkw mit einem maximalen Fertigteilgewicht<br />
von 21,5 kg herstellen. Die neue<br />
Exzenterschmiedepresse schmiedet vollautomatisch,<br />
präzise und hocheffizient.<br />
Die nominale Presskraft beträgt 50 MN.<br />
Zum Lieferumfang gehören neben der<br />
Presse auch die Verfahrensentwicklung,<br />
die getakteten Zu- und Abführbänder,<br />
eine elektrisch angetriebene Hubbalkenautomatik<br />
zum Teiletransport sowie eine<br />
integrierte Sprüheinrichtung zur Gesenkpflege.<br />
Außerdem liefert die SMS group<br />
eine Liniensteuerung zur Anbindung der<br />
übrigen Aggregate, wie zum Beispiel für<br />
die Erwärmung.<br />
Die MP 5000 gehört zur modernen<br />
Baureihe von Exzenterschmiedepressen<br />
der SMS group. Außerordentlich große<br />
Pressenfenster des FEM-optimierten<br />
Pressenständers ermöglichen eine gute<br />
Automatisierbarkeit und vereinfachen den<br />
Gesenk- und Halterwechsel.<br />
Die Inbetriebnahme der neuen Gesenkschmiedepresse<br />
MP 5000 ist für das zweite<br />
Quartal 2020 geplant.<br />
HBIS Laoting Steel implementiert Produktionsmanagementsoftware<br />
Der Stahlhersteller HBIS Laoting Steel<br />
Co. Ltd. hat nach einer zweijährigen<br />
Evaluierungsphase die PSI Metals mit<br />
der Implementierung der Produktionsmanagementsoftware<br />
PSImetals Planning,<br />
Quality Management, Production<br />
and Logistics im neuen Stahlwerk in<br />
Tangshan Laoting beauftragt.<br />
Mit dem Einsatz der Lösung<br />
PSImetals sollen im Einklang mit den<br />
chinesischen Initiativen „Industrie 4.0“<br />
und „China 2025“ die Projektziele der<br />
HBIS Laoting optimal umgesetzt werden.<br />
Diese umfassen neben der Digitalisierung<br />
der Produktionsprozesse<br />
für mehr Transparenz die Systemintegration<br />
für die Harmonisierung der Informationsbasis<br />
sowie die Unterstützung<br />
der Geschäfts- und Datenflüsse durch<br />
Big-Data-Anwendungen.<br />
In der neuen Produktionsanlage sollen<br />
zukünftig hochwertige Stähle mit einer<br />
Kapazität von rd. 10 Mio. t produziert<br />
werden. Bereits zu Beginn der Planung<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
INTERNATIONALE NEWS | 17<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
18 | INTERNATIONALE NEWS<br />
des neuen Werks bildete das neue<br />
Informationssystem einen entscheidenden<br />
Bestandteil im Gesamtprojekt.<br />
Zhang Chi, General Manager bei HBIS<br />
Laoting Steel, erläuterte dazu: „Gemessen<br />
an den relativ geringen Investitionen<br />
spielt das Informationssystem als zentrales<br />
System eine wesentliche Rolle.“<br />
Der PSI-Partner Primetals Technologies<br />
Germany GmbH liefert die Ausrüstung für das<br />
neue Stahl- und Kaltwalzwerk. Die Inbetriebnahme<br />
ist für Februar 2020 geplant.<br />
HBIS Laoting wurde 2017 gegründet,<br />
um Produktionskapazitäten aus der Kernstadt<br />
Tangshan zu verlagern. Das Unternehmen<br />
gehört zur HBIS Group Co., Ltd,<br />
einem der größten chinesischen Hersteller<br />
von Eisen- und Stahlwerkstoffen.<br />
Henan Jiyuan I&S bestellt Reduzier- und Sizing-Block<br />
Der Spezialstahlhersteller Henan Jiyuan<br />
Iron & Steel Co.,Ltd. hat die Friedrich Kocks<br />
GmbH & Co. KG aus Hilden mit der Lieferung<br />
eines RSB ® 300 ++/4 beauftragt. Es<br />
ist der 25. Kocks-Reduzier- und Sizing Block<br />
(RSB), der in China installiert wird.<br />
Schon seit 2008 betreibt Jiyuan I&S<br />
erfolgreich einen Drei-Walzen-Block des<br />
Unternehmens und auch für die neue<br />
SBQ-Walzstraße kommt ein RSB der<br />
neuesten 5.0-Generation zum Einsatz.<br />
Er produziert stufenlos alle Fertigabmessungen<br />
vom Durchmesser 12 bis 42 mm.<br />
Der RSB 5.0 ist für thermomechanisches<br />
Walzen bei niedrigen Walztemperaturen<br />
ausgelegt. Neben dem Reduzier- und Sizing-Block<br />
liefert Kocks auch die Werkstatteinrichtungen<br />
für die Vorbereitung<br />
der Drei-Walzen-Gerüste und Rollenführungen<br />
sowie Überwachungsleistungen<br />
zum Aufbau und der Inbetriebnahme des<br />
RSB 5.0.<br />
Die Inbetriebnahme des RSB 5.0 ist für<br />
das zweite Quartal 2020 geplant.<br />
Hunan Valin Xiangtan I&S installiert neue Walzentechnologie<br />
Der Spezialstahlhersteller Hunan Valin Xiangtan<br />
Iron & Steel Co.,Ltd. hat die Friedrich<br />
Kocks GmbH & Co. KG aus Hilden mit der<br />
Lieferung eines RSB ® 370 ++/5 beauftragt.<br />
Xiangtan betreibt schon seit 2006 erfolgreich<br />
einen Reduzier- und Sizing-Block (RSB) und<br />
vertraut auch bei der neuen Walzstraße auf<br />
die Drei-Walzen-Technologie von Kocks.<br />
Der Drei-Walzen-RSB der neuesten<br />
5.0-Generation kommt in der neuen<br />
Stabstahlwalzstraße Nr. 3 zum Einsatz<br />
und produziert stufenlos alle Fertigabmessungen<br />
vom Durchmesser 16 bis 100 mm.<br />
Der RSB 5.0 ist für thermomechanisches<br />
Walzen bei niedrigen Walztemperaturen<br />
ausgelegt.<br />
Neben dem Reduzier- und Sizing-Block<br />
(RSB) liefert Kocks auch die Werkstatteinrichtungen<br />
für die Vorbereitung der<br />
Drei-Walzen-Gerüste und Rollenführungen<br />
sowie Überwachungsleistungen zum Aufbau<br />
und der Inbetriebnahme des RSB 5.0.<br />
Die Inbetriebnahme des RSB 5.0 ist für<br />
das erste Quartal 2020 geplant.<br />
Tisco bestellt Walzenblock<br />
Der Rostfreihersteller Shanxi Taigang Stainless<br />
Steel Company Co. Ltd. (Tisco) hat<br />
einen Reduzier- und Sizing Block RSB®<br />
in 5.0-Design bestellt. Die Friedrich Kocks<br />
GmbH & Co KG aus Hilden hat den Auftrag<br />
erhalten.<br />
Tisco ist der weltweit viertgrößte Hersteller<br />
von Rostfreiprodukten und ist unter<br />
den TOP 500 der meist geschätzten Marken<br />
in China. Der in der Provinz Shanxi<br />
angesiedelte Rostfreihersteller produziert<br />
sowohl Flach- als auch Langprodukte für<br />
verschiedene Industrien mit höchstem<br />
Qualitätsanspruch.<br />
Der neue Kocks-RSB 5.0 ist Teil einer<br />
Modernisierung der bestehenden Rostfreiwalzstraße.<br />
Der RSB 5.0 wird Sorten aus<br />
dem Bereich der austenitischen, martensitischen<br />
und ferritischen, duplex- und nickelbasierten<br />
Stähle im Abmessungsbereich von<br />
Durchmesser 16 bis 100 mm walzen. Die<br />
Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 geplant.<br />
Der Einsatz des Kocks-RSB ermöglicht<br />
Tisco eine zuverlässige und gleichbleibende<br />
Produktion in Topqualität mit perfekter<br />
Oberfläche und engsten Toleranzen. Der<br />
RSB 5.0 ist die neuste Generation der<br />
Kocks-Reduzier- und Sizing-Blöcke für SBQ<br />
und Rostfreiprodukte und bietet neben einer<br />
hervorragenden Stabqualität, erhöhter<br />
Produktivität, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
des Walzwerks einen vereinfachten<br />
und sicheren Betrieb der Anlage.<br />
Italien<br />
Arlenico integriert Maßwalzblock in bestehende Anlage<br />
Arlenico, der am Comer See gelegene<br />
Hersteller von Walzdraht in Sondersorten,<br />
nahm den neuen viergerüstigen MEERdrive<br />
® PLUS-Block in der bestehenden<br />
MEERdrive ® PLUS-Maßwalzblock der SMS<br />
group in Betrieb bei Arlenico<br />
(Foto: SMS group)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
INTERNATIONALE NEWS | 19<br />
Caleotto-Drahtstraße in Lecco in Betrieb.<br />
Arlenico ist nun in der Lage, den Markt mit<br />
Produkten mit deutlich engeren Toleranzen<br />
als jemals zuvor zu bedienen. Dank der von<br />
der SMS group aus Düsseldorf gelieferten<br />
technischen Ausstattung, wie einer hochmodernen<br />
Hightech-Wasserkühllinie und<br />
der Level-2-Automatisierung, kann das<br />
Unternehmen in Zukunft auch thermomechanisch<br />
walzen.<br />
Noch im Dezember stellte Arlenico der<br />
SMS group das vorläufige Abnahmezertifikat<br />
aus. Danach folgten Leistungstests<br />
mit der Produktion von Walzdraht im Durchmesserbereich<br />
von 5,5 bis 27 mm in verschiedenen<br />
Stahlsorten und bei der Maximalgeschwindigkeit<br />
von 115 m/s sowie bei<br />
niedrigen Temperaturen von 750 °C. Direkt<br />
bei den ersten Testwalzungen wurden die<br />
spezifizierten Toleranzen von nur 0,05 mm<br />
und 50 % Ovalität bei 5,5-mm-Draht erfüllt.<br />
Feralpi-Gruppe bestellt Knüppelschweißsystem für die Drahtstraße Lonato<br />
Feralpi Siderurgica S.p.A. hat ein<br />
EBROS-Schweißsystem für den Einbau<br />
in die Drahtwalzstraße Lonato in Brescia<br />
bestellt. Den Auftrag für die Lieferung<br />
hat die SMS group erhalten. Mit der<br />
EBROS-Technik werden die heißen Knüppel<br />
beim Auslaufen aus dem Aufwärmofen<br />
aneinandergeschweißt. Dies ermöglicht das<br />
Endloswalzen, ein Verfahren, mit dem die<br />
Produktivität, das Materialausbringen und<br />
die Anlagenausnutzung deutlich verbessert<br />
werden können − bei gleichmäßig hoher<br />
Produktqualität.<br />
Bei Feralpi wird durch den Einsatz dieser<br />
Technik in der bestehenden Drahtstraße<br />
eine Steigerung der Anlagenproduktivität<br />
um bis zu 8 % erwartet. Außerdem können<br />
so Hochgeher und Schopfschnitte vermieden<br />
und dadurch das Ausbringen um mindestens<br />
3 % gesteigert werden.<br />
Das neueste System verfügt über eine<br />
weiter verbesserte Transformatorlösung,<br />
mit der der Schweißvorgang noch effektiver<br />
gesteuert werden kann. Außerdem<br />
wurde das Reinigungssystem vereinfacht,<br />
der Wartungsaufwand reduziert, das Funkenverhalten<br />
verbessert und das Abgraten<br />
durch einen schnell wechselbaren Sammelbehälter<br />
effizienter gemacht. Teil der Gesamtlieferung<br />
ist ein 2-MW-Induktionsofen<br />
von SMS Elotherm, einem Unternehmen<br />
der SMS group, der den Temperaturausgleich<br />
innerhalb der Knüppel beim Einlauf<br />
in das erste Gerüst der Walzstraße sicherstellt.<br />
Dadurch liegen die Walztemperaturen<br />
sicher innerhalb des vorgeschriebenen Bereiches,<br />
was sich positiv auf die Toleranzen<br />
der fertigen Produkte auswirkt.<br />
Die Schweißanlage nutzt die Ofenkapazität<br />
von 130 t/h voll aus. Sie kann Quadratknüppel<br />
mit Kantenlängen bis 150 mm<br />
und 12 m Länge zusammenschweißen. Die<br />
Inbetriebnahme ist für das erste Quartal<br />
2020 geplant.<br />
EBROS-System während des Schweißvorgangs<br />
im Einsatz in der Produktion (Foto:<br />
SMS group)<br />
Feralpi Siderurgica: Modernisierte Knüppelgießanlage in Betrieb<br />
Kürzlich nahm eine modernisierte sechssträngige<br />
Knüppelgießanlage im Werk des<br />
Stahlerzeugers Feralpi Siderugica S.p.A., Teil<br />
der italienischen Feralpi-Gruppe, am Standort<br />
Lonato del Garda in der Provinz Brescia<br />
den Betrieb auf. Ziel des Projekts war, die<br />
Produktionskapazität von 1,1 auf 1,2 Mio. t/a<br />
Knüppel zu erhöhen, Knüppel mit einem<br />
größeren quadratischen Querschnitt von<br />
150 mm · 150 mm zu produzieren, die Anlage<br />
auf Querschnitte bis 160 mm · 160 mm<br />
vorzubereiten und die Anlagenverfügbarkeit<br />
zu verbessern. Die Modernisierung wurde<br />
von Primetals Technologies durchgeführt.<br />
Bevor Feralpi Siderurgica die sechssträngige<br />
Gießanlage modernisieren ließ, belief<br />
sich die installierte Jahreskapazität auf<br />
1,1 Mio. t Knüppel mit einem Querschnitt<br />
von 140 mm · 140 mm. Die Anlage produziert<br />
Stähle mit mittlerem Kohlenstoffgehalt,<br />
Kohlenstoffstähle und niedriglegierte<br />
Stähle für die Bauindustrie. Im Rahmen<br />
des Modernisierungsprojekts wurde die<br />
Gießanlage mit neuen DiaMold-Schnellgießkokillen<br />
ausgestattet, die sich durch<br />
eine konische Form der Kokillenrohre und<br />
offene untere Kokillenecken zur Reduzierung<br />
der Strangreibung auszeichnen. Der<br />
hydraulische Oszillator DynaFlex mit online<br />
einstellbaren flexiblen Parametern für die<br />
Feralpi-Gruppe<br />
Die Feralpi-Gruppe ist einer der wichtigsten Stahllieferanten für die europäische Bauindustrie. Die Gruppe betreibt vier<br />
Tochtergesellschaften in Italien und verfügt über Produktions- und Vertriebsstandorte in Europa und Nordafrika. Feralpi<br />
Siderurgica wurde 1968 gegründet und ist damit das älteste Mitglied der Feralpi-Gruppe. Das Unternehmen ist heute<br />
einer der führenden Anbieter von Betonstahl, Walzdraht, Bewehrungsmatten und davon abgeleiteten Produkten in Italien.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
Kokillenoszillation dient zur Verbesserung<br />
der Oberflächenqualität.<br />
Zum Lieferumfang zählen die neue Sekundärkühlung<br />
und ein Kaltstrangkopf. Die<br />
vorhandene Richtanlage wurde gemäß dem<br />
Modell von Primetals Technologies für das<br />
kontinuierliche Richten geändert, um die<br />
auftretenden Belastungen zu optimieren.<br />
Primetals Technologies war für das Basisund<br />
das Detailengineering sowie für die<br />
Lieferung der genannten Komponenten<br />
verantwortlich.<br />
Diese Knüppelstranggießanlage von Feralpi<br />
Siderurgica im Werk Lonato del Garda wurde<br />
von Primetals Technologies modernisiert<br />
(Foto: Primetals Techologies)<br />
Kanada<br />
Karmax Heavy Stamping investiert in weitere Warmumformlinie<br />
Die kanadische Firma Karmax Heavy Stamping,<br />
eine Division von Magna Cosma International<br />
mit Sitz in Milton, Ontario, erteilte<br />
der Ebner Industrieofenbau Gesellschaft<br />
m.b.H. mit Sitz in Leonding, Österreich,<br />
einen Auftrag über die zweite gasbeheizte<br />
Rollenherdofenanlage inklusive schlüsselfertige<br />
Montage und Inbetriebnahme. Die<br />
Anlage dient wie Linie 1, die im Sommer<br />
2018 in Betrieb gegangen ist, zum Anwärmen<br />
von beschichteten und unbeschichteten<br />
Stahlplatinen für die Automobilindustrie.<br />
Der Ofen hat eine nutzbare Breite von 2.500<br />
mm und eine beheizte Länge von 38.200<br />
mm. Maximaler Durchsatz beträgt 4,8 t/h<br />
bei einer minimalen Zykluszeit von 10 s.<br />
Produktionsbeginn der neuen Anlage ist für<br />
Dezember <strong>2019</strong> vorgesehen.<br />
Kolumbien<br />
Ternium Barranquilla bestellt VCC-Linie für Stabstahlstraße<br />
Ternium del Atlántico SAS hat den Auftrag<br />
für die Lieferung und Montage einer<br />
VCC ® -Linie (Vertical Compact Coiler) für<br />
seine Stabstahlstraße in Palmar de Varela,<br />
Barranquilla, erteilt. Ausführendes<br />
Unternehmen wird die SMS group sein.<br />
Die VCC-Technologie der SMS group<br />
ist eine hochmoderne Lösung bei der<br />
Produktion von kompakten, verwindungsfreien<br />
Coils und wird heute von<br />
Betonstahlverarbeitern nachgefragt.<br />
Kompakte Coils sind ein wichtiger<br />
Schritt nach vorn im Bestreben, die<br />
Verpackungsqualität des Endprodukts<br />
zu verbessern. Sie haben vordefinierte<br />
Abmessungen, die dank VCC für alle auf<br />
derselben Linie hergestellten Produkte<br />
konstant bleiben. Die Größe der kompakten<br />
Coils ist außerdem ideal für die Lagerung,<br />
den Transport und das Handling.<br />
Dies ist besonders vorteilhaft bei der<br />
VCC-Coils im Lager (Foto: SMS group)<br />
Verarbeitung der Coils auf Baustellen,<br />
wo die Ansammlung von Armierungsbügeln<br />
und anderer Bewehrungskonstruktionen<br />
platzmäßig stark eingeschränkt ist,<br />
insbesondere in Stadtgebieten. Diese<br />
Voraussetzungen veranlassten Ternium,<br />
die VCC-Technologie in die vorhandene<br />
Stabstahlstraße zu integrieren.<br />
Die Linie wird zukünftig Betonstahl im<br />
Durchmesserbereich von 8 bis 16 mm<br />
mit einer Geschwindigkeit von bis zu<br />
35 m/s herstellen und pro Stunde 120 t<br />
Material bei einem Coilgewicht bis zu 3 t<br />
ausbringen.<br />
Eine der wichtigsten Eigenschaften<br />
der VCC ist die Art der Coilbildung direkt<br />
in vertikaler Position. Anlagenbetreiber<br />
können somit auf Drehmanipulatoren<br />
verzichten und gleichzeitig die<br />
Prozessdurchlaufzeit reduzieren, da<br />
alle Coils bereits in der Endausrichtung<br />
gehaspelt werden. Nach dem Wickeln<br />
und Abkühlen können die Coils sofort<br />
gelagert werden.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
INTERNATIONALE NEWS | 21<br />
Südkorea<br />
POSCO Gwangyang modernisiert Gasreinigungsanlagen<br />
POSCO modernisiert die Gasreinigungsanlagen<br />
der drei BOF-Konverter (Blast Oxygen<br />
Furnace) im integrierten Hüttenwerk am<br />
Standort Gwangyang. Den Auftrag dazu<br />
haben die SMS group gemeinsam mit der<br />
Firma AERIX Co., Ltd., Südkorea, erhalten.<br />
Im Rahmen einer Produktionserhöhung<br />
im Konverterstahlwerk werden die Gasreinigungsanlagen<br />
an die höheren Prozessgasmengen<br />
angepasst. Die Primärgasreinigung<br />
erfolgt mit wartungsfreundlichen<br />
Elektro-Trockenfiltern (ESP: Electro Static<br />
Precipitator), die nun um ein weiteres Feld<br />
ergänzt werden. So können die Anlagen<br />
eine erhöhte Menge Prozessgas handhaben<br />
und zudem die Reinigungsleistung verbessern.<br />
Die Gasreinigungsanlagen sind<br />
jeweils für eine Kapazität von über 108.000<br />
m³(STP)/h (trocken) ausgelegt.<br />
Der Lieferumfang der SMS group umfasst<br />
das Basisengineering und die Lieferung<br />
der Elektroden. Die ersten zwei Elektrofilter<br />
wurden bereits erfolgreich erweitert,<br />
das Abschlusszertifikat für die erste Phase<br />
Die von SMS group modernisierte Primärgasreinigung bei POSCO Gwangyang (Foto: SMS<br />
group)<br />
wurde SMS group direkt nach erfolgreicher<br />
Inbetriebnahme erteilt. Die Erweiterung des<br />
dritten Filters ist für Ende <strong>2019</strong> geplant.<br />
POSCO (ehemals Pohang Iron and<br />
Steel Company) ist ein südkoreanisches<br />
Unternehmen mit Sitz in Pohang und ist<br />
der viertgrößte Stahlhersteller der Welt.<br />
POSCO betreibt derzeit in Südkorea zwei<br />
integrierte Stahlwerke in Pohang und<br />
Gwangyang.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
22 | INTERNATIONALE NEWS<br />
Tschechische Republik<br />
Trinecké železárny: Roboter zum Spritzen von Feuerfestmaterial installiert<br />
Ein Roboter übernimmt zukünftig das Auftragen<br />
von Feuerfestmasse auf die Ausmauerung<br />
der Verteilerpfannen und ersetzt<br />
körperlich schwere Arbeit beim Stahlhersteller<br />
Trinecké železárny, a.s. aus Trinec. Die<br />
Verteilerpfannen sind für den Strangguss<br />
unentbehrlich. Das komplette Leitsystem<br />
der sogenannten Pfannenwirtschaft einschließlich<br />
der Steuerung des Roboters<br />
wurde von den Mitarbeitern des Stahlwerks<br />
entwickelt.<br />
und eine hohe Gleichmäßigkeit des Sprühnebels<br />
auf der gesamten Innenfläche zu<br />
erreichen. Dies erhöht die Lebensdauer<br />
der Verteilerpfanne erheblich und spart<br />
Feuerfestmaterial.<br />
Die feuerfeste Ausmauerung ist ein<br />
wesentlicher Bestandteil jeder Verteilerpfanne<br />
und macht die Verteilung der-<br />
Schmelze auf die einzelnen Gießrohre erst<br />
möglich. Die innere Oberfläche bildet eine<br />
Schicht aus feuerfester Masse, die nach<br />
Roboter übernehmen in der Pfannenwirtschaft bei Trinecké železárny zukünftig das Spritzen von Feuerfestmaterial (Foto: Trinecké železárny)<br />
„Es ist einzigartig, den Roboter unter<br />
den rauen Bedingungen des Hüttenbetriebs<br />
einzusetzen“, erklärt Ceslav Marek,<br />
Produktionsleiter von Trinecké železárny.<br />
Der Vorteil der Anwendung liegt in erster<br />
Linie darin, die Arbeitsbedingungen der<br />
Mitarbeiter zu verbessern, mühsame Arbeit<br />
beim manuellen Spritzen zu beseitigen,<br />
den Applikationszyklus zu verkürzen<br />
dem Auftragen regelmäßig wieder erneuert<br />
wird. „Die Einspritzzeit aller Schichten<br />
wird von mehreren Faktoren beeinflusst<br />
und liegt im Durchschnitt bei drei Stunden.<br />
In dieser Zeit werden ungefähr 2 t Masse<br />
auf die Wände der Verteilerpfanne aufgebracht“,<br />
erklärt Libor Kuca, Leiter der Produktionslogistik<br />
des Unternehmens. Mit<br />
seinem Team arbeitet er an der Einführung<br />
von Automatisierung und der Vorbereitung<br />
anderer Roboterlösungen.<br />
Die Versiegelung der Pfannen mit dem<br />
feuerfesten Material hat einen direkten<br />
Einfluss auf die Qualität des Rohstahls,<br />
da die so aufgebrachte feuerfeste Masse<br />
nicht mit der Schmelze reagieren soll. Eine<br />
schlechte Feuerfestversiegelung kann zu<br />
Durchbrüchen oder anderen Störungen im<br />
Stranggießprozess führen, im Extremfall<br />
auch zur Beschädigung der Stranggießanlage.<br />
Die Automatisierung in der Metallurgie<br />
zielt hauptsächlich darauf ab, körperlich<br />
anstrengende Arbeit zu eliminieren, die<br />
Produktion zu rationalisieren und die Sicherheit<br />
zu erhöhen. Automatische Steuerungssysteme<br />
sind mittlerweile Teil jeder neuen<br />
Investition in die Fertigungstechnologie.<br />
USA<br />
Nucor Marion hat Hubbalkenofen in Betrieb genommen<br />
Nucor Steel Marion, Inc. mit Sitz in<br />
Marion, Ohio, hat der SMS group kurz<br />
nach der erfolgreichen Inbetriebnahme das<br />
Endabnahmezertifikat (FAC) für den gelieferten<br />
Hubbalkenofen erteilt. Der Grund<br />
für die rasche Abnahme durch Nucor war,<br />
dass die zugesicherten Leistungen nicht<br />
nur erreicht, sondern weit übertroffen<br />
wurden. Damit betreibt Nucor den ener-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
gieeffizientesten Ofen mit den niedrigsten<br />
Emmissionswerten in der Nucor-Gruppe.<br />
Der NO x<br />
-Anteil dieses Ofens liegt bei etwa<br />
25 Anteilen pro Mio. Der Ofen wurde mithilfe<br />
moderner Vorfertigungsverfahren hergestellt<br />
und ist mit speziellen, von SMS<br />
entwickelten ZERO-Flame-Brennern ausgestattet.<br />
Der Ofen bedient die vorhandene Stabstahlstraße<br />
und kann pro Stunde rd. 109 t<br />
heiße Knüppel mit einer Temperatur von<br />
1.235 °C liefern. Dazu benötigt er eine<br />
Energie von weniger als 1,<strong>04</strong> Mio. BTO<br />
(British Thermal Units)/t. Bemerkenswert<br />
ist auch die Einsparung beim Zunderverlust,<br />
der bezogen auf das Gewicht unter<br />
0,5 % liegt und damit unter dem garantierten<br />
Wert von 0,75 %.<br />
„Wir sind sehr stolz auf die Ergebnisse<br />
mit diesem Ofen. Er setzt neue<br />
Knüppelausstoß am Aufwärmofen bei<br />
Nucor Marion (Foto: SMS group)<br />
Maßstäbe bei der Reduzierung von<br />
Emissionen in den USA und insbesondere<br />
innerhalb der Nucor-Gruppe”, sagte<br />
Simone Zussino, Vice President Reheating<br />
Furnaces and Heat Treatments bei<br />
SMS group S.p.A.<br />
Nucor Steel Tuscaloosa modernisiert Grobblechwalzwerk<br />
Der Power Coiler von Primetals Technologies wickelt dicke und hochfeste Stähle<br />
(Foto: Primetals Technologies)<br />
Der Walzwerkbetreiber Nucor Steel<br />
Tuscaloosa, Inc. modernisiert sein<br />
Grobblechwalzwerk in Alabama. Im Rahmen<br />
des Projekts wird u.a. eine neue<br />
Haspelanlage des Typs Power Coiler in<br />
einer Ausführung mit vier Wickelrollen<br />
geliefert. Dank dieser Haspel kann das<br />
Walzwerk größere Leitungsrohrdicken<br />
für die Energiebranche herstellen. Der<br />
Projektabschluss ist für das erste Quartal<br />
2020 geplant. Den Auftrag hat Primetals<br />
Technologies erhalten.<br />
Die Haspelanlage handhabt Bleche<br />
aus niedrig gekohltem Stahl mit einer<br />
Dicke von 30 mm und Leitungsrohrsorten<br />
mit einer Dicke von 25 mm und einer<br />
Breite bis 260 mm. Der Lieferumfang<br />
umfasst weiterhin Auslaufrollgänge,<br />
einen neuen Manipulationsbereich für<br />
Coils, eine Inspektionslinie mit Schere,<br />
Hydraulik, Umreifungsmaschinen und<br />
Markierern sowie die Modernisierung<br />
des bestehenden Level-1-Automatisierungssystems.<br />
Nucor Steel Tuscaloosa, Inc. ist eines<br />
von drei Grobblechwalzwerken, die<br />
von der Nucor Corporation betrieben<br />
werden und Grobblech für Hersteller<br />
von Binnenschiffen, Brücken, Schwermaschinen,<br />
Tanks, Schiffen, Windenergieanlagen<br />
und sonstigen Produkten<br />
erzeugen. In Anbetracht der Produktionsressourcen<br />
von Nucor und des<br />
Mixes der vermarkteten Grobblechprodukte<br />
wird die Kapazität der Grobblechwalzwerke<br />
auf etwa 2.825.000 t/a<br />
geschätzt. Nucor und Tochterunternehmen<br />
sind Hersteller von Stahlprodukten<br />
mit Werken hauptsächlich in den<br />
Vereinigten Staaten und Kanada. Das<br />
Produktspektrum umfasst Kohlenstoffund<br />
Legierungsstähle. Nucor ist über<br />
The David J. Joseph Company auch als<br />
Zwischenhändler für Eisen- und Nichteisenmetalle,<br />
Roheisen und HBI/DRI<br />
tätig, liefert Ferrolegierungen und verarbeitet<br />
Eisen- und Nichteisenschrott.<br />
Nucor ist der größte Wiederverwerter<br />
in Nordamerika.<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
24 |<br />
Etablierte Unternehmen und Startups zeigen Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation<br />
Digitalisierung bedeutet Dematerialisierung<br />
Das größte Potenzial der digitalen Transformation steckt in den etablierten Unternehmen. Doch zu einseitig<br />
richten traditionelle Industriebetriebe ihre Digitalisierungsstrategie auf die Prozessoptimierung des bestehenden<br />
Geschäfts aus. Experten beobachten, dass die Etablierten noch zu selten neues Wachstum durch neue<br />
Dienstleistungen im Fokus haben. Dabei können gerade hier Traditionsunternehmen und Startups erfolgreich<br />
voneinander lernen, wie Beispiele aus der Metallbranche deutlich machen. Auf der Metallurgiefachmesse<br />
METEC im Rahmen der „Bright World of Metals“ vom 25. bis 29. Juni <strong>2019</strong> wird u.a. der Branchenverband<br />
VDMA Metallurgy Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation vorstellen.<br />
I<br />
m Zeitalter der digitalen Transformation<br />
rücken neue Ansätze aus der Startup-Welt<br />
in den Fokus auch der etablierten Unternehmen<br />
wie das als Inbegriff der Kreativität<br />
geltende Design Thinking – zum Beispiel<br />
beim metallurgischen Anlagenbauer SMS<br />
group. Das traditionsreiche Unternehmen<br />
ist weltweit Synonym für technische Perfektion<br />
bei Maschinen und Anlagen zur Herstellung<br />
und Verarbeitung von Eisen, Stahl<br />
und NE-Metallen. Technologien wie Virtual<br />
Reality, Augmented Reality oder digitale<br />
Zwillinge sind bei Planung, Konstruktion und<br />
Fertigung neuer Stahlwerke längst feste Bestandteile<br />
des Werkzeugkastens, mit dem<br />
SMS aus deutscher Ingenieurskunst feinste<br />
Maschinentechnik einschließlich Elektrik<br />
und Automation schafft, neuerdings auch<br />
mithilfe innovativer Produktionsmethoden<br />
wie additiver Fertigung.<br />
Neu allerdings ist, dass der Maschinen-<br />
und Anlagenbauer zunehmend digitale<br />
Produkte und Dienstleistungen<br />
entwickelt. Mit der Gründung der SMS<br />
Digital im Mai 2016 hat sich das Technikunternehmen<br />
ein Startup an die Seite<br />
gestellt, das den Kunden der Stahl- und<br />
NE-Metallindustrie die passenden Instrumente<br />
für die digitale Transformation in<br />
die Hand gibt. Beispielsweise Software<br />
für Industrie-4.0-Lösungen und Apps für<br />
die Metallindustrie, die über die eigene<br />
Plattform „mySMS group“ zur Verfügung<br />
gestellt werden. Neue digitale Dienstleistungen<br />
und Produkte will die SMS group<br />
auf der kommenden Metallurgiemesse<br />
METEC <strong>2019</strong> vorstellen.<br />
Als Softwareentwickler mit digitalem<br />
Mindset wollen, dürfen (und müssen)<br />
die Beschäftigten der SMS Digital in der<br />
Rheinmetropole Düsseldorf eine andere<br />
Unternehmenskultur leben, als die Techniker<br />
der mechanischen Werkstatt der SMS<br />
im Siegerland, wo geregelte Arbeitszeiten,<br />
Stechuhr und Betriebsrat für den Arbeitsalltag<br />
des Industriezeitalters stehen.<br />
Die Vorgehensweise der Softwareentwickler<br />
unterscheidet sich deutlich von der klassischen<br />
Arbeitsweise der Ingenieure. Statt<br />
dem penibel ausgearbeiteten Pflichtenheft<br />
steht nach dem Design-Thinking-Ansatz der<br />
Kunde mit seinem Problem am Anfang der<br />
Entwicklung. In einer nutzerzentrierten<br />
Vorgehensweise validiert die Digitaleinheit<br />
dialogisch mit dem Kunden die Ideen,<br />
bevor ein ausgewählter Prototyp zur Serienreife<br />
perfektioniert wird. Ist die Idee in<br />
eine marktfähige Lösung übersetzt, kann<br />
sie vom Mutterunternehmen ins Sortiment<br />
übernommen werden. Ganz aus eigener<br />
Kraft kam die Gründung der Digitaleinheit<br />
indes nicht zustande. Behilflich beim Aufbau<br />
der SMS Digital und der erfolgreichen Hochzeit<br />
von „Old“ und „New“ Economy war<br />
quasi als Heiratsvermittler die Münchner<br />
Unternehmensberatung etventure.<br />
VDMA Metallurgy: Digitale<br />
Gesamtstrategie des<br />
Unternehmens rückt in den Fokus<br />
Auf der Metallurgiefachmesse METEC werden im Rahmen der „Bright World of Metals“<br />
vom 25. bis 29. Juni <strong>2019</strong> Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation vorgestellt<br />
(Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann)<br />
Kathrin Delcuve verantwortet Innovation<br />
und Technologieentwicklung beim Bran-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
| 25<br />
chenverband VDMA Metallurgy. Spricht<br />
die Fachfrau von Industrie 4.0 und IoT,<br />
dann meint sie Werkzeuge der digitalen<br />
Transformation der (und in der) Industrieproduktion.<br />
„Für die prozesshaften<br />
metallurgischen Produktionstechnologien<br />
war zunächst entscheidend, Big-Data-Methoden<br />
für eine bessere Prozessund<br />
Qualitätskontrolle nutzen zu können“,<br />
erläutert die Expertin. Das klare Ziel sei<br />
gewesen, dem Kunden Energie- und Kosteneinsparungen<br />
im Produktionsprozess<br />
anbieten zu können, und das hat auch<br />
immer noch seine Gültigkeit. Beispielhaft<br />
erwähnt die VDMA-Expertin die Nutzung<br />
von Data-Mining-Verfahren zur besseren<br />
Korrelation von Maschinendaten und<br />
Prozessparametern. Damit lassen sich<br />
Vorhersagemodelle entwickeln, in den<br />
Metallbranchen etwa für Temperaturregelungen,<br />
präzisere Chargierung oder<br />
Vorhersage von Schmelz endpunkten.<br />
Während anfangs Projekte zur Prozessoptimierung<br />
klar im Mittelpunkt der Industrie-4.0-Aktivitäten<br />
standen, so rückt zunehmend<br />
das gesamte Unternehmen in den<br />
Fokus, wie Delcuve präzisiert. „Entscheidend<br />
für eine erfolgreiche unternehmerische<br />
Nutzung der Industrie-4.0-Potenziale sind<br />
mittlerweile nicht mehr allein Produkt- und<br />
Anwendungsoptimierungen im Produktionsprozess,<br />
sondern wie sich einzelne<br />
datenbasierte Innovationen in eine digitale<br />
Gesamtstrategie des Unternehmens einfügen“,<br />
sagt die VDMA-Expertin. Lösungen<br />
zur Steuerung und Optimierung von Produktionsprozessen<br />
wie z.B. Sensortechnik,<br />
Data Analytics, VR oder AR-Technologien ermöglichen<br />
sogenannte „Smart Operations“<br />
und damit datenbasierte Services und eigenständige<br />
Produkte. Die Durchführung<br />
erfolge häufig inhouse und angelehnt an<br />
Produktentwicklungsprozesse in Startups.<br />
Aber auch in Kooperationen mit Startups,<br />
die ihre Geschäftsmodelle auf internetbasierten<br />
Anwendungen und Softwareleistungen<br />
aufbauten. So hat der VDMA beispielsweise<br />
im September 2018 im Technologiezentrum<br />
Dortmund ausgewählte Startups mit Unternehmen<br />
des metallurgischen Maschinenund<br />
Anlagenbaus zusammengebracht.<br />
„Mittlerweile umfasst die Digitalisierung<br />
alle Ebenen der Produktion und Wertschöpfung<br />
– die Produktentwicklung, Kundenbeziehungen<br />
und die Wettbewerbspositionen<br />
in den Lieferketten und im B2B-Geschäft“,<br />
wie Kathrin Delcuve zusammenfasst. Auf<br />
der GIFA, METEC, THERMPROCESS,<br />
NEWCAST wird der Branchenverband VDMA<br />
Metallurgy u.a. mit einer Neuauflage der Broschüre<br />
„Industrie 4.0 im metallurgischen Anlagenbau“<br />
zahlreiche Applikationsbeispiele<br />
der Mitgliedsfirmen vorstellen.<br />
Klöckner: Pionier mit<br />
Geburtswehen<br />
Als Pionier unter den Digitalisierern in den<br />
Metallbranchen gilt der Stahlhändler Klöckner<br />
& Co. CEO Gisbert Rühl hatte ausgiebig die<br />
Erfolgsmodelle der Plattformökonomie studiert<br />
und vor Ort im Silicon Valley Startups<br />
inspiziert. Insbesondere Amazon wurde unter<br />
die Lupe genommen. Zurück in Deutschland<br />
baute der Stahlhändler in Berlin die Digitaleinheit<br />
„kloeckner.i“ auf. Rühl erinnert sich<br />
an die Anfangsschwierigkeiten, als es an die<br />
Umsetzung der Digitalstrategie ging: „Als eine<br />
größere Hürde stellte sich der notwendige<br />
Starke Geschäftsideen und hohes Wachstumspotenzial von Startups in 2018<br />
(Grafik: Messe Düsseldorf)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
26 |<br />
„Industrie 4.0 heißt Digitalisierung. Und<br />
Digitalisierung bedeutet Dematerialisierung. Mit<br />
der Digitalisierung eröffnet sich die Chance, mit den<br />
Daten zu den Bauteilen Geld zu verdienen und die<br />
Wertschöpfungskette zu verlängern.“<br />
Franz-Josef Wöstmann, Fraunhofer-Institut IFAM, Bremen<br />
Aktuelle Herausforderungen von Startups in 2018 (Grafik: Messe Düsseldorf)<br />
Wandel in unserer Unternehmenskultur heraus.<br />
Schließlich wollten wir von Anfang an<br />
alle unsere Mitarbeiter mitnehmen und für<br />
den Wandel motivieren. Nur so kann digitale<br />
Transformation gelingen.“<br />
Rühl baute die Barrieren der internen<br />
Kommunikation ab und beendete den hierarchisch<br />
organisierten Nachrichtenfluss. Heute<br />
kommunizieren Mitarbeiter und Chefs laut<br />
Rühl hierarchiefrei über das interne soziale<br />
Netzwerk Yammer. „Zu den größeren Schwierigkeiten<br />
zählte sicher auch eine anfängliche<br />
Skepsis gegenüber den von der Digitaleinheit<br />
in Berlin entwickelten digitalen Tools.<br />
Wir mussten kloeckner.i also besser in den<br />
Konzern integrieren, sodass unsere klassische<br />
Unternehmensseite die Einführung der digitalen<br />
Tools aktiv unterstützt. Hier haben unsere<br />
Austauschprogramme zwischen Mitarbeitern<br />
aus den klassischen Bereichen und unserer<br />
Digitaleinheit volle Wirkung gezeigt und geholfen,<br />
ein Digital Mindset in der Kernorganisation<br />
zu etablieren.“<br />
Inzwischen hat die Digitalisierungsstrategie<br />
alle Bereiche des Konzerns erreicht,<br />
wie Rühl versichert. „Wir digitalisieren nicht<br />
nur die Front-Ends zu den Kunden, sondern<br />
zunehmend auch die internen Prozesse von<br />
Klöckner & Co, um noch schneller und effizienter<br />
zu werden. Richtig ist aber auch, dass<br />
unsere Digitaleinheit kloeckner.i in Berlin die<br />
Keimzelle der Digitalisierung des Konzerns ist.<br />
Dort arbeiten Digital Natives standortübergreifend<br />
und in enger Abstimmung mit Kollegen<br />
aus dem Konzern und Kunden an unseren<br />
Lösungen für die Digitalisierung der gesamten<br />
Liefer- und Leistungskette von Klöckner & Co.“<br />
Die Strategie ging auf. „Aktuell erzielt<br />
Klöckner & Co rd. ein Viertel des Umsatzes<br />
über digitale Kanäle. Das entspricht einem<br />
jährlichen Digitalumsatz von rd. 1,5 Mrd. €“,<br />
wie Christian Pokropp ergänzt, Managing<br />
Director von kloeckner.i. Im Vergleich mit Wettbewerbern,<br />
aber auch Unternehmen anderer<br />
Branchen ist das bereits ein hoher Anteil, mit<br />
dem sich Klöckner aber nicht zufriedengeben<br />
will. „Bis 2022 wollen wir den Anteil weiter<br />
auf 60 % steigern“, verspricht Pokropp.<br />
Aus der Digitalisierung ist ein eigenes<br />
Geschäftsfeld mit digitalen Beratungsdienstleistungen<br />
hervorgegangen. Neue Digitalisierungsprojekte<br />
stehen auch auf der Agenda.<br />
„Derzeit bauen wir die Onlineshops von<br />
Klöckner & Co, die mittlerweile in sechs Ländern<br />
live sind, zu Marktplätzen aus“, sagt Pokropp.<br />
Klöckner habe Händler komplementärer<br />
Produkte vom Nutzen seiner Plattformen überzeugt.<br />
Diese Unternehmen handeln Produkte,<br />
die das Produktportfolio von Klöckner & Co<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
| 27<br />
ergänzen, nun über die Klöckner eigenen Onlineshops<br />
mit Marktplatzfunktion. „Aufgrund<br />
der guten Fortschritte bei der Digitalisierung<br />
von Klöckner & Co und vermehrten Anfragen<br />
bietet kloeckner.i zukünftig auch digitale<br />
Beratungsdienstleistungen für externe Unternehmen<br />
an. Über die Integration in den<br />
proprietären B2B-Marktplatz von Klöckner &<br />
Co ermöglichen wir Beratungskunden zudem<br />
einen einfachen Einstieg in den E-Commerce“,<br />
wie Pokropp ausführt.<br />
Digitalisierung bedeutet<br />
Dematerialisierung<br />
wegkommen. „Industrie 4.0 heißt Digitalisierung“,<br />
betont der Gießereiexperte. Und<br />
Digitalisierung bedeute Dematerialisierung.<br />
„Mit der Digitalisierung eröffnet sich die<br />
Chance, mit den Daten zu den Bauteilen<br />
Geld zu verdienen und die Wertschöpfungskette<br />
zu verlängern.“<br />
Doch leider sei der Trugschluss der meisten<br />
Gießer, dass sie immer noch zu sehr<br />
in der Materie, in dem Gussteil denken<br />
würden. Eine bedenkliche Sicht der Dinge,<br />
wie Gießereiexperte Wöstmann findet:<br />
„Erfolg wird in den nächsten Jahren nicht<br />
mehr über die Kilos erzielt, sondern über<br />
die Funktion.“<br />
• Messe Düsseldorf<br />
Was Traditionsunternehmen oftmals falsch<br />
machen bzw. falsch verstehen: „Digitalisierung<br />
bedeutet nicht, die alten Stärken<br />
aufzugeben, die das Unternehmen groß<br />
gemacht haben“, wie Philipp Depiereux,<br />
Gründer und Geschäftsführer der Digitalberatung<br />
etventure, festhält. In den deutschen<br />
Unternehmen seien das vor allem<br />
Ingenieurskunst, Präzision und Perfektion<br />
sowie langjährige Branchenerfahrung und<br />
ein gewachsener Kundenstamm. „Das Gütesiegel<br />
„Made in Germany“ hat auch im<br />
digitalen Zeitalter Bestand“, sagt der Digitalexperte.<br />
Die Unternehmen müssten sich<br />
aber weiterentwickeln und sich auch die<br />
Erfolgsrezepte der digitalen Player zu eigen<br />
machen: Schnelligkeit, Datenkompetenz<br />
und unbedingte Kunden- bzw. Nutzerzentrierung.<br />
„Wem es gelingt, alte mit neuen<br />
Stärken zu verbinden, wird auch im digitalen<br />
Zeitalter erfolgreich sein“, lautet das Urteil<br />
des Experten für digitale Transformation,<br />
der als Berater für Klöckner und SMS mit<br />
der Schwerindustrie bestens vertraut ist.<br />
Mit der konsequenten Verfolgung ihrer<br />
Digitalstrategie bilden Unternehmen wie<br />
Klöckner und SMS so etwas wie die digitale<br />
Avantgarde in der Metallbranche. Wie<br />
zurückhaltend viele Industrieunternehmen<br />
dem Thema digitale Transformation noch<br />
begegnen, zeigt das Beispiel der Gießereiindustrie.<br />
„Die meisten Gießer haben zu sehr<br />
die Produktion im Fokus“, sagt Franz-Josef<br />
Wöstmann, Abteilungsleiter Gießereitechnologie<br />
und Leichtbau am Fraunhofer-Institut<br />
IFAM in Bremen. Natürlich sei<br />
es richtig, mithilfe neuer Technologien die<br />
eigenen Prozesse zu stärken. Doch ein zu<br />
stark verengter Fokus auf die Verbesserung<br />
der Prozessabläufe verstelle den Blick auf<br />
das Potenzial und die Chancen der Digitalisierung.<br />
Wolle man Industrie 4.0 als Basis<br />
für weitere, neue Aktivitäten nutzen, dann<br />
müsse man von diesem Grundgedanken<br />
Mitarbeiter- und Gründerzahlen von Startups im Vergleich (Grafik: Messe Düsseldorf)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
28 |<br />
8. Fachforum Thermische Energiespeicher<br />
ENERGY STORAGE EUROPE kooperiert mit<br />
internationalem Messequartett GMTN <strong>2019</strong><br />
Die enge Zusammenarbeit zwischen ENERGY STORAGE EUROPE, Internationale Fachmesse für die<br />
globale Energiespeicherindustrie mit Anwendungen und Energiesystemen (12. bis 14. März <strong>2019</strong>), und den<br />
internationalen Metallurgie- und Gießerei-Leitmessen GIFA, METEC, THERMPROCESS und NEWCAST<br />
stellt auf dem 8. Fachforum Thermische Energiespeicher (FTE) (24. bis 25. Juni <strong>2019</strong>) die Möglichkeiten von<br />
Energiespeichern in der Metallerzeugung und -verarbeitung in den Fokus. Damit leistet das FTE einen wichtigen<br />
Beitrag, die Energieeffizienz und Wettbewerbsfähigkeit in diesen Industriesegmenten zu steigern.<br />
R<br />
und 25 % des Endenergiebedarfs in<br />
Deutschland entfallen auf Prozesswärme<br />
und -kälte. Ein Schlüssel zur<br />
Verbesserung der Energieeffizienz liegt hier<br />
in der Abwärmenutzung, die durch thermische<br />
Speicher entscheidend verbessert<br />
werden kann. Pilotprojekte und bereits im<br />
Betrieb befindliche Speicher zeigen, was<br />
Energiespeicher für die Flexibilisierung im<br />
Stromsektor und industriellen Bereich von<br />
morgen bereits heute leisten können.<br />
„Energieeffizienz und Sicherheit bei<br />
Nachfrage und Angebot spielen für unsere<br />
Partner eine wichtige Rolle. Durch die<br />
Kooperation mit der ENERGY STORAGE<br />
EUROPE bringen wir die Anwender mit den<br />
Herstellern von Speicherlösungen zusammen<br />
und schlagen damit eine Brücke für<br />
unsere Branche, um sich für eine zukunftsfähige<br />
Energieversorgung von morgen aufzustellen“,<br />
unterstreicht Gerrit Nawracala,<br />
Deputy Director Global Portfolio Metals and<br />
Flow Technologies Messe Düsseldorf.<br />
Schwerpunkte des FTE <strong>2019</strong><br />
Bereits zum achten Mal treffen sich<br />
Experten aus Forschung, Entwicklung<br />
und Industrie im Rheinhotel „Vier Jahreszeiten“<br />
in Meerbusch (Düsseldorf),<br />
um sich über die relevanten Themen von<br />
der Materialentwicklung bis hin zur Rolle<br />
thermischer Speicher in zukünftigen<br />
Energiesystemen auszutauschen. Zu den<br />
Themenschwerpunkten in diesem Jahr<br />
gehören:<br />
• Abwärmenutzung durch thermische<br />
Speicher<br />
• Thermische Speicher in industriellen<br />
Prozessen – Hindernisse und Potenziale<br />
• Power-to-Heat-to-Power, Carnot-Batterien,<br />
Hochtemperaturspeicher<br />
Das 8. Fachforum Thermische Energiespeicher wird vom 24. bis 25. Juni <strong>2019</strong> von der Fachmesse<br />
ENERGY STORAGE EUROPE in Zusammenarbeit mit den Metallurgie- und Gießerei-Leitmessen<br />
GIFA, METEC, THERMPROCESS und NEWCAST durchgeführt (Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann)<br />
• Chemische Reaktionen zur Speicherung<br />
thermischer Energie<br />
• Poster Session für „Junge Wissenschaftler“.<br />
Veranstalter sind das ZAE Bayern, (Bayrisches<br />
Zentrum für angewandte Energieforschung<br />
e.V.) und der Bundesverband<br />
Energiespeicher e.V. Organisator ist die<br />
Messe Düsseldorf und mit ihr die Teams der<br />
ENERGY STORAGE EUROPE und der GIFA,<br />
METEC, THERMPROCESS, NEWCAST.<br />
Tickets für das 8. Fachforum Thermische<br />
Energiespeicher sind unter diesem Link abrufbar:<br />
www.eseexpo.de/fte<strong>2019</strong>. Frühbucher<br />
sowie Aussteller und Besucher der beiden<br />
Messen können bis zum 3. Juni <strong>2019</strong> vergünstigte<br />
Tickets für die zweitägige Veranstaltung<br />
im Rheinhotel „Vier Jahreszeiten“ beziehen.<br />
• Messe Düsseldorf<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
| 29<br />
METEC<br />
Metallurgische Komplettanlagen<br />
Die Entwicklung und der Bau verschiedenster<br />
metallurgischer Komplettanlagen<br />
ist die Spezialität der Küttnergruppe aus<br />
Essen. Dies geht von kleineren Anlagen<br />
für Sondermetalle über Lösungen für die<br />
Non-Ferrous-Industrie bis hin zu Großanlagen<br />
der Eisen- und Stahlindustrie.<br />
In Kooperation mit den verschiedensten<br />
langjährigen Partnern bietet die Küttnergruppe<br />
komplette Lösungen aus einer<br />
Hand. Die hausinterne Küttner Automation<br />
sowie Küttner Montage-, Inbetriebnahmeund<br />
Servicekapazitäten schaffen dabei die<br />
Basis für leistungsstarke Gesamtlösungen<br />
nach den Qualitätsgrundsätzen der Küttnergruppe.<br />
Die von Dr. Carl Küttner 1949 gegründete<br />
Küttnergruppe versteht sich als ständiger<br />
Partner seiner Kunden. Dies umfasst Lieferung<br />
kompletter schlüsselfertiger Anlagen,<br />
Umbauten zur Leistungserhöhung sowie<br />
Verbesserung der Produktqualität, Engineering<br />
studies, Erneuerung und Relocation<br />
bestehender Anlagentechnik bis hin zu den<br />
verschiedensten Betreibermodellen.<br />
Küttners Spezialität ist der metallurgische<br />
Anlagenbau. Dazu gehören<br />
auch die Gruppen der Sondermetalle,<br />
Ferro-Alloys, Nichteisenmetalle und<br />
Guss produkte.<br />
Küttners Prozessexperten unterstützen<br />
dabei ihre Kunden bei der individuellen<br />
Prozessentwicklung und -optimierung.<br />
Dieser Service wird durch eine<br />
schnelle und zuverlässige Unterstützung<br />
beim Ersatzteilmanagement abgerundet.<br />
Die Realisierung bis zur Heißinbetriebnahme<br />
inklusive der Begleitung<br />
im laufenden Betrieb erfolgt durch ein<br />
interdisziplinär besetztes hausinternes<br />
Küttner-Team.<br />
Die in privater Hand befindliche sowie<br />
eignergeführte Küttnergruppe ist weltweit<br />
vertreten.<br />
• Küttner GmbH & Co. KG<br />
Halle 4 / C28<br />
Kokillen und Zuberhörteile<br />
Die Lintorfer Eisengießerei GmbH aus<br />
Ratingen liefert Kokillen und -zubehörteile<br />
(Platten, Untersätze, Trichter und Hauben)<br />
im Stückgewichtsbereich bis zu 20 t in den<br />
Materialqualitäten:<br />
Gusseisen mit Kugelgrafit. Diese Materialqualität<br />
hat sich für die meisten Einsatzbedingungen<br />
der Kokillen und Gießtrichter der Lintorfer<br />
Eisengießerei GmbH bestens bewährt.<br />
Gusseisen mit Lamellengrafit. Für<br />
Zubehörteile wie Gespannplatten und Untersätze<br />
sowie spezielle Kokillenformate<br />
ist die Verwendung dieses Gusseisens<br />
zweckmäßig.<br />
Spezialgusseisen. Dieser Werkstoff<br />
mit einer speziellen Analyse (u.a. erhöhter<br />
Kohlenstoffgehalt) kommt aufgrund der<br />
besseren Wärmeleitfähigkeit bei Brammenkokillen<br />
und bestimmten Gespannplatten<br />
zum Einsatz.<br />
• Lintorfer Eisengießerei GmbH<br />
Halle 3 / A45<br />
Walzblockkokillen (Foto: Lintorfer Eisengießerei)<br />
Kennzeichnung in schwierigen Umgebungsbedingungen<br />
S+P Samson GmbH aus Kissing bei Augsburg<br />
ist ein modernes Technologieunternehmen<br />
in der industriellen Kennzeichnung<br />
und gilt seit 40 Jahren als Spezialist für<br />
Kennzeichnungslösungen bei besonders<br />
schwierigen Umgebungsbedingungen. Die<br />
in diesem Umfeld zum Einsatz kommenden<br />
Etiketten bestechen durch hohe Robustheit<br />
gegenüber verschiedenen Einflüssen. Sie<br />
sind beständig gegen Temperaturen von bis<br />
zu 580 °C, chemische Reinigungsprozesse,<br />
Laugen, UV-Bestrahlung und Lösungsmittel.<br />
So werden etikettenbasierte Identifikationskonzepte<br />
in über 65 Ländern auf der<br />
ganzen Welt umgesetzt. Branchenführer<br />
wie z.B. ArcelorMittal, thyssenkrupp, Evonik<br />
oder Ashland vertrauen seit vielen Jahren<br />
den hochwertigen Kunststoffetiketten, der<br />
kompetenten und partnerschaftlichen Beratung<br />
sowie dem gewachsenen Know-how<br />
und Innovationsgeist des Traditionsunternehmens.<br />
S+P Samson nimmt Trends auf und setzt<br />
diese in neue Produkte um. So ist es nur<br />
folgerichtig, dass Entwicklungen wie Industrie<br />
4.0 und das „Internet der Dinge“<br />
Einzug in die strategischen Überlegungen<br />
des Unternehmens gehalten haben.<br />
In der Zukunft werden Computer zur<br />
Steuerung der Prozesse in den Hintergrund<br />
geraten und durch „intelligente Gegenstände“<br />
ersetzt. Mit immer kleiner werdenden<br />
Computern<br />
„gekennzeichnet“,<br />
übernehmen diese<br />
die Steuerung<br />
selbst und können<br />
auch mit anderen<br />
Gegenständen interagieren.<br />
Grundvoraussetzung:<br />
eine absolut sichere und<br />
dauerhafte Kennzeichnung, die zu jeder<br />
Zeit und in jedem Prozessschritt einen<br />
reibungslosen Datenaustausch garantiert.<br />
Dauerhafte Kennzeichnung ist hier<br />
das Stichwort, speziell in Verbindung mit<br />
RFID-Technologie zur automatisierten Identifikation.<br />
Denn diese wird in Fachkreisen<br />
als Grundlage für das „Internet der Dinge“<br />
angesehen. Hier kann S+P Samson als Spezialist<br />
gleich zweimal punkten. Seit 2013 mit<br />
Structobond ® , der innovativen und paten-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
30 |<br />
S+P Samson bietet Etiketten für die Kennzeichnung<br />
bis +580 °C (Foto: S+P Samson)<br />
tierten Technik auf Epoxidharzbasis in der<br />
dauerhaften Kennzeichnung. Und mit einer<br />
ausgewiesenen Expertise für RFID-Lösungen.<br />
Hier zeichnete das deutsche Unternehmen<br />
bereits im Jahre 2010 für die weltweit<br />
größte Umsetzung im industriellen Umfeld<br />
verantwortlich.<br />
S+P Samson gilt in der industriellen<br />
Kennzeichnung als innovativer und lösungsorientierter<br />
Partner für anspruchsvolle Herausforderungen.<br />
Die individuellen Identifikationskonzepte<br />
zeichnen sich durch das<br />
optimale Zusammenspiel von Etikett und<br />
Drucksystem aus und kommen meist in der<br />
Produktions- und Prozesssteuerung sowie<br />
der Lager- und Versandlogistik zum Tragen.<br />
Aus der hohen Beratungskompetenz, der<br />
partnerschaftlichen Zusammenarbeit und<br />
dem umfangreichen Portfolio an spezifisch<br />
entwickelten Etiketten haben sich langjährige<br />
Kundenbeziehungen entwickelt. Mit der<br />
weltbekannten Marke Graphiplast ® wurde<br />
das Unternehmen zum Marktführer. Denn<br />
diese extrem widerstandsfähigen Kunststoffetiketten<br />
setzten neue Maßstäbe als<br />
Klebe-, Anhänge- oder multifunktionales<br />
Kombietikett.<br />
Genauso wichtig wie die Qualität sind<br />
die Funktionalität und das einfache Handling<br />
der Etiketten. Auch hier können die Etiketten<br />
des Unternehmens glänzen, denn sie<br />
sind mit konventionellen Drucksystemen<br />
wie Laser- und Thermotransferdrucker zu<br />
beschriften. Aber auch Solid-Ink-Druckverfahren<br />
können zur Anwendung kommen.<br />
Eine eigene Abteilung „Systeme“ im Hause<br />
S+P Samson sorgt für eine reibungslose<br />
Implementierung des optimalen Drucksystems<br />
bei den Kunden.<br />
• S+P Samson GmbH<br />
Halle 4 / C36<br />
Drehmomentbegrenzende Kupplungen<br />
Drehmomentbegrenzende Kupplungen von<br />
Voith GmbH & Co. KGaA aus Heidenheim<br />
schützen alle Komponenten im Antriebsstrang.<br />
Im Falle eines unzulässig hohen<br />
Drehmoments unterbrechen die Kupplungen<br />
den Leistungsfluss im Antriebsstrang. Folgeschäden<br />
und Produktionsstillstände bleiben<br />
minimal. Spezielle Ausführungen bieten zusätzliche<br />
Vorteile für den Produktionsprozess.<br />
Das Produktportfolio des Unternehmens<br />
umfasst SafeSet-, SmartSet-, Slip-Set und<br />
AutoSet-Kupplungen. Die Auslösedrehmomente<br />
liegen im Bereich zwischen 1 und<br />
20.000 kNm.<br />
Voith-Verbindungskupplungen verbinden<br />
Wellen mit Wellen, Flansche oder Naben.<br />
Sie übertragen das Drehmoment kraftschlüssig<br />
und spielfrei. Die Kupplungen<br />
werden einfach hydraulisch gespannt und<br />
gelöst. Die übertragbaren Drehmomente<br />
reichen von 1 bis 20.000 kNm.<br />
• Voith GmbH & Co. KGaA<br />
Halle 5 / C02<br />
Hochelastische Kupplungen<br />
Hochelastische Kupplungen der Voith<br />
GmbH & Co. KGaA aus Heidenheim<br />
verschieben in einem Antriebsstrang<br />
Resonanzfrequenzen außerhalb des<br />
Betriebsdrehzahlbereichs. Sie dämpfen<br />
gleichzeitig kritische Drehschwingungsamplituden<br />
und Drehmomentstöße.<br />
Das Produktportfolio des Unternehmens<br />
umfasst:<br />
• Elastische und hochelastische Kupplungen<br />
• Drehschwingungsberechnungen (TVC)<br />
• Drehschwingungsmessungen und deren<br />
Auswertung (TVM/TVA)<br />
• Engineering und kundenspezifische Lösungen.<br />
Die Kupplungen erhöhen die Verfügbarkeit<br />
aller Antriebskomponenten und senken<br />
dadurch die Lebensdauerkosten für die<br />
Anlage. Die übertragbaren Drehmomente<br />
reichen bis über 500 kNm.<br />
• Voith GmbH & Co. KGaA<br />
Halle 5 / C02<br />
Hochleistungs-Gelenkwellen<br />
Die Gelenkwellen von Voith GmbH & Co.<br />
KGaA aus Heidenheim übertragen selbst<br />
bei großem Achsversatz das Drehmoment<br />
von der Antriebsmaschine zur Arbeitsmaschine.<br />
Zuverlässigkeit und ein hoher Wirkungsgrad<br />
stehen dabei an erster Stelle.<br />
Das Unternehmen liefert Standardgelenkwellen,<br />
kundenspezifische Anpassungen,<br />
Sonderausführungen, Mittelteile,<br />
Anschlusstechnik und Gelenkwellenunterstützungen.<br />
Technische Beratung, Drehschwingungssimulationen<br />
und Betriebsmessungen<br />
runden das Leistungsspektrum<br />
ab. Voith-Gelenkwellen sichern die Produktivität<br />
und reduzieren Instandhaltungskosten.<br />
Die Drehmomentkapazität reicht bis über<br />
20.000 kNm.<br />
Voith FlexPad ist der intelligente Verschleißschutz<br />
für Verbindungskupplungen<br />
von Gelenkwelle zu Arbeitswalze (Treffer) in<br />
Walzwerksantrieben. Durch nichtmetallisch<br />
eingebettete Verschleißleisten (FlexPads)<br />
wird eine Abnutzung des Treffergrundkörpers<br />
weitestgehend vermieden und dadurch<br />
die Lebensdauer in hohem Maße<br />
gesteigert.<br />
• Voith GmbH & Co. KGaA<br />
Halle 5 / C02<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
NEUES AUS DER INDUSTRIE | 31<br />
GrInHy2.0-Projektkonzept der Wasserstoffproduktion aus erneuerbarem Strom und Dampf aus Abwärme (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />
Salzgitter und Sunfire starten Projekt GrInHy2.0<br />
Wasserstoff für eine CO 2<br />
-arme Stahlproduktion<br />
Der Salzgitter-Konzern und die Sunfire GmbH bauen und betreiben mit internationalen Partnern den weltweit<br />
größten Hochtemperatur-Elektrolyseur (HTE) für eine energieeffiziente Wasserstofferzeugung.<br />
I<br />
m Hüttenwerk der Salzgitter Flachstahl<br />
GmbH ist das Projekt GrInHy2.0 gestartet<br />
worden. Es knüpft nahtlos an die bereits<br />
erfolgreich in Salzgitter betriebene erste<br />
Stufe von GrInHy an. Gemeinsam mit<br />
den Partnern Sunfire GmbH, Paul Wurth<br />
S.A., Tenova SpA, dem französischen Forschungszentrum<br />
CEA und der Salzgitter<br />
Mannesmann Forschung GmbH wird die<br />
weltweit leistungsstärkste Hochtemperatur-Elektrolyse<br />
(HTE) zur energieeffizienten<br />
Wasserstofferzeugung errichtet.<br />
Das GrInHy2.0-Projekt (Green Industrial<br />
Hydrogen via steam electrolysis) verfügt<br />
über ein Gesamtbudget von 5,5 Mio. €.<br />
Mit GrInHy2.0 wird erstmals im industriellen<br />
Umfeld eine Hochtemperatur-Elektrolyse<br />
mit einer elektrischen Anschlussleistung<br />
von 720 kW realisiert. Sie soll bis<br />
Ende 2022 mindestens 13.000 h in Betrieb<br />
sein und insgesamt etwa 100 t Wasserstoff<br />
von hoher Reinheit (99,98 %) liefern. Dieser<br />
wird für Glühprozesse im integrierten<br />
Hüttenwerk genutzt und ersetzt dabei auf<br />
Basis von Erdgas erzeugten Wasserstoff.<br />
Wasserstoff als Reduktionsmittel ist<br />
auch das zentrale Element von SALCOS<br />
(Salzgitter Low CO 2<br />
Steelmaking), dem<br />
neuartigen Konzept des Salzgitter-Konzerns<br />
für eine CO 2<br />
-arme Stahlproduktion. Dabei<br />
ersetzt Wasserstoff, der idealerweise mit<br />
Strom aus regenerativen Quellen erzeugt<br />
wird, den bislang für die Verhüttung von<br />
Eisenerzen erforderlichen Kohlenstoff.<br />
SALCOS basiert auf Einzelbausteinen erprobter<br />
Technologien und ermöglicht eine<br />
zeitnahe industrielle Realisierung.<br />
Mit der Maßstabsvergrößerung des<br />
Hochtemperatur-Elektrolyseurs kann beim<br />
Projekt GrInHy2.0 die Einbindung von „grünem“<br />
Wasserstoff in die Prozesse des<br />
Hüttenwerks umfangreich getestet und<br />
erprobt werden. Dazu wird das gasförmige<br />
Produkt des Elektrolyseurs vom Typ<br />
Sunfire-HyLink zunächst in einem Aggregat<br />
von Paul Wurth, Anlagenbauer für die Stahlindustrie,<br />
verdichtet und getrocknet. Den<br />
Betrieb der Anlagen und die Einspeisung in<br />
das eigene Wasserstoffnetz übernimmt die<br />
Salzgitter Flachstahl. Parallel führt das französische<br />
CEA mehrjährige Versuche mit<br />
Elektrolyse-Stacks durch, die die zentralen<br />
Elemente der HTE-Technologie darstellen.<br />
Tenova, ein weiterer Anlagenbauer für die<br />
Stahlindustrie, erstellt projektbegleitend<br />
eine technisch-ökonomische Studie zur<br />
Umstellung der heutigen europäischen<br />
Stahlindustrie auf eine CO 2<br />
-arme, wasserstoffbasierte<br />
Stahlherstellung. Die<br />
Salzgitter Mannesmann Forschung ist für<br />
die Projektkoordination und -leitung verantwortlich.<br />
Obwohl die derzeitigen energiepolitischen<br />
Rahmenbedingungen eine wirtschaftliche<br />
Umsetzung noch in Frage stellen,<br />
sind die Projektpartner entschlossen,<br />
diese für die Zukunft bedeutsame, klimaschonende<br />
Technologie konsequent weiterzuentwickeln.<br />
Weitere Informationen: www.green-industrial-hydrogen.com<br />
• Salzgitter Flachstahl<br />
Wenig erfreulicher Jahresauftakt für die deutschen Maschinenbauer<br />
Der Start ins Jahr war für die Maschinenbauer<br />
aus Deutschland wenig erfreulich:<br />
Im Januar verfehlte der Auftragseingang<br />
sein Vorjahresniveau um real 9 %, berichtet<br />
der Verband Deutscher Maschinenund<br />
Anlagenbau e.V. (VDMA).<br />
Während sich der Rückgang der Inlandsbestellungen<br />
(−5 %) noch in Grenzen hielt, gab<br />
es herbe Einbußen bei den Bestellungen<br />
aus dem Ausland (−11 %). Insbesondere die<br />
Orders aus den Euro-Partnerländern (−22 %)<br />
enttäuschten. Im Dezember 2018 hatten die<br />
Aufträge aus diesen Ländern dagegen noch<br />
um 22 % zum Vorjahr zugelegt. „Das zeigt,<br />
wie stark die Monatswerte schwanken können“,<br />
sagt VDMA-Konjunkturexperte Olaf<br />
Wortmann. Auch war das Vorjahresniveau<br />
der Bestellungen aus dem Euro-Raum im<br />
Januar 2018 hoch. Die Bestellungen aus<br />
den Nicht-Euro-Ländern blieben im Berichtsmonat<br />
um 6 % unter dem Vorjahreswert.<br />
„Der Maschinenbau spürt die konjunkturelle<br />
Abflachung“, sagt Wortmann. Im Drei-Monats-Vergleich<br />
November 2018 bis Januar<br />
<strong>2019</strong> lagen die Bestellungen um real 6 %<br />
unter dem Vorjahreswert. Während die Inlandsorders<br />
um 6 % sanken, gingen die<br />
Auftragseingänge aus dem Ausland um<br />
5 % zurück.<br />
• VDMA<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
32 | NEUES AUS DER INDUSTRIE<br />
Förderung durch Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />
Mechanische Verfestigung als<br />
alternatives Verfahren zum Härten<br />
Im Rahmen eines Förderprojektes arbeitet die Firma econsteel an einem mechanischen Verfahren zur<br />
Oberflächenverfestigung für einen neuen, von ihr entwickelten Stahl. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt erhofft<br />
sich einen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasen.<br />
„Ein neues Verfahren der Firma econsteel<br />
kann einen wichtigen Fortschritt für den<br />
Umweltschutz bedeuten.“<br />
Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)<br />
I<br />
n einem von der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU) geförderten Projekt<br />
entwickelte die Firma econsteel aus<br />
Rottweil einen neuen Stahlwerkstoff. Dabei<br />
wurde entdeckt, dass sich die Oberfläche<br />
im Unterschied zu herkömmlichen<br />
Stählen durch eine spezielle mechanische<br />
Bearbeitung – dem sogenannten Rollieren<br />
(Glattwalzen, Anmerkung der Redaktion) –<br />
so gut verfestigen lässt, dass dadurch konventionelle<br />
Härteverfahren ersetzt werden<br />
können. Diese Erkenntnis griff die Bundesstiftung<br />
auf und fördert nun mit fachlicher<br />
und finanzieller Unterstützung in Höhe von<br />
125.000 € ein Folgeprojekt zur Entwicklung<br />
des mechanischen Bearbeitungsverfahrens<br />
zum Verfestigen der Oberfläche.<br />
Potenzial für Treibhausgas-<br />
Einsparungen<br />
Wenn sich dies als erfolgreich erweist,<br />
könnte die Kombination aus dem neuem<br />
Werkstoff und Oberflächenverfestigen<br />
zukünftig Treibhausgase gegenüber dem<br />
bisherigen Produktionsprozess einsparen.<br />
„In dem Vorläuferprojekt haben wir – auch<br />
dank der Förderung der DBU – erfolgreich<br />
einen neuen Stahlwerkstoff entwickelt und<br />
erprobt, dessen Produktion weniger Energie<br />
und Rohstoffe benötigt. In dem Folgeprojekt<br />
wollen wir nun mithilfe eines speziellen mechanischen<br />
Bearbeitungsverfahrens für diesen<br />
Werkstoff noch mehr einsparen“, sagt<br />
econsteel-Geschäftsführer Ralf Schaaf.<br />
Beim Härten werden Stähle unter sehr<br />
hohem Energieaufwand bei hohen Temperaturen<br />
thermisch behandelt. Weil sie sich<br />
beim Glühen und Erkalten häufig verziehen,<br />
müssen die Werkstücke danach zudem meist<br />
aufwendig in Richt- und Schleifprozessen<br />
nachbearbeitet werden. Diese energieaufwendige<br />
Prozesskette und die dabei entstehenden<br />
Späne würden beim neuen Verfahren<br />
vollständig entfallen, sodass die Ressourceneffizienz<br />
gesteigert werde. Kann das Verfahren<br />
erfolgreich umgesetzt werden, könne es<br />
in Kombination mit dem neuen Werkstoff<br />
aufgrund der breiten Anwendbarkeit in der<br />
Industrie einen maßgeblichen Beitrag zur<br />
Einsparung von CO 2<br />
leisten, so Schaaf.<br />
econsteel-Geschäftsführer Ralf Schaaf (l.) freut sich über die Förderzusage für das neue<br />
Projekt durch DBU-Generalsekretär Alexander Bonde (Foto: econsteel)<br />
• ralf.schaaf@econsteel.de<br />
Ralf Schaaf, Geschäftsführer,<br />
econsteel GmbH, Rottweil<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
NEUES AUS DER INDUSTRIE | 33<br />
Schoeller Werk erweitert Induktivglühkapazitäten<br />
Induktivgeglühte Edelstahlrohre für<br />
anspruchsvollste Aufgaben<br />
Das Schoeller Werk erweitert seine Inline-Induktivglühkapazitäten beim Laserschweißen. Der Spezialist für<br />
längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre wird damit der weiterhin steigenden Nachfrage nach induktivgeglühten<br />
Edelstahlrohren für Versorgungsleitungen im Industrie- und Automobilbereich gerecht.<br />
U<br />
m den zunehmenden Bedarf an längsnahtgeschweißten<br />
und induktivgeglühten<br />
Edelstahlrohren langfristig zu decken,<br />
hat das Schoeller Werk in Hellenthal in<br />
der Eifel eine bestehende Laserschweißlinie<br />
um das neu entwickelte Funktionsmodul „Induktivglühen“<br />
ergänzt. Insgesamt verfügt das<br />
Unternehmen über 105 Schweißmaschinen.<br />
Darunter befinden sich ab sofort elf statt zehn<br />
Laser- und 36 WIG-Linien, um Rohre nach dem<br />
Schweißen „inline“ induktiv zu glühen. Möglich<br />
wurde die Erweiterung durch das vom<br />
Schoeller Werk entwickelte Baukastensystem<br />
zum Aufbau der Schweißlinien. So können<br />
die Anlagen zukünftig beliebig um weitere<br />
Bearbeitungsschritte erweitert werden. Die<br />
neue 330-kW-Induktivglühanlage erreicht im<br />
Betrieb Temperaturen von bis zu 1.200 °C. Die<br />
induktivgeglühten Rohre kommen in unterschiedlichen<br />
Industriezweigen zum Einsatz,<br />
unter anderem im Automobilbereich und bei<br />
Versorgungssystemen in der Industrie.<br />
Höchste Qualitätsansprüche<br />
Inline induktivgeglühte Edelstahlrohre sind<br />
Premiumprodukte, die besonders in Hochleistungsbranchen<br />
wie der Automobilindustrie<br />
stark nachgefragt sind. Durch den Erwärmungsprozess<br />
beim Induktivglühen werden die<br />
Werkstoffeigenschaften des Rohres zielgerichtet<br />
optimiert. So stellt das Schoeller Werk nach<br />
dem Schweißen die durchgehende Homogenität<br />
des Materials sicher. Das Unternehmen<br />
aus Hellenthal (Eifel) setzt in der Produktion<br />
und Materialbeschaffung höchste Maßstäbe,<br />
um eine durchgehend hohe Prozessqualität<br />
zu erreichen. Dafür wurde der Spezialist für<br />
längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre kürzlich<br />
vom nordamerikanischen Automobilverband<br />
AIAG mit dem renommierten CQI-9-Zertifikat,<br />
einer Wärmebehandlungsrichtlinie, prämiert.<br />
• Schoeller Werk GmbH & Co. KG<br />
Um den zunehmenden Bedarf an längsnahtgeschweißten und induktivgeglühten Edelstahlrohren<br />
langfristig zu decken, hat das Schoeller Werk eine bestehende Laser-Schweißlinie<br />
mit dem neu entwickelten Funktionsmodul „Induktivglühen“ ergänzt (Foto: Schoeller)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
34 | NEUES AUS DER INDUSTRIE<br />
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Deutsche Stahlerzeugung <strong>2019</strong><br />
weiter rückläufig<br />
Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erwartet, dass die Inlandsnachfrage nach Stahl in diesem<br />
Jahr um 1,8 % zurückgehen wird. Entsprechend dürften auch Roh- und Walzstahlerzeugung im zweiten Jahr in<br />
Folge sinken. Die Kapazitätsauslastung der deutschen Stahlwerke wird voraussichtlich weiter leicht abnehmen,<br />
mit gut 84 % aber im internationalen Vergleich hoch bleiben.<br />
W<br />
ährend die Beschäftigung in der<br />
deutschen Stahlindustrie im vergangenen<br />
Jahr trotz ungünstiger<br />
Rahmenbedingungen sogar zunahm, dürfte<br />
sie in diesem Jahr um 1,8 % zurückgehen.<br />
Die weltweite Rohstahlerzeugung wird in<br />
diesem Jahr voraussichtlich nur noch um<br />
1,8 % steigen, womit das Problem der<br />
Überkapazitäten ungelöst bleibt.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse:<br />
• Das RWI erwartet in seinem aktuellen<br />
Stahlbericht, dass die weltweite Rohstahlerzeugung<br />
im Jahr nur noch um rd.<br />
1,8 % zunehmen wird. Im vergangenen<br />
Jahr war sie noch um 4,7 % gewachsen.<br />
Die Kapazitätsauslastung wird in diesem<br />
Jahr voraussichtlich trotzdem leicht ansteigen,<br />
weil die Produktionskapazitäten<br />
kaum ausgeweitet werden. Sie dürfte<br />
aber mit etwas weniger als 75 % im längerfristigen<br />
Vergleich immer noch recht<br />
niedrig bleiben. Es bestehen weiterhin<br />
Überkapazitäten, in die die Erzeugung<br />
aller Voraussicht nach nicht „hineinwachsen“<br />
kann.<br />
• Die konjunkturellen Rahmenbedingungen<br />
für die deutsche Stahlindustrie sind<br />
derzeit ungünstig. Die Produktion der<br />
wichtigsten Stahlverwender nimmt nur<br />
verhalten zu. Dämpfend wirken dabei die<br />
aktuellen Probleme der Automobilindustrie.<br />
Zugleich ist das Auslandsgeschäft<br />
durch die Zunahme protektionistischer<br />
Maßnahmen im Stahlbereich belastet.<br />
Daher dürfte in diesem Jahr der Stahlbedarf<br />
um 0,6 % sinken, die am Markt<br />
realisierte Nachfrage nach Stahl aufgrund<br />
voller Lager sogar um 1,8 % zurückgehen.<br />
• Die deutsche Walzstahlerzeugung dürfte<br />
<strong>2019</strong> um 1,4 % abnehmen, nachdem sie<br />
bereits 2018 um 2,6 % gesunken war.<br />
Die Rohstahlerzeugung dürfte um 1,7 %<br />
Das RWI erwartet, dass die Inlandsnachfrage nach Stahl in diesem Jahr um 1,8 %<br />
zurückgehen wird (Foto: Stahl-Zentrum / Georgsmarienhütte)<br />
zurückgehen, sie war 2018 ebenfalls<br />
bereits um 2 % zurückgegangen. Die<br />
Kapazitätsauslastung der deutschen<br />
Stahlwerke dürfte weiter leicht sinken,<br />
mit gut 84 % aber im internationalen<br />
Vergleich hoch bleiben.<br />
• Die rückläufige Rohstahl- und Walzstahlerzeugung<br />
hat bisher nicht auf die Beschäftigung<br />
durchgeschlagen, sie nahm<br />
im vergangenen Jahr sogar zu. Für <strong>2019</strong><br />
zeichnet sich aber ein Beschäftigungsrückgang<br />
von 1,8 % ab.<br />
• Die Prognose des RWI ist mit einem<br />
Abwärtsrisiko behaftet. Eine Simulationsrechnung<br />
mit drei Szenarien (höhere<br />
außenwirtschaftliche Risiken, mehr handelsbeschränkende<br />
Maßnahmen, schwächerer<br />
Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen)<br />
zeigt, dass die Konsequenzen einer<br />
schwächeren gesamtwirtschaftlichen<br />
Dynamik für die Stahlindustrie zwar spürbar,<br />
aber überschaubar wären, da bei<br />
schwächerer Nachfrage auch weniger<br />
importiert würde. Ein Abschwung der<br />
Weltwirtschaft hätte hingegen deutlich<br />
gravierendere Auswirkungen, weil die zyklischen<br />
Ausschläge in der Stahlerzeugung<br />
erfahrungsgemäß ausgeprägter sind als<br />
in der gesamtwirtschaftlichen Produktion.<br />
Zur Situation der deutschen Stahlindustrie<br />
sagt RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn:<br />
„Trotz schwächelnder Stahlkonjunktur hat<br />
sich die deutsche Stahlindustrie bisher gut<br />
behauptet. Die sinkende Kapazitätsauslastung<br />
dürfte in diesem Jahr aber auf die Beschäftigung<br />
durchschlagen.“<br />
• RWI – Leibniz-Institut für<br />
Wirtschaftsforschung<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
NEUES AUS DER INDUSTRIE | 35<br />
Deutsche Konjunktur zeigt noch keine Anzeichen für Rezession<br />
Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung<br />
senkt seine Prognose<br />
für das deutsche Wirtschaftswachstum<br />
im Jahr <strong>2019</strong> auf 0,9 %, für 2020 von 1,6<br />
auf 1,5 %. Inlands- und Weltkonjunktur<br />
dürften sich zwar abschwächen, aber<br />
nicht in eine Rezession abgleiten.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse lauten: Das<br />
RWI senkt seine Prognose des deutschen<br />
Wirtschaftswachstums für <strong>2019</strong> gegenüber<br />
Dezember vergangenen Jahres von 1,4 auf<br />
0,9 %. Für 2020 erwartet es 1,5 statt 1,6 %.<br />
Die höhere Rate für 2020 beruht vor allem<br />
auf deutlich mehr Arbeitstagen. Obwohl die<br />
Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2018 mehr<br />
oder weniger stagnierte, ist dies kein Hinweis<br />
auf eine Rezession. Ausschlaggebend<br />
waren Sonderfaktoren, insbesondere die<br />
Probleme der Automobilindustrie bei der<br />
Umsetzung der Abgas- und Verbrauchsnorm<br />
WLTP und Produktionsausfälle in der<br />
Chemischen Industrie aufgrund des Niedrigwassers.<br />
Allerdings dürfte die Entwicklung<br />
in der Industrie auch in diesem Jahr nicht<br />
allzu dynamisch sein, worauf auch die im<br />
März veröffentlichte Industrieproduktion<br />
hinweist.<br />
Am Arbeitsmarkt wird sich der Beschäftigungsaufbau<br />
voraussichtlich fortsetzen,<br />
aber im Einklang mit der schwächeren<br />
gesamtwirtschaftlichen Expansion etwas<br />
an Tempo verlieren. Die Arbeitslosenquote<br />
dürfte damit auf 4,8 % in diesem und 4,6 %<br />
im kommenden Jahr sinken.<br />
Die Inflation dürfte mit 1,4 % in diesem<br />
und 1,6 % im kommenden Jahr moderat<br />
bleiben. Der Rückgang des Ölpreises<br />
seit Herbst vergangenen Jahres wirkt in<br />
diesem Jahr dämpfend. Die Kerninflation<br />
(Preise ohne Energie) wird sich im Prognosezeitraum,<br />
bei anhaltend hoher Kapazitätsauslastung<br />
der Wirtschaft, leicht<br />
beschleunigen.<br />
Der staatliche Budgetüberschuss dürfte<br />
nach einem Höchststand von 58 Mrd. €<br />
im vergangenen Jahr in diesem Jahr auf<br />
gut 36 Mrd. € und 2020 auf knapp 30<br />
Mrd. € zurückgehen. Damit dürfte die<br />
Überschussquote des Staates auf 1,0 %<br />
des BIP in diesem und 0,8 % im kommenden<br />
Jahr sinken. Insbesondere in diesem<br />
Jahr, aber auch 2020 ist die Finanzpolitik<br />
expansiv ausgerichtet. Zudem nehmen<br />
die Staatseinnahmen aufgrund der nachlassenden<br />
konjunkturellen Dynamik langsamer<br />
zu.<br />
Die Expansion der Weltwirtschaft dürfte<br />
im Prognosezeitraum weiter an Tempo verlieren.<br />
Das weltweite BIP dürfte in diesem<br />
Jahr mit 3,0 % und im kommenden Jahr<br />
mit 2,8 % wachsen. Der Welthandel wird<br />
sich voraussichtlich um 2,5 % in diesem<br />
und 3,0 % im kommenden Jahr ausweiten.<br />
Zu den Risiken einer Rezession sagt<br />
RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn: „Die<br />
deutsche Wirtschaft entwickelt sich derzeit<br />
zwar nicht allzu dynamisch, es deutet<br />
jedoch nichts auf eine Rezession hin.<br />
Dies gilt auch international: Die Konjunktur<br />
schwächelt zwar, sie wird aber durch eine<br />
Reihe von Faktoren gestützt.“<br />
• RWI<br />
Politiker besuchten ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />
Beim Besuch einer Delegation der Bundestagsfraktion<br />
von Bündnis90/Die<br />
Grünen in Eisenhüttenstadt standen<br />
aktuelle Themen zur Industrie- und Handelspolitik<br />
sowie zum Klimaschutz im<br />
Mittelpunkt.<br />
Zu Gast waren Anfang März die Fraktionsvorsitzende<br />
Katrin Göring-Eckardt sowie<br />
Claudia Müller, wirtschaftspolitische Sprecherin<br />
der Fraktion, und Clemens Rostock,<br />
Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg.<br />
Nach ausführlichen Gesprächen<br />
besuchten die Politiker die Verzinkungsanlage<br />
im Kaltwalzwerk.<br />
Zu Beginn des Besuches betonte Pierre<br />
Jacobs, CEO des Eisenhüttenstädter<br />
Werks: „Wir sind uns der Bedeutung des<br />
Werkes, als einer der größten Arbeitgeber<br />
der Region und der daraus resultierenden<br />
Verantwortung für die Erhaltung<br />
der guten Positionierung und Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Werkes, bewusst.”<br />
Allerdings bestehen aktuell zahlreiche<br />
Risiken für den Standort wie auch für die<br />
gesamte europäische Stahlindustrie. Hoher<br />
Importdruck und Kostenbelastungen<br />
aus der aktuellen Energie- und Klimapolitik,<br />
die Produzenten in anderen Regionen<br />
der Welt nicht haben, bedrohen die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen<br />
Stahlindustrie.<br />
Mit seinen innovativen und hochwertigen<br />
Produkten trägt das ArcelorMittal<br />
Eisenhüttenstadt wesentlich dazu bei,<br />
die klima- und energiepolitischen Herausforderungen<br />
zu meistern. Arcelor-<br />
Mittals Country Manager André Körner<br />
hob hervor: „Das Werk in Eisenhüttenstadt<br />
ist sehr wettbewerbsfähig. Es ist<br />
ein Eckpfeiler der regionalen Wirtschaft<br />
und eine wichtige Basis für die überregionalen<br />
Wertschöpfungsketten. Aktuell<br />
bereiten wir Investitionen vor, um noch<br />
umweltfreundlicher zu produzieren und<br />
CO 2<br />
-Emissionen weiter zu senken.“<br />
Katrin Göring-Eckardt zeigte sich von den<br />
Aktivitäten des Eisenhüttenstädter Stahlunternehmens<br />
beeindruckt und machte<br />
deutlich, dass die vereinbarten Klimaziele<br />
nur gemeinsam mit der Industrie erreicht<br />
werden können.<br />
Bereits am 11. Februar <strong>2019</strong> besuchte<br />
Brandenburgs neuer Wirtschaftsminister<br />
Jörg Steinbach ArcelorMittal Eisenhüttenstadt.<br />
Auf dem Gesprächsprogramm<br />
standen aktuelle politische Themen zur<br />
Industrie- und Handelspolitik sowie zum<br />
Klimaschutz. Neben dem persönlichen<br />
Gespräch mit Frank Schulz, CEO Arcelor-<br />
Mittal Germany, und Dr. Ralf-Peter Bösler,<br />
COO des Eisenhüttenstädter Werks, an<br />
dem auch Country Manager André Körner<br />
teilnahm, gab es Gelegenheit für eine<br />
Werksführung. Außerdem waren Hasso<br />
Düvel, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender,<br />
Arbeitsdirektor Axel Krause und<br />
Betriebsratsvorsitzender Holger Wachsmann<br />
anwesend.<br />
Wirtschaftsminister Steinbach sagte<br />
bei seinem Besuch in Eisenhüttenstadt:<br />
„Für unsere Industrie ist ArcelorMittal ein<br />
wichtiger Partner, der Arbeitsplätze sichert<br />
und die Region attraktiv macht. Damit der<br />
Standort eine Zukunft hat, wollen wir die<br />
politischen Rahmenbedingungen weiter so<br />
gestalten, dass Stahl in Ostbrandenburg<br />
produziert wird.“<br />
• ArcelorMittal<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
36 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Salzgitter optimiert Beize mit Lasermessung<br />
Querbogen-Messsystem optimiert den<br />
Richtprozess<br />
In der Kontibeize 2 der Salzgitter Flachstahl GmbH messen Lasermesssysteme den Querbogen des<br />
Bandes sowohl am Einlauf als auch am Auslauf des Beizteils. Die Messergebnisse werden dazu genutzt,<br />
den Richtprozess des vor dem Beizteil angeordneten Streckbiegerichters zu optimieren. Dadurch wird eine<br />
bestmögliche Planlage sowohl für die Kontibeize 2 als auch für die nachgelagerten Prozesse erreicht.<br />
I<br />
n der Kontibeize 2 der Salzgitter Flachstahl<br />
GmbH wird das Band vor dem Beizen in<br />
einem Streckbiegerichter gerichtet und<br />
vorentzundert. Bei diesem Vorgang soll<br />
auch der Querbogen des Bandes minimiert<br />
werden, um möglichst ebene Bänder an die<br />
nachfolgenden Prozesse zu liefern. Die Beize<br />
behandelt Bänder mit Breiten zwischen 800<br />
und 1.920 mm und einer Dicke von 1,5 bis<br />
6 mm; die Geschwindigkeit am Einlauf des<br />
Beizteils beträgt bis zu 265 m/min, die am<br />
Aufwickelhaspel im Auslauf bis zu 500 m/min.<br />
Die Einstellung des Streckbiegerichters<br />
erfolgt anhand einer Sollwerttabelle. In ihr<br />
sind die Vorgaben für die Eintauchtiefen der<br />
Richtrollen in Abhängigkeit von den mechanischen<br />
Kenngrößen und den Abmessungen<br />
des Bandes hinterlegt. Basis dieser<br />
Tabelle bildeten Werte, die im Rahmen von<br />
Versuchsprogrammen für unterschiedliche<br />
Bandsorten empirisch ermittelt wurden. Die<br />
Bewertung konnte dabei aber stets nur<br />
durch Abschätzung des vorhandenen Querbogens<br />
erfolgen. Dadurch berücksichtigte<br />
diese Tabelle ausschließlich die bei diesen<br />
„Momentaufnahmen“ gewonnenen Ergebnisse.<br />
Sonderfälle, zum Beispiel aufgrund<br />
abweichender technologischer Werte, wurden<br />
weder erkannt, noch konnte auf diese<br />
reagiert werden.<br />
Außerdem mussten die Werte aufwendig<br />
eingepflegt werden und die Einstellung<br />
Das System am Einlauf der Kontibeize ist zwischen dem S-Rollensatz und dem Prozessteil<br />
installiert (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />
des Streckbiegerichters konnte nur mit erheblichem<br />
Zeitversatz optimiert werden.<br />
Um bei unterschiedlichen technologischen<br />
Werten der Bänder eine Planlage<br />
zu erzielen, die hohen Ansprüchen genügt,<br />
suchte das Team nach einer Lösung, die alle<br />
für den Richtprozess relevanten Parameter<br />
– auch für neue, höherfeste Stahlsorten<br />
– reproduzierbar berücksichtigt und so zu<br />
einer zuverlässigen Sollwerttabelle führt.<br />
Informationen für das Richten<br />
und nachfolgende Prozesse<br />
Ziel war es deshalb, den Querbogen aller<br />
Bänder am Einlauf der Beize kontinuierlich<br />
zu messen, die Messergebnisse für die Optimierung<br />
der vorhandenen Sollwerttabelle<br />
zu verwenden und sie in einem weiteren<br />
Schritt für die automatische Regelung der<br />
Eintauchtiefen zu nutzen.<br />
Außerdem sollte der Querbogen der<br />
Bänder mit einem zweiten Messsystem<br />
am Auslauf der Beize gemessen werden,<br />
um zum einen die Produktqualität zu dokumentieren<br />
und zum anderen die Messwerte<br />
an nachfolgende Prozesse zu übermitteln<br />
– zum Beispiel an das Tandemgerüst, um<br />
die Bedienmannschaft zu informieren, dass<br />
einzelne Bänder schwierig einzufädeln sind.<br />
Wegen der hohen Messgenauigkeit und<br />
der einfachen Integrierbarkeit lag es nahe,<br />
optische Systeme zu installieren. Für das<br />
System am Einlauf der Beize ergab sich<br />
aufgrund der örtlichen Gegebenheiten als<br />
einziger möglicher Einbauort nur der Bereich<br />
zwischen einer Umlenkrolle hinter<br />
dem Streckbiegerichter und dem Einlauf<br />
des Beizteils. An dieser Stelle läuft das<br />
Christian Belde, Betriebsingenieur Kontibeize 2, Salzgitter Flachstahl GmbH, Salzgitter; Dr. Patrick Overath, Senior<br />
Software Application Engineer, Nokra GmbH, Baesweiler<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 37<br />
Band in etwa 9 m Höhe über Hüttenflur.<br />
Aus Gründen der Arbeitssicherheit sollte die<br />
Messanlage kompakt sein, um Mitarbeitern<br />
bei Wartungsarbeiten ein möglichst sicheres<br />
Umfeld zu bieten. Hinzu kam, dass der<br />
Bauraum nach oben durch den Hallenkran<br />
begrenzt ist.<br />
Weiterhin musste die Messanlage<br />
schnell demontierbar sein, um die darunterliegende<br />
Revisionsöffnung des Einlaufspeichers<br />
bei Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />
nicht zu versperren.<br />
Laserlichtschnittverfahren als<br />
Lösung<br />
Auf der Suche nach einem geeigneten<br />
Lieferanten stieß das Projektteam auf<br />
Nokra. Die Spezialisten aus Baesweiler<br />
bei Aachen schlugen für beide Messorte<br />
Laserlichtschnittsysteme mit jeweils zwei<br />
Kameras vor.<br />
Der von Nokra vorgeschlagene Messrahmen<br />
hat auf der einen Seite eine so niedrige<br />
Bauhöhe über dem Band, dass es den Krantransport<br />
nicht behindert, auf der anderen<br />
sind die optischen Komponenten so weit<br />
von der Bandoberfläche entfernt, dass kein<br />
Risiko einer mechanischen Beschädigung<br />
besteht. Sende- und Empfangsoptik sind<br />
etwa 1.900 mm über der Passline angebracht.<br />
So entspricht das System deutlich<br />
besser den Anforderungen als Anlagen mit<br />
einer einzigen, weit entfernten Kamera oder<br />
solchen mit mehreren, die sehr nah an der<br />
Bandoberfläche hätten montiert werden<br />
müssen.<br />
Das System erfasst einen Messbereich<br />
von 500 mm Höhe über der Passline. Die<br />
Messunsicherheit der Höhenmessung liegt<br />
bei ±0,3 mm. Mit rd. 3.200 Pixel über die<br />
Breite der bis zu 1.920 mm breiten Bänder<br />
beträgt die Auflösung des Systems quer zur<br />
Bewegungsrichtung von 0,6 mm.<br />
Doch im Auswahlprozess spielten auch<br />
andere Aspekte eine wichtige Rolle: Die<br />
einfache Integration in das vorhandene Umfeld,<br />
das Projektmanagement und natürlich<br />
die Kosten.<br />
Bei der Medienversorgung hat das System<br />
von Nokra im Vergleich mit anderen<br />
Anbietern deutliche Vorteile, denn es benötigt<br />
weder Druckluft noch eine Wasserkühlung,<br />
was sowohl bei den Investitions- als<br />
auch bei den Betriebskosten einen deutlich<br />
spürbaren Kostenvorteil mit sich bringt. Ein<br />
gekapseltes Gehäuse schützt die Optik vor<br />
Staub, Spritzwasser und Wärmeeinwirkung.<br />
Das System am Auslauf der Kontibeize (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />
Schmalbandige Filter in der Empfangsoptik<br />
schirmen Fremdlicht ab.<br />
Bei der elektrischen Integration zeigte<br />
Nokra schon in der Angebotsphase Flexibilität.<br />
Das Projektteam hatte die Absicht, Infrastrukturelemente<br />
wie Schaltkästen entsprechend<br />
den im Werk üblichen Standards selbst beizustellen.<br />
Da Nokra schon in der Angebotsphase<br />
die detaillierte Beschreibung der Schnittstellen<br />
geliefert hat, war der Leistungsumfang jedes<br />
Projektpartners zu einem sehr frühen Zeitpunkt<br />
klar definiert. Unter anderem wegen<br />
der einfachen mechanischen und elektrischen<br />
Integrierbarkeit, der hohen Kompetenz von<br />
Nokra mit optischen Systemen in der Hüttenindustrie<br />
und der damit einhergehenden geringen<br />
Projektkosten fiel die Entscheidung<br />
schließlich zugunsten von Nokra.<br />
Die Technik im Detail<br />
Nach der erfolgreichen Werkstattvorabnahme<br />
bei Nokra in Baesweiler hat das Unternehmen<br />
die Systeme zum vereinbarten<br />
Zeitpunkt geliefert. Die Montage des Messrahmens<br />
nahm lediglich zwei Schichten<br />
während eines geplanten Stillstandes der<br />
Beize in Anspruch, denn im Wesentlichen<br />
waren lediglich der Messrahmen auf vorbereitete<br />
Fundamente aufzusetzen und Kabel<br />
anzuschließen.<br />
Da die Schnittstellen lange Zeit vor dem<br />
Liefertermin im Detail abgestimmt waren,<br />
hatte das Projektteam bei Salzgitter bereits<br />
vor der Lieferung der Messanlage die Einbindung<br />
in die Prozesssteuerung programmiert<br />
und sowohl die gesamte Elektrotechnik als<br />
auch die Schnittstellen im Vorfeld umfassend<br />
getestet. So ging das Messsystem<br />
Beim Lichtschnittverfahren projiziert ein lotrecht montierter Laser eine<br />
Laserlinie auf das Band. Eine in der Sensoreinheit enthaltene, unter einem<br />
Winkel angeordnete Kamera „sieht“ diese Linie. Ist kein Querbogen<br />
vorhanden, erkennt die Kamera eine gerade Linie. Ist die Oberfläche<br />
gekrümmt, sieht sie stattdessen eine Kurve, aus der die Höhenlage jedes<br />
Oberflächenelementes errechnet wird.<br />
An der Kontibeize 2 sind wegen der Breite des Bandes von bis zu 1.920 mm<br />
zwei Laserkamerasysteme angeordnet, die jeweils etwa die Hälfte der Breite<br />
abdecken. So wird die geforderte Auflösung quer zur Walzrichtung erzielt. Die<br />
Linien sind in Bandlaufrichtung leicht versetzt, um ein Übersprechen zwischen<br />
beiden Kameras zu vermeiden. Die Systemsoftware korrigiert den Versatz der<br />
Linien in Walzrichtung rechnerisch.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
38 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Die Laserlinien sind in Bandlaufrichtung leicht versetzt, um Übersprechen zwischen beiden<br />
Kanälen zu vermeiden (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />
unmittelbar nach dem Ende der Montage<br />
in Betrieb.<br />
Da Nokra die Laserquelle und die Kamera<br />
in einem gemeinsamen Gehäuse fest miteinander<br />
verbindet, brauchte die werkseitige<br />
Kalibrierung bei der Inbetriebnahme lediglich<br />
mit einem Messlineal überprüft zu werden.<br />
Erste Betriebserfahrungen<br />
Das System am Einlauf misst den Querbogen<br />
kurz hinter dem Streckbiegerichter. Es<br />
erfasst jedes einzelne Band über seine gesamte<br />
Länge; die Messergebnisse werden<br />
angezeigt und gespeichert. Diese Daten<br />
bilden die Grundlage der Optimierung der<br />
Tabelle der Eintauchtiefen im Streckrichter.<br />
Die Anlage am Auslauf dokumentiert den<br />
Querbogen des gebeizten Bandes. Sie ist<br />
Beim Lichtschnitt-Verfahren projiziert ein lotrecht montierter Laser eine Laserlinie auf<br />
das Band. Eine in der Sensoreinheit enthaltene, unter einem Winkel angeordnete Kamera<br />
„sieht“ diese Linie (Grafik: Nokra)<br />
erforderlich, weil das Band zwischen dem<br />
Beizbecken und der Aufhaspel noch zahlreiche<br />
Umlenkungen und Verformungen erfährt, die<br />
das ursprüngliche Richtergebnis verändern und<br />
einen Einfluss auf die Ebenheit haben können.<br />
Diese vollständige Dokumentation ist<br />
insbesondere für Bänder wichtig, die nach<br />
dem Beizen direkt an externe Endkunden<br />
ausgeliefert werden. Mithilfe der Daten<br />
können aber auch interne Kunden wie die<br />
Tandemstraße über Bänder mit ausgeprägtem<br />
Querbogen informiert werden.<br />
Außerdem erlaubt dieses zweite System<br />
die weitere Verfeinerung der Tabelle der<br />
Eintauchtiefen, denn es können nicht nur<br />
die Werte vom Einlauf der Beize einfließen,<br />
sondern auch die vom Auslauf.<br />
Die Messwerte werden dem Anlagenpersonal<br />
im Steuerstand angezeigt. Außerdem<br />
werden sie per Telegramm an das<br />
vorhandene Level-2-System gesendet und<br />
in das firmenweite Level-3-Qualitätssystem<br />
weitergeleitet. Die Fernwartung ermöglicht<br />
es den Ingenieuren von Nokra, von Baesweiler<br />
aus in das System einzugreifen.<br />
Das Ziel, den Richtprozess zu optimieren,<br />
wurde erreicht: In die Tabelle der Eintauchtiefen<br />
gehen jetzt nicht nur Stichproben ein,<br />
sondern Daten aller Bänder. Da das neue<br />
System die Ergänzung der Tauchtiefentabelle<br />
außerdem erheblich vereinfacht und<br />
beschleunigt, kann diese jetzt sehr zeitnah<br />
aktualisiert werden. So kann sie schnell<br />
auch an das Verhalten neuer Stahlsorten<br />
angepasst werden. Das Ergebnis ist ebenes<br />
Band für die nachfolgenden Anlagen wie die<br />
Tandemstraße, die Verzinkungslinien oder<br />
die organische Bandbeschichtung.<br />
Das System läuft seit dem Abschluss der<br />
Inbetriebnahmephase stabil, es gab bisher<br />
keine ungeplanten Ausfälle, es arbeitet auch<br />
ohne Druckluft und Wasserkühlung zuverlässig.<br />
Der in sich gekapselte und mit einem<br />
Schutzgehäuse versehene Messbalken hat<br />
sich unter den Umgebungsbedingungen an<br />
der Beize bewährt. Die einzige Wartungstätigkeit,<br />
die erforderlich ist, ist die gelegentliche<br />
Reinigung der Glasscheiben.<br />
Ganz wesentlich zum Erfolg hat beigetragen,<br />
dass Nokra schon in der Angebotsphase<br />
sehr detaillierte Informationen zum Interfacing<br />
geliefert und bei der Integration<br />
in das bestehende Umfeld hohe Flexibilität<br />
bewiesen hat. Ein weiterer wichtiger Aspekt<br />
war die umfassende Erfahrung der<br />
Mitarbeiter von Nokra bei der Integration<br />
optischer Messsysteme in Hüttenwerksumgebungen.<br />
So war der Aufwand der Projektgruppe<br />
für Planung und Inbetriebnahme<br />
gering.<br />
Für die Zukunft plant das Projektteam,<br />
die Messergebnisse des Systems am Einlauf<br />
der Beize für die Inlineregelung des<br />
Streckbiegerichters zu verwenden und auf<br />
die Tabelle der Eintauchtiefen zu verzichten.<br />
Ebenso ist es denkbar, die Ergebnisse<br />
der Querbogenmessung auch in die<br />
Optimierung der vorgelagerten Prozesse<br />
– zum Beispiel beim Warmwalzen – einfließen<br />
zu lassen und etwa zu analysieren,<br />
welche Abkühl- oder Wickelprozesse das<br />
Entstehen von Querbögen begünstigen.<br />
Ein erster Schritt in diese Richtung ist, die<br />
Topographie vom Einlauf der Beize mit den<br />
Heat Maps der Warmbreitbandstraße zu<br />
überlagern, um zum Beispiel den Einfluss<br />
der Abkühlkurven auf das Entstehen des<br />
Querbogens zu analysieren.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 39<br />
Die Saarstahl AG investiert am Standort Völklingen rd. 100 Millionen<br />
Euro in eine neue fünfsträngige Stranggießanlage (Foto: Saarstahl)<br />
Saarstahl investiert 100 Millionen Euro<br />
Arbeiten für die Fertigstellung der neuen<br />
Stranggießanlage S1 im Zeitplan<br />
Beim Stahlhersteller Saarstahl in Völklingen laufen seit Mitte November 2017 die Bauarbeiten für die neue<br />
Stranggießanlage S1 im Stahlwerk auf Hochtouren. Das Projekt entspricht einer Gesamtinvestitionssumme von<br />
100 Mio. € und erfordert eine maßgenaue Abstimmung aller Arbeiten, damit die Anlage planmäßig Ende <strong>2019</strong><br />
ihren Betrieb aufnehmen kann.<br />
A<br />
uch in den Umweltschutz fließen<br />
hierbei 10 Mio. € (z. B. Maßnahmen<br />
zur Schallreduzierung der Anlagenausführung,<br />
geschlossene Wasserkühlkreisläufe,<br />
Reduzierung Frischwasserverbrauch,<br />
Wasserreinigung etc.)<br />
Saarstahl betreibt im Stahlwerk insgesamt<br />
vier Stranggießanlagen. Auf ihnen<br />
wird der flüssige Rohstahl in sogenannte<br />
Knüppel vergossen. Dieses Vormaterial<br />
wird dann in den Walzwerken weiterverarbeitet.<br />
Die neue, fünfsträngige Anlage<br />
mit der Kurzbezeichnung S1 ersetzt eine<br />
bestehende Anlage. Mit dieser Investition<br />
stärkt Saarstahl seine Position in den Geschäftsfeldern<br />
Federstahl (z.B. Fahrwerksund<br />
Kupplungsfedern), Kaltstauchdraht<br />
(z.B. Schrauben, Gewindebolzen) und Automatenstahl<br />
(z.B. für Erzeugung von Ventilen,<br />
Injektorkörper) – Produkte, die vor allem in<br />
der Automobilindustrie und im Maschinenbau<br />
eingesetzt werden.<br />
Bei der neuen Stranggießanlage S1 handelt<br />
es sich um eine fünfsträngige Kreisbogenmaschine<br />
mit sich daran anschließender<br />
umfangreicher Soft-Reduction-Zone. In<br />
dieser Zone wird der teilerstarrte Strang<br />
mittels Ober- und Unterrollen definiert verformt<br />
und dadurch das innere Gefüge des<br />
Stahls entscheidend verbessert.<br />
Martin Baues, Vorstand Technik von Saarstahl,<br />
hat Medienvertretern einen seltenen<br />
Blick hinter die Kulissen der laufenden Baustelle<br />
gewährt: „Diese Baustelle ist eine<br />
besondere Herausforderung für uns, da die<br />
neue Stranggießanlage als erste Anlage<br />
weltweit mit der Technologie der mechanischen<br />
Soft-Reduction (MSR) in dem Gießformat<br />
180 mm · 180 mm ausgelegt und<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
40 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Die neue Stranggießanlage wird als erste Anlage weltweit mit der mechanischen Soft-<br />
Reduction (MSR)-Technik in dem Gießformat 180 mm · 180 mm ausgelegt und zudem mit<br />
modernster Automatisierungs- und Kommunikationstechnik ausgestattet (Foto: Saarstahl)<br />
Technische Daten der Stranggießanlage S1:<br />
Format: 180 mm · 180 mm<br />
Knüppellänge: 6 m – 13,5 m<br />
Gießleistung: ca. 180 t/h<br />
Knüppelleistung: ca. 60 Stück/h<br />
Gießradius: ca. 10 m<br />
Anzahl Stränge: 5 Stück<br />
Kühlbettlänge: 100 m<br />
zudem mit modernster Automatisierungsund<br />
Kommunikationstechnik ausgestattet<br />
wird. Wir sind froh und stolz, dass wir mit<br />
den Bauarbeiten genau im Zeitplan liegen.“<br />
Die Anlage wird im Bereich der 2010 stillgelegten<br />
„alten“ S1 errichtet. Nach Abschluss<br />
der Demontagearbeiten der alten Anlage und<br />
der Arbeiten zum Bau der Funktionsgebäude<br />
und im Bereich der Anlagengrube laufen derzeit<br />
die Montagearbeiten für die Hauptkomponenten<br />
an, d.h. Stranggießanlage selbst<br />
und Wendekühlbett sowie die Montage der<br />
Nebenaggregate und Infrastruktur. Bis heute<br />
haben ca. 125 Partnerfirmen auf der Baustelle<br />
gearbeitet. Davon stammen rd. 70 % aus<br />
dem Saarland und der nahen Umgebung.<br />
Gleichzeitig auf der Baustelle arbeiten maximal<br />
rd. 200 Personen, in Summe werden 800<br />
Personen an der Fertigstellung des Projektes<br />
beteiligt gewesen sein.<br />
„Wir statten die neue Stranggießanlage<br />
S1 mit modernster Automatisierungs- und<br />
Kommunikationstechnik aus und haben bereits<br />
bei der Konzeption die Ansätze von Industrie<br />
4.0 verfolgt. Dadurch wird es möglich<br />
sein, die Prozesse an der neuen Anlage noch<br />
besser zu überwachen und ein Maximum<br />
an Qualitätssicherung zu gewährleisten.<br />
Im Ergebnis können wir zukünftig unseren<br />
Kunden noch flexibler und schneller maßgeschneiderte<br />
Stahllösungen nach individuellen<br />
Wünschen fertigen“, unterstreicht Baues<br />
die Auslegung und Bedeutung der Anlage.<br />
• Saarstahl AG<br />
Kurznachricht<br />
Universeller Sensor-Controller für induktive Wegsensoren<br />
Der Controller induSENSOR MSC7401<br />
von Micro-Epsilon Messtechnik, Ortenburg,<br />
wird für Weg- und Abstandsmessungen<br />
in der Automatisierungstechnik<br />
und im Maschinenbau eingesetzt.<br />
Er ist mit den induktiven Messtastern<br />
und Wegsensoren der Reihen LVDT und<br />
LDR des Unternehmens kombinierbar.<br />
Der Controller verfügt über ein robustes<br />
Aluminiumgehäuse und ist für industrielle<br />
Anwendungen prädestiniert. Neben<br />
der einfachen Handhabung bietet dieser<br />
Miniatur-Sensor-Controller ein attraktives<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit dem<br />
MSC7401 hat Micro-Epsilon einen Controller<br />
entwickelt, der sich mit den induktiven Messtastern<br />
und Wegsensoren der Baureihen<br />
LVDT und LDR kombinieren lässt. Die Sensoren<br />
werden überwiegend zur Messung<br />
von Weg, Abstand, Position, Verschiebung,<br />
Schwingung und Vibration eingesetzt. Daraus<br />
eröffnet sich eine große Anwendungsvielfalt<br />
vor allem für Messaufgaben in den<br />
Bereichen Automation, Qualitätssicherung,<br />
Prüffeld, Hydraulik und KFZ-Technik.<br />
Die Kombination aus dem Controller<br />
MSC7401 und induktiven Sensoren ist nach<br />
Unternehmensangaben auch für den Einsatz<br />
in Serienapplikationen attraktiv.<br />
Die Parametrierung des Controllers ist<br />
über Tasten oder das mitgelieferte Softwaretool<br />
möglich. Seine Vorteile zeigen<br />
sich besonders in industriellen Umgebungen.<br />
Ein nach IP67 klassifiziertes Aluminiumgehäuse<br />
schützt den MSC7401<br />
vor Staub und Wasser. Die hohe Auflösung,<br />
die in Abhängigkeit vom angeschlossenen<br />
Sensor und der gewählten<br />
Frequenz bis zu 13 bit beträgt, und die<br />
hohe Linearität von 0,02 % d.M zeichnen<br />
ihn ebenfalls aus. Zur Anbindung in die<br />
jeweilige Umgebung steht ein konfigurierbarer<br />
Strom- und Spannungsausgang<br />
zur Verfügung.<br />
• Micro-Epsilon<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 41<br />
Salzgitter Flachstahl: Mannesmann-Großrohr-Projekt „Zeelink“<br />
Warmbreitbandvormaterial für Großrohre<br />
im Gasleitungsbereich<br />
Salzgitter Flachstahl ist als qualifizierter Lieferant von Warmbreitbandvormaterial für Großrohre im Gasleitungsbereich<br />
weltweit bekannt. Das Großrohrwerk der Mannesmann Röhrenwerke ist für die Salzgitter Flachstahl der wichtigste<br />
Kunde und Abnehmer derartiger Spezialstähle. Für unter Wasser verlaufende Gasleitungsrohre (offshore) sind<br />
überwiegend dickwandige Grobbleche im Einsatz, für Überlandleitungen (onshore) hingegen werden vielfach<br />
Warmbreitbänder eingesetzt. Einige von diesen werden spiralförmig geschweißt.<br />
Verlegearbeiten am Loop Schwandorf-Forchheim (Foto: Open Grid Europe)<br />
L<br />
eitungsnetze werden weltweit permanent<br />
neu gebaut, instandgesetzt<br />
oder modernisiert. Aktuell wird u.a.<br />
die zweite Nordstream-Leitung für die<br />
Versorgung Westeuropas mit russischem<br />
Erdgas verlegt. Von der Haupttrasse durch<br />
die südliche Ostsee abgehend sind zahlreiche<br />
Verzweigungsleitungen notwendig,<br />
um das Gas zum Endkunden zu bringen.<br />
Gasrohrqualitäten sind in speziellen<br />
Standards genormt wie z.B. der ISO 3183;<br />
der API 5L oder EN10208. Für die Salzgitter<br />
Flachstahl besteht hierbei die Besonderheit,<br />
dass die Warmbandeigenschaften nicht<br />
genormt sind, sondern das Vormaterial<br />
so produziert und geliefert werden muss,<br />
dass die durch das Einformen während des<br />
Schweißvorgangs zwangsläufig veränderten<br />
Eigenschaften den Vorgaben für die<br />
Rohre sicher entsprechen.<br />
Typische API-Stahlsorten sind der X70M<br />
als thermomechanisch gewalzter Stahl mit<br />
Zugfestigkeiten um 600 MPa am Rohr oder<br />
der in der EN 10208 genormte adäquate<br />
L485MB/ME. Die Bezeichnung der Stähle<br />
ergibt sich aus deren Mindeststreckgrenze:<br />
70.000 ksi, also ca. 483 MPa. Die jeweiligen<br />
Projektanforderungen führen stets zu<br />
individuellen Anforderungen an den Röhrenstahl.<br />
Aufgrund der großen Walzmenge mit<br />
fast 10.000 t/Monat ist auch für das Projekt<br />
„Zeelink“ eine speziell ausgelegte Walzstrategie<br />
notwendig, um eine möglichst gute<br />
Materialhomogenität über den gesamten<br />
Lieferzeitraum zu gewährleisten. Grundvoraussetzungen<br />
sind neben dem Walzen auch<br />
die exakte Einhaltung der vorgegebenen<br />
chemischen Zusammensetzung des Materials<br />
sowie konstante Verrohrungsprozesse.<br />
Für diese Erdgasleitung in Nordrhein-Westfalen,<br />
die sich von der belgischen Grenze bis<br />
nach Ahaus erstreckt, werden gegenüber der<br />
Norm höhere Mindestfestigkeiten bei gleichzeitig<br />
anspruchsvollen Zähigkeiten gefordert.<br />
Dazu müssen die im Stahl üblichen Begleitelemente<br />
auf ein Minimum reduziert werden.<br />
So beträgt z.B. für Bor die maximal zulässige<br />
Grenze 0,0005 % – das sind gerade einmal<br />
160 g auf ein 32 t schweres Coil. Typische<br />
Warmbanddicken sind 15 bis 25 mm sowie<br />
-breiten von 1.250 bis 1.650 mm.<br />
Der Name Zeelink ergibt sich aus der Tatsache,<br />
dass die ca. 600 Mio. € teure Fernleitung<br />
das belgische Erdgasnetz und damit<br />
auch das Flüssiggasterminal in Zeebrügge<br />
an das deutsche Netz anbindet. Zeelink ist<br />
mit einer Streckenlänge von etwa 215 km<br />
das größte Einzelprojekt im nationalen<br />
Entwicklungsplan der Bundesnetzagentur<br />
2015. Die Pipeline soll ab Mitte 2021 die<br />
Erdgasversorgung im Westen Deutschlands<br />
sichern. Darüber hinaus soll eine schrittweise<br />
Umstellung auf Gas mit einem höheren<br />
Brennwert gewährleistet werden.<br />
• Salzgitter Flachstahl<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
42 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Optimierung der Weißblech-Produktstruktur<br />
Baosteel in Schanghai nimmt<br />
zweigerüstiges Kaltwalzwerk in Betrieb<br />
Im Werk Schanghai des chinesischen Stahlproduzenten Baoshan Iron & Steel Co. Ltd. (Baosteel) hat ein<br />
neu errichtetes zweigerüstiges Kaltwalzwerk (Double Cold Reduction, DCR), das von Primetals Technologies<br />
geliefert wurde, den Betrieb aufgenommen. Die Anlage ist für die Verarbeitung von 205.000 t Kaltband pro<br />
Jahr ausgelegt und Bestandteil des Projekts zur Optimierung der Weißblech-Produktstruktur von Baosteel. Sie<br />
kann sowohl im kombinierten Reduktions-/Dressierbetrieb als auch im reinen Dressierbetrieb gefahren werden.<br />
Das verarbeitete Band wird beispielsweise verwendet, um Getränkedosen, Metallverschlüsse und elektrische<br />
Bauteile zu erzeugen. Primetals Technologies hatte den Auftrag im Dezember 2016 erhalten.<br />
B<br />
aoshan Iron & Steel Co. Ltd. gehört<br />
zur neu gebildeten China Baowu Steel<br />
Group Corp. Ltd., die mit einer Jahresproduktion<br />
von etwa 65,4 Mio. t (2017)<br />
der zweitgrößte Stahlproduzent weltweit ist.<br />
Baosteel erzeugt hochwertige Produkte sowohl<br />
für den Inlands- als auch für den Weltmarkt.<br />
Die von Primetals Technologies<br />
gelieferte zweigerüstige Kaltwalzstraße<br />
hat eine jährliche Produktionskapazität<br />
von 205.000 t bei einer max. Liniengeschwindigkeit<br />
von 1.500 m/min. Ihre zwei<br />
UCM-Gerüste können wahlweise eine doppelte<br />
Kaltreduktion oder einen Dressierwalzvorgang<br />
in einem Gerüst durchführen.<br />
Beim doppelten Kaltwalzprozess wird das<br />
geglühte Band nach der Reduktion in einer<br />
Tandem-Kaltwalzstraße im Walzgerüst Nr. 1<br />
reduziert und im Gerüst Nr. 2 dressiert. Dieser<br />
Prozess verleiht dem Band die vorgegebene<br />
mechanische Festigkeit. In Gerüst Nr. 1 können<br />
Arbeitswalzen mit zwei unterschiedlichen<br />
Durchmessern eingesetzt werden. Beim Dressieren<br />
mit nur einem Gerüst wird das Band in<br />
Gerüst Nr. 2 auf das vorgegebene Längungsverhältnis<br />
gewalzt, um die gewünschten mechanischen<br />
Eigenschaften zu erzielen.<br />
Im zweigerüstigen Kaltwalzwerk wird Band<br />
verarbeitet, das aus einer gekoppelten Beiztandemstraße<br />
(PLTCM) stammt. Die Dicke des<br />
einlaufenden Bands liegt zwischen 0,17 und<br />
0,55 mm, die Dicke des auslaufenden Bands<br />
zwischen 0,12 und 0,36 mm. Die Breite des<br />
Bands reicht von 700 bis 1.230 mm. Bei einem<br />
Coildurchmesser von 2.000 mm beläuft sich<br />
das max. Coilgewicht auf 24,15 t. Verarbeitet<br />
werden die Stahlsorten DR7 bis DR10.<br />
Vorderansicht des neuen zweigerüstigen Kaltwalzwerks von Primetals Technologies<br />
(Foto: Primetals)<br />
• Primetals Technologies<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 43<br />
Taiwan<br />
China Steel startet neue<br />
Brammenstranggießanlage<br />
Im Dezember 2018 nahm die Brammenstranggießanlage S6, die Primetals Technologies beim taiwanischen<br />
Stahlproduzenten China Steel Corporation (CSC) modernisiert hatte, im Werk Kaohsiung des Unternehmens den<br />
Betrieb auf.<br />
Brammenstranggießanlage S6 im Werk Kaohsiung des taiwanischen Stahlerzeugers China<br />
Steel Corporation (CSC). Die Stranggießanlage wurde von Primetals Technologies<br />
modernisiert (Foto: Primetals Technologies)<br />
I<br />
m Rahmen des Projekts wurden durch<br />
die Modernisierung der Kokillen und die<br />
Installation bewährter Technologiepakete<br />
veraltete oder redundante Komponenten<br />
und Funktionen ersetzt. Ziel war, die Flexibilität<br />
und Produktqualität zu erhöhen und<br />
Durchbrüche zu minimieren. Die Modernisierung<br />
berücksichtigt auch die Möglichkeit<br />
zukünftiger Funktionserweiterungen. Die<br />
neuen Technologiepakete arbeiteten von<br />
Beginn an im Automatikbetrieb.<br />
Primetals Technologies rüstete die Gießanlage<br />
mit drei neuen Technologiepaketen<br />
aus. Dies sind die hydraulische Kokillenbreitenverstellung<br />
DynaWidth, die eine<br />
präzise Änderung der Brammenbreite<br />
während oder zwischen den Gießvorgängen<br />
ermöglicht, das Durchbruchfrüherkennungs-<br />
und Kokillenüberwachungssystem<br />
Mold Expert, das die Gefahr von Durchbrüchen<br />
minimiert, und der hydraulische<br />
Kokillenoszillierer DynaFlex, der mit einem<br />
neuen Oszillationssystem in Rahmenbauweise<br />
völlige Flexibilität der Oszillationssteuerung<br />
beim Gießvorgang ermöglicht,<br />
um die Oberflächenqualität des gegossenen<br />
Produkts zu optimieren. Primetals<br />
Technologies war für die Projektierung und<br />
die Lieferung verantwortlich und außerdem<br />
bei der Errichtung und Inbetriebnahme beratend<br />
tätig. Die neuen Kokillenkomponenten<br />
und ein neuer DynaFlex-Oszillator in Rahmenbauweise<br />
wurden in Taiwan von der<br />
CSC-Tochterfirma China Steel Machinery<br />
Corporation (CSMC) hergestellt.<br />
Die zweisträngige Brammenstranggießanlage<br />
S6 wurde 1996 in Betrieb genommen<br />
und mit einer geraden Doppel-Gießkokille<br />
ausgerüstet. Der Maschinenradius<br />
beträgt etwa 9 m, die metallurgische Länge<br />
etwa 44,7 m. Die Anlage erzeugt Brammen<br />
mit 250 mm Dicke und 750 bis 1.880 mm<br />
Breite. Zu den Gusssorten zählen Stähle<br />
mit niedrigem, ultraniedrigem, mittlerem<br />
und hohem Kohlenstoffgehalt sowie peritektische,<br />
mikrolegierte und siliciumreiche<br />
Stähle.<br />
Die China Steel Corporation (CSC) ist der<br />
führende Stahlerzeuger in Taiwan mit einer<br />
jährlichen Produktionskapazität von etwa<br />
10 Mio. t. Etwa zwei Drittel der Produktion<br />
sind für den taiwanischen Inlandsmarkt<br />
vorgesehen, der Rest geht in den Export.<br />
Die CSC-Anlage in Kaohsiung umfasst zwei<br />
Konverterstahlwerke mit insgesamt sieben<br />
zweisträngigen Brammengießanlagen und<br />
drei viersträngigen Vorblockstranggießanlagen.<br />
Die Brammengießanlagen verarbeiten<br />
hauptsächlich Kohlenstoffstähle und niedriglegierte<br />
Stähle.<br />
• Primetals Technologies<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
44 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Doppelpfannenofen für das russische Konverterstahlwerk Tscherepowez von PAO Severstal (Bild: Primetals Technologies)<br />
Russland<br />
Severstal: Endabnahme für Pfannenofen in<br />
Tscherepowez<br />
Der russische Stahlproduzent PAO Severstal hat die Endabnahmebescheinigung für einen neuen<br />
Doppelpfannenofen ausgestellt, der von Primetals Technologies an das Konverterstahlwerk in Tscherepowez<br />
geliefert wurde.<br />
Der Pfannenofen kann Chargen von<br />
375 t Flüssigstahl in nur 45 min verarbeiten<br />
und hat eine Jahreskapazität<br />
von 4,8 Mio. t. Damit erhöht sich die Produktion<br />
von Konverterstahl vom bisherigen<br />
Maximalwert von 9,5 auf fast 10,3 Mio. t/a.<br />
Der zusätzliche Pfannenofen schafft auch<br />
die Möglichkeit, die gesamte Stahlbehandlung<br />
in einem einzigen Anlagenabschnitt<br />
zusammenzuführen. Dadurch reduzieren<br />
sich die jährlichen Betriebskosten um rd.<br />
10 Mio. €.<br />
Das Hüttenwerk Tscherepowez in der<br />
Region Wologda gehört zum Unternehmensbereich<br />
„Severstal Russian Steel“<br />
von PAO Severstal und ist einer der<br />
größten integrierten Eisen- und Stahlkomplexe<br />
der Welt. 2017 wurden hier<br />
rd. 11,65 Mio. t Flüssigstahl produziert.<br />
Aus dem Stahl wird eine Vielzahl von Endprodukten<br />
hergestellt, darunter warmund<br />
kaltgewalzter Flachstahl, ver zinkte<br />
und beschichtete Produkte sowie Langerzeugnisse.<br />
Das Konverterstahlwerk<br />
Tscherepowez verfügt über drei Konverter<br />
mit einer Kapazität von je 350 t.<br />
Bisher stand für die Verarbeitung des<br />
Flüssigstahls nur ein – von Primetals<br />
Technologies in der Vergangenheit gelieferter<br />
– Pfannenofen zur Verfügung.<br />
Primetals Technologies war für das<br />
Engineering des Doppelpfannenofens,<br />
des Legierungssystems und der Entstaubungsanlage<br />
sowie für die Lieferung<br />
von Schlüsselkomponenten verantwortlich.<br />
Der Lieferumfang umfasste<br />
auch die zugehörige elektrische Ausrüstung<br />
und Automatisierungstechnik.<br />
Das installierte Level-2-System wurde nahtlos<br />
in das Anlagensystem integriert und<br />
ermöglicht durch den Einsatz vorberechneter<br />
Prozessmodelle einen hohen Automatisierungsgrad.<br />
Darüber hinaus überwachte<br />
Primetals Technologies die Montage und<br />
Inbetriebnahme und übernahm die Schulung<br />
des Personals.<br />
Severstal war für die Erstellung der<br />
technischen Dokumentation und für die<br />
Durchführung der Baumaßnahmen verantwortlich.<br />
Das Unternehmen investierte<br />
rd. 43 Mio. € in den Ausbau seiner Verarbeitungskapazität.<br />
Severstal und Primetals<br />
Technologies blicken auf eine langjährige<br />
enge Zusammenarbeit zurück.<br />
• Primetals Technologies<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 45<br />
Energieeffiziente Stahl- und Knüppelproduktion für Peru<br />
Aceros Arequipa bestellt Stahlwerk und<br />
Knüppelstranggießanlage<br />
Corporación Aceros Arequipa S.A. (CAASA) mit Sitz in Arequipa, Peru, hat die SMS group aus Düsseldorf<br />
mit der mechatronischen Lieferung eines neuen Stahlwerks und einer Knüppelgießanlage mit sechs<br />
Strängen für den Standort Pisco beauftragt. Das Werk ist für eine Jahreskapazität von 12 Mio. t ausgelegt;<br />
produziert werden Knüppel mit 130, 160 und 180 mm im Querschnitt. Die Inbetriebnahme ist für Frühjahr<br />
2020 geplant.<br />
F<br />
ür das Stahlwerk liefert SMS group<br />
einen 120-t-Wechselstrom-Elektrolichtbogenofen<br />
(AC EAF, Electric<br />
Arc Furnace), der mit innovativen Technologien<br />
zur Absicherung einer hohen<br />
Produktivität ausgestattet ist. Mit der<br />
automatisierten Schlackentür Condoor<br />
kann die Abschaltzeit reduziert und damit<br />
die Effizienz des Prozesses erhöht<br />
werden. Das Injektionssystem Conso in<br />
Verbindung mit dem Elektrodenregler<br />
Aereg ermöglicht eine gleichmäßige und<br />
durchgängige Stahlproduktion von über<br />
180 t/h. Im Lieferumfang der SMS group<br />
ist ebenfalls ein Pfannenofen enthalten,<br />
der die Anforderungen an die entsprechende<br />
Stahlzusammensetzung erfüllt.<br />
Das Stahlwerk wird mit einer Gasreinigungsanlage<br />
ausgestattet, die mehr<br />
als 2,2 Mio. m 3 /h Prozessgas verarbeiten<br />
kann: Die Absaughaube Frustum<br />
der SMS group bewirkt, dass die beim<br />
Chargieren und Abstich des Ofens entstehenden<br />
Gase deutlich effektiver erfasst<br />
und abgesaugt werden können. Die<br />
Gasreinigungsanlage erfüllt strengste<br />
Umweltauflagen.<br />
SMS Concast, ein Unternehmen der<br />
SMS group, liefert eine Knüppelstranggießanlage<br />
mit sechs Strängen. Die<br />
Anlage mit einem Gießradius von 9 m<br />
wird mit der Convex-Kokille ausgerüstet,<br />
einer im Markt stark verbreiteten<br />
und etablierten Technik. Die besondere<br />
Innengeometrie der Kokille ermöglicht<br />
über die gesamte Kokille einen erhöhten<br />
Wärmeübergang mit einer gleichmäßigen<br />
Erstarrung in den Ecken. Mit der<br />
effizienten Führung der Strangschale in<br />
der Kokille bei maximal symmetrischer<br />
Abkühlung wird die Gießgeschwindigkeit<br />
erhöht und gleichzeitig die Qualität des<br />
gegossenen Produkts verbessert. Der<br />
Conflow Tundish Stopper wird für einen<br />
stabilen Stahlfluss und einen zuverlässigen<br />
Gießprozess eingesetzt. Constir,<br />
ein elektromagnetischer Rührer, der als<br />
Kokillen- und Finalrührer eingesetzt wird,<br />
sorgt für die geforderte metallurgische<br />
Qualität. Ein neuer Wechseloszillator ermöglicht<br />
eine hohe Flexibilität und damit<br />
eine erhöhte Produktivität.<br />
Eine erhebliche Senkung der Betriebskosten<br />
wird durch die direkte Verbindung<br />
zu den Walzwerken erreicht. Je nach<br />
Qualität können Knüppel direkt gewalzt<br />
oder nach einem langsamen Abkühlen<br />
zum Walzwerk gebracht werden.<br />
Der Lieferumfang der SMS group umfasst<br />
das Basis- und Detailengineering,<br />
die Lieferung der mechanischen und<br />
elektrischen Komponenten, das gesamte<br />
Elektro- und Automatisierungssystem<br />
einschließlich eines integrierten<br />
Prozessleitsystems (Level 2), das die<br />
Qualität des Stahls vom Schrottplatz<br />
bis zum Blocklager überwacht, sowie<br />
die Überwachung der Montage und der<br />
Inbetriebnahme.<br />
Aceros Arequipa stellt Lang- und<br />
Flachstahlprodukte her, darunter Wellblech,<br />
Drähte, Stahlprofile, Stabstahl und<br />
Rohre sowie Stahlwerkzeuge und -teile<br />
für die Bau-, Tief- und Bergbauindustrie.<br />
Das Unternehmen beliefert den lokalen<br />
Markt und exportiert nach Kolumbien,<br />
Ecuador und Bolivien.<br />
Mit der neuen Anlage kann Aceros<br />
Arequipa seine Präsenz auf dem lokalen<br />
Markt und in Südamerika verstärken<br />
und qualitativ hochwertigere Produkte<br />
anbieten.<br />
• SMS group<br />
Elektrolichtbogenofen der SMS group:<br />
hochproduktiv und energieeffizient<br />
(Foto: SMS group)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
46 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Die Schlüsselbereiche der Salzgitter Mannesmann Forschung<br />
Forschen für die Zukunft des Werkstoffs Stahl<br />
Die Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH (SZMF) ist eines der führenden Stahl-Forschungsinstitute<br />
in Europa. Rund 280 Mitarbeiter entwickeln an den Standorten Salzgitter und Duisburg die Zukunft dieses<br />
einzigartigen Werkstoffs. Der Beitrag stellt die Konzernschwester der Salzgitter Flachstahl vor.<br />
D<br />
ie Salzgitter Mannesmann Forschung<br />
GmbH (SZMF) ist das zentrale Forschungsunternehmen<br />
des Salz gitter-<br />
Konzerns. Sie ist entstanden aus dem<br />
Zusammenschluss der Forschungsaktivitäten<br />
des Mannesmann Forschungsinstituts<br />
(MFI) und des Werkstoffzentrums der<br />
Salzgitter Flachstahl GmbH und gehört zu<br />
den führenden europäischen Forschungseinrichtungen<br />
im Stahlbereich. Am Standort<br />
Salzgitter liegt der Schwerpunkt der Forschung<br />
im Bereich Warm- und Kaltband.<br />
Der Standort Duisburg widmet sich den<br />
Bereichen Rohr, Profil und Grobblech. Das<br />
Kompetenzspektrum für Rohre reicht von<br />
geschweißten oder nahtlosen Präzis- und<br />
Leitungsrohren bis hin zu großformatigen<br />
Pipelines. An beiden Standorten werden<br />
mit experimentellen Versuchen und numerischen<br />
Simulationen neue Stähle und<br />
Verarbeitungstechnologien entlang der<br />
komplexen Prozessketten entwickelt.<br />
Die SZMF ist in Deutschland und<br />
Europa eng mit Hochschulen, Forschungsinstituten<br />
und Unternehmen<br />
vernetzt. Hauptaufgaben sind neben der<br />
klassischen Werkstoffentwicklung die<br />
Produkt- und Prozessentwicklung, die Oberflächen-<br />
und Anwendungstechnik sowie die<br />
Konzeption und der Bau von Prüfanlagen<br />
sowie viele Dienstleistungen.<br />
Entwicklung neuer Werkstoffe<br />
Eines der Arbeitsfelder ist die Entwicklung<br />
neuer Werkstoffe und Anwendungsbereiche.<br />
In Duisburg wie in Salzgitter wird an<br />
innovativen Werkstoffen bzw. Stählen für<br />
die jeweiligen Schwerpunkte des Standorts<br />
geforscht. Hier spielen computergestützte<br />
Simulationen eine wachsende Rolle,<br />
bei denen die Forscher immer feiner auflösende<br />
Methoden und leistungsfähigere<br />
Simulationen auf Basis werkstoffbezogener<br />
und thermodynamischer Datenbanken einsetzen.<br />
„Diese Simulationen dienen nicht<br />
als Ersatz, sondern als Ergänzung zur experimentellen<br />
Forschung“, stellt SZMF-Geschäftsführer<br />
Dr. Benedikt Ritterbach klar.<br />
„Unser Ziel ist, das Verhalten unserer Produkte<br />
bei der Weiterverarbeitung oder die<br />
Eigenschaften eines aus unserem Material<br />
gefertigten Bauteils exakt vorherzusagen.“<br />
So bleibt erfolgreiche Forschung immer<br />
ein Miteinander von Experiment und Simulation.<br />
Dies gilt für das Technikum in Salzgitter,<br />
wo die komplette Prozesskette für<br />
sämtliche Lieferformen der Salzgitter Flachstahl<br />
(SZFG) im Labormaßstab effizient und<br />
effektiv nachgebildet werden kann, ebenso<br />
Mit der High-Speed-Umformpresse im<br />
Technikum Salzgitter können die Materialforscher<br />
neue Werkstoffe quasi unter den<br />
Produktionsbedingungen des Kunden<br />
testen (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 47<br />
wie für den Standort Duisburg. Dort geben<br />
oft Zukunftstechnologien die Zielsetzung<br />
vor, wie zum Beispiel die Entwicklung neuer<br />
Rohrstähle für den Energiesektor. Denn<br />
hochmoderne Kraftwerke mit regenerativen<br />
Brennstoffen wie Biomasse oder Abfall werden<br />
bei Temperaturen von mehr als 700 °C<br />
betrieben. Nicht nur diese Hitze müssen in<br />
den Wärmetauschern verbaute Stahlrohre<br />
mehr als 25 Jahre aushalten, auch 300 Bar<br />
Druck, Dampf, Rauchgase und Ascheablagerungen<br />
dürfen ihnen nichts anhaben. Solche<br />
Anforderungen erfordern die Entwicklung<br />
hochspezialisierter Sonderstähle mit komplexen<br />
Legierungskonzepten, wofür man<br />
in Duisburg bestens gerüstet ist. Ähnlich<br />
stark beansprucht werden Präzisrohre in<br />
Solarkraftwerken, da dort mehr als 600 °C<br />
heiße, aggressive Salzschmelzen als Energiespeicher<br />
eingesetzt werden.<br />
Bei Letzterem spielen Kunden aus dem<br />
Automobilbau eine große Rolle. Hier leistet<br />
die High-Speed-Umformpresse im<br />
Technikum Salzgitter wertvolle Dienste.<br />
Sie erlaubt es, die Umformeigenschaften<br />
eines Werkstoffes an realen Bauteilen wie<br />
etwa einem Kotflügel zu bewerten. Ihre<br />
Presskraft von 1.000 t ermöglicht es, die<br />
Neuentwicklung höchstfester Stähle durch<br />
Bauteilversuche und spezielle Kennwertaufnahmen<br />
zu unterstützen. Mit Pressgeschwindigkeiten<br />
von 1 bis 500 mm/s kann<br />
dabei die Charakteristik der Kundenpressen<br />
nachgeahmt werden. Und auch das<br />
Presshärten, bei dem die Stahlbleche in<br />
speziellen Öfen aufgeheizt und mit einer<br />
Temperatur von 950 °C aus dem Ofen<br />
direkt ins Werkzeug gelegt werden, lässt<br />
sich mit der High-Speed-Umformpresse<br />
nachbilden.<br />
Oberflächentechnik<br />
Ein vierter Schlüsselbereich der SZMF<br />
sind Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />
zur Oberflächentechnik mit Veredelungssystemen<br />
und ihrer Charakteristik<br />
vom Erscheinungsbild bis zur Korrosion.<br />
Da 80 % des kaltgewalzten Materials,<br />
das die Salzgitter Flachstahl GmbH herstellt,<br />
oberflächenbeschichtet ausgeliefert<br />
wird, ist das Technikum Salzgitter<br />
auch hier aktiv. So werden dort etwa in<br />
einem Schmelztauchsimulator die Produktionsprozesse<br />
der kontinuierlichen<br />
Feuerverzinkungsanlagen der SZFG im<br />
Labormaßstab abgebildet, um das Verfahren<br />
produktionsbegleitend zu analysieren<br />
und zu optimieren, neue Verfahrensschritte<br />
zu erproben und Produktentwicklungen<br />
durchzuführen.<br />
Weitere Schlüsselbereiche sind die<br />
Material- und Bauteilcharakterisierung einschließlich<br />
Prüfverfahren und die Automatisierungs-<br />
und Prüftechnik sowie der Bau<br />
zerstörungsfreier Prüfanlagen. Schließlich<br />
nutzt das Forschen und Entwickeln nichts,<br />
wenn das Material nicht zuverlässig geprüft<br />
und Ergebnisse nicht zweifelsfrei bewertet<br />
werden können.<br />
Optimierung von Ökobilanzen<br />
In Durchfluss-Röhrenöfen können Vorgänge der Hochtemperaturkorrosion realitätsnah<br />
simuliert werden (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />
Anwendungstechnik<br />
Zwei weitere Schlüsselbereiche der SZMF<br />
sind die Arbeit an den Prozessen zur Herstellung,<br />
Verarbeitung und Anwendung metallischer<br />
Werkstoffe sowie die an der Anwendungstechnik<br />
– von der Bauteilauslegung<br />
über die Umformtechnik bis zur Fügetechnik.<br />
Ein weiteres Beispiel für Anwendungstechnik<br />
ist die YAG-Laser-Versuchsanlage<br />
in Salzgitter, mit der Bleche von<br />
bis zu 18 mm Dicke geschweißt werden<br />
können. Als die Anlage 2012 in Betrieb<br />
ging, war sie eine der wenigen, die von<br />
industriellen Forschern eingesetzt wurde.<br />
Neben Verbesserungen an Material und<br />
Prozessen legen die Forscher ihren Fokus<br />
auf die Optimierung ökologischer Kennzahlen.<br />
So konnte etwa die Ressourceneffizienz<br />
der Herstellungsprozesse von<br />
Stahl verbessert werden. Und um die<br />
Umweltverträglichkeit von Produkten und<br />
Prozessen der Stahlproduktion zu bewerten,<br />
wurden bei der SZFG Primärdaten<br />
aus der Stahlproduktion erhoben und<br />
ökobilanziell bewertet. Die daraus resultierende<br />
Ökobilanz wird bei der Salzgitter<br />
Flachstahl auch zum Vergleich alternativer<br />
Produktionsprozesse eingesetzt.<br />
Dass diese Tätigkeiten kein Arbeiten<br />
im Wolkenkuckucksheim sind, darauf legt<br />
Dr. Ritterbach Wert: „Wir stellen immer<br />
einen Bezug zwischen Unternehmenszielen<br />
und Marktanforderungen, Produkten<br />
und Technologien und den benötigten<br />
Ressourcen her. Denn am Ende muss<br />
immer ein verbesserter Kundennutzen<br />
entstehen. Das ist Sinn und Zweck der<br />
Übung.“<br />
• Salzgitter Flachstahl<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
48 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Die neue All-in-one-Maschine fertigt pro Minute<br />
mehr als 100 bis zu 300 mm lange Schrauben in<br />
einem Durchgang (Foto: Amba)<br />
Vom Drahtcoil zur 300 mm langen Vollgewindeschraube mit 10 mm Gewinde in einer einzigen Maschine<br />
Kaltumformen statt Zerspanen<br />
Eine neue All-in-one-Maschine der Aachener Maschinenbau GmbH (Amba) fertigt Vollgewindeschrauben von<br />
300 mm Länge mit einem Außendurchmesser von 10 mm direkt vom Coil. Während bisher beim Walzen der<br />
Gewinde allein 30 bis 40 Stück/min branchenüblich waren, fertigt die neue Maschine mehr als 100 Stück/min<br />
und formt dabei gleichzeitig auch den Kopf der Schrauben.<br />
D<br />
ie Maschine für die Herstellung<br />
von Vollgewindeschrauben, die im<br />
konstruktiven Holzbau verwendet<br />
werden, wird in Kürze an einen Kunden in<br />
Deutschland ausgeliefert. Sie ist die weltweit<br />
erste Anlage, die derart lange und dicke<br />
Schrauben direkt vom Drahtcoil in einem<br />
Durchgang zum fertigen Produkt formt.<br />
Sie arbeitet nach dem von Amba entwickelten<br />
All-in-one-Prinzip: Alle Prozessschritte<br />
vom Abwickeln, Ablängen und Richten<br />
des Drahtes über das Formen des Kopfes<br />
bis zum Walzen des Gewindes erfolgen in<br />
derselben Maschine. Dabei erzielt Amba<br />
eine Taktzahl von mehr als 100 Stück/min<br />
– sie arbeitet mehr als dreimal so schnell<br />
wie marktübliche Maschinen, die lediglich<br />
das Gewinde walzen.<br />
Das Rezept: Kaltumformen statt<br />
Zerspanen<br />
Die neue Maschine ist ein Beispiel für einen<br />
Trend bei der Herstellung langer Bauteile,<br />
deren Querschnitt sich über die Länge ändert:<br />
Das Kaltumformen ersetzt mehr und<br />
mehr das Zerspannen.<br />
Manfred Houben, einer der drei Geschäftsführer<br />
von Amba, erläutert diese<br />
Entwicklung: „Beim Kaltumformen ist<br />
der Durchlauf deutlich höher als beim<br />
Zerspanen, denn die Teile müssen nicht<br />
mehr einzeln zugeführt, eingespannt,<br />
bearbeitet und ausgeworfen werden.<br />
So geht die diskontinuierliche Fertigung<br />
in eine quasi kontinuierliche über. Das<br />
bringt in einigen Anwendungen eine<br />
Steigerung der Produktivität um eine<br />
Größenordnung.“<br />
Das All-in-one-Prinzip lässt sich auch auf<br />
andere Produkte übertragen. Ein Beispiel:<br />
Felgenstifte, die die Profile von Fahrradfelgen<br />
verbinden, wurden bisher mit hohem<br />
Zeitaufwand einzeln gedreht. Mit der Kaltumformung<br />
stellt eine neue Maschine von<br />
Amba im Wachstum<br />
Amba bis zu 100 Stück/min her. Zurzeit plant<br />
Amba ein Projekt, bei dem drei Maschinen<br />
von Amba eine dreistellige Anzahl von<br />
Drehautomaten mit Stangenlader ersetzen<br />
sollen.<br />
• Dipl.-Ing. Manfred Houben, Aachener<br />
Maschinenbau GmbH, Alsdorf<br />
houben@amba.de<br />
Die Aachener Maschinenbau GmbH (Amba) wurde im Jahr 1908 im Umfeld<br />
der Aachener Nadelindustrie gegründet, die seinerzeit weltweit renommiert<br />
war. Seitdem hat sich das Unternehmen mehr und mehr zum international<br />
anerkannten Spezialisten für Maschinen zur Kaltumformung von Bauteilen<br />
aus Metall entwickelt. Heute stellt Amba vorwiegend Spezialmaschinen für<br />
die Produktion von langen Bauteilen her, deren Querschnitt sich über die<br />
Länge verändert – so zum Beispiel von Schrauben mit einer Länge zwischen<br />
60 und 2.500 mm sowie von Rohren und Speichen. Zu den Kunden zählen<br />
fast alle international renommierten Hersteller von Schrauben, zum Beispiel<br />
Spax, die Würth-Gruppe, Heco oder die Fischerwerke.<br />
Seit mehreren Jahren steigt der Auftragseingang stetig. Schon in 2018<br />
hat Amba die Produktionsfläche mehr als verdoppelt und die Belegschaft<br />
von rd. 50 auf jetzt mehr als 70 Mitarbeiter verstärkt. Außerdem hat das<br />
Unternehmen die „Klinken Automation“ übernommen, um Mechanik und<br />
Automatisierungstechnik aus einem Guss zu liefern.<br />
In einer neuen, kürzlich eingeweihten Halle werden bis zu drei Anlagen, die jeweils<br />
bis zu 12 m lang und bis zu 35 t schwer sind, parallel montiert und unter realen<br />
Bedingungen in Betrieb genommen, bevor sie an die Kunden geliefert werden.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 49<br />
Zwei DCL-Linien (GO) installiert bei Shougang Qian’an, China (Foto: Tenova LOI Thermprocess)<br />
Verarbeitung von Elektroband<br />
Prozesstechnische Lösungen für die<br />
Wärmebehandlung von Elektroband<br />
Die weltweit führenden Elektrobandproduzenten vertrauen bei den meisten Neubau- und<br />
Modernisierungsprojekten auf die bewährten Wärmebehandlungsanlagen von Tenova LOI Thermprocess.<br />
S<br />
eit etwa 15 bis 20 Jahren ist ein regelrechter<br />
Boom beim Neubau bzw.<br />
bei der Modernisierung von Elektroband-Produktionslinien<br />
zu verzeichnen.<br />
Begründet ist dies durch mehrere Faktoren:<br />
Ein wichtiger Punkt ist sicher der E-Mobility-Trend,<br />
wodurch Investitionen im Segment<br />
nicht kornorientiertes Elektroband<br />
(Dynamoband, NGO) einen Aufschwung<br />
erleben. Dazu kommt die Entwicklung hin<br />
zu dünneren Bändern, wodurch höhere Produktionskapazitäten<br />
notwendig werden. Im<br />
Segment kornorientiertes Elektroband (Trafoband,<br />
GO) steigt zusätzlich die Nachfrage<br />
durch das Bestreben, die Energieeffizienz<br />
durch Minimierung der Ummagnetisierungsverluste<br />
zu steigern.<br />
Einzelne Regionen bzw. Länder – zum<br />
Beispiel China – steigern ihre Produktionskapazitäten<br />
überproportional durch die starke<br />
Entwicklung der Infrastruktur. In China<br />
wurden mehrere Produktionsanlagen für<br />
Elektroband komplett neu aufgebaut, so<br />
zum Beispiel bei der Baosteel-Group und<br />
der Shougang-Group, aber auch Wuhan<br />
Iron & Steel und Angang New Steel haben<br />
ihre Kapazitäten erweitert. In Indien hat die<br />
JSW-Gruppe neue Kapazitäten aufgebaut<br />
und thyssenkrupp Electrical Steel hat die<br />
eigene Fertigung in Indien erweitert und<br />
modernisiert. In Europa wurden viele bestehende<br />
Anlagen modernisiert und einige<br />
wenige Anlagen komplett neu gebaut,<br />
zum Beispiel bei voestalpine in Linz (KGL-2)<br />
oder bei Stalprodukt (Polen), thyssenkrupp<br />
Electrical Steel oder bei der NLMK-Group an<br />
den Standorten in Lipezk und Jekaterinburg.<br />
Bekanntlich ist das Herzstück jeder Behandlungslinie<br />
für Elektroband der Wärmebehandlungsteil,<br />
das heißt der Ofen.<br />
Die mechanischen Ausrüstungen sind bei<br />
diesen Produktionsanlagen weniger technologierelevant<br />
und weniger kompliziert in der<br />
Ausführung, weil sie mit vergleichsweise<br />
geringen Bandgeschwindigkeiten (bis zu<br />
200 m/min) betrieben werden. Wichtig ist<br />
der Ofenteil mit einer speziellen und exakten<br />
Temperaturführung, wechselnden<br />
Gaszusammensetzungen und Taupunkten<br />
innerhalb einer Ofenanlage, mit einer exakt<br />
arbeitenden Langsam- und Schnellkühlung<br />
sowie einer möglichst modellgeführten automatisierten<br />
Arbeitsweise. Verschiedene<br />
Moderne ACL-Linie für die Wärmebehandlung von NGO-Elektroband (Foto: Tenova LOI<br />
Thermprocess)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
50 | <strong>TECHNIK</strong><br />
DCL-Linie bei thyssenkrupp Electrical Steel (Foto: Tenova LOI Thermprocess)<br />
thermochemische Behandlungsschritte wie<br />
zum Beispiel Entkohlen und Aufsticken erfolgen<br />
innerhalb einer Bandbehandlungslinie<br />
in Ofensektionen, die durch mehrere<br />
Separatoren voneinander getrennt sind.<br />
Seit dem Jahr 2000 hat Tenova LOI<br />
Thermprocess insgesamt 59 Aufträge für<br />
Wärmebehandlungslinien für Elektroband<br />
erhalten. Bei 33 Aufträgen handelt es sich<br />
um komplette Neuanlagen, bei 16 Aufträgen<br />
um umfangreiche Modernisierungsaufträge<br />
und 10 Anlagen wurden bisher noch nicht<br />
aufgebaut bzw. noch nicht realisiert.<br />
In allen Fällen wurde der Ofenteil der<br />
Wärmebehandlungsanlagen von Tenova LOI<br />
Thermprocess geliefert. Die Lieferung der<br />
Bandmechanik erfolgte bei den Neuanlagen<br />
durch führende Mechaniklieferanten wie<br />
Tenova Strip Processing, Andritz Sundwig<br />
oder die SMS group. Dabei wurden mit verschiedenen<br />
Kunden unterschiedliche Vertragskonstellationen<br />
realisiert. Bei einigen Kunden<br />
gab es unabhängige Lieferantenverträge für<br />
Ofenteil und Bandmechanik. Bei anderen Kunden<br />
wurde konsortial zusammengearbeitet.<br />
In einigen Fällen agierte Tenova LOI Thermprocess<br />
als Konsortialführer, wie zum Beispiel<br />
bei der Lieferung der ACL-2-Linie für China<br />
Steel Corporation (Taiwan) oder für mehrere<br />
Bandbehandlungsanlagen beim chinesischen<br />
Kunden Wuhan Iron & Steel Co. Ltd.<br />
Die neue ACL für JSW in Indien wurde<br />
vollständig von Tenova realisiert, wobei<br />
LOI Thermprocess als Konsortialführer<br />
und Ofenlieferant und Tenova Italimpianti<br />
(Tenova Strip Processing) als Lieferant der<br />
Bandmechanik auftrat.<br />
In anderen Fällen haben sich führende<br />
Elektrobandhersteller wie z.B. voestalpine,<br />
Österreich, ausdrücklich für die Kooperation<br />
mit Tenova LOI Thermprocess in einem direkten<br />
Vertragsverhältnis entschieden. Der<br />
Auftrag für den Bau der in Europa aktuell<br />
modernsten und leistungsfähigsten ACL-<br />
Linie wurde 2011 vergeben. Die KGL-2 kann<br />
Bandbreiten bis zu 1.650 mm verarbeiten.<br />
Im Einsatz ist ein mathematisches Modell<br />
zur Ofensteuerung unter Berücksichtigung<br />
von vor- und nachgeschalteten Aggregaten.<br />
Eine der größten Neuinvestitionen für<br />
Elektroband wurde vom chinesischen Kunden<br />
Shougang in Qian’an realisiert. Sämtliche<br />
sieben Linien zur Wärmebehandlung<br />
(Öfen, einschließlich Steuerungstechnik und<br />
Automatisierung) wurden von Tenova LOI<br />
Thermprocess geliefert. Der mit Shougang<br />
direkt abgeschlossene Vertrag sah das Engineering,<br />
die Lieferung sowie Montageund<br />
Inbetriebnahmeüberwachung folgender<br />
Ofenanlagen vor:<br />
• zwei kombinierte Glüh- und Beizlinien<br />
(APL) für Dynamo- und Trafoband (NGO<br />
bzw. GO) mit einer Durchsatzleistung<br />
von jeweils über 60 t/h,<br />
• drei Entkohlungs- und Beschichtungsanlagen<br />
(DCL) für Trafoband (GO) mit einer<br />
Durchsatzleistung von jeweils mehr als<br />
9 t/h,<br />
• zwei Schlussglüh- und Beschichtungslinien<br />
(FCL) für Trafoband (GO) mit einer<br />
Durchsatzleistung von jeweils mehr als<br />
15 t/h.<br />
Komplettiert wird der LOI-Ofenpark für<br />
die Elektrobanderzeugung von Shougang<br />
am Standort Qian’an durch eine<br />
Mehrstapel-Haubenglühanlage für das<br />
Hochtemperaturglühen von Trafoband<br />
(GO) mit insgesamt drei Mehrstapelsockeln.<br />
Alle Ofenanlagen gingen zwischen<br />
2011 und 2013 in Produktion. Im ersten<br />
Halbjahr 2012 wurde das erste hochpermeable<br />
Material (HGO) geglüht und nach<br />
einer Hochlaufkurve konnte man 2015<br />
die projektierte Leistung von 150.000 t/a<br />
erreichen.<br />
Nach Kundenaussagen produziert man<br />
aktuell zu 100% hochpermeable Sorten<br />
mit der Niedrig-Temperatur- plus Aufstickungs-Glühroute<br />
(low-temperature plus<br />
nitriding technology).<br />
• Tenova LOI Thermprocess<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 51<br />
WELTMARKTFÜHRER FÜR ELEKTROBLECH<br />
WÄRMEBEHANDLUNG (GO & NGO)<br />
Andere sprechen davon, wir haben die Referenzen!<br />
Mehr als 175 Referenzen im Zeitraum 2000 – 2018:<br />
Zu unseren namhaften Kunden gehören u. a.:<br />
AK Steel (USA) – Angang Iron & Steel (China) – ArcelorMittal / Aperam (div. Länder) –<br />
Baoshan Iron & Steel (China) – China Steel Corporation (Taiwan) – GO Steel<br />
Frýdek Místek (Tschechien) – JSW Steel (Indien) – NLMK & VIZ Steel (Russland) –<br />
Shougang Iron & Steel (China) – Stalprodukt (Polen) – thyssenkrupp Electrical<br />
Steel (div. Länder) – voestalpine (Österreich) – Wuhan Iron & Steel (China)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4<br />
LOI Thermprocess GmbH<br />
Am Lichtbogen 29 | 45141 Essen (Germany)<br />
Tel. +49 201 1891 1 | Fax +49 201 1891 321<br />
loi@tenova.com | www.loi.tenova.com
52 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Kundennutzen durch Kombination der Angebote<br />
ABB und Dassault Systèmes vereinbaren<br />
Softwarepartnerschaft für digitale Industrien<br />
ABB und Dassault Systèmes haben Ende Februar eine weitreichende globale Partnerschaft bekannt gegeben,<br />
um Kunden aus der digitalen Industrie ein Software-Lösungsportfolio anzubieten. Das Angebot reicht vom<br />
Produktlebenszyklus-Management bis hin zu Investitionssicherheit. Die beiden Unternehmen werden ihren<br />
Kunden ein umfassendes Angebot an fortschrittlichen, offenen digitalen Lösungen bieten: Diese verbessern die<br />
Wettbewerbsfähigkeit von Industrieunternehmen und erhöhen die Flexibilität, Geschwindigkeit und Produktivität<br />
der Produktlebenszyklen, der Fertigung und des Betriebs ihrer Produkte.<br />
D<br />
ie Partnerschaft führt die Stärken der<br />
digitalen ABB-Ability TM -Lösungen und<br />
der 3DEXPERIENCE ® -Plattform von<br />
Dassault Systèmes zusammen, gestützt<br />
auf die installierte Basis, die umfassende<br />
Branchenkenntnis und den weltweiten Zugang<br />
zu Kunden beider Unternehmen. ABB<br />
nutzt die 3DEXPERIENCE-Plattform bereits<br />
für die Modellierung und Simulation ihrer<br />
Lösungen, bevor diese an Kunden geliefert<br />
werden. Mit dieser Partnerschaft wird ABB<br />
fortschrittliche digitale Zwillinge entwickeln<br />
und ihren Kunden zur Verfügung stellen,<br />
sodass diese die Lösungen von ABB und<br />
ihre Arbeitsprozesse mit verbesserter Effizienz,<br />
Flexibilität und Nachhaltigkeit betreiben<br />
können.<br />
Die Unternehmen werden sich in einem<br />
stufenweisen Ansatz auf Lösungen für die<br />
Fabrikautomatisierung und Robotik, Prozessindustrieautomatisierung<br />
sowie Elektrifizierung<br />
für intelligente Gebäude konzentrieren.<br />
Die ersten gemeinsamen Lösungen<br />
werden vom 1. bis 5. April <strong>2019</strong> auf der<br />
Hannover Messe gezeigt.<br />
„Diese wegweisende Partnerschaft<br />
ermöglicht unseren Kunden Innovationsund<br />
Wachstumssprünge. Mit unserem<br />
Angebot können sie ihre gesamte Wertschöpfungskette<br />
grundlegend verändern,<br />
um die großen Chancen der industriellen<br />
Digitalisierung zu nutzen. Zusammen bieten<br />
wir ein offenes, durchgängig digitales<br />
Portfolio – vom digitalen Zwilling bis hin zu<br />
Investitionssicherheit. So verschaffen wir<br />
unseren Kunden einen Wettbewerbsvorteil,<br />
der auf unserem kombinierten Angebot,<br />
unserer Branchenkenntnis und unserer globalen<br />
Reichweite aufbaut“, sagt ABB-CEO<br />
Ulrich Spiesshofer. „Mit Dassault Systèmes<br />
erweitert ABB ihr starkes Partnernetzwerk<br />
für die industrielle Digitalisierung, dem u.a.<br />
„In der Industrie des 21. Jahrhunderts geht es nicht mehr<br />
nur um die Fähigkeit, Waren herstellen zu können. Die<br />
Marktführer von heute zeichnen sich durch profundes<br />
technisches Know-how aus, damit differenzieren sie sich<br />
von ihren Wettbewerbern. Dies geschieht heute infolge<br />
der Konvergenz digitaler Technologien, die jeden Aspekt<br />
des Industriegeschäfts verändern.“<br />
Microsoft, HPE und IBM angehören. Wir<br />
freuen uns sehr darauf, mit dem gesamten<br />
Team von Dassault Systèmes weltweit<br />
zusammenzuarbeiten, um Innovation und<br />
Kundennutzen voranzutreiben.“<br />
„In der Industrie des 21. Jahrhunderts<br />
geht es nicht mehr nur um die Fähigkeit,<br />
Waren herstellen zu können. Die Marktführer<br />
von heute zeichnen sich durch profundes<br />
technisches Know-how aus, damit<br />
differenzieren sie sich von ihren Wettbewerbern.<br />
Dies geschieht heute infolge der Konvergenz<br />
digitaler Technologien, die jeden<br />
Aspekt des Industriegeschäfts verändern“,<br />
sagt Bernard Charlès, Vice Chairman und<br />
CEO von Dassault Systèmes. „Im Zeitalter<br />
der Industrie-Renaissance ermöglicht der<br />
Plattformansatz, dass sich reale und virtuelle<br />
Welten gegenseitig informieren und<br />
stärken können. Unsere Partnerschaft mit<br />
ABB wird auf jahrzehntelange kombinierte<br />
Expertise zurückgreifen und Kunden dabei<br />
unterstützen, von diesem enormen, dynamischen<br />
Trend maximal zu profitieren.“<br />
In der hoch automatisierten Industrie<br />
von heute helfen digitale Fabrikationsmodellierung<br />
und flexible, robotergestützte<br />
Fertigungssysteme den Unternehmen dabei,<br />
mehr Design-Iterationen schneller und<br />
Bernard Charlès, Vice Chairman, CEO, Dassault Systèmes<br />
mit solideren Designs zu erstellen. Dies<br />
wiederum trägt dazu bei, die Verlagerung<br />
von der Massenproduktion hin zur individualisierten<br />
Fertigung in großer Stückzahl<br />
zu beschleunigen, bei der Waren in einer<br />
größeren Vielfalt und in kleineren Chargen<br />
sowie in kürzeren Produktlebenszyklen hergestellt<br />
werden. Für viele Hersteller sind<br />
die Kosten für Ausfallzeiten in den letzten<br />
Jahren dramatisch gestiegen, da die Justin-time-Lieferung<br />
zur Norm geworden ist.<br />
Eine Stunde Ausfallzeit an einem modernen<br />
Produktionsstandort kann mehr als<br />
1 Mio. US-$ kosten.<br />
ABB verfügt mit ABB Ability bereits<br />
über ein digitales Lösungsangebot für die<br />
Industrie. Es wurde 2017 auf den Markt<br />
gebracht und bietet mehr als 210 digitale<br />
Lösungen für die Planung, den Aufbau<br />
und den Betrieb von Industrieprozessen<br />
mit höherer Produktivität und Sicherheit<br />
zu niedrigeren Kosten.<br />
Dassault Systèmes arbeitet mit Unternehmen<br />
aller Größen in elf Branchen<br />
zusammen, um sie dabei zu unterstützen,<br />
den neuen Herausforderungen im aktuellen<br />
Zeitalter der Industrie-Renaissance zu<br />
begegnen. Die 3DEXPERIENCE-Plattform<br />
integriert alle Technologien und Fähigkeiten,<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 53<br />
um Wissen und Know-how in einer zusammenhängenden<br />
digitalen Innovationsumgebung<br />
zu nutzen, damit digitale Kontinuität<br />
vom Konzept über die Fertigung bis hin<br />
zum Endanwender und zurück möglich<br />
wird. Industrieunternehmen können die<br />
3-D-Anwendungen der Plattform integrieren,<br />
um einen digitalen Zwilling zu schaffen:<br />
Dieser holt Erkenntnisse und Know-how<br />
aus ihrem gesamten Ökosystem ein, misst,<br />
bewertet und prognostiziert die Leistung<br />
industrieller Maschinen und Anlagen und<br />
hilft dabei, deren Betrieb auf intelligente<br />
Weise zu optimieren.<br />
Die Partnerschaft von ABB und Dassault<br />
Systèmes fokussiert sich im ersten Schritt<br />
auf folgende Themen:<br />
Fabrikautomatisierung und Robotik.<br />
Erfahrungen durch digitale Zwillinge zur<br />
durchgängigen Optimierung von Prozessen<br />
und Systemen in Kombination mit der Flexibilität<br />
der Roboterautomatisierung werden<br />
Unternehmen die Agilität geben, sich an<br />
immer dynamischere Märkte anzupassen.<br />
Dazu gehören betriebsfertige Produktionslösungen<br />
und -dienstleistungen sowie eine<br />
gemeinsame Beratung bei der Transformation<br />
von Industrieunternehmen, um die<br />
Einführung neuer Produkte zu optimieren<br />
und zu beschleunigen. Elektronikhersteller<br />
können die Produktion neuer, aber kurzlebiger<br />
Produkte schnell steigern, während<br />
Lebensmittelverarbeiter zwischen lokal<br />
zugeschnittenen saisonalen Angeboten<br />
wechseln können und gleichzeitig mit hoher<br />
Geschwindigkeit weiter produzieren.<br />
In hochautomatisierten Branchen wie der<br />
Automobilindustrie ermöglicht der digitale<br />
Zwilling von Fabriken eine integrierte Konstruktions-<br />
und Fertigungsumgebung, um<br />
neue Montageprozesse mit flexiblen und<br />
rekonfigurierbaren Zellen zu unterstützen.<br />
Er ermöglicht auch die Verbindung separater<br />
Systeme, z.B. die Anbindung von Systemen<br />
für die Logistikautomation an Fertigungsroboter,<br />
die für eine optimale Produktionsleistung<br />
auf eine exakte Teilezustellung<br />
angewiesen sind.<br />
Intelligente Gebäude. Die digitale Partnerschaft<br />
zwischen Dassault Systèmes und<br />
ABB rund um digitale Zwillingssysteme<br />
wird einen nahtlosen Arbeitsablauf bei der<br />
Planung, dem Engineering und dem Betrieb<br />
von Gebäuden sowie vernetzte nachhaltige<br />
Transportlösungen ermöglichen. Die verfügbaren<br />
Informationen in Kombination mit<br />
dem virtuellen Universum 3DEXPERIENCE<br />
von Dassault Systèmes ermöglichen auch<br />
eine stärkere Interaktion der Kunden während<br />
der Entwurfsphasen sowie während<br />
des Betriebs.<br />
Prozessindustrie: Beispiel Bergbau. Der<br />
Wettbewerbsdruck in verarbeitenden Industrien<br />
wie beispielsweise dem Bergbau<br />
erfordert, dass Unternehmen ständig nach<br />
neuen Wegen suchen, um die Sicherheit,<br />
Produktivität und Energieeffizienz von<br />
Standorten zu erhöhen und gleichzeitig<br />
die Kosten und das Risiko des täglichen<br />
Betriebs zu senken. Ein digitales Modell<br />
der Untertageumgebung in Verbindung<br />
mit Minenplanungs- und -steuerungssystemen<br />
würde den Energieverbrauch und die<br />
Minenautomatisierung optimieren sowie<br />
Minenbetreibern ermöglichen, die Produktion<br />
in Echtzeit zu überwachen und zu optimieren,<br />
während sie virtuelle Simulationen<br />
zukünftiger Szenarien durchführen können.<br />
• ABB<br />
Kompakter Luftmengenregler steigert Produktivität<br />
Der kompakte Luftmengenregler des<br />
Fluidikspezialisten Bürkert Fluid Control<br />
Systems aus Ingelfingen ist eine praxisgerechte<br />
Lösung, da er sich in praktisch<br />
allen Branchen sowohl für den Einbau<br />
in Neuanlagen als auch fürs Nachrüsten<br />
eignet.<br />
Pneumatische Fördersysteme für unterschiedlichste<br />
Schüttgüter stehen unter<br />
dem Druck, kostengünstiger zu werden,<br />
aber gleichzeitig auch zuverlässiger und<br />
produktiver. Für eine gleichbleibende Förder-<br />
und Transportgutqualität bei hoher Anlageneffizienz<br />
ist es deshalb unabdingbar, die<br />
Menge der Förderluft zu regeln, z.B. um sie<br />
an das jeweilige Transportgut anzupassen,<br />
auf Veränderungen im Prozess zu reagieren<br />
oder Leckagen auszugleichen.<br />
Der Luftmengenregler besteht aus<br />
einem Stellventil mit einem kompakten<br />
Prozessregler auf der Oberseite und<br />
zwei Drucktransmittern. Ein separater<br />
Durchflussmesser ist nicht erforderlich.<br />
Gemessen wird der Druckabfall über<br />
dem Regelventil als „Messblende“. Aus<br />
der Druckdifferenz kann der nominale<br />
Volumenstrom des Gases für eine gegebene<br />
Dichte und Temperatur berechnet<br />
werden. Hierfür ist die Durchflusskennlinie<br />
des Regelventils im Prozessregler<br />
hinterlegt. Der Volumenstrom lässt sich<br />
dann über die Öffnung des Ventils regeln.<br />
Damit ist die gesamte erforderliche Regelungstechnik<br />
in einem kompakten System<br />
integriert, was Montage und Inbetriebnahme<br />
erleichtert. Zudem zeichnet sich<br />
der Luftmengenregler durch die hohe<br />
Wiederholgenauigkeit bei Durchfluss-Sollwerten<br />
sowie einen großen Mess- und<br />
Stellbereich aus. Letzteres ist der Tatsache<br />
zu verdanken, dass das Regelventil<br />
gleichzeitig als verstellbare Blende genutzt<br />
wird. Dadurch ist der Druckverlust<br />
geringer als bei konventionellen Lösungen<br />
mit separater Blende. Alles in allem führt<br />
das zu einem größeren Regelbereich als<br />
beispielsweise bei Lavaldüsen.<br />
Eine Besonderheit des Luftmengenreglers<br />
ist die automatische Leckluftkompensation,<br />
die erheblich dazu beitragen kann,<br />
die pneumatische Schüttgutförderung effizienter<br />
zu gestalten, z.B. in Systemen mit<br />
Zellenradschleusen, die zur Dosierung, Einspeisung<br />
oder Austragung der Schüttgüter<br />
im Einsatz sind. Die rotierende Zellenradschleuse<br />
leitet das Förderprodukt in den<br />
Förderstrom ein und sorgt dadurch auch<br />
in einem Nebeneffekt für einen Verlust von<br />
Förderluft, der sogenannten Leckluft. Die<br />
Leckluftkennlinie jeder Zellenradschleuse<br />
kann im Regler hinterlegt werden. Dieser<br />
„kennt“ dann bei jedem gegebenen Einlassdruck<br />
die erforderliche Zusatzluftmenge,<br />
um den Luftverlust im System durch<br />
die Zellenradschleuse zu kompensieren.<br />
Genauso lässt sich auch der eventuelle<br />
Teilstromverlust in Bypassleitungen ausgleichen.<br />
• Bürkert Fluid Control Systems<br />
Kurznachricht<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
54 | <strong>TECHNIK</strong><br />
hpl-Neugnadenfelder optimiert die Bearbeitung der Kanten von Schmalband<br />
Präzises Monitoring der Bandkantenkontur<br />
in Echtzeit<br />
Das neue lasergestützte Onlineinspektionssystem ConScan der hpl-Neugnadenfelder Maschinenfabrik<br />
visualisiert die Ausprägung der Kantenkontur von Schmalband und ermöglicht es so, bei kleinsten<br />
Abweichungen von der Sollkontur sofort in den Produktionsprozess einzugreifen.<br />
B<br />
ei der Bearbeitung der Kanten von<br />
Schmalband, zum Beispiel nach<br />
dem Längsteilen, spielt die Ausprägung<br />
der Kanten für viele Anwendungen<br />
eine entscheidende Rolle. Zum<br />
einen sollen keine Schneidgrate entstehen.<br />
Zum anderen müssen für spezielle<br />
Anwendungen vorgegebene Radien und<br />
die Lage ihrer Scheitelpunkte exakt eingehalten<br />
werden.<br />
Erfahrene Bediener erkennen bei der<br />
Bearbeitung der Kanten am Fluss der<br />
Späne, ob die Kontur die Spezifikationen<br />
in etwa erfüllt. Dabei ist der subjektive<br />
Einfluss jedoch sehr hoch. Deutlich objektiver<br />
kann die Kante bewertet werden,<br />
wenn am Ende des Coils ein Probestück<br />
geschnitten wird, das zum Beispiel in einem<br />
Durchlichtmikroskop geprüft wird.<br />
Diese Methode ist sehr genau, hat aber<br />
den Nachteil, dass erst geprüft wird, wenn<br />
der gesamte Ring bereits bearbeitet ist.<br />
Da die Anforderungen an die exakte<br />
Ausprägung der Bandkonturen beständig<br />
Jede Bandkante wird von zwei Laser-Triangulationssensoren<br />
gescannt (Foto: hpl-Neugnadenfelder)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 55<br />
In der 2-D-Ansicht wird die Kontur beider Kanten dargestellt (Foto: hpl-Neugnadenfelder)<br />
In der 3-D-Darstellung wird die Entwicklung der Kontur über die Länge des Bandes visualisiert (Foto: hpl-Neugnadenfelder)<br />
steigen, trugen mehrere Kunden die Frage<br />
nach einer präzisen Onlinekonturmessung<br />
an hpl-Neugnadenfelder heran. Dies hat zur<br />
Entwicklung von ConScan ® geführt, einem<br />
lasergestützten System zur Visualisierung<br />
der Kantenkontur.<br />
Es stellt die Kontur aller Bandkanten<br />
grafisch auf einem Monitor in Echtzeit<br />
dar. Das System visualisiert typische<br />
Defekte – zum Beispiel Grate, Kantenausbrüche<br />
oder verschobene Radien<br />
oder Kanten. Tests zeigen, dass selbst<br />
kleinste Abweichungen, zum Beispiel<br />
minimale Ausbrüche an der Bandkante,<br />
detailgetreu und übersichtlich wiedergegeben<br />
werden.<br />
So können Korrekturen der Spanabnahme<br />
während der laufenden Produktion<br />
erfolgen: Die Ausbringung hochwertiger<br />
Bänder steigt, Produktionsausfälle werden<br />
vermieden.<br />
Das System stellt Abweichungen von<br />
der Sollkontur ab etwa einem Hundertstel-<br />
Millimeter dar. In einer weiteren Entwicklungsstufe<br />
sollen die Abweichungen vermessen<br />
und die Messwerte unmittelbar<br />
in die Regelung der Messerpositionen<br />
eingebunden werden.<br />
ConScan ® arbeitet pro Bandseite mit jeweils<br />
zwei Laser-Sensoren. Sie projizieren<br />
Linien auf die Kante, die von schräg angeordneten<br />
Kameras erfasst werden. Ihre<br />
Auflösung liegt bei wenigen µm. Aus dem<br />
Verlauf der Linien errechnet eine Software<br />
die Kontur der Kante und stellt sie auf einem<br />
Monitor dar.<br />
hpl-Neugnadenfelder hat ConScan<br />
für Bänder von 2 bis 200 mm Breite und<br />
von 0,3 bis 4 mm Dicke entwickelt, die<br />
zum Beispiel vorher in Längsteilanlagen<br />
geschnitten wurden. Da das System in<br />
Laufrichtung des Bandes nur etwa 300<br />
mm lang ist, kann es auch nachträglich<br />
in vorhandene Linien zur Bandkantenbearbeitung<br />
integriert werden.<br />
• daniel.moss@hpl-group.de<br />
Daniel Moss, hpl-Neugnadenfelder<br />
Maschinenfabrik GmbH, Ringe/<br />
Neugnadenfeld<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
56 | <strong>TECHNIK</strong><br />
Fraunhofer-Institute für Produktionstechnologie IPT und für Lasertechnik ILT<br />
Hybride Karosseriebauteile aus Stahl<br />
und faserverstärkten Kunststoffen<br />
Anwendungen in Mobilität und Transport verlangen heute immer öfter nach Leichtbauteilen, um Gewicht<br />
und damit Energie und Ressourcen einzusparen. Hybride Bauteile aus Stahl, lokal funktionalisiert durch<br />
Faserverbundkunststoffe, kombinieren diese hohe mechanische Belastbarkeit mit optimaler Masse.<br />
D<br />
er Bedarf an großserientauglichen<br />
Fertigungsverfahren, die solche<br />
Bauteile kosteneffizient herstellen<br />
können, wächst. Im EU-Forschungs projekt<br />
„ComMUnion“ entwickeln die beiden<br />
Aachener Fraunhofer-Institute für Produktionstechnologie<br />
IPT und für Lasertechnik ILT gemeinsam<br />
mit 14 weiteren Partnern aus Industrie<br />
und Forschung solche industriellen<br />
Prozesse für den hybriden Leichtbau aus<br />
Metall und Faserverbundkunststoffen für<br />
die Automobil- und Luftfahrtbranche.<br />
Das neue hybride Fertigungsverfahren<br />
setzt auf eine Kombination von Laserstrukturieren<br />
und laserunterstütztem Tapelegen:<br />
Dafür werden die Metallbauteile zunächst<br />
mit dem Laser vorbearbeitet und mit einer<br />
speziell entwickelten und genau definierten<br />
rauen Oberflächenstruktur versehen. Durch<br />
die Strukturierung lassen sich die Leichtbauelemente,<br />
die später zur Verstärkung<br />
dienen sollen, direkt mechanisch auf das<br />
Stahlbauteil fügen, ohne dass weitere<br />
Mittel zur Verbindung eingesetzt werden<br />
müssen.<br />
Die Verstärkungen aus thermoplastischem<br />
Faserverbundkunststoff, die gezielt<br />
an die zu erwartenden Belastungen<br />
angepasst sind, werden durch das automatisierte<br />
Tapelege-Verfahren auf das Bauteil<br />
aufgebracht. Dazu erwärmt der Laser die<br />
aufgelegten faserverstärkten Tapes lokal<br />
unmittelbar vor der Fügezone auf dem Metall,<br />
sodass das Matrixmaterial schmilzt. Es<br />
dringt dadurch in die Oberflächenstrukturen<br />
ein und bewirkt, dass die Tapes mit den<br />
eingebetteten Fasern auf der aufgerauten<br />
Oberfläche des Stahlbauteils haften.<br />
Kombiniertes Verfahren, geeignet<br />
für die Großserie<br />
Die Kombination dieser beiden Laserverfahren<br />
zur Strukturierung und zur Erwärmung<br />
spielt ihre Vorteile genau dann aus,<br />
wenn die mechanischen Eigenschaften<br />
des Bauteils lokal verbessert werden sollen,<br />
ohne dass das Bauteilgewicht dabei<br />
deutlich steigt. Der Prozess eignet sich<br />
besonders für die Großserienfertigung,<br />
da nach dem Ablegen der thermoplastischen<br />
Tapes keine weiteren Nachbearbeitungsschritte<br />
zur Konsolidierung<br />
des Werkstoffs erforderlich sind. Die<br />
punktgenaue, lokale Erwärmung verringert<br />
darüber hinaus den Verzug und<br />
die Eigenspannungen beim Fügen der<br />
beiden unterschiedlichen Materialien.<br />
Die Strukturierung mit dem Laser, eingesetzt<br />
durch das Fraunhofer ILT, unterliegt<br />
zudem keinerlei Werkzeugverschleiß und<br />
lässt sich reproduzierbar und punktgenau<br />
auf dem Metallbauteil einsetzen.<br />
Um die Einsatzfähigkeit des Verfahrens<br />
in Form eines „Proof-of-Concept“ zu zeigen,<br />
haben die Forschungspartner nun<br />
ein erstes Demonstratorbauteil aus hochfestem<br />
Stahl und Faserverbundkunststoff<br />
gefertigt: Anhand eines hybriden Leichtbau-Seitenschwellers,<br />
einem Karosseriebauteil<br />
für den Automobilbau, haben die<br />
beiden Fraunhofer-Forscher Kira van der<br />
Straeten vom Fraunhofer ILT und Tido<br />
Peters vom Fraunhofer IPT im Rahmen<br />
des „ComMUnion“-Projekts die Funktionsfähigkeit<br />
der Verfahrenskombination<br />
getestet und belegt.<br />
Die Projektpartner haben das Bauteil<br />
auf der Leichtbau-Messe JEC World Mitte<br />
März in Paris dem Fachpublikum bereits<br />
vorgestellt.<br />
Teil eines hybriden Seitenschwellers lokal funktionalisiert durch laserunterstütztes<br />
Tapelegen (Fraunhofer IPT)<br />
• Fraunhofer IPT und ILT<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 57<br />
Fraunhofer: Leichtbau von Fahrzeugen<br />
Smarte Verbindungstechniken für CFK und<br />
Metall<br />
Beim Leichtbau von Fahrzeugen gilt es, funktionstragende Metallteile mit leichten, hochfesten<br />
kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen zu verbinden. Fraunhofer-Forscherinnen und -Forscher haben<br />
verschiedene Möglichkeiten für eine solche Verbindung entwickelt. Auf der Hannover Messe stellen sie die<br />
Techniken anhand eines E-Rollers vor.<br />
S<br />
ei es bei Bussen, Autos, Rollern oder<br />
Fahrrädern: Die Elektromobilität gilt<br />
als Antrieb der Zukunft. Eine große<br />
Herausforderung liegt momentan in der<br />
Reichweite der Gefährte. Um diese zu erweitern,<br />
müssen die Fahrzeuge möglichst<br />
leicht sein. Denn es gilt: Je leichter das<br />
Fortbewegungsmittel, desto länger reicht<br />
die gespeicherte Energie. Kohlenstofffaserverstärkte<br />
Kunststoffe, kurz CFK, sind hier<br />
der Werkstoff der Wahl: Sie sind ähnlich<br />
stabil wie Stahl, aber rd. achtmal leichter<br />
und sogar dreimal leichter als Aluminium.<br />
Bislang fertigt man einzelne Komponenten<br />
aus CFK, etwa einen Fahrzeugrahmen, und<br />
verbindet diese dann über Schrauben oder<br />
Klebstoffe mit den funktionstragenden Metallteilen.<br />
Sprich: Die Teile, die lange Strecken<br />
verbinden und die Lasten übertragen,<br />
können aus CFK gefertigt werden, die Funktionsbauteile<br />
– etwa Anbindungspunkte für<br />
das Lenkrad – bestehen aus Metall.<br />
Gewichtseinsparungen um bis<br />
zu 50 %<br />
Forscherinnen und Forscher der Fraunhofer-Einrichtung<br />
für Gießerei-, Compositeund<br />
Verarbeitungstechnik IGCV am Technologiezentrum<br />
in Augsburg haben nun<br />
verschiedene neuartige Möglichkeiten entwickelt,<br />
herkömmliche Gießtechnik-Bauteile<br />
mit solchen aus CFK zu verbinden. Neben<br />
der tief verankerten Gießereitechnologie<br />
bieten moderne Fertigungsverfahren, wie<br />
die additive Fertigung bzw. der 3-D-Druck,<br />
großes Potenzial. „In einem Elektroroller<br />
haben wir die verschiedenen Verbindungsansätze<br />
zusammengeführt. Das Ziel: Wir<br />
wollen die mechanischen Anbindungspunkte<br />
reduzieren und die Prozessschritte<br />
beim Anbinden minimieren“, erläutert Dr.<br />
Daniel Günther, zuständiger Projektleiter<br />
am Fraunhofer IGCV. „Denn das Potenzial<br />
durch eine Kombination von Metall und CFK<br />
ist erheblich: Je nach Bauteil lassen sich bis<br />
zu 50 % Gewicht einsparen.“<br />
Verbindung durch Klemmtechnik<br />
Der Hinterradträger des E-Rollers ist ein<br />
Bauteil mit hoher Funktionsdichte und<br />
besteht somit aus Metall. Um auch diesen<br />
möglichst leicht zu gestalten, hat das<br />
Forscherteam ihn aus hochfestem Stahl<br />
hergestellt und die Topologie optimiert –<br />
es befindet sich also nur an den Stellen<br />
Material, wo es für die Funktion erforderlich<br />
ist. Zur Herstellung des Bauteils nutzten<br />
die Forscherinnen und Forscher eine additive<br />
Fertigungstechnik, bei der die Bauteile<br />
durch die Bestrahlung mit einem Laser aus<br />
Metallpulver hergestellt werden. Der Hinterradträger<br />
ist über eine Verschraubung mit<br />
dem Trittbrett aus CFK verbunden: So lässt<br />
er sich leicht zerlegen und warten.<br />
Geklebtes Hybridbauteil<br />
Der Lenkkopf des Rollers ist ein Hybridbauteil:<br />
Das Grundgerippe besteht aus Aluminiumsandguss,<br />
es übernimmt hinten das<br />
Trittbrett und vorne die Lenkstange. Dieser<br />
Bereich weist eine dichte Funktionalität auf,<br />
während dazwischen ein größerer Raum<br />
überbrückt werden muss. CFK-Elemente<br />
sorgen für die nötige Steifigkeit. Verbunden<br />
werden die beiden Materialarten über<br />
Klebtechnik. „Als Belastungsgrundlage sind<br />
wir von einer 100 kg schweren Person ausgegangen,<br />
die mit dem Roller springt. Mit<br />
einem reinen Aluminiumgussteil würde<br />
man hier sehr viel mehr Material verbauen<br />
müssen, um die notwendige Steifigkeit<br />
hinzubekommen“, sagt Günther. Für die<br />
Entwicklung des Bauteils analysierten der<br />
Ingenieur und sein Team zunächst, welcher<br />
Bauraum zur Verfügung steht. Denn je mehr<br />
Raum genutzt wird – also je größer der<br />
Querschnitt des Bauteils ist –, desto besser<br />
ist die Biegesteifigkeit. Allerdings muss das<br />
Material dann sehr dünn sein, damit das<br />
Bauteil nicht zu schwer wird. Dies lässt sich<br />
über CFK in Kombination mit Guss lösen.<br />
In einem nächsten Schritt errechneten die<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />
an welchen Stellen das Bauteil wie stark belastet<br />
wird. Die Klebestellen sind genau dort<br />
angebracht, wo wenig Belastung auftritt.<br />
Die Steifigkeit kommt aus der Formgebung<br />
des CFK-Bauteils.<br />
Die Verbindungstechnik der<br />
Zukunft<br />
Die hohe Belastbarkeit und Festigkeit von<br />
CFK wird durch die darin enthaltenen Fasern<br />
erreicht. Die Herausforderung liegt vor<br />
allem darin, die Kraft, die auf das Bauteil<br />
Laminierhülse mit neuartiger Pinstruktur für<br />
die formschlüssige Verbindung mit den vorimprägnierten<br />
CFK-Fasern (Fraunhofer IGCV)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
58 | <strong>TECHNIK</strong><br />
einwirkt, in die Fasern zu übertragen. Dazu<br />
müssen die Teile aus Metall möglichst gut<br />
an die CFK-Bauteile angebunden sein,<br />
also ohne Spalten und Hohlräume. Die<br />
Forscherinnen und Forscher haben daher<br />
eine gänzlich neuartige Verbindungstechnik<br />
entwickelt. Um diese zu erklären, ist zunächst<br />
ein Schwenk zu den Bauteilen vonnöten.<br />
Das zylindrische Verbindungsstück<br />
zum Lenker ist über additive Fertigungstechnik<br />
aus Stahl hergestellt. Unten hat es<br />
eine Platte, quasi eine Art Fuß, an dessen<br />
Oberfläche kleine Pins herausstehen. Über<br />
diese Fußplatte legen die Wissenschaftler<br />
die Ausgangsplatten für die CFK, die aus<br />
mit Kunstharz ummantelten Fasern bestehen.<br />
Nun legen sie Vakuum an und erhöhen<br />
die Temperatur. Das Harz umfließt die Kohlenstofffasern,<br />
fließt nach unten, schließt<br />
die Lücke zur Metallplatte und härtet in<br />
dieser Konstellation wie ein Kleber aus.<br />
Zum einen klebt das Harz an der Platte,<br />
zum anderen werden die hochstehenden<br />
Pins von den Fasern umschlossen und<br />
festgehalten. Das Ergebnis: Die Bauteile<br />
sind formschlüssig und fest miteinander<br />
verbunden – gänzlich ohne Schrauben und<br />
zusätzliche Klebtechnik. „Das Verfahren<br />
lässt sich unkompliziert auf große Serien<br />
übertragen, ist schnell und industrietauglich“,<br />
fasst Günther zusammen.<br />
Auf der Hannover Messe vom 1. bis 5.<br />
April <strong>2019</strong> stellen die Forscherinnen und<br />
Forscher den E-Roller und die beschriebenen<br />
Verbindungstechniken vor (Halle 17,<br />
Stand C24).<br />
• Fraunhofer Gesellschaft<br />
Fraunhofer IOF: Ausgefeilte 3-D-Messtechnik<br />
Gestenbasierte Mensch-Maschine-<br />
Interaktion in Echtzeit<br />
Mensch und Maschine werden einander bei der Arbeit zunehmend unterstützen. Damit Abläufe effizient sind,<br />
muss die Maschine ohne Zeitverzögerung auf den Menschen reagieren. Dank ausgefeilter Highspeed-3-D-<br />
Messtechnik und -Sensorik ermöglichen Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Instituts für Angewandte<br />
Optik und Feinmechanik IOF diese Echtzeitinteraktion. Wie dies in der Praxis funktioniert, demonstrieren sie<br />
auf der Hannover Messe am Beispiel einer interaktiven Kugelwand, die dreidimensional, berührungslos und<br />
umgehend auf jede Bewegung einer davorstehenden Person reagiert.<br />
G<br />
estensteuerung steht für die nahtlose<br />
Schnittstelle von der Maschine<br />
zum Menschen – immer mehr<br />
Maschinen, Roboter und Geräte reagieren<br />
auf einen Fingerzeig. Forscherinnen<br />
und Forscher des Fraunhofer IOF in Jena<br />
heben die Mensch-Maschine-Interaktion<br />
auf eine neue Stufe: Die im Forschungsvorhaben<br />
3-D-LivingLab entwickelte Highspeed-3-D-Messtechnik<br />
und -Sensorik<br />
ermöglicht sogar die Erfassung und Steuerung<br />
von komplexen Bewegungen – und<br />
das in Echtzeit. Auf der Hannover Messe<br />
<strong>2019</strong> demonstriert das Forscherteam die<br />
gestenbasierte Mensch-Maschine-Interaktion<br />
am Beispiel einer Wand aus 150<br />
Kugeln, die jede Kopf-, Arm- und Handbewegung<br />
eines davorstehenden Menschen<br />
in 3-D kopiert.<br />
Die Kugelwand formt quasi ein Abbild<br />
der Körperbewegungen. Sie reagiert in<br />
Echtzeit dreidimensional, berührungslos,<br />
verzögerungsfrei und für den Menschen<br />
irritationsfrei. Die Entwicklung der Kugelwand<br />
entstand im Rahmen des Projekts<br />
„3-D-LivingLab“.<br />
Die Kugeln reagieren ohne Zeitverzögerung auf die Bewegungen<br />
der davorstehenden Person (Foto: Fraunhofer IOF)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>TECHNIK</strong> | 59<br />
Arbeitsabläufe werden<br />
vereinfacht<br />
Das System setzt sich aus mehreren Modulen<br />
zusammen: 3-D-Sensorik, 3-D-Datenverarbeitung<br />
und Bildfusion sowie dem Aktorsystem<br />
– der eigentlichen Kugelwand, die<br />
aus 150 Einzelaktoren besteht. „Hinter dem<br />
vermeintlichen Spielzeug steckt Cutting-<br />
Edge-Technologie. Die 3-D-Echtzeiterfassung<br />
und -steuerung multipler Gesten ohne<br />
Tracking-Sensoren kann Arbeitsabläufe radikal<br />
vereinfachen – von Produktionsszenarien<br />
bis zur Gesundheit und Sicherheit“, sagt<br />
Dr. Peter Kühmstedt, Wissenschaftler und<br />
Gruppenleiter am Fraunhofer IOF.<br />
Das Demonstratorsystem reagiert auf<br />
das Verhalten des Menschen, erfasst<br />
komplexe Bewegungen wie Gestik und<br />
körperliche Aktionen und gibt in Realtime<br />
ein Feedback durch technische Aktorsysteme,<br />
die die elektrischen Signale in eine<br />
Bewegung der Kugelwand umsetzen. Die<br />
Steuerung der Aktorik erfolgt durch die<br />
Körperhaltung. Eigens entwickelte spezielle<br />
Algorithmen ermöglichen es, aus der<br />
menschlichen 3-D-Bewegung eine Steuerung<br />
der Aktorik anzustoßen und damit die<br />
Bewegung der Kugeln auszulösen. „Wir<br />
zeigen damit sehr schnelle Messtechnik:<br />
Die Daten werden durch eine neue Generation<br />
von 3-D-Sensoren aufgenommen –<br />
sehr schnelle latenzarme Verarbeitung –,<br />
3-D-LivingLab<br />
Ziel des Forschungsvorhabens 3D-LivingLab ist es, ein transportables und<br />
modular erweiterbares Demonstratorsystem aufzubauen, in dem eine<br />
intuitive Interaktion zwischen Mensch und Technik repräsentativ ermöglicht<br />
wird und das für weitergehende Forschungszwecke zur Verfügung steht.<br />
Die auf der Hannover Messe präsentierte Kugelwand ist ein solches<br />
Demonstratorsystem. Beteiligte Partner von 3-D-LivingLab sind neben<br />
dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF das<br />
Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, das<br />
Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, HHI, die<br />
Technische Universität Chemnitz, die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die<br />
SICK AG und die FusionSystems GmbH.<br />
die Daten werden sofort interpretiert und<br />
umgerechnet – schnelle Reaktion in Echtzeit<br />
– und die Kugelwand spiegelt anhand<br />
der Berechnungsergebnisse sofort die Bewegung<br />
der davorstehenden Person“, so<br />
der Forscher. In Produktionsumgebungen<br />
lässt sich die Technologie beispielsweise<br />
einsetzen, um einen Werker zu überwachen,<br />
der mit einem Roboter interagiert<br />
und ihm Bauteile reicht. Sie kann auch<br />
auf andere Anwendungsfelder wie die<br />
der Gesundheit und Sicherheit übertragen<br />
werden und die dortigen Abläufe sicherer<br />
und effizienter gestalten. Denkbar ist der<br />
Einsatz der 3-D-Sensorik und der Interaktionskomponenten<br />
in Montageassistenzund<br />
Qualitätskontrollsystemen, sie qualifiziert<br />
sich zudem für die Überwachung<br />
biometrischer Zugänge.<br />
Die Forscherinnen und Forscher präsentieren<br />
ihre Highspeed-3-D-Technologie, die<br />
eine Symbiose von Mensch und Maschine<br />
möglich macht, vom 1. bis 5. April <strong>2019</strong> auf<br />
der Hannover Messe am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand<br />
in Halle 2, Stand C22.<br />
• Fraunhofer IOF<br />
Inspektionssystem erhöht die Kapazitäten beim fotochemischen Ätzen<br />
Precision Micro, München, ist ein Spezialist<br />
für fotochemisches Ätzen in Europa.<br />
Um auf die steigende Nachfrage nach<br />
präzise geätzten Teilen mit sehr engen<br />
Toleranzen in hohen Stückzahlen zu<br />
reagieren, setzt das Unternehmen im<br />
Rahmen seines laufenden Investitionsprogramms<br />
auf eine weitere Maschine<br />
zur automatisierten optischen Inspektion<br />
(AOI).<br />
Das neue Inspektionssystem wird künftig die<br />
Qualitätsüberprüfung der Teile und die Automatisierung<br />
derselben verbessern. Es unterstützt<br />
Materialdicken von bis zu 0,2 mm. Die<br />
neue AOI kann beide Seiten des Produkts<br />
einer vollständigen Sicht- und Maßprüfung<br />
unterziehen und fehlerfreie Komponenten<br />
automatisch versandfertig abpacken.<br />
Mit HD-Kameras und verschiedenen Lichtquellen<br />
scannt und fotografiert die Maschine<br />
die geätzten Teile und vergleicht die erfassten<br />
Bilder mit den hinterlegten CAD-Daten. So<br />
werden alle Unterschiede zwischen der ursprünglichen<br />
Konstruktion und dem tatsächlich<br />
gefertigten Teil sofort entdeckt. In 48 h können<br />
so bis zu einer Million Teile geprüft werden.<br />
Das reduziert die Abhängigkeit von der bestehenden<br />
AOI-Technik und menschlichen<br />
Eingriffen. Dank der fehlerfreien Erkennung<br />
durchlaufen die Komponenten den gesamten<br />
Fertigungsprozess bedeutend schneller,<br />
wodurch zusätzliche Kapazitäten entstehen.<br />
„Precision Micro liegt die Zusammenarbeit<br />
und Partnerschaft mit den Kunden<br />
sehr am Herzen“, erklärt Carl Smith, Qualitätsmanager<br />
bei Precision Micro. „In enger<br />
Zusammenarbeit mit OEMs entwickeln wir<br />
Inspektionslösungen. Das zeigt auch dieser<br />
neueste Kauf, mit dem wir den prognostizierten<br />
wachsenden Bedarf unserer Kunden<br />
nach kleinen Teilen abdecken wollen.“<br />
Mithilfe des neuen AOI-Systems wird<br />
die Qualitätsprüfung der fotochemisch<br />
geätzten Teile noch weiter optimiert<br />
(Foto: Precision Micro)<br />
Im Lauf des Jahres sind weitere Investitionen<br />
des Unternehmens in automatisierte<br />
Inspektionssysteme geplant.<br />
• Precision Micro<br />
Kurznachricht<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
60 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
Lösungen für Industrie 4.0 und Vernetzung in der Metallverarbeitung<br />
Die smarte Zukunft der Metallverarbeitung<br />
Digitalisierung und Vernetzung sind in der Metallverarbeitung rasant auf dem Vormarsch – auch in der Lagerund<br />
Sägetechnik. Manuelle und voneinander isolierte Prozesse weichen immer mehr einem durchgängig<br />
gesteuerten, intelligenten Materialfluss, in dem alle beteiligten Komponenten autonom miteinander<br />
kommunizieren. Bei Kasto ist dieses Thema schon längst keine Zukunftsmusik mehr: Der Säge- und<br />
Lagertechnik-Hersteller hat bereits zahlreiche Lösungen im Portfolio, um die Metallverarbeitung in Zeiten von<br />
Industrie 4.0 leistungsfähiger, flexibler und kosteneffizienter zu gestalten.<br />
O<br />
b im Stahlhandel, der Automobil-<br />
und Zulieferindustrie oder<br />
im Maschinen- und Anlagenbau:<br />
Metallverarbeitende Unternehmen quer<br />
durch sämtliche Branchen sehen sich seit<br />
Jahren steigenden Anforderungen gegenüber.<br />
Kunden erwarten eine immer höhere<br />
Fertigungs-Flexibilität, von Losgröße Eins<br />
bis zur Großserie. Die Vielfalt an Materialien<br />
und Abmessungen nimmt stetig zu,<br />
Die Digitalisierung und Vernetzung von<br />
Produktions- und Logistikprozessen ist<br />
in der Metallverarbeitung auf dem<br />
Vormarsch (Foto: Kasto)<br />
gleichzeitig wachsen die Ansprüche an die<br />
Qualität und der Kostendruck. Um im weltweiten<br />
Wettbewerb langfristig bestehen<br />
zu können, sind Lösungen gefragt, die unterschiedliche<br />
Produktionsaufgaben variabel<br />
und leistungsfähig, aber auch effizient<br />
umsetzen können.<br />
Fertigung organisiert sich selbst<br />
Ein Schlüssel dazu ist die Digitalisierung und<br />
Vernetzung von Produktions- und Logistikprozessen<br />
– auch bekannt unter dem Begriff<br />
Industrie 4.0. In der modernen Metallverarbeitung<br />
sind Maschinen, Anlagen, Waren<br />
und Ladungsträger über das Internet der<br />
Dinge verbunden und können miteinander<br />
kommunizieren. Intelligente Sensorsysteme<br />
liefern dazu aktuelle Statusinformationen in<br />
Echtzeit. Sämtliche prozessrelevanten Daten<br />
werden erfasst und analysiert. Das ermöglicht<br />
Anwendern, ihre komplette Wertschöpfung<br />
dezentral, autonom und bedarfsorientiert zu<br />
optimieren. Der Weg von der Rohware zum<br />
fertigen Produkt wird damit schneller, flexibler,<br />
ressourcenschonender und kosteneffizienter.<br />
Dies beginnt bereits bei der Lagerung:<br />
Anstelle der früher weit verbreiteten Boden-<br />
oder Kragarmlagerung setzen metallverarbeitende<br />
Unternehmen vermehrt auf<br />
vollautomatische Langgutlager. Die softwaregesteuerten<br />
Systeme überzeugen<br />
durch eine deutlich höhere Lagerdichte,<br />
durch schnelle Zugriffszeiten und maximale<br />
Bestandstransparenz. Auch die Sägetechnik<br />
– oftmals die erste Bearbeitungsstation nach<br />
dem Auslagern – ist immer häufiger mannlos<br />
organisiert. Sägemaschinen können mit<br />
Manipulatoren und Fördertechnik nahtlos an<br />
das Rohwarenlager angeschlossen und darüber<br />
mit den benötigten Materialien versorgt<br />
werden. Der Sägevorgang selbst läuft bei<br />
entsprechender Ausstattung der Maschine<br />
ebenfalls autonom ab. So entstehen hoch<br />
integrierte Systeme, die nahtlos in einen<br />
durchgängigen Materialfluss eingebunden<br />
sind – die intelligente Fabrik.<br />
Vollautomatisch vom<br />
Rohmaterial bis zum fertigen Teil<br />
Ein führender Anbieter von Industrie-4.0-<br />
Lösungen für die Metallverarbeitung ist<br />
Kasto Maschinenbau. Das Unternehmen<br />
realisiert für seine Kunden kombinierte Lager-Säge-Roboter-Systeme,<br />
in denen vom<br />
Einlagern des Rohmaterials bis zur Kommissionierung<br />
der Abschnitte sämtliche<br />
Lager-, Handling-, Säge-, Markier-, Palettierund<br />
Bündelungsprozesse vollautomatisch<br />
ablaufen. Besonders wichtig ist dabei eine<br />
reibungslose Kommunikation: Alle beteiligten<br />
Komponenten müssen, vereinfacht<br />
In der intelligenten Fabrik sind sämtliche<br />
Prozesse in einen durchgängig gesteuerten<br />
Materialfluss integriert. Alle beteiligten Komponenten<br />
kommunizieren autonom über das<br />
Internet der Dinge miteinander (Foto: Kasto)<br />
ausgedrückt, die selbe Sprache sprechen.<br />
Möglich wird dies über durchgängige Steuerungssysteme<br />
und passende Schnittstellen.<br />
Kasto bietet etwa mit KASTOlogic ein modulares<br />
Warehouse Management System<br />
(WMS), das speziell auf die Anforderungen<br />
in der Langgut- und Blechlagerung abge-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 61<br />
stimmt ist. Es bildet sämtliche Prozesse<br />
zwischen Wareneingang und Versand übersichtlich<br />
und transparent ab und sorgt für<br />
eine effiziente Steuerung des gesamten<br />
Materialflusses – inklusive des Lagers, daran<br />
angeschlossener Fördertechnik sowie<br />
Bearbeitungsmaschinen mit dem dazugehörigen<br />
Materialhandling.<br />
Die Software optimiert die Prozesse im<br />
und um das Lager und macht die Intralogistik<br />
damit schneller, zuverlässiger und<br />
leistungsfähiger. Zum Beispiel gestaltet<br />
sie die Fahrwege von Regalbediengeräten<br />
effizienter, indem sie Leerfahrten vermeidet<br />
und häufiger benötigte Artikel näher<br />
an Ein- und Auslagerstationen platziert als<br />
solche, die seltener nachgefragt werden.<br />
Die Verwaltung von Aufträgen, Chargen,<br />
Restteilen und Anschnitten, eine permanente<br />
Inventur sowie die Möglichkeit,<br />
flexi bel verschiedene In-Out-Strategien<br />
und Kommissionierprinzipien anzuwenden,<br />
sind weitere hilfreiche Funktionen<br />
von KASTOlogic. Die umfangreichen<br />
Statistik- und Analysetools überwachen<br />
sowohl die Auslastung des Gesamtsystems<br />
als auch die einzelner Komponenten.<br />
Somit lässt sich das Potenzial der<br />
Intralogistik voll ausschöpfen: Überflüssige<br />
Fahrwege oder unnötige Wartezeiten<br />
werden vermieden, mögliche Veränderungen<br />
können vorab simuliert und ohne<br />
Risiko ausprobiert werden.<br />
Passende Schnittstelle für jedes<br />
System<br />
Über maßgeschneiderte Schnittstellen<br />
lassen sich das WMS KASTOlogic, aber<br />
auch einzelne Maschinensteuerungen von<br />
Kasto mühelos an ein übergeordnetes Host-<br />
System im Unternehmen anbinden – von<br />
SAP über Infor oder Microsoft Dynamics<br />
bis hin zu kundenspezifischen Softwarelösungen.<br />
Die so entstehende einheitliche<br />
Kommunikationsstruktur erhöht die Transparenz<br />
und Effizienz erheblich. Aufträge lassen<br />
sich bequem und benutzerfreundlich<br />
steuern und die in den Lagern und Sägemaschinen<br />
erhobenen und erfassten Daten<br />
können übergreifend genutzt und analysiert<br />
werden. Dies ermöglicht beispielsweise<br />
eine durchgängige Rückverfolgung<br />
bestimmter Waren und Werkstücke, eine<br />
gleichmäßige Auslastung des Maschinenparks<br />
mit kurzen Nebenzeiten, eine bessere<br />
Qualitätskontrolle oder eine bessere<br />
Planung von Wartungsmaßnahmen. Auch<br />
Reststücklängen und Lagerbestände lassen<br />
sich mit den entsprechenden Informationen<br />
nachhaltig optimieren – das verringert die<br />
Fertigungskosten deutlich.<br />
Auch manuell bediente Lager lassen sich<br />
mithilfe von KASTOlogic verwalten. Dafür<br />
hat Kasto die App KASTOmobile entwickelt:<br />
Die Anwendung ist für alle mobilen<br />
Endgeräte mit Android-Betriebssystem<br />
geeignet und ermöglicht dem Benutzer,<br />
sämtliche Vorgänge wie Ein- und Umlagerungen,<br />
Kommissionierungen, Versand- und<br />
Bestandsinformationen per Smartphone<br />
oder Tablet an das WMS zu übermitteln.<br />
Besonders leicht ist dies mit einem von<br />
Kasto erhältlichen Handheld-Gerät, das<br />
neben einem gut lesbaren Display und einem<br />
robusten Gehäuse auch über einen<br />
integrierten Barcode-Scanner verfügt. Der<br />
Mitarbeiter erfasst einfach die benötigten<br />
Informationen für die jeweilige Auftragsposition<br />
mit seinem Gerät, das diese drahtlos<br />
an das Management-System überträgt.<br />
Transparenz und Nachverfolgbarkeit sind<br />
damit genauso hoch wie in automatischen<br />
softwaregesteuerten Lagern. Auch ein sogenanntes<br />
„Pick-by-Crane“-System lässt<br />
sich mit KASTOmobile mühelos umsetzen:<br />
Dabei steuert der Anwender mit der App<br />
einen angebundenen Hallenkran, der die<br />
gewünschten Ein- und Auslagervorgänge<br />
mithilfe der entsprechenden Koordinaten<br />
selbstständig erledigt.<br />
Effizienter Sägen mit<br />
Roboteranbindung<br />
Mit der Roboter-Anbindung KASTOsort hat<br />
Kasto zudem eine Lösung im Portfolio, mit<br />
der sich dem Sägevorgang vor- und nachgelagerte<br />
Fertigungsprozesse automatisieren<br />
und gemeinsam in einen einheitlich gesteuerten<br />
Materialfluss integrieren lassen.<br />
Industrie roboter können die Sägeabschnitte<br />
selbstständig entnehmen und zahlreiche weitere<br />
Aufgaben übernehmen: von Entgraten<br />
und Anfasen über Zentrieren und Gewindeschneiden,<br />
Markieren und Bedrucken bis hin<br />
zum Sortieren, Abstapeln und Kommissionieren.<br />
Mit einem Behälter management<br />
oder fahrerlosen Transport systemen lässt<br />
sich die Roboter-Säge- Lösung weiter verketten.<br />
Kasto integriert die Robotersteuerung<br />
je nach Bedarf des Kunden in die Sägesteuerung,<br />
das WMS KASTOlogic oder in ein<br />
bestehendes ERP-System. Der Anwender<br />
kann damit auch diesen Arbeitsschritt über<br />
eine zentrale Schnittstelle steuern und überwachen<br />
und profitiert von einer optimal abgestimmten<br />
Prozesskette.<br />
Lagersysteme, angeschlossene Fördertechnik<br />
sowie Bearbeitungsmaschinen mit dem<br />
dazugehörigen Materialhandling lassen<br />
sich mit KASTOlogic einheitlich steuern<br />
und verwalten (Foto: Kasto)<br />
Maschinen jederzeit im Blick<br />
Auch der Einsatz mobiler Devices hält in<br />
der industriellen Produktion immer mehr<br />
Einzug. Kasto hat dazu mit der KASTOapp<br />
eine Anwendung für die übersichtliche<br />
Visualisierung seiner Sägemaschinen auf<br />
den Markt gebracht. Sie bietet eine Statusübersicht<br />
aller im Netzwerk vorhandenen<br />
Kasto- Maschinen, die mit den Steuerungssystemen<br />
SmartControl, AdvancedControl,<br />
ProControl oder ExpertControl ausgestattet<br />
sind. Der Name jeder Säge sowie die<br />
Maschinennummer und der Maschinentyp<br />
sind dabei auf einen Blick ersichtlich. Läuft<br />
eine Säge im Automatikbetrieb, kann die<br />
KASTOapp außerdem auf die in der jeweiligen<br />
Maschinensteuerung hinterlegten<br />
Informationen zugreifen. Damit erhält der<br />
Mit der Roboter-Anbindung KASTOsort<br />
können die Entnahme der Sägeabschnitte<br />
und zahlreiche weitere Aufgaben von Entgraten<br />
und Anfasen über Zentrieren und<br />
Gewindeschneiden, Markieren und Bedrucken<br />
bis hin zum Sortieren, Abstapeln<br />
und Kommissionieren automatisiert<br />
werden (Foto: Kasto)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
62 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
Glasses. Kunden können sich damit per<br />
Video- und Audio-Stream mit den Service-Mitarbeitern<br />
verbinden. Anwender<br />
und Techniker teilen in Echtzeit das gleiche<br />
Blickfeld. Das erleichtert das gegenseitige<br />
Verständnis ungemein und hilft, einzelne<br />
Anlagenkomponenten und eventuelle Störungen<br />
schnell zu identifizieren.<br />
Die Kasto-Experten haben über die App<br />
auch die Möglichkeit, visuelle Hilfestellung<br />
zu leisten und zum Beispiel Markierungen<br />
im Live-Video einzublenden. Während der<br />
Kunde vor Ort die Wartung oder Reparatur<br />
an der Säge oder dem Lager durchführt,<br />
bekommt er alle nötigen Informationen direkt<br />
in seinem Display angezeigt. Nutzt er<br />
die Datenbrille, hat er dazu noch die Hände<br />
frei – das erleichtert die Arbeit zusätzlich.<br />
Die Servicetechniker von Kasto sind virtuell<br />
mit vor Ort und leiten die Mitarbeiter entsprechend<br />
an. Aufwändige Schulungen oder<br />
teure Anfahrten sind damit überflüssig.<br />
Intelligente Lösungen mit<br />
praktischem Kundennutzen<br />
Das Assistenzsystem VisualAssistance ermöglicht dem Anwender, per Tablet, Smartphone<br />
oder Smart Glasses Live-Videos an die Service-Experten von Kasto zu senden und in Echtzeit<br />
visuelle Hilfen und Informationen bei Störungen oder Instandhaltungsarbeiten zu<br />
erhalten (Foto: Kasto)<br />
Benutzer genaue Auskünfte über alle relevanten<br />
Parameter wie etwa Artikel, Abschnittlänge,<br />
Soll- und Ist-Stückzahl sowie<br />
die Vorschub- und Schnittgeschwindigkeit.<br />
Kommt es zu einem Fehler im Betriebsablauf,<br />
visualisiert die App die anstehende<br />
Fehlermeldung und der Anwender kann<br />
schnell reagieren. Ausfallzeiten lassen sich<br />
so auf das Minimum reduzieren.<br />
Fernwartung mit Augmented<br />
Reality<br />
Noch einen Schritt weiter geht Kasto mit<br />
seinem Assistenzsystem VisualAssistance:<br />
Dieses nutzt das Konzept der Augmented<br />
Reality (Erweiterte Realität), um die Fernwartung<br />
von Maschinen und Anlagen zu<br />
vereinfachen. Herzstück ist eine interaktive<br />
App für Tablets, Smartphones oder Smart<br />
In Zukunft will Kasto sein Portfolio weiter<br />
deutlich in Richtung Industrie 4.0 ausbauen.<br />
Die Erfassung und Analyse anfallender<br />
Prozessdaten bietet dabei ein besonders<br />
großes Potenzial – etwa für vorbeugende<br />
Instandhaltungsmaßnahmen. Bei jeder<br />
Neu- oder Weiterentwicklung steht der<br />
praktische Nutzen für den Anwender im Mittelpunkt.<br />
Und der ist schon jetzt immens:<br />
Mit den Industrie-4.0-Lösungen von Kasto<br />
können metallverarbeitende Unternehmen<br />
ihre Fertigung deutlich flexibler und effizienter<br />
gestalten. Sie profitieren unter anderem<br />
von einer idealen Auslastung ihrer Maschinen,<br />
kurzen Nebenzeiten, einem geringeren<br />
Wartungsaufwand und niedrigeren Produktionskosten.<br />
Da sich die intelligente Fabrik<br />
permanent selbst überwacht und optimiert,<br />
ist auch die Qualität der gefertigten Teile<br />
gleichbleibend hoch, Bedienfehler sind quasi<br />
ausgeschlossen. Das sorgt wiederum für<br />
zufriedene Kunden und einen guten Stand<br />
im Wettbewerb.<br />
• press@kasto.com<br />
Stephanie Riegel-Stolzer, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung, Kasto Maschinenbau<br />
GmbH & Co. KG, Achern<br />
Kurznachricht<br />
Flexible Lagerlösungen für Gefahrstoffe<br />
Für Gefahrstoffe gibt es strenge Lagerungsvorschriften,<br />
die mitunter spezielle<br />
und teure Lagerräume erfordern. Eine<br />
Alternative sind durchdachte Schutzsysteme<br />
der Cemo GmbH aus Weinstadt mit<br />
Auffangwannen, integriertem Brandschutz,<br />
Absaugung eventueller Dämpfe<br />
oder mitwachsende Flächenschutzsysteme,<br />
die flexibel im bestehenden Lager<br />
aufgebaut werden können und neuesten<br />
Normen entsprechen.<br />
Zahlreiche essenzielle Kleinigkeiten im<br />
Betrieb gelten heute als Gefahrgut: z.B.<br />
Farben, Reinigungsmittel, Bohremulsion,<br />
Schmierstoffe ebenso wie Pflanzenschutzmittel<br />
oder Dichtmittel für Dächer und Wände.<br />
Ob Flasche, Dose, Kanister oder Fass,<br />
Lagerregale sind ein platzsparendes Mittel<br />
für die sichere Einlagerung. Mit Auffangwannen<br />
am Boden oder in den einzelnen<br />
Regalebenen begrenzen sie im Havariefall<br />
den Schaden auf ein Minimum. Für große<br />
Gebinde wie Fässer oder IBC-Behälter<br />
eignen sich robuste Auffangwannen mit<br />
stabilem Gitterrost. Müssen gefährliche<br />
Stoffe in nächster Nähe zum Arbeitsplatz<br />
verfügbar sein, bieten Umwelt- und Chemikalienschutz-<br />
bzw. Sicherheitsschränke eine<br />
Lösung. Je nach Ausführung und Schutzklasse<br />
erlauben sie eine Belüftung nach<br />
außen, sind abschließbar und gewähren<br />
je nach Ausführung Schutz gegen Brände.<br />
Größere Mengen an Gefahrstoffen vorzuhalten<br />
erfordert normalerweise einen<br />
erheblichen Planungs- und Bauaufwand,<br />
vor allem wenn Gebäude dafür nachträglich<br />
erweitert werden müssen. Die schnell verfügbare<br />
Alternative sind Brandschutz- und<br />
Sicherheitsraumcontainer. Sie ersetzen konventionelle<br />
Anbauten und sind bei Bedarf<br />
auch noch flexibel umsetzbar.<br />
Doch nicht nur „klassische“ Gefahrstoffe<br />
gilt es sicher aufzubewahren, denn auch<br />
Abfall und Gebrauchtteile können als gefährlich<br />
eingestuft sein. Da Gesetzgeber,<br />
Berufsgenossenschaften und Versicherungen<br />
auf zahlreichen, oft sehr detaillierten<br />
Bestimmungen bestehen, sind geprüfte<br />
und zugelassene Gefahrstoffstationen,<br />
Sammelbehälter und -boxen, die auch im<br />
Freien aufgestellt werden dürfen, effiziente<br />
Helfer, um den Vorschriften ohne großen<br />
(Bau-)Aufwand zu genügen.<br />
• Cemo<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 63<br />
Deutsche Edelstahlwerke auf der weltweit größten Korrosionsfachmesse<br />
DEW stellen in Nashville/USA<br />
neuen Spezialstahl vor<br />
Die Corrosion Conference & Expo von NACE International ist die größte Veranstaltung zum Thema „Vermeidung<br />
und Verminderung von Korrosion“ weltweit. Als Unternehmen der Schmolz + Bickenbach Gruppe präsentierten<br />
die Deutschen Edelstahlwerke (DEW) auf der diesjährigen Messe in Nashville/USA Ende März ihren neuen<br />
Spezialstahl Corrodur 4418 Mod.<br />
D<br />
er hoch leistungsfähige Stahl, auch<br />
bekannt als Super 13Cr, zeichnet<br />
sich durch eine hohe Festigkeit, eine<br />
hervorragende Zähigkeit und eine gute Beständigkeit<br />
gegen Loch- und Spannungsrisskorrosion<br />
aus. Er übertrifft mit diesen<br />
Eigenschaften konventionelle Chromstähle<br />
in Sachen Leistungsfähigkeit.<br />
Mehr als 6.000 Korrosionsprofis aus 60<br />
Ländern, darunter Wissenschaftler, Forscher,<br />
Ingenieure und Techniker, erwartete<br />
die Corrosion Conference & Expo von<br />
NACE International, die wichtigste Veranstaltung<br />
der Branche in Nashville/Tennessee.<br />
Dazu gehörten selbstverständlich<br />
auch die Stahl- und Korrosionsexperten<br />
der DEW, die auf der Konferenz den<br />
neuen Spezialstahl Corrodur 4418 Mod<br />
vorstellten. Die DEW wurden mit dieser<br />
Stahlsorte als einer der ersten Stahlhersteller<br />
überhaupt durch das führende Ölund<br />
Gasunternehmen Statoil ASA (seit<br />
2018: Equinor ASA) nach NORSOK M650<br />
qualifiziert. Korrosive Medien, wie saure<br />
Gase oder Chloride, greifen im Bereich der<br />
Öl- und Gasgewinnung bei hohen Temperaturen<br />
permanent die Fördertechnik an.<br />
Corrodur 4418 Mod setzt dort an, wo konventionelle<br />
Chromstähle an ihre Grenzen<br />
stoßen, und bietet Anwendern eine sehr<br />
leistungsfähige Werkstofflösung.<br />
Leistungssteigerung bei<br />
gleichbleibenden Abmessungen<br />
Mit Corrodur 4418 Mod haben die Deutschen Edelstahlwerke einen Edelstahl entwickelt, der<br />
die Prozesssicherheit bei der Öl- und Gasförderung erhöht (Foto: DEW / istockphoto-mikeuk)<br />
„Wir freuen uns, dass wir unseren Spezialstahl<br />
auf der Corrosion in Nashville einem großen<br />
Fachpublikum präsentieren konnten.“<br />
Peter Grüneberg, Senior Key Account Manager Specials der DEW<br />
Den Deutschen Edelstahlwerken ist es<br />
gelungen, die Stahleigenschaften durch<br />
eine kontrollierte Wärmebehandlung<br />
zu verbessern. Mit einer Zugfestigkeit<br />
von mindestens 862 MPa, einer Dehngrenze<br />
von mindestens 758 MPa und<br />
mindestens 81 J Zähigkeit bei −10 °C<br />
ist Corrodur 4418 Mod herkömmlichen<br />
13%-Chromstählen überlegen. Die<br />
gute Beständigkeit gegen Loch- und<br />
Spannungsrisskorrosion ist ein hervorzuhebendes<br />
Merkmal. Darüber hinaus<br />
eröffnet die hohe Festigkeit Anwendern<br />
mehr Spielraum bei der Dimensionierung<br />
der Bauteile bzw. geplanten Leistungssteigerungen<br />
bei gleichbleibenden Abmessungen.<br />
„Wir freuen uns, dass wir<br />
unseren Spezialstahl auf der Corrosion<br />
in Nashville einem großen Fachpublikum<br />
präsentieren konnten“, sagt Peter<br />
Grüneberg, Senior Key Account Manager<br />
Specials der DEW.<br />
• Deutsche Edelstahlwerke<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
64 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
transfluid Maschinenbau stellt Lösungen für Verrohrung und Verbindungssysteme vor<br />
Fokussierte Biege- und Umformvielfalt<br />
für die Hydraulik<br />
Bei den hochdynamischen Belastungen, denen Hydraulikverrohrung und Verbindungssysteme in der Hydraulik<br />
ausgesetzt sind, müssen Technologien für die Rohrbearbeitung saubere, robuste und langfristig dichte<br />
Ergebnisse liefern. Dafür entwickelt die transfluid ® Maschinenbau GmbH aus Schmallenberg bereits seit<br />
30 Jahren immer wieder fortschrittliche Rohrbiegemaschinen.<br />
D<br />
ie Lösungen des Unternehmens reichen<br />
von einfachen Biegemaschinen<br />
für die Verrohrung direkt am Objekt bis<br />
zu CNC-gesteuerten Biegemaschinen. Für<br />
die hydraulische Verbindungstechnik sind<br />
Schneidringvormontagemaschinen verfügbar<br />
– und auch Umformmaschinen, um z. B.<br />
DKOL-Verbindungen oder Schlauchanschlüsse<br />
direkt am Rohr anzubringen sowie einteilige<br />
Schlauchfittings komplett aus einem Rohr<br />
spanlos zu formen.<br />
Einfache, wirkungsvolle Technik auf einer<br />
kompakten Stellfläche von gerade mal 1 m 2<br />
und mit viel Flexibilität im Einsatz: Für das Biegen<br />
direkt am Objekt hat das Unternehmen<br />
seinen Klassiker, die Mobilbiegemaschine<br />
t bend MB 642, in der neuesten Generation<br />
weiterentwickelt. Damit kann am Einsatzort<br />
ein 6 m langes Rohr gebogen werden. Die<br />
Stellfläche bleibt dabei unverändert. Denn der<br />
Biegekopf dreht sich und reduziert so den Arbeitsbereich<br />
auf ein Minimum. Einfach in der<br />
Bedienung, können mit dem MB 642 Rohre<br />
zwischen 6 und 42 mm Durchmesser nach<br />
dem Pressbiegeverfahren gebogen werden.<br />
Die Biegeradien sind dabei relativ eng zwischen<br />
2 · und 2,5 · dem Rohrdurchmesser (D),<br />
bei sehr dünnwandigen Rohren 3 · D.<br />
Als Zusatzausstattungen stehen ein Innenund<br />
Außenentgrater, eine Säge, eine Montagevorrichtung<br />
für alle gängigen Verbindungssysteme<br />
(Bördel- und Schneidringverschraubungen)<br />
und Metallkreissägen zur Verfügung.<br />
Für die Herstellung von Rohrgeometrien<br />
für Einzelstücke oder Kleinserien im<br />
Zieh-Dreh-Biegeverfahren hat transfluid<br />
seine kompakten Dornbiegemaschinen entwickelt.<br />
Sie sind sehr flexibel und erreichen<br />
durch die Bearbeitung per Biegedorn auch<br />
bei dünnwandigen Rohren enge Biegeradien.<br />
So lassen sich beispielsweise mit der<br />
t bend DB 2076K Rohre mit Durchmessern<br />
von 20 bis 76 mm fertigen. Ein Datentransfer<br />
zur Maschine ist bei Bedarf über einen<br />
USB-Anschluss möglich. In der Steuerung<br />
können Biegeprogramme gespeichert werden<br />
und die Maschine verfügt als Standard<br />
über eine Acht-Winkel-Vorwahl. Auch hier gehören<br />
Funktionen, wie zum Beispiel Säge,<br />
Entgrater, Schneidringvormontage und Bördeln<br />
zur Herstellung kompletter Rohrsysteme,<br />
zur optionalen Ausstattung für den<br />
individuellen Anwendungsbedarf.<br />
Über die Hydraulikverrohrung und Verbindungssysteme<br />
hinaus besteht gerade<br />
im Maschinenbau immer häufiger Bedarf,<br />
CAD-Daten aus diversen Programmen<br />
online zu verarbeiten oder komplexere<br />
Rohrsysteme zu fertigen. Das ermöglicht<br />
das Unternehmen über leistungsstarke,<br />
einfache und vollautomatische CNC-Maschinen.<br />
Sie lassen sich schnell umrüsten<br />
und können so flexibel eingesetzt werden.<br />
Aufgrund ihres Preis-Leistungs-Verhältnisses<br />
sind sie gut für kleine Stückzahlen und<br />
hohe geometrische Vielfalt einsetzbar. Diese<br />
Rohrbiegemaschinen arbeiten mitarbeiterunabhängig<br />
und können passend zu den<br />
jeweiligen Anforderungen genutzt werden.<br />
Dafür stehen dann entsprechende Schnittstellen<br />
für Verknüpfungen zur Verfügung –<br />
zum CAD und zu Messmaschinen.<br />
Für verbesserte Prozesse und mehr Sicherheit<br />
bei der Produktion entstand bei<br />
transfluid die eigens entwickelte Software<br />
t project. In zwei Ausführungen sorgt sie<br />
für eine kontrollierte Rohrfertigung und die<br />
Verbindungen zu CAD- und Messsystemen,<br />
BDE- oder ERP-Systemen. Damit sind<br />
CNC-Biegemaschinen oder auch Roboterbieger<br />
flexibler im Einsatz. So können beispielsweise<br />
Biegevorgänge vorab getestet,<br />
kollisionsfrei geplant und umgesetzt werden.<br />
Darüber hinaus dokumentieren verschiedene<br />
Ergänzungsmodule komplette Abläufe zur<br />
besseren Prozesskontrolle und verwalten Prozessdaten<br />
der Umformtechnik. Auch beim<br />
Trennen hilft die Software und minimiert hier<br />
den Verschnitt.<br />
Zusätzlich zu seinen Maschinenreihen in<br />
der Biegetechnik bietet transfluid auch separate<br />
Montagemaschinen für Schneidringe<br />
oder Bördelverbindungen. Diese arbeiten axial<br />
oder rollierend für sichere Verbindungen. So<br />
ermöglicht z.B. das Tischkombinationsgerät<br />
HA 642 die Schneidringvormontage und das<br />
Bördeln von Rohren mit einem Durchmesser<br />
zwischen 6 und 42 mm. Auf der Hannover<br />
Messe <strong>2019</strong> stellen die Experten für Rohrbearbeitungsmaschinen<br />
die Vielfalt ihrer Lösung<br />
für Rohre in Halle 21 am Stand H38 vor.<br />
• transfluid Maschinenbau<br />
Mit Kollisionstests vor dem eigentlichen<br />
Biegevorgang sichert die Software t project<br />
zuverlässige Prozesse (Foto: transfluid)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 65<br />
Optimierung komplexer Anlagenprozesse<br />
Datenanalyse bis ins kleinste Detail<br />
für gezielte Prozessoptimierung<br />
Prozessoptimierung leicht gemacht: piaOptimum ist eine Applikation, die Engpässe in komplex verketteten<br />
Anlagen ermittelt und dank größtmöglicher Datentransparenz die schnelle und nachhaltige Optimierung der<br />
Produktionseffizienz ermöglicht. Dabei kann sowohl die Leistung von Einzelstationen und Linienabschnitten<br />
als auch der Gesamtanlage für die Optimierung in den Blick genommen werden.<br />
Dank der Kleinteiligkeit der Datenanalysen lassen sich Teiltakte aufzeichnen und detailliert auswerten (Foto: PIA Automation)<br />
p<br />
iaOptimum lässt sich flexibel an alle<br />
Arten von Automatisierungsanlagen<br />
anschließen – bei der Erstausstattung<br />
neuer Anlagen und auch als Retrofit- Version<br />
bei bestehenden Produktionslinien. Das Besondere<br />
an der Applikation ist zum einen<br />
die Kleinteiligkeit der Datenanalysen. Neben<br />
Taktzeitanalysen von einzelnen Stationen<br />
ist es auch möglich, bis zu jeder einzelnen<br />
Bewegung Teiltakte und Subbewegungen<br />
aufzuzeichnen und auszuwerten. Sämtliche<br />
Meldungen und Störungen werden mit erfasst.<br />
So lassen sich Prozessergebnisse im<br />
Detail bewerten und Sequenzvergleiche<br />
erstellen. Mit piaOptimum ist mit wenigen<br />
Klicks ersichtlich, an welcher Station und bei<br />
welcher Teilbewegung sich etwas so verändert<br />
hat, dass es Auswirkungen auf die gesamte<br />
Ausbringung hat. Das Tool stellt dazu<br />
eine Vielzahl von Standardanalysen bereit.<br />
Einfache Konfiguration ohne<br />
SPS-Eingriff<br />
Der zweite entscheidende Vorteil gegenüber<br />
anderen Prozessoptimierungslösungen<br />
ist die unkomplizierte Konfiguration<br />
aller gewünschten Datenpunkte über die<br />
Web-Oberfläche der Software. Es sind dazu<br />
keinerlei Anpassungen im SPS-Programm<br />
nötig, sondern piaOptimum ermöglicht eine<br />
absolut flexible Datenanbindung mittels des<br />
OPC-UA-Protokolls. Flexibel sind auch die<br />
Möglichkeiten des Zugriffs: Die Daten können<br />
sowohl vor Ort als auch per Fernwartungszugriff<br />
durch einen Service-Techniker<br />
ausgewertet werden. Die Rohdaten werden<br />
zudem so komprimiert, dass sie über einen<br />
langen Zeitraum gespeichert werden können<br />
und nachvollziehbar bleiben.<br />
Die Funktionalität der Software ist<br />
sehr umfangreich und ermöglicht für unterschiedliche<br />
Zielgruppen spezifische<br />
Daten und Auswertungen – von der Produktionsleitung<br />
über die Instandhaltung<br />
bis hin zu den Anlagenoptimierern. Für<br />
die Fehlerbehebung und damit Prozessoptimierung<br />
steht eine Anlagen-Wissensdatenbank<br />
zur Verfügung, d. h., es lassen<br />
sich Bedienungsanleitungen zu einzelnen<br />
Stationen hinterlegen und eigene Einträge<br />
erstellen.<br />
Der Einsatz von piaOptimum ist an<br />
einzelnen Stationen, Teilbereichen, der<br />
gesamten Anlage oder einem ganzen<br />
Produktionsstandort möglich. Zunächst<br />
können beispielsweise problematische<br />
Stationen ausgestattet werden, um diese<br />
zu überwachen und zu optimieren. Für<br />
die volle Transparenz und die Identifizierung<br />
aller OEE-Verluste – also allem, was<br />
die Gesamtanlageneffektivität reduziert<br />
– empfiehlt es sich, bei der gesamten<br />
Anlage piaOptimum einzusetzen. PIA<br />
Automation bietet dabei umfassenden<br />
Service, vom Aufbau der Montagelinie<br />
über das Analyse-Software-Paket bis hin<br />
zu Optimierungsdienstleistungen (Datadriven<br />
Services) durch das PIA-Analyse-<br />
Team.<br />
• manfred.hall@piagroup.at<br />
Manfred Hall, Knowledge &<br />
Relationship Management,<br />
PIA Automation Austria GmbH,<br />
Grambach/Graz, Österreich<br />
www.piagroup.com<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
66 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
German Resource Research Institute (GERRI)<br />
Netzwerk fordert Stärkung der<br />
Metallurgiekapazitäten in Europa<br />
Ende Februar lud das German Resource Research Institute (GERRI) hochrangige Vertreter aus Politik, Forschung<br />
und Industrie zu einer Diskussionsrunde mit dem Thema „Circular Economy in Europa“ in Brüssel ein. Bei<br />
dem vom deutschen Netzwerk für Ressourcenforschung organisierten Runden Tisch diskutierten die Experten<br />
Herausforderungen und mögliche Lösungen zur Etablierung einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft in Europa.<br />
F<br />
ür GERRI sind Rohstoffe und allen<br />
voran Metalle der Schlüssel für eine<br />
Vielzahl an Hightechanwendungen<br />
und spielen daher eine zentrale Rolle für<br />
die Circular Economy. Um die Versorgung<br />
mit diesen Materialien und Elementen<br />
für die europäische Industrie zu sichern,<br />
fordert das Netzwerk die metallurgischen<br />
Kapazitäten innerhalb Europas zu stärken.<br />
„Die Metallurgie ist eine Schlüsseltechnologie<br />
für die meisten zukunftsorientierten<br />
Anwendungen. Wenn umfassende Aufbereitungskapazität<br />
in Europa vorhanden<br />
ist, ist die Metallurgie in der Lage, sich an<br />
verschiedene Inputströme anzupassen und<br />
alle Metalle zurückzugewinnen“, so Prof. Dr.<br />
Markus Reuter, Direktor des Helmholtz-Instituts<br />
Freiberg für Ressourcentechnologie<br />
am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf<br />
und Koordinator des GERRI-Netzwerks.<br />
„Die Metallurgie ist wie ein lebender Organismus<br />
– sie ist flexibel, agil, robust und<br />
kann sich an neue Gegebenheiten der Gesellschaft<br />
der Zukunft anpassen.”<br />
„Metalle gehören nicht nur zu den wertvollsten<br />
Bestandteilen der meisten Geräte<br />
oder Anwendungen, sie sind darüber hinaus<br />
verantwortlich für deren Funktion. Wenn Europa<br />
erfolgreich die Infrastruktur und regulatorische<br />
Basis schafft, um sie zurückzugewinnen,<br />
sind die Weichen gestellt, dass auch andere<br />
Materialien folgen werden“, ergänzte Prof. Dr.<br />
Rudolf Stauber, Geschäftsführender Leiter<br />
der Fraunhofer-Projektgruppe IWKS, Mitglied<br />
im GERRI-Netzwerk und Recyclingexperte.<br />
„Dies wird im Hinblick auf zukünftige Materialien<br />
sogar noch an Bedeutung gewinnen, da<br />
diese oft eine Kombination neuer Materialien<br />
oder Materialverbünde sind. Angefangen bei<br />
den Metallen kann Europa hier der Wegbereiter<br />
sein, um spezifische Recyclingkriterien<br />
zur direkten Rückgewinnung von Legierungen<br />
und effektiven Abtrennung von Metall-Kunststoff-Verbünden<br />
zu etablieren.”<br />
Um dies zu realisieren, ist ein ganzheitlicher<br />
Ansatz nötig, waren sich alle Teilnehmer<br />
einig. Neben der Technologie, die oft bereits<br />
verfügbar oder in der Endphase der Entwicklung<br />
ist, sind neue Geschäftsmodelle und<br />
Strukturen erforderlich, um die Circular Economy<br />
in Europa Realität werden zu lassen.<br />
Nach Meinung der Experten sind demnach<br />
alle Stakeholder entlang des gesamten Produktlebenszyklus<br />
gefordert – von Designern<br />
über Händler, Verbraucher bis hin zur Politik<br />
und nicht zuletzt der gesamten Gesellschaft.<br />
Die Kreislaufwirtschaft war das Thema<br />
eines Runden Tisches in Brüssel, den das<br />
Rohstoffnetzwerk GERRI organisiert hatte<br />
(Foto: GERRI)<br />
„Solch ein drastischer Wandel braucht natürlich<br />
Zeit. Vor allem Metalle und Rohstoffe unterliegen<br />
hohen Preisschwankungen am Markt,<br />
was Investitionen risikoreich macht”, erklärte<br />
Reinhard Bütikofer, Mitglied des Europäischen<br />
Parlaments und Vorsitzender Europäische Grüne<br />
Partei. Gwenole Cozigou, Director for Industrial<br />
Transformation and Advanced Value Chains<br />
at DG GROW bei der Europäischen Kommission,<br />
ergänzte, dass nicht nur die Industrie allein<br />
diese Risiken tragen könne, sondern ebenfalls<br />
Unterstützung von öffentlicher Seite benötige.<br />
Für Christian Hagelüken, Director EU Government<br />
Affairs bei Umicore, könnte die<br />
Elektromobilität ein Test und Vorbild für einen<br />
langfristigen Masterplan in Europa sein, da<br />
dazu neue Lieferketten und Recyclingketten<br />
aufgebaut werden müssen. Die Digitalisierung<br />
spielt laut Hagelüken ebenfalls eine große<br />
Rolle: Mit der Entwicklung digitaler Tools<br />
und Trackingsysteme für End-of-Life-Produkte<br />
und Materialien durch die gesamte<br />
Re-use- und Recyclingkette hinweg können<br />
Prozesse effizienter gestaltet und Verluste<br />
minimiert werden, schloss Hagelüken.<br />
Als Schlussfolgerung brachte die Diskussion<br />
hervor, dass passende Technologien oft<br />
bereits vorhanden sind. Dennoch muss die<br />
metallurgische Infrastruktur gestärkt werden.<br />
Außerdem müssen neue Geschäftsmodelle<br />
und Marktstrukturen etabliert werden,<br />
was wiederum die Einbeziehung weiterer<br />
Stakeholder in die Diskussion erfordert.<br />
GERRI nimmt sich dieser Herausforderung<br />
an und wird weiterhin das Bewusstsein in<br />
Politik und Industrie zur Erarbeitung eines<br />
Masterplans für die Circular Economy der<br />
Metalle schärfen. So könne die Versorgung<br />
der Wirtschaft in Europa und der Erhalt des<br />
Know-hows im Bereich Rohstoffe langfristig<br />
in Europa gesichert werden.<br />
• Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 67<br />
Innovation Center Additive Manufacturing am Fraunhofer IFAM in Dresden eröffnet<br />
Fraunhofer-Institut bündelt Technologien für<br />
die Additive Fertigung unter einem Dach<br />
Am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Dresden wurde<br />
Anfang März das „Innovation Center Additive Manufacturing“, kurz ICAM, eingeweiht. Hier vereint das<br />
Dresdner Forschungsinstitut verschiedene Technologien für die Additive Fertigung in einer neu errichteten<br />
Technologiehalle, um zukünftig Partnern und Anwendern unter einem Dach vielfältige Möglichkeiten zur<br />
generativen Fertigung von dreidimensionalen Bauteilen demonstrieren zu können.<br />
I<br />
m neueröffneten ICAM finden sich mehrere<br />
Anlagen zum Selektiven Elektronenstrahlschmelzen<br />
(Selective Electron Beam<br />
Melting – SEBM), darunter die Q20plus des<br />
schwedischen Herstellers ARCAM EBM. Dabei<br />
handelt es sich um die Anlage mit dem<br />
größten derzeit verfügbaren Bauraum für<br />
SEBM. Selektives Elektronenstrahlschmelzen<br />
ist ein pulverbasierter Prozess für die generative<br />
Fertigung dreidimensionaler Bauteile. Das<br />
Pulverbett wird schichtweise selektiv durch<br />
den Elektronenstrahl aufgeschmolzen. Für das<br />
Verfahren sind keine zusätzlichen Werkzeuge<br />
oder Formen notwendig und Designs sind nahezu<br />
frei umsetzbar. Ein weiterer Vorteil ist,<br />
dass SEBM besonders rohstoffschonend ist.<br />
Daneben wird in den kommenden Wochen<br />
die sogenannte AMCC-Line (Additive<br />
Manufacturing Complete and Compact) des<br />
Projektpartners Xerion hier aufgebaut, eine<br />
prototypische Fertigungslinie für 3-D-Bauteile<br />
mittels Filamentdruck (Fused Filament Fabrication<br />
– FFF). Während dieses Verfahren für die<br />
generative Fertigung von Kunststoffbauteilen<br />
bekannt ist, erweitert das Fraunhofer IFAM die<br />
Werkstoffpalette nun auf metallische Bauteile,<br />
die bisher nicht möglich waren. Damit ist<br />
ein deutlich größeres Anwendungsspektrum<br />
möglich. Mit dieser entscheidenden Weiterentwicklung<br />
kann das Institut sein langjähriges<br />
Know-how im Bereich der Pulvermetallurgie<br />
in ein bekanntes Verfahren einbringen und so<br />
erprobte Prozesse mit neuen Werkstoffen<br />
kombinieren.<br />
Nicht zuletzt stehen am Fraunhofer IFAM<br />
in Dresden mehrere Anlagen für den dreidimensionalen<br />
Siebdruck von Bauteilen zur Verfügung,<br />
darunter die weltweit modernste im<br />
FuE-Bereich. Bei dieser Weiterentwicklung des<br />
klassischen industriellen Siebdrucks wird eine<br />
auf Metallpulvern basierende Paste schichtweise<br />
übereinander in die dritte Dimension<br />
gedruckt. Im Vergleich zu anderen generativen<br />
Dr. Thomas Weißgärber (l.) und Prof. Dr. Bernd Kieback (r.) eröffnen das Innovation Center<br />
Additive Manufacturing ICAM am Fraunhofer IFAM Dresden (Foto: Fraunhofer IFAM Dresden)<br />
Fertigungsverfahren ermöglicht der dreidimensionale<br />
Siebdruck eine höhere Feinheit und ist<br />
ein echtes Massenfertigungsverfahren. Die<br />
nutzbaren Werkstoffe können hierbei frei im<br />
Bereich der metallischen und keramischen<br />
Werkstoffe gewählt und gegebenenfalls kombiniert<br />
werden.<br />
Ergänzt wird das Portfolio durch den dreidimensionalen<br />
Schablonendruck. Im Unterschied<br />
zum Siebdruck werden statt des Drucksiebes<br />
strukturierte Metallfolien zur Bauteilgenerierung<br />
genutzt. Vorteile des 3-D-Schablonendruckes<br />
gegenüber dem 3-D-Siebdruck liegen in<br />
der potenziell besseren Oberflächengüte und<br />
einer erhöhten Schichtdicke.<br />
Mit der Eröffnung des Innovation Center<br />
Additive Manufacturing hat das Fraunhofer<br />
IFAM Dresden den erfolgreichen Entwicklungen<br />
des Institutes im Bereich des Additive<br />
Manufacturing in den letzten Jahren Rechnung<br />
getragen und baut seine Kompetenz im<br />
Bereich der Additiven Fertigung weiter aus.<br />
Durch die verschiedenen Technologien an einem<br />
Ort können passgenaue Lösungen für<br />
die unterschiedlichsten Fragestellungen aus<br />
einer Hand angeboten werden. Das Institut<br />
bietet Partnern aus Industrie und Forschung<br />
vielfältige Entwicklungsleistungen vom Pulver<br />
bis zum Bauteil, z.B. in Form von Machbarkeitsstudien,<br />
der Bewertung von Pulvern für<br />
die Additive Fertigung und der Qualifizierung<br />
neuer Werkstoffe. Weiterhin ist die Bauteilentwicklung<br />
Bestandteil des Angebotes.<br />
Gemeinsam mit dem Fraunhofer IFAM<br />
am Standort Bremen, das zusätzlich die Additiven<br />
Fertigungstechnologien Metal Binder<br />
Jetting und Laser Beam Melting im Portfolio<br />
hat, verfügt das Fraunhofer IFAM damit über<br />
eine der umfangreichsten Technologiepaletten<br />
im Bereich Additive Manufacturing für<br />
Metalle.<br />
• Fraunhofer IFAM<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
68 | WIRTSCHAFT<br />
Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Stahl“<br />
Die Stahlbranche steht vor großen<br />
Herausforderungen<br />
Fast 200 Teilnehmer trafen sich am 20. und 21. März in Düsseldorf zur Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft<br />
Stahl“. Die Konferenz, die als eine der hochkarätigsten Veranstaltungen der Stahlbranche in Deutschland gilt,<br />
stand in diesem Jahr unter dem Motto „Aufbruch in eine neue Ära“.<br />
D<br />
ie gegenwärtigen Rahmenbedingungen<br />
der Stahlbranche sind geprägt<br />
durch Handelskonflikte mit den<br />
USA, Überkapazitäten in China und nicht<br />
zuletzt durch europäische Bemühungen um<br />
eine Wirtschaft, die künftig mit immer weniger<br />
fossilen Energieträgern auskommt. Die<br />
energieintensive Stahlindustrie und mit ihr<br />
die wichtigsten stahlverarbeitenden Industriezweige,<br />
allen voran der Automobilbau,<br />
stehen somit in einem Spannungsfeld voller<br />
großer Herausforderungen. An den beiden<br />
sonnigen Vorfrühlingstagen im März verspürte<br />
man auf der Tagung dennoch viel Optimismus,<br />
dass der „Aufbruch in eine neue<br />
Ära“ gelingen kann. Handelsblatt-Redakteur<br />
Kevin Knitterscheidt und Branchenanalyst<br />
Martin Wocher gaben der Tagung durch ihre<br />
dynamische Moderation zusätzliche Impulse<br />
und einen unternehmerischen Esprit.<br />
Europäischer Welthandel: Die<br />
Handelsströme der Zukunft<br />
Erstes Highlight der Handelsblatt Jahrestagung<br />
war die Eröffnungskeynote von Hans<br />
Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl. Er legte seinen Fokus<br />
auf den Klimaschutz, die interkontinentalen<br />
Schwierigkeiten innerhalb der Stahlbranche<br />
und die Globalisierung.<br />
„Die (deutsche und europäische) Stahlindustrie<br />
bekennt sich zum Klimaabkommen<br />
in Paris. Aber anders als bisher vermutet,<br />
sind die Stahlmärkte immer noch weit entfernt<br />
von einem level playing field“, sagt<br />
Gesprächsrunde (v.l.) mit Dr. Henrik Adam, Kevin Knitterscheidt, Gabriel J. Felbermayr und<br />
Simon Zellberger (Foto: Willi Nothers/Euroforum)<br />
Hans Jürgen Kerkhoff. Die Stahlindustrie<br />
bemüht sich immer, mit Ressourcen so<br />
sparsam wie möglich umzugehen. Das<br />
Recycling des Stahls ist einzigartig und ein<br />
Beispiel für nachhaltige Kreislaufwirtschaft.<br />
Mit der Industrialisierung und Globalisierung<br />
haben die Rohstahlkapazitäten besonders<br />
in China in den letzten Jahrzehnten<br />
zugelegt. Das hat zu Verwerfungen im internationalen<br />
Handel geführt. Deshalb wurde<br />
2006, sehr erfolgreich, das G20-Forum zu<br />
Stahlüberkapazitäten ins Leben gerufen.<br />
Die Wirtschaftsvereinigung Stahl tritt für die<br />
Fortsetzung dieses Forums ein, weil es eine<br />
wichtige Plattform für Gespräche bietet in<br />
einer Zeit zunehmender Handelskonflikte.<br />
Ein erhebliches Risiko für die Stahlindustrie<br />
ind Deutschland ist der Kurs des US-Präsidenten<br />
im Handelsbereich. Die Erhebung<br />
eines pauschalen Zolls von 25 % auf nahezu<br />
alle Stahlimporte im Rahmen von „US Section<br />
232“ stellt einen protektionistischen<br />
Eingriff in den Handel dar. Dabei sei das<br />
einzige Ziel der US-Regierung, der eigenen<br />
Stahlindustrie Wettbewerbsvorteile gegenüber<br />
den Stahlindustrien der anderen Länder<br />
zu verschaffen. Durch diese Marktabschottung<br />
hat die EU eine Verschlechterung<br />
beim Außenhandel hinnehmen müssen.<br />
Die EU-Mitgliedstaaten mussten auf die<br />
Einfuhrzölle der USA reagieren und haben<br />
inzwischen endgültige Schutzmaßnahmen<br />
beschlossen. Ziel dieser Maßnahmen ist es,<br />
Verwerfungen im internationalen Stahlhandel<br />
einzugrenzen. Denn mittlerweile konzentrieren<br />
Anbieter aus vielen Regionen der<br />
Welt ihre Lieferungen auf die Europäische<br />
Union. Im Vergleich zu 2017 stiegen die<br />
Stahleinfuhren in die EU im vergangenen<br />
Jahr um 10 %. Im Gegensatz dazu sanken<br />
die Stahlimporte der USA um 13 %.<br />
Die Zunahme von protektionistischen<br />
Interventionen im globalen Stahlhandel<br />
unterstrich auch Prof. Gabriel J. Felbermayr,<br />
PhD, Leiter des ifo Zentrums für Außen-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
WIRTSCHAFT | 69<br />
wirtschaft, Kiel. Die Auswirkungen der von<br />
den USA initiierten Zölle bezeichnete er als<br />
Protektionismus-Karussell, das weiter an<br />
Fahrt aufnimmt. In der anschließenden Gesprächsrunde<br />
mit Dr. Henrik Adam, Chief<br />
Commercial Officer bei Tata Steel Europe,<br />
Prof. Gabriel J. Felbermayr und Mag. Simon<br />
Zeilberger, Kaufmännischer Geschäftsführer<br />
bei Lech Stahlwerke GmbH, moderiert<br />
von Kevin Knitterscheidt, wurden diese<br />
Themen vertieft und Fragen der Besucher<br />
beantwortet.<br />
Alexander Lück, Vertriebsleiter bei VNG<br />
Handel & Vertrieb GmbH, gewährte einen<br />
Einblick in die globalen Energiemärkte, den<br />
internationalen Handel mit Energieträgern<br />
und deren Bedeutung für die Volkswirtschaft<br />
und die Industrieunternehmen. Unter den<br />
fossilen Energieträgern gewinnt verflüssigtes<br />
Erdgas (LNG) an Bedeutung, allerdings<br />
mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen in<br />
den verschieden Regionen der Welt.<br />
Drei Diskussionsrunden an Ländertischen<br />
bildeten den Abschluss dieses ersten<br />
Teils der Tagung. Prof. Dr. Ralph Michael<br />
Wrobel, Professor für Volkswirtschaftslehre<br />
an der Westsächsischen Hochschule<br />
Zwickau leitete die Diskussion über die<br />
Stahlproduktion in China und hinterfragte,<br />
ob ein „ruinöser Wettbewerb“ auch Chancen<br />
oder nur Risiken für Europa in sich birgt.<br />
Dr. Theocharis Grigoriadis, Juniorprofessor<br />
und stellvertretender Direktor des Osteuropa-Institutes<br />
an der Freien Universität<br />
in Berlin, moderierte die Diskussion über<br />
die Herausforderungen und Perspektiven<br />
durch russischen Stahl. „Yes, Turkish steel<br />
is a thing!“ war das Thema des dritten<br />
Gesprächskreises unter Leitung von Frank<br />
Kaiser, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
der Deutsch-Türkischen Industrie- und<br />
Handelskammer.<br />
Innovation now:<br />
Digitalisierungstrends<br />
Der Nachmittag des ersten Konferenztages<br />
widmete sich den Antworten und Lösungsansätzen,<br />
mit denen die Stahlbranche den<br />
vorher diskutierten Herausforderungen begegnet.<br />
E-Commerce ist dabei ein großes<br />
Thema. Dr. Henrik Adam, Chief Commercial<br />
Officer bei Tata Steel Europe, gewährte Einblicke<br />
in die Prozesse des Unternehmens.<br />
So können Kundenbedarfe mithilfe von Algorithmen<br />
vorhergesagt werden. Trotz des<br />
positiven Feedbacks seitens der Kunden<br />
wird dieser Prozess den Menschen nicht<br />
ganz ersetzen können.<br />
Eröffnungskeynote durch Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl (Foto: Willi Nothers/Euroforum)<br />
XOM Materials ist ein neuer digitaler<br />
Online-Marktplatz für verschiedenste<br />
Stahlprodukte, gegründet von Klöckner<br />
& Co. SE. Gisbert Rühl, Vorsitzender des<br />
Vorstandes hat das Geschäftsmodell vorgestellt.<br />
Bei XOM Materials bieten nicht<br />
nur Klöckner selbst, sondern auch andere<br />
Marktteilnehmer ihre Produkte zum Verkauf<br />
an. In Zeiten der Digitalisierung ist es<br />
wichtig, solch einen offenen Marktplatz für<br />
die Kunden zu schaffen. XOM Materials hat<br />
sich gut im Markt positioniert und ist in 14<br />
Ländern aktiv.<br />
Digitalisierung ist eines der wichtigsten<br />
strategischen Unternehmensziele<br />
beim Anlagenhersteller SMS group, wie<br />
Prof. Dr.-Ing. Katja Windt, Mitglied der Geschäftsführung<br />
eindrucksvoll erläuterte. Mit<br />
künstlicher Intelligenz und eigenem Knowhow<br />
setzt das Unternehmen ganz auf digitale<br />
Produkte und Anwendungen. Ein Beispiel<br />
ist die Prozesskette für das additive Verfahren<br />
(3-D-Druck auf Basis von Metallpulver),<br />
mit der sich innovative Produkte entwickeln<br />
lassen. Die digitale Lösung für die Prozesskette,<br />
die auf die 3-D-Produkte abzielt, beginnt<br />
bei der metallurgischen Erzeugung<br />
des Pulvers und bietet viel Potenzial für<br />
die Anlagen- und Prozessoptimierung. Die<br />
SMS group fokusiert sich ausdrücklich auf<br />
die digitalen Technologien zur Effizienzoptimierung<br />
entlang der gesamten Lieferkette<br />
in der Stahlerzeugung.<br />
Mit digital vernetzter Produktion will<br />
Georgsmarienhütte Holding GmbH das<br />
Innovationspotenzial in der Stahlproduktion<br />
erschließen, wie Frank Koch, Vorsitzender<br />
der Geschäftsleitung ausführte. Data<br />
Management in der Wertschöpfungskette<br />
unterstützt die innovative Umsetzung von<br />
Prozessen, Produkten und Geschäftsmodellen.<br />
Die Devise lautet: „Handeln wie ein<br />
Startup, ohne Angst vorm Scheitern.“<br />
Herausforderungen durch<br />
E-Mobility und Dekarbonisierung<br />
Den zweiten Konferenztag eröffnete Anke<br />
Rehlinger, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit,<br />
Energie und Verkehr und stellvertretende<br />
Ministerpräsidentin des Saarlandes, mit<br />
einer Keynote „Stahl stärken, Zukunft<br />
sichern“. Die Herausforderungen an die<br />
Stahl industrie sind in den zurückliegenden<br />
zwei Jahren noch größer geworden.<br />
Vor einem halben Jahr wurde eine Stahlallianz<br />
gegründet, um einen strukturierten<br />
Arbeitsprozess aufzusetzen. Für effektiven<br />
Klimaschutz sind Innovationen und Investitionen<br />
zwingend notwendig. Handelsschutzmaßnahmen<br />
gegen Dumping, Umleitung<br />
von Handelsströmen und unangemessene<br />
finanzielle Belastungen sollen helfen, die<br />
Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten<br />
und Investitionssicherheit für den Stahlstandort<br />
zu gewährleisten.<br />
Die politischen und technologischen<br />
Herausforderungen für die Stahlindustrie<br />
standen im Mittelpunkt der moderierten<br />
Diskussion mit Anke Rehlinger und Andreas<br />
J. Goss, Vorsitzender des Vorstandes bei<br />
thyssenkrupp Steel Europe AG. Beide waren<br />
sich einig, dass der Stahlgipfel eine<br />
wichtige Initiative ist, um komplexe Fragen<br />
und Ziele der Wertschöpfungskette<br />
zu kommunizieren. Gesellschaftliche He-<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
70 | WIRTSCHAFT<br />
Kevin Knitterscheidt im Doppelinterview mit der saarländischen Wirtschaftsministerin<br />
Anke Rehlinger (links) und thyssenkrupp Steel CEO Andreas Goss (rechts)<br />
(Foto: Willi Nothers/Euroforum)<br />
rausforderung, wie E-Mobilität, sind ohne<br />
Stahl nicht lösbar.<br />
Das Thema Elektromobilität wurde in<br />
zwei Vorträgen weiter vertieft. Mag. Wolfgang<br />
Mitterdorfer, Mitglied des Vorstandes<br />
bei voestalpine Steel Division und Dr. Jan<br />
Kleibrink, Head of Economic Analysis bei<br />
Handelsblatt Research Institute stellten<br />
eine Studie vor, in der die Rolle von Stahl für<br />
die Elektromobilität untersucht wurde. Paul<br />
Brettnacher, Member of the Management<br />
Committee bei ArcelorMittal Automotive,<br />
beschrieb sieben Megatrends, die in sehr<br />
kurzer Zeit zu großen Veränderungen in<br />
der Branche führen werden. Dazu gehören<br />
unter anderem: CO 2<br />
-Reduzierungen,<br />
bedeutende neue Technologien und das<br />
autonome Fahren.<br />
Die Vision einer CO 2<br />
-freien Stahlproduktion<br />
wurde aus Sicht der Stahlindustrie<br />
beleuchtet. Arnd Köfler, Mitglied<br />
des Vorstandes der thyssenkrupp Steel<br />
Europe AG berichtete von dem Ziel, die<br />
CO 2<br />
-Emissionen bei der Herstellung von<br />
Stahl um 80 % zu verringern. Mit dem Projekt<br />
Carbon2Chem, das 2015 gestartet wurde,<br />
wird die Stahlproduktion nachhaltiger. In<br />
den nächsten 30 Jahren ist eine Umstellung<br />
der Produktionsverfahren erforderlich. Ab<br />
2030 soll eine weitere Direktreduktionsanlage<br />
aufgebaut werden, wobei Wasserstoff<br />
als Reduktionsmittel eingesetzt<br />
wird. Das produzierte DRI soll in Elektrolichtbogenöfen<br />
zu Stahl verarbeitet werden.<br />
Diese Prozessroute ist entscheidend<br />
zur Verminderung des CO 2<br />
-Ausstoßes bei<br />
der Stahlherstellung. Allerdings sind dazu<br />
wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen<br />
für eine Wasserstoffstrategie erforderlich.<br />
Ähnliche Ziele verfolgt die Salzgitter<br />
AG mit dem Projekt SALCOS, wie Dr.-Ing.<br />
Dipl.-Phys. Volker Hille, Leiter Corporate<br />
Technology, erläuterte. Auch bei diesem<br />
Projekt besteht die Vision darin, bis 2050 die<br />
CO 2<br />
-Emissionen um über 80 % zu senken,<br />
was mit einer Umstellung der Produktionsverfahren<br />
einher gehen soll.<br />
Die Roundtable-Diskussionsrunden des<br />
zweiten Konferenztages beschäftigten sich<br />
mit einem breiten Themenspektrum, das<br />
von der Energiebeschaffung der Industrie<br />
über die Agilität beim Stahleinkauf bis hin<br />
zur Ressource Stahlschrott reichte. Den<br />
Abschluss bildeten Vorträge über das Potenzial<br />
von Industrial Analytics – künstlicher<br />
Intelligenz in Verbindung mit Big Data in<br />
der Industrie sowie über Ansätze und<br />
Vorgehensweise zur Category Creation –<br />
Marktkategorien, die es bis vor ein paar<br />
Jahren noch gar nicht gab.<br />
Zusammenfassend wurde auf der Handelsblatt<br />
Jahrestagung deutlich, dass die<br />
Stahlbranche vernetzt und digital in eine<br />
neue Ära aufbricht, in der Agilität als Erfolgsfaktor<br />
gilt. Die Stahlbranche sieht sich mit<br />
gravierenden wirtschaftlichen, politischen<br />
und technologischen Herausforderungen<br />
konfrontiert. Es gilt, sich auf diese Herausforderungen<br />
einzustellen und Strategien für<br />
die Unternehmen zu entwickeln. Mithilfe<br />
agiler Prozesse vollziehen bereits heute<br />
Unternehmen die erfolgreiche Transformation<br />
hin zu einer vernetzten und digitalen<br />
Struktur.<br />
Saarlands Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sieht Handlungsbedarf, um Stahl zu stärken<br />
und die Zukunft zu sichern (Foto: Willi Nothers/Euroforum)<br />
• Hara Paliokosta<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
WIRTSCHAFT | 71<br />
Die wirtschaftliche Lage im März <strong>2019</strong><br />
Die deutsche Wirtschaft ist verhalten in das Jahr <strong>2019</strong> gestartet. Dies<br />
gilt insbesondere für die Industrie, deren Produktion sich im Januar<br />
deutlich verringerte. Auch die Auftragseingänge und Stimmungsindikatoren<br />
für die Industrie sind rückläufig. Insofern dürfte sich die<br />
Schwächephase in der Industrie angesichts einer schleppenden<br />
Auslandsnachfrage fortsetzen. In den übrigen Wirtschaftsbereichen,<br />
insbesondere in den meisten Dienstleistungsbereichen, dürfte sich<br />
das Wachstum hingegen fortsetzen. Dies wurde durch die bis zuletzt<br />
deutliche Zunahme der Beschäftigung insbesondere in den Dienstleistungszweigen<br />
unterstrichen. Die deutsche Wirtschaft wird sich weiter<br />
in dem Spannungsfeld zwischen einer schwachen Industriekonjunktur<br />
und prosperierenden Dienstleistern bewegen. Das Bruttoinlandsprodukt<br />
dürfte daher im ersten Quartal allenfalls moderat zunehmen. Im<br />
zweiten Halbjahr 2018 hatte sich die deutsche Wirtschaft mehr oder<br />
weniger seitwärts bewegt. Die inländische Nachfrage hatte nur verhalten<br />
expandiert. Das Wachstum wurde zusätzlich durch die negativen<br />
Vorratsinvestitionen belastet. Die Exporte hatten sich im vierten Quartal<br />
etwas erholt, aufgrund der ebenfalls deutlich steigenden Importe<br />
ergaben sich von der Außenwirtschaft aber keine Wachstumsimpulse.<br />
Die weltwirtschaftlichen Impulse fallen derzeit gedämpft aus.<br />
Sowohl bei der industriellen Erzeugung als auch beim Welthandel<br />
war zum Jahresende eine verlangsamte Entwicklung zu beobachten.<br />
Zuletzt, Stand Dezember 2018, gingen sie sogar etwas<br />
zurück. Der Stimmungsindikator IHS Markit PMI für die globale<br />
Industrie lag im Februar <strong>2019</strong> auf dem niedrigsten Stand seit Juni<br />
2016. Auch der ifo Index zum Weltwirtschaftsklima gab für das<br />
erste Quartal <strong>2019</strong> eine eingetrübte Stimmung, insbesondere<br />
für die entwickelten Volkswirtschaften, wieder. Angesichts der<br />
Indikatoren und der derzeitigen Ballung globaler Risiken gehen<br />
die internationalen Organisationen in ihren letzten Prognosen von<br />
einer weniger dynamischen, aber weiterhin aufwärtsgerichteten<br />
Entwicklung der globalen Wirtschaft aus.<br />
• Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />
Welt: Rohstahlerzeugung Januar <strong>2019</strong><br />
Land Erzeugung im Gesamterzeugung<br />
Januar Veränd. Jan.-Jan. Veränd.<br />
<strong>2019</strong> 19/18 <strong>2019</strong> 19/18<br />
1.000 t % 1.000 t %<br />
Österreich 685 + 4,1 685 + 4,1<br />
Belgien 570 S − 9,2 570 − 9,2<br />
Bulgarien 55 S + 0,2 55 + 0,2<br />
Kroatien 15 S + 178,8 15 + 178,8<br />
Tschechische Republik 440 + 1,2 440 + 1,2<br />
Finnland 315 S − 16,2 315 − 16,2<br />
Frankreich 1.238 − 9,7 1.238 − 9,7<br />
Deutschland 3.410 S − 7,2 3.410 − 7,2<br />
Griechenland 135 S + 6,3 135 + 6,3<br />
Ungarn 156 + 0,6 156 + 0,6<br />
Italien 1.959 − 3,6 1.959 − 3,6<br />
Luxemburg 170 S − 10,4 170 − 10,4<br />
Niederlande 617 + 5,1 617 + 5,1<br />
Polen 890 S − 2,1 890 − 2,1<br />
Slowenien 58 − 1,8 58 − 1,8<br />
Spanien 1.180 + 5,9 1.180 + 5,9<br />
Schweden 448 − 2,7 448 − 2,7<br />
Großbritannien 520 S − 11,2 520 − 11,2<br />
Andere EU-Länder (28) 940 S + 6,8 940 + 6,8<br />
Europäische Union (28) 13.802 − 3,5 13.802 − 3,5<br />
Bosnien-Herzegowina 80 S + 8,9 80 + 8,9<br />
Mazedonien 18 − 28,1 18 − 28,1<br />
Norwegen 60 + 11,4 60 + 11,4<br />
Serbien 176 − 0,7 176 − 0,7<br />
Türkei 2.565 − 19,5 2.565 − 19,5<br />
Anderes Europa 2.900 − 17,6 2.900 − 17,6<br />
Weißrussland 220 S + 2,3 220 + 2,3<br />
Kasachstan 360 S − 5,5 360 − 5,5<br />
Moldawien 40 S + 25,0 40 + 25,0<br />
Russland 5.790 S − 4,5 5.790 − 4,5<br />
Ukraine 1.850 − 4,9 1.850 − 4,9<br />
Usbekistan 60 S + 13,2 60 + 13,2<br />
G.U.S. 8.320 − 4,3 8.320 − 4,3<br />
Kanada 1.150 S + 0,9 1.150 + 0,9<br />
Kuba 20 S + 8,9 20 + 8,9<br />
El Salvador 10 S + 21,4 10 + 21,4<br />
Guatemala 25 S − 2,0 25 − 2,0<br />
Mexiko 1.660 S − 3,2 1.660 − 3,2<br />
Vereinigte Staaten 7.647 + 11,0 7.647 + 11,0<br />
Argentinien 371 + 7,9 371 + 7,9<br />
Brasilien 2.933 + 2,3 2.933 + 2,3<br />
Chile 90 S − 2,4 90 − 2,4<br />
Kolumbien 90 S + 2,3 90 + 2,3<br />
Ekuador 50 S + 2,3 50 + 2,3<br />
Paraguay 3 S + 44,2 3 + 44,2<br />
Peru 100 S + 0,4 100 + 0,4<br />
Land Erzeugung im Gesamterzeugung<br />
Januar Veränd. Jan.-Jan. Veränd.<br />
<strong>2019</strong> 19/18 <strong>2019</strong> 19/18<br />
1.000 t % 1.000 t %<br />
Uruguay 5 S − 19,7 5 − 19,7<br />
Venezuela 5 S − 54,5 5 − 54,5<br />
Ägypten 670 S + 0,6 670 + 0,6<br />
Libyen 29 − 39,5 29 − 39,5<br />
Südafrika 521 S − 9,6 521 − 9,6<br />
Iran 2.230 S − 2,6 2.230 − 2,6<br />
Katar 221 − 5,0 221 − 5,0<br />
Saudi-Arabien 470 S + 11,1 470 + 11,1<br />
Ver. Arab. Emirate 3<strong>04</strong> + 8,1 3<strong>04</strong> + 8,1<br />
China 75.013 S + 4,3 75.013 + 4,3<br />
Indien 9.180 − 1,9 9.180 − 1,9<br />
Japan 8.141 − 9,8 8.141 − 9,8<br />
Südkorea 6.211 − 1,5 6.211 − 1,5<br />
Pakistan 280 S − 34,9 280 − 34,9<br />
Taiwan 2.010 S + 10,4 2.010 + 10,4<br />
Thailand 300 S − 18,3 300 − 18,3<br />
Vietnam 1.420 + 35,2 1.420 + 35,2<br />
Australien 468 − 5,1 468 − 5,1<br />
Neuseeland 56 − 6,3 56 − 6,3<br />
Alle 64 Länder 146.705 + 1,0 146.705 + 1,0<br />
S: Schätzung; Nach: worldsteel, Brüssel<br />
Die Rohstahlproduktion in Deutschland ist schwach in das neue<br />
Jahr gestartet. Im Januar <strong>2019</strong> belief sich das Minus auf 6 %<br />
gegenüber dem Vorjahresmonat. Ursächlich war vor allem der<br />
deutliche Rückgang der Elektrostahlerzeugung.<br />
Deutschland: Stahlproduktion Januar <strong>2019</strong><br />
Erzeugung im Gesamterzeugung<br />
Januar Veränd. Jan.-Jan. Veränd.<br />
<strong>2019</strong> 19/18 <strong>2019</strong> 19/18<br />
1.000 t % 1.000 t %<br />
Rohstahl gesamt 3.455 - 6,0 3.455 - 6,0<br />
Oxygenstahl 2.549 - 3,0 2.549 - 3,0<br />
Elektrostahl 906 - 13,6 906 - 13,6<br />
Roheisen 2.335 - 3,1 2.335 - 3,1<br />
Warmgewalzte Stahlerzeugn. 2.886 - 7,6 2.886 - 7,6<br />
Nach: Wirtschaftsvereinigung Stahl, Düsseldorf<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
72 | <strong>STAHL</strong>HANDEL<br />
Stahlhandel wird digital<br />
Klöckner & Co steigert Anteil des<br />
digitalen Umsatzes auf 25 Prozent<br />
Im Geschäftsjahr 2018 konnte die Klöckner & Co SE ihr operatives Ergebnis (Ebitda) bei einem erwirtschafteten<br />
Umsatz von 6,8 Mrd. € auf 227 Mio. € (2017: 220 Mio. €) steigern. Das Konzernergebnis lag mit 69 Mio. € zwar<br />
unterhalb des Vorjahreswertes von 102 Mio. €, dennoch wollen die Duisburger für das Geschäftsjahr 2018 ihren<br />
Aktionären wie im Vorjahr eine Dividende von 30 Cent je Aktie zahlen.<br />
Gisbert Rühl, Vorsitzender des<br />
Vorstands der Klöckner & Co SE<br />
(Foto: Klöckner & Co)<br />
B<br />
ei der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf<br />
erklärte Klöckner-Chef Gisbert<br />
Rühl, dass man sich mit dem Ergebnis<br />
noch nicht zufriedengebe. Im Rahmen<br />
der Unternehmensstrategie „Klöckner &<br />
Co 2022“ wolle man durchaus mehr erreichen.<br />
Dabei nannte er die Digitalisierung<br />
der Liefer- und Leistungskette, bei der sein<br />
Unternehmen erneut klare Fortschritte gemacht<br />
habe. „Die von unserem eigenen<br />
Competence Center kloeckner.i entwickelten<br />
Onlineshops sind mittlerweile in<br />
sechs Ländern live geschaltet und wurden<br />
im vergangenen Jahr zu Onlinemarktplätzen<br />
weiterentwickelt. Das bedeutet, dass wir<br />
auf diesem Wege nicht mehr nur unsere<br />
eigenen Produkte verkaufen, sondern auch<br />
komplementäre Produkte von derzeit bereits<br />
rd. 30 Drittanbietern. Damit können<br />
Klöckner-Kunden auf ein deutlich breiteres<br />
Spektrum an Stahl- und Metallprodukten zugreifen,<br />
ohne dass wir in die Verbreiterung<br />
unseres Angebots investieren müssen.“<br />
Der über digitale Kanäle erzielte Umsatzanteil<br />
konnte in immer schneller werdendem<br />
Tempo auf 25 % im vierten Quartal<br />
2018 (Q4 2017: 17 %) gesteigert werden.<br />
Auf Anfrage erklärte Gisbert Rühl dazu, dass<br />
man sich im laufenden Jahr eine weitere<br />
Steigerung des digitalen Umsatzes auf<br />
32 % zum Ziel gesetzt habe. kloeckner.i<br />
in Berlin verfügt mittlerweile über rd. 90<br />
Beschäftigte. In dem Unternehmen treibt<br />
man inzwischen nicht nur die Digitalisierung<br />
des Klöckner & Co-Konzerns weiter voran,<br />
sondern berät seit Jahresbeginn <strong>2019</strong> auch<br />
ausgewählte externe Unternehmen.<br />
XOM Materials öffnet sich<br />
auch für Wettbewerber<br />
„Bei unserer Industrieplattform XOM Materials<br />
sind wir noch einen Schritt weiter<br />
gegangen: Im Gegensatz zu den Klöckner-Marktplätzen<br />
steht diese Plattform<br />
auch unseren direkten Wettbewerbern<br />
offen. Das ist zweifellos ein ungewöhnlicher<br />
Schritt und Sie werden sich fragen,<br />
warum wir das machen. Warum bietet<br />
Klöckner & Co zusätzlich zu seinen Klöckner-Marktplätzen<br />
eine Plattform an, die<br />
unsere Wettbewerber nutzen können?<br />
Nun, wir machen das, weil wir konsequent<br />
auch wie unsere Kunden denken. Wenn<br />
diese bestimmte Produkte oder spezielle<br />
Anarbeitungsservices von Klöckner kaufen<br />
möchten, sind sie mit unserem digitalen<br />
Klöckner-Marktplatz bestens bedient. Was<br />
aber, wenn unsere Kunden bei Standardprodukten<br />
Preise vergleichen möchten? In<br />
dem Fall werden sie bei XOM Materials<br />
besser bedient als anderswo, da sie hier<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>STAHL</strong>HANDEL | 73<br />
Kommissionieren von Stabstahl (Foto: Klöckner & Co)<br />
über einen digitalen Zugang Angebote von<br />
beliebig vielen Distributoren erhalten. Besser<br />
und effizienter geht es nicht.“<br />
Laut Rühl war man bei Klöckner & Co von<br />
Anfang an davon überzeugt, dass beides,<br />
die Klöckner-Marktplätze und XOM Materials,<br />
einen hohen Kundennutzen bietet. Einerseits<br />
werde mit der Implementierung<br />
von XOM Materials im Februar 2018 die<br />
Digitalisierung vorangetrieben und außerdem<br />
erschließe man sich mit diesem Schritt<br />
neue Geschäftsfelder. Zum Ende letzten<br />
Jahres habe Klöckner & Co bereits Transaktionen<br />
von mehr als 5 Mio. € über XOM<br />
Materials getätigt.<br />
Da das Interesse an XOM Materials<br />
sehr groß ist, hat sich Klöckner & Co<br />
entschlossen, ein Viertel der Anteile an<br />
Investoren abzugeben. Laut Rühl steht die<br />
erste Finanzierungsrunde kurz vor dem<br />
Abschluss. Die Duisburger erhoffen sich<br />
damit, die Kosten für die Digitalisierung<br />
decken zu können. In den nächsten zwei<br />
Jahren würde Klöckner & Co auch die<br />
Mehrheit an der Plattform abgeben. Auf<br />
lange Sicht sei für XOM auch ein Börsengang<br />
denkbar. Es sei nicht abwegig,<br />
Prognose für das Geschäftsjahr <strong>2019</strong><br />
Klöckner & Co erwartet im Jahr <strong>2019</strong> für die wesentlichen Absatzmärkte<br />
in Europa und den USA ein überwiegend leichtes Wachstum der realen<br />
Stahlnachfrage und einen entsprechenden Anstieg des Konzernabsatzes.<br />
Für den Umsatz wird – insbesondere vor dem Hintergrund der getätigten<br />
Erweiterungsinvestitionen und eines im Vergleich zum Vorjahr insgesamt<br />
höher erwarteten Stahlpreisniveaus – hingegen ein deutliches Wachstum<br />
prognostiziert. Beim operativen Ergebnis (Ebitda) rechnet Klöckner &<br />
Co unter Berücksichtigung des neuen Standards IFRS 16 (Leasing) mit<br />
einem leichten Anstieg – trotz im Gegensatz zum Vorjahr voraussichtlich<br />
ausbleibender positiver Preiseffekte in den USA.<br />
dass XOM Materials eines Tages höher<br />
bewertet werde als Klöckner.<br />
Aufgrund der umfassenden Erfahrungen<br />
mit digitalen Transformationen bietet<br />
kloeckner.i ab <strong>2019</strong> auch Beratungsdienstleistungen<br />
für externe Unternehmen an<br />
(<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> berichtete in der<br />
März-Ausgabe, 1/<strong>2019</strong>, S. 77). Auch dies<br />
ist für ein traditionelles Unternehmen sicherlich<br />
nicht alltäglich. „Ungewöhnliche<br />
Schritte sind notwendig, um Klöckner &<br />
Co und unseren Aktienkurs weniger<br />
abhängig von konjunkturellen Entwicklungen<br />
zu machen“, erklärte Rühl zum<br />
Abschluss.<br />
• Klöckner & Co<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
74 | <strong>STAHL</strong>HANDEL<br />
Neue Studie des Fraunhofer IPA<br />
Digitalisierung im Stahl- und Metallhandel<br />
– Stand, Bedarfe und Anwendungen<br />
Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart stellt in einer Studie den<br />
aktuellen Stand und künftige Bedarfe sowie Ansätze zur Digitalisierung und Industrie-4.0-Anwendungen im<br />
Metall- und Stahlhandel zusammen.<br />
K<br />
erngeschäft des Metall- und Stahlhandels<br />
ist neben dem Handel auch der Zuschnitt<br />
und die Anarbeitung von Halbzeugen. Bei<br />
Letzterem finden weitere einfache Fertigungsschritte<br />
wie beispielsweise Bohren, Anfasen<br />
oder Planfräsen statt. Der moderne Stahl- und<br />
Metallhandel wird damit immer mehr aktiver<br />
Teil der Wertschöpfungskette, wobei er sich mit<br />
steigenden Anforderungen auseinandersetzen<br />
muss. Industrie-4.0-Anwendungen und digitale<br />
Produkte können dabei unterstützen.<br />
Die befragten Unternehmen konzentrieren<br />
sich bei der Integration dieser Anwendungen<br />
auf bestimmte Anforderungen: Datenauswertung,<br />
Transparenz und Echtzeitfähigkeit von<br />
Systemen sind besonders wichtig, während<br />
Flexibilität in den Produktionsstrukturen, Vernetzung<br />
von Produktionsmitteln und Dezentralisierung<br />
von Informationsspeicherung eher<br />
in den Hintergrund rücken.<br />
Die größte Herausforderung bei der Umsetzung<br />
von Industrie-4.0-Systemen in der<br />
Anarbeitung liegt aus Sicht der Befragten in<br />
der Einbindung von Bestandsmaschinen und<br />
in der Schnittstellenproblematik. Umsetzungsbeispiele<br />
bestehender Produkte von Industrie-<br />
4.0-Anwendungen zeigen große Potenziale,<br />
sind jedoch oft noch nicht in gewünschter Reife<br />
am Markt oder werden nur wenig genutzt. Die<br />
Erfassung von Daten findet bisher größtenteils<br />
schriftlich oder lokal in der Maschinensteuerung<br />
statt. Eine Nutzung von außen ist oft nicht<br />
möglich. Nach eigener Definition gaben 80 %<br />
aller Teilnehmer an, keine Erfahrungen mit<br />
Industrie- 4.0-Anwendungen zu haben. Allerdings<br />
möchten 60 % der Befragten zukünftig<br />
digitale Applikationen nutzen und sind auch zu<br />
Investitionen bereit. Der Automatisierungsgrad<br />
in der Produktion des Stahl- und Metallhandels<br />
zeigt ebenfalls ein hohes Potenzial. 95 % der<br />
Studienteilnehmer gaben einen Grad von unter<br />
50 % an. Alle Unternehmenshierarchien akzeptieren<br />
digitalisierte Produkte im Unternehmen,<br />
die Führungsebene steht dem Thema Industrie<br />
4.0 jedoch offener gegenüber als die Werker an<br />
den Maschinen. Die Akzeptanz ist außerdem<br />
abhängig vom Alter der Mitarbeiter.<br />
Die Studie steht unter www.ipa.fraunhofer.<br />
de/metallhandel_studie zum Download bereit.<br />
• Fraunhofer IPA<br />
Die vorliegende Studie basiert auf der<br />
Befragung von 66 Unternehmen und<br />
neun Interviews mit Branchenexperten<br />
(Foto: Fraunhofer IPA)<br />
Vallourec lanciert neue Online-Verkaufsplattform für den Öl- und Gasmarkt<br />
Mit der neuen E-Commerce-Plattform<br />
„Smartengo“ bietet Vallourec ab sofort<br />
den Onlineverkauf von Röhrenlösungen an.<br />
„Die Smartengo-Plattform ist der erste<br />
Schritt auf der digitalen Reise, die wir gerade<br />
mit Vallourec.smart, unseren intelligenten<br />
Diensten, gestartet haben. Sie wird<br />
Wertschöpfung für unsere Kunden schaffen.<br />
Diese sind jetzt in der Lage, Röhrenlösungen<br />
mit wenigen Klicks einfach und<br />
zuverlässig online zu bestellen, während<br />
sie gleichzeitig von Vallourecs Know-how<br />
und Qualität profitieren“, erklärt Yvan Rivaux,<br />
Director of Global Services und Digitals.<br />
Die Smartengo-Plattform ermöglicht<br />
den Kauf von rd. 15 verschiedenen nahtlosen<br />
OCTG-Röhren (Oil Country Tubular<br />
Goods). Dieses gezielte Angebot ist schnell<br />
verfügbar und gibt den Betreibern mehr Flexibilität.<br />
So können sie beispielsweise ihre<br />
Projekte für die Öl- und Gasbohrungen in<br />
Europa und Afrika schnell ausrüsten.<br />
Vallourec-Kunden und ihre Vertreter können<br />
auf smartengo.vallourec.com gehen<br />
und sofort nachsehen, ob und wie bald<br />
die von ihnen gesuchten Röhren verfügbar<br />
sind. Kunden können online Einkäufe<br />
tätigen oder sich von ihrem bekannten<br />
Vertriebsmitarbeiter beraten lassen. Die<br />
Informationen werden in Echtzeit aktualisiert.<br />
Das Angebot wird sodann automatisch<br />
an das Back-Office gesendet und<br />
die Zahlung wird wie gewohnt ausgeführt.<br />
Dieses Vorgehen bietet ein transparentes<br />
Onlineverfahren und spart durch seine Benutzerfreundlichkeit<br />
Zeit.<br />
Die Smartengo-Plattform wird das<br />
Produkt- und Dienstleistungsangebot in<br />
Zukunft schrittweise auf alle Geschäftsbereiche<br />
von Vallourec und alle Regionen der<br />
Welt ausdehnen.<br />
• Vallourec<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
<strong>STAHL</strong>HANDEL | 75<br />
BMVI-Innovationsprogramm Logistik 2030<br />
Verbändeinitiative begrüßt Aufnahme des<br />
Themas Logistikengpässe und Fahrermangel<br />
Neue Mitglieder schließen sich der Verbändeinitiative an. Verkehrsminister Andreas Scheuer und Staatssekretär<br />
Steffen Bilger betonen dringenden Handlungsbedarf und sichern Unterstützung zu.<br />
D<br />
rohende Versorgungsengpässe aufgrund<br />
des Fahrermangels im Logistiksektor<br />
rücken immer mehr ins<br />
Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit.<br />
Nachdem im Dezember eine breite Verbändeinitiative<br />
aus Transport, Logistik, Industrie und<br />
Handel einen Fünf-Punkte-Plan gegen Logistikengpässe<br />
und Fahrermangel an Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer übergeben<br />
hatte, sagte dieser nun auf der Nationalen<br />
Konferenz Güterverkehr und Logistik offiziell<br />
die Schirmherrschaft für eine Imagekampagne<br />
zu. Der Parlamentarische Staatssekretär und<br />
Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr<br />
und Logistik, Steffen Bilger, lobte die<br />
Verbändeinitiative anschließend ausdrücklich.<br />
Die im Fünf-Punkte-Plan enthaltenen Ansätze<br />
sollen daher Eingang in das Innovationsprogramm<br />
Logistik 2030 finden.<br />
Die Verbändeinitiative begrüßt diesen<br />
Schritt der Politik außerordentlich. Sie wird inzwischen<br />
von weiteren Akteuren unterstützt,<br />
die der Initiative beigetreten sind, um gemeinsam<br />
auf die enorme Bedeutung des Themas<br />
für die gesamte Gesellschaft hinzuweisen.<br />
Weitere Schritte müssen jetzt rasch<br />
folgen. Der Bundesverband Güterkraftverkehr<br />
Logistik und Entsorgung (BGL) e.V.<br />
unterstützt hierzu vor allem den Wunsch<br />
der Verbändeinitiative zur Gründung einer<br />
interministeriellen Arbeitsgruppe.<br />
Teilnehmer der Verbändeinitiative:<br />
• Bundesverband Baustoffe - Steine und Erden (bbs) e.V.<br />
• Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) e.V.<br />
• Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) e.V.<br />
• Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) e.V.<br />
• Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V.<br />
• Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) e.V.<br />
• Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK) e.V.<br />
• Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) e.V.<br />
• Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) e.V.<br />
• Handelsverband Deutschland (HDE) e.V.<br />
• Pro Mobilität - Initiative für Verkehrsinfrastruktur e.V.<br />
• Verband Deutscher Papierfabriken (VDP) e.V.<br />
• Verband der Chemischen Industrie (VCI) e.V.<br />
• WirtschaftsVereinigung Metalle (WVMetalle) e.V.<br />
Neue Mitglieder:<br />
• Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling und Entsorgungsunternehmen<br />
e.V. (BDSV)<br />
• Bundesverband Deutscher Postdienstleister e.V. (BvDP)<br />
• Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />
• Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (BVSE)<br />
• BGL<br />
Nucor-Yamato Steel modernisiert Profilstraße Nr. 2<br />
Nucor-Yamato Steel Company (NYS) hat<br />
die SMS group damit beauftragt, ihre<br />
Schwerprofilstraße in Blytheville, Arkansas,<br />
zu modernisieren und neue Walztechnik<br />
zu installieren. NYS betreibt insgesamt<br />
zwei Walzstraßen, Mill 1 und Mill 2, die<br />
über eine jährliche Gesamtkapazität von<br />
2,4 Mio. t Fertigprodukte verfügt. Der nun<br />
an SMS group erteilte Auftrag betrifft Mill<br />
2, auf der Breitflansch- und Doppel-T-Träger<br />
produziert werden. Schwerpunkt der<br />
Modernisierung ist der Ersatz der bestehenden<br />
UR-E und UF-Gerüste durch eine<br />
moderne Tandem-Reversierstraße des<br />
Typs CCS 1500. Durch die Modernisierung<br />
erhält Nucor-Yamato zusätzliche Produktionsmöglichkeiten,<br />
unter anderem für die<br />
Verarbeitung neuer hochfester Stahlsorten.<br />
Die SMS group wird die mechanische<br />
Ausrüstung und die Steuerungsautomatik<br />
für die Walzstraße liefern. Die Inbetriebnahme<br />
der neuen Tandem-Reversierstraße<br />
ist für die zweite Jahreshälfte 2020<br />
geplant.<br />
Kurznachricht<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
76 | KARRIERE<br />
Projekte in Unternehmen zielorientiert aufsetzen und durchführen<br />
Mit Projektcoaching die<br />
Projektmanagement-Kompetenz erhöhen<br />
Unternehmen starten oft Projekte, die neue Herausforderungen an die Projektteams stellen – zum Beispiel<br />
aufgrund ihrer technischen Implikationen. Außerdem müssen sie häufig noch recht unerfahrene Projektleiter<br />
und -teams an komplexe Projektaufgaben heranführen. Dann ist ein Projektcoaching nützlich.<br />
I<br />
n den Unternehmen werden immer mehr<br />
Aufgabenstellungen in Projekten gelöst,<br />
um schnell und flexibel zum Beispiel auf<br />
Marktveränderungen reagieren zu können.<br />
Deshalb wird die Fähigkeit, Projekte zielorientiert<br />
aufsetzen, durchführen und<br />
evaluieren zu können, ein entscheidender<br />
Erfolgsfaktor für sie.<br />
Die Praxis zeigt jedoch: In vielen Unternehmen<br />
divergieren schon die Vorstellungen<br />
darüber, was überhaupt ein Projekt ist.<br />
So wird in manchen Betrieben zum Beispiel<br />
jede Sonderaufgabe, die mehrere Mitarbeiter<br />
gemeinsam erfüllen, bereits als Projekt<br />
bezeichnet – unabhängig von ihrer Komplexität<br />
und Relevanz für den Erfolg des<br />
Unternehmens.<br />
Ein weiterer Schwachpunkt ist: In vielen<br />
Unternehmen fehlen geeignete Projektmanagement-Strukturen.<br />
Das heißt, es sind<br />
weder die notwendigen Rollen definiert noch<br />
existieren die erforderlichen Gremien für<br />
ein funktionierendes Projektmanagement.<br />
Zudem gibt es kein Projektmanagement-<br />
Handbuch, in dem die Regelungen stehen,<br />
die im Unternehmen für das Planen und<br />
Durchführen von Projekten gelten.<br />
Die Projektleiter sind oft<br />
„Projekt-Unternehmer“<br />
Häufig sind auch die Projektleiter nicht<br />
ausreichend qualifiziert. Denn viele Unternehmen<br />
unterschätzen, wie hoch die<br />
fachlichen, persönlichen und kommunikativen<br />
Anforderungen an Projektleiter bei<br />
bereichs-, standort- oder gar unternehmensübergreifenden<br />
strategischen Projekten<br />
sind. Bei diesen Projekten sind die<br />
Projektleiter faktisch meist „Projekt-Unternehmer“<br />
– so groß ist ihre Verantwortung,<br />
da auf ihren Schreibtischen fast alle Fäden<br />
Der Autor Hans-Peter Machwürth stellt fest: Wie erfolgreich ein Projektcoaching verläuft,<br />
hängt stark davon ab, ob der Coach die richtige Balance zwischen Fachberatung und Prozessbegleitung<br />
findet (Foto: Die Profilberater)<br />
zusammenlaufen, und so komplex sind oft<br />
die Entscheidungen, die sie treffen oder<br />
herbeiführen müssen.<br />
Deshalb empfiehlt es sich bei vielen Projekten<br />
– speziell solchen, bei denen das<br />
Unternehmen Neuland betritt – den Projektleiter<br />
und das Projektteam durch ein<br />
Projektcoaching zu unterstützen, insbesondere<br />
wenn diese noch wenig Erfahrung mit<br />
komplexen strategischen Projekten haben,<br />
in die in der Regel auch viele Annahmen<br />
über die Zukunft einfließen.<br />
Die Projektleiter und<br />
Projektteams unterstützen<br />
Ein solches Projektcoaching muss zweierlei<br />
leisten:<br />
• Das Klientensystem fachlich beraten.<br />
Das heißt: Der Projektcoach muss den<br />
Projektbeteiligten das erforderliche<br />
Know-how zum Beispiel in Sachen agiles<br />
Projektmanagement, Komplexitätsmanagement<br />
und Changemanagement<br />
zur Verfügung stellen bzw. vermitteln.<br />
• Das Klientensystem bei der Projektarbeit<br />
begleiten und beim Entwickeln von<br />
(neuen) Lösungsansätzen unterstützen.<br />
Das heißt: Der Projektcoach muss den<br />
Projektbeteiligten als Feedback- und Impulsgeber<br />
zur Seite stehen und ihnen<br />
durch seine Interventionen zum Beispiel<br />
neue Sichtweisen eröffnen und Handlungsperspektiven<br />
aufzeigen – auch damit<br />
sie mit den begrenzten Ressourcen,<br />
seien diese personeller, finanzieller oder<br />
zeitlicher Art, effektiv umgehen.<br />
Darüber hinaus dient das Projektcoaching<br />
dazu, bei den Projektbeteiligten die nötigen<br />
Kompetenzen und im Unternehmen<br />
die erforderlichen Strukturen aufzubauen,<br />
um künftig ähnlich komplexe Projekte ohne<br />
externe Unterstützung initiieren und kontrolliert<br />
abwickeln zu können, denn in den<br />
meisten Unternehmen gilt: Erfahrene und<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
KARRIERE | 77<br />
mit allen Wassern gewaschene Projektleiter<br />
und -manager sowie eingespielte Projektteams,<br />
bei denen auch das „Performing“<br />
stimmt, sind rar. Diese werden jedoch in<br />
der von rascher Veränderung und sinkender<br />
Planbarkeit geprägten VUKA-Welt (Volatilität,<br />
Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität)<br />
dringend benötigt.<br />
Die Interaktionen bedenken und<br />
berücksichtigen<br />
Beim Projektcoaching werden Unternehmen<br />
als soziale, interagierende Systeme<br />
betrachtet. Das Projektumfeld und die<br />
Interaktionen im System Unternehmen<br />
werden also in die Überlegungen einbezogen.<br />
Entsprechend erfolgt die Auswahl der<br />
Interventionen. Das heißt, beim Planen des<br />
Vorgehens wird u.a. berücksichtigt:<br />
• Welche Ziele möchte das Unternehmen<br />
mit dem Projekt erreichen?<br />
• Welche Vorerfahrung hat neben den<br />
Projektbeteiligten die Organisation mit<br />
solchen Projekten?<br />
• Welche weiteren Projekte und Veränderungsprozesse<br />
laufen im Unternehmen?<br />
Und:<br />
• Mit welchen Reaktionen seitens der<br />
Betroffenen ist im Projektverlauf zu<br />
rechnen?<br />
Dabei lässt der Projektcoach die Projektbeteiligten<br />
bewusst an seinem Fachwissen<br />
teilhaben – denn es geht auch darum,<br />
diese in Sachen Projektmanagement und<br />
oft auch Prozess- und Changemanagement<br />
zu schulen. Dabei trägt der Projektcoach<br />
jedoch stets nur die Verantwortung für den<br />
Beratungs- und Begleitprozess – nie für die<br />
inhaltlichen Ergebnisse der Projektarbeit.<br />
Hierfür zeichnen die Projektbeteiligten in<br />
ihren verschiedenen Rollen und Funktionen<br />
verantwortlich. Denn nur durch das gemeinsame<br />
Entwickeln von Lösungsansätzen<br />
entsteht bei ihnen das Commitment, das<br />
langfristig den Erfolg garantiert.<br />
Das Projekt: ein Subsystem im<br />
Unternehmen<br />
Das Projekt als soziales System: die vier Säulen und Beispiele für relevante Maßnahmen<br />
Auch das Projekt selbst wird beim systemischen<br />
(Projekt-)Coaching als ein soziales<br />
(Sub-)System verstanden mit folgenden vier<br />
Grundpfeilern: Projektziele, Projektkultur,<br />
benötigte Skills und (Projekt-)Struktur. Zu<br />
welchen Interventionsmethoden beim Projektcoaching<br />
gegriffen wird, hängt davon ab,<br />
in welchen der vier genannten Bereichen<br />
ein Entwicklungsbedarf besteht. So können<br />
zum Beispiel (Projektmanagement-)<br />
Trainingssequenzen beim Coachen eine<br />
wichtige Rolle spielen, wenn Wissensdefizite<br />
bestehen. In anderen Projekten kann der<br />
Fokus auf Organisationsentwicklungs- oder<br />
Changemanagement-Maßnahmen liegen,<br />
wenn Defizite auf der Struktur- oder Kulturebene<br />
bestehen. Und in wieder anderen<br />
kann der Schwerpunkt auf der Einstellungsund<br />
Verhaltensebene liegen – zum Beispiel,<br />
wenn auch die Mitglieder des Projektteams<br />
einen mentalen Turnaround vollziehen müssen,<br />
um Erfolg zu haben.<br />
Der Projektcoaching-Prozess<br />
Ein Projektcoaching startet stets mit einer<br />
Analyse der Istsituation. Das heißt, mit den<br />
relevanten Beteiligten (zum Beispiel Projektleiter,<br />
Programmmanager, Personalentwickler,<br />
Abteilungsleiter, erfahrene Projektteammitglieder)<br />
wird eine Bestandsaufnahme<br />
durchgeführt und eine SWOT-Analyse<br />
(Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen),<br />
Opportunities (Chancen) und Threats<br />
(Risiken)) erstellt. Dies kann durch Telefoninterviews<br />
geschehen, wenn der Zeitaufwand<br />
für die Beteiligten gering sein soll. In<br />
der Regel wird jedoch ein mehrstündiger<br />
Workshop durchgeführt. Dies hat den Vorteil,<br />
dass das Gemeinsamkeitsgefühl und<br />
Commitment bereits in einer frühen Phase<br />
gestärkt wird.<br />
Im nächsten Schritt werden die Ziele<br />
des Projektcoachings definiert. Das<br />
geschieht mittels einer strukturierten<br />
Befragung der Key-Stakeholder, wie sie<br />
den Ideal- oder Wunschzustand beschreiben<br />
würden. Über einen Vergleich der<br />
Ergebnisse mit dem Istzustand werden<br />
die Schwachstellen ermittelt, für die anschließend<br />
ein Interventionsdesign definiert<br />
wird. Das Definieren der Ziele und<br />
Maßnahmen sollte im persönlichen Gespräch<br />
erfolgen, um Klarheit zu schaffen<br />
und unterschiedliche Erwartungshaltungen<br />
zu vermeiden. Auf Basis der definierten<br />
Maßnahmen erfolgt dann eine erste zeitliche<br />
Abschätzung des Aufwands. Außerdem<br />
werden Qualitätskriterien festgelegt<br />
und wird der Kostenrahmen bestimmt. Ein<br />
Projektcoaching-Prozess kann abhängig<br />
vom Charakter des Projekts und vom Reifegrad<br />
des Projektteams zwischen einem<br />
Monat und einem Jahr dauern – vereinzelt<br />
bei hochkomplexen Projekten sogar Jahre.<br />
Flexibel auf akuten Bedarf<br />
reagieren<br />
Nach Vertragsabschluss werden die vereinbarten<br />
Maßnahmen umgesetzt. Der<br />
Projektcoach ist nun in regelmäßigen<br />
Abständen vor Ort beim Kunden, um<br />
Coaching gespräche zu führen, Sitzungen<br />
zu moderieren, Schulungen durchzuführen,<br />
Dokumentationsstrukturen anzulegen,<br />
Tools einzuführen, den Projektstatus<br />
zu erheben und vieles mehr – abhängig<br />
davon, was die Situation beim Kunden<br />
erfordert.<br />
Während der Durchführungsphase finden<br />
regelmäßig Review-Meetings mit den<br />
Auftraggebern des Projektcoachings statt.<br />
In ihnen wird überprüft, ob die Zwischenziele<br />
erreicht wurden und die Qualitätskriterien<br />
erfüllt sind. Gegebenenfalls werden<br />
Kurskorrekturen vorgenommen. Diese Review-Meetings<br />
werden von Anfang an in<br />
den Coachingprozess eingeplant.<br />
Sind die Maßnahmen abgeschlossen,<br />
folgt die Evaluierungs- und Transferphase.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
78 | KARRIERE<br />
Fazit<br />
Projektcoaching bei einem Technologieunternehmen – Anlass: Initiieren eines Projekts zur<br />
Entwicklung und Einführung eines neuen Produkts<br />
Für den Transfer werden Vereinbarungen zur<br />
eigenständigen Umsetzung und weiteren<br />
Entwicklung getroffen. Danach ist es die<br />
Aufgabe der Kundenorganisation, also des<br />
Unternehmens, das Umsetzen der Vereinbarungen<br />
zu monitoren.<br />
Aus der Erfahrung für die<br />
Zukunft lernen<br />
Bei der Evaluation werden auch die Geschehnisse<br />
der letzten Wochen oder Monate<br />
reflektiert:<br />
• „Was lief gut, was weniger gut?“<br />
• „Was sollten/werden wir beim nächsten<br />
Projekt anders machen?“<br />
• „Wo besteht noch Entwicklungsbedarf<br />
auf der personalen und organisationalen<br />
Ebene?<br />
Wechselseitiges Feedback rundet<br />
das Projektcoaching ab. Nicht nur der<br />
Coachee, also zum Beispiel der Projektleiter,<br />
erhält ein Feedback, sondern<br />
auch der Projektcoach vom Coachee<br />
und seinem Auftraggeber, sodass sowohl<br />
im System Unternehmen als auch<br />
im Coaching system ein Lernen für die<br />
Zukunft erfolgen kann.<br />
Durch ein systemisches Projektcoaching<br />
können auch in Unternehmen mit wenig<br />
Projekterfahrung komplexe Projekte auf die<br />
Erfolgsspur geführt werden. Zudem können<br />
die Kompetenzen sowie die personellen<br />
Ressourcen im Bereich Projektmanagement<br />
in Unternehmen gezielt ausgebaut<br />
werden. Das ist im digitalen Zeitalter, in<br />
dem die Kernleistungen vieler Unternehmen<br />
in bereichs- und funktionsübergreifender<br />
Team- und Projektarbeit erbracht<br />
werden, extrem wichtig.<br />
Wie erfolgreich ein Projektcoaching verläuft,<br />
hängt stark davon ab, ob der Coach<br />
die richtige Balance zwischen Fachberatung<br />
und Prozessbegleitung findet. Er muss sich<br />
bei seiner Arbeit stets einen neutralen Blick<br />
bewahren und darf sich nicht in inhaltliche<br />
Projektfragen verwickeln lassen. Durch<br />
Wertschätzung aller Projektbeteiligten<br />
muss es ihm gelingen, festgefahrene und<br />
nicht zukunftsfähige Muster in der Zusammenarbeit<br />
der Beteiligten zu erkennen und<br />
sie zu neuen Sicht-, Verhaltens- und Vorgehensweisen<br />
zu ermutigen.<br />
• Hans-Peter Machwürth,<br />
Geschäftsführer des international<br />
agierenden Trainings- und<br />
Beratungsunternehmens Machwürth<br />
Team International (MTI Consultancy),<br />
Visselhövede<br />
Studie zu Frauen in Führungspositionen<br />
Der Anteil von Frauen in den Aufsichtsräten<br />
börsennotierter Unternehmen ist<br />
gestiegen. Das ist der Geschlechterquote<br />
zu verdanken. Um breiter zu wirken,<br />
müsste sie allerdings für viel mehr Unternehmen<br />
gelten als die lediglich 107, die<br />
derzeit unter das Gesetz fallen, so eine<br />
Studie des Instituts für Mitbestimmung<br />
und Unternehmensführung (I.M.U.) der<br />
Hans-Böckler-Stiftung.<br />
Die Frauenquote für Aufsichtsräte greift.<br />
Doch sie sorgt nicht unmittelbar für einen<br />
nachhaltigen Schub in Richtung Gleichstellung<br />
bei Führungspositionen. „Die Mehrzahl<br />
der Unternehmen, die die Quote bereits<br />
erfüllen müssen, stellt nur so viele weibliche<br />
Aufsichtsratsmitglieder, wie unbedingt<br />
erforderlich“, erklärt Studienautorin Marion<br />
Weckes vom I.M.U. Eine Wirkung auf den<br />
Frauenanteil in den Vorständen sei zwar<br />
vorhanden, eine darüber hinaus gehende<br />
Strahlkraft entfalte das Gesetz aber nicht.<br />
Insgesamt lag der Frauenanteil in den<br />
Aufsichtsräten der 160 Unternehmen aus<br />
den Börsenindizes Dax, MDax und SDax im<br />
Jahr 2018 bei 30,4 % – und damit höher als<br />
im Jahr zuvor (28 %). 2005 waren es lediglich<br />
10,2 %. Einen Beitrag dazu hat die sogenannte<br />
Geschlechterquote geleistet, die seit 2016<br />
gilt: Seitdem müssen 30 % der Aufsichtsratsmandate<br />
von Frauen übernommen werden,<br />
allerdings nicht in allen Kapitalgesellschaften,<br />
sondern nur in jenen, die börsennotiert<br />
und zugleich paritätisch mitbestimmt sind.<br />
Das betrifft aktuell 107 Unternehmen. Von<br />
diesen 107 Firmen bleiben 22 noch unter<br />
der 30%-Quote. Bei einem Teil von ihnen<br />
haben noch keine Neu- oder Nachwahlen<br />
des Kontrollgremiums stattgefunden, sie<br />
müssen also demnächst nachziehen. 85<br />
Unternehmen weisen einen Frauenanteil<br />
entsprechend der Mindestquote auf. Aber<br />
gerade einmal 38 der 107 Unternehmen<br />
haben einen höheren Frauenanteil, als gesetzlich<br />
erforderlich.<br />
Die Studie ist im Mitbestimmungsreport<br />
Nr. 48 vom März <strong>2019</strong> zu finden: www.<br />
boeckler.de/pdf/p_mbf_report_<strong>2019</strong>_48.pdf<br />
• Hans-Böckler-Stiftung<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
PANORAMA | 79<br />
Der Säge- und Lagertechnikhersteller Kasto aus Achern bietet mit dem StudiumPLUS ab<br />
sofort ein neues kombiniertes Studien- und Ausbildungsmodell an (Foto: Kasto Maschinenbau)<br />
Vorteile von akademischer und betrieblicher Ausbildung verbinden<br />
Kasto geht neue Wege in Ausbildung und<br />
Studium<br />
Der Säge- und Lagertechnik-Spezialist Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG geht neue Wege in der<br />
Nachwuchsförderung: Gemeinsam mit der Hochschule Offenburg und der Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />
Südlicher Oberrhein bietet das Unternehmen aus Achern ab sofort das sogenannte StudiumPLUS an. Innerhalb<br />
von nur 4,5 Jahren können junge Menschen damit sowohl eine anerkannte Berufsausbildung als auch einen<br />
Bachelor-Studiengang absolvieren – ideale Voraussetzungen für einen gelungenen Start ins Arbeitsleben.<br />
I<br />
mmer mehr Schüler entscheiden sich für<br />
Abitur und Studium anstelle einer klassischen<br />
Berufsausbildung. Gleichzeitig<br />
sind Unternehmen händeringend auf der<br />
Suche nach qualifizierten Fachkräften. Die<br />
Hochschule Offenburg hat deshalb mit<br />
dem StudiumPLUS ein Modell entwickelt,<br />
das die Vorteile von akademischer und<br />
betrieblicher Ausbildung verbindet. In der<br />
4,5-jährigen Lehr- und Studienzeit erlangen<br />
Absolventen sowohl einen Facharbeiterbrief<br />
der IHK als auch einen Bachelor-Abschluss.<br />
Das theoretische Wissen erlernen die jungen<br />
Menschen an der Hochschule, die<br />
praktischen Fähigkeiten in ihrem Ausbildungsunternehmen.<br />
Zu Letzteren zählt auch Kasto Maschinenbau.<br />
Das Unternehmen aus Achern ist ein<br />
führender Hersteller von Metallsäge- und Lagertechnik<br />
und bietet ab sofort gemeinsam<br />
mit der Hochschule Offenburg verschiedene<br />
Ausbildungs- und Studienkombinationen<br />
an. Voraussetzung ist das Abitur oder die<br />
Fachhochschulreife. Zur Auswahl stehen<br />
die Studiengänge Angewandte Informatik,<br />
Elektro- und Informationstechnik, Maschinenbau<br />
sowie Mechatronik und Autonome<br />
Systeme in Verbindung mit den jeweiligen<br />
Ausbildungsberufen. „StudiumPLUS ist für<br />
uns eine tolle Möglichkeit, um akademische<br />
und praxisnahe Ausbildung miteinander zu<br />
vereinen und jungen Menschen damit eine<br />
fundierte Perspektive für die Zukunft zu<br />
bieten“, erklärt Armin Stolzer, geschäftsführender<br />
Gesellschafter des Familienunternehmens<br />
und Vizepräsident der IHK.<br />
Kurzweilige Ausbildung<br />
zwischen Hörsaal und Betrieb<br />
Mit dem StudiumPLUS können junge<br />
Menschen bei KASTO innerhalb von<br />
nur 4,5 Jahren sowohl eine anerkannte<br />
Berufsausbildung als auch einen<br />
Bachelor-Studiengang absolvieren (Foto:<br />
Kasto Maschinenbau)<br />
Das erste Jahr verbringen die angehenden<br />
Fachkräfte als Auszubildende im Unternehmen.<br />
In dieser Zeit schreiben sie sich auch für<br />
den entsprechenden Bachelor-Studiengang<br />
ein. Die folgenden 3,5 Jahre verbringen sie<br />
abwechselnd an der Hochschule Offenburg<br />
und in ihrem Betrieb – das sorgt für eine<br />
spannende und kurzweilige Ausbildung. Am<br />
Ende stehen die Abschlussprüfungen der IHK<br />
sowie das Erstellen einer Bachelor-Thesis<br />
als Projektarbeit im Unternehmen auf dem<br />
Lehrplan. „Die künftigen Absolventen des<br />
StudiumPLUS bekommen nicht nur das für<br />
ihren Beruf erforderliche theoretische und<br />
praktische Fachwissen vermittelt, sie haben<br />
auch bereits einen sehr starken Bezug zu ihrer<br />
Ausbildungsfirma“, ist sich Armin Stolzer<br />
sicher. „Sie haben damit ideale Voraussetzungen<br />
für eine spätere Übernahme und einen<br />
gelungenen Start ins Arbeitsleben.“ Dass das<br />
StudiumPLUS von Anfang an vergütet wird,<br />
schafft zusätzlich einen finanziellen Anreiz.<br />
Möglich ist dieses neue Angebot durch eine<br />
enge Vernetzung von Hochschule, Unternehmen<br />
und den beteiligten Berufsschulen. Diese<br />
ermöglicht es, die Ausbildungsinhalte kompakt<br />
und praxisbezogen zu vermitteln. Auch die Firmen<br />
in der Region dürften vom StudiumPLUS<br />
profitieren, meint Armin Stolzer: „Das Modell<br />
gibt uns die Chance, junge Talente von uns<br />
als Arbeitgeber zu überzeugen, sie zu fördern<br />
und frühzeitig in unser Team zu integrieren.“<br />
Angesichts des herrschenden Fachkräftemangels<br />
biete das StudiumPLUS daher ein großes<br />
Potenzial für die Gewinnung neuer Mitarbeiter.<br />
• Kasto Maschinenbau<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
80 | KARRIERE<br />
thyssenkrupp bringt Schülern Technikberufe näher<br />
Fräsen, Schweißen, Schrauben: Schülerinnen<br />
und Schüler der Marie-Sibylla-<br />
Merian-Gesamtschule haben in der Ausbildungswerkstatt<br />
am Bochumer Standort<br />
des Stahlherstellers mit angepackt.<br />
Im Rahmen des Berufeparcours der Stahlsparte<br />
von thyssenkrupp konnten Schülerinnen<br />
und Schüler einen Tag lang in<br />
technische Ausbildungsberufe hineinschnuppern<br />
(Foto: thyssenkrupp Steel Europe)<br />
Im Rahmen des Berufeparcours der Stahlsparte<br />
von thyssenkrupp konnten sie einen<br />
Tag lang in technische Ausbildungsberufe<br />
wie Verfahrenstechnologen oder Zerspanungsmechaniker<br />
hineinschnuppern. Auszubildende<br />
haben ihnen in verschiedenen<br />
Workshops direkt am Arbeitsplatz gezeigt,<br />
wie der Alltag beispielsweise von Industriemechanikern<br />
oder Elektronikern aussieht,<br />
und alle Fragen beantwortet – auch die nach<br />
dem Gehalt.<br />
Getreu dem Motto „Schweiß deinen Namen“<br />
soll Jona Lenz (14) in ihrem ersten<br />
Workshop die scharfen Kanten einer Metallplatte<br />
abfeilen. In diese Platte schweißt sie<br />
dann unter Anleitung von Nazzareno Ceccarelli,<br />
angehender Konstruktionsmechaniker,<br />
und mit spezieller Schutzkleidung – Jacke,<br />
Schürze und Schweißhelm – ihren Namen.<br />
Von allen Workshops gefällt ihr das Schweißen<br />
am besten. „Es war spannend, in so<br />
einen Beruf mal reinschauen zu können<br />
und selbst auszuprobieren, ob es etwas<br />
für mich ist“, sagt sie. Auch Davud Eryildiz<br />
(15) findet, der Berufeparcours sei eine<br />
gute Möglichkeit, die technischen Berufe<br />
kennenzulernen. Im Zerspanungsmechaniker-Workshop<br />
fräst er ein Bild in einen<br />
flachen Messinganhänger. Vom Auswählen<br />
des Bildes über die Bedienung der Maschine<br />
bis zum Abschleifen des Anhängers darf<br />
er mitarbeiten. „Ich möchte Zerspanungsmechaniker<br />
werden“, sagt er danach, „die<br />
Arbeitsschritte waren total interessant und<br />
es hat mir echt Spaß gemacht.“<br />
Technikberufen mehr<br />
Aufmerksamkeit schenken<br />
Roland Krain, Ausbilder am Standort Bochum,<br />
will interessierte Schülerinnen und<br />
Schüler für diese Berufssparte begeistern:<br />
„Wir arbeiten immer an neuen Formaten,<br />
mit denen wir Schülern zeigen können,<br />
wie spannend die Jobs bei thyssenkrupp<br />
Steel sein können. Viele streben kaufmännische<br />
Berufe an, dabei ist Technikaffinität<br />
so wichtig.“ Der Parcours ermöglicht einen<br />
Einblick in fünf Berufe und fand dieses<br />
Jahr zum dritten Mal statt. Mehrere<br />
Schulen nehmen daran teil und kommen<br />
mit Schülern der achten bis zehnten Klasse<br />
ins Bochumer Technikzentrum. Volker<br />
Grigo, Leiter Vocational Training der Stahlsparte<br />
von thyssenkrupp, findet es wichtig,<br />
bereits früh auf Schüler zuzugehen: „Wir<br />
wollen junge Menschen und vor allem junge<br />
Frauen für die Technik begeistern und<br />
sind froh, mit dem Berufeparcours dies zu<br />
ermöglichen. Wir brauchen qualifizierten<br />
Nachwuchs und bieten mit zwölf technischen<br />
Berufen eine große Bandbreite an<br />
Möglichkeiten.“<br />
• thyssenkrupp Steel Europe<br />
Nachwuchstüftler stellen bei „Jugend forscht“ in Duisburg ihre Ideen vor<br />
Innovative Ideen, verblüffende Lösungsansätze<br />
und viele qualmende Köpfe: „Jugend<br />
forscht“ öffnet jungen Menschen<br />
erfolgreich die Tür zu Naturwissenschaften<br />
und Mathematik. Der Wettbewerb<br />
bewirkt immer wieder, dass junge Nachwuchstüftler<br />
auf pragmatische Weise<br />
den Reiz entdecken, Neues zu erfinden.<br />
In diesem Jahr sind es 44 Projekte, die bei<br />
Jugend forscht am 20. Februar <strong>2019</strong> im<br />
Technikzentrum von thyssenkrupp in Duisburg<br />
einer Fachjury präsentiert wurden.<br />
Die Stahlsparte war bereits zum 37. Mal<br />
Gastgeber für die Tüftlerwettbewerbe.<br />
Insgesamt haben 86 Schülerinnen und<br />
Schüler, Auszubildende und Studierende<br />
aus dem Ruhrgebiet eigene wissenschaftliche<br />
Fragestellungen entwickelt, für die<br />
bislang keine Lösungen existierten. Eingeteilt<br />
war der Wettbewerb in Kategorien<br />
wie Biologie, Chemie oder Informatik. Der<br />
Fantasie waren kaum Grenzen gesetzt<br />
und angesichts der Fülle von eingereichten<br />
Arbeiten zeigte sich: Die Motivation<br />
Nicolas Lenzmann (16) aus Meerbusch gewann<br />
mit seinem selbst entwickelten neuartigen<br />
Sicherheitssystem für Motorsägen<br />
den ersten Preis in der Kategorie Arbeitswelt<br />
(Foto: thyssenkrupp Steel Europe)<br />
zur Teilnahme war auch in diesem Jahr<br />
ungebrochen.<br />
Von sicheren Motorsägen und<br />
hoher Mathematik<br />
Getreu dem diesjährigen Motto „Frag<br />
nicht mich. Frag dich.“ arbeiteten die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigenständig<br />
an Lösungen für ihre Fragestellungen.<br />
Nicolas Lenzmann (16) aus<br />
Meerbusch gewann mit seinem selbst<br />
entwickelten neuartigen Sicherheitssystem<br />
für Motorsägen den ersten Preis in<br />
der Kategorie Arbeitswelt. Der erste Preis<br />
in der Kategorie Mathematik/Informatik<br />
ging an Jasmin Winz (18) aus Duisburg.<br />
Die jungen Tüftler sollen mit Experimentiergeist<br />
in ihre Projekte eintauchen und<br />
unkonventionelle Ansätze verfolgen. Auch<br />
Auszubildende von thyssenkrupp Steel<br />
waren wieder dabei. Sie gewannen den<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
KARRIERE | 81<br />
zweiten und dritten Preis in der Kategorie<br />
Arbeitswelt, unter anderem mit einem<br />
Projekt zur Sauberkeit und Sicherheit am<br />
Arbeitsplatz.<br />
„Jedes Jahr aufs Neue zeigt ‚Jugend<br />
forscht‘, wie junge Menschen aus anfangs<br />
kleinen Ideen tolle und praktikable<br />
Lösungen entwickeln. Für unsere<br />
Auszubildenden ist dies eine wertvolle<br />
Erfahrung, eine Idee bis zum Prototypen<br />
eigenständig zu entwickeln und umzusetzen.<br />
Wenn Schülerinnen und Schüler<br />
ihre Freizeit mit diesem Herzblut in ihre<br />
Forschungen investieren, merke ich, wie<br />
großartig unsere Zukunft werden kann“,<br />
sagt Volker Grigo, Leiter der Ausbildung<br />
von thyssenkrupp Steel.<br />
thyssenkrupp als Gastgeber des<br />
Regionalwettbewerbs „Jugend<br />
forscht“<br />
Neben vielen anderen Förderprogrammen,<br />
Kooperationen mit Partner- und Hochschulen<br />
sowie Projekten für Schülerinnen und<br />
Schüler engagiert sich thyssenkrupp seit<br />
37 Jahren im Rahmen des Wettbewerbs<br />
„Jugend forscht“ bzw. „Schüler experimentieren“<br />
für junge Menschen. Am<br />
diesjährigen Regionalwettbewerb im Bildungszentrum<br />
Duisburg nahmen 86 Kinder,<br />
Jugendliche und junge Erwachsene<br />
aus Alpen, Bochum, Dinslaken, Dortmund,<br />
Duisburg, Essen, Gladbeck, Heiligenhaus,<br />
Herne, Hünxe, Lünen, Meerbusch, Moers,<br />
Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Ratingen<br />
und Xanten teil. Die Siegerteams<br />
der regionalen Runde treten Anfang April<br />
beim Landeswettbewerb in Leverkusen<br />
an. Abschließend geht es ins Finale auf<br />
Bundesebene, deren Preisträger im Mai<br />
<strong>2019</strong> gekürt werden.<br />
• thyssenkrupp Steel Europe<br />
„Bitte nennen Sie Ihre Gehaltsvorstellung“<br />
Wenn Stellensucher ihre Gehaltsvorstellung<br />
nennen sollen, geraten sie ins<br />
Schwitzen. Meist unbegründet. Denn mit<br />
dieser Frage wollen Unternehmen in der<br />
Regel nur checken: Schätzt ein Bewerber<br />
seinen Marktwert realistisch ein?<br />
„Bitte senden Sie Ihre Bewerbung mit Angabe<br />
Ihrer Gehaltsvorstellung an: ...“ Dieser Satz<br />
steht am Ende vieler Stellenanzeigen. Und<br />
regelmäßig bringt er Bewerber ins Schwitzen,<br />
weiß Klaus Scholbeck, Vergütungsexperte<br />
bei der Personalberatung Conciliat,<br />
Stuttgart. Denn kaum haben sie den Satz<br />
gelesen, beginnt in ihrem Kopf ein Karussell<br />
zu kreisen: „Soll ich ein eher hohes Gehalt<br />
nennen, um Selbstbewusstsein zu zeigen?<br />
Oder katapultiere ich mich damit aus dem<br />
Bewerbungsrennen?“ Und weil sie auf diese<br />
Frage keine befriedigende Antwort finden,<br />
gehen Bewerber auf die in der Stellenanzeige<br />
formulierte Bitte oft überhaupt nicht ein.<br />
Das ist laut Scholbeck die „falscheste<br />
Reaktion“. Denn dann sind die Bewerbungsunterlagen<br />
unvollständig. Also beginnt<br />
nun bei den Personalverantwortlichen das<br />
Kopfkarussell zu kreisen: „Warum nennt<br />
der Bewerber keine Zahl? Kann er seinen<br />
Marktwert nicht einschätzen?“ Und: „Wie<br />
reagiert er sonst auf Wünsche? Negiert er<br />
diese ebenfalls?“<br />
Scholbeck rät im Anschreiben zumindest<br />
zu signalisieren: Ich habe Ihren Wunsch registriert.<br />
Zum Beispiel mit einer Formulierung<br />
wie: „Mein aktuelles Jahresgehalt beträgt<br />
40.000 €.“ Besser ist es aber, sich im Vorfeld<br />
– zum Beispiel bei einer Person mit einer<br />
vergleichbaren Position – darüber zu informieren,<br />
was eine angemessene Forderung ist.<br />
Firmen erwarten eine Antwort:<br />
früher oder später<br />
Das tun die meisten qualifizierten Bewerber,<br />
berichtet Maike Unger, Personalreferentin<br />
beim Versicherungskonzern Allianz Deutschland.<br />
Dort bittet man zum Beispiel die Hochschulabsolventen,<br />
die sich für ein Trainee- oder<br />
Vorstandsassistenten-Programm bewerben,<br />
stets, auch ihre Gehaltsvorstellung zu nennen.<br />
„Denn wir wollen, dass die Bewerber sich<br />
mit der Frage befassen, welches Gehalt bei<br />
vergleichbaren Positionen üblich ist und sich<br />
eine eigene Meinung bilden“, erklärt Unger.<br />
Fast alle Bewerber gehen auf den Allianz-Wunsch<br />
ein. Und wenn ein Bewerber<br />
dies nicht tut? Dann wird er in dem Telefoninterview,<br />
das sich meist an das erste Sichten<br />
der Bewerbungsunterlagen anschließt, nach<br />
seiner Gehaltsvorstellung gefragt.<br />
Ähnlich agieren die meisten Unternehmen.<br />
Nennt ein interessanter Bewerber<br />
seinen Gehaltswunsch nicht, dann muss<br />
er spätestens im Bewerbungsgespräch eine<br />
Zahl nennen. „Warum diese also nicht gleich<br />
ins Bewerbungsschreiben schreiben und<br />
so verhindern, dass man beim Sichten der<br />
Unterlagen einen Minuspunkt erhält?“, fragt<br />
Scholbeck. Zumal die Angst, bei einem zu<br />
hohen Betrag aus dem Rennen zu fliegen,<br />
meist unbegründet ist.<br />
Das Gesamtpaket entscheidet<br />
Maike Unger von der Allianz berichtet zum<br />
Beispiel: „Die Bewerber für unser Traineeund<br />
Vorstandsassistenten-Programm nennen<br />
tendenziell eher ein zu hohes Gehalt.“<br />
Eine Absage erhalten sie deshalb nicht. Denn<br />
Unger weiß: Gerade Topbewerber pokern oft<br />
bewusst etwas hoch, um Selbstbewusstsein<br />
zu signalisieren und Verhandlungsspielraum<br />
zu schaffen. Und: Ob sich ein<br />
Bewerber für die Allianz entscheidet, hängt<br />
nicht davon ab, ob das Unternehmen ihm<br />
im Monat 200 € mehr oder weniger bezahlt.<br />
„Entscheidend ist das Gesamtpaket, das die<br />
Allianz dem Bewerber bietet; außerdem die<br />
Entwicklungsperspektive, die er in unserem<br />
Unternehmen sieht.“<br />
Ähnlich äußern sich Vertreter kleinerer<br />
Unternehmen – zum Beispiel Rudolph<br />
Welcker, Geschäftsführer der Weseler<br />
Teppich GmbH, die Teppichböden produziert<br />
und vertreibt. Welcker fragt in Stellenanzeigen<br />
nie nach der Gehaltsvorstellung der<br />
Bewerber. Doch beim ersten Treffen stellt er<br />
diese Frage. Und dann erwartet er eine Antwort,<br />
die zeigt, dass der Bewerber seinen<br />
Marktwert realistisch einschätzt. Das heißt:<br />
Die Gehaltsvorstellung muss der Qualifikation<br />
und vakanten Stelle „angemessen“ sein.<br />
Ist dies nicht der Fall, fliegt der Bewerber<br />
in der Regel aus dem Rennen. Ist die Vorstellung<br />
hingegen einigermaßen realistisch,<br />
dann notiert sich Welcker diese zunächst –<br />
ohne Kommentar. Dann wird das Auswahlverfahren<br />
fortgesetzt. Und nach dem ersten<br />
Bewerbungsgespräch folgt meist noch ein<br />
zweites und drittes, bis das Unternehmen<br />
sicher ist: Das ist die richtige Person. Erst<br />
dann unterbreitet Welcker dem Bewerber<br />
ein Gehaltsangebot – „und dieses ist zuweilen<br />
höher als der Gehaltswunsch, den<br />
der Bewerber formulierte“.<br />
• Bernhard Kuntz, Darmstadt<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
82 | KARRIERE<br />
Bei der Mitbestimmung in der Arbeitswelt fehlt es an konkretem Wissen<br />
Die meisten Menschen in Deutschland<br />
wollen am Arbeitsplatz nicht nur Anweisungen<br />
befolgen, sondern eigenverantwortlich<br />
arbeiten und beteiligt werden.<br />
Damit sie Mitspracherechte auch wirklich<br />
wahrnehmen können, braucht es aber<br />
mehr Unterstützung und mehr konkretes<br />
Wissen über die Mitbestimmung, zeigt<br />
eine aktuelle, von der Hans-Böckler-Stiftung<br />
geförderte Studie.<br />
Mitbestimmung schätzen die meisten Deutschen<br />
als sehr positiv ein. Wenn es um die<br />
Beteiligungsrechte von Beschäftigten geht,<br />
tun sich allerdings große Wissenslücken<br />
auf. Das zeigt die repräsentative Befragung,<br />
die ein Forscherteam um Prof. Dr. Werner<br />
Nienhüser von der Universität Duisburg-<br />
Essen ausgewertet hat.<br />
Die Wirtschaftswissenschaftler wollten<br />
herausfinden, was die Menschen von<br />
Arbeitnehmermitbestimmung halten und<br />
ob sie überhaupt an diese denken, wenn<br />
sie den Begriff Mitbestimmung hören.<br />
Grundlage war eine Telefonbefragung von<br />
3.203 zufällig ausgewählten Personen im<br />
erwerbsfähigen Alter. Dabei wurden nicht<br />
nur konkrete Fragen gestellt, sondern auch<br />
solche, bei denen die Befragten zu bestimmten<br />
Begriffen – Mitbestimmung, Mitbestimmung<br />
der Arbeitnehmer, Betriebsrat<br />
– ohne Antwortvorgaben assoziieren<br />
konnten. Zusätzlich führten die Forscher 41<br />
ausführliche Interviews durch, um speziell<br />
die Einstellungen von jüngeren Menschen<br />
genauer erfassen zu können.<br />
Zunächst fällt auf, dass die meisten Menschen<br />
mit dem Begriff Mitbestimmung eher<br />
allgemeine Zusammenhänge verbinden wie<br />
„anderen helfen“, die Mitwirkung in einem<br />
Verein oder aber Volksabstimmungen. Nur<br />
rund ein Viertel denkt an etwas, das mit<br />
der Arbeitswelt zu tun hat. Direkt gefragt<br />
nach der Mitbestimmung der Arbeitnehmer,<br />
denkt rund ein Viertel der Befragten<br />
an den Betriebsrat, ein weiteres Fünftel<br />
nennt Gewerkschaften. Fast die Hälfte aller<br />
Assoziationen entfällt auf diese beiden<br />
Kategorien. 14 % denken an Sachverhalte,<br />
die mit Arbeitszeit zu tun haben. Weitere<br />
rd. 9 % kritisieren zu wenig oder nicht vorhandene<br />
Mitbestimmung.<br />
Die Befragten sollten außerdem ihre eigenen<br />
Assoziationen bewerten. Der Anteil<br />
positiver Aussagen fällt dabei mit knapp<br />
70 % sehr hoch aus – und zwar weitgehend<br />
unabhängig von Alter, Geschlecht oder<br />
Erwerbsstatus der Befragten. Der Anteil<br />
der negativen Bewertungen ist dagegen<br />
gering, beim Begriff Mitbestimmung der<br />
Arbeitnehmer beträgt er knapp 7 %.<br />
Beschäftigte wollen Einfluss<br />
Immerhin sind rd. 65 % der Befragten der<br />
Auffassung, Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
sollten gleich viel Einfluss haben, 3 %<br />
sprechen sich dafür aus, dass Arbeitnehmer<br />
einen größeren Einfluss als die Arbeitgeber<br />
haben sollten. Unter Arbeitern ist der<br />
Wunsch nach Mitsprache sogar noch deutlich<br />
weiter verbreitet. Die Forscher haben<br />
nur eine Gruppe gefunden, die der Mitbestimmung<br />
skeptischer gegenübersteht: die<br />
Selbstständigen, die zugleich Arbeitgeber<br />
sind. Vor allem bei der Frage, ob Arbeitnehmer<br />
mindestens ebenso viel Einfluss<br />
haben sollten wie die Arbeitgeber, sind sie<br />
die einzigen, die mehrheitlich ablehnende<br />
Antworten geben. „Solange Arbeitgeber<br />
sich Mitbestimmung als reine Mitwirkung<br />
vorstellen, sind sie durchaus positiv eingestellt“,<br />
schreiben die Wissenschaftler.<br />
„Wenn es jedoch um eine echte Mitbestimmung<br />
und die Einflussnahme auf die<br />
Verteilung der betrieblichen Wertschöpfung<br />
geht, ist die Einstellung deutlich weniger positiv<br />
und bei denjenigen, die von Mitbestimmung<br />
direkt betroffen sind, den Inhabern<br />
betriebsratsfähiger Betriebe, sogar negativ.“<br />
Die Analyse der Wissenschaftler zeigt,<br />
dass die Idee der Mitbestimmung zwar<br />
insgesamt breite Zustimmung findet, aber<br />
gleichzeitig viele nicht genau wissen, was<br />
konkret damit gemeint ist. Beispielsweise<br />
gibt nur rd. ein Drittel der Befragten an,<br />
dass sie gut darüber Bescheid wissen,<br />
was ein Betriebsrat macht. Gut 40 % der<br />
aktuell oder früher Erwerbstätigen sagen,<br />
sie hätten im Betrieb noch nie oder selten<br />
davon gehört – was damit zu tun haben<br />
könnte, dass die Mehrheit der Beschäftigten<br />
in Unternehmen arbeitet, in denen<br />
Mitbestimmung nicht etabliert ist.<br />
Junge haben wenig Kontakt zur<br />
Mitbestimmung<br />
Besonders überrascht hat die Forscher,<br />
wie wenig junge Menschen über die Idee<br />
der Mitbestimmung und ihre Institutionen<br />
wissen. Die jüngeren Befragten, die<br />
mehrheitlich Schüler oder Studenten sind,<br />
assoziieren Mitbestimmung fast gar nicht<br />
mit Betrieb und Unternehmen, sondern<br />
allenfalls mit Demokratie in einem allgemeineren<br />
Sinne. Zum einen liege das daran,<br />
dass den Jüngeren praktische Erfahrungen<br />
und persönliche Betroffenheit fehlen. Zum<br />
anderen komme Mitbestimmung in der<br />
schulischen und hochschulischen Bildung<br />
sowie in der Berufsausbildung zu kurz.<br />
„Die Mehrheit der Bevölkerung, dafür<br />
sprechen unsere Befunde sehr deutlich,<br />
hat bereits eine positive Einstellung zur<br />
Mitbestimmung in einem generellen Sinne“,<br />
schreiben die Wissenschaftler. Der Begriff<br />
Mitbestimmung könne – ähnlich wie etwa Demokratie<br />
oder Gerechtigkeit – als ein „Hochwertwort“<br />
verstanden werden, als ein Begriff,<br />
bei dem sich positive Assoziationen geradezu<br />
von selbst aufdrängen. Was allerdings fehlt,<br />
sei das Wissen: über konkrete Mitbestimmungsrechte,<br />
ihre alltägliche Praxis und ihre<br />
Folgen sowie darüber, was Mitbestimmung<br />
für die Erreichung der gemeinsamen und der<br />
eigenen Interessen bedeutet.<br />
Mitbestimmung muss gelebt<br />
werden<br />
Wie lässt sich das Wissen verbessern?<br />
Eine naheliegende Voraussetzung dafür<br />
ist, dass überhaupt mehr Menschen an<br />
ihrem Arbeitsplatz mitbestimmen dürfen.<br />
Durch die praktische Erfahrung mit Mitbestimmung<br />
würde sich auch das Wissen<br />
darüber erweitern. Darüber hinaus sollte<br />
das Thema nach Meinung der Forscher<br />
schon an den Schulen und Hochschulen<br />
mehr Gewicht bekommen. Denkbar seien<br />
außerdem Aufklärungskampagnen in den<br />
Medien: „Warum nicht Werbespots für Mitbestimmung<br />
im Kino, TV beziehungsweise<br />
im Internet?“, fragen die Forscher. Damit<br />
die Mitbestimmung ein „konstitutives Element<br />
des deutschen Modells der Arbeitsbeziehungen“<br />
bleibt, müsse sie nicht nur<br />
rechtlich abgesichert, sondern auch „gelebt<br />
werden“. Dies geschehe nicht zuletzt durch<br />
aktive Beteiligung, aber auch in der Kommunikation<br />
mit Freunden, Kollegen, Nachbarn,<br />
Mitschülern und Mitstudierenden.<br />
Die Studie „Was Menschen über Mitbestimmung<br />
denken. Empirische Analysen“<br />
finden Sie hier: www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_408.pdf<br />
• Hans-Böckler-Stiftung<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
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84 | PANORAMA<br />
Die Schweizer Stahlindustrie im Ersten Weltkrieg<br />
Alle Kriegsparteien beliefert<br />
Im Ersten Weltkrieg war die Schweiz von kriegführenden Mächten eingeschlossen, aber nicht direkt in den<br />
Konflikt involviert. Die Schweizer Stahlindustrie nutzte diese neutrale Stellung, wie andere Branchen, um alle<br />
Kriegsparteien zu beliefern. Sie sah sich bei dieser Gratwanderung aber mit Eingriffen sowohl der Alliierten als<br />
auch der Mittelmächte konfrontiert. Die gravierendsten Probleme bereitete die Rohstoffversorgung: Mit der<br />
Einführung des Elektrostahlgussverfahrens konnten sie etwas entschärft werden.<br />
W<br />
ir haben gleich zu Beginn der<br />
Feindseligkeiten (...) die ausländischen<br />
Fabrikanten von Lastautomobilen<br />
telegraphisch auf unsere Lieferungsfähigkeit<br />
aufmerksam gemacht und<br />
nun haben wir seit Kriegsausbruch für über<br />
2 Mio. Franken Aufträge für die Automobilindustrie<br />
erhalten“, schrieb Ernst Homberger,<br />
Generaldirektor der Aktiengesellschaft<br />
der Eisen- und Stahlwerke vormals Georg<br />
Fischer in Schaffhausen (im Folgenden GF),<br />
am 14. Oktober 1914 an die Mitglieder des<br />
Aufsichtsrats, und er wies auf den „außerordentlich<br />
großen“ Verschleiß an Fahrzeugen<br />
auf den Kriegsschauplätzen hin [1].<br />
Die Schweizer Unternehmen versuchten<br />
also von Beginn weg ihre Position<br />
als „Neutrale“ auszunutzen, und<br />
sie taten dies während des Krieges mit<br />
Erfolg, wenn auch unter zunehmenden<br />
Schwierigkeiten. Die Zahlen für die Periode<br />
1914 bis 1918 sprechen eine deutliche<br />
Sprache: Die Exporte von Eisen- und<br />
Stahlwaren (Guss- und Schmiedewaren<br />
sowie Eisenbahnmaterial) erfuhren 1915<br />
gegenüber 1914 mehr als eine Verdoppelung<br />
und nahmen 1916 um weitere 62 %<br />
zu. 1917 waren sie dann leicht und 1918<br />
massiv rückläufig. Auch die Exporte der<br />
Position Eisen (Erze, Eisen, Stahl) verdoppelten<br />
sich im ersten vollen Kriegsjahr.<br />
Sie gingen bereits 1917, als die Kriegskonjunktur<br />
in der Schweiz nachzulassen<br />
begann, stark zurück [2].<br />
Traugott Geering fasst die Entwicklung<br />
in seiner großen Rückschau auf „Handel<br />
und Industrie der Schweiz unter dem Einfluss<br />
des Weltkriegs“ zusammen: „Der<br />
relativ bescheidenen Vorkriegsindustrie<br />
der Schweiz in Eisen- und Kupferwaren<br />
hat der Krieg eine mächtige Bereicherung<br />
und ganz außerordentliche Beschäftigung<br />
in vielen ihrer bisherigen Betriebsrichtungen<br />
gebracht. Darüber hinaus aber<br />
Bild 1. Lastwagenräder waren im Ersten Weltkrieg, dem ersten in diesem Ausmaß mechanisierten<br />
Krieg, äußerst gefragt (Foto: Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen, GFA<br />
1/2811.5)<br />
hat er durch seinen unermesslichen<br />
Munitionsbedarf den Kreis dieser Industrien<br />
hauptsächlich nach drei Seiten<br />
hin in ungeahnter Weise erweitert:<br />
1. durch den gewaltigen Bedarf an Stahlmänteln<br />
für Artilleriegeschosse: Granaten-,<br />
Haubitzen-, Schrapnellhülsen etc.<br />
und anderseits 2. an genau tempierten<br />
Schrapnellzündern und andern Geschossteilen<br />
aus Kupfer, Zink, Aluminium etc.<br />
3. Sodann durch die mächtige Förderung<br />
der Herstellung von Elektrostahl in der<br />
Schweiz.“ [3]<br />
Die Schweizer Stahlbranche war bei<br />
Kriegsausbruch vergleichsweise überschaubar.<br />
Neben einer Reihe von Eisengießereien<br />
existierten nur wenige Stahlgießereien,<br />
wobei GF beim Stahlformguss<br />
„beinahe das Monopol“ besaß, nachdem<br />
die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) 1903<br />
ihren noch jungen Stahlformgussbetrieb<br />
eingestellt hatte und ihren Bedarf künftig<br />
bei GF deckte [4]. Von Roll in Gerlafingen<br />
wiederum verfügte beim Walz- und<br />
Schmiedestahl über eine Monopolstellung.<br />
1914 importierte die Schweiz 95.400 t<br />
Roheisen in Masseln, hauptsächlich aus<br />
Deutschland und Frankreich, in kleineren<br />
Mengen aus Großbritannien, Österreich-Ungarn<br />
und Schweden. Sie bildeten<br />
nur einen Teil der weit umfangreicheren<br />
Versorgung mit Erzen, Eisen und Stahl<br />
[5]. Die Kohle kam fast vollständig aus<br />
Deutschland. 1915 waren die Exporte<br />
für die Stahlwerke lohnender als der Inlandabsatz.<br />
Man habe es sehr begrüßt,<br />
heißt es im Jahresbericht des Vereins<br />
schweiz. Maschinen-Industrieller (VSM),<br />
„dass es uns möglich war, unsere Ausfuhr<br />
in alle die Länder, die wir schon vor<br />
dem Kriege bearbeitet hatten, aufrechtzuerhalten,<br />
und zwar zu Preisen, die uns<br />
besseren Nutzen ließen als das nationale<br />
Geschäft.“[6] Im Jahr darauf wurde neben<br />
der schwierigen Rohstoffversorgung ein<br />
weiteres Dauerproblem angesprochen:<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
PANORAMA | 85<br />
„Mancherorts bereitete die Erhaltung und<br />
Vervollständigung des nötigen Arbeiterstockes<br />
große Schwierigkeiten“. [7] Durch<br />
die Abreise zahlreicher Ausländer und die<br />
Mobilisierung der Schweizer Männer war<br />
den Unternehmen ein beträchtlicher Teil<br />
ihrer Arbeiterschaft ganz oder temporär<br />
entzogen worden.<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
In 1000 Zentnern, 1 Zentner = 100 kg<br />
Eisen- und Stahlwaren Exporte/Importe 1892-1959<br />
Elektrostahlguss bringt<br />
Entspannung<br />
800<br />
600<br />
Auf den immensen Bedarf und die zunehmenden<br />
Versorgungsschwierigkeiten antwortete<br />
die Branche mit einer Erweiterung<br />
der Kapazitäten und mit Innovationen. Von<br />
Roll nahm 1918 in Gerlafingen eine eigene<br />
Stahlproduktion auf, um die Walzwerke<br />
und Schmieden des Unternehmens mit<br />
Flusseisen und Stahl zu versorgen und<br />
die Stahlautarkie der Schweiz zu verbessern<br />
[8]. Oehler in Aarau, der 1908 von<br />
der Tiegelgießerei zum Elektrostahlguss<br />
übergegangen war, setzte die Elektro öfen<br />
1916 neu auch für die Fabrikation von Roheisen<br />
aus Drehspänen ein, die von den<br />
zahlreichen Munitionsdrehereien – auch<br />
viele Uhrenfabriken produzierten Munition<br />
– in größeren Quantitäten anfielen [9].<br />
1917 errichtete Oehler dazu ein spezielles<br />
Roheisenwerk [10]. Für die Schweiz mit<br />
ihren fehlenden Rohstoffen erwies sich das<br />
Elektrostahlgussverfahren als besonders<br />
wichtig. Es war von den Brennmaterialien<br />
Kohle und Koks sowie vom Einsatzmaterial<br />
Roheisen unabhängig. Statt Letzterem<br />
konnte ausschließlich Alteisen (Eisenabfälle<br />
und Schrott) verwendet werden, ein<br />
Material also, das auch in der Schweiz<br />
vorhanden war.<br />
„Auch der elektrisch erzeugte Rohstahl<br />
hat sich gut weiter entwickelt“, schreibt<br />
Geering. „Die Großbetriebe der A.-G. von<br />
Roll, Gebrüder Sulzer, Georg Fischer haben<br />
sich dadurch vom Stahlimport emancipiert.<br />
Kleinere Betriebe für Elektrostahl wurden<br />
in Wil, Zürich, Mels und Aarau aufgetan.“<br />
[11] Von Moos in Emmenbrücke, die seit<br />
1852 Stahl herstellte, hatte ihre beiden<br />
Siemens-Martin-Öfen 1911 während einer<br />
Unternehmenskrise, die vor allem mit der<br />
starken Konkurrenzierung durch die riesigen<br />
deutschen Stahlwerke begründet wurde,<br />
stillgelegt. 1919 nahm das Unternehmen<br />
seinen ersten Elektrostahlofen in Betrieb,<br />
gab diesen aber 1924 bereits wieder auf,<br />
weil wegen des Preisverfalls „ausländisches<br />
Halbzeug in der Schweiz billiger zu<br />
haben war als Schrott“ [12].<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1892 1894 1896 1898 1900 1902 19<strong>04</strong> 1906 1908 1910 1912 1914 1916 1918 1920 1922 1924 1926 1928 1930 1932 1934 1936 1938 1940 1942 1944 1946 1948 1950 1952 1954 1956 1958<br />
Exporte<br />
Bild 2. Der Außenhandel mit Eisen- und Stahlwaren spiegelt die Kriegskonjunktur und die<br />
Ausnahmesituation des Ersten Weltkriegs deutlich wider (Quelle: Historische Statistik der<br />
Schweiz)<br />
Bild 3. Gussputzerei des Elektrostahlwerks Schaffhausen, das ebenfalls stark von der<br />
Kriegskonjunktur profitierte und 1917 von Georg Fischer übernommen wurde (Foto:<br />
Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen, GFA 16/3089)<br />
Importe<br />
Georg Fischer interessierte sich für das<br />
anfänglich mit Kinderkrankheiten behaftete<br />
Elektrostahlgussverfahren erst im Krieg. In<br />
der Schweiz eingeführt hatte es 1907/08<br />
neben Oehler in Aarau ihr früherer, anlässlich<br />
der Krise von 1901 ausgeschalteter<br />
Besitzer Georg Fischer III, der zu diesem<br />
Zweck in Schaffhausen und später in Giubiasco<br />
(Tessin) zwei neue Gießereien errichtete.<br />
1917 übernahm GF diese Werke,<br />
die zu den großen Lieferanten der Kriegstechnischen<br />
Abteilung in Bern gehörten.<br />
Mit der Übernahme, die das Unternehmen<br />
mit einem Schlag von einem Teil seiner<br />
Rohstoffversorgungsprobleme befreite,<br />
konnte GF die Produktionskapazität praktisch<br />
verdoppeln. 1918 entfielen von der<br />
Stahlgussproduktion 48 % auf die neu<br />
erworbenen und 52 % auf die bisherigen<br />
Werke.<br />
Der Stahlgussabsatz von GF ging ganz<br />
überwiegend an die Automobilindustrie,<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
86 | PANORAMA<br />
Bild 4. Kriegsgefangene Franzosen, die bei Georg Fischer in Singen arbeiten mussten<br />
(Foto: Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen, GFA 24/147.11, Foto Jos. Ott, Singen)<br />
diewährend des Krieges zu einem guten<br />
Teil auch die Abnehmerin der Kategorie „übriger<br />
Temperguss“ war. Nach Deutschland<br />
lieferte GF von 1914 bis 1918 für 26 Mio.<br />
Franken Stahl- und Temperguss, und für<br />
weitere 2 Mio. ging Ware an Schweizer<br />
Firmen mit Endbestimmung Deutschland.<br />
Dabei handelte es sich fast ausschließlich<br />
um Rüstungsgüter: „Zusammenfassend<br />
haben wir Teile geliefert für: U-Boote, M.-<br />
S. Boote, Lokomotiven, Kriegsschiffe, Haubitzen,<br />
Maschinengewehre, Pulver-Pressen,<br />
Teleskopmasten, Feldküchen, Kraftwagen,<br />
Richtmittel, Minenwerfer, Feldbäckereien,<br />
Flugzeuge, Motoren, Wasserkasten.“<br />
Hauptabnehmerin war die Artillerie-Werkstätte<br />
München für die bayerische Armee<br />
[13]. Der Boom kam auch in den Beschäftigtenzahlen<br />
zum Ausdruck: Von Anfang 1915<br />
bis Anfang 1918 stieg die Zahl der Arbeiter<br />
der Schaffhauser VSM-Mitglieder (GF, Aluminium-Industrie-Aktien-Gesellschaft<br />
AIAG,<br />
Schweizerische Industrie-Gesellschaft SIG<br />
und andere) von 3.968 auf 6.470 [14]. Auch<br />
die SIG passte während des Krieges ihre<br />
Produktion den Verhältnissen an, indem sie<br />
diese von der Waggon- zur Waffenherstellung<br />
verlagerte [15].<br />
1918 errichtete GF, die ihre Anlagen in<br />
Schaffhausen bis zum äußersten strapazierte,<br />
eine Stahlgießerei in Singen, wo das<br />
Unternehmen seit den 1890er-Jahren mit<br />
einem Fittingswerk (Temperguss) präsent<br />
war. Dass GF über zwei nur 26 km voneinander<br />
entfernte Produktionsstandorte<br />
dies- und jenseits der Grenze verfügte,<br />
war schon vor dem Krieg ein Vorteil. Die<br />
Stahlgießerei in Singen, deren Zahlen<br />
selbstverständlich nicht in der Exportstatistik<br />
der Schweiz erscheinen, wurde auf<br />
Verlangen der deutschen Behörden errichtet.<br />
„Als zu Beginn 1916 noch eine gewisse<br />
politische Spannung zwischen der Schweiz<br />
und Deutschland eintrat, verlangten unsere<br />
Auftraggeber die Herstellung ihrer Bestellungen<br />
auf deutschem Boden.“ Die Leitung<br />
des neuen Stahlwerks war nicht autonom,<br />
sondern unterstand der Kontrolle des deutschen<br />
13. Armeekorps [16].<br />
„… wie wenn wir selbst im<br />
Kriege stünden“<br />
Vorangetrieben wurde die Verbreitung des<br />
Elektrostahlgusses insbesondere dadurch,<br />
dass die Rohstoffversorgung wie erwähnt<br />
bald einmal zum dominierenden Problem<br />
der Schweizer Betriebe wurde. „Dementsprechend<br />
haben wir uns in den für uns<br />
hauptsächlich in Frage kommenden Rohmaterialien:<br />
Kohlen und Roheisen eingedeckt,<br />
und zwar reichlich und in verschiedenen Produktionsgebieten“,<br />
heißt es im Jahresbericht<br />
1914 des Vereins schweiz. Maschinen-Industrieller<br />
(VSM) im Abschnitt Stahlwerke.<br />
„Allerdings unterliegen sämtliche Kontrakte<br />
der Kriegsklausel, und es bildet somit für uns<br />
die Frage der Versorgung mit Rohmaterial andauernd<br />
eine ernste Sorge.“ [17] Profitierten<br />
die Schweizer Unternehmen vom neutralen<br />
Status ihres Landes, so waren sie andererseits<br />
bald massiven Interventionen seitens<br />
der Kriegsparteien ausgesetzt.<br />
Ab 1915 schränkten die kriegführenden<br />
Mächte mit ihren – unter schweizerischer<br />
Leitung stehenden! – Kontrollorganisationen<br />
Société Suisse de Surveillance Economique<br />
(S.S.S., Alliierte) und Treuhandstelle Zürich für<br />
die Einfuhr deutscher Waren in die Schweiz<br />
(ab 1918 Schweizerische Treuhandstelle für<br />
Überwachung des Warenverkehrs S.T.S.,<br />
Mittelmächte) die Bewegungsfreiheit der<br />
Schweizer Industrie zunehmend ein. Die<br />
Schweizer Wirtschaft wurde mit einem<br />
dichten Netz von Regulierungen und einem<br />
ziemlich pompösen Überwachungsapparat<br />
überzogen. Dabei versuchten die Alliierten,<br />
auch den Verkehr der Schweiz mit den<br />
Mittelmächten zu kontrollieren. Ziel war zu<br />
verhindern, dass in die Schweiz exportierte<br />
Rohstoffe oder Zwischenprodukte dem<br />
Feind zugutekamen. Wie weit die Reglementierungen<br />
gingen, zeigt ein Zirkularschreiben<br />
des Roheisen-Verbandes, „wonach auch mit<br />
Bezug auf den bei der Verarbeitung entstehenden<br />
Schrott, wie Gussbruch, Spähne etc.<br />
die Bestimmung Gültigkeit habe, dass diese<br />
Abfälle weder ausgeführt werden dürfen,<br />
noch Verwendung finden dürfen für die Herstellung<br />
von Einrichtungen, die zur Ausfuhr<br />
ins Deutschland feindliche Ausland bestimmt<br />
sind“. Damit war auch der weitere Verkauf<br />
der Abfallmaterialien an von den Deutschen<br />
gesperrte Firmen verboten [18]. Neben dem<br />
Krieg mit Waffen habe sich „in nie geahnter<br />
Weise ein Wirtschafts- und Blockadekrieg<br />
der beiden großen Mächtegruppen entwickelt<br />
und die ganze privatwirtschaftliche Tätigkeit<br />
der kriegführenden Staaten mit sich<br />
gerissen“, stellt der VSM-Bericht 1916 fest.<br />
„Es war natürlich, dass die Volkswirtschaft<br />
der neutralen Staaten und ganz besonders<br />
diejenige unseres kleinen Binnenstaates<br />
dem Strom nicht widerstehen konnte.“<br />
Man merke den Wirtschaftskrieg fast so<br />
intensiv, „wie wenn wir selbst im Kriege<br />
stünden“. [19]<br />
Waren anfänglich bei den Kontrollen<br />
die Alliierten führend, so holte die deutsche<br />
Seite, für deren Kriegswirtschaft die<br />
Schweizer Lieferungen wichtig waren,<br />
auf. „In eine neue Phase trat die Verwendungskontrolle<br />
deutscher Waren dadurch,<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
PANORAMA | 87<br />
dass Deutschland im Laufe des Jahres<br />
1916 doch nicht mehr gar zu weit hinter<br />
der sehr viel strengeren Kontrolle und der<br />
Kontingentierung der Ententewaren durch<br />
die S.S.S. zurückbleiben wollte“, bilanziert<br />
Geering. Das schweizerisch-deutsche<br />
Wirtschaftsabkommen vom 2. September<br />
1916 brachte hauptsächlich die Kontingentierung<br />
von Eisen und Stahl und ihren<br />
Hauptfabrikaten sowie von Brennstoffen.<br />
Weiter enthielt es eingehendere Bestimmungen<br />
für die strenge Untersuchung<br />
der Ausfuhr von Kriegsmaterial aus der<br />
Schweiz in die Entente auf die „etwaige<br />
Herstellung aus deutschen Stoffen“. Diese<br />
Vorschriften wurden in einem neuen<br />
Abkommen 1917 nochmals verschärft.<br />
„Verstöße dagegen waren hinfort ebenso<br />
wirksam zu ahnden, wie es durch die<br />
S. S. S. und ihre Syndikate geschah.“ [20]<br />
Wie sich die Gewichte im Verkehr mit den<br />
Kriegsparteien in etwa verteilten, zeigt der<br />
Aussenhandel der Schweiz mit Maschinen,<br />
Maschinenteilen und Eisenkonstruktionen<br />
im Jahr 1917. Sie gehörten neben Textilien<br />
und Uhren zu den Schweizer Hauptexportgütern.<br />
Bei den Importen kamen 66,6 % aus<br />
Deutschland, 2,7 % aus Österreich, 5,5 %<br />
aus Frankreich, 0,8 % aus Italien, 4,4 %<br />
aus England sowie 20 % aus anderen Ländern.<br />
Von den Exporten entfielen 26,5 %<br />
auf Deutschland, 4,3 % auf Österreich,<br />
38,8 % auf Frankreich, 8 % auf Italien, 2,4 %<br />
auf England und 20 % auf andere Länder<br />
(Russland, Spanien, Südamerika u.a.) [21].<br />
„Unser Wirtschaftsleben musste sich unter<br />
dem Zwang der internationalen Verhältnisse<br />
fast vier Jahre dem Regime der S.S.S. anpassen,<br />
welche sich nach und nach zu einer<br />
fast vollständigen Kontrollstelle unserer ganzen<br />
Fabrikateausfuhr nach den Mittelstaaten<br />
erweiterte“, hielt der Verband schweiz.<br />
Maschinen-Industrieller rückblickend, nur<br />
die Kontrollen der Alliierten erwähnend, in<br />
seinem Jahresbericht 1919 fest [22]. Die<br />
Schweizer Industrie ist dabei allerdings in<br />
weiten Teilen nicht schlecht gefahren.<br />
Auf der schwarzen Liste<br />
Bild 5. Großer Zahnkranz aus der Stahlgießerei von Georg Fischer, 1916 (Foto: Konzernarchiv<br />
der Georg Fischer AG, Schaffhausen, GFA 16/1474.2)<br />
Wie riskant es für Schweizer Firmen war,<br />
wenn sie zu sehr mit einer der Kriegsparteien<br />
verbandelt waren, zeigt das Beispiel<br />
der Aluminiumproduzentin AIAG (später<br />
Alusuisse). Deren ganze Produktion, vom<br />
Schweizer Inlandbedarf abgesehen, ging<br />
ausschließlich nach Deutschland, ihre deutschen<br />
Betriebe standen unter der Kontrolle<br />
der Kriegsmetall AG. Der Export von Aluminium<br />
und Aluminiumwaren stieg von 7.500 t<br />
1914 auf 11.400 t 1916. Weil die AIAG aber<br />
den riesigen Bedarf der Heeresverwaltung<br />
nicht allein decken konnte, entstand noch<br />
während des Kriegs, als neue Konkurrenz,<br />
eine deutsche Aluminiumindustrie. Aluminium<br />
wurde u.a. auch als Desoxidationsmittel<br />
in der Stahlindustrie gebraucht.<br />
In Frankreich habe man eine förmliche<br />
Jagd auf deutsches Besitztum und die deutschen<br />
Gesellschaften unternommen „und<br />
dabei auch unsere Gesellschaft als ‚deutsche´<br />
erklärt“, wurde im AIAG-Verwaltungsrat<br />
am 6. Februar 1915 geklagt [23]. Frankreich<br />
setzte die Firma auf die schwarze Liste und<br />
beschlagnahmte ihre Anlagen in Frankreich,<br />
darunter die für die Rohstoffversorgung<br />
wichtigen Bauxitgruben. Dies, weil der<br />
Aufsichtsrat der AIAG, bei deren Gründung<br />
Walther Rathenau und deutsche Bankiers<br />
eine wichtige Rolle gespielt hatten, nach wie<br />
vor zur Hälfte mit Deutschen besetzt war. Im<br />
Ausschuss stellten die Deutschen sogar die<br />
Mehrheit. Erst als die deutschen Aufsichtsratsmitglieder<br />
1919 zurücktraten, erhielt die<br />
AIAG die Verfügung über ihre Betriebe in<br />
Südfrankreich zurück, wobei erst Ende 1922<br />
festgestellt werden konnte, „dass unsere<br />
Gesellschaft ihren Besitz in Frankreich nun<br />
wieder vollständig in Händen hat“. [24] Dass<br />
man bei der AIAG nicht früher reagierte und<br />
die Situation offensichtlich falsch einschätzte,<br />
hatte wohl auch damit zu tun, dass man in<br />
der deutschsprachigen Schweiz anfänglich<br />
mit einem kurzen Krieg und einem schnellen<br />
Sieg der Deutschen gerechnet hatte. Mit<br />
ihren Lieferungen an die Mittelmächte, von<br />
denen die Schweiz in Bezug auf Kohle und<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
88 | PANORAMA<br />
Eisen praktisch vollständig abhängig war,<br />
leistete die AIAG einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Sicherung der Rohstoffversorgung<br />
des Landes. Die unentbehrlichen Stoffe<br />
wurden nämlich „hauptsächlich aus den Guthaben<br />
für Aluminium bezahlt“. [25]<br />
„Rückbau“ nach dem Krieg<br />
Nach Kriegsende wurden zahlreiche kriegsbedingte<br />
Entwicklungen rückgängig gemacht.<br />
Die Stahlgießerei in Singen hatte<br />
Georg Fischer noch während des Kriegs<br />
geschlossen. Der Stahlgussabsatz von GF<br />
beschränkte sich wieder weitgehend auf<br />
das Inland, und das Umsatzschwergewicht<br />
verlagerte sich zurück zum „Friedensartikel“<br />
Fittings. Eine ähnliche Rückverschiebung erfolgte<br />
bei der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft<br />
SIG. Definitiv durchgesetzt hatte<br />
sich hingegen der Elektrostahlguss: Die von<br />
GF übernommenen Elektrostahlgießereien<br />
in Schaffhausen und Giubiasco wurden nach<br />
dem Krieg – 1919 und 1924 – zwar stillgelegt,<br />
doch deren Öfen verwendete man<br />
fortan in den anderen Schaffhauser Werken,<br />
wo sie Siemens-Martin-Öfen und Bessemer-<br />
bzw. Thomas-Konverter ersetzten.<br />
Das Elektrostahlgussverfahren war vor<br />
dem Krieg oft belächelt und bisweilen auch<br />
verunglimpft worden. „Jede kleine Schwierigkeit<br />
wurde aufgebauscht und weiter verbreitet,<br />
und neben dummem Geschwätz<br />
gab es leider auch Urteile kompetent zu<br />
nennender Fachleute, die dem Elektro ofen,<br />
soweit er der Herstellung von Stahlformguss<br />
diente, jede Existenzfähigkeit absprachen“,<br />
heißt es in einer Publikation der Firma<br />
Oehler, die zu den Pionieren des Elektrostahlgusses<br />
gehörte. „Die Folge solcher<br />
Urteile war die Kreditkündigung vonseiten<br />
einer heute nicht mehr bestehenden Bank,<br />
mit welcher man vorwiegend verkehrte.“<br />
[26] Der basische Elektrostahl konnte auch<br />
qualitätsmäßig mithalten, wies der doch<br />
gegenüber dem sauren Stahl aus dem<br />
Martin- und Konverterofen den Vorteil auf,<br />
dass sein Phosphor- und Schwefelgehalt<br />
geringer war, was zu weniger Rissen in den<br />
Gussstücken führte. [27]<br />
Enttäuscht wurden Erwartungen, dass<br />
man in der Nachkriegszeit (weiterhin) vom<br />
neutralen Status der Schweiz profitieren<br />
könne. 1921 stellte der GF-Techniker Fritz<br />
Stämpfli in einem Bericht fest, dass „auch<br />
die Entente-Staaten heute schon wieder als<br />
Käufer in Deutschland auftreten und also<br />
aus der Schweizerischen Drehscheibe,<br />
die wir uns zwischen den siegenden und<br />
besiegten Mächten gedacht haben, nichts<br />
geworden ist“. [28]<br />
• Adrian Knoepfli, Wirtschaftshistoriker,<br />
Zürich<br />
LITERATUR<br />
[1] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />
GFA 1, 11/1. WK 3, Brief Homberger<br />
an die Verwaltungsratsmitglieder, 14.10.1914.<br />
Zur Entwicklung bei Georg Fischer im Detail<br />
siehe Knoepfli, Adrian: „... das äusserste herausgeholt“:<br />
Die Eisen- und Stahlwerke Georg<br />
Fischer im Ersten Weltkrieg. In: Rossfeld, Roman;<br />
Straumann, Tobias (Hrg.): Der vergessene<br />
Wirtschaftskrieg. Schweizer Unternehmen im<br />
Ersten Weltkrieg. Zürich 2008, S. 171/199.<br />
[2] Historische Statistik der Schweiz, HSSO, 2012. Tab.<br />
L.11a. hsso.ch/2012/l/11a.<br />
[3] Geering, Traugott: Handel und Industrie der Schweiz<br />
unter dem Einfluss des Weltkriegs, Bd. 3, Basel<br />
1928, S. 574.<br />
[4] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />
GFA 2, Protokoll Aufsichtsrat Nr. 68, 21.6.1905.<br />
[5] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />
(VSM) 1914, S. 102. Geering, S. 134/142.<br />
[6] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />
(VSM) 1915, S. 101.<br />
[7] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />
(VSM) 1916, S. 105.<br />
[8] Kienzle, André: „Es gibt nur ein Gerlafingen!“<br />
Herrschaft, Kultur und soziale Integration in einer<br />
Standortgemeinde des Stahlkonzerns Von<br />
Roll, 1918-1939, Zürich 1997, S. 32/33. Geering,<br />
S. 137.<br />
[9] Rossfeld, Roman: „Rechte hat nur, wer Kraft hat.“<br />
Anmerkungen zur Schweizer Wirtschaft im Ersten<br />
Weltkrieg. In: Rossfeld, Roman; Buomberger,<br />
Thomas; Kury, Patrick (Hrg.): 14/18. Die Schweiz<br />
und der Grosse Krieg, Baden 2014, S. 152/161.<br />
[10] Lienhard-Rüsch, Gottlieb: 75 Jahre Eisen- und<br />
Stahlwerke Oehler & Co Aktiengesellschaft Aarau,<br />
1881-1956, Aarau 1956, S. 18.<br />
[11] Geering, S. 717.<br />
[12] Lussy, Hanspeter: Die von Moos'schen Eisenwerke<br />
in Luzern – ein möglicher Modellfall für<br />
die Historiographie der Eisen- und Stahlindustrie<br />
in der Schweiz. In: Ferrum 74/2002, S. 74/78. Von<br />
Moos: Bewahrung und Veränderung am Beispiel<br />
der Industriegeschichte. Hrg. zur Erinnerung an<br />
die Aufnahme der industriellen Stahlverarbeitung<br />
durch von Moos in Luzern vor 150 Jahren, Bern<br />
1992, S. 189.<br />
[13] Konzernarchiv der Georg Fischer AG Schaffhausen,<br />
GFA 1, 2/V 1/W 1, Lieferungen in den Jahren<br />
1914–1918 nach Deutschland, 1.2.26 Si; GFA 1, 2/V<br />
1 A-Z, Aufstellung derjenigen Firmen, an welche<br />
wir Abgüsse aus Stahlguss und Weichguss liefern,<br />
12.2.1917; GFA 1/738, Sieber, E.: Zum Jubiläum<br />
1802–1952, Erinnerungsschrift, Schaffhausen 1950,<br />
S. 11 f.<br />
[14] Jahresberichte Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />
(VSM) 1914, S. 23, und 1917, S. 15.<br />
[15] Koller, Christian: Kriegs- oder Friedensgewinnler?<br />
Die Schweizerische Industrie-Gesellschaft Neuhausen<br />
in den Jahren 1910–1925. In: Rossfeld/<br />
Straumann, S. 225/257.<br />
[16] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />
GFA 1/1580, Waeffler, Heinrich: Der Kleinstahlguss<br />
+GF+ 1900–1950, S. 93.<br />
[17] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />
(VSM) 1914, S. 80.<br />
[18] Archiv für Zeitgeschichte, Zürich, IB VSM-Archiv,<br />
1.2.2.1.3395 Protokoll Vorstand Verein schweiz.<br />
Maschinen-Industrieller, 4.7.1916, S. 4/5.<br />
[19] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />
(VSM) 1916, S. 87.<br />
[20] Geering, S. 20.<br />
[21] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />
(VSM) 1918, Tabelle im Anhang.<br />
[22] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />
(VSM) 1919.<br />
[23] Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel, Privatarchive,<br />
CH SWA PA 600 b D 2-1 I, Protokoll Aufsichtsrat<br />
6.2.1915.<br />
[24] Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel, Privatarchive,<br />
CH SWA PA 600 b D 2-1 II, Protokoll Aufsichtsrat<br />
22.12.1922.<br />
[25] AIAG 1888–1938, Bd. 1, Chippis 1942, S. 154. Zum<br />
Kohlenimport Geering, S. 89-108. Zur Kohle- und<br />
Eisenversorgung während und nach dem Krieg:<br />
Die Gesellschaft der L. von Roll’schen Eisenwerke<br />
und die Entwicklung der jurassischen Eisenindustrie.<br />
Geschichtliches und Statistisches, 1823–1923,<br />
Gerlafingen 1923, S. 161/188. Zum globalen Wirtschaftskrieg<br />
Tanner, Jakob: Geschichte der Schweiz<br />
im 20. Jahrhundert, München 2015, S. 135/141.<br />
[26] Lienhard-Rüsch, S. 18.<br />
[27] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />
GFA 1/738, Schneckenburger, Alfred: Erinnerungen<br />
eines alten Betriebsleiters, 1892–1936,<br />
Oberstammheim 1944, S. 18.<br />
[28] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />
GFA 2, Protokoll Aufsichtsrat Nr. 140, 6.4.1921, Beilage<br />
Fritz Stämpfli, Technische Erwägungen über ein Projekt.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
PANORAMA | 89<br />
BFI-Kolloquium <strong>2019</strong><br />
Am 8. Mai <strong>2019</strong> geht es im BFI wieder um aktuelle Themen der<br />
angewandten Forschung für die Stahlindustrie. MitarbeiterInnen<br />
des Instituts werden neue Technologien und aktuelle Forschungsthemen<br />
aus den vier Arbeitsfeldern des BFI vorstellen:<br />
CO -Reduktion und Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft, Prozess-<br />
und Prozess¬kettenoptimierung sowie Industrie 4.0 und<br />
2<br />
Messtechnik. Anschließend werden aktuelle Forschungsideen<br />
in Kurzvorträgen vorgestellt.<br />
Der Besuch der Veranstaltung ist an eine Einladung gebunden. Anfragen hierzu bitte an: kolloquium@bfi.de<br />
4. ESTAD <strong>2019</strong> – European Steel Technology and Application Days<br />
Vom 24.-28. Juni <strong>2019</strong> findet, neben der METEC, die vierte<br />
ESTAD statt. Die ESTAD wird vom Stahlinstitut VDEh in Kooperation<br />
mit der Austrian Society for Metallurgy and Materials,<br />
Jernkontoret (Schweden) und der Associazione Italiana di Metallurgia<br />
veranstaltet. Das Programm ist in fünf Themenbereiche<br />
gegliedert:<br />
• Eisenherstellung,<br />
• Stahlherstellung,<br />
• Walzen und Schmieden,<br />
• Stahlwerkstoffe und ihre Anwendung; additive Fertigung;<br />
Oberflächentechnologien<br />
• Umwelt- und Energieaspekte.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.metec-estad<strong>2019</strong>.com.<br />
Tagungen und Konferenzen<br />
BFI-Kolloquium<br />
8. Mai <strong>2019</strong><br />
Düsseldorf<br />
VDEh-Betriebsforschungsinstitut GmbH (BFI)<br />
www.bfi.de/de/bfi-kolloquium-<strong>2019</strong>-save-the-date<br />
11th Tooling <strong>2019</strong> – Conference & Exhibition<br />
12. – 16. Mai <strong>2019</strong><br />
Aachen<br />
Stahlinstitut VDEh<br />
www.tooling<strong>2019</strong>.com<br />
ICASP <strong>2019</strong> – International Conference on<br />
Advances in Solidification Processes<br />
17. – 21. Juni <strong>2019</strong><br />
Salzburg<br />
ASMET - Austrian Society for Metallurgy and Materials<br />
www.icasp5-csscr5.org<br />
4. ESTAD <strong>2019</strong> – European Steel Technology<br />
and Application Days<br />
24. – 28. Juni <strong>2019</strong><br />
Düsseldorf<br />
Stahlinstitut VDEh<br />
www.metec-estad<strong>2019</strong>.com<br />
62. Internationales Feuerfest-Kolloquium<br />
25. – 26. September <strong>2019</strong><br />
Aachen<br />
ECREF European Centre for Refractories gGmbH<br />
www.ecref.eu/index.php?id=kolloquium<br />
Messen und Ausstellungen<br />
aaa – all about automation<br />
Moskau Wire Russia<br />
MSR-Spezialmesse Nord<br />
GIFA, METEC, THERMPROCESS, NEWCAST<br />
5. – 6. Juni <strong>2019</strong><br />
Essen<br />
18. – 20. Juni <strong>2019</strong><br />
Moskau<br />
19. Juni <strong>2019</strong><br />
Hamburg<br />
25. – 29. Juni <strong>2019</strong><br />
Düsseldorf<br />
untitled exhibitions GmbH<br />
www.automation-essen.com/de<br />
Messe Düsseldorf GmbH<br />
www.wire-russia.com<br />
MEORGA GmbH<br />
www.meorga.de<br />
Messe Düsseldorf GmbH<br />
www.gifa.de<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
90 | PANORAMA<br />
voestalpine stellt Formel-E-Auto in Linz vor<br />
Countdown zu den „voestalpine European<br />
Races“<br />
Die „ABB FIA Formel E Saison 2018/19“ ist mit drei spannenden Rennen außerhalb Europas bereits angelaufen.<br />
Mit einem Boxenstopp in der voestalpine Stahlwelt in Linz hat nun der offizielle Countdown zu den „voestalpine<br />
European Races“ begonnen. Formel-E-Pilot Maximilian Günther, eines der derzeit größten Motorsporttalente<br />
mit österreichischen Wurzeln, und voestalpine-CEO Wolfgang Eder enthüllten beim Warm-up am Hauptsitz<br />
des Konzerns auch das neue voestalpine-eigene „FIA Formel E Gen2 Auto“. Die voestalpine beliefert von Linz<br />
ausgehend alle wichtigen Automobilhersteller mit hochwertigem Elektroband und Komponenten für E-Motoren<br />
sowie ultraleichten Karosseriebauteilen.<br />
B<br />
is zum Auftakt der „voestalpine European<br />
Races“ in Rom sind es nur<br />
noch wenige Tage. Erstmals in der<br />
Geschichte der vollelektrischen Motorsportserie<br />
wird <strong>2019</strong> der Sieger der fünf<br />
europäischen Rennen in Rom (13.4.), Paris<br />
(27.4.), Monaco (11.5.), Berlin (25.5.) und<br />
Bern (22.6.) – also des „Grand Slams der<br />
Formel E“ – gekürt. Er erhält beim Schweizer<br />
Abschlussrennen eine eigens von voestalpine<br />
konzipierte und im 3-D-Druck<br />
gefertigte Trophäe. Maximilian Günther,<br />
aktuell Fahrer beim US-amerikanischen<br />
„GEOX DRAGON Formel E Team“, und<br />
voestalpine-CEO Wolfgang Eder gaben Anfang<br />
Februar im Rahmen der Präsentation<br />
des neuen FIA Formel EGen2 Autos der<br />
voestalpine in Linz einen Ausblick auf die<br />
bevorstehenden Europa-Rennen.<br />
voestalpine-Auto geht auf Tour<br />
„In etwas mehr als zwei Monaten wird<br />
die Startampel für das erste Rennen der<br />
„voestalpine European Races“ auf Grün geschaltet.<br />
Die Formel E und die voestalpine<br />
sind schon jetzt auf der Überholspur, wenn<br />
es um innovative und nachhaltige Lösungen<br />
für die Mobilität der Zukunft geht. Gemeinsam<br />
möchten wir diesen Drive nutzen,<br />
um den Technologietransfer im Bereich der<br />
Elektromobilität aktiv voranzutreiben“, so<br />
Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der<br />
voestalpine AG. „Das neue voestalpine-eigene<br />
FIA Formel E Gen2 Auto wird in Kürze<br />
eine Tour durch voestalpine-Werke und zu<br />
Veranstaltungen in Österreich und Deutschland<br />
starten – wir wollen so unseren Mitarbeitern,<br />
Kunden und Partnern die Formel<br />
E und das technologische Potenzial, das in<br />
ihr steckt, näherbringen.“ Das Auto – eine<br />
exakte Kopie des aktuellen Formel-E-Rennboliden<br />
„Gen2“ – wird in diesem Jahr auch<br />
regelmäßig in der voestalpine Stahlwelt in<br />
Linz zu sehen sein.<br />
Europa-Trophäe als weiteres<br />
sportliches Highlight<br />
Maximilian Günther, aktuell jüngster Formel-E-Fahrer<br />
und zuvor bereits Sieger in der<br />
Formel3- und Formel2-Serie, sieht den europäischen<br />
Läufen mit Spannung entgegen:<br />
„Die Formel E verkörpert längst die Zukunft<br />
des Motorsports und bietet mit ihren Rennen<br />
inmitten europäischer Metropolen auch<br />
Unterhaltung für ein breites Publikum. Die<br />
„voestalpine European Races“ stellen für<br />
uns Fahrer eine zusätzliche Herausforderung<br />
und gleichzeitig die Chance auf einen<br />
weiteren prestigeträchtigen Preis dar. Als<br />
einziger Pilot mit österreichischem Pass bin<br />
ich besonders stolz, dass mit der voestalpine<br />
nun auch ein heimisches Topunternehmen<br />
in der Formel E an den Start geht.“<br />
Innovationstreiber bei<br />
Elektromobilität<br />
Mit einem Anteil von 48 % am Konzernumsatz<br />
ist die Zukunftsbranche Mobilität<br />
ein wesentlicher Innovationstreiber<br />
und das internationale Wachstumsfeld<br />
der voestalpine. Speziell für Elektrofahrzeuge<br />
wird am Standort Linz anspruchsvollstes<br />
Elektroband als Vormaterial für<br />
immer effizientere Elektromotoren hergestellt.<br />
Auch die hier gefertigten höchstfesten<br />
automobilen Leichtbaukomponenten<br />
tragen durch Gewichtsersparnis<br />
Formel E-Fahrer Maximilian Günther (links)<br />
und voestalpine-CEO Wolfgang Eder präsentieren<br />
das neue voestalpine-eigene<br />
FIA Formel E Gen2 Auto (Foto: voestalpine/<br />
APA-Fotoservice/Greindl)<br />
wesentlich zur Reichweitensteigerung<br />
solcher Autos bei.<br />
voestalpine und die Formel E<br />
Der österreichische Technologiekonzern<br />
voestalpine wird ab der Saison 2018/<strong>2019</strong><br />
für zunächst zwei Jahre Partner der ABB-<br />
FIA-Formel-E-Meisterschaft. Das Unternehmen<br />
wird allen europäischen Rennen<br />
seinen Namen geben und die „voestalpine<br />
European Races“ präsentieren. Der Fahrer<br />
mit den meisten Punkten aus allen fünf<br />
europäischen Rennen erhält am 22. Juni<br />
<strong>2019</strong> in Bern eine von voestalpine in einem<br />
speziellen 3-D-Druck-Verfahren hergestellte<br />
Trophäe.<br />
• voestalpine<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
VORSCHAU/IMPRESSUM/INSERENTENVERZEICHNIS | 91<br />
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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> erscheint monatlich. Jahresbezugspreis<br />
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Abonnement um weitere 12 Monate.<br />
Einzelheft:<br />
25,00 € zzgl. Versandkosten<br />
Urheber- und Verlagsrecht<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> sowie alle in dieser Zeitschrift<br />
enthaltenen Beiträge, Bilder und Tabellen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme<br />
der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />
Verwertung ohne Einwilligung der DVS Media<br />
GmbH strafbar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte wird keine Haftung übernommen.<br />
In der Mai-Ausgabe lesen Sie unter anderem:<br />
Technik<br />
ArcelorMittal Hamburg setzt mit neuem Hubbalkenofen auf mehr<br />
Effizienz und besseren Kundenservice<br />
AIST Association for<br />
Iron & Steel Technology 21<br />
BOBE Industrie-Elektronik 23<br />
CS Additive GmbH 29<br />
Deutscher Fechter-Bund<br />
DVS Media GmbH 17, 83<br />
LOI Thermprozess GmbH 51<br />
Messe Düsseldorf GmbH 11<br />
Primetals Technologies GmbH<br />
SMS group GmbH<br />
Mit der strategischen Investition von<br />
mehr als 15 Mio. € sichert ArcelorMittal<br />
die Zukunft seines Produktionsstandorts<br />
im Hamburger Hafen weiter ab. Nach drei<br />
Jahren Bauzeit ging der neue Ofen nun in<br />
Betrieb. Neben den im Markt gefragten höheren<br />
Bundgewichten der Drahtprodukte<br />
erreicht ArcelorMittal auch Steigerungen<br />
bei Energieeffizienz und CO 2<br />
-Bilanz. Mit<br />
dem neuen Ofen können die CO 2<br />
-Emissionen<br />
um 3.800 t oder rd. 7 % pro Jahr<br />
reduziert werden.<br />
METEC-ESTAD – European Steel Technology and Application Days<br />
Vom 24. bis 28. Juni dreht sich auf dem<br />
internationalen Fachkongress ESTAD –<br />
European Steel Technology and Application<br />
Days – alles um den Werkstoff Stahl, dessen<br />
Herstellung und Anwendungen sowie umwelttechnische<br />
und energetische Aspekte.<br />
Für Stahlhersteller, Zulieferer und Anwender<br />
Stahlhandel – Stahlverarbeitung<br />
ist der fünftägige Kongress ein absolutes<br />
Muss. Veranstaltet wird die 4. ESTAD in<br />
bester Tradition vom Stahlinstitut VDEh in<br />
Kooperation mit seinen Partnern ASMET<br />
aus Österreich und AIM in Italien. Detaillierte<br />
Informationen zum Konferenzprogramm<br />
gibt es schon in unserer Mai-Ausgabe.<br />
Ästhetisch und funktional: Bandbeschichteter Flachstahl überzeugt seit<br />
60 Jahren<br />
Die Marke Pladur von thyssenkrupp Steel<br />
feiert im Bauhaus-Jahr Geburtstag. Im Jahr<br />
1959 sorgte ein neuer Werkstoff bei Architekten<br />
und Bauherren für Begeisterung:<br />
ein organisch beschichteter Flachstahl, der<br />
ungeahnte Möglichkeiten für die Gestaltung<br />
von Außenfassaden und beim Innenausbau<br />
eröffnete. Der bandbeschichtete Flachstahl<br />
dieser Produktfamilie erfüllt seit 60 Jahren<br />
höchste Ansprüche an Ästhetik, Qualität,<br />
Umformbarkeit, Farbvielfalt und Wirtschaftlichkeit.<br />
Heute gibt es das Produkt in über<br />
8.000 Farbtönen, in unterschiedlichen Beschichtungen<br />
und zahlreichen Stahlsorten.<br />
U4<br />
Titelseite<br />
U2<br />
Inserentenverzeichnis<br />
ISSN (Print) 2627-9665<br />
<strong>STAHL</strong> ISSN (Online) + <strong>TECHNIK</strong> 2627-9673 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4
Dieses Anzeige wird gesponsert<br />
Unterstützt das deutsche Team! Die EUROPEAN FENCING<br />
CHAMPIONSHIPS – made of steel <strong>2019</strong> sind das wichtigste<br />
Qualifikationsturnier für die Teilnahme an den Olympischen<br />
Spielen in Tokio 2020. 450 Spitzen-Athleten aus 49 Nationen<br />
treten in der fechtstärksten Region Deutschlands an. Erlebt mit,<br />
wer sich in Düsseldorf qualifiziert! Viele emotionale Momente,<br />
Nervenkitzel pur und atemberaubende Spannung sind<br />
garantiert. Sichert Euch jetzt Eure Tickets.<br />
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