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planet toys 4/19

Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel

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24<br />

INTERVIEW<br />

<strong>planet</strong> <strong>toys</strong><br />

die Märkte zu bedienen, sei es beim<br />

Preis, bei der Warenverfügbarkeit,<br />

beim Sortiment. Das können Filialisten<br />

nicht.<br />

Vor vier Jahren sagten Sie, dass Sie<br />

sich max. drei weitere Standorte vorstellen<br />

könnten. Bergedorf war da der<br />

dritte. Jetzt sind Sie bei sieben, können<br />

sich aber bis zu zwei weitere Dependancen<br />

vorstellen. Hand aufs Herz:<br />

Salzmann werden Sie in den nächsten<br />

zwei Jahren toppen, oder?<br />

N.H.: Ich habe noch nie aktiv einen neuen<br />

Standort gesucht …<br />

Sie werden immer noch angesprungen?<br />

N.H.: … (lacht) sondern bislang hat uns<br />

immer der Standort gesucht. Das habe<br />

ich nicht vor zu ändern. Wenn sich eine<br />

Gelegenheit ergibt, ergibt sich eine;<br />

wenn sich in den nächsten zwei Jahren<br />

nichts ergibt, ergibt sich nichts. Ich<br />

möchte nur Dinge tun, von denen ich<br />

völlig überzeugt bin. Gerade nach der<br />

Insolvenz von BR stand eine Woche lang<br />

mein Telefon nicht mehr still, weil jeden<br />

Tag drei Center-Manager anriefen.<br />

»Es ist unsere Individualität<br />

und es sind vor allem unsere<br />

Mitarbeiter, die uns ganz<br />

besonders stark machen.«<br />

NILS HARTFELDER<br />

Geschäftsführer Hartfelder Spielzeug<br />

Auch wenn Sie nicht aktiv die Filialisierung<br />

betreiben, folgen Sie nicht<br />

dennoch einer Marktlogik, um durch<br />

Wachstum strukturelle Probleme der<br />

Branche wie Margensituation und hoher<br />

Online-Anteil zu kompensieren?<br />

Muss man größer werden, um zu überleben?<br />

N.H.: Vor drei, vier Jahren hätte ich<br />

noch Nein gesagt, das geht auch so.<br />

Aus heutiger Sicht würde ich sagen,<br />

wir brauchen zwingend eine bestimmte<br />

Größe, denn mit zwei, drei Geschäften<br />

kann man nicht mehr alles selber<br />

machen. Ja, wir brauchen diese sieben<br />

Läden, damit es in der Summe wieder<br />

passt.<br />

Was dann, der Logik folgend, heißt,<br />

zehn Läden wäre noch besser als sieben!<br />

N.H.: Theoretisch wäre es so, aber mit<br />

unseren Strukturen ohne Zentrallager<br />

und ohne Warenwirtschaft würden wir<br />

an Grenzen stoßen.<br />

Ohne WWS? Bei 100.000 Artikeln, wie<br />

weit ist das vom Wahnsinn entfernt?<br />

N.H.: Natürlich haben wir mit Busch<br />

Data ein Warenwirtschaftssystem, aber<br />

wir arbeiten ohne Warenbestände,<br />

d. h. die Kasse ist gleichsam blind. Wir<br />

arbeiten übrigens bei allen Lieferanten<br />

ohne Warenbestände, auch wenn die<br />

uns alle für verrückt erklären und das<br />

gerne ändern würden. Meine Überzeugung<br />

ist, dass es einer unser großen<br />

Vorteile ist, dass wir es nicht tun.<br />

Als wir im September letzten Jahres<br />

miteinander sprachen, waren wir<br />

verblüfft, dass Sie nach wie vor einen<br />

Kurier von Filiale zu Filiale touren lassen,<br />

um Ware jederzeit überall verfügbar<br />

zu halten. Wäre es nicht an der<br />

Zeit, ein Zentrallager aufzubauen?<br />

N.H.: Wenn es nach mir ginge, nie, nach<br />

meinen Mitarbeitern und Lieferanten<br />

lieber gestern als heute. Ich glaube,<br />

genau unsere Arbeitsweise macht uns<br />

stark, weil wir keine Massen an Ware<br />

im Lager führen müssen. Was in den<br />

Filialen steht, ist das, was wir haben.<br />

Jede Filiale ist für etwa zehn Lieferanten<br />

zuständig, um die anderen Filialen<br />

mit diesem Sortiment zu versorgen.<br />

Dadurch haben wir einen zentralen<br />

Einkauf bei allen Lieferanten.<br />

Bei diesem Modell erreichen Sie doch<br />

nicht Ihr erklärtes Ziel, bei der Warenverfügbarkeit<br />

in der Liga von Online-Händlern<br />

zu spielen, oder?<br />

N.H.: Ich bin der Meinung, wir bieten das.<br />

2018 haben Sie einen Umsatz von über<br />

10 Mio. € erzielt. Was blieb hängen?<br />

N.H.: Unterm Strich haben wir immer<br />

alles investiert.<br />

Hartfelder ist aus Überzeugung online-clean.<br />

Damit liegen Sie quer zu<br />

den Propheten aus den Verbänden.<br />

Was sagen Sie Hildesheim, das Sie<br />

vielleicht gerne für den idee+spiel-Online-Marktplatz<br />

gewinnen möchte?<br />

N.H.: Ich bin der festen Überzeugung,<br />

dass man alle Kraft in das reinstecken<br />

sollte, was man besonders gut kann.<br />

Das sind bei uns die stationären Geschäfte.<br />

Ich bin überhaupt kein Freund<br />

davon, seine Energie zu teilen.<br />

Heißt das im Umkehrschluss, dass<br />

alle Händler, die sich einer Omnichannel-Strategie<br />

verschrieben haben, auf<br />

dem Holzweg sind?<br />

N.H.: Das will ich nicht sagen. Bei einer<br />

Lage, bei der die Frequenz im Laden<br />

fehlt, muss ich mir zwangsläufig Gedanken<br />

über eine andere Absatzstrategie<br />

machen. Da wäre Omnichannel<br />

womöglich der richtige Weg. Bei der<br />

Beanspruchung in unseren Geschäften<br />

will ich nicht noch nebenbei ein Geschäft<br />

betreiben, bei dem Menschen<br />

morgens bestellen und mittags schon<br />

anrufen, um zu erfahren, wo die Ware<br />

bleibt.<br />

Beim HDE sagt man, Shopping-Center<br />

leiden unter den größten Frequenzverlusten.<br />

Bleiben Sie dieser Center-Strategie<br />

treu?<br />

N.H.: Ich bin in fast allen Centern in den<br />

Vorständen der Werbegemeinschaften<br />

und bei allen, außer bei den großen<br />

ECE-Centern, haben wir keine rückläufigen<br />

Frequenzen. Ich glaube, es<br />

sind in erster Linie die überregionalen<br />

Center, die heute Probleme haben, weil<br />

inzwischen jeder Stadtteil sein eigenes<br />

Center hat. Die sind oft viel flexibler<br />

als eine ECE, die für alles Geld haben<br />

möchte und kaum Aktionen zulässt.<br />

Wir merken selbst, dass ein überregio-

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