planet toys 4/19
Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel
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INTERVIEW<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong> 25<br />
nales Center zur Weihnachtszeit überproportional<br />
gut funktioniert, aber es<br />
unterjährig eher schwieriger wird. Die<br />
Innenstadt steht bei mir natürlich auf<br />
dem Zettel, aber aktuell habe ich noch<br />
keine Fläche entdeckt, die finanziell<br />
überhaupt infrage gekommen wäre.<br />
Wo könnten denn noch neue Hartfelders<br />
in Hamburg dazukommen?<br />
N.H.: Das bleibt mein Geheimnis.<br />
Dann sagen Sie uns wenigstens, wie<br />
viele noch denkbar wären?<br />
N.H.: Tatsächlich wären es, Innenstadt<br />
eingeschlossen, noch drei Standorte,<br />
die aus meiner Sicht noch Sinn ergeben<br />
würden.<br />
Kommen wir zur Branche. Gibt es hier<br />
Kummer? Vor vier Jahren haben Sie<br />
das verneint, aber ein VEDES-Händler<br />
in Bonn, der Ende 20<strong>19</strong> schließt,<br />
bräuchte vermutlich viel Iberogast,<br />
wenn er an bestimmte Marken denkt.<br />
Was nehmen Sie?<br />
N.H.: (lacht) Es gibt immer Lieferanten,<br />
die einem Ärger bereiten und z. B., wie<br />
es ein Konzern tat, alles zusammenstreichen,<br />
obwohl wir extrem aktiv sind,<br />
wie viele Lieferanten bestätigen.<br />
»Ich bin der festen Überzeugung,<br />
dass man alle Kraft in<br />
das reinstecken sollte, was<br />
man besonders gut kann.<br />
Das sind bei uns die stationären<br />
Geschäfte.«<br />
NILS HARTFELDER<br />
Geschäftsführer Hartfelder Spielzeug<br />
Und warum höre ich immer kritische<br />
Kollegenstimmen, auch zu Lego, einem<br />
wichtigen Partner von Ihnen?<br />
N.H.: Es stimmt, dass wir von Lego einen<br />
ganzen Katalog vorgelegt bekommen,<br />
was wir zu tun, wo die Displays zu<br />
stehen haben etc. Die Mitarbeiter stöhnen<br />
zwar manchmal, weil es im Alltag<br />
ein wenig stört, von jedem Display ein<br />
Foto hinzuschicken, ob man auch alles<br />
umsetzt, aber man kann damit leben,<br />
weil es nichts Unmenschliches oder<br />
völlig Übertriebenes ist.<br />
Und wenn alle Marken das praktizieren<br />
würden? Müssten Sie nicht irgendwann<br />
einen Hausfotografen beschäftigen?<br />
Ein Kollege empfdet das<br />
als Einmischung in die inneren Angelegenheiten.<br />
N.H.: Nachvollziehen kann ich diese<br />
Auffassung, weil ich Regale und Displays<br />
dort hinstellen muss, wo ich sie<br />
selbst nicht hinstellen würde. Es ist<br />
allerdings ja auch nicht so, dass wir<br />
dafür nichts bekommen. Aus meiner<br />
Sicht steht das immer noch in einem<br />
vernünftigen partnerschaftlichen Verhältnis.<br />
Was ärgert Sie dann?<br />
N.H.: Das für mich nach wie vor größte<br />
Ärgernis ist, wenn an sich starke und<br />
gute Marken wie Ravensburger oder<br />
Carrera sich in ihren eigenen Webshops<br />
nicht an die UVPs halten. Oder<br />
wenn Playmobil fast direkt neben mir<br />
einen Shop eröffnet.<br />
In der Branche geht es hoch her.<br />
Händler geben auf, Private Equitys<br />
übernehmen Spielzeughersteller,<br />
Spielzeugfirmen forcieren den Direktverkauf.<br />
Was bereitet Ihnen das größte<br />
Kopfzerbrechen?<br />
N.H.: Das größte Kopfzerbrechen bereitet<br />
mir, wenn es Lieferanten nicht gut<br />
geht. Wenn Händler ausscheiden, ist<br />
es eher besser für uns. Bei Lieferanten<br />
sind wir auf eine gute partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit angewiesen. Mit<br />
inhabergeführten Firmen gelingt das<br />
sicherlich besser als mit einem Investor.<br />
Bei Investoren werden wir vermutlich<br />
weitere Prozentpunkte verlieren.<br />
Man könnte umgekehrt auch sagen,<br />
die Spielwarenbranche wird normal,<br />
oder?<br />
N.H.: Könnte man, wobei ich genau das<br />
nicht mag, denn wir sind auch nicht<br />
professionell, weil bei uns viel spontan<br />
und aus dem Bauch heraus entschieden<br />
wird. Natürlich haben wir Strukturen<br />
und feste Abläufe, aber ein Teil<br />
muss spontan und individuell bleiben.<br />
Wie lange wird es noch den stationären<br />
Spielzeughandel geben? Manche<br />
Kollegen sehen schwarz, aber wenn<br />
es ihn noch geben sollte, wie sieht er<br />
in zehn Jahren aus?<br />
N.H.: Ich gehe ganz fest davon aus,<br />
dass es uns noch in zehn Jahren geben<br />
wird, aber auch ich bin der Meinung,<br />
dass die Lieferanten deutlich mehr für<br />
den Fachhandel tun müssen. Die höheren<br />
Kosten, die stationäre Fachhändler<br />
gegenüber dem Online-Handel haben,<br />
werden einfach nicht genug berücksichtigt,<br />
bei manchen Lieferanten gar<br />
nicht.<br />
»Bei Lieferanten sind wir<br />
auf eine gute partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit<br />
angewiesen. Mit inhabergeführten<br />
Firmen gelingt das<br />
sicherlich besser als<br />
mit einem Investor.«<br />
NILS HARTFELDER<br />
Geschäftsführer Hartfelder Spielzeug<br />
Was trägt der Fachhandel selbst zur<br />
Situation bei. Ein Berater sagte mir<br />
kürzlich, der Fachhandel sei veränderungsresistent,<br />
wenig flexibel und viel<br />
zu sehr auf Ware fixiert und zu wenig<br />
auf Kunden. Was sagen Sie dem?<br />
N.H.: Natürlich sind wir zu einem gehörigen<br />
Teil selber schuld an der Situation,<br />
wenn ich nur sehe, wie Exklusivartikel<br />
für den Fachhandel bei Amazon<br />
verhökert werden. Dass mancher Lieferant<br />
dann sagt, das hat doch keinen<br />
Zweck, verstehe ich. Es stimmt auch,<br />
dass Fachhändler, wir eingeschlossen,<br />
zu sehr auf Ware schauen. Seit diesem<br />
Jahr sind wir bei Hartfelder dabei, den<br />
Fokus mehr auf den Kunden zu richten.<br />
Das ist sehr schwer, weil alle im Alltag<br />
gefangen sind.<br />
Heißt das womöglich auch, dass, wenn<br />
der Kunde stärker in den Fokus rückt,<br />
andere Sortimente hermüssen?<br />
N.H.: Ja, das sieht man ja schon bei<br />
uns. Basteln und Schreiben spielt eine<br />
große Rolle, um die Marge aufzubessern<br />
und den Durchschnittsbon nach<br />
oben zu drücken. Aus dem Kunden, der<br />
im Laden ist, müssen wir mehr rausholen.