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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel

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INTERVIEW<br />

<strong>planet</strong> <strong>toys</strong><br />

Ihr Kollege Wieland Sulzer sprach<br />

2018 davon, dass in zehn Jahren womöglich<br />

90 % der idee+spiel-Händler<br />

nicht mehr Spielwarenhändler sind.<br />

Hat er recht?<br />

N.H.: Wenn ich aktuell sehe, was Aldi<br />

und REWE an Sommerspielzeug,<br />

Schreibwaren und Schulbedarf anbieten,<br />

glaube ich, dass wir immer offener<br />

werden und über Spielwaren hinausschauen<br />

müssen. Wir brauchen andere<br />

Sortimente.<br />

AUF EINEN BLICK<br />

2010 eröffneten Julia und Nils Hartfelder auf ca. 70 m 2 ihr erstes Geschäft<br />

im Tibarg Center in Hamburg-Niendorf, das 2013 um einen Bastelladen erweitert<br />

wurde. 2011 kam das Geschäft im Alstertal Einkaufszentrum in Hamburg-Poppenbüttel<br />

hinzu. Die dritte Filiale in Hamburg-Bergedorf folgte 2015.<br />

Inzwischen betreibt der Local Hero sieben Standorte, darunter auch einen<br />

Lego Store. Hartfelder führt rund 100.000 Artikel. Firmenchef Nils Hartfelder<br />

ist wie „geschaffen“ für die Spielwarenbranche. Der Mann ist HSV-Fan und<br />

damit „Kummer“ gewohnt.<br />

Wird Hartfelder womöglich dann zum<br />

kundenorientierten Gemischtwarenhändler?<br />

N.H.: Möglicherweise ja, weil die Zahl<br />

der Kunden, die stationär kauft, auch<br />

immer kleiner wird.<br />

Alle Verbundgruppen leiden unter<br />

Mitgliederverlusten. Betrachten wir<br />

die Entwicklung Ihrer Verbundgruppe<br />

idee+spiel, sieht man, dass <strong>19</strong>98 die<br />

Mitgliederzahl noch bei 958 lag, 20<br />

Jahre um die 500 plus. Gesellschafterversammlungen<br />

leiden zudem unter<br />

fehlender Resonanz. Was muss sich<br />

ändern, damit es besser wird?<br />

N.H.: Duo Schreib & Spiel als auch<br />

idee+spiel tun sehr viel, sind sehr aktiv<br />

und lassen sich gute Konzepte einfallen,<br />

dass wir eine bessere Marge<br />

erzielen. Die machen das toll, aber<br />

ich finde, das Prinzip der Gesellschafterversammlung<br />

ist überholt. Ich war<br />

auch seit drei Jahren nicht mehr persönlich<br />

da und habe meine Eltern als<br />

Vertretung geschickt.<br />

Was würde Sie denn wieder locken?<br />

N.H.: Schwierige Frage, man ist im Alltag<br />

so gefangen und Gesellschafterversammlungen<br />

bringen einen geschäftlich<br />

keinen Meter weiter. Da gehe ich<br />

doch lieber zu einer Katalogmusterung.<br />

Der Großhandel ist für Sie keine Alternative,<br />

den Weihnachtskatalog produzieren<br />

Sie in Eigenregie, bestellen tun<br />

Sie direkt, sind Verbände nicht überflüssig<br />

für Hartfelder?<br />

N.H.: Grundsätzlich brauche ich Verbände<br />

für die Abrechnung. Die ZR ist<br />

für mich mit Abstand das Wichtigste.<br />

Ist das nicht ein bisschen wenig?<br />

N.H.: Es gibt bestimmte Konditionsmodelle<br />

und Rückvergütungen, was wir<br />

meiner Meinung nach ohne einen Verband<br />

nicht so flächendeckend durchbekommen<br />

würden.<br />

Brauchen wir in einer Zeit disruptiver<br />

Veränderungen, wie es so schön heißt,<br />

überhaupt noch fünf Verbände?<br />

N.H.: Ich finde, wir brauchen Vielfalt,<br />

deswegen sind wir auch bei idee+spiel<br />

als den Experten für Spielzeug und<br />

bei Duo, weil die mehr Kompetenz bei<br />

Schreibwaren haben.<br />

Das leuchtet ein, sind aber unterschiedliche<br />

Branchen. Wäre es, ich<br />

denke an den Versuch Mitte der Nullerjahre,<br />

und angesichts der Mitgliederentwicklungen<br />

bei allen Verbänden<br />

nicht vernünftig, zu einer Kooperation<br />

der Kooperationen zu kommen?<br />

N.H.: Wenn die VEDES und idee+spiel<br />

zusammenarbeiten würden, wäre ich<br />

dafür. Der VEDES-Händler ist nicht<br />

mein Konkurrent, sondern eher der<br />

Kollege, mit dem ich mich austausche.<br />

Die Ketten und Onliner sind meine<br />

Konkurrenten. Im Kleinen arbeiten wir<br />

schon gut zusammen, aber es wäre<br />

auch schön, wenn das auf großer Ebene<br />

gelänge.<br />

Hören wir mit Ihrem großen Leiden<br />

auf, dem HSV. Frei nach Tolstoi leidet<br />

jede unglückliche Fußballehe auf ihre<br />

ganz individuelle Weise. Wie litten Sie<br />

seit dem letzten Besuch?<br />

N.H.: (tiefes Durchatmen) Zweitliga ist<br />

eben was anderes, das kannte ich vorher<br />

nicht. Es gibt einfach zu viele Querelen.<br />

Spaß hat es überhaupt nicht gemacht.<br />

Ich litt schlimm, sodass ich mir<br />

teilweise Spiele nicht mehr angeschaut<br />

habe.<br />

Herr Hartfelder, wir bedanken uns für<br />

das Gespräch.<br />

Wie müssen sich Verbände ändern?<br />

N.H.: Sie müssen individuellere Pakete<br />

anbieten, außerdem uns mehr im Social-Media-ereich<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Das frisst sehr viel Zeit, aber wir<br />

müssen es mittlerweile werbemäßig<br />

machen.<br />

STORE-CHECK IM AEZ: Nils Hartfelder versichert Planet Toys Chefredakteur Ulrich Texter,<br />

dass nach dem Umbau und der Erweiterung nicht nur Hartfelder Spielzeug draufsteht,<br />

sondern auch Hartfelder Marken- und Qualitätsspielzeug drin ist.

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