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*<br />
POLITIK<br />
Ehrlich währt<br />
am längsten<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Esist müßig,darüber zu<br />
spekulieren,obmehr<br />
Polizei den tödlichen Stoß von<br />
Frankfurt verhindert hätte.<br />
Wersolch eine Tat begeht,<br />
nutzt Schwachstellen, die es<br />
immer geben wird. Dennoch<br />
versprichtnun etwa Horst<br />
Seehofermehr Sicherheit<br />
durch mehr Polizei. Politiker<br />
wollen sich handlungsfähig<br />
zeigen –und erzeugen in<br />
Wahrheit gefährlichen Frust.<br />
Die Polizeiist seit zehn Jahren<br />
aus Kostengründen ausgedünnt<br />
worden. Man kann darin<br />
die Ursachenfür die RohheitimöffentlichenUmgang<br />
der Menschenmiteinander sehen.Eswar<br />
ja kaumnochjemand<br />
da, der von Staats wegen<br />
einschritt.Die Quittung erhielten<br />
die Parteienmit dem<br />
Aufstieg der AfD. Es wurde in<br />
Deutschland viel übersogenannte<br />
rechtsfreie Räumediskutiert,diese<br />
sind bis heute<br />
das Futter von Hetzern und<br />
Spaltern. Stattdas Blaue vom<br />
Himmel zu versprechen, wäre<br />
es deshalb angebracht, Realismuswalten<br />
zu lassen: Wer<br />
mehr Polizei einsetzen will,<br />
muss dazu sagen, dass es Jahre<br />
braucht,bis neue Kräfte einsatzbereit<br />
sind. Die Bürger<br />
verstehen das. Bei leerenVersprechen<br />
wenden sie sich ab.<br />
Dasist gefährlich. Ehrlich<br />
währt am längsten.<br />
FRAU DESTAGES<br />
Manuela Schwesig<br />
Von<br />
Thoralf<br />
Cleven<br />
Manuela Schwesig (45), Ministerpräsidentin<br />
Mecklenburg-Vorpommerns,<br />
will mit<br />
AfD-Wählern ins Gespräch<br />
kommen,<br />
aber nicht<br />
auf AfD-<br />
Funktionäre<br />
zugehen.<br />
„Bei der AfD<br />
unterscheide<br />
ich sehr<br />
zwischen<br />
den Wählerinnen<br />
und<br />
Wählern<br />
und den Funktionären“, sagte<br />
die SPD-Politikerin in Neubrandenburg.<br />
Sie habe sehr<br />
dafür geworben, dass man<br />
sich sachlich mit der AfD<br />
austauscht. „Aber AfD-Funktionäre<br />
provozieren nur.“<br />
Foto: Jens Büttner/dpa<br />
RND-Montage, Fotos: Patrick Scheiber/Kegler (2), Ralph Peters/imago images, Blick<br />
Stille beim Gedenken:<br />
Die Trauerveranstaltung<br />
vordem Hauptbahnhof<br />
in Frankfurt.<br />
Politik will mehrPolizei<br />
gegen Bahnschubser<br />
Reaktionnach der TatinFrankfurt–doch laut PolizeigewerkschaftGdP dauertdas noch sehr lange<br />
Berlin – Das Entsetzen hat<br />
sich noch immer nicht gelegt:<br />
Der Tod des achtjährigen<br />
Jungen, der am Montag<br />
am Frankfurter Hauptbahnhof<br />
durch einen Stoß<br />
vor einen einfahrenden ICE<br />
starb, bewegt vor allem die<br />
Frankfurter.Die Politik diskutiert<br />
weiter über Konsequenzen<br />
– und das heißt:<br />
Mehr Polizei auf Straßen<br />
und Bahnhöfen.<br />
Nach der unfassbaren Tat des<br />
eritreischen Bahnschubsers<br />
aus der Schweiz will Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer<br />
(CSU)mehr Sicherheitskräfte<br />
einstellen. Die Polizeigewerkschaft<br />
GdP unterstützt den<br />
Plan, warnt aber vor übertriebenen<br />
Erwartungen. „Wirklich<br />
mehr Polizisten im Einsatz<br />
werden wir frühesten in<br />
acht Jahren haben“, sagte<br />
GdP-Chef Oliver Malchow<br />
dem RedaktionsNetzwerk<br />
Unter Mordanklage: Der Bahn-<br />
Schubser vonFrankfurt.<br />
Deutschland (RND). Der Gewerkschafter<br />
begründete dies<br />
mit hohen Pensionierungszahlen<br />
und der vierjährigen<br />
Ausbildungszeit für einen<br />
Polizisten. „Von den 260 000<br />
Beamten geheninder Zeitvon<br />
2017 bis 2020 rund 40 000 in<br />
Pension. Diese Lücke wird<br />
knapp wieder aufgefüllt. Erst<br />
im vergangenen Jahr wurde<br />
langsam damit begonnen, für<br />
den Mehrbedarf einzustellen.“<br />
Wenninder Politik behauptet<br />
werde, heute hätten wir so<br />
viele Polizeibeamte wie noch<br />
nie, dann sei dies unehrlich,<br />
sagte Malchow. „Da werden<br />
einfachdie Tausenden Auszubildenden<br />
mitgezählt, die<br />
noch gar nicht im Einsatz<br />
sind.“ Und weiter: „Zuletzt<br />
wurden die Kräfte auf Bahnhöfen<br />
reduziert, um die<br />
Grenzsicherung zu stärken.<br />
Nach der tödlichen Attacke in<br />
Frankfurt soll am besten beides<br />
gleichzeitig in starker Besetzung<br />
erledigt werden. Die<br />
Tischdecke,ander alle zerren,<br />
ist eindeutig zukurz“, sagte<br />
Malchow.<br />
Die Vizechefin der SPD-<br />
Bundestagsfraktion, Eva<br />
Högl, sieht Seehofers Plan<br />
eher skeptisch „Bis 2021 sollen<br />
15 000 neue Stellen geschaffen<br />
werden. An diesem<br />
Ziel halten wir fest“, so Högl<br />
gegenüber dem RND. „Ob wir<br />
weitere Stellen benötigen,<br />
muss sorgfältig geprüft werden.“<br />
Bereits am Dienstagabend<br />
hatten sich Hunderte Menschen<br />
zu einer Trauerandacht<br />
auf dem Bahnhofsvorplatz in<br />
Frankfurt<br />
versammelt. „Die<br />
Tat bleibt unfassbar“,<br />
sagte der<br />
Mahnt zur Ruhe:<br />
Peter Feldmann<br />
(SPD), der<br />
Oberbürger<br />
meister<br />
von<br />
Frankfurt.