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Berliner Kurier 01.08.2019

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*<br />

POLITIK<br />

Ehrlich währt<br />

am längsten<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Esist müßig,darüber zu<br />

spekulieren,obmehr<br />

Polizei den tödlichen Stoß von<br />

Frankfurt verhindert hätte.<br />

Wersolch eine Tat begeht,<br />

nutzt Schwachstellen, die es<br />

immer geben wird. Dennoch<br />

versprichtnun etwa Horst<br />

Seehofermehr Sicherheit<br />

durch mehr Polizei. Politiker<br />

wollen sich handlungsfähig<br />

zeigen –und erzeugen in<br />

Wahrheit gefährlichen Frust.<br />

Die Polizeiist seit zehn Jahren<br />

aus Kostengründen ausgedünnt<br />

worden. Man kann darin<br />

die Ursachenfür die RohheitimöffentlichenUmgang<br />

der Menschenmiteinander sehen.Eswar<br />

ja kaumnochjemand<br />

da, der von Staats wegen<br />

einschritt.Die Quittung erhielten<br />

die Parteienmit dem<br />

Aufstieg der AfD. Es wurde in<br />

Deutschland viel übersogenannte<br />

rechtsfreie Räumediskutiert,diese<br />

sind bis heute<br />

das Futter von Hetzern und<br />

Spaltern. Stattdas Blaue vom<br />

Himmel zu versprechen, wäre<br />

es deshalb angebracht, Realismuswalten<br />

zu lassen: Wer<br />

mehr Polizei einsetzen will,<br />

muss dazu sagen, dass es Jahre<br />

braucht,bis neue Kräfte einsatzbereit<br />

sind. Die Bürger<br />

verstehen das. Bei leerenVersprechen<br />

wenden sie sich ab.<br />

Dasist gefährlich. Ehrlich<br />

währt am längsten.<br />

FRAU DESTAGES<br />

Manuela Schwesig<br />

Von<br />

Thoralf<br />

Cleven<br />

Manuela Schwesig (45), Ministerpräsidentin<br />

Mecklenburg-Vorpommerns,<br />

will mit<br />

AfD-Wählern ins Gespräch<br />

kommen,<br />

aber nicht<br />

auf AfD-<br />

Funktionäre<br />

zugehen.<br />

„Bei der AfD<br />

unterscheide<br />

ich sehr<br />

zwischen<br />

den Wählerinnen<br />

und<br />

Wählern<br />

und den Funktionären“, sagte<br />

die SPD-Politikerin in Neubrandenburg.<br />

Sie habe sehr<br />

dafür geworben, dass man<br />

sich sachlich mit der AfD<br />

austauscht. „Aber AfD-Funktionäre<br />

provozieren nur.“<br />

Foto: Jens Büttner/dpa<br />

RND-Montage, Fotos: Patrick Scheiber/Kegler (2), Ralph Peters/imago images, Blick<br />

Stille beim Gedenken:<br />

Die Trauerveranstaltung<br />

vordem Hauptbahnhof<br />

in Frankfurt.<br />

Politik will mehrPolizei<br />

gegen Bahnschubser<br />

Reaktionnach der TatinFrankfurt–doch laut PolizeigewerkschaftGdP dauertdas noch sehr lange<br />

Berlin – Das Entsetzen hat<br />

sich noch immer nicht gelegt:<br />

Der Tod des achtjährigen<br />

Jungen, der am Montag<br />

am Frankfurter Hauptbahnhof<br />

durch einen Stoß<br />

vor einen einfahrenden ICE<br />

starb, bewegt vor allem die<br />

Frankfurter.Die Politik diskutiert<br />

weiter über Konsequenzen<br />

– und das heißt:<br />

Mehr Polizei auf Straßen<br />

und Bahnhöfen.<br />

Nach der unfassbaren Tat des<br />

eritreischen Bahnschubsers<br />

aus der Schweiz will Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer<br />

(CSU)mehr Sicherheitskräfte<br />

einstellen. Die Polizeigewerkschaft<br />

GdP unterstützt den<br />

Plan, warnt aber vor übertriebenen<br />

Erwartungen. „Wirklich<br />

mehr Polizisten im Einsatz<br />

werden wir frühesten in<br />

acht Jahren haben“, sagte<br />

GdP-Chef Oliver Malchow<br />

dem RedaktionsNetzwerk<br />

Unter Mordanklage: Der Bahn-<br />

Schubser vonFrankfurt.<br />

Deutschland (RND). Der Gewerkschafter<br />

begründete dies<br />

mit hohen Pensionierungszahlen<br />

und der vierjährigen<br />

Ausbildungszeit für einen<br />

Polizisten. „Von den 260 000<br />

Beamten geheninder Zeitvon<br />

2017 bis 2020 rund 40 000 in<br />

Pension. Diese Lücke wird<br />

knapp wieder aufgefüllt. Erst<br />

im vergangenen Jahr wurde<br />

langsam damit begonnen, für<br />

den Mehrbedarf einzustellen.“<br />

Wenninder Politik behauptet<br />

werde, heute hätten wir so<br />

viele Polizeibeamte wie noch<br />

nie, dann sei dies unehrlich,<br />

sagte Malchow. „Da werden<br />

einfachdie Tausenden Auszubildenden<br />

mitgezählt, die<br />

noch gar nicht im Einsatz<br />

sind.“ Und weiter: „Zuletzt<br />

wurden die Kräfte auf Bahnhöfen<br />

reduziert, um die<br />

Grenzsicherung zu stärken.<br />

Nach der tödlichen Attacke in<br />

Frankfurt soll am besten beides<br />

gleichzeitig in starker Besetzung<br />

erledigt werden. Die<br />

Tischdecke,ander alle zerren,<br />

ist eindeutig zukurz“, sagte<br />

Malchow.<br />

Die Vizechefin der SPD-<br />

Bundestagsfraktion, Eva<br />

Högl, sieht Seehofers Plan<br />

eher skeptisch „Bis 2021 sollen<br />

15 000 neue Stellen geschaffen<br />

werden. An diesem<br />

Ziel halten wir fest“, so Högl<br />

gegenüber dem RND. „Ob wir<br />

weitere Stellen benötigen,<br />

muss sorgfältig geprüft werden.“<br />

Bereits am Dienstagabend<br />

hatten sich Hunderte Menschen<br />

zu einer Trauerandacht<br />

auf dem Bahnhofsvorplatz in<br />

Frankfurt<br />

versammelt. „Die<br />

Tat bleibt unfassbar“,<br />

sagte der<br />

Mahnt zur Ruhe:<br />

Peter Feldmann<br />

(SPD), der<br />

Oberbürger<br />

meister<br />

von<br />

Frankfurt.

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