09.08.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 08.08.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Frank-Thomas<br />

Wenzel<br />

HöhereSteuern<br />

nützennichts<br />

Esist eigentlicheine gute<br />

Idee, Absurditäten im<br />

deutschen Mehrwertsteuersystem<br />

zu beseitigen. Dazu<br />

gehört, dass aufFleisch ein ermäßigter<br />

Satzvon 7Prozent<br />

erhoben wird.Für viele andere<br />

Nahrungsmittel kassiert<br />

der Staat19Prozent. Wobei<br />

die Belastungen durch den<br />

Fleischkonsumfür Umwelt<br />

und Klimazueinem immer<br />

größeren Problem werden.<br />

Eine Erhöhung der Fleischsteuer,<br />

die Politiker von SPD,<br />

Grünen und CDU nun fordern,<br />

liegt aber nur auf den ersten<br />

Blick auf der Hand: Schweinenackensteaks,<br />

die Aldi gerade<br />

in der 400-Gramm-Packung<br />

für 2,39 Euro anbietet, würden<br />

sich dann theoretisch auf 2,64<br />

Euro verteuern. Lassen Grillfans<br />

dann die Finger davon?<br />

Zweifel sind angebracht. Noch<br />

viel wichtiger ist die Frage, ob<br />

sich das Nackensteak überhaupt<br />

in diesem Maß verteuert.<br />

Denn Aldi und andere Einzelhändler<br />

würden bei einer<br />

höheren Steuer ihre Marktmacht<br />

ausspielen und Bauern<br />

einfach zwingen, noch billiger<br />

zu produzieren. Wirklich<br />

wirksam wäre, wenn die EU<br />

ihre Agrarpolitik radikal umstellte.<br />

Subventionen darf es<br />

nur noch für Bauern geben,<br />

die nach strengen Ökokriterien<br />

arbeiten.<br />

MANN DESTAGES<br />

Michael Gove<br />

Es gibt Berufsbeschreibungen,<br />

die gibt’s nicht. Michael Gove<br />

hat so eine. Dennder 51-jährige<br />

Schotte,der als Graeme<br />

Logan geboren<br />

wurde,<br />

ist Boris<br />

Johnsons<br />

No-Deal-Beauftragter<br />

–<br />

und somit<br />

der offizielle<br />

britische<br />

Schuldzuweiser<br />

in Sachen<br />

Brexit.<br />

„Ich bin zutiefst traurig,dass<br />

die EU es nun anscheinend<br />

ablehnt, mit Großbritannien<br />

zu verhandeln“, sagteGove.<br />

Der Regierungschefwolle<br />

einen „guten Deal“, doch es<br />

müsse ein neuer Deal sein.<br />

Foto: Chris McAndrew/UK Parliament<br />

Unwillkommen –<br />

Trump in El Paso<br />

El Paso – Nach den Schusswaffenmassakern<br />

in Dayton/<br />

Ohio und El Paso/Texas am<br />

vergangenen Wochenende<br />

hat US-Präsident Donald<br />

Trump Ersthelfer und Angehörige<br />

der Opfer getroffen.<br />

Beiseiner Ankunft in Dayton<br />

am Mittwoch wurde er aber<br />

auch von<br />

Politiker fordernhöhere<br />

Steuern auf Fleisch<br />

Debatte um Anhebung der Mehrwertsteuer bei Fleischprodukten auf 19 Prozent ausgebrochen<br />

Berlin – Für Markus Blume<br />

steht eins fest: Das Grillen<br />

will sich der Generalsekretär<br />

der CSU in diesem Sommer<br />

nicht mehr verbieten<br />

lassen. Schon gar nicht von<br />

den Grünen, die sich gestern<br />

gemeinsam mit der SPD für<br />

eine höhere Mehrwertsteuer<br />

auf Fleisch ausgesprochen<br />

haben.<br />

Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer<br />

Sprecher der Grünen<br />

im Bundestag, hatte gegenüber<br />

der „Welt“ gesagt: „Ich<br />

bin dafür, die Mehrwertsteuerreduktion<br />

für Fleisch aufzuheben<br />

und zweckgebunden für<br />

mehr Tierwohl einzusetzen.“<br />

Es sei nicht zu erklären, warum<br />

Fleisch mit 7Prozent und zum<br />

Beispiel Hafermilch mit 19<br />

Demonstranten empfangen,<br />

die ihm ebenso wie führende<br />

Demokraten vorwarfen, mit<br />

hetzerischen Aussagen zu<br />

rassistisch motivierter Gewalt<br />

beizutragen. Trump<br />

wies das zurück. Vielmehr<br />

bringe seine Rhetorik die<br />

Leute zusammen, sagte er<br />

vor seiner Abreise aus Washington.<br />

„Dem Land geht es<br />

unglaublich gut.“<br />

Tatsächlich ist der Schock<br />

vielerorts in den USA groß,<br />

nachdem am Samstag ein<br />

junger Mann in einem Walmart<br />

in El Paso 22 Menschen,<br />

viele von ihnen mit<br />

Migrationshintergrund, offenbar<br />

aus rassistischen<br />

Gründen tötete. In einem<br />

Pamphlet, das der Schütze<br />

vonElPaso nach Erkenntnissen<br />

der Polizei vorder Tatonline<br />

stellte, äußerte er sich<br />

ähnlich abwertend gegen-<br />

Prozent besteuert werde.<br />

Ostendorffs Kollege von der<br />

SPD, Agrarexperte Rainer<br />

Spiering, schloss sich der Forderung<br />

an: „Eine Fleischsteuer,<br />

der Einfachheit halber über<br />

eine Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />

auf 19 Prozent, wäre ein<br />

möglicher Weg, der sich allerdings<br />

hauptsächlich auf die<br />

Konsumenten bezieht“, sagte<br />

Spiering. Heißt: Produzenten<br />

und Einzelhandel sollten laut<br />

Spiering ihren Beitrag für eine<br />

nachhaltige Nutztierhaltung<br />

leisten. CSU-Mann Blume<br />

sieht das anders: „Eine Erhöhung<br />

der Mehrwertsteuer auf<br />

Fleisch hilft nicht dem Tierwohl,<br />

sondern macht Fleisch<br />

einfach nur generell teurer“,<br />

sagte er dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland (RND).<br />

über Einwanderern aus Lateinamerika,<br />

wie Trump das<br />

getan hatte.<br />

Keine 24 Stunden später erschoss<br />

in der Nacht zum<br />

Sonntag ein anderer Mann in<br />

Dayton neun Menschen. In<br />

diesem Fall ist das Motiv<br />

noch unklar.<br />

Die demokratischen Präsidentschaftsbewerber<br />

verurteilten<br />

Trumps Rhetorik<br />

nahezu geschlossen als hetzerisch.<br />

In Dayton trafen Trump und<br />

seine Ehefrau MelaniaAngestellte<br />

des Krankenhauses,<br />

in dem die meisten der Opfer<br />

behandelt worden waren.<br />

Davor versammelten sich<br />

mindestens 200 Demonstranten<br />

und forderten von<br />

Trump auch schärfere Waffengesetze.<br />

In El Paso wollten<br />

mehrere örtliche PolitikerTrump<br />

nicht empfangen.<br />

„Wir wollen das Tierwohl und<br />

die heimische Landwirtschaft<br />

stärken und setzen auf den<br />

mündigen Verbraucher statt<br />

auf Steuererhöhungen und<br />

Verbote.“<br />

Der<br />

Deutsche<br />

Tierschutzbund<br />

war es,<br />

der als Erstes<br />

eine<br />

Fleischsteuer<br />

ins<br />

Spiel gebracht<br />

hatte.<br />

Verbandspräsident<br />

Thomas<br />

Schröder hatte gesagt,<br />

parallel zur CO 2 -<br />

Steuer brauche<br />

man eine Fleischsteuer,<br />

über deren<br />

Einnahmen der artgerechte<br />

Umbau von Ställen finanziert<br />

werden könne. Die Tierschützer<br />

argumentieren, dass<br />

pro Kilo Fleisch nur wenige<br />

Cent an Mehrkosten auf den<br />

Verbraucher zukommen würden.<br />

Und nicht nur das<br />

Tierwohl,<br />

Foto: Ralf Hirschberger/dpa

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!