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BERLIN<br />
Steine ins Wasser<br />
werfen und<br />
gefangene Fische<br />
retten: Die Peta-<br />
Tipps im Internet<br />
im Kampf gegen<br />
die Angler.<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Jörg<br />
Steinbach,<br />
63 Jahre<br />
alt,ist<br />
Wirtschaftsminister.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Foto: dpa<br />
Wer sind China, Japan<br />
und Südkorea, wenn<br />
es doch Brandenburg gibt?<br />
Wirtschaftsminister Jörg<br />
Steinbach (SPD) will sein<br />
Bundesland zum „Vorzeigeländle“<br />
der Wasserstoff-<br />
Technologie machen und<br />
den Ostasiaten Paroli bieten.<br />
7000 Jobs könnten bei<br />
Forschung, Entwicklung<br />
und Produktion von Anlagen<br />
entstehen, die aus Wasser<br />
Wasserstoff machen –<br />
zum Beispiel mit Windstrom,<br />
der nachts nicht abgenommen<br />
werden kann.<br />
Solch „grüner“ Wasserstoff<br />
kann für Brennstoffzellenfahrzeuge<br />
eingesetzt werden<br />
–die Heidekrautbahn<br />
soll damit fahren und als<br />
„Abgas“ Wasser ausstoßen.<br />
Oder zur Herstellung von<br />
Strom und Wärme, wenn<br />
Wind- und Solarstrom<br />
nicht in genügendem Maße<br />
zur Verfügung stehen. Der<br />
gebürtige <strong>Berliner</strong> ist es als<br />
Wissenschaftler gewohnt,<br />
über Landesgrenzen und<br />
eingefahrene Wege hinaus<br />
zu denken: Der Chemiker<br />
war Präsident der Technischen<br />
Universität Berlin<br />
und der BTU Cottbus-Senftenberg.<br />
Das versetzt ihn in<br />
die Lage, Vorschläge für<br />
den viel beschworenen<br />
Strukturwandel gerade in<br />
der Lausitz zu machen, die<br />
in absehbarer Zeit die<br />
Braunkohle-Wirtschaft<br />
verlieren wird. GL<br />
Von<br />
NORBERT KOCH-KLAUCKE<br />
Berlin – Es gibt Menschen,<br />
die lieben es, am Ufer der<br />
Spree oder der Havel Barsche<br />
oder Zander fürs Abendbrot<br />
zu fangen. Doch mit der Ruhe,<br />
die Angler so sehr schätzen,<br />
ist es für die 32 000 <strong>Berliner</strong><br />
Petrijünger vorbei. Die<br />
Tierschutzorganisation Peta<br />
droht mit Angriff, ruft im Internet<br />
Tierfreunde zu Störaktionen<br />
auf, um Anglern ihr<br />
Hobby gründlich zu vermiesen<br />
– etwa mit Steinwürfen<br />
oder Wegnahme der gefangenen<br />
Tiere. Der Deutsche Anglerverband<br />
DAFV bezeichnet<br />
das Vorgehen der Tierschützer<br />
als „perfide“ Stimmungsmache.<br />
Angeln ist nicht jedermanns Sache.<br />
Für einige ist das Fangen<br />
und Töten von Fischen Tierquälerei.<br />
Auch für Tanja Breining<br />
(47), Meeresbiologin und<br />
Peta-Aktivistin, die nun mit ihrem<br />
Internet-Ratgeber „Angler<br />
in Sicht“ viele Petrijünger verärgert.<br />
„Fische sind unsere<br />
Freunde, gehören nicht auf den<br />
Teller“, sagt Breining. Angler<br />
seien daher eine Bedrohung,<br />
übten Gewalt gegenüber Tieren<br />
aus. Davon wolle man sie nun<br />
direkt abhalten, „um das Leben<br />
der Fische zu retten“. „Viele<br />
Tierfreunde möchten einschreiten,<br />
wissen nur nicht, wie<br />
sie sich verhalten sollen. Daher<br />
schrieb ich den Ratgeber“, sagt<br />
Breining dem KURIER<br />
Der Ratgeber beginnt mit einer<br />
provokanten These. „Nicht<br />
alle Angler sind so friedlich, wie<br />
sie gerne tun“, wird den Freizeitfischern<br />
in Deutschland unterstellt.<br />
Man solle daher vor einer<br />
Begegnung mit einem Angler<br />
beispielsweise darauf achten,<br />
ob sie Bierflaschen dabei<br />
haben oder aggressiv wirken.<br />
Wird die Situation „ungemütlich“,<br />
solle man den Angler aus<br />
der Ferne beobachten, mit dem<br />
Handy filmen. Wenn der Angler<br />
dann noch einen gefangenen<br />
Fisch nicht vorschriftsmäßig<br />
tötet (ohne Betäubung), rät Peta,<br />
die Polizei zu holen, Anzeige<br />
wegen Tierquälerei zu stellen.<br />
Fotos: DAVIDS/Darmer,Neelsen, imago-images/Steinach/stock &people<br />
Meeresbiologin und Peta-Aktivistin<br />
Tanja Breining ist die Frau, die auch<br />
<strong>Berliner</strong> Angler verärgert.<br />
Tierschützer<br />
nehmen Angler<br />
an den Haken<br />
Steinwürfe, Fisch-Klau und Überwachung: Die Organisation<br />
Peta ruft zu Störaktionen gegen <strong>Berliner</strong> Petrijünger auf<br />
Letzteres sei juristisch in Ordnung.<br />
Aber die Peta-Autorin<br />
rät, auch dann gegen Angler<br />
einzuschreiten, wenn sie nicht<br />
gegen das Gesetz verstoßen:<br />
„Sie können trotzdem einen<br />
Aufseher suchen oder die Polizei<br />
anrufen und den Verdacht<br />
äußern, dass hier möglicherweise<br />
ohne Fischereischein<br />
und/oder unter Alkoholeinfluss<br />
geangelt wird.“<br />
Dass so eine absichtliche falsche<br />
Verdächtigung als Straftat<br />
gewertet werden kann, wurde<br />
Peta-Akivistin Breining später<br />
wohl klar. Sie löschte im Internet<br />
die deftige Passage.<br />
Auch ein weiterer provokanter<br />
Tipp wurde überarbeitet.<br />
Breining riet, „in der Nähe des<br />
Anglers Steine ins Wasser zu<br />
werfen (warum auch nicht?)“,<br />
um so Fische zu verscheuchen.<br />
Als der KURIER die Aktivistin<br />
darauf hinwies, dass Angler so<br />
etwas als Bedrohung ansehen<br />
Auch Angler,die<br />
alles richtig machen,<br />
sollten auf<br />
Verdacht angezeigt<br />
werden. Die<br />
Passage wurde<br />
später gelöscht.<br />
könnten, wurde das Wort „Steine“<br />
in harmlose „Kieselsteine“<br />
geändert. Peta hält aber weiter<br />
an den Ratschlägen fest, dass<br />
Tierschützer sich die Fischereierlaubnis<br />
der Angler zeigen<br />
lassen und versuchen sollen,<br />
„gefangene Fische zu retten“.<br />
Die Wegnahme des Fangs<br />
kann auch als Diebstahl gewertet<br />
werden, so Thomas Struppe,<br />
ein Sprecher des Deutschen<br />
Anglerverbandes DAFV. „Mit<br />
den Aktionen gegen Angler<br />
schießt Peta übers Ziel hinaus,<br />
fordert möglicherweise sogar<br />
mehrfach zur Begehung von<br />
Ordnungswidrigkeiten und<br />
Straftaten auf“, sagt er. „Menschen<br />
unterschiedlicher Interessen<br />
so gegeneinander aufzustacheln,<br />
ist zivilgesellschaftlich<br />
sehr bedenklich.“<br />
Auch Derk Ehlert, der Wildtier-Experte<br />
des Senats, wertet<br />
die Peta-Aktion als sehr fragwürdig.<br />
„Beim Angeln steht der<br />
Tierschutz an oberster Stelle“,<br />
sagt er. Daher benötigen Angler<br />
eine Fischereierlaubnis. Diese<br />
erhält man nur nach ausreichender<br />
Schulung und Ablegung<br />
einer Prüfung. „Wer angelt,<br />
die Erlaubnis dafür vorweisen<br />
kann, begeht keine<br />
rechtswidrige Tat“, sagt Ehlert.<br />
„Wir gehen grundsätzlich davon<br />
aus, das die Angler sich an<br />
die Regeln halten.“ Dass Gesetze<br />
und Vorschriften eingehalten<br />
werden, wird in Berlin von<br />
Polizei, Ordnungsämtern und<br />
Anglerverbänden kontrolliert.<br />
Allein das Fischereiamt führt<br />
jährlich über 2000 Kontrollen<br />
durch. Verstöße können mit<br />
Bußgeldern bis zu 50000 Euro<br />
geahndet werden.<br />
Das Fischereiamt registrierte<br />
2018 insgesamt 137 Fälle, meistens<br />
hatten Angler keinen Fischereischein<br />
oder eine Angelkarte.<br />
13430,50 Euro wurden<br />
an Bußgeldern kassiert.