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Berliner Kurier 08.08.2019

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BERLIN<br />

Steine ins Wasser<br />

werfen und<br />

gefangene Fische<br />

retten: Die Peta-<br />

Tipps im Internet<br />

im Kampf gegen<br />

die Angler.<br />

DER<br />

ROTE<br />

TEPPICH<br />

Ehre, wemEhregebührt!<br />

Jörg<br />

Steinbach,<br />

63 Jahre<br />

alt,ist<br />

Wirtschaftsminister.<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />

(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />

10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />

E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />

Abo-Service: Tel. 030/232777<br />

Foto: dpa<br />

Wer sind China, Japan<br />

und Südkorea, wenn<br />

es doch Brandenburg gibt?<br />

Wirtschaftsminister Jörg<br />

Steinbach (SPD) will sein<br />

Bundesland zum „Vorzeigeländle“<br />

der Wasserstoff-<br />

Technologie machen und<br />

den Ostasiaten Paroli bieten.<br />

7000 Jobs könnten bei<br />

Forschung, Entwicklung<br />

und Produktion von Anlagen<br />

entstehen, die aus Wasser<br />

Wasserstoff machen –<br />

zum Beispiel mit Windstrom,<br />

der nachts nicht abgenommen<br />

werden kann.<br />

Solch „grüner“ Wasserstoff<br />

kann für Brennstoffzellenfahrzeuge<br />

eingesetzt werden<br />

–die Heidekrautbahn<br />

soll damit fahren und als<br />

„Abgas“ Wasser ausstoßen.<br />

Oder zur Herstellung von<br />

Strom und Wärme, wenn<br />

Wind- und Solarstrom<br />

nicht in genügendem Maße<br />

zur Verfügung stehen. Der<br />

gebürtige <strong>Berliner</strong> ist es als<br />

Wissenschaftler gewohnt,<br />

über Landesgrenzen und<br />

eingefahrene Wege hinaus<br />

zu denken: Der Chemiker<br />

war Präsident der Technischen<br />

Universität Berlin<br />

und der BTU Cottbus-Senftenberg.<br />

Das versetzt ihn in<br />

die Lage, Vorschläge für<br />

den viel beschworenen<br />

Strukturwandel gerade in<br />

der Lausitz zu machen, die<br />

in absehbarer Zeit die<br />

Braunkohle-Wirtschaft<br />

verlieren wird. GL<br />

Von<br />

NORBERT KOCH-KLAUCKE<br />

Berlin – Es gibt Menschen,<br />

die lieben es, am Ufer der<br />

Spree oder der Havel Barsche<br />

oder Zander fürs Abendbrot<br />

zu fangen. Doch mit der Ruhe,<br />

die Angler so sehr schätzen,<br />

ist es für die 32 000 <strong>Berliner</strong><br />

Petrijünger vorbei. Die<br />

Tierschutzorganisation Peta<br />

droht mit Angriff, ruft im Internet<br />

Tierfreunde zu Störaktionen<br />

auf, um Anglern ihr<br />

Hobby gründlich zu vermiesen<br />

– etwa mit Steinwürfen<br />

oder Wegnahme der gefangenen<br />

Tiere. Der Deutsche Anglerverband<br />

DAFV bezeichnet<br />

das Vorgehen der Tierschützer<br />

als „perfide“ Stimmungsmache.<br />

Angeln ist nicht jedermanns Sache.<br />

Für einige ist das Fangen<br />

und Töten von Fischen Tierquälerei.<br />

Auch für Tanja Breining<br />

(47), Meeresbiologin und<br />

Peta-Aktivistin, die nun mit ihrem<br />

Internet-Ratgeber „Angler<br />

in Sicht“ viele Petrijünger verärgert.<br />

„Fische sind unsere<br />

Freunde, gehören nicht auf den<br />

Teller“, sagt Breining. Angler<br />

seien daher eine Bedrohung,<br />

übten Gewalt gegenüber Tieren<br />

aus. Davon wolle man sie nun<br />

direkt abhalten, „um das Leben<br />

der Fische zu retten“. „Viele<br />

Tierfreunde möchten einschreiten,<br />

wissen nur nicht, wie<br />

sie sich verhalten sollen. Daher<br />

schrieb ich den Ratgeber“, sagt<br />

Breining dem KURIER<br />

Der Ratgeber beginnt mit einer<br />

provokanten These. „Nicht<br />

alle Angler sind so friedlich, wie<br />

sie gerne tun“, wird den Freizeitfischern<br />

in Deutschland unterstellt.<br />

Man solle daher vor einer<br />

Begegnung mit einem Angler<br />

beispielsweise darauf achten,<br />

ob sie Bierflaschen dabei<br />

haben oder aggressiv wirken.<br />

Wird die Situation „ungemütlich“,<br />

solle man den Angler aus<br />

der Ferne beobachten, mit dem<br />

Handy filmen. Wenn der Angler<br />

dann noch einen gefangenen<br />

Fisch nicht vorschriftsmäßig<br />

tötet (ohne Betäubung), rät Peta,<br />

die Polizei zu holen, Anzeige<br />

wegen Tierquälerei zu stellen.<br />

Fotos: DAVIDS/Darmer,Neelsen, imago-images/Steinach/stock &people<br />

Meeresbiologin und Peta-Aktivistin<br />

Tanja Breining ist die Frau, die auch<br />

<strong>Berliner</strong> Angler verärgert.<br />

Tierschützer<br />

nehmen Angler<br />

an den Haken<br />

Steinwürfe, Fisch-Klau und Überwachung: Die Organisation<br />

Peta ruft zu Störaktionen gegen <strong>Berliner</strong> Petrijünger auf<br />

Letzteres sei juristisch in Ordnung.<br />

Aber die Peta-Autorin<br />

rät, auch dann gegen Angler<br />

einzuschreiten, wenn sie nicht<br />

gegen das Gesetz verstoßen:<br />

„Sie können trotzdem einen<br />

Aufseher suchen oder die Polizei<br />

anrufen und den Verdacht<br />

äußern, dass hier möglicherweise<br />

ohne Fischereischein<br />

und/oder unter Alkoholeinfluss<br />

geangelt wird.“<br />

Dass so eine absichtliche falsche<br />

Verdächtigung als Straftat<br />

gewertet werden kann, wurde<br />

Peta-Akivistin Breining später<br />

wohl klar. Sie löschte im Internet<br />

die deftige Passage.<br />

Auch ein weiterer provokanter<br />

Tipp wurde überarbeitet.<br />

Breining riet, „in der Nähe des<br />

Anglers Steine ins Wasser zu<br />

werfen (warum auch nicht?)“,<br />

um so Fische zu verscheuchen.<br />

Als der KURIER die Aktivistin<br />

darauf hinwies, dass Angler so<br />

etwas als Bedrohung ansehen<br />

Auch Angler,die<br />

alles richtig machen,<br />

sollten auf<br />

Verdacht angezeigt<br />

werden. Die<br />

Passage wurde<br />

später gelöscht.<br />

könnten, wurde das Wort „Steine“<br />

in harmlose „Kieselsteine“<br />

geändert. Peta hält aber weiter<br />

an den Ratschlägen fest, dass<br />

Tierschützer sich die Fischereierlaubnis<br />

der Angler zeigen<br />

lassen und versuchen sollen,<br />

„gefangene Fische zu retten“.<br />

Die Wegnahme des Fangs<br />

kann auch als Diebstahl gewertet<br />

werden, so Thomas Struppe,<br />

ein Sprecher des Deutschen<br />

Anglerverbandes DAFV. „Mit<br />

den Aktionen gegen Angler<br />

schießt Peta übers Ziel hinaus,<br />

fordert möglicherweise sogar<br />

mehrfach zur Begehung von<br />

Ordnungswidrigkeiten und<br />

Straftaten auf“, sagt er. „Menschen<br />

unterschiedlicher Interessen<br />

so gegeneinander aufzustacheln,<br />

ist zivilgesellschaftlich<br />

sehr bedenklich.“<br />

Auch Derk Ehlert, der Wildtier-Experte<br />

des Senats, wertet<br />

die Peta-Aktion als sehr fragwürdig.<br />

„Beim Angeln steht der<br />

Tierschutz an oberster Stelle“,<br />

sagt er. Daher benötigen Angler<br />

eine Fischereierlaubnis. Diese<br />

erhält man nur nach ausreichender<br />

Schulung und Ablegung<br />

einer Prüfung. „Wer angelt,<br />

die Erlaubnis dafür vorweisen<br />

kann, begeht keine<br />

rechtswidrige Tat“, sagt Ehlert.<br />

„Wir gehen grundsätzlich davon<br />

aus, das die Angler sich an<br />

die Regeln halten.“ Dass Gesetze<br />

und Vorschriften eingehalten<br />

werden, wird in Berlin von<br />

Polizei, Ordnungsämtern und<br />

Anglerverbänden kontrolliert.<br />

Allein das Fischereiamt führt<br />

jährlich über 2000 Kontrollen<br />

durch. Verstöße können mit<br />

Bußgeldern bis zu 50000 Euro<br />

geahndet werden.<br />

Das Fischereiamt registrierte<br />

2018 insgesamt 137 Fälle, meistens<br />

hatten Angler keinen Fischereischein<br />

oder eine Angelkarte.<br />

13430,50 Euro wurden<br />

an Bußgeldern kassiert.

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