BerlinerStimme Nr. 05 2019
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dieses eigene Geschäft oft die einzige<br />
Möglichkeit, eine gute und gesicherte<br />
Zukunft für sich und ihre Familien zu<br />
erwirtschaften. Das dürfen wir ihnen<br />
nicht verwehren. Die SPD hat Menschen<br />
immer ermutigt, ihr Leben in die eigene<br />
Hand zu nehmen – werden wir diesem<br />
Grundsatz wieder treu!<br />
Es ist für uns eine Frage der Ehrlichkeit:<br />
Sonntagssonderöffnungen etwa vor<br />
Weihnachten, zur IFA oder zur Grünen<br />
Woche betreffen ArbeitnehmerInnen.<br />
Hier erlauben wir Sonntagsarbeit zu<br />
Lasten Dritter – in erster Linie betrifft<br />
dies Frauen und prekär Beschäftigte.<br />
Selbstgewählte Sonntagsarbeit wollen<br />
wir aber weiterhin untersagen. Das<br />
ist nur dann logisch, wenn wir allein<br />
Großunternehmen und die durchorganiserte<br />
ArbeitnehmeInnenschaft als<br />
PartnerInnen unserer Politik sehen.<br />
Es ist für uns eine Frage der Glaubwürdigkeit<br />
unserer Partei: Wir wollen „Berlin<br />
verstehen“ und gehen mit diesem Slogan<br />
in Wahlkämpfe. Wenn wir kleinen<br />
Gewerbetreibenden ihre Existenz und<br />
den NachbarInnen im Kiez – gerade<br />
Älteren, Alleinstehenden und Armen –<br />
ihren Treffpunkt nehmen und Kaufkraft<br />
am Sonntag in den Einzelhandel an<br />
Bahnhöfen und in Tankstellen umleiten,<br />
verstehen wir Berlin nicht, sondern<br />
ignorieren unsere Stadt und ihre Wirklichkeit.<br />
In dieser Wirklichkeit sind<br />
auch Spätis von Verdrängung bedroht –<br />
schließen sie am Sonntag, können sie<br />
Mietsteigerungen nicht mehr abfangen<br />
und verschwinden aus dem Kiez.<br />
Berlin ist mehr, als das jetzige Ladenöffnungsgesetz<br />
zugestehen will und unsere<br />
Partei ist mehr, als sie sich aktuell zutraut:<br />
Wir sind dem Anspruch nach die<br />
„Berlinpartei“, die Partei der Menschen,<br />
die sich selbst organisieren und emanzipieren<br />
wollen, wir sind Kiezpartei, Partei<br />
des sozialen Aufstiegs, Partei der Integration<br />
und für alle, die in unsere Stadt<br />
kommen und hier leben wollen. Werden<br />
wir diesem Anspruch gerecht und treffen<br />
wir unsere Nachbarn am Späti. Auch<br />
und gerade am Sonntag und am Feiertag.<br />
CONTRA<br />
Andrea Kühnemann<br />
ver.di sagt „Nein“ zur Ladenöffnung<br />
an Sonntagen<br />
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I<br />
T<br />
E<br />
L<br />
OBEN<br />
Andrea Kühnemann<br />
Kranke und alte Menschen pflegen,<br />
Leben retten, Mobilität sichern, für Freizeitangebote<br />
sorgen – in zahlreichen<br />
Branchen wird am Sonntag gearbeitet.<br />
Aber ist das „Sonntagsshopping“ wirklich<br />
unverzichtbar?<br />
Seit dem 17. November 2006 hat Berlin<br />
ein sehr weitgehendes Ladenöffnungsgesetz.<br />
An den Werktagen Montag bis<br />
Samstag können sämtliche Läden rund<br />
12 BERLINER STIMME