BerlinerStimme Nr. 05 2019
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OBEN<br />
Michael Müller<br />
Das heißt?<br />
Wir leben in einer Zeit des Umbruchs.<br />
Digitalisierung und Automatisierung<br />
verändern schon jetzt die Arbeit. Mit<br />
dem Plattformkapitalismus ist zudem<br />
eine vollkommen neue Arbeitswelt<br />
entstanden. Prekäre Arbeit und Scheinselbstständigkeit<br />
ist da an der Tagesordnung.<br />
Für mich ist die Kombination<br />
von digital und sozial entscheidend.<br />
Die Sozialdemokratie wird also dringend<br />
gebraucht, um die neue Zeit sozial zu<br />
gestalten. Mit einem Sozialstaat 2.0, der<br />
den neuen Herausforderungen gerecht<br />
wird. Wer die SPD zukünftig führen will,<br />
der muss sich diesen Fragen stellen.<br />
Die SPD Berlin hat früh eine inhaltliche<br />
Erneuerung gefordert ...<br />
Ja, der Landesvorstand hat nach dem<br />
Rücktritt von Andrea Nahles für eine<br />
inhaltliche Neupositionierung erste<br />
Forderungen aufgestellt und in den<br />
Parteivorstand eingebracht. Wir wollen,<br />
dass die SPD mit einem neuen Grundsatzprogramm<br />
neue Antworten für die<br />
Herausforderungen der Zukunft entwickelt.<br />
Aber wir müssen uns natürlich<br />
schon jetzt zu Fragen verhalten, die uns<br />
alle bewegen. Da ist zum Beispiel das<br />
Thema Wirtschaft. Wir brauchen eine<br />
nachhaltige Produktion und Verwertung,<br />
die Menschen und Klima schützt. Wie erreichen<br />
wir eine gemeinwohlorientierte<br />
Wertschöpfung abseits der typischen<br />
Marktlogiken? Nötig ist außerdem ein<br />
gerechtes Steuersystem, über das eine<br />
faire Umverteilung erfolgt. Die Vermögenssteuer,<br />
eine gerechte Erbschaftsteuer<br />
und vor allem die Finanztransaktionssteuer<br />
müssen endlich von der<br />
SPD umgesetzt werden.<br />
Und was ist mit neuen Machtoptionen?<br />
Wenn jetzt Malu Dreyer und andere<br />
darüber nachdenken, auch auf Bundesebene<br />
das Verhältnis zur Linkspartei zu<br />
klären, um neue Machtoptionen jenseits<br />
der GroKo zu öffnen, finde ich das<br />
richtig. In Berlin sind wir diesen Weg<br />
2001 gegangen und haben 10 Jahre<br />
gut mit der Linkspartei regiert. Und mit<br />
unserem rot-rot-grünen Bündnis seit<br />
2016 beweisen wir, dass es Mehrheiten<br />
jenseits von Koalitionen mit der CDU<br />
gibt, mit denen man eine fortschrittliche<br />
Politik machen kann. Aber natürlich<br />
müssen viele Fragen geklärt und<br />
Gemeinsamkeiten entwickelt werden.<br />
Je früher man mit Gesprächen anfängt,<br />
umso besser. Klar ist: Auch in einem<br />
Bündnis mit Grünen und Linken muss<br />
die SPD ein eigenes, unverwechselbares<br />
Profil haben.<br />
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BERLINER STIMME<br />
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