BerlinerStimme Nr. 05 2019
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Mir fällt diese Einsicht nicht leicht, da<br />
ringen Herz und Verstand miteinander.<br />
Und so geht es vielen in der SPD, deshalb<br />
ist es gut, dass uns der Parteitag im März<br />
Zeit für eine ausführliche Debatte und die<br />
Prüfung aller Alternativen gegeben hat.<br />
Als Berlin 2004 die Lehrkräfteverbeamtung<br />
abgeschafft hat, war ich optimistisch,<br />
dass die restlichen Bundesländer<br />
diesem Schritt früher oder später folgen<br />
würden. Das Gegenteil ist eingetreten,<br />
heute ist Berlin das letzte Land, das neue<br />
Lehrkräfte nur anstellt. Auf einem bundesweiten<br />
Arbeitsmarkt mit konstantem<br />
Absolventenmangel ist diese Sonderrolle<br />
ein Nachteil, der uns jedes Jahr mehrere<br />
hundert Lehrkräfte kostet. Und seit auch<br />
Brandenburg mit dem Beamtenstatus<br />
lockt, findet jedes Jahr eine Abstimmung<br />
mit den Füßen oder der S-Bahn statt.<br />
Höhere Nettobezüge und Pensionen,<br />
Unkündbarkeit und berufliche Mobilität<br />
im Rest der Republik – das sind Vorteile,<br />
die eine Anstellung kaum bieten kann.<br />
Berlin bezahlt seine angestellten Lehrer<br />
heute hervorragend, bietet multiprofes-<br />
sionelle Teams an den Schulen, erstklassige<br />
Fortbildungen und die Brennpunktzulage<br />
für Schulen in schwieriger Lage.<br />
Aber im Wettbewerb um Lehramtsabsolventinnen<br />
und -absolventen reicht<br />
das nicht aus, da spricht die Praxis eine<br />
deutliche Sprache.<br />
Natürlich ist die Verbeamtung kein Allheilmittel<br />
für die Lehrkräftegewinnung.<br />
Sie würde uns aber endlich Chancengleichheit<br />
mit den anderen Bundesländern<br />
bringen. Berlin muss seine Attraktivität<br />
auch im Kampf um die besten<br />
Lehrkräfte ausspielen können, das erwarten<br />
die Menschen von uns. Diese voll<br />
ausgebildeten Lehrkräfte kämen in Berlin<br />
auch den Brennpunktschulen zu Gute, an<br />
denen der Anteil an Quer- und Seiteneinsteigern<br />
derzeit noch besonders hoch ist.<br />
Auch wenn die Rückkehr zur Verbeamtung<br />
eher auf Pragmatismus als aus politischer<br />
Leidenschaft beruhen wird: Berlin<br />
sollte seine Kraft nicht in einem Kampf<br />
vergeuden, den es alleine nicht gewinnen<br />
kann. Das dankt uns keiner, und<br />
das schadet am Ende unserer Stadt.<br />
CONTRA<br />
Monika Buttgereit &<br />
Matthias Trenczek<br />
„Weshalb verbeamtet<br />
ihr nicht?“<br />
T<br />
I<br />
T<br />
E<br />
L<br />
OBEN<br />
Monika Buttgereit & Matthias Trenczek<br />
Es ist ein Ritual. Vor jedem Schuljahr<br />
Hiobsbotschaften, wie viele Lehrkräfte<br />
demnächst in Berlin fehlen würden.<br />
Nach Beginn des Schuljahres interessiert<br />
es schlicht nicht, dass die Stellen wieder<br />
alle besetzt wurden. Tatsächlich ein<br />
Anlass, von einer sozialdemokratischen<br />
Erfolgsgeschichte zu sprechen.<br />
Aber wem ist präsent, dass die Berliner<br />
18 BERLINER STIMME