physio-Journal I 2/2019
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AKTUELLE BESCHWERDEN<br />
TITELTHEMA<br />
Genauen Aufschluss über die aktuellen Beschwerden<br />
geben die sieben »W‘s« und die<br />
entsprechende Interpretation:<br />
»Was schmerzt oder wo schmerzt<br />
es?« Diese Frage informiert bezüglich<br />
hilft sie bei der Suche nach einem möglichen<br />
Auslöser. So kann beispielsweise ein<br />
zurückliegender Auffahrunfall ursächlich für<br />
entsprechende Beschwerden im HWS-Bereich<br />
sein (Schleudertrauma).<br />
»Welche Begleitbeschwerden treten<br />
auf?« Anhaltende Kopfschmerzen<br />
und Herzsensationen können<br />
beispielsweise Herzprobleme anzeigen, die<br />
eine gründliche ärztliche Abklärung erfordern.<br />
der Schmerzlokalisation. Hierbei wird<br />
der Patient angehalten, den Ort und die<br />
Ausbreitung des Schmerzes zu beschreiben.<br />
»Wie sind die Schmerzen?« Mit<br />
dieser Frage sind Schmerzcharakter,<br />
-stärke und -verlauf zu beurteilen.<br />
»Was wurde bisher gemacht?«<br />
Häufig haben Patienten insbesondere<br />
mit chronischen Erkrankungen<br />
»Wann schmerzt es?«H ä u fi gt r e -<br />
ten Schmerzen in einem bestimmten<br />
zeitlichen Muster auf. Dazu gehören<br />
beispielsweise die so genannten Anlaufschmerzen,<br />
die morgens kurz nach dem<br />
Aufstehen beginnen und bei weiterer Bewegung<br />
wieder nachlassen. Nächtliche<br />
»Wodurch werden die Schmerzen<br />
beeinflusst?« Häufig werden<br />
durch bestimmte Bewegungen, Körperhaltungen<br />
oder mechanische Einflüsse<br />
Schmerzen ausgelöst oder verstärkt. Die<br />
Kenntnis solcher auslösenden Faktoren gibt<br />
wichtige Hinweise für die spätere Therapie.<br />
eine Odyssee an Therapien hinter sich. Daher<br />
muss erfragt werden, welche Therapieversuche<br />
bisher unternommen wurden und<br />
welchen Erfolg sie erbrachten. Diese Informationen<br />
sind im Hinblick auf die spätere<br />
Therapieplanung von Bedeutung: Bislang<br />
erfolglose therapeutische Ansätze können<br />
Schmerzen treten u. a. bei entzündlichen<br />
Gelenkerkrankungen auf.<br />
»Seit wann bestehen die Schmerzen?«<br />
Mit dieser Frage soll zwischen<br />
akuten und chronischen Beschwerden<br />
unterschieden werden. Des Weiteren<br />
Im Gegensatz dazu können Beschwerden<br />
ANAMNESE<br />
auch durch bestimmte Bewegungen oder<br />
Haltungen (z. B. Schonhaltung) oder durch<br />
äußere Einflüsse (z. B. Hitze, Kälte, etc.) verbessert<br />
werden.<br />
EIGENANAMNESE<br />
aus der Liste der weiteren Therapiemaßnahmen<br />
gestrichen werden.<br />
Die Eigenanamnese umfasst Fragen nach<br />
aktueller Lebenssituation, Begleiterkrankungen,<br />
früheren Erkrankungen (geordnet<br />
nach Organsystemen) und Krankenhausaufenthalten<br />
und Operationen. Die Art der<br />
Berufstätigkeit kann Hinweise auf Stress und<br />
Überlastungssyndrome sowie Tätigkeiten in<br />
ungünstigen körperlichen Positionen geben,<br />
die zu Fehlhaltungen und Muskelverspannungen<br />
führen können. Wichtig ist auch<br />
die Dokumentation von Medikamenten, die<br />
eingenommen werden. Obwohl die Patienten<br />
in der Regel bereit sind, die Details ihrer<br />
Anamnese darzulegen, werden manchmal<br />
auch ungewollt wichtige Punkte verschwiegen.<br />
Die Frage nach der derzeitigen Medikation<br />
kann wertvolle Hinweise geben. Ebenso<br />
sollten die Ernährungsgewohnheiten sowie<br />
die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
erfragt werden. Ein weiterer wichtiger<br />
Punkt ist der drastische, ungewollte und<br />
schnelle Gewichtsverlust, der möglicherweise<br />
eine ernsthafte Grunderkrankung wie<br />
z. B. bösartige Erkrankungen anzeigen kann.<br />
Hier sollte unbedingt eine weitergehende<br />
ärztliche Abklärung erfolgen.<br />
Die Familienanamnese vervollständigt die<br />
Anamnese. Hier wird nach Erkrankungen<br />
von Eltern, Geschwistern und Kindern gefragt<br />
(Verwandte ersten Grades). So werden<br />
das Alter oder gegebenenfalls die Todesursache<br />
der Eltern erhoben. Von besonderem<br />
Interesse sind chronische Erkrankungen in<br />
der Familie.<br />
FAMILIENANAMNESE<br />
Gezielt sollte nach folgenden Krankheiten<br />
gefragt werden:<br />
Erbliche Erkrankungen<br />
(z. B. Hämophilie)<br />
Bösartige Erkrankungen<br />
(z. B. Krebserkrankung)<br />
Stoffwechselerkrankungen<br />
(z. B. Diabetes mellitus)<br />
Infektionserkrankungen<br />
(z. B. Tuberkulose)<br />
Missbildungen<br />
Psychische Erkrankungen<br />
(z. B. Depressionen)<br />
Literatur<br />
Kolster (2007): Bindegewebe. KVM – Der Medizinverlag, Berlin.<br />
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