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Taxi Times Berlin - März / April 2019

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INKLUSION<br />

MOBILITÄT<br />

ZUM GLEICHEN<br />

PREIS FÜR ALLE<br />

Gerlinde Bendzuk, Harald Moritz und Fatoş Topaç<br />

Ebenfalls am 6. <strong>März</strong> fand bei der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im<br />

Abgeordnetenhaus von <strong>Berlin</strong> das Fachgespräch Inklusionstaxi statt.<br />

Fragestellung war die gleiche wie in der Sozialverwaltung.<br />

Auch beim Fachgespräch Inklusionstaxi,<br />

zu dem die Grüne Fraktion<br />

ins Abgeordnetenhaus eingeladen<br />

hatte, und das von der Sprecherin<br />

für Sozial- und Pflegepolitik Fatoş Topaç<br />

und dem Verkehrspolitischen Sprecher<br />

Harald Moritz moderiert wurde, ging es um<br />

die Frage, was noch getan werden muss,<br />

um die benötigte Anzahl Inklusionstaxis<br />

schnell auf <strong>Berlin</strong>s Straßen zu bringen. Die<br />

Vertreter des <strong>Taxi</strong>gewerbes wiederholten<br />

die bereits beim Treffen mit Senatorin Breitenbach<br />

gemachten Vorschläge: Sicherheit<br />

bei den Fahrpreisen, Kompensationsmaßnahmen,<br />

um Wirtschaftlichkeit auch für<br />

die „Pioniere“ zu gewährleisten und gelockerte<br />

Zugangsvoraussetzungen, Alter der<br />

förderfähigen Fahrzeuge in der Startphase.<br />

Besonders wertvoll waren in dieser<br />

Runde die Anregungen von den Betroffenen-Verbänden<br />

und von anwesenden Rollstuhlfahrer/innen.<br />

Gerlinde Bendzuck von<br />

der Landesvereinigung Selbsthilfe e. V.<br />

kritisierte die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Das Förderprogramm sei doch kein<br />

„geheimes Projekt“ und müsse viel lauter<br />

publik gemacht werden, auch von der Verkehrsverwaltung.<br />

Zum Gelingen bedürfe<br />

es einer professionellen PR-Kampagne, für<br />

die Geld in die Hand genommen werden<br />

müsse. Auch die Homepage des LAGeSo<br />

müsse ansprechender gestaltet werden und<br />

das Angebot für <strong>Taxi</strong>unternehmen müsse<br />

mehrsprachig sein.<br />

FÖRDERUNG ZU WENIG BEKANNT<br />

LAGeSo-Chef Allert bot dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

Gespräche an, um gemeinsam eine bessere<br />

Bewerbung der Förderung zu erreichen.<br />

Mit anderen Worten: Tu’ Gutes und sprich<br />

darüber, sonst merkt es am Ende keiner.<br />

Auch bei den <strong>Taxi</strong>unternehmen muss viel<br />

mehr für die Idee geworben werden. Dabei<br />

können auch die Funkzentralen helfen<br />

und bei ihren Funkteilnehmern Anreize<br />

schaffen.<br />

Was erneut absolut deutlich wurde und<br />

worüber bei allen Einigkeit besteht: dass<br />

die Tarife für alle <strong>Taxi</strong>s gleich sein müssen<br />

und der Mehraufwand über die allgemeinen<br />

<strong>Taxi</strong>tarife abgefedert werden<br />

muss. Ein Inklusionstaxi-Zuschlag, wie er<br />

im Antrag der Verbände gefordert wurde,<br />

sei diskriminierend und keine akzeptable<br />

Möglichkeit. Das sollten die Verbände in<br />

den anstehenden Gesprächen über neue<br />

Fahrpreise mit dem Senat unbedingt beherzigen.<br />

Fluggesellschaften hätten anfangs<br />

auch Zuschläge erhoben, wenn Sie Rollstühle<br />

mitnahmen und Passagiere tragen<br />

mussten. Dafür ernteten sie massive Kritik,<br />

die Zusatzkosten wurden längst in die<br />

normalen Ticketkosten eingepreist. Will<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe keine schlechte Presse<br />

für eine gute Sache, sollte das bei den Fahrpreisen<br />

berücksichtigt werden. sb<br />

UMLAGE STATT ZUSCHLÄGE – LÖSUNGSVORSCHLAG FÜR DAS DISKRIMINIERUNGS-DILEMMA<br />

FOTO: Stephan Berndt / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Ein Zuschlag für Rolli-Transporte ist<br />

nicht die Lösung, um den Mehraufwand<br />

von Inklusionstaxis abzudecken. Ein<br />

positives Projekt wäre gefährdet, da in<br />

den Medien nur von Diskriminierung die<br />

Rede wäre. Ähnlich wie bei Fluggesellschaften<br />

müssen diese Kosten in den<br />

normalen Fahrpreis eingepreist werden.<br />

Allerdings kann, im Unterschied zu den<br />

Airlines, nicht jedes <strong>Taxi</strong> diese Transporte<br />

realisieren. Daher müssen die nicht<br />

inklusiven <strong>Taxi</strong>s diesen Anteil am Fahrpreis<br />

in Form einer Umlage abführen.<br />

Wenn das über die Einschaltgebühr<br />

erfasst wird, besteht auch ein klares und<br />

eindeutig überprüfbares Maß für die<br />

Höhe der Abgaben. Jeder Taxameter<br />

speichert die Anzahl der durchgeführten<br />

Fahrten und damit die Einschaltungen.<br />

Somit ist die Höhe der Abgabe<br />

einfach und eindeutig zu bestimmen.<br />

Vorstellbar ist, dass das LAGeSo diesen<br />

Topf verwaltet und daraus an jedes<br />

Inklusionstaxi für jede Rollstuhlbeförderung<br />

fünf Euro auszahlt. Damit ist das<br />

Thema Rolli-Zuschlag vom Tisch und<br />

eine faire Lösung gefunden, die zudem<br />

einfach zu verwalten ist. Überschüssige<br />

Mittel können für die dauerhafte Förderung<br />

weiterer Umrüstungen genutzt<br />

werden.<br />

Mit dieser Maßnahme besteht auch die<br />

Möglichkeit, die in der Anfangsphase<br />

zu erwartenden langen Leerfahrten<br />

der zu Beginn wenigen, das Stadtgebiet<br />

nicht ausreichend abdeckenden<br />

Inklusionstaxis zu kompensieren, indem<br />

zu Beginn ein höherer Betrag je Rollstuhlbeförderung<br />

ausgezahlt wird. Denn<br />

die Betreiber der ersten Inklusionstaxis<br />

werden ohne diese Zusatzeinnahme<br />

kaum wirtschaften können.<br />

TAXI MÄRZ/APRIL <strong>2019</strong><br />

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