Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sagen, was man denkt. Ein Essay von Sabine Rennefanz über Meinungsfreiheit – Seite 3<br />
Wolfgang<br />
Joops<br />
Heimkehr<br />
Seite 22<br />
11°/24°<br />
Sonne und Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
Wenn Versicherungen<br />
Verträge kündigen<br />
Wirtschaft Seite 6<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Formel-1-Comeback:<br />
Vettel kann noch siegen<br />
Sport Seite 17<br />
Montag,23. September 2019 Nr.221 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Zum Toddes Dichters<br />
Günter Kunert<br />
Feuilleton Seite 21<br />
Debatte<br />
Die SPD, die<br />
Wärme und<br />
der Neid<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Was wir wissen: DieSPD braucht<br />
neue Chefs oder Chefinnen<br />
und Inhalte,Inhalte,Inhalte.Was wir<br />
bisher nicht wussten: dass die SPD<br />
Politiker „mit Wärme“ sucht. Und<br />
dass KlaraGeywitz, bisher Landtagsabgeordnete<br />
in Brandenburg und<br />
aktuell Bewerberin für den SPD-<br />
Bundesvorsitz, hier offenbar ein<br />
emotionales Defizit haben soll. Geywitz,<br />
so behauptet<br />
jedenfalls ihr<br />
Parteikollege<br />
Harald Sempf,<br />
könne „von der<br />
zwischenmenschlichen<br />
Wärme her auch<br />
eine 10 000er-<br />
Klara Geywitz Geflügelfarm leiten“.<br />
„Diese Her-<br />
möchte SPD-Chefin<br />
werden. zenswärme, die<br />
ihr zugeschrieben<br />
wird, woher die kommen soll, ist<br />
mir ein Rätsel“, sagte der Schatzmeister<br />
des brandenburgischen<br />
Landesvorstands dem Spiegel. Ihr<br />
fehle die „Fähigkeit zur Nähe“.<br />
Ach herrje, möchte man rufen,<br />
vielleicht auch schreien. Ernsthaft?<br />
Mal davon abgesehen, dass sich<br />
Sempf mit diesem innerparteilichen<br />
Foul selbst disqualifiziert, steht da<br />
noch mehr. Es sind kleine Wörter,<br />
wichtige Wörter, die so viel mehr offenbaren,<br />
als es auf den ersten Blick<br />
scheint. Denn die stereotype Zuschreibung<br />
bestimmter Attribute<br />
zeigt, was von Frauen erwartet wird,<br />
was aber kaum einer bei Männern<br />
hinterfragen würde. Bringt der Duo-<br />
Mitbewerber Olaf Scholz eigentlich<br />
Wärme mit? Hatman sich je gefragt,<br />
wie viel Herzenswärme Sigmar Gabriel<br />
in sich trägt?<br />
Männer bleiben in der Wahrnehmung<br />
mancher Kollegen offenbar<br />
noch immer die Macher, Heroen<br />
oder Piraten, Frauen dagegen „Muttis“.<br />
Und wenn sie leidenschaftlich<br />
ihrePositionen vertreten, werden sie<br />
schnell als hysterisch bezeichnet.<br />
Immerhin, es dauerte nicht lange,<br />
dass Klara Geywitz –43, Potsdamerin,<br />
Sprecherin für Medienpolitik<br />
und Religion, Parteieintritt mit 16<br />
Jahren, Mutter dreier Kinder und<br />
nach eigener Auskunft „fröhliche<br />
Christin“ –aus ihrer Partei Solidaritätsbekundungen<br />
erhielt.<br />
Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin<br />
in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
erklärte: „Genau diese Art &<br />
Weise von Machos in unserer Partei<br />
und Gesellschaft muss aufhören! Dieser<br />
Umgang ist auch ein Grund,<br />
warum sich Menschen von unserer<br />
Partei abgewandt haben.“ Katarina<br />
Barley, Vizepräsidentin des Europaparlamentes,sagte,Geywitz<br />
sei„einer<br />
der liebenswertesten, humorvollsten<br />
und anständigsten Menschen, die<br />
mir in der Politik begegnet sind“.<br />
Geywitz, Mit-Initiatorin des Paritätsgesetzes<br />
in Brandenburg, bezeichnet<br />
sich selbst als Feministin.<br />
Sempf, geboren 1966, schreibt auf<br />
seiner Homepage, dass er „sehr ungern<br />
verliert“. Ist Neid eigentlich ein<br />
typisch männliches Attribut?<br />
Zweite-Klasse-GefühlimOsten<br />
Die neuen Länder haben aufgeholt, steht im Bericht zur Deutschen Einheit. Das ist beschönigend, sagen Kritiker<br />
VonRasmus Buchsteiner,Markus Decker<br />
und JanSternberg<br />
Die neuen Bundesländer<br />
haben in den vergangenen<br />
Jahren wirtschaftlich<br />
deutlich aufgeholt.<br />
„Die Wirtschaftskraft Ostdeutschlands<br />
ist von43Prozent im Jahr 1990<br />
auf 75 Prozent des westdeutschen<br />
Niveaus im Jahr 2018 gestiegen und<br />
entspricht damit nahezu dem<br />
Durchschnitt der Europäischen<br />
Union“, heißt es im neuen „Jahresbericht<br />
Deutsche Einheit“, der der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland, RND) vorliegt. Er<br />
soll am Mittwoch vom Bundeskabinett<br />
beraten werden.<br />
Löhne,Gehälter sowie die verfügbaren<br />
Einkommen der privaten<br />
Haushalte erreichen den Angaben<br />
zufolge inzwischen etwa 85 Prozent<br />
des westdeutschen Niveaus.Der Abstand<br />
sei noch geringer, wenn man<br />
die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten<br />
in Ostund West berücksichtige.<br />
Die Skepsis der Jungen<br />
Auch auf dem Arbeitsmarkt zeige<br />
sich eine zunehmend positive Entwicklung.<br />
So ist die Arbeitslosenquote<br />
in den neuen Bundesländern<br />
überproportional stark zurückgegangen<br />
–von 18,7 Prozent im Jahr<br />
2005 auf 6,4 Prozent im August 2019.<br />
Im Westen habe es im gleichen Zeitraum<br />
einen Rückgang lediglich um<br />
rund fünf Prozentpunkte gegeben.<br />
DieEntwicklung, räumt die Bundesregierung<br />
ein, sei jedoch „auch der<br />
ungünstigeren demografischen Entwicklung<br />
ostdeutscher Regionen zuzuschreiben“.<br />
Die Regierung zieht in dem Berichteine<br />
positiveBilanz der Entwicklung<br />
im Osten nach 1989: „Das Zusammenwachsen<br />
Deutschlands und<br />
die Angleichung der Lebensverhältnisse<br />
sind seither weit vorangekommen.“<br />
Die inder Vergangenheit erfolgte<br />
Abwanderung vorallem junger,<br />
gut Qualifizierter sowie „der dramatische<br />
Geburtenrückgang zu Beginn<br />
der 1990er-Jahre“ stelle für die neuen<br />
Bundesländer„eine erhebliche Belastung“<br />
dar. Dies zeige sich auch im<br />
wachsenden Fachkräftemangel: „Von<br />
Arbeitsmigration aus dem Ausland<br />
profitiert der Westen bislang weit<br />
mehr als der Osten Deutschlands.“<br />
Laut Bericht wirdUnzufriedenheit<br />
in den neuen Ländernspürbar,wenn<br />
es um politische Fragen gehe. „So<br />
fühlen sich laut einer jüngst für die<br />
Bundesregierung durchgeführten<br />
Umfrage 57 Prozent der Ostdeutschen<br />
als Bürger zweiter Klasse“,<br />
heißt es in der Kabinettsvorlage.„Die<br />
Wiedervereinigung halten nur rund<br />
38 Prozent der Befragten im Osten für<br />
gelungen.“ Bei Menschen unter 40<br />
Jahren seien es sogar nur rund 20 Prozent.<br />
Knapp die Hälfte der Menschen<br />
im Ostensei eher unzufrieden mit der<br />
Funktionsweise der Demokratie.<br />
DerVorsitzende der Linksfraktion<br />
im Bundestag, Dietmar Bartsch, hat<br />
„Natürlich ist viel geleistet worden,<br />
von Ost- und Westdeutschen.<br />
Aber dass nach 30 Jahren Ostdeutsche<br />
weiterhin länger arbeiten müssen und<br />
dafür weniger Geld bekommen, ist einer<br />
von vielen nicht akzeptablen Fakten.“<br />
Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag<br />
Sigmund Jähn:<br />
Seine letzte<br />
Reise<br />
den Jahresbericht zum Stand der<br />
deutschen Einheit kritisiert. „Mit<br />
dem neuen Ostbeauftragten verkommt<br />
der Jahresbericht zum Stand<br />
der deutschen Einheit zu einer einzigen<br />
Lobhudelei“, sagte er dem RND.<br />
„Natürlich ist viel geleistet worden,<br />
von Ost- und Westdeutschen.<br />
Aber dass nach 30 Jahren Ostdeutsche<br />
weiterhin länger arbeiten müssen<br />
und dafür weniger Geld bekommen,<br />
ist einer von vielen nicht akzeptablen<br />
Fakten. Es bleibt viel zu<br />
tun.“<br />
Der erste Deutsche im<br />
All starb im Alter von<br />
82 Jahren. Er wurde als<br />
Held gefeiert und wollte<br />
doch nie einer sein.<br />
Panorama Seite 28<br />
Grünen-Fraktionschefin Katrin<br />
Göring-Eckardt sagte dem RND:<br />
„Die besorgniserregenden Werte für<br />
das Demokratie-Empfinden im Osten<br />
haben auch viel mit den Versäumnissen<br />
der Bundesregierung im<br />
ländlichen Raum zu tun. Menschen<br />
in abgehängten Regionen vertrauen<br />
keinem Staat, der sie augenscheinlich<br />
vergessen hat.“<br />
Sie fügte hinzu: „Nach den Landtagswahlen<br />
im Osten darfdie Politik-<br />
Karawane nicht einfach weiterziehen.<br />
Wir müssen die vor Ort begonnenen<br />
gesellschaftlichen Debatten<br />
fortführen.“ Und es brauche eine<br />
Stärkung der Infrastruktur im ländlichen<br />
Raum mit besserem Öffentlichen<br />
Personen-Nahverkehr, schnellem<br />
Internet und Gesundheitsversorgung.<br />
Dafür wollten die Grünen<br />
eine Milliarde Euro proJahr investieren.<br />
Ärztemangel und Funklöcher<br />
Um Regionen, wo die Menschen<br />
über Ärztemangel, Funklöcher und<br />
ein spärliches Nahverkehrsangebot<br />
klagen, will sich die Kommission<br />
„Gleichwertige Lebensverhältnisse“<br />
der Bundesregierung kümmern. Ein<br />
Treffen der Kommission mit Vertretern<br />
der Ländern soll am Freitag im<br />
Kanzleramt stattfinden.<br />
Den Jahresbericht zur Deutschen<br />
Einheit gibt es seit 1997. Darin soll<br />
regelmäßig über die Politik zur Angleichung<br />
der Lebensbedingungen<br />
im vereinten Deutschland Rechenschaft<br />
abgelegt werden. Zudem soll<br />
Auskunft darüber gegeben werden,<br />
wie die Unterschiede in OstundWest<br />
abgebaut werden. (mit dpa)<br />
DPA<br />
Umstrittene<br />
Parallel-Flüge<br />
Richtung USA<br />
Vonwegen Klimakabinett:<br />
Vier Minister,drei Flieger<br />
Wenige Tage nach der Verabschiedung<br />
des Klimapakets<br />
fliegen vier Mitglieder der Bundesregierung<br />
in drei Flugzeugen der Luftwaffe<br />
an die US-Ostküste –dabei ist<br />
Fliegen besonders klimaschädlich.<br />
Kanzlerin Angela Merkel (CDU)<br />
reiste am Sonntag zusammen mit<br />
Entwicklungsminister Gerd Müller<br />
(CSU) zum UN-Klimagipfel in New<br />
York am Montag. Sie nimmt anschließend<br />
an der UN-Generalversammlung<br />
teil. Ebenfalls am Sonntagnachmittag<br />
hob eine kleinere<br />
Maschine mit Verteidigungsministerin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
und ihrer Delegation Richtung Washington<br />
ab. Die CDU-Chefin trifft<br />
erstmals ihren US-Ministerkollegen<br />
Mark Esper. Zwei Tage später bringt<br />
die Flugbereitschaft dann auch noch<br />
Außenminister Heiko Maas (SPD)<br />
nach NewYork, was schon länger geplant<br />
war.Ernimmt vonDienstag bis<br />
Freitag an der UN-Generalversammlung<br />
teil und löst dort sozusagen die<br />
Kanzlerin ab. Zusätzlich flog auch<br />
Umweltministerin Svenja Schulze<br />
(SPD) nach NewYork, nach Auskunft<br />
ihres Ministeriums aber wegen früherer<br />
Termine bereits vorihren Kabinettskollegen<br />
–mit einer Linienmaschine.<br />
„Moment des Wandels“<br />
Vor den Erwachsenen debattierten<br />
in NewYork die Jugendlichen: Beim<br />
ersten UN-Jugendgipfel für den Klimaschutz<br />
haben sich am Wochenende<br />
die rund 500 Teilnehmer für ein<br />
sofortiges Umsteuern in der Umweltpolitik<br />
eingesetzt. „Das Klima<br />
und die ökologische Krise sind die<br />
politische Krise unserer Epoche, die<br />
wirtschaftliche Krise unserer Epoche<br />
und die kulturelle Krise unserer Epoche“,<br />
sagte der 19-jährige argentinische<br />
Aktivist Bruno Rodríguezinseiner<br />
Ansprache bei dem Treffen, an<br />
dem auch die Aktivistin Greta Thunberg<br />
teilnahm. Der Jugendgipfel<br />
fand kurz vor dem UN-Klimagipfel<br />
der Staats- und Regierungschefs<br />
statt. UN-Generalsekretär António<br />
Guterres beschränkte sich bei dem<br />
Treffen der Jugendlichen weitgehend<br />
auf die Rolle eines Zuhörers,<br />
würdigte aber die Energie der Jugend,<br />
den „Moment des Wandels“<br />
herbeizuführen. (dpa, AFP) Tagesthema<br />
Seite 2, Kommentar Seite 8<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />
(Mo-Fr13-14 Uhr), Fax-499;<br />
leser-blz@dumont.de<br />
Leser-Service: (030)23 27-77, Fax-76;<br />
www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />
Anzeigen: (030) 23 27-50, Fax: -66 97;<br />
berlin.anzeigen@dumont.de<br />
Postvertriebsstück A6517<br />
Entgelt bezahlt<br />
4<br />
194050<br />
501603<br />
11039
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Die große Koalition wird<br />
ihr am vergangenen<br />
Freitag beschlossenes<br />
Klimapaket nur mit weitreichenden<br />
Änderungen umsetzen<br />
können. DieGrünen, die im Bundesrat<br />
eine Veto-Macht haben, kündigten<br />
am Wochenende an, das Paket<br />
über ihreBeteiligungen an mehreren<br />
Landesregierungen umgestalten<br />
und verschärfen zu wollen.<br />
„Das Klimapäckchen der Bundesregierung<br />
reicht schlicht nicht<br />
aus,umdie Pariser Klimaschutzziele<br />
zu erreichen“, sagte Fraktionschef<br />
Anton Hofreiter der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland,<br />
RND). „Wir sind uns mit den Grünen<br />
in den Landesregierungen einig,<br />
dass wir jedes zustimmungspflichtige<br />
Gesetz genau überprüfen und<br />
jede Chance nutzen werden, mehr<br />
für den Klimaschutz herauszuholen.“<br />
Parteichefin Annalena Baerbock<br />
betonte,esgehe um eine wirkliche<br />
Verkehrswende und einen Abschied<br />
vom fossilen Verbrennungsmotor.<br />
Die Preise werden steigen<br />
Klimagipfel<br />
Vier Spitzenpolitiker in<br />
drei Maschinen: Allein<br />
die Anreise zeigt, dass<br />
beim Umweltschutz<br />
Umdenken nötig ist.<br />
Anflug<br />
auf<br />
New York<br />
VonTim Szent-Ivanyi<br />
getische Sanierungen, sind aber 35<br />
Stimmen notwendig. Die Grünen<br />
sind derzeit an neun Landesregierungen<br />
beteiligt, je nach Ausgang der<br />
Koalitionsbemühungen in Brandenburg<br />
und Sachsen könnten es sogar<br />
elf werden.<br />
Einer der zentralen Kritikpunkte<br />
der Grünen: Der von der GroKo geplante<br />
Einstiegspreis von10Europro<br />
Tonne CO 2 sei deutlich zu niedrig an-<br />
Das Regierungsflugzeug „Theodor Heuss“ auf dem AirportBerlin-Tegel .<br />
DasKlimapaket vonUnion und SPD<br />
sieht unter anderem vor, dass Sprit<br />
und Heizöl teurer werden, ebenso<br />
das Fliegen. Im Gegenzug soll Bahnfahren<br />
preiswerter werden. Zudem<br />
sollen Maßnahmen zum Klimaschutz<br />
durch Steuervergünstigungen<br />
oder Zuschüsse gefördert werden.<br />
Um dieses Paket vollständig<br />
durchsetzen zu können, braucht die<br />
große Koalition die Zustimmung der<br />
Grünen. Denn Union und SPD verfügen<br />
in der Länderkammer nur<br />
noch über zwölf sichere Stimmen –<br />
für viele Finanzgesetze, etwa für die<br />
Erhöhung der Pendlerpauschale<br />
oder Steuererleichterungen für energesetzt<br />
und entfalte daher keine Wirkung.<br />
Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />
Winfried Kretschmann<br />
sagte, das bedeute lediglich 3Cent<br />
mehr für jeden Liter Benzin: „Da<br />
schwankt der Preis an der Tankstelle<br />
ja schon im Laufe eines Tages mehr.“<br />
Wissenschaftler hatten mindestens<br />
50 Euro als Einstiegspreis gefordert –<br />
mithin eine Erhöhung des Spritpreises<br />
um 15 Cent.<br />
Kritik am Klimapaket ist reichlich<br />
zu hören seit Freitag, die Deutsche<br />
Bahn jedoch jubelt: „Nach unseren<br />
ersten Schätzungen stärkt die Bundesregierung<br />
den deutschen Bahnsektor<br />
zusätzlich mit mehr als 20 Milliarden<br />
Euro bis zum Jahr 2030“, erklärte<br />
Bahnchef RichardLutz. DieBeschlüsse<br />
zeigten, „dass Klimaschutz,<br />
Wachstum und Beschäftigung keine<br />
Gegensätze sind, sondern gerade bei<br />
GETTY IMAGES<br />
der klimafreundlichen Schiene Hand<br />
in Hand gehen“. Den Beschlüssen<br />
des Klimakabinetts zufolge erhält die<br />
Bahn von 2020 bis 2030 zusätzliches<br />
Eigenkapital voneiner Milliarde Euro<br />
proJahr.<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
(CDU) wollte das Paket amMontag<br />
beim UN-Klimagipfel in New York<br />
vorstellen. Umweltministerin Svenja<br />
Schulze (SPD) verkündete am Wochenende,<br />
Deutschland trete nun<br />
der Allianz der Länder bei, die ohne<br />
klimaschädlichen Kohlestrom auskommen<br />
wollen.<br />
Am Sonntag zeigte sich allerdings,dassdie<br />
Regierung das Ziel der<br />
Senkung von CO 2 -Emission selbst<br />
nicht beherzigt: Vier Kabinettsmitglieder<br />
fliegen in drei unterschiedlichen<br />
Maschinen der Luftwaffe an die<br />
Ostküste derUSA.<br />
Eigentlich war geplant, das Merkel,<br />
Entwicklungsminister Gerd<br />
Müller (CSU) und Verteidigungsministerin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
(CDU) zusammen Richtung<br />
New York aufbrechen. Der Airbus<br />
A340 sollte erst in New York zwischenlanden,<br />
Merkel undMüller absetzen<br />
und weiter nach Washington<br />
fliegen, wo Kramp-Karrenbauer ihrem<br />
amerikanischen Kollegen Mark<br />
Esper treffen will. Doch dann wurden<br />
diese Planungen nach RND-Informationen<br />
durch eine Intervention<br />
des Kanzleramtes gestoppt.<br />
Denn anders als Müller wollte AKK<br />
mit einer eigenen größeren Delegation<br />
mit in den Merkel-Airbus. Um<br />
sie nicht verkleinern zu müssen,<br />
plante das Verteidigungsministerium<br />
um: Die Ministerin flog mit einem<br />
anderen Flugzeug der Luftwaffe<br />
direkt vonBerlinnach Washington.<br />
Zwei Tage später bringt die Flugbereitschaft<br />
dann auch noch Außenminister<br />
Heiko Maas (SPD) nach<br />
New York. Er nimmt bis Freitag an<br />
der UN-Generalversammlung teil<br />
und löst dort sozusagen die Kanzlerinab.<br />
Umweltministerin Schulzeist<br />
bereits mit einer Linienmaschine<br />
nach New York gereist. Auch Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn<br />
(CDU)ist in NewYork. Er kamper Linienflug<br />
aus Mexiko, woerumausländische<br />
Pfleger geworben hatte.<br />
Ein Schlag ins Gesicht. So fühlte es<br />
sich für mich am Freitag an, als<br />
die große Koalition ihr Klimapaket<br />
verkündete,und so fühlt es sich auch<br />
heute noch an.<br />
Ich glaube, dieser Freitag geht in<br />
die Geschichte ein. An diesem Tag<br />
tagte nicht nur das Klimakabinett, es<br />
gingen auch über vier Millionen<br />
Menschen weltweit auf die Straße.<br />
Über 1,4 Millionen waren es in<br />
Deutschland und allein 270 000 in<br />
Berlin. Ich habe gejubelt, gelacht<br />
und geweint, denn dass unser Anliegen<br />
so viele Menschen bewegt, das<br />
hätte ich nie zu träumen gewagt.<br />
Seit Januar 2019, dem ersten „Fridays<br />
for Future“-Großstreik in Berlin<br />
hat sich viel verändert. Immer mehr<br />
Menschen haben erkannt, in welcher<br />
Krise wir stehen, immer mehr<br />
Leute haben angefangen umzudenken<br />
und kommen seither zu unseren<br />
Demos.<br />
So viele Menschen demonstrierten<br />
für die Zukunft des Planeten und<br />
ihrer Kinder. Und dann das! Die Regierung<br />
antwortet mit Angst, präsentiert<br />
uns nach Monaten des Wartens<br />
ein Paket, mit dem alle Klimaziele<br />
Die Regierung gefährdet unsere Zukunft<br />
verfehlt werden. Und mit dem sie<br />
wieder ihre Versprechen brechen<br />
und unsereZukunft gefährden.<br />
2016 wurde das Pariser Klimaschutzabkommen<br />
einstimmig vom<br />
Deutschen Bundestag beschlossen,<br />
einstimmig wurde damals gesagt,<br />
dass Deutschland alles tun wird, um<br />
das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung<br />
auf deutlich unter zwei Grad<br />
zu begrenzen. De facto ist seit dem<br />
nichts passiert. Wir rasen ungebremst<br />
auf 3, 4oder 5Grad Erderwärmung<br />
zu. Die tödlichen Folgen<br />
kennen wir immer besser. Städte<br />
stünden unter Wasser, esgäbe Hunderte<br />
tödliche Hitzetage, an vielen<br />
Orten würde das Wasser knapp. Millionen<br />
Menschen müssten aus ihrer<br />
Heimat fliehen.<br />
Die Bundesregierung wollte in<br />
dieser Woche mit einem Ruck endlich<br />
etwas tun. Siewollten wirkungsvolle<br />
Maßnahmen beschließen.<br />
Meine Erwartungen waren schon<br />
vor der Tagung des Klimakabinetts<br />
niedrig. Ich hatte nicht damit gerechnet,<br />
dass dort irgendetwas beschlossen<br />
wird, was unsere CO 2 -<br />
Emissionen wirklich ernsthaft redu-<br />
Gastbeitrag<br />
Franziska Wessel ist 15 Jahre alt und hat die<br />
„Fridays for Future“-Demonstrationen in Berlin<br />
mitorganisiert. VomKlimapaket ist sie enttäuscht<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
ziert. Und trotzdem irgendwie gehofft.<br />
So war die Verkündung ein<br />
Schock für mich. Unsere Regierung<br />
hat sich nicht getraut, CO 2 einen<br />
ernsthaften Preis zu geben. Sie gibt<br />
nur viel Geld aus, Autobahnen werden<br />
gebaut und das Autofahren wird<br />
für Pendler nun sogar noch billiger.<br />
Wiekann das sein? Mitdiesem Paket<br />
wurden meine Erwartungen noch<br />
untertroffen.<br />
So kann es nicht mehr weitergehen.<br />
Dieses Klimakabinett verspricht<br />
Lösungen, herausgekommen<br />
ist gar nichts.19Stunden wurde<br />
getagt, und es wurde weder auf Wissenschaftler<br />
noch auf die Bürger gehört.<br />
Regiert hat dort die Angst vor<br />
Veränderung statt mutig und hoffnungsfroh<br />
die Chance zum Wandel<br />
zu ergreifen. Kein Mut für die Zukunft,<br />
verharren im Alten. Wie Angela<br />
Merkel mit diesem „Klimakompromiss“<br />
im Gepäck zur UN-Klimakonferenz<br />
fahren kann, begreife ich<br />
nicht. Wiewill sie den Vertreternaus<br />
Bangladesch in die Augen gucken?<br />
Wie können sich Regierungsvertreter<br />
hinstellen und sagen, sie hätten<br />
nun gehandelt? Gehandelt? Pustekuchen.<br />
Entweder haben diese Politiker<br />
nicht begriffen, was die Klimakrise<br />
bedeutet oder sie ist ihnen egal.<br />
Genauso egal ist ihnen wohl, wie die<br />
Zukunft aussieht. Wichtig ist nur,<br />
dass man bis 2021, bis zur nächsten<br />
Bundestagswahl keinem wehtut und<br />
diese Nicht-Handel-Koalition weiter<br />
existiert. Mitdiesem „Klimakompromiss“<br />
hat Deutschland das Pariser<br />
Klimaschutzabkommens für sich<br />
begraben.<br />
Was ich aber überhaupt nicht<br />
mehr ertrage: Die Bundesregierung<br />
feiert sich, und Politiker der Regierungskoalition<br />
loben uns. Aber keiner<br />
nimmt uns offensichtlich ernst.<br />
Dasaber ist falsch. Wirwerden nicht<br />
aufhören zu demonstrieren. Undwir<br />
werden irgendwann auch wählen<br />
dürfen. Unsere Stimmen gewinnen<br />
die großen Parteien so nicht.<br />
Sie haben einen „Kompromiss“<br />
gefunden den selbst Merkels wissenschaftliche<br />
Berater als viel zu wenig<br />
ansehen. Wissenschaftler wissen:<br />
Man kann keine Kompromisse mit<br />
dem Klima schließen. Dieser „Klimakompromiss“<br />
wirduns langfristig<br />
umbringen.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute verdecken gelegentlich Wolken die Sonne. Dabei betragen die Temperaturen<br />
maximal 22 bis 24Grad, und der Wind weht nur schwach aus<br />
südöstlichen Richtungen. In der Nacht ist der Sternenhimmel oftmals getrübt.<br />
Wolken behalten vielerortsdie Oberhand, und die Tiefstwerte erreichen<br />
10 Grad.<br />
Biowetter: Die Witterung wirkt sich<br />
auf Menschen mit einer geschwächten<br />
Körperabwehr ebenso wie auf<br />
Rheumatiker negativ aus. Die Ansteckungsgefahr<br />
mit Viren und Bak-<br />
9°/23°<br />
Wittenberge<br />
terien ist höher als sonst üblich.<br />
Pollenflug: Zurzeit ist nicht mit nennenswertem<br />
Pollenflug zu rechnen.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 24Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Südost.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
8°/22° 11°/24°<br />
Luckenwalde<br />
8°/22°<br />
Cottbus<br />
9°/23°<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
bedeckt Regen wolkig<br />
12°/17° 12°/15° 11°/19°<br />
Prenzlau<br />
10°/23°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
9°/24°<br />
Mit tiefem Luftdruck über dem Nordatlantik steht nicht nur inWest-, sondern<br />
auch in Mitteleuropa wechselhaftes Wetter in Zusammenhang. Dichte Wolken<br />
drängen sich amHimmel und bringen zwischen den Britischen Inseln, Deutschland<br />
und dem Nordbalkan Regengüsse. InSüdosteuropa ist es hingegen spätsommerlich.<br />
Sylt<br />
13°/17°<br />
Hannover<br />
13°/17°<br />
Köln<br />
13°/19°<br />
Saarbrücken<br />
11°/17°<br />
Konstanz<br />
13°/17°<br />
Hamburg<br />
11°/20°<br />
Erfurt<br />
12°/17°<br />
Frankfurt/Main<br />
13°/18°<br />
Stuttgart<br />
13°/17°<br />
Rügen<br />
11°/20°<br />
Rostock<br />
11°/22°<br />
Magdeburg<br />
11°/22°<br />
Nürnberg<br />
12°/15°<br />
München<br />
11°/15°<br />
Dresden<br />
9°/20°<br />
Deutschland: Heute gibt es zeitweise<br />
Regenfälle bei stark bewölktem Himmel,<br />
und die Temperaturen klettern<br />
am Tage auf 15 bis 24Grad. Nachts<br />
gehen die Wertedann auf 13 bis<br />
8Grad zurück. Der Wind weht<br />
schwach bis mäßig aus südöstlichen<br />
Richtungen. Morgen hängt der Himmel<br />
teilweise voller Wolken. Zwischendurch<br />
scheint aber auch die<br />
Sonne. Die Temperaturen steigen auf<br />
Wertevon 16 bis 21Grad, und der<br />
Wind weht nur schwach aus Süd.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 15°-17°<br />
Nordsee: 16°-18°<br />
Mittelmeer: 21°-29°<br />
Ost-Atlantik: 15°-20°<br />
Mondphasen: 28.09. 05.10. 13.10. 21.10.<br />
Sonnenaufgang: 06:53 Uhr Sonnenuntergang: 19:03 Uhr Mondaufgang: --:-- Uhr Monduntergang: 16:29 Uhr<br />
Lissabon<br />
25°<br />
Las Palmas<br />
24°<br />
Madrid<br />
24°<br />
Reykjavik<br />
14°<br />
Dublin<br />
15°<br />
London<br />
21°<br />
Paris<br />
21°<br />
Bordeaux<br />
22°<br />
Palma<br />
27°<br />
Algier<br />
28°<br />
Nizza<br />
25°<br />
Trondheim<br />
14°<br />
Oslo<br />
11°<br />
Stockholm<br />
12°<br />
Kopenhagen<br />
16°<br />
Berlin<br />
24°<br />
Mailand<br />
22°<br />
Tunis<br />
29°<br />
Rom<br />
25°<br />
Warschau<br />
18°<br />
Wien<br />
20° Budapest<br />
17°<br />
Palermo<br />
30°<br />
Kiruna<br />
3°<br />
Oulu<br />
8°<br />
Dubrovnik<br />
24°<br />
Athen<br />
27°<br />
St. Petersburg<br />
9°<br />
Wilna<br />
12°<br />
Kiew<br />
13°<br />
Odessa<br />
22°<br />
Varna<br />
22°<br />
Istanbul<br />
25°<br />
Iraklio<br />
25°<br />
Archangelsk<br />
7°<br />
Moskau<br />
7°<br />
Ankara<br />
24°<br />
Antalya<br />
31°<br />
Acapulco 33° heiter<br />
Bali 36° wolkig<br />
Bangkok 29° Schauer<br />
Barbados 30° Gewitter<br />
Buenos Aires 18° heiter<br />
Casablanca 23° sonnig<br />
Chicago 22° sonnig<br />
Dakar 31° bewölkt<br />
Dubai 38° sonnig<br />
Hongkong 30° bewölkt<br />
Jerusalem 27° sonnig<br />
Johannesburg 25° sonnig<br />
Kairo 34° heiter<br />
Kapstadt 18° heiter<br />
Los Angeles 24° sonnig<br />
Manila 32° sonnig<br />
Miami 30° wolkig<br />
Nairobi 30° Schauer<br />
Neu Delhi 33° wolkig<br />
New York 30° wolkig<br />
Peking 33° sonnig<br />
Perth 24° heiter<br />
Phuket 31° Gewitter<br />
Rio de Janeiro 20° Regen<br />
San Francisco 25° sonnig<br />
Santo Domingo 31° Gewitter<br />
Seychellen 27° bewölkt<br />
Singapur 33° Gewitter<br />
Sydney 20° wolkig<br />
Tokio 31° bewölkt<br />
Toronto 25° Schauer
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 3· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Seite 3<br />
Die Grenzen<br />
des Sagbaren<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE/GARY WATERS<br />
Dass sich die Grenzen des Sagbaren<br />
verschoben haben, ist ein<br />
Satz, der in letzter Zeit immer<br />
wieder fällt. Oft in Zusammenhang<br />
mit der Flüchtlingskrise 2015. Es wird<br />
auf den Hass verwiesen, der sich vorallem in<br />
den anonymen Kommentarspalten entlädt.<br />
In zahlreichen Debatten, an denen ich in den<br />
vergangenen Monaten teilgenommen habe,<br />
ging es angesichts des Erfolgs der AfD um die<br />
Angst um die Demokratie. Viele sehen ihre<br />
Vorstellung eines pluralistischen Deutschlands<br />
in Gefahr.<br />
Auf der anderen Seite meinen viele wiederum,<br />
man dürfe nicht sagen, was man<br />
denke. Bei einer Umfrage von Infratest Dimap<br />
vor den Wahlen in Sachsen stimmte<br />
eine Mehrheit von 69Prozent der Aussage<br />
zu, man werde heute ausgegrenzt, wenn<br />
man seine Meinung sage. Auch fünfzig Prozent<br />
der Wähler der Grünen und der Linken<br />
stimmten dieser These zu. Laut einer im Mai<br />
veröffentlichten repräsentativen Umfrage<br />
vonAllensbach sagten 59 Prozent der Befragten<br />
in ganz Deutschland, dass man in der Öffentlichkeit<br />
nicht frei sprechen kann.<br />
Wasstimmt denn nun? Ist das eine „Mär<br />
vomSprechverbot“, wie die taz schrieb? Sind<br />
die Grenzen der Meinungsfreiheit bis ins Unerträgliche,<br />
gar strafrechtliche Relevante<br />
ausgeweitet oder sind sie verengt worden?<br />
Darf man alles sagen oder darf man gar<br />
nichts sagen? Die Philosophin Hannah<br />
Arendt definierte Politik einmal als Miteinander<br />
des Verschiedenen, als die Möglichkeit,<br />
sich zu unterscheiden. Wie viel Verschiedenheit<br />
ist erlaubt?<br />
Es wirdoft so getan, als sei das nationalistische,<br />
rassistische Denken von der AfD erfunden<br />
und in die Öffentlichkeit gebracht<br />
worden. Dasist nicht richtig. Bisindie Sechzigerjahresaßen<br />
Alt-Nazis im Bundestag und<br />
an vielen Schaltstellen des Landes. Esgab<br />
und gibt seit Jahren Nationalismus in beiden<br />
deutschen Hälften, eine Abwehr für die Verantwortung<br />
des Nationalsozialismus, der<br />
lange ignoriertwurde.<br />
Zwischen Ignoranz und Überreaktion<br />
Voreinigen Jahren stand ich bei einer Preisverleihung<br />
im Rathauskeller Bremen, einem<br />
feinen Lokal. Um mich herum standen lauter<br />
wichtige Männer,Verleger mittlerer und kleinerer<br />
deutscher <strong>Zeitung</strong>en. Es ging um das<br />
neue Buch des Sozialdemokraten und Bundesbank-Vorstandes<br />
Thilo Sarrazin.<br />
„Deutschland schafft sich ab“ war wenige<br />
Wochen vorher erschienen. In dem Buch<br />
prognostizierte Sarrazin eine abnehmende<br />
Leistungsfähigkeit und Produktivität<br />
Deutschlands,daüberdurchschnittlich viele<br />
Kinder in bildungsfernen Schichten mit vermeintlich<br />
unterdurchschnittlicher Intelligenz<br />
aufwüchsen. Vor allem träfe das auf<br />
muslimische Migranten zu.<br />
Ichhatte das Buch gelesen und danach einen<br />
Text in der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> veröffentlicht,<br />
in dem ich vorSarrazin warnte.Danach<br />
hatten mich Leser angerufen und mich am<br />
Fast 60 Prozent der Menschen, die in diesem Land leben,<br />
finden, dass man nicht immer und überall<br />
frei sprechen kann. Stimmt das?<br />
Telefon direkt beschimpft. Ich kannte harte,<br />
polemische, beleidigende Leserbriefe, das<br />
war nicht angenehm, aber das gehörte zum<br />
Jobdazu. Aber dass mich jemand am Telefon<br />
beschimpft? Das hatte ich vorher noch nie<br />
erlebt. Einer wünschte mir, ich solle einmal<br />
voneinem Ausländer vergewaltigt werden.<br />
Im Ratskeller in Bremen erwartete ich,<br />
dass die Verleger sich erschreckt über die<br />
Thesen äußern und sich von Sarrazin und<br />
seinem rassistischen Buch distanzieren würden.<br />
Stattdessen lobten sie ihn. „Endlich sagt<br />
es mal einer“, meinte ein Verleger. Das war<br />
im Jahr 2010. Ein Jahr vor der Entdeckung<br />
des NSU. Drei Jahre vor der Gründung der<br />
AfD, fünf Jahre vor der Flüchtlingskrise.<br />
Daranmuss ich immer denken, wenn gesagt<br />
wird, die Grenzen des Sagbaren hätten sich<br />
verschoben.<br />
Sarrazin trat aus dem Vorstand der Bundesbank<br />
zurück. Sein Buch wurde ein Bestseller,<br />
das bestverkaufte Sachbuch seit der<br />
Gründung der Bundesrepublik. Für Rechtspopulisten<br />
wurde Sarrazin zum Märtyrer:<br />
Siehst du, das passiert, wenn du sagst, was<br />
du denkst.<br />
Vorden Landtagswahlen in Brandenburg<br />
und Sachsen war ich in der sächsischen Stadt<br />
Riesa bei Wacker Chemie, dem größten Arbeitgeber<br />
der Region. Miteiner Gruppe Journalisten<br />
begleitete ich die Bundesfamilienministerin<br />
Franziska Giffey (SPD), die sich über<br />
die familienfreundlichen Arbeitsbedingungen<br />
beiWacker informieren wollte.Nach dem<br />
Werksbesuch wurde in einem Besprechungsraum<br />
ein kleiner Imbiss gereicht, an den Stehtischen<br />
warteten Facharbeiter imBlaumann,<br />
die sich für Fragen bereithielten. Daneben<br />
stand deren Chef aus München in einem<br />
blauen Maßanzug.<br />
DieJournalisten wollten vonden Männern<br />
nicht wissen, wie sie Beruf und Familie vereinbaren,<br />
sondernwas sie zum Erfolg der AfD<br />
sagen. Siezückten ihreBlöcke und Stifte und<br />
blickten hoffnungsvoll. Riesa gilt als AfD-<br />
Hochburg, bei der Europawahl hatte jeder<br />
Dritte für die Partei gestimmt, auch bei der<br />
Landtagswahl würden die Rechtspopulisten<br />
33 Prozent einfahren. Das war an dem Tag<br />
aber noch nicht klar. Ein Arbeiter schaute an<br />
den Journalisten vorbei auf den Boden und<br />
sagte, errede im Betrieb nicht über Politik.<br />
VonSabine Rennefanz<br />
Der Betriebsratschef sagte, wenn jeder Dritte<br />
AfD wähle, müsse es auch im Betrieb AfD-<br />
Wähler geben, aber wisse nicht, wer das sei,<br />
man rede während der Arbeit nicht über Politik.<br />
Auch nicht in der Kantine,fragte ich. Auch<br />
nicht in der Kantine. Die Arbeiter bei Wacker<br />
Chemie in Riesa hatten wohl nicht das Gefühl,<br />
sie könnten frei reden. Natürlich will sich niemand<br />
als AfD-Wähler outen, schon gar nicht,<br />
wenn der Chef aus München daneben steht.<br />
Es stimmt, in der Bundesrepublik wird<br />
niemand ins Gefängnis geworfen, wenn er<br />
eine unliebsame Meinung äußert. Es geht<br />
eher um die Angst davor,sozial und beruflich<br />
geschnitten zu werden, vielleicht die Arbeit<br />
zu verlieren, den Kontakt zu Verwandten<br />
oder Freunden.<br />
Es geht um die Angst<br />
davor, sozial<br />
und beruflich<br />
geschnitten zu werden,<br />
vielleicht die Arbeit zu<br />
verlieren, den Kontakt zu<br />
Verwandten<br />
oder Freunden.<br />
Im Osten hat das auch mit unterschiedlichen<br />
Erfahrungen mit der Meinungsfreiheit<br />
zu tun. In der DDR gab es keinen freien öffentlichen<br />
Diskus,aber wenn man eine feste<br />
Arbeitsstelle in einem Kombinat oder einem<br />
Betrieb hatte, war man wegen der staatlich<br />
verpflichteten Vollbeschäftigung quasi unkündbar<br />
–das hieß, man konnte gegenüber<br />
demVorgesetzten selbstbewusster auftreten.<br />
Nach 1990 wurden viele Betriebe im Osten<br />
geschlossen und umstrukturiert, es kamen<br />
neue Chefs,die Angst vordem Verlust der Arbeit<br />
war groß. Das hat sich in einem Spruch<br />
niedergeschlagen, den sich Ostler in den<br />
Neunzigerjahren untereinander erzählten:<br />
„Früher durfte man über seinen Chef<br />
schimpfen, aber nicht über Honecker,heute<br />
darf man über den Kanzler schimpfen, aber<br />
nicht über seinen Chef.“<br />
Viele sagen, die Flüchtlingskrise hat die<br />
Gesellschaft gespalten. Dasglaube ich nicht,<br />
aber sie wirkte wie ein Brandbeschleuniger<br />
und hat die Friktionen deutlicher gemacht.<br />
Ein Beispiel: Wenn man gegen weitere Zuwanderung<br />
ist, vielleicht aus Angst davor,<br />
wie sich die Kleinstadt, das Dorf verändert,<br />
dann ist das vielleicht keine besonders vernünftige<br />
oder sympathische Meinung, aber<br />
ist man dann ein Rassist? Wo wirdoffen über<br />
die Schwierigkeiten der Zuwanderung diskutiert?<br />
Darüber sprach ich kürzlich mit einem<br />
einflussreichen Sozialdemokraten. DerSPD-<br />
Mann unterbrach mich und sagte, esgebe<br />
Themen, die nicht verhandelbar seien. Das<br />
Asylrecht gehöre dazu. Doch über das Asylrecht<br />
ging es in meiner Frage nicht. Undaußerdem<br />
stimmt das nicht. Das Asylrecht<br />
wurde Anfang der Neunziger geändert, es<br />
wurde massiv verschärft und eingeschränkt,<br />
auch mit den Stimmen der SPD. Wer jeden<br />
Aspekt von Einwanderung von vorneherein<br />
als „nicht verhandelbar“ erklärt, unterdrückt<br />
Konflikte,die ausgetragen werden sollten.<br />
Wenn es in Deutschland um Nationalismus<br />
und Rechtsextremismus geht,<br />
schwankt die öffentliche Diskussion oft<br />
zwischen Ignoranz und Überreaktion. Nach<br />
den Wahlen in Brandenburg und Sachsen,<br />
bei denen vor allem die AfD große Zuwächse<br />
erzielte, erschien auf Zeit online<br />
eine Text mit der Überschrift: „Der Faschismus<br />
hat keinen moderaten Flügel“. Darin<br />
ging es um die Bedrohung der Demokratie<br />
durch die Wahlerfolge in den beiden Ost-<br />
Bundesländern. Es wurde in diesem Text alles<br />
zusammengerührt: Wer AfD wählt, will<br />
mindestens den Holocaust, so könnte man<br />
die These zusammenfassen. Der Artikel<br />
wurde vielfach geliked und geteilt als „guter,<br />
wichtiger Text“. Ichfragte mich danach, was<br />
man mit solchen Texten erreichen will:<br />
Bomben auf Ostdeutschland? Wersoundifferenziertargumentiert,<br />
rechtsnational und<br />
rechtsradikal wie Synonyme verwendet,<br />
darf sich nicht wundern, dass es keine Verständigungsebene<br />
mehr gibt.<br />
Die Einteilung in gute Demokraten und<br />
böse Rechtsextreme verhindere einen Diskurs,sagt<br />
die Darmstädter Soziologin Cornelia<br />
Koppetsch. Siehat ein Buch geschrieben,<br />
„Die Gesellschaft des Zorns“ heißt es. Esist<br />
vielleicht das wichtigste Buch des Jahres. Sie<br />
schreibt darin über die Ursachen des Rechtspopulismus,den<br />
sie als Reaktion auf die unbewältigten<br />
Folgen der Globalisierung sieht,<br />
die wachsende Macht transnationaler Unternehmen,<br />
den Fall der Mauer, die Hartz-<br />
Reformen, die Schrumpfprozesse auf dem<br />
Land, den Aufstieg eines neuen kosmopolitischen,<br />
hyperflexiblen Bürgertums.<br />
Die Stärke des Buches liegt darin, dass<br />
sich Koppetsch darin mit Nüchternheit und<br />
Scharfsinn ihrem eigenen Milieu zuwendet.<br />
Es ist das kreative, global agierende Bürgertum.<br />
Laut Cornelia Koppetsch stecken wir in<br />
einer Artglobalen Klassenkampf.<br />
Aufder einen Seite stehen die,die sich Offenheit,<br />
Vielfalt und Toleranz auf die Fahnen<br />
geschrieben haben, selbst aber oft ausgrenzend<br />
agieren und die eigene Moral zum<br />
Maßstab machen. Auf der anderen Seite<br />
jene, die sich entmachtet und deklassiert<br />
fühlen: traditionelle Familienväter, altmodisch<br />
Konservative, Ostdeutsche mit entwerteten<br />
Erwerbsbiografien.<br />
Macht,Einfluss und Privilegien<br />
Nach Koppetsch’ Einschätzung handelt es<br />
sich bei den AfD-Wählernnicht nur um „Abgehängte“,<br />
sie stammen aus allen Schichten.<br />
Es eine sie das Gefühl, Macht und Einfluss<br />
und Privilegien verloren zu haben. Sie tun<br />
sich zusammen in Gruppen, die Koppetsch<br />
„Neogemeinschaften“ nennt. Dort erfahren<br />
sie die Anerkennung, die sie in anderen Gemeinschaften<br />
nicht mehr erfahren.<br />
In ihrem nüchtern-soziologischen Ton<br />
wirft Koppetsch den anderen Parteien vor,<br />
am Aufstieg der AfD nicht ganz unschuldig<br />
zu sein, weil sie sich zu lange auf politikfernes<br />
Expertenwissen gestützt und Diskussionen<br />
mit dem Hinweis auf „Alternativlosigkeit“<br />
unterbunden habe. Parteien oder<br />
Gewerkschaften, die auf viele Fragen keine<br />
Antworten mehr geben können oder wollen,<br />
haben so ihre Bindungskraft eingebüßt.<br />
Die AfD, schreibt Koppetsch, greife Themen<br />
auf, die in den vergangenen Jahren aus<br />
der Debatte ausgelagert worden seien: Migration,<br />
demografische Entwicklung, Zusammenhalt.<br />
Man könnte also sagen: Diejenigen, die<br />
heute beklagen, dass Grenzen des Sagbaren<br />
verschoben worden sind, sind diejenigen,<br />
die bisher definiert haben, was die Grenzen<br />
des Sagbaren sind. Darüber, wer wann wie<br />
sprechen darf, gibt es jetzt mehr Streit. Das<br />
ist vielleicht nicht das Schlechteste.<br />
Sabine Rennefanz nimmt sich immer<br />
wieder vor, Twitter-Pausen einzulegen,<br />
um sich weniger aufzuregen.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Viele Syrer in Deutschland<br />
beziehen Hartz IV<br />
Rund drei Viertel der in Deutschland<br />
ansässigen Syrerimerwerbsfähigen<br />
Alter leben ganz oder teilweise von<br />
HartzIV. Wieaus Statistiken der Bundesagentur<br />
für Arbeit (BA) hervorgeht,<br />
waren es zuletzt 74,9 Prozent.<br />
DieArbeitslosenquote für syrische<br />
Staatsbürger lag demnach im Juni<br />
dieses Jahres bei 44,2 Prozent, Tendenz<br />
leicht sinkend. EinJahr zuvor<br />
waren es noch 49,6 Prozent. HartzIV<br />
erhält auch, wersowenig verdient,<br />
dass er seinen Lebensunterhalt nicht<br />
allein bestreiten kann. (dpa)<br />
Labour-Partei streitet über<br />
Brexit-Strategie<br />
Miteinem Flügelstreit hat der fünftägige<br />
Parteitag der britischen Labour-<br />
Partei begonnen, in dem es um die<br />
weitereStrategie beim Brexit gehen<br />
soll. Für Aufregung sorgte gleich zu<br />
Beginn ein –dann zurückgezogener<br />
–Antrag vonVertreterndes linken<br />
Flügels,den Posten des Parteivize<br />
abzuschaffen. Diesen hat TomWatson<br />
inne,ein Gemäßigter,der den<br />
Alt-Linken Corbyn offen wegen dessen<br />
Brexit-Kurs kritisiert. DerAntrag<br />
wurde als Versuch gewertet, den 52-<br />
Jährigen auszubooten. Corbyn selbst<br />
mahnte zur Geschlossenheit. (dpa)<br />
Weiterer Todesfall durch<br />
Nutzung von E-Zigaretten<br />
Dampfen von E-Zigaretten hat in den USA<br />
viele Raucher lungenkrank gemacht. AP<br />
Diesteigende Zahl vontoten und<br />
verletzten Nutzernvon E-Zigaretten<br />
sorgt in den USA bei Gesundheitsbehörden<br />
und Medizinernzunehmend<br />
für Beunruhigung. DieGesundheitsbehörde<br />
bestätigte Ende voriger Woche<br />
den ersten Todesfall im Bundesstaat<br />
Missouri–national ist es der<br />
achte Tote.Der Mann im Alter von<br />
Mitte 40 war demnach schon seit<br />
Wochen in stationärer Behandlung<br />
und starb in einem Krankenhaus in<br />
St.Louis an akutem Lungenversagen<br />
(Acute RespiratoryDistress Syndrome,ARDS).<br />
Er habe vorher keine<br />
Lungenerkrankung gehabt, hieß es<br />
weiter.Angesichts der Entwicklung<br />
sprachen zwei US-Experten voneiner<br />
Gesundheitsgefahr epidemischen<br />
Ausmaßes.Bis Freitag seien in<br />
den USA und auf den Jungferninseln<br />
908 Fälle vonschweren Lungenerkrankungen,<br />
die mit Dampfen zusammenhängen,<br />
aufgetreten, hieß<br />
es.Die Ursache für die Lungenschäden<br />
ist noch völlig unklar. (dpa)<br />
Irans Außenminister hält<br />
Krieg für wahrscheinlich<br />
Nach den Angriffen auf Ölanlagen in<br />
Saudi-Arabien und anhaltenden<br />
Drohungen der USA könnte ein<br />
Krieg im Nahen Osten dem iranischen<br />
Außenminister zufolge unvermeidbar<br />
sein. Im Gespräch mit dem<br />
US-Sender CBS sagte Mohammed<br />
Dschawad Sarifauf die Frage,ober<br />
zuversichtlich sei, dass ein Krieg verhindertwerden<br />
könne: „Nein. Nein,<br />
ich bin nicht zuversichtlich, dass wir<br />
Krieg vermeiden können.“ Es werde<br />
nicht der Iran sein, der ein Krieg beginnen<br />
werde, sagte Sarifeiner am<br />
Sonntag veröffentlichen Mitschrift<br />
zufolge.Erwarnte jedoch, dass sich<br />
der Iran entschlossen wehren werde.<br />
Es könne in solch einem Fall „keinen<br />
begrenzten Krieg“ geben. (dpa)<br />
Fehlerhaftes Künast-Urteil<br />
<strong>Berliner</strong> Landgericht wendete Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts falsch an. Eine Analyse<br />
VonChristian Rath<br />
Das „Drecks-Fotzen“-Urteil<br />
des Landgerichts<br />
Berlin hat Empörung<br />
ausgelöst. Es ist aber<br />
auch handwerklich mangelhaft. Eine<br />
Aufhebung durch das <strong>Berliner</strong> Kammergericht<br />
dürfte unausweichlich<br />
sein. Die betroffene Grünen-Politikerin<br />
Renate Künast hat bereits<br />
Rechtsmittel angekündigt.<br />
Das Landgericht Berlin hatte in<br />
einem Beschluss vom 9.September<br />
zahlreiche Beschimpfungen gegen<br />
Künast als noch rechtmäßig eingestuft.<br />
Es handele sich im konkreten<br />
Kontext um Meinungsäußerungen<br />
mit „Sachbezug“ und nicht um strafbare<br />
Beleidigungen. Unter anderem<br />
ging es um die Formulierungen, Künast<br />
sei ein „Stück Scheisse“, „krank<br />
im Kopf, ein „altes grünes Drecksschwein“,<br />
„geisteskrank“, „gehirnamputiert“,<br />
„Sondermüll“, eine „alte<br />
perverse Dreckssau“ und eine<br />
„Drecks-Fotze“. Sie sei „vielleicht als<br />
Kind ein wenig viel gefickt“ worden.<br />
Hinzu kam die Aufforderung: „Knatter<br />
sie doch mal einer so richtig<br />
durch, bis sie wieder normal wird!“<br />
Die Äußerungen fielen als Kommentareauf<br />
der Facebook-Seite eines<br />
rechten Bloggers, der Künast ein falsches<br />
Zitat zur Kinderpornografie-Debatte<br />
der 1980er-Jahre untergeschoben<br />
hatte.Künast verlangte daraufhin<br />
von Facebook die Nutzerdaten der<br />
Hetzer, was Facebook aber ablehnte.<br />
Hiergegen klagte Künast vor dem<br />
Landgericht Berlin, bislang erfolglos,<br />
weil die Äußerungen legal seien.<br />
Grenzen des Akzeptablen<br />
Das Urteil wurde in Medien und Politik<br />
einhellig kritisiert. „Meinungsfreiheit<br />
ist ein hohes Gut, und Kritik<br />
an Politikerinnen und Politikerndarf<br />
auch polemisch und überspitzt sein.<br />
Es gibt aber Grenzen des Akzeptablen,<br />
werdie Beispiele liest, der sieht<br />
sie vernünftigerweise hier überschritten“,<br />
sagte Maria Wersig, die<br />
Vorsitzende des Deutschen Juristinnenbunds.<br />
Grünen-Chef Robert<br />
Habeck fragte: „Wenn das alles hinzunehmen<br />
ist, also wenn das normaler<br />
Diskurs ist, den man ertragen<br />
muss, dann frage ich mich, wo die<br />
Grenzedes Unnormalen beginnt.“<br />
Die Pressekammer des Landgerichts<br />
Berlin berief sich in ihrem Beschluss<br />
mehrfach auf das Bundesverfassungsgericht,<br />
wandte dessen<br />
Rechtsprechung aber falsch an. Laut<br />
Bundesverfassungsgericht ist bei der<br />
Frage, ob ein konkretes Werturteil<br />
strafbar ist, das Grundrecht auf freie<br />
Meinungsäußerung mit den Persönlichkeitsrechten<br />
des Betroffenen ab-<br />
Grünen-Politikerin Renate Künast<br />
IMAGO IMAGES<br />
„Wenn das alles hinzunehmen ist, also wenn<br />
das normaler Diskurs ist, den man ertragen<br />
muss,dann frage ich mich, wo die Grenzedes<br />
Unnormalen beginnt.“<br />
Robert Habeck, Grünen-Chef, kritisiert das Urteil des <strong>Berliner</strong> Landgerichts.<br />
Fast zu spät<br />
zuwägen. Diese Abwägung ist laut<br />
Karlsruhe dann nicht erforderlich,<br />
wenn das Werturteil eine „Schmähkritik“<br />
darstellt, also eine„bloße Herabsetzung<br />
des Betroffenen“. DieVerfassungsrichter<br />
legen den Begriff der<br />
Schmähkritik aber eng aus. „Bei einer<br />
die Öffentlichkeit wesentlich berührenden<br />
Frage liegt Schmähkritik<br />
nur ausnahmsweise vor; sie bleibt<br />
grundsätzlich auf die Privatfehde beschränkt“,<br />
heißt es in Karlsruher Beschlüssen.<br />
Insofern mag es gerade<br />
noch vertretbar sein, die Beschimpfungen<br />
von Künast trotz der vulgärverletzenden<br />
Sprache nicht als<br />
Schmähkritik zu werten.<br />
Erfundenes Zitat<br />
Doch damit ist die Prüfung nicht zu<br />
Ende,vielmehr muss sie jetzt erst beginnen.<br />
Denn wenn keine Schmähkritik<br />
vorliegt, ist nun zwischen Meinungsfreiheit<br />
und Persönlichkeitsrecht<br />
abzuwägen. Diese Abwägung<br />
hat das Landgericht aber unterlassen.<br />
Es wiederholt nur immer wieder,dass<br />
keine Schmähung vorliege,<br />
weil ja ein „Sachbezug“ bestehe.Damit<br />
bleibt das Landgericht aber bei<br />
der Vorfrage stehen und kommt erst<br />
gar nicht zum Kern der Sache, nämlich<br />
zur Abwägung.<br />
Es steht wohl außer Zweifel, dass<br />
bei einer ordentlich durchgeführten<br />
Abwägung Künasts Persönlichkeitsrechte<br />
den Vorrang vor den Beschimpfungen<br />
erhielten. Einerseits<br />
wird sie mit extrem herabwürdigenden<br />
und unsachlichen Äußerungen<br />
überzogen, die nur wegen des politischen<br />
Kontextes nicht als Schmähkritik<br />
gelten. Die Äußerungen beziehen<br />
sich zudem auf ein erfundenes Zitat,<br />
sind also schon deshalb kein relevanter<br />
Beitrag zum öffentlichen Diskurs.<br />
Künast hatte 1986 in einem Zwischenruf<br />
im <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />
darauf hingewiesen, dass ein<br />
Beschluss der NRW-Grünen zur Legalisierung<br />
von Kindersex nur Fälle<br />
erfasse,„wenn keine Gewalt im Spiel<br />
ist“. Die <strong>Zeitung</strong> Die Welt interpretierte<br />
den Zwischenruf in einem Beitrag<br />
von 2015: „Klingt das nicht, als<br />
wäre Sex mit Kindern ohne Gewalt<br />
okay?“ Daraus konstruierte der<br />
rechte Blog „Halle-Leaks“, Künast<br />
habe erklärt, „wenn keine Gewalt im<br />
Spiel ist, ist der Sexmit Kinderndoch<br />
ganz ok“. Auf dieses erfundene Zitat<br />
bezog sich die Flut der Beschimpfungen.<br />
Dabei hat Künast mehrfach<br />
klargestellt, dass sie die Legalisierung<br />
von Sex mit Kindern schon damals<br />
abgelehnt habe. Ein entsprechendes<br />
Zitat Künasts fand sich sogar<br />
in dem fraglichen Artikel der<br />
Welt. Auch das wird bei der Abwägung<br />
zu berücksichtigen sein.<br />
Malta ordnet zwei Jahre nach der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia eine Untersuchung an<br />
Knapp zwei Jahrenach dem tödlichen<br />
Bombenanschlag auf die<br />
maltesische Journalistin Daphne Caruana<br />
Galizia hat die Regierung eine<br />
öffentliche Untersuchung angeordnet.<br />
Damit soll geprüft werden, ob<br />
der Mord an der regierungskritischen<br />
Bloggerin hätte verhindert<br />
werden können. Regierungschef Joseph<br />
Muscat habe die Untersuchungskommission<br />
unter Leitung<br />
eines Richters angewiesen, binnen<br />
neun Monaten einen Bericht vorzulegen,<br />
teilte die Regierung des Inselstaates<br />
am Freitagabend mit.<br />
DieBloggerin war am 16. Oktober<br />
2017 unweit ihres Hauses in ihrem<br />
Auto in die Luft gesprengt worden.<br />
Drei Männer müssen sich deswegen<br />
vor Gericht verantworten. Viele Fragen<br />
zu den Hintermännern sind<br />
aber noch offen. Caruana Galizia<br />
hatte unter anderem über Korruption<br />
bei Regierung und Geschäftsmännernrecherchiert.<br />
Mit der Einsetzung der Untersuchungskommission<br />
kam Muscat einer<br />
Daphne Caruana Galizia wurde durch eine Autobombe getötet.<br />
DPA<br />
beugende Maßnahmen zu schützen,<br />
hieß es in der Erklärung der Regierung.<br />
Caruana Galizias Familie forderte<br />
seit langem einen unabhängige Aufklärung<br />
des Verbrechens.Jedoch habe<br />
Premierminister Muscat die Familie<br />
vor der Zusammensetzung der Kommission<br />
nicht konsultiertundVerbündete<br />
eingesetzt. Es bestehe das Risiko,<br />
dass die Untersuchung „ein vomStaat<br />
gesponsortes Reinwaschen des eige-<br />
entsprechenden Aufforderung des Europarates<br />
nach. Die Staatenorganisation<br />
mit Sitz in Straßburg kümmert<br />
sich um Schutz und Einhaltung der<br />
Menschenrechte. Sie hatte dem Mittelmeerstaat<br />
eine Frist bis zum<br />
26. September gesetzt. Die Untersuchung<br />
soll klären, ob der Staat seinen<br />
Verpflichtungen nachgekommen sei,<br />
an Leib und Leben gefährdete Personen<br />
wie etwa Journalisten durch vornen<br />
Rufs“ werde, erklärte Sohn Matthew<br />
Caruana Galizia.<br />
Die Söhne der Journalistin stehen<br />
mit der Regierung seit langem im<br />
Streit. Erst letzte Woche hatte die<br />
Menschenrechtskommissarin des<br />
Europarats, Dunja Mijatovic, Malta<br />
aufgefordert, anhängige Verleumdungsklagen<br />
gegen die Familie fallen<br />
zu lassen. Es gehe um rund 30 zivile<br />
Klagen wegen Verleumdung gegen<br />
die Familie nach dem Todder Journalistin,<br />
schrieb Mijatovic in einem am<br />
Donnerstag veröffentlichten Brief an<br />
Muscat. DieKlagen würden die Familie<br />
ungerechtfertigt finanziell unter<br />
Druck setzen und Fragen zur Freiheit<br />
der Medien und Rechtsstaatlichkeit<br />
in Malta aufwerfen, so Mijatovic.<br />
Die gegen die Journalistin erhobenen<br />
Klagen waren nach deren Tod<br />
auf die Familie übergegangen. Bei<br />
den Klägern handelt es sich neben<br />
Premier Muscat um Regierungsmitglieder<br />
und Geschäftsleute, denen<br />
die Journalistin unter anderem Korruption<br />
vorgeworfen hatte. (dpa)<br />
Grüße zu<br />
Hitlers<br />
Geburtstag<br />
Österreichs FPÖ und ihre<br />
rechten Verstrickungen<br />
Eine Woche vor der Nationalratswahl<br />
in Österreich ist die Abgrenzung<br />
der FPÖ zum rechten Rand<br />
erneut in den Fokus gerückt. Laut<br />
Medienberichten hatte Reinhard<br />
Teufel, früherer Kabinettschef im Innenministerium,<br />
öfter Kontakt mit<br />
dem Chef der rechtsextremen Identitären<br />
Bewegung. Teufel relativierte<br />
den Bericht der <strong>Zeitung</strong> „Österreich“<br />
und teilte mit, dass er in seiner Zeit<br />
als Büroleiter von Ex-FPÖ-Chef<br />
Heinz-Christian Strache im Jahr<br />
2015 Martin Sellner einmal persönlich<br />
getroffen habe. „Danach hat er<br />
mir hin und wieder Nachrichten auf<br />
mein Handy geschickt, die ich fallweise<br />
auch beantwortet habe.“<br />
Zudem suspendierte der neue<br />
FPÖ-Chef Norbert Hofer den Landesfraktionschef<br />
aus Niederösterreich,<br />
Martin Huber, weil dieser vor<br />
fünf Jahren an Adolf Hitlers Geburtstag<br />
per Facebook allen gratuliert<br />
hatte, die an diesem TagGeburtstag<br />
haben. „Eine Recherche ergab, dass<br />
Huber an keinem anderen TagGeburtstagswünsche<br />
ausgesprochen<br />
hatte“, teilte Hofer mit. Hofer war vor<br />
einer Woche auf einem Parteitag<br />
zum neuen FPÖ-Chef gewählt worden.<br />
Dort erhielt er auch ein Durchgriffsrecht<br />
bei Suspendierungen und<br />
Parteiausschlüssen, mit dem er<br />
schneller gegen Vorfälle am rechten<br />
Rand der Partei vorgehen will. Kritiker<br />
sahen darin aber in erster Linie<br />
eine Machtkonzentration beim Parteivorsitzenden.<br />
NorbertHofer wurde vor einer Woche zum<br />
FPÖ-Vorsitzenden gewählt.<br />
APA<br />
Das Durchgriffsrecht hat Hofer<br />
nun eine Woche nach seiner Wahl<br />
erstmals angewandt. Die Abgrenzung<br />
der FPÖ zum rechten Rand ist<br />
regelmäßig Thema in Österreich, da<br />
immer wieder Verbindungen zwischen<br />
FPÖ-Mitgliedern und rechtsextremen<br />
Gruppierungen oder Medien<br />
ans Licht kommen.<br />
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner<br />
erklärte derweil, dass sie auch<br />
nach einer Wahlniederlage am<br />
29. September die Sozialdemokraten<br />
in Österreich weiter anführen<br />
wolle.„Ich bleibe auf jeden Fall Parteichefin“,<br />
sagte Rendi-Wagner am<br />
Sonntag in der ORF-„Pressestunde“.<br />
Zudem bekräftigte sie ihr Ziel, mit<br />
der SPÖ bei der Wahl stärkste Kraft<br />
werden zu wollen.<br />
Zuletzt lagen die Sozialdemokraten<br />
in Umfragen bei 22 Prozent und<br />
damit bis zu 13 Punkte hinter der<br />
ÖVP von Ex-Kanzler Sebastian Kurz.<br />
DieFPÖ liegt bei 20 Prozent, die Grünen<br />
bei 11 bis 13 und die liberalen<br />
Neos bei 8bis 9Prozent. Rendi-Wagner<br />
setzt darauf, noch viele unentschlossene<br />
Wähler in den nächsten<br />
Tagen vonsich und ihrer Partei überzeugen<br />
zu können. ÖVP-Chef Kurz<br />
sagte im ORF,dass er an einen engeren<br />
Ausgang der Wahl glaube, als es<br />
die Umfragen derzeit vermuten lassen.<br />
Er betonte erneut seine Sorge,<br />
dass eine Koalition an der ÖVP vorbei<br />
gebildet werden könnte. Eine<br />
Minderheitsregierung schloss Kurz<br />
nicht aus, betonte aber, dass das<br />
nicht seine Lieblingsvariante wäre.<br />
In Österreich wirdam29. September<br />
gewählt, nachdem das „Ibiza-Video“<br />
im Mai zum Bruch der ÖVP-<br />
FPÖ-Regierung geführthatte. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Trumps brisantes Telefonat<br />
Der US-Präsident soll den ukrainischen Staatschef bedrängt haben, gegen den Sohn von Joe Biden wegen dessen Geschäftsbeziehungen zu dem Land zu ermitteln<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Wolodymyr Selenskyi<br />
hatte schon länger auf<br />
ein Gespräch mit seinem<br />
mächtigen Amtskollegen<br />
in Übersee gewartet. Der<br />
frisch gewählte Präsident der<br />
Ukraine hoffte auf Unterstützung<br />
der USA gegen Russland und auf einen<br />
prestigeträchtigen Empfang im<br />
Weißen Haus. Doch als sich Donald<br />
Trump am 25. Juli tatsächlich meldete,<br />
lief das Telefonat anders als erwartet.<br />
Insgesamt achtmal, berichtet<br />
das konservativeWall Street Journal,<br />
habe Trump den ukrainischen Regierungschef<br />
im Laufe der Unterhaltung<br />
gedrängt, er solle einen ganz<br />
speziellen Fall von angeblicher Korruption<br />
untersuchen.<br />
Militärhilfe zurückgehalten?<br />
Was auf den ersten Blick wie eine<br />
weitere Taktlosigkeit des US-Präsidenten<br />
erscheint, hat das Zeug zur<br />
explosiven Affäre im amerikanischen<br />
Vorwahlkampf. Nicht nur<br />
sollte das Objekt der Ermittlungen<br />
nach Trumps Willen die Familie seines<br />
möglichen demokratischen Herausforderers<br />
Joe Biden sein. Auch<br />
hielt er zum Zeitpunkt des Telefonats<br />
eine bereits zugesagte Militärhilfe<br />
über 250 Millionen Dollar für die<br />
Ukraine zurück. Und schließlich<br />
reichte zweieinhalb Wochen nach<br />
dem Telefonat ein Geheimdienstmitarbeiter<br />
im Weißen Haus intern<br />
eine offizielle Beschwerde ein, weil<br />
der Präsident gegenüber ausländi-<br />
Politik per Telefon. Das besagte Gespräch zwischen Trump und dem neuen ukrainischen Präsidenten Selenskyi wurde im Juli geführt. Nun gibt es die Beschwerde eines Geheimdienstmitarbeiters,<br />
dass der Präsident ausländischen Regierungschefs unangemessene Versprechen gemacht habe.<br />
GETTY IMAGES/ALEX WONG<br />
schen Regierungschefs unangemessene<br />
„Versprechen“ gemacht habe.<br />
In amerikanischen Medien wird<br />
nun der Verdacht geäußert, Trump<br />
habe einen Deal machen wollen, bei<br />
dem er von der ukrainischen Regierung<br />
Material für eine Schmutzkampagne<br />
gegen den aussichtsreichsten<br />
demokratischen Präsidentschaftsbewerber<br />
als Gegenleistung für US-<br />
Hilfsgelder forderte. Laut New York<br />
Times sind sowohl in Washington<br />
wie in Kiew Regierungsmitarbeiter<br />
über ein mögliches erpresserisches<br />
Geschäft besorgt. Wasgenau der Geheimdienstmitarbeiter<br />
gemeldet<br />
hat, ist nicht bekannt. Immerhin<br />
nannte Michael Atkinson, der Inspector<br />
General der US-Geheimdienste,<br />
die Beschwerde „glaubwürdig<br />
und dringend“.<br />
Zwar hat Trump die Geschichte<br />
umgehend als „lächerlich“ abgetan.<br />
Doch gleichzeitig forderte er mit Bezug<br />
auf eine angebliche Verwicklung<br />
der Biden-Familie in finstere Machenschaften:<br />
„Jemand muss sich<br />
das anschauen.“ Seit Monaten schon<br />
drängt Trumps privater Anwalt,<br />
Rudy Giuliani, die ukrainische Regie-<br />
rung nach US-Medienberichten,<br />
eine Untersuchung gegen Bidens ältesten<br />
Sohn Hunter einzuleiten.<br />
DerVorgang, aus dem Trump politisches<br />
Kapital schlagen möchte,<br />
liegt drei Jahre zurück. Damals war<br />
Joe Biden Stellvertreter von Barack<br />
Obama, und sein Sohn arbeitete im<br />
Vorstand des Gaskonzerns Burisma,<br />
der einem ukrainischen Oligarchen<br />
gehört. Zur Bekämpfung der in dem<br />
Land weit verbreiteten Korruption<br />
drängte Joe Biden damals auf die<br />
Entlassung des ukrainischen Generalstaatsanwalts,der<br />
auch bei der EU<br />
in Verruf geraten war. Tatsächlich<br />
stimmte das Kiewer Parlament der<br />
Absetzung zu. Allerdings war der<br />
Staatsanwalt auch für eine Untersuchung<br />
des Burisma-Konzerns verantwortlich.<br />
Das Trump-Lager unkt,<br />
Biden habe durch die Personalrochade<br />
die Aufdeckung von Machenschaften<br />
seines Sohnes verhindern<br />
wollen. Allerdings wurde die Untersuchung<br />
später abgeschlossen, ohne<br />
dass irgendein Fehlverhalten von<br />
Hunter Biden festgestellt wurde.<br />
Dass Joe Biden nun im US-Vorwahlkampf<br />
alleine durch die permanente<br />
Wiederholung nicht erwiesener<br />
Mutmaßungen ins Zwielicht gerückt<br />
wird, dürfte Trump mehr als<br />
billigend in Kauf nehmen. Schon<br />
spricht der Präsident bei Twitter von<br />
einem „Biden-Skandal“ und beklagt<br />
sich, dass er ausspioniertworden sei.<br />
Auf die Ukraine ist er ohnehin nicht<br />
gut zu sprechen. „Das sind furchtbare<br />
Leute“, soll er intern gesagt haben:<br />
„Die sind alle korrupt und haben<br />
versucht, mich zu vernichten.“<br />
Am Mittwoch will sich Trumpam<br />
Rande der UN-Vollversammlung in<br />
NewYorkerstmals persönlich mit Selenskyj<br />
treffen. Joe Biden bemühte<br />
sich derweil zunächst, den Anwürfen<br />
keine zusätzliche Bedeutung zu<br />
geben und verweigerte einen Kommentar.<br />
Doch dafür sind die Schlagzeilen<br />
zu groß. Am Sonnabend holte<br />
der Kandidat zum Konter aus: „Das<br />
ist eine gewaltige Form von Amtsmissbrauch.“<br />
Auch bei anderen Demokraten<br />
ist die Empörung groß.<br />
Immer mehr Parteifreunde drängen<br />
wie Warren auf ein Amtsenthebungsverfahren<br />
gegen Trump. Noch<br />
stellt sich die Fraktionsspitze im<br />
Kongress aber dagegen. Ökonomie-<br />
Nobelpreisträger Paul Krugman beklagte<br />
sich via Twitter darüber:<br />
„Wenn das kein Impeachment-Verfahren<br />
begründet, dann gibt esnie<br />
einen Anlass.“<br />
KarlDoemens hofft, dass<br />
die Geheimdienste das Telefonat<br />
aufgezeichnet haben.<br />
ANZEIGE<br />
ANZEIGE<br />
Deutschland trinkt sich schön!<br />
„Ja, ich trinke“ –ein Satz,<br />
den man in letzter Zeit immer<br />
öfter hört. Was inden<br />
Beauty-Redaktionen der<br />
Frauenmagazine startete,<br />
rauntmittlerweileauchbeim<br />
Frühstück mit Freundinnen<br />
oder im Yoga-Kursdurch die<br />
Reihen. Doch was ist damit<br />
gemeint? DasGeheimnis:Ein<br />
Kollagen-Drink,der dieHaut<br />
an denProblemzonenvon innenstrafft<br />
undstrahlenlässt<br />
(Fulminan, Apotheke).<br />
Dieser Kollagen-Drink macht‘s möglich<br />
EinLeben lang straffe Haut<br />
ohne Falten –diesen Wunsch<br />
hegt wohl jede Frau.Doch mit<br />
dem Alter lässt die körpereigene<br />
Kollagenproduktion<br />
nach, ungeliebte Falten und<br />
Cellulite entstehen. Hier<br />
kommt ein Trend aus den<br />
USA ins Spiel: Kollagen zum<br />
Trinken! Mit dem Beauty-<br />
Drink Fulminan (Apotheke)<br />
ist dieser Trend auch bei<br />
uns angekommen –er sorgt<br />
an den Problemzonen wie<br />
Augenpartie, Po und Oberschenkeln<br />
für straffe Haut<br />
von innen, ganz einfach aus<br />
dem Fläschchen. Wir wollten<br />
wissen: Kann Frau sich wirklich<br />
schön trinken? Unsere<br />
Beauty-Experten haben den<br />
Kollagen-DrinkFulminanunterdie<br />
Lupe genommen –und<br />
sind überzeugtdavon!<br />
Deutschlandtrinkt Kollagen<br />
–warum?<br />
Kollagen ist HauptbestandteildiesesTrend-Drinks,denn<br />
dasProteinist fürdie Elastizität<br />
unserer Haut verantwortlich.<br />
Die sogenannten Kollagen-<br />
Peptide in Fulminan sind<br />
ganz besonders: Sie sind so<br />
aufgespalten,dasssie dieHaut<br />
von innen aufpolstern können.<br />
Das Resultat spricht für<br />
sich: Die Kollagenspeicher<br />
der Haut werden aufgefüllt,<br />
die Haut wird elastischer und<br />
fühlt sich deutlich straffer<br />
und glatter an. Fulminan ist<br />
nicht nur in der Anwendung<br />
ganz einfach, sondern auch<br />
in der Dosierung –nur eine<br />
Trinkampulle pro Tag reicht!<br />
Genial: Fulminan geht nicht<br />
nur Falten imGesicht, sondern<br />
auch CelluliteanPound<br />
Oberschenkelnanden Kragen.<br />
Nachgefragt: Dassagt<br />
der Experte<br />
Studienzuden in Fulminan<br />
enthaltenenKollagen-Peptiden<br />
belegen wirklich tolle Erfolge.<br />
So erklärt Derma-Experte<br />
Bastian Baasch z.B.: „Die<br />
Kollagen-Peptide in Fulminan<br />
wurden von Frauen zwischen<br />
35 und65Jahrengetestet. Das<br />
Ergebnis nach acht Wochen<br />
ist verblüffend: Der Kollagengehalt<br />
ihrer Haut stieg um bis<br />
zu 65%an, Falten konntenum<br />
biszu50%*verringertwerden.<br />
Nach drei MonatengingensogarCellulite-Dellensignifikant<br />
zurück. Man kann wirklich<br />
sagen: Jugendliches Aussehen<br />
und eine umwerfende Ausstrahlung<br />
–dafür gibt esden<br />
Kollagen-Drink Fulminan!“<br />
Prokschetal.,2014, Skin PharmacolPhysiol 27:113-119;Proksch et al.,2014, Skin PharmacolPhysiol 27:47-55;Schunck et al.,2015, Journal of MedicinalFood18(12):1340-1348•*Maximalwert,Durchschnitt20%,gemessenanAugenfalten •Abbildungen Betroffenen nachempfunden,Namegeändert<br />
Für Ihren Apotheker:<br />
Mindalin Komplex 26<br />
(PZN 13169019)<br />
Gefäßfeind Cholesterin: Das kann helfen<br />
Wissenschaftlerwarnen längst<br />
vor zuviel Cholesterin im Blut.<br />
Der Grund: ErhöhteCholesterinwerte<br />
sind ein Risikofaktor für<br />
„Die Haut wird deutlich straffer,<br />
auchimGesicht erscheint die<br />
Haut frischer undFältchen<br />
werdengemindert. Kann ich<br />
nur empfehlen!“<br />
(Tanja B.)<br />
verkalkte Gefäße und damit für<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Genial: Forscher haben einen<br />
natürlichen Cholesterin-Senker<br />
namens Beta-Glucan entdeckt<br />
(in Mindalin Komplex 26), der<br />
nachweislich das Blutcholesterinreduziert!*<br />
Fürsichtbar<br />
schöneHaut<br />
BEAUTY-<br />
DRINK MIT<br />
KOLLAGEN-<br />
PEPTIDEN<br />
®<br />
FULMINAN<br />
Exklusiv in Ihrer Apotheke:<br />
PZN 13306108<br />
www.fulminan.de<br />
Experten kombinierten Beta-<br />
Glucan nun mit 25weiteren<br />
wichtigen Bausteinen, z.B.<br />
Kalium für einen normalen<br />
Blutdruck und Thiamin für eine<br />
gesunde Herzfunktion. Das Ergebnis:<br />
eine einzigartige Kombination<br />
vonMikro-Nährstoffen<br />
fürein gesundesHerz-Kreislauf-<br />
System (Mindalin Komplex 26,<br />
Apotheke). Tipp: Einmal täglich<br />
einGlasMindalinKomplex 26.<br />
*Hafer-Beta-Glucanreduziert nachweislichden Cholesteringehalt im Blut. DasSenken desCholesterinspiegels kann dasRisiko fürdie koronareHerzerkrankungreduzieren. Diepositive Wirkungstelltsichbei einertäglichen Beta-Glucan-Aufnahme von3gein.•www.mindalin.de
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Strompreise steigen<br />
auf Rekordhöhe<br />
DerStrompreis für Privathaushalte<br />
ist in diesem Jahr auf eine Rekordhöhe<br />
gestiegen. Für den Stichtag 1. Aprilermittelte<br />
die Bundesnetzagentur<br />
einen Durchschnittspreis von<br />
30,85 Cent je Kilowattstunde –fast<br />
einen Cent mehr als zum gleichen<br />
Zeitpunkt 2018, wie aus dem neuen<br />
Monitoringbericht der Behörde hervorgeht.<br />
Preistreiber beim Strom<br />
waren demnach die vonden Lieferanten<br />
beeinflussbaren Kosten, die<br />
etwa ein Viertel des gesamten<br />
Strompreises ausmachen. (dpa)<br />
Deutlich weniger<br />
Besucher bei der IAA<br />
DieIAA in Frankfurthat in diesem<br />
Jahr so wenige Besucher angelockt<br />
wie seit Jahren nicht. DerVerband<br />
der Automobilindustrie (VDA) zählte<br />
gut560 000Besucher,wie der<br />
VDA zum Abschluss der Messe am<br />
Sonntagmitteilte.Bei der letzten<br />
Auflageder InternationalenAutomobil-Ausstellung(IAA)vor<br />
zwei<br />
Jahren warenes810 000 Besucher,<br />
bei der IAA Pkw 2015 waren es noch<br />
932 000. DendiesjährigenEinbruch<br />
führteVDA-Präsident Bernhard<br />
Mattes unteranderemdarauf zurück,<br />
dass Herstelleraus Japan, den<br />
USA,Frankreichund Italiender<br />
Branchenschau ferngeblieben waren.<br />
(dpa)<br />
Viele Kreuzfahrtschiffe<br />
müssen draußen bleiben<br />
In Norwegens Fjorden sind Ozeanriesen<br />
zunehmend unerwünscht. FOTO: IMAGO IMAGES<br />
Wegen strengerer Umweltauflagen<br />
in einigen Fjorden streicht die<br />
Kreuzfahrtbranche immer mehr<br />
Touren nach Norwegen. In dembeliebten<br />
Urlaubsziel Geiranger hat<br />
man seit der Einführung der neuen<br />
Regeln am 1. Märzzahlreiche Abbestellungen<br />
bekommen. „Vor allem<br />
vonSchiffen, die vor2000 gebaut<br />
wurden und den Anforderungen<br />
nicht entsprechen“, sagte die Chefin<br />
der Häfen der Gemeinde Stranda,<br />
Rita Berstad Maraak. (dpa)<br />
Rasche Einigung<br />
mit China hat keine Priorität<br />
Inmitten des Handelskriegs mit China<br />
hat US-Präsident Donald Trump<br />
die Bedeutung einer raschen Einigung<br />
heruntergespielt. Er brauche<br />
nicht zwangsläufig vorder Präsidentenwahl<br />
im November 2020 ein<br />
Handelsabkommen, sagte Trump<br />
am Freitag im Weißen Haus.Wichtiger<br />
als ein kleiner Erfolg sei es ihm,<br />
dass es zu einem umfassenden Abkommen<br />
komme.„Wirwollen ein<br />
vollständiges Abkommen“, sagte er.<br />
DieBörse in NewYorkgab nach<br />
Trumps Äußerungen nach. (dpa)<br />
Erst die Hilfe, dann der Rauswurf<br />
Von Mechthild Henneke<br />
Versicherungen sollen im<br />
Schadensfall einspringen<br />
und Kosten übernehmen,<br />
doch nicht selten folgt der<br />
Erleichterung überdie Hilfe eine böse<br />
Überraschung: Mitder Post flattert<br />
die Kündigung der Versicherung ins<br />
Haus –selbst bei kleinen Schadenssummen.<br />
„Versicherungsunternehmen<br />
trennen sich gerne von unrentablen<br />
Verträgen – sie sind schließlich<br />
Wirtschaftsunternehmen und müssen<br />
vor allen Dingen rentabel denken“<br />
sagt Bianca Boss, Sprecherin<br />
beim Bund der Versicherten. Vorallem<br />
„zu günstige“ oder „schadensträchtige“Verträgewürdenhäufiggekündigt.<br />
Wann Versicherungen kündigen<br />
dürfen und was Kunden in diesem<br />
Fall tun können, sagen wir hier.<br />
Ordentliche Kündigung: Versicherungen<br />
haben genauwie Versicherte das<br />
Recht einen Versicherungsvertrag zu<br />
kündigen. Dabei gibt es einerseits die<br />
ordentliche Kündigung zum Ende<br />
des Versicherungsjahrs oder zum Ende<br />
des Kalenderjahrs, zum anderen<br />
die Kündigung zum Ende einer vereinbarten<br />
Laufzeit. Eine ordentliche<br />
Kündigung muss nicht begründet<br />
werden.<br />
Hauptfälligkeit: DerVersicherermuss<br />
dem Kunden die Kündigung mit<br />
einer Dreimonatsfrist zur nächsten<br />
Hauptfälligkeit mitteilen, erklärt der<br />
Bund der Versicherten. DieHauptfälligkeit<br />
eines Vertrags ist der jährlich<br />
wiederkehrende Termin, zu dem das<br />
Versicherungsjahr abläuft. Ein Vertrag<br />
kann beispielsweise mitten im<br />
Jahr beginnen und zunächst bis zum<br />
31.12. des Kalenderjahrs laufen, um<br />
anschließend immer vom 1.Januar<br />
bis zum 1. Januar des Folgejahres zu<br />
laufen. Häufig ist das bei KFZ-Versicherungen<br />
der Fall. Die Hauptfälligkeit<br />
ist beim oben genannten Beispiel<br />
der 1. Januar. Die meisten Verträge,<br />
die mitten im Jahr beginnen, laufen<br />
jedoch bis zum gleichen Termin des<br />
Folgejahrs: zum Beispiel vom1.April<br />
bis zum 1. April. In diesemFall istder<br />
1. Aprildie Hauptfälligkeit.<br />
Sonderfall Kfz-Versicherung: Bei der<br />
ordentlichen Kündigung gibt es bei<br />
der Kfz-Versicherung eine Besonderheit:<br />
Die Kündigungsfrist beträgt<br />
meist nur einen Monat zum Ablauf<br />
des Versicherungsjahrs.Dieses endet<br />
meist am 31. Dezember. Der Kündigungstermin<br />
für die meisten Kfz-Versicherungen<br />
ist also der 30. November.<br />
„ImJahre2009 haben einige Kfz-<br />
Versicherer begonnen, bei Neuverträgen<br />
die Kündigungsfristen zu verändern.<br />
In diesen Fällenist das Versicherungsjahr<br />
nicht mehr mit dem<br />
Kalenderjahr identisch“, warnt der<br />
Bundesverband der Verbraucherzentralen.<br />
Ausschluss von Kündigung durch den<br />
Versicherer: Einige Versicherungen<br />
dürfen grundsätzlich nicht vom Versicherer<br />
gekündigt werden. Dazu gehören<br />
Lebensversicherungen, private<br />
Krankenversicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherungen<br />
und private<br />
Krankenvollversicherungen<br />
(hauptsächlich Krankenversicherungen<br />
für Beamte und selbstständig<br />
tätige Personen).<br />
Wer aber falsche Angaben beim<br />
Abschluss einer dieser Versicherungenmacht,riskiertdenRauswurf.Die<br />
Mit diesenKniffen wehren sich Kunden bei Ärger mit der Versicherung<br />
EINE DATENBANK ÜBER VERSICHERTE<br />
Datenbank der Versicherer: Vertragsdaten<br />
der Versicherungsnehmer,Angaben über verdächtigeSchadensfälle<br />
sowie über gekündigte<br />
und abgelehnte VerträgewerdenimHinweis-<br />
und Informationssystem (HIS) gespeichert.<br />
Auch fehlerhafte, unvollständigeoder<br />
betrügerische Angaben werden dortvermerkt.<br />
Versicherungen unterscheiden dabei<br />
zwischen „leichter Fahrlässigkeit“,<br />
„grober Fahrlässigkeit“ und „Vorsatz“.<br />
Beileichter Fahrlässigkeitdürfen<br />
die Versicherungen den Vertragin<br />
den ersten drei Jahren, bei grober<br />
Fahrlässigkeit in den ersten fünf Jahren,<br />
bei Vorsatz sogar in den ersten<br />
Auskunft: Verbraucher und Unternehmen<br />
können bei der Informa HIS GmbH eine<br />
Selbstauskunfteinholen. Sie erhalten die Information,<br />
ob und, wenn ja, vonwelchem Versicherer<br />
sie, ihr Fahrzeug oder ihr Gebäude<br />
gemeldet worden sind. Eine Auskunft pro Jahr<br />
auf www.informa-his.de ist kostenlos.<br />
zehn Versicherungsjahren rückabwickeln.<br />
Ausnahmen: Einige Auslandsreisekrankenversicherungen<br />
oder auch<br />
manche Zahnzusatzversicherungen<br />
werden wie Schadenversicherungen<br />
behandelt und können ordentlich<br />
GRAFIK: SASCHA JAECK<br />
gekündigt werden. Ob dies der Fall<br />
ist, steht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.<br />
Auch Krankentagegeldversicherungen<br />
und Krankenhaustagegeldversicherungen<br />
können unter bestimmten<br />
Bedingungen zum Vertragsende<br />
gekündigt werden –aber<br />
nur in den ersten drei Versicherungsjahren.<br />
Die Kündigungsfrist beträgt<br />
drei Monate zum Ende des Versicherungsjahrs.<br />
Kündigung nach Versicherungsfall:<br />
Versicherungen haben die Möglichkeit<br />
zur außerordentlichen Kündigung<br />
nach einem Versicherungsfall.<br />
Spätestens einen Monat, nachdem<br />
abschließend mit dem Versicherungsnehmer<br />
über die Entschädigung<br />
in einem Schadensfall verhandelt<br />
wurde, muss die Kündigung erfolgen.<br />
Sprich: Habe ich zuletzt am 1.<br />
September mit meiner Versicherung<br />
besprochen, wie viel sie mir für den<br />
Wasserschaden im Haus erstattet,<br />
muss ich bis 1. Oktober die Kündigung<br />
erhalten, damit siewirksam ist.<br />
Eine Ausnahme bilden Rechtsschutzversicherungen.<br />
Sie müssen<br />
für mindestens zwei Schadensfälle<br />
innerhalb von zwölf Monaten entschädigen,<br />
bevor sie kündigen dürfen.<br />
Nach der Kündigung: „Hat der Versicherer<br />
die Kündigung ausgesprochen,<br />
gibt es meist kein Zurück“, sagt<br />
der Bund der Versicherten. DerKunde<br />
müsse sich dann um einen neuen<br />
Versicherungsvertrag bemühen. Das<br />
gestaltet sich laut dem Bund der Versicherten<br />
oft schwierig, denn bei<br />
einem Neuantrag müssen Antragsteller<br />
angeben, wer den Vertrag gekündigt<br />
hat. Die Tatsache, dass der<br />
Vorversicherer den Vertraggekündigt<br />
hat, kann den neuen Versicherer bereits<br />
dazu bewegen, den Antrag abzulehnen.<br />
Kündigungsumkehr: Versicherungsnehmer<br />
können die Versicherung<br />
bitten, dass sie selbstdie Kündigung<br />
aussprechen. Dashat zurFolge,dass<br />
Kunden bei neuen Versicherungen<br />
angeben können, dass sie selbst gekündigt<br />
haben, und erhöht die Chancen,<br />
einen neuen Vertragzuerhalten.<br />
Der Bund der Versicherten empfiehlt<br />
in diesem Zusammenhang die<br />
Aufmerksamkeit von Versicherungsvertretern<br />
und -maklern. Sind diese<br />
in Kontakt mit der Versicherung, erfahren<br />
sie möglicherweise frühzeitig<br />
von der Absicht der Versicherung zu<br />
kündigen. Dem kann der Kunde<br />
dann vorgreifen.<br />
Neben der Tatsache,wer dieKündigung<br />
ausgesprochen hat, spielt<br />
auch die Anzahl und die Höhe der<br />
Vorschäden eine Rolle,obeine Versicherung<br />
erfolgreich abgeschlossen<br />
werden kann. Diese müssen im Antrag<br />
auf eine neue Versicherung korrekt<br />
angegeben werden. Ob der Antrag<br />
erfolgreich ist, kommt auf den<br />
Versicherer an. Einige lehnen Anträge<br />
aufgrund von einem oder zwei Vorschädeninden<br />
letzten fünf Jahren ab.<br />
Vertragssanierung: Bestehende Verträge<br />
können gerettet werden, wenn<br />
Versicherte eine Selbstbeteiligung<br />
vereinbaren oder eine bereits bestehende<br />
Selbstbeteiligung erhöhen.<br />
Auch ein Ausschluss von bisher mitversicherten<br />
Leistungen kann denkbar<br />
sein, sofern der restliche Vertrag<br />
im gleichen Umfang bestehen bleibt.<br />
Der<br />
Fahrassistent<br />
als Petze<br />
Die EU diskutiert über die<br />
Nutzung vonAutodaten<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Einen tödlichen Unfall 2016 am<br />
<strong>Berliner</strong> Kurfürstendamm hätte<br />
man ohne das Auslesen des Datenspeichers<br />
im Fahrzeug nicht aufklären<br />
können. Dessen sind sich JoachimMülleralsChefderAllianzVersicherungs-AG<br />
und andere Experten<br />
einig. DieJustiz hat damals praktisch<br />
dafür gesorgt, dass das eigene Auto<br />
gegendenUnfallfahrer ausgesagthat.<br />
Denn moderne Autos sind rollende<br />
Datenspeicher–was auchfür die Versicherer<br />
immerrelevanter wird.<br />
VondenindenmeistenNeuwagen<br />
verbauten Ereignisdatenspeichern<br />
werden in der RegelGeschwindigkeit<br />
und Bremsverhalten aufgezeichnet<br />
oder ob einBlinker gesetzt wurdeund<br />
der Fahrer angeschnalltwar,manchmal<br />
auch dieStellungdes Gaspedals.<br />
Sensoren –fallsvorhanden –können<br />
messen, ob die Hand am Lenkrad<br />
war. Kameras, wie sie bei modernen<br />
Autos mit Fahrassistenten üblich<br />
sind, können einen ganzen Unfallhergangaufzeichnen.<br />
Innenraumkameraszeigen,obdieAugeneinesFahreroffenwaren<br />
oder ob er geschlafen<br />
hat.Standards dafür,was aufgezeichnet<br />
werden und wie lange esgespeichertbleibenmuss,gibt<br />
es in derEU<br />
nicht.Inden USAexistiertein solcher<br />
Standard für die Aufzeichnung von<br />
Fahrzeugdaten seit2006. Aber dieEU<br />
arbeitet mittlerweiledaran.<br />
„Wichtig ist, dass aufgeklärt werden<br />
kann, ob Mensch oder Maschine<br />
die Schuld trägt“, sagt Klaus-Peter<br />
Röhler mit Blick ineine Zukunft, die<br />
teilweise schon begonnen hat. Er ist<br />
Vorstandschef der Allianz Deutschland,<br />
die bundesweit 8,6 Millionen<br />
Autos versichert hat. Denn schon<br />
heute ist es zur Klärung der Schuldfragewichtig<br />
zu wissen, ob einAssistenzsystemimWagen<br />
aktiv war, als es<br />
gekracht hat.<br />
Knifflig ist die Frage,wann welche<br />
Daten offengelegt werden müssen.<br />
WennStaatsanwälteheutebeischweren<br />
Unfällen mit Toten ein Auslesen<br />
von Datenspeichern anordnen, ist<br />
die Sache klar. Was aber ist bei den<br />
vielen anderen der 3,6 Millionen<br />
Haftpflichtschäden und 1,7 Millionen<br />
Kaskoschäden, die deutsche<br />
Autoversicherer heute jährlich regulieren?<br />
„Unfallsachverständige sind derzeit<br />
für die Datenauswertung auf die<br />
Kooperation der Hersteller angewiesen“,<br />
stellt Müller klar. Nur einzelne<br />
Autobauer wieToyota lassendas Auslesen<br />
von Daten für Dritte ohne größereKomplikationen<br />
zu. Aber was ist,<br />
wenn ein Autofahrer den Zugriff auf<br />
die im Auto gespeicherten Daten verweigert?<br />
DieAllianzschlägt vor, nach<br />
Sachschäden einerseits und Personenschäden<br />
sowie Straftaten andererseits<br />
zu differenzieren. „Bei einem<br />
reinen Sachschaden sollte sich kein<br />
Beteiligter durch seine Daten aus<br />
dem Fahrzeug selbst belasten müssen“,sagt<br />
Müller.<br />
Die Hoheit über die Fahrzeugdaten<br />
will die Allianz nicht Versicherern<br />
oder anderenbeteiligtenParteien<br />
übertragen, sondern einem neutralen<br />
Treuhänder.Daskönntentechnische<br />
Prüfgesellschaften wie TÜV<br />
und Dekra oder auch das Kraftfahrt-<br />
Bundesamt sein.<br />
Auf radioeins.betterplace.org<br />
soziale Projekte unterstützen und die Welt<br />
ein kleines bisschen besser machen.<br />
25.09., 5—21UHR<br />
DEN GANZEN TAG<br />
RADIOEINS HÖREN<br />
UND GUTES TUN
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Thomas Cook<br />
bangt um<br />
die Zukunft<br />
Der Touristikkonzern sucht<br />
verzweifelt Geldgeber<br />
Von Tobias Schmidt<br />
Der angeschlagene britische TouristikkonzernThomas<br />
Cook verhandelt<br />
weiter mit Investoren um<br />
mehr Geld für seine Sanierungspläne.AmSonntag<br />
sollte ein Treffen mit<br />
Geldgebern stattfinden, wie die Finanznachrichtenagentur<br />
dpa-AFX<br />
aus informierten Kreisen erfuhr. Ein<br />
Unternehmenssprecher wollte dies<br />
nicht kommentieren. Thomas Cook<br />
strebt nach Angaben vom Freitag<br />
eine zusätzliche Finanzierung in Höhe<br />
von200 Millionen Pfund (226 Mio.<br />
Euro)an.<br />
Das Unternehmen mit Marken<br />
wie Neckermann-Reisen und der<br />
Fluglinie Condor braucht dringend<br />
Geld, um in die Zukunft seines Geschäfts<br />
zu investieren. Erschwerend<br />
kommt hinzu, dass das Unternehmen<br />
im Winter üblicherweise weniger<br />
einnimmt. Die benötigten<br />
200MillionenPfundkämenzueinem<br />
bereits ausgehandelten 900 Millionen<br />
Euro schweren Paket hinzu.<br />
Thomas Cook verhandelt zum<br />
einen mit dem chinesischen MischkonzernFosun,<br />
der den Tui-Konkurrenten<br />
übernehmen will, aber auch<br />
mit Banken und Anleihegläubigern.<br />
Medienberichten zufolge spitzt sich<br />
die Lage für das Unternehmen zu. Inzwischen<br />
habe es die Regierung in<br />
London um Finanzhilfe gebeten, berichten<br />
verschiedene <strong>Zeitung</strong>en und<br />
Fernsehsender.Ein Sprecher des britischen<br />
Transportministeriums sagte<br />
zu den Berichten: „Wir spekulieren<br />
nicht über die finanzielle Situation<br />
einzelner Unternehmen.“<br />
In der Regel greife man nicht ein,<br />
„esseidenn,esgibteinegutestrategische<br />
Begründung dafür“, sagte der<br />
britische Außenminister Dominic<br />
Raab am Sonntag der BBC zu den Berichten<br />
über das Staatshilfeersuchen.<br />
Am Wochenende hat Thomas<br />
Cook via Twitter mehrfach Kunden<br />
zu beschwichtigen versucht, die sich<br />
wegen Medienberichten über die Finanzierungsprobleme<br />
des Konzerns<br />
Sorgen um ihreBuchungen machen.<br />
„Alle unsere Urlaube finden normal<br />
statt“, schrieb das Unternehmen via<br />
Twitter. Zum Ende der Sommersaison<br />
befinden sich noch immer Hunderttausende<br />
Kunden mit Thomas<br />
Cook im Urlaub.Die konzerneigenen<br />
Fluggesellschaften gelten als Gewinnbringer<br />
vonThomas Cook. Sorgenkind<br />
ist vor allem das britische<br />
Veranstaltergeschäft.<br />
Thomas Cook war in den vergangenen<br />
Jahren immer wieder in<br />
Schieflage geraten. Bereits 2012 retteten<br />
mehrere Banken den Konzern<br />
nach immensen Abschreibungen auf<br />
das britische Geschäft und IT-Systeme<br />
mit frischem Geld vordem Untergang.<br />
Auch dadurch sitzt Thomas<br />
Cook auf einem SchuldenberginMilliardenhöhe<br />
und ächzt unter der hohen<br />
Zinslast. Derjüngste Preiskampf<br />
im Reise- und Fluggeschäft droht<br />
ihm nun den Garaus zu machen.<br />
Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit<br />
um den Brexit, die die<br />
Urlaubsfreude der britischen Kundschaft<br />
dämpft. (dpa)<br />
Als Reiseveranstalterläuftesbei Thomas<br />
Cook immer schlechter. FOTO: NEAL/GETTY<br />
Amazon will grüner werden<br />
Der Versandriese setzt sich ambitionierte Klimaziele –und schafft 100 000 E-Lieferwagen an<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Ohne Superlative kommt<br />
Jeff Bezos auch indiesem<br />
Fall nicht aus. Der Amazon-Chef<br />
hat den „bisher<br />
größten Auftrag überhaupt für Elektrolieferfahrzeuge“<br />
auf den Weggebracht.<br />
Die US-Start-up-Firma RiviansollindennächstenJahren100000<br />
Vans bauen, die Pakete des Onlinehändlers<br />
zu den Kunden bringen. Die<br />
Bestellung ist Teil einer Initiative, mit<br />
der der Konzernsich als Klimaschützerprofilierenwill.<br />
Ziel ist es,dass das<br />
Unternehmen 2040 komplett CO 2 -<br />
neutral arbeitet. DaswärezehnJahre<br />
früher alsder Zeitpunkt, den dasPariser<br />
Klimaschutzabkommen für eine<br />
weitgehend dekarbonisierte Wirtschaft<br />
vorgibt.<br />
Bezosbetont,Amazon wolle nicht<br />
mehr nur Mitläufer sein, sonderndie<br />
Größe des Unternehmens einsetzen,<br />
„um einen wirklichen Unterschied<br />
zu machen“.Wenn der Onlinehändler<br />
mit seiner gigantischen Infrastruktur<br />
es schaffe, die selbst gestecktenVorgaben<br />
zu erfüllen, dann<br />
könne das jedes Unternehmen.<br />
Amazon wolle mit dem Schritt auch<br />
anderen Firmen helfen, ihre eigene<br />
CO 2 -Reduzierung zu beschleunigen,<br />
erläuterte Christiana Figueres. Sie<br />
war früher bei den Vereinten NationenfürdenKlimaschutzverantwortlich<br />
und ist Mitgründerin der Organisation<br />
Global Optimism. Diese und<br />
Amazon haben nun die Kampagne<br />
Teamviewer<br />
hofft auf<br />
Milliarden<br />
Der Softwareentwickler<br />
geht an die Börse<br />
Von Benedikt von Imhoff<br />
An diesem Mittwoch (25. September)<br />
wagt sich das Technologieunternehmen<br />
Teamviewer in<br />
FrankfurtamMain an die Börse.Für<br />
den Hersteller von Software zur<br />
Computerfernwartung und Videokonferenzen<br />
sowie dessen Eigentümer,<br />
den Finanzinvestor Permira,<br />
geht es dabei um viel: Sollten bis<br />
zum Dienstagabend alle angebotenen<br />
84 Millionen Aktien zum<br />
Höchstpreis von 27,50 Euro angedientwerden,<br />
wäreder Börsengang<br />
2,3Milliarden Euro schwer.<br />
Zum Vergleich: Beim Börsengang<br />
des Start-up-Investors Rocket<br />
Internet 2014 betrug dasEmissionsvolumen<br />
1,6 Milliarden Euro. Diesen<br />
Wert würde Teamviewer selbst<br />
dann übertreffen, wenn nur die bis<br />
zu 75 Millionen angebotenen Aktien<br />
von Permira zum Mindestpreis von<br />
23,50 Euro platziertwerdenkönnen.<br />
Dazukommen könnten noch die<br />
9Millionen Anteile, die die Investmentbanken<br />
bei ausreichender<br />
Nachfrage über die sogenannte<br />
Mehrzuteilungsoption (Greenshoe)<br />
losschlagen. Da das Interesse der<br />
Investoren dem Vernehmen nach<br />
sehr hoch ist, ist derzeit von einer<br />
Platzierung eher zum oberen Ende<br />
der Preisspanne zurechnen. Somit<br />
dürfte der größte Tech-Börsengang<br />
seit dem Frühjahr2000 anstehen.<br />
Teamviewer wurde 2005 in Göppingen<br />
gegründet und beschäftigt<br />
rund 800 Mitarbeiter. Das Unternehmen<br />
profitiert unter anderem<br />
davon, dass esbereits imvergangenen<br />
Jahr die Umstellung auf das<br />
Abomodell abgeschlossenhat.Derzeit<br />
hat Teamviewer rund 368000<br />
Abonnenten –mehr als doppelt so<br />
viele wie Ende Juni 2018. Die Software<br />
des Unternehmens, die inder<br />
Basisversion für Privatkunden kostenlos<br />
ist und bleiben soll,wirdderzeit<br />
auf mehr als 340 Millionen Geräten<br />
genutzt. (dpa)<br />
Amazon-ChefJeff Bezos will, dassder Digitalriese nachhaltigerarbeitet–auch mithilfe<br />
eineselektrischenLieferwagens.<br />
FOTO: PABLO MARTINEZ MONSIVAIS/AP/DPA<br />
„Climate Pledge“ gestartet, eine<br />
Selbstverpflichtung zum Klimaschutz,<br />
die durch regelmäßige Nachhaltigkeitsberichte<br />
glaubhaft gemacht<br />
werden soll.<br />
Amazon wurde in der Vergangenheit<br />
immer wieder von Umweltschützern<br />
angegriffen –wegen eines<br />
nicht gerade umweltfreundlichen<br />
Geschäftsmodells.Dasind einerseits<br />
die riesigen Mengen an Verpackungsmaterial,<br />
die das Unternehmen<br />
für seine Pakete benötigt. Hinzu<br />
kommt die gesamte Logistikkette.<br />
Bestellte Waren werden mit Schiffen<br />
und Flugzeugen nicht selten um die<br />
halbe Welt transportiert und dann<br />
auf der letzten Meile auch noch von<br />
Lieferwagen mit Dieselmotoren bis<br />
vordie Haustür gebracht.<br />
Indes verstärkt der Konzernseine<br />
Anstrengungen für eine immer<br />
schnellere Auslieferung. Für Bezos<br />
kann Letzteres allerdings aus Ökoperspektive<br />
ein Vorteil sein. Es bedeute<br />
nämlich, dass Warenlager näher<br />
am Kunden sein müssten. Der<br />
Transportper Flugzeug werdesoper<br />
se verringert. Einanderer Faktor sind<br />
die Rechenzentren, die die Amazon-<br />
Tochter AWS weltweit betreibt, um<br />
Clouddienste anzubieten –Amazon<br />
ist hier Weltmarktführer.Die Rechenzentren<br />
verschlingen riesige Mengen<br />
elektrischer Energie.Experten gehen<br />
davon aus, dass sich deren Hunger<br />
nach Stromhierzulande bis zum Jahr<br />
2030 insgesamt mehr als verdoppeln<br />
wird.<br />
Die Fridays-for-Future-Bewegung<br />
dürfte Bezosund seinenManagern<br />
aber nicht gleichgültig sein.<br />
Schließlich handelt es sich bei den<br />
jungen Leuten auch um Konsumenten,<br />
die noch viele Jahrebei Amazon<br />
bestellen können. Bei dem Auftrag<br />
für Rivian spielen aber auch spezifische<br />
geschäftliche Interessen eine<br />
Rolle. Amazon hat jüngst 440 Millionen<br />
Dollar in das E-Auto-Start-up investiert,<br />
wohl auch in der Hoffnung,<br />
dass es bald Orders von anderen<br />
Unternehmen geben wird, die E-Lieferwagen<br />
benötigen.<br />
Immerhin, die mit „Climate<br />
Pledge“ formulierten Vorhaben sind<br />
in einigen Punkten konkreter als die<br />
Konzepte mancher Staatsregierungen.<br />
Die ersten Rivian-Vans sollen<br />
2020 über die Straßen rollen. 2022<br />
sollen10000E-Lieferwagenund2030<br />
alle 100000 unterwegs sein. Eine andereSäule<br />
des Projekts istdie Förderung<br />
erneuerbarer Energien: Diese<br />
sollen 2024 rund 80 Prozent des Energiebedarfs<br />
der globalen Amazon-Infrastruktur<br />
abdecken – AWS<br />
gehörtdazu.SechsJahrespäter sollen<br />
es 100 Prozent sein. Und 2040 will<br />
Amazon den CO 2 -Nettoausstoß auf<br />
null senken. Wenn dabei die gesamten<br />
Wertschöpfungsketten gemeint<br />
sind, ist das nur möglich, wenn bis<br />
dahin auch Zulieferer und Partner<br />
klimaneutral arbeiten.<br />
DIE WELTNEUHEIT:<br />
KLEINER ALS EIN<br />
GUMMIBÄRCHEN.<br />
amplifon.de<br />
2cm<br />
Entdecken Sie unsere Mini-Hörgeräte.<br />
Die neuen ampli-mini Hörsysteme sind winzig klein –<br />
aber bieten Hörgenuss für’s ganze Leben. Überzeugen Sie<br />
sich selbst –beim kostenlosen Probetragen!<br />
Jetzt Termin vereinbaren und Ihr Fachgeschäft<br />
in Ihrer Nähe finden:<br />
Tel.: 0800 589 25 42 oder auf amplifon.de<br />
1,2 cm<br />
Deutschland<br />
hinkt weiter<br />
hinterher<br />
In Führungspositionen sind<br />
Frauen weiterhin selten<br />
Von Friederike Marks<br />
Die Chefetagen deutscher Konzerne<br />
sind weiblicher geworden.<br />
Börsenschwergewichte in anderen<br />
Industrieländernsind nach einer Studie<br />
der Allbright Stiftung allerdings<br />
deutlich weiter. Deutsche Unternehmen<br />
hätten noch wenig Erfahrung<br />
mit Vielfalt und inklusiver Unternehmenskultur,<br />
sagte Wiebke Ankersen,<br />
Co-Geschäftsführerin der gemeinnützigen<br />
Stiftung, der Deutschen<br />
Presse-Agentur. „Da können sie viel<br />
vonamerikanischen und skandinavischen<br />
Unternehmen lernen.“ Bundesfrauenministerin<br />
Franziska Giffey<br />
(SPD)sprachvonernüchterndenFakten.<br />
Es gehe trotz des Anstiegs nur<br />
schleppend voran. Siekündigte einen<br />
Gesetzentwurf an, der die Entwicklung<br />
beschleunigen soll.<br />
DerStudie zufolge waren 27,8 Prozent<br />
der Vorstandsmitglieder der 30<br />
Unternehmen aus dem US-Leitindex<br />
DowJones zum Stichtag 1. September<br />
2019 weiblich. In Schweden lag der<br />
Frauenanteil in der Chefetage der 30<br />
Topunternehmen bei 22,7 Prozent, in<br />
Großbritannien waren es 22,3 und in<br />
Frankreich 19,8 Prozent. Die30deutschen<br />
Börsenschwergewichte im<br />
Leitindex Daxkamen auf 14,7 Prozent<br />
(Vorjahr:13,4 Prozent). (dpa)<br />
Jetzt<br />
unverbindlich<br />
testen!
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Klimadebatte<br />
ZITAT<br />
Mieses<br />
Timing<br />
Jörg Köpke<br />
über eine peinliche Panne im Kanzleramt<br />
und Chancen für die Zukunft<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel und<br />
Verteidigungsministerin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer bringen es fertig, fast<br />
zeitgleich in zwei verschiedenen Flugzeugen<br />
an die Ostküste der USA zu fliegen.<br />
Das ist nicht nur mieses Timing, sondern<br />
auch teuer,klimaschädlich und in höchstem<br />
Maße unsensibel. Wiesoll die Klimawende<br />
in Deutschland gelingen, wenn es<br />
Beamte im Kanzleramt nicht schaffen,<br />
zwei Regierungsflüge mit nicht einmal einer<br />
Handvoll Kabinettsmitgliedern zusammenzulegen?<br />
Aus dem Kanzleramt<br />
hieß es, man habe die Sache „verpennt“.<br />
Offenbar begreift der Apparat immer<br />
noch nicht, was die Klimastunde geschlagen<br />
hat.<br />
Der Chefin erweist man damit einen<br />
Bärendienst. Anfang der Woche nimmt<br />
Merkel am Uno-Klimagipfel und an einer<br />
Generaldebatte derVereinten Nationen in<br />
New York teil. Wie soll sie glaubhaft die<br />
Vorreiterrolle Deutschlands in Sachen<br />
Klima verkünden, wenn in der Heimat<br />
simpelste Dinge in den Mühlen der Bürokratie<br />
stecken bleiben?<br />
Dabei hält die Kanzlerin Trümpfe in<br />
der Hand, um die sie Regierungschef anderer<br />
Industrienationen durchaus beneiden.<br />
Deutschland hat das Ende der Kohleverstromung<br />
zu Beginn dieses Jahres besiegelt.<br />
Spätestens 2038 soll der letzte<br />
Kohlemeiler vom Netz gehen. In den<br />
kommenden zehn Jahren wird der Anteil<br />
erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung<br />
aller Voraussicht nach auf 65<br />
Prozent steigen.<br />
Merkel reist mit einem Klimapaket<br />
nach NewYork, das Kritiker in der Heimat<br />
als zu klein geißeln, das jedoch mit einem<br />
Sicherlich wäre mehr<br />
Verbindlichkeit und<br />
eine schnellere<br />
Geschwindigkeit<br />
wünschenswert.<br />
Aber der Anfang ist<br />
gemacht.<br />
Gesamtvolumen von 54Milliarden Euro<br />
immer noch deutlich über dem liegt, was<br />
in vergleichbaren Ländern zur Bekämpfung<br />
des Klimawandels in die Hand genommen<br />
wird. Sicherlich wäre mehr Verbindlichkeit<br />
und eine schnellere Geschwindigkeit<br />
wünschenswert. Aber der<br />
Anfang ist gemacht.<br />
Staaten wie China, Japan und die USA<br />
werden in den kommenden Jahren auf<br />
Deutschland schauen und kritisch würdigen,<br />
ob es technisch und ohne gesellschaftliche<br />
Verwerfungen möglich ist,<br />
gleichzeitig aus der Atomkraft und der<br />
Verstromung von Kohle auszusteigen. Sie<br />
werden genau beobachten, wie aus dem<br />
Land der Verbrennungsmotoren ein Land<br />
der E-Mobilität wird. In dieser Herkulesaufgabe<br />
liegen Risiken –aber auch Chancen.<br />
Intelligente Speicherlösungen sind<br />
ebenso notwendig wie schnelle Netze, die<br />
den aus Wind und Wasser erzeugten<br />
Strom von der Küste ins Hinterland bringen.<br />
Dasweiß man nicht erst seit gestern.<br />
In der Vergangenheit fehlte es nicht an<br />
dem Wissen, die technischen Probleme<br />
zu lösen, sondernoft an der Koordination<br />
und Beschleunigung bürokratischer Abläufe<br />
und Genehmigungen. Das gilt für<br />
die Energiewende ebenso wie für die Mobilitätswende.<br />
Insofern ist die Panne mit<br />
den Regierungsfliegern von Merkel und<br />
Kramp-Karrenbauer durchaus sinnbildlich<br />
zu begreifen.<br />
Doch auch der Opposition in Deutschland<br />
fällt eine wichtige Rolle zu. Das Klimapaket<br />
muss noch vom Bundesrat verabschiedet<br />
werden. Die Grünen werden<br />
ihreRegierungsbeteiligungen in den Ländernzunutzen<br />
wissen, um Kritik in messbare<br />
Veränderungen münden zu lassen.<br />
So könnte aus einem müden Minimalkonsens<br />
doch noch ein breiter, zukunftsfähiger<br />
Kompromiss werden.<br />
Darum zwei Flugzeuge<br />
Man kann einen Menschen aus<br />
der Heimat vertreiben, aber<br />
nicht die Heimat aus dem<br />
Menschen“. Mitdiesen Worten<br />
hat Erich Kästner betont, dass wir alle eine intuitiveBindung<br />
an den Orthaben, wo wir die<br />
Welt entdeckt und nachhaltige Grunderfahrungen<br />
unseres Lebens gemacht haben. Heimat<br />
ist der Ort, wo man selbstverständlich dazugehörte,<br />
die Bewohner kannte und selbst<br />
gekannt wurde. Wenn man später an solche<br />
Orte zurückkehrt, meldet sich an jeder Ecke<br />
eine Erinnerung zu Wort. An diesem Ort<br />
schlägt die Wünschelrute der Erinnerungen<br />
aus: Gesichter, Anekdoten, Situationen tauchen<br />
plötzlich aus dem Vergessenen wieder<br />
auf. Heimat ist ein tiefer Gedächtnisspeicher<br />
und eine langfristige emotionale Bindung an<br />
einen bestimmten Ortauf derWelt.<br />
Dieser Ort ist räumlich zugänglich, aber<br />
zeitlich entrückt. Man kann ihn aufsuchen,<br />
aber in die Vergangenheit, die er festhält,<br />
nicht mehr eintreten: Die ehemaligen Nachbarn<br />
gibt es nicht mehr, vieles ist nicht wiederzuerkennen,<br />
besonders wenn sich auch<br />
noch die politischen Systeme geändert haben<br />
und die Sprache und Kultur gewechselt<br />
hat. Dasgibt der Heimat ihreirreale Qualität:<br />
der Ort existiert, aber er kann nicht festhalten,<br />
was einmal war.Die Verbindung zur Heimat<br />
wirdüber die Zeit und gewaltsamen Verlust<br />
hinweg gehalten durch Bande der Erinnerung<br />
und des Gefühls. Sie ist eine Schöpfung<br />
der Fantasie und ein Phantasma, Ortder<br />
Sehnsucht und des Schmerzes.<br />
„Wer seine Wurzeln verloren hat, ist nie<br />
wieder ganz zu Hause“, sagt John Spalek, der<br />
1928 in Warschau geboren ist und an seinem<br />
21. Geburtstag nach New York auswanderte.<br />
Er war in NewYorkzwar nicht ganz zu Hause,<br />
hat dortaber eine zweite Heimat gefunden. Er<br />
fühlte sich angenommen, denn „hier fragt<br />
mich niemand, wo ich herkomme“. Ein<br />
selbstbestimmtes Leben, selbstverständliche<br />
Zugehörigkeit, nicht immer Auffallen, keine<br />
ständigen Nachfragen, das ist es, was eine<br />
Die Straße voll von Klimaschützern. Es<br />
ist erstaunlich, was sich in den letzten<br />
Jahren hier getan hat. Dass Ökologie und<br />
Klima so einen großen Stellenwert inder<br />
Gesellschaft bekommen würden, war lange<br />
nicht abzusehen. Es fing langsam an mit<br />
den Kindern von „Fridays for Future“. Und<br />
schaut, was daraus geworden ist! Ein Eckpunktepapier<br />
für das Klimaschutzprogramm<br />
bis 2030. Es ist 22 Seiten lang und<br />
klappert Punkt für Punkt die Klimaskala ab<br />
und wird mindestens 54 Milliarden Euro<br />
kosten. Politik und Verwaltung werden sich<br />
darauf einstellen müssen und dies viel<br />
grundsätzlicher, als es dieser erste Entwurf<br />
des Klimagipfels zeigt.<br />
Nicht nur der Anteil an CO 2 muss reduziert<br />
werden, auch die starren Formen der<br />
Verwaltung sind zu reformieren. Der Klimawandel<br />
braucht andere Antworten, eine<br />
neue Art Probleme anzugehen, sie global zu<br />
denken, sie sind nur jenseits alter Zuständigkeiten,<br />
alter Hierarchien und Beteiligungsformen<br />
zu finden. DiePolitik wirdhorizontaler<br />
zu handeln lernen müssen. Nicht nur so,<br />
wie es für sie am praktischsten ist. Sie<br />
braucht eine starke demokratische Kultur,<br />
eine starke zivile Gesellschaft. Ohne sie wird<br />
es keines ihrer Themen in der Zukunft schaffen.<br />
Dass die Rechtsradikalen vom Typ AfD<br />
den Klimawandel leugnen ist gut für die Klimabewegung.<br />
Man stelle sich vor, diese<br />
Leute wären mit dabei. Waswürde aus dieser<br />
Bewegung dann? Eine Volksfront gegen die<br />
Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,der Tagesspiegel und die Bundeszentrale<br />
für politische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />
Diese Woche: Wasist Heimat?<br />
Argumente und Ideen bitte an<br />
leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />
Alle Debatten online unter<br />
berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />
Heimat für<br />
uns alle<br />
Aleida Assmann<br />
isteine vielfach ausgezeichntete Kulturwissenschaftlerin.<br />
Siewirbt dafür,Heimat als Gemeinschaftsprojekt zu sehen.<br />
KOLUMNE<br />
Wirbrauchen<br />
einen Gipfel für<br />
die Demokratie<br />
Anetta Kahane<br />
Amadaeu Antonio Stiftung<br />
Demokratie? Diese Vorstellung ist gruslig,<br />
doch im Moment unrealistisch. Der Grund<br />
ist einfach: Würden die Blauen und Braunen<br />
den Klimawandel anerkennen, müssten sie<br />
sich der Komplexität der globalen Situation<br />
stellen. Dasmacht sich nicht so gut mit dem<br />
kleinen Horizont ihrer völkischen Heimatidylle.<br />
Dem Klimawandel zu begegnen<br />
braucht innovativeLösungen und das ist nix<br />
für autoritäre Rechtsextremisten mit ihren<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKE SAKURAI<br />
zweite Heimat bieten kann. George Mosse<br />
(1918–1999) musste Deutschland 1933 mit 15<br />
Jahren verlassen. Dergewaltsame Verlust der<br />
Heimat ist ein schweres Trauma. Auch er hat<br />
in den USA Fußgefasst, sprach aber nicht von<br />
Heimat, sondern konstatierte nüchtern:<br />
„Eine Nation istfür mich so gut wie ihr Pass.“<br />
Er bewahrte seine „Refugee-Mentalität“ und<br />
betonte:„Ich bleibe Emigrant.“<br />
Heimat ist weit mehr, als das, was Menschen<br />
mit sich herumtragen. Als Kollektivbegriff<br />
steht das Wort für Zugehörigkeit und<br />
Zusammenhalt. Die Romantiker schwärmten<br />
vonHeimat, sie haben sie in Liedernbesungen,<br />
in Bildern verewigt und in Geschichten<br />
gerühmt. Im Zuge von Modernisierung<br />
und Fortschritt wurde der Heimatbegriff<br />
radikal entwertet. Alles, was mit<br />
„Heimat“ zu tun hatte,galtals obsolet. Doch<br />
die Zeiten ändern sich. Inzwischen erleben<br />
wir eine Rückkehr und Wiederaneignung des<br />
Heimatbegriffs. InDeutschland gibt es neuerdings<br />
ein „Heimatministerium“. In Einwanderungsländern<br />
wie Großbritannien<br />
und den USA gibt es schon länger ein „Home<br />
Office“, das für knallharte Fragen der Staatsangehörigkeit,<br />
Visa, Asylanträge und Einwanderung<br />
zuständig ist.<br />
Im Zuge der Migrationsbewegung ist der<br />
Heimatbegriff zu einer politischen Waffe geworden.<br />
Er wird hochgespielt und aufgerüstet,<br />
um Menschen Zugehörigkeit zu verweigern.<br />
Dieaktuelle Fragelautetaber:Wie kann<br />
Deutschland für die, die ihre Heimat gerade<br />
durch Krieg und Gewalt verloren haben, zu<br />
einer zweiten Heimat werden? Dafür brauchen<br />
wir eine Gesellschaft, die den Migranten<br />
nicht mit Abwehr und Misstrauen begegnet,<br />
sondern ihnen Sicherheit und Schutz,<br />
sowie Raum für Entwicklungsmöglichkeiten<br />
bietet. Eine solidarische Gesellschaft, in der<br />
Vertrauen gestärkt, Zugehörigkeit erweitert<br />
und Zusammenhalt gemeinsam geschaffen<br />
wird, wäre das Projekt einer neuen Heimat –<br />
nicht nur für die Aufgenommenen, sondern<br />
auch für die Aufnehmenden.<br />
antimodernen Einstellungen zu so ziemlich<br />
jeder Frage des Lebens. Deswegen ist die<br />
Überschneidungsmenge zwischen denjenigen,<br />
die sich für das Klima engagieren und<br />
denen, die die demokratische Zivilgesellschaft<br />
gegen Rechtsextremismus unterstützen,<br />
sehr groß. Dass die Leute auf die Straße<br />
gehen hat mehr bewirkt, als es politische Parteien<br />
derzeit vermögen.<br />
Denn man kann nicht die Erwärmung<br />
der Erde fürchten und die Hitze der Hetze<br />
durch die völkische Anti-Moderne ignorieren.<br />
Dieselbe Bundesregierung, die sich<br />
nun den Klimafragen stellt, ist gerade dabei,<br />
viele der Projekte für demokratische Kultur<br />
durch die Einstellung der Förderung sterben<br />
zu lassen. Die neuen Programme zur<br />
Demokratieförderung sind hierarchisch, an<br />
den Bedürfnissen der Verwaltung orientiert<br />
und ohne Beteiligung der Zivilgesellschaft<br />
entstanden. Dem zuständigen Ministerium<br />
für Jugend ist das vielfältige Gewimmel der<br />
Zivilgesellschaft zu kleinteilig, zu unpraktisch.<br />
Deswegen wird kühl umstrukturiert,<br />
damit das ganze besser indie schmallippigen<br />
ministeriellen Strukturen passt. Die<br />
besten, die innovativsten, die mutigsten<br />
Projekte – egal – sie kommen unter den<br />
Hammer. Ganz so, als hätte man dort den<br />
Gong nicht gehört.<br />
Das Engagement zum Klimawandel geht<br />
nicht ohne mehr engagierte Zivilgesellschaft.<br />
Deswegen brauchen wir einen Klimagipfel<br />
für demokratische Kultur. Und zwar<br />
jetzt. Denn beides gehörtzusammen.<br />
„Schiri zusein ist so<br />
undankbar wie Ordnungsamt<br />
oder so. Von daher<br />
möchte ich in deren Haut<br />
auch nicht stecken.“<br />
Terrence Boyd, Stürmer beim Fußball-Drittligisten<br />
Hallescher FC, zum Wechselfehler durch Referee<br />
Michael Bacher. Erhatte Pascal Sohm zur Auswechslung<br />
vom Platz geschickt, statt wie vom HFC-Trainer<br />
gewünscht Boyd<br />
AUSLESE<br />
Fußballund EM –<br />
eine Frage des Geldes<br />
Die Telekom steht offenbar kurz vor<br />
dem Kauf der Fernsehübertragungsrechte<br />
für die Fußball-Europameisterschaft<br />
2024 in Deutschland. Für die<br />
Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong> ist diese<br />
Entwicklung überraschend, aber folgerichtig.„Es<br />
war nur eine Frage der Zeit, bis<br />
einer der Telekommunikationsriesen im<br />
großen Stil in den Sport investieren<br />
würde“, schreibt Michael Ashelm. „Die<br />
Kassen des Unternehmens sind gefüllt,<br />
die Empfangsinfrastruktur zu den Haushalten<br />
gelegt, sodass mit begehrten Sendeinhalten<br />
die Zielgruppen nun noch<br />
besser bedient werden können.“ Auch für<br />
die Deutsche Fußball Liga könne das ein<br />
interessantes Geschäft sein, so das Blatt.<br />
Von einer anderen Warte beleuchtet<br />
der Tagesspiegel die Entwicklung. Für Redakteur<br />
Joachim Huber geht damit „die<br />
Gemeinschaft aus Familie, Fanmeile und<br />
Fußball verloren“. Alles eine Frage des<br />
Geldes: „Dieser durchkapitalisierte Sport<br />
ist die teuerste Fernsehware. Nein, am<br />
Wahnsinn der Abermillionen für die TV-<br />
Rechte können und dürfen die Öffentlich-<br />
Rechtlichennur partiell partizipieren.“<br />
So sieht esauch die Nordwest <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Europas größtes Telekommunikationsunternehmen<br />
denkt dabei weniger an<br />
Mildtätigkeit und Exklusivität, sondernvor<br />
allem ans Geldverdienen“, schreibt Oliver<br />
Schulz. „Wer Fußball sehen will, muss dafür<br />
bezahlen –imStadion oder auf der<br />
Couch. Auch das ist ein Ritual des modernen<br />
Profi-Fußballs.“ Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />
Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />
Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />
Michael Heun.<br />
Textchefin: Bettina Cosack.<br />
Newsroom-Manager: Jan Schmidt.<br />
Teams:<br />
Investigativ: Kai Schlieter.<br />
Kultur: Harry Nutt.<br />
Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />
Service: Klaus Kronsbein.<br />
Sport: Markus Lotter.<br />
Story: Christian Seidl.<br />
Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />
Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />
Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />
verantwortliche Redakteure im Sinne des <strong>Berliner</strong> Pressegesetzes.<br />
Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />
ArtDirektion: Annette Tiedge.<br />
Newsleader Regio: Stefan Henseke, Susanne Rost, Marcus Weingärtner.<br />
Newsleader Sport: Matthias Fritzsche, Christian Schwager.<br />
Hauptstadtredaktion: Gordon Repinski (Ltg.), StevenGeyer (Stv.).<br />
RND Berlin GmbH, GF: UweDulias, Marco Fenske.<br />
Autoren: Joachim Frank, Holger Schmale, Dieter Schröder,ArnoWidmann.<br />
Istanbul: Frank Nordhausen,<br />
Moskau: Stefan Scholl,<br />
Rom: Regina Kerner,<br />
TelAviv: Anja Reich, Washington: KarlDoemens.<br />
Redaktion: <strong>Berliner</strong> Newsroom GmbH, Berlin24 Digital GmbH,<br />
Geschäftsführung: Aljoscha Brell, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />
Lesertelefon: 030-63 33 11-457, E-Mail: leser-blz@dumont.de<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH Geschäftsführer:Jens Kauerauf.<br />
Postadresse 11509 Berlin. Besucher:Alte Jakobstraße 105,<br />
Telefon: (030) 23 27-9; Fax: (030) 23 27-55 33;<br />
Internet: www.berliner-zeitung.de.<br />
Vertrieb: BVZ <strong>Berliner</strong> Lesermarkt GmbH, KayRentsch.<br />
Leserservice Tel.: (030) 23 27-77, Fax: (030) 23 27-76<br />
www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />
Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (BerlinMedien), Andree Fritsche.<br />
Postfach 11 05 06, 10835 Berlin;<br />
Anzeigenannahme: (030) 23 27-50; Fax(030) 23 27-66 97<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr.30, gültig seit 1.1.2019.<br />
Druck: BVZ <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH, Am Wasserwerk 11,<br />
10365 Berlin, Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />
45,90 €einschl. 7% Mehrwertsteuer,außerhalb vonBerlin und Brandenburg<br />
49,50 €; AboPlus, inklusiveStadtmagazin tip 54,19 €(nur in Berlin und<br />
Brandenburg). Bezugspreis des Studentenabonnements monatlich 27,60 €,<br />
außerhalb vonBerlin und Brandenburg 28,50 €. Das E-Paper kostet monatlich<br />
29,99 €einschl. 7% Mehrwertsteuer.Der Preis für Studenten beträgt monatlich<br />
18,99 €.Im Falle höherer Gewalt und bei Arbeitskampf (Streik/Aussperrung)<br />
besteht kein Belieferungs- und Entschädigungsanspruch. Erfüllung und<br />
Gerichtsstand Berlin-Mitte. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotomaterial<br />
wird keineHaftung übernommen.<br />
Die Auflageder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird vonder unabhängigen Informationsgemeinschaft<br />
zur Feststellung der Verbreitung vonWerbeträgerngeprüft.<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />
und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />
Brandenburg täglich 274 000 Leser.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 – S eite 9<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
ABBA-Musical<br />
„Mamma Mia!“<br />
feiertPremiere<br />
Seite 12<br />
Unfall statt Parkservice: 544-PS-Wagen überfordert Hotelpagen Seite 11<br />
Staustatt Stille: Aufruf zum autofreien Sonntag zeigt kaum Wirkung Seite 11<br />
So kann das nicht stehen bleiben<br />
Pankower Politiker streiten über den Wettbewerb zur künstlerischen Einordnung der Thälmann-Büste<br />
VonKristina Auer<br />
Seit 1986 an der Greifswalder Straße: das Ernst-Thälmann-Denkmal. Nach der Wende wurde mehrmals über den Abriss nachgedacht, seit 2014 steht es unter Denkmalschutz. Im nächsten Jahr soll es gereinigt und saniertwerden.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Sie wirkt unerschütterlich. 14<br />
Meter hoch, 15 Meter breit<br />
und mit stramm gen Himmel<br />
gereckter Faust – so<br />
steht sie da, die gigantische Bronzebüste<br />
von Ernst Thälmann an der<br />
Greifswalder Straße in Prenzlauer<br />
Berg. Doch um die Deutungshoheit<br />
über das DDR-Denkmal ist im Bezirk<br />
ein Streit entbrannt.<br />
Im Pankowist für viele Grüne,deren<br />
Bündnis 90 bekanntlich maßgeblich<br />
aus der DDR-Bürgerbewegung<br />
hervorging, das Thälmann-<br />
Denkmal ein emotionales Thema. So<br />
auch für die Bezirksverordnete<br />
Christiane Heydenreich. Als der 50-<br />
Tonnen-Koloss 1986 samt dazugehörigerWohnsiedlung<br />
als DDR-Prestigeprojekt<br />
von Erich Honecker<br />
höchstpersönlich eingeweiht wurde,<br />
sei sie als junge Mutter in einer kirchlichen<br />
Gruppe politisch aktiv gewesen,<br />
erzählt die 68-Jährige.<br />
Voneinem Russen entworfen<br />
ERMORDET IM KZ<br />
Der Politiker: Ernst Thälmann (1886 bis<br />
1944) war ein deutscher Politiker und<br />
ehemaliger Vorsitzender der Kommunistischen<br />
Partei Deutschlands. Er wurde von<br />
den Nationalsozialisten im Konzentrationslager<br />
Buchenwald ermordet.<br />
Das Denkmal: Die Bronzeskulptur an der<br />
Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg<br />
zeigt Thälmanns Büste –mit erhobener<br />
Faust und Fahne. Das etwas 15 Meter<br />
hohe Denkmal steht auf einem Sockel<br />
aus rotem Granit. An der vorderen Seite<br />
des Denkmals steht der Name Thälmanns,<br />
an den Sockelseiten ist der<br />
Schriftzug „Rot Front“ zu lesen. Seit 2014<br />
steht die Büste unter Denkmalschutz.<br />
Der Künstler: Der sowjetische Bildhauers<br />
LewKerbel (1917 bis 2003) hat die<br />
Bronzefigur in den Jahren 1981 bis 1986<br />
geschaffen.<br />
Das Geschenk: Das Denkmal ist ein Geschenk<br />
der ehemaligen Sowjetunion an<br />
die DDR. Es wurde anlässlich des 100.<br />
Geburtstags Thälmanns im Jahre 1986<br />
zusammen mit dem Ernst-Thälmann-Park<br />
der Öffentlichkeit übergeben.<br />
„Wir haben das damals alle als politischen<br />
Affront empfunden“, sagt<br />
Heydenreich. DerGrund: DasDenkmal<br />
wurde nicht voneinem Künstler<br />
aus der DDR entworfen, sondern<br />
vom Russen Lew Kerbel, der für<br />
seine monumentalen Plastiken berühmt<br />
ist. Diesen, wie sie sagt, heroischen,<br />
stalinistischen Stil der 30er-<br />
Jahreempfand Heydenreich als politisches<br />
Signal: „Hier herrscht die<br />
starke Faust des Großen Bruders.“<br />
Weil das viele Partei- und Zeitgenossen<br />
ähnlich sahen, stellte die<br />
Grünen-Fraktion in der Pankower<br />
Bezirksverordnetenversammlung<br />
(BVV) 2013 den Antrag, eine historisch-kritische<br />
Kommentierung des<br />
Denkmals zu initiieren. Schließlich<br />
hatte die Büste, anscheinend auch<br />
aufgrund ihrer schieren Masse,die in<br />
den Nachwendejahren immer wieder<br />
laut werdenden Rufe nach deren<br />
Abbau unbeschadet überstanden.<br />
Der Zahn der Zeit hat ihr allerdings<br />
trotzdem zugesetzt. Denn inzwischen<br />
ist die Stahlkonstruktion<br />
im Inneren des Thälmann-Kopfs sanierungsbedürftig.<br />
Nächstes Jahr<br />
wird sie für rund 150 000 Euro vom<br />
Rost befreit, auch Bronze und Steinsockel<br />
sollen dann gereinigt werden.<br />
Die beantragte historisch-kritische<br />
Kommentierung hat der Bezirk<br />
inzwischen in eine künstlerische<br />
Kommentierung umgewandelt. Im<br />
Juli wurde ein deutschlandweiter<br />
zweiphasiger Kunstwettbewerb ausgelobt.<br />
Der Senat hat dafür 300 000<br />
Euro aus dem Programm „Stadtumbau<br />
Ost“ veranschlagt.<br />
Kritiker befürchten nun, die ihnen<br />
so wichtige historische Einordnung<br />
des Denkmals könnte in den<br />
künstlerischen Entwürfen zu kurz<br />
kommen. Zwar heißt es in der Antwort<br />
der Senatsverwaltung für Kultur<br />
auf eine Anfrage der Abgeordneten<br />
Daniela Billig (Grüne): „Künstlerische<br />
und historische Kommentierung<br />
werden als sich gegenseitig<br />
stärkende Elemente der Geschichtsvermittlung<br />
und -befragung verstanden.“<br />
Doch das Problem aus Sicht der<br />
Grünen ist: Sowohl die Senatsverwaltung<br />
für Kultur als auch das PankowerKulturressortwerden<br />
mit Kultursenator<br />
Klaus Lederer und Bezirksbürgermeister<br />
Sören Benn von<br />
zwei Linken-Politikern geleitet. Als<br />
auslobende Instanz bestimmen<br />
diese auch die Preisrichter des Wettbewerbs.Heydenreich<br />
sieht eine Beleuchtung<br />
der Auswahl aus verschiedenen<br />
politischen Perspektiven gefährdet.<br />
„Es handelt sich bei Thälmann<br />
eben nicht um einen Maler<br />
oder Dichter,sondernumeinen umstrittenen<br />
Politiker“, betont sie. Die<br />
Bezirksverordnete kritisiert auch,<br />
dass keine DDR-Bürgerrechtler unter<br />
den berufenen Preisrichternsind.<br />
„Das Preisgericht ist kein politisches<br />
Gremium“, entgegnet Bezirksbürgermeister<br />
Benn. Die 24 Fachund<br />
Sachverständigen seien nicht<br />
nach Belieben der Entscheidungsträger<br />
besetzt worden, sondern die<br />
Auswahl folge den festen Richtlinien<br />
für Planungswettbewerbe. Außerdem<br />
befänden sich unter ihnen<br />
durchaus „Menschen mit DDR-dissidentem<br />
Hintergrund“ –dies habe<br />
bei der Auswahl aber keine Rolle gespielt.<br />
Die Sorge der Grünen ist aus<br />
Benns Sicht unbegründet. Sein Hinweis<br />
dazu: „Die kritische Perspektive<br />
ist ausdrücklich in der Wettbewerbsaufgabe<br />
gefordert.“<br />
Künstler-Wettbewerb<br />
Auch Annette Tietz, die den Wettbewerb<br />
steuert, hat kein Verständnis<br />
für die Befürchtungen. „Der Wettbewerb<br />
ist als offener Prozessvorbereitet,<br />
sehr umfassend besetzt und in<br />
Gänze veröffentlicht worden“, betont<br />
die Leiterin der Galerie Pankow.<br />
Es habe die Möglichkeit gegeben,<br />
sich in die Vorbereitungen einzubringen.<br />
Die sei vonseiten der Grünen<br />
aber nicht genutzt worden.<br />
Diesen Donnerstag ist die Abgabefrist<br />
für die Künstlerentwürfe. Aus<br />
den Einsendungen wählt das Preisgericht<br />
zehn Künstler aus, die ausführliche<br />
Konzepte einreichen sollen.<br />
Wenn im April der Sieger-Entwurf<br />
feststeht, werde eine weitere<br />
Kommission gegründet, die sich explizit<br />
mit dem „historischen Input“<br />
innerhalb der Umsetzung beschäftigen<br />
soll, berichtet Annette Tietz.<br />
Bei den Grünen wird man da genau<br />
beobachten. „Bisher ist es nur<br />
eine Befürchtung, der Wettbewerb<br />
läuft und wir werden abwarten, ob<br />
die kritische Bewertung tatsächlich<br />
zu kurz kommt“, sagt die Abgeordnete<br />
Daniela Billig. Man habe nichts<br />
gegen die künstlerische Darstellung<br />
an sich, betont die Abgeordnete.<br />
Notfalls müsse man überlegen, wie<br />
die historisch-kritische Einordnung<br />
des Thälmann-Denkmals nachgereicht<br />
werden könne.<br />
biocompany.de/kaufweniger
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Stadtgeschichte<br />
Als die <strong>Berliner</strong> das Radfahren lernten<br />
Das neue Transportmittel entfachte um 1890 einen Kampf um den öffentlichen Raum und Sorge um die Männlichkeit –eine Frage von Balance und Reibung<br />
VonMaritta Tkalec<br />
Ein neues Verkehrsmittel<br />
taucht auf, zwei Räder,<br />
schnell, wendig und mit<br />
viel Spaß zu betreiben –<br />
und prompt bricht der Kampf um<br />
die Hoheit auf den <strong>Berliner</strong> Straßen<br />
und Wegen aus. Von „Übergriffen<br />
und Exzessen“ schreibt die <strong>Berliner</strong><br />
Lokalpresse, die Fußgänger klagen:<br />
„Erst fahren sie einen über den Haufen<br />
und dann einfach davon.“<br />
Das Fahrrad in seiner modernen<br />
Form mit zwei gleich großen Rädern,<br />
Tretkurbel und Kettenantrieb aufs<br />
Hinterrad breitete sich Ende der<br />
1880er-Jahre aus. Sicherheitsniederrad<br />
hieß das damals im Unterschied<br />
zum bis dahin bekannten Hochrad,<br />
eher ein Sportgerät für wagemutige<br />
Männer. Nun wandelte sich das Gerät<br />
zum Transportmittel.<br />
Welchen Schabernack die Hochrad-Artisten<br />
trieben, kann man aus<br />
der ersten Polizeiverordnung für das<br />
„Fahren auf Velocipeden auf den öffentlichen<br />
Straßen, Plätzen und Wegen“<br />
vom 15. April 1884 nachlesen:<br />
„Das Wettfahren, Umkreisen von<br />
Fuhrwerken und ähnliche Handlungen,<br />
welche geeignet sind, den Verkehr<br />
zu stören, sind verboten.“<br />
Neun Jahre später war die Zahl<br />
der neuartigen Fahrräder so groß,<br />
dass eine umfassendere Regelung<br />
hermusste. Die Polizeiverordnung<br />
vom 28. März 1893 legt fest, dass für<br />
Fahrräder die Regeln für Fuhrwerke<br />
gelten, also rechts und mit angemessener<br />
Geschwindigkeit zu fahren sei.<br />
Hinzu kam: „Jedes Fahrrad muss<br />
eine Lenk-, Hemm und Klingelvorrichtung<br />
haben sowie eine Laterne,<br />
welche während der Dunkelheit genügend<br />
erleuchtet sein muss.Scheiben<br />
aus farbigem Glas sind nicht erlaubt.<br />
Personen sind durch rechtzeitiges<br />
Klingeln bei Annäherung aufmerksam<br />
zu machen. Das<br />
Überholen vonFuhrwerken, Reitern<br />
etc. geschieht durch beschleunigtes<br />
Fahren. An engen Stellen ist Überholen<br />
verboten.“<br />
Die Rache der Fußgänger<br />
Jeder Fahrer hatte eine gültige, vom<br />
Amt ausgestellte Fahrradkarte bei<br />
sich zu führen. Das Mindestalter<br />
setzte man auf zwölf Jahre fest; für<br />
Unter-16-Jährige hatte der Erziehungsberechtigte<br />
die Kartezubeantragen.<br />
Ausdrücklich hieß es, der<br />
Radfahrer sei für die Aneignung der<br />
notwendigen Fähigkeiten selber verantwortlich.<br />
Anweisungen von<br />
Amtspersonen war selbstredend<br />
Folge zu leisten. Die Geldstrafen für<br />
Regelbrüche lagen –zumal für damalige<br />
Verhältnisse –mit bis zu 60<br />
Mark enormhoch.<br />
DieKlagen über Fahrradrüpel mit<br />
„wildem Gebahren“ häuften sich vor<br />
allem im Grunewald, „wo Frauen<br />
und Männer eher des Radsports wegen<br />
unterwegs sind“, wie 1887 die<br />
Tagespresse berichtete. „Unfug der<br />
allerschlimmsten Art, vor allem an<br />
Sonntagen“, werde dort getrieben,<br />
klagt der Landrat des Teltower Kreises,<br />
Ernst von Stubenrauch. Berichtet<br />
wird von Racheakten verärgerter<br />
Radfahren ist dynamisches Gleichgewicht und individuelle Rückkopplung von Mensch und Maschine. Das wissen die beiden Radler offenbar nicht.<br />
Fußgänger, die Stöcke in die Speichen<br />
vorüberrollender Fahrräder<br />
stießen. Landrat Stubenrauch<br />
warnte daher, man werde den Grunewald<br />
für Radfahrer sperren. Zunächst<br />
bleibe es noch bei der „Bitte,<br />
die Maßregel durch angemessenes<br />
Verhalten entbehrlich zu machen“.<br />
In den Folgejahren stieg der Verkehr<br />
rasant und entsprechend die<br />
Zahl der Unfälle.Und werwar schuld?<br />
Die öffentliche Meinung samt Presse<br />
hatte den Radfahrer,den Neuling auf<br />
den Straßen, ausgemacht. Lieblingsforderung<br />
der erregten Leute: Kennzeichnung<br />
der Räder mit Nummern.<br />
Weil sich die Stadtverordnetenversammlung<br />
mit dem Straßenkampf<br />
zu befassen hatte, legte sie<br />
eine Statistik vor, die viele Details<br />
zum Straßenverkehr ans Licht<br />
brachte: Man ging 1897 von etwa<br />
35 000 Fahrrädern inder Stadt aus.<br />
VonFebruar bis Dezember 1896 war<br />
es laut Statistik zu 382 Zusammenstößen<br />
von Radfahrern mit Fußgängern<br />
und 196 mit Fuhrwerken gekommen.<br />
Es gab 276 Verletzte. Im<br />
selben Zeitraum ereigneten sich im<br />
öffentlichen Fuhrwesen 2671 Unfälle,<br />
davon 14 mit Todesfolge –obwohl<br />
nur etwa 10 000 Pferdebahnen,<br />
Pferdebusse und Droschken unterwegs<br />
waren. Darüber hinaus starben<br />
durch Privatfuhrwerke 25 Menschen,<br />
mehr als 800 wurden verletzt.<br />
POLIZEI-VERORDNUNGEN<br />
15. April 1884 26. September 1885 7. Dezember 1888 6. Juli 1889 1897 19. Juni 1908<br />
• • • • • •<br />
Polizei-Verordnung: Sie regelt<br />
für Berlin, dass das Fahren<br />
auf Velocipeden ist auf<br />
den öffentlichen Straßen,<br />
Plätzen und Wegenineiner<br />
langen Listen vonStraßen verboten<br />
ist. Das bezieht sich<br />
noch auf Hoch- und Dreiräder.<br />
Durchbruch: Bei einem Rennen<br />
London–Brighton siegt<br />
das Rover-II-Niederrad mit<br />
Tretkurbel und Hinterradkette<br />
–der Durchbruch gegendas<br />
Hochrad. Eine 1886 verbesserte<br />
Variante wurde zum Prototyp<br />
des modernen Fahrrads.<br />
Patent: John Boyd Dunlop<br />
meldet das Patent für den<br />
Luftreifen an –und macht das<br />
Radfahren komfortabel. Inzwischen<br />
gibt es Damenvarianten<br />
mit niedrigem Einstieg.<br />
Fahrradkostüme kommen auf<br />
(Hosenröcke).<br />
Wenig Zukunft: Die Zeitschrift<br />
Das Fahrrad listet die an einer<br />
Radtour teilnehmenden Typen<br />
auf: vier Rover-Niederräder,<br />
61 Hochräder,14Tandems,<br />
Triplets und Dreiräder.Wenig<br />
Zukunft attestiertman dem<br />
Niederrad.<br />
Steigende Zahl: Die Anzahl<br />
moderner Fahrräder auf den<br />
<strong>Berliner</strong> Straßen übersteigt<br />
die 40 000. Immer stärker<br />
setzt sich das Rad als praktisches<br />
Personentransportmittel<br />
durch. Zugleich wachsen<br />
Konflikte auf den Straßen.<br />
Fazit: „Unfälle durch Radfahrer sind<br />
in Zahl und Folge“ erheblich geringer<br />
als in anderen Fällen. Dennoch<br />
beantragten die Stadtverordneten<br />
am 28. Oktober beim Magistrat, dieser<br />
„solle bewirken, dass jeder Radfahrer<br />
eine deutlich erkennbare<br />
Nummer an der Vorder- und Rückseite<br />
des Rades führt, die abends beleuchtet<br />
sein muss“. Zwei Wochen<br />
später bat der Radfahrer-Bund, Gau<br />
20 (Berlin), den Magistrat um Ablehnung<br />
des Antrages –Nummernschilder<br />
seien unpraktikabel, und die Bevölkerung<br />
solle sich endlich angewöhnen,<br />
beim Glockenzeichen des<br />
Radfahrers auszuweichen, so wie vor<br />
schnell fahrenden Equipagen.<br />
Neue Verordnung: Die „Polizeiverordnung<br />
betreffend den<br />
Radfahrverkehr auf öffentlichen<br />
Wegenund Plätzen“ tritt<br />
in Kraft. Allgemeine Straßenverkehrsregeln<br />
gelten. Hinzu<br />
kommen Extrabestimmungen<br />
zu Bremse, Glockeund Licht.<br />
Am 15. Mai1897 lehnt der Magistrat<br />
die Benummerung ab und teilt<br />
mit: „Übrigens sind wir der Ansicht,<br />
dass die Radfahrer, dasie selbst bei<br />
Zusammenstößen gefährdet sind,<br />
mit der Zeit immer mehr den Rücksichten<br />
an das Publikum Rechnung<br />
tragen werden.“<br />
Im Laufe der Zeit purzelten auch<br />
die Preise: 1890 kostete ein Fahrrad<br />
noch zwischen 250 bis 350 Mark,<br />
und das bei einem durchschnittlichen<br />
Monatseinkommen von 66<br />
Mark. Doch die Produktion wurde<br />
effektiver, inBerlin fanden sich zudem<br />
viele Schlosser in Fahrradbau-<br />
Genossenschaften zusammen. 1907<br />
kostete ein Rad knapp 60 Mark, die<br />
BLZ<br />
Einkommen lagen im Schnitt bei 76<br />
Mark. 1914 war das Rad proletentauglich<br />
geworden: Ein billiges war<br />
für 22 Mark zu haben, ein Arbeiter<br />
bekam durchschnittlich 101 Mark<br />
Lohn. Daswar erschwinglich.<br />
Für 50 Pfennig lag 1898„Straube's<br />
Neuer Radfahrer-Plan von Berlin“<br />
vor, der erste Plan für Radfahrer. In<br />
unterschiedlichen Farben zeigte er,<br />
welche Wege empfehlenswert waren,<br />
welche nicht: Gutzubefahrende<br />
Holz- und Asphaltstraßen leuchteten<br />
türkis; gelb markierte verhießen<br />
gutes Steinpflaster. Weiße Linien<br />
warnten vorschlimmen Abschnitten<br />
(Katzenköpfe!). Rote Markierungen<br />
besagten: für Radfahrer verboten.<br />
Am 19. Juni 1908 ergänzte eine<br />
neue Polizeiverordnung die bestehende.<br />
Esdurfte auf den auch von<br />
Fuhrwerken benutzten Straßen geradelt<br />
werden sowie auf den ersten<br />
Radwegen. Dortwar wiederum „Reiten,<br />
Schieben von Handwagen oder<br />
Viehtreiben“ nicht gestattet.<br />
Istdas Dauer-Onanie?<br />
Derweil wuchsen noch ganz andere<br />
Sorgen: Es ging um Folgen des Radfahrens<br />
für den Mann als solchen und<br />
die Überreizung seiner Nerven. Erregt<br />
diskutierte man bis in die gehobene<br />
Ärzteschaft hinein über dieWirkung<br />
der „gehetzten Fahrt“ für das<br />
Nervensystem und den Druck des<br />
Sattels auf die Geschlechtsorgane des<br />
Fahrers. Der Charité-Arzt Martin<br />
Mendelssohn warnte in einer vielbeachteten<br />
Rede vor durch Reibung<br />
erzeugten „geschlechtlichen Erregungserscheinungen“.<br />
Im Verständnis<br />
der Zeit fiel das in die Kategorie<br />
unkontrollierte Selbstbefriedigung,<br />
die zu Impotenz und Ansehensverlust,<br />
also zu „moralisch-sanitären<br />
Nachteilen“ führe. Der Arzt Martin<br />
Siegfried betrieb energische Selbstversuche<br />
zurWirkung des Radfahrens<br />
auf die Organe des Beckens und riet<br />
von stark horizontaler Sattelstellung<br />
ab. Die Industrie reagierte und entwarfGesundheitssättel.<br />
Und das Schwitzen? Ist das gut<br />
oder schlecht? Diedeutsche Radfahrerzeitschrift<br />
Stahlrad betonte die<br />
„wohlthätige Folge“ der Anstrengung;<br />
der Kurarzt Fressel warnte:<br />
Schwitzen ist ein Alarmzeichen! Der<br />
Arzt Franz Oppenheimer riet zu Mäßigung<br />
und Kontrolle der Anstrengung,<br />
sonst dürften sich die tollkühnen<br />
Radfahrer nicht über „Tod und<br />
Siechtum“ beklagen. Andere spotteten<br />
über die krumme Körperhaltung<br />
der „katzenbuckeligen Kilometerfresser“,<br />
die „zusammengesunkene<br />
Gestalt von willenlos arbeitenden<br />
Idioten“. Dagegen priesen sie das<br />
Reiten: aufrecht, würdevoll und elegant!<br />
Wie inmodernen Debatten über<br />
Ernährung, Handynutzung oder<br />
SUVs dominierte der scharfe Ton.<br />
Kulturkämpfe eben. Und was die<br />
Nutzung des öffentlichen Raumes<br />
betrifft, so steuert die ewige Debatte<br />
in eine neue heiße Phase: Wemgehört<br />
die Stadt? Den Autos. Aber wie<br />
lange noch? Das Fahrrad hat –180<br />
Jahre – nach seinem Auftauchen<br />
seine Zukunft noch vorsich.<br />
DAS IST<br />
DAS WAR<br />
DAS KOMMT<br />
Görlitzer Park<br />
Zuzugssperren<br />
Trümmertunten<br />
Nach den früheren Gleisanlagen des Görlitzer Bahnhofs<br />
benannt, wurde der Park in den späten 1980er- und frühen<br />
1990er-Jahren als Naherholungsgebiet inmitten des<br />
am dichtesten besiedelten <strong>Berliner</strong> Bezirks –Kreuzberg–<br />
angelegt. Das hatte die Bürger- und Hausbesetzerbewegung<br />
gefordert. Eine Terrassen-Brunnenanlage zu Ehren<br />
der türkischen Mitbürger von1998 erwies sich als teurer<br />
Pfusch und wurde abgerissen. Immer wieder finden<br />
Ideenwettbewerbe zu Gestaltung statt. Zu Hauptgestalternwurden<br />
derweil Drogendealer.<br />
Wegender als unsicher empfundenen Situation in der weitläufigen Anlage<br />
wird die nächtliche Schließung des Geländes erwogen.<br />
Als der <strong>Berliner</strong> CDU-Politiker Christian Gräff kürzlich<br />
Zuzugssperren für Berlin ins Gespräch brachte,erinnerten<br />
sich viele an die Ost-<strong>Berliner</strong> Praxis.Doch es gibt viele<br />
andereVorläufer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in<br />
einigen deutschen Großstädten eine Zuzugssperre für<br />
Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten<br />
ausgesprochen. Hamburgnahm ab dem 1. April1946 nur<br />
noch Menschen auf, die für denWiederaufbau gebraucht<br />
wurden; die Regelung wurde 1950 aufgehoben. Bremen<br />
verhängte im Juli 1945 eine Zuzugssperre. Ab 1975 wurde<br />
Ausländern inder Bundesrepublik Deutschland der Zuzug<br />
in Gebiete mit einem hohen Ausländeranteil (als<br />
Obergrenzewurden damals zwölf Prozent benannt) ver-<br />
boten. Betroffene Bezirke befanden sich damals unter<br />
anderem in den Städten Köln, Frankfurt/Main, West-<br />
Berlin und München. Begründet wurde die Beschränkung<br />
mit den „Belangen der Bundesrepublik“, die im<br />
Ausländergesetz von 1965 definiert worden waren. Ziel<br />
des Gesetzes war damals, Populationsballungen, also<br />
Gettobildung, zu vermeiden. In Berlin wurde am 1. Januar<br />
1975 eine solche Ausländer-Zuzugssperre für die<br />
Stadtteile Kreuzbergmit damals etwa 30 Prozent Ausländeranteil,<br />
Wedding (18 Prozent) und Tiergarten (17 Prozent)<br />
erlassen. DieDurchsetzung erwies sich als schwierig,<br />
zudem war das Gesetz auch politisch umstritten; es<br />
wurde spätestens 1980 ausgesetzt. (mtk.)<br />
Zerfall, Abriss und Stadtentwicklung kombiniert mit<br />
lustvollen Porträts von Individuen aus der <strong>Berliner</strong> Lesbisch-schwul-bi-trans-inter-queer-Subkultur<br />
– das<br />
macht den speziellen Reiz der analogen Schwarz-Weiß-<br />
Bilder der Fotografin Annette Frick aus. Die seit 1996 in<br />
Berlin schaffende Künstlerin dokumentierte den architektonischen<br />
Wandel, seine radikalen Veränderungsprozesse<br />
und Umbrüche für das Stadtbild. Das Stadtmuseum<br />
Berlin präsentiert ihre 2013 angekauften Fotografien<br />
in einer Ausstellung mit Ergänzungsprogramm.<br />
Tunten trümmerndurchs Märkische Museum. Musik &Action mit Tima, der<br />
Göttlichen, Juwelia u.a. 26. September,18Uhr,Märkisches Museum
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 11 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Parksünder<br />
Mitarbeiter des Hotels Adlon sollen den Geländewagen eines Gastes in die Tiefgarage bringen. Dann verlieren sie die Kontrolle über den 188 000 Euro teuren Wagen<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Am Hotel vorfahren, dem<br />
Pagen den Autoschlüssel<br />
in die Hand drücken und<br />
sagen: „Parken Sie den<br />
Wagen“ –sodachte es sich in der<br />
Nacht zum Sonnabend ein Paar aus<br />
Gütersloh, das im Hotel Adlon übernachten<br />
wollte. Zwei Pagen sollten<br />
den G-Klasse-Mercedes in die Tiefgarage<br />
auf der Rückseite des Hotels<br />
bringen. Da nahm das Unheil seinen<br />
Lauf: 20 Minuten später, kurz<br />
nach 1Uhr,klingelte das Handy des<br />
Mannes. Esmeldete sich ein Mitarbeiter<br />
des Hotels: Es gebe ein Problem<br />
mit dem Wagen – ungefähr<br />
500 Meter weit vom Hotel entfernt<br />
und in einer ganz anderen Richtung,<br />
als sich das Parkhaus befindet.<br />
Mitdem Wagen überfordert<br />
Der 29-jährige Hotel-Bedienstete<br />
war offensichtlich mit dem 544-PS-<br />
Auto überfordert und hatte eine<br />
Kurve zurasant genommen. Als er<br />
von der Yitzhak-Rabin-Straße in die<br />
Straße des 17. Juni in Richtung<br />
Brandenburger Torabgebogen war,<br />
verlor er –wie die Polizei mitteilte –<br />
aus bislang unbekannten Gründen<br />
die Kontrolle über den Wagen. Der<br />
mehr als 188 000 Euro teure Mercedes<br />
kippte um. Der 29-Jährige blieb<br />
unverletzt. Sein 19-jähriger Beifahrer<br />
erlitt nach Angaben der Polizei<br />
Der Unfall ereignete etwa500 Meter vom Hotel entfernt. Die Besitzer des Luxus-Geländewagens kamen zu Fuß zur Unglücksstelle.<br />
eine leichte Kopfverletzung, die<br />
aber nicht behandelt werden<br />
musste.<br />
Als die Frau und der Mann am<br />
Unfallorteintrafen, standen die beiden<br />
Hotel-Angestellten nach Angaben<br />
von Augenzeugen mit betretener<br />
Miene da. Aufgebracht stellte<br />
der Mann sie zur Rede. Nach Angaben<br />
von Zeugen waren sie verlegen<br />
„Wegen kurzfristiger Sperrungen mussten<br />
die Mitarbeiter einen Umweg fahren.<br />
Es handelte sich in keiner Weise<br />
um eine Spritztour oder Ähnliches.“<br />
Sabina Held, Sprecherin des Hotels Adlon<br />
MORRIS PUDWELL<br />
und versuchten sich zu entschuldigen.<br />
Sie widersprachen nicht und<br />
hörten dem Paar zu, während Feuerwehrleute<br />
das Auto mit einer Seilwinde<br />
wieder aufrichteten.<br />
Sabina Held, Sprecherin des Hotel<br />
Adlon Kempinski, widersprach<br />
Darstellungen, wonach die beiden<br />
eine Spritztour mit dem Wagen unternommen<br />
hätten. Wegen kurzfristiger<br />
Sperrungen hätten diese einen<br />
Umweg fahren müssen. Tatsächlich<br />
waren um diese Zeit noch einige<br />
Straßen wegen der Klima-Demo am<br />
Abend gesperrt. „Unsere Mitarbeiter<br />
unterstützen die Ermittlungen<br />
der Polizei selbstverständlich“,<br />
sagte Held. Zudem stehe das Hotel<br />
im engen Kontakt mit dem Gast.<br />
Vonder Arbeit freigestellt<br />
„Der Hotelmanager hat sich bei mir<br />
entschuldigt“, sagte der Besitzer des<br />
Mercedes,der geschäftlich in Berlin<br />
ist, am Sonnabend der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>:<br />
„Das Hotel hat mir bereits einen<br />
Ersatzwagen gestellt. Ich gehe<br />
mal davon aus,dass es den Schaden<br />
übernimmt.“<br />
Unterdessen rätselt die Polizei,<br />
wie der schwereG-Klasse-Mercedes<br />
einfach umkippen konnte. Denn so<br />
ein Wagen wiegt immerhin mehr als<br />
2,5 Tonnen. Die genauen Nachforschungen<br />
des Verkehrsermittlungsdienstes<br />
der Polizei werden erst am<br />
Montag anlaufen. Doch schon jetzt<br />
scheint festzustehen, dass der Mitarbeiter<br />
des Hotels Adlon in viel zu<br />
hohem Tempo um die Kurve gefahren<br />
sein müssen. Zugleich heißt es<br />
von der Polizei: „Uns liegen derzeit<br />
keine Hinweis auf Straftaten vor“,<br />
sagte eine Polizeisprecherin.<br />
Die beiden Mitarbeiter sind bis<br />
zur Klärung der Vorwürfe von ihrer<br />
Arbeit freigestellt.<br />
Bahn frei für einen Tag<br />
Gemischte Bilanz nach dem autofreien Sonntag: Mehr Menschen fuhren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Doch auf den Autobahnen in und um Berlin gab es trotzdem Staus<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Der autofreie Sonntag in Berlin<br />
beginnt damit, dass ich ins Auto<br />
steige und in die Redaktion fahre.<br />
Sonntags ist toll, sonntags sind die<br />
Straßen morgens frei: immer. So<br />
auch an diesem Sonntag. Zwei Tage<br />
nach den Klimademonstrationen<br />
hat sich offenbar nicht viel geändert<br />
in den Köpfen der Leute. Ich weiß:<br />
Auch nicht so recht bei mir. Esliegt<br />
auch daran, dass die Alternative<br />
nicht stimmt. Weil für die Straßenbahn,<br />
die eigentlich vor meinen<br />
Haus fährt, seit Monaten ein Schienenersatzverkehr<br />
besteht.<br />
Die Senatsverwaltung und mehrere<br />
Umweltverbände haben empfohlen,<br />
an diesem Sonntag mal auf<br />
das Auto zu verzichten. Sie twittern:<br />
„Also einfach mal stehen lassen (gemeint<br />
ist das Auto,Anmerk. d. Red.) &<br />
mitmachen. Das schont das Klima<br />
und macht die Stadt lebenswerter“.<br />
DasAdlergestell ist mäßig gut befahren,<br />
und an der Tankstelle in der<br />
Bulgarischen Straße in Treptow sind<br />
an diesem Vormittag die Plätze zum<br />
Waschen der Autos besetzt. „Chic<br />
machen für den Sonntagsausflug“,<br />
wie eine junge Frau sagt. Aufden Autobahnen<br />
in und um Berlin vermeldet<br />
der ADACStaus.<br />
Doch Petra Nelken, die Pressesprecherin<br />
der <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />
(BVG), sagt, dass der autofreie<br />
Sonntag durchaus angekommen sei<br />
bei den <strong>Berliner</strong>n. Es sei sehr viel ruhiger<br />
auf den Straßen als an „normalen<br />
Sonntagen“. Das habe eine Befragung<br />
unter den Fahrerinnen und<br />
Fahrern der vielen BVG-Busse ergeben.<br />
Auch das schöneWetter brachte<br />
zusätzliche Fahrgäste.„Viele nutzten<br />
den sonnigen Sonntag, um zu den<br />
<strong>Berliner</strong> Ausflugszielen zu gelangen<br />
–etwa nach Müggelheim. Die Busse<br />
dorthin waren sehr viel voller, als<br />
sonst“, sagt die BVG-Sprecherin.<br />
Autofrei sieht etwas andersaus –der Potsdamer Platz am Sonntag.<br />
Kreisfahrt: Rund 2000<br />
Radfahrer haben am Sonnabend<br />
mit einer Kreisfahrt<br />
für Klimaschutz und eine Verkehrswende<br />
demonstriert.<br />
RADFAHRER-PROTEST<br />
Forderung: Mehr Platz für<br />
Radfahrer und Fußgänger sei<br />
notwendig.Für eine echte<br />
Verkehrswende müsse der<br />
Radverkehr gestärkt werden.<br />
SABINE GUDATH<br />
Route: Die Tour zur Aktionswoche<br />
von„Fridays for Future“<br />
begann am Potsdamer<br />
Platz, führte unteranderem<br />
durch Kreuzbergund Pankow.<br />
Petra Nelken betont, dass es in<br />
Berlin einfach und auch stressfrei<br />
sei, mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
vonAnach Bzukommen.<br />
Immerhin hat die BVG für diesen<br />
europaweit geltenden autofreien<br />
Sonntag den <strong>Berliner</strong>nund auch den<br />
Touristen ein unschlagbares Angebot<br />
unterbreitet: Der Einzel-Fahrschein<br />
für 2,80 Euro gilt als Tageskarte.„Dieses<br />
Angebot ist ein Appell<br />
an die <strong>Berliner</strong>.Damit wollen wir sagen:<br />
Leute,probierteinfach mal aus,<br />
mit der Bahn oder dem Bus zufahren“,<br />
sagt die BVG-Sprecherin. Jeder<br />
gelange in dieser Stadt sehr gut überall<br />
hin. Selbst in der Nacht komme<br />
man immer nach Hause.<br />
„Der öffentliche Nahverkehr ist<br />
eine ziemlich gute Antwort auf den<br />
Klimawandel“, sagt Petra Nelken.<br />
Und Berlin sei in dieser Beziehung<br />
gut aufgestellt. Wenn <strong>Berliner</strong><br />
schimpften, sei das auf hohem Niveau,<br />
wie die BVG-Sprecherin sagt.<br />
Außerdem sei es doch sehr viel<br />
schwerer und vor allem teurer,„sein<br />
Auto in der Stadt irgendwo zu parken“.<br />
Die Leipziger Straße in Mitte,<br />
sonst selbst an den Wochenenden<br />
Stauschwerpunkt, ist an diesem<br />
Sonntag mäßig befahren. An der<br />
Haltestelle des Busses Nummer 248,<br />
der zum Alexanderplatz fährt, stehen<br />
zwei ältere Herren. „Eigentlich<br />
sind wir potenzielle Autofahrer“,<br />
sagt der 69-jährige Heinz Gutjof, der<br />
am Stock geht. Doch für weniger als<br />
drei Euro den ganzen Taginder Stadt<br />
herumzufahren, ohne die nervige<br />
Parkplatzsuche, das sei schon unschlagbar.<br />
Die Polizei kann auf Nachfrage<br />
nicht sagen, ob am vomSenat ausgerufenen<br />
autofreien Sonntag weniger<br />
Autofahrer auf den Straßen unterwegs<br />
sind. „Dazu fehlt uns einfach<br />
der Vergleich“, sagt eine Polizeisprecherin.
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Taxifahrer beraubt.<br />
Polizisten haben in der Nacht zum<br />
Sonnabend in Fennpfuhl einen<br />
23-Jährigen festgenommen, der einen<br />
Taxifahrer beraubt hat. Nach Angaben<br />
des 52 Jahrealten Taxifahrers,<br />
hatte er denTäter gegen 23.50 Uhrvor<br />
einer Diskothek an der Oberbaumbrücke<br />
als Fahrgast aufgenommen.<br />
DerBetrunkene forderte den Fahrer<br />
an der Landsberger Allee Ecke Franz-<br />
Jakob-Straße auf anzuhalten. Als der<br />
Fahrer bremste,schrie der Fahrgast<br />
ihn an und bedrohte ihn mit einem<br />
Messer.Dann griff er die Geldbörse<br />
des Fahrers und schlug auf ihn ein.<br />
Sein Opfer rief um Hilfe,woraufhin<br />
der Täter zu flüchten versuchte.Er<br />
stürzte und wurde vonPassanten bis<br />
zum Eintreffen der Polizei festgehalten.<br />
Autos brannten.<br />
In Tegel und Marzahn haben in der<br />
Nacht zum Sonntag Autos gebrannt.<br />
Gegen 21.30 Uhrrief ein Passant die<br />
Feuerwehr in den SchwarzenWeg zu<br />
einem brennenden Toyota. DerWagen<br />
brannte aus.Gegen 3.30 Uhralarmierte<br />
ein Anwohner der Schragenfeldstraße<br />
die Feuerwehr,weil ein<br />
Mercedes in Flammen stand. Auch<br />
dieserWagen brannte komplett aus.<br />
Schwer verletzt.<br />
Beieinem Unfall ist in Adlershof eine<br />
Frau schwer verletzt worden. Laut Polizei<br />
bog ein 40-Jähriger am Sonnabendnachmittag<br />
mit einem BMW<br />
vomErnst-Ruska-Ufer nach links in<br />
dieWegedornstraße ab.Dabei stieß er<br />
mit einem entgegenkommenden<br />
Honda zusammen. Dabei erlitt die<br />
35 Jahrealte Beifahrerin des BMW<br />
schwereVerletzungen. Sanitäter und<br />
ein Notarzt versorgten die Frau zunächst<br />
am Ortund brachten sie mit<br />
Kopfverletzungen in ein Krankenhaus.<br />
Diesel-Diebstahl auf Baustelle.<br />
Polizisten haben in der Nacht zum<br />
Sonnabend in Charlottenburgeinen<br />
Dieb festgenommen. Gegen 0.15 Uhr<br />
riefen Zeugen die Polizei zu einer<br />
Baustelle in der Sophie-Charlotten-<br />
Straße.Dortwürden Männer Gegenstände<br />
in einenTransporter laden. Als<br />
die Funkwagenbesatzung eintraf,<br />
entdeckte sie das beschriebene Fahrzeug<br />
und trafen auf einen Mann.WeiterePersonen<br />
waren nicht mehr auf<br />
der Baustelle.Die Polizisten entdeckten<br />
auf dem Gelände Dieselfässer,vor<br />
denen sich zwei Kraftstoffkanister befanden.<br />
In einem steckte ein<br />
Schlauch, und aus einem Fass floss<br />
Diesel in den Kanister.Der 24-Jährige<br />
wurde zur erkennungsdienstlichen<br />
Behandlung mitgenommen. (kop.)<br />
OLIVER KALKOFE<br />
war schon vor zwölf Jahren bei der<br />
deutschen Premieredes Abba-Musicals<br />
„Mamma Mia!“ dabei. Dass er<br />
auch für die Gastspielpremiere am<br />
Sonntagabend im Theater des Westens<br />
wieder zugesagt hatte, konnte<br />
also zwei Gründe haben: Es hat ihm<br />
damals gefallen, oder er hat inzwischen<br />
vergessen, dass es ihm nicht<br />
gefiel. Der TV-Kritikator Kalkofe<br />
(„Mattscheibe“) klärtauf: Seine Erinnerungen<br />
an das Musical sind gute,<br />
er war sich sicher, dass er damit bei<br />
seiner Frau Punkte sammeln wird:<br />
„Connie wird Spaß haben. Nein, ich<br />
wurde nicht gezwungen.“ Undseine<br />
Erwartungen wurden voll erfüllt: „Ja,<br />
wir haben Spaß!“ Für seinen Geschmack<br />
ist es „ein bisschen zu viel<br />
Heiraterei, aber die Songs und die<br />
Stimmung sind klasse.“ Genau das<br />
Richtige für ihn als Abba-Fan: „Ich<br />
fand sie super, dann dachte ich eine<br />
Zeit lang, das dürfe man nicht weil<br />
das ja uncool ist. Bisich merkte,dass<br />
man sie sogar lieben muss, weil sie<br />
einfach großartig sind.“<br />
ELLEN &ALICE KESSLER<br />
beehrten die Premiere im Theater<br />
des Westens ebenfalls, zwei echte<br />
Showlegenden also,die nun wirklich<br />
nicht zu jeder Tunfischdoseneröffnung<br />
gehen. Und weil man bei Damen<br />
irgendwann aufhören soll, das<br />
Alter zu nennen, machen wir daraus<br />
ausnahmweise eine Rechenaufgabe:<br />
1942 begannen die Zwillinge mit<br />
dem Ballettunterricht. Da waren sie<br />
sechs Jahrealt …Heute sind sie froh,<br />
so eine Premiereaus der Zuschauerperspektivezuerleben.<br />
Ob es sie dabei<br />
noch auf die Bühne zieht? Ellen<br />
Kessler lässt keine Zweifel offen: „Ich<br />
bin glücklich, wenn ich sitzenbleiben<br />
darf. Vonuns wirdjaimmer und<br />
überall erwartet, dass wir tanzen. Ab<br />
einem gewissen Alter will man aber<br />
nicht mehr.Man will sich ja nicht lächerlich<br />
machen ...“ Ihre Schwester<br />
Alice stellt klar: „Es geht noch, aber<br />
natürlich nicht mehr so, wie vor 20<br />
Jahren. Also höchstens noch zu<br />
Hause im Keller.“ Im Theater des<br />
Westens sind die Kessler-Schwestern<br />
immer wieder gern. Alice fasst es so<br />
zusammen: „Das Haus hat eine alte<br />
Seele.“<br />
GESINE CUKROWSKI<br />
wirkte von der Premiere wirklich<br />
ganz beglückt: „Mir laufen die ganze<br />
Zeit die Tränen. Ichliebe es!“ Unddie<br />
Tochter der Schauspielerin auch.<br />
Mutter freut sich: „Wir singen laut<br />
mit. Das sind so viele Glücksmomente!“<br />
Abba-Party und Freibier<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Das Erfolgsmusical „Mamma Mia!“<br />
feiert Premiere im Theater des<br />
Westens. Axel Schulz schlägt im<br />
Hofbräu am Alex dreimal zu<br />
Für Alice und Ellen Kessler wareskeine Frage, zur Premiere zu kommen. CHRISTIAN SCHULZ (3)<br />
Der Regierende Bürgermeister Michael<br />
Müller warunter den Gästen.<br />
Oliver Kalkofe freute sich mit seiner Frau<br />
Connie über die Premiere.<br />
MARION KRACHT<br />
Marion Kracht war ganz entzückt:<br />
„Die Inszenierung besteht aus lauter<br />
süßen Ideen.“ Schauspielerin Dana<br />
Golombek ließ sich vom Orchester<br />
mitreißen: „Es ist so toll, die Musiker<br />
live spielen zu hören.“ Auch sonst<br />
war die Gästeliste der „Mamma<br />
Mia!“-Premiere überaus üppig: Mit<br />
Michael Müller und Klaus Wowereit<br />
hatten der Regierende Bürgermeister<br />
und sein Amtsvorgänger im Roten<br />
Rathaus zugesagt. Schauspielerinnen<br />
wie Muriel Baumeister,Luise<br />
Befort, Ulrike Frank, Kristin Meyer,<br />
Tina Ruland und Susan Sideropoulos<br />
feierten eine große Abba-Party.<br />
Ihre Kollegin Heike Kloss betrat das<br />
Thaeter des Westens zuletzt durch<br />
den Bühneneingang, um in der Vorgängerproduktion<br />
„The Band“ eine<br />
der Hauptrollen zu spielen. Für die<br />
hatte sie sogar ihr blondes Haar<br />
brünett färben lassen. Und esnicht<br />
bereut: „Die bleiben jetzt so!“ Das<br />
Musical von Benny Andersson &<br />
Björn Ulvæus, den beiden Bs in<br />
Abba, haben inzwischen über 60<br />
Millionen Menschen in 440 Städten<br />
weltweit gesehen. In Berlin kommen<br />
jetzt noch einige Tausend<br />
dazu.<br />
AXEL SCHULZ<br />
hatte es am Sonnabend im Hofbräu<br />
am Alexanderplatz dann doch erstaunlich<br />
einfach, die Masse der feierwütigen<br />
Gäste zu begeistern. Das<br />
Zauberwort „Freibier!“ hat noch<br />
jede Oktoberfestgesellschaft in<br />
beste Stimmung versetzt, beim<br />
Fassbieranstich durch den Ex-Boxer<br />
also auch. Schulz brauchte nur drei<br />
Schläge,was in Bayern,wosoetwas<br />
wichtig ist und aufmerksam beobachtet<br />
wird, einem Einserabitur<br />
gleichgesetzt wird. Münchens Bürgermeister<br />
Dieter Reiter hatte zur<br />
Mittagsstunde bei der Eröffnung<br />
des Oktoberfests in München sogar<br />
nur zweimal zuschlagen müssen.<br />
AufEinwände,obdas denn die richtige<br />
Beschäftigung für einen Sportler<br />
sei, war Schulz vorbereitet: „Ich<br />
war Brandenburger Bierbotschafter<br />
und kann immer was trinken. Und<br />
zum Glück bin ich ja lange aus dem<br />
Sport raus.“ Außerdem gab es 5000<br />
gute Argumente – einen Scheck<br />
über 5000 Euro für eine Hilfsorganisation,<br />
die Kinder unterstützt.<br />
Unter den Gästen des <strong>Berliner</strong> Auftakts<br />
zum Oktoberfest war Schauspielerin<br />
Xenia Seeberg, stilecht im<br />
feinen Dirndl, die sich ein bisschen<br />
wunderte, woall die Menschen im<br />
Saal in ihren Lederhosen und<br />
Dirndls herkamen: „Es werden jedes<br />
Jahr mehr.Ich mag das.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Tausende informieren sich<br />
bei Polizei und Justiz<br />
MehrereTausend Menschen haben<br />
am Sonntag den 40. Tagder offenen<br />
Tür der <strong>Berliner</strong> Polizei besucht. Sie<br />
konnten sich auf dem Polizeigelände<br />
Ruhleben in Spandau über die Arbeit<br />
vonPolizisten informieren. Es gab<br />
Vorführungen des Spezialeinsatzkommandos<br />
und der Diensthunde-<br />
Staffel. DieKriminalpolizei zeigte,<br />
wie Tatorte untersucht und Täter<br />
überwältigt werden. Bereits am<br />
Sonnabend hatte das Kriminalgerichtseine<br />
Türen für Besucher geöffnet.<br />
Rund 1500 Interessierte seien<br />
bis zum Mittag ins Kriminalgericht<br />
Moabit gekommen, sagte Sprecherin<br />
Lisa Jani. (dpa)<br />
Klassisches Konzert<br />
in Einkaufszentrum<br />
Rund 1300 Menschen, die ein Instrument<br />
spielen oder gerne singen,<br />
haben sich am Sonnabend am sogenannten<br />
Symphonic Mobineinem<br />
Einkaufszentrum an der Leipziger<br />
Straße beteiligt. Unter Leitung des<br />
Chefdirigenten des Deutschen Symphonie-Orchesters<br />
(DSO), Robin<br />
Ticciati, spielten sie vorrund 2000<br />
Besucherngemeinsam mit dem<br />
DSO und Rundfunkchor unter anderemStücke<br />
vonAntonin Dvorak und<br />
Giuseppe Verdi. (dpa)<br />
Viele Besucher und wenig<br />
Wind bei Drachen-Festival<br />
Zufrieden mit der Resonanz hat sich<br />
der Veranstalter des Festival der Riesendrachen<br />
auf dem Tempelhofer<br />
Feld geäußert. „Bis 13 Uhrhatten wir<br />
schätzungsweise schon 20 000 Besucher“,<br />
sagte ein Sprecher vonStadt<br />
und Land am Sonnabend. Allerdings<br />
habe der schwacheWind den 80 Drachenfliegerneinige<br />
Probleme bereitet.<br />
(dpa)<br />
Ein Riesenrochen macht sich an einen Oktopus-Drachen<br />
ran.<br />
DPA/CARSTENSEN<br />
berliner adressen<br />
Straßenlaterne<br />
defekt?<br />
Nutzen Sie unsere gebührenfreie<br />
Hotline, wenn Ihnen Störungen an<br />
öffentlichen Beleuchtungsanlagen<br />
auffallen. Wir werden uns dann so<br />
schnell wie möglich darum kümmern.<br />
Sofort<br />
Barauszahlung!<br />
Wir kaufen alle EDELMETALLE...<br />
Zahngold - Altgold<br />
Faire Preise!<br />
Schmuck - Münzen - Platin - Silber<br />
Zinn und Versilbertes<br />
Berlin-Tegel<br />
Grußdorfstr.16, gegenüber derGorki-Einkaufspassage<br />
Mo.-Fr.: 9.00 -13.00 u. 14.00 -18.00 Uhr, Sa.: 9.00 -13.00 Uhr<br />
seit 41 Jahren<br />
Schwäbische<br />
schwäbisch solide, fleißigund schnell<br />
Goldverwertung Reutlingen<br />
Tel. 07121/38 13 01 Fax07121/38 03 25<br />
Waimer GmbH<br />
www.waimergold.de<br />
Störungshotline<br />
0800 110 2010<br />
kostenfrei<br />
Telefonische anzeigenannahme: 030 2327-50<br />
Vermischtes<br />
dienstleistungen<br />
Entrümp.,10%Rabatt f. Seniorenbei Leerwhg.<br />
an- und Verkäufe<br />
Kaufgesuche<br />
Kaufe Ölgemälde, Münzen, Antiquität.Dr.<br />
Richter, 01705009959<br />
Gemeinsam<br />
an der Seite kranker Kinder<br />
Wir engagieren uns für schwerkranke<br />
Kinder,ihreGeschwister und Eltern und<br />
schenken verwaisten Familien neuen<br />
Lebensmut. Helfen Sie uns mit Ihrer<br />
Spende.<br />
SPENDENKONTO<br />
Sparkasse Schwarzwald-Baar<br />
IBAN DE41 6945 0065 0000 0050 00<br />
BICSOLADES1VSS<br />
Stichwort„Schenk mir Zukunft“<br />
Infotelefon: 07705 920-500<br />
www.kinderkrebsnachsorge.de
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 13 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Mitte ist ein Schmelztiegel<br />
und steht exemplarisch<br />
für viele Probleme,<br />
die es in Berlin<br />
gibt. Immer wieder rückt der Bezirk<br />
und damit auch Bezirksbürgermeister<br />
Stephan vonDassel in den Fokus.<br />
So war es auch nach dem schweren<br />
Verkehrsunfall, bei dem ein SUV-<br />
Fahrer vier Tote verursachte.<br />
Herr vonDassel, Siehaben nach dem<br />
Unfall getwittert: „Solche panzerähnlichen<br />
Autos gehören nicht in die<br />
Stadt“. Wollen Sieein SUV-Verbot?<br />
Wir haben zunehmend überdimensionierte<br />
und übermotorisierte<br />
Fahrzeuge in der Stadt. Deren einziger<br />
Vorteil –mehr Sicherheit für die<br />
Insassen –wird durch einen hohen<br />
Ressourcenverbrauch bei Herstellung<br />
und Betrieb, überproportionaler<br />
Nutzung des öffentlichen Raumes<br />
und einem hohen Verletzungsrisiko<br />
von Dritten bei Unfällen erkauft.<br />
Wenn die jetzt eingestellte<br />
Mercedes-Kampagne für ihren<br />
neuen SUV mit dem Slogan „Sie jagen<br />
gern Abenteuer in der Großstadt“<br />
wirbt, wird deutlich, dass hier<br />
etwas absolut schiefläuft. Auch<br />
wenn die Definition vonüberdimensionierten<br />
Fahrzeugen schwierig<br />
und das Straßenrecht komplex ist,<br />
will ich prüfen lassen, welche Beschränkungen<br />
für solche Fahrzeuge<br />
rechtlich möglich sind.<br />
Wie würden Sie die Infrastruktur in<br />
Mitte mit Blick auf den Autoverkehr<br />
am liebsten ändern?<br />
Wir müssen die Stadtgestaltung<br />
auf die Menschen ausrichten. Alle<br />
Menschen wollen saubere Luft, weniger<br />
Lärm, mehr Platz im öffentlichen<br />
Raum und dass ihre Kinder sicher<br />
über die Straße kommen. Ein<br />
kluges Konzept für den Wirtschaftsverkehr<br />
vorausgesetzt, können<br />
Wohnstraßen autofrei werden. Und<br />
es würde viel ändern, wenn es zum<br />
Parkplatz immer weiter als zur<br />
nächsten Haltestelle von Bus, Tram<br />
oder Bahn wäre.<br />
Apropos ÖPNV: 70Prozent der <strong>Berliner</strong><br />
leben außerhalb des S-Bahnrings,<br />
nur 30 Prozent in den Innenstadt-Bezirken.<br />
Setzen wir die Prioritäten<br />
falsch? Sollten wir viel öfter über<br />
Marzahn und den Helene-Weigel-<br />
Platz sprechen als über Mitte und den<br />
Alex?<br />
Da hätte ich überhaupt nichts dagegen.<br />
Das Phänomen haben wir<br />
insgesamt in Deutschland:Wirreden<br />
immer nur über Metropolen und<br />
über die Kerne inden Metropolen.<br />
Weil wir hier spüren, was es bedeutet,<br />
wenn sich alles ballt. Für uns<br />
wäre es natürlich eine Entlastung,<br />
wenn Berlin-Touristen auch mal in<br />
einen Biergarten in Marzahn-Hellersdorf<br />
gehen oder wenn die Stadt<br />
insgesamt anders wahrgenommen<br />
würde.<br />
Über die Ballung im Zentrum wird<br />
vor allem auch mit Blick auf die vielen<br />
unterschiedlichen und neuenVerkehrsangebote<br />
diskutiert. Wovon<br />
würden Sie den Außenbezirken am<br />
liebsten etwas abgeben?<br />
Vonallem etwas.Wir brauchen in<br />
Mitte nicht so viele E-Scooter, nicht<br />
so viele Leihräder,nicht so viele Car-<br />
Sharing-Angebote. Es würde sehr<br />
viel mehr als in Mitte bringen, wenn<br />
ich am Helene-Weigel-Platz gleich<br />
mit Car2Gofahren könnte.Teilweise<br />
droht in Mitte eine Monokultur,viele<br />
Gegenden sind sehr stark von Tourismusbedarfen<br />
geprägt. Und das<br />
gilt nicht nur für den Verkehr. Auch<br />
Clubs könnten wir ein paar an andere<br />
Bezirke abgeben, die würden<br />
sich freuen, und wir hätten an Wochenenden<br />
ein paar Tausend Jugendliche<br />
weniger zu managen.<br />
Aber das ist eine rein theoretische<br />
Diskussion. Es ballt sich eben dort,<br />
wo es sich ballt.<br />
Kommen wir zu einem Sorgenkind:<br />
die Friedrichstraße. Dort ballt es sich<br />
nicht mehr wie gewohnt, Anrainer<br />
beklagen Publikumsschwund und<br />
Ladenleerstand. Gleichzeitig scheint<br />
das Interesse der Anrainer gering, sich<br />
zu organisieren und neue Ideen umzusetzen.<br />
Woranliegt das?<br />
In der Friedrichstraße gibt es viele<br />
Fonds-Gesellschaften und eine<br />
komplizierte Eigentümerstruktur.<br />
Das erschwert Absprachen und ein<br />
gemeinsames Vorgehen. Leerstand<br />
tut den Eigentümern außerdem<br />
scheinbar nicht besonders weh. Das<br />
hat, denke ich, auch damit zu tun,<br />
wie gut man die daraus resultierenden<br />
Verluste steuerlich abschreiben<br />
kann. Das ist aber eine Frage der<br />
Steuerpolitik, nicht der Bezirke oder<br />
des Landes. Kann ein Unternehmen<br />
die hohen Mieten nicht mehr zahlen,<br />
bleibt die Fläche leer. Dawürde<br />
ich mir mehr Experimentierfreude<br />
wünschen.<br />
Wenn die Läden das nicht selbst hinbekommen,<br />
muss man die Friedrichstraße<br />
dann vielleicht auch sterben<br />
lassen?<br />
Ich fände es wirklich dramatisch,<br />
wenn wir nicht versuchen würden,<br />
die Friedrichstraße noch mal neu zu<br />
erfinden. Wir unterstützen alle Läden,<br />
die es versuchen. Aber scheinbar<br />
ist der Impuls aus der Politik zurzeit<br />
nötig, zu sagen: Lasst uns eine<br />
Friedrichstraße 2.0 kreieren. So wird<br />
auf Initiative des Bezirks ein Teil der<br />
Friedrichstraße vom4.bis 6. Oktober<br />
zur Fußgängerzone, inder <strong>Berliner</strong><br />
Firmen nachhaltige Mode präsentieren.<br />
So viel Aufwand kann der Bezirk<br />
aber nicht ständig wiederholen.<br />
Wenn die Anrainer im Advent keine<br />
Weihnachtsbeleuchtung hinbekommen,<br />
dann ist es so.Wir haben eine<br />
freie Marktwirtschaft. Ich kann die<br />
Immobilien-Besitzer ja auch nicht<br />
dazu verpflichten, die Mieten zu senken,<br />
so sinnvoll ich das auch fände.<br />
Würden Siesich mehr Unterstützung<br />
vom Senat oder bestimmten Senatsverwaltungen<br />
wünschen?<br />
Das Austesten der Friedrichstraße<br />
als Fußgängerzone in den<br />
nächsten Wochen wird der Lackmustest<br />
sein. Sowohl die Senatswirtschafts-<br />
als auch die Senatsverkehrsverwaltung<br />
unterstützen uns logistisch<br />
und finanziell. Dafür sind wir<br />
dankbar.<br />
Auch die autofreie Zone wird unter<br />
Anrainern kontrovers diskutiert. Wie<br />
stehen Siezuder Idee?<br />
In autofreien Zonen brummt das<br />
Leben, weil man sich frei bewegen<br />
und entspannt einkaufen kann. Das<br />
nehme ich in jeder anderen Stadt so<br />
wahr, ob in Mannheim, Stuttgart<br />
oder Frankfurt. Ich bin fest davon<br />
überzeugt: Der Autoverkehr und vor<br />
allem die parkenden Autos tragen<br />
nichts zu einer Aufenthaltsqualität<br />
bei.Wirwollen ja Leute,die auch verweilen.<br />
Wenn Siefreie Hand hätten:Wiewürden<br />
Sie die Friedrichstraße noch gestalten?<br />
Wir brauchen zusätzlich zum bestehenden<br />
hohen Qualitätsstandard<br />
im Luxus-Segment kreative junge<br />
Mode etwas,was es nicht in hundert<br />
anderen Straßen schon gibt. Ich<br />
würde gerne <strong>Berliner</strong> Modelabels<br />
dort ansiedeln, die nachhaltig produzieren.<br />
Es gibt bereits ein Projekt<br />
zur Unterstützung solcher Labels.<br />
Oft sind sie noch in der Gründungsphase<br />
und schon flatternihnen horrende<br />
Mieterhöhungen ins Haus.Ihnen<br />
erst mal eine Chance zu geben,<br />
sich prominent zu präsentieren, das<br />
würde ich gerne in der Friedrichstraße<br />
möglich machen.<br />
„Wohnmobile<br />
wären eine<br />
Möglichkeit“<br />
Stephan von Dassel, Bürgermeister von Mitte,<br />
über den Straßenstrich an der Kurfürstenstraße<br />
Stephan von Dassel würde den Außenbezirkengernmehr von Mitte abgeben. ANDREAS KLUG<br />
„ “<br />
Lassen<br />
Sie uns<br />
über Berlin<br />
reden<br />
Bürgermeister<br />
spezial<br />
Stephan von Dassel,52Jahre alt, ist in Schwaben aufgewachsen. Seinen Zivildienst machte<br />
er in München, danach studierte er an der Freien Universität in Berlin Politikwissenschaften. Er<br />
kommt oft mit dem Rennrad zu Terminen. VonDassel hat eine erwachsene Tochter.<br />
Seit seinem 17. Lebensjahr ist vonDassel Mitglied der Grünen. Nach dem Studium arbeitete<br />
er als Geschäftsführer der Grünen in Mitte und als Referent im Abgeordnetenhaus vonBerlin.<br />
Ab 1999 war er außerdem Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung in Mitte. Von2009<br />
bis 2016 war er Stadtrat für Soziales im Bezirk. Seit 2016 ist er Bezirksbürgermeister –und<br />
macht mit Vorschlägen, die vonder Parteilinie abweichen, immer wieder Schlagzeilen.<br />
Aber die Mieten in der Friedrichstraße<br />
sind nun mal sehr hoch. Wie<br />
wollen Sie die Besitzer dazu bringen,<br />
weniger zu verlangen?<br />
Indem wir sie mit Gewerbetreibenden<br />
zusammenbringen, die für<br />
sie attraktiv sind –auch wenn sie zumindest<br />
am Anfang nur wenig Miete<br />
bezahlen können. Am ersten Oktoberwochenende<br />
sollen sich in der<br />
Friedrichstraße kleine, nachhaltige<br />
Modelabels präsentieren. Am besten<br />
nicht nur auf der Straße in sogenannten<br />
Showcases, sondern auch<br />
in leer stehenden Ladenflächen.<br />
Wenn daraus kostengünstige, vielleicht<br />
erst einmal auch nur kurzfristige<br />
Mietverhältnisse entstehen,<br />
dann könnte sich die Friedrichstraße<br />
wirklich neu erfinden. Als spannende<br />
Mischung zwischen etablierten<br />
Luxusmarken und innovativen<br />
und nachhaltigen Start-ups. Kleine<br />
Unternehmen könnten sich so entwickeln<br />
und die Eigentümer erkennen,<br />
wie viel attraktiver ihre Immobilie<br />
so im Gegensatz zum bisherigen<br />
Leerstand wirkt. Erzwingen können<br />
wir natürlich nichts.<br />
Wechseln wir zu einem anderen Sorgenkind:<br />
zum Straßenstrich rund um<br />
die Kurfürstenstraße. Dort haben Sie<br />
erneut einen Sperrbezirkins Spiel gebracht.<br />
Wie würden Sie einen Sperrbezirkinder<br />
Praxis durchsetzen wollen?<br />
Für mich ist Sperrbezirk das Synonym<br />
für: Wir müssen da etwas ändern.<br />
Ichbin weit davon entfernt, zu<br />
sagen, dass ein Sperrgebiet die Lösung<br />
aller Probleme ist. Aber ich will,<br />
dass wir die Situation vor Ort nicht<br />
verharmlosen und offen über Lösungen<br />
reden. So wie es aktuell ist,<br />
springen wir mit unseren Hilfsangeboten<br />
immer ein Stück zu kurz. Es<br />
gibt in der Kurfürstenstraße zum<br />
Beispiel auch Sexarbeitende,die stehen<br />
neben ihren Wohnwagen. Wenn<br />
der Sex nur im Wohnwagen stattfände,hätten<br />
wir ganz viele Konflikte<br />
nicht. Wohnmobile wären also eine<br />
Möglichkeit, auch über die Sex- oder<br />
Verrichtungsboxen sollten wir sprechen.<br />
Ich finde, man kann nichts<br />
ausschließen. Das gilt auch für Verbote.<br />
Sie sprechen aber immer wieder konkret<br />
vonSperrbezirk.Würden Siedann<br />
anfangen, die Prostituierten mit Bußgeldern<br />
zu belegen?<br />
In den Städten, wo Sperrbezirke<br />
eingeführt worden sind, ist das nicht<br />
von einem Tagauf den anderen passiert.<br />
Es würde nicht sein wie in französischen<br />
Filmen, wo Prostituierte<br />
eingesammelt und zur Wache gefahren<br />
werden. Das ist Quatsch. Natürlich<br />
würde alleine eine Verabredung<br />
zum SperrbezirkeineWirkung haben.<br />
Nämlich das Signal: Das ist nicht<br />
mehr erlaubt. Anderes –wie das Stehen<br />
vor einem Wohnwagen könnte<br />
gegebenenfalls toleriertwerden.<br />
Halten Sie das nicht für naiv, gerade<br />
bei einem jahrzehntelang gewachsenen<br />
Straßenstrich wie dem im Kurfürstenkiez?<br />
Der Glaube, dass alleine<br />
die Verabredung zu einem Verbot<br />
schon die Durchsetzung bringt?<br />
Natürlich müsste man das auch<br />
mit Bußgeldern durchsetzen. Das<br />
Verbot erst einmal zu beschließen,<br />
ist für mich aber schon für die öffentliche<br />
Wahrnehmung der Kurfürstenstraße<br />
auch außerhalb Berlins und<br />
im Ausland wichtig. Viele der Sexarbeitenden<br />
kommen aus dem Ausland,<br />
manche freiwillig, manche<br />
nicht. Es gibt viele Grauzonen. Natürlich<br />
hat es eine Bedeutung, ob<br />
Prostitution auf offener Straße toleriertwirdoder<br />
eben nicht.<br />
Wie sind die Erfahrungen anderer<br />
Städte?<br />
Köln hat gute Erfahrungen mit<br />
der Kombination aus Sperrbezirk in<br />
der Innenstadt und dem Einsatz von<br />
Verrichtungsboxen außerhalb gemacht.<br />
Eine Sexarbeitende, die dort<br />
auch im Sperrbezirk gearbeitet hat,<br />
hat mir erklärt, alle würden sich ganz<br />
anders im Sperrgebiet verhalten –so<br />
unauffällig und dezent wie möglich.<br />
Alleine das könnte schon eine große<br />
Entlastung für die Anwohnenden<br />
und die Öffentlichkeit sein. Die Anwohner<br />
finden es ja nicht schlimm,<br />
dass Frauen in der Kurfürstenstraße<br />
sexuelle Dienstleistungen anbieten.<br />
Sie finden es schlimm, dass sie Sex<br />
vor ihrem Wohnzimmerfenster beobachten<br />
müssen oder dass Zuhälter<br />
ihre Autos zerkratzen, weil die Parkplätze<br />
von ihnen für anderes vorgesehen<br />
sind.<br />
Haupt-Argumente der Gegner eines<br />
Sperrbezirks sind: Die Lage der<br />
Frauen würde sich verschlechtern, sie<br />
würden aus Hilfsangeboten herausgedrängt,<br />
die vor Ort schon laufen,<br />
die Sichtbarkeit auf der Straße sei<br />
auch eine Art Schutz für die Frauen,<br />
so hässlich sie Anwohner auch empfinden.<br />
Sehen Siediese Argumente?<br />
Nein, sehe ich nicht. Erst einmal<br />
wäredie Verhängung vonOrdnungswidrigkeiten<br />
noch keine Kriminalisierung.<br />
Aber natürlich muss man<br />
ehrlich sein: Zu sagen, mit einem<br />
Sperrbezirk würde es besser, das ist<br />
zunächst eine Behauptung. Zu sagen,<br />
mit einem Sperrgebiet würde es<br />
den Frauen schlechter gehen, ist<br />
aber ebenso eine Behauptung. Ich<br />
frage mich immer bei diesen Argumenten:<br />
Stimmt das denn?<br />
Stimmt was?<br />
Das Argument, dass es eine soziale<br />
Kontrolle gibt. Dass es, weil die<br />
Prostitution sichtbar ist, den Frauen<br />
besser geht. Dem widerspricht die<br />
Gewaltschutzambulanz der Charité,<br />
die sagt: Wir haben hier eine große<br />
Zahl von Gewaltfällen aus der Kurfürstenstraße.<br />
Auch die Hilfsorganisation<br />
Olga sagt: Einen Teil der<br />
Frauen in der Kurfürstenstraße erreichen<br />
wir, einen Teil aber auch nicht.<br />
Und auch der Hurenverband Hydra<br />
beklagt die Zunahme von massiven<br />
Gewaltvorfällen gegen Frauen, in allen<br />
Bereichen, auch beim Escort-<br />
Service,und viele Frauen wagen sich<br />
nicht zur Polizei. Deswegen bezweifle<br />
ich, dass wir die Situation<br />
durch Sichtbarkeit besser unter Kontrolle<br />
haben.<br />
Hydra und Olga sprechen sich dennoch<br />
klar gegen einen Sperrbezirk<br />
aus.<br />
Das stimmt. Aber wir hatten vor<br />
kurzem jadas Glück, eine Ausstellung<br />
vonSexarbeitenden am Hauptbahnhof<br />
zu haben. Und die haben<br />
mir alle bestätigt: Wenn man will,<br />
dass sich Sex indie Boxen verlagert,<br />
dann kann das nicht freiwillig sein.<br />
Männer freiwillig dazu zu bringen, in<br />
die Box zugehen oder zu fahren, so<br />
eingeengt zu sein, dass sie nicht aussteigen<br />
können, die Frau aber einen<br />
Alarmknopf erreicht – das ist im<br />
Charakter vieler Freier nicht verankert.<br />
Der FDP-Abgeordnete Marcel Luthe<br />
schlägt ein Bordell vor, im Abstand zu<br />
Wohngebieten.<br />
Auch darüber kann man diskutieren.<br />
Es gibt keine einfachen Lösungen.<br />
Aber uns muss klar sein: Solange<br />
Männer meinen, die Not von<br />
Frauen ausnutzen zu müssen und<br />
für 20 Euro Sex ohne Kondom verlangen,<br />
kann es nur besser werden,<br />
aber nie gut. Ichfinde es schade,dass<br />
die Bereitschaft, sich anzuschauen,<br />
wie andere Städte solche Probleme<br />
lösen, in Berlin unterentwickelt ist.<br />
Das gilt nicht nur im Bereich Prostitution.<br />
Die Fraktion Ihrer Partei hat sich<br />
beim Thema Verkehr vonParis inspirieren<br />
lassen und sich auf ihrer Sommerklausur<br />
für radikale Konzepte in<br />
der Verkehrspolitik ausgesprochen.<br />
Unter anderem will sie den S-Bahnring<br />
ab 2030 für Diesel oder Benziner<br />
sperren. Washalten Siedavon?<br />
Wenn man es wirklich ernst<br />
meint mit dem Klimaschutz, dann<br />
kann es gar nicht radikal genug sein.<br />
Wenn man sich anschaut, wie das Eis<br />
an den Polen schmilzt, wie sich das<br />
Klima weltweit verändert, dann sind<br />
auch die Vorschläge der Grünen<br />
noch nicht radikal genug.<br />
Mitwelchen Projekten im Bezirkwollen<br />
Siedas Klima schützen?<br />
Bei vielen klimarelevanten Themen<br />
haben wir als Bezirk nur wenig<br />
Einflussmöglichkeiten. Aber unseren<br />
eigenen Energieverbrauch, den<br />
müssen wir verringern. Ein Beispiel:<br />
Wir haben mit dem Erika-Heß-Stadion<br />
eines vondreiEisstadien in Berlin.Wirbrauchen<br />
das Stadion. Leider<br />
ist es die größte Energieschleuder,<br />
die man sich vorstellen kann. Dort<br />
wird Eis künstlich erhitzt, damit es<br />
als Wasser abgeleitet werden kann.<br />
Die Lampen verbrauchen 100-mal<br />
mehr Strom als heutige LEDs. Ende<br />
der 60er-Jahre spielte das alles keine<br />
Rolle.Heute schon.<br />
Undwie wollen Siedas ändern?<br />
Wirwollen ein gemeinsames Projekt<br />
mit den landeseigenen Stadtwerken<br />
starten. Nach der energetischen<br />
Sanierung würde das Eisstadion<br />
wohl mit 20 Prozent der Energie<br />
auskommen. Mit den Stadtwerken,<br />
die ja erst 2013 gegründet wurden,<br />
haben wir den Riesenvorteil: Wirhaben<br />
keine Wettbewerbsprobleme,<br />
wir müssen keine Ausschreibung<br />
machen. Dieses Riesenprojekt<br />
schrumpft auf die Hälfte der Arbeit<br />
zusammen. Und wir brauchen uns<br />
nicht mehr zu schämen, dass wir so<br />
einen Dinosaurier am Netz haben.<br />
DasGespräch führte Annika Leister.
14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Protestierer stören<br />
„Marsch für<br />
das Leben“<br />
Abtreibungsgegner mussten<br />
Demo-Route verkürzen<br />
MehrereTausend Menschen haben<br />
am Sonnabend in Berlin<br />
gegen Schwangerschaftsabbrüche<br />
demonstriert. Die Kundgebung unter<br />
dem Motto „Marsch für das Leben“<br />
wurde vomBundesverband Lebensrecht<br />
initiert. Auch die katholische<br />
Kirche sowie Ärzte- und Juristen-Vereinigungen<br />
beteiligten sich.<br />
Zu der Kundgebung, die gegen<br />
13 Uhr am Platz der Republik begann,<br />
gab es sieben Gegenveranstaltungen.<br />
„Von Beginn an kam es während<br />
der Demonstration immer wieder<br />
zu Störaktionen“, teilte die Polizei<br />
mit. Unter anderem musste die<br />
Polizei gegen 13.35 Uhr vier Frauen<br />
vonder Bühne führen, weil diese von<br />
dort die Demo gestört und auch ein<br />
Laptop eines Bühnentechnikers beschädigt<br />
hatten. Vorder Bühne entrollten<br />
Gegendemonstranten ein<br />
Transparent.<br />
Während des Aufzuges durch<br />
Mitte blockierten immer wieder Gegendemonstranten<br />
die Route und<br />
zwangen die Demonstration durch<br />
Sitzblockaden zum Anhalten. Gegen<br />
die Sitzblockaden gingen Polizisten<br />
zum Teil mit Gewalt vor und trugen<br />
Blockierer weg.<br />
Entlang der Route kam es immer<br />
wieder zu Rangeleien zwischen Gegendemonstranten<br />
und Polizisten.<br />
DieVeranstalter des „Marsch für das<br />
Leben“ verkürzten daraufhin ihre<br />
Route zurück zum Platz der Republik.<br />
Insgesamt nahm die Polizei<br />
rund 140 Personen fest. Elf von ihnen<br />
bekamen Strafanzeigen unter<br />
anderem wegenVerstößen gegen das<br />
Versammlungsgesetz und Sachbeschädigung.<br />
(kop.)<br />
Kurs auf Kenia<br />
Grüne stimmen für Koalitionsverhandlungen mit SPD und CDU –bis Weihnachten soll Regierung stehen<br />
VonOliver von Riegen, Kleinmachnow<br />
Die Koalitionsverhandlungen<br />
für Rot-Schwarz-<br />
Grün in Brandenburg<br />
können beginnen: Die<br />
Grünen haben am Sonnabend mit<br />
großer Mehrheit die Weichen für ein<br />
sogenanntes Kenia-Bündnis gestellt.<br />
Nach kontroverser Debatte stimmte<br />
ein Kleiner Parteitag in Kleinmachnow<br />
mit 85,2 Prozent für die Aufnahme<br />
von Koalitionsverhandlungen.<br />
Vonden 54 Delegierten votierten<br />
7mit Nein, zudem gab es eine<br />
Enthaltung. Die Landesspitzen von<br />
SPD und CDU haben sich bereits für<br />
ein solches Bündnis ausgesprochen.<br />
Die Grünen-Spitze machte deutlich,<br />
dass sie Rot-Grün-Rot zwar bevorzugt<br />
hätte, eine solche Koalition<br />
aber nicht umsetzbar gewesen sei.<br />
Deshalb warb sie eindringlich für<br />
eine Zustimmung zum Kenia-Bündnis<br />
–sowerden rot-schwarz-grüne<br />
Koalitionen wegen der gleichfarbigen<br />
Flagge des afrikanischen Landes<br />
genannt. Die Verhandlungen von<br />
SPD, CDU und Grüne sollen an diesem<br />
Montag beginnen. Bis Weihnachten<br />
soll eine Regierung stehen.<br />
Landtagsfraktionschefin Ursula<br />
Nonnemacher nannte Rot-Schwarz-<br />
Grün eine „wenig geliebte Konstellation“.<br />
Aber nicht die Grünen hätten<br />
über die Koalition entschieden, sondernMinisterpräsident<br />
DietmarWoidke<br />
(SPD). „Allein die Tatsache, dass<br />
wir unsere Wunschkonstellation<br />
nicht erreichen konnten, kann doch<br />
keine Rechtfertigung sein, auf eine<br />
Minderheitsregierung oder Neuwahlen<br />
zuzusteuern.“ Nonnemacher<br />
zeigte sich nach der Sondierung aber<br />
zuversichtlich: „Diese Ergebnisse<br />
können sich sehen lassen, sie tragen<br />
eine deutlich grüne Handschrift.“ Die<br />
Fröhlich in die Verhandlung: die Grünen-Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher.<br />
Die besten Hits aller Zeiten<br />
Berlin 1985: „Daddy Cool“<br />
DPA<br />
Grünen forderndenVerzicht auf neue<br />
Tagebaue sowie den Ausbau von<br />
Windkraft, Öko-Landbau und öffentlichem<br />
Nahverkehr. Grünen-Chefin<br />
Baerbock rief ihre Partei zum Anpacken<br />
auf.„Wenn es richtig schwer ist,<br />
dann sind wir da“, sagte Baerbock.<br />
Die Grüne Jugend lehnt Koalitionsverhandlungen<br />
für Rot-Schwarz-<br />
Grün ab.„Wirsind nicht dazu da, der<br />
SPD ihreWunschkoalition zu ermöglichen“,<br />
sagte Sprecher Robert<br />
Funke. Er kritisierte, dass sich die<br />
drei Parteien vor einem Kohleausstiegsdatum<br />
für Brandenburgdrückten.<br />
Solarenergie, Pestizide und Datenschutz<br />
seien im Papier der drei<br />
Parteien nicht erwähnt. Co-SprecherinRicarda<br />
Budke rief den künftigen<br />
Verhandlern zu: „Vergesst nicht unsere<br />
Bauchschmerzen, vergesst<br />
nicht unsereBedenken!“<br />
Der Delegierte Eberhard Müller<br />
aus dem Havelland warb für ein Nein<br />
zu Verhandlungen. Er sehe kein Entgegenkommen<br />
der SPD in der<br />
Klima- und Energiepolitik. „Ich kann<br />
mit meinem Gewissen nicht vertreten,<br />
dieses Ergebnis zu akzeptieren.“<br />
Landeschef Clemens Rostock<br />
wandte sich an die Kritiker.„Wir haben<br />
für Rot-Grün-Rot gekämpft“,<br />
sagte er. Das sei zwar nicht möglich<br />
gewesen. „Wir haben uns das aber<br />
teuer bezahlen lassen.“<br />
DieVerhandlungen werden nach<br />
Ansicht vonWoidke herausfordernd.<br />
„Es wirdkein Spaziergang. Jetzt geht<br />
es um weitere konkrete Punkte, um<br />
wichtige Details“, sagte der SPD-<br />
Landesvorsitzende der Märkischen<br />
Allgemeinen <strong>Zeitung</strong> (Wochenendausgabe).<br />
Er wertete das Ergebnis<br />
der intensiven Sondierungsgespräche<br />
als gutes Fundament, damit die<br />
Verhandlungen „gut und zügig“ verlaufen<br />
könnten. (dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Zahl der Auto-Diebstähle<br />
sinkt deutlich<br />
In Brandenburgsind im vergangenen<br />
Jahr weniger Autos gestohlen<br />
worden als im Jahr zuvor.Dauerhaft<br />
sind nach Angaben des Bundeskriminalamts<br />
(BKA) 1180 Autos verschwunden<br />
–das entspricht im Vergleich<br />
zum Vorjahr einem Rückgang<br />
um 17,4 Prozent. Brandenburgliegt<br />
mit dem Wert auf dem vierten Platz<br />
im bundesweiten Vergleich. (dpa)<br />
So wird der<br />
Mietendeckel<br />
wirken<br />
Initiative programmiert und<br />
betreibt Online-Rechner<br />
Der <strong>Berliner</strong> Mietendeckel<br />
kommt. Die Frage ist nur: Wer<br />
kann auf eine Mietsenkung hoffen?<br />
Bis Mitte Oktober will sich die Landesregierung<br />
geeinigt haben, im<br />
kommenden Jahr soll das Gesetz eingeführt<br />
werden. Der Gesetzentwurf<br />
ist nach Ansicht von Mietaktivisten<br />
schon deutlich abgeschwächt worden.<br />
DieInitiative„Mietenwatch“ hat<br />
nun einen Mietdeckelrechner programmiert,<br />
um zu veranschaulichen,<br />
wer jetzt Anspruch auf mögliche<br />
Mietabsenkung hätte und wie der<br />
Mietendeckel nach dem derzeit vorliegendem<br />
Gesetzentwurfwirkt.<br />
„So krass können Sie sparen“,<br />
wirbt Initiator Tilman Miraß für seinen<br />
Rechner.Der Programmierer aus<br />
dem Umfeld der Politaktivisten des<br />
Kollektivs Peng! sagt:„Wir wollen eine<br />
Orientierung geben, weil es für viele<br />
zu kompliziertist, auszurechnen, was<br />
der Mietendeckel für sie bedeutet.“<br />
Noch vor dem Start konnte die<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> den Rechner<br />
(www.mietendeckelrechner.de) ausprobieren.<br />
Mit dieser Aufforderung<br />
geht es los:„Berechne jetzt, ob du Anspruch<br />
auf eine Mietabsenkung hast<br />
und wie viel du monatlich sparen<br />
würdest.“ Dann muss angegeben<br />
werden, wie viele Leute in der Wohnung<br />
leben, wie hoch das Haushaltseinkommen<br />
ausfällt, wie teuer (Nettokaltmiete)<br />
und wie groß die Wohnung<br />
ist und in welchem Jahr das<br />
Haus gebaut wurde.Bei dem Test war<br />
das Ergebnis negativ:„Leider hast du<br />
voraussichtlich keinen Anspruch auf<br />
Mietabsenkung. Deine Wohnung gilt<br />
für zwei Personen als zu groß.“<br />
Nur wenn ein Haushalt mehr als<br />
30 Prozent seines Nettoeinkommens<br />
für die Nettokaltmiete ausgibt und<br />
die Wohnungsgröße als angemessen<br />
gilt, kann die Miete abgesenkt werden.Während<br />
ein Fünftel der <strong>Berliner</strong><br />
tatsächlich rund 30 Prozent für die<br />
Miete aufbringt, reduziert sich der<br />
Kreis der Begünstigten für eine Mietpreissenkung,<br />
wenn noch die Wohnungsgröße<br />
berücksichtigt werden<br />
muss. Insgesamt würden dann nur<br />
noch zehn Prozent vomDeckel profitieren,<br />
so der Soziologe Sigmar Gude.<br />
Mietenwatch versucht daher, mit<br />
seinem Rechner auch zu mobilisieren.<br />
Die Initiative ruft zu einer Demonstration<br />
am 3. Oktober vor dem<br />
Haus des Lehrers auf. Denn, so Tillman<br />
Miraß: „Es gibt schon jetzt einige<br />
Löcher im Mietendeckel.“ (kas.)<br />
2018 so viele Hitzetote<br />
wie seit Jahrzehnten nicht<br />
In Brandenburgsind vergangenes<br />
Jahr 331 Menschen an den Folgen<br />
der großen Hitzegestorben. Dies sei<br />
der höchste Wert seit 1985, teilte das<br />
Gesundheitsministerium aufgrund<br />
einer Untersuchung des Amts für<br />
Statistik Berlin-Brandenburgmit.<br />
Seitdem habe es vier Jahremit besonders<br />
vielen hitzebedingten Sterbefällen<br />
gegeben: Im Jahr 1994 starben<br />
der Statistik zufolge 244 Menschen,<br />
2006 waren es 139 Hitzetote<br />
und 2010 wurden 243 Sterbefälle infolge<br />
der Hitzeregistriert. (dpa)<br />
Weniger rassistisch<br />
motivierte Straftaten<br />
GEWINNZAHLEN<br />
Lottozahlen: 12 -14-16-23-37-47<br />
Superzahl: 6<br />
Spiel 77: 9767388<br />
Landeslotterie Super 6: 076656<br />
Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />
5=10Euro<br />
72 =25Euro<br />
982 =100 Euro<br />
9862 =1000 Euro<br />
37 424 =10000 Euro<br />
515 118 =100 000 Euro<br />
449 004 =100 000 Euro<br />
Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />
10 000 Euro auf die Nummer 0808 174 .<br />
RADIO<br />
AN!<br />
DasInnenministerium hat vonJanuar<br />
bis Juni diesen Jahres 71 Straftaten<br />
mit rassistischer Motivation registiert–deutlich<br />
weniger als im ersten<br />
Halbjahr 2018, in dem 98 solcher<br />
Delikte festgestellt worden waren.<br />
Dasgeht aus einer Antwortdes Ministeriums<br />
auf eine Anfrage aus der<br />
Linken-Fraktion im Landtag hervor.<br />
Unter den rassistisch motivierten<br />
Delikten des ersten Halbjahres warenzehn<br />
Fälle vonKörperverletzungen<br />
–imVergleich zu 13 Fällen im<br />
Vorjahreszeitraum. (dpa)<br />
ARD-Fernsehlotterie:<br />
4111 850 gewinnt Mercedes Benz A180<br />
7727 113 gewinnt Mercedes Benz B180<br />
2863 420 gewinnt Reise mit einem Locaboat<br />
Holidays Hausboot, 1910 502 gewinnt Reise<br />
ins ns Relais- und Chateaux-Hotel Dollenberg<br />
Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />
5373 989 gewinnt 1000 000 Euro<br />
00 623 081 gewinnt 100 000 Euro<br />
00 18 163 gewinnt 10 000 Euro<br />
1165 gewinnt 1000 Euro<br />
90 gewinnt 10 Euro,<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!
Mo. 23.09.-Sa. 28.09.<br />
KNALLER-<br />
PROZENTE!<br />
ALDI<br />
KNALLHARTREDUZIERT!<br />
KNALLHART REDUZIERT<br />
ist Preisführer.<br />
PREIS<br />
FÜHRER<br />
2019! A<br />
Wir<br />
sa gen Danke!<br />
bis zu<br />
-37%<br />
NURFÜR<br />
KURZE ZEIT!<br />
bis<br />
12.10.19<br />
emoji ® is aregisteredtrademark in the EU.<br />
©2015–2019 emoji company GmbH. Allrights reserved.<br />
Licensed by BoostCollectibles AG.<br />
B Nur solange der Vorrat reicht. Ausgenommen sind Pfand, Tabakwaren, der Buchpreisbindung<br />
unterliegende Artikel (z. B. Bücher,Zeitschriften und <strong>Zeitung</strong>en) und Gutscheinkarten.<br />
1emoji ®<br />
GRATIS<br />
GRATIS<br />
je<br />
je 15 €<br />
Einkaufswert!<br />
B<br />
Einkaufswert! B<br />
Jetzt ALDI emoji-App<br />
herunterladen<br />
Hier geht's<br />
zum App Store<br />
Hier geht's zum<br />
Google Play Store<br />
-36%<br />
Coppenrath&Wiese<br />
9Weizen-Brötchen 3<br />
Fertig gebackene, tiefgefrorene<br />
Brötchen; traditionell hergestellt;<br />
goldbraun und knusprig<br />
450-g-Beutel<br />
0.88 *<br />
-37%<br />
(kg=1.96)<br />
1.39<br />
De Beukelaer<br />
PrinzenRolle<br />
Verpackung mit<br />
Wiederverschluss<br />
iglo<br />
Rahm-Spinat 3<br />
Portionierbar<br />
750-g-Packung<br />
1.19 *<br />
(kg=1.59)<br />
1.89<br />
-20%<br />
400-g-Packung<br />
1.11 *<br />
(kg=2.78)<br />
1.39<br />
-35%<br />
450-g-Packung<br />
2.19 *<br />
-12%<br />
(kg=4.87)<br />
3.39<br />
-15%<br />
Beutel<br />
1.69 *<br />
(kg=8.45/4.90/3.94)<br />
1.99<br />
nimm2<br />
Verschiedene Sorten und Gewichte,<br />
200 g, 345 goder 429 g<br />
0,5-L-Dose<br />
0.69 *<br />
(Liter =1.38)<br />
0.79<br />
Krombacher Pils<br />
Frisch im Geschmack; ausgeprägte<br />
Hopfennote; zzgl. Pfand =0.25<br />
iglo Fischstäbchen 3<br />
Aus 100 %Alaska-Seelachsfilet; mit Goldknusperpanade;<br />
MSC-zertifiziert; 15 Stück<br />
aldi-nord.de/aktion<br />
*Bitte beachten Sie, dass diese Artikel nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen. Sie können daher zu bestimmten Zeiten der Aktion ausverkauft sein.<br />
3Aus der Tiefkühlung<br />
A<br />
Quelle: Kundenmonitor ® Deutschland 2019 (www.kundenmonitor.de: Rubrik „Serviceprofile“), ServiceBarometer AG,München. Stand: 12.09.2019<br />
ALDI Einkauf GmbH &Co. oHG, Eckenbergstr.16+16A, 16A, 45307 Essen. Firma und Anschrift unserer regional tätigen Unternehmen finden Sie unter aldi-nord.de unter<br />
„Filialen und Öffnungszeiten“.Ferner steht Ihnen unserekostenlose automatisierte telefonische Hotline unter 0800-723 48 70 zur Verfügung.<br />
23092019
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Lokalsport<br />
Ladiesbowl im Stadion Wilmersdorf: Die Kobra Ladies schnappen sich –hier in Person von Susanne Erdmann –den Ball. Und am Ende den Titel.<br />
BERLINER ZEITUNG/WÄCHTER<br />
Langer Lauf zum goldenen Stern<br />
Susanne Erdmann führt die <strong>Berliner</strong> Footballerinnen der Kobra Ladies zum Sieg gegen die Stuttgart Scorpions und dem zwölften deutschen Meistertitel<br />
VonChristian Kattner<br />
Die Frage, wer diesen<br />
zwölften Stern auf das<br />
Banner bringen durfte,<br />
stellte sich eigentlich gar<br />
nicht. Diese Aufgabe war Chefsache.<br />
Und nachdem sich Susanne Erdmann<br />
zuvor bereits als Taktgeberin<br />
eines Geburtstagsständchens beachtlich<br />
gut geschlagen hatte, war<br />
auch dieser goldene Sternschnell an<br />
seinem Bestimmungsplatz gelandet.<br />
Ganz nebenbei konnte sie das auch<br />
noch für ein kurzesVideo kommentieren.<br />
Eine halbe Stunde nach Spielende,<br />
nach dem 26:24-Sieg gegen<br />
die StuttgartScorpions und dem Gewinn<br />
der zwölften Deutschen Meisterschaft,<br />
hatte der Runningback der<br />
Berlin Kobra Ladies die Stimme<br />
längst wiedergefunden. Während<br />
des Spiels aber war die durchaus mal<br />
verloren gegangen. „Ich merke, dass<br />
ich alt werde“, sagte sie mit einem<br />
Lächeln.<br />
Optisch sieht man ihr nicht an,<br />
dass sie mittlerweile der 40 näher als<br />
der 30 ist. Anhand ihrer Leistung auf<br />
dem Feld lässt sich ihr Alter nicht<br />
feststellen. Auch wenn da dieser eine<br />
Lauf fast über das gesamte Spielfeld<br />
zum ersten Touchdown der Kobra<br />
Ladies ganz schön an die Substanz<br />
ging. In der gegnerischen Endzone<br />
angekommen, blieb ihr nicht mal<br />
mehr die Kraft zum Jubel, der Mundschutz<br />
und der Ball fielen lediglich<br />
noch auf den Rasen, welchen Susanne<br />
Erdmann etwas entkräftet verließ.<br />
„Ich kann mich gar nicht daran<br />
erinnern. Das war ein langer, langer<br />
Lauf, da bin ich immer so ein bisschen<br />
kaputt und gerade zu Beginn<br />
des Spiels muss man ja erst einmal<br />
richtig reinfinden“, sagte sie.<br />
Es war eine Szene,die untermauerte,<br />
warum Susanne Erdmann so<br />
wichtig für den nun zwölffachen<br />
Deutschen Meister ist. Mitihrer Athletik<br />
und ihrer Erfahrung kann sie<br />
Lücken in die gegnerische Verteidigung<br />
reißen, selbst wenn Gegnerinnen<br />
an ihr dran sind, bringt sie das<br />
nicht automatisch zu Fall. „Suse ist<br />
ein Ausnahmeathlet, die kann ein<br />
Spiel alleine entscheiden und die<br />
muss man erst einmal in den Griff<br />
kriegen. Jeder Gegner weiß eigentlich,<br />
dass sie die Waffe ist und trotzdem<br />
ist sie nicht zu stoppen“, sagte<br />
SteveAlexander.<br />
Der Vizepräsident des Footballverbandes<br />
Baden-Württemberg<br />
weiß, wovonerspricht, hat selbst als<br />
Coach gegen die Kobra Ladies gespielt.<br />
Im Stadion Wilmersdorf aber<br />
war er einer von 1215 Zuschauern,<br />
die dem Ladiesbowl, dem Finale um<br />
die Deutsche Meisterschaft, den verdienten<br />
Rahmen gaben.<br />
Im Duell Titelverteidiger (Berlin)<br />
gegen Aufsteiger (Stuttgart) schienen<br />
die Rollen für manchen Fanklar<br />
verteilt und auch das Spiel passte<br />
sich diesen vermeintlichen Kräfteverhältnissen<br />
an.<br />
Mit 13:3 lagen die Kobra Ladies<br />
zur Halbzeit in Führung, waren in ihrerPause<br />
auf der Tribüne abseits der<br />
Zuschauer aber weiter vorsichtig.<br />
„Darauf dürfen wir uns nicht ausruhen“,<br />
sagte Ariane Parusel in ihrer<br />
Ansprache an das Team, „eine Halbzeit<br />
noch, einmal noch alles geben.“<br />
Parusel hatte nach Susanne Erdmann<br />
den zweiten Touchdown der<br />
<strong>Berliner</strong>innen erzielt und gehört zu<br />
den erfahreneren Spielerinnen in einem<br />
Team, in dessen Reihen mehr<br />
als die Hälfte ihre erste Saison gespielt<br />
haben. Gerade den jungen<br />
Spielerinnen, die noch nicht einmal<br />
18 Jahre alt sind, wollte sie „kurz sagen,<br />
worauf es ankommt. Nicht die<br />
Köpfe hängen lassen, einen Schalter<br />
umlegen, damit wir klar im Kopf<br />
„Dass wir es mit so einem<br />
veränderten Kader geschafft haben,<br />
ist die eigentliche Leistung.“<br />
Lukasz Kroll, Trainer der Kobra Ladies aus Berlin, freut sich,<br />
dass der Mix aus erfahrenen Spielerinnen, Zugängen und Talenten aus der eigenen<br />
Jugend offenbar richtig gewesen ist.<br />
sind.“ Bisindas letzte Viertel konnte<br />
das Team diese Vorgabe auch sehr<br />
gut umsetzen, doch drei Touchdowns<br />
des Aufsteigers ließen den<br />
Vorsprung auf 26:24 schrumpfen<br />
und machten die ganze Sache noch<br />
einmal spannend.<br />
„Stuttgart wollte in dem Moment<br />
den Meistertitel haben und wir warenuns<br />
vielleicht ein wenig zu sicher.<br />
Unser Sieg war etwas in Bedrängnis<br />
geraten, aber für die Zuschauer war<br />
es spannend“, sagte Susanne Erdmann.<br />
Auf dem Feld hätte sie sich<br />
vielleicht ein bisschen weniger<br />
Spannung gewünscht, denn der<br />
knappe Spielstand hatte natürlich<br />
zur Folge, dass sie am Ende wieder<br />
mehr gefordert war. Nahezu jeder<br />
Angriff lief über den Runningback,<br />
ein zweiter und spielentscheidender<br />
Touchdown wurde allerdings kurz<br />
vor der Endzone gestoppt. Auch<br />
wenn sie keinen Punkt mehr auf die<br />
Anzeigetafel brachte, so nahm sie<br />
mit ihren Läufen die Zeit von der<br />
Spieluhr,die den Sieg sicherstellte.<br />
IhrTrainer weiß, was er an seiner<br />
erfahrenen Spielerin hat. „Suse Erdmann<br />
war heute wieder perfekt. In<br />
den Momenten, wo sie nicht zaubern<br />
musste, war die Offensivreihe<br />
da, hat den Ball bewegt. In den Momenten,<br />
wo sie zaubern musste, hat<br />
sie das getan“, sagte Lukasz Kroll,<br />
„diese andauernde Konstanz muss<br />
man loben. Man hat das Gefühl, je<br />
mehr Jahre bei ihr drauf kommen,<br />
desto größer wirdihreDominanz.“<br />
Beiallen Lobeshymnen für die eigene<br />
Leistung und einem weiteren<br />
Meistertitel bleibt Susanne Erdmann<br />
dennoch bescheiden. Natürlich sei<br />
mittlerweile schon etwas Routine<br />
dabei, wenn man erneut die Goldmedaille<br />
umgehängt und den Siegerpokal<br />
überreicht bekommt. Aber:<br />
„Jedes Jahr sind neue Leute dabei,<br />
die noch nie eine Meisterschaft gewonnen<br />
haben und man kann sich<br />
auch mit den anderen freuen.“<br />
In der Tatist der Umbruch vorder<br />
Saison sehr groß gewesen. Mehr als<br />
die Hälfte des Teams hat seine erste<br />
Saison im Trikot der Kobra Ladies<br />
absolviert. Neben völligen Neulingen<br />
auch Spielerinnen aus dem eigenen<br />
Nachwuchsprogramm. „Dass<br />
wir es mit so einem veränderten Kader<br />
geschafft haben, ist die eigentliche<br />
Leistung“, sagte Lukasz Kroll.<br />
Trotz der Frischzellenkur innerhalb<br />
des Teams sei das Motto für die Saison,<br />
eine Dominanz auf jeder einzelnen<br />
Position zu zeigen, hervorragend<br />
umgesetzt worden.<br />
Undauch der Spielstil hat sich geändert.<br />
„Wir haben in dieser Saison<br />
Wege gefunden, wie wir auch anders<br />
punkten können. Nicht nur über das<br />
Laufspiel“, sagt Susanne Erdmann.<br />
Damit soll sie in entlastet werden,<br />
nicht die komplette Verantwortung<br />
auf ihren Schultern liegen. Wenn es<br />
aber darauf ankommt, ihr Team sie<br />
braucht, kann sie noch immer ein<br />
Spiel dominieren und entscheiden.<br />
Eine Frage des Alters scheint das bei<br />
Susanne Erdmann nicht zu sein. Das<br />
hat das Finale gegen Stuttgart und<br />
der zwölfte Titelgewinn eindrucksvoll<br />
unter Beweis gestellt.<br />
Immer eine Lösung<br />
Tierisch fit: Der Tennisverein „NTC Känguruhs“ hat in Zehlendorf seine Nische gefunden, weil er Angebote für Familien und Breitensportler macht<br />
VonChristian Kattner<br />
Kurz überlegt Kerstin Brückner,<br />
ob sie ans Telefon geht. Denn eigentlich<br />
ist die Geschäftsstelle des<br />
„NTC Die Känguruhs“ zu diesem<br />
Zeitpunkt gar nicht mehr besetzt.<br />
Dass sie das Gespräch doch entgegennimmt,<br />
stellt sich als gute Entscheidung<br />
heraus.Amanderen Ende<br />
der Leitung ist jemand, der gerne auf<br />
der Anlage zwischen den beiden<br />
Gleisanlagen des S-Bahnhofs Nikolassee<br />
Tennis spielen möchte. Kerstin<br />
Brückner nennt die Konditionen<br />
und die Zeiten, zu denen ein Training<br />
sowie Reinschnuppernmöglich<br />
ist, aber auch, dass man zeitnah Mitglied<br />
werden müsse. Telefonate wie<br />
diese führtdie Geschäftsstellenleiterin<br />
öfter. „Nicht täglich, aber regelmäßig“,<br />
wie sie sagt.<br />
Im Moment hat der Anrufer das<br />
Glück, dass er nicht sofort Mitglied<br />
werden müsse,der Verein in Zehlendorf<br />
bereitet gerade den Umzug von<br />
den Sandplätzen in die Tennishalle<br />
auf dem 17 000 Quadratmeter großen<br />
Vereinsgelände vor. Hier wird<br />
seit 1933 Tennis gespielt. Im Zweiten<br />
Weltkrieg allerdings wurde die Anlage<br />
schwer beschädigt,<br />
unter den heutigen Plätzenfünf<br />
und sechs soll sich<br />
sogar noch ein kompletter<br />
Eisenbahnwagen befinden.<br />
Doch Vereinsgründer<br />
Emil Hoffmann konnte die<br />
Anlage bereits wenige Tage<br />
nach Kriegsende wieder<br />
öffnen, erst unter sowjetischer,<br />
dann US-amerikanischer<br />
Obhut. Auch Australier<br />
haben sich hier vergnügt. Daher<br />
der Vereinsname,denn sie sollen<br />
gesagt haben, dass die Mitglieder<br />
„wie die Kängurus herumspringen“.<br />
Heute spielen die Zehlendorfer<br />
zwar nicht leistungsorientiert, doch<br />
auf ordentlichem Niveau. DerVerein<br />
Stets hilfsbereit<br />
Kerstin Brückner<br />
hat seine Nische gefunden. „Wir sind<br />
im Moment als familiär geführter<br />
Tennisclub erfolgreich“, sagt Sportwart<br />
Christoph Rewicki, „für Familien<br />
sind wir attraktiv, weil wir eine<br />
schöne Anlage und Training für die<br />
Kinder bieten. Das ist unsereKernkompetenz.“<br />
Etwas mehr als 200 aktive<br />
Mitglieder sind zwischen<br />
sechs und 20 Jahre<br />
alt, knapp 300 Erwachsene.Vor<br />
allem die Art des<br />
BLZ/KATTNER<br />
Vereinseintritts habe sich<br />
in den vergangenen Jahren<br />
geändert, erzählt Kerstin<br />
Brückner: „Wir waren ein<br />
Verein, zu dem die Kinder<br />
gekommen sind, trainierthaben und<br />
wieder weg sind. Die Eltern sind nie<br />
Mitglied geworden.“ Nach der Einführung<br />
einer Familienmitgliedschaft<br />
hat sich das geändert. Zwar<br />
kommen meist noch immer die Kinder<br />
zuerst, „aber die Erwachsenen<br />
treten dann auch ein, weil sie feststellen,<br />
dass sie auch spielen möchten“,<br />
so die Geschäftsstellenleiterin.<br />
SportwartRewicki hat diesen Weg<br />
zurück genommen. Als Kind habe er<br />
schon beim NTCgespielt, Berufund<br />
Familie ließen ihn aufhören.<br />
Als die eigenen Kinder<br />
zum Schläger griffen,<br />
„dachte ich, ach da kann<br />
ich auch wieder“. Viel passiert<br />
über Mundpropaganda,<br />
die Umgestaltung<br />
der Internetseite hat Mitglieder<br />
angelockt. „Wenn<br />
man Tennis in Zehlendorf<br />
bei der Suche im Internet<br />
eingibt, findet man uns<br />
sehr gut“, sagt Rewicki. Anders als im<br />
Winter, wenn auch Nichtmitglieder<br />
in die Tennishalle dürfen, sind die<br />
neun Sandplätze Mitgliedern vorbehalten.<br />
„Würden wir das nicht machen,<br />
würden wir unsere Gemeinnützigkeit<br />
verlieren“, sagt Brückner.<br />
Rückkehrer:<br />
Christoph Rewicki<br />
Werallerdings ein Känguru werden<br />
möchte, muss beim NTC keine<br />
Kriterien erfüllen. „Manche Vereine<br />
nehmen nur Leute auf, die eine gewisse<br />
Leistungsklasse haben. Beiuns<br />
kann jeder spielen, der möchte“, sagt<br />
Brückner. Das ist es, was<br />
die Kängurus von anderen<br />
BLZ/KATTNER<br />
Vereinen unterscheidet.<br />
„Wir bemühen uns aber<br />
trotzdem, die Kinder in<br />
den Spielbetrieb zu bekommen,<br />
weil Tennis erst<br />
Tennis ist, wenn man sich<br />
in Wettbewerben misst<br />
und nicht nur auf dem<br />
Trainingsplatz steht“, sagt<br />
Rewicki.<br />
20 Mannschaften wurden aus den<br />
rund 500 aktiven Vereinsmitgliedern<br />
in dieser Freiluftsaison in verschiedenen<br />
Ligen in den Spielbetrieb geschickt.<br />
Und trotzdem muss bei<br />
solch einer Mitgliederzahl niemand<br />
warten, wenn er spielen möchte.<br />
„Dass wir neun Plätze haben, ist<br />
ganz wichtig bei so vielen Mitgliedern“,<br />
sagt Kerstin Brückner. Lediglich<br />
am Freitagvormittag kann man<br />
mal Probleme bekommen, einen<br />
Platz zu finden. Der frühe Feierabend<br />
vieler Mitglieder macht es<br />
möglich. In einer gut funktionierenden<br />
Familie gibt es aber auch da immer<br />
eine Lösung, und wenn sie nur<br />
eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wein<br />
im Vereinsheim heißt. Darüber hinaus<br />
„schauen wir,dass wir hier noch<br />
die eine oder andere Freizeitmöglichkeit<br />
für die Mitglieder schaffen<br />
können“, sagt Christoph Rewicki. So<br />
überzeugt man Mitglieder und die,<br />
die es werden wollen.<br />
Bisher in der Serieporträtiert:<br />
ZehlendorferWespen (29. 7.), WeddingerWiesel<br />
(22.7.), Berlin Flamingos(12. 8.), BC LionsMoabit21(19.<br />
8.), Berlin Kettle Bears(26. 8.), <strong>Berliner</strong>Wasserratten<br />
(2. 9.), PBCAdler (9. 9.), Möwe<br />
Britz (16.9.).
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 17 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Die Eisbären verlieren<br />
2:4 bei Red Bull München<br />
EISHOCKEY. DieEisbären haben<br />
auch ihr zweites Auswärtsspiel in der<br />
laufenden Saison der Deutschen Eishockey<br />
Liga (DEL) verloren. Am<br />
Sonntag unterlagen die Hauptstädter<br />
beim EHC RedBull München mit<br />
2:4 (0:1, 2:2, 0:1). DieTorevon LeonhardPföderl<br />
und Austin Ortega<br />
reichten den <strong>Berliner</strong>ntrotz einer<br />
starken Offensivleistung nicht zum<br />
Sieg, weil sie sich zu viele Strafzeiten<br />
leisteten, die der Vizemeister zu drei<br />
Überzahltoren nutzte.<br />
Füchse siegen<br />
in Lemgo<br />
HANDBALL. DieFüchse Berlin haben<br />
in der Bundesliga ihren dritten<br />
Sieg in Seriegefeiert. Am Sonntag gewannen<br />
die <strong>Berliner</strong> beim TBV<br />
Lemgo nach einem souveränen Auftritt<br />
mit 31:26 (16:9). Damit rückten<br />
sie in der Tabelle auf den sechsten<br />
Platz vor. Bester <strong>Berliner</strong> Werfer war<br />
Hans Lindbergmit acht Treffern.<br />
Glöckner wird Trainer<br />
beim Chemnitzer FC<br />
FUSSBALL. Patrick Glöckner,42, ist<br />
neuer Cheftrainer des krisengeschüttelten<br />
Drittligisten Chemnitzer<br />
FC. Er arbeitete bis Ende der letzten<br />
Saison bei Viktoria Köln. Glöckner ist<br />
ein Freund des früheren Nationalmannschaftskapitäns<br />
Michael Ballack,<br />
saß am Sonnabend mit Ballack<br />
beim 3:2 der Himmelblauen gegen<br />
Carl Zeiss Jena auf der Tribüne.<br />
Alba Berlin verliertletzten<br />
Test in Kroatien<br />
BASKETBALL. Alba Berlin hat sein<br />
letztes Testspiel in Kroatien verloren<br />
und damit den Turniersieg beim Zadar<br />
Tournament 2019 verpasst. Die<br />
<strong>Berliner</strong> unterlagen dem türkischen<br />
Spitzenklub Anadolu Efes Istanbul<br />
mit 74:92 (34:49). Zuvorhatten sie<br />
gegen Khimki Moskau (85:68) und<br />
KK Zadar (100:68) gewonnen. Am<br />
Sonnabend empfangen die <strong>Berliner</strong><br />
in der ersten Pokalrunde Würzburg.<br />
Am 2. Oktober starten sie gegen<br />
Vechta in die Bundesliga-Saison.<br />
Turbine schlägt sich bei<br />
Meister Wolfsburg wacker<br />
FUSSBALL. Turbine Potsdam hat in<br />
der Frauenfußball-Bundesliga die<br />
Siegesserie vonDoublesieger VfL<br />
Wolfsburgnicht gestoppt. Am vierten<br />
Spieltag verlor das Team von<br />
Matthias Rudolph sein Heimspiel<br />
gegen den Meister und Pokalsieger<br />
mit 0:3 (0:1).<br />
Márquez gelingt in<br />
Aragonien achter Saisonsieg<br />
MOTORRAD. Weltmeister Marc<br />
Márquez, 26, hat beim Großen Preis<br />
vonAragonien in Alcañiz seinen<br />
achten Saisonerfolg gefeiert. Der<br />
Spanier kam am Sonntag im MotoGP-Rennen<br />
zu einem Start-Ziel-<br />
Sieg. In der WM-Gesamtwertung hat<br />
Márqueznach 14 von19WM-Läufen<br />
300 Punkte und 98 Zähler Vorsprung<br />
auf Dovizioso.<br />
Voneinem Sieg zum nächsten: Der Spanier<br />
Marc Márquez.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Ein wunderbares Chaos<br />
Sebastian Vettel ärgert in Singapur mit seinem ersten Saisonsieg seinen Teamkollegen Charles Leclerc<br />
VonElmar Brümmer,Singapur<br />
Auf diesen Moment hatte Sebastian<br />
Vettel 392 Tage lang<br />
und einen Abend warten<br />
müssen: DerPilot aus Heppenheim<br />
feierte in einem von der<br />
Taktik bestimmten Großen Preis von<br />
Singapur mit drei Safety-Car-Phasen<br />
seinen ersten Saisonsieg im Ferrari.<br />
DieItaliener schafften sogar als erster<br />
Rennstall überhaupt einen Doppelerfolg<br />
an der Marina Bay, denn Charles<br />
Leclerc raste 2,6 Sekunden später<br />
über die Ziellinie.Kein Triumph ohne<br />
Tragik: DerMonegasse fühlte sich von<br />
den Strategen um seinen Sieg-Hattrick<br />
betrogen. Aber auch Mercedes-<br />
Pilot Lewis Hamilton wurde durch einen<br />
Strategiefehler bloßVierter hinter<br />
Max Verstappen. Es war eine Nacht<br />
der Dramen.<br />
Vettels Comeback trug dazu bei,<br />
dass Hamilton sein Polster an der<br />
WM-Spitzeausbauen konnte,erführt<br />
mit 296 Zählernvor seinem Teamkollegen<br />
Valtteri Bottas (231). Dann folgen<br />
Leclerc und Verstappen punktgleich<br />
(200) vorVettel (194). Nach seinem<br />
großen Comeback mit seinem<br />
53. Formel-1-Erfolg kostete der Hesse<br />
den Jubel voll aus: „Ich bin etwas verschwitzt,<br />
aber sehr glücklich. Es waren<br />
nicht meine leichtesten Wochen,<br />
aber ich habe so viel Rückhalt bekommen,<br />
die Leute haben mir ihre eigenen<br />
Geschichten erzählt, um mir Mut<br />
zu machen. All das habe ich in dieses<br />
Rennen gesteckt.“ Der Händedruck<br />
und das Schulterklopfen mit Kollege<br />
Leclerc fiel pflichtschuldig aus, der<br />
klagte unterschwellig über die Benachteiligung<br />
durch das eigene<br />
Team: „Es ist immer schwierig, ein<br />
Rennen auf diese Artzuverlieren.“ Irgendwie<br />
merkwürdig alles.<br />
Drei Pole-Positionen innerhalb<br />
von dreiWochen, das zeigt ungefähr<br />
das Tempo, mit dem Charles Leclerc<br />
gewillt ist, die Formel-1-Spitze anzugreifen.<br />
Dasjüngste Meisterstück des<br />
Ferrari-Lehrlings in der Qualifikation<br />
beim Nacht-Grand-Prix hatte nicht<br />
nur Mercedes, sondern die ganze<br />
Rennwelt geschockt: Der rote Rennwagen<br />
kann plötzlich wieder langsame<br />
Kurven. UndLeclerc legte eine<br />
Wunderrunde hin und schnappte<br />
Vettel die Pole-Position weg. Damit<br />
schien ihm der nächste Triumph und<br />
die Oberhand in der Scuderia sicher<br />
zu sein –tatsächlich aber legte es den<br />
Grundstein für einen richtigen Zwist.<br />
Erst im 15. WM-Lauf, vor allem aber<br />
für die Zukunft.<br />
Erster Champagner seit langer Zeit: Sebastian Vettel.<br />
Tageswertung: 1.Vettel-Ferrari 1:58:33,667<br />
Std.; 2. Leclerc-Ferrari +2,641 Sek.;3.Verstappen<br />
-Red Bull +3,821;4.Hamilton-Mercedes+4,608;<br />
5. Bottas -Mercedes +6,119;<br />
6. Albon-Toro Rosso +11,663…9.Hülkenberg<br />
-Renault +16,718<br />
Neuer Verdacht<br />
Russland soll Daten aus Dopinglabor gefälscht haben<br />
Ein neuer Verdacht gegen Russland<br />
kursiert: Um die Dimension<br />
des Doping-Skandals zu vertuschen,<br />
sollen Daten aus dem Moskauer Labor<br />
manipuliertworden sein. Sollten<br />
sich die Berichte internationaler Medien<br />
wie der britischen <strong>Zeitung</strong> „The<br />
Telegraph“ oder der US-Nachrichtenagentur<br />
AP erhärten, muss Russland<br />
mit harten Konsequenzen bis<br />
hin zum Ausschluss von den Olympischen<br />
Spielen 2020 in Tokio rechnen.<br />
Das Exekutivkomitee der Welt-<br />
Antidoping-Agentur (Wada) tagt am<br />
Montag in der Gastgeberstadt.<br />
Unmittelbare Folgen könnte es<br />
schon für die russischen Leichtathleten<br />
bei der WM in Doha/Katar haben,<br />
die am Freitag beginnt. Das<br />
Council des Weltverbandes berät am<br />
Montag über eine Aufhebung oder<br />
Verlängerung der Suspendierung<br />
des Landes. Zweifel, dass die Leichtathleten<br />
seines Landes schon bei der<br />
WM unter eigener Fahne antreten<br />
durften, hatte am vergangenen Freitag<br />
der Chef der russischen Antidoping-Agentur<br />
(Rusada), Juri Ganus,<br />
geäußert. Er habe dafür Informationen,<br />
die er „nicht offenlegen“ könne.<br />
Der Sprecher des Nationalen<br />
Olympischen Komitees Russlands,<br />
Konstantin Wybornow, sagte am<br />
Sonntag der Staatsagentur Tass,dass<br />
es keinen Kommentar zu den Medienberichten<br />
gebe. Bestätigt sich der<br />
Fälschungsverdacht dürfte die Wada<br />
die Rusada wieder suspendieren und<br />
wegen der im September 2018 umstrittenen<br />
Aufhebung der Sperre erneut<br />
in die Kritik geraten. Die Rusada<br />
war drei Jahrenach Aufdeckung<br />
des Staatsdopings begnadigt worden,<br />
obwohl Russland nicht alle Bedingungen<br />
der Wada erfüllt hatte.<br />
Dazu gehörte die Forderung, der<br />
Weltagentur die Doping-Testdaten<br />
und -Proben der Jahre 2012 bis 2015<br />
zu übergeben. Russland händigte<br />
die rund 20 Millionen Datensätze<br />
und etwa 2600 Proben erst nach fast<br />
schikanösen Verzögerungen aus.<br />
Bei der Auswertung dieser Informationsmengen<br />
ermittelte die Wada<br />
Beweise gegen 300 russische Athleten.<br />
Dass die Moskauer Daten wohl<br />
manipuliert worden sind, um ein<br />
größeres Ausmaß der Vergehen und<br />
der Zahl der Doper zu verschleiern,<br />
könnte dieWada anhand vonKopien<br />
der Labordaten erkannt haben. Sie<br />
wurden der Wada von einem Whistleblower<br />
vor dem Zugang zum Moskauer<br />
Labor zugespielt. (dpa)<br />
GRAND PRIX VON SINGAPUR<br />
GETTY IMAGES/CLIVE MASON<br />
Gesamtwertung: 1. Hamilton 296 Pkt.; 2.<br />
Bottas 231; 3. Leclerc 200; 4. Verstappen<br />
200; 5. Vettel 194; 6. Gasly (Frankreich) -<br />
Red Bull 69; 7. Carlos Sainz Jr.(Spanien) -<br />
McLaren 58; 8. Albon 42 …11. Hülkenberg<br />
33<br />
Beim Start indas entscheidende<br />
Drittel der Saison ging es zunächst<br />
noch souverän so weiter. Der Monegasse<br />
reagierte am schnellsten auf die<br />
rapide erlöschende Startampel, Hamilton<br />
rollte mit der bei ihm schon<br />
gewohnten Verzögerung an und geriet<br />
sofortunter Druck des nach vorn<br />
schnellenden Vettel. Vier,fünf Kurven<br />
lang ging das Gerangel. Dann verfestigten<br />
sich dieVerhältnisse,der Silberpfeil<br />
steckte im roten Sandwich.<br />
Hamilton meldete nach einem<br />
Viertel der Distanz, dass seine Gummis<br />
schlechter werden, auch Vettel<br />
verlor.Sollte er wieder wie in Spaden<br />
Puffer für den neuen Helden in Maranello<br />
spielen? Leclerchatte sich nämlich<br />
vonder Boxdie Erlaubnis geholt,<br />
schneller fahren zu dürfen. In der 20.<br />
Runde wurde Vettel reingeholt, aber<br />
die Italiener verbummelten den<br />
Stopp.Auf dem Fußfolgte die nächste<br />
Überraschung: Einen Umlauf später<br />
wurde auch Spitzenreiter Leclerc<br />
reingeholt –und kam knapp hinter<br />
Vettel wieder auf die Piste. Leclerc<br />
machte seinem Unmut über Boxenfunk<br />
Luft, als ihn sein Ingenieur aufforderte,soviel<br />
Druck zu machen wie<br />
möglich: „Was zum Teufel!?“ Für<br />
Teamchef Mattia Binotto wurde der<br />
Drehsessel am Kommandostand<br />
zum heißen Stuhl –errang mit sich,<br />
einen Platztausch anzuordnen. Den<br />
Roten half, dass Mercedes das eigene<br />
Taktikspielchen so richtig verbockte<br />
und Hamilton durch einen Rechenfehler<br />
beim Boxenstopp zwischenzeitlich<br />
zwei Plätzeverlor.<br />
In die Mauer gedrängt<br />
Es war ein wunderbares Chaos, das<br />
da mitten aus der Nacht angerichtet<br />
wurde. Als der Franzose Romain<br />
Grosjean den Briten George Russell in<br />
die Mauern drängte, musste das Safety-Car<br />
ausrücken, wie jedes Jahr im<br />
Stadtstaat. Vettels Vorsprung von 4,3<br />
Sekunden auf Leclerc und der von<br />
fast 20 Sekunden auf Hamilton war<br />
dahin. Beim Neustart in der 41.<br />
Runde gab Vettel das Tempo vor, alle<br />
waren jetzt für die letzten 20 Runden<br />
näher beieinander, aber auf dem<br />
überholunfreundlichen Straßenkurs<br />
blieb es bei den Positionen.<br />
Leclerc forderte zwar noch mal<br />
Zusatzpower, um Vettel anzugreifen<br />
und bekam den Hinweis zurück:<br />
„Bring das Auto heil nach Hause!“<br />
Das stachelte den 21-Jährigen noch<br />
mehr an: „Ich werdenichts Dummes<br />
tun. Aber das ist alles nicht fair, was<br />
ihr hier macht!“<br />
Neue Motivation<br />
Die Volleyballer wollen bei der EM den Polen die Stirn bieten<br />
Brüssel, Antwerpen, Apeldoorn,<br />
Ljubljana, Paris–was für Touristen<br />
ein ansehnlicher Städtetrip ist,<br />
wäre für die deutschen Volleyballer<br />
die Reiseroute bis ins Finale der Europameisterschaft.<br />
„Das ist völliger<br />
Quatsch. Es ist völlig belastend für<br />
einen Sportler, andauernd die Tasche<br />
zu packen, andauernd zu reisen.<br />
Ich glaube, die, die das organisiert<br />
haben, haben darüber nicht<br />
nachgedacht oder fühlen einfach<br />
mit den Spielern nicht mit“,<br />
schimpfte Deutschlands Ausnahmespieler<br />
Georg Grozer über die auf<br />
erstmals 24 Mannschaften in gleich<br />
vier Ländernaufgeblähte Endrunde.<br />
Mit Charakterstärke und Aggressivität<br />
hatte sich sein Team am Sonnabend<br />
mit einem 3:1 gegen die Niederlande<br />
ins Viertelfinale geackert<br />
und seine Medaillenchancen am Leben<br />
gehalten. Im Duell am Montag<br />
(20 Uhr/Sport1+) gegen den Topfavoriten<br />
Polen um den ehemaligen<br />
Bundestrainer Vital Heynen hält<br />
Grozer sogar die Sensation nicht für<br />
ausgeschlossen.<br />
„Ich hoffe, wir halten das Niveau<br />
und dann können wir den Polen die<br />
Stirn bieten. Ich sage immer: Ineinem<br />
Turnier ist nichts unmöglich, es<br />
ist immer noch Volleyball, es ist alles<br />
machbar“, erklärte er.„Keine Angst“<br />
dürfe seine Mannschaft vor Polen<br />
haben, meinte Nationaltrainer Andrea<br />
Giani.<br />
EinTag zum Durchschnaufen<br />
Das Aufeinandertreffen mit Heynen<br />
könnte die Deutschen durchaus beflügeln.<br />
„Vielleicht sind das diese Sachen,<br />
die uns auch diesen gewissen<br />
Kick geben, diesen Extraanreiz zu<br />
wissen, dass wir mehrereschöne Sachen<br />
erreichen können: Unseren Ex-<br />
Trainer besiegen und ich kann in Polen<br />
mit einem Lächeln durchs Land<br />
laufen“, meinte der im Weltmeisterland<br />
angestellte Kapitän Lukas<br />
Kampa vergnügt. Klar sei aber auch,<br />
dass Heynens Nationalteam der Favoritsei.<br />
Kampa zeigte sich nach demViertelfinal-Einzug<br />
erleichtert. „Jetzt<br />
können wir vielleicht ein bisschen<br />
Last von unseren Schultern abwerfen<br />
und befreit mit der gleichen Aggressivität<br />
aufspielen“, meinte er.<br />
„Diese Nationalmannschaft kann<br />
nur überleben und gut spielen, wenn<br />
sie als Mannschaft funktioniert“, befand<br />
Grozer und freute sich auf einen<br />
Tagzum Durchschnaufen. (dpa)<br />
ZAHLEN<br />
Eishockey<br />
DEL, 4. Spieltag<br />
Bremerhaven−Mannheim 4:5 n. P.<br />
Krefeld−Iserlohn 3:1<br />
Wolfsburg −Ingolstadt 2:0<br />
Nürnberg −Köln 4:0<br />
München−Eisbären 4:2<br />
Schwenningen −Augsburg 3:4 n. P.<br />
Straubing −DEG 2:3<br />
1 München 4 16: 7 12<br />
2 Wolfsburg 4 12: 9 9<br />
3 Bremerhaven 4 14: 10 8<br />
4 Krefeld 4 14: 13 8<br />
5 Nürnberg 4 12: 9 6<br />
6 Straubing 4 14: 12 6<br />
7 Mannheim 4 12: 14 6<br />
8 Augsburg 4 12: 12 6<br />
9 DEG 4 9: 9 5<br />
10 Eisbären 4 9: 12 5<br />
10 Köln 4 6: 11 4<br />
12 Schwenningen 4 14: 20 4<br />
13 Ingolstadt 4 15: 16 3<br />
14 Iserlohn 4 7: 12 2<br />
Fussball<br />
Zweite Liga, 7. Spieltag<br />
Heidenheim −Darmstadt 98 1:0<br />
Kiel −Hannover96 1:2<br />
VfB Stuttgart−Greuther Fürth 2:0<br />
Nürnberg −Karlsruher SC 1:1<br />
Sandhausen −VfL Bochum 1:1<br />
SV Wehen−Arm.Bielefeld 2:5<br />
Hamburger SV −ErzgebirgeAue 4:0<br />
Dynamo Dresden −Regensburg 2:1<br />
VfL Osnabrück−FCSt. Pauli 1:1<br />
1VfB Stuttgart 7 13: 7 17<br />
2Hamburger SV 7 17: 5 16<br />
3 Arminia Bielefeld 7 19: 10 15<br />
4 Heidenheim 7 12: 9 11<br />
5Sandhausen 7 8: 6 11<br />
6 Greuther Fürth 7 9: 9 11<br />
7 ErzgebirgeAue 7 8: 10 11<br />
8VfL Osnabrück 7 10: 6 10<br />
9Karlsruher SC 7 11: 13 10<br />
10 FC St. Pauli 7 11: 11 9<br />
11 Dynamo Dresden 7 11: 12 9<br />
12 Nürnberg 7 10: 13 9<br />
13 Hannover96 7 8: 10 8<br />
14 Regensburg 7 13: 11 7<br />
15 Darmstadt 98 7 6: 10 6<br />
16 Kiel 7 6: 12 5<br />
17 VfL Bochum 7 11: 15 4<br />
18 SV Wehen 7 9: 23 1<br />
Dritte Liga, 9. Spieltag<br />
Würzb.Kickers −SVMeppen 3:2<br />
Chemnitzer FC−FCCZJena 3:2<br />
Kaiserslautern−Magdeburg 1:1<br />
Duisburg −München 2:1<br />
Unterhaching −Großaspach 2:0<br />
Hallescher FC−Pr. Münster 2:2<br />
Viktoria Köln−Braunschweig 0:0<br />
Hansa Rostock −FSV Zwickau 1:1<br />
B. München II−Ingolstadt 2:1<br />
1Unterhaching 9 17: 12 20<br />
2 Hallescher FC 9 19: 8 19<br />
3 Braunschweig 9 19: 11 19<br />
4 Viktoria Köln 9 20: 13 17<br />
5 Duisburg 8 20: 11 16<br />
6 Ingolstadt 9 16: 13 14<br />
7 SV Waldhof Mannheim 8 14: 9 13<br />
8Magdeburg 9 14: 10 12<br />
9 Hansa Rostock 9 11: 11 12<br />
10 Würzburger Kickers 9 17: 24 12<br />
11 SV Meppen 8 16: 11 11<br />
12 FSV Zwickau 9 12: 14 11<br />
13 Bayern München II 9 15: 19 11<br />
14 München 9 11: 15 11<br />
15 Kaiserslautern 9 14: 19 10<br />
16 Preußen Münster 9 13: 15 9<br />
17 KFC Uerdingen 8 10: 13 9<br />
18 Großaspach 9 10: 20 8<br />
19 Chemnitzer FC 9 12: 18 6<br />
20 FC CZ Jena 9 6: 20 1<br />
RegionalligaNordost, 9. Spieltag<br />
<strong>Berliner</strong> AK -Cottbus 2:2<br />
Nordhausen -RWErfurt 1:0<br />
Babelsberg -Altglienicke 0:4<br />
Bischofswerda -Lichtenberg 47 2:0<br />
Chemie Leipzig -Hertha II 1:3<br />
Viktoria -Rathenow 0:0<br />
Dynamo -Lok Leipzig 0:0<br />
Meuselwitz -Auerbach 5:1<br />
Fürstenwalde -Halberstadt 3:0<br />
1. Hertha II 928:10 21<br />
2. Nordhausen 921:10 20<br />
3. Altglienicke 9 23:12 19<br />
4. Lok Leipzig 915: 819<br />
5. Fürstenwalde 915: 914<br />
6. Cottbus 922:21 14<br />
7. Viktoria 9 9: 6 12<br />
8. <strong>Berliner</strong> AK 915:14 12<br />
9. Dynamo 910:12 12<br />
10. Meuselwitz 915:15 11<br />
11. Lichtenberg 47 9 8: 9 11<br />
12. Halberstadt 915:17 10<br />
13. RW Erfurt 9 11:15 9<br />
14. Chemie Leipzig 910:14 8<br />
15. Auerbach 915:22 8<br />
16. Babelsberg 9 8:15 6<br />
17. Rathenow 9 6:21 6<br />
18. Bischofswerda 9 9:25 5<br />
Der Regionalliga-Meister Nordost spielt im Play-off<br />
gegenden Regionalliga-Meister West um den<br />
Aufstieg in die Dritte Liga. Die drei anderen Regionalliga-Meister<br />
steigen direkt auf.
18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Eroberung der Perlenschnur<br />
Bei der Rugby-WM demonstriert Neuseeland beim 23:13 gegen Südafrika eine neue Variabilität. Gut möglich, dass sich die Teams im Finale wieder treffen<br />
VonSissi Stein-Abel<br />
Aus Beauden Barretts Nase<br />
strömte das Blut wie ein<br />
Wasserfall. Am Tagdanach<br />
hatte er zwei Veilchen. So<br />
sehen Sieger aus, wenn bei einem<br />
Sturz ein gegnerischer Stollenschuh<br />
mit voller Wucht im Gesicht landet.<br />
Es ist nur eine der äußerlichen Verunstaltungen,<br />
die Rugbyspieler in ihrem<br />
Berufsalltag erleiden. Ja, Rugby<br />
ist brutal, und der Vorrunden-Thriller<br />
zwischen Neuseelands All Blacks<br />
und Südafrikas Springboks bei der<br />
Weltmeisterschaft in Japan war vor<br />
70 000 Zuschauern solch „ein titanischer<br />
Kampf“, wie es Neuseelands<br />
Trainer Steve Hansen nach dem<br />
23:13 (17:3)-Erfolg des Titelverteidigers<br />
nannte.<br />
Es war das vorweggenommene<br />
Finale, das am 2. November im selben<br />
Stadion inYokohama um fast die<br />
gleiche Zeit in dieser Konstellation<br />
stattfinden kann, da auch der Gruppen-Zweite<br />
ins Viertelfinale einzieht<br />
und seinen Weg ins Endspiel machen<br />
kann. Die Südafrikaner wissen<br />
zwar, dass es noch nie einen Weltmeister<br />
gegeben hat, der ein Gruppenspiel<br />
verlor, und sie wissen, dass<br />
die zwei Jahre lang öfter denn je gestrauchelten<br />
All Blacks einen enormen<br />
psychologischen Schub in die<br />
K.-o.-Phase (ab 19. Oktober) mitnehmen.<br />
Aber die Springboks haben bewiesen,<br />
warum sie als Mitfavorit gehandelt<br />
worden sind. Die Frage ist<br />
nur, was sie sich jetzt einfallen lassen,<br />
um den Rivalen im erträumten<br />
zweiten Aufeinandertreffen taktisch<br />
auszuhebeln, denn die All Blacks haben<br />
die als Geniestreich gepriesene<br />
Antwort auf das Defensivsystem gefunden,<br />
mit dem Südafrika, Irland,<br />
England und die britisch/irischen<br />
Schnelle Rochaden: All-Blacks-Spielmacher Beauden Barrett hat sich das Ei geschnappt.<br />
„Da waren wir zu hektisch und überdreht.<br />
Es war halt das erste Spiel,<br />
und alle waren<br />
ein bisschen aufgeregt.“<br />
Scott Barrett, der Zweite-Reihe-Stürmer der All Blacks,<br />
hat trotz des Sieges gegen Südafrika ein paar Dinge<br />
beim Auftritt seines Teams zu bemängeln.<br />
GETTY IMAGES/HANNAH PETERS<br />
Lions sie in Bedrängnis gebracht<br />
oder gar ausgehebelt haben.<br />
„Rush Defence“ oder „Blitz Defence“<br />
heißt diese taktische Variante<br />
gegen die angriffslustigen, kombinationsfreudigen<br />
Neuseeländer, um<br />
deren Spielaufbau zu ersticken.<br />
Diese „stürmende Abwehr“ ist ein<br />
Pressing-System, bei dem die komplette<br />
Verteidigungslinie überfallartig<br />
nach vorne rückt, oft weit bis in<br />
die gegnerische Hälfte, um einen<br />
Ballgewinn für die eigene Mannschaft<br />
zu provozieren, da der ballführende<br />
Spieler weder Zeit noch<br />
Raum hat, das Lederei nach vornezu<br />
spielen. Doch es birgt auch das Risiko,<br />
dass sich Lücken auftun, durch<br />
die das angreifende Team stoßen<br />
kann, sobald ein Akteur nervös wird<br />
und aus der Reihe tanzt, um den Ball<br />
zu erobern, so wie es Pieter-Steph du<br />
Toit in der 24. Minute tat. Das nutzten<br />
die All Blacks zum ersten Try<br />
(Ballablage hinter der Torlinie), und<br />
vondaanlief es.DreiMinuten später<br />
folgte der zweite Try, dann ein Penalty,<br />
und der dreifache Weltmeister<br />
führte zur Pause 17:3.Verrückt, wenn<br />
man bedenkt, dass die Neuseeländer<br />
in den ersten 20 Minuten in der eigenen<br />
Hälfte wie festgenagelt waren.<br />
„Dawaren wir zu hektisch und überdreht“,<br />
sagte Zweite-Reihe-Stürmer<br />
Scott Barrett.<br />
DieAll Blacks haben das Personal,<br />
um eine „Rush Defence“ zu überwinden,<br />
Akteurewie Spielmacher Richie<br />
Mo’unga, der für seine lässigen<br />
Crosskicks bekannt ist. Aber sie müssen<br />
auch wochenlang verinnerlicht<br />
haben, den Ball viel öfter als üblich<br />
mit dem Fuß über die wie an einer<br />
Perlenschnur quer über den Platz<br />
aufgereihten Südafrikaner zu heben<br />
und nicht von Hand zu Hand laufen<br />
zu lassen. Wenn ein Spieler losrast<br />
und keinen Ball in der Hand hat, darf<br />
er nämlich nicht mal im Rugby niedergestreckt<br />
werden. Das macht die<br />
All Blacks mit ihren schnellen neuen<br />
Flügeln George Bridge und Sevu<br />
Reece,die zusammen erst zehn Länderspiele<br />
haben, brandgefährlich.<br />
Das ständige Rochieren Mo’ungas<br />
mit dem zweiten Spielmacher,<br />
Veilchen-Mann Beauden Barrett,<br />
war fast zu viel des Guten, da „BB“ –<br />
nominell Fullback (Nummer 15) –<br />
überall herumturnte, aber es macht<br />
die All Blacks unberechenbarer.<br />
Südafrikas Kapitän Siya Kolisi erkannte<br />
an: „Das Kick-Spiel der All<br />
Blacks war sehr gut.“ Nureben nicht<br />
so gut für die Springboks, die mit einem<br />
Try und einem grandiosen<br />
Dropkick von Spielmacher Handré<br />
Pollard auf 13:17 herankamen, ehe<br />
die All Blacks mit zwei Penalties zum<br />
23:13 alles klarmachten. „Die kommen<br />
immer zurück, so wie wir“,<br />
sagte Trainer Hansen, „die sterben<br />
nicht, sondernkämpfen weiter.“<br />
Reisen ins Schwedische Lappland<br />
LESERREISEN<br />
INFORMATIONEN UNTER<br />
0221–16801420<br />
KENNWORT:<br />
BERLINER ZEITUNG<br />
Silvester am Polarkreis<br />
7Tage Europas letzte Wildnis erleben<br />
Luleå –Nordische Polarlichter<br />
4-tägige Reise ans Eismeer<br />
Snow&Fun in Lappland<br />
4-tägiger Fahrspaß auf Eis<br />
©AdobeStock ©Graeme Richardson ©Zonista<br />
Eine einmalige Silvesterreise<br />
entführt Sie direkt an den<br />
Polarkreis in Schwedisch<br />
Lappland. Tauchen Sie ein<br />
in eine einzigartige Welt der<br />
Polarlichter und in die Heimat<br />
der samischen Urbevölkerung<br />
hoch oben auf dem<br />
Dach Europas. Entdecken Sie<br />
wundervolle Eiskristallwelten<br />
und weiße Winterwelten, wie<br />
man sie kaum noch kennt.<br />
27.12. –02.01.2020<br />
ab €1.349,-<br />
Preis p. P. im DZ<br />
Im Preis enthaltene Leistungen:<br />
·Rail&Fly-Ticket nach Hannover<br />
·Nonstop-Flug ab/bis Hannover nach<br />
Arvidsjaur<br />
·Flughafentransfers, 6xÜN/F im Hotel<br />
Jokkmokk<br />
·Kostenfreie Saunanutzung<br />
·Orientierungs-Spaziergang am Ankunftstag<br />
·Silvester-Menü mit Fackelwanderung<br />
·Besuch des Polarkreises mit Polarkreis-<br />
Zertifikat<br />
·Deutschsprachige Reiseleitung<br />
Zusätzliche Kosten p. P.:<br />
·EZ-Zuschlag: €200,-<br />
·HP-Zuschlag: €230,-<br />
·Ausflug „Auf der Suche nach<br />
den Polarlichtern“: €49,- €<br />
·Ausflug Rentierfarm: €59€<br />
·weitere Ausflüge lt. Programm<br />
auf Anfrage<br />
Luleå – ein wahrer Wintertraum<br />
am Eismeer. In den<br />
letzten Jahren hat sich die<br />
Stadt am Bottnischen Meer<br />
zu einer eindrucksvollen lebendigen<br />
Metropole entwickelt.<br />
Hoch im Norden, im<br />
polaren Gebiet von Schwedisch<br />
Lappland, lädt diese<br />
Stadt ihre Besucher im Winter<br />
zu einem Wochenendbesuch<br />
der besonderen Art ein.<br />
17.01. –20.01.2020*<br />
€849,-<br />
Preis p. P. im DZ<br />
Im Preis enthaltene Leistungen:<br />
·Flug mit Eurowings ab/bis Berlin via Köln<br />
nach Arvidsjaur<br />
·Flughafentransfers<br />
·3x ÜN im Comfort Hotel Arctic, Luleå<br />
·3xskandinavisches Frühstücksbuffet<br />
·Deutschsprachige Betreuung vor Ort<br />
·Ausführliche Reiseunterlagen<br />
·24h-Notruf-Service<br />
Zusätzliche Kosten p. P.:<br />
·EZ-Zuschlag: €100,-<br />
·Ausflug Iglootel in Piteå: €99,- €<br />
·Motorschlitten-Safari, ca. 2Std.: €149,- €<br />
·Ausflug Elchfarm: €60,-<br />
·Ausflug zum Eisbrecher „Arctic Explorer“,<br />
ca. 4Std.: €259,-<br />
·weitere Ausflüge lt. Programm<br />
auf Anfrage<br />
*weitere Termine Januar-März online<br />
Wer einen richtigen Winterfahr-Spass<br />
erleben möchte,<br />
der ist bei dieser Wochenendreise<br />
genau richtig. Im<br />
Allgemeinen sind die Wintermonate<br />
in Deutschland<br />
für Autofahrer eher weniger<br />
spannend. Bei dieser Reise<br />
wird Ihnen im wahrsten<br />
Sinne des Wortes „Speed on<br />
Ice“ geboten. Ihre Fahrkünste<br />
können Sie im Eis-Cart<br />
starten.<br />
17.01. –20.01.2020*<br />
€849,-<br />
Preis p. P. im DZ<br />
Im Preis enthaltene Leistungen:<br />
·Flug mit Eurowings ab/bis Berlin via Köln<br />
nach Arvidsjaur<br />
·Flughafentransfers<br />
·3xÜNimHotel Lappland in Lycksele<br />
·3xFrühstücksbuffet<br />
·Sauna, Dampfbad, Pool und Hot Tub<br />
·Deutschsprachige Betreuung vor Ort<br />
·Ausführliche Reiseunterlagen<br />
·24h-Notruf-Service<br />
Zusätzliche Kosten p. P.:<br />
·EZ-Zuschlag: €100,-<br />
·HP-Zuschlag: €99,-<br />
·Eis-Carting, ca. 2Std.: €49,- €,<br />
·Motorschlitten-Safari,<br />
ca. 2Std. ab: €99,- €<br />
·Hundeschlitten-Safari, ca. 3Std.: €169,- €<br />
*weitere Termine Januar-März online<br />
Mehr Informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen |leserreisen@berliner-zeitung.de<br />
Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vom Reiseveranstalter.<br />
Reiseveranstalter (i. S. d. G.): andersweg.reisen –eine Marke der Zonista GmbH, Goethestraße 36, 50858 Köln, 0221-1680 1420<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
LESERREISEN
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 19 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
1. FC Köln<br />
BUNDESLIGA<br />
SC Freiburg<br />
Schiedsrichter Ittrich<br />
ist ein Mann fürs Mittelfeld<br />
Der FC Bayern hat in den<br />
vergangenen Jahren<br />
wirklich allerlei Anstrengungen<br />
unternommen, um unabhängiger<br />
zu werden, vom<br />
sogenannten Bayern-Dusel<br />
beziehungsweise vom sogenannten<br />
Bayern-Schiedsrichter,<br />
wobei diese beiden<br />
Erfolgsfaktoren natürlich<br />
auch gern<br />
mal in einer für<br />
den Gegner unheilvollen<br />
Wechselwirkung<br />
in Erscheinung<br />
traten/treten.<br />
Ja, wie<br />
wild haben die<br />
Münchner in den<br />
vergangenen Jahren<br />
um sich verpflichtet,<br />
ja, sogar ihr sagenumwobenes<br />
Festgeldkonto<br />
geplündert, um jedweden<br />
Verdacht aus dem Feld zu<br />
schlagen. Aber einem wie Armin<br />
Vehkann man es wohl<br />
einfach nicht recht machen.<br />
Vorfünf Jahren klagte Veh<br />
als Trainer von Eintracht<br />
Frankfurt über die übermächtigen<br />
Pep-Guardiola-<br />
Bayern, kam für seinen damaligen<br />
Klub zu dem zweifelhaften<br />
Schluss, dass man<br />
Ittrich (l.) ärgert<br />
Hector. AFP/STACHE<br />
den Spieltermin in München<br />
doch wohl am Besten zur<br />
Schonung der Stammkräfte<br />
nutzen könnte. Eine B-Elf<br />
zum Abwatschen vorbeischicken<br />
– und gut ist. Inzwischen<br />
sieht er die Sache wohl<br />
wieder ein bisschen anders.<br />
Als Sportvorstand des 1. FC<br />
Köln hatte Veh<br />
nämlich nichts dagegen,<br />
dass sein<br />
Trainer Achim<br />
Beierlorzer am<br />
Sonnabend die<br />
vermeintlich beste<br />
Elf inder Münchner<br />
Arena aufs Feld<br />
schickte, doch meckerte<br />
der 58-Jährige<br />
dieses Mal gegen<br />
Schiedsrichter Patrick<br />
Ittrich. „Der hätte auch das<br />
rote Trikot der Bayern anziehen<br />
können“, sagte Vehnach<br />
dem 0:4 seiner Mannschaft.<br />
Worauf er damit anspielte,<br />
war klar,ist aber auch im Kern<br />
gar keine so schlechte Idee,<br />
um die Bayern zu schwächen.<br />
So einem Mittelfeldspieler<br />
wie Patrick Ittrich unterläuft<br />
nämlich im Aufbauspiel bestimmt<br />
schon mal ein grober<br />
Schnitzer. (lot.)<br />
Verein Sp S U N Tore Punkte<br />
1 RB Leipzig 5 4 1 0 13: 3 13<br />
2 München 5 3 2 0 16: 4 11<br />
3 Borussia Dortmund 5 3 1 1 15: 7 10<br />
4 SC Freiburg 5 3 1 1 11: 4 10<br />
5 FC Schalke04 5 3 1 1 10: 5 10<br />
6 Mönchengladbach 5 3 1 1 7: 5 10<br />
7 Leverkusen 5 3 1 1 8: 7 10<br />
8 VfL Wolfsburg 4 2 2 0 7: 3 8<br />
9 Eintr.Frankfurt 5 2 1 2 7: 7 7<br />
10 SV Werder Bremen 5 2 0 3 8: 12 6<br />
11 FC Augsburg 5 1 2 2 7: 11 5<br />
12 Düsseldorf 5 1 1 3 7: 9 4<br />
13 Hoffenheim 4 1 1 2 3: 6 4<br />
14 Union Berlin 5 1 1 3 5: 10 4<br />
15 Hertha BSC 5 1 1 3 5: 11 4<br />
16 1. FC Köln 5 1 0 4 4: 11 3<br />
17 Mainz 05 5 1 0 4 5: 15 3<br />
18 SC Paderborn 5 0 1 4 6: 14 1<br />
6. Spieltag,27. bis 29.9.:<br />
1. FC Union -Frankfurt Fr.,20.30<br />
Leipzig -FCSchalke Sa., 15.30<br />
Hoffenheim -M’gladbach Sa., 15.30<br />
Mainz -Wolfsburg Sa., 15.30<br />
Augsburg -Leverkusen Sa., 15.30<br />
Paderborn-BayernMünchen Sa., 15.30<br />
Dortmund -Bremen Sa., 18.30<br />
Düsseldorf -Freiburg So., 15.30<br />
Köln -Hertha BSC So., 18.00<br />
Torjäger<br />
9Tore: Lewandowski (Bayern München)<br />
5Tore: Alcácer (Dortmund), Werner<br />
(Leipzig)<br />
3Tore: Andersson (1. FC Union), Harit<br />
(FC Schalke), Niederlechner (Augsburg),<br />
Osako(Bremen), Paciencia (Frankfurt)<br />
Reus und Sancho (Dortmund), Vargas<br />
(Augsburg), Weghorst (Wolfsburg)<br />
Die Auszeichnung „Trainer<br />
des Spieltags“ geht<br />
auch in dieser Woche an<br />
Christian Streich. Und das<br />
nicht wegen der erneut ansprechenden<br />
Leistung seiner<br />
Mannschaft beim letztlich<br />
für ihn aber doch unbefriedigenden<br />
1:1 gegen den FC<br />
Augsburg, sondern wegen<br />
der großartigen Laudatio,die<br />
der Trainer des SC Freiburg<br />
im Rahmen der Pressekonferenz<br />
auf Nachfrage eines<br />
Journalisten spontan auf<br />
Fritz Keller hielt.<br />
„Ich hoffe, dass er keine<br />
Angst hat vor dieser Riesen-<br />
Aufgabe. Wenn ich mir vorstellen<br />
würde: DFB-Präsident,<br />
sieben Millionen Mitglieder.<br />
Ich würde sofort in<br />
den Keller runterrennen.<br />
Aber der Fritz ist nicht so“,<br />
sagte Streich, um sogleich zu<br />
betonen, dass er Keller allemal<br />
den Jobals oberster Fußballfunktionär<br />
im Lande zutraue.<br />
Auch weil Keller, der<br />
beim SC das Amt des Präsidenten<br />
niederlegen wird, lieber<br />
vier Termine als einen<br />
Der<br />
Anti-Blabla<br />
Das Freiburger Unikat: Christian<br />
Streich. IMAGO IMAGES/KASPAR-BARTKE<br />
Termin am Tag habe, während<br />
es bei ihm genau umgekehrtsei.<br />
Auch hinsichtlich der<br />
sachlichen Qualifikation gebe<br />
es keine Zweifel. „Der Fritz<br />
isch auf Welt komma und war<br />
mit dem Fußball konfrontiert,<br />
wenn sie die Geschichte<br />
von ihm kennen“, setzte er<br />
an, „aber die Augsburger<br />
müssen ja heim ...“ Streich ist<br />
der Anti-Blabla und schon<br />
deswegen im Kreis der Fußballlehrer<br />
ein Unikat. (lot.)<br />
RB Leipzig<br />
Einmal kicken,<br />
sechsmal umsteigen<br />
An der Deutschen Bahn<br />
soll es nicht scheitern.<br />
Vom<strong>Berliner</strong> Hauptbahnhof<br />
etwa macht sich heute der<br />
ICE 877 um 18.04 Uhr auf<br />
den Wegund ist um 19:07 in<br />
Wolfsburg. Wenn der Zug<br />
nicht durchfährt.<br />
VonHoffenheim aus dauert<br />
es5:44 Stunden mit dreimal<br />
umsteigen, doch nicht<br />
allein deswegen ist Trainer<br />
Alfred Schreuder von der<br />
TSG 1899 sauer über die Ansetzung<br />
am Montagabend<br />
um 20.30 Uhr. „Man spielt<br />
Fußball auch für die Fans,insofernist<br />
das schade“, sagt er<br />
VfL Wolfsburg<br />
vor der Partie gegen den VfL<br />
Wolfsburg, der am vorigen<br />
Donnerstag 400 Ukrainer per<br />
Handschlag zur Partie in der<br />
Europa League gegen Olexandrija<br />
begrüßen konnte.<br />
Begrüßt hat VfL-Trainer<br />
Oliver Glasner den Termin<br />
trotzdem: „Das ist sogar gut<br />
für uns, weil wir einen Tag<br />
mehr für die Regeneration<br />
hatten.“ Den Fans wird es<br />
recht sein. Denen aus Wolfsburg.<br />
Dierund 100 Anhänger<br />
der TSG 1899 können erst<br />
nach der Rücktour regenerieren.<br />
Nach 11:28 Stunden und<br />
sechsmal umsteigen. (cs.)<br />
Nächster Halt: Wolfsburg.Sie haben Anschluss an den VfL.<br />
IMAGO IMAGO<br />
Das böse M-Wort<br />
Dass ein kecker Reporter für einen Fußballprofi<br />
so nervig sein kann wie ein Eigentor, das einen<br />
wenige Minuten vorSchluss um den Sieg bringt,<br />
hat sich am Sonntagabend gezeigt. Nämlich am<br />
Beispiel des Reporters Ecki Heuser, der so keck<br />
war, den Dortmunder Marco Reus (Foto) nach<br />
dem 2:2 in Frankfurt nach einem möglichen<br />
DPA/ANSPACH<br />
Mentalitätsproblem der BVB-Elf zu fragen. Immerhin<br />
hatte sich die Borussia durch das Eigentor<br />
von Thomas Delaney in der 88. Minute mal<br />
wieder selbst um den Sieg gebracht. „Ihr immer<br />
mit Eurer Mentalitätsscheiße“, fauchte Reus<br />
gleich mehrmals zurück, weil Heuser gleich<br />
mehrmals nachfragte.<br />
Das Torfällt nicht<br />
weit vom Stamm<br />
Die Bedeutung mancher<br />
deutschen Begriffe aus<br />
dem Profifußball erschließt<br />
sich nicht immer sofort. Zumal<br />
für einen Uruguayer wie<br />
Marcelo Saracchi, der beim<br />
2:0-Sieg von RB<br />
Leipziger in Bremen<br />
einen Freistoß<br />
nahezu ungehindert<br />
ins Werder-Tor<br />
segeln ließ.<br />
Daraufhin war der<br />
21-Jährige so frei,<br />
einen Schrei der<br />
Freude auszustoßen,<br />
galt er doch<br />
lange Zeit nur als<br />
ein Rollenspieler<br />
ohne Rolle.Seit vergangenen<br />
Dezember stand er in 19<br />
Spielen nicht einmal im Kader.<br />
Ein Kreuzbandriss hatte<br />
in seiner Karriere den Faden<br />
kreuzweise reißen lassen.<br />
Nun war Saracchi offenbar<br />
lange davon ausgegangen,<br />
dass ein Rollenspieler<br />
stets aus der Rolle zu fallen<br />
hat, was er dann aus reiner<br />
Pflichterfüllung auch tat. Er<br />
ließ sich seine Enttäuschung<br />
anmerken. Das missfiel dem<br />
damaligen Trainer Ralf Rangnick.<br />
Er machte Marcel Halstenberg<br />
zur Stammkraft in<br />
der Defensive.<br />
Nun bedeutet Stammkraft<br />
ja nicht, dass eine solche<br />
Kraft wie angewurzelt<br />
stehen bleiben muss, was<br />
Halstenberg augenscheinlich<br />
weiß. Jedenfalls schaffte<br />
er es vom Stamm<br />
weg in die deut-<br />
Schmeckt nach<br />
Erfolg: Saracchi<br />
DPA/CARMEN JASPERSEN<br />
sche Nationalelf.<br />
Doch auch Saracchi<br />
blieb nicht untätig,<br />
vor allem seit<br />
Julian Nagelsmann<br />
in dieser Saison<br />
das Traineramt innehatte,<br />
fiel ihm<br />
kein Blatt mehr aus<br />
der Baumkrone.<br />
Als Bankdrücker<br />
begnügte er sich nicht damit,<br />
die Belastbarkeit von Sitzgelegenheiten<br />
zu testen, sondern<br />
kniete sich tüchtig rein,<br />
was glücklicherweise seine<br />
Gelenke schadlos überstanden<br />
und Nagelsmann dazu<br />
bewog, Saracchi nicht für zu<br />
leicht zu befinden. Trotz seiner<br />
1,72 Meter Körpergröße<br />
wohlgemerkt.<br />
Er ist kein Leichtspieler<br />
und daher kein Leihspieler.<br />
13 Millionen hat Saracchi<br />
mal gekostet. Bis 2023 läuft<br />
sein Vertrag. Gut, dass sich<br />
der Vertragsarbeiter jetzt<br />
wieder mit RB verträgt. (cs.)<br />
FÜNFTER SPIELTAG<br />
4:0 (1:0)<br />
BAYERN–KÖLN<br />
2:0 (2:0)<br />
LEVERKUSEN–UNION<br />
0:3 (0:2)<br />
BREMEN–LEIPZIG<br />
2:2 (1:1)<br />
FRANKFURT–DORTMUND<br />
2:1 (1:0)<br />
HERTHA–PADERBORN<br />
1:1 (1:1)<br />
FREIBURG–AUGSBURG<br />
2:1 (1:0)<br />
SCHALKE– MAINZ<br />
2:1 (0:1)<br />
M’GLADBACH–DÜSSELDORF<br />
Bayern München: Neuer -Pavard,<br />
Süle, Boateng (59. J. Martinez),<br />
Lucas Hernández -Kimmich<br />
(71. Cuisance), Tolisso -<br />
Gnabry, Coutinho, Perisic -Lewandowski<br />
(71. Müller)<br />
1. FC Köln: Horn-Ehizibue, Bornauw,Czichos,<br />
Hector -Höger<br />
(79. Bader) -Schindler,Skhiri,<br />
Drexler,Kainz (64. Mere) -Cordoba<br />
(72. Terodde)<br />
SR: Ittrich -ZS: 75 000<br />
Tore: 1:0 Lewandowski (3.), 2:0<br />
Lewandowski (48.), 3:0 Philippe<br />
Coutinho (62./FE), 4:0<br />
Perisic (73.)<br />
GK: Boateng (2), L. Hernández<br />
(2), J. Martinez (1), Cuisance<br />
(1) /-RK: -/Ehizibue<br />
(59./Notbremse)<br />
BayerLeverkusen: Hradecky -<br />
Dragovic, S. Bender,Wendell -<br />
Ch. Aranguiz, Baumgartlinger<br />
(70. Demirbay) -L.Bender (67.<br />
Weiser), Havertz, Amiri (83. Paulinho),<br />
K. Volland -Alario<br />
1. FC Union Berlin: Gikiewicz -<br />
Trimmel, M. Friedrich, K. Schlotterbeck,<br />
C. Lenz (49. K. Reichel)<br />
-Becker (46. Gogia), Andrich,<br />
Gentner,Bülter -Ingvartsen (61.<br />
Polter), Andersson<br />
SR: Hartmann -ZS: 27 430<br />
Tore: 1:0 K. Volland (20.), 2:0<br />
Alario (25.)<br />
Gelbe Karten: -/K.Schlotterbeck<br />
(1)<br />
Rote Karten: -/Polter (66./grobes<br />
Foulspiel)<br />
Werder Bremen: Pavlenka -<br />
Lang,Gebre Selassie, Groß,<br />
Friedl -M.Eggestein (66. Bargfrede)<br />
-J.Eggestein (63. Pizarro),<br />
Klaassen, Bittencourt-<br />
Goller,Sargent (80. Ihorst)<br />
RB Leipzig: Gulacsi -Konaté,<br />
Upamecano, Orban -Mukiele<br />
(46. Saracchi), Laimer,Klostermann<br />
-Sabitzer,Nkunku (74.<br />
Demme) -Matheus Cunha (63.<br />
Haidara), Werner<br />
SR: Tobias Stieler<br />
Zuschauer:40550<br />
Tore: 0:1 Orban (13.), 0:2 Sabitzer<br />
(35.), 0:3 Saracchi (83.)<br />
Gelbe Karten: -/Konaté (2)<br />
Gelb-Rote Karten: -/Laimer<br />
(64./Handspiel)<br />
Eintracht Frankfurt: Trapp -Touré<br />
(83. Chandler), Hasebe, Hinteregger<br />
-G.Fernandes -Durm,<br />
Sow, Kohr (67. Kamada), Kostic<br />
-A.Silva, Paciencia (79. Dost)<br />
Borussia Dortmund: Bürki -Hakimi,<br />
Akanji, Hummels (63. Zagadou),<br />
Guerreiro -Witsel, Delaney-Sancho<br />
(73. Brandt),<br />
Reus, T. Hazard -Alcácer (76. M.<br />
Götze)<br />
Schiedsrichter:Schmidt<br />
Zuschauer:51500<br />
Tore: 0:1 Witsel (11.), 1:1 A.<br />
Silva(43.), 1:2 Sancho (66.),<br />
2:2 Delaney(88./Eigentor)<br />
Gelbe Karten: Touré (1), Chandler<br />
(1) /Hummels (1), Hakimi<br />
(1)<br />
Schalkes Harit feiertsein<br />
2:1 gegen Mainz. DPA<br />
Hertha BSC: Jarstein -Klünter,<br />
N. Stark, Boyata, Plattenhardt -<br />
Skjelbred, Grujic -M.Wolf (70.<br />
Mittelstädt), Duda (46. Darida),<br />
Dilrosun -Selke(84. Ibisevic)<br />
SC Paderborn07: J. Huth -Dräger,<br />
Strohdiek, Hünemeier,Collins<br />
-Vasiliadis, Gjasula (78.<br />
Ritter) -Oliveira Souza, Antwi-<br />
Adjej (63. Pröger) -Zolinski, S.<br />
Michel (71. Sabiri)<br />
Schiedsrichter:Willenborg<br />
Zuschauer:43588<br />
Tore: 1:0 Dilrosun (10.), 2:0 M.<br />
Wolf (52.), 2:1 Zolinski (54.)<br />
Gelbe Karten: Selke(1), Klünter<br />
(1), Ibisevic (2), Dilrosun (1) /<br />
Gjasula (4), Strohdiek (1), Vasiliadis<br />
(2), Ritter (1)<br />
SC Freiburg: Schwolow-Lienhart,<br />
R. Koch, Heintz -Schmid,<br />
Höfler,Frantz (34. Grifo), Günter<br />
-Haberer,Höler (75. L. Waldschmidt)<br />
-Petersen<br />
FC Augsburg: Koubek -Lichtsteiner,Jedvaj,<br />
Uduokhai, Max -<br />
Moravek(46. Oxford), R. Khedira<br />
-Hahn (70. M. Richter),<br />
Vargas -Finnbogason, Niederlechner<br />
(80. Gregoritsch)<br />
Schiedsrichter:Dankert<br />
Zuschauer:23800<br />
Tore: 1:0 Höler (24.), 1:1 Niederlechner<br />
(39.)<br />
Gelbe Karten: Frantz (1) /Finnbogason<br />
(1)<br />
FC Schalke04: Nübel -Kenny,<br />
Stambouli, Salif Sané, Oczipka -<br />
Serdar (60. Uth), Mascarell -D.<br />
Caligiuri, McKennie (76. Nastasic),<br />
Harit -Burgstaller (81. Kutucu)<br />
FSV Mainz 05: Zentner -Brosinski,<br />
St. Juste, Niakhaté, Martín -<br />
Kunde Malong (58. R. Baku) -<br />
Fernandes, Latza (58. Maxim) -<br />
Boetius -Szalai (71. Onisiwo),<br />
Quaison<br />
Schiedsrichter:Schlager<br />
Zuschauer:58687<br />
Tore: 1:0 Serdar (36.), 1:1 Onisiwo(75.),<br />
2:1 Harit (89.)<br />
Gelbe Karten: McKennie (1) /<br />
Brosinski (1)<br />
Mönchengladbach: Sommer -<br />
Lainer,Ginter,Jantschke(52.<br />
Elvedi), Wendt -Zakaria -Benes,<br />
Neuhaus -Embolo -Herrmann<br />
(79. Raffael), Plea (67. Thuram)<br />
Düsseldorf: Steffen -Andre Hoffmann,<br />
Adams, Ayhan -Bodzek -<br />
Zimmer (67. Pledl), Matthias<br />
Zimmermann, Baker (58.<br />
Thommy), Gießelmann -Karaman,<br />
Kownacki (79. Hennings).<br />
Schiedsrichter:Dingert<br />
Zuschauer:52413<br />
Tore: 0:1 Adams (6.), 1:1 Thuram<br />
(74.), 2:1 Thuram (88.)<br />
Gelbe Karten: Lainer (2), Zakaria<br />
(3) -Bodzek (2), Matthias<br />
Zimmermann (2), Ayhan (2)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 – S eite 20 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Zittern nach dem Zauber<br />
Bei Herthas 2:1-Sieg gegen Paderborn zeigt Javeiro Dilrosun Fußballkunst, die es im Olympiastadion lange nicht zu sehen gab<br />
VonMichael Jahn<br />
Wer sind die Dribbelkönige<br />
Europas? Das<br />
Portal mit dem schönen<br />
Namen „Football<br />
Observatory“ mit Sitz im Schweizer<br />
Neuchatel seziert komplette Fußballspiele<br />
und suchte in diesem Jahr<br />
auch bereits die perfekten Dribbler<br />
in den fünf europäischen Top-Ligen.<br />
Keine Überraschung: Auf Platz eins<br />
landete Lionel Messi vom FCBarcelona,<br />
der alle 19,2 Minuten ins<br />
Dribbling geht und eine Erfolgsquote<br />
von67Prozent aufweist. Auch<br />
ganz vorn dabei waren der Belgier<br />
Eden Hazard, der von Chelsea zu<br />
Real Madrid gewechselt ist, alle 21<br />
Minuten das direkte Dribbling sucht<br />
und 73 Prozent der Duelle gewinnt.<br />
Und: Der Engländer Jadon Sancho,<br />
der die Dortmunder Fans entzückt,<br />
lag mit 24,1 Minuten und 61 Prozent<br />
in der Spitzengruppe.<br />
Seit diesem Sonnabend aber, an<br />
dem Hertha BSC im Olympiastadion<br />
den SC Paderborn mühsam mit 2:1<br />
besiegte, dribbelte sich Herthas JavairoDilrosun<br />
in den Fokus der Fußballfans.<br />
Erwird seinen Platz in den<br />
Datenbanken bekommen und sich<br />
bei YouTube finden. Der 21-jährige<br />
Niederländer, inseiner zweiten Saison<br />
in Berlin, verzauberte die 43 588<br />
Zuschauer in der Arena schon nach<br />
zehn Minuten. Er nahm auf der linken<br />
Außenbahn einen Pass auf,<br />
narrte vier, fünf Paderborner Spieler<br />
und ließ Gäste-Torhüter Jannik Huth<br />
keine Chance. Eswar ein Meisterstück.<br />
Auch Paderborns Trainer Steffen<br />
Baumgart sprach anerkennend<br />
von einer „glänzenden Einzelaktion,<br />
bei der sich meine Spieler allerdings<br />
auch ein bissel dämlich angestellt<br />
haben“.<br />
Prominenz auf der Bank<br />
Wenn Dilrosun –ein Hochgeschwindigkeitsspieler<br />
– so weiter macht,<br />
wird erirgendwann in der Rangliste<br />
der besten Dribbler Europas landen.<br />
Im <strong>Berliner</strong> Olympiastadion jedenfalls<br />
wurde solch eine Aktion seit<br />
Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Es<br />
war der erste Einsatz vonDilrosun in<br />
der Startelf in dieser Spielzeit. Sein<br />
Trainer Ante Covic sagte: „Wir wissen,<br />
dass er über außergewöhnliche<br />
Fähigkeiten verfügt.“ Profis solcher<br />
Couleur benötigte Hertha dringend,<br />
nachdem der Saisonstart misslungen<br />
war.<br />
Prima gemacht: Davie Selkegratuliertseinem Hertha-Kollegen Javairo Dilrosun (l.) zum zirkusreifen 1:0.<br />
Covic hatte dagegen viel Prominenz<br />
auf der Bank der Reservisten<br />
versammelt. Mit20-Millionen-Euro-<br />
Mann Dodi Lukebakio, der zuletzt<br />
fremdelte, saß dort Berlins Rekordtransfer<br />
ebenso wie Kapitän Vedad<br />
Ibisevic und Salomon Kalou. Das<br />
Trio hat zusammen bislang 86 Tore<br />
für Hertha erzielt. Nur Ibisevic kam<br />
gegen Paderborn noch zu einem<br />
Kurzeinsatz.<br />
Wernun glaubte, das fulminante<br />
Dribbling von Dilrosun mit perfektem<br />
Torabschluss könnte die Nerven<br />
der <strong>Berliner</strong> Mannschaft beruhigen,<br />
sah sich getäuscht. Die allgemeine<br />
Verunsicherung nach zuvor vier<br />
Spielen ohne Sieg und den Sturz auf<br />
Tabellenplatz 18 war in den ersten 45<br />
Minuten greifbar. Paderborn, für<br />
mutigen Offensivfußball bekannt,<br />
dominierte in der Fremde. Immer<br />
wieder musste Hertha-Keeper Rune<br />
Jarstein, der einen starken Auftritt<br />
Geduld: Hertha muss erneut<br />
länger auf U21-Nationalspieler<br />
Arne Maier,20, verzichten.<br />
Er zog sich im Training<br />
einen Innenbandriss im<br />
linken Knie zu. „Wir werden<br />
mit Arne Geduld haben und<br />
ihn behutsam wieder aufbauen“,<br />
sagte Ante Covic.<br />
zeigte, Kopf und Kragen riskieren,<br />
um den Ausgleich zu vermeiden. Zur<br />
Pause wies die Statistik 9:1 Torschüsse<br />
für Paderborn auf und 57<br />
Prozent Ballbesitz. Herthas Führung,<br />
nach dem einzigen Torschuss, war<br />
HERTHAS MAIER ERNEUT VERLETZT<br />
Gestoppt: Die konkrete Ausfallzeit<br />
ist noch nicht bekannt,<br />
am Montag soll laut<br />
Trainer Covic eine Untersuchung<br />
folgen. Nach den Auswirkungen<br />
einer Patellasehnenreizung<br />
sollte Maier kommende<br />
Woche bei Herthas<br />
U23 zum Einsatz kommen.<br />
Geändert: In der Regionalligasollte<br />
er sich auch auf<br />
ein Comeback bei den Profis<br />
vorbereiten. „Es ist bitter für<br />
Arne, weil er kurz vordem<br />
Einstieg stand“, sagte Covic<br />
am Sonntag,amTag nach<br />
Herthas 2:1-Sieg in der Bundesligagegen<br />
Paderborn.<br />
äußerst schmeichelhaft. Noch zwei<br />
Szenen –außer der zirkusreifen Aktion<br />
von Dilrosun –sorgten für Aufregung<br />
in der Arena und bleiben<br />
nach diesem ersten Saisonsieg für<br />
Hertha, der auch der erste Erfolg für<br />
ANDREAS GORA<br />
Ante Covic war („Mir sind mehr als<br />
zwei Steine vomHerzengefallen“) in<br />
der Erinnerung der Fans. All das<br />
spielte sich zwischen der 52. und 68.<br />
Minute ab.<br />
Zuerst war es erneut Dilrosun, der<br />
einen wunderbaren Pass auf Hertha-<br />
Zugang Marius Wolf schlug, der eiskalt<br />
und mit trockenem Schuss das<br />
umjubelte 2:0 schoss (52.). In den<br />
Freudentaumel der <strong>Berliner</strong> mischte<br />
sich ein leicht begleiteter Flitzer, der<br />
beinahe noch schneller als Dilrosun<br />
agierte,auf dem Rasen unglaubliche<br />
Haken schlug und vier, fünf Ordner<br />
versetzte,die ihn einfangen wollten.<br />
Die allgemeine Aufregung nutzte<br />
aber Paderborn und schaffte im Gegenzug<br />
das schnelle Anschlusstor<br />
durch Ben Zolinski (54.). Marvin<br />
Plattenhardt konnte eine Flanke<br />
nicht verhindern und Niklas Stark<br />
kam im Strafraum einen Schritt zu<br />
spät. Hertha stemmte sich nun gegen<br />
die angriffslustigen Männer vom<br />
Aufsteiger und es war Vladimir Darida,<br />
der für den enttäuschenden<br />
Ondrej Duda gekommen war, dem<br />
das vermeintliche 3:1 gelang (68.).<br />
Die Fans in der Ostkurve lagen sich<br />
in den Armen. Der erste Sieg schien<br />
greifbar nah zu sein.<br />
Unmittelbar vor Daridas Torschuss<br />
war Davie Selke an Keeper<br />
Huth gescheitert, Assistent Arne Aarnink<br />
hatte eine hauchdünne Abseitsposition<br />
gesehen. Referee Frank Willenborg<br />
aber war sich nicht sicher<br />
und entschied auf Videobeweis. Auf<br />
der Anzeigetafel erschien das Urteil:<br />
„Videobeweis. Entscheidung: Tor.“<br />
Jubel bei Hertha. Dann wurde das<br />
Display plötzlich schwarz und als es<br />
wieder aufleuchtete war zu lesen:<br />
„Videobeweis.Abseits.Kein Tor.“<br />
Neustart, hoffentlich<br />
Der Frust bei Spielern und Fans war<br />
groß. Letztere skandierten „Fußball-<br />
Mafia DFB“ und schimpften auf den<br />
„Kölner Video-Keller“. Erst nach<br />
dem Abpfiff folgte Aufklärung durch<br />
RefereeWillenborg. DerVideobeweis<br />
habe kein Torund Abseits gezeigt,<br />
aber ein Techniker in Köln habe zuerst<br />
auf die falsche Taste gedrückt<br />
und sich schnell korrigiert. Ein<br />
neues,kurioses Kapitel in der endlosen<br />
Video-Geschichte.<br />
Hertha rettete mit viel Einsatz den<br />
knappen 2:1-Sieg bis zum Abpfiff,<br />
der für Erleichterung sorgte. „Wir<br />
mussten bis zum Schluss zitternund<br />
haben den Sieg erzwungen“, sagte<br />
Trainer Ante Covic.„DieJungs haben<br />
alles dafür getan, damit die drei<br />
Punkte in Berlin geblieben sind. Wir<br />
müssen aber das Spiel detailliert<br />
analysieren. Wir hatten gute Umschaltmomente,<br />
aber beim letzten<br />
Pass haben wir oft nicht die richtige<br />
Entscheidung getroffen.“<br />
Voneinem „großartigen Gefühl“<br />
sprach Matchwinner Javairo Dilrosun<br />
und sagte vor Mikrofonen und<br />
Kameras:„Ich wollte der Mannschaft<br />
unbedingt mit Toren und Vorlagen<br />
helfen. Das ist zum Glück gelungen.<br />
Ichhoffe,dass die Saison für uns jetzt<br />
neu startet.“ Abwehrrecke Dedryck<br />
Boyata, der resolut verteidigte, sieht<br />
das ähnlich: „Wir sind bereit für den<br />
nächsten Sieg.“ Mittelfeldmann<br />
Marko Grujic freute sich: „Wir können<br />
nun die nächste Woche mit einem<br />
Lächeln trainieren.“ Das war<br />
schon am Sonntagmorgen beim<br />
Auslaufen zu sehen.<br />
Werzutief steht, wird bestraft<br />
Sebastian Polter schwächt sein Team mit einem Platzverweis, doch letztlich fehlt Union die fußballerische Qualität, um in Leverkusen einen weiteren Überraschungscoup zu landen<br />
VonDaniel Theweleit, Leverkusen<br />
Es war eine recht interessante<br />
Ausgangslage, die sich ergab, als<br />
Sebastian Polter nach 61 Minuten<br />
das Spielfeld betrat, um ein wenig<br />
Angst und Schrecken in der Bay-<br />
Arena zu verbreiten. Zwar führten<br />
die Leverkusener mit 2:0 gegen<br />
Union Berlin, aber der Zustand der<br />
Werkself war immer noch labil nach<br />
einerWoche der Enttäuschungen, jeder<br />
konnte das spüren. EinGegentor<br />
und die große Furcht vordem nächsten<br />
Rückschlag wäre hineingekrochen<br />
in die Köpfe der Menschen auf<br />
den Rängen, auf dem Rasen und am<br />
Spielfeldrand, wie ein starkes Gift.<br />
Die Niederlagen gegen Dortmund<br />
(0:4) und Lokomotive Moskau (1:2)<br />
haben tiefe Zweifel am Saisonprojekt<br />
geschürt, nun kam also Polter.<br />
Es wäre ein Klassiker aus dem<br />
Band mit den häufigsten Spieldramaturgien<br />
dieses Sports geworden,<br />
wenn der Stürmer ein Torerzwungen<br />
und damit den Wegfür ein 2:2<br />
geebnet hätte.Umso ärgerlicher war<br />
es für Trainer UrsFischer,dass Polter<br />
schon zwei Minuten später wieder<br />
vom Feld schlich. „Da schwächen<br />
wir uns zum dritten Mal mit einem<br />
Platzverweis selbst, das geht einfach<br />
nicht“, zürnte der Trainer, nachdem<br />
in der jungen Saison bereits Keven<br />
Schlotterbeck und Neven Subotic<br />
Rotgesehen hatten. „Nach der Roten<br />
Karte war die Luft raus“, erklärte Leverkusens<br />
Abwehchef Sven Bender.<br />
Unionuntypischer Auftritt<br />
Zwei Minuten nachdem Polter in die<br />
Partie gekommen war,hatte er ziemlich<br />
brutal in den Fuß von Julian<br />
Baumgartlinger getreten, nach Ansicht<br />
der TV-Bilder blieb Schiedsrichter<br />
Robert Hartmann keine andereWahl,<br />
als den Stürmer vomFeld<br />
zu schicken. Der Ball war weit weg,<br />
die aggressive Bewegung ging glasklar<br />
nur auf den Knöchel des Leverkusener<br />
Mittelfeldspielers, „es sieht<br />
Sebastian Polter bittet Schiedsrichter RobertHartmann um Vergebung.<br />
CONTRASTPHOTO<br />
gressivität zu bekämpfen, den die<br />
<strong>Berliner</strong> in ihrer Selbstanalyse monierten.<br />
Nun hatte Polter das Spiel<br />
tatsächlich entschieden, nur nicht<br />
auf die erhoffte Artund Weise.<br />
Die Rote Karte war der Schlüsselmoment<br />
in einem Spiel, in dem allerdings<br />
schon vorher viel falsch gelaufen<br />
war für Union. „Das ist Kopfsaschon<br />
nicht so gut aus, damüssen<br />
wir uns cleverer verhalten“, sagte Fischer,der<br />
nicht glaubt, „dass das Absicht<br />
war“, eher „ein bisschen Übereifer“.<br />
Klar ist aber, dass Polter<br />
Baumgartlinger irgendwie treffen<br />
wollte, womöglich war er mit dem<br />
Vorsatz ins Spiel gekommen, den<br />
zwischenzeitlichen Mangel an Agche,<br />
mit einer Mentalität wie gegen<br />
Dortmund gewinnen wir das Spiel“,<br />
meinte Torhüter Rafal Gikiewicz.<br />
Und Christian Gentner ergänzte:<br />
„Das war nicht, wie wir auftreten<br />
wollten, nicht wie es uniontypisch<br />
wäre.“ Besonders zu Beginn habe<br />
sein Team „gar keinen Zugriff“ gehabt.<br />
Nach einer halben Stunde<br />
wurde es zwar etwas besser, aber da<br />
lagen die Eisernen nach Treffernvon<br />
Kevin Volland (20.) und Lucas Alario<br />
(25.) bereits mit 0:2 zurück. Durch<br />
zwei abgefälschte Schüsse. Das war<br />
ärgerlich, denn in den meisten Phasen<br />
hatten die Leverkusener erschreckend<br />
harmlos und wenig inspiriert<br />
gespielt. „Wir hatten zwar wenig<br />
Ballbesitz, an sich haben wir aber<br />
wenig zugelassen übers ganzeSpiel“,<br />
stellte RobertAndrich fest.<br />
Eigene Torgefahr erzeugte Union<br />
nie, auch weil die Strategie nicht so<br />
aufging wie erhofft. DerBVB und Lokomotive<br />
Moskau hatten die Werkself<br />
ja durch eine abwartende Spielweise<br />
in Schwierigkeiten gebracht,<br />
eine ähnliche Herangehensweise<br />
hatte auch Trainer Fischer vorgegeben.<br />
Nach dem Abpfiff konstatierte<br />
Andrich, es habe seiner Mannschaft<br />
in den ersten Saisonspielen „besser<br />
gelegen, ein bisschen weiter vorne<br />
drauf zu gehen, das sind Dinge, aus<br />
denen wir lernen müssen“.<br />
Dem Aufsteiger fehlte die fußballerische<br />
Qualität, um sich nach am<br />
eigenen Strafraum gewonnenen<br />
Zweikämpfen strukturiert durchs<br />
Mittelfeld zu kombinieren. „In solchen<br />
Spielen musst du auch Entlastung<br />
und Vorstöße haben, einfach,<br />
damit du dich wieder sortieren<br />
kannst“, sagte Andrich, und solche<br />
Gegenangriffe sind natürlich einfacher,<br />
wenn die Bälle 15, 20 Meter<br />
weiter vorne erobert werden. Doch<br />
dazu standen sie zu tief. Undsodurften<br />
die Statistiker ihr Zahlenwerkam<br />
Ende mit der ersten Auswärtsniederlage<br />
in der Bundesligageschichte des<br />
Aufsteigers ergänzen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 – S eite 21 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Ulrich Seidler besuchte<br />
die Eröffnung des<br />
Neuen Hauses im<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble<br />
Seite 23<br />
„Wolfgang Joop erzählt sein Leben als Potsdamer Junge vom Gut.“<br />
Petra Kohse hat die Autobiografie des Modedesigners gelesen Seite 22<br />
Konsum<br />
Vivians<br />
Vorschlag<br />
Harry Nutt<br />
denkt über widerstreitende<br />
Politik und Mode nach.<br />
Inder Politik hängt bekanntlich alles<br />
mit allem zusammen, und vieles<br />
ist nicht mehr auseinanderzubekommen.<br />
Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer (CSU) hat kürzlich<br />
ein Gesetzesvorhaben angekündigt,<br />
wonach für das Parken in zweiter<br />
Reihe höhere Bußen verhängt werden<br />
sollen. Das dürfte sich positiv<br />
auf den Verkehrsfluss in den Innenstädten<br />
auswirken und reduzierte<br />
den CO2-Ausstoß. Schonend für die<br />
Nerven ist es allemal. Das Parken in<br />
zweiter Reihe ist ja längst zum<br />
Selbstbeweis der urbanen Durchsetzungsfähigkeit<br />
geworden.<br />
Bundesarbeitsminister Hubertus<br />
Heil (SPD) hingegen streitet für höhereBezahlung<br />
und eine besseresoziale<br />
Absicherung der Paketzusteller.<br />
Genau die aber sind es allerdings,die<br />
eine große Teilmenge der Spezies der<br />
Zweite-Reihe-Parker ausmachen,<br />
weil sie dazu gezwungen sind, ihr<br />
Fahrzeug dauernd schnell mal abzustellen,<br />
um ihre Ware loszuwerden.<br />
Und da eventuelle Bußgelder von<br />
den Arbeitgebern nicht beglichen<br />
werden, befänden sich die Paketzusteller<br />
dann also doppelt in der zweiten<br />
Reihe. Sozialpolitisch ist das<br />
zweifellos eine Zwickmühle: Für Hubertus<br />
Heils Klientel stellte Andreas<br />
Scheuers Plan eine Belastung dar,<br />
die nicht zuletzt in unseren konsumistischen<br />
Alltag hineinreicht. Der<br />
viel gescholtene motorisierte Bote ist<br />
Opfer eines zunehmenden Verteilungskampfes<br />
im urbanen Raum.<br />
Ein unverhoffter Vorschlag zur<br />
Entspannung kam vor einiger Zeit<br />
aus der Modebranche. Die bald 80-<br />
jährige ModedesignerinVivianWestwood,<br />
seit jeher der Punk der Szene,<br />
möchte unter dem Motto „Buy less,<br />
choose well & make it last“ unser<br />
Konsumverhalten beeinflussen. Weniger,<br />
dafür aber gut kaufen und die<br />
Sachen besser pflegen. In anderen<br />
Lebensbereichen spricht man von<br />
Nachhaltigkeit. Kaum auszudenken,<br />
was ihr Vorschlag für die Versandindustrie<br />
und den Lieferverkehr bedeutet.<br />
Sie selbst fährt übrigens am<br />
liebsten mit dem Fahrrad.<br />
VonJürgen Verdofsky<br />
Günter Kunert blieb immer<br />
ein hellsichtiger<br />
Zweifler an der geraden<br />
Linie. Vieles sah er<br />
schmerzlicher und schärfer als andere.<br />
Er war inder Nachkriegsgeneration<br />
der deutschen Literatur,die er<br />
in Ost und West mitgeprägt hat, ein<br />
rastloser Dichter, ein Unruhepol,<br />
immer in Notwehr gegen ideologische<br />
Vereinfachung. 1929 in Berlin<br />
geboren, „da wo es am berlinischsten<br />
ist: in der Chausseestraße“,<br />
blickte er früh in deutsche Abgründe:„Gewissheit<br />
besteht /... /ein<br />
gelber Stern//das ist alles.“ DieNazis<br />
erklärten ihn zu einem „Halbjuden“.<br />
Diese Grunderfahrung verließ<br />
ihn nicht, ein Verlust an Urvertrauen.<br />
Jedes kaum fühlbare Zittern<br />
am Waage-Punkt nahm er auf. Wie<br />
auch anders bei einem Dichter, der<br />
seine Nächsten nach Theresienstadt<br />
verabschieden musste? Für ihn<br />
blieb gewiss, allein mit dem Bericht<br />
von einer Katastrophe ist die<br />
nächste noch nicht abgewendet.<br />
Auch seine Hingabe an die Gleichheit<br />
als unersättliches Ideal war kurz<br />
und nie vollkommen. An den Ost-<br />
<strong>Berliner</strong> Nachkriegs-Verheißungen<br />
sah er das Kostüm Stalins sehr früh.<br />
Kampf mit den Zensoren<br />
1950 erschien mit „Wegschilder und<br />
Mauerinschriften“ sein erster Gedichtband,<br />
von Anfang an ein eigener<br />
Ton. Den Aufklärungs-Gestus<br />
von Brecht oder den dunklen Habitus<br />
Benns hat er mehr gestreift als<br />
angenommen. Dabei blieb es, und<br />
es wundert nicht, dass der Kampf<br />
mit den Zensoren um die ursprüngliche<br />
GestaltseinerWerke langevorhielt.<br />
Gedichte, Kurzprosa und Essays<br />
–sein Œuvre ist unverwechselbar.<br />
Vormehr als fünfzig Jahren zeigte<br />
sich Kunert mit der Lyrik-Auswahl<br />
„Erinnerung an einen Planeten“<br />
und dem Prosaband „Tagträume“<br />
dem Publikum im Westen.Seine Abkehr<br />
von Ost-Berlin erfolgte in<br />
Schritten, auf Privilegien fiel er nicht<br />
herein. In den Siebzigerjahren bereiste<br />
er die USA und England,<br />
wurde für seine Leser im weltabgeschiedenen<br />
Ländchen mit den Reiseberichten<br />
„Der andere Planet“<br />
Die Schrift an der Wand<br />
Worte, die etwas gekostet haben im Leben: Zum Toddes Dichters Günter Kunert<br />
Günter Kunert(1929–2019)<br />
und „Englisches Tagebuch“ nicht<br />
nur zum literarischen Botschafter.<br />
Kunert gehörte ohne Zögern zu<br />
denErstunterzeichnernder Petition<br />
gegen die Ausbürgerung Biermanns.<br />
Parteigericht und Spitzel-Rumor<br />
machten das Maß voll, im Herbst<br />
1979 kam der Dichter mit Frau Marianne<br />
undsieben Katzen in denWesten.<br />
Seitdemlebte dieser Ur-<strong>Berliner</strong><br />
in Kaisborstel, in den Weiten Hol-<br />
FRIEDRICH, BRIGITTE/SZ PHOTO/LAIF<br />
steins. Lange in Rufweite zur wahlverwandten<br />
SarahKirsch, schrieb er<br />
hier sein Werk fort. Die Wende erlebte<br />
er nicht atemlos,inseinem Gedichtband<br />
„Fremd daheim“ gibt es<br />
keine Grenze zwischen Vergangenheit<br />
und Gegenwart, höchstens<br />
räumliche Entfernung.<br />
Zu seinen kapitalen Büchern gehörendie<br />
Erinnerungen „Erwachsenenspiele“,<br />
der Werkstattbericht<br />
„DieBotschaft des Hotelzimmers an<br />
den Gast“ und als Auswahl aus dem<br />
Erzählwerk „Irrtum ausgeschlossen“.<br />
Als Dichtertraternocheinmal<br />
in ganzer Größe indem Band „Als<br />
das Leben umsonst war“ (2009) und<br />
in der Auswahl „Fortgesetztes Vermächtnis“<br />
(2014) auf. Zuletzt oszillierten<br />
seine ausgewählten Geschichten<br />
als „Vertrackte Affären“ in<br />
ironischer Illusionslosigkeit.<br />
Auch wenn er als Einzelner ein<br />
Frieren verspürte, blieb er doch ein<br />
origineller Melancholiker, der vorlebte,<br />
wie Skepsis und unermüdliches<br />
Weiterschreiben einen Pakt eingehen.<br />
Er nahm bei seinerWeltaneignung<br />
die Realität beim Wort, dabei<br />
entwickelte er ein genaues Gefühl für<br />
pragmatische Strenge. Unempfänglich<br />
gegenüber jeder Schwarz-Weiß-<br />
Moral, mied er Schlagwort und Attitüde.<br />
Das Wort kam bei ihm weder<br />
aus einer Grundverzweiflung noch<br />
aus versenkter Betrachtung, es hatte<br />
einfach etwas gekostet im Leben:<br />
„Sterne droben. Und anJacken genäht.<br />
/Die Geschichte ein Mordfall.<br />
Lamento der Täter. /Die Armbanduhr<br />
zeigt: Ein Jahrtausend vergeht. /<br />
UndSöhne werden wie ihreVäter./...<br />
/Die Schrift an der Wand, das Gedicht<br />
verrät, /die Zukunft wird keinen<br />
verschonen.“<br />
Letzter Auftritt in Berlin<br />
SarahKirsch entlastete ihn rechtzeitig<br />
vom Ruf eines Fatalisten: „Wenn<br />
seine Exkurse und Alexandriner<br />
auch so gänzlich hoffnungslos<br />
scheinen, führt erein geselliges Leben<br />
und reist ...“ Er wusste, esgibt<br />
keinen Ausgleich für versäumtes Leben,<br />
aber auch nicht für ungeschriebene<br />
Bücher: Seine Bibliografie<br />
weist mit Künstlerbüchern 160 Titel<br />
aus.Bis zuletzt hat Günter Kunertin<br />
vollen Zügen geschrieben und gelebt.<br />
Im Frühjahr diesen Jahres war<br />
er, kurz vor seinem 90. Geburtstag,<br />
in Berlin zu Gast und unterhielt sich<br />
aus Anlass des späten Erscheinens<br />
seines schon 1976 geschriebenen<br />
Romans „Die zweite Frau“ in der<br />
schleswig-holsteinischen Landesvertretung<br />
öffentlich mit Ingo<br />
Schulze.<br />
„Schreiben ist Rettung vorm<br />
Tode, solange es anhält“, so das<br />
„Selbstporträt im Gegenlicht“. Die<br />
Überschüsse sind beträchtlich, das<br />
leise Dauergelächter wirdbleiben.<br />
NACHRICHTEN<br />
Oper!-Award für Edita<br />
Gruberova und Neo Rauch<br />
Dererstmals verliehene Oper!-<br />
Awardgeht in diesem Jahr unter anderen<br />
an die Sopranistin Edita<br />
Gruberovaund den Maler Neo<br />
Rauch. Gruberova, die 1946 in Bratislavageboren<br />
wurde,erhielt den Preis<br />
für ihr Lebenswerk. Maler Neo<br />
Rauch wurde für sein Bühnenbild<br />
zur Wagner-Oper Lohengrin in Bayreuth<br />
ausgezeichnet. Zumbesten<br />
Opernhaus wurde das Opernhaus<br />
Zürich gekürt. DerOper!-Awardwird<br />
in 20 Kategorien verliehen –unter<br />
anderem an Orchester,Dirigenten<br />
und Regisseure. InsLeben gerufen<br />
wurde die Auszeichnung vomFachmagazin<br />
Oper!, sie soll künftig jährlich<br />
verliehen werden. (dpa)<br />
Posthumes Album von<br />
Leonard Cohen im November<br />
Drei Jahrenach dem Todvon LeonardCohen<br />
erscheint ein neues Album<br />
des kanadischen Singer-Songwriters.„Thanks<br />
ForThe Dance“ sei<br />
kein Gedenkalbum, sondernenthalte<br />
neun neue Songs,teilte sein<br />
Label Sony Music mit. DieAufnahmen<br />
auf der Platte,die am 22. November<br />
veröffentlicht wird, stammen<br />
aus der Zeit kurzvor Cohens<br />
Todmit 82 Jahren im November<br />
2016. Im Oktober jenes Jahres war<br />
sein bislang letztes Album „You Want<br />
It Darker“ erschienen. Cohen hatte<br />
seinen Sohn Adam laut Sony gebeten,<br />
weitereStücke,zudenen oft nur<br />
der Gesang vorlag, noch zum Abschluss<br />
zu bringen. (BLZ)<br />
Kaiserring der Stadt Goslar<br />
an Barbara Kruger<br />
DenKaiserring der Stadt Goslar hat<br />
in diesem Jahr die US-amerikanische<br />
Konzeptkünstlerin Barbara<br />
Kruger erhalten. Die74-Jährige<br />
nahm die Auszeichnung am Sonnabend<br />
in der historischen Goslarer<br />
Kaiserpfalz entgegen. DerKaiserring<br />
gilt als einer der weltweit wichtigsten<br />
Preise für moderne Kunst. Krugers<br />
Arbeiten, heißt es in der Begründung<br />
der Jury,seien kritische Interventionen,<br />
mit denen sie die Abgründe des<br />
kapitalistischen Systems und die trügerischen<br />
Verlockungen des Konsums<br />
aufdecke. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Rom &Peter<br />
Als Steinmeier zu<br />
Besuch kam<br />
VonPeter Wawerzinek<br />
Der Besuch von Frank-Walter Steinmeier<br />
bringt unser Tagesprogramm hier in<br />
Rom durcheinander. Der zweite Italienischunterricht<br />
wirdauf den Nachmittag verschoben.<br />
Viel Zeit, um mich kurz vorher darauf<br />
vorzubereiten, springt dabei sicher nicht<br />
heraus. Die vier Sondergäste der Delegation<br />
des Bundespräsidenten –zwei Journalisten,<br />
eine Übersetzerin, eine Sängerin –langen im<br />
schwarzenKleinbus an und schauen sich sofortum.WirStipendiaten<br />
sind zu einem Treffen<br />
ins Convivio geladen. Es besteht keine<br />
Pflicht dabei zu sein. Ist alles gegenseitige<br />
Neugierde und vielleicht auch ein bisschen<br />
Willkommenskultur. Es gibt Kaffee und<br />
Schokoladenkekse. Alle stellen sich reihum<br />
vor. Die Sängerin gesteht lachend, dass sie<br />
seit geraumer Zeit <strong>Zeitung</strong>snachrichten vertont<br />
und singt. Eine tolle Erfahrung. Der<br />
Journalist verweist auf seine deutschen wie<br />
italienischen Wurzeln. Ich gebe Pasolinis<br />
Buch „Die lange Straße aus Sand“ als Anlass<br />
für eigene Reiserecherchen an. Einmal<br />
herum um den Stiefel. Vor60Jahren vonihm<br />
unternommen.<br />
Schon merkt die Übersetzerin aus dem<br />
Deutschen ins Italienische auf. Ah, sagt sie,<br />
Pasolini. Da haben wir eine Menge Bücher<br />
gemacht, damals. Und dann ist Rundgang<br />
vonStudio zu Studio.Gelegenheit für die Besucher<br />
sich die Räumlichkeiten anzuschauen.<br />
Gelegenheit für uns Stipendiaten,<br />
kurz über die Arbeit, die Kunst nun einmal<br />
macht, zu sprechen. Höchst interessant, wie<br />
weit hinein manch Kollege bereits in seine jeweilige<br />
Materien eingetaucht ist. Tatjana hat<br />
verschiedenfarbige Skizzen zu römischen<br />
Touristenbussen und schicken Fahrrädern<br />
KLAUS ZYLLA<br />
an ihreWand gepinnt. Andrea begibt sich jeden<br />
Morgen auf Trophäensuche in die Umgebung<br />
der Villa. Torsten lässt die Besucher<br />
auf jenen Bildschirm gucken, an dem er<br />
handgeschriebene in programmierte Notenseiten<br />
umwandelt. Sabine lobt ihren Verlag,<br />
vorallem dessen Gestalter.Was für herrliche<br />
Bücher. Welche kleinen Raffinessen die Gestaltung<br />
so parat hält. Stefan würde schon<br />
durchaus gern ein Tabla-Solo hinlegen, nur<br />
reicht eben dafür die Zeit nicht aus.<br />
Derschwarze Kleinbus wartet. Steinmeier<br />
wartet. Die Besucher müssen weiter. Ich<br />
kann rasch etwas Italienisch büffeln. Ganz<br />
wie wir es einst kurz vor wichtigen Prüfungen<br />
gehalten haben. Die Lehrerin ist charmant<br />
und spricht kein einziges Wort<br />
Deutsch. Das wirkt befremdlich, ist es aber<br />
nicht. Du bekommst die neue Sprache voll<br />
um die Ohren gehauen, bist absolut unbeholfen<br />
integriert, hineingeworfen ins kalte<br />
Wasser. Keinerlei Schwimmwesten. Nicht<br />
die Chance irgendwie doppelsprachig zu<br />
werden. All den Ankömmlingen geht es auch<br />
nicht anders.Die kommen vonweit her hier<br />
in Europa an. Niemand redet in deren Heimatsprache.<br />
Das ist das Gute an diesem<br />
Kurs.ZuBeginn verstehen alle nur Bahnhof.<br />
Du kannst aber nicht abbrechen, hinschmeißen,<br />
weglaufen. Du bist gezwungen, dranzubleiben.<br />
Bald sagst du dir, ergeben die<br />
Durchsagen einen Sinn. Du wirst dich auszukennen<br />
mit Abfahrtzeiten, Zügen, Namen.<br />
Unddann verstehst du das Bahnhofstreiben<br />
immer besser. Dublickst hinter die Fassaden.<br />
Und weißt, was für gemeine Worte die<br />
Bahnbeamten zu dir sagen. Und beginnst,<br />
innerlich erste Entgegnungen zu formulieren.<br />
Worte, Sätze, Reime,Wuttiraden, die du<br />
denen an den Kopf knallen wirst, wenn du<br />
reif genug dafür bist, Lippe zu riskieren und<br />
den Barrierebahnhof endlich zu verlassen.
22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Eigentlich hatte er ja schon<br />
alles erzählt. Vorsechs Jahren<br />
in einem Buchinterview<br />
zu seinem Leben mit<br />
der Journalistin Rebecca Casati.<br />
„Undressed“ war der Titel. Aber neben<br />
allem Beruflichen, Privaten und<br />
Illustrierten-Tauglichen, das Wolfgang<br />
Joop seit 2013 erlebt hat, gibt es<br />
für ihn vor allem eine Sache, die ein<br />
weiteres Buch, diesmal aus seiner eigenen<br />
Feder,offenbar notwendig gemacht<br />
hat. Und das ist der Einzug<br />
mit seinem Partner Edwin Lemberg<br />
in das Krongut Bornstedt in Potsdam<br />
im vergangenen Jahr.<br />
Und zwar nicht als reicher Wessi,<br />
der sich –nachdem er schon eine<br />
Villa am Heiligen See bewohnt hatte<br />
–inpreußische Geschichte einkauft.<br />
Sondernals Junge,der mit 73 Jahren<br />
in das Haus seiner Kindheit zurückkehrte,<br />
inein Haus, das für ihn lebenslanger<br />
Ankerpunkt war. Seine<br />
Ex-Frau Karin Joop-Metz und seine<br />
Tochter Florentine mit Familie lebten<br />
ja auch schon da. Jetzt kam der<br />
ewige Sohn als Familienoberhaupt<br />
dazu, jetzt war die Sache für ihn<br />
komplett. „Die einzig mögliche Zeit“<br />
heißt diese Autobiografie.<br />
Bewahren und Neubeleben<br />
Nichts natürlich ist wirklich und<br />
ganz komplett im Leben: Auch die<br />
Entzweiung mit seiner älteren Tochter<br />
Jette Joop spielt im Buch eine<br />
Rolle, eine gewisse Fremdheit von<br />
Geburt des Kindes an wird suggeriert,<br />
wobei auch die Geschichte eines<br />
von zujungen Eltern zufrüh zu<br />
viel allein gelassenen Mädchens<br />
durchscheint. Vorallem aber geht es<br />
mit vielen Details aus dem real existierenden<br />
Sozialismus darum, wie<br />
dieser Weltstar der Modebranche,<br />
der immer auch Maler und Autor<br />
war, dem Potsdamer Anwesen, das<br />
er als Neunjähriger verlassen<br />
musste, weil seine Eltern nach<br />
Braunschweig zogen, ein Leben lang<br />
die Treue gehalten, wie er sich für die<br />
Anreise anfangs hat schikanieren<br />
lassen und sich für mögliche Reiseerleichterungen<br />
später willig ins behördliche<br />
Absurdistan diverser Kooperationsversuche<br />
begeben hat<br />
(etwa als Designer von Meißener<br />
Porzellan). Und wie das Bewahren<br />
und Neubeleben ja auch künstlerisch<br />
immer das Konzept von Wolfgang<br />
Joop gewesen ist.<br />
Schon als Schüler imWesten lebte<br />
er modische Distinktion aus, indem<br />
er abgelegte Sachen seines Potsdamer<br />
Opas trug, Cordhosen und Rippenshirts,und<br />
mit den geflickten Socken<br />
aus Wolle „von unseren Schafen“<br />
eine Aura aus der „Welt der<br />
Gutsbesitzer, Pferde und Ländereien“<br />
in die „gesichts- und geschichtslose<br />
Armee modisch manipulierter<br />
Jugendlicher“ transportierte.<br />
Als seltsam oder exzentrisch<br />
zu gelten, hat Joop nie gestört. Die<br />
Bindung an das an Sanssouci grenzende<br />
Anwesen (das seine Großeltern<br />
und eine Tante weiter be-<br />
Inspiriertdazu, nie zu klein zu denken: Multikünstler Wolfgang Joop.<br />
wohnten und das im Laufe der DDR-<br />
Jahreenteignet, dann aber wieder in<br />
Privatbesitz zurückgegeben wurde)<br />
war sein Kompass in der Welt der<br />
Kunst und Mode. Seine Versicherungspolice,<br />
nirgendwo dazugehören<br />
zumüssen, weil er ja schon verwurzelt<br />
und auf abstrakte Weise sowieso<br />
höheren Standes war.<br />
Daswirdwohl auch das Geheimnis<br />
seiner ewig jugendlichen Ausstrahlung<br />
sein: Noch als Großvater<br />
ist er der Junge vom Gut. Das von<br />
Frauen aufgezogene Einzelkind übrigens<br />
auch, das sich nichts sehnlicher<br />
wünschte, als seine unzufriedene<br />
Mutter glücklich zu machen.<br />
Sein Vater kam spät aus der Kriegsgefangenschaft<br />
zurück und verzieh<br />
ihm die Jahre, die er mit der Mutter<br />
allein gehabt hat, wohl nie. Auch<br />
das Künstlertum nicht. Er selbst war<br />
Redakteur bei Westermanns Monatsheften.<br />
Wie in einem Album<br />
Der Junge vom Gut<br />
Wolfgang Joop wird 75 und erzählt in seiner Autobiografie vom<br />
Rausch, Grenzen in beide Richtungen zu übertreten<br />
VonPetraKohse<br />
PERSON UND BUCH<br />
Wolfgang Joop wurde am 18. November 1944 in Potsdam geboren. 1954 zog er mit seinen<br />
Elternnach Braunschweig.Erist Maler,Zeichner,Schriftsteller,Modeschöpfer und Designer<br />
und gründete 1985 das Label JOOP!, 2003 mit seinem Partner Edwin Lemberg die Wunderkind<br />
GmbH. Zu seinen Veröffentlichungen zählen der 2003 erschienene Roman „Im Wolfspelz“<br />
und das biografische Interviewmit Rebecca Casati unter dem Titel „Undressed“ (2013).<br />
Wolfgang Joop: Die einzig mögliche Zeit. Kindler bei Rowohlt, 496 Seiten, 22 Euro<br />
Buchvorstellung am Montag, 23.9. um 20 Uhr,Tipi am Kanzleramt, Große Queeralle<br />
INGE PRADER<br />
blättert Wolfgang Joop für dieses<br />
Buch in seinem Leben herum. Wobei<br />
sich ihm vor allem die schmerzhaften,<br />
skurrilen oder auch unverständlichen<br />
Momente eingeprägt<br />
zu haben scheinen. Es ist keine<br />
Idylle, die er, zeitlich vor- und zurückspringend,<br />
schlaglichtartig<br />
schildert. Eher ein emotionales, gesellschaftliches<br />
und auch politisches<br />
Durcheinander, durch das er<br />
halb geschoben wird, halb traumwandlerisch<br />
navigiert, eng gebunden<br />
an seine Frau Karin, die in<br />
Braunschweig ein Nachbarsmädchen<br />
war und die er als seine Muse<br />
und Lehrerin bezeichnet.<br />
Er beginn ein Studium der Kunstpädagogik,<br />
gewinnt mit Karin einen<br />
Schnittwettbewerb der Zeitschrift<br />
Constanze, gerät in die Modewelt,<br />
wirdVater,zieht nach Hamburg, lässt<br />
sich treiben, abgestoßen von allem<br />
ästhetisch oder politisch Funktionalen:<br />
„Karins und meine Haltung galt<br />
als frivol, untauglich auf das aktuelle<br />
Geschehen ringsherum in unserer<br />
Welt.Wirfühlten uns nostalgisch, sexuell<br />
ambivalent, romantisch und<br />
vor allem selbstbefreit von dem<br />
Zwang, sich der Moderne anzuschließen.“<br />
Wie genau sich der Aufstieg vollzog,<br />
interessiert ihn nicht zu erzählen,<br />
Anekdoten von Karl Lagerfelds<br />
Assistenten oder rätselhafte Begegnungen<br />
wie die mit dem niederländischen<br />
Künstler und Camel-Model,<br />
der ihn mit nur einem Blick und<br />
einem Satz vom Pariser Flughafen<br />
nach Tunesien lockte und ihn die<br />
Schwelle in die gleichgeschlechtliche<br />
Erotik übertreten ließ, stehen<br />
für den Glamour in seinem Leben,<br />
den er gleichzeitig wie zufällig abtut.<br />
Durchlässig für Widersprüche<br />
Ob es wahr ist, wissen die, die ihn<br />
kennen, aber im Buch stellt sich<br />
Wolfgang Joop als durchlässig und<br />
für die Widersprüche der Gesellschaft<br />
immer erreichbar dar. Und<br />
Bemerkungen wie die, die über die<br />
New Yorker Fashion-Week 2018, wo<br />
er die geradezu streberhafte Diversität<br />
der Models im Gegensatz zur<br />
„Uniformität derer, die sie betrachten“<br />
konstatiert, stehen dafür.<br />
Wolfgang Joop, ein JOOP! mit<br />
Ausrufezeichen und buchstäbliches<br />
Wunderkind der Branche, der den<br />
Pelz als Futter und außen Camouflage<br />
tragen ließ, als Tierschutz bereits<br />
ein Gedanke, aber noch keine<br />
Konsequenz war, stellt sich, führerscheinlos<br />
und hypersensibel, als einen<br />
dar, dem in der großen Welt<br />
Dinge passieren, auf die er dann<br />
einfach irgendwie reagiert. Wirklich<br />
berührbar und korrumpierbar sieht<br />
er sich im Rückblick nur in allem,<br />
was seinen Status in der DDR, seinem<br />
Zugang zu Gut Bornstedt anbelangt.<br />
„Es war dieser leichte<br />
Rausch, wenn ich ungehindert die<br />
Grenzen in beide Richtungen passieren<br />
konnte. Esgab mir das Gefühl,<br />
dass ich in meiner Position,<br />
mit meinem Background, meiner<br />
Persönlichkeit, der Einzige für sie<br />
sei. Das hofierte, privilegierte Einzelkind,<br />
das dem Menschen im Osten<br />
das Parfüm des Westens und der<br />
Freiheit mitbrachte.“<br />
Joop, Celebrity und modisches<br />
Genie der Brüche und Übertreibungen,<br />
im Herzen ein treuer Sohn nicht<br />
nur Bornstedts, sondern auch der<br />
DDR? Das geht am Ende durchaus<br />
zusammen, ebenso wie die Behauptung,<br />
diese Sammlung von teils nur<br />
gestrichelten, teils bissigen, teils sentimentalen,<br />
auch in der Prätention<br />
und Eitelkeit ehrlichen Erinnerungen<br />
sei ein Buch. Es ist ein Stück<br />
DDR-Geschichte aus ungewohntem<br />
Blickwinkel und (gerade vomModemann!)<br />
eine Inspiration, sich zu<br />
trauen, anderen fremd zu sein, aber<br />
auch an Träumen festzuhalten –und<br />
vorallem: nie zu klein zu denken.<br />
ABOplus<br />
Bitte halten Sie für dieses Angebot Ihre Kundennummer bereit.<br />
Das Angebot gilt nur für Abonnenten, die die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> von<br />
montags bis samstags beziehen.<br />
Ihnen stehtein gesetzliches Widerrufsrecht zu. Alle Informationenüber dieses Recht und die<br />
Widerrufsbelehrung findenSie unter www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, Alte Jakobstraße 105, 10969Berlin<br />
Nochkein Abo?<br />
Einfachjetzt unter 030–240025neuer Abonnent werden!<br />
IhrMontag Theaterwochenende bis Freitag 09–17 im Oktober! Uhr!<br />
Freuen Sie sich auf ein erholsames Wochenende in Brandenburgs Hauptstadt Potsdam.<br />
Wir bieten Ihnen ein tolles Erlebnispaket, inwelchem folgende Leistungen enthalten sind:<br />
-eine Übernachtung für zwei Personen imNHPotsdam inklusive Frühstück<br />
-zwei Tickets für das Theaterstück JEDERMANN inPotsdams historischer Kirche St. Nikolai<br />
-ein Theaterteller bei Anreise und Cocktails für zwei Personen<br />
-eine einmalige Überraschung zum Mitnehmen<br />
20.10.2019 |Beginn: 20Uhr<br />
oder 27.10.2019 |Beginn: 20Uhr<br />
Preis: 199€ statt 300€ für zwei Personen<br />
Gleich morgen inder Zeit von 10 –18Uhr mit dem Hotel Kontakt aufnehmen und Angebot sichern.<br />
Montag bis Freitag 09–17Uhr!<br />
Solange der Vorrat reicht. Nicht mit anderen Rabatten kombinierbar. Der Anruf ist für Sie aus dem Festnetz kostenlos.<br />
Alle Buchungen unter:<br />
0331 –2317501<br />
j.bachmann@nh-hotels.com<br />
Exklusiv fürAbonnenten:<br />
Angebot NUR MORGEN<br />
erhältlich!
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 23 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Lust<br />
auf<br />
Wirkung<br />
Santtu-Matias Rouvali bei<br />
den Philharmonikern<br />
VonClemens Haustein<br />
Energisch am Pult: der finnische Dirigent<br />
Santtu-Matis Rouvali. MONIKA RITTERSHAUS<br />
Bloß nichts anbrennen lassen<br />
beim Debüt vor den <strong>Berliner</strong><br />
Philharmonikern: Als Hauptwerk<br />
suchte sich Santtu-Matis Rouvali die<br />
erste Sinfonie vonJean Sibelius aus –<br />
mit dem gleichen Stück debütierte<br />
der finnische Dirigent vor zwei Jahren<br />
sensationell beim Deutschen<br />
Sinfonie-Orchester –, zuvor gibt es<br />
Maurice Ravels Klavierkonzert, das<br />
Rouvali bereits im Februar beim<br />
Gastspiel mit seinem eigenen Orchester<br />
präsentierte, den Göteborgern<br />
Symphonikern. Undder Wagemut,<br />
dass mit dem Finnen Uuno<br />
Klami (1900–1961) ein Komponist<br />
auf dem Programm steht, den die<br />
Philharmoniker noch nie gespielt<br />
haben, relativiertsich beim Hören.<br />
Klamis Musik aus seiner „Kalevala-Suite“<br />
(auch Sibelius schrieb<br />
eine), inspiriert vom großen finnischen<br />
National-Epos, hält stilistisch<br />
die Waage zwischen Maurice Ravel,<br />
den Klami bewunderte, und dem<br />
Landsmann Jean Sibelius, von dem<br />
sich Klami als Künstler absetzen<br />
wollte. Die beiden Stücke, die Rouvali<br />
aus der Suite auswählt, ein „Wiegenlied<br />
für Lemminkäinen“ und<br />
eine Musik, die beschreibt wie das<br />
„Sampo“ geschmiedet wird, die<br />
Wundermühle, über deren Funktionsweise<br />
jeder Leser der „Kalevala“<br />
selbst rätseln darf, würden mit ihrer<br />
Farbenlust und ihrem Kling-Klang-<br />
Getöse auch dazu taugen, ein Konzert<br />
triumphal zum Ende zu bringen.<br />
Hier aber stehen sie am Anfang und<br />
lassen Rouvalis Absicht erkennen,<br />
möglichst keinen Wirkungstreffer zu<br />
verschenken. Erste Leistung hier:die<br />
Philharmoniker von dem krachenden,<br />
im musikalischen Material eher<br />
bescheidenen Stück so zu überzeugen,<br />
dass sie es nicht ganz auf die<br />
leichte Schulter nehmen.<br />
Durch Ravels Klavierkonzert leitet<br />
Rouvali souverän hindurch (was<br />
ließe sich Besseres sagen über die Interpretation<br />
eines Werkes,das in seiner<br />
Festgelegtheit dem Interpreten<br />
wenig Raum lässt für eigene Ideen),<br />
zum Erstaunlichsten an dieser Wiedergabe<br />
gehört die Tatsache, dass<br />
mit Alice Sara Ott ein pianistisches<br />
Leichtgewicht bei den Philharmoniker<br />
zum Debüt kommt, dem man<br />
nicht unbedingt philharmonisches<br />
Nivaubescheinigen würde.Ihr Ravel<br />
ist von bescheidener Präsenz und<br />
nicht weit entfernt von toll-dreister<br />
Unbedarftheit.<br />
Über Präsenz verfügt Santtu-Matias<br />
Rouvali, stets mit erhobenen Armen<br />
dirigierend, in hohem Maße.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Philharmoniker scheinen<br />
sich davon herausgefordert zu<br />
sehen. Auf Rouvalis klaren Marschplan<br />
durch Sibelius’ 1.Sinfonie antworten<br />
sie mit einer Mischung aus<br />
Musizierwillen und Trotz, sie geben<br />
nicht ihren schönsten Klang her für<br />
den Finnen, der in seinem Auftreten<br />
selbst etwas Siegfriedhaftes hat.<br />
Manches Fortissimo wird zum unförmigen<br />
Klangklumpen, anderes<br />
berührt unmittelbar. In jedem Fall<br />
ein sehr entschiedenes Debüt, was<br />
nicht wenig heißt, vor den Philharmonikern.<br />
Mit Dummheit imprägnierte Nazisprüche: Nico Holonics und Corinna Kirchhoff in „Mütter und Söhne“.<br />
Die Tür war immer offen<br />
„Mütter und Söhne“ –ein Abend über Neonazis und Aussteiger von Karen Breece im <strong>Berliner</strong> Ensemble<br />
VonUlrich Seidler<br />
Für seine Mutter macht ein<br />
Holocaustleugner auch mal<br />
eine Ausnahme: „Ich bin<br />
dafür,dass wir die Gaskammern<br />
wieder öffnen und dich und<br />
deine ganze Brut da reinstecken.“<br />
Nicht nur, dass er sich in einen Widerspruch<br />
verstrickt und nun lieber<br />
doch an den industriellen Mord<br />
glaubt. Offenbar ist ihm in der Aufgeheiztheit<br />
des häuslichen Streits nicht<br />
gleich klar, dass er selbst zur „Brut“<br />
seiner Mutter gehört. Welche Mutter<br />
wäre gegenüber so viel Beklopptheit<br />
nicht auch hilflos?<br />
Keine falsche Bescheidenheit<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
„Mütter und Söhne“ heißt der Recherchetheaterabend<br />
von Karen<br />
Breece,mit dem das <strong>Berliner</strong> Ensemble<br />
am Freitag seine neue Spielstätte,<br />
das Neue Haus,eröffnet hat: ein kleines,<br />
aber überraschend geräumiges<br />
Theaterhaus mit Foyer, Garderoben,<br />
Klimaanlage,einem Tresen und zwei<br />
Bühnen, ausgestattet mit allem was<br />
nötig ist, auch mit Drehscheiben. Intendanz<br />
und Presseabteilung machen<br />
einen Rummel darum, als hätten<br />
sie in der Sommerpause mal<br />
eben ein Bauprojekt in der Größenordnung<br />
von Stuttgart 21gewuppt.<br />
Richtig so! Bitte keine falsche Bescheidenheit.<br />
Der Abend ist dem Thema und<br />
der Herangehensweise gemäß eher<br />
zurückhaltend. Ungefähr zweihundertverschiedene<br />
Stühle sind auf der<br />
Drehbühne im Kreis verteilt, das<br />
Licht ist weiß und schmutzig, so heimelig<br />
wie der Energiesparschimmer<br />
auf Autobahnraststätten. Der Text<br />
besteht aus collagiertem, überschriebenem<br />
und verdichtetem Interviewmaterial,<br />
das die britische<br />
Regisseurin und ihr Team bei Gesprächen<br />
mit Nazi-Aussteigern, derenElternhäusernund<br />
mit Experten<br />
gesammelt haben.<br />
Die Ratlosigkeit der ihre Söhne<br />
liebenden und gleichzeitig von ihnen<br />
angeekelten Mütter (gespielt<br />
von Corinna Kirchhoff und Bettina<br />
Hoppe) steht neben den vonDummheit<br />
imprägnierten Nazisprüchen,<br />
die die Söhne (Nico Holonics und<br />
Oliver Kraushaar) mal mit sonnigen<br />
Gesichtern, dann wieder mit von<br />
Suff und Testosteron aufgeschaukelter<br />
Aggressivität ausbreiten. Mit besonders<br />
perfider Zutraulichkeit und<br />
lockerem Tonplappert Laura Balzer<br />
als YouTube-Nazibraut in die<br />
Handykamera, die ihreBilder (leider<br />
verzögert) an die Rückwand wirft.<br />
Diese Beiträge sind von nervtötender<br />
Plumpheit, sodass man sich erschreckenderweise<br />
schnell langweilt<br />
mit dem Gerede vonVolk, Feind, Kameradschaft,<br />
Wahrheit, Treue und<br />
Ehre. Interessanter sind da die Strategien,<br />
mit denen „die Bewegung“ in<br />
die Köpfe der Kinder dringen will:<br />
erst das Vertrauen gewinnen, dann<br />
die Ideologie.Neu ist das nicht.<br />
Judenhass im Theater<br />
Der Rausch als Erfüllungsgehilfe<br />
Inka Löwendorf inszenierte „Der Morphinist“ nach Hans Fallada im Heimathafen Neukölln<br />
In ihrem Regiedebüt gelang Inka Löwendorf, die hier mit Alexander Ebertfrierend von<br />
Doch ja, es ist ein sehr passender<br />
Stoff, den Inka Löwendorf mit<br />
dem „Bericht über das Glück, ein<br />
Morphinist zu sein“ nun auf die<br />
kleine Bühne im Heimathafen Neukölln<br />
geholt hat. Nicht nur das einstige<br />
Ballhaus selbst in seinem großräumigen<br />
Gründerzeitstil, auch der<br />
sprudelnd geschäftige Stadtteil<br />
drumherum, spiegeln damals wie<br />
heute viel vomRausch.<br />
Wann genau Hans Fallada seinen<br />
„sachlichen Bericht“ schrieb, den er<br />
dann mit äußerst blumigen Selbsterfahrungen<br />
auffüllt, ist nicht klar. Begonnen<br />
haben dürfte er damit schon<br />
um 1919, als er erstmals in Berlin<br />
lebte und schnell mit dem verführerischen<br />
Saft auf Du und Du stand.<br />
Nicht nur die Freundschaft mit dem<br />
süchtigen Kriegsheimkehrer Wolfgang<br />
Parsenow machten den<br />
schwermütigen jungen Schriftsteller<br />
zum Morphinisten. Die Behandlung<br />
in diversen Sanatorien, durch die<br />
schon der Schüler nach einem tragischen<br />
Selbstmordversuch wanderte,<br />
hatten ihn längst an das Betäubungsmittel<br />
gewöhnt. Das Morphium,<br />
schreibt er später,kriecht mit<br />
jedem Schuss wie eine lang ersehnte<br />
Geliebte in mich hinein. Eine Geliebte,<br />
die böse ist, aber auch in allem„unermesslich<br />
belohnt“, das Gehirn<br />
stark macht und das Leben<br />
schön, „sanft wie ein glücklicher<br />
Strom“.<br />
Dass dieser Strom früher oder<br />
später zu einem reißenden Strudel<br />
anschwillt, in dem Selbstüberhöhung<br />
und Selbstzerstörung in eins<br />
fallen, beschreibt die kurze Erzählung<br />
sehr genau, in der wir Hans und<br />
seinem Kumpel von Apotheke zu<br />
Apotheke zu Arztpraxis folgen, immer<br />
auf der Jagd nach dem erlösenden<br />
Gift, mit immer neuen Lügengeschichten<br />
im Gepäck.<br />
Die glasklare Introspektion des<br />
Ich-Erzählers, die anatomisch-psychologische<br />
Schonungslosigkeit gegenüber<br />
sich und der Umwelt ist bis<br />
heute das Bestechende und auch Aktuelle<br />
daran. Denn das Morphium ist<br />
auch der Erfüllungsgehilfe einer<br />
Herrschafts- und Wunschmaschine<br />
namens Gesellschaft: Solidarität<br />
wechselt im nächsten Atemzug in<br />
GREGOR FISCHER<br />
Undvielleicht, weil die Schauspieler<br />
doch immer Schauspieler bleiben,<br />
auch wenn sie noch so verstrahlt herumgrölen<br />
–und weil auch das Publikum<br />
einmal aus der Sicherheit des<br />
Schutz- und Reflexionsraums Theater<br />
verstoßen werden soll, gibt es<br />
gleich zu Beginn eine volle Kelle<br />
brauner Authentizität über den Latz.<br />
Da wird sehr laut Nazi-Rock eingespielt<br />
wird: „Lasst die Messer flutschen<br />
in den Judenleib. /Blut muss<br />
fließen, knüppelhageldick./ Undwir<br />
scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik.“<br />
Manfragt sich, warum<br />
da keiner aufsteht und protestiert.<br />
Solche Worte ineinem bürgerlichen<br />
Theater? Undjetzt auch hier in<br />
einer bürgerlichen <strong>Zeitung</strong>? Es wird<br />
einem schlecht dabei, aber ohne die<br />
Reproduktion solcher Inhalte kann<br />
man sich kaum klar werden über die<br />
Ausmaße der Abgründe.Andererseits<br />
kommt man auch nicht viel weiter<br />
mit solchem Grusel. Wir stehen so<br />
ratlos davor wie die Mütter vor ihren<br />
Söhnen, an die sie gebunden sind.<br />
Soll man sich provozieren lassen?<br />
Soll man reden mit solchen Idioten?<br />
Soll man sie aus der Wohnung<br />
schmeißen? Ausgrenzen hilft nicht<br />
weiter, das hat Christoph Schlingensief<br />
schon 2001 erkannt bei seinem<br />
sehr mühseligen„Nazis rein“-Projekt.<br />
Es scheint so, als könnte man nichts<br />
richtig machen. Das ist nicht nur die<br />
Notder Mütter,sondernauch der Gesellschaft,<br />
die diese Mütter nicht allein<br />
lassen darf. Die Botschaft ist angekommen.<br />
„Die Tür war immer offen“,<br />
lautet der letzte Satz. Dann darf<br />
applaudiertwerden.<br />
Mütterund Söhne 7.–10.10., 20 Uhr im <strong>Berliner</strong><br />
Ensemble (Neues Haus), Tel.: 28408155<br />
kalten Egoismus. Dass diese gesellschaftliche<br />
Seite in Inka Löwendorfs<br />
Regiedebüt keine Rolle spielt, ist<br />
schade. Trotzdem ist der Tausendsassarin,<br />
die vor zehn Jahren den<br />
Heimathafen mitbegründete und bis<br />
heute mit leitet und die hier nun<br />
nicht nur für die überzeugende Textcollage<br />
aus dem halbfiktiven „Bericht“<br />
und eingeschobenen Biografieschnipseln<br />
aus Falladas Leben<br />
verantwortlich ist, sondern kurzfristig<br />
auch selbst noch eine der beiden<br />
Rollen übernommen hat, ein beachtlicher<br />
Volkstheaterabend gelungen.<br />
Auf einer schiefen Ebene rutscht<br />
sie, die süffig karikierend zwischen<br />
vielen Figuren switcht, und Alexander<br />
Ebert, der leider recht eintönig<br />
den Fallada gibt, rauf und runter.Im<br />
Rausch schweben sie wie spacige<br />
Triebwesen darüber, inHungerphasen<br />
hocken sie wie hölzerne Kasperlefiguren<br />
angenagelt an den Rändern.<br />
Etwas klamaukig, trotzdem ein<br />
guter Beginn.<br />
der schiefen Ebene rutscht, ein beachtlicher Volkstheaterabend. VERENA EIDEL<br />
TOP 10<br />
DerMorphinist, 27./ 28.9., 19.30 Uhr,Heimathafen<br />
Neukölln,Karl-Marx-Str.141<br />
NACHRICHTEN<br />
Island muss Strafe zahlen<br />
wegen ESC-Provokation<br />
DasZeigen palästinensischer Flaggen<br />
durch die Band Hataribeim Eurovision<br />
Song Contest (ESC) in Israel<br />
kommt das Heimatland der Gruppe<br />
teuer zu stehen. Derisländische<br />
Rundfunk RÚV ist zu einer Geldstrafe<br />
verurteilt worden, weil Hatari<br />
mit der Aktion gegen das ESC-Verbot<br />
zur Politisierung des Wettbewerbs<br />
verstoßen hat, wie die Europäische<br />
Rundfunkunion (EBU) am Sonntag<br />
bestätigte.Die isländische Gruppe<br />
hatte den Wettbewerb in TelAviv im<br />
Maitrotz Warnungen der Organisatoren<br />
für eine propalästinensische<br />
Botschaft genutzt und während der<br />
Punktevergabe Banner mit der palästinensischen<br />
Flagge in die Kamerasgehalten.<br />
Hatariwaren mit dem<br />
Lied „Hatrið mun sigra“ (Hass wird<br />
siegen) in Sado-Maso-Fetisch-Kostümen<br />
aufgetreten und erreichten<br />
letztlich Platz zehn. Sieger wurde der<br />
Niederländer Duncan Laurence<br />
(„Arcade“), Deutschland kam mit<br />
den S!sters („Sister“) auf den vorletzten<br />
Platz. (dpa)<br />
Goldene Hennen bei Gala<br />
in Leipzig vergeben<br />
Derelfjährige Nachwuchsschauspieler<br />
Julius Weckauf und Fußball-<br />
Trainer Jürgen Klopp gehören zu den<br />
Gewinnernder diesjährigen Goldenen<br />
Henne.Bei einer Gala in Leipzig<br />
am Freitagabend wurden auch<br />
die Schauspielerin Emilia Schüle sowie<br />
der Sänger und Moderator Gunther<br />
Emmerlich ausgezeichnet. Der<br />
Publikumspreis wurde in diesem<br />
Jahr zum 25. Malverliehen. Julius<br />
Weckauf überzeugte in der Verfilmung<br />
der Biografie vonHape Kerkeling<br />
(„Der Junge muss an die frische<br />
Luft“). Einen Ehrenpreis für ihr gesellschaftliches<br />
Engagement erhielten<br />
drei Feuerwehrmänner aus<br />
Mecklenburg-Vorpommern. SiewarenTeil<br />
der Einsatzkräfte,die im Juni<br />
den schweren Waldbrand bei Lübtheen<br />
bekämpften. Die„Goldene<br />
Henne“ wirdinErinnerung an die<br />
1991 verstorbene <strong>Berliner</strong> Entertainerin<br />
Helga „Henne“ Hahnemann<br />
vergeben. DieSuperIllu verleiht den<br />
Preis in Zusammenarbeit mit den<br />
SendernMDR, NDR und RBB. (AFP)<br />
NewYorkfeierte Startder<br />
Serie „Friends“ vor 25 Jahren<br />
Zum25-Jahr-Jubiläum der Kultserie<br />
„Friends“ konnten sich Fans auf eine<br />
Nachbildung des berühmte Sofas<br />
setzen –und das ganz oben auf dem<br />
EmpireState Building in NewYork.<br />
Dasorangefarbene Sofa stand das<br />
ganzeWochenende auf der Aussichtsplattformim86.<br />
Stock desWolkenkratzers<br />
in Manhattan. In der Seriehatten<br />
sich die sechs Hauptdarsteller<br />
und Freunde immer wieder<br />
auf einem solchen Sofa in dem Café<br />
„Central Perk“getroffen. DieSerie,<br />
die 2004 zu Ende ging, war am<br />
22. September vor25Jahren gestartet.<br />
Exakt einVierteljahrhundertspäter<br />
zur selben Uhrzeit wurde die<br />
Spitzedes EmpireState Buildings in<br />
eine Lichtshowgetaucht, die auf den<br />
Titelsong „I’ll Be ThereFor You“ abgestimmt<br />
war. (dpa)<br />
Sonnabend, 21. September<br />
1 Tagesschau ARD 5,75 24 %<br />
2 München Mord ZDF 5,56 20 %<br />
3 Sportschau ARD 3,92 21 %<br />
4 Der Staatsanwalt ZDF 3,76 15 %<br />
5 Das Supertalent ZDF 3,46 13 %<br />
6 Hirschhausens ... ARD 3,29 13 %<br />
7 heute-journal ZDF 2,62 12 %<br />
8 Bares für Rares ZDF 2,56 12 %<br />
9 heute ZDF 2,47 13 %<br />
10 Sportschau ARD 2,26 17 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Ballhaus Naunynstraße (& 75 45 37 25)<br />
20.00: Aesthetics of Color –ein Kammerspiel<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Der Tatortreiniger<br />
Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
19.30: Un ballo in maschera<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
19.30: Der Menschenfeind<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (& 25 48 91 00)<br />
20.00: Tanztreffender Jugend: #8 Nahestehen |<br />
Nahegehen (ACADEMY Bühnenkunstschule und<br />
Produktionshaus für Jugendliche)<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: The Situation<br />
20.00: Verrücktes Blut<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00 Bruckner-Foyer: Pink –Manchmal braucht’s<br />
nur einen Lippenstift ...<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
19.30 Studio: The Human Condition<br />
20.00 Saal B: Im Herzen der Gewalt<br />
Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />
19.00: Die Zauberflöte<br />
Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />
20.00: Ruhm<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.00: Cosmic Comedy(Dharmander Singh, Neil<br />
Numb u. a.)<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Melodien mit Disziplin (MGV Walhalla zum<br />
Seidlwirt)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die Zukunft istkeinPonyhof (Studio-Ensemble)<br />
20.00: Wenn Deutsche überGrenzen gehen<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: TheBest &The Test (Fil)<br />
Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />
20.00: Früher warich älter (Horst Evers)<br />
QuatschComedyClub (& 47 99 74 13)<br />
19.30: Die LiveShow–Die 3. Staffel<br />
Stachelschweine (& 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Dieter Baumann, läuft halt. (weil, singen kann<br />
er nicht) (Dieter Baumann)<br />
KLASSIK<br />
Indische Botschaft (& 25 79 50)<br />
18.00 Saal: Nirali Kartik, Santosh Ghante &Amit<br />
Mishra, Liebe, Sehnsucht und Zusammensein, Kompositionen<br />
vonRabindranath Tagore<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
20.00 Kl. Saal: Maurice Steger (Blockflöte) &<br />
orchester le phénix, Charles Avison: Concerto grosso<br />
Nr.9C-Dur;Francesco Geminiani: Concerto grosso<br />
F-Dur,Concerto grosso d-Moll, Concerto grosso für<br />
Blockflöte, Streicher und Basso continuo G-Dur;<br />
Georg Friedrich Händel: Passacaglia für Streicher und<br />
Basso continuo G-Dur,Concerto per flauto g-Moll<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
20.00: SWR Symphonieorchester,Ltg.Teodor Currentzis,<br />
Nicolas Altstaedt (Violoncello), Anton Webern:<br />
„Im Sommerwind“; Dmitri Schostakowitsch: Konzert<br />
für Violoncello und Orchester Nr.2g-Moll op. 126;<br />
GyörgyKurtág: „Stele“ für großes Orchester op.33;<br />
GustavMahler:Symphonie Nr.10: 1. Satz Adagio<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />
20.00: Stradivari Quartett, Ludwig vanBeethoven:<br />
Streichquartett B-Dur op. 18 Nr.6;Alfred Zimmerlin:<br />
2. Streichquartett „… mit kleinen Wellen an jedem<br />
Blattrand (wie eines Windes Lächeln)“; Ludwig van<br />
Beethoven: Streichquartett F-Dur op. 59 Nr.1<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
19.30: Christian Gerhaher (Bariton), Gerold Huber<br />
(Klavier), GustavMahler:„Lieder eines fahrenden<br />
Gesellen“; „Wer hat dies Liedlein erdacht“, „Ablösung<br />
im Sommer“, „Ich ging mit Lust durch einengrünen<br />
Wald“, „Um schlimme Kinder artig zu machen“,<br />
„Rheinlegendchen“, „Lied des Verfolgten im Turm“u.<br />
a. aus „DesKnaben Wunderhorn“; „Kindertotenlieder“<br />
Nr.1bis 5<br />
KINDER<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />
und anderswo<br />
Phoenix in der KULTSchule (& 72 01 19 19)<br />
16.00 MediaLab: Phoenix-Küken, Kindertheater-Workshop,<br />
Leitung: Oksana Loidova (ab 4bis 12 J.)<br />
RambaZamba Theater (& 44 04 90 44)<br />
19.30: Der gute Mensch vonDowntown (ab 12 J.)<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
10.30: Der Wettlauf zwischen dem Hasen unddem<br />
Igel, Theater im Globus<br />
Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />
10.00: Die kleine Hexe (ab 5bis 10 J.)<br />
10.00: Robinson Crusoe (ab 10 J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Deutsches Institut für Menschenrechte<br />
(& 259 35 90) 18.00: Fenster zur Freiheit, Peter<br />
Wensierski, Lesung und Gespräch mit Peter Wensierski<br />
und Stephan Bickhardt. Moderation: Bettina<br />
Hildebrand<br />
Dussmann (& 20 25 11 11)<br />
19.00 KulturBühne: DieLeben der Elena Silber,<br />
Alexander Osang<br />
Literarisches Colloquium Berlin (& 816 99 60)<br />
19.30: Studio LCB: „Schwarzer September“, Sherko<br />
Fatah, Lesung und Gespräch mit ElkeSchmitter und<br />
Stefan Weidner,Mod.: Tobias Lehmkuhl<br />
Literaturhaus Berlin (& 8872860)<br />
21.00: Wortservierung: Meine Konzeption des<br />
Bauhausgedankens, vonWalter Gropius mit Richard<br />
Burger<br />
Münzenberg-Saal (Franz-Mehring-Pl. 1)<br />
19.00: Buchpremiere: In der DDR war ichglücklich.<br />
Trotzdem kämpfe ich für die Einheit, Peter-Michael<br />
Diestel, Lesung und Gespräch Mod.: Karlen Vesper<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: Literatur Live: Rubicon, Kai Havaii, Buchpremiere<br />
Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Axel Hackeliest...<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />
Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />
SO36 (& 61 40 13 06)<br />
19.00: Lesedüne, Marc-UweKling,Julius Fischer,<br />
Sebastian Lehmann, Maik Martschinkowsky u. a., mit<br />
Musik vonBoris the Beast<br />
TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />
20.00: Wolfgang Joop: „Die einzig mögliche Zeit“,<br />
Literatur Live<br />
Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />
19.30: offene Lesebühne Pankow<br />
FÜHRUNG<br />
Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />
14.00: Kuratorenführung in den aktuellen Ausstellungen<br />
14.00: Kuratorenführung in den aktuellen Ausstellungen<br />
Diskussion<br />
Grün<br />
gegen<br />
grau<br />
Bei der Gegenüberstellung<br />
„Grau versus grün“<br />
scheint die Entscheidung einfach.<br />
Und wie immer man die<br />
stadtpolitischen Entwicklungen<br />
auch bewerten mag,<br />
möchte wohl niemand die<br />
graue Stadt zurückhaben, die<br />
Berlin auf beiden Seiten der<br />
Mauer einmal war. Manchmal<br />
wird es einem aber doch zu<br />
bunt. Als auf der belebten<br />
Kreuzberger Kiezmeile, der<br />
Bergmannstraße, grell-grüne<br />
Punkte aufgemalt wurden,<br />
entzündete sich daran über<br />
Wochen ein Streit, in dessen<br />
Verlauf man die Hoffnung fahren<br />
lassen musste, dass verkehrspolitische<br />
Fragen noch<br />
rational besprochen werden<br />
können. Die <strong>Berliner</strong> Urania<br />
ist aber bekannt dafür,esdoch<br />
noch einmal in aller Ruhe und<br />
Gediegenheit zu versuchen.<br />
Berlins Verkehrssenatorin Regine<br />
Günther stellt sich heute<br />
Experten und Lobbyisten.<br />
HarryNutt<br />
Stadt im Gespräch 19.30 Uhr,Urania,<br />
An der Urania 17<br />
Die Montagsmaler<br />
Literarische Zeit- und Selbstporträts von Alexander Osang,<br />
Peter-Michael Diestel und Peter Wensierski<br />
„Der schönste Fußballpräsident der Welt“: Peter-Michael Diestel, letzter Innenminister der DDR, gibt sich auch schreibend als Mann der star<br />
Montag ist ein schrecklicher<br />
Tag. Wiesoll man<br />
sich da entscheiden?<br />
Ich weiß nicht, ob ich<br />
lieber um 19 Uhr zuDussmann in<br />
der Friedrichstraße gehe und um einen<br />
Platz unter denen kämpfe, die<br />
unserem Kollegen Alexander Osang,<br />
geboren 1962 in der Hauptstadt der<br />
DDR, zuhören möchten, wie er aus<br />
seinem neuen Buch „Das Leben der<br />
Elena Silber“ liest oder zur gleichen<br />
Zeit mich im Münzenbergsaal am<br />
Franz-Mehring-Platz 1einfinde, um<br />
mir vom letzten Innenminister der<br />
DDR, Peter-Michael Diestel, geboren1952<br />
in Proraauf Rügen, sagen zu<br />
lassen: „In der DDR war ich glücklich.<br />
Trotzdem kämpfe ich für die<br />
Einheit.“<br />
Alexander Osangs Roman ist ein<br />
gutes Stück seiner Familiengeschichte<br />
und umspannt auf sechshundert<br />
Seiten das 20. Jahrhundert.<br />
Er beginnt mit der russischen Revolution<br />
von 1905 und dem Satz: „Sina<br />
Krasnowa schob die letzten Scheite<br />
in den Ofen, als sie draußen in der<br />
Stadt ihrem Mann einen Holzpfahl<br />
in die Brust schlugen.“ Dieser Mann<br />
war Alexander Osangs Urgroßvater.<br />
Arno Widmann<br />
ist am 23. September nicht in Berlin.<br />
Tagsüber wird er die Ausgrabungen am<br />
Templo MayorinMexico-Stadt besichtigenund<br />
abends essen gehen. Vonden<br />
zwei Dutzend Leseclubs der Stadt bietet<br />
heute keiner auch nur eine einzige<br />
Veranstaltung.Sogehtesinanderen<br />
Weltstädten zu.<br />
Natürlich kann Peter-Michael<br />
Diestel damit nicht konkurrieren. Er<br />
hat kein Epos des 20. Jahrhunderts<br />
geschrieben, sondern „Rückblicke“<br />
auf sein Leben. Das romanhafte<br />
Element fehlt nicht. Diestel liegt<br />
mausgrau gar nicht. Im Kapitel „Der<br />
schönste Fußballpräsident der Welt“<br />
erzählt Peter-Michael Diestel von<br />
seinen Erfolgen mit Hansa Rostock.<br />
An anderer Stelle schreibt Diestel:<br />
„Das MfS wurde aufgelöst. Allen Mitarbeitern<br />
standen die beruflichen<br />
und sozialen Folgen deutlich vorAugen.<br />
Bleibende Arbeitslosigkeit gehörte<br />
noch zu den harmloseren Begleiterscheinungen.<br />
Dennoch stellten<br />
sich die ehemaligen Mitarbeiter<br />
und Waffenträger dieses Geheimdienstes<br />
der neuen Rechts-und Moralordnung<br />
nicht entgegen. Im Gegenteil:<br />
Loyal halfen sie mit, sich<br />
selbst abzuwickeln. Siehaben Anteil<br />
daran, dass die Wende friedlich verlief<br />
und die deutsche Einheit nicht<br />
mit Blut befleckt wurde. Wie sich<br />
manche vielleicht erinnern, griff der<br />
rumänische Geheimdienst Securitate<br />
zu den Waffen, um die Wende<br />
dort aufzuhalten. Haben die deutschen<br />
Geheimdienstler aus der DDR<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Cinema Paris (& 881 31 19) Systemsprenger<br />
14.50,17.40,20.30<br />
Delphi Filmpalast (& 312 1026) Downton Abbey<br />
14.40, 17.30, 20.30<br />
Delphi LUX (& 322 93 10 40) Und der Zukunft<br />
zugewandt 15.00, 17.30, 20.30; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen (OmU) 15.15, 18.00, 20.45; Diego Maradona<br />
(OmU) 15.30; Und wer nimmt den Hund?<br />
18.20; Frau Stern 15.00, 19.15; Late Night –Die<br />
Show ihres Lebens (OmU) 17.00, 21.30; Ein Licht<br />
zwischen den Wolken 13.30, 17.30; Ein Licht zwischen<br />
den Wolken (OmU) 15.30, 19.30; Es: Kapitel<br />
II –It: Chapter Two (OF) 21.15; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood (OmU) 16.30, 20.00; Synonymes<br />
13.20, 18.40; Ein leichtes Mädchen –Une fille facile(OmU)14.15;<br />
Synonymes (OmU) 16.00, 21.20<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) Systemsprenger<br />
17.30, 20.00; Idioten der Familie 17.45; Mein Leben<br />
mit Amanda 20.15<br />
Kant Kino (& 319 98 66) Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 15.50; Wer 4sind –Die<br />
Fantastischen Vier 18.00; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 20.20; Gut gegen Nordwind 15.00,<br />
17.45,20.30;Prelude 14.45;Ein leichtes Mädchen<br />
17.00, 19.00; Petting statt Pershing 21.00; AToy<br />
Story: Alles hört auf kein Kommando 15.40; Leid<br />
und Herrlichkeit 17.30, 20.00; Gloria: Das Leben<br />
wartet nicht 15.15, 17.45; Late Night –Die Show<br />
ihres Lebens 20.00<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 2966) Angry Birds 2:<br />
Der Film 14.00; Es: Kapitel II16.20, 22.50; Ad<br />
Astra –Zuden Sternen 20.00; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen 15.00, 17.50; Es: Kapitel II20.40; Downton<br />
Abbey 14.30,17.25, 20.15, 23.00; AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 14.40; Once Upon<br />
aTime in... Hollywood 17.00, 20.30; Die drei !!!<br />
17.30; Gut gegen Nordwind 20.00; AdAstra –Zu<br />
den Sternen 22.50; Playmobil: Der Film 15.00; Gut<br />
gegen Nordwind 17.20; Late Night –Die Show ihres<br />
Lebens 20.10; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
22.40; Gloria: Das Leben wartet nicht 15.00; Angry<br />
Birds2:Der Film 17.30;Angel Has Fallen19.50; Ad<br />
Astra –Zuden Sternen 22.40<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Endzeit (DFmenglU)<br />
11.00; Unsere große kleine Farm –The<br />
Biggest Little Farm (OmU) 12.30; Berlin Bouncer<br />
(OmenglU) 14.00; Mein Lotta-Leben 15.30; Push<br />
(OmU) 17.00; Mein Leben mit Amanda (OmU)<br />
18.30; Es: Kapitel II –It: Chapter Two (OF) 20.15;<br />
Little Monsters (OmU) 23.00;<br />
Cleo (OmenglU) 11.00; Berlin, ILove You (OmU)<br />
12.45; Idioten der Familie 14.45; Schwimmen<br />
16.30; Und der Zukunft zugewandt (DFmenglU)<br />
18.15; Synonymes (OmU) 20.10; The Dead Don‘t<br />
Die (OmU) 22.15; Der Goldene Handschuh (DFmenglU)<br />
11.00; Sunset –Napszallta (OmU) 12.45;<br />
Free Solo (OmU) 15.15; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 17.00,19.45; Paranza: Der Clan<br />
der Kinder –Laparanza dei bambini (OmU) 22.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 8129) Mein Lotta-<br />
Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.15; Frau<br />
Stern 16.00; Und wer nimmt den Hund? 17.45;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 19.30;<br />
Synonymes (OmU) 22.30; Carmine Street Guitars<br />
(OmU) 14.00; Super Friede Liebe Love 15.45; Über<br />
Grenzen –Der Film einer langen Reise 17.30; Congo<br />
Calling (OmU) 19.45; The Whale and the Raven<br />
(OmU) 21.30<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Playmobil: Der<br />
Film 14.00; Downton Abbey 14.00, 17.00, 20.00;<br />
Ad Astra –Zuden Sternen 14.00, 17.00, 17.30,<br />
20.00, 20.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
14.10, 16.50, 20.30; Gut gegen Nordwind 14.10,<br />
17.15,20.50;Stuber–5Sterne Undercover14.20;<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.20,<br />
18.15; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />
14.45; Es: Kapitel II 14.45, 16.30, 18.40,<br />
20.15;Angry Birds 2: Der Film 14.50,17.20; Good<br />
Boys 15.00, 17.10, 21.00; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 15.00; Der König der Löwen 15.00; 3D:<br />
Angry Birds 2: Der Film –The Angry Birds Movie II<br />
(OF) 15.15; Angel HasFallen 16.50, 19.45;Rambo<br />
5: Last Blood 17.45, 20.20; 3D: Der König der Löwen<br />
17.45, 20.40; AdAstra –Zu den Sternen (OF)<br />
18.00; Es: Kapitel II –It: Chapter Two (OF) 19.50;<br />
3D: Angry Birds 2: Der Film 20.15; Sneak Preview<br />
20.30<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Leid und Herrlichkeit<br />
–Dolor ygloria (OmU) 18.00; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood (OmU) 20.15; Berlin Bouncer<br />
(OmU) 23.15; Frau Stern 18.00; Heute oder morgen<br />
19.40; Endzeit (OmenglU) 21.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Es: Kapitel II<br />
16.00, 19.15, 19.45; Downton Abbey 16.20,<br />
19.45; AdAstra –Zuden Sternen 16.30, 19.40;<br />
Gut gegen Nordwind 16.40, 19.30; 3D: Angry Birds<br />
2: Der Film 17.00; Good Boys 17.10; Rambo 5:<br />
Last Blood 17.20, 20.10; Angel Has Fallen 20.00<br />
Kino Kiste (& 998 7481) Leberkäsjunkie 14.00;<br />
Planet Deutschland: 300 Millionen Jahre 16.00;<br />
Und der Zukunft zugewandt 18.00; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 41 09) Gut gegen<br />
Nordwind 14.15, 16.40, 19.30; Downton Abbey<br />
14.20,17.10, 20.00;AToy Story 14.20; Der König<br />
der Löwen 14.30,17.00; 3D: Angry Birds 214.30,<br />
20.15; 3D: Der König der Löwen 14.40, 17.30; Ad<br />
Astra 14.50, 17.15, 20.00; Angry Birds 215.00,<br />
17.20; Good Boys 15.10; Es II 16.50, 19.50;<br />
Rambo 5: Last Blood 17.20, 20.10; Und der Zukunft<br />
zugewandt 17.40; Once Upon a Time in...<br />
Hollywood 19.40; Fast &Furious 19.45; Angel Has<br />
Fallen 20.20<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Ad Astra(OmU) 17.00,<br />
19.45,22.30; B Once Upon aTime in...Hollywood<br />
(OmU) 16.30, 18.45, 22.00<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) Wajib (OmU)<br />
17.45; Systemsprenger (OmenglU) 17.45, 20.00;<br />
Heute oder morgen (OmenglU; m. Gast) 20.00; Synonymes<br />
(OmU) 22.15<br />
Moviemento (& 692 47 85) Systemsprenger<br />
14.30,17.15,20.00; Ein leichtes Mädchen (OmU)<br />
22.45; Benjamin Blümchen 13.45; Mein Lotta-Leben<br />
–Alles Bingo mit Flamingo! 16.00; Frau Stern<br />
18.15; Ein Licht zwischen den Wolken 20.15; Systemsprenger<br />
22.15; Wunder 10.00; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood (OmU) 13.30, 21.00; Ein Licht<br />
zwischen denWolken 16.45; Prelude 18.45<br />
Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Der Stein zum<br />
Leben 20.30<br />
Sputnik (& 694 11 47) Gloria: Das Leben wartet<br />
nicht–Gloria Bell(OmU) 17.00; Human Rights Film<br />
Festival Berlin: This is Congo (OmenglU) 19.00; Human<br />
Rights Film Festival Berlin: Bellingcat: Truth in<br />
aPost-Truth World(OmenglU) 21.30;Idioten der Familie<br />
17.00; MeinLeben mit Amanda (OmU) 19.00;<br />
Once Upon aTime in...Hollywood (OmU) 21.00<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Systemsprenger 14.30,<br />
17.15, 20.00; New Und der Zukunft zugewandt<br />
16.00; Human Rights Film Festival Berlin: Ice on<br />
Fire (OF) 18.30; Human Rights Film Festival Berlin:<br />
Kurzfilmprogramm (Short Films on Yemen) 21.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Downton Abbey<br />
14.15, 17.15, 20.00; Playmobil: Der Film 14.30;<br />
3D: Angry Birds 2: Der Film 15.00, 18.00; AToy<br />
Story: Alles hört auf kein Kommando 15.00; Angry<br />
Birds2:Der Film 15.45; Es II 16.45,19.45; Der König<br />
der Löwen 17.00; Ad Astra 17.15, 20.30; Once<br />
Upon aTime in...Hollywood20.00; Und der Zukunft<br />
zugewandt 20.15<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Downton<br />
Abbey 13.00, 15.30, 18.00, 20.30; Ad Astra –Zu<br />
den Sternen 13.00, 15.30, 20.30; Late Night –Die<br />
Show ihres Lebens 13.15; Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 15.30; Mein Leben mit Amanda<br />
17.45; Das innere Leuchten 18.00; Und der Zukunft<br />
zugewandt 20.15<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Es:<br />
Kapitel II 14.00, 16.30, 19.45; Downton Abbey<br />
14.00, 17.00, 20.00; Der König der Löwen 14.00,<br />
16.55; Ad Astra –Zu den Sternen 14.00, 17.00,<br />
20.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.00, 17.15; Playmobil: Der Film 14.30; Angry<br />
Birds 2: Der Film 14.30, 17.00; Good Boys 14.45,<br />
20.00; Angel Has Fallen 17.15; Rambo 5: Last<br />
Blood 17.45, 20.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
19.45; Gut gegen Nordwind 20.00<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingomit Flamingo!17.00;Cleo (OmenglU) 18.45;<br />
Ein Licht zwischen den Wolken –Streha mes reve<br />
(OmU) 20.45; Die untergegangene Familie –Familia<br />
sumergida (OmU) 18.00; Nur eine Frau (OmenglU)<br />
19.45; Und wer nimmt den Hund? 21.30<br />
Babylon (& 242 5969) Jiddische Glikn: Green<br />
Fields –Grine Felder (OmenglU) 17.30;Africa Look:<br />
Rih rabani –Divine Wind (OmenglU) 18.00; Jiddische<br />
Glikn: Rabbi Wolff (OmenglU) 18.15; Jiddische<br />
Glikn: Tewje, der Milchmann (OF) 19.30; Jiddische<br />
Glikn: ASerious Man (OmU) 20.00; Africa Look:<br />
Talking About Trees (OmU) 20.00;Africa Look: Gao,<br />
la resistance d‘un peuple –Gao, Resistance of A<br />
People (OmU) 22.00; Jiddische Glikn: Yentl (OmU)<br />
22.00<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Mein<br />
Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 10.15;<br />
Es: Kapitel II–It: Chapter Two (OF) 12.15, 20.15;<br />
Yesterday (OmU) 15.30, 17.45; C2Mein Lotta-<br />
Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.15, 16.15;<br />
DieWurzeln des Glücks –Holy Lands (OmU) 18.30;<br />
Yesterday (OmU) 20.45<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 0200) Pets II<br />
11.00, 13.15; Playmobil: Der Film 11.10, 13.50;<br />
Downton Abbey 11.10, 14.15, 16.45, 19.45,<br />
22.40; Der König der Löwen 11.10, 14.30, 19.30;<br />
MeinLotta-Leben –Alles Bingomit Flamingo!11.15;<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 11.20,<br />
14.30; Angry Birds 2: Der Film 11.30, 14.00; Die<br />
drei !!! 12.00; Benjamin Blümchen 12.10; Fast &<br />
Furious: Hobbs &Shaw 13.40, 23.00; Good Boys<br />
13.45, 17.40;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 14.00, 19.15;<br />
Es: Kapitel II 15.30, 16.15, 19.00, 20.00, 22.20,<br />
22.50; Angel Has Fallen 16.20, 23.15; 3D: Angry<br />
Birds 2: Der Film 16.30; Gut gegen Nordwind<br />
17.10, 20.15; Ad Astra –Zuden Sternen 17.15,<br />
20.10,23.15; Rambo 5: Last Blood 17.20, 20.00,<br />
22.45; Sneak Preview 20.00; Crawl 23.10<br />
Hackesche Höfe (& 283 4603) Berlin Babylon<br />
(DFmenglU) 15.00; Und der Zukunft zugewandt<br />
17.00;HumanRights Film Festival Berlin: Everything<br />
Must Fall (OF) 19.30; Human Rights Film Festival<br />
Berlin: But Now IsPerfect (OmenglU) 21.00; Gloria:<br />
Das Leben wartet nicht –Gloria Bell (OmU) 14.15;<br />
Frau Stern (DFmenglU) 16.30; Human Rights Film<br />
Festival Berlin: Daddy and the Warlord (OmenglU)<br />
18.30; Human Rights Film Festival Berlin: Docteur<br />
Junod, le troisieme combattant (OmenglU) 20.00;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 21.30;<br />
Paranza: Der Clan der Kinder –Laparanza dei bambini<br />
(OmU) 14.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 16.45, 20.00; Late Night –Die Show<br />
ihres Lebens (OmU) 14.30; Der Honiggarten: Das<br />
Geheimnis der Bienen –Tell Ittothe Bees (OmU)<br />
16.45; Systemsprenger (DFmenglU) 19.00, 21.30;<br />
Golden Twenties (DFmenglU) 15.30; Ein Licht zwischen<br />
den Wolken –Streha mes reve (OmU) 17.30;<br />
Human Rights Film Festival Berlin: Espero tua (re)<br />
volta –Your Turn (OmenglU) 19.30<br />
International (& 24 75 60 11) Und der Zukunft<br />
zugewandt 16.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 18.30; Siegessäule und Teddy präs.<br />
MonGay: Preview: Nurejew –TheWhite Crow (OmU)<br />
22.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Pets II 14.00; Downton Abbey14.10, 17.00, 19.55;<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.15,<br />
16.50; Angry Birds 2: Der Film 14.20, 16.45; 3D:<br />
Angry Birds 2: Der Film 14.20; Good Boys 14.30,<br />
17.00; AdAstra –Zuden Sternen 14.30, 17.20,<br />
20.10; Der König der Löwen 14.45, 17.30; Mein<br />
Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.50; Es:<br />
Kapitel II16.10, 19.25; Aladdin 16.35; Rambo 5:<br />
Last Blood 17.05, 20.15; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 19.30; Downton Abbey (OF) 19.30; Ad<br />
Astra –Zuden Sternen (OF) 19.30; Sneak Preview<br />
(OF) 20.00; Sneak Preview 20.00<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 10.10,22.00; Synonymes (OmU)<br />
13.10; Mein Leben mitAmanda (OmU) 15.30; Diego<br />
Maradona (OmU) 17.30; Synonymes (OmenglU)<br />
19.50<br />
Neues Off (& 62 70 9550)AdAstra –Zuden Sternen<br />
(OF) 16.00, 18.45, 21.30<br />
Passage (& 68 23 70 18) Downton Abbey (OmU)<br />
15.00, 17.45, 20.30; Diego Maradona (OmU)<br />
16.00; Gut gegen Nordwind 18.40; Once Upon<br />
aTime in... Hollywood (OmU) 21.15; Frau Stern<br />
14.50; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />
16.40, 20.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OF) 16.40, 20.00; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen (OF) 17.45, 20.30, 22.00; Leid und Herrlichkeit<br />
–Dolor ygloria (OmenglU) 16.30, 19.30;<br />
Systemsprenger (OmenglU) 16.45, 19.00; Es: Kapitel<br />
II –It: Chapter Two (OF) 21.40; Late Night –<br />
Die Show ihres Lebens (OmU) 18.30; Synonymes<br />
(OmenglU) 20.45<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Downton Abbey 14.00, 17.00, 20.00; Der König<br />
der Löwen 14.05, 16.50; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 14.15; Good Boys 14.20; Es: Kapitel<br />
II 14.40, 16.35,19.55; AngryBirds 2: Der Film<br />
14.55, 17.25; AdAstra –Zuden Sternen 16.45,<br />
19.50; Gut gegen Nordwind 19.40; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 20.10; Sneak Preview 20.15<br />
Wolf (& 921 03 93 33) Heute oder morgen 12.00,<br />
21.10; Synonymes 12.00; Wajib –Die Hochzeitseinladung<br />
14.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
14.50;Wir Kinder aus Bullerbü 16.00; La flor<br />
(Block III) 18.00; DasWunder im Meer von Sargasso<br />
18.50<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Und der<br />
Zukunft zugewandt 18.00, 20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Ad Astra<br />
–Zuden Sternen (OmU) 15.15, 18.00, 20.45,<br />
22.30; Sneak Preview 22.00; Systemsprenger<br />
14.30, 17.15, 20.00; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 15.40; Diego Maradona (OmU)<br />
17.45; Und der Zukunft zugewandt 20.30; Mein<br />
Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 15.00;<br />
Gut gegen Nordwind 17.00, 19.30; Downton Abbey<br />
15.00, 17.45, 20.30<br />
Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02<br />
00) Downton Abbey (OmU) 13.50, 16.40, 19.30,<br />
22.20; Systemsprenger 14.00, 16.50, 19.45; Gut<br />
gegen Nordwind 14.00, 22.30; Mein Lotta-Leben –<br />
Alles Bingomit Flamingo!14.15; AngryBirds 2: Der<br />
Film 14.20, 16.30; AToy Story: Alles hört auf kein<br />
Kommando 14.20; Der König der Löwen 14.40;<br />
Mein Leben mit Amanda (OmU) 15.00; Es: Kapitel<br />
II –It: Chapter Two (OF) 16.50;
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
kenWorte.<br />
LITERATUR<br />
Alexander Osang: Das Leben der Elena<br />
Silber Lesung,23.9., 19 Uhr,Kulturkaufhaus<br />
Dussmann, Friedrichstr.90<br />
Peter-Michael Diestel: In der DDR war<br />
ich glücklich Buchpremiere, 23.9.,<br />
19 Uhr,Münzenbergsaal, Franz-Mehring-<br />
Platz 1<br />
Peter Wensierski: Fenster zur Freiheit<br />
Lesung und Gespräch, 23.9., 19.30 Uhr,<br />
Deutsches Institut für Menschenrechte,<br />
Zimmerstr.26/27<br />
SherkoFatah: Schwarzer September<br />
Lesung und Gespräch, 23.9., 19.30 Uhr,<br />
Literarisches Colloquium Berlin, Am<br />
Sandwerder 5<br />
DPA<br />
unddie inoffiziellen Mitarbeiter dieses<br />
Dienstes die fortgesetzte gesellschaftliche<br />
Ächtung verdient?“<br />
Waswohl Stephan Bickhardt dazu<br />
sagt? Bickhardt produzierte von1986<br />
bis 1889 mit ein paar Kumpanen an<br />
der Stasi vorbei die sogenannten radix-Blätter,das<br />
wichtigste Debattenforum<br />
der DDR-Opposition. Der<br />
Journalist Peter Wensierski erzählt in<br />
seinem Buch „Fenster zur Freiheit“<br />
die Geschichte dieser legendären<br />
Flugschriften, ihrer Macher und deren<br />
Rolle inder friedlichen Revolution<br />
von1989/90. Montagabend liest<br />
er daraus imInstitut für Menschenrechte<br />
und diskutiert mit der radix-<br />
Legende StephanBickhardt darüber,<br />
was vom Geist von damals übrig geblieben<br />
ist.<br />
Immernoch am 23.9.:„Schwarzer<br />
September“ ist der Titel des neuesten<br />
Romans des 1964 in Ost-Berlin<br />
als Sohn eines irakischen Kurden geborenen<br />
Autors Sherko Fatah.<br />
„Schwarzer September“ nannte sich<br />
die Gruppe, die 1972 den Anschlag<br />
auf die israelische Olympiamannschaft<br />
in München verübte. Sie war<br />
einTerrorkommando vonJassirArafats<br />
Palästinenserorganisation Fatah.<br />
Das heißt übrigens Sieg. Sherka<br />
Fatahs Romanhandelt vomTerrorismus<br />
der 70er-Jahre, alsschon einmal<br />
westliche Terroristen in den Nahen<br />
Ostenzogen und solche aus dem Nahen<br />
Osteninden Westen kamen, um<br />
Anschläge zu verüben. Sie alle sind,<br />
so sagt der Klappentext des Romans,<br />
„Werkzeuge in einem Zusammenhang,<br />
den sie nicht überschauen.<br />
Kraftwellen einer Gewalt, die unsbis<br />
heute beschäftigt“. Sherko Fatah<br />
stellt sein Buch heuteAbend im Literarischen<br />
Colloquium vor, zusammen<br />
mit der Autorin Elke Schmitter<br />
und dem Arabisten und Übersetzer<br />
Stefan Weidner.<br />
Und das sind noch lange nicht<br />
alle literarischen Veranstaltungen<br />
allein am heutigen Montag. Das ist<br />
mehr alsdie meisten Städte sonst auf<br />
derWelt in einerWochezubieten haben.<br />
In NewYorkzum Beispiel gibt es<br />
heute nur im Housing Works Bookstore<br />
die „Longreads 10th Anniversary<br />
Storytelling Night“. In Paris<br />
habe ich keine einzige Lesung finden<br />
können.<br />
Wir machen viel zu wenig Gebrauch<br />
von den Herrlichkeiten, die<br />
Berlin uns bietet.<br />
Classic Rock<br />
Es war<br />
einmal ein<br />
Eagle<br />
Hotel California“ gehört zu<br />
den Songs, die kein noch<br />
so mieser Radiosender, keine<br />
noch so traurige Party jeruinieren<br />
könnte. Immer wieder<br />
kann man ihn hören, und<br />
wenn sich der Autor des Songs<br />
dabei selbst die Ehre gibt, um<br />
so besser: Don Felder, ehemaliger<br />
Lead-Gitarrist der Eagles,<br />
spielt heute Abend imFrannz<br />
Club –esist sein erster Solo-<br />
Auftritt in Europa überhaupt.<br />
Er wird sein Album „American<br />
Rock ’n' Roll“ vorstellen, auch<br />
etliche Klassiker spielen –und<br />
seinen Geburtstag nachfeiern:<br />
Am Sonnabend wurde Felder<br />
72 Jahre alt. Seiner Seniorität<br />
gemäß wirdesfreilich eher gesittet<br />
zugehen. Er sagt: „Ich<br />
habe mich mit zehn Jahren in<br />
die Musik verliebt, und es ist<br />
meine leidenschaftlichste Geliebte<br />
seit damals. Ich respektieredas,also<br />
gehe ich früh ins<br />
Bett, wache auf und fühle<br />
mich gut und bin bereit livezu<br />
spielen.“ Christian Seidl<br />
An Eveningwith Don Felder 20 Uhr,<br />
Frannz Club,Schönhauser Allee36<br />
Bärentouren (& 015 20 -5 22 67)<br />
14.00: Berlin on the Second View –Berlin insider<br />
tour to famous historical sights, Meetingpoint:<br />
‚Granitschale’ (big stone bowl), Lustgarten, Führung in<br />
engl. Spr.. Anm. erf.<br />
14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />
Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />
2. Weltkrieg bis heute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />
Hochstr.. Anm. erf.<br />
16.00: Berlin zur Zeit derRomantik –Literaturführung<br />
vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />
AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />
Anm. erf.<br />
20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />
Anekdoten: romantiktour zwischen Hackeschem Markt<br />
und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />
U-Bhf. Klosterstraße). Anm. erf.<br />
22.00: The Ghost Tour with Nightwatchman –Tracing<br />
theghosts andsagas of Old-Berlin, Meeting point:<br />
Entrance Nikolaikirche, Propststr.(Mitte), English<br />
guided tour.. Anm. erf.<br />
22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />
GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />
Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />
Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />
12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die<br />
Ausstellung am Potsdamer Platz,Treff: Im Museum<br />
Gedenkstätte <strong>Berliner</strong> Mauer –Besucherzentrum<br />
(Bernauer Str.119) 11.30: Die <strong>Berliner</strong> Mauer vom<br />
Wasser aus, Treff: Anleger <strong>Berliner</strong> Dom (11.30, 14.30<br />
Uhr); Anleger East Side Gallery(12.00 Uhr)<br />
Anzeige<br />
1Jahr PalaisPopulaire<br />
Freier Eintritt, Workshops,<br />
Führungen, Lesung und Musik<br />
Feiern Sie mit uns<br />
27.–29.9., 11–18 Uhr<br />
Details zum Programm unter<br />
db-palaispopulaire.de<br />
Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />
14.00: Gesundbrunnen-Prenzlauer Berg- Aufder<br />
Mauer,auf der Lauer.Zweialte Arbeiterviertel des<br />
Nordens vonOst nach West, Bernd S. Meyer, Treff:<br />
Brunnen-/EckeVoltastr.. Anm. erf.<br />
Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />
9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />
Süßkramdealer, Varziner Str.4<br />
11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />
leben wollen, Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />
ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />
Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />
Karl-Marx-Allee 72<br />
Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie –Haus 7<br />
(Ruschestr.103) 15.00: Einblickins Geheime, Treff:<br />
Foyer<br />
KONZERT<br />
Arcanoa (& 67 96 26 51)<br />
21.00: Open-Stage–Singer-Songwriter +Poets<br />
Auster Club (& 611 33 02)<br />
20.00: Mikey Mike<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Ernie Hammes Group<br />
Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />
20.00: Blue MoondayJazzsession hosted by Charlotte<br />
Joerges<br />
Dorfkirche Marienfelde (& 755 12 20 15)<br />
19.30: Sing mit uns –Das 13. Mitsingwunschkonzert<br />
mit Lena Liberta (Moderation, Gesang), Christopher<br />
Benn (Schlagzeug), David Menge(Klavier,Gesang)<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
20.00: Don Felder (Ex-Eagles)<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Astrid S<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Marc Schmolling<br />
Petruskirche Lichterfelde (& 81 80 99 66)<br />
20.00: Nicole Johänntgen Solo (Saxophon)<br />
PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />
20.00: John vanDeusen, support: Melby<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: MondayNight Pro Jam Session mit Jürgen<br />
Bailey<br />
Schlot (& 448 21 60)<br />
21.00: FederalPengueen Summit Bigband feat.<br />
Markus Harm,Ltg.Alexander Bühl<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: Teen +13Year Cicada<br />
CLUB<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Nice One, Bruno Otranto, Pysh<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />
22.00: Hungry Monday<br />
Matrix (& 293 69 9- 90)<br />
22.00: Scandal!, DK<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 18.00: Multisexual Boxhopping<br />
21.00: Sing on stagewith Ripsy<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59 Globus: House of Waxx, Jade, Denite, Gavio<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />
MUSEEN<br />
Brücke-Museum (& 831 20 29)<br />
11.00: The Garden Bridge, Mi-Mo 11-17 Uhr<br />
Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />
12.00, 12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer<br />
Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />
Deutsches Spionagemuseum (& 398 20 04 51)<br />
10.00: Hauptstadt der Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />
James-Simon-Galerie (Bodestr.)<br />
10.00: Nah am Leben –200 Jahre Gipsformerei, tgl./<br />
Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Keramik-Museum Berlin (& 321 23 22)<br />
13.00: Max Roesler,Fr-Mo 13-17 Uhr<br />
Museum für Film und Fernsehen (& 300 90 30)<br />
10.00: 120 Jahre Deutsche Filmgeschichte und<br />
Fernsehgeschichte in West und Ost, Di-So 10-18, Do<br />
10-20 Uhr<br />
10.00: Kino der Moderne. Film in derWeimarer<br />
Republik, Mi-Mo/Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Ramones Museum Berlin (& 75 52 88 90)<br />
10.00: Ausstellung zur US-Punkrockband „The<br />
Ramones“, tgl. 10-22 Uhr<br />
The StoryofBerlin (& 88 72 01 00)<br />
10.00: 800 Jahre <strong>Berliner</strong> Geschichte, tgl. 10-20 Uhr<br />
Trabi-Museum Berlin (& 30 20 10 30)<br />
10.00: Die Welt derTrabis, tgl. 10-18 Uhr<br />
KINO<br />
Ad Astra (OmU) 17.00, 19.50, 22.40; Und der Zukunft<br />
zugewandt 17.30; Human Rights Film Festival<br />
Berlin: Onverharde weg naar vrede –Unpaved<br />
Road to Peace (OmenglU) 18.00; Human Rights<br />
Film Festival Berlin: 2040 –Wir retten die Welt!<br />
(OmenglU) 18.00; Ein Licht zwischen den Wolken<br />
19.00; Human Rights Film Festival Berlin: The Prosecutors<br />
(OmenglU) 20.00; Sneak Preview 20.00;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 20.30;<br />
Human Rights Film Festival Berlin: IHad aDream<br />
(OmenglU)20.30; Es II 20.50; Leidund Herrlichkeit<br />
(OmU) 22.45; Der König der Löwen (OmU) 22.45;<br />
Der Honiggarten –Tell Ittothe Bees (OmU) 22.45<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Frau Stern 18.00; Über<br />
Grenzen –Der Film einer langen Reise 19.30; Das<br />
Wunder im Meer von Sargasso –Tothavma tis thalassas<br />
ton Sargasson: The Miracle ofthe Sargasso<br />
Sea (OmU) 21.30<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Rote Räte- Die<br />
bayrische Revolution aus der Sicht von Augenzeugen<br />
17.30; Face_It! –Das Gesicht imZeitalter des<br />
Digitalismus 18.30; This Ain‘t California (OmenglU)<br />
20.00; Ich war zuhause, aber... 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Good<br />
Boys 14.15, 17.15, 19.40, 22.55; Downton Abbey<br />
14.15, 17.00, 20.00, 22.45; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen 14.15, 17.05, 20.00, 23.00; Der König<br />
der Löwen 14.30, 17.15; Angry Birds 2: Der Film<br />
14.30, 17.15; Die drei !!! 14.35; Playmobil: Der<br />
Film 14.40; Es: Kapitel II14.40, 16.35, 19.50,<br />
22.15; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.50, 17.20; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />
Flamingo!14.55; Gutgegen Nordwind17.00; Rambo<br />
5: Last Blood 17.10, 19.55, 23.00; Late Night<br />
–Die Show ihres Lebens 19.30; 3D: Der König der<br />
Löwen 19.35; Angel Has Fallen 20.00, 22.55; Ad<br />
Astra –Zuden Sternen (OF) 20.00; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 20.15, 22.20; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 22.20<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) Gut gegen<br />
Nordwind 13.30, 19.45; Downton Abbey 13.30,<br />
16.30, 19.30; Good Boys 13.40, 16.30; Pets II<br />
13.45; Der König der Löwen 13.50, 16.45; Playmobil:<br />
Der Film 14.10; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando14.30,17.10; BenjaminBlümchen<br />
14.45; Angry Birds 2: Der Film 14.50; Es: Kapitel<br />
II 16.00, 19.00, 19.50; Fast &Furious: Hobbs &<br />
Shaw 16.10; Ad Astra –Zuden Sternen 16.50,<br />
20.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.20, 19.40;<br />
Rambo 5: Last Blood 17.30, 20.15; Once Upon a<br />
Time in...Hollywood 19.30; Sneak Preview 20.00<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30<br />
04) Und der Zukunft zugewandt 14.50; Systemsprenger<br />
17.30,20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Und wer nimmt den<br />
Hund? 18.00; Leid und Herrlichkeit 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Downton Abbey (OmU)<br />
15.00, 17.45, 20.30<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Carmine Street Guitars<br />
(OmU) 18.15; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />
(OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 0211) Playmobil:<br />
Der Film 10.00; Der König der Löwen 10.00,<br />
12.05, 14.40; Benjamin Blümchen 10.00; Angry<br />
Birds2:Der Film 10.00, 12.15, 14.40, 17.05; AToy<br />
Story: Alles hört auf kein Kommando 10.00,12.15,<br />
14.15; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />
12.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 12.25;<br />
Downton Abbey 14.30, 17.20, 20.30; Ad Astra –Zu<br />
den Sternen 14.35, 17.25, 20.15; Es: Kapitel II<br />
16.45, 19.30; Good Boys 17.30; Gut gegen Nordwind<br />
19.50; Sneak Preview 20.15<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Geheimnis<br />
eines Lebens 15.45; Und wer nimmt den<br />
Hund? 18.15; Cleo 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Downton Abbey<br />
14.20, 17.10, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
Playmobil: DerFilm 10.00, 12.10, 14.25;Mein Lotta-Leben<br />
–Alles Bingo mit Flamingo! 10.00, 12.15;<br />
Der König der Löwen 10.00, 12.05, 14.55, 17.30,<br />
20.10; Benjamin Blümchen 10.00, 12.30; Angry<br />
Birds2:Der Film 10.00, 11.55, 14.25, 16.55; AToy<br />
Story: Alles hört auf kein Kommando 10.00,12.10,<br />
14.35; Pets II 11.55; Good Boys 14.05, 17.45,<br />
20.30, 23.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 14.30;<br />
Ad Astra –Zuden Sternen 14.35, 17.00, 20.00,<br />
22.55; Es: Kapitel II 16.25, 19.25, 23.00; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 16.50, 20.20; Gut<br />
gegen Nordwind 17.10, 20.05; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen (OF) 20.05; Sneak Preview (OF) 23.00;<br />
Sneak Preview 23.00<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Der König der<br />
Löwen 14.45; Gut gegen Nordwind 15.45, 20.30;<br />
Downton Abbey 15.45, 18.00, 20.30; Angry Birds<br />
2: Der Film 15.45, 18.15; Es: Kapitel II 17.00,<br />
20.30; Rambo 5:Last Blood 18.15, 20.30; Und<br />
wer nimmt den Hund? 18.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Frank Borzage: ...und<br />
ewig siegt die Liebe –History isMade atNight<br />
(OmU) 20.00; Magical History Tour: Die allseitig<br />
reduzierte Persönlichkeit –Redupers 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69<br />
69) Fast &Furious: Hobbs &Shaw 13.00, 16.15,<br />
19.30, 22.40; Es: Kapitel II13.00, 15.00, 17.30,<br />
19.00, 20.20, 22.10; Die drei !!! 13.15; Mein<br />
Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo! 13.20,<br />
14.00; Once Upon aTime in... Hollywood 13.30,<br />
16.00, 18.00, 19.45, 22.00; 3D: Der König der<br />
Löwen 13.30, 17.00, 20.00, 23.00; Und der Zukunft<br />
zugewandt 13.40, 17.00; Systemsprenger<br />
13.40, 16.50, 20.00; Rambo 5: Last Blood 13.40,<br />
17.10, 20.10, 22.50; Good Boys 13.50, 17.15,<br />
23.00; Drei Schritte zuDir 13.50; Downton Abbey<br />
14.00, 16.30, 20.00, 23.00; Der König der Löwen<br />
14.00, 16.00; AdAstra –Zuden Sternen 14.00,<br />
17.00, 19.45, 22.55; AToy Story:Alleshörtauf kein<br />
Kommando 14.10;Pets II 14.15; AngryBirds 2: Der<br />
Film 14.30, 19.45; Late Night –Die Show ihres Lebens<br />
16.30, 17.15;Angel HasFallen16.30, 19.30,<br />
22.40; Gut gegen Nordwind 16.45, 19.50; 3D: A<br />
ToyStory:Alleshörtauf kein Kommando 17.00; 3D:<br />
Angry Birds 2: Der Film 17.20; The Game Changers<br />
(OmU) 19.00; Yesterday 19.10; Wer 4sind –Die<br />
Fantastischen Vier 20.00; The Kitchen –Queens of<br />
Crime 20.00; Sneak Preview 20.00;Avengers: Endgame<br />
22.00; John Wick: Kapitel III 22.10; Spider-<br />
Man: FarFrom Home22.30; Crawl22.30; Die Agentin<br />
22.50; IAmMother 23.00; Stuber –5Sterne<br />
Undercover 23.10; Annabelle III 23.10<br />
CineStar imSony Center (& 04 51/703 02 00)<br />
Late Night –Die Show ihres Lebens (OF) 13.30;<br />
Downton Abbey (OF) 13.30, 16.30, 19.30; Good<br />
Boys (OF) 13.40; AToy Story: Alles hört auf kein<br />
Kommando –Toy Story IV(OF) 13.40, 15.20; Angry<br />
Birds 2: Der Film –The Angry Birds Movie II(OF)<br />
13.50; Der König der Löwen –The Lion King (OF)<br />
14.20, 20.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw (OF)<br />
16.15; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />
16.20, 19.10; 3D: Angry Birds 2: Der Film –The<br />
Angry Birds Movie II (OF) 16.30; Es: Kapitel II–It:<br />
Chapter Two (OF) 16.40, 19.30; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen (OF) 17.15, 20.15; Rambo 5: Last Blood<br />
(OF) 18.00, 20.40; The Kitchen –Queens of Crime<br />
(OF) 20.00<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Buckelwale:<br />
Giganten der Meere 11.45; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen (OF) 13.15, 16.15, 19.15<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Congo Calling<br />
(OmU) 18.00; Blinded bythe Light (OmU) 22.15<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Playmobil: Der Film 14.00;<br />
Pets II 14.00; Angry Birds 2: Der Film 14.00, 16.00,<br />
18.00; Downton Abbey 15.00, 17.30, 20.00,<br />
22.30; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
15.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />
16.00; Good Boys 16.00; AdAstra –Zu den<br />
Sternen 17.30, 20.00, 22.30; Rambo 5: Last Blood<br />
18.00, 20.15, 22.30; Es: Kapitel II 18.00, 20.15,<br />
21.30<br />
Casablanca (& 6775752) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 17.30; Bohemian Rhapsody 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />
Good Boys 14.00; Downton Abbey 14.00, 16.50,<br />
19.30; Angry Birds 2: Der Film 14.00; Und der<br />
Zukunft zugewandt 14.05; Der König der Löwen<br />
14.20, 17.00; Playmobil: Der Film 14.30; Mein<br />
Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.45;<br />
OnceUpon aTime in...Hollywood 15.30, 19.15; Es:<br />
Kapitel II 16.15, 19.00, 20.00; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 16.35; 3D: Angry Birds 2:<br />
Der Film 16.40; AdAstra –Zuden Sternen 16.50,<br />
19.55; Gut gegen Nordwind 17.10, 19.15; Rambo<br />
5: Last Blood 17.15, 20.10; The Kitchen –Queens<br />
of Crime 19.45; Sneak Preview 20.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11)Downton<br />
Abbey 14.00, 16.45, 19.45; Der König der Löwen<br />
14.00, 17.10; AdAstra –Zuden Sternen 14.10,<br />
16.50, 19.50; 3D: Angry Birds 2:Der Film 14.15;<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.20,<br />
16.50; Angry Birds 2: Der Film 14.30, 17.10; Good<br />
Boys 14.45; Rambo 5: Last Blood 16.50, 19.40;<br />
Es: Kapitel II 17.00, 20.30; Sneak Preview 20.00;<br />
Ad Astra –Zuden Sternen (OF) 20.00; Sneak Preview<br />
(OF) 20.10<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 40 01) Wajib –Die Hochzeitseinladung<br />
(OmU) 18.00; Ein Licht zwischen<br />
den Wolken –Streha mes reve (OmU) 20.00; Die<br />
untergegangene Familie –Familia sumergida (OmU)<br />
21.30<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Downton Abbey<br />
10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45; Mein Lotta-<br />
Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 12.00; Und der<br />
Zukunft zugewandt 15.00; Gut gegen Nordwind<br />
17.30,20.15<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Leid und Herrlichkeit<br />
15.30; Synonymes 18.00; Mein Leben mit<br />
Amanda 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 5305) Gut gegen Nordwind<br />
15.30, 20.15; Carmine Street Guitars (OmU)<br />
18.00<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Der Fall Collini 18.00; Geheimnis<br />
eines Lebens 20.30<br />
Capitol (& 831 64 17) Und der Zukunft zugewandt<br />
15.15,20.30; Systemsprenger 17.45<br />
FREILUFTKINOS<br />
Pompeji – FLK am Ostkreuz (& 01 76/56 70<br />
92 98) Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />
20.00<br />
POTSDAM<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Mein Leben<br />
mit Amanda (OmU) 13.30; Und der Zukunft<br />
zugewandt 13.30, 18.15; Angry Birds 2: Der Film<br />
14.00, 16.15; Systemsprenger 15.45, 18.15,<br />
20.45; Downton Abbey 15.45, 18.15, 20.45; Idioten<br />
der Familie 16.00; Downton Abbey (OmU)<br />
18.00, 20.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 20.30<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />
Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />
13.45; Der König der Löwen 13.45, 16.35; Angry<br />
Birds 2: Der Film 13.50, 16.45; Gut gegen Nordwind<br />
14.00, 17.00, 19.55; Downton Abbey 14.00,<br />
17.00, 20.00; Playmobil: Der Film 14.05; Good<br />
Boys 14.10, 16.50; AToy Story:Alles hört auf kein<br />
Kommando 14.20; Es: Kapitel II16.10, 19.30; Ad<br />
Astra –Zuden Sternen 16.50, 19.50; Rambo 5:<br />
Last Blood 17.00, 19.45; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 19.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
19.45; Angel Has Fallen 20.00<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Angry Birds<br />
2: Der Film 15.00, 17.30; Gut gegen Nordwind<br />
20.00<br />
Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97<br />
77) Gloria: Das Leben wartet nicht 17.15; Photograph<br />
–Ein Foto verändert ihr Leben für immer<br />
20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Es II<br />
16.40, 19.30, 20.00; Angel Has Fallen 17.00,<br />
20.20; Ad Astra 17.00, 20.15; Downton Abbey<br />
17.10,19.45; Mein Lotta-Leben 17.15;AToy Story<br />
17.15; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.20, 19.45;<br />
3D: Der König der Löwen 17.30; Rambo 5: Last<br />
Blood 17.50, 20.40; Gut gegen Nordwind 17.50,<br />
20.15; Once Upon aTime in... Hollywood 19.45;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw 20.00<br />
Filmforum Schwedt (& 033 32/44 92 90)AdAstra<br />
–Zuden Sternen 17.15, 20.00; Angry Birds 2:<br />
Der Film 17.15; Gut gegen Nordwind 17.15, 19.45;<br />
Yoga: Die Kraft des Lebens 17.30, 20.00; Es: Kapitel<br />
II 19.30<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Downton<br />
Abbey 15.00, 17.45, 20.30;Angry Birds 2: Der<br />
Film 15.00; Der König der Löwen 15.00; 3D:Angry<br />
Birds 2: DerFilm 18.00;Und wernimmt den Hund?<br />
18.15; Gut gegen Nordwind 20.30; Es: Kapitel II<br />
20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />
Und der Zukunft zugewandt 14.45; AToy Story:Alles<br />
hört auf kein Kommando 15.00; Der König der<br />
Löwen 15.05; Angry Birds 2: Der Film 15.15; Es:<br />
KapitelII17.00, 20.00; Gutgegen Nordwind 17.15,<br />
19.45; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.30; Ad Astra<br />
–Zuden Sternen 17.30, 20.15; Geheimnis eines<br />
Lebens 20.00<br />
Kino-Cafe Dahme (& 03 54 51/343) AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 17.00; Angel Has<br />
Fallen 20.00<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Und der Zukunft<br />
zugewandt 14.00, 18.15; Der König der Löwen15.00;AToy<br />
Story: Alles hörtauf kein Kommando<br />
16.00; Good Boys 17.30; Es: Kapitel II 19.45;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 20.30<br />
Movietown Wust (& 033 81/211 12 40) Playmobil:<br />
Der Film 16.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />
mit Flamingo! 16.30; Der König der Löwen 16.30;<br />
AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 16.30;<br />
Downton Abbey 16.30, 19.00; Angry Birds 2: Der<br />
Film 16.30; Gut gegen Nordwind 19.00; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 19.00; Rambo 5:Last Blood<br />
19.00;AdAstra –Zuden Sternen19.00; Es:Kapitel<br />
II 19.00<br />
Union Fürstenwalde (& 033 61/73 64 40) Über<br />
Grenzen –Der Film einer langen Reise 14.00; Mein<br />
Lotta-Leben–Alles Bingomit Flamingo! 16.30; Leid<br />
und Herrlichkeit 18.15; Das zweite Leben des MonsieurAlain<br />
(m. Kurzfilm) 20.15<br />
Union Kino-Center Luckenwalde (& 033 71/40<br />
16 41) Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />
15.10; Angry Birds 2: Der Film 15.30, 17.30;<br />
AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 15.30;<br />
Kroos 17.30; Ad Astra –Zuden Sternen 17.30,<br />
20.15; Es: Kapitel II 19.30; Gut gegen Nordwind<br />
20.00<br />
Weltspiegel Kino Finsterwalde (& 035 31/22 11)<br />
3D: Angry Birds 2: Der Film 17.15; Magie derWildpferde<br />
17.30,20.00; Gut gegen Nordwind 20.00
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Spreewild<br />
Klartext<br />
Ja, die Kreuzfahrt<br />
ist unnötig<br />
VonAniko Schusterius, 23 Jahre<br />
Vier Tage auf einem Kreuzfahrtschiff<br />
durch die Nordsee –sosoll<br />
die Reise einer Schülergruppe aus<br />
Frankfurt am Main aussehen. Die<br />
Leistungskurse Physik und Mathematik<br />
sollen dabei Oslo und Kopenhagen<br />
besuchen und verschiedene<br />
Sehenswürdigkeiten besichtigen.<br />
Dafür hagelte es in den vergangenen<br />
Tagen scharfe Kritik. Denn die<br />
Schule holte erst<br />
im August den<br />
ersten Platz des<br />
„Umwelt macht<br />
Schule“-Wettbewerbs.<br />
Und nun<br />
geht es mit dem<br />
CO₂-Monster auf<br />
Klassenfahrt?<br />
Die Schule<br />
Man hätte auch<br />
nach Berlin reisen<br />
können, findet Aniko.<br />
PRIVAT<br />
nimmt auf ihrer<br />
Webseite Stellung<br />
und weist<br />
darauf hin, mit<br />
dem „umweltfreundlichsten Schiff“<br />
seiner Art unterwegs zu sein. Im<br />
Gegensatz zu normalen Fähren benötigt<br />
das AIDA-Schiff kein Schweröl,<br />
sondern schwefelarmen Diesel.<br />
Noch dazu würde an Bord ein Umweltoffizier<br />
dafür sorgen, dass kein<br />
Abfall ins Meer gelangt.<br />
Keine Frage, der hier entstandene<br />
Eklat konnte nur durch schlecht<br />
recherchierte Beiträge in den Medien<br />
dermaßen aufgebauscht werden.<br />
Doch so umweltfreundlich diese<br />
Reise auch sein mag. Es drängt sich<br />
die Frage auf, wieso man für ein paar<br />
Sehenswürdigkeiten extra das Land<br />
verlassen muss. Deutschland ist<br />
nicht so klein, dass keine interessanten<br />
Studienreisen möglich wären. In<br />
Dresden gibt es den Mathematisch-<br />
Physikalischen Salon, Berlin hat das<br />
Science Center Spectrum, in Paderborn<br />
steht das weltgrößte Computermuseum.<br />
Man muss nicht extra<br />
das Land verlassen, um fachlich und<br />
sozial etwas dazuzulernen. Ich bin<br />
noch mit Kescher und hochgekrempelten<br />
Hosen durch Brandenburger<br />
Seen gewatet. Langweilig war das auf<br />
keinen Fall!<br />
Hörprobe<br />
Gaddafi Gals –„Temple“<br />
Als die Gaddafi Gals den Patriarchen<br />
„Papi“ beerdigten, klangen<br />
sie noch etwas dünn. Mit ihrem<br />
Debütalbum „Temple“ macht das<br />
Trio musikalisch einen großen<br />
Schritt nach vorn und verschafft<br />
uns eine Pause vom Pop-EDM-Mix<br />
der Charts.Blaqtea, Slimgirl Fatund<br />
Produzent Walter P99 Arkestra hörenverschiedene<br />
Musikrichtungen.<br />
Das spiegelt die Platte. Die Beats<br />
erinnern an Neunziger-Hip-Hop,<br />
während dieMelodien und verzerrten<br />
Hintergrundstimmen eine mystische<br />
Atmosphäre erschaffen. Das<br />
passt verblüffend gut zusammen.<br />
DerStyle der Gaddafi Gals passt zur<br />
feministischen Szene, die sich in<br />
den Großstädten Europas etabliert<br />
hat. Selly Häußler,28Jahre<br />
Fazit Kunst braucht Zeit. Für die Gaddafi<br />
Gals ist die Zeit gekommen.<br />
Die Knochenbrecher Crew ist aus dem Reinickendorfer Inklusionsprojekt für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung entstanden.<br />
Tanzen gegen die Abschiebung<br />
Beim Tanztreffen der Jugend tritt unter anderem ein Inklusionsprojekt aus Reinickendorf an<br />
Von Tamina Grasme, 24 Jahre<br />
Hacke,Spitze, Sprung und<br />
Freeze: Imsogenannten<br />
Toprock oder Radschlag<br />
fegen Marsilda (14), Eda<br />
(11) undYasmina (10) über den Boden,<br />
im Hintergrund laufen Hip-<br />
Hop-Beats.AmSamstag präsentierten<br />
sie, die Knochenbrecher Crew,<br />
ihre ausverkaufte Performance<br />
„Gold“ im Rahmen des Tanztreffens<br />
der Jugend.<br />
Seit 2014 veranstalten die <strong>Berliner</strong><br />
Festspiele das Tanztreffen. Ihm<br />
vorangegangen ist ein bundesweiter<br />
Wettbewerb, für den sich junge<br />
Tanzensembles,die unter Anleitung<br />
selbstständig Stücke zu den ihnen<br />
relevanten Themen erarbeitet haben,<br />
bewerben konnten. Die Sieger<br />
dürfen am Tanztreffen teilnehmen<br />
und erhalten die Möglichkeit, ihre<br />
Stücke auf der großen Bühne in Berlin<br />
vor Publikum zu präsentieren.<br />
52 Tanzstücke wurden dieses Jahr<br />
VonAniko Schusterius, 23 Jahre<br />
Die neue Netflix-Eigenproduktion<br />
„Tall Girl“ (dt. Titel: „Wie<br />
Jodi über sich hinauswuchs“) präsentiert<br />
dem Zuschauer so ziemlich<br />
alles, was eine amerikanische<br />
Highschool-Komödie bieten kann<br />
–alles, außer Inhalt. Der Titel lässt<br />
erahnen, welche Thematik im Film<br />
eigentlich behandelt werden sollte,<br />
doch leider sorgen ein vorhersehbarer<br />
Erzählstrang und schlechte<br />
Recherche nur für ein oberflächliches<br />
Ankratzen.<br />
Im Mittelpunkt steht die 16-jährige<br />
Jodi, die mit ihren jungen Jahren<br />
bereits größer als alle anderen<br />
Mitschüler ist. Dafür geht sie jeden<br />
Tag durch die Mobbinghölle und<br />
kriegt Sprüche zu hören wie: „Hey,<br />
du Giraffe“ und „Wie ist die Luft da<br />
oben?“. Aufgrund ihres fehlenden<br />
Selbstbewusstseins muss sie jeden<br />
Tag aufs Neue von ihrer besten<br />
Freundin Fareeda verteidigt werden.<br />
Als der attraktiveund sehr große<br />
Austauschschüler Stig an Jodis<br />
Schule kommt, beginnt ein zähnefletschender<br />
Kampf um Liebe und<br />
eingereicht, sechs Teams dürfen<br />
nun ihre Shows vorführen. Drei davon<br />
kommen aus Berlin: Neben der<br />
Knochenbrecher Crew gewannen<br />
auch noch die Academy Bühnenkunstschule<br />
und die Kids Company<br />
von Sasha Waltz.<br />
Ihr Stück „Gold“ haben Marsilda,<br />
Eda und Yasmina unter der<br />
künstlerischen Leitung von Viola<br />
Barns erarbeitet. Dabei ist der Prozess<br />
der Kreation einesneuen Stükkes<br />
ein durch und durch demokratisches<br />
Unterfangen: „Manchmal<br />
haben wir verschiedene Ideen und<br />
verändern unsere Stücke. Aber nur,<br />
wenn alle vonuns zustimmen“, betont<br />
die 14-jährige Marsilda.<br />
Die persönliche Lebenswelt der<br />
Tänzerinnen steht dabei immer im<br />
Fokus. So ist das Thema der Abschiebung<br />
oft präsent während der<br />
Kreation neuer Stücke. „Drei Kinder<br />
aus unserer Crew wurden abgeschoben.<br />
Es soll aufhören, dass<br />
Familien abgeschoben werden aus<br />
Deutschland, denn in ihren Heimatländern<br />
ist es schlimm, sie haben<br />
nichts und hierkönnen sieeine<br />
Wohnung haben und gut leben“,<br />
erklärt uns Yasmina, die jüngste<br />
Tänzerin der Crew.<br />
Die drei Breakdancerinnen haben<br />
ganz konkrete Vorstellungen<br />
davon, was sie ihrem Publikum<br />
durch ihre Stücke vermitteln möchten.<br />
Soerklärt Marsilda, der mit ihrer<br />
Familie im Frühjahr selbst noch<br />
die Abschiebung drohte: „Wir wollen<br />
beweisen, dass wir hierhin, nach<br />
Deutschland, gehören, und dass<br />
Berlin alles hat, was wir brauchen.<br />
UnsereTräume sind hier undunsere<br />
Hobbys.“ Yasmina ergänzt: „Und in<br />
unseren Ländern können wir unsere<br />
Träume nicht wahr machen.Inmeinem<br />
Landkönnte ichnichtAnwältin<br />
werden –hier schon.“<br />
Auch Eda hat schon konkrete<br />
Vorstellungen, was sie später einmal<br />
werden möchte: „Kardiologin!“,<br />
ruft die Elfjährige wie aus der<br />
„Tall Girl“ schießt nicht hoch hinaus<br />
Aufmerksamkeit. Zu Beginn des<br />
Filmes steht noch Jodis Körpergröße<br />
im Vordergrund. Der Zuschauer<br />
lernt ihre Eltern kennen, normal<br />
groß undunempathisch, sowie ihre<br />
bildschöne ältereSchwester,die regelmäßiganMisswahlen<br />
teilnimmt<br />
und auf alles cholerisch reagiert.<br />
Doch ziemlich schnell beginnt sich<br />
das Teeni-Gefühls-Karussell zu<br />
drehen und man findet sich wieder<br />
in einer klassischen Romanze.<br />
Der schwedische Austauschschüler<br />
übernimmt die Rolle des ahnungslosen<br />
und etwas dummen<br />
Schulschwarms, der sich zunächst<br />
mit der allseits bekannten Dramaqueen<br />
einlässt. Mit dabei ist nicht<br />
nur Jodis beste Freundin, sondern<br />
auch ihr Kumpel aus Kindheitszeiten,<br />
der in sie verliebt und leider<br />
viel zu klein ist.<br />
RONALD SPRATTE<br />
Pistole geschossen. Marsilda würde<br />
gerne Schauspielerin am Theater<br />
werden. „Und wenn das nicht<br />
klappt, möchte ich bei der Kriminalpolizei<br />
anfangen.“<br />
Doch nicht nur ihr gemeinsames<br />
Hobby Breakdance verbindet die<br />
drei. Kennengelernt haben sie sich<br />
in einem <strong>Berliner</strong> Flüchtlingsheim,<br />
bis esdort einen Unfall gab und die<br />
drei Freundinnen umziehen mussten,<br />
berichtet Marsilda. „Wir sind<br />
viele Personen und es war schwer,<br />
ein Haus zu finden. Wir wohnten<br />
vorher im Heim für sieben Jahre<br />
und wir sind zehn Personen, denn<br />
ich habe sieben Geschwister“, ergänzt<br />
Yasmina. Ob sie denn noch<br />
einen Traum oder Wunsch für die<br />
Zukunft hätten? In diesemPunkt ist<br />
sich die Gruppe auf jeden Fall schon<br />
einig: „Weltmeister werden!“<br />
Das Tanztreffen läuft noch bis Freitag.<br />
Das Programm und Karten gibt<br />
es unter www.berlinerfestspiele.de<br />
Die neue Netflix-Eigenproduktion handelt von einem groß gewachsenen Mädchen, das täglich gemobbt wird<br />
Jodi verguckt sich in den schwedischenAustauschschüler, aber –Spoiler –mehrauchnicht. NETFLIX<br />
Es wird gesungen, geknutscht<br />
und mit den Augen geklimpert. Die<br />
Größe der Protagonistin wird hin<br />
und wieder aufgegriffen, zum Beispiel,<br />
wenn sie nach einer Operation<br />
für eine Verkleinerung sucht. Doch<br />
einen wirklichen Eindruck von dem<br />
Leben eines großen Mädchens bekommt<br />
man nicht. Wieso passt Jodi<br />
beim Shoppen auf Anhieb jedes<br />
Kleidungsstück? Wieso stößt sie sich<br />
kein einziges Mal den Kopf an einer<br />
zu niedrig hängenden Lampe? Wieso<br />
hat sie keine Rückenprobleme,<br />
obwohl sie offensichtlich viel zu<br />
schnellvielzuviel gewachsen ist?<br />
„Tall Girls“ fehlt es an Realität!<br />
Das vorhersehbare Ende macht es<br />
nicht besser. Jodi hält eine Rede<br />
auf dem Highschool-Ball und stellt<br />
klar,dass sie endlich so weit ist, sich<br />
selbst zu akzeptieren. Natürlich<br />
erkennt sie in ihrem jahrelangen<br />
Kumpel die große Liebe. Dass dieser<br />
eine Holzkiste zum Heraufklettern<br />
benötigt, um sie auf Augenhöhe<br />
küssen zu können, ist ein Lacher,<br />
verleiht dem Film aber keine<br />
Message. Schade! Das Grundthema<br />
hätte Potenzial gehabt.<br />
DIE ERFAHRUNG LEHRT<br />
Kontert, wenn<br />
ihr Vorurteile<br />
hört<br />
Selbst wenn ihr eine<br />
Mitfahrgelegenheit nutzt<br />
Von Selly Häußler, 28 Jahre<br />
Wenn ich in die Heimat fahre,<br />
nutze ich meistens eine Mitfahrgelegenheit.<br />
Das klappt meist<br />
gut –aber nicht immer. Nach einer<br />
Fahrt von Hamburg nach Stuttgart<br />
blieb unterdrückte Wut im Bauch.<br />
Der Fahrer hatte munter über seine<br />
Exfreundinnen hergezogen und ihre<br />
ethnische Herkunft bildete das Zentrum<br />
seiner vorurteilsbehafteten<br />
Argumentation.<br />
DieTürkin musste<br />
ihre Brüder<br />
bedienen. Die<br />
Ukrainerinwollte<br />
nie Geld vonihm.<br />
Die Afrikanerin<br />
(hier hielt er es<br />
nicht für nötig,<br />
Selly hält nicht mehr<br />
den Mund, wenn sie<br />
Klischees hört.<br />
PRIVAT<br />
den Herkunftsstaat<br />
zu nennen)<br />
aber umso mehr.<br />
Und soseien sie<br />
alle. Als es um die Türkin ging, versuchte<br />
ich noch die im Hintergrund<br />
plärrende Schlagermusik zu übertönen<br />
und die Verallgemeinerung<br />
zu relativieren. Aber als sich meine<br />
Nebensitzerin bei dem Vorurteil zu<br />
schwarzenFrauen zu mir drehte und<br />
fragte,obdas denn stimmt, blieb mir<br />
die Spucke weg.<br />
Es ist immer schwieriger, als Betroffene<br />
den Mund aufzumachen.<br />
Die Diskussionsgegner unterstellen<br />
oft mangelnde Neutralität. Doch<br />
Schweigen ist nicht immer Gold, das<br />
unangenehme Gefühl bleibt.<br />
VorKurzemdann, auf einer Fahrt<br />
vonBerlin nach Stuttgart, hatten wir<br />
eine kleine Berühmtheit im Auto.<br />
Ein YouTuber-Influencer-Fußballer<br />
unterhielt uns alle prächtig. Thema<br />
waren nicht nur seine Videos und<br />
beruflichen Ziele, sondern auch<br />
seine Familie und seine Exfreundinnen.<br />
Da der Fahrer eine polnische<br />
Frau hat, betonte der YouTuber<br />
mehrmals, dass polnische Frauen<br />
verschwenderisch mit ihrem Geld<br />
und vor allem dem Geld ihrer Männer<br />
seien. Er wüsste das, denn seine<br />
Mutter ist Polin.<br />
Meine Reaktionsgeschwindigkeit<br />
war wieder nicht die beste. Aber<br />
nach der dritten Wiederholung der<br />
These raffte ich mich endlich auf.<br />
Ich hatte Fragen. Erstens: Wie definierst<br />
du polnische Frauen? Ist eine<br />
polnische Frau in Polen aufgewachsen,<br />
hat sie polnische Elternoder die<br />
polnische Staatsbürgerschaft? Zweitens:<br />
Wenn du eine polnische Frau<br />
kennenlernst, kommt sie aufgrund<br />
ihrer Herkunft nicht infrage? Ist das<br />
nicht diskriminierend? Drittens: Ja,<br />
wir haben alle Vorurteile. Aber ist es<br />
in Ordnung, auch noch andere davon<br />
überzeugen zu wollen? Das Resultat:<br />
Der Influencer selbst und die<br />
anderen Mitfahrer gaben mir in allen<br />
Punkten recht.<br />
Die Erfahrung lehrt: Haltet nicht den<br />
Mund. Denn es besteht Hoffnung.<br />
Mit freundlicher Unterstützung von:<br />
Das Projekt „Spreewild“<br />
im Internet unter:<br />
Die Beiträge dieser Seite werden von<br />
Jugendlichen geschrieben.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Jugendredaktion<br />
Telefon: 030/695 66 50<br />
blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />
instagram.com/spreewild_de<br />
facebook.com/spreewild<br />
twitter.com/Spreewild
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 27<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun 9.55<br />
(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG)Gefragt –Gejagt 12.00<br />
(für HG)Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-Buffet<br />
13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 (für<br />
HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen<br />
15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm<br />
der Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für<br />
HG) Verrückt nach Meer. Mutprobe in Saint John<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 Brisant 18.00<br />
(für HG) Gefragt –Gejagt 18.50 (für HG) Morden<br />
im Norden. Die verlorene Tochter 19.45 (für HG)<br />
Wissen voracht –Zukunft 19.55 (für HG) Börse<br />
voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Hirschhausen im Knast<br />
Dokumentation<br />
21.00 (für HG) Hart aber fair<br />
Moderation: Frank Plasberg<br />
Neue Nase, neues Leben –wie gefährlich<br />
ist derBoombei Schönheits-Operationen?<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 Messerland Deutschland?<br />
23.30 (für HG) Streitfall Sterbehilfe –Wer<br />
bestimmt über mein Ende?<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.35 (für HG) Tatort Die harte Kern<br />
TV-Kriminalfilm, D2019<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />
Susanna Ohlen, Jan Hahn 8.30 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter<br />
uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />
zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />
Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12. Moderation:<br />
Katja Burkard 14.00 Die Superhändler –<br />
4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal 16.00 Mensch Papa! Väter<br />
allein zu Haus 17.00 Herz über Kopf. Krimiserie<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv<br />
–Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-<br />
Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG) Alles<br />
was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Das Jenke-Experiment<br />
Das Plastik in mir:Wie der Müll uns<br />
krank macht<br />
Anlässlich des dritten globalen<br />
Klimastreiks zeigt die Reportage die<br />
Auswirkungen des Plastikwahnsinns.<br />
22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />
23.15 SpiegelTV<br />
Straßenkampf 2.0<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Die Alltagskämpfer –ÜberLeben in<br />
Deutschland Arbeiten amLimit –Die<br />
Bahnhofsmission Frankfurt amMain<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
Alice Racine (Noomi Rapace)arbeitet als<br />
Verhörspezialistin für die CIA.InLondon<br />
soll sie einem Verdächtigen Informationen<br />
zu einem geplanten Terroranschlagentlocken.<br />
Die Zeit drängt,ein tödlicher Virus<br />
drohtfreigesetzt zu werden. Doch allmählich<br />
beschleichen Alice Zweifel an den Moti-<br />
MDR WDR vendes Teams undseines Einsatzleiters Bob Arte<br />
12.30 (für HG) Von Mäusen und Lügen. TV-<br />
Liebeskomödie, D2011 14.00 (für HG) MDR<br />
um zwei 15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />
16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG)<br />
Aktuell 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />
Sandmann 19.00 MDR Regional 19.30 (für<br />
HG) Aktuell 19.50 (für HG) Mach dich ran –<br />
Spezial 20.15 (für HG) Polizeiruf 110. Doktorspiele.<br />
TV-Kriminalfilm, D2002 21.45 (für HG)<br />
Aktuell 22.05 (für HG) Fakt ist! 23.05 (für HG)<br />
Verbotene Liebe. Daily Soap, DDR 1989 0.30<br />
(für HG)Alles Klara 1.20 (für HG) Fakt ist!<br />
Bayern<br />
14.45 (für HG) Wer weiß denn sowas? 15.30<br />
(für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />
in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Unkraut 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) StofferlWells Bayern 21.00 (für HG)<br />
Bayern erleben 21.45 (für HG) Rundschau<br />
Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien 22.45<br />
(für HG) Der Kaiser von Schexing 23.35 Kabarett<br />
aus Franken 0.25 Ringlstetter<br />
Vox<br />
14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 Die<br />
schönste Braut 17.00 ZwischenTüll und Tränen<br />
18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00<br />
Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15<br />
(für HG) Survivor (2). Das Kartenhaus 21.40<br />
Goodbye Deutschland! Die Auswanderer. Sonja<br />
Schröter, Dominikanische Republik /Kathi<br />
Hartmann und Stephan Eichhorst, Portugal<br />
0.05 nachrichten 0.25 (für HG) Medical Detectives<br />
–Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Ein falsches Wort<br />
Super RTL<br />
15.20 Mr.Bean –Die Cartoon-Serie 15.50<br />
ALVINNN!!! und die Chipmunks 16.20 Zig &<br />
Sharko –Meerjungfrauen frisst man nicht!<br />
16.45 Die Nektons –Abenteurer derTiefe<br />
17.10 Angelo! 17.40 Zak Storm –Super Pirat<br />
18.10 Die Tomund Jerry Show 18.45 Woozle<br />
Goozle und die Weltentdecker 19.15 AL-<br />
VINNN!!! und die Chipmunks 19.40 Angelo!<br />
20.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
21.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
22.10 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
23.10 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
Sport1<br />
16.00 Storage Hunters. Ein hartes Geschäft<br />
16.30 Storage Wars –Geschäfte in Kanada.<br />
Im Norden nichts Neues 17.00 StorageWars –<br />
Geschäfte in Kanada (2). Handeln in Orange<br />
17.30 Yukon Gold. Konkurrenzkampf 18.30 FC<br />
Bayern Inside 19.00 Sport1 News 19.25 Goooal!<br />
–Das internationale Fußball-Magazin<br />
19.55 Fußball: Regionalliga Nord. Vorberichte<br />
20.15 Fußball: Regionalliga Nord. 11. Spieltag:<br />
VfB Lübeck –VfB Oldenburg 22.15 FIFA<br />
Football Award 23.45 3. Liga pur (bis 0.30)<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />
täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante.<br />
Muttergefühle 11.15 (für HG) SOKO Wismar.<br />
Kaffeefahrt 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute<br />
–inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />
15.00 (für HG) heute Xpress 15.05 (für HG)<br />
Bares für Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa<br />
16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops. Ein<br />
Teich, ein Frosch, ein Mord 17.00 (für HG) heute<br />
17.10 (für HG) hallodeutschland 17.45 (für<br />
HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO Potsdam.<br />
Eine verhängnisvolle Affäre 19.00 (für HG) heute<br />
19.25 (für HG) WISO<br />
20.15 (für HG) Flucht durchs Höllental<br />
TV-Thriller, D2019<br />
Mit Hans Sigl, Marleen Lohse,Christian<br />
Redl, Tonio Arango u.a.<br />
Regie: Markus Rosenmüller<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Die Spezialistin<br />
Actionthriller,USA/GB/CZ/CH 2017<br />
Mit Noomi Rapace, Orlando Bloom, u.a.<br />
23.45 heute+<br />
0.00 (für HG) HAMBI –Der Kampf um den<br />
Hambacher Wald<br />
Dokumentarfilm, D2019<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Benjamin Bieneck,<br />
Katrin Bauerfeind. Moderation: Matthias Killing,Alina<br />
Merkau 10.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfen für Sie! 11.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />
Sie! Mit Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander<br />
Stephens, Isabella Schulien 12.00 Anwälte<br />
im Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz<br />
14.00 Auf Streife.Reportagereihe 15.00 Auf<br />
Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik am<br />
Südring –Die Familienhelfer 17.30 Klinik am<br />
Südring –Die Familienhelfer 18.00 Die Ruhrpottwache<br />
19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />
19.55 Nachrichten<br />
20.15 Der geilste Tag<br />
Tragikomödie, D2015<br />
Mit Matthias Schweighöfer,Florian<br />
David Fitz, Alexandra Maria Lara, Karl<br />
Friedrich, Rainer Bock u.a.<br />
Regie: Florian David Fitz<br />
22.25 akte.<br />
23.25 Die Fahnder<br />
Mit Vollgas zum Einsatz<br />
0.25 Der geilste Tag<br />
Tragikomödie, D2015<br />
2.20 Criminal Minds<br />
Das blaue Kleid. Krimiserie<br />
16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute<br />
18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />
HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Lecker an Bord 21.00 (für HG)<br />
Viel für wenig 21.45 (für HG) Aktuell 22.10<br />
(für HG) Unterwegs im Westen 22.40 (für HG)<br />
Sträters Männerhaushalt 23.25 (für HG) Michael<br />
Mittermeier feiert Dieter Hildebrandt<br />
0.10 (für HG) Dieter Hildebrandt: Weiterlachen!<br />
1.05 (für HG) Andreas Giebel –Das<br />
Beste! 1.50 Erlebnisreisen<br />
NDR<br />
15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas? 16.00<br />
(für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />
17.10 (für HG) Leopard, Seebär &Co.<br />
18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Die<br />
Nordreportage 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Die Garten-Docs<br />
21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für<br />
HG) 45 Min 22.45 (für HG) Kulturjournal<br />
23.15 (für HG) Kiss the Coach. Romantikkomödie,<br />
USA 2012 0.50 (für HG) Die Garten-<br />
Docs 1.35 Iss besser! –Tariks wilde Küche<br />
Kabel eins<br />
5.55 Without aTrace 6.40 The Mentalist 7.40<br />
Blue Bloods –Crime Scene NewYork 8.35<br />
Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.30<br />
Numb3rs 10.20 Navy CIS 11.10 Without a<br />
Trace 12.05 Numb3rs 13.00 Castle 13.55 The<br />
Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal,Dein Lokal –Der Profi<br />
kommt 18.55 Quiz mit Biss 20.15 Transformers.<br />
Actionfilm, USA 2007 23.10 Predator.<br />
Actionfilm,USA 1987 1.20 Late News 1.25<br />
Mutant Chronicles. Sci-Fi-Film, USA/GB 2008<br />
RTL 2<br />
5.50 Die Straßencops West –Jugend im Visier<br />
6.50 Die Straßencops West –Jugend im Visier<br />
7.55 Frauentausch 9.55 Frauentausch 11.55<br />
Frauentausch 13.50 Traumfrau gesucht 16.00<br />
Der Trödeltrupp –Fundstücke 17.00 News<br />
17.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05<br />
Köln 50667 19.00 Love Island Flash 19.05<br />
Berlin –Tag &Nacht 20.15 Love Island –Heiße<br />
Flirts und wahre Liebe 21.15 Reeperbahn<br />
privat! 23.15 Das Messie-Team –Start inein<br />
neues Leben 1.15 Love Island –Heiße Flirts<br />
und wahre Liebe<br />
Eurosport 1<br />
17.45 Volleyball: Europameisterschaft 18.00<br />
Tennis: Laver Cup 19.00 WATTS. Die Tennis-<br />
Spezial-Ausgabe der Eurosport-Clipshow<br />
19.30 Ringen: Weltmeisterschaften 20.05 Volleyball:<br />
Europameisterschaft 20.15 Eurosport<br />
News 20.20 Snooker:World Main Tour. China<br />
Championship: 1.Tag 22.00 Eurosport News<br />
22.05 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften<br />
23.00 Spirit of Yachting. Das Eurosport-Segelmagazin<br />
23.30 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften.<br />
Zeitfahren der Junioren<br />
DAS ERSTE, 20.15 UHR DOKUMENTATION<br />
Hirschhausen im Knast<br />
Nachdem er sich zuletztimHospiz mitdem Todbeschäftigt hat, zieht es den<br />
Entertainer-Doktor Eckart vonHirschhausendiesmal an einen besonders<br />
ungastlichen Ort: Er lässt sichfür zwei Tage ins Gefängnissperren. Natürlich mitsamt<br />
Kamerateam. Dort trifft er auferfahrene „Harte Jungs”,die zum Teil jahrelange<br />
Strafen absitzenund ausihrem Lebenhinter Gittern erzählen. Vorallem<br />
interessiertHirschhausen, waseine so radikale Einschränkungder Freiheit für<br />
die Beziehungen der Insassen zu ihren Angehörigen, Freunden und Lebenspartnerinnen<br />
bedeutet.Die Suche nach Antworten führtu.a.indie sogenannte<br />
„Kuschelzelle“.Eckartvon Hirschhausenüberträgt seine Erfahrungenaus dem<br />
Gefängnis aufden Alltag. Die Sendungwar online bereits eine Woche vorAusstrahlunginder<br />
ARD-Mediathek zu sehenund wird dortein Jahr bleiben.<br />
(Dtl./2019)<br />
Foto: DasErste<br />
ZDF, 22.15 UHR ACTIONTHRILLER<br />
Die Spezialistin<br />
6 2 1<br />
3<br />
2 8 4<br />
4 1 9<br />
8 7 9<br />
6 7 8 5<br />
5 3<br />
1 3 9<br />
4<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL<br />
5 8<br />
2 6<br />
Hunter.Hauptdarstellerin NoomiRapace<br />
wurde durch ihreRolleder Lisbeth Salander<br />
in dereuropäischen Verfilmungvon Stieg<br />
Larssons „Millenium“-Trilogie bekannt. In<br />
weiteren Rollen spielen John Malkovich,<br />
Orlando Bloom und Toni Collette.Das ZDF<br />
zeigtden Film als Free-TV-Premiere.<br />
(USA/Gbr./2017)<br />
Foto:ZDF<br />
5 9 2 1<br />
4 1<br />
SUDOKU<br />
MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />
3 2 7<br />
6 8<br />
1<br />
AUFLÖSUNG<br />
VOM 21./22. 9. 2019<br />
MITTEL<br />
AUFLÖSUNG<br />
VOM 21./22. 9. 2019<br />
SCHWER<br />
7.30 <strong>Berliner</strong> Pflanzen –Die wilde Hauptstadt<br />
8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 9.00 In<br />
aller Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –<br />
Die jungen Ärzte 10.30 Rote Rosen 11.20<br />
Sturm der Liebe 12.10 Julia –Eine ungewöhnliche<br />
Frau 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />
Meer 14.00 Mein Traum vom Hof 14.45 Einfach<br />
genial 15.10 Landschleicher 15.15 Unser<br />
Westen 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß denn<br />
sowas? 17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla &<br />
Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das<br />
Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in berlin<br />
&brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Super.Markt<br />
Hartes Obst –immer wieder einÄrgernis<br />
Moderation: Janna Falkenstein<br />
21.00 Die Wahrheit über ...<br />
Windkraft<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Tatort Ruhe sanft<br />
TV-Kriminalfilm, D2007<br />
Mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers,<br />
Michael Lott u.a.<br />
23.30 Polizeiruf 110<br />
Die letzte Kundin<br />
TV-Kriminalfilm, DDR 1987<br />
ProSieben<br />
8.50 How IMet Your Mother 10.40 Fresh off<br />
the Boat 11.35 Mike &Molly. Der verbitterte<br />
Mann und der See. Comedyserie 12.00 2Broke<br />
Girls 12.50 Mom. Verspielt und verloren.<br />
Comedyserie 13.20 Twoand aHalf Men. Ich<br />
muss früh raus/Der böse Alan/Ich bin eine<br />
Aztekenpriesterin. Comedyserie 14.40 The<br />
Middle. Das Homecoming/Das Windel-Fiasko.<br />
Comedyserie 15.35 The Big Bang Theory<br />
17.00 taff. Moderation: Annemarie Carpendale,<br />
Christian Düren 18.00 Newstime 18.10<br />
Die Simpsons. Bin runterladen/Ja, diese Biene,<br />
die ich meine, die heißt Monty.Zeichentrickserie<br />
19.05 Galileo. Sturm auf die Area<br />
51. Moderation: Aiman Abdallah<br />
20.15 The Big Bang Theory<br />
Die Bewegungsmelder-Belästigung<br />
20.45 Young Sheldon<br />
Tommy,Jason und dieSchulhofschlägerei<br />
21.15 Die Simpsons<br />
Lisa hat den Blues /Sad Girl<br />
22.10 The Big Bang Theory<br />
Werfen wie ein Mädchen. Comedyserie<br />
22.40 The Big Bang Theory<br />
Der Mann,der beide im Bett hatte<br />
23.10 Late Night Berlin<br />
Gast: Shirin David (Sängerin)<br />
Moderation: Klaas Heufer-Umlauf<br />
12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt<br />
Land Kunst 13.45 (für HG) Schrotten! Komödie,<br />
D2016 15.45 Magic Cities 16.40 (für<br />
HG) X:enius 17.05 (für HG) Reinhold Messner<br />
–Heimat. Berge. Abenteuer 17.35 Indien –<br />
Der letzteTanz 18.30 (für HG) Höllische Paradiese!<br />
19.20 Arte Journal 19.40 (für HG) Re:<br />
20.15 Von glücklichen Schafen. Drama, D<br />
2014 21.45 Drei Farben: Rot. Drama, F/CH/<br />
PL 1994 23.25 Draußen. Dokumentarfilm, D<br />
2018 0.45 Das Geld der Anderen. Drama, F<br />
1978 2.30 Arte Journal<br />
3Sat<br />
10.15 (für HG) NDRTalk Show 12.30 (für HG)<br />
sonntags 13.00 (für HG) ZIB 13.25 (für HG)<br />
Steffens entdeckt 14.05 (für HG) Steffens entdeckt<br />
14.50 Griechenland: Von den Gipfeln bis<br />
ans Meer 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Der Bärenmann. Dokumentarfilm, CH<br />
2016 21.45 Unsere wilde Schweiz 22.00 (für<br />
HG) ZIB 2 22.25 Die 3Satelliten. Dokumentarfilm,<br />
D2019 23.55 (für HG) Wo ist meine<br />
Familie? 0.25 10vor10 0.55 (für HG) Willkommen<br />
Österreich 1.50 Best of Hurricane<br />
Phoenix<br />
12.45 Klima Global 14.00 phoenix vor ort<br />
14.45 NaturNah 16.00 betrifft 16.45 Fake<br />
Food –Das Geschäft mit dem Etikettenschwindel<br />
17.30 phoenix der tag 18.00 plan b<br />
18.30 Klimawandel –Die Fakten mit Harald<br />
Lesch 19.15 Klimafluch und Klimaflucht. Dokumentarfilm,<br />
D2018 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Firmen am Abgrund<br />
21.45 (für HG) heute-journal 22.15 (für HG)<br />
unter den linden 23.00 phoenix der tag 0.00<br />
unter den linden 0.45 Firmen am Abgrund<br />
2.15 Glacier Bay Nationalpark –Alaska<br />
Kika<br />
11.35 Die unglaublichen Abenteuer vonBlinky Bill<br />
12.00 (für HG) Tashi 12.25 (für HG) Die Maus<br />
13.00 (für HG) Insectibles 13.35 4½Freunde<br />
14.00 (für HG) Die Regeln vonFloor 14.10 Schloss<br />
Einstein 15.00 Jamie Johnson 16.00 Ein Fall für<br />
TKKG 16.50 (für HG) Geronimo Stilton 17.35 (für<br />
HG) Belle und Sebastian 18.00 Der kleine Nick<br />
18.15 Kleine lustigeKrabbler 18.35 Elefantastisch!<br />
18.50 Sandmann 19.00 Tib&Tumtum<br />
19.25 (für HG) Wissen macht Ah! 19.50 (für HG)<br />
logo! 20.00 (für HG) KiKA Live 20.10 (für HG)<br />
StarkeKinder –StarkeKlasse<br />
Dmax<br />
13.15 CanadaAirport –Flughafen extrem<br />
14.15 Abenteuer Survival 15.10 Abenteuer<br />
Survival 16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15<br />
Asphalt-Cowboys 18.15 Steel Buddies –Stahlharte<br />
Geschäfte 19.15 Border Control –Spaniens<br />
Grenzschützer 19.45 Border Control –<br />
Spaniens Grenzschützer 20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />
21.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />
22.15 Diesel Brothers 23.18 Diesel<br />
Brothers 0.18 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />
1.10 Head 2Head –Stiftung Wagentest<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.0<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.15 Die Wahrheit über .<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 Odysso<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.20 Welts<br />
piegel 20.00 Tagesschau 20.15 Anne Will 21.17<br />
Extra 21.30 Westpol 22.00 Markt 22.45 Die Tagesschau<br />
vor20Jahren 23.00 Tagesthemen<br />
23.30 Exakt –Die Story 0.00 sportinside. Die<br />
FIFAund ihrUmgang mitPartner Adidas /Verteilung<br />
derUEFA-Milliarden: Revolutionander Fußba<br />
Basis/Reinhold Messner –Auf Leben undTod<br />
0.30 Europamagazin 1.00 Nachtmagazin 1.20<br />
Exakt –Die Story 1.50 Brandenburg aktuell<br />
ONE<br />
9.25 Lindenstraße 9.55 Hot in Cleveland 10.15<br />
Hot in Cleveland 10.35 Lindenstraße 11.05 Groß<br />
stadtrevier 11.55 Sturmder Liebe 12.40 Sturm<br />
der Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.20 Ein<br />
Ferienhaus in Schottland. TV-Liebeskomödie,D<br />
2008 15.50 Großstadtrevier 16.40 Hot in Cleveland<br />
17.00 Hot in Cleveland 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />
19.25 Sturmder Liebe 20.15 Grand Hotel 21.00<br />
Grand Hotel 21.45 LadiesNight 22.30 Clique<br />
23.10 Clique 23.55 HotinCleveland 0.15 Hotin<br />
Cleveland 0.35 Der Bozen-Krimi: Mörderisches<br />
Schweigen. TV-Kriminalfilm, D2019 2.05 Grand<br />
Hotel 2.50 Grand Hotel 3.35 Clique 4.15 Clique<br />
ZDF NEO<br />
5.50 (für HG) Inspector Barnaby. Ein missratener<br />
Sohn. TV-Kriminalfilm,GB2008 7.20 KernersKöche<br />
8.05 Topfgeldjäger 9.00 Lafer! Lichter! Lecke<br />
9.45 Bares für Rares 10.35 Bares fürRares<br />
11.30 Baresfür Rares –Lieblingsstücke 12.15<br />
Monk 13.35 Psych 15.00 Monk 16.20 Psych<br />
17.45 Bares für Rares –Lieblingsstücke 18.30<br />
Bares für Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 (für<br />
HG) Inspector Barnaby. Ein missratener Sohn.<br />
TV-Kriminalfilm, GB 2008 21.50 (für HG) Inspecto<br />
Barnaby. Die Untoten vonBarton Woods.TV-Krim<br />
nalfilm,GB2009 23.20 Scott &Bailey 0.55<br />
Spooks–Im Visier desMI5 1.50 heute-show 2.2<br />
Shapira Shapira 2.55 TerraX3.40 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
6.15 Nikola Tesla: Pionier derelektrischen Welt<br />
7.00 Geistesblitze –Geniale Erfindungen 8.30<br />
Ermittler! 9.30 Auf Verbrecherjagd 10.15 Murder<br />
Maps –GeheimnisvolleVerbrechen 13.10 Deadly<br />
Intelligence –Wissenschaftler im Fadenkreuz<br />
14.35 Berlusconiund die Mafia 15.20 Entführung<br />
aus demVatikan–Der Fall EmanuelaOrlandi<br />
16.05 Daphne –Tod einer Journalistin 16.45 Dea<br />
ly Intelligence –WissenschaftlerimFadenkreuz<br />
17.30 Putinund dieMafia 18.15 (für HG) Todesflu<br />
MH17 –Den Täternauf der Spur 18.45 Die Welt<br />
derAntike 20.15 (fürHG) TerraX23.05 Momente<br />
der Geschichte 0.35 (für HG)heute-journal 1.00<br />
Berlusconiund die Mafia 1.45 Putin und dieMafia<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart International Rostrum<br />
of Composers 2019. Mit Andreas Göbel Organisiert<br />
vom International Music Council und<br />
mit finanzieller Unterstützung der teilnehmenden<br />
Rundfunkanstalten findet in jedem Jahr<br />
das Internationale Rostrum of Composers<br />
statt. Ziel ist der Austausch von zeitgenössischer<br />
Musik. Ein Überblick über die Gewinner<br />
werke und über neueste Trends in der<br />
zeitgenössischen Musik., ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Musik-Panorama Mit Jochen Hubmacher,<br />
ca. 105 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Steffen Kopetzky: „Propaganda”<br />
(11/29). Es liest Johann von Bülow, ca. 30<br />
Minuten<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Ost-West im Krimi-Doppelpack Mit Clarisse<br />
Cossais, ca. 57 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Steffen Kopetzky: „Propaganda”<br />
(11/29), ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Selbstschutz oder Selbstsucht?<br />
Über das Für und Wider der Achtsamkeitspraxis.<br />
VonVera Block, ca. 26 Minuten<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Einstand Chor.com. Berufsbild<br />
Profichorsänger*in –Ausbildungswege und<br />
Realität im Job. Mit Hans Rehberg (Chordirektor<br />
Rundfunkchor Berlin),Bernhard Schneider<br />
(Sänger im Chor des Bayerischen Rundfunks)<br />
Paul Weigold (Leiter des Fachbereichs Gesang/Oper<br />
HMTM Hannover), Klaas Stok<br />
(Chefdirigent NDR-Chor). Moderation: Carola<br />
Malter,ca. 30 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Mavis Staples. Mit Susanne Papawassiliu,<br />
ca. 30 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
In Concert 44. Bardentreffen. Che Sudaka.<br />
Argentinisch-kolumbianische Weltmusik aus<br />
Barcelona., ca. 87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Schöne Stimmen Kathleen Ferrier.Mit Rainer<br />
Damm Sie war die bedeutendste britische Konzert-<br />
und Oratoriensängerin, die bedeutendste<br />
Altistin ihrer Zeit. Nur zehn Jahre blieben ihr,um<br />
die musikalische Welt mit ihrer einzigartigen Stimme<br />
und Persönlichkeit zu bereichern., ca. 56 Min
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 – S eite 28 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Paul McCartney (77) hat vomgeplanten<br />
Brexit die Nase voll und ist entsprechend<br />
genervt. Nunja, werist<br />
das nicht, möchte man fragen. Der<br />
Ex-Beatle führtweiter aus,ersei<br />
froh, „wenn das vorbei ist“. Am Referendum<br />
vordreiJahren habe er sich<br />
nicht beteiligt, räumte McCartney<br />
gegenüber der BBC ein. Alle Argumente<br />
seien ihm wie „verrückte Versprechen“<br />
vorgekommen. Verrückt!<br />
Andreas Gabalier (34) ist Volksmusiker<br />
und zeigt uns,dass er sich zudem<br />
darauf versteht, eine Trennung seifenopernartig<br />
zu inszenieren und sie<br />
so über Tage hinweg in den Klatschspalten<br />
zu platzieren. Folge eins: Das<br />
Herzschmerz-Zitat nach Bekanntwerden<br />
des Bruchs mit seiner Freundin<br />
Silvia Schneider.Gabalier:„Ich<br />
habe neben all meinen unglaublichen<br />
Erfolgen das Wichtigste im Leben<br />
vergessen. Es bricht mir das<br />
Herz.“ Folge zwei: die Selbstkasteiung.<br />
Gabalier:„Wenn ich nach meinen<br />
Konzerten heimgekommen bin,<br />
war ich oft ausgelaugt und brauchte<br />
Zeit für mich allein, meinen Sport,<br />
meine Kumpel vonfrüher.“ Folge<br />
drei: die Verwertung der Liebesqualen.<br />
Gabalier in einem Song, der jetzt<br />
als Single erschienen ist: „Liebe ist<br />
die Kraft des Lebens/ die verglüht<br />
und nie zerbricht.“ Au weia.<br />
Jennifer Lopez hat wiederum bewiesen,<br />
dass nicht nur die Liebe nie vergeht.<br />
Schöne Kleider haben<br />
nämlich auch das Potenzial<br />
zum Dauerbrenner.Die<br />
Sängerin, 50, lief gerade<br />
in dem legendären<br />
Dschungelkleid, das<br />
sie im Jahr 2000 bei den<br />
Grammy Awards trug,<br />
für Versace über den<br />
Laufsteg in Mailand.<br />
Allerdings: Es war angeblich<br />
nicht<br />
das echte<br />
alte Kleid.<br />
Schade,das<br />
wäresehr<br />
vorbildlich<br />
nachhaltig gewesen.<br />
(avo.)<br />
Ikone im Klassiker:Für Versace<br />
zeigt sie noch mal das Dschungelkleid. GETTY<br />
TIERE<br />
Ein gepunktetes Zebra ist der neue<br />
Star in der Masai Mara.<br />
AFP<br />
Nanu: Haben die Mitarbeiter der<br />
kleinen Tierkastenredaktion etwa<br />
ihreTuschkästen rausgeholt und<br />
dem Zebrafohlen oben im Bild ein<br />
paar Punkte aufgemalt? Großes Indianerehrenwort:<br />
Haben wir nicht!<br />
Dasgepunktete Jungtier lebt so<br />
braun und gemustertwie abgebildet<br />
in Kenias Naturschutzgebiet Masai<br />
Mara und sorgt dortverständlicherweise<br />
für einen gewaltigen Touristenansturm.<br />
Dieungewöhnliche<br />
Fellfärbung ist wohl auf einen Gendefekt<br />
zurückzuführen. In ähnlichen<br />
Fällen überlebten die Tiereoft nicht<br />
lange,weil sie auch andereKrankheiten<br />
hatten. Wirwünschen diesem<br />
Süßerchen auf jeden Fall alles Gute<br />
und immer ein Fläschchen Autan in<br />
der Nähe,denn die insektenabwehrenden<br />
Streifen können’s ja in diesem<br />
Fall nicht richten. Hier erlebt die<br />
Mücke eine Punktlandung. (avo.)<br />
Seine Stimme klang auch im<br />
hohen Alter noch klar,wenn<br />
man mit Sigmund Jähn telefonierte.<br />
Doch auch an den<br />
Jahrestagen seines Fluges ins All war<br />
er nicht bereit, anders als nüchtern<br />
und abgeklärt über das große Abenteuer<br />
seines Lebens zu sprechen. Als<br />
ihn die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> im August<br />
des vergangenen Jahres in Strausberg<br />
besuchte, macht er es wie immer.<br />
Erspielt die Rolle, die er in der<br />
Raumfahrteinnahm, herunter.„Den<br />
Flug hätte doch jeder mit der nötigen<br />
Qualifikation machen können. Es<br />
war alles nur ein großer Zufall und<br />
eine Menge Glück, dass ich nun derjenige<br />
war“, sagt er damals bei einem<br />
Spaziergang am Straussee.<br />
Doch die sieben Tage im August<br />
und September 1978 haben ihn zum<br />
Helden gemacht, ob er das nun<br />
wollte oder nicht. Es ist der 26. August,<br />
als die Rakete vom Typ „Sojus<br />
31“ vom Weltraumbahnhof Baikonur<br />
startet. Ziel ist die Orbitalstation<br />
Saljut 6. Gemeinsam mit dem sowjetischen<br />
Kommandanten Waleri Bykowski<br />
verbringt Jähn 7 Tage, 20<br />
Stunden und 49 Minuten im All und<br />
umkreist dabei 125 Mal die Erde.<br />
Jähn ist der erste Deutsche im All.<br />
Natürlich wird ernach seiner Rückkehr<br />
in die DDR gefeiert wie ein<br />
Held. Jedes Kind kennt nun seinen<br />
Namen. Viele wollen wie er Kosmonaut<br />
werden, schwerelos im All<br />
schweben und die Erde aus dieser<br />
Perspektive beobachten. Aber vermutlich<br />
hätten nicht alle die teilweise<br />
rustikalen Methoden zur Vorbereitung<br />
überstanden.<br />
Dasharte Training wurde im Sternenstädtchen<br />
bei Moskau durchgeführt<br />
–mit zum Teil heute belächelten<br />
Methoden. Um sich an die<br />
Schwerelosigkeit zu gewöhnen, erhöhte<br />
er das Ehebett –seine Frau<br />
war damals dabei –mit Büchernso,<br />
dass seine Beine höher lagen. So<br />
wollte er sich an den Blutandrang<br />
im Gehirn gewöhnen. Später berichtete<br />
er auch von endlosen<br />
Runden auf einem Drehstuhl.<br />
„Manchen fällt dabei das Essen<br />
aus dem Gesicht“, gab<br />
er zu.<br />
Für ihn waren es dennoch<br />
die schönste Zeit in seinem<br />
Leben. Weranseinem Haus<br />
in Strausberg vorbeikam, sah<br />
sofort, dass hier einer wohnte,<br />
dem der Weltraum näher stand als<br />
anderen: Groß hing über dem Eingang<br />
eine Plastik, auf der die RaumstationSaljut<br />
6die Erde umkreist.<br />
MitGoethe und Marx<br />
An Bord von Saljut 6standen viele<br />
Experimente auf dem Plan, unter anderem<br />
zu Medizin, Biologie und Materialwissenschaft.<br />
Jähn machte Aufnahmen<br />
mit der Multispektral-FotokameraMKF-6,<br />
stempelte aber auch<br />
Briefe mit Sonderbriefmarken ab.<br />
„Eine Woche lang verloren die Gesetze<br />
der Schwerkraft scheinbar ihre<br />
Wirkung, war es völlig gleichgültig,<br />
ob ich mit dem Kopf nach „oben“<br />
oder nach „unten“ hing“, schrieb er<br />
im Buch „Erlebnis Weltraum“.<br />
In seinem persönlichen Gepäck<br />
hatte der Kosmonautdas „Manifest“<br />
von Marx, „Faust“ von Goethe und<br />
eine Figur des DDR-Sandmännchens.<br />
Am3.September 1978 kehrten<br />
Jähn und sein Kollege Bykowski<br />
wohlbehalten zur Erde zurück: Ihre<br />
Kapsel landete in der kasachischen<br />
Steppe.<br />
Fortan reiste der zurückhaltende<br />
Jähn durch die DDR, von der Führung<br />
als Vorbild und Symbol der<br />
Überlegenheit des Sozialismus präsentiert.<br />
Sein Bild zierte eine Briefmarke,<br />
kam auf eine Gedenkmünze,<br />
Schulen und Kindergärten wurden<br />
nach ihm benannt. Freunde berichteten<br />
später,dass ihm das Aufhebens<br />
um seine Person nicht besonders behagte.<br />
Inden Augen vieler Ostdeutscher<br />
gewann er dadurch noch mehr<br />
Sympathien. „Ich bin aber kein<br />
Volksheld“, sagte er immer. „Ich<br />
hatteeinfach Glück.“<br />
Erst 1983 folgte der Astronaut Ulf<br />
Merbold als zweiter Deutscher ins<br />
7Tage, 20 Stunden,<br />
49 Minuten<br />
Sigmund Jähn flog als erster Deutscher ins All.<br />
Die einwöchige Reise machte ihn zum Idol.<br />
Nun ist er mit 82 Jahren gestorben.<br />
Sigmund Jähnsetzt nach der Landung in Kasachstan seinen Namen auf die Sojus-Kapsel.<br />
Jähn und Astronaut Alexander Gerst Ende 2017 bei der Verleihung der Urania-Medaille<br />
Im August 2019 wird er im sächsischen<br />
Kamenz gefeiert.<br />
Mit Waleri Bykowski flog der<br />
DDR-Kosmonaut im August 1978 ins All.<br />
Jähn mit einem Modell seiner<br />
Sojus-31-Rakete. DPA (5)<br />
All. Dass für viele Westdeutsche dies<br />
der erste Deutsche im All war,<br />
wurmte Jähn manchmal allerdings<br />
doch ein wenig. Trotzdem haderte er<br />
nach der Wende nicht mit seiner<br />
DDR-Vergangenheit. Natürlich habe<br />
ihm vieles nicht gefallen, aber als<br />
Gegner des Sozialismus könne er<br />
sich nicht bezeichnen. Nach dem<br />
Mauerfall wurde Jähn –mittlerweile<br />
Generalmajor –zunächst arbeitslos.<br />
Doch später arbeitete er für das<br />
Deutsche Zentrum für Luft- und<br />
Raumfahrt (DLR) und die Europäische<br />
Weltraumorganisation (Esa)<br />
und bildete europäische Astronauten<br />
im russischen Sternenstädtchen<br />
aus. Europas Raumfahrtchef Jan<br />
Wörner hat mit großer Trauer auf<br />
den Toddes deutschen Raumfahrtpioniers<br />
Sigmund Jähn reagiert. „Die<br />
Nachricht vomTode Sigmund Jähns<br />
hat mich tief berührt“, sagte der Generaldirektor<br />
der Europäische Weltraumorganisation<br />
(Esa). „Wann immer<br />
wir uns getroffen haben, war es<br />
sehr persönlich, eine Freundschaft<br />
war entstanden, die nicht nur die<br />
Raumfahrt und seine unermüdliche<br />
Unterstützung der europäischen Astronauten<br />
betraf.“ Er sei zutiefst<br />
dankbar, dass er Jähn kennenlernen<br />
durfte und werde ihn nicht vergessen.<br />
„Angst hatte ich nie“<br />
Sigmund Jähn war bis ins hohe Alter<br />
vonder Raumfahrtfasziniert. Zu seinem<br />
75. Geburtstag sagte er, dass er<br />
sich sofortnocheinmal auf die Reise<br />
machen würde. „Angst, Angst hatte<br />
ich nie. Dann wäre ich blockiert gewesen“,<br />
erzählte er.<br />
Vor einem guten Jahr –imJuni<br />
2018 –kehrte er noch einmal nach<br />
Baikonur zurück, von woer40Jahre<br />
zuvor ins All gestartet war. Dort fieberte<br />
er mit beim Raketenstart seines<br />
Freundes Alexander Gerst. Der<br />
hatte ihn als besonderen Gast zum<br />
Start selbst eingeladen. „Ich bewundere<br />
Gerst, weil er über den Dingen<br />
steht“, sagte Jähn. In den 40Jahren<br />
seit seiner Missionhabe sich viel geändert<br />
inder Branche. Der Veteran<br />
sah in „Astro-Alex“ einen würdigen<br />
Nachfolger.„Einäußerstfähiger junger<br />
Mann, ein gestandener Wissenschaftler“,<br />
lobte der Ältere.<br />
Bis ins hohe Alter bekam Jähn,<br />
der sein jungenhaftes Lächeln stets<br />
bewahrte, viel Fanpost, die er persönlich<br />
zu beantworten versuchte.<br />
„Als ich 80 wurde, kam der Briefträger<br />
mit einem großen Stapel von<br />
Briefen“, erzählte er. „Ich bin echt<br />
unter Druck geraten. Ich habe es<br />
nicht geschafft, wenigstens die<br />
Hälfte ordentlich –und wenn auch<br />
nur mit einem Dank –zubeantworten.“<br />
VomGlück, den Blauen Planeten<br />
vom All aus beobachten zu können,<br />
schwärmte Jähn zeitlebens. Und er<br />
sorgte sich darum, was der Mensch<br />
mit ihm anstellt. „Ob die Zukunft der<br />
Erde in den Sternen liegt, weiß man<br />
nicht. Ich weiß es jedenfalls nicht“,<br />
sagte er.„Aber ich weiß, dass es auch<br />
auf der Erde sehr schön ist.“<br />
Der am13. Februar 1937 in der<br />
sächsischen Kleinstadt Morgenröthe-Rautenkranz<br />
geborene Sigmund<br />
Werner Paul Jähn hatte ursprünglich<br />
Buchdrucker gelernt,<br />
ging dann zur Nationalen Volksarmee<br />
der DDR (NVA) und wurde<br />
Jagdflieger. Fliegen war seine Leidenschaft.<br />
1976 wurde er von der<br />
DDR als einer vonanfangs vier Kandidaten<br />
für einen sowjetischen<br />
Weltraumflug ausgewählt.<br />
Am wohlsten fühlte sich der heimatverbundene<br />
Jähn, der verheiratet<br />
war und zwei Töchter hatte, im<br />
Vogtland. Gern fuhr er zu seiner Datsche<br />
in den Geburtsort Morgenröthe-Rautenkranz.<br />
Zuletzt lebte er im<br />
brandenburgischen Strausberg bei<br />
Berlin. 1987 wurde Ehrenbürger von<br />
Ost-Berlin, 2007 vonganz Berlin.<br />
Sein sowjetischer Kommandant<br />
Waleri Bykowski, mit dem er die seiben<br />
Tage im All verbracht hatte,starb<br />
im März. Am Sonnabend ist auch<br />
Sigmund Jähn im Alter von82Jahren<br />
gestorben. (nkk., cd./mit dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Zug erfasst Mutter und<br />
Kleinkind am Bahnübergang<br />
Beieinem Unfall an einem unbeschrankten<br />
Bahnübergang in Isenbüttel<br />
(Niedersachsen) ist eine Autofahrerin<br />
(35) gestorben. Ihre dreijährige<br />
Tochter,die mit im Wagen saß,<br />
wurde schwer verletzt. DasAuto<br />
hatte sich mit dem Triebwagen der<br />
Regionalbahn verkeilt und wurde<br />
mehrereHundertMeter mitgeschleift.<br />
DerZug der Firmaerixx war<br />
auf der Strecke vonUelzen nach<br />
Braunschweig unterwegs. (dpa)<br />
Facebook sperrte<br />
Zehntausende Apps<br />
Facebook hat bei seinen Untersuchungen<br />
nach dem Datenskandal<br />
um Cambridge Analytica Zehntausende<br />
Apps gesperrt. Siestammten<br />
vonrund 400 Entwicklern, wie das<br />
Online-NetzwerkamFreitag mitteilte.Von<br />
der NewYorkTimes enthüllte<br />
Zahlen aus einem Gerichtsverfahren<br />
in Boston zeigen zugleich,<br />
dass Facebook diese Apps überwiegend<br />
vorsorglich sperrte,ohne klärenzukönnen,<br />
ob sie tatsächlich<br />
Nutzerdaten missbraucht haben.<br />
Demnach wurden 69 000 Apps auf<br />
der Facebook-Plattformblockiert,<br />
davon der Großteil, weil ihreEntwickler<br />
bei der Untersuchung des<br />
Online-Netzwerks nicht kooperieren<br />
wollten. (dpa)<br />
Kunst-Aktion: Menschen<br />
krabbeln durch Manhattan<br />
Auf Knien und mit Augenbinde krabbelten<br />
die Teilnehmer durch Manhatten. DPA<br />
Für ein Kunstprojekt sind rund 140<br />
Menschen auf den Knien durch New<br />
York gekrabbelt. DieTeilnehmer,die<br />
vomKünstler William Pope L. ausgesucht<br />
worden waren, legten am<br />
Sonnabend insgesamt eine Strecke<br />
vonrund drei Kilometernüber Bürgersteige<br />
in Manhattan zurück. Die<br />
Aktion soll auf das Leiden vonObdachlosen<br />
aufmerksam machen.<br />
„Menschen, die gezwungen werden,<br />
ihreVertikalität aufzugeben, werden<br />
leichte Beute für alle Formen von<br />
Gefahr“, sagte Pope,der für seine<br />
Krabbel-Aktionen berühmt ist. (dpa)<br />
Protest von Tierschützern:<br />
Taylor Swift sagt Auftritt ab<br />
Pop-Superstar Taylor Swift wirdnun<br />
doch nicht beim Melbourne Cup<br />
auftreten. Ursprünglich sollte Swift<br />
beim höchstdotierten Pferderennen<br />
in Australien und Ozeanien zwei<br />
Songs ihres letzten Albums präsentieren.<br />
Nach der Ankündigung des<br />
Auftritts beim „Race that stops aNation“<br />
hatte es viel Kritik vonTierschützerngegeben.<br />
Offiziell sind<br />
Veränderungen am Zeitplan Grund<br />
für die Absage. (sid)<br />
Oktoberfest startet mit<br />
Millionenandrang<br />
DasMünchner Oktoberfest hat am<br />
ersten Wochenende einen Massenandrang<br />
verzeichnet. An den ersten<br />
beiden Festtagen kamen nach einer<br />
ersten Schätzung der Festleitung<br />
eine Million Besucher.ImVorjahr<br />
waren es 800 000 gewesen. (dpa)