24.09.2019 Aufrufe

Berliner Zeitung 23.09.2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sagen, was man denkt. Ein Essay von Sabine Rennefanz über Meinungsfreiheit – Seite 3<br />

Wolfgang<br />

Joops<br />

Heimkehr<br />

Seite 22<br />

11°/24°<br />

Sonne und Wolken<br />

Wetter Seite 2<br />

Wenn Versicherungen<br />

Verträge kündigen<br />

Wirtschaft Seite 6<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Formel-1-Comeback:<br />

Vettel kann noch siegen<br />

Sport Seite 17<br />

Montag,23. September 2019 Nr.221 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Zum Toddes Dichters<br />

Günter Kunert<br />

Feuilleton Seite 21<br />

Debatte<br />

Die SPD, die<br />

Wärme und<br />

der Neid<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Was wir wissen: DieSPD braucht<br />

neue Chefs oder Chefinnen<br />

und Inhalte,Inhalte,Inhalte.Was wir<br />

bisher nicht wussten: dass die SPD<br />

Politiker „mit Wärme“ sucht. Und<br />

dass KlaraGeywitz, bisher Landtagsabgeordnete<br />

in Brandenburg und<br />

aktuell Bewerberin für den SPD-<br />

Bundesvorsitz, hier offenbar ein<br />

emotionales Defizit haben soll. Geywitz,<br />

so behauptet<br />

jedenfalls ihr<br />

Parteikollege<br />

Harald Sempf,<br />

könne „von der<br />

zwischenmenschlichen<br />

Wärme her auch<br />

eine 10 000er-<br />

Klara Geywitz Geflügelfarm leiten“.<br />

„Diese Her-<br />

möchte SPD-Chefin<br />

werden. zenswärme, die<br />

ihr zugeschrieben<br />

wird, woher die kommen soll, ist<br />

mir ein Rätsel“, sagte der Schatzmeister<br />

des brandenburgischen<br />

Landesvorstands dem Spiegel. Ihr<br />

fehle die „Fähigkeit zur Nähe“.<br />

Ach herrje, möchte man rufen,<br />

vielleicht auch schreien. Ernsthaft?<br />

Mal davon abgesehen, dass sich<br />

Sempf mit diesem innerparteilichen<br />

Foul selbst disqualifiziert, steht da<br />

noch mehr. Es sind kleine Wörter,<br />

wichtige Wörter, die so viel mehr offenbaren,<br />

als es auf den ersten Blick<br />

scheint. Denn die stereotype Zuschreibung<br />

bestimmter Attribute<br />

zeigt, was von Frauen erwartet wird,<br />

was aber kaum einer bei Männern<br />

hinterfragen würde. Bringt der Duo-<br />

Mitbewerber Olaf Scholz eigentlich<br />

Wärme mit? Hatman sich je gefragt,<br />

wie viel Herzenswärme Sigmar Gabriel<br />

in sich trägt?<br />

Männer bleiben in der Wahrnehmung<br />

mancher Kollegen offenbar<br />

noch immer die Macher, Heroen<br />

oder Piraten, Frauen dagegen „Muttis“.<br />

Und wenn sie leidenschaftlich<br />

ihrePositionen vertreten, werden sie<br />

schnell als hysterisch bezeichnet.<br />

Immerhin, es dauerte nicht lange,<br />

dass Klara Geywitz –43, Potsdamerin,<br />

Sprecherin für Medienpolitik<br />

und Religion, Parteieintritt mit 16<br />

Jahren, Mutter dreier Kinder und<br />

nach eigener Auskunft „fröhliche<br />

Christin“ –aus ihrer Partei Solidaritätsbekundungen<br />

erhielt.<br />

Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin<br />

in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

erklärte: „Genau diese Art &<br />

Weise von Machos in unserer Partei<br />

und Gesellschaft muss aufhören! Dieser<br />

Umgang ist auch ein Grund,<br />

warum sich Menschen von unserer<br />

Partei abgewandt haben.“ Katarina<br />

Barley, Vizepräsidentin des Europaparlamentes,sagte,Geywitz<br />

sei„einer<br />

der liebenswertesten, humorvollsten<br />

und anständigsten Menschen, die<br />

mir in der Politik begegnet sind“.<br />

Geywitz, Mit-Initiatorin des Paritätsgesetzes<br />

in Brandenburg, bezeichnet<br />

sich selbst als Feministin.<br />

Sempf, geboren 1966, schreibt auf<br />

seiner Homepage, dass er „sehr ungern<br />

verliert“. Ist Neid eigentlich ein<br />

typisch männliches Attribut?<br />

Zweite-Klasse-GefühlimOsten<br />

Die neuen Länder haben aufgeholt, steht im Bericht zur Deutschen Einheit. Das ist beschönigend, sagen Kritiker<br />

VonRasmus Buchsteiner,Markus Decker<br />

und JanSternberg<br />

Die neuen Bundesländer<br />

haben in den vergangenen<br />

Jahren wirtschaftlich<br />

deutlich aufgeholt.<br />

„Die Wirtschaftskraft Ostdeutschlands<br />

ist von43Prozent im Jahr 1990<br />

auf 75 Prozent des westdeutschen<br />

Niveaus im Jahr 2018 gestiegen und<br />

entspricht damit nahezu dem<br />

Durchschnitt der Europäischen<br />

Union“, heißt es im neuen „Jahresbericht<br />

Deutsche Einheit“, der der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland, RND) vorliegt. Er<br />

soll am Mittwoch vom Bundeskabinett<br />

beraten werden.<br />

Löhne,Gehälter sowie die verfügbaren<br />

Einkommen der privaten<br />

Haushalte erreichen den Angaben<br />

zufolge inzwischen etwa 85 Prozent<br />

des westdeutschen Niveaus.Der Abstand<br />

sei noch geringer, wenn man<br />

die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten<br />

in Ostund West berücksichtige.<br />

Die Skepsis der Jungen<br />

Auch auf dem Arbeitsmarkt zeige<br />

sich eine zunehmend positive Entwicklung.<br />

So ist die Arbeitslosenquote<br />

in den neuen Bundesländern<br />

überproportional stark zurückgegangen<br />

–von 18,7 Prozent im Jahr<br />

2005 auf 6,4 Prozent im August 2019.<br />

Im Westen habe es im gleichen Zeitraum<br />

einen Rückgang lediglich um<br />

rund fünf Prozentpunkte gegeben.<br />

DieEntwicklung, räumt die Bundesregierung<br />

ein, sei jedoch „auch der<br />

ungünstigeren demografischen Entwicklung<br />

ostdeutscher Regionen zuzuschreiben“.<br />

Die Regierung zieht in dem Berichteine<br />

positiveBilanz der Entwicklung<br />

im Osten nach 1989: „Das Zusammenwachsen<br />

Deutschlands und<br />

die Angleichung der Lebensverhältnisse<br />

sind seither weit vorangekommen.“<br />

Die inder Vergangenheit erfolgte<br />

Abwanderung vorallem junger,<br />

gut Qualifizierter sowie „der dramatische<br />

Geburtenrückgang zu Beginn<br />

der 1990er-Jahre“ stelle für die neuen<br />

Bundesländer„eine erhebliche Belastung“<br />

dar. Dies zeige sich auch im<br />

wachsenden Fachkräftemangel: „Von<br />

Arbeitsmigration aus dem Ausland<br />

profitiert der Westen bislang weit<br />

mehr als der Osten Deutschlands.“<br />

Laut Bericht wirdUnzufriedenheit<br />

in den neuen Ländernspürbar,wenn<br />

es um politische Fragen gehe. „So<br />

fühlen sich laut einer jüngst für die<br />

Bundesregierung durchgeführten<br />

Umfrage 57 Prozent der Ostdeutschen<br />

als Bürger zweiter Klasse“,<br />

heißt es in der Kabinettsvorlage.„Die<br />

Wiedervereinigung halten nur rund<br />

38 Prozent der Befragten im Osten für<br />

gelungen.“ Bei Menschen unter 40<br />

Jahren seien es sogar nur rund 20 Prozent.<br />

Knapp die Hälfte der Menschen<br />

im Ostensei eher unzufrieden mit der<br />

Funktionsweise der Demokratie.<br />

DerVorsitzende der Linksfraktion<br />

im Bundestag, Dietmar Bartsch, hat<br />

„Natürlich ist viel geleistet worden,<br />

von Ost- und Westdeutschen.<br />

Aber dass nach 30 Jahren Ostdeutsche<br />

weiterhin länger arbeiten müssen und<br />

dafür weniger Geld bekommen, ist einer<br />

von vielen nicht akzeptablen Fakten.“<br />

Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag<br />

Sigmund Jähn:<br />

Seine letzte<br />

Reise<br />

den Jahresbericht zum Stand der<br />

deutschen Einheit kritisiert. „Mit<br />

dem neuen Ostbeauftragten verkommt<br />

der Jahresbericht zum Stand<br />

der deutschen Einheit zu einer einzigen<br />

Lobhudelei“, sagte er dem RND.<br />

„Natürlich ist viel geleistet worden,<br />

von Ost- und Westdeutschen.<br />

Aber dass nach 30 Jahren Ostdeutsche<br />

weiterhin länger arbeiten müssen<br />

und dafür weniger Geld bekommen,<br />

ist einer von vielen nicht akzeptablen<br />

Fakten. Es bleibt viel zu<br />

tun.“<br />

Der erste Deutsche im<br />

All starb im Alter von<br />

82 Jahren. Er wurde als<br />

Held gefeiert und wollte<br />

doch nie einer sein.<br />

Panorama Seite 28<br />

Grünen-Fraktionschefin Katrin<br />

Göring-Eckardt sagte dem RND:<br />

„Die besorgniserregenden Werte für<br />

das Demokratie-Empfinden im Osten<br />

haben auch viel mit den Versäumnissen<br />

der Bundesregierung im<br />

ländlichen Raum zu tun. Menschen<br />

in abgehängten Regionen vertrauen<br />

keinem Staat, der sie augenscheinlich<br />

vergessen hat.“<br />

Sie fügte hinzu: „Nach den Landtagswahlen<br />

im Osten darfdie Politik-<br />

Karawane nicht einfach weiterziehen.<br />

Wir müssen die vor Ort begonnenen<br />

gesellschaftlichen Debatten<br />

fortführen.“ Und es brauche eine<br />

Stärkung der Infrastruktur im ländlichen<br />

Raum mit besserem Öffentlichen<br />

Personen-Nahverkehr, schnellem<br />

Internet und Gesundheitsversorgung.<br />

Dafür wollten die Grünen<br />

eine Milliarde Euro proJahr investieren.<br />

Ärztemangel und Funklöcher<br />

Um Regionen, wo die Menschen<br />

über Ärztemangel, Funklöcher und<br />

ein spärliches Nahverkehrsangebot<br />

klagen, will sich die Kommission<br />

„Gleichwertige Lebensverhältnisse“<br />

der Bundesregierung kümmern. Ein<br />

Treffen der Kommission mit Vertretern<br />

der Ländern soll am Freitag im<br />

Kanzleramt stattfinden.<br />

Den Jahresbericht zur Deutschen<br />

Einheit gibt es seit 1997. Darin soll<br />

regelmäßig über die Politik zur Angleichung<br />

der Lebensbedingungen<br />

im vereinten Deutschland Rechenschaft<br />

abgelegt werden. Zudem soll<br />

Auskunft darüber gegeben werden,<br />

wie die Unterschiede in OstundWest<br />

abgebaut werden. (mit dpa)<br />

DPA<br />

Umstrittene<br />

Parallel-Flüge<br />

Richtung USA<br />

Vonwegen Klimakabinett:<br />

Vier Minister,drei Flieger<br />

Wenige Tage nach der Verabschiedung<br />

des Klimapakets<br />

fliegen vier Mitglieder der Bundesregierung<br />

in drei Flugzeugen der Luftwaffe<br />

an die US-Ostküste –dabei ist<br />

Fliegen besonders klimaschädlich.<br />

Kanzlerin Angela Merkel (CDU)<br />

reiste am Sonntag zusammen mit<br />

Entwicklungsminister Gerd Müller<br />

(CSU) zum UN-Klimagipfel in New<br />

York am Montag. Sie nimmt anschließend<br />

an der UN-Generalversammlung<br />

teil. Ebenfalls am Sonntagnachmittag<br />

hob eine kleinere<br />

Maschine mit Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

und ihrer Delegation Richtung Washington<br />

ab. Die CDU-Chefin trifft<br />

erstmals ihren US-Ministerkollegen<br />

Mark Esper. Zwei Tage später bringt<br />

die Flugbereitschaft dann auch noch<br />

Außenminister Heiko Maas (SPD)<br />

nach NewYork, was schon länger geplant<br />

war.Ernimmt vonDienstag bis<br />

Freitag an der UN-Generalversammlung<br />

teil und löst dort sozusagen die<br />

Kanzlerin ab. Zusätzlich flog auch<br />

Umweltministerin Svenja Schulze<br />

(SPD) nach NewYork, nach Auskunft<br />

ihres Ministeriums aber wegen früherer<br />

Termine bereits vorihren Kabinettskollegen<br />

–mit einer Linienmaschine.<br />

„Moment des Wandels“<br />

Vor den Erwachsenen debattierten<br />

in NewYork die Jugendlichen: Beim<br />

ersten UN-Jugendgipfel für den Klimaschutz<br />

haben sich am Wochenende<br />

die rund 500 Teilnehmer für ein<br />

sofortiges Umsteuern in der Umweltpolitik<br />

eingesetzt. „Das Klima<br />

und die ökologische Krise sind die<br />

politische Krise unserer Epoche, die<br />

wirtschaftliche Krise unserer Epoche<br />

und die kulturelle Krise unserer Epoche“,<br />

sagte der 19-jährige argentinische<br />

Aktivist Bruno Rodríguezinseiner<br />

Ansprache bei dem Treffen, an<br />

dem auch die Aktivistin Greta Thunberg<br />

teilnahm. Der Jugendgipfel<br />

fand kurz vor dem UN-Klimagipfel<br />

der Staats- und Regierungschefs<br />

statt. UN-Generalsekretär António<br />

Guterres beschränkte sich bei dem<br />

Treffen der Jugendlichen weitgehend<br />

auf die Rolle eines Zuhörers,<br />

würdigte aber die Energie der Jugend,<br />

den „Moment des Wandels“<br />

herbeizuführen. (dpa, AFP) Tagesthema<br />

Seite 2, Kommentar Seite 8<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

(Mo-Fr13-14 Uhr), Fax-499;<br />

leser-blz@dumont.de<br />

Leser-Service: (030)23 27-77, Fax-76;<br />

www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />

Anzeigen: (030) 23 27-50, Fax: -66 97;<br />

berlin.anzeigen@dumont.de<br />

Postvertriebsstück A6517<br />

Entgelt bezahlt<br />

4<br />

194050<br />

501603<br />

11039


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Die große Koalition wird<br />

ihr am vergangenen<br />

Freitag beschlossenes<br />

Klimapaket nur mit weitreichenden<br />

Änderungen umsetzen<br />

können. DieGrünen, die im Bundesrat<br />

eine Veto-Macht haben, kündigten<br />

am Wochenende an, das Paket<br />

über ihreBeteiligungen an mehreren<br />

Landesregierungen umgestalten<br />

und verschärfen zu wollen.<br />

„Das Klimapäckchen der Bundesregierung<br />

reicht schlicht nicht<br />

aus,umdie Pariser Klimaschutzziele<br />

zu erreichen“, sagte Fraktionschef<br />

Anton Hofreiter der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland,<br />

RND). „Wir sind uns mit den Grünen<br />

in den Landesregierungen einig,<br />

dass wir jedes zustimmungspflichtige<br />

Gesetz genau überprüfen und<br />

jede Chance nutzen werden, mehr<br />

für den Klimaschutz herauszuholen.“<br />

Parteichefin Annalena Baerbock<br />

betonte,esgehe um eine wirkliche<br />

Verkehrswende und einen Abschied<br />

vom fossilen Verbrennungsmotor.<br />

Die Preise werden steigen<br />

Klimagipfel<br />

Vier Spitzenpolitiker in<br />

drei Maschinen: Allein<br />

die Anreise zeigt, dass<br />

beim Umweltschutz<br />

Umdenken nötig ist.<br />

Anflug<br />

auf<br />

New York<br />

VonTim Szent-Ivanyi<br />

getische Sanierungen, sind aber 35<br />

Stimmen notwendig. Die Grünen<br />

sind derzeit an neun Landesregierungen<br />

beteiligt, je nach Ausgang der<br />

Koalitionsbemühungen in Brandenburg<br />

und Sachsen könnten es sogar<br />

elf werden.<br />

Einer der zentralen Kritikpunkte<br />

der Grünen: Der von der GroKo geplante<br />

Einstiegspreis von10Europro<br />

Tonne CO 2 sei deutlich zu niedrig an-<br />

Das Regierungsflugzeug „Theodor Heuss“ auf dem AirportBerlin-Tegel .<br />

DasKlimapaket vonUnion und SPD<br />

sieht unter anderem vor, dass Sprit<br />

und Heizöl teurer werden, ebenso<br />

das Fliegen. Im Gegenzug soll Bahnfahren<br />

preiswerter werden. Zudem<br />

sollen Maßnahmen zum Klimaschutz<br />

durch Steuervergünstigungen<br />

oder Zuschüsse gefördert werden.<br />

Um dieses Paket vollständig<br />

durchsetzen zu können, braucht die<br />

große Koalition die Zustimmung der<br />

Grünen. Denn Union und SPD verfügen<br />

in der Länderkammer nur<br />

noch über zwölf sichere Stimmen –<br />

für viele Finanzgesetze, etwa für die<br />

Erhöhung der Pendlerpauschale<br />

oder Steuererleichterungen für energesetzt<br />

und entfalte daher keine Wirkung.<br />

Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />

Winfried Kretschmann<br />

sagte, das bedeute lediglich 3Cent<br />

mehr für jeden Liter Benzin: „Da<br />

schwankt der Preis an der Tankstelle<br />

ja schon im Laufe eines Tages mehr.“<br />

Wissenschaftler hatten mindestens<br />

50 Euro als Einstiegspreis gefordert –<br />

mithin eine Erhöhung des Spritpreises<br />

um 15 Cent.<br />

Kritik am Klimapaket ist reichlich<br />

zu hören seit Freitag, die Deutsche<br />

Bahn jedoch jubelt: „Nach unseren<br />

ersten Schätzungen stärkt die Bundesregierung<br />

den deutschen Bahnsektor<br />

zusätzlich mit mehr als 20 Milliarden<br />

Euro bis zum Jahr 2030“, erklärte<br />

Bahnchef RichardLutz. DieBeschlüsse<br />

zeigten, „dass Klimaschutz,<br />

Wachstum und Beschäftigung keine<br />

Gegensätze sind, sondern gerade bei<br />

GETTY IMAGES<br />

der klimafreundlichen Schiene Hand<br />

in Hand gehen“. Den Beschlüssen<br />

des Klimakabinetts zufolge erhält die<br />

Bahn von 2020 bis 2030 zusätzliches<br />

Eigenkapital voneiner Milliarde Euro<br />

proJahr.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

(CDU) wollte das Paket amMontag<br />

beim UN-Klimagipfel in New York<br />

vorstellen. Umweltministerin Svenja<br />

Schulze (SPD) verkündete am Wochenende,<br />

Deutschland trete nun<br />

der Allianz der Länder bei, die ohne<br />

klimaschädlichen Kohlestrom auskommen<br />

wollen.<br />

Am Sonntag zeigte sich allerdings,dassdie<br />

Regierung das Ziel der<br />

Senkung von CO 2 -Emission selbst<br />

nicht beherzigt: Vier Kabinettsmitglieder<br />

fliegen in drei unterschiedlichen<br />

Maschinen der Luftwaffe an die<br />

Ostküste derUSA.<br />

Eigentlich war geplant, das Merkel,<br />

Entwicklungsminister Gerd<br />

Müller (CSU) und Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

(CDU) zusammen Richtung<br />

New York aufbrechen. Der Airbus<br />

A340 sollte erst in New York zwischenlanden,<br />

Merkel undMüller absetzen<br />

und weiter nach Washington<br />

fliegen, wo Kramp-Karrenbauer ihrem<br />

amerikanischen Kollegen Mark<br />

Esper treffen will. Doch dann wurden<br />

diese Planungen nach RND-Informationen<br />

durch eine Intervention<br />

des Kanzleramtes gestoppt.<br />

Denn anders als Müller wollte AKK<br />

mit einer eigenen größeren Delegation<br />

mit in den Merkel-Airbus. Um<br />

sie nicht verkleinern zu müssen,<br />

plante das Verteidigungsministerium<br />

um: Die Ministerin flog mit einem<br />

anderen Flugzeug der Luftwaffe<br />

direkt vonBerlinnach Washington.<br />

Zwei Tage später bringt die Flugbereitschaft<br />

dann auch noch Außenminister<br />

Heiko Maas (SPD) nach<br />

New York. Er nimmt bis Freitag an<br />

der UN-Generalversammlung teil<br />

und löst dort sozusagen die Kanzlerinab.<br />

Umweltministerin Schulzeist<br />

bereits mit einer Linienmaschine<br />

nach New York gereist. Auch Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn<br />

(CDU)ist in NewYork. Er kamper Linienflug<br />

aus Mexiko, woerumausländische<br />

Pfleger geworben hatte.<br />

Ein Schlag ins Gesicht. So fühlte es<br />

sich für mich am Freitag an, als<br />

die große Koalition ihr Klimapaket<br />

verkündete,und so fühlt es sich auch<br />

heute noch an.<br />

Ich glaube, dieser Freitag geht in<br />

die Geschichte ein. An diesem Tag<br />

tagte nicht nur das Klimakabinett, es<br />

gingen auch über vier Millionen<br />

Menschen weltweit auf die Straße.<br />

Über 1,4 Millionen waren es in<br />

Deutschland und allein 270 000 in<br />

Berlin. Ich habe gejubelt, gelacht<br />

und geweint, denn dass unser Anliegen<br />

so viele Menschen bewegt, das<br />

hätte ich nie zu träumen gewagt.<br />

Seit Januar 2019, dem ersten „Fridays<br />

for Future“-Großstreik in Berlin<br />

hat sich viel verändert. Immer mehr<br />

Menschen haben erkannt, in welcher<br />

Krise wir stehen, immer mehr<br />

Leute haben angefangen umzudenken<br />

und kommen seither zu unseren<br />

Demos.<br />

So viele Menschen demonstrierten<br />

für die Zukunft des Planeten und<br />

ihrer Kinder. Und dann das! Die Regierung<br />

antwortet mit Angst, präsentiert<br />

uns nach Monaten des Wartens<br />

ein Paket, mit dem alle Klimaziele<br />

Die Regierung gefährdet unsere Zukunft<br />

verfehlt werden. Und mit dem sie<br />

wieder ihre Versprechen brechen<br />

und unsereZukunft gefährden.<br />

2016 wurde das Pariser Klimaschutzabkommen<br />

einstimmig vom<br />

Deutschen Bundestag beschlossen,<br />

einstimmig wurde damals gesagt,<br />

dass Deutschland alles tun wird, um<br />

das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung<br />

auf deutlich unter zwei Grad<br />

zu begrenzen. De facto ist seit dem<br />

nichts passiert. Wir rasen ungebremst<br />

auf 3, 4oder 5Grad Erderwärmung<br />

zu. Die tödlichen Folgen<br />

kennen wir immer besser. Städte<br />

stünden unter Wasser, esgäbe Hunderte<br />

tödliche Hitzetage, an vielen<br />

Orten würde das Wasser knapp. Millionen<br />

Menschen müssten aus ihrer<br />

Heimat fliehen.<br />

Die Bundesregierung wollte in<br />

dieser Woche mit einem Ruck endlich<br />

etwas tun. Siewollten wirkungsvolle<br />

Maßnahmen beschließen.<br />

Meine Erwartungen waren schon<br />

vor der Tagung des Klimakabinetts<br />

niedrig. Ich hatte nicht damit gerechnet,<br />

dass dort irgendetwas beschlossen<br />

wird, was unsere CO 2 -<br />

Emissionen wirklich ernsthaft redu-<br />

Gastbeitrag<br />

Franziska Wessel ist 15 Jahre alt und hat die<br />

„Fridays for Future“-Demonstrationen in Berlin<br />

mitorganisiert. VomKlimapaket ist sie enttäuscht<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

ziert. Und trotzdem irgendwie gehofft.<br />

So war die Verkündung ein<br />

Schock für mich. Unsere Regierung<br />

hat sich nicht getraut, CO 2 einen<br />

ernsthaften Preis zu geben. Sie gibt<br />

nur viel Geld aus, Autobahnen werden<br />

gebaut und das Autofahren wird<br />

für Pendler nun sogar noch billiger.<br />

Wiekann das sein? Mitdiesem Paket<br />

wurden meine Erwartungen noch<br />

untertroffen.<br />

So kann es nicht mehr weitergehen.<br />

Dieses Klimakabinett verspricht<br />

Lösungen, herausgekommen<br />

ist gar nichts.19Stunden wurde<br />

getagt, und es wurde weder auf Wissenschaftler<br />

noch auf die Bürger gehört.<br />

Regiert hat dort die Angst vor<br />

Veränderung statt mutig und hoffnungsfroh<br />

die Chance zum Wandel<br />

zu ergreifen. Kein Mut für die Zukunft,<br />

verharren im Alten. Wie Angela<br />

Merkel mit diesem „Klimakompromiss“<br />

im Gepäck zur UN-Klimakonferenz<br />

fahren kann, begreife ich<br />

nicht. Wiewill sie den Vertreternaus<br />

Bangladesch in die Augen gucken?<br />

Wie können sich Regierungsvertreter<br />

hinstellen und sagen, sie hätten<br />

nun gehandelt? Gehandelt? Pustekuchen.<br />

Entweder haben diese Politiker<br />

nicht begriffen, was die Klimakrise<br />

bedeutet oder sie ist ihnen egal.<br />

Genauso egal ist ihnen wohl, wie die<br />

Zukunft aussieht. Wichtig ist nur,<br />

dass man bis 2021, bis zur nächsten<br />

Bundestagswahl keinem wehtut und<br />

diese Nicht-Handel-Koalition weiter<br />

existiert. Mitdiesem „Klimakompromiss“<br />

hat Deutschland das Pariser<br />

Klimaschutzabkommens für sich<br />

begraben.<br />

Was ich aber überhaupt nicht<br />

mehr ertrage: Die Bundesregierung<br />

feiert sich, und Politiker der Regierungskoalition<br />

loben uns. Aber keiner<br />

nimmt uns offensichtlich ernst.<br />

Dasaber ist falsch. Wirwerden nicht<br />

aufhören zu demonstrieren. Undwir<br />

werden irgendwann auch wählen<br />

dürfen. Unsere Stimmen gewinnen<br />

die großen Parteien so nicht.<br />

Sie haben einen „Kompromiss“<br />

gefunden den selbst Merkels wissenschaftliche<br />

Berater als viel zu wenig<br />

ansehen. Wissenschaftler wissen:<br />

Man kann keine Kompromisse mit<br />

dem Klima schließen. Dieser „Klimakompromiss“<br />

wirduns langfristig<br />

umbringen.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute verdecken gelegentlich Wolken die Sonne. Dabei betragen die Temperaturen<br />

maximal 22 bis 24Grad, und der Wind weht nur schwach aus<br />

südöstlichen Richtungen. In der Nacht ist der Sternenhimmel oftmals getrübt.<br />

Wolken behalten vielerortsdie Oberhand, und die Tiefstwerte erreichen<br />

10 Grad.<br />

Biowetter: Die Witterung wirkt sich<br />

auf Menschen mit einer geschwächten<br />

Körperabwehr ebenso wie auf<br />

Rheumatiker negativ aus. Die Ansteckungsgefahr<br />

mit Viren und Bak-<br />

9°/23°<br />

Wittenberge<br />

terien ist höher als sonst üblich.<br />

Pollenflug: Zurzeit ist nicht mit nennenswertem<br />

Pollenflug zu rechnen.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 24Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südost.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

8°/22° 11°/24°<br />

Luckenwalde<br />

8°/22°<br />

Cottbus<br />

9°/23°<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

bedeckt Regen wolkig<br />

12°/17° 12°/15° 11°/19°<br />

Prenzlau<br />

10°/23°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

9°/24°<br />

Mit tiefem Luftdruck über dem Nordatlantik steht nicht nur inWest-, sondern<br />

auch in Mitteleuropa wechselhaftes Wetter in Zusammenhang. Dichte Wolken<br />

drängen sich amHimmel und bringen zwischen den Britischen Inseln, Deutschland<br />

und dem Nordbalkan Regengüsse. InSüdosteuropa ist es hingegen spätsommerlich.<br />

Sylt<br />

13°/17°<br />

Hannover<br />

13°/17°<br />

Köln<br />

13°/19°<br />

Saarbrücken<br />

11°/17°<br />

Konstanz<br />

13°/17°<br />

Hamburg<br />

11°/20°<br />

Erfurt<br />

12°/17°<br />

Frankfurt/Main<br />

13°/18°<br />

Stuttgart<br />

13°/17°<br />

Rügen<br />

11°/20°<br />

Rostock<br />

11°/22°<br />

Magdeburg<br />

11°/22°<br />

Nürnberg<br />

12°/15°<br />

München<br />

11°/15°<br />

Dresden<br />

9°/20°<br />

Deutschland: Heute gibt es zeitweise<br />

Regenfälle bei stark bewölktem Himmel,<br />

und die Temperaturen klettern<br />

am Tage auf 15 bis 24Grad. Nachts<br />

gehen die Wertedann auf 13 bis<br />

8Grad zurück. Der Wind weht<br />

schwach bis mäßig aus südöstlichen<br />

Richtungen. Morgen hängt der Himmel<br />

teilweise voller Wolken. Zwischendurch<br />

scheint aber auch die<br />

Sonne. Die Temperaturen steigen auf<br />

Wertevon 16 bis 21Grad, und der<br />

Wind weht nur schwach aus Süd.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 15°-17°<br />

Nordsee: 16°-18°<br />

Mittelmeer: 21°-29°<br />

Ost-Atlantik: 15°-20°<br />

Mondphasen: 28.09. 05.10. 13.10. 21.10.<br />

Sonnenaufgang: 06:53 Uhr Sonnenuntergang: 19:03 Uhr Mondaufgang: --:-- Uhr Monduntergang: 16:29 Uhr<br />

Lissabon<br />

25°<br />

Las Palmas<br />

24°<br />

Madrid<br />

24°<br />

Reykjavik<br />

14°<br />

Dublin<br />

15°<br />

London<br />

21°<br />

Paris<br />

21°<br />

Bordeaux<br />

22°<br />

Palma<br />

27°<br />

Algier<br />

28°<br />

Nizza<br />

25°<br />

Trondheim<br />

14°<br />

Oslo<br />

11°<br />

Stockholm<br />

12°<br />

Kopenhagen<br />

16°<br />

Berlin<br />

24°<br />

Mailand<br />

22°<br />

Tunis<br />

29°<br />

Rom<br />

25°<br />

Warschau<br />

18°<br />

Wien<br />

20° Budapest<br />

17°<br />

Palermo<br />

30°<br />

Kiruna<br />

3°<br />

Oulu<br />

8°<br />

Dubrovnik<br />

24°<br />

Athen<br />

27°<br />

St. Petersburg<br />

9°<br />

Wilna<br />

12°<br />

Kiew<br />

13°<br />

Odessa<br />

22°<br />

Varna<br />

22°<br />

Istanbul<br />

25°<br />

Iraklio<br />

25°<br />

Archangelsk<br />

7°<br />

Moskau<br />

7°<br />

Ankara<br />

24°<br />

Antalya<br />

31°<br />

Acapulco 33° heiter<br />

Bali 36° wolkig<br />

Bangkok 29° Schauer<br />

Barbados 30° Gewitter<br />

Buenos Aires 18° heiter<br />

Casablanca 23° sonnig<br />

Chicago 22° sonnig<br />

Dakar 31° bewölkt<br />

Dubai 38° sonnig<br />

Hongkong 30° bewölkt<br />

Jerusalem 27° sonnig<br />

Johannesburg 25° sonnig<br />

Kairo 34° heiter<br />

Kapstadt 18° heiter<br />

Los Angeles 24° sonnig<br />

Manila 32° sonnig<br />

Miami 30° wolkig<br />

Nairobi 30° Schauer<br />

Neu Delhi 33° wolkig<br />

New York 30° wolkig<br />

Peking 33° sonnig<br />

Perth 24° heiter<br />

Phuket 31° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 20° Regen<br />

San Francisco 25° sonnig<br />

Santo Domingo 31° Gewitter<br />

Seychellen 27° bewölkt<br />

Singapur 33° Gewitter<br />

Sydney 20° wolkig<br />

Tokio 31° bewölkt<br />

Toronto 25° Schauer


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 3· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Seite 3<br />

Die Grenzen<br />

des Sagbaren<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE/GARY WATERS<br />

Dass sich die Grenzen des Sagbaren<br />

verschoben haben, ist ein<br />

Satz, der in letzter Zeit immer<br />

wieder fällt. Oft in Zusammenhang<br />

mit der Flüchtlingskrise 2015. Es wird<br />

auf den Hass verwiesen, der sich vorallem in<br />

den anonymen Kommentarspalten entlädt.<br />

In zahlreichen Debatten, an denen ich in den<br />

vergangenen Monaten teilgenommen habe,<br />

ging es angesichts des Erfolgs der AfD um die<br />

Angst um die Demokratie. Viele sehen ihre<br />

Vorstellung eines pluralistischen Deutschlands<br />

in Gefahr.<br />

Auf der anderen Seite meinen viele wiederum,<br />

man dürfe nicht sagen, was man<br />

denke. Bei einer Umfrage von Infratest Dimap<br />

vor den Wahlen in Sachsen stimmte<br />

eine Mehrheit von 69Prozent der Aussage<br />

zu, man werde heute ausgegrenzt, wenn<br />

man seine Meinung sage. Auch fünfzig Prozent<br />

der Wähler der Grünen und der Linken<br />

stimmten dieser These zu. Laut einer im Mai<br />

veröffentlichten repräsentativen Umfrage<br />

vonAllensbach sagten 59 Prozent der Befragten<br />

in ganz Deutschland, dass man in der Öffentlichkeit<br />

nicht frei sprechen kann.<br />

Wasstimmt denn nun? Ist das eine „Mär<br />

vomSprechverbot“, wie die taz schrieb? Sind<br />

die Grenzen der Meinungsfreiheit bis ins Unerträgliche,<br />

gar strafrechtliche Relevante<br />

ausgeweitet oder sind sie verengt worden?<br />

Darf man alles sagen oder darf man gar<br />

nichts sagen? Die Philosophin Hannah<br />

Arendt definierte Politik einmal als Miteinander<br />

des Verschiedenen, als die Möglichkeit,<br />

sich zu unterscheiden. Wie viel Verschiedenheit<br />

ist erlaubt?<br />

Es wirdoft so getan, als sei das nationalistische,<br />

rassistische Denken von der AfD erfunden<br />

und in die Öffentlichkeit gebracht<br />

worden. Dasist nicht richtig. Bisindie Sechzigerjahresaßen<br />

Alt-Nazis im Bundestag und<br />

an vielen Schaltstellen des Landes. Esgab<br />

und gibt seit Jahren Nationalismus in beiden<br />

deutschen Hälften, eine Abwehr für die Verantwortung<br />

des Nationalsozialismus, der<br />

lange ignoriertwurde.<br />

Zwischen Ignoranz und Überreaktion<br />

Voreinigen Jahren stand ich bei einer Preisverleihung<br />

im Rathauskeller Bremen, einem<br />

feinen Lokal. Um mich herum standen lauter<br />

wichtige Männer,Verleger mittlerer und kleinerer<br />

deutscher <strong>Zeitung</strong>en. Es ging um das<br />

neue Buch des Sozialdemokraten und Bundesbank-Vorstandes<br />

Thilo Sarrazin.<br />

„Deutschland schafft sich ab“ war wenige<br />

Wochen vorher erschienen. In dem Buch<br />

prognostizierte Sarrazin eine abnehmende<br />

Leistungsfähigkeit und Produktivität<br />

Deutschlands,daüberdurchschnittlich viele<br />

Kinder in bildungsfernen Schichten mit vermeintlich<br />

unterdurchschnittlicher Intelligenz<br />

aufwüchsen. Vor allem träfe das auf<br />

muslimische Migranten zu.<br />

Ichhatte das Buch gelesen und danach einen<br />

Text in der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> veröffentlicht,<br />

in dem ich vorSarrazin warnte.Danach<br />

hatten mich Leser angerufen und mich am<br />

Fast 60 Prozent der Menschen, die in diesem Land leben,<br />

finden, dass man nicht immer und überall<br />

frei sprechen kann. Stimmt das?<br />

Telefon direkt beschimpft. Ich kannte harte,<br />

polemische, beleidigende Leserbriefe, das<br />

war nicht angenehm, aber das gehörte zum<br />

Jobdazu. Aber dass mich jemand am Telefon<br />

beschimpft? Das hatte ich vorher noch nie<br />

erlebt. Einer wünschte mir, ich solle einmal<br />

voneinem Ausländer vergewaltigt werden.<br />

Im Ratskeller in Bremen erwartete ich,<br />

dass die Verleger sich erschreckt über die<br />

Thesen äußern und sich von Sarrazin und<br />

seinem rassistischen Buch distanzieren würden.<br />

Stattdessen lobten sie ihn. „Endlich sagt<br />

es mal einer“, meinte ein Verleger. Das war<br />

im Jahr 2010. Ein Jahr vor der Entdeckung<br />

des NSU. Drei Jahre vor der Gründung der<br />

AfD, fünf Jahre vor der Flüchtlingskrise.<br />

Daranmuss ich immer denken, wenn gesagt<br />

wird, die Grenzen des Sagbaren hätten sich<br />

verschoben.<br />

Sarrazin trat aus dem Vorstand der Bundesbank<br />

zurück. Sein Buch wurde ein Bestseller,<br />

das bestverkaufte Sachbuch seit der<br />

Gründung der Bundesrepublik. Für Rechtspopulisten<br />

wurde Sarrazin zum Märtyrer:<br />

Siehst du, das passiert, wenn du sagst, was<br />

du denkst.<br />

Vorden Landtagswahlen in Brandenburg<br />

und Sachsen war ich in der sächsischen Stadt<br />

Riesa bei Wacker Chemie, dem größten Arbeitgeber<br />

der Region. Miteiner Gruppe Journalisten<br />

begleitete ich die Bundesfamilienministerin<br />

Franziska Giffey (SPD), die sich über<br />

die familienfreundlichen Arbeitsbedingungen<br />

beiWacker informieren wollte.Nach dem<br />

Werksbesuch wurde in einem Besprechungsraum<br />

ein kleiner Imbiss gereicht, an den Stehtischen<br />

warteten Facharbeiter imBlaumann,<br />

die sich für Fragen bereithielten. Daneben<br />

stand deren Chef aus München in einem<br />

blauen Maßanzug.<br />

DieJournalisten wollten vonden Männern<br />

nicht wissen, wie sie Beruf und Familie vereinbaren,<br />

sondernwas sie zum Erfolg der AfD<br />

sagen. Siezückten ihreBlöcke und Stifte und<br />

blickten hoffnungsvoll. Riesa gilt als AfD-<br />

Hochburg, bei der Europawahl hatte jeder<br />

Dritte für die Partei gestimmt, auch bei der<br />

Landtagswahl würden die Rechtspopulisten<br />

33 Prozent einfahren. Das war an dem Tag<br />

aber noch nicht klar. Ein Arbeiter schaute an<br />

den Journalisten vorbei auf den Boden und<br />

sagte, errede im Betrieb nicht über Politik.<br />

VonSabine Rennefanz<br />

Der Betriebsratschef sagte, wenn jeder Dritte<br />

AfD wähle, müsse es auch im Betrieb AfD-<br />

Wähler geben, aber wisse nicht, wer das sei,<br />

man rede während der Arbeit nicht über Politik.<br />

Auch nicht in der Kantine,fragte ich. Auch<br />

nicht in der Kantine. Die Arbeiter bei Wacker<br />

Chemie in Riesa hatten wohl nicht das Gefühl,<br />

sie könnten frei reden. Natürlich will sich niemand<br />

als AfD-Wähler outen, schon gar nicht,<br />

wenn der Chef aus München daneben steht.<br />

Es stimmt, in der Bundesrepublik wird<br />

niemand ins Gefängnis geworfen, wenn er<br />

eine unliebsame Meinung äußert. Es geht<br />

eher um die Angst davor,sozial und beruflich<br />

geschnitten zu werden, vielleicht die Arbeit<br />

zu verlieren, den Kontakt zu Verwandten<br />

oder Freunden.<br />

Es geht um die Angst<br />

davor, sozial<br />

und beruflich<br />

geschnitten zu werden,<br />

vielleicht die Arbeit zu<br />

verlieren, den Kontakt zu<br />

Verwandten<br />

oder Freunden.<br />

Im Osten hat das auch mit unterschiedlichen<br />

Erfahrungen mit der Meinungsfreiheit<br />

zu tun. In der DDR gab es keinen freien öffentlichen<br />

Diskus,aber wenn man eine feste<br />

Arbeitsstelle in einem Kombinat oder einem<br />

Betrieb hatte, war man wegen der staatlich<br />

verpflichteten Vollbeschäftigung quasi unkündbar<br />

–das hieß, man konnte gegenüber<br />

demVorgesetzten selbstbewusster auftreten.<br />

Nach 1990 wurden viele Betriebe im Osten<br />

geschlossen und umstrukturiert, es kamen<br />

neue Chefs,die Angst vordem Verlust der Arbeit<br />

war groß. Das hat sich in einem Spruch<br />

niedergeschlagen, den sich Ostler in den<br />

Neunzigerjahren untereinander erzählten:<br />

„Früher durfte man über seinen Chef<br />

schimpfen, aber nicht über Honecker,heute<br />

darf man über den Kanzler schimpfen, aber<br />

nicht über seinen Chef.“<br />

Viele sagen, die Flüchtlingskrise hat die<br />

Gesellschaft gespalten. Dasglaube ich nicht,<br />

aber sie wirkte wie ein Brandbeschleuniger<br />

und hat die Friktionen deutlicher gemacht.<br />

Ein Beispiel: Wenn man gegen weitere Zuwanderung<br />

ist, vielleicht aus Angst davor,<br />

wie sich die Kleinstadt, das Dorf verändert,<br />

dann ist das vielleicht keine besonders vernünftige<br />

oder sympathische Meinung, aber<br />

ist man dann ein Rassist? Wo wirdoffen über<br />

die Schwierigkeiten der Zuwanderung diskutiert?<br />

Darüber sprach ich kürzlich mit einem<br />

einflussreichen Sozialdemokraten. DerSPD-<br />

Mann unterbrach mich und sagte, esgebe<br />

Themen, die nicht verhandelbar seien. Das<br />

Asylrecht gehöre dazu. Doch über das Asylrecht<br />

ging es in meiner Frage nicht. Undaußerdem<br />

stimmt das nicht. Das Asylrecht<br />

wurde Anfang der Neunziger geändert, es<br />

wurde massiv verschärft und eingeschränkt,<br />

auch mit den Stimmen der SPD. Wer jeden<br />

Aspekt von Einwanderung von vorneherein<br />

als „nicht verhandelbar“ erklärt, unterdrückt<br />

Konflikte,die ausgetragen werden sollten.<br />

Wenn es in Deutschland um Nationalismus<br />

und Rechtsextremismus geht,<br />

schwankt die öffentliche Diskussion oft<br />

zwischen Ignoranz und Überreaktion. Nach<br />

den Wahlen in Brandenburg und Sachsen,<br />

bei denen vor allem die AfD große Zuwächse<br />

erzielte, erschien auf Zeit online<br />

eine Text mit der Überschrift: „Der Faschismus<br />

hat keinen moderaten Flügel“. Darin<br />

ging es um die Bedrohung der Demokratie<br />

durch die Wahlerfolge in den beiden Ost-<br />

Bundesländern. Es wurde in diesem Text alles<br />

zusammengerührt: Wer AfD wählt, will<br />

mindestens den Holocaust, so könnte man<br />

die These zusammenfassen. Der Artikel<br />

wurde vielfach geliked und geteilt als „guter,<br />

wichtiger Text“. Ichfragte mich danach, was<br />

man mit solchen Texten erreichen will:<br />

Bomben auf Ostdeutschland? Wersoundifferenziertargumentiert,<br />

rechtsnational und<br />

rechtsradikal wie Synonyme verwendet,<br />

darf sich nicht wundern, dass es keine Verständigungsebene<br />

mehr gibt.<br />

Die Einteilung in gute Demokraten und<br />

böse Rechtsextreme verhindere einen Diskurs,sagt<br />

die Darmstädter Soziologin Cornelia<br />

Koppetsch. Siehat ein Buch geschrieben,<br />

„Die Gesellschaft des Zorns“ heißt es. Esist<br />

vielleicht das wichtigste Buch des Jahres. Sie<br />

schreibt darin über die Ursachen des Rechtspopulismus,den<br />

sie als Reaktion auf die unbewältigten<br />

Folgen der Globalisierung sieht,<br />

die wachsende Macht transnationaler Unternehmen,<br />

den Fall der Mauer, die Hartz-<br />

Reformen, die Schrumpfprozesse auf dem<br />

Land, den Aufstieg eines neuen kosmopolitischen,<br />

hyperflexiblen Bürgertums.<br />

Die Stärke des Buches liegt darin, dass<br />

sich Koppetsch darin mit Nüchternheit und<br />

Scharfsinn ihrem eigenen Milieu zuwendet.<br />

Es ist das kreative, global agierende Bürgertum.<br />

Laut Cornelia Koppetsch stecken wir in<br />

einer Artglobalen Klassenkampf.<br />

Aufder einen Seite stehen die,die sich Offenheit,<br />

Vielfalt und Toleranz auf die Fahnen<br />

geschrieben haben, selbst aber oft ausgrenzend<br />

agieren und die eigene Moral zum<br />

Maßstab machen. Auf der anderen Seite<br />

jene, die sich entmachtet und deklassiert<br />

fühlen: traditionelle Familienväter, altmodisch<br />

Konservative, Ostdeutsche mit entwerteten<br />

Erwerbsbiografien.<br />

Macht,Einfluss und Privilegien<br />

Nach Koppetsch’ Einschätzung handelt es<br />

sich bei den AfD-Wählernnicht nur um „Abgehängte“,<br />

sie stammen aus allen Schichten.<br />

Es eine sie das Gefühl, Macht und Einfluss<br />

und Privilegien verloren zu haben. Sie tun<br />

sich zusammen in Gruppen, die Koppetsch<br />

„Neogemeinschaften“ nennt. Dort erfahren<br />

sie die Anerkennung, die sie in anderen Gemeinschaften<br />

nicht mehr erfahren.<br />

In ihrem nüchtern-soziologischen Ton<br />

wirft Koppetsch den anderen Parteien vor,<br />

am Aufstieg der AfD nicht ganz unschuldig<br />

zu sein, weil sie sich zu lange auf politikfernes<br />

Expertenwissen gestützt und Diskussionen<br />

mit dem Hinweis auf „Alternativlosigkeit“<br />

unterbunden habe. Parteien oder<br />

Gewerkschaften, die auf viele Fragen keine<br />

Antworten mehr geben können oder wollen,<br />

haben so ihre Bindungskraft eingebüßt.<br />

Die AfD, schreibt Koppetsch, greife Themen<br />

auf, die in den vergangenen Jahren aus<br />

der Debatte ausgelagert worden seien: Migration,<br />

demografische Entwicklung, Zusammenhalt.<br />

Man könnte also sagen: Diejenigen, die<br />

heute beklagen, dass Grenzen des Sagbaren<br />

verschoben worden sind, sind diejenigen,<br />

die bisher definiert haben, was die Grenzen<br />

des Sagbaren sind. Darüber, wer wann wie<br />

sprechen darf, gibt es jetzt mehr Streit. Das<br />

ist vielleicht nicht das Schlechteste.<br />

Sabine Rennefanz nimmt sich immer<br />

wieder vor, Twitter-Pausen einzulegen,<br />

um sich weniger aufzuregen.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Viele Syrer in Deutschland<br />

beziehen Hartz IV<br />

Rund drei Viertel der in Deutschland<br />

ansässigen Syrerimerwerbsfähigen<br />

Alter leben ganz oder teilweise von<br />

HartzIV. Wieaus Statistiken der Bundesagentur<br />

für Arbeit (BA) hervorgeht,<br />

waren es zuletzt 74,9 Prozent.<br />

DieArbeitslosenquote für syrische<br />

Staatsbürger lag demnach im Juni<br />

dieses Jahres bei 44,2 Prozent, Tendenz<br />

leicht sinkend. EinJahr zuvor<br />

waren es noch 49,6 Prozent. HartzIV<br />

erhält auch, wersowenig verdient,<br />

dass er seinen Lebensunterhalt nicht<br />

allein bestreiten kann. (dpa)<br />

Labour-Partei streitet über<br />

Brexit-Strategie<br />

Miteinem Flügelstreit hat der fünftägige<br />

Parteitag der britischen Labour-<br />

Partei begonnen, in dem es um die<br />

weitereStrategie beim Brexit gehen<br />

soll. Für Aufregung sorgte gleich zu<br />

Beginn ein –dann zurückgezogener<br />

–Antrag vonVertreterndes linken<br />

Flügels,den Posten des Parteivize<br />

abzuschaffen. Diesen hat TomWatson<br />

inne,ein Gemäßigter,der den<br />

Alt-Linken Corbyn offen wegen dessen<br />

Brexit-Kurs kritisiert. DerAntrag<br />

wurde als Versuch gewertet, den 52-<br />

Jährigen auszubooten. Corbyn selbst<br />

mahnte zur Geschlossenheit. (dpa)<br />

Weiterer Todesfall durch<br />

Nutzung von E-Zigaretten<br />

Dampfen von E-Zigaretten hat in den USA<br />

viele Raucher lungenkrank gemacht. AP<br />

Diesteigende Zahl vontoten und<br />

verletzten Nutzernvon E-Zigaretten<br />

sorgt in den USA bei Gesundheitsbehörden<br />

und Medizinernzunehmend<br />

für Beunruhigung. DieGesundheitsbehörde<br />

bestätigte Ende voriger Woche<br />

den ersten Todesfall im Bundesstaat<br />

Missouri–national ist es der<br />

achte Tote.Der Mann im Alter von<br />

Mitte 40 war demnach schon seit<br />

Wochen in stationärer Behandlung<br />

und starb in einem Krankenhaus in<br />

St.Louis an akutem Lungenversagen<br />

(Acute RespiratoryDistress Syndrome,ARDS).<br />

Er habe vorher keine<br />

Lungenerkrankung gehabt, hieß es<br />

weiter.Angesichts der Entwicklung<br />

sprachen zwei US-Experten voneiner<br />

Gesundheitsgefahr epidemischen<br />

Ausmaßes.Bis Freitag seien in<br />

den USA und auf den Jungferninseln<br />

908 Fälle vonschweren Lungenerkrankungen,<br />

die mit Dampfen zusammenhängen,<br />

aufgetreten, hieß<br />

es.Die Ursache für die Lungenschäden<br />

ist noch völlig unklar. (dpa)<br />

Irans Außenminister hält<br />

Krieg für wahrscheinlich<br />

Nach den Angriffen auf Ölanlagen in<br />

Saudi-Arabien und anhaltenden<br />

Drohungen der USA könnte ein<br />

Krieg im Nahen Osten dem iranischen<br />

Außenminister zufolge unvermeidbar<br />

sein. Im Gespräch mit dem<br />

US-Sender CBS sagte Mohammed<br />

Dschawad Sarifauf die Frage,ober<br />

zuversichtlich sei, dass ein Krieg verhindertwerden<br />

könne: „Nein. Nein,<br />

ich bin nicht zuversichtlich, dass wir<br />

Krieg vermeiden können.“ Es werde<br />

nicht der Iran sein, der ein Krieg beginnen<br />

werde, sagte Sarifeiner am<br />

Sonntag veröffentlichen Mitschrift<br />

zufolge.Erwarnte jedoch, dass sich<br />

der Iran entschlossen wehren werde.<br />

Es könne in solch einem Fall „keinen<br />

begrenzten Krieg“ geben. (dpa)<br />

Fehlerhaftes Künast-Urteil<br />

<strong>Berliner</strong> Landgericht wendete Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts falsch an. Eine Analyse<br />

VonChristian Rath<br />

Das „Drecks-Fotzen“-Urteil<br />

des Landgerichts<br />

Berlin hat Empörung<br />

ausgelöst. Es ist aber<br />

auch handwerklich mangelhaft. Eine<br />

Aufhebung durch das <strong>Berliner</strong> Kammergericht<br />

dürfte unausweichlich<br />

sein. Die betroffene Grünen-Politikerin<br />

Renate Künast hat bereits<br />

Rechtsmittel angekündigt.<br />

Das Landgericht Berlin hatte in<br />

einem Beschluss vom 9.September<br />

zahlreiche Beschimpfungen gegen<br />

Künast als noch rechtmäßig eingestuft.<br />

Es handele sich im konkreten<br />

Kontext um Meinungsäußerungen<br />

mit „Sachbezug“ und nicht um strafbare<br />

Beleidigungen. Unter anderem<br />

ging es um die Formulierungen, Künast<br />

sei ein „Stück Scheisse“, „krank<br />

im Kopf, ein „altes grünes Drecksschwein“,<br />

„geisteskrank“, „gehirnamputiert“,<br />

„Sondermüll“, eine „alte<br />

perverse Dreckssau“ und eine<br />

„Drecks-Fotze“. Sie sei „vielleicht als<br />

Kind ein wenig viel gefickt“ worden.<br />

Hinzu kam die Aufforderung: „Knatter<br />

sie doch mal einer so richtig<br />

durch, bis sie wieder normal wird!“<br />

Die Äußerungen fielen als Kommentareauf<br />

der Facebook-Seite eines<br />

rechten Bloggers, der Künast ein falsches<br />

Zitat zur Kinderpornografie-Debatte<br />

der 1980er-Jahre untergeschoben<br />

hatte.Künast verlangte daraufhin<br />

von Facebook die Nutzerdaten der<br />

Hetzer, was Facebook aber ablehnte.<br />

Hiergegen klagte Künast vor dem<br />

Landgericht Berlin, bislang erfolglos,<br />

weil die Äußerungen legal seien.<br />

Grenzen des Akzeptablen<br />

Das Urteil wurde in Medien und Politik<br />

einhellig kritisiert. „Meinungsfreiheit<br />

ist ein hohes Gut, und Kritik<br />

an Politikerinnen und Politikerndarf<br />

auch polemisch und überspitzt sein.<br />

Es gibt aber Grenzen des Akzeptablen,<br />

werdie Beispiele liest, der sieht<br />

sie vernünftigerweise hier überschritten“,<br />

sagte Maria Wersig, die<br />

Vorsitzende des Deutschen Juristinnenbunds.<br />

Grünen-Chef Robert<br />

Habeck fragte: „Wenn das alles hinzunehmen<br />

ist, also wenn das normaler<br />

Diskurs ist, den man ertragen<br />

muss, dann frage ich mich, wo die<br />

Grenzedes Unnormalen beginnt.“<br />

Die Pressekammer des Landgerichts<br />

Berlin berief sich in ihrem Beschluss<br />

mehrfach auf das Bundesverfassungsgericht,<br />

wandte dessen<br />

Rechtsprechung aber falsch an. Laut<br />

Bundesverfassungsgericht ist bei der<br />

Frage, ob ein konkretes Werturteil<br />

strafbar ist, das Grundrecht auf freie<br />

Meinungsäußerung mit den Persönlichkeitsrechten<br />

des Betroffenen ab-<br />

Grünen-Politikerin Renate Künast<br />

IMAGO IMAGES<br />

„Wenn das alles hinzunehmen ist, also wenn<br />

das normaler Diskurs ist, den man ertragen<br />

muss,dann frage ich mich, wo die Grenzedes<br />

Unnormalen beginnt.“<br />

Robert Habeck, Grünen-Chef, kritisiert das Urteil des <strong>Berliner</strong> Landgerichts.<br />

Fast zu spät<br />

zuwägen. Diese Abwägung ist laut<br />

Karlsruhe dann nicht erforderlich,<br />

wenn das Werturteil eine „Schmähkritik“<br />

darstellt, also eine„bloße Herabsetzung<br />

des Betroffenen“. DieVerfassungsrichter<br />

legen den Begriff der<br />

Schmähkritik aber eng aus. „Bei einer<br />

die Öffentlichkeit wesentlich berührenden<br />

Frage liegt Schmähkritik<br />

nur ausnahmsweise vor; sie bleibt<br />

grundsätzlich auf die Privatfehde beschränkt“,<br />

heißt es in Karlsruher Beschlüssen.<br />

Insofern mag es gerade<br />

noch vertretbar sein, die Beschimpfungen<br />

von Künast trotz der vulgärverletzenden<br />

Sprache nicht als<br />

Schmähkritik zu werten.<br />

Erfundenes Zitat<br />

Doch damit ist die Prüfung nicht zu<br />

Ende,vielmehr muss sie jetzt erst beginnen.<br />

Denn wenn keine Schmähkritik<br />

vorliegt, ist nun zwischen Meinungsfreiheit<br />

und Persönlichkeitsrecht<br />

abzuwägen. Diese Abwägung<br />

hat das Landgericht aber unterlassen.<br />

Es wiederholt nur immer wieder,dass<br />

keine Schmähung vorliege,<br />

weil ja ein „Sachbezug“ bestehe.Damit<br />

bleibt das Landgericht aber bei<br />

der Vorfrage stehen und kommt erst<br />

gar nicht zum Kern der Sache, nämlich<br />

zur Abwägung.<br />

Es steht wohl außer Zweifel, dass<br />

bei einer ordentlich durchgeführten<br />

Abwägung Künasts Persönlichkeitsrechte<br />

den Vorrang vor den Beschimpfungen<br />

erhielten. Einerseits<br />

wird sie mit extrem herabwürdigenden<br />

und unsachlichen Äußerungen<br />

überzogen, die nur wegen des politischen<br />

Kontextes nicht als Schmähkritik<br />

gelten. Die Äußerungen beziehen<br />

sich zudem auf ein erfundenes Zitat,<br />

sind also schon deshalb kein relevanter<br />

Beitrag zum öffentlichen Diskurs.<br />

Künast hatte 1986 in einem Zwischenruf<br />

im <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />

darauf hingewiesen, dass ein<br />

Beschluss der NRW-Grünen zur Legalisierung<br />

von Kindersex nur Fälle<br />

erfasse,„wenn keine Gewalt im Spiel<br />

ist“. Die <strong>Zeitung</strong> Die Welt interpretierte<br />

den Zwischenruf in einem Beitrag<br />

von 2015: „Klingt das nicht, als<br />

wäre Sex mit Kindern ohne Gewalt<br />

okay?“ Daraus konstruierte der<br />

rechte Blog „Halle-Leaks“, Künast<br />

habe erklärt, „wenn keine Gewalt im<br />

Spiel ist, ist der Sexmit Kinderndoch<br />

ganz ok“. Auf dieses erfundene Zitat<br />

bezog sich die Flut der Beschimpfungen.<br />

Dabei hat Künast mehrfach<br />

klargestellt, dass sie die Legalisierung<br />

von Sex mit Kindern schon damals<br />

abgelehnt habe. Ein entsprechendes<br />

Zitat Künasts fand sich sogar<br />

in dem fraglichen Artikel der<br />

Welt. Auch das wird bei der Abwägung<br />

zu berücksichtigen sein.<br />

Malta ordnet zwei Jahre nach der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia eine Untersuchung an<br />

Knapp zwei Jahrenach dem tödlichen<br />

Bombenanschlag auf die<br />

maltesische Journalistin Daphne Caruana<br />

Galizia hat die Regierung eine<br />

öffentliche Untersuchung angeordnet.<br />

Damit soll geprüft werden, ob<br />

der Mord an der regierungskritischen<br />

Bloggerin hätte verhindert<br />

werden können. Regierungschef Joseph<br />

Muscat habe die Untersuchungskommission<br />

unter Leitung<br />

eines Richters angewiesen, binnen<br />

neun Monaten einen Bericht vorzulegen,<br />

teilte die Regierung des Inselstaates<br />

am Freitagabend mit.<br />

DieBloggerin war am 16. Oktober<br />

2017 unweit ihres Hauses in ihrem<br />

Auto in die Luft gesprengt worden.<br />

Drei Männer müssen sich deswegen<br />

vor Gericht verantworten. Viele Fragen<br />

zu den Hintermännern sind<br />

aber noch offen. Caruana Galizia<br />

hatte unter anderem über Korruption<br />

bei Regierung und Geschäftsmännernrecherchiert.<br />

Mit der Einsetzung der Untersuchungskommission<br />

kam Muscat einer<br />

Daphne Caruana Galizia wurde durch eine Autobombe getötet.<br />

DPA<br />

beugende Maßnahmen zu schützen,<br />

hieß es in der Erklärung der Regierung.<br />

Caruana Galizias Familie forderte<br />

seit langem einen unabhängige Aufklärung<br />

des Verbrechens.Jedoch habe<br />

Premierminister Muscat die Familie<br />

vor der Zusammensetzung der Kommission<br />

nicht konsultiertundVerbündete<br />

eingesetzt. Es bestehe das Risiko,<br />

dass die Untersuchung „ein vomStaat<br />

gesponsortes Reinwaschen des eige-<br />

entsprechenden Aufforderung des Europarates<br />

nach. Die Staatenorganisation<br />

mit Sitz in Straßburg kümmert<br />

sich um Schutz und Einhaltung der<br />

Menschenrechte. Sie hatte dem Mittelmeerstaat<br />

eine Frist bis zum<br />

26. September gesetzt. Die Untersuchung<br />

soll klären, ob der Staat seinen<br />

Verpflichtungen nachgekommen sei,<br />

an Leib und Leben gefährdete Personen<br />

wie etwa Journalisten durch vornen<br />

Rufs“ werde, erklärte Sohn Matthew<br />

Caruana Galizia.<br />

Die Söhne der Journalistin stehen<br />

mit der Regierung seit langem im<br />

Streit. Erst letzte Woche hatte die<br />

Menschenrechtskommissarin des<br />

Europarats, Dunja Mijatovic, Malta<br />

aufgefordert, anhängige Verleumdungsklagen<br />

gegen die Familie fallen<br />

zu lassen. Es gehe um rund 30 zivile<br />

Klagen wegen Verleumdung gegen<br />

die Familie nach dem Todder Journalistin,<br />

schrieb Mijatovic in einem am<br />

Donnerstag veröffentlichten Brief an<br />

Muscat. DieKlagen würden die Familie<br />

ungerechtfertigt finanziell unter<br />

Druck setzen und Fragen zur Freiheit<br />

der Medien und Rechtsstaatlichkeit<br />

in Malta aufwerfen, so Mijatovic.<br />

Die gegen die Journalistin erhobenen<br />

Klagen waren nach deren Tod<br />

auf die Familie übergegangen. Bei<br />

den Klägern handelt es sich neben<br />

Premier Muscat um Regierungsmitglieder<br />

und Geschäftsleute, denen<br />

die Journalistin unter anderem Korruption<br />

vorgeworfen hatte. (dpa)<br />

Grüße zu<br />

Hitlers<br />

Geburtstag<br />

Österreichs FPÖ und ihre<br />

rechten Verstrickungen<br />

Eine Woche vor der Nationalratswahl<br />

in Österreich ist die Abgrenzung<br />

der FPÖ zum rechten Rand<br />

erneut in den Fokus gerückt. Laut<br />

Medienberichten hatte Reinhard<br />

Teufel, früherer Kabinettschef im Innenministerium,<br />

öfter Kontakt mit<br />

dem Chef der rechtsextremen Identitären<br />

Bewegung. Teufel relativierte<br />

den Bericht der <strong>Zeitung</strong> „Österreich“<br />

und teilte mit, dass er in seiner Zeit<br />

als Büroleiter von Ex-FPÖ-Chef<br />

Heinz-Christian Strache im Jahr<br />

2015 Martin Sellner einmal persönlich<br />

getroffen habe. „Danach hat er<br />

mir hin und wieder Nachrichten auf<br />

mein Handy geschickt, die ich fallweise<br />

auch beantwortet habe.“<br />

Zudem suspendierte der neue<br />

FPÖ-Chef Norbert Hofer den Landesfraktionschef<br />

aus Niederösterreich,<br />

Martin Huber, weil dieser vor<br />

fünf Jahren an Adolf Hitlers Geburtstag<br />

per Facebook allen gratuliert<br />

hatte, die an diesem TagGeburtstag<br />

haben. „Eine Recherche ergab, dass<br />

Huber an keinem anderen TagGeburtstagswünsche<br />

ausgesprochen<br />

hatte“, teilte Hofer mit. Hofer war vor<br />

einer Woche auf einem Parteitag<br />

zum neuen FPÖ-Chef gewählt worden.<br />

Dort erhielt er auch ein Durchgriffsrecht<br />

bei Suspendierungen und<br />

Parteiausschlüssen, mit dem er<br />

schneller gegen Vorfälle am rechten<br />

Rand der Partei vorgehen will. Kritiker<br />

sahen darin aber in erster Linie<br />

eine Machtkonzentration beim Parteivorsitzenden.<br />

NorbertHofer wurde vor einer Woche zum<br />

FPÖ-Vorsitzenden gewählt.<br />

APA<br />

Das Durchgriffsrecht hat Hofer<br />

nun eine Woche nach seiner Wahl<br />

erstmals angewandt. Die Abgrenzung<br />

der FPÖ zum rechten Rand ist<br />

regelmäßig Thema in Österreich, da<br />

immer wieder Verbindungen zwischen<br />

FPÖ-Mitgliedern und rechtsextremen<br />

Gruppierungen oder Medien<br />

ans Licht kommen.<br />

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner<br />

erklärte derweil, dass sie auch<br />

nach einer Wahlniederlage am<br />

29. September die Sozialdemokraten<br />

in Österreich weiter anführen<br />

wolle.„Ich bleibe auf jeden Fall Parteichefin“,<br />

sagte Rendi-Wagner am<br />

Sonntag in der ORF-„Pressestunde“.<br />

Zudem bekräftigte sie ihr Ziel, mit<br />

der SPÖ bei der Wahl stärkste Kraft<br />

werden zu wollen.<br />

Zuletzt lagen die Sozialdemokraten<br />

in Umfragen bei 22 Prozent und<br />

damit bis zu 13 Punkte hinter der<br />

ÖVP von Ex-Kanzler Sebastian Kurz.<br />

DieFPÖ liegt bei 20 Prozent, die Grünen<br />

bei 11 bis 13 und die liberalen<br />

Neos bei 8bis 9Prozent. Rendi-Wagner<br />

setzt darauf, noch viele unentschlossene<br />

Wähler in den nächsten<br />

Tagen vonsich und ihrer Partei überzeugen<br />

zu können. ÖVP-Chef Kurz<br />

sagte im ORF,dass er an einen engeren<br />

Ausgang der Wahl glaube, als es<br />

die Umfragen derzeit vermuten lassen.<br />

Er betonte erneut seine Sorge,<br />

dass eine Koalition an der ÖVP vorbei<br />

gebildet werden könnte. Eine<br />

Minderheitsregierung schloss Kurz<br />

nicht aus, betonte aber, dass das<br />

nicht seine Lieblingsvariante wäre.<br />

In Österreich wirdam29. September<br />

gewählt, nachdem das „Ibiza-Video“<br />

im Mai zum Bruch der ÖVP-<br />

FPÖ-Regierung geführthatte. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 5 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

Trumps brisantes Telefonat<br />

Der US-Präsident soll den ukrainischen Staatschef bedrängt haben, gegen den Sohn von Joe Biden wegen dessen Geschäftsbeziehungen zu dem Land zu ermitteln<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

Wolodymyr Selenskyi<br />

hatte schon länger auf<br />

ein Gespräch mit seinem<br />

mächtigen Amtskollegen<br />

in Übersee gewartet. Der<br />

frisch gewählte Präsident der<br />

Ukraine hoffte auf Unterstützung<br />

der USA gegen Russland und auf einen<br />

prestigeträchtigen Empfang im<br />

Weißen Haus. Doch als sich Donald<br />

Trump am 25. Juli tatsächlich meldete,<br />

lief das Telefonat anders als erwartet.<br />

Insgesamt achtmal, berichtet<br />

das konservativeWall Street Journal,<br />

habe Trump den ukrainischen Regierungschef<br />

im Laufe der Unterhaltung<br />

gedrängt, er solle einen ganz<br />

speziellen Fall von angeblicher Korruption<br />

untersuchen.<br />

Militärhilfe zurückgehalten?<br />

Was auf den ersten Blick wie eine<br />

weitere Taktlosigkeit des US-Präsidenten<br />

erscheint, hat das Zeug zur<br />

explosiven Affäre im amerikanischen<br />

Vorwahlkampf. Nicht nur<br />

sollte das Objekt der Ermittlungen<br />

nach Trumps Willen die Familie seines<br />

möglichen demokratischen Herausforderers<br />

Joe Biden sein. Auch<br />

hielt er zum Zeitpunkt des Telefonats<br />

eine bereits zugesagte Militärhilfe<br />

über 250 Millionen Dollar für die<br />

Ukraine zurück. Und schließlich<br />

reichte zweieinhalb Wochen nach<br />

dem Telefonat ein Geheimdienstmitarbeiter<br />

im Weißen Haus intern<br />

eine offizielle Beschwerde ein, weil<br />

der Präsident gegenüber ausländi-<br />

Politik per Telefon. Das besagte Gespräch zwischen Trump und dem neuen ukrainischen Präsidenten Selenskyi wurde im Juli geführt. Nun gibt es die Beschwerde eines Geheimdienstmitarbeiters,<br />

dass der Präsident ausländischen Regierungschefs unangemessene Versprechen gemacht habe.<br />

GETTY IMAGES/ALEX WONG<br />

schen Regierungschefs unangemessene<br />

„Versprechen“ gemacht habe.<br />

In amerikanischen Medien wird<br />

nun der Verdacht geäußert, Trump<br />

habe einen Deal machen wollen, bei<br />

dem er von der ukrainischen Regierung<br />

Material für eine Schmutzkampagne<br />

gegen den aussichtsreichsten<br />

demokratischen Präsidentschaftsbewerber<br />

als Gegenleistung für US-<br />

Hilfsgelder forderte. Laut New York<br />

Times sind sowohl in Washington<br />

wie in Kiew Regierungsmitarbeiter<br />

über ein mögliches erpresserisches<br />

Geschäft besorgt. Wasgenau der Geheimdienstmitarbeiter<br />

gemeldet<br />

hat, ist nicht bekannt. Immerhin<br />

nannte Michael Atkinson, der Inspector<br />

General der US-Geheimdienste,<br />

die Beschwerde „glaubwürdig<br />

und dringend“.<br />

Zwar hat Trump die Geschichte<br />

umgehend als „lächerlich“ abgetan.<br />

Doch gleichzeitig forderte er mit Bezug<br />

auf eine angebliche Verwicklung<br />

der Biden-Familie in finstere Machenschaften:<br />

„Jemand muss sich<br />

das anschauen.“ Seit Monaten schon<br />

drängt Trumps privater Anwalt,<br />

Rudy Giuliani, die ukrainische Regie-<br />

rung nach US-Medienberichten,<br />

eine Untersuchung gegen Bidens ältesten<br />

Sohn Hunter einzuleiten.<br />

DerVorgang, aus dem Trump politisches<br />

Kapital schlagen möchte,<br />

liegt drei Jahre zurück. Damals war<br />

Joe Biden Stellvertreter von Barack<br />

Obama, und sein Sohn arbeitete im<br />

Vorstand des Gaskonzerns Burisma,<br />

der einem ukrainischen Oligarchen<br />

gehört. Zur Bekämpfung der in dem<br />

Land weit verbreiteten Korruption<br />

drängte Joe Biden damals auf die<br />

Entlassung des ukrainischen Generalstaatsanwalts,der<br />

auch bei der EU<br />

in Verruf geraten war. Tatsächlich<br />

stimmte das Kiewer Parlament der<br />

Absetzung zu. Allerdings war der<br />

Staatsanwalt auch für eine Untersuchung<br />

des Burisma-Konzerns verantwortlich.<br />

Das Trump-Lager unkt,<br />

Biden habe durch die Personalrochade<br />

die Aufdeckung von Machenschaften<br />

seines Sohnes verhindern<br />

wollen. Allerdings wurde die Untersuchung<br />

später abgeschlossen, ohne<br />

dass irgendein Fehlverhalten von<br />

Hunter Biden festgestellt wurde.<br />

Dass Joe Biden nun im US-Vorwahlkampf<br />

alleine durch die permanente<br />

Wiederholung nicht erwiesener<br />

Mutmaßungen ins Zwielicht gerückt<br />

wird, dürfte Trump mehr als<br />

billigend in Kauf nehmen. Schon<br />

spricht der Präsident bei Twitter von<br />

einem „Biden-Skandal“ und beklagt<br />

sich, dass er ausspioniertworden sei.<br />

Auf die Ukraine ist er ohnehin nicht<br />

gut zu sprechen. „Das sind furchtbare<br />

Leute“, soll er intern gesagt haben:<br />

„Die sind alle korrupt und haben<br />

versucht, mich zu vernichten.“<br />

Am Mittwoch will sich Trumpam<br />

Rande der UN-Vollversammlung in<br />

NewYorkerstmals persönlich mit Selenskyj<br />

treffen. Joe Biden bemühte<br />

sich derweil zunächst, den Anwürfen<br />

keine zusätzliche Bedeutung zu<br />

geben und verweigerte einen Kommentar.<br />

Doch dafür sind die Schlagzeilen<br />

zu groß. Am Sonnabend holte<br />

der Kandidat zum Konter aus: „Das<br />

ist eine gewaltige Form von Amtsmissbrauch.“<br />

Auch bei anderen Demokraten<br />

ist die Empörung groß.<br />

Immer mehr Parteifreunde drängen<br />

wie Warren auf ein Amtsenthebungsverfahren<br />

gegen Trump. Noch<br />

stellt sich die Fraktionsspitze im<br />

Kongress aber dagegen. Ökonomie-<br />

Nobelpreisträger Paul Krugman beklagte<br />

sich via Twitter darüber:<br />

„Wenn das kein Impeachment-Verfahren<br />

begründet, dann gibt esnie<br />

einen Anlass.“<br />

KarlDoemens hofft, dass<br />

die Geheimdienste das Telefonat<br />

aufgezeichnet haben.<br />

ANZEIGE<br />

ANZEIGE<br />

Deutschland trinkt sich schön!<br />

„Ja, ich trinke“ –ein Satz,<br />

den man in letzter Zeit immer<br />

öfter hört. Was inden<br />

Beauty-Redaktionen der<br />

Frauenmagazine startete,<br />

rauntmittlerweileauchbeim<br />

Frühstück mit Freundinnen<br />

oder im Yoga-Kursdurch die<br />

Reihen. Doch was ist damit<br />

gemeint? DasGeheimnis:Ein<br />

Kollagen-Drink,der dieHaut<br />

an denProblemzonenvon innenstrafft<br />

undstrahlenlässt<br />

(Fulminan, Apotheke).<br />

Dieser Kollagen-Drink macht‘s möglich<br />

EinLeben lang straffe Haut<br />

ohne Falten –diesen Wunsch<br />

hegt wohl jede Frau.Doch mit<br />

dem Alter lässt die körpereigene<br />

Kollagenproduktion<br />

nach, ungeliebte Falten und<br />

Cellulite entstehen. Hier<br />

kommt ein Trend aus den<br />

USA ins Spiel: Kollagen zum<br />

Trinken! Mit dem Beauty-<br />

Drink Fulminan (Apotheke)<br />

ist dieser Trend auch bei<br />

uns angekommen –er sorgt<br />

an den Problemzonen wie<br />

Augenpartie, Po und Oberschenkeln<br />

für straffe Haut<br />

von innen, ganz einfach aus<br />

dem Fläschchen. Wir wollten<br />

wissen: Kann Frau sich wirklich<br />

schön trinken? Unsere<br />

Beauty-Experten haben den<br />

Kollagen-DrinkFulminanunterdie<br />

Lupe genommen –und<br />

sind überzeugtdavon!<br />

Deutschlandtrinkt Kollagen<br />

–warum?<br />

Kollagen ist HauptbestandteildiesesTrend-Drinks,denn<br />

dasProteinist fürdie Elastizität<br />

unserer Haut verantwortlich.<br />

Die sogenannten Kollagen-<br />

Peptide in Fulminan sind<br />

ganz besonders: Sie sind so<br />

aufgespalten,dasssie dieHaut<br />

von innen aufpolstern können.<br />

Das Resultat spricht für<br />

sich: Die Kollagenspeicher<br />

der Haut werden aufgefüllt,<br />

die Haut wird elastischer und<br />

fühlt sich deutlich straffer<br />

und glatter an. Fulminan ist<br />

nicht nur in der Anwendung<br />

ganz einfach, sondern auch<br />

in der Dosierung –nur eine<br />

Trinkampulle pro Tag reicht!<br />

Genial: Fulminan geht nicht<br />

nur Falten imGesicht, sondern<br />

auch CelluliteanPound<br />

Oberschenkelnanden Kragen.<br />

Nachgefragt: Dassagt<br />

der Experte<br />

Studienzuden in Fulminan<br />

enthaltenenKollagen-Peptiden<br />

belegen wirklich tolle Erfolge.<br />

So erklärt Derma-Experte<br />

Bastian Baasch z.B.: „Die<br />

Kollagen-Peptide in Fulminan<br />

wurden von Frauen zwischen<br />

35 und65Jahrengetestet. Das<br />

Ergebnis nach acht Wochen<br />

ist verblüffend: Der Kollagengehalt<br />

ihrer Haut stieg um bis<br />

zu 65%an, Falten konntenum<br />

biszu50%*verringertwerden.<br />

Nach drei MonatengingensogarCellulite-Dellensignifikant<br />

zurück. Man kann wirklich<br />

sagen: Jugendliches Aussehen<br />

und eine umwerfende Ausstrahlung<br />

–dafür gibt esden<br />

Kollagen-Drink Fulminan!“<br />

Prokschetal.,2014, Skin PharmacolPhysiol 27:113-119;Proksch et al.,2014, Skin PharmacolPhysiol 27:47-55;Schunck et al.,2015, Journal of MedicinalFood18(12):1340-1348•*Maximalwert,Durchschnitt20%,gemessenanAugenfalten •Abbildungen Betroffenen nachempfunden,Namegeändert<br />

Für Ihren Apotheker:<br />

Mindalin Komplex 26<br />

(PZN 13169019)<br />

Gefäßfeind Cholesterin: Das kann helfen<br />

Wissenschaftlerwarnen längst<br />

vor zuviel Cholesterin im Blut.<br />

Der Grund: ErhöhteCholesterinwerte<br />

sind ein Risikofaktor für<br />

„Die Haut wird deutlich straffer,<br />

auchimGesicht erscheint die<br />

Haut frischer undFältchen<br />

werdengemindert. Kann ich<br />

nur empfehlen!“<br />

(Tanja B.)<br />

verkalkte Gefäße und damit für<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Genial: Forscher haben einen<br />

natürlichen Cholesterin-Senker<br />

namens Beta-Glucan entdeckt<br />

(in Mindalin Komplex 26), der<br />

nachweislich das Blutcholesterinreduziert!*<br />

Fürsichtbar<br />

schöneHaut<br />

BEAUTY-<br />

DRINK MIT<br />

KOLLAGEN-<br />

PEPTIDEN<br />

®<br />

FULMINAN<br />

Exklusiv in Ihrer Apotheke:<br />

PZN 13306108<br />

www.fulminan.de<br />

Experten kombinierten Beta-<br />

Glucan nun mit 25weiteren<br />

wichtigen Bausteinen, z.B.<br />

Kalium für einen normalen<br />

Blutdruck und Thiamin für eine<br />

gesunde Herzfunktion. Das Ergebnis:<br />

eine einzigartige Kombination<br />

vonMikro-Nährstoffen<br />

fürein gesundesHerz-Kreislauf-<br />

System (Mindalin Komplex 26,<br />

Apotheke). Tipp: Einmal täglich<br />

einGlasMindalinKomplex 26.<br />

*Hafer-Beta-Glucanreduziert nachweislichden Cholesteringehalt im Blut. DasSenken desCholesterinspiegels kann dasRisiko fürdie koronareHerzerkrankungreduzieren. Diepositive Wirkungstelltsichbei einertäglichen Beta-Glucan-Aufnahme von3gein.•www.mindalin.de


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Strompreise steigen<br />

auf Rekordhöhe<br />

DerStrompreis für Privathaushalte<br />

ist in diesem Jahr auf eine Rekordhöhe<br />

gestiegen. Für den Stichtag 1. Aprilermittelte<br />

die Bundesnetzagentur<br />

einen Durchschnittspreis von<br />

30,85 Cent je Kilowattstunde –fast<br />

einen Cent mehr als zum gleichen<br />

Zeitpunkt 2018, wie aus dem neuen<br />

Monitoringbericht der Behörde hervorgeht.<br />

Preistreiber beim Strom<br />

waren demnach die vonden Lieferanten<br />

beeinflussbaren Kosten, die<br />

etwa ein Viertel des gesamten<br />

Strompreises ausmachen. (dpa)<br />

Deutlich weniger<br />

Besucher bei der IAA<br />

DieIAA in Frankfurthat in diesem<br />

Jahr so wenige Besucher angelockt<br />

wie seit Jahren nicht. DerVerband<br />

der Automobilindustrie (VDA) zählte<br />

gut560 000Besucher,wie der<br />

VDA zum Abschluss der Messe am<br />

Sonntagmitteilte.Bei der letzten<br />

Auflageder InternationalenAutomobil-Ausstellung(IAA)vor<br />

zwei<br />

Jahren warenes810 000 Besucher,<br />

bei der IAA Pkw 2015 waren es noch<br />

932 000. DendiesjährigenEinbruch<br />

führteVDA-Präsident Bernhard<br />

Mattes unteranderemdarauf zurück,<br />

dass Herstelleraus Japan, den<br />

USA,Frankreichund Italiender<br />

Branchenschau ferngeblieben waren.<br />

(dpa)<br />

Viele Kreuzfahrtschiffe<br />

müssen draußen bleiben<br />

In Norwegens Fjorden sind Ozeanriesen<br />

zunehmend unerwünscht. FOTO: IMAGO IMAGES<br />

Wegen strengerer Umweltauflagen<br />

in einigen Fjorden streicht die<br />

Kreuzfahrtbranche immer mehr<br />

Touren nach Norwegen. In dembeliebten<br />

Urlaubsziel Geiranger hat<br />

man seit der Einführung der neuen<br />

Regeln am 1. Märzzahlreiche Abbestellungen<br />

bekommen. „Vor allem<br />

vonSchiffen, die vor2000 gebaut<br />

wurden und den Anforderungen<br />

nicht entsprechen“, sagte die Chefin<br />

der Häfen der Gemeinde Stranda,<br />

Rita Berstad Maraak. (dpa)<br />

Rasche Einigung<br />

mit China hat keine Priorität<br />

Inmitten des Handelskriegs mit China<br />

hat US-Präsident Donald Trump<br />

die Bedeutung einer raschen Einigung<br />

heruntergespielt. Er brauche<br />

nicht zwangsläufig vorder Präsidentenwahl<br />

im November 2020 ein<br />

Handelsabkommen, sagte Trump<br />

am Freitag im Weißen Haus.Wichtiger<br />

als ein kleiner Erfolg sei es ihm,<br />

dass es zu einem umfassenden Abkommen<br />

komme.„Wirwollen ein<br />

vollständiges Abkommen“, sagte er.<br />

DieBörse in NewYorkgab nach<br />

Trumps Äußerungen nach. (dpa)<br />

Erst die Hilfe, dann der Rauswurf<br />

Von Mechthild Henneke<br />

Versicherungen sollen im<br />

Schadensfall einspringen<br />

und Kosten übernehmen,<br />

doch nicht selten folgt der<br />

Erleichterung überdie Hilfe eine böse<br />

Überraschung: Mitder Post flattert<br />

die Kündigung der Versicherung ins<br />

Haus –selbst bei kleinen Schadenssummen.<br />

„Versicherungsunternehmen<br />

trennen sich gerne von unrentablen<br />

Verträgen – sie sind schließlich<br />

Wirtschaftsunternehmen und müssen<br />

vor allen Dingen rentabel denken“<br />

sagt Bianca Boss, Sprecherin<br />

beim Bund der Versicherten. Vorallem<br />

„zu günstige“ oder „schadensträchtige“Verträgewürdenhäufiggekündigt.<br />

Wann Versicherungen kündigen<br />

dürfen und was Kunden in diesem<br />

Fall tun können, sagen wir hier.<br />

Ordentliche Kündigung: Versicherungen<br />

haben genauwie Versicherte das<br />

Recht einen Versicherungsvertrag zu<br />

kündigen. Dabei gibt es einerseits die<br />

ordentliche Kündigung zum Ende<br />

des Versicherungsjahrs oder zum Ende<br />

des Kalenderjahrs, zum anderen<br />

die Kündigung zum Ende einer vereinbarten<br />

Laufzeit. Eine ordentliche<br />

Kündigung muss nicht begründet<br />

werden.<br />

Hauptfälligkeit: DerVersicherermuss<br />

dem Kunden die Kündigung mit<br />

einer Dreimonatsfrist zur nächsten<br />

Hauptfälligkeit mitteilen, erklärt der<br />

Bund der Versicherten. DieHauptfälligkeit<br />

eines Vertrags ist der jährlich<br />

wiederkehrende Termin, zu dem das<br />

Versicherungsjahr abläuft. Ein Vertrag<br />

kann beispielsweise mitten im<br />

Jahr beginnen und zunächst bis zum<br />

31.12. des Kalenderjahrs laufen, um<br />

anschließend immer vom 1.Januar<br />

bis zum 1. Januar des Folgejahres zu<br />

laufen. Häufig ist das bei KFZ-Versicherungen<br />

der Fall. Die Hauptfälligkeit<br />

ist beim oben genannten Beispiel<br />

der 1. Januar. Die meisten Verträge,<br />

die mitten im Jahr beginnen, laufen<br />

jedoch bis zum gleichen Termin des<br />

Folgejahrs: zum Beispiel vom1.April<br />

bis zum 1. April. In diesemFall istder<br />

1. Aprildie Hauptfälligkeit.<br />

Sonderfall Kfz-Versicherung: Bei der<br />

ordentlichen Kündigung gibt es bei<br />

der Kfz-Versicherung eine Besonderheit:<br />

Die Kündigungsfrist beträgt<br />

meist nur einen Monat zum Ablauf<br />

des Versicherungsjahrs.Dieses endet<br />

meist am 31. Dezember. Der Kündigungstermin<br />

für die meisten Kfz-Versicherungen<br />

ist also der 30. November.<br />

„ImJahre2009 haben einige Kfz-<br />

Versicherer begonnen, bei Neuverträgen<br />

die Kündigungsfristen zu verändern.<br />

In diesen Fällenist das Versicherungsjahr<br />

nicht mehr mit dem<br />

Kalenderjahr identisch“, warnt der<br />

Bundesverband der Verbraucherzentralen.<br />

Ausschluss von Kündigung durch den<br />

Versicherer: Einige Versicherungen<br />

dürfen grundsätzlich nicht vom Versicherer<br />

gekündigt werden. Dazu gehören<br />

Lebensversicherungen, private<br />

Krankenversicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherungen<br />

und private<br />

Krankenvollversicherungen<br />

(hauptsächlich Krankenversicherungen<br />

für Beamte und selbstständig<br />

tätige Personen).<br />

Wer aber falsche Angaben beim<br />

Abschluss einer dieser Versicherungenmacht,riskiertdenRauswurf.Die<br />

Mit diesenKniffen wehren sich Kunden bei Ärger mit der Versicherung<br />

EINE DATENBANK ÜBER VERSICHERTE<br />

Datenbank der Versicherer: Vertragsdaten<br />

der Versicherungsnehmer,Angaben über verdächtigeSchadensfälle<br />

sowie über gekündigte<br />

und abgelehnte VerträgewerdenimHinweis-<br />

und Informationssystem (HIS) gespeichert.<br />

Auch fehlerhafte, unvollständigeoder<br />

betrügerische Angaben werden dortvermerkt.<br />

Versicherungen unterscheiden dabei<br />

zwischen „leichter Fahrlässigkeit“,<br />

„grober Fahrlässigkeit“ und „Vorsatz“.<br />

Beileichter Fahrlässigkeitdürfen<br />

die Versicherungen den Vertragin<br />

den ersten drei Jahren, bei grober<br />

Fahrlässigkeit in den ersten fünf Jahren,<br />

bei Vorsatz sogar in den ersten<br />

Auskunft: Verbraucher und Unternehmen<br />

können bei der Informa HIS GmbH eine<br />

Selbstauskunfteinholen. Sie erhalten die Information,<br />

ob und, wenn ja, vonwelchem Versicherer<br />

sie, ihr Fahrzeug oder ihr Gebäude<br />

gemeldet worden sind. Eine Auskunft pro Jahr<br />

auf www.informa-his.de ist kostenlos.<br />

zehn Versicherungsjahren rückabwickeln.<br />

Ausnahmen: Einige Auslandsreisekrankenversicherungen<br />

oder auch<br />

manche Zahnzusatzversicherungen<br />

werden wie Schadenversicherungen<br />

behandelt und können ordentlich<br />

GRAFIK: SASCHA JAECK<br />

gekündigt werden. Ob dies der Fall<br />

ist, steht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.<br />

Auch Krankentagegeldversicherungen<br />

und Krankenhaustagegeldversicherungen<br />

können unter bestimmten<br />

Bedingungen zum Vertragsende<br />

gekündigt werden –aber<br />

nur in den ersten drei Versicherungsjahren.<br />

Die Kündigungsfrist beträgt<br />

drei Monate zum Ende des Versicherungsjahrs.<br />

Kündigung nach Versicherungsfall:<br />

Versicherungen haben die Möglichkeit<br />

zur außerordentlichen Kündigung<br />

nach einem Versicherungsfall.<br />

Spätestens einen Monat, nachdem<br />

abschließend mit dem Versicherungsnehmer<br />

über die Entschädigung<br />

in einem Schadensfall verhandelt<br />

wurde, muss die Kündigung erfolgen.<br />

Sprich: Habe ich zuletzt am 1.<br />

September mit meiner Versicherung<br />

besprochen, wie viel sie mir für den<br />

Wasserschaden im Haus erstattet,<br />

muss ich bis 1. Oktober die Kündigung<br />

erhalten, damit siewirksam ist.<br />

Eine Ausnahme bilden Rechtsschutzversicherungen.<br />

Sie müssen<br />

für mindestens zwei Schadensfälle<br />

innerhalb von zwölf Monaten entschädigen,<br />

bevor sie kündigen dürfen.<br />

Nach der Kündigung: „Hat der Versicherer<br />

die Kündigung ausgesprochen,<br />

gibt es meist kein Zurück“, sagt<br />

der Bund der Versicherten. DerKunde<br />

müsse sich dann um einen neuen<br />

Versicherungsvertrag bemühen. Das<br />

gestaltet sich laut dem Bund der Versicherten<br />

oft schwierig, denn bei<br />

einem Neuantrag müssen Antragsteller<br />

angeben, wer den Vertrag gekündigt<br />

hat. Die Tatsache, dass der<br />

Vorversicherer den Vertraggekündigt<br />

hat, kann den neuen Versicherer bereits<br />

dazu bewegen, den Antrag abzulehnen.<br />

Kündigungsumkehr: Versicherungsnehmer<br />

können die Versicherung<br />

bitten, dass sie selbstdie Kündigung<br />

aussprechen. Dashat zurFolge,dass<br />

Kunden bei neuen Versicherungen<br />

angeben können, dass sie selbst gekündigt<br />

haben, und erhöht die Chancen,<br />

einen neuen Vertragzuerhalten.<br />

Der Bund der Versicherten empfiehlt<br />

in diesem Zusammenhang die<br />

Aufmerksamkeit von Versicherungsvertretern<br />

und -maklern. Sind diese<br />

in Kontakt mit der Versicherung, erfahren<br />

sie möglicherweise frühzeitig<br />

von der Absicht der Versicherung zu<br />

kündigen. Dem kann der Kunde<br />

dann vorgreifen.<br />

Neben der Tatsache,wer dieKündigung<br />

ausgesprochen hat, spielt<br />

auch die Anzahl und die Höhe der<br />

Vorschäden eine Rolle,obeine Versicherung<br />

erfolgreich abgeschlossen<br />

werden kann. Diese müssen im Antrag<br />

auf eine neue Versicherung korrekt<br />

angegeben werden. Ob der Antrag<br />

erfolgreich ist, kommt auf den<br />

Versicherer an. Einige lehnen Anträge<br />

aufgrund von einem oder zwei Vorschädeninden<br />

letzten fünf Jahren ab.<br />

Vertragssanierung: Bestehende Verträge<br />

können gerettet werden, wenn<br />

Versicherte eine Selbstbeteiligung<br />

vereinbaren oder eine bereits bestehende<br />

Selbstbeteiligung erhöhen.<br />

Auch ein Ausschluss von bisher mitversicherten<br />

Leistungen kann denkbar<br />

sein, sofern der restliche Vertrag<br />

im gleichen Umfang bestehen bleibt.<br />

Der<br />

Fahrassistent<br />

als Petze<br />

Die EU diskutiert über die<br />

Nutzung vonAutodaten<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Einen tödlichen Unfall 2016 am<br />

<strong>Berliner</strong> Kurfürstendamm hätte<br />

man ohne das Auslesen des Datenspeichers<br />

im Fahrzeug nicht aufklären<br />

können. Dessen sind sich JoachimMülleralsChefderAllianzVersicherungs-AG<br />

und andere Experten<br />

einig. DieJustiz hat damals praktisch<br />

dafür gesorgt, dass das eigene Auto<br />

gegendenUnfallfahrer ausgesagthat.<br />

Denn moderne Autos sind rollende<br />

Datenspeicher–was auchfür die Versicherer<br />

immerrelevanter wird.<br />

VondenindenmeistenNeuwagen<br />

verbauten Ereignisdatenspeichern<br />

werden in der RegelGeschwindigkeit<br />

und Bremsverhalten aufgezeichnet<br />

oder ob einBlinker gesetzt wurdeund<br />

der Fahrer angeschnalltwar,manchmal<br />

auch dieStellungdes Gaspedals.<br />

Sensoren –fallsvorhanden –können<br />

messen, ob die Hand am Lenkrad<br />

war. Kameras, wie sie bei modernen<br />

Autos mit Fahrassistenten üblich<br />

sind, können einen ganzen Unfallhergangaufzeichnen.<br />

Innenraumkameraszeigen,obdieAugeneinesFahreroffenwaren<br />

oder ob er geschlafen<br />

hat.Standards dafür,was aufgezeichnet<br />

werden und wie lange esgespeichertbleibenmuss,gibt<br />

es in derEU<br />

nicht.Inden USAexistiertein solcher<br />

Standard für die Aufzeichnung von<br />

Fahrzeugdaten seit2006. Aber dieEU<br />

arbeitet mittlerweiledaran.<br />

„Wichtig ist, dass aufgeklärt werden<br />

kann, ob Mensch oder Maschine<br />

die Schuld trägt“, sagt Klaus-Peter<br />

Röhler mit Blick ineine Zukunft, die<br />

teilweise schon begonnen hat. Er ist<br />

Vorstandschef der Allianz Deutschland,<br />

die bundesweit 8,6 Millionen<br />

Autos versichert hat. Denn schon<br />

heute ist es zur Klärung der Schuldfragewichtig<br />

zu wissen, ob einAssistenzsystemimWagen<br />

aktiv war, als es<br />

gekracht hat.<br />

Knifflig ist die Frage,wann welche<br />

Daten offengelegt werden müssen.<br />

WennStaatsanwälteheutebeischweren<br />

Unfällen mit Toten ein Auslesen<br />

von Datenspeichern anordnen, ist<br />

die Sache klar. Was aber ist bei den<br />

vielen anderen der 3,6 Millionen<br />

Haftpflichtschäden und 1,7 Millionen<br />

Kaskoschäden, die deutsche<br />

Autoversicherer heute jährlich regulieren?<br />

„Unfallsachverständige sind derzeit<br />

für die Datenauswertung auf die<br />

Kooperation der Hersteller angewiesen“,<br />

stellt Müller klar. Nur einzelne<br />

Autobauer wieToyota lassendas Auslesen<br />

von Daten für Dritte ohne größereKomplikationen<br />

zu. Aber was ist,<br />

wenn ein Autofahrer den Zugriff auf<br />

die im Auto gespeicherten Daten verweigert?<br />

DieAllianzschlägt vor, nach<br />

Sachschäden einerseits und Personenschäden<br />

sowie Straftaten andererseits<br />

zu differenzieren. „Bei einem<br />

reinen Sachschaden sollte sich kein<br />

Beteiligter durch seine Daten aus<br />

dem Fahrzeug selbst belasten müssen“,sagt<br />

Müller.<br />

Die Hoheit über die Fahrzeugdaten<br />

will die Allianz nicht Versicherern<br />

oder anderenbeteiligtenParteien<br />

übertragen, sondern einem neutralen<br />

Treuhänder.Daskönntentechnische<br />

Prüfgesellschaften wie TÜV<br />

und Dekra oder auch das Kraftfahrt-<br />

Bundesamt sein.<br />

Auf radioeins.betterplace.org<br />

soziale Projekte unterstützen und die Welt<br />

ein kleines bisschen besser machen.<br />

25.09., 5—21UHR<br />

DEN GANZEN TAG<br />

RADIOEINS HÖREN<br />

UND GUTES TUN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Thomas Cook<br />

bangt um<br />

die Zukunft<br />

Der Touristikkonzern sucht<br />

verzweifelt Geldgeber<br />

Von Tobias Schmidt<br />

Der angeschlagene britische TouristikkonzernThomas<br />

Cook verhandelt<br />

weiter mit Investoren um<br />

mehr Geld für seine Sanierungspläne.AmSonntag<br />

sollte ein Treffen mit<br />

Geldgebern stattfinden, wie die Finanznachrichtenagentur<br />

dpa-AFX<br />

aus informierten Kreisen erfuhr. Ein<br />

Unternehmenssprecher wollte dies<br />

nicht kommentieren. Thomas Cook<br />

strebt nach Angaben vom Freitag<br />

eine zusätzliche Finanzierung in Höhe<br />

von200 Millionen Pfund (226 Mio.<br />

Euro)an.<br />

Das Unternehmen mit Marken<br />

wie Neckermann-Reisen und der<br />

Fluglinie Condor braucht dringend<br />

Geld, um in die Zukunft seines Geschäfts<br />

zu investieren. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass das Unternehmen<br />

im Winter üblicherweise weniger<br />

einnimmt. Die benötigten<br />

200MillionenPfundkämenzueinem<br />

bereits ausgehandelten 900 Millionen<br />

Euro schweren Paket hinzu.<br />

Thomas Cook verhandelt zum<br />

einen mit dem chinesischen MischkonzernFosun,<br />

der den Tui-Konkurrenten<br />

übernehmen will, aber auch<br />

mit Banken und Anleihegläubigern.<br />

Medienberichten zufolge spitzt sich<br />

die Lage für das Unternehmen zu. Inzwischen<br />

habe es die Regierung in<br />

London um Finanzhilfe gebeten, berichten<br />

verschiedene <strong>Zeitung</strong>en und<br />

Fernsehsender.Ein Sprecher des britischen<br />

Transportministeriums sagte<br />

zu den Berichten: „Wir spekulieren<br />

nicht über die finanzielle Situation<br />

einzelner Unternehmen.“<br />

In der Regel greife man nicht ein,<br />

„esseidenn,esgibteinegutestrategische<br />

Begründung dafür“, sagte der<br />

britische Außenminister Dominic<br />

Raab am Sonntag der BBC zu den Berichten<br />

über das Staatshilfeersuchen.<br />

Am Wochenende hat Thomas<br />

Cook via Twitter mehrfach Kunden<br />

zu beschwichtigen versucht, die sich<br />

wegen Medienberichten über die Finanzierungsprobleme<br />

des Konzerns<br />

Sorgen um ihreBuchungen machen.<br />

„Alle unsere Urlaube finden normal<br />

statt“, schrieb das Unternehmen via<br />

Twitter. Zum Ende der Sommersaison<br />

befinden sich noch immer Hunderttausende<br />

Kunden mit Thomas<br />

Cook im Urlaub.Die konzerneigenen<br />

Fluggesellschaften gelten als Gewinnbringer<br />

vonThomas Cook. Sorgenkind<br />

ist vor allem das britische<br />

Veranstaltergeschäft.<br />

Thomas Cook war in den vergangenen<br />

Jahren immer wieder in<br />

Schieflage geraten. Bereits 2012 retteten<br />

mehrere Banken den Konzern<br />

nach immensen Abschreibungen auf<br />

das britische Geschäft und IT-Systeme<br />

mit frischem Geld vordem Untergang.<br />

Auch dadurch sitzt Thomas<br />

Cook auf einem SchuldenberginMilliardenhöhe<br />

und ächzt unter der hohen<br />

Zinslast. Derjüngste Preiskampf<br />

im Reise- und Fluggeschäft droht<br />

ihm nun den Garaus zu machen.<br />

Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit<br />

um den Brexit, die die<br />

Urlaubsfreude der britischen Kundschaft<br />

dämpft. (dpa)<br />

Als Reiseveranstalterläuftesbei Thomas<br />

Cook immer schlechter. FOTO: NEAL/GETTY<br />

Amazon will grüner werden<br />

Der Versandriese setzt sich ambitionierte Klimaziele –und schafft 100 000 E-Lieferwagen an<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Ohne Superlative kommt<br />

Jeff Bezos auch indiesem<br />

Fall nicht aus. Der Amazon-Chef<br />

hat den „bisher<br />

größten Auftrag überhaupt für Elektrolieferfahrzeuge“<br />

auf den Weggebracht.<br />

Die US-Start-up-Firma RiviansollindennächstenJahren100000<br />

Vans bauen, die Pakete des Onlinehändlers<br />

zu den Kunden bringen. Die<br />

Bestellung ist Teil einer Initiative, mit<br />

der der Konzernsich als Klimaschützerprofilierenwill.<br />

Ziel ist es,dass das<br />

Unternehmen 2040 komplett CO 2 -<br />

neutral arbeitet. DaswärezehnJahre<br />

früher alsder Zeitpunkt, den dasPariser<br />

Klimaschutzabkommen für eine<br />

weitgehend dekarbonisierte Wirtschaft<br />

vorgibt.<br />

Bezosbetont,Amazon wolle nicht<br />

mehr nur Mitläufer sein, sonderndie<br />

Größe des Unternehmens einsetzen,<br />

„um einen wirklichen Unterschied<br />

zu machen“.Wenn der Onlinehändler<br />

mit seiner gigantischen Infrastruktur<br />

es schaffe, die selbst gestecktenVorgaben<br />

zu erfüllen, dann<br />

könne das jedes Unternehmen.<br />

Amazon wolle mit dem Schritt auch<br />

anderen Firmen helfen, ihre eigene<br />

CO 2 -Reduzierung zu beschleunigen,<br />

erläuterte Christiana Figueres. Sie<br />

war früher bei den Vereinten NationenfürdenKlimaschutzverantwortlich<br />

und ist Mitgründerin der Organisation<br />

Global Optimism. Diese und<br />

Amazon haben nun die Kampagne<br />

Teamviewer<br />

hofft auf<br />

Milliarden<br />

Der Softwareentwickler<br />

geht an die Börse<br />

Von Benedikt von Imhoff<br />

An diesem Mittwoch (25. September)<br />

wagt sich das Technologieunternehmen<br />

Teamviewer in<br />

FrankfurtamMain an die Börse.Für<br />

den Hersteller von Software zur<br />

Computerfernwartung und Videokonferenzen<br />

sowie dessen Eigentümer,<br />

den Finanzinvestor Permira,<br />

geht es dabei um viel: Sollten bis<br />

zum Dienstagabend alle angebotenen<br />

84 Millionen Aktien zum<br />

Höchstpreis von 27,50 Euro angedientwerden,<br />

wäreder Börsengang<br />

2,3Milliarden Euro schwer.<br />

Zum Vergleich: Beim Börsengang<br />

des Start-up-Investors Rocket<br />

Internet 2014 betrug dasEmissionsvolumen<br />

1,6 Milliarden Euro. Diesen<br />

Wert würde Teamviewer selbst<br />

dann übertreffen, wenn nur die bis<br />

zu 75 Millionen angebotenen Aktien<br />

von Permira zum Mindestpreis von<br />

23,50 Euro platziertwerdenkönnen.<br />

Dazukommen könnten noch die<br />

9Millionen Anteile, die die Investmentbanken<br />

bei ausreichender<br />

Nachfrage über die sogenannte<br />

Mehrzuteilungsoption (Greenshoe)<br />

losschlagen. Da das Interesse der<br />

Investoren dem Vernehmen nach<br />

sehr hoch ist, ist derzeit von einer<br />

Platzierung eher zum oberen Ende<br />

der Preisspanne zurechnen. Somit<br />

dürfte der größte Tech-Börsengang<br />

seit dem Frühjahr2000 anstehen.<br />

Teamviewer wurde 2005 in Göppingen<br />

gegründet und beschäftigt<br />

rund 800 Mitarbeiter. Das Unternehmen<br />

profitiert unter anderem<br />

davon, dass esbereits imvergangenen<br />

Jahr die Umstellung auf das<br />

Abomodell abgeschlossenhat.Derzeit<br />

hat Teamviewer rund 368000<br />

Abonnenten –mehr als doppelt so<br />

viele wie Ende Juni 2018. Die Software<br />

des Unternehmens, die inder<br />

Basisversion für Privatkunden kostenlos<br />

ist und bleiben soll,wirdderzeit<br />

auf mehr als 340 Millionen Geräten<br />

genutzt. (dpa)<br />

Amazon-ChefJeff Bezos will, dassder Digitalriese nachhaltigerarbeitet–auch mithilfe<br />

eineselektrischenLieferwagens.<br />

FOTO: PABLO MARTINEZ MONSIVAIS/AP/DPA<br />

„Climate Pledge“ gestartet, eine<br />

Selbstverpflichtung zum Klimaschutz,<br />

die durch regelmäßige Nachhaltigkeitsberichte<br />

glaubhaft gemacht<br />

werden soll.<br />

Amazon wurde in der Vergangenheit<br />

immer wieder von Umweltschützern<br />

angegriffen –wegen eines<br />

nicht gerade umweltfreundlichen<br />

Geschäftsmodells.Dasind einerseits<br />

die riesigen Mengen an Verpackungsmaterial,<br />

die das Unternehmen<br />

für seine Pakete benötigt. Hinzu<br />

kommt die gesamte Logistikkette.<br />

Bestellte Waren werden mit Schiffen<br />

und Flugzeugen nicht selten um die<br />

halbe Welt transportiert und dann<br />

auf der letzten Meile auch noch von<br />

Lieferwagen mit Dieselmotoren bis<br />

vordie Haustür gebracht.<br />

Indes verstärkt der Konzernseine<br />

Anstrengungen für eine immer<br />

schnellere Auslieferung. Für Bezos<br />

kann Letzteres allerdings aus Ökoperspektive<br />

ein Vorteil sein. Es bedeute<br />

nämlich, dass Warenlager näher<br />

am Kunden sein müssten. Der<br />

Transportper Flugzeug werdesoper<br />

se verringert. Einanderer Faktor sind<br />

die Rechenzentren, die die Amazon-<br />

Tochter AWS weltweit betreibt, um<br />

Clouddienste anzubieten –Amazon<br />

ist hier Weltmarktführer.Die Rechenzentren<br />

verschlingen riesige Mengen<br />

elektrischer Energie.Experten gehen<br />

davon aus, dass sich deren Hunger<br />

nach Stromhierzulande bis zum Jahr<br />

2030 insgesamt mehr als verdoppeln<br />

wird.<br />

Die Fridays-for-Future-Bewegung<br />

dürfte Bezosund seinenManagern<br />

aber nicht gleichgültig sein.<br />

Schließlich handelt es sich bei den<br />

jungen Leuten auch um Konsumenten,<br />

die noch viele Jahrebei Amazon<br />

bestellen können. Bei dem Auftrag<br />

für Rivian spielen aber auch spezifische<br />

geschäftliche Interessen eine<br />

Rolle. Amazon hat jüngst 440 Millionen<br />

Dollar in das E-Auto-Start-up investiert,<br />

wohl auch in der Hoffnung,<br />

dass es bald Orders von anderen<br />

Unternehmen geben wird, die E-Lieferwagen<br />

benötigen.<br />

Immerhin, die mit „Climate<br />

Pledge“ formulierten Vorhaben sind<br />

in einigen Punkten konkreter als die<br />

Konzepte mancher Staatsregierungen.<br />

Die ersten Rivian-Vans sollen<br />

2020 über die Straßen rollen. 2022<br />

sollen10000E-Lieferwagenund2030<br />

alle 100000 unterwegs sein. Eine andereSäule<br />

des Projekts istdie Förderung<br />

erneuerbarer Energien: Diese<br />

sollen 2024 rund 80 Prozent des Energiebedarfs<br />

der globalen Amazon-Infrastruktur<br />

abdecken – AWS<br />

gehörtdazu.SechsJahrespäter sollen<br />

es 100 Prozent sein. Und 2040 will<br />

Amazon den CO 2 -Nettoausstoß auf<br />

null senken. Wenn dabei die gesamten<br />

Wertschöpfungsketten gemeint<br />

sind, ist das nur möglich, wenn bis<br />

dahin auch Zulieferer und Partner<br />

klimaneutral arbeiten.<br />

DIE WELTNEUHEIT:<br />

KLEINER ALS EIN<br />

GUMMIBÄRCHEN.<br />

amplifon.de<br />

2cm<br />

Entdecken Sie unsere Mini-Hörgeräte.<br />

Die neuen ampli-mini Hörsysteme sind winzig klein –<br />

aber bieten Hörgenuss für’s ganze Leben. Überzeugen Sie<br />

sich selbst –beim kostenlosen Probetragen!<br />

Jetzt Termin vereinbaren und Ihr Fachgeschäft<br />

in Ihrer Nähe finden:<br />

Tel.: 0800 589 25 42 oder auf amplifon.de<br />

1,2 cm<br />

Deutschland<br />

hinkt weiter<br />

hinterher<br />

In Führungspositionen sind<br />

Frauen weiterhin selten<br />

Von Friederike Marks<br />

Die Chefetagen deutscher Konzerne<br />

sind weiblicher geworden.<br />

Börsenschwergewichte in anderen<br />

Industrieländernsind nach einer Studie<br />

der Allbright Stiftung allerdings<br />

deutlich weiter. Deutsche Unternehmen<br />

hätten noch wenig Erfahrung<br />

mit Vielfalt und inklusiver Unternehmenskultur,<br />

sagte Wiebke Ankersen,<br />

Co-Geschäftsführerin der gemeinnützigen<br />

Stiftung, der Deutschen<br />

Presse-Agentur. „Da können sie viel<br />

vonamerikanischen und skandinavischen<br />

Unternehmen lernen.“ Bundesfrauenministerin<br />

Franziska Giffey<br />

(SPD)sprachvonernüchterndenFakten.<br />

Es gehe trotz des Anstiegs nur<br />

schleppend voran. Siekündigte einen<br />

Gesetzentwurf an, der die Entwicklung<br />

beschleunigen soll.<br />

DerStudie zufolge waren 27,8 Prozent<br />

der Vorstandsmitglieder der 30<br />

Unternehmen aus dem US-Leitindex<br />

DowJones zum Stichtag 1. September<br />

2019 weiblich. In Schweden lag der<br />

Frauenanteil in der Chefetage der 30<br />

Topunternehmen bei 22,7 Prozent, in<br />

Großbritannien waren es 22,3 und in<br />

Frankreich 19,8 Prozent. Die30deutschen<br />

Börsenschwergewichte im<br />

Leitindex Daxkamen auf 14,7 Prozent<br />

(Vorjahr:13,4 Prozent). (dpa)<br />

Jetzt<br />

unverbindlich<br />

testen!


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Klimadebatte<br />

ZITAT<br />

Mieses<br />

Timing<br />

Jörg Köpke<br />

über eine peinliche Panne im Kanzleramt<br />

und Chancen für die Zukunft<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel und<br />

Verteidigungsministerin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer bringen es fertig, fast<br />

zeitgleich in zwei verschiedenen Flugzeugen<br />

an die Ostküste der USA zu fliegen.<br />

Das ist nicht nur mieses Timing, sondern<br />

auch teuer,klimaschädlich und in höchstem<br />

Maße unsensibel. Wiesoll die Klimawende<br />

in Deutschland gelingen, wenn es<br />

Beamte im Kanzleramt nicht schaffen,<br />

zwei Regierungsflüge mit nicht einmal einer<br />

Handvoll Kabinettsmitgliedern zusammenzulegen?<br />

Aus dem Kanzleramt<br />

hieß es, man habe die Sache „verpennt“.<br />

Offenbar begreift der Apparat immer<br />

noch nicht, was die Klimastunde geschlagen<br />

hat.<br />

Der Chefin erweist man damit einen<br />

Bärendienst. Anfang der Woche nimmt<br />

Merkel am Uno-Klimagipfel und an einer<br />

Generaldebatte derVereinten Nationen in<br />

New York teil. Wie soll sie glaubhaft die<br />

Vorreiterrolle Deutschlands in Sachen<br />

Klima verkünden, wenn in der Heimat<br />

simpelste Dinge in den Mühlen der Bürokratie<br />

stecken bleiben?<br />

Dabei hält die Kanzlerin Trümpfe in<br />

der Hand, um die sie Regierungschef anderer<br />

Industrienationen durchaus beneiden.<br />

Deutschland hat das Ende der Kohleverstromung<br />

zu Beginn dieses Jahres besiegelt.<br />

Spätestens 2038 soll der letzte<br />

Kohlemeiler vom Netz gehen. In den<br />

kommenden zehn Jahren wird der Anteil<br />

erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung<br />

aller Voraussicht nach auf 65<br />

Prozent steigen.<br />

Merkel reist mit einem Klimapaket<br />

nach NewYork, das Kritiker in der Heimat<br />

als zu klein geißeln, das jedoch mit einem<br />

Sicherlich wäre mehr<br />

Verbindlichkeit und<br />

eine schnellere<br />

Geschwindigkeit<br />

wünschenswert.<br />

Aber der Anfang ist<br />

gemacht.<br />

Gesamtvolumen von 54Milliarden Euro<br />

immer noch deutlich über dem liegt, was<br />

in vergleichbaren Ländern zur Bekämpfung<br />

des Klimawandels in die Hand genommen<br />

wird. Sicherlich wäre mehr Verbindlichkeit<br />

und eine schnellere Geschwindigkeit<br />

wünschenswert. Aber der<br />

Anfang ist gemacht.<br />

Staaten wie China, Japan und die USA<br />

werden in den kommenden Jahren auf<br />

Deutschland schauen und kritisch würdigen,<br />

ob es technisch und ohne gesellschaftliche<br />

Verwerfungen möglich ist,<br />

gleichzeitig aus der Atomkraft und der<br />

Verstromung von Kohle auszusteigen. Sie<br />

werden genau beobachten, wie aus dem<br />

Land der Verbrennungsmotoren ein Land<br />

der E-Mobilität wird. In dieser Herkulesaufgabe<br />

liegen Risiken –aber auch Chancen.<br />

Intelligente Speicherlösungen sind<br />

ebenso notwendig wie schnelle Netze, die<br />

den aus Wind und Wasser erzeugten<br />

Strom von der Küste ins Hinterland bringen.<br />

Dasweiß man nicht erst seit gestern.<br />

In der Vergangenheit fehlte es nicht an<br />

dem Wissen, die technischen Probleme<br />

zu lösen, sondernoft an der Koordination<br />

und Beschleunigung bürokratischer Abläufe<br />

und Genehmigungen. Das gilt für<br />

die Energiewende ebenso wie für die Mobilitätswende.<br />

Insofern ist die Panne mit<br />

den Regierungsfliegern von Merkel und<br />

Kramp-Karrenbauer durchaus sinnbildlich<br />

zu begreifen.<br />

Doch auch der Opposition in Deutschland<br />

fällt eine wichtige Rolle zu. Das Klimapaket<br />

muss noch vom Bundesrat verabschiedet<br />

werden. Die Grünen werden<br />

ihreRegierungsbeteiligungen in den Ländernzunutzen<br />

wissen, um Kritik in messbare<br />

Veränderungen münden zu lassen.<br />

So könnte aus einem müden Minimalkonsens<br />

doch noch ein breiter, zukunftsfähiger<br />

Kompromiss werden.<br />

Darum zwei Flugzeuge<br />

Man kann einen Menschen aus<br />

der Heimat vertreiben, aber<br />

nicht die Heimat aus dem<br />

Menschen“. Mitdiesen Worten<br />

hat Erich Kästner betont, dass wir alle eine intuitiveBindung<br />

an den Orthaben, wo wir die<br />

Welt entdeckt und nachhaltige Grunderfahrungen<br />

unseres Lebens gemacht haben. Heimat<br />

ist der Ort, wo man selbstverständlich dazugehörte,<br />

die Bewohner kannte und selbst<br />

gekannt wurde. Wenn man später an solche<br />

Orte zurückkehrt, meldet sich an jeder Ecke<br />

eine Erinnerung zu Wort. An diesem Ort<br />

schlägt die Wünschelrute der Erinnerungen<br />

aus: Gesichter, Anekdoten, Situationen tauchen<br />

plötzlich aus dem Vergessenen wieder<br />

auf. Heimat ist ein tiefer Gedächtnisspeicher<br />

und eine langfristige emotionale Bindung an<br />

einen bestimmten Ortauf derWelt.<br />

Dieser Ort ist räumlich zugänglich, aber<br />

zeitlich entrückt. Man kann ihn aufsuchen,<br />

aber in die Vergangenheit, die er festhält,<br />

nicht mehr eintreten: Die ehemaligen Nachbarn<br />

gibt es nicht mehr, vieles ist nicht wiederzuerkennen,<br />

besonders wenn sich auch<br />

noch die politischen Systeme geändert haben<br />

und die Sprache und Kultur gewechselt<br />

hat. Dasgibt der Heimat ihreirreale Qualität:<br />

der Ort existiert, aber er kann nicht festhalten,<br />

was einmal war.Die Verbindung zur Heimat<br />

wirdüber die Zeit und gewaltsamen Verlust<br />

hinweg gehalten durch Bande der Erinnerung<br />

und des Gefühls. Sie ist eine Schöpfung<br />

der Fantasie und ein Phantasma, Ortder<br />

Sehnsucht und des Schmerzes.<br />

„Wer seine Wurzeln verloren hat, ist nie<br />

wieder ganz zu Hause“, sagt John Spalek, der<br />

1928 in Warschau geboren ist und an seinem<br />

21. Geburtstag nach New York auswanderte.<br />

Er war in NewYorkzwar nicht ganz zu Hause,<br />

hat dortaber eine zweite Heimat gefunden. Er<br />

fühlte sich angenommen, denn „hier fragt<br />

mich niemand, wo ich herkomme“. Ein<br />

selbstbestimmtes Leben, selbstverständliche<br />

Zugehörigkeit, nicht immer Auffallen, keine<br />

ständigen Nachfragen, das ist es, was eine<br />

Die Straße voll von Klimaschützern. Es<br />

ist erstaunlich, was sich in den letzten<br />

Jahren hier getan hat. Dass Ökologie und<br />

Klima so einen großen Stellenwert inder<br />

Gesellschaft bekommen würden, war lange<br />

nicht abzusehen. Es fing langsam an mit<br />

den Kindern von „Fridays for Future“. Und<br />

schaut, was daraus geworden ist! Ein Eckpunktepapier<br />

für das Klimaschutzprogramm<br />

bis 2030. Es ist 22 Seiten lang und<br />

klappert Punkt für Punkt die Klimaskala ab<br />

und wird mindestens 54 Milliarden Euro<br />

kosten. Politik und Verwaltung werden sich<br />

darauf einstellen müssen und dies viel<br />

grundsätzlicher, als es dieser erste Entwurf<br />

des Klimagipfels zeigt.<br />

Nicht nur der Anteil an CO 2 muss reduziert<br />

werden, auch die starren Formen der<br />

Verwaltung sind zu reformieren. Der Klimawandel<br />

braucht andere Antworten, eine<br />

neue Art Probleme anzugehen, sie global zu<br />

denken, sie sind nur jenseits alter Zuständigkeiten,<br />

alter Hierarchien und Beteiligungsformen<br />

zu finden. DiePolitik wirdhorizontaler<br />

zu handeln lernen müssen. Nicht nur so,<br />

wie es für sie am praktischsten ist. Sie<br />

braucht eine starke demokratische Kultur,<br />

eine starke zivile Gesellschaft. Ohne sie wird<br />

es keines ihrer Themen in der Zukunft schaffen.<br />

Dass die Rechtsradikalen vom Typ AfD<br />

den Klimawandel leugnen ist gut für die Klimabewegung.<br />

Man stelle sich vor, diese<br />

Leute wären mit dabei. Waswürde aus dieser<br />

Bewegung dann? Eine Volksfront gegen die<br />

Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,der Tagesspiegel und die Bundeszentrale<br />

für politische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />

Diese Woche: Wasist Heimat?<br />

Argumente und Ideen bitte an<br />

leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />

Alle Debatten online unter<br />

berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />

Heimat für<br />

uns alle<br />

Aleida Assmann<br />

isteine vielfach ausgezeichntete Kulturwissenschaftlerin.<br />

Siewirbt dafür,Heimat als Gemeinschaftsprojekt zu sehen.<br />

KOLUMNE<br />

Wirbrauchen<br />

einen Gipfel für<br />

die Demokratie<br />

Anetta Kahane<br />

Amadaeu Antonio Stiftung<br />

Demokratie? Diese Vorstellung ist gruslig,<br />

doch im Moment unrealistisch. Der Grund<br />

ist einfach: Würden die Blauen und Braunen<br />

den Klimawandel anerkennen, müssten sie<br />

sich der Komplexität der globalen Situation<br />

stellen. Dasmacht sich nicht so gut mit dem<br />

kleinen Horizont ihrer völkischen Heimatidylle.<br />

Dem Klimawandel zu begegnen<br />

braucht innovativeLösungen und das ist nix<br />

für autoritäre Rechtsextremisten mit ihren<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKE SAKURAI<br />

zweite Heimat bieten kann. George Mosse<br />

(1918–1999) musste Deutschland 1933 mit 15<br />

Jahren verlassen. Dergewaltsame Verlust der<br />

Heimat ist ein schweres Trauma. Auch er hat<br />

in den USA Fußgefasst, sprach aber nicht von<br />

Heimat, sondern konstatierte nüchtern:<br />

„Eine Nation istfür mich so gut wie ihr Pass.“<br />

Er bewahrte seine „Refugee-Mentalität“ und<br />

betonte:„Ich bleibe Emigrant.“<br />

Heimat ist weit mehr, als das, was Menschen<br />

mit sich herumtragen. Als Kollektivbegriff<br />

steht das Wort für Zugehörigkeit und<br />

Zusammenhalt. Die Romantiker schwärmten<br />

vonHeimat, sie haben sie in Liedernbesungen,<br />

in Bildern verewigt und in Geschichten<br />

gerühmt. Im Zuge von Modernisierung<br />

und Fortschritt wurde der Heimatbegriff<br />

radikal entwertet. Alles, was mit<br />

„Heimat“ zu tun hatte,galtals obsolet. Doch<br />

die Zeiten ändern sich. Inzwischen erleben<br />

wir eine Rückkehr und Wiederaneignung des<br />

Heimatbegriffs. InDeutschland gibt es neuerdings<br />

ein „Heimatministerium“. In Einwanderungsländern<br />

wie Großbritannien<br />

und den USA gibt es schon länger ein „Home<br />

Office“, das für knallharte Fragen der Staatsangehörigkeit,<br />

Visa, Asylanträge und Einwanderung<br />

zuständig ist.<br />

Im Zuge der Migrationsbewegung ist der<br />

Heimatbegriff zu einer politischen Waffe geworden.<br />

Er wird hochgespielt und aufgerüstet,<br />

um Menschen Zugehörigkeit zu verweigern.<br />

Dieaktuelle Fragelautetaber:Wie kann<br />

Deutschland für die, die ihre Heimat gerade<br />

durch Krieg und Gewalt verloren haben, zu<br />

einer zweiten Heimat werden? Dafür brauchen<br />

wir eine Gesellschaft, die den Migranten<br />

nicht mit Abwehr und Misstrauen begegnet,<br />

sondern ihnen Sicherheit und Schutz,<br />

sowie Raum für Entwicklungsmöglichkeiten<br />

bietet. Eine solidarische Gesellschaft, in der<br />

Vertrauen gestärkt, Zugehörigkeit erweitert<br />

und Zusammenhalt gemeinsam geschaffen<br />

wird, wäre das Projekt einer neuen Heimat –<br />

nicht nur für die Aufgenommenen, sondern<br />

auch für die Aufnehmenden.<br />

antimodernen Einstellungen zu so ziemlich<br />

jeder Frage des Lebens. Deswegen ist die<br />

Überschneidungsmenge zwischen denjenigen,<br />

die sich für das Klima engagieren und<br />

denen, die die demokratische Zivilgesellschaft<br />

gegen Rechtsextremismus unterstützen,<br />

sehr groß. Dass die Leute auf die Straße<br />

gehen hat mehr bewirkt, als es politische Parteien<br />

derzeit vermögen.<br />

Denn man kann nicht die Erwärmung<br />

der Erde fürchten und die Hitze der Hetze<br />

durch die völkische Anti-Moderne ignorieren.<br />

Dieselbe Bundesregierung, die sich<br />

nun den Klimafragen stellt, ist gerade dabei,<br />

viele der Projekte für demokratische Kultur<br />

durch die Einstellung der Förderung sterben<br />

zu lassen. Die neuen Programme zur<br />

Demokratieförderung sind hierarchisch, an<br />

den Bedürfnissen der Verwaltung orientiert<br />

und ohne Beteiligung der Zivilgesellschaft<br />

entstanden. Dem zuständigen Ministerium<br />

für Jugend ist das vielfältige Gewimmel der<br />

Zivilgesellschaft zu kleinteilig, zu unpraktisch.<br />

Deswegen wird kühl umstrukturiert,<br />

damit das ganze besser indie schmallippigen<br />

ministeriellen Strukturen passt. Die<br />

besten, die innovativsten, die mutigsten<br />

Projekte – egal – sie kommen unter den<br />

Hammer. Ganz so, als hätte man dort den<br />

Gong nicht gehört.<br />

Das Engagement zum Klimawandel geht<br />

nicht ohne mehr engagierte Zivilgesellschaft.<br />

Deswegen brauchen wir einen Klimagipfel<br />

für demokratische Kultur. Und zwar<br />

jetzt. Denn beides gehörtzusammen.<br />

„Schiri zusein ist so<br />

undankbar wie Ordnungsamt<br />

oder so. Von daher<br />

möchte ich in deren Haut<br />

auch nicht stecken.“<br />

Terrence Boyd, Stürmer beim Fußball-Drittligisten<br />

Hallescher FC, zum Wechselfehler durch Referee<br />

Michael Bacher. Erhatte Pascal Sohm zur Auswechslung<br />

vom Platz geschickt, statt wie vom HFC-Trainer<br />

gewünscht Boyd<br />

AUSLESE<br />

Fußballund EM –<br />

eine Frage des Geldes<br />

Die Telekom steht offenbar kurz vor<br />

dem Kauf der Fernsehübertragungsrechte<br />

für die Fußball-Europameisterschaft<br />

2024 in Deutschland. Für die<br />

Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong> ist diese<br />

Entwicklung überraschend, aber folgerichtig.„Es<br />

war nur eine Frage der Zeit, bis<br />

einer der Telekommunikationsriesen im<br />

großen Stil in den Sport investieren<br />

würde“, schreibt Michael Ashelm. „Die<br />

Kassen des Unternehmens sind gefüllt,<br />

die Empfangsinfrastruktur zu den Haushalten<br />

gelegt, sodass mit begehrten Sendeinhalten<br />

die Zielgruppen nun noch<br />

besser bedient werden können.“ Auch für<br />

die Deutsche Fußball Liga könne das ein<br />

interessantes Geschäft sein, so das Blatt.<br />

Von einer anderen Warte beleuchtet<br />

der Tagesspiegel die Entwicklung. Für Redakteur<br />

Joachim Huber geht damit „die<br />

Gemeinschaft aus Familie, Fanmeile und<br />

Fußball verloren“. Alles eine Frage des<br />

Geldes: „Dieser durchkapitalisierte Sport<br />

ist die teuerste Fernsehware. Nein, am<br />

Wahnsinn der Abermillionen für die TV-<br />

Rechte können und dürfen die Öffentlich-<br />

Rechtlichennur partiell partizipieren.“<br />

So sieht esauch die Nordwest <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Europas größtes Telekommunikationsunternehmen<br />

denkt dabei weniger an<br />

Mildtätigkeit und Exklusivität, sondernvor<br />

allem ans Geldverdienen“, schreibt Oliver<br />

Schulz. „Wer Fußball sehen will, muss dafür<br />

bezahlen –imStadion oder auf der<br />

Couch. Auch das ist ein Ritual des modernen<br />

Profi-Fußballs.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

Michael Heun.<br />

Textchefin: Bettina Cosack.<br />

Newsroom-Manager: Jan Schmidt.<br />

Teams:<br />

Investigativ: Kai Schlieter.<br />

Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

Service: Klaus Kronsbein.<br />

Sport: Markus Lotter.<br />

Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />

verantwortliche Redakteure im Sinne des <strong>Berliner</strong> Pressegesetzes.<br />

Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />

ArtDirektion: Annette Tiedge.<br />

Newsleader Regio: Stefan Henseke, Susanne Rost, Marcus Weingärtner.<br />

Newsleader Sport: Matthias Fritzsche, Christian Schwager.<br />

Hauptstadtredaktion: Gordon Repinski (Ltg.), StevenGeyer (Stv.).<br />

RND Berlin GmbH, GF: UweDulias, Marco Fenske.<br />

Autoren: Joachim Frank, Holger Schmale, Dieter Schröder,ArnoWidmann.<br />

Istanbul: Frank Nordhausen,<br />

Moskau: Stefan Scholl,<br />

Rom: Regina Kerner,<br />

TelAviv: Anja Reich, Washington: KarlDoemens.<br />

Redaktion: <strong>Berliner</strong> Newsroom GmbH, Berlin24 Digital GmbH,<br />

Geschäftsführung: Aljoscha Brell, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />

Lesertelefon: 030-63 33 11-457, E-Mail: leser-blz@dumont.de<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH Geschäftsführer:Jens Kauerauf.<br />

Postadresse 11509 Berlin. Besucher:Alte Jakobstraße 105,<br />

Telefon: (030) 23 27-9; Fax: (030) 23 27-55 33;<br />

Internet: www.berliner-zeitung.de.<br />

Vertrieb: BVZ <strong>Berliner</strong> Lesermarkt GmbH, KayRentsch.<br />

Leserservice Tel.: (030) 23 27-77, Fax: (030) 23 27-76<br />

www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />

Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (BerlinMedien), Andree Fritsche.<br />

Postfach 11 05 06, 10835 Berlin;<br />

Anzeigenannahme: (030) 23 27-50; Fax(030) 23 27-66 97<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr.30, gültig seit 1.1.2019.<br />

Druck: BVZ <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH, Am Wasserwerk 11,<br />

10365 Berlin, Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />

45,90 €einschl. 7% Mehrwertsteuer,außerhalb vonBerlin und Brandenburg<br />

49,50 €; AboPlus, inklusiveStadtmagazin tip 54,19 €(nur in Berlin und<br />

Brandenburg). Bezugspreis des Studentenabonnements monatlich 27,60 €,<br />

außerhalb vonBerlin und Brandenburg 28,50 €. Das E-Paper kostet monatlich<br />

29,99 €einschl. 7% Mehrwertsteuer.Der Preis für Studenten beträgt monatlich<br />

18,99 €.Im Falle höherer Gewalt und bei Arbeitskampf (Streik/Aussperrung)<br />

besteht kein Belieferungs- und Entschädigungsanspruch. Erfüllung und<br />

Gerichtsstand Berlin-Mitte. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotomaterial<br />

wird keineHaftung übernommen.<br />

Die Auflageder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird vonder unabhängigen Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung vonWerbeträgerngeprüft.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />

und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 – S eite 9<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

ABBA-Musical<br />

„Mamma Mia!“<br />

feiertPremiere<br />

Seite 12<br />

Unfall statt Parkservice: 544-PS-Wagen überfordert Hotelpagen Seite 11<br />

Staustatt Stille: Aufruf zum autofreien Sonntag zeigt kaum Wirkung Seite 11<br />

So kann das nicht stehen bleiben<br />

Pankower Politiker streiten über den Wettbewerb zur künstlerischen Einordnung der Thälmann-Büste<br />

VonKristina Auer<br />

Seit 1986 an der Greifswalder Straße: das Ernst-Thälmann-Denkmal. Nach der Wende wurde mehrmals über den Abriss nachgedacht, seit 2014 steht es unter Denkmalschutz. Im nächsten Jahr soll es gereinigt und saniertwerden.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Sie wirkt unerschütterlich. 14<br />

Meter hoch, 15 Meter breit<br />

und mit stramm gen Himmel<br />

gereckter Faust – so<br />

steht sie da, die gigantische Bronzebüste<br />

von Ernst Thälmann an der<br />

Greifswalder Straße in Prenzlauer<br />

Berg. Doch um die Deutungshoheit<br />

über das DDR-Denkmal ist im Bezirk<br />

ein Streit entbrannt.<br />

Im Pankowist für viele Grüne,deren<br />

Bündnis 90 bekanntlich maßgeblich<br />

aus der DDR-Bürgerbewegung<br />

hervorging, das Thälmann-<br />

Denkmal ein emotionales Thema. So<br />

auch für die Bezirksverordnete<br />

Christiane Heydenreich. Als der 50-<br />

Tonnen-Koloss 1986 samt dazugehörigerWohnsiedlung<br />

als DDR-Prestigeprojekt<br />

von Erich Honecker<br />

höchstpersönlich eingeweiht wurde,<br />

sei sie als junge Mutter in einer kirchlichen<br />

Gruppe politisch aktiv gewesen,<br />

erzählt die 68-Jährige.<br />

Voneinem Russen entworfen<br />

ERMORDET IM KZ<br />

Der Politiker: Ernst Thälmann (1886 bis<br />

1944) war ein deutscher Politiker und<br />

ehemaliger Vorsitzender der Kommunistischen<br />

Partei Deutschlands. Er wurde von<br />

den Nationalsozialisten im Konzentrationslager<br />

Buchenwald ermordet.<br />

Das Denkmal: Die Bronzeskulptur an der<br />

Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg<br />

zeigt Thälmanns Büste –mit erhobener<br />

Faust und Fahne. Das etwas 15 Meter<br />

hohe Denkmal steht auf einem Sockel<br />

aus rotem Granit. An der vorderen Seite<br />

des Denkmals steht der Name Thälmanns,<br />

an den Sockelseiten ist der<br />

Schriftzug „Rot Front“ zu lesen. Seit 2014<br />

steht die Büste unter Denkmalschutz.<br />

Der Künstler: Der sowjetische Bildhauers<br />

LewKerbel (1917 bis 2003) hat die<br />

Bronzefigur in den Jahren 1981 bis 1986<br />

geschaffen.<br />

Das Geschenk: Das Denkmal ist ein Geschenk<br />

der ehemaligen Sowjetunion an<br />

die DDR. Es wurde anlässlich des 100.<br />

Geburtstags Thälmanns im Jahre 1986<br />

zusammen mit dem Ernst-Thälmann-Park<br />

der Öffentlichkeit übergeben.<br />

„Wir haben das damals alle als politischen<br />

Affront empfunden“, sagt<br />

Heydenreich. DerGrund: DasDenkmal<br />

wurde nicht voneinem Künstler<br />

aus der DDR entworfen, sondern<br />

vom Russen Lew Kerbel, der für<br />

seine monumentalen Plastiken berühmt<br />

ist. Diesen, wie sie sagt, heroischen,<br />

stalinistischen Stil der 30er-<br />

Jahreempfand Heydenreich als politisches<br />

Signal: „Hier herrscht die<br />

starke Faust des Großen Bruders.“<br />

Weil das viele Partei- und Zeitgenossen<br />

ähnlich sahen, stellte die<br />

Grünen-Fraktion in der Pankower<br />

Bezirksverordnetenversammlung<br />

(BVV) 2013 den Antrag, eine historisch-kritische<br />

Kommentierung des<br />

Denkmals zu initiieren. Schließlich<br />

hatte die Büste, anscheinend auch<br />

aufgrund ihrer schieren Masse,die in<br />

den Nachwendejahren immer wieder<br />

laut werdenden Rufe nach deren<br />

Abbau unbeschadet überstanden.<br />

Der Zahn der Zeit hat ihr allerdings<br />

trotzdem zugesetzt. Denn inzwischen<br />

ist die Stahlkonstruktion<br />

im Inneren des Thälmann-Kopfs sanierungsbedürftig.<br />

Nächstes Jahr<br />

wird sie für rund 150 000 Euro vom<br />

Rost befreit, auch Bronze und Steinsockel<br />

sollen dann gereinigt werden.<br />

Die beantragte historisch-kritische<br />

Kommentierung hat der Bezirk<br />

inzwischen in eine künstlerische<br />

Kommentierung umgewandelt. Im<br />

Juli wurde ein deutschlandweiter<br />

zweiphasiger Kunstwettbewerb ausgelobt.<br />

Der Senat hat dafür 300 000<br />

Euro aus dem Programm „Stadtumbau<br />

Ost“ veranschlagt.<br />

Kritiker befürchten nun, die ihnen<br />

so wichtige historische Einordnung<br />

des Denkmals könnte in den<br />

künstlerischen Entwürfen zu kurz<br />

kommen. Zwar heißt es in der Antwort<br />

der Senatsverwaltung für Kultur<br />

auf eine Anfrage der Abgeordneten<br />

Daniela Billig (Grüne): „Künstlerische<br />

und historische Kommentierung<br />

werden als sich gegenseitig<br />

stärkende Elemente der Geschichtsvermittlung<br />

und -befragung verstanden.“<br />

Doch das Problem aus Sicht der<br />

Grünen ist: Sowohl die Senatsverwaltung<br />

für Kultur als auch das PankowerKulturressortwerden<br />

mit Kultursenator<br />

Klaus Lederer und Bezirksbürgermeister<br />

Sören Benn von<br />

zwei Linken-Politikern geleitet. Als<br />

auslobende Instanz bestimmen<br />

diese auch die Preisrichter des Wettbewerbs.Heydenreich<br />

sieht eine Beleuchtung<br />

der Auswahl aus verschiedenen<br />

politischen Perspektiven gefährdet.<br />

„Es handelt sich bei Thälmann<br />

eben nicht um einen Maler<br />

oder Dichter,sondernumeinen umstrittenen<br />

Politiker“, betont sie. Die<br />

Bezirksverordnete kritisiert auch,<br />

dass keine DDR-Bürgerrechtler unter<br />

den berufenen Preisrichternsind.<br />

„Das Preisgericht ist kein politisches<br />

Gremium“, entgegnet Bezirksbürgermeister<br />

Benn. Die 24 Fachund<br />

Sachverständigen seien nicht<br />

nach Belieben der Entscheidungsträger<br />

besetzt worden, sondern die<br />

Auswahl folge den festen Richtlinien<br />

für Planungswettbewerbe. Außerdem<br />

befänden sich unter ihnen<br />

durchaus „Menschen mit DDR-dissidentem<br />

Hintergrund“ –dies habe<br />

bei der Auswahl aber keine Rolle gespielt.<br />

Die Sorge der Grünen ist aus<br />

Benns Sicht unbegründet. Sein Hinweis<br />

dazu: „Die kritische Perspektive<br />

ist ausdrücklich in der Wettbewerbsaufgabe<br />

gefordert.“<br />

Künstler-Wettbewerb<br />

Auch Annette Tietz, die den Wettbewerb<br />

steuert, hat kein Verständnis<br />

für die Befürchtungen. „Der Wettbewerb<br />

ist als offener Prozessvorbereitet,<br />

sehr umfassend besetzt und in<br />

Gänze veröffentlicht worden“, betont<br />

die Leiterin der Galerie Pankow.<br />

Es habe die Möglichkeit gegeben,<br />

sich in die Vorbereitungen einzubringen.<br />

Die sei vonseiten der Grünen<br />

aber nicht genutzt worden.<br />

Diesen Donnerstag ist die Abgabefrist<br />

für die Künstlerentwürfe. Aus<br />

den Einsendungen wählt das Preisgericht<br />

zehn Künstler aus, die ausführliche<br />

Konzepte einreichen sollen.<br />

Wenn im April der Sieger-Entwurf<br />

feststeht, werde eine weitere<br />

Kommission gegründet, die sich explizit<br />

mit dem „historischen Input“<br />

innerhalb der Umsetzung beschäftigen<br />

soll, berichtet Annette Tietz.<br />

Bei den Grünen wird man da genau<br />

beobachten. „Bisher ist es nur<br />

eine Befürchtung, der Wettbewerb<br />

läuft und wir werden abwarten, ob<br />

die kritische Bewertung tatsächlich<br />

zu kurz kommt“, sagt die Abgeordnete<br />

Daniela Billig. Man habe nichts<br />

gegen die künstlerische Darstellung<br />

an sich, betont die Abgeordnete.<br />

Notfalls müsse man überlegen, wie<br />

die historisch-kritische Einordnung<br />

des Thälmann-Denkmals nachgereicht<br />

werden könne.<br />

biocompany.de/kaufweniger


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Stadtgeschichte<br />

Als die <strong>Berliner</strong> das Radfahren lernten<br />

Das neue Transportmittel entfachte um 1890 einen Kampf um den öffentlichen Raum und Sorge um die Männlichkeit –eine Frage von Balance und Reibung<br />

VonMaritta Tkalec<br />

Ein neues Verkehrsmittel<br />

taucht auf, zwei Räder,<br />

schnell, wendig und mit<br />

viel Spaß zu betreiben –<br />

und prompt bricht der Kampf um<br />

die Hoheit auf den <strong>Berliner</strong> Straßen<br />

und Wegen aus. Von „Übergriffen<br />

und Exzessen“ schreibt die <strong>Berliner</strong><br />

Lokalpresse, die Fußgänger klagen:<br />

„Erst fahren sie einen über den Haufen<br />

und dann einfach davon.“<br />

Das Fahrrad in seiner modernen<br />

Form mit zwei gleich großen Rädern,<br />

Tretkurbel und Kettenantrieb aufs<br />

Hinterrad breitete sich Ende der<br />

1880er-Jahre aus. Sicherheitsniederrad<br />

hieß das damals im Unterschied<br />

zum bis dahin bekannten Hochrad,<br />

eher ein Sportgerät für wagemutige<br />

Männer. Nun wandelte sich das Gerät<br />

zum Transportmittel.<br />

Welchen Schabernack die Hochrad-Artisten<br />

trieben, kann man aus<br />

der ersten Polizeiverordnung für das<br />

„Fahren auf Velocipeden auf den öffentlichen<br />

Straßen, Plätzen und Wegen“<br />

vom 15. April 1884 nachlesen:<br />

„Das Wettfahren, Umkreisen von<br />

Fuhrwerken und ähnliche Handlungen,<br />

welche geeignet sind, den Verkehr<br />

zu stören, sind verboten.“<br />

Neun Jahre später war die Zahl<br />

der neuartigen Fahrräder so groß,<br />

dass eine umfassendere Regelung<br />

hermusste. Die Polizeiverordnung<br />

vom 28. März 1893 legt fest, dass für<br />

Fahrräder die Regeln für Fuhrwerke<br />

gelten, also rechts und mit angemessener<br />

Geschwindigkeit zu fahren sei.<br />

Hinzu kam: „Jedes Fahrrad muss<br />

eine Lenk-, Hemm und Klingelvorrichtung<br />

haben sowie eine Laterne,<br />

welche während der Dunkelheit genügend<br />

erleuchtet sein muss.Scheiben<br />

aus farbigem Glas sind nicht erlaubt.<br />

Personen sind durch rechtzeitiges<br />

Klingeln bei Annäherung aufmerksam<br />

zu machen. Das<br />

Überholen vonFuhrwerken, Reitern<br />

etc. geschieht durch beschleunigtes<br />

Fahren. An engen Stellen ist Überholen<br />

verboten.“<br />

Die Rache der Fußgänger<br />

Jeder Fahrer hatte eine gültige, vom<br />

Amt ausgestellte Fahrradkarte bei<br />

sich zu führen. Das Mindestalter<br />

setzte man auf zwölf Jahre fest; für<br />

Unter-16-Jährige hatte der Erziehungsberechtigte<br />

die Kartezubeantragen.<br />

Ausdrücklich hieß es, der<br />

Radfahrer sei für die Aneignung der<br />

notwendigen Fähigkeiten selber verantwortlich.<br />

Anweisungen von<br />

Amtspersonen war selbstredend<br />

Folge zu leisten. Die Geldstrafen für<br />

Regelbrüche lagen –zumal für damalige<br />

Verhältnisse –mit bis zu 60<br />

Mark enormhoch.<br />

DieKlagen über Fahrradrüpel mit<br />

„wildem Gebahren“ häuften sich vor<br />

allem im Grunewald, „wo Frauen<br />

und Männer eher des Radsports wegen<br />

unterwegs sind“, wie 1887 die<br />

Tagespresse berichtete. „Unfug der<br />

allerschlimmsten Art, vor allem an<br />

Sonntagen“, werde dort getrieben,<br />

klagt der Landrat des Teltower Kreises,<br />

Ernst von Stubenrauch. Berichtet<br />

wird von Racheakten verärgerter<br />

Radfahren ist dynamisches Gleichgewicht und individuelle Rückkopplung von Mensch und Maschine. Das wissen die beiden Radler offenbar nicht.<br />

Fußgänger, die Stöcke in die Speichen<br />

vorüberrollender Fahrräder<br />

stießen. Landrat Stubenrauch<br />

warnte daher, man werde den Grunewald<br />

für Radfahrer sperren. Zunächst<br />

bleibe es noch bei der „Bitte,<br />

die Maßregel durch angemessenes<br />

Verhalten entbehrlich zu machen“.<br />

In den Folgejahren stieg der Verkehr<br />

rasant und entsprechend die<br />

Zahl der Unfälle.Und werwar schuld?<br />

Die öffentliche Meinung samt Presse<br />

hatte den Radfahrer,den Neuling auf<br />

den Straßen, ausgemacht. Lieblingsforderung<br />

der erregten Leute: Kennzeichnung<br />

der Räder mit Nummern.<br />

Weil sich die Stadtverordnetenversammlung<br />

mit dem Straßenkampf<br />

zu befassen hatte, legte sie<br />

eine Statistik vor, die viele Details<br />

zum Straßenverkehr ans Licht<br />

brachte: Man ging 1897 von etwa<br />

35 000 Fahrrädern inder Stadt aus.<br />

VonFebruar bis Dezember 1896 war<br />

es laut Statistik zu 382 Zusammenstößen<br />

von Radfahrern mit Fußgängern<br />

und 196 mit Fuhrwerken gekommen.<br />

Es gab 276 Verletzte. Im<br />

selben Zeitraum ereigneten sich im<br />

öffentlichen Fuhrwesen 2671 Unfälle,<br />

davon 14 mit Todesfolge –obwohl<br />

nur etwa 10 000 Pferdebahnen,<br />

Pferdebusse und Droschken unterwegs<br />

waren. Darüber hinaus starben<br />

durch Privatfuhrwerke 25 Menschen,<br />

mehr als 800 wurden verletzt.<br />

POLIZEI-VERORDNUNGEN<br />

15. April 1884 26. September 1885 7. Dezember 1888 6. Juli 1889 1897 19. Juni 1908<br />

• • • • • •<br />

Polizei-Verordnung: Sie regelt<br />

für Berlin, dass das Fahren<br />

auf Velocipeden ist auf<br />

den öffentlichen Straßen,<br />

Plätzen und Wegenineiner<br />

langen Listen vonStraßen verboten<br />

ist. Das bezieht sich<br />

noch auf Hoch- und Dreiräder.<br />

Durchbruch: Bei einem Rennen<br />

London–Brighton siegt<br />

das Rover-II-Niederrad mit<br />

Tretkurbel und Hinterradkette<br />

–der Durchbruch gegendas<br />

Hochrad. Eine 1886 verbesserte<br />

Variante wurde zum Prototyp<br />

des modernen Fahrrads.<br />

Patent: John Boyd Dunlop<br />

meldet das Patent für den<br />

Luftreifen an –und macht das<br />

Radfahren komfortabel. Inzwischen<br />

gibt es Damenvarianten<br />

mit niedrigem Einstieg.<br />

Fahrradkostüme kommen auf<br />

(Hosenröcke).<br />

Wenig Zukunft: Die Zeitschrift<br />

Das Fahrrad listet die an einer<br />

Radtour teilnehmenden Typen<br />

auf: vier Rover-Niederräder,<br />

61 Hochräder,14Tandems,<br />

Triplets und Dreiräder.Wenig<br />

Zukunft attestiertman dem<br />

Niederrad.<br />

Steigende Zahl: Die Anzahl<br />

moderner Fahrräder auf den<br />

<strong>Berliner</strong> Straßen übersteigt<br />

die 40 000. Immer stärker<br />

setzt sich das Rad als praktisches<br />

Personentransportmittel<br />

durch. Zugleich wachsen<br />

Konflikte auf den Straßen.<br />

Fazit: „Unfälle durch Radfahrer sind<br />

in Zahl und Folge“ erheblich geringer<br />

als in anderen Fällen. Dennoch<br />

beantragten die Stadtverordneten<br />

am 28. Oktober beim Magistrat, dieser<br />

„solle bewirken, dass jeder Radfahrer<br />

eine deutlich erkennbare<br />

Nummer an der Vorder- und Rückseite<br />

des Rades führt, die abends beleuchtet<br />

sein muss“. Zwei Wochen<br />

später bat der Radfahrer-Bund, Gau<br />

20 (Berlin), den Magistrat um Ablehnung<br />

des Antrages –Nummernschilder<br />

seien unpraktikabel, und die Bevölkerung<br />

solle sich endlich angewöhnen,<br />

beim Glockenzeichen des<br />

Radfahrers auszuweichen, so wie vor<br />

schnell fahrenden Equipagen.<br />

Neue Verordnung: Die „Polizeiverordnung<br />

betreffend den<br />

Radfahrverkehr auf öffentlichen<br />

Wegenund Plätzen“ tritt<br />

in Kraft. Allgemeine Straßenverkehrsregeln<br />

gelten. Hinzu<br />

kommen Extrabestimmungen<br />

zu Bremse, Glockeund Licht.<br />

Am 15. Mai1897 lehnt der Magistrat<br />

die Benummerung ab und teilt<br />

mit: „Übrigens sind wir der Ansicht,<br />

dass die Radfahrer, dasie selbst bei<br />

Zusammenstößen gefährdet sind,<br />

mit der Zeit immer mehr den Rücksichten<br />

an das Publikum Rechnung<br />

tragen werden.“<br />

Im Laufe der Zeit purzelten auch<br />

die Preise: 1890 kostete ein Fahrrad<br />

noch zwischen 250 bis 350 Mark,<br />

und das bei einem durchschnittlichen<br />

Monatseinkommen von 66<br />

Mark. Doch die Produktion wurde<br />

effektiver, inBerlin fanden sich zudem<br />

viele Schlosser in Fahrradbau-<br />

Genossenschaften zusammen. 1907<br />

kostete ein Rad knapp 60 Mark, die<br />

BLZ<br />

Einkommen lagen im Schnitt bei 76<br />

Mark. 1914 war das Rad proletentauglich<br />

geworden: Ein billiges war<br />

für 22 Mark zu haben, ein Arbeiter<br />

bekam durchschnittlich 101 Mark<br />

Lohn. Daswar erschwinglich.<br />

Für 50 Pfennig lag 1898„Straube's<br />

Neuer Radfahrer-Plan von Berlin“<br />

vor, der erste Plan für Radfahrer. In<br />

unterschiedlichen Farben zeigte er,<br />

welche Wege empfehlenswert waren,<br />

welche nicht: Gutzubefahrende<br />

Holz- und Asphaltstraßen leuchteten<br />

türkis; gelb markierte verhießen<br />

gutes Steinpflaster. Weiße Linien<br />

warnten vorschlimmen Abschnitten<br />

(Katzenköpfe!). Rote Markierungen<br />

besagten: für Radfahrer verboten.<br />

Am 19. Juni 1908 ergänzte eine<br />

neue Polizeiverordnung die bestehende.<br />

Esdurfte auf den auch von<br />

Fuhrwerken benutzten Straßen geradelt<br />

werden sowie auf den ersten<br />

Radwegen. Dortwar wiederum „Reiten,<br />

Schieben von Handwagen oder<br />

Viehtreiben“ nicht gestattet.<br />

Istdas Dauer-Onanie?<br />

Derweil wuchsen noch ganz andere<br />

Sorgen: Es ging um Folgen des Radfahrens<br />

für den Mann als solchen und<br />

die Überreizung seiner Nerven. Erregt<br />

diskutierte man bis in die gehobene<br />

Ärzteschaft hinein über dieWirkung<br />

der „gehetzten Fahrt“ für das<br />

Nervensystem und den Druck des<br />

Sattels auf die Geschlechtsorgane des<br />

Fahrers. Der Charité-Arzt Martin<br />

Mendelssohn warnte in einer vielbeachteten<br />

Rede vor durch Reibung<br />

erzeugten „geschlechtlichen Erregungserscheinungen“.<br />

Im Verständnis<br />

der Zeit fiel das in die Kategorie<br />

unkontrollierte Selbstbefriedigung,<br />

die zu Impotenz und Ansehensverlust,<br />

also zu „moralisch-sanitären<br />

Nachteilen“ führe. Der Arzt Martin<br />

Siegfried betrieb energische Selbstversuche<br />

zurWirkung des Radfahrens<br />

auf die Organe des Beckens und riet<br />

von stark horizontaler Sattelstellung<br />

ab. Die Industrie reagierte und entwarfGesundheitssättel.<br />

Und das Schwitzen? Ist das gut<br />

oder schlecht? Diedeutsche Radfahrerzeitschrift<br />

Stahlrad betonte die<br />

„wohlthätige Folge“ der Anstrengung;<br />

der Kurarzt Fressel warnte:<br />

Schwitzen ist ein Alarmzeichen! Der<br />

Arzt Franz Oppenheimer riet zu Mäßigung<br />

und Kontrolle der Anstrengung,<br />

sonst dürften sich die tollkühnen<br />

Radfahrer nicht über „Tod und<br />

Siechtum“ beklagen. Andere spotteten<br />

über die krumme Körperhaltung<br />

der „katzenbuckeligen Kilometerfresser“,<br />

die „zusammengesunkene<br />

Gestalt von willenlos arbeitenden<br />

Idioten“. Dagegen priesen sie das<br />

Reiten: aufrecht, würdevoll und elegant!<br />

Wie inmodernen Debatten über<br />

Ernährung, Handynutzung oder<br />

SUVs dominierte der scharfe Ton.<br />

Kulturkämpfe eben. Und was die<br />

Nutzung des öffentlichen Raumes<br />

betrifft, so steuert die ewige Debatte<br />

in eine neue heiße Phase: Wemgehört<br />

die Stadt? Den Autos. Aber wie<br />

lange noch? Das Fahrrad hat –180<br />

Jahre – nach seinem Auftauchen<br />

seine Zukunft noch vorsich.<br />

DAS IST<br />

DAS WAR<br />

DAS KOMMT<br />

Görlitzer Park<br />

Zuzugssperren<br />

Trümmertunten<br />

Nach den früheren Gleisanlagen des Görlitzer Bahnhofs<br />

benannt, wurde der Park in den späten 1980er- und frühen<br />

1990er-Jahren als Naherholungsgebiet inmitten des<br />

am dichtesten besiedelten <strong>Berliner</strong> Bezirks –Kreuzberg–<br />

angelegt. Das hatte die Bürger- und Hausbesetzerbewegung<br />

gefordert. Eine Terrassen-Brunnenanlage zu Ehren<br />

der türkischen Mitbürger von1998 erwies sich als teurer<br />

Pfusch und wurde abgerissen. Immer wieder finden<br />

Ideenwettbewerbe zu Gestaltung statt. Zu Hauptgestalternwurden<br />

derweil Drogendealer.<br />

Wegender als unsicher empfundenen Situation in der weitläufigen Anlage<br />

wird die nächtliche Schließung des Geländes erwogen.<br />

Als der <strong>Berliner</strong> CDU-Politiker Christian Gräff kürzlich<br />

Zuzugssperren für Berlin ins Gespräch brachte,erinnerten<br />

sich viele an die Ost-<strong>Berliner</strong> Praxis.Doch es gibt viele<br />

andereVorläufer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in<br />

einigen deutschen Großstädten eine Zuzugssperre für<br />

Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten<br />

ausgesprochen. Hamburgnahm ab dem 1. April1946 nur<br />

noch Menschen auf, die für denWiederaufbau gebraucht<br />

wurden; die Regelung wurde 1950 aufgehoben. Bremen<br />

verhängte im Juli 1945 eine Zuzugssperre. Ab 1975 wurde<br />

Ausländern inder Bundesrepublik Deutschland der Zuzug<br />

in Gebiete mit einem hohen Ausländeranteil (als<br />

Obergrenzewurden damals zwölf Prozent benannt) ver-<br />

boten. Betroffene Bezirke befanden sich damals unter<br />

anderem in den Städten Köln, Frankfurt/Main, West-<br />

Berlin und München. Begründet wurde die Beschränkung<br />

mit den „Belangen der Bundesrepublik“, die im<br />

Ausländergesetz von 1965 definiert worden waren. Ziel<br />

des Gesetzes war damals, Populationsballungen, also<br />

Gettobildung, zu vermeiden. In Berlin wurde am 1. Januar<br />

1975 eine solche Ausländer-Zuzugssperre für die<br />

Stadtteile Kreuzbergmit damals etwa 30 Prozent Ausländeranteil,<br />

Wedding (18 Prozent) und Tiergarten (17 Prozent)<br />

erlassen. DieDurchsetzung erwies sich als schwierig,<br />

zudem war das Gesetz auch politisch umstritten; es<br />

wurde spätestens 1980 ausgesetzt. (mtk.)<br />

Zerfall, Abriss und Stadtentwicklung kombiniert mit<br />

lustvollen Porträts von Individuen aus der <strong>Berliner</strong> Lesbisch-schwul-bi-trans-inter-queer-Subkultur<br />

– das<br />

macht den speziellen Reiz der analogen Schwarz-Weiß-<br />

Bilder der Fotografin Annette Frick aus. Die seit 1996 in<br />

Berlin schaffende Künstlerin dokumentierte den architektonischen<br />

Wandel, seine radikalen Veränderungsprozesse<br />

und Umbrüche für das Stadtbild. Das Stadtmuseum<br />

Berlin präsentiert ihre 2013 angekauften Fotografien<br />

in einer Ausstellung mit Ergänzungsprogramm.<br />

Tunten trümmerndurchs Märkische Museum. Musik &Action mit Tima, der<br />

Göttlichen, Juwelia u.a. 26. September,18Uhr,Märkisches Museum


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 11 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Parksünder<br />

Mitarbeiter des Hotels Adlon sollen den Geländewagen eines Gastes in die Tiefgarage bringen. Dann verlieren sie die Kontrolle über den 188 000 Euro teuren Wagen<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Am Hotel vorfahren, dem<br />

Pagen den Autoschlüssel<br />

in die Hand drücken und<br />

sagen: „Parken Sie den<br />

Wagen“ –sodachte es sich in der<br />

Nacht zum Sonnabend ein Paar aus<br />

Gütersloh, das im Hotel Adlon übernachten<br />

wollte. Zwei Pagen sollten<br />

den G-Klasse-Mercedes in die Tiefgarage<br />

auf der Rückseite des Hotels<br />

bringen. Da nahm das Unheil seinen<br />

Lauf: 20 Minuten später, kurz<br />

nach 1Uhr,klingelte das Handy des<br />

Mannes. Esmeldete sich ein Mitarbeiter<br />

des Hotels: Es gebe ein Problem<br />

mit dem Wagen – ungefähr<br />

500 Meter weit vom Hotel entfernt<br />

und in einer ganz anderen Richtung,<br />

als sich das Parkhaus befindet.<br />

Mitdem Wagen überfordert<br />

Der 29-jährige Hotel-Bedienstete<br />

war offensichtlich mit dem 544-PS-<br />

Auto überfordert und hatte eine<br />

Kurve zurasant genommen. Als er<br />

von der Yitzhak-Rabin-Straße in die<br />

Straße des 17. Juni in Richtung<br />

Brandenburger Torabgebogen war,<br />

verlor er –wie die Polizei mitteilte –<br />

aus bislang unbekannten Gründen<br />

die Kontrolle über den Wagen. Der<br />

mehr als 188 000 Euro teure Mercedes<br />

kippte um. Der 29-Jährige blieb<br />

unverletzt. Sein 19-jähriger Beifahrer<br />

erlitt nach Angaben der Polizei<br />

Der Unfall ereignete etwa500 Meter vom Hotel entfernt. Die Besitzer des Luxus-Geländewagens kamen zu Fuß zur Unglücksstelle.<br />

eine leichte Kopfverletzung, die<br />

aber nicht behandelt werden<br />

musste.<br />

Als die Frau und der Mann am<br />

Unfallorteintrafen, standen die beiden<br />

Hotel-Angestellten nach Angaben<br />

von Augenzeugen mit betretener<br />

Miene da. Aufgebracht stellte<br />

der Mann sie zur Rede. Nach Angaben<br />

von Zeugen waren sie verlegen<br />

„Wegen kurzfristiger Sperrungen mussten<br />

die Mitarbeiter einen Umweg fahren.<br />

Es handelte sich in keiner Weise<br />

um eine Spritztour oder Ähnliches.“<br />

Sabina Held, Sprecherin des Hotels Adlon<br />

MORRIS PUDWELL<br />

und versuchten sich zu entschuldigen.<br />

Sie widersprachen nicht und<br />

hörten dem Paar zu, während Feuerwehrleute<br />

das Auto mit einer Seilwinde<br />

wieder aufrichteten.<br />

Sabina Held, Sprecherin des Hotel<br />

Adlon Kempinski, widersprach<br />

Darstellungen, wonach die beiden<br />

eine Spritztour mit dem Wagen unternommen<br />

hätten. Wegen kurzfristiger<br />

Sperrungen hätten diese einen<br />

Umweg fahren müssen. Tatsächlich<br />

waren um diese Zeit noch einige<br />

Straßen wegen der Klima-Demo am<br />

Abend gesperrt. „Unsere Mitarbeiter<br />

unterstützen die Ermittlungen<br />

der Polizei selbstverständlich“,<br />

sagte Held. Zudem stehe das Hotel<br />

im engen Kontakt mit dem Gast.<br />

Vonder Arbeit freigestellt<br />

„Der Hotelmanager hat sich bei mir<br />

entschuldigt“, sagte der Besitzer des<br />

Mercedes,der geschäftlich in Berlin<br />

ist, am Sonnabend der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>:<br />

„Das Hotel hat mir bereits einen<br />

Ersatzwagen gestellt. Ich gehe<br />

mal davon aus,dass es den Schaden<br />

übernimmt.“<br />

Unterdessen rätselt die Polizei,<br />

wie der schwereG-Klasse-Mercedes<br />

einfach umkippen konnte. Denn so<br />

ein Wagen wiegt immerhin mehr als<br />

2,5 Tonnen. Die genauen Nachforschungen<br />

des Verkehrsermittlungsdienstes<br />

der Polizei werden erst am<br />

Montag anlaufen. Doch schon jetzt<br />

scheint festzustehen, dass der Mitarbeiter<br />

des Hotels Adlon in viel zu<br />

hohem Tempo um die Kurve gefahren<br />

sein müssen. Zugleich heißt es<br />

von der Polizei: „Uns liegen derzeit<br />

keine Hinweis auf Straftaten vor“,<br />

sagte eine Polizeisprecherin.<br />

Die beiden Mitarbeiter sind bis<br />

zur Klärung der Vorwürfe von ihrer<br />

Arbeit freigestellt.<br />

Bahn frei für einen Tag<br />

Gemischte Bilanz nach dem autofreien Sonntag: Mehr Menschen fuhren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Doch auf den Autobahnen in und um Berlin gab es trotzdem Staus<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Der autofreie Sonntag in Berlin<br />

beginnt damit, dass ich ins Auto<br />

steige und in die Redaktion fahre.<br />

Sonntags ist toll, sonntags sind die<br />

Straßen morgens frei: immer. So<br />

auch an diesem Sonntag. Zwei Tage<br />

nach den Klimademonstrationen<br />

hat sich offenbar nicht viel geändert<br />

in den Köpfen der Leute. Ich weiß:<br />

Auch nicht so recht bei mir. Esliegt<br />

auch daran, dass die Alternative<br />

nicht stimmt. Weil für die Straßenbahn,<br />

die eigentlich vor meinen<br />

Haus fährt, seit Monaten ein Schienenersatzverkehr<br />

besteht.<br />

Die Senatsverwaltung und mehrere<br />

Umweltverbände haben empfohlen,<br />

an diesem Sonntag mal auf<br />

das Auto zu verzichten. Sie twittern:<br />

„Also einfach mal stehen lassen (gemeint<br />

ist das Auto,Anmerk. d. Red.) &<br />

mitmachen. Das schont das Klima<br />

und macht die Stadt lebenswerter“.<br />

DasAdlergestell ist mäßig gut befahren,<br />

und an der Tankstelle in der<br />

Bulgarischen Straße in Treptow sind<br />

an diesem Vormittag die Plätze zum<br />

Waschen der Autos besetzt. „Chic<br />

machen für den Sonntagsausflug“,<br />

wie eine junge Frau sagt. Aufden Autobahnen<br />

in und um Berlin vermeldet<br />

der ADACStaus.<br />

Doch Petra Nelken, die Pressesprecherin<br />

der <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />

(BVG), sagt, dass der autofreie<br />

Sonntag durchaus angekommen sei<br />

bei den <strong>Berliner</strong>n. Es sei sehr viel ruhiger<br />

auf den Straßen als an „normalen<br />

Sonntagen“. Das habe eine Befragung<br />

unter den Fahrerinnen und<br />

Fahrern der vielen BVG-Busse ergeben.<br />

Auch das schöneWetter brachte<br />

zusätzliche Fahrgäste.„Viele nutzten<br />

den sonnigen Sonntag, um zu den<br />

<strong>Berliner</strong> Ausflugszielen zu gelangen<br />

–etwa nach Müggelheim. Die Busse<br />

dorthin waren sehr viel voller, als<br />

sonst“, sagt die BVG-Sprecherin.<br />

Autofrei sieht etwas andersaus –der Potsdamer Platz am Sonntag.<br />

Kreisfahrt: Rund 2000<br />

Radfahrer haben am Sonnabend<br />

mit einer Kreisfahrt<br />

für Klimaschutz und eine Verkehrswende<br />

demonstriert.<br />

RADFAHRER-PROTEST<br />

Forderung: Mehr Platz für<br />

Radfahrer und Fußgänger sei<br />

notwendig.Für eine echte<br />

Verkehrswende müsse der<br />

Radverkehr gestärkt werden.<br />

SABINE GUDATH<br />

Route: Die Tour zur Aktionswoche<br />

von„Fridays for Future“<br />

begann am Potsdamer<br />

Platz, führte unteranderem<br />

durch Kreuzbergund Pankow.<br />

Petra Nelken betont, dass es in<br />

Berlin einfach und auch stressfrei<br />

sei, mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

vonAnach Bzukommen.<br />

Immerhin hat die BVG für diesen<br />

europaweit geltenden autofreien<br />

Sonntag den <strong>Berliner</strong>nund auch den<br />

Touristen ein unschlagbares Angebot<br />

unterbreitet: Der Einzel-Fahrschein<br />

für 2,80 Euro gilt als Tageskarte.„Dieses<br />

Angebot ist ein Appell<br />

an die <strong>Berliner</strong>.Damit wollen wir sagen:<br />

Leute,probierteinfach mal aus,<br />

mit der Bahn oder dem Bus zufahren“,<br />

sagt die BVG-Sprecherin. Jeder<br />

gelange in dieser Stadt sehr gut überall<br />

hin. Selbst in der Nacht komme<br />

man immer nach Hause.<br />

„Der öffentliche Nahverkehr ist<br />

eine ziemlich gute Antwort auf den<br />

Klimawandel“, sagt Petra Nelken.<br />

Und Berlin sei in dieser Beziehung<br />

gut aufgestellt. Wenn <strong>Berliner</strong><br />

schimpften, sei das auf hohem Niveau,<br />

wie die BVG-Sprecherin sagt.<br />

Außerdem sei es doch sehr viel<br />

schwerer und vor allem teurer,„sein<br />

Auto in der Stadt irgendwo zu parken“.<br />

Die Leipziger Straße in Mitte,<br />

sonst selbst an den Wochenenden<br />

Stauschwerpunkt, ist an diesem<br />

Sonntag mäßig befahren. An der<br />

Haltestelle des Busses Nummer 248,<br />

der zum Alexanderplatz fährt, stehen<br />

zwei ältere Herren. „Eigentlich<br />

sind wir potenzielle Autofahrer“,<br />

sagt der 69-jährige Heinz Gutjof, der<br />

am Stock geht. Doch für weniger als<br />

drei Euro den ganzen Taginder Stadt<br />

herumzufahren, ohne die nervige<br />

Parkplatzsuche, das sei schon unschlagbar.<br />

Die Polizei kann auf Nachfrage<br />

nicht sagen, ob am vomSenat ausgerufenen<br />

autofreien Sonntag weniger<br />

Autofahrer auf den Straßen unterwegs<br />

sind. „Dazu fehlt uns einfach<br />

der Vergleich“, sagt eine Polizeisprecherin.


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Taxifahrer beraubt.<br />

Polizisten haben in der Nacht zum<br />

Sonnabend in Fennpfuhl einen<br />

23-Jährigen festgenommen, der einen<br />

Taxifahrer beraubt hat. Nach Angaben<br />

des 52 Jahrealten Taxifahrers,<br />

hatte er denTäter gegen 23.50 Uhrvor<br />

einer Diskothek an der Oberbaumbrücke<br />

als Fahrgast aufgenommen.<br />

DerBetrunkene forderte den Fahrer<br />

an der Landsberger Allee Ecke Franz-<br />

Jakob-Straße auf anzuhalten. Als der<br />

Fahrer bremste,schrie der Fahrgast<br />

ihn an und bedrohte ihn mit einem<br />

Messer.Dann griff er die Geldbörse<br />

des Fahrers und schlug auf ihn ein.<br />

Sein Opfer rief um Hilfe,woraufhin<br />

der Täter zu flüchten versuchte.Er<br />

stürzte und wurde vonPassanten bis<br />

zum Eintreffen der Polizei festgehalten.<br />

Autos brannten.<br />

In Tegel und Marzahn haben in der<br />

Nacht zum Sonntag Autos gebrannt.<br />

Gegen 21.30 Uhrrief ein Passant die<br />

Feuerwehr in den SchwarzenWeg zu<br />

einem brennenden Toyota. DerWagen<br />

brannte aus.Gegen 3.30 Uhralarmierte<br />

ein Anwohner der Schragenfeldstraße<br />

die Feuerwehr,weil ein<br />

Mercedes in Flammen stand. Auch<br />

dieserWagen brannte komplett aus.<br />

Schwer verletzt.<br />

Beieinem Unfall ist in Adlershof eine<br />

Frau schwer verletzt worden. Laut Polizei<br />

bog ein 40-Jähriger am Sonnabendnachmittag<br />

mit einem BMW<br />

vomErnst-Ruska-Ufer nach links in<br />

dieWegedornstraße ab.Dabei stieß er<br />

mit einem entgegenkommenden<br />

Honda zusammen. Dabei erlitt die<br />

35 Jahrealte Beifahrerin des BMW<br />

schwereVerletzungen. Sanitäter und<br />

ein Notarzt versorgten die Frau zunächst<br />

am Ortund brachten sie mit<br />

Kopfverletzungen in ein Krankenhaus.<br />

Diesel-Diebstahl auf Baustelle.<br />

Polizisten haben in der Nacht zum<br />

Sonnabend in Charlottenburgeinen<br />

Dieb festgenommen. Gegen 0.15 Uhr<br />

riefen Zeugen die Polizei zu einer<br />

Baustelle in der Sophie-Charlotten-<br />

Straße.Dortwürden Männer Gegenstände<br />

in einenTransporter laden. Als<br />

die Funkwagenbesatzung eintraf,<br />

entdeckte sie das beschriebene Fahrzeug<br />

und trafen auf einen Mann.WeiterePersonen<br />

waren nicht mehr auf<br />

der Baustelle.Die Polizisten entdeckten<br />

auf dem Gelände Dieselfässer,vor<br />

denen sich zwei Kraftstoffkanister befanden.<br />

In einem steckte ein<br />

Schlauch, und aus einem Fass floss<br />

Diesel in den Kanister.Der 24-Jährige<br />

wurde zur erkennungsdienstlichen<br />

Behandlung mitgenommen. (kop.)<br />

OLIVER KALKOFE<br />

war schon vor zwölf Jahren bei der<br />

deutschen Premieredes Abba-Musicals<br />

„Mamma Mia!“ dabei. Dass er<br />

auch für die Gastspielpremiere am<br />

Sonntagabend im Theater des Westens<br />

wieder zugesagt hatte, konnte<br />

also zwei Gründe haben: Es hat ihm<br />

damals gefallen, oder er hat inzwischen<br />

vergessen, dass es ihm nicht<br />

gefiel. Der TV-Kritikator Kalkofe<br />

(„Mattscheibe“) klärtauf: Seine Erinnerungen<br />

an das Musical sind gute,<br />

er war sich sicher, dass er damit bei<br />

seiner Frau Punkte sammeln wird:<br />

„Connie wird Spaß haben. Nein, ich<br />

wurde nicht gezwungen.“ Undseine<br />

Erwartungen wurden voll erfüllt: „Ja,<br />

wir haben Spaß!“ Für seinen Geschmack<br />

ist es „ein bisschen zu viel<br />

Heiraterei, aber die Songs und die<br />

Stimmung sind klasse.“ Genau das<br />

Richtige für ihn als Abba-Fan: „Ich<br />

fand sie super, dann dachte ich eine<br />

Zeit lang, das dürfe man nicht weil<br />

das ja uncool ist. Bisich merkte,dass<br />

man sie sogar lieben muss, weil sie<br />

einfach großartig sind.“<br />

ELLEN &ALICE KESSLER<br />

beehrten die Premiere im Theater<br />

des Westens ebenfalls, zwei echte<br />

Showlegenden also,die nun wirklich<br />

nicht zu jeder Tunfischdoseneröffnung<br />

gehen. Und weil man bei Damen<br />

irgendwann aufhören soll, das<br />

Alter zu nennen, machen wir daraus<br />

ausnahmweise eine Rechenaufgabe:<br />

1942 begannen die Zwillinge mit<br />

dem Ballettunterricht. Da waren sie<br />

sechs Jahrealt …Heute sind sie froh,<br />

so eine Premiereaus der Zuschauerperspektivezuerleben.<br />

Ob es sie dabei<br />

noch auf die Bühne zieht? Ellen<br />

Kessler lässt keine Zweifel offen: „Ich<br />

bin glücklich, wenn ich sitzenbleiben<br />

darf. Vonuns wirdjaimmer und<br />

überall erwartet, dass wir tanzen. Ab<br />

einem gewissen Alter will man aber<br />

nicht mehr.Man will sich ja nicht lächerlich<br />

machen ...“ Ihre Schwester<br />

Alice stellt klar: „Es geht noch, aber<br />

natürlich nicht mehr so, wie vor 20<br />

Jahren. Also höchstens noch zu<br />

Hause im Keller.“ Im Theater des<br />

Westens sind die Kessler-Schwestern<br />

immer wieder gern. Alice fasst es so<br />

zusammen: „Das Haus hat eine alte<br />

Seele.“<br />

GESINE CUKROWSKI<br />

wirkte von der Premiere wirklich<br />

ganz beglückt: „Mir laufen die ganze<br />

Zeit die Tränen. Ichliebe es!“ Unddie<br />

Tochter der Schauspielerin auch.<br />

Mutter freut sich: „Wir singen laut<br />

mit. Das sind so viele Glücksmomente!“<br />

Abba-Party und Freibier<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Das Erfolgsmusical „Mamma Mia!“<br />

feiert Premiere im Theater des<br />

Westens. Axel Schulz schlägt im<br />

Hofbräu am Alex dreimal zu<br />

Für Alice und Ellen Kessler wareskeine Frage, zur Premiere zu kommen. CHRISTIAN SCHULZ (3)<br />

Der Regierende Bürgermeister Michael<br />

Müller warunter den Gästen.<br />

Oliver Kalkofe freute sich mit seiner Frau<br />

Connie über die Premiere.<br />

MARION KRACHT<br />

Marion Kracht war ganz entzückt:<br />

„Die Inszenierung besteht aus lauter<br />

süßen Ideen.“ Schauspielerin Dana<br />

Golombek ließ sich vom Orchester<br />

mitreißen: „Es ist so toll, die Musiker<br />

live spielen zu hören.“ Auch sonst<br />

war die Gästeliste der „Mamma<br />

Mia!“-Premiere überaus üppig: Mit<br />

Michael Müller und Klaus Wowereit<br />

hatten der Regierende Bürgermeister<br />

und sein Amtsvorgänger im Roten<br />

Rathaus zugesagt. Schauspielerinnen<br />

wie Muriel Baumeister,Luise<br />

Befort, Ulrike Frank, Kristin Meyer,<br />

Tina Ruland und Susan Sideropoulos<br />

feierten eine große Abba-Party.<br />

Ihre Kollegin Heike Kloss betrat das<br />

Thaeter des Westens zuletzt durch<br />

den Bühneneingang, um in der Vorgängerproduktion<br />

„The Band“ eine<br />

der Hauptrollen zu spielen. Für die<br />

hatte sie sogar ihr blondes Haar<br />

brünett färben lassen. Und esnicht<br />

bereut: „Die bleiben jetzt so!“ Das<br />

Musical von Benny Andersson &<br />

Björn Ulvæus, den beiden Bs in<br />

Abba, haben inzwischen über 60<br />

Millionen Menschen in 440 Städten<br />

weltweit gesehen. In Berlin kommen<br />

jetzt noch einige Tausend<br />

dazu.<br />

AXEL SCHULZ<br />

hatte es am Sonnabend im Hofbräu<br />

am Alexanderplatz dann doch erstaunlich<br />

einfach, die Masse der feierwütigen<br />

Gäste zu begeistern. Das<br />

Zauberwort „Freibier!“ hat noch<br />

jede Oktoberfestgesellschaft in<br />

beste Stimmung versetzt, beim<br />

Fassbieranstich durch den Ex-Boxer<br />

also auch. Schulz brauchte nur drei<br />

Schläge,was in Bayern,wosoetwas<br />

wichtig ist und aufmerksam beobachtet<br />

wird, einem Einserabitur<br />

gleichgesetzt wird. Münchens Bürgermeister<br />

Dieter Reiter hatte zur<br />

Mittagsstunde bei der Eröffnung<br />

des Oktoberfests in München sogar<br />

nur zweimal zuschlagen müssen.<br />

AufEinwände,obdas denn die richtige<br />

Beschäftigung für einen Sportler<br />

sei, war Schulz vorbereitet: „Ich<br />

war Brandenburger Bierbotschafter<br />

und kann immer was trinken. Und<br />

zum Glück bin ich ja lange aus dem<br />

Sport raus.“ Außerdem gab es 5000<br />

gute Argumente – einen Scheck<br />

über 5000 Euro für eine Hilfsorganisation,<br />

die Kinder unterstützt.<br />

Unter den Gästen des <strong>Berliner</strong> Auftakts<br />

zum Oktoberfest war Schauspielerin<br />

Xenia Seeberg, stilecht im<br />

feinen Dirndl, die sich ein bisschen<br />

wunderte, woall die Menschen im<br />

Saal in ihren Lederhosen und<br />

Dirndls herkamen: „Es werden jedes<br />

Jahr mehr.Ich mag das.“<br />

NACHRICHTEN<br />

Tausende informieren sich<br />

bei Polizei und Justiz<br />

MehrereTausend Menschen haben<br />

am Sonntag den 40. Tagder offenen<br />

Tür der <strong>Berliner</strong> Polizei besucht. Sie<br />

konnten sich auf dem Polizeigelände<br />

Ruhleben in Spandau über die Arbeit<br />

vonPolizisten informieren. Es gab<br />

Vorführungen des Spezialeinsatzkommandos<br />

und der Diensthunde-<br />

Staffel. DieKriminalpolizei zeigte,<br />

wie Tatorte untersucht und Täter<br />

überwältigt werden. Bereits am<br />

Sonnabend hatte das Kriminalgerichtseine<br />

Türen für Besucher geöffnet.<br />

Rund 1500 Interessierte seien<br />

bis zum Mittag ins Kriminalgericht<br />

Moabit gekommen, sagte Sprecherin<br />

Lisa Jani. (dpa)<br />

Klassisches Konzert<br />

in Einkaufszentrum<br />

Rund 1300 Menschen, die ein Instrument<br />

spielen oder gerne singen,<br />

haben sich am Sonnabend am sogenannten<br />

Symphonic Mobineinem<br />

Einkaufszentrum an der Leipziger<br />

Straße beteiligt. Unter Leitung des<br />

Chefdirigenten des Deutschen Symphonie-Orchesters<br />

(DSO), Robin<br />

Ticciati, spielten sie vorrund 2000<br />

Besucherngemeinsam mit dem<br />

DSO und Rundfunkchor unter anderemStücke<br />

vonAntonin Dvorak und<br />

Giuseppe Verdi. (dpa)<br />

Viele Besucher und wenig<br />

Wind bei Drachen-Festival<br />

Zufrieden mit der Resonanz hat sich<br />

der Veranstalter des Festival der Riesendrachen<br />

auf dem Tempelhofer<br />

Feld geäußert. „Bis 13 Uhrhatten wir<br />

schätzungsweise schon 20 000 Besucher“,<br />

sagte ein Sprecher vonStadt<br />

und Land am Sonnabend. Allerdings<br />

habe der schwacheWind den 80 Drachenfliegerneinige<br />

Probleme bereitet.<br />

(dpa)<br />

Ein Riesenrochen macht sich an einen Oktopus-Drachen<br />

ran.<br />

DPA/CARSTENSEN<br />

berliner adressen<br />

Straßenlaterne<br />

defekt?<br />

Nutzen Sie unsere gebührenfreie<br />

Hotline, wenn Ihnen Störungen an<br />

öffentlichen Beleuchtungsanlagen<br />

auffallen. Wir werden uns dann so<br />

schnell wie möglich darum kümmern.<br />

Sofort<br />

Barauszahlung!<br />

Wir kaufen alle EDELMETALLE...<br />

Zahngold - Altgold<br />

Faire Preise!<br />

Schmuck - Münzen - Platin - Silber<br />

Zinn und Versilbertes<br />

Berlin-Tegel<br />

Grußdorfstr.16, gegenüber derGorki-Einkaufspassage<br />

Mo.-Fr.: 9.00 -13.00 u. 14.00 -18.00 Uhr, Sa.: 9.00 -13.00 Uhr<br />

seit 41 Jahren<br />

Schwäbische<br />

schwäbisch solide, fleißigund schnell<br />

Goldverwertung Reutlingen<br />

Tel. 07121/38 13 01 Fax07121/38 03 25<br />

Waimer GmbH<br />

www.waimergold.de<br />

Störungshotline<br />

0800 110 2010<br />

kostenfrei<br />

Telefonische anzeigenannahme: 030 2327-50<br />

Vermischtes<br />

dienstleistungen<br />

Entrümp.,10%Rabatt f. Seniorenbei Leerwhg.<br />

an- und Verkäufe<br />

Kaufgesuche<br />

Kaufe Ölgemälde, Münzen, Antiquität.Dr.<br />

Richter, 01705009959<br />

Gemeinsam<br />

an der Seite kranker Kinder<br />

Wir engagieren uns für schwerkranke<br />

Kinder,ihreGeschwister und Eltern und<br />

schenken verwaisten Familien neuen<br />

Lebensmut. Helfen Sie uns mit Ihrer<br />

Spende.<br />

SPENDENKONTO<br />

Sparkasse Schwarzwald-Baar<br />

IBAN DE41 6945 0065 0000 0050 00<br />

BICSOLADES1VSS<br />

Stichwort„Schenk mir Zukunft“<br />

Infotelefon: 07705 920-500<br />

www.kinderkrebsnachsorge.de


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 13 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Mitte ist ein Schmelztiegel<br />

und steht exemplarisch<br />

für viele Probleme,<br />

die es in Berlin<br />

gibt. Immer wieder rückt der Bezirk<br />

und damit auch Bezirksbürgermeister<br />

Stephan vonDassel in den Fokus.<br />

So war es auch nach dem schweren<br />

Verkehrsunfall, bei dem ein SUV-<br />

Fahrer vier Tote verursachte.<br />

Herr vonDassel, Siehaben nach dem<br />

Unfall getwittert: „Solche panzerähnlichen<br />

Autos gehören nicht in die<br />

Stadt“. Wollen Sieein SUV-Verbot?<br />

Wir haben zunehmend überdimensionierte<br />

und übermotorisierte<br />

Fahrzeuge in der Stadt. Deren einziger<br />

Vorteil –mehr Sicherheit für die<br />

Insassen –wird durch einen hohen<br />

Ressourcenverbrauch bei Herstellung<br />

und Betrieb, überproportionaler<br />

Nutzung des öffentlichen Raumes<br />

und einem hohen Verletzungsrisiko<br />

von Dritten bei Unfällen erkauft.<br />

Wenn die jetzt eingestellte<br />

Mercedes-Kampagne für ihren<br />

neuen SUV mit dem Slogan „Sie jagen<br />

gern Abenteuer in der Großstadt“<br />

wirbt, wird deutlich, dass hier<br />

etwas absolut schiefläuft. Auch<br />

wenn die Definition vonüberdimensionierten<br />

Fahrzeugen schwierig<br />

und das Straßenrecht komplex ist,<br />

will ich prüfen lassen, welche Beschränkungen<br />

für solche Fahrzeuge<br />

rechtlich möglich sind.<br />

Wie würden Sie die Infrastruktur in<br />

Mitte mit Blick auf den Autoverkehr<br />

am liebsten ändern?<br />

Wir müssen die Stadtgestaltung<br />

auf die Menschen ausrichten. Alle<br />

Menschen wollen saubere Luft, weniger<br />

Lärm, mehr Platz im öffentlichen<br />

Raum und dass ihre Kinder sicher<br />

über die Straße kommen. Ein<br />

kluges Konzept für den Wirtschaftsverkehr<br />

vorausgesetzt, können<br />

Wohnstraßen autofrei werden. Und<br />

es würde viel ändern, wenn es zum<br />

Parkplatz immer weiter als zur<br />

nächsten Haltestelle von Bus, Tram<br />

oder Bahn wäre.<br />

Apropos ÖPNV: 70Prozent der <strong>Berliner</strong><br />

leben außerhalb des S-Bahnrings,<br />

nur 30 Prozent in den Innenstadt-Bezirken.<br />

Setzen wir die Prioritäten<br />

falsch? Sollten wir viel öfter über<br />

Marzahn und den Helene-Weigel-<br />

Platz sprechen als über Mitte und den<br />

Alex?<br />

Da hätte ich überhaupt nichts dagegen.<br />

Das Phänomen haben wir<br />

insgesamt in Deutschland:Wirreden<br />

immer nur über Metropolen und<br />

über die Kerne inden Metropolen.<br />

Weil wir hier spüren, was es bedeutet,<br />

wenn sich alles ballt. Für uns<br />

wäre es natürlich eine Entlastung,<br />

wenn Berlin-Touristen auch mal in<br />

einen Biergarten in Marzahn-Hellersdorf<br />

gehen oder wenn die Stadt<br />

insgesamt anders wahrgenommen<br />

würde.<br />

Über die Ballung im Zentrum wird<br />

vor allem auch mit Blick auf die vielen<br />

unterschiedlichen und neuenVerkehrsangebote<br />

diskutiert. Wovon<br />

würden Sie den Außenbezirken am<br />

liebsten etwas abgeben?<br />

Vonallem etwas.Wir brauchen in<br />

Mitte nicht so viele E-Scooter, nicht<br />

so viele Leihräder,nicht so viele Car-<br />

Sharing-Angebote. Es würde sehr<br />

viel mehr als in Mitte bringen, wenn<br />

ich am Helene-Weigel-Platz gleich<br />

mit Car2Gofahren könnte.Teilweise<br />

droht in Mitte eine Monokultur,viele<br />

Gegenden sind sehr stark von Tourismusbedarfen<br />

geprägt. Und das<br />

gilt nicht nur für den Verkehr. Auch<br />

Clubs könnten wir ein paar an andere<br />

Bezirke abgeben, die würden<br />

sich freuen, und wir hätten an Wochenenden<br />

ein paar Tausend Jugendliche<br />

weniger zu managen.<br />

Aber das ist eine rein theoretische<br />

Diskussion. Es ballt sich eben dort,<br />

wo es sich ballt.<br />

Kommen wir zu einem Sorgenkind:<br />

die Friedrichstraße. Dort ballt es sich<br />

nicht mehr wie gewohnt, Anrainer<br />

beklagen Publikumsschwund und<br />

Ladenleerstand. Gleichzeitig scheint<br />

das Interesse der Anrainer gering, sich<br />

zu organisieren und neue Ideen umzusetzen.<br />

Woranliegt das?<br />

In der Friedrichstraße gibt es viele<br />

Fonds-Gesellschaften und eine<br />

komplizierte Eigentümerstruktur.<br />

Das erschwert Absprachen und ein<br />

gemeinsames Vorgehen. Leerstand<br />

tut den Eigentümern außerdem<br />

scheinbar nicht besonders weh. Das<br />

hat, denke ich, auch damit zu tun,<br />

wie gut man die daraus resultierenden<br />

Verluste steuerlich abschreiben<br />

kann. Das ist aber eine Frage der<br />

Steuerpolitik, nicht der Bezirke oder<br />

des Landes. Kann ein Unternehmen<br />

die hohen Mieten nicht mehr zahlen,<br />

bleibt die Fläche leer. Dawürde<br />

ich mir mehr Experimentierfreude<br />

wünschen.<br />

Wenn die Läden das nicht selbst hinbekommen,<br />

muss man die Friedrichstraße<br />

dann vielleicht auch sterben<br />

lassen?<br />

Ich fände es wirklich dramatisch,<br />

wenn wir nicht versuchen würden,<br />

die Friedrichstraße noch mal neu zu<br />

erfinden. Wir unterstützen alle Läden,<br />

die es versuchen. Aber scheinbar<br />

ist der Impuls aus der Politik zurzeit<br />

nötig, zu sagen: Lasst uns eine<br />

Friedrichstraße 2.0 kreieren. So wird<br />

auf Initiative des Bezirks ein Teil der<br />

Friedrichstraße vom4.bis 6. Oktober<br />

zur Fußgängerzone, inder <strong>Berliner</strong><br />

Firmen nachhaltige Mode präsentieren.<br />

So viel Aufwand kann der Bezirk<br />

aber nicht ständig wiederholen.<br />

Wenn die Anrainer im Advent keine<br />

Weihnachtsbeleuchtung hinbekommen,<br />

dann ist es so.Wir haben eine<br />

freie Marktwirtschaft. Ich kann die<br />

Immobilien-Besitzer ja auch nicht<br />

dazu verpflichten, die Mieten zu senken,<br />

so sinnvoll ich das auch fände.<br />

Würden Siesich mehr Unterstützung<br />

vom Senat oder bestimmten Senatsverwaltungen<br />

wünschen?<br />

Das Austesten der Friedrichstraße<br />

als Fußgängerzone in den<br />

nächsten Wochen wird der Lackmustest<br />

sein. Sowohl die Senatswirtschafts-<br />

als auch die Senatsverkehrsverwaltung<br />

unterstützen uns logistisch<br />

und finanziell. Dafür sind wir<br />

dankbar.<br />

Auch die autofreie Zone wird unter<br />

Anrainern kontrovers diskutiert. Wie<br />

stehen Siezuder Idee?<br />

In autofreien Zonen brummt das<br />

Leben, weil man sich frei bewegen<br />

und entspannt einkaufen kann. Das<br />

nehme ich in jeder anderen Stadt so<br />

wahr, ob in Mannheim, Stuttgart<br />

oder Frankfurt. Ich bin fest davon<br />

überzeugt: Der Autoverkehr und vor<br />

allem die parkenden Autos tragen<br />

nichts zu einer Aufenthaltsqualität<br />

bei.Wirwollen ja Leute,die auch verweilen.<br />

Wenn Siefreie Hand hätten:Wiewürden<br />

Sie die Friedrichstraße noch gestalten?<br />

Wir brauchen zusätzlich zum bestehenden<br />

hohen Qualitätsstandard<br />

im Luxus-Segment kreative junge<br />

Mode etwas,was es nicht in hundert<br />

anderen Straßen schon gibt. Ich<br />

würde gerne <strong>Berliner</strong> Modelabels<br />

dort ansiedeln, die nachhaltig produzieren.<br />

Es gibt bereits ein Projekt<br />

zur Unterstützung solcher Labels.<br />

Oft sind sie noch in der Gründungsphase<br />

und schon flatternihnen horrende<br />

Mieterhöhungen ins Haus.Ihnen<br />

erst mal eine Chance zu geben,<br />

sich prominent zu präsentieren, das<br />

würde ich gerne in der Friedrichstraße<br />

möglich machen.<br />

„Wohnmobile<br />

wären eine<br />

Möglichkeit“<br />

Stephan von Dassel, Bürgermeister von Mitte,<br />

über den Straßenstrich an der Kurfürstenstraße<br />

Stephan von Dassel würde den Außenbezirkengernmehr von Mitte abgeben. ANDREAS KLUG<br />

„ “<br />

Lassen<br />

Sie uns<br />

über Berlin<br />

reden<br />

Bürgermeister<br />

spezial<br />

Stephan von Dassel,52Jahre alt, ist in Schwaben aufgewachsen. Seinen Zivildienst machte<br />

er in München, danach studierte er an der Freien Universität in Berlin Politikwissenschaften. Er<br />

kommt oft mit dem Rennrad zu Terminen. VonDassel hat eine erwachsene Tochter.<br />

Seit seinem 17. Lebensjahr ist vonDassel Mitglied der Grünen. Nach dem Studium arbeitete<br />

er als Geschäftsführer der Grünen in Mitte und als Referent im Abgeordnetenhaus vonBerlin.<br />

Ab 1999 war er außerdem Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung in Mitte. Von2009<br />

bis 2016 war er Stadtrat für Soziales im Bezirk. Seit 2016 ist er Bezirksbürgermeister –und<br />

macht mit Vorschlägen, die vonder Parteilinie abweichen, immer wieder Schlagzeilen.<br />

Aber die Mieten in der Friedrichstraße<br />

sind nun mal sehr hoch. Wie<br />

wollen Sie die Besitzer dazu bringen,<br />

weniger zu verlangen?<br />

Indem wir sie mit Gewerbetreibenden<br />

zusammenbringen, die für<br />

sie attraktiv sind –auch wenn sie zumindest<br />

am Anfang nur wenig Miete<br />

bezahlen können. Am ersten Oktoberwochenende<br />

sollen sich in der<br />

Friedrichstraße kleine, nachhaltige<br />

Modelabels präsentieren. Am besten<br />

nicht nur auf der Straße in sogenannten<br />

Showcases, sondern auch<br />

in leer stehenden Ladenflächen.<br />

Wenn daraus kostengünstige, vielleicht<br />

erst einmal auch nur kurzfristige<br />

Mietverhältnisse entstehen,<br />

dann könnte sich die Friedrichstraße<br />

wirklich neu erfinden. Als spannende<br />

Mischung zwischen etablierten<br />

Luxusmarken und innovativen<br />

und nachhaltigen Start-ups. Kleine<br />

Unternehmen könnten sich so entwickeln<br />

und die Eigentümer erkennen,<br />

wie viel attraktiver ihre Immobilie<br />

so im Gegensatz zum bisherigen<br />

Leerstand wirkt. Erzwingen können<br />

wir natürlich nichts.<br />

Wechseln wir zu einem anderen Sorgenkind:<br />

zum Straßenstrich rund um<br />

die Kurfürstenstraße. Dort haben Sie<br />

erneut einen Sperrbezirkins Spiel gebracht.<br />

Wie würden Sie einen Sperrbezirkinder<br />

Praxis durchsetzen wollen?<br />

Für mich ist Sperrbezirk das Synonym<br />

für: Wir müssen da etwas ändern.<br />

Ichbin weit davon entfernt, zu<br />

sagen, dass ein Sperrgebiet die Lösung<br />

aller Probleme ist. Aber ich will,<br />

dass wir die Situation vor Ort nicht<br />

verharmlosen und offen über Lösungen<br />

reden. So wie es aktuell ist,<br />

springen wir mit unseren Hilfsangeboten<br />

immer ein Stück zu kurz. Es<br />

gibt in der Kurfürstenstraße zum<br />

Beispiel auch Sexarbeitende,die stehen<br />

neben ihren Wohnwagen. Wenn<br />

der Sex nur im Wohnwagen stattfände,hätten<br />

wir ganz viele Konflikte<br />

nicht. Wohnmobile wären also eine<br />

Möglichkeit, auch über die Sex- oder<br />

Verrichtungsboxen sollten wir sprechen.<br />

Ich finde, man kann nichts<br />

ausschließen. Das gilt auch für Verbote.<br />

Sie sprechen aber immer wieder konkret<br />

vonSperrbezirk.Würden Siedann<br />

anfangen, die Prostituierten mit Bußgeldern<br />

zu belegen?<br />

In den Städten, wo Sperrbezirke<br />

eingeführt worden sind, ist das nicht<br />

von einem Tagauf den anderen passiert.<br />

Es würde nicht sein wie in französischen<br />

Filmen, wo Prostituierte<br />

eingesammelt und zur Wache gefahren<br />

werden. Das ist Quatsch. Natürlich<br />

würde alleine eine Verabredung<br />

zum SperrbezirkeineWirkung haben.<br />

Nämlich das Signal: Das ist nicht<br />

mehr erlaubt. Anderes –wie das Stehen<br />

vor einem Wohnwagen könnte<br />

gegebenenfalls toleriertwerden.<br />

Halten Sie das nicht für naiv, gerade<br />

bei einem jahrzehntelang gewachsenen<br />

Straßenstrich wie dem im Kurfürstenkiez?<br />

Der Glaube, dass alleine<br />

die Verabredung zu einem Verbot<br />

schon die Durchsetzung bringt?<br />

Natürlich müsste man das auch<br />

mit Bußgeldern durchsetzen. Das<br />

Verbot erst einmal zu beschließen,<br />

ist für mich aber schon für die öffentliche<br />

Wahrnehmung der Kurfürstenstraße<br />

auch außerhalb Berlins und<br />

im Ausland wichtig. Viele der Sexarbeitenden<br />

kommen aus dem Ausland,<br />

manche freiwillig, manche<br />

nicht. Es gibt viele Grauzonen. Natürlich<br />

hat es eine Bedeutung, ob<br />

Prostitution auf offener Straße toleriertwirdoder<br />

eben nicht.<br />

Wie sind die Erfahrungen anderer<br />

Städte?<br />

Köln hat gute Erfahrungen mit<br />

der Kombination aus Sperrbezirk in<br />

der Innenstadt und dem Einsatz von<br />

Verrichtungsboxen außerhalb gemacht.<br />

Eine Sexarbeitende, die dort<br />

auch im Sperrbezirk gearbeitet hat,<br />

hat mir erklärt, alle würden sich ganz<br />

anders im Sperrgebiet verhalten –so<br />

unauffällig und dezent wie möglich.<br />

Alleine das könnte schon eine große<br />

Entlastung für die Anwohnenden<br />

und die Öffentlichkeit sein. Die Anwohner<br />

finden es ja nicht schlimm,<br />

dass Frauen in der Kurfürstenstraße<br />

sexuelle Dienstleistungen anbieten.<br />

Sie finden es schlimm, dass sie Sex<br />

vor ihrem Wohnzimmerfenster beobachten<br />

müssen oder dass Zuhälter<br />

ihre Autos zerkratzen, weil die Parkplätze<br />

von ihnen für anderes vorgesehen<br />

sind.<br />

Haupt-Argumente der Gegner eines<br />

Sperrbezirks sind: Die Lage der<br />

Frauen würde sich verschlechtern, sie<br />

würden aus Hilfsangeboten herausgedrängt,<br />

die vor Ort schon laufen,<br />

die Sichtbarkeit auf der Straße sei<br />

auch eine Art Schutz für die Frauen,<br />

so hässlich sie Anwohner auch empfinden.<br />

Sehen Siediese Argumente?<br />

Nein, sehe ich nicht. Erst einmal<br />

wäredie Verhängung vonOrdnungswidrigkeiten<br />

noch keine Kriminalisierung.<br />

Aber natürlich muss man<br />

ehrlich sein: Zu sagen, mit einem<br />

Sperrbezirk würde es besser, das ist<br />

zunächst eine Behauptung. Zu sagen,<br />

mit einem Sperrgebiet würde es<br />

den Frauen schlechter gehen, ist<br />

aber ebenso eine Behauptung. Ich<br />

frage mich immer bei diesen Argumenten:<br />

Stimmt das denn?<br />

Stimmt was?<br />

Das Argument, dass es eine soziale<br />

Kontrolle gibt. Dass es, weil die<br />

Prostitution sichtbar ist, den Frauen<br />

besser geht. Dem widerspricht die<br />

Gewaltschutzambulanz der Charité,<br />

die sagt: Wir haben hier eine große<br />

Zahl von Gewaltfällen aus der Kurfürstenstraße.<br />

Auch die Hilfsorganisation<br />

Olga sagt: Einen Teil der<br />

Frauen in der Kurfürstenstraße erreichen<br />

wir, einen Teil aber auch nicht.<br />

Und auch der Hurenverband Hydra<br />

beklagt die Zunahme von massiven<br />

Gewaltvorfällen gegen Frauen, in allen<br />

Bereichen, auch beim Escort-<br />

Service,und viele Frauen wagen sich<br />

nicht zur Polizei. Deswegen bezweifle<br />

ich, dass wir die Situation<br />

durch Sichtbarkeit besser unter Kontrolle<br />

haben.<br />

Hydra und Olga sprechen sich dennoch<br />

klar gegen einen Sperrbezirk<br />

aus.<br />

Das stimmt. Aber wir hatten vor<br />

kurzem jadas Glück, eine Ausstellung<br />

vonSexarbeitenden am Hauptbahnhof<br />

zu haben. Und die haben<br />

mir alle bestätigt: Wenn man will,<br />

dass sich Sex indie Boxen verlagert,<br />

dann kann das nicht freiwillig sein.<br />

Männer freiwillig dazu zu bringen, in<br />

die Box zugehen oder zu fahren, so<br />

eingeengt zu sein, dass sie nicht aussteigen<br />

können, die Frau aber einen<br />

Alarmknopf erreicht – das ist im<br />

Charakter vieler Freier nicht verankert.<br />

Der FDP-Abgeordnete Marcel Luthe<br />

schlägt ein Bordell vor, im Abstand zu<br />

Wohngebieten.<br />

Auch darüber kann man diskutieren.<br />

Es gibt keine einfachen Lösungen.<br />

Aber uns muss klar sein: Solange<br />

Männer meinen, die Not von<br />

Frauen ausnutzen zu müssen und<br />

für 20 Euro Sex ohne Kondom verlangen,<br />

kann es nur besser werden,<br />

aber nie gut. Ichfinde es schade,dass<br />

die Bereitschaft, sich anzuschauen,<br />

wie andere Städte solche Probleme<br />

lösen, in Berlin unterentwickelt ist.<br />

Das gilt nicht nur im Bereich Prostitution.<br />

Die Fraktion Ihrer Partei hat sich<br />

beim Thema Verkehr vonParis inspirieren<br />

lassen und sich auf ihrer Sommerklausur<br />

für radikale Konzepte in<br />

der Verkehrspolitik ausgesprochen.<br />

Unter anderem will sie den S-Bahnring<br />

ab 2030 für Diesel oder Benziner<br />

sperren. Washalten Siedavon?<br />

Wenn man es wirklich ernst<br />

meint mit dem Klimaschutz, dann<br />

kann es gar nicht radikal genug sein.<br />

Wenn man sich anschaut, wie das Eis<br />

an den Polen schmilzt, wie sich das<br />

Klima weltweit verändert, dann sind<br />

auch die Vorschläge der Grünen<br />

noch nicht radikal genug.<br />

Mitwelchen Projekten im Bezirkwollen<br />

Siedas Klima schützen?<br />

Bei vielen klimarelevanten Themen<br />

haben wir als Bezirk nur wenig<br />

Einflussmöglichkeiten. Aber unseren<br />

eigenen Energieverbrauch, den<br />

müssen wir verringern. Ein Beispiel:<br />

Wir haben mit dem Erika-Heß-Stadion<br />

eines vondreiEisstadien in Berlin.Wirbrauchen<br />

das Stadion. Leider<br />

ist es die größte Energieschleuder,<br />

die man sich vorstellen kann. Dort<br />

wird Eis künstlich erhitzt, damit es<br />

als Wasser abgeleitet werden kann.<br />

Die Lampen verbrauchen 100-mal<br />

mehr Strom als heutige LEDs. Ende<br />

der 60er-Jahre spielte das alles keine<br />

Rolle.Heute schon.<br />

Undwie wollen Siedas ändern?<br />

Wirwollen ein gemeinsames Projekt<br />

mit den landeseigenen Stadtwerken<br />

starten. Nach der energetischen<br />

Sanierung würde das Eisstadion<br />

wohl mit 20 Prozent der Energie<br />

auskommen. Mit den Stadtwerken,<br />

die ja erst 2013 gegründet wurden,<br />

haben wir den Riesenvorteil: Wirhaben<br />

keine Wettbewerbsprobleme,<br />

wir müssen keine Ausschreibung<br />

machen. Dieses Riesenprojekt<br />

schrumpft auf die Hälfte der Arbeit<br />

zusammen. Und wir brauchen uns<br />

nicht mehr zu schämen, dass wir so<br />

einen Dinosaurier am Netz haben.<br />

DasGespräch führte Annika Leister.


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin/Brandenburg<br />

Protestierer stören<br />

„Marsch für<br />

das Leben“<br />

Abtreibungsgegner mussten<br />

Demo-Route verkürzen<br />

MehrereTausend Menschen haben<br />

am Sonnabend in Berlin<br />

gegen Schwangerschaftsabbrüche<br />

demonstriert. Die Kundgebung unter<br />

dem Motto „Marsch für das Leben“<br />

wurde vomBundesverband Lebensrecht<br />

initiert. Auch die katholische<br />

Kirche sowie Ärzte- und Juristen-Vereinigungen<br />

beteiligten sich.<br />

Zu der Kundgebung, die gegen<br />

13 Uhr am Platz der Republik begann,<br />

gab es sieben Gegenveranstaltungen.<br />

„Von Beginn an kam es während<br />

der Demonstration immer wieder<br />

zu Störaktionen“, teilte die Polizei<br />

mit. Unter anderem musste die<br />

Polizei gegen 13.35 Uhr vier Frauen<br />

vonder Bühne führen, weil diese von<br />

dort die Demo gestört und auch ein<br />

Laptop eines Bühnentechnikers beschädigt<br />

hatten. Vorder Bühne entrollten<br />

Gegendemonstranten ein<br />

Transparent.<br />

Während des Aufzuges durch<br />

Mitte blockierten immer wieder Gegendemonstranten<br />

die Route und<br />

zwangen die Demonstration durch<br />

Sitzblockaden zum Anhalten. Gegen<br />

die Sitzblockaden gingen Polizisten<br />

zum Teil mit Gewalt vor und trugen<br />

Blockierer weg.<br />

Entlang der Route kam es immer<br />

wieder zu Rangeleien zwischen Gegendemonstranten<br />

und Polizisten.<br />

DieVeranstalter des „Marsch für das<br />

Leben“ verkürzten daraufhin ihre<br />

Route zurück zum Platz der Republik.<br />

Insgesamt nahm die Polizei<br />

rund 140 Personen fest. Elf von ihnen<br />

bekamen Strafanzeigen unter<br />

anderem wegenVerstößen gegen das<br />

Versammlungsgesetz und Sachbeschädigung.<br />

(kop.)<br />

Kurs auf Kenia<br />

Grüne stimmen für Koalitionsverhandlungen mit SPD und CDU –bis Weihnachten soll Regierung stehen<br />

VonOliver von Riegen, Kleinmachnow<br />

Die Koalitionsverhandlungen<br />

für Rot-Schwarz-<br />

Grün in Brandenburg<br />

können beginnen: Die<br />

Grünen haben am Sonnabend mit<br />

großer Mehrheit die Weichen für ein<br />

sogenanntes Kenia-Bündnis gestellt.<br />

Nach kontroverser Debatte stimmte<br />

ein Kleiner Parteitag in Kleinmachnow<br />

mit 85,2 Prozent für die Aufnahme<br />

von Koalitionsverhandlungen.<br />

Vonden 54 Delegierten votierten<br />

7mit Nein, zudem gab es eine<br />

Enthaltung. Die Landesspitzen von<br />

SPD und CDU haben sich bereits für<br />

ein solches Bündnis ausgesprochen.<br />

Die Grünen-Spitze machte deutlich,<br />

dass sie Rot-Grün-Rot zwar bevorzugt<br />

hätte, eine solche Koalition<br />

aber nicht umsetzbar gewesen sei.<br />

Deshalb warb sie eindringlich für<br />

eine Zustimmung zum Kenia-Bündnis<br />

–sowerden rot-schwarz-grüne<br />

Koalitionen wegen der gleichfarbigen<br />

Flagge des afrikanischen Landes<br />

genannt. Die Verhandlungen von<br />

SPD, CDU und Grüne sollen an diesem<br />

Montag beginnen. Bis Weihnachten<br />

soll eine Regierung stehen.<br />

Landtagsfraktionschefin Ursula<br />

Nonnemacher nannte Rot-Schwarz-<br />

Grün eine „wenig geliebte Konstellation“.<br />

Aber nicht die Grünen hätten<br />

über die Koalition entschieden, sondernMinisterpräsident<br />

DietmarWoidke<br />

(SPD). „Allein die Tatsache, dass<br />

wir unsere Wunschkonstellation<br />

nicht erreichen konnten, kann doch<br />

keine Rechtfertigung sein, auf eine<br />

Minderheitsregierung oder Neuwahlen<br />

zuzusteuern.“ Nonnemacher<br />

zeigte sich nach der Sondierung aber<br />

zuversichtlich: „Diese Ergebnisse<br />

können sich sehen lassen, sie tragen<br />

eine deutlich grüne Handschrift.“ Die<br />

Fröhlich in die Verhandlung: die Grünen-Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher.<br />

Die besten Hits aller Zeiten<br />

Berlin 1985: „Daddy Cool“<br />

DPA<br />

Grünen forderndenVerzicht auf neue<br />

Tagebaue sowie den Ausbau von<br />

Windkraft, Öko-Landbau und öffentlichem<br />

Nahverkehr. Grünen-Chefin<br />

Baerbock rief ihre Partei zum Anpacken<br />

auf.„Wenn es richtig schwer ist,<br />

dann sind wir da“, sagte Baerbock.<br />

Die Grüne Jugend lehnt Koalitionsverhandlungen<br />

für Rot-Schwarz-<br />

Grün ab.„Wirsind nicht dazu da, der<br />

SPD ihreWunschkoalition zu ermöglichen“,<br />

sagte Sprecher Robert<br />

Funke. Er kritisierte, dass sich die<br />

drei Parteien vor einem Kohleausstiegsdatum<br />

für Brandenburgdrückten.<br />

Solarenergie, Pestizide und Datenschutz<br />

seien im Papier der drei<br />

Parteien nicht erwähnt. Co-SprecherinRicarda<br />

Budke rief den künftigen<br />

Verhandlern zu: „Vergesst nicht unsere<br />

Bauchschmerzen, vergesst<br />

nicht unsereBedenken!“<br />

Der Delegierte Eberhard Müller<br />

aus dem Havelland warb für ein Nein<br />

zu Verhandlungen. Er sehe kein Entgegenkommen<br />

der SPD in der<br />

Klima- und Energiepolitik. „Ich kann<br />

mit meinem Gewissen nicht vertreten,<br />

dieses Ergebnis zu akzeptieren.“<br />

Landeschef Clemens Rostock<br />

wandte sich an die Kritiker.„Wir haben<br />

für Rot-Grün-Rot gekämpft“,<br />

sagte er. Das sei zwar nicht möglich<br />

gewesen. „Wir haben uns das aber<br />

teuer bezahlen lassen.“<br />

DieVerhandlungen werden nach<br />

Ansicht vonWoidke herausfordernd.<br />

„Es wirdkein Spaziergang. Jetzt geht<br />

es um weitere konkrete Punkte, um<br />

wichtige Details“, sagte der SPD-<br />

Landesvorsitzende der Märkischen<br />

Allgemeinen <strong>Zeitung</strong> (Wochenendausgabe).<br />

Er wertete das Ergebnis<br />

der intensiven Sondierungsgespräche<br />

als gutes Fundament, damit die<br />

Verhandlungen „gut und zügig“ verlaufen<br />

könnten. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Zahl der Auto-Diebstähle<br />

sinkt deutlich<br />

In Brandenburgsind im vergangenen<br />

Jahr weniger Autos gestohlen<br />

worden als im Jahr zuvor.Dauerhaft<br />

sind nach Angaben des Bundeskriminalamts<br />

(BKA) 1180 Autos verschwunden<br />

–das entspricht im Vergleich<br />

zum Vorjahr einem Rückgang<br />

um 17,4 Prozent. Brandenburgliegt<br />

mit dem Wert auf dem vierten Platz<br />

im bundesweiten Vergleich. (dpa)<br />

So wird der<br />

Mietendeckel<br />

wirken<br />

Initiative programmiert und<br />

betreibt Online-Rechner<br />

Der <strong>Berliner</strong> Mietendeckel<br />

kommt. Die Frage ist nur: Wer<br />

kann auf eine Mietsenkung hoffen?<br />

Bis Mitte Oktober will sich die Landesregierung<br />

geeinigt haben, im<br />

kommenden Jahr soll das Gesetz eingeführt<br />

werden. Der Gesetzentwurf<br />

ist nach Ansicht von Mietaktivisten<br />

schon deutlich abgeschwächt worden.<br />

DieInitiative„Mietenwatch“ hat<br />

nun einen Mietdeckelrechner programmiert,<br />

um zu veranschaulichen,<br />

wer jetzt Anspruch auf mögliche<br />

Mietabsenkung hätte und wie der<br />

Mietendeckel nach dem derzeit vorliegendem<br />

Gesetzentwurfwirkt.<br />

„So krass können Sie sparen“,<br />

wirbt Initiator Tilman Miraß für seinen<br />

Rechner.Der Programmierer aus<br />

dem Umfeld der Politaktivisten des<br />

Kollektivs Peng! sagt:„Wir wollen eine<br />

Orientierung geben, weil es für viele<br />

zu kompliziertist, auszurechnen, was<br />

der Mietendeckel für sie bedeutet.“<br />

Noch vor dem Start konnte die<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> den Rechner<br />

(www.mietendeckelrechner.de) ausprobieren.<br />

Mit dieser Aufforderung<br />

geht es los:„Berechne jetzt, ob du Anspruch<br />

auf eine Mietabsenkung hast<br />

und wie viel du monatlich sparen<br />

würdest.“ Dann muss angegeben<br />

werden, wie viele Leute in der Wohnung<br />

leben, wie hoch das Haushaltseinkommen<br />

ausfällt, wie teuer (Nettokaltmiete)<br />

und wie groß die Wohnung<br />

ist und in welchem Jahr das<br />

Haus gebaut wurde.Bei dem Test war<br />

das Ergebnis negativ:„Leider hast du<br />

voraussichtlich keinen Anspruch auf<br />

Mietabsenkung. Deine Wohnung gilt<br />

für zwei Personen als zu groß.“<br />

Nur wenn ein Haushalt mehr als<br />

30 Prozent seines Nettoeinkommens<br />

für die Nettokaltmiete ausgibt und<br />

die Wohnungsgröße als angemessen<br />

gilt, kann die Miete abgesenkt werden.Während<br />

ein Fünftel der <strong>Berliner</strong><br />

tatsächlich rund 30 Prozent für die<br />

Miete aufbringt, reduziert sich der<br />

Kreis der Begünstigten für eine Mietpreissenkung,<br />

wenn noch die Wohnungsgröße<br />

berücksichtigt werden<br />

muss. Insgesamt würden dann nur<br />

noch zehn Prozent vomDeckel profitieren,<br />

so der Soziologe Sigmar Gude.<br />

Mietenwatch versucht daher, mit<br />

seinem Rechner auch zu mobilisieren.<br />

Die Initiative ruft zu einer Demonstration<br />

am 3. Oktober vor dem<br />

Haus des Lehrers auf. Denn, so Tillman<br />

Miraß: „Es gibt schon jetzt einige<br />

Löcher im Mietendeckel.“ (kas.)<br />

2018 so viele Hitzetote<br />

wie seit Jahrzehnten nicht<br />

In Brandenburgsind vergangenes<br />

Jahr 331 Menschen an den Folgen<br />

der großen Hitzegestorben. Dies sei<br />

der höchste Wert seit 1985, teilte das<br />

Gesundheitsministerium aufgrund<br />

einer Untersuchung des Amts für<br />

Statistik Berlin-Brandenburgmit.<br />

Seitdem habe es vier Jahremit besonders<br />

vielen hitzebedingten Sterbefällen<br />

gegeben: Im Jahr 1994 starben<br />

der Statistik zufolge 244 Menschen,<br />

2006 waren es 139 Hitzetote<br />

und 2010 wurden 243 Sterbefälle infolge<br />

der Hitzeregistriert. (dpa)<br />

Weniger rassistisch<br />

motivierte Straftaten<br />

GEWINNZAHLEN<br />

Lottozahlen: 12 -14-16-23-37-47<br />

Superzahl: 6<br />

Spiel 77: 9767388<br />

Landeslotterie Super 6: 076656<br />

Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />

5=10Euro<br />

72 =25Euro<br />

982 =100 Euro<br />

9862 =1000 Euro<br />

37 424 =10000 Euro<br />

515 118 =100 000 Euro<br />

449 004 =100 000 Euro<br />

Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />

10 000 Euro auf die Nummer 0808 174 .<br />

RADIO<br />

AN!<br />

DasInnenministerium hat vonJanuar<br />

bis Juni diesen Jahres 71 Straftaten<br />

mit rassistischer Motivation registiert–deutlich<br />

weniger als im ersten<br />

Halbjahr 2018, in dem 98 solcher<br />

Delikte festgestellt worden waren.<br />

Dasgeht aus einer Antwortdes Ministeriums<br />

auf eine Anfrage aus der<br />

Linken-Fraktion im Landtag hervor.<br />

Unter den rassistisch motivierten<br />

Delikten des ersten Halbjahres warenzehn<br />

Fälle vonKörperverletzungen<br />

–imVergleich zu 13 Fällen im<br />

Vorjahreszeitraum. (dpa)<br />

ARD-Fernsehlotterie:<br />

4111 850 gewinnt Mercedes Benz A180<br />

7727 113 gewinnt Mercedes Benz B180<br />

2863 420 gewinnt Reise mit einem Locaboat<br />

Holidays Hausboot, 1910 502 gewinnt Reise<br />

ins ns Relais- und Chateaux-Hotel Dollenberg<br />

Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />

5373 989 gewinnt 1000 000 Euro<br />

00 623 081 gewinnt 100 000 Euro<br />

00 18 163 gewinnt 10 000 Euro<br />

1165 gewinnt 1000 Euro<br />

90 gewinnt 10 Euro,<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!


Mo. 23.09.-Sa. 28.09.<br />

KNALLER-<br />

PROZENTE!<br />

ALDI<br />

KNALLHARTREDUZIERT!<br />

KNALLHART REDUZIERT<br />

ist Preisführer.<br />

PREIS­<br />

FÜHRER<br />

2019! A<br />

Wir<br />

sa gen Danke!<br />

bis zu<br />

-37%<br />

NURFÜR<br />

KURZE ZEIT!<br />

bis<br />

12.10.19<br />

emoji ® is aregisteredtrademark in the EU.<br />

©2015–2019 emoji company GmbH. Allrights reserved.<br />

Licensed by BoostCollectibles AG.<br />

B Nur solange der Vorrat reicht. Ausgenommen sind Pfand, Tabakwaren, der Buchpreisbindung<br />

unterliegende Artikel (z. B. Bücher,Zeitschriften und <strong>Zeitung</strong>en) und Gutscheinkarten.<br />

1emoji ®<br />

GRATIS<br />

GRATIS<br />

je<br />

je 15 €<br />

Einkaufswert!<br />

B<br />

Einkaufswert! B<br />

Jetzt ALDI emoji-App<br />

herunterladen<br />

Hier geht's<br />

zum App Store<br />

Hier geht's zum<br />

Google Play Store<br />

-36%<br />

Coppenrath&Wiese<br />

9Weizen-Brötchen 3<br />

Fertig gebackene, tiefgefrorene<br />

Brötchen; traditionell hergestellt;<br />

goldbraun und knusprig<br />

450-g-Beutel<br />

0.88 *<br />

-37%<br />

(kg=1.96)<br />

1.39<br />

De Beukelaer<br />

PrinzenRolle<br />

Verpackung mit<br />

Wiederverschluss<br />

iglo<br />

Rahm-Spinat 3<br />

Portionierbar<br />

750-g-Packung<br />

1.19 *<br />

(kg=1.59)<br />

1.89<br />

-20%<br />

400-g-Packung<br />

1.11 *<br />

(kg=2.78)<br />

1.39<br />

-35%<br />

450-g-Packung<br />

2.19 *<br />

-12%<br />

(kg=4.87)<br />

3.39<br />

-15%<br />

Beutel<br />

1.69 *<br />

(kg=8.45/4.90/3.94)<br />

1.99<br />

nimm2<br />

Verschiedene Sorten und Gewichte,<br />

200 g, 345 goder 429 g<br />

0,5-L-Dose<br />

0.69 *<br />

(Liter =1.38)<br />

0.79<br />

Krombacher Pils<br />

Frisch im Geschmack; ausgeprägte<br />

Hopfennote; zzgl. Pfand =0.25<br />

iglo Fischstäbchen 3<br />

Aus 100 %Alaska-Seelachsfilet; mit Goldknusperpanade;<br />

MSC-zertifiziert; 15 Stück<br />

aldi-nord.de/aktion<br />

*Bitte beachten Sie, dass diese Artikel nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen. Sie können daher zu bestimmten Zeiten der Aktion ausverkauft sein.<br />

3Aus der Tiefkühlung<br />

A<br />

Quelle: Kundenmonitor ® Deutschland 2019 (www.kundenmonitor.de: Rubrik „Serviceprofile“), ServiceBarometer AG,München. Stand: 12.09.2019<br />

ALDI Einkauf GmbH &Co. oHG, Eckenbergstr.16+16A, 16A, 45307 Essen. Firma und Anschrift unserer regional tätigen Unternehmen finden Sie unter aldi-nord.de unter<br />

„Filialen und Öffnungszeiten“.Ferner steht Ihnen unserekostenlose automatisierte telefonische Hotline unter 0800-723 48 70 zur Verfügung.<br />

23092019


16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Lokalsport<br />

Ladiesbowl im Stadion Wilmersdorf: Die Kobra Ladies schnappen sich –hier in Person von Susanne Erdmann –den Ball. Und am Ende den Titel.<br />

BERLINER ZEITUNG/WÄCHTER<br />

Langer Lauf zum goldenen Stern<br />

Susanne Erdmann führt die <strong>Berliner</strong> Footballerinnen der Kobra Ladies zum Sieg gegen die Stuttgart Scorpions und dem zwölften deutschen Meistertitel<br />

VonChristian Kattner<br />

Die Frage, wer diesen<br />

zwölften Stern auf das<br />

Banner bringen durfte,<br />

stellte sich eigentlich gar<br />

nicht. Diese Aufgabe war Chefsache.<br />

Und nachdem sich Susanne Erdmann<br />

zuvor bereits als Taktgeberin<br />

eines Geburtstagsständchens beachtlich<br />

gut geschlagen hatte, war<br />

auch dieser goldene Sternschnell an<br />

seinem Bestimmungsplatz gelandet.<br />

Ganz nebenbei konnte sie das auch<br />

noch für ein kurzesVideo kommentieren.<br />

Eine halbe Stunde nach Spielende,<br />

nach dem 26:24-Sieg gegen<br />

die StuttgartScorpions und dem Gewinn<br />

der zwölften Deutschen Meisterschaft,<br />

hatte der Runningback der<br />

Berlin Kobra Ladies die Stimme<br />

längst wiedergefunden. Während<br />

des Spiels aber war die durchaus mal<br />

verloren gegangen. „Ich merke, dass<br />

ich alt werde“, sagte sie mit einem<br />

Lächeln.<br />

Optisch sieht man ihr nicht an,<br />

dass sie mittlerweile der 40 näher als<br />

der 30 ist. Anhand ihrer Leistung auf<br />

dem Feld lässt sich ihr Alter nicht<br />

feststellen. Auch wenn da dieser eine<br />

Lauf fast über das gesamte Spielfeld<br />

zum ersten Touchdown der Kobra<br />

Ladies ganz schön an die Substanz<br />

ging. In der gegnerischen Endzone<br />

angekommen, blieb ihr nicht mal<br />

mehr die Kraft zum Jubel, der Mundschutz<br />

und der Ball fielen lediglich<br />

noch auf den Rasen, welchen Susanne<br />

Erdmann etwas entkräftet verließ.<br />

„Ich kann mich gar nicht daran<br />

erinnern. Das war ein langer, langer<br />

Lauf, da bin ich immer so ein bisschen<br />

kaputt und gerade zu Beginn<br />

des Spiels muss man ja erst einmal<br />

richtig reinfinden“, sagte sie.<br />

Es war eine Szene,die untermauerte,<br />

warum Susanne Erdmann so<br />

wichtig für den nun zwölffachen<br />

Deutschen Meister ist. Mitihrer Athletik<br />

und ihrer Erfahrung kann sie<br />

Lücken in die gegnerische Verteidigung<br />

reißen, selbst wenn Gegnerinnen<br />

an ihr dran sind, bringt sie das<br />

nicht automatisch zu Fall. „Suse ist<br />

ein Ausnahmeathlet, die kann ein<br />

Spiel alleine entscheiden und die<br />

muss man erst einmal in den Griff<br />

kriegen. Jeder Gegner weiß eigentlich,<br />

dass sie die Waffe ist und trotzdem<br />

ist sie nicht zu stoppen“, sagte<br />

SteveAlexander.<br />

Der Vizepräsident des Footballverbandes<br />

Baden-Württemberg<br />

weiß, wovonerspricht, hat selbst als<br />

Coach gegen die Kobra Ladies gespielt.<br />

Im Stadion Wilmersdorf aber<br />

war er einer von 1215 Zuschauern,<br />

die dem Ladiesbowl, dem Finale um<br />

die Deutsche Meisterschaft, den verdienten<br />

Rahmen gaben.<br />

Im Duell Titelverteidiger (Berlin)<br />

gegen Aufsteiger (Stuttgart) schienen<br />

die Rollen für manchen Fanklar<br />

verteilt und auch das Spiel passte<br />

sich diesen vermeintlichen Kräfteverhältnissen<br />

an.<br />

Mit 13:3 lagen die Kobra Ladies<br />

zur Halbzeit in Führung, waren in ihrerPause<br />

auf der Tribüne abseits der<br />

Zuschauer aber weiter vorsichtig.<br />

„Darauf dürfen wir uns nicht ausruhen“,<br />

sagte Ariane Parusel in ihrer<br />

Ansprache an das Team, „eine Halbzeit<br />

noch, einmal noch alles geben.“<br />

Parusel hatte nach Susanne Erdmann<br />

den zweiten Touchdown der<br />

<strong>Berliner</strong>innen erzielt und gehört zu<br />

den erfahreneren Spielerinnen in einem<br />

Team, in dessen Reihen mehr<br />

als die Hälfte ihre erste Saison gespielt<br />

haben. Gerade den jungen<br />

Spielerinnen, die noch nicht einmal<br />

18 Jahre alt sind, wollte sie „kurz sagen,<br />

worauf es ankommt. Nicht die<br />

Köpfe hängen lassen, einen Schalter<br />

umlegen, damit wir klar im Kopf<br />

„Dass wir es mit so einem<br />

veränderten Kader geschafft haben,<br />

ist die eigentliche Leistung.“<br />

Lukasz Kroll, Trainer der Kobra Ladies aus Berlin, freut sich,<br />

dass der Mix aus erfahrenen Spielerinnen, Zugängen und Talenten aus der eigenen<br />

Jugend offenbar richtig gewesen ist.<br />

sind.“ Bisindas letzte Viertel konnte<br />

das Team diese Vorgabe auch sehr<br />

gut umsetzen, doch drei Touchdowns<br />

des Aufsteigers ließen den<br />

Vorsprung auf 26:24 schrumpfen<br />

und machten die ganze Sache noch<br />

einmal spannend.<br />

„Stuttgart wollte in dem Moment<br />

den Meistertitel haben und wir warenuns<br />

vielleicht ein wenig zu sicher.<br />

Unser Sieg war etwas in Bedrängnis<br />

geraten, aber für die Zuschauer war<br />

es spannend“, sagte Susanne Erdmann.<br />

Auf dem Feld hätte sie sich<br />

vielleicht ein bisschen weniger<br />

Spannung gewünscht, denn der<br />

knappe Spielstand hatte natürlich<br />

zur Folge, dass sie am Ende wieder<br />

mehr gefordert war. Nahezu jeder<br />

Angriff lief über den Runningback,<br />

ein zweiter und spielentscheidender<br />

Touchdown wurde allerdings kurz<br />

vor der Endzone gestoppt. Auch<br />

wenn sie keinen Punkt mehr auf die<br />

Anzeigetafel brachte, so nahm sie<br />

mit ihren Läufen die Zeit von der<br />

Spieluhr,die den Sieg sicherstellte.<br />

IhrTrainer weiß, was er an seiner<br />

erfahrenen Spielerin hat. „Suse Erdmann<br />

war heute wieder perfekt. In<br />

den Momenten, wo sie nicht zaubern<br />

musste, war die Offensivreihe<br />

da, hat den Ball bewegt. In den Momenten,<br />

wo sie zaubern musste, hat<br />

sie das getan“, sagte Lukasz Kroll,<br />

„diese andauernde Konstanz muss<br />

man loben. Man hat das Gefühl, je<br />

mehr Jahre bei ihr drauf kommen,<br />

desto größer wirdihreDominanz.“<br />

Beiallen Lobeshymnen für die eigene<br />

Leistung und einem weiteren<br />

Meistertitel bleibt Susanne Erdmann<br />

dennoch bescheiden. Natürlich sei<br />

mittlerweile schon etwas Routine<br />

dabei, wenn man erneut die Goldmedaille<br />

umgehängt und den Siegerpokal<br />

überreicht bekommt. Aber:<br />

„Jedes Jahr sind neue Leute dabei,<br />

die noch nie eine Meisterschaft gewonnen<br />

haben und man kann sich<br />

auch mit den anderen freuen.“<br />

In der Tatist der Umbruch vorder<br />

Saison sehr groß gewesen. Mehr als<br />

die Hälfte des Teams hat seine erste<br />

Saison im Trikot der Kobra Ladies<br />

absolviert. Neben völligen Neulingen<br />

auch Spielerinnen aus dem eigenen<br />

Nachwuchsprogramm. „Dass<br />

wir es mit so einem veränderten Kader<br />

geschafft haben, ist die eigentliche<br />

Leistung“, sagte Lukasz Kroll.<br />

Trotz der Frischzellenkur innerhalb<br />

des Teams sei das Motto für die Saison,<br />

eine Dominanz auf jeder einzelnen<br />

Position zu zeigen, hervorragend<br />

umgesetzt worden.<br />

Undauch der Spielstil hat sich geändert.<br />

„Wir haben in dieser Saison<br />

Wege gefunden, wie wir auch anders<br />

punkten können. Nicht nur über das<br />

Laufspiel“, sagt Susanne Erdmann.<br />

Damit soll sie in entlastet werden,<br />

nicht die komplette Verantwortung<br />

auf ihren Schultern liegen. Wenn es<br />

aber darauf ankommt, ihr Team sie<br />

braucht, kann sie noch immer ein<br />

Spiel dominieren und entscheiden.<br />

Eine Frage des Alters scheint das bei<br />

Susanne Erdmann nicht zu sein. Das<br />

hat das Finale gegen Stuttgart und<br />

der zwölfte Titelgewinn eindrucksvoll<br />

unter Beweis gestellt.<br />

Immer eine Lösung<br />

Tierisch fit: Der Tennisverein „NTC Känguruhs“ hat in Zehlendorf seine Nische gefunden, weil er Angebote für Familien und Breitensportler macht<br />

VonChristian Kattner<br />

Kurz überlegt Kerstin Brückner,<br />

ob sie ans Telefon geht. Denn eigentlich<br />

ist die Geschäftsstelle des<br />

„NTC Die Känguruhs“ zu diesem<br />

Zeitpunkt gar nicht mehr besetzt.<br />

Dass sie das Gespräch doch entgegennimmt,<br />

stellt sich als gute Entscheidung<br />

heraus.Amanderen Ende<br />

der Leitung ist jemand, der gerne auf<br />

der Anlage zwischen den beiden<br />

Gleisanlagen des S-Bahnhofs Nikolassee<br />

Tennis spielen möchte. Kerstin<br />

Brückner nennt die Konditionen<br />

und die Zeiten, zu denen ein Training<br />

sowie Reinschnuppernmöglich<br />

ist, aber auch, dass man zeitnah Mitglied<br />

werden müsse. Telefonate wie<br />

diese führtdie Geschäftsstellenleiterin<br />

öfter. „Nicht täglich, aber regelmäßig“,<br />

wie sie sagt.<br />

Im Moment hat der Anrufer das<br />

Glück, dass er nicht sofort Mitglied<br />

werden müsse,der Verein in Zehlendorf<br />

bereitet gerade den Umzug von<br />

den Sandplätzen in die Tennishalle<br />

auf dem 17 000 Quadratmeter großen<br />

Vereinsgelände vor. Hier wird<br />

seit 1933 Tennis gespielt. Im Zweiten<br />

Weltkrieg allerdings wurde die Anlage<br />

schwer beschädigt,<br />

unter den heutigen Plätzenfünf<br />

und sechs soll sich<br />

sogar noch ein kompletter<br />

Eisenbahnwagen befinden.<br />

Doch Vereinsgründer<br />

Emil Hoffmann konnte die<br />

Anlage bereits wenige Tage<br />

nach Kriegsende wieder<br />

öffnen, erst unter sowjetischer,<br />

dann US-amerikanischer<br />

Obhut. Auch Australier<br />

haben sich hier vergnügt. Daher<br />

der Vereinsname,denn sie sollen<br />

gesagt haben, dass die Mitglieder<br />

„wie die Kängurus herumspringen“.<br />

Heute spielen die Zehlendorfer<br />

zwar nicht leistungsorientiert, doch<br />

auf ordentlichem Niveau. DerVerein<br />

Stets hilfsbereit<br />

Kerstin Brückner<br />

hat seine Nische gefunden. „Wir sind<br />

im Moment als familiär geführter<br />

Tennisclub erfolgreich“, sagt Sportwart<br />

Christoph Rewicki, „für Familien<br />

sind wir attraktiv, weil wir eine<br />

schöne Anlage und Training für die<br />

Kinder bieten. Das ist unsereKernkompetenz.“<br />

Etwas mehr als 200 aktive<br />

Mitglieder sind zwischen<br />

sechs und 20 Jahre<br />

alt, knapp 300 Erwachsene.Vor<br />

allem die Art des<br />

BLZ/KATTNER<br />

Vereinseintritts habe sich<br />

in den vergangenen Jahren<br />

geändert, erzählt Kerstin<br />

Brückner: „Wir waren ein<br />

Verein, zu dem die Kinder<br />

gekommen sind, trainierthaben und<br />

wieder weg sind. Die Eltern sind nie<br />

Mitglied geworden.“ Nach der Einführung<br />

einer Familienmitgliedschaft<br />

hat sich das geändert. Zwar<br />

kommen meist noch immer die Kinder<br />

zuerst, „aber die Erwachsenen<br />

treten dann auch ein, weil sie feststellen,<br />

dass sie auch spielen möchten“,<br />

so die Geschäftsstellenleiterin.<br />

SportwartRewicki hat diesen Weg<br />

zurück genommen. Als Kind habe er<br />

schon beim NTCgespielt, Berufund<br />

Familie ließen ihn aufhören.<br />

Als die eigenen Kinder<br />

zum Schläger griffen,<br />

„dachte ich, ach da kann<br />

ich auch wieder“. Viel passiert<br />

über Mundpropaganda,<br />

die Umgestaltung<br />

der Internetseite hat Mitglieder<br />

angelockt. „Wenn<br />

man Tennis in Zehlendorf<br />

bei der Suche im Internet<br />

eingibt, findet man uns<br />

sehr gut“, sagt Rewicki. Anders als im<br />

Winter, wenn auch Nichtmitglieder<br />

in die Tennishalle dürfen, sind die<br />

neun Sandplätze Mitgliedern vorbehalten.<br />

„Würden wir das nicht machen,<br />

würden wir unsere Gemeinnützigkeit<br />

verlieren“, sagt Brückner.<br />

Rückkehrer:<br />

Christoph Rewicki<br />

Werallerdings ein Känguru werden<br />

möchte, muss beim NTC keine<br />

Kriterien erfüllen. „Manche Vereine<br />

nehmen nur Leute auf, die eine gewisse<br />

Leistungsklasse haben. Beiuns<br />

kann jeder spielen, der möchte“, sagt<br />

Brückner. Das ist es, was<br />

die Kängurus von anderen<br />

BLZ/KATTNER<br />

Vereinen unterscheidet.<br />

„Wir bemühen uns aber<br />

trotzdem, die Kinder in<br />

den Spielbetrieb zu bekommen,<br />

weil Tennis erst<br />

Tennis ist, wenn man sich<br />

in Wettbewerben misst<br />

und nicht nur auf dem<br />

Trainingsplatz steht“, sagt<br />

Rewicki.<br />

20 Mannschaften wurden aus den<br />

rund 500 aktiven Vereinsmitgliedern<br />

in dieser Freiluftsaison in verschiedenen<br />

Ligen in den Spielbetrieb geschickt.<br />

Und trotzdem muss bei<br />

solch einer Mitgliederzahl niemand<br />

warten, wenn er spielen möchte.<br />

„Dass wir neun Plätze haben, ist<br />

ganz wichtig bei so vielen Mitgliedern“,<br />

sagt Kerstin Brückner. Lediglich<br />

am Freitagvormittag kann man<br />

mal Probleme bekommen, einen<br />

Platz zu finden. Der frühe Feierabend<br />

vieler Mitglieder macht es<br />

möglich. In einer gut funktionierenden<br />

Familie gibt es aber auch da immer<br />

eine Lösung, und wenn sie nur<br />

eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wein<br />

im Vereinsheim heißt. Darüber hinaus<br />

„schauen wir,dass wir hier noch<br />

die eine oder andere Freizeitmöglichkeit<br />

für die Mitglieder schaffen<br />

können“, sagt Christoph Rewicki. So<br />

überzeugt man Mitglieder und die,<br />

die es werden wollen.<br />

Bisher in der Serieporträtiert:<br />

ZehlendorferWespen (29. 7.), WeddingerWiesel<br />

(22.7.), Berlin Flamingos(12. 8.), BC LionsMoabit21(19.<br />

8.), Berlin Kettle Bears(26. 8.), <strong>Berliner</strong>Wasserratten<br />

(2. 9.), PBCAdler (9. 9.), Möwe<br />

Britz (16.9.).


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 17 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Die Eisbären verlieren<br />

2:4 bei Red Bull München<br />

EISHOCKEY. DieEisbären haben<br />

auch ihr zweites Auswärtsspiel in der<br />

laufenden Saison der Deutschen Eishockey<br />

Liga (DEL) verloren. Am<br />

Sonntag unterlagen die Hauptstädter<br />

beim EHC RedBull München mit<br />

2:4 (0:1, 2:2, 0:1). DieTorevon LeonhardPföderl<br />

und Austin Ortega<br />

reichten den <strong>Berliner</strong>ntrotz einer<br />

starken Offensivleistung nicht zum<br />

Sieg, weil sie sich zu viele Strafzeiten<br />

leisteten, die der Vizemeister zu drei<br />

Überzahltoren nutzte.<br />

Füchse siegen<br />

in Lemgo<br />

HANDBALL. DieFüchse Berlin haben<br />

in der Bundesliga ihren dritten<br />

Sieg in Seriegefeiert. Am Sonntag gewannen<br />

die <strong>Berliner</strong> beim TBV<br />

Lemgo nach einem souveränen Auftritt<br />

mit 31:26 (16:9). Damit rückten<br />

sie in der Tabelle auf den sechsten<br />

Platz vor. Bester <strong>Berliner</strong> Werfer war<br />

Hans Lindbergmit acht Treffern.<br />

Glöckner wird Trainer<br />

beim Chemnitzer FC<br />

FUSSBALL. Patrick Glöckner,42, ist<br />

neuer Cheftrainer des krisengeschüttelten<br />

Drittligisten Chemnitzer<br />

FC. Er arbeitete bis Ende der letzten<br />

Saison bei Viktoria Köln. Glöckner ist<br />

ein Freund des früheren Nationalmannschaftskapitäns<br />

Michael Ballack,<br />

saß am Sonnabend mit Ballack<br />

beim 3:2 der Himmelblauen gegen<br />

Carl Zeiss Jena auf der Tribüne.<br />

Alba Berlin verliertletzten<br />

Test in Kroatien<br />

BASKETBALL. Alba Berlin hat sein<br />

letztes Testspiel in Kroatien verloren<br />

und damit den Turniersieg beim Zadar<br />

Tournament 2019 verpasst. Die<br />

<strong>Berliner</strong> unterlagen dem türkischen<br />

Spitzenklub Anadolu Efes Istanbul<br />

mit 74:92 (34:49). Zuvorhatten sie<br />

gegen Khimki Moskau (85:68) und<br />

KK Zadar (100:68) gewonnen. Am<br />

Sonnabend empfangen die <strong>Berliner</strong><br />

in der ersten Pokalrunde Würzburg.<br />

Am 2. Oktober starten sie gegen<br />

Vechta in die Bundesliga-Saison.<br />

Turbine schlägt sich bei<br />

Meister Wolfsburg wacker<br />

FUSSBALL. Turbine Potsdam hat in<br />

der Frauenfußball-Bundesliga die<br />

Siegesserie vonDoublesieger VfL<br />

Wolfsburgnicht gestoppt. Am vierten<br />

Spieltag verlor das Team von<br />

Matthias Rudolph sein Heimspiel<br />

gegen den Meister und Pokalsieger<br />

mit 0:3 (0:1).<br />

Márquez gelingt in<br />

Aragonien achter Saisonsieg<br />

MOTORRAD. Weltmeister Marc<br />

Márquez, 26, hat beim Großen Preis<br />

vonAragonien in Alcañiz seinen<br />

achten Saisonerfolg gefeiert. Der<br />

Spanier kam am Sonntag im MotoGP-Rennen<br />

zu einem Start-Ziel-<br />

Sieg. In der WM-Gesamtwertung hat<br />

Márqueznach 14 von19WM-Läufen<br />

300 Punkte und 98 Zähler Vorsprung<br />

auf Dovizioso.<br />

Voneinem Sieg zum nächsten: Der Spanier<br />

Marc Márquez.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Ein wunderbares Chaos<br />

Sebastian Vettel ärgert in Singapur mit seinem ersten Saisonsieg seinen Teamkollegen Charles Leclerc<br />

VonElmar Brümmer,Singapur<br />

Auf diesen Moment hatte Sebastian<br />

Vettel 392 Tage lang<br />

und einen Abend warten<br />

müssen: DerPilot aus Heppenheim<br />

feierte in einem von der<br />

Taktik bestimmten Großen Preis von<br />

Singapur mit drei Safety-Car-Phasen<br />

seinen ersten Saisonsieg im Ferrari.<br />

DieItaliener schafften sogar als erster<br />

Rennstall überhaupt einen Doppelerfolg<br />

an der Marina Bay, denn Charles<br />

Leclerc raste 2,6 Sekunden später<br />

über die Ziellinie.Kein Triumph ohne<br />

Tragik: DerMonegasse fühlte sich von<br />

den Strategen um seinen Sieg-Hattrick<br />

betrogen. Aber auch Mercedes-<br />

Pilot Lewis Hamilton wurde durch einen<br />

Strategiefehler bloßVierter hinter<br />

Max Verstappen. Es war eine Nacht<br />

der Dramen.<br />

Vettels Comeback trug dazu bei,<br />

dass Hamilton sein Polster an der<br />

WM-Spitzeausbauen konnte,erführt<br />

mit 296 Zählernvor seinem Teamkollegen<br />

Valtteri Bottas (231). Dann folgen<br />

Leclerc und Verstappen punktgleich<br />

(200) vorVettel (194). Nach seinem<br />

großen Comeback mit seinem<br />

53. Formel-1-Erfolg kostete der Hesse<br />

den Jubel voll aus: „Ich bin etwas verschwitzt,<br />

aber sehr glücklich. Es waren<br />

nicht meine leichtesten Wochen,<br />

aber ich habe so viel Rückhalt bekommen,<br />

die Leute haben mir ihre eigenen<br />

Geschichten erzählt, um mir Mut<br />

zu machen. All das habe ich in dieses<br />

Rennen gesteckt.“ Der Händedruck<br />

und das Schulterklopfen mit Kollege<br />

Leclerc fiel pflichtschuldig aus, der<br />

klagte unterschwellig über die Benachteiligung<br />

durch das eigene<br />

Team: „Es ist immer schwierig, ein<br />

Rennen auf diese Artzuverlieren.“ Irgendwie<br />

merkwürdig alles.<br />

Drei Pole-Positionen innerhalb<br />

von dreiWochen, das zeigt ungefähr<br />

das Tempo, mit dem Charles Leclerc<br />

gewillt ist, die Formel-1-Spitze anzugreifen.<br />

Dasjüngste Meisterstück des<br />

Ferrari-Lehrlings in der Qualifikation<br />

beim Nacht-Grand-Prix hatte nicht<br />

nur Mercedes, sondern die ganze<br />

Rennwelt geschockt: Der rote Rennwagen<br />

kann plötzlich wieder langsame<br />

Kurven. UndLeclerc legte eine<br />

Wunderrunde hin und schnappte<br />

Vettel die Pole-Position weg. Damit<br />

schien ihm der nächste Triumph und<br />

die Oberhand in der Scuderia sicher<br />

zu sein –tatsächlich aber legte es den<br />

Grundstein für einen richtigen Zwist.<br />

Erst im 15. WM-Lauf, vor allem aber<br />

für die Zukunft.<br />

Erster Champagner seit langer Zeit: Sebastian Vettel.<br />

Tageswertung: 1.Vettel-Ferrari 1:58:33,667<br />

Std.; 2. Leclerc-Ferrari +2,641 Sek.;3.Verstappen<br />

-Red Bull +3,821;4.Hamilton-Mercedes+4,608;<br />

5. Bottas -Mercedes +6,119;<br />

6. Albon-Toro Rosso +11,663…9.Hülkenberg<br />

-Renault +16,718<br />

Neuer Verdacht<br />

Russland soll Daten aus Dopinglabor gefälscht haben<br />

Ein neuer Verdacht gegen Russland<br />

kursiert: Um die Dimension<br />

des Doping-Skandals zu vertuschen,<br />

sollen Daten aus dem Moskauer Labor<br />

manipuliertworden sein. Sollten<br />

sich die Berichte internationaler Medien<br />

wie der britischen <strong>Zeitung</strong> „The<br />

Telegraph“ oder der US-Nachrichtenagentur<br />

AP erhärten, muss Russland<br />

mit harten Konsequenzen bis<br />

hin zum Ausschluss von den Olympischen<br />

Spielen 2020 in Tokio rechnen.<br />

Das Exekutivkomitee der Welt-<br />

Antidoping-Agentur (Wada) tagt am<br />

Montag in der Gastgeberstadt.<br />

Unmittelbare Folgen könnte es<br />

schon für die russischen Leichtathleten<br />

bei der WM in Doha/Katar haben,<br />

die am Freitag beginnt. Das<br />

Council des Weltverbandes berät am<br />

Montag über eine Aufhebung oder<br />

Verlängerung der Suspendierung<br />

des Landes. Zweifel, dass die Leichtathleten<br />

seines Landes schon bei der<br />

WM unter eigener Fahne antreten<br />

durften, hatte am vergangenen Freitag<br />

der Chef der russischen Antidoping-Agentur<br />

(Rusada), Juri Ganus,<br />

geäußert. Er habe dafür Informationen,<br />

die er „nicht offenlegen“ könne.<br />

Der Sprecher des Nationalen<br />

Olympischen Komitees Russlands,<br />

Konstantin Wybornow, sagte am<br />

Sonntag der Staatsagentur Tass,dass<br />

es keinen Kommentar zu den Medienberichten<br />

gebe. Bestätigt sich der<br />

Fälschungsverdacht dürfte die Wada<br />

die Rusada wieder suspendieren und<br />

wegen der im September 2018 umstrittenen<br />

Aufhebung der Sperre erneut<br />

in die Kritik geraten. Die Rusada<br />

war drei Jahrenach Aufdeckung<br />

des Staatsdopings begnadigt worden,<br />

obwohl Russland nicht alle Bedingungen<br />

der Wada erfüllt hatte.<br />

Dazu gehörte die Forderung, der<br />

Weltagentur die Doping-Testdaten<br />

und -Proben der Jahre 2012 bis 2015<br />

zu übergeben. Russland händigte<br />

die rund 20 Millionen Datensätze<br />

und etwa 2600 Proben erst nach fast<br />

schikanösen Verzögerungen aus.<br />

Bei der Auswertung dieser Informationsmengen<br />

ermittelte die Wada<br />

Beweise gegen 300 russische Athleten.<br />

Dass die Moskauer Daten wohl<br />

manipuliert worden sind, um ein<br />

größeres Ausmaß der Vergehen und<br />

der Zahl der Doper zu verschleiern,<br />

könnte dieWada anhand vonKopien<br />

der Labordaten erkannt haben. Sie<br />

wurden der Wada von einem Whistleblower<br />

vor dem Zugang zum Moskauer<br />

Labor zugespielt. (dpa)<br />

GRAND PRIX VON SINGAPUR<br />

GETTY IMAGES/CLIVE MASON<br />

Gesamtwertung: 1. Hamilton 296 Pkt.; 2.<br />

Bottas 231; 3. Leclerc 200; 4. Verstappen<br />

200; 5. Vettel 194; 6. Gasly (Frankreich) -<br />

Red Bull 69; 7. Carlos Sainz Jr.(Spanien) -<br />

McLaren 58; 8. Albon 42 …11. Hülkenberg<br />

33<br />

Beim Start indas entscheidende<br />

Drittel der Saison ging es zunächst<br />

noch souverän so weiter. Der Monegasse<br />

reagierte am schnellsten auf die<br />

rapide erlöschende Startampel, Hamilton<br />

rollte mit der bei ihm schon<br />

gewohnten Verzögerung an und geriet<br />

sofortunter Druck des nach vorn<br />

schnellenden Vettel. Vier,fünf Kurven<br />

lang ging das Gerangel. Dann verfestigten<br />

sich dieVerhältnisse,der Silberpfeil<br />

steckte im roten Sandwich.<br />

Hamilton meldete nach einem<br />

Viertel der Distanz, dass seine Gummis<br />

schlechter werden, auch Vettel<br />

verlor.Sollte er wieder wie in Spaden<br />

Puffer für den neuen Helden in Maranello<br />

spielen? Leclerchatte sich nämlich<br />

vonder Boxdie Erlaubnis geholt,<br />

schneller fahren zu dürfen. In der 20.<br />

Runde wurde Vettel reingeholt, aber<br />

die Italiener verbummelten den<br />

Stopp.Auf dem Fußfolgte die nächste<br />

Überraschung: Einen Umlauf später<br />

wurde auch Spitzenreiter Leclerc<br />

reingeholt –und kam knapp hinter<br />

Vettel wieder auf die Piste. Leclerc<br />

machte seinem Unmut über Boxenfunk<br />

Luft, als ihn sein Ingenieur aufforderte,soviel<br />

Druck zu machen wie<br />

möglich: „Was zum Teufel!?“ Für<br />

Teamchef Mattia Binotto wurde der<br />

Drehsessel am Kommandostand<br />

zum heißen Stuhl –errang mit sich,<br />

einen Platztausch anzuordnen. Den<br />

Roten half, dass Mercedes das eigene<br />

Taktikspielchen so richtig verbockte<br />

und Hamilton durch einen Rechenfehler<br />

beim Boxenstopp zwischenzeitlich<br />

zwei Plätzeverlor.<br />

In die Mauer gedrängt<br />

Es war ein wunderbares Chaos, das<br />

da mitten aus der Nacht angerichtet<br />

wurde. Als der Franzose Romain<br />

Grosjean den Briten George Russell in<br />

die Mauern drängte, musste das Safety-Car<br />

ausrücken, wie jedes Jahr im<br />

Stadtstaat. Vettels Vorsprung von 4,3<br />

Sekunden auf Leclerc und der von<br />

fast 20 Sekunden auf Hamilton war<br />

dahin. Beim Neustart in der 41.<br />

Runde gab Vettel das Tempo vor, alle<br />

waren jetzt für die letzten 20 Runden<br />

näher beieinander, aber auf dem<br />

überholunfreundlichen Straßenkurs<br />

blieb es bei den Positionen.<br />

Leclerc forderte zwar noch mal<br />

Zusatzpower, um Vettel anzugreifen<br />

und bekam den Hinweis zurück:<br />

„Bring das Auto heil nach Hause!“<br />

Das stachelte den 21-Jährigen noch<br />

mehr an: „Ich werdenichts Dummes<br />

tun. Aber das ist alles nicht fair, was<br />

ihr hier macht!“<br />

Neue Motivation<br />

Die Volleyballer wollen bei der EM den Polen die Stirn bieten<br />

Brüssel, Antwerpen, Apeldoorn,<br />

Ljubljana, Paris–was für Touristen<br />

ein ansehnlicher Städtetrip ist,<br />

wäre für die deutschen Volleyballer<br />

die Reiseroute bis ins Finale der Europameisterschaft.<br />

„Das ist völliger<br />

Quatsch. Es ist völlig belastend für<br />

einen Sportler, andauernd die Tasche<br />

zu packen, andauernd zu reisen.<br />

Ich glaube, die, die das organisiert<br />

haben, haben darüber nicht<br />

nachgedacht oder fühlen einfach<br />

mit den Spielern nicht mit“,<br />

schimpfte Deutschlands Ausnahmespieler<br />

Georg Grozer über die auf<br />

erstmals 24 Mannschaften in gleich<br />

vier Ländernaufgeblähte Endrunde.<br />

Mit Charakterstärke und Aggressivität<br />

hatte sich sein Team am Sonnabend<br />

mit einem 3:1 gegen die Niederlande<br />

ins Viertelfinale geackert<br />

und seine Medaillenchancen am Leben<br />

gehalten. Im Duell am Montag<br />

(20 Uhr/Sport1+) gegen den Topfavoriten<br />

Polen um den ehemaligen<br />

Bundestrainer Vital Heynen hält<br />

Grozer sogar die Sensation nicht für<br />

ausgeschlossen.<br />

„Ich hoffe, wir halten das Niveau<br />

und dann können wir den Polen die<br />

Stirn bieten. Ich sage immer: Ineinem<br />

Turnier ist nichts unmöglich, es<br />

ist immer noch Volleyball, es ist alles<br />

machbar“, erklärte er.„Keine Angst“<br />

dürfe seine Mannschaft vor Polen<br />

haben, meinte Nationaltrainer Andrea<br />

Giani.<br />

EinTag zum Durchschnaufen<br />

Das Aufeinandertreffen mit Heynen<br />

könnte die Deutschen durchaus beflügeln.<br />

„Vielleicht sind das diese Sachen,<br />

die uns auch diesen gewissen<br />

Kick geben, diesen Extraanreiz zu<br />

wissen, dass wir mehrereschöne Sachen<br />

erreichen können: Unseren Ex-<br />

Trainer besiegen und ich kann in Polen<br />

mit einem Lächeln durchs Land<br />

laufen“, meinte der im Weltmeisterland<br />

angestellte Kapitän Lukas<br />

Kampa vergnügt. Klar sei aber auch,<br />

dass Heynens Nationalteam der Favoritsei.<br />

Kampa zeigte sich nach demViertelfinal-Einzug<br />

erleichtert. „Jetzt<br />

können wir vielleicht ein bisschen<br />

Last von unseren Schultern abwerfen<br />

und befreit mit der gleichen Aggressivität<br />

aufspielen“, meinte er.<br />

„Diese Nationalmannschaft kann<br />

nur überleben und gut spielen, wenn<br />

sie als Mannschaft funktioniert“, befand<br />

Grozer und freute sich auf einen<br />

Tagzum Durchschnaufen. (dpa)<br />

ZAHLEN<br />

Eishockey<br />

DEL, 4. Spieltag<br />

Bremerhaven−Mannheim 4:5 n. P.<br />

Krefeld−Iserlohn 3:1<br />

Wolfsburg −Ingolstadt 2:0<br />

Nürnberg −Köln 4:0<br />

München−Eisbären 4:2<br />

Schwenningen −Augsburg 3:4 n. P.<br />

Straubing −DEG 2:3<br />

1 München 4 16: 7 12<br />

2 Wolfsburg 4 12: 9 9<br />

3 Bremerhaven 4 14: 10 8<br />

4 Krefeld 4 14: 13 8<br />

5 Nürnberg 4 12: 9 6<br />

6 Straubing 4 14: 12 6<br />

7 Mannheim 4 12: 14 6<br />

8 Augsburg 4 12: 12 6<br />

9 DEG 4 9: 9 5<br />

10 Eisbären 4 9: 12 5<br />

10 Köln 4 6: 11 4<br />

12 Schwenningen 4 14: 20 4<br />

13 Ingolstadt 4 15: 16 3<br />

14 Iserlohn 4 7: 12 2<br />

Fussball<br />

Zweite Liga, 7. Spieltag<br />

Heidenheim −Darmstadt 98 1:0<br />

Kiel −Hannover96 1:2<br />

VfB Stuttgart−Greuther Fürth 2:0<br />

Nürnberg −Karlsruher SC 1:1<br />

Sandhausen −VfL Bochum 1:1<br />

SV Wehen−Arm.Bielefeld 2:5<br />

Hamburger SV −ErzgebirgeAue 4:0<br />

Dynamo Dresden −Regensburg 2:1<br />

VfL Osnabrück−FCSt. Pauli 1:1<br />

1VfB Stuttgart 7 13: 7 17<br />

2Hamburger SV 7 17: 5 16<br />

3 Arminia Bielefeld 7 19: 10 15<br />

4 Heidenheim 7 12: 9 11<br />

5Sandhausen 7 8: 6 11<br />

6 Greuther Fürth 7 9: 9 11<br />

7 ErzgebirgeAue 7 8: 10 11<br />

8VfL Osnabrück 7 10: 6 10<br />

9Karlsruher SC 7 11: 13 10<br />

10 FC St. Pauli 7 11: 11 9<br />

11 Dynamo Dresden 7 11: 12 9<br />

12 Nürnberg 7 10: 13 9<br />

13 Hannover96 7 8: 10 8<br />

14 Regensburg 7 13: 11 7<br />

15 Darmstadt 98 7 6: 10 6<br />

16 Kiel 7 6: 12 5<br />

17 VfL Bochum 7 11: 15 4<br />

18 SV Wehen 7 9: 23 1<br />

Dritte Liga, 9. Spieltag<br />

Würzb.Kickers −SVMeppen 3:2<br />

Chemnitzer FC−FCCZJena 3:2<br />

Kaiserslautern−Magdeburg 1:1<br />

Duisburg −München 2:1<br />

Unterhaching −Großaspach 2:0<br />

Hallescher FC−Pr. Münster 2:2<br />

Viktoria Köln−Braunschweig 0:0<br />

Hansa Rostock −FSV Zwickau 1:1<br />

B. München II−Ingolstadt 2:1<br />

1Unterhaching 9 17: 12 20<br />

2 Hallescher FC 9 19: 8 19<br />

3 Braunschweig 9 19: 11 19<br />

4 Viktoria Köln 9 20: 13 17<br />

5 Duisburg 8 20: 11 16<br />

6 Ingolstadt 9 16: 13 14<br />

7 SV Waldhof Mannheim 8 14: 9 13<br />

8Magdeburg 9 14: 10 12<br />

9 Hansa Rostock 9 11: 11 12<br />

10 Würzburger Kickers 9 17: 24 12<br />

11 SV Meppen 8 16: 11 11<br />

12 FSV Zwickau 9 12: 14 11<br />

13 Bayern München II 9 15: 19 11<br />

14 München 9 11: 15 11<br />

15 Kaiserslautern 9 14: 19 10<br />

16 Preußen Münster 9 13: 15 9<br />

17 KFC Uerdingen 8 10: 13 9<br />

18 Großaspach 9 10: 20 8<br />

19 Chemnitzer FC 9 12: 18 6<br />

20 FC CZ Jena 9 6: 20 1<br />

RegionalligaNordost, 9. Spieltag<br />

<strong>Berliner</strong> AK -Cottbus 2:2<br />

Nordhausen -RWErfurt 1:0<br />

Babelsberg -Altglienicke 0:4<br />

Bischofswerda -Lichtenberg 47 2:0<br />

Chemie Leipzig -Hertha II 1:3<br />

Viktoria -Rathenow 0:0<br />

Dynamo -Lok Leipzig 0:0<br />

Meuselwitz -Auerbach 5:1<br />

Fürstenwalde -Halberstadt 3:0<br />

1. Hertha II 928:10 21<br />

2. Nordhausen 921:10 20<br />

3. Altglienicke 9 23:12 19<br />

4. Lok Leipzig 915: 819<br />

5. Fürstenwalde 915: 914<br />

6. Cottbus 922:21 14<br />

7. Viktoria 9 9: 6 12<br />

8. <strong>Berliner</strong> AK 915:14 12<br />

9. Dynamo 910:12 12<br />

10. Meuselwitz 915:15 11<br />

11. Lichtenberg 47 9 8: 9 11<br />

12. Halberstadt 915:17 10<br />

13. RW Erfurt 9 11:15 9<br />

14. Chemie Leipzig 910:14 8<br />

15. Auerbach 915:22 8<br />

16. Babelsberg 9 8:15 6<br />

17. Rathenow 9 6:21 6<br />

18. Bischofswerda 9 9:25 5<br />

Der Regionalliga-Meister Nordost spielt im Play-off<br />

gegenden Regionalliga-Meister West um den<br />

Aufstieg in die Dritte Liga. Die drei anderen Regionalliga-Meister<br />

steigen direkt auf.


18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Eroberung der Perlenschnur<br />

Bei der Rugby-WM demonstriert Neuseeland beim 23:13 gegen Südafrika eine neue Variabilität. Gut möglich, dass sich die Teams im Finale wieder treffen<br />

VonSissi Stein-Abel<br />

Aus Beauden Barretts Nase<br />

strömte das Blut wie ein<br />

Wasserfall. Am Tagdanach<br />

hatte er zwei Veilchen. So<br />

sehen Sieger aus, wenn bei einem<br />

Sturz ein gegnerischer Stollenschuh<br />

mit voller Wucht im Gesicht landet.<br />

Es ist nur eine der äußerlichen Verunstaltungen,<br />

die Rugbyspieler in ihrem<br />

Berufsalltag erleiden. Ja, Rugby<br />

ist brutal, und der Vorrunden-Thriller<br />

zwischen Neuseelands All Blacks<br />

und Südafrikas Springboks bei der<br />

Weltmeisterschaft in Japan war vor<br />

70 000 Zuschauern solch „ein titanischer<br />

Kampf“, wie es Neuseelands<br />

Trainer Steve Hansen nach dem<br />

23:13 (17:3)-Erfolg des Titelverteidigers<br />

nannte.<br />

Es war das vorweggenommene<br />

Finale, das am 2. November im selben<br />

Stadion inYokohama um fast die<br />

gleiche Zeit in dieser Konstellation<br />

stattfinden kann, da auch der Gruppen-Zweite<br />

ins Viertelfinale einzieht<br />

und seinen Weg ins Endspiel machen<br />

kann. Die Südafrikaner wissen<br />

zwar, dass es noch nie einen Weltmeister<br />

gegeben hat, der ein Gruppenspiel<br />

verlor, und sie wissen, dass<br />

die zwei Jahre lang öfter denn je gestrauchelten<br />

All Blacks einen enormen<br />

psychologischen Schub in die<br />

K.-o.-Phase (ab 19. Oktober) mitnehmen.<br />

Aber die Springboks haben bewiesen,<br />

warum sie als Mitfavorit gehandelt<br />

worden sind. Die Frage ist<br />

nur, was sie sich jetzt einfallen lassen,<br />

um den Rivalen im erträumten<br />

zweiten Aufeinandertreffen taktisch<br />

auszuhebeln, denn die All Blacks haben<br />

die als Geniestreich gepriesene<br />

Antwort auf das Defensivsystem gefunden,<br />

mit dem Südafrika, Irland,<br />

England und die britisch/irischen<br />

Schnelle Rochaden: All-Blacks-Spielmacher Beauden Barrett hat sich das Ei geschnappt.<br />

„Da waren wir zu hektisch und überdreht.<br />

Es war halt das erste Spiel,<br />

und alle waren<br />

ein bisschen aufgeregt.“<br />

Scott Barrett, der Zweite-Reihe-Stürmer der All Blacks,<br />

hat trotz des Sieges gegen Südafrika ein paar Dinge<br />

beim Auftritt seines Teams zu bemängeln.<br />

GETTY IMAGES/HANNAH PETERS<br />

Lions sie in Bedrängnis gebracht<br />

oder gar ausgehebelt haben.<br />

„Rush Defence“ oder „Blitz Defence“<br />

heißt diese taktische Variante<br />

gegen die angriffslustigen, kombinationsfreudigen<br />

Neuseeländer, um<br />

deren Spielaufbau zu ersticken.<br />

Diese „stürmende Abwehr“ ist ein<br />

Pressing-System, bei dem die komplette<br />

Verteidigungslinie überfallartig<br />

nach vorne rückt, oft weit bis in<br />

die gegnerische Hälfte, um einen<br />

Ballgewinn für die eigene Mannschaft<br />

zu provozieren, da der ballführende<br />

Spieler weder Zeit noch<br />

Raum hat, das Lederei nach vornezu<br />

spielen. Doch es birgt auch das Risiko,<br />

dass sich Lücken auftun, durch<br />

die das angreifende Team stoßen<br />

kann, sobald ein Akteur nervös wird<br />

und aus der Reihe tanzt, um den Ball<br />

zu erobern, so wie es Pieter-Steph du<br />

Toit in der 24. Minute tat. Das nutzten<br />

die All Blacks zum ersten Try<br />

(Ballablage hinter der Torlinie), und<br />

vondaanlief es.DreiMinuten später<br />

folgte der zweite Try, dann ein Penalty,<br />

und der dreifache Weltmeister<br />

führte zur Pause 17:3.Verrückt, wenn<br />

man bedenkt, dass die Neuseeländer<br />

in den ersten 20 Minuten in der eigenen<br />

Hälfte wie festgenagelt waren.<br />

„Dawaren wir zu hektisch und überdreht“,<br />

sagte Zweite-Reihe-Stürmer<br />

Scott Barrett.<br />

DieAll Blacks haben das Personal,<br />

um eine „Rush Defence“ zu überwinden,<br />

Akteurewie Spielmacher Richie<br />

Mo’unga, der für seine lässigen<br />

Crosskicks bekannt ist. Aber sie müssen<br />

auch wochenlang verinnerlicht<br />

haben, den Ball viel öfter als üblich<br />

mit dem Fuß über die wie an einer<br />

Perlenschnur quer über den Platz<br />

aufgereihten Südafrikaner zu heben<br />

und nicht von Hand zu Hand laufen<br />

zu lassen. Wenn ein Spieler losrast<br />

und keinen Ball in der Hand hat, darf<br />

er nämlich nicht mal im Rugby niedergestreckt<br />

werden. Das macht die<br />

All Blacks mit ihren schnellen neuen<br />

Flügeln George Bridge und Sevu<br />

Reece,die zusammen erst zehn Länderspiele<br />

haben, brandgefährlich.<br />

Das ständige Rochieren Mo’ungas<br />

mit dem zweiten Spielmacher,<br />

Veilchen-Mann Beauden Barrett,<br />

war fast zu viel des Guten, da „BB“ –<br />

nominell Fullback (Nummer 15) –<br />

überall herumturnte, aber es macht<br />

die All Blacks unberechenbarer.<br />

Südafrikas Kapitän Siya Kolisi erkannte<br />

an: „Das Kick-Spiel der All<br />

Blacks war sehr gut.“ Nureben nicht<br />

so gut für die Springboks, die mit einem<br />

Try und einem grandiosen<br />

Dropkick von Spielmacher Handré<br />

Pollard auf 13:17 herankamen, ehe<br />

die All Blacks mit zwei Penalties zum<br />

23:13 alles klarmachten. „Die kommen<br />

immer zurück, so wie wir“,<br />

sagte Trainer Hansen, „die sterben<br />

nicht, sondernkämpfen weiter.“<br />

Reisen ins Schwedische Lappland<br />

LESERREISEN<br />

INFORMATIONEN UNTER<br />

0221–16801420<br />

KENNWORT:<br />

BERLINER ZEITUNG<br />

Silvester am Polarkreis<br />

7Tage Europas letzte Wildnis erleben<br />

Luleå –Nordische Polarlichter<br />

4-tägige Reise ans Eismeer<br />

Snow&Fun in Lappland<br />

4-tägiger Fahrspaß auf Eis<br />

©AdobeStock ©Graeme Richardson ©Zonista<br />

Eine einmalige Silvesterreise<br />

entführt Sie direkt an den<br />

Polarkreis in Schwedisch<br />

Lappland. Tauchen Sie ein<br />

in eine einzigartige Welt der<br />

Polarlichter und in die Heimat<br />

der samischen Urbevölkerung<br />

hoch oben auf dem<br />

Dach Europas. Entdecken Sie<br />

wundervolle Eiskristallwelten<br />

und weiße Winterwelten, wie<br />

man sie kaum noch kennt.<br />

27.12. –02.01.2020<br />

ab €1.349,-<br />

Preis p. P. im DZ<br />

Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

·Rail&Fly-Ticket nach Hannover<br />

·Nonstop-Flug ab/bis Hannover nach<br />

Arvidsjaur<br />

·Flughafentransfers, 6xÜN/F im Hotel<br />

Jokkmokk<br />

·Kostenfreie Saunanutzung<br />

·Orientierungs-Spaziergang am Ankunftstag<br />

·Silvester-Menü mit Fackelwanderung<br />

·Besuch des Polarkreises mit Polarkreis-<br />

Zertifikat<br />

·Deutschsprachige Reiseleitung<br />

Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

·EZ-Zuschlag: €200,-<br />

·HP-Zuschlag: €230,-<br />

·Ausflug „Auf der Suche nach<br />

den Polarlichtern“: €49,- €<br />

·Ausflug Rentierfarm: €59€<br />

·weitere Ausflüge lt. Programm<br />

auf Anfrage<br />

Luleå – ein wahrer Wintertraum<br />

am Eismeer. In den<br />

letzten Jahren hat sich die<br />

Stadt am Bottnischen Meer<br />

zu einer eindrucksvollen lebendigen<br />

Metropole entwickelt.<br />

Hoch im Norden, im<br />

polaren Gebiet von Schwedisch<br />

Lappland, lädt diese<br />

Stadt ihre Besucher im Winter<br />

zu einem Wochenendbesuch<br />

der besonderen Art ein.<br />

17.01. –20.01.2020*<br />

€849,-<br />

Preis p. P. im DZ<br />

Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

·Flug mit Eurowings ab/bis Berlin via Köln<br />

nach Arvidsjaur<br />

·Flughafentransfers<br />

·3x ÜN im Comfort Hotel Arctic, Luleå<br />

·3xskandinavisches Frühstücksbuffet<br />

·Deutschsprachige Betreuung vor Ort<br />

·Ausführliche Reiseunterlagen<br />

·24h-Notruf-Service<br />

Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

·EZ-Zuschlag: €100,-<br />

·Ausflug Iglootel in Piteå: €99,- €<br />

·Motorschlitten-Safari, ca. 2Std.: €149,- €<br />

·Ausflug Elchfarm: €60,-<br />

·Ausflug zum Eisbrecher „Arctic Explorer“,<br />

ca. 4Std.: €259,-<br />

·weitere Ausflüge lt. Programm<br />

auf Anfrage<br />

*weitere Termine Januar-März online<br />

Wer einen richtigen Winterfahr-Spass<br />

erleben möchte,<br />

der ist bei dieser Wochenendreise<br />

genau richtig. Im<br />

Allgemeinen sind die Wintermonate<br />

in Deutschland<br />

für Autofahrer eher weniger<br />

spannend. Bei dieser Reise<br />

wird Ihnen im wahrsten<br />

Sinne des Wortes „Speed on<br />

Ice“ geboten. Ihre Fahrkünste<br />

können Sie im Eis-Cart<br />

starten.<br />

17.01. –20.01.2020*<br />

€849,-<br />

Preis p. P. im DZ<br />

Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

·Flug mit Eurowings ab/bis Berlin via Köln<br />

nach Arvidsjaur<br />

·Flughafentransfers<br />

·3xÜNimHotel Lappland in Lycksele<br />

·3xFrühstücksbuffet<br />

·Sauna, Dampfbad, Pool und Hot Tub<br />

·Deutschsprachige Betreuung vor Ort<br />

·Ausführliche Reiseunterlagen<br />

·24h-Notruf-Service<br />

Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

·EZ-Zuschlag: €100,-<br />

·HP-Zuschlag: €99,-<br />

·Eis-Carting, ca. 2Std.: €49,- €,<br />

·Motorschlitten-Safari,<br />

ca. 2Std. ab: €99,- €<br />

·Hundeschlitten-Safari, ca. 3Std.: €169,- €<br />

*weitere Termine Januar-März online<br />

Mehr Informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen |leserreisen@berliner-zeitung.de<br />

Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vom Reiseveranstalter.<br />

Reiseveranstalter (i. S. d. G.): andersweg.reisen –eine Marke der Zonista GmbH, Goethestraße 36, 50858 Köln, 0221-1680 1420<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 19 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

1. FC Köln<br />

BUNDESLIGA<br />

SC Freiburg<br />

Schiedsrichter Ittrich<br />

ist ein Mann fürs Mittelfeld<br />

Der FC Bayern hat in den<br />

vergangenen Jahren<br />

wirklich allerlei Anstrengungen<br />

unternommen, um unabhängiger<br />

zu werden, vom<br />

sogenannten Bayern-Dusel<br />

beziehungsweise vom sogenannten<br />

Bayern-Schiedsrichter,<br />

wobei diese beiden<br />

Erfolgsfaktoren natürlich<br />

auch gern<br />

mal in einer für<br />

den Gegner unheilvollen<br />

Wechselwirkung<br />

in Erscheinung<br />

traten/treten.<br />

Ja, wie<br />

wild haben die<br />

Münchner in den<br />

vergangenen Jahren<br />

um sich verpflichtet,<br />

ja, sogar ihr sagenumwobenes<br />

Festgeldkonto<br />

geplündert, um jedweden<br />

Verdacht aus dem Feld zu<br />

schlagen. Aber einem wie Armin<br />

Vehkann man es wohl<br />

einfach nicht recht machen.<br />

Vorfünf Jahren klagte Veh<br />

als Trainer von Eintracht<br />

Frankfurt über die übermächtigen<br />

Pep-Guardiola-<br />

Bayern, kam für seinen damaligen<br />

Klub zu dem zweifelhaften<br />

Schluss, dass man<br />

Ittrich (l.) ärgert<br />

Hector. AFP/STACHE<br />

den Spieltermin in München<br />

doch wohl am Besten zur<br />

Schonung der Stammkräfte<br />

nutzen könnte. Eine B-Elf<br />

zum Abwatschen vorbeischicken<br />

– und gut ist. Inzwischen<br />

sieht er die Sache wohl<br />

wieder ein bisschen anders.<br />

Als Sportvorstand des 1. FC<br />

Köln hatte Veh<br />

nämlich nichts dagegen,<br />

dass sein<br />

Trainer Achim<br />

Beierlorzer am<br />

Sonnabend die<br />

vermeintlich beste<br />

Elf inder Münchner<br />

Arena aufs Feld<br />

schickte, doch meckerte<br />

der 58-Jährige<br />

dieses Mal gegen<br />

Schiedsrichter Patrick<br />

Ittrich. „Der hätte auch das<br />

rote Trikot der Bayern anziehen<br />

können“, sagte Vehnach<br />

dem 0:4 seiner Mannschaft.<br />

Worauf er damit anspielte,<br />

war klar,ist aber auch im Kern<br />

gar keine so schlechte Idee,<br />

um die Bayern zu schwächen.<br />

So einem Mittelfeldspieler<br />

wie Patrick Ittrich unterläuft<br />

nämlich im Aufbauspiel bestimmt<br />

schon mal ein grober<br />

Schnitzer. (lot.)<br />

Verein Sp S U N Tore Punkte<br />

1 RB Leipzig 5 4 1 0 13: 3 13<br />

2 München 5 3 2 0 16: 4 11<br />

3 Borussia Dortmund 5 3 1 1 15: 7 10<br />

4 SC Freiburg 5 3 1 1 11: 4 10<br />

5 FC Schalke04 5 3 1 1 10: 5 10<br />

6 Mönchengladbach 5 3 1 1 7: 5 10<br />

7 Leverkusen 5 3 1 1 8: 7 10<br />

8 VfL Wolfsburg 4 2 2 0 7: 3 8<br />

9 Eintr.Frankfurt 5 2 1 2 7: 7 7<br />

10 SV Werder Bremen 5 2 0 3 8: 12 6<br />

11 FC Augsburg 5 1 2 2 7: 11 5<br />

12 Düsseldorf 5 1 1 3 7: 9 4<br />

13 Hoffenheim 4 1 1 2 3: 6 4<br />

14 Union Berlin 5 1 1 3 5: 10 4<br />

15 Hertha BSC 5 1 1 3 5: 11 4<br />

16 1. FC Köln 5 1 0 4 4: 11 3<br />

17 Mainz 05 5 1 0 4 5: 15 3<br />

18 SC Paderborn 5 0 1 4 6: 14 1<br />

6. Spieltag,27. bis 29.9.:<br />

1. FC Union -Frankfurt Fr.,20.30<br />

Leipzig -FCSchalke Sa., 15.30<br />

Hoffenheim -M’gladbach Sa., 15.30<br />

Mainz -Wolfsburg Sa., 15.30<br />

Augsburg -Leverkusen Sa., 15.30<br />

Paderborn-BayernMünchen Sa., 15.30<br />

Dortmund -Bremen Sa., 18.30<br />

Düsseldorf -Freiburg So., 15.30<br />

Köln -Hertha BSC So., 18.00<br />

Torjäger<br />

9Tore: Lewandowski (Bayern München)<br />

5Tore: Alcácer (Dortmund), Werner<br />

(Leipzig)<br />

3Tore: Andersson (1. FC Union), Harit<br />

(FC Schalke), Niederlechner (Augsburg),<br />

Osako(Bremen), Paciencia (Frankfurt)<br />

Reus und Sancho (Dortmund), Vargas<br />

(Augsburg), Weghorst (Wolfsburg)<br />

Die Auszeichnung „Trainer<br />

des Spieltags“ geht<br />

auch in dieser Woche an<br />

Christian Streich. Und das<br />

nicht wegen der erneut ansprechenden<br />

Leistung seiner<br />

Mannschaft beim letztlich<br />

für ihn aber doch unbefriedigenden<br />

1:1 gegen den FC<br />

Augsburg, sondern wegen<br />

der großartigen Laudatio,die<br />

der Trainer des SC Freiburg<br />

im Rahmen der Pressekonferenz<br />

auf Nachfrage eines<br />

Journalisten spontan auf<br />

Fritz Keller hielt.<br />

„Ich hoffe, dass er keine<br />

Angst hat vor dieser Riesen-<br />

Aufgabe. Wenn ich mir vorstellen<br />

würde: DFB-Präsident,<br />

sieben Millionen Mitglieder.<br />

Ich würde sofort in<br />

den Keller runterrennen.<br />

Aber der Fritz ist nicht so“,<br />

sagte Streich, um sogleich zu<br />

betonen, dass er Keller allemal<br />

den Jobals oberster Fußballfunktionär<br />

im Lande zutraue.<br />

Auch weil Keller, der<br />

beim SC das Amt des Präsidenten<br />

niederlegen wird, lieber<br />

vier Termine als einen<br />

Der<br />

Anti-Blabla<br />

Das Freiburger Unikat: Christian<br />

Streich. IMAGO IMAGES/KASPAR-BARTKE<br />

Termin am Tag habe, während<br />

es bei ihm genau umgekehrtsei.<br />

Auch hinsichtlich der<br />

sachlichen Qualifikation gebe<br />

es keine Zweifel. „Der Fritz<br />

isch auf Welt komma und war<br />

mit dem Fußball konfrontiert,<br />

wenn sie die Geschichte<br />

von ihm kennen“, setzte er<br />

an, „aber die Augsburger<br />

müssen ja heim ...“ Streich ist<br />

der Anti-Blabla und schon<br />

deswegen im Kreis der Fußballlehrer<br />

ein Unikat. (lot.)<br />

RB Leipzig<br />

Einmal kicken,<br />

sechsmal umsteigen<br />

An der Deutschen Bahn<br />

soll es nicht scheitern.<br />

Vom<strong>Berliner</strong> Hauptbahnhof<br />

etwa macht sich heute der<br />

ICE 877 um 18.04 Uhr auf<br />

den Wegund ist um 19:07 in<br />

Wolfsburg. Wenn der Zug<br />

nicht durchfährt.<br />

VonHoffenheim aus dauert<br />

es5:44 Stunden mit dreimal<br />

umsteigen, doch nicht<br />

allein deswegen ist Trainer<br />

Alfred Schreuder von der<br />

TSG 1899 sauer über die Ansetzung<br />

am Montagabend<br />

um 20.30 Uhr. „Man spielt<br />

Fußball auch für die Fans,insofernist<br />

das schade“, sagt er<br />

VfL Wolfsburg<br />

vor der Partie gegen den VfL<br />

Wolfsburg, der am vorigen<br />

Donnerstag 400 Ukrainer per<br />

Handschlag zur Partie in der<br />

Europa League gegen Olexandrija<br />

begrüßen konnte.<br />

Begrüßt hat VfL-Trainer<br />

Oliver Glasner den Termin<br />

trotzdem: „Das ist sogar gut<br />

für uns, weil wir einen Tag<br />

mehr für die Regeneration<br />

hatten.“ Den Fans wird es<br />

recht sein. Denen aus Wolfsburg.<br />

Dierund 100 Anhänger<br />

der TSG 1899 können erst<br />

nach der Rücktour regenerieren.<br />

Nach 11:28 Stunden und<br />

sechsmal umsteigen. (cs.)<br />

Nächster Halt: Wolfsburg.Sie haben Anschluss an den VfL.<br />

IMAGO IMAGO<br />

Das böse M-Wort<br />

Dass ein kecker Reporter für einen Fußballprofi<br />

so nervig sein kann wie ein Eigentor, das einen<br />

wenige Minuten vorSchluss um den Sieg bringt,<br />

hat sich am Sonntagabend gezeigt. Nämlich am<br />

Beispiel des Reporters Ecki Heuser, der so keck<br />

war, den Dortmunder Marco Reus (Foto) nach<br />

dem 2:2 in Frankfurt nach einem möglichen<br />

DPA/ANSPACH<br />

Mentalitätsproblem der BVB-Elf zu fragen. Immerhin<br />

hatte sich die Borussia durch das Eigentor<br />

von Thomas Delaney in der 88. Minute mal<br />

wieder selbst um den Sieg gebracht. „Ihr immer<br />

mit Eurer Mentalitätsscheiße“, fauchte Reus<br />

gleich mehrmals zurück, weil Heuser gleich<br />

mehrmals nachfragte.<br />

Das Torfällt nicht<br />

weit vom Stamm<br />

Die Bedeutung mancher<br />

deutschen Begriffe aus<br />

dem Profifußball erschließt<br />

sich nicht immer sofort. Zumal<br />

für einen Uruguayer wie<br />

Marcelo Saracchi, der beim<br />

2:0-Sieg von RB<br />

Leipziger in Bremen<br />

einen Freistoß<br />

nahezu ungehindert<br />

ins Werder-Tor<br />

segeln ließ.<br />

Daraufhin war der<br />

21-Jährige so frei,<br />

einen Schrei der<br />

Freude auszustoßen,<br />

galt er doch<br />

lange Zeit nur als<br />

ein Rollenspieler<br />

ohne Rolle.Seit vergangenen<br />

Dezember stand er in 19<br />

Spielen nicht einmal im Kader.<br />

Ein Kreuzbandriss hatte<br />

in seiner Karriere den Faden<br />

kreuzweise reißen lassen.<br />

Nun war Saracchi offenbar<br />

lange davon ausgegangen,<br />

dass ein Rollenspieler<br />

stets aus der Rolle zu fallen<br />

hat, was er dann aus reiner<br />

Pflichterfüllung auch tat. Er<br />

ließ sich seine Enttäuschung<br />

anmerken. Das missfiel dem<br />

damaligen Trainer Ralf Rangnick.<br />

Er machte Marcel Halstenberg<br />

zur Stammkraft in<br />

der Defensive.<br />

Nun bedeutet Stammkraft<br />

ja nicht, dass eine solche<br />

Kraft wie angewurzelt<br />

stehen bleiben muss, was<br />

Halstenberg augenscheinlich<br />

weiß. Jedenfalls schaffte<br />

er es vom Stamm<br />

weg in die deut-<br />

Schmeckt nach<br />

Erfolg: Saracchi<br />

DPA/CARMEN JASPERSEN<br />

sche Nationalelf.<br />

Doch auch Saracchi<br />

blieb nicht untätig,<br />

vor allem seit<br />

Julian Nagelsmann<br />

in dieser Saison<br />

das Traineramt innehatte,<br />

fiel ihm<br />

kein Blatt mehr aus<br />

der Baumkrone.<br />

Als Bankdrücker<br />

begnügte er sich nicht damit,<br />

die Belastbarkeit von Sitzgelegenheiten<br />

zu testen, sondern<br />

kniete sich tüchtig rein,<br />

was glücklicherweise seine<br />

Gelenke schadlos überstanden<br />

und Nagelsmann dazu<br />

bewog, Saracchi nicht für zu<br />

leicht zu befinden. Trotz seiner<br />

1,72 Meter Körpergröße<br />

wohlgemerkt.<br />

Er ist kein Leichtspieler<br />

und daher kein Leihspieler.<br />

13 Millionen hat Saracchi<br />

mal gekostet. Bis 2023 läuft<br />

sein Vertrag. Gut, dass sich<br />

der Vertragsarbeiter jetzt<br />

wieder mit RB verträgt. (cs.)<br />

FÜNFTER SPIELTAG<br />

4:0 (1:0)<br />

BAYERN–KÖLN<br />

2:0 (2:0)<br />

LEVERKUSEN–UNION<br />

0:3 (0:2)<br />

BREMEN–LEIPZIG<br />

2:2 (1:1)<br />

FRANKFURT–DORTMUND<br />

2:1 (1:0)<br />

HERTHA–PADERBORN<br />

1:1 (1:1)<br />

FREIBURG–AUGSBURG<br />

2:1 (1:0)<br />

SCHALKE– MAINZ<br />

2:1 (0:1)<br />

M’GLADBACH–DÜSSELDORF<br />

Bayern München: Neuer -Pavard,<br />

Süle, Boateng (59. J. Martinez),<br />

Lucas Hernández -Kimmich<br />

(71. Cuisance), Tolisso -<br />

Gnabry, Coutinho, Perisic -Lewandowski<br />

(71. Müller)<br />

1. FC Köln: Horn-Ehizibue, Bornauw,Czichos,<br />

Hector -Höger<br />

(79. Bader) -Schindler,Skhiri,<br />

Drexler,Kainz (64. Mere) -Cordoba<br />

(72. Terodde)<br />

SR: Ittrich -ZS: 75 000<br />

Tore: 1:0 Lewandowski (3.), 2:0<br />

Lewandowski (48.), 3:0 Philippe<br />

Coutinho (62./FE), 4:0<br />

Perisic (73.)<br />

GK: Boateng (2), L. Hernández<br />

(2), J. Martinez (1), Cuisance<br />

(1) /-RK: -/Ehizibue<br />

(59./Notbremse)<br />

BayerLeverkusen: Hradecky -<br />

Dragovic, S. Bender,Wendell -<br />

Ch. Aranguiz, Baumgartlinger<br />

(70. Demirbay) -L.Bender (67.<br />

Weiser), Havertz, Amiri (83. Paulinho),<br />

K. Volland -Alario<br />

1. FC Union Berlin: Gikiewicz -<br />

Trimmel, M. Friedrich, K. Schlotterbeck,<br />

C. Lenz (49. K. Reichel)<br />

-Becker (46. Gogia), Andrich,<br />

Gentner,Bülter -Ingvartsen (61.<br />

Polter), Andersson<br />

SR: Hartmann -ZS: 27 430<br />

Tore: 1:0 K. Volland (20.), 2:0<br />

Alario (25.)<br />

Gelbe Karten: -/K.Schlotterbeck<br />

(1)<br />

Rote Karten: -/Polter (66./grobes<br />

Foulspiel)<br />

Werder Bremen: Pavlenka -<br />

Lang,Gebre Selassie, Groß,<br />

Friedl -M.Eggestein (66. Bargfrede)<br />

-J.Eggestein (63. Pizarro),<br />

Klaassen, Bittencourt-<br />

Goller,Sargent (80. Ihorst)<br />

RB Leipzig: Gulacsi -Konaté,<br />

Upamecano, Orban -Mukiele<br />

(46. Saracchi), Laimer,Klostermann<br />

-Sabitzer,Nkunku (74.<br />

Demme) -Matheus Cunha (63.<br />

Haidara), Werner<br />

SR: Tobias Stieler<br />

Zuschauer:40550<br />

Tore: 0:1 Orban (13.), 0:2 Sabitzer<br />

(35.), 0:3 Saracchi (83.)<br />

Gelbe Karten: -/Konaté (2)<br />

Gelb-Rote Karten: -/Laimer<br />

(64./Handspiel)<br />

Eintracht Frankfurt: Trapp -Touré<br />

(83. Chandler), Hasebe, Hinteregger<br />

-G.Fernandes -Durm,<br />

Sow, Kohr (67. Kamada), Kostic<br />

-A.Silva, Paciencia (79. Dost)<br />

Borussia Dortmund: Bürki -Hakimi,<br />

Akanji, Hummels (63. Zagadou),<br />

Guerreiro -Witsel, Delaney-Sancho<br />

(73. Brandt),<br />

Reus, T. Hazard -Alcácer (76. M.<br />

Götze)<br />

Schiedsrichter:Schmidt<br />

Zuschauer:51500<br />

Tore: 0:1 Witsel (11.), 1:1 A.<br />

Silva(43.), 1:2 Sancho (66.),<br />

2:2 Delaney(88./Eigentor)<br />

Gelbe Karten: Touré (1), Chandler<br />

(1) /Hummels (1), Hakimi<br />

(1)<br />

Schalkes Harit feiertsein<br />

2:1 gegen Mainz. DPA<br />

Hertha BSC: Jarstein -Klünter,<br />

N. Stark, Boyata, Plattenhardt -<br />

Skjelbred, Grujic -M.Wolf (70.<br />

Mittelstädt), Duda (46. Darida),<br />

Dilrosun -Selke(84. Ibisevic)<br />

SC Paderborn07: J. Huth -Dräger,<br />

Strohdiek, Hünemeier,Collins<br />

-Vasiliadis, Gjasula (78.<br />

Ritter) -Oliveira Souza, Antwi-<br />

Adjej (63. Pröger) -Zolinski, S.<br />

Michel (71. Sabiri)<br />

Schiedsrichter:Willenborg<br />

Zuschauer:43588<br />

Tore: 1:0 Dilrosun (10.), 2:0 M.<br />

Wolf (52.), 2:1 Zolinski (54.)<br />

Gelbe Karten: Selke(1), Klünter<br />

(1), Ibisevic (2), Dilrosun (1) /<br />

Gjasula (4), Strohdiek (1), Vasiliadis<br />

(2), Ritter (1)<br />

SC Freiburg: Schwolow-Lienhart,<br />

R. Koch, Heintz -Schmid,<br />

Höfler,Frantz (34. Grifo), Günter<br />

-Haberer,Höler (75. L. Waldschmidt)<br />

-Petersen<br />

FC Augsburg: Koubek -Lichtsteiner,Jedvaj,<br />

Uduokhai, Max -<br />

Moravek(46. Oxford), R. Khedira<br />

-Hahn (70. M. Richter),<br />

Vargas -Finnbogason, Niederlechner<br />

(80. Gregoritsch)<br />

Schiedsrichter:Dankert<br />

Zuschauer:23800<br />

Tore: 1:0 Höler (24.), 1:1 Niederlechner<br />

(39.)<br />

Gelbe Karten: Frantz (1) /Finnbogason<br />

(1)<br />

FC Schalke04: Nübel -Kenny,<br />

Stambouli, Salif Sané, Oczipka -<br />

Serdar (60. Uth), Mascarell -D.<br />

Caligiuri, McKennie (76. Nastasic),<br />

Harit -Burgstaller (81. Kutucu)<br />

FSV Mainz 05: Zentner -Brosinski,<br />

St. Juste, Niakhaté, Martín -<br />

Kunde Malong (58. R. Baku) -<br />

Fernandes, Latza (58. Maxim) -<br />

Boetius -Szalai (71. Onisiwo),<br />

Quaison<br />

Schiedsrichter:Schlager<br />

Zuschauer:58687<br />

Tore: 1:0 Serdar (36.), 1:1 Onisiwo(75.),<br />

2:1 Harit (89.)<br />

Gelbe Karten: McKennie (1) /<br />

Brosinski (1)<br />

Mönchengladbach: Sommer -<br />

Lainer,Ginter,Jantschke(52.<br />

Elvedi), Wendt -Zakaria -Benes,<br />

Neuhaus -Embolo -Herrmann<br />

(79. Raffael), Plea (67. Thuram)<br />

Düsseldorf: Steffen -Andre Hoffmann,<br />

Adams, Ayhan -Bodzek -<br />

Zimmer (67. Pledl), Matthias<br />

Zimmermann, Baker (58.<br />

Thommy), Gießelmann -Karaman,<br />

Kownacki (79. Hennings).<br />

Schiedsrichter:Dingert<br />

Zuschauer:52413<br />

Tore: 0:1 Adams (6.), 1:1 Thuram<br />

(74.), 2:1 Thuram (88.)<br />

Gelbe Karten: Lainer (2), Zakaria<br />

(3) -Bodzek (2), Matthias<br />

Zimmermann (2), Ayhan (2)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 – S eite 20 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Zittern nach dem Zauber<br />

Bei Herthas 2:1-Sieg gegen Paderborn zeigt Javeiro Dilrosun Fußballkunst, die es im Olympiastadion lange nicht zu sehen gab<br />

VonMichael Jahn<br />

Wer sind die Dribbelkönige<br />

Europas? Das<br />

Portal mit dem schönen<br />

Namen „Football<br />

Observatory“ mit Sitz im Schweizer<br />

Neuchatel seziert komplette Fußballspiele<br />

und suchte in diesem Jahr<br />

auch bereits die perfekten Dribbler<br />

in den fünf europäischen Top-Ligen.<br />

Keine Überraschung: Auf Platz eins<br />

landete Lionel Messi vom FCBarcelona,<br />

der alle 19,2 Minuten ins<br />

Dribbling geht und eine Erfolgsquote<br />

von67Prozent aufweist. Auch<br />

ganz vorn dabei waren der Belgier<br />

Eden Hazard, der von Chelsea zu<br />

Real Madrid gewechselt ist, alle 21<br />

Minuten das direkte Dribbling sucht<br />

und 73 Prozent der Duelle gewinnt.<br />

Und: Der Engländer Jadon Sancho,<br />

der die Dortmunder Fans entzückt,<br />

lag mit 24,1 Minuten und 61 Prozent<br />

in der Spitzengruppe.<br />

Seit diesem Sonnabend aber, an<br />

dem Hertha BSC im Olympiastadion<br />

den SC Paderborn mühsam mit 2:1<br />

besiegte, dribbelte sich Herthas JavairoDilrosun<br />

in den Fokus der Fußballfans.<br />

Erwird seinen Platz in den<br />

Datenbanken bekommen und sich<br />

bei YouTube finden. Der 21-jährige<br />

Niederländer, inseiner zweiten Saison<br />

in Berlin, verzauberte die 43 588<br />

Zuschauer in der Arena schon nach<br />

zehn Minuten. Er nahm auf der linken<br />

Außenbahn einen Pass auf,<br />

narrte vier, fünf Paderborner Spieler<br />

und ließ Gäste-Torhüter Jannik Huth<br />

keine Chance. Eswar ein Meisterstück.<br />

Auch Paderborns Trainer Steffen<br />

Baumgart sprach anerkennend<br />

von einer „glänzenden Einzelaktion,<br />

bei der sich meine Spieler allerdings<br />

auch ein bissel dämlich angestellt<br />

haben“.<br />

Prominenz auf der Bank<br />

Wenn Dilrosun –ein Hochgeschwindigkeitsspieler<br />

– so weiter macht,<br />

wird erirgendwann in der Rangliste<br />

der besten Dribbler Europas landen.<br />

Im <strong>Berliner</strong> Olympiastadion jedenfalls<br />

wurde solch eine Aktion seit<br />

Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Es<br />

war der erste Einsatz vonDilrosun in<br />

der Startelf in dieser Spielzeit. Sein<br />

Trainer Ante Covic sagte: „Wir wissen,<br />

dass er über außergewöhnliche<br />

Fähigkeiten verfügt.“ Profis solcher<br />

Couleur benötigte Hertha dringend,<br />

nachdem der Saisonstart misslungen<br />

war.<br />

Prima gemacht: Davie Selkegratuliertseinem Hertha-Kollegen Javairo Dilrosun (l.) zum zirkusreifen 1:0.<br />

Covic hatte dagegen viel Prominenz<br />

auf der Bank der Reservisten<br />

versammelt. Mit20-Millionen-Euro-<br />

Mann Dodi Lukebakio, der zuletzt<br />

fremdelte, saß dort Berlins Rekordtransfer<br />

ebenso wie Kapitän Vedad<br />

Ibisevic und Salomon Kalou. Das<br />

Trio hat zusammen bislang 86 Tore<br />

für Hertha erzielt. Nur Ibisevic kam<br />

gegen Paderborn noch zu einem<br />

Kurzeinsatz.<br />

Wernun glaubte, das fulminante<br />

Dribbling von Dilrosun mit perfektem<br />

Torabschluss könnte die Nerven<br />

der <strong>Berliner</strong> Mannschaft beruhigen,<br />

sah sich getäuscht. Die allgemeine<br />

Verunsicherung nach zuvor vier<br />

Spielen ohne Sieg und den Sturz auf<br />

Tabellenplatz 18 war in den ersten 45<br />

Minuten greifbar. Paderborn, für<br />

mutigen Offensivfußball bekannt,<br />

dominierte in der Fremde. Immer<br />

wieder musste Hertha-Keeper Rune<br />

Jarstein, der einen starken Auftritt<br />

Geduld: Hertha muss erneut<br />

länger auf U21-Nationalspieler<br />

Arne Maier,20, verzichten.<br />

Er zog sich im Training<br />

einen Innenbandriss im<br />

linken Knie zu. „Wir werden<br />

mit Arne Geduld haben und<br />

ihn behutsam wieder aufbauen“,<br />

sagte Ante Covic.<br />

zeigte, Kopf und Kragen riskieren,<br />

um den Ausgleich zu vermeiden. Zur<br />

Pause wies die Statistik 9:1 Torschüsse<br />

für Paderborn auf und 57<br />

Prozent Ballbesitz. Herthas Führung,<br />

nach dem einzigen Torschuss, war<br />

HERTHAS MAIER ERNEUT VERLETZT<br />

Gestoppt: Die konkrete Ausfallzeit<br />

ist noch nicht bekannt,<br />

am Montag soll laut<br />

Trainer Covic eine Untersuchung<br />

folgen. Nach den Auswirkungen<br />

einer Patellasehnenreizung<br />

sollte Maier kommende<br />

Woche bei Herthas<br />

U23 zum Einsatz kommen.<br />

Geändert: In der Regionalligasollte<br />

er sich auch auf<br />

ein Comeback bei den Profis<br />

vorbereiten. „Es ist bitter für<br />

Arne, weil er kurz vordem<br />

Einstieg stand“, sagte Covic<br />

am Sonntag,amTag nach<br />

Herthas 2:1-Sieg in der Bundesligagegen<br />

Paderborn.<br />

äußerst schmeichelhaft. Noch zwei<br />

Szenen –außer der zirkusreifen Aktion<br />

von Dilrosun –sorgten für Aufregung<br />

in der Arena und bleiben<br />

nach diesem ersten Saisonsieg für<br />

Hertha, der auch der erste Erfolg für<br />

ANDREAS GORA<br />

Ante Covic war („Mir sind mehr als<br />

zwei Steine vomHerzengefallen“) in<br />

der Erinnerung der Fans. All das<br />

spielte sich zwischen der 52. und 68.<br />

Minute ab.<br />

Zuerst war es erneut Dilrosun, der<br />

einen wunderbaren Pass auf Hertha-<br />

Zugang Marius Wolf schlug, der eiskalt<br />

und mit trockenem Schuss das<br />

umjubelte 2:0 schoss (52.). In den<br />

Freudentaumel der <strong>Berliner</strong> mischte<br />

sich ein leicht begleiteter Flitzer, der<br />

beinahe noch schneller als Dilrosun<br />

agierte,auf dem Rasen unglaubliche<br />

Haken schlug und vier, fünf Ordner<br />

versetzte,die ihn einfangen wollten.<br />

Die allgemeine Aufregung nutzte<br />

aber Paderborn und schaffte im Gegenzug<br />

das schnelle Anschlusstor<br />

durch Ben Zolinski (54.). Marvin<br />

Plattenhardt konnte eine Flanke<br />

nicht verhindern und Niklas Stark<br />

kam im Strafraum einen Schritt zu<br />

spät. Hertha stemmte sich nun gegen<br />

die angriffslustigen Männer vom<br />

Aufsteiger und es war Vladimir Darida,<br />

der für den enttäuschenden<br />

Ondrej Duda gekommen war, dem<br />

das vermeintliche 3:1 gelang (68.).<br />

Die Fans in der Ostkurve lagen sich<br />

in den Armen. Der erste Sieg schien<br />

greifbar nah zu sein.<br />

Unmittelbar vor Daridas Torschuss<br />

war Davie Selke an Keeper<br />

Huth gescheitert, Assistent Arne Aarnink<br />

hatte eine hauchdünne Abseitsposition<br />

gesehen. Referee Frank Willenborg<br />

aber war sich nicht sicher<br />

und entschied auf Videobeweis. Auf<br />

der Anzeigetafel erschien das Urteil:<br />

„Videobeweis. Entscheidung: Tor.“<br />

Jubel bei Hertha. Dann wurde das<br />

Display plötzlich schwarz und als es<br />

wieder aufleuchtete war zu lesen:<br />

„Videobeweis.Abseits.Kein Tor.“<br />

Neustart, hoffentlich<br />

Der Frust bei Spielern und Fans war<br />

groß. Letztere skandierten „Fußball-<br />

Mafia DFB“ und schimpften auf den<br />

„Kölner Video-Keller“. Erst nach<br />

dem Abpfiff folgte Aufklärung durch<br />

RefereeWillenborg. DerVideobeweis<br />

habe kein Torund Abseits gezeigt,<br />

aber ein Techniker in Köln habe zuerst<br />

auf die falsche Taste gedrückt<br />

und sich schnell korrigiert. Ein<br />

neues,kurioses Kapitel in der endlosen<br />

Video-Geschichte.<br />

Hertha rettete mit viel Einsatz den<br />

knappen 2:1-Sieg bis zum Abpfiff,<br />

der für Erleichterung sorgte. „Wir<br />

mussten bis zum Schluss zitternund<br />

haben den Sieg erzwungen“, sagte<br />

Trainer Ante Covic.„DieJungs haben<br />

alles dafür getan, damit die drei<br />

Punkte in Berlin geblieben sind. Wir<br />

müssen aber das Spiel detailliert<br />

analysieren. Wir hatten gute Umschaltmomente,<br />

aber beim letzten<br />

Pass haben wir oft nicht die richtige<br />

Entscheidung getroffen.“<br />

Voneinem „großartigen Gefühl“<br />

sprach Matchwinner Javairo Dilrosun<br />

und sagte vor Mikrofonen und<br />

Kameras:„Ich wollte der Mannschaft<br />

unbedingt mit Toren und Vorlagen<br />

helfen. Das ist zum Glück gelungen.<br />

Ichhoffe,dass die Saison für uns jetzt<br />

neu startet.“ Abwehrrecke Dedryck<br />

Boyata, der resolut verteidigte, sieht<br />

das ähnlich: „Wir sind bereit für den<br />

nächsten Sieg.“ Mittelfeldmann<br />

Marko Grujic freute sich: „Wir können<br />

nun die nächste Woche mit einem<br />

Lächeln trainieren.“ Das war<br />

schon am Sonntagmorgen beim<br />

Auslaufen zu sehen.<br />

Werzutief steht, wird bestraft<br />

Sebastian Polter schwächt sein Team mit einem Platzverweis, doch letztlich fehlt Union die fußballerische Qualität, um in Leverkusen einen weiteren Überraschungscoup zu landen<br />

VonDaniel Theweleit, Leverkusen<br />

Es war eine recht interessante<br />

Ausgangslage, die sich ergab, als<br />

Sebastian Polter nach 61 Minuten<br />

das Spielfeld betrat, um ein wenig<br />

Angst und Schrecken in der Bay-<br />

Arena zu verbreiten. Zwar führten<br />

die Leverkusener mit 2:0 gegen<br />

Union Berlin, aber der Zustand der<br />

Werkself war immer noch labil nach<br />

einerWoche der Enttäuschungen, jeder<br />

konnte das spüren. EinGegentor<br />

und die große Furcht vordem nächsten<br />

Rückschlag wäre hineingekrochen<br />

in die Köpfe der Menschen auf<br />

den Rängen, auf dem Rasen und am<br />

Spielfeldrand, wie ein starkes Gift.<br />

Die Niederlagen gegen Dortmund<br />

(0:4) und Lokomotive Moskau (1:2)<br />

haben tiefe Zweifel am Saisonprojekt<br />

geschürt, nun kam also Polter.<br />

Es wäre ein Klassiker aus dem<br />

Band mit den häufigsten Spieldramaturgien<br />

dieses Sports geworden,<br />

wenn der Stürmer ein Torerzwungen<br />

und damit den Wegfür ein 2:2<br />

geebnet hätte.Umso ärgerlicher war<br />

es für Trainer UrsFischer,dass Polter<br />

schon zwei Minuten später wieder<br />

vom Feld schlich. „Da schwächen<br />

wir uns zum dritten Mal mit einem<br />

Platzverweis selbst, das geht einfach<br />

nicht“, zürnte der Trainer, nachdem<br />

in der jungen Saison bereits Keven<br />

Schlotterbeck und Neven Subotic<br />

Rotgesehen hatten. „Nach der Roten<br />

Karte war die Luft raus“, erklärte Leverkusens<br />

Abwehchef Sven Bender.<br />

Unionuntypischer Auftritt<br />

Zwei Minuten nachdem Polter in die<br />

Partie gekommen war,hatte er ziemlich<br />

brutal in den Fuß von Julian<br />

Baumgartlinger getreten, nach Ansicht<br />

der TV-Bilder blieb Schiedsrichter<br />

Robert Hartmann keine andereWahl,<br />

als den Stürmer vomFeld<br />

zu schicken. Der Ball war weit weg,<br />

die aggressive Bewegung ging glasklar<br />

nur auf den Knöchel des Leverkusener<br />

Mittelfeldspielers, „es sieht<br />

Sebastian Polter bittet Schiedsrichter RobertHartmann um Vergebung.<br />

CONTRASTPHOTO<br />

gressivität zu bekämpfen, den die<br />

<strong>Berliner</strong> in ihrer Selbstanalyse monierten.<br />

Nun hatte Polter das Spiel<br />

tatsächlich entschieden, nur nicht<br />

auf die erhoffte Artund Weise.<br />

Die Rote Karte war der Schlüsselmoment<br />

in einem Spiel, in dem allerdings<br />

schon vorher viel falsch gelaufen<br />

war für Union. „Das ist Kopfsaschon<br />

nicht so gut aus, damüssen<br />

wir uns cleverer verhalten“, sagte Fischer,der<br />

nicht glaubt, „dass das Absicht<br />

war“, eher „ein bisschen Übereifer“.<br />

Klar ist aber, dass Polter<br />

Baumgartlinger irgendwie treffen<br />

wollte, womöglich war er mit dem<br />

Vorsatz ins Spiel gekommen, den<br />

zwischenzeitlichen Mangel an Agche,<br />

mit einer Mentalität wie gegen<br />

Dortmund gewinnen wir das Spiel“,<br />

meinte Torhüter Rafal Gikiewicz.<br />

Und Christian Gentner ergänzte:<br />

„Das war nicht, wie wir auftreten<br />

wollten, nicht wie es uniontypisch<br />

wäre.“ Besonders zu Beginn habe<br />

sein Team „gar keinen Zugriff“ gehabt.<br />

Nach einer halben Stunde<br />

wurde es zwar etwas besser, aber da<br />

lagen die Eisernen nach Treffernvon<br />

Kevin Volland (20.) und Lucas Alario<br />

(25.) bereits mit 0:2 zurück. Durch<br />

zwei abgefälschte Schüsse. Das war<br />

ärgerlich, denn in den meisten Phasen<br />

hatten die Leverkusener erschreckend<br />

harmlos und wenig inspiriert<br />

gespielt. „Wir hatten zwar wenig<br />

Ballbesitz, an sich haben wir aber<br />

wenig zugelassen übers ganzeSpiel“,<br />

stellte RobertAndrich fest.<br />

Eigene Torgefahr erzeugte Union<br />

nie, auch weil die Strategie nicht so<br />

aufging wie erhofft. DerBVB und Lokomotive<br />

Moskau hatten die Werkself<br />

ja durch eine abwartende Spielweise<br />

in Schwierigkeiten gebracht,<br />

eine ähnliche Herangehensweise<br />

hatte auch Trainer Fischer vorgegeben.<br />

Nach dem Abpfiff konstatierte<br />

Andrich, es habe seiner Mannschaft<br />

in den ersten Saisonspielen „besser<br />

gelegen, ein bisschen weiter vorne<br />

drauf zu gehen, das sind Dinge, aus<br />

denen wir lernen müssen“.<br />

Dem Aufsteiger fehlte die fußballerische<br />

Qualität, um sich nach am<br />

eigenen Strafraum gewonnenen<br />

Zweikämpfen strukturiert durchs<br />

Mittelfeld zu kombinieren. „In solchen<br />

Spielen musst du auch Entlastung<br />

und Vorstöße haben, einfach,<br />

damit du dich wieder sortieren<br />

kannst“, sagte Andrich, und solche<br />

Gegenangriffe sind natürlich einfacher,<br />

wenn die Bälle 15, 20 Meter<br />

weiter vorne erobert werden. Doch<br />

dazu standen sie zu tief. Undsodurften<br />

die Statistiker ihr Zahlenwerkam<br />

Ende mit der ersten Auswärtsniederlage<br />

in der Bundesligageschichte des<br />

Aufsteigers ergänzen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 – S eite 21 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Ulrich Seidler besuchte<br />

die Eröffnung des<br />

Neuen Hauses im<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble<br />

Seite 23<br />

„Wolfgang Joop erzählt sein Leben als Potsdamer Junge vom Gut.“<br />

Petra Kohse hat die Autobiografie des Modedesigners gelesen Seite 22<br />

Konsum<br />

Vivians<br />

Vorschlag<br />

Harry Nutt<br />

denkt über widerstreitende<br />

Politik und Mode nach.<br />

Inder Politik hängt bekanntlich alles<br />

mit allem zusammen, und vieles<br />

ist nicht mehr auseinanderzubekommen.<br />

Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer (CSU) hat kürzlich<br />

ein Gesetzesvorhaben angekündigt,<br />

wonach für das Parken in zweiter<br />

Reihe höhere Bußen verhängt werden<br />

sollen. Das dürfte sich positiv<br />

auf den Verkehrsfluss in den Innenstädten<br />

auswirken und reduzierte<br />

den CO2-Ausstoß. Schonend für die<br />

Nerven ist es allemal. Das Parken in<br />

zweiter Reihe ist ja längst zum<br />

Selbstbeweis der urbanen Durchsetzungsfähigkeit<br />

geworden.<br />

Bundesarbeitsminister Hubertus<br />

Heil (SPD) hingegen streitet für höhereBezahlung<br />

und eine besseresoziale<br />

Absicherung der Paketzusteller.<br />

Genau die aber sind es allerdings,die<br />

eine große Teilmenge der Spezies der<br />

Zweite-Reihe-Parker ausmachen,<br />

weil sie dazu gezwungen sind, ihr<br />

Fahrzeug dauernd schnell mal abzustellen,<br />

um ihre Ware loszuwerden.<br />

Und da eventuelle Bußgelder von<br />

den Arbeitgebern nicht beglichen<br />

werden, befänden sich die Paketzusteller<br />

dann also doppelt in der zweiten<br />

Reihe. Sozialpolitisch ist das<br />

zweifellos eine Zwickmühle: Für Hubertus<br />

Heils Klientel stellte Andreas<br />

Scheuers Plan eine Belastung dar,<br />

die nicht zuletzt in unseren konsumistischen<br />

Alltag hineinreicht. Der<br />

viel gescholtene motorisierte Bote ist<br />

Opfer eines zunehmenden Verteilungskampfes<br />

im urbanen Raum.<br />

Ein unverhoffter Vorschlag zur<br />

Entspannung kam vor einiger Zeit<br />

aus der Modebranche. Die bald 80-<br />

jährige ModedesignerinVivianWestwood,<br />

seit jeher der Punk der Szene,<br />

möchte unter dem Motto „Buy less,<br />

choose well & make it last“ unser<br />

Konsumverhalten beeinflussen. Weniger,<br />

dafür aber gut kaufen und die<br />

Sachen besser pflegen. In anderen<br />

Lebensbereichen spricht man von<br />

Nachhaltigkeit. Kaum auszudenken,<br />

was ihr Vorschlag für die Versandindustrie<br />

und den Lieferverkehr bedeutet.<br />

Sie selbst fährt übrigens am<br />

liebsten mit dem Fahrrad.<br />

VonJürgen Verdofsky<br />

Günter Kunert blieb immer<br />

ein hellsichtiger<br />

Zweifler an der geraden<br />

Linie. Vieles sah er<br />

schmerzlicher und schärfer als andere.<br />

Er war inder Nachkriegsgeneration<br />

der deutschen Literatur,die er<br />

in Ost und West mitgeprägt hat, ein<br />

rastloser Dichter, ein Unruhepol,<br />

immer in Notwehr gegen ideologische<br />

Vereinfachung. 1929 in Berlin<br />

geboren, „da wo es am berlinischsten<br />

ist: in der Chausseestraße“,<br />

blickte er früh in deutsche Abgründe:„Gewissheit<br />

besteht /... /ein<br />

gelber Stern//das ist alles.“ DieNazis<br />

erklärten ihn zu einem „Halbjuden“.<br />

Diese Grunderfahrung verließ<br />

ihn nicht, ein Verlust an Urvertrauen.<br />

Jedes kaum fühlbare Zittern<br />

am Waage-Punkt nahm er auf. Wie<br />

auch anders bei einem Dichter, der<br />

seine Nächsten nach Theresienstadt<br />

verabschieden musste? Für ihn<br />

blieb gewiss, allein mit dem Bericht<br />

von einer Katastrophe ist die<br />

nächste noch nicht abgewendet.<br />

Auch seine Hingabe an die Gleichheit<br />

als unersättliches Ideal war kurz<br />

und nie vollkommen. An den Ost-<br />

<strong>Berliner</strong> Nachkriegs-Verheißungen<br />

sah er das Kostüm Stalins sehr früh.<br />

Kampf mit den Zensoren<br />

1950 erschien mit „Wegschilder und<br />

Mauerinschriften“ sein erster Gedichtband,<br />

von Anfang an ein eigener<br />

Ton. Den Aufklärungs-Gestus<br />

von Brecht oder den dunklen Habitus<br />

Benns hat er mehr gestreift als<br />

angenommen. Dabei blieb es, und<br />

es wundert nicht, dass der Kampf<br />

mit den Zensoren um die ursprüngliche<br />

GestaltseinerWerke langevorhielt.<br />

Gedichte, Kurzprosa und Essays<br />

–sein Œuvre ist unverwechselbar.<br />

Vormehr als fünfzig Jahren zeigte<br />

sich Kunert mit der Lyrik-Auswahl<br />

„Erinnerung an einen Planeten“<br />

und dem Prosaband „Tagträume“<br />

dem Publikum im Westen.Seine Abkehr<br />

von Ost-Berlin erfolgte in<br />

Schritten, auf Privilegien fiel er nicht<br />

herein. In den Siebzigerjahren bereiste<br />

er die USA und England,<br />

wurde für seine Leser im weltabgeschiedenen<br />

Ländchen mit den Reiseberichten<br />

„Der andere Planet“<br />

Die Schrift an der Wand<br />

Worte, die etwas gekostet haben im Leben: Zum Toddes Dichters Günter Kunert<br />

Günter Kunert(1929–2019)<br />

und „Englisches Tagebuch“ nicht<br />

nur zum literarischen Botschafter.<br />

Kunert gehörte ohne Zögern zu<br />

denErstunterzeichnernder Petition<br />

gegen die Ausbürgerung Biermanns.<br />

Parteigericht und Spitzel-Rumor<br />

machten das Maß voll, im Herbst<br />

1979 kam der Dichter mit Frau Marianne<br />

undsieben Katzen in denWesten.<br />

Seitdemlebte dieser Ur-<strong>Berliner</strong><br />

in Kaisborstel, in den Weiten Hol-<br />

FRIEDRICH, BRIGITTE/SZ PHOTO/LAIF<br />

steins. Lange in Rufweite zur wahlverwandten<br />

SarahKirsch, schrieb er<br />

hier sein Werk fort. Die Wende erlebte<br />

er nicht atemlos,inseinem Gedichtband<br />

„Fremd daheim“ gibt es<br />

keine Grenze zwischen Vergangenheit<br />

und Gegenwart, höchstens<br />

räumliche Entfernung.<br />

Zu seinen kapitalen Büchern gehörendie<br />

Erinnerungen „Erwachsenenspiele“,<br />

der Werkstattbericht<br />

„DieBotschaft des Hotelzimmers an<br />

den Gast“ und als Auswahl aus dem<br />

Erzählwerk „Irrtum ausgeschlossen“.<br />

Als Dichtertraternocheinmal<br />

in ganzer Größe indem Band „Als<br />

das Leben umsonst war“ (2009) und<br />

in der Auswahl „Fortgesetztes Vermächtnis“<br />

(2014) auf. Zuletzt oszillierten<br />

seine ausgewählten Geschichten<br />

als „Vertrackte Affären“ in<br />

ironischer Illusionslosigkeit.<br />

Auch wenn er als Einzelner ein<br />

Frieren verspürte, blieb er doch ein<br />

origineller Melancholiker, der vorlebte,<br />

wie Skepsis und unermüdliches<br />

Weiterschreiben einen Pakt eingehen.<br />

Er nahm bei seinerWeltaneignung<br />

die Realität beim Wort, dabei<br />

entwickelte er ein genaues Gefühl für<br />

pragmatische Strenge. Unempfänglich<br />

gegenüber jeder Schwarz-Weiß-<br />

Moral, mied er Schlagwort und Attitüde.<br />

Das Wort kam bei ihm weder<br />

aus einer Grundverzweiflung noch<br />

aus versenkter Betrachtung, es hatte<br />

einfach etwas gekostet im Leben:<br />

„Sterne droben. Und anJacken genäht.<br />

/Die Geschichte ein Mordfall.<br />

Lamento der Täter. /Die Armbanduhr<br />

zeigt: Ein Jahrtausend vergeht. /<br />

UndSöhne werden wie ihreVäter./...<br />

/Die Schrift an der Wand, das Gedicht<br />

verrät, /die Zukunft wird keinen<br />

verschonen.“<br />

Letzter Auftritt in Berlin<br />

SarahKirsch entlastete ihn rechtzeitig<br />

vom Ruf eines Fatalisten: „Wenn<br />

seine Exkurse und Alexandriner<br />

auch so gänzlich hoffnungslos<br />

scheinen, führt erein geselliges Leben<br />

und reist ...“ Er wusste, esgibt<br />

keinen Ausgleich für versäumtes Leben,<br />

aber auch nicht für ungeschriebene<br />

Bücher: Seine Bibliografie<br />

weist mit Künstlerbüchern 160 Titel<br />

aus.Bis zuletzt hat Günter Kunertin<br />

vollen Zügen geschrieben und gelebt.<br />

Im Frühjahr diesen Jahres war<br />

er, kurz vor seinem 90. Geburtstag,<br />

in Berlin zu Gast und unterhielt sich<br />

aus Anlass des späten Erscheinens<br />

seines schon 1976 geschriebenen<br />

Romans „Die zweite Frau“ in der<br />

schleswig-holsteinischen Landesvertretung<br />

öffentlich mit Ingo<br />

Schulze.<br />

„Schreiben ist Rettung vorm<br />

Tode, solange es anhält“, so das<br />

„Selbstporträt im Gegenlicht“. Die<br />

Überschüsse sind beträchtlich, das<br />

leise Dauergelächter wirdbleiben.<br />

NACHRICHTEN<br />

Oper!-Award für Edita<br />

Gruberova und Neo Rauch<br />

Dererstmals verliehene Oper!-<br />

Awardgeht in diesem Jahr unter anderen<br />

an die Sopranistin Edita<br />

Gruberovaund den Maler Neo<br />

Rauch. Gruberova, die 1946 in Bratislavageboren<br />

wurde,erhielt den Preis<br />

für ihr Lebenswerk. Maler Neo<br />

Rauch wurde für sein Bühnenbild<br />

zur Wagner-Oper Lohengrin in Bayreuth<br />

ausgezeichnet. Zumbesten<br />

Opernhaus wurde das Opernhaus<br />

Zürich gekürt. DerOper!-Awardwird<br />

in 20 Kategorien verliehen –unter<br />

anderem an Orchester,Dirigenten<br />

und Regisseure. InsLeben gerufen<br />

wurde die Auszeichnung vomFachmagazin<br />

Oper!, sie soll künftig jährlich<br />

verliehen werden. (dpa)<br />

Posthumes Album von<br />

Leonard Cohen im November<br />

Drei Jahrenach dem Todvon LeonardCohen<br />

erscheint ein neues Album<br />

des kanadischen Singer-Songwriters.„Thanks<br />

ForThe Dance“ sei<br />

kein Gedenkalbum, sondernenthalte<br />

neun neue Songs,teilte sein<br />

Label Sony Music mit. DieAufnahmen<br />

auf der Platte,die am 22. November<br />

veröffentlicht wird, stammen<br />

aus der Zeit kurzvor Cohens<br />

Todmit 82 Jahren im November<br />

2016. Im Oktober jenes Jahres war<br />

sein bislang letztes Album „You Want<br />

It Darker“ erschienen. Cohen hatte<br />

seinen Sohn Adam laut Sony gebeten,<br />

weitereStücke,zudenen oft nur<br />

der Gesang vorlag, noch zum Abschluss<br />

zu bringen. (BLZ)<br />

Kaiserring der Stadt Goslar<br />

an Barbara Kruger<br />

DenKaiserring der Stadt Goslar hat<br />

in diesem Jahr die US-amerikanische<br />

Konzeptkünstlerin Barbara<br />

Kruger erhalten. Die74-Jährige<br />

nahm die Auszeichnung am Sonnabend<br />

in der historischen Goslarer<br />

Kaiserpfalz entgegen. DerKaiserring<br />

gilt als einer der weltweit wichtigsten<br />

Preise für moderne Kunst. Krugers<br />

Arbeiten, heißt es in der Begründung<br />

der Jury,seien kritische Interventionen,<br />

mit denen sie die Abgründe des<br />

kapitalistischen Systems und die trügerischen<br />

Verlockungen des Konsums<br />

aufdecke. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Rom &Peter<br />

Als Steinmeier zu<br />

Besuch kam<br />

VonPeter Wawerzinek<br />

Der Besuch von Frank-Walter Steinmeier<br />

bringt unser Tagesprogramm hier in<br />

Rom durcheinander. Der zweite Italienischunterricht<br />

wirdauf den Nachmittag verschoben.<br />

Viel Zeit, um mich kurz vorher darauf<br />

vorzubereiten, springt dabei sicher nicht<br />

heraus. Die vier Sondergäste der Delegation<br />

des Bundespräsidenten –zwei Journalisten,<br />

eine Übersetzerin, eine Sängerin –langen im<br />

schwarzenKleinbus an und schauen sich sofortum.WirStipendiaten<br />

sind zu einem Treffen<br />

ins Convivio geladen. Es besteht keine<br />

Pflicht dabei zu sein. Ist alles gegenseitige<br />

Neugierde und vielleicht auch ein bisschen<br />

Willkommenskultur. Es gibt Kaffee und<br />

Schokoladenkekse. Alle stellen sich reihum<br />

vor. Die Sängerin gesteht lachend, dass sie<br />

seit geraumer Zeit <strong>Zeitung</strong>snachrichten vertont<br />

und singt. Eine tolle Erfahrung. Der<br />

Journalist verweist auf seine deutschen wie<br />

italienischen Wurzeln. Ich gebe Pasolinis<br />

Buch „Die lange Straße aus Sand“ als Anlass<br />

für eigene Reiserecherchen an. Einmal<br />

herum um den Stiefel. Vor60Jahren vonihm<br />

unternommen.<br />

Schon merkt die Übersetzerin aus dem<br />

Deutschen ins Italienische auf. Ah, sagt sie,<br />

Pasolini. Da haben wir eine Menge Bücher<br />

gemacht, damals. Und dann ist Rundgang<br />

vonStudio zu Studio.Gelegenheit für die Besucher<br />

sich die Räumlichkeiten anzuschauen.<br />

Gelegenheit für uns Stipendiaten,<br />

kurz über die Arbeit, die Kunst nun einmal<br />

macht, zu sprechen. Höchst interessant, wie<br />

weit hinein manch Kollege bereits in seine jeweilige<br />

Materien eingetaucht ist. Tatjana hat<br />

verschiedenfarbige Skizzen zu römischen<br />

Touristenbussen und schicken Fahrrädern<br />

KLAUS ZYLLA<br />

an ihreWand gepinnt. Andrea begibt sich jeden<br />

Morgen auf Trophäensuche in die Umgebung<br />

der Villa. Torsten lässt die Besucher<br />

auf jenen Bildschirm gucken, an dem er<br />

handgeschriebene in programmierte Notenseiten<br />

umwandelt. Sabine lobt ihren Verlag,<br />

vorallem dessen Gestalter.Was für herrliche<br />

Bücher. Welche kleinen Raffinessen die Gestaltung<br />

so parat hält. Stefan würde schon<br />

durchaus gern ein Tabla-Solo hinlegen, nur<br />

reicht eben dafür die Zeit nicht aus.<br />

Derschwarze Kleinbus wartet. Steinmeier<br />

wartet. Die Besucher müssen weiter. Ich<br />

kann rasch etwas Italienisch büffeln. Ganz<br />

wie wir es einst kurz vor wichtigen Prüfungen<br />

gehalten haben. Die Lehrerin ist charmant<br />

und spricht kein einziges Wort<br />

Deutsch. Das wirkt befremdlich, ist es aber<br />

nicht. Du bekommst die neue Sprache voll<br />

um die Ohren gehauen, bist absolut unbeholfen<br />

integriert, hineingeworfen ins kalte<br />

Wasser. Keinerlei Schwimmwesten. Nicht<br />

die Chance irgendwie doppelsprachig zu<br />

werden. All den Ankömmlingen geht es auch<br />

nicht anders.Die kommen vonweit her hier<br />

in Europa an. Niemand redet in deren Heimatsprache.<br />

Das ist das Gute an diesem<br />

Kurs.ZuBeginn verstehen alle nur Bahnhof.<br />

Du kannst aber nicht abbrechen, hinschmeißen,<br />

weglaufen. Du bist gezwungen, dranzubleiben.<br />

Bald sagst du dir, ergeben die<br />

Durchsagen einen Sinn. Du wirst dich auszukennen<br />

mit Abfahrtzeiten, Zügen, Namen.<br />

Unddann verstehst du das Bahnhofstreiben<br />

immer besser. Dublickst hinter die Fassaden.<br />

Und weißt, was für gemeine Worte die<br />

Bahnbeamten zu dir sagen. Und beginnst,<br />

innerlich erste Entgegnungen zu formulieren.<br />

Worte, Sätze, Reime,Wuttiraden, die du<br />

denen an den Kopf knallen wirst, wenn du<br />

reif genug dafür bist, Lippe zu riskieren und<br />

den Barrierebahnhof endlich zu verlassen.


22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Eigentlich hatte er ja schon<br />

alles erzählt. Vorsechs Jahren<br />

in einem Buchinterview<br />

zu seinem Leben mit<br />

der Journalistin Rebecca Casati.<br />

„Undressed“ war der Titel. Aber neben<br />

allem Beruflichen, Privaten und<br />

Illustrierten-Tauglichen, das Wolfgang<br />

Joop seit 2013 erlebt hat, gibt es<br />

für ihn vor allem eine Sache, die ein<br />

weiteres Buch, diesmal aus seiner eigenen<br />

Feder,offenbar notwendig gemacht<br />

hat. Und das ist der Einzug<br />

mit seinem Partner Edwin Lemberg<br />

in das Krongut Bornstedt in Potsdam<br />

im vergangenen Jahr.<br />

Und zwar nicht als reicher Wessi,<br />

der sich –nachdem er schon eine<br />

Villa am Heiligen See bewohnt hatte<br />

–inpreußische Geschichte einkauft.<br />

Sondernals Junge,der mit 73 Jahren<br />

in das Haus seiner Kindheit zurückkehrte,<br />

inein Haus, das für ihn lebenslanger<br />

Ankerpunkt war. Seine<br />

Ex-Frau Karin Joop-Metz und seine<br />

Tochter Florentine mit Familie lebten<br />

ja auch schon da. Jetzt kam der<br />

ewige Sohn als Familienoberhaupt<br />

dazu, jetzt war die Sache für ihn<br />

komplett. „Die einzig mögliche Zeit“<br />

heißt diese Autobiografie.<br />

Bewahren und Neubeleben<br />

Nichts natürlich ist wirklich und<br />

ganz komplett im Leben: Auch die<br />

Entzweiung mit seiner älteren Tochter<br />

Jette Joop spielt im Buch eine<br />

Rolle, eine gewisse Fremdheit von<br />

Geburt des Kindes an wird suggeriert,<br />

wobei auch die Geschichte eines<br />

von zujungen Eltern zufrüh zu<br />

viel allein gelassenen Mädchens<br />

durchscheint. Vorallem aber geht es<br />

mit vielen Details aus dem real existierenden<br />

Sozialismus darum, wie<br />

dieser Weltstar der Modebranche,<br />

der immer auch Maler und Autor<br />

war, dem Potsdamer Anwesen, das<br />

er als Neunjähriger verlassen<br />

musste, weil seine Eltern nach<br />

Braunschweig zogen, ein Leben lang<br />

die Treue gehalten, wie er sich für die<br />

Anreise anfangs hat schikanieren<br />

lassen und sich für mögliche Reiseerleichterungen<br />

später willig ins behördliche<br />

Absurdistan diverser Kooperationsversuche<br />

begeben hat<br />

(etwa als Designer von Meißener<br />

Porzellan). Und wie das Bewahren<br />

und Neubeleben ja auch künstlerisch<br />

immer das Konzept von Wolfgang<br />

Joop gewesen ist.<br />

Schon als Schüler imWesten lebte<br />

er modische Distinktion aus, indem<br />

er abgelegte Sachen seines Potsdamer<br />

Opas trug, Cordhosen und Rippenshirts,und<br />

mit den geflickten Socken<br />

aus Wolle „von unseren Schafen“<br />

eine Aura aus der „Welt der<br />

Gutsbesitzer, Pferde und Ländereien“<br />

in die „gesichts- und geschichtslose<br />

Armee modisch manipulierter<br />

Jugendlicher“ transportierte.<br />

Als seltsam oder exzentrisch<br />

zu gelten, hat Joop nie gestört. Die<br />

Bindung an das an Sanssouci grenzende<br />

Anwesen (das seine Großeltern<br />

und eine Tante weiter be-<br />

Inspiriertdazu, nie zu klein zu denken: Multikünstler Wolfgang Joop.<br />

wohnten und das im Laufe der DDR-<br />

Jahreenteignet, dann aber wieder in<br />

Privatbesitz zurückgegeben wurde)<br />

war sein Kompass in der Welt der<br />

Kunst und Mode. Seine Versicherungspolice,<br />

nirgendwo dazugehören<br />

zumüssen, weil er ja schon verwurzelt<br />

und auf abstrakte Weise sowieso<br />

höheren Standes war.<br />

Daswirdwohl auch das Geheimnis<br />

seiner ewig jugendlichen Ausstrahlung<br />

sein: Noch als Großvater<br />

ist er der Junge vom Gut. Das von<br />

Frauen aufgezogene Einzelkind übrigens<br />

auch, das sich nichts sehnlicher<br />

wünschte, als seine unzufriedene<br />

Mutter glücklich zu machen.<br />

Sein Vater kam spät aus der Kriegsgefangenschaft<br />

zurück und verzieh<br />

ihm die Jahre, die er mit der Mutter<br />

allein gehabt hat, wohl nie. Auch<br />

das Künstlertum nicht. Er selbst war<br />

Redakteur bei Westermanns Monatsheften.<br />

Wie in einem Album<br />

Der Junge vom Gut<br />

Wolfgang Joop wird 75 und erzählt in seiner Autobiografie vom<br />

Rausch, Grenzen in beide Richtungen zu übertreten<br />

VonPetraKohse<br />

PERSON UND BUCH<br />

Wolfgang Joop wurde am 18. November 1944 in Potsdam geboren. 1954 zog er mit seinen<br />

Elternnach Braunschweig.Erist Maler,Zeichner,Schriftsteller,Modeschöpfer und Designer<br />

und gründete 1985 das Label JOOP!, 2003 mit seinem Partner Edwin Lemberg die Wunderkind<br />

GmbH. Zu seinen Veröffentlichungen zählen der 2003 erschienene Roman „Im Wolfspelz“<br />

und das biografische Interviewmit Rebecca Casati unter dem Titel „Undressed“ (2013).<br />

Wolfgang Joop: Die einzig mögliche Zeit. Kindler bei Rowohlt, 496 Seiten, 22 Euro<br />

Buchvorstellung am Montag, 23.9. um 20 Uhr,Tipi am Kanzleramt, Große Queeralle<br />

INGE PRADER<br />

blättert Wolfgang Joop für dieses<br />

Buch in seinem Leben herum. Wobei<br />

sich ihm vor allem die schmerzhaften,<br />

skurrilen oder auch unverständlichen<br />

Momente eingeprägt<br />

zu haben scheinen. Es ist keine<br />

Idylle, die er, zeitlich vor- und zurückspringend,<br />

schlaglichtartig<br />

schildert. Eher ein emotionales, gesellschaftliches<br />

und auch politisches<br />

Durcheinander, durch das er<br />

halb geschoben wird, halb traumwandlerisch<br />

navigiert, eng gebunden<br />

an seine Frau Karin, die in<br />

Braunschweig ein Nachbarsmädchen<br />

war und die er als seine Muse<br />

und Lehrerin bezeichnet.<br />

Er beginn ein Studium der Kunstpädagogik,<br />

gewinnt mit Karin einen<br />

Schnittwettbewerb der Zeitschrift<br />

Constanze, gerät in die Modewelt,<br />

wirdVater,zieht nach Hamburg, lässt<br />

sich treiben, abgestoßen von allem<br />

ästhetisch oder politisch Funktionalen:<br />

„Karins und meine Haltung galt<br />

als frivol, untauglich auf das aktuelle<br />

Geschehen ringsherum in unserer<br />

Welt.Wirfühlten uns nostalgisch, sexuell<br />

ambivalent, romantisch und<br />

vor allem selbstbefreit von dem<br />

Zwang, sich der Moderne anzuschließen.“<br />

Wie genau sich der Aufstieg vollzog,<br />

interessiert ihn nicht zu erzählen,<br />

Anekdoten von Karl Lagerfelds<br />

Assistenten oder rätselhafte Begegnungen<br />

wie die mit dem niederländischen<br />

Künstler und Camel-Model,<br />

der ihn mit nur einem Blick und<br />

einem Satz vom Pariser Flughafen<br />

nach Tunesien lockte und ihn die<br />

Schwelle in die gleichgeschlechtliche<br />

Erotik übertreten ließ, stehen<br />

für den Glamour in seinem Leben,<br />

den er gleichzeitig wie zufällig abtut.<br />

Durchlässig für Widersprüche<br />

Ob es wahr ist, wissen die, die ihn<br />

kennen, aber im Buch stellt sich<br />

Wolfgang Joop als durchlässig und<br />

für die Widersprüche der Gesellschaft<br />

immer erreichbar dar. Und<br />

Bemerkungen wie die, die über die<br />

New Yorker Fashion-Week 2018, wo<br />

er die geradezu streberhafte Diversität<br />

der Models im Gegensatz zur<br />

„Uniformität derer, die sie betrachten“<br />

konstatiert, stehen dafür.<br />

Wolfgang Joop, ein JOOP! mit<br />

Ausrufezeichen und buchstäbliches<br />

Wunderkind der Branche, der den<br />

Pelz als Futter und außen Camouflage<br />

tragen ließ, als Tierschutz bereits<br />

ein Gedanke, aber noch keine<br />

Konsequenz war, stellt sich, führerscheinlos<br />

und hypersensibel, als einen<br />

dar, dem in der großen Welt<br />

Dinge passieren, auf die er dann<br />

einfach irgendwie reagiert. Wirklich<br />

berührbar und korrumpierbar sieht<br />

er sich im Rückblick nur in allem,<br />

was seinen Status in der DDR, seinem<br />

Zugang zu Gut Bornstedt anbelangt.<br />

„Es war dieser leichte<br />

Rausch, wenn ich ungehindert die<br />

Grenzen in beide Richtungen passieren<br />

konnte. Esgab mir das Gefühl,<br />

dass ich in meiner Position,<br />

mit meinem Background, meiner<br />

Persönlichkeit, der Einzige für sie<br />

sei. Das hofierte, privilegierte Einzelkind,<br />

das dem Menschen im Osten<br />

das Parfüm des Westens und der<br />

Freiheit mitbrachte.“<br />

Joop, Celebrity und modisches<br />

Genie der Brüche und Übertreibungen,<br />

im Herzen ein treuer Sohn nicht<br />

nur Bornstedts, sondern auch der<br />

DDR? Das geht am Ende durchaus<br />

zusammen, ebenso wie die Behauptung,<br />

diese Sammlung von teils nur<br />

gestrichelten, teils bissigen, teils sentimentalen,<br />

auch in der Prätention<br />

und Eitelkeit ehrlichen Erinnerungen<br />

sei ein Buch. Es ist ein Stück<br />

DDR-Geschichte aus ungewohntem<br />

Blickwinkel und (gerade vomModemann!)<br />

eine Inspiration, sich zu<br />

trauen, anderen fremd zu sein, aber<br />

auch an Träumen festzuhalten –und<br />

vorallem: nie zu klein zu denken.<br />

ABOplus<br />

Bitte halten Sie für dieses Angebot Ihre Kundennummer bereit.<br />

Das Angebot gilt nur für Abonnenten, die die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> von<br />

montags bis samstags beziehen.<br />

Ihnen stehtein gesetzliches Widerrufsrecht zu. Alle Informationenüber dieses Recht und die<br />

Widerrufsbelehrung findenSie unter www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, Alte Jakobstraße 105, 10969Berlin<br />

Nochkein Abo?<br />

Einfachjetzt unter 030–240025neuer Abonnent werden!<br />

IhrMontag Theaterwochenende bis Freitag 09–17 im Oktober! Uhr!<br />

Freuen Sie sich auf ein erholsames Wochenende in Brandenburgs Hauptstadt Potsdam.<br />

Wir bieten Ihnen ein tolles Erlebnispaket, inwelchem folgende Leistungen enthalten sind:<br />

-eine Übernachtung für zwei Personen imNHPotsdam inklusive Frühstück<br />

-zwei Tickets für das Theaterstück JEDERMANN inPotsdams historischer Kirche St. Nikolai<br />

-ein Theaterteller bei Anreise und Cocktails für zwei Personen<br />

-eine einmalige Überraschung zum Mitnehmen<br />

20.10.2019 |Beginn: 20Uhr<br />

oder 27.10.2019 |Beginn: 20Uhr<br />

Preis: 199€ statt 300€ für zwei Personen<br />

Gleich morgen inder Zeit von 10 –18Uhr mit dem Hotel Kontakt aufnehmen und Angebot sichern.<br />

Montag bis Freitag 09–17Uhr!<br />

Solange der Vorrat reicht. Nicht mit anderen Rabatten kombinierbar. Der Anruf ist für Sie aus dem Festnetz kostenlos.<br />

Alle Buchungen unter:<br />

0331 –2317501<br />

j.bachmann@nh-hotels.com<br />

Exklusiv fürAbonnenten:<br />

Angebot NUR MORGEN<br />

erhältlich!


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 23 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Lust<br />

auf<br />

Wirkung<br />

Santtu-Matias Rouvali bei<br />

den Philharmonikern<br />

VonClemens Haustein<br />

Energisch am Pult: der finnische Dirigent<br />

Santtu-Matis Rouvali. MONIKA RITTERSHAUS<br />

Bloß nichts anbrennen lassen<br />

beim Debüt vor den <strong>Berliner</strong><br />

Philharmonikern: Als Hauptwerk<br />

suchte sich Santtu-Matis Rouvali die<br />

erste Sinfonie vonJean Sibelius aus –<br />

mit dem gleichen Stück debütierte<br />

der finnische Dirigent vor zwei Jahren<br />

sensationell beim Deutschen<br />

Sinfonie-Orchester –, zuvor gibt es<br />

Maurice Ravels Klavierkonzert, das<br />

Rouvali bereits im Februar beim<br />

Gastspiel mit seinem eigenen Orchester<br />

präsentierte, den Göteborgern<br />

Symphonikern. Undder Wagemut,<br />

dass mit dem Finnen Uuno<br />

Klami (1900–1961) ein Komponist<br />

auf dem Programm steht, den die<br />

Philharmoniker noch nie gespielt<br />

haben, relativiertsich beim Hören.<br />

Klamis Musik aus seiner „Kalevala-Suite“<br />

(auch Sibelius schrieb<br />

eine), inspiriert vom großen finnischen<br />

National-Epos, hält stilistisch<br />

die Waage zwischen Maurice Ravel,<br />

den Klami bewunderte, und dem<br />

Landsmann Jean Sibelius, von dem<br />

sich Klami als Künstler absetzen<br />

wollte. Die beiden Stücke, die Rouvali<br />

aus der Suite auswählt, ein „Wiegenlied<br />

für Lemminkäinen“ und<br />

eine Musik, die beschreibt wie das<br />

„Sampo“ geschmiedet wird, die<br />

Wundermühle, über deren Funktionsweise<br />

jeder Leser der „Kalevala“<br />

selbst rätseln darf, würden mit ihrer<br />

Farbenlust und ihrem Kling-Klang-<br />

Getöse auch dazu taugen, ein Konzert<br />

triumphal zum Ende zu bringen.<br />

Hier aber stehen sie am Anfang und<br />

lassen Rouvalis Absicht erkennen,<br />

möglichst keinen Wirkungstreffer zu<br />

verschenken. Erste Leistung hier:die<br />

Philharmoniker von dem krachenden,<br />

im musikalischen Material eher<br />

bescheidenen Stück so zu überzeugen,<br />

dass sie es nicht ganz auf die<br />

leichte Schulter nehmen.<br />

Durch Ravels Klavierkonzert leitet<br />

Rouvali souverän hindurch (was<br />

ließe sich Besseres sagen über die Interpretation<br />

eines Werkes,das in seiner<br />

Festgelegtheit dem Interpreten<br />

wenig Raum lässt für eigene Ideen),<br />

zum Erstaunlichsten an dieser Wiedergabe<br />

gehört die Tatsache, dass<br />

mit Alice Sara Ott ein pianistisches<br />

Leichtgewicht bei den Philharmoniker<br />

zum Debüt kommt, dem man<br />

nicht unbedingt philharmonisches<br />

Nivaubescheinigen würde.Ihr Ravel<br />

ist von bescheidener Präsenz und<br />

nicht weit entfernt von toll-dreister<br />

Unbedarftheit.<br />

Über Präsenz verfügt Santtu-Matias<br />

Rouvali, stets mit erhobenen Armen<br />

dirigierend, in hohem Maße.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Philharmoniker scheinen<br />

sich davon herausgefordert zu<br />

sehen. Auf Rouvalis klaren Marschplan<br />

durch Sibelius’ 1.Sinfonie antworten<br />

sie mit einer Mischung aus<br />

Musizierwillen und Trotz, sie geben<br />

nicht ihren schönsten Klang her für<br />

den Finnen, der in seinem Auftreten<br />

selbst etwas Siegfriedhaftes hat.<br />

Manches Fortissimo wird zum unförmigen<br />

Klangklumpen, anderes<br />

berührt unmittelbar. In jedem Fall<br />

ein sehr entschiedenes Debüt, was<br />

nicht wenig heißt, vor den Philharmonikern.<br />

Mit Dummheit imprägnierte Nazisprüche: Nico Holonics und Corinna Kirchhoff in „Mütter und Söhne“.<br />

Die Tür war immer offen<br />

„Mütter und Söhne“ –ein Abend über Neonazis und Aussteiger von Karen Breece im <strong>Berliner</strong> Ensemble<br />

VonUlrich Seidler<br />

Für seine Mutter macht ein<br />

Holocaustleugner auch mal<br />

eine Ausnahme: „Ich bin<br />

dafür,dass wir die Gaskammern<br />

wieder öffnen und dich und<br />

deine ganze Brut da reinstecken.“<br />

Nicht nur, dass er sich in einen Widerspruch<br />

verstrickt und nun lieber<br />

doch an den industriellen Mord<br />

glaubt. Offenbar ist ihm in der Aufgeheiztheit<br />

des häuslichen Streits nicht<br />

gleich klar, dass er selbst zur „Brut“<br />

seiner Mutter gehört. Welche Mutter<br />

wäre gegenüber so viel Beklopptheit<br />

nicht auch hilflos?<br />

Keine falsche Bescheidenheit<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

„Mütter und Söhne“ heißt der Recherchetheaterabend<br />

von Karen<br />

Breece,mit dem das <strong>Berliner</strong> Ensemble<br />

am Freitag seine neue Spielstätte,<br />

das Neue Haus,eröffnet hat: ein kleines,<br />

aber überraschend geräumiges<br />

Theaterhaus mit Foyer, Garderoben,<br />

Klimaanlage,einem Tresen und zwei<br />

Bühnen, ausgestattet mit allem was<br />

nötig ist, auch mit Drehscheiben. Intendanz<br />

und Presseabteilung machen<br />

einen Rummel darum, als hätten<br />

sie in der Sommerpause mal<br />

eben ein Bauprojekt in der Größenordnung<br />

von Stuttgart 21gewuppt.<br />

Richtig so! Bitte keine falsche Bescheidenheit.<br />

Der Abend ist dem Thema und<br />

der Herangehensweise gemäß eher<br />

zurückhaltend. Ungefähr zweihundertverschiedene<br />

Stühle sind auf der<br />

Drehbühne im Kreis verteilt, das<br />

Licht ist weiß und schmutzig, so heimelig<br />

wie der Energiesparschimmer<br />

auf Autobahnraststätten. Der Text<br />

besteht aus collagiertem, überschriebenem<br />

und verdichtetem Interviewmaterial,<br />

das die britische<br />

Regisseurin und ihr Team bei Gesprächen<br />

mit Nazi-Aussteigern, derenElternhäusernund<br />

mit Experten<br />

gesammelt haben.<br />

Die Ratlosigkeit der ihre Söhne<br />

liebenden und gleichzeitig von ihnen<br />

angeekelten Mütter (gespielt<br />

von Corinna Kirchhoff und Bettina<br />

Hoppe) steht neben den vonDummheit<br />

imprägnierten Nazisprüchen,<br />

die die Söhne (Nico Holonics und<br />

Oliver Kraushaar) mal mit sonnigen<br />

Gesichtern, dann wieder mit von<br />

Suff und Testosteron aufgeschaukelter<br />

Aggressivität ausbreiten. Mit besonders<br />

perfider Zutraulichkeit und<br />

lockerem Tonplappert Laura Balzer<br />

als YouTube-Nazibraut in die<br />

Handykamera, die ihreBilder (leider<br />

verzögert) an die Rückwand wirft.<br />

Diese Beiträge sind von nervtötender<br />

Plumpheit, sodass man sich erschreckenderweise<br />

schnell langweilt<br />

mit dem Gerede vonVolk, Feind, Kameradschaft,<br />

Wahrheit, Treue und<br />

Ehre. Interessanter sind da die Strategien,<br />

mit denen „die Bewegung“ in<br />

die Köpfe der Kinder dringen will:<br />

erst das Vertrauen gewinnen, dann<br />

die Ideologie.Neu ist das nicht.<br />

Judenhass im Theater<br />

Der Rausch als Erfüllungsgehilfe<br />

Inka Löwendorf inszenierte „Der Morphinist“ nach Hans Fallada im Heimathafen Neukölln<br />

In ihrem Regiedebüt gelang Inka Löwendorf, die hier mit Alexander Ebertfrierend von<br />

Doch ja, es ist ein sehr passender<br />

Stoff, den Inka Löwendorf mit<br />

dem „Bericht über das Glück, ein<br />

Morphinist zu sein“ nun auf die<br />

kleine Bühne im Heimathafen Neukölln<br />

geholt hat. Nicht nur das einstige<br />

Ballhaus selbst in seinem großräumigen<br />

Gründerzeitstil, auch der<br />

sprudelnd geschäftige Stadtteil<br />

drumherum, spiegeln damals wie<br />

heute viel vomRausch.<br />

Wann genau Hans Fallada seinen<br />

„sachlichen Bericht“ schrieb, den er<br />

dann mit äußerst blumigen Selbsterfahrungen<br />

auffüllt, ist nicht klar. Begonnen<br />

haben dürfte er damit schon<br />

um 1919, als er erstmals in Berlin<br />

lebte und schnell mit dem verführerischen<br />

Saft auf Du und Du stand.<br />

Nicht nur die Freundschaft mit dem<br />

süchtigen Kriegsheimkehrer Wolfgang<br />

Parsenow machten den<br />

schwermütigen jungen Schriftsteller<br />

zum Morphinisten. Die Behandlung<br />

in diversen Sanatorien, durch die<br />

schon der Schüler nach einem tragischen<br />

Selbstmordversuch wanderte,<br />

hatten ihn längst an das Betäubungsmittel<br />

gewöhnt. Das Morphium,<br />

schreibt er später,kriecht mit<br />

jedem Schuss wie eine lang ersehnte<br />

Geliebte in mich hinein. Eine Geliebte,<br />

die böse ist, aber auch in allem„unermesslich<br />

belohnt“, das Gehirn<br />

stark macht und das Leben<br />

schön, „sanft wie ein glücklicher<br />

Strom“.<br />

Dass dieser Strom früher oder<br />

später zu einem reißenden Strudel<br />

anschwillt, in dem Selbstüberhöhung<br />

und Selbstzerstörung in eins<br />

fallen, beschreibt die kurze Erzählung<br />

sehr genau, in der wir Hans und<br />

seinem Kumpel von Apotheke zu<br />

Apotheke zu Arztpraxis folgen, immer<br />

auf der Jagd nach dem erlösenden<br />

Gift, mit immer neuen Lügengeschichten<br />

im Gepäck.<br />

Die glasklare Introspektion des<br />

Ich-Erzählers, die anatomisch-psychologische<br />

Schonungslosigkeit gegenüber<br />

sich und der Umwelt ist bis<br />

heute das Bestechende und auch Aktuelle<br />

daran. Denn das Morphium ist<br />

auch der Erfüllungsgehilfe einer<br />

Herrschafts- und Wunschmaschine<br />

namens Gesellschaft: Solidarität<br />

wechselt im nächsten Atemzug in<br />

GREGOR FISCHER<br />

Undvielleicht, weil die Schauspieler<br />

doch immer Schauspieler bleiben,<br />

auch wenn sie noch so verstrahlt herumgrölen<br />

–und weil auch das Publikum<br />

einmal aus der Sicherheit des<br />

Schutz- und Reflexionsraums Theater<br />

verstoßen werden soll, gibt es<br />

gleich zu Beginn eine volle Kelle<br />

brauner Authentizität über den Latz.<br />

Da wird sehr laut Nazi-Rock eingespielt<br />

wird: „Lasst die Messer flutschen<br />

in den Judenleib. /Blut muss<br />

fließen, knüppelhageldick./ Undwir<br />

scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik.“<br />

Manfragt sich, warum<br />

da keiner aufsteht und protestiert.<br />

Solche Worte ineinem bürgerlichen<br />

Theater? Undjetzt auch hier in<br />

einer bürgerlichen <strong>Zeitung</strong>? Es wird<br />

einem schlecht dabei, aber ohne die<br />

Reproduktion solcher Inhalte kann<br />

man sich kaum klar werden über die<br />

Ausmaße der Abgründe.Andererseits<br />

kommt man auch nicht viel weiter<br />

mit solchem Grusel. Wir stehen so<br />

ratlos davor wie die Mütter vor ihren<br />

Söhnen, an die sie gebunden sind.<br />

Soll man sich provozieren lassen?<br />

Soll man reden mit solchen Idioten?<br />

Soll man sie aus der Wohnung<br />

schmeißen? Ausgrenzen hilft nicht<br />

weiter, das hat Christoph Schlingensief<br />

schon 2001 erkannt bei seinem<br />

sehr mühseligen„Nazis rein“-Projekt.<br />

Es scheint so, als könnte man nichts<br />

richtig machen. Das ist nicht nur die<br />

Notder Mütter,sondernauch der Gesellschaft,<br />

die diese Mütter nicht allein<br />

lassen darf. Die Botschaft ist angekommen.<br />

„Die Tür war immer offen“,<br />

lautet der letzte Satz. Dann darf<br />

applaudiertwerden.<br />

Mütterund Söhne 7.–10.10., 20 Uhr im <strong>Berliner</strong><br />

Ensemble (Neues Haus), Tel.: 28408155<br />

kalten Egoismus. Dass diese gesellschaftliche<br />

Seite in Inka Löwendorfs<br />

Regiedebüt keine Rolle spielt, ist<br />

schade. Trotzdem ist der Tausendsassarin,<br />

die vor zehn Jahren den<br />

Heimathafen mitbegründete und bis<br />

heute mit leitet und die hier nun<br />

nicht nur für die überzeugende Textcollage<br />

aus dem halbfiktiven „Bericht“<br />

und eingeschobenen Biografieschnipseln<br />

aus Falladas Leben<br />

verantwortlich ist, sondern kurzfristig<br />

auch selbst noch eine der beiden<br />

Rollen übernommen hat, ein beachtlicher<br />

Volkstheaterabend gelungen.<br />

Auf einer schiefen Ebene rutscht<br />

sie, die süffig karikierend zwischen<br />

vielen Figuren switcht, und Alexander<br />

Ebert, der leider recht eintönig<br />

den Fallada gibt, rauf und runter.Im<br />

Rausch schweben sie wie spacige<br />

Triebwesen darüber, inHungerphasen<br />

hocken sie wie hölzerne Kasperlefiguren<br />

angenagelt an den Rändern.<br />

Etwas klamaukig, trotzdem ein<br />

guter Beginn.<br />

der schiefen Ebene rutscht, ein beachtlicher Volkstheaterabend. VERENA EIDEL<br />

TOP 10<br />

DerMorphinist, 27./ 28.9., 19.30 Uhr,Heimathafen<br />

Neukölln,Karl-Marx-Str.141<br />

NACHRICHTEN<br />

Island muss Strafe zahlen<br />

wegen ESC-Provokation<br />

DasZeigen palästinensischer Flaggen<br />

durch die Band Hataribeim Eurovision<br />

Song Contest (ESC) in Israel<br />

kommt das Heimatland der Gruppe<br />

teuer zu stehen. Derisländische<br />

Rundfunk RÚV ist zu einer Geldstrafe<br />

verurteilt worden, weil Hatari<br />

mit der Aktion gegen das ESC-Verbot<br />

zur Politisierung des Wettbewerbs<br />

verstoßen hat, wie die Europäische<br />

Rundfunkunion (EBU) am Sonntag<br />

bestätigte.Die isländische Gruppe<br />

hatte den Wettbewerb in TelAviv im<br />

Maitrotz Warnungen der Organisatoren<br />

für eine propalästinensische<br />

Botschaft genutzt und während der<br />

Punktevergabe Banner mit der palästinensischen<br />

Flagge in die Kamerasgehalten.<br />

Hatariwaren mit dem<br />

Lied „Hatrið mun sigra“ (Hass wird<br />

siegen) in Sado-Maso-Fetisch-Kostümen<br />

aufgetreten und erreichten<br />

letztlich Platz zehn. Sieger wurde der<br />

Niederländer Duncan Laurence<br />

(„Arcade“), Deutschland kam mit<br />

den S!sters („Sister“) auf den vorletzten<br />

Platz. (dpa)<br />

Goldene Hennen bei Gala<br />

in Leipzig vergeben<br />

Derelfjährige Nachwuchsschauspieler<br />

Julius Weckauf und Fußball-<br />

Trainer Jürgen Klopp gehören zu den<br />

Gewinnernder diesjährigen Goldenen<br />

Henne.Bei einer Gala in Leipzig<br />

am Freitagabend wurden auch<br />

die Schauspielerin Emilia Schüle sowie<br />

der Sänger und Moderator Gunther<br />

Emmerlich ausgezeichnet. Der<br />

Publikumspreis wurde in diesem<br />

Jahr zum 25. Malverliehen. Julius<br />

Weckauf überzeugte in der Verfilmung<br />

der Biografie vonHape Kerkeling<br />

(„Der Junge muss an die frische<br />

Luft“). Einen Ehrenpreis für ihr gesellschaftliches<br />

Engagement erhielten<br />

drei Feuerwehrmänner aus<br />

Mecklenburg-Vorpommern. SiewarenTeil<br />

der Einsatzkräfte,die im Juni<br />

den schweren Waldbrand bei Lübtheen<br />

bekämpften. Die„Goldene<br />

Henne“ wirdinErinnerung an die<br />

1991 verstorbene <strong>Berliner</strong> Entertainerin<br />

Helga „Henne“ Hahnemann<br />

vergeben. DieSuperIllu verleiht den<br />

Preis in Zusammenarbeit mit den<br />

SendernMDR, NDR und RBB. (AFP)<br />

NewYorkfeierte Startder<br />

Serie „Friends“ vor 25 Jahren<br />

Zum25-Jahr-Jubiläum der Kultserie<br />

„Friends“ konnten sich Fans auf eine<br />

Nachbildung des berühmte Sofas<br />

setzen –und das ganz oben auf dem<br />

EmpireState Building in NewYork.<br />

Dasorangefarbene Sofa stand das<br />

ganzeWochenende auf der Aussichtsplattformim86.<br />

Stock desWolkenkratzers<br />

in Manhattan. In der Seriehatten<br />

sich die sechs Hauptdarsteller<br />

und Freunde immer wieder<br />

auf einem solchen Sofa in dem Café<br />

„Central Perk“getroffen. DieSerie,<br />

die 2004 zu Ende ging, war am<br />

22. September vor25Jahren gestartet.<br />

Exakt einVierteljahrhundertspäter<br />

zur selben Uhrzeit wurde die<br />

Spitzedes EmpireState Buildings in<br />

eine Lichtshowgetaucht, die auf den<br />

Titelsong „I’ll Be ThereFor You“ abgestimmt<br />

war. (dpa)<br />

Sonnabend, 21. September<br />

1 Tagesschau ARD 5,75 24 %<br />

2 München Mord ZDF 5,56 20 %<br />

3 Sportschau ARD 3,92 21 %<br />

4 Der Staatsanwalt ZDF 3,76 15 %<br />

5 Das Supertalent ZDF 3,46 13 %<br />

6 Hirschhausens ... ARD 3,29 13 %<br />

7 heute-journal ZDF 2,62 12 %<br />

8 Bares für Rares ZDF 2,56 12 %<br />

9 heute ZDF 2,47 13 %<br />

10 Sportschau ARD 2,26 17 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Naunynstraße (& 75 45 37 25)<br />

20.00: Aesthetics of Color –ein Kammerspiel<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Der Tatortreiniger<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

19.30: Un ballo in maschera<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

19.30: Der Menschenfeind<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (& 25 48 91 00)<br />

20.00: Tanztreffender Jugend: #8 Nahestehen |<br />

Nahegehen (ACADEMY Bühnenkunstschule und<br />

Produktionshaus für Jugendliche)<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: The Situation<br />

20.00: Verrücktes Blut<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00 Bruckner-Foyer: Pink –Manchmal braucht’s<br />

nur einen Lippenstift ...<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30 Studio: The Human Condition<br />

20.00 Saal B: Im Herzen der Gewalt<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

19.00: Die Zauberflöte<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

20.00: Ruhm<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />

20.00: Cosmic Comedy(Dharmander Singh, Neil<br />

Numb u. a.)<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Melodien mit Disziplin (MGV Walhalla zum<br />

Seidlwirt)<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die Zukunft istkeinPonyhof (Studio-Ensemble)<br />

20.00: Wenn Deutsche überGrenzen gehen<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: TheBest &The Test (Fil)<br />

Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />

20.00: Früher warich älter (Horst Evers)<br />

QuatschComedyClub (& 47 99 74 13)<br />

19.30: Die LiveShow–Die 3. Staffel<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Dieter Baumann, läuft halt. (weil, singen kann<br />

er nicht) (Dieter Baumann)<br />

KLASSIK<br />

Indische Botschaft (& 25 79 50)<br />

18.00 Saal: Nirali Kartik, Santosh Ghante &Amit<br />

Mishra, Liebe, Sehnsucht und Zusammensein, Kompositionen<br />

vonRabindranath Tagore<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

20.00 Kl. Saal: Maurice Steger (Blockflöte) &<br />

orchester le phénix, Charles Avison: Concerto grosso<br />

Nr.9C-Dur;Francesco Geminiani: Concerto grosso<br />

F-Dur,Concerto grosso d-Moll, Concerto grosso für<br />

Blockflöte, Streicher und Basso continuo G-Dur;<br />

Georg Friedrich Händel: Passacaglia für Streicher und<br />

Basso continuo G-Dur,Concerto per flauto g-Moll<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: SWR Symphonieorchester,Ltg.Teodor Currentzis,<br />

Nicolas Altstaedt (Violoncello), Anton Webern:<br />

„Im Sommerwind“; Dmitri Schostakowitsch: Konzert<br />

für Violoncello und Orchester Nr.2g-Moll op. 126;<br />

GyörgyKurtág: „Stele“ für großes Orchester op.33;<br />

GustavMahler:Symphonie Nr.10: 1. Satz Adagio<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

20.00: Stradivari Quartett, Ludwig vanBeethoven:<br />

Streichquartett B-Dur op. 18 Nr.6;Alfred Zimmerlin:<br />

2. Streichquartett „… mit kleinen Wellen an jedem<br />

Blattrand (wie eines Windes Lächeln)“; Ludwig van<br />

Beethoven: Streichquartett F-Dur op. 59 Nr.1<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

19.30: Christian Gerhaher (Bariton), Gerold Huber<br />

(Klavier), GustavMahler:„Lieder eines fahrenden<br />

Gesellen“; „Wer hat dies Liedlein erdacht“, „Ablösung<br />

im Sommer“, „Ich ging mit Lust durch einengrünen<br />

Wald“, „Um schlimme Kinder artig zu machen“,<br />

„Rheinlegendchen“, „Lied des Verfolgten im Turm“u.<br />

a. aus „DesKnaben Wunderhorn“; „Kindertotenlieder“<br />

Nr.1bis 5<br />

KINDER<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />

und anderswo<br />

Phoenix in der KULTSchule (& 72 01 19 19)<br />

16.00 MediaLab: Phoenix-Küken, Kindertheater-Workshop,<br />

Leitung: Oksana Loidova (ab 4bis 12 J.)<br />

RambaZamba Theater (& 44 04 90 44)<br />

19.30: Der gute Mensch vonDowntown (ab 12 J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Der Wettlauf zwischen dem Hasen unddem<br />

Igel, Theater im Globus<br />

Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />

10.00: Die kleine Hexe (ab 5bis 10 J.)<br />

10.00: Robinson Crusoe (ab 10 J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Deutsches Institut für Menschenrechte<br />

(& 259 35 90) 18.00: Fenster zur Freiheit, Peter<br />

Wensierski, Lesung und Gespräch mit Peter Wensierski<br />

und Stephan Bickhardt. Moderation: Bettina<br />

Hildebrand<br />

Dussmann (& 20 25 11 11)<br />

19.00 KulturBühne: DieLeben der Elena Silber,<br />

Alexander Osang<br />

Literarisches Colloquium Berlin (& 816 99 60)<br />

19.30: Studio LCB: „Schwarzer September“, Sherko<br />

Fatah, Lesung und Gespräch mit ElkeSchmitter und<br />

Stefan Weidner,Mod.: Tobias Lehmkuhl<br />

Literaturhaus Berlin (& 8872860)<br />

21.00: Wortservierung: Meine Konzeption des<br />

Bauhausgedankens, vonWalter Gropius mit Richard<br />

Burger<br />

Münzenberg-Saal (Franz-Mehring-Pl. 1)<br />

19.00: Buchpremiere: In der DDR war ichglücklich.<br />

Trotzdem kämpfe ich für die Einheit, Peter-Michael<br />

Diestel, Lesung und Gespräch Mod.: Karlen Vesper<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Literatur Live: Rubicon, Kai Havaii, Buchpremiere<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Axel Hackeliest...<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />

Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

19.00: Lesedüne, Marc-UweKling,Julius Fischer,<br />

Sebastian Lehmann, Maik Martschinkowsky u. a., mit<br />

Musik vonBoris the Beast<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

20.00: Wolfgang Joop: „Die einzig mögliche Zeit“,<br />

Literatur Live<br />

Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />

19.30: offene Lesebühne Pankow<br />

FÜHRUNG<br />

Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />

14.00: Kuratorenführung in den aktuellen Ausstellungen<br />

14.00: Kuratorenführung in den aktuellen Ausstellungen<br />

Diskussion<br />

Grün<br />

gegen<br />

grau<br />

Bei der Gegenüberstellung<br />

„Grau versus grün“<br />

scheint die Entscheidung einfach.<br />

Und wie immer man die<br />

stadtpolitischen Entwicklungen<br />

auch bewerten mag,<br />

möchte wohl niemand die<br />

graue Stadt zurückhaben, die<br />

Berlin auf beiden Seiten der<br />

Mauer einmal war. Manchmal<br />

wird es einem aber doch zu<br />

bunt. Als auf der belebten<br />

Kreuzberger Kiezmeile, der<br />

Bergmannstraße, grell-grüne<br />

Punkte aufgemalt wurden,<br />

entzündete sich daran über<br />

Wochen ein Streit, in dessen<br />

Verlauf man die Hoffnung fahren<br />

lassen musste, dass verkehrspolitische<br />

Fragen noch<br />

rational besprochen werden<br />

können. Die <strong>Berliner</strong> Urania<br />

ist aber bekannt dafür,esdoch<br />

noch einmal in aller Ruhe und<br />

Gediegenheit zu versuchen.<br />

Berlins Verkehrssenatorin Regine<br />

Günther stellt sich heute<br />

Experten und Lobbyisten.<br />

HarryNutt<br />

Stadt im Gespräch 19.30 Uhr,Urania,<br />

An der Urania 17<br />

Die Montagsmaler<br />

Literarische Zeit- und Selbstporträts von Alexander Osang,<br />

Peter-Michael Diestel und Peter Wensierski<br />

„Der schönste Fußballpräsident der Welt“: Peter-Michael Diestel, letzter Innenminister der DDR, gibt sich auch schreibend als Mann der star<br />

Montag ist ein schrecklicher<br />

Tag. Wiesoll man<br />

sich da entscheiden?<br />

Ich weiß nicht, ob ich<br />

lieber um 19 Uhr zuDussmann in<br />

der Friedrichstraße gehe und um einen<br />

Platz unter denen kämpfe, die<br />

unserem Kollegen Alexander Osang,<br />

geboren 1962 in der Hauptstadt der<br />

DDR, zuhören möchten, wie er aus<br />

seinem neuen Buch „Das Leben der<br />

Elena Silber“ liest oder zur gleichen<br />

Zeit mich im Münzenbergsaal am<br />

Franz-Mehring-Platz 1einfinde, um<br />

mir vom letzten Innenminister der<br />

DDR, Peter-Michael Diestel, geboren1952<br />

in Proraauf Rügen, sagen zu<br />

lassen: „In der DDR war ich glücklich.<br />

Trotzdem kämpfe ich für die<br />

Einheit.“<br />

Alexander Osangs Roman ist ein<br />

gutes Stück seiner Familiengeschichte<br />

und umspannt auf sechshundert<br />

Seiten das 20. Jahrhundert.<br />

Er beginnt mit der russischen Revolution<br />

von 1905 und dem Satz: „Sina<br />

Krasnowa schob die letzten Scheite<br />

in den Ofen, als sie draußen in der<br />

Stadt ihrem Mann einen Holzpfahl<br />

in die Brust schlugen.“ Dieser Mann<br />

war Alexander Osangs Urgroßvater.<br />

Arno Widmann<br />

ist am 23. September nicht in Berlin.<br />

Tagsüber wird er die Ausgrabungen am<br />

Templo MayorinMexico-Stadt besichtigenund<br />

abends essen gehen. Vonden<br />

zwei Dutzend Leseclubs der Stadt bietet<br />

heute keiner auch nur eine einzige<br />

Veranstaltung.Sogehtesinanderen<br />

Weltstädten zu.<br />

Natürlich kann Peter-Michael<br />

Diestel damit nicht konkurrieren. Er<br />

hat kein Epos des 20. Jahrhunderts<br />

geschrieben, sondern „Rückblicke“<br />

auf sein Leben. Das romanhafte<br />

Element fehlt nicht. Diestel liegt<br />

mausgrau gar nicht. Im Kapitel „Der<br />

schönste Fußballpräsident der Welt“<br />

erzählt Peter-Michael Diestel von<br />

seinen Erfolgen mit Hansa Rostock.<br />

An anderer Stelle schreibt Diestel:<br />

„Das MfS wurde aufgelöst. Allen Mitarbeitern<br />

standen die beruflichen<br />

und sozialen Folgen deutlich vorAugen.<br />

Bleibende Arbeitslosigkeit gehörte<br />

noch zu den harmloseren Begleiterscheinungen.<br />

Dennoch stellten<br />

sich die ehemaligen Mitarbeiter<br />

und Waffenträger dieses Geheimdienstes<br />

der neuen Rechts-und Moralordnung<br />

nicht entgegen. Im Gegenteil:<br />

Loyal halfen sie mit, sich<br />

selbst abzuwickeln. Siehaben Anteil<br />

daran, dass die Wende friedlich verlief<br />

und die deutsche Einheit nicht<br />

mit Blut befleckt wurde. Wie sich<br />

manche vielleicht erinnern, griff der<br />

rumänische Geheimdienst Securitate<br />

zu den Waffen, um die Wende<br />

dort aufzuhalten. Haben die deutschen<br />

Geheimdienstler aus der DDR<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Systemsprenger<br />

14.50,17.40,20.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 1026) Downton Abbey<br />

14.40, 17.30, 20.30<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40) Und der Zukunft<br />

zugewandt 15.00, 17.30, 20.30; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen (OmU) 15.15, 18.00, 20.45; Diego Maradona<br />

(OmU) 15.30; Und wer nimmt den Hund?<br />

18.20; Frau Stern 15.00, 19.15; Late Night –Die<br />

Show ihres Lebens (OmU) 17.00, 21.30; Ein Licht<br />

zwischen den Wolken 13.30, 17.30; Ein Licht zwischen<br />

den Wolken (OmU) 15.30, 19.30; Es: Kapitel<br />

II –It: Chapter Two (OF) 21.15; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 16.30, 20.00; Synonymes<br />

13.20, 18.40; Ein leichtes Mädchen –Une fille facile(OmU)14.15;<br />

Synonymes (OmU) 16.00, 21.20<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Systemsprenger<br />

17.30, 20.00; Idioten der Familie 17.45; Mein Leben<br />

mit Amanda 20.15<br />

Kant Kino (& 319 98 66) Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 15.50; Wer 4sind –Die<br />

Fantastischen Vier 18.00; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 20.20; Gut gegen Nordwind 15.00,<br />

17.45,20.30;Prelude 14.45;Ein leichtes Mädchen<br />

17.00, 19.00; Petting statt Pershing 21.00; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 15.40; Leid<br />

und Herrlichkeit 17.30, 20.00; Gloria: Das Leben<br />

wartet nicht 15.15, 17.45; Late Night –Die Show<br />

ihres Lebens 20.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 2966) Angry Birds 2:<br />

Der Film 14.00; Es: Kapitel II16.20, 22.50; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen 20.00; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen 15.00, 17.50; Es: Kapitel II20.40; Downton<br />

Abbey 14.30,17.25, 20.15, 23.00; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 14.40; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 17.00, 20.30; Die drei !!!<br />

17.30; Gut gegen Nordwind 20.00; AdAstra –Zu<br />

den Sternen 22.50; Playmobil: Der Film 15.00; Gut<br />

gegen Nordwind 17.20; Late Night –Die Show ihres<br />

Lebens 20.10; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

22.40; Gloria: Das Leben wartet nicht 15.00; Angry<br />

Birds2:Der Film 17.30;Angel Has Fallen19.50; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen 22.40<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Endzeit (DFmenglU)<br />

11.00; Unsere große kleine Farm –The<br />

Biggest Little Farm (OmU) 12.30; Berlin Bouncer<br />

(OmenglU) 14.00; Mein Lotta-Leben 15.30; Push<br />

(OmU) 17.00; Mein Leben mit Amanda (OmU)<br />

18.30; Es: Kapitel II –It: Chapter Two (OF) 20.15;<br />

Little Monsters (OmU) 23.00;<br />

Cleo (OmenglU) 11.00; Berlin, ILove You (OmU)<br />

12.45; Idioten der Familie 14.45; Schwimmen<br />

16.30; Und der Zukunft zugewandt (DFmenglU)<br />

18.15; Synonymes (OmU) 20.10; The Dead Don‘t<br />

Die (OmU) 22.15; Der Goldene Handschuh (DFmenglU)<br />

11.00; Sunset –Napszallta (OmU) 12.45;<br />

Free Solo (OmU) 15.15; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 17.00,19.45; Paranza: Der Clan<br />

der Kinder –Laparanza dei bambini (OmU) 22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 8129) Mein Lotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.15; Frau<br />

Stern 16.00; Und wer nimmt den Hund? 17.45;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 19.30;<br />

Synonymes (OmU) 22.30; Carmine Street Guitars<br />

(OmU) 14.00; Super Friede Liebe Love 15.45; Über<br />

Grenzen –Der Film einer langen Reise 17.30; Congo<br />

Calling (OmU) 19.45; The Whale and the Raven<br />

(OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Playmobil: Der<br />

Film 14.00; Downton Abbey 14.00, 17.00, 20.00;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 14.00, 17.00, 17.30,<br />

20.00, 20.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

14.10, 16.50, 20.30; Gut gegen Nordwind 14.10,<br />

17.15,20.50;Stuber–5Sterne Undercover14.20;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.20,<br />

18.15; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

14.45; Es: Kapitel II 14.45, 16.30, 18.40,<br />

20.15;Angry Birds 2: Der Film 14.50,17.20; Good<br />

Boys 15.00, 17.10, 21.00; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 15.00; Der König der Löwen 15.00; 3D:<br />

Angry Birds 2: Der Film –The Angry Birds Movie II<br />

(OF) 15.15; Angel HasFallen 16.50, 19.45;Rambo<br />

5: Last Blood 17.45, 20.20; 3D: Der König der Löwen<br />

17.45, 20.40; AdAstra –Zu den Sternen (OF)<br />

18.00; Es: Kapitel II –It: Chapter Two (OF) 19.50;<br />

3D: Angry Birds 2: Der Film 20.15; Sneak Preview<br />

20.30<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmU) 18.00; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood (OmU) 20.15; Berlin Bouncer<br />

(OmU) 23.15; Frau Stern 18.00; Heute oder morgen<br />

19.40; Endzeit (OmenglU) 21.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Es: Kapitel II<br />

16.00, 19.15, 19.45; Downton Abbey 16.20,<br />

19.45; AdAstra –Zuden Sternen 16.30, 19.40;<br />

Gut gegen Nordwind 16.40, 19.30; 3D: Angry Birds<br />

2: Der Film 17.00; Good Boys 17.10; Rambo 5:<br />

Last Blood 17.20, 20.10; Angel Has Fallen 20.00<br />

Kino Kiste (& 998 7481) Leberkäsjunkie 14.00;<br />

Planet Deutschland: 300 Millionen Jahre 16.00;<br />

Und der Zukunft zugewandt 18.00; Der Junge muss<br />

an die frische Luft 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 41 09) Gut gegen<br />

Nordwind 14.15, 16.40, 19.30; Downton Abbey<br />

14.20,17.10, 20.00;AToy Story 14.20; Der König<br />

der Löwen 14.30,17.00; 3D: Angry Birds 214.30,<br />

20.15; 3D: Der König der Löwen 14.40, 17.30; Ad<br />

Astra 14.50, 17.15, 20.00; Angry Birds 215.00,<br />

17.20; Good Boys 15.10; Es II 16.50, 19.50;<br />

Rambo 5: Last Blood 17.20, 20.10; Und der Zukunft<br />

zugewandt 17.40; Once Upon a Time in...<br />

Hollywood 19.40; Fast &Furious 19.45; Angel Has<br />

Fallen 20.20<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Ad Astra(OmU) 17.00,<br />

19.45,22.30; B Once Upon aTime in...Hollywood<br />

(OmU) 16.30, 18.45, 22.00<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) Wajib (OmU)<br />

17.45; Systemsprenger (OmenglU) 17.45, 20.00;<br />

Heute oder morgen (OmenglU; m. Gast) 20.00; Synonymes<br />

(OmU) 22.15<br />

Moviemento (& 692 47 85) Systemsprenger<br />

14.30,17.15,20.00; Ein leichtes Mädchen (OmU)<br />

22.45; Benjamin Blümchen 13.45; Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 16.00; Frau Stern<br />

18.15; Ein Licht zwischen den Wolken 20.15; Systemsprenger<br />

22.15; Wunder 10.00; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood (OmU) 13.30, 21.00; Ein Licht<br />

zwischen denWolken 16.45; Prelude 18.45<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Der Stein zum<br />

Leben 20.30<br />

Sputnik (& 694 11 47) Gloria: Das Leben wartet<br />

nicht–Gloria Bell(OmU) 17.00; Human Rights Film<br />

Festival Berlin: This is Congo (OmenglU) 19.00; Human<br />

Rights Film Festival Berlin: Bellingcat: Truth in<br />

aPost-Truth World(OmenglU) 21.30;Idioten der Familie<br />

17.00; MeinLeben mit Amanda (OmU) 19.00;<br />

Once Upon aTime in...Hollywood (OmU) 21.00<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Systemsprenger 14.30,<br />

17.15, 20.00; New Und der Zukunft zugewandt<br />

16.00; Human Rights Film Festival Berlin: Ice on<br />

Fire (OF) 18.30; Human Rights Film Festival Berlin:<br />

Kurzfilmprogramm (Short Films on Yemen) 21.00<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Downton Abbey<br />

14.15, 17.15, 20.00; Playmobil: Der Film 14.30;<br />

3D: Angry Birds 2: Der Film 15.00, 18.00; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 15.00; Angry<br />

Birds2:Der Film 15.45; Es II 16.45,19.45; Der König<br />

der Löwen 17.00; Ad Astra 17.15, 20.30; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood20.00; Und der Zukunft<br />

zugewandt 20.15<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Downton<br />

Abbey 13.00, 15.30, 18.00, 20.30; Ad Astra –Zu<br />

den Sternen 13.00, 15.30, 20.30; Late Night –Die<br />

Show ihres Lebens 13.15; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 15.30; Mein Leben mit Amanda<br />

17.45; Das innere Leuchten 18.00; Und der Zukunft<br />

zugewandt 20.15<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Es:<br />

Kapitel II 14.00, 16.30, 19.45; Downton Abbey<br />

14.00, 17.00, 20.00; Der König der Löwen 14.00,<br />

16.55; Ad Astra –Zu den Sternen 14.00, 17.00,<br />

20.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.00, 17.15; Playmobil: Der Film 14.30; Angry<br />

Birds 2: Der Film 14.30, 17.00; Good Boys 14.45,<br />

20.00; Angel Has Fallen 17.15; Rambo 5: Last<br />

Blood 17.45, 20.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

19.45; Gut gegen Nordwind 20.00<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingomit Flamingo!17.00;Cleo (OmenglU) 18.45;<br />

Ein Licht zwischen den Wolken –Streha mes reve<br />

(OmU) 20.45; Die untergegangene Familie –Familia<br />

sumergida (OmU) 18.00; Nur eine Frau (OmenglU)<br />

19.45; Und wer nimmt den Hund? 21.30<br />

Babylon (& 242 5969) Jiddische Glikn: Green<br />

Fields –Grine Felder (OmenglU) 17.30;Africa Look:<br />

Rih rabani –Divine Wind (OmenglU) 18.00; Jiddische<br />

Glikn: Rabbi Wolff (OmenglU) 18.15; Jiddische<br />

Glikn: Tewje, der Milchmann (OF) 19.30; Jiddische<br />

Glikn: ASerious Man (OmU) 20.00; Africa Look:<br />

Talking About Trees (OmU) 20.00;Africa Look: Gao,<br />

la resistance d‘un peuple –Gao, Resistance of A<br />

People (OmU) 22.00; Jiddische Glikn: Yentl (OmU)<br />

22.00<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 10.15;<br />

Es: Kapitel II–It: Chapter Two (OF) 12.15, 20.15;<br />

Yesterday (OmU) 15.30, 17.45; C2Mein Lotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.15, 16.15;<br />

DieWurzeln des Glücks –Holy Lands (OmU) 18.30;<br />

Yesterday (OmU) 20.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 0200) Pets II<br />

11.00, 13.15; Playmobil: Der Film 11.10, 13.50;<br />

Downton Abbey 11.10, 14.15, 16.45, 19.45,<br />

22.40; Der König der Löwen 11.10, 14.30, 19.30;<br />

MeinLotta-Leben –Alles Bingomit Flamingo!11.15;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 11.20,<br />

14.30; Angry Birds 2: Der Film 11.30, 14.00; Die<br />

drei !!! 12.00; Benjamin Blümchen 12.10; Fast &<br />

Furious: Hobbs &Shaw 13.40, 23.00; Good Boys<br />

13.45, 17.40;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 14.00, 19.15;<br />

Es: Kapitel II 15.30, 16.15, 19.00, 20.00, 22.20,<br />

22.50; Angel Has Fallen 16.20, 23.15; 3D: Angry<br />

Birds 2: Der Film 16.30; Gut gegen Nordwind<br />

17.10, 20.15; Ad Astra –Zuden Sternen 17.15,<br />

20.10,23.15; Rambo 5: Last Blood 17.20, 20.00,<br />

22.45; Sneak Preview 20.00; Crawl 23.10<br />

Hackesche Höfe (& 283 4603) Berlin Babylon<br />

(DFmenglU) 15.00; Und der Zukunft zugewandt<br />

17.00;HumanRights Film Festival Berlin: Everything<br />

Must Fall (OF) 19.30; Human Rights Film Festival<br />

Berlin: But Now IsPerfect (OmenglU) 21.00; Gloria:<br />

Das Leben wartet nicht –Gloria Bell (OmU) 14.15;<br />

Frau Stern (DFmenglU) 16.30; Human Rights Film<br />

Festival Berlin: Daddy and the Warlord (OmenglU)<br />

18.30; Human Rights Film Festival Berlin: Docteur<br />

Junod, le troisieme combattant (OmenglU) 20.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 21.30;<br />

Paranza: Der Clan der Kinder –Laparanza dei bambini<br />

(OmU) 14.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 16.45, 20.00; Late Night –Die Show<br />

ihres Lebens (OmU) 14.30; Der Honiggarten: Das<br />

Geheimnis der Bienen –Tell Ittothe Bees (OmU)<br />

16.45; Systemsprenger (DFmenglU) 19.00, 21.30;<br />

Golden Twenties (DFmenglU) 15.30; Ein Licht zwischen<br />

den Wolken –Streha mes reve (OmU) 17.30;<br />

Human Rights Film Festival Berlin: Espero tua (re)<br />

volta –Your Turn (OmenglU) 19.30<br />

International (& 24 75 60 11) Und der Zukunft<br />

zugewandt 16.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 18.30; Siegessäule und Teddy präs.<br />

MonGay: Preview: Nurejew –TheWhite Crow (OmU)<br />

22.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Pets II 14.00; Downton Abbey14.10, 17.00, 19.55;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.15,<br />

16.50; Angry Birds 2: Der Film 14.20, 16.45; 3D:<br />

Angry Birds 2: Der Film 14.20; Good Boys 14.30,<br />

17.00; AdAstra –Zuden Sternen 14.30, 17.20,<br />

20.10; Der König der Löwen 14.45, 17.30; Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.50; Es:<br />

Kapitel II16.10, 19.25; Aladdin 16.35; Rambo 5:<br />

Last Blood 17.05, 20.15; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 19.30; Downton Abbey (OF) 19.30; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen (OF) 19.30; Sneak Preview<br />

(OF) 20.00; Sneak Preview 20.00<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 10.10,22.00; Synonymes (OmU)<br />

13.10; Mein Leben mitAmanda (OmU) 15.30; Diego<br />

Maradona (OmU) 17.30; Synonymes (OmenglU)<br />

19.50<br />

Neues Off (& 62 70 9550)AdAstra –Zuden Sternen<br />

(OF) 16.00, 18.45, 21.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) Downton Abbey (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30; Diego Maradona (OmU)<br />

16.00; Gut gegen Nordwind 18.40; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OmU) 21.15; Frau Stern<br />

14.50; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

16.40, 20.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OF) 16.40, 20.00; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen (OF) 17.45, 20.30, 22.00; Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmenglU) 16.30, 19.30;<br />

Systemsprenger (OmenglU) 16.45, 19.00; Es: Kapitel<br />

II –It: Chapter Two (OF) 21.40; Late Night –<br />

Die Show ihres Lebens (OmU) 18.30; Synonymes<br />

(OmenglU) 20.45<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Downton Abbey 14.00, 17.00, 20.00; Der König<br />

der Löwen 14.05, 16.50; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 14.15; Good Boys 14.20; Es: Kapitel<br />

II 14.40, 16.35,19.55; AngryBirds 2: Der Film<br />

14.55, 17.25; AdAstra –Zuden Sternen 16.45,<br />

19.50; Gut gegen Nordwind 19.40; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 20.10; Sneak Preview 20.15<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Heute oder morgen 12.00,<br />

21.10; Synonymes 12.00; Wajib –Die Hochzeitseinladung<br />

14.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

14.50;Wir Kinder aus Bullerbü 16.00; La flor<br />

(Block III) 18.00; DasWunder im Meer von Sargasso<br />

18.50<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Und der<br />

Zukunft zugewandt 18.00, 20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Ad Astra<br />

–Zuden Sternen (OmU) 15.15, 18.00, 20.45,<br />

22.30; Sneak Preview 22.00; Systemsprenger<br />

14.30, 17.15, 20.00; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 15.40; Diego Maradona (OmU)<br />

17.45; Und der Zukunft zugewandt 20.30; Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 15.00;<br />

Gut gegen Nordwind 17.00, 19.30; Downton Abbey<br />

15.00, 17.45, 20.30<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02<br />

00) Downton Abbey (OmU) 13.50, 16.40, 19.30,<br />

22.20; Systemsprenger 14.00, 16.50, 19.45; Gut<br />

gegen Nordwind 14.00, 22.30; Mein Lotta-Leben –<br />

Alles Bingomit Flamingo!14.15; AngryBirds 2: Der<br />

Film 14.20, 16.30; AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 14.20; Der König der Löwen 14.40;<br />

Mein Leben mit Amanda (OmU) 15.00; Es: Kapitel<br />

II –It: Chapter Two (OF) 16.50;


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

kenWorte.<br />

LITERATUR<br />

Alexander Osang: Das Leben der Elena<br />

Silber Lesung,23.9., 19 Uhr,Kulturkaufhaus<br />

Dussmann, Friedrichstr.90<br />

Peter-Michael Diestel: In der DDR war<br />

ich glücklich Buchpremiere, 23.9.,<br />

19 Uhr,Münzenbergsaal, Franz-Mehring-<br />

Platz 1<br />

Peter Wensierski: Fenster zur Freiheit<br />

Lesung und Gespräch, 23.9., 19.30 Uhr,<br />

Deutsches Institut für Menschenrechte,<br />

Zimmerstr.26/27<br />

SherkoFatah: Schwarzer September<br />

Lesung und Gespräch, 23.9., 19.30 Uhr,<br />

Literarisches Colloquium Berlin, Am<br />

Sandwerder 5<br />

DPA<br />

unddie inoffiziellen Mitarbeiter dieses<br />

Dienstes die fortgesetzte gesellschaftliche<br />

Ächtung verdient?“<br />

Waswohl Stephan Bickhardt dazu<br />

sagt? Bickhardt produzierte von1986<br />

bis 1889 mit ein paar Kumpanen an<br />

der Stasi vorbei die sogenannten radix-Blätter,das<br />

wichtigste Debattenforum<br />

der DDR-Opposition. Der<br />

Journalist Peter Wensierski erzählt in<br />

seinem Buch „Fenster zur Freiheit“<br />

die Geschichte dieser legendären<br />

Flugschriften, ihrer Macher und deren<br />

Rolle inder friedlichen Revolution<br />

von1989/90. Montagabend liest<br />

er daraus imInstitut für Menschenrechte<br />

und diskutiert mit der radix-<br />

Legende StephanBickhardt darüber,<br />

was vom Geist von damals übrig geblieben<br />

ist.<br />

Immernoch am 23.9.:„Schwarzer<br />

September“ ist der Titel des neuesten<br />

Romans des 1964 in Ost-Berlin<br />

als Sohn eines irakischen Kurden geborenen<br />

Autors Sherko Fatah.<br />

„Schwarzer September“ nannte sich<br />

die Gruppe, die 1972 den Anschlag<br />

auf die israelische Olympiamannschaft<br />

in München verübte. Sie war<br />

einTerrorkommando vonJassirArafats<br />

Palästinenserorganisation Fatah.<br />

Das heißt übrigens Sieg. Sherka<br />

Fatahs Romanhandelt vomTerrorismus<br />

der 70er-Jahre, alsschon einmal<br />

westliche Terroristen in den Nahen<br />

Ostenzogen und solche aus dem Nahen<br />

Osteninden Westen kamen, um<br />

Anschläge zu verüben. Sie alle sind,<br />

so sagt der Klappentext des Romans,<br />

„Werkzeuge in einem Zusammenhang,<br />

den sie nicht überschauen.<br />

Kraftwellen einer Gewalt, die unsbis<br />

heute beschäftigt“. Sherko Fatah<br />

stellt sein Buch heuteAbend im Literarischen<br />

Colloquium vor, zusammen<br />

mit der Autorin Elke Schmitter<br />

und dem Arabisten und Übersetzer<br />

Stefan Weidner.<br />

Und das sind noch lange nicht<br />

alle literarischen Veranstaltungen<br />

allein am heutigen Montag. Das ist<br />

mehr alsdie meisten Städte sonst auf<br />

derWelt in einerWochezubieten haben.<br />

In NewYorkzum Beispiel gibt es<br />

heute nur im Housing Works Bookstore<br />

die „Longreads 10th Anniversary<br />

Storytelling Night“. In Paris<br />

habe ich keine einzige Lesung finden<br />

können.<br />

Wir machen viel zu wenig Gebrauch<br />

von den Herrlichkeiten, die<br />

Berlin uns bietet.<br />

Classic Rock<br />

Es war<br />

einmal ein<br />

Eagle<br />

Hotel California“ gehört zu<br />

den Songs, die kein noch<br />

so mieser Radiosender, keine<br />

noch so traurige Party jeruinieren<br />

könnte. Immer wieder<br />

kann man ihn hören, und<br />

wenn sich der Autor des Songs<br />

dabei selbst die Ehre gibt, um<br />

so besser: Don Felder, ehemaliger<br />

Lead-Gitarrist der Eagles,<br />

spielt heute Abend imFrannz<br />

Club –esist sein erster Solo-<br />

Auftritt in Europa überhaupt.<br />

Er wird sein Album „American<br />

Rock ’n' Roll“ vorstellen, auch<br />

etliche Klassiker spielen –und<br />

seinen Geburtstag nachfeiern:<br />

Am Sonnabend wurde Felder<br />

72 Jahre alt. Seiner Seniorität<br />

gemäß wirdesfreilich eher gesittet<br />

zugehen. Er sagt: „Ich<br />

habe mich mit zehn Jahren in<br />

die Musik verliebt, und es ist<br />

meine leidenschaftlichste Geliebte<br />

seit damals. Ich respektieredas,also<br />

gehe ich früh ins<br />

Bett, wache auf und fühle<br />

mich gut und bin bereit livezu<br />

spielen.“ Christian Seidl<br />

An Eveningwith Don Felder 20 Uhr,<br />

Frannz Club,Schönhauser Allee36<br />

Bärentouren (& 015 20 -5 22 67)<br />

14.00: Berlin on the Second View –Berlin insider<br />

tour to famous historical sights, Meetingpoint:<br />

‚Granitschale’ (big stone bowl), Lustgarten, Führung in<br />

engl. Spr.. Anm. erf.<br />

14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />

Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />

2. Weltkrieg bis heute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />

Hochstr.. Anm. erf.<br />

16.00: Berlin zur Zeit derRomantik –Literaturführung<br />

vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />

AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />

Anm. erf.<br />

20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />

Anekdoten: romantiktour zwischen Hackeschem Markt<br />

und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />

U-Bhf. Klosterstraße). Anm. erf.<br />

22.00: The Ghost Tour with Nightwatchman –Tracing<br />

theghosts andsagas of Old-Berlin, Meeting point:<br />

Entrance Nikolaikirche, Propststr.(Mitte), English<br />

guided tour.. Anm. erf.<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />

GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die<br />

Ausstellung am Potsdamer Platz,Treff: Im Museum<br />

Gedenkstätte <strong>Berliner</strong> Mauer –Besucherzentrum<br />

(Bernauer Str.119) 11.30: Die <strong>Berliner</strong> Mauer vom<br />

Wasser aus, Treff: Anleger <strong>Berliner</strong> Dom (11.30, 14.30<br />

Uhr); Anleger East Side Gallery(12.00 Uhr)<br />

Anzeige<br />

1Jahr PalaisPopulaire<br />

Freier Eintritt, Workshops,<br />

Führungen, Lesung und Musik<br />

Feiern Sie mit uns<br />

27.–29.9., 11–18 Uhr<br />

Details zum Programm unter<br />

db-palaispopulaire.de<br />

Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />

14.00: Gesundbrunnen-Prenzlauer Berg- Aufder<br />

Mauer,auf der Lauer.Zweialte Arbeiterviertel des<br />

Nordens vonOst nach West, Bernd S. Meyer, Treff:<br />

Brunnen-/EckeVoltastr.. Anm. erf.<br />

Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />

9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />

Süßkramdealer, Varziner Str.4<br />

11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />

leben wollen, Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />

ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />

Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />

Karl-Marx-Allee 72<br />

Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie –Haus 7<br />

(Ruschestr.103) 15.00: Einblickins Geheime, Treff:<br />

Foyer<br />

KONZERT<br />

Arcanoa (& 67 96 26 51)<br />

21.00: Open-Stage–Singer-Songwriter +Poets<br />

Auster Club (& 611 33 02)<br />

20.00: Mikey Mike<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Ernie Hammes Group<br />

Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />

20.00: Blue MoondayJazzsession hosted by Charlotte<br />

Joerges<br />

Dorfkirche Marienfelde (& 755 12 20 15)<br />

19.30: Sing mit uns –Das 13. Mitsingwunschkonzert<br />

mit Lena Liberta (Moderation, Gesang), Christopher<br />

Benn (Schlagzeug), David Menge(Klavier,Gesang)<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.00: Don Felder (Ex-Eagles)<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Astrid S<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Marc Schmolling<br />

Petruskirche Lichterfelde (& 81 80 99 66)<br />

20.00: Nicole Johänntgen Solo (Saxophon)<br />

PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />

20.00: John vanDeusen, support: Melby<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: MondayNight Pro Jam Session mit Jürgen<br />

Bailey<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: FederalPengueen Summit Bigband feat.<br />

Markus Harm,Ltg.Alexander Bühl<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: Teen +13Year Cicada<br />

CLUB<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Nice One, Bruno Otranto, Pysh<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />

22.00: Hungry Monday<br />

Matrix (& 293 69 9- 90)<br />

22.00: Scandal!, DK<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27) 18.00: Multisexual Boxhopping<br />

21.00: Sing on stagewith Ripsy<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59 Globus: House of Waxx, Jade, Denite, Gavio<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />

MUSEEN<br />

Brücke-Museum (& 831 20 29)<br />

11.00: The Garden Bridge, Mi-Mo 11-17 Uhr<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.00, 12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer<br />

Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />

Deutsches Spionagemuseum (& 398 20 04 51)<br />

10.00: Hauptstadt der Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />

James-Simon-Galerie (Bodestr.)<br />

10.00: Nah am Leben –200 Jahre Gipsformerei, tgl./<br />

Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Keramik-Museum Berlin (& 321 23 22)<br />

13.00: Max Roesler,Fr-Mo 13-17 Uhr<br />

Museum für Film und Fernsehen (& 300 90 30)<br />

10.00: 120 Jahre Deutsche Filmgeschichte und<br />

Fernsehgeschichte in West und Ost, Di-So 10-18, Do<br />

10-20 Uhr<br />

10.00: Kino der Moderne. Film in derWeimarer<br />

Republik, Mi-Mo/Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Ramones Museum Berlin (& 75 52 88 90)<br />

10.00: Ausstellung zur US-Punkrockband „The<br />

Ramones“, tgl. 10-22 Uhr<br />

The StoryofBerlin (& 88 72 01 00)<br />

10.00: 800 Jahre <strong>Berliner</strong> Geschichte, tgl. 10-20 Uhr<br />

Trabi-Museum Berlin (& 30 20 10 30)<br />

10.00: Die Welt derTrabis, tgl. 10-18 Uhr<br />

KINO<br />

Ad Astra (OmU) 17.00, 19.50, 22.40; Und der Zukunft<br />

zugewandt 17.30; Human Rights Film Festival<br />

Berlin: Onverharde weg naar vrede –Unpaved<br />

Road to Peace (OmenglU) 18.00; Human Rights<br />

Film Festival Berlin: 2040 –Wir retten die Welt!<br />

(OmenglU) 18.00; Ein Licht zwischen den Wolken<br />

19.00; Human Rights Film Festival Berlin: The Prosecutors<br />

(OmenglU) 20.00; Sneak Preview 20.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 20.30;<br />

Human Rights Film Festival Berlin: IHad aDream<br />

(OmenglU)20.30; Es II 20.50; Leidund Herrlichkeit<br />

(OmU) 22.45; Der König der Löwen (OmU) 22.45;<br />

Der Honiggarten –Tell Ittothe Bees (OmU) 22.45<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Frau Stern 18.00; Über<br />

Grenzen –Der Film einer langen Reise 19.30; Das<br />

Wunder im Meer von Sargasso –Tothavma tis thalassas<br />

ton Sargasson: The Miracle ofthe Sargasso<br />

Sea (OmU) 21.30<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Rote Räte- Die<br />

bayrische Revolution aus der Sicht von Augenzeugen<br />

17.30; Face_It! –Das Gesicht imZeitalter des<br />

Digitalismus 18.30; This Ain‘t California (OmenglU)<br />

20.00; Ich war zuhause, aber... 22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Good<br />

Boys 14.15, 17.15, 19.40, 22.55; Downton Abbey<br />

14.15, 17.00, 20.00, 22.45; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen 14.15, 17.05, 20.00, 23.00; Der König<br />

der Löwen 14.30, 17.15; Angry Birds 2: Der Film<br />

14.30, 17.15; Die drei !!! 14.35; Playmobil: Der<br />

Film 14.40; Es: Kapitel II14.40, 16.35, 19.50,<br />

22.15; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.50, 17.20; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />

Flamingo!14.55; Gutgegen Nordwind17.00; Rambo<br />

5: Last Blood 17.10, 19.55, 23.00; Late Night<br />

–Die Show ihres Lebens 19.30; 3D: Der König der<br />

Löwen 19.35; Angel Has Fallen 20.00, 22.55; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen (OF) 20.00; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 20.15, 22.20; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 22.20<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) Gut gegen<br />

Nordwind 13.30, 19.45; Downton Abbey 13.30,<br />

16.30, 19.30; Good Boys 13.40, 16.30; Pets II<br />

13.45; Der König der Löwen 13.50, 16.45; Playmobil:<br />

Der Film 14.10; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando14.30,17.10; BenjaminBlümchen<br />

14.45; Angry Birds 2: Der Film 14.50; Es: Kapitel<br />

II 16.00, 19.00, 19.50; Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw 16.10; Ad Astra –Zuden Sternen 16.50,<br />

20.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.20, 19.40;<br />

Rambo 5: Last Blood 17.30, 20.15; Once Upon a<br />

Time in...Hollywood 19.30; Sneak Preview 20.00<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30<br />

04) Und der Zukunft zugewandt 14.50; Systemsprenger<br />

17.30,20.30<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Und wer nimmt den<br />

Hund? 18.00; Leid und Herrlichkeit 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Downton Abbey (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Carmine Street Guitars<br />

(OmU) 18.15; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 0211) Playmobil:<br />

Der Film 10.00; Der König der Löwen 10.00,<br />

12.05, 14.40; Benjamin Blümchen 10.00; Angry<br />

Birds2:Der Film 10.00, 12.15, 14.40, 17.05; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 10.00,12.15,<br />

14.15; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

12.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 12.25;<br />

Downton Abbey 14.30, 17.20, 20.30; Ad Astra –Zu<br />

den Sternen 14.35, 17.25, 20.15; Es: Kapitel II<br />

16.45, 19.30; Good Boys 17.30; Gut gegen Nordwind<br />

19.50; Sneak Preview 20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Geheimnis<br />

eines Lebens 15.45; Und wer nimmt den<br />

Hund? 18.15; Cleo 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Downton Abbey<br />

14.20, 17.10, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Playmobil: DerFilm 10.00, 12.10, 14.25;Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 10.00, 12.15;<br />

Der König der Löwen 10.00, 12.05, 14.55, 17.30,<br />

20.10; Benjamin Blümchen 10.00, 12.30; Angry<br />

Birds2:Der Film 10.00, 11.55, 14.25, 16.55; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 10.00,12.10,<br />

14.35; Pets II 11.55; Good Boys 14.05, 17.45,<br />

20.30, 23.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 14.30;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 14.35, 17.00, 20.00,<br />

22.55; Es: Kapitel II 16.25, 19.25, 23.00; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 16.50, 20.20; Gut<br />

gegen Nordwind 17.10, 20.05; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen (OF) 20.05; Sneak Preview (OF) 23.00;<br />

Sneak Preview 23.00<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Der König der<br />

Löwen 14.45; Gut gegen Nordwind 15.45, 20.30;<br />

Downton Abbey 15.45, 18.00, 20.30; Angry Birds<br />

2: Der Film 15.45, 18.15; Es: Kapitel II 17.00,<br />

20.30; Rambo 5:Last Blood 18.15, 20.30; Und<br />

wer nimmt den Hund? 18.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Frank Borzage: ...und<br />

ewig siegt die Liebe –History isMade atNight<br />

(OmU) 20.00; Magical History Tour: Die allseitig<br />

reduzierte Persönlichkeit –Redupers 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69<br />

69) Fast &Furious: Hobbs &Shaw 13.00, 16.15,<br />

19.30, 22.40; Es: Kapitel II13.00, 15.00, 17.30,<br />

19.00, 20.20, 22.10; Die drei !!! 13.15; Mein<br />

Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo! 13.20,<br />

14.00; Once Upon aTime in... Hollywood 13.30,<br />

16.00, 18.00, 19.45, 22.00; 3D: Der König der<br />

Löwen 13.30, 17.00, 20.00, 23.00; Und der Zukunft<br />

zugewandt 13.40, 17.00; Systemsprenger<br />

13.40, 16.50, 20.00; Rambo 5: Last Blood 13.40,<br />

17.10, 20.10, 22.50; Good Boys 13.50, 17.15,<br />

23.00; Drei Schritte zuDir 13.50; Downton Abbey<br />

14.00, 16.30, 20.00, 23.00; Der König der Löwen<br />

14.00, 16.00; AdAstra –Zuden Sternen 14.00,<br />

17.00, 19.45, 22.55; AToy Story:Alleshörtauf kein<br />

Kommando 14.10;Pets II 14.15; AngryBirds 2: Der<br />

Film 14.30, 19.45; Late Night –Die Show ihres Lebens<br />

16.30, 17.15;Angel HasFallen16.30, 19.30,<br />

22.40; Gut gegen Nordwind 16.45, 19.50; 3D: A<br />

ToyStory:Alleshörtauf kein Kommando 17.00; 3D:<br />

Angry Birds 2: Der Film 17.20; The Game Changers<br />

(OmU) 19.00; Yesterday 19.10; Wer 4sind –Die<br />

Fantastischen Vier 20.00; The Kitchen –Queens of<br />

Crime 20.00; Sneak Preview 20.00;Avengers: Endgame<br />

22.00; John Wick: Kapitel III 22.10; Spider-<br />

Man: FarFrom Home22.30; Crawl22.30; Die Agentin<br />

22.50; IAmMother 23.00; Stuber –5Sterne<br />

Undercover 23.10; Annabelle III 23.10<br />

CineStar imSony Center (& 04 51/703 02 00)<br />

Late Night –Die Show ihres Lebens (OF) 13.30;<br />

Downton Abbey (OF) 13.30, 16.30, 19.30; Good<br />

Boys (OF) 13.40; AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando –Toy Story IV(OF) 13.40, 15.20; Angry<br />

Birds 2: Der Film –The Angry Birds Movie II(OF)<br />

13.50; Der König der Löwen –The Lion King (OF)<br />

14.20, 20.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw (OF)<br />

16.15; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />

16.20, 19.10; 3D: Angry Birds 2: Der Film –The<br />

Angry Birds Movie II (OF) 16.30; Es: Kapitel II–It:<br />

Chapter Two (OF) 16.40, 19.30; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen (OF) 17.15, 20.15; Rambo 5: Last Blood<br />

(OF) 18.00, 20.40; The Kitchen –Queens of Crime<br />

(OF) 20.00<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Buckelwale:<br />

Giganten der Meere 11.45; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen (OF) 13.15, 16.15, 19.15<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Congo Calling<br />

(OmU) 18.00; Blinded bythe Light (OmU) 22.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Playmobil: Der Film 14.00;<br />

Pets II 14.00; Angry Birds 2: Der Film 14.00, 16.00,<br />

18.00; Downton Abbey 15.00, 17.30, 20.00,<br />

22.30; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

15.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

16.00; Good Boys 16.00; AdAstra –Zu den<br />

Sternen 17.30, 20.00, 22.30; Rambo 5: Last Blood<br />

18.00, 20.15, 22.30; Es: Kapitel II 18.00, 20.15,<br />

21.30<br />

Casablanca (& 6775752) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 17.30; Bohemian Rhapsody 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />

Good Boys 14.00; Downton Abbey 14.00, 16.50,<br />

19.30; Angry Birds 2: Der Film 14.00; Und der<br />

Zukunft zugewandt 14.05; Der König der Löwen<br />

14.20, 17.00; Playmobil: Der Film 14.30; Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.45;<br />

OnceUpon aTime in...Hollywood 15.30, 19.15; Es:<br />

Kapitel II 16.15, 19.00, 20.00; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 16.35; 3D: Angry Birds 2:<br />

Der Film 16.40; AdAstra –Zuden Sternen 16.50,<br />

19.55; Gut gegen Nordwind 17.10, 19.15; Rambo<br />

5: Last Blood 17.15, 20.10; The Kitchen –Queens<br />

of Crime 19.45; Sneak Preview 20.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11)Downton<br />

Abbey 14.00, 16.45, 19.45; Der König der Löwen<br />

14.00, 17.10; AdAstra –Zuden Sternen 14.10,<br />

16.50, 19.50; 3D: Angry Birds 2:Der Film 14.15;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.20,<br />

16.50; Angry Birds 2: Der Film 14.30, 17.10; Good<br />

Boys 14.45; Rambo 5: Last Blood 16.50, 19.40;<br />

Es: Kapitel II 17.00, 20.30; Sneak Preview 20.00;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen (OF) 20.00; Sneak Preview<br />

(OF) 20.10<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 40 01) Wajib –Die Hochzeitseinladung<br />

(OmU) 18.00; Ein Licht zwischen<br />

den Wolken –Streha mes reve (OmU) 20.00; Die<br />

untergegangene Familie –Familia sumergida (OmU)<br />

21.30<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Downton Abbey<br />

10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45; Mein Lotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 12.00; Und der<br />

Zukunft zugewandt 15.00; Gut gegen Nordwind<br />

17.30,20.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Leid und Herrlichkeit<br />

15.30; Synonymes 18.00; Mein Leben mit<br />

Amanda 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 5305) Gut gegen Nordwind<br />

15.30, 20.15; Carmine Street Guitars (OmU)<br />

18.00<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Der Fall Collini 18.00; Geheimnis<br />

eines Lebens 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Und der Zukunft zugewandt<br />

15.15,20.30; Systemsprenger 17.45<br />

FREILUFTKINOS<br />

Pompeji – FLK am Ostkreuz (& 01 76/56 70<br />

92 98) Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />

20.00<br />

POTSDAM<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Mein Leben<br />

mit Amanda (OmU) 13.30; Und der Zukunft<br />

zugewandt 13.30, 18.15; Angry Birds 2: Der Film<br />

14.00, 16.15; Systemsprenger 15.45, 18.15,<br />

20.45; Downton Abbey 15.45, 18.15, 20.45; Idioten<br />

der Familie 16.00; Downton Abbey (OmU)<br />

18.00, 20.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 20.30<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />

Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />

13.45; Der König der Löwen 13.45, 16.35; Angry<br />

Birds 2: Der Film 13.50, 16.45; Gut gegen Nordwind<br />

14.00, 17.00, 19.55; Downton Abbey 14.00,<br />

17.00, 20.00; Playmobil: Der Film 14.05; Good<br />

Boys 14.10, 16.50; AToy Story:Alles hört auf kein<br />

Kommando 14.20; Es: Kapitel II16.10, 19.30; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen 16.50, 19.50; Rambo 5:<br />

Last Blood 17.00, 19.45; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 19.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

19.45; Angel Has Fallen 20.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Angry Birds<br />

2: Der Film 15.00, 17.30; Gut gegen Nordwind<br />

20.00<br />

Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97<br />

77) Gloria: Das Leben wartet nicht 17.15; Photograph<br />

–Ein Foto verändert ihr Leben für immer<br />

20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Es II<br />

16.40, 19.30, 20.00; Angel Has Fallen 17.00,<br />

20.20; Ad Astra 17.00, 20.15; Downton Abbey<br />

17.10,19.45; Mein Lotta-Leben 17.15;AToy Story<br />

17.15; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.20, 19.45;<br />

3D: Der König der Löwen 17.30; Rambo 5: Last<br />

Blood 17.50, 20.40; Gut gegen Nordwind 17.50,<br />

20.15; Once Upon aTime in... Hollywood 19.45;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 20.00<br />

Filmforum Schwedt (& 033 32/44 92 90)AdAstra<br />

–Zuden Sternen 17.15, 20.00; Angry Birds 2:<br />

Der Film 17.15; Gut gegen Nordwind 17.15, 19.45;<br />

Yoga: Die Kraft des Lebens 17.30, 20.00; Es: Kapitel<br />

II 19.30<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Downton<br />

Abbey 15.00, 17.45, 20.30;Angry Birds 2: Der<br />

Film 15.00; Der König der Löwen 15.00; 3D:Angry<br />

Birds 2: DerFilm 18.00;Und wernimmt den Hund?<br />

18.15; Gut gegen Nordwind 20.30; Es: Kapitel II<br />

20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />

Und der Zukunft zugewandt 14.45; AToy Story:Alles<br />

hört auf kein Kommando 15.00; Der König der<br />

Löwen 15.05; Angry Birds 2: Der Film 15.15; Es:<br />

KapitelII17.00, 20.00; Gutgegen Nordwind 17.15,<br />

19.45; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.30; Ad Astra<br />

–Zuden Sternen 17.30, 20.15; Geheimnis eines<br />

Lebens 20.00<br />

Kino-Cafe Dahme (& 03 54 51/343) AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 17.00; Angel Has<br />

Fallen 20.00<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Und der Zukunft<br />

zugewandt 14.00, 18.15; Der König der Löwen15.00;AToy<br />

Story: Alles hörtauf kein Kommando<br />

16.00; Good Boys 17.30; Es: Kapitel II 19.45;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 20.30<br />

Movietown Wust (& 033 81/211 12 40) Playmobil:<br />

Der Film 16.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 16.30; Der König der Löwen 16.30;<br />

AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 16.30;<br />

Downton Abbey 16.30, 19.00; Angry Birds 2: Der<br />

Film 16.30; Gut gegen Nordwind 19.00; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 19.00; Rambo 5:Last Blood<br />

19.00;AdAstra –Zuden Sternen19.00; Es:Kapitel<br />

II 19.00<br />

Union Fürstenwalde (& 033 61/73 64 40) Über<br />

Grenzen –Der Film einer langen Reise 14.00; Mein<br />

Lotta-Leben–Alles Bingomit Flamingo! 16.30; Leid<br />

und Herrlichkeit 18.15; Das zweite Leben des MonsieurAlain<br />

(m. Kurzfilm) 20.15<br />

Union Kino-Center Luckenwalde (& 033 71/40<br />

16 41) Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

15.10; Angry Birds 2: Der Film 15.30, 17.30;<br />

AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 15.30;<br />

Kroos 17.30; Ad Astra –Zuden Sternen 17.30,<br />

20.15; Es: Kapitel II 19.30; Gut gegen Nordwind<br />

20.00<br />

Weltspiegel Kino Finsterwalde (& 035 31/22 11)<br />

3D: Angry Birds 2: Der Film 17.15; Magie derWildpferde<br />

17.30,20.00; Gut gegen Nordwind 20.00


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Spreewild<br />

Klartext<br />

Ja, die Kreuzfahrt<br />

ist unnötig<br />

VonAniko Schusterius, 23 Jahre<br />

Vier Tage auf einem Kreuzfahrtschiff<br />

durch die Nordsee –sosoll<br />

die Reise einer Schülergruppe aus<br />

Frankfurt am Main aussehen. Die<br />

Leistungskurse Physik und Mathematik<br />

sollen dabei Oslo und Kopenhagen<br />

besuchen und verschiedene<br />

Sehenswürdigkeiten besichtigen.<br />

Dafür hagelte es in den vergangenen<br />

Tagen scharfe Kritik. Denn die<br />

Schule holte erst<br />

im August den<br />

ersten Platz des<br />

„Umwelt macht<br />

Schule“-Wettbewerbs.<br />

Und nun<br />

geht es mit dem<br />

CO₂-Monster auf<br />

Klassenfahrt?<br />

Die Schule<br />

Man hätte auch<br />

nach Berlin reisen<br />

können, findet Aniko.<br />

PRIVAT<br />

nimmt auf ihrer<br />

Webseite Stellung<br />

und weist<br />

darauf hin, mit<br />

dem „umweltfreundlichsten Schiff“<br />

seiner Art unterwegs zu sein. Im<br />

Gegensatz zu normalen Fähren benötigt<br />

das AIDA-Schiff kein Schweröl,<br />

sondern schwefelarmen Diesel.<br />

Noch dazu würde an Bord ein Umweltoffizier<br />

dafür sorgen, dass kein<br />

Abfall ins Meer gelangt.<br />

Keine Frage, der hier entstandene<br />

Eklat konnte nur durch schlecht<br />

recherchierte Beiträge in den Medien<br />

dermaßen aufgebauscht werden.<br />

Doch so umweltfreundlich diese<br />

Reise auch sein mag. Es drängt sich<br />

die Frage auf, wieso man für ein paar<br />

Sehenswürdigkeiten extra das Land<br />

verlassen muss. Deutschland ist<br />

nicht so klein, dass keine interessanten<br />

Studienreisen möglich wären. In<br />

Dresden gibt es den Mathematisch-<br />

Physikalischen Salon, Berlin hat das<br />

Science Center Spectrum, in Paderborn<br />

steht das weltgrößte Computermuseum.<br />

Man muss nicht extra<br />

das Land verlassen, um fachlich und<br />

sozial etwas dazuzulernen. Ich bin<br />

noch mit Kescher und hochgekrempelten<br />

Hosen durch Brandenburger<br />

Seen gewatet. Langweilig war das auf<br />

keinen Fall!<br />

Hörprobe<br />

Gaddafi Gals –„Temple“<br />

Als die Gaddafi Gals den Patriarchen<br />

„Papi“ beerdigten, klangen<br />

sie noch etwas dünn. Mit ihrem<br />

Debütalbum „Temple“ macht das<br />

Trio musikalisch einen großen<br />

Schritt nach vorn und verschafft<br />

uns eine Pause vom Pop-EDM-Mix<br />

der Charts.Blaqtea, Slimgirl Fatund<br />

Produzent Walter P99 Arkestra hörenverschiedene<br />

Musikrichtungen.<br />

Das spiegelt die Platte. Die Beats<br />

erinnern an Neunziger-Hip-Hop,<br />

während dieMelodien und verzerrten<br />

Hintergrundstimmen eine mystische<br />

Atmosphäre erschaffen. Das<br />

passt verblüffend gut zusammen.<br />

DerStyle der Gaddafi Gals passt zur<br />

feministischen Szene, die sich in<br />

den Großstädten Europas etabliert<br />

hat. Selly Häußler,28Jahre<br />

Fazit Kunst braucht Zeit. Für die Gaddafi<br />

Gals ist die Zeit gekommen.<br />

Die Knochenbrecher Crew ist aus dem Reinickendorfer Inklusionsprojekt für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung entstanden.<br />

Tanzen gegen die Abschiebung<br />

Beim Tanztreffen der Jugend tritt unter anderem ein Inklusionsprojekt aus Reinickendorf an<br />

Von Tamina Grasme, 24 Jahre<br />

Hacke,Spitze, Sprung und<br />

Freeze: Imsogenannten<br />

Toprock oder Radschlag<br />

fegen Marsilda (14), Eda<br />

(11) undYasmina (10) über den Boden,<br />

im Hintergrund laufen Hip-<br />

Hop-Beats.AmSamstag präsentierten<br />

sie, die Knochenbrecher Crew,<br />

ihre ausverkaufte Performance<br />

„Gold“ im Rahmen des Tanztreffens<br />

der Jugend.<br />

Seit 2014 veranstalten die <strong>Berliner</strong><br />

Festspiele das Tanztreffen. Ihm<br />

vorangegangen ist ein bundesweiter<br />

Wettbewerb, für den sich junge<br />

Tanzensembles,die unter Anleitung<br />

selbstständig Stücke zu den ihnen<br />

relevanten Themen erarbeitet haben,<br />

bewerben konnten. Die Sieger<br />

dürfen am Tanztreffen teilnehmen<br />

und erhalten die Möglichkeit, ihre<br />

Stücke auf der großen Bühne in Berlin<br />

vor Publikum zu präsentieren.<br />

52 Tanzstücke wurden dieses Jahr<br />

VonAniko Schusterius, 23 Jahre<br />

Die neue Netflix-Eigenproduktion<br />

„Tall Girl“ (dt. Titel: „Wie<br />

Jodi über sich hinauswuchs“) präsentiert<br />

dem Zuschauer so ziemlich<br />

alles, was eine amerikanische<br />

Highschool-Komödie bieten kann<br />

–alles, außer Inhalt. Der Titel lässt<br />

erahnen, welche Thematik im Film<br />

eigentlich behandelt werden sollte,<br />

doch leider sorgen ein vorhersehbarer<br />

Erzählstrang und schlechte<br />

Recherche nur für ein oberflächliches<br />

Ankratzen.<br />

Im Mittelpunkt steht die 16-jährige<br />

Jodi, die mit ihren jungen Jahren<br />

bereits größer als alle anderen<br />

Mitschüler ist. Dafür geht sie jeden<br />

Tag durch die Mobbinghölle und<br />

kriegt Sprüche zu hören wie: „Hey,<br />

du Giraffe“ und „Wie ist die Luft da<br />

oben?“. Aufgrund ihres fehlenden<br />

Selbstbewusstseins muss sie jeden<br />

Tag aufs Neue von ihrer besten<br />

Freundin Fareeda verteidigt werden.<br />

Als der attraktiveund sehr große<br />

Austauschschüler Stig an Jodis<br />

Schule kommt, beginnt ein zähnefletschender<br />

Kampf um Liebe und<br />

eingereicht, sechs Teams dürfen<br />

nun ihre Shows vorführen. Drei davon<br />

kommen aus Berlin: Neben der<br />

Knochenbrecher Crew gewannen<br />

auch noch die Academy Bühnenkunstschule<br />

und die Kids Company<br />

von Sasha Waltz.<br />

Ihr Stück „Gold“ haben Marsilda,<br />

Eda und Yasmina unter der<br />

künstlerischen Leitung von Viola<br />

Barns erarbeitet. Dabei ist der Prozess<br />

der Kreation einesneuen Stükkes<br />

ein durch und durch demokratisches<br />

Unterfangen: „Manchmal<br />

haben wir verschiedene Ideen und<br />

verändern unsere Stücke. Aber nur,<br />

wenn alle vonuns zustimmen“, betont<br />

die 14-jährige Marsilda.<br />

Die persönliche Lebenswelt der<br />

Tänzerinnen steht dabei immer im<br />

Fokus. So ist das Thema der Abschiebung<br />

oft präsent während der<br />

Kreation neuer Stücke. „Drei Kinder<br />

aus unserer Crew wurden abgeschoben.<br />

Es soll aufhören, dass<br />

Familien abgeschoben werden aus<br />

Deutschland, denn in ihren Heimatländern<br />

ist es schlimm, sie haben<br />

nichts und hierkönnen sieeine<br />

Wohnung haben und gut leben“,<br />

erklärt uns Yasmina, die jüngste<br />

Tänzerin der Crew.<br />

Die drei Breakdancerinnen haben<br />

ganz konkrete Vorstellungen<br />

davon, was sie ihrem Publikum<br />

durch ihre Stücke vermitteln möchten.<br />

Soerklärt Marsilda, der mit ihrer<br />

Familie im Frühjahr selbst noch<br />

die Abschiebung drohte: „Wir wollen<br />

beweisen, dass wir hierhin, nach<br />

Deutschland, gehören, und dass<br />

Berlin alles hat, was wir brauchen.<br />

UnsereTräume sind hier undunsere<br />

Hobbys.“ Yasmina ergänzt: „Und in<br />

unseren Ländern können wir unsere<br />

Träume nicht wahr machen.Inmeinem<br />

Landkönnte ichnichtAnwältin<br />

werden –hier schon.“<br />

Auch Eda hat schon konkrete<br />

Vorstellungen, was sie später einmal<br />

werden möchte: „Kardiologin!“,<br />

ruft die Elfjährige wie aus der<br />

„Tall Girl“ schießt nicht hoch hinaus<br />

Aufmerksamkeit. Zu Beginn des<br />

Filmes steht noch Jodis Körpergröße<br />

im Vordergrund. Der Zuschauer<br />

lernt ihre Eltern kennen, normal<br />

groß undunempathisch, sowie ihre<br />

bildschöne ältereSchwester,die regelmäßiganMisswahlen<br />

teilnimmt<br />

und auf alles cholerisch reagiert.<br />

Doch ziemlich schnell beginnt sich<br />

das Teeni-Gefühls-Karussell zu<br />

drehen und man findet sich wieder<br />

in einer klassischen Romanze.<br />

Der schwedische Austauschschüler<br />

übernimmt die Rolle des ahnungslosen<br />

und etwas dummen<br />

Schulschwarms, der sich zunächst<br />

mit der allseits bekannten Dramaqueen<br />

einlässt. Mit dabei ist nicht<br />

nur Jodis beste Freundin, sondern<br />

auch ihr Kumpel aus Kindheitszeiten,<br />

der in sie verliebt und leider<br />

viel zu klein ist.<br />

RONALD SPRATTE<br />

Pistole geschossen. Marsilda würde<br />

gerne Schauspielerin am Theater<br />

werden. „Und wenn das nicht<br />

klappt, möchte ich bei der Kriminalpolizei<br />

anfangen.“<br />

Doch nicht nur ihr gemeinsames<br />

Hobby Breakdance verbindet die<br />

drei. Kennengelernt haben sie sich<br />

in einem <strong>Berliner</strong> Flüchtlingsheim,<br />

bis esdort einen Unfall gab und die<br />

drei Freundinnen umziehen mussten,<br />

berichtet Marsilda. „Wir sind<br />

viele Personen und es war schwer,<br />

ein Haus zu finden. Wir wohnten<br />

vorher im Heim für sieben Jahre<br />

und wir sind zehn Personen, denn<br />

ich habe sieben Geschwister“, ergänzt<br />

Yasmina. Ob sie denn noch<br />

einen Traum oder Wunsch für die<br />

Zukunft hätten? In diesemPunkt ist<br />

sich die Gruppe auf jeden Fall schon<br />

einig: „Weltmeister werden!“<br />

Das Tanztreffen läuft noch bis Freitag.<br />

Das Programm und Karten gibt<br />

es unter www.berlinerfestspiele.de<br />

Die neue Netflix-Eigenproduktion handelt von einem groß gewachsenen Mädchen, das täglich gemobbt wird<br />

Jodi verguckt sich in den schwedischenAustauschschüler, aber –Spoiler –mehrauchnicht. NETFLIX<br />

Es wird gesungen, geknutscht<br />

und mit den Augen geklimpert. Die<br />

Größe der Protagonistin wird hin<br />

und wieder aufgegriffen, zum Beispiel,<br />

wenn sie nach einer Operation<br />

für eine Verkleinerung sucht. Doch<br />

einen wirklichen Eindruck von dem<br />

Leben eines großen Mädchens bekommt<br />

man nicht. Wieso passt Jodi<br />

beim Shoppen auf Anhieb jedes<br />

Kleidungsstück? Wieso stößt sie sich<br />

kein einziges Mal den Kopf an einer<br />

zu niedrig hängenden Lampe? Wieso<br />

hat sie keine Rückenprobleme,<br />

obwohl sie offensichtlich viel zu<br />

schnellvielzuviel gewachsen ist?<br />

„Tall Girls“ fehlt es an Realität!<br />

Das vorhersehbare Ende macht es<br />

nicht besser. Jodi hält eine Rede<br />

auf dem Highschool-Ball und stellt<br />

klar,dass sie endlich so weit ist, sich<br />

selbst zu akzeptieren. Natürlich<br />

erkennt sie in ihrem jahrelangen<br />

Kumpel die große Liebe. Dass dieser<br />

eine Holzkiste zum Heraufklettern<br />

benötigt, um sie auf Augenhöhe<br />

küssen zu können, ist ein Lacher,<br />

verleiht dem Film aber keine<br />

Message. Schade! Das Grundthema<br />

hätte Potenzial gehabt.<br />

DIE ERFAHRUNG LEHRT<br />

Kontert, wenn<br />

ihr Vorurteile<br />

hört<br />

Selbst wenn ihr eine<br />

Mitfahrgelegenheit nutzt<br />

Von Selly Häußler, 28 Jahre<br />

Wenn ich in die Heimat fahre,<br />

nutze ich meistens eine Mitfahrgelegenheit.<br />

Das klappt meist<br />

gut –aber nicht immer. Nach einer<br />

Fahrt von Hamburg nach Stuttgart<br />

blieb unterdrückte Wut im Bauch.<br />

Der Fahrer hatte munter über seine<br />

Exfreundinnen hergezogen und ihre<br />

ethnische Herkunft bildete das Zentrum<br />

seiner vorurteilsbehafteten<br />

Argumentation.<br />

DieTürkin musste<br />

ihre Brüder<br />

bedienen. Die<br />

Ukrainerinwollte<br />

nie Geld vonihm.<br />

Die Afrikanerin<br />

(hier hielt er es<br />

nicht für nötig,<br />

Selly hält nicht mehr<br />

den Mund, wenn sie<br />

Klischees hört.<br />

PRIVAT<br />

den Herkunftsstaat<br />

zu nennen)<br />

aber umso mehr.<br />

Und soseien sie<br />

alle. Als es um die Türkin ging, versuchte<br />

ich noch die im Hintergrund<br />

plärrende Schlagermusik zu übertönen<br />

und die Verallgemeinerung<br />

zu relativieren. Aber als sich meine<br />

Nebensitzerin bei dem Vorurteil zu<br />

schwarzenFrauen zu mir drehte und<br />

fragte,obdas denn stimmt, blieb mir<br />

die Spucke weg.<br />

Es ist immer schwieriger, als Betroffene<br />

den Mund aufzumachen.<br />

Die Diskussionsgegner unterstellen<br />

oft mangelnde Neutralität. Doch<br />

Schweigen ist nicht immer Gold, das<br />

unangenehme Gefühl bleibt.<br />

VorKurzemdann, auf einer Fahrt<br />

vonBerlin nach Stuttgart, hatten wir<br />

eine kleine Berühmtheit im Auto.<br />

Ein YouTuber-Influencer-Fußballer<br />

unterhielt uns alle prächtig. Thema<br />

waren nicht nur seine Videos und<br />

beruflichen Ziele, sondern auch<br />

seine Familie und seine Exfreundinnen.<br />

Da der Fahrer eine polnische<br />

Frau hat, betonte der YouTuber<br />

mehrmals, dass polnische Frauen<br />

verschwenderisch mit ihrem Geld<br />

und vor allem dem Geld ihrer Männer<br />

seien. Er wüsste das, denn seine<br />

Mutter ist Polin.<br />

Meine Reaktionsgeschwindigkeit<br />

war wieder nicht die beste. Aber<br />

nach der dritten Wiederholung der<br />

These raffte ich mich endlich auf.<br />

Ich hatte Fragen. Erstens: Wie definierst<br />

du polnische Frauen? Ist eine<br />

polnische Frau in Polen aufgewachsen,<br />

hat sie polnische Elternoder die<br />

polnische Staatsbürgerschaft? Zweitens:<br />

Wenn du eine polnische Frau<br />

kennenlernst, kommt sie aufgrund<br />

ihrer Herkunft nicht infrage? Ist das<br />

nicht diskriminierend? Drittens: Ja,<br />

wir haben alle Vorurteile. Aber ist es<br />

in Ordnung, auch noch andere davon<br />

überzeugen zu wollen? Das Resultat:<br />

Der Influencer selbst und die<br />

anderen Mitfahrer gaben mir in allen<br />

Punkten recht.<br />

Die Erfahrung lehrt: Haltet nicht den<br />

Mund. Denn es besteht Hoffnung.<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Das Projekt „Spreewild“<br />

im Internet unter:<br />

Die Beiträge dieser Seite werden von<br />

Jugendlichen geschrieben.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Jugendredaktion<br />

Telefon: 030/695 66 50<br />

blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />

instagram.com/spreewild_de<br />

facebook.com/spreewild<br />

twitter.com/Spreewild


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 27<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG)Gefragt –Gejagt 12.00<br />

(für HG)Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-Buffet<br />

13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 (für<br />

HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen<br />

15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm<br />

der Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für<br />

HG) Verrückt nach Meer. Mutprobe in Saint John<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 Brisant 18.00<br />

(für HG) Gefragt –Gejagt 18.50 (für HG) Morden<br />

im Norden. Die verlorene Tochter 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht –Zukunft 19.55 (für HG) Börse<br />

voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Hirschhausen im Knast<br />

Dokumentation<br />

21.00 (für HG) Hart aber fair<br />

Moderation: Frank Plasberg<br />

Neue Nase, neues Leben –wie gefährlich<br />

ist derBoombei Schönheits-Operationen?<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 Messerland Deutschland?<br />

23.30 (für HG) Streitfall Sterbehilfe –Wer<br />

bestimmt über mein Ende?<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.35 (für HG) Tatort Die harte Kern<br />

TV-Kriminalfilm, D2019<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />

Susanna Ohlen, Jan Hahn 8.30 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter<br />

uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />

zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />

Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12. Moderation:<br />

Katja Burkard 14.00 Die Superhändler –<br />

4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 16.00 Mensch Papa! Väter<br />

allein zu Haus 17.00 Herz über Kopf. Krimiserie<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv<br />

–Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-<br />

Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG) Alles<br />

was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Das Jenke-Experiment<br />

Das Plastik in mir:Wie der Müll uns<br />

krank macht<br />

Anlässlich des dritten globalen<br />

Klimastreiks zeigt die Reportage die<br />

Auswirkungen des Plastikwahnsinns.<br />

22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />

23.15 SpiegelTV<br />

Straßenkampf 2.0<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 Die Alltagskämpfer –ÜberLeben in<br />

Deutschland Arbeiten amLimit –Die<br />

Bahnhofsmission Frankfurt amMain<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

Alice Racine (Noomi Rapace)arbeitet als<br />

Verhörspezialistin für die CIA.InLondon<br />

soll sie einem Verdächtigen Informationen<br />

zu einem geplanten Terroranschlagentlocken.<br />

Die Zeit drängt,ein tödlicher Virus<br />

drohtfreigesetzt zu werden. Doch allmählich<br />

beschleichen Alice Zweifel an den Moti-<br />

MDR WDR vendes Teams undseines Einsatzleiters Bob Arte<br />

12.30 (für HG) Von Mäusen und Lügen. TV-<br />

Liebeskomödie, D2011 14.00 (für HG) MDR<br />

um zwei 15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG)<br />

Aktuell 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />

Sandmann 19.00 MDR Regional 19.30 (für<br />

HG) Aktuell 19.50 (für HG) Mach dich ran –<br />

Spezial 20.15 (für HG) Polizeiruf 110. Doktorspiele.<br />

TV-Kriminalfilm, D2002 21.45 (für HG)<br />

Aktuell 22.05 (für HG) Fakt ist! 23.05 (für HG)<br />

Verbotene Liebe. Daily Soap, DDR 1989 0.30<br />

(für HG)Alles Klara 1.20 (für HG) Fakt ist!<br />

Bayern<br />

14.45 (für HG) Wer weiß denn sowas? 15.30<br />

(für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />

in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Unkraut 19.30 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) StofferlWells Bayern 21.00 (für HG)<br />

Bayern erleben 21.45 (für HG) Rundschau<br />

Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien 22.45<br />

(für HG) Der Kaiser von Schexing 23.35 Kabarett<br />

aus Franken 0.25 Ringlstetter<br />

Vox<br />

14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 Die<br />

schönste Braut 17.00 ZwischenTüll und Tränen<br />

18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00<br />

Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15<br />

(für HG) Survivor (2). Das Kartenhaus 21.40<br />

Goodbye Deutschland! Die Auswanderer. Sonja<br />

Schröter, Dominikanische Republik /Kathi<br />

Hartmann und Stephan Eichhorst, Portugal<br />

0.05 nachrichten 0.25 (für HG) Medical Detectives<br />

–Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Ein falsches Wort<br />

Super RTL<br />

15.20 Mr.Bean –Die Cartoon-Serie 15.50<br />

ALVINNN!!! und die Chipmunks 16.20 Zig &<br />

Sharko –Meerjungfrauen frisst man nicht!<br />

16.45 Die Nektons –Abenteurer derTiefe<br />

17.10 Angelo! 17.40 Zak Storm –Super Pirat<br />

18.10 Die Tomund Jerry Show 18.45 Woozle<br />

Goozle und die Weltentdecker 19.15 AL-<br />

VINNN!!! und die Chipmunks 19.40 Angelo!<br />

20.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />

21.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />

22.10 On the Case –Unter Mordverdacht<br />

23.10 On the Case –Unter Mordverdacht<br />

Sport1<br />

16.00 Storage Hunters. Ein hartes Geschäft<br />

16.30 Storage Wars –Geschäfte in Kanada.<br />

Im Norden nichts Neues 17.00 StorageWars –<br />

Geschäfte in Kanada (2). Handeln in Orange<br />

17.30 Yukon Gold. Konkurrenzkampf 18.30 FC<br />

Bayern Inside 19.00 Sport1 News 19.25 Goooal!<br />

–Das internationale Fußball-Magazin<br />

19.55 Fußball: Regionalliga Nord. Vorberichte<br />

20.15 Fußball: Regionalliga Nord. 11. Spieltag:<br />

VfB Lübeck –VfB Oldenburg 22.15 FIFA<br />

Football Award 23.45 3. Liga pur (bis 0.30)<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />

täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante.<br />

Muttergefühle 11.15 (für HG) SOKO Wismar.<br />

Kaffeefahrt 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute<br />

–inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress 15.05 (für HG)<br />

Bares für Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa<br />

16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops. Ein<br />

Teich, ein Frosch, ein Mord 17.00 (für HG) heute<br />

17.10 (für HG) hallodeutschland 17.45 (für<br />

HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO Potsdam.<br />

Eine verhängnisvolle Affäre 19.00 (für HG) heute<br />

19.25 (für HG) WISO<br />

20.15 (für HG) Flucht durchs Höllental<br />

TV-Thriller, D2019<br />

Mit Hans Sigl, Marleen Lohse,Christian<br />

Redl, Tonio Arango u.a.<br />

Regie: Markus Rosenmüller<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) Die Spezialistin<br />

Actionthriller,USA/GB/CZ/CH 2017<br />

Mit Noomi Rapace, Orlando Bloom, u.a.<br />

23.45 heute+<br />

0.00 (für HG) HAMBI –Der Kampf um den<br />

Hambacher Wald<br />

Dokumentarfilm, D2019<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Benjamin Bieneck,<br />

Katrin Bauerfeind. Moderation: Matthias Killing,Alina<br />

Merkau 10.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />

–Wir kämpfen für Sie! 11.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />

Sie! Mit Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander<br />

Stephens, Isabella Schulien 12.00 Anwälte<br />

im Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz<br />

14.00 Auf Streife.Reportagereihe 15.00 Auf<br />

Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik am<br />

Südring –Die Familienhelfer 17.30 Klinik am<br />

Südring –Die Familienhelfer 18.00 Die Ruhrpottwache<br />

19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />

19.55 Nachrichten<br />

20.15 Der geilste Tag<br />

Tragikomödie, D2015<br />

Mit Matthias Schweighöfer,Florian<br />

David Fitz, Alexandra Maria Lara, Karl<br />

Friedrich, Rainer Bock u.a.<br />

Regie: Florian David Fitz<br />

22.25 akte.<br />

23.25 Die Fahnder<br />

Mit Vollgas zum Einsatz<br />

0.25 Der geilste Tag<br />

Tragikomödie, D2015<br />

2.20 Criminal Minds<br />

Das blaue Kleid. Krimiserie<br />

16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute<br />

18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />

HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Lecker an Bord 21.00 (für HG)<br />

Viel für wenig 21.45 (für HG) Aktuell 22.10<br />

(für HG) Unterwegs im Westen 22.40 (für HG)<br />

Sträters Männerhaushalt 23.25 (für HG) Michael<br />

Mittermeier feiert Dieter Hildebrandt<br />

0.10 (für HG) Dieter Hildebrandt: Weiterlachen!<br />

1.05 (für HG) Andreas Giebel –Das<br />

Beste! 1.50 Erlebnisreisen<br />

NDR<br />

15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas? 16.00<br />

(für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />

17.10 (für HG) Leopard, Seebär &Co.<br />

18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Die<br />

Nordreportage 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />

Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Die Garten-Docs<br />

21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für<br />

HG) 45 Min 22.45 (für HG) Kulturjournal<br />

23.15 (für HG) Kiss the Coach. Romantikkomödie,<br />

USA 2012 0.50 (für HG) Die Garten-<br />

Docs 1.35 Iss besser! –Tariks wilde Küche<br />

Kabel eins<br />

5.55 Without aTrace 6.40 The Mentalist 7.40<br />

Blue Bloods –Crime Scene NewYork 8.35<br />

Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.30<br />

Numb3rs 10.20 Navy CIS 11.10 Without a<br />

Trace 12.05 Numb3rs 13.00 Castle 13.55 The<br />

Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />

16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal,Dein Lokal –Der Profi<br />

kommt 18.55 Quiz mit Biss 20.15 Transformers.<br />

Actionfilm, USA 2007 23.10 Predator.<br />

Actionfilm,USA 1987 1.20 Late News 1.25<br />

Mutant Chronicles. Sci-Fi-Film, USA/GB 2008<br />

RTL 2<br />

5.50 Die Straßencops West –Jugend im Visier<br />

6.50 Die Straßencops West –Jugend im Visier<br />

7.55 Frauentausch 9.55 Frauentausch 11.55<br />

Frauentausch 13.50 Traumfrau gesucht 16.00<br />

Der Trödeltrupp –Fundstücke 17.00 News<br />

17.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05<br />

Köln 50667 19.00 Love Island Flash 19.05<br />

Berlin –Tag &Nacht 20.15 Love Island –Heiße<br />

Flirts und wahre Liebe 21.15 Reeperbahn<br />

privat! 23.15 Das Messie-Team –Start inein<br />

neues Leben 1.15 Love Island –Heiße Flirts<br />

und wahre Liebe<br />

Eurosport 1<br />

17.45 Volleyball: Europameisterschaft 18.00<br />

Tennis: Laver Cup 19.00 WATTS. Die Tennis-<br />

Spezial-Ausgabe der Eurosport-Clipshow<br />

19.30 Ringen: Weltmeisterschaften 20.05 Volleyball:<br />

Europameisterschaft 20.15 Eurosport<br />

News 20.20 Snooker:World Main Tour. China<br />

Championship: 1.Tag 22.00 Eurosport News<br />

22.05 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften<br />

23.00 Spirit of Yachting. Das Eurosport-Segelmagazin<br />

23.30 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften.<br />

Zeitfahren der Junioren<br />

DAS ERSTE, 20.15 UHR DOKUMENTATION<br />

Hirschhausen im Knast<br />

Nachdem er sich zuletztimHospiz mitdem Todbeschäftigt hat, zieht es den<br />

Entertainer-Doktor Eckart vonHirschhausendiesmal an einen besonders<br />

ungastlichen Ort: Er lässt sichfür zwei Tage ins Gefängnissperren. Natürlich mitsamt<br />

Kamerateam. Dort trifft er auferfahrene „Harte Jungs”,die zum Teil jahrelange<br />

Strafen absitzenund ausihrem Lebenhinter Gittern erzählen. Vorallem<br />

interessiertHirschhausen, waseine so radikale Einschränkungder Freiheit für<br />

die Beziehungen der Insassen zu ihren Angehörigen, Freunden und Lebenspartnerinnen<br />

bedeutet.Die Suche nach Antworten führtu.a.indie sogenannte<br />

„Kuschelzelle“.Eckartvon Hirschhausenüberträgt seine Erfahrungenaus dem<br />

Gefängnis aufden Alltag. Die Sendungwar online bereits eine Woche vorAusstrahlunginder<br />

ARD-Mediathek zu sehenund wird dortein Jahr bleiben.<br />

(Dtl./2019)<br />

Foto: DasErste<br />

ZDF, 22.15 UHR ACTIONTHRILLER<br />

Die Spezialistin<br />

6 2 1<br />

3<br />

2 8 4<br />

4 1 9<br />

8 7 9<br />

6 7 8 5<br />

5 3<br />

1 3 9<br />

4<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

5 8<br />

2 6<br />

Hunter.Hauptdarstellerin NoomiRapace<br />

wurde durch ihreRolleder Lisbeth Salander<br />

in dereuropäischen Verfilmungvon Stieg<br />

Larssons „Millenium“-Trilogie bekannt. In<br />

weiteren Rollen spielen John Malkovich,<br />

Orlando Bloom und Toni Collette.Das ZDF<br />

zeigtden Film als Free-TV-Premiere.<br />

(USA/Gbr./2017)<br />

Foto:ZDF<br />

5 9 2 1<br />

4 1<br />

SUDOKU<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

3 2 7<br />

6 8<br />

1<br />

AUFLÖSUNG<br />

VOM 21./22. 9. 2019<br />

MITTEL<br />

AUFLÖSUNG<br />

VOM 21./22. 9. 2019<br />

SCHWER<br />

7.30 <strong>Berliner</strong> Pflanzen –Die wilde Hauptstadt<br />

8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 9.00 In<br />

aller Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –<br />

Die jungen Ärzte 10.30 Rote Rosen 11.20<br />

Sturm der Liebe 12.10 Julia –Eine ungewöhnliche<br />

Frau 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />

Meer 14.00 Mein Traum vom Hof 14.45 Einfach<br />

genial 15.10 Landschleicher 15.15 Unser<br />

Westen 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß denn<br />

sowas? 17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla &<br />

Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das<br />

Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in berlin<br />

&brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Super.Markt<br />

Hartes Obst –immer wieder einÄrgernis<br />

Moderation: Janna Falkenstein<br />

21.00 Die Wahrheit über ...<br />

Windkraft<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Tatort Ruhe sanft<br />

TV-Kriminalfilm, D2007<br />

Mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers,<br />

Michael Lott u.a.<br />

23.30 Polizeiruf 110<br />

Die letzte Kundin<br />

TV-Kriminalfilm, DDR 1987<br />

ProSieben<br />

8.50 How IMet Your Mother 10.40 Fresh off<br />

the Boat 11.35 Mike &Molly. Der verbitterte<br />

Mann und der See. Comedyserie 12.00 2Broke<br />

Girls 12.50 Mom. Verspielt und verloren.<br />

Comedyserie 13.20 Twoand aHalf Men. Ich<br />

muss früh raus/Der böse Alan/Ich bin eine<br />

Aztekenpriesterin. Comedyserie 14.40 The<br />

Middle. Das Homecoming/Das Windel-Fiasko.<br />

Comedyserie 15.35 The Big Bang Theory<br />

17.00 taff. Moderation: Annemarie Carpendale,<br />

Christian Düren 18.00 Newstime 18.10<br />

Die Simpsons. Bin runterladen/Ja, diese Biene,<br />

die ich meine, die heißt Monty.Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo. Sturm auf die Area<br />

51. Moderation: Aiman Abdallah<br />

20.15 The Big Bang Theory<br />

Die Bewegungsmelder-Belästigung<br />

20.45 Young Sheldon<br />

Tommy,Jason und dieSchulhofschlägerei<br />

21.15 Die Simpsons<br />

Lisa hat den Blues /Sad Girl<br />

22.10 The Big Bang Theory<br />

Werfen wie ein Mädchen. Comedyserie<br />

22.40 The Big Bang Theory<br />

Der Mann,der beide im Bett hatte<br />

23.10 Late Night Berlin<br />

Gast: Shirin David (Sängerin)<br />

Moderation: Klaas Heufer-Umlauf<br />

12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt<br />

Land Kunst 13.45 (für HG) Schrotten! Komödie,<br />

D2016 15.45 Magic Cities 16.40 (für<br />

HG) X:enius 17.05 (für HG) Reinhold Messner<br />

–Heimat. Berge. Abenteuer 17.35 Indien –<br />

Der letzteTanz 18.30 (für HG) Höllische Paradiese!<br />

19.20 Arte Journal 19.40 (für HG) Re:<br />

20.15 Von glücklichen Schafen. Drama, D<br />

2014 21.45 Drei Farben: Rot. Drama, F/CH/<br />

PL 1994 23.25 Draußen. Dokumentarfilm, D<br />

2018 0.45 Das Geld der Anderen. Drama, F<br />

1978 2.30 Arte Journal<br />

3Sat<br />

10.15 (für HG) NDRTalk Show 12.30 (für HG)<br />

sonntags 13.00 (für HG) ZIB 13.25 (für HG)<br />

Steffens entdeckt 14.05 (für HG) Steffens entdeckt<br />

14.50 Griechenland: Von den Gipfeln bis<br />

ans Meer 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Der Bärenmann. Dokumentarfilm, CH<br />

2016 21.45 Unsere wilde Schweiz 22.00 (für<br />

HG) ZIB 2 22.25 Die 3Satelliten. Dokumentarfilm,<br />

D2019 23.55 (für HG) Wo ist meine<br />

Familie? 0.25 10vor10 0.55 (für HG) Willkommen<br />

Österreich 1.50 Best of Hurricane<br />

Phoenix<br />

12.45 Klima Global 14.00 phoenix vor ort<br />

14.45 NaturNah 16.00 betrifft 16.45 Fake<br />

Food –Das Geschäft mit dem Etikettenschwindel<br />

17.30 phoenix der tag 18.00 plan b<br />

18.30 Klimawandel –Die Fakten mit Harald<br />

Lesch 19.15 Klimafluch und Klimaflucht. Dokumentarfilm,<br />

D2018 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Firmen am Abgrund<br />

21.45 (für HG) heute-journal 22.15 (für HG)<br />

unter den linden 23.00 phoenix der tag 0.00<br />

unter den linden 0.45 Firmen am Abgrund<br />

2.15 Glacier Bay Nationalpark –Alaska<br />

Kika<br />

11.35 Die unglaublichen Abenteuer vonBlinky Bill<br />

12.00 (für HG) Tashi 12.25 (für HG) Die Maus<br />

13.00 (für HG) Insectibles 13.35 4½Freunde<br />

14.00 (für HG) Die Regeln vonFloor 14.10 Schloss<br />

Einstein 15.00 Jamie Johnson 16.00 Ein Fall für<br />

TKKG 16.50 (für HG) Geronimo Stilton 17.35 (für<br />

HG) Belle und Sebastian 18.00 Der kleine Nick<br />

18.15 Kleine lustigeKrabbler 18.35 Elefantastisch!<br />

18.50 Sandmann 19.00 Tib&Tumtum<br />

19.25 (für HG) Wissen macht Ah! 19.50 (für HG)<br />

logo! 20.00 (für HG) KiKA Live 20.10 (für HG)<br />

StarkeKinder –StarkeKlasse<br />

Dmax<br />

13.15 CanadaAirport –Flughafen extrem<br />

14.15 Abenteuer Survival 15.10 Abenteuer<br />

Survival 16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15<br />

Asphalt-Cowboys 18.15 Steel Buddies –Stahlharte<br />

Geschäfte 19.15 Border Control –Spaniens<br />

Grenzschützer 19.45 Border Control –<br />

Spaniens Grenzschützer 20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

21.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

22.15 Diesel Brothers 23.18 Diesel<br />

Brothers 0.18 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

1.10 Head 2Head –Stiftung Wagentest<br />

5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.0<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.15 Die Wahrheit über .<br />

10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 Odysso<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.20 Welts<br />

piegel 20.00 Tagesschau 20.15 Anne Will 21.17<br />

Extra 21.30 Westpol 22.00 Markt 22.45 Die Tagesschau<br />

vor20Jahren 23.00 Tagesthemen<br />

23.30 Exakt –Die Story 0.00 sportinside. Die<br />

FIFAund ihrUmgang mitPartner Adidas /Verteilung<br />

derUEFA-Milliarden: Revolutionander Fußba<br />

Basis/Reinhold Messner –Auf Leben undTod<br />

0.30 Europamagazin 1.00 Nachtmagazin 1.20<br />

Exakt –Die Story 1.50 Brandenburg aktuell<br />

ONE<br />

9.25 Lindenstraße 9.55 Hot in Cleveland 10.15<br />

Hot in Cleveland 10.35 Lindenstraße 11.05 Groß<br />

stadtrevier 11.55 Sturmder Liebe 12.40 Sturm<br />

der Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.20 Ein<br />

Ferienhaus in Schottland. TV-Liebeskomödie,D<br />

2008 15.50 Großstadtrevier 16.40 Hot in Cleveland<br />

17.00 Hot in Cleveland 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />

19.25 Sturmder Liebe 20.15 Grand Hotel 21.00<br />

Grand Hotel 21.45 LadiesNight 22.30 Clique<br />

23.10 Clique 23.55 HotinCleveland 0.15 Hotin<br />

Cleveland 0.35 Der Bozen-Krimi: Mörderisches<br />

Schweigen. TV-Kriminalfilm, D2019 2.05 Grand<br />

Hotel 2.50 Grand Hotel 3.35 Clique 4.15 Clique<br />

ZDF NEO<br />

5.50 (für HG) Inspector Barnaby. Ein missratener<br />

Sohn. TV-Kriminalfilm,GB2008 7.20 KernersKöche<br />

8.05 Topfgeldjäger 9.00 Lafer! Lichter! Lecke<br />

9.45 Bares für Rares 10.35 Bares fürRares<br />

11.30 Baresfür Rares –Lieblingsstücke 12.15<br />

Monk 13.35 Psych 15.00 Monk 16.20 Psych<br />

17.45 Bares für Rares –Lieblingsstücke 18.30<br />

Bares für Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 (für<br />

HG) Inspector Barnaby. Ein missratener Sohn.<br />

TV-Kriminalfilm, GB 2008 21.50 (für HG) Inspecto<br />

Barnaby. Die Untoten vonBarton Woods.TV-Krim<br />

nalfilm,GB2009 23.20 Scott &Bailey 0.55<br />

Spooks–Im Visier desMI5 1.50 heute-show 2.2<br />

Shapira Shapira 2.55 TerraX3.40 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

6.15 Nikola Tesla: Pionier derelektrischen Welt<br />

7.00 Geistesblitze –Geniale Erfindungen 8.30<br />

Ermittler! 9.30 Auf Verbrecherjagd 10.15 Murder<br />

Maps –GeheimnisvolleVerbrechen 13.10 Deadly<br />

Intelligence –Wissenschaftler im Fadenkreuz<br />

14.35 Berlusconiund die Mafia 15.20 Entführung<br />

aus demVatikan–Der Fall EmanuelaOrlandi<br />

16.05 Daphne –Tod einer Journalistin 16.45 Dea<br />

ly Intelligence –WissenschaftlerimFadenkreuz<br />

17.30 Putinund dieMafia 18.15 (für HG) Todesflu<br />

MH17 –Den Täternauf der Spur 18.45 Die Welt<br />

derAntike 20.15 (fürHG) TerraX23.05 Momente<br />

der Geschichte 0.35 (für HG)heute-journal 1.00<br />

Berlusconiund die Mafia 1.45 Putin und dieMafia<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Gegenwart International Rostrum<br />

of Composers 2019. Mit Andreas Göbel Organisiert<br />

vom International Music Council und<br />

mit finanzieller Unterstützung der teilnehmenden<br />

Rundfunkanstalten findet in jedem Jahr<br />

das Internationale Rostrum of Composers<br />

statt. Ziel ist der Austausch von zeitgenössischer<br />

Musik. Ein Überblick über die Gewinner<br />

werke und über neueste Trends in der<br />

zeitgenössischen Musik., ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musik-Panorama Mit Jochen Hubmacher,<br />

ca. 105 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Steffen Kopetzky: „Propaganda”<br />

(11/29). Es liest Johann von Bülow, ca. 30<br />

Minuten<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Ost-West im Krimi-Doppelpack Mit Clarisse<br />

Cossais, ca. 57 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Steffen Kopetzky: „Propaganda”<br />

(11/29), ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Selbstschutz oder Selbstsucht?<br />

Über das Für und Wider der Achtsamkeitspraxis.<br />

VonVera Block, ca. 26 Minuten<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Einstand Chor.com. Berufsbild<br />

Profichorsänger*in –Ausbildungswege und<br />

Realität im Job. Mit Hans Rehberg (Chordirektor<br />

Rundfunkchor Berlin),Bernhard Schneider<br />

(Sänger im Chor des Bayerischen Rundfunks)<br />

Paul Weigold (Leiter des Fachbereichs Gesang/Oper<br />

HMTM Hannover), Klaas Stok<br />

(Chefdirigent NDR-Chor). Moderation: Carola<br />

Malter,ca. 30 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Mavis Staples. Mit Susanne Papawassiliu,<br />

ca. 30 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

In Concert 44. Bardentreffen. Che Sudaka.<br />

Argentinisch-kolumbianische Weltmusik aus<br />

Barcelona., ca. 87 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Schöne Stimmen Kathleen Ferrier.Mit Rainer<br />

Damm Sie war die bedeutendste britische Konzert-<br />

und Oratoriensängerin, die bedeutendste<br />

Altistin ihrer Zeit. Nur zehn Jahre blieben ihr,um<br />

die musikalische Welt mit ihrer einzigartigen Stimme<br />

und Persönlichkeit zu bereichern., ca. 56 Min


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 221 · M ontag, 23. September 2019 – S eite 28 **<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Paul McCartney (77) hat vomgeplanten<br />

Brexit die Nase voll und ist entsprechend<br />

genervt. Nunja, werist<br />

das nicht, möchte man fragen. Der<br />

Ex-Beatle führtweiter aus,ersei<br />

froh, „wenn das vorbei ist“. Am Referendum<br />

vordreiJahren habe er sich<br />

nicht beteiligt, räumte McCartney<br />

gegenüber der BBC ein. Alle Argumente<br />

seien ihm wie „verrückte Versprechen“<br />

vorgekommen. Verrückt!<br />

Andreas Gabalier (34) ist Volksmusiker<br />

und zeigt uns,dass er sich zudem<br />

darauf versteht, eine Trennung seifenopernartig<br />

zu inszenieren und sie<br />

so über Tage hinweg in den Klatschspalten<br />

zu platzieren. Folge eins: Das<br />

Herzschmerz-Zitat nach Bekanntwerden<br />

des Bruchs mit seiner Freundin<br />

Silvia Schneider.Gabalier:„Ich<br />

habe neben all meinen unglaublichen<br />

Erfolgen das Wichtigste im Leben<br />

vergessen. Es bricht mir das<br />

Herz.“ Folge zwei: die Selbstkasteiung.<br />

Gabalier:„Wenn ich nach meinen<br />

Konzerten heimgekommen bin,<br />

war ich oft ausgelaugt und brauchte<br />

Zeit für mich allein, meinen Sport,<br />

meine Kumpel vonfrüher.“ Folge<br />

drei: die Verwertung der Liebesqualen.<br />

Gabalier in einem Song, der jetzt<br />

als Single erschienen ist: „Liebe ist<br />

die Kraft des Lebens/ die verglüht<br />

und nie zerbricht.“ Au weia.<br />

Jennifer Lopez hat wiederum bewiesen,<br />

dass nicht nur die Liebe nie vergeht.<br />

Schöne Kleider haben<br />

nämlich auch das Potenzial<br />

zum Dauerbrenner.Die<br />

Sängerin, 50, lief gerade<br />

in dem legendären<br />

Dschungelkleid, das<br />

sie im Jahr 2000 bei den<br />

Grammy Awards trug,<br />

für Versace über den<br />

Laufsteg in Mailand.<br />

Allerdings: Es war angeblich<br />

nicht<br />

das echte<br />

alte Kleid.<br />

Schade,das<br />

wäresehr<br />

vorbildlich<br />

nachhaltig gewesen.<br />

(avo.)<br />

Ikone im Klassiker:Für Versace<br />

zeigt sie noch mal das Dschungelkleid. GETTY<br />

TIERE<br />

Ein gepunktetes Zebra ist der neue<br />

Star in der Masai Mara.<br />

AFP<br />

Nanu: Haben die Mitarbeiter der<br />

kleinen Tierkastenredaktion etwa<br />

ihreTuschkästen rausgeholt und<br />

dem Zebrafohlen oben im Bild ein<br />

paar Punkte aufgemalt? Großes Indianerehrenwort:<br />

Haben wir nicht!<br />

Dasgepunktete Jungtier lebt so<br />

braun und gemustertwie abgebildet<br />

in Kenias Naturschutzgebiet Masai<br />

Mara und sorgt dortverständlicherweise<br />

für einen gewaltigen Touristenansturm.<br />

Dieungewöhnliche<br />

Fellfärbung ist wohl auf einen Gendefekt<br />

zurückzuführen. In ähnlichen<br />

Fällen überlebten die Tiereoft nicht<br />

lange,weil sie auch andereKrankheiten<br />

hatten. Wirwünschen diesem<br />

Süßerchen auf jeden Fall alles Gute<br />

und immer ein Fläschchen Autan in<br />

der Nähe,denn die insektenabwehrenden<br />

Streifen können’s ja in diesem<br />

Fall nicht richten. Hier erlebt die<br />

Mücke eine Punktlandung. (avo.)<br />

Seine Stimme klang auch im<br />

hohen Alter noch klar,wenn<br />

man mit Sigmund Jähn telefonierte.<br />

Doch auch an den<br />

Jahrestagen seines Fluges ins All war<br />

er nicht bereit, anders als nüchtern<br />

und abgeklärt über das große Abenteuer<br />

seines Lebens zu sprechen. Als<br />

ihn die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> im August<br />

des vergangenen Jahres in Strausberg<br />

besuchte, macht er es wie immer.<br />

Erspielt die Rolle, die er in der<br />

Raumfahrteinnahm, herunter.„Den<br />

Flug hätte doch jeder mit der nötigen<br />

Qualifikation machen können. Es<br />

war alles nur ein großer Zufall und<br />

eine Menge Glück, dass ich nun derjenige<br />

war“, sagt er damals bei einem<br />

Spaziergang am Straussee.<br />

Doch die sieben Tage im August<br />

und September 1978 haben ihn zum<br />

Helden gemacht, ob er das nun<br />

wollte oder nicht. Es ist der 26. August,<br />

als die Rakete vom Typ „Sojus<br />

31“ vom Weltraumbahnhof Baikonur<br />

startet. Ziel ist die Orbitalstation<br />

Saljut 6. Gemeinsam mit dem sowjetischen<br />

Kommandanten Waleri Bykowski<br />

verbringt Jähn 7 Tage, 20<br />

Stunden und 49 Minuten im All und<br />

umkreist dabei 125 Mal die Erde.<br />

Jähn ist der erste Deutsche im All.<br />

Natürlich wird ernach seiner Rückkehr<br />

in die DDR gefeiert wie ein<br />

Held. Jedes Kind kennt nun seinen<br />

Namen. Viele wollen wie er Kosmonaut<br />

werden, schwerelos im All<br />

schweben und die Erde aus dieser<br />

Perspektive beobachten. Aber vermutlich<br />

hätten nicht alle die teilweise<br />

rustikalen Methoden zur Vorbereitung<br />

überstanden.<br />

Dasharte Training wurde im Sternenstädtchen<br />

bei Moskau durchgeführt<br />

–mit zum Teil heute belächelten<br />

Methoden. Um sich an die<br />

Schwerelosigkeit zu gewöhnen, erhöhte<br />

er das Ehebett –seine Frau<br />

war damals dabei –mit Büchernso,<br />

dass seine Beine höher lagen. So<br />

wollte er sich an den Blutandrang<br />

im Gehirn gewöhnen. Später berichtete<br />

er auch von endlosen<br />

Runden auf einem Drehstuhl.<br />

„Manchen fällt dabei das Essen<br />

aus dem Gesicht“, gab<br />

er zu.<br />

Für ihn waren es dennoch<br />

die schönste Zeit in seinem<br />

Leben. Weranseinem Haus<br />

in Strausberg vorbeikam, sah<br />

sofort, dass hier einer wohnte,<br />

dem der Weltraum näher stand als<br />

anderen: Groß hing über dem Eingang<br />

eine Plastik, auf der die RaumstationSaljut<br />

6die Erde umkreist.<br />

MitGoethe und Marx<br />

An Bord von Saljut 6standen viele<br />

Experimente auf dem Plan, unter anderem<br />

zu Medizin, Biologie und Materialwissenschaft.<br />

Jähn machte Aufnahmen<br />

mit der Multispektral-FotokameraMKF-6,<br />

stempelte aber auch<br />

Briefe mit Sonderbriefmarken ab.<br />

„Eine Woche lang verloren die Gesetze<br />

der Schwerkraft scheinbar ihre<br />

Wirkung, war es völlig gleichgültig,<br />

ob ich mit dem Kopf nach „oben“<br />

oder nach „unten“ hing“, schrieb er<br />

im Buch „Erlebnis Weltraum“.<br />

In seinem persönlichen Gepäck<br />

hatte der Kosmonautdas „Manifest“<br />

von Marx, „Faust“ von Goethe und<br />

eine Figur des DDR-Sandmännchens.<br />

Am3.September 1978 kehrten<br />

Jähn und sein Kollege Bykowski<br />

wohlbehalten zur Erde zurück: Ihre<br />

Kapsel landete in der kasachischen<br />

Steppe.<br />

Fortan reiste der zurückhaltende<br />

Jähn durch die DDR, von der Führung<br />

als Vorbild und Symbol der<br />

Überlegenheit des Sozialismus präsentiert.<br />

Sein Bild zierte eine Briefmarke,<br />

kam auf eine Gedenkmünze,<br />

Schulen und Kindergärten wurden<br />

nach ihm benannt. Freunde berichteten<br />

später,dass ihm das Aufhebens<br />

um seine Person nicht besonders behagte.<br />

Inden Augen vieler Ostdeutscher<br />

gewann er dadurch noch mehr<br />

Sympathien. „Ich bin aber kein<br />

Volksheld“, sagte er immer. „Ich<br />

hatteeinfach Glück.“<br />

Erst 1983 folgte der Astronaut Ulf<br />

Merbold als zweiter Deutscher ins<br />

7Tage, 20 Stunden,<br />

49 Minuten<br />

Sigmund Jähn flog als erster Deutscher ins All.<br />

Die einwöchige Reise machte ihn zum Idol.<br />

Nun ist er mit 82 Jahren gestorben.<br />

Sigmund Jähnsetzt nach der Landung in Kasachstan seinen Namen auf die Sojus-Kapsel.<br />

Jähn und Astronaut Alexander Gerst Ende 2017 bei der Verleihung der Urania-Medaille<br />

Im August 2019 wird er im sächsischen<br />

Kamenz gefeiert.<br />

Mit Waleri Bykowski flog der<br />

DDR-Kosmonaut im August 1978 ins All.<br />

Jähn mit einem Modell seiner<br />

Sojus-31-Rakete. DPA (5)<br />

All. Dass für viele Westdeutsche dies<br />

der erste Deutsche im All war,<br />

wurmte Jähn manchmal allerdings<br />

doch ein wenig. Trotzdem haderte er<br />

nach der Wende nicht mit seiner<br />

DDR-Vergangenheit. Natürlich habe<br />

ihm vieles nicht gefallen, aber als<br />

Gegner des Sozialismus könne er<br />

sich nicht bezeichnen. Nach dem<br />

Mauerfall wurde Jähn –mittlerweile<br />

Generalmajor –zunächst arbeitslos.<br />

Doch später arbeitete er für das<br />

Deutsche Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR) und die Europäische<br />

Weltraumorganisation (Esa)<br />

und bildete europäische Astronauten<br />

im russischen Sternenstädtchen<br />

aus. Europas Raumfahrtchef Jan<br />

Wörner hat mit großer Trauer auf<br />

den Toddes deutschen Raumfahrtpioniers<br />

Sigmund Jähn reagiert. „Die<br />

Nachricht vomTode Sigmund Jähns<br />

hat mich tief berührt“, sagte der Generaldirektor<br />

der Europäische Weltraumorganisation<br />

(Esa). „Wann immer<br />

wir uns getroffen haben, war es<br />

sehr persönlich, eine Freundschaft<br />

war entstanden, die nicht nur die<br />

Raumfahrt und seine unermüdliche<br />

Unterstützung der europäischen Astronauten<br />

betraf.“ Er sei zutiefst<br />

dankbar, dass er Jähn kennenlernen<br />

durfte und werde ihn nicht vergessen.<br />

„Angst hatte ich nie“<br />

Sigmund Jähn war bis ins hohe Alter<br />

vonder Raumfahrtfasziniert. Zu seinem<br />

75. Geburtstag sagte er, dass er<br />

sich sofortnocheinmal auf die Reise<br />

machen würde. „Angst, Angst hatte<br />

ich nie. Dann wäre ich blockiert gewesen“,<br />

erzählte er.<br />

Vor einem guten Jahr –imJuni<br />

2018 –kehrte er noch einmal nach<br />

Baikonur zurück, von woer40Jahre<br />

zuvor ins All gestartet war. Dort fieberte<br />

er mit beim Raketenstart seines<br />

Freundes Alexander Gerst. Der<br />

hatte ihn als besonderen Gast zum<br />

Start selbst eingeladen. „Ich bewundere<br />

Gerst, weil er über den Dingen<br />

steht“, sagte Jähn. In den 40Jahren<br />

seit seiner Missionhabe sich viel geändert<br />

inder Branche. Der Veteran<br />

sah in „Astro-Alex“ einen würdigen<br />

Nachfolger.„Einäußerstfähiger junger<br />

Mann, ein gestandener Wissenschaftler“,<br />

lobte der Ältere.<br />

Bis ins hohe Alter bekam Jähn,<br />

der sein jungenhaftes Lächeln stets<br />

bewahrte, viel Fanpost, die er persönlich<br />

zu beantworten versuchte.<br />

„Als ich 80 wurde, kam der Briefträger<br />

mit einem großen Stapel von<br />

Briefen“, erzählte er. „Ich bin echt<br />

unter Druck geraten. Ich habe es<br />

nicht geschafft, wenigstens die<br />

Hälfte ordentlich –und wenn auch<br />

nur mit einem Dank –zubeantworten.“<br />

VomGlück, den Blauen Planeten<br />

vom All aus beobachten zu können,<br />

schwärmte Jähn zeitlebens. Und er<br />

sorgte sich darum, was der Mensch<br />

mit ihm anstellt. „Ob die Zukunft der<br />

Erde in den Sternen liegt, weiß man<br />

nicht. Ich weiß es jedenfalls nicht“,<br />

sagte er.„Aber ich weiß, dass es auch<br />

auf der Erde sehr schön ist.“<br />

Der am13. Februar 1937 in der<br />

sächsischen Kleinstadt Morgenröthe-Rautenkranz<br />

geborene Sigmund<br />

Werner Paul Jähn hatte ursprünglich<br />

Buchdrucker gelernt,<br />

ging dann zur Nationalen Volksarmee<br />

der DDR (NVA) und wurde<br />

Jagdflieger. Fliegen war seine Leidenschaft.<br />

1976 wurde er von der<br />

DDR als einer vonanfangs vier Kandidaten<br />

für einen sowjetischen<br />

Weltraumflug ausgewählt.<br />

Am wohlsten fühlte sich der heimatverbundene<br />

Jähn, der verheiratet<br />

war und zwei Töchter hatte, im<br />

Vogtland. Gern fuhr er zu seiner Datsche<br />

in den Geburtsort Morgenröthe-Rautenkranz.<br />

Zuletzt lebte er im<br />

brandenburgischen Strausberg bei<br />

Berlin. 1987 wurde Ehrenbürger von<br />

Ost-Berlin, 2007 vonganz Berlin.<br />

Sein sowjetischer Kommandant<br />

Waleri Bykowski, mit dem er die seiben<br />

Tage im All verbracht hatte,starb<br />

im März. Am Sonnabend ist auch<br />

Sigmund Jähn im Alter von82Jahren<br />

gestorben. (nkk., cd./mit dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Zug erfasst Mutter und<br />

Kleinkind am Bahnübergang<br />

Beieinem Unfall an einem unbeschrankten<br />

Bahnübergang in Isenbüttel<br />

(Niedersachsen) ist eine Autofahrerin<br />

(35) gestorben. Ihre dreijährige<br />

Tochter,die mit im Wagen saß,<br />

wurde schwer verletzt. DasAuto<br />

hatte sich mit dem Triebwagen der<br />

Regionalbahn verkeilt und wurde<br />

mehrereHundertMeter mitgeschleift.<br />

DerZug der Firmaerixx war<br />

auf der Strecke vonUelzen nach<br />

Braunschweig unterwegs. (dpa)<br />

Facebook sperrte<br />

Zehntausende Apps<br />

Facebook hat bei seinen Untersuchungen<br />

nach dem Datenskandal<br />

um Cambridge Analytica Zehntausende<br />

Apps gesperrt. Siestammten<br />

vonrund 400 Entwicklern, wie das<br />

Online-NetzwerkamFreitag mitteilte.Von<br />

der NewYorkTimes enthüllte<br />

Zahlen aus einem Gerichtsverfahren<br />

in Boston zeigen zugleich,<br />

dass Facebook diese Apps überwiegend<br />

vorsorglich sperrte,ohne klärenzukönnen,<br />

ob sie tatsächlich<br />

Nutzerdaten missbraucht haben.<br />

Demnach wurden 69 000 Apps auf<br />

der Facebook-Plattformblockiert,<br />

davon der Großteil, weil ihreEntwickler<br />

bei der Untersuchung des<br />

Online-Netzwerks nicht kooperieren<br />

wollten. (dpa)<br />

Kunst-Aktion: Menschen<br />

krabbeln durch Manhattan<br />

Auf Knien und mit Augenbinde krabbelten<br />

die Teilnehmer durch Manhatten. DPA<br />

Für ein Kunstprojekt sind rund 140<br />

Menschen auf den Knien durch New<br />

York gekrabbelt. DieTeilnehmer,die<br />

vomKünstler William Pope L. ausgesucht<br />

worden waren, legten am<br />

Sonnabend insgesamt eine Strecke<br />

vonrund drei Kilometernüber Bürgersteige<br />

in Manhattan zurück. Die<br />

Aktion soll auf das Leiden vonObdachlosen<br />

aufmerksam machen.<br />

„Menschen, die gezwungen werden,<br />

ihreVertikalität aufzugeben, werden<br />

leichte Beute für alle Formen von<br />

Gefahr“, sagte Pope,der für seine<br />

Krabbel-Aktionen berühmt ist. (dpa)<br />

Protest von Tierschützern:<br />

Taylor Swift sagt Auftritt ab<br />

Pop-Superstar Taylor Swift wirdnun<br />

doch nicht beim Melbourne Cup<br />

auftreten. Ursprünglich sollte Swift<br />

beim höchstdotierten Pferderennen<br />

in Australien und Ozeanien zwei<br />

Songs ihres letzten Albums präsentieren.<br />

Nach der Ankündigung des<br />

Auftritts beim „Race that stops aNation“<br />

hatte es viel Kritik vonTierschützerngegeben.<br />

Offiziell sind<br />

Veränderungen am Zeitplan Grund<br />

für die Absage. (sid)<br />

Oktoberfest startet mit<br />

Millionenandrang<br />

DasMünchner Oktoberfest hat am<br />

ersten Wochenende einen Massenandrang<br />

verzeichnet. An den ersten<br />

beiden Festtagen kamen nach einer<br />

ersten Schätzung der Festleitung<br />

eine Million Besucher.ImVorjahr<br />

waren es 800 000 gewesen. (dpa)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!