HINTERGRUND Zu heiß und viel zu trocken Der Klimawandel mit Hitze, Dürreund seltenen Sturzregen macht den rund 431 000 <strong>Berliner</strong> Straßenbäumen zu schaffen. Doch während die <strong>Berliner</strong> Politik bei der Baumpflege knausert, kämpfen Bezirke, Wissenschaftler und Unternehmer darum, das Straßengrün zu erhalten. Jetzt kamen sie zusammen, um beim 16. Baumforum zu klären: Wasnun, Berlin? Liebe Bäume, haltet durch, Rettung naht! An Berlins Straßen leidet das Grün. Experten arbeiten an Lösungen: Neue Arten, mehr Platz für Wasserspeicher,weniger für Autos Von GERHARD LEHRKE Es sind noch kleine Versuche, die Guido Fellhölter (52) zusammen mit dem <strong>Berliner</strong> Pflanzenschutzamt in die Wege geleitet hat. Er ist im Grünflächenamt Neukölln für die 20700 Straßenbäume des Bezirks verantwortlich und erläutert die Situation: „Linden und Ahorne als häufigste Straßenbäume leiden am stärksten an Hitze und Dürre, auch bei den Eichen fängt es an.“ Sie bilden Totholz aus, werfen grüne Äste ab. Das junge <strong>Berliner</strong> Unternehmen Arbor revital hat 62 Bäume mit Feuchte- Sensoren in 30, 60 und 90 Zentimeter Tiefe ausgestattet, die melden, wenn der Boden zu trocken ist. Dann versucht Fellhölter, mit seinen nur sechs für Bäume tätigen Mitarbeitern zu wässern oder beauftragt Firmen, es zu tun. Der Bezirk testet auch, ob Bäume aus anderen Weltgegenden besser mit den neuen Bedingungen fertig werden. Es gibt zarte Hoffnung, dass Ungarische Eichen und Japanische Zelkoven zu den Arten zählen, die als sogenannte Klimaoder Zukunftsbäume dem Klimawandel standhalten und langfristig die bekannten Straßenbäume ersetzen könnten. Bis es klar ist, werden aber noch Jahre vergehen. Martin Schreiner vom Pflanzenschutzamt nennt noch die einheimische Flatterulme als Zukunftsbaum, auch wenn man den „Superbaum“ noch nicht gefunden habe. Alexander Borgmann genannt Brüser (36) hat Arbor revital gegründet. Der Ingenieur mit dem ungewöhnlichen Namen aus dem Münsterland sieht drei Säulen, die notwendig Alexander Borgmann gen. Brüser (l.) und Dr.Manfred Forstreuter vonder FU. Christian Pape (48) präsentiert vulkanisches Material aus der Eifel, in dem junge Bäume leicht wurzeln können. seien, um Berlin als Stadt der Bäume zu erhalten. „Zunächst muss der Standort eines neuen Baums gut vorbereitet sein.“ Man könne keine Eiche in eine kleine Grube setzen, die den Wurzeln wegen Leitungen, Rohren oder unterirdischen Bauwerken keinen Platz bietet. Hier müssten Bäume wie die Blumenesche genutzt werden, die eine kleine Krone hat und wenig Wur- Fotos: Camcop Media.Klug, Imago images/Kulmey zelraum benötigt. Der junge Baum dürfe auch nicht einfach in die Erde gesetzt werden, sondern bedürfe an seinen Wurzeln Substrate, beispielsweise aus Lava oder zerkleinertem Backstein, die Wasser speichern. Die zweite Säule sei die Auswahl der Gehölze, die gepflanzt werden – eben jene Klimabäume wie die Ungarische Eiche, wie sie Fellhölter nannte. Wenig begeistert ist der Ingenieur vom asiatischen Götterbaum. Der wächst zwar schnell und ist sehr widerstandsfähig, verbreitet sich aber rasant und kann heimische Pflanzen verdrängen. Am wichtigsten jedoch sei die Pflege: „Es reicht nicht, einen Baum zu pflanzen, sondern man muss ihn vor allem in den ersten fünf bis zehn Jahren gießen. Und nicht nach einem festen Fahrplan, sondern dann, wenn es nötig ist.“ Die Kosten müss- Kilian Wiegmann (25)zeigt,wie man elektronisch die Dickeeines Baums misst und ohne Bohrung mit Schallwellen erkennt,obein Baum hohl ist. ten in die Planung einbezogen werden. Berlin setze zwar neue Bäume, kümmere sich aber nicht ausreichend darum, dass sie ihre ersten Jahre überstehen. Dr. Martin Forstreuter (61), Biologe an der FU und Organisator des Baumforums, stellte die alten Bäume in den Mittelpunkt und schlug vor, vier- in zweispurige Straßen zu verwandeln. Das könne helfen, Versickerungflächen und Raum für Wasserspeicher unter der Erde zu schaffen, die Wasserfluten bei Starkregen auffangen und bei Trockenheit abgeben. Denn: „Berlin ist eine Wüste“, in der es immer heißer und trockener werde. Martin Schreiner schränkte die Hoffnungen ein: Man könne nicht davon ausgehen, dass Bäume noch „40, 50, 60 Jahre“ aushalten. In 50 Jahren erleide ein Straßenbaum viele Eingriffe im Wurzelwerk durch Tiefbauarbeiten. Damit flächendeckend geholfen werden kann, muss es in Berlin noch Bewegung geben. Clara Herrmann (Grüne), Finanz- und Umweltstadträtin in Friedrichshain-Kreuzberg, fordert das energisch. Denn die Bezirke bekommen für die Pflege nur 48,15 Euro pro Baum und Jahr: „Es sind aber 80 Euro nötig.“ Vielleicht gelingt es bei den Haushaltsberatungen, mehr herauszuschlagen.
SEITE5 BERLINER KURIER,Freitag, 27.September 2019 Straßenbäume werden durch Hitze und Dürre geschwächt,können Stürmen weniger standhalten. THE 1 DER NEUE BMW 1er. AM 28. SEPTEMBER BEI IHREM BMW PARTNER. Freude am Fahren Abbildung zeigt Sonderausstattungen.
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