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MQ Herbst 2019 red

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Das Artland-Magazin.<br />

Telefonieren: mit Bakelit<br />

und Adler<br />

Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude zum<br />

Sitz der Amts- und Kreisverwaltung unter<br />

der Leitung von Amtmann Johann Wilhelm<br />

Gerhard Niemeyer. Dieser Amtmann hatte<br />

nun, ab 1807, das Sagen im inzwischen<br />

aufgehobenen Kloster Bersenbrück und<br />

viele Jahrzehnte später wurden die Räume<br />

zur Dienstwohnung des Landrats Hermann<br />

Rothert (1911 bis 1933) gewandelt. Landrat<br />

Rothert ist die dritte Persönlichkeit, die<br />

die Besucher gedanklich durch die Räume<br />

begleitet. Aus seiner Zeit stammt wohl das<br />

uralte Telefon mit schönem Bakelit und<br />

preußischem Adler verziert. Es steht auf dem<br />

wohl ebenso alten Kontortisch.<br />

Verwaltungschef Rothert war es auch, der<br />

1926 im niedersächsischen Teil des Vinter<br />

Moores eine Moorkolonie entwickelte. Heute<br />

noch trägt sie seinen Namen: Rothertshausen.<br />

FAZIT:<br />

Die neue Dauerausstellung<br />

im „Museum im Kloster“<br />

ist wirklich sehr schön und<br />

liebevoll gemacht und<br />

einen Ausflug wert.<br />

Der Eingang ist für Ortsunkundige<br />

nicht so einfach<br />

zu finden. Er liegt etwas<br />

unscheinbar am Ende des<br />

Weges zum alten Kloster.<br />

Öffnungszeiten<br />

Museum im Kloster<br />

Stiftshof 4, 49593 Bersenbrück<br />

Mittwochs von 9 bis 12 Uhr,<br />

donnerstags von 14 bis 17 Uhr,<br />

samstags von 9 bis 12 Uhr<br />

und von 14 bis 17 Uhr,<br />

sonntags von 14 bis 17 Uhr.<br />

www.museum-im-kloster.de<br />

Besondere Hinweise<br />

Nach dem Umbau bietet das Museum im<br />

Kloster heute einen barrierefreien Zugang, ergänzt<br />

durch spezifische Angebote, wie einem<br />

Tastbuch für sehbeeinträchtigte Personen. Ein<br />

kleines Cafe ist ebenfalls vorhanden.<br />

Neben dem Landkreis Osnabrück als Träger<br />

des Museums im Kloster zeichnen weitere Beteiligte<br />

für den Museumsbetrieb verantwortlich:<br />

Die tägliche Betreuung übernimmt der<br />

Kreisheimatbund Bersenbrück e. V.<br />

Zum Kuratorium gehören außerdem die<br />

vier Samtgemeinden Artland, Bersenbrück,<br />

Fürstenau und Neuenkirchen, die Städte<br />

Bramsche und Bersenbrück, der Heimatkreis<br />

Greifenhagen, der Heimatverein Bersenbrück<br />

e. V. sowie der Förderverein des Kreismuseums<br />

Bersenbrück e. V.<br />

Fotoserien: aus der guten<br />

alten Zeit<br />

Eine schöne historische Fotoserie erinnert an<br />

einer Museumswand an die gute alte Zeit.<br />

Damals grasten die Kühe noch auf saftigen<br />

Wiesen und prägten das Landschaftsbild,<br />

Kinder und Jugendliche spielten im Garten<br />

und Schweine suhlten sich gemütlich in der<br />

Schweinekuhle. So kann man es auf den<br />

alten Fotos nachvollziehen. Doch die Zeiten<br />

waren nicht immer so schön. So erfährt man<br />

in der Ausstellung, dass besonders in der<br />

Mitte des 19ten Jahrhunderts die Nachkommen<br />

mancher Bauernfamilien ihr letztes<br />

Geld zusammenkramten und per Schiff nach<br />

Amerika auswanderten. Dort ließen sich die<br />

Auswanderinnen und Auswanderer gerne in<br />

St. Louis, Cincinatti oder New York nieder. - Die<br />

Leibeigenschaft war zu dieser Zeit bereits<br />

aufgehoben und meist in Erbpacht umgewandelt.<br />

In ihrer angestammten Heimat hätten<br />

die Bauerntöchter und -söhne nur in bitterer<br />

Armut leben können. Noch heute pflegen Heimatkundler<br />

wie Hermann Welp aus Nortrup<br />

Kontakte zur amerikanischen Verwandtschaft.<br />

Feiner Zug: Mit der Kleinbahn<br />

nach Berge<br />

Mit romantischen Gefühlen ist auch der<br />

Kurzfilm über die Kleinbahn Lingen –<br />

Berge – Quakenbrück zu sehen. Hier faucht<br />

und zischt der Pingel-Anton (eine dampfbetriebene<br />

Kleinlokomotive) durch die Berger<br />

Landschaft und eine ältere Dame in schwarzer<br />

Tracht irrt von Kindern umringt verwirrt<br />

auf dem Bahnsteig herum.<br />

So gibt es noch vieles in diesem kleinen,<br />

aber feinen „Museum im Kloster“ zu sehen<br />

und zu bestaunen: Erwähnenswert seien an<br />

dieser Stelle die eindrucksvollen Ölgemälde<br />

des Bersenbrücker Malers Franz Hecker, ein<br />

Lehrerpult von anno dazumal, das sicher den<br />

Schülerinnen und Schülern wirksam Respekt<br />

vor dem Lehrkörper einflößte, und auf dem<br />

man schon fast Wilhelm Buschs Lehrer Lämpel<br />

leibhaftig vor Augen sieht, hinzu kommt<br />

ein alter, eisener Schandpfahl, dem man eher<br />

nicht ausgeliefert sein möchte, das bunte<br />

Wappen des Standesamtes Badbergen<br />

und … und … und …<br />

Fotos: Landkreis Osnabrück/<br />

Uwe Lewandowski/Gisbert Wegener M. A.<br />

24 | mq + Ausgabe <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>

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