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Das Artland-Magazin.<br />
Telefonieren: mit Bakelit<br />
und Adler<br />
Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude zum<br />
Sitz der Amts- und Kreisverwaltung unter<br />
der Leitung von Amtmann Johann Wilhelm<br />
Gerhard Niemeyer. Dieser Amtmann hatte<br />
nun, ab 1807, das Sagen im inzwischen<br />
aufgehobenen Kloster Bersenbrück und<br />
viele Jahrzehnte später wurden die Räume<br />
zur Dienstwohnung des Landrats Hermann<br />
Rothert (1911 bis 1933) gewandelt. Landrat<br />
Rothert ist die dritte Persönlichkeit, die<br />
die Besucher gedanklich durch die Räume<br />
begleitet. Aus seiner Zeit stammt wohl das<br />
uralte Telefon mit schönem Bakelit und<br />
preußischem Adler verziert. Es steht auf dem<br />
wohl ebenso alten Kontortisch.<br />
Verwaltungschef Rothert war es auch, der<br />
1926 im niedersächsischen Teil des Vinter<br />
Moores eine Moorkolonie entwickelte. Heute<br />
noch trägt sie seinen Namen: Rothertshausen.<br />
FAZIT:<br />
Die neue Dauerausstellung<br />
im „Museum im Kloster“<br />
ist wirklich sehr schön und<br />
liebevoll gemacht und<br />
einen Ausflug wert.<br />
Der Eingang ist für Ortsunkundige<br />
nicht so einfach<br />
zu finden. Er liegt etwas<br />
unscheinbar am Ende des<br />
Weges zum alten Kloster.<br />
Öffnungszeiten<br />
Museum im Kloster<br />
Stiftshof 4, 49593 Bersenbrück<br />
Mittwochs von 9 bis 12 Uhr,<br />
donnerstags von 14 bis 17 Uhr,<br />
samstags von 9 bis 12 Uhr<br />
und von 14 bis 17 Uhr,<br />
sonntags von 14 bis 17 Uhr.<br />
www.museum-im-kloster.de<br />
Besondere Hinweise<br />
Nach dem Umbau bietet das Museum im<br />
Kloster heute einen barrierefreien Zugang, ergänzt<br />
durch spezifische Angebote, wie einem<br />
Tastbuch für sehbeeinträchtigte Personen. Ein<br />
kleines Cafe ist ebenfalls vorhanden.<br />
Neben dem Landkreis Osnabrück als Träger<br />
des Museums im Kloster zeichnen weitere Beteiligte<br />
für den Museumsbetrieb verantwortlich:<br />
Die tägliche Betreuung übernimmt der<br />
Kreisheimatbund Bersenbrück e. V.<br />
Zum Kuratorium gehören außerdem die<br />
vier Samtgemeinden Artland, Bersenbrück,<br />
Fürstenau und Neuenkirchen, die Städte<br />
Bramsche und Bersenbrück, der Heimatkreis<br />
Greifenhagen, der Heimatverein Bersenbrück<br />
e. V. sowie der Förderverein des Kreismuseums<br />
Bersenbrück e. V.<br />
Fotoserien: aus der guten<br />
alten Zeit<br />
Eine schöne historische Fotoserie erinnert an<br />
einer Museumswand an die gute alte Zeit.<br />
Damals grasten die Kühe noch auf saftigen<br />
Wiesen und prägten das Landschaftsbild,<br />
Kinder und Jugendliche spielten im Garten<br />
und Schweine suhlten sich gemütlich in der<br />
Schweinekuhle. So kann man es auf den<br />
alten Fotos nachvollziehen. Doch die Zeiten<br />
waren nicht immer so schön. So erfährt man<br />
in der Ausstellung, dass besonders in der<br />
Mitte des 19ten Jahrhunderts die Nachkommen<br />
mancher Bauernfamilien ihr letztes<br />
Geld zusammenkramten und per Schiff nach<br />
Amerika auswanderten. Dort ließen sich die<br />
Auswanderinnen und Auswanderer gerne in<br />
St. Louis, Cincinatti oder New York nieder. - Die<br />
Leibeigenschaft war zu dieser Zeit bereits<br />
aufgehoben und meist in Erbpacht umgewandelt.<br />
In ihrer angestammten Heimat hätten<br />
die Bauerntöchter und -söhne nur in bitterer<br />
Armut leben können. Noch heute pflegen Heimatkundler<br />
wie Hermann Welp aus Nortrup<br />
Kontakte zur amerikanischen Verwandtschaft.<br />
Feiner Zug: Mit der Kleinbahn<br />
nach Berge<br />
Mit romantischen Gefühlen ist auch der<br />
Kurzfilm über die Kleinbahn Lingen –<br />
Berge – Quakenbrück zu sehen. Hier faucht<br />
und zischt der Pingel-Anton (eine dampfbetriebene<br />
Kleinlokomotive) durch die Berger<br />
Landschaft und eine ältere Dame in schwarzer<br />
Tracht irrt von Kindern umringt verwirrt<br />
auf dem Bahnsteig herum.<br />
So gibt es noch vieles in diesem kleinen,<br />
aber feinen „Museum im Kloster“ zu sehen<br />
und zu bestaunen: Erwähnenswert seien an<br />
dieser Stelle die eindrucksvollen Ölgemälde<br />
des Bersenbrücker Malers Franz Hecker, ein<br />
Lehrerpult von anno dazumal, das sicher den<br />
Schülerinnen und Schülern wirksam Respekt<br />
vor dem Lehrkörper einflößte, und auf dem<br />
man schon fast Wilhelm Buschs Lehrer Lämpel<br />
leibhaftig vor Augen sieht, hinzu kommt<br />
ein alter, eisener Schandpfahl, dem man eher<br />
nicht ausgeliefert sein möchte, das bunte<br />
Wappen des Standesamtes Badbergen<br />
und … und … und …<br />
Fotos: Landkreis Osnabrück/<br />
Uwe Lewandowski/Gisbert Wegener M. A.<br />
24 | mq + Ausgabe <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>