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MQ Herbst 2019 red

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DÖNKES AUS DEM ARTLAND<br />

Als ich die Pumpe dann in Händen hielt, war ich von deren Gewicht<br />

doch recht überrascht. Nun wollte ich zuerst überprüfen, ob der<br />

Brunnen und die nach oben führenden Bleirohre nach so langer Zeit<br />

überhaupt noch Wasser liefern konnten. Wenn nicht, hätte ich die<br />

Pumpe, so wie sie war, wieder angebaut. Ich befestigte am oberen<br />

Ende des Rohres, dass aus dem Boden herausragte eine Kupplung,<br />

um eine elektrische Pumpe anzuschließen. Und siehe da! Nach knapp<br />

einer Minute sprudelte klares Wasser aus dem Schlauch.<br />

Nun hieß es also die alte Pumpe zum Leben zu erwecken. Zuerst<br />

entfernte ich die obere Holzabdeckung. Beim Blick in das Innere<br />

wusste ich dann auch, warum die Pumpe so schwer war. Es war schon<br />

erstaunlich zu sehen, wie viel Sand, Schmutz und was auch immer<br />

Mäuse und Insekten im Laufe der<br />

Jahre hinein getragen hatten.<br />

Daher also das hohe Gewicht. Das<br />

Säubern war gar nicht so einfach,<br />

manches war hart wie Beton. Vieles<br />

was da zum Vorschein kam,<br />

war nicht mehr zu erkennen. Das<br />

untere Ventil und der Hebekolben<br />

hatten sich in viele Teile<br />

zerlegt. Sie anzufertigen dauerte<br />

eine geraume Zeit.<br />

Das untere Ventil fertigte ich aus einem trockenen Stück Holz an.<br />

Nach dem Einbringen in das Pumpenrohr sollte dann das einfließende<br />

Wasser das Holz aufquellen lassen und so für einen festen Sitz<br />

sorgen. Die Klappe auf dem Einströmloch des Ventils fertigte ich wie<br />

in alten Zeiten aus einem Stück Leder an. Viel mehr Probleme bereitete<br />

die Herstellung des<br />

Hebekolbens. Als Kind<br />

hatte ich beobachtet,<br />

wie mein Großvater einen<br />

solchen angefertigt<br />

hatte. Extra für diesen<br />

schnitt er aus unserem<br />

Birnbaum einen dicken<br />

Ast heraus, aus dem er ihn dann zuschnitt. Er erklärte mir auch, dass<br />

man grünes, zumindest nasses Holz nehmen müsse, da sich der Hebekolben<br />

, im Gegensatz zum unteren Ventil, nicht aufquellen dürfe.<br />

Nun, da ich nicht von Ribbeck heiße und im Garten keinen Birnbaum<br />

habe, fertigte ich den Hebekolben aus modernem Material an. Kunststoff,<br />

rostfreier Stahl und ein Tennisball als Ventilklappe kamen zum<br />

Einsatz. Nur die Ledermanschette als Dichtungsmittel war nach wie<br />

vor das beste Material.<br />

Als alles zusammen gebaut war und sich die Pumpe an ihrem alten<br />

Platz befand, war die Spannung groß. Würde wohl alles funktionieren?<br />

Eine Schwengelpumpe benötigt bekanntlicherweise als Starthilfe<br />

eine gewisse Menge Wasser. Ich goss also einen Eimer voll hinein<br />

und begann zu Pumpen. Und siehe da, nach ein paar Pumphüben<br />

lieferte das alte Stück gutes Wasser, wie in alten Zeiten. Das Gefühl,<br />

dass mich beschlich war nicht unbedingt Stolz. Vielmehr war es ein<br />

Gefühl der Genugtuung und Freude. Ich fühlte mich für einen Augenblick<br />

zurück versetzt in meine Kinderzeit, in der ich so manchen<br />

Eimer Wasser mit der alten Schwengelpumpe hinter meines Vaters<br />

Elternhaus ans Tageslicht geholt hatte, wie viele Generationen davor.<br />

Manch einer wird sagen:<br />

Gibt es nicht wichtigeres,<br />

als so eine alte Pumpe wieder<br />

herzurichten?<br />

Sicherlich!<br />

Doch was wäre unser Leben<br />

ohne diese kleinen Nebensächlichkeiten,<br />

die unser<br />

Dasein bereichern und an<br />

denen oft eine ordentliche<br />

Portion Herzblut hängt.<br />

Wolfgang Bergfeld<br />

Ausgabe <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> mq + | 47

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