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MQ Herbst 2019 red

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Auszug aus „ Die Große Mühlenstraße 1265 – 1972“<br />

von Marlene Magnus, Ernst Bockstiegel und Heiko Bockstiegel, 1. Auflage 2010<br />

Das Haus des Rundfunkfachgeschäftes<br />

Benken-Lanfer<br />

ist bald geschichte<br />

(Fachwerk-Traufenhaus Alençoner Str. 4)<br />

Im Haus Gr. Mühlenstraße 4 betrieb der<br />

Fotograf Wilhelm Gräf (geboren 1844<br />

Quakenbrück, gestorben 1899) Quakenbrück<br />

sein Handwerk. Gräf stammte aus<br />

einer alteingesessenen Quakenbrücker<br />

Handwerkerfamilie und hatte schon<br />

seit 1869 im Garten der Eymannschen<br />

Restauration an der Langen Straße<br />

(heute Gaststätte Thöle) ein Fotoatelier<br />

eingerichtet.<br />

Im November 1875 zog Gräf dann in das<br />

Haus Gr. Mühlenstraße 4, wo er sich ein<br />

Glasdach-Atelier einrichtete, das zusammen<br />

mit den (später entfernten) beiden<br />

kleinen Türmchen und Balkon im ersten<br />

Stock eine Besonderheit im Stadtbild<br />

darstellte.<br />

Das Atelier blieb nach Gräfs frühem Tod<br />

zunächst in Familienbesitz; seine Witwe<br />

Hulda, geb. Rüdiger, betrieb es gemeinsam<br />

mit ihrem zweiten Ehemann, dem<br />

Kaufmann Wilhelm Mindrup ( geboren<br />

1872 Holperdorp b. Lienen/Westfalen,<br />

gestorben 1946 Lienen).<br />

Mindrup war zudem Teilhaber der späteren<br />

Seifenfabrik Husmann & Niemann<br />

am Schiphorst. Ab 1910 war sein Sohn<br />

Hans Gräf (geboren 1884 Quakenbrück,<br />

gestorben 1950 Vechta) Inhaber, der sich<br />

als Fotograf in Vechta niederließ.<br />

Durch Kauf gelangten Wohnhaus und<br />

Fotoatelier dann 1912 an den Fotografen<br />

Rudolf Engels jun. (geboren 1887 Quakenbrück,<br />

gestorben 1965 Varel), einem Sohn<br />

des Malermeisters Rudolf Engels sen.,<br />

und seine ebenfalls aus Quakenbrück<br />

gebürtige Frau Anna, geborene Aldag<br />

(geboren 1894 Quakenbrück, gestorben<br />

1978 Quakenbrück). Engels hatte das<br />

Fotografenhandwerk „von der Pike auf<br />

gelernt“, und auch Anna Engels war eine<br />

weithin bekannte Porträtfotografin.<br />

1919 wurden das „Atelier für moderne<br />

Photographie“ und das Geschäftshaus<br />

erheblich vergrößert.<br />

Mit dem Atelierbrand am 21. September<br />

1922 musste allerdings ein Rückschlag<br />

hingenommen werden. Rudolf Engels,<br />

der sich zeitlebens als Künstler und nicht<br />

als Handwerker sah, besaß seit 1915 eine<br />

Filiale des „Oldenburger Hofphotographen“<br />

Baptist Feilner in Cloppenburg,<br />

wohin er 1933 verzog. Dort schuf er unter<br />

anderem das „Bilderwerk Münsterland“<br />

für das Museumsdorf Cloppenburg. Das<br />

Quakenbrücker Atelier und Fachgeschäft<br />

„Fotohaus Engels“ ist bis zum Jahre 1952<br />

von Anna Engels fortgeführt worden.<br />

Nachdem zwischen 1952 und 1956 die<br />

Volksbank Quakenbrück hier eine Filiale<br />

eingerichtet hatte, zog 1959 das Radio- und<br />

Fernsehgeschäft Benken-Lanfer in das<br />

Haus ein, welches, 1924 gegründet, einen<br />

weitreichenden Ruf genoss. Firmengründer<br />

Kaufmann Ferdinand Lanfer (geboren 1895<br />

Quakenbrück, gestorben 1954 Quakenbrück)<br />

war en Pionier des Rundfunks im Artland,<br />

denn seine Firma war nicht nur das erste<br />

Rundfunkfachgeschäft in Quakenbrück,<br />

sondern hielt über die Jahrzehnte auch<br />

mit der Entwicklung des Rundfunkwesens<br />

Schritt. Nach dieser Maxime handelten auch<br />

Tochter Thea, geborene Lanfer, und Schwiegersohn<br />

Hans Benken (geboren 1921 Lastrup,<br />

gestorben 1992 Quakenbrück), die das erste<br />

Geschäft bis 1997 fortführten.<br />

Das Haus in der Alençoner Straße 4 wird demnächst abgerissen.<br />

Ausgabe <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> mq + | 45

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