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Auszug aus „ Die Große Mühlenstraße 1265 – 1972“<br />
von Marlene Magnus, Ernst Bockstiegel und Heiko Bockstiegel, 1. Auflage 2010<br />
Das Haus des Rundfunkfachgeschäftes<br />
Benken-Lanfer<br />
ist bald geschichte<br />
(Fachwerk-Traufenhaus Alençoner Str. 4)<br />
Im Haus Gr. Mühlenstraße 4 betrieb der<br />
Fotograf Wilhelm Gräf (geboren 1844<br />
Quakenbrück, gestorben 1899) Quakenbrück<br />
sein Handwerk. Gräf stammte aus<br />
einer alteingesessenen Quakenbrücker<br />
Handwerkerfamilie und hatte schon<br />
seit 1869 im Garten der Eymannschen<br />
Restauration an der Langen Straße<br />
(heute Gaststätte Thöle) ein Fotoatelier<br />
eingerichtet.<br />
Im November 1875 zog Gräf dann in das<br />
Haus Gr. Mühlenstraße 4, wo er sich ein<br />
Glasdach-Atelier einrichtete, das zusammen<br />
mit den (später entfernten) beiden<br />
kleinen Türmchen und Balkon im ersten<br />
Stock eine Besonderheit im Stadtbild<br />
darstellte.<br />
Das Atelier blieb nach Gräfs frühem Tod<br />
zunächst in Familienbesitz; seine Witwe<br />
Hulda, geb. Rüdiger, betrieb es gemeinsam<br />
mit ihrem zweiten Ehemann, dem<br />
Kaufmann Wilhelm Mindrup ( geboren<br />
1872 Holperdorp b. Lienen/Westfalen,<br />
gestorben 1946 Lienen).<br />
Mindrup war zudem Teilhaber der späteren<br />
Seifenfabrik Husmann & Niemann<br />
am Schiphorst. Ab 1910 war sein Sohn<br />
Hans Gräf (geboren 1884 Quakenbrück,<br />
gestorben 1950 Vechta) Inhaber, der sich<br />
als Fotograf in Vechta niederließ.<br />
Durch Kauf gelangten Wohnhaus und<br />
Fotoatelier dann 1912 an den Fotografen<br />
Rudolf Engels jun. (geboren 1887 Quakenbrück,<br />
gestorben 1965 Varel), einem Sohn<br />
des Malermeisters Rudolf Engels sen.,<br />
und seine ebenfalls aus Quakenbrück<br />
gebürtige Frau Anna, geborene Aldag<br />
(geboren 1894 Quakenbrück, gestorben<br />
1978 Quakenbrück). Engels hatte das<br />
Fotografenhandwerk „von der Pike auf<br />
gelernt“, und auch Anna Engels war eine<br />
weithin bekannte Porträtfotografin.<br />
1919 wurden das „Atelier für moderne<br />
Photographie“ und das Geschäftshaus<br />
erheblich vergrößert.<br />
Mit dem Atelierbrand am 21. September<br />
1922 musste allerdings ein Rückschlag<br />
hingenommen werden. Rudolf Engels,<br />
der sich zeitlebens als Künstler und nicht<br />
als Handwerker sah, besaß seit 1915 eine<br />
Filiale des „Oldenburger Hofphotographen“<br />
Baptist Feilner in Cloppenburg,<br />
wohin er 1933 verzog. Dort schuf er unter<br />
anderem das „Bilderwerk Münsterland“<br />
für das Museumsdorf Cloppenburg. Das<br />
Quakenbrücker Atelier und Fachgeschäft<br />
„Fotohaus Engels“ ist bis zum Jahre 1952<br />
von Anna Engels fortgeführt worden.<br />
Nachdem zwischen 1952 und 1956 die<br />
Volksbank Quakenbrück hier eine Filiale<br />
eingerichtet hatte, zog 1959 das Radio- und<br />
Fernsehgeschäft Benken-Lanfer in das<br />
Haus ein, welches, 1924 gegründet, einen<br />
weitreichenden Ruf genoss. Firmengründer<br />
Kaufmann Ferdinand Lanfer (geboren 1895<br />
Quakenbrück, gestorben 1954 Quakenbrück)<br />
war en Pionier des Rundfunks im Artland,<br />
denn seine Firma war nicht nur das erste<br />
Rundfunkfachgeschäft in Quakenbrück,<br />
sondern hielt über die Jahrzehnte auch<br />
mit der Entwicklung des Rundfunkwesens<br />
Schritt. Nach dieser Maxime handelten auch<br />
Tochter Thea, geborene Lanfer, und Schwiegersohn<br />
Hans Benken (geboren 1921 Lastrup,<br />
gestorben 1992 Quakenbrück), die das erste<br />
Geschäft bis 1997 fortführten.<br />
Das Haus in der Alençoner Straße 4 wird demnächst abgerissen.<br />
Ausgabe <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> mq + | 45