Südtirols Top 100 2019
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60 Nr. 6/<strong>2019</strong><br />
AKTUELL<br />
„Zu wenig Arbeitskräfte – voraussichtli<br />
Der Arbeitskräftemangel wird<br />
Südtirol noch lange begleiten: Erst<br />
im Jahr 2045 wird sich laut Stefan<br />
Luther das Verhältnis zwischen<br />
Arbeitsaustritten und Arbeitseintritten<br />
anpassen. Zudem habe<br />
Südtirol ein weiteres Problem, sagt<br />
der geschäftsführende Direktor<br />
der Landesabteilung Arbeit: „Wir<br />
Südtiroler sind gut darin, gut ausgebildete<br />
Fachkräfte zu verlieren und<br />
niederqualifizierte Arbeitskräfte<br />
anzuwerben.“ Ein Beitrag von<br />
Arnold Sorg.<br />
Stefan<br />
Luther<br />
Radius: Herr Luther, wenn man sich<br />
die Arbeitsmarktdaten des Monats Mai<br />
anschaut, fällt auf, dass die Beschäftigung<br />
in Südtirol weniger stark gestiegen<br />
ist, als in den Monaten zuvor.<br />
Stefan Luther: Das stimmt. Es gibt<br />
zwar noch immer ein Beschäftigungswachstum,<br />
aber ein weniger starkes<br />
als zuvor. Es war aber klar, dass diese<br />
Wachstums-raten der vergangenen<br />
Monate nicht über einen langen<br />
Zeit-raum zu halten sind. Das darf<br />
aber auch nicht zu negativ gesehen<br />
werden.<br />
Radius: Wie meinen Sie das?<br />
S. Luther: Das Beschäftigungswachstum<br />
der vergangenen Monate war<br />
überdurchschnittlich hoch. Die<br />
Wachstumsraten waren dreimal<br />
so hoch wie das Wachstum der<br />
Bevölkerung. Bei diesem Verhältnis<br />
kann man sich vorstellen,<br />
wie viele Arbeitskräfte von<br />
außen geholt werden müssen.<br />
Das Beschäftigungswachstum<br />
fällt aber auch deshalb geringer<br />
aus, da die absolute Zahl der<br />
Beschäftigten bereits sehr hoch<br />
ist. Wenn die Beschäftigungsquote<br />
niedrig ist, ist es viel leichter, hohe<br />
Wachstumsraten zu erzielen.<br />
Radius: Die sich abzukühlen scheint ...<br />
S. Luther: Genau. Man braucht sich nur<br />
die zwei Hauptmärkte für Südtirol,<br />
Deutschland und Italien, anschauen.<br />
Viele Zeichen sprechen in diesen Ländern<br />
für einen Wirtschaftsabschwung.<br />
Das wird natürlich auch an uns nicht<br />
spurlos vorübergehen. Von daher ist<br />
das langsamere Beschäftigungswachstum<br />
wohl auch ein Vorbote für ein<br />
Abflauen der Wirtschaft in Südtirol.<br />
Radius: Auffallend bei den Beschäftigungsdaten<br />
ist das Gastgewerbe: Gab<br />
es dort in den vergangenen Monaten<br />
ein sehr hohes Wachstum, betrug es<br />
im Mai nur mehr 0,7 Prozent. Ist das<br />
saisonbedingt?<br />
S. Luther: Nein, das war im April der<br />
Fall. Tatsache ist, dass das Gastgewerbe<br />
diese extrem hohen Beschäftigungszuwächse<br />
hinter sich hat. Es beruhigt sich<br />
auf einem sehr hohen Niveau.<br />
Radius: Wenn es so weiter gegangen<br />
wäre, hätte man also von einer Überhitzung<br />
auf dem Arbeitsmarkt sprechen<br />
können?<br />
S. Luther: Der Entwicklungen auf dem<br />
Arbeitsmarkt sind eine Folge der<br />
Überhitzung. Nehmen wir etwa die<br />
Baubranche her: Dort ist es so, dass