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Berliner Zeitung 14.10.2019

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Werliebt wen? Das Kanzlerkandidaten-Casting der CDU – Seite 3<br />

Polen<br />

hat<br />

gewählt<br />

Seite 5<br />

14°/20°<br />

Viel Sonnenschein<br />

Wetter Seite 2<br />

Start-ups machen der<br />

<strong>Berliner</strong> TafelKonkurrenz<br />

Berlin Seite 9<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

3:0 in Estland: Erfolg für<br />

für die DFB-Auswahl<br />

Sport Seite 20<br />

Montag,14. Oktober 2019 Nr.238 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Wahlsieg für konservative<br />

Regierungspartei in Polen<br />

Politik Seite 5<br />

Marathon<br />

Auf<br />

Rekord<br />

programmiert<br />

VonMatti Lieske<br />

Manch ein Leichtathletikfreund<br />

hatte sich schon gefragt, wo eigentlich<br />

Eliud Kipchoge steckt. Beim<br />

schweißtreibenden Weltmeisterschafts-Marathon<br />

in Doha war der<br />

Kenianer nicht aufgetaucht, und er<br />

fehlte auch beim Berlin-Marathon,<br />

wo er eigentlich Stammgast ist. Dreimal<br />

hat er dort gewonnen, einmal<br />

wurde er Zweiter, das war 2013, zu<br />

Beginn seiner<br />

großen Karriere<br />

über diese Distanz,<br />

bis heute<br />

die einzige Niederlage.<br />

Warum Kipchoge<br />

seine alljährliche<br />

Rou-<br />

Eliud Kipchoge tine mit London<br />

lief den Marathon in im April, wo er<br />

unter zwei Stunden. viermal siegte,<br />

und Berlin im<br />

September unterbrach, war am<br />

Sonnabend in Wien zu besichtigen.<br />

Dort unterbot der 34-Jährige in einem<br />

eigens für ihn designten Rennen<br />

als erster Läufer die Zweistundenmarke.1:59:40<br />

Stunden brauchte<br />

er für die 42,195 Kilometer,ineinem<br />

ersten Statement verglich er sich mit<br />

dem Briten Roger Bannister, der<br />

1954 die Meile als Erster unter vier<br />

Minuten lief, kurze Zeit später<br />

musste schon die Mondlandung als<br />

Referenz herhalten.<br />

Eliud Kipchoge hat ein klassisches<br />

kenianisches Läuferleben hinter<br />

sich. Als Kind lief er jeden Tagdrei<br />

Kilometer zur Schule, 2003 in Paris<br />

rannte er mit 18 Jahren völlig überraschend<br />

zum Weltmeistertitel über<br />

5000 Meter, gewann Bronze über<br />

diese Strecke bei Olympia 2004 in<br />

Athen und Silber 2008 in Peking. Als<br />

die Erfolge auf der Bahn ausblieben,<br />

wechselte er zum Marathon, wurde<br />

schier unschlagbar und vor allem<br />

sehr wohlhabend, auch weil er bis<br />

auf Olympiagold in Rio 2016 die lukrativen<br />

Stadtmarathons den Meisterschaften<br />

vorzog. In Kenia ist er ein<br />

Nationalheld, eine riesige Menschenmenge<br />

feierte seinen Coup<br />

von Wien in seiner Heimatstadt Eldoret<br />

auf den Straßen.<br />

Im Mai 2017 hatte Kipchoge die<br />

Zweistundenmarke schon einmal<br />

angegriffen, damals als Projekt seines<br />

Sponsors Nike. Auf der Formel-<br />

1-Strecke in Monza war er mit einem<br />

Auto und 30 wechselnden Läufern<br />

als Tempomacher über die Bahn gestürmt.<br />

Nichts wurde dem Zufall<br />

überlassen, sodass die einzige Überraschung<br />

des Tages war, dass Kipchoge<br />

es nicht schaffte,26Sekunden<br />

lief er zu langsam.<br />

Diesmal, nicht mehr unter Nikes<br />

Ägide, sondern der des Chemiekonzerns<br />

Ineos, hat es im Wiener Prater<br />

geklappt, bei idealen Wetterbedingungen<br />

auf einem komplett ebenen,<br />

windgeschützten Rundkurs, abgeschirmt<br />

und angespornt von drei<br />

Dutzend Pacemakern. Als Weltrekord<br />

wird die Zeit nicht anerkannt,<br />

aber das störtKipchoge kaum. Diese<br />

Bestmarke hat er seit Berlin 2018 mit<br />

2:01:39 Stunden sowieso.<br />

Demonstranten auf dem Bebelplatz in Berlin<br />

VonElmar Schütze<br />

Der antisemitische Anschlag<br />

von Halle und die<br />

offenbar wachsende Bedrohung<br />

von rechts hat<br />

am Wochenende Zehntausende<br />

Menschen in mehreren deutschen<br />

Städten zu Demonstrationen veranlasst.<br />

Es sind beeindruckende Bilder<br />

der Anteilnahme und Solidarität mit<br />

den jüdischen Gemeinden in<br />

Deutschland. Allein in Berlin gingen<br />

am Sonntag mehr als zehntausend<br />

Menschen zur Kundgebung der Initiative„Unteilbar“.<br />

In Halle versammelten<br />

sich erneut Hunderte Bürger,<br />

um ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit<br />

und Antisemitismus zu<br />

setzen.<br />

In Berlin forderte Lala Süsskind<br />

vomJüdischen Forumfür Demokratie<br />

und gegen Antisemitismus eine<br />

härtere Bestrafung Rechtsextremer.<br />

Eine „laxe Handhabung“ rechtsextremer<br />

Gefahren habe erst dazu geführt,<br />

dass Täter wie jener von Halle<br />

sich bestätigt fühlten. „Wir müssen<br />

Tacheles reden.Wirmüssen in dieser<br />

Demokratie nicht alles ertragen“,<br />

sagte die frühereVorsitzende der Jüdischen<br />

Gemeinde zu Berlin zum<br />

Auftakt der Demonstration am Bebelplatz.<br />

Anschließend zog die<br />

Menge durch die Innenstadt bis kurz<br />

vor die Neuen Synagoge in der Oranienburger<br />

Straße. Als dort bei der<br />

Abschlusskundgebung der Konzertpianist<br />

Igor Levit voneinem Lastwagen<br />

herunter ein Stück aus den Goldbergvariationen<br />

von Johann Sebastian<br />

Bach spielte, war die Menge<br />

ganz still.<br />

Der parteilose Oberbürgermeister<br />

von Halle, Bernd Wiegand, betonte<br />

am Wochenende den Zusammenhalt<br />

in seiner Stadt. Verhältnisse<br />

wie 2018 in Chemnitz werdeesnicht<br />

Unter dem Davidstern<br />

Mehr als zehntausend <strong>Berliner</strong> gehen nach dem Anschlag von Halle auf die Straße,<br />

um Solidarität mit jüdischen Mitbürgern zu demonstrieren. Die Politiker debattieren<br />

über Maßnahmen gegen den Rechtsextremismus und über die Rolle der AfD<br />

geben, sagte er der Frankfurter Allgemeinen<br />

Sonntagszeitung. „Natürlich<br />

standen wir zuerst unter Schock.<br />

Aber die Stadtgesellschaft steht zusammen.“<br />

Am Nachmittag demonstrierten<br />

nach Angaben derVeranstalter<br />

mehr als 2000 Menschen in der<br />

Innenstadt, die Polizei sprach von<br />

mehr als 1300 Teilnehmern.<br />

DieSolidarität mit den Opfernsei<br />

überwältigend, sagte der Bürgermeister.Wiegand<br />

stellte sich an diesem<br />

Sonntag zur Wiederwahl. In<br />

Chemnitz hatte es im August 2018<br />

tagelang Demonstrationen gegeben,<br />

nachdem ein 35-jähriger Deutscher<br />

erstochen worden war. Bei den<br />

Kundgebungen marschierten auch<br />

Rechtsextremisten mit, einige zeigten<br />

den Hitlergruß oder griffen Menschen<br />

an, bei denen sie eine ausländische<br />

Herkunft vermuteten.<br />

Schon nach diesen Vorfällen in<br />

Chemnitz gab es eine Debatte,obdie<br />

AfD für die wachsende Zahl von<br />

rechtsextremistischen und antisemitischen<br />

Straftaten und Übergriffen<br />

die politische Wegbereiterin ist. Für<br />

die CDU-Chefin Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer ist die Antwort klar.<br />

Diese im Bundestag sitzende Partei<br />

sei „der politische Arm des Rechtsradikalismus“,<br />

sagte sie auf dem<br />

Deutschlandtag der Jungen Union in<br />

Saarbrücken. Rechtsradikalismus sei<br />

ein wirkliches Problem. „Wir dürfen<br />

uns nicht daran gewöhnen, dass Tag<br />

für Tag in der politischen Debatte<br />

wirklich ein Tabu nach dem anderen<br />

gebrochen wird“, sagte sie. Ebenfalls<br />

in Saarbrücken sagte der bayerische<br />

Ministerpräsident Markus Söder<br />

(CSU): „Die AfD ist nicht auf dem<br />

Weg, eine bessere und ehrlichere<br />

CDU zu werden. Die AfD ist auf dem<br />

Weg, die wahre NPD in Deutschland<br />

zu sein.“ Das Bundesverfassungsgericht<br />

hat die NPD in einem Urteil von<br />

2017 als verfassungsfeindlich bezeichnet.<br />

„Wir stehen solidarisch und<br />

unteilbar zusammen.<br />

Udo und die ganze Panikfamilie.“<br />

Udo Lindenberg,<br />

Musiker, auf Facebook<br />

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil<br />

verlangte eine Beobachtung der<br />

AfD durch den Verfassungsschutz.<br />

„Das ist eine verfassungsfeindliche<br />

Partei“, sagte er auf dem Parteitag<br />

der baden-württembergischen SPD.<br />

Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg<br />

Meuthen wies die Anschuldigungen<br />

zurück. „Es ist tief beschämend, dass<br />

im Zusammenhang mit dieser<br />

schrecklichen TatinHalle jetzt eine<br />

solche politische Instrumentalisierung<br />

beginnt.“ Es gebe nicht den geringsten<br />

Zusammenhang zwischen<br />

der AfD und dieser Tat, sagte der<br />

AfD-Vorsitzende. Die Kritik hat der<br />

AfD in Umfragen bislang nicht geschadet.<br />

Erstmals seit dem 3. August<br />

liegt sie sogar wieder vorder SPD.Im<br />

Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut<br />

Emnid für Bild<br />

am Sonntag erhebt, verliert die SPD<br />

einen Prozentpunkt und kommt nur<br />

noch auf 14 Prozent. Die AfD erhält<br />

wie in der Vorwoche 15 Prozent. Die<br />

Union gewinnt einen Prozentpunkt<br />

hinzu und erreicht 28 Prozent. Auf<br />

Platz zwei folgen die Grünen mit unverändert<br />

21Prozent. Die FDP landet<br />

bei sieben Prozent, die Linke<br />

bleibt bei acht Prozent der Stimmen.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Bischof Markus<br />

Dröge forderte am Sonntag: „Der<br />

Verfassungsschutz und die Sicherheitskräfte<br />

müssen wesentlich konsequenter<br />

gegen rechte Netzwerke<br />

und rechtspopulistische Funktionäre<br />

vorgehen.“ Es reiche nicht<br />

mehr, „nie wieder“ zu rufen, sagte<br />

der Geistliche. Ähnlich äußerte sich<br />

Niedersachsens Innenminister Boris<br />

Pistorius (SPD): „Wir müssen dem<br />

Rechtsterrorismus so begegnen, wie<br />

wir auf den RAF-Terrorismus in den<br />

70er-Jahren reagiert haben: mit einem<br />

knallharten, wehrhaft-demokratischen<br />

Rechtsstaat, der sich<br />

nichts gefallen lässt“, sagte er der<br />

Bild am Sonntag. Dazu müssten die<br />

Sicherheitsbehörden modernere Instrumente<br />

an die Hand und Zugriffsrechte<br />

auf die Kommunikation von<br />

Terroristen im Internet bekommen.<br />

Derbaden-württembergische Justizminister<br />

Guido Wolf (CDU) schlug<br />

eine Änderung im Strafgesetzbuch<br />

vor. „Wir müssen festschreiben, dass<br />

antisemitische Ziele und Beweggründe<br />

bei der Strafzumessung strafschärfend<br />

zu berücksichtigen sind“,<br />

sagte Wolf am Sonntag. Und der<br />

stellvertretende SPD-Vorsitzende<br />

Ralf Stegner forderte ein Verbot der<br />

Identitären Bewegung. „Die sogenannte<br />

Identitäre Bewegung sind<br />

Rechtsextremisten, die unsere freiheitliche<br />

Verfassungsordnung bekämpfen“,<br />

sagte Stegner dem Handelsblatt.<br />

(tom., dpa)<br />

AFP<br />

Berlin<br />

bekommt eine<br />

Express-S-Bahn<br />

Neuer Fahrplan tritt im<br />

Dezember in Kraft<br />

VonPeter Neumann<br />

Ein solches Konzept ist in Berlin<br />

bislang unüblich: S-Bahn-Züge<br />

durchfahren Stationen fahrplanmäßig<br />

ohne Halt, damit sie ihr Ziel<br />

schneller erreichen. Im kommenden<br />

Fahrplanjahr, das am 15. Dezember<br />

beginnt, wirdesumgesetzt.<br />

Auf der Linie S3 geht zwischen<br />

Friedrichshagen und Ostbahnhof<br />

montags bis freitags eine neue Zuggruppe<br />

in den Einsatz, die unterwegs<br />

vier S-Bahnhöfe auslässt. Weil dies<br />

die Fahrzeit verkürzt, erreichen die<br />

S-Bahnen schneller als die übrigen<br />

Züge ihr Ziel. Unterm Strich werden<br />

also weniger Wagen benötigt als bei<br />

Halten an allen Stationen. So kann<br />

die S-Bahn Berlin GmbH, die mit einem<br />

knapp bemessenen Fahrzeugpark<br />

kalkulieren muss, die wegen<br />

Bauarbeiten entfallenen Verstärkerfahrten<br />

auf der S3 wieder auf die<br />

Schiene setzen. Der Verkehrsverbund<br />

Berlin-Brandenburg hat den<br />

zusätzlichen Verkehr bei ihr bestellt.<br />

Eine Frage der Gewöhnung<br />

Der <strong>Berliner</strong> Fahrgastverband IGEB<br />

forderte,die Kundschaft gut zu informieren,<br />

damit sie keine böse Überraschung<br />

erlebt, weil die S-Bahn an ihrer<br />

Station nicht stoppt. Er begrüßte<br />

es aber,dass das Zugangebot auf der<br />

Linie S3 nun wieder erweitertwird.<br />

Fahrgäste in Berlin sind es nicht<br />

gewöhnt, dass S-Bahnen Stationen<br />

ohne Halt durchfahren. Derzeit gibt<br />

es solche Fahrten nur vor und nach<br />

Veranstaltungen im Olympiastadion.<br />

Damit Beschäftigte des DDR-<br />

Staatsapparates zur Arbeit kamen,<br />

ohne denVerlockungenWest-Berlins<br />

zu erliegen, setzte die S-Bahn von<br />

1953 bis 1958 Durchläuferzüge ein.<br />

Sie hielten in den Westsektoren<br />

nicht. Eine weitereAusnahme waren<br />

die elektrischen Bankierzüge, die<br />

von 1933 bis zum Zweiten Weltkrieg<br />

verkehrten. Siefuhrenin17Minuten<br />

ohne Halt von Zehlendorf zum damaligen<br />

Potsdamer Fernbahnhof<br />

unweit vomPotsdamer Platz.<br />

Normalerweise ist es schwierig,<br />

Expressfahrten abzuwickeln, ohne<br />

zuvor die Infrastruktur zu erweitern.<br />

Reguläre Züge stünden im Wege. Im<br />

Fall der S3 sind „Schnellzüge“ aber<br />

möglich. Sie fahren kurz vor den regulären<br />

S-Bahnen ab. Berlin Seite13<br />

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Tagesthema Seite2,Berlin Seite12 4 194050 501603<br />

11042


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

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Tagesthema<br />

Jüdisches Leben<br />

Wie<br />

Eiswasser<br />

im Gesicht<br />

VonAnetta Kahane<br />

Ich war weit weg, an der Pazifikküste.AmVorabend<br />

vonJom Kippur hatte ich mir allein das Gebet Kol<br />

Nidrei angehört. Es war das erste Mal seit Jahren,<br />

dass ich die Feiertage nicht in meiner Synagoge in<br />

Berlin verbringen konnte und auch sonst nirgendwo,<br />

denn in der Umgebung gab es keine Juden. Ausdem Internet<br />

hörte ich mir deshalb die schöne Stimme der<br />

Kantorin Mimi Sheffer an. Siesang das KolNidrei, dieses<br />

ernste und aufrührende Gebet. Es geht darin um persönliche<br />

und allgemeingültigeVersprechen, umVerantwortung,<br />

Aufrichtigkeit, um das Leben und den Tod.<br />

DasKol Nidrei geht tief und ist existenziell.<br />

In der Nacht brummte mein Handy einige Male.<br />

Gerade genug, um es wahrzunehmen, nicht genug, um<br />

richtig aufzuwachen. Irgendwann war ich wach und<br />

las die Nachrichten aus Halle, über die eingeschlossenen<br />

Menschen, die Toten. Ich lief im Zimmer auf und<br />

ab,fluchte und lehnte dieWange ans Fenster,als ob das<br />

die Furcht aufhalten könnte,die in mir hochkroch. Dabei<br />

kenne ich doch die Rechtsextremisten seit Jahrzehnten,<br />

ihre Drohungen waren nie nur leere Worte.<br />

Ichlaufe für die ja auch mit einem Fadenkreuz auf der<br />

Stirnherum. Ichweiß sehr vieles über den Rechtsterrorismus<br />

und wer von denen wo und wie aktiv ist und<br />

nehme es kühl. Diesmal nicht.<br />

Ich lief zum Strand, der um diese Zeit fast menschenleer<br />

war.Das Entsetzen der Angehörigen der Opfer<br />

über die Todesnachricht, die Angst der Angegriffenen<br />

in der Synagoge stieg mir in die Augenwinkel. Ich<br />

setzte mich irgendwo hin und begann zu weinen. Es<br />

war nicht nur Schreck und Trauer,sondernnoch etwas<br />

anderes.Dieser ewige Antisemitismus,von Generation<br />

zu Generation, von Trauma zu Trauma, er beißt wie<br />

Eiswasser im Gesicht, er macht, dass viele Juden sich in<br />

solchen Momenten fühlen, als würde ihnen der Boden<br />

unter den Füßen weggerissen. Die alten Ängste, nach<br />

Luft schnappen, sich fassungslos umsehen. Waspassierthier<br />

gerade? Wieder ein Einzelfall?<br />

Man kann sich daran gewöhnen, aber muss man<br />

das? Es sind nicht nur die Täter, die solchen Schmerz<br />

verursachen. Es ist das Ausmaß an Hass und Irrationalität<br />

und die verletzende Gleichgültigkeit eines beistehenden<br />

Publikums.Und es sind die zu erwartenden öffentlichen<br />

Reaktionen, die ohne politischenWillen nur<br />

warme Worteindie Kälte blasen.<br />

An den Tagen danach bekam ich Nachrichten, tröstende,wütende<br />

–und schickte genau solche an andere.<br />

Undnur wenig später wurde klar,dass diese Nazis und<br />

ihre Salonfreunde die Sache aggressiv umdrehten.<br />

Eine Flut von ungeheuerlichen Relativierungen begann<br />

sich in den sozialen Netzwerken auszubreiten,<br />

Verschwörungstheorien überall. Schuldumkehr, die<br />

Juden waren es selbst. Irgendwie.Oder diejenigen, die<br />

seit Jahren für demokratische Kultur arbeiten. Siehätten<br />

das inszeniert, damit sie Geld, Geld, Geld kriegen.<br />

Die Vogelschisspartei erklärte sich zum größten<br />

Freund der Juden und bekam für diesen Blödsinn viel<br />

Raum in den öffentlich-rechtlichen Medien. Und irgendwelche<br />

islamistischen Gruppierungen wussten<br />

nicht, ob sie über den Anschlag jubeln oder sich nicht<br />

gleich selbst zu Juden erklären sollten.<br />

Mich berührt die Anteilnahme von sovielen Menschen<br />

überall im Land. Siesind die Hoffnung. Alles andereist<br />

zum Heulen.<br />

Anetta Kahane<br />

ist regelmäßigeKolumnistin der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Ihre Themen sind Rassismus und Antisemitismus.<br />

Mehr als 30 000 Jüdinnen und Juden leben in Berlin,<br />

so viele wie nie zuvor nach der Shoa.<br />

Wie fühlen sie sich wenige Tage nach dem Anschlag von Halle?<br />

Ruth Herzberg, Anetta Kahane und Yael Nachshon<br />

geben Auskunft<br />

VonTrauma zu Trauma<br />

VonRuth Herzberg<br />

Dass alle jetzt so fassungslos sind, verstehe ich<br />

nicht. Unvorstellbar soll dieser Anschlag gewesen<br />

sein. Unvorstellbar? Nazi greift Synagoge<br />

an. Dasist so überraschend, als würde<br />

man sagen, im Sommer ist es wärmer als im Winter.Was<br />

mich viel mehr gewunderthat: dass es in Halle eine Synagoge<br />

gibt. Juden! Seid ihr meschugge? Eine Synagoge in<br />

Halle! Habt ihr noch nicht genug?<br />

In Halle ist passiert, was irgendwann irgendwo passieren<br />

musste: Einrechtsradikalisierter Computerspieler<br />

hat sich mit der Realität kurzgeschlossen. Stephan B. hat<br />

versucht, in eine Synagoge einzudringen, zwei Menschen<br />

erschossen, das Land in Aufruhr versetzt, und ich<br />

wurde deswegen gebeten, zu erzählen, wie ich mich so<br />

fühle,als Jüdin in Deutschland, also als potenzielles Opfer<br />

sozusagen.<br />

Danke,mir geht’s gut, ich habe gerade eine Woche auf<br />

dem Land verbracht, bin viel spazieren gegangen, hatte<br />

kaum WLAN und habe die Ereignisse nur am Rande mitbekommen.<br />

Ichfühle mich, ehrlich gesagt, nicht besonders<br />

betroffen. Istdoch andauernd irgendwas los,neuerdings,oder?<br />

Es ist doch kein Geheimnis: Juden sind hier nach wie<br />

vornicht besonders beliebt. Ichals deutsche Jüdin bleibe<br />

deswegen lieber unter dem Radar.Obwohl ich unschuldig<br />

bin! Ichgehöreweder den Rothschilds noch dem Mossad<br />

an. Ichbin harmlos,ich bin ok, bitte bitte tut mir nichts!<br />

Genauso ungern, wie Deutsche im Ausland erzählen,<br />

dass sie Deutsche sind, erzähle ich Deutschen, dass ich<br />

Jüdin bin. „Bist du religiös?“, fragen sie dann. „Warum<br />

nicht?“, geht es weiter. Danach wollen sie meine Familiengeschichte<br />

wissen. Da sind sie streng. Dabei frage ich<br />

Danke, mir geht’sgut<br />

die doch auch nicht automatisch nach ihrer Familiengeschichte,<br />

wenn sie sagen, dass sie aus Hamburg oder<br />

Hessen kommen. Ichbin überhaupt zu wenig schlagfertig<br />

und gewitzt, wenn es um meine Herkunft geht. Ichbin<br />

befangen, denn ich will kein schlechtes Licht auf mein<br />

Volk werfen, nicht, dass es wegen mir noch mehr Ärger<br />

bekommt. Es gibt so viele böse Juden: Polanski, Weinstein,<br />

Epstein, um nur einige zu nennen. Es ist so<br />

schrecklich. Beiden Juden, scheint es mir,wirdjeder immer<br />

als Stellvertreter seines Volkes gesehen.<br />

„Jüdin bist du? Du bist ja ok“, hat mir eine befreundete<br />

Stewardess gesagt, „aber es gibt nichts Schlimmeres als<br />

Israelis im Flugzeug.“– „Du bist ja ok“, meinte ein Kumpel,<br />

aber den Holocaust habe es in der Form nicht gegeben.<br />

Und obich mir endlich mal die Links angeschaut<br />

hätte, die er mir zu dem Thema mailte.„Du bist ja ok“,<br />

sagte mir eine Kollegin, aber was ich davon halten würde,<br />

wie die Israelis mit den Palästinensernumsprängen?<br />

Ich hoffe sehr, nach „Halle“ wollen die Deutschen<br />

nicht wieder mal breite Bündnisse gegen Antisemitismus<br />

und Rassismus usw.schmieden.<br />

Ich kann’s nicht ändern: Wenn Deutsche sich zusammenschließen,<br />

wird mir ein wenig flau in der Magengrube.<br />

Unteilbare Massen von Deutschen, die sich im<br />

Recht fühlen, machen mir Angst. Bitte vereinzelt euch,<br />

ich tu’s doch auch. Also: Wie esmir als deutsche Jüdin<br />

nach dem Anschlag in Halle geht? Prima. Die Sonne<br />

scheint, gleich werdeich spazieren gehen.<br />

Ruth Herzberg<br />

erzählt immer donnerstags in unserer „Stadtbild“-Kolumne,<br />

was sonst noch so in ihrem Alltag passiert.<br />

IMAGO IMAGES/ SCHÖNING<br />

Mein Sicherheitsgefühl<br />

hat einen Knacks<br />

abbekommen<br />

VonYael Nachshon<br />

Das Leben kann überraschend sein. Bis vor<br />

einiger Zeit war Berlin für mich nur ein beliebiger<br />

Städtename auf derWelt. Ichdachte<br />

nicht groß nach, als ich zu Aharon, meinem<br />

Mann, sagte,ich sei bereit, für einige Zeit nach Berlin zu<br />

ziehen. Aharon hatte den Vorschlag gemacht, und ich<br />

war gerade voneiner schweren Krankheit genesen und<br />

wünschte mir nichts weiter als einen Neuanfang, ein<br />

unbeschriebenes Blatt. Unddas wares:Wohnung, Sprache,Kultur,Wetter<br />

–alles neu. Bald merkte ich, dass ich<br />

mich sogar beruflich neu erfand, Aber ich entdeckte<br />

auch, dass Berlin alles andereals ein „unbeschriebenes<br />

Blatt“ ist. DieGeschichte ist allgegenwärtig.<br />

Ichbin im Zentrum vonIsrael in einer völlig säkularen<br />

Familie aufgewachsen, bin zwar dritte Generation<br />

vonHolocaust-Überlebenden, aber dieses Trauma war<br />

in unserem Haus nicht präsent. Als im Gymnasium alle<br />

von der Schule aus zu den Stätten der Schoa fuhren,<br />

bin ich lieber zu Hause geblieben. Es hat mich nicht<br />

übermäßig interessiert, und ich fand, es hätte nicht<br />

wirklich mit mir zu tun. Ich dachte, dies seien ferne<br />

Horrorgeschichten aus einer anderen Welt, und wir<br />

lebten in einer neuen Welt. Ichwar schonimmer naiv,<br />

bin es offenbar heute noch. Deshalb habe ich nicht viel<br />

Aufhebens um unsere Übersiedlung nach Berlin gemacht.<br />

Vonmir aus hätte es jeder andereOrt aufErden<br />

sein können, und nun war es halt dieser geworden.<br />

Aber dertiefe,rauschende OzeanBerlins wurde mir<br />

nach und nach bewusst. Zuerst blieb ich auf den Bürgersteigen<br />

alle paar Schritte vor goldglänzenden Steinen<br />

mit Namen und Daten stehen. Plötzlich konnte<br />

ich mir die Familien vorstellen, die einst in den schönen<br />

Häusern inunserer Straße gewohnt hatten. Zwei<br />

Eltern, zwei Kinder, Juden, haben von dann bis dann<br />

hier gelebt. OffensichtlicheVergleiche zu meiner Familie<br />

drängten sich auf. Später dann die Gespräche mit all<br />

den neuen Leuten, die wir kennenlernten, die Architektur<br />

und die Monumente der Stadt, meine Bekanntschaft<br />

mit Anja Reich, die zu unserem Briefwechsel in<br />

dieser <strong>Zeitung</strong> führte, und vor allem mein bald dringender<br />

Wunsch, einen Kultursalon zu eröffnen. Die<br />

Aussicht auf Veränderung und Erneuerung, die mir<br />

diese Stadt zu bieten schien, nährte den Gedanken, gerade<br />

in Berlin könnte ich überraschend etwas Gutes<br />

bewirken, und sei es nur in bescheidenem Umfang.<br />

In unseren bisher dreieinhalb Jahren in Berlin gab es<br />

hier unddaVorfälle,die auf die eine oder andereWeise<br />

mit Antisemitismus zu tun hatten. Keiner davon hat<br />

mich aufgewühlt. Aber heute, einige Tage nach dem<br />

Anschlag in Halle, muss ich gestehen, dass mein Sicherheitsgefühl<br />

einen Knacks abbekommen hat. Mir<br />

schießen allerlei Schreckensszenarien durch den Kopf,<br />

die mich erstmals seit unserem Umzug zweifeln lassen,<br />

ob dies der richtige Ort für uns ist. Ich weiß, dass<br />

ich einem einzelnen bescheuerten Extremisten nicht<br />

erlauben darf, mich aus der Bahn zu werfen,und hoffe,<br />

mein Gefühl wirdvorübergehend sein und bald wieder<br />

vomStrom desguten Lebens,das wirhier in Berlin haben,<br />

fortgespült werden. Aber ich vergesse nun nicht<br />

mehr, dass das Leben überraschend sein kann. Wenn<br />

der Moment akuter Gefahr eintrifft, muss man wachsam,geistesgegenwärtig<br />

und leider auch etwas weniger<br />

naiv sein.<br />

Ausdem Hebräischen vonRuthAchlama.<br />

Yael Nachshon<br />

undAnja Reich lesen am 27. und 28.11. im Pfefferberg<br />

Theater aus ihrem neuen Buch „Getauschte Heimat“.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute scheint abgesehen von einigen Wolken immer wieder die Sonne.<br />

Die Höchstwertebetragen 19 bis 23Grad, und der Wind weht schwach<br />

aus Nordwest. Inder Nacht muss man sich auf vereinzelten Nebel einrichten.<br />

Funkelnde Sterne gibt esaber auch, und die Tiefsttemperaturen liegen<br />

bei 12 bis 10Grad.<br />

Biowetter: Die eher leichten Beeinträchtigungen<br />

des Wohlbefindens<br />

können durch Schlaf- und Konzentrationsstörungen<br />

verstärkt werden.<br />

Wittenberge<br />

Arbeiten gehen im Alltag dann nicht 14°/19°<br />

mehr so leicht von der Hand.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 67 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 30 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 19 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 63%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Nordwest.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

12°/20° 14°/20°<br />

Luckenwalde<br />

12°/22°<br />

Prenzlau<br />

12°/19°<br />

Cottbus<br />

12°/23°<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

heiter wolkig stark bewölkt<br />

12°/20° 11°/16° 12°/18°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

14°/22°<br />

Hoch Lisbeth beeinflusst weiterhin zwischen Süditalien, Südosteuropa und Südwestrussland<br />

das Wetter. Auch inMitteleuropa ist es nochmals sonnig, trocken<br />

und sehr mild. Unterdessen sorgt ein Höhentief über der Biskaya im Westen und<br />

Südwesten des Kontinents für starke Regenfälle und örtliche Gewitter.<br />

Sylt<br />

9°/15°<br />

Hannover<br />

12°/21°<br />

Köln<br />

13°/23°<br />

Saarbrücken<br />

11°/22°<br />

Konstanz<br />

12°/22°<br />

Hamburg<br />

11°/17°<br />

Erfurt<br />

12°/23°<br />

Frankfurt/Main<br />

12°/22°<br />

Stuttgart<br />

11°/24°<br />

Rügen<br />

10°/17°<br />

Rostock<br />

11°/17°<br />

Magdeburg<br />

14°/22°<br />

Nürnberg<br />

10°/23°<br />

München<br />

8°/21°<br />

Dresden<br />

12°/20°<br />

Deutschland: Heute zeigt sich oft die<br />

Sonne. Wenige Wolkenfelder trüben<br />

den Sonnenschein dabei kaum.<br />

Dabei werden während des Tages<br />

15 bis 24 Grad erreicht, nachts kühlt<br />

es dann auf 13bis 7Grad ab. Der<br />

Wind weht örtlich mit stürmischen<br />

Böen aus Nordwest. Morgen machen<br />

die Höchsttemperaturen bei 17 bis<br />

24 Grad halt. Dazu ist es wechselnd<br />

bewölkt. Mitunter regnet es bei bedecktem<br />

Himmel. Der Wind weht<br />

schwach bis mäßig aus südwestlichen<br />

Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 13°-15°<br />

Nordsee: 14°-16°<br />

Mittelmeer: 19°-29°<br />

Ost-Atlantik: 14°-20°<br />

Mondphasen: 21.10. 28.10. 04.11. 12.11.<br />

Sonnenaufgang: 07:29 Uhr Sonnenuntergang: 18:14 Uhr Mondaufgang: 18:57 Uhr Monduntergang: 07:40 Uhr<br />

Lissabon<br />

19°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

22°<br />

Reykjavik<br />

7°<br />

Dublin<br />

14°<br />

London<br />

17°<br />

Paris<br />

23°<br />

Bordeaux<br />

23°<br />

Palma<br />

28°<br />

Algier<br />

33°<br />

Nizza<br />

22°<br />

Trondheim<br />

7°<br />

Oslo<br />

9°<br />

Stockholm<br />

13°<br />

Kopenhagen<br />

17°<br />

Berlin<br />

20°<br />

Mailand<br />

21°<br />

Tunis<br />

29°<br />

Rom<br />

23°<br />

Warschau<br />

22°<br />

Wien<br />

20° Budapest<br />

23°<br />

Palermo<br />

25°<br />

Kiruna<br />

-3°<br />

Oulu<br />

4°<br />

Dubrovnik<br />

23°<br />

Athen<br />

27°<br />

St. Petersburg<br />

7°<br />

Wilna<br />

20°<br />

Kiew<br />

20°<br />

Odessa<br />

19°<br />

Varna<br />

22°<br />

Istanbul<br />

24°<br />

Iraklio<br />

25°<br />

Archangelsk<br />

6°<br />

Moskau<br />

14°<br />

Ankara<br />

27°<br />

Antalya<br />

34°<br />

Acapulco 34° heiter<br />

Bali 40° heiter<br />

Bangkok 33° Gewitter<br />

Barbados 30° Gewitter<br />

Buenos Aires 14° bewölkt<br />

Casablanca 19° wolkig<br />

Chicago 12° wolkig<br />

Dakar 30° Schauer<br />

Dubai 34° sonnig<br />

Hongkong 28° Schauer<br />

Jerusalem 32° sonnig<br />

Johannesburg 31° heiter<br />

Kairo 35° heiter<br />

Kapstadt 24° wolkig<br />

Los Angeles 19° sonnig<br />

Manila 31° wolkig<br />

Miami 30° wolkig<br />

Nairobi 28° wolkig<br />

Neu Delhi 35° heiter<br />

New York 22° heiter<br />

Peking 15° sonnig<br />

Perth 19° wolkig<br />

Phuket 33° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 32° sonnig<br />

San Francisco 20° heiter<br />

Santo Domingo 30° heiter<br />

Seychellen 29° Gewitter<br />

Singapur 32° Gewitter<br />

Sydney 27° wolkig<br />

Tokio 22° Regen<br />

Toronto 11° wolkig


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

Im Maschinenraum<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer beim Deutschlandtag der Jungen Union auf dem Wegzur Bühne<br />

DPA/HARALD TITTEL<br />

Es gibt eine Hürde für Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer, sie ist aus<br />

glänzendem weißen Plastik, elegant<br />

geschwungen und ziemlich<br />

hoch. Die CDU-Chefin würde hinter diesem<br />

Stehtisch nicht ganz verschwinden, aber sie<br />

müsste sich schon ganz schön strecken.<br />

Kramp-Karrenbauer schnappt sich das Mikrofon<br />

und geht vor den Tisch. Sie lässt die<br />

Hürde hinter sich, diese zumindest, in der<br />

Hand einen kleinen gefalteten Zettel.<br />

Vorihr liegt ein abgedunkelter Saal. Die<br />

Junge Union trifft sich zu ihrer Jahresversammlung,<br />

zum so genannten Deutschlandtag.<br />

Ums Klima soll es diesmal gehen beim<br />

CDU-Nachwuchs.Auf der Bühne in Saarbrücken<br />

stehen Bäumchen in Kübeln vor dem<br />

Foto eines Waldes,Fridays for Futurehat die<br />

Junge Union erreicht. Undeswirdauch über<br />

Klimapolitik geredet.<br />

Aber es geht auch um ein anderes Klima,<br />

das in der Union. Für Kramp-Karrenbauer ist<br />

der Auftritt ein wesentlicher. Erkann darüber<br />

entscheiden, ob sie weiter im Spiel<br />

bleibt in der CDU. Sieist seit einem knappen<br />

Jahr Parteichefin, in den Monaten seither hat<br />

sie einige Fehler gemacht. DieUmfragewerte<br />

sind schlecht. Die Europawahl verlief miserabel,<br />

die Wahlen in Ostdeutschland sehr<br />

mittelprächtig.<br />

Dashat dazu geführt, dass die Union nun<br />

diskutiert, ob die Saarländerin wirklich geeignet<br />

ist für Angela Merkels anderes Amt.<br />

Die K-Frage, die Kanzlerkandidaten-Frage,<br />

ist zurück in der CDU. Zuletzt ist darüber vor<br />

über 15 Jahren diskutiertworden.<br />

Merz macht Stimmung<br />

„Der Sonntagmorgen ist das Härteste, was<br />

man erleben kann“, beginnt Kramp-Karrenbauer<br />

ihreRede.Tatsächlich: DieDelegierten<br />

tagen schon seit zwei Tagen. Sie haben über<br />

Klimapolitik diskutiert, für die Verlegung der<br />

deutschen Botschaft vonTel Aviv nach Jerusalem<br />

gestimmt und für Verhütungsmittel<br />

als Kassenleistung. Pflichtuntersuchungen<br />

für Ziegen und die Förderung von Kunstrasenplätzen<br />

waren zu beraten. Sie haben sogar<br />

mit einem Greenpeace-Vertreter diskutiert,<br />

das hat es noch nicht gegeben bei der<br />

JU. An den zwei Abenden standen Feiernauf<br />

dem Programm, das hat es durchaus schon<br />

gegeben.<br />

Und eshat noch etwas anderes gegeben:<br />

Friedrich Merz hat am Freitagabend auf der<br />

Bühne gestanden, hinter dem Stehtisch, er<br />

ist ja ziemlich groß. Die Delegierten haben<br />

ihn bejubelt –mit Applaus, mit „Friedrich,<br />

Friedrich“-Rufen. „Wenn Siewollen, dass ich<br />

dabei bin, bin ich dabei“, rief Merz.Die Delegierten<br />

antworteten mit Gesang: „Oh, wie ist<br />

das schön.“ Undsie jubelten erneut, als Merz<br />

einen Schluck Bier aus der Flasche trank.<br />

Merz hat sich dabei ein bisschen verschluckt,<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer ist seit einem knappen Jahr<br />

Chefin der CDU. Sie hat einige Fehler gemacht, und die Umfragewerte<br />

sind schlecht. Wird sie dennoch Kanzlerkandidatin?<br />

Wersteht an ihrerSeite? Beobachtungen auf dem Deutschlandtag<br />

der Jungen Union in Saarbrücken<br />

aber an so eine Stimmung im Saal muss man<br />

erst mal rankommen.<br />

Die Junge Union hat gleich danach noch<br />

beschlossen, dass die Kanzlerkandidatur per<br />

Mitgliederentscheid geklärt werden sollte.<br />

Wer da beim Parteinachwuchs gewinnen<br />

würde, scheint klar, zumindest wenn man<br />

nach der Lautstärke geht.<br />

Kramp-Karrenbauer sagt, man könne den<br />

Eindruck haben, „dass es mehr um das Format<br />

,Germany’sNext Topmodel‘ geht als um<br />

sonst was“. Germany’s Next CDU-Kanzlerkandidat<br />

–das auf jeden Fall.<br />

Kramp-Karrenbauer entscheidet sich für<br />

Munterkeit, sie präsentiert sich als eine, die<br />

sich nicht beeindrucken lässt, zumindest<br />

nicht von einem Merz-Trend. Im Saarland<br />

hat sie 2017 die Landtagswahl gewonnen,<br />

obwohl die SPD im damaligen Hype um ihren<br />

Kanzlerkandidaten Martin Schulz vorne<br />

zu liegen schien.<br />

Beider JU räumt sie nun Fehler ein:„Es ist<br />

bei Weitem nicht alles gelungen.“ Aber es<br />

gebe nun zum Beispiel eine Positionierung<br />

in der Klimapolitik. „Hätten wird diese Programmatik<br />

zur Europawahl gehabt, wäredie<br />

anders ausgegangen“, sagt sie. Nicht alles,<br />

was schlecht läuft in der CDU, ist Schuld der<br />

neuen Parteichefin, soll das heißen. „Wir<br />

dürfen nicht mehr hinterherhinken“, ruft<br />

Kramp-Karrenbauer und macht sich zu einer,<br />

die einen festgefahrenen Wagen wieder<br />

flottkriegen muss.<br />

Sie spottet über das Digitalkabinett der<br />

Bundesregierung: „Was es dort ammeisten<br />

gab, war Papier.“ Sie erzählt von ihren Besuchen<br />

bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr:„Frieden<br />

schaffen ohne Waffen“ –das<br />

sei kein hilfreicher Ansatz.<br />

Zuletzt ist sie in die Kritik geraten, weil sie<br />

die rechtsextremen Anschläge von Halle als<br />

„Alarmzeichen“ bezeichnet hat. Dies spiele<br />

die Bedeutung herunter. Kramp-Karrenbauer<br />

bleibt bei ihrer Wortwahl: „Halle ist ein<br />

Alarmzeichen“, wiederholt sie und ergänzt:<br />

Es habe auch schon andere gegeben. Aber<br />

VonDaniela Vates, Saarbrücken<br />

„keines dieser Alarmzeichen ist anscheinend<br />

so angekommen, dass man erkennt, Rechtsradikalismus<br />

und der politische Arm des<br />

Rechtsradikalismus –die AfD –sind ein wirkliches<br />

Problem in Deutschland.“ Die Union<br />

hat ihren Ton gegenüber der AfD schon<br />

mehrfach verschärft, Kramp-Karrenbauer<br />

geht noch ein Stück weiter. ImBundestag<br />

sitzesie auf der Regierungsbank in Hörweite<br />

der AfD. Was da an Bemerkungen zu hören<br />

sei, sei so schlimm, „dass man weiß, warum<br />

„Die größte Gefahr<br />

für Deutschland, das<br />

sind wir selbst –wenn<br />

wir in unserer<br />

Käseglocke bleiben. Wir<br />

können es vermasseln,<br />

wenn wir glauben, dass<br />

wir so toll sind.“<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU-Chefin<br />

es wichtig ist, dass Deutschland bei der<br />

Künstlichen Intelligenz noch eine Schippe<br />

drauflegt“. Es die Passage mit dem meisten<br />

Applaus. Sie regiert mit und ist gleichzeitig<br />

doch neu und vor allem kampfbereit. Das<br />

soll die Botschaft sein.<br />

Und noch eine Botschaft hat sie, mittelmäßig<br />

subtil. Im Saarland, sagt Kramp-Karrenbauer,wohnten„Menschen,<br />

die nicht viel<br />

Theater um sich machen“. Entscheidend<br />

seien „nicht die Lauten, nicht die Schrillen,<br />

die sich immer zu Wort melden, sonderndie<br />

Leisen, die im Maschinenraum, die dafür<br />

sorgen, dass sich die anderen auf dem Son-<br />

nendeck in Berlin wohlfühlen können.“<br />

Auch Kramp-Karrenbauer kommt aus dem<br />

Saarland, zufällig.<br />

Es lässt sich als Gruß an Friedrich Merz<br />

verstehen. Der hatte sich kurzfristig als Redner<br />

auf das JU-Programm setzen lassen, damit<br />

die Agenda erst recht von Klimaschutz<br />

auf Kandidatenwettlauf gedreht. Ein fröhlicher<br />

und etwas aufgedrehter Mann ließ sich<br />

da beobachten, unruhig von einem Fuß auf<br />

den anderen wackelnd, als könne er es nicht<br />

erwarten loszulaufen.<br />

Er lobte den neuen JU-Chef als „Rampensau“,<br />

bei einem Rennen braucht man Allianzen.<br />

Und esist hilfreich, wenn die Gegner<br />

nicht so stark sind. Er unterstütze Kramp-<br />

Karrenbauer uneingeschränkt, sagte also<br />

Merz. Und es sei klar gewesen, dass Kramp-<br />

Karrenbauer als neue Parteivorsitzende<br />

„auch Fehler macht“, sagte Merz und fügte<br />

hinzu: „Liebe Freunde,ich hätte auch Fehler<br />

gemacht, vielleicht noch schwerere.“ –<br />

„Nein,“, kam ein Ruf aus dem Saal. „Doch,<br />

doch, doch“, gab Merz zurück, ein breites Lächeln<br />

im Gesicht, ganz fairer Teamplayer,der<br />

aber dennoch der Kapitänin eins mitgegeben<br />

hat.<br />

Für Kramp-Karrenbauers Generalsekretär<br />

Paul Ziemiak gab es dann noch eine regelrechte<br />

Abmahnung, auch das lässt sich auf<br />

die Chefin münzen. „Unter Generalsekretär<br />

Heiner Geißler wäre esnicht möglich gewesen,<br />

dass uns die politische Konkurrenz in<br />

dieser Weise die Rhetorik abnimmt“, befand<br />

Merz.<br />

Ziemiak saß in der ersten Reihe, blickte<br />

vor sich hin und sparte sich die Replik für<br />

eine gute Rede am kommenden Tag. DasPublikum<br />

recycelte für ihn die Merz-Plakate:<br />

„Mehr Sauerland für Deutschland“ lässt sich<br />

auch für Ziemiak einsetzen.<br />

Unddawaren ja noch zwei andere Nordrhein-Westfalen:<br />

Armin Laschet, von dem<br />

nicht klar ist, ob er wirklich selber Kanzler<br />

werden möchte oder sich dazu genötigt<br />

fühlt, Interesse anzumelden, weil er nun mal<br />

Regierungschef des bevölkerungsreichsten<br />

Bundeslands und Vorsitzender des mitgliederstärksten<br />

CDU-Landesverbands ist. Laschet<br />

lobte seinen eigenen Wahlsieg im Jahr<br />

2017. Ohne die Junge Union wäre dies nicht<br />

möglich gewesen, befand er und vergaß mal<br />

eben den Hinweis,dass auch anderes geholfen<br />

hatte: Die CDU hatte zuvor überraschend<br />

sowohl im Saarland als auch in<br />

Schleswig-Holstein gewonnen.<br />

Die größte Ernüchterung erlebte wohl<br />

Jens Spahn, der mit 39 Jahren altersmäßig<br />

am nächsten an der Jungen Union ist. Der<br />

Gesundheitsminister habe mittlerweile eigentlich<br />

Merz überholt, hatte es in der CDU<br />

in den vergangenen Wochen geheißen. Merz<br />

habe sich schließlich nach seiner Niederlage<br />

gegen Kramp-Karrenbauer nicht wirklich in<br />

die Partei einbinden lassen.<br />

Ein Heimspiel also eigentlich für Spahn –<br />

aber der Applaus blieb höflich. Nach seiner<br />

Rede bliebSpahn verloren auf der Bühne stehen.<br />

JU-Chef Tilman Kuban war zur Begrüßung<br />

des bayerischen Ministerpräsidenten<br />

Markus Södergeeilt. Derversicherte,erhabe<br />

seinen Traumjob schon gefunden und befand<br />

sich damit selbst als potenziell kanzlerfähig,<br />

aber leider eben gebunden.<br />

Applaus, aber keine Sprechgesänge<br />

DasWort Kanzlerkandidat hat übrigens keiner<br />

in den Mund genommen außer Wirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier. „Ich bin der<br />

Einzige, der nicht Kanzlerkandidat werden<br />

möchte –und ihr habt mich trotzdem eingeladen“,<br />

stellte er fest. Underempfahl, alle Interessenten<br />

in eine Arbeitsgruppe zu stecken,<br />

um das Wahlprogramm zu erarbeiten.<br />

„Wenn die das abgelieferthaben, können sie<br />

in die Schönheitskonkurrenz treten, wer auf<br />

diePlakate darf.“<br />

„Die größte Gefahr für Deutschland, das<br />

sind wir selbst –wenn wir in unserer Käseglocke<br />

bleiben“, sagt Kramp-Karrenbauer<br />

zum Ende ihrer Rede. „Wir können es vermasseln,<br />

wenn wir glauben, dass wir so toll<br />

sind“, warnt Kramp-Karrenbauer auch.<br />

Die Junge Union gönnt ihr guten Applaus,<br />

aber keine Sprechgesänge. Zwei Fragesteller<br />

kritisieren, dass Kramp-Karrenbauer<br />

Verteidigungsministerin geworden<br />

sei, obwohl sie dies zuvor ausgeschlossen<br />

habe.Sie habe es wichtig gefunden, dass die<br />

Bundeswehr inder CDU „wieder Priorität<br />

Nummer 1wird“,antwortetKramp-Karrenbauer.<br />

Sie bekommt auch noch einen kleinenBaumsetzling,<br />

wie alle Gäste.Esgeht ja<br />

ums Klima.<br />

Daniela Vates<br />

ist gespannt, bei welchen Rednerndie<br />

Baum-Setzlingeüberleben.


4*** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Sachsen: Grüne stimmen für<br />

Koalitionsverhandlungen<br />

Rund sechs Wochen nach der Landtagswahl<br />

in Sachsen ist der Wegfrei<br />

für Koalitionsverhandlungen zur Bildung<br />

eines Kenia-Bündnisses: Nach<br />

CDU und SPD stimmten auch die<br />

Grünen am Samstag auf einem Landesparteitag<br />

in Leipzig mehrheitlich<br />

für die Aufnahme vonGesprächen.<br />

Dasinder vergangenen Woche erzielte<br />

Sondierungsergebnis wurde<br />

vonden Grünen kontrovers diskutiert.<br />

Zahlreiche Vertreter der Basis<br />

äußerten Zweifel, dass die Grünen<br />

ihreZiele in einer Kenia-Koalition<br />

durchsetzen können. Anderewarnten,<br />

Kenia sei „die einzige realistische<br />

Alternative“, damit die AfD<br />

nicht an die Macht komme. (AFP)<br />

Weniger Flüchtlinge suchen<br />

Wegüber das Mittelmeer<br />

Mehr als 80 000 Flüchtlinge und Migranten<br />

sind nach UN-Angaben zwischen<br />

Januar und September 2019<br />

über das Mittelmeer nach Europa<br />

gekommen. Wiedas UN-Flüchtlingshilfswerk(UNHCR)<br />

schreibt,<br />

sollen zudem 1041 Menschen beim<br />

Versuch der Überfahrtumgekommen<br />

sein oder werden vermisst.<br />

Damit haben im laufenden Jahr<br />

deutlich weniger Menschen die<br />

Flucht über das Mittelmeer gewagt.<br />

Zwischen Januar und September<br />

2018 kamen laut UN etwas mehr als<br />

102 000 Flüchtlinge und Migranten<br />

auf dem Seeweg nach Europa. Am<br />

deutlichsten ging die Zahl der Ankünfte<br />

in Italien zurück. (dpa)<br />

Aktivisten errichten Statue<br />

auf einem Berg in Hongkong<br />

Ein Symbol der Freiheit soll die Statue in<br />

Hongkong sein.<br />

AP/KIN CHEUNG<br />

In Hongkong ist es am Sonntag erneut<br />

zu Protesten und Ausschreitungen<br />

gekommen. Demonstranten<br />

versammelten sich an verschiedenen<br />

Orten in der chinesischen<br />

Sonderverwaltungszone,umgegen<br />

die Regierung zu protestieren. In<br />

der Nacht zu Sonntag hatten Aktivisten<br />

bereits eine vier Meter hohe<br />

Statue als Symbol der Freiheit auf<br />

dem Gipfel des Lion Rock errichtet.<br />

Freiwillige trugen die 80 Kilo<br />

schwereStatue in zwei Teilen auf<br />

den Berg,wie die Organisatoren<br />

mitteilten. Diesogenannte Lady Liberty<br />

stellt eine Demonstrantin mit<br />

Schutzmaske,Schutzbrille und<br />

Helm dar. (dpa, AFP)<br />

Umfragen sehen Kais Saied<br />

als deutlichen Sieger<br />

Beider zweiten Runde der Präsidentschaftswahl<br />

in Tunesien sehen<br />

die Nachwahlbefragungen einen<br />

deutlichen Sieger.Der parteilose<br />

Verfassungsrechtler Kais Saied<br />

kommt nach einer Befragung von<br />

Emrhod Consulting auf 72,5 Prozent<br />

der Stimmen. Derbis vorkurzeminhaftierte<br />

Medienunternehmer Nabil<br />

Karoui kommt demnach auf 27,5<br />

Prozent wie der staatliche Fernsehsender<br />

Watania am späten Sonntagabend<br />

berichtete.Das Meinungsforschungsunternehmen<br />

Sigma Conseil<br />

sieht den Juristen sogar bei<br />

knapp 77 Prozent. Einamtliches<br />

Endergebnis wirdinnerhalb der<br />

kommenden zwei Tage erwartet.<br />

(AFP)<br />

Letzte Runde<br />

Die Kandidaten für den SPD-Vorsitz haben sich in 23 Konferenzen vorgestellt. Ein Favoriten-Duo gibt es nicht<br />

VonTobias Peter<br />

Was würde sich in den<br />

ersten 100 Tagen ändern,<br />

falls Vizekanzler<br />

und Bundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz mit der Brandenburgerin<br />

KlaraGeywitz Parteichef der<br />

SPD würde? Es werde, so sagt Scholz<br />

auf der letzten Regionalkonferenz vor<br />

der Mitgliederbefragung eher leise,es<br />

werde dann die tiefe Erkenntnis geben:<br />

„In100 Tagen wirddie SPD nicht<br />

zu der Stärke kommen, die wir uns<br />

alle wünschen.“ Scholz kündigt an,<br />

die Regionalkonferenzen sollten zum<br />

„Dauermodell für die SPD“ werden.<br />

Dafür bekommt der Vizekanzler in<br />

der Festhalle des Löwenbräukellers in<br />

München Applaus –aber keinen frenetischen.<br />

Da geht es Scholz wie auf<br />

vielen Regionalkonferenzen zuvor.Es<br />

ist einer der nüchternen, ruhigen Momente<br />

einer Veranstaltung, auf der<br />

viele Kandidaten die Chance ergreifen,<br />

noch mal laut und vernehmlich<br />

für sich selbst als künftige SPD-Vorsitzende<br />

zu werben.<br />

Antwortauf die Verteilungsfrage<br />

Karl Lauterbach, der mit seiner Co-<br />

Kandidatin Nina Scheer die SPD aus<br />

der großen Koalition herausführen<br />

will, ruft mit Blick auf das Klimapaket<br />

der großen Koalition und die Proteste<br />

der Schüler von Fridays for Future:<br />

„Wir wollen, dass die jungen<br />

Leute wieder mit uns auf die Straße<br />

gehen und nicht mehr gegen uns.“<br />

SPD-Parteivize Ralf Stegner, Co-<br />

Kandidat der früheren Präsidentschaftskandidatin<br />

Gesine Schwan,<br />

presst seine Sätze gegen Rechtsradikalismus<br />

in hoher Geschwindigkeit<br />

und Stakkato ins Mikrofon: „Unser<br />

Problem ist nicht die Vielfalt, unser<br />

Problem ist die Einfalt.“<br />

Die SPD sucht neue Parteivorsitzende,<br />

aber sie sucht auch sich<br />

selbst. Das Kandidatenfeld wird bei<br />

der letzten Veranstaltung in München<br />

noch einmal kleiner. Bis hierhin<br />

haben sieben Kandidatenduos –<br />

jeweils bestehend aus Mann und<br />

Frau –durchgehalten. Doch bei ihrem<br />

Eingangsstatement auf der<br />

Bühne ziehen die Parteilinke Hilde<br />

Mattheis und der Gewerkschafter<br />

Dierk Hirschel ihre Kandidatur zurück.<br />

Mattheis betont, es gehe den<br />

beiden um „radikal sozialdemokratische<br />

Politik“, darum, die Verteilungsfrage<br />

nicht nur zu stellen, sondernsie<br />

auch zu beantworten. Dann<br />

fügt sie hinzu: Diese Partei könne<br />

nur überleben, wenn es kein „Weiter<br />

so“ gebe –ein Seitenhieb auf Scholz.<br />

Sie habe in den vergangenen Wo-<br />

Liegen sie vorn? Fianzminister Olaf Scholz und die Brandenburgerin Klara Geywitz.<br />

Zu den 23 Regionalkonferenzen,auf<br />

denen sich die<br />

Teams präsentierthaben,<br />

sind rund 20 000 Mitglieder<br />

gekommen.<br />

Die SPD hat rund 400 000<br />

Mitglieder.Stimmberechtigt<br />

ist, werbis zum 16. September<br />

in die Partei aufgenommen<br />

worden ist –auch Mitglieder<br />

unter 18 Jahren.<br />

DIE MITGLIEDERBEFRAGUNG<br />

Die Stimmabgabe ist vom<br />

14. bis 25. Oktober möglich.<br />

Abgestimmt wird per Briefwahl<br />

oder Online. An der Online-Wahl<br />

kann aber nur mitmachen,<br />

wersich bereits bis<br />

zum 19. September registrierthat.<br />

Das Ergebnis wird am 26.<br />

Oktober veröffentlicht.<br />

Die Stichwahl kann dann<br />

zwischen dem 19. und 29.<br />

November erfolgen.<br />

Der Parteitag,vom 6. bis 8.<br />

Dezember,wählt die neue<br />

Parteiführung.<br />

Die Mitgliederbefragung ist<br />

nur dann gültig,wenn sich<br />

mindestens 20 Prozent der<br />

Mitglieder beteiligen.<br />

DPA<br />

chen versucht, andere linke Kandidatenduos<br />

dazu zu bringen, sich auf<br />

ein Team zu verständigen. Das sei<br />

nicht gelungen. Nun will sie mit ihremRückzug<br />

das Feld an linken Kandidaturen<br />

zumindest verkleinern.<br />

Auf dem linken Parteiflügel<br />

kämpfen jetzt drei Duos um die<br />

Stimmen der Mitglieder:Lauterbach<br />

und Scheer setzen auf die eindeutige<br />

Ankündigung, die Partei aus der großen<br />

Koalition zu führen. Derfrühere<br />

nordrhein-westfälische Finanzminister<br />

Norbert Walter-Borjans und<br />

die Bundestagsabgeordnete Saskia<br />

Esken haben auf den Veranstaltungen<br />

betont, sie wollten den sozialdemokratischen<br />

Bus aus der „neoliberalen<br />

Pampa“ herausbringen, in die<br />

andere ihn hineingefahren hätten.<br />

Ihnen hat ein Votum des NRW-Landesverbandes<br />

und die Unterstützung<br />

von Juso-Chef Kevin Kühnert<br />

auf der linken Seite eine gewisse Favoritenrolle<br />

eingebracht.<br />

Und dann sind da noch Stegner<br />

und Schwan. Sie punkten oft mit<br />

kurzen, nicht selten humorvollen<br />

Ansagen beim Publikum. Schwan<br />

streicht in München die Unabhängigkeit<br />

heraus –und setzt so einen<br />

Seitenhieb gegen Walter-Borjans<br />

und Esken. „Wir werden noch nicht<br />

mal dem heiligen Kevin gehorchen,<br />

weil wir unseren eigenen Kopf haben“,<br />

sagte sie in Anspielung auf<br />

Kühnert. Nicht ohne zu ergänzen:<br />

„Übrigens: Wirmögen Kevin.“<br />

Olaf Scholz steht dagegen wie kein<br />

anderer für die große Koalition. Mit<br />

ihm und Klara Geywitz konkurrieren<br />

nicht zuletzt der eher konservative<br />

niedersächsische Innenminister BorisPistorius<br />

und die sächsische Integrationsministerin<br />

Petra Köpping um<br />

Stimmen. Pistorius und Köpping<br />

streichen heraus,sie hätten sich kommunal-<br />

und landespolitisch engagiert,<br />

während andereschon seit vielen<br />

Jahren nur auf der Bundesebene<br />

unterwegs gewesen seien.<br />

Außenstaatsminister Michael<br />

Roth und die frühereNRW-Familienministerin<br />

Christina Kampmann<br />

wiederum sind politisch ein linkes<br />

Duo, wollen aber die Gesamtpartei<br />

ansprechen. Sie haben mit einer gut<br />

durchgeplanten Kampagne in den<br />

sozialen Netzwerken manchen in<br />

der Partei genervt, aber auch viel Unterstützung<br />

gewonnen.<br />

Viele Zuschauer in München sagen,<br />

sie seien noch nicht sicher, für<br />

wen sie sich entscheiden werden.<br />

„Das ideale Kandidatenpaar für<br />

mich wären Olaf Scholz und Ralf<br />

Stegner“, sagt Teichert. „Aber das<br />

geht ja nun mal nicht.“<br />

Merkel fordert Ende der türkischen Offensive<br />

Präsident Erdogan zeigt sich unbeeindruckt. Nach UN-Angaben brauchen 400 000 Menschen im Kriegsgebiet Schutz<br />

VonGerd Höhler<br />

Ineinem Telefonat mit dem türkischen<br />

Präsidenten Recep Tayyip<br />

Erdogan hat Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel das Ende der türkischen<br />

Offensive in Syrien gefordert. Die<br />

Kanzlerin habe sich am Sonntag in<br />

einem Telefonat mit Erdogan für<br />

eine „umgehende Beendigung der<br />

Militäroperation“ ausgesprochen,<br />

teilte eine Regierungssprecherin mit.<br />

Ungeachtet berechtigter türkischer<br />

Sicherheitsinteressen drohe diese<br />

zur Vertreibung größerer Teile der lokalen<br />

Bevölkerung, zur Destabilisierung<br />

der Region und zum Wiedererstarken<br />

der Terrororganisation Islamischer<br />

Staat (IS) zu führen.<br />

Deutschland hat, wie auch Frankreich,<br />

Rüstungsexporte in die Türkei<br />

wegen der Militäroffensivestarkeingeschränkt.<br />

Die EU-Staats- und Regierungschefs<br />

wollen bei ihrem Gipfeltreffen<br />

am Donnerstag und Freitag<br />

über ein mögliches Waffenembargo<br />

beraten. Auch die USA drohen<br />

der Türkei mit Strafmaßnahmen. Erdogan<br />

zeigte sich unbeeindruckt.<br />

Werglaube, die Türkei werde wegen<br />

Wirtschaftssanktionen oder Waffenembargos<br />

von ihrem Weg abweichen,<br />

irre sich, sagte Erdogan am<br />

Sonntag. Er habe auch mit Merkel<br />

über das Thema gesprochen.<br />

Unddaher setzte die Türkei ungeachtet<br />

aller internationalen Proteste<br />

ihre Militäroffensive inNordost-Syrien<br />

fort. Am fünften Tagder Offensive<br />

nahmen die türkischen Streitkräfte<br />

erneut grenznahe Städte im<br />

Nordosten Syriens unter Artilleriebeschuss.<br />

Das türkische Verteidigungsministerium<br />

meldete am<br />

Sonntag, seit Beginn der Operation<br />

am vergangenen Mittwoch seien 480<br />

„Terroristen neutralisiert worden“.<br />

Als Terroristen bezeichnet die Regierung<br />

in Ankara die Kurdenmilizen<br />

der YPG, die als syrischer Ableger der<br />

Terrororganisation PKK gilt.<br />

Aufinternationale Kritik stößt der<br />

türkische Vormarsch nicht nur aus<br />

völkerrechtlichen Gründen, sondern<br />

auch sicherheitspolitisch. Denn die<br />

YPG war bisher der wichtigste Verbündete<br />

der USA und ihrer Koalitionspartner<br />

im Kampf gegen die Ter-<br />

rororganisation. Der ISkönnte nun<br />

wieder erstarken. Nach Angaben syrischer<br />

Kurden gelang am Sonntag<br />

fast 800 gefangenen IS-Kämpfern<br />

und ihren Angehörigen die Flucht<br />

aus einem bisher von der YPG bewachten<br />

Gefängnis.<br />

Derweil geht die türkische Justiz<br />

hartgegen Kritiker der Militäroperation<br />

im eigenen Land vor. WieInnenminister<br />

Süleyman Soylu mitteilte,<br />

hat die Staatsanwaltschaft die Festnahme<br />

von 121 Personen angeordnet,<br />

die sich in sozialen Medien kritisch<br />

zu der Operation geäußerthatten.<br />

„Dies ist keine Invasion“, sagte<br />

Innenminister Soylu. Wer davon<br />

spreche, begehe Verrat. Die Justiz<br />

habe bereits 500 Ermittlungsverfahren<br />

gegen Personen eingeleitet, weil<br />

sie die „Operation Friedensquelle“,<br />

wie der Einsatz offiziell heißt, beleidigt<br />

hätten, sagte Soylu.<br />

Die staatliche Rundfunk- und<br />

Fernsehaufsichtsbehörde RTÜK<br />

kündigte Zwangsmaßnahmen gegen<br />

Sender an, die kritisch über die Militäroperation<br />

berichten. „Wir werden<br />

keine Sendungen tolerieren, die dem<br />

Terrorismus dienen und unsereBürger<br />

mit falschen Informationen irreführen“,<br />

warnte die Behörde in einer<br />

schriftlichen Erklärung.<br />

In Nordost-Syrien fliehen unterdessen<br />

immer mehr Menschen vor<br />

der türkischen Invasionsarmee.<br />

Nach Angaben der Vereinten Nationen<br />

sind bereits mehr als 130 000 Bewohner<br />

der grenznahen Ortschaften<br />

auf der Flucht. Rund 400 000 Menschen<br />

im Kriegsgebiet benötigen<br />

dringend Hilfe und Schutz, so die<br />

Vereinten Nationen. Zahlreiche Ortschaften<br />

sind infolge der Artillerieund<br />

Luftangriffe ohne Strom und<br />

Wasserversorgung, viele Brücken<br />

und Straßen zerstört.<br />

Staatschef Erdogan will mit der<br />

Militäroperation eine 400 Kilometer<br />

lange und bis zu 40 Kilometer breite<br />

„Sicherheitszone“ schaffen. Dort<br />

sollen nach der Vertreibung der Kurdenmilizen<br />

Millionen syrische<br />

Flüchtlinge angesiedelt werden, die<br />

sich jetzt noch in der Türkei aufhalten.<br />

Aber der Plan ist fragwürdig,<br />

nicht nur angesichts des Chaos und<br />

der Zerstörungen in der Region.<br />

Die Queen<br />

eröffnet die<br />

Brexit-Woche<br />

VonDeal bis Referendum ist<br />

alles noch möglich<br />

VonPeter Nonnenmacher,London<br />

DemVereinigten Königreich steht<br />

die wichtigste Woche seit dem<br />

Brexit-Referendum von 2016 bevor.<br />

DieThronrede der Königin macht an<br />

diesem Montag den Anfang. Am<br />

Donnerstag soll Boris Johnson dann<br />

zum EU-Gipfel nach Brüssel reisen.<br />

Und amSonnabend tritt das britische<br />

Parlament zu einer Sondersitzung<br />

zusammen, bei der alles möglich<br />

sein wird.<br />

Vonallen Ereignissen dieser Woche<br />

wird ohne Zweifel die Rede der<br />

Queen das prunkvollste sein –und<br />

das am wenigsten wichtige. Ungewöhnlich<br />

ist, dass hinter dieser Regierungserklärung<br />

eine Regierung<br />

steht, die nicht aus einer Unterhauswahl<br />

hervorging, die über keine<br />

Mehrheit verfügt und die bisher jede<br />

Abstimmung verloren hat. Da Regierungschef<br />

Boris Johnson unbedingt<br />

Neuwahlen will, ist ihm von der Opposition<br />

vorgeworfen worden, die<br />

„Queen’s Speech“ als Wahlkampf-<br />

Maßnahme zu missbrauchen.<br />

Entscheidender ist, was in Brüssel<br />

passiert. Das Problem ist immer<br />

noch der Status von Nordirland und<br />

damit die Grenze zuIrland. Es soll<br />

hektische Bemühungen geben, etwas<br />

„hinzubiegen“, was es Nordirland<br />

erlauben würde,zugleich innerhalb<br />

und außerhalb der EU-Zollunion<br />

zu sein. Fraglich ist, ob die EU<br />

genug Vertrauen hätte in ein derart<br />

kompliziertes System.<br />

Waskönnte dann am Sonnabend<br />

passieren? Falls es zu einem Deal<br />

kommt, ist das der Tag, an dem das<br />

Muss am Montag vortragen, wasBoris<br />

Johnson vorhat: Queen Elizabeth. DPA<br />

Unterhaus ihn annehmen oder ablehnen<br />

müsste. Nimmt es ihn an,<br />

plant die Regierung einen Tag-und-<br />

Nacht-Einsatz des Parlaments,damit<br />

das Vereinigte Königreich noch am<br />

31. Oktober „auf einvernehmliche<br />

Weise“ aus der EU ausscheiden kann.<br />

Lehnt es ihn ab,oder kommt gar kein<br />

Deal zustande,wäreJohnson per Gesetz<br />

verpflichtet, noch am selben Tag,<br />

die EU um einen Brexit-Aufschub zu<br />

bitten. Weigert sich die Regierung,<br />

würde die Opposition die höchsten<br />

Gerichte anrufen. Denkbar wäreaber<br />

auch, dass der Premier zurücktritt,<br />

um Neuwahlen zu erzwingen. Oder<br />

dass das Parlament ihm das Misstrauen<br />

ausspricht. Johnson kalkuliert,<br />

dass er als Brexit-Märtyrer ebenso wie<br />

als Brexit-Durchpeitscher Wahlen<br />

Winter gewinnen könnte.<br />

Oder es gibt ein Referendum. Von<br />

dieser Möglichkeit ist immer häufiger<br />

die Rede. Immer mehr Parlamentarier<br />

beider Parteien scheinen zum<br />

Schluss zu kommen, dassWahlen das<br />

Problem nur verschleppten oder dass<br />

ein möglicher Johnson-Wahlsieg<br />

endgültig zu einem No-Deal-Exit führen<br />

würde. Darum wollen sie zuerst<br />

ein Referendum sehen, bei dem die<br />

Wähler entscheiden, ob sie einen<br />

Austritts-Deal akzeptieren oder lieber<br />

in der EU bleiben wollen. DieIdee ist,<br />

am Sonnabend einen Deal durchs<br />

Unterhaus zu winken, der an ein „bestätigendes<br />

Referendum“ gebunden<br />

ist: Der Austritt würde nur wirksam,<br />

wenn er von den Wählern akzeptiert<br />

wird. Andernfalls bliebe Großbritannien<br />

in der EU.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Kaczynskis Sieg vertieft die Sorgen um Polens Demokratie<br />

Nach dem Erfolg der konservativen Regierungspartei bei den Parlamentswahlen warnen ehemalige Staatspräsidenten vor dem Abgleiten in die Diktatur<br />

VonUlrich Krökel<br />

Es war ein Tagdes Triumphs<br />

und der Rekorde für Jaroslaw<br />

Kaczynski. Nach den<br />

ersten, gewöhnlich zuverlässigen<br />

Prognosen fuhr seine<br />

rechtskonservativePiS bei der polnischen<br />

Parlamentswahl am Sonntag<br />

mit 43,6 Prozent nicht nur das beste<br />

Ergebnis für eine Partei seit dem<br />

Ende des Kommunismus ein. Erstmals<br />

seit 1989 gelang es auch einer<br />

regierenden Kraft, in der Wählergunst<br />

weiter zuzulegen.<br />

Die PiS verbesserte sich gegenüber<br />

ihrem Überraschungssieg von<br />

2015 nochmals um sechs Punkte,<br />

und dies bei einer deutlich höheren<br />

Wahlbeteiligung. Nicht zuletzt<br />

konnte sich Kaczynski darüber<br />

freuen, dass die PiS aller Voraussicht<br />

nach mit einer absoluten Mehrheit<br />

von 239 der 460 Mandate allein regieren<br />

kann.<br />

Schwaches Linksbündnis<br />

Dennoch erklärte ein erschöpft und<br />

nachdenklich wirkender Kaczynski<br />

in seiner ersten Reaktion: „Wir haben<br />

gesiegt, trotz einer mächtigen<br />

Front gegen uns.Nun sollten wir uns<br />

einen Moment der Reflexion nehmen.“<br />

Allerdings waren am späten<br />

Abend noch Verschiebungen bei der<br />

Sitzverteilung im Sejm möglich. Das<br />

hing mit dem komplizierten polnischen<br />

Wahlrecht und dem überraschend<br />

guten Abschneiden zweier<br />

kleinerer Parteien zusammen. Sowohl<br />

die Polenkoalition (KP) um die<br />

JaroslawKaczynski, PiS-Parteichef, lässt sich nach den Wahlen in Polen feiern.<br />

strukturkonservative Bauernpartei<br />

(9,6 Prozent) als auch die ultrarechte<br />

Konföderation (6,4 Prozent) lagen in<br />

den Prognosen über der Fünf-Prozent-Hürde.<br />

Stärkste Oppositionskraft<br />

wurde die liberale Bürgerkoalition<br />

(KO) mit 27,4 Prozent vor dem<br />

Listenbündnis Lewica (Die Linke)<br />

mit enttäuschenden 11,9 Prozent.<br />

Vermutlich war das schwache Ergebnis<br />

seiner langjährigen Gegner die<br />

größte Genugtuung für Kaczynski, der<br />

„Wir haben gesiegt, trotz einer mächtigen<br />

Front gegen uns.<br />

Nun sollten wir uns einen Moment<br />

der Reflexion nehmen.“<br />

Jaroslaw Kaczynski (70) nach dem Wahlsieg seiner Partei<br />

Prawo iSprawiedliwość (PiS, was übersetzt bedeutet:<br />

Recht und Gerechtigkeit).<br />

DPA/RADEK PIETRUSZKA<br />

die katholisch-nationalkonservative<br />

PiS seit fast zwei Jahrzehnten mit autoritärer<br />

Machtfülle führt. Im Wahlkampf<br />

hatte er linken und liberalen<br />

Politikernimmer wieder vorgeworfen,<br />

die „Werte des christlichen Polentums<br />

zu verraten“. Viele Beobachter in Warschau<br />

werteten dies als Beleg, dass<br />

Kaczynski seine Niederlage aus dem<br />

Jahr 2007 noch immer nicht verwunden<br />

hat, als ihn die Opposition nach<br />

nur einem Jahr im Amt des Ministerpräsidenten<br />

zu Neuwahlen zwang, die<br />

er dann deutlich verlor.<br />

Vor diesem Hintergrund setzten<br />

am Wahlabend erste Spekulationen<br />

ein, dass der mittlerweile 70 Jahre<br />

alte Kaczynski die Regierung künftig<br />

als Premier selbst führen könnte. In<br />

den vergangenen vier Jahren hatte<br />

sich der PiS-Chef damit begnügt,<br />

hinter den Kulissen die Fäden zu ziehen,<br />

während Ministerpräsident<br />

Mateusz Morawiecki und Staatschef<br />

Andrzej Duda öffentlich agierten.<br />

Von der personellen Konstellation<br />

dürfte auch abhängen, ob Kaczynski<br />

in Zukunft eine illiberale Demokratie<br />

nach ungarischem Vorbild oder sogar<br />

ein autoritäres Regierungssystem<br />

zu installieren versucht.<br />

Befürchtung der EU<br />

Genau dieses Schreckensszenario<br />

hatten auf der Zielgeraden desWahlkampfes<br />

drei ehemalige Präsidenten<br />

an die Wand gemalt. Lech Walesa,<br />

der 1989 die friedliche Solidarnosc-<br />

Revolution zum Sieg führte, sein<br />

postsozialistischer Nachfolger Alexander<br />

Kwasniewski und der LiberalkonservativeBronislaw<br />

Komorowski<br />

warnten in einem einzigartigen Appell<br />

vor einem „Abgleiten Polens in<br />

eine Diktatur“. Ähnliche Befürchtungen<br />

hegt nicht nur die Opposition<br />

in Warschau, sondern auch die<br />

EU-Kommission. Sie hatte schon<br />

2016 ein Rechtsstaatsverfahren gegen<br />

die PiS-Regierung eingeleitet,<br />

weil sie deren Systemreformen als<br />

antidemokratische Aushöhlung der<br />

Gewaltenteilung wertete.<br />

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6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Deutsche Bahn sucht<br />

Lieferanten für grünen Strom<br />

DieDeutsche Bahn will mit einer<br />

europaweiten Ausschreibung bei<br />

dem Umstieg auf erneuerbareEnergien<br />

vorankommen. Konzerntochter<br />

DB Energie suche nach Anbietern<br />

für insgesamt 500 Gigawattstunden<br />

(GWh) Leistung über einen Zeitraum<br />

vonacht Jahren, teilte das<br />

Unternehmen am Sonntag mit. Die<br />

Bieterfrist läuft bis zum 18. November.„Auslaufende<br />

Kraftwerksverträge<br />

ersetzen wir konsequent durch<br />

erneuerbareEnergien“,sagte DB-<br />

Energie-Chef Torsten Schein. Ab<br />

2038 will die Deutsche Bahn ausschließlich<br />

mit Ökostrom unterwegs<br />

sein. Dergesamte jährliche Strombedarfliegt<br />

nach Konzernangaben<br />

bei 10 000 Gigawattstunden. (dpa)<br />

Boeing-Chef Muilenburg gibt<br />

Verwaltungsratsvorsitz ab<br />

Zwei Abstürze des bestverkauften<br />

Flugzeugtyps 737 Maxhaben Boeing<br />

massiv unter Druck gebracht. Nun<br />

verliertKonzernchef Dennis Muilenburgeinen<br />

Teil seiner Macht. Er<br />

werdeden Verwaltungsratsvorsitz<br />

abgeben, um sich auf das Amt des<br />

Vorstandschefs zu konzentrieren,<br />

teilte der Konzernmit. In dieser<br />

Funktion habe der Verwaltungsrat<br />

„volles Vertrauen“ zu ihm. DenVerwaltungsratdes<br />

Flugzeugbauers soll<br />

künftig David L. Calhoun als nicht<br />

geschäftsführender Vorsitzender leiten.<br />

DerVerwaltungsrat hateine<br />

ähnliche Funktion wie der Aufsichtsrat<br />

in Deutschland, die Funktionen<br />

sind in den USA aber nicht so<br />

klar getrennt. (dpa)<br />

Gute Qualität bei<br />

geringerer Menge<br />

Die Lese ist weitgehend beendet.<br />

FOTO: DPA<br />

Mitdem weitgehenden Abschluss<br />

der Weinlese hoffen die Winzer auf<br />

gute Qualitäten. „Man kann von<br />

einem sehr guten Jahrgang sprechen“,<br />

sagte der Sprecher des Deutschen<br />

Weininstituts,Ernst Büscher.<br />

Nach dem vonHitzeund Trockenheit<br />

geprägten Jahrgang 2018 mit<br />

großen Mengen und eher schweren<br />

Weinen fällt der 2019er-Weißwein<br />

voraussichtlich spritziger und leichter<br />

aus.Die Erträge aber sind unterdurchschnittlich.<br />

Noch nicht beendet<br />

ist die Lese in den vomRiesling<br />

dominiertenAnbaugebieten Mosel<br />

und Mittelrhein. (dpa)<br />

Stimmung unter Landwirten<br />

so schlecht wie lange nicht<br />

Landwirte in Deutschland sehen<br />

ihreLage dem Deutschen Bauernverband<br />

(DBV)zufolge zunehmend<br />

pessimistisch. „Die Stimmung in der<br />

Landwirtschaft ist so schlecht wie<br />

lange nicht mehr“, sagte DBV-Präsident<br />

Joachim Rukwied der „Passauer<br />

Neuen Presse“. Er bezogsich dabei<br />

auf das regelmäßige Konjunkturbarometer<br />

Agrar seines Verbandes.<br />

Noch ungünstiger als die aktuelle<br />

Lage werdedie künftige Entwicklung<br />

eingeschätzt. Rukwied sprach<br />

voneiner „schwierigen wirtschaftliche<br />

Situation und einer hochgradigen<br />

Verunsicherung der Landwirte“.<br />

EinMangelanverlässlichen Rahmenbedingungen<br />

dämpfe die Investitionen.<br />

(dpa)<br />

Von Theresa Dräbing<br />

Ginge es nach Klimaschützern,<br />

wäre der Zeitpunkt<br />

schon längst gekommen,<br />

sein privates Auto abzuschaffen<br />

und auf Bus und Bahn umzusteigen.<br />

Im Alltag vonvielenMenschen<br />

fällt die Entscheidung dazu<br />

nicht immer ganz so leicht –können<br />

alle Wege tatsächlich auch ohne Auto<br />

zurückgelegt werden? Hinzu kommt<br />

der finanzielle Faktor: Bekomme ich<br />

für einen Dieselwagen überhaupt<br />

einen fairen Preis? Wiehochwäreder<br />

Wertverlust, wenn das Auto gerade<br />

jetzt verkauft wird? Denn auch auf<br />

den richtigen Zeitpunkt kommt es<br />

beim Verkauf des Gebrauchtwagens<br />

an, sagen Experten vomADAC.<br />

Wann ist der richtige Zeitpunkt, sein<br />

Auto zum Verkauf anzubieten?<br />

„Wer seinen Neuwagen schon<br />

nach fünf Jahren ersetzt, macht ein<br />

ziemlich schlechtes Geschäft“, heißt<br />

esbeimADAC.EinenWertverlustvon<br />

65 Prozent könne ein solcher Verkauf<br />

bedeuten. Denn der Restwert sinkt<br />

bereits unmittelbar nach der Erstzulassung<br />

rapide und nimmt auch in<br />

den ersten Jahren kontinuierlich ab.<br />

Erst später verläuft die Kurve nicht<br />

mehr ganz so steil. „Inden folgenden<br />

fünf Jahren beträgt der Wertverlust<br />

insgesamt nur noch 25 Prozent“,<br />

rechnet der ADACvor.<br />

Oft kommt Autobesitzern auch<br />

der Verkauf in den Sinn, wenn wieder<br />

eine große Reparatur ins Haus steht.<br />

Die Faustregel des ADAC lautet:<br />

„Sollte die Reparatur mehr als die<br />

Hälfte des Restwerts ausmachen, ist<br />

es besser, den Schaden nicht zu beseitigen,<br />

sondern den Wagen abzustoßen.<br />

Wertrotzdem noch viel Geld<br />

in den Alten steckt, sollte ihn auch<br />

wirklichbiszumbitterenEndebehalten.“<br />

Wer zahlt das meiste Geld für Gebrauchtwagen?<br />

Mehr Geld gibt es meist vom Privatkäufer.<br />

Denn beim direkten Verkauf<br />

ist kein Händler dazwischen geschaltet,<br />

der auch noch etwas verdient<br />

und zudem beim Weiterverkauf<br />

die Mehrwertsteuer aufschlägt.<br />

Allerdings ist ein Privatverkauf in der<br />

Regel etwas aufwendiger und kann<br />

länger dauern.<br />

Eine Chance auf einen besseren<br />

Preis gibt es über beide Wege auf jeden<br />

Fall, wenn die letzte TÜV-Hauptuntersuchung<br />

noch nicht allzu lange<br />

her war.KeinenEinfluss auf den Wert<br />

haben laut ADAC hingegen kleinere<br />

Schönheitsreparaturen. Die seien in<br />

den Richtpreisen bereits einkalkuliert.<br />

Um einen guten Eindruck beim<br />

Käufer zu machen, schaden sie aber<br />

sicherlich auch nicht.<br />

WielässtsichdergenaueRestwertermitteln?<br />

Wie viel der eigene Wagen tatsächlich<br />

noch wert ist,können Autobesitzer<br />

entweder von einem Gutachter<br />

prüfen (teure, aber genaue Variante)<br />

oder mittels einiger Angaben<br />

schätzen lassen, das geht zum Bei-<br />

Von Lena Klimkeit und Can Merey<br />

Donald Trump wollte einen großen<br />

Deal, jetzt gibt er sich erst<br />

einmal auch mit einem kleinen zufrieden.<br />

Am Freitag kündigte der US-<br />

Präsident ein Teilabkommen im<br />

Handelsstreit mit China an –das allerdings<br />

noch nicht unterschrieben<br />

ist. China sprach in einer ersten Reaktion<br />

etwas zurückhaltender von<br />

„substanziellen Fortschritten“ in den<br />

Verhandlungen.<br />

Konkret wollen die USA nun vorerst<br />

auf die für diese Woche angekündigte<br />

Erhöhung von Strafzöllen ver-<br />

Das Auto zu Geld machen<br />

Beim Verkauf des Gebrauchten kommt es nicht nur auf den richtigenZeitpunkt an<br />

Rücknahme durch Hersteller: Wenn kein<br />

Geld mehr zu erwarten ist, kann man zumindest<br />

Entsorgungskosten sparen. Autohersteller<br />

sind verpflichtet, fahruntüchtigeAutos<br />

kostenlos zurückzunehmen und zu recyceln.<br />

Aufder Website Altfahrzeugstelle.de sind die<br />

Rückgabestellen aufgelistet.<br />

zichten. Es gebe aber noch keine Entscheidung<br />

über die für Dezember angekündigten<br />

Zölle,betonte der Handelsbeauftragte<br />

RobertLighthizer.<br />

Trump sagte, China habe sich<br />

zum Kauf von US-Agrarprodukten<br />

im Wert von40bis 50 Milliarden Dollar<br />

bereit erklärt. Das sei ein Vielfaches<br />

des derzeitigen Wertes. Der<br />

Deal sei der „großartigste und größte“,<br />

der je für die amerikanischen<br />

Bauern gemacht wurde, twitterte er.<br />

Landwirte –eine wichtige Wählerschicht<br />

Trumps –haben wegen des<br />

Handelskriegs erhebliche Einbußen<br />

erlitten.<br />

ALTAUTOS RECYCELN<br />

Bedingungen für kostenlose Rücknahme:<br />

Kostenlos zurückgenommen werden müssen<br />

nur Autos der Klasse M1 (Pkw) und einem<br />

Höchstgewicht vonbis zu 3,5 Tonnen. Oldtimer<br />

und Wohnwagen sind ausgenommen,<br />

ebenso wie Fahrzeuge, die bautechnisch wesentlich<br />

verändertwordensind.<br />

Kleiner Deal im großen Handelsstreit<br />

Trotz Trumps ErfolgsmeldungimHandelsstreit stehtdie Einigungnoch aus<br />

Trump erklärte,die nun mit China<br />

vereinbarte „Phase eins“ eines umfassenderen<br />

Abkommens beinhalte<br />

unter anderem die Themen Schutz<br />

geistigen Eigentums, Finanzdienstleistungen,<br />

Währungsfragen und<br />

Agrarprodukte. Die restlichen Streitpunkte<br />

sollten dann in einer zweiten<br />

und womöglich einer dritten Phase<br />

geklärt werden, sagte Trump bei<br />

einem Treffen mit dem chinesischen<br />

Vizeministerpräsidenten und Chefunterhändler<br />

Liu He.Die USA werfen<br />

China eine aggressiveinternationale<br />

Expansion vor und fordern einen<br />

grundsätzlichen Politikwechsel.<br />

ILLUSTRATION: SASCHA JAECK<br />

spiel kostenlos über die Internetseite<br />

der Deutschen Automobil Treuhand<br />

(DAT) oder über die Fahrzeugbewertung<br />

vonSchwacke,der Dienst kostet<br />

knapp 8Euro. Einen Richtwerterhält<br />

man auch schon, wenn man sein<br />

Auto mit Gebrauchtwageninseraten<br />

ähnlichen Alters, Laufleistung und<br />

Ausstattung vergleicht.<br />

Wasgibt es beim Privatverkauf zu beachten?<br />

Aussagekräftige Fotos sind unabdingbar<br />

– auch von Mängeln, das<br />

schaffe Vertrauen, rät der ADAC. Ansonsten<br />

sollte im Inserat die Ausstattung<br />

knapp,aber so präzise wie möglich<br />

angegeben werden.<br />

Meldet sich ein potenzieller Käufer,<br />

wird dieser das Auto auch Probe<br />

fahren wollen. Um hierbei nicht auf<br />

Betrüger reinzufallen, sollten Verkäufer<br />

Vorkehrungen treffen. Beispielsweise<br />

ist es sinnvoll, bei der<br />

Probefahrt mitzufahren, um sicherzugehen,<br />

dass der Interessent nicht<br />

kurze Zeit später mit dem Wagen<br />

über alle Berge ist. Auch sollte sich<br />

der Verkäufer den Führerschein zeigen<br />

lassen und gegebenenfalls bei<br />

der Versicherung abklären, ob der<br />

Fahrer für die Fahrtversichertist. Alternativ<br />

kann auch ein einfacher Vertrag<br />

aufgesetzt werden.<br />

Beim letztendlichen Kaufvertrag<br />

sollten Verkäufer außerdem beachten,<br />

dass in diesem kein Gewährleistungsrecht<br />

festgeschrieben ist. Dies<br />

ist nur zwingend bei einem Vertrag<br />

mit einem Händler. „Versäumt der<br />

Verkäufer, die Gewährleistung im<br />

Vertragauszuschließen, unterliegt er<br />

der gesetzlichen, nunmehr zweijährigen<br />

Gewährleistungspflicht“, so<br />

der ACEAuto Club Europa.<br />

Wastaugen Onlineankaufportale?<br />

Onlineportale wie Autoscout24<br />

oder Wir-kaufen-dein-Auto werben<br />

damit, Autos jeden Zustands sofort<br />

abzukaufen und zwar ohne vorausgehende<br />

Preisverhandlungen oder<br />

Probefahrten. In der Vergangenheit<br />

gab es allerdings auch Beschwerden<br />

enttäuschter Kunden. So stellte die<br />

Verbraucherzentrale Nordrhein-<br />

Westfalen bei einem Test fest, dass<br />

bei Wir-kaufen-dein-Auto mit hohen<br />

Angeboten warb, die im letzten<br />

Schritt des Verkaufsprozesses nicht<br />

eingehalten wurden. Auch bei anderen<br />

Tests von Verbraucherschützern<br />

bestätigte sich: Dieanfänglichen Angebote<br />

sind bei Onlineankaufportalen<br />

häufig höher als der tatsächlich<br />

erzielte Preis.<br />

Lohnt sich jetzt der Verkauf eines Diesels?<br />

Wegen der Fahrverbote in einzelnen<br />

Großstädten zögern viele Kunden<br />

derzeit beim Kauf eines gebrauchten<br />

Autos mit Dieselmotor.<br />

Um die Restwerte von Dieseln sei es<br />

deswegen auch nicht besonders gut<br />

bestellt, erklärtder ADAC. „Trotzdem<br />

spricht viel dafür,Ruhe zu bewahren,<br />

die persönliche Situation zu analysieren<br />

und nicht überstürzt zu verkaufen“,sodieEinschätzung<br />

desVerkehrsclubs.<br />

In Deutschland reagierte der Bundesverband<br />

Großhandel, Außenhandel,<br />

Dienstleistungen (BGA) zurückhaltend.<br />

„Nach den zahlreichen Kapriolen<br />

des US-Präsidenten vor und<br />

zurück bleibt erst einmal ein gesundes<br />

Stück Skepsis,was diese Teileinigung<br />

wert ist“, sagte BGA-Präsident<br />

Holger Bingmann.<br />

Trump äußerte seine Hoffnung,<br />

dass das Teilabkommen in wenigen<br />

Wochen finalisiertwerden könne.Er<br />

und Chinas Staats- und Parteichef Xi<br />

Jinping könnten es dann womöglich<br />

amRandedesApec-GipfelsMitteNovember<br />

unterzeichnen. (dpa)<br />

Facebooks<br />

Libra-Allianz<br />

bröckelt<br />

WichtigePartnerder<br />

Digitalwährung springenab<br />

Von Andrej Sokolow<br />

Facebook verliert weitere Partner<br />

für sein mit großen Ambitionen<br />

gestartetes Libra-Projekt. Nach Paypal<br />

kehren auch Ebay, Mastercard,<br />

VisaundStripedergeplantenDigitalwährung<br />

den Rücken. Nach Darstellung<br />

vonUS-Medien löst der massive<br />

Widerstand von Regierungen und<br />

Regulierungsbehörden Bedenken im<br />

Kreis der Libra-Partner aus.AlleAussteiger<br />

ließen aber die Tür für eine<br />

spätere Unterstützung des Libra-<br />

Projekts ausdrücklich offen.<br />

Für diesen Montag ist eine wichtige<br />

Sitzung zur weiteren Zusammenarbeit<br />

in der Libra Association mit<br />

Sitz in der Schweiz geplant, die die<br />

Digitalwährung verwalten soll. Die<br />

Aussteiger könnten damit die letzte<br />

Chance für den Abgang vor einer<br />

förmlichen Mitgliedschaft genutzt<br />

haben. Facebook hatte bei der Vorstellung<br />

des Projekts im Sommer gut<br />

zwei Dutzend namhafte Firmen als<br />

„Gründungspartner“ von Libra präsentiert.<br />

Vonden damals genannten Zahlungsdienstleistern<br />

ist in der aktuellen<br />

Liste der Partner nur noch PayU<br />

übrig geblieben. Auch der Name der<br />

vor allem in Lateinamerika aktiven<br />

Firma Mercado Pago fehlt inzwischen.<br />

Weiter dabei sind demnach<br />

unter anderem der Reisespezialist<br />

Booking Holdings, die Fahrdienst-<br />

Vermittler Uber und Lyft, der Streaming-Marktführer<br />

Spotify, der Telekommunikationskonzern<br />

Vodafone<br />

und mehrere Spezialisten für Blockchain-Technologie.<br />

Der Ausstieg von Mastercard und<br />

Visa trifft das Projekt besonders hart.<br />

Die weltbekannten Branchengrößen<br />

verliehen Libra mehr Glaubwürdigkeit<br />

und könnten zudem mit ihrer<br />

Infrastruktur eine wichtige Schnittstelle<br />

zur klassischen Finanzwelt bieten.<br />

FacebookwillmitLibraeinreindigitales<br />

Tauschmittel schaffen, ähnlich<br />

bestehenden Kryptowährungen<br />

wie Bitcoin. Nach früheren Ankündigungen<br />

soll das System im kommenden<br />

Jahr starten, die Idee stößt aber<br />

bei Politikernund Zentralbanken auf<br />

zum Teil heftigen Widerstand. Wegen<br />

der riesigen Dimensionen eines solchen<br />

Projekts fürchten sie unter anderem<br />

Verwerfungen an den Finanzmärkten.<br />

Nach Facebooks Vorstellungen<br />

könnte Libra zunächst vor allem bei<br />

grenzüberschreitenden Überweisungen<br />

zum Einsatz kommen, später<br />

dann auch zum Bezahlen vonKäufen<br />

sowohl online als auch in Läden.<br />

Der bei Facebook für das Projekt<br />

zuständige David Marcus erklärte,<br />

man solle aus dem Abgang der Partner<br />

keine Schlüsse über das Schicksal<br />

der Digitalwährung ziehen. „Natürlich<br />

sind das keine großartigen Nachrichten<br />

auf kurze Sicht, aber auf eine<br />

gewisse Weise ist das auch befreiend“,<br />

schrieb er bei Twitter. Aber<br />

wenn sich so viel Druck aufbaue, sei<br />

klar, dass man an etwas dran sei.<br />

Facebook-ChefMarkZuckerbergsoll<br />

bald im US-Repräsentantenhaus<br />

zum Einfluss des Netzwerks auf den<br />

Finanzsektor befragt werden. (dpa)<br />

Facebook-Manager DavidMarcus.<br />

FOTO: TOBIAS HASE/DPA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Aufstand gegen Weltbank und IWF<br />

Nach gewaltsamen Protestengegen teure Spritpreise will die Regierung in Ecuador neu verhandeln<br />

Von Tobias Käufer<br />

Am Abend schlagen sie auf<br />

die Kochtöpfe.InQuito, in<br />

Guayaquil, im ganzen<br />

Land. „Cacerolazo“ nennen<br />

die Südamerikaner diese Form<br />

des Protests. Wenn es zu gefährlich<br />

ist, auf die Straße zu gehen, stellen<br />

sich die Menschen ans Fenster oder<br />

auf den Balkon und lassen die Kochtöpfe<br />

sprechen. UndDemonstrieren<br />

ist in diesen Tagen lebensgefährlich<br />

in Ecuador.<br />

Wiehier vorder Brücke,die Duran<br />

mit Guayaquil verbindet. Aufbeiden<br />

Seiten des zehnspurigen Bauwerks<br />

stehen die Sicherheitskräfte in Reih<br />

und Glied. Gepanzert, bewaffnet und<br />

mit entschlossenem Blick: „Willkommen<br />

in Duran“, steht auf einem großen<br />

Schild hinter ihnen zu lesen.<br />

Doch willkommen sind die indigenen<br />

Demonstranten nicht, die aus<br />

den umliegenden Gemeinden in die<br />

zweitgrößte Stadt Ecuadors einzogen<br />

und sie lahmlegten.<br />

DieUreinwohner des Landes protestieren<br />

gegen die Streichung der<br />

Subventionen für Benzin und Diesel.<br />

Die Regierung hat einen Kredit des<br />

Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF) in Höhe von 4,2 Milliarden<br />

Dollar erhalten, um die Staatsfinanzenzustabilisieren.<br />

Doch im Gegenzug<br />

musste sie sich verpflichten, die<br />

öffentlichen Ausgaben zu kürzen. So<br />

strich Präsident Lenin Moreno<br />

1,3 Milliarden Dollar Subventionen<br />

“Weltbankraus“: Tausende demonstrieren in Ecuadors HauptstadtQuito gegendie Abschaffung der Subventionen für Benzin undDiesel.<br />

für Benzin und Diesel. DieKraftstoffpreise<br />

haben sich dadurch mehr als<br />

verdoppelt, die Folgen spürtdas ganze<br />

Land: Alles,was transportiertwerden<br />

muss, alles, was irgendwie mit<br />

Benzin und Diesel zusammenhängt,<br />

wirdteurer.VonMorenofühltsichdie<br />

arme Bevölkerung verraten. „Weltbank<br />

raus“ haben Demonstranten<br />

auf Häuserwände gesprüht.<br />

Die Weltbank hat einen katastrophalen<br />

Ruf in Ecuador, sie gilt als<br />

Instrument neoliberaler Kräfte. Für<br />

die, die ganz unten in der Einkommenshierarchie<br />

stehen, ist es nur<br />

schwer nachvollziehbar, dass sie die<br />

Zeche für eine verfehlte Wirtschaftspolitik<br />

der letzten fünf, zehn Jahre<br />

zahlen sollen. An einer Bushaltestelle<br />

in Duran ist der Ärger greifbar:<br />

„Manchmal wissen die Politiker doch<br />

gar nicht, was ihre Entscheidungen<br />

für uns bedeuten“, sagt der 51-jährige<br />

Fernado, der gerade aus dem Bus<br />

steigt. „Das Land steht am Abgrund,<br />

die Leute sind wütend.“<br />

FOTO: JORGE IVAN CASTANEIRA JARAMILLO/GETTY IMAGES<br />

In der Hauptstadt Quito eskaliert<br />

derweil die Situation. Gewalttätige<br />

Randalierer versuchten am Wochenende,einen<br />

regierungsnahen Sender<br />

und ein Verlagshaus anzuzünden. Im<br />

Stadtzentrum<br />

verwüsteten<br />

Demonstranten ganze Straßenzüge<br />

und plünderten den Sitz des Rechnungshofs.<br />

Die Polizei reagierte ihrerseits<br />

mit völlig überzogener Gewalt,<br />

schlug blindwütig auf Zivilisten<br />

ein. Es sind Szenen wie aus einem<br />

Bürgerkrieg, mindestens vier Menschen<br />

starben. Videos in den sozialen<br />

Netzwerken zeigen, wie Vermummte<br />

versuchen, Polizisten anzuzünden.<br />

Demonstranten werden von Gummigeschossen<br />

im Gesicht getroffen.<br />

Präsident Moreno zeigte sich am<br />

Abend im Fernsehen, sprach von<br />

einem traurigen Tag. Underkündigte<br />

an, das umstrittene Spardekret 883<br />

im Dialog mit dem Indigenen-Dachverband<br />

Conaie zu überprüfen. Beide<br />

Seiten haben sich verständigt, in<br />

einen Dialog einzutreten. Offenbar<br />

gerade noch rechtzeitig, um noch<br />

mehr Blutvergießen zu verhindern.<br />

„Das waren schwierige Tage,aber wir<br />

werden das Land voranbringen“,<br />

sagte Moreno.Gleichzeitig verhängte<br />

er eine AusgangssperreinQuito.<br />

Jaime Vargas, das Sprachrohr des<br />

Indigenen-Dachverbands, hat dem<br />

Dialog zugestimmt. Gleichzeitig allerdings<br />

sollen die Proteste weitergehen.<br />

Außerdem bestehen die<br />

Demonstranten darauf, die Subventionen<br />

wieder in Kraft zu setzen.<br />

Vargas ist zur Zeit der vielleicht<br />

mächtigste Mann des Landes. Wenn<br />

er zum Mikrofon greift, hören alle zu.<br />

PräsidentMorenosowieso,aberauch<br />

dessen Vorgänger und Intimfeind<br />

Rafael Correa. Beide waren mal linke<br />

politische Weggefährten, doch seit<br />

Moreno das Land von linksaußen in<br />

die Mitte und noch ein bisschen weiter<br />

nach rechts geführt hat, hält ihn<br />

Correa für einen Verräter.Defacto ist<br />

Correas politische Karriere beendet,<br />

doch der 56 Jährige fühlt sich noch zu<br />

jung für den Ruhestand.<br />

Vargas, der Mann, der die indigenen<br />

Massen lenkt, wählt seine Worte<br />

mit Bedacht und distanziertsich von<br />

beiden Lagern: „Nein zu Moreno,<br />

NeinzuCorrea.“Bevorsiesichanden<br />

Verhandlungstisch setzen, verlangen<br />

seine Leute nach den Toten und Verletzten<br />

des Wochenendes vonMoreno<br />

Sicherheitsgarantien. Vondiesen<br />

Gesprächen hängt nun alles ab: Der<br />

Frieden, Morenos Zukunft und Correas<br />

Comebackwünsche.<br />

Daimler muss Tausende<br />

Diesel zurückrufen<br />

Minister kritisiert „Salamitaktik“<br />

Von Tobias Schmidt<br />

Zum dritten Mal binnen kurzer<br />

Zeit muss DaimlerTausendeDieselautos<br />

zurückrufen. Einen entsprechenden<br />

Rückrufbescheid habe das<br />

Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erlassen,<br />

teilte der Konzern mit. Daimler<br />

fühlt sich allerdings nach wie vor im<br />

Recht –und bringt damit Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer<br />

(CSU) auf die Palme. „Der neue<br />

Daimler-Vorstandsvorsitzende Ola<br />

Källenius hat mir vorMonaten versichert,<br />

dass er bei unzulässigen Abgastechniken<br />

reinen Tisch machen<br />

wird“, sagte Scheuer der „Bild am<br />

Sonntag“. „Leider ist das Gegenteil<br />

der Fall.“<br />

Nach Angaben des Unternehmens<br />

geht es um einige Hunderttausend<br />

Mercedes-Benz-Fahrzeugen in<br />

Europa, die mit dem schon etwas älteren<br />

Euro-5-Dieselmotor mit der<br />

Bezeichnung OM651 unterwegs<br />

sind. Betroffen seien allein 260 000<br />

Exemplare vom Vorgängermodell<br />

des Transporters Mercedes Sprinter.<br />

Weitere Fahrzeuge wurden nicht genannt.<br />

DerMotor steckt in einer ganzen<br />

Reihe von Mercedes-Fahrzeugen.<br />

Es handelt sich aber um ein älteres<br />

Modell, das in aktuellen Baureihen<br />

nicht mehr zum Einsatz kommt.<br />

„Die Produktion der Fahrzeuge ist<br />

spätestens im Juni 2016 ausgelaufen“,<br />

betonte Daimler.<br />

Scheuer wirft dem Autobauer<br />

mangelnde Kooperation vor. „Wir<br />

haben manipuliert, aber Behörden,<br />

sucht mal schön den Fehler selbst“,<br />

sei die Haltung. Er sprach von„Trickserei“<br />

und „Salamitaktik“. Daimler<br />

müsse dem Kraftfahrt-Bundesamt<br />

Daten und Zahlen selbstständig liefern.<br />

EinDaimler-Sprecher wollte die<br />

Aussagen des Ministers nicht kommentieren.<br />

Das KBA hatte dem Autobauer<br />

schon 2018 auferlegt, gut 680 000<br />

Dieselfahrzeuge zurückzurufen. Im<br />

vergangenen Juni kamen dann noch<br />

einmal rund 60 000 Geländewagen<br />

des Typs Mercedes-Benz GLK hinzu.<br />

Nach Ansicht der Behörden ist darin<br />

eine unzulässige Abschalteinrichtung<br />

bei der Abgasreinigung im Einsatz.<br />

Daimler ist der Auffassung, dass<br />

seine Abgastechnik rechtlich in Ordnungsei,undwillgegendenRückrufbescheid<br />

Widerspruch einlegen. Davonunabhängig<br />

kooperiereman mit<br />

den Behörden.<br />

Daimler wird die Rückrufe also<br />

umsetzen und betroffene Kunden informieren,<br />

bleibt aber dabei, dass das<br />

KBA unrecht habe.Essei daher nicht<br />

ausgeschlossen, dass die Behörde<br />

weitere Anordnungen erlassen werde.<br />

ImZusammenhang mit der Anordnung<br />

zum GLK hatte Daimler bereits<br />

erklärt, dass die beanstandete<br />

Funktion in verschiedenen Baureihen<br />

enthalten sei.<br />

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Vorallem ältere MercedesSprintertrifft der Rückruf.<br />

FOTO: BACHMANN/DPA


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

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Meinung<br />

Polen<br />

ZITAT<br />

Die Grenzen der<br />

Demokratie<br />

Ulrich Krökel<br />

empfiehlt der EU,gut auf das<br />

Nachbarland aufzupassen.<br />

Polens rechtsnationale PiS hat bei der<br />

Parlamentswahl den erwarteten Sieg<br />

eingefahren. Bricht also bald die Diktatur<br />

im größten und wichtigsten EU-Staat des<br />

östlichen Europas an? Dieses Schreckensszenario<br />

haben kürzlich drei polnische Ex-<br />

Präsidenten an die Wand gemalt, darunter<br />

Friedensnobelpreisträger LechWalesa.<br />

Doch gemach! Die vergangenen vier<br />

Regierungsjahre der PiS haben zwar gezeigt,<br />

dass die Partei mit ihrem autoritären<br />

Chef Jaroslaw Kaczynski den Rechtsstaat<br />

und die Gewaltenteilung zur Manövriermasse<br />

ihrer Machtpolitik zählt.<br />

Kaczynski hat aber bislang deutlich engere<br />

Grenzen des Machbaren akzeptiert<br />

als ein Wladimir Putin oder ein Recep<br />

Tayyip Erdogan.<br />

Die PiS-Regierung hat das Herzstück<br />

der demokratischen Willensbildung, die<br />

freien und fairen Wahlen, nicht angetastet.<br />

Das ist auch ein Verdienst der EU-<br />

Institutionen, die der Regierung in Warschau<br />

immer wieder ihre Grenzen aufgezeigt<br />

haben. Mit Brüssel will es sich<br />

die PiS schon deshalb nicht verscherzen,<br />

weil eine große Mehrheit der Polen<br />

von dem zusammenwachsenden Europa<br />

begeistertist. EinPolexit ist derzeit<br />

undenkbar. Außerdem profitiert Polen<br />

mehr als die meisten EU-Staaten von<br />

Strukturhilfen aus Brüssel. Wichtigster<br />

Grund für den Wahlsieg der PiS waren<br />

kaum zufällig die starken Wirtschaftsdaten.<br />

Zieht man all dies ins Kalkül, so steht<br />

eher nicht zu befürchten, dass die PiS nun<br />

bald wieder die Konfrontation mit der EU<br />

und mit ihren eigenen Bürgern sucht wie<br />

nach dem Wahlsieg von 2015. Entwarnung<br />

zu geben, wäre allerdings ebenso<br />

verfrüht. Genaues Hinsehen bleibt erste<br />

Brüsseler Pflicht.<br />

Ecuador<br />

Ein Rest<br />

von Anstand<br />

Tobias Käufer<br />

hofft, dass das Einlenken vonPräsident<br />

Moreno Wirkung zeigt.<br />

Die Bilder der wütenden Proteste in<br />

Ecuador scheinen den Präsidenten<br />

Lenin Moreno zum Einlenken zu bewegen.<br />

Zum Glück ist er kein Despot. Moreno<br />

hat hoffentlich gerade noch rechtzeitig<br />

die Reißleine gezogen und zugesagt,<br />

sein umstrittenes Spardekret noch einmal<br />

zu überdenken.<br />

Er zeigt damit zumindest einen Rest<br />

von demokratischem Anstand. Seine Legitimation<br />

ist dennoch stark angekratzt,<br />

denn die brutale Gewalt, mit der die Sicherheitskräfte<br />

auf die brachialen Proteste<br />

reagierte,hat den Riss zwischen ihm,<br />

dem Präsidenten, und großen Teilen des<br />

Volkes noch einmal verstärkt.<br />

Seine Sparpolitik sah unter anderem<br />

vor, Subventionen auf Benzin und Diesel<br />

zu streichen und der Wirtschaft mit Steuererleichterungen<br />

entgegenzukommen.<br />

Für Menschen, die von umgerechnet 350<br />

Euro monatlich oder weniger leben müssen,<br />

ist eine Preiserhöhung für das Busticket<br />

eine persönliche Katastrophe. Und<br />

mögen noch so viele Wirtschaftswissenschaftler<br />

und Analysten die Sparmaßnahmen<br />

loben, dort, wo der tägliche Überlebenskampf<br />

tobt, gibt es kein Verständnis<br />

für eine derartige Politik, die auf Versprechungen,<br />

dass es irgendwann schon besser<br />

werden wird, basiert.<br />

Wer vom Wähler Opfer verlangt, der<br />

sollte darauf achten, dass nicht nur die Armen,<br />

sondern auch die Reichen einen<br />

spürbaren Teil dazu beitragen.Wersparen<br />

will, muss die Menschen mitnehmen, ihnen<br />

erklären, warum diese Schritte notwendig<br />

sind. Wenn der Eindruck entsteht,<br />

dass irgendwelche ausländischen Banker<br />

die Befehle erteilen, ist es schon zu spät.<br />

Es wirdsich zeigen, ob Moreno all die Empörten<br />

wieder besänftigen kann.<br />

Schaulaufen in der K-Frage<br />

Berlin sei ein Dorf, heißt es, und manchmal<br />

glaube ich, das stimmt. Wie wenig<br />

in dieser Stadt passiert, habe ich erst so<br />

richtig bemerkt, seitdem ich alle zwei Wochen<br />

an dieser Stelle über sie schreiben<br />

muss. Ich hatte für diese Kolumne jetzt eigentlich<br />

auf die Aktivisten von Extinction<br />

Rebellion gesetzt, die ja angekündigt hatten,<br />

Berlin lahmzulegen. Daswäredoch mal<br />

ein Thema gewesen, über das ich noch eine<br />

Woche später hätte schreiben können!<br />

Aber trotz aller Aktionen der immerhin<br />

rund 3000 Klimaschützerinnen und Klimaschützer<br />

an jenen Tagen funktionierte Berlin<br />

weiterhin. Nur inden einschlägigen Kommentarspalten<br />

wurde gewütet, als wären wir<br />

monatelang belagertworden. Ichfrage mich,<br />

wo diese Stimmen waren, als neulich zig<br />

Kreuzungen blockiert wurden, nur weil ein<br />

paar radikale Sportaktivisten unbedingt 42<br />

Kilometer in möglichst kurzer Zeit laufen<br />

wollten.<br />

Berlin hat alles außer ein Meer,lautet eine<br />

weitere Binsenweisheit. Na ja, alles bis auf<br />

bezahlbarenWohnraum, ein schlüssigesVerkehrskonzept<br />

oder ausreichend Kitaplätze,<br />

möchte ich einwerfen. Aber das Meer fehlt<br />

trotzdem. Mit einem Strand wäre die Stadt<br />

noch viel attraktiver, schon alleine, weil auf<br />

Sand keine E-Tretroller fahren könnten.<br />

Aber wie sähe sie ansonsten aus, die<br />

Stadt? Die Gezeiten kämen auf jeden Fall<br />

sehr unregelmäßig, mal drei Tage gar nicht<br />

und dann wieder fünf hintereinander. In<br />

kleinen Büdchen gäbe es Döner mit Scampi-<br />

Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,der Tagesspiegel und die Bundeszentrale<br />

für politische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />

Diese Woche: Wieviel Religion braucht Deutschland?<br />

Argumente und Ideen bitte an<br />

leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />

Alle Debatten online unter<br />

berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />

Neue<br />

Kirche<br />

Andrea Voß-Frick<br />

ist Mit-Initiatorin der Bewegung Maria 2.0. Sie ist Psychologin<br />

und arbeitet als Tagesmutter und Freie Trainerin in Münster.<br />

KOLUMNE<br />

Wenn Berlin<br />

am Meer<br />

läge<br />

Katja Berlin<br />

Autorin<br />

fleisch und Pfefferminzlikör mit Kokosmilch.<br />

Alle weitere Gastronomie bestünde aus<br />

Markthallen, in denen sehr gewöhnliche<br />

Speisen in nur sehr kleinen Portionen als<br />

Beachfood teuer verkauft würden.<br />

ÄrmereFamilien, solche also,die nicht in<br />

Prenzlauer Berg leben, müssten daher selbst<br />

gefangene Fische direkt am Strand grillen.<br />

Natürlich nur die Männer,Frauen sind ja bekanntermaßen<br />

für die Zubereitung heißer<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Glaube und Religion sind in Verruf<br />

geraten: Im Namen Gottes wurden<br />

und werden Kriege geführt,<br />

ganzeVolksgruppen werden ihrer<br />

Heimat und Lebensgrundlage beraubt, Menschen,<br />

die sich der Kirche anvertraut haben<br />

oder ihr anvertraut wurden, wurde und wird<br />

grauenvolles Unheil zugefügt. Religionen,<br />

deren Verfasstheit, Selbstbezug und Institutionalisierung<br />

solcherlei hervorbringt,<br />

braucht die Welt sicher nicht.<br />

Und doch bin ich davon überzeugt, dass<br />

uns Menschen eine Sehnsucht und ein tiefes<br />

Wissen nach und um einen Grund innewohnt,<br />

auf dem wir sicher stehen und vertrauensvoll<br />

alle Wege gehen können. Ein<br />

Grund, der weit über uns selbst hinausweist.<br />

Als Christen und Christinnen hüten wir<br />

einen Schatz –eine Frohe Botschaft, die kündet<br />

vomEnde der Ausgrenzung undVerurteilung.<br />

Sie kündet von Geschwisterlichkeit,<br />

von Barmherzigkeit, von Freiheit und von<br />

Liebe. Jesus von Nazareth hat den Glauben<br />

seiner Zeit auf den Kopf gestellt. Hatdie Menschen<br />

aufgerufen, einander Segen zu sein,<br />

den Blick zu richten auf den Anderen, den,<br />

der meiner Hilfe und meines Erbarmens bedarf.Wenn<br />

ich mich so umschaue in derWelt,<br />

denke ich: Diese Botschaft hat die Welt nötiger<br />

denn je.Einen solchen Glauben zu leben,<br />

bringt Heilung in die Welt.<br />

Um einen solchen Glauben zu leben,<br />

braucht es auch Gemeinschaft, als Ort der<br />

Spiritualität, der Verbundenheit und Solidarität.<br />

Doch diese Gemeinschaft –die katholische<br />

Kirche –ist unglaubwürdig geworden.<br />

Sie hat Dunkelräume der Macht geschaffen,<br />

in denen Amtsinhaber spirituelle und sexualisierte<br />

Gewalt unentdeckt ausüben konnten,<br />

in denen die Täter geschützt, ihreTaten vertuscht<br />

wurden und die Institution Kirche<br />

über die Menschen gestellt wurde.<br />

Diese Kirche diskriminiert die Hälfte der<br />

Menschheit –die Frauen –, indem sie sie von<br />

der Gestaltungs- und Entscheidungsmacht<br />

fernhält. Sie bestraft Menschen für ihr Anderssein,<br />

für gescheiterte Lebensentwürfe,<br />

fürs„falsche“ Lieben. Sieschließt aus,anstatt<br />

sich zuzuwenden. Sie hat sich von der Frohen<br />

Botschaft des Mannes aus Nazareth<br />

meilenweit entfernt.<br />

Immer mehr Katholiken und Katholikinnen,<br />

so scheint mir, halten diesen Zwiespalt<br />

nicht mehr aus.Viele vonuns stellen sich täglich<br />

die Frage,obsie bleiben oder gehen sollen.<br />

Für das Gehen gibt es gute Argumente:<br />

das eigene Gewissen etwa oder die Hoffnung,<br />

dass etwas Neues wachsen kann, wo<br />

das Alte sich als obsolet erwiesen hat. Aufder<br />

anderen Seite wird uns oft gesagt, dass Veränderungsbereitschaft<br />

und Veränderungsdruck<br />

nie so groß waren, wie sie es momentan<br />

sind. Das Kirchenvolk emanzipiert sich<br />

zum Glaubensvolk. Und auch immer mehr<br />

Amtsinhaber –vom Priester bis zum Kardinal<br />

–sprechen sich offen für dringend notwendige<br />

Veränderungen in der Verfasstheit<br />

und den Strukturen der katholischen Kirche<br />

aus.<br />

Unddie unwahrscheinliche Hoffnung auf<br />

Veränderung ist es auch, wegen der ich mich<br />

immer zum Bleiben durchringe.Wir müssen<br />

uns frei machen vonder Vorstellung, dass die<br />

großen Schritte aus der Kirchenhierarchie<br />

heraus gegangen werden –das ist am Ende ja<br />

auch nur eine Form des Klerikalismus.Wenn<br />

wir es ernst meinen mit der Botschaft Jesu,<br />

dann sind wir als Getaufte alle in seine Nachfolge<br />

gerufen und müssen diese Schritte selber<br />

gehen. Unsselbst die Räume schaffen, die<br />

unserer Spiritualität entsprechen, uns selbst<br />

einander annehmen und alle Möglichkeiten<br />

der (Mit-)Gestaltung bis an ihreGrenzen ausschöpfen,<br />

immer wieder vor den Kirchentürenunserer<br />

Sehnsucht nach einer erneuerten<br />

Kirche Ausdruck geben, wie wir es in den Aktionswochen<br />

im Maiund Oktoberdieses Jahres<br />

getan haben, und so schließlich Kirche Schritt<br />

für Schritt von unten verändern. Wir warten<br />

nicht länger darauf, dass die Kirchenherren<br />

vorangehen.Wirgehen selbst voranund laden<br />

alle herzlich ein mitzugehen.<br />

Speisen völlig ungeeignet. Beachclubs würden<br />

wegen Ruhestörung weggeklagt werden,<br />

um dann an billigeren Strandabschnitten<br />

wieder neu zu eröffnen. Strandverkäufer böten<br />

den Leuten Handtücher mit Buddy Bären<br />

und Ampelmännchen drauf an, über allem<br />

kreisten laut krächzende Tauben.<br />

Es gäbe Diesel-, Benzin- und einige wenige<br />

Elektroboote, die willkürlich an allen<br />

möglichen Stellen ankerten, wobei sich die<br />

größte Wutder <strong>Berliner</strong> auf Stand-up-Paddler<br />

konzentrieren würde. Wahrscheinlich<br />

einfach, weil sie besser aussähen. DieHafenanlagen<br />

wären zu klein oder eine Baustelle,<br />

derWind käme eisig vonOsten,und der Sand<br />

wärevoller Hundekacke.<br />

Ich bin mir nicht sicher, wie verlockend<br />

ich am Ende dieses Szenario finde. Bei aller<br />

Euphorie sollten wir dabei nämlich nicht<br />

vergessen, was ein Meer für Berlin bedeuten<br />

würde. Nämlich, dass es Hamburg dann<br />

nicht mehr gäbe.Wir hätten den Strand also<br />

nicht alleine, sondern müssten ihn mit 1,8<br />

Millionen Hamburgernteilen, die die Mieten<br />

noch weiter hochtrieben. Unddenken Siean<br />

die ganzen Polohemden, die dann im Wind<br />

flatterten.<br />

Insofern ist es doch nicht in unserem Interesse,dass<br />

die Bundesregierung die Klimaziele<br />

ungefähr so hartnäckig verfolgt wie ich<br />

meine guten Neujahrsvorsätze. Auch wenn<br />

wir in Berlin zwei Grad mehr vielleicht gar<br />

nicht so schlecht fänden, besteht die Welt ja<br />

nicht nur aus Berlin. Es ist am Ende global<br />

gesehen nämlich wirklich nur ein Dorf.<br />

„Ich bin immer noch der<br />

Meinung, dass die Vorteile<br />

weitaus überwiegen. Ich<br />

würde das Internet nicht<br />

ausschalten, selbst wenn<br />

ich könnte.“<br />

Leonard Kleinrock, 85 Jahre alter US-Ingenieur und<br />

einer der Erfinder des Vorläufers des Internets<br />

AUSLESE<br />

Hoffnung in einer Welt<br />

voller Krisen<br />

Der äthiopische Ministerpräsident<br />

Abiy Ahmed erhält den Friedensnobelpreis<br />

2019. Das Nobelkomitee würdigt<br />

damit den Einsatz des 43-Jährigen für den<br />

Friedensvertrag mit Eritrea und die politische<br />

Öffnung im eigenen Land.<br />

Eine würdige Entscheidung, urteilt die<br />

Magdeburger Volksstimme: „Es ist noch<br />

möglich in einer Welt voller Krisen, Grenzen<br />

zwischen Feinden aufzubrechen und<br />

auf Aussöhnung einzuschwenken. Und<br />

das auf dem schwierigen Kontinent<br />

Afrika.“ Die Rheinische Post lobt: „Abiy<br />

Ahmed erfüllt genau jene Kriterien, die<br />

der Preisstifter Alfred Nobel einst als Bedingung<br />

für die Auszeichnung definierte:<br />

Verdienste um die Verbrüderung der Völker,umAbrüstung<br />

und um die Förderung<br />

des Friedens.Schon lange nicht mehr hat<br />

ein Laureat diesen Anforderungen so gut<br />

entsprochen wie Äthiopiens Ministerpräsident.“<br />

Im Wiener Standard wirdhingegen gegrantelt:<br />

„Der Übergang zur Demokratie<br />

in Äthiopien kann noch scheitern. Ob der<br />

Friedensnobelpreis nur ein Symptom einer<br />

naiven Hoffnung auf ein Happy End<br />

auf dem gebeutelten Kontinent Afrika ist,<br />

ist längst nicht ausgemacht.“<br />

Skeptisch ist man auch bei der Frankfurter<br />

Allgemeinen <strong>Zeitung</strong>: „Der Preis<br />

kann eine Bürde sein –für seinen Träger,<br />

der unter dem Druck steht, sich der früh<br />

verliehenen Auszeichnung würdig zu erweisen;<br />

aber auch für das Komitee in<br />

Oslo, falls die Vergabe sich später als<br />

Fehlentscheidung erweist. Auf der anderen<br />

Seite kann der Friedensnobelpreis<br />

auch Ermutigung und Stärkung bewirken.“<br />

Bettina Cosack<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

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Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

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und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 – S eite 9<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

In Berlin setzt ein<br />

breites Bündnis ein<br />

Zeichen gegenRechts<br />

Seite 12<br />

Das Thema Enteignung wurde in Berlin bereits 1926 diskutiert Seite 10<br />

Die Express-S-Bahn wird bald nach Köpenick fahren Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Falsch<br />

abgebogen<br />

BarbaraWeitzel<br />

denkt über falsche<br />

Entscheidungen nach.<br />

Ich habe ein neues Wort gelernt.<br />

Anlass war ein Unfall. Ein Freund<br />

hatte seine Tochter von einem Fest<br />

abgeholt und ein anderes Auto seitlich<br />

gerammt. Er ist ein vorsichtiger<br />

Fahrer, erhatte nicht getrunken, er<br />

hatte sein Kind im Auto. Erwar sicher,<br />

und seine Tochter auch, die<br />

Ampel sei grün gewesen. Später<br />

stellte sich heraus: Siewar rot.Wegen<br />

einer leichten Schulterverletzung<br />

hat der andere Autofahrer ihn verklagt<br />

wegen fahrlässiger Körperverletzung.<br />

DieAnwältin meines Freundes<br />

wird auf „Augenblicksversagen“<br />

plädieren.<br />

Augenblicksversagen. Das Wort<br />

lässt mich nicht mehr los seitdem.<br />

Der Unfall hätte das Leben aller Beteiligten<br />

für immer verändern können.<br />

Es hätte Tote geben können.<br />

Das gilt für viele Augenblicksversagen.<br />

Für viele anderegilt: DieFolgen<br />

sind gering, und dennoch richten<br />

wir streng. Über uns selbst und andere.<br />

Überhören eine Verzweiflung in<br />

der Stimme eines geliebten Menschen,<br />

weil wir selbst gerade im Kreis<br />

denken. Schreien ein Kind an, obwohl<br />

wir wissen, dass die Zurechtweisung<br />

in ruhigem Tonesnicht in<br />

Angst versetzen würde und sie obendrein<br />

zuverlässiger ankäme.Wer vor<br />

Schreck zittert, ist nicht empfänglich.<br />

Wir machen etwas kaputt, das<br />

jemand anderem viel bedeutet. Das<br />

kann eine Tasse sein oder ein Bild<br />

oder ein Text. Im einen Fall haben<br />

wir sie vielleicht heruntergeschmissen,<br />

im anderen Fall haben wir unbedacht<br />

über das Werk geurteilt. In<br />

vielen dieser Fälle hadern wir mit<br />

uns oder mit dem Gegenüber, je<br />

nachdem, wereinen Augenblick versagt<br />

hat.<br />

Manchmal sind wir darin unerbittlich.<br />

Prangern an und stellen<br />

bloß, weil zum Beispiel jemand etwas<br />

Dummes gesagt hat. Aus einem<br />

Denkfehler heraus, vielleicht aber<br />

auch, weil derjenige mit dem Rücken<br />

zur Wand stand. Augenblicksversagen?<br />

Gilt nicht. Besonders oft trifft<br />

diese Gnadenlosigkeit Politiker und<br />

andereProminente.<br />

Oder Menschen, deren Leben<br />

sichtbar in Schieflage geraten ist.<br />

Neulich betrat eine junge Frau die S-<br />

Bahn. „Ich trinke keinen Alkohol und<br />

nehme keine Drogen“, hob sie an und<br />

sagte weiter:„Aber ich bin in der 19.<br />

Woche schwanger und ohne Obdach.<br />

Leider aus eigenem Verschulden.“<br />

Dann bat sie um Essen oder Pfandflaschen.<br />

Diehör-und sichtbareScham<br />

über ihre Lage tat mir mehr weh als<br />

die Vorstellung, dass diese Frau ohne<br />

Zuhause ein Kind bekommen wird.<br />

Froh sah ich, dass etliche gaben. Andere<br />

guckten weg. Auch aus Scham?<br />

Hilflosigkeit? Auch in diesen Begegnungen<br />

versagen wir.Wieder andere<br />

schauten verächtlich.„Wie kann man<br />

nur so weit kommen?“, sagten ihre<br />

Blicke.Und: „Man kann doch aufpassen.<br />

In dieser Lage.“ So und ähnlich.<br />

Werweiß, an welcher Stelle das Leben<br />

dieser Frau den Knick nach unten<br />

vollzogen hat. Irgendwo ist sie<br />

falsch abgebogen. Nicht jeder hat einen<br />

Anwalt, der für einen eintritt. Ich<br />

glaube aber, jeder von uns hat ihn in<br />

sich. Gegenüber sich selbst und anderen.<br />

In beiden Fällen wünsche ich<br />

mir,alle würden öfter auf ihn hören.<br />

Immer mehr Menschen sind auf die Unterstützung durch die Tafel angewiesen. Insbesondere bei Senioren wurde im vorigen Jahr ein Anstieg um 20 Prozent registriert.<br />

Retter gegen Helfer<br />

Start-ups entdecken die Lebenmittelrettung als Geschäftsmodell. Die <strong>Berliner</strong> Tafel ist in großer Sorge<br />

VonJochen Knoblach<br />

Ein Apfel mit einer Druckstelle,<br />

ein Becher Joghurt<br />

mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum,<br />

Toastbrot<br />

von vorgestern – in Deutschland<br />

landen Unmengen an Lebensmitteln<br />

im Müll. Laut Bundeszentrum<br />

für Ernährung sind es jährlich zwölf<br />

Millionen Tonnen. Das sind 150 Kilogramm<br />

pro Jahr und Kopf. Tatsächlich<br />

ließe sich der größte Teil<br />

davon vermeiden.<br />

In Berlin hat sich das Start-up Sirplus<br />

dem Kampf gegen die enorme<br />

Lebensmittelverschwendung verschrieben.<br />

Vorzwei Jahren wurde es<br />

gegründet, um Lebensmittel etwa mit<br />

abgelaufenem Haltbarkeitsdatum<br />

vorder Tonne zu bewahren. Diese als<br />

unverkäuflich geltenden Lebensmittel<br />

nimmt Sirplus dem Handel ab und<br />

verkauft sie mit hohen Rabatten. „Lebensmittelretter“<br />

nennen sich die<br />

Jungunternehmer, die in der Stadt<br />

mittlerweile 100 Mitarbeiter beschäftigen,<br />

drei Filialen betreiben und<br />

nach eigenen Angaben die Vernichtung<br />

von 2000 Tonnen Lebensmitteln<br />

verhinderthaben.<br />

Metro-Konzernindirekt beteiligt<br />

Nun bekommt das Unternehmen<br />

Konkurrenz. Matsmart aus Schweden<br />

bereitet seinen Deutschland-<br />

Start vor. Das Geschäftsmodell ist<br />

identisch: Auch diese Firmaverkauft<br />

Lebensmittel, die nach Ansicht von<br />

Herstellernund Händlerninkein Supermarktregal<br />

gehören, mit satten<br />

Rabatten und liefertnach Hause.Vor<br />

fünf Jahren hat Karl Andersson das<br />

Start-up auf den Weggebracht. 3700<br />

Tonnen Lebensmittel seien seitdem<br />

in Schweden gerettet worden, heißt<br />

es. Zuletzt lag der Jahresumsatz bei<br />

37 Millionen Euro. Aber Schweden<br />

ist nicht genug. Die Retter aus dem<br />

Norden planen die Expansion ins<br />

europäische Ausland.<br />

Bei der <strong>Berliner</strong> Tafel, die täglich<br />

Tausende Bedürftige in dieser Stadt<br />

kostenlos mit gespendeten Lebens-<br />

1993<br />

wurde die <strong>Berliner</strong> Tafel<br />

gegründet.<br />

KOSTENLOSE HILFE<br />

125 000<br />

<strong>Berliner</strong> nutzen im Monat<br />

das Angebot der Tafel.<br />

mitteln versorgt, sieht man den Plan<br />

der Schweden allerdings mit großer<br />

Sorge. „Das ist wirklich der Hammer,<br />

dass jetzt noch so ein vermeintliches<br />

Sozialunternehmen<br />

dazukommt“, sagt Sabine Werth,<br />

Vorsitzende und Gründerin der <strong>Berliner</strong><br />

Tafel. Unddie Sorgeist berechtigt.<br />

Denn was über Unternehmen<br />

wie Sirplus oder Matsmart verkauft<br />

wird, kann nicht von der Tafel verteilt<br />

werden. Schließlich bekommen<br />

die Tafeln die Lebensmittel<br />

ebenfalls vorallem vomHandel.<br />

Besonders interessant dabei: Das<br />

für die Expansion nötige Kapital bekam<br />

Matsmart indirekt ausgerechnet<br />

vom Handel. Nachdem das Unternehmen<br />

bereits in der Vergangenheit<br />

von Kapitalgebern –darunter<br />

auch Ikea –rund 23 Millionen<br />

Euro erhalten hatte, gaben die<br />

Schweden Mitte voriger Woche den<br />

Abschluss einer Finanzierungsrunde<br />

über weitere 17 Millionen<br />

Euro bekannt. „Das bringt uns unserer<br />

Vision, einer Welt ohne Lebensmittelverschwendung,<br />

einen<br />

Schritt näher“, so Matsmart-Chef<br />

Karl Andersson. Es sei aufregend, einen<br />

Partner gefunden zu haben,<br />

„der uns helfen kann, den Schritt in<br />

Europa zu machen“, so Andersson.<br />

Der Partner, das ist der deutsche<br />

Investmentfonds LeadX Capital<br />

Partners, der wiederum von dem<br />

Groß- und Einzelhandelskonzern<br />

Metro finanziell unterstützt wird,<br />

seinerseits als guter und verlässlicher<br />

Partner und Lieferant der Tafeln<br />

bekannt. Metro spendet nach<br />

eigenen Angaben allein in Deutschland<br />

jährlich Lebensmittel im Wert<br />

von etwa zwölf Millionen Euro an<br />

die Tafeln.<br />

Tatsächlich hat in Berlin der Verteilungskampf<br />

um die Lebensmittel<br />

zweiter und dritter Wahl längst begonnen.<br />

Retter und Helfer stehen<br />

sich gegenüber. „Wir verteilen Lebensmittel<br />

an Bedürftige, diese Firmen<br />

aber verkaufen billig an alle“,<br />

sagt Sabine Werthund verweist darauf,<br />

dass der Besserverdienende,<br />

der aus moralischen Gründen bei<br />

Sirplus &Co. einkauft, keineswegs<br />

660<br />

Tonnen Lebensmittel werden<br />

dortmonatlich verteilt.<br />

die Ausnahme ist. „Das sind reine<br />

Wirtschaftsunternehmen, die auf<br />

der Welle der Lebensmittelrettung<br />

eifrig Fahrt aufnehmen.“ Es sei bereits<br />

zu spüren, dass die Tafeln weniger<br />

bekommen.<br />

Dabei ist die junge selbst ernannte<br />

Lebensmittelretter-Branche<br />

nicht nur eine neue Konkurrenz für<br />

die Tafeln, die Helfer haben auch einen<br />

Wettbewerbsnachteil. Denn<br />

während der Handel für die Spenden<br />

an die Tafel Umsatzsteuer auf den<br />

Warenwert der Lebensmittel zahlen<br />

muss,ist beim Verkauf an ein Unternehmen<br />

der jeweilige Preis steuerpflichtig,<br />

der meist niedriger ist.<br />

„Üblicherweise gibt es da nur einen<br />

symbolischen Preis vonvielleicht einem<br />

Euro pro Rolli“, sagt Werth, die<br />

Jochen Knoblach<br />

versteht die<br />

Argumentation der Tafel.<br />

DPA<br />

1993 die Tafel in Berlin gründete und<br />

dringenden Handlungsbedarf sieht.<br />

„Wir Tafeln müssen so schnell wie<br />

möglich die Politik dazu bewegen,<br />

das Steuerrecht dahingehend zu ändern,<br />

dass das kostenlose Abgeben<br />

von Waren nicht mehr versteuert<br />

werden muss.“<br />

Neue Investoren gefunden<br />

Mit seinem Geschäftsmodell scheint<br />

sich das Start-up Sirplus indes gut zu<br />

entwickeln. 2018 lag der Umsatz bei<br />

1,2 Millionen Euro. Die Gründer Raphael<br />

Fellmer und Martin Schott sehen<br />

den Unternehmenswert selbst<br />

bei zehn Millionen Euro. Große Aufmerksamkeit<br />

erlangte Sirplus vorwenigen<br />

Wochen mit einem Auftritt in<br />

der TV-Show„DieHöhle der Löwen“,<br />

wo sich die Jungunternehmer um ein<br />

Investment von 700 000 Euro bewarben.<br />

Das bekamen sie nicht. Dafür<br />

wurden sie voneinem Investor heftig<br />

attackiert, der die Gründer „obergierige<br />

Kapitalisten“ nannte und die Geschäftsidee<br />

als unglaubwürdig und<br />

heuchlerisch bezeichnete. „Diese<br />

moralisierende Attitüde geht mir auf<br />

den Geist“, sagte der Unternehmer<br />

GeorgKofler.<br />

Ungeachtet dessen hat Sirplus<br />

Geldgeber gefunden, die „eine größere<br />

6-stellige Summe“ investieren,<br />

darunter ein Mitglied des Versandhandel-Clans<br />

Otto sowie ein ehemaliger<br />

Rocket-Internet-Manager.<br />

Undman hatviel vor. „Die nächsten<br />

Jahre werden wir alles unternehmen,<br />

um möglichst viele Lebensmittel<br />

zu retten und möglichst viele<br />

Menschen aufzuklären“ sagte Fellmer<br />

in einem Interview. Imnächsten<br />

Jahr sollen deutschlandweit<br />

„Franchise-Rettermärkte“ entstehen.<br />

„Bis 2024 wollen wir in über<br />

fünf Ländernaktiv sein.“ DerVerteilungskampf<br />

geht weiter.<br />

NACHRICHTEN<br />

22 000 Sumpfkrebse<br />

in Berlin gefangen<br />

Im zweiten Bekämpfungsjahr ist die<br />

Zahl der in Berlin gefangenen Roten<br />

Amerikanischen Sumpfkrebse deutlich<br />

zurückgegangen.VomSaisonbeginn<br />

im Aprilbis Ende September<br />

seien rund 22 000 Exemplareins<br />

Netz gegangen, sagte Derk Ehlert<br />

vonder Senatsverwaltung für Umwelt,<br />

Verkehr und Klimaschutz auf<br />

dpa-Anfrage.„Dasist knapp die<br />

Hälfte der Vorjahresmenge.“ Größtenteils<br />

stammen die Fänge aus den<br />

GewässernimTiergarten in Mitte<br />

(9 000) und dem Britzer Garten in<br />

Neukölln (13 000). Weil die Allesfresser<br />

als Gefahr für heimische Arten<br />

und Ökosysteme gesehen werden,<br />

ist die Eindämmung EU-weit geboten.<br />

(dpa)<br />

Sechs Verletzte bei Unfall<br />

mit Rettungswagen<br />

Beieinem Verkehrsunfall auf der<br />

Kreuzung Wuhletalstraße Ecke Märkische<br />

Allee in Marzahn ist am Sonntagmittag<br />

ein Rettungswagen der<br />

Feuerwehr verunglückt. Er war auf<br />

der Kreuzung mit einem Opel Zafira<br />

zusammengestoßen. DerKrankenwagen<br />

war mit eingeschaltem Blaulicht<br />

und Martinshornauf dem Weg<br />

zu einem Notfallpatienten. Beide Sanitäter<br />

sowie die vier Insassen des<br />

Opels wurden verletzt. DieBeifahrerindes<br />

Autos erlitt schwereVerletzungen.<br />

Zwei Notärzte waren vorOrt<br />

und kümmerten sich um die Opfer.<br />

Alle Beteiligten kamen in Krankenhäuser.Lebensgefahr<br />

bestehe nicht,<br />

hieß es am Nachmittag. DieUnfallursache<br />

ist noch nicht zweifelsfrei<br />

geklärt. Möglicherweise hatte der<br />

Autofahrer die Sonderrechte des Rettungswagens<br />

nicht wahrgenommen.<br />

Durchden Unfall mussten Busse der<br />

Linien X69 und 197 umgeleitet werden,<br />

teilte die BVGmit. Es kam zu<br />

Verkehrsbehinderungen. An den<br />

Fahrzeugen entstand erheblicher<br />

Sachschaden. (ls.)<br />

Der Spätsommer lockt die<br />

<strong>Berliner</strong> in die Natur<br />

DieRückkehr des Spätsommers mit<br />

Sonne und Temperaturen vonknapp<br />

über 20 Grad hat viele <strong>Berliner</strong> und<br />

Brandenburger für Spaziergänge in<br />

Parksoder an den zahlreichen Seen<br />

genutzt.„Bei uns ist an diesemWochenende<br />

viel los,aber für einzelne<br />

Gäste finden wir noch einen Platz“,<br />

sagte eine Sprecherin des <strong>Berliner</strong><br />

Ausflugslokals„Wannseeterrassen“.<br />

Für Montag werden in Berlin und im<br />

südlichen Brandenburg24Gradvorhergesagt<br />

–bei schwachemWind. Die<br />

Meteorologen erwarten keinen Regen.<br />

Auch am Dienstag bleibt es mit<br />

20 bis 23 Gradmild.ErstabMittwoch<br />

sinken die Höchstwerte auf maximal<br />

17 Grad. (dpa)<br />

So mancher nutzte den späten Sommertag<br />

mitten im Herbst. DPA/FABIAN SOMMER


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Stadtgeschichte<br />

Imachten Jahr der Republik haben<br />

sich die deutschen Fürsten<br />

die Gutmütigkeit ihrer einstigen<br />

Untertanen zunutze gemacht:<br />

Siehaben sich wieder auf den<br />

alten Berufihrer Vorfahren geworfen<br />

und sind zu Raubrittern geworden,<br />

die eine Brandschatzung nach der<br />

anderen durchführen“, schrieb Anfang<br />

1926 wutentbrannt der zwischen<br />

KPD und SPD hin- und herwechselnde<br />

Politaktivist Fritz Rück.<br />

Überall kochte damals Volkes Zorn<br />

über die „Unverschämtheiten“ der<br />

deutschen Fürsten, die allenthalben<br />

in Prozessen die Herausgabe von<br />

Schlössern, Museen, Gütern und<br />

Millionen in barem Geld verlangten.<br />

Unddie Gerichte der Republik, vielfach<br />

mit monarchistisch gestimmten<br />

Richtern besetzt, gaben ihnen<br />

auch noch recht.<br />

Zwei Vorgänge hatten die Stimmung<br />

vor allem angeheizt: Das<br />

Reichsgericht in Leipzig hatte im<br />

Juni 1925 dem Fürstenhaus Sachsen-Coburg<br />

und Gotha den gesamten<br />

Land- und Forstbesitz wieder zugesprochen<br />

–Vermögen im Wert von<br />

37, 2Millionen Goldmark sollte laut<br />

richterlichem Befinden zurückgeführt<br />

werden. Vier Monate später<br />

legte das preußische Finanzministerium<br />

einen mit den Hohenzollern<br />

ausgehandeltenVertragsentwurfvor,<br />

der die Rückgabe vonca. drei Viertel<br />

des umstrittenen Grundbesitzes an<br />

das Fürstenhaus vorsah. Die SPD<br />

fand das in Ordnung und überließ es<br />

den Kommunisten unter Ernst Thälmann,<br />

den Volkszorn aufzufangen<br />

und maximalen Nutzen daraus zu<br />

schlagen. Mitgroßem Erfolg startete<br />

die KPD die Kampagne zur entschädigungslosen<br />

Fürstenenteignung.<br />

Eigentum und WeimarerVerfassung<br />

Volkszorn und Volksbegehren<br />

Die KPD-Kampagne zur entschädigungslosen Fürstenenteignung lief 1926 gegen den<br />

gewählten Reichstag der Weimarer Republik. Sie war populär und scheiterte dennoch<br />

Wie hatte es so weit kommen können?<br />

Nach der Revolution von<br />

1918/19 und dem Sturz der Monarchie<br />

hatte man den Fürstenbesitz<br />

nur beschlagnahmt, aber nicht enteignet.<br />

DasWeiteresollte auf Grundlage<br />

der Weimarer Verfassung ausgehandelt<br />

werden. Diestellte einerseits<br />

das Eigentum unter Schutz, schloss<br />

andererseits Enteignungen – zum<br />

Wohle der Allgemeinheit, gegen angemessene<br />

Entschädigung und mit<br />

Widerspruchsmöglichkeiten auf<br />

dem Rechtsweg –nicht aus. Inden<br />

Ländernliefen Verhandlungen.<br />

Zugleich erlitt die Mittelschicht<br />

machtlos ihre fast vollständige Enteignung<br />

durch die Hyperinflation.<br />

Massenhaft sanken Beamte, Anwälte,Ärzte,Kaufleute<br />

in Mittellosigkeit<br />

und in eine existenzielle Unsicherheit,<br />

wie sie Millionen ohnehin<br />

Arme nur allzu gut kannten. Im November<br />

1925 verschlechterten ein<br />

Konjunktureinbruch und steigende<br />

Arbeitslosigkeit die prekäre Lage –<br />

und dann fanden Gerichte auch<br />

noch, dass Fürsten Entschädigungszahlungen<br />

für entgangene Vermögenserträge<br />

zustünden oder gar Aufwertungsbeträge<br />

im Fall von Inflationsverlusten.<br />

Das war zu viel. „Der<br />

Skandal stinkt zum Himmel“, protestierte<br />

Fritz Rück. Die Kommunisten<br />

konnten mit großer Zustimmung<br />

rechnen, als sie am 25. November<br />

1925 ihr eigenes Gesetz zur entschädigungslosen<br />

Enteignung der Fürsten<br />

einbrachten. Diegroße Lösung.<br />

DieLändereien sollten an Bauern<br />

und Pächter übergehen, Schlösser<br />

sollten zu Genesungsheimen umfunktioniert<br />

werden oder zur Linderung<br />

der Wohnungsnot dienen, das<br />

Barvermögen sollte schließlich<br />

Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen<br />

zukommen.<br />

EinVolksentscheid war das Mittel<br />

der Wahl, um die radikale, populäre<br />

und populistische Forderung gegen<br />

den gewählten Reichstag durchzusetzen.<br />

Der SPD-Vorstand zögerte:<br />

VonMaritta Tkalec<br />

Fürstensause: Diese Karikatur erschien am 1. Februar 1926 kurz vor dem Volksbegehren im Simplicissimus.<br />

BAYERISCHE STAATSBIBLIOTHEK<br />

Manwollte nicht an der Volksvertretung<br />

vorbei agieren und fürchtete einen<br />

Misserfolg. Bei den Reichstagswahlen<br />

1924 hatten KPD und SPD<br />

zusammen 10,6 Millionen Stimmen<br />

erreicht, für einen sicheren Erfolg<br />

des Volksentscheids waren 20 Millionen<br />

notwendig. Doch die Enteignungsbegeisterung<br />

und die Einbildung,<br />

ein radikaler Schritt brächte<br />

eine wunderbare Lösung gleich<br />

mehrerer Probleme,riss die SPD-Basis<br />

genauso mit wie den Allgemeinen<br />

Deutschen Gewerkschaftsbund<br />

(ADGB) und andere linke Organisationen.<br />

Mitte Dezember gründete<br />

sich zur Beförderung und Vorbereitung<br />

eines Volksbegehrens aus dem<br />

Umkreis der Deutschen Friedensgesellschaft<br />

und der Deutschen Liga<br />

für Menschenrechte der Ausschuss<br />

für Fürstenenteignung, Kuczynski-<br />

Ausschuss (nach dem Statistiker Robert<br />

René Kuczynski )genannt. 40<br />

pazifistische,linke und kommunistische<br />

Gruppierungen gehörten ihm<br />

an –deutliche Zeichen für eine große<br />

Zustimmung zu dem Vorhaben.<br />

Auch Persönlichkeiten wie Albert<br />

Einstein, Käthe Kollwitz, John Heartfield,<br />

Heinrich Zille und Kurt Tucholsky<br />

setzten sich für das Volksbegehren<br />

ein. Der ADGB erhielt den Auftrag,<br />

mit der SPD zu verhandeln.<br />

Schließlich stimmten die Sozialdemokraten<br />

nach kleinen Ergänzungen<br />

einem gemeinsamen Gesetzentwurf<br />

zu. Der wurde dem Reichsinnenministerium<br />

zugeleitet. Dieses<br />

legte den Zeitraum für das Volksbegehren<br />

fest: 4. bis 17. März.<br />

Eine Riesenmobilisierungskampagne<br />

brach los und Robert René<br />

Kuczynski jubelte: „Zwölfeinhalb<br />

Millionen haben durch Eintragung<br />

in die für den Volksentscheid aufgelegten<br />

Listen die Forderung nach<br />

entschädigungsloser Enteignung<br />

der ehemaligen Fürsten gestellt. Das<br />

ist ein ungeheurer Erfolg.“ Der Weg<br />

zum Volksentscheid war frei.<br />

Angstkampagne der Konservativen<br />

Das stachelte nun die konservativen<br />

Kräfte zu massiver Gegenwehr an:<br />

Sie malten das Bild des einrückenden<br />

Bolschewismus an die Wand –<br />

seien erst mal die Fürsten enteignet,<br />

würden die Kommunisten sich bald<br />

auch den Besitz aller anderen holen.<br />

Vor allem auf dem Land übten<br />

Grundherren Druck auf die Leute<br />

aus. Dort verfing sogar der Versuch,<br />

Mitleid mit den bald am Bettelstab<br />

gehenden Fürsten zu haben und<br />

doch gefälligst traditionsbewusst deren<br />

Verdienste um Volk und Vaterland<br />

zu bedenken. In den Städten<br />

amüsierte man sich hingegen über<br />

die Meldung, Prinz Louis von Orleans-Bourbon<br />

sei an der portugiesisch-spanischen<br />

Grenze bei<br />

schwunghaftem Kokainhandel erwischt<br />

und verhaftet worden.<br />

Die Nationalsozialisten forderten<br />

schließlich, statt der Fürsten besser<br />

alle seit dem 1. August 1914 eingewanderten<br />

Ostjuden zu enteignen.<br />

Der linke NSDAP-Flügel hatte die<br />

Idee der Fürstenenteignung sehr begrüßt,<br />

Adolf Hitler aber nicht.<br />

Der Volksentscheid am 20. Juni<br />

1926 scheiterte.Reichspräsident Paul<br />

von Hindenburg hatte sich mit der<br />

Auffassung durchgesetzt, ein Enteignungsgesetz<br />

wirke verfassungsändernd,<br />

weshalb im Volksentscheid<br />

nicht die einfache Mehrheit der Stimmen<br />

reichte, sondern 50Prozent der<br />

Wahlberechtigten zustimmen mussten,<br />

also etwa 20 Millionen. Dementsprechend<br />

riefen die Enteignungsgegner<br />

zum Boykott auf. Reichsweit<br />

erreichten nur drei der 35 Stimmbezirke<br />

–Berlin, Hamburgund Leipzig –<br />

das 50-Prozent-Quorum.<br />

NächsteWoche an dieser Stelle:WieesinSachen<br />

Fürstenentschädigungweiterging.<br />

DAS IST<br />

DAS WAR<br />

DAS KOMMT<br />

Kleiner Tiergarten<br />

Finowkanal<br />

Polizeigeschichte<br />

Dasmit sieben Hektar gar nicht kleine Areal des heutigen<br />

Parks im Stadtteil Moabit gehörte ursprünglich zum<br />

Gutsbezirk Jungfernheide. Kurfürst Friedrich Wilhelm<br />

übernahm es um 1655 als Gegenstück zum Großen Tiergarten,<br />

als Berlin im Zuge des Ausbaus zur Residenzstadt<br />

wuchs und Teile des ehemaligen Jagdgeländes geopfert<br />

wurden. 1835 wurde die vonSchinkel entworfene St.-Johannis-Kirche<br />

gebaut und der Park neu gestaltet. 1876<br />

übernahm die Stadt die Verwaltung. Seither gab es mehrere<br />

Umgestaltungen, die auch auf Kritik stießen.<br />

DieBürgerinitiative„SilberahornPlus“ nannte den Park nach den jüngsten<br />

Umgestaltungen „Straßenbegleitgrün“. Er ist ein Kriminalitätsschwerpunkt.<br />

Die Wege waren schlecht, Reisen und Gütertransport<br />

mühsam –daveranlasste Kurfürst Joachim Friedrich im<br />

Jahre 1603 eine große Infrastrukturmaßnahme: Er erteilte<br />

Order, das Flusssystem von Havel und Oder durch<br />

einen 32 Kilometer langen Kanal zu verbinden –von Liebenwalde<br />

(Havel) bis zum Flüsschen Finow (bei Finowfurt).<br />

Dieses fließt in die Oder. 1620 war der Kanal samt<br />

seiner Schleusen fertiggestellt. Doch da hatte der Dreißigjährige<br />

Krieg begonnen, Handel und Wandel brachen<br />

ein. Der Kanal blieb mehr als hundert Jahre dem Verfall<br />

preisgegeben. Erst Friedrich II. ließ dieWasserstraße wiederherstellen,<br />

1746 ging sie in Betrieb.Mithilfe vonzehn<br />

Schleusen überwanden die Schiffer und Holzflößer auf<br />

nunmehr 43 Kilometern Länge 38 Meter Höhenunterschied.<br />

Fortan wurde der Kanal stetig erweitert und förderte<br />

den Aufschwung der ganzen Gegend –vor allem<br />

durch die Ansiedlung der metallverarbeitenden Industrie,die<br />

Erzund Kohle per Schiff (so aus England und Luxemburg)<br />

angeliefertbekam. So entstand auch das erste<br />

Walzwerk bei Eberswalde. Erst mit dem 1914 zwischen<br />

Berlin und Stettin gebauten Oder-Havel-Kanal verlor der<br />

Finowkanal seine wirtschaftliche Bedeutung. Doch Touristen<br />

zu Wasser und als Radfahrer auf dem ehemaligen<br />

Treidelweg beleben den Finowkanal: die älteste künstliche<br />

Wasserstraße in Deutschland, die noch in Betrieb ist.<br />

DerKanal steht unter Denkmalschutz. (mtk.)<br />

Am Molkenmarkt befanden sich bis Ende des 19. Jahrhunderts<br />

das <strong>Berliner</strong> Polizeipräsidium und das Stadtgefängnis.<br />

Der weitläufige Häuserkomplex mit seinen engen<br />

Höfen, dunklen Gängen und steilen Treppen war<br />

nicht nur bei Kriminellen berüchtigt und gefürchtet. Jens<br />

Dobler,Leiter der Polizeihistorischen Sammlung, erzählt<br />

die Geschichte dieses geschichtsträchtigen Ortes bis<br />

zum Umzug der Kriminalpolizei an den Alexanderplatz<br />

und dem Abriss der alten Gebäude im ersten Drittel des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

Das Polizeipräsidium am Molkenmarkt. Buchvorstellung mit Autor Jens<br />

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Berlin<br />

Klare Aussagen am Sonntag auf dem Bebelplatz.<br />

AFP/AXEL SCHMIDT<br />

Unteilbar gegen Rechts<br />

Tausende bei Demonstration am Sonntagnachmittag in Mitte gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus<br />

VonElmar Schütze<br />

Gegen Antisemitismus und<br />

rechte Gewalt: Tausende<br />

Menschen sind am Sonntag<br />

in Berlin auf die Straße<br />

gegangen, um nach dem Terroranschlag<br />

von Halle Zeichen zu setzen.<br />

DiePolizei schätzte die Zahl der Teilnehmer<br />

am Ende auf 8000, die Organisatoren<br />

der Initiative „Unteilbar“<br />

sprachen von16000.<br />

Einschwerbewaffneter Rechtsextremist<br />

hatte am Mittwoch versucht,<br />

in die Synagoge in Halle einzudringen.<br />

Nachdem derVersuch scheiterte,<br />

hatte er vor der Synagoge und in einem<br />

Döner-Imbiss zwei Menschen<br />

erschossen. Der 27-Jährige sitzt in<br />

Untersuchungshaft. Er bestätigte antisemitische<br />

und rechtsextremistische<br />

Motive.<br />

Am Sonntag zur Mittagszeit dauerte<br />

es zunächst eine Weile, bis sich<br />

die Dinge und Menschen sortierthatten.Warenzunächst<br />

vorallemTouristen<br />

auf dem Bebelplatz in Mitte unterwegs,<br />

dominierten schließlich die<br />

Demonstranten.<br />

DieTeilnehmer trugen Banner mit<br />

Aufschriften wie „Rechter Terror bedroht<br />

unsere Gesellschaft“ oder „Antisemitismus<br />

tötet. Rassismus tötet“.<br />

Es gab Transparente von „Omas gegen<br />

Rechts“ oder auch „Kinder gegen<br />

Rechts.“ Mehrere Menschen hatten<br />

sich in israelische Fahnen gehüllt.<br />

Per Lautsprecher wurden die Namen<br />

vonOpfernrechter Gewalt verlesen,<br />

einige Demonstranten hatten<br />

weiße Rosen dabei, die sie später vor<br />

der Neuen Synagoge in der Oranienburger<br />

Straße, dem Demonstrationsziel,<br />

ablegten. Viele Familien waren<br />

gekommen und ältere Menschen.<br />

Auch die <strong>Berliner</strong> Staatssekretärin<br />

Sawsan Chebli und der <strong>Berliner</strong> Bischof<br />

Markus Dröge liefen mit.<br />

Dröge fordertnach dem Terroranschlag<br />

in Halle härtere Maßnahmen<br />

gegen Rechts. Esreiche nicht mehr,<br />

„nie wieder“ zu rufen. „Der Verfassungsschutz<br />

und die Sicherheitskräfte<br />

müssen wesentlich konsequenter<br />

gegen rechte Netzwerke und<br />

rechtspopulistische Funktionärevorgehen,<br />

die erwiesenermaßen verfassungsfeindliche<br />

Thesen verbreiten.“<br />

Gemeinderabbiner Yehuda Teichtal und Bischof Markus Dröge im Gespräch.<br />

Auf der Kundgebung gab Lala<br />

Süsskind vom Jüdischen Forum für<br />

Demokratie und gegen Antisemitismus<br />

(JFDA) den Tonvor. Sie berichtete<br />

von ihren Gefühlen, als sie am<br />

Mittwoch –gleichzeitig Jom Kippur,<br />

der jüdischen Versöhnungstag –von<br />

dem Attentat von Halle hörte. „Ich<br />

werdediesen JomKippur und die folgenden<br />

nie vergessen, als dieser Un-<br />

DPA<br />

mensch zwei Menschen getötet hat.“<br />

Sie sei kein „sehr religiöser Mensch“,<br />

sagte die ehemalige Vorsitzende der<br />

Jüdischen Gemeinde zu Berlin, „aber<br />

ich glaube,dass Gott die Betenden in<br />

der Synagoge beschützt hat.“<br />

Süsskind spannte den Bogen von<br />

Halle nach Berlin. Sie sprach vom<br />

Hess-Gedenkmarsch, der in Berlin<br />

stattfinde, während er andernorts<br />

verboten sei, und vom israelfeindlichen<br />

Al-Quds-Marsch. „Das dürfen<br />

wir nicht zulassen“, sagte Süsskind.<br />

„Mein Maßist voll.“<br />

Ferat Kocak, kurdisch-stämmiger<br />

Linke-Politiker aus Neukölln, berichtete<br />

von einem Telefonat, das er am<br />

Sonntagmorgen mit dem ebenfalls<br />

kurdischstämmigen Gastronomen in<br />

Halle geführt habe, indessen Imbiss<br />

ein junger Mann erschossen wurde.<br />

„Der Imbissbesitzer trauert mit den<br />

Angehörigen, und auch mit denen<br />

der toten Frau, die nur wenige hundert<br />

Meter vom Imbiss entfernt ermordet<br />

wurde“, sagte Kocak.<br />

MehrereRedner erinnerten an das<br />

teils dubiose Vorgehen von Ermittlungsbehörden<br />

und Verfassungsschutz<br />

bei der Mordserie der rechtsextremen<br />

Terrorgruppe NSU. Reinhard<br />

Borgmann vom Jüdischen Forum<br />

für Demokratie und gegen<br />

Antisemitismus. Borgmann sagte, in<br />

Halle sei „ein fürchterlicher Preis für<br />

die Bräsigkeit der Polizei“ bezahlt<br />

worden. Mit Blick auf den ehemaligen<br />

Präsidenten des Verfassungsschutzes<br />

Hans-Georg Maaßen, sagte<br />

Borgmann: „Dieser Mann ist eine<br />

Schande für das Land. Menschen wie<br />

er sorgen dafür, dass immer weniger<br />

Vertrauen in die staatlichen Institutionen<br />

gesetzt wird.“<br />

Der frühere Bundestagsabgeordnete<br />

Volker Beck sagte der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> von einem „Zeichen“, dass<br />

„die Politik endlich aufwachen“<br />

müsse.Erkritisierte Äußerungen von<br />

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier<br />

und CDU-Chefin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer. Steinmeier<br />

hatte gesagt, dass man solch eine Tat<br />

wie in Halle zuvor„nicht für möglich“<br />

gehalten habe. Dabei habe es, so<br />

Beck, zuvor schon schlimme antisemitische<br />

Vorfälle gegeben –sei es aus<br />

dem rechten oder linken Lager,sei es<br />

aus dem christlichen oder dem muslimischen<br />

Kulturkreis. Auch Kramp-<br />

Karrenbauers Äußerung, das Attentat<br />

vonHalle sei „ein Alarmzeichen“, bezeichnete<br />

Beck als„Katastrophe“.<br />

Als am Ende Konzertpianist Igor<br />

Levit von einem Lastwagen herunter<br />

ein Stück aus Johann Sebastian Bachs<br />

Goldbergvariationen spielte, war die<br />

Menge ganz still.<br />

„Wir sind gekommen, um zu bleiben“<br />

Eine Woche lang diskutierten Mitglieder von Extinction Rebellion im Klima-Camp am Kanzleramt, um Vorschläge für eine bessere Klima-Politik zu erarbeiten<br />

VonNadja Dilger<br />

Abbau im Klima-Camp: Rund 2200 Rebellen haben am Kanzleramt gezeltet.<br />

Mitglied Carl Justus Fuchs sagt: „Wir<br />

wollen, dass die Politik jetzt handelt<br />

und uns nicht nur kurz lobt und das<br />

Thema dann wieder vergisst.Wirsind<br />

gekommen, um zu bleiben.“<br />

Die vergangenen Monate hat der<br />

25-jährige <strong>Berliner</strong> das Camp in einem<br />

Team von etwa zwölf Leuten<br />

DPA<br />

Am letzten Tag im Klima-Camp<br />

von Extinction Rebellion (XR)<br />

zeigt sich der Platz von seiner<br />

schönsten Seite: Auf der Erde liegen<br />

bunte Laubblätter,die so wirken wie<br />

Läufer in den eigenen vier Wänden.<br />

Die farbigen Zelte, die langsam von<br />

ihren Bewohnern abgebaut werden,<br />

leuchten in der Mittagssonne –im<br />

Hintergrund erklingt leise Musik aus<br />

einem Lautsprecher.Inwenigen Minuten<br />

wird sie dann ausgeschaltet,<br />

und Alexander Nies wird mit zwei<br />

Kameraden auf einer kleine Bühne<br />

aus Kartons sitzen.<br />

Der26-jährige Student hat mit ihnen<br />

und rund 400 Freiwilligen eine<br />

Woche im Camp an Vorschlägen für<br />

eine bessere Klima-Politik gearbeitet.<br />

Daswar auch der Anmeldegrund<br />

für das Camp: Die Aktivsten wollten<br />

eine Bürger*Innenversammlung<br />

proben, wie sie mitteilten. Jene<br />

bringt per Losverfahren unterschiedliche<br />

Menschen aus jeder gesellschaftlichen<br />

und politischen<br />

Schicht zusammen, um zu lernen, zu<br />

beratschlagen und Empfehlungen<br />

für ein bestimmtes Problem von öffentlichem<br />

Belang zu erarbeiten.<br />

Dazu kamen verschiedene Experten,<br />

wie die Klimaaktivistin Carola Rakete<br />

und der Philosoph Charles Eisenstein<br />

vorbei. Nies betont jedoch,<br />

dass sie in der Woche nur jeweils vier<br />

Stunden zum Diskutieren und Beratschlagen<br />

hatten –„in echt würde das<br />

über einen längeren Zeitraum gehen“.<br />

Als Beispiel von gelungenen Versammlungen<br />

geben die Rebellen oft<br />

jene in Irland an, bei der die Aufhebung<br />

des Abtreibunsgverbots erarbeitet<br />

wurde. Nies und die Rebellen<br />

wollen es jetzt für das Klima-Problem<br />

nutzen. Mitder Politik und den Reaktionen<br />

sind sie bisher nämlich unzufrieden.<br />

Zwar lobte etwa Verkehrsund<br />

Umweltsenatorin Regine Günther<br />

(Grüne), dass die „zumeist jungen<br />

Leute schnelleres Handeln gegen<br />

die Klimakrise fordern“, doch XRvorbereitet.ViaCrowdfounding<br />

wurden<br />

dann 112 000 Euro gesammelt,<br />

mit der Summe konnte die Aktionswoche<br />

finanziert werden. Noch erfreulicher<br />

sei aber das Engagement<br />

der <strong>Berliner</strong> gewesen: Viele hätten<br />

die Woche über Decken, Regenponchos<br />

und Essen gespendet.<br />

Genaue Zahlen zu den teilnehmen<br />

Rebellen in der Aktionswoche<br />

können die Organisatoren nicht nennen.<br />

Sie verweisen darauf, dass das<br />

Klima-Camp für sich stehe. Gezählt<br />

hat dasTeam 700 Zelte und 2200 Zeltbewohner.<br />

Aber es gibt natürlich<br />

auch die <strong>Berliner</strong>, die zu Hause geschlafen<br />

haben und vielleicht auch<br />

Freunde aufgenommen haben.<br />

Die Rebellen meldeten zuvor bei<br />

den Veranstaltungen meist zwischen<br />

500 und 1000 Aktivisten. Am Großen<br />

Stern waren sie zu Beginn der Woche,<br />

später an der Jannowitzbrücke,<br />

der Marschallbrücke und am Bundesumweltministerium.<br />

Die Schätzungen<br />

seitens der Polizei waren<br />

meist etwas geringer.Doch im einen<br />

sind sich beide Seiten einig: Es lief<br />

friedlich ab. Darauf hatte Fuchs gehofft.<br />

Er hatte Angst gehabt, dass<br />

sich randalierende Gruppen im<br />

Camp anschließen könnten und die<br />

Polizei dementsprechend reagieren<br />

würde. Doch Fuchs kann wie Nies<br />

aufatmen. Jetzt ist die Woche rum<br />

und die zahlreichen Besucher, die<br />

zur Verkündung ihrer Lösungsvorschläge<br />

zur Klimarettung gekommen<br />

sind, warten neugierig.<br />

„Erneuerbare Energien sollten<br />

ehrliche Preise bekommen“, sagt<br />

Nies in ein Mikrofon und die Menge<br />

klatscht. Die Aufklärung des Klimawandels<br />

sollte voran getrieben und<br />

ein Klimagericht berufen werden,<br />

heißt es weiter. Auch mehr ökologische<br />

Aufklärungsarbeit in Bildungsinstitutionen<br />

wünschen sich die Rebellen.<br />

Schnell kommen Fragen aus der<br />

Menge, wie das denn alles gehen<br />

solle und wer die Bürger bezahle,<br />

wenn sie an der Versammlung teilnehmen.<br />

Nies wirft das bedingungslose<br />

Grundeinkommen ein und verweist<br />

darauf, dass es ersteVorschläge<br />

sind, an denen die Rebellen gerne<br />

weiter arbeiten könnten. Am liebsten<br />

in der Mitte der Gesellschaft.<br />

Und bald im nächsten Camp. Die<br />

Vorbereitungen laufen angeblich<br />

schon.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 13<br />

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Berlin<br />

Mit der Express-S-Bahn nach Köpenick<br />

Der kommende Fahrplanwechsel bringt den Fahrgästen in Berlin und Brandenburg zahlreiche Neuerungen. Ein Überblick<br />

VonPeter Neumann<br />

Normalerweise hält in<br />

Berlin jede S-Bahn an jeder<br />

Station. Doch nach<br />

dem Fahrplanwechsel,<br />

der in diesem Jahr am 15. Dezember<br />

stattfindet, wird dieses Prinzip unterbrochen.<br />

Zwischen Friedrichshagen<br />

und Ostbahnhof nimmt die<br />

neue Zuggruppe BII der S-Bahn den<br />

Betrieb auf. Siehält unterwegs in Köpenick,<br />

Karlshorst, Ostkreuz und<br />

Warschauer Straße. Die S-Bahnhöfe<br />

Hirschgarten, Wuhlheide, Betriebsbahnhof<br />

Rummelsburg und Rummelsburgwerden<br />

ohne Stopp durchfahren.<br />

Die Express-S-Bahnen fahrenmontags<br />

bis freitags während der<br />

Hauptverkehrszeit alle 20 Minuten.<br />

„Jetzt kommt es darauf an, wie die<br />

Fahrgäste informiert werden“, sagt<br />

Jens Wieseke vom Fahrgastverband<br />

IGEB.Schließlich sollte es für sie kein<br />

böses Erwachen geben, wenn die S-<br />

Bahn ihreStation ohne Halt passiert.<br />

Auf der S3 gab es schon mal Verstärkerzüge,<br />

doch jahrelang fehlte<br />

wegen Bauarbeiten Gleiskapazität.<br />

Das neue, für Berlin ungewöhnliche<br />

Konzept wurde gewählt, damit die<br />

Züge schneller ihr Ziel erreichen und<br />

weniger Fahrzeuge benötigt werden.<br />

Drei Zugverbände mit je vier Wagen<br />

reichen aus. „Ich glaube aber nicht,<br />

dass die Zuggruppe lange überlebt,<br />

wenn nach der Eröffnung des BER<br />

für die Strecke zum neuen Flughafen<br />

weitereS-Bahnen benötigt werden“,<br />

so Wieseke.Trotzdem begrüßt er die<br />

Expresszüge auf der S3: „Ein guter<br />

Testlauf für eine Express-S-Bahn<br />

zwischen Falkensee und Westkreuz,<br />

die wir für sinnvoll halten würden.“<br />

Für das Fahrplanjahr,das am dritten<br />

Advent beginnt, stehen weitere<br />

Änderungen fest. Eine Auswahl:<br />

Straßenbahn fährt öfter zum Hauptbahnhof:<br />

Siegehörtzuden Erfolgsgeschichten<br />

des <strong>Berliner</strong> Nahverkehrs. Die Straßenbahnstrecke<br />

zum Hauptbahnhof<br />

wird besser genutzt, als sich die Planer<br />

einst ausmalen konnten. Aufder<br />

2015 fertig gestellten Trasse wurden<br />

20 000 Fahrgäste pro Tag erwartet –<br />

2017 waren es doppelt so viele. Nun<br />

erfüllen die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />

(BVG) den Wunsch, auf einer<br />

der drei Linien mehr Bahnen fahren<br />

zu lassen. Ab dem Fahrplanwechsel<br />

wirdauf der M5, die in Hohenschönhausen<br />

beginnt, der Zehn-Minuten-<br />

Takt auf das Teilstück Hackescher<br />

Markt– Hauptbahnhof ausgedehnt –<br />

montags bis freitags von 6 bis 21,<br />

sonnabends von 10bis 21 Uhr. Derzeit<br />

gilt dortein 20-Minuten-Takt.<br />

Bekommt ab Mitte Dezember wieder Verstärkung: die S3 nach Erkner.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Weitere Neuerungen bei der BVG: Die BVG<br />

stockt auch auf den Straßenbahnlinien<br />

16 (Ahrensfelde–Frankfurter Allee)<br />

und 50 (Französisch Buchholz–<br />

Wedding) ihr Angebot auf. Dortsind<br />

sonnabends mehr Fahrten geplant.<br />

Außerdem wirdesbeim Buszum Teil<br />

neue Linienführungen geben. „Die<br />

meisten betreffen den Nachtverkehr“,<br />

so BVG-Sprecher Markus<br />

Falkner. Bei den Schienenverkehrswochen<br />

des Fahrgastverbands IGEB<br />

wird esauch eine öffentliche Veranstaltung<br />

mit der BVG geben. Deren<br />

Planer Klaus Emmerich und Helmut<br />

Grätz stehen Rede und Antwort (28.<br />

November,ab19Uhr im Betriebshof<br />

Lichtenberg, Siegfriedstraße 30-45).<br />

Stündlich nach Rostock und Dresden: Wie<br />

berichtet verbessert die neue Intercity-Linie<br />

17 dieVerbindung vonBerlin<br />

an die Ostsee und nach Dresden.<br />

Zusammen mit den Zügen, die dort<br />

heute schon verkehren, ergibt sich<br />

ein Stundentakt. Los geht es auf der<br />

neuen Fernverkehrslinie mit bis zu<br />

fünf Intercitys proTag und Richtung.<br />

Vom8.März 2020 an werden es bis<br />

zu acht Fahrten sein. Dann beginnt<br />

die Bahn auch damit, moderne Doppelstockzüge<br />

des Schweizer Herstellers<br />

Stadler einzusetzen –mit WLAN.<br />

Fahrzeit von Berlin nach Rostock<br />

oder Dresden: eine Stunde,59Minuten.<br />

Ab 4. Mai halten sie am Flughafen<br />

Schönefeld, ab Oktober am BER.<br />

Vom17. Maiansteuerndie Intercitys<br />

im Norden auch Warnemünde an.<br />

Bahn schließt Lücken im Fahrplan: Zusätzliche<br />

Fahrten auf den ICE-Linien Berlin–Erfurt–München<br />

und Berlin–<br />

Braunschweig–Frankfurt/Main sorgen<br />

für einen lückenlosen Stundentakt,<br />

teilt die Deutsche Bahn (DB)<br />

mit. Insgesamt wächst das Zugangebot<br />

zwischen Berlin und München<br />

um rund zehn Prozent. „In einem<br />

weiteren Schritt wirddie DB ab Ende<br />

2021 erstmals einen 30-Minuten-<br />

Takt zwischen Hamburg und Berlin<br />

fahren“, teilte die Bahn weiter mit.<br />

Zwei neueDirektverbindungen nachWien: Ein<br />

Zugpaar der neuen Intercity-Linie<br />

nach Rostock wirdvom 8. März2020<br />

an nach Wien verlängert–täglich via<br />

Jena, Nürnbergund Regensburg. Am<br />

4. Maistartet erstmals der neue Railjet<br />

der österreichischen Bahn ÖBB<br />

morgens gegen 6 Uhr von Berlin<br />

über Prag und Wien nach Graz.<br />

Schneller indie polnische Hauptstadt: Zwischen<br />

Berlin und Warschau verkürzt<br />

sich ab Juni 2020 die Reisezeit in den<br />

Eurocity-Zügen deutlich. Die Bahn<br />

spricht von 30 Minuten, zum Teil<br />

dürfte die Ersparnis größer ausfallen.<br />

Nach dem Ende von Bauarbeiten<br />

kommen die Züge wieder deutlich<br />

schneller voran. Heute dauert<br />

die Fahrtnoch knapp sechs Stunden.<br />

Außerdem soll das Angebot 2020<br />

schrittweise von jetzt vier auf sieben<br />

Zugpaaretäglich erhöht werden.<br />

Neues im Regionalverkehr: Nach Szczecin<br />

(Stettin) gibt es eine neue Spät-, von<br />

dort nach Berlin eine neue Frühverbindung.<br />

Nordwestlich Berlins wird<br />

ein neuer Haltepunkt eröffnet. In Kyritz,<br />

von manch einem Kyritz an der<br />

Knatter genannt, halten die Regionalzüge<br />

zusätzlich am Bürgerpark –<br />

neben dem neuen Busbahnhof.<br />

Egon Krenz feiert mit<br />

350 Genossen die DDR<br />

Vor70Jahren entstand der sozialistische Staat<br />

BILLIGLOHN?<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Machtvoll und vor allem textsicher<br />

erklang die DDR-Nationalhymne<br />

nicht, die die meist betagten<br />

Herrschaften im Freizeitforum<br />

Marzahn anstimmten. Warder Text<br />

doch seit 1972 wegen „Deutschland,<br />

einig Vaterland“ in der DDR nicht<br />

mehr gesungen worden. Viele mussten<br />

daher zum Programm der „Festveranstaltung<br />

zum 70. Jahrestag der<br />

Gründung der DDR“ greifen, in dem<br />

er abgedruckt war.Doch ums Singen<br />

ging es hier ohnehin kaum, denn alle<br />

fieberten dem Höhepunkt entgegen:<br />

der Rede vonEgon Krenz.<br />

Krenz glaubt immer noch fest an den Sozialismus.<br />

ANDREAS KLUG<br />

Krenz, 1989 zu Zeiten des Mauerfalls<br />

kurzfristig DDR-Staatsratsvorsitzender<br />

und SED-Chef, war mit 82 Jahren<br />

nah am Durchschnittsalter der<br />

rund 350 Gäste. „Freundschaft!“, rief<br />

er gleich am Anfang. Damit hatte er<br />

die Genossen, die schon beim Betreten<br />

des Hauses mit Marsch-Klängen<br />

eines Schalmeien-Orchesters auf<br />

DDR eingestimmt worden waren, auf<br />

seiner Seite.<br />

45 Minuten lang breitete Krenz<br />

sein Weltbild aus. „Wir glorifizieren<br />

die DDR nicht“, sagte er,umesdann<br />

doch zu tun. Sie sei 1989 nicht pleite<br />

gewesen. Vom Westen „übernommen“,<br />

sei der „Ellenbogen“ im Osten<br />

eingekehrt, habe eine „gerechte,<br />

friedliche und vernünftige Welt“ beendet.<br />

Die DDR und damit ihre Bürger<br />

seien „degradiert“ worden. Der<br />

Artikel 1 des Grundgesetzes („Die<br />

Würde des Menschen ist unantastbar“)<br />

müsse auch für einstige MfS-<br />

Mitarbeiter gelten. Großer Beifall.<br />

Überhaupt habe der Osten wegen<br />

der gegenüber demWesten viel höheren<br />

Reparationen den schlechteren<br />

Start nach 1945 erwischt. Das Publikum<br />

nahm hin, dass diese Aussage<br />

nicht recht zu Krenz’Lob der Sowjetunion<br />

als starkem Partner der DDR<br />

passte, hatte doch die UdSSR die Industrie<br />

demontiert.<br />

„Weltniveau“ hätten viele Kombinate<br />

gehabt, sagte Krenz und lobte<br />

die angeblich von der Treuhand zerschlagene<br />

DDR-Wirtschaft. Um im<br />

gleichen Atemzug zu beklagen, dass<br />

die westliche Embargo-Politik die<br />

DDR vomFortschritt im Kapitalismus<br />

abgeschnitten habe. Dem bescheinigte<br />

er keine Zukunft, die gehöre<br />

dem Sozialismus,„auch wenn wir das<br />

wahrscheinlich nicht mehr erleben“.<br />

Die Mauer relativierte Krenz, der<br />

bis 2003 wegen der Mauertoten<br />

knapp vier Jahre Haft –vorwiegend<br />

im offenen Vollzug – abgesessen<br />

hatte. Obwohl es in der DDR Menschen<br />

gegeben habe, „die sich nicht<br />

so wohl gefühlt haben“, und es„leider<br />

auch Opfer“ gab –„so sehr ich sie bedauere“,<br />

sei die DDR doch ein Aufbruch<br />

in ein Land ohne Krieg und Krisen<br />

gewesen. DieBundesrepublik dagegen<br />

habe Kriege geführt, sei Schuld<br />

an der Teilung. Bravo-Rufe am Ende,<br />

als er sagte:„Wir lassen unser sinnvolles<br />

Leben nicht in den Schmutz ziehen.“<br />

Dassahen einige Demonstranten,<br />

offenbar aus dem Kreis der AfD, anders:<br />

In DDR-Uniformen standen<br />

zum Beispiel zwei ehemalige Grenzer<br />

voreiner Mauerattrappe.Der 61-jährige<br />

Jürgen K. hielt ein Pappschild<br />

hoch: „Ich sollte auf Flüchtlinge<br />

schießen.“ Er finde es unmöglich,<br />

dass die DDR glorifiziertwerde,sagte<br />

Bernd Pachel. „Die sollen machen,<br />

was sie machen, aber nicht widerspruchslos<br />

im Bezirk, der sonst zum<br />

Synonym für die Ewiggestrigen wird.“<br />

DAGEGEN<br />

HABEN<br />

WIRWAS.<br />

DasneueGesetzgegen illegale Beschäftigung undSozialleistungsmissbrauch<br />

hilftdem Zoll,härtergegen Missstände<br />

vorzugehen.Damitschützen wirfaire Unternehmen,stärken<br />

den Sozialstaat undbekämpfenorganisierteKriminalität.<br />

www.mehrordnungundfairness.de


EIN VERLAGSTHEMA DER BERLINER ZEITUNG<br />

GRÜNDER- UND UNTERNEHMERTAGE<br />

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SEITE 14 NUMMER 238 •14. OKTOBER 2019<br />

DIE DEUTSCHEN UNTERNEHMER- UND GRÜNDERTAGE FINDEN IN DIESEM JAHR ZUM 35. MAL STATT<br />

Ein Pflichttermin für Gründer–und alle,die es werden wollen<br />

Zum mittlerweile 35. Mal treffen in<br />

diesem Jahr treffen am 18. und<br />

19. Oktober Gründer- und Unternehmer<br />

zu Kongress und Messe zum<br />

Get-together in Berlin zusammen. Bei<br />

den deutschen Unternehmer- und Gründertagen<br />

(deGUT) informieren rund<br />

130 Aussteller, Experten und Berater<br />

über alles, was für den Start in die<br />

Selbstständigkeit oder das Führen eines<br />

Unternehmens wichtig ist.<br />

Die größte Messe für Existenzgründung<br />

und Unternehmertum in Deutschland<br />

bietet Information, Beratung und<br />

Inspiration für den Start in die Selbstständigkeit<br />

und das Führen des eigenen<br />

Unternehmens. Mit rund 6000 Ausstellern<br />

rechnen die Veranstalter –und auf<br />

die wartet ein vielseitiges Programm:<br />

Im Ausstellerbereich, im Beraterforum<br />

und im kostenfreien Seminar- und Workshopprogramm<br />

stehen gründungs- und<br />

managementrelevante Themen wie Finanzierung<br />

und Förderung, Recht und<br />

Steuern, Marketing und Vertrieb im<br />

Vordergrund. Die Messe ist ideal, um<br />

Kontakte zu Förderern, Mentoren und<br />

Gleichgesinnten zu knüpfen.<br />

Viele Höhepunkte<br />

Das vielseitige und breite Programm<br />

lässt sich schon an zwei Veranstaltungen<br />

ablesen: Unter dem Titel<br />

„GESCHEITER[T]“ sprechen Unternehmer<br />

offen über ihre Misserfolge –und<br />

darüber, was sie daraus gelernt haben.<br />

Zugleich lassen sich auf der Messe „Erfolgsgeschichten<br />

live erleben“, wenn de-<br />

GUT-Repräsentanten über ihre Gründung<br />

berichten und dem Publikum einige persönliche<br />

Tipps mit auf den Weg geben.<br />

Zu den weiteren diesjährigen Höhepunkten<br />

zählen etwa Veranstaltungen,<br />

die einen „Durchblick im Finanzierungsdschungel“<br />

versprechen oder bei denen<br />

Experten Tipps und Tricks zur Unternehmensnachfolge<br />

oder aus der Franchise-<br />

Praxis geben.<br />

In diesem Jahr werden die umfangreichen<br />

Seminartage zudem von zahlreichen<br />

Referenten bereichert, die aus<br />

so unterschiedlichen Bereichen wie der<br />

Technik-, Finanz-, oder Marketingbranche<br />

kommen. Besozwei besonderen Keynote<br />

Speakern bereichert.<br />

Keynotespeaker mit Erfahrung<br />

Künftige Gründer finden in der ARENA Berlin ein umfassendes Informationsangebot.<br />

Den Start macht am 18. Oktober Sophie<br />

Chung. Die promovierte Medizinierin<br />

hat die digitale Plattform Qunomedical<br />

gegründet, die Patienten weltweit Zugang<br />

zu erschwinglichen Behandlungen<br />

und kurzen Wartezeiten bei Spitzenmedizinern<br />

ermöglicht. Die Österreicherin<br />

möchte so eine gute medizinische Versorgung<br />

für alle ermöglichen.<br />

Chung sammelte Erfahrungen als Ärztin<br />

in Australien, als Director of Healthcare<br />

Strategy beim New Yorker Start-up<br />

Zocdoc sowie als Strategieberaterin in<br />

der Healthcare Practice bei McKinsey<br />

& Company. Zudem ist die Gründerin<br />

Vorbild-Unternehmerin der Initiative<br />

„FRAUEN unternehmen“ des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Energie.<br />

Als zweiter Keynote-Speaker treten<br />

am 19. Oktober Vartan Bassil und<br />

Timm Zolpys auf den Unternehmer- und<br />

Gründertagen auf. Bassil und Zolpys<br />

sind geschäftsführende Gesellschafter<br />

der „Flying Steps“. Mit diesem Projekt<br />

brachten fand sie den Style der Straße<br />

in den Kunst- und Kulturbetrieb. Die<br />

deGUT: Die größte Messe<br />

für Existenzgründung<br />

und Unternehmertum in<br />

Deutschland bietet Information,<br />

Beratung und Inspiration<br />

für den Start in<br />

die Selbstständigkeit<br />

und das Führen des eigenen<br />

Unternehmens.<br />

Sie findet in diesem Jahr<br />

bereits zum 35. Mal in<br />

Berlin statt.<br />

WAS, WANN, WO?<br />

Tage im Oktober: Am<br />

18. und 19. Oktober von<br />

10 bis 18 Uhr ist das<br />

Gelände für Besucher<br />

geöffnet.<br />

Keynotes: Die diesjährigen<br />

Keynotes halten die<br />

Gründer Ansgar Oberholz<br />

und der Unternehmer<br />

Arndt Kwiatkowski Gründer<br />

von Immoscout 24.<br />

Aussteller: 130 Vertreter<br />

und Berater bieten<br />

den Besuchern fundiertes<br />

Wissen und Tipps<br />

zum Thema Gründung<br />

und Selbständigkeit an.<br />

Location: ARENA Berlin<br />

in Treptow. EIchenstraße<br />

4, 12436<br />

S-Bahn: Treptower Park<br />

SVEA PIETSCHMANN<br />

Breakdance-Company hat mit ihren<br />

spektakulären Shows weltweit schon<br />

mehr als eine Million Zuschauer begeistern<br />

können: „Flying Bach“, „Flying<br />

Illusion“ und „Flying Pictures“ sprengten<br />

die Grenzen zwischen Hoch- und<br />

Jugendkultur und verbinden Neuinterpretationen<br />

von klassischer Musik mit<br />

hochkarätigem Breakdance auf eine<br />

einzigartige Art und Weise. Mit mehr<br />

als 20 Festangestellten und einem Pool<br />

an weltklasse Tänzern, entwickelt Flying<br />

Steps Entertainment mit seiner Leidenschaft<br />

für Urban Dance einzigartige<br />

Konzepte –flexibel und kreativ in der<br />

Umsetzung, sowohl bei abendfüllenden<br />

Produktionen, Firmenevents oder auch<br />

bei Produktpräsentationen.<br />

Die ersten Gründertage fanden<br />

1985 im ICC statt. Die Messe mit Informationen<br />

rund um die Themen Existenzgründung<br />

und Unternehmertum findet<br />

in diesem Jahr in der ARENA Berlin<br />

in Treptow statt. Veranstaltet wird die<br />

deGUT von der Investitionsbank Berlin<br />

(IBB) und der Investitionsbank des Landes<br />

Brandenburg (ILB). Die deGUT wird<br />

gefördert von der Senatsverwaltung für<br />

Wirtschaft, Energie und Betriebe des<br />

Landes Berlin und dem Ministerium für<br />

Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg<br />

aus Mitteln der Länder und des<br />

Europäischen Sozialfonds. Schirmherr<br />

ist der Bundesminister für Wirtschaft<br />

und Energie, Peter Altmaier. (pha.)<br />

Informationen für Besucher und Aussteller<br />

finden sich unter:<br />

www.degut.de<br />

DIE GRÜNDERINNEN DES HIMBEER-VERLAGS SIND DEGUT-REPRÄSENTANTEN<br />

Karrieremit Kind<br />

Die drei Gründerinnen des Himbeer Verlags geben am18. Oktober Einblicke inihr Geschäftsmodell.<br />

Die deGUT-Repräsentantinnen Esther<br />

Bauer, Anja Ihlenfeld und<br />

Claudia Steigleder sind mit ihrem<br />

Himbeer Verlag zu gefragten Expertinnen<br />

für das Leben mit Kindern geworden.<br />

Auf der deGUT berichten sie von ihren<br />

Erfahrungen mit einem Unternehmen,<br />

dessen Geschichte in einer Kita begann.<br />

Denn dort lernten sich Claudia Steigleder<br />

und Anja Ihlenfeld kennen und entdeckten<br />

eine Marktlücke: Ihnen fehlte<br />

ein anspruchsvolles Magazin, das Artikel<br />

und Tipps rund um das Leben mit<br />

Kindern in der Großstadt bot.<br />

Steigleder und Ihlenfeld entwickelten<br />

ein Konzept für das „Himbeer Magazin“<br />

und gingen mit einem Dummy, der auch<br />

dank der kostenlosen Mitarbeit vieler<br />

Kreativer aus ihrem (Kita-)Netzwerk<br />

entstanden war, auf Anzeigenakquise.<br />

Bereits bei der ersten Ausgabe, die<br />

2008 erschien, konnten sie damit die<br />

Druckkosten tragen. Esther Bauer, eine<br />

langjährige Freundin von Claudia Steigleder,<br />

stieß bald daraufals DritteimBunde<br />

dazu und kümmerte sich um das Anzeigengeschäft.<br />

Die zweite Ausgabe erschien mit einer<br />

Auflage von 10000 Stück und steigerte<br />

sich schon bald auf die heutigen<br />

20000 Exemplare. Im ersten Jahr haben<br />

die drei Gründerinnen die Magazine<br />

noch selbst mit ihren Privatautos verteilt<br />

–aufwendig, aber effektiv. Denn auf<br />

diesem Wege lernten sie ihre Partner<br />

persönlich kennen und schufen damit<br />

die Basis für nachhaltige Geschäftsbeziehungen.<br />

Eine Coaching-Förderung der<br />

IBB half ihnen, sich eingehender mit<br />

dem Thema Zahlen zu befassen.<br />

CLAUDIA CASAGRANDE<br />

Ihr erstes Buch „Berlin mit Kind“ erschien<br />

im Jahr 2011. Der umfassende<br />

Relaunch des Online-Angebots im Frühjahr<br />

2018 half, sich noch einmal intensiv<br />

mit dem Profil der eigenen Marke zu befassen.<br />

Bei allen Schritten stand immer<br />

das Produkt im Mittelpunkt –entsprach<br />

es noch den qualitativen Ansprüchen?<br />

Dieser klare Kompass, die konsequente<br />

Förderung familienfreundlicher<br />

Arbeitsbedingungen für alle und der<br />

Mut, im eigenen Tempo zu bleiben, sind<br />

wesentliche Gründe, warum der Verlag<br />

heute auf so stabilen Beinen steht.<br />

Viele Mitarbeiterinnen – der Verlag ist<br />

komplett weiblich –bleiben dem Unternehmen<br />

treu. Die über Jahre stetig weiter<br />

gewachsene Kompetenz im Bereich<br />

Familie eröffnet nun weitere Märkte für<br />

die Zukunft. (pha.)<br />

TREND-THEMA FRANCHISE<br />

Selbstständigmit starkenPartnern<br />

Selbstständig arbeiten, aber einen<br />

starken Partner an der Seite wissen<br />

–für immer mehr Menschen<br />

ist das so genannte Franchising attraktiv,<br />

bei dem ein Franchisegeber einem<br />

Franchisenehmer ein Geschäftskonzept<br />

zur entgeltlichen Nutzung überlässt:<br />

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl<br />

der „Partner“ 2018 noch einmal um<br />

3,6 Prozent auf mehr als 128 000, teilt<br />

der Deutsche Franchiseverband mit. Der<br />

Umsatz steigerte sich sogar um satte<br />

9,4 Prozent auf 122,8 Milliarden Euro.<br />

Kein Wunder, dass auch die deutschen<br />

Unternehmer- und Gründertage<br />

dem Thema viel Raum widmen. Ein eigenes<br />

Seminat fragt hier am 19. Oktober:<br />

„Franchise –eine attraktive Alternative<br />

zur Gründung auf eigene Faust?“ und<br />

beleuchtet die Chancen und Riskien<br />

einer Gründung innerhalb eines Franchisesystems.<br />

Nach einem Impulsvortrag<br />

stehen zwei Franchisegründerinnen im<br />

Interview dazu Rede und Antwort.<br />

Vielseitige Geschäftsfelder<br />

Neben Franchisenehmern, die von ihren<br />

Erfahrungen berichten, sind aber auch<br />

zahlreiche Franchisegeber auf der Messe<br />

vertreten und veranschaulichen das<br />

breite Spektrum möglicher Branchen.<br />

Zum Beispiel die Valora Food Service<br />

Deutschland GmbH: Das Schweizer Handelsunternehmen<br />

betreibt verschiedene<br />

Formate in den Bereichen „Retail“ und<br />

„Food Service“. Auf der DeGUT ist es<br />

mit seinem Franchisesystem „Ditsch“<br />

vertreten: Der Brezelbäcker versorgt an<br />

Die Bäckereikette Ditsch bietet Franchisenehmern<br />

viele Vorteile.<br />

VALORA GROUP<br />

über zweihundert Standorten in Deutschland<br />

die hungrige Laufkundschaft mit frischen<br />

Backwaren –und setzt dabei auf<br />

erfolgreiche Agenturpartner. „Wir bieten<br />

Ihnen einen sicheren Weg in die Selbstständigkeit.<br />

Lernen Sie uns kennen!“<br />

wirbt die Bäckerei auf ihrer Website und<br />

hält auch auf der DeGUT Informationen<br />

für ein interessiertes Publikum bereit.<br />

Dass es neben dem klassischen<br />

Gastronomiebereich noch viele weitere<br />

Branchen gibt, in denen Franchisenehmer<br />

eigene Schritte wagen können,<br />

zeigt sich anhand der weiteren Ausstellerliste:<br />

Das europaweit vertretende<br />

EMS-Boutique-Studio Body Street<br />

verspricht Existenzgründern ein „vom<br />

Start weg ein umfangreiches und effektives<br />

Supportpaket“ und der österreichische<br />

Design-Shop ´s Fachl wirbt<br />

mit seinem erfolgreichen Konzept und<br />

„sucht neue Fachlmeister.“<br />

Neue und traditionsreiche Branchen<br />

Etwas außergewöhnlicher sind wiederum<br />

die Anbieter „Storebox Holding<br />

GmbH“ und die Musikschule Fröhlich.<br />

Als erster Anbieter einer komplett<br />

digitalisierten Selfstorage-Dienstleistung<br />

im urbanen Raum nimmt Storebox<br />

seine Partner mit in die immer stärker<br />

boomende Welt der ebenso bequem zugänglichen<br />

wie sicheren Mietlager.<br />

Dagegen betreibt die Musikschule<br />

Fröhlich ein traditionsreiches Geschäft<br />

und kann auf eine über 40-jährige Arbeit<br />

zurückblicken kann. 300 selbstständige<br />

Musiklehrer unterrichten unter<br />

der Dachmarke knapp 30 000 Schüler<br />

an Standorten in Deutschland und<br />

Österreich.“Wir zeigen Wege und Mittel<br />

zur Unternehmensgründung und helfen<br />

beim Beschreiten einer nebenberuflichen<br />

Tätigkeit mit Kindern auf musikalischem<br />

Gebiet“, verspricht der Anbieter<br />

zu seinem Stand auf der DeGUT.<br />

Am 19. Oktober informiert zudem der<br />

Stand der FranchiseARENA von 14 bis<br />

18 Uhr noch einmal ganz allgemein über<br />

schlüsselfertige Existenzgründungen im<br />

Rahmen einer Franchisepartnerschaft.<br />

Franchisegeber, Franchisenehmer und<br />

Franchiseberater stehen dort für persönliche<br />

Praxisberichte zur Verfügung. (pha.)


EIN VERLAGSTHEMA DER BERLINER ZEITUNG<br />

GRÜNDER- UND UNTERNEHMERTAGE<br />

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NUMMER 238 •14. OKTOBER 2019 SEITE 15<br />

SPEEDDATING MIT EXPERTEN<br />

Blitzschnell<br />

überzeugen<br />

KFW-AWARD GRÜNDEN<br />

Preisefür<br />

Gründer<br />

Am19. Oktober stellen Start-ups ihr<br />

Konzept Business Angels und dem<br />

Publikum auf den Deutschen Gründer-<br />

und Unternehmertagen (deGUT) vor.<br />

Die Gründerinnen und Gründer erläutern<br />

dabei in genau sieben Minuten ihre Geschäftsidee.<br />

Die überzeugendsten Vorhaben<br />

werden bei der Weiterentwicklung von<br />

Business Angels unterstützt.<br />

Insgesamt nehmen fünf Start-ups<br />

teil. Die überzeugendsten drei von ihnen<br />

erhalten professionelle Begleitung.<br />

„Eine super Chance für alle Gründer“,<br />

meint Peter Langer von Time Travel UG,<br />

der im vergangenen Jahr an der spannenden<br />

Veranstaltung teilnahm.<br />

Das SpeedDating auf der deGUT wird<br />

in Kooperation mit dem Business Angels<br />

Club Berlin-Brandenburg e. V. (BACB) veranstaltet.<br />

„Vom Know-how, Erfahrungen<br />

und wertvollen Kontakten erfahrener Business<br />

Angels können junge Unternehmen<br />

enorm profitieren,“ sagt Nadine Matthias,<br />

Projektleiterin der deGUT des Landes<br />

Berlin. Umgekehrt fühlten sich auch<br />

die Busness Angel aus „Schatzsucher“,<br />

die besonders aussichtsreiche Projekte<br />

identifizieren, erläutert Wolf Kempert, Vorstandsmitglied<br />

des BACB e. V.: „Ein echter<br />

Härtetest für die Teams, die auf einer lauten<br />

Messe, mit stets wechselnden Interessenten<br />

ihr Projekt so präsentieren, dass<br />

sie die Juroren und Zuschauer begeistern<br />

und überzeugen. Jedes Jahr erlebe ich so<br />

inspirierte Unternehmer und Teams mit<br />

erfolgversprechenden Ideen, bei denen<br />

es sich lohnt, sie als Business Angel zu<br />

begleiten und in ihrer Entwicklung zu unterstützen.<br />

Ich freue mich auf die nächste<br />

Runde auf der deGUT 2019.“ (pha.)<br />

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Delia und Patrick Großmann haben erfolgreich ein Geschäft aufgezogen.<br />

DIE ESPRESSIONISTEN BERICHTEN ALS DEGUT-REPRÄSENTANTEN VON IHRER ERFOLGSSTORY<br />

MitVolldampf zumeigenen Geschäft<br />

Eswar kurz vor ihrer Hochzeit, als<br />

sich Delia und Patrick Großmann<br />

etws ganz besonderes gönnen<br />

wollten –und krachend enttäuscht wurden:<br />

Als sich die beiden Espressoliebhaber<br />

auf die Suche nach einer guten<br />

Kaffeemaschine begaben, waren sie<br />

überrascht über die schlechte Beratung<br />

im Einzelhandel. Das kann man wirklich<br />

besser machen, davon waren die Großmanns<br />

überzeugt: 2009 eröffneten sie<br />

einen kleinen Laden im historischen<br />

Zentrum Potsdams, wo sie Kaffee und<br />

Maschinen aus Italien anboten.<br />

In der Praxis zeigte sich schnell,<br />

welche Maschinen wirklich funktionierten<br />

und mit welchen Herstellern die<br />

Zusammenarbeit gut klappte. Anfangs<br />

schenkten die beiden Kaffee aus dem<br />

Fenster aus und konnten neue Maschinen<br />

immer erst dann ordern, wenn<br />

eine verkauft war –soknapp waren die<br />

Finanzen. Bekannt machten sie sich<br />

nicht über große Werbeaktionen, sondern<br />

mit einem kleinen Stand auf dem<br />

lokalen Markt ein paar Wochen vor<br />

Geschäftseröffnung.<br />

Gute Vernetzung<br />

Die gute Vernetzung im Viertel sowie<br />

der persönliche Kontakt zu ihren Kunden<br />

ist bis heute entscheidend für den<br />

Erfolg der „Espressonisten“. Auch zu<br />

ihren italienischen Lieferanten, viele<br />

alt eingesessene Familienbetriebe,<br />

pflegen sie enge Kontakte. Zu den<br />

Privatkunden kamen stetig mehr Kunden<br />

aus der Gastronomie hinzu –hier<br />

punkteten die Großmanns mit ihrem<br />

gutem Service, bald auch in Form einer<br />

eigenen Werkstatt: Wenn es irgendwo<br />

hakt, rücken die Mitarbeiter immer wieder<br />

schnell zum Reperaturdienst aus.<br />

Ihr Startkapital bekamen die Großmanns<br />

über einen Kredit der KfW, von<br />

der Brandenburger Wirtschaftsförderung<br />

gab es einen Zuschuss für ein<br />

Businessplan-Coaching.<br />

Das Coaching übernahm ein Freund<br />

aus Kindertagen, die Steuerberatung<br />

eine Nachbarin. Mit Profis zusammenzuarbeiten,<br />

die zugleich die private Lebenssituation<br />

kennen, hat das Ehepaar<br />

Großmann als sehr hilfreich empfunden.<br />

Bis heute sind sie bei derselben<br />

Steuerberaterin.<br />

Großer Erfolg<br />

DIE ESPRESSONISTEN<br />

Mittlerweile haben die „Espressonisten“<br />

18 Mitarbeiter und ein weiteres Geschäft<br />

in Berlin-Mitte, wo Platz für einen<br />

Maschinen-Showroom ist. Gute 40 Tonnen<br />

Kaffee setzen sie pro Jahr um.<br />

Während sie sich für den Business<br />

Plan gerade auch mit dem Worst-Case-<br />

Szenario beschäftigen mussten, ging<br />

es für die Großmanns in der Realität<br />

stetig nach oben. Und das ganz sicher<br />

nicht trotz, sondern auch wegen des<br />

Urlaubs, den sich die Familie Großmann<br />

von Anfang an einmal im Jahr<br />

gegönnt hat. Auf die eigenen Kräfte<br />

achten, früh in gutes Personal investieren<br />

– das sind einige der wertvollen<br />

Tipps, die das Gründerpaar hat.<br />

Als „deGUT-Repräsentaten“ werden<br />

sie am 19. Oktober um 10.30 Uhr<br />

weitere Hinweise und Einblicke in ihre<br />

spannende Erfolgstory aninteressierte<br />

Gründer geben. (pha.)<br />

Seit 1998 zeichnet die KfW Bankengruppe<br />

Unternehmen in den ersten<br />

fünf Jahren ihrer Geschäftstätigkeit<br />

mit dem KfW Award Gründen Für<br />

den renommierten Preis können sich<br />

Start-ups aller Branchen bewerben, die<br />

ihren Sitz in Deutschland haben. Die<br />

Teilnahme ist ebenfalls für Gründer möglich,<br />

die eine Firma im Zuge der Nachfolge<br />

übernommen haben. Als Preisgeld<br />

stehen insgesamt 35 000 Euro bereit.<br />

Die Auszeichnung wird am 17. Oktober<br />

auf der Eröffnungsveranstaltung der de-<br />

GUT im Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie vergeben. Die 16 Landessieger<br />

erhalten je 1000 EUR, der aus ihrem<br />

Kreis ermittelte Bundessieger ein zusätzliches<br />

Preisgeld von 9000 EUR. Weiterhin<br />

wird ein Sonderpreis an ein Unternehmen<br />

aus dem Bewerberkreis vergeben, erist<br />

mit 5000 Euro dotiert. Unter allen Siegern,<br />

die sich am Abend der Preisverleihung<br />

vorstellen, vergibt das Auditorium<br />

einen Publikumspreis mit einem zusätzlichen<br />

Preisgeld von 5000 Euro.<br />

Bei der Auswahl wird Wert gelegt auf<br />

innovative und nachhaltige Geschäftsideen<br />

mit gesellschaftlichem Nutzen.<br />

Maßgeblich ist unter anderem auch, ob<br />

Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen<br />

oder erhalten werden. (pha.)<br />

Ackerdemia holte 2018 den Sonderpreis.<br />

KFW-BILDARCHIV /THORSTEN FUTH<br />

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16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Jugendlicher niedergestochen.<br />

In der Nacht zum Sonntag ist am Alexanderplatz<br />

ein junger Mann niedergestochen<br />

worden. Der20-Jährige<br />

musste notoperiertwerden. Er war<br />

zuvor mit einem 16 Jahrealten Jugendlichen<br />

in Streit geraten. Polizisten<br />

nahmen ihn fest. DieHintergründe<br />

des Streits sind noch nicht<br />

bekannt.<br />

Radfahrer schwer verletzt.<br />

Ein19Jahrealter Autofahrer hat in<br />

der Nacht zum Sonntag in Rudoweinen<br />

52 Jahrealten Radfahrer angefahren.<br />

Der19-Jährige war bei Rotin<br />

die Neuköllner Straße links abgebogen.<br />

DerRadfahrer erlitt schwere<br />

Verletzungen am Kopf und an den<br />

Armen. Beiihm wurden 1,3 Promille<br />

Alkohol im Blut festgestellt.<br />

Fahrgast auf Bahnsteig verletzt.<br />

DerStaatsschutz bittet Zeugen einer<br />

gefährlichen Körperletzung im U-<br />

Bahnhof Hermannplatz in Neukölln,<br />

sich zu melden. Am Sonntag gegen<br />

2.15 Uhrwar ein 24-Jähriger auf einen<br />

Fahrgast losgegangen. Als das 32<br />

Jahrealte Opfer sich wehrte,stach<br />

der starkalkoholisierte Täter ihm in<br />

den Rücken. Zeugen hielten den Angreifer<br />

fest und übergaben ihn dem<br />

Sicherheitsdienst der BVG. Polizisten<br />

nahmen ihn fest. Der32-Jährige<br />

wurde in ein Krankenhaus gebracht<br />

und sofortoperiert. Zeugenhinweise<br />

nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.<br />

Wäscherei abgebrannt.<br />

In der Nacht zum Samstag ist in der<br />

Quitzowstraße in Moabit eine Großwäscherei<br />

abgebrannt. DieFeuerwehr<br />

war mit 80 Beamten im Einsatz.<br />

DiePolizei nahm zwei tatverdächtige<br />

Brandstifter fest. Siegehörten zu<br />

den Mitarbeiterndes Unternehmens.<br />

(ls.)<br />

Brandstiftung.Die Fabrikhalle stürzte<br />

ein. Verletzt wurde niemand.<br />

PUDWELL<br />

Die Revolution frisst ihre Kinder<br />

Die Linke mit ihrer Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher an der<br />

Spitze hat zum großen<br />

Schlag ausgeholt: Miteinem Mietendeckel<br />

will sie –ganz im Sinne der Interventionistischen<br />

Linken Berlin –<br />

Sand ins Getriebe des <strong>Berliner</strong> Immobilienmarktes<br />

schütten. Ziel dieser<br />

sozialistischen Wohnungspolitik<br />

in einem „Roten Berlin“: Die Vergesellschaftung<br />

des Wohnraums, wobei<br />

Vergesellschaftung für sie mehr<br />

ist als Verstaatlichung. „Vergesellschaftung<br />

bedeutet für uns deshalb<br />

Demokratisierung hin zur Selbstverwaltung“,<br />

heißt es in einem Strategiepapier<br />

für eine sozialistische<br />

Stadt, in der es für den Immobilienmarkt<br />

danach „gar nicht genug Vorschriften,<br />

Regelungen, Steuern und<br />

Investitionshemmnisse“ geben<br />

kann. Der Zusammenbruch des Immobilienmarktes<br />

wird nicht etwa<br />

befürchtet, sondern befürwortet.<br />

Undindiesem Szenario des kollektiven<br />

Wohneigentums sollten die Genossenschaften,<br />

die in Berlin unbestritten<br />

ihre Verdienste haben, eine<br />

tragende Rolle spielen.<br />

Und dann das: Genau diese Genossenschaften<br />

laufen jetzt Sturm<br />

gegen die Mietendeckel-Pläne, die<br />

sie als „Schlag ins Gesicht“ sozial orientierter<br />

Vermieter betrachten und<br />

durch die sie ihre soziale Erfolgsgeschichte<br />

„massiv bedroht“ sehen.<br />

„Zusätzlich zu den gravierenden<br />

wirtschaftlichen Schäden wäre auch<br />

der Vertrauensverlust in den Rechtsstaat<br />

verheerend. Dass Genossenschaften<br />

in Berlin investieren, dürfte<br />

dann zur Ausnahme werden. DiePolitik<br />

muss hier gegensteuern“, fasst<br />

es Frank Schrecker, Sprecher der<br />

<strong>Berliner</strong> Genossenschaften, zusammen.<br />

Doch damit nicht genug. Linken-<br />

Kultursenator Klaus Lederer, selbst<br />

Genosse,fand in seinem Briefkasten<br />

die „Mitteilung über die Erhöhung<br />

des Nutzungsentgelts“ von seiner<br />

Genossenschaft, die dies mit dem<br />

geplante Mietendeckel begründet,<br />

von einem „Angriff auf das Genossenschaftsmodell“<br />

spricht und befürchtet:<br />

„Berlin zerstört sein soziales<br />

Gefüge.“ Statt nun einmal innezuhalten<br />

und darüber nachzudenken,<br />

ob der anvisierte Mietendeckel<br />

vielleicht doch keine so gute Idee ist,<br />

griff der Senator, der sich, das nur<br />

nebenbei bemerkt, sicher auch eine<br />

Gastbeitrag<br />

Ein Gastbeitrag<br />

von Sebastian Czaja,<br />

FDP-Fraktionsvorsitzender<br />

im <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />

„Halten wir dagegen.<br />

Noch ist Zeit,<br />

das Schlimmste zu verhindern.“<br />

Sebastian Czaja<br />

Vorsitzender der FDP-Fraktion zum geplanten <strong>Berliner</strong> Mietendeckel<br />

andereWohnung leisten könnte,beherzt<br />

zur Feder, umsich in dieser<br />

<strong>Zeitung</strong> zu empören und die Genossenschaften<br />

ziemlich frontal anzugehen.<br />

Da kommt mir irgendwie der Satz<br />

in den Sinn: „Die Revolution frisst<br />

ihre eigenen Kinder.“ Wobei ich mir<br />

nicht ganz sicher bin, welche Kinder<br />

da gerade gefressen werden.<br />

Wiedem auch sei: DasUrteil über<br />

den geplanten Mietendeckel ist<br />

längst gesprochen. Jeder, der auch<br />

nur ein bisschen Sachverstand besitzt,<br />

schlägt die Hände über dem<br />

SABINE GUDATH<br />

Kopf zusammen und warnt vor den<br />

katastrophalen Folgen für den <strong>Berliner</strong><br />

Wohnungsmarkt. Und umnicht<br />

sofortwieder in die Nähe vonImmobilienunternehmen<br />

gerückt zu werden,<br />

berufe ich mich einmal auf das,<br />

was die rechtspolitische Sprecherin<br />

der Grünen im Abgeordnetenhaus,<br />

Petra Vandrey, zum Thema meint:<br />

Verfassungsrechtlich bedenklich und<br />

nicht nur darin schlecht gestrickt. Sie<br />

fordert bei den„Eingriffen in das Eigentum“<br />

mehr Verhältnismäßigkeit,<br />

will Mieten einfrieren, nicht senken,<br />

und die Lage einer Wohnung berücksichtigen,<br />

um eine „Schattenwirtschaft“<br />

mit Schwarzgeldzahlungen<br />

zu verhindern, befürchtet einen<br />

„Crash“ des Immobilienmarktes, der<br />

die„Altersabsicherung“ von Kleininvestoren<br />

zerstört, erwartet eine massiveVerschlechterung<br />

des Zustandes<br />

der Häuser wegen der geringeren<br />

Mieteinnahmen und, und, und.<br />

Sofortgegensteuern<br />

Unstrittig ist: Wir brauchen mehr<br />

Wohnraum, bezahlbaren dazu. In<br />

Berlin fehlen bis 2030 rund 200.000<br />

Wohnungen. Flächen dafür gäbe es<br />

genug. Rechnet man das Umland<br />

hinzu, ist Platz für mehr als 200 000<br />

Wohnungen vorhanden. Nur gebaut<br />

wird eben nicht in ausreichendem<br />

Maße.Schlimmer noch, die aktuellen<br />

Diskussionen über Mietendeckel und<br />

Enteignungen lassen gegebenenfalls<br />

noch vorhandenes Interesse von Investoren<br />

gänzlich erlahmen. Und<br />

dass der Senat in dieser Situation<br />

auch noch rund eine Milliarde Euro<br />

für den Rückkauf von Wohnungen<br />

aus dem Fenster schmeißt, ohne damit<br />

auch nur eine einzige neue Wohnung<br />

zu schaffen, setzt dem Ganzen<br />

die Krone auf.<br />

Dabei bestünde immer noch die<br />

Möglichkeit, sofort gegenzusteuern.<br />

Die Investitionsbank Berlin könnte<br />

ein Programm auflegen, das die<br />

Schaffung vonWohnraum nachhaltig<br />

fördert. Gleichzeitig könnte in den aktuellen<br />

Haushaltsberatungen noch<br />

eine Halbierung der Grundsteuer,die<br />

Reduzierung der Grunderwerbsteuer<br />

auf 3,5 Prozent sowie die Einführung<br />

einer Grunderwerbsteuer-Freigrenze<br />

von 500 000 Euro festgelegt werden.<br />

Alldies würde zu einer Neubauoffensivewesentlich<br />

mehr beitragen als die<br />

unsinnigen Fantasien vonMietendeckel<br />

und Enteignungen.<br />

Zu befürchten steht allerdings,<br />

dass es diesem rot-rot-grünen Senat<br />

gar nicht um neue und bezahlbare<br />

Wohnungen geht, sondern um die<br />

Realisierung eines sozialistischen<br />

(Alb-)Traumes. Wie ließ doch die<br />

grüne Bundestagsabgeordnete Canan<br />

Bayram die Katze jetzt aus dem<br />

Sack: „Wenn wir jetzt die Mieten deckeln,<br />

wird später das Enteignen<br />

leichter – unter der Voraussetzung,<br />

dass der entsprechende Volksentscheid<br />

die notwendige Zustimmung<br />

bekommt.“<br />

Halten wir dagegen. Noch ist Zeit,<br />

dasSchlimmste zu verhindern.<br />

Autonome<br />

bekennen sich<br />

zu Anschlag<br />

Steine von einer Brücke auf<br />

ein Polizeiauto geworfen<br />

Zwölf Stunden nach dem Anschlag<br />

auf eine Zivilstreife der<br />

Polizei haben sich Autonome im Internet<br />

zu der Tatbekannt. Dabei war<br />

ein Zivilfahnder am Hals und an den<br />

Händen verletzt worden. Seine beiden<br />

anderen Kollegen im Auto kamen<br />

mit dem Schrecken davon. Sie<br />

erlitten einen Schock.<br />

In dem Bekennerschreiben heißt<br />

es: „Ob Einzeltäter-Theorien wie in<br />

Halle oder das Aufdecken der Schattenarmee<br />

um den Nazi Hannibal,<br />

kein Mensch wird zum Rechtsterroristen<br />

aus eigener Motivation heraus.“<br />

DieAttacke wirddamit begründet,<br />

dass Polizisten jene rassistischen<br />

und antisemitische Mörderinnen<br />

wie jene in Halle schützen<br />

würden. Außerdem schreibt der Verfasser<br />

unter dem Namen „anonym“<br />

vomHass auf zivile Kräfte,„die unser<br />

Leben und der Menschen im Gerdi<br />

beobachten und notieren, um in den<br />

richtigen Momenten zuzuschlagen“.<br />

DieBesatzung des zivilen VW Turan<br />

war am vergangenen Samstagmorgen<br />

gegen 2.30 Uhr mit aufgesetztem<br />

Blaulicht auf dem Wegzueinem<br />

Einsatz. Kurz vor der stillgelegten<br />

Eisenbahnbrücke in der<br />

Bouchèstraße in Treptow schlug ein<br />

Pflasterstein gegen die Frontscheibe.<br />

Sie splitterte teilweise. Die drei Beamten<br />

in Zivil sollen –laut Bekennerschreiben<br />

– vor allem in Neukölln<br />

und Kreuzberg eingesetzt sein. Sie<br />

sind „überwiegend aktiv im Umkreis<br />

des Görlitzer Parks“. DerParkgehört<br />

seit Jahren zu den größten Drogenumschlagplätzen<br />

in der Stadt. (BLZ)<br />

Ein Stein durchschlug die Frontscheibe<br />

des Zivilfahrzeugs.<br />

PUDWELL<br />

BERLIN BEWEGER<br />

URBANE MOBILITÄT<br />

Lesen Sie in der Beilage am15.10.2019:<br />

Berlin macht mobil: Istdie Mobilitätswende machar?<br />

Vision Flugtaxis: Start-upssorgenfür Wirbel in der Luft?<br />

Ärgernis oder Innovation? Die neuen E-Scooter spalten.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 17 *<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

Kampf gegen<br />

Kriminalität an<br />

der Grenze<br />

Innenminister begrüßt<br />

Schleierfahndung<br />

Brandenburgs Innenminister Karl-<br />

Heinz Schröter (SPD) hat die von<br />

Bundesinnenminister Horst Seehofer<br />

(CSU) angeordnete Ausweitung der<br />

sogenannten Schleierfahndung an<br />

den deutschen Grenzen begrüßt.<br />

„Die Schleierfahndung ist ein gutes<br />

Mittel, um grenzüberschreitende Kriminalität<br />

zu bekämpfen“, sagte<br />

Schröter. „Das gilt für alle Deliktsfelder<br />

gleichermaßen, wie zum Beispiel<br />

Fahrzeugdiebstahl, Drogenhandel<br />

oder illegales Schleusen.“ Diese<br />

Fahndung erlaubt der Polizei Kontrollen<br />

auch ohne konkreten Anlass<br />

oder Verdacht. Seehofer hatte Ende<br />

September angekündigt, die Schleierfahndung<br />

im Grenzraum durch die<br />

Bundespolizei zu intensivieren –„um<br />

unerlaubte Einreisen, Schleusungskriminalität<br />

und andere Grenzkriminalität<br />

zu bekämpfen.“ (dpa)<br />

GEWINNZAHLEN<br />

Lottozahlen: 4-23-36-42-44-45<br />

Superzahl: 7<br />

Spiel 77: 3246594<br />

Landeslotterie Super 6:2 15448<br />

Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />

6=10Euro<br />

00 =25Euro<br />

976 =100 Euro<br />

2836 =1000 Euro<br />

09 554 =10000 Euro<br />

658 176 =100 000 Euro<br />

445 799 =100 000 Euro<br />

Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />

10 000 Euro auf die Nummer 5726 902.<br />

ARD-Fernsehlotterie:<br />

0520 367 gewinnt Audi A1 Sportback<br />

8581 143 gewinnt Audi Q2 30<br />

2784 059 gewinnt Reise in die Yachthafenresidenz<br />

Hohe Düne; 0776 190 gewinnt Reise ins<br />

Relais- und Chateaux-Hotel Dollenberg<br />

Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />

9084 650 gewinnt 1000 000 Euro<br />

982 774 gewinnt 100 000 Euro<br />

54 767 gewinnt 10 000 Euro<br />

2467 gewinnt 1000 Euro<br />

95 gewinnt 10 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

KRONPRINZESSIN METTE-MARIT<br />

nimmt, wie man lesen konnte, auch<br />

unangenehme und aussichtslos erscheinende<br />

Missionen auf sich. So<br />

soll sie sich bei Tomas Espedal, einem<br />

der bekanntesten Schriftsteller ihrer<br />

Heimat Norwegen, erst eine telefonische<br />

und dann beim Frühstück auch<br />

noch eine persönliche Abfuhr eingehandelt<br />

haben. Und zwar bei dem<br />

Versuch ihn zu überreden, gemeinsam<br />

mit der Prinzessin und vielen seiner<br />

Schriftstellerkollegen zur Buchmesse<br />

in FrankfurtamMain in einem<br />

Sonderzug anzureisen. Der Abstecher<br />

am Wochenende nach Berlin<br />

stand unter einem besseren Stern.<br />

ZurVorstellung der Anthologie „Heimatland.<br />

Und andere Geschichten<br />

aus Norwegen“ im Großen Sendesaal<br />

im Haus des Rundfunks in der Masurenallee<br />

kam am Sonntagabend neben<br />

der Kronprinzessin (und ihrem<br />

Mann, Kronprinz Haakon) auch Tomas<br />

Espedal. Die Kronprinzessin<br />

könnte auf den jetzt sauer sein, aber<br />

sie lobt ihn: „Ein Weltklasseschriftsteller.Ich<br />

habe einen großen Respekt<br />

für ihn.“ Espedal selbst scherte sich<br />

auch diesmal nicht um das höfische<br />

Protokoll. Als das königlichen Besuch<br />

nicht eben gewöhnte <strong>Berliner</strong> Publikum<br />

gebeten wurde,noch auf den Sitzen<br />

zuverharren, bis die royalen Ehrengäste<br />

den Saal verlassen haben,<br />

stand Espedal schon wieder vor dem<br />

Haus und rauchte.Zuvor hatte er das<br />

Publikum zum Entsetzen der zahlreich<br />

im Saal vertretenen Buchhändler<br />

aufgefordert: „Hören Siedoch auf,<br />

Bücher zu lesen. Schreiben Sie Bücher!“<br />

Bei der Veranstaltung von Radioeins<br />

lasen Fritzi Haberlandt und Joachim<br />

Król aus dem Buch. Vorder Veranstaltung<br />

im Großen Sendesaal<br />

hatte der norwegische Botschafter<br />

Petter Ølberg zueinem Empfang für<br />

die Künstler des Abends, darunter<br />

auch Geir Gulliksen (der Co-Herausgeber<br />

der Kronprinzessin), Helga<br />

Flatland und Sänger Pål Moddi Knutsen,<br />

gebeten. Radioeins setzte mit<br />

dem Abendder norwegischen Literatur<br />

eine Reihe vonLesungen und Gesprächen<br />

fort, in der seit 2015 schon<br />

Umberto Eco, John Irving,PaulAuster<br />

und Zadie Smith begrüßt wurden.<br />

Demnächst sollen Isabel Allende und<br />

KenFollett folgen.<br />

REGINA ZIEGLER<br />

machte den Vorschlag, der zu ihrem<br />

neuesten Film „Ich war noch niemals<br />

in New York“ führte, ingenau<br />

dem richtigen Moment: „Das war<br />

bei der Uraufführung in Hamburg<br />

im Jahr 2007. Das Publikum stand<br />

vor Begeisterung auf den Stühlen.<br />

Die Prinzessin und der Dichter<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Mette-Marit holt sich zwei Absagen<br />

bei Tomas Espedal. Und Katharina<br />

Thalbach wollte unbedingt im<br />

Udo-Jürgens-Film mitspielen<br />

Das norwegische Kronprinzenpaar Mette-Marit und Haakon besuchten auch den Großen<br />

Sendesaal im Haus des Rundfunks. CHRISTIAN SCHULZ (3)<br />

Regina Ziegler machte einen Film aus<br />

dem Udo-Jürgens-Musical.<br />

Katharina Thalbach spielt mit in „Ich war<br />

noch niemals in NewYork“.<br />

Ich habe zu Udo gesagt: Daraus<br />

müssen wir einen Film machen!<br />

Und seine Antwort war: Warum<br />

nicht!“ Am Donnerstag startet der<br />

Film in den deutschen Kinos, Premierewurde<br />

gerade in Köln gefeiert.<br />

Ausirgendeinem Grund (meist liegt<br />

es an der Förderung) durfte die Vorführung<br />

am Sonntagabend im Kino<br />

International nicht (Berlin-)Premiere<br />

heißen und firmierte deshalb<br />

unter „Universal Filmlounge“. Während<br />

der Vorbereitungen auf die<br />

Dreharbeiten starb Udo Jürgens,<br />

dessen Lieder im Mittelpunkt des<br />

Films stehen. DieProduzentin:„Natürlich<br />

habe ich mich immer wieder<br />

gefragt, wie er dieses oder jenes<br />

Problem gelöst haben würde.“ Eine<br />

wesentliche Qualität seiner Kunst<br />

umschreibt die Produzentin so:<br />

„Man hat ihm immer geglaubt, was<br />

er gesungen hat.“<br />

KATHARINA THALBACH<br />

ist sich ganz sicher: „Der Film ist<br />

wirklich gut für die Seele. Es ist eine<br />

Art Medizin. Wenn man sehr traurig<br />

ist, sollte man ihn sich dreimal hintereinander<br />

anschauen, dann geht<br />

es einem wieder gut!“ Sie hat beim<br />

Tanztraining für den Film geschwitzt:<br />

„Wir mussten schon ein<br />

bisschen ackern und dann sieht<br />

man, dass im Film allerhand davon<br />

rausgeschnitten wurde. Dann ist<br />

man enttäuscht …“ Siehat eine ganz<br />

besondere Beziehung zum Sänger:<br />

„Als er damals gesungen hat ,Siebzehn<br />

Jahr, blondes Haar‘, da war ich<br />

ja sehr jung, aber ich habe mich total<br />

angesprochen gefühlt.“<br />

Die Rolle in dem Musicalfilm<br />

wollte sie dann unbedingt haben.<br />

Und weil der Regisseur sich für sie<br />

entschied, redet sie fast schon zärtlich<br />

über ihn: „Ich liebe Phillip Stölzl.<br />

Ich muss ihn lieben, wirklich. Schon<br />

allein, weil er mich genommen hat.<br />

Ich hatte das Casting, und er sagte<br />

mir dann gleich danach den wunderbaren<br />

Satz: „Die Rolle scheint auf<br />

dich gewartet zu haben.„ Ich war so<br />

glücklich, also wirklich, wie ein kleines<br />

Kind.“<br />

UWE OCHSENKNECHT<br />

musste für seine Rolle im Musical-<br />

Film nicht erst das Singen lernen:<br />

„Ich habe schon mit zehn Jahren im<br />

Kinder-Chor der Oper gesungen,<br />

habe dann mit 14 und 15 Bands gehabt<br />

und mache immer noch Musik.“<br />

Er lernte die Kunst vonUdo Jürgens<br />

während der Arbeit am Film<br />

nicht erst kennen: „Ich bin mit Udo<br />

Jürgens aufgewachsen.“ Eines seiner<br />

schönsten Lieder für ihn: „Immer<br />

wieder geht die Sonne auf.“<br />

NACHRICHTEN<br />

Künftige Koalition will mehr<br />

Flüchtlinge aufnehmen<br />

Diekünftige rot-schwarz-grüne Koalition<br />

will in Brandenburgmehrere<br />

HundertFlüchtlinge aus humanitärenNotlagen<br />

aufnehmen.„Wir haben<br />

uns auf zwei sehr ambitionierte Programme<br />

verständigt mit jährlich 200<br />

Menschen, die wir aufnehmen wollen“,<br />

sagte Grünen-Fraktionschefin<br />

Ursula Nonnemacher amWochenende<br />

nach derVerhandlungsrunde<br />

zur Innen- und Flüchtlingspolitik.<br />

DieseProgramme sollen in Zusammenarbeit<br />

mit dem Flüchtlingshilfswerk<br />

derVereinten Nationen undden<br />

Kirchen umgesetzt werden.Indiesem<br />

Jahr hat in Brandenburgbereits<br />

die Aufnahme vonmehrals 70 bedrohten<br />

und traumatisierten Jesidinnen<br />

aus dem Irak begonnen. (dpa)<br />

Ex-Freundin bedroht –<br />

37-Jähriger von SEK gefasst<br />

EinSpezialeinsatzkommando (SEK)<br />

der Polizei hat in der Innenstadt von<br />

Frankfurt(Oder) einen 37-Jährigen<br />

gefasst, der seine Ex-Freundin bedroht<br />

haben soll. Beidem Einsatz sei<br />

nach ersten Erkenntnissen niemand<br />

verletzt worden, sagte eine Sprecherindes<br />

Lagedienstes im Polizeipräsidium.<br />

DiePolizei hatte seit dem<br />

Sonnabendvormittag in der Innenstadt<br />

nach dem Mann gefahndet, dabei<br />

hatte es auchVerkehrssperrungen<br />

gegeben. Es sei noch unklar,obder<br />

Mann bewaffnet war,sagte die Sprecherin.<br />

Daher sei das SEK gerufen<br />

worden. (dpa)<br />

Brand: 59-Jähriger stirbt bei<br />

Sprung aus dem Fenster<br />

Ein59-jähriger Mann ist in Angermünde<br />

(Uckermark) aus dem Fenster<br />

einer brennenden Wohnung gesprungen<br />

und dabei ums Leben gekommen.<br />

Der<strong>Berliner</strong> sei bei der<br />

Wohnungsinhaberin in der Nacht<br />

zum Sonnabend zu Besuch gewesen,<br />

berichtete ein Sprecher der Polizeiinspektion<br />

Uckermark. Ausungeklärter<br />

Ursache sei gegen 1.30 Uhrin<br />

der Küche ein Feuer ausgebrochen.<br />

DerMann, der im Nebenraum geschlafen<br />

habe,sei vonden Flammen<br />

überrascht worden und habe sich<br />

mit dem Sprung aus dem Fenster retten<br />

wollen. EinNotarzt konnte nur<br />

noch den Toddes 59-Jährigen feststellen.<br />

DieWohnungsinhaberin und<br />

ihr Sohn hätten sich unverletzt über<br />

den Hausflur in Sicherheit bringen<br />

können. (dpa)<br />

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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

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Lokalsport<br />

Einmal unter anderen Vorzeichen: Viktorias Fardjad-Azad Pardis verzweifelt an Fritz Pflug (l.), doch Lichtenbergs Torwartmuss im Pokalspiel dreimal hinter sich greifen.<br />

IMAGO IMAGES/GORA<br />

Eisvogel dringend gesucht<br />

Das Duell der Regionalligisten Lichtenberg 47 und Viktoria 1889 hat das Zeug zu einem brisanten Dauerbrenner.Esist ein Duell unterschiedlicher Konzepte<br />

VonMichael Jahn<br />

AmTag nach dem Ausscheiden<br />

im <strong>Berliner</strong> Landespokal<br />

war UweLehmann, der<br />

Trainer von Lichtenberg<br />

47, schon wieder gefasst. 0:3 hatte<br />

seine Mannschaft beim Liga-Konkurrenten<br />

Viktoria 89 verloren. „Das<br />

Aus imPokal ist bitter, aber Viktoria<br />

war die bessere Mannschaft. Auch<br />

wir hatten unsere Chancen auf einem<br />

tollen Platz im Stadion Lichterfelde“,<br />

sagte der 37-Jährige, der bereits<br />

in der siebten Saison Coach der<br />

Lichtenberger ist. In den ersten beiden<br />

Pokal-Runden hatte Lichtenberg<br />

Blau-Weiß Spandau (7:0) und<br />

den SV Empor (1:0) bezwungen.<br />

Lichtenberg 47 gegen Viktoria,<br />

das ist ein Duell, das für Brisanz<br />

sorgt. Das zwei unterschiedliche<br />

Konzepte aufeinandertreffen lässt.<br />

Daszueinem Dauerbrenner zu werden<br />

scheint. Bereits am kommenden<br />

Sonnabend begegnen sich beide<br />

Mannschaften wieder, dann in der<br />

Regionalliga und im Lichtenberger<br />

Hans-Zoschke-Stadion.<br />

Im Pokal war das Duell am Freitagabend<br />

bereits die dritte Begegnung<br />

binnen dreier Jahre. 2016 gewann<br />

Viktoria bei den Lichtenbergern<br />

3:1 nach Verlängerung. Ebenfalls<br />

im „Zoschke“ setzten sich 2017<br />

die Gastgeber 7:6 in einem Elfmeterschießen<br />

durch. Damals stieg 47-<br />

Keeper Niklas Wollert zum Helden<br />

auf, weil er den entscheidenden<br />

Strafstoß vonViktorias Kapitän Ümit<br />

Ergirdi pariert und in der regulären<br />

Spielzeit einen Elfmeter des gleichen<br />

Schützen gehalten hatte.<br />

Einungemütlicher Abend<br />

Am Freitagabend aber fehlte TorhüterWollertimKasten<br />

der Lichtenberger,<br />

obwohl ihm sein Trainer bislang<br />

„eine herausragende Saison in der<br />

Regionalliga“ bescheinigt. Lehmann:<br />

„Im Pokal wechseln wir die<br />

Keeper und geben einem anderen<br />

die Chance,sich zu zeigen.“<br />

So erlebte Fritz Pflug im Toreinen<br />

eher ungemütlichen Abend: Rafael<br />

Brand nach einem Solo (42.), Tino<br />

Schmidt (50.) per Kopfball und Tobias<br />

Gunte (88.) wieder per Kopf trafen<br />

für den Titelverteidiger. Sechs<br />

Minuten vor Schluss im Duell gegen<br />

Lichtenberg hätte noch einmal<br />

Spannung aufkommen können,<br />

Viktoria 1889 –Lichtenberg 47 3:0<br />

Berlin United –SDCroatia 3:4 n. V.<br />

FC Treptow–CFC Hertha 06 0:5<br />

Stern1900 –Tennis Borussia 6:7<br />

1.FC Wilmersdorf –VSG Altglienicke 2:5<br />

Steglitzer SC Südwest –SVTasmania 1:2<br />

BFC Meteor –FCHertha 03 1:3<br />

FSV Stralau –BFC Dynamo 0:5<br />

aber Philip Einsiedel von 47scheiterte<br />

mit einem Elfmeter anViktorias<br />

starkem Keeper Stephan Flauder.<br />

Bitter für die Gäste, dass sich Thomas<br />

Brechler (Schulter) und Jonas<br />

Schmidt (Knöchel) verletzten.<br />

Trainer Lehmann hofft, dass<br />

beide Kicker bis zum Wiedersehen<br />

mit Viktoria am Sonnabend einsatzfähig<br />

sind. Beim Aufeinandertreffen<br />

am Freitagabend zeigte sich erneut<br />

die im Moment größte Schwäche<br />

des Neulings in der Regionalliga:<br />

der Torabschluss! Mitlediglich neun<br />

BERLINER LANDESPOKAL<br />

Türkiyemspor -FCBrandenburg 4:1<br />

SC Borsigwalde –SternMarienfelde 1:3<br />

FC Amed –Schwarz-Weiß Spandau 3:0<br />

SF Johannisthal -<strong>Berliner</strong> SC 1:3<br />

Novi Pazar –<strong>Berliner</strong> AK 0:5<br />

Wartenberger SV –SCStaaken 2:3<br />

Fortuna Biesdorf –Sparta Lichtenberg 1:3<br />

TSV Rudow–TuSMakkabi 0:1<br />

Treffern inden bisherigen elf Partien<br />

ist 47 das zweitschwächste<br />

Team in der Offensive nach Optik<br />

Rathenow (8Tore). Dennoch ist die<br />

Punkteausbeute für den Aufsteiger<br />

mit zwölf Zählernbeachtlich.<br />

Denn im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Vereinen in der Regionalliga<br />

Nordost wie Viktoria, wo unter profihaften<br />

Bedingungen gearbeitet wird<br />

und die erste Männermannschaft<br />

ausgegliedert werden soll, was der<br />

längst wieder verschwundene Investor<br />

Alex Zheng bereits forderte,schicken<br />

Trainer Lehmann und Manager<br />

Benjamin Plötz Freizeitfußballer auf<br />

den Rasen. DieLichtenberger gehen<br />

einem Beruf nach oder studieren.<br />

„Wir trainieren wie einst in der Oberliga<br />

viermal die Woche immer am<br />

Abend“, sagt Lehmann. DieSiege gegen<br />

die Favoriten <strong>Berliner</strong> AK (1:0)<br />

oder Wacker Nordhausen (5:1) sind<br />

beinahe sensationell zu nennen.<br />

Suche nach Verstärkung<br />

Nach den Plätzen fünf, drei und<br />

noch mal drei in den zurückliegenden<br />

Jahren in der Oberliga schaffte<br />

47 im Maiendlich den Aufstieg in die<br />

Regionalliga, hat dort das Ziel „Klassenerhalt“<br />

ausgerufen. Die verschworene<br />

Gemeinschaft, die meist<br />

einen gepflegten Fußball spielt, ist<br />

„punktetechnisch voll im Rahmen“,<br />

urteilt der Trainer. Aufgrund der gezeigten<br />

Leistungen hätten es aber<br />

vielleicht sogar sechs Punkte mehr<br />

sein können, findet Lehmann, der<br />

zum „<strong>Berliner</strong> Amateurtrainer der<br />

Saison 2018/19“ gewählt worden<br />

war.Doch auch Lehmann klagt: „Wir<br />

erarbeiten uns schon viele Chancen,<br />

aber wir machen sie nicht rein.“ Des<br />

Trainers Schlussfolgerung: „Uns<br />

fehlt vorne imAngriff ein Eisvogel.“<br />

Deshalb wird nun Sportchef Benjamin<br />

Plötz auf dem Transfermarkt tätig<br />

werden. „Wir werden uns verstärken“,<br />

kündigt Lehmann an, „drei,<br />

vier Positionen werden wir umstrukturieren.“<br />

Man kann davon ausgehen,<br />

dass vorallem die Offensivkraft<br />

erhöht werden soll.<br />

Lichtenberg47hat sich gut eingelebt<br />

in der Regionalliga, fast 750 Zuschauer<br />

kamen bislang im Schnitt zu<br />

den Heimspielen ins Zoschke-Stadion<br />

und die großen Duelle mit sicherlich<br />

stattlicher Kulisse kommen<br />

erst noch –gegen Rot-Weiß Erfurt<br />

und Energie Cottbus.„Daswirdalles<br />

brutal schwer“, sagt Lehmann, „wir<br />

sind zum ersten Mal zuGast in der<br />

Regionalliga und wollen auch unbedingt<br />

drinbleiben. Wir fühlen uns in<br />

dieser attraktiven Liga sehr wohl.“<br />

Und die Liga sicher auch mit dem<br />

Neuling. Mit dieser verschworenen<br />

Gemeinschaft der Freizeitkicker.<br />

Michael Jahn<br />

begleitet den Aufschwung<br />

vonLichtenberg 47.<br />

Ein Rudel streicht durch die Stadt<br />

Serie –Tierisch fit: Wasdie Spreewölfe mit ihrem Wappentier gemeinsam haben und wie sie neue Nachbarschaften über Inline-Skaterhockey zusammenbringen<br />

VonChristian Kattner<br />

BeimVorbeilaufen wirkt es wie ein<br />

überdachter Parkplatz. Erst<br />

wenn man den Wegaus der Lehrter<br />

Straße in Richtung des Sportparks in<br />

Moabit einschlägt und gleich rechts<br />

das Torpassiert, entdeckt man ein<br />

kleines Stadion. Steinerne Tribünen<br />

an den Längsseiten, ein schräges<br />

Dach und darunter eine mit Banden<br />

eingerahmte Spielfläche. Ein Eishockeyfeld?<br />

Die Verwechslungsgefahr<br />

ist groß. Schnell sind die Spieler unterwegs<br />

beim Inline-Skaterhockey,<br />

körperlich robust geht es zur Sache,<br />

ein Check landet auch mal an der<br />

Bande.„DieLeute,die aus der Ferne<br />

gucken, suchen das Eis, wenn sie näher<br />

kommen“, sagt Jörg Ogilvie. Immer<br />

mal wieder kommt es vor, dass<br />

der Vorstandsvorsitzende der Spreewölfe<br />

Berlin solche Begegnungen<br />

mit Interessierten erlebt, die den<br />

Wegaus der Lehrter Straße in das Revier<br />

der Spreewölfe finden.<br />

Das könnte ruhig öfter der Fall<br />

sein, um das Schattendasein im Auslaufgebiet<br />

des Poststadions etwas zu<br />

erhellen. Denn mittlerweile gibt es<br />

den Verein schließlich seit zehn Jahren.<br />

Nicht ganz freiwillig, denn eigentlich<br />

hatten die damaligen Inline-Skaterhockey-Spieler<br />

gar nicht<br />

danach gestrebt, einen eigenen Verein<br />

zu gründen. „Eigentlich war das<br />

nie unser Ziel“, erzählt Ogilvie. Zu<br />

Beginn habe man auf dem Winterfeldtmarkt<br />

aus Spaß gespielt. Als die<br />

ganze Sache, die ihren Ursprung an<br />

der Technischen Universität hat,<br />

aber dort immer größer wurde und<br />

man auch nicht immer den Passanten<br />

mit Kinderwagen und Fahrradfahrern<br />

ausweichen wollte, stießen<br />

die späteren Spreewölfe dortirgendwann<br />

an natürliche Grenzen.<br />

Dass sie sich und die Vereinsgründung<br />

nicht so ernst nahm, der<br />

Spaß immer eine große Rolle spielt,<br />

drückt sich auch im Vereinslogo aus.<br />

Dortist zwar der Wolf zu sehen, aber<br />

hat der keine fletschenden Zähne<br />

und schaut nicht grimmig drein,<br />

sondern grinst und zwinkert mit einem<br />

Auge. „Das Logo bildet das ab,<br />

womit es eigentlich angefangen hat:<br />

die Spreeund den Wolf und nicht die<br />

Gemeinschaft im Hockey-Outfit: die Spreewölfe<br />

Idee,wie viel Geld wir über das Merchandising<br />

verdienen können, indem<br />

wir uns ein sympathisches Tier<br />

anlachen“, sagt Gründungsmitglied<br />

Ogilvie. Inder ersten Spielstätte in<br />

der Franklinstraße hatten er und damalige<br />

Mitspieler nach dem Training<br />

an der Spree gegrillt und in die<br />

Nächte reindiskutiert. „Und das war<br />

die Zeit, in der die ersten Wölfe wie-<br />

SPREEWÖLFE<br />

der an die <strong>Berliner</strong> Stadtgrenzen kamen.<br />

DerWolf als Tier bildet uns sehr<br />

gut ab: Enge soziale Strukturen, das<br />

Miteinander ist wichtig.“<br />

Werte, die bis heute konserviert<br />

werden. Mehr als 200 Mitglieder sind<br />

es mittlerweile, vom Nachwuchs bis<br />

in das höhereAlter ist so ziemlich alles<br />

vertreten –das Ganze bei einer<br />

nahezu ausgeglichenen Quote zwi-<br />

schen männlichen und weiblichen<br />

Spielern. Die erste Männermannschaft<br />

spielt in der Regionalliga, die<br />

Frauen sogar in der 1. Bundesliga.<br />

Unddas kleine Stadion mit dem Terrazzoboden<br />

aus den 50er-Jahren bildet<br />

so etwas wie die sportliche Heimat<br />

für alle Mitglieder. Imanliegenden<br />

Vereinsgebäudetrakt befinden<br />

sich die Utensilien der Männer-und<br />

Frauenmannschaften sowie des<br />

Nachwuchses, aber auch Trophäen.<br />

Wert auf eine geputzte Vitrine wird<br />

nicht gelegt: Shampooflaschen und<br />

Duschgel stehen neben dem Pokal<br />

für den dritten Platz beim Europapokal.<br />

Auf die Erfolge der vergangenen<br />

Jahre sind alle stolz, der Fokus liegt<br />

auf dem Rudel, wenn man es tiersprachlich<br />

mag.<br />

Dieses Rudel wächst weiter.<br />

Durch Arbeitsgemeinschaften an<br />

Schulen, aber vor allem durch das<br />

Projekt Skatemobil, welches öffentliche<br />

Flächen in Berlin bespielt. „Es<br />

gibt Kinderndie Möglichkeit, ein Bewegungsangebot<br />

wahrzunehmen,<br />

das niedrigschwellig angesetzt ist“,<br />

sagt Ogilvie, „uns geht es primär<br />

darum, dass wir öffentliche Plätze<br />

bespielen und damit neue Nachbarschaften<br />

zusammenzubringen. Der<br />

Sport ist dafür prädestiniert. Man<br />

kommt, verliert die Hemmungen<br />

und redet mit Leuten, die man sonst<br />

nur sieht. Das Angebot richtet sich<br />

primär an Kinder, aber manchmal<br />

stellen sich auch Eltern auf die Skates.“<br />

Rund 20 Einsätzehat der Verein<br />

mit dem Skatemobil in diesem Jahr<br />

absolviert, den letzten erst am vergangenen<br />

Donnerstag. Ein paar<br />

Pflaster, die neben den Inlineskates<br />

und der weiteren Ausrüstung, zum<br />

StandardrepertoireanBordgehören,<br />

wurden wieder einmal benötigt. Nix<br />

Wildes, aber eben ein Muss im Gepäck<br />

des Mobils, das direkt neben<br />

dem Stadion parkt. Unauffällig, wie<br />

die Anlage selbst.<br />

Bisher in der Serieporträtiert:<br />

Zehlendorfer Wespen (29. 7.), WeddingerWiesel<br />

(22.7.), Berlin Flamingos(12.8.),BCLions Moabit<br />

21 (19. 8.), Berlin Kettle Bears(26.8.),<strong>Berliner</strong>Wasserratten<br />

(2. 9.), PBCAdler (9. 9.), Möwe<br />

Britz (16.9.), NTC Känguruhs (23. 9.), Karower<br />

Dachse (30.9.),GekkosBerlin (7.10.).


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 19 *<br />

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Sport<br />

Olympia<br />

im<br />

Hinterkopf<br />

Schwimmer Wellbrock<br />

überzeugt auch in Berlin<br />

Weltmeister<br />

Florian Wellbrock<br />

baut seine Siegesserie zum<br />

Start indie Olympia-Saison aus. Ein<br />

Dreivierteljahr vorden Sommerspielen<br />

in Tokio gewann der 22-Jährige<br />

beim Heim-Weltcup in Berlin trotz<br />

eines leichten Infekts mit einem dosierten<br />

Rennen über 1500 Meter<br />

Freistil. Es war nach dem Sieg in Budapest<br />

vor einer Woche sein zweiter<br />

Saison-Erfolg. Zuletzt hatte er bei der<br />

WM 2017 auf der Langbahn bei einem<br />

Rennen auf der Paradestrecke<br />

nicht als Erster angeschlagen.<br />

Nach dem einzigartigen Kunststück<br />

im WM-Sommer 2019 mit<br />

Goldmedaillen über zehn Kilometer<br />

im Freiwasserrennen und eben über<br />

die 1500 Meter istWellbrock endgültig<br />

zur großen Hoffnung der bei<br />

Olympia zuletzt schwer geschlagenen<br />

deutschen Schwimmer avanciert.<br />

„Olympia hat man schon im<br />

Hinterkopf. Aber wir haben noch ein<br />

paar Bausteine wie Höhentrainingslager<br />

und Qualifikation, die wir erstmal<br />

beiseite räumen möchten“,<br />

sagte Wellbrock.<br />

„Bei Florian hat es sehr gut funktioniert“,<br />

sagte Teamchef Bernd<br />

Berkhahn. In 15:10,82 Minuten blieb<br />

Wellbrock über 1500 Meter rund 13<br />

Sekunden über seiner Siegerzeit von<br />

vor einer Woche. Aber etwas kränklich<br />

hatte er bewusst Tempo rausgenommen.<br />

„Wir wollen die Vorbereitung<br />

für die Höhe nicht gefährden“.<br />

Er strich deshalb auch zwei weitere<br />

Starts des erfolgreichsten deutschen<br />

Schwimmers beim Heim-Weltcup.<br />

Für die internationalen Höhepunkte<br />

sorgte die Ungarin Katinka Hosszu,<br />

die schon vor den letzten Finals bei<br />

298 Weltup-Erfolgen stand.<br />

In Berlin bekamen die Zuschauer<br />

nicht das beste deutsche Team zu sehen,<br />

weil etwa Wellbrock-Freundin<br />

SarahKöhler,Franziska Hentke oder<br />

Das Wasser verleiht ihm offenbar Flügel:<br />

Florian Wellbrock.<br />

GETTY IMAGES/HARTMANN<br />

Philip Heintz bei einer lukrativen<br />

Konkurrenzveranstaltung am Start<br />

sind. Sie schwimmen bei der International<br />

Swimming League, wo es<br />

noch keine deutschen Siege zu bestaunen<br />

gab.<br />

Die neue Liga mit Profiteams aus<br />

Sportlern verschiedener Ländern<br />

will insgesamt rund vier Millionen<br />

Dollar (etwa 3,62 Millionen Euro)an<br />

die Sportler ausschütten. Beim Weltcup<br />

gibt es insgesamt 2,5 Millionen<br />

Dollar (2,27 Millionen Euro) Preisgeld.<br />

„Ich finde es gar nicht schlecht,<br />

dass eine Konkurrenzsituation entsteht.<br />

Konkurrenz macht das Geschäft<br />

besser“, sagte WM-Starter Fabian<br />

Schwingenschlögl.<br />

Er schaffte es in Berlin nicht aufs<br />

Podest. Drei WM-Kollegen durften<br />

dagegen zum ersten Mal aufs Weltcup-Podium:<br />

Ramon Klenz als Zweiter<br />

über 200 Meter Schmetterling,<br />

Anna Elendt als Dritte über 100 Meter<br />

Brust und Aliena Schmidtke als<br />

Dritte über 50 Meter Schmetterling.<br />

Unschöne Nachrichten gab es<br />

hingegen aus den USA. Staffel-<br />

Olympiasieger Conor Dwyer wurde<br />

wegen erhöhter Testosteronwerte<br />

des Dopings überführt und so lange<br />

gesperrt, dass Tokio für den früheren<br />

Paul-Biedermann-Konkurrenten<br />

kein Thema mehr ist. Der30-Jährige<br />

beendete seine Karriere. (dpa)<br />

Man schwitzt deutsch<br />

Die Triathleten Jan Frodeno und Anne Haug siegen beim Ironman auf Hawaii. Ein Erklärungsversuch<br />

VonFrank Hellmann<br />

Die erste Umarmung galt<br />

seiner Frau, die zweite<br />

dem Manager, die dritte<br />

dem Physiotherapeuten:<br />

BeiJan Frodeno passte an einem historischen<br />

Tagfür den deutschen Triathlon<br />

selbst die Reihenfolge der<br />

Gratulanten hinter dem Zielkanal in<br />

Kona detailgetreu ins Drehbuch.„Ich<br />

glaube,eswar der Tag, den ich meine<br />

Karriere lang gesucht habe“, sagte<br />

der Sieger beim Ironman Hawaii.<br />

Der38-Jährige ergriff nach 3,86 Kilometer<br />

Schwimmen, 180,2 Kilometer<br />

Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen<br />

nach 7:51:13 Stunden das Zielband.<br />

Eine bemerkenswerte Zeit.<br />

Hinter Frodeno, der mal in Girona/Spanien,<br />

mal in Noosa/Australien<br />

lebt, hatten der US-Amerikaner<br />

Tim O'Donnell (7:59:39) und Sebastian<br />

Kienle aus Mühlacker (8:02:04)<br />

keine Chance. „Jan war in seiner eigenen<br />

Welt“, sagte Kienle, 35. Titelverteidiger<br />

Patrick Lange stieg bei<br />

seinem vierten Hawaii-Startnach 70<br />

Kilometer vom Rad. Der 33-Jährige<br />

hatte in der Nacht über leichtes Fieber<br />

geklagt.<br />

Den anfangs so verregneten Tag<br />

in der Bucht vonKailua Kona machte<br />

Anne Haug besonders: DieProfi-Triathletin<br />

aus Bayreuth stürmte als<br />

erste deutsche Hawaii-Siegerin nach<br />

8:40:10 Stunden ins Ziel. „Ich konnte<br />

konstant durchlaufen, hatte keinen<br />

richtigen Hänger“, sagte sie. Die 36-<br />

Jährige distanzierte nach einem starken<br />

Marathon die Britin Lucy<br />

Charles-Barclay um mehr als sechs<br />

Minuten –nachdem sie beim Wechsel<br />

noch acht Minuten Rückstand<br />

aufwies. „Es war ein fantastisches<br />

Rennen, wie in Trance“, sagte die<br />

1,64 Meter große Haug. Den Ironman<br />

Frankfurt hatte sie nach einer<br />

langwierigen Fußverletzung nicht<br />

bestreiten können und sich erst vor<br />

zwei Monaten in Kopenhagen die<br />

Hawaii-Qualifikation gesichert.<br />

Training mit DanLorang<br />

Wernach den Gründen für die Dominanz<br />

fahndet, landet nicht nur bei<br />

allgemeinen Erklärungen zu den<br />

technikaffinen Deutschen, die so<br />

viele Triathleten heranzüchten, dass<br />

schwarz-rot-goldene Fahnen zu Big<br />

Island gehören wie das Palmen-Panorama.<br />

Frodeno und Haug werden<br />

von Dan Lorang trainiert, unter dessen<br />

Anleitung auch Emanuel Buchmann<br />

bei der Tour de France aufhorchen<br />

ließ. Triathlon-Bundestrainer<br />

Faris Al-Sultan sagt zu Lorangs Ar-<br />

Machtdemonstration: Jan Frodeno erreicht nach 7:51:13 Stunden das Ziel.<br />

Klein macht sich groß: Anne Haug,1,64 Meter,8:40:10 Stunden.<br />

Die Simone-Biles-Festspiele<br />

Turn-WM: Die US-Amerikanerin bricht in Stuttgart Rekorde<br />

Die deutschen Turner haben<br />

schon vor dem Ende der zehntägigen<br />

Turn-WM in Stuttgart eine<br />

positiveBilanz gezogen −auch wenn<br />

sie bei den Festspielen von US-Star<br />

Simone Biles die ein oder andere<br />

Enttäuschung erlebten. „Ich hätte<br />

Elisabeth Seitz eine Medaille zum<br />

Abschluss gegönnt. Aber auch so<br />

freue ich mich über das positiveAuftreten<br />

und die Erfolge unseres<br />

Teams“, sagte Turnverbandspräsident<br />

Alfons Hölzl. „Wir wollten ein<br />

guter Gastgeber sein und ein Feuerwerk<br />

entfachen. Ich glaube, das ist<br />

uns gelungen.“<br />

SarahVoss lässt aufhorchen<br />

102 000 Besucher zählten die Organisatoren.<br />

Präsident Wolfgang Drexler<br />

vom Schwäbischen Turnerbund<br />

kündigte an, dass sich die Stadt in<br />

zehn Jahren wieder als Ausrichter<br />

bewerben wolle: „Bis dahin brauchen<br />

wir aber eine zeitgemäße und<br />

moderne Halle.“ Denn die Hanns-<br />

Martin-Schleyer-Halle ist zweifellos<br />

in die Jahregekommen.<br />

Die junge SarahVoss, die sich im<br />

Mehrkampf sensationell in die Top<br />

Tender Welt katapultierte, ist vielleicht<br />

das größte Versprechen für die<br />

Zukunft des deutschen Frauen-Turnens.<br />

ImSog der stets strahlenden<br />

Frontfrau Seitz kann sich die junge<br />

BWL-Studentin mit Blick auf die<br />

Olympischen Spiele 2020 in Ruhe<br />

weiterentwickeln. Auch Seitz genoss<br />

ihreHeim-WM, konnte gar nicht genug<br />

bekommen von der mitreißenden<br />

Atmosphäre. Auch wenn der<br />

Traum von eine Medaille an ihrem<br />

Lieblingsgerät Stufenbarren am<br />

Sonnabend platzte. „Letztlich habe<br />

ich gesehen, dass ich mit meinen<br />

stolzen 25 Jahren noch immer zur<br />

Weltspitzegehöre“, sagte sie.<br />

Sportlich überstrahlte US-Superstar<br />

Biles alles. Die 22-Jährige<br />

schnappte sich nicht nur ihr fünftes<br />

WM-Gold im Mehrkampf, sie führte<br />

ihr Team auch zum Mannschaftstitel.<br />

DieTexanerin gewann zusätzlich<br />

Gold am Sprung. Mit 23WM-Medaillen<br />

ist Olympiasiegerin Biles<br />

nicht nur die erfolgreichste Turnerin<br />

der Geschichte, sie egalisierte auch<br />

den Allzeit-Rekord des Weißrussen<br />

Witali Scherbo, der einst ebenso<br />

viele WM-Plaketten sammelte. (dpa)<br />

AP/GARCIA<br />

AP/GARCIA<br />

beit: „Erschafft es,bei einem Vortrag<br />

ein theoretisches Thema in die praktische<br />

Anweisung zu überführen, so<br />

dass ich irgendwann lächele.“<br />

Bei den möglichen Gründen für<br />

Frodenos und Haugs Aufritten am<br />

Sonnabend (Ortszeit) zeichnen sich<br />

erstaunliche Parallelen ab.Beide haben<br />

in jungen Jahren vonder Förderung<br />

und dem Formaufbau unter<br />

dem Dach der Deutschen Triathlon-<br />

Union (DTU) profitiert. Beide haben<br />

sich offenbar von Rückschlägen anstacheln<br />

lassen. „Ifit's not happy, it's<br />

not the end“, zitiert Jan Frodeno in<br />

seinem Buch mit dem Titel „Eine<br />

Frage der Leidenschaft“ seinenVater.<br />

EinSchatten namens Doping<br />

Anne Haug erzählte jetzt:„Man muss<br />

immer daran glauben, dass man es<br />

schaffen kann.“ Sie wird bald gemeinsam<br />

mit Frodeno durch Talkshows<br />

tingeln, auch wenn ihre 30<br />

Zentimeter Größenunterschied ungefähr<br />

auch die gegensätzliche Außendarstellung<br />

widerspiegeln. Die<br />

bodenständige Fränkin und der charismatische<br />

Kosmopolit wären erste<br />

Anwärter bei der Kür zu Deutschlands<br />

Sportler und Sportlerin des<br />

Jahres,hätten nicht gerade der Zehnkämpfer<br />

Niklas Kaul und die Weitspringerin<br />

Maleika Mihambo weltmeisterliche<br />

Husarenstreiche in der<br />

Leichtathletik vollbracht.<br />

Es ist Frodeno und Haug zu wünschen,<br />

dass der deutsche Doppeltriumph<br />

mit lauteren Mitteln zustande<br />

gekommen ist. Einen historischen<br />

Doppelerfolg schien es zuletzt in der<br />

mehr als 40-jährigen Hawaii-Historie<br />

2004 zu geben: Normann Stadler<br />

und Nina Kraft feierten anfangs noch<br />

gemeinsam. Kraft flog wenige Tage<br />

später wegen Epo-Dopings auf. Sie<br />

leugnete ihr Vergehen nicht. Sie bekam<br />

Morddrohungen und begab<br />

sich später in psychiatrische Behandlung.<br />

Die Braunschweigerin<br />

fasste in der Elite nie wieder Fuß.<br />

Ihre Ächtung werten mutmaßlich<br />

prinzipientreue Triathleten als Indiz<br />

dafür, dass es sich beim Triathlon<br />

nicht um einen dopingverseuchten<br />

Sport handelt. Lange hat gerade erst<br />

wieder auf die Vielzahl teilweise unangekündigter<br />

Dopingtests verwiesen.<br />

14 waren es beim entthronten<br />

Weltmeister des DSW Darmstadt in<br />

diesem Jahr. Dazu sagte er in der<br />

Süddeutschen <strong>Zeitung</strong>: „Aber ich<br />

verstehe auch, wenn jemand sagt:<br />

„Na ja, das hat Lance Armstrong<br />

auch gemacht –und der wurde nie<br />

positiv getestet. Ich kann total verstehen,<br />

dass Menschen da zweifeln.“<br />

Zähe Angelegenheit<br />

Füchse schlagen Bergischen HC mit 27:24<br />

Als Fabian Wiede knapp drei Minuten<br />

vor dem Abpfiff dem leeren<br />

Tor entgegenlief, war eigentlich<br />

alles klar. Sein Treffer zum 27:23 war<br />

eine Pflichtaufgabe auf dem Weg<br />

zum 27:24(12:11)gegen den Bergischen<br />

HC in der heimischen Max-<br />

Schmeling-Halle.<br />

So einfach war es allerdings nicht<br />

das ganze Spiel über. Esdauerte, bis<br />

die Füchse in die Partie fanden. Fünf<br />

Minuten und vierunddreißig Sekunden<br />

standen auf der Uhr, bis die<br />

7353 Zuschauer das erste Mal für<br />

ihre Mannschaft jubeln konnten.<br />

Dann war es Paul Drux, der sich<br />

durch die Abwehr tankte und zum<br />

1:1 verwandelte. Doch es blieb zäh.<br />

Wie erwartet, zeichnete sich das<br />

Bundesliga-Duell hauptsächlich<br />

zwischen den beiden Abwehrreihen<br />

ab und da konnte sich zunächst<br />

keine Mannschaft absetzen.<br />

Das lag unter anderem daran,<br />

dass der Spielfluss wiederholt durch<br />

Zwei-Minuten-Strafen und Strafwürfe<br />

unterbrochen wurde. Bis zur<br />

Pause wurde Mijajlo Marsenic zweimal<br />

von den Schiedsrichtern auf die<br />

Bank gebeten, gegen die Füchse<br />

standen vier Siebenmeter zu Buche.<br />

Drei Gelbe Karten gab es obendrauf.<br />

Die letzte davon für Fabian Wiede,<br />

der sich in der 29. Minute nicht ganz<br />

so freundlich mit den Unparteiischen<br />

austauschte.<br />

Ohrenbetäubende Pfiffe<br />

Spätestens jetzt hatten die Referees<br />

die Fans gegen sich aufgebracht. Das<br />

ohrenbetäubende Pfeifkonzert erfüllte<br />

seinen Zweck: Die Bergischen<br />

leisteten sich einen Fehler, Außen<br />

Tim Matthes fing den Ball ab und<br />

dann war es Wiede, der den Gegenstoß<br />

mit der Halbzeit-Sirene versenkte<br />

und seine Mannschaft damit<br />

in Führung brachte.<br />

Daran knüpften die Hausherren<br />

in den zweiten 30 Minuten an. Erst<br />

war es Rechtsaußen Hans Lindberg,<br />

der,von Wiede in Szene gesetzt, traf,<br />

dann legte Drux ein Triple hin. Doch<br />

wieder kamen die Gäste heran, wieder<br />

machte es das Team vonVelimir<br />

Petkovic spannend. „Wir haben uns<br />

ein paar Fehler zu viel erlaubt und zu<br />

viel nicht reingemacht“, analysierte<br />

Wiede diese Phase, war nach dem<br />

Sieg aber dennoch zufrieden. (CAP)<br />

NACHRICHTEN<br />

Eisbären gewinnen viertes<br />

Spiel in Serie<br />

EISHOCKEY. DieSiegesserie der Eisbären<br />

geht weiter:Mit dem 4:2 beim<br />

ERCIngolstadt gewannen die <strong>Berliner</strong><br />

nun zum vierten Malhintereinander.Nach<br />

Rückstand im ersten<br />

Drittel (9.) drehten Maxim Lapierre<br />

in Überzahl und Ryan McKiernan<br />

das Spiel (23./24.). Lapierreerhöhte<br />

im Schlussdrittel (43.), ehe Tim<br />

Wohlgemuth mit seinem zweiten<br />

Treffer noch mal für Spannung<br />

sorgte (56.). Für die Entscheidung<br />

sorgte Austin Ortega in der Schlussminute.Weil<br />

er beim Torschuss gefoult<br />

wurde,entschieden die<br />

Schiedsrichter auf Technisches Tor.<br />

Fuchshengst Ladykiller<br />

gewinnt „Silbernes Pferd“<br />

GALOPPSPORT. Spitzenjockey Bauyrzhan<br />

Murzabayev hat nach einem<br />

starken Finish mit dem dreijährigen<br />

Fuchshengst Ladykiller das Zuchtrennen<br />

um das „Silberne Pferd“ gewonnen.<br />

Vor6847 Zuschauernbeim<br />

Saisonfinale auf der Galopprennbahn<br />

Hoppegarten passierte der<br />

Mitfavorit am Sonntag die Ziellinie<br />

sicher mit eineinhalb Längen Vorsprung<br />

vorder Außenseiterin Nacida<br />

(Adrie de Vries).<br />

Zverevverpasst Turniersieg<br />

in Schanghai<br />

Alexander Zverevhat seinen ersten Turniersieg<br />

in diesem Jahr verpasst. GETTY/ZHANG<br />

TENNIS. Alexander Zverev hat seinen<br />

zweiten Turniersieg in diesem<br />

Jahr klar verpasst. Deutschlands derzeit<br />

bester Tennisspieler verlor am<br />

Sonntag im Finale des Masters-<br />

Events vonShanghai gegen den Russen<br />

Daniil Medwedew mit 4:6, 1:6<br />

und war dabei chancenlos.Zverev<br />

machte trotz der Niederlage einen<br />

großen Schritt in Richtung Qualifikation<br />

für die ATPFinals Mitte November<br />

in London. Im vergangenen Jahr<br />

hatte der 22-Jährige in London den<br />

Titel gewonnen.<br />

Volleys starten mit Sieg in<br />

die neue Saison<br />

VOLLEYBALL. DieBerlinVolleys sind<br />

erfolgreich in die neue Bundesliga-<br />

Saison gestartet. Beiden Netzhoppers<br />

KW-Bestensee behauptete sich<br />

der deutsche Volleyball-Meister am<br />

Sonnabendabend auch ersatzgeschwächt<br />

letztlich noch souverän<br />

mit 3:1 (20:25, 25:13, 25:18, 25:17).<br />

Gleich den ersten Matchball nutzte<br />

der Franzose Nicolas Le Goff mit einem<br />

Einerblock. Es war im 29. Liga-<br />

Aufeinandertreffen beider Klubs bereits<br />

der 28. Triumph des <strong>Berliner</strong><br />

Klubs.<br />

Kosgei pulverisiert16Jahre<br />

alten Marathon-Weltrekord<br />

MARATHON. DieKenianerin Brigid<br />

Kosgei hat den 16 Jahrealten Marathon-Weltrekordder<br />

Britin Paula<br />

Radcliffe (2:15:25 Stunden) pulverisiert.<br />

Die25-Jährige gewann am<br />

Sonntag in Chicago/Illinois in<br />

2:14:04 Stunden. Damit verbesserte<br />

Kosgei ihreimApril in London aufgestellte<br />

persönliche Bestmarke von<br />

2:18:20 Stunden um über vier Minuten.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 – S eite 20 **<br />

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Sport<br />

Al-Dersimspor<br />

Abschreckung<br />

geht anders<br />

Michael Jahn<br />

wundertsich über ein Urteil<br />

des BFV-Sportgerichts.<br />

Das Sportgericht des <strong>Berliner</strong><br />

Fußball-Verbandes (BFV) hatte<br />

über den Berlin-Ligisten Al-Dersimspor<br />

ein Urteil zu fällen. Unddas fiel<br />

nach Ansicht des Schiedsrichterausschusses<br />

desVerbandes viel zu milde<br />

aus. Ein Spieler wurde wegen eines<br />

Angriffs auf einen Schiedsrichter bis<br />

zum 31. Dezember 2020 gesperrt<br />

und muss ein Anti-Gewalt-Training<br />

absolvieren, wenn er wieder spielen<br />

will. Aufeine Schwarze Liste gesetzt,<br />

wie vom Schiri-Ausschuss und vom<br />

Spielausschuss gefordert, wurde er<br />

jedoch nicht. Zudem muss die komplette<br />

Mannschaft von Al-Dersimspor,<br />

die in der Berlin-Liga um den<br />

Klassenerhalt kämpft, bis zum 31.<br />

März 2020 eine Regelschulung absolvieren.<br />

Bei Heimspielen muss Al-<br />

Dersim fünf Ordner stellen, die sich<br />

beim Referee vor Spielbeginn melden<br />

müssen.<br />

Krasser Fall<br />

Dieser Richtspruch ist deshalb zu<br />

milde, weil der Fall zu krass ist. Am<br />

22. September war im Spiel der Berlin-Liga<br />

zwischen Gastgeber Al-Dersimspor<br />

und dem Frohnauer SC (2:4)<br />

Schiedsrichter Stefan Paffrath, 38,<br />

massiv attackiertworden, weil er vier<br />

Spielernvon Al-Dersimspor die Rote<br />

Kartegezeigt hatte,dreidavon in den<br />

letzten Spielminuten. Nach dem Abpfiff<br />

soll der Kapitän vonAl-Dersimspor<br />

Paffrath ins Gesicht geschlagen<br />

haben. Berlins Schiedsrichter-Ausschuss<br />

beschloss, bis zum Urteil des<br />

Sportgerichts keine Unparteiischen<br />

mehr zu Spielen von Al-Dersimspor<br />

zu entsenden. Der Verein wurde bis<br />

zur Entscheidung des BFV-Sportgerichts<br />

für alle Spiele gesperrt.<br />

Ein Anfang. Doch das jetzige Urteil<br />

wird vom Schiedsrichterausschuss<br />

heftig kritisiert – völlig zurecht.<br />

Es hätte wahrlich abschreckendereSanktionen<br />

geben können.<br />

Eine saftige Geldstrafe etwa, gepaart<br />

mit einem Punktabzug oder gar einem<br />

Verlust der Heimspielstätte.<br />

Auch dürften Fußballer, die derart<br />

auffällig werden, für keinen <strong>Berliner</strong><br />

Verein mehr spielen. Beizupflichten<br />

ist der Einschätzung des Urteils von<br />

Ralf Kisting, Referent für Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Schiedsrichter-Ausschusses:<br />

„Das ist ein Witz.“ Im März<br />

des kommenden Jahres sei die Saison<br />

beinahe beendet. Dann also,<br />

wenn die Mannschaft die Schulung<br />

spätestens absolvierthaben muss.<br />

Ausschuss ist perplex<br />

Ebenfalls milde ist das Urteil darin,<br />

dass die ausgefallenen Partien gegen<br />

den <strong>Berliner</strong> SC, Türkiyemspor und<br />

die Füchse neu angesetzt und dann<br />

gewertet werden. Die mit Rot bedachten<br />

Spieler wurden für bis zu<br />

vier Spiele gesperrt. Sie hatten sich<br />

immerhin der Tätlichkeiten, Beleidigungen<br />

und des brutalen Foulspiels<br />

schuldig gemacht. DieWortwahl der<br />

heftigen Beschimpfungen, die einige<br />

Spieler dem Schiedsrichter entgegen<br />

warfen, soll an dieser Stelle besser<br />

nicht wiedergegeben werden.<br />

Der Schiedsrichterausschuss ist<br />

angesichts der Gewalt auf <strong>Berliner</strong><br />

Fußballplätzen nach diesem milden<br />

Urteil perplex. Kisting zur <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>: „Mir fehlen die Worte!“ Jedenfalls<br />

werden so die vielen aggressiven<br />

Spieler in den <strong>Berliner</strong> Amateurklassen<br />

nicht davon abgehalten,<br />

ihren Frust an den Unparteiischen<br />

abzureagieren.<br />

Bleibt wenigstens zu hoffen, dass<br />

sich die Mannschaft von Al-Dersimspor<br />

in Zukunft endlich fairer verhält<br />

als in der Vergangenheit.<br />

IlkayGündogan befreite das deutsche Team mit seinem Doppelpack nach der Halbzeit.<br />

Uninspiriert in Unterzahl<br />

Die deutsche Nationalmannschaft müht sich nach frühem Platzverweis zu einem 3:0 in Estland<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Noch bevor man erahnen<br />

konnte, inwiefern sich<br />

die Unruhe um einen<br />

umstrittenen Beitrag bei<br />

Instagram auf die Leistung vonEmre<br />

Can und Ilkay Gündogan (siehe unten)<br />

auswirkt, war die Partie für Can<br />

beendet. Nach einem unsauberen<br />

Querpass Niklas Süles kam der Innenverteidiger<br />

vonJuventus Turinzu<br />

spät. Seine Grätsche gegen Estlands<br />

Stürmer Frank Liivak wurde folgerichtig<br />

als Notbremse ausgelegt. Mit<br />

dieser Roten Karteinder 14. Spielminute<br />

avancierte er zugleich zum negativen<br />

Rekordhalter. Zuvor war Robert<br />

Huth der deutsche Nationalspieler<br />

mit dem schnellsten Platzverweis<br />

(15.).<br />

Mitdieser Bürde sollte sich dieses<br />

sechste Qualifikationsspiel ganz anders<br />

gestalten als das Hinspiel beim<br />

8:0 im Juni in Mainz. Nach einer torlosen<br />

ersten Halbzeit sorgten<br />

schließlich Ilkay Gündogan und<br />

Timo Werner für den 3:0-Sieg über<br />

den 102. der Weltrangliste.Somit zog<br />

das DFB-Team wieder gleich mit den<br />

Niederländern, die dank des besserenTorverhältnisses<br />

im direktenVergleich<br />

die Gruppe Canführen.<br />

ESTLAND - DEUTSCHLAND 0:3(0:0)<br />

Estland: Lepmets (Levadia Tallinn) -Baranov(AlashkertMartuni), Tamm<br />

(Lilleström SK), Mets (AIK Solna), Pikk (Miedz Legnica) -Antonov(FC<br />

Ararat-Armenia Erewan) -Kams (Flora Tallinn), Ainsalu (Flora Tallinn),<br />

Vassiljev(Flora Tallinn) ab 61. Käit (NK Domzale), Liivak (Flora Tallinn) ab<br />

77. Ojamaa (Miedz Legnica) -Sappinen (NK Domzale) ab 56. Zenjov(Schachter Qaraghandy)<br />

Deutschland: Neuer (FC Bayern)-Klostermann (RB Leipzig), Can (Juventus<br />

Turin), Süle (FC Bayern), Halstenberg (RB Leipzig) -Kimmich (FC<br />

Bayern), Gündogan (Manchester City) -Havertz (BayerLeverkusen) -<br />

Brandt (Borussia Dortmund) ab 86. Amiri (BayerLeverkusen), Reus (Borussia<br />

Dortmund) ab 77. Serdar (Schalke04), Waldschmidt (SC Freiburg) ab 66. Werner (RB<br />

Leipzig).<br />

Tore: 0:1 Gündogan (51.), 0:2 Gündogan (57.), 0:3 Werner (71.)<br />

Rote Karte: Can (14.)<br />

Dass Marco Reus’ Freistoß an die<br />

Latte die einzig nennenswerte deutsche<br />

Chance darstellte in Halbzeit<br />

eins, spricht für die ersten 45 Minuten<br />

in Tallinn. DasFehlen SergeGnabrys<br />

aufgrund muskulärer Probleme,der<br />

in elf Spielen für die deutsche<br />

Nationalmannschaft zehn Tore<br />

erzielte, erklärt nicht alleine, weshalb<br />

die Elf von Bundestrainer Joachim<br />

Löw kaum gefährlich vor das<br />

gegnerische Tor kam. Zu wenig<br />

Tempo und fehlende Passgenauigkeit<br />

verhinderten, dass die estnische<br />

Abwehr ernsthaft gefährdet wurde.<br />

Selbst in Unterzahl war dieser Auftritt<br />

in Sachen Umschaltspiel indiskutabel.<br />

Wirbel um türkischen Torjubel<br />

In der zweiten Halbzeit war es<br />

dann ausgerechnet Gündogan, der<br />

zum Matchwinner avancierte. Mit<br />

einem Doppelpack erlöste er zunächst<br />

die DFB-Elf. Beibeiden Toren<br />

(51./57.) profitierte der Dauerbrenner<br />

vonManchester City davon, dass<br />

der Ball unhaltbar abgefälscht<br />

wurde.Beim 1:0 gaben Reus’Hacken<br />

den Ausschlag zur Änderung der<br />

Flugbahn, beim 2:0 irritierte Karol<br />

Mets seinen Schlussmann Sergej<br />

Lepmets.<br />

Wenig später ging der Plan auf,<br />

den Joachim Löw für Timo Werner<br />

vorgesehen hatte. Zunächst hatte<br />

der Profi vonRBLeipzig trotz auskurierter<br />

Erkältung auf der Bank Platz<br />

nehmen müssen, Luca Waldschmidt<br />

kam nach seinem Debüt gegen Argentinien<br />

am Mittwoch zu seinem<br />

zweiten Startelfeinsatz. „Wir brauchen<br />

Spieler von der Bank, die der<br />

Mannschaft soforthelfen“, hatte der<br />

Bundestrainer vor dem Spiel gesagt.<br />

In der 71. Minute,fünfMinuten nach<br />

der Einwechslung, lieferte Werner −<br />

diesmal bereitete Gündogan vor.<br />

Dennoch hat sich der Eindruck erhärtet,<br />

dass der deutschen Mannschaft<br />

die Konstanz fehlt. Wofür die<br />

Szene, die zu Cans Platzverweis<br />

führte,ein passendes Beispiel war.<br />

Militärische Geste nach dem 1:0 gegen Albanien und die Reaktion deutscher Profis sorgen für Diskussionen<br />

Der Torjubel des Torschützen Cenk Tosun (Zweiter von links) und seiner Kollegen.<br />

Der deutsche Nationalspieler Ilkay<br />

Gündogan fühlt sich in seiner<br />

Reaktion auf ein umstrittenes Jubelfoto<br />

des türkischen Auswahlspielers<br />

Cenk Tosun missverstanden.<br />

„Glauben Sie mir: Nach dem letzten<br />

Jahr ist das Letzte,was ich wollte,ein<br />

politisches Statement zu setzen“,<br />

ließ der Mittelfeldspieler kurz vor<br />

dem EM-Qualifikationsspiel in Estland<br />

mitteilen.<br />

Nach dem späten Siegtreffer im<br />

Spiel gegen Albanien am Freitag (1:0)<br />

durch Tosun salutierten der Torschütze<br />

und mehrere Mitspieler in<br />

Richtung Ehrentribüne. Zu einem<br />

Bild der Szene schrieb Tosun bei Instagram:<br />

„Für unsere Nation. Vorallem<br />

für jene, die für unser Land ihr<br />

Leben riskieren.“ Die Türkei hatte<br />

am Mittwochabend eine Offensive<br />

gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien<br />

gestartet. Der Einsatz wurde<br />

international scharfkritisiert.<br />

Gündogan betonte, erhabe sein<br />

Like für das Foto bewusst zurückgenommen,<br />

als er gesehen habe, dass<br />

seine Reaktion politisch gewertet<br />

wurde. „Wahr ist, dass ich mich für<br />

meinen ehemaligen Teamkollegen<br />

aus der DFB U21 gefreut habe, dass<br />

er das Siegtor gemacht hat.“ Im ver-<br />

DPA<br />

BONGARTS/ROSE<br />

gangenen Jahr war der Mittelfeldspieler<br />

von Manchester City vor der<br />

WM in Russland wegen eines gemeinsamen<br />

Fotos mit dem türkischen<br />

Staatspräsidenten Recep<br />

Tayyip Erdogan in die Kritik geraten.<br />

Auch Gündogans DFB-Teamkollege<br />

Emre Can hatte das Tosun-Foto zunächst<br />

geliked und dies dann ebenfalls<br />

zurückgenommen. Er habe gehandelt,<br />

„ohne jegliche Intention<br />

und auf den Inhalt zu achten“, sagte<br />

Can der Bild-<strong>Zeitung</strong> und fügte<br />

hinzu: „Ich bin gegen jede Art von<br />

Krieg.“<br />

Auch der Bundesligist Fortuna<br />

Düsseldorf schaltete sich in die Diskussion<br />

um den Siegesjubel ein. Die<br />

Fortuna-Profis Kaan Ayhan und Kenan<br />

Karaman beteuerten demnach<br />

in einem Gespräch mit dem Verein,<br />

die Gesten beim Spiel gegen Albanien<br />

seien lediglich „Solidaritätsbekundung<br />

für Soldaten und ihre Angehörigen“<br />

gewesen. Auch auf einem<br />

Mannschaftsfoto in der Kabine<br />

hatten türkische Spieler, darunter<br />

auch Ayhan und Karaman, mit der<br />

Hand an der Stirn salutiert. DerVerein<br />

kündigte Gespräche in Düsseldorf<br />

nach der Rückkehr der beiden<br />

Spieler an. (dpa)<br />

Gefangen im<br />

silbernen<br />

Sandwich<br />

Mercedes gewinnt die<br />

Konstrukteurs-WM<br />

VonElmar Brümmer,Suzuka<br />

Dem Taifun Hagibis, vor dem die<br />

Formel 1amSonnabend kapitulierte,<br />

folgte ein Sonntag mit Qualifikation<br />

und Rennen innerhalb von<br />

vier Stunden. Wie schnell sich beim<br />

Großen Preis von Japan auch die<br />

sportlichen Wetteraussichten änderten,<br />

musste Sebastian Vettel feststellen:<br />

Erst brach er den Fluch der Qualifikationsniederlagen<br />

gegen Charles<br />

Leclerc durch seine zweite Pole-Position<br />

des Jahres,dann legte er einen<br />

Fehlstart hin und machte Mercedes<br />

so zum sechsten Mal inSerie zum<br />

Konstrukteurs-Weltmeister. Valtteri<br />

Bottas verteidigte seine früh erlangte<br />

Spitzenposition, Lewis Hamilton<br />

musste sich einer Aufforderung zum<br />

Boxenstopp gegen seinen Willen fügen<br />

und wurde Dritter hinter Vettel.<br />

Vier Rennen vor Saisonschluss<br />

können aber nur noch die beiden<br />

Mercedes-Piloten den Gesamtsieg<br />

unter sich ausmachen, in diesem<br />

Duell führt der Titelverteidiger mit<br />

338:274 Punkten und kann sich<br />

schon in Mexiko zum sechsten Mal<br />

zum Champion krönen. Er muss<br />

dazu nur seinen Vorsprung von 64<br />

Zählernauf 78 Zähler ausbauen.<br />

In diesem 17.WM-Lauf war es um<br />

die Sportgeschichte gegangen. Bislang<br />

sind die sechs Titel vonMichael<br />

Schumacher mit Ferrari zuAnfang<br />

des Jahrtausends Formel-1-Rekord,<br />

kombiniert mit fünf Einzelerfolgen<br />

des Kerpeners. Mercedes wird das<br />

jetzt übertreffen. Bei allem schwingt<br />

ein bisschenWehmut mit, was an der<br />

roten Kappe liegt, die immer noch in<br />

der Box hängt, und die Teamchef<br />

Toto Wolff bei seiner Medienrunde<br />

demonstrativ neben sich gelegt hat –<br />

als Würdigung der Verdienste des im<br />

Mai verstorbenen Teamaufsichtsrates<br />

Niki Lauda. „Sie sind sehr nah an<br />

der Perfektion“, sagt auch Sebastian<br />

Vettel zum dominanten Gegner.<br />

Maßder Dinge in der Formel 1<br />

Dessen Nummer zwei, der so oft geschlagene<br />

Bottas, war nach Vettels<br />

Stotterstart auf und davon. Als Ferrari<br />

dem im Silberpfeil-Sandwich<br />

steckenden Vettel eine Zwei-Stopp-<br />

Strategie verordnete, folgte Mercedes<br />

auf dem Fuß. Plötzlich führte<br />

Hamilton. Der Brite diskutierte mit<br />

den Strategen, ob er durchfahren<br />

solle.Auchnach dem Rennen erklärt<br />

er frostig: „Ein Doppelerfolg wäre<br />

drin gewesen.“ Aber die Mercedes-<br />

Taktiker hatten Spitzenreiter Bottas<br />

auf Nachfrage versichert: „Lewis<br />

wirdnochmal reinkommen, sicher!“<br />

Im Zusammenspiel der Fahrer ist<br />

Mercedes das Maß der Dinge, das<br />

unterstreicht der historische Erfolg<br />

auf der Formel-1-Achterbahn.<br />

Schon bei der Zieldurchfahrt hatte<br />

Teamchef Toto Wolff Lewis Hamilton<br />

ausdrücklich gedankt, dass er zum<br />

Mannschaftssieg beigetragen habe –<br />

und dafür ein eher nüchternes<br />

„Glückwunsch“ zurückbekommen.<br />

Schmeckt’s? Valtteri Bottas küsst beim<br />

Grand Prix von Japan den Siegerpott. GETTY


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Torsten Wahl<br />

zum Todvon<br />

Thomas Lück<br />

Seite 23<br />

„Da ist der Neuköllner Oper ein Coup gelungen.“<br />

Clemens Haustein über „Giovanni –einePassion“ Seite 22<br />

Ein<br />

alter Hut<br />

Bob Dylan als<br />

Dandy WIREIMAGE<br />

Klassiker<br />

Harry Nutt<br />

über popkulturelle<br />

Warenkunde<br />

Von Oscar Wilde ist der schöne<br />

Satz überliefert, dass er im<br />

Grunde über einen sehr einfachen<br />

Geschmack verfüge. Er sei immer<br />

mit dem Besten zufrieden. Daran<br />

musste ich denken, als ich das Antlitz<br />

Bob Dylans sah, das ihn als<br />

Dandy mit Hut zeigt, jenes Modell,<br />

das durch die sogenannte Rolling<br />

Thunder Revue berühmt geworden<br />

ist. Dylan hat sich die schöne Kopfbedeckung<br />

eigens für die Tournee,<br />

die via Netflix als Film von Martin<br />

Scorcese zu sehen ist, vonder Firma<br />

BaronHat aus Burbank, Kalifornien,<br />

anfertigen lassen. DasUnternehmen<br />

preist sich als Hollywoods Hutmacher,<br />

und der Erfolg manch eines<br />

Films ist ohne die Krempe aus Burbank<br />

kaum vorstellbar. Das Modell<br />

The Kilgore aus „Apocalypse Now“<br />

ist für 800 Dollar zu haben und das<br />

Modell „The Trainer“ aus „Seabiscuit“<br />

liegt bei 550 Dollar.Bob Dylans<br />

Thunderclap mit Kordel und Blumengesteck<br />

an der Seite bewirbt Baron<br />

Hat mit stolzen 1375 Dollar, zuzüglich<br />

Versand.<br />

Der Hut ist seit vielen Jahren lieferbar<br />

und hat inzwischen, nun ja,<br />

Schule gemacht. So weist die Bob-<br />

Dylan-Collection „Rolling Thunder“,<br />

die per Internet über die Firma Barking<br />

Irons zu beziehen ist, zwei schicke<br />

Jacken auf, die Dylan in früheren<br />

Produktionsphasen getragen hat.<br />

Die bunte Strickjacke vom LP-Cover<br />

„Desire“ kostet<br />

zzgl. Versand 395<br />

Dollar, ebenso<br />

das zeitlos-hübsche<br />

Cordjacken-Modell<br />

Village<br />

Corduroy<br />

Bomber, das Dylan<br />

auf seinem<br />

Debüt-Album<br />

aus dem Jahr<br />

1962 getragen<br />

hat.<br />

Zu diesem<br />

kleinen Ausflug in die popkulturelle<br />

Warenkunde passt die Geschichte einer<br />

Sonnenbrille. Die Legende besagt,<br />

dass das klassische Wayfarer-<br />

Modell der FirmaRay Banerst durch<br />

Dylan zum coolen Kultaccessoire<br />

seiner Zeit wurde. Dumm nur, dass<br />

Dylan mutmaßlich gar keine Brille<br />

des Herstellers RayBan getragen hat.<br />

Darüber hat sich bereits vor einigen<br />

Jahren eine Diskussion in Internetforen<br />

entzündet, und es wurden fotografische<br />

Indizien angeführt, dass<br />

die Wayfarer eher ausscheide.<br />

Warum? In dem schwarzen Modell<br />

sind oben auf der Leiste kleine Stahloder<br />

Kupferbügel erkennbar, die<br />

beim Wayfarer-Modell horizontal<br />

angebracht sind. Cate Blanchett, die<br />

Bob Dylan in dem Todd-Haynes-<br />

Film „I’m not there“ auf faszinierende<br />

Art verkörpert hat, trägt eindeutig<br />

das Modell von Ray Ban. Dabei<br />

handelt es sich jedoch um einen<br />

Fall von unzureichender Requisite.<br />

Aufden Originalfotos,die BobDylan<br />

etwa in dem Film „Don’t look back“<br />

vonD.A.Pennebaker zeigen, verlaufen<br />

die Bügel vertikal, was Brillenexperten<br />

zu der Vermutung veranlasst<br />

hat, dass er eine Sonnenbrille der<br />

FirmaBausch and Lomb bevorzugte,<br />

der damaligen Mutterfirma von Ray<br />

Ban. Dasmag als Präsentation überflüssigenWissens<br />

für heute genügen.<br />

Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie<br />

Der Herr der Raumzeit<br />

Nehmen Sie eine Woche Urlaub und lesen Sie Salman Rushdies neuen Roman „Quichotte“<br />

VonArnoWidmann<br />

AbMontag liegt in den Buchhandlungen<br />

die Übersetzung des<br />

neuen Romansvon Salman Rushdie.<br />

Auf der Rückseite des Schutzumschlages<br />

steht: „Quichotte, inspiriert<br />

von Cervantes’ Klassiker, erzählt die<br />

Geschichte des Handelsvertreters Ismael<br />

Smile, der sich in einen Fernsehstar<br />

verliebt und auf eine Reise<br />

quer durch die USA begibt, um sich<br />

ihrer als würdig zu erweisen.“ So<br />

knapp und also fast völlig daneben.<br />

„Quichotte“ ist nicht von Rushdie.<br />

„Quichotte“ wird von einem von<br />

Rushdie erfundenen Autor erzählt.<br />

Der war bisher ein mäßig erfolgreicher<br />

Verfasser von Spionagegeschichten.<br />

„Quichotte“ ist sein Versuch<br />

eines Sprunges in die ganz andereWelt<br />

der Literatur.Eine Komplikation.<br />

Eine vonsehr,sehr vielen.<br />

Werfindet, ein guter Roman erzähle<br />

eine Geschichte und sonst<br />

nichts, der ist bei Salman Rushdie<br />

schon immer beim falschen Lieferanten.<br />

Rushdie ist der Meister der<br />

Abschweifung, der „king of complications“.<br />

Wer die nicht liebt, der<br />

sollte sich Rushdie und nun gar diesen<br />

„Quichotte“ vomLeib halten.<br />

Sonst geht es ihm wie dem Rezensenten<br />

des New Statesman. Der<br />

schrieb am 28. August, kurz bevor<br />

die englischsprachige Ausgabe in<br />

den Schaufenstern lag: Rushdie sei<br />

„anfällig für Takt- und Geschmacklosigkeiten<br />

und es fehlt ihm an Respekt<br />

für das Zeitbudget des Lesers und<br />

seine Konzentrationsfähigkeit.“<br />

Das ist rührend. Rushdie ist definitiv<br />

nicht „anfällig“ für Takt- und<br />

Geschmacklosigkeiten. Rushdie<br />

liebt sie. Wenn Rushdie-Leser etwas<br />

gelernt haben in den letzten Jahrzehnten,<br />

dann, dass das Leben erst<br />

jenseits des guten Geschmacks beginnt.<br />

DerHerr vomNew Statesman<br />

will die Leser warnen vor diesem<br />

schmutzigen Jungen, der den Literaturbetrieb<br />

beschmutzt. Sehr gut. Er<br />

hat rechtmit jeder seiner Aussagen.<br />

Rushdie klaut dem Leser erbarmungslos<br />

Lebenszeit. 486 Seiten hat<br />

die deutsche Übersetzung von Sabine<br />

Herting. Die englische Ausgabe<br />

knapp 400 Seiten. Dassind schon bei<br />

einem normalen Buch zehn, fünfzehn<br />

Lektürestunden. Aber rechnen<br />

Sieruhig dasDoppelte ein. BeiRushdie<br />

müssen sie dauernd stoppen und<br />

lachen und nachdenken. Dauernd<br />

heißt: mehrmals auf einer Seite.<br />

„Quichotte“ ist vollgestopft mit Anspielungen<br />

auf die Literatur und das<br />

Leben, auf Kino und Fernsehen.<br />

Wenn eine Frau an Marilyn Monroe<br />

erinnert, dann heiratet ihr Mann<br />

nach ihr eine Fotografin, die Arnold<br />

heißt und die Standbilder für ihren<br />

letzten Film machte. Nun: Eve Arnold<br />

machte bei Marilyn Monroe die<br />

Standbilder für „The Misfits“. Arthur<br />

Miller heiratete allerdings dann Inge<br />

Morath.<br />

Für seine Figuren mischt Rushdie<br />

Realität und Erfindung. Aber er lässt<br />

immer noch die Fetzen, aus denen<br />

sie zusammengesetzt wurden, erkennen.<br />

Es sind Collagen. Wild zusammengefügte,<br />

an einander geklebte<br />

Wirklichkeiten. Die zwischen<br />

den beiden Buchdeckeln Eigenleben<br />

entwickeln und auch ihrem Erfinder<br />

immer wieder aus dem Ruder laufen.<br />

Daserst macht sie lebendig. Daserst<br />

lässt das Buch kein Buch über Abenteuer,<br />

sondern selbst ein Abenteuer<br />

sein.<br />

Konzentrationsfähigkeit. Die<br />

braucht der Rushdie-Leser. Mehr als<br />

irgendwo sonst. Rushdie lesen heißt<br />

immer wieder: Verfolgungsjagd auf<br />

vollbelebten Straßen. Pkws, Lkws,<br />

Fußgänger, Fahrradfahrer, Rikschas,<br />

Kühle, E-Roller. Alle Geschwindigkeiten,<br />

alle Größen und Gewichte.<br />

Kein Mensch kommt da mit. Natürlich<br />

stoppen sie das Auto.Sie drehen<br />

sonst durch. Eine Achterbahn ohne<br />

Verankerung. Halten Sieruhig an. Es<br />

ist ja nur ein Buch. Sie bestimmen<br />

DAS BUCH<br />

die Zeit. Ganz gleich, was der Autor<br />

ihnen vorzugeben scheint.<br />

Spielen Sie ihm gegenüber nicht<br />

den Oberlehrer, der weiß, wie die<br />

Dinge zu sein haben, wie man richtig<br />

über sie schreibt, was in welchen<br />

Zusammenhang gehört und was<br />

nicht. Rushdie schreibt, seit er es<br />

tut, um diesen Gewissheiten den<br />

Garaus zu machen. Cervantes’ Geschichte<br />

hat nichts mit „Der Konferenz<br />

derVögel“ vonFarid ud-Din Attar<br />

(zwischen 1120 und 1220) zu<br />

tun? Beim persischen Autor machen<br />

sich die Vögel auf die Reise.Sie<br />

suchen überall nach dem idealen<br />

König. Am Ende ihrer Reise erkennen<br />

sie, dass sie selbst der König<br />

sind. Das ist ein Wortspiel. Der per-<br />

Salman Rushdie:<br />

Quichotte<br />

Ausdem Englischen vonSabine Herting.C.Bertelsmann Verlag,München.<br />

464 Seiten, 25 Euro<br />

sische Name des Königs „Simurgh“<br />

bedeutet, getrennt geschrieben<br />

„Dreißig Vögel“ („si murgh“). Für<br />

die persische Geschichte war nötig,<br />

dass während der Reise vonTausenden<br />

Vögeln am Ende nur noch dreißig<br />

übrig blieben. Nur sohatte sie<br />

eine Pointe,wurde sie wahr.<br />

Ismail Smile heißt „Quichotte“ als<br />

Pharmavertreter. Also gesprochen:<br />

Smail Smail. Es sind billige Tricks<br />

und Bluffereien. Aber man tut gut<br />

daran, sie nicht zu vergessen. Sie<br />

spielen im Lauf der Handlung immer<br />

wieder eine Rolle, nehmen ernste<br />

Wendungen, werden wichtig und erklären<br />

den Charakter. Mal den Quichottes,mal<br />

den seines Autors.<br />

Der Leser kann den Roman immer<br />

in verschiedenen Richtungen<br />

lesen. Er kann so tun, als gäbe es<br />

nur die Quichotte-Strecke.Erkann<br />

THE CANADIAN PRESS/CHRIS YOUNG<br />

aber auch das Feld, die Raumzeit<br />

ändern und hinüberschauen auf<br />

den Autor.<br />

Salman Rushdie, soklug er zu argumentieren<br />

versteht, ist ein Spieler.<br />

Er sitzt am Schreibtisch, wie Franz<br />

Liszt am Klavier saß, und improvisiert.<br />

Jedenfalls tut er so und der Leser<br />

sollte ihm zuhören, sich vonihm<br />

auf Nebengleise ins Unbekannte locken<br />

lassen. Dazu ist lesen da.<br />

„Quichotte“ spielt heute in den<br />

USA. Der Held des Romans wurde<br />

vor siebzig Jahren in Bombay geboren<br />

–wie sein Autor und wie dessen<br />

Autor Salman Rushdie –, ging ins<br />

„Land der Freien“, arbeitete dort bis<br />

zu seiner erzwungenen Pensionierung<br />

als Pharmavertreter. So wie<br />

„Don Quijote“ dem Zauber der Ritterromane<br />

erlag, so verliert „Quichotte“<br />

in den von ihm haltlos konsumierten<br />

Reality-Shows des Fernsehens<br />

jeden Realitätssinn. Fantasie<br />

und Wirklichkeit verbinden sich zu<br />

einem lebensgefährlichen Gebräu.<br />

Rushdie-Leser wissen nur zu genau,<br />

dass Literatur eine Droge ist und Salman<br />

Rushdie einer, der einen Stoff<br />

liefert wie kaum jemand sonst, ein<br />

unwiderstehlicher Dealer.<br />

Sprechen wir noch einmal über<br />

die Zeit. Mit das Verlockendste am<br />

Autorendasein ist: Man ist Herr von<br />

Raum und Zeit. Man erschafft sie<br />

nicht nur am Anfang und lässt sie<br />

dann ihrer Wege gehen. Nein, immer<br />

wieder interveniert man. Dehnt einen<br />

Augenblick, indem man ihn genau<br />

beschreibt, indem man schildert,<br />

was alles noch zum selben Zeitpunkt<br />

an anderen Orten, in den Köpfen<br />

anderer Menschen passiert,<br />

dann wieder heißt es: einen Monat<br />

später.Und mehr nicht.<br />

Rushdie presst die Zeit zusammen,<br />

dehnt sie. Wir schauen ihm<br />

dabei zu und denken an Popeye,<br />

und noch mehr tun wir das, wenn<br />

Rushdie anfängt, von Löchern in<br />

der Raumzeit zu reden, vonNebenuniversen,<br />

in die man immer mal<br />

wieder gerne fliehen würde. Am<br />

Ende –soviel sei doch verraten –<br />

wird esapokalyptischund aus dem<br />

kleinen Popeye-Rushdie wird ein<br />

Mister Universum, der seine Helden<br />

aus ihrer Welt, aus seinem<br />

Buch, gehen lässt wie Charlie<br />

Chaplin es tat mit Paulette Goddard,<br />

als die beiden aus „Moderne<br />

Zeiten“ hinausspazierten.<br />

NACHRICHTEN<br />

„aspekte“-Literaturpreis für<br />

Miku Sophie Kühmel<br />

Für ihr Romandebüt „Kintsugi“ wird<br />

die Schriftstellerin Miku Sophie<br />

Kühmel mit dem ZDF-„aspekte“-Literaturpreis<br />

ausgezeichnet. DieJury<br />

sprach voneinem erstaunlichen Debütroman.<br />

Kühmel gestalte dasWerk<br />

„mit Bravour und Raffinesse und<br />

durchleuchtet prägnant den Beziehungsknäuel<br />

ihrer vier Charaktere“,<br />

hieß es in der Begründung. Dermit<br />

10 000 Euro dotierte Preis soll am<br />

kommenden Donnerstag auf der<br />

Frankfurter Buchmesse verliehen<br />

werden. Miku Sophie Kühmel ist mit<br />

„Kintsugi“ auch für den Deutschen<br />

Buchpreis nominiert, der an diesem<br />

Montag in Frankfurtverliehen wird.<br />

DerZDF-„aspekte“-Literaturpreis<br />

würdigt ein deutschsprachiges belletristisches<br />

Erstlingswerk. Er wirdin<br />

diesem Jahr zum 40. Malvergeben.<br />

In der Liste der Preisträger stehen<br />

Autoren wie Hanns-Josef Ortheil,<br />

HertaMüller,Felicitas Hoppe,Andreas<br />

Maier oder Eugen Ruge. (dpa)<br />

EikeSchmidt bleibt<br />

Uffizien-Direktor in Florenz<br />

Nach seiner umstrittenen Absage als<br />

Chef des Kunsthistorischen Museums<br />

in Wien darfder Deutsche Eike<br />

Schmidt als Direktor der Uffizien in<br />

Florenz weitermachen. Schmidt<br />

könne zusammen mit anderen ausländischen<br />

Direktoren weiterevier<br />

JahreinItalien bleiben, erklärte der<br />

italienische Kulturminister Dario<br />

Franceschini am Sonnabend auf<br />

Twitter.IhreMuseen hätten sich mit<br />

Blick auf Forschung, Kulturschutz,<br />

Aufwertung und Besucherzahlen<br />

verändert. Schmidt hatte dem Museum<br />

in Wien wenige Wochen vor<br />

dem geplanten Amtsantritt abgesagt,<br />

obwohl der Wechsel vonFlorenz<br />

nach Wien seit zwei Jahren feststand.<br />

In Österreich hatte das Irritationen<br />

ausgelöst. DieAbsage begründete<br />

er mit persönlichen<br />

Motiven und einer neuen Konstellation<br />

in der italienischen Kulturpolitik,<br />

die ihm das Bleiben aussichtsreich<br />

erscheinen lasse. (dpa)<br />

<strong>Berliner</strong> Literaturpreis geht<br />

an Thomas Meinecke<br />

DerAutor Thomas Meinecke (64) bekommt<br />

den mit 30 000 Euro dotierten<br />

<strong>Berliner</strong> Literaturpreis.Zudem<br />

übernehme Meinecke damit zum<br />

Sommersemester 2020 eine Gastprofessur<br />

in deutschsprachiger Poetik<br />

an der Freien Universität Berlin,<br />

teilte die vergebende Stiftung Preußische<br />

Seehandlung mit. DerLiteraturpreis<br />

soll am 24. Februar verliehen<br />

werden. Zu den bisherigen<br />

Preisträgerngehören Clemens J.<br />

Setz, HertaMüller und Sibylle Lewitscharoff.<br />

Meinecke („Tomboy“, „Ich<br />

als Text“, „Selbst“) wurde in Hamburggeboren<br />

und lebt heute in<br />

Oberbayern. Er arbeitet nicht nur als<br />

Schriftsteller,sondernauchals Musikerund<br />

Radio-DJ. (dpa)<br />

Europäischer Kinderfilmpreis<br />

geht nach Estland<br />

Beim internationalen Kinder-und<br />

Jugendfestival „Schlingel“ in Chemnitz<br />

ist der mit 12 500 Euro dotierte<br />

Europäische Kinderfilmpreis nach<br />

Estland vergeben worden. „Zaubereulenwald“<br />

in der Regie vonAnu Aun<br />

überzeugte durch einzigartige Aufnahmen<br />

vonbedrohten Tierarten,<br />

wie die Jury mitteilte. (dpa)


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

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Feuilleton<br />

Verführen soll hier nur die Musik<br />

Eine neue Fassung von Mozarts „Don Giovanni“: An der Neuköllner Oper macht das Stegreif-Orchester Musiktheater<br />

VonClemens Haustein<br />

Mitglieder des „Don Giovanni“-Ensembles in der Neuköllner Oper<br />

Das Stegreif-Orchester, eines<br />

der interessantesten,<br />

erfolgreichsten Ensembles<br />

im Experimentalbereich<br />

der klassischen Musik, macht<br />

zum ersten Mal Oper, und zwar in<br />

Neukölln: Da ist Bernhard Glocksin,<br />

dem künstlerischen Leiter der Neuköllner<br />

Oper,doch mal ein wirklicher<br />

Coup gelungen. Länger schon hat er<br />

sich um eine Zusammenarbeit mit<br />

dem vor fünf Jahren gegründeten<br />

Ensemble bemüht, mit „Giovanni –<br />

eine Passion“ hat es geklappt. Und<br />

das Ensemble löst bei der Premiere<br />

am Donnerstagabend ein, was es bei<br />

seinen zurückliegenden <strong>Berliner</strong><br />

Auftritten an Erwartungen geweckt<br />

hat. Zuletzt etwa bei seiner Beschäftigung<br />

mit der 3. Sinfonie vonJohannes<br />

Brahms unter dem selbstironisch<br />

anmaßenden Titel „#freebrahms“.<br />

DieWeitergestaltung des Originals<br />

durch stilistische Ausflüge,durch formale<br />

Verbreiterung und szenische<br />

Darstellung, das funktioniert auch<br />

bei Wolfgang Amadeus Mozarts „Don<br />

Giovanni“. Zwanzig Musikerinnen<br />

und Musiker bewegen sich durch den<br />

Raum, spielen, singen, rezitieren (Regie:<br />

Ulrike Schwab), professionelle<br />

Sänger mischen sich hinein, Hrund<br />

Ósk Árnadóttir etwa mit dramatischem<br />

Mezzosopran –sie übernimmt<br />

den Part der Donna Elvira –,die Sopranistin<br />

Derya Atakan mit perlglattem<br />

Sopran oder der feine Tenor Daniel<br />

Arnaldos, der streckenweise als<br />

Don Ottavio auftritt. Feste Rollen lassen<br />

sich den Sängernallerdings selten<br />

zuordnen. Alles ist im Fluss,die Übergänge<br />

vomSingen zum Spielen eines<br />

Musikinstrumentes sind gleitend, die<br />

Konturen des Stückes, wie man es<br />

kennt, zerfließen. Dass dabei dennoch<br />

nicht der Eindruck von Beliebigkeit<br />

entsteht, gehört zu den erstaunlichen<br />

Leistungen dieser Produktion.<br />

Als kluge Entscheidung erweist<br />

sich, Mozarts Musik eher zu touchieren,<br />

als sie direkt aufzugreifen. Giovannis<br />

Champagner-Arie, die Regis-<br />

ter-Arie Leporellos, inder der Diener<br />

Bilanz zieht über die europaweit verstreuten<br />

Liebschaften seines Herrn:<br />

All das ist da und irgendwie doch<br />

nicht, weil klanglich verfremdet, ironisiertoder<br />

in ein neues Gewand gesteckt.<br />

So bei der Bauernhochzeit<br />

zwischen Zerlina und Masetto, die<br />

hier als rauschende Party erscheint<br />

mit E-Gitarren-Unterstützung und<br />

angeschärften Rhythmen. Platt wird<br />

es dabei nicht, weil die Arrangeure<br />

des Ensembles, federführend der<br />

Hornist Juri de Marcound der Posaunist<br />

Alistair Duncan ein gutes Gespür<br />

haben für Zwischentöne und sanfte<br />

Übergänge. Scheinbar mühelos<br />

schafft das Stegreif-Orchester einen<br />

Wegvon Mozart hinüber zur Musik<br />

des Flamenco,wenn Donna Elviraihrenersten<br />

Auftritt absolviertimStil einer<br />

hochtragischen Flamenco-Sängerin<br />

(dem HandlungsortSevilla wird<br />

mehrfach die Ehre ehrwiesen). Von<br />

ANDREAS ALTENHOF<br />

keinem musikalischen Stil lassen sich<br />

die Musiker völlig vereinnahmen, immer<br />

halten sie eine gewisse Distanz.<br />

Groß ist dadurch die musikalische<br />

Freiheit; dass die Musikerinnen und<br />

Musiker diese Freiheit so inspiriert<br />

nutzen, macht den Abend zum Erlebnis<br />

–über zweineinhalb Stunden hinweg,<br />

die die Mitglieder des Ensemble<br />

auswendig spielen.<br />

Die Musik trägt hier alles. Und<br />

zwar so kraftvoll, dass es erstaunlich<br />

wenig ausmacht, wenn man an diesem<br />

Abend wenig Neues erfährtüber<br />

den Don Giovanni. Gesprochene<br />

Passagen sollen gedankliche Hintergründe<br />

erhellen abseits von dem,<br />

was aus dem Libretto Lorenzo Da<br />

Pontes in die neue Fassung der Oper<br />

Eingang gefunden hat. Dass die Musiker<br />

und Sänger nicht so gut sprechen,<br />

wie sie singen und spielen,<br />

führt hier zu Verständnisschwierigkeiten.<br />

Man erfährt immerhin so<br />

viel, dass Don Giovanni in dieser Fassung<br />

nur den bewussten und unbewussten<br />

Wünschen der Frauen entspricht.<br />

VomVerführer wird erzum<br />

Erfüllungsgehilfen. Das rettet die<br />

Ehre seiner Lustobjekte, nimmt ihm<br />

selbst aber auch den dämonischen<br />

Reiz, der noch Mozarts Original<br />

prägt. Giovanni erscheint blass, damit<br />

in politisch korrekteren Zeiten<br />

wohl zeitgemäß, aber auch frei von<br />

seiner archetypischen Erscheinung.<br />

Den schlimmen Lustmolch gibt es<br />

hier nicht mehr. Anseine Stelle tritt<br />

als Hauptdarsteller ein Musiker-Kollektiv,<br />

das in weißer Fantasie-Kostümierung<br />

– warum, erschließt sich<br />

nicht recht –den Raum bis in die hintersten<br />

Ecken mit Präsenz füllt. Dafür<br />

braucht es – kostenbewusste<br />

Opernintendanten aufgemerkt –<br />

kaum ein Bühnenbild. Man gruppiert<br />

sich um ein Podium in der<br />

Mitte, das mal miteinbezogen wird,<br />

mal nicht, ansonsten tanzen, schreiten<br />

und balgen sich die Darsteller<br />

auf torfbestreutem Boden.Verführen<br />

soll hier allein die Musik und das,<br />

was sie mit den Körpernmacht.<br />

Nächste Termine: 16.,17.,19. und 20. Oktober,<br />

jeweils 20 Uhr, Tickets: 68 89 07 77<br />

„Alles, was sie tat, zeichnete sich durch eine seltene Stärke und Leuchtkraft aus“<br />

Als erste Frau stand sie an der Spitze der Schwedischen Akademie und gab bekannt, wer den Literaturnobelpreis bekommt. Nun ist Sara Danius mit 57 Jahren gestorben<br />

Mitunter nimmt das Schicksal<br />

einen bemerkenswerten Lauf.<br />

Zwei Tage, nachdem in Stockholm<br />

nun wieder der Literaturnobelpreis<br />

vergeben wurde –und das gleich in<br />

zweifacher Adressierung –, meldeten<br />

die Nachrichtenagenturen den Tod<br />

von Sara Danius, der vormaligen<br />

Vorsitzenden der Schwedischen<br />

Akademie. Die erste Frau, die den<br />

Träger des renommierten Preises<br />

verkündete, ist im Alter von 57Jahren<br />

gestorben, wie am Sonnabend<br />

bekannt wurde.<br />

Danius war 2015 an die Spitzeder<br />

Akademie gerückt, die den Literaturnobelpreis<br />

vergibt. Im Zuge des Akademie-Skandals<br />

um sexuelle Belästigung<br />

legte sie im April2018 den Posten<br />

nieder, imFebruar 2019 verließ<br />

sie die Akademie.<br />

Die 1962 geborene Danius arbeitete<br />

zunächst als Literaturkritikerin,<br />

ehe sie sich auf eine wissenschaftliche<br />

Karriere konzentrierte. 2013<br />

wurde sie Professorin für Literatur<br />

an der Universität Stockholm. Im<br />

Jahr 2014 machte sie eine Brustkrebserkrankung<br />

öffentlich.<br />

2013 wurde Danius in die Schwedische<br />

Akademie gewählt. Zwei Jahre<br />

später übernahm sie als erste Frau<br />

den Posten der Ständigen<br />

Sekretärin der 1786 gegründeten<br />

Institution. In<br />

dieser Funktion trat sie<br />

drei Jahre lang jeweils im<br />

Herbst vordie Medien und<br />

verkündete, wem die Akademie<br />

den weltweit wichtigsten<br />

Literaturpreis verleiht.<br />

2015 war es die weißrussische<br />

Autorin Swetlana<br />

Alexijewitsch, 2016 gab es eine<br />

umstrittene Entscheidung für den<br />

US-amerikanischen Sänger und<br />

Songwriter Bob Dylan, der nicht zur<br />

Preisverleihung erschien.<br />

SWEDISH ACADEMYXXXXXX<br />

Sara Danius<br />

(1962–2019)<br />

Sara Danius stellte sich<br />

den Diskussionen um diesen<br />

vergleichsweise kleinen<br />

Skandal entgegen, indem<br />

sie sich mit einem Dylan-T-Shirt<br />

ablichten ließ.<br />

Im Jahr 2017 wurde dann<br />

zum allgemeinen Wohlgefallen<br />

der britisch-japanische<br />

Schriftsteller Kazuo<br />

Ishigurogeehrt.<br />

„Alles, was sie tat, zeichnete sich<br />

durch eine seltene Stärke und<br />

Leuchtkraft aus“, hieß es in der Mitteilung<br />

der Schwedischen Akademie.<br />

Der schwedische König Carl<br />

XVI. Gustaf, Schirmherr der Akademie,<br />

sprach sein Beileid aus. „Eine<br />

starke Kulturpersönlichkeit hat uns<br />

viel zu früh verlassen“, hieß es in einer<br />

Mitteilung des Palastes.<br />

Ende 2017 geriet die Akademie in<br />

eine tiefe Krise. Der Skandal drehte<br />

sich um das Akademie-Mitglied Katarina<br />

Frostenson und ihren Ehemann<br />

Jean-Claude Arnault, dem 18 Frauen<br />

sexuelle Belästigung und Übergriffe<br />

vorwarfen. Er wurde wegen Vergewaltigung<br />

mittlerweile zu zweieinhalb<br />

Jahren Gefängnis verurteilt.<br />

Wegen des Skandals wurde 2018<br />

kein Nobelpreis für Literatur vergeben.<br />

Er wurde dieses Jahr nachgeholt<br />

und am vergangenen Donnerstag<br />

an die polnische Schriftstellerin<br />

Olga Tokarczuk verliehen,<br />

während der Österreicher Peter<br />

Handke den Nobelpreis für 2019<br />

zugesprochen bekam.<br />

Danius hatte dieses Vorgehen<br />

noch im Märzdieses Jahres kritisiert.<br />

Aus Respekt vor den betroffenen<br />

Frauen hätte man sich entschließen<br />

sollen, für 2018 auch nachträglich<br />

keinen Preis zu vergeben, sagte sie<br />

damals.„So hätte man in Erinnerung<br />

behalten können, dass tatsächlich<br />

etwas passiertist.“ (BLZ/dpa)<br />

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LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 23<br />

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Feuilleton<br />

„Lücken<br />

werden<br />

bleiben“<br />

Restitutionen aus Dresdner<br />

Kunstsammlungen<br />

Aus dem Bestand der Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dresden<br />

(SKD) sind bisher mehr als 12 700<br />

Stücke an die rechtmäßigen Eigentümer<br />

zurückgegebenworden. Darunter<br />

waren fast 660 Objekte sogenannter<br />

NS-Raubkunst, wie der Leiter des<br />

Forschungsprojekts „Daphne“ und<br />

Provenienzexperte Gilbert Lupfer<br />

der Deutschen Presse-Agentur sagte.<br />

Bei 480 Objekten handelte es sich<br />

um Eigentum jüdischer Kunstliebhaber.<br />

Gut 8130 Werke, die im Zuge<br />

des DDR-Unrechts in die Sammlungen<br />

kamen, erhielten deren frühere<br />

Besitzer zurück.<br />

Der Freistaat investierte bis Ende<br />

2018 fast 40 Millionen Euro, umdie<br />

in 14 Museen verwahrten Schätzein<br />

einer Datenbank zu erfassen sowie<br />

Herkunft und Geschichte zu recherchieren.<br />

Das Spektrum der 1,2 Millionen<br />

Kunstwerke reicht von Gemälden<br />

über Preziosen und Möbel<br />

bis zu Waffen, Porzellan und Volkskunst.<br />

Rund drei Viertel davon sind<br />

laut Lupfer inzwischen bearbeitet.<br />

Bis 2021 laufen noch Recherchen in<br />

den Beständen von Kupferstich-Kabinett,<br />

Münzkabinett und Kunstgewerbemuseum.<br />

„Dann können wir<br />

sagen, bei wie vielen Objekten die<br />

Recherchen abgeschlossen sind, bei<br />

denen die Provenienz problematisch<br />

ist oder wo Lücken bleiben.“<br />

Mit dem nach der Nymphe aus<br />

der griechischen Mythologie benannten<br />

Projekt klären die SKD die<br />

Herkunft aller Erwerbungen und Zugänge<br />

seit 1933. MitUnterzeichnung<br />

der Washingtoner Erklärung hatte<br />

sich Deutschland zur Herausgabe<br />

der vonden Nazis beschlagnahmten<br />

Kunstgegenstände verpflichtet. Zudem<br />

werden Objekte geprüft, die<br />

nach 1945 teils unter fragwürdigen<br />

Umständen in die Museen gelangten<br />

– aus Adelsbesitz, von Republikflüchtlingen<br />

oder Beschlagnahmungen<br />

aus anderen Gründen.<br />

Auslöser der Nachforschungen<br />

waren vor allem Forderungen der<br />

Wettiner. Mehrfach zahlte der Freistaat<br />

die Nachfahren des früheren<br />

Herrscherhauses nach 1999 aus und<br />

sicherte für gut 21 Millionen Euro<br />

Selbstbildnis von Rembrandt im Dresdner<br />

Kupferstichkabinett ZB/SEBASTIAN WILLNOW<br />

wichtige Kunstschätze. Auch für die<br />

Museen wertvolle NS-Raubkunst<br />

konnte durch Ankauf oder Leihgabe<br />

erhalten werden. DieExperten identifizierten<br />

zudem fast 3500 Kunstwerkeaus<br />

der sogenannten Schlossbergung<br />

im Zuge der Bodenreform<br />

sowie zwölf „Irrläufer“, die bei der<br />

Rückkehr der von sowjetischen Trophäenkommissionen<br />

1945 beschlagnahmten<br />

Objekten fälschlicherweise<br />

in den SKD landeten.<br />

Lupfer geht davon aus, dass am<br />

Ende Lücken bleiben. „Wir werden<br />

einige Fälle haben, wo wir nichts<br />

über die Herkunft wissen und die<br />

nicht mit vertretbarem Aufwand geklärt<br />

werden können.“ Ab 2022 sollen<br />

die Ethnografischen Sammlungen<br />

mit rund 300 000 Objekten erforscht<br />

werden. Bisher wurden 41<br />

Gebeine und Schädel anVertreter ihrerHerkunftsländer<br />

zurückgegeben.<br />

DieSKD selbst vermissen seit 1945<br />

rund 96400 Stücke, darunter Werke<br />

vonLucas Cranach d. Ä, Caspar David<br />

Friedrich und Albrecht Dürer. (dpa)<br />

Ein alter Container reicht, um das ewig Gestrige sowie verheißungsvoll Zukünftige ins Heute zu transportieren, wenn Wolfram Koch ihn über die Bühne zieht.<br />

Eine neue Art „Endspiel“<br />

Jan Bosses Inszenierung „Don Quijote“ von Jakob Nolte nach Cervantes kommt von Bregenz ans DT<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

VonPeter Uehling<br />

Inder Pause dieses sicher kürzesten<br />

Zweieinhalbstünders in der<br />

jüngeren Geschichte des DT lohnt es<br />

sich, einen Blick ins Programmheft<br />

zu werfen. Da erzählt Regisseur Jan<br />

Bosse plötzlich etwas von den<br />

Schwierigkeiten, Miguel de Cervantes’<br />

Jahrtausend-Roman „Don Quijote“<br />

auf die Bühne zu bringen.<br />

Dinge, andie man beim Betrachten<br />

des so leicht wirkenden Ergebnisses<br />

keinen Moment mehr dachte. Aber<br />

es stimmt ja, was Bosse da sagt, dass<br />

nämlich jeder glaubt, den Don Quijote<br />

gut zu kennen, den edelmütigen<br />

„Ritter von der traurigen Gestalt“,<br />

den Schwärmer für Recht und Ehre<br />

und furchtlosen Kämpfer gegen eine<br />

stete Übermacht eingebildeter<br />

Feinde,und neben ihm den kleinen,<br />

dicken, Knappen Sancho Panza. Dabei<br />

hat kaum jemand den 1200-Seiten-Roman<br />

aus den ersten Tagen des<br />

17. Jahrhunderts je gelesen. Zumindest<br />

nicht mehr als ein paar Hundert<br />

Seiten.<br />

DieHauptfiguren sind also längst<br />

eingenäht in feste Bilder, die man<br />

„kulturelles Gedächtnis“ nennt, ihre<br />

Windmühlen-Abenteuer sind<br />

sprichwörtlich, aber niemand kennt<br />

sie wirklich aus erster Hand. So viel<br />

jedenfalls scheint klar:Jedes Quijote-<br />

Abenteuer beginnt mit einer Verwechslung,<br />

mündet in eine derbe<br />

Prügelei und endet mit seiner Niederlage.Keine<br />

schlechten Voraussetzungen<br />

eigentlich für eine gründliche<br />

Neusichtung des Textes. Doch<br />

ganz so neu wirdesimDTdann auch<br />

wieder nicht, wo Bosses Inszenierung<br />

nun angekommen ist, nachdem<br />

sie im Juli bereits bei den Bregenzer<br />

Festspielen Premiere feierte.<br />

Und trotzdem ist aus der produktiven<br />

kleinen Verschwörung, die hier<br />

Kern der Sache ist, zwischen Bosse<br />

und den zwei Ausnahmeschauspielern<br />

Ulrich Matthes und Wolfram<br />

Koch, die schon 2007 Becketts „Endspiel“<br />

zum Erfolg schmiedeten, ein<br />

selten frischer, spielerisch gedankenreicher<br />

Abend geworden. Maßgeblichen<br />

Anteil daran hat diesmal<br />

aber auch ein vierter im Bunde: Autor<br />

Jakob Nolte. Dass der 31-Jährige<br />

ein besonderes Talent zum grotesken<br />

Realismus besitzt, darin Cervantes<br />

nicht fern, hat er schon in etlichen<br />

Stücken bewiesen, zuletzt bei<br />

den Autorentheatertagen 2016 mit<br />

dem Zwei-Frauen-Dialog „Gespräch<br />

wegen der Kürbisse“. Sein „Don Quijote“<br />

nun bleibt inhaltlich nah am<br />

Roman, macht formal aber gleich<br />

mehrere Salti, indem er Sancho<br />

Panza diskret zum eigentlichen<br />

Chronisten und Arrangeur des Spiels<br />

adelt. Zusammen kondensieren<br />

Nolte und Bosse Cervantes' ausgreifende<br />

Ritterparodie in eine neue Art<br />

„Endspiel“, indem sie die beiden<br />

Abenteurer nun als Beckettsche Gestrandete<br />

im Irgendwo zeigen, die<br />

die heldenhaften Geschichten von<br />

einst –obwahr,angelesen oder ausgedacht<br />

–immer wieder von neuem<br />

durchspielen (dabei auch aktualisierenund<br />

hinterfragen), um die trübe,<br />

Dichter Rauch spielt keine geringe Rolle<br />

an diesem nüchternen, trotzdem nie<br />

unpoetischen Schauspielerabend.<br />

von Lüge und Kriegsqualm dampfende<br />

Gegenwart umsie herum mit<br />

höherem Sinn zu füllen.<br />

Ja, dichter Rauch spielt keine geringe<br />

Rolle an diesem nüchternen,<br />

trotzdem nie unpoetischen Schauspielerabend,<br />

der die stete Gewalt,<br />

die wolkige Sehnsucht und die heiße<br />

Luft der Quijote’schen Gedanken<br />

und Rhetorik gleichermaßen ins Bild<br />

setzt. Dass ein alter Container reicht,<br />

um das ewig Gestrige sowie verheißungsvoll<br />

Zukünftige des sonderbaren<br />

Paares –Träumer und Realist –<br />

ins Heute zu transportieren, ist eine<br />

der Wunderbarkeiten dieses Abends.<br />

Wenn Wolfram Koch ihn wie ein<br />

Atmosphärische Fassaden<br />

Sibelius, Tschaikowsky,Schumann –Paavo Järvi dirigiert die <strong>Berliner</strong> Philharmoniker<br />

Vor eineinhalb Jahren war zum<br />

ersten Mal ein Dirigent namens<br />

Dima Slobodeniouk bei den <strong>Berliner</strong><br />

PhilharmonikernzuGast, der keinen<br />

großen Erfolg bei Publikum und Orchester<br />

einfuhr und mir dennoch im<br />

Kopf blieb wegen seiner Interpretation<br />

von Jean Sibelius’ „Tapiola“.<br />

Vielleicht war ich selbst in diesem<br />

Moment nur besonders wach und<br />

aufnahmebereit für genau dieses<br />

Stück, es erschien mir jedenfalls als<br />

enormdichte und originelle Komposition,<br />

weit weg von den dummen<br />

und herablassenden Sibelius-Klischees,<br />

die oft genug von den Dirigenten<br />

bestätigt werden. Diesem<br />

Stück galten am Freitag bei den Philharmonikern<br />

meine größten Erwartungen;<br />

PaavoJärvi stand am Pult.<br />

Ich erkannte das Stück nicht wieder.<br />

Järvi ist der kompetentere Dirigent,<br />

klanglich war hier nichts auszusetzen,<br />

auch rhythmisch saß alles<br />

am rechten Platz. Aber da waren sie<br />

wieder: Die simplen Folklore-Ansätze,<br />

die zum einfältigen Ausdruck<br />

von Ödnis tendierende Monotonie,<br />

die lediglich koloristisch verstandenen<br />

Dissonanzen, und das Ganze<br />

eine Folge vonKlangfeldernmit bestenfalls<br />

rhapsodischem Bezug aufeinander.<br />

Gerade das Wissen um<br />

„den Stil“ führte zu einer kaum einmal<br />

durch die atmosphärische Fassade<br />

brechenden Aufführung. Sibelius<br />

als Schwundstufe von Liszt und<br />

Strauss –sohat man ihn vielleicht<br />

damals entzückt in den USA gehört,<br />

als den nicht ganz so komplizierten<br />

Tondichter.<br />

EinDenken im Klang<br />

Aber es steckt doch mehr drin in dieser<br />

Partitur von 1926: nämlich trotz<br />

der betont traditionellen Besetzung<br />

ein Denken im Klang, das mehr mit<br />

Edgar Varèse und Morton Feldman<br />

zu tun hat als mit den großen Instrumentationsvirtuosen.<br />

DieSturmmusik<br />

gegen Ende bricht hier als besonders<br />

fetziges Intermezzolos,aber sie<br />

müsste doch eigentlich als Entfesselung<br />

dessen erscheinen, was bis dahin<br />

in dissonanten Liegeklängen gebunden<br />

lag, also ihren präzisen formalen<br />

Sinn enthüllen.<br />

Tschaikowskys Violinkonzert bildete<br />

leider die passende Fortsetzung<br />

zu diesem gedankenarmen Beginn.<br />

Janine Jansen ist eine hervorragende<br />

Solistin, aber sie gehörtnicht zur etablierten<br />

Zunft nachdenklicher Geigerinnen<br />

wie Isabelle Faust, Antje<br />

Weithaas, Patricia Kopatchinskaja<br />

oder Carolin Widmann. Jansen spielt<br />

schlanker und weniger dominant als<br />

Anne Sophie Mutter, aber damit<br />

klopft sie den Staub nicht aus diesem<br />

misshandelten Stück. Järvi und die<br />

Philharmoniker ließen der Solistin<br />

sensibel Raum, legten aber knatternd<br />

los, wenn sie nicht begleiten<br />

Kahnschlepper über die Bühne zieht<br />

oder Ulrich Matthes als Triumphator<br />

auf seinem Dach zum Angriff bläst,<br />

ist er klägliche Behausung, kulturelle<br />

und soziale Last, gedankliche Wunderkiste<br />

und großspurige Weltbühne<br />

zugleich. Auf ihm wirkt Matthes mit<br />

seiner schmächtigen, fast ausgezehrten<br />

Gestalt und dem gebrochenen<br />

Blick, in grauer Sporthose und<br />

mit einem flatterigen Helm aus Alufolie<br />

auf dem Kopf noch ein bisschen<br />

entrückter.Auch trauriger.Zwischen<br />

Dünkel und Verletzlichkeit gibt Matthes<br />

ein fast durchsichtiges Wolkenwesen.<br />

Unddass Wolfram Koch, dessen<br />

grotesker Schaumstoffunterleib<br />

die Stretchjeans darüber spannt wie<br />

ein Geschoss, mit seinem schneidend-bösen<br />

Komikertalent den Sancho<br />

zum eigentlichen Herrn des<br />

Abends macht, war fast erwartbar.<br />

Nur ist es ein sorgender, sozial aufmüpfiger,<br />

geradezu hegelianisch<br />

durchkreuzter Herr,der seinen Mündel<br />

gewordenen Meister nie übervorteilt.<br />

Auch wenn man sich am<br />

Ende etwas die Augen reibt, wie glatt<br />

alles ineinanderfließt, wie sich Spielund<br />

Wirklichkeitsebenen hier unbeirrt<br />

Raum geben –Cervantes' Zeit,<br />

Quijotes Buchheldentum und das<br />

Bühnen-Ping-Pong der Stars –, dann<br />

ist doch keineswegs ein Selbstläufer<br />

daraus geworden. Quijote und Sancho<br />

werden sich langsam fremd und<br />

im besten Sinne uns.<br />

DonQuijote 14.,20.10.,19.30 Uhr,Deutsches<br />

Theater, Kartentel: 28441225<br />

mussten. Effektvoll war auch das,<br />

Jansen spielt gerade das virtuose<br />

Zeug unfassbar sauber. Aber auch<br />

hier fühlt man sich um die Substanz<br />

des Werksgebracht.<br />

Entschiedener Gestalter<br />

ARNO DECLAIR<br />

Es blieb Schumanns „Rheinische“<br />

am Ende,von Järvi als großer Bogen<br />

gefasst, mit klaren Bläserzeichnungen<br />

und zauberhaft aufgelockertem<br />

Streicherklang. Hier zeigte er sich<br />

als diskreter, unmanierierter, aber<br />

entschiedener Gestalter. Die<br />

Schwere, mit der am Ende des Prozessions-Satzes<br />

die Schlussakkorde<br />

hinabfallen, beeindruckte zutiefst –<br />

und wie tröstlich nimmt uns das direkt<br />

angeschlossene Finale zurück<br />

ins Leben. Schumanns Symphonie<br />

besetzt in Järvis Sicht eine originelle<br />

Position, die sich von Monumentalität<br />

fernhält, während sie Poesie<br />

und Konstruktion geistreich aufeinander<br />

bezieht.<br />

Für Späße<br />

war er immer<br />

zu haben<br />

Der Stimmungssänger<br />

Thomas Lück ist tot<br />

VonTorsten Wahl<br />

Sein bekanntestes Lied war eher<br />

untypisch für ihn. 1983 wollten<br />

die Puhdys beweisen, dass sie die aus<br />

dem Westen kommende Neue Deutsche<br />

Welle spielend reiten könnten.<br />

Sie holten Thomas Lück als Sänger<br />

für ihren Song „Kurschatten“ –und<br />

der von minimalistischen Keyboard<br />

und Gitarre angetriebene Song, den<br />

Lück in einem zackigem Rhythmus<br />

mehr sprach als sang, lief wochenlang<br />

im Radio hoch und runter:„Sie<br />

war mein Kurschatten, Kurschatten,<br />

Kurschatten. Undwenn wir Zeit hatten,<br />

gingen wir in den Garten, dort<br />

wo die Früchte warten.“<br />

Für Späße war Thomas Lück zu<br />

haben. Seit Mitte der 60er-Jahreprofilierte<br />

sich der 1943 auf Rügen geborene<br />

Sänger vorallem als Stimmungskanone.Blödellieder<br />

wie „Wokommt<br />

der Schnee auf dem Kilimandscharo<br />

her“ sorgten für<br />

schunkelnde<br />

Säle, auch wenn<br />

das dort vermittelte<br />

Afrika-Bild<br />

von zweifelhafter<br />

Natur ist: „Kleidung<br />

wird dort<br />

eingespart, Pelz<br />

trägt nur der Leopard.<br />

Nicht umsonst<br />

sind alle<br />

ZB/BERND SETTNIK<br />

Frau’n vonder Kaffeesonne braun.“<br />

Nicht nur seine Lieder,auch seine<br />

Partnerinnen waren populär. Inerster<br />

Ehe war Thomas Lück mit der<br />

Fernsehmoderatorin Petra Kusch-<br />

Lück verheiratet, danach bildete er<br />

mit Aurora Lacasa ein Traumpaar<br />

des DDR-Schlagers, sang mit ihr das<br />

Duett „Das kann nur Liebe sein“.<br />

Nachdem sich Lacasa dem Schlager-<br />

Primus Frank Schöbel zugewandt<br />

hatte,war Thomas Lück mit der jungen<br />

Nina Hagen zusammen.<br />

Als Mitglied des Ensembles des<br />

DDR-Fernsehens durfte Thomas<br />

Lück seine komödiantische Ader<br />

auch in Filmen zeigen –imSchwank<br />

„Liebesfallen“ war er als „Herr Reitstock“<br />

zu sehen, als seine Gattin übrigens<br />

Eva-Maria Hagen, die Mutter<br />

vonNina. Nach der Ausreise der beiden<br />

verschwand der Film im Archiv.<br />

In Andreas Holm fand er einen Bühnenpartner.Das<br />

Duomoderierte TV-<br />

Showswie den„Kessel Buntes“. Thomas<br />

Lück nahm sich selbst nie allzu<br />

ernst, spielte in Liedern wie „Lass<br />

doch bloß den Schlankheitstee“ oder<br />

„Ich koche für mein Leben gern“ auf<br />

seine Figur an.<br />

DerSänger,der knapp 400 Titel bei<br />

Funk, Fernsehen und Platte aufgenommen<br />

hatte, fiel mit der Wende<br />

wie viele Kollegen in ein Karriereloch,<br />

versuchte sein Glück auf Flohmärkten.<br />

Ab 1997 trat er wieder mit Andreas<br />

Holm auf, das Duo sang neue<br />

Stimmungsschlager, etwa „Wir sind<br />

alle nicht ganz dicht“ oder „Was willst<br />

du denn in Hollywood?“ Anfang des<br />

Jahres musste Thomas Lück seine<br />

Bühnenkarriere beenden –erwar an<br />

Hautkrebs erkrankt. Am Donnerstag<br />

in er in Leegebruch bei Berlin im Alter<br />

von76Jahren gestorben.<br />

TOP 10<br />

Sonnabend, 12. Oktober<br />

Thomas Lück<br />

(1943–2019)<br />

1 Das Quartett ZDF 5,8 20 %<br />

2 Tagesschau ARD 5,1 20 %<br />

3 Verstehen Sie Sp.? ARD 4,0 15 %<br />

4 Der Staatsanwalt ZDF 3,9 15 %<br />

5 heute ZDF 3,6 18 %<br />

6 Das Supertalent RTL 3,5 12 %<br />

7 Bares für Rares ZDF 3,3 14 %<br />

8 RTL aktuell RTL 2,5 13 %<br />

9 TakeMeOut RTL 2,5 12 %<br />

10 heute journal ZDF 2,5 11 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

19.30: „Kunst“<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Die zwölf Geschworenen<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

19.30: Don Quijote<br />

GarnTheater (& 78 95 13 46)<br />

20.30: Aufzeichnungen aus derUnruhe<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

19.30: Die Mittelmeer-Monologe<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

20.00: Amphitryon<br />

20.30 Studio: Voyage<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00Champagnerhalle:Der letzte Raucher<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Where Are We Now(Sven Ratzke)<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />

BühnenRausch (& 44 67 32 64)<br />

20.00: Impro-Überra(u)schungs-Show<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

12.00, 20.00: Skandal im Spreebezirk<br />

19.30 Studio: Die Zukunft istkeinPonyhof (Studio-Ensemble)<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

21.00: The Great Satan WorldTour 2019 (Everything<br />

is Terrible!)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Der Blaue Montag –Die ganze Stadt in einer<br />

Show(Arnulf Radting (Mod.)<br />

KLASSIK<br />

Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />

20.00 Foyer: Arnulf Ballhorn, Jesper Ulfenstedt<br />

(Kontrabass), Christoph Breidler (Klavier)u.a., Kammerkonzert2:Zeitgenossen,<br />

Werkefür Streichquartett<br />

und zwei Solo-Kontrabässe vonHenze, Rihm und<br />

Breidler<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

20.00: Collegium Formosa 2019, Ensemble Taiwan,<br />

Solist*innen, Ltg.Su-Han Yang,Ming-YiLin: „Ein<br />

blühender Baum“ für Violine, Klavier und Streicher;<br />

Tyzen Hsiao: Lan-Yang-Tanz; Hsien Chang: Tsou Tribe Sipayatu;<br />

Antonio Vivaldi: Die vier Jahreszeitenop. 9Nr.<br />

2, „Der Sommer“, „Der Winter“; Jing-Guang Li/Che-Yi<br />

Lee: „Der Duft der Nacht“; Max Bruch: Doppelkonzert<br />

für Violine, Viola und Orchestere-Moll op. 88<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />

9.45 Kinderbibliothek: Bücherbabys, Workshop (bis<br />

3J.). Anm. erf.<br />

14.00 Kinderbibliothek: Ferienprogramm: Potterheads<br />

–Harry Potter AG inder KiJubi, Mitmachen<br />

(ab 8bis 12 J.)<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama (ab 4bis<br />

8J.)<br />

10.30: Krawallo, Musikalische Mitmachparty (ab 5J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (& 29 04 78 40)<br />

10.00: Zirkusferien Kreuzberg,Workshop (ab 7J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Springling (& 60 96 28 48)<br />

10.00: Zirkusferien Marzahn, Workshop (ab 7J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Tempelhof (Columbiadamm 84)<br />

10.00: Zirkusferien Tempelhof, Workshop (ab 7J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Treptow (& 544 90 15 18)<br />

10.00: Zirkusferien Treptow, Workshop (ab 7J.)<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />

10.00: Berlins beste Herbstferien! PHÄNOMENIEN –<br />

Erstaunliches fürNeugierige,Aktionen und Workshops<br />

(ab 6bis 14 J.)<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Laura war hier (ab5J.)<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Ausdie Maus (ab 8J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />

und anderswo<br />

Klax Kreativwerkstatt (& /64 49 44 22)<br />

9.00: Ferienprogramm: Wasfür ein Theater!, Ferienworkshop<br />

(ab 5bis 9J.). Anm. erf.<br />

9.00: Ferienprogramm: Let’scode together,Ferienworkshop<br />

(ab 8bis 12 J.). Anm. erf.<br />

Käthe-Kollwitz-Museum (& 882 52 10)<br />

11.10: Meine Welt –Künstler*innenbücher als skulpturale<br />

Objekte, Workshop (ab 10 bis 12 J.). Anm. erf.<br />

Phoenix in der KULTSchule (& 72 01 19 19)<br />

16.00 MediaLab: Phoenix-Küken, Kindertheater-Workshop,<br />

Leitung: Oksana Loidova (ab 4bis 12 J.)<br />

Planetarium am Insulaner (& 790 09 30)<br />

10.30: Das kleine 1x1 der Sterne<br />

Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />

16.00: Die Zauberflöte, Oper vonMozartals Marionettentheater<br />

(ab 6bis 10 J.)<br />

Puppentheater Prenzlkasper (& 21 79 10 60)<br />

10.00: Kasper auf dem Bauernhof, Gastspiel<br />

Alpenkasper<br />

W. M. Blumenthal Akademie (Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz<br />

1)<br />

10.00: Herbstferien: Rette dein Lieblingstier auf die<br />

Arche Noah!, Kunstworkshop<br />

Werkstatt Hortensienstraße (Hortensienstr.29a)<br />

10.00: Neukölln beginnt am Hermannplatz –Einen<br />

<strong>Berliner</strong> Schmelztiegel mit der Kamera erkunden,<br />

Workshop<br />

(ab 13 bis 17 J.). Anm. erf.<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Begine (& 215 14 14)<br />

19.00: Literaturrunde, Han Kang,Lesung und<br />

Diskussion<br />

<strong>Berliner</strong> Landeszentrale für politische Bildung<br />

(& 902274966) 18.30Besuchszentrum:<br />

Judenhass im Internet, Monika Schwarz-Friesel,<br />

Buchvorstellung und Gespräch<br />

Instituto Cervantes (& 257 61 80)<br />

19.00: Die Durchlässigkeit der Zeit, Leonardo Padura,<br />

Denis Abrahams, Moderiertvon MarkoMartin<br />

Lettrétage (& 692 45 38)<br />

19.30: Greek Writers@Berlin –Teil II, Lesung und<br />

Gespräch mit Vassileia Stylianidou und Margarita<br />

Tsomou, Moderation: Andrea Movroidis.<br />

Literaturhaus Berlin (& 887 28 60)<br />

21.00: Wortservierungen: Ein Schrei gegendie Welt:<br />

Georg Büchner –Ein Streitgespräch, vonMichael<br />

Talheimer,mit Richard Burger<br />

Nicolaische Buchhandlung (& /8 52 40 05)<br />

19.30: Grünmantel, Manfred Maurenbrecher,Lesung<br />

&Gespräch<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />

Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

19.00: Lesedüne, Marc-UweKling,Julius Fischer,<br />

Sebastian Lehmann, Maik Martschinkowsky u. a., mit<br />

Musik vonBoris the Beast<br />

Urania (& 218 90 91)<br />

20.00: Homo Novus, Dr.Christoph Andreas Marx,<br />

Buchvorstellung mit Gespräch, Mod.: Dr.Ingolf Ebel<br />

Kino<br />

Die<br />

weiße<br />

Krähe<br />

Die Filmbiografie von<br />

Ralph Fiennes blendet<br />

zurück in das Paris der 60er<br />

Jahre: DerKalte Krieg befindet<br />

sich auf seinem Höhepunkt<br />

und die Sowjetunion schickt<br />

ihre beste Tanzkompanie in<br />

den Westen, um ihrekünstlerische<br />

Stärke zu demonstrieren.<br />

DasLeningrader Kirow-Ballett<br />

begeistert die Pariser Zuschauer,<br />

aber ein Mann sorgt<br />

für die Sensation: der virtuose<br />

junge Tänzer Rudolf Nurejew.<br />

Attraktiv, rebellisch und neugierig,<br />

lässt er sich vom kulturellen<br />

Leben der Stadt mitreißen.<br />

Begleitet vonder Chilenin<br />

Clara Saint streift er durch die<br />

Museen und Jazz-Clubs der<br />

Stadt, sehr zum Missfallen der<br />

KGB-Spione, die ihm folgen.<br />

Doch Nurejew genießt die<br />

Freiheit und beschließt in<br />

Frankreich politisches Asyl zu<br />

beantragen. Ein riskantes<br />

Katz- und Mausspiel mit dem<br />

sowjetischen Geheimdienst<br />

beginnt. Frank Junghänel<br />

Nurejew –The White Crow 19 Uhr,<br />

Kino Krokodil, Greifenhagener Straße32<br />

Als das Werk Walter Benjamins<br />

in den 60er-Jahren<br />

eine Wieder- und in vielerlei<br />

Hinsicht Neugeburt erfuhr,<br />

hatte das zweifellos auch mit<br />

dem tragischen Schicksal des Autors<br />

zu tun. Auf der Flucht vor den Nazis<br />

gelangte Benjamin in den spanischen<br />

GrenzortPortbou.Weil er trotz<br />

des erfolgreichen Grenzübertritts<br />

die Auslieferung an die Deutschen<br />

jedoch noch immer befürchten<br />

musste, nahm er sich in der Nacht<br />

vom 26. auf den 27. September 1940<br />

das Leben. Die wichtigste Quelle für<br />

den Suizid ist die mündliche Überlieferung<br />

des Abschiedsbriefs an<br />

Theodor W. Adorno, den Benjamin<br />

der Mitflüchtenden Henny Gurland<br />

diktiert hatte. Durch seinen Tod<br />

hatte er seinen Gefährten dieWeiterflucht<br />

ermöglicht.<br />

Durch die enge Verbindung zu<br />

Adorno hatte die Generation der<br />

68er Walter Benjamin bald als einen<br />

der Ihren entdeckt. Der „Kunstwerk“-Aufsatz<br />

über die Ästhetisierung<br />

der Politik und die Idee einer<br />

Politisierung der Kunst wurde gewissermaßen<br />

zu einem viel gespielten<br />

Hitinden Hörsälen.<br />

Ein Moment der<br />

Unkörperlichkeit<br />

Mit Veranstaltungenüber<br />

Walter Benjamin und Paul Celan wird in<br />

dieser Woche das Werk<br />

zweier mythischer Autoren<br />

des 20. Jahrhunderts inspiziert<br />

Harry Nutt<br />

isterstaunt über die vielen Konjunkturen<br />

und Lesarten desWerkes vonWalter Benjamin.<br />

Spannung verspricht auch die<br />

Sicht ukrainischer Autoren auf das Werk<br />

vonPaul Celan.<br />

Der Publizist Helmut Salzinger,<br />

der Benjamin in seinem Buch„Swinging<br />

Benjamin“ folgerichtig als Popphänomen<br />

betrachtete, schildert<br />

darin allerdings auch seine Schwierigkeiten<br />

mit dem sperrigen Autor,in<br />

dessen „Ursprung des deutschen<br />

Trauerspiels“ er sich geradezu festgebissen<br />

zu haben schien. „Ich fing<br />

an, das Buch zu studieren. Ich las<br />

Satz für Satz, Wort für Wort, meditierte<br />

darüber, versank in den Text,<br />

verlor mich darin, zappelte,<br />

schluckte,kriegte aber nichts zu fassen.<br />

Die Wörter, deutlich und klar,<br />

stellten sich wie eine Mauer vor ihrenSinn.“<br />

DasTrauerspiel-Buch galt als unlesbar,<br />

aber das steigerte zu jener<br />

Zeit nur die Popularität von Autor<br />

und Text. Hinzu kam die äußere Erscheinung<br />

Benjamins, die bereits<br />

seine Zeitgenossen fasziniert hatte.<br />

„Obwohl er keineswegs asketisch<br />

oder hager oder irgendetwas dieser<br />

Artwar“, schrieb etwa Adorno,„hatte<br />

er ein Moment der Unkörperlichkeit.<br />

Ich habe nie einen Menschen gesehen,<br />

bei dem die gesamte Existenz,<br />

auch die empirische, sovöllig von<br />

der Vergeistigung geprägt gewesen<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Gut gegen<br />

Nordwind 14.00; Once Upon aTime in...Hollywood<br />

16.30; Zurück in die Zukunft 20.00<br />

Cinema Paris (& 881 3119) Nurejew –The White<br />

Crow 14.50, 17.40; Der Glanz der Unsichtbaren –<br />

Les invisibles 20.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 1026) Deutschstunde<br />

14.50,17.40,20.30<br />

Delphi LUX (& 322 931040) Der Glanz der Unsichtbaren<br />

15.00, 17.30; Joker (OF) 15.15, 18.00,<br />

20.00, 20.45; Ein Licht zwischen den Wolken<br />

13.30; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

17.10, 20.30; Nurejew –The White Crow (OmU)<br />

14.00, 18.40; Midsommar (OmU) 21.20; Downton<br />

Abbey (OmU) 14.30, 20.15; Und der Zukunft<br />

zugewandt 15.30, 17.50; Systemsprenger 14.30,<br />

17.15,20.00; M. C. Escher:Reiseindie Unendlichkeit<br />

14.00, 16.45; Skin (OmU) 16.00; Synonymes<br />

(OmU) 18.30; Ad Astra –Zuden Sternen (OmU)<br />

21.10<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Deutschstunde<br />

17.30, 20.00; Bruder Schwester Herz 18.00; Systemsprenger<br />

20.15<br />

Kant Kino (& 319 98 66) Joker 15.00, 17.45,<br />

20.30; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

13.30,15.30;Gelobtsei Gott 17.30;Nurejew –The<br />

White Crow 20.15; Diedrei!!! 13.15;Der Distelfink<br />

15.30; Late Night –Die Show ihres Lebens 18.30;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 20.45; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 13.15, 15.15; Gut gegen<br />

Nordwind 17.20; Leid und Herrlichkeit 20.00; Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingomit Flamingo! 13.15; Fritzi<br />

–Eine Wendewundergeschichte 15.20; Downton<br />

Abbey 17.30, 20.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 2966) Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.15, 14.25; Joker<br />

16.45,19.45,22.45; Joker 11.45,14.30; 3D: Gemini<br />

Man 20.10, 23.00; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 12.45, 15.15; Joker (OF) 17.45;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 20.40; Downton Abbey<br />

11.30, 14.15, 17.10; Metallica &San Francisco<br />

Symphony: S&M2(OmU) 20.00; Fast &Furious:<br />

Hobbs & Shaw 23.15; Angry Birds 2: Der Film<br />

12.30; 3D: Gemini Man 14.45, 17.30; Dem Horizont<br />

so nah 20.20; Joker (OF) 23.00; Der Distelfink<br />

11.45; Deutschstunde 15.00, 17.45, 20.30; Ad<br />

Astra –Zu den Sternen 23.15; Die drei !!! 11.00;<br />

Dem Horizont so nah 13.10, 15.20, 17.40; Joker<br />

(OF) 20.00; Es: Kapitel II 22.45<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Willkommen<br />

im Wunder Park –Wonder Park (OF) 10.30; Unsere<br />

große kleine Farm –The Biggest Little Farm (OmU)<br />

12.30; Celebration (OmU) 14.00; Mein Lotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 15.20; Datsche<br />

(OmenglU) 16.50;Shaun dasSchaf:Der Film: UFO-<br />

Alarm 18.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 20.00; Skin (OmU) 22.45; Paranza: Der<br />

Clan der Kinder –Laparanza dei bambini (OmU)<br />

11.00; Endzeit 12.45; Cleo (OmenglU) 14.15; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen (OmU) 15.50; Die Geldwäscherei<br />

–The Laundromat (OmU) 17.50; Gelobt sei<br />

Gott 19.40; Midsommar (OmU) 22.00; Ama-San<br />

(OmU) 11.00; Yesterday (OmU) 13.00;Wer 4sind –<br />

DieFantastischenVier15.00; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 16.45; Ad Astra –Zuden Sternen<br />

(OmU) 18.15; Systemsprenger (DFmenglU) 20.20;<br />

Ready orNot? –Auf die Plätze, fertig, tot (OmU)<br />

22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Und der Zukunft<br />

zugewandt 14.00, 18.15; Systemsprenger<br />

16.00, 20.15; Midsommar (OmU) 22.30; Über<br />

Grenzen –Der Film einer langen Reise 14.00; Celebration<br />

(OmU) 16.15; Memory Games (OmU)<br />

17.45; Congo Calling (OmU) 19.30; Barstow, California<br />

(OmU) 21.15; Playland USA (OmU) 22.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 14.00, 17.45; Joker 14.00,<br />

17.00, 20.00, 20.45; 3D: Gemini Man 14.00,<br />

16.50, 19.45; Dora und die goldene Stadt 14.15,<br />

17.15; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.15; Enzo und die wundersame Welt der Menschen<br />

14.20; Spider-Man: Far From Home 14.30;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 14.30; Angry Birds<br />

2: Der Film 14.30, 17.15; Good Boys 14.40; Dem<br />

Horizont so nah 14.45, 17.45, 20.45; Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 15.00, 18.15; 3D: Der König<br />

der Löwen 15.00, 20.20; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

15.30, 17.50; Gut gegen Nordwind<br />

16.15; Intrigo: In Liebe Agnes 17.00; Angel Has<br />

Fallen 17.00, 21.10; Downton Abbey (OF) 17.10;<br />

Es: Kapitel II 17.30, 19.30; Ready orNot? –Auf<br />

die Plätze,fertig,tot 18.00; Downton Abbey 19.50;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 20.00; Gemini<br />

Man 20.15; Ad Astra –Zuden Sternen 20.15;<br />

Sneak Preview 20.30; Joker (OF) 20.30; 47 Meters<br />

Down: Uncaged 21.00<br />

Zukunft (& 01 76/57 861079) Leid und Herrlichkeit–Dolor<br />

ygloria (OmU) 18.00;Systemsprenger<br />

(OmenglU) 20.10; Once Upon aTime in...Hollywood<br />

(OmU) 22.30;<br />

Berlin Bouncer (OmenglU) 18.00; Dunkel, fast<br />

Nacht –Ciemno, prawie noc (OmU) 19.45; Lord of<br />

theToys (OmenglU) 22.00<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Gemini Man<br />

13.30; Dem Horizont so nah 13.40,16.40,19.30;<br />

Dora und die goldene Stadt 13.50, 16.20; Shaun<br />

das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.00, 16.30; Angry<br />

Birds 2:Der Film 14.00, 17.00; Everest: EinYeti<br />

willhochhinaus 14.10,16.50; Joker14.15,17.10,<br />

20.10;3D: Gemini Man17.00, 20.00; Es: Kapitel II<br />

19.10; Gut gegen Nordwind 19.20; Intrigo –Samaria<br />

19.40; Downton Abbey 19.50<br />

Kino Kiste (& 998 7481) 3D: Der König der Löwen<br />

15.45; Gelobt sei Gott 17.45; Und der Zukunft<br />

zugewandt 20.20<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) Dora und die<br />

goldene Stadt 11.50, 14.30, 17.40; Enzo und die<br />

wundersame Welt der Menschen 12.00; 3D:Der König<br />

der Löwen 12.00; UglyDolls 12.10; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.10, 15.10, 17.20;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 12.15,<br />

14.40; Der König der Löwen 12.20, 17.10; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 12.30, 14.50, 17.20; Angry<br />

Birds 2: Der Film 12.40, 15.00, 17.00; Joker<br />

14.20,17.30,20.20; Dem Horizont so nah 14.20,<br />

17.00,19.30; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

14.40; Gemini Man 14.45, 19.30; Downton Abbey<br />

16.50;3D: Gemini Man 17.15, 20.00; Es: Kapitel II<br />

19.40; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 19.45; Rambo<br />

5: Last Blood 19.50; AngelHas Fallen20.00; 47<br />

Meters Down: Uncaged 20.10<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Joker (OmU) 17.00,<br />

19.45,22.30; B Ad Astra –Zuden Sternen (OmU)<br />

16.15, 18.50; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 21.30<br />

fsk amOranienplatz (& 614 24 64) Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 17.45; Der Glanz der<br />

Unsichtbaren –Les invisibles (OmU) 18.00, 20.00;<br />

Systemsprenger (OmenglU) 19.30, 22.00; Gelobt<br />

sei Gott –Grace aDieu (OmU) 21.45<br />

Moviemento (& 692 4785) Frau Stern 13.45;<br />

Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />

15.45; Systemsprenger 22.30; Der kleine Maulwurf<br />

(1963-1975) 10.15; BruderSchwester Herz 11.45,<br />

20.00; Systemsprenger 14.00; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 16.45; Midsommar (OmU)<br />

22.15; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 10.15,<br />

14.30, 16.30; Benjamin Blümchen 12.15; Skin<br />

(OmU) 18.30; Systemsprenger 21.00<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Als wir träumten<br />

20.30<br />

Sputnik (& 694 11 47) Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 15.00; Mein Leben mit<br />

Amanda (OmU) 16.45; Systemsprenger (OmenglU)<br />

18.45; Bruder Schwester Herz 20.45; Ready or<br />

Not? –Auf die Plätze, fertig, tot (OmU) 22.45; Zwischen<br />

uns die Mauer 15.00; Paranza: Der Clan der<br />

Kinder –Laparanza dei bambini (OmU) 17.00; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen (OmU) 19.00; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OmU) 21.30; Kinobar im<br />

Sputnik Soura Film Fest: TheWedding (OmenglU)<br />

20.00<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Shaun das Schaf:Der Film:<br />

UFO-Alarm 13.45, 15.45; Systemsprenger 17.20,<br />

20.00; New Der Glanz der Unsichtbaren 15.00,<br />

20.30; Nurejew –TheWhite Crow 17.45<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 9590) Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 10.00, 12.00, 14.00, 16.00;<br />

Playmobil: Der Film 10.00; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 10.00; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 10.00, 13.00, 15.15; Angry Birds 2:<br />

Der Film 10.00, 16.00; UglyDolls 12.00, 14.00;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 12.15;<br />

Dora und die goldene Stadt 12.45, 15.00, 18.00;<br />

Joker 14.30,17.30,20.15; Systemsprenger 17.15,<br />

20.00;Gemini Man17.15, 20.30; Fritzi–Eine Wendewundergeschichte<br />

18.00;Es: Kapitel II 19.45; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen 20.30<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) 3D: AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 13.00; Fritzi –<br />

Eine Wendewundergeschichte 13.15, 15.15; Shaun<br />

das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 13.30, 15.30; A<br />

ToyStory: Alles hört auf kein Kommando 15.15; Joker<br />

17.15,20.00; Skin 17.30; Nurejew –TheWhite<br />

Crow 17.30; Es: Kapitel II 20.00; Metallica &San<br />

Francisco Symphony: S&M2 20.15<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 11.25,14.00,16.45;<br />

Dora und die goldene Stadt 11.25, 14.10, 16.55;<br />

Dem Horizont so nah 11.30, 14.15, 17.15, 20.15;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 11.45,<br />

14.15,17.15; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

11.45; UglyDolls 12.00; Angry Birds 2: Der<br />

Film 12.00, 14.30, 17.15; Joker 14.00, 17.00,<br />

20.00; Gemini Man 14.15, 17.00, 20.00; Der König<br />

der Löwen 14.20; Es: Kapitel II16.30, 19.20;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 19.45; 47 Meters Down:<br />

Uncaged 19.50; Rambo 5: Last Blood 20.15; Angel<br />

Has Fallen 20.15<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Mein Lotta-Leben – Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 17.00; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 18.45; Leid und Herrlichkeit –Dolor y<br />

gloria (OmU) 21.00; Und der Zukunft zugewandt<br />

18.00; Dunkel, fast Nacht –Ciemno, prawie noc<br />

(OmU) 20.00; Memory Games (OmU) 22.00<br />

Babylon (& 242 5969) Goodbye, GDR!: Anton<br />

der Zauberer 17.45; Goodbye, GDR!: Berlin –Ecke<br />

Schönhauser (OmenglU) 17.45; 60’s BRD: Zur Sache,<br />

Schätzchen 18.00; Goodbye, GDR!: Der geteilte<br />

Himmel (OmenglU) 19.30; Goodbye, GDR!:<br />

Karbid und Sauerampfer 19.45; 60’s BRD: Katzelmacher<br />

(OmenglU) 19.45;60’sBRD:Die Artistenin<br />

der Zirkuskuppel: ratlos (OmenglU) 21.30; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes–Lachute de l’empire<br />

americain (OmU) 21.30; Goodbye, GDR!: Coming<br />

Out (OmenglU) 21.45<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Yesterday<br />

(OmU) 14.30; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

16.45; Woche der seelischen Gesundheit:<br />

La maladie du demon –Die Krankheit der Dämonen<br />

(m. Diskussion) 19.00; Midsommar (OmU) 22.30;<br />

Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 10.30; Joker<br />

(OmU) 12.15, 14.45, 17.15, 20.00, 22.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) UglyDolls<br />

11.10; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 11.10,<br />

13.45; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 11.15,<br />

13.30; Joker 11.30, 14.30, 17.00, 20.00, 23.00;<br />

AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 11.30;<br />

Enzo und die wundersame Welt der Menschen<br />

11.40; Der König der Löwen 11.40; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.00, 14.30, 17.30;<br />

Angry Birds 2: Der Film 12.15, 14.30; Dem Horizont<br />

so nah 13.30, 16.30, 19.40, 22.40; Dora und<br />

die goldene Stadt 14.00, 16.40; Downton Abbey<br />

14.30, 19.15; 3D: Gemini Man 14.45, 17.30,<br />

20.15,23.15; Good Boys 15.50; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen 16.15; 3D:Angry Birds 2:Der Film 17.00;<br />

3D: Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 17.45; Gut<br />

gegen Nordwind 18.15; Es: Kapitel II 19.30,22.30;<br />

Sneak Preview (OF) 20.00; 47Meters Down: Uncaged<br />

20.20, 23.15; Ready or Not? –Auf die Plätze,<br />

fertig,tot 20.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

21.15; Midsommar 22.50; Ronny &Klaid 23.00;<br />

Rambo 5:Last Blood 23.15<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 14.00, 19.15; Gelobt sei Gott –Grace<br />

aDieu (OmU) 16.30; Skin (OmU) 21.45; Und der<br />

Zukunft zugewandt 14.15; Deutschstunde 16.30,<br />

19.00; Joker 21.30; Der Distelfink –The Goldfinch<br />

(OmU) 14.00, 21.45;<br />

M. C. Escher: Reise in die Unendlichkeit –Escher:<br />

Het oneindige zoeken –Journey Into Infinity (OmU)<br />

17.00; Nurejew –The White Crow (OmU) 19.00;<br />

Berlin Babylon (OmenglU) 15.30; Joker (OmU)<br />

17.30, 20.00, 22.30; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

–Les invisibles (OmU) 14.30, 16.45, 19.00; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood (OmU) 21.15<br />

International (& 24 75 60 11) Nurejew – The<br />

White Crow 13.30; Joker (OmU) 16.15, 19.00; Siegessäuleund<br />

Teddypräs. MonGay:Preview:Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 22.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

UglyDolls 12.00, 14.20; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 12.00, 14.15, 17.00; Playmobil:<br />

Der Film 12.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 12.00; Everest: Ein Yeti will hoch<br />

hinaus 12.00, 14.03, 17.05; Dora und die goldene<br />

Stadt 12.00, 14.30, 17.00; Angry Birds 2: Der<br />

Film 12.00, 14.30, 17.00; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 12.00, 14.20, 17.05; Pets II<br />

12.15; Dem Horizont so nah 14.10, 16.45, 19.30;<br />

Joker 14.15, 17.05, 20.00; Der König der Löwen<br />

14.20, 16.30; 3D: Gemini Man 17.10; Joker (OF)<br />

19.30; 7.Kogustaki Mucize –Das Wunder in Zelle<br />

Sieben (OmU) 19.30; 47 Meters Down: Uncaged<br />

19.30; Gemini Man 19.35; Firincinin Karisi 19.45;<br />

Sneak Preview (OF) 20.00; Sneak Preview 20.00<br />

IL KINO (& 91 70 29 19)Nurejew–TheWhite Crow<br />

(OmU) 10.10,21.40; Zwischen uns die Mauer (DFmenglU)<br />

12.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 14.30; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 17.30; Systemsprenger (DFmenglU) 19.30<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Joker (OF) 16.45,<br />

19.30,22.15<br />

Passage (& 68 23 70 18) Joker (OmU) 15.00,<br />

17.45, 20.30; Downton Abbey (OmU) 15.45,<br />

18.20; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

21.00; Deutschstunde 14.40, 17.20, 20.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Joker (OF) 15.15,<br />

18.00, 20.45; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmenglU) 17.40; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OF)20.15; M. C. Escher: Reise in die Unendlichkeit<br />

–Escher: Het oneindige zoeken –Journey<br />

Into Infinity (OmU) 15.00, 17.00; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 15.00, 19.00; Midsommar (OmU)<br />

21.40; Nurejew –The White Crow (OmU) 16.45;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen (OF) 19.30; Ad Astra –<br />

Zu den Sternen (OmU) 22.10; Der Distelfink –The<br />

Goldfinch (OmU) 16.30; Synonymes (OmenglU)<br />

19.40; Skin (OmU) 22.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Der Dichter<br />

Paul Celan<br />

DPA/WILLI ANTONOWITZ<br />

wäre.“ Und die Sexualwissenschaftlerin<br />

Charlotte Wolff notierte: „Sein<br />

ganzer Körper schien ohne physische<br />

Substanz zu sein, als hätte er<br />

sich von ihm befreit; nur Mund und<br />

Augen zeigten die verborgenen Leidenschaften<br />

eines sehr emotionalen<br />

Charakters.“<br />

Unter dem Titel „Fetisch Walter<br />

Benjamin“ wollen nun Lotte List, Nicos<br />

Tzanakis Papadakis und Frank<br />

Voigt – allesamt Herausgeber und<br />

Autoren des Buches „Material und<br />

Begriff. Arbeitsverfahren und theoretische<br />

Beziehungen Walter Benjamins“<br />

– mit dem Politikwissenschaftler<br />

Ingar Solty darüber diskutieren,<br />

wofür Benjamin heute alles in<br />

Anspruch genommen wird.<br />

Ein anderer Autor mit herausragender<br />

Bedeutung für die Literatur<br />

des 20. Jahrhunderts ist der Dichter<br />

Paul Celan, der 1920 in Czernowitz,<br />

der Hauptstadt der Bukowina, damals<br />

Nordrumänien (heute<br />

Ukraine), in einer deutschsprachigen<br />

jüdischen Familie geboren<br />

wurde. Celans berühmtes Gedicht<br />

„Die Todesfuge“ gilt als erste literarische<br />

Auseinandersetzung mit dem<br />

Holocaust. Ein wunder Punkt bleibt<br />

LESUNGEN<br />

Fetisch Walter Benjamin Dienstag,<br />

15.10., 20 Uhr,Literaturforum im Bertolt-<br />

Brecht-Haus, Chausseestraße 125<br />

100 Jahre Paul Celan Dienstag,15.10.,<br />

19.30 Uhr,mit Juri Andruchowytsch,<br />

Tanja Maljartschuk, Ron Winkler und Serhij<br />

Zhadan, Moderation Evgenia Lopata,<br />

Haus für Poesie, Knaackstraße 97<br />

dabei die verletzende Zurückweisung<br />

des Dichters durch die legendäreGruppe<br />

47.<br />

Einganz anderer Bezugspunkt für<br />

Celans Werk und Wirkung ist dessen<br />

Herkunft aus der Bukowina. Schon<br />

deshalb istPaulCelan auch zu einem<br />

wichtigen Autor für ukrainische<br />

Schriftsteller geworden, die anlässlich<br />

des Projektes „Paul Celan 100“<br />

einen Abend im Haus für Poesie veranstalten.<br />

Nestor des Programms ist<br />

der im deutschsprachigen Raum<br />

bestens bekannte, aus Iwano-Frankiwsk<br />

stammende Juri Andruchowytsch,<br />

der mit Romanenwie „Moscoviada“<br />

(1993), „Perversion“ (1999)<br />

und „Zwölf Ringe“ (2003) auch bei<br />

uns eine große Leserschaft gefunden<br />

hat. Ebenfalls aus Iwano-Frankiwsk<br />

stammt TanjaMaljartschuk, die 2018<br />

mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis<br />

in Klagenfurt ausgezeichnet wurde.<br />

Auf begeisterte Leser ist auch Serhij<br />

Zhadan aus Charkiw gestoßen, zuletzt<br />

mit seinem Roman „Internat“.<br />

Darüber hinaus kennt man ihn auch<br />

als mitreißenden Musiker.<br />

Celan oder Benjamin? Die<br />

Freunde vonLiteraturabenden müssen<br />

sich am Dienstag entscheiden.<br />

Orgel &Stummfilm<br />

Der<br />

rollende<br />

Kinderwagen<br />

Einmal im Jahr verwandelt<br />

sich die Philharmonie in<br />

ein Stummfilmkino. AmMontag<br />

wird Sergej Eisensteins<br />

Meisterwerk „Panzerkreuzer<br />

Potemkin“ von 1925 gezeigt,<br />

dessen Handlung sich an<br />

Ereignisse im Revolutionsjahr<br />

1905 anlehnt. Diebekannteste<br />

Szene spielt auf einer Treppe<br />

in Odessa, die zum Hafen<br />

führt. Soldaten des Zars marschieren<br />

diese endlos scheinenden<br />

Stufen hinunter und<br />

schießen dabei in die Menschenmenge.<br />

Eine junge Frau<br />

wird getroffen, ihr entgleitet<br />

der Kinderwagen und trudelt<br />

hinab, ohne dass ihn jemand<br />

abfängt. Eigentlich sollte der<br />

französische Organist Jean<br />

Guillou diesen Film liveander<br />

großen Orgel begleiten, doch<br />

er ist im Januar gestorben. Nun<br />

nimmt sein erklärter Lieblingsschüler<br />

Jean-Baptiste<br />

Monnot, 35, seinen Platzein.<br />

Susanne Lenz<br />

Panzerkreuzer Potemkin 11 Uhr,<br />

Philharmonie,Herbert-von Karajan-Str.,<br />

Karten: 25488999<br />

FÜHRUNG<br />

Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />

14.00: Kuratorenführung in denaktuellen Ausstellungen<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die Ausstellung<br />

am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

Gedenkstätte <strong>Berliner</strong> Mauer –Besucherzentrum<br />

(Bernauer Str.119) 11.30: Die <strong>Berliner</strong> Mauer vom<br />

Wasser aus, Treff: Anleger <strong>Berliner</strong> Dom (11.30, 14.30<br />

Uhr); Anleger East Side Gallery(12.00Uhr)<br />

Arcanoa (& 67 96 26 51)<br />

21.00: Open-Stage–Singer-Songwriter +Poets<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Sun Dew<br />

Badehaus (& 95 59 27 76)<br />

20.00: Flonske<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.00: Laura Misch<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

20.00: The Prowlers, Omihli +Support<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Béla Meinberg<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: ChristinaZurhausen (g),Henning Vetter (sax),<br />

Torben Schug(b), Ramon Keck (dr), Ausfahrt<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: Anarkuss, Roger F. and the Structure<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

19.30: Staatskapelle Berlin, Ltg.Daniel Barenboim,<br />

LahavShani (Klavier), AbonnementkonzertI<br />

Theater Zukunft (& 01 76 57 86 10)<br />

21.00: Church of Misery<br />

ufaFabrik (& 75 50 30)<br />

20.00 Theatersaal: Schalala –Das Mitsingding mit<br />

Stefanie Bonse (Gitarre) und Marie-Elsa Drelon (Klavier)<br />

Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />

20.00: Katja Ebstein, Dominique Horwitz, Burghart<br />

Klaußner,Michael Mendl, Barbara Philipp, Reiner<br />

Schöne, Eleonore Weisgerber,JudyWinter u. a., Chapeau<br />

Harald! Harald-Juhnke-Tribute-Konzert<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />

MUSEEN<br />

Anti-Kriegs-Museum (& 45 49 01 10)<br />

16.00: StändigeAusstellung des Anti-Kriegs-Museums,<br />

tgl. 16-20 Uhr,Gruppen n. Vereinb.: 402 86 91<br />

16.00: Angekommen? –Geflüchtete auf Lesbos, tgl.<br />

16-20 Uhr<br />

Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />

10.00: Kunst in Berlin 1880–1980, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />

10.00: Gartenparade, Atelier le balto, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />

10.00: 12x12, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />

10.00: original bauhaus –Die Jubiläumsausstellung,<br />

Mi-Mo 10-18 Uhr<br />

10.00: Bettina Pousttchi, Mi-Mo 10-18Uhr<br />

Berlin StoryBunker (SchönebergerStr.23a)<br />

10.00: Geschichte der Hauptstadt, Di-Fr 10-19, Sa/<br />

So/Feiert. 12-20 Uhr;23.12.-26.12./31.12. geschl.,<br />

ab 1.1. tgl. 10-19 Uhr<br />

BezirksmuseumMarzahn-Hellersdorf<br />

(& 54 79 09 21)10.00, 11.00: Marzahn-Hellersdorf.<br />

Bezirksgeschichte(n), Mo-Fr 11-17 Uhr<br />

10.00: Gesucht –gefunden!,Mo-Fr 10-18 Uhr<br />

10.00: Plastekipper undTriola: Spiele(n) in den<br />

1970er/80er-Jahren, Mo-Fr 10-18 Uhr<br />

Botanischer Garten Berlin (& 83 85 01 00)<br />

9.00: StändigeAusstellung,tgl. 9-20 Uhr<br />

Botanisches Museum (& 83 85 01 00)<br />

9.00: Licht Luft Scheiße: Perspektiven auf Ökologie<br />

und Moderne, tgl. 9-19 Uhr<br />

Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />

10.00: Deutsche Geschichte in Bildernund Zeugnissen,<br />

tgl. 10-18 Uhr<br />

10.00: Die Armbrust –Schreckenund Schönheit, tgl.<br />

10-18 Uhr<br />

Deutsches Spionagemuseum (& 398 20 04 51)<br />

10.00: Hauptstadt der Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />

Futurium (Alexanderufer 2)<br />

10.00: Visionen möglicherZukünfte, Mo/Mi/Fr-So<br />

10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Haus der Wannsee-Konferenz (& 80 50 01 -0)<br />

10.00: Villencolonie Alsen am Großen Wannsee, tgl.<br />

10-18 Uhr<br />

10.00: Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord<br />

an den europäischen Juden, tgl. 10-18 Uhr<br />

Heimatmuseum Zehlendorf (& 802 24 41)<br />

10.00: Zehlendorfer Architekten und die Nachkriegsmoderne,<br />

Mo/Do 10-18, Di/Fr 10-14 Uhr<br />

James-Simon-Galerie (Bodestr.)<br />

10.00: Nah am Leben –200 Jahre Gipsformerei, tgl./<br />

Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Jüdisches Museum (& 25 99 33 00)<br />

10.00: StändigeAusstellung des Jüdischen Museums (bis<br />

2019 wg Umbau geschl.), Mo 10-22, Di-So 10-20 Uhr<br />

10.00: This Place, WendyEwald, Martin Kollar, Josef<br />

Koudelka, Jungjin Lee, Gilles Peress u. a., tgl. 10-20 Uhr<br />

Mauermuseum –Museum Haus am Checkpoint<br />

Charlie (& 25 37 25 -0) 9.00: StändigeAusstellung<br />

des Mauermuseums, tgl. 9-22 Uhr<br />

Mitte Museum (& 46 06 01 90)<br />

10.00: Werwir sind und was wir tun–mitten im Museum,<br />

Johanna Diehl, Seiichi Furuya, Wilhelm Klotzek,<br />

Stephan Kurr, Pia Linz, David Polzin, Kathrin Sonntag<br />

u. a., So-Fr 10-18 Uhr<br />

Museum für Film und Fernsehen (& 300 90 30)<br />

10.00: 120 Jahre Deutsche Filmgeschichte und<br />

Fernsehgeschichte in West und Ost, Di-So 10-18, Do<br />

10-20 Uhr<br />

Neues Museum (& 266 42 42 42)<br />

10.00: ÄgyptischesMuseum und Papyrussammlung,<br />

tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Museum für Vor- und Frühgeschichtemit<br />

Objekten der Antikensammlung,tgl./Feiert. 10-18,<br />

Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Zurück!Steinzeit.Bronzezeit. Eisenzeit., tgl./<br />

Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Schätze aus dem Rhein –Der Barbarenschatz<br />

vonNeupotz, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Die Krone vonKertsch. Schätze aus Europas<br />

Frühzeit, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Berlins größte Grabung,tgl./Feiert. 10-18, Do<br />

10-20 Uhr<br />

10.00: 10-jähriges Jubiläum: Perspektivenwechsel,<br />

tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: 10 Jahre Neues Museum, tgl./Feiert. 10-18,<br />

Do 10-20 Uhr<br />

Neue SynagogeBerlin –Centrum Judaicum<br />

(& 88 02 83 16) 10.00: Tuet auf die Pforten, Apr.-<br />

Sept: Mo-Fr 10-18, So 10-19 Uhr;Okt.-März: So-Do<br />

10-18 Uhr,Fr10-15 Uhr<br />

10.00: Es wareinmal in Jerusalem. AVeryPersonal<br />

View.Palestine-Israel, 1938-1955, Gabriella Rosenthal,<br />

Mo-Fr 10-18, So 10-18 Uhr<br />

Schwules Museum (& 69 59 90 50)<br />

14.00: Love at First Fight! Queere Bewegungen in<br />

Deutschland seit Stonewall, Mi-Mo 14-18, Do 14-20,<br />

Sa 14-19 Uhr<br />

14.00: HIVstories: Living Politics, Mi-Mo 14-18, Do<br />

14-20, Sa 14-19 Uhr<br />

14.00: Chicos Lartigue, Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa<br />

14-19 Uhr<br />

Topographie des Terrors (& 25 45 09 50)<br />

10.00: Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt<br />

in der Wilhelm- und Prinz-Albrecht-Straße, tgl. 10-20<br />

Uhr<br />

10.00: Topographie des Terrors, tgl. 10-20 Uhr<br />

Werkbundarchiv –Museum der Dinge<br />

(& 92 10 63 11) 12.00: 111/99. Fragen zur Gestaltungssprache<br />

derModerne: Dekor als Übergriff?,<br />

Do-Mo 12-19 Uhr<br />

KINO<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Dora und die goldene Stadt 11.30, 14.30; Ugly-<br />

Dolls 11.45; Shaundas Schaf: Der Film:UFO-Alarm<br />

11.50, 14.10,16.45; Everest: Ein Yeti will hochhinaus<br />

11.50,14.20,17.05; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 12.00; Angry Birds 2: Der Film<br />

12.15, 14.50, 17.20; Joker 14.00, 17.00, 20.00;<br />

Dem Horizont so nah 14.20, 16.45, 19.40; Gemini<br />

Man 17.00, 20.15; Es: Kapitel II19.35; Downton<br />

Abbey 19.50; Sneak Preview 20.15<br />

Wolf (& 921 039333) Synonymes (OmenglU)<br />

12.00; Ama-San (OmU) 12.00; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 14.10, 21.10; Heute oder morgen<br />

(OmenglU) 14.30; Preview: Momo 16.30; Wajib –<br />

DieHochzeitseinladung (OmU) 16.40;AdAstra –Zu<br />

den Sternen (OmU) 18.40; Heimat istein Raum aus<br />

Zeit (OmenglU) 19.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Shaun das<br />

Schaf: Der Film:UFO-Alarm13.45, 15.45; Deutschstunde<br />

17.45, 20.30; Fritzi –EineWendewundergeschichte<br />

13.30, 15.30; Nurejew –The White Crow<br />

17.30; Systemsprenger 20.15<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Joker<br />

15.00, 17.45; Joker (OmU) 20.30; Sneak Preview<br />

22.00; M. C. Escher: Reise in die Unendlichkeit<br />

13.45; Nurejew –TheWhite Crow 15.30,18.15;Ad<br />

Astra –Zuden Sternen (OmU) 21.00;Systemsprenger<br />

16.45, 19.30; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 14.00, 16.00; DowntonAbbey(OmU) 18.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 20.40;<br />

Deutschstunde 14.00, 17.15, 20.00; Fritzi –Eine<br />

Wendewundergeschichte 15.15<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

Systemsprenger 13.45, 16.40, 19.30, 22.30; Fritzi<br />

– Eine Wendewundergeschichte 13.45, 16.00;<br />

Deutschstunde 13.45, 16.40, 19.30; Nurejew –<br />

The White Crow (OmU) 14.00; Joker (OmU) 14.00,<br />

17.00, 20.00, 23.00; Dem Horizont so nah 14.15,<br />

17.00, 19.45; Angry Birds 2: Der Film 14.15,<br />

16.40; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

14.30, 16.45; Der Glanz der Unsichtbaren –Les<br />

invisibles (OmU) 17.15, 19.00; M. C. Escher: Reise<br />

in die Unendlichkeit 18.15; Downton Abbey (OmU)<br />

19.00; Sneak Preview 20.00; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 20.30; Skin (OmU) 21.40;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen (OmU) 22.00; Midsommar<br />

(OmU) 22.30; Ronny &Klaid 22.40; Intrigo: In<br />

LiebeAgnes 22.40<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Nurejew –The White<br />

Crow (OmU) 19.00; Dunkel, fast Nacht –Ciemno,<br />

prawie noc (OmU) 21.15<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Normal (OmenglU)<br />

17.00; Un cafe sans musique c’est rare aParis<br />

(OmU) 18.15; Audre Lorde: The Berlin Years 1984<br />

to 1992 –Audre Lorde: Die <strong>Berliner</strong> Jahre 1984-<br />

1992 (OmenglU) 20.00; Systemsprenger 22.00<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Joker<br />

14.15, 17.15, 20.15, 22.45; Dem Horizont so nah<br />

14.15, 16.55, 19.45; Dora und die goldene Stadt<br />

14.20, 16.50; Gemini Man 14.30; Der König der<br />

Löwen 14.30, 17.10; AToy Story: Alles hörtauf kein<br />

Kommando 14.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 14.35; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

14.40, 16.55; Angry Birds 2: Der Film 14.45,<br />

16.55; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

15.00, 17.15; Downton Abbey 17.00, 19.50; 3D:<br />

GeminiMan 17.10, 20.00, 22.55; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

17.15; Gut gegen Nordwind<br />

19.20; Systemsprenger 19.30; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen 19.40; 47Meters Down: Uncaged 19.45,<br />

23.00; Es: Kapitel II 19.55, 22.15; Joker (OF)<br />

20.00; Once Upon aTime in... Hollywood 22.15;<br />

Intrigo: In Liebe Agnes 22.30; Midsommar 22.45;<br />

Rambo 5:Last Blood 22.50<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 11.00; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 11.15, 14.15, 17.45;<br />

Playmobil: Der Film 11.20; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

11.20, 13.50; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 11.30, 14.10, 16.50; Pets II 11.45;<br />

Angry Birds 2: Der Film 12.15, 15.00, 17.00; Ugly-<br />

Dolls12.20; MeinLotta-Leben–Alles Bingomit Flamingo!<br />

12.20; Dem Horizont so nah 13.40, 16.40,<br />

19.40; Joker13.50,17.00, 20.10; 3D: Gemini Man<br />

14.00, 16.20, 19.45; Dora und die goldene Stadt<br />

14.45, 17.30; Good Boys 15.00; Der König der<br />

Löwen 17.00; Downton Abbey 17.30; Es: Kapitel<br />

II 19.30; Sneak Preview (OF) 20.00; Ad Astra –Zu<br />

den Sternen 20.00; Angel Has Fallen 20.15; Rambo<br />

5: Last Blood 20.20; 47 Meters Down: Uncaged<br />

20.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema am Walther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />

12.30; Systemsprenger 14.35, 17.30, 20.25<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Downton Abbey 18.00,<br />

20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Joker (OmU) 15.00,<br />

17.45, 20.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Leid und Herrlichkeit –Dolor<br />

ygloria (OmU) 18.00; Nurejew –TheWhite Crow<br />

(OmU) 20.30<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Ugly-<br />

Dolls 10.00, 12.20; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 10.00, 12.15, 14.20; Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus 10.00, 12.30, 15.00; Angry Birds<br />

2: Der Film 10.00, 12.10, 14.40, 17.00; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 10.00, 12.10;<br />

Joker 14.20, 17.20, 20.00; Dem Horizont so nah<br />

14.30, 17.15, 19.45; Downton Abbey 16.45; 3D:<br />

Gemini Man 17.30, 20.15; Es: Kapitel II19.30;<br />

Sneak Preview 20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081)<br />

Und wer nimmt den Hund? 10.30, 13.30; Systemsprenger<br />

15.30,20.15; Und der Zukunft zugewandt<br />

18.00<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Downton Abbey<br />

11.30,14.20,17.10,20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

UglyDolls 10.00, 12.00; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 10.00, 12.10, 14.25,17.00; Everest:<br />

EinYeti will hoch hinaus 10.00, 12.10, 14.35;<br />

Dora und die goldene Stadt 10.00, 12.15, 14.10,<br />

17.35; Angry Birds 2: Der Film 10.00, 12.10,<br />

14.35; Joker 14.30, 17.20, 20.10, 22.15; Dem<br />

Horizont so nah 14.45, 17.30, 20.15; Gut gegen<br />

Nordwind 16.40; 3D: Gemini Man 16.45, 19.30;<br />

Deutschstunde 17.00, 19.55; Es: Kapitel II 19.30,<br />

23.00; AdAstra –Zuden Sternen 20.10, 23.00;<br />

Joker (OF) 22.50; Gemini Man 23.00<br />

Thalia Movie Magic (& 774 3440) Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 10.00, 14.00; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 10.00, 14.00, 16.00; Dora<br />

und die goldene Stadt 10.00, 13.45, 15.45; Angry<br />

Birds 2: Der Film 10.00, 14.00;Playmobil: Der Film<br />

12.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

12.00; 3D: Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

12.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 12.00; Joker<br />

15.45,18.00; Dem Horizont so nah 16.00, 18.15,<br />

20.30; Gemini Man 18.00, 20.30; Late Night –Die<br />

Show ihres Lebens 18.15; Downton Abbey 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Magical History Tour: A<br />

Touch ofZen –Hsia nu(OmU) 19.30; Filmmaker’s<br />

Choice: Programm 1“DDR –ohne Titel: Leipzig im<br />

Herbst /In Berlin 16.10. –4.11.1989 (m. Moderation)<br />

19.00; Filmmaker’s Choice: Programm 2“WO-<br />

EST –ohne Titel: Former East /Former West (u.a.;<br />

m. Moderation) 21.30<br />

CinemaxX PotsdamerPlatz (& 040/80 80 69 69)<br />

GoodBoys12.30, 15.10, 17.40, 20.10, 22.40; Angry<br />

Birds 2: Der Film 12.30, 13.50; Joker 12.40,<br />

14.00, 16.00, 17.10, 19.00, 20.30, 22.20, 23.00;<br />

Downton Abbey 12.40, 16.10, 19.30; Gemini Man<br />

13.00; Dem Horizont so nah 13.30, 16.40, 19.40,<br />

22.40; UglyDolls 13.40; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 13.40; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 13.40; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 13.50, 16.30; Get Lucky –Sex verändertalles13.50;<br />

Undder Zukunft zugewandt14.00;<br />

Dora und die goldene Stadt 14.00,17.00; Der König<br />

der Löwen 14.00, 19.30;AToy Story:Alles hört<br />

auf kein Kommando 14.00; Pets II 14.10, 14.20;<br />

Enzo und die wundersame Welt der Menschen<br />

15.00; Es: Kapitel II 16.00, 20.15, 22.30; 3D:<br />

Gemini Man 16.30, 19.45, 23.00; 3D: Der König<br />

der Löwen16.30; Ad Astra –Zuden Sternen 16.30,<br />

19.50, 23.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

16.40, 19.50, 22.15; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

16.45, 19.30; Zwischen uns die Mauer 16.50,<br />

18.00; Rambo 5:Last Blood 16.50,20.20, 23.00;<br />

3D: Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 16.50; 3D:<br />

Angry Birds 2: Der Film 16.50; Systemsprenger<br />

17.00, 19.50; Gut gegen Nordwind 19.00; Yesterday19.50;<br />

Leavingthe Frame –Eine Weltreise ohne<br />

Drehbuch 20.20;47MetersDown: Uncaged20.30,<br />

23.00;Fast &Furious: Hobbs&Shaw20.45; Ready<br />

or Not? –Auf die Plätze, fertig, tot 22.00; Midsommar<br />

22.30; Skin 22.50;Angel Has Fallen 22.50<br />

CineStar im Sony Center (& 04 51/703 0200)<br />

3D: Gemini Man (OF) 13.30, 16.30, 19.30; Downton<br />

Abbey (OF) 13.30, 16.30, 19.40; Angry Birds<br />

2: Der Film –The Angry Birds Movie II(OF) 13.30;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm –Shaun the<br />

Sheep Movie: Farmageddon (OF) 13.50, 16.20;<br />

Intrigo: In Liebe Agnes (OF) 14.00; Joker (OF)<br />

14.15, 17.15, 20.15; Dora und die goldene Stadt<br />

–Dora the Explorer (OF) 14.20, 17.10; UglyDolls<br />

(OF) 14.30; Once Upon aTime in...Hollywood (OF)<br />

16.00, 20.00; Der König der Löwen –The Lion King<br />

(OF) 16.50;AdAstra –Zuden Sternen (OF) 17.00,<br />

20.00; Es: Kapitel II–It: Chapter Two (OF) 19.00;<br />

Midsommar (OF) 19.30; Skin (OF) 19.50<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Galapagos:<br />

Rätsel der verlorenen Welt 11.30; Joker (OF)<br />

13.00,19.30; Joker 16.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) UglyDolls 10.00, 12.00;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 10.00,<br />

12.00, 14.00, 16.00; Everest: Ein Yeti will hoch<br />

hinaus 10.00, 12.15, 14.00, 16.00; Dora und die<br />

goldene Stadt 10.00, 12.30, 15.00, 18.00; Angry<br />

Birds2:Der Film 10.00,12.00, 14.00,16.00; Joker<br />

14.30, 17.00, 20.00, 22.30; Dem Horizont so nah<br />

17.30, 20.00, 22.30; Gemini Man 18.00, 20.00,<br />

22.30; 3D: Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 18.00;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 20.15,22.30; Rambo 5:<br />

Last Blood 20.30, 22.45<br />

Casablanca (& 677 5752) Die drei !!! 14.00;<br />

Über Grenzen –Der Film einer langen Reise 16.00;<br />

Und der Zukunft zugewandt 18.15; Leberkäsjunkie<br />

20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

Playmobil: Der Film 11.30; Angry Birds 2: Der Film<br />

11.30, 14.40, 17.25; Aladdin 11.30; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 11.30; Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 11.45, 14.15, 16.50; Pets<br />

II 11.55; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

12.00, 14.25, 17.10; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 12.10; UglyDolls 12.15; Joker<br />

14.00, 17.00, 20.00; Der König der Löwen 14.05;<br />

Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 14.10, 17.30;<br />

3D: Gemini Man14.20, 17.15, 20.10; Dora unddie<br />

goldene Stadt 14.30, 17.10; Dem Horizont so nah<br />

14.40, 16.50, 19.45; Es: Kapitel II 16.30, 19.30;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 19.20; 47 Meters<br />

Down: Uncaged 19.50; Intrigo –Samaria 19.55;<br />

Sneak Preview (OF) 20.00; Gut gegen Nordwind<br />

20.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Ugly-<br />

Dolls 12.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

12.00, 14.15, 16.30; Playmobil: Der Film 12.00;<br />

Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 12.00, 14.20;<br />

Angry Birds 2: Der Film 12.00, 14.20; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 12.00, 14.15; Dora<br />

und die goldene Stadt 12.15, 14.50, 16.30; Joker<br />

14.15, 16.50,19.45; Dem Horizont so nah 14.30,<br />

17.20, 19.30; Gemini Man 16.45; 3D: Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 16.45; Der König der Löwen<br />

17.20; Sneak Preview 20.00; Sneak Preview (OF)<br />

20.10; Joker (OF) 20.10; 47 Meters Down: Uncaged<br />

20.15<br />

WEIßENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 4001) Jeder schweigt von<br />

etwas anderem 18.00; Burning –Beoning (OmU)<br />

20.30<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

13.45, 15.45; <strong>Berliner</strong> Filmmontag:<br />

Zeitschleifen –Im Dialog mit Christa Wolf<br />

18.00; Systemsprenger 20.45; Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 10.00; Downton Abbey<br />

12.15, 19.45; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

15.00; Und der Zukunft zugewandt 17.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Deutschstunde<br />

15.30, 18.00; Systemsprenger 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05)Der König der Löwen<br />

12.30; Deutschstunde 15.00, 20.15; Nurejew<br />

–The White Crow 17.45<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Die Spur – Pokot (OmU)<br />

18.00; Dene wos guet geit 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Deutschstunde 15.00,<br />

20.30; Nurejew –TheWhite Crow 17.45<br />

POTSDAM<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) CatVideoFest<br />

2019 (OmU) 13.45; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 14.00, 16.15; Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingomit Flamingo! 14.00; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

14.00, 16.00; Bruder Schwester<br />

Herz 15.45; Und der Zukunft zugewandt 16.00;<br />

Nurejew –The White Crow (OmU) 18.00; Systemsprenger<br />

18.00, 20.45; Joker (OmU) 18.15, 20.45;<br />

Der Glanz der Unsichtbaren –Les invisibles (OmU)<br />

18.30; Deutschstunde 20.30; Skin (OmU) 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70) Gemini<br />

Man13.40, 16.40, 19.50;Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 13.50, 17.10; Dem Horizont so nah<br />

13.50,16.30, 19.30; AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 13.50; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 14.00; Joker 14.00, 17.00, 20.00;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.15,<br />

16.50; Angry Birds 2:Der Film 14.15, 17.00; Der<br />

König der Löwen 16.40; Downton Abbey 16.50,<br />

19.50; Es: Kapitel II 19.30; Gut gegen Nordwind<br />

19.40;OnceUponaTime in... Hollywood 19.45;Ad<br />

Astra –Zuden Sternen 20.00


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Spreewild<br />

Klartext<br />

Keine Hymne<br />

auf die Toleranz<br />

„Sterben war einfach keine Option“<br />

Marlene Bierwirth wollte gerade ihr Abitur machen. Dann kam die Krebsdiagnose<br />

VonZora Günther, 21Jahre<br />

Die Hautfarbe ist ein sensibles<br />

Thema. Es beginnt mit der Tatsache,<br />

dass es oft nur einen Wachsmalstift<br />

im Farbton„Hautfarbe“ gibt,<br />

und endet ineinem Gespräch über<br />

Privilegien und Machtverhältnisse.<br />

Die Zwischentöne<br />

sind Polizeigewalt,<br />

Jobchancen<br />

und Stereotype.<br />

Hautfarbe beeinflusst<br />

nicht direkt,<br />

auch wenn<br />

manche das behaupten<br />

mögen.<br />

Denn ja, ein<br />

Zora mag den Satz<br />

„I don’t see color“<br />

nicht.<br />

PRIVAT<br />

schwarzer und<br />

ein weißer Körper<br />

sind natürlich<br />

gleich aufgebaut.<br />

Jedoch schließen viele weiße<br />

Menschen aus dieser Tatsache, dass<br />

sie alle Menschen frei von gesellschaftlichen<br />

Einflüssen einschätzen<br />

und behandeln könnten.<br />

Das Mantra „I don’t see color“<br />

(„Ich sehe keine Hautfarben“) ist ein<br />

beliebter Freispruch von jeglichen<br />

rassistischen Verhaltensweisen und<br />

Aussagen. Doch die Hautfarbe ist<br />

mit Privilegien verbunden, die der<br />

betreffenden Person entweder versagt<br />

oder hinterhergeschmissen<br />

werden. Es ist mehr als wichtig, die<br />

Unterschiede der Hautfarben in ihrergesellschaftlichen<br />

Einordnung zu<br />

erkennen und aktiv dagegen zu arbeiten.<br />

Wenn meine Freundin eine<br />

Wohnung nicht bekommt, weil ihr<br />

Nachname nicht Meier oder Müller<br />

ist und sie eventuell noch ein Kopftuch<br />

trägt, zeigt das die rassistischen<br />

Strukturen, in denen wir leben. Oder<br />

wenn mein Freund auf dem Bahnhof<br />

„zufällig“ jedes Malkontrolliertwird,<br />

während ich –weiß –nicht einmal<br />

angeschaut werde. Ich kann mir<br />

dann den Luxus erlauben und ihm<br />

erklären, ich würde seine Hautfarbe<br />

gar nicht realisieren. Für ihn ist sie<br />

jedoch jeden Tag präsent und bestimmt<br />

sein ganzes Leben. Sich keine<br />

Gedanken um die Hautfarbe machen<br />

zu müssen, ist ein Privileg weißer<br />

Menschen –und der Satz „I don’t<br />

see color“ damit keine Hymne auf<br />

die Toleranz, sondernerverdeutlicht<br />

die Ignoranz weißer Menschen ihren<br />

eigenen Privilegien gegenüber.<br />

Leseprobe<br />

Mit 18 Jahren bekam<br />

Marlene Bierwirth die<br />

Diagnose „bösartiger<br />

Hirntumor“. ImInterview<br />

erzählt die heute 20-Jährige,<br />

was ihr geholfen hat und was sie<br />

Positives mitnehmen konnte.<br />

Deine Diagnose kam mitten im<br />

Lernstress fürs Abi.<br />

Genau. Ich hatte gerade eine<br />

Klausurgeschrieben und dann kam<br />

der Krebs dazwischen. Das hat gar<br />

nicht reingepasst. Dass ich dann<br />

damit aufhören musste, war schon<br />

hart.<br />

Du hast auf Instagram auch Bilder<br />

gepostet, die dich zeigen, als es dir<br />

schlecht ging. Warum?<br />

Ich wollte mir das nicht nehmen<br />

lassen. Eswar auch schön, andere<br />

Betroffene zu finden, zu treffen und<br />

sich auszutauschen. Zu sehen, man<br />

ist nicht alleine. Auch der Zuspruch<br />

von Followern tat gut. Außerdem<br />

hat es mir Spaß gemacht, aufzuklären<br />

und zu erzählen, was bei<br />

einer Chemotherapie passiert. Das<br />

alles war irgendwie gar nicht so<br />

schlimm. So krass es auch klingt.<br />

Ich dachte mir, ich bin 18 Jahre alt<br />

und kann doch immer noch mein<br />

Leben leben und Spaß haben. Nur<br />

weil ich Krebs habe,lass ich mir das<br />

nicht versauen.<br />

Den Spaß am Leben hat sich Marlene nie nehmen lassen, trotz Chemotherapie.<br />

Wie kam es zum Buch?<br />

Ich hab am Anfang der Krankheit<br />

gesagt: Wer weiß, vielleicht<br />

schreib ich irgendwann ein Buch,<br />

haha. Das war eigentlich eher so<br />

ein Witz. Und dann kam letztes<br />

Jahr im Spätsommer der Verlag auf<br />

mich zu.<br />

Schreiben war vorher also gar nicht<br />

so dein Ding?<br />

Nö, ich hab das während der<br />

Krankheit gemacht. Denn die<br />

Zeit geht so schnell vorbei und es<br />

passieren so viele schöne Dinge.<br />

Das wollte ich festhalten<br />

Diese Abstellkammer ist nicht wegen Faulheit voller Pfandflaschen. Das ist eine Sparkammer für Notfälle!<br />

PRIVAT<br />

Wie schlimm war es für dich, deine<br />

Haare zuverlieren?<br />

Das war der Horror. Ich fand es<br />

viel schlimmer als die Diagnose<br />

an sich. Kurz bevor sie ausgefallen<br />

sind, waren sie so lang wie noch<br />

nie. Ich war richtig stolz auf meine<br />

Haare. Und dann hieß es, die fallen<br />

aus. Da warich echt sauerund traurig.<br />

Ich hab bis zum Ende gehofft,<br />

dass ich die Auserwählte bin, der<br />

die Haare nicht ausfallen.<br />

Hast du irgendwann gedacht, dass<br />

du sterben musst, und dich intensiver<br />

damit auseinandergesetzt?<br />

SELLY HÄUSSLER<br />

Klar, ich wusste, dass ich sterben<br />

kann. Aber ein Tumor im Hirn ist so<br />

surreal. Außerdem lief die Therapie<br />

gut und alle waren sehr positiv.Man<br />

könnte sagen, ich hätte es verdrängt.<br />

Das finde ich nicht. Ich wusste, dass<br />

meine Krankheit sehr gefährlich ist.<br />

Aber sterben war für mich einfach<br />

keine Option.<br />

Hat sich deine Lebenseinstellung<br />

geändert?<br />

Zum Positiven. Momente, Menschen,<br />

die ich kennenlerne, Dinge,<br />

die ich erlebe, und mein ganzes Leben<br />

weiß ich jetzt mehr zu schätzen.<br />

Ich bin erwachsener geworden und<br />

reifer. Und ich bin sehr viel entspannter<br />

und positiver geworden.<br />

Was meine Entwicklung angeht,<br />

hat es eigentlich nur Gutes. Klar, ich<br />

hab Nebenwirkungen wie Gleichgewichtsprobleme<br />

oder Vergesslichkeit.<br />

Aber mein Gott, ich lebe.<br />

Hast du dein Abinachgeholt?<br />

Ja. Meine Lehrer sind Ende 2017<br />

zu mir nach Hause gekommen und<br />

haben mich unterrichtet. Kurz vor<br />

Weihnachten 2018 hab ich meine<br />

letzte mündliche Prüfung gehabt.<br />

Ich fange diese Woche an, Erziehungswissenschaften<br />

zu studieren.<br />

Das Gespräch führte Selly Häußler,<br />

28 Jahre.<br />

Leben<br />

am Limit<br />

Manchmal ist am Ende des<br />

Geldes noch viel zu viel Monat<br />

übrig. Studenten kennen<br />

die Situation nur zu gut: Das<br />

BAföG reicht nicht mal für<br />

die Miete, die Eltern sind zu<br />

knausrig, jeden Monat Zusatz-<br />

Unterhalt zu zahlen, und beim<br />

Nebenjob gab es diese Woche<br />

kein Trinkgeld.Aber irgendwie<br />

überleben wir dann doch. In<br />

dieser Fotoserie stellen wir unsere<br />

Strategien vor. Nummer<br />

1: Pfandflaschen lagern. Wenn<br />

ein WG-Mitglied am verhungernist,<br />

räumt es das Regal aus<br />

und fährt den gefüllten Einkaufswagen<br />

zum Supermarkt.<br />

Wer bei der Lebensmittelauswahl<br />

dann strategisch vorgeht,<br />

kann mit dem Erlös etwa eine<br />

Woche über die Runden kommen.<br />

Selly Häußler,28Jahre<br />

DIE ERFAHRUNG LEHRT<br />

Auf langen<br />

Reisen auch<br />

mal chillen<br />

Es macht nicht glücklich,<br />

von Spot zu Spot zu hetzen<br />

Von Selly Häußler, 28 Jahre<br />

Nach dem Schulabschluss durch<br />

Südostasien tingeln, im Sabbatjahr<br />

auf Weltreise gehen oder<br />

ein Semester dranhängen für eine<br />

Rundreise durch Südamerika –<br />

Backpacking ist beliebt wie nie, vor<br />

allem unter Studenten. Bei mir war<br />

es das Semester<br />

in Südamerika.<br />

Zweieinhalb<br />

Monate lang reiste<br />

ich munter<br />

durch Peru und<br />

Ecuador. Es gab<br />

so viel Neues zu<br />

Selly hat zuspät begonnen,<br />

sich auch<br />

mal treiben zu lassen.<br />

PRIVAT<br />

entdecken und<br />

jeden Tag nahm<br />

ich ein Erlebnis<br />

in Angriff, von<br />

dem ich im Gespräch<br />

mit Touristen<br />

oder auf Wikitravel erfahren<br />

hatte: eine Dschungeltour, Aufstieg<br />

zum Machu Picchu, Stadtführungen,<br />

Inseln voller Seelöwen, eine<br />

Fahrt mit einem Beach-Buggy über<br />

Sanddünen, über einen Vulkankratersee<br />

paddeln, Wanderungen zu<br />

Wasserfällen, Surfkurs. Wenn die<br />

interessanten Punkte an einem<br />

Ort abgehakt waren, zog ich in die<br />

nächste Stadt.<br />

Der Wandel kam mit einem<br />

Tauchkurs in demkleinen Städtchen<br />

Taganga an der Nordküste Kolumbiens.<br />

Für einen Tauchschein braucht<br />

man vier Tage, erzwang mich also,<br />

dort zubleiben. Etwa eine Woche<br />

lang chillte ich an dem Karibikstrand.<br />

Ich war angekommen! Das<br />

tat gut. Wenn die Attraktionen in der<br />

Umgebung abgegrast sind, ist Zeit<br />

für die banalen Dinge. Denn Highlights<br />

bleiben nur Highlights, wenn<br />

sie nichtdirekt aufeinanderfolgen.<br />

Die Erfahrung lehrt: Wenn ein Ort dich<br />

begeistert, bleib einfach dort.<br />

Weltreise ohne Drehbuch<br />

MELDUNG<br />

Monica Hesse – „Das Mädchen<br />

im blauen Mantel“ Hanneke ist<br />

Schwarzmarkt-Kurierin zur Zeit der<br />

Nationalsozialisten in Amsterdam.<br />

Offiziell organisiert das Mädchen<br />

Beerdigungen, inoffiziell gräbt sie<br />

für ihre Kunden Waren aus, die eigentlich<br />

nicht mehr zu bekommen<br />

sind, seit die Nazis Holland besetzt<br />

haben. Dann erhält sie von einer<br />

Kundin den Auftrag, ein verschwundenes<br />

Mädchen zu suchen. DasProblem:<br />

Das Mädchen ist Jüdin. Hanneke<br />

beginnt zu suchen und kommt<br />

in Kontakt mit einer Widerstandsgruppe<br />

… Marti Mlodzian, 14 Jahre<br />

Fazit Lesenswertes Buch, das zu Recht für<br />

den Jugend-Literaturpreis 2019 nominiert ist.<br />

Schauspielerin Maria Ehrich wollte die Welt entdecken. Zurückgekehrt ist sie mit einem außergewöhnlichen Film<br />

VonRia Lüth, 20 Jahre<br />

In einem Zimmer des Ullsteinverlags<br />

sitzt Maria Ehrich und<br />

lächelt herzlich. Sie beantwortet<br />

Fragen zu ihrem neuen Kinofilm.<br />

Daran, dass sie wieder interviewt<br />

wird und nicht mehr die Fragenstellerin<br />

ist, muss sich die 26-jährige<br />

Schauspielerin (u. a. bekannt aus<br />

der „Edelstein-Trilogie“ und „Ku’-<br />

damm 59“) erst wieder gewöhnen.<br />

Denn Maria Ehrich war eine Weile<br />

weg–unterwegs in der Welt. Anfang<br />

2018 hat sie sich aufgemacht, sieben<br />

Monate lang die Welt zu entdecken.<br />

Gestartet istsie im afrikanischen Kenia,<br />

in Mexiko City hatsie sich einen<br />

Oldtimer gekauft, ihn liebevoll „Heidi“<br />

getauft, undist 20 000 Kilometer<br />

durch Amerika gefahren, durch die<br />

USA hoch nach Kanada bis nach<br />

Neufundland. Immer an ihrer Seite<br />

war ihr Freund Manuel Vering, Journalistund<br />

Filmemacher.<br />

Doch die junge Frau, die seit<br />

16 Jahren vor der Kamera steht,<br />

wollte nicht einfach rumreisen.<br />

Durchaus sei zwar der Wunsch da<br />

gewesen, alles hinter sich zu lassen<br />

und „nach dem zu suchen, was das<br />

Leben dir beibringen könnte“. Maria<br />

Ehrich war auf der Suche nach<br />

Helden, nach Menschen, die sich<br />

für andereeinsetzen. SietrafinNew<br />

York ein jüdisches Ehepaar, das den<br />

Holocaust überlebte, einen Meeresbiologen,<br />

der leidenschaftlich für<br />

den Erhalt unsererWelt kämpft, eine<br />

kenianische Ordensschwester, die<br />

selbstständig ein Waisenhaus leitet,<br />

und andere inspirierende Menschen.<br />

Der Dokumentarfilm „Leaving<br />

the Frame“, der dabei in Eigenregie<br />

entstanden ist, soll vor allem<br />

eins: die Geschichte der Menschen,<br />

die ihr begegnet sind, erzählen.<br />

Aber nicht nur die Menschen,<br />

auch die Natur und die Tiere seien<br />

etwas gewesen, was Maria Ehrich<br />

tief beeindruckt habe. Tiere in freier<br />

Wildbahn zu sehen, hätte ihr die<br />

Seele dieser Wesen nahegebracht.<br />

So entschied sie sich, Vegetarierin<br />

zu werden. Die Idee einer Reise sei<br />

ihr schon lange im Kopf herumgeschwirrt.<br />

Ein wenig Angst hatte sie<br />

aber dennoch, sich eine so lange<br />

Auszeit zu nehmen.„Im Schauspielbusiness<br />

heißt es immer, dumusst<br />

dranbleiben, sonst bist du raus“, erzählt<br />

sie. Nach ihrer Rückkehr stellte<br />

sie fest, dass das völliger Quatsch<br />

war. Sie selbst habe gelernt, ein wenig<br />

loszulassen. Für den Zuschauer<br />

soll ihre Reise vor allem eins sein:<br />

„eine Einladung, sich der Welt und<br />

den Menscheninihr zu öffnen“.<br />

<strong>Berliner</strong> Unis suchen<br />

junge Spitzenforscher<br />

Im Fokus des diesjährigen Wissenschaftswettbewerbs<br />

„Forum Junge<br />

Spitzenforscher“ steht das Thema<br />

Klimawandel. Noch bis zum<br />

3. November 2019 können sich<br />

Nachwuchsforscher aller <strong>Berliner</strong><br />

Universitäten undanderer <strong>Berliner</strong><br />

Forschungseinrichtungen für den<br />

interdisziplinären Wettbewerb<br />

bewerben und Anwendungsideen<br />

aus der innovativen Grundlagenforschung<br />

einreichen. Ausgeschrieben<br />

sind Preisgelder in Höhevon<br />

insgesamt 36 000 Euro. (jill)<br />

Alle Infos: www.forumjungespitzenforscher.de<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Das Projekt „Spreewild“<br />

im Internet unter:<br />

Die Beiträge dieser Seite werden von<br />

Jugendlichen geschrieben.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Jugendredaktion<br />

Telefon: 030/695 66 50<br />

blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />

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facebook.com/spreewild<br />

twitter.com/Spreewild


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 27<br />

· ·<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

9.00 (für HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live<br />

nach Neun 9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.44<br />

(für HG) Tagesschau 10.45 (für HG) Meister des<br />

Alltags 11.15 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />

ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />

HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG) Verrückt nach Fluss 17.00 (für<br />

HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00<br />

(für HG) Wer weiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />

Morden im Norden 19.45 (für HG) Wissen vor<br />

acht –Zukunft 19.50 (für HG) Wetter /Börse vor<br />

acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Bären wie wir An der Katmai-<br />

Küste kommen jedes Jahr viele Bären<br />

zusammen,dasie dort mehr zu fressen<br />

finden als in den Bergen. Ein Filmteam<br />

begleitet Bärenforscher Chris Morgan, der<br />

deren Sozialverhaltenbeobachtet.<br />

21.00 (für HG) Hart aber fair<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Rabiat<br />

Die Selbstoptimierer<br />

23.30 (für HG) Unser Deutschland<br />

Freiheit<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

5.15 Explosiv –Weekend 6.00 Guten Morgen<br />

Deutschland 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter uns.<br />

Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was zählt. Daily<br />

Soap 10.00 Der BlaulichtReport 11.00 Der<br />

Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –Das<br />

RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler –<br />

4Räume, 1Deal 15.00 Schätzeaus Schrott<br />

16.00 Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00<br />

Herz über Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns.<br />

Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />

Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell<br />

19.03 RTL Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Bauer sucht Frau<br />

Neue Staffel, neues Liebesglück: Nach<br />

dem weltweiten Ableger im Frühjahr<br />

startet jetzt das Ursprungsformat in die<br />

15. Runde. Diesmal begleitet Inka Bause<br />

elf einsame Landwirte.<br />

22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />

23.25 Spiegel TV<br />

0.00 RTL Nachtjournal /Das Wetter<br />

0.30 Die Alltagskämpfer –<br />

Überleben in Deutschland<br />

Unter Arrest –<br />

Jugendliche hinter Gittern (3/3)<br />

MDR<br />

12.30 (für HG) Wohin der Weg mich führt.<br />

Tragikomödie, D2011 13.58 (für HG) Aktuell<br />

14.00 (für HG) MDR um 2 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um 4<br />

17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />

18.54 (für HG) Sandmann 19.00 Regionales<br />

19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG) Mach dich<br />

ran 20.15 (für HG) Das Thüringen-Duell 20.45<br />

(für HG) Der Thüringen-Vierkampf 21.45 (für HG)<br />

Aktuell 22.05 (für HG) Mord auf Shetland –Der<br />

Vermisste. Krimireihe, GB 2016 23.58 Aktuell<br />

0.00 (für HG) Fair Play. Drama, CZ/SK/D 2014<br />

Bayern<br />

14.15 (für HG) Lichters Schnitzeljagd 14.45 (für<br />

HG) Gefragt –Gejagt 15.30 (für HG) Schnittgut<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir in<br />

Bayern 17.30 Regionales 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Querbeet 19.30 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Landfrauenküche 21.00 (für HG) Bayern<br />

erleben 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.00 (für HG) Lebenslinien 22.45 (für HG) Der<br />

Kaiser von Schexing 23.30 Schleichfernsehen<br />

0.15 Rundschau Nacht 0.20 Ringlstetter<br />

Vox<br />

5.15 (für HG) CSI: NY 6.55 CSI: Vegas 8.50<br />

Verklag mich doch! 9.50 Verklag mich doch!<br />

10.50 Vox Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein<br />

Kind –Wie erziehst du denn? 12.00 Shopping<br />

Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00<br />

Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn?<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten und<br />

eine Traumreise 17.00 ZwischenTüll und Tränen<br />

18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das<br />

perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15<br />

Goodbye Deutschland! Die Auswanderer 23.10<br />

(für HG) Survivor 0.35 Vox Nachrichten<br />

Super RTL<br />

6.25 Ranger Rob 6.45 Peppa Pig 6.55 Paw<br />

Patrol 7.25 Caillou 7.50 Peppa Pig 8.00 Grizzy<br />

&die Lemminge 10.35 Alvinnn!!! und die<br />

Chipmunks 13.10 Polly Pocket 13.40 Mighty<br />

Mops 14.15 Die Tom und Jerry Show 14.45<br />

Dragons 15.10 Ninjago 15.40 Alvinnn!!! und<br />

die Chipmunks 16.10 Zig &Sharko 16.40 Die<br />

Nektons 17.10 Mr. Magoo 17.40 Zak Storm<br />

18.10 Die Tom und Jerry Show 18.35 Woozle<br />

Goozle und die Weltentdecker 19.05 Alvinnn!!!<br />

und die Chipmunks 19.45 Mighty Mops 20.15<br />

On the Case 0.25 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.30 Antworten mit Bayless Conley 6.00 Die<br />

Arche-Fernsehkanzel 6.30 Teleshopping 15.30<br />

Storage Wars –Die Geschäftemacher. Doku-Soap<br />

16.00 Socca. WM. Vorrunde, live. Beim<br />

Fußball-Kleinfeld-Wettbewerb tritt Titelverteidiger<br />

Deutschland heute um 18.55 Uhr gegen Ungarn<br />

an. 19.55 Fußball. Regionalliga Südwest: FSV<br />

Frankfurt –FC08Homburg, 13. Spieltag, live<br />

22.15 Sport1 News 22.30 Fußball –Die<br />

MLS-Highlights 23.00 Poker. PCA 2018 Main<br />

Event 0.00 Sport Clips 0.45 Teleshopping Nacht<br />

ZDF<br />

5.00 (für HG) ZDF.reportage 5.30 (für HG)<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Matjeskrieg<br />

11.15 (für HG) Soko Wismar. Tod einer<br />

Nachbarin 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute<br />

–inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress 15.05 (für HG)<br />

Bares für Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa<br />

16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.Tödlicher<br />

Verrat 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />

deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />

(für HG) Soko Potsdam. Der Container 19.00 (für<br />

HG) heute /Wetter 19.25 (für HG) WISO<br />

20.15 (für HG) Ein verhängnisvoller Plan<br />

Kriminalfilm, D2019. Mit Benjamin<br />

Sadler, Jördis Triebel. Als Kriminalhauptkommissar<br />

Jan BrenneramMorgen<br />

erwacht, findeterseine Geliebte tot im<br />

Wohnzimmer. Er lässt sie verschwinden.<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) Code 999<br />

Actionfilm, USA 2016. Mit Casey Affleck,<br />

Woody Harrelson<br />

0.00 heute+<br />

0.15 (für HG) Fett Und Fett<br />

Comedyserie. Alles okay<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf Streife<br />

15.00 Auf Streife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring. Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />

–Die Familienhelfer. Doku-Soap. Der sechsjährige<br />

Tim spricht und spielt auf einmal mit einem<br />

unsichtbaren Troll namens Mik Bleichborke. Der<br />

riesige Troll stiftet ihn zu immer mehr Chaos an.<br />

17.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer /<br />

oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00 Die<br />

Ruhrpottwache 19.00 Genial daneben –das Quiz<br />

19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Kaltes Blut –<br />

Julia Durant ermittelt<br />

Kriminalfilm, D2019. Mit Sandra<br />

Borgmann. In einem sonst eher<br />

beschaulichen Dorf verschwinden<br />

plötzlich zwei 16-jährige Schülerinnen.<br />

22.15 akte.<br />

23.15 Dem Tod auf der Spur –<br />

Die Fälle des Prof. Tsokos<br />

0.10 (für HG) Kaltes Blut –<br />

Julia Durant ermittelt<br />

Kriminalfilm, D2019. Mit Sandra<br />

Borgmann, Guido Broscheit<br />

WDR<br />

13.55 Erlebnisreisen 14.00 (für HG) Lecker an<br />

Bord 14.30 (für HG) In aller Freundschaft 16.00<br />

(für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für<br />

HG) Aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Land und lecker 21.00 (für HG)<br />

Ausgerechnet 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für<br />

HG) Unterwegs im Westen 22.40 (für HG)<br />

Sträters Männerhaushalt 23.25 (für HG) Konrad<br />

Beikircher: Am schönsten isset, wenn et schön is!<br />

0.55 (für HG) Zimmer frei!<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) Aktuell 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00<br />

(für HG) Aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />

17.10 (für HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00<br />

Regionales 18.15 (für HG) Die Nordreportage<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Markt 21.00<br />

(für HG) Die Ernährungs-Docs 21.45 (für HG)<br />

Aktuell 22.00 (für HG) 45 Min 22.45 (für HG)<br />

Kulturjournal 23.15 (für HG) Kommissar Beck<br />

–Die neuen Fälle: Der Lockvogel.Krimireihe, D/S<br />

1997 0.45 (für HG) Die Ernährungs-Docs<br />

Kabel eins<br />

5.50 Eureka 7.35 Blue Bloods 9.30 (für HG)<br />

Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15 Without a<br />

Trace –Spurlos verschwunden 12.10 Numb3rs<br />

13.10 (für HG) Castle 14.00 (für HG) The<br />

Mentalist 14.55 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50<br />

kabel eins news 16.00 Navy CIS 16.55<br />

Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle<br />

aktuell 20.15 (für HG) X-Men –Der Film.<br />

Comicadaption, USA 2000 22.20 (für HG)<br />

Catwoman. Comicadaption, USA 2004 0.25<br />

Hard to Kill. Actionfilm, USA 1990 2.00 late news<br />

RTL 2<br />

5.15 Privatdetektive im Einsatz 6.00 Die<br />

Straßencops West –Jugend im Visier 8.00<br />

Frauentausch 14.00 Frauentausch –Kulthäppchen<br />

15.00 Die Wache Hamburg 16.00 Die<br />

Wache Hamburg 17.00 RTLZWEI News 17.04<br />

RTLZWEI Wetter 17.05 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &<br />

Nacht 20.15 Die Geissens –Eine schrecklich<br />

glamouröse Familie! 21.15 Die Reimanns –Ein<br />

außergewöhnliches Leben 22.15 Pop Giganten<br />

0.15 Hartes Deutschland –Leben im Brennpunkt<br />

2.00 Exklusiv –Die Reportage<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Sportschießen.Weltcup. Mixed-Finale Trap<br />

9.30 Sportschießen.Weltcup. Mixed-Finale Skeet<br />

10.30 Radsport. Eintagesfahrt Milano –Torino<br />

11.30 Radsport. Lombardei-Rundfahrt 12.45<br />

Radsport. Herbstklassiker Paris –Tours 13.45<br />

Snooker: English Open. Tag 1, live 19.00 Watts<br />

Sportzapping 19.10 Judo. Grand Slam in<br />

Brasilia. Highlights 19.40 Nachrichten 19.45<br />

Snooker: English Open. Tag 1, live 0.00<br />

Nachrichten 0.10 Judo. Grand Slam in Brasilia.<br />

Highlights 0.40 Motorrad. FIM Superbike WM<br />

TV-Tipps<br />

ZDF, 22.15 UHR ACTIONFILM<br />

Code 999<br />

Umeinen Code 999 auszulösen und damit die gesamte Polizei der Stadt<br />

an einem Ortzubündeln, plant eine Verbrecherbande in Atlanta die Ermordung<br />

des Polizisten Chris Allen. Sein Todsoll als Ablenkungsmanöver für<br />

einen riskanten Raubzug dienen. Angeführtwird die Diebesbande von Michael<br />

Atwood (Chiwetel Ejiofor), der wiederum im Dienste der kaltherzigen<br />

Irina Vlaslovsteht. Siehat seinen Sohn in ihrem Gewahrsam und zwingt Michael<br />

dazu, weitereriskante Überfälle zu begehen. Doch die Polizei ermittelt<br />

bereits ... Das von Matt Cook geschriebene Drehbuchzu„Code 999“ landete<br />

2010 auf der berühmten Blacklist der „besten unverfilmten“ Drehbücher.Der<br />

titelgebende Funkspruch „999“ bedeutet bei der US-amerikanischen Polizei<br />

sinngemäß „Dringende Hilfe benötigt –Polizist niedergeschossen“.<br />

(USA/2016)<br />

Foto: ZDF/Bob Mahoney<br />

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Immer und überall.<br />

www.berliner-kurier.de/mobil<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

5 6<br />

8 5 7<br />

7 1<br />

5 9 8<br />

4 2 7<br />

1 7 4<br />

8 9<br />

6 3<br />

4 2<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

6<br />

4 9<br />

1 4 2<br />

6 8<br />

4 8<br />

7 3<br />

6 9 5<br />

1<br />

Nur fürs<br />

Smartphone:<br />

Rätsel, Videos,<br />

Sonderausgaben<br />

u.v.m.<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

VOM vom12./13. 12.10.2019 10. 2019<br />

MITTEL mittel<br />

6 1 5 2 7 9 4 8 3<br />

4 3 8 6 1 5 2 9 7<br />

7 2 9 4 3 8 1 5 6<br />

5 4 1 9 2 7 6 3 8<br />

9 8 6 1 4 3 5 7 2<br />

3 7 2 8 5 6 9 4 1<br />

1 9 4 7 8 2 3 6 5<br />

8 6 3 5 9 1 7 2 4<br />

2 5 7 3 6 4 8 1 9<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM<br />

vom<br />

12./13.<br />

12.10.2019<br />

10. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

2 7 3 6 8 9 1 5 4<br />

5 6 8 1 4 3 7 2 9<br />

9 1 4 2 5 7 8 6 3<br />

4 3 1 9 6 5 2 8 7<br />

6 8 9 4 7 2 5 3 1<br />

7 5 2 3 1 8 9 4 6<br />

8 4 6 5 9 1 3 7 2<br />

3 9 5 7 2 4 6 1 8<br />

1 2 7 8 3 6 4 9 5<br />

RBB<br />

8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30 (für HG)<br />

Abendschau 9.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

9.45 (für HG) In aller Freundschaft –die jungen<br />

Ärzte 10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20 (für HG)<br />

Sturm der Liebe 12.10 (für HG) Julia –Eine<br />

ungewöhnliche Frau 13.00 rbb24 13.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Liebe, Tod<br />

und viele Kalorien. Komödie, D2000 15.30 (für<br />

HG) Tiere bis unters Dach 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.00 rbb<br />

UM6 18.27 rbb wetter 18.30 zibb 19.27 rbb<br />

wetter 19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />

aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Super.Markt Thomas-Cook-<br />

Pleite:Wie lassen sich Reisenzukünftig<br />

besser absichern? /Flüssigseife oder<br />

Seifenstück: Welche ist billiger? Welche<br />

hygienischer? /Kochen mit Resten: Geht<br />

auch zu Festen!<br />

21.00 (für HG) Die Wahrheit über ...<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Tatort: Die Ballade von Cenk<br />

und Valerie Krimireihe, D2012<br />

23.30 (für HG) Polizeiruf 110: Der Mann im<br />

Baum Krimireihe, DDR 1988<br />

0.55 (für HG) Alles Klara<br />

ProSieben<br />

5.20 New Girl 6.00 Eine schrecklich nette<br />

Familie 7.00 Last Man Standing 7.55 Mr. Griffin<br />

–Kein Bock auf Schule 8.45 (für HG) How IMet<br />

Your Mother 10.35 Fresh Off the Boat 11.00<br />

Mike &Molly 11.30 2Broke Girls 12.20 Mom<br />

13.15 (für HG) Two and aHalf Men 14.40 The<br />

Middle. Das Chaos /Das Zweite Halloween-Fest<br />

15.35 Green Seven –Schlauer in 90 Sekunden!<br />

15.40 (für HG) The Big Bang Theory. Spaghetti<br />

mit Würstchen /Viererohne Sheldon /Die<br />

Wahrheit über den Fahrstuhl 17.00 taff 18.00<br />

Newstime 18.10 (für HG) Die Simpsons. Bob von<br />

nebenan 18.35 GreenSeven–Schlauerin90<br />

Sekunden! 18.40 (für HG) Die Simpsons. Richte<br />

DeinenNächsten 19.05 Galileo<br />

20.15 (für HG) The Big Bang Theory<br />

Sitcom. Das Menschen-Frosch-Problem<br />

Da Penny und Bernadette in San Diego<br />

unterwegs sind, muss sich Howard allein<br />

um Halley und Michael kümmern. Er hofft<br />

auf die Unterstützung seiner Freunde.<br />

20.45 (für HG) Young Sheldon<br />

Comedyserie<br />

21.15 (für HG) Die Simpsons<br />

22.10 (für HG) The Big Bang Theory<br />

23.10 Late Night Berlin –Mit Klaas<br />

Heufer-Umlauf<br />

0.10 (für HG) The Big Bang Theory<br />

Arte<br />

9.50 (für HG) 360° 11.30 (für HG) Tierisch alt!<br />

12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land<br />

Kunst 14.00 Wildes Treiben am Quai d’Orsay.<br />

Komödie, F2013 15.50 Kitz &Co. 16.45 Xenius<br />

17.10 Wo Bücher die Welt bedeuteten 17.40<br />

Stadt der Läufer. Dokumentarfilm, ETH/GB 2012.<br />

Bekoji, Äthiopien 18.35 (für HG) Tierisch gute<br />

Väter 19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für<br />

HG) Himmel ohne Sterne.Melodram, D1955<br />

22.00 Sonnenallee. Komödie, D1999 23.00<br />

(für HG) The Beast Is Still Alive. Dokumentarfilm,<br />

BG 2016 1.00 Arte Journal 1.20 Tracks<br />

3Sat<br />

14.15 Granada, da will ich hin! 14.45 (für HG)<br />

Spaniens schönste Inseln 15.30 (für HG)<br />

Spaniens schönste Urlaubsziele 17.00 (für HG)<br />

Schönes Portugal 17.45 (für HG) Portugals<br />

Inselwelten 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) G’schichten aus dem Wiener<br />

Prater 21.00 (für HG) Turmfalken 21.45 Auf den<br />

Schienen des Doppeladlers 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 Die Vierte Gewalt. Dokumentarfilm, CH<br />

2018 0.05 (für HG) 37°: Bauernhof statt<br />

Altersheim 0.35 10 vor 10<br />

Phoenix<br />

6.30 Marathon hinter Mauern 6.45 Hungerwinter<br />

8.15 Konrad Adenauer 9.00 phoenix vor ort<br />

9.30 phoenix plus 10.00 phoenix vor ort 10.30<br />

phoenix plus 12.00 phoenix vor ort 12.45<br />

phoenix plus 14.00 phoenix vor ort 14.45<br />

phoenix plus 16.00 Dokumentation 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 Aktuelle Reportage 18.30<br />

Die Investoren 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Geheimnisvolle Orte 21.00 (für HG)<br />

Geheimnisvolle Orte 21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 unter den linden 23.00 phoenix der tag<br />

0.00 unter den linden<br />

Kika<br />

12.25 (für HG) Die Sendung mit der Maus 12.50<br />

Marcus Level 13.15 (für HG) Die Wilden Kerle<br />

13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10 Schloss<br />

Einstein –Erfurt 15.00 (für HG) Eine lausige Hexe<br />

15.50 Miss Moon 16.15 Die Piraten von<br />

nebenan 16.50 Geronimo Stilton 17.35 Der<br />

kleine Ritter Trenk 18.00 Eine Möhre für Zwei<br />

18.10 (für HG) Der kleine Drache Kokosnuss<br />

18.35 Elefantastisch! 18.47 Baumhaus 18.50<br />

Sandmann 19.00 Tib &Tumtum 19.25 Wissen<br />

macht Ah! 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG)<br />

Kika Live 20.10 Twin Teams<br />

Dmax<br />

5.55 Die Aquarium-Profis 6.55 Infomercial 8.55<br />

Hardcore Pawn 9.20 BaggageBattles 9.50<br />

Infomercial 10.15 Shark Tank 12.15 Repair<br />

Shop 13.15 Dubai Airport 14.15 Ausgesetzt in<br />

der Wildnis 15.15 Ed Stafford: Wie ich die Welt<br />

überlebte 16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15<br />

Asphalt-Cowboys 18.15 SteelBuddies 19.15 A8<br />

20.15 Der Geiger 21.15 Chris &Mäx: Die<br />

Oldtimer-Spezialisten 22.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

23.15 DMAX News 23.18 Die<br />

Gebrauchtwagen-Profis 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.02 Hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Starkregen –<br />

Die unterschätzte Gefahr 10.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 10.15 Alles Wissen 11.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.20<br />

Weltspiegel 20.00 Tagesschau 20.15 Hitlers<br />

Zorn –Die Kinder von Bad Sachsa 21.15<br />

Tagesschau 21.17 Extra 21.30 Westpol –Politik<br />

in Nordrhein-Westfalen 22.00 Markt 22.45<br />

Tagesschau vor 20 Jahren 23.00 Tagesthemen<br />

23.30 Das Thüringen-Duell 0.00 Der Thüringen-<br />

Vierkampf 1.00 Nachtmagazin 1.20 Der<br />

Umwelt-Surfer –Kampf gegen den Müll im Meer<br />

ONE<br />

5.35 Die Pierre M. Krause Show 6.05<br />

Großstadtrevier 6.55 Quarks 7.40 Party of Five<br />

9.10 kinokino 9.25 Lindenstraße 9.55 Hot in<br />

Cleveland 10.35 Lindenstraße 11.05 Großstadt<br />

revier 11.55 Sturm der Liebe 13.30 Um<br />

Himmels Willen 14.20 Die Landärztin. Arztreihe,<br />

D/A 2005 15.50 Großstadtrevier 16.40 Hot in<br />

Cleveland 17.20 Lindenstraße 17.50 Hart aber<br />

herzlich 18.40 Sturm der Liebe 20.15 Grand<br />

Hotel 21.45 Nuhr im Ersten 22.30 Private Eyes<br />

23.10 Hot in Cleveland 23.50 Halbe Hundert.<br />

Komödie,D2012 1.20 Grand Hotel 2.50 Privat<br />

Eyes 3.35 Hollywood’s Best Film Directors 4.00<br />

Hart aber herzlich 4.50 Lindenstraße<br />

ZDF NEO<br />

5.50 (für HG) Inspector Barnaby: Über den<br />

Dächern von Chattham. Krimireihe,GB 2009<br />

7.25 (für HG) Kerners Köche 8.10 Topfgeldjäger<br />

9.05 Lafer!Lichter!Lecker! 9.45 (für HG) Bares<br />

für Rares 12.15 (für HG) Monk 13.40 Psych<br />

15.00 (für HG) Monk 16.20 Psych 17.45 (für<br />

HG) Bares für Rares 18.35 Dinner Date 19.20<br />

(für HG) Bares für Rares 20.15 (für HG) Inspecto<br />

Barnaby: Böse kleine Welt. Krimireihe, GB 2009<br />

21.50 (für HG) Inspector Barnaby: Über den<br />

Dächern von Chattham. Krimireihe, GB 2009<br />

23.20 Scott &Bailey 0.10 Scott &Bailey 0.55<br />

Spooks –ImVisier des MI5 1.50 (für HG)<br />

heute-show 2.20 Shapira Shapira<br />

ZDF INFO<br />

5.10 ZDF-History 5.55 Die Jagd nach den<br />

goldenen Armreifen 6.40 Leschs Kosmos 7.10<br />

Die Gen-Revolution 8.38 heute Xpress 8.40 Die<br />

Gen-Revolution 9.25 Täter im Netz 10.50 Der<br />

Fall Lorraine Thorpe 11.35 Der Fall Carol Park<br />

12.20 Der Fall Gemma McCluskie 13.00 Täter<br />

im Netz 13.45 ZDF-History 14.15 Mordakte<br />

Mittelalter 18.45 Terra Xpress XXL 19.30 Das<br />

errechnete Verbrechen –Die Polizeiarbeit der<br />

Zukunft 20.15 Täterjagd. Doku-Reihe 21.40<br />

Ermittler! 23.10 Rätselhafte Morde –Profiler im<br />

Einsatz 23.50 Hate Crime –Tatmotiv Hass 0.40<br />

(für HG) heute journal 1.05 War of Thrones –<br />

Krieg der Könige 4.10 Die Inquisition<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Der „junge Wilde“ –Händels<br />

Hamburger Jahre, ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

In Concert Cheltenham Jazz Festival. Andy<br />

Sheppard Quartet: Andy Sheppard, Saxofon;<br />

Eivind Aarset, Gitarre und Electronics; Michel<br />

Benita, Bass; Seb Rochford, Schlagzeug,<br />

ca. 87 Min.<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Gegenwart Der Komponist Isang Yun<br />

Sein Leben lang war Isang Yun ein politisch<br />

denkender Künstler, der sich darum bemüht hat,<br />

zwischen Nord- und Südkorea zu vermitteln. In<br />

seinenWerken hat Yun Einflüsse asiatischer mit<br />

europäischer Musik verbunden. ca. 56 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musik-Panorama Sergej Rachmaninow: Sonate<br />

für Klavier Nr. 2b-Moll, op. 36; Variationen für<br />

Klavier über ein Thema von Corelli, op. 42;<br />

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3d-Moll,<br />

op. 30, ca. 105 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Propaganda (25/29). Von Steffen<br />

Kopetzky, ca. 30 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Kriminalhörspiel Matildas letzterSommer. Nach<br />

dem Roman von Mary Wesley. Mit: Winfried<br />

Glatzeder, Hedi Kriegeskotte, Barnaby Metschurat,<br />

Michael Evers, ca. 57 Min.<br />

MAGAZIN<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Arm, aber glücklich.Von Schäfern<br />

und Schafen in Brandenburg, ca. 26 Min.<br />

19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Zeitfragen. Politik und Soziales Wenn Mutti<br />

früh zur Arbeit geht. Über haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen, Butler und Schwarzarbeit. Von<br />

Dorothea Brummerloh, ca. 55 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Schöne Stimmen Lorraine Hunt. Viele ihrer<br />

Einspielungen mit Kompositionen vom Barock bi<br />

in die Gegenwart gelten als zeitlose diskographische<br />

Meilensteine. ca. 56 Min.<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Einstand 50 Jahre frisch. Das Bundesjugendorchester<br />

feiert Geburtstag, ca. 30 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Suzanne Vega. Die US-amerikanische<br />

Sängerin und Songwriterin hat die 90er-Jahre<br />

mitgeprägt. ca. 30 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 238 · M ontag, 14. Oktober 2019 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Boris Becker (51) hat das Insolvenzverfahren<br />

gegen ihn als „die schwierigste<br />

Zeit“ seines Lebens bezeichnet.<br />

„Ich möchte meinem schlimmsten<br />

Feind nicht wünschen, was ich in<br />

den letzten zwei Jahren erlebt habe“,<br />

sagte der einstmalige Tennisheld der<br />

Bild am Sonntag. Dabei zeigt der<br />

Mann auch eine gewisse Einsicht:<br />

„Vielleicht war es<br />

[das Verfahren]<br />

für mein Leben<br />

notwendig, weil<br />

reinigend.“ Es<br />

folgt allerdings<br />

ein dickes großes<br />

Er bezahlt, weil er<br />

es kann.<br />

DPA/STEVEN PASTON<br />

Aber:„Ichbin<br />

und war immer<br />

zahlungsfähig.“<br />

Sprich: Ichbin<br />

und war nie insolvent.Wieauch<br />

immer,Becker gibt<br />

nach eigenen Angaben 52 Prozent<br />

seiner Einkünfte an den Insolvenzverwalter<br />

ab.Dieses Verfahren laufe<br />

maximal noch 18 Monate.<br />

Jane Fonda (81) ist bei einem Klima-<br />

Protest inWashington festgenommen<br />

worden. DieUS-Schauspielerin<br />

postete jetzt auf Instagram einVideo,<br />

das zeigt, wie sie in einem knallroten<br />

Mantel am Freitag bei der Demonstration<br />

vordem Kapitol in sogenannten<br />

Einweg-Handschellen (vulgo: Kabelbindern)<br />

vonder Polizei abgeführt<br />

wurde.Ineinem weiterenVideo-Post<br />

sagte Fonda, die schwedische Klima-<br />

Aktivistin GretaThunberghabe sie inspiriert:„Wir<br />

müssen uns verhalten,<br />

als ob unser Haus brennt –denn so ist<br />

es.“ Okay,der neue Hashtag lautet:<br />

#FireDrillFriday … (schl.)<br />

TIERE<br />

Brix, ein Schäferhund aus Brünn, in<br />

der Hundewaschanlage. DPA/IGOR ZEHL<br />

Da muss er jetzt durch: Brix, ein Deutscher<br />

Schäferhund aus dem tschechischen<br />

Brünn, hat sich wieder sonst<br />

wo gesuhlt, stinkt deswegen zum<br />

Himmel und wurde deshalb in den<br />

RedboxParkbrachte.Die Anlage bietet<br />

lautWebsite www.redboxpark.cz<br />

neben der Auto- auch die professionelle<br />

Hundewäsche an:„Sie können<br />

Shampoo,Conditioner oder Flohmittel<br />

über das Touchscreen-Programmmenü<br />

wählen …Belohnen SieIhren<br />

Hund mit einem Calibra-Leckerbissen.<br />

Direkt neben derWaschboxbefindet<br />

sich eine Snackmaschine.“<br />

Köstlich! Da muss Brix gar nicht so<br />

bedröppelt dreinschauen. (schl.)<br />

Mit voller Wucht<br />

Einer der gefährlichsten Taifune seit Jahrzehnten zog über Japan. Mindestens 26 Menschen starben<br />

VonFelix Lill, Tokio<br />

Für Ikuko Nishihara wurde<br />

ein Urlaubstag draus. Am<br />

Freitag hatte die 34-jährige<br />

Tokioterin die Warnung vor<br />

dem großen Unwetter aufs Handy geschickt<br />

bekommen: Die Züge, Shopping-Center<br />

und Nahrungsmittelläden<br />

würden am Samstag außer Betrieb<br />

sein. „Nach Feierabend am Freitag<br />

bin ich soforteinkaufen gegangen<br />

und habe mich mit Essen eingedeckt“,<br />

berichtet die Ärztin, die eigentlich<br />

auch an Wochenenden arbeitet.<br />

„Dann saß ich einen Taglang<br />

zu Hause vorm Fernseher.“ Malhabe<br />

sie TV-Dramen geschaut, mal den<br />

Verlauf von „Hagibis“. Der Tag sei<br />

zwar anspannend gewesen wegen<br />

der Unsicherheit, habe aber auch etwas<br />

Entspannendes gehabt. „Ich war<br />

einen ganzen Tagnicht vorder Tür.“<br />

Ausgeklügelte Warnkultur<br />

Mit „Hagibis“ (Philippinisch für<br />

„schnell“) wurde Japan gegen Ende<br />

letzter Woche durch den stärksten<br />

Taifun seit Jahrzehnten getroffen.<br />

Ganze Orte wurden überflutet, der<br />

Alltag kam zum Erliegen. Die Angaben<br />

zu Todesfällen variierten zwischen<br />

den Zahlen der Regierung und<br />

der Nachrichtenagentur Kyodo von<br />

sieben bis 26, während mindestens<br />

21 Personen noch als vermisst galten.<br />

Mehr als 170 Menschen wurden<br />

verletzt. Tags zuvor hatte die Meteorologiebehörde<br />

an Millionen Menschen<br />

im Nordosten des Landes die<br />

Warnung ausgesprochen: „Machen<br />

Sie sich bereit für Regenfälle, wie Sie<br />

sie noch nicht erlebt haben. Ergreifen<br />

Sie alle Maßnahmen, um Ihr Leben<br />

zu schützen.“ Erstmals wurde in<br />

diesem Zusammenhang die höchste<br />

Warnstufe ausgegeben.<br />

Für die weitesten Teile der Bevölkerung<br />

verlief das Unwetter allerdings<br />

ohne große Schäden. Vonder<br />

Region um Tokio, dem mit 35 Millionen<br />

Bewohnern größten Ballungsraum<br />

der Welt, war vor allem der<br />

Nordosten betroffen. Hunderttausende<br />

Haushalte waren zeitweise<br />

ohne Strom, einige Häuser wurden<br />

starkbeschädigt. In der Bucht vonTokio<br />

sank ein Frachtschiff aus Panama,<br />

das dort ankerte. Zwei Menschen an<br />

Bord kamen ums Leben, sechs Besatzungsmitglieder<br />

galten als vermisst.<br />

Schon am Sonntagmorgen aber füllten<br />

rund 27000 Soldaten die Straßen,<br />

um aufzuräumen und den Alltag wiederherzustellen.<br />

Und unter klarem<br />

Himmel und Sonnenschein öffneten<br />

um 14 Uhrdie Shopping-Center und<br />

Restaurants, auch die Züge fuhren<br />

wieder und der Tokioter Flughafen<br />

Hanedaa nahm seinen Betrieb auf.<br />

Während am Sonntagabend noch<br />

geprüft wurde,obder Nordosten Tokios<br />

am Montag durch Regenfälle<br />

auch neue Überflutungen oder Erdrutsche<br />

befürchten muss, war bereits<br />

klar: Die Schäden wären noch<br />

viel größer ausgefallen, hätte das<br />

Land nicht eine derartausgeklügelte<br />

Aufräumarbeiten: Die verschlammten Straßen in Marumori werden gesäubert.<br />

Überschwemmtes Nagano: „Regenfälle, wie Sie sie noch nicht erlebt haben.“<br />

Verwüstungen in Chiba: Die Stadt liegt fünf Kilometer östlich von Tokio.<br />

DPA<br />

DPA<br />

GETTY IMAGES<br />

Warnkultur. InJapan werden schon<br />

Kinder jedes Jahr in der Schule darin<br />

ausgebildet, wie man sich in Katastrophenfällen<br />

vonTaifunen über Erdbeben<br />

bis zu Tsunamis zu verhalten<br />

hat. Aufjedem Handy ist eine Appinstalliert,<br />

die Katastrophenwarnungen<br />

empfängt und Verhaltensanweisungen<br />

gibt. Ältere Menschen informieren<br />

sich auch über Radio und<br />

Fernsehen. Da die Leute aus Erfahrung<br />

wissen, wie real die Gefahren<br />

sind, leisten sie den Informationen<br />

in der Regel auch Folge.<br />

Olympische Spiele in Gefahr<br />

DerTaifun hatte sich am Sonntag im<br />

Nordosten über dem Meer zu einer<br />

Tiefdruckzone abgeschwächt. Auf<br />

seinem Weg hinterließ „Hagibis“<br />

eine Schneise der Verwüstung. In<br />

der am schwersten betroffenen Provinz<br />

Nagano brach der Chikuma-<br />

Fluss durch die Uferdämme und<br />

überflutete Wohngebiete mit<br />

schlammigen Wassermassen. Teils<br />

stand das Wasser mehrere Meter<br />

hoch. Mit Militärhubschraubern<br />

und Schlauchbooten rückten die<br />

Einsatzkräfte an, um Menschen aus<br />

ihren Häusernzuretten. Dabei kam<br />

es zu einem tragischen Unglück, als<br />

Rettungskräfte eine 77 Jahre alte<br />

Frau in der nordöstlichen Stadt<br />

Iwaki in einen Hubschrauber hievenwollten<br />

und sie plötzlich 40 Meter<br />

in die Tiefe stürzte. Sie kam ums<br />

Leben.<br />

Der Taifun hat aber noch eine<br />

ganz andere Dimension. Schon einige<br />

Tage vor dem Anmarsch hatte<br />

„Hagibis“ für großen Gesprächsstoff<br />

im Land gesorgt. Im Zuge der<br />

derzeit in Japan laufenden Weltmeisterschaft<br />

im Rugby hatte der<br />

Weltverband RugbyUnion am Donnerstag<br />

beschlossen, zwei WM-<br />

Spiele abzusagen und mit Unentschieden<br />

zu werten. So wurde die<br />

italienische Nationalmannschaft,<br />

die mit einem Gruppenspielsieg gegen<br />

den Turnierfavoriten Neuseeland<br />

ins Viertelfinale hätte einziehen<br />

können, de facto vom Taifun<br />

aus dem Turnier geworfen. Auch<br />

das Formel-1-Rennen in Suzuka<br />

war von „Hagibis“ betroffen: Beim<br />

fünftletzten Grand Prix der Saison<br />

musste die Qualifikation wegen des<br />

Unwetters von Sonnabend auf den<br />

Sonntag verlegt werden.<br />

Wirbelstürme, Starkregen und<br />

Überflutungen: Dies könnte auch in<br />

einem knappen Jahr ein Problem<br />

werden. DieHöhepunkte der Taifunsaison<br />

in Japan werden in der Regel<br />

im August und September erreicht.<br />

In diese Zeit, vom 24. Juli bis 6. September,<br />

fallen im kommenden Jahr<br />

die Olympischen und Paralympischen<br />

Spiele vonTokio.Die Hunderttausenden<br />

Fans aus dem Ausland,<br />

die dann ins Land kommen, werden<br />

im Umgang mit Unwetter kaum so<br />

gut geschult sein wie die japanische<br />

Bevölkerung. Auf die Organisatoren<br />

kommt in dieser Hinsicht noch eine<br />

große Aufgabe zu.<br />

NACHRICHTEN<br />

Spezialkräfte befreien<br />

entführte Frau aus Auto<br />

Spezialeinheiten der Polizei haben<br />

am Samstagabend in Nordrhein-<br />

Westfalen eine 22-Jährige aus einem<br />

Auto befreit. Dies teilten Polizei und<br />

Staatsanwaltschaft in Köln mit.<br />

Demnach hatten Zeugen der Polizei<br />

in den Niederlanden gemeldet, dass<br />

eine junge Frau in Westfriesland von<br />

drei polnischen Staatsangehörigen<br />

in ihreGewalt gebracht worden sei.<br />

Einer der Täter soll eine Schusswaffe<br />

gehabt haben. Anschließend seien<br />

sie mit einem Fahrzeug in Richtung<br />

Deutschland geflüchtet. DiePolizei<br />

Köln übernahm daraufhin die Einsatzleitung.<br />

DieBeamten stoppten<br />

das Fahrzeug im Kreis Viersen, befreiten<br />

die 22-jährige Polin unverletzt.<br />

DiedreiMänner wurden festgenommen.<br />

(AFP)<br />

Stinkmorchel ist der Pilz<br />

des Jahres 2020<br />

Der Fruchtkörper der Morchel erinnertan<br />

ein männliches Begattungsorgan. DPA<br />

DieGewöhnliche Stinkmorchel<br />

wurde vonder Deutschen Gesellschaft<br />

für Mykologie (DGfM) auf einer<br />

Tagung im thüringischen Bad<br />

Blankenburgzum „Pilz des Jahres<br />

2020“ gewählt. „Neben dem Aasgeruch<br />

sind vorallem die einem männlichen<br />

Begattungsorgan ähnelnden<br />

Fruchtkörper auffällig“, teilte die<br />

DGfM am Sonntag mit. DerFruchtkörper<br />

bescherte der Morchel dann<br />

auch ihren lateinischen Namen, wie<br />

die Experten mitteilten. „Phallus impudicus“<br />

bedeute so viel wie „unzüchtiger<br />

Penis“. VonBedeutung sei<br />

die Morchel vorallem als Nahrung<br />

für Insekten. (dpa)<br />

Mann gibt sich betrunken<br />

als Polizist aus<br />

Ein49Jahrealter Autofahrer hat sich<br />

in Leutesdorf(Rheinland-Pfalz) betrunken<br />

als Polizist ausgegeben. Zuerst<br />

zwang er mit seinemWagen ein<br />

anderes Auto zu einerVollbremsung,<br />

stellte sich dem Fahrer als Polizist vor<br />

und wollte dann auch noch„Tests“<br />

mit dem Mann durchführen, wie die<br />

Polizei am Sonntag mitteilte.Der ausgebremste<br />

Autofahrer merkte sich<br />

das Kennzeichen und alarmierte die<br />

Polizei. DieBeamten fanden ihren<br />

„Kollegen“ zu Hause mit 1,49 Promille<br />

Alkohol im Blut vor. Er muss<br />

sich nun unter anderem wegen Amtsanmaßung<br />

verantworten. (dpa)<br />

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