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Aus heutiger Sicht sind diese Sorten aus<br />
der <strong>Pfalz</strong> gar nicht mehr wegzudenken.<br />
Im Windschatten wagten sich die Winzer<br />
über den Versuchsanbau an weiteres Neuland.<br />
Die weiße Sorte Sauvignon Blanc,<br />
beheimatet in Frankreich und international<br />
bekannt geworden durch Neuseeland,<br />
erfreut sich seit den nuller Jahren dermaßen<br />
großer Beliebtheit, dass nahezu jeder<br />
Betrieb sie ja schon führen muss wegen<br />
der starken Nachfrage der Kunden. Syrah<br />
ist zugelassen, Viognier, Marsanne, Sangiovese<br />
oder Tempranillo sind in der<br />
Testphase. Das Pfälzer Klima erlaubt die<br />
Ausreifung, also wird gemacht, was einst<br />
unmöglich war.<br />
Aber genau dieses Klima mit seinen<br />
heißeren Sommern und größeren, intensiveren<br />
Trockenphasen bei gleichzeitig<br />
nicht mehr so vielen Winterniederschlägen<br />
ist auch ein Problem (geworden). Es<br />
wird hie und da bereits geunkt, irgendwann<br />
sei in der <strong>Pfalz</strong> kein Rieslinganbau<br />
mehr möglich. Von diesem worst-case-<br />
Szenario wollen wir mal nicht ausgehen,<br />
doch klar ist schon, dass sich etwas verändert.<br />
Noch vor 30 Jahren rechnete man<br />
mit der Rebblüte um den 20. Juni – da<br />
sind wir jetzt auch schon mal gut drei Wochen<br />
vorher dran. Da hieß es einmal, der<br />
Riesling brauche für die physiologische<br />
Reife von der Blüte bis zur Lese 100 Tage –<br />
80 tun’s jetzt auch. Der Biologe Dr. Oliver<br />
Trapp, beim Siebeldinger Institut für<br />
Rebenzüchtung Geilweilerhof als Chefzüchter<br />
angestellt, konstatiert zwar, das<br />
heiße Sommerwetter sei anstrengend für<br />
Jungreben, doch würde sich die Pflanze<br />
letztlich daran gewöhnen. Viel kritischer:<br />
„Die Reife ist das Problem bei den herkömmlichen<br />
Rebsorten – sie werden zu<br />
früh zu reif“, so Trapp. 2018 haben viele<br />
Winzer bereits in der dritten Augustwoche<br />
(!) mit der Lese etwa von Spätburgunder<br />
begonnen. Wer zu lange zögerte,<br />
fuhr gigantische Oechslegrade ein und<br />
konnte daraus nur noch alkoholische<br />
Bomben oder süßliche Tropfen erzeugen.<br />
Beides nicht der Hit. Für Trapp gibt es im<br />
Grunde mehrere Lösungsansätze.<br />
1. Die bessere Nutzung von Mikroklimata,<br />
gerade für Riesling. Das heißt<br />
rauf auf die Höhe, hinein in die Täler des<br />
Pfälzerwaldes oder ab nach Norden.<br />
Hier probieren<br />
Piwi Weine<br />
Weingut Rummel<br />
Geißelgasse 36<br />
76829 Landau – Nussdorf<br />
rummel-biowein.de<br />
Züchtung neuer Sorten<br />
und Piwi-Weine<br />
JKI Geilweilerhof<br />
Geilweilerhof<br />
76833 Siebeldingen<br />
julius-kuehn.de<br />
Gänsfüßer (historische Rebsorte)<br />
Weingut Braun<br />
Hauptstraße 51<br />
67149 Meckenheim<br />
braun-wein-sekt.de<br />
Rieslaner (historische Rebsorte)<br />
Weingut Müller-Catoir<br />
Mandelring 25<br />
Haardt<br />
67433 Neustadt an der Weinstraße<br />
mueller-catoir.de<br />
PIWI Pionier<br />
Rummel probiert viel aus,<br />
bei ihm stand übrigens<br />
der erste Cabernet Blanc<br />
weltweit.<br />
2. Mal wieder den Blick zurück wagen,<br />
ob man doch nicht ein paar ältere<br />
vergessene Sorten findet, die extrem spät<br />
ausreifen. Jan Eymael vom Weingut Pfeffingen<br />
in Bad Dürkheim setzt auf Scheurebe,<br />
ganz in der Tradition und Leidenschaft<br />
seiner Großeltern. Von der Fläche<br />
her macht sie bei ihm 15 Prozent aus,<br />
beim Umsatz sogar 20 Prozent. Warum?<br />
„Scheurebe ist recht widerstandsfähig, sie<br />
hat eine dicke Beerenschale. Zwar kommt<br />
auch hier die Edelfäule nicht mehr so<br />
schnell wie früher, dafür sind die Herbste<br />
zu trocken – doch bei uns hat Scheu eine<br />
echte Zukunft!“, so Eymael.<br />
3. Mehr mediterrane Sorten anbauen.<br />
4. Auf Rebsorten ausweichen, die dem<br />
größten Feind gegenüber, den Pilzen, am<br />
besten gewappnet sind.<br />
Pilze, insbesondere der echte (Oidium)<br />
und der falsche (Peronospera) Mehltau,<br />
sind die eigentliche Gefahr. Sie fühlen<br />
sich kuschelig wohl in der Kombination<br />
von Wärme und Feuchtigkeit. Das kann<br />
man mit Spritzungen vielleicht halbwegs<br />
in den Griff bekommen, aber nie ganz.<br />
Deshalb geht eine starke Tendenz in der<br />
Forschung in Richtung Piwis – das Kürzel<br />
für pilzwiderstandsfähige Rebsorten.<br />
Da gibt es schon einige, die bekanntesten<br />
von ihnen sind Regent, Cabernet Blanc<br />
oder auch seit langem schon in Franken<br />
Domina. Manche dieser Sorten besitzen<br />
freilich nur eine Einzelresistenz. Verändern<br />
sich nun aber die Pilze – was sie auch<br />
tun, und zwar rasend schnell –, wird die<br />
Resistenz umgangen. Demnach ist es Ziel,<br />
Sorten mit mehreren Resistenzen zu<br />
züchten. Was nicht nur Biowinzer betrifft,<br />
doch die seien in überproportional hoher<br />
Nachfrage gewillt, sich neu aufzustellen.<br />
Und da gehört der Landauer Winzer<br />
Klaus Rummel zu den Pionieren unter<br />
den Praktikern. Er baut schon seit 1987,<br />
als er auf Bioweinbau umstellte, Piwis an,<br />
aktuell auf 65 Prozent seiner Flächen, Tendenz<br />
steigend. Er kennt somit die Hauptprobleme:<br />
„Eine Pilzspore genügt, um<br />
den Abwehrmechanismus zu umgehen.“<br />
Rummel probiert viel aus, bei ihm stand<br />
übrigens der erste Cabernet Blanc weltweit.<br />
„Da muss man aber auch mal rigoros<br />
sein und Stöcke auch nach wenigen Jahren<br />
wieder rausschmeißen, wenn die Sorten<br />
13 <strong>Weinland</strong> <strong>Pfalz</strong>