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Urlaubsmagazin Weinland Pfalz "Ursprung"

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Das Badezimmer<br />

der Wildschweine:<br />

eine „Suhle”, leicht<br />

zu erkennen an den<br />

Spuren, die sie in der<br />

feuchten Erde hinterlassen<br />

haben.<br />

Text und<br />

Fotos<br />

Fabian Grimm<br />

In den weichen Boden des Wanderwegs<br />

haben sich kleine Hufe gedrückt, ein<br />

wenig erinnern die beiden dreieckigen<br />

Vertiefungen im feuchten Sand an eine<br />

aufgeklappte Muschel. Hier muss ein Reh<br />

nach der regnerischen Nacht schon in<br />

den frühesten Morgenstunden unterwegs<br />

gewesen sein. Ein gutes Stück tiefer im<br />

Wald ist dann die Erde unter den Bäumen<br />

rund um eine Pfütze tief aufgewühlt,<br />

das Wasser ganz trüb und schlammig.<br />

Wieder finden sich frische Spuren, dieses<br />

Mal allerdings von deutlich größeren Hufen<br />

– bei der Pfütze handelt es sich um<br />

das Badezimmer einer Wildschweinrotte,<br />

eine „Suhle“.<br />

Der Wanderweg zieht sich durch wunderbar<br />

lichte Kiefernflächen und führt<br />

hangabwärts in beinahe hallenartige Buchenwälder,<br />

doch außer einigen weiteren<br />

Spuren ist weit und breit kein Wild zu<br />

Die Größe der Spur verrät, dass hier ein Reh<br />

über den Weg gelaufen ist.<br />

Fabian Grimm<br />

Fabian Grimm ist Jäger, Blogger und Autor,<br />

außerdem schreibt und fotografiert er für<br />

jagdliche Fachzeitschriften. Nachdem er zuvor<br />

einige Jahre als Vegetarier gelebt hat, sind<br />

seine Themenschwerpunkte jetzt Wildfleisch<br />

und Wildrezepte.<br />

haut-gout.de<br />

entdecken. Erst kurz vor dem Ende dieses<br />

Weges, schon nachdem der Wald in die<br />

Weinberge um Wachenheim übergegangen<br />

ist, huscht plötzlich ein Feldhase über<br />

den Weg. Er bleibt eine Weile bewegungslos<br />

im hohen Gras zwischen den Zeilen<br />

sitzen, bevor er sich schließlich doch aus<br />

dem Staub macht.<br />

Im und am Pfälzerwald leben reichlich<br />

Wildtiere, das ist offensichtlich – doch sie<br />

auf eigene Faust zu Gesicht bekommen,<br />

alles andere als einfach. Von einem Hochsitz<br />

tief im Inneren des Waldgebiets aus<br />

sollte es leichter gelingen, Wild zu beobachten,<br />

vor allem wenn es im ersten Licht<br />

der Morgendämmerung durch den Wald<br />

zieht. Kreisjagdmeister Jörg Sigmund<br />

bezeichnet das in der Sprache der Jäger<br />

als „Ansitz“, und ist zuversichtlich, als er<br />

seinen robusten Geländewagen in den<br />

noch stockdunklen Wald hinter dem Ort<br />

Eußerthal steuert. Aus der geteerten Straße<br />

wird gleich an der ersten Abzweigung ein<br />

nur grob geschotterter Weg, im Licht der<br />

Scheinwerfer ziehen rechts und links dicke<br />

Stämme vorbei. Das Ziel ist geschickt<br />

gewählt: Eine Stromtrasse windet sich<br />

durch den Pfälzerwald, unter den Leitungen<br />

ist sie auf einer Breite von bestimmt<br />

zwanzig Metern mit Gras und niedrigen<br />

Kräutern bewachsen und übersichtlich.<br />

Auf der einen Seite der Schneise wachsen<br />

einige Buchen und Kiefern, auf der anderen<br />

bilden hauptsächlich Fichten eine<br />

dichte grüne Wand. Möchte das Wild von<br />

der einen auf die andere Seite, muss es die<br />

Freifläche überqueren. Als der Horizont<br />

beginnt, sich vage als helles Band abzuzeichnen,<br />

singen die ersten Vögel in den<br />

Ästen. Unmerklich wird es heller und heller,<br />

bis schließlich der Tag da ist. Mit dem<br />

kräftig einsetzenden Regen ist der Ansitz<br />

beendet. Ein herrlicher Morgen, ein fantastisches<br />

Erlebnis – nur Wild war heute<br />

trotzdem leider keines unterwegs.<br />

27 <strong>Weinland</strong> <strong>Pfalz</strong>

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