Festschrift - 50 Jahre Sinfonieorchester am EBG
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hindurch im Kern unverändert, und zwar<br />
dank des ursprünglich gesetzten soliden<br />
und fruchtbaren Fund<strong>am</strong>entes und auch<br />
dank der Nachwuchs- und Basisarbeit, die im<br />
Umfeld des Orchesters und in der ges<strong>am</strong>ten<br />
Schulgemeinschaft geleistet wird.<br />
Nun stehe ich als Dirigent vor dieser wunderbaren<br />
Gruppe von jungen Menschen, die direkt<br />
von den Mathe-Hausaufgaben, vom Instrumentalunterricht,<br />
von der Akademieprobe,<br />
von der Tanzstunde oder dem Rudertraining<br />
oder auch von einer langen Anreise aus dem<br />
Kieler Umland <strong>am</strong> Freitag zur Probe kommen<br />
und die trotz des nahenden Wochenendes<br />
noch richtig intensiv und mit jeder Herzensfaser<br />
musizieren wollen. Nicht restlos immer,<br />
aber sehr oft bin ich es dann, der nach der<br />
Probe gleichzeitig ausgelaugt, inspiriert und<br />
beflügelt die Heimfahrt nach Ahrensburg<br />
antritt und dabei derart angespornt darüber<br />
nachdenken darf, wie man den Spannungsbogen<br />
des soeben geprobten Werkes noch<br />
weiter intensivieren kann, wie die nächsten<br />
Proben oder die nächsten Progr<strong>am</strong>me gestaltet<br />
werden könnten, wie die gemeins<strong>am</strong>e Erfahrung<br />
noch verbessert werden und wohin<br />
die musikalische Reise in Zukunft noch gehen<br />
kann. Oder auch darüber, woher ich noch zwei<br />
Pauken für das Bernstein-Stück bekommen<br />
kann und wie man die dann transportieren<br />
soll, wer in diesem Jahr eigentlich alles Abitur<br />
macht, wann die bestellten Autohupen für<br />
das Gershwin-Stück endlich ankommen, ob<br />
wir in Altenhof wohl überhaupt alle auf die<br />
Bühne passen, was in Zukunft mit dem Kieler<br />
Schloss passieren wird, wer eigentlich (und<br />
warum) gerade die Bassklarinette ausgeliehen<br />
hat und was wir beim nächsten Konzert als<br />
Zugabe spielen sollen.<br />
Das <strong>Sinfonieorchester</strong> <strong>am</strong> Ernst-Barlach-<br />
Gymnasium inspiriert, es ist für einen Dirigenten<br />
wie eine Wundertüte, deren Inhalt<br />
und dessen Potential sich erst nach geduldigem<br />
Forschen und Suchen, nach manchen<br />
Irrtümern und nur mit viel Geduld und Gelassenheit<br />
erschließen lässt. Und anders als eine<br />
Wundertüte besteht es aus Menschen, aus<br />
ernst zu nehmenden Musikern, die viel investieren,<br />
um sich <strong>am</strong> Ende über das gemeins<strong>am</strong><br />
erreichte Ergebnis zu freuen.<br />
Ein Dirigent soll und muss seine ganze Erfahrung,<br />
seine Musikalität, seine Interpretations-<br />
und Motivationskunst einbringen<br />
und darf an dieser Aufgabe wachsen und mit<br />
der Zeit immer noch besser darin werden.<br />
Ein Orchesterspieler bringt sich mit seiner<br />
instrumentalen Stimme, seiner Persönlichkeit,<br />
seiner Vorbereitung und schließlich<br />
mit seinem klingenden Beitrag zu Proben<br />
und Konzerten ein und darf dafür Teil eines<br />
großen Klangapparates, einer gemeins<strong>am</strong>en<br />
Anstrengung und eines von vielen Seiten geund<br />
unterstützten Ges<strong>am</strong>tprojektes sein.<br />
Eigentlich kann es gar nichts Schöneres geben,<br />
als zu musizieren. Und genau das ist<br />
die Essenz des Geistes, der alle im Orchester<br />
und alle Mitglieder der Schulgemeinschaft<br />
auf die eine oder andere Weise miteinander<br />
verbindet. Die schon erwähnte positive<br />
Ernsthaftigkeit beim freudigen Musizieren,<br />
der drängende Wunsch nach und die unbändige<br />
Freude an guten und mitreißenden<br />
Konzerten ist dabei nicht nur eine Randerscheinung,<br />
sondern das 1969 gelegte und<br />
seitdem bewahrte Fund<strong>am</strong>ent des Orchesters,<br />
an dem ich mich noch hoffentlich lange<br />
und die Stadt Kiel und ihre Konzert- und<br />
Musizierkultur sich hoffentlich noch mindestens<br />
weitere <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> und <strong>am</strong> liebsten<br />
weit darüber hinaus erfreuen kann.<br />
Dirigent seit 2016<br />
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