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Vor einigen Wochen fragte mich Robert König... Vor einigen Wochen fragte mich Robert König, ob ich Lust hätte, einen kurzen Beitrag zur Festzeitung des <strong>50</strong>. Jubiläums unseres alten Schulorchesters zu schreiben. Nicht erst seit seiner Anfrage, sondern schon seit den Planungen rund um dieses Jubiläum, und um ehrlich zu sein, sowieso immer wieder, wenn ich Konzerte spiele oder bei Konzerten im Publikum, erwachen unzählige Erinnerungen an meine Zeit im „<strong>Sinfonieorchester</strong> <strong>am</strong> Ernst-Barlach-Gymnasium“. Das „große Orchester“ an unserer Schule war nämlich kein einfaches Schulorchester, sondern stand allen musikalisch begeisterten und begabten Jugendlichen aus dem Raum Kiel offen und natürlich auch zahlreichen Ehemaligen, die es einfach nicht lassen konnten. Robert König war für seine beeindruckenden Progr<strong>am</strong>me bekannt. Welches Schulorchester bringt schon Sinfonien von Bruckner oder Mahler zu Gehör? Schon sehr früh , mit gerade mal 12 <strong>Jahre</strong>n, durfte ich zunächst an der Seite erfahrener, „großer“ Hornisten (die ich alle zutiefst bewunderte!!!) als Verdoppler des vierten Hornes ;-) erste Erfahrungen im <strong>Sinfonieorchester</strong> s<strong>am</strong>meln und lernte, was es heißt, Teil eines großen Ganzen zu sein. Ab 1997 war ich dann reif, auch im „Schulorchester“ erstes Horn zu spielen, worüber ich mich sehr freute! Im April 1997 waren wir in Spanien auf Konzertreise. Natürlich mit einem wunderschönen Progr<strong>am</strong>m, wofür Robert König ja bekanntlich ein gutes Händchen hatte. Wir spielten Wagners Siegfrieds-Idyll, ein Flötenkonzert von Mozart und Schuberts Fünfte. Es war eine tolle Reise mit schönen Konzerten, nächtlicher K<strong>am</strong>mermusik „open air“ in wüsten Besetzungen, lustigen Busfahrten und Strandausflügen (Sonnenstich inklusive…). Ich denke, alle fühlten sich so pudelwohl wie ich. Am Ende dieser Konzertreise fragte mich Herr König, ob ich Lust hätte, im November ein Solokonzert zu spielen! Das hatte ich ganz klar, obwohl es wirklich sehr aufregend für mich war. Ich spielte das 1. Hornkonzert von Richard Strauss. Das war ein tolles Erlebnis und für diese Erfahrung bin ich bis heute dankbar. Danach k<strong>am</strong>en so viele Konzerte, an die ich mich erinnere, als wären sie gestern gewesen! Außerdem noch Konzertreisen nach England und Schweden, wo ich das 2. Hornkonzert von Mozart spielen durfte. Progr<strong>am</strong>me, die wie Magneten wirkten und Dank des Aushilfepools aus den Reihen der Kieler Philharmoniker immer vollständig besetzt werden konnten und wirklich gut wurden! Ich staunte nicht schlecht, als ich mir vor Kurzem nochmal einige alte Aufnahmen unserer Konzerte anhörte…! Immer wieder gerne k<strong>am</strong>en auch Aushilfen von den Musikhochschulen in H<strong>am</strong>burg, Lübeck und Berlin. Wer möchte nicht Mahlers 1. und 3. (!) oder Bruckners 7. und 8. Sinfonie spielen? Oder die vielen Progr<strong>am</strong>me mit sinfonischen Dichtungen von Richard Strauss…! Domestica, Don Juan, Till Eulenspiegel… Das sind Erfahrungen und Erlebnisse, die ein Leben lang halten und in schwierigen Situationen weiter helfen! 2005 zum Beispiel spielte ich mit der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musikfestivals die Alpensinfonie von Richard Strauss <strong>am</strong> Solohorn. Eine tolle Aufgabe!!! Aber auch nicht so ohne… besonders ein Einsatz im „Ausklang“, ein überirdisch schöner Abgesang von der Orgel eingeleitet… - da erinnerte ich mich an Robert Königs Worte: „Das ist nicht schwer. Stell dir einfach vor, du spielst Blockflöte.“ (Diese Worte waren d<strong>am</strong>als im Jahr 2000 an den Solotrompeter in Mahlers 3. Sinfonie gerichtet. Eine vergleichbare Partie, extrem schön, sehr schwer und das alles nach etwa einer Stunde anstrengenden Spiels… auch d<strong>am</strong>als zeigte dieser Vergleich sofortige Wirkung!) Diese Fähigkeit von Robert König war wirklich herausragend! Er wusste immer, wie er seine Musiker (oft sehr leistungsheterogen) zu ihren persönlichen Höchstleistungen animieren konnte. Seine musikalische Arbeit war immer höchst anspruchsvoll und fordernd. So lernten Bläser mit ihrer Luft spars<strong>am</strong> umzugehen („geatmet wird zu Hause!“) oder stets auf den Punkt spielbereit zu sein („Schnuller in’ Mund!“). Außerdem lernte man angstfrei zu spielen, speziell als Hornist, der bekanntlich gelegentlich „Kieckser“ , also entgleiste Töne produziert („Du kieckst nicht, warum solltest du?!“) Es gelang Robert König ebenfalls immer, alle mit seiner musikalischen Idee und Euphorie anzustecken. Als alt gedienter Profi wusste er genau, wie er die Stücke haben wollte, er war in seinem Dirigat stets klar und deutlich, kannte die Werke, wie es schien, in- und auswendig. Ich bin mir sicher, dass ich nicht die Einzige bin, die ihre Zeit im „<strong>Sinfonieorchester</strong> <strong>am</strong> <strong>EBG</strong>“ in fast schon verklärter Erinnerung hat. Das Erarbeiten solcher großen Werke, wie Robert König sie auf seine Progr<strong>am</strong>me stellte, mit diesem herrlichen „Nestgefühl“, dieser positiven und zuversichtlichen Arbeitsweise und dem großen musikalischen Anspruch war einfach toll, zeitweise fast überwältigend! Für diese tolle Zeit danke ich dir, lieber Robert, von Herzen!!! Anja Reuter (geb. Möller) 27