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Festschrift - 50 Jahre Sinfonieorchester am EBG

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Erinnerungen an meine Zeit im <strong>Sinfonieorchester</strong><br />

<strong>am</strong> Ernst-Barlach-Gymnasium<br />

Da ich als Hebbelschüler in den Vororchestern <strong>am</strong> Ernst-Barlach-Gymnasium nicht mitspielte, musste ich zunächst<br />

ein kleines Vorspiel absolvieren. Derartiges war für mich noch vollkommen unbekannt, und ich hatte<br />

mich gewiss auch zu wenig vorbereitet, sodass ich mehr schlecht als recht spielte. Das erste Mal begegnete ich<br />

hier Neil Fellows und lernte gleich seine wohlwollende Art und seine Fähigkeit kennen, jungen Musikern etwas<br />

zuzutrauen und Ihnen Chancen zu geben.<br />

Während der Zeit, in der ich im<br />

Orchester mitspielte, erarbeiteten<br />

wir zum Teil äußerst schwierige<br />

Werke, bei denen wohl mancher<br />

davor zurückgeschreckt wäre, diese<br />

mit einem Schulorchester vorzuführen.<br />

Auch gab Neil Fellows<br />

immer wieder den jungen Talenten<br />

im Orchester die Möglichkeit,<br />

Konzertrepertoire mit einem Orchester<br />

vorzutragen.<br />

Neil probte mit uns unermüdlich<br />

und nachsichtig, wenn es um das<br />

versäumte häusliche Üben ging,<br />

wobei es manchmal bis zum Konzert<br />

nicht so recht klappen wollte<br />

und ihm dies wohl einige schlaflose<br />

Nächte bereitet hat. Ich bin ihm<br />

sehr dankbar, dass ich und auch<br />

die vielen anderen Mitspieler auf<br />

diese Weise ein umfang- sowie abwechslungsreiches<br />

Repertoire aufbauen<br />

konnten, was insbesondere<br />

den vielen Nachwuchsmusikern<br />

zu Gute k<strong>am</strong>.<br />

Um zusätzlich zu den wöchentlichen<br />

Proben mehr Probenzeit<br />

zu gewinnen, wurden Probenwochenenden<br />

auf dem Hof Brache<br />

bei Wielen veranstaltet. Diese waren<br />

immer wieder ein besonderes<br />

Ereignis, bei dem das Orchester<br />

auch außerhalb der Probenzeit zus<strong>am</strong>menfand.<br />

Das Essen wurde in<br />

Zus<strong>am</strong>menarbeit selbst zubereitet<br />

und hier erkannte Neil, dass, auch<br />

wenn wir den Briten kein gutes<br />

Zeugnis zum Thema schmackhaftes<br />

Essen ausstellen, auch die<br />

Deutschen mitunter geschmacklich<br />

fragliche Gewohnheiten pflegen,<br />

zum Beispiel Zuckerwürfel als<br />

„Brotaufstrich“ verspeisen!<br />

Neben dem Orchesterrepertoire<br />

erarbeiteten wir auch immer<br />

wieder Werke, die wir zus<strong>am</strong>men<br />

mit dem Chor aufführten. Dabei<br />

bleiben für mich insbesondere die<br />

Probenphasen in schöner Erinnerung,<br />

bei denen wir uns unter<br />

fachlicher Betreuung vom Göttinger<br />

Barockorchester alte Spielweisen<br />

aneigneten: Was für ein anderer<br />

Klang und Ausdruck durch die<br />

andere Instrumentierung geschaffen<br />

wurde und mit welcher Freude<br />

habe ich ein solch anderes Spielgefühl<br />

erlebt!<br />

Die Konzertreisen ins Ausland<br />

sind mir insbesondere im Gedächtnis<br />

geblieben. Die gemeins<strong>am</strong>e<br />

Reise als Orchester und die<br />

dortigen Aktivitäten, um auch<br />

das fremde Land kennenzulernen,<br />

sind für mich unvergessen. Sei es<br />

die Reise nach Skien in Norwegen,<br />

bei der wir in alten norwegischen<br />

Hütten auf einem Thermokissen<br />

den norwegischen Volksliedern<br />

lauschten, seien es die vielen Konzerte<br />

in den englischen Kirchen<br />

und Kathedralen oder auch die<br />

Reise nach Mallorca, bei der wir<br />

bei Regenwetter abseits der Bettenburgen<br />

durch die mallorquinischen<br />

Ländereien wanderten. Der<br />

Badelust durften wir zwar offiziell<br />

nicht nachkommen, als das Wetter<br />

jedoch zu schön war, um nur<br />

<strong>am</strong> Strand zu sitzen, hat so mancher<br />

sich dann doch das Badezeug<br />

geschnappt und sich in die Fluten<br />

gestürzt.<br />

Unvergessen bleibt auch das Konzert<br />

in der Finca, bei der nicht nur<br />

der Flügel als Soloinstrument über<br />

dem Orchester thronte, sondern<br />

noch darüber die Pauke stand. Die<br />

anderen Instrumentalisten drängten<br />

sich jeder auf kaum mehr Platz<br />

als dem eigenen Stuhl um die Podeste<br />

herum.<br />

Auch die Englandreise barg einige<br />

Erlebnisse, die mir im Gedächtnis<br />

bleiben. Angefangen mit dem<br />

Verpassen der gebuchten Fähre,<br />

der Straßenblockade, da der Bus<br />

zunächst nicht auf das Gelände der<br />

Unterkunft fahren konnte, oder<br />

dem Wendemanöver, nach dem<br />

rechts weitergefahren wurde, bis<br />

ein Auto auf der vermeintlich falschen<br />

Straßenseite entgegen k<strong>am</strong>,<br />

ist auch die Erkundung sämtlicher<br />

Höhlen im Tal unterhalb der Unterkunft<br />

im Unwissen der Aufsichtspersonen<br />

fest im Gedächtnis<br />

verwurzelt.<br />

All diese Erinnerungen zus<strong>am</strong>men<br />

machen meine Zeit im Orchester<br />

<strong>am</strong> Ernst-Barlach-Gymnasium zu<br />

einer prägenden und unvergesslichen<br />

Zeit.<br />

Hauke Sievertsen<br />

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