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Taxi Times Berlin -August / September 2019

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WETTBEWERB<br />

Gesetze nicht immer ganz ernst nehmen würden und unglaublich<br />

kapitalstark seien, sei das <strong>Taxi</strong>gewerbe gesetzlich verpflichtet,<br />

„eigenwirtschaftlich“ zu arbeiten, ohne „milliardenschweren<br />

Investoren im Rücken“ zu haben. Während diese neuen Firmen<br />

die Preise selbst bestimmen und es sich leisten könnten, viel Geld<br />

zu verbrennen, müsse das <strong>Taxi</strong> mit den vom Senat festgesetzten<br />

Preisen auskommen.<br />

FOTO:Stephan Berndt / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

MASSENMEDIEN STELLEN DAS TAXIGEWERBE<br />

NICHT MEHR ALS GELDGIERIGEN BÖSEWICHT DAR<br />

Das war in den vergangenen Jahren – die letzte Erhöhung war<br />

2015 – nicht einfach. Einerseits drückten steigende Kosten, insbesondere<br />

der Mindestlohn, andererseits brachen die Umsätze<br />

massiv ein, wegen illegaler Konkurrenz (Mietwagenbetriebe<br />

als Uber-Partner vor Ort) und fragwürdiger Genehmigungen<br />

zusätzlicher Verkehre durch die Behörde im Rahmen der Experimentierklausel<br />

des PBefG (Clever Shuttle und Berlkönig). Aus<br />

Branchenkreisen werden Umsatzrückgänge von mittlerweile 20<br />

Prozent bestätigt.<br />

Auch Detlev Freutel, Vorsitzender des <strong>Taxi</strong>verbandes <strong>Berlin</strong>,<br />

Brandenburg e. V. (TVB), teilt diese Kritik: „Der zwischenzeitlich<br />

mehrfach erhöhte Mindestlohn und die wachsende Konkurrenz<br />

von Uber & Co. machen unserem Gewerbe schwer zu schaffen.“<br />

Dass bei allen Bedenken angesichts dieser neuen Mitbewerber<br />

eine Preiserhöhung, auch in diesem Maße, notwendig ist, daran<br />

lässt der TVB-Chef keinen Zweifel. Vielmehr müssten die Kontrollbehörden<br />

und der Gesetzgeber dafür sorgen, dass wieder fairer<br />

Wettbewerb herrscht.<br />

Bemerkenswert war die Kommentierung durch die Presse am<br />

8. Juli. Während früher bei Preiserhöhungen gerne Stimmung<br />

gegen unser Gewerbe gemacht wurde („<strong>Taxi</strong>gewerbe gönnt sich<br />

erneut einen kräftigen Schluck aus der Pulle“), zeigten die Journalisten<br />

diesmal nicht nur großes Verständnis für die <strong>Taxi</strong>tariferhöhung,<br />

sie zeigten sich auch sehr gut informiert über die<br />

Hintergründe, insbesondere über die neue Konkurrenzsituation<br />

in der Personenbeförderung.<br />

Bei rbb/24 war zu lesen, dass „die Verkehrsverwaltung ... <strong>Taxi</strong>preise<br />

in <strong>Berlin</strong> anheben ... will“, also nicht etwa das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

selbst, und das „erstmals seit vier Jahren“. <strong>Berlin</strong> sei „im Bundesvergleich<br />

aber immer noch eher günstig.“ Dabei zitiert rbb/24<br />

das Gutachten, wonach <strong>Berlin</strong> in etwa auf dem Preisniveau von<br />

„Städten wie Duisburg oder Dortmund“ liege, „in anderen Metropolen<br />

wie Hamburg sei das <strong>Taxi</strong>fahren um 20 Prozent teurer.“ Zur<br />

Bekräftigung erklärt Henner Schmidt, Sprecher für Infrastruktur<br />

der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, die Tariferhöhung sei<br />

„nachvollziehbar“ und „auch angemessen, da sie entstandene<br />

Kostensteigerungen ausgleicht. “ Trotzdem verbleibe den <strong>Taxi</strong>fahrern<br />

nur ein geringes Einkommen. Schmidt fordert deshalb<br />

den Gesetzgeber auf, für fairen Wettbewerb zwischen <strong>Taxi</strong>s und<br />

anderen Anbietern zu sorgen.<br />

Auch Peter Neumann freute sich in der <strong>Berlin</strong>er Zeitung vor<br />

allem darüber, dass der Grundpreis für <strong>Taxi</strong>fahrten stabil bleibt<br />

und dass es „so viel Preisstabilität (…) sonst nur selten“ gibt.<br />

Insbesondere der sonst sehr <strong>Taxi</strong>-kritische Tagesspiegel überraschte<br />

mit einer sehr wohlgesonnenen Stellungnahme. Der Artikel<br />

von Fatina Keilani zeugt, anders als wir das von Klaus Kurbjuweit<br />

kannten, von Verständnis und Sachverstand. Sie kennt und<br />

thematisiert die Beförderungs- und Tarifpflicht, die Mietwagen<br />

nicht haben und deshalb im Vorteil sind. Sie könnten „sich ihre<br />

Touren aussuchen und über den Preis das Geschäft steuern.“ Die<br />

Rückkehrpflicht hielten sie dagegen nicht ein. Am 6. Juni, als die<br />

Thematik im Abgeordnetenhaus debattiert wurde, hatte Verkehrssenatorin<br />

Regine Günther (Grüne) zugegeben, dass die Einhaltung<br />

der Rückkehrpflicht auch nicht wirksam kontrolliert wird.<br />

Ob die Tariferhöhung bei Fahrern und Unternehmern 1:1<br />

ankommt, bleibt abzuwarten. Viel wird davon abhängen, ob endlich<br />

wieder faire Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden.<br />

Doch eines fällt beim Blick in die <strong>Berlin</strong>er Medien auf: Die bundesweite<br />

Öffentlichkeitsarbeit des <strong>Taxi</strong>gewerbes trägt offenbar die ersten<br />

Früchte. Bei Journalisten und Politikern scheint immer mehr<br />

durchzudringen, welchen Stellenwert das <strong>Taxi</strong> im öffentlichen<br />

Personennahverkehr hat und was sich Städte und Kommunen mit<br />

den neuen Anbietern bereits eingebrockt haben. Das macht Hoffnung,<br />

zuallererst bei der anstehenden PBefG-Reform, aber auch<br />

bei kommenden Entscheidungen von Verkehrsbehörden, welche<br />

Anbieter zusätzlich eine Genehmigung zur Personenbeförderung<br />

erhalten – und wer besser nicht. <br />

sb<br />

SHK-Rechtsanwälte<br />

Notariat<br />

Verkehrsrecht<br />

Strafrecht<br />

Zivilrecht<br />

Martina Schweickhardt<br />

Rechtsanwältin & Notarin<br />

Daniel Herbst<br />

Rechtsanwalt<br />

Nachodstraße 19<br />

10779 <strong>Berlin</strong><br />

(im Erdgeschoss)<br />

Telefon: 030 / 210 023 40<br />

André Klemm<br />

Rechtsanwalt<br />

TAXI AUGUST/SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />

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