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POLITIK<br />
Politische Diskussionsrunde<br />
(v.l.n.r.): Harald Moritz<br />
(Grüne), Pascal Meiser (Linke),<br />
Sebastian Czaja (FDP), Frank<br />
Scholtysek (AfD)<br />
„MAN MUSS DOCH<br />
SAGEN, WAS IST!“<br />
Bei der Diskussion auf der BTV-Versammlung redeten Politiker zweier<br />
Senatsparteien wie Oppositionelle, die die Untätigkeit des Senats<br />
beklagen. Doch auch die Opposition konnte kaum überzeugen.<br />
FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Erschienen waren Harald Moritz,<br />
verkehrspolitischer Sprecher von<br />
Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus;<br />
Pascal Meiser, Bundestagsabgeordneter,<br />
Kampagnenleiter und<br />
stellvertretender Landesvorsitzender der<br />
Linken; Sebastian Czaja, Generalsekretär<br />
und Fraktionsvorsitzender der FDP im<br />
Abgeordnetenhaus; und Frank Scholtysek,<br />
Sprecher für Umwelt, Verkehr und Klima<br />
der AfD im Abgeordnetenhaus. Abwesend<br />
waren die verkehrspolitischen Sprecher der<br />
beiden stärksten Fraktionen im Abgeordnetenhaus,<br />
Tino Schopf, SPD (wegen eines<br />
familiären Trauerfalls am selben Tag) und<br />
Oliver Friederici, CDU.<br />
Einführend stellte Leipold nochmals die<br />
drei „Ihnen bekannten“ Fragen, um deren<br />
kurze Beantwortung er die Politiker bat:<br />
Warum wird Uber nicht verboten? Wie werden<br />
die regierenden bzw. die Oppositionsparteien<br />
sicherstellen, dass die Gesetze, die<br />
in <strong>Berlin</strong> ja auch gelten, durchgesetzt werden?<br />
Wie stellt sich die jeweilige Partei zu<br />
den Belangen des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes?<br />
Der Grüne Harald Moritz leitete ein, die<br />
Grünen hätten schon immer Zukunftsthemen<br />
im ökologischen, im gesellschaftlichen<br />
Bereich, aber auch im sozialen Bereich auf<br />
ihrer Tagesordnung gehabt. Über Kernenergie<br />
und Klimaschutz kam er schließlich<br />
zum CO 2<br />
-Ausstoß im Verkehrsbereich:<br />
„Wir wollen den Umweltverbund ganz klar<br />
stärken, und zum Umweltverbund, also<br />
zu Fuß gehen, Fahrrad fahren und ÖPNV,<br />
und zum ÖPNV zählen wir natürlich auch<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe.“ Das untermauerte er<br />
mit Stichworten wie Daseinsvorsorge,<br />
rund um die Uhr, flächendeckend, feste<br />
Preise. In den letzten Jahren bewege sich<br />
«Warum wird Uber<br />
nicht verboten?»<br />
Richard Leipold<br />
bei den Verkehrsdienstleistungen „eine<br />
ganze Menge“, das <strong>Taxi</strong>gewerbe sei nicht<br />
zu unrecht „kämpferisch unterwegs“, um<br />
seine „Position zu sichern.“ Das sei auch<br />
bitter nötig. „Wir brauchen im <strong>Taxi</strong>gewerbe,<br />
aber auch darüber hinaus faire Rahmenbedingungen,<br />
und die müssen sichergestellt<br />
werden.“ Auch das Thema Kontrolle sei ein<br />
„großes Thema“.<br />
Moritz gestand Verbesserungsbedarf<br />
beim Personal ein und sprach von einem<br />
ziemlichen „Zuständigkeitswirrwarr,<br />
auch wenn die Zuständigkeiten eigentlich<br />
klar sind. Aber es sind viele Akteure,<br />
die da kontrollieren müssten und es wohl<br />
anscheinend nicht so richtig tun.“ Da spiele<br />
es auch eine Rolle, ob man „den Gegner,<br />
den Mietwagen“ erkenne, der illegal tätig<br />
ist. Zur bevorstehenden PBefG-Reform<br />
bemerkte er nur allgemein, es müssten<br />
„klare Regeln her“ und man müsse sich mit<br />
dem Ride-Sharing „auseinandersetzen“.<br />
Und das Inklusionstaxi sei der Koalition<br />
wichtig, aber das Förderprogramm habe<br />
„so seine Verbesserungsnotwendigkeiten“.<br />
Leipolds Fragen beantwortete Moritz bis<br />
auf ein paar Allgemeinplätze nicht. Für<br />
einen Oppositionspolitiker wäre die Rede<br />
schwach gewesen. Aus dem Mund eines<br />
Sprechers einer Regierungsfraktion sind<br />
es schlicht Worte statt Taten.<br />
Auch Rhetorik-Profi Pascal Meiser von<br />
den Linken, dessen Sprechgeschwindigkeit<br />
hohe Aufmerksamkeit erforderte,<br />
bemängelte als erstes die Senatspolitik:<br />
„Der Staat“ komme seiner Sorgfaltspflicht<br />
gegenüber dem <strong>Taxi</strong>gewerbe nicht nach –<br />
Beifall statt Schelte. Das Durchschnittsgehalt<br />
eines angestellten <strong>Taxi</strong>fahrers sei so<br />
gering, dass die Hälfte aufstocken müsse.<br />
„Das ist ein Skandal und ich finde, da muss<br />
man was gegen tun – und <strong>Berlin</strong> ist da leider<br />
am Ende der Skala im Vergleich zu<br />
allen anderen 15 Bundesländern.“ Erneuter<br />
Beifall – und immerhin ein sarkastischer<br />
Zwischenruf aus dem Publikum: „Oh Gott,<br />
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TAXI AUGUST/SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />
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