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Unternehmensrisiko Wasser

Eine wachsende Weltbevölkerung und ein steigender Bedarf an Konsumgütern: Süßwasser ist eine knappe Ressource, von der wir künftig immer mehr benötigen. Gleichzeitig gefährden Dürre- und Hochwasserkatastrophen die bestehenden Vorkommen. Für Unternehmen sind das keine guten Nachrichten, sind sie doch auf sauberes Süßwasser angewiesen, um ihre Produkte herzustellen. Aber wie können Unternehmen mit den Wasserrisiken in ihrer Lieferkette umgehen und ihre Geschäftstätigkeit absichern? Diese und weitere Fragen zum Thema Wassermanagement beantworten wir im altuellen UmweltDialog-Magazin „Unternehmensrisiko Wasser“.

Eine wachsende Weltbevölkerung und ein steigender Bedarf an Konsumgütern: Süßwasser ist eine knappe Ressource, von der wir künftig immer mehr benötigen. Gleichzeitig gefährden Dürre- und Hochwasserkatastrophen die bestehenden Vorkommen. Für Unternehmen sind das keine guten Nachrichten, sind sie doch auf sauberes Süßwasser angewiesen, um ihre Produkte herzustellen. Aber wie können Unternehmen mit den Wasserrisiken in ihrer Lieferkette umgehen und ihre Geschäftstätigkeit absichern?
Diese und weitere Fragen zum Thema Wassermanagement beantworten wir im altuellen UmweltDialog-Magazin „Unternehmensrisiko Wasser“.

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<strong>Wasser</strong><br />

geboten, die eingesparte Zeit in bezahlte<br />

Arbeit zu investieren, damit ein<br />

aufgenommener Kredit in einem regulären<br />

Zeitraum von ein bis drei Jahren<br />

zurückgezahlt werden kann.<br />

„In der heutigen Gesellschaft ist man<br />

der Ansicht, dass alle Staaten sich um<br />

ihre Bürger kümmern sollten. Die Realität<br />

sieht leider anders aus“, sagt<br />

Damon. „In einigen Fällen wurden<br />

bis zu 25 Prozent des Einkommens<br />

für die Anbindung des eigenen Heims<br />

an <strong>Wasser</strong> ausgegeben – das ist untragbar.<br />

Wenn eine Initiative wie<br />

‚WaterCredit‘ dazu beiträgt, den Ausbau<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung mit Hilfe<br />

von finanzieller Unterstützung voranzutreiben,<br />

dann müssen wir unsere<br />

Arbeit fortsetzen.“<br />

Water.org bietet hierfür ein Investitionsprogramm<br />

(sogenannte Water-<br />

Equities), das die Ziele von Kreditnehmern<br />

und Kapitalgebern vereint,<br />

indem es den Bedürftigsten notwenige<br />

Finanzmittel gewährt, während<br />

Investoren durch Renditen (etwa 3,5<br />

Prozent) ebenfalls davon profitieren.<br />

Mit jedem Jahr setzt sich die Vision<br />

der Gründer ein Stück mehr in die Tat<br />

um. Damon: „Die Darlehen zahlen sich<br />

zwischen 97 und 99 Prozent aus, mein<br />

Mitbegründer kam auf diese geniale<br />

Idee. Damit werden nicht nur Leben<br />

verändert, sondern auch sichere Renditen<br />

geboten.“<br />

Das durchschnittlich aufgenommene<br />

Darlehen beläuft sich auf rund 300<br />

US-Dollar. Inzwischen sind fast 2,5<br />

Millionen dieser Kredite ausgegeben<br />

worden. Doch es bleibt viel Arbeit:<br />

Nach neuesten Angaben der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) haben<br />

rund 850 Millionen Menschen weltweit<br />

auch heute noch keinen Zugang<br />

zu grundlegender <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />

Dies kommt zum Teil daher, dass<br />

die Distribution, die Qualität und der<br />

Preis des <strong>Wasser</strong>s immer als lokales<br />

Problem wahrgenommen wird. Das<br />

führt dazu, dass es auf Seiten der<br />

Vereinten Nationen keine Anlaufstelle<br />

gibt, die sich ausschließlich mit<br />

<strong>Wasser</strong>fragen befasst. Stattdessen<br />

überwachen, strukturieren und stellen<br />

über 30 UN-Organisationen ihre<br />

jeweils eigenen <strong>Wasser</strong>- und Sanitärprogramme<br />

zusammen.<br />

„Wahrscheinlich soll es so sein: Wenn<br />

wir <strong>Wasser</strong> als lokales Projekt begreifen,<br />

dann können wir auf dieser Ebene<br />

die Feinheiten besser klären“, stimmt<br />

Damon zu. „Das einzige, was global<br />

bleiben muss, ist das Bewusstsein,<br />

und dazu können wir alle beitragen:<br />

Wir schreiten gemeinsam voran.“<br />

Im Jahr 2018 geriet das Projekt heftig<br />

in die Kritik, als „Water.org“ während<br />

des Super Bowl Finales einen<br />

gemeinsamen Werbespot mit Stella<br />

Artois ausstrahlte. Die Getränkemarke<br />

erklärte sich in der sogenannten<br />

„Taps“-Kampagne dazu bereit, für<br />

jedes verkaufte, 13 US-Dollar teure<br />

Trinkglas 3,13 US-Dollar zu spenden.<br />

Mit jedem erworbenen Glas sollte<br />

der <strong>Wasser</strong>bedarf einer Person in einem<br />

Entwicklungsland für fünf Jahre<br />

finanziert werden.<br />

Social-Media-Nutzer, <strong>Wasser</strong>experten<br />

und Zahlenakrobaten stellten diese<br />

Kennzahlen jedoch sehr schnell in<br />

Frage. Außerdem zweifelten sie an der<br />

Glaubwürdigkeit der Werbeaktion, die<br />

nicht eindeutig klarstellte, dass das<br />

<strong>Wasser</strong> nicht direkt an die Haustüren<br />

derjenigen gebracht werde würde, die<br />

es benötigten. Die Skepsis beweist<br />

in diesem Fall allerdings nicht, dass<br />

„Water.org“, Stella Artois oder Matt<br />

Damon (in seiner leidenschaftlichen<br />

Werbeansprache) in irgendeiner Weise<br />

unaufrichtig waren oder dass ihre<br />

angegebenen Zahlen nicht gerechtfertigt<br />

und verifiziert werden konnten;<br />

vielmehr wurde deutlich, dass wir in<br />

einer Zeit leben, in der Fakten besser<br />

überprüft werden können als je zuvor.<br />

In Zeiten, in denen jeder über einen<br />

Internetzugang verfügt, müssen<br />

Organisationen ihre Botschaften noch<br />

präziser, wohlüberlegter und auf<br />

potenzielle Kritik hin überprüfen.<br />

„Es enttäuscht mich, dass es Leute<br />

manchmal darauf anlegen, Gesten der<br />

Hilfe falsch zu interpretieren“, sagt<br />

Damon. „Hautfarbe, Armutsgrad oder<br />

Herkunft dürfen keine Rolle spielen –<br />

wir sollten die Thematik stattdessen<br />

unter den simpelsten Gesichtspunkten<br />

betrachten: Diese Menschen brauchen<br />

Hilfe, und wenn es umgekehrt<br />

wäre, würden wir hoffen, sie würden<br />

uns auch helfen.“<br />

Er fährt fort: „Wir wollen weder Lob<br />

noch Publicity. Stattdessen möchten<br />

wir sicherstellen, dass irgendwann<br />

genug getan wurde, damit hoffentlich<br />

kein Kind eines Glases <strong>Wasser</strong> wegen<br />

leiden muss.<br />

Ein Scheitern in dieser Sache wäre<br />

katastrophal, da es sich bei <strong>Wasser</strong><br />

um viel mehr handelt als nur darum,<br />

den <strong>Wasser</strong>hahn aufzudrehen. Das<br />

<strong>Wasser</strong> nimmt einen erheblichen Einfluss<br />

auf den Klimawandel, die Hygienestandards,<br />

den Erwerbstätigkeitsgrad,<br />

den Urbanisierungsprozess, die<br />

Menschenrechte, die Ernährung wie<br />

auch die Geschlechtergleichstellung.<br />

Es ist die Quelle des Lebens und nicht<br />

bloß ein Schluck aus einem Glas.“ f<br />

Aus dem Englischen<br />

von Darja Ljubin<br />

Ausgabe 12 | November 2019 | Umweltdialog.de<br />

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