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Der_CreditManager_4-2019-HQ

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BVCM-KONGRESS

Überforderung für Menschen

„Wie wirkt sich diese Entwicklung auf

den Menschen aus?“ Auf diese Frage

antwortete Benjamin Cerovac, Senior

Global Consultant EMEA, CEE und

Balkan, Experian GmbH: „Wir erwarten

2020 weltweit rund 450 Milliarden

Geschäftstransaktionen pro Tag.

Dadurch entstehen 1,7 Megabyte

Daten pro Person pro Sekunde. Diese

Datenflut können wir als Mensch

nicht verarbeiten, die Evolution hat

uns nicht darauf vorbereitet.“ Deshalb

gebe es gigantische Datenspeicher

und entsprechende Prozessoren,

die Entscheidungen in Echtzeit ermöglichten.

„Was kann man mit diesen Daten

noch anfangen?“ fragte Bütow Jens

Junak, Leiter Wachstumsmärkte

SCHUFA Holding AG: „Wir müssen

von Big Data zu Smart Data kommen.

Wir verfügen bei der Schufa etwa

über eine Milliarde Daten. Wir haben

68 Millionen Menschen abgedeckt,

geben in Deutschland eine Million

Bonitätsauskünfte pro Tag. Sechs

Millionen Unternehmen sind registriert,

von denen 90 Prozent bis zu 20

Mitarbeiter haben. Dabei herrscht

eine große Korrelation zwischen Privatpersonen

und Unternehmen. Zu

90 Prozent der Menschen, die wir

kennen, haben wir positive Daten. Zu

zehn Prozent weichere oder härtere

Negativmerkmale. In Deutschland

läuft es also gut. Man kann mit diesen

Daten also tatsächlich etwas anfangen.“

Geschwindigkeit

Diese Datenmenge wirkt sich natürlich

auch auf den Arbeitsalltag

der Credit Manager aus. „Was muss

Credit Management heute leisten?“,

lautete deshalb die folgende Frage

an Benjamin Cerovac. „Wir haben die

Aufgabenstellung, Kreditausschüttungen

in zehn Minuten zu ermöglichen.

Schließlich kann man ein Konto

schon in sieben Minuten eröffnen. Es

geht also um eine immer größere Geschwindigkeit.“

Wie sind die Auswirkungen auf das

Risikomanagement? Als Antwort

verwies Dirk Radetzki auf eine israelische

Studie. Dabei ging es um

1.000 Häftlinge, die eine vorzeitige

Haftentlassung beantragt hatten,

und deren Verhandlungen ausgewertet

wurden. Als Ergebnis stellte

sich heraus, dass die ersten Fälle am

Morgen und die ersten Fälle nach der

Mittagspause wesentlich häufiger

positiv entschieden wurden, als die

letzten vor der Pause und die letzten

vor dem Feierabend. Es gab also eine

Ungerechtigkeit aufgrund menschlicher

Bedürfnisse wie Hunger und

Müdigkeit, die in den Entscheidungen

nachgewiesen wurde. So ähnlich

sei das bei Riskentscheidungen.

Dabei diene eine gute Datengrundlage

als neutrale Entscheidungshilfe.

„Trotzdem schalten wir dabei nicht

den Kopf aus.“

Nicht mehr wegzudenken

Vincenz M. Behn erläuterte: „Automatisierte

Entscheidungen sind nicht

mehr wegzudenken. Eine Veränderung

gibt es im Wesentlichen bei der

Interpretation unstrukturierter Daten.“

„Welche Rolle spielt in diesem

Zusammenhang die Regulatorik“,

wollte Bütow anschließend wissen,

woraufhin Behn ergänzte: „Die Regulatorik

ist natürlich immens wichtig.

Sie bietet Risiko und Chance zugleich.

Einerseits muss man wissen, wer der

Kunde ist und ob der Geschäftsführer

oder Eigentümer vielleicht auf einer

Sanktionsliste (z.B. des OFAC) steht.

In unserer Datenbank ändert sich alle

zwei Sekunden ein Ownership-Link.

Eine manuelle Prüfung ist daher aus

unserer Sicht nicht mehr zu bewerkstelligen.

Die Chancen-Komponente:

Oft ist nicht ersichtlich, ob eine Kon-

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