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us
Schülerzeitung
November
2019
Bruneck
#23
Nikolaus Cusanus
Sprachen- und Realgymnasium
Die
Welt der
verrückten
Gesetze
S. 4
Warum
unsere
Unzufriedenheit
wächst
S. 6
Unlogik im
Alltag
S. 10
1 + 1 = 3
Warum es auf der Welt nicht immer logisch zugeht
Warum es auf der Welt nicht immer logisch zugeht
Wer & was
3
Editorial
4
Die Welt der
verrückten
Gesetze
Inhalt
6
Wer die Wahl
hat, hat die
Qual
10
Acht
alltägliche
Widersprüche
Impressum
Herausgeber
Sprachen- und
Realgymnasium
„Nikolaus Cusanus“
Bruneck
20
Wenn Roboter
emotional
werden
16
Medien mit
Manipulationspotential
14
Gli ultimi
saranno i
primi?
Chefredakteurin
Bettina Gartner
Redaktion
Thomas McLaughlin
Sarah Elzenbaumer
Elisabeth Maria Erlacher
Julia Nadine Geiser
Barbara Kofler
Nora Nicolussi Moz
Emilie Sophie Ploner
Anna Recla
Samuel Schneider
Mashun Shahid
Sophia Stoll
Valentina Maria Varesio
Valerie C. von Mersi
David Wild
22
Meistermaler
und ihre
Missgeschicke
38
Aus dem
Cusanus-
Gymnasium
25
Alles
logisch,
oder?
36
Mein Kreuz
mit der
Kirche
26
Seid
furchtbar und
engagieret
euch!
32
2 + 2 = 5
28
Im
Interview
30
Nicht mein
Problem
Titelbild
ElisaRiva, Pixabay
Layout-Konzept
und Gestaltung
Adam Kammerer
48
Wir zitieren
50
Kinder, wie
die Zeit
vergeht
52
Horoskop 55
Die
Redaktion
argus
2
Liebe Leserinnen und Leser,
Jeder ARGUS-Ausgabe liegt ein übergeordnetes
Thema zugrunde, zu dem die Autoren Texte
verschiedener Art schreiben. Als wir uns bei unserer
ersten Redaktionssitzung für diese Zeitung
für das übergeordnete Thema entschieden haben,
stimmte die Mehrheit für die Idee „1 + 1 = 3. Warum
es auf der Welt nicht immer logisch zugeht“.
Schnell lagen Beispiele auf dem Tisch:
über unlogische Gesetze; dem Widerspruch
zwischen steigendem
Wohlstand und wachsender Unzufriedenheit;
der Kritik an
Institutionen wie der Kirche,
die im Spannungsfeld zwischen
Tradition und Moderne
agieren. Die Unlogik
im menschlichen Denken
und Verhalten kam ebenso
aufs Plateau wie jene in
Politik und Gesellschaft.
Als „unlogisch“ bezeichnen
wir Dinge gerne dann, wenn
wir sie nicht verstehen oder
wenn sie für uns nicht nachvollziehbar
sind. Mit „klingt logisch!“
wird hingegen das geadelt, was uns vernünftig
erscheint. Dabei will sich die Logik eigentlich
gar nicht groß in unsere Alltagsgeschäfte einmischen.
Logik ist vielmehr ein Denksport. Im
logischen System, das vom griechischen Philosoph
Aristoteles entwickelt wurde, wird von zwei Aussagen
auf eine dritte geschlossen. Das bekannteste
Beispiel:
Aussage 1: Alle Menschen sind sterblich.
Aussage 2: Sokrates ist ein Mensch.
Schluss: Sokrates ist sterblich.
Logisch, oder? Doch wie steht es mit folgendem
Beispiel, das nach demselben Prinzip funktioniert:
Aussage 1: Alle Chinesen tragen einen Zopf.
Aussage 2: Mozart trug einen Zopf.
Schluss: Mozart war ein Chinese.
Unlogisch, oder? Das Problem bei diesem Beispiel:
In einer rein logischen Welt ist Mozart tatsächlich
ein Chinese, in unserer Erfahrungswelt ist er Europäer.
Ein logisch richtig gezogener Schluss muss
nicht zwangsläufig wahr sein. Das hängt vielmehr
davon ab, wie seine Teilaussagen zusammengesetzt
werden – und ob diese wahr
sind oder nicht. Wenn sich selbst das nicht
eindeutig sagen lässt, dann geht es der Logik wie
uns im Alltag: Sie trifft auf Unbekannte und Wahrscheinlichkeiten,
mit denen sie umgehen muss.
Wir behelfen uns in solchen Fällen, indem wir
auf unsere Erfahrung zurückgreifen, Prognosen
wagen oder uns von der Intuition
leiten lassen. Intuition ist die
Fähigkeit, Einsichten zu erhalten,
ohne bewusst Schlussfolgerungen
zu ziehen. Wie sie
genau wirkt, weiß niemand,
manche sprechen vom
sechsten Sinn.
Es gibt vieles auf der
Welt, das sich unserem
Denkvermögen entzieht,
das unser geistiges Fassungsvermögen
sprengt. Was
ist Gott? Wie sieht Unendlichkeit
aus? Diese Fragen können
uns Angst machen oder uns faszinieren.
Auf jeden Fall zeigen sie uns,
dass die Wirklichkeit über unseren Horizont
hinausreicht.
Seit der Aufklärung ist das rationale Denken zu
einer Art Leitidee des Abendlandes geworden. In
der Praxis, das zeigen die Artikel in diesem Heft
mehr als deutlich, sind nach wie vor andere Kräfte
am Werk: Gewohnheiten, Machtgelüste, Trägheit,
Lust, Begierde und Leidenschaft.
Was tun?
Statt in der Theorie den Verstand aufs Podest
zu heben und andere Antriebskräfte abzuwerten,
statt in der Praxis das eine außer Acht zu lassen
und sich dem anderen auszuliefern, sollten wir darauf
hinarbeiten, die Vernunft walten zu lassen,
denn sie verbindet Verstand, Gefühle
und Urteilskraft — Kopf, Herz und
Bauch. Und bis es soweit ist,
seien wir nachsichtig, wenn
es auf der Welt und in uns
selber nicht immer logisch
zugeht.
argus
Bettina Gartner
© Adam Kammerer
Bettina Gartner,
Chefredakteurin
Editorial
Mein Tipp
Nicht verzagen,
wenn Mozart
plötzlich zum
Chinesen wird
3
Zu viel des Guten
Die Welt der verrückten Gesetze
Warum darf man in China ertrinkende Menschen nicht vor dem Tod retten? Oder weshalb
ist in Israel samstags das Ausdrücken von Pickeln auf der Nase verboten? Verrückte
Gesetze findet man auf der gesamten Welt – und natürlich auch in diesem Artikel
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20 w
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© Edward Lich, Pixabay
Justitia ist blind. Vielleicht übersieht sie deshalb manchmal längst veraltete Gesetze
Die Rechtsprechung ist logisch und wohl
durchdacht – möchte man meinen. Weit
gefehlt! Noch heute wimmelt es in den Gesetzesbüchern
dieser Welt von Verordnungen, die
scheinbar sinnlos sind. Die Zeiten, in denen sie erlassen
wurden, sind vorbei, und oft vergessen ist
der Grund, weswegen die Gesetze einst eingeführt
wurden. Trotzdem wurden sie offiziell nie abgeschafft!
Obacht also – etwa für Männer, die in Italien
Röcke tragen, denn sie können deshalb verhaftet
werden. Woher die Rock-Phobie bei Männern
rührt, ist nicht überliefert.
Ein weiteres skurriles altes Gesetz, das offiziell
noch existiert, ist jenes, dass die Bürger Mailands
immer lachen müssen oder eine hohe Geldstrafe
riskieren, wenn sie allzu grimmig dreinschauen.
Die einzigen Ausnahmen gelten bei Beerdigungen
und in Krankenhäusern. Vielleicht geht das Gesetz
darauf zurück, dass die Menschen während der
Pest, die zwischen 1347 und 1353 in Europa wütete,
in schweren Zeiten lebten und sich eine depressive
Stimmung breitmachte. In Venedig wurde deshalb
das Tragen von schwarzen Gewändern verboten
und bunte Kleidung war Pflicht, um – trotz
des Elends – ein bisschen Freude und Festlichkeit
in den Alltag zu bringen. Mailand hatte sich zu Beginn
der Pest stark abgeschottet und es geschafft,
sich gut gegen die Krankheit zu schützen, sodass
die Stadt nur wenige Tote zu beklagen hatte. Später
jedoch zog die Pest auch in Mailand ein, und
es wäre nachvollziehbar, dass zu diesem Zeitpunkt
das Lach-Gesetz in der Stadt eingeführt wurde, um
für eine etwas bessere Stimmung zu sorgen und die
Bürger nicht vollends in Depression versinken zu
lassen.
Auch nördlich der Alpen, in Deutschland, gibt
es Gesetze, die den wenigsten bekannt sein dürften:
Dort ist es einer Wandertruppe verboten, im
Gleichschritt über Brücken zu marschieren. In der
heutigen Zeit scheint das Gesetz obsolet, doch Ingenieure
wissen, dass eine reale Gefahr dahintersteckt:
Das Gleichschritt-Verbot sollte in Kriegszeiten
verhindern, dass marschierende Soldaten
argus
4
Schau genau!
Zu viel des Guten
20 weitere verrückte
Gesetze auf
www.rp-online.de
kleine Brücken zum
Einsturz brachten.
Falls Sie jetzt denken,
dass skurrile Gesetze
nur vor langer Zeit
erlassen worden sind und
heute alles absolut logisch zugeht,
muss ich Sie leider enttäuschen:
Den Bürgern auf der deutschen
Insel Helgoland ist es seit 1970 verboten, mit dem
Fahrrad zu fahren. Dieses Gesetz sollte die zunehmende
Zahl von Fahrradunfällen stoppen. Nur komisch,
dass Ärzte, Feuerwehrleute und Polizisten
auf Dienstfahrt vom Verbot ausgenommen sind.
Auch im schönen Frankreich will man die Bürger
per Gesetz vor unerwünschten Überraschungen
schützen. Ausgerechnet im Land der Liebe ist
es verboten, sich auf Bahnsteigen zu küssen – und
das schon seit 1910! Der Grund: Zu viele Pärchen
waren von „plötzlich“ näherkommenden Zügen
überrollt worden.
Außerdem ist es in Frankreich verboten, mit
langen Bermuda-Badehosen schwimmen zu gehen,
da der Sand oder der Dreck, der sich in den
Badehosen ansammeln kann, die Filteranlagen der
Schwimmbäder verstopfen könnte.
Spitzenreiter in puncto verrückte Gesetze sind
die USA. Tiere waren in den Staaten schon immer
© skeeze, Pixabay
Kamele stehen in den USA unter Militärschutz
ein heikles Thema. Im Umgang mit ihnen kann man
sich schnell strafbar machen. So ist es in Arizona
verboten, Kamele zu jagen. Hintergrund des Gesetzes:
Im Jahr 1856 experimentierte die U.S. Army mit
Kamelen. Man dachte damals, dass diese Nutztiere
die entscheidende Waffe im Krieg gegen die einhei-
mischen Indianer wären, da Kamele stark
sind und lange ohne Wasser auskommen.
Auch wenn vieles für den Einsatz von Kamelen
sprach, wurde das Experiment aufgegeben und
die Kamele wurden freigelassen. Seither irren sie in
der freien Wildnis umher – unter dem Schutz des
Gesetzes, versteht sich.
Auch wichtig zu wissen: Im kalifornischen Arcadia
haben Vögel Vorfahrt! Bitte überfahren Sie
keinen Pfau, denn in diesem Fall könnte der Vogel
Sie verklagen.
© Egle Sidaraviciute,Unsplash
Im kalifornischen Arcadia haben Pfaue Vorfahrt
In Vermont hingegen war es lange verboten,
Giraffen an eine Telefonzelle anzubinden. Doch
keine Sorge: Dieses Gesetz wurde inzwischen aufgehoben.
Ihre Giraffe kann jetzt offiziell wieder an
Telefonkabinen festgebunden werden.
Doch warum macht man sich in China strafbar,
wenn man einen ertrinkenden Menschen rettet?
Und warum darf in Israel samstags Pickeln nicht zu
Leibe gerückt werden? In China ist es laut Gesetz
ein Eingriff in das Schicksal der betreffenden Person,
wenn man versucht, ihr Leben zu retten – und
deshalb verboten. Ob die in Not geratene Person
das genauso empfindet, wage ich zu bezweifeln.
In Israel ist samstags Sabbat, der heilige Tag
der Juden. Deshalb ist es samstags strengstens verboten,
irgendeine Art von Arbeit zu verrichten und
dazu gehört auch, wer hätte es gedacht, das Ausdrücken
von Pickeln! Was für eine Schufterei.
Samuel Schneider, 1bS
argus
5
Zu viel des Guten
Wer die Wahl hat, hat die Qual
Immer mehr Menschen sind unzufrieden mit ihrem Leben und orientierungslos, vor
allem wegen der vielen Chancen, die sich heutzutage bieten. Denn auch wenn es total
unlogisch erscheint: Wahlmöglichkeit macht nicht immer glücklich – im Gegenteil!
Früher war alles besser!“, diesen Satz bekommt
man heutzutage immer öfter zu hören, vor allem
von den älteren Generationen, die sich
von den neuen Entwicklungen oft überfordert fühlen.
Doch auch Jugendliche unseres Alters zeigen
sich mehr und mehr unzufrieden mit ihrem Leben.
© StockSnap, Pixabay
Verzagt und überfordert — ein Wohlstandsphänomen?
Woran liegt das? Haben wir heute nicht viel
mehr Möglichkeiten als noch vor einigen Jahrzehnten?
Stehen uns heute nicht viel mehr Türen
offen als damals? Und müssten wir dank der vielen
Chancen nicht glücklich sein? Eigentlich müsste die
Antwort darauf „ja“ sein – ja und nochmals ja! Und
dennoch: Die Unzufriedenheit nimmt immer mehr
zu, trotz der Vielzahl an Möglichkeiten, die sich uns
bietet und die vor einigen Jahren noch undenkbar
schien.
Aber vielleicht ist ja genau das das Problem:
der Überfluss an Möglichkeiten. Denn die Vielzahl
an Angeboten, mit denen wir tagtäglich überschwemmt
werden, zwingt uns dazu, uns zu entscheiden.
Eine Entscheidung für das Eine bedeutet
immer eine Ablehnung Dutzender, nein Hunderter
anderer Angebote. Und das macht unzufrieden.
Denn so bleibt die Frage, ob wir uns für das Richtige
entschieden haben. Ob wir denn nicht vielleicht
etwas Besseres gefunden hätten, wenn wir nur lange
genug weitergesucht hätten. Bei jeder noch so
kleinen Entscheidung haben wir die Qual der Wahl,
und immer bleibt das nagende Gefühl zurück, dass
diese Entscheidung womöglich die falsche war.
Schrecklich, nicht?
Das Ganze fängt bereits bei kleinen, alltäglichen
Dingen wie dem wöchentlichen Einkauf im Supermarkt
an. Dort werden wir mit Hunderten von Produkten
konfrontiert, aus denen wir eine Auswahl
treffen müssen. Sogar Wasser findet man in zahlreichen
Sorten und Geschmacksrichtungen: Es gibt
Wasser mit Kohlensäure, stilles Wasser, Wasser in
Plastikflaschen, Einwegflaschen, Mehrwegflaschen,
mit Erdbeergeschmack, Zitrone, Ananas-Mango
oder einfach nur pur.
Die Möglichkeiten, aus denen wir wählen müssen,
verfolgen uns praktisch durch den gesamten
Tag: Selbst beim abendlichen Einschalten des Fernsehers
werden wir davon überhäuft. In den späten
Siebzigern gab es nur eine Auswahl von etwa zehn
Kanälen, die ihr Programm alle um 23 Uhr oder spätestens
um Mitternacht beendeten – danach war nur
noch ein schwarzer Bildschirm zu sehen und das
die ganze Nacht lang. Heutzutage hingegen können
wir bis ins Morgengrauen hinein nach Herzenslust
durch Hunderte von Programmen zappen, und
falls wir dort nichts Passendes finden, bleibt immer
noch die Möglichkeit, sich auf Streaming-Diensten
wie Netflix, die jederzeit eine Vielzahl an Filmen
bereitstellen, eine Serie anzusehen.
Die Möglichkeit zu wählen macht unglücklich.
Und je größer die Auswahl, desto unzufriedener
werden wir, weil wir mehr und mehr den Überblick
verlieren.
Verstärkt wird das Dilemma durch die Werbung,
die uns ständig mit neuen Vorschlägen bombardiert
und uns neue „Must-have-Produkte“ präsentiert,
die für ein glückliches Leben vermeintlich
unabdingbar sind. Und weil man auf keinen Fall
etwas verpassen und außerdem mit dem Trend
gehen will, legt man sich diese neuen Produkte zu,
nur um sie wenige Monate später – weil veraltet
und überholt – gegen modernere auszuwechseln.
Wir leben in einer Generation des Überflusses mit
Tausenden von Angeboten, von denen sich jedoch
nur wenige lange halten, bevor sie von etwas Neuem,
Besseren in den Hintergrund gedrängt werden.
Dies führt dazu, dass wir ständig und unermüdlich
auf der Jagd nach Neuerungen sind und dabei das,
was wir im Augenblick besitzen, nicht richtig wertschätzen.
Denn wenn wir die Chance dazu haben,
argus
6
Zu viel des Guten
© geralt, Pixabay
Zu viele Auswahlmöglichkeiten sind einer der Gründe zunehmender Unzufriedenheit
wollen wir uns schließlich mit nichts weniger als
dem Besten zufrieden geben.
Durch die vielen Möglichkeiten sind auch unsere
Ansprüche gestiegen. Selbst wenn wir – wieder
einmal – die Möglichkeit haben, irgendwohin
zu reisen, tragen wir unter Umständen eine gewisse
Unzufriedenheit mit im Gepäck. Während man
früher schon froh war, alle heiligen Zeiten einmal
aus dem eigenen Land herauszukommen, kann man
sich heute mitunter mehrmals im Jahr auf die Socken
machen und dabei beinahe jeden noch so versteckten
Winkel der Welt erkunden. Doch egal, wie
weit wir uns hinauswagen: Wir werden immer jemanden
finden, der noch weiter weg war und noch
mehr gereist ist als wir.
Was auch immer wir tun, wir tendieren dazu,
uns mit anderen zu vergleichen – ein weiterer
Grund für die allgemeine Unzufriedenheit. Der dänische
Philosoph Søren Kierkegaard meinte dazu:
„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der
Anfang der Unzufriedenheit.“ Wo er Recht hat, hat
er Recht. Und als ob das Vergleichen an sich nicht
schon schlimm genug wäre, liegt es auch noch in
der Natur des Menschen, für Vergleiche diejenigen
heranzuziehen, die mehr besitzen, mehr erreicht
oder mehr erlebt haben als man selbst. Der eigene
Erfolg und die eigenen Erfahrungen können bei solchen
Vergleichen natürlich nicht mithalten.
In einer Welt, in der soziale Netzwerke wie
Instagram & Co. den Austausch mit Menschen aus
aller Herren Länder möglich machen, ist es zudem
einfach geworden, sich mit Leuten zu vergleichen,
die man gar nicht kennt. Dass wir im Internet oft
nur die aufpolierten und verschönerten Hochglanzbilder
sehen, mit denen die User sich und ihr Leben
von der Schokoladenseite zeigen, interessiert dabei
meist herzlich wenig. Geschönt oder nicht, wichtig
ist nur: Der hat und ich hab nicht. Das Fazit: Was
der hat, muss ich auch haben. Viele Möglichkeiten
zu haben, ist teilweise einfach nur purer Stress.
Vielleicht ist dieses „Zuviel“ an Möglichkeiten
auch der Grund dafür, dass wir Jugendlichen orientierungslos
geworden sind, vor allem was Studium
und Zukunftsvisionen angeht. In Bezug auf die Berufsmöglichkeiten
haben wir scheinbar überhaupt
keine Einschränkungen mehr, können alles werden,
die Türen zu den verschiedenen Berufen stehen
Frauen wie Männern offen.
Dass der richtige Job nicht dabei ist, scheint
praktisch unmöglich. Die Bezahlung eines Stu-
argus
7
Den Kompass im eigenen Leben auszurichten, wird für Jugendliche zunehmend schwieriger
© geralt, Pixabay
Fakt!
Verhaltensforschern
zufolge treffen
wir jeden Tag
bis zu 20.000
Entscheidungen
argus
8
ieriger
Zu viel des Guten
diums ist, im Gegensatz zu früher, auch kein allzu
großes Hindernis mehr – alles also kein Problem.
In der Realität ist das natürlich nicht so: Gerade
weil sich so viele Möglichkeiten bieten, wird es
immer schwieriger, sich für das eine oder andere
zu entscheiden. Die Studienangebote sind so zahlreich,
dass man gar nicht mehr weiß, wo einem der
Kopf steht. Dabei haben die meisten Menschen von
vielen der angebotenen Studien noch nie gehört,
weil sie wenig beworben werden und nur zu finden
sind, wenn man weiß, wonach man genau sucht.
Hat man sich in diesem Wust an Möglichkeiten
dann endlich für eine entschieden, kann man sicher
sein, dass wenig später eine neue Chance auf einen
zukommt, meist in Form eines exotischen Studiums
für ein Berufsbild, von dessen Existenz man bisher
nichts wusste.
Außerdem trifft die Vorstellung, dass „jeder alles
werden kann“ in der Realität nur selten zu. Nur
weil ich theoretisch die Chance dazu habe, jeden
Beruf zu ergreifen, heißt das nicht, dass es mir auch
praktisch möglich ist, dies umzusetzen – aus einem
einfachen Grund: der Einschränkung durch die eigenen
Fähigkeiten. Seien wir ehrlich: Aus mir wird
wohl niemals eine Mikrotechnologin werden. Oder
eine Astrophysikerin. Oder eine Elektronikerin.
Nicht, weil ich nicht die Chance dazu hätte, diesen
Beruf zu ergreifen. Sondern schlicht und einfach,
weil mir das nicht liegt. Doch das wird heutzutage
nur allzu oft ignoriert.
Vor allem die Eltern versuchen nicht selten,
ihre Kinder in Richtung jener Berufe zu lenken,
welche ihnen vielversprechend, zukunftsorientiert
und nicht zuletzt finanziell rentabel erscheinen.
Die kritische Überlegung, ob das Kind die Fähigkeit
hat, diesen Beruf auszuüben, wird dabei oft geflissentlich
übergangen. Schließlich, so heißt es, ist ja
kein Meister vom Himmel gefallen, und was nicht
ist, kann ja noch werden.
Die hohe Erwartungshaltung aus dem Umfeld
oder dem Elternhaus und der Druck, der dadurch
ausgeübt wird, verstärken die Orientierungslosigkeit.
Die Frage: „Weißt du schon, was du werden
willst?“ und das darauf folgende, entsetzte: „Was,
immer noch nicht? Warum denn das? Wenn es doch
so viel Auswahl gibt!“, stehen vor allem im verflixten
fünften Oberschuljahr fast an der Tagesordnung.
Hilfreich ist das nicht gerade. Denn dadurch
fühlt man sich oft unverstanden und gestresst, wodurch
die Orientierungslosigkeit noch zunimmt.
Doch noch schlimmer als der Druck
und der Stress von außen sind die viel
zu hohen Ansprüche, die wir selbst an uns
stellen. Ganz nach dem Motto „Jeder kann alles
werden“ versucht man oft auf Biegen und Brechen,
etwas aus sich zu machen, das man vielleicht gar
nicht ist. Manchmal sind die gesteckten Ziele zu
hoch und zu unrealistisch. Man meint, Möglichkeiten
ergreifen zu müssen, nur weil sie bestehen, ungeachtet
dessen, ob sie für jemanden das Richtige
sind oder nicht.
Ein Nebeneffekt der vielen Möglichkeiten ist
jener, dass man keine davon ungenutzt an sich vorüberziehen
lassen will. Denn wer weiß, was einem
dabei entgehen könnte. Zu viele Auswahlmöglichkeiten
zu haben macht rastlos und sorgt dafür, dass
man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht,
sich also nicht mehr auf das große Ganze konzentrieren
kann. Gibt es einen Ausweg aus diesem unendlichen
Karussell der Möglichkeiten?
„
Zitat
Das Vergleichen ist
das Ende des Glücks
„
und der Anfang der
Unzufriedenheit
Søren Kierkegaard
Der erste Schritt zu mehr Zufriedenheit ist
sicherlich der Verzicht auf Vergleiche. Was stört
es mich, wenn der andere mehr hat, Hauptsache,
ich habe selbst genug, um mir ein angenehmes Leben
zu ermöglichen. Der zweite Schritt ist jener,
sich darüber klar zu werden, was man vom Leben
möchte, welche Ziele man hat und wie viele davon
erreichbar sind – um seine Entscheidungen darauf
auszurichten. Und wenn sich dann wieder eine
neue Möglichkeit bietet, die in eine komplett andere
Richtung zeigt, so sollte man unter Umständen
die Möglichkeit einfach Möglichkeit bleiben lassen.
Elisabeth Maria Erlacher, 5cS
argus
9
Hinterfragt
Acht alltägliche Widersprüche
Es gibt Dinge in unserem Alltag und in unserer Gesellschaft, die sich etabliert haben,
die bei genauerem Nachdenken allerdings ganz und gar nicht nachvollziehbar sind.
Deshalb sind sie uns einen zweiten Gedanken wert
Sich zu Tode rauchen
Warum rauchen 1,1 Milliarden Menschen weltweit,
obwohl sie genau wissen, dass das Rauchen
viele Nachteile und kaum Vorteile mit sich bringt?
Es gibt unzählige Krankheiten, Folgeschäden und
Risiken, die aus dem Rauchen folgen können, zum
Beispiel Lungenkrebs. Er ist eine der häufigsten
Todesursachen weltweit und nicht selten die Folge
eines übermäßigen Zigarettenkonsums. Nahezu jeder
Mensch weiß das, manche haben in ihrem Umfeld
Erfahrungen mit der tödlichen Krankheit gemacht
und müssten gewarnt sein. Trotzdem wird
weitergeraucht.
Hängt dieser Tunnelblick damit zusammen,
dass Raucher ziemlich schnell in die Sucht verfallen
und nicht mehr aufhören können? Ist der Grund
nur pure Langeweile, bei welcher das Rauchen als
Zeitvertreib dient? Oder steckt die Vorstellung
dahinter, „Anerkennung“ von gewissen Personengruppen
zu erlangen, wenn man raucht? Welche
© PublicDomainPictures, Pixabay
Zug um Zug das Leben verkürzen
konkreten Vorteile fallen euch ein, die so überzeugend
sind, dass sie die potentiellen Nachteile ausschalten
könnten? Die Suche gestaltet sich schwierig.
Und genau das ist der Grund, warum Rauchen
die vielleicht alltäglichste und am häufigsten vorkommende
Unlogik ist.
Demonstrieren anstatt die Welt zu retten
„Unsere Welt stirbt“, das ist eine von vielen
Aussagen, die bei den freitäglichen Demonstrationen
für das Klima weltweit fallen. Millionen von
Jugendlichen gehen wöchentlich oder monatlich
auf die Straße, angeblich, um unsere Zukunft zu
retten. Doch wie vielen von ihnen geht es wirklich
um das Klima? Wie viele von ihnen wollen die
Welt wirklich verändern? Und wie viele sind bereit,
Konsequenzen in Kauf zu nehmen, ihre Gewohnheiten
zu verändern und auf viele praktische Dinge
zu verzichten, um etwas zu bewirken? Die Frage
ist: Wie viele Schüler nehmen den Klimawandel als
Ausrede, um die Schule zu schwänzen? Mit den Demonstrationen
will man bewirken, dass die Politik
etwas ändert, doch was bringen solche Forderungen,
wenn das Volk nicht bereit ist, selbst etwas zu
ändern? Es wäre so viel effizienter, etwas am konkreten
Alltag zu verändern, als an den Demonstrationen
teilzunehmen. Solange sich diese Einstellung
nicht durchsetzt, wird es schwierig sein, den Klimawandel
aufzuhalten.
Im Namen Gottes töten
© Vlad Tchompalov, Unsplash
Fridays for Future-Demonstration
„Um dem Allmächtigen zu gehorchen, fällen
wir das folgende Urteil: Das Urteil, Amerikaner
und ihre Verbündeten, ob Zivilisten oder Militärs,
argus
10
Hinterfragt
© Annie Spratt, Unsplash
Kinder in Sierra Leone drücken die Schulbank
zu töten und zu bekämpfen, ist eine Verpflichtung
für jeden Muslim, der dies in jedem Land tun kann.“
Diese Erklärung gaben mehrere Islamistenführer im
Jahr 1998 ab und machten die Ideologie des Islamismus
damit mehr als deutlich. Seit am 11. September
2001 die Anschläge auf das World Trade Center in
New York verübt wurden, hat die Zahl der islamistischen
Attentate weltweit rasant zugenommen.
Die Islamisten selbst behaupten, sie würden Gewalt
für ihren Glauben und im Namen Gottes ausüben.
Ihr angebliches Ziel ist „die Wiederherstellung der
islamischen Ordnung“ und die Rückführung der
westlichen Länder zum Islam. Sie wollen eine Lebens-
und Gesellschaftsordnung verbreiten, die auf
dem Koran basiert. Mit anderen Worten: Die Islamisten
allein wollen die Welt beherrschen und der
Islam soll die einzig existierende Religion werden.
Doch genau an diesem Punkt stellt sich die Frage:
Inwieweit treibt die Religion die Terroristen in ihrem
Vorhaben an und inwieweit ist es das Streben
nach Macht, Einfluss, Geld? Welchen Sinn würde es
machen, für die Religion und für Gott zu töten, wo
doch alle Religionen ein friedliches und geregeltes
Zusammenleben unter den Menschen erreichen
wollen? Macht, Einfluss und Geld waren im Laufe
der Menschheitsgeschichte immer wieder die wahren
Gründe für Kriege, Konflikte, Morde und Verfolgungen.
Bildung nicht schätzen
Es gibt wohl kaum jemanden von uns, der
sich nicht mindestens einmal pro Woche über die
Schule beschwert: Zu viele Hausaufgaben, zu viele
Tests, zu wenig Ferien sind nur einige der Punkte,
die wir dem Bildungssystem immer wieder vorwerfen.
Doch ist es nicht ein Privileg, in die Schule gehen
zu dürfen? Von 1,9 Milliarden Kindern unter 15
Jahren haben weltweit rund 200 Millionen keinen
Zugang zu Bildung. Das heißt, eines von zehn Kindern
darf nicht zur Schule gehen. Und einige der
restlichen neun Kinder haben nicht annähernd so
gute Ausbildungsmöglichkeiten wie wir. Eine unzureichende
Schulbildung hat viele Folgen: Man
ist in seinen späteren Berufsmöglichkeiten eingeschränkt
und kann dadurch unter Umständen
nur ein geringes Einkommen
erzielen, was wiederum Einschränkungen
im alltäglichen
Leben mit sich bringt. Viele
Kinder mit beschränkten
Ausbildungsmöglichkeiten
würden alles dafür
Filmtipp
tun, um in der Schule
solche Möglichkeiten
zu haben wie wir. Doch
wir schätzen dieses Privileg
oft nicht und ver-
Schau genau!
Bowling for
Columbine
von Michael Moore
argus
11
stehen nicht immer, dass wir zu
unserem eigenen Vorteil in die Schule
gehen. Wir erhalten durch die Schule
Möglichkeiten, die uns die Welt eröffnen und
müssen uns genau dessen bewusst werden, bevor
wir uns ausschließlich auf die negative Kritik
fixieren.
Hinterfragt
Fleisch futtern
Schauen wir uns folgende Gleichung an:
4,2 m² Ackerland -> dem Anbau von 1 kg
Soja -> dem Gewinn von 1 kg Hühnerfleisch.
4,2 m² Ackerland -> dem Anbau von 8.5 kg Kartoffeln
Manche werden sich jetzt fragen: Was hat denn
Hühnerfleisch mit dem Anbau von Soja zu tun? Die
Antwort: Mehr als man denkt.
Große Teile des Regenwalds werden abgeholzt,
um darauf Plantagen zu errichten – hauptsächlich
Sojafelder. Aber wir essen doch gar nicht so viel
Soja! Doch, das tun wir, wenn auch indirekt. Ein
durchschnittlicher EU-Bürger verzehrt rund ein
Kilogramm Fleisch pro Woche. Die Tiere, die auf
unseren Tellern landen, werden hauptsächlich mit
Soja gefüttert. Der Ertrag des Sojaanbaus ist vergleichsweise
gering. Auf einer Fläche von 4,2 Quadratmetern
Ackerland ernten Bauern im Schnitt 1
© Sebastian Holgado, Unsplash
Fleischkonsum verschlingt Ressourcen
Kilogramm Soja. Soviel Futter wird für den Ertrag
von 1 Kilogramm Fleisch benötigt. Auf derselben
Fläche ließen sich nicht 1, sondern 8,5 Kilogramm
Kartoffeln anbauen. Anders ausgedrückt: Warum 7
Hühnerschnitzel, wenn man eigentlich 90 Kartoffeln
haben könnte? Laut den Vereinten Nationen
leiden etwa 821 Mio. Menschen, rund 11 Prozent
der Weltbevölkerung, an Hunger. Sie haben nicht
„
Zitat
Denken und Sein
„
werden vom
Widerspruch bestimmt
Aristoteles
die Wahl, ob sie Fleisch essen oder nicht. Doch wir
haben sie. Wenn wir unseren Fleischkonsum reduzieren,
wird weniger Regenwald abgeholzt und die
bestehenden Anbauflächen können für Früchte wie
die Kartoffel genutzt werden, die mehr Ertrag bringen.
Frauen die gleichen Rechte wie Männern
absprechen
Frauen und Männer sind nicht gleichberechtigt.
Nicht bei uns und nicht in vielen anderen Ländern
der Welt. Man möchte meinen, hier in Europa
hätten Frauen und Männer die gleichen Chancen,
doch den Unterschied kann man besonders gut anhand
des Verdienstes der Geschlechter erkennen.
In Europa liegt der sogenannte Gender Pay Gap
bei 16,2 Prozent. Durchschnittlich hat ein Mann
am Monatsende 16,2 Prozent mehr Gehalt auf dem
Konto als eine Frau. Dies ist vor allem der Tatsache
geschuldet, dass viele Frauen in Teilzeit arbeiten,
weil sie sich neben der Arbeit um Haushalt und
Kinder kümmern. Diese „Zweiteilung“ wirkt sich
nicht nur auf den aktuellen Verdienst der Frauen,
sondern auch auf die späteren Rentenansprüche
aus. Doch selbst bei vergleichbarer Stundenanzahl –
also wenn Frauen und Männer wöchentlich bei
gleicher Qualifizierung im selben Beruf gleich viele
Stunden arbeiten – werden Frauen im Schnitt
schlechter bezahlt als Männer. Wo bleibt hier die
Gerechtigkeit? Frauen in anderen Ländern haben
noch mehr zu kämpfen. Saudi-Arabien zum Beispiel
ist einer jener Staaten, in denen Frauen, im Vergleich
zu Männern, mitunter am wenigsten Rechte
haben. Erst seit letztem Jahr dürfen Frauen dort
Auto fahren und seit August dieses Jahres dürfen
Frauen frei reisen. In der Liste des Gender Pay Gap
liegt Saudi-Arabien auf dem neuntletzten Platz.
argus
12
Hinterfragt
© mostafa meraji, Unsplash
Menschen im Iran: Fremdes macht Angst
Menschen Waffen an die Hand geben
Die USA sind das Land mit den meisten Schusswaffen-Massakern
weltweit. Das liegt nicht zuletzt
an den Waffengesetzen der Vereinigten Staaten. In
den USA kommt, bei circa 300 Millionen Schusswaffen,
etwa eine Waffe auf eine Person, wobei
nur ein Drittel der Bevölkerung Waffen besitzt. Es
gibt kein Land, in dem – gemessen an der Bevölkerungszahl
– mehr Schusswaffen in Umlauf sind als
in den USA. Das Waffenrecht in den Vereinigten
Staaten besagt: „Da eine wohlgeordnete Miliz für
die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist,
darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und
zu tragen, nicht beeinträchtigt werden.“ Soweit die
Theorie. In der Praxis belegen Statistiken, dass es
in Industrieländern mit einer höheren Waffenquote
mehr Schusswaffen-Massaker gibt. 340 waren es
allein im Jahr 2018 in den USA – rein rechnerisch
ist das beinahe ein Massaker täglich! Debatten über
die Verschärfung der Waffengesetze in den USA
sind die Folge. Die Bevölkerung ist gespalten. Ob
der Besitz einer Waffe zu mehr Sicherheit beiträgt
oder ob dadurch die Gewaltbereitschaft erhöht
wird, lässt sich für viele nicht eindeutig klären. Die
Zahlen sprechen für sich. Und schon das ist Grund
genug, dieses Thema kritisch zu betrachten.
Sich von Vorurteilen leiten lassen
Wenn wir einer Person begegnen, die anders
aussieht, sich speziell kleidet, eine andere Hautfarbe
hat oder aus einem anderen Land kommt,
schießen uns sofort vorgefertigte Meinungen und
Vorstellungen in den Kopf. Vorurteile lassen uns
glauben, die Person und ihren Charakter zu kennen.
Doch das tun wir nicht.
Auch wenn jemand andere Hobbys und Interessen,
andere Einstellungen und Meinungen hat
als wir, tendieren wir dazu, diesen Menschen als
komisch abzustempeln. Doch wenn wir gefragt
werden, ob wir alle anderen Menschen tolerieren,
ist die Antwort häufig: „Ja“. Wie geht das zusammen?
Ein großes Problem in unserer Gesellschaft besteht
darin, dass wir meinen, wir müssten sein wie
alle anderen und das in vielerlei Hinsicht. Wir wollen
„dazugehören“ und Freunde haben. Wenn wir
uns treu bleiben und Andersartigkeit nicht nur theoretisch,
sondern auch praktisch tolerieren, dann
könnte jeder so sein, wie er will, und das machen,
was er will, und viele Menschen würden sich auf
dieser Welt wohler fühlen.
Julia Nadine Geiser, 1aS
argus
13
Dietro le quinte
Gli ultimi saranno i primi?
Ma quando e dove? Sulla terra l‘ 80 % della ricchezza è in mano all‘ 0,1 % della popolazione.
Come reagire di fronte a quest‘ ingiustizia?
T
italia
pove
mi
Gli ultimi” come li chiamava sempre mia zia
Lia “sono caduti al fronte della nostra indifferenza”.
Si riferiva ai clochard (colloquialmente
chiamati barboni) di cui si prendeva cura
nella città di Torino, insieme al gruppo di volontari,
che aveva fondato
lei stessa a partire dagli
anni ’80.
Oramai viviamo
quasi nel 2020 e, anche
se non ce ne accorgiamo,
la povertà, soprattutto
causata dalla
disoccupazione, è ancora
un rischio in cui
ognuno di noi potrebbe
incappare un giorno.
Secondo dati dell‘Istat
nel 2017 ca. 5,58 milioni
di italiani hanno vissuto
in povertà assoluta. Ma
da dove nasce questo
pericolo? Com’è possibile
che in un mondo
apparentemente così
organizzato ci sia ancora
la minaccia di finire
in povertà, che sostanzialmente
non è altro che
un effetto collaterale
indesiderato del nostro sistema?
In parte questo è sicuramente conseguenza del
capitalismo che a prima vista mostra di avere molti
pregi: la pianificazione economica non avviene attraverso
lo stato, ma viene svolta autonomamente
da ogni azienda o imprenditore. In sostanza vuol
dire che aziende e imprenditori non sono sotto
controllo dello stato, quindi sono più liberi. La produzione
dei loro prodotti si basa sulla richiesta del
mercato, ma proprio in quest’ultimo aspetto rileviamo
il problema. La domanda negli ultimi decenni
è evidentemente cambiata (a favore delle imprese
che tendono ad aumentare il loro capitale a dimensioni
illimitate). Non si compra più quello che piace
personalmente o di cui si ha bisogno, ma ci influenzano
sempre più fattori esterni. Siamo circondati
dalla pubblicità e indotti a seguire le tendenze.
© Andy Kelly on Unsplash
Con l‘aumento dello shopping online molti negozi
sono costretti a chiudere le loro attività, lasciando
senza lavoro centinaia di dipendenti e esercenti.
Tutti vogliono solo fare acquisti in negozi famosi,
mentre le piccole attività
sconosciute non
riescono più a competere
con le grandi catene
e impoveriscono. I
ricchi, dall’altra parte,
guadagnano sempre di
più. Questa è una delle
cause principali della
crescita del divario tra
ricchi e poveri. Anche
la rete promuove materialismo
e consumismo
e influenza il nostro
atteggiamento di
consumatori. La gente
vuole assomigliare a
influencer, cantanti e
attori. Un aspetto che
questi hanno in comune:
sono ricchi e le piattaforme
online fungono
da palcoscenico delle
loro vite di lusso: abiti
costosi, cene in ristoranti
a cinque stelle e viaggi nei posti più spettacolari
del mondo. Il sogno di una vita del genere per
la maggior parte della gente resterà nel cassetto,
ma nessuno vuole smettere di sognare, perché in
un mondo capitalista conta solo quanto di possiede
materialmente.
Quindi, anche se suona strano, per combattere
la povertà occorre prima di tutto un cambiamento
della mentalità e dell’atteggiamento nei consumi.
Dobbiamo renderci conto che il vero valore di una
persona non dipende da fattori superficiali. Anche
se tutti lo sanno, in pochi hanno capito veramente
che ogni individuo sulla terra ha lo stesso valore e
deve essere trattato in modo rispettoso e dignitoso.
È proprio questo l‘obiettivo di molte organizzazioni
che sostengono chi vive sotto la soglia di
Non perdiamo la speranza in un mondo migliore
argus
14
Un fatto!
Dietro le quinte
Tra i 5 milioni di
italiani assolutamente povertà. Intorno a noi
poveri ci sono più di 1 ci sono numerose associazioni
che prestano
milione di bambini
aiuto e che accolgono
con gioia donazioni. Di
sicuro è meglio sostenere
queste ultime e non donare
un paio di spiccioli direttamente
a qualcuno per strada, perché non si sa
dove questi soldi andranno
davvero a finire.
Esistono, infatti, organizzazioni
criminali
che sfruttano i poveri e
incassano i soldi o forse
questi ultimi useranno
i soldi per fuggire un
po‘ dalla loro sofferenza
assumendo alcool o
droghe .
Se davvero si vuole
aiutare subito queste
persone, ci si può avvicinare
e incoraggiarle a
cercare aiuto professionale.
Si può semplicemente
parlare con loro,
facendole sentire accettate.
I volontari (di associazioni)
spesso non
offrono solo un posto
da dormire e un pasto
caldo, ma anche aiuto
psicologico, reintegrano
le persone emarginate
e le aiutano a ritrovare di nuovo la dignità che
avevano perso per strada.
Ma tutto questo non basta. Serve una prevenzione
per far sì che in futuro nessuno cada in povertá.
Bisogna anche che la politica faccia qualcosa.
Ogni individuo “ha diritto ad un tenore di vita
sufficiente a garantire la salute e il benessere proprio
e della sua famiglia” (articolo 25 della Dichiarazione
Universale dei Diritti). L’articolo numero
23 afferma che ogni individuo ha diritto al lavoro
e alla protezione contro la disoccupazione. Inoltre
in base all’articolo numero 22 “I diritti umani sono
protetti dalla legge”. Quindi sarebbe davvero fondamentale
che la legge si impegnasse a garantirli a
ogni cittadino italiano.
Negli ultimi anni è diventato un tema
ricorrente il cosiddetto “reddito di base incondizionato”
che assicurerebbe le necessità
primarie a ogni singola persona. Quindi il lavoro
avrebbe da sopperire a ogni altro bisogno secondario
e in questo modo non si lotterebbe per la sopravvivenza.
In Italia poco tempo fa è stato approvato il
“reddito di cittadinanza”, che per definizione spetta
solamente a chi possiede la cittadinanza italiana,
anche se ci sono delle
eccezioni e non è quindi
“incondizionato”. Si
tratta di un reddito il
quale può essere ottenuto
solo dai disoccupati
o da quelli che non
guadagnano abbastanza
per superare la soglia di
povertà. Questi sono gli
unici criteri certi che
devono essere soddisfatti
per poterne usufruire.
Anche se questo
concetto deve ancora
essere elaborato nella
sua complessitá, è il
primo passo verso un
eventuale reddito futuro
di base incondizionato
per tutti.
L‘ ascensore sociale
Concludendo: La
distribuzione della ricchezza
sul nostro pianeta
diventa sempre
più disuguale: lo 0,1%
possiede circa l’80% del patrimonio finanziario. E
siccome l‘avidità di denaro sembra insaziabile si
farà di tutto per arricchirsi ancora di più, anche se i
soldi vengono dalle tasche dei poveri.
Rimaniamo indifferenti di fronte alla povertà
che passa inosservata e per di più non ci rendiamo
conto da quali problemi è causata. Problemi che si
potrebbero risolvere, anche se non nell’immediato:
basterebbe essere solo un po‘ meno indifferenti, in
un mondo dove la battaglia per il clima, per l’equità
e la pace vanno di pari passo con la lotta alla povertà.
Valentina Maria Varesio, 5cS
argus
15
Hinterfragt
Medien mit Manipulationspotential
Klassische Medien sind in Verruf geraten, vor allem seit der amerikanische Präsident
Donald Trump bei jeder Gelegenheit von „fake news“ spricht. Diese Kritik ist überzogen.
Trotzdem – oder gerade deshalb – soll man Nachrichten kritisch hinterfragen
Mad dog put down. Libya free as Gaddafi
shot dead”, titelte die britische Boulevardzeitung
„Daily Star“ im Oktober 2011,
als man den Tod des damaligen libyschen Präsidenten
Muammar al-Gaddafi vermeldete. Man sprach
vom „verrückten Hund“ (eine Bezeichnung, die auf
den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan
zurückgeht), von Freiheit und davon, dass das Land
sich nun endlich weiterentwickeln könne.
Mittlerweile hat Libyens Wirtschaft einen Tiefpunkt
erreicht, es herrscht Bürgerkrieg und keiner
weiß, wie es mit dem Land weitergehen soll. Westliche
Staaten bereichern sich an Libyens Erdöl,
ohne einen angemessenen Preis dafür zu zahlen.
Hat die Überschrift des Daily Star das gehalten,
was sie versprochen hat? Oder diente sie einfach
nur dazu, Emotionen zu schüren und die Überlegenheit
des eigenen Weltbildes zu untermauern?
© Daily Star, UK
Manipulation im Laufe der Zeit
Manipulation der Medien und von Medien gibt
es, seitdem es Medien gibt. Menschen benutzen
andere Menschen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
Ein Beispiel aus der Geschichte: die Machenschaften
der Kirche im Mittelalter. Zwar gab
es damals noch keine Zeitungen im heutigen Sinn
und der Großteil der Bevölkerung waren Analphabeten.
Doch es gab den Pfarrer und die Kanzel und
die Predigt. Es gab Angst, die man säen konnte, das
© weldert, Pixabay
Titelseite des Daily Star zum Tod Gaddafis
schlechte Gewissen, das man den Leuten einreden
konnte, Hoffnungen, die geweckt werden konnten.
Der Ablass wurde erfunden, was der Kirche ein luxuriöses
Leben und große Bauten ermöglichte. Die
Leute waren leicht zu manipulieren, da die Kirche
als geistiges Oberhaupt der Zeit das Sagen hatte
und die Leute glaubten, die Kirche tue das Beste für
sie.
In der jüngeren Geschichte wurden als Meinungsmacher
die Zeitungen und Zeitschriften, der
Rundfunk und das Fernsehen zunehmend wichtig.
Insbesondere zur Zeit der Weltkriege war Propaganda
das Um und Auf, um die Menschen zum
Krieg zu ermutigen. Prominent fällt der Name Joseph
Goebbels ein, der durch eine ausgefeilte Rhetorik
die Leute während des Nationalsozialismus
dazu brachte, der Ideenlehre der Nazis zu folgen.
Das Wort des Pfarrers war früher Gesetz
16
argus
Hinterfragt
© CharlieYoon, Pixabay
Im Korea-Krieg kämpften zwischen 1950 und 1953 Nordkorea und China auf der einen, Südkorea und die USA auf der anderen Seite
Mechanismen der Manipulation
Um Menschen geschickt und nachhaltig zu
manipulieren, braucht es vor allem eins: Glaubwürdigkeit.
Um sie zu erzielen, bedarf es schlauer
und passender Mechanismen. In Zeitungen dienen
Kraftausdrücke und Bilder diesem Ziel, welche die
Leser durch Nahaufnahmen und gestochen scharfe
Einblicke überzeugen sollen. Auch mit Hilfe berühmter
Persönlichkeiten, die für eine Sache Pate
stehen, lassen sich viele Leute leicht gewinnen.
Soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram
machen die Situation für Manipulatoren noch einfacher:
Artikel werden darauf zugeschnitten, das
Interesse bestimmter Personen zu wecken.
Nutznießer der Meinungsmache
Nutznießer von Meinungsmache gibt es viele.
Ebenso bunt sind die Zwecke und Ziele, die damit
verfolgt werden. Nicht selten missbrauchen Politiker
ihre Macht und ihren Einfluss: Sie manipulieren
die Menschen, welche ihnen Vertrauen entgegenbringen,
wenn es um Geld, neue Steuern oder neue
Gesetze geht.
Beispiel USA: Zur Zeit des Kalten Krieges
wurden die Amerikaner dahingehend getrimmt zu
glauben, der Kommunismus und die UdSSR seien
die größten Feinde für sie und ihren Staat. Darauf
aufbauend konnte die USA grausame Aktionen wie
den Korea- und den Vietnam-Krieg rechtfertigen
und junge Leute dazu bewegen, in solchen Konflikten
zu kämpfen. Dabei ging es den USA eigentlich
darum, den Einfluss der UdSSR in den betreffenden
Gebieten zu schwächen und dort selbst Einfluss zu
gewinnen.
Die Situation in Libyen ist ein aktuelles Beispiel.
Verkauft wurde der Einmarsch internationaler
Truppen als Notwendigkeit, um die Menschen
von der Diktatur Gaddafis zu befreien
und die schlechten Verhältnisse im
Land auszumerzen, was absurd
erscheint angesichts der Tatsache,
dass Libyen damals
im Wohlstandsindex der
Vereinten Nationen vor
Ländern wie Russland
und Brasilien lag. Von
den verlockenden Ölreserven
des Landes war
offiziell nicht die Rede.
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Glaube wenig,
hinterfrage alles,
denke selbst
argus
17
Hinterfragt
Ausnutzung feministischer
Ideologien
Westliche Medien gehen auch in anderen
Bereichen in ihrer Berichterstattung mitunter einseitig
vor. Feministische Ideen etwa werden gefördert,
indem Länder wie Saudi-Arabien oder der Iran
als Beispiele für Staaten genannt werden, in denen
Frauen durch eine totalitäre Staatsregierung, die islamisch
geprägt ist, unterdrückt werden. Es drängt
sich die Schlussfolgerung auf, der Islam sei frauenfeindlich.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Wie
in der Bibel gibt es auch im Koran Textstellen, die
sich auf die Situation von Frauen beziehen – und
je nach Interpretation fällt die Stellung der Frau in
der Familie und Gesellschaft dabei unterschiedlich
aus.
Dass dem Koran und dem Islam Frauenfeindlichkeit
nicht prinzipiell unterstellt werden darf,
zeigt das Beispiel Bangladesch. In diesem islamisch
geprägten Land ist das Staatsoberhaupt eine Frau
namens Sheikh Hasina. Sheikh Hasina ist die Parteiführerin
der regierenden Awami-League. Auch
die Opposition des Landes wird von einer Frau geleitet.
50 der 350 Sitze im Parlament sind in Bangladesch
für Frauen reserviert. Nie gehört? Kein
Wunder.
© OpenClipart-Vectors, Pixabay
Kriege legitimieren und Kriegsbeteiligungen
verneinen
Kriege herrschen momentan vielerorts auf der
Welt. Besonders publik ist jener in Syrien, wo Bürgerkrieg
zwischen dem syrischen Regime unter der
Leitung des Präsidenten Bashar al-Assad und den
Rebellen des Landes herrscht, die gegen das syrische
Regime sind. Der Krieg begann 2011, zur Zeit
des Arabischen Frühlings. Damals protestierten die
Bürger Syriens gegen das totalitäre System, welches
in ihrem Land vorherrschte. Die Bürger wollten Assad
aus seiner Macht entlassen, der allerdings weigerte
sich. Nachdem sich die Spannungen zwischen
Assad und den immer rebellischer werdenden Bürgern
verschärft hatten, brach der Krieg aus.
Lange Zeit verneinten westliche Staaten, vor
allem die USA, ihre Kriegsbeteiligung, mit der Begründung,
Streitigkeiten außerhalb ihres Landes
interessierten sie nicht, solange sie keinen Effekt
auf die USA hätten. Später, als öffentlich wurde,
dass Amerika die Rebellen sehr wohl unterstützt
Der Kommunismus gibt sich kämpferisch – und wird bekämpft
hatte, rechtfertigten die USA dies mit dem Argument,
gegen einen Diktator vorzugehen. Die Medien
nahmen diese Argumentation auf. Mittlerweile
ist der Krieg zwischen den ursprünglichen Streitparteien
in Syrien eigentlich abgeflaut. Geschürt
wurde bzw. wird er von westlichen Mächten, vor
allem den USA, und Russland. Die einen stehen auf
der Seite der Rebellen, die anderen auf der Seite
der Regierung. Jüngst hat sich – nachdem Donald
Trump den Abzug amerikanischer Soldaten aus
Syrien angekündigt hat – die Türkei zunehmend
in den Konflikt eingemischt. Wie ehemals die USA
kämpft auch sie gegen Assad. Die westlichen Medien
reagieren empört: Die Türkei benutze den syrischen
Bürgerkrieg, um die eigene Machtbasis zu
erweitern und gegen die Kurden vorzugehen – eine
Bevölkerungsgruppe, die bisher in Syrien gegen
den IS gekämpft hat, in den Augen der Türkei al-
argus
18
Hinterfragt
© geralt, Pixabay
Social Media-Kanäle sind die neuen Meinungsmacher
lerdings auch für etliche Attentate in der Türkei
verantwortlich ist. Obwohl die USA sich viel länger
und viel brutaler am Syrien-Krieg beteiligt hatten,
war in den westlichen Nachrichtensendungen und
Zeitungen die Empörung darüber ausgeblieben.
Die halbe Wahrheit
Heutzutage redet man gern vom blühenden,
fortgeschrittenen, aufgeklärten und wirtschaftlich
überlegenen Westen. Milde belächelt werden weniger
reiche Länder wie jene in Afrika. Man hört von
Korruption und Diktatur, von Menschen, die wenig
Rechte und kein Mitspracherecht haben.
Nur selten wird darauf verwiesen, dass die aktuelle
Situation in den betroffenen Gebieten nicht
zuletzt auf die Kolonisation durch die Europäer und
die Ausbeutung, die bis heute andauert, zurückzuführen
ist. Nach Eroberung oder Kolonialisierung
der Länder mussten die Einheimischen oft ohne
Gegenleistung für die neuen Herren schuften. Besitz
und Bodenschätze wurden ihren geraubt, und
sobald es an der Zeit war, die Kolonien aufzulösen,
ließen die Europäer die Einheimischen ohne geregelte
Strukturen zurück. Es ist widersprüchlich, nur
die Mängel in Afrika aufzuzeigen, ohne die gewaltige
Mitschuld der Europäer an diesen Zuständen
zu betonen.
„
Zitat
Wofür Medien, wenn sie
uns am Denken hindern
Jürgen Linsenmeier„
Es zeigt sich also: Manipulation in den Medien
hat viele Gesichter. Sie funktioniert, indem bestimmte
Dinge betont, andere weggelassen werden.
Sie arbeitet mit Emotionen und Eitelkeiten und mit
einfachen Botschaften. Sie ist alt und aktuell zugleich.
Mit den sozialen Netzwerken und anderen
Informationskanälen im Internet haben die Manipulationsmöglichkeiten
eine neue Dimension erreicht.
Das Schlimmste ist, dass viele Menschen
nicht oder erst zu spät merken, dass sie manipuliert
wurden. Das Problem zu beseitigen, ist schwierig,
denn es wird immer Leute geben, die mit allen
Mitteln nach Macht, Einfluss und Aufmerksamkeit
streben.
Mashun Shahid, 4cR
argus
19
Denksport
Wenn Roboter emotional werden
Wer von uns handelt immer logisch? Niemand, denn Emotionen prägen unsere Entscheidungen.
Ist dieses Verhalten ein Nachteil, den der Mensch gegenüber einer Maschine
hat? Oder ist genau das unsere Stärke – etwas, das Roboter von uns lernen sollten?
Sc
Bu
M
© Andy Kelly, Unsplash
Roboter Pepper im Gespräch mit einem Mädchen
Ursprünglich wurden Maschinen erschaffen,
um dem Menschen Arbeit zu erleichtern
und zu ersparen. Sie übernahmen gefährliche
Tätigkeiten und verrichteten Routineaufgaben.
Groß war der Respekt gegenüber den neuen Apparaten.
Denn sie brachten nicht nur Vorteile: Die
erste industrielle Spinnmaschine für Baumwolle,
die „Spinning Jenny“, die im Jahr 1764 vom englischen
Weber James Hargreaves erfunden worden
war, machte sieben von acht Webern arbeitslos.
Baumwolle wurde billiger, und Leinen sowie Wolle
wollte kaum jemand mehr haben. Viele Menschen
bangten um ihren Job – allen voran die Weber.
Auch in der heutigen Zeit fürchten viele Menschen,
ihre Jobs könnten durch die Automatisierung,
durch das Einsetzen von Maschinen, die effizienter
arbeiten als sie, verloren gehen. Manche
Menschen haben sogar die apokalyptische Vorstellung,
die Roboter würden die Menschen auslöschen,
nachdem sie gelernt haben, aus eigenem Willen zu
handeln. Doch ist das überhaupt möglich?
Noch nicht – obwohl Roboterforscher und Informatiker
weltweit daran arbeiten, Maschinen
mit Gefühlen auszustatten und mithilfe künstlicher
Intelligenz menschliche Emotionen zu simulieren.
Dies würde den Robotern Vorteile bringen, wenn
sie Entscheidungen treffen müssen, sodass sie noch
vielseitiger und effizienter genutzt werden könnten.
Beispiel: „Lauron“. Dieser sechsbeinige Laufroboter
wird vom Forschungszentrum Informatik
in Karlsruhe für eine Reise auf den Mars entwickelt.
Die Wissenschaftler haben Lauron Angst eingeimpft.
Dank seiner Angst wird er auf dem Mars
vor Hindernissen wie großen Steinen haltmachen
und auf Befehle der Erde warten. Ohne Angst würde
er die Gefahrenstufe von Hindernissen womög-
argus
20
Schau genau!
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Marvin Minsky
The Emotion
Machine
lich nicht einschätzen
können, die Mission
müsste frühzeitig abgebrochen
werden und
Unsummen wären umsonst
in das Projekt geflossen.
Soweit nachvollziehbar. Allerdings
könnte man auch genau gegenteilig
argumentieren: Sind es nicht gerade die
Emotionen, die uns Menschen oft davon abhalten,
unsere Ziele zu erreichen? Warum also sollte man
Robotern Emotionen beibringen? Der Amerikaner
Marvin Minsky, ein Forscher auf dem Gebiet künstliche
Intelligenz, hat bereits 1986 erklärt, warum
Roboter emotionale Intelligenz brauchen: Sie brauchen
sie nicht, um dem Menschen so ähnlich wie
möglich zu sein, sondern um komplexe Aufgaben
besser bewältigen zu können.
Doch wie erlernt ein Roboter Gefühle? Lola
Canamero, die Leiterin des „Embodied Emotion,
Cognition and Interaction Lab“ der University of
Hertfordshire versucht, in Robotern jene Reaktionen
nachzuahmen, die im menschlichen Körper
von Hormonen erzeugt werden. Hormone sind
chemische Stoffe, die Informationen übermitteln.
Sie halten gemeinsam mit dem Nervensystem den
Körper im Gleichgewicht und regulieren zahlreiche
Körpervorgänge wie Stoffwechsel, Ernährung,
Atmung oder Blutdruck. Hormone wie Insulin und
Glukagon sind unter anderem dafür zuständig, den
Blutzuckerspiegel zu senken oder zu heben. Wenn
Gefahr droht, wird das Hormon Adrenalin freigesetzt,
das Blutdruck und Herzfrequenz erhöht.
Hormone steuern unsere Aufmerksamkeit und
Gefühlslage – und genau so sollen nach Canameros
Vorstellung auch Roboter agieren. Sie sollen Gefahrensituationen
(z.B. ein Kabel auf dem Boden,
über das der Roboter stolpert) durchleben, den
Grund für die Gefahr erkennen, sich diesen merken
und die Gefahrensituation selbst als so genannten
emotionalen Orientierungspunkt abspeichern. Nähert
sich der Roboter in einem zweiten Schritt erneut
der potentiellen Gefahr (das Kabel liegt noch
immer im Raum), soll er Angst kriegen, gebührenden
Abstand halten oder das Problem anderweitig
lösen. Die Roboter lernen also aus Erfahrungen,
ähnlich wie Menschen. Sie erkennen, wann Ärger
hilfreich ist (um etwas durchzusetzen) oder wann
man besser ruhig Blut bewahrt (wenn der Gegner
Denksport
übermächtig ist). Auch das Lernen selbst
wird über eine Art Hormonreaktion angestoßen
– nämlich dadurch, dass die Roboter
einem gewissen Stressniveau ausgesetzt werden.
Das ist hilfreich, denn sie lernen nicht, wenn sie
sich langweilen.
Emotionen werden in der Robotik aber nicht
nur eingesetzt, um Maschinen vorsichtiger und
umsichtiger zu machen. „Freundliche“ Roboter sollen
die Beziehung zwischen Mensch und Maschine
verbessern.
Ein bekanntes Beispiel dafür ist der menschenähnliche
Roboter „Pepper“. Dieser ist darauf trainiert,
Menschen und ihre Mimik und Gestik zu analysieren
– und angemessen darauf zu reagieren. Er
spricht mit Personen und erkundigt sich beispielsweise
über ihre Probleme. Pepper soll den Menschen
ein kommunikativer „Roboter-Gefährte“
„
Zitat
Emotionen sind
andere Wege zu
denken
Marvin Minsky
sein. Noch wird Pepper nur in wenigen Haushalten
eingesetzt. Er leistet den Menschen Gesellschaft
und kann Fragen beantworten. Dabei ist er jedoch
nicht zu vergleichen mit virtuellen Assistenten wie
„Alexa“ von Amazon oder „Siri“ von Apple. Pepper
verhält sich nämlich viel menschlicher, kann ab
und zu sogar scherzen.
Momentan kostet Pepper stolze 1.400 Euro und
wird vornehmlich in Verkaufsräumen eingesetzt,
um dort für Produkte zu werben oder der Kundschaft
Auskunft zu geben. Aber wer weiß, vielleicht
findet er in einigen Jahren in vielen Haushalten ein
Zuhause.
Samuel Schneider, 1bS
„
argus
21
Denksport
Meistermaler und ihre Missgeschicke
Egal wie talentiert sie waren – selbst in den Werken großer Meister geht es nicht immer
logisch zu. Seht euch die folgenden Werke genau an und versucht herauszufinden,
warum sie in unsere „unlogische Bilderreihe“ passen!
Selbst in Zeiten absoluter Perfektion sind einige
Kunstwerke die Ausnahme: Sie weisen Makel
auf. Manchmal sticht uns das Absurde ins Auge,
manchmal braucht man einen zweiten Blick, um
es zu entdecken. Bleibt die Frage: Wie konnte berühmten
Künstlern wie Leonardo da Vinci und Michelangelo
überhaupt ein Fehler unterlaufen? Oder
waren ihre Patzer gar kein Versehen? Haben sie die
unlogischen und unnatürlichen Elemente, die uns
irritieren, bewusst in ihre Kunstwerke eingefügt,
um einen bestimmten Effekt zu erzielen? Macht
euch selbst auf die Suche und findet die „Fehler“!
Und wer sie gefunden hat, darf nachlesen, was es
damit auf sich hat.
Valerie Christina von Mersi, 5cR
© Wikipedia
„Die Geburt der Venus“ von Sandro
Botticelli (1445 – 1510): Obwohl
die Venus wunderschön anzuschauen
ist, mögen euch doch vielleicht einige
Dinge an ihr aufgefallen sein, die
ziemlich unnatürlich sind: Ihr Hals
ist viel zu lang, ihre Schultern fallen
eigenartig ab und ihr Kopf ist seltsam
verdreht. Nein, diese Anatomie entspricht
gewiss nicht dem Realismus
eines da Vinci oder Raffael. Botticelli
setzt vielmehr auf den Manierismus,
der mit überlangen Proportionen
spielt, und betont damit die Harmonie
des Bildes.
Die Geburt der Venus
argus
22
Denksport
© kasabubu, Pixabay
edia
„David“ von Michelangelo
(1475 – 1564): Diese Skulptur ist wahrscheinlich
jedem bekannt, doch oft
erkennt man erst auf den zweiten
Blick, dass hier etwas nicht stimmt.
Davids rechte Hand ist viel zu lang!
Doch wir sprechen hier von einem
Werk von Michelangelo – ergo kann
das kein Zufall sein. Tatsächlich ist
die Hand bewusst so lang, ein sogenannter
manieristischer Effekt, um
das Schönheitsideal und die idealen
Proportionen der Renaissance zu
durchbrechen.
© Wikipedia
David
„Erschaffung der Tiere“ von
Meister Bertram (um 1340 – 1414/15):
Nanu, ein Schwan so klein, dass
er auf eine Hand passt und ein Käfer
größer als ein Kaninchen? Ganz
richtig, hier stimmt etwas mit der
Größenordnung nicht! Doch Meister
Bertram hätte das Bild nicht
so gemalt, wenn nicht eine gewisse
Logik dahinter stecken würde:
Die Bedeutungsperspektive war
ihm auf diesem Altarbild viel wichtiger
als eine realistische Darstellung
der Größe der Tiere! Für Jesus
sind alle Tiere gleichbedeutend —
egal, was da kreucht und fleucht.
Venus
Erschaffung der Tiere
argus
23
© Wikipedia
Denksport
© Wikipedia
„Madonna col collo lungo“ von
Parmigianino (1503 – 1540): Naja, zugegebenermaßen
nimmt der Name
hier schon einiges hinweg – auch in
diesem Werk ist sowohl der Hals der
Madonna als auch der von Jesus und
dem Propheten auffallend lang. Der
Künstler wollte sich damit von der
tradierten Darstellung verabschieden.
Madonna col collo lungo
© Wikipedia
© Wikipedia
M. C. Escher (1898 – 1972): Dem niederländischen
Künstler und Grafiker M. C. Escher gelang es, durch
das Spiel mit Perspektive und Größenordnung Werke
zu erschaffen, die unlogische Elemente in der Kunst
perfekt repräsentieren. Egal, ob unmögliche grafische
Darstellungen oder optisch täuschende Bilder – ein
Blick genügt hier nicht.
Sandro del Prete (geb. 1937): Inspiriert von M. C.
Escher wurde der Schweizer Künstler Sandro del Prete
durch seine Gemälde optischer Täuschungen bekannt.
Was man in seinen Bildern sieht, und was man wiederum
kaum erkennen kann, hat laut Künstler viel damit
zu tun, was man selbst kennt.
Penrose Dreieck (oben) und Skulptur nach Escher (unten)
argus
24
B
C
D
E
Alles logisch, oder?
Denksport
Eine Seite voller Rätsel und Paradoxa, die nicht so leicht lösbar sind, wie manch einer denken
mag. Doch wer sich Zeit nimmt und logisch denkt, dessen Mühe wird belohnt. Klugen Köpfen
winkt ein toller Preis!
Sendet eure Lösungen bis zum 10.01.2020 an: ploner.emiliesophie@cusanus-gymnasium.it
Natürlich müssen alle vier Rätsel richtig gelöst werden, um gewinnen zu können. Der Preisträger wird
ausgelost.
Emilie Sophie Ploner, 3aS
Eine Tafel Schokolade besteht aus 28 Stücken.
Doch wie teilt man sie am besten in 28 Einzelteile?
Die Schokolade kann zum Beispiel in 4 Reihen
gebrochen werden, und dann können einzelne
Stücke gebrochen werden. Dafür musst du die
Schokolade 27mal teilen.
Schaffst du es, die Schokolade in weniger als 27
Zügen in ihre Einzelteile zu zerlegen?
© annca, Pixabay
Ein Urwaldforscher wird von Kannibalen festgenommen.
Sie machen es von seiner nächsten
Aussage abhängig, wie sie ihn essen: Sollte er
die Wahrheit sagen, werden sie ihn kochen,
sollte er eine Lüge erzählen, werden sie ihn
grillen.
??
Der Urwaldforscher überlegt und überlegt –
und sagt schließlich etwas, das ihn vom Tod
bewahrt.
Was sagt er?
Unterteile einen Kreis mit 4 geraden Linien.
Was ist die höchste Anzahl an Kästchen, die
durch die Unterteilung entstehen können?
Wenn‘s hakt beim Denken, hilft vielleicht ein Stück Schoko
Beispiel
Deine Lösung
Wie denkst du, müssen rein logisch die nächsten
zwei Bilder dieser Reihenfolge aussehen?
B
C
D
E
argus
25
Aufreger
Seid furchtbar und engagieret euch!
Schüler sollen sich einbringen und selbstständig engagieren. Wenn sie es tun, wird
ihnen dies oft nachgetragen. Ein wahres Paradoxon
In der Schule wird man als Schüler ständig aufgefordert,
sich zu engagieren – sei es schulintern
als Klassenvertreter, bei Wahlangeboten, sei es bei
Workshops, Wettbewerben und Camps, die während
der Schulzeit und in ganz Südtirol stattfinden.
Von allen Seiten hört man, wie toll es sei, sich
selbstständig einzubringen, dabei Verantwortung
zu übernehmen und fächerübergreifende Kompetenzen
zu erwerben. Ständig gepriesen wird derartiges
Engagement, belohnt wird es mit Maturapunkten.
Kommt man dem Aufruf zur Eigeninitiative
allerdings tatsächlich nach, stößt man bei einigen
Lehrern oft auf Unverständnis. Ein Einblick:
Theatersaison am Cusanus-Gymnasium. Rund
30 Schüler nehmen an der alljährlichen Produktion
teil. Für letzte Proben und Auftritte müssen –
neben der Freizeit der Schüler – des Öfteren auch
Unterrichtsstunden herhalten. Die Schüler sorgen
selbst dafür, nicht mit dem Stoff hinterherzuhinken
und Inhalte selbstständig nachzuholen. Trotzdem
müssen sich die Theaterspieler mit Augenrollen,
hochgezogenen Augenbrauen und spöttischen
Kommentaren mancher Lehrer herumschlagen,
mitunter sogar mit Drohungen bezüglich Senkung
der Arbeitsnote. Dass dies nicht sein muss, erklärt
sich von selbst. Wieso sollte es ein Problem sein,
sich für etwas, das einem am Herzen liegt, auch
während der Schulzeit zu engagieren? Workshops
fördern Teamwork und – besonders in puncto Zeiteinteilung
– Selbstständigkeit. Schließlich muss,
zusätzlich zum Nachholen des in der Schule Verpassten,
auch in einem Workshop oder Projekt (zusammen)gearbeitet
werden. Es gilt, ein Thema zu
bearbeiten und Probleme kreativ zu lösen. Auf der
faulen Haut liegt dabei niemand.
Es obliegt dem Schüler, sich selbst um seine
Leistungen zu kümmern. Natürlich sollte – so die
Gefahr droht – der Lehrer seinen Schützling auf
einen abrupten Leistungsabfall hinweisen. In den
meisten Fällen bleibt diese Verschlechterung aus.
Deshalb ist es kaum nachvollziehbar, warum einige
Lehrer darauf beharren, dass ihre Schulstunde Vorrang
hat. Niemand sollte versuchen, für eine andere
Person Prioritäten zu setzen! Besonders dann nicht,
wenn es offensichtlich nicht in erster Linie um das
Wohl der betreffenden Person geht.
An der Schule sollte Einigkeit darüber herrschen,
ob Engagement erwünscht ist oder nicht.
So könnten die, die mit Begeisterung bei der Sache
sind, wenigstens mit ruhigem Gewissen ihre Kurse
besuchen. Besonders für feinfühlige Schüler ist es
schwierig, an einem Workshop teilzunehmen und
dabei vom Unterricht fernzubleiben, wenn ihnen
deshalb Unmut entgegenschlägt. Da niemand gerne
in diese Zwickmühle gerät, lassen sie es oft lieber
bleiben. Als wäre es nicht sonst schon schwierig
genug, wahrhaft motivierte Teilnehmer für Workshops
und Projekte zu finden. Es muss denen, die
sich wirklich interessieren, nicht auch noch die Anmeldung
erschwert werden.
Ungemein schade ist die Tatsache, dass sich
viele Schüler dadurch oft unbewusst in ihren Interessen
einschränken lassen. Viele engagierte junge
Leute überwinden sich nicht mehr dazu, an Workshops,
Projekten und Wettbewerben teilzunehmen,
welche während der Schulzeit stattfinden, da sie
dadurch viel Stoff verpassen oder zu viele Fehlstunden
ansammeln. Dabei wird während eines
Projekts oder Workshops meistens viel intensiver
und mehrschichtiger gearbeitet als an Schultagen:
Filme werden gezeigt, Texte gelesen, Experimente
gemacht und anschließend besprochen. Das Schöne
dabei ist, dass meistens von Seiten aller Teilnehmer
reges Interesse an einem Thema besteht. Gebietsweise
entwickeln sich manchmal sogar kleine
Experten. Das in der Schule Verpasste lässt sich indes
locker an einem Nachmittag nachholen.
Allen Engagierten lege ich aus eigener Erfahrung
Wahlangebote, Camps, Workshops und Wettbewerbe
aller Art sowie andere Engagements ans
Herz. Sie bergen viele Möglichkeiten, sich persönlich
weiterzuentwickeln. Neue Leute werden ins
Herz geschlossen. Gemeinsam setzt man sich mit
alltäglichen oder ungewöhnlichen Themen auseinander,
wodurch der Horizont erweitert und fachliches
Wissen gewonnen wird.
Seid also furchtbar und engagiert euch! Sollte
euch dabei der böse Blick einer Lehrperson im
Nacken sitzen, denkt daran: Schulstoff kann man
nachholen. Derartige Gelegenheiten nicht.
Sarah Elzenbaumer, 5cR
argus
26
So mancher Lehrer hat kein Verständnis für das Engagement von Schülern außerhalb seines Unterrichts. Aber er hat eben auch das letzte Wort
Schulstoff
kann man
nachholen —
Gelegenheiten
nicht
argus
27
© geralt, Pixabay
Alter: 56
Im Interview
Beruf: Sportlehrer
Hobbys: Sport,
Lesen, Kreuzworträtsel
© Emilie Ploner
Wohnort: Bruneck
Könnten Sie den Begriff
„Logik“ mit eigenen Worten
beschreiben?
Logik beschreibt die stimmige
Folge von Handlungen oder
Denkweisen. Die logische
Grundformel lautet eigentlich:
a = b, b = c, daraus folgt: a = c.
Das ist dann ganz logisch.
Denken Sie eher mit dem
Kopf oder mit dem Herzen?
Ich denke mit dem Kopf.
Ist für Sie alles logisch erklärbar?
Meiner Meinung nach ist nicht
alles, was auf der Welt passiert,
logisch erklärbar. Es gibt
Dinge, die für den Menschen
sicher für immer unerklärlich
sein werden, weil man sie einfach
nicht mit menschlichem
Verstand erfassen kann, sie
liegen nämlich außerhalb der
menschlichen Vernunft.
Also glauben Sie an übernatürliche
Begebenheiten?
Übernatürliche Begebenheiten
ist vielleicht nicht der
richtige Ausdruck. Man kann
einfach nicht alles wissenschaftlich
erklären. Es muss
deshalb aber nicht übernatürlich
sein, sondern ist mit dem
menschlichen Verstand nicht
erklärbar.
© Emilie Ploner
© Emilie Ploner
© Emilie Ploner
Finden Sie, dass die Logik in
unserem Alltag eine wichtige
Rolle spielt?
Logik beziehungsweise logisches
Denken begleitet uns
auf Schritt und Tritt. Der
Mensch versucht ständig, alles
rational, also logisch erklärbar
zu machen. Trotzdem sollten
wir bei so manchem im
Leben auf unser Bauchgefühl
vertrauen.
Wenn es nach Ihnen
ginge, sollte es Logik
auch als Unterrichtsfach
geben?
Ich denke, dass man
Logik in die verschiedenen
Fächer einbauen
könnte, in der Mathematik
oder in den Naturwissenschaften
zum
Beispiel.
Walter Leitner
Welches Fach hier an der
Schule hat ihrer Meinung
nach am meisten mit Logik
zu tun?
Philosophie ist das Fachgebiet,
das sich stark mit Logik
beschäftigt. In der Mathematik
und in den Naturwissenschaften
beispielsweise wird
Logik praktisch angewandt.
Die Fragen stellten
Emilie Sopie Ploner und
Anna Recla, 3aS
Agnes Brugger
argus
28
© Emilie Ploner
Alter: 57
Beruf: Lehrerin für
Deutsch und Latein
Im Interview
Hobbys: Musik, Lesen,
Dichten
Wohnort: St. Martin
© Emilie Ploner
Könnten Sie den Begriff
„Logik“ mit eigenen Worten
beschreiben?
Finden Sie, dass die Logik in
unserem Alltag eine wichtige
Rolle spielt?
Walter Leitner
Das Wort Logik kommt eigentlich
vom griechischen
Wort logos, das so viel wie
„Wort“ bedeutet. Es bedeutet
aber auch „Rechnung“ und
eigentlich alles, was mit Klarheit
zu tun hat. Logik ist
für mich etwas, das mir
sofort einleuchtet, das
sofort klar ist.
Agnes Brugger
Denken Sie eher mit
dem Kopf oder mit
dem Herzen?
Mit beidem. Man darf
weder das Herz noch
den Kopf ausschalten.
Ist für Sie alles logisch
erklärbar?
Man hat mit der Zeit gelernt,
dass vielleicht vor 50 Jahren
viele Dinge noch nicht erklärbar
waren, die heutzutage erklärbar
sind.
Also glauben Sie nicht an
übernatürliche Begebenheiten?
Forschung und Wissenschaft
werden sich immer weiterentwickeln
und uns immer mehr
Sachen erklären können, aber
im Endeffekt glaube ich doch
noch, dass es einige Dinge
gibt, die Forschung und Wissenschaft
nie erklären werden
können.
© Emilie Ploner
© Emilie Ploner
© MIH83, Pixabay
Auf alle Fälle. Je mehr Logik
man in seinen Alltag einbaut,
umso einfacher wird dessen
Gestaltung. Das gilt nicht nur
für das Organisieren des täglichen
Lebens (Beruf, Familie,
Haushalt), das gilt auch
und besonders in emotionaler
Hinsicht. Logisches Denken
ist sehr hilfreich, gerade in der
Bewältigung von Krisen.
Wenn es nach Ihnen ginge,
sollte es Logik auch als Unterrichtsfach
geben?
Ich denke, auch in Latein
steckt ein bisschen Logik,
ebenso in Mathematik, insofern
hätten wir das schon
in einigen der Fächer. Logik
als Unterrichtsfach ist keine
so gute Idee, denn es ist eine
sehr komplexe Angelegenheit.
Wenn wir die Logik, die im
Latein- und Mathematikunterricht
vorkommt, ein bisschen
verinnerlichen, haben wir
schon viel an Logik gelernt.
Welches Fach hier an der
Schule hat ihrer Meinung
nach am meisten mit Logik
zu tun?
Eigentlich alle, das Lernen ist
mit Logik verbunden.
Die Fragen stellten
Emilie Sopie Ploner und
Anna Recla, 3aS
argus
29
© Emilie Ploner
Aufreger
Nicht mein Problem
„Das ist nicht mein Problem“. Wie ich diesen Satz hasse. Und dennoch höre ich ihn
ständig, in der Schule, zu Hause, im Internet, und ja, ich benutze ihn auch selbst. Wieso
er mich so sehr aufregt? Finde es heraus!
Sc
psy
m
© Ryoji Iwata, Unsplash
Probleme zu ignorieren ist einfach, wenn man die Augen vor ihnen verschließt
Ein Beispiel: ein school shooting in Amerika,
das was weiß ich wievielte. Kinder verlieren
ihr Leben, und bei uns heißt es nur: „Ja, weißt
du, in Amerika …“ Es scheint weniger schlimm zu
sein, wenn Kinder in den USA und nicht in Europa
sterben. Wieso kann kein Mitgefühl aufgebracht,
über die Gründe nachgedacht und überlegt werden,
warum solche Massaker so häufig geschehen? Aber
nein, es ist nicht unser Problem, denn es ist einen
Ozean weit entfernt, und man kann sich ja nicht um
jedermanns Angelegenheiten kümmern. Warum
kommt den so Denkenden nicht in den Sinn, dass
das Problem Teil eines viel größeren, auch für uns
signifikanten sein könnte, nämlich die steigenden
Depressionsraten in der westlichen Welt und die
immer häufiger werdenden Mobbingfälle? Doch
Schulmassaker sind in Europa seltener als in den
USA, also betrifft es uns scheinbar nicht.
Schon zeigt sich der nächste, äußerst ausschlaggebende
Punkt – jener des „nicht Betreffens“.
Wie oft werden Problematiken als „unwichtig“
abgestempelt, weil sie auf den ersten Blick betrachtet
keinen Einfluss auf unser Leben haben.
Wieso sollte sich ein Mensch mit weißer Hautfarbe
für Rassismus interessieren, geschweige denn
dagegen vorgehen. Es betrifft ihn ja nicht.
Wieso sollten sich Christen für die Unterdrückung
und vorurteilhafte Behandlung von Moslems
interessieren. Es betrifft sie ja nicht.
Wieso sollte ein Mann sich für die Probleme
von Frauen in der Gesellschaft interessieren. Es betrifft
ihn ja nicht.
Wieso sollte eine heterosexuelle Person sich
dafür interessieren, dass Menschen mit einer anderen
sexuellen Orientierung deshalb misshandelt
und umgebracht werden. Es betrifft sie ja nicht.
argus
30
Schau genau!
www.
psychologistworld.
com/freud/
defencemechanisms-list
Wieso sollten sich
Menschen, welche sich
bester Gesundheit erfreuen,
für mangelnde
Forschungsgelder im Bereich
der Medizin interessieren.
Es betrifft sie ja nicht.
Bis es sie doch betrifft. Denn
plötzlich verliebt sich die Person heller
Hautfarbe in eine Person dunkler Hautfarbe, neue
Freunde „entpuppen“ sich islamischen Glaubens,
der Mann hat eine Tochter, das Hetero-Pärchen hat
einen schwulen Sohn, oder jemand in der Familie
erkrankt an einer Krankheit, welche nur vier Prozent
der Forschungsgelder weltweit des jeweiligen
Bereichs erhält – Beispiel Kinderkrebs.
Wenn sich jemand für solche Problematiken
interessiert, wenn er sich gerne informiert, wenn
er am liebsten jedem helfen möchte, obwohl keine
der Schwierigkeiten ihn direkt betreffen, dann wird
er als „Gutmensch” belächelt. Diese Bezeichnung
ist nicht selten abwertend, oft sogar sarkastisch gemeint,
denn wie realistisch ist es, die Welt verbessern
zu wollen?
Ich frage mich, wann die Menschheit so naiv
geworden ist, oder ob sie es schon immer war?
Vor einigen Jahrzehnten war Umweltschutz
noch kein Gesprächsthema, obwohl es durchaus
schon in den 70er-Jahren Forschungen gab, welche
vor den unumkehrbaren Folgen der Erderwärmung
und Umweltverschmutzung warnten. Doch noch
zeigten sich diese nicht, also waren sie ja nicht ein
Problem der damaligen Zeit.
Nun versuchen die jungen Generationen (Millennials
und Generation Z), auf die Fehler der Vergangenheit
hinzuweisen. Und was erhalten sie von
einigen Erwachsenen? Kritik, Spott, Hass, sie werden
belächelt. Man könne diese „Schulschwänzerei“
nicht unterstützen, das alles sei doch nur noch
Propaganda, die Demonstranten seien zu jung, um
die wahre Welt zu begreifen, man könne sie doch
nicht ernstnehmen. Ich entschuldige mich ernsthaft
dafür, dass meine Generation zumindest versucht,
etwas zu ändern. Ich hoffe wirklich, aus ganzem
Herzen, ihr behaltet Recht und es ist am Ende
doch nicht alles so schlimm.
Sind wir wirklich so ignorant zu denken, dass
unsere Blase des Glücks auf Dauer bestehen kann?
Südtirol ist Meister darin, Schlechtes zu vertuschen
und sich als Friede-Freude-Eierkuchen-Ort darzustellen.
Anstatt über ernste Themen zu
sprechen, welche Jahr für Jahr dringender
Lösungen bedürfen, wird lieber ein und dasselbe
Thema 100-mal wiedergekäut.
Anstatt zum Beispiel gesteigert die bestehenden
Maßnahmen auszubauen, um den Suizidraten
entgegenzuwirken, wird jahrelang darüber diskutiert,
wie mit den 13 (!) Wölfen zu verfahren ist,
welche sich bei uns einfach nur am Leben erhalten
wollen.
Vielleicht ist wegzuschauen ein Schutzmechanismus,
um uns vor den schlechten und hässlichen
„
Zitat
Aufreger
Wegsehen ist zu einfach,
hinsehen schwer zu
„
ertragen
Anonymus
Seiten der Welt zu schützen. Wollen wir nicht darüber
nachdenken, weil wir dann realisieren könnten,
dass wir nicht immun gegen bestimmte Dinge
sind?
Zu leugnen und zu verdrängen, wie viel es eigentlich
zu tun und zu ändern gäbe, ist ein beliebtes
Verhalten. Dies fördert die Entwicklung von Tabuthemen,
denn solange über etwas nicht gesprochen
wird, scheint es kein Problem zu sein.
Menschen sind häufig egoistische Wesen, und
auch wenn wir schon lange über den Punkt des
blanken Überlebens hinaus sind, schaffen wir es
vielfach nicht, diese schadhaften Muster abzulegen.
Ich habe dennoch beschlossen, optimistisch
zu bleiben. Wenn wir uns anstrengen, uns wirklich
bemühen, können wir die „nicht mein Problem“-
Mentalität ablegen. Wir müssen nur bei uns selber
anfangen.
Nora Nicolussi Moz, 5bS
argus
31
Aufreger
2 + 2 = 5 — Hinterfrage nicht, gehorche!
Wie macht man mündige Bürger mundtot? Wie bringt man Angst und Unterwürfigkeit
in die Köpfe und Herzen von Menschen, ohne dass sie es merken? Ein Buch und ein
Sozialexperiment geben die Antwort
der totalitäre, kriegerische Überwachungsstaat
Ozeanien herrscht. Es gibt nur eine Partei, die sogenannte
Engsoz. Ihr Leitspruch: „Unwissenheit ist
Stärke, Freiheit ist Sklaverei, Krieg ist Frieden.“
An der Spitze der Partei steht der „große Bruder“,
von dem überall Plakate an den Wänden hängen.
Auch im Fernsehen ist er rund um die Uhr zu
sehen, wenn eine Nachrichtensendung nicht gerade
über die neuesten Errungenschaften der Partei
berichtet oder über erfolgreiche Schlachten der
eigenen Soldaten.
Die tägliche Dosis Hass
© geralt, Pixabay
Wegweisend
Die Propaganda ist in Ozeanien allgegenwärtig.
Kriegsgefangene werden zur Schau gestellt, tägliche
Hetzreden – so genannter 2-Minuten-Hass – im
Fernsehen gemeinsam in großen Gruppen verfolgt.
Gezeigt werden Szenen von der Front. Hasstiraden
gegen den Feind sind die Folge. Die Zuschauer lassen
ihren angestauten Aggressionen und Ängsten
freien Lauf.
Zum Schluss wird ein Film über den „großen
Bruder“ ausgestrahlt und mit einem Mal kehrt Ruhe
ein. Die Botschaft: Nur er kann die Leute beschützen.
Bei ihm sind sie sicher. Das ist Massenmanipulation
auf höchstem Niveau. Ich glaube, Goebbels
wäre stolz gewesen.
Jeder dritte Mensch auf der Erde lebt in einer
Diktatur. Für uns, die in einer Demokratie aufgewachsen
sind, ist dies schwer vorstellbar. Dabei
war Italien vor rund 80 Jahren selbst eine Diktatur,
genauso wie zahlreiche andere Staaten in Europa –
darunter das Dritte Reich unter Adolf Hitler mit seinem
Genozid an 6 Millionen Juden und Stalins Sowjetreich,
in dem allein während der „Großen Säuberung“
zwischen 1936 und 1938 täglich rund 1.000
Menschen vom Regime ermordet wurden. Weshalb
kam es – angesichts solcher Gräueltaten – zu keinem
Umsturz, zu keinen massenhaften Protesten?
Wie schafft es eine Regierung, ihre Bürger so gut zu
kontrollieren? Mit grausamer Unterdrückung einerseits
und mit überaus raffinierter Überzeugungsarbeit
andererseits. Was müssen Machthaber tun, damit
ihre Bevölkerung kaum noch etwas hinterfragt,
bis sie schließlich fast alles glaubt? Ist es möglich,
die Menschen am Ende sogar davon zu überzeugen,
dass zwei und zwei fünf ist? Diese Frage – und die
Antwort darauf – hat der englische Schriftsteller
George Orwell in seinem Roman „1984“ zugespitzt.
Der Staat Ozeanien
In Orwells Buch, erschienen 1949, wird ein von
Bomben zerstörtes London beschrieben, über das
Früh übt sich
Propaganda und Staats-Ideologie wird in Ozeanien
schon den ganz Kleinen eingetrichtert. Alle
Kinder müssen der Jugendorganisation „Die Spitzel“
beitreten. Die Eltern haben ihre Kinder nicht
mehr unter Kontrolle, ja, sie fürchten sich sogar vor
ihnen, denn es ist nicht ungewöhnlich, dass man
vom eigenen Nachwuchs an die Behörden verraten
wird.
Weg mit der Liebe
Die Partei will kein familiäres Umfeld und genauso
keine sich liebenden Paare. Ehen werden
nur erlaubt, wenn die Ehepartner sich nicht zuei-
argus
32
Aufreger
© GDJ, Pixabay
George Orwells gesellschaftskritischer Roman heißt wie das Jahr, in dem die Geschichte spielt: 1984
nander hingezogen fühlen. Auch der Sex hat seine
leidenschaftliche Seite verloren. Er dient nur noch
der Fortpflanzung. Das geht so weit, dass eine Frau
ihren Mann immer wieder zum Koitus zwingt, obwohl
sie ihn scheußlich findet. Sie ist überzeugt davon,
dass es ihre Pflicht ist, dem Staat ein Kind zu
gebären. Ansonsten wird Keuschheit propagiert.
Wozu das alles? Eine aggressive und angespannte
Stimmung in der Bevölkerung macht es
einfacher, Feindbilder zu erzeugen. Emotionale Beziehungen
stehen dem im Weg. Außerdem sollen
die Leute allein der Regierung treu ergeben sein.
Es darf nichts Wichtigeres im Leben geben als die
Partei.
Wie man die Vergangenheit verändern kann
Wer nur einen Augenblick lang an ihr zweifelt,
gilt als gedanklicher Verbrecher. Politische Gegner
werden vaporisiert. Es darf keinen Aufstand
geben. Wer zu kritisch oder zu klug ist, wird eliminiert.
Im Buch wird eine Sektion beschrieben,
die dafür sorgt, dass eliminierte Personen komplett
verschwinden, indem alle Informationen über ihre
Existenz gelöscht werden. Orwell wurde bei seinen
Schilderungen von Stalin inspiriert, der abtrünnige
Parteimitglieder en masse verschwinden ließ.
Die Sektion hat aber noch eine viel größere
Aufgabe: Sie beschäftigt sich damit, alle Medienaussagen
den Leitlinien der Partei anzupassen.
Nachrichten werden zensiert, ausgetauscht, hinzugedichtet.
Geschichtsbücher werden neu geschrieben.
In Studien und Berichten werden die Zahlen
manipuliert. Das Obskurste ist, dass diese Machenschaften
keinem aufzufallen scheinen oder die Zahlen
einfach als richtig hingenommen werden. Sogar
die Fälscher der Studien sind davon überzeugt, da
sie glauben, dass sie Fehlinformationen oder vom
Feind manipulierte Texte berichtigen.
Wenn die Vergangenheit gefälscht werden
kann, wenn die Lüge als Wahrheit proklamiert
wird – wozu ist der Mensch dann alles in der Lage?
Nichts ist mehr gewiss, nicht einmal, dass zwei mal
zwei fünf ist.
Neusprech
Am Ende macht die Staatskontrolle
nicht einmal mehr
vor der Sprache halt. Es
werden neue Lexika gedruckt,
bei denen immer
mehr und mehr Wörter
fehlen. Das Ziel ist es,
eine neue Sprache zu erfinden:
eine, in der man
keine Begriffe mehr hat,
um die Partei zu beleidi-
Schau genau!
Buchempfehlung
George Orwell
1984
argus
33
Aufreger
gen. Eine, in der man keine Worte
mehr dafür hat, abseits der Regeln
und Konventionen zu denken. Eine, die
die Menschen gezielt auf die gewünschten,
vorgegebenen Denkweisen lenkt. Eine, in der
Wörter gestrichen werden, anstatt welche zu
erfinden. Der Name der Sprache: „Neusprech“.
Der Albtraum wird Wirklichkeit
Einen solch totalitären Staat, wie er im Roman
geschildert wird, gibt es zum Glück noch
nicht. Jedoch gibt es einen, der erschreckend
ähnlich wirkt: die Volksrepublik China.
Für eine Handvoll Kameras
© Rishabh Varshney, Unsplash
Big Brother is watching you
Dieser Staat hat fürchterlich viel Kontrolle über
seine Bevölkerung, vor allem seit dem Amtsantritt
von Staatspräsident Xi Jinping 2013, der die Zensur
und Überwachung im Lande immens verschärft
hat. So wurde unter ihm der Plan beschlossen, bis
2020 insgesamt 626 Millionen Kameras im öffentlichen
Sektor zu installieren. Die aufgenommenen
Bilder sollen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz
verarbeitet und ausgewertet werden – Gesichtserkennung
inklusive. So werden chinesische Polizisten
mit Brillen ausgerüstet, die mit Kameras verbunden
sind. Zu allen erspähten Personen erhalten
sie in Echtzeit Informationen wie Name, Alter und
Vorstrafen zugeschickt.
Mithilfe der Künstlichen Intelligenz wird es
möglich sein, das Verhalten der Leute in Echtzeit
zu analysieren. So werden in Zukunft Straftaten
vom System erkannt, noch während sie aufgenommen
werden und an die Polizei weitergeleitet.
„
Zitat
Dieses Zitat wurde
aufgrund von
Anstößigkeiten entfernt
Zensurbehörde VR
China
Social Credit System
Eine große Chance sieht die chinesische Regierung
darin, das Überwachungssystem mit dem
so genannten Social Credit System zu vereinen.
Darunter versteht man ein Punktesystem für das
Verhalten der Bürger. Wenn man „brav“ ist, seine
Rechnungen pünktlich bezahlt, gute Noten schreibt,
steigt man im Ranking des sozialen Kreditsystems:
Man gilt als kreditwürdig, Flüge erhält man schneller
und billiger. Wenn hingegen ein schlechtes Verhalten
an den Tag gelegt wird, indem man bei Rot
über die Ampel geht oder Systemkritik äußert, wird
man sanktioniert und bestraft: durch eine langsame
Internetverbindung und Flugverbot in der ersten
Klasse.
Bis jetzt klingt das recht harmlos, doch das
täuscht. Unternehmer fordern nämlich regelmäßig
die Bewertungen ihrer Arbeitnehmer ein. Bei geringer
Punktezahl ist es ein Leichtes, seinen Job zu
verlieren. Auch beim Online-Dating wird mit dem
sozialen Kreditsystem gepokert: Viele Chinesinnen
und Chinesen geben in ihrem Profil ihre Punktezahl
an. Je mehr Punkte, desto höher die Chancen
auf Erfolg.
Wir sind auch betroffen
„
Wer jetzt denkt: „Zum Glück leben wir in einem
demokratischen Land, ohne Einfluss irgendwelcher
Diktaturen“, der wird leider enttäuscht. Der Großteil
unserer Wirtschaft ist von China abhängig. Kein
Unternehmer will sich einen Absatzmarkt von 1,5
Milliarden Menschen entgehen lassen, zudem werden
die Arbeitskräfte dort billig bezahlt.
Jahrelang war China von anderen Staaten abhängig,
doch nun wendet sich das Blatt. Das Land
argus
34
Aufreger
© Peter Y. Chuang, Unsplash
Proteste in Hongkong 2019
wechselt auf die Überholspur. Die Chinesen kaufen
reihenweise ausländische Unternehmen auf. So
wächst der chinesische Einfluss immer mehr und
mehr, hauptsächlich in den Bereichen der Elektrofahrzeuge,
Künstlichen Intelligenz und Pharmaindustrie.
Aber nicht nur in der Wirtschaft, auch in der
Politik übt und weitet China seine Macht aus. Das
betrifft unter anderem die Europäische Union. Sie
reißt langsam entzwei. Der Ostblock fühlt sich
von der EU vernachlässigt und wendet sich mit
seinen Wünschen zunehmend an die chinesische
Regierung. Gemeinsam gründeten 16 ost- und südosteuropäischen
Staaten und China 2012 das „16+1
Bündnis“. Damit will China vor allem die EU und
Russland schwächen und bedrängen. Der Plan
scheint aufzugehen. Orban kündigte schon mehrmals
an, sich Geld von den Chinesen zu leihen,
wenn Brüssel zu knauserig sei.
Auch Hollywood bleibt vom chinesischen Einfluss
nicht verschont. Die Filmproduzenten sind inzwischen
abhängig geworden von den zahlreichen
Kinogängern im Land der Mitte. Um ihre Filme
auch dort zeigen zu dürfen, muss Hollywood diese
einer chinesischen Zensurbehörde vorlegen. Je
nachdem welche Vorgaben von chinesischer Seite
gemacht werden, wird der Film anschließend an-
gepasst. Das führt dazu, dass China-kritische Filme
oft erst gar nicht produziert werden. Man fühlt sich
an die Hitlerzeit zurückerinnert, als Hollywood
sich dazu bereiterklärte, keine Filme gegen Nazis
und ihre Behandlung der Juden herauszubringen.
Proteste in Hongkong
Der Widerstand gegen China, gegen den Einfluss
dieser Diktatur, lässt vielfach zu wünschen
übrig. Heftige Proteste gibt es derzeit in Hongkong,
wo Bürger Hongkongs für ihr Recht auf Demokratie
demonstrieren.
Genauso wie es in Hongkong Aktivisten gibt, so
gibt es sie auch in George Orwells Roman „1984“.
Leider reichen eine Großstadt und ein fiktive Untergrundbewegung
nicht aus, um der Macht autoritärer
Regime Einhalt zu gebieten. Politik und Wirtschaft
müssen sich aus Abhängigkeiten befreien,
ethische Prinzipien müssen wieder einen Wert haben.
Wenn wir nicht aufpassen und handeln, werden
wir vieles verlieren: adieu Meinungsvielfalt,
adieu Demokratie, adieu Freiheit!
David Wild, 4eR
argus
35
Aufreger
Mein Kreuz mit der Kirche
Wenn man von Bereichen spricht, in denen es unlogisch zugeht, fällt mir sofort eine
Institution ein, die gerne gewisse Sachen vorbetet und gewisse andere Sachen lebt: die
katholische Kirche. Und ich, nun ja, ich mag sie nicht. Also wirklich nicht
Sc
En
von
Gleich vorweg: Ich bin nicht hier, um wie so
viele andere über die Kreuzzüge zu reden, über den
nach Jerusalem, den nach Ägypten, den Kinderkreuzzug,
den nach Spanien und dann wieder den
nach Jerusalem, nein, das wäre ermüdend. Ich finde
es nicht gerecht, der katholischen Kirche ihre Jahrhunderte
– denn es waren wirklich Jahrhunderte –
von Volksverdummung, Ausbeutung und Korruption
vorzuhalten, schließlich,
so heißt es, sei das nicht mehr
aktuell, richtig? Aber das macht
nichts, immerhin gibt es auch
heutzutage noch mehr als genug,
wofür man die Kirche kritisieren
kann. Moderne Zeiten
bringen nämlich neue Probleme
… oder alte, je nachdem, wie
man sie betrachtet.
Wer behauptet, dass Diskriminierung
heutzutage keinen
Platz mehr in der Kirche
hätte, hat noch nicht hinauf zu
den Logenplätzen geschaut. Da
räkelt sich die gute alte Homophobie,
gleich neben dem Sexismus
und der Korruption. Aber
der Franzl, der ist doch ganz
© Sophia Stoll
aufgeschlossen! Na ja, es mag nett sein, wenn er
sagt, dass unsere Haustiere in den Himmel kommen.
Aber Aussagen wie „heutzutage scheint es,
dass Homosexualität modisch ist“ kann ich nicht
nachvollziehen. In einem Interview gab Papst Franziskus
darüber Aufschluss, dass Homosexualität im
Priesteramt ihn „beunruhige“ und er mahnte, dass
jene, die einen religiösen Dienst anstreben, „auf ihre
menschliche und emotionale Reife“ geprüft werden
sollten. Und – ja, ich war auch verwirrt – obwohl
er homosexuelle Christen öffentlich willkommen
heißt, hat er sich unzählige Male gegen die gleichgeschlechtliche
Ehe ausgesprochen. Ebenfalls erkennt
er die reale Möglichkeit und Existenz von
Transsexuellen nicht an: „Warum ist Geschlecht,
ein Mann oder eine Frau zu sein, eine Wahl und
nicht eine Tatsache der Natur?”
Zumindest eines klärt er auf: Junge Menschen
der LGBTQ-Community (der Bewegung für Lesben,
Schwule, Bisexuelle und Transgender) sollten
nicht, wie er einmal vorgeschlagen hatte, einen Psychiater
aufsuchen, mittlerweile empfiehlt er einen
„Professionellen”. Was für ein Trost.
Die Homophobie, die dem Vatikan immer noch
anhaftet, reicht dem Sexismus die Sektflöte, da
oben auf den teuren Plätzen.
Warum dürfen Frauen in der katholischen Kirche
immer noch nicht Priesterinnen
werden? Früher kam
man mit der Begründung, dass
sie (natürlich) minderwertig
seien. Weil man das heute nicht
mehr sagen darf, werden andere
fadenscheinige Rechtfertigungen
vorgeschoben: Jesus sei
ein Mann gewesen, die Apostel
seien Männer gewesen, Maria –
nein, sie war eine Frau.
Dabei ist es nicht so, als
hätte die katholische Kirche
eine große Auswahl an männlichen
Priestern. Die kategorische
Weigerung, Frauen in den
Priesterdienst aufzunehmen,
lässt sich am Ende wohl wirklich
bloß mit dem guten alten
Sexismus erklären.
Was sagt das denn über diese „Gemeinschaft
für alle“ aus – wenn die Homo-Ehe nicht anerkannt
wird, wenn der Papst keine schwulen Priester will,
wenn die Stellung der Frau in der Kirche kaum besser
ist als vor Hunderten von Jahren?
Und den gigantischen Missbrauchsskandal, der
die katholische Kirche erschütterte, will ich noch
nicht einmal ansprechen – das wäre ein Thema für
einen eigenen Artikel. Ich habe jetzt stundenlang
recherchiert, und das Einzige, das in meinem Kopf
noch klar ist, ist die Wut, die sich herauskristallisiert
hat.
Wie sollte ich nicht wütend sein, wenn Tausende,
Abertausende von Opfern mit ihrer Geschichte
an die Oberfläche kommen und die Reaktion der
Kirche darauf apathisch scheint? „Das Problem von
Missbrauch wird andauern. Es ist ein menschliches
Problem“, hatte Papst Franziskus dazu zu sagen.
Teufel mit der LGBTQ-Flagge
argus
36
Schau genau!
Liste der
Entschuldigungen
von Papst Johannes
Paul II.
https://bit.
ly/32wmyNV
© Adam Kammerer
Sagt mir, wie sollte ich
nicht wütend sein, wenn
die meisten Täter bloß versetzt
werden und als Priester
weiterarbeiten dürfen? Wenn
Fälle verheimlicht und Namen
von Tätern nicht an die Staatsanwaltschaft
weitergegeben werden? Wie zur Hölle sollte
ich nicht wütend sein, wenn an einem System, das
solche Dinge ermöglicht und andere totschweigt,
kaum etwas geändert wird?
Leute, die die katholische Kirche kritisieren,
seien die Komplizen des Teufels, meinte Papst
Franziskus in diesem Zusammenhang. Wie gerne
ich in dieser Zeit ein Komplize des Teufels bin –
dessen beste Freundin
und Bettgefährtin. Darf
ich die Teufelszunge in
mir sprechen lassen?
Ich hasse es, wie
die katholische Kirche
mit Angst argumentiert.
Dass sie uns einreden
will, dass wir alle Sünder
sind. Dass sie wenig
Freiraum für Freidenker
lässt.
Und dass sie nach
wie vor auf ihrem Berg
aus angehäuftem Gold
© Sophia Stoll
und Grausamheit hockt und zwar eine Entschuldigung
hierhin und eine Entschuldigung dorthin
verschickt, aber sich schwertut, tatsächlich für ihre
Verbrechen einzustehen und ihre Herangehensweise
zu ändern.
Ich behaupte nicht, dass jeder Konflikt in der
Geschichte der Menschheit von Religion herrührt.
Das ist nicht wahr. Glaube ist etwas unglaublich
Starkes, das ein Volk vereinen kann. Doch dieser
Glaube kann ausgenutzt und missbraucht werden
und das ist er auch, unzählige Male, von Mächtigen
für ihre eigenen Interessen. Leider zählen viele Kirchenväter
zu diesen Mächtigen.
Auch heute noch gibt es eine tiefe Kluft zwischen
dem Kirchenvolk und den Kardinälen in
Rom, an welche ich eine Bitte habe: Bevor ihr euch
beklagt, dass die Jugend nicht mehr in die Kirche
geht und immer mehr den Glauben zu verlieren
scheint, solltet ihr die große Mütze ablegen und die
goldene Monstranz beiseite stellen und das Weihrauchschwenken
sein lassen und euch
fragen, warum die katholische Kirche abgehoben
erscheint. Jesus hat Liebe vorgelebt,
und obwohl ich viele Christen diese Liebe praktizieren
sehe, hinken viele geistliche Würdenträger
hinterher. Ich bitte euch, denkt doch mal nach.
Und genauso wichtig ist es, dass wir selber
denken. Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich sehe,
dass Katholiken nicht mehr alles, was die Kirche
sagt, für bare Münze nehmen. Wenn Gleichberechtigung
gefordert wird, wenn nach Konsequenzen
für Übeltäter geschrien wird, wenn endlich der Respekt
verlangt wird, den jeder einzelne verdient. Es
ist wichtig, dass wir selber denken.
Ich persönlich habe nachgedacht und entschieden,
dass ich mir nicht
von einem veralteten
Gargoyle auf einem Kreuz
Aufreger
System vorschreiben
lasse, wie ich mein Leben
zu leben habe. Das
ist so sehr meine Wahl,
wie es die Wahl aller Juden,
Muslime oder Buddhisten
ist, ihrer Religion
zu vertrauen. Warum
sollten sie es nicht tun?
Es ist eine persönliche
Entscheidung.
Ich habe religiöse
Freunde, manche gehen
in die Kirche, manche nicht. Und ich habe von allen
dieselbe Antwort bekommen, als ich sie fragte,
ob sie gläubig seien: „Ich glaube an Gott, nicht
an die Kirche.“ Kann man das trennen? Ohne Jesus
Christus und Gott würde die katholische Kirche
nicht existieren. Das Gottesbild, das wir momentan
in unserer westlichen Welt haben, wurde einzig
und allein von der katholischen Kirche geschaffen.
Vielleicht liegt allem das Streben des Menschen
nach dem Sinn des Lebens in diesem Universum
zugrunde, der verzweifelte Drang, Wichtigkeit zu
erlangen. Ich habe aufgehört, nach diesem Sinn in
einer Institution zu suchen, die jahrhundertelang
Menschen unterdrückt hat und immer noch nicht
gänzlich von ihrer diskriminierenden Linie abgewichen
ist. Nein, ich mag die katholische Kirche nicht.
Aber trotzdem, es gibt etwas, wofür ich sie sehr bewundere:
Sie hat verdammt schöne Kirchen gebaut.
Sophia Stoll, 5bS
argus
37
Danke, Evi!
4 (Schul-)Jahre, 8 Zeitungen, 420 Seiten, ungezählte Wörter: Unsere Schülerzeitung,
wie sie heute existiert, würde es wohl nicht geben, wenn Frau Professor Evi Peintner
2015 nicht die Aufgabe geschultert hätte, sie wiederaufleben zu lassen
Cusanus-Gymnasium
Der ARGUS – in der griechischen Mythologie
ein Monster mit hundert Augen und
im Sprachen- und Realgymnasium Bruneck
die Schülerzeitung, die mit deutlich weniger
Augen das Schulgeschehen beobachtet – beendete
2015 sein Schläfchen, in das er kurzzeiig gefallen
war, und stand wackelig wieder
auf.
Zugegeben, sehr wackelig:
Eine Gruppe bestehend aus fünf
Erstklässlern und drei Drittklässlern,
die weder Erfahrung
im Bereich der Journalistik
noch in dem des Layouts hatte,
brachte schließlich eine gerade
einmal 23 Seiten umfassende
Zeitung heraus.
Doch haben wir aufgegeben?
Nein. Im Gegenteil: Unsere Chefredakteurin
Evi Peintner lief zu Höchstform
auf, recherchierte, motivierte und modifizierte,
was das Zeug hielt. Und siehe da, bereits
unsere zweite Ausgabe gewann den Schülerzeitungswettbewerb
des Südtiroler Pressevertriebs.
Frau Peintner entpuppte sich daraufhin auf unserer
Gewinnreise nach Hamburg nicht nur als herausragende
Chefredakteurin, sondern auch als „gechillte“
Reisebegleiterin und rundum angenehme
Person.
Im Laufe der Jahre verbesserte sich die Qualität
der Zeitschrift exponential, aus Buchempfehlungen
wurden gesellschaftskritische, wissenschaftlich
ausgearbeitete und lustige Artikel – worüber auch
immer jemand schreiben wollte, es wurde geschrieben.
Pünktlich zum Elternsprechtag lag der ARGUS
auf und sammelte jedes Jahr, passend zum Thema
der aktuellen Zeitung, Geld für gute Zwecke.
So wurde aus einem Schülerblatt eine wichtige
Stimme des Sprachen- und Realgymnasiums und
damit eine vielseitige Reflektion der Schulgemeinschaft.
Und selbst wenn man sich an manche Artikel
zurückerinnert mit der Frage „Wer hat mich
das nur schreiben lassen??”, dann erinnert man sich
ebenfalls zurück an Evi Peintner, die jede Idee bedingungslos
unterstützte und so eine Zeitschrift
von Schülern für Schüler schuf.
Und was möchten die ehemaligen Redaktionsmitglieder
noch sagen?
„Fleiß, Geduld, Organisations- und Motivationstalent
– das alles braucht man, um die Redaktion
rund um die Schülerzeitung ARGUS
im Griff zu haben. Und unsere Frau
Professor Peintner hatte dies und
noch viel mehr. Einen guten Tipp
zur Verbesserung unserer Artikel
hatte sie immer parat und
der Spaß kam natürlich nicht
zu kurz. Vielen Dank für Ihre
Bemühungen und die schöne
Zeit!“
Evi Peintner
© Privat
Martina Kröll, Maturantin
2018
„Ich war drei Jahre ein Teil der AR-
GUS-Redaktion und durfte unter der Leitung
von Frau Professor Peintner meine Meinung sagen
oder einfach Texte über Themen schreiben, die mir
wichtig waren und immer noch sind. Sie hat uns viel
Freiraum gelassen und uns unterstützt, wo immer
es möglich war: Dafür verdient sie einen Artikel in
der von ihr so geliebten Zeitung, einen Artikel, in
dem wir uns richtig bedanken und in dem wir unsere
Wertschätzung ihr gegenüber zeigen können.
Frau Professor Peintner, ein Dankeschön für
die drei Jahre, in denen ich persönlich viel gelernt
und mitgenommen habe.“
Sonja Untersteiner, Maturantin 2018
„Erst der scharfe Blick von Frau Professor
Peintner hat die vielen Argusaugen zu einer gelungenen
Schülerzeitung vereint.“
Eeva Aichner, Maturantin 2018
„Ich fand es toll, als wir in Hamburg auf der
Reeperbahn Döner gegessen und die Prostituierten
beobachtet haben.“
Claudia Taschler, 5bS
argus
38
Dankeschön
Und woran wird sich die langjährige Chefredakteurin
von ihrer Zeit mit dem ARGUS besonders
erinnern?
„Da gibt es vieles. Ich erinnere mich zum Beispiel
noch ganz genau an die allererste Nummer
des ARGUS im Schuljahr 2004/2005.
Damals war das Layouten mit einem komplizierten
Computerprogramm, mit dem ich mich anfangs
überhaupt nicht auskannte, extrem aufwendig, und
ich habe meinen Entschluss, eine Schülerzeitung zu
machen, damals, als sie noch in den Kinderschuhen
stand, oft bereut.
Sehr oft erinnere ich mich auch an eine meiner
ersten Redaktionsgruppen, die mit sehr viel Eigeninitiative
und außergewöhnlichem Engagement gearbeitet
und mich immer wieder mit tollen Ideen
begeistert hat. Diese Gruppe hat auch den ersten
Schülerzeitungswettbewerb mit unserem ARGUS
im Jahr 2009 gewonnen. Sie durfte an einem Workshop
der Tageszeitung „Dolomiten“ teilnehmen
und selbst eine Zeitungsseite gestalten, die veröffentlicht
wurde. Diese Seite habe ich bis heute aufgehoben.
Natürlich war nicht immer alles nur schön und
leicht. Die vielen Nächte, in denen ich am Computer
gesessen habe, damit die Zeitung rechtzeitig in
den Druck gehen konnte, gehören auch zu meinen
farbigsten Erinnerungen.“
Worauf sind Sie besonders stolz?
© Privat
Die ARGUS-Redaktion in Hamburg
„Die Schülerzeitung ARGUS ist mein Kind. Sie
war meine Idee und mit kurzen Unterbrechungen
habe ich fast 15 Jahre lang Nummer für Nummer
mit viel Herzblut betreut. Wenn ich heute die vielen
Exemplare an der Pinnwand vor der Direktion
hängen sehe, bin ich schon stolz auf diese
Arbeit. Dass ich auch von außen so viele
positive Rückmeldungen bekommen habe und
unser ARGUS immer wieder Preise gewonnen hat,
erfüllt mich natürlich auch mit viel Genugtuung.
Bei den Preisverleihungen fühlte ich mich jedes
Mal neu motiviert und freute mich auf die nächste
Ausgabe des ARGUS, für die ich oft schon auf der
Heimfahrt Ideen geschmiedet habe.“
Was, glauben Sie, machte den ARGUS besonders?
„Ich glaube, dass der ARGUS nicht grundsätzlich
etwas ganz Besonderes war. Wenn ich andere
Schülerzeitungen mit unserer Zeitung verglichen
habe, dann haben auch die anderen Schulen viele
tolle Ideen gehabt und umgesetzt. Vielleicht war
das Besondere an unserer Zeitung die akribische
Feinarbeit beim Layout und das in sich geschlossene,
einheitliche Konzept.
© Kristina Niederegger
Evis „Kinder“
Und in erster Linie waren es natürlich die tollen
Ideen und Texte der Redaktionsmitglieder, mit
denen der ARGUS punkten konnte. Sie waren nämlich
das Fleisch und Blut.“
Vielen Dank, Frau Peintner, für Ihre Arbeit und
Ihr Engagement, Sie und die Schülerzeitung haben
uns die fünf Jahre unserer Oberschulzeit auf jeden
Fall erträglicher gemacht und wir sind uns sicher,
dass wir uns auch in 20 Jahren noch an den bunten,
lauten ARGUS erinnern werden.
Sophia Stoll und Nora Nicolussi Moz, 5bS
argus
39
Klima-Camp auf hoher See
Auf einem Segelschiff um Dänemark segeln, über den Klimawandel diskutieren und
mögliche Auswege reflektieren – so viel zum I.C.E.-Camp in Kurzform. Was genau dahintersteckt,
verrate ich euch hier
Cusanus-Gymnasium
Sc
http
fu
© Bobby Burch, Unsplash
Segelschiff auf See
I.C.E. ist die Abkürzung für „Ice Climate Education“.
Darum geht es im internationalen I.C.E.-
Camp: um die Problematik des Klimawandels.
Der deutsche Polarforscher Arved Fuchs initiierte
das Jugendcamp vor zwölf Jahren, um den Nachwuchs
von heute für das Thema zu sensibilisieren.
Die Hamburgerin Elise Fleer übernahm im vergangenen
Jahr die Projektleitung. Der Projektträger
des I.C.E.-Camps ist seit 2018 die in.media.vitae
Foundation, welche das Projekt auch finanziert.
Obwohl das Thema Klimawandel mittlerweile
ziemlich abgekaut erscheint, kam mir das Camp
überhaupt nicht öde vor – ganz im Gegenteil.
Als ich am 3. Juli 2019 zusammen mit neun weiteren
Teilnehmern aus Europa im Hafen von Kiel
ankam, ahnte noch keiner von uns, welch ein Abenteuer
uns bevorstehen würde. Die zwölfstündige
Anreise per Nachtzug war ein Kinderspiel gewesen
im Vergleich zum ersten Segeltag: Der Seegang versprach
ungewöhnlich hoch zu werden. Zusammen
mit der neunköpfigen Crew – darunter die Projektleiterin,
ein Kapitän, eine Kapitänin, die Schiffsköchin
und mehrere Referenten – setzten wir unter
Anweisung von Matrose Helge die Segel unseres
Schiffes, der Ryvar: „Piek pull!“, tönte es lautstark.
Die Sprache im Camp war Englisch, da auch Jugendliche
aus Estland, Bulgarien und der Türkei
daran teilnahmen.
Aus Deutschland hingegen kamen die Experten.
Wir sprachen mit ihnen darüber, welche Lösungen
für die Klimaproblematik möglich sind und was
jeder Einzelne zum Klimaschutz beitragen kann
(Stichwort: saisonales Obst kaufen). Forscher Dirk
Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie
und seine Kollegen erklärten in spannenden Vorträgen,
wie sich das Phänomen Klimawandel über
argus
40
Schau genau!
https://www.arved-
fuchs.de/ice/ice-
2019
die Jahre verändert
und wie es unsere Welt
mittlerweile schon beeinflusst
hat, und warum
wir sicher sein können,
dass der Mensch bei all dem
eine große Rolle spielt.
Als Dirk gefragt wurde, warum
er trotz der negativen Prognosen
noch nicht kapituliert habe, antwortete er: „Wahrscheinlich,
weil ich mich nicht der depressiven
Weltuntergangsstimmung hingebe, während ich
warte, dass Politiker Gesetze erlassen. Statt auf der
faulen Haut zu liegen, bin ich aktiv und mache auf
die Problematik aufmerksam.“
Arved Fuchs nahm zum Zeitpunkt unserer Reise
gerade an der Expedition „Ocean Change“ in der
Antarktis teil. So befragten wir ihn per Live-Schaltung
über seine Reisen und den Klimawandel.
Seine Antwort auf die Frage, wie er mit Klimawandel-Leugnern
umgeht, blieb uns besonders im
Gedächtnis. Es gebe zwei Arten von Menschen,
© 358611, Pixabay
Eisberge in der Antarktis
sagte Fuchs. Die einen leugneten den Klimawandel
und die anderen wüssten nicht viel darüber. Es mache
nur Sinn, mit letzteren zu sprechen.
Die Reise führte uns von Kiel über einige Städte
bis zur dänischen Insel Samsø, welche bis zum
Jahr 2030 CO2-neutral werden will. Der Einsatz
© Luca Bravo, Unsplash
Unterwegs
Windenergie erspart Deutschland jährlich 40 Mio. Tonnen CO2
erneuerbarer Energie wird auf der Insel großgeschrieben.
Das Heizsystem von Samsø wird bereits
komplett mit Windenergie betrieben. Sogar die
Bauern – traditionell konservativ – zeigen sich einverstanden
und errichten Windräder, nachdem sie
gesehen haben, dass auch sie aus dem Verkauf der
gewonnenen Elektrizität Profit ziehen können.
Nach dem Besuch auf der Öko-Insel ging es mit
Zwischenstopps zurück nach Flensburg, wo wir
uns wider Willen voneinander verabschiedeten.
Netterweise wurde unser letzter Abend mit einem
Feuerwerk untermalt, das anlässlich einer Regatta
abgefeuert wurde.
Egal, wie ausführlich ich das Camp hier loben
würde, es würde dem Erlebnis nie gerecht werden.
Es ist eine Erfahrung fürs Leben, bei der man nicht
nur Wissen und Bewusstsein mitnimmt – sondern
auch Menschen kennenlernt, von denen man wirklich
hofft, sie irgendwann wiederzusehen.
Auch in diesem Jahr wird einem Schüler oder
einer Schülerin an unserer Schule die Ehre zuteil,
am I.C.E.-Camp teilnehmen zu dürfen. Wer dies
ist, wird anhand eines schulinternen Wettbewerbs
mittels Projektarbeiten ausgefochten. Interesse? Informationen
rund um die Teilnahme erhälst du bei
den Naturkundelehrern, Informationen über das
Camp gerne bei mir.
Sarah Elzenbaumer, 5cR
argus
41
Cusanus-Gymnasium
Einblicke ins Ewige Eis
Zum 11. Mal durften Südtiroler Maturanten und Maturantinnen im September 2019 am
Stilfser Joch in die Welt der Berge, der Gletscher und des Permafrosts eintauchen. Unsere
Schülerin Julia Feil war mit von der Partie. Ein Bericht
© Glaziologiecamp 2019
Gruppenfoto des Glaziologiecamps auf der Suldenspitze mit der Königsspitze im Hintergrund
Am 17. September 2019 machte ich mich voller
Vorfreude – aber auch Nervosität – auf
den Weg zum „Glaziologiecamp 2019“ – einem
Gemeinschaftsprojekt der Pädagogischen Abteilung
und des italienischen Bildungsressort in Bozen.
Unser Ziel war das Stilfser Joch, am Fuße des
Ortlers, im oberen Vinschgau.
Auf dem Programm des fünftägigen Gletschercamps
– an dem 22 Maturanten und Maturantinnen
aus Südtirol, 11 davon deutscher, 11 italienischer
Muttersprache teilnahmen – standen Exkursionen,
Workshops, Vorträge und sogar eine Gletscherwanderung
auf die Suldenspitze auf 3.375 Metern
Höhe.
Während der Exkursionen erkundeten wir den
Nationalpark Stilfser Joch. Dabei befassten wir uns
mit der Geologie und der Vegetation im Gletschervorfeld
– also jenem Gebiet, das vom Gletscher einst
eingenommen wurde und heute eisfrei ist. Wir bearbeiteten
in Kleingruppen verschiedene Themen
rund um den Gletscher, wie die Beschaffenheit von
Locker- und Festgesteinen und die Verteilung der
Vegetation im Gletschervorfeld, und präsentierten
die Ergebnisse den anderen Camp-Kollegen. Dabei
sprach jeder in seiner Muttersprache, aber auch der
Gebrauch der jeweils anderen Sprache, entweder
Deutsch oder Italienisch, war willkommen. Neben
Gletscher-Knowhow hatte so jeder die Gelegenheit,
seine sprachlichen Fähigkeiten auszubauen.
Auch abends wurden diverse Vorträge gehalten.
Giuliano Bertagna – Mitglied in einem Wissenschaftsteam,
das unter anderem Forschungen
in Peru und Tibet durchführte – erzählte uns von
seinem Leben als Gletscherforscher, das besonders
von den harten Bedingungen am Gletscher gekennzeichnet
ist. Die Forscher ernähren sich wochen-
argus
42
Unterwegs
lang nur von Fertiggerichten, müssen eisige Temperaturen
von rund minus 40 Grad ertragen und
haben keine Möglichkeit zum Duschen. Höhe und
Kälte wirken sich auf ihre Gesundheit aus. Es ist fast
unmöglich, bei so tiefen Temperaturen zu schlafen,
und durch den Sauerstoffmangel wird selbst die
kleinste Bewegung zur großen Anstrengung.
Per Videokonferenz aus Amerika zugeschaltet,
stellte uns Paolo Gabrielli von der Ohio State University
Analysen von Gletscherbohrungen vor. Er
erklärte uns, welche Informationen das Eis in sich
trägt und wie die im Eis gespeicherten Informationen
der Wissenschaft zugänglich gemacht werden,
bevor sie durch Abschmelzen verloren gehen.
Durch spezielle Bohrmaschinen werden Eiszylinder
mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern
aus dem Eis geschnitten. Diese werden anschließend
thermisch verpackt und zur Analyse ins Labor
gebracht. Je tiefer eine Eisschicht liegt, desto
dünner ist sie, da das Gewicht der darüberliegenden
Schichten sie zusammendrückt. Zählt man die
Schichten durch, können bestimmte Informationen
gezielt bestimmten Jahren zugeordnet werden.
© Privat
Julia Feil
Eine vergleichsweise dicke Eisschicht verrät zum
Beispiel, dass es in diesem Jahr viel Niederschlag
gegeben hat. Neben Wetterdaten geben die Eisbohrungen
auch Interessantes über das Klima vor Tausenden
von Jahren preis. Dafür wird vor allem die
Konzentration der eingeschlossenen Gase Methan
und Kohlenstoffdioxid betrachtet, da diese Gase
Einfluss auf das Klima haben. Durch die Analyse
von eingeschlossenen Feststoffen wie Staub kann
man indes Vulkanausbrüche vergangener Zeiten
datieren.
© Glaziologiecamp 2019
Besteigung des Gletschers „Suldenspitze“ in Seilschaften
Was es heißt, am Gletscher zu arbeiten, durften
wir am Donnerstag hautnah erleben – bei einer
Gletscherwanderung auf die Suldenspitze. Für die
meisten von uns war es das erste Mal: der erste
Weg auf einen Gletscher, das erste Bergsteigen in
Seilschaften, das erste Gehen mit Steigeisen. Wir
sammelten viele neue Erfahrungen und genossen
auf dem Gipfel das strahlende Wetter und die bezaubernde
Fernsicht, die von den Schweizer Alpen
bis zu den Ötztaler Alpen reicht. In unmittelbarer
Nähe stehen Ortler und Königsspitze.
Untergebracht waren wir während unserer
Zeit im Glaziologiecamp im Hotel Franzenshöhe
am Stilfser Joch. Dort wurde uns abends täglich ein
Vier-Gänge-Menü geboten, das besonders nach der
Gletscherwanderung sehr willkommen war. Schon
im Vorfeld hatten wir gehört, dass das Essen im
Hotel gut sei, aber soooo lecker und üppig hatten
wir es uns nicht vorgestellt!
Das besondere Augenmerk des Glaziologiecamps
wurde in diesem Jahr auf das Thema Meteorologie
gelegt. Günther Geier, der als Meteorologe
im Hydrografischen Landesamt tätig ist, erläuterte
uns die Entstehung von Gewittern und extremen
Wetterereignissen. Zudem weihte er uns in die
Geheimnisse der Wetterprognose ein. Wir hatten
sogar die Möglichkeit, unseren eigenen Wetterbericht
zu erstellen – und siehe da: Wir lagen mit
unserer Vorhersage goldrichtig!
In den fünf Tagen, in denen wir gemeinsam Einblicke
ins ewige Eis erhalten durften, lernten wir
ein weites Spektrum an Berufen kennen. Für uns
Maturanten, die wir vor der Berufs- und Studienwahl
stehen, war das eine großartige Möglichkeit.
Mag sein, dass der ein oder andere seinen Traumberuf
gefunden hat.
Julia Feil, 5cR
argus
43
Seit sieben Jahren stehen das Kreisgymnasium Riedlingen in Baden-Württemberg
und das Cusanus-Gymnasium in Bruneck in regem Kontakt. Was als historisches Projekt
begann, hat sich zu einer Schulpartnerschaft mit europäischer Prägung entwickelt
Cusanus-Gymnasium
Einmal Schwaben und zurück
Am 28. September 2019 starteten wir in die
zweite Runde unseres Schüleraustausches
zwischen Oberschwaben und Südtirol. Bereits
im Herbst 2018 hatten wir – 14 Schülerinnen
und 1 Schüler aus verschiedenen Klassenstufen des
Cusanus-Gymnasiums – unsere Freunde in Riedlingen
besucht. Damals hatten wir unsere Heimatregionen
Südtirol und Oberschwaben gegenübergestellt
und hinsichtlich Brauchtum, Landwirtschaft,
Küche und Naturschätzen verglichen. In der Zwischenzeit
wurden die Ergebnisse in einer Zeitschrift
festgehalten. Dieses Jahr wollten wir uns
den Themen „Sprache“ und „Identität“ widmen.
Am Sonntag ging es für uns los. Mit einem
Kleinbus fuhren wir rund fünf Stunden in das 340
Kilometer entfernte Riedlingen. Dort erwarteten
uns bereits die Austauschschüler des Kreisgymnasiums
Riedlingen, mit denen wir den Abend in
unseren Gastfamilien verbrachten.
© Wolfgang Strobl
Besuch des Europaparlaments in Straßburg
Am nächsten Tag mussten wir bereits um 5 Uhr
morgens fit sein. Es ging nämlich nach Straßburg –
mein persönliches Highlight der Woche. Das frühe
Aufstehen hat sich auf alle Fälle gelohnt. Wir hatten
die einmalige Chance, das Europaparlament nicht
nur von außen zu besichtigen, sondern auch eine
Führung durch das Gebäude zu bekommen. Uns
wurde ausführlich erklärt, wie eine Sitzung des Europaparlaments
abläuft und wer daran beteiligt ist.
Nach dem spannenden Rundgang hatten wir noch
Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden – natürlich
nicht ohne eine kleine Aufgabe. In Gruppen
mussten wir verschiedene Orte der Stadt aufsuchen
und zwar ohne Hilfe von Handy, Navy & Co. Dabei
hatten wir die Möglichkeit, eine kleine Stärkung zu
uns zu nehmen, uns besser kennenzulernen und
viele schöne Ecken der Stadt zu entdecken. Straßburg
ist wirklich ein sagenhaft schöner Ort, in dem
es viel zu bewundern gibt.
Am Dienstag fuhren wir nach Ulm. Nachdem
wir die Stadt besichtigt und Passanten nach ihrer
Meinung zum Gebrauch von Dialekten befragt hatten,
stiegen wir auf das Ulmer Münster. Diese durch
und durch gotische Kirche ist für ihren Kirchturm
bekannt: den höchsten der Welt. 768 Stufen führen
hinauf auf die höchste Aussichtsplattform in 143
Metern Höhe. Der Aufstieg war zwar mühsam, die
Aussicht dafür umso imposanter. Später bekamen
wir im Donauschwäbischen Museum noch einen
kleinen Einblick in die Geschichte der Donauschwaben.
Einen Tag verbrachten wir in der Kleinstadt
Biberach. Der Wochenmarkt war eine gute Gelegenheit,
um unsere Zeitschrift zu verteilen. Unser
Werk fand großen Anklang. 300 Euro an freiwilligen
Spenden nahmen wir ein. Dieses Geld kommt
krebskranken Kindern zugute. Zudem begannen
wir mit unserer diesjährigen Arbeit. Die Themen,
die wir in Verbindung mit den Bereichen „Sprache“
und „Identität“ behandeln wollten, konnten wir relativ
frei wählen. Die Ergebnisse werden beim Besuch
unserer Austauschschüler aus Riedlingen im
Mai 2020 vorgestellt.
Nun war der offizielle Teil unserer Woche abgeschlossen.
Dies musste natürlich mit einem gemeinsamen
Abendessen abgerundet werden. Wie
bereits die Tage zuvor durften wir dabei leckere
Spezialitäten aus Oberschwaben verkosten.
Am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit,
war kein Programm geplant. So ergab sich die hervorragende
Gelegenheit, unsere Gastfamilien besser
kennenzulernen. Ich verbrachte den Tag mit
meiner Gastfamilie auf der wunderschönen Insel
Mainau am Bodensee. Das Wasser, die Palmen und
die Blumen erinnerten mich sehr ans Meer.
Am Freitag ging es dann auch schon wieder
nach Hause – mit wunderbaren Eindrücken und
neuen Erlebnissen im Gepäck.
Claudia Oberlechner, 3bS
argus
44
Babylein darf baden
In Mathe wird immer nur gerechnet? Vonwegen! In Mathe werden auch Geschichten geschrieben
– mathematische Geschichten. Unsere Mathematik-Professorin Martina Dorigo
hat ihre Schützlinge in der Klasse 2cS zur Feder greifen lassen. Eine Kostprobe
Lies mit!
Auch so sehen Mathe-Aufgaben aus
An einem stürmischen Regentag entscheidet
Katrin, ihren großen, schneeweißen Hund
zu waschen, denn erstens ist er schmutzig,
zweitens ist ihm kalt und drittens will Katrin das
neue, extraduftende Brombeer-Hunde-Shampoo
ausprobieren.
Der Hund befindet sich schon in dem nur leicht
gefüllten Badewännchen. Katrin lässt ein wenig
weiteres Wasser ein und verfeinert dies mit einem
Fläschchen Shampoo. Daraufhin merkt sie, dass das
Fell des Hundes etwas trocken ist und gibt Ölextrakt
dazu. Plötzlich fällt Katrin auf, dass das Wasser
in der Badewanne abfließt. Erschrocken nimmt
sie zwei weitere Fläschchen Brombeer-Hundeshampoo
zur Hand und kippt sie nach. Es nützt alles
nichts. Denn Katrin, die etwas naiv ist, hat zuvor
vergessen, das Abflussrohr zu schließen und
deshalb rinnt das Wasser weiter schlürfend aus.
Nachdem sie bemerkt hat, dass sie das Abflussrohr
schließen muss, damit das Wasser nicht ausläuft,
fängt das Wasser wie wild zu schäumen an. Durchsichtige,
das Licht wiederspiegelnde Seifenblasen
steigen in die Luft. Der Hund ist wie hypnotisiert
und versucht, die Blasen zu fangen. „Bleib ruhig,
mein kleines Babylein“, sagt Katrin, während sie
fünf Krüge voll heißdampfenden Wassers in die
Wanne kippt. Anschließend gibt sie noch Zitronensaft
dazu. Man kann sein kleines – eigentlich eher
großes Hündchen – wohl etwas verwöhnen!
Doch nach so vielen Zutaten ist dieses etwas
übertriebene, majestätische Bad beendet. Der Hund
hat wahrscheinlich keine Lust mehr und so hüpft
er flink aus der Badewanne heraus, indem er mit
seiner Pfote den Stöpsel löst und noch dazu viel
Wasser überall im Bad verteilt. Katrin drückt den
Stöpsel schnell ins Abflussrohr zurück.
Wer weiß, ob Katrin ihren Hund nochmals so
verwöhnen wird, wenn der Dank dafür ein klatschnasses
Badezimmer ist? Aber Katrin ist etwas naiv,
deswegen macht sie es, vielleicht, ja wieder.
Maddalena Truant, 2cS
argus
45
Lies mit!
Wenn sich Bibliothekare ans Schreiben wagen
Wie kommt ein guter Text zustande? Was macht einen tollen und lesenswerten Artikel
aus? Worüber lohnt es sich zu schreiben? Unser Schulbibliothekar Thomas Mittermair
hat sich Gedanken gemacht
Ein Text aus der Schulbibliothek soll an dieser
Stelle abgedruckt werden. Was erwartet ein
Leser wohl in so einem Fall? Vermutlich eine
Lobeshymne auf die deutsche Literatur, mit Dutzenden
von spannenden Buchtipps, am besten noch
im hippen Jugenddeutsch, damit auch der größte
Romanhasser plötzlich zum Harry Potter-Band
greift. Wie heißt es schon in der Bibel bei Johannes
9: „Ich war blind, und jetzt kann ich lesen!“
Warte, sagen junge Leute heutzutage eigentlich
noch „hipp“? Und habe ich mich gerade selbst als
alt bezeichnet? Nun ja, laut Geschichtsschreibung
bin ich bereits jetzt schon älter als Jesus von Nazareth
geworden. Allerdings wäre es wohl ein wenig
überheblich, mich mit dem Sohn Gottes zu messen,
schließlich konnte er aus Wasser Wein … ich
schweife ab. Vielleicht ist das mit den Buchtipps
doch keine so gute Idee.
Vielleicht tut’s eine Übersicht über die vielen
Veranstaltungen, die wir im Angebot haben? Wobei
wir mit dem Flyer der Bibliothek eigentlich alle
Aktionen bereits ankündigen. Außerdem betreiben
wir mehr Werbung auf Social Media als so mancher
Instagram-Star. Wenn man sich unser Engagement
ansieht, sollten wir eigentlich mehr Abonnenten
haben als diese Billie Eilish. Wie viele sind das aktuell
eigentlich? 40 Millionen? Na gut, vielleicht brauchen
wir noch ein paar Monate, um das zu toppen.
Also sollte es diesmal vielleicht doch ein völlig
eigenständiger Text sein. Thematisch beschäftigt
sich die Schülerzeitung diesmal mit dem Thema
1+1=3 – eine These, die sich für mathematisch angehauchte
Verschwörungstheorien und Artikel ja
geradezu anbietet. Stecken etwa die Illuminaten
hinter dieser Formel? Oder ist der griechische Superstar
Pythagoras von Samos zurück aus seinem
staubigen Grab, um unsere jungen Studierenden
mit neuen Gleichungen ein weiteres Jahrtausend
lang zu quälen? Das könnte tatsächlich ein guter
Seitenfüller werden. Leider fehlen mir noch ein
paar stichhaltige Beweise, die meine These belegen.
„Fake News!“, würde man mir aus den USA
entgegenbrüllen. Ich glaube, damit könnte ich nicht
umgehen, schließlich sind für mich als Bibliothekar
wissenschaftlich belegte Fakten mein täglich Brot.
Letztendlich muss ich mir eingestehen, dass
das Schreiben eines guten Artikels schwieriger ist
als anfangs gedacht. Dabei war ich damals – in jungen
Jahren – doch so stolz auf meine vielen kreativen
Texte, die ich produziert habe. Den jungen
Wolfram von Eschenbach haben sie mich während
meiner Blütezeit in der Mittelschule genannt.
Wobei: Vielleicht habe ich mir den Titel auch nur
selbst gegeben. Es könnte ebenso ein junggebliebener
Walther von der Vogelweide gewesen sein, die
Erinnerung an diese Zeit ist nur mehr bruchstückhaft
vorhanden. Es war eine dunkle Ära damals, das
Mobiltelefon konnte noch nicht den eigenen Gedächtnisspeicher
ersetzen. Heutzutage unvorstellbar!
Ohne Facebook würden meine Freunde wohl
vergeblich auf meine liebgemeinten Geburtstagswünsche
warten.
Überlassen wir das Füllen dieser Zeitschrift
also einfach denjenigen, die dazu berufen sind:
den einfallsreichen Autorinnen und Autoren des
ARGUS-Teams sowie all ihren kreativen Unterstützern.
„Schuster bleib bei deinen Leisten!“, heißt
es schließlich. Dieser fliegt ja auch nicht plötzlich
zum Mond, sondern baut aus einfachen Dingen wie
Leder und seinem Werkzeug etwas von deutlich
höherem Wert (selbst wenn es wie in diesem Fall
nur ein Schuh ist!). Es ist immer die Arbeit und Erfahrung,
die ein Mensch hineinsteckt, wenn er zwei
Dinge mit niedrigem Wert zusammenführt, die das
Ergebnis schlussendlich so wertvoll machen.
So pilgere auch ich zurück zu meinen Wurzeln
und mache mich daran, aus den Einsendungen zu
unseren Leseaktionen etwas zu basteln, das mehr
ist als nur die Summe seiner Teile – nämlich ein
Abschlussfest, das den Teilnehmern noch viele Jahre
lang im Gedächtnis bleiben wird!
Hm, vielleicht habe ich doch etwas gefunden,
wo das „1+1=3 Prinzip“ greift. Und damit einen Artikel,
den ich einsenden kann. Ach ja, und einen
Buchtipp aus der Bibliothek! Den kann ich mir am
Ende doch nicht verkneifen!
Thomas Mittermair
argus
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Nach den richtigen Worten zu ringen gehört zum journalistischen Handwerk
Schau genau!
Buchempfehlung
Frauke Hartmann
Grübeln stoppen
© geralt, Pixabay
argus
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Cusanus-Gymnasium
Wir zitieren
Schüler 1 und 2 reden etwas laut, Schüler 1 möchte gern
lesen, Schüler 2 will absolut nicht.
Strobl: „Schüler 2, lies bitte!“
Schüler 3: „Jetzt haben sie Schüler 1 und 2 unglücklich
gemacht!“
Strobl: „Dafür werde ich schließlich bezahlt.“
Beikircher: „Gutes
Argument!“
Schülerin: „Schon?“
Beikircher: „Nein.“
„
Zitat
Das Gretchen
war ein Bauern-
Törtchen.
Wolfgang Strobl
„
Schüler fragt, ob er austreten darf.
Sternbach: „Nachdem du in meiner Stunde immer geistig
abwesend bist, macht es keinen Unterschied, ob du auch
körperlich abwesend bist.“
argus
48
Aufgeschnappt
Gedrückte Stimmung bei einer
Philosophieschularbeit.
Schüler zum Lehrer: „Könnten Sie uns
nicht ein paar Sätze diktieren?“
„
Zitat
„
Zitat
Please learn along, or it‘s
Swiss cheese!
Claudia Ferrari
Dann schaffen sie diese ...
„
wie heißen sie ... diese
magischen Tafeln an.
Wolfgang Strobl
„
Fun fact am Rande
Die Klasse 5cR wurde im
Oktober 2019 Zeuge eines unvorhersehbaren
Zwischenfalls:
Um in der Maturaklasse weder
Gefühlskälte noch frostige Temperaturen
aufkommen zu lassen,
machte sich ein Frostschutzmittel
selbstständig und bahnte sich
seinen Weg durch die Klassendecke.
Dort sammelte es sich
als dunkler Fleck. Das Ausmaß
seiner Wirkung war den Betroffenen
zuerst nicht bewusst. Allein,
dass sich ein dunkler Fleck
an der Decke immer weiter ausbreitete,
konnten sie beobachten.
Eines Dienstags lösten sich daraus
dann Tropfen, fielen auf die
Fensterbank und beträufelten die
Schüler. Bänke wurden gerückt
und Fenster aufgerissen. Doch
weder der stechende Geruch
noch die (womöglich) daraus resultierenden
Kopfschmerzen ließen
sich verscheuchen. Wie gut,
dass der Klasse 5cR inzwischen
Asyl im Unterparterre der Schule
gewährt wurde. Dort gibt es
kaum Tageslicht und es ist recht
schummrig – weshalb die Schüler
die Hoffnung hegen, eines Tages
in ihre geliebte Klasse im 2. Stock
zurückkehren zu dürfen.
Sarah Elzenbaumer, 5cR
Aufgeschnappt von Sarah Elzenbaumer und Valerie C. von Mersi, 5cR
argus
49
Auch wenn es schwer vorstellbar ist: Selbst Lehrer waren einmal Schüler und haben
sich durch die Schulzeit gekämpft. Wie es ausgesehen hat, als die Großen noch klein
waren, zeigen wir euch hier. Versucht zu erraten, welche Lehrperson aus unserer Schule
sich hinter welchem Bild versteckt!
Cusanus-Gymnasium
Kinder, wie die Zeit vergeht
Ein Blick in die Vergangenheit von Sarah Elzenbaumer und Valerie Christina von Mersi, 5cR
Klaut er etwa gerade Bananen?
Kant würde das eigentlich
nicht gutheißen,
aber das „is ja wurscht“. Inzwischen
hat er selbst vier Kinder,
die er mit seiner stoischen Art
natürlich gut im Griff hat.
Diese Frau hatte schon damals
als Ballerina einen
sehr markanten Haarschnitt.
Mit der Tanzkarriere hat
es am Ende nicht geklappt. Vielleicht,
weil ihr das Tütü nicht
mehr gefallen hat – ihre Lieblingsfarbe
ist nämlich gelb.
Den früher angesagten
Haarschnitt hat sie inzwischen
abgelegt, ihr
besonderes Lächeln behalten.
Ganz kleiner Tipp: In dieser Ausgabe
findet sich irgendwo ein Artikel,
der ganz ihr gewidmet ist.
Die kryptischen Buchstabenkombinationen auf
der Tafel im Hintergrund erinnern entfernt
an das Periodensystem. Nur drückt die fleißige
Blondine heute nicht mehr die Schulbank, sondern
erklärt, was es mit Na, Cl und O auf sich hat.
argus
50
Nachgeschaut
Obwohl er hier noch etwas grimmig schaut,
begegnet man ihm inzwischen mit geöffnetem
Herzen – passend zu seinem Fach.
Ob dieses Foto wohl während einem seiner ersten
Surf-Urlaube entstanden ist?
Diese Lehrperson beherrschte
die 2000er in
Sachen Fashion. Und obwohl
die gesuchte Lehrperson
heute wohl keine Low Rise Jeans
mehr tragen würde, hat sie weder
ihre stilsichere Ader noch ihre
Vorliebe für Museen verloren!
Vor ihrer Tätigkeit als
Journalistin bei allen
möglichen Magazinen
ging es auch für sie erstmal ab
in den Kindergarten. Das Täschchen
von damals hat sie später
mit einer Lehrertasche ausgetauscht.
Ob sich dieser Junge —
hier als Gast bei einer
Hochzeit — damals
schon gedacht hat, dass er später
mal Mathelehrer wird? Am schelmischen
Blick könnte man ihn
auf jeden Fall erkennen ...
argus
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Cusanus-Gymnasium
Was sagen die Sterne?
Ein Einblick in das Universum des Cusanus-Gymnasiums
von Emilie Sophie Ploner und Anna Recla, 3aS
Steinbock (22. Dezember –
20. Jänner)
Schule: Halloween ist schon
längst vorbei, das ist also kein
Grund mehr, die Lehrer mit
deinen Noten das Schrecken zu
lehren.
Liebe: Auch Parship kann dir nicht weiterhelfen.
Widder (21. März – 20. April)
Schule: Negativ in Mathematik? Keine Sorge,
du wandelst auf Einsteins Pfaden.
Liebe: You are going to meet her/
him under the mistletoe.
Glücksschulstunde: Freitag,
1. Stunde
Glücksschulstunde: Mittwoch, 2. Stunde
Wassermann (21. Januar –
19. Februar)
Schule: Schule? Ja, die hat
tatsächlich schon seit einiger
Zeit angefangen …
Liebe: Die wahre Liebe zu
finden ist schwierig. Fang doch an, sie in
Bibliotheksbüchern zu suchen.
Stier (21. April – 20. Mai)
Schule: Was für eine Woche! Gute Noten
werden wie bunte Blätter von den Bäumen
fallen, hoffentlich sind es deine …
Liebe: Ach, Liebe wird doch
überbewertet!
Glücksschulstunde: Dienstag,
6. Stunde
Glücksschulstunde: Donnerstag, 5. Stunde
Fische (20. Februar –
20. März)
Schule: Warum zieht dich
denn der Automat so stark
an?
Liebe: Dein Herz ist viel zu
vollgestopft. Zeit für einen Frühjahrsputz –
auch wenn wir im Herbst sind.
Glücksschulstunde: Montag, 4. Stunde
Zwillinge (21. Mai – 21. Juni)
Schule: Wie schade, dass nicht alle Lehrer
akzeptieren können, dass du ein Genie bist!
Liebe: Offen sein ist heutzutage im
Trend, also worauf wartest du?
Glücksschulstunde: Freitag,
8. Stunde
argus
52
Vorausgeschaut
e,
Krebs (22. Juni – 22. Juli)
Schule: Es ist endlich an der Zeit, deine
bislang versteckten Talente der Öffentlichkeit
zu präsentieren.
Liebe: Ach, wenn man sich bloß für
jemanden entscheiden könnte …
Glücksschulstunde:
Donnerstag, 6. Stunde
Waage (24. September –
23. Oktober)
Schule: Pass auf, dass dir
keine Dachplatte unseres
Schulgebäudes auf den Kopf
fällt!
Liebe: Lass es krachen, aber ja nicht zu viel!
Glücksschulstunde: Freitag, 4. Stunde
,
Löwe (23. Juli – 23. August)
Schule: Warum akzeptieren die Lehrer deine
Perfektion nicht?
Liebe: Nun ja — Es gibt
ereignisvollere Bereiche.
Glücksschulstunde: Freitag,
1. Stunde
Skorpion (24. Oktober –
22. November)
Schule: Lass deiner
Kreativität freien Lauf,
sei es auch nur beim
Verstecken der Spickzettel.
Liebe: Geh auch über die Grenzen
unserer Schule hinaus!
Glücksschulstunde: Montag, 1. Stunde
Jungfrau (24. August – 23. September)
Schule: Versuche, mehr Zeit im Unterricht
sitzend, als auf der Toilette zu verbringen.
Liebe: Wenn in der Schule doch nur
genauso viel passieren würde wie in
deinem Liebesleben!
Glücksschulstunde: Dienstag,
1. Stunde
Schütze (23. November –
21. Dezember)
Schule: Wer sagt, dass ausdem-Fenster-schauen
nicht
auch ein Hobby ist?
Liebe: Man kann sich auch auf die
Liebe der Freunde beschränken.
Glücksschulstunde: Mittwoch, 3. Stunde
argus
Bilder © TheDigitalArtist, Pixabay
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Cusanus-Gymnasium
Zurück in die Zukunft
© Adam Kammerer
Unser Schulgebäude
Autoren aufgepasst!
Für den nächsten ARGUS sind nicht nur journalistische
Texte und Themenideen rund ums
Cusanus-Gymnasium willkommen. Wir laden alle
Schülerinnen und Schüler und all jene, die gerne
schreiben, herzlich ein, uns ihre literarischen Werke
zu schicken – seien es Kurzgeschichten, Gedichte,
Tagebucheinträge oder Romanausschnitte. Die
Texte werden, nach Absprache mit dem jeweiligen
Autor, in der nächsten Ausgabe veröffentlicht.
Einsendeschluss: 07.01.2020
Ein Dankeschön für die freie Mitarbeit und Unterstützung
in dieser Ausgabe an:
Julia Feil, Claudia Oberlechner, Maddalena Truant
Agnes Brugger, Martina Dorigo, Maria Fenti, Walter
Leitner, Barbara Longariva, Thomas Mittermair,
Wolfgang Strobl
sowie alle Lehrerinnen und Lehrer für die Kinderfotos
und Zitate!
Coming soon!
11. November 2019: Start der Veranstaltungen
„In 80 Büchern um die Welt“ und „Evergreen“
Dezember 2019: „Es weihnachtet in der Bibliothek“
22. bis 24. Jänner 2020: FÜL-Tage
13. Februar 2020: Sprachenfestival für die 2.
Klassen
18. Februar 2020: Faust-Aufführung für die 4.
Klassen
17. März 2020: 2. Elternsprechtag und Erscheinen
der nächsten ARGUS-Ausgabe
argus
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Die ARGUS-Redaktion
Wer & was
Sarah Elzenbaumer
Samuel Schneider
Julia Nadine Geiser
Sophia Stoll
Nora Nicolussi Moz
Valentina Maria Varesio
Elisabeth Maria Erlacher
Anna Recla
Emilie Sophie Ploner
Thomas McLaughlin
Barbara Kofler
Valerie Christina von Mersi
David Wild
Mashun Shahid
argus
Bilder © Emilie Sophie Ploner
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Es liegt in der menschlichen Natur, vernünftig
zu denken und unlogisch zu handeln
Anatole France
Zitat