Berliner Zeitung 15.01.2020
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Leere Ordner: Auf von der Leyens Handy fehlen wichtige Daten – Politik Seite 4<br />
Udo<br />
Lindenberg<br />
im Interview<br />
Seite 28<br />
8°/13°<br />
Zu warm und wolkig<br />
Wetter,Seite 2<br />
Zwang zur Organspende?<br />
Der Streit um das Gesetz<br />
Tagesthema Seite 2<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Verwahrlostes Mädchen:<br />
Jugendamt verteidigt sich<br />
Brandenburg Seite 14<br />
Mittwoch, 15. Januar 2020 Nr.12HA-76. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
E-Akten-Debakel: Jetzt<br />
droht Berlin eine Klage<br />
Berlin Seite 11<br />
Die Suche<br />
nach<br />
der Form<br />
VonCarolin Paul<br />
Bisher spielen die Handballtorhüter<br />
der deutschen Nationalmannschaft<br />
bei der Europameisterschaft<br />
keine Rolle, weder Johannes<br />
Bitter noch Andreas Wolff. Letzterer<br />
wurde im Jahr 2016 zum Helden, als<br />
er mit seinen starken Paraden der<br />
DHB-Auswahl auf dem Weg zum<br />
EM-Titel den entscheidenden Rückhalt<br />
verschaffte. Danach begann<br />
Wolffs Aufstieg.<br />
Von der HSG<br />
Andreas Wolff,<br />
Torhüter der<br />
DHB-Auswahl<br />
Handball-EM<br />
Wetzlar wechselte<br />
er im gleichen<br />
Jahr zum<br />
Rekordmeister<br />
nach Kiel und<br />
wurde dortzweimal<br />
DHB- und<br />
einmal EHF-Pokalsieger.<br />
Zuletzt<br />
zog esWolff indes<br />
zum Champions-League-Rivalen<br />
PGE Vive<br />
Kielce, woerindieser Saison sofort<br />
zum Kapitän avancierte. Trotz der<br />
geografischen Entfernung zu<br />
Deutschland spielte sich der 28-Jährige<br />
allerdings stets in den Fokus der<br />
Handballwelt und scheint gänzlich<br />
zufrieden in seiner neuen Umgebung<br />
zu sein.<br />
Im aktuellen Wettkampf um die<br />
Europameisterschaftskrone fehlt<br />
Wolff jedoch noch jeglicher Zugriff.<br />
Nach einem guten Start gegen die<br />
Niederlande, woseine Quote gehaltener<br />
Bälle bei 41 Prozent lag, ging es<br />
mit seiner Form bergab. Gegen Spanien<br />
konnte der Keeper nicht überzeugen<br />
und musste gegen den dritten<br />
Vorrundengegner Lettland sogar<br />
seine Stellung als Nummer eins vorübergehend<br />
räumen. WasimHandball<br />
allerdings häufiger vorkommt.<br />
Als die Mannschaft sich in der 41.<br />
Minute einen Vorsprung von sechs<br />
Toren erarbeitet hatte, bekam allerdings<br />
auch Wolff von Bundestrainer<br />
Christian Prokop noch einmal eine<br />
Chance.Eigentlich eine perfekte Gelegenheit,<br />
um auf der Erfolgswelle<br />
der Deutschen mitzuschwimmen<br />
und den Schlussmann in das Turnier<br />
zu verhelfen. Doch das deutsche<br />
Team schaltete einen Gang –oder<br />
vielleicht auch mehrere –herunter,<br />
verwarf im Angriff die Bälle und<br />
brachte Lettland zurück ins Spiel.<br />
Nicht zum Vorteil Wolffs.<br />
Denn der bis dato mäßig erfolgreiche<br />
Torhüter hatte nicht nur einen<br />
suboptimalen Einstand, sondern<br />
musste in dieser Phase auch auf die<br />
Unterstützung seiner Vordermänner<br />
weitestgehend verzichten. Wortlos<br />
verließ er das Feld. Man sah ihm<br />
seine Unzufriedenheit an.<br />
Für die Hauptrunde benötigt es<br />
nun eine dringende Leistungssteigerung<br />
in der Defensive und somit<br />
auch auf der Torhüterposition. Denn<br />
nur wenn das dynamische Duo Bitter-Wolff<br />
sein Niveau abrufen kann,<br />
hat die DHB-Auswahl die Chance,in<br />
der Hauptrunde in Wien zu bestehen.<br />
Trainer Prokop zeigt sich allerdings<br />
zuversichtlich: „Ich bin mir sicher,dass<br />
die beiden einen guten Job<br />
machen werden.“ SportSeite 18<br />
VonJörg Hunke<br />
Leiden gehört dazu. Johannes<br />
Reck hatte Biochemie<br />
studiert, doch er wollte ein<br />
Unternehmen gründen, das<br />
so gar nichts mit seinen akademischen<br />
Fachkenntnissen zu tun hatte.<br />
In seinem Geschäftsmodell sollte es<br />
darum gehen, dass Touristen Führungen<br />
und Ausflüge buchen und<br />
Eintrittskarten für Sehenswürdigkeiten<br />
schon zu Hause am Rechner kaufen<br />
können. Aber wer sollte ihm da<br />
vertrauen? Die Familie und seine<br />
Freunde glaubten an seine Idee, unterstützten<br />
ihn am Anfang, aber irgendwann<br />
ging das Geld doch aus.<br />
Das war vor elf Jahren, Reck war<br />
damals Mitte 20, er gab aber nicht<br />
auf, er glaubte an seine Idee und<br />
machte sich auf die Suche nach professionellen<br />
Investoren. Um es kurz<br />
zu machen: Recks Start-up Getyourguide<br />
gehört inzwischen zu den erfolgreichsten<br />
Gründungen in Berlin,<br />
geschätzter Marktwert über eine<br />
Milliarde Euro.<br />
3,7 Milliarden Euro Investitionen<br />
Und esbesteht die Hoffnung, dass<br />
andereStart-ups dem Beispiel folgen<br />
werden, denn noch nie ist so viel<br />
Geld in diesen jungen Wirtschaftszweig<br />
investiert worden. Insgesamt<br />
erhielten Start-ups aus der Hauptstadt<br />
bei 262 Finanzierungsrunden<br />
insgesamt 3,7 Milliarden Euro –ein<br />
Anstieg um 41 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr, das errechneten die<br />
Unternehmensberater von Ernst &<br />
Young inihrer Studie für die vergangenen<br />
zwölf Monate. „2019 war ein<br />
Spitzenjahr für die <strong>Berliner</strong> Startups“,<br />
freute sich WirtschaftssenatorinRamona<br />
Pop(Grüne).„Berlin hat<br />
seine Spitzenposition weiter deutlich<br />
ausgebaut und den Abstand zu<br />
anderen Bundesländern vergrößert.“<br />
Christian Miele, Vorsitzender<br />
des Start-up-Bundesverbandes, ergänzte<br />
in seiner Stellungnahme für<br />
die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>: „Berlin ist für<br />
den deutschen Start-up-Standort<br />
vongroßer Bedeutung. Insofernprofitieren<br />
auch andere Regionen in<br />
Deutschland vonder Reputation der<br />
Start-up-Hauptstadt.“<br />
Die Investitionen zeigen, worum<br />
es in der modernen Wirtschaft geht.<br />
DasZiel ist es,aus einem Geistesblitz<br />
eine Idee zu entwickeln, mit der sich<br />
viel Geld verdienen lässt, am besten<br />
weltweit. Ein junger Metzger, der in<br />
seinem Kiez das beste Fleisch anbietet,<br />
gilt deshalb nicht als Start-up.Es<br />
geht um Innovationen, es geht um<br />
neue Geschäftsideen, es geht ums<br />
große Ganze. So wie das Google, Facebook<br />
und Amazon vorgemacht<br />
haben. Und das geheime Rezept für<br />
Erfolg? „Das gibt es nicht“, sagt Reck.<br />
Er rät Gründern, ehrlich zu sich<br />
selbst zu sein. Für ihn bedeutete das,<br />
dass er sein Geschäftsmodell immer<br />
wieder ändernmusste.<br />
Manchmal setzte er sich auch<br />
über gut gemeinte Tipps der Investoren<br />
hinweg. Denn Start-ups, die –<br />
wie Getyourguide –amAnfang kaum<br />
über Eigenkapital verfügen und<br />
keine Gewinne erzielen, sind auf Investoren<br />
angewiesen. Reck und sein<br />
Team konnten im vergangenen Jahr<br />
im Mai angeblich umgerechnet 433<br />
Millionen Euro bei einer Finanzierungsrunde<br />
einsammeln, die zweitgrößte<br />
Summe in Deutschland, nur<br />
Zahl der Start-ups, die im Jahr 2019 Finanzierungen erhalten haben<br />
Schleswig-Holstein<br />
Hamburg<br />
Niedersachsen und Bremen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Hessen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Baden-Württemberg<br />
9<br />
1<br />
84<br />
20<br />
35<br />
40<br />
4<br />
Berlin –der Ort<br />
für Geistesblitze<br />
51<br />
10<br />
5<br />
5<br />
123<br />
17<br />
244<br />
15<br />
Die Start-ups der Hauptstadt<br />
wurden noch nie mit so viel Geld<br />
unterstützt. Ist die Stadt auf dem<br />
besten Wegzur Tech-Metropole?<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Sachsen<br />
Thüringen<br />
Bayern<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: EY<br />
FlixMobility aus Bayern konnte noch<br />
mehr einsacken.<br />
Aber wie geht es weiter? Weltweit<br />
ist der Wettbewerb um kluge Köpfe<br />
in vollem Gange. Da die Gehälter<br />
und Lebenshaltungskosten im Silicon<br />
Valley in den vergangenen Jahren<br />
enorm gestiegen sind, suchen<br />
Unternehmen wie Google, Apple<br />
oder Amazon überall in den Vereinigten<br />
Staaten nach geeigneten Orten<br />
für Ansiedelungen. Aber nicht<br />
nur dort, inzwischen breiten sich die<br />
Konzerne weltweit aus.Auch die Region<br />
Berlin-Brandenburg konnte<br />
ISTOCKPHOTO<br />
von dieser Entwicklung profitieren,<br />
erinnert sei nur an die Pläne von<br />
Google, inMitte neue Büros zu errichten,<br />
und die Ankündigung von<br />
Tesla, ein Werk in Brandenburg zu<br />
bauen. Dazu kommen Angebote<br />
deutscher Großunternehmen wie<br />
das von Siemens in der Siemensstadt.<br />
Popsieht vorallem in den steigenden<br />
Investitionen eine Anerkennung<br />
ihrer Politik: „Das Vertrauen in<br />
unseren Wirtschaftsstandort ist ungebrochen,<br />
trotz aller Versuche des<br />
Schlechtredens.“<br />
Reck klagt allerdings, dass sein<br />
Start-up im Kampf um Bewerber gegen<br />
Tech-Giganten kaum eine<br />
Chance hat, weil Europa weit abgeschlagen<br />
hinter anderen technologieorientierten<br />
Märkten liegt, wenn<br />
es um Mitarbeiterbeteiligungen<br />
geht. „Ich appelliere für eine einfache<br />
und steuerlich günstige Lösung,<br />
um Mitarbeiter am Unternehmenserfolg<br />
zu beteiligen“, sagte er.<br />
Verband warnt vorTarifbindung<br />
Miele, der Chef des Start-up-Bundesverbandes,<br />
forderte mehr finanzielle<br />
Unterstützung für Start-ups in<br />
der Wachstumsphase und kritisierte<br />
die Pläne der <strong>Berliner</strong> SPD, die Förderung<br />
davon abhängig zu machen,<br />
ob eine Tarifgebundenheit gegeben<br />
ist. „Damit würde sich Berlin selbst<br />
ins Abseits katapultieren“, warnte<br />
Miele.<br />
Aber Berlin wird nach Einschätzung<br />
von Axel Bard Bringéus nicht<br />
an Faszination verlieren. Im Gegenteil.<br />
Bringéus trägt als Investment<br />
Advisor bei dem Geldgeber EQTVentures<br />
dazu bei, dass Start-ups finanziell<br />
unterstützt werden und prophezeit<br />
der Hauptstadt eine große Zukunft.<br />
„Der Trend ist nicht aufzuhalten.<br />
Berlin wird sich zur<br />
Tech-Metropole entwickeln“, lautet<br />
seine Prognose.<br />
Anschlag<br />
auf Synagoge<br />
geplant?<br />
Razzia gegen verdächtige<br />
Tschetschenen<br />
Plante eine Gruppe Tschetschenen<br />
in Berlin einen Terroranschlag<br />
auf eine Synagoge und ein<br />
Einkaufszentrum? Etwa 180 Polizisten<br />
durchsuchten deshalb am<br />
Dienstag Wohnungen in mehreren<br />
Bundesländern.<br />
Allein in Berlin stürmten Beamte<br />
von Spezialeinheiten sechs Wohnungen.<br />
Durchsucht wurden auch<br />
zwei Objekte in Brandenburg, eines<br />
in Nordrhein-Westfalen und eines in<br />
Thüringen. Die Ermittlungen richten<br />
sich gegen fünf aus der russischen<br />
autonomen Republik Tschetschenien<br />
stammende Tatverdächtige<br />
im Alter von23bis 28 Jahren. Die<br />
Polizisten beschlagnahmten bei der<br />
Razzia Bargeld, Handys und Computer<br />
sowie Hieb- und Stichwaffen.<br />
DenBeschuldigten wirft die <strong>Berliner</strong><br />
Generalstaatsanwaltschaft die<br />
Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden<br />
Gewalttat vor. Festnahmen<br />
gab es nicht. Die Ermittler<br />
vermuten,dass die Männer in Berlin<br />
potenzielle Anschlagsziele, darunter<br />
ein Einkaufszentrum und eine Synagoge,<br />
ausgespäht haben. Entsprechende<br />
Filmaufnahmen fanden sie<br />
auf mindestens einem beschlagnahmten<br />
Handy. Die Razzia erfolgte<br />
in einem frühen Stadium der Ermittlungen,<br />
so dass die Bundesanwaltschaft<br />
in Karlsruhe sich bislang nicht<br />
einschaltete.<br />
Seit einigen Jahren verzeichnen<br />
die Behörden eine verstärkte Zuwanderung<br />
aus Tschetschenien. „Die<br />
Zahl der kaukasischen Islamisten in<br />
Deutschland steigt seit Jahren parallel<br />
zur vermehrten Zuwanderung<br />
aus dem Kaukasus“, erklärte der Terrorismusexperte<br />
der Stiftung Wissenschaft<br />
und Politik, Guido Steinberg,<br />
dem Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland. „Einige Dutzend<br />
Tschetschenen sind seit 2012 aus<br />
Deutschland auch nach Syrien gereist,<br />
um sich dortdschihadistischen<br />
Gruppierungen anzuschließen.“<br />
Unter den Dschihadisten würden<br />
die Tschetschenen oft als besonders<br />
kampfstark und brutal gelten, so<br />
Steinberg. Besonders betroffen von<br />
steigenden Islamistenzahlen unter<br />
der tschetschenischen Bevölkerung<br />
seien Brandenburg und Berlin. Aber<br />
auch Bremen und Hamburg berichteten<br />
vonProblemen. (kop.)<br />
Berlin Seite11<br />
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2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Medizin<br />
Nach langer Debatte entscheidet der Bundestag am<br />
Donnerstag darüber, welche Regeln künftig bei der<br />
Organspende gelten. Zwei Gesetzentwürfe stehen zur<br />
Abstimmung. Möglicherweise bleibt aber alles beim Alten<br />
Spender sein?<br />
VonTim Szent-Ivanyi<br />
GETTY IMAGES<br />
Normalerweise ist es für<br />
das Zustandekommen<br />
eines Gesetzes ohne Belang,<br />
wie Abgeordnete<br />
der Opposition im Bundestag votieren.<br />
Doch wenn die Parlamentarier<br />
an diesem Donnerstag über die<br />
Drucksachen 19/11096 und<br />
19/11087 abstimmen, kommt es gerade<br />
auf die Stimme vonAbgeordneten<br />
wie Katrin Helling-Plahr von der<br />
FDP an. Sie gehört zuden etwa 200<br />
Parlamentariern, bei denen noch offen<br />
ist, welchen Gesetzentwurf für<br />
eine Neuregelung der Organspende<br />
sie unterstützen.<br />
Da es bisher ein Patt gibt, werden<br />
die Unschlüssigen den Ausschlag<br />
dafür geben, ob eine Widerspruchslösung<br />
kommt oder es beim Zustimmungsmodell<br />
bleibt. Für Helling-<br />
Plahr ist zumindest das völlig klar:<br />
„Wir dürfen nicht länger hinnehmen,<br />
dass jedes Jahr in Deutschland<br />
Menschen sterben und leiden, weil<br />
es nicht genug Spenderorgane gibt.“<br />
Der Befund ist eindeutig und unstrittig:<br />
Während beispielsweise in<br />
Spanien auf eine Million Einwohner<br />
47 Organspender kommen, sind es<br />
hierzulande nur zwölf. Das hat dramatische<br />
Folgen: Etwa 9500 Menschen<br />
stehen in Deutschland auf der<br />
Warteliste für ein Spenderorgan.<br />
Weil es nicht genug Organe gibt, sterben<br />
jährlich fast 1000 Menschen,<br />
während sie auf die lebensrettende<br />
Transplantation warten.<br />
Hausgemachte Probleme<br />
Die Probleme sind zum Teil hausgemacht.<br />
2012 kam heraus,dass in einigen<br />
Kliniken Krankenakten manipuliertwurden,<br />
um ausgewählte Patienten<br />
bevorzugt mit Spenderorganen<br />
zu versorgen. Wardie Spendenbereitschaft<br />
schon vorher nicht besonders<br />
hoch, brach sie angesichts dieses<br />
Skandals endgültig ein.<br />
2017 gab es bundesweit nur noch<br />
797 Spender. Das war der niedrigste<br />
Stand seit 20 Jahren. Inzwischen hat<br />
sich die Zahl zwar etwas erholt. Doch<br />
das Niveau ist im internationalen<br />
Vergleich weiterhin niedrig.<br />
Es war Gesundheitsminister Jens<br />
Spahn (CDU), der die Debatte über<br />
eine radikale Reform des Organspendesystems<br />
eröffnete. ImHerbst<br />
2018 verkündete er, dass er zusammen<br />
mit dem SPD-Politiker Karl<br />
Lauterbach einen fraktionsübergreifenden<br />
Gesetzentwurffür eine„doppelte<br />
Widerspruchslösung“ auf den<br />
Wegbringen werde.<br />
Danach soll jeder Mensch über 16<br />
Jahre automatisch Organspender<br />
sein, solange er nicht zu Lebzeiten<br />
einen Widerspruch in einem Register<br />
eingetragen hat.<br />
„Jeder hat damit die Verpflichtung,<br />
sich mit der Frage der Organspende<br />
zu beschäftigen“, argumentierten<br />
Spahn und Lauterbach. Sie<br />
treibt vorallem die große Lücke zwischen<br />
Haltung und konkretem Handeln<br />
um: Nach Umfragen befürworten<br />
84 Prozent der Menschen in<br />
Deutschland eine Organspende,<br />
aber nur 36 Prozent besitzen einen<br />
Organspendeausweis.<br />
Umgehend formierten sich die<br />
Gegner der Widerspruchslösung.<br />
Die Gruppe um die Grünen-Vorsitzende<br />
Annalena Baerbock und Linken-Chefin<br />
Katja Kipping will daran<br />
festhalten, dass eine Organspende<br />
nur nach ausdrücklicher Zustimmung<br />
möglich sein soll.<br />
Die Menschen sollen aber öfter<br />
als bisher mit dem Thema konfrontiert<br />
werden, etwa bei der Beantragung<br />
eines Ausweises im Bürgeramt<br />
oder beim Arztbesuch. Auch die Baerbock-Gruppe<br />
will ein Register einrichten,<br />
damit die Erklärungen zur<br />
Organspende bei Bedarf schnell abgerufen<br />
werden können.<br />
Hauptstreitpunkt zwischen den<br />
Gruppen ist die Frage, obder Staat<br />
einen Menschen zum Organspender<br />
machen darf, auch wenn sich dieser<br />
zu dem Thema gar nicht geäußert<br />
hat. „Schweigen ist keine Zustimmung“,<br />
argumentieren die Gegner<br />
einer Widerspruchslösung und sprechen<br />
von einem unzulässigen Eingriff<br />
in das Selbstbestimmungsrecht.<br />
Das weisen die Befürworter zurück<br />
und können sich dabei sogar<br />
auf das Bundesverfassungsgericht<br />
berufen. Die Karlsruher Richter sahen<br />
1999 in einem Beschluss keinen<br />
Verstoß gegen die Grundrechte,<br />
wenn ein Bürger zur Abwehr einer<br />
Organspende einen Widerspruch erklären<br />
muss.<br />
Auch die FDP-Abgeordnete Helling-Plahr<br />
hält die Widerspruchslösung<br />
grundsätzlich für vertretbar.<br />
„Es gibt Situationen, in denen es zumutbar<br />
ist, wenn wir von Menschen<br />
Organspender in Deutschland<br />
Zahl der Menschen, die nach ihrem Tod<br />
Organspender waren<br />
1500<br />
1296<br />
1000<br />
500<br />
2010 '11<br />
Dünndarm<br />
5<br />
'13<br />
'15<br />
'17 '19*<br />
Nach dem Tod gespendete Organe<br />
2019*<br />
Niere<br />
1524<br />
Leber<br />
Lunge<br />
Herz<br />
329<br />
324<br />
876<br />
726<br />
Bauchspeicheldrüse<br />
87<br />
797<br />
955<br />
932<br />
*vorläufig<br />
Organspender weltweit<br />
pro eine Million Einwohner 2017<br />
(ausgewählte Länder)<br />
Spanien<br />
Portugal<br />
Belgien<br />
USA<br />
Italien<br />
Frankreich<br />
Tschechien<br />
Österreich<br />
Großbrit.<br />
Irland<br />
Finnland<br />
Schweden<br />
Schweiz<br />
Dänemark<br />
Polen<br />
Niederlande<br />
Deutschland<br />
Bulgarien<br />
China<br />
Rumänien<br />
Japan<br />
3,7<br />
3,3<br />
0,9<br />
9,7<br />
7,3<br />
34,0<br />
33,6<br />
32,0<br />
28,5<br />
26,8<br />
25,5<br />
24,7<br />
23,1<br />
21,8<br />
21,4<br />
19,0<br />
17,2<br />
16,5<br />
14,6<br />
14,4<br />
46,9<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: DT. STIFTUNG ORGANTRANSPLANTATION, IRODAT, DPA, AFP<br />
ZWEI FRAKTIONSÜBERGREIFENDE GESETZENTWÜRFE<br />
Große Lösung: Eine Abgeordnetengruppe um<br />
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und<br />
SPD-Fachpolitiker KarlLauterbachmacht sich<br />
füreine „doppelte Widerspruchslösung“stark.<br />
Siewürde das bestehende Prinzip umkehren,<br />
dass Organentnahmen nur bei ausdrücklich<br />
erklärtem Ja zulässigsind. Stattdessen solljeder<br />
automatisch Spendersein –man soll dem<br />
aber jederzeit widersprechenkönnen. VoreinerTransplantation<br />
müssteein Arzt in einem<br />
Register abfragen, ob es eine Erklärung gibt.<br />
Falls nicht und es auch sonst kein schriftliches<br />
Nein gibt, ist der nächste Angehörige zu fragen<br />
–aber nicht nacheiner eigenen Entscheidung,<br />
sondernoberden Willendes Verstorbenen<br />
kennt. Außerdem soll jeder ab 16 Jahren dreimal<br />
mit Informationsmaterial angeschrieben<br />
werden.Kommen Minderjährigeals Spender<br />
infrage, wäreeine Organentnahme nur zulässig,<br />
wenn ein Angehöriger (in der Regeldie Eltern)zugestimmt<br />
hat.<br />
AlternativeLösung: DieGruppeumGrünen-<br />
Chefin AnnalenaBaerbock und die Linke-Vorsitzende<br />
Katja Kippinglehnt einen derart tiefen<br />
Eingriffindie Selbstbestimmung ab.Sie<br />
schlägtstattdessen vor, die Bürgermindestens<br />
alle zehn Jahre anzusprechen.Wer ab 16<br />
einenPersonalausweis beantragt, ihn verlängert<br />
odersicheinen Pass besorgt, soll auf dem<br />
AmtInformationsmaterial bekommen. Beim<br />
Abholenkann man sichdann vorOrt in ein<br />
neues Online-Register eintragen–mit Ja oder<br />
Nein.Auch inAusländerbehörden soll es so etwasgeben.<br />
Selbst beraten sollen Ämter nicht.<br />
Für eine regelmäßigeAufklärung spielen Hausärzte<br />
eine größereRolle. Sie können Patienten<br />
bei Bedarfalle zwei Jahre über Organspenden<br />
informieren und zum Eintragen ins Registerermuntern–mit<br />
dem Hinweis, dassesweiter<br />
keine Erklärungspflicht gibt.Grundwissenüber<br />
Organspenden soll Teil der Erste-Hilfe-Kurse<br />
voreiner Führerscheinprüfung werden.<br />
verlangen, ausdrücklich ‚Nein‘ zu etwas<br />
zu sagen. Das gilt insbesondere<br />
dann, wenn durch die Nichtbefassung<br />
mit einer Frage andere Menschenleben<br />
so unmittelbar betroffen<br />
sind wie im Fall der Organspende“,<br />
argumentiertsie.<br />
Gleichzeitig gibt sie aber zu bedenken,<br />
dass man vor einem derart<br />
drastischen Eingriff zunächst abwarten<br />
müsse, obdie erst im Frühjahr<br />
2019 beschlossenen Verbesserungen<br />
für Entnahmekrankenhäuser wirken.<br />
Seitdem wird der gesamte Prozess<br />
der Organentnahme besser organisiert<br />
und vergütet –auch nach<br />
dem Vorbild Spaniens.<br />
Experten sind sich inzwischen einig,<br />
dass die sehr guten spanischen<br />
Spenderzahlen eher auf die bessere<br />
Organisation als auf die dort geltende<br />
Widerspruchslösung zurückzuführen<br />
sind. Was man außerdem<br />
wissen muss: In Spanien dürfen Organe<br />
schon bei Herzstillstand entnommen<br />
werden und nicht erst<br />
beim Hirntod wie in Deutschland.<br />
Zahlreiche Kritiker werfen<br />
Spahn/Lauterbach zudem Etikettenschwindel<br />
vor. Der Jurist Heinrich<br />
Lang vonder Universität Greifswald<br />
argumentiert, die Formulierung<br />
„doppelte Widerspruchslösung“<br />
suggeriere, dass Angehörige<br />
wie in Spanien oder Österreich an<br />
Stelle des Verstorbenen einenWiderspruch<br />
einlegen könnten.<br />
Dort wird gegen den Willen der<br />
Angehörigen keine Organspende<br />
vorgenommen. Doch Spahn/Lauterbach<br />
räumen den Angehörigen ausdrücklich<br />
kein eigenes Widerspruchsrecht<br />
ein. Siedürfen nur den<br />
Willen des Verstorbenen wiedergeben.<br />
DerBegriff „doppelt“ führealso<br />
in die Irre, beklagte Lang: „Transparenz-<br />
und vertrauenserzeugend ist<br />
das nicht.“<br />
Der Gesetzentwurf Baerbock/Kipping<br />
wirdallgemein als verfassungsrechtlich<br />
unproblematisch<br />
angesehen, Kritiker halten ihn aber<br />
für nutzlos. Der Mediziner Kai-Uwe<br />
Eckardt vonder <strong>Berliner</strong> Charité kritisiert,<br />
die geplante Information der<br />
Bürger über die Organspende etwa<br />
im Bürgeramt sei lediglich eine<br />
„Fortschreibung der nachweislich<br />
erfolglosen Gesetzesnovellierung<br />
von2011“ –damals war beschlossen<br />
worden, dass die Krankenkassen<br />
ihre Versicherten mit Info-Material<br />
versorgen sollen.<br />
Dennoch werden dem Antrag Baerbock/Kipping<br />
die größten Chancen<br />
eingeräumt. Ihnhaben zwar nur<br />
rund 190 der 709 Abgeordneten unterzeichnet,<br />
der Entwurf<br />
Spahn/Lauterbach trägt dagegen<br />
etwa 220 Unterschriften. Doch<br />
schon die sogenannte Orientierungsdebatte<br />
im Bundestag Ende<br />
2018 hatte gezeigt, dass das Potenzial<br />
der Anhänger einer Widerspruchslösung<br />
damit weitgehend<br />
ausgeschöpft ist.<br />
Dritter Weg<br />
Wer unsicher ist, neigt sicherlich<br />
nicht zu radikalen Lösungen, sonderneherzumilderenVarianten.<br />
Zudemist<br />
schonjetzt klar,dass die AfD<br />
mit ihren 90 Abgeordneten mehrheitlich<br />
gegen Spahn/Lauterbach<br />
votieren wird.<br />
Sollte die zuerst zur Abstimmung<br />
stehende Widerspruchslösung<br />
durchfallen, könnte das dem Entwurf<br />
Baerbock/Kipping weiteren<br />
Zulauf bescheren. Lieber eine kleine<br />
Lösung als gar keine Veränderung,<br />
werden sich selbst einige Anhänger<br />
derWiderspruchslösung sagen.<br />
Es könnte aber auch ganz anders<br />
kommen. „Ich werde keinen der beidenEntwürfeunterstützen<br />
undmich<br />
enthalten“, hat sich FDP-Frau Helling-Plahr<br />
entschieden –und damit<br />
dürfte sie nicht allein stehen. Ihre<br />
Sorge: „Sollte am Ende die Alibi-Lösung<br />
von Baerbock/Kipping durchkommen,<br />
wirdesjahrelang keineVerbesserunggeben,<br />
weil der Bundestag<br />
das Thema nicht so bald wieder anfassen<br />
wird“, befürchtet sie. Fielen<br />
dagegen beide Gesetzentwürfe bei<br />
der Abstimmung durch, bleibe der<br />
hohe Handlungsdruck erhalten.<br />
Und was dann? Helling-Plahr<br />
schlägt als Kompromiss ein Modell<br />
vor, für das sich in der Orientierungsdebatte<br />
noch zahlreiche Abgeordnete<br />
ausgesprochen hatten: Eine<br />
verbindliche Entscheidungslösung.<br />
Hierbei wären die Bürger gesetzlich<br />
verpflichtet, etwa bei der Beantragung<br />
eines Personalausweises anzugeben,<br />
ob sie Organspender sein<br />
möchten oder nicht. Der entsprechende<br />
Eintrag in einem digitalen<br />
Melderegister könnte jederzeit geändertwerden.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute kommen die Höchstwerteauf 10 bis 13Grad voran. Dazu ist es<br />
vielerorts wolkig oder stark bewölkt. Der Wind weht mäßig, inBöen frisch<br />
aus südwestlichen Richtungen. Inder Nacht überwiegen vielerortsWolken,<br />
doch mancherorts kommen die Sterne zum Vorschein. Dabei werden<br />
bis 4Grad erreicht.<br />
Biowetter:<br />
Kopfschmerzen mäßig<br />
Schlafstörungen mäßig<br />
Atemwegsbeschwerden mäßig<br />
Niedriger Blutdruck mäßig<br />
Erkältungsgefahr mäßig<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 8Uhr: Feinstaub: 16 µg/m³;<br />
Kohlenmonoxid: 500 µg/m³;<br />
Stickstoffoxid: 63 µg/m³;<br />
Luftfeuchtigkeit: 87%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 13Grad.<br />
Wind: mäßig aus Südwest.<br />
Wittenberge<br />
9°/12°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
8°/12° 8°/13°<br />
Luckenwalde<br />
7°/12°<br />
Cottbus<br />
4°/10°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
wolkig sonnig bedeckt<br />
4°/9° 2°/8° 4°/7°<br />
Prenzlau<br />
8°/12°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
6°/11°<br />
Ein Tief vor Norwegen sorgt für Regenwolken von Mittelskandinavien über das<br />
nordwestliche Mitteleuropa und Nordwestfrankreich bis nach Portugal. Schauerwolken<br />
drehen ihre Kreise über Kreta und dem Südwesten der Türkei. Vomsüdwestlichen<br />
Mittelmeer bis nach Südrussland herrscht hoher Luftdruck.<br />
Sylt<br />
5°/11°<br />
Hannover<br />
9°/13°<br />
Köln<br />
9°/12°<br />
Saarbrücken<br />
5°/11°<br />
Konstanz<br />
1°/7°<br />
Hamburg<br />
7°/12°<br />
Erfurt<br />
6°/10°<br />
Frankfurt/Main<br />
6°/11°<br />
Stuttgart<br />
4°/11°<br />
Rostock<br />
7°/12°<br />
Magdeburg<br />
7°/12°<br />
Nürnberg<br />
2°/8°<br />
München<br />
2°/8°<br />
Rügen<br />
9°/11°<br />
Dresden<br />
0°/4°<br />
Deutschland: Heute gibt es stellenweise<br />
reichlich Wolken. Sonst<br />
scheint jedoch die Sonne, und die<br />
Temperaturen steigen am Tage auf<br />
4bis 13 Grad. Nachts gehen die<br />
Wertedann auf 5bis 0Grad zurück.<br />
Der Wind weht in Böen regional mit<br />
Sturmstärke aus südwestlichen Richtungen.<br />
Morgen scheint abgesehen<br />
von einigen Wolken immer wieder die<br />
Sonne. Die Temperaturen erreichen<br />
7bis 10 Grad, und der Wind weht<br />
nur schwach aus Südost.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 40 cm<br />
Harz bis 20 cm<br />
Erzgebirge bis 30 cm<br />
Bayerische Alpen bis 150 cm<br />
Mondphasen: 17.01. 24.01. 02.02. 09.02.<br />
Sonnenaufgang: 08:10 Uhr Sonnenuntergang: 16:21 Uhr Mondaufgang: 22:31 Uhr Monduntergang: 10:55 Uhr<br />
Lissabon<br />
17°<br />
Las Palmas<br />
21°<br />
Madrid<br />
10°<br />
Reykjavik<br />
1°<br />
Dublin<br />
8°<br />
London<br />
13°<br />
Paris<br />
11°<br />
Bordeaux<br />
15°<br />
Palma<br />
15°<br />
Algier<br />
17°<br />
Nizza<br />
14°<br />
Trondheim<br />
4°<br />
Oslo<br />
4°<br />
Stockholm<br />
10°<br />
Kopenhagen<br />
11°<br />
Berlin<br />
13°<br />
Mailand<br />
8°<br />
Tunis<br />
15°<br />
Rom<br />
12°<br />
Warschau<br />
8°<br />
Wien<br />
7° Budapest<br />
5°<br />
Palermo<br />
15°<br />
Kiruna<br />
-10°<br />
Oulu<br />
3°<br />
Dubrovnik<br />
16°<br />
Athen<br />
13°<br />
St. Petersburg<br />
10°<br />
Wilna<br />
5°<br />
Kiew<br />
3°<br />
Odessa<br />
8°<br />
Varna<br />
8°<br />
Istanbul<br />
11°<br />
Iraklio<br />
14°<br />
Archangelsk<br />
2°<br />
Moskau<br />
3°<br />
Ankara<br />
5°<br />
Antalya<br />
16°<br />
Acapulco 35° sonnig<br />
Bali 25° Gewitter<br />
Bangkok 32° heiter<br />
Barbados 27° Gewitter<br />
Buenos Aires 32° wolkig<br />
Casablanca 21° sonnig<br />
Chicago 5° Regen<br />
Dakar 27° wolkig<br />
Dubai 20° heiter<br />
Hongkong 20° bewölkt<br />
Jerusalem 14° heiter<br />
Johannesburg 32° heiter<br />
Kairo 22° wolkig<br />
Kapstadt 26° heiter<br />
Los Angeles 15° wolkig<br />
Manila 30° wolkig<br />
Miami 26° heiter<br />
Nairobi 27° heiter<br />
Neu Delhi 21° heiter<br />
New York 9° heiter<br />
Peking 1° bedeckt<br />
Perth 36° sonnig<br />
Phuket 33° sonnig<br />
Rio de Janeiro 30° wolkig<br />
San Francisco 11° bewölkt<br />
Santo Domingo 27° Schauer<br />
Seychellen 29° Schauer<br />
Singapur 35° heiter<br />
Sydney 30° heiter<br />
Tokio 12° bewölkt<br />
Toronto 4° bewölkt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 3<br />
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Seite 3<br />
Als er Ende letzten Jahres erfuhr,<br />
dass ein sogenannter Kooperationsanwalt<br />
der deutschen Botschaft<br />
in Ankara mit einem Koffer<br />
voll brisanter Akten verhaftet worden war,<br />
begriff Mehmet Öztürk, dass nun auch seine<br />
Familie in der Türkei in großer Gefahr<br />
schwebte. Öztürks echten Namen hier zu<br />
nennen, würde seine Angehörigen noch<br />
stärker gefährden. Er ist ein ehemals hochrangiger<br />
türkischer Ministerialbeamter mittleren<br />
Alters, der in Deutschland politisches<br />
Asyl beantragt hat. In der Türkei wird erwegen<br />
seiner Kontakte zur islamischen Gülen-<br />
Bewegung als angeblicher Terrorist mit Haftbefehl<br />
gesucht. „Wie kann es sein, dass die<br />
Botschaft einen türkischen Anwalt hinter<br />
uns Asylbewerbern recherchieren lässt?“,<br />
fragt er. „Jetzt weiß die Erdogan-Regierung,<br />
wo ich bin, und könnte meine Familie bedrohen.“<br />
Alles begann am 17. September, als Polizisten<br />
den türkischen AnwaltYilmaz S. in Ankara<br />
festnahmen, als er gerade auf dem Weg<br />
zur deutschen Botschaft war. Die Staatsanwaltschaft<br />
wirft Yilmaz S. Spionage für<br />
Deutschland vor, weil er türkische Staatsbürger<br />
ausgespäht habe.Tatsächlich hat der Anwalt<br />
seit mehr als zwanzig Jahren Angaben<br />
von Türken überprüft, die in der Bundesrepublik<br />
Asyl beantragten. Bei seiner Verhaftung<br />
und der Durchsuchung seines Büros in<br />
Istanbul sollen sensible Personendaten beschlagnahmt<br />
worden sein.<br />
Eine Weile gelang es, den Skandal unter<br />
Verschluss zu halten, bis ihn deutsche Medien<br />
Ende November enthüllten. Die Menschenrechtsorganisation<br />
ProAsyl sprach von<br />
einem „Super-GAUfür die Behörden“. Kleinlaut<br />
verteidigte sich das Auswärtige Amt mit<br />
dem Hinweis,dasVorgehen sei eine„gängige<br />
Praxis“. Rechtsschutz kann die Botschaft Yilmaz<br />
S. nicht gewähren, weil er kein Deutscher<br />
ist. Immerhin durfte ihn ein Botschaftsvertreter<br />
im Dezember im Gefängnis<br />
besuchen.<br />
Mindestens 276 Datensätze<br />
Unter<br />
Beobachtung<br />
Seit dem Putschversuch 2016 suchen immer mehr TürkeninDeutschland Schutz vor politischer Verfolgung.<br />
Mit der Verhaftung eines Vertrauensanwalts der deutschen Botschaft im<br />
Herbst fielen den türkischen Behörden die Daten von fast 300 Menschen<br />
in die Hände, die auf der Flucht vor der Erdogan-Regierung politisches<br />
Asyl beantragten. Die Betroffenen geraten nun erst recht ins Visier ihrer<br />
Verfolger.Doch das Auswärtige Amt verteidigt die Kooperation<br />
Inzwischen hat sich die Affäre ausgeweitet.<br />
Nannte das Außenministerium anfangs die<br />
Zahl von 47betroffenen Asylbewerbern und<br />
sprach das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen<br />
im Dezember davon, dass<br />
mindestens 276 Datensätze über Türkeistämmige<br />
Asylbewerber beschlagnahmt<br />
worden seien, so berichteten türkische <strong>Zeitung</strong>en<br />
sogar,dass Yilmaz S. und ein anderer<br />
vorübergehend festgenommener Kooperationsanwalt<br />
über 2400 Personen „ausgespäht“<br />
hätten.<br />
Während Berlin erklärte, dass die unmittelbar<br />
gefährdeten Asylsuchenden „rasch“<br />
über das Datenleck informiertworden seien,<br />
sagt Mehmet Öztürk amTelefon, er sei erst<br />
benachrichtigt worden, nachdem der Skandal<br />
öffentlich wurde. Per offiziellem Schreiben,<br />
das der Redaktion vorliegt, bedauerte<br />
das zuständige Landeskriminalamt, ihm<br />
mitteilen zu müssen, „dass Ihre personenbezogenen<br />
Daten während der Bearbeitung Ihres<br />
Asylantrages wahrscheinlich in die<br />
Hände der türkischen Behörden gelangt<br />
sind“. Zwar sei die Polizei zu dem Schluss gelangt,<br />
„dass derzeit keine Anhaltspunkte für<br />
eine konkrete Gefährdung Ihrer Person vorliegen“.<br />
Gleichwohl seien „vereinzelte Ausspähungen<br />
oder Einschüchterungsmaßnahmen<br />
durch Angehörige des türkischen Nachrichtendienstes<br />
nicht auszuschließen bzw.<br />
zumindest in Betracht zu ziehen“.<br />
Ihm habe der Brief Angst eingejagt, sagt<br />
Öztürk. Plötzlich sei es ihm wie Schuppen<br />
von den Augen gefallen, „warum es solche<br />
Seltsamkeiten in meinem und anderen Asylverfahren<br />
gab. Warum man unsere Asylgründe<br />
immer wieder infrage stellte. Dabei<br />
ergibt schon eine Google-Recherche,welche<br />
Verfolgung in der Türkei Menschen droht,<br />
die mit der Gülen-Bewegung in Verbindung<br />
gebracht werden.“ Öztürk wurde zehn Tage<br />
nach dem gescheiterten Militärputsch vom<br />
Juli 2016 in der Türkei aus dem Ministerium<br />
entlassen. „Ich wurde beschuldigt, ein Spion<br />
und Mitglied einer terroristischen Organisation<br />
zu sein –was absurdist. Als Begründung<br />
wurde genannt, dass ich eine Schule der Gülen-Bewegung<br />
besucht hätte.“ Er sei zwar<br />
kein Gülenist, sagt Öztürk, habe aber viele<br />
Freunde in der „Bewegung“.<br />
Das anhängerstarke Netzwerk des in den<br />
USA lebenden Islampredigers Fethullah Gülen<br />
wird vom Staatschef Erdogan für den<br />
Putschversuch verantwortlich gemacht.<br />
Zehntausende Gülenisten verloren ihre Arbeit<br />
oder wurden verhaftet, einige teils<br />
schwer gefoltert. Öztürklebte ein Jahr im Untergrund,<br />
bevor er sich entschloss,über Griechenland<br />
nach Deutschland zu fliehen. Im<br />
September 2017 stellte er in Bonn einen Asylantrag.<br />
Doch während noch kurz zuvor die<br />
meisten Asylbewerber aus der Türkei nach<br />
kurzer Prüfung beim Bundesamt für Migration<br />
und Flüchtlinge (Bamf) anstandslos einen<br />
Schutzstatus erhielten, zogsich der Prozess<br />
bei ihm und anderen plötzlich endlos<br />
hin.<br />
Im Januar 2018 erhielt Öztürk einen Ablehnungsbescheid,<br />
der ihn zur Ausreise aus<br />
Deutschland verpflichtete. Dagegen klagte<br />
er vor dem Verwaltungsgericht Köln, das<br />
seine Unterlagen anerkannte und seinen Fall<br />
vor acht Monaten an das Bamf zur Neubewertungzurücküberwies.Statt<br />
nun aber positiv<br />
zu entscheiden, schrieb ihm das Bamf,<br />
es sei „eine weitereBehörde mit Recherchen<br />
undPrüfungen zum Sachverhalt beauftragt“<br />
worden –gemeint war das Auswärtige Amt.<br />
„Ähnliche Bescheide bekamen andere Asylbewerber“,<br />
klagt Öztürk. „Wir fragten uns,<br />
was das bedeutet. Jetzt wissen wir es.“<br />
Anfang November kontaktierten mehrere<br />
türkische Asylsuchende den für sie tätigen<br />
Hannoveraner Rechtsanwalt Dündar Kelloglu<br />
und berichteten ihm vomBesuch vonKripobeamten.<br />
„Die Staatsschützer hatten sie über<br />
das Datenleck in Ankarainformiert“, sagt der<br />
VonFrank Nordhausen<br />
Asylanwalt. Der Niedersächsische Flüchtlingsrat,<br />
dem Kelloglu angehört, entschloss<br />
sich wenig später,die Affäreöffentlich zu machen.<br />
„Man hat die Leute einer unberechenbaren<br />
Gefahr ausgesetzt, indem man ihre<br />
Fälle dem Auswärtigen Amt zur Nachrecherche<br />
im Verfolgerstaat übergab“, sagt Kelloglu.<br />
Mit der Verhaftung von Yilmaz S. sei eine<br />
heikle deutsche Behördenpraxis ans Licht gekommen.<br />
„Die Grundgesetzväter wussten,<br />
dass Asylbewerber nicht mit einer Mappe Dokumente<br />
auftauchen können, die ihreVerfolgung<br />
belegen. Deswegen schrieben sie in den<br />
Asylartikel, dass der Bewerber seine Verfolgung<br />
nur glaubhaft machen, aber nicht beweisen<br />
muss.“ Doch jetzt verlange das Bamf<br />
statt der Glaubhaftmachung routinemäßig<br />
Beweise für die politische Verfolgung von<br />
Asylsuchenden aus der Türkei. „Das widerspricht<br />
dem Geist derVerfassung.“<br />
Kelloglu vermutet den Grund für den Paradigmenwechsel<br />
im massiven Anstieg Asyl-<br />
ISTOCKPHOTO<br />
suchender aus der Türkei. Obwohl die offizielle<br />
Anerkennungsquote bei 47,1 Prozent<br />
liegt, schätzt Kelloglu, dass seit Mitte 2017 jeder<br />
zweite Asylantrag von Türken zunächst<br />
abgelehnt und zur Nachrecherche ans Auswärtige<br />
Amt weitergereicht worden sei.„Vorher<br />
konnte man die Prüfaufträge an einer<br />
Hand ablesen, plötzlich wurden es Tausende!<br />
Natürlich wurde der türkische Geheimdienst<br />
MIT aufmerksam. Das Irrsinnigste<br />
ist, dass die Nachrecherchen fast immer<br />
ergaben, dass die Asylanträge zu Recht<br />
gestellt wurden.“<br />
Dabei sei die Recherche sogar von<br />
Deutschland aus gefahrlos möglich, sagt Kelloglu.<br />
In der Türkei ist jeder Bürger im sogenannten<br />
E-Devlet erfasst, einer elektronischen<br />
Personendatei des Innenministeriums,die<br />
auch anhängige Gerichtsverfahren,<br />
Anklageschriften oder Verurteilungen registriert.<br />
Jede Person kann das E-Devlet mit ihrer<br />
individuellen PIN online einsehen.<br />
„Wenn die ‚Kontoinhaber‘ das selbst prüfen,<br />
fällt es nicht auf“, sagt Kelloglu.<br />
Kelloglu tritt durchaus für das Recht der<br />
Bundesrepublik ein, Angaben von Asylbewerbern<br />
zuüberprüfen –solange die Botschaftsräume<br />
dazu nicht verlassen würden.<br />
„In dem Moment, wo ein Vertrauensanwalt<br />
beginnt, bei Nachbarn oder Behörden Fragen<br />
zu stellen, wird es gefährlich“, meint<br />
auch Günter Burkhardt, Geschäftsführer der<br />
Menschenrechtsorganisation Pro Asyl. „Bei<br />
einem Verfolgerstaat ist das hochriskant.“<br />
Die Recherchepraxis der Kooperationsanwälte<br />
deutscher Botschaften sei seit Jahrzehnten<br />
bekannt, aber keineswegs unumstritten.<br />
„In der Türkei hatte das jetzt fatale<br />
Folgen. Dabeibestätigt allein die hohe Anerkennungsquote<br />
von Asylsuchenden durch<br />
das Bamf und die Gerichte, dass die Türkei<br />
kein Rechtsstaat ist und eine enorme Verfolgungsdichte<br />
herrscht.“ Letztlich trage aber<br />
auch das Auswärtige Amt dieVerantwortung,<br />
da es Amtshilfegesuche des Bamf auch ablehnen<br />
könne.<br />
Ein umfangreicher Fragenkatalog der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wurde vom Auswärtigen<br />
Amt pauschal damit beantwortet, dass der<br />
Kooperationsanwalt für die Botschaft eine<br />
„international übliche und aus unserer Sicht<br />
unstrittig zulässige Unterstützung geleistet“<br />
habe.Die Praxis sei inzwischen „bis auf Weiteres<br />
ausgesetzt“ worden. „Aber das Kind ist<br />
in den Brunnen gefallen“, sagt Günter Burkhardt.<br />
Ausseiner Sichthat der„Daten-Super-<br />
Gau“ Bedeutungweitüber die Türkei hinaus<br />
–wegen der Digitalisierung vonPersonendaten<br />
in vielen Verfolgerstaaten. „Wer elektronische<br />
Spuren hinterlässt, gefährdet die<br />
Asylsuchenden. Solche Nachforschungen<br />
verbietensichdaher.“<br />
UnbekannteinterneBamf-Richtlinien<br />
In derTürkei gibt es nicht nur das E-Devlet,<br />
sondern auch ein elektronisches Justizregister<br />
namens UYAP, das den Geheimdienst<br />
MIT wahrscheinlich auf die Spur derKooperationsanwälte<br />
führte. Anwälte dürfen in<br />
dem System recherchieren, allerdings wird<br />
jede Anfrage elektronisch erfasst. „Die massiveHäufung<br />
seiner Anfragen dürfte zur Entdeckung<br />
von Yilmaz S. geführt haben“, sagt<br />
der türkische Jura-Professor Ahmet Uzun,<br />
der2016 in Frankfurtpolitisches Asyl erhielt.<br />
Auch Uzun möchte aus Angst um Angehörige<br />
nicht mit seinem echten Namen zitiert<br />
werden. Er ist sich sicher, dass der türkische<br />
Geheimdienst inzwischen die komplette<br />
Such-Historie der Vertrauensanwälte abgefragt<br />
hat.<br />
Bei einer Sondersitzung des Bundestagsinnenausschusses<br />
Ende November erklärten<br />
Regierungsvertreter,dass vonden 47 Asylbewerbern,<br />
deren Daten bei der Festnahme<br />
vonYilmaz S. enthüllt wurden, „voraussichtlich“<br />
niemand abgeschoben werde. Doch<br />
auch für alle anderen Opfer des Datenlecks<br />
fordernVertreter derOpposition wiedie Linken-Abgeordnete<br />
Sevim Dagdelen dauerhaften<br />
Schutz; denn spätestens jetzt seien sie<br />
„auf dem Radar des Erdogan-Regimes als<br />
politische Opponenten“. Die migrationspolitische<br />
Sprecherin der Grünen, Filiz Polat,<br />
hält es für möglich, dass der Skandal durch<br />
unbekannte interne Bamf-Richtlinien ausgelöst<br />
worden sein könnte, die die anerkannte<br />
Praxis des Asylrechts in ihr Gegenteil<br />
verkehrten und von dem 2018 durch Innenminister<br />
Horst Seehofer berufenen neuen<br />
Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer forciert<br />
würden.<br />
Sommer gehörtwie Seehoferder CSUan,<br />
war Ministerialrat im bayerischen Innenministerium<br />
und ist stolz darauf, in Flüchtlingsfragen<br />
als „harter Hund“ zu gelten. Selbst<br />
nach der Festnahme von Yilmaz S. lobte<br />
Sommer noch die Zusammenarbeit mit Ankara<br />
und erklärte, die Türkei sei „in der Migrationspolitik<br />
ein verlässlicher Partner“. Die<br />
Türkei sei eben kein verlässlicher Partner,<br />
entgegnet Filiz Polat, weil sieselbst Fluchtursachen<br />
schaffe und Menschenrechtsstandards<br />
nicht einhalte.„Sollte es sich erhärten,<br />
dass im Bamf eine systematische Änderung<br />
der Verwaltungspraxis erfolgte, muss dies<br />
umgehend beendet werden.“<br />
Der türkische Asylbewerber Mehmet Öztürk<br />
lernt zurzeit Deutsch und hat endlich<br />
auch eine kleine Wohnung gefunden.<br />
„Warum wohl flieht ein Ministerialbeamter<br />
mit zehnjähriger Berufserfahrung aus seinem<br />
Land, zwängt sich mit 22 anderen Menschen<br />
in ein kleines Flüchtlingsboot und riskiertseinLeben?“,fragt<br />
er zornig.„Tausende<br />
von sehr gut ausgebildeten Menschen aus<br />
der Türkei, die Deutschland lieben und sich<br />
hier integrieren wollen, erwarten vom Bamf<br />
Antworten und eine Entschuldigung. Ist das<br />
zuviel verlangt?“<br />
Frank Nordhausen<br />
hofft, dass die deutschen Behörden<br />
aus dem Skandal lernen.
4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Grüne streiten weiter über<br />
Homöopathie<br />
Diegeplante Kommission zum Homöopathie-Streit<br />
bei den Grünen ist<br />
abgesagt. DerBundesvorstand sei<br />
„einstimmig zu dem Ergebnis gekommen,<br />
dass eine vertrauensvolle<br />
und erfolgreiche Arbeit dieser Kommission<br />
nicht möglich ist“, heißt es<br />
in einem Beschluss.Parteichef RobertHabeck<br />
wollte die Kommission<br />
selbst leiten. Ausgelöst hatte den<br />
Streit ein Antrag für den Parteitag,<br />
wonach Krankenkassen keine homöopathischen<br />
Mittel mehr bezahlen<br />
sollen. „Die Debatte um die „Homöopathie“<br />
war vonAnfang an<br />
durch einen aggressiven und teilweise<br />
polemischen Tonbeschwert“,<br />
schreibt der Vorstand. (dpa)<br />
Ex-Sanitätsoffizier muss für<br />
seine Ausbildung zahlen<br />
Einehemaliger Sanitätsoffizier der<br />
Bundeswehr muss Ausbildungskosten<br />
in Höhe vonrund 57 000 Euro an<br />
die Armee zurückzahlen. Dashat das<br />
Düsseldorfer Verwaltungsgericht<br />
entschieden (Az.: 10 K15016/16).<br />
DasUrteil sei am Dienstag zugestellt<br />
worden, ist aber noch nicht rechtskräftig.<br />
Er hatte als Zeitsoldat ein Medizinstudium<br />
absolviert. Dann hatte<br />
er den Kriegsdienst verweigertund<br />
war vorzeitig aus der Bundeswehr<br />
entlassen worden. Nunmüsse er das<br />
Ausbildungsgeld sowie Kosten der<br />
Fachausbildung erstatten. (dpa)<br />
CSU will Bundesregierung<br />
bis Juni umbilden<br />
DieCSU hat ihreForderung nach einer<br />
Kabinettsumbildung mit einer<br />
Fristsetzung bekräftigt: DerZeitraum<br />
für eine Neubesetzung der Ministerriege<br />
sei „begrenzt“, sagte<br />
CSU-Landesgruppenchef Alexander<br />
Dobrindt am Dienstag in Berlin.<br />
„Das heißt, dass wir im ersten Halbjahr<br />
Entscheidungen darüber erwarten,<br />
wie die Zukunftsmannschaft<br />
aussieht.“ (AFP)<br />
Pelosi leitet Impeachment<br />
an den Senat weiter<br />
Leere Ordner<br />
Berater-Affäre: Auf einem weiteren Handy von Ursula von der Leyen fehlen wichtige Daten<br />
VonChristian Burmeister<br />
InBrüssel glänzt Ursula vonder<br />
Leyen (CDU) als EU-Kommissionspräsidentin<br />
auf großer<br />
Bühne. In Deutschland sieht<br />
sich die ehemalige Verteidigungsministerin<br />
neuen schweren Vorwürfen<br />
ausgesetzt. In der Berateraffäre sind<br />
auch auf ihrem zweiten Diensthandy<br />
Daten gelöscht worden, wie nun herauskommt.<br />
Die Opposition droht<br />
mit dem Gang vordas Bundesverfassungsgericht.<br />
Der Untersuchungsausschuss<br />
des Bundestags geht noch immer<br />
dem Vorwurf der Vetternwirtschaft<br />
nach. DasVerteidigungsministerium<br />
soll in der Amtszeit der CDU-Politikerin<br />
millionenschwereBerater-Verträge<br />
unter Umgehung des Vergaberechts<br />
unterzeichnet haben. Um das<br />
aufzuklären wollten die Abgeordneten<br />
auch die Diensthandys der Ministerin<br />
einsehen. Doch das wird<br />
nicht geschehen. Nachdem ein Mobiltelefon<br />
nach einem „Sicherheitsvorkommnis“<br />
Anfang 2019 gelöscht<br />
wurde, sind auch Kurznachrichten<br />
auf einem zweiten Diensthandy gelöscht<br />
worden, teilte das Ministerium<br />
dem Untersuchungsausschuss<br />
in einem Bericht mit, den die neue<br />
Verteidigungsministerin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer (CDU) in Auftrag<br />
gegeben hatte.Auf dem zweiten<br />
Mobilfunkgerät vonder Leyens seien<br />
weder im Ordner„Geschäftlicher Bereich“<br />
noch im Ordner „SMS“ Nachrichten<br />
oder Dateien, schrieb das<br />
Ministerium.<br />
Laut Spiegel hat vonder Leyen die<br />
zweite Löschung persönlich veranlasst<br />
bzw. vorgenommen. Sie selbst<br />
sagte dem Magazin: „Ich habe beide<br />
Handys,die ich als Verteidigungsministerin<br />
verwendet habe, imMinisterium<br />
abgegeben.“ Alle Fragen dazu<br />
müssten dortgestellt werden.<br />
Nach Bekanntwerden der ersten<br />
Löschung hatte von der Leyen bestritten,<br />
dafür verantwortlich zu sein<br />
und erklärt: „Meines Erachtens geht<br />
gar nichts verloren, denn SMS sind<br />
für die schnelle Kommunikation geeignet.<br />
Dokumente und Strategien<br />
aber werden in Bundesministerien<br />
woanders entwickelt und anders<br />
versandt.“<br />
Tobias Linder, verteidigungspolitischer<br />
Sprecher der Grünen, wollte<br />
Simsen statt telefonieren: Ursula von der Leyen mit Handy.<br />
FLORIAN GÄRTNER/IMAGO<br />
„Am Ende wird man über eine Verschärfung<br />
des Untersuchungsausschussgesetzes diskutieren<br />
müssen. Im Zweifel sind uns potenziell<br />
wichtige Beweismittel abhandengekommen.“<br />
Dennis Rohde, Sprecher der SPD im Untersuchungsausschuss, wirft dem<br />
Verteidigungsministerium vor, zu lax mit Beweisunterlagen umgegangen zu sein.<br />
das nicht hinnehmen. Er stellte<br />
Strafanzeige gegen sie wegen der<br />
Vernichtung von Beweisen. Er hat<br />
selbst per SMS mit von der Leyen<br />
über Berater-Verträge kommuniziert<br />
und dem Untersuchungsausschuss<br />
einige seiner Kurznachrichten zur<br />
Verfügung gestellt. Das Ministerium<br />
stuft diese aber als nicht relevant ein.<br />
Der Ausschuss befasst sich am Donnerstag<br />
mit den Nachrichten.<br />
Marie-Agnes Strack-Zimmermann,<br />
Sprecherin der FDP im Untersuchungsausschuss,<br />
sagte der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland): „Das Bundesverteidigungsministerium<br />
von Frau Kramp-<br />
Karrenbauer redet sich in dem Bericht<br />
heraus.Dass beispielsweise die<br />
SMS zwischen Herrn Lindner und<br />
Frau vonder Leyen keine Beweismittel<br />
sein sollen, ist alarmierend.“<br />
Sollte das Verteidigungsministerium<br />
weiterhin die Zusammenarbeit verweigern,<br />
dann könne ein solcher Fall<br />
auch vordem Bundesverfassungsgericht<br />
landen. „Wenn ein Ersuchen<br />
des Untersuchungsausschusses<br />
über die Vorlage von Beweismitteln<br />
abgelehnt wird, ist dieser laut Gesetz<br />
zu Parlamentarischen Untersuchungsausschüssen<br />
über die<br />
Gründe schriftlich zu unterrichten“,<br />
sagte Strack-Zimmermann. „Sieht<br />
man in dem jetzt vorgelegten Bericht<br />
eine solche ablehnende Begründung,<br />
dann kann der Ausschuss mit<br />
Minderheit die Rechtmäßigkeit der<br />
Ablehnung durch das Bundesverfassungsgericht<br />
überprüfen lassen“.<br />
Sichtung durch Dritte fehlt<br />
Dennis Rohde, Sprecher der SPD im<br />
Untersuchungsausschuss, sagte:<br />
„Das Ministerium hat entschieden,<br />
dass die Mitarbeiter selbst erklären,<br />
ob sie alles vorgelegt haben. Dies<br />
wird nicht kontrolliert. Selbiges gilt<br />
für Frau von der Leyen und die<br />
Durchsicht ihres Handys. Das mag<br />
rechtskonform sein, ist jedoch sehr<br />
problematisch.“ Die Ausschuss-Mitglieder<br />
hätten erwartet, dass das Ministerium<br />
die Sichtung durch weisungsunabhängige<br />
Dritte vornehmen<br />
lässt, so Rohde.„Am Ende wird<br />
man über eine Verschärfung des Untersuchungsausschussgesetzes<br />
diskutieren<br />
müssen. Im Zweifel sind<br />
uns potenziell wichtige Beweismittel<br />
abhandengekommen.“<br />
Bahn will<br />
mit Ströbele<br />
reden<br />
Grüner kritisiert Umgang<br />
mit Gehbehinderten<br />
VonFelix Huesmann<br />
und RasmusBuchsteiner<br />
Nancy Pelosi, Speakerin des Repräsentantenhauses<br />
in Washington<br />
DasAmtsenthebungsverfahren gegen<br />
US-Präsident Donald Trump<br />
könnte noch in dieser Woche beginnen:<br />
DasRepräsentantenhaus soll<br />
an diesem Mittwoch über eine Weiterleitung<br />
der Anklage gegen Trump<br />
abstimmen. Daskündigte die Vorsitzende<br />
der Kongresskammer,die Demokratin<br />
Nancy Pelosi, am Dienstag<br />
an. DieAnklagepunkte müssen an<br />
den Senat weitergeleitet werden, wo<br />
das Amtsenthebungsverfahren gegen<br />
Trump geführtwird. (AFP)<br />
Johnson: Kein Referendum zu<br />
Schottlands Unabhängigkeit<br />
Derbritische Premierminister Boris<br />
Johnson hat ein neues Unabhängigkeitsreferendum<br />
der Schotten offiziell<br />
abgelehnt. Er könne keinem Antrag<br />
zustimmen, der zu weiteren Unabhängigkeitsreferenden<br />
führen<br />
würde,schrieb Johnson an Schottlands<br />
Regierungschefin Nicola Sturgeon.<br />
Schottland wolle keine von<br />
Johnson geführte Tory-Regierung,<br />
die den Landesteil aus der EU führe,<br />
hatte Sturgeon argumentiert. (dpa)<br />
AP<br />
Grüner wird’snicht<br />
Die EU will eine Billion Euro aufbringen, um CO 2 -neutral zu werden. Aber wer soll wo wie viel Geld bekommen?<br />
VonDamir Fras, Brüssel<br />
Esist eine Eins mit zwölf Nullen,<br />
also eine Billion Euro.Die will die<br />
EU-Kommission im kommenden<br />
Jahrzehnt für den Kampf gegen den<br />
Klimawandel aufbringen. Ein Zehntel<br />
davon, 100 Milliarden Euro,soll in<br />
Regionen fließen, die noch von der<br />
Kohle abhängig sind und die der<br />
Strukturwandel besonders schwer<br />
treffen wird. Doch ob die Summe<br />
ausreicht, um Europa bis 2050 zum<br />
ersten CO 2 -neutralen Kontinent zu<br />
machen, ist noch ebenso unsicher<br />
wie die Frage,obdas Geld überhaupt<br />
aufgebracht wird. Der Verteilungskampf<br />
hat am Dienstag im Europa-<br />
Parlament in Straßburgbegonnen.<br />
Frans Timmermans, Vizepräsident<br />
der EU-Kommission, erging<br />
sich während seiner Rede weitgehend<br />
in Allgemeinplätzen. Die EU<br />
habe die Fähigkeiten und das Wissen,<br />
um den Green Deal durchzusetzen<br />
und niemanden dabei zurückzulassen,<br />
sagte der Niederländer.<br />
DerKampf gegen den Klimawandel<br />
wird die Amtszeit der neuen<br />
Kommissionspräsidentin Ursula von<br />
der Leyen prägen. Sie hat die Aufgabe<br />
bereits mit der Mondlandung<br />
vor verglichen. Doch schon die Finanzierung<br />
des „Mechanismus für<br />
einen gerechten Übergang“ dürfte<br />
für Streit im EU-Betrieb sorgen.<br />
Glühende Landschaften: Görlsdorf in Brandenburg<br />
Denn von den 100 Milliarden Euro<br />
sind lediglich 7,5 Milliarden frisches<br />
Geld aus der EU-Kasse.Der Rest soll<br />
aus bereits bestehenden Regionalund<br />
Strukturfonds kommen beziehungsweise<br />
vonprivaten Investoren.<br />
Geld für die Lausitz<br />
Ziel sei es, soEU-Vertreter, den Ausstieg<br />
aus den fossilen Energien so sozial<br />
verträglich wie möglich zu machen.<br />
Neue Jobs sollen mit dem Geld<br />
geschaffen, umweltfreundliche Unternehmen<br />
angesiedelt, Umschulungen<br />
bezahlt, ehemalige Kohleabbau-Gebiete<br />
rekultiviertwerden. Die<br />
FRANK SORGE/IMAGO IMAGES<br />
EU hat 108 Regionen definiert, in<br />
den es heute noch knapp 250 000 Arbeitsplätze<br />
inder fossilen Energie-<br />
Industrie gibt; darunter die Kohleregionen<br />
in der Lausitz und in Nordrhein-Westfalen.<br />
Die Verteilung des Geldes ist unklar.<br />
Peter Liese, Europaabgeordneter<br />
der CDU, warnte davor, die Regionen<br />
im vergleichsweise wohlhabenden<br />
Deutschland nicht zu berücksichtigen.<br />
Es sei ein „Skandal“,<br />
dass einzelne EU-Kommissare diese<br />
Position vertreten hätten, so Liese.<br />
Kritik kam auch vomGrünen-Abgeordnete<br />
Niklas Nienaß. Er sagte,<br />
dass die von der EU-Kommission<br />
vorgeschlagenen 7,5 Milliarden Euro<br />
bei Weiten nicht ausreichten, „um<br />
die wirtschaftliche Wende sozial zu<br />
gestalten und alle Kohleregionen<br />
ausreichend zu unterstützen“. Die<br />
EU-Kommission dürfe nicht mit Taschenspielertricks<br />
Geld von einem<br />
Fonds in den anderen wirtschaften<br />
und eine strukturschwache Region<br />
gegen die andereausspielen.<br />
Im Ziel sind sich alle einig: Um<br />
Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen,<br />
ist eine Abkehr von Kohle, Öl<br />
und Gas nötig. Auch müssen Wirtschaft,<br />
Landwirtschaft, Verkehr und<br />
private Energienutzung komplett<br />
umgebaut werden. Doch der Weg<br />
dahin ist umstritten. Während<br />
Grüne, Sozialdemokraten und Liberale<br />
im Europaparlament auch mit<br />
Verboten arbeiten wollen, lehnen<br />
das die europäischen Konservativen<br />
weitgehend ab. Sie setzen auf die<br />
Kräfte des Marktes und den Emissionshandel,<br />
damit sich neue Technologien<br />
durchsetzen können.<br />
Zudem ist unklar, obdie Summe<br />
von einer Billion Euro zusammenkommt.<br />
Deutschland etwa wehrt<br />
sich gegen eine Erhöhung des EU-<br />
Haushaltes für 2021 bis 2027. Das<br />
aber wäre nach Ansicht von EU-<br />
Kommission und EU-Parlament<br />
eine Bedingung für einen Erfolg im<br />
Kampf gegen den Klimawandel.<br />
Hans-Christian Ströbele ist auf Gehhilfen<br />
angewiesen.<br />
DPA<br />
Die Deutsche Bahn verteidigt<br />
sich gegen Kritik am Umgang<br />
ihres Mobilitäts-Services mit gehbehinderten<br />
Reisenden. Derehemalige<br />
Grünen-Abgeordnete Hans-Christian<br />
Ströbele hatte zuvor berichtet,<br />
die Bahn habe sich geweigert, ihn<br />
mit seinem Rollator in einen Zug hineinzuhieven.<br />
Alleine komme er aufgrund des<br />
Höhenunterschieds nicht mehr in die<br />
Züge,sagte Ströbele der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland).<br />
Um Reisenden im Rollstuhl<br />
beim Einstieg zu helfen, benutzt die<br />
Deutsche Bahn spezielle Hublifte.Die<br />
hätte auch Ströbele mit seinem Rollator<br />
gerne genutzt. Das habe die<br />
Bahn ihm jedoch aus versicherungstechnischen<br />
Gründen verweigert.<br />
Stattdessen habe ihn ein Bahnmitarbeiter<br />
am Gürtel hochgezogen. Die<br />
Hublifte seien sicherer und ihre Nutzung<br />
sei auch für alle Beteiligten bequemer,als<br />
einen Reisenden„irgendwie<br />
hinein- oder herauszubugsieren“,<br />
so Ströbele.<br />
Die Deutsche Bahn sieht das anders.„Unsere<br />
Mitarbeiter unterstützen<br />
Reisende mit Mobilitätseinschränkung<br />
850 000 mal pro Jahr<br />
beim Ein- und Ausstieg“, teilte ein<br />
Bahn-Sprecher mit. Für Rollstuhlfahrer<br />
seien bundesweit 900 mobile<br />
Hublifte im Einsatz. „Für Reisende<br />
mit Rollator ist der Lift leider zu unsicher.Hier<br />
helfen unsereService-Mitarbeiter<br />
beim Ein- und Ausstieg“, so<br />
der Bahn-Sprecher.Anüber 100 großen<br />
Bahnhöfen stelle die Bahn Reisenden<br />
mit Rollator auch Leih-Rollstühle<br />
zum sicheren Einstieg per<br />
Hublift zur Verfügung. Die Bahn bedauere<br />
das Geschehen und wolle<br />
nun das Gespräch mit ihm suchen.<br />
Überlasteter Mobilitätsservice<br />
Auch Reisende im Rollstuhl klagen<br />
immer wieder über Ärger mit der<br />
Deutschen Bahn. DieBahn habe das<br />
grundsätzliche Problem, „dass die<br />
Mobilitätsservice-Zentralen gnadenlos<br />
überlastet sind“, erklärt Lukas<br />
Iffländer, Vizevorsitzender des<br />
Fahrgastverbands ProBahn.„Wir bekommen<br />
regelmäßig Mitteilungen<br />
von Rollstuhlfahrern, dass angemeldete<br />
Reisen storniert wurden, weil<br />
kein Personal vorhanden ist.“<br />
Reisende müssten dann auf andereVerbindungen<br />
ausweichen. Ein<br />
barrierefreies Pendeln mit der Bahn<br />
sei so jedoch kaum möglich. „Flexibel<br />
geht da sowieso nichts“, sagt Iffländer.<br />
Rollstuhlfahrer müssten sich<br />
24 bis 48 Stunden vorher anmelden.<br />
„Oft haben Reisende keine Chance,<br />
wenn sie sich nicht mindestens zwei<br />
Tage vorher anmelden.“<br />
Vonsoeiner Situation berichtete<br />
im November 2019 auch der rollstuhlfahrende<br />
Menschenrechtsaktivist<br />
Raul Krauthausen. Seine geplante<br />
Reise sei von der Bahn abgesagt<br />
worden, „da die Bahn an diesem<br />
Tag aufgrund des hohen Reiseaufkommens<br />
den Mobilitätsservice<br />
nicht bestätigen konnte“. Krauthausen<br />
konnte,sodie Bahn einen anderenZug<br />
am selben Tagnehmen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 5<br />
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Politik<br />
Vorder Amir-Kabir-Universität in Teheran stehen sich am Wochenende ein Polizist und ein Demonstrant gegenüber.<br />
AP<br />
Auf Konfrontation<br />
Die Europäer wollen das Atomabkommen retten –und drohen dem Iran deshalb mit neuen Sanktionen. In Teheran demonstrieren die Menschen gegen die Führung<br />
VonMarina Kormbaki<br />
Die Bemühungen zur Eindämmung<br />
des iranischen<br />
Atomprogramms<br />
stehen vor dem Scheitern.<br />
Die Außenminister Deutschlands,<br />
Frankreichs und Großbritanniens<br />
haben den Schlichtungsmechanismus<br />
des Atomabkommens<br />
gestartet. Damit reagieren die Europäer<br />
auf Verstöße Teherans gegen<br />
zentrale Auflagen zur Anreicherung<br />
von Uran. Der indem Abkommen<br />
vorgesehene Schlichtungsmechanismus<br />
bietet die letzte Möglichkeit<br />
zur Wahrung des Nuklearabkommens,<br />
ehe aufgehobene Sanktionen<br />
gegen Iran wieder in Kraft treten.<br />
„Irans Handeln ist mit der Nuklearvereinbarung<br />
unvereinbar und hat<br />
immer schwerere und unumkehrbare<br />
Folgen im Hinblick auf die nukleare<br />
Nichtverbreitung“, heißt es in<br />
einer am Dienstag veröffentlichten<br />
gemeinsamen Erklärung. „Uns<br />
bleibt daher angesichts des iranischen<br />
Vorgehens keine andere<br />
Wahl“, schreiben die drei Außenminister,als<br />
ihreBedenken zu Protokoll<br />
zu geben und den Schlichtungsmechanismus<br />
auszulösen.<br />
Zugleich beteuern sie ihren Willen<br />
zum Erhalt des Abkommens und<br />
zur Zusammenarbeit mit dem Iran:<br />
„Dementsprechend schließen sich<br />
unsere drei Länder keiner Vorgehensweise<br />
an, die zum Ziel hat, maximalen<br />
Druck auf den Iran auszuüben.“<br />
Damit grenzen sich die Europäer<br />
klar von US-Präsident Donald<br />
Trump ab, der mit wirtschaftlichem<br />
Druck und politischer Isolation Teheran<br />
zu einem Kurswechsel zwingen<br />
will.<br />
„Die zunehmenden iranischen<br />
Verletzungen des Nuklearabkommens<br />
konnten wir nicht länger unbeantwortet<br />
lassen“, sagte Außenminister<br />
Heiko Maas am Dienstag in<br />
Berlin.„Unser Ziel ist klar:Wir wollen<br />
das Abkommen bewahren und zu einer<br />
diplomatischen Lösung innerhalb<br />
der Vereinbarung kommen“,<br />
betonte der SPD-Politiker. Der Iran<br />
sei nun aufgefordert, „sich konstruktiv<br />
an dem nun beginnenden Verhandlungsprozess<br />
zu beteiligen“.<br />
Der Schlichtungsmechanismus<br />
sieht eine zweimal fünfzehntägige<br />
Frist vor, um eine Lösung zu finden.<br />
Eigentlich war er zur Klärung technischer<br />
Detailfragen gedacht. Nunsoll<br />
er grundlegende Meinungsverschiedenheiten<br />
ausräumen helfen. Theoretisch<br />
kann die Verhandlungsfrist<br />
verlängert werden. Der Iran hatte<br />
Anfang Januar angekündigt, sich von<br />
Die Justiz im Iran hat nach<br />
dem Abschuss eines ukrainischen<br />
Flugzeugs mit 176<br />
Menschen an Bord nahe Teheran<br />
„einige“ Personen verhaftet.<br />
Das teilte Justizsprecher<br />
Gholam-Hussein Ismaili<br />
laut Nachrichtenagentur Isna<br />
mit. Auswelchen Institutionen<br />
und Abteilungen die Verhafteten<br />
kommen, sagte der<br />
Sprecher nicht. Nach Angaben<br />
des Webportals Khabar<br />
Online soll derjenige, der<br />
den Abschuss gefilmt hat, in<br />
Robat-Karim südlich vonTeheran<br />
verhaftet worden sein.<br />
den letztverbliebenen Auflagen des<br />
Nuklearabkommens distanzieren<br />
und seine Zentrifugenanzahl zur<br />
Urananreicherung nicht mehr beschränken<br />
zu wollen. Damit bestünden<br />
für das Nuklearprogramm<br />
„keine operationellen Einschränkungen<br />
mehr“, hieß es.<br />
FESTNAHMEN NACH ABSCHUSS<br />
PräsidentHassanRuhani<br />
forderteeine lückenlose Aufklärung.„Dieser<br />
Fall ist kein<br />
normalerFall, und er muss<br />
voneinem Sondergericht und<br />
verschiedenenExperten<br />
gründlich und lückenlos untersuchtwerden.“<br />
Alle Einzelheiten<br />
sollten transparentuntersuchtund<br />
publik gemacht<br />
werden, Verantwortliche<br />
müssten zur Rechenschaft<br />
gezogenwerden.Erkönne<br />
nichtakzeptieren, dasslediglich<br />
eine Person, „die auf den<br />
Knopf gedrückt hat“,alleine<br />
verantwortlich sei.<br />
Die Identifizierung der Opfer<br />
dauertan. Nach Angaben<br />
der Gerichtsmedizin wurden<br />
61 der 176 Leichen identifiziertund<br />
können nun den Familien<br />
übergeben werden. Es<br />
mussten diverse DNA-Tests<br />
vorgenommen werden. Der<br />
Sprecher nannte keine Details<br />
zur Nationalität. In der<br />
Maschine befanden sich<br />
nach iranischen Angaben<br />
147 iranische Passagiere,<br />
unter ihnen auch Doppelstaatsbürger,sowie<br />
29 aus<br />
der Ukraine, Kanada,<br />
Schweden und Afghanistan.<br />
Die Europäer werfen dem Iran<br />
vor, seit Sommer 2019 wesentliche<br />
Auflagen des Atomabkommens zu<br />
missachten. Ihre Kritik bezieht sich<br />
auf die Menge und den Anreicherungsgrad<br />
von atomwaffenfähigem<br />
Uran sowie auf Forschungsfortschritte<br />
bei Zentrifugen, die sich<br />
nicht wieder rückgängig machen ließen.<br />
Irans Außenminister Dschawad<br />
Sarif hatte den Europäern amMontag<br />
vorgeworfen, nicht genug für den<br />
Erhalt des Abkommens zu tun. Die<br />
Europäer hätten sich dem „US-Diktat“<br />
gebeugt, schrieb Sarif.<br />
Im Gegenzug zum Stopp seines<br />
Atomprogramms sollte Teheran wieder<br />
zum internationalen Handel zugelassen<br />
werden. Doch die seit dem<br />
Ausstieg von US-Präsident Trump<br />
aus dem Iran-Abkommen im Sommer<br />
2018 in Kraft getretenen US-<br />
Sanktionen konnten bisher von den<br />
verbleibenden Vertragspartnern<br />
nicht ausgeglichen werden. Neben<br />
den Europäern sind auch Russland<br />
und China Unterzeichnerstaaten<br />
des nach 13-jährigen Verhandlungen<br />
2015 in Kraft getretenen Atomabkommens.<br />
Die drei europäischen Außenminister<br />
kontern die Vorwürfe aus Teheran<br />
in ihrer Erklärung. Sie verweisen<br />
auf die ihrerseits vorgenommene<br />
Aufhebung von Sanktionen<br />
sowie auf ihr „unermüdliches“ Bemühen,<br />
eine Zweckgesellschaft namens<br />
Instex einzurichten, um trotz<br />
der hochgefahrenen US-Wirtschaftssanktionen<br />
Handel mit dem<br />
Iran betreiben zu können. Das Mullah-Regime<br />
ist auf den Export von<br />
Erdöl angewiesen. Bislang konnten<br />
jedoch noch keine Geschäfte mit<br />
dem Iran über dieses Instrument abgewickelt<br />
werden, nicht einmal für<br />
medizinische Güter. Zugroß ist die<br />
Angst potenzieller Banken und Unternehmen,<br />
mit US-Sanktionen belegt<br />
zu werden und Zugänge zum<br />
US-Markt zu verlieren.<br />
Tränengas gegen Demonstranten?<br />
Beierneuten Protesten gegen die iranische<br />
Führung sollen Sicherheitskräfte<br />
mit Tränengas gegen die Demonstranten<br />
vorgegangen sein. In<br />
Onlinediensten veröffentlichte Videos<br />
zeigten, wie bei dem Vorgehen<br />
der Polizei gegen Proteste am Sonntagabend<br />
mindestens eine Frau verletzt<br />
wurde.Die Demonstranten forderten<br />
den Rücktritt der Verantwortlichen<br />
für den Abschuss und dessen<br />
tagelange Leugnung. Auf mehreren<br />
Videos im Internet war zu sehen, wie<br />
eine Menschenmenge nahe des<br />
Asadi-Platzes in Teheran mit Tränengas<br />
auseinandergetrieben wird und<br />
die Menschen schreiend davonrennen.<br />
Ein Video zeigte zudem eine<br />
blutende Frau auf einem Gehweg.<br />
Überprüfen ließen sich die Angaben<br />
nicht. Die Regierung in Teheran bestritt,<br />
dass die Polizei Waffen eingesetzt<br />
habe. (mit AFP)<br />
Merkel lädt zum Libyen-Gipfel<br />
Seit Sonntag gilt eine Waffenruhe. Aber General Haftar reist ohne Abkommen von Verhandlungen aus Moskau ab. Nun soll ein Spitzentreffen in Berlin den Durchbruch bringen<br />
Nach den erfolglosen Verhandlungen<br />
über einen dauerhaften<br />
Waffenstillstand im Bürgerkriegsland<br />
Libyendrängt Russland zu weiteren<br />
Vermittlungsgesprächen. „Alle<br />
sollten an einem Strang ziehen und<br />
alle libyschen Parteien dazu ermuntern“,<br />
sagte Außenminister Sergej<br />
Lawrow am Dienstag in SriLanka.<br />
Kurz zuvor waren die in Moskau<br />
geführten Unterredungen mit den<br />
Konfliktparteien ohne Ergebnis zu<br />
Ende gegangen. Der abtrünnige General<br />
Chalifa Haftar reiste aus der<br />
russischen Hauptstadt ab, ohne die<br />
Vereinbarung über eine Waffenruhe<br />
zu unterschreiben, wie das Außenministerium<br />
bestätigte. Der Ministerpräsident<br />
der international anerkannten<br />
Regierung, Fajis al-Sarradsch,<br />
reiste zu Konsultationen in<br />
die Türkei.<br />
Russland und die Türkei wollen<br />
ihre Bemühungen fortsetzen. Auch<br />
Deutschland, Frankreich und Italien<br />
sowie die Nachbarländer,die in dem<br />
Konflikt vermitteln wollten, müssten<br />
eine gemeinsame Linie finden.<br />
Der Bürgerkrieg in Libyen tobt<br />
seit dem vom Westen unterstützten<br />
Sturzdes Langzeitherrschers Muammar<br />
al-Gaddafi im Jahr 2011. Die<br />
Türkei unterstützt die international<br />
anerkannte Regierung vonMinisterpräsident<br />
Al-Sarradsch. Russland<br />
stärkt –wie Ägypten, Saudi-Arabien,<br />
die Vereinigten Arabischen Emirate<br />
und angeblich auch Frankreich –General<br />
Haftar. Der hat inzwischen die<br />
Kontrolle über weiteTeile des Landes<br />
gewonnen. Im vergangenen Jahr begann<br />
er eine Offensive auf die<br />
Hauptstadt Tripolis.<br />
DieVerhandlungen, die am Montag<br />
zusammen mit Vertretern Russlands<br />
und der Türkei begonnen hatten,<br />
waren zuvor ins Stocken gekommen.<br />
Ministerpräsident Al-Sarradsch<br />
unterzeichnete zwar das<br />
Dokument, und Lawrow sprach<br />
noch von Fortschritten, aber Haftar<br />
erbat sich Bedenkzeit. Bereits am<br />
Sonntag war eine vorläufige Waffenruhe<br />
in Libyen inKraft getreten, die<br />
brüchig blieb. AmDienstag schien<br />
die seit Sonntag geltende Waffen-<br />
Regierungstreue Kämpfer im Süden von Tripolis<br />
ruhe aber zu halten. Es gab zunächst<br />
keine Berichte über Verstöße oder<br />
Kämpfe in der Gegend um Tripolis.<br />
Zu einem direkten Treffen von<br />
Vertretern der Sarradsch-Regierung<br />
mit Haftar,dessen Truppen mit Hilfe<br />
verbündeter Milizen etwa 80 Prozent<br />
des Landes beherrschen, soll es in<br />
Moskau nicht gekommen sein. Der<br />
WWW.IMAGO-IMAGES.DE<br />
Vorsitzende des Hohen Staatsrats,<br />
Chalid al-Mischri, sagte dem libyschen<br />
TV-Sender Al Ahrar zufolge:<br />
„Wir haben uns geweigert, uns mit<br />
Haftar zu treffen, und werden unter<br />
keinen Umständen mit ihm an einem<br />
Tisch sitzen. Unsere Gespräche<br />
in Moskau führen wir mit der Türkei<br />
und Russland.“<br />
Nach Experteneinschätzung war<br />
dies auch ein wesentlicher Grund für<br />
das Ende der Moskauer Verhandlungen.<br />
Für Haftar sei dies eine „Demütigung“<br />
gewesen, sagte der Nahost-<br />
ExperteWitali Naumkin vonder Russischen<br />
Akademie der Wissenschaften.<br />
Er glaube aber nicht, dass die<br />
Verhandlungen damit gescheitert<br />
seien.„Immerhin ist es gelungen, die<br />
beiden nach Moskau zu bringen“,<br />
sagte er der Agentur Ria Novosti zufolge.<br />
„Wenn Menschen sich jahrelang<br />
bekämpft haben, kann man<br />
nicht erwartet, dass sie kommen,<br />
unterschreiben und alles geregelt<br />
wird–soeinfach ist das nicht.“<br />
Die Gespräche in Moskau sollten<br />
auch den Wegfür eine Friedenskonferenz<br />
ebnen, die nun in Berlin stattfinden<br />
soll. Kanzlerin Angela Merkel<br />
lud für diesen Sonntag zu einem<br />
Gipfel in die deutsche Hauptstadt.<br />
Das Treffen werde nach Absprache<br />
mit UN-Generalsekretär António<br />
Guterres auf Ebene der Staats- und<br />
Regierungschefs stattfinden, teilte<br />
die Bundesregierung am Dienstag<br />
mit. Daran werden die USA, Russland,<br />
Großbritannien, Frankreich,<br />
China, die Vereinigten Arabischen<br />
Emirate, die Türkei, die Republik<br />
Kongo,Italien, Ägypten und Algerien<br />
teilnehmen. Ob US-Präsident Donald<br />
Trump nach Berlin reisen wird,<br />
war zunächst unklar. Eswurde erwartet,<br />
dass unter anderem der russische<br />
Präsident Wladimir Putin und<br />
dessen französischer Amtskollege<br />
Emmanuel Macron anreisen. Auch<br />
Ministerpräsident Al-Sarradsch und<br />
General Haftar würden eingeladen.<br />
EinBeitrag zur Versöhnung<br />
In der Mitteilung der Bundesregierung<br />
wird betont, Deutschland sei<br />
seit September 2019 Gastgeber eines<br />
Konsultationsprozesses zum Libyen-Konflikt,<br />
mit dem die Arbeit<br />
vonGuterres begleitet werde. Ziel sei<br />
es, durch eine Gruppe von Staaten<br />
und internationalen Organisationen<br />
die UN-Bemühungen für ein souveränes<br />
Libyensowie für den innerlibyschenVersöhnungsprozess<br />
zu unterstützen.<br />
(dpa)
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
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Hauptstadt<br />
Gedränge im<br />
Reichstag<br />
AmDonnerstag wirdeswieder<br />
rappelvoll werden im<br />
Plenum des Deutschen<br />
Bundestages. Dann stimmen<br />
die Abgeordneten der sechs<br />
Fraktionen über ein neues Organspende-Gesetz<br />
ab. Zwei Gesetzentwürfe<br />
stehen zur Auswahl, die Mehrheiten<br />
sind ungewiss, folglich<br />
kommt es auf jeden anwesenden<br />
Parlamentarier an.<br />
Doch auch in den normalen Sitzungswochen<br />
ist im Reichstag viel<br />
los.Manchmal sogar zuviel. 709 Abgeordnete<br />
sitzen im Bundestag, so<br />
viele wie nie zuvor.Seit dieser Legislaturperiode<br />
kommt es regelmäßig<br />
vor, dass die Reichstagskuppel an<br />
Sitzungstagen kurzzeitig für Besucher<br />
geschlossen wird. Das verfügt<br />
der Brandschutzbeauftragte, wenn<br />
zu viele Menschen im Haus sind,<br />
das dann im Brandfall womöglich<br />
nicht rechtzeitig evakuiert werden<br />
könnte. Das ist oft an Dienstagen<br />
der Fall, wenn die Fraktionen aller<br />
Parteien ihreSitzungen haben. Eine<br />
reine Vorsichtsmaßnahme, heißt es<br />
aus der Verwaltung. Dass sie mit der<br />
Rekordzahl der Mandate zusammenhängt,<br />
mag man dort auch<br />
nicht bestätigen. Aber die Vermutung<br />
liegt nahe.<br />
In den Plenarsaal jedenfalls passen<br />
noch viel mehr Menschen, als<br />
bisher dort regelmäßig sitzen. Die<br />
Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten<br />
wählt, umfasst<br />
sämtliche Bundestagsabgeordneten<br />
sowie noch einmal die gleiche Anzahl<br />
von Vertreterinnen und Vertreter<br />
der Bundesländer.<br />
Wenn sich zu viele Abgeordnete im<br />
Parlament versammeln, wird die<br />
Kuppel für Besucher gesperrt<br />
VonChristine Dankbar und Isabella Galanty<br />
Der Bundestagsadler<br />
Größe: 58 Quadratmeter<br />
Gewicht: 2,5 Tonnen<br />
Als Frank-Walter Steinmeier am<br />
12. Februar 2017 zum Staatsoberhaupt<br />
gewählt wurde, saßen also<br />
1260 Stimmberechtigte im Plenarsaal,<br />
dicht an dicht und auf Klappstühlen.<br />
Die markanten blau-violetten<br />
Stühle waren für diesen Tagabmontiert<br />
worden. Sonst hätte man<br />
die Versammlung niemals untergebracht.<br />
Würde man in dieser Legislatur<br />
ein neues Staatsoberhaupt wählen<br />
müssen, hätte die Bundesversammlung<br />
sogar 1418 Mitglieder und<br />
müsste dann vermutlich in einem<br />
anderen Saal stattfinden.<br />
Dasist natürlich nicht der Grund,<br />
warum derzeit zwischen den Parteien<br />
ein neues Wahlrechtsgesetz<br />
verhandelt wird. Nimmt man die<br />
derzeitigen Politikumfragen als<br />
Grundlage für etwaige künftige<br />
Wahlergebnisse, könnte der nächste<br />
Bundestag ohne Reform locker 800<br />
Abgeordnete oder sogar noch mehr<br />
umfassen.<br />
Das Problem sehen alle Fraktionen<br />
ähnlich, bei der Lösung gehen<br />
die Meinungen allerdings weit auseinander.<br />
Hintergrund ist natürlich,<br />
dass künftig weniger Mandate zu<br />
verteilen sind, und Verzicht fällt bekanntlich<br />
immer schwer. Die Wahlrechtsreform,<br />
an der nun bereits seit<br />
mehr als zwei Jahren gearbeitet wird,<br />
stockt daher seit geraumer Weile.<br />
Will man das Problem so lösen, dass<br />
es bereits für die Wahl im kommenden<br />
Jahr wirksam wird, muss man<br />
demnächst allerdings eine Entscheidung<br />
treffen. Im kommenden März<br />
beginnen nämlich bereits die ersten<br />
Wahlkreise mit ihren Kandidatenaufstellungen.<br />
Kameras<br />
übertragen die Plenardebatten<br />
live indas Parlamentsfernsehn.<br />
Chef des Bundeskanzleramts,<br />
Bundesminister für besondere Aufgaben<br />
Staatsminister im Bundeskanzleramt<br />
Regierungssprecher<br />
Parlamentarische Staatssekretäre<br />
Sitzungspräsident<br />
kündigt an,<br />
welches<br />
Thema<br />
besprochen<br />
wird<br />
Plenarassistenten<br />
unterstützen den<br />
Sitzungspräsidenten<br />
(stellen z. B. die Uhr<br />
für die Redezeit)<br />
Wehrbeauftragter<br />
Zwei Medienwände<br />
hier werden die aktuellen<br />
Tagesordnungspunkte angezeigt<br />
Schriftführer<br />
Schriftführer<br />
Entwicklungsminister Gerd Müller,CSU<br />
Regierungsbank<br />
Bundesrat<br />
Bildungsministerin Anja Karliczek, CDU<br />
Umweltministerin Svenja Schulze, SPD<br />
Arbeitsminister Hubertus Heil, SPD<br />
Finanzminister Olaf Scholz, SPD<br />
AfD<br />
90 Sitze<br />
Justizministerin Christine Lambrecht, SPD<br />
Verkehrsminister Andreas Scheuer,CSU<br />
Gesundheitsminister Jens Spahn, CDU<br />
Innenminister Horst Seehofer,CSU<br />
Familienministerin Franziska Giffey, SPD<br />
Außenminister Heiko Maas, SPD<br />
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer,CDU<br />
Wirtschaftsminister PeterAltmaier,CDU<br />
Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel, CDU<br />
Landwirtschaftsministerin<br />
Julia Klöckner,CDU<br />
Stenografen<br />
notieren die Reden<br />
Rednerpult<br />
jeder Abgeordnete<br />
kann hier Vorschläge<br />
machen<br />
Präsident des<br />
Bundesrats<br />
(wechselt jährlich)<br />
Die Linke<br />
69 Sitze<br />
FDP<br />
80 Sitze<br />
Pressetribühne<br />
Fraktionslose<br />
5 Sitze<br />
Besucher-Tribühnen<br />
mit Platz für bis zu<br />
400 Menschen. Vorherige<br />
Anmeldung ist nötig.Während der Sitzungen<br />
darf weder gesprochen noch geklatscht werden.<br />
CDU/CSU<br />
246 Sitze<br />
19. Deutscher Bundestag<br />
709<br />
Abgeordnete<br />
Jeder Abgeordnete<br />
hat einen bestimmten<br />
Platz im Plenarsaal.<br />
Bündnis 90/<br />
Die Grünen<br />
67 Sitze<br />
QUELLE: BUNDESTAG<br />
SPD<br />
152 Sitze<br />
Besucher-Tribühnen<br />
PLATZ DER REPUBLIK<br />
Stürmische<br />
Beziehungen<br />
Holger Schmale<br />
weiß, was politische Freundschaften aushalten.<br />
Angela Merkel ist Trägerin von<br />
mittlerweile 17 Ehrendoktorwürden,<br />
zahllosen Orden aus aller Welt<br />
und anderen bedeutenden Ehrungen,<br />
vomEuropäischen Karlspreis bis<br />
zum Theodor-Herzl-Preis des Jüdischen<br />
Weltkongresses. Inder nächstenWoche<br />
kommt eine weiterehinzu:<br />
Die American Academy verleiht ihr<br />
den diesjährigen Henry-A.-Kissinger-<br />
Preis für außerordentliche Verdienste<br />
um die transatlantischen Beziehungen.<br />
Angesichts des angespannten<br />
Verhältnisses zwischen Deutschland<br />
und den USA im Allgemeinen und<br />
zwischen ihr und dem US-Präsidenten<br />
Donald Trump im Besonderen<br />
kann man diese Ehrung nur als eine<br />
spezielle Botschaft verstehen: Sie ist<br />
eine Erinnerung an die guten alten<br />
Zeiten der transatlantischen Freundschaft<br />
zwischen Berlin und Washington,<br />
die immer gehalten hat, auch<br />
wenn die deutsch-amerikanischen<br />
Verhältnisse gerade einmal eine stürmische<br />
Phase hatten.<br />
Daswar zum Beispiel während des<br />
Irak-Kriegs um das Jahr 2004 so, als<br />
die Beziehung zwischen US-Präsident<br />
George W. Bush und Bundeskanzler<br />
Gerhard Schröder auch alles<br />
andere als kameradschaftlich war.<br />
Auch in jenen Jahren spielte die American<br />
Academy am Wannsee eine besondereRolle<br />
als Heimat und Kristallisationspunkt<br />
einer in Berlin ansässigen<br />
deutsch-amerikanischen Community,<br />
die sich in der amtlichen<br />
Politik Washingtons nicht mehr wiederfand.<br />
Seit Trump seinen begeisterten<br />
Gefolgsmann Richard Grenell als<br />
Botschafter der USA in die deutsche<br />
Hauptstadt entsandt hat, ist das wieder<br />
so.Während Grenell mit schrillen,<br />
oft drohenden Tönen die deutsche<br />
Politik kommentiert, wirdinder Villa<br />
am Wannsee der transatlantische<br />
Dialog auf traditionelle, freundschaftlicheWeise<br />
gepflegt.<br />
Der Namensgeber des Preises,<br />
Henry Kissinger, gehörte 1994 gemeinsam<br />
mit dem damaligen Botschafter<br />
RichardHolbrooke,Richard<br />
von Weizsäcker und anderen zu einer<br />
Gruppe,die nach dem Abzug der<br />
letzten US-Soldaten aus Berlin einen<br />
neuen Ort der deutsch-amerikanischen<br />
Beziehungen schaffen wollten.<br />
Daraus ist die American Academy<br />
entstanden. Seit 1998 haben<br />
hier an die 500 Wissenschaftler,<br />
Schriftsteller, Künstler und Journalisten<br />
mit einem Stipendium für einige<br />
Monate arbeiten und wohnen<br />
können, und es gab unzähligeVeranstaltungen<br />
mit Debatten über Politik,<br />
Kultur und Geschichte der USA.<br />
„Die Academy ist so, wie wir alle<br />
die USA sehen wollen: intelligent, eloquent,<br />
nicht engstirnig“, sagte einmal<br />
Gary Smith, der langjährige Direktor.<br />
Aber jeder wisse auch, dass die USA in<br />
Wirklichkeit eben nicht so seien. Jede<br />
Institution, die sich um das Bild des<br />
Landes in derWelt kümmere, und das<br />
sei bei aller Unabhängigkeit auch die<br />
Aufgabe der Academy, könne nur so<br />
wirkungsvoll sein wie die Regierung<br />
in Washington. Das fällt bei der gegenwärtigen<br />
nun besonders schwer.<br />
Umso beziehungsreicher ist diese<br />
Preisverleihung. Die Laudatio auf<br />
Merkel wirdein besonderer Zeitzeuge<br />
der deutsch-amerikanischen Beziehungen<br />
halten: der frühereAußenminister<br />
John Kerry, derals Diplomatensohn<br />
im Nachkriegs-Berlin zur<br />
Schule gegangen ist. Vielleicht<br />
lauscht ihm ja auch Botschafter RichardGrenell.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
▲ 13456,49 (+0,04 %)<br />
15.10.19<br />
14.1.20<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
▲ 64,64 (+0,64 %)<br />
15.10.19<br />
14.1.20<br />
Euro in US-Dollar<br />
▼ 1,1115 (–0,10 %)<br />
Aldi und Lidl<br />
erhöhen Eierpreise<br />
DieEierpreise sind wenige Tage<br />
nach dem Jahreswechsel in Bewegung<br />
geraten. Aldi hat die Preise für<br />
die Zehnerpackung Eier aus Bodenhaltung<br />
sowie Eier aus Freilandhaltung<br />
um jeweils 10 Cent angehoben.<br />
Dieneuen Preise gelten seit Freitag,<br />
wie Aldi Süd mitteilte.Demnach<br />
kosten bei Aldi Süd zehn Eier aus<br />
Bodenhaltung nun 1,29 Euro und<br />
zehn Eier aus Freilandhaltung<br />
1,69 Euro.Beim selbstständigen<br />
Schwesterunternehmen Aldi Nord<br />
gelten dieselben Preise.Auch beim<br />
Aldi-Erzrivalen Lidl sind die meistverkauften<br />
Eier um 10 Cent je Zehnerpackung<br />
teurer geworden. (dpa)<br />
15.10.19<br />
Stand der Daten: 14.01.2020 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
Quelle<br />
aus DAXund MDAX vom14.01.zum Vortag<br />
14.1.20<br />
Wirecard 118,90 +4,67 WWWWWWWWWWW<br />
DeliveryHero 68,08 +3,65 WWWWWWWWW<br />
Knorr-Bremse 96,00 +3,56 WWWWWWWWW<br />
Puma 75,40 +2,72 WWWWWWW<br />
DeutscheBank NA 7,75 +2,28 WWWWWW<br />
SartoriusVz. 207,60 +1,96 WWWWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 14.01. zumVortag<br />
Evonik Industries 25,51 WWWWWWWWWW –3,99<br />
Dürr 30,38 WWWWWWWW –3,09<br />
Fresenius 48,14 WWWWWWW –2,89<br />
MorphoSys 120,20 WWWWWWW –2,75<br />
Dialog Semic.NA 46,93 WWWWWW –2,43<br />
Healthineers 42,09 WWWWWW –2,30<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 14.01. ±% z. 13.01.<br />
Euro Stoxx 50(EU) –0,13<br />
3807/3053 3774,88<br />
CAC 40(FR) +0,08<br />
6072/4773 6040,89<br />
S&P UK(UK) +0,08<br />
1562/1363 1536,43<br />
RTS (RU) – 0,91<br />
1626/1146 1604,96<br />
IBEX (ES) –0,16<br />
9705/8409 9528,30<br />
Dow Jones (US) –0,02<br />
29054/24089 28902,08<br />
Bovespa (BR) +0,27<br />
118564/89409117122,40<br />
Nikkei (JP) +0,73<br />
24091/20111 24025,17<br />
Hang Seng (HK) –0,30<br />
30280/24900 28831,91<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,79<br />
1662/1464 1662,42<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,89 2,89 2,89<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
SWK Bank<br />
couchkredit.de 3,49 3,49 3,49<br />
netbank<br />
netbank.de 3,59 3,59 3,59<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 3,25 3,25 3,25<br />
ING<br />
ing.de 3,39 3,39 3,39<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,75 3,75 3,75<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,89 3,89 3,89<br />
BBBank<br />
030 202480 1,98 1,98 1,98<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />
Pax-Bank<br />
pax-bank.de 3,99 3,99 3,99<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank *<br />
030/28535200 4,29 4,29 3,19<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 3,83 3,89 3,97<br />
*Konditionen gelten für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst.<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />
Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Hintereinem Absetzerfür Abraum am Rande desBraunkohletagebaus Jänschwaldegehtdie Sonneauf.<br />
Zehntausende Programmierer gesucht<br />
Die heimische IT-Branchewächst weiter. International fälltsie jedoch zurück,beklagtder BranchenverbandBitkom<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Die Umsätze der IT-Branche sind<br />
2019 um 2Prozent auf 170 Milliarden<br />
Euro gestiegen–was bundesweit<br />
für 42000 neue Jobs gesorgt hat.<br />
UndAchim Berg,Präsidentdes Branchenverbandes<br />
Bitkom, stellte beim<br />
Bilanzieren des vergangenen Jahres<br />
zugleich neues Wachstum in Aussicht.<br />
Um etwa 1,5 Prozent auf über<br />
172 Milliarden Euro sollen die Branchenumsätze2020zulegen,wasrund<br />
39000 neue Jobs bedeute.Treiber sei<br />
Software. Mitüber1,2 Millionen Stellen<br />
übertreffe die IT hierzulande jede<br />
andereBranche.<br />
Vergleichsweise ist das dennoch<br />
mager,weilLänder wie China, Indien<br />
und die USA, aber auch Dänemark<br />
oder Singapur digital doppelt bis<br />
Poker um Milliarden<br />
Verhandlungen zwischen Regierung und Energiekonzernenüber Kohleausstieg in der heißen Phase<br />
Von Andreas Niesmann und Daniela Vates<br />
Esgeht um jede Menge Kohle<br />
–und um noch mehr Geld.<br />
Knapp ein Jahr nachdemdie<br />
sogenannte KohlekommissionihrenAbschlussberichtvorgelegt<br />
hat, gehen die Verhandlungen um<br />
den Ausstieg Deutschlands aus der<br />
Verstromung von Braun- und Steinkohleinihreentscheidende<br />
Phase.<br />
Der Bericht der Kommission, in<br />
der Vertreter der Kohleindustrie, der<br />
Kumpel, der Braunkohleländer und<br />
der Umweltschutzbewegung saßen,<br />
hatte lediglich einen zeitlichen Horizont<br />
für den Ausstieg definiert. Bis<br />
spätestens 2038 soll dasletzte Kohlekraftwerk<br />
vom Netz gehen. Die konkreten<br />
Abschaltdaten für einzelne<br />
Kraftwerksblöcke muss die Bundesregierung<br />
allerdings mit den Stromkonzernen<br />
verhandeln und das Gesamtpaket<br />
in einemGesetz fixieren.<br />
Am Dienstag gabensichdie Chefs<br />
der Kraftwerksbetreiber im Wirtschaftsministerium<br />
an der <strong>Berliner</strong><br />
Scharnhorststraße die Klinke indie<br />
Hand. Offiziell wollte die Bundesregierung<br />
nicht einmalbestätigen, dass<br />
überhaupt Gespräche stattfinden,<br />
nach Informationen des Redaktions-<br />
Netzwerks Deutschland (RND) aber<br />
sollden ganzen TagüberAbschalttermine<br />
und Entschädigungen verhandelt<br />
worden sein.<br />
Für RWE, ENBW unddie tschechi-<br />
EU-Kommission: Profitierenvom<br />
„Fonds für den<br />
gerechtenWandel“ der<br />
EU sollenvor allem Regionen,<br />
die es beim<br />
Übergang zu einer klimaneutralen<br />
Wirtschaft<br />
bis 2050amschwersten<br />
haben. Die EU-Kommission<br />
sprichtvon 108 Regionen<br />
und allein<br />
237000 Beschäftigten<br />
in der Kohlebranche.<br />
sche EPH, die hinter den ostdeutschen<br />
Unternehmen Leag und Mibrag<br />
steht,gehtesumviel Geld. Hinter<br />
vorgehaltener Hand ist von milliardenschweren<br />
Entschädigungszahlungen<br />
allein für RWEdie Rede.<br />
Ziel aller Beteiligten war es, einen<br />
tragfähigen Gesamtfahrplan für die<br />
Abschaltung der Kraftwerke zu erarbeiten.<br />
Dieser soll beim Gipfeltreffen<br />
der Ministerpräsidenten der betroffenen<br />
Braunkohleländer Brandenburg,<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und NRW am Mittwochabend im<br />
Kanzleramt erörtert werden. Wenn<br />
FONDS FÜR GERECHTEN WANDEL<br />
Neue Jobs: Fürdie Betroffenen<br />
sollen neue<br />
Jobs entstehen, der<br />
wirtschaftliche Absturz<br />
ganzer Regionen soll<br />
verhindert werden.<br />
Über sieben Jahresollen<br />
7,5Milliarden Euro<br />
aus dem EU-Haushalt<br />
fließen. WeitereMilliarden<br />
sollen aus Strukturund<br />
Sozialfonds umgewidmet<br />
werden.<br />
Bewerbung: Die genaue<br />
Ausgestaltungdes neuen<br />
Fonds istnoch unklar.Mutmaßlich<br />
müssen<br />
sich die Regionen<br />
mit konkreten Projekten<br />
um EU-Fördermittelbewerben,<br />
Deutschland<br />
oder die anderen begünstigten<br />
Staaten<br />
müssten außerdem eine<br />
Co-Finanzierung leisten.<br />
vierfach so schnell wachsen. So würden<br />
inden USA Unternehmen und<br />
Staat zusammen proKopfder Bevölkerung<br />
derzeit jährlich rund 1900<br />
Euro in Digitalisierung investieren, in<br />
Deutschland aber nur 909 Euro,rechnet<br />
Berg vor. Zudem stünden voraussichtlichen<br />
Wachstumsraten für 2020<br />
von 1,5 Prozent hierzulande in den<br />
USA 3,2 Prozent oder 5,5 Prozent in<br />
Indien sowie 6,1 Prozent in China<br />
gegenüber. Die Schere öffnet sich<br />
weiter.<br />
Damit sei klar, dass Deutschland<br />
digital gerade den Anschluss verliert,<br />
warnt Berg.Eine Trendwende sei nur<br />
noch durch radikales Umdenken zu<br />
erreichen. „Deutschland braucht<br />
mehralseinUpdate,esbrauchteinen<br />
Neustart“, stellt der Bitkom-Chef klar<br />
und verweist auf die neue Digitalstrategie<br />
2025 seines Verbands. Die rüttelt<br />
an föderalen Prinzipien, fordert<br />
neue Durchgriffsrechte des Bundes<br />
und zusätzliche Milliardeninvestitionen,<br />
die diesmal nicht nur geplant,<br />
sondernauch umgesetzt werden.<br />
Denn frustrierend seien beispielsweise<br />
die Erfahrungen mit dem Digitalpakt<br />
für deutsche Schulen, wo Investitionen<br />
von5Milliarden Euro beschlossen,<br />
aber bislang nur im Umfang<br />
einiger HundertMillionen Euro<br />
abgerufen wurden, kritisiert der Bitkom.<br />
Deutschland brauche weniger<br />
Bildungsföderalismus und der Bund<br />
die Befugnis, bundesweite Mindeststandards<br />
durchzusetzen.<br />
Für ein intelligentes Digitalland<br />
Deutschland müssten Genehmigungspflichten<br />
für Funkmasten und<br />
das Verlegen vonGlasfaserkabeln ab-<br />
FOTO: PATRICK PLEUL/DPA<br />
alle Ministerpräsidenten zustimmen,<br />
könnte das Kohleausstiegsgesetz einschließlich<br />
konkreter Abschaltdaten<br />
und Strommengen am 22. Januar<br />
vom Bundeskabinett beschlossen<br />
werden. In Regierungskreisen rechneteman<br />
am Dienstagallerdingsdamit,<br />
dass die Länderchefs noch einmal<br />
Nachbesserungsbedarf anmelden<br />
werden,wodurch der Termin der<br />
Kabinettsbefassung nach hinten rutschenwürde.<br />
Sachsens Ministerpräsident Michael<br />
Kretschmer (CDU) warfseinerseits<br />
der Bundesregierung Verzögerung<br />
vor und nahm besonders Bundesfinanzminister<br />
Olaf Scholz (SPD)<br />
in den Blick. Kretschmer sagte dem<br />
RND:„DasProblemderBundesregierung<br />
ist, dass der Bundesfinanzminister<br />
regelmäßig die Leute vor den<br />
Kopf stößt. Dieses Mal hat er eine<br />
Brandfackel in mehrere Ministerien<br />
geworfen.“Scholzwolle,dassdieMittel<br />
für im Kohlekompromiss beschlossene<br />
Infrastrukturvorhaben<br />
aus dem Haushalt des Verkehrsministeriums<br />
kommen.<br />
„Die Verkehrspolitiker lehnendas<br />
zu Recht ab.Dennder Kohlekompromissist<br />
eine nationale Aufgabe“,sagte<br />
Kretschmer.„DieFinanzierung der<br />
neuen Infrastruktur muss auf die bisherigen<br />
Planungen drauf gesattelt<br />
werden.“ Dies gelte auch für die Rekultivierungder<br />
bisherigenKohleabbauflächen.„Diekommen<br />
frühzeitig<br />
ausderNutzung,weswegendieRückstellungen<br />
der Unternehmen nicht<br />
ausreichen. Auch dafür muss es zusätzliches<br />
Geld geben.“<br />
Kretschmer drangauf eineschnelle<br />
Einigung. „Die betroffenen Regionen<br />
brauchen Zusagen, auf die sie<br />
sich verlassen können. DieBundesregierung<br />
muss jetzt liefern und darf<br />
sich nichtdarin verzetteln,die Finanzierung<br />
wieder infrage zu stellen“,<br />
sagte er. „Wir sollten den Kompromiss<br />
jetzt endlich umsetzen.“<br />
Kretschmer fügte hinzu: „Esist schon<br />
genugZeitvergeudetworden.“<br />
geschafft werden. DerStaat seigefordert,<br />
als Leitanwender für Digitaltechnik<br />
aufzutreten und analoge Verfahren<br />
mit einem Verfallsdatum zu<br />
versehen.<br />
Vorallem digitale Bildung tue Not.<br />
Denn die IT-Branche sei mit jährlich<br />
rund 40000 neuen Arbeitsplätzen<br />
zwar ein Jobmotor. Zugleich sei die<br />
Zahl offener IT-Stellen in DeutschlandquerdurchalleBranchenumdie<br />
Hälfte auf 124000 offene Jobs gestiegen,<br />
bedauert Berg. 2020 rechnet er<br />
miteinemweiterenmassivenAnstieg<br />
dieses Fachkräftemangels an einem<br />
neuralgischen Punkt der Wirtschaft.<br />
MitZuwanderung allein sei diese Lückenichtzuschließen.EsbraucheInformatik<br />
als Schulfach und eine Digitalisierung<br />
der Schulen, die endlich<br />
in die Gänge kommt.<br />
5,3 Millionen Diesel<br />
umgerüstet<br />
Dievon den deutschenAutobauernzugesagte<br />
Umrüstung von5,3 Millionen<br />
älteren Diesel-Fahrzeugen mit einer<br />
besserenAbgas-Software ist nach Angabendes<br />
Bundesverkehrsministeriums<br />
geschafft –allerdings mit etwa<br />
einem Jahr Verspätung.Der Schadstoffausstoß<br />
werdejetztstärker verringert<br />
als zunächst angestrebt, so das Ministerium.<br />
Laut Kraftfahrt-Bundesamtes<br />
(KBA) würdendie Stickoxid-Emissionen<br />
im Realbetrieb nunmehr um bis zu<br />
60 Prozent gesenkt. Beim „Dieselgipfel“<br />
2017 hattendie deutschen Autobauer<br />
eineSenkung desSchadstoffausstoßes<br />
um durchschnittlich 25 bis 30 Prozent<br />
angepeilt. (dpa)<br />
Real-Betriebsrat sieht<br />
10000 Jobs in Gefahr<br />
Die Zukunft derReal-Märkte ist ungewiss.<br />
FOTO: JENS KÖHLER/IMAGO IMAGES<br />
Durchden geplanten Verkauf der<br />
SB-Warenhauskette Real ist nach<br />
Einschätzung des Betriebsrats fast<br />
jeder Dritte der 34000 Arbeitsplätze<br />
bei der Metro-Tochter gefährdet.<br />
„Der Gesamtbetriebsrat rechnet mit<br />
etwa 10000 Arbeitslosen“, sagte der<br />
Gesamtbetriebsratsvorsitzende des<br />
Unternehmens,Werner Klockhaus<br />
der „Süddeutschen <strong>Zeitung</strong>“. Metro<br />
will alle 277 Real-Märkte in Deutschland<br />
möglichst noch in diesem Monat<br />
an ein Konsortium um den Investor<br />
X-Bricks verkaufen. Derwill<br />
nach den bisher bekanntgewordenen<br />
Plänen nur einen kleinen Teil<br />
der Märkte selbst betreiben. Der<br />
Großteil der Standorte soll an andere<br />
Händler weiterverkauft werden.<br />
Einigen Standorten droht offenbar<br />
auch die Schließung. (dpa)<br />
E10-Biosprit<br />
genauso teuer wie Super<br />
DasneueJahr bringt das gewohnte<br />
Preisgefügeanden Tankstellen<br />
durcheinander:Das ehedem billigere<br />
E10mit höherem Biospritanteil<br />
kostet inzwischen vielerorts genauso<br />
vielwie Super (E5). In der Vergangenheit<br />
lag der Unterschied meist zwischen<br />
2und 4Centpro Liter.Der Verband<br />
der Mineralölwirtschaft erläuterte,dass<br />
die gesetzlich vorgeschriebene<br />
Biokraftstoffquote seit 1. Januar<br />
höher istals früher: „ZuJahresbeginn<br />
ist die zu erfüllende Treibhausgasminderungsquote<br />
im Straßenverkehrvon<br />
4auf 6Prozent gestiegen“,<br />
erklärte ein Sprecher.„Dies erfordert<br />
einehöhereBeimischung vonteurerenBiokomponenten.“<br />
(dpa)
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Nahverkehr<br />
ZITAT<br />
Berlin braucht<br />
keine Seilbahnen<br />
Peter Neumann<br />
findet, dass sich die Stadt nicht auf<br />
Exotenthemen konzentrieren sollte.<br />
InBerlin ist die Seilbahneuphorie ausgebrochen<br />
–wieder mal! NeueVorschläge,<br />
wo Pfeiler aufgestellt und Stahlseile gezogen<br />
werden sollten, regen die Vorstellungskraft<br />
an. Im Südosten Berlins sollen<br />
Gondeln Badelustige zur Bammelecke bei<br />
Grünau befördern. Im Nordosten Berlins<br />
könnten sie die Bewohner der Neubaugebiets<br />
nach Hause bringen –was den Autoverkehr<br />
in Ruhe lassen und Anwohnern<br />
ersparen würde, dass eine Straßenbahn<br />
durch ihrer Siedlung fährt. Schon sind<br />
weitere mögliche Strecken ins Gespräch,<br />
zum Beispiel vonWannsee nach Kladow.<br />
Dabei liegen aus der Vergangenheit noch<br />
diverse andereIdeen auf dem Tisch. Doch<br />
aus den Plänen, Seilbahnen vomZoo zum<br />
Potsdamer Platz oder vomLeipziger Platz<br />
zum Spreebogen zu bauen, wurde nichts.<br />
Unddas ist auch kein Wunder. Anders<br />
als in bergigen südamerikanischen Städten<br />
würden Seilbahnen in Berlin keine<br />
Verkehrsbedürfnisse befriedigen, die sich<br />
nicht besser mit jetzigen Verkehrsmitteln<br />
befriedigen ließen. Sie werden so dringend<br />
gebraucht wie die vor vielen Jahren<br />
debattierten Wassertaxis auf der Spree.<br />
Während Bahn- und Buslinien quer<br />
durch die Stadt führen und eine Vielzahl<br />
vonVerbindungen ermöglichen, müssten<br />
Seilbahnen technisch bedingt auf relativ<br />
kurze Entfernungen beschränkt bleiben –<br />
was in vielen Fällen Umsteigen erfordert.<br />
Seilbahnen als Teil des öffentlichen<br />
Nahverkehrs wären in Berlin teure Exoten,<br />
die metropolenspezifische Fragen<br />
aufwerfen würden. Etwa die nach der Sicherheit:<br />
Wer ineiner abgeschlossenen,<br />
beengten Seilbahnkabine auch nur wenige<br />
Minuten in Tuchfühlung mit jenem<br />
Publikum verbringen muss, das in Berlin<br />
nun mal auch zum Nahverkehr gehört,<br />
wirdsich danach fürs Auto entscheiden.<br />
Berateraffäre<br />
Wenn legal Beweise<br />
verschwinden<br />
Christian Burmeister<br />
erwartet, dass der Bundestag die<br />
Regierung wirklich kontrolliert.<br />
Die Berateraffäre inder Bundeswehr<br />
nimmt immer bizarrereZüge an:Wie<br />
nun das Verteidigungsministerium dem<br />
Untersuchungsausschuss des Bundestags<br />
mitgeteilt hat, sind auch die Daten auf Ursula<br />
von der Leyens zweitem Diensthandy<br />
gelöscht worden. Wassich nach einem<br />
Skandal anhört, ist auch einer. Aber<br />
anders als man im ersten Moment denken<br />
könnte. Denn die heutige EU-Kommissionspräsidentin<br />
hat sich mit der Löschung<br />
der Daten womöglich sogar<br />
rechtskonformverhalten.<br />
Im Untersuchungsausschuss zur Berateraffäregilt<br />
zwar ein Aktenvernichtungsverbot,<br />
aber die Frage ist, wie weit es<br />
reicht. Nach jetziger Gesetzeslage darf<br />
nämlich das Ministerium bestimmen,<br />
was beweisrelevant ist. Es verkündete den<br />
Abgeordneten in diesem Fall kurzerhand,<br />
es habe keine Anhaltspunkte dafür, dass<br />
der gelöschte SMS-Verkehr vorlagepflichtige<br />
Beweise beinhaltet hätte. Umstritten<br />
ist außerdem, ob SMS auf einem Diensthandy<br />
überhaupt als Dokumente oder<br />
Akten zu werten sind.<br />
Dasist ungefähr so,als könnte ein Angeklagter<br />
in einem Prozess bestimmen,<br />
ob Beweismittel zugelassen werden oder<br />
nicht. Das würde niemand akzeptieren.<br />
DerBundestag aber tut es bisher in seiner<br />
Mehrheit. Dabei geht es auch ganz anders:<br />
In den USA würde in vergleichbaren<br />
Fällen das FBI bereits sehr früh in das Ministerium<br />
marschieren und kistenweise<br />
Beweismaterial beschlagnahmen.<br />
Eigentlich geböte es die Selbstachtung<br />
des Bundestags Untersuchungsausschüsse<br />
und Ermittlungsbehörden mit<br />
mehr Rechten auszustatten. Der Fall von<br />
der Leyen zeigt besonders deutlich, wie<br />
groß der Nachholbedarfhier ist.<br />
Frei-Berufler<br />
Was wie ein spielerisches und<br />
sich jährlich wiederholendes<br />
Element der publizistischen<br />
Unterhaltung anmutet, hat einen<br />
ernsten politischen Kern. Kaum etwas<br />
jedenfalls scheint in Zeiten beschleunigter<br />
Informationsverarbeitung wichtiger als ein<br />
reflektierter Umgang mit Sprache. Ganz in<br />
diesem Sinne ist eine unabhängige Darmstädter<br />
Jury seit 1991 darum bemüht, besonders<br />
problematische Wortschöpfungen ausfindig<br />
zu machen, um anhand des jeweils<br />
vorgeführten Negativbeispiels für einen sensibleren<br />
Sprachgebrauch zu werben. Es<br />
gehe, soschreiben die Initiatoren des Unwort<br />
des Jahres auf ihrer Webseite, umdie<br />
Hoffnung auf mehr Verantwortung im<br />
sprachlichen Handeln.<br />
In diesem Sinne versteht die Jury der<br />
sprachkritischen Aktion, der vier Sprachwissenschaftler<br />
und ein Journalist angehören,<br />
ihreEntscheidung für „Klimahysterie“ als zu<br />
brandmarkendes Wort ausdrücklich als politische<br />
Intervention. Der Begriff, der gleich<br />
von mehreren Vertretern von Politik, Wirtschaft<br />
und Medien benutzt worden sei, heißt<br />
es in der Begründung, pathologisiere pauschal<br />
das zunehmende Engagement für den<br />
Klimaschutz als Art „kollektiver Psychose“.<br />
DieWahl zum Unwort des Jahres 2019 wendet<br />
sich also explizit gegen einen politischen<br />
Kampfbegriff.<br />
Lässt man einmal außer Acht, dass die begrifflich<br />
unscharfe Begründung Anlass für<br />
eine weiteresprachkritische Prüfung böte,so<br />
verweist sie auf die häufige Verwendung<br />
zweier Substantive, die erst durch ihre Zusammensetzung<br />
toxische Wirkung erzielen.<br />
WerKlimahysterie sagt, so der kritische Impuls<br />
der Jury, sitzt einer ideologischen<br />
Agenda auf oder verfolgt sie sogar. Erweck-<br />
Über Weihnachten wärmte ich mein Heidenherz<br />
an„10 Cloverfield Lane“. Kein<br />
neuer Film; also darfich doch spoilern? Eine<br />
Frau hat einen Autounfall. Aus der Bewusstlosigkeit<br />
erwacht sie im Tiefbunker eines<br />
Preppers,der sie nicht herauslassen und was<br />
von einem Angriff durch Außerirdische wissen<br />
will. Der angebliche Lebensretter entpuppt<br />
sich als Entführer und Mörder. Die<br />
Frau entkommt aus dem Verlies.HappyEnd.<br />
Fast. Oben erwarten sie,Überraschung, marodierende<br />
Marsianer.<br />
Wie konnte dieser Unhold doch auch<br />
recht gehabt haben? Der Mensch sehnt sich<br />
nach Eindeutigkeit und Ordnung. Wereinmal<br />
lügt, dem glaubt man nicht. Ohne Raster,<br />
Erwartungen und Vorurteile kann sich<br />
niemand orientieren. Gleichwohl steckt im<br />
Mumpitz eben oft auch Wahrheit. Es ist nur<br />
mühsam, danach zu suchen. Wer kann<br />
schon ausschließen, dass Donald Trump etwas<br />
Sachdienliches einfällt, und sei es aus<br />
Zufall? Trotzdem halte ich eine Alien-Invasion<br />
vorMitte Märzfür unwahrscheinlich.<br />
EinbeliebtesVerfahren zurVereinfachung<br />
komplexer Realitäten ist, Thesen und Themen<br />
mit ihren schrillsten Inkarnationen zu<br />
identifizieren. Der extremste Teil steht fürs<br />
Ganze. Auch ich bin nicht frei von solcher<br />
Bequemlichkeit. Kennste einen, kennste alle.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Energiewende-Professor Volker<br />
Quaschning etwa behauptet, Deutschland<br />
und sein Kohlendioxid allein seien dafür verantwortlich,<br />
dass Millionen australische<br />
TiereimFeuer starben. EinGedanke,dessen<br />
Unwort des Jahres<br />
Toxischer<br />
Begriff<br />
Harry Nutt<br />
plädiertfür eine sorgsame, aber unaufgeregte Form<br />
der Sprachkritik.<br />
ten die Aspekte des Klimawandels lange vor<br />
allem das Interesse von Expertenrunden, so<br />
zeigt die Wahl des Unwortes 2019, dass diese<br />
inzwischen im Zentrum einer erbittert geführten<br />
Debatte stehen.<br />
DasWort Klimahysterie verdient tatsächlich<br />
eine genauere Betrachtung. Die Darlegung<br />
klimapolitischer Argumente wird<br />
durch eine saloppe Zuspitzung diskreditiert,<br />
die aus dem Wortfeld der Psychiatrie<br />
stammt. Hysterie bezeichnet eine neurotische<br />
(nicht: psychotische) Störung, die, laut<br />
Wikipedia „mit oberflächlicher,labiler Affektivität<br />
und einem hohen Bedürfnis nach Geltung<br />
und Anerkennung einhergeht“. DieVerwendung<br />
des Wortes Klimahysterie, dahat<br />
die Darmstädter Jury zweifellos recht, ist<br />
KOLUMNE<br />
Auch im Mumpitz<br />
steckt oft<br />
Wahrheit<br />
André Mielke<br />
Autor<br />
Absurdität manchen dazu verleitet, daraus<br />
auf die Relevanz anderer Klimawarnungen<br />
zu schließen. Dasist auch nicht cleverer.Angemessener<br />
wäre ein Kontrollblick, ob der<br />
hyperaktivistische Hochschullehrer seinen<br />
Studenten die Hauptsätzeder Thermodynamik<br />
genauso profund erklärt.<br />
Oder nehmen wir,andereBaustelle,jene<br />
Personen, die neulich vordem Funkhaus in<br />
Baden-Baden begeistert johlten, als ein<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
ganz gewiss nicht Ausdruck eines Ringens<br />
um die Geltung des besseren Arguments.<br />
In der Debatte zu Klimafragen ist sprachliche<br />
Abrüstung denn auch dringend geboten.<br />
Es gehört zuden überaus irritierenden<br />
Zeiterscheinungen, dass in einer auf sozialen<br />
Fortschritt und technologische Funktionalität<br />
ausgerichteten Gesellschaft, die der Soziologe<br />
Andreas Reckwitz als spätmodern<br />
bezeichnet, immer mehr Vertreter gesellschaftlicher<br />
Gruppierungen die Ergebnisse<br />
und Analysen wissenschaftlicher Vernunft in<br />
Frage stellen und dies als Ausdruck politischer<br />
Relevanz verstehen. Die Anerkennung<br />
des Klimawandels als eine von Menschen<br />
verursachte Realität ist ja alles andere als<br />
eine apokalyptische Laune des Augenblicks.<br />
Welche Folgen menschliches Tunfür die Natur<br />
und die Atmosphärebedeutet, hat bereits<br />
vor über 200 Jahren Alexander von Humboldt<br />
ahnungsvoll verzeichnet, ohne dafür<br />
als Psychopath angesehen worden zu sein.<br />
Es wäre tatsächlich wünschenswert, Begriffen<br />
wie Klimahysterie und Ökodiktatur<br />
künftig nicht mehr dem unschuldigen Gebrauch<br />
zu überlassen. Anlässlich der Wahl<br />
zum Unwortdes Jahres 2019 sollte aber auch<br />
nicht übersehen werden, dass die Herkunft<br />
des Begriffs keine aktuelle Prägung ist, die direkt<br />
aus dem Umwelt jener notorischen Klimaleugner<br />
stammt, die mit dem Thema inzwischen<br />
auch bei Wahlen punkten.<br />
VonKlimahysterie und -diktatur hatte bereits<br />
der 2015 gestorbene Ingenieur und Wissenschaftjournalist<br />
Christian Bartschgesprochen.„Wider<br />
die Klimahysterie“ war sein 2007<br />
erschienener Text in der FAZ überschrieben,<br />
in dem dieser davor warnte,einzelne Wetterphänomene<br />
zu einer Klimakatastrophe hochzurechnen.<br />
DieWucht derWörter hat manchmal<br />
eine lange Inkubationszeit.<br />
AfD-Politiker den zuschauenden SWR-Redakteuren<br />
androhte, sie alsbald aus ihren<br />
Büros zu jagen. Dieser Exzess sagt einiges<br />
über seine Mitwirkenden. Aber er beglaubigt<br />
nicht den ähnlich maßlosen Tweet der<br />
für Podien gern gebuchten Politikwissenschaftlerin<br />
Ulrike Guérot: „Der öffentlichrechtliche<br />
[Rundfunk, d. A.] IST sakrosankt!<br />
Er ist die Grundlage jeder Demokratie.“ Alle<br />
Folgerungen, die sich aus dieser Überspanntheit<br />
ergeben sowie daraus, dass Professorin<br />
Guérot zuvor die Wahl Boris Johnsons<br />
neben Hitlers Machtergreifung gestellt<br />
hatte, betreffen allein sie selbst. Daraus erwächst<br />
wiederum keinerlei Beleg fürs Gegenteil,<br />
also dafür, dass besagte Sender<br />
überflüssig wären.<br />
Völlig unabhängig davon würde in einer<br />
idealen Welt die Frage erörtert, ob man Oma<br />
von kleinen Mädchen als alte Sau besingen<br />
lassen sollte oder doch lieber als rüstige Kuh,<br />
Stute, Zibbe, Zicke oder Gans. Imrichtigen<br />
Leben appellierte WDR-Monitor-Chef Restle<br />
an seine Kollegen, „niemals den Eindruck zu<br />
erwecken, dass man diesen rechten Kampagnen<br />
recht gibt oder vor ihnen einknickt“.<br />
Nichts macht die Welt so übersichtlich wie<br />
der Verweis der Superguten auf die ganz Bösen.<br />
Quatsch gegen Mumpitz, das aktiviert<br />
immunisierende Antikörper schneller als<br />
jede Grippeschutzimpfung. Ach. Einstweilen<br />
gehe ich davon aus, dass sich derzeit nicht<br />
alle ARD-Verantwortlichen fühlen wie weiland<br />
Wagenburgler beim Angriff der Komantschen.<br />
„Die Bundesregierung<br />
hat keinen Grund,<br />
auf ihre<br />
Milliardenüberschüsse<br />
stolz zu sein.“<br />
Dietmar Bartsch,<br />
Linken-Fraktionschef im Bundestag,<br />
fordert die Bundesregierung auf,<br />
mehr zu investieren.<br />
AUSLESE<br />
Siemens<br />
und das Klima<br />
Geschäft ist Geschäft? Der Siemenskonzern<br />
hält an seinem Auftrag fest,<br />
ein Kohlekraftwerk in Australien mit<br />
Technik zu beliefern. „Selten ist das Dilemma<br />
zwischen wirtschaftlichen Interessen<br />
und Klimaschutz so deutlich geworden“,<br />
kommentiert das die Frankfurter<br />
Allgemeine <strong>Zeitung</strong>. „Erst einmal gescheitert<br />
sind die Versuche von Kaeser,<br />
Siemens als nachhaltiges Unternehmen<br />
zu präsentieren, das von 2030 an CO 2 -<br />
neutral agieren will.“<br />
„Dieser Vertrag hätte nie geschlossen<br />
werden dürfen –jedenfalls nicht von einem<br />
Unternehmen, das schon 2015 das<br />
Ziel ausgegeben hat, bis 2030 eine neutrale<br />
CO 2 -Bilanz vorweisen zu wollen“<br />
kommentiert die Neue Osnabrücker <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Die eigene Produktion umweltfreundlich<br />
zu gestalten, anderswo aber<br />
auf Klimaschutz zu pfeifen, spottet jeder<br />
Beschreibung.“ Das Straubinger Tagblatt<br />
verurteilt, dass Siemens-Che Joe Kaeser<br />
der Klimaaktivistin Luisa Neubauer einen<br />
Posten im Aufsichtsrat anbot: „Wenn es<br />
vielleicht auch nicht so gemeint war, so<br />
kam es doch als plumper und zum Scheitern<br />
verurteilter Versuch daher, eine der<br />
heftigsten Kritikerinnen zum Schweigen<br />
zu bringen. Vertrauensbildende Maßnahmen<br />
jedenfalls sehen anders aus.“<br />
Die Rheinische Post sieht das anders:<br />
„Ein Konzern dieser Größe kann sich<br />
nicht den Rufleisten, bei Gegenprotesten<br />
die Vertragstreue aufzugeben“, heißt es<br />
dort. Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 – S eite 9<br />
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Berlin<br />
Wassagen Sie dazu?<br />
Die Briefe<br />
unserer Leser<br />
Seite 15<br />
Schlussverkauf: Ein weiteres Kaufhaus könnte die Friedrichstraße verlassen Seite 13<br />
Kaufanreiz: Regionale Produkte bleiben der Trend bei der Grünen Woche Seite 16<br />
Stadtbild<br />
Struktur für<br />
das Jahr<br />
Torsten Landsberg<br />
denkt an geregelte<br />
Schlussverkäufe.<br />
ErinnernSie sich noch an die Zeiten,<br />
in denen es in der Mitte des<br />
Winters einen Winterschlussverkauf<br />
und in der Sommermitte einen Sommerschlussverkauf<br />
gab? Klingt redundant,<br />
wenn man es so beschreibt,<br />
aber anders ist die Vergangenheit<br />
manchmal nicht zu vermitteln.<br />
Das hatte schon alles seine<br />
Ordnung so. Der Einzelhandel verkaufte<br />
in diesen Perioden saisonspezifische<br />
Waren –bevorzugt also Klamotten<br />
–, um in den Lagernund Regalen<br />
Platz für die neuen Kollektionen<br />
zu schaffen.<br />
Zwölf Werktage im Jahr waren erlaubt,<br />
beginnend mit dem letzten<br />
Montag im Januar und dem letzten<br />
Montag im Juli. 2004 war Schluss mit<br />
den reglementierten Sonderverkaufszeiten.<br />
Gesetz und Verordnung,<br />
die dem Einzelhandel seit Nachkriegstagen<br />
diktiert hatten, wann er<br />
die Preise seiner Sortimente reduzierendurfte,wurden<br />
gelockert. Seitdem<br />
ist eigentlich immer Schlussverkauf.<br />
In der Stadt ist es kaum möglich, einen<br />
Taglang Schaufenster zu passieren,<br />
an denen keine Prozentzeichen<br />
kleben und eine einmalige Shopping-<br />
Gelegenheit verheißen.<br />
Andauernd werden Sales ausgerufen,<br />
was auf Deutsch lediglich Verkauf<br />
heißt, also eigentlich auch dann<br />
gilt, wenn keine Sonderangebote<br />
winken. Will ein Eigentümer in Amerika<br />
sein Haus verkaufen, rammt er<br />
ein Schild in den Vorgarten: ForSale.<br />
Auch wenn er gar kein Schnäppchen<br />
meint. Das eigentliche Problem ist<br />
aber nicht der Anglizismus, sondern<br />
der Verlust vonÜbersichtlichkeit. Januar,<br />
Juli, das gab Struktur. Frühzeitig<br />
im Kalender angestrichen, ließen<br />
sich auch bequem die Urlaube danach<br />
ausrichten. Heute verlieren<br />
sich die Kunden im Gewirr vonMidund<br />
Pre-Season-Sales, dem Endgültig-letzte-Chance-Sale<br />
und natürlich<br />
dem Black Friday.<br />
Zum Glück ist ein Stück historischer<br />
Orientierung geblieben, die<br />
guten alten Rabattwochen imWinter<br />
und Sommer gibt es noch immer,<br />
wie die momentan mit Sale-Schildern<br />
blickdicht plakatierten Scheiben<br />
der Geschäfte nahelegen. Die<br />
Wühltische von einst, ohnehin kein<br />
Synonym für gehobene Einkaufserlebnisse,<br />
gehören dagegen der Vergangenheit<br />
an. Dortrissen sich Menschen,<br />
die schon vor den noch geschlossenen<br />
Läden gewartet hatten,<br />
in tumultartigen Szenen gegenseitig<br />
die Kleidungsstücke aus der Hand.<br />
Armselig, denkt man mit dem Hoheitswissen<br />
der Gegenwart. Solche<br />
Szenen sind heute undenkbar. Von<br />
der Eröffnung neuer Primark-Filialen<br />
mal abgesehen.<br />
Schnäppchen-Alltag: Irgendein Sonderangebot<br />
gibt es immer. WWW.IMAGO-IMAGES.DE<br />
Seit 2017 fährteine Seilbahn über den Kienberg in Marzahn-Hellersdorf. Noch kostet eine Hin- und Rückfahrt6,50 Euro –doch der Preis soll sinken, fordernBürger. DPA/GREGOR FISCHER<br />
Der Überflieger<br />
Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim fordert einen Seilbahn-Masterplan für Berlin<br />
VonPeter Neumann<br />
Eine Seilbahnstrecke könnte<br />
von Wannsee über die Havel<br />
hinweg nach Kladow<br />
führen. Eine andere Trasse<br />
würde die Urban Tech Republic TXL<br />
erschließen –den Forschungs-, Gewerbe-<br />
und Wohnungsstandort, der<br />
auf dem Gelände des Flughafens Tegel<br />
entstehen soll. Auch in Berlin<br />
könnten Seilbahnen dazu beitragen,<br />
Verkehrsprobleme zu lösen, erklärte<br />
der Verkehrswissenschaftler Heiner<br />
Monheim. „Doch noch immer wird<br />
diesesVerkehrsmittel oft vonder Planung<br />
ignoriert.“ Das müsse sich ändern:<br />
„Es ist Zeit, das Thema systematisch<br />
anzugehen.“ Berlin brauche<br />
einen Seilbahn-Masterplan, sagte<br />
Monheim der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
In gläsernen Kabinen hoch oben<br />
durch die Landschaft schweben: Das<br />
kennen viele Menschen aus dem Urlaub<br />
in den Bergen oder aus Vergnügungsparks.Das<br />
beflügelt die Fantasie.<br />
Immer lauter werden Forderungen,<br />
Seilbahnen ins Nahverkehrsangebot<br />
zu integrieren –zudenselben<br />
Fahrpreisen, die auch bei den <strong>Berliner</strong><br />
Verkehrsbetrieben (BVG)gelten.<br />
Nach Tegel und Blankenburg<br />
Heiner Monheim ist einer<br />
der profiliertesten Mobilitätsforscher<br />
in Deutschland.<br />
Nach dem Studium der<br />
Stadt- und Verkehrsplanung,Geografie<br />
und Soziologie<br />
in Bonn und München<br />
arbeitete er in einem<br />
Landes- und einem Bundesinstitut.<br />
Von1995 bis 2011<br />
war Monheim Professor für<br />
Angewandte Geografie,<br />
Raumentwicklung und Landesplanung<br />
an der Uni Trier.<br />
Bürger und Politiker verlangen, dass<br />
die Seilbahn in Marzahn-Hellersdorf<br />
erhalten bleibt und zum BVG-Tarif<br />
genutzt werden darf. Heute zahlen<br />
Erwachsene für eine Hin- und Rückfahrt<br />
6,50 Euro –das ist vielen zu<br />
teuer. Die anderthalb Kilometer<br />
lange Trasse, die vom Kienbergpark<br />
zu den Gärten der Welt führt und<br />
2017 als Teil der Internationalen Gartenausstellung<br />
eröffnet wurde, ist<br />
derzeit die einzige Seilbahn Berlins.<br />
Längst gibt es Ideen für weitere<br />
Strecken.Sosetzt sich die SPD Treptow-Köpenick<br />
wie berichtet für den<br />
Bau einer Seilbahn ein, die von der<br />
Gaststätte Rübezahl am Müggelsee<br />
zur Badestelle Bammelecke am Langen<br />
Seebei Grünau verlaufen soll.<br />
Im Bezirksamt Pankow hält man<br />
es für sinnvoll, im Nordosten Berlins<br />
Seilbahnen zu errichten –nach Karow,<br />
Buch oder in den Blankenburger<br />
Süden, wo gerade die Planung einer<br />
Straßenbahn auf Kritik stößt. Bezirksbürgermeister<br />
Sören Benn<br />
(Linke) ergriff die Initiative–und lud<br />
Heiner Monheim, der sich seit langem<br />
mit dem Thema befasst, für den<br />
27. Januar ins Rathaus Pankowein.<br />
Der73-Jährige,der den Seilbahnhersteller<br />
Doppelmayr berät, sagte<br />
zu. „Seilbahnen sind nicht überall<br />
sinnvoll“, gab er zu bedenken.„Doch<br />
es gibt viele Bereiche,wodas der Fall<br />
wäre.“ Dazu könnten Neubaugebiete<br />
wie im Bezirk Pankow zählen:<br />
„Seilbahnen können als vollwertige<br />
Bahnen besonderer BauartWohngebiete<br />
anbinden, wenn sie Anschluss<br />
an das sonstige Nahverkehrsnetz haben,<br />
möglichst an beiden Enden.“<br />
Seilbahnen brauchen keinen festen<br />
Fahrweg, sie verursachen keinen<br />
Lärm und stoßen keine Abgase aus,<br />
so Monheim. EinTempo von24Kilometer<br />
pro Stunde wäre möglich, pro<br />
Stunde und Richtung könnten bis zu<br />
7000 Reisende befördertwerden.<br />
Auch Forschungs- und Gewerbestandorte<br />
wie die Urban Tech Republic<br />
in Tegel eignen sich, sagte der Wissenschaftler.<br />
Die landeseigene Tegel<br />
Projekt GmbH hatte bereits 2012 angeregt,<br />
eine Seilbahnstrecke zum<br />
Bahnhof Jungfernheide zu bauen.<br />
Wenn es darum geht, Bahngelände<br />
und Flüsse zu überbrücken,<br />
könnten Seilbahnen ebenfalls eine<br />
Möglichkeit sein. „Darum wäre<br />
PROFILIERTER FORSCHER<br />
Heiner Monheim<br />
kommt nach Pankow.<br />
PRIVAT<br />
Seilbahnen sind eines<br />
seiner wichtigsten Themen.<br />
Der Rheinländer ist Autor<br />
vonzahlreichen Veröffentlichungen.<br />
So verfasste er mit<br />
Kollegen das Planungshandbuch<br />
„Urbane Seilbahnen“,<br />
das 2010<br />
erschienen ist. Zudem berät<br />
er Doppelmayr,den nach<br />
eigenen Angaben größten<br />
Seilbahnhersteller Europas.<br />
In Bonn begleitet Monheim<br />
den „Seilbahndialog“.<br />
Wannsee–Kladow eine denkbare<br />
Strecke“, so Monheim. Dortist heute<br />
eine Fähre der BVG unterwegs, die<br />
im Sommer aber oft überlastet ist.<br />
Doch wäre es wirklich sinnvoll,<br />
ein für Berlin neues Verkehrsmittel<br />
einzuführen –inForm eines separaten<br />
Betriebs, was Fahrgäste oft zum<br />
Umsteigen zwingen würde? „Die<br />
Seilbahn ist als ’Stetigförderer’ für<br />
Umsteigepunkte ideal, weil ja immer<br />
sofort eine Kabine weiterfährt, ohne<br />
Wartezeit“, entgegnete Monheim.<br />
Und was ist mit der Sicherheit?<br />
Wer inBerlin öfter im Nahverkehr<br />
unterwegs ist, der weiß, dass nicht<br />
nur angenehme Menschen mitfahren.<br />
Monheim: „Die Kabinen sind videoüberwacht.<br />
Undnatürlich gibt es<br />
Zugangskontrollen an den Stationen,<br />
weil dortPersonal sein muss.“<br />
Waszum Thema Kosten führt: Es<br />
gebe „große Bandbreiten zwischen<br />
kleinen, mittleren und großen Seilbahnen.<br />
Es gibt ja auch keine Kilometerkosten<br />
für ein durchschnittliches<br />
Auto, weil das vom Smart bis<br />
zum Rolls Roycereichen kann.“<br />
Christian Böttger von der Hochschule<br />
für Technik und Wirtschaft<br />
äußerte sich dagegen skeptisch. Weil<br />
es schon so viele touristische Seilbahnen<br />
gebe, propagierten die Hersteller<br />
städtische Einsatzgebiete,<br />
sagte derWirtschaftswissenschaftler,<br />
der sich mit der Ökonomie des Verkehrs<br />
befasst. Dabei könnten die Bedürfnisse<br />
fast immer mit anderen<br />
Verkehrsmitteln gemeistertwerden.<br />
„Mir leuchtet nicht ein, für welches<br />
Problem Seilbahnen eine Lösung<br />
seien sollen“, so Böttger. Seilbahnen<br />
brauchen freie Schneisen, es<br />
sei nicht möglich, sie einfach so über<br />
fremde Grundstücke hinwegzuführen.<br />
Sie benötigen zudem aufwendige<br />
Zugangsbauwerke mit Personal.<br />
Deshalb sollte man sich die Kostenangaben<br />
der Unternehmen „in jedem<br />
Fall sehr kritisch anschauen“.<br />
Senat lehnt SPD-Vorschlag ab<br />
Jens Wieseke vom Fahrgastverband<br />
IGEB setzt auf Verkehrsmittel, die es<br />
im <strong>Berliner</strong> Nahverkehr bereits gibt –<br />
vorallem auf die Straßenbahn. Neue<br />
Tramstrecken ließen sich relativ flexibel<br />
führen, die Einbindung ins bestehende<br />
Netz schafft viele Direktverbindungen,<br />
so Wieseke.„Seilbahnen<br />
ließen sich dagegen schwer in<br />
den Großstadtverkehr integrieren.“<br />
Allerdings: „Als Punkt-zu-Punkt-Verbindung<br />
vonWannsee nach Kladow<br />
könnte eine Seilbahn sinnvoll sein.“<br />
Bei Verkehrssenatorin Regine<br />
Günther (Grüne) gibt man sich sehr<br />
zurückhaltend. Zwar suche die Verwaltung<br />
nach Wegen, die Seilbahn<br />
über den Kienberg langfristig zu erhalten,<br />
sagte Sprecherin Dorothee<br />
Winden. Doch das sei„vor allem eine<br />
Frage der Finanzierung“ –das klingt<br />
nicht euphorisch. Selbst wenn die<br />
Finanzierung gesichertsei, heiße das<br />
nicht, dass dann gleich BVG-Tickets<br />
gelten. Dassei dann noch zu prüfen.<br />
Wasdie vorgeschlagene Seilbahn<br />
vomMüggelsee zurBammelecke anbelangt,<br />
ist die Haltung des Senats<br />
klar. Zwar schließt der Nahverkehrsplan<br />
den Bau von Seilbahnen nicht<br />
aus –etwa wenn sie „sinnvoll in das<br />
bereits vorhandene Netz integriert<br />
werden können“. Doch die Strecke<br />
im Südosten würde „diese Kriterien<br />
nicht erfüllen“, betonte Winden.<br />
Peter Neumann<br />
ist skeptisch, ob Seilbahnen<br />
in Berlin sinnvoll sind.<br />
NACHRICHTEN<br />
AfD: Georg Pazderski tritt<br />
nicht wieder an<br />
DerAfD-Landesvorsitzende Georg<br />
Pazderski hat überraschend angekündigt,<br />
beim nächsten Parteitag<br />
nicht mehr für den Landesvorstand<br />
zu kandidieren. Fraktionsvorsitzender<br />
im Abgeordnetenhaus will der<br />
68-Jährige aber zunächst bleiben.<br />
Sein Entschluss habe nichts mit der<br />
aktuellen Lage der Partei zu tun. Der<br />
Landesparteitag ist für den<br />
25./26. Januar geplant. Bereits zweimal<br />
hatte der AfD-Landesverband<br />
die Veranstaltung abgesagt, weil die<br />
Partei keine Räume für dieVeranstaltung<br />
gefunden hatte.Auchdiesmal<br />
ist das noch nicht sicher,nachdem<br />
eine Zusage füreinen Veranstaltungsortinzwischen<br />
wieder zurückgezogen<br />
wurde. (dpa)<br />
Haushalt mit 1,6 Milliarden<br />
Überschuss abgeschlossen<br />
Berlin hat das vierte Haushaltsjahr in<br />
Folge mit einem Milliarden-Überschuss<br />
abgeschlossen. 2019 habe das<br />
Plus 1,6 Milliarden Euro betragen,<br />
sagte Finanzsenator Matthias Kollatz<br />
(SPD) am Dienstag, nachdem er<br />
die vorläufigen Zahlen im Senat vorgestellt<br />
hat. Es sei der achte Haushalt<br />
in Folge,bei dem Berlin keine neuen<br />
Schulden aufnehmen müsse,soder<br />
Senator.Allerdings ist das Plus 2017<br />
mit rund 2,2 und 2018 mit 2,3 Milliarden<br />
noch etwas höher ausgefallen.<br />
Insgesamtlagen die Ausgaben 2019<br />
bei28,228 Milliarden Euro.Kollatz<br />
wertete den erneuten Überschuss<br />
als gutes Ergebnis und als Beleg für<br />
„solide Haushaltspolitik“ des rotrot-grünen<br />
Senats.NochimAugust<br />
hatte die Senatsfinanzverwaltung<br />
mit einem Plus vonlediglich 1,3 Milliarden<br />
gerechnet. (dpa)<br />
Friedrichswerdersche Kirche<br />
erstmals seit 2012 offen<br />
Nach acht Jahren Sanierung wirddie<br />
vompreußischen Baumeister Karl<br />
Friedrich Schinkel (1781-1841) errichtete<br />
Friedrichswerdersche Kirche<br />
in Mitte wieder eröffnet. Miteinem<br />
Tagder offenen Tür am kommenden<br />
Wochenende –also am<br />
18. und 19. Januar –wirddie Kirche<br />
erstmals seit 2012 wieder für das Publikum<br />
zu besichtigen sein. Die<br />
Schäden, die durch den Baubenachbarter<br />
Wohnhäuser entstanden waren,<br />
seien weitgehend behoben,<br />
sagte Ralph Gleis,Leiter der Alten<br />
Nationalgalerie,amDienstag. In die<br />
Kirche soll ab September wieder eine<br />
Skulpturenausstellung einziehen<br />
wie schon vorder Schließung. Gezeigt<br />
werden Werkevon der Schinkel-Zeit<br />
bis zum Kaiserreich, darunter<br />
vonJohann Gottfried Schadow,<br />
Christian Daniel Rauchund Friedrich<br />
Tieck. DieKirche wurde von<br />
1824 bis 1830 im „altdeutschen“,<br />
neogotischen Stil errichtet. (dpa)<br />
Die Schäden an dem Gotteshaus unweit<br />
des Schloßplatzes sind behoben. M. WÄCHTER
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
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Berlin<br />
„Do not tell people your plans! Show them your results“ –„Erzähle den Leuten nicht deine Pläne! Zeige Ihnen Ergebnisse!“<br />
Graffiti mit<br />
Antrieb<br />
Er ist der schnellste <strong>Berliner</strong> Streetart-Künstler: Über<br />
1000 Mal hat er schon seinen <strong>Berliner</strong> Bären an die<br />
Wände der Region gesprayt<br />
VonStefan Henseke<br />
Eine von Tobos Arbeiten für das diesjährige „Artbase“-Kunstfestival in der<br />
ehemaligen Landesirrenanstalt Domjüch in Neustrelitz.<br />
„I love Berlin!“ Der U5-Bauzaun vor dem Roten Rathaus ist für Graffiti-Sprayer<br />
freigegeben.Tobo warauch schon hier.<br />
Es erinnert andie Fabel von<br />
Hase und Igel. Egal, an welchen<br />
Lost Place, anwelche<br />
verfallene Klinik, an welche<br />
verlassene Kaserne oder in welchen<br />
versteckten Bunker in der Region<br />
man kommt, einer ist fast immer<br />
schon da –ein <strong>Berliner</strong> Bär mit langgezogener<br />
Schnauze. Das Tierchen<br />
mit den witzigen Sprechblasen ist<br />
das Markenzeichen des wohl bekanntesten<br />
und mit Sicherheit des<br />
produktivsten <strong>Berliner</strong> Graffitisprayers<br />
–Tobo.<br />
Ein Bär mit Namen.<br />
Erik Rotheim nennt Tobo<br />
das Tier,getauft nach dem<br />
gleichnamigen Erfinder<br />
der Sprühdose. Der Teufelsbergist<br />
voller Eriks,auf<br />
den <strong>Berliner</strong> Graffiti-Walls<br />
wie in Blankenburg oder<br />
am Goslaer Ufer taucht er<br />
immer wieder auf, in verlassenen<br />
Kasernen der Roten<br />
Armee in Vogelsang,<br />
Elstal oder Jüterbog schaut er im<br />
Dutzend von den Wänden. Tobo arbeitet<br />
turboschnell: „1 000 Eriks<br />
habe ich locker gemalt“, sagt Tobo.<br />
„Es können aber auch schon 2000<br />
sein.“ ProMonat verbraucht er 50 bis<br />
80 Farbdosen, zuletzt waren es sogar<br />
mehrereHundert.<br />
Als 12-Jähriger hat Tobo, jetzt<br />
Mitte 30, mit dem Sprayen begonnen,<br />
vor acht Jahren erblickte der<br />
vorlaute Erik das Licht der Welt –auf<br />
der Wand eines verlassenen Gebäudes<br />
in Kleinmachnow. Dasheißt: Alle<br />
zwei, drei Tage kommt seitdem ein<br />
neuer Erik hinzu. „Inzwischen kann<br />
ich mit ihm leben“, sagt Tobo, der<br />
den Bären mit der langen Schnauze<br />
sein „Spirit Animal“ nennt. „Anfangs<br />
aber fand ich ihn recht hässlich.“ Die<br />
Figur hat sich im Laufe der Jahre<br />
auch verändert: Die Zehen wurden<br />
kleiner,die Außenlinien dicker.<br />
Schaut man Tobo bei der Arbeit<br />
über die Schulter, überrascht das<br />
Tempo, mit der sich die Figur entwickelt.<br />
DieEriks entstehen ohne Schablone,<br />
sind frei Hand gemalt und innerhalb<br />
weniger Minuten fertig. Er<br />
habe schon in der Schule ein Talent<br />
zum Zeichnen gehabt, erzählt der<br />
Wilmersdorfer, der inzwischen von<br />
seiner Kunst leben kann. Er verkauft<br />
Produktiv: Der<br />
Sprayer Tobo<br />
Bilder und übernimmt Aufträge wie<br />
gerade erst die Fassadengestaltung in<br />
einem neuen Park in Beeskow. „Die<br />
ersten 15 Jahrehabe ich nur aus Spaß<br />
gemalt und gehofft, dass es irgendwann<br />
mal rentabel wird.“<br />
DerAufschwung kam vorein, zwei<br />
Jahren. Fast zeitgleich mit den Ausstellungen<br />
„The House“ und „Wandelism“,<br />
bei denen Hunderte<br />
Schlange standen, um die Werke<strong>Berliner</strong><br />
Streetart- und Graffiti-Künstler<br />
zu sehen. Auch Tobo stellte bei„Wandelism“<br />
aus. „Da hat man gesehen,<br />
dass da was passiert, dass<br />
das eine Massenbewegung<br />
wird“, sagt der Sprayer. Als<br />
was sieht er sich selbst: Als<br />
Graffiti-Sprayer oder als<br />
Streetart-Künstler? „Glücklich<br />
bin ich in der Mitte“,<br />
STEFAN HENSEKE (7)<br />
sagt er. „Graffiti ist oft nur<br />
die Wiederholung guten<br />
Handwerks. Bei Streetart<br />
steht ein Gedanke dahinter,<br />
eine Idee“.<br />
Undder Gedanke „versteckt“ sich<br />
bei Tobo in den Sprechblasen. Erik<br />
und wie er die Welt sieht –mit mal<br />
schlauen, mal witzigen, mal frechen<br />
Sinnsprüchen. „Being famous on Instagram<br />
is like being rich in Monopoly“<br />
(Berühmt zu sein auf Instagram<br />
ist wie reich zu sein bei Monopoly),<br />
„Don't die before you are<br />
dead!“ (Stirb nicht, bevor du tot bist)<br />
oder „Teamwork makes the dream<br />
work“ (Teamwork bringt den Traum<br />
zum Laufen). Immer auf Englisch,<br />
damit man ihn auch weltweit versteht.<br />
Erik Rotheim ist dabei extrem<br />
wandelbar.Der Bär ändertunter Tobos<br />
Spraydose öfter die Gestalt, wird<br />
zum Teufel, Schlumpf, Haioder Pink<br />
Panther.Gerade zu bestaunen an der<br />
alten Stammbahnbrücke (Überbleibsel<br />
der ersten preußischen Eisenbahnstrecke)<br />
in Dreilinden. In<br />
den letzten Wochen hat sich dieser<br />
verlassene Ort quasi in ein Tobo-<br />
Best-of verwandelt –mit weit mehr<br />
als 50 Eriks. Tobo malt sowieso bevorzugt<br />
an Lost Places.„Weil man da<br />
machen kann, was man will und es<br />
viele freie Wände gibt“, sagt der<br />
Künstler.„Undweil ich dabei immer<br />
wieder interessante Geschichten aus<br />
der Geschichte entdecke.“<br />
Erik erteilt Ratschläge: „Go where you feel the most alive!“ (Geh dorthin, wo<br />
du dich am lebendigsten fühlst!)<br />
Erik Rotheim in einer verlassenen Garnison der Sowjetarmee in der Schorfheide:<br />
„I’m not lazy,Ijust don’tlikemaking profits for capitalists“ (Ich bin nicht<br />
faul, ich mag es nur nicht, Gewinne für Kapitalisten zu machen).<br />
Erik weiß Bescheid: „Being famous on Instagram is likebeing rich in Monopoly“<br />
(Berühmt zu sein auf Instagram ist wie reich zu sein bei Monopoly). Zu finden<br />
in einer alten Kaserne der Roten Armee in Brandenburg
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 11<br />
· ·<br />
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Berlin<br />
Berlin bleibt erstmal analog<br />
Weil es bei der Einführung der Digitalen Akte in der Verwaltungumeinen dreistelligen Millionenauftrag geht, droht eine Klage –und damit eine Verzögerung<br />
VonElmar Schütze<br />
ObBerlin seine Digitalziele<br />
erreichen kann, entscheidet<br />
im Moment keinesfalls<br />
die Politik. Die<br />
Hoffnung der für IT zuständigen<br />
Staatssekretärin Sabine Smentek<br />
(SPD) ist es, dass die Vergabekammer<br />
des Landes Berlin sich gnädig<br />
zeigt. Dass nur Kleinigkeiten an der<br />
Ausschreibung zum Kernprojekt der<br />
Digitalisierung der Verwaltung, der<br />
Einführung einer Digitalen Akte, geändert<br />
werden müssten. Denn andernfalls<br />
würfe das die Digitalisierung<br />
Berlins um Jahre zurück. Der<br />
ursprüngliche Einführungstermin,<br />
der 1. Januar 2023, wäre dann selbst<br />
nach Einschätzung Smenteks nicht<br />
mehr zu halten.<br />
Der Hintergrund: Ein Bieter, der<br />
bei der Vergabeentscheidung des<br />
Landes Berlin unterlegen war, hat<br />
eine Überprüfung der Entscheidung<br />
veranlasst. Fachleute wie der SPD-<br />
Innenexperte Sven Kohlmeier gehen<br />
davon aus,dass diese formelle Überprüfung<br />
der Vergabeentscheidung<br />
nur ein erster Schritt sei. „Der Unterlegene<br />
muss immer erst diesen<br />
Schritt gehen. Danach wird erwohl<br />
klagen“, sagt der Abgeordnete, der<br />
im Hauptberuf Rechtsanwalt ist.<br />
In der zuständigen Senatsinnenverwaltung<br />
will man sich jeder Spekulation<br />
enthalten. Staatssekretärin<br />
Sabine Smentek entwarf amDienstag<br />
in einem Gespräch mit der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> ein Szenario: „Wenn die<br />
Vergabekammer entscheidet, dass<br />
nur Nacharbeiten erforderlich sind,<br />
dann sprechen wir über eine Verzögerung<br />
von etwa einem halben Jahr.<br />
Dann ist der Termin 1. Januar 2023<br />
zu halten. Wenn wir aber tatsächlich<br />
ein Klageverfahren bekommen,<br />
dann wackelt der Termin“, sagte die<br />
Politikerin. Tatsächlich ist eine Klage<br />
wahrscheinlich. Schließlich gilt der<br />
Auftrag in Smenteks Worten als „sehr<br />
lukrativ für ein Unternehmen der Digitalwirtschaft“.<br />
Die Rede ist von einem<br />
dreistelligen Millionenbetrag.<br />
„Politischer Termin“<br />
Sabine Smentek, die für Informationssicherheit zuständige Staatssekretärin<br />
P. PONIZAK<br />
Grund genug, auch jedes Mittel einzusetzen,<br />
um vielleicht doch noch<br />
an den Auftrag zu kommen. „Unser<br />
Projekt in Berlin ist das größte in der<br />
bundesrepublikanischen Geschichte<br />
bei der Einführung der elektronischen<br />
Akte“, sagte Smentek.<br />
Festgelegt wurde der Termin<br />
1.1.23 zur Einführung der Digitalen<br />
Akte im sogenannten E-Government-Gesetz.<br />
Das wurde im Mai<br />
2016 noch zu Zeiten der rot-schwarzen<br />
Koalition beschlossen. SPD-<br />
Mann Kohlmeier war schon damals<br />
an der Formulierung des Gesetzes<br />
beteiligt. Für ihn war „von Anfang an<br />
klar, dass der Termin für die Verwaltung<br />
eine Herausforderung darstellen<br />
würde“, sagte Kohlmeier der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. „Aber man muss die<br />
Verwaltung auch unter Druck setzen,<br />
klare Termine nennen. Wenn<br />
wir im Gesetz gesagt hätten, die Digitale<br />
Akte solle 2030 kommen, wäre<br />
sie nie gekommen.“<br />
Dennoch halten Politik und Verwaltung<br />
am grundsätzlichen Ziel<br />
fest. Aus Sicht von Staatssekretärin<br />
Smentek hat die Digitale drei Effekte:<br />
Erstens sparesie in den ÄmternZeit,<br />
Papier und damit Geld. Zweitens sei<br />
die E-Akte total transparent und erfülle<br />
damit Anforderungen des Akteneinsichtsrechts.<br />
Drittens werde<br />
die Archivierung von Akten erheblich<br />
erleichtert. Auch das beschleunige<br />
Arbeitsschritte jedes einzelnen<br />
Sachbearbeiters in Verwaltungen erheblich<br />
–und das komme allen Bürgern<br />
zugute, schließlich hätte jeder<br />
Verwaltungsmitarbeiter damit mehr<br />
Zeit für seine eigentliche Arbeit. Unter<br />
anderem für die am Kunden.<br />
Doch der Weg hin zur digitalen<br />
Verwaltung ist noch weit. So hat die<br />
Große Koalition im Bund 2017 mit<br />
dem Onlinezugangsdienstegesetz<br />
zwar beschlossen, dass bis 2022 alle<br />
575 verschiedenen Verwaltungsdienstleistungen<br />
online zur Verfügung<br />
stehen sollen. Ob das Ziel erreicht<br />
werden kann und künftig vom<br />
Kindergeld über den Rentenantrag<br />
bis zum Angelschein alles online<br />
läuft, ist aber sehr fraglich.<br />
Viel Luft nach oben<br />
Laut einer Erhebung der EU liegt<br />
Deutschland bei der Verwaltungsdigitalisierung<br />
auf Platz 21 und damit<br />
weit unter dem europäischen<br />
Durchschnitt. Finnland, Estland<br />
oder Dänemark haben hier die Nase<br />
vorn –Behördengänge entfallen dort<br />
dank vieler Online-Angebote.<br />
In Deutschland selbst steht Berlin<br />
sogar vergleichsweise gut da. So berichtet<br />
das Handelsblatt, dass die<br />
Bundeshauptstadt in einem Ranking<br />
„Digitalisierung im Bereich Verwaltung“<br />
an Platz 2steht. Spitzenreiter<br />
ist Mannheim, München zum Beispiel<br />
folgt erst an Position 7. Als<br />
Quellen nennt die Wirtschafts- und<br />
Finanztageszeitung unter anderem<br />
den Verband der Internetwirtschaft<br />
und die EU-Kommission.<br />
Vorallem die Möglichkeit, in Ämtern<br />
bargeldlos zu bezahlen sowie<br />
online Termine zu ordern, haben<br />
Berlin zu der guten Platzierung verholfen.<br />
Bewertet wurden aber auch<br />
die Social-Media-Präsenz der Stadtverwaltung<br />
oder City-Apps. Da ist<br />
Berlin tatsächlich vergleichsweise<br />
weit. Aber es ist noch viel Luft nach<br />
oben. Noch immer müssen Bürger<br />
für die Beantragung von Wohngeld<br />
oder die Ummeldung der Wohnung<br />
persönlich vorstellig werden oder die<br />
Anträge per Post einreichen. Das<br />
sollte sich mit dem Service-Konto<br />
Berlin ändern. Doch tatsächlich können<br />
private Nutzer damit bisher nur<br />
Anwohnerparkausweise und Kitagutscheine<br />
beantragen.<br />
Elmar Schütze<br />
würde als Bürger gerne<br />
mehr Online-Service nutzen<br />
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Für Haftbefehle reichen die Beweise nicht<br />
Fünf Tschetschenen unter Terrorverdacht. Sie sollen Synagoge und Einkaufszentrum ausgespäht haben. Razzien auch in anderen Bundesländern<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Bei einer länderübergreifenden<br />
Razzia ist die Polizei am Dienstag<br />
gegen Islamisten vorgegangen.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Generalstaatsanwaltschaft<br />
ermittelt gegen fünf Tschetschenen<br />
wegen des Verdachts auf<br />
Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden<br />
Gewalttat.<br />
Beamte des Spezialeinsatzkommandos<br />
(SEK) stürmten Objekte an<br />
sechs Orten in Berlin, darunter Wohnungen<br />
in Hellersdorf, Hohenschönhausen,<br />
Köpenick und Spandau.<br />
Auch in Ludwigsfelde (Landkreis<br />
Teltow-Fläming), in Hagen<br />
(Nordrhein-Westfalen) und in Arnstadt<br />
(Thüringen) wurde je eine<br />
Wohnung durchsucht.<br />
DenVerdächtigen im Alter von 23<br />
bis 28 Jahren wirft die Generalstaatsanwaltschaft<br />
vor, Orte für einen möglichen<br />
Terroranschlag ausgespäht zu<br />
haben –darunter nach Angaben von<br />
Ermittlern ein <strong>Berliner</strong> Einkaufszentrum<br />
und eine Synagoge. Bei einem<br />
der Männer war bei einer Polizeikontrolle<br />
entsprechendes Bildmaterial<br />
auf dem Handy festgestellt worden.<br />
Dass der Verdächtige Videoaufnahmen<br />
der Neuen Synagoge in<br />
Mitte angefertigt habe, wie der Spiegel<br />
meldete,betätigte Martin Steltner,<br />
Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft,<br />
nicht.<br />
Etwa 180 Beamte waren an den<br />
Durchsuchungen beteiligt. Bei der<br />
Razzia beschlagnahmten die Polizisten<br />
Bargeld, Hieb- und Stichwaffen<br />
und Datenträger wie Mobiltelefone<br />
und Computer.<br />
Früher Zugriff<br />
Wieinfrüheren Fällen –etwa 2015 in<br />
der Ibrahim al-Khalil-Moschee –<br />
entschlossen sich die Behörden<br />
schon früh zum Zugriff, auch auf die<br />
Gefahr hin, dass die Beweise für eine<br />
Verurteilung nicht ausreichen. Denn<br />
noch ist unklar,obdie Täter wirklich<br />
einen Terroranschlag planten. Eine<br />
konkrete Anschlagsgefahr habe nach<br />
jetzigem Informationsstand noch<br />
nicht bestanden, so Steltner. Für einen<br />
Haftbefehl reichten die Beweise<br />
gegen die fünf Männer nicht aus.<br />
Steltner: „Die Durchsuchungen sollen<br />
Klarheit über die wirkliche Motivlage<br />
bringen.“<br />
Der Einsatz zeige, dass Berlin<br />
nach wie vor imFokus des internationalen<br />
Terrorismus stehe, erklärte<br />
die stellvertretende Landesvorsitzende<br />
der Gewerkschaft der Polizei,<br />
Kerstin Philipp. „Es ist richtig, beim<br />
Polizisten sichernden Eingang der Fussilet-Moschee in Moabit.<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
„Die Durchsuchungen sollen Klarheit über die<br />
wirkliche Motivlage bringen. Eine konkrete<br />
Anschlagsgefahr hat nach jetzigem<br />
Informationsstand noch nicht bestanden.“<br />
Martin Steltner, Sprecher der <strong>Berliner</strong> Generalstaatsanwaltschaft,<br />
zu der länderübergreifenden Razzia<br />
geringsten Verdacht Maßnahmen zu<br />
ergreifen und eine Gefahr möglichst<br />
früh im Keim zu ersticken.“<br />
Der Verfassungsschutz geht davonaus,dass<br />
sich etwa 1120 Anhänger<br />
des salafistischen Islamismus in<br />
Berlin aufhalten. Ein wachsender<br />
Teil davon kommt aus den russischen<br />
Kaukasusrepubliken Tschetschenien,<br />
Dagestan und Inguschetien.<br />
Mitglieder dieser Szene bewegten<br />
sich auch im Umfeld Fussilet-<br />
Moschee in Moabit, die Anfang 2017<br />
verboten wurde.<br />
Tschetschenen sind auch immer<br />
stärker in die organisierte Kriminalität<br />
verstrickt und haben nach Erkenntnissen<br />
des Landeskriminalamtes<br />
vereinzelt auch Verbindungen in<br />
die Islamistische Szene.Tschetschenische<br />
Kriminelle schreckten auch<br />
nicht vorschwererGewalt zurück.<br />
Ende dieses Monats wirdvor dem<br />
<strong>Berliner</strong> Kammergericht das Urteil<br />
gegen den Magomed-Ali C. erwartet.<br />
Dem aus Dagestan stammenden<br />
Mann wirft die Bundesanwaltschaft<br />
ebenfalls die Vorbereitung eines Terroranschlags<br />
vor. Angeblichwollteer<br />
das Gesundbrunnen-Center in die<br />
Luft sprengen. Der Mann soll in seiner<br />
Wohnung zeitweise große Mengen<br />
des Sprengstoffs Triacetontripe-<br />
roxid (TATP) aufbewahrt haben. Radikalisiert<br />
wurde er nach Erkenntnissen<br />
der Ermittler im<br />
Moschee-Verein Fussilet 33. Er soll<br />
dort den späteren Breitscheidplatz-<br />
Attentäter Anis Amri kennengelernt<br />
haben. Die Bundesanwaltschaft<br />
räumte bereits zu Prozessbeginn ein,<br />
dass es ein Indizienprozess werde.<br />
Spuren vonTATPfanden sich in seiner<br />
Wohnung nicht.<br />
Weiter in Untersuchungshaft<br />
Erst im November hatten Polizisten<br />
in Schönebergeinen 26-jährigen Syrer<br />
wegen Terrorverdachts verhaftet.<br />
Gegen ihn ermittelt die Bundesanwaltschaft.<br />
Er soll in Deutschland einen<br />
Terroranschlag geplant und<br />
Chemikalien für TATP gekauft haben.<br />
In einer dem IS nahe stehenden<br />
Chatgruppe soll er sich darüber ausgetauscht<br />
haben. „Der Beschuldigte<br />
sitzt weiter in Untersuchungshaft“,<br />
sagte Steltner. „Die Auswertung der<br />
bei ihm sichergestellten Beweismittel<br />
dauertan.“<br />
DerSyrer war zuletzt an einer <strong>Berliner</strong><br />
Schule als Reinigungskraft beschäftigt.<br />
Zuvor hatte er als Reinigungskraft<br />
im Bode-Museum gearbeitet<br />
–dort, wo 2017 eine 100-Kilo-<br />
Goldmünzegestohlen wurde.
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Angekommen in der Großzügigkeit<br />
FRANZISKA KNUPPE<br />
ist bei der Mercedes-Benz Fashion<br />
Week Maskottchen und Inventar.<br />
Wenn das Model, das in den Anfangsjahren<br />
noch selbst mitlief, inzwischen<br />
aber bei den Schauen die<br />
erste Reihe ziert, wirklich mal fehlt,<br />
wird man nervös. Dann muss es<br />
schließlich irgendwo eine bessere<br />
Veranstaltung geben. Beider vorigen<br />
Modewoche im Sommer fehlte sie<br />
allerdings komplett, weil der Beruf<br />
nun mal vorgeht. Sie stand da als<br />
Moderatorin vier Wochen bei der<br />
Produktion von Austrias Next Topmodel<br />
vor der Kamera und spielte<br />
für die österreichischen Nachbarn<br />
eine Variante vonHeidi Klum mit erträglicher<br />
Stimme. An der Côte<br />
d’Azur! Es gibt deutlich bedrückendereSchicksale<br />
...<br />
Am Dienstag zur Mittagsstunde saß<br />
Frau Knuppe versehentlich zu früh<br />
in der Mercedes-Benz-Lounge. Und<br />
das kam so: „Ich erscheine ja prinzipiell<br />
pünktlich. Auf jeden Fall lieber<br />
zu früh als zu spät.“ Diesmal sogar<br />
viel zu früh: „Ich dachte, dass die<br />
Show von Danny Reinke um 12.30<br />
Uhrstartet, aber das war nur die Einlasszeit.“<br />
Das Kraftwerk als neue Location<br />
der Fashion Week findet Franziska<br />
Knuppe perfekt: „Hier gibt es<br />
endlich Platz, das atmet alles eine<br />
lange vermisste Großzügigkeit.“<br />
Ganz im Gegensatz zum Ausflug der<br />
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15-19Uhr<br />
Modewoche ins Kaufhaus Jandorf:<br />
„Dort war alles besonders beengt.<br />
Und die Decke hing so niedrig über<br />
dem Laufsteg! Die Fotos sahen aus<br />
wie im Wohnzimmer geschossen.“<br />
Nach der Show von Danny Reinke<br />
Stylist Armin Morbach vor einer seiner Fotografien.<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
besuchte Franziska Knuppe auch die<br />
von Irene Luft: „Ich gehe auf der Fashion<br />
Week bevorzugt zu den Shows<br />
der Designer, mit denen ich am<br />
engsten zusammenarbeite. Von<br />
Irene Luft habe ich mein letztes<br />
Bambi-Kleid bekommen.“<br />
BASTIAN SCHWEINSTEIGER<br />
&ANA IVANOVIC<br />
waren am Dienstag zuerst zur Plauderei<br />
bei der Bundeskanzlerin, nach<br />
der ein Regierungssprecher nur verraten<br />
wollte, dass sie stattgefunden<br />
hat. Undauch der Fußballweltmeister<br />
von2014 und die ehemalige Tennis-Weltranglisten-Erste<br />
hüllten sich<br />
zum Treffen mit der Kanzlerin in<br />
Schweigen. Danach machten<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Für die neue Location der Fashion Week<br />
gibt es viel Lob von Franziska Knuppe.<br />
Armin Morbach bringt<br />
Farbe ins<br />
betongraue Kraftwerk<br />
Keine Fashion Week ohne Franziska Knuppe. Sollte sie mal fehlen, so wäre das wirklich<br />
ein Grund zur Nervosität.<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
Model Fiona Erdmann und Casting-Direktor<br />
Rolf Scheider.<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
Schweinsteiger &Ivanovic am Rande<br />
der Fashion Week in der Eventlocation<br />
Fabrik 23 in Wedding Reklame<br />
für die Modemarke Brax. Bei dieser<br />
Gelegenheit verriet die ehemalige<br />
Tennisspielerin, wo sie und ihr Mann<br />
sich Rat in modischen Angelegenheiten<br />
suchen: „Wir fragen uns gegenseitig<br />
nach unserer Meinung.“<br />
ARMIN MORBACH<br />
gilt nicht nur als der Stylist der Stars,<br />
sondern auch als kreativer Fotograf.<br />
Morbach bringt während der Fashion<br />
Week mit einer Ausstellung<br />
seiner Bilder Farbe in das betongraue<br />
Kraftwerk. „Auf dem Beton<br />
wirken die Bilder toll, das ist die<br />
ideale Umgebung.“ Morbach fühlt<br />
sich geehrt: „Das ist die erste Kunstausstellung<br />
während der Fashion<br />
Week, ich freue mich, dass ich dazu<br />
eingeladen wurde.“<br />
Die Stile wechseln wild. Was Morbach<br />
gut erklären kann: „Die Bilder<br />
geben darüber Auskunft, wie es zum<br />
Zeitpunkt ihres Entstehens gerade in<br />
meinem Leben ausgesehen hat. Ich<br />
verarbeite mit den Bildern Ereignisse.“<br />
Morbach findet, dass der perfekte<br />
Ort für die Modewoche gefunden<br />
wurde: „Das Kraftwerk gibt der FashionWeek<br />
Kraft. Ich hoffe, dass wir<br />
lange hier bleiben.“<br />
Rolf Scheider könnte während der<br />
Fashion Week auch mit einer Luftmatratze<br />
dort einziehen, denn die<br />
Shows schaut der Herr Casting-Direktor<br />
sich im Abonnement an. Man<br />
muss in seinem Beruf schließlich<br />
wissen, wersoläuft und was so läuft,<br />
ja sogar, wie gelaufen wird. Vorder<br />
Schau vonIrene Luft traf er Model Fiona<br />
Erdmann.<br />
RENATE KÜNAST &<br />
KATRIN GÖRING-ECKART<br />
saßen bei der Neonyt-Show in der<br />
ersten Reihe.Die beiden Grünen-Politikerinnen<br />
lobten den nachhaltigen<br />
Ansatz dieser Kollektion. Katrin Göring-Eckart<br />
fühlte sich beim Anblick<br />
eines mit Blumen bestickten Mantels<br />
erinnert: „Wie die Folklore-Kleidung,<br />
die ich früher im Urlaub in Bulgarien<br />
und Ungarngesehen habe.“<br />
Renate Künast war perfekt auf die erwartbare<br />
Frage nach der ökologischen<br />
Qualität ihrer Kleidung bei der<br />
Fashion Week vorbereitet, denn sie<br />
trug eine über jeden Zweifel erhabene<br />
Bluse und einen eben solchen<br />
Pulli darunter. Und sang das hohe<br />
Lied der Qualität: „Wenn man vermeintlich<br />
billige,schludrig verarbeitete<br />
Kleidung kauft, die nicht lange<br />
hält, wirdesjaeigentlich teurer.“<br />
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Berlin<br />
Die Galeries Lafayette wurde im Februar 1996 an der Friedrichstraße eröffnet. Das Gebäude wurde von dem französischen Architekten Jean Nouvel entworfen, gehörtseit 2012 einer Immobilientochter der Allianz.<br />
IMAGO-IMAGES/BERGER<br />
Kaufhaus sucht Heimat<br />
Die Galeries Lafayette denkt offenbar über einen Wegzug aus der Friedrichstraße nach. Der Kudamm und der Alex sind im Gespräch<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Auf der Einkaufsmeile<br />
Friedrichstraße droht erneut<br />
der Wegzug eines<br />
Flaggschiffs –der Galeries<br />
Lafayette.Für den Fall, dass es zu keiner<br />
akzeptablen Lösung bei den derzeitigen<br />
Mietverhandlungen<br />
kommt, hat das französische Nobelkaufhaus<br />
offenbar neue Standorte<br />
im Visier. Nach Informationen der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gibt es bei der Galeries<br />
Lafayette Überlegungen, an den<br />
Alexanderplatz oder an den Kurfürstendamm<br />
umzuziehen.<br />
Noch hält das Kaufhaus an der<br />
Friedrichstraße fest. Manwolle nicht<br />
umziehen, heißt es offiziell. „Wir investieren<br />
in den Standort“, sagt Sprecherin<br />
Nelly Hemmann. „Vergangenes<br />
Jahr wurde die Schmuckabteilung<br />
erweitert. Nun wollen wir die<br />
Gourmet-Abteilung vergrößern.“<br />
Doch hinter den Kulissen sieht es offenbar<br />
anders aus.<br />
Die Galeries Lafayette sei auf der<br />
Suche nach anderen Standorten in<br />
der Hauptstadt, erklärt jetzt ein Vertreter<br />
eines namhaften Immobilienunternehmens<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Das Unternehmen ist an Berlin weiter<br />
interessiert. Daher denkt man<br />
über einen Umzug an den Kurfürstendamm<br />
oder zum Alex nach, falls<br />
das Kaufhaus an der Friedrichstraße<br />
nicht bleiben kann“, sagt der Insider.<br />
Der Grund sei eine mögliche<br />
Mieterhöhung am jetzigen Standort.<br />
Diese wolle die Galeries Lafayette offenbar<br />
nicht mitgehen, so der Insider.<br />
Das Kaufhaus befindet sich seit<br />
1996 an der Friedrichstraße im Quartier<br />
207, das seit 2012 der Allianz Real<br />
Estate gehört. „Wir sind mit dem<br />
Mieter im Gespräch“, sagt Unternehmenssprecher<br />
Phillip Lee, der<br />
über Details zum Mietvertrag und<br />
der künftigen Miethöhe schweigt.<br />
Die Mietverhandlungen waren<br />
ein Grund, weshalb die Galeries Lafayette<br />
auch um ein Gespräch mit<br />
dem Regierenden Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD) und Wirtschaftssenatorin<br />
Ramona Pop<br />
(Grüne) bat. Ein Treffen fand statt.<br />
Möglich, dass dabei über einen alternativen<br />
Umzug des Kaufhauses<br />
zum Kurfürstendamm oder zum<br />
Alexanderplatz gesprochen wurde.<br />
Dementiertwirdesjedenfalls nicht.<br />
„Der Senat ist mit dem Unternehmen<br />
weiter im Gespräch. Über Inhalte<br />
können wir uns nicht äußern“,<br />
sagt ein Sprecher der Wirtschaftsverwaltung<br />
auf Anfrage.<br />
Im Bezirksamt Charlottenburg-<br />
Wilmersdorf habe man bereits davon<br />
gehört, dass die Galeries Lafayette<br />
an den Kudamm ziehen<br />
wolle,erklärtBezirksbaustadtrat Oliver<br />
Schruoffeneger (Grüne). „Allerdings<br />
gibt es nichts offizielles“, sagt<br />
er.Auch bei der Arbeitsgemeinschaft<br />
City kenne man mögliche Absichten.<br />
„Ich würde es begrüßen, wenn das<br />
Kaufhaus an den Kudamm käme“,<br />
sagt AG-City-Vorstand UweTimm.<br />
Anders sieht es der Bezirksbürgermeister<br />
von Mitte, Stephan von<br />
Dassel (Grüne). „Ein Wegzug der Galeries<br />
Lafayette wäre für die Friedrichstraße<br />
eine Katastrophe“, sagt er.<br />
Ein fatales Signal für die Einkaufsmeile,<br />
die unter mangelnden Kundeninteresse<br />
und 25-prozentigem<br />
Ladenleerstand leide. Zuletzt hatte<br />
die Modekette H&M ihr zweites Geschäft<br />
an der Friedrichstraße aufgegeben.<br />
Aktuelle Zahlen habe von<br />
Dassel nicht. „Wir werden alles versuchen,<br />
die Galeries Lafayette zu<br />
halten, mehr Besucher in die Friedrichstraße<br />
zu bekommen“, sagt er.<br />
Dazu solle auch der Test dienen, die<br />
Meile für drei Monate zur Fußgängerzone<br />
zu erklären. Am 21. Juni<br />
werdesie mit der Fête de la Musique<br />
eröffnet. Zum Alexanderplatz als<br />
neues Quartier für die Galeries Lafayette<br />
sagte von Dassel: „Ich glaube<br />
nicht, dass der Platz mit Galeria<br />
Kaufhof, C&A oder Alexa auch der<br />
geeignete Standort für ein Nobelkaufhaus<br />
wäre.“<br />
In Branchenkreisen wird schon<br />
lange über einen Wegzug der Galeries<br />
Lafayette gesprochen. So hieß es<br />
2019, dass Nobelkaufhaus wolle<br />
nach Hamburg ziehen. Dem erteilte<br />
jetzt ein Sprecher der Pariser Kaufhaus-Zentrale<br />
gegenüber der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> eine Absage:„Wir lehnen<br />
jeden Wunsch ab, unseren Standort<br />
Berlin zu verlassen“, sagt er. Egal wo<br />
dieser in der Stadt künftig sein wird:<br />
„Ich gehe davon aus, dass die Galeries<br />
Lafayette in Berlin bleibt“, sagt<br />
Nils Busch-Petersen, Chef des <strong>Berliner</strong><br />
Einzelhandelsverbandes.<br />
Linken-Politikerin im Visier der Rechten<br />
Landeskriminalamt informierte Anne Helm über ihre mögliche Gefährdung<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Sie war eine der bekanntesten Piraten-Politikerinnen<br />
und ist nach<br />
einem Parteiwechsel mittlerweile<br />
Vorstandsmitglied der Abgeordnetenhaus-Fraktion<br />
der Linken: Anne<br />
Helm. Mit ihrem unermüdlichen<br />
Kampf gegen Rechts hat sich die<br />
junge Frau in den vergangenen Jahren<br />
viele Feinde gemacht. Wie jetzt<br />
bekannt wurde, ist Helm bereits seit<br />
2013 imVisier gewaltbereiter Neonazis.<br />
„Das LKA hat mich darüber informiert,<br />
dass der Hauptverdächtige<br />
der Anschlagsserie in Neukölln auch<br />
mich seit 2013 auf seiner Feindesliste<br />
hatte und auch meine private Anschrift<br />
ausgespäht hat“, schrieb die<br />
Politikerin und Synchronsprecherin<br />
(„Ein Schweinchen namens Babe“)<br />
auf ihrer Twitter-Seite. Davon überrascht<br />
ist sie nicht: „Ich habe jahrelang<br />
Ausspähung bekannter Neuköllner<br />
Neo-Nazis wahrgenommen,<br />
die auch versuchten, Bewegungsprofile<br />
(Arbeitsweg/Verwandtschaft)<br />
zu erstellen“, schreibt sie weiter.<br />
„Einmal setzten sich zwei morgens<br />
an der Bushaltestelle neben mich,<br />
um mir mitzuteilen, dass sie wissen,<br />
wohin ich unterwegs bin.“Vondaher<br />
beruhige sie die jetzige Information<br />
des Landeskriminalamtes eher:„Ich<br />
kann das alles jetzt besser einordnen<br />
und habe die Bestätigung, was da<br />
passiertist“.<br />
Nach RBB-Informationen sollen<br />
auf einer „bei dem mehrfach vorbestraften<br />
Neonazi T. beschlagnahmten<br />
Festplatte“ Anne Helms Name,<br />
ihre Wohnanschrift sowie weitere<br />
personenbezogene Daten gefunden<br />
worden sein. Bei dem Mann soll es<br />
sich um Sebastian T. handeln, ein<br />
früheres NPD-Mitglied, das spätestens<br />
im Frühjahr 2018 ins Visier der<br />
Polizei geriet. Hintergrund waren Ermittlungen<br />
zu einer Serie offenbar<br />
rechtsextremer Attacken in Neukölln.<br />
Zwischen 2016 bis 2018 hatten<br />
mutmaßlich Neonazis dutzende Anschläge<br />
auf politische Gegner verübt<br />
oder diese teils massiv bedroht. Die<br />
Ex-Piratin Anne Helm ist mittlerweile<br />
Mitglied der Linken.<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
Polizei rechnet ihnen mindestens<br />
14 Brandanschläge zu –dreizehn auf<br />
Autos sowie eine weitere Brandattacke<br />
auf ein Lokal. Hinzu kamen<br />
35 weitereDelikte wie Sachbeschädigungen,<br />
Bedrohungen und Beleidigungen<br />
gegen linke Treffs oder Wohnungen<br />
von Personen, die sich offen<br />
gegen Rechtsextremismus engagieren.<br />
Auch 14 Stolpersteine für die Opfer<br />
der NS-Zeit wurden gestohlen.<br />
Im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen<br />
zu den Anschlägen fan-<br />
den die Einsatzkräfte bei einer<br />
Durchsuchung einen Datenträger<br />
bei Sebastian T.,den sie beschlagnahmten<br />
und auswerteten. Dabei<br />
fanden sie die Listen mit Namen potenzieller<br />
Opfer. Bereits Ende November<br />
vergangenen Jahres hatte<br />
Berlins Polizeipräsidentin Barbara<br />
Slowik im Innenausschuss vonmehrerenhundertPersonen<br />
gesprochen,<br />
die als mögliche Ziele der Rechtsextremen<br />
in Frage kommen würden.<br />
Eine dieser Personen war offenbar<br />
Anne Helm.<br />
Weil immer öfter Kommunalpolitiker<br />
von Neonazis bedroht werden,<br />
hat sich mittlerweile auch die Bundesregierung<br />
bei der Diskussion<br />
zum Umgang mit Beleidigungen,<br />
Einschüchterungsversuchen und<br />
körperlichen Attacken eingeschaltet.<br />
„Wenn Kommunalpolitiker besonders<br />
gefährdet sind, dann müssen sie<br />
entsprechende staatliche Schutzmaßnahmen<br />
erhalten“, sagte CDU-<br />
Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
der Bild-<strong>Zeitung</strong>. Das könne<br />
man „nicht davon abhängig machen,<br />
ob Politiker auf der Bundes-,<br />
Landes- oder der kommunalen<br />
Ebene tätig sind“. Eine Bewaffnung<br />
bedrohter Politiker, wie von einem<br />
SPD-Bürgermeister aus West-<br />
Deutschland gefordert, lehnt sie jedoch<br />
ab.<br />
Linke-Politikerin Anne Helm lässt<br />
sich auch unbewaffnet nicht einschüchtern.<br />
„Ich weiß, dass sehr<br />
viele andereauch betroffen sind und<br />
anders damit umgehen als ich“, so<br />
die Politikerin auf ihrer Twitter-Seite.<br />
Und weiter: „Meldet euch gerne bei<br />
mir zur Vernetzung und vor allem<br />
auch bei der Mobilen Beratung gegen<br />
Rechtsextremismus Berlin.“<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
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Brandenburg<br />
Zwischen Vorsicht und Versagen<br />
Verwahrlostes Mädchen in Eberswalde: Das zuständige Jugendamt verteidigt, dass es die Eltern nicht angezeigt hat. Eine Psychologin erklärt die Hintergründe<br />
VonJens Blankennagel, Eberswalde<br />
Der Fall eines verwahrlosten<br />
Mädchens sorgt seit<br />
Anfang der Woche für<br />
Schlagzeilen. Vor allem<br />
die Frage, warum die Behörden erst<br />
so spät eingriffen, obwohl das Jugendamt<br />
das Problem lange kannte.<br />
AmWochenende war bekannt geworden,<br />
dass das Jugendamt in<br />
Eberswalde (Barnim) im Dezember<br />
ein vernachlässigtes fünfjähriges<br />
Mädchen und seine zwei Geschwister<br />
aus der Familie holen musste und<br />
in staatliche Obhut genommen hat.<br />
Es hieß, das Kind habe allein auf sich<br />
gestellt leben müssen und habe zwei<br />
Jahrelang kein Tageslicht gesehen.<br />
Letzteres wollte Landrat Daniel<br />
Kurth (SPD) bei einer Pressekonferenz<br />
am Montag nicht bestätigen.<br />
Doch auch am Dienstag war das<br />
ganze Ausmaß der Schädigung des<br />
Kindes nicht bekannt, da der Bericht<br />
des Krankenhauses noch nicht vorliegt,<br />
in dem das Kind ab 20. Dezember<br />
behandelt wurde. Der Landrat<br />
räumte ein, dass die Familienhelferinzulange<br />
gewartet habe.„Aber solche<br />
Fälle sind immer eine Gratwanderung“,<br />
sagte er.<br />
Keine akute Gefährdung<br />
„Es wäre besser gewesen, den Gang<br />
vor Gericht früher zu suchen“, sagte<br />
am Dienstag der Sprecher der Kreisverwaltung<br />
Oliver Köhler. Die Verwaltung<br />
betonte aber, dass keine<br />
akute Gefährdung für Leib und Leben<br />
bestand. „Das Kind wurde nicht<br />
mit einem Rettungswagen aus der<br />
Familie geholt“, sagte er.<br />
Der Fall wurde dem Jugendamt<br />
im Juli 2017 bekannt, dort arbeiten<br />
vier von 30Mitarbeitern imKinderschutz.<br />
Grundsätzlich ist es so, dass<br />
die Familie in Deutschland ein besonders<br />
geschützter Raum sei, sagte<br />
Köhler,inden der Staat nicht einfach<br />
hineinregieren dürfe. Deshalb wird<br />
Mitschnitt der extra einberufenen Pressekonferenz: Landrat Daniel Kurth(SPD) und Sozialdezernentin Yvonne Dankert.<br />
bei einem Hinweis zuerst versucht,<br />
mit der Familie zu reden und zu prüfen,<br />
ob die Vorwürfe stimmen. „Der<br />
Gesetzgeber setzt bei der Hilfe für<br />
Familien immer zuerst auf Kooperation“,<br />
sagte er. Das Ziel sei, das Vertrauen<br />
der Elternzugewinnen, quasi<br />
„einen Fußindie Familie zu bekommen“,<br />
um sich die Zustände dortanschauen<br />
zu können und –wenn nötig<br />
–Hilfe anzubieten. „Wenn wir mit<br />
der Polizei die Tür aufbrechen, ist<br />
jegliches Vertrauen dahin.“<br />
Es geht um eine möglichst langfristige<br />
Kooperation, denn nur recht<br />
selten werden Kinder aus den Familien<br />
genommen. In Eberswalde gibt<br />
es jedes Jahr 800 Hinweise ans Amt.<br />
Nurin15Prozent werden die Kinder<br />
vomStaat in Obhut genommen.<br />
„Die Jugendämter verstehen sich nicht<br />
als Ermittlungsbehörde. Und es ist auch<br />
üblich, dass sie keine Anzeige erstatten.“<br />
Oliver Köhler, Sprecher der zuständigen Kreisverwaltung Barnim<br />
So wie in diesem Fall, bei dem alle<br />
Kinder in Obhut kamen. Die Eltern<br />
hätten über Monate nicht kooperiert.<br />
Dann beschloss die Fallkonferenz<br />
des Amtes, dass das jüngste<br />
Kind zwangsweise einem Arzt vorgestellt<br />
wird –wegen Anzeichen von<br />
Unterernährung sowie Sprach- und<br />
Verhaltensauffälligkeiten. Dazu war<br />
eine Gefahrenmeldung nötig –und<br />
ein Gericht musst es genehmigen.<br />
Warum aber wurden die Eltern<br />
nicht angezeigt? „Jugendämter verstehen<br />
sich nicht als Ermittlungsbehörde“,<br />
sagte Köhler. „Es ist üblich,<br />
dass sie keine Anzeige erstatten.“<br />
Auch wenn es irritiert: Die Jugendämter<br />
verzichten auf Anzeigen,<br />
DPA/PATRICK PLEUL<br />
um die später oft nötige Arbeit mit<br />
den Eltern nicht zu gefährden. Sie<br />
gehen davon aus, dass Krankenhäuser<br />
oder Kitas Anzeigen erstatten.<br />
Anne K. Liedtke, Fachpsychologin<br />
für Rechtspsychologie, sagte,<br />
dass sie über den konkreten Fall natürlich<br />
nichts sagen könne. Aber es<br />
gebe einige grundsätzliche Faktoren<br />
bei Vernachlässigungen. Es gibt viele<br />
Formen der Vernachlässigung: ein<br />
Kind nicht zu beaufsichtigen, die<br />
Nahrung vorzuenthalten oder es<br />
sprachlich oder erzieherisch zu vernachlässigen.<br />
„Statistisch gesehen,<br />
werden mehr Jungs als Mädchen<br />
vernachlässigt und auch misshandelt“,<br />
sagte sie.Indiesem Fall ist das<br />
Opfer allerdings ein Mädchen. „Als<br />
Schutzfaktor gilt oft auch, wenn das<br />
Kind das Erstgeborene ist. Dasheißt:<br />
Jedes weitere Kind hat einen höheren<br />
Risikofaktor.“ Das könnte hier<br />
zutreffen, weil das Mädchen das<br />
jüngste vondreiKindernist.<br />
Grundsätzlich gibt es einige Risikofaktoren<br />
–auf Seiten der Eltern<br />
und der Kinder.Bei Elternkommt es<br />
öfter zu Vernachlässigungen, wenn<br />
die Kinder rasch nacheinander geboren<br />
werden, wenn die ökonomische<br />
Situation schwierig ist oder die<br />
Familie sozial isoliert lebt – und<br />
wenn die Eltern eine eigene Vernachlässigungserfahrung<br />
haben.<br />
„Aber das muss nicht sein. Emotionale<br />
Vernachlässigung zum Beispiel<br />
findet in allen Schichten statt<br />
und kann auch gravierender sein, als<br />
nichts zu essen zu bekommen“,<br />
sagte Psychologin Liedtke. Ein weiteres<br />
Problem sei, dass Eltern, die<br />
damit groß geworden sind, nicht unbedingt<br />
kapierthaben müssen, dass<br />
ihr Verhalten problematisch ist.<br />
In diesem Fall wurde nur ein Kind<br />
stark vernachlässigt, die anderen<br />
nicht so stark. Waskönnte es dafür<br />
für Gründe geben? „Es gibt immer<br />
auch Risikofaktoren aus der Beziehungsdynamik<br />
der Eltern“, sagte die<br />
Expertin. „Wenn zum Beispiel Kinder<br />
aus unterschiedlichen Beziehungen<br />
stammen. Oft wird ein Kind<br />
aus der Beziehung mit dem aktuellen<br />
Partner besser behandelt.“<br />
Als Risikofaktoren auf Seiten der<br />
Kinder gelten, ob sie verhaltensauffällig<br />
sind, ob sie bockig sind oder<br />
spucken und beißen oder ob sie als<br />
Schwarzes Schaf gelten. Weitere<br />
mögliche Punkte sind, ob die<br />
Schwangerschaft schwierig war oder<br />
ob es ein Schreikind ist. „Meist ist es<br />
nicht nur ein Faktor“, sagte Anne K.<br />
Liedtke. „Meist reichen auch nicht<br />
zwei Faktoren.“ Es komme meist einiges<br />
zusammen. „Vor allem natürlich<br />
auf Seiten der Eltern. Denn ein<br />
Kind ist dafür nie verantwortlich,<br />
egal welche Eigenschaften es hat.“<br />
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Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Krankenschwesternund Ärzte<br />
betreuten die kranken Kinder<br />
Meinung: „KrankeKinder in der Kita“,<br />
von Sabine Rennefanz<br />
(11. Januar)<br />
Ich war in den 70ern alleinerziehende<br />
Mutter eines Kleinkinds und<br />
wohnte in Frankfurt (Oder). Bei Erkrankung<br />
des Kindes gab es nur wenige<br />
Tage eine Bezahlung. Manchmal<br />
hatte ich nur die Hälfte des Monatsgehalts.Deshalb<br />
gab es eine Einrichtung<br />
für erkrankte Kinder. Man<br />
gab das Kind früh ab, eswurde betreut<br />
von Krankenschwestern und<br />
Ärzten. Abends holte man das Kind<br />
wieder ab. Eswar eine Gesundheitseinrichtung<br />
wie auch ein Krankenhaus.Das<br />
ist doch ein Vorbild für die<br />
heutige Zeit. Dadurch habe ich bei<br />
meiner Rente auch keine großen<br />
Nachteile.<br />
Herma Michl, Berlin-Friedrichshain<br />
Icharbeite in einer Kita.VorzweiJahren<br />
hatten wir eine Erkältungswelle,<br />
die es in sich hatte.Die Kinder waren<br />
nicht zu Hause. Sie wurden mit Fiebersaft<br />
abgefüllt und gegen Mittag<br />
hat man dann die Eltern angerufen,<br />
weil das Kind abgeholt werden<br />
musste.AmEnde betraf es 60 Kinder<br />
und vier Gruppen. Nachdem die<br />
Mehrheit der Kinder wieder gesund<br />
war, steckten sich sechs Erzieher bei<br />
den restlichen Kindernan. DieErzieher<br />
blieben natürlich zu Hause, weil<br />
sich das so gehört, wenn man krank<br />
ist. Wären die kranken Kinder zu<br />
Hause geblieben, dann wäre esvielleicht<br />
nicht so gekommen. Das war<br />
aber nicht das erste Mal.<br />
Steffi LiLo Belliwell, Facebook<br />
Die Loveparade 1999 an der Siegessäule im Tiergarten<br />
Schön war’s in den 90ern<br />
Facebook: „Dr.Motte will Loveparade zurück nach Berlin holen“, von Melanie<br />
Reinsch<br />
(13. Januar)<br />
Die Zeiten sind vorbei! Schön war’s in den 90ern. Das Feeling kommt<br />
nie wieder zurück. Iris Satow<br />
Kein Respekt vor den ehemaligen DDR-Bürgern<br />
Magazin: „Die Stadt, die geöffnete<br />
Mauer und zwei Polizeichefs“ von AnnemiekeHendriks<br />
(11. Januar)<br />
Besser hätte man die ignorante Arroganz<br />
der die ehemalige DDR Übernehmenden<br />
nicht darstellen können.<br />
Allein die Aussage des West-<br />
<strong>Berliner</strong> Polizeipräsidenten, die vom<br />
Präsidenten der Volkspolizei in Berlin,<br />
Hauptstadt der DDR, gewünschte<br />
Gleichwertigkeit „ging(e)<br />
selbstverständlich nicht“, ist mehr<br />
als erhellend. Nicht nur,dass sie unser<br />
Leben nicht verstehen und meist<br />
auch kein Interesse daran haben. Sie<br />
haben auch keinen Respekt vor den<br />
ehemaligen DDR-Bürgern. Ich persönlich<br />
kenne zum Glück „Wessis“,<br />
die eine andere Haltung haben. Der<br />
Artikel ist auch ein Beitrag zur Beantwortung<br />
der Frage, warum so viele<br />
Menschen in den sogenannten<br />
neuen Ländern enttäuscht sind und<br />
sich abwenden.<br />
Emilija Fichtner,per E-Mail<br />
Die Menschen sind sowieso schon genervt über vollgestopfte Straßen<br />
in Berlin. Undwas sollte es noch bringen? Techno? Love &Peace? Haben<br />
wir schon lange nicht mehr. Bonnie Schwarzkatz<br />
Die Volkspolizisten wurden als Vertreter<br />
des alten, abgewirtschafteten<br />
kommunistischen Systems angesehen,<br />
weite Teile der DDR-Bevölkerung<br />
weigerten sich, polizeilichen<br />
Anordnungen Folge zu leisten. Die<br />
VP geriet in eine tiefgreifende Legitimationskrise,<br />
die sich äußerlich insbesondere<br />
an den Uniformen und<br />
auch dem östlichen Fuhrpark manifestierte.<br />
Hier ging es nicht um „das<br />
Interesse vonHerrnSchertz an einer<br />
Zusammenarbeit“, sondern umden<br />
XIMAGO/CHRISTIAN SCHROTH<br />
Warvier-oder fünfmal dort, sogar schon, als sie auf dem Kudamm war,<br />
und es war richtig gut. Steffi Kühne<br />
Ichmag es zwar mittlerweile nicht mehr,mich in so Massen aufzuhalten,<br />
aber gäbe es noch einmal die Loveparade,würde ich mir das antun.<br />
Dr.Motte –doit! Marco Möhring<br />
Primat der Politik in der Demokratie.<br />
Vondaher ist der Unmut, die Enttäuschung,<br />
aber auch der Zorn über<br />
diese folgenschwere Entscheidung<br />
verständlich. DerWeg zu neuen Perspektiven<br />
war für die Betroffenen zumeist<br />
steinig. Diese Frustrationen,<br />
vielfach auch über eine Verletzung<br />
hinaus als Demütigung empfunden,<br />
brechen wieder auf und werden bei<br />
allen davon Betroffenen ein Leben<br />
lang anhalten.<br />
Harold Selowski, per E-Mail<br />
Eine nützliche Warnung<br />
vor allzu schnellen Urteilen<br />
Titel: „Das Private und das Politische:<br />
Franziska Giffeys Mann wurde als Beamter<br />
entlassen“ von Elmar Schütze<br />
und Melanie Reinsch<br />
(11. Januar)<br />
Oscar Wilde merkte an: „Dass einer<br />
Wechsel fälscht, sagt nichts über sein<br />
Geigenspiel.“ Er sprach so die Vielschichtigkeit<br />
nur eines Menschen an<br />
und damit auch eine nützliche Warnung<br />
vor allzu schnellen Urteilen<br />
aus. Hier jedoch geht es um zwei<br />
vollkommen eigenständige Menschen.<br />
Die Probleme, die einer der<br />
beiden bereitet hat/haben könnte,<br />
sind rein gar kein Grund, deswegen<br />
den anderen, auch wenn es seine<br />
Ehepartnerin ist, in Frage zu stellen.<br />
Reiner Oschmann,<br />
Berlin-Rahnsdorf<br />
Da gehört schon einiges dazu, aus<br />
dem Beamtenverhältnis entfernt zu<br />
werden! Es gibt weder etwas zu relativieren<br />
noch zu beschönigen. Bleibt<br />
die Frage,inwieweit die Ehefrau über<br />
seine Verfehlungen im Vorfeld informiertwar.<br />
Guido Kaupat, Facebook<br />
Genügend schlechte<br />
Erfahrungen mit Versprechen<br />
Brandenburg: „Minister hofft, dass<br />
Tesla mittelfristig Tariflohn zahlt“<br />
(13. Januar)<br />
Der Minister hat nicht das Rückgrat,<br />
die Interessen unserer Bevölkerung<br />
zu vertreten und auf konkrete Festlegungen<br />
zu bestehen. Mit vagen Versprechungen<br />
auf Arbeitsplätze für<br />
die Region wurden großzügig Fördergelder<br />
vergeben, Bäume vorzeitig<br />
abgeholzt und Land verkauft, welches<br />
man auch hätte verpachten<br />
können. Wir haben genügend<br />
schlechte Erfahrungen mit den Versprechen<br />
ausländischer Investoren<br />
gemacht, die Fördergelder einstecken<br />
und nach vereinbarter Ablaufzeit<br />
wieder verschwinden. Mit dem<br />
Hinweis auf Arbeitsplätze werden<br />
alle Türen geöffnet.<br />
Brigitte Riewe,per E-Mail<br />
Zu viel Müll auf Straßen,<br />
Plätzen und in Parks<br />
Berlin: „Kampf dem Müll“ von Melanie<br />
Reinsch<br />
(6. Januar)<br />
Keine Frage: In Berlin gibt es zu viel<br />
Müll unterschiedlichster Art auf<br />
Straßen, Plätzen und in Parkanlagen.<br />
Aber: Ist nicht jede/r Stadtbewohner/in<br />
und Besucher/in mitverantwortlich,<br />
dass sich die Situation verbessert?<br />
B. Kollenda, per E-Mail<br />
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34-Jährigen wegen schweren<br />
Raubes eine Freiheitsstrafe vonfünf<br />
Jahren und drei Monaten. Wieeine<br />
Gerichtssprecherin am Dienstag<br />
sagte,wurde zudem ein 33-Jähriger<br />
wegen Beihilfe zu zwei Jahren und<br />
acht Monaten Gefängnis verurteilt.<br />
DieUrteile fielen bereits am 12. Dezember<br />
und 25. November 2019,<br />
wurden aber erst jetzt bekannt.<br />
Brandopfer gestorben.<br />
Nach einem Feuer in seiner Wohnung<br />
in Wilmersdorfist ein 73-jähriger<br />
Mann gestorben. Am Montagnachmittag<br />
hatte ein Anwohner im<br />
Erdgeschoss des Hauses in der Schaperstraße<br />
Qualm und Brandgeruch<br />
bemerkt, teilte die Polizei am Dienstag<br />
mit. Feuerwehrleute löschten die<br />
Flammen und brachten den lebensgefährlich<br />
verletzten Mann ins Krankenhaus.Dorterlag<br />
er in der Nacht<br />
zu Dienstag seinen Verletzungen.<br />
Polizist verletzt.<br />
EinBetrunkener hat in RummelsburgamMontag<br />
einen Polizeibeamten<br />
angegriffen. DerMann soll zunächst<br />
auf einem Parkplatz an der<br />
Hauptstraße gegen Autos getreten<br />
haben, teilte die Polizei mit. Als der<br />
Polizist den 35-Jährigen ansprach,<br />
wollte dieser den Beamten mit der<br />
Faust ins Gesicht schlagen, traf jedoch<br />
nur dessen Arm. MitHilfe eines<br />
Zeugen konnte die Flucht des Angreifers<br />
verhindertwerden. Eine<br />
Atemalkoholkontrolle ergab bei dem<br />
35-Jährigen einen Wert vonrund<br />
0,8 Promille.Der Polizist wurde<br />
leicht an Armund Bein verletzt.<br />
Café und Spätkauf überfallen.<br />
Am frühen Montagabend sind ein<br />
Spätkauf in Friedrichshain und ein<br />
Café in Lichtenrade überfallen worden.<br />
In Lichtenrade bedrohte ein<br />
Maskierter die 23 Jahrealte Mitarbeiterin<br />
mit einer Schusswaffe und forderte<br />
die Einnahmen. DerRäuber<br />
floh mit der Beute.InFriedrichshain<br />
überfielen zwei Jugendlichen einen<br />
Spätkauf in der Glatzer Straße,<br />
sprühten der 64-jährigen Mitarbeiterin<br />
Reizgas ins Gesicht, griffen in<br />
die Kasse und flüchteten. (dpa)<br />
Sehen, riechen, schmecken<br />
Am Freitag beginnt die Grüne Woche, die dieses Mal überraschend politisch ausfällt<br />
VonBurkhard Fraune und Sascha Meyer<br />
Fridays for Future will auch<br />
da sein.Wenn vonFreitag an<br />
Tausende Landwirte und<br />
Verbraucher zur Agrarmesse<br />
Grüne Woche nach Berlin kommen,<br />
könnten sie Vertreter der jungen Klimaschützer<br />
direkt vor Ort treffen. Es<br />
soll Diskussionen geben, wohl einen<br />
eigenen Stand.<br />
Überhaupt ist der traditionelle<br />
Jahresauftakt der Ernährungsbranche<br />
diesmal politisch besonders aufgeladen.<br />
Beivielen Bauernbrodelt es.<br />
Nach Traktor-Protesten in der halben<br />
Republik sagte ihnen Kanzlerin Angela<br />
Merkel mehr Gehör bei neuen<br />
Umweltauflagen zu. Für die erwarteten<br />
400 000 Messebesucher geht es<br />
bis 26. Januar aber auch ums Sehen,<br />
Riechen und: Schmecken.<br />
Braten und Insekten<br />
In der Hauptstadt präsentieren sich<br />
mehr als 1800 Aussteller aus Landwirtschaft,<br />
Ernährungsindustrie und<br />
Gartenbau. Partnerland ist diesmal<br />
Kroatien. Regionale Produkte bleiben<br />
im Trend. Ebenso veganes Essen und<br />
Trinken: Gab esvor fünf Jahren gerade<br />
mal zwei Aussteller dazu, sind es<br />
nun 150. In den Hallen kommen Genüsse<br />
vom Krustenbraten bis Insekten<br />
auf den Teller.Esgibt Reitturniere<br />
und Tierschauen, Feldroboter in Aktion<br />
und für viele Großstädter ein seltenes<br />
Angebot: mit Landwirten ins<br />
Gespräch zu kommen.<br />
Viele Bauern sehen sich dabei<br />
selbstbewusst als Klimapraktiker. Im<br />
„Erlebnisbauernhof“ auf dem Messegelände<br />
will sich die Branche auch zu<br />
diesem Thema stellen, 100 Landwirte<br />
sollen als„Agrarscouts“ für Besucherfragen<br />
da sein. „Wir wollen Naturschutz<br />
gemeinsam nach vorne bringen,<br />
nicht einfach Verbote als Basis“,<br />
argumentierte auch schon Bauernpräsident<br />
Joachim Rukwied. „Es geht<br />
uns nicht um das Ob, sondern ausschließlich<br />
um das Wie.“ Helfen sollen<br />
auch Traktoren, die mit Strom<br />
oder Biokraftstoff laufen, und Futtermittel<br />
aus der Region.<br />
Eine grundlegende „Agrarwende“<br />
fordertein Bündnis,das wieder parallel<br />
zur Messe Tausende Demonstranten<br />
auf die Straßen Berlins bringen<br />
will. „Wir haben es satt“, lautet seit<br />
Jahren das Motto. Esgeht um mehr<br />
Eine bunte Vielfalt, nicht nur an Rüben, bietet die Grüne Woche.<br />
DATUM UND PREISE<br />
WWW.IMAGO-IMAGES.DE<br />
Die GrüneWoche: Die Messe findet vom17. bis zum 26. Januar statt. Die Öffnungszeiten sind<br />
täglich von10bis 18 Uhr und am Freitag,24. Januar,bis 20 Uhr.Die Adresse lautet Messegelände<br />
Berlin, Messedamm 22, Hallen 1-27.<br />
DieTickets: Eintrittskarten gibt es über dieWebsite der GrünenWoche (www.gruenewoche.de)<br />
oder an der Tageskasse. Sie kosten 15 Euro für eine Tageskarte und 31 Euro für eine Familienkarte<br />
für maximal zwei Erwachsene und drei Kinder bis 14 Jahre.<br />
Umwelt-, Klima- und Tierschutz. Also<br />
zum Beispiel auch weniger Unkrautgifte,Gülle,Importfutter<br />
und Lebensmittelexporte.<br />
„Die Agrarindustrie<br />
heizt die Klimakrise und gesellschaftliche<br />
Konflikte gefährlich an“, heißt es<br />
im Aufruf mehrerer Natur- und Tierschutzverbände,kirchlicher<br />
und bäuerlicher<br />
Organisationen.<br />
Fridays vor Future will das Gespräch<br />
auch in den Messehallen suchen,<br />
nicht nur davor. „Die Grüne<br />
Woche ist ein guter Ort, uns zu präsentierten<br />
und auf die Klimaziele<br />
aufmerksam zu machen“, sagt Lilith<br />
Rein als Vertreterin der Initiative. Redebedarf<br />
gibt es viel. Denn Landwirte<br />
fürchten, dass zusätzliche Vorgaben<br />
auch finanziell kritisch werden<br />
könnten. Auf Investitionskosten<br />
für mehr Tierwohl in den Ställen und<br />
höhereStandards auf Äckerndürften<br />
die Höfe nicht sitzen bleiben, mahnt<br />
Bundesagrarministerin Julia Klöckner<br />
(CDU).<br />
Verzicht aufs Schwein<br />
Das lenkt den Blick auf die Einflussmöglichkeiten<br />
der Verbraucher und<br />
Billigangebote im Supermarkt. Wie<br />
passen Erwartungen nach mehr<br />
Umwelt- und Tierschutz und<br />
Schnäppchen wie vier Puten-Hacksteaks<br />
für 1,59 Euro zusammen?<br />
Man müsse sich bewusst machen,<br />
dass jedes ausgewählte Produkt eine<br />
Bestellung auslöse, betont Klöckner.<br />
„Wer Bio auf den Feldern will, muss<br />
Biokaufen.“ DieVerbraucherzentralen<br />
forderndafür aber auch mehr Informationen<br />
für Kaufentscheidungen.„Der<br />
Preis ist keine Orientierung<br />
für Qualität“, konstatiert der Chef<br />
des Bundesverbands, Klaus Müller.<br />
Nötig sei, Verbrauchern deutlich zu<br />
machen, wo es unterschiedliche<br />
Produkt- und Prozessqualitäten<br />
gebe.<br />
Wirtschaftlich gehen viele Bauern<br />
angespannt ins Jahr. Die Gewinne<br />
sackten im Geschäftsjahr 2018/19<br />
auf breiter Front ab. Akute Sorgen<br />
macht der Branche auch etwas anderes.Von<br />
Berlin ist es nicht weit bis<br />
Polen. Unddortist wenige Kilometer<br />
hinter der Grenze die Afrikanische<br />
Schweinepest festgestellt worden.<br />
Messebesucher müssen deshalb wie<br />
im Vorjahr auf den Anblick von<br />
Schweinen verzichten –aus Sicherheitsgründen<br />
für die Tiere. (dpa)<br />
Ehemalige<br />
Stasi-Zentrale<br />
wird Lernort<br />
2020 soll der Standort<br />
weiter ausgebaut werden<br />
Die frühere Stasi-Zentrale in<br />
Lichtenberg wird weiter zu einem<br />
Lern- und Erinnerungsort ausgebaut,<br />
an dem die Werteder Demokratie<br />
vermittelt werden. Dashat der<br />
Senat am Dienstag beschlossen. Zusammen<br />
mit der Öffentlichkeit soll<br />
der sogenannte Campus der Demokratie<br />
entwickelt werden.<br />
Schon 2018 hatten sich Abgeordnetenhaus<br />
und Senat zu einer Fortentwicklung<br />
des Gebäudekomplexes<br />
bekannt, der jahrzehntelang ein Ort<br />
der Unterdrückung war. Seither setzt<br />
sich das von der Stadtentwicklungsverwaltung<br />
beauftragte Standortmanagement<br />
für die Entwicklung des<br />
Areals zwischen Rusche-, Normannen-<br />
und Magdalenenstraße ein. Neben<br />
den bereits etablierten Angeboten<br />
des Stasi-Museums, den Ausstellungen<br />
„Einblick ins Geheime“ und<br />
„Revolution und Mauerfall“ sollen<br />
nun weitereAngebote folgen.<br />
Stadtentwicklungssenatorin KatrinLompscher<br />
(Linke) interpretierte<br />
den Bundestagsbeschluss vom<br />
26. September 2019 als klares Bekenntnis<br />
zu dem historischen Ort.<br />
An jenem Taghat der Bundestag beschlossen,<br />
dass die Akten des Bundesbeauftragten<br />
für die Stasi-Unterlagen<br />
bis 2021 ins Bundesarchiv<br />
überführt werden sollen. Zugleich<br />
wurde festgelegt, dass auf dem früheren<br />
Stasi-Gelände ein Archivzentrum<br />
entstehen soll, das die fachgerechte<br />
Aufbewahrung der Akten garantiertund<br />
den Zugang für Wissenschaftler,<br />
Journalisten und<br />
Privatpersonen erleichtert. Zudem<br />
ist ein „Forum Opposition und Widerstand“<br />
geplant. „Das hat große<br />
Bedeutung für die Stadt Berlin als<br />
Ort der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts“,<br />
sagte Lompscher.<br />
Auch die Opposition setzt sich für<br />
den Erhalt des Gelände ein: „Der Senat<br />
ist stärker denn je aufgefordert,<br />
diesen historischen Ort in Zusammenarbeit<br />
mit allen Eigentümern,<br />
Nutzern und den Opferverbänden<br />
dauerhaft zu sichern und das bestehende<br />
Gesamtensemble zu erhalten“,<br />
sagte CDU-Fraktionschef BurkardDregger.<br />
(mre.)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 17<br />
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·······················································································································································································································································································<br />
Wissenschaft<br />
Dalmatiner sind hübsch,<br />
aber oft taub. Denn die<br />
Züchtung auf besonderes<br />
Fell ist häufig mit<br />
Gendefekten verbunden.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Niedliches<br />
Aussehen,<br />
großes Leid<br />
Schecken-Kaninchen<br />
neigenzuDarmstörungenundwerdennicht<br />
sonderlichalt.<br />
IMAGOIMAGES<br />
Veterinärmediziner plädieren für<br />
die Zucht gesünderer Haustiere<br />
VonKerstin Viering<br />
Bibbi ist kuschelig, aber ihr<br />
Leben ist steinhart“, steht<br />
auf einem Plakat, das man<br />
in den vergangenen Wochen<br />
in der U-Bahn sehen konnte.<br />
Über dem Bild eines weißen Kaninchens<br />
mit Hängeohren liest man:<br />
„Ohne Tasthaare fehlt ihr die Orientierung,<br />
ihreHinterpfoten sind chronisch<br />
entzündet und ihrelangen Ohrenverletzungsgefährdet.“<br />
Einanderes<br />
Plakat zeigt Mia, eine Katze, die<br />
einer kurzköpfigen Rasse angehört.<br />
„Sie bekommt schwer Luft, ist fast<br />
taub, und ihre Augen neigen zum<br />
Tränenfluss.“<br />
Bibbi, Mia und andere Haustiere<br />
sind Botschafter einer Kampagne,<br />
mit der die Tierärztekammer Berlin<br />
auf das Problem der sogenannten<br />
Qualzucht aufmerksam machen<br />
will. Auf Plakaten, Bussen und Postkarten<br />
informieren sie darüber, dass<br />
ihre jeweilige Rasse regelrecht krank<br />
gezüchtet wurde. „Über dieses<br />
Thema wird in der Tierärzteschaft<br />
auch international immer mehr diskutiert“,<br />
sagt Sebastian Arlt vom<br />
Fachbereich Veterinärmedizin der<br />
Freien Universität (FU) Berlin. Denn<br />
die Gesundheitsschäden, mit denen<br />
sich etliche hochgezüchtete Haustiere<br />
herumschlagen müssen, sind<br />
massiv.<br />
Atemnot und Schluckbeschwerden<br />
So haben zum Beispiel bestimmte<br />
Hunderassen mit besonders kurzen<br />
Köpfen oft einen verengten Rachen,<br />
zu schmale Nasenlöcher und zu<br />
kleine Nasenhöhlen. Auch ist die<br />
Zunge mitunter zu groß für die verkürzte<br />
Schnauze. Zu kurzköpfigen<br />
Rassen gehören etwa Französische<br />
und Englische Bulldogge, Chihuahua,<br />
Pekinese, Shi Tsu und Mops.<br />
Viele Tiereleiden unter Atemnot, die<br />
sich oft in Schnarchen und Schnaufen<br />
äußert. Manche bekommen so<br />
schlecht Luft, dass sie im Schlaf in einen<br />
Sauerstoffmangel geraten. Zudem<br />
haben etliche dieser Tiere Probleme<br />
beim Fressen und Schlucken.<br />
Und sie sind oft auch nicht in der<br />
Lage, ihren Wärmehaushalt durch<br />
Hecheln ausreichend zu regulieren.<br />
Bei Anstrengung oder an heißen<br />
Sommertagen droht ein Kreislaufkollaps<br />
oder sogar eine lebensgefährliche<br />
Überhitzung.<br />
Achim Gruber, der im Fachbereich<br />
Veterinärmedizin der FU als<br />
Tierpathologe arbeitet, kennt auch<br />
bei Katzen viele Rassen und Varianten,<br />
die aufgrund ihres vermeintlich<br />
besonders niedlichen oder extravaganten<br />
Aussehens zu Gesundheitsstörungen<br />
neigen. Da gibt es zum<br />
Beispiel die Faltohr-Katzen, die ihren<br />
Namen ihren nach vorn hängenden<br />
Ohren verdanken. Ihr Kopf<br />
wirkt dadurch besonders rund und<br />
erinnert ein bisschen an ein<br />
menschliches Baby. Einige Katzenfans<br />
finden das offenbar besonders<br />
süß und entwickeln eine starke Bindung<br />
zu diesen Tieren.<br />
„Die besondere Anatomie beruht<br />
jedoch auf einem schweren Gendefekt“,<br />
betont Achim Gruber. Durch<br />
systematische Knorpelschäden<br />
könne dieser zu Gelenk- und Knochenproblemen<br />
führen. Manche<br />
Tiere lahmen dann und haben<br />
Schmerzen, ihre Lebensqualität ist<br />
beeinträchtigt, ihre Lebenserwartung<br />
sinkt.<br />
Für problematisch hält der Pathologe<br />
auch extrem kurznasige<br />
Perser- und Exotic-Shorthair-Katzen,<br />
die oft atemlos durch die Gegend<br />
schleichen. Doch es gibt auch<br />
Katzen, deren Anatomie auf den<br />
ersten Blick keine gravierenden Gesundheitsschäden<br />
vermuten lässt –<br />
und die trotzdem Probleme haben.<br />
So sind im Schnitt drei vonvier weißen<br />
Katzen mit hellblauen Augen<br />
taub. Insolchen Fällen handelt es<br />
sich um genetische Nebenwirkungen<br />
der Zucht. Denn einige erwünschte<br />
Merkmale wie eine spezielle<br />
Farbe sind überdurchschnittlich<br />
oft mit bestimmten Defekten<br />
im Erbgut verbunden.<br />
Neben weißen Katzen trifft das<br />
zum Beispiel auch Dalmatiner mit ihren<br />
schwarzen Punkten auf weißem<br />
Fell. Viele dieser Hunde sind taub<br />
oder haben Stoffwechselprobleme,<br />
die ihnen häufig Harnsteine bescheren.<br />
Unddie ähnlich gefärbten Schecken-Kaninchen<br />
neigen zu genetisch<br />
bedingten Darmstörungen, einer ho-<br />
Haustiere in Deutschland<br />
Anzahl in Millionen, in Klammern: Haltung in Prozent der Haushalte<br />
Katzen<br />
14,8 (23 %)<br />
Hunde<br />
9,4 (19 %)<br />
Kleintiere<br />
5,4 (6 %)<br />
Problemrassen: Vonden mehr als 400 in<br />
Deutschlandanerkannten Hunderassen sind<br />
vonGesundheitsproblemen zum Beispieljene<br />
mitbesonders kurzen Schnauzen betroffen.<br />
SieneigenzuAtemschwierigkeiten. Neben<br />
dem Mops gehörendazu auch die Französische<br />
und dieEnglische Bulldogge, der Chihuahua,<br />
der Pekinese und der Shi Tsu. Bei Katzen<br />
sind ebenfalls die kurzköpfigenRassenwie<br />
Perser und Exotic Shorthairproblematisch.<br />
Doch auchandere Merkmale können mit Gesundheitsschädenverbunden<br />
sein.<br />
insgesamt<br />
34,4 Millionen<br />
Haustiere<br />
leben in 45 Prozent<br />
aller Haushalte<br />
HAUSTIERE UND IHRE PROBLEME<br />
Ziervögel<br />
4,8 (4 %)<br />
Aquarien<br />
1,9 (4 %)<br />
Gartenteiche<br />
1,5 (3 %)<br />
Terrarien<br />
1,0 (2 %)<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: IVH<br />
Bedenkliche Merkmale:Aufweiße Fellfarbe,<br />
die oft mit Taubheit oder Augenschäden verbunden<br />
ist, werden zum Beispiel Perser,Türkisch<br />
Angora, Maine Coon, DevonRex und<br />
Norwegische Waldkatze gezüchtet. Für Kaninchen<br />
ist es oft nicht gesund, wenn Züchter<br />
Wert auf einen kurzen Kopf, einen besonders<br />
kleinen Körper oder Hängeohren legen.<br />
Meerschweinchen mit einem besonders<br />
glänzenden Fell leiden oft an der sogenannten<br />
Satin-Krankheit, einem erblichen Knochen-<br />
und Gelenkleiden.<br />
Kurznasige Perserkatzen haben oft mit Atemproblemen zu kämpfen.IMAGO IMAGES/CHROMORANGE<br />
henJungensterblichkeit und einer geringen<br />
Lebenserwartung.<br />
Alldiese gesundheitlichen Zumutungen<br />
dürfte es nach dem Tierschutzgesetz<br />
in Deutschland eigentlich<br />
gar nicht geben. Denn laut Paragraf<br />
11 bsollen Merkmale,die für das<br />
Tier mit Schmerzen, Leiden, Schäden<br />
oder Verhaltensstörungen verbunden<br />
sind, nicht geduldet oder gefördert<br />
werden. „Man muss also so<br />
züchten, dass bei den Nachkommen<br />
keine überdurchschnittlichen Gesundheitsrisiken<br />
zu erwarten sind“,<br />
sagt Sebastian Arlt vonder FU.<br />
Als Fachtierarzt für Reproduktionsmedizin<br />
weiß er allerdings, dass<br />
die Realität oft anders aussieht.<br />
Denn problematische Zuchtenjuristisch<br />
zu unterbinden, ist in Deutschland<br />
für die Veterinärämter bisher<br />
schwer.„In den Niederlanden ist das<br />
neuerdings etwas besser geregelt“,<br />
berichtet der Forscher. Dort ist zum<br />
Beispiel festgelegt, dass bei einem<br />
für die Zucht vorgesehenen Hund<br />
die Nase mindestens ein Drittel so<br />
lang sein muss wie der Kopf. Ansonsten<br />
darf erkeinen Nachwuchs in die<br />
Welt setzen.<br />
Mangels wirksamer rechtlicher<br />
Eingriffsmöglichkeiten setzen deutsche<br />
Veterinärmediziner und Tierschützer<br />
bisher vorallem auf Aufklärung.<br />
Die Kampagne der Tierärztekammer<br />
Berlin zielt dabei vor allem<br />
auf die potenziellen Käufer. Arlt und<br />
seine Kollegen dagegen haben beruflich<br />
mit den Züchternzutun.<br />
In ihre Sprechstunden kommen<br />
dabei vor allem Leute, denen die<br />
Gesundheit ihrer Schützlinge besonders<br />
am Herzen liegt und die sie<br />
daher vor der Paarung auf gesundheitliche<br />
oder genetische Probleme<br />
untersuchen lassen wollen. „Doch<br />
auch die Durchschnittszüchter haben<br />
meist nur Gutes für ihr Tier im<br />
Sinn“, weiß der Veterinärmediziner<br />
aus eigener Erfahrung. Nur sei gut<br />
gemeint eben nicht immer auch gut<br />
gemacht. Manche Züchter ignorierten<br />
die gesundheitlichen Probleme<br />
oder hielten sie für nicht so gravierend.<br />
Viele aber wüssten auch gar<br />
nicht darüber Bescheid. Da sei eine<br />
Menge Aufklärungsarbeit nötig. Zumal<br />
zahlreiche Hunde und Katzen<br />
vonLaien gezüchtet werden, die ihrem<br />
Tier einfach mal einen Wurf<br />
gönnen wollen.<br />
„Jeder, der das vorhat, sollte vorher<br />
mit seinem Tierarzt sprechen“,<br />
sagt Sebastian Arlt. Dann könne geklärt<br />
werden, ob das Tier körperlich<br />
und von seinem Verhalten her überhaupt<br />
für eine Zucht geeignet ist.<br />
„Wenn es schwereGesundheitsschäden<br />
hat, muss man als Tiermediziner<br />
Klartext reden und dringend davon<br />
abraten“, betont der Experte.<br />
In weniger eindeutigen Fällen<br />
lässt sich durch gezielte Untersuchungen<br />
zunächst herausfinden,<br />
welche gesundheitlichen Schwachstellen<br />
das jeweilige Tier überhaupt<br />
hat. So haben Wissenschaftler der<br />
University of Cambridge einen ganzen<br />
Diagnose-Katalog für Möpse<br />
und andere kurzköpfige Hunde entworfen.<br />
Miteinem eigens entwickelten<br />
Messverfahren können sie zum<br />
Beispiel feststellen, wie schwer einem<br />
Kandidaten das Luftholen fällt.<br />
Während der Hund zwanzig bis dreißig<br />
Minuten lang in einer transparenten<br />
Kammer sitzt, erfassen Messgeräte<br />
die Veränderungen des Luftdrucks,die<br />
durch sein Ein- und Ausatmenentstehen.<br />
Die Forschung ist gefragt<br />
Diese und viele weitere Untersuchungen<br />
setzen sich wie Mosaiksteine<br />
zu einem Bild vom Gesundheitszustand<br />
des Tieres zusammen.<br />
Undanhand dessen kann man einen<br />
geeigneten Zuchtpartner auswählen<br />
–für die Möpsin mit leichten Atemproblemen<br />
zum Beispiel einen Rüden<br />
mit möglichst langer Nase.<br />
„Auf diese Weise versuchen wir,<br />
die Situation der Tiere Schritt für<br />
Schritt und Generation für Generation<br />
zu verbessern“, sagt Sebastian<br />
Arlt. Längerfristig aber sei auch Forschungsarbeit<br />
gefragt: „Wir müssen<br />
wissenschaftlich und anatomisch<br />
unterfüttern, was ein gesunder<br />
Hund ist und was nicht.“ Und dann<br />
gelte es,die Zuchtziele fürdie einzelnen<br />
Rassen entsprechend zu verändern.<br />
Damit vermeintliche Schönheit<br />
nicht zur Qual wird.<br />
Ältestes Material auf der Erde gefunden<br />
Die Körnchen auf einem australischen Meteoriten sollen fünf bis sieben Milliarden Jahre alt sein –und damit älter als unsere Sonne<br />
VonTill Mundzeck<br />
Forscher haben nach eigenen Angaben<br />
das bislang älteste Material<br />
auf der Erde identifiziert: Die sogenannten<br />
präsolaren Körnchen aus einem<br />
Meteoriten seien grob fünf bis<br />
sieben Milliarden Jahrealt und damit<br />
älter als das gesamte Sonnensystem,<br />
berichten die US-Wissenschaftler<br />
vomFields-Museum in Chicago.UnsereSonne<br />
ist vorrund 4,6 Milliarden<br />
Jahren entstanden, die Erde voretwa<br />
4,5 Milliarden Jahren. Der Fund lege<br />
nahe,dass es vorrund sieben Milliarden<br />
Jahren eine Phase erhöhter<br />
Sternproduktion in unserem Teil der<br />
Milchstraße gegeben habe, schreibt<br />
das Team im Fachjournal PNAS.<br />
„Dies sind die ältesten festen Materialien,<br />
die jemals gefunden wurden“,<br />
sagt der Forscher Philipp Heck.<br />
Sein Team hatte Bruchstücke des<br />
Murchison-Meteoriten untersucht,<br />
der 1969 in Australien eingeschlagen<br />
war. Indem Meteoriten hatten die<br />
Forscher auf präsolares Material gehofft,<br />
also auf konservierte Körnchen<br />
aus dem Ur-Baumaterial unseres<br />
Sonnensystems,das zuvor voneinem<br />
anderen, längst verloschenen Stern<br />
produziert worden war. Sie zermahlten<br />
dafür ein kleines Bruchstück des<br />
Meteoriten zu feinem Pulver und lösten<br />
es in Säure auf, bis nur noch die<br />
winzigen präsolaren Siliziumkarbid-<br />
Körnchen übrig blieben. „Es ist, als<br />
würde man den Heuhaufen verbrennen,<br />
um die Nadel zu finden“, erläutertHeck.<br />
Siliziumkarbid (SiC) macht<br />
nur einen kleinen Teil des interstellaren<br />
Materials aus, wegen seiner besonderen<br />
Haltbarkeit benutzten die<br />
Forscher es als Indikator. Umdas Alterder<br />
winzigen Körnchen zu bestim-<br />
men, verwendeten sie eine neue Methode:<br />
Sie bestimmten den Anteil einer<br />
bestimmten Sorte des Edelgases<br />
Neon. Dieses Isotop Neon-21 entsteht<br />
durch Wechselwirkung mit der<br />
kosmischen Strahlung –einem konstanten<br />
Hagel subatomarer Teilchen,<br />
der gleichmäßig aus allen Richtungen<br />
durchs All zieht.<br />
Anhand der Häufigkeit vonNeon-<br />
21 konnten dieWissenschaftler bei 40<br />
Körnchen das Alter bestimmen. „Ich<br />
vergleiche das damit, einen Eimer in<br />
einen Regenguss zu stellen“, erklärt<br />
Heck. „Unter der Annahme, dass der<br />
Regen konstant fällt, verrät einem die<br />
Wassermenge im Eimer, wie lange er<br />
diesem ausgesetzt war.“ Es zeigte<br />
sich, dass einige der Körnchen bis zu<br />
drei Milliarden Jahre lang der kosmischen<br />
Strahlung ausgesetzt waren,<br />
bevor sie bei der Entstehung unseres<br />
Sonnensystems im Meteoriten eingeschlossen<br />
und konserviertwurden.<br />
Zudem fanden die Forscher überraschend<br />
viele junge Körnchen, die<br />
weniger als 300 Millionen Jahre vor<br />
der Geburt des Sonnensystems entstanden<br />
sind. Das stützt nach ihren<br />
Angaben die These, dass die Milchstraße<br />
nicht immer konstant gleich<br />
viele Sterne produziert hat. Es habe<br />
eine Zeit vor dem Beginn des Sonnensystems<br />
gegeben, in der mehr<br />
Sterne als üblich entstanden seien.<br />
Die Körnchen entstehen den Forschern<br />
zufolge erst zum Ende der<br />
Existenz bestimmter Sterne,die etwa<br />
die doppelte Masse unserer Sonne<br />
besessen haben müssen. Diese<br />
Sterne hätten eine Lebensdauer von<br />
grob zwei Milliarden Jahren, daher<br />
müsse diese Phase vor rund sieben<br />
Milliarden Jahren stattgefunden haben.<br />
(dpa/fwt)
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
EuroLeague: Alba gewinnt<br />
93:86 in Piräus<br />
BASKETBALL. Alba Berlin feierte in<br />
der EuroLeague den sechsten Sieg.<br />
Am 19. Spieltag gab es ein 93:86<br />
(50:42) bei Olympiakos Piräus.Das<br />
Team vonTrainer Aito Reneses,der<br />
auf GuardMakai Mason (Hüftverletzung)<br />
verzichten musste,brauchte<br />
einige Minuten, um in die Partie zu<br />
finden. Doch mit zunehmender<br />
Spielzeit fand Alba den Rhythmus,<br />
dann lief es vorallem offensiv besser.<br />
Wasserballer verlieren zum<br />
EM-Startgegen Kroatien<br />
WASSERBALL. Deutschlands Männer<br />
starteten mit einer deutlichen<br />
Niederlage gegen den Titelkandidaten<br />
Kroatien in die EM. DieAuswahl<br />
vonBundestrainer Hagen Stamm<br />
unterlag in Budapest dem Olympia-<br />
Zweiten mit 9:17 (2:1, 2:6, 1:6, 4:4).<br />
Bedeutsamer ist das zweite Gruppenspiel<br />
am Donnerstag (10 Uhr) gegen<br />
die Slowakei, die gegen Montenegromit<br />
4:15 verlor.Bei einem Sieg<br />
blieben die Chancen auf eine deutsche<br />
Olympia-Teilnahme intakt.<br />
Oldenburg kritisiertAlba in<br />
der Hallen-Frage<br />
BASKETBALL. DieBaskets Oldenburgkritisieren<br />
Alba Berlin in der<br />
Hallenposse für das Pokal-Endspiel<br />
am 16. Februar.„Bisletzte Woche<br />
waren alle vier Halbfinalisten aufgefordert,<br />
der Liga eine Heimspiel-Lösung<br />
zu präsentieren. Drei Klubs haben<br />
das getan, Berlin sucht noch<br />
nach einer Lösung“, sagte Baskets-<br />
Geschäftsführer Hermann Schüller.<br />
Alba hat nach dem zugelosten Heimrecht<br />
Probleme,eine Halle fürs Spiel<br />
zu finden (siehe Kommentar S. 20).<br />
Spionage erschüttertdie<br />
Major League Baseball<br />
BASEBALL. DieMajor League Baseball<br />
wirdvon einem Spionageskandal<br />
um den ehemaligen Champion<br />
Houston Astros erschüttert. Der<br />
Klub wurde zu einer Strafe von4,5<br />
Millionen Euro verurteilt. Cheftrainer<br />
AJ Hinch and Generalmanager<br />
Jeff Luhnowwurden je eine Saison<br />
gesperrtund sofortvom Klub beurlaubt.<br />
DieAstros hatten mit einer KameraGegner<br />
ausspioniert. DerEinsatz<br />
technologischer Mittel ist aber<br />
strengstens untersagt.<br />
ZAHLEN<br />
Motorsport<br />
Rallye Dakar,<br />
9. von 12 Etappen<br />
Auto: 1. Stephane Peterhansel/Paulo Fiuza<br />
(Frankreich/Portugal) Bahrain JCW X-Raid Team<br />
3:08:31 Stunden, 2. Nasser Al-Attiyah/Matthieu<br />
Baumel (Katar/Frankreich) Toyota Gazoo Racing<br />
0:15 Minuten zurück, 3. Yasir Seaidan/Alexej Kusmisch<br />
(Saudi-Arabien/Russland) Race World<br />
Team 4:48 …5.Carlos Sainz/Lucas Cruz (beide<br />
Spanien) Bahrain JCW X-Raid Team 6:31 …9.Fernando<br />
Alonso/Marc Coma (beide Spanien) Toyota<br />
Gazoo Racing 13:03<br />
Gesamtwertung: 1. Sainz/Cruz 35:11:54 Stunden,<br />
2. Al-Attiyah/Baumel 00:24 Minuten zurück,<br />
3. Peterhansel/Fiuza 6:38 …10. Alonso/Coma<br />
3:17:23<br />
Motorrad: 1. Pablo Quintanilla (Chile) Rockstar<br />
EnergyHusqvarna FactoryRacing 3:30:33 Stunden,<br />
2. Toby Price (Australien) Red Bull KTM FactoryTeam<br />
1:54 Minuten zurück, 3. Joan Barreda<br />
Bort(Spanien) Monster EnergyHonda Team 2020<br />
2:42, 4. Ricky Brabec (USA) Monster Energy<br />
Honda Team 2020 3:55, 5. Ross Branch (Botswana)<br />
Bas Dakar KTM Racing Team 5:30<br />
Gesamtwertung: 1. Brabec 31:59:29 Stunden, 2.<br />
Quintanilla 20:53 Minuten zurück, 3. Price 26:43,<br />
4. Bort28:16<br />
Tennis<br />
WTA-Turnier in Adelaide<br />
1. Runde: u. a. Julia Görges (Bad Oldesloe) -Priscilla<br />
Hon (Australien) 7:6 (9:7), 6:3<br />
Löchrige Mauer<br />
Das deutsche Handball-Nationalteam geht mit einem veritablen Abwehrproblem in die EM-Hauptrunde<br />
VonMichael Wilkening,Trondheim<br />
Patrick Wiencek lief in Richtung<br />
Auswechselbank und<br />
schüttelte mit dem Kopf.<br />
Der Kreisläufer vom THW<br />
Kiel schien nicht glauben zu können,<br />
dass der Gegner schon wieder mit<br />
einfachen Mitteln zu einem Treffer<br />
gekommen war. Das Alarmierende<br />
bei der Geste vonWiencek war nicht,<br />
dass es sie gab,sonderndass es sie in<br />
der zweiten Halbzeit gegen Lettland<br />
immer wieder gab.Fehler gehören zu<br />
einem Handballspiel, aber die deutsche<br />
Mannschaft hat bei der Europameisterschaft<br />
derzeit ein gravierendes<br />
Problem: Ihre ursprüngliche<br />
Stärke ist zu einem Problemfeld geworden.<br />
Vorder Hauptrunde, die am<br />
Donnerstag mit der Partie gegen<br />
Weißrussland startet, hat die Mannschaft<br />
von Christian Prokop ein veritables<br />
Abwehrproblem.<br />
Dienstagmorgen hob der Flieger<br />
mit den deutschen Handballern an<br />
Bord von Trondheim in Richtung<br />
Wien ab. Ein Ortswechsel nach der<br />
erstenTurnierphase.Spieler undTrainer<br />
werden darauf gehofft haben,<br />
dass die Verunsicherung am Boden<br />
bleiben würde. „Wir sind jetzt erst<br />
einmal alle relativ froh, dass wir ein<br />
bisschen abschalten können“, erklärte<br />
Rückraumspieler Julius Kühn:<br />
„Ich will nicht sagen, dass wir vonhier<br />
wegkommen. Aber dass wir in ein<br />
neues Umfeld kommen, eine neue<br />
Stadt, mal etwas anderes.“ Die malerische<br />
Stadt im Norden Norwegens<br />
verbindet die deutsche Mannschaft<br />
mit keinen guten Erinnerungen –<br />
auch wenn das Primärziel, Qualifikation<br />
für die Hauptrunde, gemeistert<br />
wurde. Bei der 26:33-Niederlage gegen<br />
Spanien und dem 28:27-Zittersieg<br />
gegen Lettland gab es keine Anzeichen,<br />
dass es in der zweiten Turnierphase<br />
in Österreich einen Leistungsaufschwung<br />
geben wird.<br />
Die deutschen Handballer waren<br />
in den zurückliegenden 15 Jahren<br />
nicht immer ein Teil derWeltspitze. In<br />
der Endphase der Ära mit Heiner<br />
Brand als Bundestrainer landete die<br />
DHB-Auswahl bei der EM 2010 auf<br />
dem zehnten, bei der WM 2011 auf<br />
dem elften Platz. MitMartin Heuberger<br />
verpassten die Deutschen gar die<br />
Qualifikation für die EM 2014. Der<br />
deutsche Handball war in dieser Zeit<br />
weit von den Besten entfernt, besaß<br />
aber über die ganze Zeit hinweg ein<br />
Qualitätsmerkmal: Die Abwehr in<br />
Verbindung mit den Torhütern genügte<br />
höheren Ansprüchen.<br />
Im vergangenen Jahr, bei der<br />
Heim-Weltmeisterschaft, schafften es<br />
Patrick Wiencek und Johannes Bitter hängen einfach mal ab.<br />
DÄNEMARK DROHT VORRUNDEN-AUS<br />
Ohne Sieg: Nach zwei Spielen ohne Sieg haben<br />
es die Dänen nicht mehr in der Hand,<br />
aus eigener Kraft in die Hauptrunde der EM<br />
einzuziehen. Nach dem 24:24-Unentschieden<br />
in Malmö gegenUngarnwirkte Ausnahmespieler<br />
Mikkel Hansen durchaus zerknirscht,<br />
er sagte: „Wir sind rein angriffsmäßig<br />
nie in Gang gekommen.“<br />
DPA/MICHAEL<br />
Mit Hoffnung: Jetzt hilft den Dänen nur noch<br />
Unterstützung aus dem hohen Norden Europas:<br />
Nur wenn Island am Mittwoch Ungarn<br />
schlägt, hätten die Dänen mit einem Erfolg<br />
gegenRussland noch die Chance, den Wegin<br />
die Hauptrunde freizuräumen. „Wir müssen<br />
auf unsere isländischen Freunde hoffen“,<br />
sagte Coach Nikolaj Jacobsen.<br />
Zum Leidwesen der Sportler<br />
die Deutschen vor allem deshalb ins<br />
Halbfinale, weil sie in der Defensive<br />
derart unüberwindbar waren, dass<br />
der Boulevard von der „Mauer von<br />
Berlin“ sprach. Der Innenblock<br />
wurde in erster Linie vonHendrik Pekeler<br />
und Patrick Wiencek gebildet,<br />
im Torstand Andreas Wolff –und die<br />
Gegner verzweifelten. In Trondheim<br />
bildeten die beiden Kieler erneut die<br />
Abwehrzentrale, dahinter lauerte der<br />
Torwart von KS Kielce auf Paraden,<br />
aber das Resultat war ein völlig anderes.<br />
Die Mauer –umimBild zu bleiben<br />
–ist löchrig geworden.<br />
Hoffnung auf einen Neuanfang<br />
„Wir waren in der Abwehr einfach<br />
nicht kompakt“, sagte Wiencek nach<br />
dem wackligen Sieg über die Letten.<br />
Auch gegen die Spanier zuvor hatten<br />
es die Deutschen nicht geschafft, die<br />
Abwehrzentrale zu schließen. Das<br />
verwunderte, weil das Duo Pekeler/Wiencek<br />
eingespielt ist, die Harmonie<br />
stimmen sollte.Immer wieder<br />
gelang es den biederen Letten, ihren<br />
Kreisläufer freizuspielen, immer wieder<br />
erspähten sie Lücken im deutschen<br />
Abwehrverbund und brachen<br />
bis zum Kreis durch. „Alles wirkte irgendwie<br />
verkrampft“, sagte Johannes<br />
Bitter. Der erfahrene Torhüter vom<br />
TVB Stuttgart teilte sich den Job mit<br />
Wolff zwischen den Pfosten, blieb<br />
aber wie der Kollege blass.„Wirhaben<br />
wenig Hilfe von den Torhütern bekommen“,<br />
bemängelte Bundestrainer<br />
Prokop. Allerdings hatten es die<br />
Keeper schwer,weil die Gegenspieler<br />
immer wieder frei vor ihnen auftauchten.<br />
Dieschlechten Fangquoten<br />
von Bitter (24 Prozent) und Wolf (25)<br />
im Turnierverlauf sind nicht in erster<br />
Linie die Ursache der Abwehrschwäche,sonderneher<br />
die Folge.<br />
DieTatsache,dass die Haupt-Protagonisten<br />
der „Mauer von Berlin“<br />
auch in Trondheim Dienst taten, bedeutet,<br />
dass kein Qualitätsmangel<br />
das aktuelle Problem erklären kann.<br />
Vielmehr wirken die Deutschen in<br />
der Abwehr übereifrig. Die Spieler<br />
wollen oft zu schnell zu viel, stellen<br />
sich mit zwei Verteidigerneinem Angreifer<br />
entgegen und entblößen damit<br />
zwangsläufig Räume, die der<br />
Gegner mit ein, zwei einfachen Pässen<br />
nutzen kann.<br />
DieHoffnung der Deutschen ruht<br />
darauf, durch einen Ortswechsel eine<br />
Art Neuanfang machen zu können.<br />
Gegen Weißrussland am Donnerstag<br />
und Kroatien am Sonnabend geht es<br />
in Wien weiter. Eine Niederlage<br />
würde die Hoffnung auf das Halbfinale<br />
auf ein Minimum schrumpfen<br />
lassen.<br />
Die Ausrichter der Australian Open haben für ihr Turnier die Folgen der extremen Wetterbedingungen vor Ort unterschätzt<br />
VonDoris Henkel<br />
Freibäder der Stadt wurden vorübergehend<br />
geschlossen und<br />
das Umweltamt forderte die Bewohner<br />
auf, in den Wohnungen zu bleiben,<br />
Fenster und Türen zu schließen.<br />
Die Dunstwolken über der Stadt<br />
wurden als gesundheitsgefährdend<br />
eingestuft. Im Melbourne Park aber,<br />
wo an diesem Morgen die ersten<br />
Qualifikationsspiele für die Australian<br />
Open auf dem Programm standen,<br />
wurde tatsächlich Tennis gespielt.<br />
Einzige Reaktion des nationalen<br />
Verbandes und Ausrichters des<br />
Turniers, Tennis Australia, war die<br />
Verschiebung des Spielbeginns um<br />
eine Stunde.Das war’s.<br />
Weitere offizielle Mitteilungen zu<br />
diesem Thema gab es nicht mehr.<br />
Obwohl eine junge Slowenin, Dalila<br />
Jakupovic, Ende des zweiten Satzes<br />
ihres Spiels zuerst zu Boden ging und<br />
dann vom Platz geführt werden<br />
musste. Später, als es ihr wieder etwas<br />
besser ging, sagte sie,essei wirklich<br />
schlimm gewesen, so was habe<br />
sie noch nie erlebt. „Ich hatte Angst,<br />
dass ich zusammenbrechen würde,<br />
weil ich nicht mehr gehen konnte.<br />
Dabei leide ich nicht unter Asthma<br />
und habe normalerweise bei Hitze<br />
keine Probleme beim Atmen.“ Die<br />
KanadiernEugenie Bouchardverließ<br />
für eine Behandlung den Platz, der<br />
Australier Bernard Tomic<br />
musste behandelt werden,<br />
und ein paar Kilometer<br />
entfernt beim Einladungsturnier<br />
in Kooyong wurde<br />
ein Spiel zwischen Maria<br />
Scharapowa und Laura<br />
Siegemund abgebrochen,<br />
Leidet unter der<br />
Luft: Bouchard<br />
ten sich in den sozialen Netzwerken,<br />
dass Tennis Australia die Qualifikation<br />
einfach weiterlaufen ließ. Der<br />
Franzose Gilles Simon ging noch einen<br />
Schritt weiter und schrieb auf<br />
Twitter:„Wenn man Ärzte findet, die<br />
bestätigen, es gebe keine Gefahr,bei<br />
45 Grad bei den Australian<br />
Open zu spielen, und<br />
Schiedsrichter, die in<br />
AAP/MICHAEL DODGE<br />
Wimbledon bestätigen,<br />
nasser Rasen sei nicht rutschig,<br />
dann wirdsich doch<br />
ein Experte finden lassen,<br />
der die Luftqualität für<br />
ausreichend hält, oder?“<br />
Aber es gab auch andere<br />
Meinungen. Mona<br />
Barthel spielte ab elf Uhr<br />
auf Court14, die Konturen der nahen<br />
Hochhäuser wirkten bei weitem<br />
nicht so scharfwie sonst und die Luft<br />
war schlecht. Es war nach einer Verletzung<br />
ihr erstes Spiel seit einem<br />
halben Jahr und so wusste sie die<br />
Niederlage an diesem Morgen unter<br />
erschwerten Bedingungen einzuordnen.<br />
Sie sagte hinterher, sie habe<br />
kein Problem mit dem Atmen ge-<br />
nachdem Siegemund den<br />
Schiedsrichter darauf hingewiesen<br />
hatte,die Luft sei<br />
zu schlecht.<br />
Vom späteren Morgen bis zum<br />
frühen Nachmittag wurde die Luftqualität<br />
vomUmweltamt offiziell als<br />
„sehr ungesund“ eingestuft, nach 16<br />
Uhr nur noch als „ungesund“, aber<br />
„nur“ ist in dem Zusammenhang ein<br />
sehr relativer Begriff. Selbst Spaziergänge<br />
sind unter solchen Bedingungen<br />
nicht angeraten, Leistungssport<br />
schon dreimal nicht. Spieler empörhabt,<br />
für sie sei es in Ordnung gewesen,<br />
auf den Platz zu gehen.<br />
Die Prognosen des Wetterbüros<br />
und des Umweltamtes lassen darauf<br />
schließen, dass die Bedingungen am<br />
Mittwoch nicht anders sein werden,<br />
Besserung ist frühestens am Donnerstag<br />
in Sicht, aber auch danach<br />
könnte es noch mal schlechter werden.<br />
Völlig unverständlich an der<br />
ganzen Geschichte ist, warum Tennis<br />
Australia auf die aktuellen Bedingungen<br />
nicht besser vorbereitet war.<br />
Die Buschbrände in Australien lodern<br />
schließlich schon seit Wochen,<br />
zwischendurch gab es immer wieder<br />
Tage mit gesundheitsgefährdender<br />
oder zumindest sehr ungesunder<br />
Luft, und alle wussten, was in Melbourne<br />
passieren kann. Wenn an<br />
diesem Mittwoch in der Rod Laver<br />
Arena der große Wohltätigkeitsabend<br />
beginnt, bei dem die Stars des<br />
Tennis für die Opfer und die Folgen<br />
der Brände spielen wollen, werden<br />
sie das vielleicht unter dem geschlossenen<br />
Dach der Arena tun.<br />
Aber das ändert nicht das Geringste<br />
am prinzipiellen Problem.<br />
Auf den<br />
Spuren der<br />
Mutter<br />
Victoria Stirnemann zeigt ihr<br />
Potenzial im Eisschnelllauf<br />
Die Andenken an ihr erstes olympisches<br />
Abenteuer hütet Victoria<br />
Stirnemann wie einen Schatz. In<br />
einem Buch bewahrt die 17-jährige<br />
Erfurterin kleine Pins auf, die sie bei<br />
den Jugend-Winterspielen in St.Moritz<br />
mit Begeisterung gesammelt hat.<br />
Vollständig ist das Sortiment nicht,<br />
auch eine Medaille als wertvolles<br />
Souvenir fehlt der Tochter der dreimaligen<br />
Eisschnelllauf-Olympiasiegerin<br />
Gunda Niemann-Stirnemann<br />
noch.<br />
AlsVierte über 1500 mwar sie am<br />
Montag immerhin dicht dran.<br />
„Schon schade“ sei der knapp verpasste<br />
Podestplatz gewesen, sagte<br />
Stirnemann: „Aber ein vierter Platz<br />
ist auch super.“ Nur 0,43 Sekunden<br />
trennten sie nach 2:11,36 Minuten<br />
auf ihrer Spezialstrecke zu Bronze.<br />
Über 500 m(41,80 Sekunden) war sie<br />
am Sonntag trotz einer erst kurz zuvor<br />
auskurierten Zerrung Achte geworden.<br />
Zwei Rennen im Teamsprint<br />
und Massenstart hat Stirnemann<br />
noch vorsich.<br />
Eine goldene Ära<br />
Sie will sie genießen, so wie ihren<br />
bisherigen Aufenthalt bei den Jugend-Spielen.<br />
„Ich freue mich riesig,<br />
hier sein zu dürfen. Es ist etwas ganz<br />
Besonderes“, sagte Stirnemann: „Ich<br />
gebe mein Bestes, will den Moment<br />
und die Atmosphäregenießen.“ Stirnemann<br />
schwärmt, wenn sie über<br />
ihre Erfahrungen berichtet. Die<br />
„schöne“ Natureisbahn vor dem<br />
Bergpanorama in St. Moritz hat es<br />
ihr angetan, das olympische Flair begeistert,<br />
und sogar das „traumhafte“<br />
Wetter spielt mit.<br />
Mit dabei, aber nicht ständig an<br />
ihrer Seite, ist Gunda Niemann-Stirnemann,<br />
als Trainerin der deutschen<br />
Eisschnelllauf-Delegation, nicht als<br />
Mutter. Das zu betonen, ist der<br />
Eisschnelllauf-Familie: Gunda Niemann-<br />
Stirnemann mit Tochter Victoria. AFP<br />
53-Jährigen wichtig. In den 90er-Jahrenhatte<br />
sie die Langstrecken dominiert,<br />
sie holte drei Olympiasiege<br />
und 19 WM-Titel, prägte so die goldene<br />
Ära des deutschen Eisschnelllaufens.<br />
Wie sehr belastet dieses schwere<br />
Erbe die Entwicklung einer jungen<br />
Athletin? Niemann-Stirnemann<br />
scheut die Vergleiche,hält sie für unangebracht,<br />
auch weil sie einst erst<br />
mit 17 Jahren mit ihrem Sport begann.<br />
Ihre Tochter entschied sich dagegen<br />
schon in der fünften Klasse für<br />
das Eisschnelllaufen.<br />
Ziel: Olympia 2026<br />
Victoria Stirnemann teilt die Meinung<br />
ihrer Mutter. Man könne noch<br />
gar keine Vergleiche ziehen, die Erfolge<br />
empfinde sie zudem als Ansporn,<br />
nicht als Druck. „Ich sehe es<br />
als Ziel, irgendwann vielleicht ähnlich<br />
erfolgreich zu sein wie sie“, sagte<br />
Victoria Stirnemann: „Ich kann nur<br />
davon träumen.“<br />
Bis dahin ist es noch ein weiter<br />
Weg. Pläne,wie dieser verlaufen soll,<br />
hat Stirnemann bereits.Die Olympischen<br />
Spiele in zwei Jahren in Peking<br />
kämen ein bisschen früh, sagte sie:<br />
„2026 ist eher das Ziel, das ich in Angriff<br />
nehme.“ Auf die Schnitzeljagd<br />
nach Pins wäresie dann bestens vorbereitet.<br />
(dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 19<br />
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Sport<br />
Zur kleinen Lösung gezwungen<br />
Nach allerlei Absagen nimmt der ungewohnt chaotisch wirkende FC Barcelona den relativ unbekannten Quique Setíen als Cheftrainer in die Verantwortung<br />
VonMatti Lieske<br />
Xavi mag nicht! Deutlicher<br />
lässt sich die aktuelle Misere<br />
des FC Barcelona<br />
kaum ausdrücken. Unbedingt<br />
wolle er eines Tages den Klub<br />
trainieren, bei dem er viele Jahre im<br />
Mittelfeld spielte,hat Xavi oft gesagt,<br />
doch als ihm der Jobnun angeboten<br />
wurde, lehnte er ab. Möglich, dass<br />
sich der 39-Jährige nach nur einem<br />
halben Jahr Trainererfahrung beim<br />
katarischen Verein Al-Sadd, wo er bis<br />
zum Sommer seine Spielerkarriere<br />
ausklingen ließ, noch nicht reif fühlt<br />
für diese Aufgabe.Wahrscheinlicher,<br />
dass er der augenblicklichen Verfasstheit<br />
des FC Barcelona, der Ratlosigkeit<br />
des Führungspersonals,<br />
dem Präsidenten Josep MariaBartomeu<br />
sowie der Befindlichkeit und<br />
Zusammensetzung der Mannschaft<br />
nicht traut. Abgesagt hatte auch Ronald<br />
Koeman, der sich gute Chancen<br />
ausrechnet, mit den Niederlanden<br />
Europameister zu werden. Wasblieb<br />
nach dem Rauswurf von Ernesto<br />
Valverde, war eine kleine Lösung.<br />
Neuer Trainer des FC Barcelona ist<br />
Quique Setién, zuletzt tätig bei Betis<br />
Sevilla.<br />
Die Verpflichtung des 61-Jährigen,<br />
der noch keinen großen Klub<br />
betreute,war der Schlusspunkt eines<br />
Schauspiels, das Xavis früherer Mittelfeldgenosse<br />
Andrés Iniesta aus<br />
dem japanischen Kobe,woerinzwischen<br />
spielt, „ein bisschen hässlich“<br />
nannte.Ausgerechnet nach der nicht<br />
unbedingt verdienten 2:3-Halbfinalniederlage<br />
gegen Atlético Madrid vorigeWoche<br />
beim merkwürdigen spanischen<br />
Supercupturnier in Saudi-<br />
Arabien brach hektischer Aktionismus<br />
aus. Ungeniert wurde an<br />
Valverde vorbei ein neuer Trainer gesucht,<br />
eine Delegation reiste zu Xavi<br />
nach Katar, und nach dessen und<br />
Koemans Absage wurden Unmengen<br />
Kandidatennamen in die Runde<br />
geworfen, die für völlig verschiedene<br />
Quique Setíen wird bei seiner offiziellen Präsentation von Klubpräsident Josep Maria Bartomeu (l.) und Sportdirektor Eric Abidal in die Mitte genommen.<br />
Fußballstile standen. Nicht zu erkennen<br />
war ein Konzept.<br />
Ernesto Valverde ist der erste<br />
Barça-Trainer seit Louis VanGaal im<br />
Jahr 2003, der während der Saison<br />
entlassen wurde. Abgelaufen war die<br />
Zeit vonElTxingurri(kleine Ameise),<br />
wie er seit seiner Zeit als Spieler bei<br />
Athletic Bilbao genannt wird, schon<br />
länger. Dass er überhaupt den Sommer<br />
überstand und die neue Saison<br />
in Angriff nehmen durfte,galt als Sensation,<br />
nachdem Barcelona im Halbfinale<br />
der Champions League trotz eines<br />
3:0-Hinspielsiegs gegen den FC<br />
Liverpool ausgeschieden war und danach<br />
auch noch das Pokalfinale ge-<br />
„Barcelona ist ein besonderer Ort,<br />
an dem der Gewinn<br />
der Liga nicht ausreicht.<br />
Valverde tut mir sehr leid, er hat das<br />
nicht verdient.“<br />
Pep Guardiola spricht aus Erfahrung und schlägt sich im nächsten Satz<br />
auf die Seite von Ernesto Valverde.<br />
DPA/MORANETTI<br />
gen den FC Valencia verlor. Gegen<br />
große Widerstände im Klub setzte<br />
Bartomeu die Weiterbeschäftigung<br />
durch, auch weil die mächtigen Veteranen<br />
in der Mannschaft wie Lionel<br />
Messi, Piqué, Luis Suárez oder Sergio<br />
Busquets den Trainer stützten.<br />
Unter einem guten Sternhatte die<br />
Amtszeit Valverdes von Anfang an<br />
nicht gestanden. Vorallem Neymar<br />
spielte ihm zweimal übel mit, zuerst<br />
als er kurz nach der Verpflichtung<br />
des Coaches seinen Wechsel zu Paris<br />
St. Germain durchsetzte, dann als er<br />
vergangenen Sommer plötzlich zurück<br />
nach Barcelona wollte, was beträchtliche<br />
Unruhe im Kader stiftete<br />
und die Vorbereitung auf die Saison<br />
empfindlich beeinträchtigte. Positiv<br />
wurde Valverde angerechnet, dass er<br />
Real Madrid national auf Distanz<br />
hielt und zwei Meistertitel gewann.<br />
Doch wie Pep Guardiola neulich<br />
anmerkte: Meister werden reicht<br />
nicht in Barcelona. Dasgroße Ziel ist<br />
der letztmals 2015 gewonnene Titel<br />
in der Champions League, den ausgerechnet<br />
Real Madrid danach<br />
gleich dreimal holte.Seit dem Fiasko<br />
an der Anfield Road, wo ein furchtsames<br />
und taktisch ausmanövriertes<br />
Barcelona dem Ansturm von Jürgen<br />
Klopps Liverpoolern hilflos gegenüberstand,<br />
war Valverde ein Coach<br />
auf Bewährung. Zumal ihm Ähnliches<br />
schon im Jahr zuvor widerfahren<br />
war, als sein Team im Viertelfinale<br />
nach einem 4:1 im Nou Camp<br />
beim AS Rommit 0:3 unterging.<br />
Vertragbis 2022<br />
Sonderlich beliebt bei den Fans war<br />
Valverde nie, dafür sorgte sein nüchterner,<br />
pragmatischer Fußball, der<br />
selten begeistern konnte. Als diese<br />
Saison trotz knapper Tabellenführung<br />
eine erschreckende Unbeständigkeit<br />
hinzukam, reifte bei den Verantwortlichen<br />
die Gewissheit, dass<br />
die Champions League, woimAchtelfinale<br />
der SSC Neapel wartet, mit<br />
Valverde kaum zu gewinnen wäre. So<br />
genügte ein relativ läppischer Anlass<br />
wie die Supercup-Niederlage gegen<br />
Atlético zum Trainersturz.<br />
Kurioserweise verpflichtete Bartomeu,<br />
dessen Regime eigentlich als<br />
Gegengewicht zur starken cruyffistischen<br />
Strömung im Klub gilt, mit<br />
Quique Setién nun ausgerechnet einen<br />
glühenden Verehrer von Johan<br />
Cruyff und dessen Ballbesitzfußball.<br />
Sein Vertrag läuft bis 2022, doch wie<br />
lange er wirklich bleibt, wird sich in<br />
den nächsten Monaten vor allem in<br />
der Champions League entscheiden.<br />
Undirgendwann dürfte auch Xavi bereit<br />
sein für den Jobbei seinem Lieblingsklub.<br />
Es wird eng<br />
Vier Wochen vor der WM sind die deutschen Biathleten immer noch nicht so richtig in Form<br />
Bernd Eisenbichler wusste schon<br />
vorder Saison, was vonihm und<br />
den deutschen Biathleten erwartet<br />
wird. „Wir werden an Medaillen gemessen“,<br />
sagte der Sportliche Leiter<br />
der deutschen Skijäger mit Blick auf<br />
die Weltmeisterschaft in Antholz:<br />
„Das ist auch unser Anspruch, eine<br />
Führungsnation zu sein.“<br />
Vier Wochen vor den Titelkämpfen<br />
in Südtirol (13. bis 23. Februar)<br />
gibt es im erfolgsverwöhnten Team<br />
des Deutschen Skiverbandes (DSV)<br />
jedoch nicht allzu viele Medaillenhoffnungen.<br />
DerTrend geht vordem<br />
Heim-Weltcup in Ruhpolding zwar<br />
nach einem verkorksten Startinden<br />
Winter leicht nach oben. Doch auf<br />
Bundestrainer Mark Kirchner warten<br />
bis zum Saisonhöhepunkt noch<br />
einige Herausforderungen und<br />
schwierige Entscheidungen.<br />
Beiden Frauen, die am Mittwoch<br />
(14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) mit<br />
dem Sprint über 7,5 km die Rennen<br />
in Ruhpolding eröffnen, haben im<br />
Jahr eins nach der Ausnahmeathletin<br />
Laura Dahlmeier in Denise Herrmann,<br />
Franziska Preuß und Vanessa<br />
Hinz bisher gerade einmal drei Läuferinnen<br />
die WM-Norm erfüllt. Und<br />
es bleiben nicht mehr allzu viele<br />
Chancen. Nach Ruhpolding steht in<br />
Pokljuka (23. bis 26. Januar) nur noch<br />
ein Weltcup mit lediglich zwei Einzelrennen<br />
an.<br />
Es wird eng –etwa für die formschwache<br />
Franziska Hildebrand<br />
(„Wenn erst mal der Wurm drin ist“).<br />
Die 32-Jährige wurde aus dem Ruhpolding-Kader<br />
gestrichen und in den<br />
zweitklassigen IBU-Cup versetzt.<br />
Auch die bislang eingesetzten Maren<br />
Hammerschmidt, Karolin Horchler,<br />
Janina Hettich, AnnaWeidel und Ma-<br />
Die einzige Deutsche mit Siegchancen:<br />
Denise Herrmann.<br />
DPA<br />
rion Deigentesch blieben hinter den<br />
Erwartungen zurück. Eine schlagkräftige<br />
Staffel ist nicht in Sicht.<br />
Ohnehin gibt es abgesehen von<br />
Verfolgungs-Weltmeisterin Herrmann,<br />
die bei den Frauen zuletzt in<br />
Oberhof für die bisher einzige Podestplatzierung<br />
des Winters gesorgt<br />
hatte, aktuell keine potenzielle Siegläuferin.<br />
Preuß wäre noch am ehesten<br />
in der Lage, hatte zuletzt aber<br />
wieder einmal mit gesundheitlichen<br />
Problemen zu kämpfen. Die Pause<br />
habe sie „richtig genervt“, sagte sie.<br />
In Ruhpolding ist die 25-Jährige wieder<br />
dabei. Sie fühle sich aber noch<br />
nicht „in bester Form“. Dabei ist<br />
nicht mehr viel Zeit bis Antholz.<br />
Bei den deutschen Männern, die<br />
immerhin in diesem Winter schon<br />
dreimal einen Platz auf dem Stockerl<br />
erreichten, ist die Lage nur unwesentlich<br />
besser. InArnd Peiffer, Benedikt<br />
Doll, Johannes Kühn und<br />
Philipp Horn hat ein deutsches<br />
Quartett seine WM-Teilnahme bislang<br />
sicher. Aber dann? Für die ehemaligen<br />
Weltmeister Simon<br />
Schempp und Erik Lesser, die in<br />
Ruhpolding wegen Formschwäche<br />
fehlen, ist ein StartinAntholz derzeit<br />
kein Thema.<br />
Der 31Jahre alte Schempp, Massenstart-Weltmeister<br />
von 2017, soll<br />
im Training seine Form wiederfinden.<br />
Lesser, Verfolgungs-Weltmeister<br />
von 2015, muss sich über den<br />
IBU-Cup empfehlen. „Die momentane<br />
Situation ist natürlich sehr<br />
schmerzhaft und gibt mir ordentlich<br />
zu denken“, sagte Schempp.Erhoffe<br />
jedoch, „dass ich das Ruder in der<br />
nächsten Zeit noch rumreißen<br />
kann!“ Schempp hat immerhin mit<br />
einem zehnten Platz die halbe Norm<br />
schon geschafft, Lesser müsste dagegen<br />
noch eine Top-8- oder zwei Top-<br />
15-Platzierungen liefern.<br />
In Ruhpolding dürfen sich nun<br />
erstmals in dieser Saison Philipp<br />
Nawrath und Roman Rees nach<br />
überzeugenden Leistungen im IBU-<br />
Cup im Weltcup beweisen. Dafür<br />
musste Lucas Fratzscher wieder ins<br />
zweite Glied zurück. Manwerde weiter<br />
daran arbeiten, betonte Disziplintrainer<br />
Kristian Mehringer, „dass<br />
wir ums Podium mitlaufen. Bei jedem<br />
ist eine kleine Steigerung drin.“<br />
DerDruck ist hoch. (sid)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 – S eite 20<br />
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Sport<br />
Terminkollision<br />
Handball im<br />
Hangar<br />
Benedikt Paetzholdt<br />
sucht nach Lösungen für<br />
Albas Pokal-Dilemma.<br />
Das Angebot an erstklassigen<br />
Sportevents in der Stadt birgt ja<br />
latent die Gefahr, dass selbst das<br />
sportbegeisterte Publikum überfordert<br />
wird. Ein Gefühl der Obdachlosigkeit,<br />
wie sie Albas Basketballer<br />
empfinden, weil aufgrund von Terminkollisionen<br />
mit Heimspielen der<br />
Eisbären (Arena am Ostbahnhof)<br />
und der Füchse (Max-Schmeling-<br />
Halle) keine geeignete Halle für das<br />
Pokalfinale gegen Oldenburg am16.<br />
Februar bereit steht, pointiert das<br />
Überangebot. Zugleich ergibt sich<br />
damit aber die einmalige Gelegenheit<br />
für die betroffenen Akteure, als<br />
kreativerWettkampfausrichter einen<br />
PR-Coup zu landen.<br />
Das Veranstaltungsdilemma<br />
könnte natürlich die Anschutz Entertainment<br />
Group (AEG) als Betreiberin<br />
der Arena am Ostbahnhof lösen.<br />
Neuist die Herausforderung für<br />
die Crew ja nicht, über Nacht eine<br />
Konzerthalle in ein Eishockeystadion<br />
zu verwandeln oder einen Motocross-Parcour<br />
mal schnell entstehen<br />
und plötzlich wieder verschwinden<br />
zu lassen. An einem Tagund vor<br />
allem innerhalb weniger Stunden<br />
gleich zwei sportliche Großevents<br />
mit weit über 10 000 Zuschauern<br />
auszurichten, wäre dennoch eine<br />
Meisterleistung.<br />
Wintergame in Köpenick<br />
Die Eisbären könnten sich natürlich<br />
auch hervortun, um der Sportstadt<br />
Berlin einen Gefallen zu tun. Einfach<br />
in den Wellblechpalast umzuziehen,<br />
wie es 2015 nötig wurde, weil die<br />
Heimspielstätte für die Pre-Playoff-<br />
Partie gegen Nürnberg nicht geblockt<br />
wurde,ist keine Option − auch<br />
wenn sie in der Anhängerschaft natürlich<br />
einige Unterstützer fände.<br />
Aber natürlich wäre eseine bemerkenswerte<br />
Nummer, wenn es gelänge,<br />
innerhalb von fünf Wochen<br />
ein Winter Game in der Alten Försterei<br />
auszurichten, Union spielt<br />
schließlich tags zuvor.Das Olympiastadion<br />
wäre selbst gegen Mannheim<br />
eine Nummer zu groß.<br />
Option drei liegt in den Händen<br />
von Bob Hanning. Der Füchse-Macher<br />
ist schließlich ein Fuchs, wenn<br />
es darum geht, seinen Klub und insbesonderesich<br />
selbst zu vermarkten.<br />
Mit dem Hangar des Flughafens<br />
Tempelhof, den Messehallen unterm<br />
Funkturm oder dem Velodrom in<br />
Prenzlauer Berg stünden allerhand<br />
Locations bereit, um ein denkwürdiges,<br />
weil außergewöhnliches Handballevent<br />
außerhalb der Max-<br />
Schmeling-Halle über die Bühne zu<br />
bringen. Es ist davon auszugehen,<br />
dass Hanning jede noch so abwegige<br />
Option prüfen wird, um ein besonders<br />
Handballevent zu organisieren.<br />
Mit dem gewünschten Nebeneffekt,<br />
dass er sich als Problemlöser feiern<br />
lassen darf.<br />
Handball-Macher Bob Hanning bricht<br />
gerne mit Konventionen.<br />
DPA/MICHAEL<br />
Macht’swie<br />
Szymanek!<br />
VonMichael Jahn<br />
Bei Hertha denkt man groß –<br />
spätestens seitdem Trainer<br />
Jürgen Klinsmann im Trainingslager<br />
in Florida seine<br />
Ziele formuliert hatte. Die Realität:<br />
Zuerst muss das Team der Abstiegszone<br />
entkommen und in der Tabelle<br />
so weit wie möglich nach oben klettern.<br />
DieVision: In der nächsten Saison<br />
soll es Richtung Europa-League-<br />
Plätzeund noch ein Jahr später möglichst<br />
in den Dunstkreis der Champions-League-Klubs<br />
gehen.<br />
Große Worte, ganz<br />
klar.Viele zweifeln, ob<br />
das der richtigeWegist<br />
und befürchten, dass<br />
das Projekt „Big-City-<br />
Club“ wie eine Seifenblase<br />
platzen könnte.<br />
Ichkann das durchaus<br />
verstehen. Dennoch:<br />
Werwie ich einst voller<br />
Neugier mit Hertha<br />
die Champions<br />
League erlebte, der<br />
freut sich über große<br />
Ziele und auch darüber,<br />
dass etwa Andreas<br />
„Zecke“ Neuendorfdas<br />
große Denken<br />
unterstützt. Der U23-<br />
Coach der Hertha, ein<br />
<strong>Berliner</strong> Original, ist<br />
unverdächtig, jemanden<br />
wie Klinsmann nach dem<br />
Munde zu reden. Zecke sagte nun:<br />
„Wir müssen uns ehrgeizige Ziele setzen.<br />
Sollen wir unseren Fans sagen,<br />
dass wir in fünf Jahren um Platz neun<br />
spielen wollen? Das ist doch<br />
Quatsch!“ Richtig, lieber Zecke!<br />
Um Großes umzusetzen, kommt<br />
der FC Bayern am Sonntag als erster<br />
Gegner in der Rückrunde im Olympiastadion<br />
gerade recht. Auch ich<br />
frage nun selbstbewusst und mit einem<br />
Hintergedanken: Kann ein Hertha-Profi<br />
dem Bayern-Keeper Manuel<br />
Neuer vielleicht ein paar Tore ins<br />
Netz setzen –ambesten gleich drei<br />
und sogar binnen sieben Minuten?<br />
Ichtraue mich das zu fragen (und<br />
dabei groß zu denken), weil ich einen<br />
Zeitzeugen in petto habe, dem ein<br />
ähnliches Kunststück gelungen war:<br />
Detlev Szymanek. Der 65Jahre alte<br />
„Wer wie ich<br />
mit Hertha<br />
die<br />
Champions<br />
League<br />
erlebte, der<br />
freutsichüber<br />
große Ziele.“<br />
ehemalige Bundesliga-Profi vonHertha<br />
hatte einst vorgemacht, wie Großes<br />
gegen Bayern funktioniert. Am<br />
11. Juni 1976, bei einer deftigen 4:7-<br />
Niederlage der <strong>Berliner</strong> beim FC Bayern,<br />
schenkte der flinke Stürmer dem<br />
Nationaltorhüter und Weltmeister<br />
Sepp Maier drei Tore ein und das innerhalb<br />
von sieben Minuten<br />
(82./87./89.). Szymanek sagt: „Das<br />
war eine andere Zeit und die Bayern<br />
führten zur Pause mit 6:0, ließen<br />
dann nach, aber dennoch war es<br />
nicht einfach, den Sepp Maier dreimal<br />
zu bezwingen. Der war danach<br />
auch richtig sauer.<br />
Man muss als Stürmer<br />
zur richtigen Zeit am<br />
richtigen Ort sein. Das<br />
gilt auch am Sonntag,<br />
wenn Bayern ins<br />
Olympiastadion<br />
kommt.“<br />
Beim Legenden-<br />
Masters in der Schmelinghalle<br />
habe ich ehemalige<br />
Hertha-Profis<br />
gesprochen, die schon<br />
Siegegegen Bayern feiern<br />
und auskosten<br />
konnten. Natürlich lief<br />
mir Zecke Neuendorf<br />
über den Weg. Dem<br />
war am 2. Dezember<br />
2001 beim 2:1 gegen<br />
Bayern ein Tor gelungen<br />
und PalDardai traf<br />
sogar zum Siegtreffer. Zecke gibt folgenden<br />
Rat: „Man darf keine Angst<br />
vor den großen Namen der Münchner<br />
haben, eine Chance besitzt man<br />
nur als verschworenes Team. Die<br />
Jungs müssen fest an sich glauben.“<br />
Auch Szymanek gewann mit Herthagegen<br />
Bayern.ImDezember 1975<br />
bei einem 2:1 war der Stürmer eingewechselt<br />
worden, stand fünf Minuten<br />
auf dem Platz, entwischte Franz Beckenbauer<br />
und traf. „Das war ein<br />
Knaller-Tor“, erinnertsich Szymanek,<br />
als sei es gestern gewesen,„ich habe<br />
den Ball volley genommen!“<br />
Mein Vorschlag an Manager Michael<br />
Preetz: Holt Szymanek, der in<br />
Düsseldorf lebt, am Sonntag als<br />
Maskottchen nach Berlin. Dafür<br />
muss man nicht extra groß denken.<br />
Manmuss sich nur an verdienstvolle<br />
ehemalige Herthaner erinnern.<br />
Der Weisheit letzter Schuss<br />
VonAndreas Baingo<br />
Hass ist ein mieser Ratgeber.Noch<br />
mehr im Leben<br />
als im Sport. Wie schnell<br />
vertut man sich, hat<br />
seine Emotionen nicht mehr kalkuliert,<br />
schießt über das Ziel hinaus und<br />
sich dabei womöglich selbst ins Knie.<br />
Manchmal ist das Gejammer danach<br />
groß und vorteilhafter wäre esallemal,<br />
von vornherein den eigenen<br />
Stärken zu vertrauen und daraus<br />
möglichst einenVorteilzuziehen.<br />
Nieist diese Überlegung für den 1.<br />
FC Union sinnstiftender<br />
als vor einem Spiel<br />
gegen RB Leipzig.<br />
Trotzdem wird es für<br />
die Eisernen, für die<br />
Fans wahrscheinlich<br />
mehr als für die Spieler,<br />
erneut ein Duell der<br />
Systeme. Hier die über<br />
100-jährige Tradition,<br />
die einzigartige Fan-<br />
Kultur, die heile Welt<br />
der Fußball-Romantiker,<br />
dader anfangs geköderte<br />
Liga-Platz, der<br />
knallharte Kommerz,<br />
der auch in den Jahren<br />
danach erkaufte Erfolg.<br />
Aber ist es auch hierbei<br />
nicht so: Soll doch, solange<br />
er nicht kriminell<br />
wird, jeder nach seiner<br />
Fasson glücklich werden.Wer will da<br />
den anderen missionieren.<br />
Washaben siesich die Mäuler zerrissen,<br />
als sich 1973 ein Likörproduzent<br />
aus Wolfenbüttel auf das Trikot<br />
von Eintracht Braunschweig einkaufte.500<br />
000 D-Markließder Spirituosenfabrikant<br />
springen, um mit<br />
seiner Marke auf der Spielerbrust zu<br />
stehen. Natürlich war das verboten,<br />
aber ein Haufen Schotter war das damals<br />
trotzdem. Undweil Geld invielen<br />
Fällen dann doch nicht stinkt,<br />
macht Not erfinderisch. Deshalb<br />
machte die Firmaihr Likör-Logo,diesen<br />
kapitalen Vierzehnender von<br />
Hirsch, flugs zum Vereinsemblem.<br />
Feigenblatt da, Fall erledigt.<br />
Dabei ist mir ein Besuch in Wolfenbüttel<br />
in nachhaltiger Erinnerung.<br />
Günter Mast, der damalige Firmenpatriarch,<br />
hatte einem Interview zu-<br />
Zwei <strong>Berliner</strong> Teams in der Bundesliga,<br />
zwei Kenner des <strong>Berliner</strong> Fußballs:<br />
Michael Jahn und Andreas Baingogeben<br />
immer mittwochs ihre Expertise ab.<br />
Michael Jahn für Hertha BSC, seine Hertha,<br />
die er seit mehr als zwei Jahrzehnten als<br />
Reporter begleitet. Und Andreas Baingofür<br />
den 1. FC Union, seine Eisernen, für die er<br />
selbst früher am Ball war. Vordem<br />
Rückrundenauftakt wünscht sich der eine,<br />
dass großen Worten große Taten folgen, der<br />
andere, dass der Fußball-David aus Köpenick<br />
den Fußball-Goliath aus Leipzig ärgernkann.<br />
Holt die<br />
Schleuder raus!<br />
„Vorteilhafter<br />
wäre esallemal,<br />
von<br />
vornherein<br />
den eigenen<br />
Stärken<br />
zu vertrauen.“<br />
ISTOCKPHOTO<br />
gestimmt, weil er die Braunschweig-<br />
Nummer auch beim 1. FC Magdeburg<br />
durchziehen wollte. Ich will<br />
nicht schlecht über den Mann schreiben,<br />
er ist nämlich einige Jahre tot,<br />
aber durchschlagenden Erfolg hatte<br />
seine Idee nicht. Sowohl Eintracht als<br />
auch der 1. FCM spielen derzeit in<br />
Liga drei –und dortnicht einmal sonderlich<br />
weit oben.<br />
Nun bin ich weit davon entfernt,<br />
einemVerein, und sei er noch so kommerziell<br />
angeheizt, Pech an den Latz<br />
zu wünschen. Dazu bin ich zu sehr<br />
Sportsmann und dazu einer,der noch<br />
immer an David<br />
glaubt, dass der dem<br />
Goliath mit der Schleuder<br />
den Stein auf den<br />
Pelz brennt. Ab und zu<br />
wenigstens. Es kann<br />
auch abends sein, so<br />
ab 18.30 Uhr, für die<br />
Länge eines Fußballspiels.<br />
Wasdas für den 1.<br />
FC Union für den Start<br />
in die Bundesliga-<br />
Rückrunde heißt?<br />
KeineAngst vorgroßen<br />
Namen. Bloß nicht!<br />
Leicht gesagt, klar, das<br />
0:4 aus dem Hinspiel<br />
ist schließlich die<br />
höchste Niederlage der<br />
Eisernen. Andererseits<br />
hat der 1. FC Union<br />
ziemlich gute Erfahrungen mit Tabellenführern<br />
gemacht. Borussia Dortmund<br />
ist als solcher in die Alte Försterei<br />
gekommen und als Tabellenfünfter<br />
gegangen, Borussia Mönchengladbach<br />
hat zwar seinen<br />
Spitzenplatz behalten, aus dem Vier-<br />
Punkte-Polster ist in 90 Minuten aber<br />
eine mickrige Ein-Pünktchen-Unterlage<br />
geworden.<br />
Der bedeutendste Unterschied zu<br />
den Spielen gegen die beiden Borussia-Teams:<br />
Diesmal müssen die Eisernen<br />
einem Spitzenreiter auswärts auf<br />
den Zahn fühlen. Womöglich ist das<br />
sogar einen Tick einfacher, weil niemand<br />
was erwartet. Das Auf-den-<br />
Zahn-Fühlen, so denke und so hoffe<br />
ich, sollte deshalb auch ohne Studium<br />
der Zahnmedizin gelingen.<br />
Und vielleicht wird den Bullen das<br />
Beißerchen ja sogar gezogen ...<br />
Die Großen<br />
werden immer<br />
größer<br />
Die Topklubs in Europa<br />
bleiben auf Wachstumskurs<br />
Die Topklubs im Fußball sind laut<br />
einer Studie weiter auf Wachstumskurs<br />
–und der FC Bayern spielt<br />
in der weltweiten Geldrangliste weiter<br />
vorne mit. Der deutsche Rekordmeister<br />
aus München kam in der<br />
Saison 2018/19 nach Berechnungen<br />
der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />
Deloitte auf einen Umsatz von<br />
660,1 Millionen Euro. Die Gesamteinnahmen<br />
lagen damit fast 31 Millionen<br />
Euro höher als in der Saison<br />
zuvor (629,2 Millionen). Für den<br />
deutschen Branchenführer reichte<br />
es in dem am Dienstag in London<br />
veröffentlichten Ranking wie in den<br />
letzten Jahren zu Platz vier.<br />
Insgesamt haben Europas Spitzenvereine<br />
laut der Untersuchung<br />
mit dem Namen „Football Money<br />
League“ zum Teil erhebliche Umsatzsprünge<br />
gemacht. Die20finanzstärksten<br />
Klubs verzeichneten in der<br />
Spielzeit 2018/19 mit zusammen 9,3<br />
Milliarden Euro eine Erlössteigerung<br />
vonelf Prozent und erreichten einen<br />
Rekord. Den größten Anteil mit 44<br />
Prozent nehmen die Einnahmen aus<br />
den Medienrechten ein.<br />
„Die Klubs der Football Money<br />
League sind auf gutem Weginnaher<br />
Zukunft die 10-Milliarden-Euro-<br />
Grenzezudurchbrechen“, sagte Stefan<br />
Ludwig, Leiter der SportBusiness<br />
Gruppe bei Deloitte, voraus. Maßgeblichen<br />
Anteil daran hat der FC<br />
Barcelona. Erstmals führt der Klub<br />
um Lionel Messi die Liste des Fußball-Finanzadels<br />
an und löste den alten<br />
Rivalen Real Madrid (757,3 Millionen)<br />
ab.<br />
Barça überholt Real<br />
Die Katalanen hoben ihren Umsatz<br />
von 690,4 Millionen um über 150<br />
Millionen auf 840,8 Millionen Euro.<br />
„Barça hat die Zugkraft der eigenen<br />
Marke erkannt und kümmert sich<br />
nun selbst um Merchandising und<br />
Lizenzierung statt wie bisher auf externe<br />
Anbieter zu setzen“, erklärte<br />
Kim Lachmann von der Sport Business<br />
Gruppe bei Deloitte.<br />
Dritter blieb Manchester United<br />
(711,5 Millionen). Unter den Top20<br />
sind auch Borussia Dortmund und<br />
Schalke 04. Der BVB rangierte mit<br />
377,1 Millionen Euro (2017/18: 317,2<br />
Millionen) erneut an zwölfter Stelle,<br />
Schalke verbesserte sich dank der<br />
Teilnahme an der Champions<br />
League in der vorherigen Saison mit<br />
324,8 Millionen (243,8 Millionen)<br />
um einen Platzund ist15.<br />
Allerdings herrscht bereits inder<br />
Rangliste eine erhebliche Diskrepanz.<br />
Es bildeten sich in denTop 20<br />
„eigene Mini-Ligen“, sagte Deloitte-<br />
Manager Ludwig. „So setzen sich<br />
beispielsweise die finanzstärksten<br />
Klubs immer weiter ab.“ Beispiel:<br />
Die Einnahmen des Champions-<br />
League-Siegers FC Liverpool (604,7<br />
Millionen) als Siebten der Finanzliga<br />
sind fast dreimal so hoch wie beim<br />
20. SSC Neapel (207,4 Millionen<br />
Euro).(dpa)<br />
Platz vier mit Bayern: Vorstandsboss Karl-<br />
Heinz Rummenigge.<br />
DPA/BALK
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
Peter Uehling blickt<br />
mit neugieriger<br />
Strengeins<br />
Ultraschall-Programm<br />
Seiten 24 und 25<br />
„Wir sind eine Kompanie auf verlorenem Posten.“<br />
Aus der letzten Rede des Anarchisten Erich Mühsam, dessen Tagebücher nun vollständig veröffentlicht sind Seite 22<br />
Lob der Hierarchie<br />
Vater Benedikt<br />
soll schweigen<br />
Ulrich Seidler<br />
hat fast vergessen,<br />
was Autoritäten sind.<br />
Man muss sie ja nicht gleich anbeten,<br />
aber in Zeiten unübersichtlicher<br />
Machtverhältnisse lernt<br />
man die Vorteile einer geordneten<br />
Hierarchie doch zu schätzen. Und<br />
wenn der Autor schon selbst kein<br />
Schaf der katholischen Kirche ist, so<br />
findet er doch so viel Wertkonservativismus<br />
in seiner verlorenen Seele,<br />
dass er deren Hierarchie als ein Denkmal<br />
menschlicher Organisationsfähigkeit<br />
erhalten sehen möchte. Auch<br />
um ein Gegenbeispiel zu haben,<br />
wenn er einmal mehr auf der vergeblichen<br />
Suche nach Entscheidungskompetenz<br />
ist, was bei einem Angestellten,<br />
Bürger oder Familienmitglied<br />
oft vorkommt.<br />
Dieser tannenbaumförmigen katholischen<br />
Hierarchie ist, das zeigt<br />
sich nach einem Wasserglaswirbel<br />
der letzten Tage, ein wilder Trieb gewachsen.<br />
Als Benedikt am 11. Februar<br />
2013 seinen Rücktritt vomAmt<br />
des Papstes bekannt gab −die letzten<br />
Amtsverzichte fanden im 15. Jahrhundert<br />
statt −war allen Beteiligten<br />
klar, dass sein Ruhestand ein buchstäblicher<br />
sein muss, in dem er<br />
schweigt. Es gibt ja wahrlich Schlimmeres,<br />
als seine letzten Jahre inden<br />
Gärten und Bibliotheken von Castel<br />
Gandolfo zuzubringen und dem unfehlbaren<br />
Nachfolger vielleicht mal<br />
über die Hecke zuzuwinken.<br />
Vater Benedikt aber öffnete seinen<br />
Mund bei öffentlichen Anlässen,<br />
sprach hier und da über diese und<br />
jene Wahrheit und schickte wenig<br />
verschlüsselte Botschaften und Kritik<br />
an Franziskus.Zuletzt soll er in einem<br />
Buch vor der Aufweichung des Zölibats<br />
gewarnt haben, kurz bevor der<br />
amtierende Pontifex sich dazu äußern<br />
will. Benedikt dementiert. Das<br />
Buch, das der Kardinal Robert Sarah<br />
mit ihm geschrieben haben will, habe<br />
er nicht autorisiert. Dasmuss er auch<br />
gar nicht. Allein seine Existenz und<br />
sein gebrochenes Schweigen bringen<br />
die schöne Ordnung durcheinander<br />
und öffnen einen Kanal, über den<br />
Subalterne ihre Interessen einbringen,<br />
Einfluss nehmen und Macht<br />
ausüben können.Wieman es kennt.<br />
Aus Lada Nakonechnas Kriegsserie „Camouflage“: links das Bild vom toten Soldaten, rechts ein vermummter Kämpfer.<br />
Der unsichtbare Krieg<br />
Die Ukrainerin Lada Nakonechna mit „Images from abroad“ in der Galerie Eigen +Art<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Wennesheißt, Zeichnen<br />
sei eine andereArt von<br />
Sprache, dann ist dieser<br />
poetische Satz wie<br />
für sie geschrieben: Lada Nakonechna<br />
aus Kiew,geboren 1981.<br />
Seit etwa acht Jahren gehört die<br />
Ukrainerin, die seinerzeit während<br />
der Orangenen Revolution viel Zeit<br />
auf dem Kiewer Maidan bei den Protestlern<br />
zubrachte, zum Künstlerkreis<br />
der Galerie Eigen+Art. Sie verstand<br />
es seither mehrmals, uns hier<br />
in Berlin, im Kunstmuseum Wolfsburgoder<br />
auch im Junge-Kunst-Museum<br />
Kiasma Helsinki mit so subtiler<br />
wie eindringlich politischer Kunst zu<br />
packen. Ihre gezeichneten, gemalten,<br />
collagierten „Reportagen“ vom<br />
Geschehen in der Ostukraine,wosie<br />
romantische Landschaftsmalerei<br />
mit dem Kriegszustand kollidieren<br />
ließ, drangen unter die Haut.<br />
Zwischendurch kam die Zeichnerinfür<br />
Monate nach Leipzig und verbrauchte<br />
da eine Hundertschaft von<br />
Bleistiften für eine 100-Quadratmeter-Wand<br />
in der Universitätsbibliothek.<br />
DasMotiv dieses Auftragswerks<br />
zeigt eine friedliche Landschaft, umgeben<br />
von Bücherregalen. Dann<br />
fuhr sie zurück, dahin, wo der irreale<br />
und brutale Konflikt inzwischen den<br />
Alltag zwischen Krim und Ukraine,<br />
in den von Russland okkupierten<br />
Gebieten von Donezk und Luhansk<br />
prägt, den Alltag zermürbt.<br />
Den Eingang zu ihrer soeben eröffneten<br />
Ausstellung in der Auguststraße<br />
markiertein winziges,amoberen<br />
Rand skaliertes Schwarz-Weiß-<br />
Foto: Eine menschenleereFlusslandschaft<br />
mit Brücke.ImWasser spiegeln<br />
sich Bäume. Stille. Frieden. Aber sie<br />
misstraut solchen Bildern, den romantischen<br />
ebenso wie denen der<br />
medialen Flut. Darumbaut sieWiderhaken<br />
und Irritationen in ihrewandfüllenden<br />
Blätter ein.<br />
DasPublikum hängt mit<br />
Unddiesmal macht sie uns Betrachter<br />
zum Bestandteil ihrer Kunst. Die<br />
Frontwand des nach unten, in den<br />
ehemaligen Keller führenden White<br />
Cubes der Galerie hat Lada Nakonechna<br />
mit minimalistischen Bleistiftzeichnungen<br />
bedeckt. Horizontale<br />
und vertikale Strichlagen und<br />
Schraubhaken geben vor, wie Besucher<br />
all die auf dem Fußboden bereitstehenden<br />
Zeichnungen und Fotocollagen<br />
der Kiewerin genau zwischen<br />
ihre geometrische Wandzeichnung<br />
hängen können:<br />
Platzhalter und simple Vorgabe für<br />
ein Wechselspiel der Motive, Wahrnehmungen,<br />
Assoziationen. Die<br />
ausladenden wie die kleineren<br />
Zeichnungen, die der Hängung<br />
durchs Publikum harren, haben<br />
abermals die politische Dimension<br />
von Landschaften zum Thema. Eins<br />
der großen Blätter zeigt eine in intensiven<br />
Strichlagen verfremdete<br />
Landkarte, inder Kiews Bezirke dargestellt<br />
sind, aber völlig verschoben.<br />
Gleiches wiederholt sich auf einer<br />
gezeichneten Karte des Staates<br />
Ukraine, wo die okkupierte Krim<br />
und die Donezregion grellrot warnend<br />
aufleuchten. Die Grenzgebiete<br />
markiert die Zeichnerin als weiße<br />
Aussparungen, so, als habe man einem<br />
Körper die Lebensadern entfernt.<br />
Eine nächste Landschaftskarte<br />
−mit Häusern, Straßen, Bäumen −<br />
stellt sie mit Buntstiften in Blau,<br />
Schwarz, Rot dar, übers Bild gelegt<br />
wie ein Filter, wie ein beunruhigender<br />
Eingriff, eine Verunsicherung:<br />
Bilder eines unsichtbaren Krieges.Es<br />
sind die Flaggenfarben der proklamierten,<br />
aber international nicht anerkannten<br />
Volksrepublik Donezk.<br />
Und inBlau und Schwarz verweist<br />
eine nächste, fast plastisch verdichtete<br />
Strichelzeichnung auf die Flagge<br />
des ukrainischen Verwaltunsgbezirkes<br />
Oblast Donezk.<br />
NAKONECHNA/ EIGEN+ ART/ U.WALTER<br />
Ihre feine Zeichnungsstruktur<br />
verbindet die Künstlerin mit einer<br />
saftigen Portion Sarkasmus, der aus<br />
ihrer Empörung wächst. Undaus ihrer<br />
Trauer: Über 13 000 Menschen<br />
haben in dem seit sechs Jahren brennenden<br />
und schwelenden Ukraine-<br />
Russland-Konflikt ihr Leben verloren.<br />
Lada Nakonechna ist vor zwei<br />
Monaten Mutter eines kleinen Jungen<br />
geworden. Dasmacht ihr,wie sie<br />
sagt, die Haut noch dünner, ihre<br />
Sorgeumdie Zukunft noch größer.<br />
Schablonen für Gewalt<br />
Auf zwei großen Zeichnungen, die<br />
zur Vernissage rasch entschlossene<br />
Besucher gleich als erstes an die<br />
Wand hängten, hat sie sich der Camouflage<br />
zugewandt. In grünschwarzer<br />
Uniform prangen da auf<br />
dem Papierweiß Umrisse eines unbekannten,<br />
eines „fremden“ toten<br />
Soldaten und eines vermummten<br />
Kämpfers. Schablonen für Gewalt,<br />
die Menschen einander antun. Opfer<br />
und Täter. Nakonechna konfrontiert<br />
uns lakonisch mit Kunst aus einem<br />
Land, das keinen Frieden findet. Mit<br />
einem Krieg, der keinen interessiert.<br />
Galerie Eigen+Art,Auguststr.26, bis 20. Februar,<br />
Di–Sa 11–18 Uhr.Tel.: 2806605.<br />
www.eigen-art.com<br />
NACHRICHTEN<br />
SpikeLee führtJuryvom<br />
Filmfestival in Cannes<br />
DerOscar-Preisträger Spike Lee wird<br />
die Jury des diesjährigen Filmfestivals<br />
in Cannes (12.−30. Mai) führen.<br />
DieNamen der übrigen Jury-Mitglieder<br />
sollen Mitte Aprilmitgeteilt werden,<br />
wie das Festival am Dienstag<br />
mitteilte.Der 62-jährige Lee war im<br />
Februar vergangenen Jahres in Hollywood<br />
für sein adaptiertes Drehbuch<br />
zur Polit-Satire„BlacKkKlansman“<br />
ausgezeichnet worden. Laut<br />
der Mitteilung des Festivals war der<br />
US-Regisseur „glücklich, überrascht<br />
und stolz“, als er vonder Berufung<br />
für Cannes erfuhr. (dpa)<br />
Sibylle Berg erhält Schweizer<br />
Grand Prix Literatur<br />
DerSchweizer Grand Prix Literatur<br />
2020 geht an Sibylle Berg.Die Autorinwerde<br />
für ihr Gesamtwerkgeehrt,<br />
teilte das Bundesamt für Kultur mit.<br />
Berg wurde 1962 in Weimar geboren.<br />
Sielebt seit mehr als 20 Jahren in Zürich.<br />
DieJurywürdigte sie als innovative,<br />
engagierte und bedeutende<br />
Stimme der zeitgenössischen<br />
deutschsprachigen Literatur.Der<br />
Preis ist mit 40 000 Franken (37 000<br />
Euro)dotiert. Für ihren Roman<br />
„GRM Brainfuck“ bekam sie 2019<br />
den Schweizer Buchpreis.Ebenfall<br />
2019 wurde ihr Stück „Hass-Triptychon<br />
–Wege aus der Krise“ mit dem<br />
Nestroy-Preis ausgezeichnet. (dpa)<br />
Neuer Geschäftsführer für<br />
Haus der Kunst in München<br />
DerKulturmanager Wolfgang Orthmayr<br />
wirdneuer kaufmännischer<br />
Geschäftsführer am Haus der Kunst<br />
in München. Der59-Jährige werde<br />
seinen Posten am 25. Februar antreten,<br />
teilte Kunstminister BerndSibler<br />
(CSU) mit. Orthmayr war unter<br />
anderem Interims-Geschäftsführer<br />
der Documenta und am Museum<br />
Fridericianum in Kassel. Er wirddas<br />
Haus der Kunst gemeinsam mit dem<br />
künstlerischen Leiter Andrea Lissoni<br />
führen, der zum 1. Aprilvon der Tate<br />
ModerninLondon nach München<br />
wechselt. Bislangist BernhardSpies<br />
noch kaufmännischer Geschäftsführer.<br />
Er hatte jedoch schon angekündigt,<br />
sich im Frühjahr zurückzuziehen.<br />
(dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Rom &Peter<br />
Feindbild<br />
Dachsfuß<br />
VonPeter Wawerzinek<br />
Zum ersten Mal hole ich einen Gast am<br />
Flughafen ab. Ist aufregend: Man steht<br />
früh auf, duscht sich, kleidet sich würdig, isst<br />
einen schnellen Happen, checkt die Route.<br />
Man will doch, dass der Gast unbeschadet<br />
anlangt, herzlich begrüßt dann auch problemlos<br />
zur Villa gelangt. Und steht dann<br />
überpünktlich am Ausgang. Normalerweise<br />
treibe ich mich die römischen Morgen nicht<br />
herum, sondern gehe eisern meiner Gewohnheit<br />
nach ganz zeitig zu schreiben.<br />
Hier nun habe ich die stille, sichere Villa<br />
verlassen, mich ins Gewühl geschmissen,<br />
bin Busund Bahn gefahren. Habe dafür eine<br />
reichliche Stunde Lebenszeit geopfert. Und<br />
stehe dann also am Terminal 3, den Ankommenden<br />
in die Arme zu schließen. Ich<br />
möchte von einer Menschentraube reden<br />
und zur Entschuldigung anführen, nicht<br />
sonderlich groß gewachsen zu sein. Napoleon<br />
und Chaplin waren eher auch klein,<br />
Lady Gaga ist es immer noch.<br />
Kurzum. Ich stehe und stehe und denke<br />
irgendwann, dass hier etwas schiefläuft, alles<br />
nicht mehr im Normalbereich liegt, der<br />
Gast mich nicht, ich den Gast nicht gesehen<br />
habe. Sollte nicht sein, kann aber<br />
durchaus passieren. Man ist schließlich<br />
auch als Wartender nur ein Mensch mit all<br />
den Irrungen und Fehlern. Sich verpassen<br />
ist nicht unbedingt schlimm, wenn der Ankommende,<br />
der ja weiß, dass er abgeholt<br />
wird, an allen Wartenden vorbeigeht und<br />
dann einfach nur stehenbleibt. So denke<br />
ich auch, schaue mich im Empfangsbereich<br />
um. Der Mann ist gleich entdeckt,<br />
wird mich erblicken. Der herzlichen Begrüßung<br />
steht nichts im Wege …<br />
KLAUS ZYLLA<br />
Ich muss leider ausplaudern, dass es zur<br />
Normalität nicht kommt. Mein Gast erkennt<br />
den Empfang nicht als solchen, sieht über<br />
die Wartenden hinweg und rennt gleich los<br />
wie eine irre gewordene Aufziehpuppe. Immer<br />
diesen Schildernmit der Aufschrift Ausgang<br />
nach, wie mein Gast die Sache später zu<br />
erklären sucht. Erklärung ist verdammt nötig,<br />
rede ich auf meinen Gast ein, um zu verstehen,<br />
warum er statt Übersicht und Ruhe<br />
zu bewahren, wie wildgeworden vomdritten<br />
Terminal des Riesenareals zum vordersten<br />
allerersten Terminal gejagt ist. Mein Gast lächelt<br />
unsicher, macht eine kleine Sorry-<br />
Gesteund sagt nichts weiter dazu.<br />
Schwamm drüber, vorbei, vergeben, vergessen.<br />
DerMensch muss sanft sein und seinen<br />
Ärger wie Medizin herunterwürgen können.<br />
Inzwischen ist mein Gast bereits ein<br />
paar Tage hier,und ich muss sagen, es ist mit<br />
ihm ein regelrechter Unruheherd eingezogen.<br />
Mit anderen Worten, mein Gast ist ein<br />
junger Dachs, der Dachs muss bewegt werden.<br />
Und ich bewege mich rhythmisch mit.<br />
Anders bekomme ich ihn nicht in den Griff.<br />
Und solaufe ich mit diesem Wirbelwind<br />
die denkbar weitesten Strecken Roms ab,<br />
lauf ihm voraus wie an einer langen Leine.<br />
Mein Gast macht mich zum Dackel oder Mitläufer<br />
in Rom. Am dritten Renntag streiken<br />
meine Füße. Das liegt zum einen am harten<br />
Pflaster unter ihnen, zum zweiten aber liegt<br />
es an den jeweils mehr als guten dreizehn Kilometern<br />
Fußtorturen, die sie jeden Tagertragen<br />
müssen. Ab heute ist Revolution angesagt.<br />
Ich habe mich auf die Seite meiner<br />
geschundenen Füße geschlagen und bin mit<br />
ihnen solidarisch in den Streik getreten. Die<br />
Füße meines Gastes sind unsereFeinde.Der<br />
Aufruhr meint, wie sehr sie auch auf und ab<br />
pesen und abdüsen wollen, ich sitze die Sachekonsequent<br />
lauffaul und barfuß aus.
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
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Feuilleton<br />
„Wir sind dem<br />
Untergang geweiht“<br />
Erich Mühsam war Dichter,Bohemien, Anarchist.<br />
Er wusste, dass sein Überleben davon abhing, ob es die Art von<br />
Revolution geben würde, von der er träumte.<br />
VonArnoWidmann<br />
Der Anarchist, Publizist und Blogger Erich Mühsam 1920 in der Festungshaftanstalt Ansbach.<br />
AKG-IMAGES<br />
Die Ausgabe der Tagebücher<br />
des anarchistischen<br />
Dichters und Rebellen<br />
Erich<br />
Mühsam<br />
(1878−1934) ist jetzt nach 7000 Seiten<br />
mit Band 15 abgeschlossen. Eine<br />
heroische Tatder beiden Herausgeber<br />
Chris Hirte –erwar 1978-1985<br />
bereits Mitherausgeber der Erich-<br />
Mühsam-Werkausgabe im DDR-<br />
Verlag Volk und Welt –und Conrad<br />
Piens.Der ist Informatiker und Antiquar<br />
und hegt und pflegt die Website<br />
www.muehsam.de, die die Ausgabe<br />
erläutertund erschließt.<br />
Mühsams Tagebücher liegen jetzt<br />
digital und in schönes,schwarzesLeinen<br />
gebunden als Bücher vor. Die<br />
Hefte 2-4, dieTeile des Jahres 1910 dokumentieren,<br />
sind ebenso wie die<br />
Hefte 18-21, die die Kriegsjahre1916-<br />
1919 beschreiben, verschollen. Der<br />
erste Eintrag des ersten Bandes<br />
stammt vom 22. August 1910. Mühsam<br />
ist in dem Kurort Chateau d’Oex<br />
und liest in den TagebüchernVarnhagen<br />
von Enses. Er meint: „Damals<br />
lohnte es noch Tagebücher zu schreiben!<br />
Trotz der Armseligkeit der vormärzlichen<br />
Politiker – welche bewegte<br />
Zeit! Welche Beziehung zwischen<br />
Geistigkeit und Öffentlichkeit!<br />
Welche Teilnahme der großen Geister<br />
(Varnhagen, Humboldt, Tieck, Bettina<br />
v. Arnim usw.) an den Geschehnissen<br />
des Tages! –und heute? Unsere<br />
Zeit ist bei Gott nicht minder armselig,<br />
unsre Regierungen nicht minder<br />
jämmerlich, unsre Politik nicht minder<br />
chikanös, knechtschaffen und<br />
vormärzlich. Nur eins unterscheidet<br />
unsre Tage von Varnhagens: heut ist<br />
auch das Volk interesselos, und die<br />
Geistigkeit nimmt schon garnicht teil<br />
an allem was vorgeht!“<br />
Die ersten Jahre sieht man Mühsam<br />
zu, wie er nahezu allabendlich<br />
dabei ist, jemanden aufzutreiben,<br />
der ihm ein wenig Geld leiht. Kaum<br />
eine Nacht, die er nicht in irgendeinem<br />
Lokal verbringt. Dazwischen<br />
Theater, Frauen und Gedichte. „La<br />
Boheme“ ohne Gesang, dafür aber<br />
mit ein wenig Klassenkampf und literarischer<br />
Avantgarde.<br />
Chris Hirtesieht das im Nachwort<br />
zum letzten Band ein wenig anders:<br />
„Mit seinem Tagebuch trat Mühsam<br />
den Beweis an, dass er, (Adorno<br />
schon im Vorgriff widersprechend)<br />
sehr wohl ein richtiges Leben im falschen<br />
führen konnte. Die sozialen<br />
und moralischen Zwänge des Kaiserreichs<br />
geschickt umgehend, suchte<br />
er sich einen Weg, der ihm die größtmögliche<br />
Freiheit bot, nämlich ein<br />
Leben in fast völliger Selbstbestimmung.<br />
Die Münchner Pensionsmiete<br />
zahlte ihm zähneknirschend<br />
der Vater,eswar das ,Grundeinkommen’,<br />
das ihm eine gewisse Beweglichkeit<br />
gestattete, doch nur so<br />
konnte er seinem anarchistischen<br />
Experiment den nötigen Schwung<br />
verleihen, es gegen alle Widrigkeiten<br />
durchhalten –und als öffentlichen<br />
Auftritt zelebrieren.“<br />
Er zogdurch die Kneipen und bot<br />
seine Zeitschriften an. Von1911 bis<br />
1914 und dann wieder 1918 bis Mitte<br />
1919 „Kain. Zeitschrift für Menschlichkeit“,<br />
1926–1932 „Fanal. Anarchistische<br />
Monatsschrift“. Mühsam<br />
füllte seine <strong>Zeitung</strong>en am liebsten<br />
mit den eigenen Beiträgen. Der spätere<br />
SPD-Fraktionsvorsitzende Herbert<br />
Wehner (1906−1990) zog im<br />
Herbst 1926 zusammen mit seiner<br />
Freundin bei dem seit 1915 mit Zenzl<br />
Elfinger verheirateten Mühsam ein<br />
Erich Mühsam: Tagebücher 1910−1924,<br />
hrsg.von Chris Hirte und Conrad Piens, Verbrecher<br />
Verlag,Berlin 2011−19,15 Bände<br />
zwischen 272−512 Seiten, 28−32 Euro<br />
Als E-Book: Erich Mühsam: Tagebücher<br />
in Einzelheften, Verbrecher Verlag,jedes der<br />
Hefte 4,99 Euro<br />
und half ihm bei der Arbeit an „Fanal“.<br />
Als Wehner, ein schon damals<br />
sehr erfolgreicher anarchistischer<br />
Redner, imFanal auch eigene Texte<br />
veröffentlichen wollte,erklärte Mühsam:<br />
„Das Fanal muss ich trotz aller<br />
Beschwerden meiner eigenen Arbeit<br />
reservieren. Wollte ich Mitarbeiter<br />
beschäftigen, so müsste ich ihre Arbeiten<br />
so gut honorieren wie die Arbeiten<br />
des Druckers und Buchbinders.Dazu<br />
fehlt es durchaus an Geld.<br />
Außerdem habe ich nur 16 Seiten im<br />
Monat Platz für meine eigenen Beiträge<br />
…“ Wehner warf daraufhin<br />
Mühsam vor, er bezöge nicht energisch<br />
genug gegen die Kommunisten<br />
Stellung, um kurz darauf selbst –so<br />
geht eine der Legenden –Mühsams<br />
Kasse mitnehmend, zur KPD überzulaufen,<br />
in der er bald ein enger<br />
Mitarbeiter Thälmanns wurde.<br />
So von Mühsam belehrt, erkennt<br />
man in Karl Kraus (1874−1936), in<br />
Maximilian Harden (1861−1927)<br />
Blogger. Die Zeitschriften „Die Fackel“<br />
(1899−1936) und„Die Zukunft“<br />
(1892−1922) waren wie „Kain“ und<br />
MÜHSAM-BÜCHER<br />
Markus Liske: Sechs Tage im April −Erich<br />
Mühsams Räterepublik, Verbrecher Verlag,<br />
Berlin 2019, 287 Seiten, 19 Euro<br />
Erich Mühsam: Das seid ihr Hunde wert! −<br />
Ein Lesebuch, hrsg.von Markus Liskeund<br />
Manja Präkels, Verbrecher Verlag,Berlin<br />
2014, 345 Seiten, 19 Euro<br />
„Fanal“ in Wahrheit Blogs, indenen<br />
fast ausschließlich die Herausgeber<br />
selbst zu Wort kamen. Nichts lag ihnen<br />
ferner als der Gedanke an ein<br />
Medium, in dem unterschiedliche<br />
Standpunkte zu Worte kamen. Sie<br />
waren Autokraten, die dem Rest der<br />
Menschheit sagen wollten, wo es<br />
lang geht. Vondiesem Schlage war<br />
auch Erich Mühsam.<br />
Besser wäre es gewesen, man<br />
wäre den Weggegangen, den Erich<br />
Mühsam gewiesen hatte. Denkt sich<br />
der Leser,der in seinen Tagebüchern<br />
blättert. Mühsams bittereSatiren auf<br />
die revolutionäre Unentschlossenheit<br />
nicht nur der Bürger, sondern<br />
auch der Sozialdemokratie lesen<br />
sich amüsant, und jeder, der sich<br />
wundert, dass die SPD Herrn Sarrazin<br />
bis heute nicht losgeworden ist,<br />
kann hier eintauchen in die Mentalitätsgeschichte<br />
einer Partei, über die<br />
Mühsam schon 1907 dichtete: „War<br />
einmal ein Revoluzzer/ im Zivilstand<br />
Lampenputzer“.<br />
Mühsam hatte sich aus den<br />
Zwickmühlen einer bürgerlichen<br />
Existenz – Papas Apothekereinkünfte<br />
nutzend –hinausbegeben. Er<br />
war sogar soweit gegangen, ebenfalls<br />
1907 den politischen Terrorismus als<br />
künstlerische Praxis zu betrachten.<br />
MitPolitik hat das alles wenig zu tun.<br />
Sie ist die Kunst, in der jeweiligen<br />
Lage das in diesem Augenblick Richtige<br />
zu tun. Dazu war Erich Mühsam<br />
niemals im Stande. Das ist kein Vorwurf.<br />
Dasist die Einsicht, zu der man<br />
bei der Lektüreseiner Werkekommt.<br />
Mühsam erreicht das Herz seiner Leser<br />
noch heute,wenn er sich einsetzt<br />
gegen die Diskriminierung von<br />
Frauen und Homosexuellen, wenn<br />
er daran erinnert, dass eine Gesellschaft,<br />
die Hunderttausende verrecken<br />
lässt, abgeschafft gehört.<br />
Ichbin auch viele Seiten lang fasziniert<br />
von den Gefängnistagebüchern,<br />
also denen vom September<br />
1919 bis zum letzten Eintrag am 20.<br />
Dezember 1924: „Vormittag 10 1/2<br />
Uhr. Frei!“. Fasziniert von der Entschlossenheit,<br />
der Energie, mit der<br />
Mühsam begreifen will, was draußen<br />
geschieht. Warum verhalten sich die<br />
Parteien so, wie sie sich verhalten?<br />
Warumdie Bürger?Warumdie Proletarier?<br />
Politik ist für ihn das Kräftespiel,<br />
um einen mal mehr,mal weniger<br />
wirksamen verborgenen Magneten<br />
herum: die Revolution.<br />
Je länger man in den Bänden liest,<br />
desto spürbarer wird die Verzweiflung.<br />
Dem Leser fällt sie vor allem<br />
daran auf, wie gern Mühsam jedem<br />
kleinen Aufbegehren nachläuft. Wie<br />
ein Hund liegt die Hoffnung hinter<br />
dem Ofen und springt begeistertauf,<br />
wenn das Herrchen nach den Schuhen<br />
zu greifen scheint. Manversteht<br />
das nur zu gut. Wenn man gar an das<br />
Ende denkt, also daran, dass Erich<br />
Mühsam am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg<br />
von der SS-Wachmannschaft<br />
ermordet wurde und seine<br />
Ehefrau, die in die Sowjetunion geflohen<br />
war, dort fast 20 Jahre imGulag<br />
verbrachte, bis sie in die DDR<br />
entlassen wurde, wosie 1962 mit 77<br />
Jahren starb. Esgibt, möchte man<br />
dazwischenrufen, doch kein richtiges<br />
im falschen Leben.<br />
Harden, Kraus und Mühsam, die<br />
drei Blogger,waren frei geborene Juden.<br />
Sie gehörten zu einer Generation,<br />
für die das Ghetto ferneVergangenheit<br />
war. Dass sie sich zu Wort<br />
melden konnten, war eine Errungenschaft.<br />
Dass sie es so gut konnten,<br />
war ihreprivate Leistung, zu der<br />
sie womöglich angestachelt worden<br />
waren durch den Neid und den Hass<br />
vieler ihrer christlichen Mitschüler.<br />
DerAntisemitismus war auch der<br />
Aufstand der Etablierten gegen die<br />
Außenseiter,die dabei waren, die ihnen<br />
zustehenden Sitzeinder Gesellschaft<br />
einzunehmen. Erich Mühsam<br />
wollte keinen Platz in der Hierarchie.<br />
Er wollte Schluss machen mit jeder<br />
Art von Hierarchie. Darum wurde er<br />
umgebracht. Dass ihm das drohte,<br />
war ihm immer klar gewesen. Im Februar<br />
1933 sprach er vorder <strong>Berliner</strong><br />
oppositionellen Gruppe –wosonst?<br />
– des Schutzverbandes Deutscher<br />
Schriftsteller. Es war seine letzte<br />
Rede: „Und ich sage euch, dass wir,<br />
die wir hier versammelt sind, uns alle<br />
nicht wiedersehen. Wir sind eine<br />
Kompanie auf verlorenem Posten.<br />
Aber wenn wir hundertmal in den<br />
Gefängnissen verrecken werden, so<br />
müssen wir heute noch die Wahrheit<br />
sagen, hinausrufen, dass wir protestieren.<br />
Wir sind dem Untergang geweiht.“<br />
Druck erzeugt Gegendruck<br />
Taiwan beweist sich als Demokratie und hat gegen Pekings Willen seine neue Präsidentin gewählt<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Soeben wurde in Taiwan mit 58<br />
Prozent der Stimmen eine Präsidentin<br />
wiedergewählt, die bis vor<br />
kurzemals gescheitertgalt: Tsai Ingwen.<br />
Sietritt seit langem für die Unabhängigkeit<br />
der Insel ein, die bisher<br />
qua Verfassung als Teil der „Republik<br />
China“ gilt. Wesentlich für<br />
ihreWiederwahl −darüber sind sich<br />
alle Berichte einig − war nun die<br />
brutale Reaktion der Regierung<br />
Hongkongs auf die Proteste gegen<br />
den Einfluss der Pekinger Zentralregierung<br />
und der Kommunistischen<br />
Partei Chinas (KPC). Damit aber<br />
wurde das auch Taiwan gegebene<br />
Versprechen von „Ein Staat, zwei<br />
Systeme“ weitgehend als scheinliberal<br />
korrumpiert. Dazu kam, dass<br />
viele jüngere Taiwaner –nicht „Taiwanesen“!<br />
–sich entfernt haben von<br />
der China-Bindung ihrer Elternund<br />
Unterstützer der Präsidentin Tsai Ing-wen feierndas Wahlergebnis.<br />
allein Ruhe und Ordnung, wirtschaftliche,<br />
soziale und kulturelle<br />
Prosperität sichern könne, dass<br />
China ein straff durchregierendes<br />
Zentrum benötige. Damit werden<br />
alle Unterdrückungen und die bis<br />
zu 50 Millionen Toten gerechtfermokratie,dass<br />
auch für Chinesen individuelle<br />
Selbstbestimmung mit<br />
kollektiver Sicherheit, wirtschaftlichem<br />
Wohlstand und sozialer Absicherung<br />
zu verbinden ist.<br />
Die Kommunistische Partei in<br />
Peking dagegen behauptet, dass sie<br />
CARL COURT<br />
Großeltern. Es wirkten auch die Berichte<br />
über die Einkerkerung hunderttausender<br />
muslimischer Uiguren,<br />
vorallem aber die offensiveUnterstützung<br />
vonTsuis Konkurrenten<br />
HanKuo-yu durch Peking. Er drohte<br />
zu seinen Gunsten unmittelbar vor<br />
den Wahlen sogar mit Militäreinsatz<br />
−und ließ den ersten chinesischen<br />
Flugzeugträger durch die Taiwan-<br />
Straße fahren.<br />
In den 1990er-Jahren hat sich die<br />
Insel, seit 1949 Rückzugsort der<br />
lange autokratisch regierenden Kuomintang-Partei<br />
Hans,reformiert. Sie<br />
gilt inzwischen mit Japan und Südkorea<br />
alsVorzeigedemokratie Ostasiens.<br />
Genau deswegen aber sind ihre<br />
kaum 28 Millionen Einwohner eine<br />
wirkliche Bedrohung der Macht der<br />
KPC, mehr noch als die heroischen<br />
Demonstranten in Hongkong.<br />
Taiwan nämlich zeigt mit seiner<br />
Effizienz, Wirtschaftskraft und De-<br />
tigt, die die Machtausübung der<br />
KPC seit 1949 direkt forderte.<br />
Es ist genau die Behauptung, die<br />
den Aufstieg etwa von Mussolini,<br />
Hitler oder Stalin in den 1920er-Jahrenlegitimierte,als<br />
die Überzeugung<br />
herrschte,„die“ Italiener,Deutschen<br />
oder Russen bedürften einer „starken<br />
Hand“. Erst das laute „Nein“ der<br />
SPD in West-Berlin zur Zwangsvereinigung<br />
mit der KPD 1946 und vorallem<br />
das Durchhalten der Mehrheit<br />
der West-<strong>Berliner</strong> in der Blockade<br />
1948 und 49, ihre Verneinung des<br />
Machtanspruchs der Sowjetunion<br />
und der SED bewirkten, dass sich in<br />
Westeuropa und den USA das Bild<br />
vomangeblich unausrottbaren „Untertanengeist“<br />
der Deutschen zu ändernbegann.<br />
In dieser Tradition gegen die Anmaßung<br />
der Mächtigen, das individuelle<br />
Leben hinter die Ansprüche<br />
vonStaat, Religion, Gesellschaft oder<br />
Partei zu stellen, steht auch die<br />
Wahlentscheidung in Taiwan. Was<br />
unsere Investoren, Konsumenten<br />
und Politiker oft ignorieren, haben<br />
seine Bürger nicht vergessen: Vor<br />
1989 galten auch die sozialistischen<br />
Regime Mitteleuropas als stabil. Ihr<br />
Zusammenbruch begann mit dem<br />
Sich-Wehren einiger weniger.<br />
Eine Lehre, die aber auch in den<br />
Staatskanzleien Peking unvergessen<br />
ist: Deswegen schickte es den<br />
Flugzeugträger vor die Küsten Taiwans<br />
– und ignorierte damit wie<br />
schon vorher in Hongkong, Tibet<br />
oder Sinkiang das eiserne politische<br />
Grundgesetz: Druck ohne Legitimation<br />
kann nach aller historischen<br />
Erfahrung zwar Angst auslösen,<br />
aber nie auf Dauer Unterwerfung<br />
erzwingen. Schon gar<br />
nicht, wenn die Menschen wie in<br />
Taiwan frei wählen können, was<br />
sie wollen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Autorin<br />
verschenkt<br />
Gedanken<br />
Katharina Hackers Buch<br />
mit „Minutenessays“<br />
VonCornelia Geißler<br />
Verzweiflung hat immer Zähne,<br />
schreibt Katharina Hacker,<br />
„Zähne, die Wunden reißen.“ Das<br />
Bild leuchtet ein, denn Verzweiflung<br />
tut weh. „Eine Zeit mag man glauben,<br />
wegen sich selber verzweifelt zu<br />
sein. Dann häufen sich die Nachrichten.“<br />
An einem schlechten Tag<br />
gelesen, bietet dieser Text unter der<br />
Überschrift „Zähne“ eine Höhle zum<br />
Verkriechen. Die Autorin führt auch<br />
wieder hinaus. Sie braucht nicht<br />
lange dafür. Imneuen Buch von Katharina<br />
Hacker geht kaum ein Text<br />
über mehr als eine Seite.<br />
„Darf ich dir das Sie anbieten?“,<br />
heißt das Buch, der Untertitel stellt<br />
ein eigenes Genre vor: „Minutenessays“.<br />
Viele sind so kurz, dass<br />
drumherum noch Platz bleibt. Im<br />
Vorspruch ermuntert die Autorin,<br />
ihn zu nutzen. Raum für Gedanken<br />
und Notizen also.<br />
Die Autorin, die ja durchaus die<br />
große Form beherrscht, die im Jahr<br />
2006 für „Die Habenichtse“ den<br />
Deutschen Buchpreis bekam, tippt<br />
hier sehr verschiedene Themen an.<br />
Jeder Text, ob man ihn Kurzessay<br />
oder Aphorismus oder Miniatur<br />
nennen mag, enthält Beobachtungen,<br />
die mit Reflexionen verknüpft<br />
sind. Die Sätze sind in großer Präzision<br />
formuliert. Mitderselben Ernsthaftigkeit<br />
schreibt Katharina Hacker<br />
über das Zuhören („Indem ich zuhöre,<br />
übergebe ich mich anderen<br />
Minuten…“) oder über das Sterben<br />
(„Gute Tote geben mit ihrem Tod<br />
Wege frei.“), sogar über Kuscheltiere<br />
(„In ihrer Gestalt nehmen sie Anteil<br />
an der Welt der Lebendigen.“). Sie<br />
fasst inWorte, wie sich die Beziehung<br />
zu einem früher geliebten Menschen<br />
verändert, wie Erfahrung nicht nur<br />
stärkt, sondern auch schwächt. Ihre<br />
Schreibhaltung ist souverän, wenn<br />
sie das Sie dem Du vorzieht, ist mit<br />
Ironie gewürzt, wenn sie Großsprecher<br />
erlebt: „Wie lustig, möchte man<br />
sagen. Eine Meinung, schon wieder<br />
eine!“ Dass die Autorin Töchter hat,<br />
Katharina Hacker beherrscht die kurze,<br />
die lange und die Höflichkeitsform. IMAGO<br />
taucht mehrmals auf, dass sie Hunde<br />
mag ebenfalls,auch das Älterwerden<br />
beschäftigt sie. Die Texte knüpfen<br />
nicht aneinander an.<br />
Dieses Buch heißt die Leserin<br />
willkommen, die wenig Zeit hat, sich<br />
in eine Handlung vertiefen. Es bietet<br />
sich dem Leser an, der für einen Roman<br />
keine Ruhe findet. Es gibt Anstöße.<br />
Die ausführlichen Essays entwickeln<br />
sich im Kopf des Gegenübers<br />
–vielleicht unterwegs,auf dem<br />
Fahrrad oder in der U-Bahn. Diese<br />
Macht, Gedanken zu lenken, hat Hacker<br />
aber nicht einfach, weil so viele<br />
interessante Themen in ihrem Buch<br />
stecken. Sondernweil sie diese in einer<br />
Sprache darlegt, der sie alle Umständlichkeiten<br />
abgeschliffen hat.<br />
Das kann sogar tröstlich sein wie im<br />
Miniessay „Zähne“ von oben:<br />
„Manchmal hält, wegen eines einzigen<br />
Wortes, wegen eines Satzes, das<br />
Unglück den Atem an und muss<br />
schweigen, während wir lachen.“<br />
Katharina Hacker:Darf ichdir dasSie anbieten?<br />
Minutenessays. Berenberg,Berlin 2019.<br />
112 S.,18Euro<br />
Im Duell: der Historiker Golo Mann (Edgar Selge) und der machtbewusste Manager Berthold Beitz (Sven-Eric Bechtolf).<br />
Barfuß im Park<br />
Der ARD-Film „Das Geheimnis der Freiheit“ befragt das Innenleben des Krupp-Managers Berthold Beitz<br />
VonTorsten Wahl<br />
Der Mann kann auch im<br />
Urlaub auf Sylt einfach<br />
nicht abschalten. Seit<br />
zwanzig Jahren kämpfe<br />
er jeden Tag dafür, den Namen<br />
Krupp zu erhalten und den Konzern<br />
vor dem Konkurs zu retten –erklärt<br />
er jedenfalls seiner Frau. Doch nun<br />
bringe ausgerechnet die Schmonzette<br />
eines Reporters über das Innenleben<br />
der Konzernspitze alles in<br />
Gefahr. Umden Ruf von Krupp zu<br />
retten, will er ein Gegenbuch in Auftrag<br />
geben und sucht nach einem<br />
passenden Autor. Sein Blick fällt auf<br />
die Urlaubslektüre seiner Gattin –es<br />
ist die Wallenstein-Biografie von<br />
Golo Mann. Eher nebenbei erfährt<br />
der Zuschauer, wer dieser Manager<br />
auf Sylt eigentlich ist: Es handelt sich<br />
um Berthold Beitz.<br />
Die Idee, den langjährigen, 2013<br />
verstorbenen Generalbevollmächtigten<br />
des Krupp-Konzerns ins Zentrum<br />
eines Spielfilms zu stellen,<br />
hatte WDR-Fernsehdirektor Jörg<br />
Schönenborn. Derwar vonBerthold<br />
Beitz schon als Journalist fasziniert<br />
und preist in einem Geleitwort der<br />
Pressemappe die „Opulenz der Biografie“<br />
und Beitz’ „universelles Unternehmer-Selbstverständnis“.<br />
Als<br />
„schillerndste Industriellenfigur der<br />
jüngsten Geschichte“ sieht ihn gar<br />
der ARD-Programmdirektor Volker<br />
Herres.Der Film soll aber kein traditionelles<br />
Biopic sein, sondern danach<br />
fragen, wie so unterschiedliche<br />
Personen wie Berthold Beitz und<br />
Golo Mann mit ihrer Prägung durch<br />
die NS-Jahreumgingen.<br />
In den Disputen zwischen dem<br />
Krupp-Chef und dem Historiker<br />
wird schnell klar, dass es gar nicht,<br />
wie geplant, um Alfred Krupp von<br />
Bohlen und Halbach geht, der von<br />
den Alliierten erst als Kriegsverbre-<br />
cher verurteilt, dann zur rein zivilen<br />
Produktion verpflichtet worden<br />
war, sondern umjenen Mann, der<br />
seit 1952 als Generalbevollmächtigter<br />
von Krupp arbeitet – nämlich<br />
Berthold Beitz selbst.<br />
DieGespräche mit Golo Mann zeigen<br />
einige Widersprüche der Biografie.<br />
Sowill Beitz den „guten Namen“<br />
seiner Vorgänger retten, jener Großindustriellen,<br />
die die Kriegsproduktion<br />
der Nationalsozialisten anfeuerten.<br />
Er selbst indes hatte während des<br />
Krieges als Betriebsleiter eines Erdölunternehmens<br />
in Galizien jüdische<br />
Arbeiter vordem KZ bewahrtund soll<br />
von Israel als „Gerechter unter den<br />
Völkern“ geehrtwerden.<br />
Es fragt sich, ob dieser Spielfilm<br />
tatsächlich die geeignete Form gefunden<br />
hat, um den Konflikt zu verhandeln.<br />
Dror Zahavi (als Regisseur<br />
gerade mit „Crescendo“ im Kino)<br />
sagt, dass der dramaturgische Rahmen<br />
„sehr fragmentarisch“ sei. Am<br />
Erst kommt der Schah von Persien,<br />
dann Erich Honecker,mit dem Beitz heimlich<br />
in die alte Mecklenburger Heimat fährt,<br />
und schließlich taucht auch noch<br />
Helmut Schmidt auf.<br />
besten funktioniert der Film als<br />
Kammerspiel, als Duell zwischen<br />
Beitz (Sven-EricBechtolf)als machtbewusster<br />
Manager und Mann (Edgar<br />
Selge) als Historiker,der im Schatten<br />
seines übermächtigen Vaters<br />
steht. In poetischen Momenten sieht<br />
Beitz immer wieder eine junge Frau<br />
vorsich, die er nicht vordem KZ hatte<br />
retten können –die späte Bebilderung<br />
der dramatischen Szene ist<br />
überflüssig. Kitschig wirken Szenen,<br />
in denen Beitz barfuß durch den Park<br />
der Villa Hügel läuft –der Film zeigt<br />
dabei nicht einmal die echte Villa,<br />
sondern Schloss Nordkirchen.<br />
WDR<br />
Die wenigen Gespräche um ein<br />
Buch, das von Anfang an ein Missverständnis<br />
ist und nie erscheinen<br />
wird, sind als roter Faden viel zu<br />
dünn für neunzig Minuten. „Das Geheimnis<br />
der Freiheit“ leidet an einer<br />
allzu episodischen Struktur, die alle<br />
paar Minuten ein paar Jahre weiter<br />
springt und immer neue Figuren der<br />
Zeitgeschichte aufploppen lässt. Erst<br />
kommt der Schah von Persien, dem<br />
der forsche Beitz ein Viertel der<br />
Krupp-Anteile verkauft, dann Erich<br />
Honecker,mit dem Beitz heimlich in<br />
die alte Mecklenburger Heimat fährt,<br />
und schließlich taucht noch Helmut<br />
Schmidt auf, der nur an seinem<br />
Scheitel zu erkennen ist. Die Politiker<br />
sind so schlecht imitiert, dass die<br />
Szenen schnell ins Skurrile umschlagen.<br />
Als der Film schließlich mit dem<br />
Jahr 1989 ausklingt, ist der Ausgangspunkt<br />
vonSylt 1972 längst vergessen.<br />
So bleibt dieser eigenartige, oft<br />
schwerfällige Film wie das Buch von<br />
Golo Mann eine Art Auftragsarbeit,<br />
die ihr Ziel verfehlt. Denn „Das Geheimnis<br />
der Freiheit“ zeigt zwar eine<br />
eher unbekannte,introspektiveSeite<br />
von Berthold Beitz. Seine eigentlichenVerdienste<br />
als Industriemanager,<br />
der die Umgestaltung des Ruhrgebiets<br />
maßgeblich mitgestaltete,<br />
kommen dabei aber nur ganz am<br />
Rande zur Sprache. Hier hätte eine<br />
Dokumentation, die ARD und ZDF<br />
sonst so gernihren Historiendramen<br />
anhängen, wirklich geholfen.<br />
DasGeheimnis der Freiheit 20.15 Uhr,ARD<br />
Der BND ist künftig wohl an Grundrechte gebunden<br />
Bundesverfassungsgericht prüfte Auslandsüberwachung durch den Bundesnachrichtendienst<br />
VonChristian Rath<br />
Ausländer können sich weltweit<br />
gegenüber dem Bundesnachrichtendienst<br />
(BND) auf deutsche<br />
Grundrechte berufen. Dasjedenfalls<br />
zeichnet sich nach der Verhandlung<br />
des Bundesverfassungsgerichts zum<br />
novellierten BND-Gesetz ab.<br />
Durch den amerikanischen<br />
Whistleblower Edward Snowden<br />
wurde 2013 bekannt, wie Geheimdienste<br />
systematisch mit Hilfe von<br />
Suchbegriffen international den Telefon-,<br />
E-Mail- und SMS-Verkehr<br />
überwachen und auswerten. Bald<br />
wurde deutlich, dass auch der BND<br />
im Ausland ähnlich agiert.<br />
2016 schuf die Bundesregierung<br />
im BND-Gesetz eine gesetzliche<br />
Grundlage für die Auslandsaufklärung<br />
des BND. Mit Hilfe von Filtern<br />
sollten Deutsche und teilweise auch<br />
EU-Bürger vor der BND-Ausspähung<br />
geschützt werden. Für sonstige<br />
Ausländer war aber kaum Schutz<br />
vorgesehen. So darfder BND nun offiziell<br />
die Kommunikation von Ausländernweltweit<br />
abhören und überwachen.<br />
Und erdarf Kommunikation<br />
auch im Auftrag befreundeter<br />
Dienste überwachen.<br />
Hiergegen klagten sieben internationale<br />
Journalisten und die Organisation<br />
„Reporter ohne Grenzen“<br />
(ROG).„Die weltweite Überwachung<br />
des BND schüchtert Journalisten<br />
ein“, sagte ROG-Geschäftsführer<br />
Christian Mihr in Karlsruhe. Für die<br />
Bundesregierung verteidigte Kanzleramtsminister<br />
Helge Braun (CDU)<br />
das Gesetz. Die Auslandsaufklärung<br />
des BND sei erforderlich, um die<br />
Handlungsfähigkeit der Bundesregierung<br />
zu sichern. Nurdank der Informationen<br />
des BND könne sie sich<br />
ein eigenes Bild von internationalen<br />
Krisenherden wie in Libyenmachen.<br />
Der BND schütze auch die Bundeswehr<br />
bei Auslandseinsätzen und<br />
helfe beim Schutz gegen internationalen<br />
Terrorismus.<br />
Im Mittelpunkt des Karlsruher<br />
Verfahrens steht die Frage, obsich<br />
ausländische Kläger wirklich auf<br />
deutsche Grundrechte berufen können.<br />
Für Rechtsprofessor Matthias<br />
Bäcker,der ROGvertritt, ist die Sache<br />
klar:„Der BND ist eine deutsche Behörde<br />
und deshalb an deutsches<br />
Recht gebunden, egal wo er handelt“.<br />
Joachim Wieland, der die Regierung<br />
in Karlsruhe vertrat, differenzierte:<br />
Der BND sei zwar auch im<br />
Ausland an Grundrechte gebunden.<br />
Dasführeaber nicht dazu, dass Ausländer<br />
sich beim Bundesverfassungsgericht<br />
auf diese Grundrechte<br />
berufen können. Doch damit wird<br />
die Bundesregierung in Karlsruhe<br />
wohl nicht durchkommen. „Das<br />
nimmt den Grundrechten doch ihre<br />
Substanz, wenn man sich persönlich<br />
gar nicht auf sie berufen kann“, sagte<br />
Verfassungsrichter Johannes Masing,<br />
der das Urteil vorbereitet.<br />
Wieland warnte:„Wenn sich weltweit<br />
jeder auf deutsche Grundrechte<br />
berufen kann, dann gälte das auch<br />
bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr“,<br />
so Wieland, „auch könne jeder<br />
im Ausland Asyl beantragen,<br />
wenn er in eine deutsche Botschaft<br />
gelangt. Er muss dann gar nicht<br />
mehr nach Deutschland kommen“.<br />
Im zweiten Teil der Verhandlung<br />
wollte sich das Bundesverfassungsgericht<br />
das BND-Gesetz und die Praxis<br />
des BND genauer anschauen.<br />
Auch wenn deutsche Grundrechte<br />
gelten, ist die Auslandsüberwachung<br />
durch den BND nicht per se verboten,<br />
sie müsste aber verhältnismäßig<br />
sein. Das Urteil wird ineinigen Monaten<br />
verkündet.<br />
NACHRICHTEN<br />
Berlinale: Filme mit Johnny<br />
Depp und HillaryClinton<br />
Einneuer Film mit Hollywoodstar<br />
Johnny Depp und eine Dokuserie<br />
über die US-Politikerin HillaryClinton<br />
stehen auf dem Programm der<br />
nächsten Berlinale (20.2.−1.3.). Die<br />
Produktionen sollen in der Reihe<br />
Berlinale Special Gala laufen, wie die<br />
Festspiele mitteilten. In „Minamata“<br />
spielt Deppden US-FotografenW. Eugene<br />
Smith (1918−1978). DieSerie<br />
„Hillary“ stammt vonRegisseurin Nanette<br />
Burstein. In der Reihe sollen<br />
auch Agnieszka Hollands neuer Film<br />
„Charlatan“,„Last and First Men“ erzählt<br />
vonTilda Swinton und der neue<br />
Film des chinesischen Regisseurs Jia<br />
Zhang-ke„Swimming OutTillThe Sea<br />
TurnsBlue“ ihreWeltpremierefeiern.<br />
Welche Filme imWettbewerb laufen,<br />
will die Festivalleitung Ende Januar<br />
bekanntgeben. (dpa)<br />
Vize-Chefin der Rheinischen<br />
Post wechselt zum RND<br />
Diestellvertretende Chefredakteurin<br />
der Rheinischen Post und Leiterin<br />
des Parlamentsbüros,Eva Quadbeck,<br />
wechselt zum RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland (RND). Sieübernehme<br />
zum 1. Januar 2021 die Position<br />
der stellvertretenden RND-<br />
Chefredakteurin und Leiterin der<br />
Hauptstadtredaktion in Berlin, teilte<br />
Madsack mit. Siefolgt Gordon Repinski,<br />
der zum Medien-Start-up des<br />
Journalisten Gabor Steingartgeht.<br />
Neben Quadbeck wechselt auch die<br />
stellvertretende Leiterin der Rheinische<br />
Post-Parlamentsredaktion,<br />
Kristina Dunz, zum RND und übernimmt<br />
die Vize-Leitung der Hauptstadtredaktion.<br />
(dpa)<br />
Sinkende TV-Quote bei<br />
deutschen Handballern<br />
Dieschwach spielende Handball-<br />
Nationalmannschaft verliertim<br />
Fernsehen Zuschauer.Durchschnittlich<br />
5,40 Millionen Menschen<br />
sahen am Montag den knappen EM-<br />
Sieg gegen Lettland im ZDF.Beim<br />
Spiel gegen Spanien waren es noch<br />
5,56 Millionen gewesen. Beider WM<br />
voreinem Jahr waren die Quoten im<br />
Laufe des Turniers beständig gestiegen,<br />
und das Halbfinale hatte bei<br />
den Sport-Übertragungen für den<br />
Rekordwertdes Jahres gesorgt. (dpa)<br />
Die Bayer AG restituiertBild<br />
an Leipziger Museum<br />
DasMuseum der bildenden Künste<br />
Leipzig (MdbK) bekommt ein 1937<br />
vonden Nazis als „entartet“ beschlagnahmtes<br />
Stillleben des Malers<br />
Oskar Moll (1875−1947) wieder.Das<br />
Werk wurde im Zuge der Provenienzrecherche<br />
in der Kunstsammlung<br />
des Pharmakonzerns BayerAG(Leverkusen)<br />
identifiziert, wie das Museum<br />
am Dienstag mitteilte.Das Unternehmen<br />
habe es 1951 gutgläubig<br />
und rechtmäßig erworben. Es gibt<br />
das Stillleben nun als Schenkung zurück.<br />
DieÜbergabe findet am nächsten<br />
Dienstag statt. DasMuseum<br />
hatte das 1916 geschaffene „Stillleben<br />
mit Mohn und schwarzer<br />
Kanne“ 1920 erworben. (dpa)<br />
TOP 10<br />
Montag,13. Januar<br />
1 Nord, Nord, Mord ZDF 8,40 26 %<br />
2 Tagesschau ARD 5,68 18 %<br />
3 Handball-EM ZDF 5,40 21 %<br />
4 heute ZDF 4,83 19 %<br />
5 heute-journal ZDF 4,59 16 %<br />
6 Wer wird Millionär? RTL 4,52 14 %<br />
7 Ich bin ein Star ... RTL 4,42 24 %<br />
8 Wer weiß denn ...? ARD 3,66 17 %<br />
9 RTL aktuell RTL 3,54 14 %<br />
10 ZDF-Sport ZDF 3,14 13 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Acud (✆ 44 35 94 97)<br />
20.00: EyeInside –ZwischenWelten (Company<br />
wonder&me)<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: Schwanensee (Staatliches Russisches Ballett<br />
Moskau)<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Das Bestegestrichen (Sebastian Krämer)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
20.00 Kleines Haus: Selbstbezichtigung<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Die Therapie<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Die stillen Trabanten<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Glauben an die Möglichkeit der völligen<br />
Erneuerung der Welt<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />
20.00: Classy Classics (Gauthier Dance//Dance<br />
CompanyTheaterhaus Stuttgart)<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Törless<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Hase Hase<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: In My Room<br />
20.00 Container:Mephistoland<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Der erste Mensch -Die unglaubliche<br />
Geschichte einer Kindheit (Joachim Król &l‘Orchestre<br />
du Soleil)<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00: Hedda Gabler<br />
20.30: Der Fremde<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Ichbin nicht Mercury<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
20.30 Festsaal: Tanztage2020: Aftermath<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: Gelacht, geweint: Fontane<br />
Theater Thikwa (✆ 61 20 26 20)<br />
20.00: Die Butterblumen des Guten<br />
Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />
20.00: Shakespeares sämtliche Werke(in 90<br />
Minuten!)<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
20.00 3. Stock: vengapoise -ibiza sky<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Berlin, die 1920er-Jahre -eine Stadt im<br />
Taumel (Sigrid Grajek)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die Ding-Show(ImproBerlin)<br />
20.00: Zirkus Angela<br />
Estrel Showtheater (✆ 68 31 68 31)<br />
20.00: Thank youfor the music -Die ABBAStory<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Die 7Typen Show<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Lohrbär-Varieté und Comedy(Ulli Lohr &<br />
Gäste)<br />
Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />
20.00: Neues aus QualityLand (Marc-UweKling)<br />
Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)<br />
19.30: Family Affairs<br />
Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />
20.30: Das große 7(Die Gorillas)<br />
ScheinbarVarieté (✆ 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Bartuschka (Mod.))<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
StageBluemax Theater Berlin (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group -The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
18.30: Mamma Mia! -Das Musical mit den Hits von<br />
ABBA<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: ...weil jeder Tagbesonders ist (Biyon Kattilathu)<br />
KLASSIK<br />
Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche (✆ 391 13 01)<br />
17.00: EmporenkonzertinKFG, Werkevon Hans-<br />
Joachim Hespos<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
14.00: Stuttgarter Kammerduo, Espresso-Konzert<br />
Lukaskirche Steglitz (✆ 795 50 51)<br />
18.00: Markus Epp, Orgel to go!-orgelsalon, 30<br />
Minuten Orgelmusik aus der Romantik und danach<br />
-Mendelssohn: Orgelsonate Nr.4B-Dur;Franck:<br />
Choral E-Dur<br />
Musikinstrumenten-Museum (✆ 25 48 11 78)<br />
15.30: Jour fixe –Musik am Nachmittag<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
20.00: Jonas Kaufmann (Tenor), PKF Prague Philharmonia,<br />
Ltg.Jochen Rieder,Arien und Duetteaus den<br />
Operetten „Die Fledermaus“, „Eine Nacht in Venedig“,<br />
„Wiener Blut“ sowie Wiener Lieder vonRobertStolz<br />
u. a.<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
19.30: Young Singers II, Schubert-Woche, Franz<br />
Schubert: Ausgewählte Lieder<br />
RBB Haus des Rundfunks (✆ 97 99 30)<br />
20.00 Gr.Sendesaal: Ultraschall -Festival für<br />
neue Musik: Carolin Widmann (Violine), Deutsches<br />
Symphonie-Orchester Berlin, Ltg.Marc Albrecht,<br />
Dieter Ammann: „glut“ für Orchester;Sarah Nemtsov:<br />
„dropped.drowned“ für großes Orchester und Zuspiel;<br />
Jörg Widmann: ViolinkonzertNr. 2<br />
UdK Konzertsaal Hardenbergstraße (✆ 31 85 23 74)<br />
10.00: Felix Mendelssohn BartholdyHochschulwettbewerb<br />
-Öffentliche Wertungsspiele Gesang<br />
KINDER<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />
10.00 Kinderbibliothek: Bilderbücher als Kino für<br />
Augenund Ohren, (ab 4J.). Anm. erf.<br />
17.00 Kinderbibliothek: Wortschätze für die Kleinsten,<br />
mit Erzählzeit e.V.(ab 3J.)<br />
18.00 Salon: Lerner*innen-Marktplatz, Mach was!<br />
(ab 10 J.). Anm. erf.<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Die bestenBeerdigungen der Welt<br />
(ab 5J.)<br />
10.30: Ben liebt Anna (ab 8J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00, 10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele<br />
in unser Leben traten, Videogames<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />
10.30: Derkleiner Wassermann<br />
Gemeinschaftshaus Gropiusstadt (✆ 902 39 14 16)<br />
10.00: Bei derFeuerwehr wird der Kaffee kalt, Das<br />
Weite Theater (ab 3J.)<br />
Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reichinder Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
10.30: AufWeltreise mit den Millibillies(ab 5J.)<br />
Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />
10.30: Mario der Eismann und der Pinguin, Puppen<br />
und Schauspiel (ab2bis 8J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern-Wunderkisten<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00:Natürlich heute!, Umweltausstellung für Kinder<br />
MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />
10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />
10.00: Verzweigte Schneeflocken<br />
14.00: Brenn das Jo-Jo, Bezahlwerkstatt: 3€<br />
Theater<br />
In den<br />
Welten von<br />
Clemens Meyer<br />
Geschichten erzählen. Vielleicht<br />
muss Theater gar<br />
nicht mehr. Geschichten, die<br />
stimmen −nicht, weil sie die<br />
Wirklichkeit nachahmen, aber<br />
vonihr zu erzählen haben. Clemens<br />
Meyer hat sich für seine<br />
Kurzgeschichten „Die stillen<br />
Trabanten“ mit Geduld in Welten<br />
begeben, an denen viele<br />
einfach vorbeifahren. Er erzählt<br />
von einem Aufflackern<br />
zwischen einem Wachmann<br />
und einer Geflüchteten, davon,<br />
wie eine Reichsbahnmitarbeiterin<br />
sich in eine Friseurin verliebt,<br />
von einer Muslima, die<br />
heimlich aus dem Treppenhausfenster<br />
eines Plattenbaus<br />
raucht und dabei in Kontakt zu<br />
einem Deutschen kommt. Armin<br />
Petras ist der richtige Regisseur<br />
für solche Begegnungen<br />
−und seine Leib- und Magenschauspieler<br />
Peter Kurth<br />
und Anja Schneider führen ein<br />
inspiriertes Ensemble an, das<br />
seine Rollen mit Lust und Liebe<br />
ausspielt. Ulrich Seidler<br />
Die stillenTrabanten. 20 Uhr, Deutsches<br />
Theater (Kammerspiele), T.:28441225<br />
Die in Berlin lebende Komponistin Sarah Nemtsovist mit vier Werken beim Ultraschall-Festival vertreten.<br />
Heute beginnt „Ultraschall“,<br />
das vonRBBKultur<br />
und dem Deutschlandfunk<br />
Kultur ausgerichtete<br />
Neue-Musik-Festival. Da öffentlichen<br />
Institutionen viel an der<br />
Demonstration von Gleichberechtigung<br />
liegt, habe ich mal gezählt: Es<br />
werden 22 Werke von Männern und<br />
32 Werke von Frauen aufgeführt!<br />
DieseWerke stammen jedoch von20<br />
Komponisten und nur 15 Komponistinnen.<br />
DasÜbergewicht vonWerken<br />
weiblicher Komponisten ergibt sich<br />
aus zwei Porträtkonzerten: Das USamerikanische<br />
JACK-Quartett spielt<br />
vier Werkeder 1983 geborenen ItalienerinClaraIanotta<br />
(16.1., 19 Uhr, Heimathafen<br />
Neukölln). Vonder 1980 in<br />
Kroatien geborene Mirela Ivicevic,<br />
zur Zeit DAAD-Stipendiatin, werden<br />
an einemAbend sieben Werkeaufgeführt,<br />
vom Sopran-Solo mit Elektronikbis<br />
zum Ensemblestück (18. 1., 22<br />
Uhr, Radialsystem). Unddie in Berlin<br />
lebende SarahNemtsovist beim Festival<br />
mit vierWerken vertreten.<br />
Sarah Nemtsov ist allerdings auch<br />
die einzige Frau,die in den repräsentativen<br />
Orchesterkonzerten zu Beginn<br />
und Abschluss des Festivals auftaucht:<br />
„dropped.drowned“ erklingt<br />
am heutigen Mittwoch (20Uhr, GroßerRBB-Sendesaal)<br />
im vonJohannes<br />
Kalitzke dirigiertenKonzert des DSO.<br />
Sarah Nemtsov mag in Berlin sehr<br />
präsent sein –gegen den von Daniel<br />
Barenboim protegierten und unerträglich<br />
beliebten Jörg Widmann<br />
kommt sie nicht an: Dessen Zweites<br />
Violinkonzert wird imgleichen Konzert<br />
von Schwester Carolin aufgeführt.<br />
Ein Satz ist „Romanze“ überschrieben,<br />
dazu verspricht der Komponist<br />
eine„Reise ins Innere“.<br />
Die Neue-Musik-Szene hält sich<br />
die Nase zu angesichts des Verwesungsgeruchs,<br />
der von solcher Espressivo-Ästhetik<br />
ausgeht. Widmann<br />
ist auch abseits des Festivals<br />
präsent: Als Klarinettist führt erim<br />
Boulez-Saal dasWerk„Joyce“von Peter<br />
Eötvös auf, am Tagdarauf spielt<br />
ebendortder Pianist Denis Kozhukin<br />
Widmanns „Idyll und Abgrund.<br />
Sechs Schubert-Reminiszenzen“:<br />
Beides Kunst, die sich an große Namen<br />
heftet, um eine tiefe Bindung an<br />
ModerneoderRomantik zu behaupten.<br />
Widerlich und langweilig.<br />
Zurück zu „Ultraschall“: Das einzige<br />
Musiktheater des Festivals be-<br />
Peter Uehling<br />
erwartet vonneuer Musik Anregung ohne<br />
Abschreckung,Neues ohne Angst vor<br />
dem Alten, Grund zum Hinhören ohne<br />
Bestätigung vonGewohnheiten, Mehrdeutigkeit<br />
ohne Verwirrung –und wäre<br />
vermutlich höchst unzufrieden, wenn<br />
man ihm das alles servierte…<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 8551) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 14.30, 17.15; Madonna –<br />
Who‘s that Girl-Tour 1987 20.00<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19)KnivesOut –Mordist<br />
Familiensache 14.30,17.30,20.30<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Preview: Crescendo<br />
#makemusicnotwar 19.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Aretha Franklin:<br />
Amazing Grace (OmU) 15.50; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache (OmU) 18.00; Queerfilmnacht: Jonathan<br />
Agassi Saved MyLife (OmU) 21.00; Knives<br />
Out –Mord ist Familiensache (OV) 14.00, 17.00,<br />
20.00; Judy 14.45, 17.30, 20.15; ARainy Day In<br />
NewYork (OmU) 19.15; FreiesLand 13.30;Motherless<br />
Brooklyn (OmU) 21.20; Queen &Slim (OmU)<br />
16.10;Lara13.50;The Peanut ButterFalcon (OmU)<br />
13.30, 19.00, 21.15; Die Sehnsucht der Schwestern<br />
Gusmao 16.00; Alkohol –Der globale Rausch<br />
13.20; Miles Davis: Birth of the Cool (OmU) 15.30,<br />
21.30; Motherless Brooklyn (OmU) 21.20; Parasite<br />
18.00; Cats (OmU) 14.30; Einsam zweisam 19.00;<br />
The Farewell (OmU) 16.40<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Pavarotti (OmU)<br />
17.30; Zwischen uns die Mauer (m. Gästen u.Gespräch)<br />
20.00; Milchkrieg in Dalsmynni 18.00; Motherless<br />
Brooklyn 20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 9866) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.00, 17.00, 20.00; Cunningham<br />
13.45; Die Eiskönigin II 15.50; The Farewell 18.10,<br />
20.30; Die Eiskönigin II 18.10; Latte Igel und der<br />
magischeWasserstein13.45; DasperfekteGeheimnis<br />
15.30, 21.00; ARainy Day In New York 16.40,<br />
18.50; Die schönste Zeit unseres Lebens 21.00;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30;<br />
Der geheime Roman des Monsieur Pick 16.15,<br />
18.30,20.45; Der kleine Rabe Socke 314.20<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D,Atmos: Star<br />
Wars: DerAufstiegSkywalkers 13.00,16.15, 19.30,<br />
22.50; Die Eiskönigin II 13.20; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 16.00, 19.15, 22.45; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 14.30, 17.15; Das perfekte<br />
Geheimnis 20.00;StarWars:Der Aufstieg Skywalkers<br />
(OV) 22.45; Knives Out –Mord istFamiliensache<br />
20.15, 23.15; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.30; Preview: Bad Boys for Life 20.10; Jumanji<br />
–The Next Level 14.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
(OV) 23.15;Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
20.15; Die Eiskönigin II 17.45; Joker 23.00; Das<br />
perfekte Geheimnis 15.00; Engel für Charlie 15.00,<br />
20.15; Miles Davis: Birth of the Cool (OmU) 23.05;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 17.50<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88)2040–Wirretten<br />
dieWelt! (OmU) 12.30; ARainyDay In NewYork<br />
(OmU) 11.00; Alkohol –Der globale Rausch 16.45;<br />
Bunuel im Labyrinth der Schildkröten –Bunuel en<br />
el laberinto delas tortugas (OmU) 15.15; Freies<br />
Land (DFmenglU) 20.15; M.C.Escher: Reise in die<br />
Unendlichkeit –Escher: Het oneindige zoeken: Journey<br />
Into Infinity (OmU) 14.00; Midsommar (OmU)<br />
22.20; Systemsprenger (DFmenglU) 18.15; 2040<br />
–Wir retten die Welt! (OmU) 12.45; ARainy Day<br />
In New York (OmU) 19.20; Einsam zweisam 17.30;<br />
Gott existiert, ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi,<br />
imeto i‘ePetrunija (OmU) 11.00; Jeanne d‘Arc<br />
–Jeanne (OmenglU) 22.40; Jeannette: Die Kindheit<br />
der Jeanne d‘Arc (OmenglU) 14.15; Land des Honigs<br />
–Medena Zemja: Honeyland (OmU) 16.00;<br />
Der Leuchtturm – The Lighthouse (OmU) 20.50;<br />
But Beautiful –Nichts existiert unabhängig (OmU)<br />
13.00;The Farewell (OmenglU) 18.40; Joker (OmU)<br />
22.45;Mishima–Director‘s Cut –Mishima: ALife In<br />
Four Chapters (OmU) 11.00; Motherless Brooklyn<br />
(OmU) 14.45; Parasite –Gisaengchung (OmenglU)<br />
20.30; Die Wache 17.15<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Freies Land<br />
20.15; Das Kapital im 21. Jahrhundert –Capital in<br />
the Twenty-First Century (OmU) 14.00; Lara 18.15;<br />
Marriage Story (OmU) 22.45; Systemsprenger<br />
16.00;Alkohol –Der globale Rausch 17.45; Aretha<br />
Franklin: Amazing Grace (OmU) 19.30; Midsommar<br />
–Director‘s Cut (OmU) 21.15; Schönheit &Vergänglichkeit<br />
14.00; Und der Zukunft zugewandt 15.45<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 3Engel für Charlie<br />
14.00,17.00,20.00;Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.20, 17.10, 20.10; Preview,IMAX: Bad Boys<br />
for Life 20.00; Cats 14.10,17.20; Die Eiskönigin II<br />
14.10, 16.50; The Grudge 20.10; Hustlers 20.20;<br />
3D: Jumanji –The Next Level 20.30; Jumanji –The<br />
Next Level 13.50, 16.50, 19.50; Der kleine Rabe<br />
Socke 3 – Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
14.30; Knives Out –Mord ist Familiensache 15.00,<br />
16.45, 19.50; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
14.45; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />
17.00;The Peanut Butter Falcon 17.50; Das perfekte<br />
Geheimnis 19.30; Queen &Slim 17.30, 20.40;<br />
3D: Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
18.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
15.10; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
13.45, 17.15, 20.40, 21.00; IMAX 3D: Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 16.40; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.45, 18.00, 20.30; IMAX 3D:<br />
StarWars: Der Aufstieg Skywalkers –StarWars: The<br />
Rise of Skywalker (OV) 13.30; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers – Star Wars: The Rise of Skywalker<br />
(OV) 21.15; Thomas und seine Freunde: Grofle<br />
Welt! Grofle Abenteuer! 15.20; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 15.00, 17.45<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Der Leuchtturm<br />
–The Lighthouse (OmU) 20.10; Mein Ende. Dein<br />
Anfang. (OmenglU) 18.00; Ying –Shadow (OmU)<br />
22.20; Milchkrieg inDalsmynni –Heradid (OmU)<br />
20.20; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait<br />
de la jeune fille en feu (OmU) 22.10; Systemsprenger<br />
(OmenglU) 18.00<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar Hellersdorf (✆ 04 51/703 02 00) Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.00, 16.50,<br />
20.00; Preview: Bad Boys for Life 20.00; Cats<br />
13.30; Die Eiskönigin II 13.50, 17.00, 19.30; 3D:<br />
Jumanji –The Next Level 19.40; Jumanji –The Next<br />
Level 14.10, 16.30; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
19.50; 3D: Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung 17.10; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung 14.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 13.45, 16.20, 20.10; Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 16.45,19.30;Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.00, 17.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion Hohenschönhausen (✆ 038 71/<br />
2114109) 3Engel für Charlie 17.20;Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 17.10; Preview: Bad Boys for<br />
Life20.00; Cats14.40; 3D: DieEisköniginII14.20;<br />
Die Eiskönigin II 14.30, 17.40; The Grudge 20.20;<br />
3D: Jumanji –The Next Level 14.00, 20.15; Jumanji<br />
–The Next Level 17.20, 19.45; Knives Out –Mord<br />
ist Familiensache 16.50, 20.00; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 14.50; Preview: Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 20.00; Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 14.45, 17.15; 3D: Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 14.10, 16.40, 19.50; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.30, 17.00, 20.10;<br />
Underwater–Esist erwacht 19.40; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 15.00, 17.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon Kreuzberg (✆ 61 60 96 93) A Knives Out<br />
–Mord ist Familiensache (OmU) 17.30, 20.30; B<br />
Parasite –Gisaengchung (OmU) 19.00; The Peanut<br />
Butter Falcon (OmU) 16.45,21.50<br />
fsk amOranienplatz (✆ 614 2464) Little Joe –<br />
Glück ist ein Geschäft (OmU) 17.45,20.00; Milchkrieg<br />
inDalsmynni –Heradid (OmU) 19.00, 22.15;<br />
Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida<br />
invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 21.00<br />
Moviemento (✆ 692 4785) Berlin –Sinfonie einer<br />
Groflstadt (m. Live-Musikbegleitung) 18.00;<br />
Brothers – Kardesler (OmU) 15.30; Der kleine<br />
Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
13.45; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)<br />
20.00, 22.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
11.30, 14.00, 16.30, 19.00; Der Leuchtturm –The<br />
Lighthouse (OmU) 21.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 21.45; Little Joe –Glück ist ein Geschäft<br />
(OmU) 10.00, 17.00; MilchkrieginDalsmynni–Heradid<br />
(OmU) 19.30; Yuli (OmU) 12.30<br />
Sputnik (höfe am südstern) (✆ 694 11 47) Einsam<br />
zweisam –Deux moi (OmU) 19.00; Human<br />
Nature: Die CRISPR Revolution (OmU) 17.00;<br />
Milchkrieg inDalsmynni –Heradid (OmU) 15.15;<br />
Parasite –Gisaengchung (OmU) 21.00; Alles aufler<br />
gewöhnlich –Hors normes (OmU) 17.00; The Farewell<br />
(OmU) 21.15; Lara (OmenglU) 15.15; Porträt<br />
einer jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune<br />
fille en feu (OmU) 19.00; Kinobar im Sputnik PJ<br />
Harvey –ADog Called Money (OmU) 19.00; Swans<br />
–Where Does ABody End? (OmU) 21.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) The Farewell 15.10; Judy<br />
17.30; Parasite 20.15; New Yorck Knives Out –<br />
Mord ist Familiensache 17.00, 19.50; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.45<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 9590) Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 20.00; Preview: Bad Boys for Life<br />
20.15; Die Eiskönigin II 15.00, 17.30; Jumanji –<br />
The Next Level 17.45, 20.30; Knives Out –Mord<br />
ist Familiensache 17.15, 20.00; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 15.15; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 15.15; 3D: Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 14.00, 17.00, 20.15; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 15.30, 17.45<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41)Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 13.00, 15.30, 18.00, 20.30;<br />
Auerhaus 15.30; 3D: Cunningham 20.00; Cunningham<br />
10.15; Judy 13.00, 17.45,20.15; Mein Vater,<br />
mein Sohn und der Kilimandscharo 10.30; Miles<br />
Davis: Birth ofthe Cool 13.00, 17.30; Motherless<br />
Brooklyn 10.00;Thomas und seine Freunde: Grofle<br />
Welt! GrofleAbenteuer! 15.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 3<br />
Engel für Charlie 14.00, 17.00, 20.00; Preview: Bad<br />
Boys for Life 20.00; Cats 14.15,16.50;Die EisköniginII14.35,17.25;<br />
TheGrudge20.15; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level 19.55; Jumanji –The Next Level<br />
14.00,17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
16.30,19.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
14.00; Das perfekte Geheimnis 19.30; 3D:<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 17.15;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.10;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.00; Star<br />
Wars: DerAufstieg Skywalkers 14.10, 16.00, 19.30;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.30, 17.00<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) But Beautiful –Nichts existiert<br />
unabhängig(OmU) 18.30; DerkleineRabe Socke<br />
3–Suche nach dem verlorenen Schatz 17.00;<br />
Shorts Attack –Powerfrauen 21.00; Gundermann<br />
Revier (OmenglU) 18.15; Milchkrieg inDalsmynni<br />
20.00; Die Wache –Auposte! (OmU) 21.45<br />
Babylon (✆ 242 5969) Top Secret!: Burn After<br />
Reading–Werverbrennt sichhierdie Finger? (OmU)<br />
17.00; TopSecret!:Departed: Unter Feinden (OmU)<br />
19.00; Top Secret!: Face/Off – Im Körper des<br />
Feindes (OmU) 22.00; Top Secret!: For Eyes Only<br />
– Streng geheim 19.15; KinderWagenKino: Joker<br />
11.10; KinderWagenKino: Joker (OmU) 11.00; Top<br />
Secret!: Das Lebender Anderen (DFmenglU) 21.15;<br />
TopSecret!: Der Spion, der aus der Kälte kam –The<br />
Spy who came infrom the Cold (OV) 17.00; Hellas<br />
Filmbox, Eröffnung: Winona (OmenglU; m. Live-Performance,Gästen<br />
u.Gespräch) 19.30<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Der<br />
kleine Maulwurf (1963-1975) 10.30; Queen&Slim<br />
(OmU) 12.00, 14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Joker<br />
(OmU) 19.45; Der Leuchtturm – The Lighthouse<br />
(OmU) 12.30,22.30; Yung (OmenglU) 17.30<br />
CineStar CUBIX Filmpalast Alexanderplatz<br />
(✆ 04 51/703 02 00) 3Engel für Charlie (OV)<br />
23.00; 7500 –Der Film 23.15; Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 11.20, 20.20; Preview: Bad Boys<br />
for Life 20.00; Cats (OV) 16.40; Die Eiskönigin II<br />
11.00, 14.00, 17.45; Die Eiskönigin II –Frozen 2<br />
(OV) 12.00, 14.30; Joker (OV) 23.15; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level 20.20, 22.55; Jumanji –The Next<br />
Level 14.30, 16.50; Jumanji –The Next Level (OV)<br />
20.10, 23.10; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
17.00, 20.00, 23.10; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
(OV) 16.45, 19.45, 22.50; Latte Igel<br />
und der magische Wasserstein 11.50; Das perfekte<br />
Geheimnis 19.20; 3D: Spione Undercover: Eine<br />
wildeVerwandlung 17.45; Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 11.10, 14.20, 19.30, 22.50; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.00, 16.15; 3D:<br />
StarWars: DerAufstieg Skywalkers (OV) 22.15; Star<br />
Wars: DerAufstieg Skywalkers –StarWars: The Rise<br />
of Skywalker (OV) 17.00, 19.45; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 13.35, 17.20<br />
Hackesche Höfe Kino (✆ 283 46 03) The Farewell<br />
(OmU) 16.45, 21.15; Der geheime Roman<br />
des Monsieur Pick –Lemystere Henri Pick (OmU)<br />
14.30, 19.00; ARainy Day In New York (OmU)<br />
14.30; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />
vida invisivel deEuridice Gusmao (OmU) 16.30,<br />
19.15; Wild Rose (OmU) 22.00; Little Joe –Glück<br />
ist ein Geschäft (OmU) 14.15, 19.00; Marriage<br />
Story (OmU) 21.15; Miles Davis: Birth of the Cool<br />
(OmU) 16.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
14.15, 16.45, 19.15; Einsam zweisam –Deux moi<br />
(OmU) 21.45; Aquarela (OmU) 15.00; Jeanne d‘Arc<br />
–Jeanne (OmU) 22.00; Judy (OmU) 17.00,19.30<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Mein Sohn, der<br />
Herr Minister 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Baba Parasi (OmU) 16.30, 19.30; Preview: Bad<br />
Boys forLife 20.00; Cats 17.30;Cep Herkülü: Naim<br />
Süleymanoglu –Pocket Hercules (OmU) 20.15; Die<br />
Eiskönigin II 14.20, 17.15; The Good Liar –Das<br />
alte Böse 15.00; The Grudge 20.15; Jumanji –The<br />
Next Level 14.00, 16.55, 20.00; Der kleine Rabe<br />
Socke 3 – Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
14.20; Knives Out –Mord ist Familiensache 17.05,<br />
19.55; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
14.00; Mucize Ask 20.00; 3D: Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 17.30; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D: Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 14.00, 16.10; Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 15.00, 19.40; Underwater –<br />
Es ist erwacht 20.15; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.45,17.10<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)<br />
11.40, 18.00; Land des Honigs –Medena Zemja:<br />
Honeyland (OmU) 10.00; Milchkrieg in Dalsmynni<br />
–Heradid (OmU) 13.30, 20.00; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 21.40; Die Sehnsucht der<br />
Schwestern Gusmao –Avida invisivel deEuridice<br />
Gusmao (OmU) 15.10<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />
16.30,19.30, 22.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 15.00, 17.45, 20.30; Joker (OmU)<br />
20.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 20.30;<br />
Motherless Brooklyn (OmU) 17.30, 21.00; Systemsprenger<br />
15.00; Miles Davis: Birth of the Cool<br />
(OmU) 16.00, 18.30, 21.30; Judy (OmU) 16.30,<br />
19.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Knives Out–Mordist Familiensache<br />
(OV) 16.00, 19.00, 22.00; Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers –Star Wars: The Rise of
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Beflissen am Puls der Zeit<br />
Ein Festival für neue Musik zeigt den Stand der Gleichberechtigung.<br />
Es sieht nicht ganz schlecht aus …<br />
KLASSIK<br />
Ultraschall 15.−19.1. ,Programm:<br />
ultraschallberlin.de<br />
Arcadi Volodos 16. 1., 20 Uhr,Kammermusiksaal,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
Tetzlaff-Quartett 19. 1., 20 Uhr,Kammermusiksaal<br />
Eötvös’ „Joyce“ 20. 1., 19.30 Uhr,Pierre-<br />
Boulez-Saal, FranzösischeStr.33d<br />
Denis Kozhukin 21. 1., 19.30 Uhr,<br />
Pierre-Boulez-Saal<br />
NEDA NAVAEE<br />
schäftigt Frauen nur in den Bereichen<br />
Kostüm und dramaturgische Mitarbeit:<br />
„Also sprach Golem“ nach einer<br />
essayistischen Erzählung von Stanisław<br />
Lem stammt vondem Komponisten<br />
Kaj Duncan David und dem Regisseur<br />
Thomas Fiedler.Esnennt sich<br />
„elektronisches Musiktheater“ und<br />
handelt von Künstlicher Intelligenz<br />
(18.1., 19.30, Radialsystem). Dass sich<br />
Festivals wie Komponisten beflissen<br />
am Puls der Zeit bewegen, zeigen<br />
nicht nur Frauenquote und Musiktheater-Themen;<br />
auch ein Werk wie<br />
„Stand up“ verspricht nach den Worten<br />
des Komponisten Vito Žuraj gerechte<br />
Selbsterregung: „Tatsächlich<br />
verdreht es einem den Magen, wenn<br />
man sich Äußerungen der Racheund<br />
Machtbesessenen auf Spitzenpositionen<br />
anhört, seien dies echte<br />
Personen oder fiktive wie Coriolan<br />
oder Charles Foster Kane.“ Mankann<br />
nur hoffen, dass Žurajs Stücke interessanter<br />
sind als seine Meinungen!<br />
Sehr zu loben ist „Ultraschall“ dafür,<br />
dass im selben Konzert des DSO<br />
unter Leitung vonJohannes Kalitzke<br />
(19.1., 20 Uhr, Großer Sendesaal) das<br />
Stück„Antar Atman“ des 1997 viel zu<br />
früh gestorbenen Francisco Guerrero<br />
Marìn gespielt wird: Guerrero<br />
gehört wie Varèse, Xenakis oder Ligeti<br />
zu jenen Künstlern, die zentrale<br />
Anregungen aus der Mathematik bezogen<br />
–aber niemand formte daraus<br />
rau-poetischereund klanglich aufregendere<br />
Werke als dieser Spanier,<br />
dessen Werk ausführliche Retrospektiven<br />
rechtfertigen würde.<br />
Neben „Ultraschall“ wirkt so etwas<br />
wie der Klavierabend vonArcadi<br />
Volodos mit Musik von Schumann<br />
und Liszt zunächst etwas abgestanden,<br />
obwohl ein Werk wie<br />
Schumanns „Humoreske“ es in seiner<br />
strukturellen Hintergründigkeit<br />
mit neuer Musik durchaus aufnehmen<br />
kann und Volodos eine herausragende<br />
Wiedergabe zuzutrauen ist.<br />
Das Tetzlaff-Quartett um die Geschwister<br />
Christian und Tanja Tetzlaff<br />
wendet seine expressive und<br />
analytische Intensität an ein Werk,<br />
das Schumann lapidar als „Endziel“<br />
kompositorischen Strebens ansah:<br />
Beethovens B-Dur-Quartett op. 130<br />
mit der Großen Fuge als Finale. Zusammengespannt<br />
mit Schönbergs<br />
fanatisch ambitioniertem Erstem<br />
Quartett, dürfte das ein langer<br />
Abend werden.<br />
Vortrag<br />
Zeichen<br />
der<br />
Otherhood<br />
Cool präsentieren sich<br />
weibliche Mofa-Fahrerinnen<br />
in ihren langen Gewändern<br />
mit Kopftuch und Schal.<br />
Nimmt man die immer stärker<br />
das Stadtbild prägenden religiös<br />
motivierten Kleidungsstile<br />
oft noch als Ausdruck uniformer<br />
Abgrenzung wahr, so<br />
übersieht man dabei leicht die<br />
lässige Eleganz, mit der die<br />
Trägerinnen der sogenannten<br />
Muslim Fashion aufwarten. Es<br />
sind Zeichen der Otherhood,<br />
die selbstbewusst gegen das<br />
Image der Fremdbestimmung<br />
in Szene gesetzt werden. Muslim<br />
Fashion, heißt es zum Vortrag<br />
der Weißenseer Modeprofessorin<br />
Antonella Giannone,<br />
exemplifiziere, wie die Dialektik<br />
zwischen offiziellen, medial<br />
vermittelten Modediskursen<br />
einerseits und tagtäglicher Erfahrung<br />
der Mode als kultureller<br />
und individueller ästhetischer<br />
Praxis andererseits die<br />
Subjektivität jedes einzelnen<br />
Menschen prägt. HarryNutt<br />
Muslim Fashion,Kulturforum am Potsdamer<br />
Platz, 18 Uhr<br />
Planetarium am Insulaner (✆ 790 09 30)<br />
11.00: Raumschiff Erde<br />
Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />
10.00: Hänsel undGretel (ab 4J.)<br />
Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />
10.00, 16.30: Peter und der Wolf (ab 4J.)<br />
Schaubude (✆ 423 43 14)<br />
10.00: Das Höhlenkind, Puppentheater (ab 6bis<br />
10 J.)<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin, (ab<br />
7J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />
9.30: Mit Raketen zu Planeten<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
<strong>Berliner</strong> Stadtbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />
19.00 Kleiner Säulensaal: Franz Fühmann undSalzburg.Die<br />
Vorarbeiten zum Trakl-Essayund der Briefwechsel<br />
mit Klemens Renoldner,Klemens Renoldner<br />
in Lesung und Gespräch mit Paul Alfred Kleinert<br />
Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />
19.30: Weiter Schreiben Jetzt! Lyrikperformance, mit<br />
Fady Jomar und UlrikeAlmut Sandig,Lyrikperformance<br />
-musikalisch begleitet durch Oud, Keyboard<br />
und Percussion<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Zentralkomitee Deluxe -Lesebühne und<br />
Poetry-Slam-Show, Tilman Birr,Michael Bittner,Noah<br />
Klaus, Christian Ritter,Piet Weber und Gäste<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Literatur Live: Für mich soll es Neurosen<br />
regnen, Peter Wittkamp, Buchpremiere<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
19.30 Globe: Meyerhoff liest Meyerhoff, Joachim<br />
Meyerhoff, mehrtägigen Werkstatt-Lesung<br />
Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />
20.30: Ihr habt keinen Plan, darum machen wir<br />
einen, Lesung und Gespräch mit Franziska Heinisch &<br />
Sarah Hadj Ammar,Moderation: Britta Gansebohm<br />
FÜHRUNG<br />
Akademie der Künste am Pariser Platz<br />
(✆ 200 57 10 00)18.00:Bilderkeller<br />
Anna-Seghers-Bibliothek (✆ 92 79 64 30)<br />
14.00: Winterwanderung mit Wanderleiterin Sabine<br />
Engert, Treff: 1. Ebene der Anna-Seghers-Bibliothek.<br />
Anm. erf.<br />
Bärentouren (✆ 015 20 -5 22 67)<br />
14.00: Das <strong>Berliner</strong> Schloss und seine Peripherie:<br />
Schlossführung über Geschichte, Ausgrabung und<br />
Wiederaufbau, Treff: Granitschale,Lustgarten. Anm.<br />
erf.<br />
16.00: Architektursprache und Geomantie: Historische<br />
Bauten als Brückeindie Vergangenheit und ihre<br />
Wirkung aufuns, Treff: Reiterstandbild „Friedrich der<br />
Große“,Unter d. Linden. Anm. erf.<br />
20.00: „Ghostwalk“ Berlin auf dem Geisterpfad:<br />
Mystikführung zu Parapsychologie,Gespensternund<br />
Spukerscheinungen, Treff: Kl. Springbrunnen, Oranienburger<br />
/EckeMonbijoustr.. Anm. erf.<br />
22.00: Nachtwächtertour -Auf denSpuren vonSagen<br />
und GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin, Treff:<br />
Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />
Gipsformerei (✆ 32 67 69 11)<br />
16.00: DieProduktions-und Lagerstätten im<br />
historischen Stammhaus der Gipsformerei, Treff:<br />
Verkaufsraum<br />
Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />
Berlin (✆ 39 78 34 11)<br />
12.00, 16.00: Kunst und Politik, Treff: Foyer<br />
Individuelle Stadtspaziergänge (✆ 892 13 38)<br />
14.00: Kultur- und Wissenschaft in Dahlem, Rundgang<br />
FU,JennySchon, Treff: Dahlem, U-BahnhofFreie<br />
Universität, Kiosk. Ausgang Südwest. Anm. erf.<br />
Neukölln Reinhold Steinle (✆ /85 73 23 61)<br />
13.00: Rathaus(turm) Neukölln, Reinhold Steinle,<br />
Treff: Neukölln-Info-Center (im Rathaus)<br />
Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />
11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />
PalaisPopulaire (✆ 202 09 30)<br />
13.00: Lunch+, PalaisLecture<br />
Rosa-Luxemburg-Stiftung (✆ 44 31 00)<br />
16.00 Ortder Verhaftung Rosa Luxemburgs: Ich war,<br />
ich bin, ich werde sein. Rosa Luxemburg auf der Spur.<br />
Audiowalk im <strong>Berliner</strong> Stadtraum, Treff: Mannheimer<br />
Str.27, 10713 Berlin-Wilmersdorf. Anm. erf.<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: Andreas Hourdakis Trio plays Bob Dylan<br />
Acud MachtNeu (✆ 98 35 26 13)<br />
18.30 Studio: oddwednesday: Cedrik Fermont &<br />
Marie Takahashi<br />
Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />
21.00: SpielleuteSession -Mittelalter-Musik<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Robin‘s Nest<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
20.00: Rebecca Lou<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Ron Spielman &Friends<br />
Bar Tausend (✆ 41 71 54 69)<br />
21.00: GreyParis<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00: Oval<br />
Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />
19.30: VintageJazz Trio, The Early Days of Jazz -Ein<br />
musikalisch-kulturhistorischer Streifzug<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.30: BernsteinZimmer,Laure Boer,Michal Krajczok<br />
Panda (✆ 44 31 95 57)<br />
20.00: Vesna &Axel Dörner<br />
Rickenbacker‘s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Jovi‘s Mainstream Session -Rock &Pop<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: TheLongoodBye/Tomer Lavie (Single Release<br />
Party) +Brandon Miller &The Carbon Thieves, Lofi-<br />
Lounge<br />
Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />
21.00: Leoi, Wild Wednesday<br />
Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />
21.00: Kat Baloun Bluesband<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.00: Super Funky Soul Wednesdaywith Keith Tynes<br />
(voc)<br />
Zur Glühlampe (Lehmbruckstr.1)<br />
20.00: Leléka, Jazzlights#25<br />
CLUB<br />
August Fengler (Lychener Str.11)<br />
22.00: DJ Highgrade<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
23.00: Bass Station, Bass Station Berlin, Selekta Mik<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Leave me to my Fairytale, PanChimzee, Two<br />
Dots, Nordin<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str. 39)<br />
22.00: On the couch, Vergnügen &DJOpium<br />
Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />
19.00: Hedonistic Social Club Meet &Mingle<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
22.00: Ping Pong Club<br />
Solar Berlin (✆ 016 37 65 27 00)<br />
17.00: House Beats, MikeLaFunk<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: Tresor NewFaces w/ Mareena, LaFontaine<br />
(live), Markus Schwarz b2b Clark Davis<br />
BALLROOM<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso -TangoArgentino<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
20.30 RoterSalon: Tangonacht<br />
KINO<br />
Skywalker (OV) 17.20, 20.30; Parasite – Gisaengchung<br />
(OmenglU) 17.00, 20.00; Once Upon a Time<br />
in... Hollywood (OmU) 18.00; Queen &Slim (OV)<br />
21.20; The Farewell (OmenglU) 17.00, 19.20; Der<br />
Leuchtturm –The Lighthouse (OV) 21.40<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.50, 19.40;<br />
Preview: Bad Boys for Life 20.00; Cats 14.15; Die<br />
Eiskönigin II 14.30, 17.10; 3D: Jumanji –The Next<br />
Level17.00,20.00;Jumanji –The Next Level14.20;<br />
Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 14.40; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
19.50; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
16.35; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
15.15, 19.15, 19.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.50, 17.20<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Jeanned‘Arc (OmU) 18.10;<br />
Little Joe –Glück ist ein Geschäft 21.10; Die Sehnsucht<br />
der Schwestern Gusmao –Avida invisivel de<br />
Euridice Gusmao (OmU) 21.00; DieTigerentenbande<br />
–Der Film 16.30; Una Primavera (OmU) 19.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Knives Out<br />
–Mord ist Familiensache 17.45, 20.30; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 15.30; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 14.45, 17.20, 20.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Knives<br />
Out –Mord ist Familiensache 14.50, 17.40,20.30;<br />
Freies Land 16.15, 20.50; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache (OmU) 18.00; Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.00,16.40, 19.20; Judy 15.20,<br />
19.00; Queen &Slim (OmU) 21.30; Miles Davis:<br />
Birth of the Cool (OmU) 17.20; Parasite 20.00;<br />
Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 15.00<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.40, 19.20;<br />
Cats (OmU) 16.30, 23.00; Die Eiskönigin II14.20;<br />
Freies Land 21.40; Der geheime Roman des Monsieur<br />
Pick (OmU) 14.00; Joker (OmU) 22.50; Judy<br />
(OmU) 19.00; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />
nach dem verlorenen Schatz 13.50; Knives Out<br />
(OmU) 17.00, 19.45, 22.40; Little Joe (OmU)<br />
14.20, 19.00; Milchkrieg in Dalsmynni 20.00;<br />
Pavarotti (OmU) 13.45; The Peanut Butter Falcon<br />
(OmU) 14.40; Das perfekte Geheimnis 17.00;<br />
Queen &Slim (OmU) 16.20, 19.30, 22.30; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 13.45;<br />
StarWars: DerAufstieg Skywalkers –StarWars: The<br />
RiseofSkywalker (OmU) 17.15,20.30,21.50; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers (OV) 15.50, 19.30,<br />
22.15; Vier zauberhafte Schwestern 14.00, 16.30<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Gundermann Revier<br />
21.15; Havelland. Fontane 17.30; Was gewesen<br />
wäre 19.30<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Achterbahn – A<br />
Spreepark Documentary 20.00; The Farewell (OmU)<br />
18.00; Rote Räte – Die bayrische Revolution aus<br />
der Sicht von Augenzeugen 17.00; Schönheit & Vergänglichkeit<br />
(OmenglU) 22.00<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 3Engel<br />
für Charlie 14.20, 17.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.35, 17.15, 19.55; Preview: Bad<br />
Boys for Life 20.00; Cats 17.15; 3D: Die Eiskönigin<br />
II 14.20; DieEiskönigin II 14.30, 16.55; The Grudge<br />
19.40, 22.30; Joker 22.45; 3D: Jumanji –The Next<br />
Level19.50, 22.40; Jumanji –The Next Level14.15,<br />
17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache 14.25,<br />
16.45, 19.35, 22.35; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 14.30; Motherless Brooklyn 22.40;<br />
Queen &Slim 16.40, 19.40; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 20.00; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.25, 16.40, 19.15, 22.30; Stephen<br />
Kings Doctor Sleeps Erwachen 22.35; Systemsprenger<br />
19.50; Underwater–Es isterwacht 19.45,<br />
22.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.30, 16.55<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema Walther-Schreiber-Platz (✆ 852 3004)<br />
Das perfekte Geheimnis 14.35, 17.20, 20.15<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02)The Irishman 20.00; Der<br />
Leuchtturm 18.00<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
(OmU) 14.40, 20.30; Queen &Slim<br />
(OmU) 17.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Cunningham (OmU)<br />
18.00; Judy (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Preview:<br />
Bad Boys for Life 20.15; Die Eiskönigin II 10.00,<br />
11.50, 14.45, 17.20; TheGoodLiar–Das alte Böse<br />
15.00; 3D: Jumanji –The Next Level20.10;Jumanji<br />
–The Next Level 10.00, 17.00; Der kleine Rabe Socke<br />
3–Suche nach dem verlorenen Schatz 10.00,<br />
12.40; Das perfekte Geheimnis 20.20; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.15,<br />
14.30; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
17.00, 19.45; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
12.30, 15.45, 20.10; Vier zauberhafte Schwestern<br />
10.00, 12.15, 14.30, 17.40<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 6081) Alles<br />
aufler gewöhnlich 18.00; Aretha Franklin: Amazing<br />
Grace 20.15; Lara 15.45<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.00, 17.00, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
3Engel für Charlie 23.05; Preview: Bad Boys for<br />
Life 20.00; Die Eiskönigin II 10.00, 12.15, 14.00,<br />
16.45; The Good Liar –Das alte Böse 15.00; Hustlers<br />
23.00; Jumanji –The Next Level 13.40, 16.40,<br />
16.45, 19.45, 19.50, 23.00; Der kleine Rabe Socke<br />
3–Suche nach dem verlorenen Schatz 11.00;<br />
Knives Out –Mord ist Familiensache 15.00,19.30,<br />
22.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
10.00, 12.00, 13.00; 3D: Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 18.00; Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 10.00, 12.20, 14.00; 3D: Star<br />
Wars: Der AufstiegSkywalkers10.00,14.40, 17.05,<br />
20.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.00,<br />
19.30, 22.40<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 18.00, 20.30; Preview:<br />
Bad Boys for Life 20.30; Die Eiskönigin II 15.30,<br />
18.00; Knives Out –Mord ist Familiensache 20.30;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 15.45;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.30; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 15.00, 17.15; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 15.00, 18.00<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Unknown Pleasures –<br />
American Independent Film Fest: The Hottest August<br />
(OV) 19.00; Unknown Pleasures –American Independent<br />
Film Fest: Nach 7Tagen: Ausgeflittert –The<br />
Heartbreak Kid (OV) 21.00; Magical History Tour:<br />
Worst Case Scenario 20.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
3Engel für Charlie 13.40, 19.40, 20.00, 22.45,<br />
23.00; 7500 –Der Film 23.00; Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.00, 17.00, 20.00; Preview:Bad<br />
Boys for Life 20.00,23.00; Cats 13.45, 16.40; 3D:<br />
Die Eiskönigin II13.30; Die Eiskönigin II13.30,<br />
14.40, 17.30, 19.45; The Grudge 17.30, 20.20,<br />
23.00; Joker 22.30, 22.50; Judy 17.00; 3D: Jumanji–TheNext<br />
Level23.00;Jumanji –The NextLevel<br />
12.45,14.00, 16.30,18.00,19.50,21.00; Der<br />
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 13.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
15.00, 16.10, 16.30, 19.40, 20.00, 23.00; Latte<br />
Igel und der magische Wasserstein 12.45; Parasite<br />
19.15; Das perfekte Geheimnis 13.40, 16.45,<br />
19.50; Queen &Slim 16.20, 16.30, 19.40, 20.15,<br />
22.50, 23.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
14.00, 16.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.10, 16.30, 17.00, 19.40, 22.35;<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 12.30, 13.00,<br />
13.15,15.15, 16.30, 17.00, 19.00, 19.30, 20.30,<br />
22.45, 23.00; Underwater –Esist erwacht 19.30,<br />
22.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.15, 16.45<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Burning –Beoning<br />
(OmU) 19.30; Climax (OmU) 22.15; Mid90s<br />
(OmU) 17.45<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 1650) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.30, 17.30; Preview: Bad Boys for Life<br />
20.00, 22.30; Die Eiskönigin II15.00; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level 20.30; Jumanji –The Next Level<br />
18.00; Der kleine Rabe Socke 310.00, 12.00;<br />
Preview: Lindenberg! Mach dein Ding 20.15; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00,<br />
12.15, 14.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
14.00, 17.00, 20.15, 22.00; Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 10.00, 16.00, 19.00; Thomas<br />
und seine Freunde: Grofle Welt! Grofle Abenteuer!<br />
10.00, 12.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00,<br />
12.00, 14.00, 16.00<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) The Good Liar –Das<br />
alte Böse 20.30; OfficialSecrets 18.15;The Peanut<br />
Butter Falcon 16.15<br />
CineStar – Der Filmpalast Treptower Park<br />
(✆ 04 51/703 02 00) 3Engel für Charlie 16.30,<br />
20.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.25,<br />
16.50; Preview: Bad Boys for Life 20.00; Cats<br />
14.10; Die Eiskönigin II14.20, 17.00; The Grudge<br />
20.30; 3D: Jumanji –The Next Level20.15;Jumanji<br />
–The Next Level 14.15, 17.15; Der kleine Rabe Socke<br />
3–Suche nach dem verlorenen Schatz 14.50;<br />
Knives Out –Mord ist Familiensache 16.55,19.40;<br />
Das perfekte Geheimnis 20.00; 3D: Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 17.25; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.50; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40, 20.00; Star<br />
Wars:Der Aufstieg Skywalkers14.00, 17.15, 19.40;<br />
Thomas und seine Freunde: Grofle Welt! Grofle<br />
Abenteuer! 14.25; Underwater – Es ist erwacht<br />
20.20; Vier zauberhafte Schwestern 14.00, 17.20<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 0311) Baba<br />
Parasi (OmU) 20.15; Preview: Bad Boys for Life<br />
20.00; Die Eiskönigin II 14.25, 17.15; The Good<br />
Liar –Das alte Böse 15.00; Jumanji –The Next Level<br />
14.20, 17.20, 20.00; 3D: Spione Undercover<br />
17.00; Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung<br />
14.30; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
17.00, 20.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
14.00, 16.35, 19.30; Underwater –Esist erwacht<br />
20.20; Vier zauberhafte Schwestern 14.00, 17.45<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Der<br />
Leuchtturm 21.15; Die Sehnsucht der Schwestern<br />
Gusmao 18.30<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Miles Davis: Birth<br />
of the Cool (OmU) 20.00; Berlin-Film-Katalog: Motivsuche<br />
18.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Der geheime Roman<br />
des Monsieur Pick 18.00; Der kleine Rabe Socke<br />
3–Suche nach dem verlorenen Schatz 12.30,<br />
14.15; Das perfekte Geheimnis 20.15; Spatzenkino:<br />
Schneegestöber 10.00; Thomas und seine<br />
Freunde: Grofle Welt! Grofle Abenteuer! 16.00; Die<br />
Eiskönigin II 10.45, 13.00, 15.15, 17.30; Joker<br />
19.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) ARainy Day<br />
In New York 18.00; Miles Davis: Birth of the Cool<br />
(OmU) 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 17.45, 20.15; Der alte deutsche<br />
Film: Schneider Wibbel 15.45<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Land des Honigs 20.30; Die<br />
schönste Zeit unseres Lebens 18.00<br />
Capitol (✆ 831 6417) Judy 17.45; Knives Out –<br />
Mord ist Familiensache 14.50,20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />
÷kofilmtour: Die Wiese –Ein Paradies nebenan (m.<br />
Vorfilm, Gästen u. Diskussion) 19.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 15.45, 18.15, 20.45;<br />
Freies Land 20.45; Der geheime Roman des Monsieur<br />
Pick 20.45; Judy 16.15; Little Joe –Glück ist<br />
ein Geschäft 18.30, 20.45; Milchkrieg in Dalsmynni<br />
18.45; Nur die Füfle tun mir leid –900 Kilometer<br />
Jakobsweg 16.30; The Peanut Butter Falcon 16.30;<br />
Small Planets (OmU; m. Gast) 18.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.00, 20.00; Preview:<br />
Bad Boys for Life 20.00; Cats 16.50, 20.15;<br />
Die Eiskönigin II 14.00, 14.10, 16.55, 17.20,<br />
20.00;3D: Jumanji –The Next Level17.00;Jumanji<br />
–The Next Level 13.45, 19.50; Knives Out 16.45,<br />
20.00; Das perfekte Geheimnis 19.45; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.45, 16.00, 20.00;<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 15.00; Thomas<br />
und seine Freunde: Grofle Welt! Grofle Abenteuer!<br />
13.50;Vier zauberhafte Schwestern 14.10,17.15<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 20.00; The Good Liar –<br />
Das alte Böse 15.00; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung 17.30<br />
CineStar Wildau A10-Erlebniswelt (✆ 04 51/<br />
703 02 00) 3 Engel für Charlie 14.00, 19.45; Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.10, 17.15; Preview:<br />
Bad Boys for Life 20.00; Cats 16.50; 3D: Die<br />
Eiskönigin II 14.00; Die Eiskönigin II 14.30, 17.00;<br />
The Grudge 20.30; 3D: Jumanji – The Next Level<br />
20.15; Jumanji – The Next Level 14.20, 17.10;<br />
Knives Out – Mord ist Familiensache 17.10, 19.45;<br />
Latte Igel und der magische Wasserstein 15.00; Das<br />
perfekte Geheimnis 14.10, 20.00; Queen & Slim<br />
16.50, 19.40; 3D: Spione Undercover 17.20; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.45; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.00, 20.15;<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 15.00, 19.00;<br />
Underwater –Esist erwacht 20.20; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.15,17.30<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54)Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 20.30; Preview: Bad<br />
Boys for Life 20.30; Die Eiskönigin II15.00,18.00;<br />
Knives Out –Mord ist Familiensache 17.30; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 15.00; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.30, 20.00;<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 15.00<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />
Preview: Bad Boys for Life 20.00; Die Eiskönigin<br />
II 14.45, 17.30; The Grudge 20.10; Jumanji –The<br />
Next Level 17.45; Preview: Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 19.45; Spione Undercover 15.15; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 15.00, 17.00, 20.15;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 15.30, 17.30<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68)Preview: Bad<br />
Boys for Life 20.00; Cats 18.00; Die Eiskönigin II<br />
15.45; Knives Out –Mord ist Familiensache 20.30;<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45; Thomas<br />
und seine Freunde: Grofle Welt! Grofle Abenteuer!<br />
14.45<br />
Kammerspiele Kleinmachnow (✆ 03 32 03/<br />
84 75 84) Einsam zweisam 20.15; Latte Igel und<br />
der magische Wasserstein 16.00; Pavarotti 18.00<br />
Scala KulturpalastWerder (✆ 033 27/462 31 75)<br />
Happy Ending –70ist das neue 70 20.00; Jumanji<br />
–The Next Level 16.00; Land des Honigs 18.00<br />
Union Neuruppin (✆ 033 91/50 96 96) Preview:<br />
Bad Boys for Life 20.15; Die Eiskönigin II 14.50,<br />
18.00; 3D: Jumanji –The Next Level 20.00; Jumanji<br />
–The Next Level 17.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.30, 17.00, 19.45; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.15, 16.10
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 1 5. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
NACHRICHTEN<br />
Apple wehrtsich weiter<br />
gegen die US-Justiz<br />
WERKSTATT<br />
Das Aus für<br />
Windows 7-<br />
wasjetzt?<br />
VonDaniel Dangelmaier<br />
Windows 7 ist nicht mehr das<br />
modernste Betriebssystem,<br />
aber immer noch beliebt. ln<br />
Deutschland läuft rund jeder fünfte<br />
Desktop-PC mit dem inzwischen<br />
zehn Jahre alten Basisprogramm.<br />
Aber: Absofort haben die Windows-<br />
7-User ein gewaltiges Problem.<br />
Denn gestern, am 14. Januar, hat<br />
Microsoft das letzte Sicherheits- und<br />
Softwareupdate für Privatanwender<br />
veröffentlicht.<br />
Das hat zwar keinen sofortigen<br />
Einfluss auf die Funktionen von<br />
Windows 7, doch mit jedem Tag<br />
wächst jetzt das Risiko eines erfolgreichen<br />
Cyberangriffs auf den<br />
Rechner.Denn kritische Lücken im<br />
System werden von nun an nicht<br />
mehr geschlossen. Auch Schutzsoftwarevon<br />
Drittherstellernist ineffektiv<br />
geworden. Was sollen Windows-7-Nutzer<br />
also tun, wenn sie<br />
weiter mit ihrem Rechner arbeiten<br />
wollen?<br />
Streng genommen gibt es auf<br />
diese Frage nur eine rationale Antwort:<br />
AufWindows 10 wechseln. Für<br />
das aktuelle OS gibt Microsoft noch<br />
bis Oktober 2025 Patches und neue<br />
Funktionen aus. Das Upgrade lässt<br />
sich mit Hilfe des Media Creation<br />
Tools kostenlos und bequem durchführen.<br />
Die Applikation durchleuchtet<br />
den Home-Computer und ermittelt,<br />
ob die Hardware mit Windows 10<br />
kompatibel ist. Erfüllt der Computer<br />
die Anforderungen, startet die Softwareauf<br />
Knopfdruck den Download<br />
und die Installation des Betriebssystems.<br />
Zuvor sollten User aber erst<br />
einmal ein Festplatten-Backup anlegen.<br />
Während der Einrichtung fragt<br />
Windows mitunter nach einem Produktschlüssel<br />
zur Aktivierung von<br />
Windows 10. Hier genügt es, den alten<br />
Lizenz-Code vonWindows 7einzutragen.<br />
Dieser ist auf einem Sticker<br />
am Gehäuse des Rechner sowie der<br />
Installations-CD vermerkt. Man<br />
kann den Schlüssel auch einfach von<br />
der kostenlosen Mini-Anwendung<br />
ProduKey auslesen lassen.<br />
Wereine komplette Neuinstallation<br />
des Systems plant und deshalb<br />
Windows 10 erwerben will, findet im<br />
Netz seriöse Händler, die Produktschlüssel<br />
für die Home-Version<br />
schon für unter 20 Euro verkaufen.<br />
Dabei handelt es sich um eine OEM-<br />
Lizenz, die sich auf maximal einem<br />
Computer aktivieren lässt. Microsoft<br />
selbst bietet für satte 145 Euro sogenannte<br />
Retails an, die nicht an einen<br />
PC gebunden sind. Außerdem dürfen<br />
Käufer den Microsoft-Supportin<br />
Anspruch nehmen.<br />
Anwender, die zum Beispiel aufgrund<br />
möglicher Kompatibilitäsprobleme<br />
nicht auf Windows 10 umsteigen<br />
können oder wollen, sollten<br />
ihren Rechner schnellstmöglich vom<br />
Webzugang trennen. Nur soverhindern<br />
sie, dass jemand unbemerkt in<br />
das jetzt angreifbare System eindringt.<br />
Dasschränkt die Möglichkeiten<br />
ihres Windows-7-PCs natürlich<br />
ein. Aber er lässt sich immer noch als<br />
digitale Schreibmaschine, zur Bildbearbeitung,<br />
für Spiele oder zur Organisation<br />
von Verwaltungsaufgaben<br />
nutzen.<br />
Daniel Dangelmaier<br />
schreibt seit mindestens<br />
18 Jahren über Digitales.<br />
Bewertungstools sollen den Konsumenten bei der Kaufentscheidung helfen –nicht immer sind die Kriterien leicht verständlich.<br />
Die Tücken der Bewertung<br />
Bundesrichter setzen darauf, dass die Konsumenten die Kriterien der Noten im Netz verstehen<br />
VonSönkeMöhl, Anja Semmelroch<br />
und Britta Schultejans<br />
Internet-Bewertungen können<br />
über den Erfolg vonUnternehmen<br />
mit entscheiden. An welche<br />
Regeln muss sich ein Bewertungsportal<br />
wie Yelp dabei halten?<br />
Eine Unternehmerin, die Fitnessstudios<br />
im Raum München<br />
betreibt, fühlte sich unfair behandelt,<br />
weil viele positiveBewertungen<br />
für die Gesamtnote unberücksichtigt<br />
blieben –und verlor jetzt in letzter<br />
Instanz vordem Bundesgerichtshof<br />
(Az. VI ZR 495/18).<br />
Klägerin wünschte mehr Klarheit<br />
Yelp darf demnach seine in Sternen<br />
ausgedrückte Gesamtbewertung von<br />
Unternehmen auf eine automatisierte<br />
Auswahl stützen. Der VI. Zivilsenat<br />
hob am Dienstag ein anderslautendes<br />
Urteil des Oberlandesgerichts<br />
München auf. Die Einstufung<br />
von Bewertungen in „empfohlen“<br />
und„nicht empfohlen“ durchYelp sei<br />
durch die Berufs- und Meinungsfreiheit<br />
geschützt. „Ein Gewerbetreibender<br />
muss Kritik an seinen Leistungen<br />
und die öffentliche Erörterung geäußerter<br />
Kritik grundsätzlich hinnehmen“,<br />
sagte der Vorsitzende Richter<br />
Stephan Seiters.<br />
Klägerin Renate Holland zeigte<br />
sich nach dem Urteil enttäuscht.„Ich<br />
bin schon ein bisschen traurig darüber“,<br />
sagte sie. „Man hätte endlich<br />
Hackerangriffe und Cyberkriminalität<br />
sind nach einer neuen<br />
Studie der Allianz für Unternehmen<br />
rund um den Globus zur größten Bedrohung<br />
geworden. Im neuen „Risikobarometer“<br />
des Versicherers liegen<br />
Cyberattacken auf Platz eins der<br />
möglichen Bedrohungen, gefolgt<br />
von Betriebsunterbrechungen und<br />
„rechtlichen Veränderungen“ –damit<br />
gemeint sind Handelskonflikte,<br />
Zölle,Sanktionen, Brexit und andere<br />
politische Risiken. DerKlimawandel<br />
rangiert auf Platz sieben der Geschäftsrisiken,<br />
in der häufig von Naturkatastrophen<br />
heimgesuchten Region<br />
Asien/Pazifik sogar schon auf<br />
Platz drei.<br />
Die für die Industrieversicherung<br />
zuständige Sparte AGCS befragte für<br />
die am Dienstag veröffentlichte Studie<br />
rund 2700 Fachleute für Unternehmensgefahren<br />
in mehr als 100<br />
Ländern, externe und interne Führungskräfte,<br />
Risikomanager sowie<br />
Versicherungsmakler und -experten.<br />
mal ein bisschen Klarheit schaffen<br />
können, aber jetzt geht es leider weiter<br />
so.“ Die67Jahrealte frühereWeltmeisterin<br />
im Bodybuilding hatte zur<br />
Verhandlung im vergangenen November<br />
berichtet, dass ihre Studios<br />
unter den Yelp-Bewertungen litten.<br />
Yelp-Anwalt Stephan Zimprich<br />
betonte nach dem Urteil, es sei im Interesse<br />
der Nutzer, dass nur solche<br />
Bewertungen für die Gesamtnote berücksichtigt<br />
werden, die als vertrauenswürdig<br />
und relevant eingeordnet<br />
werden. Die Empfehlungssoftware<br />
diene auch dazu, möglicherweise<br />
manipulierte und beeinflusste Bewertungen<br />
nicht in die Gesamtbewertung<br />
einfließen zu lassen.<br />
Die Nutzer können bei Yelp Restaurants,<br />
Dienstleister und Geschäfte<br />
bewerten. Zu vergeben sind<br />
einStern(„Boah, das geht ja mal gar<br />
nicht!“) bis fünf Sterne („Wow! Besser<br />
geht's nicht!“), außerdem kann<br />
man einen Text schreiben. Zu den<br />
Auswahlkriterien gehören laut Yelp<br />
beispielsweise die Qualität, die Vertrauenswürdigkeit<br />
und die bisherige<br />
Aktivität des Nutzers. So sollen Gefälligkeitsbewertungen<br />
und Fälschungen<br />
aussortiert werden. Es<br />
treffe aber auch Beiträge von Kunden,<br />
die man nicht gut genug kenne<br />
und daher nicht empfehle.<br />
Im Durchschnitt werden nach<br />
Yelp-Angaben etwa drei Viertel aller<br />
Beiträge als empfohlen eingestuft. Bei<br />
Holland erhielt eines ihrer Studios im<br />
Klägerin Renate Holland.<br />
DPA/LINO MIRGELER<br />
Februar 2014 auf Grundlage vonnur 2<br />
Bewertungen 2,5 Sterne. 74überwiegend<br />
sehr positive Beiträge blieben<br />
unberücksichtigt. Zwar können auch<br />
Beiträge,die Yelp nicht empfiehlt, gelesen<br />
werden, doch dazu muss der<br />
Nutzer auf der Seite nach unten scrollen<br />
und einen Link anklicken. Normalerweise<br />
hätte sie 4bis 4,5 Sterne<br />
in jedem Studio,sagte Holland.<br />
Vordem Oberlandesgericht München<br />
hatte Holland noch Erfolg:<br />
Durch das Aussortieren vieler Bewertungen<br />
entstehe ein verzerrtes<br />
Gesamtbild, hieß es im Urteil. Die<br />
BGH-Richter argumentierten dagegen,<br />
der „unvoreingenommene und<br />
verständige Nutzer“ erkenne, wie<br />
Bedrohung durch Hacker<br />
Einer Studie zufolge legen Computerangriffe die Arbeit in Konzernen besonders oft lahm<br />
technik eindringlich warnt. „Emotet“<br />
späht vertrauliche Kontaktdaten<br />
aus und kann weitere Schadprogramme<br />
wie die Erpresser-Software<br />
„Ryuk“ und den<br />
Banking-Trojaner „Trickbot“ installieren,<br />
die Netze verschlüsseln<br />
und Bankdaten ausspähen.<br />
Voreinem Jahr teilten sich Cyberattacken<br />
im Risikobarometer noch<br />
mit Betriebsunterbrechungen den<br />
Spitzenplatz, inzwischen liegen die<br />
IT-Gefahren allein an erster Stelle.<br />
Doch auch die Betriebsunterbrechung<br />
–das ist der Stillstand eines<br />
ganzen Unternehmens oder wesentlicher<br />
Bereiche –geht häufig auf Hackerangriffe<br />
zurück.<br />
Attacken kommen weltweit fast<br />
täglich vor, das zeigen zwei aktuelle<br />
Fälle, über die gestern informiert<br />
wurde. Hacker haben demnach den<br />
Webmaschinenhersteller Picanol<br />
aus Belgien mit einem Cyberangriff<br />
lahmgelegt und fordern Lösegeld.<br />
Auf die Forderungen der Erpresser<br />
GRAPESTPCK/GETTY<br />
viele Beiträge es zu einem Unternehmen<br />
gebe und dass die Grundlage<br />
für die Gesamtbewertung nur die<br />
von Yelp empfohlenen Beiträge<br />
seien.<br />
Signal für E-Commerce-Branche<br />
Florian Dietrich, Rechtsanwalt und<br />
Partner bei der Wirtschaftskanzlei<br />
CMS Deutschland, sieht in dem Urteil<br />
eine Signalwirkung für die gesamte<br />
E-Commerce-Branche,„da es<br />
den Betreibern von Bewertungssystemen<br />
eine von der Meinungsfreiheit<br />
gedeckte, subjektiv gefärbte<br />
Darstellung von Bewertungsergebnissen<br />
erlaubt“. Der Geschäftsbereichsleiter<br />
Digital Law bei EY Law,<br />
Stefan Krüger, sieht die Position von<br />
Online-Bewertungsportalen durch<br />
das Urteil dagegen nicht generell gestärkt,<br />
weil es konkret um das Geschäftsmodell<br />
vonYelpgegangen sei.<br />
Ein Gutes hat der langwierige<br />
Rechtsstreit aus Hollands Sicht dennoch:<br />
„Vielleicht ist der User dadurch,<br />
dass es jetzt durch die Presse<br />
ging, sensibilisiert. Vielleicht<br />
schauen sich die Leute,wennsie auf<br />
den ersten Blick nur schlechte Bewertungen<br />
sehen, auch den Rest<br />
an.“ Sie habe sich natürlich einen<br />
anderen Ausgang gewünscht –auch<br />
im Sinne der Bewerter.„Deren Meinungen<br />
und deren Bewertungen<br />
werden ja beschnitten“, sagte Holland.<br />
„Aber das ist jetzt das Ende –<br />
leider.“ (dpa)<br />
Bei den IT-Gefahren stellte AGCS-<br />
Manager Jens Krickhahn vor allem<br />
die Erpressung heraus.Die Cyberkriminellen<br />
verschlüsseln mit Hilfe von<br />
Schadsoftware („Ransomware“) Firmenrechner<br />
und verlangen anschließend<br />
Geld für die Entschlüsselung.<br />
Das Phänomen ist seit Jahren<br />
bekannt, doch verlangen die Angreifer<br />
laut Allianz immer höhere Summen.<br />
Nach Worten Krickhahns waren<br />
noch vor wenigen Jahren 10 000<br />
bis 20 000 Euro übliche Summen, inzwischen<br />
werden zweistellige Millionensummen<br />
verlangt.<br />
Die Attacken sind laut Allianz<br />
häufig gut vorbereitet. Zuerst spionieren<br />
die Täter mit Hilfe vonSpionage-Software<br />
E-Mails und Finanzdaten<br />
aus, bevor im zweiten<br />
Schritt die Verschlüsselungssoftware<br />
installiert wird. Ein als äußerst<br />
gefährlicher geltender Trojaner<br />
ist das Schadprogramm „Emotet“,<br />
vor der auch das Bundesamt<br />
für Sicherheit in der Informationsging<br />
das Unternehmen zunächst<br />
nicht ein, wie die belgische Nachrichtenagentur<br />
Belga berichtete.Der<br />
Maschinenbauer aus Ypern wollte<br />
demnach zunächst mit Polizei-Spezialisten<br />
für Computerkriminalität<br />
über das weitere Vorgehen beraten.<br />
Die 1500 Arbeitnehmer an den belgischen<br />
Standorten wurden in Kurzarbeit<br />
wegen höherer Gewalt geschickt.<br />
Manchmal gibt es auch einen politischen<br />
Hintergrund: So wurde gestern<br />
bekannt, dass russische Agenten<br />
einer US-Sicherheitsfirma zufolge<br />
einen Hacker-Angriff auf die<br />
ukrainische Gasfirma gestartet haben,<br />
die im Mittelpunkt des Amtsenthebungsverfahrens<br />
gegen US-<br />
Präsident Donald Trumpsteht.Ineinem<br />
Bericht der kalifornischen<br />
Firma Area 1Security heißt es, der<br />
russische Militärgeheimdienst GRU<br />
habe im November die E-Mails von<br />
Burisma-Mitarbeitern ins Visier genommen.<br />
(dpa)<br />
Im wiederaufgeflammten Streit um<br />
Verschlüsselung vonSmartphones<br />
und Hintertüren für Behörden hat<br />
Apple Kritik des US-Justizministers<br />
William Barr zurückgewiesen. Barr<br />
hatte am Montag gesagt, Apple habe<br />
„keine substanzielle Hilfe“ bei der<br />
Aufklärung des Angriffs eines saudischen<br />
Offiziers auf einem Marinefliegerstützpunkt<br />
in Florida im Dezember<br />
geleistet. Er drängt den Konzern<br />
dazu, den Passwort-Schutz von<br />
zwei iPhones des Attentäters aufzuknacken.<br />
Apple lehnt den Einbau einer<br />
Hintertür kategorisch ab,mit der<br />
Begründung, dies würde die Datensicherheit<br />
für alle Nutzer verschlechtern.<br />
Barr stufte den Angriff, bei dem<br />
drei US-Soldaten getötet wurden, als<br />
Terrorismus ein und verstärkte damit<br />
weiter den Druckauf Apple.„Es<br />
istsehr wichtig zu wissen, mit wem<br />
undüber was der Schützekommunizierthat,<br />
bevor er starb“, sagte der<br />
Minister.Apple entgegnete,man<br />
habe unter anderem im Speicherdienst<br />
iCloud gespeicherte Backups<br />
sowie Kommunikationsdaten zu<br />
mehreren Accounts geliefert. Während<br />
der Zugang zu einem verschlüsselten<br />
iPhone nur mit einem Passcode<br />
möglich ist, werden die<br />
Backup-Dateien der Geräte unverschlüsselt<br />
gespeichert. (dpa)<br />
Klarnamenpflicht: Schäuble<br />
erhält Unterstützung<br />
DerDeutsche Städte- und Gemeindebund<br />
hat sich für eine Klarnamenpflicht<br />
in den sozialen Netzwerken<br />
ausgesprochen. Es müssten viel stärker<br />
die Standards der analogen Welt<br />
in die digitale Welt gebracht werden,<br />
sagte der Beigeordnete des Städteund<br />
Gemeindebunds,Uwe Lübking,<br />
im ZDF-„Morgenmagazin“. „Dafür<br />
brauchen wir auch Klarnamen.“<br />
Bundestagspräsident Wolfgang<br />
Schäuble (CDU) hatte im Kampf gegen<br />
Hass im Internet dafür plädiert,<br />
dass sich Nutzer nur namentlich<br />
kenntlich in sozialen Netzwerken<br />
bewegen dürfen. (dpa)<br />
Facebook: Angelika Gifford<br />
wird neue Chefin für Europa<br />
Angelika Gifford, 54, wird in Berlin neue<br />
Facebook-Chefin für Europa. IMAGO IMAGES<br />
Facebook hat nach Angaben der<br />
Wirtschaftszeitung Handelsblatt<br />
eine Nachfolgerin für den ausgeschiedenen<br />
Europa-Chef Martin Ott<br />
gefunden. Angelika Gifford, 54, soll<br />
den Jobmit Sitz in Berlin Mitte im Januar<br />
übernehmen. Bislang war sie<br />
Geschäftsführerin vonHewlett-<br />
PackardDeutschland für Software<br />
und Digitalisierung.Vorihrer Zeit bei<br />
Hewlett Packardwar sie 20 Jahrelang<br />
in verschiedenen Managementpositionen<br />
bei Microsoft tätig. (BLZ)<br />
Hamburg geht gegen<br />
Hate Speech vor<br />
Miteiner Bundesratsinitiativewill<br />
Hamburgden Kampf gegen HasskommentareimInternet<br />
verstärken.<br />
„Ziel ist es,den Ermittlernden Zugang<br />
zu den Daten der Verfasser der<br />
Kommentarezuerleichtern, auch<br />
wenn diese auf Servernausländischer<br />
Unternehmen liegen“, sagte<br />
Justizsenator TilSteffen (Grüne).<br />
„Facebook, Twitter und anderesollen<br />
sich nicht mehr einfach wegducken<br />
können,“ (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 27<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.00 (für HG) ReportMünchen 5.30 (für HG)<br />
ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG) Tagesschau<br />
9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55 (für HG)<br />
Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister des<br />
Alltags 11.15 (für HG) Werweißdenn sowas?<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG)Tagesschau 15.10 (für HG)<br />
Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG) Verrückt nach Meer 17.00 (für<br />
HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00<br />
(für HG) Werweißdenn sowas? 18.50 (für HG)<br />
Rentnercops 19.45 (für HG) Wissen voracht<br />
19.50 Wetter 19.55 Börse 20.00 Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Das Geheimnis der Freiheit<br />
Biografie, D2020. Mit Sven-Eric Bechtolf,<br />
Edgar Selge. Werkennt Berthold Beitz?<br />
Immer weniger Menschen. Dabei hat er<br />
wie kaum ein anderer die Geschichte<br />
Deutschlands geprägt.<br />
21.45 (für HG) Plusminus<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) maischberger.die woche<br />
Gäste: Wolfgang Schäuble, Ranga<br />
Yogeshwar,Pinar Atalay, Ferdos<br />
Forudastan, Gabor Steingart<br />
0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />
zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht Report.<br />
Reality-Soap 11.00 Der Blaulicht Report.<br />
Reality-Soap 12.00 Punkt 12 –Das RTL-Mittagsjournal<br />
14.00 Die Superhändler –4Räume, 1<br />
Deal 15.00 Die Superhändler –4Räume, 1Deal<br />
16.00 Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00<br />
Herz über Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily<br />
Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />
Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell<br />
19.03 RTL Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG)<br />
Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Der Bachelor<br />
Dateshow. Das erste Date der zehnten<br />
Staffel beginnt mit einer Überraschung:<br />
Sebastian besucht die Frauen in ihrer<br />
Villa, bevorereine zum Einzeldate mit<br />
Helikopterflug einlädt.<br />
22.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich<br />
hier raus!<br />
23.15 sternTV<br />
0.00 RTL Nachtjournal<br />
0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
0.30 Ich bin ein Star –Holt mich hier raus!<br />
1.25 (für HG) CSI: Vegas<br />
MDR<br />
13.58 (für HG) MDR aktuell 14.00 (für HG) MDR<br />
um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />
HG) MDR um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell<br />
18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für HG)<br />
Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />
19.00 Regionales 19.30 (für HG) MDR aktuell<br />
19.50 (für HG) Tierisch tierisch 20.15 (für HG)<br />
Exakt 20.45 (für HG) Wildschweine vorder<br />
Haustür 21.15 (für HG) Die Spur der Täter 21.45<br />
(für HG) MDR aktuell 22.05 (für HG) Tatort: Der<br />
Maulwurf. Krimireihe, D2014 23.33 MDR aktuell<br />
23.35 (für HG) Sedwitz 0.05 unicato<br />
Bayern<br />
14.00 (für HG) Tierischer Einsatz Bayern 14.45<br />
(für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 Schnittgut 16.00<br />
(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />
17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />
Stationen 19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Münchner Runde 21.00 (für HG) Kontrovers<br />
21.45 (für HG) Rundschau Magazin 22.00 (für<br />
HG) DokThema 22.45 (für HG) Die Nummer Eins<br />
–Deutschlands große Torhüter.Dokumentarfilm,<br />
D2018 0.15 kinokino<br />
Vox<br />
5.05 CSI: NY 6.45 CSI: Den Täternauf der Spur<br />
8.40 Verklag mich doch! 10.50 VoxNachrichten<br />
10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />
Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />
erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00<br />
4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />
Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein<br />
Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner 20.00<br />
Prominent! 20.15 (für HG) Law&Order:Special<br />
Victims Unit 0.05 VoxNachrichten 0.25 Medical<br />
Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin<br />
Super RTL<br />
9.45 Thomas &seine Freunde 10.10 PawPatrol<br />
10.35 Sammy 11.05 Die Dschungelhelden<br />
11.30 Grizzy &die Lemminge 11.55 Go Wild!<br />
12.20 Trolls 12.45 Friends 13.10 Sally<br />
Bollywood 13.40 Angelo! 14.05 Die Tomund<br />
JerryShow 14.30 Zak Storm 14.55 Dragons<br />
15.20 Scooby-Doo! 15.45 Alvinnn!!! 16.15<br />
Grizzy &die Lemminge 16.40 Dennis &Fletscher<br />
17.10 Mighty Mops 17.40 Zak Storm 18.05 Die<br />
Tomund JerryShow 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />
Alvinnn!!! 19.30 Angelo! 20.15 (für HG) Dr.<br />
House 23.55 Comedytotal 0.20 Infomercials<br />
Sport1<br />
16.00 StorageWars –Geschäfte in Texas 16.30<br />
StorageWars –Die Geschäftemacher 17.00<br />
StorageWars –Die Geschäftemacher 17.30<br />
StorageWars –Geschäfte in Texas 18.00 Storage<br />
Wars –Geschäfte in Texas 18.30 Sport1 News<br />
Live 19.00 Volleyball. Bundesligader Frauen: SC<br />
Potsdam –DresdnerSC, live 21.00 Die PS Profis<br />
–Mehr Poweraus dem Pott 22.00 Die PS Profis<br />
–Mehr Poweraus dem Pott 23.00 Die PS Profis<br />
–Mehr Poweraus dem Pott 23.30 Sport1 News<br />
Live 0.00 SportClips 0.45 Teleshopping Nacht<br />
ZDF<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />
täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />
(für HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 (für HG)<br />
ZDF Sportextra. Biathlon. 7,5 km Sprint Damen /<br />
Para Ski nordisch 16.00 (für HG) heute –in<br />
Europa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />
deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />
(für HG) SokoWismar.Krimiserie. Für eine<br />
Handvoll Blüten 18.54 Lotto am Mittwoch 19.00<br />
(für HG) heute 19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für<br />
HG) Heldt. Bochum Boys<br />
20.15 (für HG) Aktenzeichen XY ... ungelöst.<br />
Rudi Cerne sucht Zeugen für diese realen<br />
Verbrechen: Schuhgeschäft überfallen /<br />
Angriff in Bankfiliale /AmBusbahnhof<br />
verschwunden /Banküberfall kurz vor<br />
Feierabend/Gefährlicher Paketbote<br />
21.45 (für HG) heute journal<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) Wenn das Geld nicht reicht<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
0.45 Deutschland extrem –Extremismus<br />
von links und rechts<br />
Sat.1<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />
am Südring 17.00 Klinik am Südring –Die<br />
Familienhelfer.Lucy war immer ein friedliches<br />
Mädchen. Nun prügelt sie sich mit ihrer Freundin<br />
Cara. /Tom ist ein junger Vater und liebt seine<br />
Familie. Trotzdem zieht er sich nach der Geburt<br />
des Babys zurück. 17.30 Klinik am Südring /<br />
oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00 AufStreife<br />
–Die Spezialisten 19.00 Genial daneben –das<br />
Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 111 abgefahrene Verkehrskracher!<br />
Ob im Stau, beim Einparken, an der<br />
Ampel oder auf der Autobahn, ob im<br />
Auto, auf dem Fahrrad, im Bus oder<br />
einfach nur als Fußgänger –imtäglichen<br />
Straßenverkehr ist die Hölle los.<br />
22.20 Die Unglaublichsten ...<br />
Vorher-Nachher-Sensationen<br />
Clipshow<br />
0.45 111 abgefahrene Verkehrskracher!<br />
2.10 Auf Streife –Die Spezialisten<br />
2.50 Auf Streife –Die Spezialisten<br />
3.35 Auf Streife –Die Spezialisten<br />
WDR<br />
12.45 (für HG) WDR aktuell 13.05 (für HG)<br />
Elefant, Tiger&Co. 13.55 (für HG) 5Fallen –2<br />
Experten 14.25 (für HG) Um Himmels Willen<br />
16.00 (für HG) WDR aktuell 16.15 Hier und<br />
heute 18.00 (für HG) WDR aktuell /Lokalzeit<br />
18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG)<br />
Aktuelle Stunde 19.30 Regionales 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Markt 21.00 (für<br />
HG) Könnes kämpft 21.45 (für HG) WDR aktuell<br />
22.10 (für HG) Berthold Beitz 22.55 (für HG)<br />
Deutschland im Kalten Krieg 23.40 Mythos oder<br />
Masterplan? 0.25 maischberger.die woche<br />
NDR<br />
13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />
Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />
die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) Wiegeht<br />
das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Expeditionen ins Tierreich 21.45 (für HG) NDR<br />
Info 22.00 (für HG) Großstadtrevier 22.50 (für<br />
HG) extra 3 23.20 (für HG) Zapp 23.50 (für HG)<br />
7Tage... 0.20 Kümo Henriette<br />
Kabel eins<br />
5.50 Without aTrace 6.40 (für HG) The Mentalist<br />
7.35 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.35 Navy CIS 9.30<br />
Blue Bloods 11.10 Without aTrace 12.10<br />
Numb3rs 13.00 (für HG) Castle 14.00 (für HG)<br />
The Mentalist 14.50 (für HG) Navy CIS: L.A.<br />
15.50 kabel eins news 16.00 Navy CIS 16.55<br />
Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />
Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung<br />
Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15 (für HG)<br />
Falling Down –Ein ganz normaler Tag. Psychothriller,USA/F<br />
1993 22.35 (für HG) Sag’ kein Wort!<br />
Thriller,USA 2001 0.55 Watch Me<br />
RTLZWEI<br />
5.20 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 PrivatdetektiveimEinsatz<br />
7.00 Die Straßencops –Jugend<br />
im Visier 8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch<br />
12.00 Frauentausch 14.00 Die Reimanns–Ein<br />
außergewöhnliches Leben 15.00 Die Reimanns<br />
–Ein außergewöhnliches Leben 16.00 Hartz und<br />
herzlich –Tag für TagBenz-Baracken 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die<br />
Wollnys –Eine schrecklich große Familie! 21.15<br />
Lecker Schmecker Wollny 22.15 Lecker<br />
Schmecker Wollny 23.15 Hartz und herzlich 1.10<br />
Die Forensiker –Profis am Tatort<br />
Eurosport 1<br />
7.00 Tennis 9.00 Tennis. Benefizspiel für<br />
Australien, live 11.30 Tennis 12.05 Snowboard<br />
12.50 Snowboard. Parallelslalom Team, live<br />
14.15 Biathlon. 7,5 km Sprint der Frauen, live<br />
15.50 Snooker.The Masters in London. Tag4,live<br />
17.30 Handball 18.00 Handball. EM 2020.<br />
Vorrunde: Island –Ungarn, live 20.00 Nachrichten<br />
20.10 Handball. EM 2020. Vorrunde:<br />
Russland –Dänemark, live 22.15 Snooker.The<br />
Masters in London. Tag4,live 23.25 Nachrichten<br />
23.35 Motorsport 0.05 Tennis<br />
TV-Tipps<br />
ARD, 20.15 UHR BIOGRAFIE<br />
Das Geheimnis der Freiheit<br />
Das fiktionale Porträt von Beitz wird als eindringliche Nahaufnahme<br />
zwischen zwei ungleichen Männern erzählt: Berthold Beitz (Sven-Eric<br />
Bechtolf), Aufsteiger,Macher,Sonnyboy –und Golo Mann, Großbürger,<br />
Historiker,zaudernder Melancholiker.Die Begegnungen der beiden im<br />
Rahmen eines Buchprojekts,für das der eine den anderen beauftragt, entwickeln<br />
sich bald zu einem regelrechten Duell. Wiegeht man mit deutscher<br />
Vergangenheit, wie mit dem eigenen Erbe um? Beitz und Mann haben eines<br />
gemeinsam: Siesind Nachfolger.Golo Mann als Sohn des Dichterfürsten.<br />
Berthold Beitz, als Ziehsohn von Alfried Krupp,dem letzten Stahlkönig. Doch<br />
wie kann jemand wie Berthold, der im Nationalsozialismus Juden das Leben<br />
gerettet hat, in der Bundesrepublik mit den Tätern von damals kooperieren?<br />
(D/2020)<br />
Foto: WDR<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
6 2 4 9<br />
8<br />
3 7<br />
4 5 9<br />
7<br />
8 6 1<br />
7 6 2<br />
9 3<br />
2 3 1<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
6<br />
1 8 3<br />
9 2<br />
6<br />
1<br />
3<br />
8 5 4 9<br />
7 8<br />
7<br />
LESERREISEN<br />
INFORMATIONEN UNTER<br />
030–23 27 66 33<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
/leserreisen<br />
LESERREISEN<br />
Auflösung<br />
AUFLÖSUNG<br />
vom VOM14.1.2020<br />
1. mittel MITTEL<br />
7 4 9 3 1 2 8 6 5<br />
1 3 2 8 5 6 7 9 4<br />
5 8 6 7 9 4 2 3 1<br />
4 9 8 2 6 5 3 1 7<br />
3 5 1 9 7 8 6 4 2<br />
6 2 7 4 3 1 5 8 9<br />
2 7 3 1 8 9 4 5 6<br />
8 1 5 6 4 7 9 2 3<br />
9 6 4 5 2 3 1 7 8<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 14. 1. 2020<br />
vom 14.1.2020<br />
schwer<br />
SCHWER<br />
2 4 8 6 9 1 5 3 7<br />
7 5 9 4 2 3 1 8 6<br />
1 3 6 7 5 8 2 4 9<br />
4 8 7 1 3 6 9 2 5<br />
6 9 1 5 4 2 3 7 8<br />
3 2 5 9 8 7 6 1 4<br />
9 6 3 2 7 4 8 5 1<br />
8 1 4 3 6 5 7 9 2<br />
5 7 2 8 1 9 4 6 3<br />
RBB<br />
5.05 (für HG) Berlin erwacht –Winter 5.30 (für<br />
HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG)<br />
Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30<br />
(für HG) Abendschau 9.00 (für HG) In aller<br />
Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20<br />
(für HG) Sturmder Liebe. Telenovela 12.10 (für<br />
HG) Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10 (für<br />
HG) Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Tiere bis<br />
unters Dach 14.30 (für HG) Eine zweimaligeFrau.<br />
Komödie, D2004 16.00 (für HG) rbb24 16.15<br />
(für HG) Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG) rbb24<br />
17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 17.55 (für<br />
HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb UM6<br />
18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />
Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) rbb Praxis<br />
Das Gesundheitsmagazin behandelt<br />
diese Woche unter anderemdas Thema:<br />
Wenn das Herz aus dem Takt kommt –<br />
wann helfenMedikamente, wann muss<br />
es ein Eingriff sein?<br />
21.00 (für HG) Die Bewegungsdocs<br />
21.45 (für HG) rbb24<br />
22.00 (für HG) Babylon Berlin<br />
22.45 (für HG) Babylon Berlin<br />
23.30 (für HG) McMafia<br />
0.25 (für HG) rbb Praxis<br />
1.10 (für HG) Abendschau<br />
ProSieben<br />
5.10 Mom. Sitcom. Die Mutter aller Probleme<br />
5.30 The Middle. Comedyserie 6.10 (für HG) Two<br />
and aHalf Men. Sitcom 7.35 (für HG) The Big<br />
Bang Theory. Sitcom 8.50 (für HG) HowIMet<br />
Your Mother.Sitcom 10.40 Mike&Molly.Sitcom.<br />
Miketrainiert 11.05 Fresh Off the Boat. Sitcom.<br />
Bloß kein Kind! 11.30 Last Man Standing.<br />
Comedyserie 12.00 2BrokeGirls. Sitcom.<br />
Taufmanöver 12.30 Mom. Sitcom 13.20 (für HG)<br />
Twoand aHalf Men. Sitcom 14.40 The Middle.<br />
Comedyserie 15.35 (für HG) The Big Bang Theory.<br />
Sitcom 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 (für<br />
HG) Die Simpsons. Margegegen Singles,<br />
Senioren, kinderlose Paare, Teenager und<br />
Schwule /Häuptling Knockahomer 19.05 Galileo<br />
20.15 The Passage –Das Erwachen<br />
Der Mann auf dem Dach /Der Schrei.<br />
Brad Wolgast kann Sykes und Lear davon<br />
überzeugen, Amy aus dem Forschungsinstitut<br />
zu entlassen. Er erhält die Erlaubnis,<br />
ihr ein Baumhaus zu bauen.<br />
22.10 The Passage –Das Erwachen<br />
Das Heilmittelgegen die Menschheit<br />
23.00 (für HG) Annabelle 2<br />
Horrorfilm, USA 2017. Mit Stephanie<br />
Sigman, Talitha Bateman<br />
1.10 (für HG) Carriers<br />
Science-Fiction-Film, USA 2009<br />
Arte<br />
9.25 Geschwister der Bäume. Dokumentarfilm, F<br />
2017 10.50 Mexiko 11.45 Medizin in fernen<br />
Ländern 12.15 (für HG) Re: 12.50 Arte Journal<br />
13.05 Stadt Land Kunst 13.45 Tarzan und sein<br />
Sohn. Abenteuerfilm, USA 1939 15.05 Der einzig<br />
wahre Tarzan 16.05 (für HG) Wanderlust! 16.50<br />
Xenius 17.20 Die Waldretter 17.50 (für HG)<br />
Australien 19.20 Arte Journal 19.40 (für HG) Re:<br />
20.15 Treibsand. Roadmovie,F2013 21.40 (für<br />
HG) Aufder Jagd 23.15 (für HG) Bald kommen<br />
glückliche Tage.Drama, I/F 2016 0.55 Jordskott<br />
–Die Rache des Waldes<br />
3Sat<br />
5.25 (für HG) Tasmanien 6.10 3satTextVision<br />
6.20 Kulturzeit 7.00 nano 7.30 Alpenpanorama<br />
9.00 (für HG) ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano<br />
10.15 (für HG) Zimmer frei 11.15 (für HG) Stift<br />
Stams 11.45 Weniger ist mehr 12.30 Der Tod<br />
–das letzte Tabu 13.00 (für HG) ZIB 13.25<br />
Bulgariens Bergwelten 14.50 Metropolen des<br />
Balkans 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Sucht auf Rezept 21.05 Trotzdem gesund<br />
21.55 Bären-Bad 22.00 ZIB 2 22.25 Lucia und<br />
der Sex. Drama, E/F 2001 0.25 7Tage...<br />
Phoenix<br />
6.00 (für HG) Ramses 7.30 GenialeRivalen<br />
9.00 phoenix vorort 9.30 Instrumente der Macht<br />
–Das Wort 10.00 phoenix vorort 10.30<br />
Pulverfass Libyen 11.15 Bundeswehr am Limit<br />
12.00 phoenix vorort 12.30 Instrumente der<br />
Macht 13.00 Bundestag 14.00 phoenix plus<br />
14.45 Bundestag live 17.30 phoenix der tag<br />
18.00 Dann wäre ich ein gemachter Mann<br />
18.30 Geniale Rivalen 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 Geniale Rivalen 21.45 heute<br />
journal 22.15 Phoenix Runde 23.00 phoenix der<br />
tag 0.00 Phoenix Runde<br />
Kika<br />
12.55 Ernest &Rebecca 13.20 Mirette ermittelt<br />
13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10 Schloss<br />
Einstein –Erfurt 15.00 Trio –Odins Gold 15.50<br />
Max &Maestro 16.05 (für HG) Hexe Lilli 16.50<br />
Peter Pan–Neue Abenteuer 17.35 (für HG) Der<br />
kleine Prinz 18.00 Shaun das Schaf 18.15 (für<br />
HG) Ritter Rost 18.40 Wolkenkinder 18.47<br />
Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen 19.00<br />
(für HG) Wickie und die starken Männer 19.25<br />
(für HG) Anna und die wilden Tiere 19.50 (für<br />
HG) logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10 Die<br />
Jungs-WG 20.35 Die Mädchen-WG<br />
Dmax<br />
6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20<br />
Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15 House<br />
Hunters 10.45 Die Abräumer 11.15 Border<br />
Control 12.15 SteelBuddies 13.15 Railroad<br />
Alaska 14.15 Die Schatzsucher –Goldrausch in<br />
Alaska 16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15<br />
Steel Buddies 18.15 Asphalt-Cowboys 19.15<br />
Deutschland 24/7 20.15 Die Schatzsucher<br />
–Goldrausch in Alaska 22.15 Undercover<br />
Billionaire 23.10 DMAX News 23.15 Undercover<br />
Billionaire 0.10 DMAX News<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.15 Liebe mit Handycap 10.00 Tagesschau<br />
Nachrichten 10.15 Alpenrausch im Klimawande<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />
ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Markt 20.00 Tagesschau 20.15<br />
ReportMünchen 20.45 Panorama 3 21.15<br />
Tagesschau 21.17 Münchner Runde 22.00<br />
Markt 22.45 Tagesschau vor20Jahren 23.00<br />
Tagesthemen 23.30 Kontrovers –das Politikmagazin<br />
0.15 defacto 1.00 Nachtmagazin 1.20<br />
extra 3 1.50 Extra 2.00 Tagesschau 2.02<br />
Brandenburg aktuell 2.30 MDR Sachsenspiegel<br />
ONE<br />
12.40 Sturmder Liebe 13.30 Um Himmels<br />
Willen 14.15 Alte Bande. Krimikomödie, D2019<br />
15.40 Familie Dr.Kleist 16.30 Bezaubernde<br />
Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20<br />
Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich 18.40<br />
Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15<br />
Agatha Christies Marple: Das Geheimnis der<br />
Goldmine. Krimireihe,GB2009 21.45 Alfred<br />
Hitchcock präsentiert.Eine Marionetten-Bescherung<br />
22.10 Agatha Christies Poirot 23.00 Agath<br />
Christies Poirot 23.50 Agatha Christies Marple:<br />
Das Geheimnis der Goldmine. Krimireihe, GB<br />
2009 1.25 Alfred Hitchcock präsentiert. Eine<br />
Marionetten-Bescherung<br />
ZDF NEO<br />
6.40 (für HG) AbenteuerNeuseeland 7.25 (für<br />
HG) AbenteuerNeuseeland 8.05 Topfgeldjäger<br />
9.00 (für HG) Lafer!Lichter!Lecker! 9.45 (für HG<br />
Bares für Rares 10.35 (für HG) Bares für Rares<br />
11.30 Dinner Date 12.15 (für HG) Monk 12.55<br />
(für HG) Monk 13.35 Psych 14.15 Psych 15.00<br />
(für HG) Monk 15.40 (für HG) Monk 16.20<br />
Psych 17.00 Psych 17.45 (für HG) Bares für<br />
Rares 18.35 Dinner Date 19.20 (für HG) Bares<br />
für Rares 20.15 (für HG) Wilsberg: Mord und<br />
Beton. Krimireihe, D2016 21.45 (für HG)<br />
Wilsberg: In Treu und Glauben. Krimireihe, D<br />
2016 23.15 AktenzeichenXY... ungelöst 0.45<br />
Wilsberg: Mord und Beton. Krimireihe, D2016<br />
ZDF INFO<br />
8.28 heute Xpress 8.30 Wunder der Wissenschaft<br />
9.15 TerraXpress XXL 10.00 TerraXpress<br />
XXL 10.45 (für HG) TerraXpress 11.15 Terra<br />
Xpress XXL 12.00 TerraXpress XXL 12.45<br />
Komplizen des Bösen 13.30 Komplizen des<br />
Bösen 14.15 Komplizen des Bösen 15.00<br />
Komplizen des Bösen 15.45 Komplizen des<br />
Bösen 16.30 Komplizen des Bösen 17.15<br />
Komplizen des Bösen 18.00 Komplizen des<br />
Bösen 18.45 Der Zweite Weltkrieg 19.30 Der<br />
Zweite Weltkrieg 20.15 Der Zweite Weltkrieg<br />
21.00 Der Zweite Weltkrieg 21.45 Der Zweite<br />
Weltkrieg 22.30 Der Zweite Weltkrieg 23.15 Der<br />
Zweite Weltkrieg 0.00 Der Zweite Weltkrieg<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Opernführer Giuseppe Verdi: „Aida“. Mit<br />
Matthias Käther,ca. 56 Min.<br />
20.04 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Ultraschall Berlin –Festival für neue<br />
Musik: Liveaus dem Großen Sendesaal im Haus<br />
des Rundfunks: Sarah Nemtsov„dropped.<br />
drowned“ für großes Orchesterund Zuspiel /Jörg<br />
Widmann, ViolinkonzertNr. 2. Deutsches<br />
Symphonie-OrchesterBerlin, ca. 117 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Spezial Die Sarabande –ein<br />
Querschnitt vonPraetorius bis Bach. Mit Bernhar<br />
Schrammek, ca. 56 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Die Geschichte der Wolken (1/3). Von<br />
Hans Magnus Enzensberger,ca. 30 Min.<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit Christiane Neudecker liest aus ihrem<br />
Roman „Der Gott der Stadt“ (1/2). (Teil 2am<br />
22.1.2020), ca. 30 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarett, Comedy&schrägeLieder:<br />
Die GroKo –Spottmaterial fürs Kabarett. Von<br />
Rainer Link, ca. 55 Min.<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Hörspiel Aufder Suche nach den verlorenen<br />
Seelenatomen. VonSusann Maria Hempel/<br />
Komposition: die Autorin, ca. 57 Min.<br />
MAGAZIN<br />
18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Weltzeit Geschäfte statt Hilfe für Afrika: In Kenia<br />
kommt Biogas aus dem Rucksack. VonBettina<br />
Rühl, ca. 30 Min.<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Ganz im Augenblick: Warumdie<br />
Uhr das Zeitliche segnen muss. Ein Nachruf von<br />
Jürgen Gressel-Hichert,ca. 26 Min.<br />
19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen. Kultur und Geschichte Die Macht<br />
der Bilder:Biafra, der Bürgerkrieg und die<br />
westliche Welt. VonBeate Ziegs, ca. 55 Min.<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Aus Religion und Gesellschaft Zwischen<br />
Despoten, Kardinälen und Diplomaten: Ein<br />
irischer Priester in Rom rettetTausende vorden<br />
Nationalsozialisten, ca. 20 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Die US-amerikanische Komponistin,<br />
Sängerin und Schauspielerin Ann Hampton<br />
Callaway. Mit Ortrun Schütz, ca. 30 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · M ittwoch, 15. Januar 2020 – S eite 28<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
HARRY &MEGHAN<br />
Meghans und HarrysRücktritt<br />
sorgt allüberall für Wirbel.<br />
DPA<br />
Justin Trudeau (48) zeigt nur verhaltende<br />
Freude,nachdem Prinz Harry<br />
und Herzogin Meghan angekündigt<br />
haben, künftig zeitweise in Kanada<br />
leben zu wollen. So erklärte der Premier<br />
des Commonwealth-Landes<br />
jetzt im kanadischen Fernsehen,<br />
seine Regierung denke noch darüber<br />
nach, ob sie den Schutz des prominenten<br />
Paares übernimmt, damit<br />
seien ja immerhin auch einige Kosten<br />
verbunden. „Ich denke,das ist<br />
Teil der Überlegungen, die nötig<br />
sind, und dazu laufen Gespräche.<br />
Wirsind nicht völlig sicher,wie die<br />
endgültige Entscheidung aussehen<br />
wird.“ Damit antwortete Trudeau auf<br />
einen Bericht des britischen Evening<br />
Standard, wonach er der Queen –<br />
also dem Staatsoberhaupt seines<br />
Landes –zugesicherthabe,dass die<br />
Sicherheit der Kleinfamilie in Kanada<br />
gewährleistet sei.<br />
Königin Elizabeth II. (93) bemüht sich<br />
zur Zeit sehr,den Rücktritt vonMeghan<br />
und Harryineiner fürs britische<br />
Königshaus glimpflichen Weise zu<br />
regeln. Dass sie öffentlich Verständnis<br />
für die beiden äußerte,bringt ihr<br />
allerdings massiveKritik vonseiten<br />
der Medien ein. So schreibt die Sun:<br />
„Die Kapitulation unserer Königin<br />
gegenüber den launischen, selbstsüchtigen<br />
Forderungen vonHarry<br />
und Meghan könnte sich als größter<br />
Fehler ihrer Regentschaft erweisen.“<br />
Diebeiden hätten der Queen „eine<br />
Pistole an den Kopf“ gehalten, ist im<br />
Daily Express zu lesen.<br />
Doria Ragland (63) hat nun auch auf<br />
den Rückzieher ihrer Tochter Meghan<br />
reagiert. Laut Daily Mail soll sie<br />
„erleichtert“ sein, dass der Stress<br />
endlich vorbei sei. Zuvorhatten sich<br />
bereits Meghans Vater Thomas<br />
Markle („Ich bin enttäuscht“) und<br />
Halbschwester Samantha Markle<br />
(„ein Schlag ins Gesicht“) in erwartbarer<br />
Weise geäußert. (schl.)<br />
TIERE<br />
Nadeln erwünscht: Knabberspaß<br />
im Elefantengehege.<br />
DPA<br />
Lecker Fichte: Dasnennen wir doch<br />
mal eine sinnvolle Zweitverwertung.<br />
DieFichte,die auf demWeihnachtsmarkt<br />
vorSchloss Schönbrunn in<br />
Wien aufgestellt war,landete am<br />
Dienstag auf dem Frühstücksteller<br />
der Dickhäuter im benachbarten<br />
Tiergarten. 18 Meter Nadelspaß: Der<br />
Christbaum ist eine tolle Abwechslung<br />
auf dem Speiseplan vonLeitkuh<br />
Tonga und ihren Töchtern. Undein<br />
herrliches Beschäftigungsprogramm:<br />
Zuerst werden die Zweige abgerissen,<br />
dann die Rinde abgeschält, und<br />
wenn’s irgendwo kratzt –was käme da<br />
gelegener als ein nadelbewehrter<br />
Fichtenzweig? Um eventuellem Futterneid<br />
in anderen Gehegen vorzubeugen,<br />
gab es weitereKoniferen für<br />
Bison, Rentier und Co.Lecker! (avo.)<br />
„Ich wollte ja Weltstar werden“<br />
Udos frühe Jahre auf großer Leinwand: Wasder Panikrocker zum Film „Lindenberg! Mach dein Ding“ sagt<br />
Wie ein rhythmusbegabter<br />
Klempnersohn<br />
aus der westfälischen<br />
Provinz allen Widrigkeiten<br />
zum Trotz zu einem der bekanntesten<br />
Rockmusiker Deutschlands<br />
wurde –das kann man ab Donnerstag<br />
im Kino sehen. Die Musik-<br />
Biografie „Lindenberg! Mach dein<br />
Ding“ von Regisseurin Hermine<br />
Huntgeburth erzählt vondem Mann<br />
mit Hut und Sonnenbrille, den man<br />
seit einer gefühlten Ewigkeit kennt.<br />
Beim Interview im Hotel Atlantic in<br />
Hamburg, wo Udo Lindenberg (73)<br />
seit Mitte der 90er wohnt, erklärt er,<br />
warum er seinem Vater vergeben hat<br />
und welchen Einfluss die Gay-Szene<br />
auf seine Rockstarwerdung hatte.<br />
Herr Lindenberg, Newcomer Jan Bülow<br />
spielt im Film den jungen Udo –<br />
mit verblüffender Authentizität. War<br />
Ihnen das klar,als Sieihn für die Rolle<br />
mit aussuchten?<br />
Als ich Jantraf, war die Sache völlig<br />
klar.Meine Spürnase machte juckidijuck,<br />
und ich dachte sofort: Dasist ein<br />
cooler Vogel! Er ist sehr sensibel und<br />
ein bisschen schüchtern–das war ich<br />
damals auch. Er hat eine Neigung<br />
zum Durchdrehen und Abheben. Genau<br />
das, was mich ausmacht. So wie<br />
es früher bei mir auch schon war:Ein<br />
bisschen Straßenkatze, die um die<br />
Ecke guckt und auscheckt. Aber<br />
auch der Typ, der die großen Dinger<br />
machen will. Dassah ich bei ihm sofort.<br />
Und dawusste ich blitzschnell:<br />
Derist genau richtig dafür.<br />
War esIhre Idee, dass er die Songs<br />
zum Film selbst singt?<br />
Wir haben ja beides: Die Dinger,<br />
wo ich singe und die Dinger, woer<br />
singt. Meine Produzentenfreunde<br />
haben das mit ihm gemacht. Ichhab<br />
sie im Studio besucht und reingehorcht:<br />
Janklingt wie ein jungerWein.<br />
Und ich wie ein älterer Whiskey. So<br />
soll es auch sein.<br />
Gab eseine Szene, deren Umsetzung<br />
Ihnen besonders wichtig war?<br />
Mein Vater war ein Schluckspecht,<br />
ich ja auch, das weiß ja jeder –noch<br />
viel mehr als mein Vater zu einer bestimmten<br />
Zeit. Der Oberexzessor. Er<br />
sagte immer:„Ichtrinke mit Haltung,<br />
Fassung und Würde.“ Das war wichtig.<br />
Und damuss er dann nicht auf<br />
dem Kneipenboden liegen. Das ist<br />
seinem Sohn später mal passiert,<br />
mir, aber meinem Vater ist das nie<br />
passiert.<br />
DerFilm zeigt, dass das Verhältnis zu<br />
Ihrem Vater Gustav, gespielt von<br />
Charly Hübner, nicht immer einfach<br />
war.Haben Sieihm vergeben?<br />
Ja,erkam ja aus einer total anderenWelt.<br />
Wehrmacht und so. Und er<br />
war ja auch nicht glücklich in Gronau.<br />
Er ist breit auf denTisch gestiegen, die<br />
Kinder wurden geweckt, und dann<br />
hat er dirigiert. Er brauchte Publikum.<br />
Undich merkte: Das ist eigentlich<br />
das Ding, was ihn so richtig anzündet.<br />
Das ist sein Feuer. Aber er<br />
wurde vonseinem Vater gezwungen,<br />
diesen Klempner-Job zu machen.<br />
Ich hab dann beschlossen: Das, was<br />
in meinem Vater angelegt ist und er<br />
nicht ausleben kann, das werde ich<br />
stellvertretend machen. Diesen ganzen<br />
Einschränkungen werde ich<br />
mich nicht unterwerfen.<br />
Siesind losgetrampt.<br />
Schon als ich 15 war.Und er hat es<br />
dann auch begriffen. So nach dem<br />
Motto: Meine Kiddies können machen,<br />
was sie wollen. Das war stark!<br />
Erstaunlich eigentlich. Gerade auch<br />
vordem Hintergrund seiner eigenen<br />
Erfahrung.<br />
Legt man den Film zugrunde, waren<br />
SieimUmgang mit Ihrer ersten Liebe<br />
schon nicht auf den Mund gefallen.<br />
„Ich warein Glückspilz“: Udo Lindenberg.<br />
Es war in der Schule schon so,<br />
dass ich sprachlich sehr talentiert<br />
war. Ich konnte immer gut reden –<br />
besser und fantasievoller als alle anderen.<br />
Deswegen haben die älteren<br />
Jungs, wenn sie unterwegs waren,<br />
meinetwegen auf Exkursion in irgendeinem<br />
Puff, mich als Spokesman<br />
mitgenommen. Ich war dann<br />
der Regierungssprecher, der auch<br />
ein bisschen vornehmen Style draufhatte:<br />
„Entschuldigen Sie, dass ich<br />
mich erkühne, Sie zu ersuchen, mir<br />
zu gestatten usw.“ Und bei meiner<br />
ersten Freundin Susanne, die ja drei<br />
Jahre älter war als ich, habe ich die<br />
Karteauch ausgespielt.<br />
Wissen Sie, wo sie abgeblieben ist?<br />
Ja,imMoment ruht zwar der Kontakt<br />
zwischen uns, aber wir arbeiten<br />
dran. Da gibt es noch einen eifersüchtigen<br />
Gatten. Nachträgliche Eifersucht<br />
über Jahrzehnte. Und ich sag<br />
immer: „Wir können doch ein Käffchen<br />
und ein Eierlikörchen auf easy.“<br />
Sieweiß, dass sie im Film vorkommt,<br />
sie hält sich gernimHintergrund. So<br />
wie das Mädchen aus Ost-Berlin, das<br />
ist ja auch ein bisschen scheu.<br />
Sind Sie auch mit anderen Leute aus<br />
Ihren Anfängen aufgrund des Films<br />
wieder in Kontakt getreten?<br />
ZUR PERSON<br />
IMAGO IMAGES<br />
Udo Gerhard Lindenberg wächst im westfälischen Gronau auf. Nach einer ersten Karriere als<br />
Schlagzeuger verlegt er sich seit Beginn der 1970er-Jahre aufs Singen und Verfassen eigener<br />
Titel. Als einer der ersten Rockmusiker beweist er Mut zu deutschen Texten.<br />
Mit unverwechselbarer Erscheinung und Liedernwie „Alles klar auf der Andrea Doria“,„Horizont“<br />
und „Sonderzug nach Pankow“prägt Lindenberg die deutsche Musikszene –bis heute.<br />
Ich hatte eigentlich immer guten<br />
Kontakt, nicht erst jetzt durch den<br />
Film. Auch mit meinen Freunden in<br />
Gronau aus der Gartenstraße,woich<br />
herkomme. Ich bin gelegentlich<br />
auch in Gronau für ein Hallöchen.<br />
Überraschend sind die Szenen in der<br />
libyschen Wüste, als sie für US-Truppen<br />
trommelten. Sie wurden als<br />
„Nazi-Boy“ beschimpft. Wie kamen<br />
Siemit der Demütigung klar?<br />
Da muss man durch als junger<br />
Vogel. Das sind wichtige Erfahrungen,<br />
die dich zurückwerfen auf deine<br />
Herkunft, deine Familie, was war da<br />
los, was für eine Geschichte spielte<br />
sich in dem Land ab mit den Kriegen<br />
usw. Daraus lässt sich dann auch<br />
eine besondere Verpflichtung für<br />
Menschen in Deutschland ableiten.<br />
„Die Nazis haben uns die Sprache genommen“,<br />
heißt es in einer Szene.<br />
Viele der großen Schreiber wurden<br />
entweder in KZs ermordet oder<br />
aus Deutschland verjagt: der Brecht,<br />
Friedrich Hollaender, Marlene Dietrich,<br />
Thomas Mann...<br />
Warum wollten Sie trotzdem auf<br />
Deutsch singen?<br />
Das kam ein bisschen später.Wir<br />
sind ja erst mal aufgewachsen mit<br />
Jazz und Rock ’n’Roll, mit englischen<br />
Rockbands wie Queen, den Stones<br />
und den Beatles. Ich wollte ja, wenn<br />
es geht,Weltstar werden. Deshalb hab<br />
ich gedacht: Mach’s lieber in der internationalen<br />
Sprache. Bis ich merkte:<br />
Englisch ist nicht meine Sprache, da<br />
kann ich viele Sachen nicht so rüberbringen<br />
wie auf Deutsch.<br />
Dann sind Sieumgeschwenkt.<br />
Ich war ein Glückspilz, zur richtigen<br />
Zeit, in der richtigen Gegend: Auf<br />
dem Kiez auf St. Pauli sprossen die<br />
Sprachblüten. Szenensprache,Wortkreationen,<br />
Wortjonglage, mit Slogans<br />
auf Graffitiwänden und dergleichen.<br />
Undich dachte: Wenn man so<br />
was noch singt, wie geil muss das rüberkommen?<br />
Das kam dann ja auch<br />
wirklich gigantisch gut rüber.Ich hab<br />
dann auch gleich den ersten Rockstar<br />
gemacht, denn Deutschland<br />
hatte ja noch keinen richtigen Rockstar.Einer<br />
muss den Jobjamachen.<br />
Wardas damals tatsächlich so, dass<br />
Sie von der Hamburger Schwulenszene<br />
inspiriertwurden?<br />
Schon. Ichhatte immer David Bowie<br />
im Ohr. Der hat sich zu der Zeit<br />
auch neu erfunden als Ziggy Stardust.<br />
Undauf dem Kiez war das eben<br />
auch so in der Queer- und Transenszene<br />
im „Pulverfass“ am Hauptbahnhof.<br />
Solche Läden gab es auch<br />
auf dem Kiez. Dahing ich viel rum.<br />
Diesind auch oft mitgekommen mit<br />
uns auf Tournee. Sie haben mir die<br />
Schminke ins Gesicht gemalt, mir<br />
gezeigt, wie man das macht mit den<br />
größeren Augen. Wie du noch ’ne<br />
Ecke schärfer aussiehst. Das haben<br />
die ja total drauf. Es gab damals auch<br />
die deutschen Bands, die in Jute,<br />
Sack und Lumpen auftraten, es gab<br />
ja gar keine richtige deutsche Rockglamourband.<br />
Ich hab mir dann<br />
gleich Gamaschen angelegt, den<br />
weißen Frack übergestülpt und richtig<br />
auf Showtime gemacht.<br />
Sie waren auch so androgyn wie David<br />
Bowie.<br />
Bowie und die ganze Abteilung<br />
waren ein großer Einfluss.Wenn Bowie<br />
auf der Bühne seinen Gitarristen<br />
Mick Ronson küsste, hatte das Botschaft.<br />
Es ist ganz egal, ob du ein<br />
Junge oder ein Mädchen bist –das<br />
hatte ich auf meiner ersten Platte<br />
schon drauf, im Song „Ganz egal“.<br />
Ihr Vater schimpfte damals: „Du<br />
siehst aus wie ein Mädchen.“<br />
Mich hat das nicht gestört. Ihn<br />
aber schon, mit der Matte und so.Es<br />
war eine unheimliche Umstellung<br />
für Leute,die das nicht kannten, dass<br />
plötzlich junge hübsche Männer mit<br />
langen Haaren um die Ecke kamen.<br />
Aber die Frauen standen drauf?<br />
Klar, die fanden das gut. Da<br />
konnte ich mich nicht beklagen.<br />
Stimmt es, dass Sie anfangs auch in<br />
Puffs getrommelt haben?<br />
Dasist auch mal passiert. Ichwar<br />
in Hamburg janeu. Ich war Trommler,ich<br />
wollte Knete zum Überleben.<br />
Ich spielte in Jazzbands und Dance-<br />
Bands in der ersten Zeit. Auch in<br />
Stripläden. Da wurde dann hinten<br />
mal ’ne Runde gepoppt, aber das<br />
machte ja auch nichts.<br />
Haben Siewirklich „Niemals dran gezweifelt“,<br />
dass Sie das nächste große<br />
Ding werden, wie Sie auf der Single<br />
zum Soundtrack singen?<br />
Es gab ja keinen Plan B, was soll<br />
ich also machen: Zurück nach Gronau<br />
an die Donau? Als Trommler<br />
oder Sänger kannst du da nichts werden.<br />
Also: Du musst es machen. Das<br />
war das bestimmte Gefühl in mir.Ich<br />
krieg das hin.<br />
Interview: Katja Schwemmers<br />
Hamburg<br />
sagt<br />
Tschüss<br />
Trauerfeier für den<br />
Schauspieler Jan Fedder<br />
In einer bewegenden Trauerfeier<br />
haben Familie, Freunde und Fans<br />
am Dienstag im Hamburger Michel<br />
Abschied von Schauspieler Jan Fedder<br />
genommen. Zu der Feier im<br />
Wahrzeichen der Hansestadt waren<br />
auch zahlreiche Prominente gekommen,<br />
darunter Bürgermeister Peter<br />
Tschentscher (SPD), TV-Koch Tim<br />
Mälzer, die Sänger Klaus Meine und<br />
H.P. Baxxter, die Schauspieler Heinz<br />
Hoenig, Claude-Oliver Rudolph und<br />
Axel Milberg. Auch die Kollegen der<br />
Fernsehserien „Großstadtrevier“,<br />
„Neues aus Büttenwarder“ und aus<br />
dem Film „Das Boot“ erwiesen dem<br />
einstigen Weggefährten ihreEhre.<br />
Der Altarraum war mit roten Rosen<br />
geschmückt, Fedders Lieblingsblumen.<br />
Links und rechts stand jeweils<br />
ein großes Schwarz-Weiß-Foto<br />
von dem Fernsehstar. Seine Ehefrau<br />
Marion Fedder saß in der ersten<br />
Reihe, neben ihr sein guter Freund<br />
Jörg Pawlik, Produzent des „Großstadtreviers“.<br />
Hauptpastor Alexander Röder<br />
lobte Jan Fedders „großes Herz und<br />
seinen Sinn für Gerechtigkeit“. „Jan<br />
Fedder war in seinen Rollen gerade<br />
darum ein Sympathieträger, weil er<br />
nicht makellos war und nicht glatt<br />
und geschliffen redete“, sagte Röder.<br />
„Mit ihm ist ein großer Volksschauspieler<br />
gegangen, der nicht nur beliebt<br />
war,sonderngeliebt wurde und<br />
über seinen Todhinaus geliebt werden<br />
wird.“ ARD-Programmdirektor<br />
Volker Herres sagte: „Jan war eigen.<br />
Seine Authentizität, seine Glaubwürdigkeit<br />
–das ist das Geheimnis seiner<br />
überragenden Beliebtheit.“<br />
Die Trauerfeier für Jan Fedder wurde vor<br />
der Kirche auf Leinwand übertragen. DPA<br />
JanFedders Ehefrau Marion nahm<br />
mit bewegenden Worten Abschied<br />
vonihrem Mann:„Mein geliebter Jan,<br />
das ist der schwerste Gang, den ich je<br />
machen musste. Duwarst meine Familie,<br />
mein Mann, mein Fels, mein<br />
engster Vertrauter, mein alles“, sagte<br />
sie. „Nun muss ich dich auf deine<br />
letzte Reise schicken, einmal noch<br />
über die Reeperbahn –das hast du dir<br />
gewünscht –und dann heißt es schlafen,<br />
eine lange, lange Zeit. Endlich<br />
Ruhe haben und träumen vonall den<br />
schönen Dingen, die du erlebt hast.<br />
Mein geliebter Jan, schlaf gut.“ Zum<br />
Abschluss ihrer Rede im Michel gab<br />
es Applaus.<br />
Fedder hatte sich eine Trauerfeier<br />
im Michel gewünscht. Hier wurde er<br />
getauft, konfirmiertund getraut. Am<br />
Dienstag wäre der beliebte Schauspieler,<br />
der am 30. Dezember nach<br />
langer Krankheit starb, 65Jahre alt<br />
geworden. Mitseiner unverwechselbaren<br />
Stimme und seinem Akzent<br />
hatte er norddeutsche Charakterezu<br />
seinem Markenzeichen gemacht –<br />
als Polizist Dirk Matthies im „Großstadtrevier“<br />
und als Bauer Brakelmann<br />
in „Neues aus Büttenwarder“.<br />
Auch für vier Siegfried-Lenz-Verfilmungen<br />
stand er vorder Kamera.<br />
Am Ende der Trauerfeier trugen<br />
Polizisten den Sarg zum Leichenwagen,<br />
der anschließend eine Runde<br />
über die Reeperbahn drehte. (dpa)