Campuls - Konstanzer Studi-Magazin WiSe19/20 #2
Wintersemester 2019/20 Ausgabe 02 Radio Free Europe Ein Kampf gegen die Zensur HSG Arbeiterkind Von den Ersten in ihren Familien, die den Sprung an die Hochschule wagen Der "Mädelstreff" in Konstanz Ein Integrationsprojekt des Malteser Hilfsdienstes
Wintersemester 2019/20
Ausgabe 02
Radio Free Europe
Ein Kampf gegen die Zensur
HSG Arbeiterkind
Von den Ersten in ihren Familien, die den Sprung an die Hochschule wagen
Der "Mädelstreff" in Konstanz
Ein Integrationsprojekt des Malteser Hilfsdienstes
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POLITIK
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Später entdeckte er Überwachungskameras auf
dem Platz, wodurch es zu gefährlich war, das Filmmaterial
online zu stellen.“ Persönlich habe er einmal ein
Interview mit einem Befürworter des Staates geführt.
Und obwohl dieser nur Positives über den Staat
berichtet habe, sei er inhaftiert worden. Wirklich niemand
in Turkmenistan ist sicher vor der Zensur. Während
die Schranke am Eingang einen nach dem Anderen von
der Gruppe wieder ausspuckt, ruft Frau Konovalova
allen zu:
„Seid dankbar, wenn ihr aus einem Land kommt, in dem
ihr eure Meinung ausdrücken dürft, seht das niemals als
Selbstverständlichkeit!“
Die Gruppe besteht aus Studierenden aus 13
verschiedenen Ländern. Ksenia kommt aus Russland.
Sie wurde innerhalb der letzten zwei Wochen unzählige
Male auf die Missstände in ihrem Land angesprochen:
„Dauernd muss ich Leuten erklären, dass ich
liberal eingestellt bin und nicht jeder Russe Zuhause
sitzt und die Weltherrschaft will. Das ist anstrengend“,
erzählt sie. Suha aus Saudi-Arabien ist begeistert,
dass alle politischen Diskussionen mitten auf den Straßen
von Prag geführt werden können und sogar Witze über
Politiker_innen möglich sind: „In Saudi-Arabien bin ich
gewohnt, bei solchen Themen leise zu sprechen und
mich dauernd umzugucken.“ Rosaline aus China sagt, das
schlimmste in ihrem Land sei die Korruption. Deshalb
hakt sie auch bei allen Journalist_innen, mit denen es
während des Programms die Chance gibt zu sprechen,
hartnäckig nach, ob diese unabhängig von der
tschechischen Regierung arbeiten. Rosaline, Suha und
Ksenia sind normale Studierende, aber keiner von
ihnen bleibt unberührt von der umstrittenen (Presse-)
Politik ihrer Heimatländer. Gebildete junge Erwachsene,
die ins Ausland reisen dürfen. Es gibt jedoch noch
viel mehr gebildete junge Erwachsene. Sie leben in Turkmenistan,
Tadschikistan, dem Kosovo, überall auf der
Welt verteilt. Sie haben auch eine Meinung, aber weniger
oder gar keine Möglichkeit, sie öffentlich zu machen.
Das UNI-versum ist ein toller Ort voller Möglichkeiten.
Es stehen Bibliotheken zur Verfügung, es gibt
Vorträge zu allen möglichen Themen und eduroamen
geht auch jederzeit. Alle diese Informationsquellen
verschaffen ein größeres Bild von Thematiken und helfen
optimalerweise, kritisch zu bleiben und eigene Meinungen
zu bilden. Wir können für die Campuls schreiben und
im Uniradio sprechen. Wir können aus dieser Universitätsbubble
auf größere, wichtigere Dinge schauen und
somit unsere Privilegien nutzen. Es gibt viele Menschen,
die Radio Free Europe hassen. Sie fürchten die
Pressefreiheit und möchten die Zensur aufrechterhalten.
Und viele von ihnen sind mächtige Leute. Jede Sicherheitsvorkehrung
vor dem Headquarter und in den
betroffenen Ländern schützt die Journalist_innen und
sorgt für ein bisschen mehr Pressefreiheit. Emily
aus Großbritannien bringt es auf den Punkt: „Die Leute,
die hier arbeiten, sind für mich die Definition
wahrer Helden.“ C