Campuls - Konstanzer Studi-Magazin WiSe19/20 #2
Wintersemester 2019/20 Ausgabe 02 Radio Free Europe Ein Kampf gegen die Zensur HSG Arbeiterkind Von den Ersten in ihren Familien, die den Sprung an die Hochschule wagen Der "Mädelstreff" in Konstanz Ein Integrationsprojekt des Malteser Hilfsdienstes
Wintersemester 2019/20
Ausgabe 02
Radio Free Europe
Ein Kampf gegen die Zensur
HSG Arbeiterkind
Von den Ersten in ihren Familien, die den Sprung an die Hochschule wagen
Der "Mädelstreff" in Konstanz
Ein Integrationsprojekt des Malteser Hilfsdienstes
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KUNTERBUNTES
07
Einem -ismus auf der Spur:
ALPINISMUS
Alpinismus – das klingt zuerst nach grünen Tälern
und schneebedeckten Bergspitzen, belegten Broten und
quietschbunten Wanderklamotten. Doch eigentlich umfasst
Alpinismus das komplette Spektrum an Aktivitäten, die in
den Alpen so veranstaltet werden können: vom alltäglichen
Bergwandern über das Ski- und Snowboardfahren bis hin
zum gefährlichen Kletterspaß an steilen Felswänden.
Jahrhundertelang traute sich niemand auf die hohen
und unheimlich wirkenden Alpen. Doch gegen Ende des
Mittelalters wurde der Weg auf die Gebirgskette gewagt und
der Alpinismus entstand. Und wer hat‘s erfunden? Dieses
Mal tatsächlich kein Schweizer, sondern der italienische
Dichter Francesco Petrarca, der 1336 den Mount Ventoux
zum ersten Mal bestieg – und damit allen bewies, dass man
einen solchen Berg wirklich bezwingen kann. Doch bis der
Alpinismus vollkommen aufblühte, sollte es noch ein paar
Jahrhunderte dauern: Erst Mitte des 19. Jahrhunderts – auch
das „Goldene Zeitalter des Alpinismus“ genannt – trauten
sich viele Abenteurer_innen, die Berge der Westalpen zum
ersten Mal zu erklimmen. Heutzutage ist das kein Problem
mehr; im Gegenteil, es hat sich ein Sport daraus entwickelt:
ein Trend, bei manchen sogar ein Wahn. In den letzten dreißig
Jahren hat sich das Image der Alpen gewandelt: von
der erbarmungslosen, unvorhersehbaren Naturgewalt
hin zum familienfreundlichen Naturerlebnispark.
Das hat fatale Folgen: Viele unerfahrene oder
schlecht vorbereitete Wandernde oder Kletternde
überschätzen sich und bringen sich dadurch in lebensgefährliche
Situationen. 2018 starben 207
Personen allein in den Schweizer Bergen, davon
wurden 135 Opfer von Bergunfällen. Der
strahlende Sonnenschein im Sommer und
Herbst hat Lust aufs Wandern gemacht
und viele haben sich unüberlegt an zu
schwierige Strecken gewagt oder
sich nicht ausreichend ausgerüstet
– ein paar der
Gründe für die vielen
Todesfälle.
Durch die moderne Erschließung des Gebirges, die steigende
Nachfrage sowie die vielen tausend Berghütten verlieren die
Alpen ihren Ruf der Gefährlichkeit, strahlen Harmlosigkeit
und Idylle aus. Das führt auch dazu, dass den Bergen – sinnbildlich
– die Türen eingerannt werden. Doch wie jede_r, die
oder der schon mal an einem überfüllten Strand lag, nachvollziehen
kann, macht das die Stimmung kaputt. Der Reiz des
Berges geht verloren, die Stille, die Harmonie, die unberührte
Natur wird buchstäblich niedergetrampelt. Reinhold Messner
hat das schon 1998 in einem Interview präzise zusammengefasst:
„Das Potenzial der Gebirge bleibt die Stille, die
Gefahr, die Erhabenheit: Sie zwingen den Menschen, mit sich
allein sein zu können, abzuwarten, Umwege zu suchen, Maß
zu halten.“ Genau das müssen wir bewahren. Deshalb ist
auch an dieser Stelle der NATURSCHUTZ großzuschreiben,
um die Alpen vor dem Kollaps durch den Kapitalismus
und Massentourismus zu bewahren. Schon heute sieht man,
wie aus grünen Hainen zertrampelte Pfade werden, an
deren Wegesrand sich der liegengelassene Müll türmt. Und
die Murmeltiere, die mal nebenan gehaust haben, sind von
der ungeheuren Lautstärke der immer größer werdenden
Wandergruppen längst vertrieben worden. Letztendlich ist
das Gefühl von Freiheit, das man in den Alpen finden (und beinahe
auch atmen) kann, der große Schatz von nebenan.
Denn der Berg bietet vor allem eins: Stille. Und
diese Stille können wir in dieser schnellen
und reizüberflu- teten Welt gut
gebrauchen.
C
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