Campuls - Konstanzer Studi-Magazin WiSe19/20 #2
Wintersemester 2019/20 Ausgabe 02 Radio Free Europe Ein Kampf gegen die Zensur HSG Arbeiterkind Von den Ersten in ihren Familien, die den Sprung an die Hochschule wagen Der "Mädelstreff" in Konstanz Ein Integrationsprojekt des Malteser Hilfsdienstes
Wintersemester 2019/20
Ausgabe 02
Radio Free Europe
Ein Kampf gegen die Zensur
HSG Arbeiterkind
Von den Ersten in ihren Familien, die den Sprung an die Hochschule wagen
Der "Mädelstreff" in Konstanz
Ein Integrationsprojekt des Malteser Hilfsdienstes
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
HOCHSCHULLEBEN
18
Auch der Studieneinstieg und dessen Kosten, der
neben dem Semesterbeitrag weitere Hürden wie einen etwaigen
Umzug, Anschaffung von Mobiliar, die erste Kaution
und Miete für das WG-Zimmer beinhaltet, ist vor allem
für Kinder aus finanziell schwachen Familien kaum zu stemmen.
Denn Zusatzangebote wie BAföG, Studienstipendien
oder Kredite kommen erst nach dem Hochschulstart zum
Tragen. „Oft ist es Unsicherheit, welche Schülerinnen und
Schüler aus sogenannten Arbeiterfamilien vor einem Hochschulstudium
scheuen lässt. Sie sind sich nicht sicher, ob
sie den intellektuellen Ansprüchen genügen und wie sich
ein Studium finanzieren lässt“, erläutert Jaana Espenlaub. Sie
ist die Bundeslandkoordinatorin für das Land Baden-Württemberg
für „ArbeiterKind.de“, gemeinnützige GmbH zur
Förderung des Hochschulstudiums von Nicht-Akademikerkindern
– einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht
hat, vor allem Schüler_innen mit nicht-akademischem Hintergrund
über den Studieneinstieg zu informieren und im
besten Fall bis zum Studienabschluss zu unterstützen. Zum
Großteil finanziert sich „ArbeiterKind.de“ über Spenden, erhält
gleichzeitig aber auch Fördermittel von Ministerien und
Stiftungen. Außerdem sind bis zu 500 Einzelpersonen an
der Finanzierung der Organisation beteiligt.
Als Bundeslandkoordinatorin stattet Espenlaub der
Hochschulgruppe „Arbeiterkind“ der Universität Konstanz
regelmäßige Besuche ab. Die HSG wurde von Markus Stern
und weiteren Studierenden im Wintersemester 2017/18
wiederbelebt. „Mit Beginn meines Masters wollte ich mich
gerne engagieren. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung als
Erststudierender in meiner Familie wollte ich diese mit anderen
Studierenden teilen und etwas gegen die Chancenungleichheit
im deutschen Bildungssystem tun“, erklärt er.
„ArbeiterKind“ trifft sich circa alle zwei Wochen im
Café Mondial, gelegen im Konstanzer Stadtviertel Paradies.
Alle Mitglieder an dem Tag, an welchem auch Espenlaub
dem Koordinationstreffen beiwohnt, sind Studierende erster
Generation. Jede_r ist willkommen, die oder der sich
über das „ArbeiterKind“-Netzwerk engagieren möchte.
Der offizielle Name lautet „ArbeiterKind.de“, da die Organisation
2008 zunächst als Internetplattform gegründet
wurde. Deutschlandweit haben sich inzwischen bis zu 80
Lokalgruppen gebildet. Das „ArbeiterKind“-Netzwerk lebt
neben seinen knapp über 30 Hauptangestellten vor allem
von den über 6.000 ehrenamtlichen Mitgliedern. Espenlaub
weiß, wovon sie redet, wenn sie der Konstanzer Lokalgruppe
zur Seite steht, da sie ebenfalls als Erste ihrer Familie
an verschiedenen Universitäten Germanistik und Evangelische
Theologie studierte. „Wir möchten besonders Schülerinnen
und Schüler aus Arbeiterfamilien erreichen, bevor
sie ihren Schulabschluss in der Tasche haben. Denn der Mut
muss wachsen, sich aus einer nicht-akademischen Familie an
ein Studium heranzuwagen. Als Netzwerk stehen wir ihnen
beratend zur Seite, klären über Finanzierungsmöglichkeiten
auf und vermitteln Kontakte. Zudem betonen wir immer, dass
ein Studium nach Interesse und Begabung gewählt werden
sollte; und nicht nach Zweckmäßigkeit“, erklärt sie.
Besonders die Möglichkeiten des „ArbeiterKind.de“-
Online-Netzwerks, in welchem alte und neue Mitglieder
registriert sind, liegen ihr am Herzen. Nach einer Profilerstellung
unter „netzwerk.arbeiterkind.de“ kann man sich mit